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 Die Siedlung 'Calavera'

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Rin
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Die Siedlung 'Calavera' Empty
BeitragThema: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptySa 1 Okt 2022 - 16:29


Ortsname: Calavera
Art: Siedlung
Spezielles: -
Beschreibung: Die kleine Siedlung liegt am Rand der Wüste (deren Einfluss auf die Vegetation noch deutlich erkennbar ist), direkt am Fuß eines kleinen, inaktiven Vulkans. Bis auf ein paar einsame Gebäude und heiße Quellen lässt sich hier kaum etwas finden. Vor vielen Jahren sind einige Arbeiter hierher gewandert, um aus jenen Quellen schöne Bäder und somit gute Einnahmen zu machen, dieses Vorhaben hat sich jedoch aufgrund der abgelegenen Lage nie realisiert. Einige Nachfahren dieser sind jedoch geblieben und bewohnen die Häuser, die damals errichtet wurden.

Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.


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Rin
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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptySa 1 Okt 2022 - 19:21

-->cf: Wüstenoase "Vera" | Outfit | @Charon @Lian
Kaum war das Adrenalin aus den Adern der Hundedame verschwunden, machte sich auch schon die Müdigkeit bei ihr bemerkbar. Sie war absolut keine Nachteule, ging selbst an ihren freien Tagen zeitig ins Bett. Für gewöhnlich störte sie das nicht weiter, doch an Tagen wie heute, wo sie bis spät in die Nacht Zeit mit ihren Freunden verbringen wollte, machte es sich doch bemerkbar. So war Charon noch nichteinmal beim Hauptteil seiner Erzählung angekommen, als der Kopf der Inuyama zur Seite kippte und auf irgendeiner Schulter landete. Ihre Äuglein blinzelten noch wenige Male, bevor sie schließlich eingeschlafen war. Nur zu gerne hätte sie noch weiter der Geschichte gelauscht, sich mit ihren Kollegen noch länger unterhalten, doch ihr eigener Körper machte ihr mal wieder einen Strich durch die Rechnung. Doch konnte man es ihr übel nehmen? Sie hatte schließlich einen aufregenden Tag hinter sich.
Erst, als sie ein paar Hände und Arme unter sich spürte, kehrte sie langsam in die Welt der Lebenden zurück. Halbwegs zumindest. Ihre Augen öffneten sich nicht und auch der Rest ihrer Wahrnehmung war durch einen dicken Nebel verschleiert. Wurde sie gerade getragen? Der Geruch um sie herum war vertraut, auch, wenn sie ihn nicht genau zuordnen konnte, wusste sie, dass sie sich keine Sorgen machen musste. Hin und wieder nahm sie auch kleinere Wortfetzen wahr, doch nichts davon stach dabei wirklich heraus. Leise durchschnaufend lehnte sie sich gegen den Oberkörper ihres Trägers, machte es sich gemütlich. Ja natürlich hätte sie sich auch zwingen können, komplett aufzuwachen, um selbst zu laufen. Doch es war gerade so behaglich, so vertraut und irgendwie ein bisschen familiär. Für nichts auf der Welt hätte sie dieses Gefühl gerade hergegeben. Und während sie gerade dabei war - umlullt von den verschwommenen Gesprächen ihrer Kollegen - schnappte sie gerade noch etwas auf, das ihr waches-Ich sicherlich ungeheuerlich interessiert hätte: "Mhh ... Falls?" murrte sie, doch mehr kam von ihr nicht mehr.

Die ersten Sonnenstrahlen über den Dächern der Wüstenstadt kitzelten die Hundedame schließlich wieder wach. Träge blinzelnd ließ sie ihren Blick durch den Raum wandern und stellte fest, dass sie in Lians Zimmer war. Obwohl, konnte man es überhaupt noch als Lians Zimmer bezeichnen? War es nicht schon eher das Teamzimmer geworden? Ein Gruppenraum oder so? Langsam setzte sie sich auf, stellte dabei fest, dass es auf dem Bett zu dritt ziemlich eng wurde. Vielleicht sollte sie dem Wuschelkopf ein größeres kaufen? Man fühlte sich hier ja fast wie eine Ölsardine! Nicht, dass Rin das groß störte, sie war unfassbar gern so nah wie möglich an ihren Freunden, aber ein, zwei Zentimeter mehr, sodass man sich bewegen konnte, wären nicht schlecht. Sie warf einen kurzen Blick zu ihrer linken, wo Charon noch immer am schlummern war, dann einen nach rechts zu dem Braunhaarigen. Es war wohl kein Wunder, dass sie die erste war, die aufgewacht war. Sie hatte jedoch ersteinmal nicht vor, daran etwas zu ändern. Vorsichtig, wohl darauf bedacht, niemanden zu wecken, kuschelte sie sich wieder ein, mit dem Rücken gegen Lian gekuschelt und mit der Stirn an der Schulter des Dargin. Es mochte sein, dass eine Quest darauf wartete, von ihnen übernommen zu werden, doch wer sagte, dass die nicht noch zehn Minütchen warten konnte? Momente wie diese waren so rar, obwohl die junge Frau am liebsten ihr gesamtes Leben so verbringen würde. Dass das nicht ging, war ihr klar, doch manchmal stellte sie die Realität einfach für ein paar Minuten ab, so wie jetzt.
Als sich ihre Freunde neben ihr schließlich regten, war auch sie gezwungen, wach zu werden. "Morgäähnn..." murrte sie und streckte ihre Arme -begleitet von einem herzhaften Gähnen- in die Luft. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet der Hellhaarigen schließlich, dass der Morgen bereits deutlich weiter fortgeschritten war, als gedacht. "Oweh, wir müssen los!" stellte sie fest, ihre Öhrchen standen pfeilgerade in die Luft. Mit einem Satz hüpfte sie vom Bett und eilte hinüber zur Tür. "Wir sehen uns gleich wieder! Wir treffen uns vor dem Eingang!"
Keine zehn Minuten später stand sie auch schon fix und fertig an dem 'vereinbarten' Treffpunkt. Ihre Haare waren zu einem ordentlichen Zopf hochgebunden, ihr vollkommen zerknittertes Outfit von gestern hatte sie gegen eine lange, schwarze Hose und eine weiße Bluse ausgetauscht. Wenn sie es richtig verstanden hatte, ging es an den Rand der Wüste, wo es hoffentlich nicht so heiß und unerträglich sein würde, wie hier. In ihren Händen hielt sie ein Sandwich, welches sie zuvor noch schnell in den Toaster geschmissen hatte, und knabberte gelegentlich daran, während sie mit wedelndem Schweif auf ihre Kollegen wartete.


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Charon
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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptySa 15 Okt 2022 - 13:28

„Natürlich würde ich Rin verteidigen, wenn sie in Gefahr ist“, meinte Charon und sah Lian direkt in die Augen. Sein Blick wurde ein wenig ernster; die Worte, die er jetzt aussprach, wollte er verdeutlichen: „Aber das gilt genauso für dich, Lian. Wie du sagst: Wir sind Freunde. Wenn es darauf ankommt, bin ich für dich da.“ Einen Moment lang ließ er die Worte in der Luft hängen, ehe er wieder grinste. „Und klar hab ich Humor! Für was für einen Langweiler hältst du mich?“
Es war tatsächlich überraschend, dass Lian Charons tiefe Liebe zum Sternenhimmel zu teilen schien. Auch, dass er mal Träume davon gehabt hatte, ein Händler zu werden, war wirklich faszinierend. „Ist das etwas, was dich immer noch interessieren würde?“, fragte der Dargin nachdenklich, ehe er wieder einen Blick hinab auf Rin warf. Das Mädchen konnte jederzeit wach werden. Vielleicht sollten sie das Gespräch nicht zu sehr in eine Richtung führen, von der er nicht wusste, ob Lian sie gehört haben wollte. „Ich frage mich manchmal selbst, ob ich mein Leben lang Gildenmagier sein werde... Es fühlt sich danach an, aber gleichzeitig habe ich manchmal das Gefühl, dass ich mehr will“, meinte er und seufzte. „Hey, wenn wir mal wieder allein sind, lass uns doch ein bisschen reden. Ich wüsste gern mehr über deine Erfahrungen als Händler, in Ordnung?“
Entspannt standen die beiden auf und während Lian die Inuyama aufnahm, machten sich zurück auf den Weg nach Aloe. Ob sie in Lians Zimmer übernachteten war wohl kaum eine Frage, das schien dem Falls auch bewusst zu sein. Den Namen nahm er sich wohl so langsam auch an... Mit einem vielsagenden Lächeln auf den Lippen blickte Charon nach vorne, ging wortlos den Weg entlang. Ob Lian es einsah oder nicht... in den Augen des Dargin machte er dem Namen Falls alle Ehre.

„In Ordnung. Ich habe uns mal eine Quest ausgesucht“, meinte der Dargin, als er aus dem Gildenhaus heraustrat und auf seine beiden Begleiter traf, die wohl bereits warteten. Dass er länger brauchte, um sich ordentlich fertig zu machen, waren sie inzwischen sicher gewöhnt, aber vor Allem hatte er dieses Mal noch einen längeren Blick auf das Questbord werfen müssen. Gestern hatte er noch nicht wirklich einen Auftrag im Blick gehabt, und ohne das zu hinterfragen waren Lian und Rin wohl einfach davon ausgegangen, dass sie schon etwas Festes geplant hatten. Das... gefiel ihm durchaus, zu einem gewissen Grad, aber es bedeutete auch, dass er jetzt relativ kurzfristig alleine hatte entscheiden müssen. Demonstrativ hielt er den beiden den Questzettel hin, den er gerade vom schwarzen Brett gepickt hatte. „Diese Quest wird leider nicht sonderlich gut bezahlt... aber ich wollte sie dennoch machen. Soweit ich das sehe, sind die Leute, die diesen Auftrag gestellt haben, mit Abstand die, die am Dringendsten Hilfe brauchen. Ich hoffe, das ist in Ordnung?“ Er warf einen kurzen, fragenden Blick zu Lian, auch wenn er nicht wirklich Widerspruch erwartete. Ihm war zwar bewusst, dass der Falls Quests eher annahm, weil er es einerseits musste und weil er andererseits gute Münze damit machen konnte, aber auch er hatte schlussendlich ein gutes Herz. Er würde sich ja wohl nicht dem Leid anderer verschließen.
„Wie es aussieht, kommt es in Calavera in letzter Zeit zunehmend dazu, dass Leute unerklärlich sterben oder verschwinden. Es wurde auch schon eine Gruppe ausgesandt, aber das ist fast eine Woche her und man hat keinen Ton von ihnen gehört. Auch nicht von sonst jemandem... die Situation wirkt ziemlich ernst.“ Die Arme vor der Brust verschränkend seufzte der Dargin. An sich nahmen ihn die Aufgaben, die er ausführte, nicht groß mit, aber hier ging es einerseits um Gildenkameraden, die mit Sicherheit in Gefahr waren, wenn nicht Schlimmeres... und gleichzeitig war es ein sehr bedrohlicher Gedanke, dass die Leute, die man kannte, plötzlich einfach verschwanden, Stück für Stück. Wie viele von ihnen waren tot? Von wie vielen wusste man es nicht? Wenn plötzlich einer von Charons Nachbarn im Gildenhaus verstarb und dann alle anderen sich einfach in Luft auflösten... Wie viele Sorgen würde er sich machen? Wie viel Angst würde er um sie haben? Wie lange würde er suchen, bis er sich eingestehen konnte, dass es verloren war?

„Also... wenn ihr keine Einwände habt, sollten wir uns auf den Weg machen. Es ist ein gutes Stück... Wir sollten uns ein paar Kamele leihen.“

@Lian @Rin


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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptyMo 17 Okt 2022 - 18:46

Charon und Rin waren so schnell aus seiner Wohnung verschwunden, dass Lian kaum Gelegenheit hatte, auch nur aus dem eigenen Bett aufzustehen, geschweige denn, sich richtig von ihnen zu verabschieden. Er sah den beiden Hellhaarigen noch hinterher, ehe die Tür seiner Wohnung bereits zuflog und er alleine in der auffallend ruhigen Umgebung zurückblieb. Hatte er seine beiden Kollegen wirklich schon wieder mit in seiner Wohnung übernachten lassen? Nicht nur in seiner Wohnung… sondern auch in seinem Bett? Die Entscheidung, die am gestrigen Abend so naheliegend erschienen war, hinterfragte der Falls nun nochmal, musste schlussendlich aber doch über sich selbst und die Situation grinsen. Am Ende ließ er sich auf den Rücken fallen, streckte die Arme und Beine weit von sich und gähnte einmal herzhaft, bis es eine kleine Träne war, die sich in seinem Augenwinkel sammelte. Doch, der Lockenkopf hatte ziemlich gut geschlafen. So gut, dass die Verlockung groß war, einfach noch eine Runde länger zu dösen. Beinahe hätte Lian der Versuchung nachgegeben, raffte sich im letzten Augenblick aber doch noch auf und machte sich fertig. Nicht, dass er Rin und Charon zu lange warten ließ, nicht?

Es verwunderte den 20-Jährigen nicht, dass er am Eingang des Gildenpalastes nur die hibbelige Rin antraf, nicht allerdings den Finsternismagier. Warum hatte sich Lian eigentlich beeilt? Er wusste doch ganz genau, dass Charon Stunden damit verbrinden konnte, seine Frisur zu richten. Der Falls verschränkte die Arme vor der Brust, kaum dass er bei der Inuyama angekommen war. Da die junge Frau noch an einem Sandwich knabberte, lag die Vermutung nahe, dass der Falls nicht die einzige Person gewesen war, die sich umsonst beeilt hatte. „Charon wird hier frühestens in einer Stunde auftauchen“, prophezeite der Illusionist und zuckte mit den Achseln. „Wie wäre es, wenn wir uns eine Sitzgelegenheit suchen? Könnte gemütlicher sein, als hier in der Gegend herumzustehen. Und angenehmer zum Frühstücken ist es im Sitzen ohnehin.“ Mit dem Kinn deutete er zum Brunnen auf dem Vorhof des Gildenpalastes und führte die Canine mit sich, damit beide sich am steinernen Rand der Wasserstelle niederlassen konnten. Natürlich behielt der 20-Jährige mit seiner Vermutung Recht und so erschienen die Umrisse des Dargin erst mit einiger Verzögerung ebenso am Eingangstor des Gildenpalastes. Rin war es, die mit wild wedelnden Armen sofort auf sich aufmerksam machte, sodass Charon auf seine beiden Kollegen zusteuern konnte. Lians Augenbraue huschte nach oben, als er vernahm, dass sein Freund einen Auftrag herausgesucht hatte, der nicht sonderlich gut bezahlt wurde. Er wollte bereits Widerworte einlegen, aber die weitere Erklärung, die folgte, ließ den Falls verstummen. Calavera war keine Ortschaft, die Lian etwas sagte, allerdings schien es sich um ein Dörfchen am Rande der Wüste zu handeln, in dem nicht unbedingt die wohlhabendsten Personen lebten. Das erklärte die geringe Bezahlung… und da sich der Falls mit den ärmeren Bevölkerungsschichten deutlich besser identifizieren konnte als mit reichen Schnöseln, brachte er es nicht übers Herz, sich gegen dieses Hilfegesuch zu wehren. „Nein, das ist schon in Ordnung“, stimmte er also zu und seufzte stumm. Worum ging es? Leute starben auf unerklärliche Weise oder verschwanden? Das erinnerte den Falls vage an seinen letzten Auftrag in Nanto. Obwohl, Moment, hatte er das richtig gehört? „Es sind schon Magier nach Clavera aufgebrochen?“, fragte Lian nochmal nach und als er zur Antwort ein Nicken erhielt, brummte er missmutig. Das hörte sich plötzlich deutlich gefährlicher an als Nanto… was genau sollte ihn von den Magiern unterscheiden, die bereits nach Calavera gereist und gescheitert waren? Der Falls hing an seinem Leben und hatte eigentlich nicht vor, bei irgendeinem Auftrag im Nirgendwo den Löffel abzugeben. Ein Blick zu Charon und Rin machte allerdings klar, dass die beiden vollkommen überzeugt waren, diese Herausforderung annehmen zu wollen. Und so war es, wie so oft, dass Lian sich wortlos ergab. „Na das kann ja heiter werden.“ Er stand vom Brunnenrand auf und nickte dann in Richtung der Hauptstraße. „Ich kenne jemanden, von dem wir Kamele leihen können“, ließ er seine Kollegen mit gehobenen Mundwinkeln wissen und setzte sich dann auch schon in Bewegung. Immerhin eine gute Sache an diesem gefährlichen Auftrag: Es war lange her, dass Lian das letzte Mal auf einem Kamel gesessen hatte – zu lange. Es war eine kindliche Vorfreude, die der junge Mann in sich aufsteigen spürte, während seine Füße ihn zum Kamelverleih führten. Ob Layla noch genauso war, wie er sie in Erinnerung behalten hatte?

