Ortsname: Schmiede "Ewige Flamme" Art: Wohnung/Arbeitsplatz Spezielles: Arbeitsplatz und Wohnort von Arkos + Ziehvater Mimir
Beschreibung: Die Schmiede von Arkos und Mimir trägt einen eindrücklichen Namen und ist die Erinnerung daran, dass die schicksalhafte Begegnung von Ziehvater und Sohn unter widrigen Umständen stattfand - in einer Zeit, in der Mimir nur noch das Gebet an die Ewige Flamme blieb. Er schreibt ihren gemeinsamen Weg dem Segen der Flamme zu und widmete ihr somit sein weiteres Schmiedehandwerk.
Die Schmiede selbst liegt in einer Straße, in der mehrere Handwerksbetriebe ihre Niederlassungen haben. In Maldina sind Handwerker ebenso willkommen wie Künstler, und so sind Schmiede hier nicht unbedingt seltene Anblicke. Doch die Qualität der - personell gesehen - kleinen Schmiede ist bereits regional einigermaßen bekannt. Der Verkaufsraum ist kein echter Verkaufsraum, befindet man sich doch fast sofort in dem großen Bereich der Schmiede, in der auch gearbeitet wird. Der komplette untere Teil des Hauses ist die Schmiede, und gewaltige Holzbalken halten das Stockwerk und das Dach darüber. Das in Stein gefasste Schmiedefeuer glüht beinahe immer kirschrot vor sich hin, was unter anderem den Kohlen zuzuschreiben ist, die herausragende Qualität haben, denn: "Wenn schon das Feuer vor dem Eisen niederkniet, Junge, wie soll es dann jemals ein Mensch tun?" - Mimir-Sprache für: Feuer gut, dann Stahl gut.
Die Wohnräume über der Schmiede sind ziemlich mysteriös, weil sie so gut wie nie jemand jemals gesehen hat. Man kann aber davon ausgehen, dass Mimir ein extrem karges Zimmer ausreicht. Arkos lebt ein wenig bequemer und hat vor allen Dingen viel Stauraum. Aus Holz und Stein besteht trotzdem beinahe alles und gibt dem gesamten Ambiente somit ein sehr rustikales Gefühl.
Changelog: -
"Reden" | Denken | Magie | Theme
when the night is dark you know I'll light the path
Arkos fragte sich, ob noch jemand auf den Questzettel reagieren würde, den er angebracht hatte. Ehrlich gesagt, hatte er sich schon gedacht, dass es nicht unbedingt ganz einfach werden würde, unter diesen Umständen einen Questpartner zu finden, aber... es gab im Moment so viel Arbeit in der Schmiede, dass er es sich einfach nicht leisten konnte, den ganzen Tag in der Gilde herumzuhängen. Natürlich, jetzt konnte man sagen, dass er dann ja auch keine Quest erledigen müsste, aber es gab mehrere Gründe dafür, dass er trotzdem danach suchte - unter anderem, dass die Wüste ihn interessierte und faszinierte. Außerdem hatte Mimir ihn mehr oder weniger dazu verpflichtet, Quests für die Gilde zu erledigen. Er wollte, dass Arkos 'rauskam' - auch wenn dieser lieber ein paar Tage durchgearbeitet hätte. Der alte Mann war der Meinung, der Rotschopf würde mehr lernen, wenn er nicht den ganzen Tag Schaufeln und Sensen schmiedete - oder halt Kneifzangen, Nadeln, Nägel.
Arkos hatte sich also breitschlagen lassen, sich eine Quest auszusuchen, und eine Bitte an das Questbord zu pinnen: "Bitte such' mich in der Schmiede 'Ewige Flamme' auf, wenn du diese Quest mit mir erledigen möchtest. -Arkos Aurelius", stand auf dem Zettel unter der Questbeschreibung. Er hatte zwar ein wenig Sorge, dass Esmée wieder auftauchen würde und ihn ungefragt für die Quest einspannen würde, aber das Risiko würde er wohl eingehen. Der junge Mann mit den bernsteinfarbenen Augen arbeitete schon wieder, auch wenn es noch früher Vormittag war und die Morgenstunde sich gerade mehr oder weniger verabschiedet hatte. Das Feuer glühte, und sein Hammer schlug in einem beständigen, andauernden Rhythmus auf den Stahl. Es war ein hypnotisierender Rhythmus. Schlag, Schlag, Schlag - drehen, Schlag, Schlag, Schlag. Auseinandertreiben. Übereinanderlegen. Erhitzen. Wiederholen. Mit drei malen dieser Vorgänge hatte man schon eine sehr gute Schaufel.
Mimir stand, ein wenig grimmig wirkend, vor der Haustür. Die Arme hinter dem Rücken verschränkt sah er beinahe aus wie eine schuppige Statue, sich kaum bewegend, wirkte so, als würde er nicht einmal atmen. Der alte Mann genoss das fahle Sonnenlicht an diesem Vormittag. Seine alte, fast verkrustet schuppige Haut wirkte trocken, aber das lag nicht nur am Alter, sondern auch an tausenden Stunden vor der Schmiede. Er hatte sich reichlich verdient, nicht mehr jede Minute vor dem Feuer zu verbringen, fand Arkos, während er sich mit einem Tuch ein wenig Schweiß von der Stirn trocknete. "Vater, das Schaufelblatt ist fertig", gab er Meldung nach draußen, und ein Brummen antwortete ihm. Arkos lächelte leicht. Seine mit schweren Lederhandschuhen versehenen Hände schützten ihn gut, aber sein enges, ärmelloses Shirt zeigte deutlich, dass schon die letzten Monate in der Gilde einen Schub in seiner Physis mit sich gebracht hatte. Er hatte zum ersten Mal begonnen, sich ganz bewusst zu trainieren, und das Lernen von Magie schien einen positiven Nebeneffekt auf seine gesamte Physis zu haben. Er gefiel sich selbst sogar ganz gut. Mit zwei Schlägen vereinigte er Schaufelblatt und Griff, schlug zwei Nägel ein und stellte das Werkzeug beseite.
"Wir kriegen Besuch, Junge. Großen Besuch." Groß? Arkos sah ein wenig verwundert aus und trat durch die geöffnete Tür nach draußen und sah sich nach dem Besuch um. Seine roten Strähnen waren ein wenig wild und umrahmten sein Gesicht wie die heißen Strahlen der Sonne.
Schlag, Schlag, Schlag – Pause – Schlag, Schlag, Schlag! Ein regelmäßiger, stetiger Beat drang laut und metallisch durch die Schmiede, an deren Eingang Ravinuthala stand, breit grinsend und mit ihrer Faust im gleichen Rhythmus gegen den Türrahmen klopfend. Als Trommlerin ließ sie sich davon voll mitreißen, nickte mit ihrem Kopf zu der Melodie, die die Klänge in ihrem Kopf erweckten. Allgemein war so eine Schmiede eigentlich ein ziemlich cooler Ort für sie. Man konnte auf Metall hämmern, das gefiel ihr. Bekam als Schmied bestimmt auch eine ordentliche Menge körperlicher Betätigung. Die Musik hatte sie ja schon gecheckt und die Hitze hier drin würde sie als angenehm warm bezeichnen. Ein guter Ort zum Abhängen. Vielleicht sollte sie in Zukunft öfter vorbeikommen. Jetzt musste sie aber erst einmal warten. Laut dem Besitzer der Schmiede war dieser Arkos, den sie gerade suchte, gerade noch beschäftigt – er war wohl der Trommler im Hintergrund. Nicht, dass es sie störte, ein wenig zu warten. Dann suchte sie sich halt eine Möglichkeit, sich ein paar Minuten länger zu beschäftigen.
Wieder von der Tür zurücktretend holte Ravi dann doch noch einmal ihre Trommelstöcke aus ihrem Gürtel und begann damit, auf einem nahegelegenen Baumstamm den Beat nachzuahmen. Tack, Tack, Tack, Pause, Tack, Tack, Tack. Dann, als das Tempo gesetzt war, fügte sie Schläge dazwischen hinzu; Tach-tack-tack, Tack, Pause, Tack, Tack-tack-tack, Pause. Das Tempo ein wenig anhebend alternierte sie zwischen dem Stamm und einem Zweig, hatte so zwei verschiedene Klangfarben, die sie in einer kleinen Melodie miteinander verknüpfen konnte. Es war kein kompliziertes Liedchen, das sie da spielte, aber für ein bisschen Improvisation fühlte es sich ziemlich gut an. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht ließ sie ihre Hüften ein wenig kreisen, hob und senkte rhythmisch ihre Schultern, während sie in ihrer Musik aufging. Die große Oni, die da vor sich hin spielte und dazu ein wenig tanzte, war sicherlich ein amüsanter Anblick. Erst, als das Lied sein Ende gefunden hatte und wieder hinüber blickte zum Eingang der Schmiede, sah sie, dass da bereits jemand stand. Nicht der Reptil-Mann, mit dem sie vorher gesprochen hatte, sondern ein hübsches junges Kerlchen mit langem, roten Haar, das sie aus weiten, klaren Augen anblickte. „Hey, hey, HEY! Du bist Arkos, oder? Oder?“, grüßte sie den Rotschopf fröhlich und riss eine ihrer Hände in die Luft, den Holzstab immer noch fest umklammert. Fröhlich stampfte sie auf den Schmied zu. „Ich bin Ravinuthala Tsumiho, stärkste Kriegerin aus dem Stamm der roten Sonne! Freut mich voll, dich kenn zu lernen, HEY!“ Ihre Stimme dröhnte laut wie immer über den Platz und zögerte auch nicht, Blicke auf sich zu ziehen... aber das hatte sie ja vorher schon getan. Ein gespanntes Funkeln lag in der Augen der Hünin. „Also... du wolltest ne Quest machen, ja? JA?“
Also Arkos hatte ja einiges erwartet, aber das? Eine riesenhafte Frau, die auf einem Baumstumpf herumtrommelte und dabei so in dem Takt der Melodie aufzugehen schien, dass sie nichtmal bemerkte, dass er da war?
Nein, das nicht. Ehrlich gesagt reihte es sich nur wieder in das Aufeinandertreffen mit ungewöhnlichen Personen ein, die er in den letzten Tagen, Wochen und Monaten gehabt hatte. Es war schon irre. Früher war Mimir für ihn ungewöhnlich gewesen, und in der Stadt sah man dann doch nicht so viele ungewöhnliche Gestalten. Aber seit er in der Gilde war... hatte sich ihm eine Welt eröffnet, die er einfach nicht gekannt hatte. SO viele ungewöhnliche Personen, so viele von der Norm abweichende Magier und Magierinnen - es war schon kurios. Und diese junge (?) Frau passte da genauso gut rein wie die schallende Stimme, die sich aus ihrer Kehle presste. Jep, sie machte definitiv auf sich aufmerksam. Der Rotschopf kratzte sich ein wenig am Kopf, während er merkte, dass sein eben noch angestrengter Körper bereits ein wenig herunterfuhr. Mit einer geübten Bewegung streifte er die großen Lederhandschuhe von seinen Fingern und warf sie auf einen Stuhl neben dem Eingang. Die Schmiede war zwar durchaus für Qualität bekannt, aber nicht unbedingt für Ordentlichkeit. Würde schon passen. Mimir grunzte ein wenig unzufrieden, aber sagte nichts. Arkos musste überhaupt nichts tun, denn die Riesin stapfte von selbst auf ihn zu und gab ihm alle relevanten Informationen - höchsten über die Lautstärke hätte er sich beschweren können. "Ganz recht. Arkos Aurelius. Ich bin der zweitbeste Schmied in dieser Schmiede", stellte er sich vor und nickte der stärksten Kriegerin aus dem Stamm der... ähm... bereits vergessen... zu. Mimir grunzte erneut missbilligend, verdrehte die Augen und ging in das Haus - wie, um sich nicht diesen Worten aussetzen zu müssen. "Ravinuthala... ja? Das stimmt, ich habe mir eine Quest herausgesucht, die uns in die Wüste führen würde. Ich möchte die Reise nutzen, um mich in wärmeren Gebieten umzusehen. Freut mich." Er musterte sie. "Die stärkste Kriegerin von welchem Stamm noch einmal? Entschuldige, ich kenne mich nicht so wirklich aus in... Stammkunde." Er legte den Kopf ein wenig schief. "Ich gebe zu, dass ich noch nie so eine imposante Gestalt wie dich gesehen." Der Körperbau der großen Kriegerin war... ungewöhnlich. Natürlich waren alle Proportionen normal, und alle Dinge waren da wo sie sein sollten - und doch... Arkos hatte das Gefühl, egal wie sehr er trainieren würde, so eine Maschine würde er nicht werden.
Dabei hatte er sich doch gerade noch selbst gelobt.
Ein Seufzen entfloh ihm ein wenig, dann verschränkte er die Arme vor der Brust. "Bist du also dabei? Wenn du bereit bist, hole ich sofort die Sachen, dann können wir los. Wie bist du auf die Quest aufmerksam geworden?" Wahrscheinlich, weil noch ein Extra-Zettel drangehangen hatte... oder so. Ob Ravinuthala wohl ihrem Äußeren alle Ehre machte und eine haudrauf-Magierin war? "Ich bin übrigens nur ein C-Rang-Magier. Du kannst von mir nur erwarten, dass ich Dinge mit meinem Hammer kaputtschlage", warnte er sie vor. "Alles klar?"
„Wüste, hm? Klingt super! Ich mag's warm, heh!“ Mit einem Grinsen nickte die Oni dem Aurelius zu. Er war also eher ein heißer Typ, ja? Das passte ihr ganz gut! Ravi hatte schließlich so ziemlich von Morgens bis Abends Feuer gefangen. Stolz hob sie ihren rechten Arm, spannte ihre Muskeln an, um ihre Stärke hervorzuheben. „Der Stamm der roten Sonne! Wir sind ein krass starker Oni-Stamm von den Bergen, die inner Nähe von Aloe Town sind! Aloe Town kennst du? Hey, das ist doch auch in der Wüste, ne?“ Dann ging es für sie ja fast in Richtung zuhause! Zum Glück nicht ganz – Thala hatte noch lange nicht den Punkt erreicht, an dem sie sich als erfahrene, unerschütterliche Kriegerin wieder zurück nach Hause wagen konnte. Erst recht nicht, solange sich Ukemochi noch dagegen sträubte. Für den Moment weilten die beiden großen Frauen unter den Menschen des Südens.
„Haha! Ich mag's, wie direkt du bist, Arkos!“, lachte Ravinuthala fröhlich und stemmte die Hände in ihre Hüften. „Guck dir meine Impose gern weiter an! Bin ja stolz drauf, wie stark ich bin, HA! Da steckt ne Menge Arbeit hinter, weißte?“ Komplimente nahm sie immer gerne an, verbarg auch nicht, wie stolz sie wirklich war. Es war ein spürbarer Kontrast zu Arkos, dessen Eigenlob doch immer etwas zurückhaltend wirkte. Der zweitbeste Schmied... So würde sie sich nie nennen. Ravinuthala würde sich nicht als eine der Top Fünf Trommlerinnen vorstellen, selbst wenn das stimmte. Sie war die stärkste Kriegerin! Die Nummer Eins! Da gab es keine Diskussionen und kein Zögern! „Ich bin bereit! Also haunwer ab!“, bellte sie mit lauter Stimme und hob in einer schnellen, schwungvollen Bewegung ihren rechten Arm, um auf den Rotschopf zu deuten. „Soll ich dir was tragen helfen? Denke, du hast mehr Zeug dabei als ich. Klingt auf jeden Fall so!“ Neben ein bisschen Proviant und Klamotten hatte Ravi nichts weiter in der Tasche, die sie sich um die Schultern gehängt hatte. Schlussendlich hatte sie die Trommelstöcke an ihrem Gürtel und die Muckis in ihrem Körper. Was konnte man darüber hinaus noch brauchen?
„Oh, ich hab gesehn, dass der Questzettel anders aussah als die andern. Da war nämlich noch'n anderer Zettel dran!“, erklärte die Oni, während sie mit dem Schmied zusammen aufbrach. Ihre Hände hielten sich mit dem Gestikulieren nicht zurück. „Hab's also gelesen, und HEY, da hat sich doch voll wer die Mühe gemacht, nach Kumpels zu suchen, die mit ihm zusamm unterwegs sind. Steht aber nich selber in der Gilde rum, sondern macht seine eigenes Zeug. Inner Schmiede auch noch! Schmieden sind voll cool, ne? Also dachte ich, hey, das muss ein cooler Typ sein.“ Verschmitzt zwinkerte sie. „Bis jetzt sieht's aus, als hätt ich Recht gehabt. Bin gut in sowas, HEY!“ Menschenkenntnis gehörte also schon einmal zu den Fähigkeiten der Tsumiho. Viel mehr als das konnte sie wohl auch nicht, wenn man Prügeln mal außen vorließ. Das hatte ihr Begleiter wohl auch drauf. „Hey, hey, passt ja. Bin selber'n C-Rang. Weißte, Savannah sagt, sie kann mich nich höher schieben, solang ich nich'n Zauber kann, Haha! Glaubste das?“ Es war nachvollziehbar, dass ein guter Magier auch ein wenig Magie beherrschen musste. Da war Ravi weder sauer, noch eingeschnappt. Nur fiel ihr das mit der Magie eben noch nicht ganz so einfach, sie brauchte ihre Zeit. „Zeug kaputt kloppen krieg ich auf jeden Fall auch hin! Kling ja, als wärn wir voll das gute Team, meinste nich, Arkos? Ergänzen uns total!“
Also... auf den ersten Blick konnte die große Frau zwar ein wenig bollerig und laut wirken - was sie ja auch irgendwie war - aber Arkos hatte bereits nach dem ersten Wortwechsel jetzt das Gefühl, dass sie eigentlich einen irgendwie weichen Kern hatte. Vielleicht war das reine Einbildung, natürlich. Aber jemand, der aus so einem reinen Stolz seine Muskeln zeigte und so von seinem Stamm berichtete... mit einem etwas amüsierten Grinsen auf den Zügen kratzte sich Arkos am Kopf. Das war schon fast süß. Wenn es nicht von einer verdammten, zwei Meter großen Muskelmasse gekommen wäre. Sie war schon sehr beeindruckend - und ihm gefiel tatsächlich ebenso, wie direkt und voller Tatendrang sie war. Es war so ein unverbrauchter, fast naiver, reiner Tatendrang. Kein verschmutzter, rein auf den Zweck und das Geld ausgerichteter, sondern echte Lust am... machen. Der Rotschopf empfand das als selten. "Ich mache mich kurz fertig", erklärte er und verschwand für einen Moment in der Schmiede. Wirklich lange brauchte er nicht, da er ja damit gerechnet hatte, dass jemand kommen könnte, um diese Quest anzufangen - sein Rucksack war also gepackt. Das Einzige, was noch folgte, war eine schnelle Katzenwäsche, ein Wechseln der Kleidung - und los konnte das Abenteuer gehen.
