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 Die Siedlung 'Calavera'

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Rin
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Rin
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BeitragThema: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' - Seite 2 EmptySa 1 Okt 2022 - 16:29

das Eingangsposting lautete :


Ortsname: Calavera
Art: Siedlung
Spezielles: -
Beschreibung: Die kleine Siedlung liegt am Rand der Wüste (deren Einfluss auf die Vegetation noch deutlich erkennbar ist), direkt am Fuß eines kleinen, inaktiven Vulkans. Bis auf ein paar einsame Gebäude und heiße Quellen lässt sich hier kaum etwas finden. Vor vielen Jahren sind einige Arbeiter hierher gewandert, um aus jenen Quellen schöne Bäder und somit gute Einnahmen zu machen, dieses Vorhaben hat sich jedoch aufgrund der abgelegenen Lage nie realisiert. Einige Nachfahren dieser sind jedoch geblieben und bewohnen die Häuser, die damals errichtet wurden.

Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.


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Rin
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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' - Seite 2 EmptySa 25 Feb 2023 - 17:22

Es war einfach nicht fair. Sie waren gekommen, um die Dorfbewohner zu retten und nicht, um sie zu töten. Doch nun waren sie hier und die einzige Möglichkeit, sie zu retten, war, sie zu töten. War es ein böser Witz des Schicksals, der die drei Magier heute hierher geführt hatte? Hätte es nicht jemanden wählen können, der dieser Situation emotional gewachsener war? Oder sah das Schicksal etwa in genau dieser Situation das Potential für emotionales Wachstum für das Trio? Konnte aus dieser Tragödie wirklich etwas neues, besseres erblühen?
Rin bezweifelte es, doch sie hatte keine Wahl. Ihre einzige Option war es, ihre Kollegen, ihre besten Freunde, zu schützen. Genau das konnte sie jedoch nicht tun, wenn sie sich vor dem entgültigen Tod scheute. Charons Worte machten ihr Handeln nicht einfacher, im Gegenteil. Immerhin schien Cthylla auf ihrer Seite zu sein. Dankbar über die ermutigende Geste lächelte die Canine, ehe sie tat, was getan werden musste. Der Schmerz saß tief, doch die Überzeugung, dass sie das Richtige tat, saß tiefer. Das machte ihr Handeln zwar nicht einfacher, aber es zügelte zumindest das schlechte Gewissen. Ihr Blick wanderte langsam hinüber zu dem Weißhaarigen. Niemals hätte sie gedacht, dass sie dafür sorgen würde, dass ihm, dem souveränen, kühlköpfigen Dargin, die Verzweiflung so intensiv ins Gesicht geschrieben war. Dabei hatte sie das für ihn getan. Doch sie konnte seinen Schmerz verstehen. Mühevoll zwang sie sich ein kleines Lächeln auf die Lippen. "Das wird schon." Wie sehr sie sich wünschte, dass sie mehr Zeit für ermutigende Worte gehabt hätten, doch der Untote, der sich beinahe unbemerkt an Charon herangeschlichen hatte, bewies gnadenlos das Gegenteil.  Ein weiterer Untoter fiel der Hundedame zum Opfer.
Doch vorerst sollte es der Letzte sein. Ohne zu zögern leistete die Hundedame dem Befehl des Finsternismagiers folge, machte sich so klein wie möglich, drückte mit den Händen ihre Hundeohren an ihren Hinterkopf. Zwar hatte sie keine Ahnung, was er vor hatte, aber sie hatte Vertrauen. Der Instinkt, die Augen zusammenzukneifen um nicht zu sehen, war stark, doch das Adrenalin in ihrem Blut verhinderte es. So beobachtete sie, wie sich langsam eine kreisrunde Finsternis um ihren Kollegen bildete, die sich schließlich schlagartig ausbreitete. Es war ein absolut angsteinflößender Zauber, leise und fatal. Die Canine brauchte einen Moment, um zu verarbeiten, was geschehen war. Schließlich erhob sie sich doch langsam wieder auf die zittrigen Füße. Es war vorüber - zumindest für einen Moment. Einen Moment lang konnte das Trio durchatmen. "Geht es euch gut?" Die Frage war beinahe schon überflüssig, wenn man bedachte, in welcher Situation sie sich gerade befanden, aber Rin wollte einfach nur hören, dass es ihnen gut ging, auch, wenn es womöglich gelogen war.