“Lian! Beim heiligen Aton, ich hätte ja nicht gedacht, deinen Wuschelkopf hier nochmal wiederzusehen!“ Die drei Magier hatten bis an den Rand der Stadt Aloe Town gehen müssen, um nicht nur auf eine Reihe von hellen Zelten, sondern auch eine Vielzahl von Menschen und Tieren zu treffen. Lian war zielsicher auf eines der Zelte zugesteuert und hatte im letzten Moment noch anhalten können, ehe er von der dunkelhaarigen Frau über den Haufen gelaufen worden war, die aus einem der Zelte gesprungen kam. „Hallo, Layla“, grüßte der Falls unüblich erfreut und deutete dann auf Rin und Charon, die dicht hinter ihm folgten. Die Krähenfüße um ihre Augen waren ein bisschen tiefer geworden, das dunkle Haar zeigte einzelne, siblrige Fäden, das Gesicht wirkte noch einen Hauch wettergegerbter, aber alles in allem war Layla immer noch die Person, die Lian in Erinnerung behalten hatte. „Wir brauchen drei Kamele, um an den Rand der Wüste zu reisen. Natürlich habe ich da sofort an dich gedacht.“ Es waren kleine Grübchen, die sich in den Mundwinkeln der Frau zeigten und die verdeutlichten, dass Layla eine Person war, die gerne lächelte und lachte. “An den Rand der Wüste? Mensch, aus dir ist ja ein richtiger Abenteurer geworden. Ich hoffe doch, du hast nicht verlernt, wie man ein Kamel reitet?“ Sie zwinkerte dem Falls verschmitzt zu, was dieser mit einem schiefen Grinsen erwiderte. „Als könnte man das jemals verlernen“, gab er ihr zur Antwort, was Layla mit einem lachen quittierte. Mit einem Wink der Hand deutete sie den drei Magiern an, ihr zu folgen und wie es der Zufall so wollte, waren es ganz genau drei Kamele, die bereits fertig gesattelt im Schatten der Stadtmauer lagen und vor sich hindösten. Lian erkannte sofort, dass es diesen drei Tieren gutging - kein Wunder, immerhin waren es die Tiere von Layla. Eine Frau, die bekannt dafür war, immer auf das Wohlergehen ihrer Kamele zu achten. „Die sind perfekt.“ Lian wechselte einen kurzen Blick mit Charon und Rin, ehe er ohne große Zurückhaltung auf die Tiere zutrat und ihnen die Hand entgegenhielt. Das erste der drei Kamele schien nun endlich auf den Magier aufmerksam zu werden, schwenkte den Kopf in seine Richtung und stupste ihm spielerisch gegen die Handfläche. Nachdem er sich mit dem Tier vertraut gemacht hatte, setzte der 20-Jährige auf, packte das Zaumzeug und klopfte dem Kamel aufmunternd in die Seite. Das Tier erhob sich so ruckartig, dass der Falls im Sattel sichtlich nach vorne und hinten geschleudert wurde, sonst allerdings keine Schwierigkeiten hatte, sich im Sattel zu halten. “Er hat offensichtlich immer noch ein Händchen für Tiere“, kommentierte Layla diesen Anblick, bevor sie sich zu Charon und Rin umdrehte. “Na? Schon einmal auf einem Kamel gesessen?“

@Rin @Charon


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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptyMo 17 Okt 2022 - 21:25

Es hatte noch eine ganze Weile gedauert, bis schließlich auch der letzte im Bunde eingetrudelt war. Kein Wunder, denn nur Charon wusste, dass sie nicht wirklich Zeitdruck hatten. Rin hingegen hatte vollkommen verpeilt, dass sie noch überhaupt keinen Auftrag angenommen hatten. Die gemütliche Nacht, die ihr noch immer etwas nachhing, gepaart mit der Gewohnheit, dass der Dargin in der Regel bereits im Voraus geplant hatte, was sie in Angriff nahmen, hatten wohl zu dieser Fehlannahme geführt. So machte sie es sich vorerst noch mit Lian ein wenig gemütlich - teilte selbstverständlich ihr Sandwich mit ihm - bis der Hellhaarige endlich aufkreuzte.
Selbstverständlich hatte er eine Quest im Schlepptau, ganz so wie sie es erwartet hatte. Aufmerksam lauschte sie der Erklärung, um was es sich für einen Auftrag handelte, nickte dabei hin und wieder. "Bezahlung ist zweitrangig." räumte sie direkt ein, vollkommen ohne zu zögern. Daran gab es doch überhaupt keine Zweifel, oder? Auch Lian stimmte dem letztendlich zu. Sie waren schließlich Magier um zu helfen, dass sie dabei Geld verdienten war zwar nett, aber zweitrangig! Was sie jedoch zögern ließ waren die Umstände, die zum Aufgeben der Quest geführt hatten. Leute starben aus unergründlichen Gründen und verschwanden? Sie schluckte. Das klang absolut nicht nach etwas, das sie meistern konnte... aber sie war ja nicht alleine. Sie musste diese Aufgabe nicht alleine lösen, sie hatte Charon und Lian ... sie waren ein Team und gemeinsam würden sie das schaffen, richtig? Auch wenn sie vielleicht nicht komplett an sich glaubte, sie glaubte an ihre Freunde. Sie würden sie beschützen und umgekehrt. Ihnen würde nichts passieren. Auch wenn ihre Kollegen wahrscheinlich genau das selbe gedacht hatten ... Energisch schüttelte die Hundedame den Kopf. Jetzt war keine Zeit für Zweifel. Sie mussten reagieren und zwar sofort. Entschlossen ballte sie ihre Hände zu Fäusten. "Keine Einwände. Lass uns los!"
Die Überraschung war der Inuyama deutlich ins Gesicht geschrieben als sie beobachtete, wie Lian sich fröhlich und locker mit der Kamelmama unterhielt, als würden sie sich schon ewig kennen. Bisher hatte sie ihren Kumpel immer für einen Einzelgänger gehalten. Er hatte es ihr schließlich nie einfach gemacht, ihn als Freund zu gewinnen ... war sie etwa eine Ausnahme gewesen? Bevor sie sich tiefer in diesem Gedanken verlieren konnte, wurden sie auch schon zu den Kamelen geführt, die sie wohl auf ihrer Reise begleiten würden. Die Tiere wirkten noch ein wenig verschlafen, aber nachdem das erste vorsichtigen Kontakt zu dem Wuschelkopf aufgenommen hatten, folgten auch die anderen. Rin hatte lange genug mit Tieren zusammengelebt - sie war schließlich auf einem Bauernhof aufgewachsen - um zu wissen, dass sie allesamt freundlich gestimmt waren. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht hielt sie dem Kleinsten des Trios ihre Hand entgegen, welche direkt von einer langen, feuchten Zunge abgeschlabbert wurde. Oh, wie sie den Umgang mit Huftieren doch vermisst hatte! Vor Freude leise quietschend und mit wedelnder Rute strich sie ihm über die Stirn, tätschelte ihm den langen Hals. "Wie süüüß!" Jetzt gab es eigentlich nur noch ein Problem: Sie hatte keine Ahnung, wie man die Paarhufer ritt. In ihrer Vergangenheit hatte sie öfter auf dem Rücken von Pferden gesessen, aber war das das Selbe? Neugierig beobachtete sie, wie der Falls an die Sache heranging, man konnte ihm deutlich ansehen, dass er in der Wüste aufgewachsen war und Ahnung hatte. "Du hasts ja echt drauf!" Ob Charon ebenfalls so gut war? War sie die Einzige, die zwar in der Wüstenstadt lebte, sich aber noch nie mit einem Kamel fortbewegt hatte? Es war ihr fast schon peinlich, zuzugeben, dass sie nicht wirklich Ahnung hatte. "Wird schon ..." antwortete sie Layla mehr oder weniger überzeugend. "Wir kriegen das mindestens genauso gut hin wie Lian, stimmt's Charon?" Wenn sie es sich gut genug einredete, würde es garantiert wahr werden. So schwang sie sich ebenfalls in den Sattel, auch, wenn sie dafür zwei Versuche benötigte. Ganz so wie beim Pferd war es definitiv nicht, aber es fühlte sich auch nicht vollkommen anders an. Mit den Zügeln in der Hand gab sie dem Tier einen kleinen Impuls in die Seite, schnalzte kurz mit der Zunge ... und wurde kurz darauf beinahe vorne über geschmissen. Überrascht klammerte sie sich am Rand des Sattels fest, hinterließ dort vermutlich die ein oder andere Spur mit ihren Fingernägeln. Letztendlich stand das Wüstenschiff jedoch und sie saß immer noch auf seinem Rücken. Definitiv nicht wie beim Pferd. Diese starteten allerdings auch nicht im Liegen. "Also meinetwegen können wir los." Ein wenig Unsicherheit schwang noch immer in ihrer Stimme mit, doch dass sie immer noch aufsaß gab ihr ein wenig Zuversicht. Im Lauf würde sie garantiert nicht herunterfallen ... richtig? Ihr Magen grummelte leise. Hoffentlich würde das alles gut gehen ....


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Charon
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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptyMo 17 Okt 2022 - 23:45

Dass sich Rin für die Bezahlung weniger interessierte war für Charon keine Überraschung. Natürlich hatte seine Frage auch ihr gegolten – wenn sie Einspruch erheben wollte, dann konnte sie das auch –, aber der Einzige, bei dem er sich nicht ganz sicher war, wie es aussehen würde, war Lian. Auch der zeigte sich aber durchaus gewillt, das Wohlergehen Anderer mal über seinen eigenen Vorteil zu stellen. „Ja, wir sind nicht die ersten. Die Quest wurde ursprünglich als B-Rang eingestuft, jetzt aber zum A-Rang erhoben“, nickte der Dargin ernst. Er verstand durchaus die Sorgen seiner Kameraden, aber sie waren Magier von Crimson Sphinx – und wenn man ihn fragte, waren sie alle drei sehr fähig. Charon selbst war abgesehen vom offiziellen Titel im Prinzip ohnehin schon ein S-Rang, auch Lian empfand er auf dem A-Rang nicht als falsch und Rin... Rin durfte sich ruhig ein bisschen mehr zutrauen, als sie bisher tat. Eine echte Herausforderung würde den beiden nicht schaden, und solange er dabei war, würde ihnen nichts passieren. Dafür würde er sorgen. „Ich verstehe eure Sorgen, aber wir sind alle drei gute Magier. Mir fiele niemand in der Gilde an, dem ich mehr zu- oder vertraue als euch beiden“, sprach er mit fester, entschlossener Stimme. Der Gildenmeister selbst war da natürlich ausgenommen. Mit jemandem wie Aram Falls konnte selbst Charon Dargin nicht mithalten – noch nicht zumindest. „Ich denke, das ist eine gute Gelegenheit für euch beide, euch selbst zu beweisen, dass ich euch nicht in einem falschen Licht sehe. Ich zweifle an keinem von euch. Aber...“ Er lächelte, sein Gesichtsausdruck wieder etwas sanfter, während er erst Lian, dann Rin in die Augen blickte. „Solange ich da bin, seid ihr ohnehin sicher. Also macht euch nicht zu viele Sorgen.“

Es war wenig überraschend, dass jemand, der sein ganzes Leben in der Wüste gelebt hatte, wusste, wie man ein Kamel ritt. Dass Lian seine eigene Kamelfrau hatte, die sich sogar freute, ihn zu sehen, war da schon beeindruckender. Charon ließ einen Pfiff los mit einem anerkennenden Blick in Richtung seines Freundes. „Nicht übel. Du bist gut vernetzt“, lobte er, ehe er sich der Inuyama zuwandte. Sie lobte den Falls über alle Berge hinweg, ehe sie ihn fragte, wie es wohl mit seinen Kamelkünsten aussah. Der Dargin reagierte mit einem sanften Lachen und strich sich durch das Haar, ein Hauch von Unsicherheit in seinem Blick. „Ah, wer weiß? Ich lebe ja noch nicht so lange hier wie ihr beide... und als ich gereist bin, war ich meist zu Fuß unterwegs. Also nehmt es mir nicht übel, wenn ich das nicht ganz so geschickt hinbekomme wie ihr beiden, ja?“
Das allererste Mal, dass er auf ein Kamel stieg, würde es zum Glück nicht sein. Bei seinem ersten Versuch hatte es sich der Dargin ordentlich zeigen lassen und den Service seither gelegentlich mal genutzt, wenn auch nicht annähernd häufig genug, um sich als erfahrenen Reiter zu bezeichnen. Dennoch ging er lächelnd auf sein Kamel zu, tätschelte ihm kurz den Kopf, ehe er sich mit einem entschlossenen Griff an den Zügeln und einer ruhigen, geschickten Bewegung auf dessen Sattel niederließ. Ein leichtes Klopfen seiner linken Hand an dem Hals des Kamels genügte, um dieses dazu zu bewegen, sich aufzurichten, wobei er aufrecht sitzen blieb und sein langes Haar sich majestätisch um den Körper des Tieres spaltete, um hinter ihm im sanften Wüstenwind zu wehen. „Glücklicherweise ist es einfacher, als es aussieht“, meinte er, während er das Signal gab, sich auf den Weg zu machen. „Vielen Dank, Madame Layla. Sehr gut erzogene Kamele haben Sie. Wir bringen sie bald zurück.“

Es hatte doch etwas beruhigendes, auf dem Rücken eines Tieres durch die warme, leere Wüste zu reiten. Dadurch, dass es noch recht früh war, waren weder die grelle Sonne, noch die Temperaturen so unerträglich, dass sie Charons wüstentaugliche Kleidung herausforderten. Mit einem zufriedenen Blick auf seinem Gesicht atmete der Dargin einmal tief durch. „Hach ja... Gibt es einen schöneren Ort in Fiore als diese Wüste?“, fragte er ins Nichts, nicht zwingend eine Antwort erwartend. Gut möglich, dass er mit dem Gedanken alleine war, aber er war sehr glücklich damit, ausgerechnet hier zu leben. „Wir sollten es nach Calavera schaffen, bevor die Mittagshitze allzu schlimm wird. Dann besuchen wir eine der Hütten und schauen, ob wir jemanden finden können, der uns etwas über die aktuelle Situation sagen kann“, meinte er mit einem zuversichtlichen Blick nach vorne. „Und vielleicht über die Gruppe, die vor uns da war...“

@Lian @Rin


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Lian
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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptySo 23 Okt 2022 - 15:23

Ein amüsiertes Grinsen huschte über die Gesichtszüge des Falls, nachdem Rin sich auf den Rücken ihres Kamels gehievt hatte und ordentlich durchgerüttelt wurde, während das Tier sich in den Stand erhob. Man merkte sofort, dass die Canine nicht aus der Wüste stammte – und ganz kurz befürchtete er glatt, die junge Frau würde über den Kopf des Kamels hinweg zurück in den weichen Sand segeln. Aber nein, Rin konnte sich halten und saß am Ende zwar mit zittrigen Beinen, ansonsten allerdings stabil in dem Sattel. Es war ein anerkennender Pfiff, den sie dafür vom Falls erntete. „Nicht schlecht“, kommentierte er die Vorführung, lenkte das eigene Kamel herum und beobachtete dann aufmerksam Charon, der als letzter im Dreiergespann auf sein Tier aufsaß. Anders als der Illusionist oder die Blutmagierin ließ sich der Hellhaarige von den ruckeligen Bewegungen des Kamels nicht aus der Ruhe bringen, den Körper kerzengerade haltend, während das lange, gepflegte Haar im seichten Wüstenwind tanzte. „Warum wundert es mich nicht, dass du selbst beim Aufsitzen auf ein Kamel noch einen majestätischen Eindruck hinterlassen kannst?“, fragte Lian in Richtung seines Kumpels und grinste schief. Er wandte sich an Layla und nickte ihr zu. „Danke für deine Hilfe und was Charon sagt. Du weißt ja, dass man sich auf meine Pünktlichkeit immer schon verlassen konnte.“ Er zwinkerte und lachte sogar leise, als Layla eine wegwerfende Geste machte. “Hauptsache die Bezahlung stimmt am Ende!“, rief sie den Magierin noch nach, kurz nachdem diese ihren Kamelen das Signal zum Losreiten gegeben hatten. Layla war wirklich ganz genau so geblieben, wie der Falls sie in Erinnerung behalten hatte. Irgendwie ein beruhigender Gedanke, dass sich in den letzten Jahren nicht alles verändert hatte.

Der Ritt durch die Weiten der Wüste hatte tatsächlich etwas meditatives. Hier und da sprachen Rin, Charon und er miteinander, tauschten sich über die Dinge aus, die sie sahen oder stellten erste, sehr vage Vermutungen auf, was sie im Dorf Calavera erwarten könne. Im Gesamten war es allerdings eine auffallend ruhige Reise, was auch daran lag, dass sich Kamele nicht so nebenher reiten ließen, sondern doch eine gewisse Form von Aufmerksamkeit notwendig war, wenn man nicht schnurstracks aus dem Sattel fliegen wollte. Lian für seinen Teil schloss einen Moment die Augen und atmete die warme Wüstenluft ein, die er seit Kindesbeinen an zu lieben gelernt hatte. Die Worte, die der Dargin aussprach, passten da perfekt. Der 20-Jährige hob die Lider wieder an und sah zum älteren Magier und bei der Erwähnung der letzten Gruppe von Magiern, die sich auf den Weg nach Calavera begeben hatten, versteiften sich die Züge des Illusionisten. Dennoch nickte er. „Klingt nach einem Plan.“ Sein Blick glitt gen Himmel und er überschlug, wie viel Zeit ihnen noch blieb, bis die Mittagshitze sie erreichen würde. Vielleicht noch zwei Stunden? „Ich denke, wir haben uns alle an die Kamele gewöhnt, oder?“, fragte er in die Runde, bevor er spitzbübisch grinste. „Dann lasst uns doch noch einen Zahn zulegen. Nicht, dass wir nachher doch noch zu spät im Dorf erscheinen.“ Ohne Rin oder Charon die Möglichkeit zu geben, irgendwelche Einwände zu erheben, gab er seinem Kamel das Signal, die Geschwindigkeit zu erhöhen – eine Aufforderung, die von dem Tier sofort umgesetzt wurde. Es war lange her, dass Lian das letzte Mal auf einem Kamel gesessen hatte aber es hatte für ihn kein bisschen von seinem Reiz verloren. Warum war er zuletzt eigentlich so oft zu Fuß durch die Wüste gereist? Er nahm sich vor, diese Form der Fortbewegung auch zukünftig wieder mehr zu nutzen und der Gedanke an diesen Spaß vertrieb sogar die Anspannung aus seinen Gliedern, die ihn kurzzeitig bei dem Gedanken an die Quest eingenommen hatte.