Als er wieder vor Ravinuthala stand und sie gemeinsam aufbrachen, sah er wieder sehr viel schicker aus als eben noch - wenngleich das Ziel dann doch einige Anpassungen mit sich gebracht hatte. Sein Mantel war lange nicht so dick und fest wie sonst, und auch auf Handschuhe verzichtete er jetzt erst einmal. Normalerweise störte ihn Hitze nicht, aber... in der Wüste, dachte er sich, wäre es vielleicht ein wenig unangemessen, auch noch Handschuhe zu tragen. Davon hatte er wirklich noch nie etwas gehört. "Von Aloe habe ich bisher nur gehört", griff er den Faden wieder auf, nur, um ihr das noch einmal zu beantworten. "Aber dort war ich noch nicht. Generell bin ich noch nicht sonderlich viel gereist." Er musterte die stärkste Kriegerin des Oni-Stamms der roten Berge (?) noch einmal genau, und ihm fiel tatsächlich erst dann noch einmal auf, was sie da eigentlich gesagt hatte. Oni? Von denen hatte er auch bisher nur gehört. Es war doch wie verhext... das war schon die dritte Rasse - wenn man das so nenne konnte, Sirviente war technisch gesehen wohl keine 'Rasse'... oder? - die er traf, seit er er Gilde beigetreten war. Neugierde flammte erneut auf, und Arkos ärgerte sich erneut darüber, wie schnell das mittlerweile passierte. Früher wäre ihm das relativ egal gewesen. Aber heute spürte er, dass er... mehr wissen wollte darüber. "Übrigens kann ich mir gut vorstellen, wie viel Arbeit dahintersteckt, so einen Körperbau aufzubauen", merkte er an, spannte seinen eigenen Bizeps an, der unter seinem Mantel deutlich sichtbar war - aber an den von Ravinuthala wohl nicht ganz anstinken konnte. "Allerdings sind es bei mir eher Arbeitsmuskeln. Kontinuierliche Belastung." Wirklich massive Muskeln würde er durch das Schmieden nicht bekommen, höchstens mit der Zeit noch breitere Schultern. Und Rückenschmerzen. "Aber ich denke, ich trage es schon selbst. Aber ich komm' vielleicht drauf zurück, wenn die Sonne in der Wüste mich grillt", ergänzte Arkos, seufzte leicht. Es war ein weiter Weg, oder? Vermutlich würden sie erstmal eine ganze Strecke mit dem Zug zurücklegen müssen?
Ein tatsächlich amüsiertes, zwar etwas abgehacktes, aber doch echtes Lachen entfloh dem Rotschopf bei ihren Worten. "Ha!", machte er und schmunzelte. Die Oni-Frau war tatsächlich ziemlich witzig. "Ja, klingt so. Egal was also passiert, wir machen es kaputt und stellen die Fragen hinterher." Konnte er sich grundsätzlich mit anfreunden... vielleicht. Die Auftragsbeschreibung hatte eh nicht so geklungen, als hätte man große soziale Interaktionen zu erwarten. "Schmiedewerkstätten sind tatsächlich ziemlich... cool", ergänzte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Das Wortspiel war ihm doch ein wenig zu bunt. Sie waren eher heiß. Heiß, dunkel, und rochen nach Kohle und Feuer. Aber was dabei rauskam, war zum Teil wirklich ziemlich cool. "Ich hab' dich draußen trommeln hören. Das warst du, oder?" Der Rotschopf warf seiner großen Kollegin einen Blick zu... von unten herauf. Was für ein verdammt ungewohntes Gefühl. Es war sehr ungewöhnlich, dass er zu jemandem aufblickte. So fühlte man sich also mit eins-sechszig? "Ist das auch ein Oni-Ding? Ich habe auch noch nie vorher eine Oni getroffen..." Er musterte sie, ein wenig prüfender - war das unhöflich? Ach Quatsch, sie hatte doch gesagt, er sollte ihre Impose ruhig anschauen. Dass sie das Wort sicher misinterpretiert hatte, war ihm dabei vollkommen wurscht. "Was treibst du denn dann hier, wenn du keine Magie kannst, in einer Magiergilde?" Arkos überlegte einen Moment. "Naja, wenn man genau ist, bin ich jetzt auch kein Magie-Experte", brummte er ein wenig zu sich selbst, und sah dann wieder zu der Frau an seiner Seite. "Irgendwie habe ich, wenn ich 'Oni' höre, einen sehr großen, sehr muskulösen, rothäutigen Kerl mit Hörnern und großen Zähnen vor Augen. Wieviel davon ist nur ein Stereotyp?" Er sah keine Hörner an ihr. Und ihre Haut war auch nicht rot. Naja, und die Zähne waren ihm zumindest noch nicht aufgefallen.
„Aloe kenn ich auch nich so gut. War da nur mal kurz, nachdem ich frisch zu euch Menschen runter gekommen bin. Lag quasi aufm Weg, HAH!“, lachte Ravi auf, als es um das Thema reisen ging. „Warum reist du denn nich? Ich find, ihr Menschen habt hier voll spannendes Zeug aufgebaut! Das will ich alles noch sehen, hey, hey!“ Zugegeben, die Tsumiho hatte sich auch Mühe gegeben, etwas Gutes aufzubauen, wenn ihr Körper zählte. Der schien Arkos ja durchaus zu imponieren. Da konnte sie gar nicht anders, als zu grinsen. „Arbeitsmuskeln hab ich auch. Hält aber ja nich von ab, auch die andern ein bisschen zu trainieren, ne? Wenn man's ernst meint, klappt das schon!“, meinte sie mit einem Nicken und verschränkte die Arme vor der Brust. „Vor der Sonne hab ich jedenfalls keine Angst! Die kann mir gar nix! Wenn's dir zu viel wird, kannste ja in meinem Schatten bleiben, Ari!“
Als das wohl zerstörerischste Team von Satyrs Cornucopia – zumindest unter den C-Rängen – machte sich das einerseits ungleiche, andererseits gar nicht so unähnliche Duo auf den Weg, ihre roten Haare in der sanften Brise wehend. „Jap, jap. Getrommelt, das hab ich“, nickte sie, der Stolz in ihren Augen deutlich zu sehen. Das war wohl schon jetzt nicht mehr ungewohnt für den Aurelius. „Also, angefangen hab ich als traditionelle Trommlerin für den Stamm, ja. Wir trommeln mit Taikos für den Donnergott, Raijin. Ich war voll gut drin, hey! Inzwischen hab ich aber einfach voll Spaß anner Musik gefunden. Bin ich auch gut drin! Also hau ich drauf, hah!“ So simpel konnte es sein. Thala hatte wirklich Spaß daran, sich Melodien zu überlegen, ganz improvisiert vor sich hin zu trommeln, also machte sie es, wo und wann es sich grade anbot. Dass Arkos sich ein Gratiskonzert hatte reinziehen dürfen war vermutlich keine Seltenheit, aber trotzdem etwas, worüber er sich ruhig freuen durfte. Magie war etwas, das sie weniger gut konnte. Leicht peinlich berührt fuhr sich die Oni durch das Weiß-Rote Haar, verlor aber weder ihr schiefes Lächeln, noch ihren Optimismus. „Ach, ich hab wohl Potenzial für, Mana zu benutzen. Hab nur noch nich so recht kapiert, wie's geht“, erklärte sie mit einem Schulterzucken. „Aber hey, ich hab ne magische Waffe! Die hau ich wogegen und WUSCH! Isse richtig schön groß! Das reicht erstma, wenn wer Fragen stellt, meinste nich?“ Wieder lachte sie. Ravinuthala war ziemlich heiter. „Was Oni angeht... Hm, ma schaun. Bin nich sehr groß un auch kein Kerl, aber Muskeln und rote Haut, die hab ich, ha! Was Hörner angeht... naja, meine Mama und mein Papa haben die, und meine Schwester auch. Ich hab irgendwie keine gekriegt... aber dafür hat Mochi mir diese Maske hier gemacht! Guck mal, die ist voll cool, ne?“ Mit zwei Fingern ergriff Ravi die gehörnte Maske, die auf ihrem Kopf thronte, kippte sie ein wenig, sodass Arkos sie etwas besser sehen konnte. Die Oni tat ihm sogar den Gefallen, sich ein gutes Stück weit vorzubeugen, sodass sein Kopf mit ihrem etwa auf einer Höhe war und sie sich ordentlich in die Augen sehen konnten, ohne auf oder ab gucken zu müssen. „Und meine Zähne... Na, klein sind die nich, ne?“, meinte sie und grinste breit, demonstrierte jedes einzelne ihrer gesunden Beißerchen. „Aber naja, in meinem Stamm sehen die gar nich so anders aus wie die Zähne von euch Menschen. Valda müsstest du mal sehn! Die's auch bei uns in der Gilde, und sie hat richtig coole, scharfe Zähne! Die Kann nem Eber das Fleisch aus'm Körper reißen mit einem Biss, ich sag's dir!“ Oh ja, wenn Arkos Ravinuthala schon mochte, würde er Valdayanna bestimmt lieben. Die hatte mindestens genauso viel Energie und war fast doppelt so anhänglich und aufdringlich. Außerdem fragte sie nicht, bevor sie mit Wrestling anfing, anders als die Tsumiho. Schlussendlich waren selbst sie, die sich so ähnlich waren, eben nicht alle gleich. „Aber weißte, sone Fragen krieg ich oft. Das find ich voll komisch. Gibt ja nich nur rote Oni. Wir haben auch viele mit ner blauen Haut, oder auch mal mit ner Grünen oder was Andrem. Gibt sogar Pinkhäute, wie euch Menschen! Un mit den Zähnen und Hörnern und so ist's auch so, die hat halt nicht jeder gleich, ne? Ihr Menschen guckt ja auch nich alle aus wie der Andere, aber irgendwie denkt ihr alle, dass wir Oni's tun? Wo kommt dasn her?“
Also eine Sache fiel Arkos direkt positiv auf: Er hatte nicht das Gefühl, dass Ravinuthala überhaupt in der Lage war, böswillig zu lügen oder jemanden zu hintergehen. Es war ein reines Gefühl, aber... irgendwie vertraute er darauf. Sie hatte etwas an sich, was es einfach machte, darauf zu vertrauen, dass sie einem den Rücken freihielt. Das war ein Gefühl, welches er so bei noch niemandem gehabt hatte, den er hier getroffen hatte - in der Gilde. Die Oni-Kriegern strahlte eine Unverfälschtheit aus, und eine Vertrauenswürdigkeit, die er sicherlich selbst nicht ausstrahlte. Sie war einfach, wer sie war... und das konnten viele Menschen nicht wirklich von sich behaupten. Imponierend, aber das sagte er ihr nicht erneut. Nicht, dass sie wieder dachte, er würde nur ihre Bauchmuskeln beglotzen.
"Mit gefällt dein Vorwärtsdrang", sagte er, was so ein wenig die Mischung aus allem war, was seinen ersten Eindruck von Ravinuthala anging. Zufrieden nickte er. "Ich bin in die Gilde gekommen, um neues zu sehen und mehr zu entdecken, insofern - ich stehe halt erst am Anfang." Hatte sie ihn Ari genannt? Noch nie hatte er einen Spitznamen kassiert, und schon gar nicht den. Etwas verblüfft hatte der Schmied sich am Kopf gekratzt, aber so wirklich stören tat ihn das nicht. Es war nur... wirklich ungewohnt. "Du hast eine magische Waffe?" Seine Ohren spitzten sich förmlich. "Eine, die wachsen kann? Klingt spannend. Woher hast du sie?" Arkos hatte über dieses Thema in letzter Zeit öfter nachgedacht; normale Waffen zu schmieden war mittlerweile keine sonderliche Kunst mehr für ihn. Es musste irgendwie weitergehen, er musste sein eigenes Handwerk verbessern und verfeinern, und magische Waffen waren der nächste Schritt dafür. Klar, Ravinuthala würde ihn sicherlich nicht darin unterrichten können, aber alleine so eine Waffe in Aktion zu sehen, würde schon ordentlich hilfreich sein. Dieser Tag... oder besser, der Auftrag, versprach tatsächlich noch sehr viel interessanter zu werden, als ursprünglich angenommen. Und das war schon eine Leistung, wenn man mit einrechnetet, dass die Oni-Dame ihn quasi aus seiner Schmiede herausgetrommelt hatte. "Die Maske ist tatsächlich ziemlich cool", bestätigte der Rotschopf ein wenig amüsiert. Normalerweise war das nicht ganz sein Wortschatz, aber der Enthusiasmus der Hellhaarigen war... ansteckend, er konnte es nicht leugnen. Irgendwie hatte er mittlerweile viel mehr Lust, diesen Auftrag auch tatsächlich anzugehen und abzuschließen. "Ich... kenne Valda leider nicht", erklärte er und legte ein wenig den Kopf schief. Nachdenklich. "Na, vielleicht kannst du sie mir ja mal vorstellen, wenn wir die Zeit haben - nach dem Auftrag." Die letzten Worte warf er eher ein wenig hastig nach, weil er ein wenig die Angst hatte, dass Ravinuthala ein wenig wie der Rest der Satyrs-Truppe war... eher unfokussiert. Nicht, dass sie jetzt plötzlich total Lust darauf hatte, sich mit dieser Valda zu treffen, und vergaß, dass sie einen Auftrag erledigen wollten. Dann aber sprach die Oni-Frau etwas an, was ihn selbst ein wenig beschäftigte - zumindest kamen daher die Gedanken, weshalb er sie gefragt hatte, was davon ein Stereotyp war.
Ein kleines Schmunzeln huschte über sein Gesicht. "Du fragst, wieso wir glauben, dass ihr alle gleich seid, und glaubst, dass wir alle das denken?" Der Schmied grinste ein wenig. "Aber es ist eine gute Frage. Viele von uns kennen nur Geschichten, und diese Geschichten sind nun einmal eher welche über rote, nicht über grüne oder blaue Oni. Jedenfalls kenne ich keine." Falls es die halt gab... woher sollte er das denn wissen? "Ich gebe zu, dass ich in diesem Falle selbst daran Schuld bin, dass ich unwissend bin - und ein wenig neugierig, weil ich sonst keinen einzigen Oni kenne. Bisher bin ich leider relativ wenig aus Maldina rausgekommen, und selbst hier... habe ich mich in den letzten Jahren vielleicht ein wenig zu viel auf meine Schmiede konzentriert. Mein Ziehvater ist ein Reptilia - der alte Mann, den du eben gesehen hast. Deshalb weiß ich über Reptilia mehr als manche Menschen - aber über deine Art weiß ich so gut wie nichts." Er kratzte sich an der Nase. "Menschen suchen oft nach Unterschieden, nicht nach Gemeinsamkeiten", mutmaßte er. "Deshalb könnten diese Fragen kommen." Und Gemeinsamkeiten hatte er mit Ravinuthala ja schon gefunden. Ein nachdenklich verschränkte er die Arme vor der Brust, fragte sich, ob es falsch war, neugierig zu sein. Wahrscheinlich schon ein wenig. Aber... er konnte diese dumme Stimme in sich, die ununterbrochen Fragen stellte, in letzter Zeit sehr schwer abstellen. "Insofern..." Er konnte kaum glauben, dass er das sagte. "... wenn du mir etwas über deinen Stamm erzählen möchtest, wäre ich dankbar dafür. Du sagst, ihr seid trommelt für Raijin, den Donnergott?" Da sie bereits von ihrer Waffe erzählt hatte, schob er nach. "Trommelt ihr also auch auf Gegnern für euren Gott?" Nachdenklich warf er noch einmal ein Blick zu der jungen Oni-Kriegerin an seiner Seite. Sie war so groß, und offensichtlich auch so stark, aber trotzdem... wirkte sie irgendwie noch jung auf ihn. Es war schwer, ihr Alter zu schätzen, aber der Rotschopf war sich irgendwie sicher, dass er älter war als sie. Wer auch immer Mochi war - dass er oder sie Ravinuthala eine Maske gemacht hatte, bewies folgendes: Entweder waren Hörner in der Gesellschaft der Oni sehr wichtig, oder aber die Hörner waren Ravinuthala sehr wichtig gewesen. Eines von beiden musste stimmen, denn ansonsten würde es keinen Sinn machen, diese so vor sich herzutragen. Möglicherweise hatte er ja unbewusst einen wunden Punkt bei der Oni-Dame getroffen, ohne es zu merken? Und die rote Haut sah er auch nicht. Was hatte sie damit gemeint? Oder zählte pink als rot? "Da vorne ist der Bahnhof", meinte er dann und kratzte sich am Kopf. "Weißt du rein zufällig, wie lange wir in etwa brauchen?"
„Oh, is ne coole Geschichte! War eigentlich ne normale Eisenkeule, wie sie halt jeder hat, ne?“ In ihrem Stamm war das zumindest nicht gerade ungewöhnlich gewesen. Menschen waren da ja nicht unbedingt so. „Aber als ich mich dann auf'n Weg gemacht hab, um hier zu euch Menschen runter zu komm, meinte Papa, is vermutlich nich so unhandlich und ich soll nich überall mit so ner großen Waffe rumlaufen. Also hat er nen Zauber draufgelegt, dass er so aussieht und sich so anfühlt wie der Trommelstock, den meine Mama mir gemacht hat. Guck, guck!“ Sie hielt dem Rotschopf die beiden Stöcke hin, die tatsächlich vollkommen gleich aussahen, bis hin zu den Schnitzereien, die ihre Mutter Shehrazade so mühevoll hinein gearbeitet hatte. Auf Anhieb konnte er vermutlich nicht sagen, welches davon das Original und welches die Keule war. Ravi musste breit grinsen. „Wenn ich das Ding kräftig wo gegen haue, dann geht der Zauber weg und es wird wieder zur Keule. Aber nich für lange, dann wirkt die Magie wieder. Ist ziemlich cool, ne?“ Genau wie auch die Maske ihrer Schwester sehr cool war. Wenn Arkos ordentlich aufgepasst hatte, würde er schnell realisieren, dass die Tsumiho große Erinnerungen an ihre Familie immer dabei hatte. Ihr Stamm, ihre Eltern und ihre über Alles geliebte Schwester bedeuteten ihr unheimlich viel, insofern lebte die Oni sehr glücklich damit, nie ohne sie zu sein – selbst wenn sie so lange alleine unterwegs war.
