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 Bühne von Gazania

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Berinhard

Berinhard
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BeitragThema: Bühne von Gazania
Bühne von Gazania EmptySa 6 Apr 2024 - 20:54

Bühne von Gazania



Typ: Gebäude
Besitzer: ---
Beschreibung: Eingelassen in eine der Wände jener Höhle, in die hinein Gazania Town errichtet worden ist, hat die Bühne der Stadt nicht viel zu bieten. Es handelt sich bei dem Gebäude um kaum mehr als eine steinerne Fläche ohne Verzierungen. Im hinteren Bereich bieten ein paar Durchgänge Zugriff auf Lagerräume für Requisiten und Vorbereitungsräume für Sprecher oder Darsteller.

Changelog: ---
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Berinhard

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BeitragThema: Re: Bühne von Gazania
Bühne von Gazania EmptySa 6 Apr 2024 - 21:29


Was auch immer sich Berinhard unter diesem Ding, das man in Fiore als "Bühne" bezeichnete, vorgestellt hatte, es war nicht...das hier gewesen. Mit einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter stand der junge Volsungr wie ein Gargoyle mit besonders düsterem Kleidungsgeschmack hinter der jungen Frau mit den hellen Haaren. Die vor der Brust verschränkten Arme ließen ihn nicht unbedingt einladender wirken. Der abgerissene, dunkle Mantel mit etwas darauf, was vielleicht Blutflecken waren, und der Kapuze über dem Kopf taten ein Übriges, um den Mann wirken zu lassen, als würde er sich hauptsächlich in den schattigen Ecken zwielichtiger Tavernen herumtreiben. Auf der Bühne selbst tummelten sich deutlich eifrigere Leute. Die Theatergesellschaft Mercurius wollte Gazania ein wenig Kultur näher bringen und führte hier ein sogenanntes Theaterstück auf. Das Skript hatte Berin bereits gelesen und befunden, dass die Anzahl der Kämpfe darin unzureichend war. Außerdem verstand er nicht, warum sich am Ende alle umbringen mussten. Wenn die beiden einen Verndari-Leibwächter gehabt hätten, wäre das alles nicht passiert. Vielleicht war das in Fiore so Tradition? In jedem Fall brauchten Hila und er dringend Geld. Jewels nannte man das hier. Und die Leute hier boten Jewels für Arbeit. Das war ein fairer Handel. Jetzt musste man nur noch schauen, woraus diese Arbeit bestand. Dass sich den beiden noch eine dritte Person anschließen sollte, stieß bei Berin nicht grade auf Liebe. Was, wenn das einer der Verfolger war? Aber man hatte ihnen diese Tatsache erst eröffnet, als sie bereits zugesagt hatten. Und ein einmal gegebenes Wort konnte man nicht zurück ziehen.

"Was müssen wir eigentlich tun?", erkundigte sich Berin bei seiner hellhaarigen Begleitung. Hila wusste vermutlich auch nicht mehr als er selbst und vielleicht wartete man ja auch einfach nur darauf, dass die Verstärkung anrollte. Aber sie war meistens besser im Umgang mit...Leuten. Irgendwas an ihm schien Personen allgemein abzuschrecken. Er hatte keine Ahnung, was das sein mochte. Immerhin war er doch ein ziemlich angenehmener Zeitgenosse, oder nicht? Hila hielt es jedenfalls mit ihm aus, obwohl er sich ihr als Leibwächter aufgedrängt hatte. Das war doch schon einmal etwas wert. Dunkelblaue Augen huschten über die Mitarbeiter der Theatergruppe. Einer von ihnen kam grade mit dem ganzen Arm voller Waffen aus einem der hinteren Räume. Vielleicht war das hier doch eine Falle? Berin versteifte sich. Die Anspannung hielt jedoch nur an, bis er die Waffen genauer erkennen konnte. Sie waren nicht echt. Ihnen fehlte der Schimmer richtigen Metalls. Nur langsam rückten die Beine Berins wieder zusammen, nachdem er unwillkürlich eine breitere Haltung eingenommen hatte. Die Wunde an der Seite meldete sich schmerzhaft. Sie heilte gut. Eigentlich fast schon zu gut. Das Mahnmal des Versagens hätte der Volsungr nur zu gerne noch ein wenig behalten. Aber Hila hatte darauf bestanden sie zu versorgen. Und an sich hatte sie damit ja auch recht. Ein verletzter Leibwächter war weniger effektiv. Und mehr solcher Schnitzer wie mit den Sklavenhändlern wollte er sich nicht leisten.
Ein missmutiges Schnauben ertönte unter der Kapuze. Die Verschränkung der Arme löste sich auf. "Wir müssen also nur ein paar Worte sagen, mit anpacken und dann geben sie uns Geld?"

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Andreyna

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BeitragThema: Re: Bühne von Gazania
Bühne von Gazania EmptySo 7 Apr 2024 - 9:32

01| @Berinhard, @Hila

Für gewöhnlich wurde Andreyna nicht allzu weit aus Crocus Town oder  heraus geschickt – sie hatte sich auch nur kurz darüber gewundert, als ihr der Ort – Gazania, was und wo soll das bitte sein? – mitgeteilt wurde. Nachdem ihr der Auftrag nochmal in schriftlicher Form auf Papier, gestempelt und unterzeichnet, ausgehändigt wurde, mitsamt einem Skript über ein Theaterstück, war es ihr aber ohnehin egal, selbst wenn sie im nächsten Kuhfladen des hintersten Hinterlandes von ganz Fiore sich den Hintern abfrieren sollte.
Normalerweise hatte sie keine Präferenzen, was ihre Aufträge anging – Arbeit musste erledigt werden, Recht und Ordnung musste gewaltet werden und die Interessen der Bürger Fiores waren ihr eine Priorität, mindestens wenn es um deren Sicherheit ging, doch Andreyna kam nicht umhin, die Gildenhalle mit leuchtenden Augen und leicht beschwingtem Gang zu verlassen, auch wenn sie sich ein fröhliches Summen immerhin verkniff.

Mit Pride, Prejudice, und eher leichtem Gepäck – wie weit wollte man sie für ein Theaterstück hinausschicken? – bestieg sie also einen Zug, suchte sich einen ruhigeren Wagon und las gespannt das Skript. Während die Landschaft, die an ihr vorbeizog, sich mehr und mehr den entsprechenden klimatischen Begebenheiten anpasste, studierte sie Wort für Wort, machte sich ein paar Notizen und blinzelte schließlich in die Dunkelheit, als sie einmal den Blick aus dem Fenster warf. Sie hatte nicht bemerkt, wie größere und kleinere Städte an ihr vorbeirauschten, was Andreyna wohl aber bemerkte, war, dass sie wirklich sehr weit von der Hauptstadt entfernt war. Sie konnte nicht recht abschätzen, ob es noch Nacht oder bereits morgens war, doch mit einem Seufzen sank der Kopf schließlich gegen die Lehne.

Soweit sie das beurteilen konnte, war das Stück dem Originaltext recht nahe gelegen, auch wenn sie ein paar etwas kuriose Anpassungen nicht recht nachvollziehen konnte. Vermutlich waren das die Portionen des Schauspiels, bei denen Magie auf spektakuläre Weise eine Rolle spielen sollte. Der Schrecken über die Gedanken, dass sie a) nicht zwingend eine spektakulär präsentable Magie besaß und b) höchstwahrscheinlich gehörig Lampenfieber vor einem Publikum bekäme, ereilte sie jedoch erst, nachdem sie etwas rüde durch einen Schaffner geweckt wurde, als der Zielbahnhof schon lange erreicht war.
Doch zu aller Erst: Wie nur war sie in eine Höhle gelangt? Andreynas Begeisterung verflog langsam, doch Auftrag war Auftrag, und sie wollte ihn zufriedenstellend zu Ende bringen. Und danach könnte sie in den nächsten Zug zurück steigen.