Ein leiser, gequälter Hilferuf ließ sie jedoch erstarren. Einen Moment lang befürchtete sie, dass die Worte von einem ihrer Kollegen gekommen waren, dass sie einen Gegner übersehen hatten und nun doch jemand verletzt worden war. Doch das machte keinen Sinn, die Stimme passte nicht und außerdem ... kam sie von der Decke. Ihre Augen schossen nach oben, was sie direkt bereute. "W-was?", keuchte sie. Mit schweren Ketten hievte sich der ehemalige Magier immer näher an die Lebenden heran, sein Körper überwiegend zusammengehalten von der metallenen Magie, die ihm auch die Bewegung ermöglichte. Das hier war nicht nur irgendein Fremder, es war einer von ihnen. Rin erkannte die inzwischen matten, roten Haare und die ehemals sanften, gleichfarbenen Seelenspiegel. Sie war diesem jungen Mann schön öfters im Gildenhaus über den Weg gelaufen. Zwar hatte sie sich nie groß mit ihm unterhalten, doch das minderte den Schmerz nicht. Tränen bildeten sich in ihren Augenwinkeln. War das das Schicksal, das sie ebenfalls ereilen würde? Bevor sie diesen Gedanken weiter ausführen konnte, waren es Lians Worte, die sie zurück in die Gegenwart holten. Wenn es sonst keiner tat, würde er es tun? War er es auch, der dafür sorgte, dass der Untote so plötzlich in seiner Bewegung innegehalten hatte? Er spannte bereits seinen Bogen, bereit, seine Worte in die Tat umzusetzen, doch mit einem Schlag schien die Entschlossenheit aus seinen Augen zu entweichen, er ließ die Sehne nicht los. Instinktiv blickte sie hinüber zu Charon, doch dieser schien ebenso zögerlich... Nein, das war das falsche Wort. Er schien vollkommen am Ende. "Charon...", murmelte die Hundedame, "Lian..." Sie wollte sich selbst vor dem Schmerz schützen, doch noch mehr wollte sie ihre Freunde davor bewahren. Hatte sie überhaupt eine Wahl? Sicherlich hatte sie die, doch es fühlte sich nicht so an. Sie blickte zu ihren Freunden, dann zurück zu dem Untoten an der Decke. "Lass ihn los, Lian.", bat sie, ehe sie direkt unter den Magier trat. Er hatte seine Gefühle, seine Gedanken, noch nicht vollkommen verloren, so wie die Anderen, nicht wahr? Er litt, sichtlich und hörbar. Es war nicht fair, ihn länger leiden zu lassen. "Komm herunter zu mir, ich werde dir helfen." Er hatte es nicht verdient, so zu enden, doch noch weniger hatte er es verdient, vollkommen zu einer dieser willenslosen Kreaturen zu werden. Langsam lösten sich seine Ketten, er schien damit zu kämpfen, doch sein eigener Wille siegte letzendlich. Immer tiefer kam er herab, ehe seine Magie schließlich aufgab und ihn die letzten Zentimeter in Rins ausgestreckte Arme fallen ließ. Sie würde ihn fangen, garantiert, doch zuerst ... Ihre Handfläche strich sanft am Hals ihres ehemaligen Kollegens entlang, das Blut darin formte sich zu einem messerscharfen Stachel, der sofort jegliche Verbindung vom Gehirn zum restlichen Körper kappte. Er hatte es verdient, sanft zu sterben, nicht alleine und verloren und die Inuyama hoffte, dass sie genau das für ihn tun konnte. Mit all ihrer Kraft federte sie daraufhin den Fall des geschundenen Körpers so gut es ging ab, sodass er behutsam zu Boden fiel. "Ich werde nicht zulassen, dass dein Tod umsonst war, versprochen.", flüsterte sie in das, was von seinem Ohr noch übrig geblieben war, "Zuhause wird man dich und die Anderen als Held feiern." Es war zu bezweifeln, dass er ihre Worte noch hörte, doch gewissermaßen glaubte die Inuyama an eine Art Seele, die all das hoffentlich noch mitbekam. Langsam erhob sie sich wieder. "Manchmal ist der Tod wohl auch eine Erlösung." Auch, wenn es nie eine faire Lösung war... So schwer die Trauer über ihren verlorenen Kollegen auch auf ihren Schultern wog, sie durfte nicht vergessen, dass sie schlimmeres Leid verhindert hatte. Außerdem hatte sie nun keine Zeit, ausführlich zu trauern ... denn es wartete noch jemand darauf, seine gerechte Strafe zu bekommen. Wenn Rin eigenhändig dafür sorgen musste, dass dies geschah, so würde sie es tun.
Und dieser jemand schien gar nicht allzu weit entfernt zu sein. Auf Lians Worte hin schnellte ihr Blick zu dem erwähnten Gang. Sie konnte nichts sehen, doch sie war wohl nicht die Einzige, die seine Worte gehört hatten, denn Schritte, die sich hastig entfernten, die konnte sie hören. "Er haut ab!" Das war sicherlich kein Untoter! Bevor sie es selbst bemerkte, hatten sich ihre Füße bereits in Bewegung gesetzt und sie hastete hinterher, tiefer hinein in die Dunkelheit, doch ihre Ohren führten sie. "Schnell!"