„HAHAHAHAA!“
Ein dröhnendes Lachen schallte durch die Straßen, als Arkos sie darauf hinwies, dass sie auch gerade verallgemeinert hatte. Stimmt, es war nicht richtig zu behaupten, dass alle Menschen den gleichen Blick auf Oni hatten. „Sorry, sorry! Hast mich erwischt!“, grinste sie und strich die Tränen aus ihren Augen, die sich bei ihrem Lachanfall gebildet hatten. „Nee, alles gut! Kannst ja nich alles wissen! Ich find's gut, dass du so viele Fragen stellst! Is immer schön, über meinen Stamm sprechen zu könn, ne?“, meinte sie schlussendlich, warmherzig wie eh und je. Natürlich gab es hier und da Vorurteile, aber schlussendlich kam Thala mit Menschen deutlich leichter aus, als ihr Vater es in seinen alten Geschichten hatte klingen lassen. Früher waren die Beziehungen zwischen ihren Völkern wohl ziemlich übel gewesen, aber inzwischen war sie sehr froh darüber, sich ihr eigenes Bild machen zu können. Menschen neigten dazu, ziemlich kompliziert zu sein, aber sie hatten auch echt coole Seiten und ganz viele von ihnen waren lieb und spaßig. Auch Arkos wirkte wie ein freundlicher Geselle. So gefiel ihr das. Ihm erzählte sie gern noch viel, viel mehr. „Jap, jap. Raijin is'n krasser Typ. Hat immer ganz viele Taiko-Trommeln bei sich un wenn er draufhaut, kommen Donner und Blitz auf die Erde“, erklärte die Oni und hob dabei einen Finger, um zu zeigen, dass der Aurelius aufpassen sollte. „Aber ne, wir kämpfen nich für unsern Boss. Zu kämpfen heißt zu essen, und zu essen heißt zu leben. Das machen wir also, damit's uns und unserm Stamm immer gut geht. Deshalb sind Oni auch voll die Stärksten, HA! Weil wir immer so viel kämpfen und gut futtern!“ Darauf war sie ziemlich stolz. Es war tatsächlich einer von ihren liebsten Aspekten ihres Stammes. Die Tsumiho tat sich nicht immer leicht damit, allen Regeln zu folgen, aber die hier gefiel ihr richtig gut. Sie erlaubte ihr, eine Menge Spaß zu haben und dann auch noch gleich ihren Appetit zu stillen. „Kämpfen und Essen sind symbolisch miteinander verbunden! Wer kämpft, aber nicht isst, kann nich überleben! Deshalb isses der Job vom Verlierer, sein Essen zu teiln. Inner Natur heißt das, wenne Beute erlegst, dann kannste sie essn. Wenne mit annern kämpfst un gewinnst, dann gibt dir der Verlierer was von seinem Zeug ab oder muss was sammeln oder jagen, un dann wird zusammen gefuttert und getrunken und gelacht, sodass wir beide satt und glücklich sind!“ Mit einem Strahlen in den Augen erzählte sie von dieser Tradition, hoffte, dass Arkos verstand, was dahinter steckte – sowohl kulturell als auch philosophisch. Das war so ziemlich der Gipfel von Oni-Philosophie, zumindest wenn man Ravinuthala fragte. Stolz klopfte sie sich selbst mit der Faus auf die Brust. „Kannst dir denken, dass ich als stärkste Kriegerin immer ordentlich Futter abgeräumt hab, ne? NEE?“
Selbst die schönsten Gespräche fanden aber irgendwann ihr Ende. Der Weg zum Bahnhof war nicht endlos lang, schon bald näherten sich die Schienen. Es war Zeit, aufzubrechen. „Hm... Sekunde“, antwortete Ravi, als Arkos fragte, wie lang es wohl dauern würde, und eilte hinüber zu dem Schild, wo die Fahrpläne aushingen. Da sollte sie doch ihre Antwort finden... „Hm, sieht aus, als hätten wir etwas mehr als ne Stunde Fahrt vor uns. Geht ja noch“, freute sie sich und ergriff ihren Begleiter am Handgelenk, um mit ihm zusammen Tickets zu kaufen und dann ins Innere des Zuges zu eilen – nicht, dass sie noch auf den nächsten warten mussten! Je schneller es losging, desto besser!
A-Rang-Quest: Chili & Bär [Esmée Arnault & Arkos Aurelius]
"Ich habe keine Ambitionen oder Interesse daran, einer deiner Beschützer zu werden", stellte der Rotschopf fest, hätte die Arme vor der Brust verschränkt, wenn er nicht den Schirm hätte halten müssen. "Aber... falls du mal einen Freund suchst, dann bist du in der Schmiede immer willkommen."
[...]
Esmée strich sich eine Strähne ihres tiefschwarzen Haares hinter das Ohr und blickte zuerst auf den Questzettel in ihren Händen, dann hinauf zu dem Schild. Ihrem schlechten Orientierungssinn war es geschuldet, dass sie eine Weile hatte suchen müssen, aber jetzt war sie hier. „The Eternal Flame…“, las die de Bosco leise vor und fragte sich, ob der Name wohlmöglich eine tiefere Bedeutung besaß, als man auf den ersten Blick glaubte. Sie faltete das Papier in ihren Händen wieder zusammen - Moment, zitterten ihre Hände gerade? Irgendwie war sie nervös und konnte nicht einmal genau sagen, weshalb das so war. Weil sie das erste Mal hier war? Weil sie gezielt mit Arkos sprechen wollte, um ihn um einen Gefallen zu bitten? Weil… sie ihn tatsächlich als einen Freund aufsuchte? Esmée schluckte und spürte sofort wieder dieses schreckliche Misstrauen in ihrer Brust – das vehemente Pochen, das ihr zu vermitteln versuchte, dass er eigentlich nur ein Spielchen mit ihr spielte. Dass der Aurelius überhaupt nicht mit ihr befreundet sein wollte, sondern sich über die lustig machte.
Wie würde sie reagieren, wenn er sie auslachte? Wenn er ihr gleich erklärte, dass das alles nur ein Scherz gewesen war, den sie überhaupt nicht so ernst hätte nehmen dürfen?
Die Schwarzhaarige (und ja: Blaue Strähnen suchte man heute vergeblich in ihrer Frisur), schüttelte den Kopf. Ganz gleich, dass dieses Misstrauen immer wieder anklopfte, sie wollte sich nicht davon kontrollieren lassen. Wie hatte es in dem Buch gestanden, das sie kürzlich gelesen hatte? Wenn man Freundschaften aufbauen wollte, musste man bereit sein, sich verletzlich zu machen. Man musste sich öffnen. Und das wäre nicht möglich, wenn sie der Begegnung unter anderem mit Arkos auswich. Immer wieder toll, diese Tipps aus Selbsthilfelektüre. Esmée dachte zurück an ihr gemeinsames Essen im Lokal La Spécialité De Bosco und an die vielen Dinge, die sie sich gegenseitig offenbart hatten. Der rothaarige Schmied hatte vollkommen aufrichtig gewirkt… und die Prinzessin war der festen Überzeugung gewesen, dem Aurelius eine echte Chance geben zu wollen. Der Questzettel wanderte in die kleine, weiße Umhängetasche, die Esmée um ihre Schulter trug. Danach richtete sie den schwarzen Kapuzenmantel, der ihren Körper verhüllte und zog den Pferdeschwanz fester. Tatsächlich fiel Esmée mit ihrer ziemlich modischen Kleidung und dem goldenen Schmuck, den man wie immer an Ohren und um den Hals erkannte, inmitten des Arbeiterviertels von Maldina Town ziemlich auf. Auch jetzt wieder spürte die Magierin den einen oder anderen argwöhnischen Blick von Passanten, die durch die Straße eilten. So jemanden wie Esmée sah man wohl eher selten vor der kleinen Schmiede im Handwerksviertel stehen? Vermutlich. „Na schön. Los geht’s.“ Die Prinzessin atmete ein letztes Mal tief durch, trat dann einen Schritt nach vorne und öffnete die schwere Eingangstür. Sofort schlug der jungen Frau eine Welle von warmer Luft ins Gesicht. „Ähm. Hallo?“, rief sie in den kleinen Raum, unsicher, ob eine Klingel nun ihre Ankunft angekündigt hatte oder nicht. Die Tür fiel hinter Esmée wieder ins Schloss und sie sah sich neugierig um – es war das erste Mal, dass sie sich in einer Schmiede befand. Sie sah eine lodernde Feuerstelle, vermutlich der Ursprung für die Hitze hier. Auf der anderen Seite wurden ein paar Gegenstände ausgestellt, die scheinbar zum Verkauf standen? Sicher war die Prinzessin sich nicht. Der verlassene Verkaufstresen zog schlussendlich die Aufmerksamkeit der jungen Frau auf sich. Ob es dort eine Klingel gab, die man betätigen konnte? Sie trat näher und öffnete noch während des Gehens ihren dicken Mantel. Hier drinnen war es wirklich heiß…
Die Wärme, die Esmée erwartete, schaffte es sicherlich innerhalb kürzester Zeit, ihr jegliche Kälte aus den Gliedern zu treiben, die dort vielleicht vorhanden gewesen war. Der dicke Mantel den sie trug wurde innerhalt kürzester Zeit vollkommen nutzlos, wenn nicht sogar eine Last - was die junge Frau ja auch anscheinend schnell bemerkte. Die Schmiede war wie immer nicht speziell hell erleuchtet, aber die Fenster ließen Tageslicht in ausreichender Fülle in den großen Raum, der allerdings nicht furchtbar hoch war. Die Kohlen in der Esse glühten vor sich hin, waren aber offenbar gerade nicht direkt in Benutzung. Das Feuer hier war nur im Prinzip nie aus. Das hatte mehrere Gründe - einer davon war, dass der Name dieser Schmiede sonst wohl ein wenig ad absurdum geführt werden würde, oder? Das sanfte Knacken, welches ab und zu von der Wärmequelle aufging schien das einzige Geräusch zu sein, was in dem Raum gerade die Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte. Es wirkte sonst still, auch als die Füße der jungen Frau sie langsam, fast vorsichtig, in Richtung des hölzernen Tresens führte. Sie fand dort keine Klingel, merkte aber vielleicht in diesem Moment, wie sehr das ganze Holz und die Materialien die Geräusche in diesem Raum schluckten. Selbst wenn hier jemand arbeitete, würde wahrscheinlich nicht allzu viel Lärm bis nach außen dringen.
Allerdings war Esmée nicht allein. Ein Blick aus alten, tiefliegenden, aber erstaunlich klaren Augen verfolgte sie durch den Raum, bis sie schließlich an ihrem Zielpunkt angekommen war. Dann entschied Mimir, dass es wohl an der Zeit war, den Kunden zu begrüßen. Er war schon immer ein wenig seltsam gewesen, aber seit Arkos sich größtenteils um die Arbeit in der Schmiede kümmerte, hatte er sich größtenteils damit zufrieden gegeben, sich um das Feuer zu kümmern. Das klang banal, war für eine Schmiede aber dermaßen wichtig, dass es schon einer Kunst gleichkam. Außerdem mochte der alte Reptilia einfach die Wärme, zugegeben. Das Wesen, welches bis eben noch wie ein Teil des Inventars gewirkt hatte, bewegte sich und schien sich fast ein wenig zu entfalten. Alte, schuppige, ledrig und fast krustig wirkende Haut, welche sich mit den Jahren zu einem graubraun verändert hatten, die ihn in dieser Umgebung beinahe unsichtbar werden ließ, knarzte ein wenig, als sich Mimir von seinem Platz neben der Schmiede erhob.
"Willkommen in der 'Ewigen Flamme', junge Dame", brummte er, und seine Stimme knarzte beinahe so sehr wie seine Gelenke, als er langsam durch den Raum in Richtung des Tresens ging. Seine goldenen Augen musterten sie irgendwie gutmütig, aber auch mit einer abschätzenden Neugierde. Sein Blick blieb für einen Moment an ihrem Schmuck hängen, dann verschränkte der alte Reptilia die Hände hinter dem Rücken, schloß für einen Moment die Augen, als er den Kopf neigte. "Ihr werdet wohl kaum gekommen sein, um eine Schaufel zu bestellen." Die Feststellung rollte grummelig durch den Raum. "Ich glaube nicht, dass ich Euch schon einmal gesehen habe. Mein Name ist Mimir. Mir gehört diese Schmiede." Die goldenen Iriden, die unter den verkalkten Augenbrauen hervorblitzten, erinnerten erstaunlicherweise an Arkos, wenngleich ziemlich offensichtlich war, dass kein tatsächliches Verwandtschaftsverhältnis zwischen den beiden bestand. "Wie kann dieser alte Mann behilflich sein, junge Dame?" Er musterte sie noch einen Moment länger, da schien ihm zumindest eine Ahnung zu kommen - vielleicht versuchte er gerade im Kopf die Möglichkeiten durchzugehen, warum eine so elegante, junge Frau mit exotischem Aussehen plötzlich in seiner Schmiede stand. Sie schien auf den ersten Blick nicht so richtig in die Umgebung zu passen, aber es gab zumindest ein paar Möglichkeiten, wie sie den Weg hierhin gefunden hatte. Sein Ziehsohn war definitiv eine davon. Hatte er nicht von einer jungen Frau erzählt, mit der er schon ein paar Male aneinandergeraten war?
Aber er begnügte sich damit, abzuwarten. Im Gegensatz zu Arkos hatte er es nicht eilig. Einer der Dinge, in denen sie sich unterschieden.
Esmée dachte nach, kam allerdings sehr schnell zu dem Schluss: Sie war in ihrem bisherigen Leben noch nie in einer Schmiede gewesen. Hatte es so etwas im Palast des Königs überhaupt gegeben? Die Schwarzhaarige glaubte nicht. Sicherlich hatten auch Schmieden den Palast beliefert, anders wäre es gar nicht möglich gewesen, aber sie waren eben genauso wie hier in einem Handwerksviertel in Bosco zu finden gewesen. Und das war ein Ort, der für eine Prinzessin vollkommen undenkbar gewesen wäre. Umso aufmerksamer sah sich die Magierin just in diesem Augenblick um, während ihre Finger nach und nach die Knöpfe ihres dunklen Mantels öffneten. Unter dem Kleidungsstück kam ein hellgrauer Rollkragenpullover zum Vorschein, der zwar aus verhältnismäßig dünnem Stoff bestand, allerdings immer noch viel zu warm war, um allzu lange in der Hitze dieser Schmiede trocken zu bleiben. Hoffentlich fand sie Arkos bald… jetzt, wo sie an ihn dachte: Ja, dieser Ort schien hervorragend zu dem Rothaarigen zu passen. Der rauchige Duft der Feuerstelle in Kombination mit der rustikalen Einrichtung schrie förmlich nach Fleiß und kraftvollem Handwerk. Wenn Arkos sein Leben lang in dieser Schmiede verbracht hatte, war es kein Wunder, dass er so war, wie er eben war. Ein Gedanke, der Esmée irgendwie zum Schmunzeln brachte.
"Willkommen in der 'Ewigen Flamme', junge Dame."
Esmée zuckte zusammen und fühlte sich ertappt, obwohl sie doch eigentlich überhaupt nichts Falsches getan hatte. Sie wandte sich herum und hob beide Augenbrauen überrascht an, als sich ein Wesen neben der Feuerstelle zu bewegen begann. Moment. Ein Reptilia? Wie konnte ihr die Anwesenheit dieses Mannes nicht aufgefallen sein? Der Reptilia war so sehr mit der Umgebung verschmolzen, dass Esmée erst jetzt wirklich Notiz von ihm nahm. Sie musste aufmerksamer sein… die Dunkelhaarige schob ihre Überraschung beiseite und erwiderte den Blick der goldenen Iriden, die direkt auf ihr lagen. Tatsächlich erinnerte sie dieser Blick an Arkos – was nochmal gefestigt wurde, als der fremde Reptilia sich als Mimir vorstellte. Der Aurelius hatte davon gesprochen, dass er gemeinsam mit seinem Ziehvater in dessen Schmiede lebte und arbeitete. Das hier war also jener Reptilia, von dem Arkos so viel erzählt hatte. Ohne lange zu hadern, erwiderte die Prinzessin mit einem Lächeln auf den Lippen: „Ihr seid Arkos Ziehvater. Er hat von Euch erzählt.“ War das zu direkt? Hätte sie irgendwie vorsichtiger an die Sache herangehen müssen? Es lag Esmée einfach viel zu sehr in den Genen, Unsicherheiten ihrerseits überspielen zu müssen, weshalb eine direkte Ansprache die beste Möglichkeit war, um nicht in die Defensive gedrängt zu werden. Damit wäre in jedem Fall die Frage aus dem Raum, was genau eine schick gekleidete Frau wie Esmée ins Handwerkviertel geführt hatte. Sie war sich noch nicht ganz sicher, was sie von Mimir hielt, aber… er schien insgesamt einen freundlichen Eindruck zu machen. Die Prinzessin wollte wirklich gerne einen positiven Eindruck bei dem Älteren hinterlassen, obwohl sie nicht so genau sagen konnte, warum ihr das eigentlich so wichtig war. Sie hob die Hände an und winkte schnell ab. „Nein, nein, keine Schaufel für mich.“ Sie nahm das nicht als Beleidigung auf, sie wusste selbst, wie sie aussah. Bevor die de Bosco allerdings weitersprach, schlüpfte sie aus ihrem dicken Mantel und legte ihn sich über die Arme, seufzte ein wenig vor Erleichterung. So eine Hitze war Esmée nicht gewohnt, erst Recht nicht, wenn man bedachte, wo sie eigentlich herkam. „Allmählich verstehe ich, was Arkos meinte, als er sagte, in der Schmiede wäre es immer warm…“ Sie sah wieder zu Mimir und entschied sich, einfach direkt mit der Sprache herauszurücken: „Entschuldigt, ich habe mich nicht vorgestellt: Mein Name lautet Esmée. Und ich bin hergekommen, um mit Arkos zu sprechen.“ Die hellblauen Seelenspiegel lagen erwartungsvoll auf dem Reptilia. Sie hätte sagen können, dass sie eine Magierin war und dass es ein Questzettel war, den sie in ihrer Tasche bei sich trug. Stattdessen beließ sie es bei dieser einen Aussage, die so viel mehr bedeuten könnte und je nachdem, was für ein Typus Mimir war, viel Raum für Interpretation offenließ. „Ist er hier?“, ergänzte sie die Frage und sah sich nochmals in dem kleinen Raum um. Nicht, dass sich gleich die nächste Person in Bewegung setzte, die Esmée einfach nur übersehen hatte…
Den Frontalangriff von Esmée nahm Mimir nicht offensichtlich als einen solchen wahr. Eigentlich war es generell überhaupt schwer, etwas in dem alten Mann zu lesen, wenn er sich nicht bewegte - denn wenn er eines gut konnte, dann ziemlich regungslos dastehen. Das einzige, was sich noch bewegte, waren die goldenen Iriden des Reptilia, und selbst die waren recht fixiert. Fixiert auf den Besuch in der Schmiede. Dieser Besuch war offensichtlich nicht hier, um irgendein Werkzeug zu bestellen, und der alte Schmiedemeister versuchte einzuschätzen, wie alt diese junge Dame wohl tatsächlich war. Es fiel ihm schwer, das Alter von jungen Menschen einzuschätzen, da die Alterungsprozesse einfach unterschiedlich abliefen. Seine einzige tatsächliche Referenz war Arkos, und sein rothaariger Ziehsohn sah nun einmal nicht so aus wie diese dunkelhäutige, modische junge Frau. Als diese nun also den Namen seines Sohnes aussprach, regte sich nicht viel an dem alten Mann, aber seine Haltung schien sich unmerklich zu entspannen. In seinem Alter war es nett, dass sich immer mehr Leute nach Arkos erkundigten und nicht nach ihm. Das bedeutete weniger Arbeit für ihn und mehr Zeit, sich aufzuwärmen. "Ganz recht, junge Dame", stimmte er ihr zu und wartete geduldig darauf, dass sie weitersprach. Seine alte Stimme war gar nicht so tief, aber seine Stimmbänder waren offensichtlich nicht furchtbar geübt, und so wirkten jetzt, nach seiner Begrüßung, einige Worte ein wenig verschmierter als noch zuvor. So, sie kannte also Arkos. Instinktiv hätte Mimir sie wohl auf ein ähnliches Alter geschätzt wie ihn, aber... Arkos sah im Grunde seit Jahren irgendwie gleich aus. Sie konnte also irgendwas zwischen fünfzehn und fünfundzwanzig Jahre alt sein, jedenfalls für sein Dafürhalten. Nun, immerhin redete die junge Frau nicht um den heißen Brei herum. Das gefiel Mimir grundsätzlich, allerdings war es auch nicht sonderlich schwierig, direkt zu sein, wenn man einfach mit jemand anderem sprechen wollte. "Heh", machte er ein wenig amüsiert, aber das Geräusch war der einzige Indikator für sein Amusement. Sein Gesicht verriet es nicht wirklich. "Es ist eine Schmiede, Mädchen. Das Feuer ist genauso ein Werkzeug wie ein Hammer. Wenn es hier kalt wäre, dann müsstest du als Kunde umdrehen und weitersuchen." Das war zumindest seine Weisheit.