Es waren nicht ganz zwei Stunden, die vergingen, ehe am Horizont die ersten Silhouetten von Häusern erschienen, die in der warmen Wüstenluft flirrten. Der Boden hatte sich verändert, war nicht mehr rein sandig, sondern eine Mischung aus Sand und größerem Gestein – was nochmal deutlich machte, dass die Magier sich auf die Grenze der Wüste zubewegten. Zudem war es ein hohes Gebirge, das sich gleich hinter der Siedlung afbaute - dass es sich hierbei um ein Vulkangebilde handelte, wusste Lian allerdings nicht. Die Sonne stand hoch am Himmel, es war heiß, aber nicht ganz so heiß, wie man es um diese Uhrzeit in Aloe Town gewohnt war. Alles in allem: Lian war zufrieden damit, wie schnell und unter welchen Bedingungen sie in Calavera angekommen waren. Kurz bevor sie die kleine Siedlung erreichten, bremsten Charon, Rin und auch Lian ihre Tiere ab, um im Schritt weiter in das Innere des Örtchens vorzudringen. Die vorwiegend aus Lehm gezimmerten Häuschen standen recht wild durcheinander, manche Pfade dadurch breiter, andere enger. Sofort fiel dem Falls auf, dass bei einigen der Gebäude der Putz abblätterte oder die Fenster mit Brettern verriegelt worden waren. Die Häuser waren also nicht bewohnt? „Wo sind die Leute alle hin? Beim Bingo?“, fragte der Falls in die Runde, den kleinen Scherz nachschiebend, um sich das eigene Unbehagen nicht anmerken zu lassen. Obwohl sie sich mitten in der Siedlung befinden mussten, war ihnen bisher keine einzige Menschenseele über den Weg gelaufen. Und das mitten am Tag? Höchst ungewöhnlich. Er hielt sein Kamel an und drehte sich zu Rin und Charon herum. „Wo wollen wir anfangen zu suchen?“

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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptyFr 28 Okt 2022 - 20:02

Rin konnte nicht anders, als den Kopf zu schütteln, als der Dargin sich mit höchster Eleganz auf sein Kamel schwang und es zum Aufstehen bat. Trotzdem zierte ein breites Lächeln ihre Lippen. Es war so typisch Charon, natürlich war er perfekt darin, auch, wenn er es vielleicht am Anfang nicht zugegeben hatte. Sie selbst war einfach nur froh, überhaupt noch auf dem Tier zu sitzen und nicht schwungvoll von seinem Rücken gefallen zu sein. Trotzdem genoss sie natürlich die Anerkennung, die sie von Lian bekam. Es war nur ein kurzer Moment, aber das machte ihn für sie nicht weniger wertvoll, denn Lob von dem Braunhaarigen war selten.
Nach einer kurzen Verabschiedung von Layla machte sich das Trio schließlich auf den Weg hinaus in die unendlichen Weiten West-Fiores. Ob sich die Hundedame wohl je an die tristen, eintönigen Dünen und die gnadenlose Sonne gewöhnen würde? Vielleicht. Es war nicht so, als gefiele es ihr nicht, die Wüste hatte einen außerordentlich individuellen Charme, sie war einzigartig und wundervoll auf ihre ganz eigene Art. Doch sie konnte kaum unterschiedlicher zu ihrem alten zuhause sein, ein Ort, den sie nie freiwillig verlassen hatte. Der Hof, auf dem sie aufgewachsen war, lief nur so über vor Grün und vielfältigem Leben. Vögel zwitscherten, Wind rauschte in den Blättern der Bäume und manchmal trommelte sogar der Regen auf das Hausdach. Alles waren Dinge, die hier vollkommen anders waren, Dinge, die sie vermisste, wenn sie länger darüber nachdachte. Trotzdem fühlte sie sich hier nicht fehl am Platz, sie wusste, dass sie ihr neues Heim in der Wüstenstadt gefunden hatte, bereute es kein bisschen. Sie hatte endlich wieder etwas, das man als Familie bezeichnen konnte, Menschen, denen sie vertrauen konnte, die sie liebte und das war der größte Geschenk, das ihr die Wüste hatte machen können. Mit einem zufriedenen Lächeln blickte sie zuerst zu Lian, dann zu Charon.
Sie konnte bloß hoffen, dass ihr all das während ihrer aktuellen Aufgabe nicht entrissen wurde. Das Risiko war hoch und hinzu kam, dass sie nicht die erste Gruppe waren, die sich dem Problem hatten annehmen wollen. Sie würden unweigerlich mit dem Tod in Verbindung kommen, sobald sie die Siedlung erreichten. Noch zu gut konnte sie sich an ihre Erlebnisse im Knochental sowie am Wüstensandloon erinnern. Der Tod war einfach ein wunder Punkt für die Hundedame, daran hatte sich nichts geändert. Aber vielleicht lag es ihr gerade deswegen am Herzen, den mysteriösen Geschehnissen in Calavera ein Ende zu setzen? "Ja." stimmte sie ihren Kollegen zu. Es war wohl das beste, zuerst jemanden aufzusuchen, der sie über die aktuelle Lage aufklären konnten, bevor sie sich blind in die Situation hineinstürzten. Je mehr Informationen sie hatten, desto sicherer waren sie. Sorge grummelte in ihrem Bauch. Charon verließ sich auf sie, wieso konnte sie nicht auch selbst auf sich zählen? Sie durfte jetzt nicht zweifeln. Da kam Lians Aussage wohl gerade recht. "Oh, willst du etwa ein Wettrennen machen?" fragte sie, kniff herausfordernd die Augen zusammen. Es war die letzte Chance, ein wenig Lockerheit und Spaß in die aktuelle Lage zu bringen, bevor es ernst wurde und die Canine hatte nicht vor, sich diese entgehen zu lassen. Sie hatte später noch genug Zeit, sich zu sorgen. "Glaubt ja nicht, dass ich euch einfach gewinnen lasse." So trieb auch sie ihr Reittier mit einem Zungenschnalzen dazu an, schneller zu werden. So wurde aus dem gemütlichen Schritt ein ordentlicher trab, der die junge Frau ordentlich in ihrem Sattel durchschüttelte. Die ungewöhnliche Gangart der Kamele kombiniert mit dem Schwung ihrer Schritte machte es schwierig, nicht herunterzupurzeln, sodass sie den Griff um ihre Zügel festigen und sich ein wenig nach vorne Lehnen musste, um weiterhin Halt zu finden.
Kaum zwei Stunden verstrichen, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Langsam führte das Trio ihre Reittiere hinein in die kleine Siedlung. Eine leichte Brise bließ ein Bündel totes Gestrüpp quer über den Pfad, den sie gewählt hatten, ansonsten regte sich nichts. Alles schien wie leergefegt. Rin schluckte. Das war überhaupt nicht gut. Waren sie bereits zu spät? Sie streckte die Nase in die Luft, atmete tief ein. Warme Luft durchströmte ihre Lungen, doch viel wichtiger waren die Gerüche, die ihr feines Näschen aufnahm - oder wohl eher nicht aufnahm. Der Geruch vom Tod war nicht dabei, gut. Gleichzeitig war jedoch auch der Geruch von Menschen oder anderen Lebewesen bersorgniserregend schwach. Es musste eine ganze Weile vergangen sein, seit hier jemand entlang gekommen war. Selbst für ein winziges Dörfchen wie dieses hier war das besorgniserregend. Sie warf Lian einen scharfen Blick zu. Sein Witz war absolut unangebracht gewesen. "Also wirklich." rügte sie ihn, ehe sie ihre Erkenntnisse teilte: "Ich glaube nicht, dass hier jemand in letzter Zeit sein Haus verlassen hat." Ein Weilchen noch ließ sie sich von ihrem Kamel die staubigen Straßen entlangführen, ehe sie an einer bereits halb verfallenen Hütte ankamen. Die Hütte war es jedoch nicht, die Rins Aufmerksamkeit erweckte. Viel mehr war es die kleine Tränke davor und der Schatten, den das alte Gebäude spendete. Der perfekte Ort, um den Tieren eine kleine Pause zu gönnen. "Lasst uns die Kamele hier lassen." schlug sie also vor, ehe sie auch schon über die Zügel den Impuls gab, sie bitte absteigen zu lassen. Hier waren sie sicher. Falls die Situation ernst wurde, wollte die Hundedame sich nicht auch noch um den Schutz ihrer treuen Begleiter sorgen müssen. So ließ sie sich aus dem Sattel gleiten und führte ihr Huftier zu der Wasserstelle und band es dort an. Natürlich nicht, ohne vorher zu versprechen, dass sie bald wieder zurück sein würden. Dankbar tätschelte sie das kurze, braune Fell, ehe sie sich wieder ihren Kollegen zuwendete: "Ich glaube wir sollten uns darauf konzentrieren, ersteinmal überhaupt jemanden zu finden, mit dem wir sprechen können." Von da aus konnten sie sich womöglich langsam zu jemandem voranarbeiten, der ihnen wichtige Informationen geben konnte.
Das Gute war: Mit der Inuyama hatten sie jemanden, der sich perfekt dazu eignete, Leute aufzuspüren. Sobald sie ersteinmal eine frische Spur hatte, konnte sie diese verfolgen, bis sie schließlich die Person fanden, zu der sie gehörte. Dafür musste sie sich jedoch stark konzentrieren, musste sich darauf verlassen, dass ihre Freunde solange ein Auge auf ihre Sicherheit hatten. Doch wem, wenn nicht Lian und Charon, konnte sie blind vertrauen? "Ich kann versuchen, jemanden aufzuschnuppern." bot sie also an. "Die Gerüche hier sind alle schal, falls also vor kurzem jemand draußen war, fällt mir das sicher gleich auf." Mit dem Näschen in der Luft folgte sie also noch ein Weilchen dem Weg, den sie eingeschlagen hatten, bis sie schließlich etwas entdeckte. Als wirklich frisch konnte man den Geruch nicht bezeichnen, doch er war trotzdem auffällig. Wie ein schmaler, roter Faden bot er an, der Hundedame den Weg zu zeigen. "Ich habe was!" verkündete sie also hörbar aufgeregt, ihre Rute wedelte erwartungsvoll. Sie legte einen Gang zu, blendete dabei vollkommen ihre Umgebung aus, nur noch die Spur zählte. Sie bog ein paarmal ab, mal links, mal rechts, bis sie schließlich beinahe Gesicht voraus in eine Tür knallte. Abrupt blieb sie stehen, nur wenige Zentimeter trennten sie von dem vollkommen vernagelten Eingang. "Huh...?" Sie war sich vollkommen sicher, dass der Geruch hierher führte, keine Zweifel. Aber wohnte hier ernsthaft jemand? "Wir sind definitiv da." Ganz so selbstbewusst wie zuvor klang sie jedoch nicht. Ihr Blick wanderte zu ihren Kollegen. "Ich bin mir ganz sicher, dass die Spur hier endet." Doch wer lebte in einer Hütte, deren gesamte Türen und Fenster mit Brettern versperrt und vernagelt waren?


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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptyMo 31 Okt 2022 - 10:06

„Hach je... Ihr Kindsköpfe“, lachte Charon amüsiert, als Lian und Rin ihre Kamele antrieben. Er hatte wohl keine Wahl, als ihnen zu folgen und sich ihrem Tempo zumindest ein wenig anzupassen. Wettrennen waren allerdings wirklich nicht seine Sache und schlussendlich war es ihm wichtiger, sein schickes Auftreten aufrecht zu erhalten, als einen hohlen Sieg zu erringen. Insofern war es wohl kein Wunder, dass der Dargin der Letzte von den Dreien war, der über die imaginäre Ziellinie trabte, ein Lächeln auf seinen Lippen. Immerhin, allzu viel Abstand hatte er ihnen nicht gegönnt. So konnten sie sich nun endlich dem Auftrag widmen.

Das Lächeln verschwand allerdings relativ schnell, als der Zustand der kleinen Siedlung auf Charon wirkte. Warum wirkte hier denn alles so furchtbar düster? Und vor Allem... so ruhig. Was nach einem verzweifelten Hilferuf geklungen hatte, wurde nun mit kompletter Stille beantwortet. Eine grimmige Erkenntnis legte sich über die Miene des Weißhaarigen, während er abstieg und sich umschaute. Auch wenn er sich an dem Witz des Falls nicht allzu sehr störte, hatte er ein mehr als unangenehmes Gefühl im Magen, als er sich die Worte noch einmal durch den Kopf gehen ließ. „Du hast Recht, Rin“, nickte er. Sie mussten schauen, ob sie jemanden finden. Ob hier überhaupt noch jemand zu finden war. „Kannst du... zufällig jemanden aufspüren?“ Das war etwas, wobei sich das Trio immer wieder auf die Hundedame verlassen musste... und auch heute bewies sie wieder ihren Nutzen. Sie hatten alle drei sehr unterschiedliche Fähigkeiten, und die Unterstützung, die die Inuyama bot, sparte ihnen mit Sicherheit ein gutes Stück Zeit. Dennoch stockte Charon, als er ihre Worte hörte. „Heißt das... du hast nur eine einzige Fährte gefunden?“

Das Haus, zu dem die Inuyama sie führte, wirkte verlassen... aber Charon hatte keinen Zweifel an ihr. Auch, wenn alle potenziellen Ein- und Ausgänge komplett verriegelt und vernagelt wirkten, würde sich dort drin jemand befinden. Ohne zu Zögern trat er an die Tür heran und klopfte kräftig daran, sodass wer auch immer sich dort drin befand ihn hören musste. „Guten Tag“, grüßte er mit lauter Stimme. „Wir sind Magier von Crimson Sphnx und sind gekommen, um die Geschehnisse hier aufzuklären. Können Sie uns bitte herein lassen?“ Stille antwortete ihm, hielt sich über einige Sekunden. Der Dargin versuchte, auf Schritte oder andere Regungen zu lauschen, aber da war nichts. Man konnte meinen, dass sich Rin geirrt hatte... aber daran glaubte er nicht. Stattdessen klopfte er noch einmal, kräftiger. „Wie gesagt, wir sind Magier. Wir wissen bereits, dass Sie hier sind“, sprach er entschlossen, seine Augenbrauen zusammengezogen. Dennoch achtete er darauf, seine Stimme nicht zu hart klingen zu lassen. Er wollte niemandem drohen. „Bitte helfen Sie uns. Hier ist niemand sonst, den wir finden können... und ich muss wissen, warum das ist. Schließlich sind auch unsere Gildenkameraden hier verschwunden. Wenn wir nicht wissen, worauf wir uns einlassen... dann können wir niemandem helfen.“ Mit einem Schlucken blieb der Dargin an der Tür, lauschte. Wieder drohte ihm Schweigen... bis er ein leises Knarzen im Inneren hörte. Leise, vorsichtig trat jemand von der anderen Seite an die vernagelte Tür heran, ehe eine kratzige Stimme ertönte – eine Frau, wenn auch keine sonderlich junge. „Wenn ihr jemandem helfen wollt... dann helft euch selbst. Und verschwindet.“ Sie klang erschöpft, resigniert, gleichzeitig aber auch störrisch. Eine sehr unangenehme Art Mensch, wie Charon schmerzlich bewusst war. „Es ist niemand mehr hier. Niemand außer mir. Keine Menschen mehr. Keine Tiere mehr. Ich stehe auch schon mit einem Fuß im Grab.“ „Das ist nur umso mehr Grund, warum Sie uns helfen lassen sollten“, antwortete Charon mit fester Stimme. So leicht ließ er sich nicht abservieren. „Was auch immer hier passiert... Es ist gefährlich. Und es ist nicht natürlich, oder?“ Das hier war nicht das Ergebnis von Überfällen oder Naturkatastrophen. Calavera war heruntergekommen und stellenweise sah man, dass die Häuser beschädigt worden waren, aber von großflächiger Zerstörung konnte nicht zu sprechen sein. Auch die Art, wie die ältere Dame sprach, gab Charon nicht das Gefühl, dass sie es mit Banditen oder Ähnlichem zu tun hatten. Ansonsten hätten Gefährten aus ihrer Gilde sicherlich nicht einfach spurlos verschwinden können. Crimson Sphinx war besser als das. „Sie wollen nicht, dass sich dieses Leid ausbreitet. Ich höre es in Ihrer Stimme“, meinte er ruhig und schüttelte den Kopf. „Bitte sagen Sie mir, was los ist. Dann sorge ich dafür, dass es aufhört.“ Schweigen. Die rechte Hand des Dargin, die nach dem Klopfen noch immer als Faust an dem Holz der Tür lehnte, zitterte leicht vor Anspannung. Wieso sabotierte sie ihn? Menschen, die sich der Verzweiflung hingaben, waren so furchtbar irrational. So schwach und hoffnungslos. Es war das Gegenteil der Schönheit, nach der er strebte – eine furchtbar hässliche Charaktereigenschaft.

„Sie kommen in der Nacht heraus“, meinte sie schlussendlich und Charon spürte einen leichten Druck an der Tür, als würde sie sich von der anderen Seite dagegen lehnen. „Wenn ihr euer Leben wegwerfen wollt... dann schaut euch den Brunnen an. Da kommen sie her. Niemand kann sie stoppen. Im Gegenteil... Je mehr Leute Widerstand leisten wollen, anstatt sich einfach zu verstecken, desto schlimmer wird es...“ „Schlimmer? Inwiefern?“, hakte Charon nach, als die Konversation an einer Pause zu stoppen drohte, aber sie schwieg. Er biss die Zähne zusammen. „Wenn es tagsüber sicher sind... warum sind Sie dann noch hier? Sie können fliehen! Wir haben Kamele dabei, einer von uns kann Sie in Sicherheit bringen“, meinte er, doch sie schwieg weiter. Charon glaubte, ein Schluchzen durch die Tür zu hören, und trat überrascht zurück. Weinte sie? Was war los? Er warf einen etwas unsicheren Blick zu seinen beiden Kameraden, ehe er sich wieder fing.
„... in Ordnung. Also können wir nach dem Brunnen schauen und damit rechnen, dass mit Einbruch der Nacht etwas passiert“, fasste er zusammen. Es war nicht viel, aber besser als nichts. Nachdenklich blickte er hinüber in Richtung des Punktes, an dem sie die Reittiere angebunden hatten. „Vermutlich sollten wir die Kamele auch irgendwo sicher unterbringen, bevor die Sonne untergeht...“

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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptyFr 4 Nov 2022 - 20:36

Lian rieb sich über den wuscheligen Hinterkopf und zuckte mit den Schultern, als Rin ihn für seinen Witz rügte. So schlecht war der Witz doch gar nicht gewesen! Dennoch verstand der 20-Jährige, dass es gerade andere Dinge gab, über die sich das Team Gedanken machen sollte – ernsthafte Angelegenheiten. Die Inuyama und auch der Dargin hatten mit ihrer Sorge nicht Unrecht, denn es war merkwürdig, dass sie in dieser Siedlung keiner einzigen Menschenseele begegneten, obwohl sie doch mitten am Tag angekommen waren. Nachdem die Kamele an einer nahegelegenen Tränke abgestellt worden waren, sah sich der Braunhaarige ein wenig um, konnte allerdings auch auf dem zweiten Blick keine Spuren erkennen, die darauf hindeuteten, dass die staubigen Trampelpfade zuletzt von Menschen genutzt worden waren. Wieder einmal war das Dreiergespann auf die Fähigkeiten von Rin angewiesen, die anbot, nach einer Fährte zu suchen und sogleich loslegte. Das erinnerte Lian ein wenig an Stillsnow… damals, als die Hellhaarige auf dem dunklen Friedhof die Verfolgung von Alister aufgenommen hatte. Wie es dem angehenden Priester und seiner jüngeren Schwester heute wohl ging? Ob er sich von dem Faustschlag erholen hatte, den er von Lian dafür kassiert hatte, dass er die Canine verletzt hatte? Die Gedanken des Illusionisten drifteten in eine andere Zeit ab und kamen erst zurück, als Rin verkündete, eine Spur gefunden zu haben. Moment – nur eine Spur? Obwohl doch angeblich eine ganze Siedlung um Hilfe gebeten hatte? Das klang höchst… suspekt. Wirklich vertrauenerweckender fühlte es sich auch nicht an, als sie schließlich an einem Haus mit verriegelten Fenstern und Türen ankamen. Da drinnen sollte wirklich jemand leben? Wer lebte denn bitte hinter verriegelten Türen? Lian verlor sich ein weiteres Mal in wenig zielführenden Gedankengängen, die sich darum drehten, ob das eine effektive Lösung wäre, um Charon und Rin aus seiner eigenen Wohnung fernzuhalten… aber vermutlich würden die beiden Hellhaarigen auch andere Wege finden, um in seine privaten Gemächer vorzudringen. Der Falls schüttelte innerlich den Kopf und ermahnte sich zur Konzentration, als er eine weibliche Stimme aus dem Inneren des heruntergekommenen Gebäudes hörte.