Als Andreyna den Bahnhof verließ, und etwas durch das violette Licht der Kristalle geblendet wurde, schien es so, als befand sie sich im falschen Theaterstück. Ah, deswegen hatte ihre ‚Betreuerin‘ so gelächelt.
Natürlich hatte die Sache einen Haken. Etwas leidlich fragte sie sich bis zur Theaterbühne der Stadt vor, geruht hatte sie auf der langen Zugfahrt ohnehin genug, und es war ihr nicht einmal möglich abzuschätzen, welche Tageszeit herrschte.
Als sie das ungeschmückte „Gebäude“ betrachtete, das aus kaum mehr als einer steinernen Fläche und ein paar Hinterräumen bestand, fielen die Mundwinkel nur ein kleines Stück herab. Sie war tatsächlich in das hinterste Hinterland von Fiore geschickt worden, ihrem Urteil nach zumindest, nur stand sie immerhin nicht in einem Kuhfladen. Ob es wohl hier überhaupt Kühe gab?
Ein leises Seufzen entwich Andreyna, bevor sie sich umsah.
Zwei weitere Magier sollten sich der Mission anschließen – keine ihrer Kameraden, aber das sollte nichts heißen. Außer vielleicht, dass es nichts gab, was Recht und OrdnungTM im Theater gefährdete und es sich bei der Theatergruppe hoffentlich um keinen geheimen Kult handelte, der ein paar unschuldige Theaterbegeisterte dunklen Mächten opfern - Andreyna stoppte ihren Gedankengang.

Sie wich ein paar Mitarbeitern aus, die gerade Waffen transportierten – Requisiten, mit hoher Wahrscheinlichkeit - und stieß dabei beinahe mit einer Frau zusammen, die mit einem Berg an Kostümen sämtlicher Art beladen war. Ein paar segelten zu Boden, und während die Städterin gehörig ausgeschimpft wurde, beeilte sie sich immerhin rasch, die Teile wieder aufzuheben und sich mit rotem Gesicht zu entschuldigen - Himmel, war das eine dieser Halskrausen?
Mit einem Ächzen, als die schimpfende Arbeitende sich bereits entfernte, sah sie sich erneut um. Gut, wo sollten ihre temporären Kameraden sein? Da blieb der Blick an zwei etwas auffälligeren Personen hängen. Mindestens das zwielichtige Auftreten des Größeren der Beiden brachte Andreyna zum Stirnrunzeln – Wer brauchte in einer Höhle eine Kapuze, wenn es doch nicht hineinregnen sollte? Verbarg er etwas? ... Nun, er könnte auch schlicht entstellt sein ...

Ihre Augen schmälerten sich für einen Moment lang, dann warf sie Vorurteile jedoch bei Seite – nicht den Schild, damit würde sie wohl jemanden mindestens etwas brechen können, wenn sie das täte – und erklärte es sich mit einem simplen ‚Müssen wohl einfach Magier sein‘, bevor sie sich näherte. Gerade als der Mann seine Kampfhaltung südwärts wieder aufzugeben schien und Worte an seine wohl weibliche Begleitung richtete. Kurz stutze Andreyna, dann hob sie jedoch etwas die Hand und winkte etwas unbeholfen nach vorne.
Abgesehen von einem mannshohen Schild unter den Arm geklemmt, einem Streitkolben und einer Tasche an der Seite machte sie nicht viel her und wirkte nicht sonderlich bedrohlich. Sie trug ihre einfache, schwarze und hochgeschlossene Uniform, neben einem blauen, kürzeren Cape, das auf einem Knopf einen Löwinnenkopf eingraviert hatte. Scheinbar eher Zierde als Wappen, denn er schaute etwas schielend drein und schien billig gemacht.
Ihre Stimme brach einen Moment, als sie sie zu heben versuchte, mit einem Räuspern gelang aber immerhin die Begrüßung zeitverzögert:

„Ah, guten Tag, die werten Herrschaften. Ich hoffe ich liege nicht falsch, und Sie beide sind hier, um der Theatergesellschaft Mercurius auszuhelfen?“

Oh Geister und Götter, bitte lag sie nicht falsch. Das wäre höchst unangenehm. Immerhin waren die Beiden nicht die Ersten, die sie darauf ansprach, als sie sich zum Theater durchfragte -  und entsprechende Blicke hatte sie heute bereits zur Genüge geerntet.


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BeitragThema: Re: Bühne von Gazania
Bühne von Gazania EmptyDo 18 Apr 2024 - 23:14


Wieso ausgerechnet ein Theaterstück? Hila legte den Kopf in den Nacken und sah zum Steinklotz auf, den die Bewohner der Stadt (und offenbar auch die Theatergesellschaft Mercurius) für eine Bühne hielten. Eigentlich hatten sich die beiden für diesen Auftrag nur gemeldet, weil er außerordentlich gut bezahlt wurde und sie dringend auf Geld angewiesen waren. Der Wirt, der die Absteige führte, in der sie nach ihrer fragwürdigen Ankunft in Gazania verletzt und dreckig angekommen waren, verlangte einen horrenden Preis für seine ranzige Bude, war aber wenigstens verschwiegen. Sie wollten keine Aufmerksamkeit erregen. Aus diesem Grund würde Hila nicht als Schauspielerin auftreten, sondern sich im Hintergrund nützlich machen. Das Letzte, was eine Person mit Verfolgern im Nacken tun sollte, war, auf einer Plattform zu stehen und kitschige Worte zu rezitieren. Machten sie vielleicht einen Fehler? Die Weißhaarige schaute zu Berin herüber, der alles andere als ruhig wirkte. Das machte auch Hila nervös. Sie fummelte an der ausgefransten Uniformjacke herum, während ihr Blick den Bühnenarbeitern folgte. Auch sie hatte sich das Skript bereits zu Gemüte geführt, es aber nur überflogen. Sie kannte die Geschichte. Sogar in Iceberg handelte es sich um einen Klassiker, eine Liebesgeschichte, die früher in der Bibliothek des Schlosses Whitestone nicht fehlen durfte. Mehr als einmal hatte sich die kleine Hila von ihren Eltern romantische Passagen daraus vorlesen lassen und im Schatten des großen Weltenbaumes von einem abenteuerlichen und mutigen Geliebten wie Romareo geträumt. Heute kamen ihr diese Gedanken vor wie die einer fremden, naiven Person. Leicht verkrampft schloss sich ihre Hand um das zusammengerollte Skript, zerknitterte es. Als Hila den Schaden bemerkte, kitzelte etwas in ihren Fingerspitzen. Sie leitete unwillkürlich eine kleine Menge Mana in ihre Hand. Leise raschelte das Papier, als die Falten sich glätteten und es in seinen Ursprungszustand zurückkehrte. Vorsichtig schaute sich Hila um, doch niemand schien etwas bemerkt zu haben, nicht einmal Berin. "Sie wollen, dass wir helfen. Und du übernimmst eine Rolle", zischte die 22-Jährige in der Sprache der Fiorer. Sie fühlte sich klobig auf der Zunge an, als hätte man ihr diese an den Gaumen geklebt. Doch sie hatten verabredet, dass sie ihre Landessprache nur im Privaten und in geschlossenen Räumen sprechen würden. Außerdem brauchte Hila Übung. Sie sollten schließlich so wirken, als stammten sie aus der Umgebung ...

Nach einer Weile hörte die Icebergerin Gezeter von der Seite der Bühne. Eine Frau mit einem riesigen Schild schien in die Fänge einer temperamentvollen Kostümbildnerin gelangt zu sein. Hila schnaubte leise, amüsiert, und wandte sich wieder der Bühne zu. Gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie der Direktor der Aufführung zwei Bühnenbildner mit bemalten Bäumen aus Holz von einer Seite zur anderen scheuchte. Dachte er wirklich, dass dieser Hintergrund die langweilige Bühne der Stadt aufwerten würde? Wenn sich in Berin nicht eine Legende des Schauspiels verbarg (und das bezweifelte sie), dann standen dem Stück keine großen Erfolgschancen in Aussicht. Doch das konnte ihnen egal sein - sie wurden schließlich nicht für den Gewinn bezahlt.