"Ich habe deinen Namen scho'nmal aus dem Mund von meinem Sohn gehört", fuhr er gleichförmig fort. "Sagte, er hätte mit einer gewissen Esmée einige Quests erledigt." Unter anderem. "Dir wird wohl bekannt sein, dass ich meinen Sohn mehr oder weniger genötigt habe, hier mal rauszukommen", grummelte er ein wenig leider und beugte sich ein wenig vor. Seine Augen glimmten ein wenig auf, als er sie ein wenig genauer ins Auge fasste. "Hm. Du erinnerst mich an jemanden, Mädchen. Wenn mein altes Hirn sich nur... erinnern könnte, an wen." Er tappte, jetzt doch ein wenig agiler als zuvor, zum Tresen und zog dort an einem Band, welches sich durch ein kleines Loch in der Decke fädelte. Eine leise, klare Glocke war hörbar. "Er ist hier. Oben. Hat gestern lange an einem Werkstück gearbeitet, weshalb er 'heute mal ein wenig ausschlafen' will." Mimir fand das offensichtlich vollkommen unnötig. Es war auch nicht wirklich Arkos-typisch, aber er hatte sich definitiv verändert, seit er mit der Gilde auf Quests gegangen war. "Er wird gleich da sein. Setz' dich." Er deutete auf eine Bank an der Tür, auf denen erstaunlich gemütlich aussehende, rote Sitzkissen auf einer Bank zum (kurzen) Verweilen einluden. Es war übrigens keine Frage, mit der Mimir Esmée zum Sitzen aufforderte. Er selbst bewegte sich wieder in einer ruhigen, fast schon lethargischen Art und Weise zurück zu dem Platz, an dem er verweilt hatte, als Esmée hereingekommen war. "Ich schätze, mein stets unruhiger Ziehsohn wird in ungefähr dreißig Sekunden die Treppe herunterkommen", prophezeite Mimir - und hörte dann wie auf Kommando auf, sich zu bewegen. Mit geschlossenen Lidern sah er wieder wie ein Teil des Inventars aus.
Es dauerte tatsächlich ziemlich genau so lange wie Mimir gesagt hatte, dass man die Schritte von definitiv nackten Füßen auf Holzboden hörte. Tap, tap, tap, machte es, während die Person die Holztreppe im hinteren Teil des Raumes herunterkam. Leises Knarzen begleitete ihn dabei, immer wenn eine Stufe genommen wurde, und man konnte meinen, das Alter der Stufen anhand der Länge und Intensität des Knarzens bemessen zu können. Eine knarzte etwas länger, die nächste protestierte mit einem Knacken. Die wiederum nächste blieb standhaft. Ein Gähnen war zu hören, ebenso ein Brummen. "Vater, ist die Esse schon heiß?", hörte man die Stimme von Arkos durch den Raum. Er rechnete offenbar nicht mit Kundschaft. "Wenn ja, dann leg' ich gleich los." Er gähnte erneut und kam nun auch in das Blickfeld von Esmée. Er trug nichts als eine lockere Stoffhose und ein ebenso lockeres Shirt, welches so groß war, dass es selbst ihm ein wenig über der Schulter hing. Ein großer Becher mit Kaffee trug er in der einen Hand. Die andere kratzte offenbar gerade seine Brust, so wie sie in seinem Outfit versteckt war. "Vater? Wo... oh." Arkos hielt inne. Die wuscheligen, roten Haare fielen ihm über die Schultern und die goldenen Augen wirkten direkt wacher. Erleuchtet vom Tageslicht und ein wenig von der Glut konnte man ihm die Überraschung im Gesicht ansehen, als er seinen Gast sah. "Esmée", sagte er entsprechend überrascht, blinzelte und ließ seine Hand mit dem Kaffee ein wenig sinken. Für einen Moment schien er nachzudenken, dann schüttelte er leicht den Kopf und sah zu seinem Vater, der an seinem angestammten Platz verweilte. "Hast du wegen ihr geklingelt?" "So ist es, Sohn. Jetzt kümmere dich um die junge Esmée, sie ist wegen dir hier." "Ist sie?" Arkos hob seinen Becher an seine Lippen, und seine großen goldenen Augen sahen in Richtung seines Besuchs, während er einen Schluck trank. Es funkelte etwas fast schon... verspieltes in seinen Augen, etwas, was man sicherlich nicht alle Tage sehen würde. "Gut." Er tappte auf sie zu, setzte sich neben sie auf die Bank und lehnte sich zurück, trank noch einen Schluck Kaffee und schloß die Augen. Er behielt diese Position für einen Moment ein, dann öffneten sich seine Lippen - seine Augen bleiben allerdings verschlossen. Für den Moment. "Herzlich Willkommen in der 'Ewigen Flamme', Esmée. Ich hätte dich gar nicht so schnell hier erwartet." Aber er schien nicht unzufrieden zu sein. Tatsächlich spürte Arkos ein Gefühl, was er bisher selten so gespürt hatte. Eine Art... erwartungsvolle Zufriedenheit? Schwer zu beschreiben. Der Rotschopf hatte offensichtlich vor nicht allzu langer Zeit geduscht und roch - anders als die Schmiede - gerade eher nach Kiefernnadeln. "Also? Ich schätze, du bist nicht hier, um dir Werkzeug anzuschaffen." Unweigerlich konnte man die Parallelen zwischen Vater und Sohn erkennen, so ungleich sie sich auch waren. Es war offensichtlich, wer hier die Erziehungsarbeit geleistet hatte.
Arkos war ziemlich gespannt darauf, was Esmée hierhin getrieben hatte. Mal abgesehen davon, dass er seine Worte vor ihrer Wohnung selbstverständlich ernst gemeint hatte, waren sie auch irgendwie unheimlich peinlich gewesen. War sie gekommen, um sich über ihn lustig zu machen? Es wäre nicht unbedingt überraschend, wenn sie das vorhatte. Trotzdem überraschte ihr Besuch genau jetzt. Und sie schaffte es doch tatsächlich, dass er sich neben ihr direkt underdressed vorkam. Das passierte dem jungen Mann nicht häufig. Ein Auge öffnete sich leicht und schielte zur Seite. Sie wirkte ein wenig auf der Hut. Aber adrett wie eh und je.
Mimir war schon eine Klasse für sich, oder? Zuerst glaubte Esmée, dass er sich amüsierte, doch sobald sie in sein Gesicht blickte, war dort einfach… gar nichts. Keine Regung, nicht einmal ein minimales Zucken des Mundwinkels. Die Prinzessin hatte noch nie zuvor aus nächster Nähe mit einem Reptilia zu tun gehabt und fragte sich, ob alle Angehörigen dieses Volkes so waren. Oder war es einfach nur eine Eigenschaft von Mimir persönlich? Schwierig zu sagen, so beim ersten Kennenlernen. Auf die Erläuterung hinsichtlich der Wärme in der Schmiede blieb die de Bosco stumm, deutlich interessanter fand sie die Erwähnung von Arkos. Genauer gesagt: Die Tatsache, dass der Rothaarige bereits über sie gesprochen hatte. Worüber genau? Quests, natürlich, aber was noch? Waren es gute oder eher negative Berichte gewesen? Esmée versuchte händeringend, aus dem Blick des Reptilia zu lesen, aber das war selbstverständlich ein hoffnungsloses Unterfangen. Es interessierte sie brennend. „Vielleicht habt Ihr mein Gesicht auf einem Plakat gesehen?“, versuchte die Dunkelhaarige dem Mann auf die Sprünge zu helfen, als er erwähnte, dass ihr Gesicht ihm bekannt vorkam. Den Job als Model hatte Esmée zwar bereits vor einer Weile an den Nagel gehangen, aber es kam immer noch vor, dass sich Menschen an Poster und Plakate von ihr erinnerten. Es dauerte wohl eine Weile, bis man nach so einem Job wirklich in Vergessenheit geriet. Tja, dass das nicht die klügste Idee gewesen war, nachdem sie doch als Prinzessin aus Bosco geflohen war, wusste die junge Frau mittlerweile auch. Die Zeit zurückdrehen konnte sie dennoch nicht. Ein Klingeln ertönte und die hellblauen Äuglein folgten dem Faden, der in das obere Stockwerk des Gebäudes führte, dann sah sie wieder hinüber zu Mimir und nickte. Sie folgte der Aufforderung und setzte sich mit geradem Rücken auf die gepolsterte Bank – gespannt darauf, ob der Aurelius wirklich gleich erscheinen würde.
Und wie er das tat.
Okay, zugegeben: Mit diesem Erscheinungsbild hatte die de Bosco nicht gerechnet. Sie kannte den Rothaarigen in dunklen, edel wirkenden Kleidungsstücken, nicht selten in einem länglichen Mantel aus festem Material und mit goldenen Verzierungen. Aber lockere Stoffhose und Shirt? Dazu die langen, nicht ganz ordentlichen Haare, die ihm über die Schulter fielen. Auch der Kaffee in seinen Händen wurde seitens Esmée kurzzeitig betrachtet, der leichte Geruch nach Kiefernadeln, der auf eine frische Dusche hindeutete. Esmée hob das Gesicht und erwiderte den überraschten Blick, den sie von Arkos erhielt. „Arkos“, antwortete sie ihm und … schmunzelte sie da etwa? Ganz klar hatte er nicht mit ihrer Erscheinung gerechnet. Nur kurz verfolgte die 19-Jährige den Dialog zwischen Vater und Sohn, bevor der Aurelius zu ihr hinüberkam und sich direkt neben sie setzte. War Esmée nervös? Vielleicht ein bisschen. Sie betrachtete sein Profil und hob die Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln an. „Nein, dass du nicht mit mir gerechnet hast, ist offensichtlich.“ Was wäre eine Konversation zwischen ihnen ohne diese kleinen Spitzen zwischendurch? Es hatte sich irgendwie eingespielt. „Das wurde ich eben schon gefragt: Nein, kein Werkzeug für mich.“ Sie schüttelte den Kopf und warf einen Blick hinüber zu Mimir – zumindest zu den Umrissen, die gerade noch so erkennbar waren. Es fühlte sich merkwürdig an, mit Arkos zu sprechen, während sein Ziehvater irgendwie im Raum war… und irgendwie auch nicht. Sie fühlte sich beobachtet. Kurzzeitig überlegte Esmée, wie sie ihre Thematik einleiten sollte, doch dann öffnete sie ihre Umhängetasche und holte einen kleinen, fein säuberlich gefalteten Zettel hervor. Das Papier hielt sie dem Aurelius entgegen und noch bevor er es auseinandergefaltet hatte, begann Esmée zu erzählen: „Ich war nochmal im La Spécialité De Bosco“, sie legte die Hände in den Schoß und verschränkte die Finger ineinander. Warum sie nochmal dort gewesen war? Vielleicht Heimweh. Vielleicht, weil sie noch öfter über das gemeinsame Essen und das Gespräch mit Arkos nachgedacht hatte. Ganz sicher konnte die Dunkelhaarige es nicht sagen. „Die Inhaberin erzählte mir von einem Verwandten, der in Nord-Fiore wohnt und dort ebenfalls als Koch tätig ist. Er versucht wohl derzeit, dort mit einem eigenen Restaurant sesshaft zu werden, allerdings fehlt ihm hierfür noch das entscheidende Gericht, mit dem er sich einen Namen machen kann. Er braucht Hilfe.“ Esmée stoppte in ihren Erzählungen und deutete nun wieder auf den Zettel, den sie Arkos überreicht hatte. „Es geht darum, Zutaten zu sammeln. Ich weiß auch nicht, irgendwie… ich wollte gerne helfen. Und deshalb habe ich versprochen, mich um die Quest zu kümmern, wenn sie den Auftrag an die Gilde Satyrs Cornucopia weitergeben würde. Das hat sie getan und jetzt…“ Die Prinzessin atmete tief durch und hob den Blick an, um direkt in die goldenen Iriden des Aurelius zu blicken. „… ich wollte dich fragen, ob du diese Quest mit mir gemeinsam erledigen würdest, Arkos.“ Man hätte es auch anders formulieren können: Sie wollte ihn um Hilfe bitten. Aber das war etwas, das die Dunkelhaarige so – insbesondere in Anwesenheit seines Ziehvaters – doch nicht über die Lippen bekam. Der Schmied kannte Esmée mittlerweile vermutlich gut genug, um auch so zu erkennen, was sie eigentlich hatte sagen wollen.
Arkos nahm die Spitze mit einer ungewöhnlichen Gelassenheit entgegen. Es war nicht unerwartet und außerdem war das weitaus weniger, als er von Esmée gewöhnt war. Sein eines geöffnetes Auge hatte ihren Gesichtsausdruck mitgeschnitten und hatte sich dafür entschieden, sie in einem wohlwollenden Licht zu sehen. Es wirkte einfach nicht so als wäre sie hierhin gekommen, um sich mit ihm zu streiten. Es musste also irgendetwas anderes geben, wobei er ihr helfen konnte, oder? Ansonsten wäre sie vermutlich nicht hier aufgetaucht. Seine Worte vor ihrer Wohnung waren ehrlich gewesen, aber trotzdem konnte er sich nicht so recht vorstellen, wobei sie an einem solchen schönen Morgen Hilfe gebrauchen konnte. Außer sie war hier, um... einfach nur vorbeizuschauen? Ein wenig neugierig öffneten sich die goldenen Augen wieder und sein Gesicht wendete sich der jungen Frau zu, während sie weitersprach. "Hm", machte er zustimmend, um ihr zu bedeuten, dass er ihr zuhörte. Mit einem leichten Stirnrunzeln sah er auf das Papier, welches sich in seiner einen freien Hand befand. Was war das? Ein Zettel, auf dem stand: 'Willst du mit mir gehen'? Arkos schmunzelte leicht in sich hinein und tat den Gedanken als Quatsch ab, aber es wäre schon witzig gewesen. Es freute ihn tatsächlich unnötigerweise stark, dass Esmée offenbar begeistert genug von der Location gewesen war, um noch einmal dorthin zurückzukehren. Arkos selbst war auch noch einmal da gewesen, allerdings eher wegen dem Schirm. Zwar hatte er sich einigen Fragen stellen dürfen, aber weiter war das Gespräch dann auch nicht gegangen.
Leider klärte sich die Situation doch schneller als gedacht. Esmée war nicht speziell hierher gekommen, um ihn zu sehen, und besonders nicht um ihm den Hof zu machen, sondern um ihn um seine Hilfe bei einer Quest zu fragen? Arkos lächelte leicht, und musste innerlich über seine eigenen verspielten Gedanken lachen - was war nur los mit ihm? Heute war er wirklich außergewöhnlich entspannt. Wie alt war er, sechszehn? Wenn er gleich an die Arbeit gehen würde, musste er definitiv wieder seinen professionellen Touch wiederfinden. Mal abgesehen davon, dass er eh nicht wirklich gewusst hätte, was er mit einer ihn umwerbenden Esmée hätte anfangen sollen. Es war ein dermaßen absurder Gedanke, dass er den Gedanken amüsiert beiseite schob, um nicht zu lachen. Als ob Esmée jemals überhaupt jemandem richtig zeigen konnte, dass sie sich für ihn oder sie interessierte. Sie war sicherlich der Typ Mensch, der darauf wartete, dass man ihr den Hof machte. Und das notfalls auch ein ganzes Leben lang. Ja, so wirkte sie. Trotz der irgendwie liebenswürdigen Aura heute. "Hm", machte er noch einmal, sah nachdenklich wirkend in die blauen Seelenspiegel der Boscostämmigen. In seinen goldenen Augen war eine Ruhe zu sehen, die weicher war als sonst - es war nicht einfach, dass er still war. Er wirkte auch nicht versessen darauf, zum Punkt zu kommen.
Arkos antwortete nicht sofort, sondern hob die Tasse mit dem Kaffee fast demonstrativ an die Lippen und trank einen genüsslichen Schluck.