Obwohl Charon auffallend einfühlsam und geduldig mit der gesichtslosen Person sprach, kam er doch nicht wirklich weiter. Der einzige Hinweis, der den Magiern gegeben wurde, war der hiesige Brunnen… mit dem Zusatz, dass sie auf die Nacht warten sollten, dann würden sie kommen. Wer auch immer sie waren. Mit einem Schluchzen der fremden Frau endete das Gespräch, das der Dargin geführt hatte – sie konnten vermutlich nicht hoffen, hier noch viele Informationen zu bekommen. Etwas. Wunderbar, der Spannungsbogen muss ja erhalten bleiben“, kommentierte Lian mit einem gezwungenen Grinsen, bevor die hellgrünen Augen zu Rin sahen und er sofort die Hände entwaffnend anhob. „Schon gut, sag nichts. Keine Witze, ich weiß.“ Er drehte sich herum und deutete auf den Weg, den sie gekommen waren. „Zuerst die Kamele. Dann der Brunnen.“

Die Siedlung war überschaubar, weshalb es nicht lange dauerte, bis sie ihre Kamele eingesammelt und an einem überdachten Plätzchen untergebracht hatten. Leider war kein Dorfbewohner auffindbar, der sich um das Wohlergehen der Tiere hätte kümmern können, weshalb sie mehr oder minder auf sich allein gestellt blieben. So entspannt, wie die Kamele vor sich hinkauten, schien es allerdings nicht so, als würden sie sich daran größer stören. Als das erledigt war, machte sich das Team auf die Suche nach dem Brunnen. Die Information, dass sie den Brunnen aufsuchen sollten, war schön und gut… leider hatte die Dame vergessen, ihnen zu erklären, wo sie den Brunnen finden konnten. „Ah. Seht mal“, sprach Lian irgendwann aus, als er zwischen zwei der heruntergekommenen Häuschen hindurch eine gemauerte Wasserstelle erspähte. Die Magier folgten dem Weg und kamen auf einem kleinen, gepflasterten Platz an, der abgesehen von besagtem Brunnen allerdings wenig spektakulär aussah. Der Falls warf einen Blick nach rechts, einen nach links und trat dann – mit einem gewissen Unwohlsein in der Magengegend – auf den Brunnen zu. Vorsichtig spähte er über den Rand hinweg, doch abgesehen von purer Dunkelheit konnte er keine Besonderheiten im Inneren des Brunnens entdecken. Das Ding sah ziemlich gewöhnlich aus. Der Illusionist trat wieder einen Schritt nach hinten, spähte hinauf zur Sonne – zwei Stunden mussten sie sicherlich noch warten. Er sah wieder zu Charon und Rin. „Hm. Sollen wir uns jetzt einfach auf eine Bank setzen und… warten?“ Mit dem Zeigefinger deutete Lian auf eine Holzbank am anderen Ende des Platzes.

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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptySo 13 Nov 2022 - 20:50

Langsam nickte Rin. "Ja, nur eine Spur." Mehr hatte sie nicht zu bieten. Alles andere war alt, halb verflogen und somit unzuverlässig. Vielleicht hätte sie diesen Spuren ein Stückchen folgen können, doch an ein richtiges Ziel hätten sie sie garantiert nicht geführt. "Hier waren definitiv mal noch mehr Menschen. Aber das ist schon etwas her." erklärte sie weiter. Sie konnte nicht sagen, wie lange, dort lagen die klaren Grenzen ihres feinen Näschens, doch es reichte aus um zu sagen, dass es besorgniserregend lange war. Selbst in kleinen Dörfchen oder Siedlungen gab es stets Spuren, denn die Leute gehten spazieren oder einkaufen, auch wenn es vielleicht nur eine Person war, die dort an dem entsprechenden Tag entlanggekommen war.
Immerhin konnte sie so dem Geruch folgen, ohne versehentlich auf eine andere Fährte abzurutschen. Als sie jedoch an der alten, zugenagelten Hütte ankamen, war sie sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob sie wirklich richtig gelegen war. Hatte sie sich vielleicht geirrt? Die Spur für frischer gehalten, als sie eigentlich war? Im Gegensatz zu ihr selbst schien Charon jedoch auf die Hundedame zu vertrauen, trat ohne zu zögern an die Tür heran und begann ein Gespräch. Zuerst wurden seine Worte nur mit Schweigen beantwortet, was die Selbstzweifel der Hundedame nur weiter in die Höhe schießen ließ. Doch nach erneutem Nachfragen erhielt der Hellhaarige endlich eine Antwort. Eine Antwort, auf die das gesamte Trio vermutlich lieber verzichtet hätte. Die verzweifelten Worte der alten Dame bestätigten eigentlich nur, was sie bereits bei ihrer Ankunft befürchtet hatten: Hier stimmte etwas nicht, etwas, das sich nicht einfach erklären ließ. Rin schluckte angespannt, zog instinktiv die Ohren zurück. Kurz huschte ihr Blick hinüber zu Lian, doch auch dieser schien nicht gerade erleichtert. "Wir werden helfen, versprochen." Mit diesen Worten trat sie an den Dargin heran, legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. Natürlich entging ihr nicht, dass einer ihrer engsten Freunde zitterte. Nur zu gut konnte sie seine Anspannung, vielleicht sogar Nervosität oder Frustration, verstehen. Ihr ging es kaum besser. Doch genau deswegen mussten sie jetzt zusammenhalten, nicht wahr?
Viel weiter waren sie zwar nicht gekommen, doch immerhin wussten sie nun, dass sie unbedingt ein Auge auf den Brunnen haben mussten. Zwar konnte die Canine sich nicht vorstellen warum, wie irgendwer dort herauskommen sollte, doch ihnen blieb nichts anderes übrig, als der mysteriösen Dame glauben zu schenken. Es war schließlich ihr einziger Anhaltspunkt. "Besser als gar nichts." seufzte sie auf Lians Kommentar hin. Ja, auch sie war nicht gerade begeistert, doch sie mussten optimistisch bleiben. "Ich habe nichts gegen Witze." Sie schenkte ihm ein kurzes Grinsen, stieß ihm mit dem Ellenbogen gegen den Oberarm. "Aber dann bitte gute Witze." Es war nicht schwer zu erraten, dass er auf typische Lian Art versuchte, die Situation aufzulockern und die Anspannung loszuwerden, sie konnte ihm also nicht lange böse sein... Nun, das konnte sie so oder so nicht. Der Wuschelkopf ließ sie immer wieder weich werden. Gab es überhaupt etwas, das er tun konnte, das sie ihm nicht direkt wieder verzeihen würde? Die Hundedame bezweifelte es stark.
So ließ das Trio das zugenagelte Haus vorerst hinter sich, um die Kamele an einen sicheren Ort zu bringen, bevor sie sich auf die Suche nach besagtem Brunnen machten. Während sie durch die kleine Siedlung wanderten, versuchte die Canine vergeblich, den Geruch von Wasser aufzuschnappen. Der Falls war schließlich der erste, der ihn entdeckte und seine Kollegen zu dem kleinen gepflasterten Platz führten. An seiner Seite trat sie ebenfalls an den Brunnen heran und spähte vorsichtig hinab. Ihre Augen mochten nichts besonderes erkennen, doch ihre Nase verriet etwas anderes. "Da ist kein Wasser drin." bemerkte sie. Das erklärte, warum sie nirgends den Geruch dazu aufgesammelt hatte... aber wieso besaß ein Brunnen kein Wasser? Stattdessen kroch ein anderer, merkwürdiger Geruch aus ihm heraus. So etwas hatte sie noch nie erschnüffelt, es war ihr vollkommen fremd. Nichts, das sie auch nur annähernd daran erinnerte. Das einzige, was sie sagen konnte, war, dass sie der Duft zunehmend mit einem unwohlen Gefühl erfüllte. Es war wie der Beginn von Übelkeit. Sie trat zurück und schüttelte sich kräftig. Nein, darauf konnte sie wirklich verzichten. "Bleibt uns etwas anderes übrig als zu warten?" fragte sie mit einem Schulterzucken. Auf der Suche nach dem Brunnen hatten sie beinahe die gesamte Siedlung durchstreift, dabei auch keine weitere Seele angetroffen. Sie konnten sich nocheinmal umsehen, doch hatte das wirklich einen Sinn? Einfach herumzusitzen und abzuwarten, bis etwas passierte, fühlte sich aber ebenfalls falsch an ... "Wir können ja schlecht versuchen, selber in den Brunnen hineinzuklettern, richtig?" fragte sie, gefolgt von einem angespannten Lachen. Nein, das war eine fürchterliche Idee, ja? Wie würden sie überhaupt wieder herauskommen? Und wer wusste schon, wie tief das Ding war?


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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptySo 20 Nov 2022 - 11:39

Gemeinsam spähten die drei Magier den Brunnen hinab, doch es war nichts Besonderes darin zu erkennen. Genauer gesagt war praktisch gar nichts zu erkennen. Sie starrten einfach hinab in die Dunkelheit des Schachtes, leer, unbewegt und undurchdringlich, sodass sich Lian und Rin schnell abwandten und wieder darüber zu sprechen begannen, wie es weitergehen sollte – und über Witze, augenscheinlich. Charon allerdings blieb stehen, verengte die Augen. Für die beiden Anderen war es wohl eine andere Situation, aber für einen Magier, dem die Finsternis ein ewiger Begleiter war, sah die Tiefe für ihn ein wenig anders aus... oder sollte es zumindest. Etwas unsicher, ob er die Situation richtig einschätzte, fokussierte er sein Mana in seinen Augen – dieses Mal kein göttliches Mana, sondern dieses Mal pure Dunkelheit, die seine Iris schwarz färbte. Dennoch... änderte sich nichts. Hier stimmte etwas nicht!

„Da unten ist es nicht einfach... dunkel“, stellte er fest, sprach seine Gedanken laut aus, sein Blick immer noch in die Tiefe gerichtet. „Durch reine Finsternis kann ich durchsehen, aber hier sehe ich gar nichts, nur Schwärze. Da... ist etwas. So etwas wie eine schwarze Barriere, durch die wir nicht gucken können.“ Gerne hätte der Dargin sie einmal berührt um zu prüfen, was es damit auf sich hatte, aber dafür war sie zu weit unten, zu weit von seinen Händen entfernt. Mussten sie also wirklich warten, wie Rin sagte? Oder... bargen die Worte der Hundedame vielleicht eine zweite Möglichkeit?
„Hm... doch. Doch, natürlich können wir in den Brunnen klettern“, meinte Charon mit einem süffisanten Lächeln, als die Worte seiner Begleiterin ihn auf eine Idee brachten. „Wenn unsere Feinde – wer immer sie auch sein mögen – nur nachts agieren, wäre es sicher ein Vorteil für uns, schon vorher bei ihnen zu sein. Dass ein bisschen Höhe uns nicht länger aufhalten muss, habe ich ja gestern bereits demonstriert, nicht wahr?“ Seine linke Hand hebend schnippte Charon einmal mit den Fingern, während sich viskos flüssig wirkende Finsternis über seinen Rücken ausbreitete. „Cthylla, zu mir.“
Während sich eine endlose Leere über den Dargin zog, drangen die Tentakeln der Gottestochter hervor, fanden wieder ihren Weg ans Tageslicht, wo sich vier davon an den Rand des Brunnens legten und dort festklammerten. Langsam hoben sie ihn von seinen Füßen, ließen ihn herab in den Schacht, bis er nah genug war, um die schwarze Wand unter ihm zu berühren. Vorsichtig legte er die Hand darauf, spürte sie aber nicht, auch wenn er sie sehen konnte. Schaden fügte sie ihm auf jeden Fall nicht zu, schien allgemein keinen merklichen Effekt zu haben. Seine Hand langsam vorwärts bewegend, drang diese durch die Barriere hindurch, fühlte keinerlei Widerstand. „Wie seltsam...“, murmelte Charon, ehe die Tentakel ihn langsam wieder nach oben zogen, sodass er Lian und Rin sehen konnte. „Was auch immer da für ein Zauber liegt, es scheint nur ein Sichtschutz zu sein. Ich kann ohne jeden Widerstand eindringen“, meinte er, zuckte mit den Schultern, ehe er lächelnd die Arme ausbreitete. „Was sagt ihr, Lian, Rin? Nutzen wir die Gelegenheit, um den ersten Schritt nach unten zu wagen?“

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Zuletzt von Charon am So 8 Jan 2023 - 20:37 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Lian
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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptySo 20 Nov 2022 - 14:43

Wie jetzt – Rin hatte nichts gegen Witze, aber dann sollten es zumindest gute Witze sein? Lian war empört! Hatte sie ihm gerade etwa indirekt einen schlechten Humor unterstellt? Einem Lian Falls?! Der junge Mann grinste schief und zuckte mit den Schultern. „Okay, verstanden, der nächste wird dich mit Sicherheit umhauen“, ließ er die Kollegin wissen, ehe er sich gemeinsam mit den anderen beiden Magiern auf die Suche nach dem Brunnen begab. Irgendwie fiel es ihm wirklich schwer, den richtigen Fokus bei dieser Quest zu setzen. Ob es eine Art Abwehrmechanismus war? Weil er ganz genau wusste, dass in diesem Dorf irgendetwas schreckliches passiert sein musste, etwas, das auch die Magierinnen und Magier früher oder später heimsuchen würde? Gut möglich. Die Aussage von Rin, dass sich in dem Brunnen, den sie schlussendlich fanden, kein Wasser befand, ließ das Gefühl des 20-Jährigen nicht gerade besser werden. Warum war in diesem Brunnen kein Wasser? Was war stattdessen dort unten, in den Tiefen der Dunkelheit? Der Falls seufzte leise. „Eine Barriere?“, wiederholte der Lockenkopf die zusätzliche Erklärung, die der Dargin lieferte. Jetzt mal ehrlich: Eine Barriere erstellte man nicht einfach so. Entweder hieß das, dass niemand in diesen Brunnen hinein sollte… oder aber niemand aus dem Brunnen hinaus. Das wurde wirklich immer schlimmer. Erneut sahen die hellgrünen Seelenspiegel hinab in die Finsternis, dann hörte Lian ein Fingerschnippen und in dem Augenblick, als er sich herumdrehte, waren es altbekannte, schwarze Tentakel, die auf dem Rücken Charons sichtbar wurden. „Cthylla, wie schön, dich wiederzusehen…“, murmelte Lian, trat aber zugleich einen vorsichtigen Schritt nach hinten, was die Glaubwürdigkeit dieser Wiedersehensfreude vielleicht ein bisschen infrage stellte. Zumindest im ersten Moment schenkte Cthylla dem Bogenschützen keine besondere Aufmerksamkeit, sondern half Charon, den Brunnen hinabzusteigen. „Der kennt auch nichts, oder?“, fragte der Falls in Richtung Rin, die beide an der Oberfläche zurückgeblieben waren, um den Finsternismagier machen zu lassen. Es dauerte nicht lange, bis Charon wieder zu ihnen zurückkehrte… und Lian überraschte es ganz und gar nicht, dass sein Freund die Arme freudig ausbreitete und sie dazu einlud, mit Cthyllas Hilfe in diesen dunklen Brunnen hinabzusteigen. „Haben wir überhaupt eine wirkliche Wahl?“ Nein, natürlich hatten sie die nicht. Lian war sich uneins, was er gruseliger fand: Den dunklen Brunnen oder die Tatsache, dass er sich von diesen Finsternistentakel umschlingen lassen sollte, um dort hinabzusteigen… Warum nochmal hatte er sich auf diese Quest eingelassen? Er hätte gerade auch ganz gemütlich in seinem Bett liegen können. Argh! „Na schön, bringen wir es hinter uns“, kapitulierte er, trat auf Charon zu und hielt die Arme hoch, während sich die Tentakel um seinen schmalen Körper schlängelten. „Aber sei zärtlich, ja?“, ergänzte der Falls unter halb geschlossenen Lidern in Richtung der Tentakel, als diese sich enger zogen. Lian verlor den Halt unter den Füßen, baumelte ein paar Sekunden über dem dunklen Abgrund und hielt die Luft an… bevor es doch ein Stück weit schneller, als er es erwartet hatte, in die Dunkelheit hinabging.

Eine ganze Weile sah Lian absolut nichts. Er hörte den Atem seiner Kollegen, spürte deren Anwesenheit und zuckte merklich zusammen, als ein loser Stein, an den Cthylla sich festgehalten hatte, geräuschvoll ein Stück verrutschte. Der Moment, in dem die Gruppe durch die vermeintliche Barriere stieß, nahm der Falls derweil nicht wahr. Dann blinzelte er… und plötzlich war da wieder ein schwaches Licht.

Platschend landete die Gruppe auf dem Brunnenboden – wie Lian vermutete – und kaum, dass sie zum Stehen gekommen waren, lockerte sich der Griff der schwarzen Tentakel. Cthylla zog sich zurück und der Falls brauchte mehrere Sekunden, um zu realisieren, wo sie sich überhaupt befanden. Der Brunnenschacht war offensichtlich nach unten hin breiter geworden, sodass Lian, Rin und auch Charon sich ein ein paar Schritte voneinander entfernen konnten – wirklich überraschend war allerdings neben der kleinen, flackernden Lampe, die hier unten brannte, ein Gang, der vom Brunnenschacht abzweigte. Warum gab es hier unten einen Gang? Und… wo führte der hin? Der Falls sah zu seinen Füßen, die knöchelhoch im Wasser standen. Die Feuchtigkeit war natürlich längst durch die Schuhe durchgedrungen... „Ob du das Wasser aufgrund der Barriere nicht riechen konntest?“, fragte Lian in Richtung der Inuyama und drehte den Kopf in ihre Richtung. Er wollte noch etwas sagen, aber hielt inne, als es platschende Schritte waren, die sich durch den Gang der Gruppe annäherten. Alles im Körper des Illusionisten spannte sich an, doch im Schein der flackernden Lampe erschien…

Ein Mensch?

„Einer der Dorfbewohner?“ Er könnte ihnen erzählen, was hier vor sich ging! Kaum dass Lian die Nachfrage gestellt hatte, fiel die Gestalt entkräftet vornüber auf die Knie. Der Falls überbrückte die wenigen Meter, die ihn von dem Lebewesen entfernten, beugte sich herab und wollte ihr aufhelfen. „Hey. Alles okay?“, fragte er und packte den Fremden bei den Schultern. „Wir sind…“ Weiter kam Lian nicht. Die Gestalt warf den Kopf in den Nacken und gab einen grässlichen, gänzlich unmenschlichen Laut von sich, der im steinern Brunnen mehrfach nachhallte. Erst jetzt erkannte der Falls die riesigen, blutunterlaufenen Augen, das vollkommen verzerrte Gesicht, die aufgedunsene, viel zu blasse Haut… und die Kälte, die vom Körper der Gestalt ausging. Der Braunhaarige wollte reagieren, aber da war es schon zu spät. Die Gestalt warf Lian um, sodass dieser rücklings im Wasser landete und baute sich über ihm auf, den Mund weit aufgerissen und wie wild schreiend, als wären es Höllenqualen, die er durchlitt. Lian war überwältig von der Stärke, der er sich so unerwartet entgegenstellen musste. Nur mit aller Kraft konnte er die Gestalt von sich drücken... Fuck, was ging hier bitte ab?!