"Na, wen möchtest du als deine Juliaska?", stichelte Hila und klopfte Berin kumpelhaft auf die Schulter. Doch bevor der Hüne ihr antworten konnte, sprach sie jemand von hinten an. Alarmiert wirbelte die Weißhaarige schneller herum, als wohl für ein normales Gespräch üblich wäre. Es war die Frau mit dem Schild. Einen Augenblick lang starrte sie diese mit eiskalten, abschätzenden Augen an, ehe deren Worte im Kopf der Icebergerin angekommen waren. "Das ist korrekt", erwiderte Hila und bemühte sich, den r-Laut im Wort nicht übertrieben zu rollen. "Mein Name ist Hila und das ist Berin." Mit einer Hand wies sie zuerst auf ihre Begleitung, streckte sie dann der Unbekannten entgegen. Nicht für einen Handkuss, auch wenn man das bei Hilas  Erscheinung vielleicht erwarten mochte, sondern für einem kräftigen Handschlag.

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Berinhard

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BeitragThema: Re: Bühne von Gazania
Bühne von Gazania EmptySa 20 Apr 2024 - 19:50


"Eine...Rolle?", erklang die Nachfrage unverhältnismäßig zaghaft aus den fast zwei Metern Muskelmasse, gestählter Sehnen und bis zum Zerreißen gespannter Nerven. Der Volsungr hatte Jahre intensiven Trainings hinter sich. Mit all der Fürsorge und Liebe, die sie aufbieten konnten, hatten seine Eltern ihn immer wieder an die Grenzen getrieben, manchmal darüber hinaus. Seit der frühesten Kindheit hatte er die Jäger begleitet und Monster gesehen, die viele der Fiorer vermutlich erblassen lassen würden. Er fürchtete nicht viele Dinge...aber das schon. Als Sohn des Häuptlingspaares war er öffentliches Sprechen gewohnt, auch wenn er es nicht häufig tat. Aber alleine die Vorstellung sich mit einem falschen Schwert vor einen falschen Hintergrund stellen zu müssen und dann irgendwelche falschen Worte aufzusagen, die sich aus seinem Mund sicherlich ungehobelt anhören würden, jagte ihm einen unangenehmen Schauer quer über den Rücken. Beim großen Bären, die einzige Qualifikation, die Berin mitbrachte, war, dass er wusste wie man ein Schwert zu schwingen hatte. Das würde sich in den Kampfszenen vielleicht gut machen, aber davon abgesehen stellte er diesem Stück keine sonderlich rosige Zukunft in Aussicht. Warum sollte er überhaupt diese "Rolle" übernehmen? Der Direktor hatte irgendwas von "Statur eines jungen Gottes" geplappert, aber das ergab nicht den geringsten Sinn. Götter sahen aus wie Tiere. Das wusste jeder. Ganz so haarig war ja jetzt wirklich nicht. Zumindest kam er nicht einmal im Ansatz an die Bartpracht seines Vaters heran oder an die Haare auf den Zähnen seiner Schwester, hah!

"D...", machte Berin noch, bevor Hila auf den Fersen herumwirbelte. Langsamer folgte der Volsungr der Drehung. Dunkelblaue Augen musterten die Frau, die da an sie beide heran getreten war. Er hatte sie nicht gehört. Das war nicht gut. Wenn sie ein Feind gewesen wäre, hätte es hier zu Verletzungen kommen können. Der Blick des Volsungr huschte über die Bewaffnung. Ein Schwert. Und ein kolossaler Schild, für den es wenigstens innerlich ein Daumen-Hoch gab, auch wenn der Mann sich äußerlich nicht regte. Erst bei der Nennung seines Namens gab es ein winziges Nicken, nicht viel mehr als eine Bestätigung, dass er die Anwesenheit der Frau zur Kenntnis genommen hatte. Hm. Die Frau machte keine Anstalten nach ihren Waffen zu greifen. Auch der Schild wurde als eine solche eingestuft. Wenn man ordentlich damit umgehen konnte, konnte man auch mit der Kante eines Schilds Knochen brechen. Mit einem leiseren Schnauben lupfte sich Berin die Kapuze vom Kopf. Wenn es sich bei dem jungen Mann um einen Romareo handelte, war es die unausgeschlafene Version vor der Morgentoilette. Die Kapuze hatte die Frisur ordentlich malträtiert und die letzten Tage und Nächte unruhigen Schlafs hatten ihren Tribut gefordert. Eine Hand Berins zerwuschelte die Frisur noch ein Stückchen mehr. Wenigstens standen jetzt keine Strähnen mehr wild ab.
"Seid gegrüßt", ertönte es jetzt doch noch, mit gerolltem R-Laut. Sicher, Hila und er wollten nicht auffallen. Aber es wäre wohl noch auffälliger wenn man sich verhielt wie ein einsamer Wolf, der es schaffte sich in die dunklen Ecken voll ausgeleuchteter Gasthäuser zu setzen, statt einfach zu grüßen und dabei ein wenig erkennbaren Akzent aufzuweisen. Vielleicht sprach die Frau das ja auch einfach gar nicht an, weil sie wohlerzogen oder schlicht desinteressiert war. Man durfte ja wohl noch hoffen.
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BeitragThema: Re: Bühne von Gazania
Bühne von Gazania EmptySo 21 Apr 2024 - 14:16

02 | @Hila, @Berinhard

Andreyna betrachtete einen Moment die – auf sie so wirkenden – ungleichen Gefährten neugierig. Offen und aufrichtig wirkte der Ausdruck zumindest, ebenso das durchaus erleichtert anmutende Lächeln, das ihr blasses Gesicht aufhellte – und offensichtlich unbeeindruckt von dem eisigen Blick des Abschätzens, den Hila ihr entgegenschlug. Ohne großartiges Zögern griff sie nach der Hand der Frau, die ihr angeboten wurde, um mit festem Druck, aber nicht quetschend den Handschlag anzunehmen, vielmehr noch auszuführen.
„Verzeiht bitte, wenn ich Sie Beide erschrocken haben sollte.“, erwiderte sie zunächst mit kurz verzogenem Gesicht, wohl noch etwas verzögert auf das Herumwirbeln Hilas wie auch das langsamere Wenden Berins. „Üblicherweise passiert mir das nicht. Normalerweise hört man mich meilenweee – Äh.“ Sie räusperte sich und löste den Handgriff rasch, bevor sie den Kopf zusätzlich neigte und sich dann mit geballter Faust flüchtig auf die Herzhöhe schlug. Nicht fest, mehr ein sachtes Klopfen. Eine Angewohnheit, die sie sich bei manchen Rittern abgeguckt hatte – immerhin war es immer noch ein Auftrag von oben, und entsprechend wollte sie sich dienstkorrekt präsentieren.

„Sehr erfreut, Fräulein Hila, Herr Berin. Andreyna Vermillion der Name, ich stehe im Dienst der Rune Knights…“ Blablabla. Warum hörte sie nicht einfach auf zu labern? „Und… ähh… bin hier um zu … Helfen.“, folgte es etwas stockender, beinahe lahmend. Das hatte sie bereits gesagt, und so klang es wie aus einem schlechten Buch über lächerlich starke und unbesiegbare Heldenfiguren. Andreynas Lächeln ist bei dem halben Monolog kleiner und kleiner geworden und etwas peinlich berührt blinzelte sie nach vorne. Erstmal die Hauptdarsteller zureden, toll Andreyna - als hätten sie nicht schon genug Text im Kopf.
Tatsächlich ging der Ritter davon aus, Statistenrollen einzunehmen – vielleicht noch die eines Komparsen. Ihre Magie ermöglichte immerhin einen raschen Rüstungswechsel, vermutlich sollte das auch mit Kostümen gehen – und mehr konnte sie ohnehin eh nicht. Ein wenig im Hintergrund auf der Bühne herumlaufen würde sie gerade noch hinbekommen!