Okay, es war schon offensichtlich: Trotz ihres klärenden Gesprächs und die größtenteils geklärten Animositäten und Gefühle zwischen ihnen genoss er es immer noch ein wenig zu sehr, sie ein wenig aufzuziehen. Allerdings wollte der Rotschopf auf keinen Fall wieder so weit gehen, wie er es sich in der Vergangenheit geleistet hatte, und legte den Kopf ein wenig schief. Es war aber auch ein wenig die Schuld der Dunkelhaarigen: Wie kam es, dass sie es schaffte, an dem einen Tag hier aufzutauchen, an dem er nicht schon lange bei der Arbeit war? Es wirkte beinahe beabsichtigt, aber während Arkos meinte, in ihren blauen Augen einiges zu sehen - es schien ihm nicht so, als wolle sie etwas böses. Im Gegenteil. Und vielleicht war es das, was ihn ein wenig aus der Bahn warf. Sie wirkte so... umgänglich, wenn sie nicht gerade die Nase in den Wolken hatte. Nun, wie dem auch sei - ganz unabhängig von seinen ganzen Gedanken bezüglich Esmée war seine Antwort selbstverständlich klar. Auch wenn sie es nicht direkt gesagt hatte: Sie hatte ihn um Hilfe gebeten, und die Art und Weise war nicht fordernd, hochnäsig oder überheblich gewesen. Im Gegenteil. Sie war dermaßen höflich und lieb gewesen, dass Arkos niemals hätte Nein sagen können.
"Gern. Gib' mir fünf Minuten." Seine Antwort war kurz und knackig, und er hob die Tasse an seine Lippen, trank noch einmal zwei Schlucke. Seine Augen schlossen sich für einen Moment zufrieden, als ein Lächeln über seine Züge huschte. "Weil du mich ja kennst, hast du sicherlich schon alles vorbereitet und bist für die Abreise bereit." Diese wieder ein wenig pointierte Anmerkung entlockte ihm ein kleines Grinsen, aber ein Schnaufen von hinten im Raum ließ seinen Gesichtsausdruck wieder normal werden. "Ist das okay, Vater?" "Bitte", brummelte es von neben der Esse. Der Reptilia öffnete seine goldenen Augen wieder und spähte in die Nähe der Bank, auf der die beiden jungen Menschen saßen. "Bist zu unruhig. Wird Zeit, dass du rauskommst. Ich komme klar." "Hm", machte Arkos zustimmend - erneut - und schien zufrieden über die Antwort zu sein, trank dann seinen Becher aus, erhob sich mit einem Seufzen und streckte sich erneut ein wenig. "Ich bin gleich wieder da", ließ er Esmée dann mit einem abwesenden Lächeln wissen, berührte ihre Schulter kurz mit der Rückseite seiner Hand und tappte dann auf seinen nackten Füßen zurück in Richtung der Treppe. Mimir sah ihm für den Moment hinterher, richtete den Blick dann wieder auf Esmée. "Schätze, dass du einer der Gründe bist, wieso er sich verändert, Mädchen. Das ist gut." Der Reptilia grunzte leicht. "Das hatte ich gehofft, als ich ihn zur Gilde geschickt habe. Aber... Bosco? Hmm..." Er grummelte ein wenig vor sich hin und sah dann zu Esmée. "Ah, natürlich. Du stammst aus Bosco, das sieht man sofort. Entschuldige, ihr Menschen seid euch manchmal sehr ähnlich für einen alten Echsenmann wie mich. Deshalb kamst du mir wohl bekannt vor. Ich war vor langer Zeit öfter in der Gegend." Es schien nicht so als wäre er sonderlich erpicht darauf, weiter darüber zu sprechen, im Gegenteil - er schien in Gedanken zu versinken. Erinnerungen, vielleicht?
Es dauerte minimal länger als fünf Minuten. Esmée hatte also noch ein paar Minuten, um Mimir zu antworten oder sich über seine Worte Gedanken zu machen, aber nach um-und-bei sechs Minuten und dreißig Sekunden kam Arkos die Treppe wieder herunter - und seine Stiefel machten ganz eigene, charakteristische Geräusche dabei. Offensichtlicherweise wirkte er irgendwie... größer, etwas schwerer, ernster in dem Outfit. Esmée kannte es, und es war eher das, was sie wohl erwarten würde. Hatte Arkos wirklich immer alles bereit, um sofort loszustiefeln? Na, selbstverständlich. Zumindest die wichtigsten Dinge - und eine Zutatensammelaktion schien nun nicht dermaßen herausfordernd zu sein, oder? Er trat wieder an den Tresen und warf seinem Vater einen Blick zu, welcher aber nur eine verscheuchende Handbewegung machte. "Pass auf dich auf, Vater." "Gleichsam, Junge. Und du auch, Mädchen", brummte der alte Mann und trat auf Esmée und Arkos zu, reichte dem Rotschopf seinen Hammer. Wortlos schnallte sich der Satyrs-Magier das Werkzeug an die Hüfte und sah dann auf den Questzettel, runzelte kurz die Stirn und nickte dann nach draußen - sie konnten auch auf den Weg weiterreden, oder?
"... eine A-Rang-Quest? Für eine Chili und eine Tierjagd? Klingt schon zu einfach, oder?" Seine Weichheit von vorhin war seiner üblichen Professionalität gewichen, zumindest für den Moment, als die schwere Holztür hinter ihm ins Schloss fiel.
Gerader Rücken, Bauch rein, Brust raus… das war die richtige Grundhaltung. Sich bloß nicht anmerken lassen, wie aufgeregt man war. Moment – war sie das? Aufgeregt? Tzz. Die Prinzessin wollte die Augen über sich selbst verdrehen, aber das hätte die Maskerade natürlich endgültig auffliegen lassen. Als Tochter des Königs von Bosco war Esmée vor allem eines gewohnt: Sie gab einen Befehl und die Leute um sie herum sputeten, um diesem Befehl auch nachzukommen. Es war nicht so, dass die 19-Jährige dieses Verhalten bewusst genossen hatte, aber das war eine Art und Weise, die einem eben doch irgendwann in Fleisch und Blut überging. Man fand in seine Rolle und akzeptierte diese. Sie war es in der Vergangenheit nicht gewohnt gewesen, Widerspruch zu erhalten, weshalb man es sich auch abgewöhnte, Dinge als wirkliche Bitten zu formulieren. Mittlerweile war der Dunkelhaarigen aufgegangen, dass sie sich ändern musste und es nicht selbstverständlich war, immer nur mit der Nase in den Wolken zu leben. Und doch… die Gewohnheit in dieser Hinsicht fehlte. Entsprechend aufgeregt war sie, während sie das Schweigen des Schmiedes nach ihren Worten ertrug.
So eine Bitte konnte auch einfach abgelehnt werden.
Esmée würde vermutlich hochrot anlaufen, irgendwelche Worte stammeln und ganz schnell das Etablissement verlassen, da sie die Verbindung zwischen sich und Arkos dann gänzlich falsch eingeschätzt hatte. Aber… sie hätte es versucht. Und das war doch auch schon etwas wert, oder? Die de Bosco schluckte unterbewusst und setzte alles daran, sich diese vielen Gedanken nicht allzu deutlich anmerken zu lassen. Ein kleines, erleichtertes Ausatmen konnte sich Esmée trotz all ihrer Bemühungen nicht verkneifen, als der Aurelius sie endlich erlöste: Er stimmte zu. Die Mundwinkel der jungen Frau hoben sich zu einem kleinen Lächeln, das jedoch sofort gefror, als er davon sprach, dass sie doch mit Sicherheit schon alles für die Reise bereit hätte. Äh… Moment. Nein, also… doch, aber irgendwie auch nicht. „Also…“, begann sie und verstummte, als sie die Berührung von Arkos an der Schulter spürte. Er berührte sie! Warum… Was… so viele Empfindungen strömten durch den Körper der Prinzessin, dass es ihr wirklich die Sprache verschlug. Und dann war der Rothaarige auch schon wieder verschwunden und ließ sie mit den wirren Gedankengängen einfach sitzen.
So viel dazu.
Esmée hatte noch eine Weile auf die Tür gestarrt, hinter der Arkos verschwunden war, bevor Mimir sie wieder aus den Gedanken riss. Die hellblauen Augen wanderten hinüber zum Reptilia – Arkos hatte sich also verändert, ja? Die Dunkelhaarige versuchte den jetzigen Schmied mit der Person zu vergleichen, die sie vor einigen Monaten das erste Mal in der Halle von Satyrs Cornucopia kennengelernt hatte, aber… so richtig wollte der Vergleich nicht funktionieren. Sie waren damals so schnell aneinander geraten, dass das Bild, das die Prinzessin von dem Rothaarigen erlangt hatte, getrübt gewesen war. Wenn man danach ging, hatte sich Arkos tatsächlich verändert. Sie selbst aber auch, oder? „Ihr wart in Bosco?“ Das war etwas, womit Esmée nicht gerechnet hatte. Ein musternder Blick lag auf Mimir und ganz kurz befürchtete sie, dass der Ziehvater ihres Gildenkollegen irgendeine Ahnung über ihre königliche Herkunft haben könnte. Aber… nein, es wirkte nicht so. Vielmehr sah es so aus, dass er einzig die Ähnlichkeit zu anderen Bewohnerinnen und Bewohnern des Königreiches erkannte. Sie als Prinzessin war nicht viel in der Öffentlichkeit unterwegs gewesen, weshalb es eigentlich unmöglich war, dass Mimir sie als solche identifizierte, oder? Dennoch: Wieder meldete sich das Misstrauen in der jungen Frau und sie hatte das Bedürfnis, sich dem direkten Blick des Reptilia zu entziehen. „Ein ungewöhnlicher Ort für einen Reptilia, der die Wärme sucht“, wiegelte sie ein wenig ab und sah zur Seite, um zu verhindern, dass Mimir sie noch genauer unter die Lupe nahm. „Aber ich hoffe, dass es nicht nur negative Erinnerungen sind, die Ihr mit meiner Heimat verbindet.“ Und das meinte die Schwarzhaarige auch so. Ganz gleich, was man sich heutzutage über Bosco erzählte, Esmée wusste, wofür ihr Königreich einst gestanden hatte und genau das war der Gedanke, an dem die junge Frau festhielt. Ihre Motivation, weiter zu machen, mit dem klaren Ziel vor Augen, eines Tages dorthin zurückzukehren. Das wäre der Tag, an dem die Prinzessin Fiore hinter sich lassen würde – wenngleich sie die Bekanntschaften, die sie hier geschlossen hatte und die Erfahrungen, die sie hatte machen dürfen, sicherlich immer im Herzen tragen würde.
Irgendwann – nicht sonderlich lange später, wohlgemerkt – kehrte Arkos zurück. Verschwunden waren lockeres Shirt und Stoffhose, zurück war das Erscheinungsbild, mit dem Esmée bereits bei ihrer Ankunft in der Schmiede eher gerechnet hätte: Schwere Stiefel, langer Mantel, goldene Akzente. Nachdem Mimir dem jungen Mann seinen Hammer überreicht hatte, setzte die Prinzessin der Höflichkeit halber zumindest zu einer angedeuteten Verbeugung mit dem Kopf an. „Es hat mich gefreut, Mimir“, verabschiedete sie sich ebenso von Arkos Ziehvater und wandte sich dann gemeinsam mit ihrem Gildenkollegen dem Ausgang zu. Esmée hatte sich in der kurzen Zeit in der heißen Schmiede so sehr an die warmen Temperaturen gewohnt, dass die Kälte auf den Straßen der Stadt sie überraschte. Ohne groß darüber nachzudenken, hielt sie Arkos ihre kleine Umhängetasche hin… und stutzte mal wieder über ihr eigenes Verhalten, als der Schmied die Tasche nicht sofort abnahm. „Kannst du kurz halten?“, fragte sie und schob sogar noch ein etwas leiseres „Bitte“ hinterher. Ganz gleich, was Arkos über das Verhalten dachte, er kam der Bitte mal wieder nach und so bekam die junge Frau Gelegenheit, ihren schwarzen Mantel anzuziehen. Die Knöpfe schloss sie noch im Gehen und nahm dem Schmied die helle Umhängetasche danach natürlich wieder ab. „Wir müssten noch kurz bei mir vorbeischauen. Ich habe eine Tasche für die Reise gepackt, aber noch nicht mitgenommen. Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass du… so schnell dabei wärst.“ Ja, sie hatte diese Tasche gepackt. Alleine, ohne Hilfe. Mit einem prüfenden Seitenblick sah sie zum Schmied und neigte den Kopf ein bisschen zur Seite, strich sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr. Natürlich hatte sie gehofft, dass Arkos ihr helfen würde, aber bei dieser grundsätzlichen Hoffnung war es auch geblieben. Sie war davon ausgegangen, dass er sich mehr vorbereiten müsste, dass er vielleicht andere Verpflichtungen hätte, denen er vorher nachgehen müsse. Aber es freute Esmée, dass der Schmied sich wirklich sofort die Zeit für sie nahm. War es das, was eine echte Freundschaft ausmachte? Sie sah wieder auf den Pfad vor sich und gab die Richtung vor. Oder dachte sie nur, dass sie die Richtung vorgab? Bei ihrem schlechten Orientierungssinn war es ganz gut, dass Arkos selbst wusste, wo sie wohnte und auch den Weg zwischen der Schmiede und ihrer Wohnung kannte. So konnte der Rothaarige immer dann korrigieren, wenn Esmée kurz davor war, irgendwo falsch abzubiegen. „Ich war auch überrascht“, griff sie nach kurzer Zeit den Faden mit der Quest wieder auf. „Aber Shika meinte, dass die Zutaten laut ihrem Bekannten schwierig zu besorgen sein sollen. Ansonsten hätte er sich selbst bereits darum gekümmert. Was genau dahintersteckte, konnte sie mir allerdings auch nicht erklären. Auf Anraten ihres Bekannten, der lieber fähige Magier beauftragen wollte, hat sie es als A-Rang-Quest in Auftrag gegeben.“ Fähige Magier – also solche wie Arkos und sie? Die Prinzessin lächelte bei dem Gedanken an die Aufträge, die sie bereits erfüllt hatte und auch die Tatsache, dass ihre Fähigkeiten deutlich gewachsen waren. Sie entwickelte sich nicht nur mental, sondern auch körperlich weiter und so kam sie ihrem Ziel, Bosco zu helfen, kontinuierlich näher. Man konnte ihrem Unterton also anhören, dass sie durchaus von sich überzeugt war, als sie mit einem Schmunzeln erwähnte: „Hoffen wir mal, dass wir seinen Ansprüchen genügen werden.“
Hätte man Arkos gesagt, dass Esmée einige Probleme damit (gehabt) hatte, nach Hilfe zu fragen, dann hätte er wohl zustimmend genickt und seinen uneingeschränkten Glauben an diese Worte deutlich gemacht.
Hätte man ihm allerdings gesagt, dass sie nahezu Angst vor der Antwort gehabt hatte, dann hätte er wohl ein wenig fragend ausgesehen. Die junge Frau war ihm bisher nicht wirklich so vorgekommen, als würde sie sonderlich viel darauf geben, was andere über sie dachten. Obwohl... die Szene in Heather Town ja durchaus etwas anderes andeutete. Der Rotschopf dachte für einen Moment darüber nach - er hatte vermutete, dass es einfach ihr Stolz gewesen war, der ihr in den Weg gekommen war. Aber, wenn er so genau darüber nachdachte... könnte es sein, dass ihr Stolz sie überhaupt erst in die Lage versetzt hatte, die Situation durchzustehen? Sein Blick huschte wieder zu der Magierin. Prompt musste er verdutzt blinzeln, weil ihm eine Tasche entgegengehalten wurde. Was sollte er damit anfangen? Oh. Halten. Klar.
Er summte zustimmend und nahm das Täschchen in die Hand. Es sah lächerlich klein aus an ihm, aber er trug es ohne mit der Wimper zu zucken die paar Schritte mit sich, während er Esmée dabei zusah, wie sie sich wieder einpackte. Ja, das war wahrscheinlich sinnvoll. In der Schmiede war es immer mollig warm, man konnte fast vergessen, dass draußen nicht gut 28 Grad waren. Einer der Gründe, wieso er... erstaunlich schlecht mit Kälte umgehen konnte. Arkos hatte immer das Bedürfnis, irgendeine Wärmequelle mich sich herumzutragen, wenn es kalt war. Auch seine Tendenz, sich wärmer anzuziehen als notwendig kam wahrscheinlich von dieser leichten Kälteempfindlichkeit. Esmée selbst war allerdings auch nicht unbedingt luftig gekleidet, merkte er. Für einen Moment gab er ihr ein mentales Kompliment ihres Outfits - eine Sache, in der die junge Dame wirklich noch nie enttäuscht hatte. Bei ihrer Attitüde wäre das wahrscheinlich auch nicht unbedingt angemessen gewesen, aber er erinnerte sich für einen Moment an ihre modische Kleidung an dem Tag ihrer Verabredung. Dann zurück zum heutigen Tag... und den vorigen Begegnungen... und er geriet noch ein wenig mehr ins Grübeln. Er war sich verhältnismäßig sicher, dass Esmée bisher nicht einmal ein ähnliches Outfit, geschweige denn ein gleiches Kleidungsstück getragen hatte. Seine Augen weiteten sich ein wenig, und die goldenen Seelenspiegel starrten sie kurz an.
Sie hatte einen gewaltigen Kleiderschrank, oder? Die Indizien schrieen danach.
Moment, wenn sie sagte, sie hatte schon eine Tasche gepackt, was bedeutete das? Tasche? Oder mehrere Koffer? Bislang waren sie noch nicht so weit zusammen gereist, dass so etwas vonnötigen gewesen wäre. Die kommende Quest aber verlange ein wenig mehr Zeit und damit auch neue Herausforderungen. Und ein gewisser Kollege war heute nicht dabei, um ihr dabei zu helfen, Krapfen oder alles andere, was eine junge Frau so benötigte, herumzuschleppen.
... hatte sie ihn nur gefragt, weil er stark genug aussah, ihren Kram zu tragen?
"Wie....so nicht?", fragte er ein wenig zögerlich, während er noch über den Gedanken von vorher sinnierte. Er rekalibrierte sich und fokussierte sich komplett auf Esmée, sah in ihre blauen Augen. Ein wenig verwirrt legte er den Kopf schief. "Hast du gedacht, ich würde nicht mitkommen?" Natürlich hätte es durchaus sein können, dass er gerade in der Schmiede etwas zu tun gehabt hätte - oder, naja, seine gesamte Anwesenheit war natürlich nicht garantiert gewesen. Trotzdem fragte er sich, was genau sie damit meinte. Arkos schätzte, dass es nicht einfach nur ein 'Du hättest ja nicht da sein können' war, welches sie damit meinte. "Oder hättest du gedacht, du hättest noch mehr Überzeugungsarbeit leisten müssen? Hast du denn noch etwas in Petto?" Etwas amüsiert schmunzelte er, schüttelte dann leicht den Kopf. Er war nun einmal ein Mann der Tat. Und wenn sie ihn brauchte, dann würde er mitkommen. So einfach war das. Die einzige Frage die noch ein wenig offen war war, ob Erial plötzlich auftauchen und sich an ihren Rockzipfel hängen würde. Bisher hatte es aber nicht so gewirkt. Was machte der kleine Speerkämpfer eigentlich im Moment so? Arkos hatte ihn nicht mehr gesehen, seit er ihm die Lanze repariert hatte.