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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptySo 11 Dez 2022 - 17:16

Eigentlich gefiel der Hundedame die Idee, in den Brunnen zu klettern anstatt zu warten kein bisschen. Es gab so viele Dinge, die dort unten Probleme bereiten konnten. Und wenn tatsächlich eine Barriere zwischen ihnen und dem Grund lag, dann waren dies sicher keine kleinen Probleme. Es würde eng werden und was auch immer dort lauerte, es würde sich deutlich besser auskennen, als die Magier. Hier an der Oberfläche konnten sie sich zumindest ausbreiten ... und gegebenenfalls fliehen. Auch wenn ihr dieser Gedanke nicht gefiel, er war es trotzdem wert, gedacht zu werden. Doch bevor sie ihre Bedenken äußern konnte, hatte Charon auch schon die Zügel in die Hand genommen und überprüfte den merkwürdigen, schwarzen Schutz, der sich mehrere Meter tief in dem Brunnen ausbreitete. "Bitte sei vorsichtig!" rief sie ihm noch hinterher ... damit war die Entscheidung wohl getroffen, was? Langsam drehte sie ihren Kopf zu Lian, ihre Augen spiegelten klar ihren mangelnden Enthusiasmus wieder. "Nein, ich glaube nicht." Kurz darauf war der Weißhaarige auch schon zurück und informierte den Rest des Teams über die merkwürdige Beschaffenheit der Barriere. Die Ohren der Canine zuckten. Wenn das Ding nicht da war, um Leute vom Eindringen oder Ausbrechen abzuhalten, warum war sie dann da? "Wohl eher nicht." antwortete sie mit einem erzwungenen Lächeln auf Lians Frage. Sie konnte nur hoffen, dass zumindest der Überraschungseffekt durch diese Aktion auf ihrer Seite war.
Kurz darauf fand sich die Hellhaarige also in den düsteren Fangarmen Cthyllas wieder. Im Gegensatz zu dem Wuschelkopf störte sie sich weniger an der Art ihres Abstiegs. Die Göttertochter hatte schließlich ihre Zuverlässigkeit und ihr großes Herz schon längst bewiesen. Aus diesem Grund tätschelte sie auch immer wieder den Tentakel, der sie so liebevoll festhielt. Sie wusste nicht, wie sie sich sonst einem übermenschlichen Wesen gegenüber erkenntlich zeigen sollte. Jeder mochte doch Streicheleinheiten. "Cthylla ist wirklich so eine unglaublich Tolle." Derweil wurden sie immer und immer mehr von der Dunkelheit der Barriere verschlungen. Sie richtete tatsächlich keinerlei Schaden an oder versuchte anderweitig, die Magier abzuhalten. Doch als sie es komplett hindurch geschafft hatten, realisierte die Canine schlagartig, warum das Teil da war. Keuchend hielt sie sich die Nase zu. Das war ja fürchterlich! Der Geruch mochte bei weitem nicht so extrem sein, wie der im Knochental. Das hier kam dem Geruch des Todes zwar nahe, aber war noch einen Schritt davon entfernt. Es war modrig, alt, abgestanden mit einem Hauch von Verwesung. Kräftig schüttelte sich die Inuyama, sie musste sich einfach nur schnell daran gewöhnen, dann würde sie es aushalten können. Bis ihre Füße auf dem Boden ankamen nahm sie deshalb gezielt tiefe Atemzüge durch die Nase, nahm die dadurch entstehenden Reize ausführlich wahr. So wirklich akzeptieren konnte sie den Duft zwar nicht, aber zumindest sorgte es dafür, dass sie ihn ertragen konnte. "Definitiv." antwortete sie ihrem Kollegen. "Und nicht nur das Wasser." Das, was sie hier unten erschnupperte, war intensiv genug, dass es vermutlich auch im Dorf - selbst für gewöhnliche Nasen - bald riechbar sein würde, zumindest ohne die Barriere. Sie blickte kurz zu dem Dargin, dann wieder zu Lian. "Ich bin mir sicher, dass ein Brunnen nicht so riechen sollte."
Rins Worte und Gedanken verstummten jedoch schnell, als sie - wie auch ihre Kollegen - plötzlich die Schritte wahrnahm. Eigentlich sollte sie nicht überrascht sein, hier unten irgendetwas anzutreffen, aber sie war es trotzdem. Hatte man sie wirklich so schnell entdeckt? Sie waren nicht unbedingt leise gewesen, aber auch nicht laut. "Hey, Lian, vorsicht ..." versuchte sie, leise die Aufmerksamkeit des Falls zu bekommen. Sie hatte ein schlechtes Gefühl. Wieso ging er so leichtsinnig auf diesen Unbekannten zu? Sie selbst trat instinktiv einen Schritt zurück, suchte am Arm des Weißhaarigen halt. "...Lian, vielleicht..." Sie hatte keine Ahnung, wieso die Alarmglocken in ihrem Kopf so lautstark klingelten. Dort war ein Mensch, der offensichtlich Hilfe benötigte. Aber jede Faser ihres Körpers weigerte sich, sich dieser Person zu nähern. Vermutlich lag es daran, dass sie unbewusst wahrnahm, dass dieses ...Ding... anders roch als gewöhnliche Menschen, vielleicht war es aber auch eine Art siebter Sinn. Sie wollte ihren Kollegen noch am Arm packen und zurückziehen, doch da war er auch schon dabei, diesem Wesen zurück auf die Beine zu helfen. "Ich glaube das ist kein-" bevor sie ihre Worte zuendesprechen konnte, gab es bereits ein markerschütterndes Gröhlen vor sich und stürzte sich gnadenlos auf den Magier, der doch eigentlich nur helfen wollte. Alle Haare der Hundedame stellten sich schlagartig auf, ihre Rute sprang in die Höhe und bevor sie sich versah, hatten ihre Füße sie auch schon zu Lian hinübergetragen. Der viel zu locker wirkende Kiefer des Ungeheuers schnappte immer wieder nach ihm und auch die blassen Hände versuchten, nach seinem Gesicht zu greifen. Was zur Hölle?! Sie packte das Ding am Kragen, versuchte es, von ihrem Freund herunterzuzerren, doch es wehrte sich mit aller Kraft dagegen - und diese Kraft war gewaltig. Viel zu gewaltig für einen Körper in diesem Zustand. "Charon!!"


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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptyDo 15 Dez 2022 - 16:21

Der finstere Abgrund des Brunnens wartete nur darauf, dass die Magier in ihn hinab stiegen. Cthylla sollte dabei helfen, diese Herausforderung anzunehmen. Während die Spitze des Tentakels, der sich um Rin geschlungen hatte, fröhlich hin und her wackelte bei ihren lieben Worten, freute sich der, der Lian festhielt gleich so sehr, dass er sich fröhlich an dessen Wange rieb. Ein kleines Lob konnte doch einen großen Unterschied machen. Auch Charon lächelte selbstzufrieden, während er wieder in den Schaft hinab glitt, ungehindert durch die vermeintliche Barriere sinkend. Nein, er kannte da wirklich weder Furcht noch Sorge. So offensichtlich die Falle auch sein mochte, Charon Dargin würde hinein treten und Allem, was dort unten auf ihn wartete, zeigen, dass es sich mit dem falschen Magier angelegt hatte. Rin und Lian waren natürlich auch mit voller Passion dabei. Sanft fanden seine Füße wieder Boden unter den Füßen, auch wenn der deutlich feuchter war, als der Magier es sich erhofft hätte. Der Brunnen hielt also doch noch Wasser… Darauf waren seine Schuhe nicht wirklich ausgelegt, und seine Hosenbeine würden sich auch noch vollsaugen. Aber gut, Opfer mussten gebracht werden. Es ging hier um das Wohl einer ganzen Siedlung.

“Ihr zwei seid in Ordnung?”, hakte er nach, nachdem die Inuyama und der Falls sorgsam abgesetzt worden waren. Natürlich achtete er darauf, dass seine Freunde nicht zu Schaden kamen. So, wie es aussah, war der Abstieg auch für keinen von ihnen sonderlich dramatisch gewesen. Rin fiel allerdings etwas auf: Es roch hier mehr als unangenehm. Aufmerksam hob Charon einmal den Kopf, schnupperte selbst… und legte sich eine Hand vor die Nase. So gut wie Rins Nase war seine noch lange nicht, aber mit ein wenig Fokus konnte man schon deutlich wahrnehmen, dass es hier stank… und die Art des Geruchs kam ihm auch auf ungewollte Weise bekannt vor. “Bah… Kommst du mit dem Geruch klar, Rin?”, hakte er nach, sein sorgsamer Blick auf die Weißhaarige gerichtet. “Oder brauchst du wieder… ein Tuch oder so etwas? Ich hätte bestimmt etwas dabei…”
Während der Fokus des Dargin noch auf der Jüngeren lag, hatte Lian etwas Anderes entdeckt: Einen Menschen. Offenbar waren sie der richtigen Spur gefolgt und hatten zumindest einen der Verschwundenen gefunden. Auch, wenn die Umstände etwas seltsam waren, versuchte der Falls sofort, das Richtige zu tun, und eilte dem Fremden zur Hilfe… was er schnell bereuen sollte. Die erste, die die Gefahr realisierte, war tatsächlich Rin, doch ehe sie ihn aufhalten konnte hatte der Fremde auch schon angegriffen, schnappte nach Lian mit einem gurgelnden Stöhnen. Sofort huschte Charons Aufmerksamkeit hinüber zum Geschehen und er hörte, wie Rin ihn zum Handeln aufforderte. “Jawohl!”, rief er aus, stürmte vor in Richtung des Angriffs und deutete auf Lian und seinen Gegner. “Cthylla! Schnapp dir den Fremden!” Die dicken, finsteren Tentakeln stießen nach vorne. Zwei schoben sich zwischen die beiden Kämpfer, drückten sie auseinander, während je ein weiterer den Angreifer am Kopf und am Bein packten und von Lian wegzerrten. Kaum war der Falls in Sicherheit, wickelte sich auch der Rest von Cthylla entschlossen um den fremden Mann, umwickelten seine Arme und Beine, seinen Torso, bis von seinem Körper nichts mehr zu sehen war auser einem dickten Knäuel an Tentakeln. Erleichtert atmete Charon aus. “Bist du in Ordnung, Lian?”, hakte er nach, ehe er hinüber blickte zu seinem Gefangenen.

“Gib bitte den Kopf frei, Cthylla.” Zwei der Tentakel verschoben sich ein wenig, sodass der Kopf des Dorfbewohners wieder sichtbar wurde. Er sah nicht gut aus, verwässert mit tief geröteten, leeren Augen. Seine Haut war fahl, sein Zahnfleisch so weit zurückgegangen, dass einzelne Zähne bereits fehlten. “Wer bist du? Warum greifst du an?”, hakte Charon nach, bekam aber nichts weiter zurück als gedankenloses Stöhnen. Er schien sich nicht einmal allzu sehr gegen die Fessel zu wehren. Nachdenklich legte der Dargin eine Hand an sein Kinn. “Wirkt nicht zurechnungsfähig. Zeig mir bitte seinen Arm”, meinte er ruhig, und wie gewünscht gab sein liebes Haustier den linken Arm wieder frei. Schnell packte Charon sein Handgelenk, gab überhaupt nicht die Möglichkeit, um sich zu schlagen. “Sehr kalt… feucht… und hat keinen Puls”, stellte er fest und schüttelte den Kopf. “Dieser Mann ist tot. Und so, wie es aussieht, nicht bei verstand. Mach bitte wieder zu.” Wieder schlossen sich die Tentakel, bis nur noch das Knäuel da war. “Ich gebe ihm ein wenig Zeit, sich zu beruhigen. Wenn er dann immer noch nicht ansprechbar ist, können wir davon ausgehen, dass er kein Mensch mehr ist. Dann ist es nur eine Leiche”, stellte Charon fest und sah hinüber zu Rin. “Kannst du einschätzen, ob hier unten noch mehr davon sind?”

@Lian @Rin

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Zuletzt von Charon am So 8 Jan 2023 - 20:37 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet

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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptyDo 22 Dez 2022 - 23:47

Lian fehlte jegliche Luft zum Atmen. Zum einen lag es an der unermesslichen Panik, die sich in ihm breitmachte, während er in die seelenlosen Augen der aggressiven Gestalt starrte, die sich über ihm aufbaute und versuchte, ihn zu beißen oder die scharfen Fingernägel in seine Haut zu bohren. Zum anderen lag es an dem stechenden Geruch, der dem Falls aus dem weit geöffneten Rachen des Wesens entgegenströmte. Es roch verdorben, verfault, in einer Intensität, die Lian nicht kannte. Obwohl es mitnichten der richtige Zeitpunkt für solche Gedanken war, fragte sich der Braunhaarige kurz, wie es Rin ergehen würde, wenn sie sich diesem Gestank aus direkter Nähe ausgesetzt fühlen würde. War es vielleicht sogar ganz gut, dass es ausgerechnet ihn, als stinknormalen Menschen, erwischt hatte? „Scheiße, geh runter von mir!“, presste der Illusionist angestrengt aus zusammengebissenen Zähnen hervor und sah erneut den weit geöffneten Mund des Angreifers auf sich zurasen. Vor dem geistigen Auge konnte Lian schon erahnen, was passieren würde: Er sah, wie sich das Wesen in seiner Schulter verbiss, wie die gelblichen, braunen und schwarzen Zähne sich tief in sein Fleisch bohrten und im schlimmsten Fall ein Stück herausrissen, sodass es Lians qualvolles Schreien wäre, das im nächsten Moment von den steinernen Brunnenwänden widerhallen würde.

Aber dazu kam es nicht.

Kurz bevor das Wesen die freie Schulter von Lian erreichte, wurde der Kopf nach hinten gerissen und erst als er die Stimme hörte, wusste er, wer ihm hier zur Hilfe geeilt war: Rin. Der Lockenkopf bekam kein Wort über die Lippen, starrte die Inuyama nur aus weit geöffneten Augen an, als es auch schon Charon und Cthylla waren, die dem grausigen Schauspiel ein Ende setzten. Schwarze Tentakel erschienen im eingeschränkten Sichtfeld des Falls, wickelten sich um den wild gestikulierenden und kämpfenden Angreifer, umschlossen ihn gänzlich… und erlaubten Lian damit, sich aus der brenzligen Lage zu befreien. Er robbte durch das Wasser nach hinten und sein Brustkorb hob und senkte sich weit, während er das dunkle Tentakelknäuel betrachtete, in dessen Inneren sich dieser verrückte Typ befinden musste. Obwohl… war es ein Typ? Oder nicht doch vielmehr ein Monster? Lian kam zu keinem zufriedenstellenden Schluss. „Ging schonmal besser“, gab er dem Dargin auf seine Frage hin atemlos zur Antwort und schüttelte den Kopf, auch um sich selbst wieder zu sammeln. Mühselig kam Lian wieder auf die Beine und spürte seine durchnässte Kleidung an der Haut kleben. Sein Blick wanderte prüfend über seinen Körper, doch auf Anhieb konnte er keine echten Wunden erkennen, kein Blut, das sich irgendwo bemerkbar machte. Vermutlich sollte er sich glücklich schätzen, dass das unangenehme Gefühl von nasser Kleidung auf nackter Haut die einzige Folge war, über die er sich Gedanken machen musste. Erst mit Verzögerung verstand er die Worte von Charon… und Entsetzen machte sich in seinen Gesichtszügen breit. „Tot?!“, wiederholte er und starrte seinen Freund ungläubig an. Wie konnte er tot sein und gleichzeitig einen Angriff starten? Einen Angriff mit solcher Kraft? Der Falls rührte sich nicht, aber sein Blick wanderte weiter zu dem dunklen Tentakel-Knäuel. Erst allmählich sickerte die Tragweite dieser Worte in Lians Verstand durch. Das … war das einer der verschwundenen Dorfbewohner? Wie konnte er tot sein? Keinen Puls haben und ihn gleichzeitig angreifen? Unvermittelt dachte der Falls an seine Ex-Freundin, verglich sie mit dem seelenlosen Wesen, das ihm eben beinahe in die Schulter gebissen hatte und ein eiskalter Schauer lief ihm den Rücken herab. „Warte… wenn er tot ist…“ Endlich setzte sich der Falls in Bewegung, bis er neben Charon zum Stehen kam und ihn ungläubig von der Seite her ansah. „… was machen wir dann mit ihm?“ Umbringen? Aber konnte man jemanden umbringen, der bereits gestorben war? Und… war das rechtens? Immerhin war es doch ein Dorfbewohner, oder? Die hellgrünen Augen sahen erwartungsvoll zu Rin. Konnte sie hier wirklich noch mehr von diesen Wesen erschnuppern? Wenn ja, dann bedeutete das wohlmöglich… „Die Dorfbewohner sind tatsächlich tot.“ Lian wusste nicht, was er denken oder fühlen sollte, was man ihm auch anhören konnte. Was war hier geschehen? Und vor allem: Warum war es geschehen? Wer hatte etwas davon, irgendwelche Dorfbewohner in diesem Brunnen zu Zombies werden zu lassen? Dem 20-Jährigen wollte beim besten Willen kein guter Grund dafür einfallen. Was würden sie noch vorfinden, wenn sie tiefer in den Brunnen vordrangen? Lian mochte es sich gar nicht vorstellen.