Etwas aufmerksamer hob sich der Blick zu Berin.
Hilas Bemühungen, ihren Akzent zu unterdrücken hatte sie nur halb wahrgenommen, als der Mann aber sprach, blinzelte Andreyna einen Moment lang. Die Überraschung war aber nicht lange auf ihrem Gesicht zu sehen – zunächst einmal gingen sie eigenartige Sprachgewohnheiten sie nichts an, des Weiteren wusste sie ohnehin nicht, wie Menschen in Ostfiore sprachen, und zuletzt hatte sie gelernt, Dinge nicht zu hinterfragen, wenn sie dazu nicht beordert wurde. Entsprechend bot sie ohne große Umschweife oder Kommentare auch Berinhard die Hand zum Gruß an, und beachtete seine Erscheinung auch nicht weiter – vermutlich sah sie durch das Nickerchen im Zug selbst etwas zerrupft aus. „Haben Sie denn schon jemanden gesehen, der das Ganze koordinieren soll?“, sprach sie mit Blick zu Hila. „Ich muss gestehen, bisher nicht wirklich in Theateraufführungen involviert gewesen zu sein, entsprechend … Vermutlich meldet man besser seine Anwesenheit an?“Andreyna ging zwar nicht davon aus, dass die Drei bereits vermisst würden, immerhin schien die gesamte Kulisse noch im Aufbau zu sein – und wieder mal fiel ihr auf, dass sie absolut keine Ahnung hatte, wie viel Uhr es überhaupt war – aber vermutlich machte man das so. Oder?


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Hila

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BeitragThema: Re: Bühne von Gazania
Bühne von Gazania EmptyFr 26 Apr 2024 - 12:06


Ein Rune Knight!
Hilas Herzschlag beschleunigte sich. Unwillkürlich huschten die fliederfarbenen Augen zu Berin an ihrer Seite, versuchten seine Reaktion auf diese Enthüllung abzuschätzen. Mit Mühe zwang die 22-Jährige ihre Mimik in einen Ausdruck von Neutralität. Kurz nach ihrer Ankunft in Fiore hatte Hila sich das Regierungssystem des Landes genau eingeprägt. Ganz oben stand die Königin und der magische Rat, der die Geschicke des Landes lenkte. Ähnlich wie der Tyrann, der an der Spitze ihres Heimatlandes saß. Doch wenn man die Bürger dieser Lande fragte, erwiesen sie ihrer Königin Ehre und Zuneigung, nicht die Furcht, die man sich nur hinter verschlossenen Türen im eisigen Land Iceberg zugestand. Auf die Herrscher folgten die Runensoldaten, und die Rune Knight waren die Elite unter ihnen. Schergen des Königs. Und vermutlich die erste Anlaufstelle, wenn der Mann, der nach ihrem Leben trachtete Mitgefühl suchte, um seinen verlorenen Schützling zurück in ihre Heimat zu holen. Treue Ritter dieser Art waren gefährlich. Sie schmückten sich in den Farben der Ehre und Gerechtigkeit und ritten selbstgefällig in den Sonnenuntergang, ohne sich dafür zu interessieren, ob sie die holde Maid in Wirklichkeit in ein Messer schubsten. Eine Welle Antipathie gegen Andreyna und alles, was sie repräsentierte, wallte in Hila hoch. War sie hier, um nach ihr zu suchen? Hatten sie letztlich doch mit ihrer Annahme dieses Auftrags den entscheidenden Fehler gemacht, der alles verändern würde?

Die Weißhaarige stockte. Andreyna war hier, um ... der Vorstellung zu helfen? Bei einem Theaterstück? Die Überraschung stand Hila deutlich im Gesicht geschrieben. Sie legte den Kopf schief. "Sicher meinst du zur Bewachung?" Sie konnte sich nicht vorstellen, dass die Elite des Königshauses jemanden zum Theaterspielen abstellte. Und wenn doch, dann war Fiore sicherer als gedacht ... oder Andreyna ganz besonders unfähig. Zuhause bei den Vendari hatte Hila oft, ihr Körper zerbrechlicher als der eines Volsungr, in der Küche aushelfen müssen oder auf die Kinder des Stammes achten, während Leute wie Berin auf die Jagd in besonders kalte, besonders gefährliche Gegenden ausgesandt wurden. Es war eine Schmach gewesen, als schwach gesehen zu werden. So oft das Orakel ihr auch voller Liebe versicherte, dass sie in den sicheren Grenzen des Stammes nun einmal unentbehrlich war, es hatte jedes Mal schlimmer gestochen als jeder Frost, der ihr einen Zeh oder Finger hätte stehlen können. "Das ... tut mir Leid." Hila betrachtete Andreyna noch einmal abschätzend von oben bis unten, nickte dann und wandte sich ab, um zur Bühne zu treten.

Mit einer Hand auf dem Rand der kleinen, steinernen Plattform gestützt, die die Umrandung der Bühne markierte, schwang sich Hila nach oben. Bei der Bewegung wehte ihr Mantel in stechendem Rot hinter ihr her, ein scharfer Kontrast zu den farblosen Haaren. "Auf ein Wort mit dem Anführer dieser illustren Truppe!", rief die Kriegertochter schallend über das Gelände, die Haltung aufrecht, die Stimme bellend, als rufe sie ein Appell aus. Ein paar Köpfe drehten sich verwundert in ihre Richtung. Ein junger Mann mit Brille, der gerade einen Busch am Bühnenboden befestigte, zog den Kopf ein wie eine Schildkröte und deutete mit dem Pinsel in seiner Hand, von dem Leim tropfte, auf eine Gestalt in bunten Stoffen, die gerade die Platzierung eines Baumes überwacht hatte. Mit einem Gesicht, als wäre er in Wolfskot getreten, dackelte er auf Hila zu. "Urgh, was denn? Ich habe es schon tausend Mal gesagt, aber ich nehme keine Änderungen im Skript an. Ich bin sicher, deine Idee ist ..." Er quiekte, als sich Hilas Hand um seinen Kragen schloss und sie ihn an sich heranzog. Kaum hatte sein Redeschwall aufgehört, zog die Weißhaarige kräftig an ihm, um den Direktor zu Berin und Andreyna zu schleifen. Er zeterte über die Qualität seines Oberteils, ließ sich aber ohne viel Gegenwehr mitnehmen. "Hier ist er. Er weiß nun, dass wir anwesend sind."


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BeitragThema: Re: Bühne von Gazania
Bühne von Gazania EmptyFr 26 Apr 2024 - 16:44


Eine Rune Knight.

Im Gegensatz zu Hilas Herz schlug das Berins ruhig weiter. Die deutlich stumpferen Augen des Mannes fingen den Blick seiner Begleitung einen Moment lang ein. Nur der winzigste Hauch eines beruhigenden Lächels breitete sich für den Bruchteil einer Sekunde auf Berins Gesicht aus. Die zusammen verbrachten Jahre hatten dafür gesorgt, dass er die junge Frau recht gut lesen konnte. Meistens, jedenfalls. In Ordnung, eigentlich nur manchmal. Aber dass sich die neue Obrigkeit Whitestones bereits jetzt an die Rune Knights gewandt hatte, war hoffentlich relativ unwahrscheinlich. Und selbst wenn, würden die Rune Knights mit einer Beschreibung hoffentlich nicht weit kommen oder aber diese Frau hier stand auf der Befehlskette zu weit unten um derlei Informationen zu erhalten. Gefahndet wurde nach den beiden Icebergern, soweit er das sagen konnte, noch nicht.
Außerdem hatte der Volsungr eine Art grundlegenden Respekt für die Rune Knights und ihre Arbeit. Sonderlich viele Informationen über die Gilde hatte er bislang nicht, aber nach seinem Verständnis traten sie für den Schutz der Bürger dieses Landes ein und wahrten dessen Gesetze. Das konnte er respektieren. Zudem hatten sie Ritter im Namen. Ritter waren berittene Kämpfer. Natürlich war es schon ein bisschen schwach sich statt auf die eigene Stärke zusätzlich noch auf die eines Reittieres verlassen zu müssen, aber darüber konnte er hinweg sehen.
Diesen Gedankengängen entsprechend hob er auch nur eine Hand, um die Entschuldigung Andreynas mit einer lockeren Geste beiseite zu wischen. Sie war nicht nötig.