"Hm", brummte er zustimmend. Arkos fiel auf, dass er das heute schon überstrapaziert hatte, und räusperte sich leicht, tappte sich ein wenig zerknirscht auf die Nase. Eigentlich war er ja derjenige, der die Ansagen machte, nach vorne ging, um etwas zu erledigen. Aber in dieser Konstellation war es nun definitiv Esmée, die die Hebel in der Hand hatte, und erstaunlicherweise störte ihn das nicht furchtbar. Trotzdem sollte er wohl ein wenig kommunikativer an die Sache herangehen. "Klingt nicht nach Problemen, obwohl ich schon einmal in der Wüste nach einer Frucht suchen sollte. Es stellte sich als schwieriger heraus als gedacht." Arkos hatte gelernt, die verdammten Quests nicht zu unterschätzen. Etwas gedankenverloren verschränkte er die Arme vor der Brust, ließ sich noch einmal die Questbeschreibungen durch den Kopf gehen, die er bisher gesehen hatte. Sie waren nahezu allesamt obskur gewesen, und wenig hilfreich noch dazu. Nur die wenigsten hatten das gehalten, was sie versprachen. Dabei kam ihm ein neuer Gedanke. "Wobei mir einfällt, dass ich nicht sicher bin..." Er kratzte sich an der Wange. "Wissen wir voneinander, wozu wir in der Lage sind?" Die Frage war wertoffen formuliert, fand er. Er war sich wirklich nicht ganz sicher. Zwar hatte der Schmied nie wirklich ein Geheimnis um seine Präferenzen gemacht und Esmée konnte sich wohl denken, was er in etwa in einem Kampf machen würde, aber wenn sie in eine Notlage kommen würden - so wie er und Lian - dann würde das möglicherweise nicht ausreichen. Allerdings bedeutete das auch, dass Esmée ihn nicht unbedingt aufgrund seiner Fähigkeiten gefragt hatte. Sie musste wohl wirklich in einem Dilemma gesteckt haben.
Die Wohnung von Esmée kam näher, und er hatte sie nur zweimal mit subtilen Körperbewegungen davon abhalten müssen, abzubiegen. Er fand, das war eine gute Quote, oder? Übrigens ging er selbstverständlich davon aus, dass er sie in ihre Wohnung begleiten würde. Sie würde ihn also aufhalten müssen, wenn sie verhindern wollte, dass er ihren Wohnraum von Innen sah. "Übrigens, der Zielort ist ziemlich weit im Norden... warst du schon einmal dort?" Sein Blick ruhte auf ihrem Gesicht. "Ich war dort in der Nähe und fand die Atmosphäre... anders als hier in Maldina. In Vinternatt war ich allerdings noch nie." Er freute sich nicht unbedingt auf die Kälte.
Esmée war zu sehr in ihre eigenen Gedanken versunken, um mitzubekommen, dass sie sich ohne die Hilfe von Arkos mindestens zweimal auf dem Weg zu ihrer Wohnung verlaufen hätte. Die Fragen, die der Schmied gestellt hatte, waren alle legitim: Warum war es eine A-Rang-Quest? Mehr als die Details, die Shika geteilt hatte, kannte die Prinzessin auch nicht, sodass sie und ihr Kollege vermutlich erst vor Ort die wahre Tragweite der Quest erfahren würden. Der Erfahrung nach zu urteilen waren die Aufträge der Gilden allerdings eher zu niedrig als zu hoch eingestuft, sodass Esmée davon ausging, dass es nicht ganz so leicht werden würde, wie es zuerst den Anschein machte. Übrigens war auch das ein Grund, warum die Dunkelhaarige ausgerechnet Arkos um Hilfe gebeten hatte: Álvaro und Erial neigten dazu, die 19-Jährige von hochrangigen Aufträgen fernhalten zu wollen. Gleichzeitig wusste die Explosionsmagierin mittlerweile allerdings, dass sie nur wachsen konnte, wenn sie sich verschiedenen Herausforderungen stellte und der Aurelius hatte deutlich gemacht, dass er nicht vorhatte, sie dahingehend aufzuhalten. Es gab aber noch eine Frage, die Arkos gestellt hatte: War sie schon einmal in Nord-Fiore gewesen? Immerhin darauf konnte Esmée antworten: „Ich war bisher nur einmal kurz dort.“ Auf der Durchreise, um genau zu sein. Irgendwo im Norden des Landes hatten Erial und sie die Grenze zu Fiore übertreten, waren dann allerdings ziemlich schnell in südliche Richtung verschwunden, um mögliche Verfolgerinnen und Verfolger abzuhängen. Wo genau sie und ihre Palastwache sich damals aufgehalten hatten? Die Prinzessin wusste es nicht. Wie so oft hatte sie sich damals gänzlich auf den Novel verlassen und die Namen der Ortschaften waren so schnell wieder aus den Erinnerungen der Schwarzhaarigen gelöscht worden, wie sie aufgetaucht waren. Vielleicht würde Esmée ein paar der Ortschaften wiedererkennen, wenn sie erstmal dort war. Vielleicht aber auch nicht, das würde eine Überraschung bleiben. „Zumindest das Klima hat gewisse Ähnlichkeit mit jenem in Bosco. Aber ich denke nicht, dass du auf die Temperaturen anspielst, oder?“ Sie sah zur Seite und erwiderte den direkten Blickkontakt der goldenen Iriden mit einer angehobenen Augenbraue. Dass es in Süd-Fiore tendenziell wärmer war als im Norden war so naheliegend, das wusste man auch, wenn man nur ein paar Bücher über die Regionen von Fiore verschlungen hatte. Spielte der Rothaarige wohlmöglich auf die Anwohnerinnen und Anwohner Nord-Fiores an? Mit diesen hatte sich Esmée damals zu wenig beschäftigt, sodass sie keinen wirklichen Eindruck hatte gewinnen können. Sie sah wieder nach vorne, denn die Wohnung kam in Sichtweite. „Ich bin übrigens nicht direkt davon ausgegangen, dass du nein sagen würdest“, ging sie noch auf die Thematik ein, die Arkos zuvor angesprochen hatte und blieb vor der Tür des Gebäudes stehen. „Ich dachte nur, du hättest vielleicht noch andere Verpflichtungen in der Schmiede. Du hast auf mich zumindest immer den Eindruck erweckt, als wärst du dort mit deinen Aufträgen immer sehr beschäftigt und hättest nur gelegentlich mal Zeit, um auch einen Auftrag als Magier zu erledigen.“ Sie sah zur Seite und schmunzelte den Aurelius amüsiert an. „Was ein Glück, dass das heute nicht so war“, ergänzte sie und es lag eine gewisse Betonung auf dem Wort heute. Es könnte aber auch nur Einbildung gewesen sein.
Damit wäre für den Moment alles gesagt, oder? Die Prinzessin schloss auf und trat in das Gebäude, stieg sogleich in den Fahrstuhl (den es hier natürlich gab) und fuhr bis ins oberste Stockwerk. Dass der Rothaarige bis hierhin folgte, war für Esmée nicht einmal eine Erwähnung wert, wenngleich sie fest davon ausging, dass er im Flur auf sie warten würde. Entsprechend naiv trat die Dunkelhaarige vor ihre Wohnungstür, schloss auch diese auf und ging ohne sich noch einmal umzudrehen direkt in den Eingangsbereich, der fließend in die teuer eingerichtete Wohnküche überging. Eigentlich wollte Esmée nur ihre Handtasche auf der Küchentheke ablegen und zuckte sichtlich zusammen, als sie… Arkos direkt hinter sich selbst ausmachte. Er war ihr gefolgt? Mitten in die Wohnung? Ohne zu fragen?! „… komm doch gerne herein.“ Nicht, dass es überhaupt noch etwas brachte, das zu sagen. Arkos schien sich keiner Schuld bewusst zu sein, weshalb die Prinzessin es dabei beließ. „Warte hier, ich bin gleich wieder da.“ Nur um sicherzugehen, dass Arkos nicht auch noch nach oben in den Schlafbereich folgte. Während Esmée über eine Seitentreppe in das obere Stockwerk der Wohnung huschte, hatte Arkos Zeit, sich zumindest ein klein wenig umzusehen. Allerdings nicht sonderlich lange, denn ziemlich schnell konnte man erneut Schritte auf den Treppenstufen hören, kombiniert mit einem… Ächzen? „Ich… bin bereit…“ Es war nicht nur der Körper der 19-Jährigen, der wieder im Wohnbereich auftauchte, sondern auch ihr Gepäck. Ein Rucksack, der gefühlt doppelt so groß und doppelt so breit wie die Prinzessin war und seinen Schatten auch auf Arkos warf. „Es war… gar nicht so einfach… sich auf das Nötigste zu beschränken…“ Das Lächeln der Explosionsmagierin konnte nicht hinwegtäuschen über die angestrengte Stimme und die Schweißperlen, die ihr bereits jetzt auf der Stirn standen. Absolut ausgeschlossen, dass Esmée mit diesem gigantischen Gepäck den Weg nach Nord-Fiore, geschweige denn eine gesamte Quest bewältigen könnte. Ersatzschuhen, Lockenstab und Glätteisen, das komplette Make-Up-Set und der Dreifach-Reiseadapter gehörten eben auch zum absoluten Minimum, was für eine erfolgreiche Questdurchführung benötigt wurde, oder?
Hm, irgendwie hatte er erwartet, dass sie vielleicht öfter in der Gegend gewesen war. Es war offensichtlich, dass sie einen Grund hatte in Fiore zu sein und nicht in Bosco. Er hätte jetzt erwartet, dass sie vielleicht aus der Grenzregion kam und vielleicht durch die andauernden Konflikte vertrieben worden war, aber das genügte als Antwort auf die unbeantworteten Fragen offenbar nicht wirklich aus. Er nickte also nur und dachte sich seinen kleinen Teil. Esmée war ja offenbar nicht unbedingt... vielgereist. Ja, sie kam aus Bosco, aber jemand der nicht einmal wusste, dass man Kutscher bezahlte war sicherlich niemand, der schon viel herumgekommen war und sich mit den verschiedensten Dingen beschäftigt hatte. Nachdenklich kratzte er sich am Kinn und wiegte dann den Kopf. "Ein wenig schon. Aber nur teilweise. Die Menschen wirkten... rauer als hier." Die Leute waren schon ein wenig anders gewesen. Maldina war sehr offen und freundlich gegenüber Fremden und allem, was mit ihnen einherging. Der Norden Fiores schien da ein wenig anders. Gebeutelt durch die Konflikte hielten sich da zwar einige Bevölkerungsgruppen auf, aber eine herzliche Atmosphäre konnte man das wirklich nicht nennen. "... was ein Glück", wiederholte er ein wenig matt und grinste schief. Er hatte einiges zu tun gehabt, aber der Grund wieso er heute so entspannt gewesen war war, dass er gestern noch bis spät in die Nacht alles fertiggestellt hatte. Grundsätzlich hatte die junge Frau gar nicht so Unrecht, aber es war halt nur die halbe Wahrheit. Aber das konnte ja erst einmal warten.
Skeptisch betrat Arkos die Kabine, die sich plötzlich von selbst in Bewegung setzte. Er wusste von Fahrstühlen, natürlich. Und in anderer Form waren diese ihm auch geheuer. Das hier? War irgendwie gruselig. Er fühlte sich plötzlich unwohl und schien sich erstaunlich nah an der Wand zu halten, sah Esmée während der kurzen Fahrt auch überhaupt nicht an - und atmete ein wenig erleichtert aus, als sie wieder ausstiegen. Es war nicht so als wäre ihm direkt übel, aber... die seltsame Anfahrbewegung und die unsichtbare Technik ließen ihn ein wenig vorsichtig werden. Es war sowieso eine sehr ungewohnt moderne Umgebung für den Schmied, der sich umsah als wäre er in einer Kunstausstellung. Er hielt sich zurück, Fragen zu stellen, die als dumm herüberkommen würden, aber ihm lagen einige auf der Zunge. Er folgte Esmée also ohne direkt zu fragen mit in ihre Wohnung und blinzelte verwundert, als sie plötzlich vor ihm zusammenzuckte und ihn kurz entgeistert ansah. "... schon geschehen", antwortete er also und legte den Kopf fragend schief. Hätte er draußen warten sollen? Nee, glaubte er nicht. Machte doch eigentlich keinen Sinn, oder? "In Ordnung", murmelte er und sah sich um.
Nein, es war nicht so, als wäre er sehr neugierig. Er war ihr nur gefolgt, um nicht draußen wie bestellt und nicht abgeholt herumstehen musste. Eigentlich interessierte er sich nicht sonderlich viel dafür, was Esmée in ihrer Freizeit so trieb und was ihre Wohnsituation tatsächlich anging. Mehrere Aspekte ließen ihn das Interesse daran schnell verlieren - unter anderem, dass sie es sich offensichtlich eigentlich nicht einmal leisten konnte und irgendjemand ihr unter die Arme greifen musste, wenn sie nicht einmal wusste wie viel es kostete und sowieso... Arkos kniff leicht die Augen zusammen, während sein Blick neugierig jedes Teil, was er sehen konnte, abscannte. Propagandateil vorbei, der ungeneigte Leser hat sowieso schon zur nächsten wörtlichen Rede weitergelesen... Arkos war verdammt neugierig. Die junge Frau hatte bisher so viele Kommentare und Aussagen von sich gegeben, was ihn und seinen 'Habitus' anging, dass er umso neugieriger war, wie sie denn nun lebte. Zu seiner absoluten Nicht-Überraschung wirkte die Wohnung wahnsinnig hübsch, gemütlich und wohnbar. Es war vielleicht nicht ganz sein Geschmack, aber Arkos war ja nicht ganz unstilsicher, wenn er wollte. Sie sah so teuer aus! Alles sah so teuer aus! Und offensichtlich hatte sich Esmée viel Mühe gegeben, hier alles aufeinander abzustimmen. Er hatte beinahe Sorgen, sich irgendwo hinzusetzen, um nichts kaputt zu machen. Sein Blick fiel auf das Sofa, und er stellte sich vor, wie die Dunkelhaarige dort abends in lockerer Kleidung saß und ein Buch las oder so. Es war ein irgendwie netter Gedanke. Also mal abgesehen davon, dass sie auch gut hätte arbeiten können. Ah, Arkos brannte es unter den Nägeln auf Erkundungstour zu gehen, aber er hielt sich zurück - unter anderem, weil er Geräusche hörte. Sie kamen von der Treppe. Der Rotschopf wendete sich in die entsprechende Richtung und sah zuerst die Füße, dann die Beine von Esmée...
Und dann wurden seine Augen groß. Die goldstrahlenden Iriden sahen sichtlich verdutzt zu Esmée, die sich die Treppe herunterbemühte, und sein Mund stand ein wenig offen. Oh Gott. Wenn sie jetzt fiel, dann würde sich Esmée unweigerlich irgendetwas brechen. "Äh", machte Arkos. Sein Kinn bewegte sich hilflos ein wenig auf und ab, und er überlegte für einen Moment, ob er etwas sagen sollte, oder nicht. Er entschied sich dagegen. Esmée würde schon wissen was sie tat, oder?
Ihr nächster Satz knackte seine Schale im Vorbeigehen. Aus Arkos brach ein mühevoll zurückgehaltenes, schallendes Lachen heraus. Es wirkte nicht hämisch oder gehässig, sondern befreit - aber vor allen Dingen wohl ungewohnt. Dass sein Gesicht sich derart entspannte war selten. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er sich wieder zusammenriss und sich eine Träne aus dem Augenwinkel strich.
"Das Nötigste?", fragte er und schüttelte den Kopf. "Esmée, ich... das..." Er schien nach Worten zu suchen, aber dann schüttelte er den Kopf, trat auf die junge Frau zu, streckte seinen Arm aus und hob den Rücksack auf ihrem Rücken ein wenig an. Er war verdammt schwer, und dann hob er ihn noch ein wenig weiter an, sodass Esmée ein wenig mit angehoben wurde und er ihr direkt in die Augen sehen konnte. Ihre blauen Augen strahlten eine leicht verwirrte, unschuldige Naivität aus, oder? Sie machte keinen Spaß? Arkos ließ den Rucksack wieder los, hielt ihn aber soweit fest, dass Esmée nicht direkt mit ihm zu Boden ging. Verdammt seien diese blauen Augen. Es war ihm sehr einfach gefallen, sie zu verdammen, als er sie noch nicht gekannt hatte. Jetzt aber sah er in ihnen die Dinge, die ihn fast schon dazu zwangen, ihr zu vertrauen.
"Zwing mich nicht, dich über die Schulter zu werfen und ohne den Rucksack mitzunehmen", meinte er dann und deutete zum Sofa. Ein Kichern entfloh ihm, und er schüttelte den Kopf. Am Anfang ihrer ersten Quest hätte ihn das hier wahrscheinlich aufgeregt. Jetzt, heute... war es irgendwie nicht so schlimm. Vielleicht, weil er das Gefühl hatte, ein wenig mehr Zeit zu haben. "Auspacken", befahl er dann fast schon und verschränkte dann die Arme vor der Brust. Er tat es schon wieder. Arkos schalt sich gedanklich und zwang sich, seine Beweggründe ein wenig sanfter darzulegen. "Bitte, Esmée. Wir kommen nicht einmal an, wenn wir alles mitnehmen, was auch immer du da drin hast. Ich erwarte nicht, dass du deine Unterwäsche vor mir ausbreitest, aber..." Er sah ihr in die Augen, mit bitterernstem Blick, doch sein Gesichtausdruck entspannte sich dann wieder ein wenig. "den Rest schon. Lass uns zusammen noch einmal schauen, okay?" Fiel es ihm ein wenig schwer, dermaßen zuvorkommend zu sein? Ja. Schon. Andererseits war das eine ziemlich gute Gelegenheit einen Einblick in die Gedankenwelt von der Dunkelhaarigen zu bekommen. Und die Aussicht entlohnte ihn ein wenig. Ob Esmée nun schimpfte oder nicht, er drängte sie sanft zum Sofa, und während sie auspackte warf Arkos einen kurzen Blick zu seiner sehr, sehr viel kleineren Tasche. Er hatte vielleicht relativ wenig dabei, aber sie hatte definitiv zu viel. Ein paar Kleinigkeiten konnte er ihr also notfalls abnehmen. "Übrigens", erzählte er währenddessen. "... es ist nicht nur so, dass ich heute zufällig Zeit habe. Mimir zwingt mich förmlich, Aufträge anzunehmen, selbst, wenn ich es nicht möchte. So... fühlt es sich allerdings besser an. Einer Freundin zu helfen ist netter als mit irgendjemandem loszuziehen."