@Rin @Charon


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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptySo 8 Jan 2023 - 19:58

"Ich komme schon klar, keine Sorge." Nicht lang, nachdem die Canine diese Worte ausgesprochen hatte, war die bisher noch relativ entspannte Situation schlagartig umgeschwungen. Gerade hatten sie noch mit einander geredet und hatten sich mit ihrer ungewöhnlichen Umgebung ein wenig vertraut gemacht. Doch in dieser Zeit hatte sie bereits eine Kreatur entdeckt und sich langsam angenähert. Zu spät hatte das Trio erkannt, dass es sich dabei um einen Feind handelte und so konnte sich dieser in einem Moment der Unachtsamkeit auf Lian stürzen. Sofort war Rin zur Stelle, hielt mit all ihrer Kraft die Kiefer des Angreifers von ihrem Kollegen fern, ehe Charon sich der Sache annahm und das Ding mit finsteren Tentakeln umwickelte und so vorerst außer Gefecht setzte. Ungläubig starrte die Hundedame mehrer Atemzüge lang auf das von Finsternis umwickelte Bündel... Das war ganz sicher ein Mensch gewesen, aber wieso verhielt er sich, wie ein außer Kontrolle geratenes Biest? Kopfschüttelnd riss sie sich von dem Anblick los, legte stattdessen ihr Augenmerk auf den Strubbelkopf. "Hauptsache du bist unversehrt..." Aufmerksam prüfte sie die Luft um ihn herum, ehe sie ihm half, zurück auf die Beine zu kommen. Kein Blut. Erleichtert seufzte sie. Jetzt hieß es nur noch hoffen, dass er sich mit der nassen Kleidung hier unten keine Erkältung einfing, doch diese war wohl das geringere Übel.
In der Zwischenzeit hatte der Dargin sich weiter mit dem unbekannten Angreifer befasst und sein Fazit sorgte dafür, dass sich die Haare der Hundedame schlagartig aufstellten. "Tot?!", wiederholte sie zeitgleich mit Lian, nicht weniger schockiert als er. Ihre Stimme war schrill, voller Schreck und Zweifel. Sie wollte ihren Kollegen auffordern, nochmal zu überprüfen. Er musste einen Fehler gemacht haben! Doch eigentlich wusste sie, dass Charon sich nicht irrte. Wenn er etwas tat, dann tat er es sorgfältig. Was war das hier? Sie hatte mit vielem gerechnet, aber doch nicht mit sowas! "Das ... das klingt total nach den Erzählungen und Geschichten von Zombies ... aber das ... nein." Sie schüttelte den Kopf, fuhr sich mit den Fingern über die Schläfen. Es gab Untote, ja, aber doch nicht solche. Die waren eben nur das: Erzählungen! "Vielleicht gibt es eine Heilung! Und vielleicht ist das einfach nur eine merkwürdige Krankheit die Leute so wirken lässt..." Je mehr sie sprach, desto leiser wurden ihre Worte. Sie glaubte es ja selbst nicht. Aber was blieb ihnen denn anderes übrig, als zu versuchen, es zu glauben?! Sie konnten diese Person ja schlecht töten! Und wenn hier noch mehr waren ...
Nun, zuerst musste sie genau das herausfinden. Sie schloss die Augen. Sich gerade jetzt zu konzentrieren war alles andere als einfach, doch sie musste ihre wilden Gedanken zumindest für einen kurzen Moment ruhigstellen ... irgendwie. Angespannt atmete sie tief ein, ließ die muffige Brunnenluft in ihre Lungen strömen. Altes abgestandenes Wasser, feuchtes Gestein, doch vor allem herrschte hier der Duft von Verwesung. "Ich- ich glaube schon? Oder vielleicht auch nicht...?"Sie war sich nicht volkommen sicher, denn der Geruch des Angreifers und der, der hier in der Luft hing, waren nur schwer zu unterscheiden. Um sie unterscheiden zu können, musste sie näher dran sein. Auf Distanz konnte sie sie nicht unterscheiden. "Diese Person und die Luft hier riechen sehr, sehr ähnlich." Es war eine ernüchternde Erkenntnis, doch vielleicht war es vorerst gut, dass sie nicht wussten, wie viele dieser Kreaturen hier umherwandelten? So konnten sie wenigstens einen schmalen Hoffnungsschimmer in dieser Situation finden. Genau das mussten sie tun, wenn sie nicht ihre gesamte Motivation verlieren wollten. "Hey, das können wir noch nicht wissen." Sie trat zu ihren beiden Freunden heran und legte dem Wuschelkopf eine Hand auf die Schulter. "Und selbst wenn hier unten nur ein einziger Überlebender ist, dann müssen wir für den unser bestes geben und weiter machen." Mit ihren Worten versuchte sie nicht nur, ihre Freunde zu überzeugen, sondern auch sich selbst. "Dafür sind wir hier. Wir können nicht aufgeben." Auch wenn sie das nur zu gerne getan hätte. Die Angst und der Knoten in ihrem Magen waren gewaltig. Wenn es so wie in ihren Büchern war, dann reichte ein einziger Biss, um selber zu so einem Wesen zu werden. Alleine der Gedanke daran reichte, um ihr einen Schauer den Rücken hinabzujagen. Doch sie durfte sich nichts anmerken lassen. "Wir müssen unbedingt weiter. Aber ... aber was wollen wir jetzt mit ihm machen?" Ihr Blick wanderte zurück zu dem Tentakelknäuel hinüber. Sie konnten ihn schlecht mitnehmen, doch genauso wenig konnten sie ihn hier einfach unbeobachtet zurücklassen....


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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptySo 8 Jan 2023 - 21:21

Kontrolliert atmend, um einen klaren Kopf zu bewahren, betrachtete Charon das Knäuel von Cthyllas Tentakeln, in dem sich der Untote befand. Er schien sich nicht zu wehren, aber wer wusste, ob das so blieb, wenn der Dargin ihm wieder mehr Freiheit ermöglichte? Ein so kopfloses und angriffslustiges Wesen war eine Gefahr, besonders, wenn sie nicht wussten, ob es irgendwelche besonderen Fähigkeiten besaß. Genau wie seine Begleiter fragte sich das Weißhaar, was er mit diesem ehemaligen Menschen anstellen sollte. Er konnte ihn nicht ewig herumschleppen, erst recht nicht, wenn mit mehr von dieser Sorge zu rechnen war. Ihn einfach laufen zu lassen ging aber auch nicht. Einerseits wäre er eine Gefahr für Charons Begleiter, was diesem überhaupt nicht gefiel, und andererseits... waren diese Untoten doch sicher das Problem, das sie hier beseitigen mussten. Der Grund für das Verschwinden der Dorfbewohner. Die Frau, die sich verbarrikadiert hatte, hatte gesagt, dass sie in der Nacht aus dem Brunnen kamen. Dann waren sie also auch eine Gefahr für die Außenwelt und sicher der Grund dafür, dass mehr und mehr Leute hier verschwanden. Sie einfach hier unten zu lassen war keine Option. Viel blieb dann aber nicht mehr übrig...
Verständlicherweise waren Lian und Rin von der Situation ganz schön geschockt. Charon ging es nicht wirklich besser, auch wenn er sich Mühe gab, das nicht zu zeigen. Selbst als Narzisst war der Dargin nicht so sehr auf sich selbst fokussiert, dass ihn der Tod anderer Menschen nicht betraf. In dieser Hinsicht war er überraschend mitfühlend. Dafür war jetzt aber wirklich nicht der Moment. Rin und Lian verließen sich darauf, dass er gerade in Situationen wie dieser Stärke und Sicherheit zeigte. Er sparte es sich, Rin darauf hinzuweisen, dass es sicher kein Heilmittel für den Tod gab, und atmete noch einmal ordentlich durch.

„Wenn wir nicht wissen, ob noch mehr da sind, gehe ich erst einmal von einem Ja aus“, meinte er ruhig und nickte seinen Partnern zu. „Also sollten wir auf der Hut sein, in Ordnung?“ Situationen wie eben, wo Lian sich mitten in die Gefahr begab, sollten sie lieber nicht noch einmal riskieren. Wer wusste, ob sie nächstes Mal schnell genug reagieren konnten? „Auf jeden Fall hat Rin recht. Jeder einzelne Überlebende ist für uns von höchster Priorität. Das Gleiche gilt, wenn wir einen finden, der mit uns sprechen kann. Nach fiorischem Gesetz gilt ein Untoter nur dann als Monster, wenn er keinen merklichen Intellekt zeigt oder durch einen Zauber kontrolliert wird. Wenn sie mit euch sprechen können, sind sie technisch gesehen immer noch Bürger von Fiore.“ Eine Tatsache, von der Charon nicht sonderlich viel hielt, wenn er ehrlich war, und die auch relativ kontrovers gesehen wurde. Er konnte zwar gut nachvollziehen, dass ein denkendes, fühlendes Wesen nicht einfach exekutiert werden konnte, aber der Gedanke daran, dass Menschen ihre Verlorenen zurück ins Leben rufen konnten, hinterließ einen sehr unangenehmen Geschmack auf seiner Zunge. Hier und Jetzt war aber vermutlich nicht die Zeit, das zu diskutieren. Die Tentakel um den Kopf des Zombies lösten sich noch einmal, doch er wirkte noch immer unfokussiert und stöhnte leise vor sich hin. Es gab keinen Zweifel: Der hier war tot. Eine Leiche, ein Monster. Die Chance, dass er sich wieder erholen konnte, ging praktisch gegen Null, und so langsam spürte Charon den Preis, den es kostete, eine göttliche Kraft aus seinem Rücken zu beschwören. Seit drei Minuten hielt er diesen Mann schon fest und er hatte keinerlei Anzeichen der Besserung gezeigt. Nun musste er es beenden, bevor er zu viel seines Mana aufgebraucht hatte, um seine Partner zu beschützen. Die rechte Hand hebend, ließ der Dargin dunkle Energie um seine Finger wabern, bereit, eine Klinge daraus zu formen... ehe sein Blick hinüber auf Rin fiel. Er schluckte, und die Dunkelheit verzog sich wieder.

„... vielleicht gibt es ja tatsächlich eine Heilung“, antwortete Charon kleinlaut und seufzte. Was für eine naive Entscheidung er da traf. Und vor Allem so emotional. Das war überhaupt nicht gut. Langsam nahmen die Tentakel wieder ihre alte Position ein, verdeckten den Kopf des Zombies vollkommen. „Na dann. Gehen wir weiter“, meinte das Weißhaar und schritt auf den einzigen Ausgang dieser kleinen, feuchten Höhle zu, der wohl weiter in die Tunnel unter der Siedlung führte. „Könnt ihr zwei vorne gehen? Ich fühle mich nicht wohl damit, euch zwei nicht zu sehen, solange ich... ihn dabei habe.“

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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptyDi 10 Jan 2023 - 21:12

Lian war kein sonderlich gläubiger Mensch und doch ertappte er sich dabei, wie er betete. Er betete, dass Rin mithilfe ihres übermenschlichen Geruchssinns nicht noch mehr von diesen untoten Wesen hier unten im Brunnen erschnüffelte, sie sich gar mit einer ganzen Armee von Zombies auseinandersetzen mussten. Untote… die Finger des Illusionisten zitterten und er spürte, wie sich sein gesamter Körper anspannte. Denn es war eine ganz bestimmte Person, die ihm bei diesem Wort immer und immer wieder in den Kopf kam und es war ein Gedankengang, der ihn beinahe handlungsunfähig machte. Scheiße Lian fluchte, ballte die Hände zu Fäusten und grub seine Fingernägel so tief in seine Haut, dass der feine Schmerz ihn wieder zu Sinnen brachte. Das hier war etwas anderes. Das musste er sich immer wieder verdeutlichen – andernfalls sanken die Chancen, diesen Brunnen jemals wieder lebend zu verlassen, rapide. Das Letzte, was der 20-Jährige wollte, war es, hier unten den Löffel abzugeben. Und noch weniger, am Ende selbst noch als Untoter hier herumzuwandern. Ein wenig erschrocken drehte er den Kopf, als er eine Hand auf seiner Schulter ruhen spürte. Es war die Hand von Rin. „Du hast Recht…“, murmelte er, schüttelte den Kopf und fuhr sich durch das wuschelige Haar, ehe er ruhig ein- und ausatmete. Panik würde sie alle gerade nicht voranbringen und er war der Inuyama durchaus dankbar, dass sie ihn – trotz des Schreckens, den sie selbst sicherlich empfand – ein bisschen zurück auf den Boden der Tatsachen gebracht hatte. Doch die Problematik, was sie mit den Untoten, den Charon mittels Finsternismagie eingefangen hatte, machen sollten, blieb natürlich bestehen.

Lian konnte die Erklärung seines hellhaarigen Freundes durchaus nachvollziehen. Sofern diese Wesen keinen merklichen Intellekt zeigten und auch nicht direkt durch einen Zauber kontrolliert wurden, waren sie… tot. Und entsprechend gab es für sie auch keine Rettung mehr. Der Falls war aus nächster nähe angegriffen worden, hatte den Zombie nicht nur berührt, sondern auch mit ihm gesprochen. Nein, er hatte absolut keinen Intellekt gezeigt und der einzige Wille, der vorhanden gewesen war, war jener, dass er den Falls hatte töten wollen. Ganz gleich, dass es ein hartes Urteil war, der Braunhaarige verstand, dass man nicht jedem helfen konnte, dass Hilfe manchmal auch zu spät kam. Lian war in den Slums von Aloe Town großgeworden – das war eine Lektion, die man gerade dort sehr früh lernte. Er nickte also, ziemlich sicher, worauf sein bester Freund hinauswollte und wappnete sich gedanklich bereits dafür…

… nur um am Ende mit heruntergefallenem Kinn dazustehen.

Moment, Charon wollte den Kerl mitnehmen? Vielleicht gab es doch eine Heilung? Lian starrte den Dargin an und sein Blick war mehr als eindeutig: Was zum Henker laberst du da, Mann?! Aber der Falls war nicht dumm und darüber hinaus eine ziemlich aufmerksame Person. Ihm war der flüchtige Blick, den der Finsternismagier der Caninen zugeworfen hatte, nicht entgangen. Irgendwie konnte er ihn ja verstehen, aber… verdammt, brachte er sie damit nicht vielmehr in Gefahr, als dass er Rin damit einen Gefallen tat?! Das Dreiergrüppchen setzte sich also wieder in Bewegung, aber Lian konnte es sich nicht nehmen lassen, sich ein bisschen nach hinten fallen zu lassen – so, dass er direkt beim Dargin war, aber im wispernden Tonfall hoffentlich außerhalb der direkten Hörweite von Rin. „Meinst du wirklich, dass das eine gute Idee ist?“, zischte er ihm zu, ohne sich zu dem dunklen Tentakelknäuel umzudrehen. Im gleichen Moment beschwor der 20-Jährige seinen dunklen Bogen – er wollte lieber nicht erneut irgendeinem Zombie unbewaffnet entgegentreten. Das Grüppchen war noch nicht allzu weit gekommen, da hörte man erneut ein Geräusch. Aber… es war anders als zuvor. Allem voran schneller. Der Bogenschütze brachte sich in Position. „Achtung!“, rief er, auch wenn er sicher war, dass seine Kollegen das Geräusch ebenso bereits gehört hatten. Ein weiteres, untotes Wesen? Ja. Aber anders als zuvor wäre es kein Mensch, der die Gruppe angriff, sondern eine... Kuh? Zumindest das, was von dieser Kuh übriggeblieben war.

@Rin @Charon


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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptyDo 2 Feb 2023 - 19:56

Da stand Rin nun. Ihren beiden besten Freunden und dem merkwürdigen Knäuel aus Dunkelheit und untotem Mensch gegenüber. Ihre Ohren zuckten unruhig, ihr Blick wanderte langsam zu Boden. Sie wusste, was hier geschah. Sie wusste, wieso Charon die Worte gewählt hatte, die er gesprochen hatte. Natürlich wusste sie es. Wie hätte sie seinen Blick übersehen können, so flüchtig er auch gewesen sein mochte? Sie hatte ihn auf sich gespürt, heiß und brennend. Ja, das hier war ihre Schuld. Und sie wusste, dass es falsch war. Oder vielleicht auch nicht. Aber auf jeden Fall war es dumm. Sehr dumm. Es war ein Risiko, dass sie nicht hätten eingehen sollen, denn wenn diese ... Kreatur dem Trio wortwörtlich in den Rücken fiel, dann war es nicht nur um sie geschehen, sondern vermutlich auch um jeden Überlebenden, der potentiell noch hier unten war. Und trotzdem schaffte sie es nicht, dem Weißhaarigen zu widersprechen. Stattdessen nickte sie nur langsam und wendete sich ab, um dem Weg zu folgen, aus dem unbekannte Angreifer gekommen war. "Ja, natürlich. Ich werde an der Spitze meine Ohren offen halten." Es war wohl das mindeste, was sie tun konnte, wenn sie schon dafür sorgte, dass ihr Team eine gewaltige Gefahr mitschleppte.
So legte sie direkt einen Gang zu, um ihren Freunden mehrere Schritte voraus sein zu können. Langsam und aufmerksam folgte sie dem dunklen Tunnel. Das Platschen ihrer Schuhe in dem knöchelhohen Wasser war vermutlich selbst hunderte Meter entfernt noch zu hören. Genauso musste es aber auch anders herum sein, nicht wahr? Wenn Gegner sie hörten, würden auch sie die Gegner hören. So hoffte die Hundedame zumindest. Anstatt deren Schritte schnappte sie jedoch die Worte des Falls auf. Ruckartig blieb sie stehen. Hatte er vergessen, dass sie eine Canine war? Auch, wenn er flüsterte, war seine Stimme für sie trotzdem recht klar. Tief atmete sie durch, ehe sie ihren Blick über die Schulter warf. "Nein, ist es nicht." Die Wahrheit musste raus, bevor sie ihnen zum Verhängnis wurde. Selbst, wenn der Untote keine Gefahr für sie darstellen würde, so zehrte er trotzdem an Charons Kräften ... und diese waren unentbehrbar für das Team. "Wir ... wir sollten es-" Achtung? Vor was? Die Hellhaarige hatte sich so sehr darauf konzentriert, ihre Worte herauszuquetschen, dass sie überhaupt nicht mitbekommen hatte, was weiter vorne vor sich ging.
So blickte sie wieder voraus, wünschte sich jedoch im nächsten Moment, dass sie es nicht getan hätte. Das ... war das wirklich einmal eine Kuh gewesen? Die arme Kreatur wirkte, als würde sie sich kaum noch auf den Beinen halten können. Fell besaß sie kaum noch und die Haut, die dadurch entblößt wurde, hing teils in großen Fetzen von ihrem Körper, entblößte Fleisch und Knochen. Die sonst so sanft und friedlich wirkenden Augen wirkten leer und unorientiert. Trotzdem schien es das Untier auf die Magier abgesehen zu haben. Es schnaubte laut, stieß ein gluckernden, qualvollen Laut aus, während es mit den halb verrotteten Hufen scharrte. Wie war es überhaupt hier herunter gekommen? Hätte es nicht noch ein paar wenige Minuten warten können, sodass das Team ihre Uneinigkeiten hätte klären können, bevor es sich dem nächsten Kampf stellte? Das war wohl Wunschdenken. Sie hatten keine andere Wahl, als sich hier und jetzt der Herausforderung zu stellen - und ihr bestes tun, um das Untote von dem Dargin fern zu halten. Eigentlich war er das stärkste Glied der Truppe, doch gerade lag es Lian und Rin, ihn zu schützen, nicht umgekehrt. Aber wie? Wie besiegte man etwas, das bereits tot war? Die 'Kuh' schnaubte ein weiteres Mal, ehe sie den gewaltigen Kopf mit den schweren Hörnern senkte und begann, auf die drei (...vier) zuzudonnern. Bei jedem Schritt schien der massige Körper beinahe unter dem Gewicht nachzugeben, man konnte sehen, wie die erschöpften Knochen und Muskeln zu kämpfen hatten. Doch das machte es nicht weniger gefährlich. Große Ausweichmanöver waren hier unmöglich ... also war das vielleicht eine Schwachstelle, die sie ausnutzen konnten? "Ich regele das!" Eilig sendete die Hundedame ein kurzes Stoßgebet, ehe sie noch im selben Atemzug in ihren Finger biss und eine gewaltige Menge Blut freisetzte, die sich zu einer langen Tentakel formte. In diesem Moment war sie sich nicht sicher, ob sie sich mehr vor dem untoten Tier fürchtete, oder vor ihrer eigenen Magie. Doch sie hatte keine Wahl. Sie musste handeln. Mit einer geschickten Handbewegung sorgte sie also dafür, dass sich ihre Crimson Lash um eins der Vorderbeine der Kuh wickelte, um dieses dann mit einem gewaltigen Ruck zur Seite zu ziehen. Das Tier verlor sofort sein Gleichgewicht, der massige Körper geriet ins Wanken ... und krachte schließlich mit einem lauten Platscher auf die Seite. Es hatte funktioniert! Aber was jetzt? Sie warf einen flüchtigen Blick zu ihren Kollegen. "Wie besiegt man etwas, das bereits tot ist?!" Schließlich konnten sie das Biest hier nicht einfach liegen lassen ... früher oder später würde es sicherlich zurück auf die Beine finden ... außerdem versperrte es ihnen den Weg!