Wieder ertönte ein wortloses Schnaufen vonseiten Berin. Dieses Mal klang es fast mitfühlend. Vielleicht war die arme Frau hier zu einer Art Strafarbeit verdonnert worden? Das hier war jedenfalls keine Arbeit für einen Krieger. Aber es war ja schließlich nicht so als wäre ihm das nicht selbst auch schon passiert. Eine denkwürdige Nacht hatte er damit verbracht Kettenhemden zu flicken. Und wer das schon einmal gemacht hatte, wusste erstens, was für eine Fusselsarbeit das war und wollte das zweitens nie wieder tun. Die Lektion hatte also Wirkung gezeigt.
Immer noch wortlos starrte Berin weiter zu Andreyna herunter, während Hila von dannen zog um den Direktor der Theatergruppe zu holen. Es dauerte einen Moment, bis sich der Mund des Volsungr doch noch öffnete. "Spielen sie häufig Theaterr? Die Rrune Knights?", erkundigte er sich mit all der sozialen Eleganz eines knallpinken Vorschlaghammers aus Gummi. Es dauerte auch nicht sonderlich lange, bis Hila in der ihr ganz eigenen Art den Direktor organisiert hatte, der wie ein ungezogenes Bürschchen hinter der jungen Frau hergeschliffen wurde. Ein amüsierter Laut entrang sich Berin. Nicht ganz ein Lachen, viel eher ein vergnügter Sozialgrunzer. Während der Mann sich seinen Kragen wieder zurecht rückte, der ihm aus irgendeinem unerfindlichen Grund in Unordnung geraten war, hob Berin grollend an.
"Was sollen wirr exakt tun?"
"Ihr? Euch brauche ich als Romareo. Der eigentliche Schauspieler hat sich verletzt. Das könnt Ihr, oder?"
"Nein. Aberr es ist nicht so als hättet Ihrr eine Wahl. Ich werde mein Bestes geben, aberr errwarrtet keine Wunderr. Was ist mit diesen beiden?"
Ein Nicken Berins ging rüber in Richtung Hila und Andreyna. Konnte ja nicht sein, dass er sich hier als einziges blamieren musste.
"Also..."

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BeitragThema: Re: Bühne von Gazania
Bühne von Gazania EmptyFr 26 Apr 2024 - 17:49

03| @Hila, @Berinhard

Andreyna blinzelte einen Moment lang.
Sicher meinst du zur Bewachung. Hilas Worte trafen einen Moment lang kritisch. Das Gesicht der Frau schrumpelte etwas zusammen, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. Natürlich wären Wachtätigkeiten etwas, dass die Knights normalerweise übernehmen würden, und natürlich würde sie passiv versuchen, ein Auge darauf zu haben, dass nicht doch irgendetwas passieren könnte, was einem Einzelnen, oder schlimmer – einem ganzen Publikum - schaden könnte. Wenn hier allerdings irgendwelche Verbrecher unterwegs waren, oder dunkle Magier, dann schliefen sie vermutlich gerade ohnehin in diesem Bergkaff, und es war fraglich, ob sich überhaupt jemand hier für Theater begeistern könnte. Gazania Town wirkte auf Andreyna bisher nicht wie ein Knotenpunkt der Künste und Kunstliebhaber – aber sie ließ sich gerne vom Gegenteil überzeugen.  Ohnehin würde das niemals ihre Gedanken verlassen.

Entsprechend lächelte Andreyna einen Moment lang matt, als die Frau vor ihr eine Entschuldigung aussprach. Sie würde ihre Vorgesetzten nicht vor den Zug schubsen, aber sie hatte definitiv eine Vermutung, dass jemand sie nicht besonders gut leiden konnte, der einen Einfluss auf die Verteilung von Arbeit hatte – oder sie wurde nur dauerhaft getestet und in ihrem Ehrgeiz erprobt. Wer wusste das schon. Eine wegwerfende Handbewegung tätigte sie also, als wolle sie ihre Gedanken wegwedeln und gleichermaßen nonverbal mitteilen, dass es nichts zu entschuldigen gäbe, da blinzelte sie Hila auch schon nach.

Der Mund klappte auf, das Gesicht zeigte offene Verwirrung. Es demonstrierte überraschende Ähnlichkeit mit einem Guppy. „Huh?“, formulierte sie den intelligenten Ausdruck weniger intelligenter Kreaturen, in beinahe ähnlicher Tonlage, bevor sie langsam wieder zum dunkelhaarigen Begleiter der Hellhaarigen aufsah. Ihre Augenbrauen hoben sich etwas fragend anmutend, jedoch formulierte Andreyna sie nicht verbal. Sie kommentierte auch Berins Schnaufen nicht, stattdessen schwirrte der Blick flüchtig zur Seite weg.
Andreyna störte sich nicht an dem Moment des Schweigens, immerhin gab es ihr die Möglichkeit, die Gedanken zu sortieren. Etwas runzelte sie die Stirn dabei. Ihre beiden temporären Kameraden wirkten definitiv etwas kurios auf die Städterin, jedoch nicht kurioser als die Gesellen verschiedenster Schichten, die ihr über den Weg gelaufen waren. Vielleicht waren die Beiden reisende Künstler? Schausteller, Zirkusartisten – so etwas. Das könnte auch die seltsame Sprachgewohnheit erklären. A propos seltsame Sprachgewohnheit – Andreyna zuckte flüchtig zusammen, als Berin wieder das Wort hob.

„Hm, was?“, war der erste Reflex, bevor sie rasch blinzelte. „Kommt drauf an, wen man fragt.“, folgte sie eher gemurmelt dem ersten Impuls, zu antworten, dann räusperte sie sich kurz. „Für gewöhnlich nicht. Ich meine mich auch nicht genau zu erinnern, dass das zu den Aufgaben eines gewöhnlichen Soldaten der Armee gehört, jedoch mag es sein, dass die Obrigkeit einen gewissen Ruf wahren oder aufbauen möchte. Entsprechend, gerade in den unteren Rängen der Gilde, werden oft eher Aufgaben erteilt oder vergeben, die im Interesse einer kleineren Gemeinschaft stehen,…  oder einzelnen Bürgern bei ihren Problemen geholfen oder ihren Interessen unterstützt, egal wie banal sie auf den ersten Blick anmuten würden. Ich schätze, dass es sich um eine Art repräsentative Formalie handelt. Ansonsten gibt es sicherlich ein paar Stimmen, die die Bewachung von Festlichkeiten oder die Teilnahme an offiziellen Angelegenheiten mit einigen wenigen Vertretern als „Theater“ bezeichnen könnten. Kritiker findet man wohl überall.“ Sie wog den Kopf etwas hin und her. Zwar hatte Andreyna nicht das Gefühl, sich für ihre bloße Anwesenheit rechtfertigen zu müssen, Hilas Blick und die Frage Berins hatten sie jedoch etwas aus der Fassung gebracht – Was genau suchte sie eigentlich hier? Ihr Mund zog sich einen Moment lang etwas schief, Berins Sozialgrunzer wurde mit einem eher verhaltenen Lächeln quittiert. Ein falsch klingendes Lachen ersparte sie sich.

Bevor sie den Austausch – oder aufbauenden Nicht-Austausch als unangenehm befinden konnte, sah sie sich wieder nach Hila um. Das Lächeln wurde freundlicher, dann weiteten sich die Augen, als Andreyna sah, dass die junge Frau den Direktor quasi am Schlafittchen gegriffen und hinter sich hergezogen hatte. Ihr Mund klappte auf und einen Moment lang überfordert sah sie zu dem Mann, der sich beinahe direkt an Berin wandte, während er sich den Kragen richtete. Nun, zumindest wusste er nun von ihrer Dreien Anwesenheit. Mehr oder weniger direkt, immerhin. Der Blick des Ritters ging kurz wieder in Richtung Hila, da sie aber scheinbar nicht der direkten, und wohl recht verständlichen, vielleicht aber auch gar nicht vorhandenen Wut des Direktors ausgesetzt war – zumindest im Moment nicht -, lächelte sie also vor sich hin, neigte den Kopf einmal grüßend, und betrachtete sich diese Szene, als würde sie von außen draufschauen. Ganz unbeteiligt. Bloß nicht auffallen.