Zuerst war es Verwunderung, dann eine gewisse Röte, die sich auf dem Gesicht der überraschten Prinzessin breitmachte. Das Lachen von Arkos hallte in den Ohren der jungen Frau nach und sie verstand nicht: Warum lachte Schmied denn jetzt bitte? War ein Witz erzählt worden, der an ihr vorbeigegangen war? Esmée hatte seit dem Verlassen ihrer Heimat immer wieder Momente gehabt, in denen sie merkte, dass ihr die Erfahrungen in der normalen Welt fehlten – das hier war wieder so ein Moment. Die Explosionsmagierin ahnte nicht, was sie falschgemacht hatte und so blieb ihr nur die Möglichkeit, abzuwarten. Während der Schmied lachte und sich die Tränen aus den Augenwinkeln strich, verlagerte Esmée hin und wieder ihr Gewicht, um unter dem schweren Rucksack nicht doch noch zusammenzubrechen – dass der Kollege genau deshalb noch mehr lachte, verstand sie allerdings nicht. Irgendwann holte der Aurelius tief Luft und ließ seine Stimme wieder erklingen – seine Aussagen waren aber weiterhin kryptisch. „Was?“, fragte die de Bosco schnippisch und runzelte die Stirn. Allmählich hatte sie keine Geduld mehr mit dieser Situation. Anstatt zu antworten, trat Arkos auf sie zu und… Moment, hob er sie in die Höhe?! „W-was machst du?!“ Was fiel diesem Grobian eigentlich ein?! Das gehörte sich nicht! Wo war Erial, wenn man ihn brauchte?! Esmée war vollkommen überrumpelt von der Situation und das konnte man ihr vermutlich auch ansehen, während sie mit weit aufgerissenen Augen direkt in die goldenen Iriden ihres Gegenübers blickte und wild mit den in der Luft hängenden Füßen nach Halt suchte. Auch nachdem Arkos sie wieder zurück auf den Boden gestellt hatte, blinzelte die 19-Jährige noch mehrfach. „Auspacken?“ Esmée warf einen Blick über die Schulter, betrachtete das Gepäck auf ihrem Rücken, sah dann wieder nach vorne und blies die Wangen empört auf. Sie wollte in etwa äußern, was sie in solchen Situationen immer äußerte und was vermutlich zum Amüsement des Schmiedes beigetragen hätte - ‘Was erlaubst du dir eigentlich?!‘ - aber der Rothaarige kam Esmée zuvor. Der Schmied erklärte nicht nur, was das Problem war, sondern zeigte auch noch einen ungewohnt entspannten Gesichtsausdruck, der jegliche Böswilligkeit vermissen ließ. Irgendwie sah der Aurelius sogar… besorgt aus? Nein, das wäre vermutlich zu viel, das bildete sich die Prinzessin nur ein. Dennoch brachte es die Dunkelhaarige genügend zum Grübeln, dass sie ihre harschen Widerworte herunterschluckte und ernsthaft über die Einwände nachdachte. Sie war nicht dumm, sie spürte selbst, wie schwer das Gepäck auf ihrem Rücken war. Aber… es war der Prinzessin wirklich unmöglich, noch weniger als das hier mitzunehmen! Es war auf das absolute Minimum reduziert worden! Sie schluckte, betrachtete die deutlich kleinere Tasche von Arkos und fragte sich, wie er es schaffte, mit so einem kleinen Gepäck zu verreisen. Ob er… ihr vielleicht wirklich helfen könnte? Während die junge Frau noch mitten in ihren Überlegungen steckte, schob der Aurelius sie bereits in die Richtung ihres Sofas und betrachtete sie dann erwartungsvoll. Er meinte das ernst. Sie sollte wirklich auspacken. Esmée erwiderte den Blick und es war ein kurzer Kampf, den sie beide sich lieferten. Am Ende war es allerdings Arkos, der diesen Kampf gewann. „Na schön.“ Er sollte bloß nicht denken, dass sie das hier mit Freude tat! Sie löste den Rucksack vom Rücken und ließ ihn auf den Boden fallen.
War das ein kleines Beben, das durch den Aufprall entstand?
Schweigend begann Esmée damit, die Schnallen des Rucksacks zu lösen und den Inhalt auszupacken. Zuerst waren es naheliegende Dinge, die auf das Sofa gelegt wurden und die Arkos dadurch zu sehen bekam: Strickpullover, Thermoleggings, Mütze, Handschuhe, Schal, Jeans, Langarmshirt oder Wollsocken waren zumindest verständlich, wenn es nach Nord-Fiore ging. Aber dann kamen weitere Kleidungsstücke hervor: Regenjacke, Regenschirm, Sneaker und Stiefel, um eine kleine Auswahl zu nennen. Und dann… nunja, wurde es abstruser und abstruser. Das Sofa reichte nicht mehr aus, sodass Esmée auf den danebenstehenden Couchtisch auswich: Sonnenbrille, T-Shirt, Shorts, Sonnenhut, Badeanzug, Sandalen und ein leichtes Kleid, als hätten sie einen gemeinsamen Sommerurlaub geplant. Und was war das? Sportbekleidung, Pyjama, Handtasche, Schmuck und verschiedene Gürtel. Neben diesen Kleidungsstücken gab es natürlich noch weitere Dinge, die nach und nach über den Boden der Wohnung verteilt wurden: Taschentuchpackungen, eine große Tasche mit diversen Kosmetikartikeln, ein Föhn, Glätteisen, Lockenstab, ein Erste-Hilfe-Set (das so groß war, das man wirklich für jeden Fall gewappnet wäre), mindestens drei verschiedene (Liebes-)Romane… okay, so langsam fiel auch der Autorin nicht mehr ein, was so alles aus diesem Rucksack hervorkommen konnte. Tatsache war: Nicht nur das Sofa, sondern der gesamte Wohnraum von Esmée war voll mit allen möglichen Dingen, die sie mit auf diese Quest hatte schleppen wollen. Am Ende hielt die 19-Jährige einen kuscheligen Pinguin vor ihren Körper und erklärte mit einem stolzen Strahlen: „Hier kann man eine Wärmflasche reintun.“ Und damit absolut notwendig für diese Reise! Die Dunkelhaarige, die ihre Ausräumaktion damit offiziell beendet hatte, ließ ihren Blick durch die Wohnung und das geordnete Chaos schweifen. Zum Schluss seufzte sie schwer. „Weißt du eigentlich, wie lange es gedauert hat, das hier zusammenzusuchen?“ Worauf genau sie hiervon verzichten sollte, ging Esmée immer noch nicht auf und so drehte sie sich mit gerunzelter Stirn zu Arkos um – den kuscheligen Pinguin immer noch in den Händen haltend. „Es ist nicht wenig, das gebe ich zu. Aber genauso fahrlässig wäre es, nicht auf jede Eventualität vorbereitet zu sein. Wir müssen spontan reagieren können, ganz gleich, was passiert!“ Wir? Dem Gepäck nach zu urteilen sprach Esmée hier vielmehr von sich selbst. „Also? Was hast du dazu zu sagen?“
Für einen Moment befürchtete Arkos, dass er mal wieder eine der magischen Grenzen überschritten hatte, die Esmée gerne und willig um sich herum zog, ohne, dass genau ersichtlich war, wann man sie überschritt. Aber... es schien beinahe, als wäre er beinahe noch einmal drum herum gekommen, sich anhören zu müssen, was er sich denn überhaupt herausnahm und dass er keine Ahnung hatte, wer sie war und so weiter. Es war wahrscheinlich das erste Mal überhaupt, dass er derart geduldig mit jemandem umging. Sie würde es sicherlich nicht wertschätzen, aber es für sich selbst zu merken war wahrscheinlich auch schon einmal ein Fortschritt.
Esmée ließ ihren Rucksack auf den Boden plumpsen und Arkos schüttelte irritiert den Kopf. Er meinte, die Erschütterung mit seinen Füßen wahrgenommen zu haben und schluckte leicht. Was würde ihn wohl erwarten? Es war ein Mysterium! Und einerseits war er zwar neugierig, aber die ganze Sache fühlte sich so an als würde er unnötig viel Energie investieren um Esmée klar zu machen, dass sie sich ein wenig verschätzt hatte. War es das wert? War es notwendig, das zu tun? War es vielleicht sogar ein wenig übergriffig? Der Rotschopf verschränkte die Arme nachdenklich vor der Brust, während er die Dunkelhaarige beim Auspacken ihres halben Hausstandes beobachtete. Sie machte es mit einer beflissenen Vorsicht, als ob ihr diese Dinge schon irgendetwie etwas bedeuteten. Nein, entschied er; es war richtig, dass er ihr dabei half, besser zu verstehen wie sie sich ausrüsten musste. Aber es würde wohl wichtig werden, es mit einer weniger forschen Art zu machen als er es vielleicht sonst getan hätte. Kommentierte er gedanklich einige der Dinge, die er zu sehen bekam? Möglich. Kannte er einige der Dinge, die er zu sehen bekam, nicht einmal? Auch möglich. Ein Fön war ihm geläufig, die anderen Gerätschaften nicht so wirklich. So erschlagen wie er von der schieren Masse war, die aus ihrem Rucksack hervorquoll, kam er nicht einmal dazu, direkt nachzufragen. Als sie allerdings Bücher hervorkramte warf er - gedanklich, versteht sich - die Arme in die Höhe. Sie waren dort um zu arbeiten, verdammt nochmal, nicht zum Lesen! Was zur Hölle sollte das denn bitte? 'Der Prinz und die Stallmagd'? 'Red Roses & the smell of cinnamon'? 'Du, ich, und dieser Sternenhimmel'? 'Geständnisse unter dem Mistelzweig'? Arkos spürte seine ganze Contenance zu Staub und Asche zerfallen, und er sah sprachlos weiter. Schließlich aber zog seine Kollegin die Aufmerksamkeit wieder auf sich und Arkos Gesicht erstarrte förmlich. Seine goldenen Augen fixierten für einen Moment ihre, und sein Mund war ein Strich, vielleicht sogar ein wenig zusammengepresst. Er hob die Hand... um seine Augen für einen Moment zu verdecken.
Ewige Flamme, wann war sie... oder besser... wie konnte sie dermaßen süß sein? Verflucht, dafür hatte er sich nicht angemeldet.
Er hatte sie als feuerspeiendes Ungetüm kennengelernt. Sie war übergriffig gewesen, hochnäsig, überzeugt davon, etwas besseres zu sein. Hatte Erial herumkommandiert und sich dabei noch gut gefühlt. Und jetzt? War das hier der gleiche Mensch? Sie strahlte ihn stolz an, erklärte ihm die Vorzüge des Pinguins, als wäre damit alles erklärt. Arkos war verdattert und aus dem Konzept gebracht. Noch nie hatte ihn jemand dermaßen gefordert. Sie war dermaßen überzeugt davon, dass sie alles richtig gemacht hatte, dass Arkos eigentlich hätte böse werden können. Aber er brachte es einfach nicht über sich. Sie hatte sich offenbar Mühe gegeben und sich wirklich ins Zeug gelegt, und aus dieser Überzeugung kam ihr Selbstbewusstsein. Nicht, weil sie dachte, dass es angeboren war. Und das machte es schwer für ihn, trotz der Tatsache, dass er eigentlich immer sagte was er dachte.
"..." Arkos sah so aus als wolle er etwas sagen, aber er suchte noch nach einem vernünftigen Einstieg. "Da steckt viel Mühe drin, das sehe ich." Der Rotschopf seufzte leise in sich hinein, weil er es fast schon gemein fand, ihre Arbeit kaputt zu machen. Aber naja, es war ja nicht alles für die Katz. "Esmée, wir sind, wenn's gut läuft, allerhöchstens ein paar Tage weg. Im absolut schlimmsten anzunehmenden Fall eine Woche - fünf Wochen. Was... was sind das da für Dinger?" Er zeigte auf die Gerätschaften, und nachdem er eine Einweisung erhalten hatte, kratzte er sich am Kopf. "Du brauchst bestimmt kein Gerät, was Locken macht, und ein anderes, welches Locken wieder entfernt. Deine Haare sind gut wie sie sind. Dadurch, dass du auf jede Eventualität vorbereitet bist, bist du auf überhaupt nichts vorbereitet. Wir sollen eine Pflanze finden und einen Bären jagen, oder? Inwiefern hilft uns dabei das hier?" Er deutete auf die Sommerkleidung, dann auf den ganzen Tand. Esmée im Badeanzug war möglicherweise ein interessanter Gedanke, der ihn vielleicht noch zu einer anderen Stunde beschäftigen würde - aber ihn störte noch etwas anderes. "Diese ganze Kleidung ist... hübsch, aber ziemlich unpraktisch. Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass es kalt wird, und wir möglicherweise verletzt werden." Das genügte von ihm aus. Er sah, dass Esmée wahrscheinlich nicht wirklich zufrieden damit war. "Hör zu. Man kann vor einem Bären nicht davonlaufen, wenn man sechzig Kilogramm Gepäck schleppt." Also technisch gesehen konnte man vor einem Bären wahrscheinlich gar nicht weglaufen, aber das tat nichts zur Sache.
"Vorschlag: Du packst in deinen Rucksack alles, was mit Winterkleidung, Erste Hilfe und dringend notwendigen Badartikeln zu tun hat. Den Rest nehme ich dir ab, aber ich entscheide, was wir noch mitnehmen, und du schlägst mir dafür drei Sachen vor. Keinen Schmuck." Arkos fand das einen guten Kompromiss. Kurz zögerte er, schnappte sich dann den Pinguin aus ihren Händen und betrachtete ihn kurz. Unbewusst grinste er ein wenig trottelig. Der war nämlich ziemlich süß. Anschließend sah er Esmée wieder ernst an, als ob nichts geschehen wäre. "Der hier kriegt einen Freischein." Mit einem weiterhin ernsten Gesichtsausdruck ließ er Mister Pinguin in seiner Tasche verschwinden, in der tatsächlich noch Platz zu sein schien.
"Ist das deine erste Quest, die ein paar Tage oder länger geht?", fragte er ein wenig neugierig nach. Technisch gesehen war es für ihn jedenfalls das erste Mal, auch wenn er an diese Dinge tendentiell ja anders heranging als sie.
Esmée beschäftigte sich nicht überdurchschnittlich lange damit, dass Arkos seine Hand hob und die Fläche über seine Augen legte. Klar, es fiel ihr auf, aber das konnte diverse Ursprünge haben. Bestimmt wurde ihm selbst gerade klar, dass all diese Dinge absolut notwendig waren und er gar nicht sagen konnte, worauf man hier hätte verzichten sollen! Ja, so musste das sein. Die junge Frau drückte den kleinen, flauschigen Pinguin in ihren Armen noch ein bisschen fester an den schmalen Körper und überflog selbst ein weiteres Mal die Kleidungsstücke, die Badartikel und sonstigen Utensilien. Vielleicht wurde Nord-Fiore ja von einer plötzlichen Hitzewelle heimgesucht? Oder ein Sturm zog auf? Oder die beiden Magier mussten vollkommen unerwartet ans andere Ende der Welt reisen, weil der Bekannte von Shika falsch eingeschätzt hatte, wo genau die Zutaten für sein Geheimgericht tatsächlich wuchsen? Arkos und sie müssten dann einen Umweg einschlagen, müssten zuerst nach Maldina zurückkehren, um sich richtig auszurüsten und würden wohlmöglich wertvolle Zeit verschwenden. So aber nicht! Wenn die Prinzessin all diese Dinge einfach von Anfang an mit auf die Reise nahm, konnte ihnen überhaupt nichts passieren.
Naja, da hatte die de Bosco die Rechnung aber ohne den rothaarigen Schmied gemacht.