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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptySa 4 Feb 2023 - 11:07

Natürlich war Charon bewusst, dass die Entscheidung, die er getroffen hatte, keine vernünftige war. Er könnte sie auch nicht erklären, wenn man ihn danach fragte. Das Thema des Todes war belastend für das Weißhaar, auch wenn er es ungern zugab, und dann noch die Gefühle von Rin auf seinen Schultern zu spüren, ihre kleine Hoffnung, die er nicht hatte auslöschen wollen... das hatte es ihm unmöglich gemacht, das Richtige zu tun. Weil das Richtige grausam war. Sowohl gegenüber der Inuyama, die schon zu viel Schlimmes gesehen hatte, als auch gegenüber dem Leben, das verloren und wiedergekehrt war. Aber es war etwas, das getan werden musste. So viel war Charon durchaus bewusst.
Bevor sie das Thema aber in der Gruppe diskutieren konnte, tauchte auch schon der nächste Feind auf. Eine... Eine Kuh? Auch, wenn es nicht überraschend war, eine von denen hier in der Wüste zu treffen, hatte Charon ehrlich gesagt nicht erwartet, dass in diesem Brunnen eine auf sie wartete. Mit kopfloser Wildheit stampfte sie durch die Höhle und stieß mit ihren Hufen nach allem, was sich bewegte... oder auch, was sich nicht bewegte. Es steckte wohl nicht einmal Instinkt hinter ihrem erratischen Verhalten. Glücklicherweise hatte die junge Hundedame schnell geschaltet und riss das Tier zu Boden, ehe es ernsthaften Schaden anrichtete. „Gute Arbeit, Rin“, lobte Charon sanft, legte ihr eine Hand auf die Schulter, ehe er an ihr vorbei auf den Kadaver zuging. Wie man etwas besiegte, das bereits tot war? Er würde es demonstrieren. Dunkle Energie sammelte sich um seine linkte Hand, während Cthylla auf seinem Rücken noch immer ihr Opfer festhielt. Mit einem schnellen Zug seiner Hand durch die Luft erschuf Charon eine abgerundete Klinge, die er geradewegs nach unten auf das Tier zuschießen ließ. Wie ein Buttermesser durchdrang die Klinge den dicken Hals, bis der Kopf abgetrennt war und zu Boden fiel. Der Rest des Körpers zuckte noch einmal, schlug panisch aus, ehe er erschlaffte. „Man muss den Kopf abtrennen“, erklärte der Dargin mit einem ruhigen Blick hinab auf den Körper. Auch wenn es nur eine Kuh gewesen war, missfiel ihm der Anblick. „Die meisten Untoten haben noch funktionierende Lungen, aber die wenigsten sterben, wenn sie sie verlieren. Überraschend viele brauchen noch ein schlagendes Herz. Gerade für Vampire ist der Pflock ins Herz eine im Volksmund verbreitete Methode, aber wissenschaftlich gesehen ist das unzuverlässig. Es gibt zu viele, die auch ohne Herzschlag noch überleben. Hier und da funktionieren auch noch andere innere Organe – Nieren, Leber, so etwas –, aber die zu entfernen macht nur in den seltensten Fällen einen Unterschied.“ Seinen Blick hinüber zu seinen Begleitern wandern lassend legte sich Charon einen Zeigefinger an die Seite des Kopfes. Den, mit dem er eben die Klinge ausgesendet hatte. „Aber praktisch alle Untoten, die ohne magische Steuerung funktionieren, brauchen noch ihr Gehirn, so disfunktional es auch sein mag. Es gibt meines Wissens nach keine Berichte von einer Kreatur, die nach einem Abtrennen des Kopfes noch mehr als ein paar Sekunden beweglich war. Das ist der einzig sichere Weg.“ Selbst magisch geschaffene Wesen benötigten etwas in ihrem Körper, das ihren Gliedmaßen Befehle gab, wenn sie sich eigenständig bewegen sollten. Ohne Steuerung keine Handlung, das war doch nachvollziehbar. Mit einem Seufzen blickte der Dargin über seine Schulter auf das Bündel Tentakel, das ihm stetig Kraft raubte. Cthylla unter Kontrolle zu halten war wirklich anstrengend. „Ihn sollte ich vermutlich auch...“

Der Satz fand kein Ende, denn plötzlich hallte Stöhnen durch die Höhle. Nicht nur das Stöhnen eines Wesens wie zuvor. Es waren viele, viele leise Geräusche, die sich zusammenfügten zu einer großen Masse, während aus drei verschiedenen Gängen leblose Körper in Richtung der Magier taumelten. Vermutlich angelockt durch die Klänge, die die alles Andere als leise Kuh von sich gegeben hatte. Die Zähne zusammenbeißend nahm Charon eine Kampfhaltung ein. So langsam wurde dieser Auftrag gefährlich.
Das Paket auf seinem Rücken musste wohl noch ein wenig länger verschnürt bleiben...

@Lian @Rin

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Charons Zauber:


Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten...
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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptySo 12 Feb 2023 - 16:00

Ob Lian vergessen hatte, dass Rin eine Canine war? Keineswegs. Wohlmöglich hatte er allerdings vergessen, dass eine Canine deutlich mehr vorzuweisen hatte als nur einen ausgeprägten Geruchssinn. So erschrak der junge Mann sichtlich, als sich die Magierin zu ihren Freunden herumdrehte und anstelle von Charon auf die Frage antwortete, die er in den Raum gestellt hatte. Sie stimmte ihm zu und auch der Blick des Finsternismagiers wirkte so, als würde er die Bedenken des Bogenschützen nachvollziehen können. Warum fühlte sich Lian dennoch wie der Bösewicht in dieser Geschichte? Weil er die Wahrheit ausgesprochen hatte, die sonst niemand hatte über die Lippen bringen können? Vielleicht hätte er noch etwas dazu gesagt, hätte versucht, das ganze mehr zu klären – aber diese Gelegenheit wurde den drei Magiern nicht mehr gegeben. Plötzlich war es ein lautes Geräusch, das sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zog und einen Lidschlag später erschien vor ihnen… vor ihnen… vor ihnen erschien eine Kuh?! Wenn die Situation nicht so verdammt gefährlich gewesen wäre, der 20-Jährige hätte geblinzelt, in dem Glauben, dass sein Verstand ihm hier gerade einen Streich spielte. Nicht, weil es ungewöhnlich war, eine Kuh in der Wüste zu erblicken... er fragte sich höchstens, wie dieses Wesen durch den Brunnenschacht gepasst hatte. Nun war es Rin, die sich an vorderste Front stellte und sich in den Finger biss. Blut quoll aus der Wunde hervor, nicht gerade wenig und wenn Lian nicht gewusst hätte, dass seine Freundin eine Blutmagiern war, er hätte sich ernsthafte Sorgen um ihr Wohlergehen gemacht. Einen leichten Schauer, der ihm über den Rücken jagte, konnte er dennoch nicht unterdrücken. Mit einer geschickten Bewegung fixierte die Hellhaarige die Vorderbeine der Kuh und brachte sie aus dem Gleichgewicht. Als das Gewicht des Tieres unkontrolliert zu Boden stürzte, glaubte Lian, eine leichte Erschütterung im Boden zu spüren – doch es verging wieder. Und was Charon danach tat… nun, es war vollkommen nachvollziehbar und dennoch musste der Falls sich zusammenreißen, um den Blick nicht angewidert abzuwenden, als er mit einem Messer purer Finsternis den Kopf von der untoten Kuh abtrennte. Die hellgrünen Augen starrten auf den leblosen Schädel, der vor Charons Füßen lag, bis er die Worte Vampir und Herz vernahm. Natürlich war es Zufall, dass sein Freund gerade diesen Vergleich wählte, immerhin konnte er es nicht wissen. Und beinahe hätte Lian sich verplappert – hätte hier, inmitten des Brunnens, erwähnt, dass Vampire sicherlich nicht durch einen Pflock ins Herz starben. Dass er aus persönlicher Erfahrung wusste, dass Vampire ohne ein schlagendes Herz lebten. Der erneute Gedanke an Gin, an den Vergleich mit den ganzen untoten Wesen hier unten, brachte Lian mehr aus der Fassung, als er sich selbst eingestehen wollte. Gin – war Gin wirklich vergleichbar mit den verrottenden Wesen, von denen sie hier unten angegriffen wurden?

So wie Charon seinen Satz nicht zu einem Ende bringen konnte, so wurde auch Lian in seinen Erinnerungen unterbrochen, als ein Stöhnen durch das Tunnelsystem drang. Ein Stöhnen? Nein, es waren diverse, unterschiedliche Laute, die eindeutig mehr als nur eine einzelne Quelle haben mussten. Erschrocken wandte sich der Lockenkopf herum und seine Augen weiteten sich beim Blick auf die unzähligen Untoten, die aus der Dunkelheit gekrochen kamen. Menschen – das waren Menschen. Zumindest das, was davon übriggeblieben war. Lian hob seinen schwarzen Bogen an, starrte auf einen der Zombies und wollte die Sehne packen… aber irgendetwas hielt ihn zurück. Es war unmöglich zu sagen, wie dieses Wesen zu Lebzeiten tatsächlich ausgesehen hatte, denn hier und dort sah man Fleisch und Knochen, von einer wohlmöglich einst wallenden, schwarzen Haarmähne waren nur noch vereinzelte Strähnen übriggeblieben und die Augen waren seelenlos und matt. Und doch… das war einmal ein Mensch gewesen. Und ohne, dass Lian sich bewusst dafür entschied, verschwamm das Bild dieses Zombies mit einer anderen Person, die der Falls bereits an den Tod verloren hatte: Gin Der Braunhaarige war erstarrt, bewegte sich nicht, paralysiert von dieser Erinnerung. Er konnte das nicht – oder?

“Schieß“, wisperte eine Stimme am Ohr des Falls, die in Wirklichkeit nur aus seinem Kopf stammte und damit für die Umwelt nicht hörbar war. “Sie unterschätzen dich. Sie alle. Das ist deine Gelegenheit, ihnen zu zeigen, zu was du fähig bist. Dass es ein Fehler ist, dich zu unterschätzen.“

Im Nachhinein hätte Lian nicht mehr sagen können, ob er sich das alles nur eingebildet hatte. Ob diese Stimme, die er gehört hatte, wirklich existiert hatte. Und doch… veränderte sich irgendetwas in ihm. Plötzlich war es ihm so klar, was es hier zu tun galt und alle Zweifel, alle Zurückhaltung, die er eben noch verspürt hatte, waren wie weggewischt. Diese Wesen hatten kein Mitleid mit ihnen, sie wurden angegriffen, sie wollten die Magier töten. Warum also hielt Lian sich selbst auf? Aus irgendeiner Sentimentalität heraus? Eine Sentimentalität, die ihn in der Vergangenheit schon zu oft behindert hatte. Der 20-Jährige atmete tief durch und sein Herzschlag normalisierte sich, während die Augen sich zu schmalen Schlitzen verzogen und er die Sehne seines Bogens spannte, sodass ein dunkler Pfeil erschien. Der Gedanke an eine vergangene Menschlichkeit in diesen Untoten war wie weggewischt und unabhängig davon, dass eben noch das Bild von Gin vor seinem geistigen Auge aufgeblitzt war – Lian entschied sich, auf die Stimme zu hören, die zu ihm gesprochen hatte. Und so ließ er die Sehne seines Bogens los und der pechschwarzer Pfeil schoss auf die Zombies zu. Kurz nach dem Abschuss teilte sich der Pfeil bereits auf, sodass es insgesamt vier Pfeile waren, die nicht nur durch den Gang sausten, sondern die sich auch allesamt in die Köpfe der Zombies in erster Reihe bohrten. Lian sah nicht einmal genauer hin, als auch der Zombie, der ihn kurzzeitig an seine Ex-Freundin erinnert hatte, zu Boden ging. „Da kommen noch mehr!“, rief er stattdessen und es waren weder Furcht noch Skrupel, die man seiner Stimme anhören konnte, sondern vielmehr eine wilde Entschlossenheit. Er würde diesen Angriff nicht alleine zurückschlagen können – das wusste er. Er war darauf angewiesen, dass auch Charon und Rin sich zusammenrissen…

@Charon @Rin


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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptyDo 23 Feb 2023 - 19:43

Es war purer Horror, der sich auf dem Gesicht der Inuyama abzeichnete, als sie sah, wie Charon mit der untoten Kuh umging. Dabei wusste sie genau, dass er das richtige tat. Selbst, wenn sie eine Heilung für diese ... Krankheit fanden, der körperliche Zustand, in dem sich das Tier befand, würde kein Überleben möglich machen. Er hatte es erlöst und das sogar möglichst sanft. Wieso war sie trotzdem so schockiert? Sie biss die Zähne zusammen, fuhr sich mit beiden Händen über die schneeweißen Hundeohren. Beruhigen, sie musste sich beruhigen, so konnte sie nicht weiter machen. Am liebsten hätte sie geschrien und wäre gerannt - einfach so weit wie möglich geflüchtet vor dem Unheil, das hier unter der Erde lauerte. Doch sie hatte Kollegen, die auf sie zählten. Was würde passieren, wenn sie die Ausbreitung dieser Sache nicht verhinderten, bevor sie aus dem Brunnen herauskriechen konnte? Darüber wollte sie lieber nicht nachdenken. "Alles klar, der Kopf also.", wiederholte sie nickend. Ihr Blick wanderte über den Dargin hinweg zu dem Bündel, das er noch immer mit sich trug. Darum sollten sie sich wohl als nächstes kümmern. Egal, wie sehr es der Hundedame wehtun mochte, es war das einzig richtige. Sie durften ihr eigenes Leben nicht riskieren, nur, um ein einziges, potentielles Leben zu retten. Wenn sie versagten, standen noch mehr Leben auf dem Spiel. Aus ihrem Rucksack zog sie zwei Schwerter, deren Klingen scharf genug sein sollten, um jeden Untoten von seinem Leid zu befreien. Sie kniff die Augen zusammen, atmete tief durch, um sich auf das vorzubereiten, was als nächstes kam.
Moment, was war das? Ihre Ohren zuckten, ehe ihr Kopf sich zu einer neuen Geräuschquelle wendete. Noch mehr?! Niemals hätte sie damit gerechnet, dass man sie so schnell ausfindig machen würde. Es waren so viele Schritte und jedes einzelne Fußpaar gehörte einem Menschen - oder hatte mal einem Menschen gehört. Oh, das war noch so viel schlimmer als die Kuh. Rin war vollkommen bewusst, dass sie jeden einzelnen von ihnen ausschalten mussten und dass sie keine Rücksicht darauf nehmen durfte, dass all diese Leute einmal ein Leben gehabt hatten, so wie sie selbst. Ein eiskalter Schauer rannte ihr über den Rücken, ließ sie erzittern. Konnte sie das überhaupt?
Nun, sie musste. Bis sich die junge Frau gefasst hatte, hatte sich Lian bereits die erste Welle an Untoten vorgeknöpft. Das ... das war ihre Chance, nicht wahr? Sie musste sie nutzen, auch, wenn sich ihr gesamter Körper dagegen wehrte. Sie ignorierte den Widerstand, den ihre Füße leisten wollten, nutzte den entstandenen Trubel, um an ihren Kollegen vorbei zu schlüpfen, hinüber zu Cthylla und der Kreatur, die diese noch immer gefangen hielt. Sanft strich sie über die konzentrierten Finsternistentakeln, ehe sie bat: "Kannst du mich den Hals sehen lassen, meine Hübsche?" Ob es wohl daran lag, dass sich die Hundedame mit der Göttertochter gutgestellt hatte? Eigentlich hätte sie nicht erwartet, dass sie auf irgendjemand anderen hörte, außer Charon. Nach kurzem zögern gab sie einen kleinen Spalt des Halses frei ... vielleicht war es auch nur Zufall? Auch ihr ging sicherlich irgendwann die Energie aus. Doch das hieß auch, dass jetzt der Moment der Wahrheit gekommen war. Rin musste jetzt handeln. Sie fühlte sich verantwortlich, schließlich war sie der Grund, warum sie den Mann noch immer herumschleppten. Gewisserweise fühlte sie sich dadurch selbst wie eine Last, eine äußerst gefährliche Last, eine Zeitbombe. "Es tut mir Leid." Sie entschuldigte sich nicht nur bei der unbekannten Person, sondern auch bei ihrem Team. Die Entscheidung, ihn mitzunehmen, war falsch gewesen. Zeit, es richtig zu machen. Ihre Finger zitterten, doch sie umklammerte die Griffe ihrer Schwerter fest während sie es mit einer geschickten Bewegung beendete. Es war so einfach gewesen, fast schon beängstigend einfach. Gleichzeitig schrie ihr Herz jedoch, doch darauf durfte sie jetzt keine Rücksicht nehmen. Sie hatte nicht nur einer verlorenen Seele die Freiheit geschenkt, sondern auch Charon. Sie konnte sich vorstellen, wie sehr es an seinen Kräften gezehrt haben musste, den Untoten herumtragen zu müssen. Ein kurzer Blick zu ihm verriet ihr sofort, dass er nicht mehr so fit wirkte wie an der Oberfläche. Hoffentlich hatte er noch genug Energie, um es mit den herannahenden Gegnern aufzunehmen ... wenn nicht, musste Rin ihn eben beschützen! Sie würde nicht zulassen, dass irgendjemand verletzt wurde.
Ihr Blick wanderte von dem Weißhaarigen hinüber zu Lian. Er wirkte ... motiviert. Motivierter, als er es vor wenigen Minuten noch getan hatte. Ein wenig wunderte sie sich, was wohl passiert war. Vielleicht eine Art Überlebensinstinkt? Darüber konnte sie sich später noch den Kopf zerbrechen. Ein Untoter hatte sich bereits zu nah an die Gruppe herangeschleppt, streckte bereits die gierigen Hände nach dem frischen Fleisch aus. Ein weiteres Mal entschuldigte sich die Hundedame, dieses Mal jedoch nur gedanklich, ehe sie ihre, noch immer verletzte, Hand, auf ihn richtete und eine blitzschnelle Blutkugel auf ihn abfeuerte. Die Geschwindigkeit in Kombination mit der schlagartig verhärteten Flüssigkeit sorgten dafür, dass sich das Geschoss mehrere Zentimeter tief in den Schädel der Kreatur bohrte und diese zu Fall brachte. Die Crimson Bullet war ein praktischer Zauber für diese Situation, doch sie musste aufpassen, denn das Blut, dass sie dabei verlor, konnte sie nicht zurückholen. So zückte sie lieber wieder ihre Schwerter, ehe sie sich an der Seite ihrer Kollege dem Kampf stellte. Eine andere Wahl hatte sie schließlich nicht.