Schade, dass Dinge meistens nicht so laufen, wie man sie sich wünschen würde.
Nachdem sich der Direktor in den bunten, wirklich sehr auffälligen Stoffen, sich von Berin abwandte, hob sich der dickliche, beinahe wurstige Finger in Richtung der Frauen. Mit einem Schnaufen besah er sich beide etwas prüfend - vielleicht einen Moment zu lange prüfend - und zwirbelte Schnauzer, der in Fiore sicherlich vor ein paar Jahrzehnten einmal in Mode war. Andreyna meinte sich zu erinnern, dass ihr Großvater ihn ähnlich getragen hatte, als sie noch jünger war. Eine entsprechende Faszination brachte sie der Gestalt entgegen, deren Kopf immer noch einen eigenartigen rötlichen Ton angenommen hatte, ehe sie zusammenzuckte, als der Zeigefinger wie ein lästiges Insekt in ihre Richtung schwirrte. Beinahe automatisiert nahm sie Haltung an und zog die Schultern etwas hoch.
„Also…  - Was genau könnt ihr Mädchen eigentlich?“, murrte er, beinahe unbegeistert über die sonstige Auswahl, die er vorfand. Fast schon demonstrativ richtete der Direktor seinen Kragen erneut ordentlich zurecht. Ob er wohl in seiner Freizeit auch Halskrause trug?

"Uhm..." Großzügigerweise überließ Andreyna Hila das erste Wort. Sie schielte zumindest kurz in deren Richtung. Nun darauf hinzuweisen, dass man normalerweise nicht mit dem Finger auf andere Personen zeigte, wie sie es normalerweise tun würde, schien ihr in dieser Situation unangemessen.


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BeitragThema: Re: Bühne von Gazania
Bühne von Gazania EmptySo 28 Apr 2024 - 13:06


Der Direktor wollte also wissen, wozu die beiden Mädchen taugten? Hila verschränkte die Arme vor der Brust und verlagerte das Gewicht auf ein Bein. Der kalte Blick der fliederfarbenen Augen traf ihren Auftraggeber. Ein Teil der Icebergerin wollte diese Quest sofort wieder an den Nagel hängen. Es missfiel ihr, wie dieser dahergelaufene Mann mit ihr und ihrer Kameradin sprach. Ihm fehlte der Respekt, der einem Krieger - oder wenigstens einem anderen Lebewesen - gebührte. Es mochte stimmen, dass Hila ihn selbst nicht gerade respektvoll zu ihren Mitstreiter geschliffen hatte, doch war das ein Grund, sie derart zu mustern? Ein Mädchen ... Ein Mädchen trug weiße Kleider und tanzte kichernd im Schatten von Mimameid. Ein Mädchen sammelte Blumen und baute Kronen aus ihnen, davon träumend, ein Königreich an Feen und Regenbögen zu beherrschen. Hila war eine Kriegerin. Ihre Lippen schürzten sich und sie antwortete barsch, die Augen halb geschlossen, als würde der Direktor sie mit seiner Dummheit blenden. "Ich werde nicht auf der Bühne stehen. Das ist Juliaska." Sie löste eine ihrer Hände aus der Verschränkung und wies auf Andreyna. Ihre Entscheidung stand fest, auch wenn der Direktor verwirrt blinzelte und von der Weißhaarigen zur Rothaarigen schaute. "Nun, die Ähnlichkeit ist frappierend ...", gab er zähneknirschend zu und unterzog die Rune Knight einer weiteren Musterung. Hila spürte heißen Zorn in ihr aufsteigen, als die Augen ihres Auftraggebers über den Körper ihrer Kameradin fuhren, so als beschaue er die Flanke eines Wildbrets, das ihm ein Jäger verkaufen wollte. Schließlich schien er zu irgendeine Form von Entschluss zu kommen, denn er nickte und wandte sich Hila zu. "Gut, dann mach du dich irgendwo anders nützlich!", blaffte er ihr entgegen, richtete noch einmal seine Halskrause und wedelte mit einer Hand in ihrer Richtung, als handele es sich bei ihr um ein lästiges Insekt, das man vertreiben musste. Einen Moment sah Hila aus, als wollte sie den Direktor erwürgen. Ihr Blick glitt zu Berin herüber. Nein, sie brauchten das Geld. Der Auftrag bezahlte gut und würde ihnen eine Woche Obdach in ihrem Gasthaus bescheren. Eine Woche, die sie Vorsprung hatten. Es war wichtig, dass sie diesen Auftrag erledigten. Wichtiger als ihr Stolz. So oft hatte sie seit ihrer Flucht ihre Würde herunterschlucken müssen. Doch es diente alles einem größeren Zweck. Einem besseren Leben. Hila ballte die Hände zu Fäusten und zwang sich zu einem tiefen Atemzug. "Viel Erfolg", presste sie hervor und wandte sich um, ließ Berin und Andreyna mit ihrem Direktor alleine, der sie gewiss darüber unterrichten würde, wie man die beiden Hauptrollen leidenschaftlich und verliebt verkörpern konnte.

Hila schwang sich noch einmal auf die Bühne und näherte sich wieder dem Praktikanten mit dem Leimpinsel. Mittlerweile hatte er den Busch befestigt und klebte nun kleine Blümchen an eine Stoffbahn, die wie ein Vorhang im Hintergrund aufgespannt war. Man konnte ein stilisiertes Schloss sehen, das auf einem Berg lag. Einen Moment starrte die 22-Jährige auf das Gebäude. Ein Schloss, wie das, in dem sie die ersten Jahre ihres Lebes verbrachte ... "Kann ich dir helfen? Äh ..." Der Praktikant schob seine Brille nach oben und musterte Hila aus der Hocke. Die Augen waren zusammengekniffen und er rieb sich mit einem Handrücken darüber. Vermutlich war es anstrengend, winzige Blümchen zu kleben. "Ich soll mich nützlich machen", erwiderte Hila und stemmte die Hände in die Hüften. "Also. Benutz mich." Der Praktikant weitete die Augen und ließ seinen Pinsel fallen, als er Hilas Worte hörte. Mit einem scheppernden Geräusch kickte er den Leimtopf und verteilte dessen Inhalt über den Bühnenboden. "Ehhh?!"


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BeitragThema: Re: Bühne von Gazania
Bühne von Gazania EmptySo 28 Apr 2024 - 15:56


"Verrstehe", gab Berin auf Andreynas Ausführungen zu hören. Es war eine halbe Lüge. Einen Teil, vor allem alles, was mit den Interessen der Gemeinschaft zu tun hatte, hatte er verstanden. Manchmal musste man tun, auf was man überhaupt keine Lust hatte, um die Gemeinschaft zu erhalten. Ob das nun war sich mit auf die Jagd zu begeben, obwohl vor den Fensterläden ein schlimmer Schneesturm wütete oder sich in einem Theater auf eine Bühne zu stellen. Am Ende war das eine zwar gefährlicher als das andere, aber getan werden musste wohl beides. Wobei das schlimmste, was bei einer Jagd passieren konnte, ein paar Verletzungen waren. Welche Gefahr bei diesem sogenannten Theater bevorstehen konnte, wusste Berin schlicht nicht. Vielleicht war es dem Publikum erlaubt mit Messern zu werfen? Wer konnte sowas schon wissen. Außer natürlich allen anderen Anwesenden, die man dazu jedoch erst einmal hätte fragen müssen. und da er grade Berinhard Ragenwald, "bescheidener Bürger von Fiore" war, kam das nicht in Frage.
Eine Hand Berins klappte um, machte eine Geste als wolle er noch etwas sagen. Da kam jedoch Hila mit dem Direktor zurück. Mädchen? Berins Augenbrauen prallten gegeneinander wie zwei Lawinen, formten ein spitzes, verärgertes Tal auf seiner Stirn. Die erhobene Hand sank wieder herab, etwas zu zackig, streifte dabei sogar den Arm des Direktors. Der zuckte jedoch nur mit dem Arm zurück und schaute ein bisschen verwundert, bevor er die Schaufel nahm und sich sein Grab weiter aushob.
Nur einen Moment lang fing Berin Hilas Blick ein, die ähnlich verärgert aussah. Nein, sie konnten keinen Ärger machen. Sie brauchten das Geld. Und das hier war eine der wenigen Arbeiten, die nicht noch entwürdigender gewesen wären. Ein sachtes Kopfschütteln in Richtung Hila, Berins Gesichtsausdruck glättete sich zu jenem, leicht tot wirkenden Ausdruck mühsamer Beherrschtheit, den der Mann immer dann an den Tag legte, wenn ihm etwas eigentlich gehörig gegen den Strich ging.

