Bescheibung: Schüler haben hier selbstverständlich keinen Zutritt, geklopft werden darf aber. Wenn Lehrer nicht gerade unterrichten, findet man sie oft hier, denn es ist so ziemlich der einzige Ort, an dem man nicht von den jugendlichen Nervensägen terrorisiert wird. Kaffeemaschine für den Koffein-Kick um die gereizten Nerven zu beruhigen inklusive.
Cassius The Black Knight Anmeldedatum : 06.05.21 Anzahl der Beiträge : 1426 Alter : 31
Mittagspause. Die wohl schönste Zeit für eine Lehrkraft, wie Cassius empfand. Den ganzen Vormittag über hatte er bereits naturwissenschaftlichen Unterricht gehalten und viel methodisches Feuerwerk bereits aufgebraucht, daher benötigte er dringend eine Pause, um sich zu sammeln und etwas zu essen. Sein älterer Bruder und Ebenfalls-Lehrer Flux befand sich ebenso im Lehrerzimmer, doch waren sie gerade weniger kommunikativ. Die Mittagspause diente eben nicht nur dem Essen, sondern auch der Unterrichtsvor- und nachbereitung, weswegen der junge Lehrer mit Vollbart ein paar Klassenarbeiten korrigierte, während seine Rigatoni al Forno in der magischen Mikrowelle erhitzt wurden.
Im Bereich Physik hatte Cassius eine Klassenarbeit über Reihen- und Parallelschaltungen von Widerständen in einfachen Stromkreisen schreiben lassen, im Grunde die Basics der Elektrotechnik und doch zeigte die Klassenarbeit deutlich, dass es manchen Schülern noch immer an der Fähigkeit mangelte, Strom als greifbares Konzept zu verstehen. Ein großer Seufzer folgte, denn bei einer Arbeit konnte der jüngere Velnarion keine Punkte mehr vergeben, egal wie großzügig er da sein wollte. Um den Kurs zu bestehen, musste dort also eine Wiederholungsarbeit geschrieben werden. Eine Idee für die Aufgaben hatte bereits, doch das Piepen der Mikrowelle signalisierte ihm, dass es endlich etwas zu beißen gab. Schnurstracks holte er das Essen und goss sich dazu eine große Tasse Kaffee ein, der schwärzer nicht sein konnte. Der schwarze Schwertkämpfer Naturwissenschaftslehrer mochte es eben einfach schwarz.
Gemächlich setzte er sich an seinen Schreibtisch und warf einen Blick zu seinem Bruder. „Du Flux. Sach ma, wann ist noch gleich dieser Kunstwettbewerb?“, fragte er ihn neugierig. Als Kunstlehrer wusste Flux mit Sicherheit darüber Bescheid, denn Cassius wollte unbedingt dahin, warum auch immer. „Und Mutter fragte, ob du am Wochenende bei ihr im Garten den Maulwurf jagen könntest. Ich bin ja leider zu groß für die Tunnel“, fügte er dann noch beiläufig und völlig wertungsfrei an. Dann nahm er die erste Gabel des leckeren Essens.
#1 Mittagspause. Endlich Zeit die erschöpfte Muse zur Ruhe zu bringen und sich von den Strapazen des Vormittags zu erholen. Als Lehrer für Kunst hatte Flux wirklich die anspruchsvollste Aufgabe hatte er es doch permanent mit Bauern zu tun. Niemand der verstand, welchen Schmerz die Gemälde von Zancrow vermittelten, welches Geschick es benötigte Ville d’Magnolia so darzustellen, dass es selbst dem echten Ort den Rang ablief. Crash hätte selbst einer der ganz Großen werden können und nur sein Temperament war es, welches ihm diesen Traum verwehrt hatte. Jetzt hockt er hier, zusammen mit seinem Bruder, während dessen berstiges Mikrowellenessen die Luft verpestete. Er wusste nicht was schlimmer war: die Teenager oder seine Arbeit.
Sich in Geduld und Zurückhaltung übend, kontrollierte der Sansargiller einige Aufsätze zu Künstlern der Neuzeit und es machte ihn wahnsinnig, wollte er bei jedem neuen Satz auf das Papier kotzen. Wer bei klarem Verstand würde so etwas schreiben. Banausen allesamt. Der Rotstift flog nur so über das Papier. Sich immer weiter reinsteigernd, war es das Piepen der Gerätschaft, die das Fass zum Überlaufen brachte und seine Stift sich in vielen kleinen Kuben auf dem Tisch wiederfand. Ich hasse es, ich hasse es, ich hasse es. Aus seiner Schublade griff er einen von über hundert neuen Stiften, ehe sein Bruder ihn ansprach. „Interessiert dich das wirklich oder willst du nur wieder wissen, wann ich deiner Meinung nach noch aufgekratzter bin als sonst. Aber versteh doch: das, was diese Kinder hier produzieren, ist …“ er atmete einmal kräftig ein und aus „der Wettbewerb ist Ende des Monats. Und ich habe Mutter schon hundert Mal gesagt, dass ich nicht studiert habe, um dann in ihren Löchern zu jagen. Aber klar, der große Flux hat nichts Besseres zu tun als Maulwürfe zu jagen. Wie sinnbildlich für alles“. Dann erst schielte er zu den Arbeiten seiner schlechteren Hälfte. „Du warst wieder viel zu großzügig, oder?“. Mehr als ein enttäuschtes Kopfschütteln hatte er nicht übrig.
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