Die rechte Augenbraue hüpfte merklich nach oben, als der Aurelius seine Stimme erhob. Er wusste nicht, was ein Lockenstab und ein Glätteisen waren? Zuerst fragte sich die Dunkelhaarige, in welcher Welt ihr Freund großgeworden war, dass ihm dieses Wissen fehlte… und dann erinnerte sie sich an Mimir. Oder besser gesagt: An die fehlenden Haare von Mimir und das Bild ergab doch wieder Sinn. Esmée erklärte also nachsichtig, hörte umgekehrt allerdings auch geduldig zu, was Arkos zu sagen hatte. Die Magierin presste die Lippen aufeinander und runzelte die Stirn, während sie sich eingestand, dass das, was Arkos da sagte… naja, logisch klang. Es war bereits ein Kraftakt gewesen, das Gepäckstück nur die Treppe hinabzutragen – der Weg nach Nord-Fiore würde nicht einfacher werden, eher im Gegenteil. Früher waren es Bedienstete im Palast gewesen, die der Prinzessin stets jede Form von Gepäck abgenommen hatten. Später dann Erial, der zwar gelegentlich gemeckert hatte, am Ende aber eben doch den Befehlen seiner Vorgesetzten Folge geleistet hatte. Esmée hatte nie am eigenen Leib erlebt, was es eigentlich bedeutete, all diese Dinge immer griffbereit haben zu wollen. Bis heute. „H-hey!“, protestierte sie, als Arkos ihr Mister Pingu (ja, das Kuscheltier hatte selbstverständlich einen Namen) aus der Hand riss und ihn trottelig angrinste. Zuerst dachte Esmée, er wollte das Stofftier wegwerfen, doch dann verstaute der Schmied es in seiner Tasche. Mister Pingu hatte also einen Freischein? „Pass auf, dass du ihn nicht kaputtmachst…“, murrte die Prinzessin und fühlte sich irgendwie nackt ohne das kleine Tierchen vor ihrem Körper. Aber gut, er würde mitkommen. Wie sah also der Vorschlag des Rothaarigen aus? Esmée sollte sich auf Winterkleidung, Badartikel und Erste-Hilfe beschränken. Alles, was darüber hinaus ging, würde der Schmied in seiner Tasche transportieren, wenngleich er aus drei vorgeschlagenen Artikeln entscheiden würde, was die Mühe denn auch wert war. Die de Bosco verschränkte die Arme vor der Brust und erwiderte den Blick der goldenen Iriden, die direkt auf ihr lagen und man konnte förmlich hören, wie sehr das Köpfchen der jungen Frau ratterte. „Na schön“, stimmte sie nach einer gefühlten Ewigkeit dem Kompromiss zu und sah sich im Zimmer um. Überraschenderweise dauerte es allerdings gar nicht lange, bis sie eine Entscheidung getroffen hatte, die wohlmöglich auch Arkos überraschen würde: „Ich brauche dir aber keine drei Dinge vorschlagen. Das hier soll mitkommen.“ Vielleicht hätte der ältere Magier damit gerechnet, dass Esmée nach den hübschen Stiefeln, dem Lockenstab oder dem Gürtel greifen würde, der ganz hervorragend zu ihrem Rollkragenpullover passte. Stattdessen war es allerdings eines der Bücher, die die Prinzessin mitnehmen wollte. Der Einband war hellblau, auf dem Cover die Silhouette zweier junger Menschen, die sich an den Händen hielten und gemeinsam hinauf in den dunklen Sternenhimmel blickten – was sehr gut passte zu dem in verschnörkelter Schrift geschriebenen Titel: Du, ich und der Sternenhimmel. Ziemlich offensichtlich, dass es sich hierbei um irgendeine schnulzige Romanze handelte. „Ja, ich lese gerne“, kam Esmée einer möglichen Frage von Arkos zuvor, nachdem dieser ihr das Buch endlich abgenommen hatte. Was sie dachte, aber nicht aussprach: Sie musste unbedingt wissen, wie es mit Isabella und Alex weiterging. Die Stelle, an der sie aufgehört hatte, zu lesen, war einfach zu spannend gewesen. Würde Isabella endlich zu ihren Gefühlen stehen? Und würde Alex diese erwidern? Warum hatte Esmée eigentlich keinen Alex in ihrem Leben? Die vielleicht ein bisschen zu stark von schnulzigen Romanzen beeinflusste Frau unterdrückte ein Seufzen und lenkte sich lieber damit ab, ihren eigenen Rucksack gemäß der Vorgaben neu zu packen. „Ja, ist es. Also die erste Quest, die ein paar Tage länger geht“, antwortete sie auf die Frage von Arkos mit ein bisschen Verzögerung, just in dem Moment, als sie ihre gut gefüllte Kosmetiktasche in die Tasche schob. Esmée war eben doch zu großen Teilen im Süden von Fiore geblieben und dort war alles innerhalb weniger Stunden erreichbar. Klar, sie hatte auch mal nachts reisen müssen, aber eine Übernachtung war noch nie notwendig gewesen. Eigentlich komisch, oder? „Und auch die erste Quest, die mich nach Nord-Fiore führt. Ich bin schon sehr gespannt, was uns dort erwartet. Also abgesehen von den rauen Menschen.“ Als auch das Erste-Hilfe-Set seinen Weg zurück in den Rucksack gefunden hatte, schloss Esmée die Tasche und zog sie sich auf den Rücken. Die 19-Jährige sah nicht mehr so aus, als würde sie jeden Moment von ihrem eigenen Gepäckstück erschlagen werden, was in jedem Fall ein Fortschritt war. „Okay, damit bin ich fertig. Wollen wir los?“ Zum Glück fuhren in regelmäßigen Abständen die Züge vom Bahnhof ab, sodass es kein Problem sein sollte, sich schnell auf den Weg zu machen und bald am Zielort anzukommen. Der Blick der Schwarzhaarigen fokussierte sich nochmals auf die Tasche von Arkos, in der ihr Buch und Mister Pingu waren. „Hast du eigentlich noch andere Hobbys außer das Schmieden?“, fragte sie, ehrlich interessiert. Natürlich könnte Arkos diese Frage auch auf dem Weg beantworten.
Tja, da konnte sie meckern und motzen wie sie wollte: Der Pinguin war jetzt in seiner Tasche. Arkos war bisher nicht klar gewesen, dass er Pinguine irgendwie niedlich fand, aber es gab ja für alles ein erstes Mal. "Keine Sorge", erwiderte er mit vollkommen unbewegtem Gesichtsausdruck, als hätte sie ihn nicht gerade darum gebeten, einfach auf das Kuscheldingens Acht zu geben, sondern irgendetwas viel wichtigeres. Seine goldenen Augen sahen sie ernst an, abwartend. Arkos war sich sicher, dass er sie gerade vor eine Aufgabe stellte. Keine Ahnung, wie sie bisher noch nicht darüber hatte nachdenken müssen, was sie alles so einpackte, aber mit ihm zusammen würde sie das jetzt einmal durchmachen müssen. Sein Tipp war Erial, und die Wahrscheinlichkeit lag relativ hoch, vermutete er. Immerhin stimmte Esmée zu - es erleichterte den Schmied und er stieß lautlos ein wenig angehaltene Luft aus. Vielleicht waren sie ja wirklich auf einem guten Weg, was diese ganze... tja... Sache anging. Wie sie miteinander umgingen. Zwar hatte er laufend das Gefühl, Dinge von ihr zu fordern, aber andererseits war es auch schwer, sie nicht zur Selbstständigkeit zu zwingen. Die Momente, in denen sie den Rücken gerade machte, mit Überzeugung in den Augen, und laut und deutlich den Kern der Sache traf - das war die Esmée, von der er mehr sehen wollte. Und er vermutete, dass das ziemlich direkt damit zusammenhing, wie sehr sie gefordert wurde. Naja... hoffte er zumindest. Arkos war jetzt nicht eben ein Pädagoge.
"In Ordnung", antwortete der Rotschopf und nickte. Ehrlich gesagt fand er es immer noch höchst unnötig, ein ganzes Buch mitzuschleppen, wenn man arbeiten ging, aber... zugegeben, es war immer noch besser als dieser ganze andere Kram. Solange sie halt für Kälte gut ausgestattet war. "Hm, kann nicht dasselbe für mich behaupten", antwortete Arkos nachdenklich und sah das Cover einen Moment länger an als notwendig. "Ich habe nie wirklich darüber nachgedacht, mich von Fiktion unterhalten zu lassen." Seine Unterhaltung war seit immer seine Arbeit gewesen. Selbst Mimir hatte ihn dafür manchmal ermahnt, hatte etwas von 'ausbrennen' gesprochen... was für einen Schmied irgendwie ironisch war. Einer der Gründe, wieso der alte Mann ihn zur Gilde geschickt hatte. "Worum geht's dadrin genau?", fragte er nach, aber es war eine eher schwache Frage - es war nicht so, dass es ihn nicht interessierte. Es war viel mehr so, dass... sein innerer Antrieb, diese Unruhe, langsam wieder von ihm Besitz ergriff. Sie verweilten schon wieder viel zu lang. Der Weg nach Norden war weit, die Reise alleine würde einen Tag kosten. Es brachte nichts, hier länger herumzusitzen. Sie würden sich sowieso vor Ort eine kurzzeitige Bleibe suchen müssen.
"Ich war schon länger unterwegs, aber das hier wird sicher der längste Auftrag", brummte der Rotschopf ein wenig nachdenklich. Während er darüber nachgrübelte, ob er wirklich alles bedacht hatte, stellte Esmée fest, dass sie nun wohl fertig war. Arkos nickte nachdrücklich - ja, bitte.
"Mein liebstes Hobby ist es, keine Zeit zu verschwenden", grummelte der Rotschopf vor sich hin, trat aus der Wohnung und wartete, bis Esmée ihm gefolgt war und ihre Tür sorgfältig abgeschlossen hatte. Der junge Mann trieb seine Questpartnerin (oder -leiterin?) aus dem Haus und in Richtung Bahnhof. Wenn er sich richtig erinnerte, fuhren die Züge nach Norden nicht ständig, es wäre also ärgerlich gewesen, eine Mitfahrgelegenheit zu verpassen. Erst auf dem Weg fiel ihm auf, dass er ihre Frage überhaupt nicht richtig beantwortet hatte, sah kurz ein wenig nachdenklich aus, verdutzt möglicherweise, und auch ein wenig unangenehm berührt. Peinlich berührt? "Ähm... 'tschuldige. Das war nicht... ich wollte nur langsam loskommen. Du hast nach meinen Freizeitbeschäftigungen gefragt", stellte er fest und spürte selbst, wie steif seine Antwort gerade klang. Das lag aber daran, dass er sich selbst selten über 'Freizeit' Gedanken machte. Es war seine größte Schwachstelle, wahrscheinlich... zumindest im sozialen Leben. "... nicht so wirklich", seufzte er und kratzte sich am Hinterkopf. "Ich kümmere mich ganz gerne um meine Kleidung, aber ich kann nicht nähen oder so. Eigentlich habe ich mein ganzes Leben lang nur geschmiedet." Und es machte ihm Spaß, Spaß genug, sich nicht wirklich um andere Beschäftigung zu kümmern. Seit seiner 'Verabredung' mit Esmée allerdings hatte er ab und zu mal darüber nachgedacht. "Ich arbeite gerne. Es fühlt sich... richtig an", stellte Arkos nachdenklich fest und warf Esmée einen Blick zu. "Du ließt gerne, hast du gesagt. Und..." Nachdenklich legte er den Kopf schief. "... du hast Nico gesagt, du würdest... Harfe spielen?" Der Schmied wirkte ernsthaft verwirrt. "Wie kommt man dazu, so ein Instrument zu lernen?" Musikerin war sie ja nun nicht, oder?
Nun, so oder so kamen sie in den Bahnhof herein, als der Zug in Richtung Crystalline bereits kurz davor war, abzufahren. Noch schlimmer: die Maschine pfiff bereits laut und bedrohlich - er fuhr bereits los! Arkos schnaufte, spitzte die Lippen und sah zu Esmée. "Los, lauf!", trieb er sie an, aber die Schritte der Prinzessin waren ihm nicht schnell genug - das Gepäck beschwerte sie wohl doch noch. "Festhalten", warnte er sie dann und überschritt dabei wahrscheinlich mal wieder jede Grenze die Esmée gerne ziehen würde - er packte die junge Frau und warf sie sich über die Schulter. Er lief los, setzte an und sprang auf den fahrenden Zug. Den empörten Ausruf des Schaffners ignorierte er gekonnt - und ein paar Sekunden später befanden sich die beiden jungen Magier auf der Reise.
Viele Informationen prasselten auf Esmée ein, noch während sie sich in ihrer Wohnung befand, aber auch danach, als sich beide Magier auf den Weg zum Bahnhof gemacht hatten. Was blieb der Dunkelhaarigen hiervon im Gedächtnis? Allem voran eines: Ihr rothaariger Kollege hatte eine besorgniserregend geringe Anzahl an Hobbys. Es war nicht so, dass die Prinzessin glaubte, man müsse alles einmal ausprobiert haben oder dass man Freizeitbeschäftigungen vorweisen musste, mit denen man Eindruck schinden konnte. Aber… nunja, irgendwelche Beschäftigungen für seine Freizeit sollte man schon haben, oder? Genauso wie man Freizeit haben sollte. Doch je mehr Arkos sprach, desto deutlicher wurde der Dunkelhaarigen, dass es vermutlich genau das war, woran es dem Aurelius mangelte: Freizeit. Er suchte sich Arbeit, immer mehr Arbeit, sei es als Magier oder als Schmied. Doch abseits davon? Eine Leere, die bisher scheinbar nicht gefüllt worden war. Der Schmied sah soweit gesund aus und Esmée wollte sich auch nicht herausnehmen, darüber zu urteilen, wie ausgerechnet Arkos sein Leben führte. Aber gesund konnte das auf Dauer nicht sein, oder? Ihr war in der Vergangenheit schon aufgefallen, dass der Ältere immer sehr kontrolliert wirkte und auf den ersten Blick bei Weitem weniger Persönlichkeit offen nach außen hin ausstrahlte, als es Ravi, Ava oder zum Beispiel Nico getan hatten. Ob es daran lag, dass er sich nicht einmal eine adäquate Freizeitbeschäftigung gönnte? Wohlmöglich. „Schon gut“, kommentierte sie seine erste, grummelige Aussage und neigte den Kopf ein wenig zur Seite. Sie nahm es nicht persönlich, gerade hatte sie eher Mitleid mit dem Schmied, der offensichtlich neben seiner Arbeit kaum andere Freuden im Leben hatte. Das musste auf Dauer sehr eintönig sein. „Hm. Ich bin davon ausgegangen, dass du nicht unendlich viele Hobbys hast. Aber das sind doch weniger, als ich erwartet habe.“ Die hellblauen Äuglein huschten einmal über die gesamte Erscheinung des Aurelius, bis sie wieder hinauf in sein Gesicht sahen. So richtig dachte Esmée nicht darüber nach, als sie mit gerunzelter Stirn ergänzte: „Daran sollten wir etwas ändern. Vielleicht können wir ja mal ein paar Sachen ausprobieren?“ Wir. Ein Glück, dass die Prinzessin gedanklich bereits so sehr damit beschäftigt war, die verschiedenen Möglichkeiten durchzugehen, dass es ihr entging, dass sie von sich und Arkos im Plural gesprochen hatte. Vielleicht ein Schlagzeuger? Obwohl, da könnte es durchaus an Taktgefühl mangeln… Volleyball? Basketball? Groß war der Aurelius immerhin, wobei es hier wohlmöglich am Teamspirit scheitern könnte. Künstler! Obwohl die Hände dann doch recht groß und grob wirkten und die Vorstellung, Arkos würde einen Pinsel halten und auf eine Leinwand malen, wirkte ziemlich abwegig. Die Hand der de Bosco wanderte an ihr Kinn, während sie grübelte. Aber… Moment, was hatte der Schmied da gesagt? „Harfe?“ Esmées Geist kehrte zurück und sie starrte Arkos ein paar Sekunden sprachlos an. Das hatte er sich gemerkt? Die Quest mit Mary und Nico war schon lange her, die Aussage gegenüber dem hochgewachsenen Kollegen eher beiläufig getroffen worden. Ein bisschen geschmeichelt fühlte sich die Prinzessin schon, wenngleich das Thema natürlich heikel war. Sie konnte Arkos kaum sagen, dass es zu den Grundkenntnissen eines jeden Familienmitglieds der Königsfamilie gehörte, klassische Instrumente spielen zu können. In ihrem Fall unter anderem die Harfe. „Warum siehst du so verwundert aus? Meine Mutter hat Harfe gespielt“, antwortete sie schlussendlich, was keine vollumfängliche Antwort, aber eben auch keine Lüge war. „Meine Mutter war allgemein sehr begabt im Spielen von Instrumenten. Die Harfe ist nur eines der Instrumente, das ich beherrsche.“ Da schwang mehr als nur ein bisschen Stolz in der Stimme mit. Vielleicht konnte man es so ausdrücken: Die Fähigkeiten, die Arkos bei seiner Arbeit mitbrachte, brachte Esmée bei ihren Hobbys mit. Und die Fähigkeiten, die Arkos bei der Freizeitgestaltung fehlten, fehlten der Prinzessin bei ihrer Arbeit…
Hatten sie durch das Gespräch ein wenig die Zeit aus den Augen verloren? Anders konnte die Dunkelhaarige es sich zumindest nicht erklären, dass die Dinge plötzlich ganz schnell gingen. Sie hatten gerade erst das Bahnhofsgelände betreten, da rief der ältere Kollege plötzlich laut auf und trieb Esmée zum Laufen an. „W-was? Was ist los?“ Nein, die 19-Jährige hatte die Situation noch nicht gänzlich erfasst, was noch um ein Vielfaches schlimmer wurde, als sie…
Über die Schulter geworfen wurde?!
„A-arkos! Was tust du?!“ Die de Bosco hatte guten Willen zeigen wollen, aber es ging nicht anders: Sie war empört! Ihre Wangen glühten, sie ächzte und wenn sie nicht damit beschäftigt wäre, sich festzuhalten (und einen schmerzhaften Aufprall auf den harten Boden zu verhindern) hätte sie vermutlich auf den Rothaarigen eingedroschen. Konnte man es ihr verübeln? Sie wusste immerhin kaum, worum es eigentlich ging! Dann sprang der Aurelius auch noch, das Horn eines Zuges war zu hören und Esmées Leben zog an ihrem Inneren Auge vorbei. Ihre Kindheit, gemeinsam mit ihrem Bruder, ihrer Mutter und ihrem Vater. Der Tag, als der Palast angegriffen wurde. Das erste Zusammentreffen mit Álvaro, ihre Quest mit Ava, das Babysitting mit Ravinuthala und Knox. Erial, der ihre Einkäufe schleppte. So viele einzelne Bilder, die auf die Prinzessin einprasselten, während sie die Augen fest zusammenkniff…
… und als sie die Lider wieder anhob, stand sie. Einfach so, in einem Zugabteil, während diverse Augenpaare der restlichen Gäste auf ihr lagen. Genau genommen: Nicht nur auf ihr, sondern auch auf Arkos. „Was war das…“, stammelte die de Bosco, die allmählich begriff, was überhaupt geschehen war. Der fahrende Zug, der Sprint, der Sprung. Der Moment, in dem der Groschen fiel, zeichnete sich deutlich in Esmées Gesicht ab. „Du bist auf einen fahrenden Zug aufgesprungen?!“ Kein Wunder, dass all die Leute sie anstarrten! Die hatten das genauso mitbekommen! Sie hatte noch so viel Empörung, die sie loswerden wollte, aber Arkos, er… interessierte er sich überhaupt dafür? Wenn ja, dann ließ er es sich zumindest nicht anmerken. Anstatt sich damit zu beschäftigen, was die Prinzessin zu sagen hatte, suchte er sich einfach einen freien Sitzplatz und ließ sich darauf nieder. Pff. Der Typ hatte doch nicht mehr alle Tassen im Schrank! „Das hätte gehörig schiefgehen können…“, murrte die Dunkelhaarige, folgte ihrem Kollegen und ließ sich ihm gegenüber auf dem Sitzplatz nieder. Hier und dort hörte man noch Getuschel von den anderen Gästen, doch nach und nach drehten sie sich weg. Immerhin. „Ich weiß, du möchtest keine Zeit verschwenden, aber wir hätten auch den nächsten Zug nehmen können. Nunja, was solls.“ Sie hielt Arkos die Hand entgegen. Als er nicht sofort reagierte, deutete sie auf seine Tasche. „Das Buch. Kannst du es mir geben?“ Sie hatten eine längere Fahrt vor sich, das war also die beste Gelegenheit, um weiterzulesen. Genau für solche Momente brauchte man eben Hobbys! Während Arkos nach dem Buch suchte, erinnerte sich Esmée an seine Frage, worum es in dem Roman ging. Die Dunkelhaarige machte kein Geheimnis aus den Büchern, die sie mochte, fand auch keinesfalls, dass man sich dafür schämen müsse. Und daher fragte sie: „Das würde mich doch interessieren: Was glaubst du denn, worum es in dem Buch geht?“
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