Während der Mann Andreyna und ihm lang, breit und mit deutlich zu komplizierten Worten für den grade erst frisch Iceberg entschlüpften Verstand Berins erklärte, was es nun eigentlich zu beachten gab und mit wie viel Hingabe die entsprechenden Sätze doch bitte zu sagen seien, verfolgte Berin mit dem Blick stattdessen Hila. Der bemitleidenswerte Praktikant bekam über die Schulter der jungen Frau hinweg einen Blick aus stumpfen, blauen Augen, die mit einem Mal überhaupt nicht mehr stumpf waren, sondern eher vor Mordlust funkelten. Es handelte sich um jene Art von Blick, die in mehr als tausend Sprachen der Welt vermittelte, dass weitaus mehr Ärger als vergossener Leim anstand, wenn man jetzt nicht ausgesprochen vorsichtig vorging. Berin sah den prominenten Adamsapfel des jungen Mannes einmal hüpfen. Damit zufrieden richtete er den wieder komplett stumpfen Blick auf die Halskrause des Mannes vor ihm.
"...und das ist eigentlich schon alles. Haben sie beide verstanden?"
"Es wirrd eine Darrbietung, wie sie Gazania noch nie gesehen hat."
"Genau! Wunderbar. Das ist die Einstellung, die ich haben möchte. Dann gehen sie beide mal in die Maske. Die Kostüme warten auch schon."
Die Miene der Beherrschtheit in Berins Gesicht bröckelte rasant dahin. Ein Blick des Mannes schoss rüber in die angezeigte Richtung. Dort warteten schon zwei Leute mit einer dieser bescheuerten Halskrausen. Kein Wunder, dass am Ende alle starben! Mit so einem Ding sah man ja nicht einmal, was der Feind mit dem Schwert anstellte. Die Schultern Berins sackten herunter. Es war zu spät zum Weglaufen. Da musste er jetzt durch. Alleine schon, damit Hilas und seine Tarnung nicht aufflog und sie vielleicht irgendwann einmal weg konnten von dieser Stadt voller verdeckter Sklavenhändler. Noch ein Blick ging rüber zu Andreyna, gefolgt von einem gequälten Grinsen.
"Wie schlimm kann es werrden?"
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BeitragThema: Re: Bühne von Gazania
Bühne von Gazania EmptySo 28 Apr 2024 - 17:44

04 | @Hila, @Berinhard

Als sich die Situation vor ihr entfaltete, kam es beinahe so vor, als stünde Andreyna auf einem Schlachtfeld. Sie bemerkte nicht mal mehr Berins umklappende Hand und den beinahe getätigten Wisch zum Zivilisten damit – auch wenn er weniger zivil, als Ähnlichkeiten mit einem wütenden Handtaschenhund zu haben schien. Ähnlich klingelte es auch in ihren Ohren, als sie merkte, wie ihr das Blut wie in einem Anflug von Adrenalin in den Kopf schoss. Ihr Atem schien sich zu verlangsamen, während die Augen stumpf nach vorne gerichtet waren und sich alles wie im Zeitraffer abzuspielen schien. Es war ein wenig so, als würde sie eher entfernt und verzerrt die Stimme Hilas wahrnehmen, die von eigenartigen, noch entfernteren Geräuschen überlagert war, die ihr hinter den Schläfen pochten. Kurz zuckten die Augenlider. Was genau passierte hier. Es war nicht das Mustern, das war sie als Soldatin gewohnt, auch wenn es meistens eher ihre Uniform oder Rüstung betrag als Sonstiges an ihrer Statur. ‚Mädchen‘ wurde sie oft genug in ihrem Leben gerufen, in sämtlichen Tonfällen auch, und entsprechend hatte sie gelernt, es auszublenden. War es der Blick? Die allgemeine, seltsam aufgeheizte Stimmung? Aufkeimender Stress, der sich jetzt schon anbahnte?

Hilas Verweis auf sie, mit Hand und Worten, ließ sie aus dem tranceartigen Anfall zurückschrecken. Glücklicherweise hielt er zu kurz an, als dass man etwas anderes als die versteifte Haltung und den leeren Blick des Ritters bemerken konnte – und das mochte auch als Reaktion auf das, was sich gerade abspielte, zu deuten sein.
Etwas verzögert wurde sich Andreyna also bewusst, dass sie gerade den Löwen des Theaters zum Fraß vorgeworfen wurde. Statt sich darüber zu beschweren oder Einwände zu erheben – eine ganz, ganz schlechte Idee war es ohnehin, aber das schien ihr offensichtlich -, ruckte der Kopf in die Richtung der jungen Frau, deren Miene sie zu deuten versuchte. Begeisterung schlug ihr nicht entgegen, die Kälte und das, was sie verdrängen und in die andere Richtung drängen konnte – auflodernder Zorn-, wollte sie aber beinahe schon im Flieder der Augen interpretieren. Ihr eigenes Gesicht blieb dabei neutral.
Fast automatisch setzte sie einen Schritt nach vorne und streckte den Arm leicht zur Seite aus, kaum hoch genug, als dass sie sich bevormundend vor der Jüngeren aufbaute, aber so, als wolle sie das Geblaffe des Direktors abfangen und auf sich lenken. Seine Aufmerksamkeit hatte sie ohnehin schon, doch räusperte sie sich einmal zusätzlich. „Ich bin sicher, dass man trotz der Vorbereitungen und dem daraus resultierendem Stress wie vernünftige Erwachsene miteinander umgehen kann, nicht?“Es war nicht als Empfehlung formuliert. Andreynas Augen schmälerten sich einen Moment, aber es war fraglich, ob ihre Worte überhaupt Gehör fanden. Künstler schienen dafür nicht empfänglich, für Kritik für gewöhnlich ohnehin nicht, ob an ihrer Kunst oder ihrer Person.

Die Tirade an Einweisungen schwappte dementsprechend wie eine tosende Welle über sie, wobei der Direktor sich mehr an Berin zu wenden schien. Sie nutzte diese Gelegenheiten, in denen sie keine Aufmerksamkeit auf sich liegen spürte, und sah umher. Erst in Richtung ihrer (temporären) Kameradin, bevor sie ein paar der anderen Frauen und Helferinnen am Theater musterte. Sie schienen beschäftigt – und teilweise noch recht jung. Billige Arbeitskräfte, die sich für Schauspiel begeisterten und selbst eine Rolle haben wollten? Etwas abschätzend zog sie den Mund schief, als der Blick wieder auf Berin lag. Das Missfallen war deutlich anzusehen, aber es war fraglich, ob es ihm galt.
Andreyna wusste ohnehin nicht genau, was sie von dieser Situation halten sollte. Niemand würde einen Auftrag annehmen, der ihm zuwider ist, wenn er die Belohnung nicht brauchen würde. Hilas Unwille, auf einer Bühne aufzutreten, konnte sie jedoch nachvollziehen, ihre Gründe wollte sie nicht hinterfragen, und auch wenn sich die beiden Magier zu kennen schienen und besser miteinander harmonisierten, gleich welcher Natur, musste das nicht unbedingt in einem Theaterstück vermarktet werden. Dass Berin sich dem ganzen ergab, verwunderte sie, doch als sie den mörderischen Ausdruck in Richtung Praktikant - armer Bursche - wahrnahm, als sie kurz aufsah, schien es recht einleuchtend. Sie wollte das aber nicht zerdenken.