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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptySa 25 Feb 2023 - 12:53

Charon gefiel auch nicht, was er zu tun hatte. Überhaupt nicht. Aber er wusste, was für eine Verantwortung er in der Gegenwart von Lian und Rin trug. Die beiden waren wundervolle Magier mit endlosem Potenzial, aber sie zeigten sich gerne zögerlich oder anderweitig unerfahren. Das war in Ordnung, aber es bedeutete auch, dass er sie beschützen musste. Dass er mit gutem Beispiel vorangehen musste, ohne zu zögern und ohne zu riskieren, dass die beiden in Gefahr gerieten. Einmal hatte er es am heutigen Tage bereits verpasst und trug das Päckchen daraus noch immer mit sich herum. Ein zweites Mal würde er den Fehler nicht machen. Auch wenn er durch den erneuten Ansturm nicht die Gelegenheit hatte, ihn zu korrigieren. Charon hielt sich kampfbereit, stellte sich bewusst vor seine Kameraden, die ihn in diesem Moment aber dann doch überraschten. Der erste war Lian. Ohne dass er zu zögern schien, schoss ein Pfeil an Charon vorbei, ehe er sich in vier aufteilte, von denen jeder einzelne zielsicher einen Zombie ausschaltete. Entschlossen trat Charon weiter nach vorne, näherte sich der ersten Reihe, während er lange Stacheln aus Finsternis aus seinen Handflächen austreten ließ. Mit geschickten Bewegungen stieß er einen davon in den Kopf des nächsten Zombies, dann mit der freien, linken Hand einen anderen in den Hals, sodass er mit einem schnellen Zug seiner Hand den Kopf abtrennen konnte. Beide stürzten zu Boden, während ein dritter Untoter von der Seite auf Charon zusprang, bereit, ihn zu packen – nur, um das Opfer eines dritten Stachels zu werden, der aus Charons Schulter kam und ihn zielsicher aufspießte. Wie auch Lian zeigte sich der Dargin effizient und unerschrocken. Sie waren drei Magier des höchsten Kalibers. Sie würden nicht an einer Gruppe gedankenlose Ehemaliger sterben.

Noch mehr als seine eigene Sicherheit gegenüber dem Tod, der ihn sonst so erschütterte, und als die Handlungen von Lian war es aber Rin, die den Dargin überraschte. Sie war diejenige, die bei ihren letzten Begegnungen mit dem Tod jedes Mal die Nerven verloren hatte... aber heute war sie anders. Stärker. Ihre Schwerter in der Hand traute sie sich mit in den Kampf, obwohl er sie sicher nicht weniger belastete als Charon oder Lian. Erst überließ Charon sie ihrer eigenen Handlung, vertraute darauf, dass Rin ihre Grenzen kannte und wusste, was sie tat. Dann hörte er allerdings, was sie sagte, und seine Augen weiteten sich. „Nein!“, rief er aus, als er spürte, wie sich Cthyllas Tentakeln hinter seinem Rücken regten, um den darin gefangenen Untoten freizugeben. „Cthylla, stopp! Tu das nicht!“ Panisch wandte er seinen Kopf um, blickte über seine Schulter, doch er konnte nichts ändern. Seine Worte ignorierend folgte Cthylla den Wünschen der zärtlichen Hundedame, zeigte ihre Zuneigung, als einer ihrer Tentakeln das sanfte Streicheln ihrer Hand an der Wange des Mädchens imitierte und den Weg freigab zu dem gefährlichen Schatz in ihrem Inneren. Und Rin... tat, was sie tun wollte. Erschrocken sah Charon zurück zu ihr, beobachtete wie in Zeitlupe, wie die Weißhaarige mit ihrem Schwert zuschlug. Der leblose Kopf fiel zu Boden und auch der Körper hörte schnell auf, sich zu regen, sodass Cthylla ihn endgültig losließ. Wie in Schockstarre wusste der Dargin nicht, wie er auf diese Entwicklung reagieren sollte. „R-Rin...“, sprach er mit zitternder Stimme, während sich tiefe Sorgen in ihm ausbreiteten. Sorgen, die sie mit einer Blutkugel zurück trieb, die knapp neben ihm in den Kopf eines weiteren Monsters einschlug. „Ah! Verdammt!“ Die Zähne zusammenbeißend wandte sich Charon wieder um, blickte nach vorne. Jetzt war wirklich nicht die Zeit, sich ablenken zu lassen! Durch seine Unaufmerksamkeit hatte sich die Gruppe deutlich mehr Raum verschaffen können, sie waren unheimlich nah an den Magiern dran und hatten die Höhle fast bis zum Ende ausgefüllt. „Cthylla!“, rief der Dargin aus und ohne weitere Erklärung verstand sie, ließ ihre Tentakel an ihm vorbeischießen, um die Feinde in direkter Nähe wegzustoßen, ehe sie ihm wieder Platz machte. Mit diesem Kinderkram würde er niemals Herr der Situation werden. Größere Maßnahmen mussten her.

„Das reicht. Rin, Lian. Duckt euch.“ Charons Stimme hatte sich wieder gefasst, ließ einen düsteren Unterton mitschwingen, während er seine rechte Hand vor sich streckte. Seine Finsternis waberte darum herum, noch dunkler als sonst, ein tiefes Schwarz mit nur dem leichtesten Hauch von Violett. Schnell drehte er sich einmal um die eigene Achse, formte einen perfekten Kreis um sich herum, dessen äußere Kante schärfer war als jede Klinge. Er zog die Augenbrauen zusammen. „JETZT!“ Mit einem kurzen Stoß seiner Hand begann der Kreis, zu expandieren, breitete sich in alle Richtungen aus. Eine flache Klinge, die durch alles Material um ihn herum schlug. Die gesamte Welle an Zombies wurde zerteilt, die meisten an ihrem Torso, einige höher oder tiefer angesetzt. Einige hörten auf, sich zu regen, als sie in Einzelteilen zu Boden stürzten. Ein paar wenige regten sich weiterhin, kamen ohne Beine aber nicht weit. Die Wände der Höhle knackten, als die Klinge in sie traf, und Charons Finsternis hinterließ einen dünnen, aber sichtbaren Einschnitt, der sich den gesamten Umfang der Höhle entlang zog, aber effektiv war er gewesen. Das hieß nicht, dass es vorbei war. Aus der Ferne drang noch immer Stöhnen und Grollen durch die Gänge. Aber zumindest für den Moment konnte das Trio durchatmen...

„Hi... lfe... Hii... Hill... fee...“
Ein Schauer lief dem Weißhaar den Rücken hinab, als er ein seltsam menschlich wirkendes Stöhnen wahrnahm, das... viel zu nahe war. Schnell legte er den Kopf in den Nacken, starrte nach oben, wo die Stimme herkam. „Hillf... ilf... Hilfee...“ Dort oben hing jemand, direkt an der Decke, umgeben von Ketten, deren spitze Enden sich in das Gestein gebohrt hatten, um ihn dort zu halten. Für einen Moment dachte Charon, er wäre festgekettet, aber das stellte sich schnell als Fehler heraus. Zwei der Ketten lösten ihren Halt in der Decke und schossen nach vorne, bohrten sich ein Stück näher an den Magiern wieder hinein, und der Rest zog nach, bewegte den jungen Mann weiter. Das waren keine Fremden Ketten... Das war Magie! Dieser Kerl war ein Magier... und nicht nur irgendeiner! Stolz prangte das Symbol von Crimson Sphynx an seinem rechten Arm, der kraftlos in einem seltsamen Winkel herabhing, die Gelenke in seinem Ellbogen offenbar von den übrigen Knochen gelöst oder gar gebrochen. Auch der Rest von ihm sah nicht viel besser aus. Wie ein Sack Fleisch hing er dort oben, getragen nur von seiner Magie. „Hilfe... hil...“, wiederholte er wieder und wieder, nicht in der Lage, ein anderes Wort zu formulieren. Das war kein Wunder. In seinem Kopf klaffte eine große Wunde, die neben seiner rechten Augenhöhle auch ein Stück seines Hirnes umfasste. Er hatte Bisspuren überall am Körper und hatte sich an einigen Stellen schon dunkel verfärbt, war wohl mitten im Prozess des Verfaulens. Dennoch wurde er am Leben gehalten von der düsteren Macht, die diese Tunnel erfüllte. Charon biss die Zähne zusammen. Wie grausam war es, ihn einem der Mitglieder seiner geliebten Gilde gegenüber zu stellen? Vor Allem... würde es nicht der einzige sein. Eine ganze Gruppe war vor dem Dargin und seinen Freunden hierher gesendet worden, als die Quest noch für einen B-Rang gehalten wurde. Ein schwerer Fehler, der Opfer gefordert hatte. Schwer atmend spürte Charon eine tiefe Erschöpfung, die sich über seinen Körper legte und langsam auch seinen Geist erreichte. Er wollte das nicht.

Er wollte nicht das Blut einer anderen Sphynx an seinen Händen haben...

@Lian @Rin

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Charons Zauber:


Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten...
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Welches Potenzial liegt dann in mir?

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Lian
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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' EmptySa 25 Feb 2023 - 15:04

Natürlich bekam Lian mit, dass Rin sich bewegte – und auch, dass sie mit Cthylla sprach. Er verstand die Worte und auch, was die Hellhaarige vermutlich vorhatte und dennoch konnte er nicht das Entsetzen verspüren, das doch wohlmöglich angemessen gewesen wäre. Unter normalen Umständen hätte der Falls genauso wie Charon aufgeschrien, hätte vielleicht versucht, die junge Frau von dem abzuhalten, was sie tun wollte. Aber Lian tat Nichts dergleichen. Seine Gefühlswelt wirkte abgestumpft und so, wie er gerade mit mehreren Pfeilen einigen der Untoten direkt in den Kopf geschossen hatte, so wusste er auch, dass sie genau das mit allen tun mussten, die sie angriffen, die eine Gefahr für die noch Lebenden darstellten. Es war dem Lockenkopf so entsetzlich klar, dass er nur aus dem Augenwinkel sah, wie der Kopf des Zombies von der Finsternismasse freigegeben wurde, wie die sanftmütige Canine zitternd ihr Schwert anhob… und es schlussendlich niedersausen ließ.

Es gab hier einfach keinen Platz für Zurückhaltung.

Ein bisschen war es, als hätten sich im Team die Rollen gedreht. War es sonst doch Charon, der die rationalen Entscheidungen traf, der tat, was getan werden musste, um das Team zu schützen… übernahmen jetzt Rin und Lian diese Rolle, während der Dargin wie paralysiert von den Ereignissen war. Der Falls verspürte diese Paralyse nicht – höchstens Erleichterung, dass sie einen Angreifer mehr ausgeschaltet hatten. Seit wann war der Braunhaarige so pragmatisch? Seit wann ließ er sich nicht mehr von Angst und Sorge lähmen, sodass andere ihn retten mussten? Aber auch der Finsternismagier fand wieder zu sich, biss die Zähne zusammen und richtete schlussendlich das Wort an seine Kameraden. Sie sollten sich ducken? „Okay!“, rief Lian unumwunden und duckte sich, wie befohlen, den Worten vollkommenes Vertrauen schenkend. Denn an sich war diese Position für den Braunhaarigen von Nachteil, er konnte von dieser Position aus kaum mit seinem Bogen agieren und die Feinde auf Abstand halten. Doch das brauchte er auch nicht. Direkt über den Magiern bildete sich ein dunkler, beinahe gänzlich schwarzer Kreis, der sich drehte und einen immer größeren Durchmesser annahm. Und dann… erledigte Charon sämtliche Angreifer mit nur einem einzelnen Zauber. Wieder einmal schaffte es der Dargin, Lian mit seiner Magie zu beeindrucken. Und so schrecklich, gar abscheulich das Bild war, das sich ihnen hier bot – wie die dunklen Klingen die leblosen Körper zertrennten und diese zu allen Seiten gen Boden fielen – kam dieses Entsetzen doch nicht gänzlich bei Lian an. Im Moment war es ein Segen, dass er von dieser unbekannten Macht in seinem Inneren zur Ruhe gebracht worden war, aber irgendwann würde diese Wirkung auch wieder nachlassen. Ob der Falls dann verarbeitete, was er hier erlebte, was er hier zu sehen bekommen hatte? Es war still, nachdem dieser Angriff zu Ende gebracht worden war. So still, dass Lian sich endlich wieder erhob und sich sichtlich außer Atem zu seinen Kollegen drehte. Sie wirkten beide unverletzt (äußerlich) – abgesehen von den Wunden, die die Canine sich selbst zugefügt hatte. Aber es war nicht Lians Stimme, die ertönte, sondern ein hilfloses, gestottertes Flehen von… von… von oben? Genauso wie Charon legte auch der Falls den Kopf in den Nacken und die hellgrünen Augen weiteten sich. Das da – das war ein Magier. Und er bettelte nach Hilfe. Hieß das, dass er noch lebte? Aber die Verletzungen, die klaffende Wunde an seinem Schädel, die verfaulte Haut, die sich überall zeigte… konnte man in diesem Zustand wirklich noch leben?! Es war unmöglich, es aus dieser Distanz eindeutig zu sagen, ganz abgesehen von dem Druck, unter dem sie hier standen. So oder so: Er würde sie angreifen. Und auch jetzt, in diesem Moment, war es einzig dieser dunklen Macht in Lians Inneren zu verdanken, das er – sich immer noch in vertauschten Rollen befindend – Entscheidungen traf, anstatt gelähmt an die Zimmerdecke zu starren. Just in dem Augenblick, als sich der lose und halb verfaulte Arm des fremden Magiers bewegte – scheinbar, um die Ketten zu kontrollieren – wurden die Bewegungen stockender, bis sie gänzlich zum Erliegen kamen. Zuerst konnte man sich fragen, was es war, das dieses halbtote Wesen zum Innehalten brachte, bis man den Blick auf Lian fallen ließ, der tatsächlich ebenso die rechte Hand von sich gestreckt hatte und mit gerunzelter Stirn unentwegt nach oben blickte. Ein Illusionszauber, der diesen Untoten in seiner Bewegung fesselte? Es schien zumindest zu funktionieren, wenngleich Lian die Kraft spürte, die ihm entgegengesetzt wurde. War das die Kraft von dem Magier selbst? Oder die Kraft einer fremden Macht, die den Körper nur kontrollierte? „Ich kann diesen Zauber nicht ewig halten“, ließ er Rin und Charon wissen, senkte die Hand und spannte stattdessen erneut seinen Bogen, hielt ihn direkt auf den Gefesselten an der Decke gerichtet. „Wenn ihr es nicht könnt, dann werde ich es tun“, sprach er weiter, die Augen wurden schmaler. Dieser Untote an der Decke war eine Gefahr, für sie und für alle anderen. Lian spannte den Bogen, der dunkle Pfeil erschien… und dann bettelte der Fremde erneut, kraftlos udn erschöpft. Es passierte doch noch: Ein innerer Kampf in dem Braunhaarigen. Diese dunkle Kraft, die ihn bisher angetrieben hatte… mit seinem Gewissen? Fuck. Warum jetzt? Immer noch hielt Lian den Bogen gespannt, als würde er jeden Moment schießen. Doch dann sprach er doch nochmal: „Irgendjemand hält ihn unter Kontrolle. Und wer es auch ist, kann nicht weit entfernt sein.“ Zumindest konnte Lian, der selbst einige Manipulationszauber beherrschte, sich nicht vorstellen, dass eine solche Reichweite unendlich sein konnte. Immerhin funktionierte der Kopf des Illusionisten immer noch rational und er wagte sich an etwas, das er zuvor nie bewusst genutzt hatte. Die Lebewesen hier unten waren tot – sie konnten keine wirklichen Gefühle mehr empfinden. Aber das Wesen, das diese Untoten noch lenkte… wenn es lebte, dann hatte es auch Gefühle, oder? Und wenn es nur so etwas war wie… Machtbesessenheit? Oder ein Wahn, wie damals in Nanto. Der 20-Jährige konnte das – Charon war es gewesen, der ihm gesagt hatte, dass er nicht das Opfer dieser Gefühlswahrnehmung sein musste, dass es Wege geben musste, um sie zu kontrollieren, sie gezielt einzusetzen. Lian konzentrierte sich, seine Wahrnehmung veränderte sich – doch im ersten Augenblick war es nur ein einziges Gefühl, von dem er erschlagen wurde: Die Resignation, gar das Entsetzen, das von Charon Dargin an seiner Seite ausging. Es war so intensiv, dass es für einen Augenblick alles andere überlagerte, es Lian unmöglich machte, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Was auch immer es war, das diese Reaktion in dem Finsternismagier hervorgerufen hatte, es musste deutlich tiefer reichen, das spürte Lian einfach. Doch dann flackerte etwas anderes auf. Eine andere Richtung, nur ganz kurz streifte es den Geist des Falls. Er beherrschte die Magie nicht gut genug, um genauer zu werden, um es im Detail zu erkennen, aber wohlmöglich reichte eine Richtung aus, damit Rin die Leitung übernehmen konnte? „Rin, der Gang direkt hinter mir“, sprach Lian urplötzlich, denn seine Magie war – wie immer – für einen Außenstehenden kaum zu erkennen. „Schnell, ist dort jemand?!“

@Rin @Charon

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