„Ah.“, meinte sie, eher leiser zu sich, wandte sich aber dann dem Direktor zu, dem sie wie zur Zustimmung zunickte. „Das wird machbar sein.“Sie drängte das eigene, flaue Gefühl im Magen zurück, auch wenn ihr Gesicht sichtbar an Farbe verloren hat. Das wird nicht gut. Gar nicht gut.

Die Unbeteiligung an seinem Monolog schien der Direktor gar nicht wahrgenommen zu haben, stattdessen fuhr seine Hand über eine mittlerweile schwitzige Stirn. „… so viel zu tun.“, murmelte er noch, und entließ sich selbst mit beinahe flatterhaften, scheuchenden Gesten in Richtung der Magier, als er sich umwandte, um wohl seine nächsten Opfer zu suchen.
Verdammte Choleriker.

Kurz sah Andreyna ihm mit zusammengeschobenen Brauen nach, bevor sie die Hand in Richtung des zurückgebliebenen Kumpanen ausstreckte. Für einen Angriff war es zu langsam, im Kontrast sprach sie recht flott: „Furchtbar. Ich bezweifle, auf einer Bühne großartig sprechen zu können, Menschenmengen, die ihre Aufmerksamkeit auf mich richten, machen mich nervös. Die gute Sache ist, dass Sie das meiste zu bewerkstelligen haben, und wenn sie halbwegs konventionell attraktiv dabei aussehen, ist es dem geneigten Publikum beinahe egal, was genau gesprochen wird. Meine Anwesenheit ist dabei eine notwendige Zweitrangigkeit. Lassen Sie sich keine Halskrause anziehen.“
Und damit versuchte der Ritter den Magier ein Stück nach vorne zu schieben. Nicht etwa in Richtung der Leute, sondern in Richtung Kulisse, wo Hila mit dem Praktikanten hantiert. Die Rollen sind garantiert nicht revers.
„Seht aber zunächst einmal nach Eurer Freundin. Sie schien mir etwas agitiert. Zurecht, will ich behaupten. Eine Fremde sollte sie darauf aber nicht ansprechen. Vielleicht hat sie auch eine Idee zu dieser Misere?“
Der beinahe befehlsgewohnte, nüchterne Ton in Andreynas Stimme nahm ab, gewann zunächst an etwas Zaghaftigkeit und Wärme zurück, bevor sie mit einem etwas unbeholfenen Lächeln in Richtung oben – Berin sah sie nicht wirklich ins Gesicht, irgendwie war ihr das plötzlich sehr unangenehm – schon beinahe wie auf dem Weg zur eigenen Exekution in Richtung Halskrausenpersonen umwandte. Das Lächeln verblasste und die Augen des Ritters schlossen sich einen Moment lang.

Wird Zeit, dass sie wieder Taschendieben nachjagte. Vielleicht ein bisschen Müll aus dem Parkbrunnen fischte…


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BeitragThema: Re: Bühne von Gazania
Bühne von Gazania EmptyGestern um 22:01


Die Leimlache hatte beinahe Hilas Stiefel erreicht, als sie sich nach unten beugte und den Tiegel aufhob. Der Praktikant zuckte vor der Bewegung zurück, als erwartete er einen Hieb. Die Icebergerin sah seine Augen kurz hinter sie gleiten, zu der imposanten, breiten Gestalt Berinhards, ehe der junge Mann die Weißhaarige wieder ansah. Er schluckte. Aber bevor er sprechen konnte, kam Hila ihm zuvor. "Verzeihung. Ich bin etwas aufgeregt", log sie aalglatt, ohne mit der Wimper zu zucken. Das Orakel hatte sie gelehrt, dass Wahrheit stärker war als Betrug. Es widerstrebte jedem Funken ihres Wesens, doch in der fremden Sprache dieses fremden Landes fühlten sich Lügen beinahe zu verlockend an. Sie legten sich wie ein warmer Mantel aus Bärenfell um die Schultern der falschen Hila, die auflachte und mit dem lieblichen Geräusch die Angst des Praktikanten zersplitterte. Der junge Mann erhob sich und nahm den Leimbecher entgegen, wobei er penibel darauf achtete, dass seine sonnengebräunten Finger die porzellanfarbene Haut der 22-Jährigen nicht einmal leicht berührten. "Ach, das macht nichts", gab er zu, lachte selbst und warf noch einen Blick auf den Rachegeist, der hinter Hila zu lauern schien, "wir haben Glück, wir sind ja nicht auf der Bühne, oder?" Die Icebergerin nickte. Der Teil war nicht gespielt. "Auch wenn wir die Schuld bekommen, wenn es Probleme gibt ..." Er seufzte und machte sich daran, den Leim wieder in den Tiegel zu streichen und das, was er nicht erwischen konnte mit einem Ledertuch zu betupfen. Ein scharfer Geruch stieg Hila in die Nase, als sie sich neben ihn hockte. Lösemittel. "Der Direktor ist streng?", schoss sie ins Blaue, bekam für ihre richtige Vermutung ein zustimmendes Brummen. Sie durfte den Leimtiegel halten, als habe sie einen Preis gewonnen. Er war schwitzig dort, wo die Hände des Praktikanten ihn gegriffen hatten. "Wahnsinnig. Aber er hat eine Vision. Seine Sachen sind echt gut, er ist der Beste seines Fachs und Mercurius gibt einem viele Möglichkeiten, wenn man ..." Er stoppte kurz, musterte Hila und schüttelte den Kopf. "Wenn man was?" Unwillkürlich neigte sich die Weißhaarige ihm entgegen. "Wenn man nach etwas aussieht." Hila spürte ein unangenehmes Gefühl, das sich in ihrer Magengegend ausbreitete. Nun war sie es, die über die Schulter schaute. Was hatte sie Berin und Andreyna angetan?

Was auch immer passieren würde, es war nun in der Hand des Schicksals. Wer den Samen vergräbt, der braucht sich über den Baum nicht wundern. Das strenge Gesicht des Orakels tauchte vor Hilas innerem Auge auf. Es befahl ihr den übersalzenen Eintopf zu essen, bis das Stechen auf ihrer Zunge ihr deutlicher lehrte, nichts zu verschwenden, als es jede Predigt könnte. Hila seufzte aus, was der Praktikant als Genervtheit mit der Aufgabe interpretierte. Er führte die Icebergerin zu einer Abteilung der Bühne, wo die Blumen zusammengeklebt wurden, die am Ende eine Rosenranke ergeben würden. Das Gebilde würde sich hinauf zu einem Balkon ranken, auf dem Juliaska stehen und nach Romareo suchen würde. Das Skript war Hila bekannt. Inmitten der ganzen falschen Rosen war eine echte, aber die Requisite würde man erst benutzen, wenn die Aufstellung anstand. Noch stand sie in einer hohen Vase auf dem Arbeitstisch und schien Hila mit ihren roten Blüten zuzuwinken. Man hatte ihr sämtliche Dornen abgetrennt. Der Praktikant setzte die verwirrte Weißhaarige auf einen Stuhl und erklärte ihr, wie man versetzte Stoffkreise aneinander klebte, damit Rosenblüten entstanden. In ihrem Stamm hatte sie Körbe geflochten und vor Schaukämpfen echte, eisblaue Schneeblumen, die einem die Fingerspitzen gefroren in die Haare ihrer Systir geflochten. Diese Arbeit war entwürdigend simpel. Hila schnaufte und begann.

Es dauerte weniger als ein paar Minuten, bis ihre Finger aneinander klebten und eine Blüte an ihrer Wange hing wie ein peinlicher Bluterguss.


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