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Charon
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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' - Seite 2 EmptySa 25 Feb 2023 - 19:46

Es war schwierig, das zuzugeben, aber... Charon war dieser Situation nicht gewachsen. Nicht in seinem aktuellen körperlichen Zustand auf jeden Fall. Verletzungen hatte er zwar keine erlitten, aber von seinem Mana war kaum noch etwas übrig, nicht einmal zehn Prozent von dem, was er gewohnt war. Eng verbunden mit seiner Ausdauer und Lebensenergie spürte er eine gewisse Schwäche über sich hängen, die auch seinen standfesten Geist ein Stück weit herunterzog. Davon abgesehen war es wirklich, wirklich grausam, was das Schicksal ihm da in den Weg stellte. Charon hasste den Tod, wollte vermeiden, dass die Menschen um ihn herum Leid erfuhren. Er war ein Beschützer, von Natur aus, war für andere da, unterstützte sie. Nahm Gefahr für sie auf sich und steckte die Schläge ein, die manch anderer vermutlich nicht ertragen konnte. Lian und Rin hatten es beide schon erlebt. Doch hier und jetzt ging das nicht. Nicht nur brauchte er selbst den Schutz seiner Kameraden im Angesicht einer Übermacht, er war auch zu spät. Es gab keine Rettung für den Sphynx-Magier, der über ihnen hing. Er – und vermutlich noch weitere – waren hier zugrunde gegangen. Der Gedanke allein gab Charon das Gefühl, versagt zu haben. Doch jetzt auch noch in der Position zu sein, ihn töten zu müssen... Nein, das war zu viel. Die Alternative war aber nicht besser. Wie einen Stich ins Herz spürte Charon den Stachel, den Rin in den Hals ihres Gildenkameraden jagen musste. Das musste sie tun, weil er versagt hatte. Weil er nicht stark genug gewesen war. Nicht körperlich, nicht magisch, nicht geistig. Die Zähne zusammenbeißend wandte Charon seinen Blick ab. Das hier war zu viel für ihn. Auch Cthylla zog sich langsam zurück, kehrte in die Masse zurück, die seinen Rücken bedeckte und sich danach schnell wieder auflöste... aber nicht, weil es still geworden war. Eigentlich hätte Charon jetzt noch jede Unterstützung gebraucht. Es war das Mana, das ihm fehlte. Das ihm gerade ausgegangen war. Wo er eben noch etwas unter zehn Prozent hatte, lag jetzt nicht mehr als eine gähnende Leere. Aus leeren Augen blickte der selbst ernannte Stoiker ans andere Ende der Höhle. Wo war seine Kontrolle jetzt? Sein Selbstbewusstsein? Seine Perfektion? Viel davon bemerkte der Dargin nicht mehr...

„Ah... Jawohl! Ich komme!“, rief Charon aus, als seine Kollegen schon in den nächsten Gang liefen, dem vermeintlichen Schuldigen hinter der ganzen Sache hier hinterher. In Gedanken verloren hatte er den Startschuss knapp verpasst, lief hinter Rin und Lian her... und verlor mehr und mehr Nähe zu ihnen, langsamer und erschöpfter als seine Partner. Schwer atmend stützte er sich an der Wand ab, als er zum Stehen kann. Normalerweise hatte er mehr als genug Energie, um selbst einen Marathon zu laufen, aber das war, wenn sein Mana bis zum Bersten gefüllt war. Jetzt brannten seine Beine und Lungen und ihm wurde schwindelig. Allein das Stehen Bleiben kostete ihn erheblichen Fokus, und als er seinen Blick hob, war von Lian und Rin nichts mehr zu sehen, sie waren verschwunden in diesem Labyrinth aus Höhlen. Hören konnte er sie aber noch, wenn er sich konzentrierte. Mit rasselndem Atem zwang sich Charon dazu, weiter zu gehen, stolperte nach vorne, während Rin und Lian dem wahren Übel dieser Tiefen gegenüber standen.


Die Inuyama hatte einen Fehler gemacht in ihrer Einschätzung. Ja, die Person, der sie hinterher jagten, war deutlich fokussierter und agiler als die ganzen Zombies, denen sie begegnet waren... aber es war ein Untoter. Eine Untote, um genau zu sein. Passend zur Wüste ausgestattet mit von der Sonne verdunkelter Haut und einigen Narben, die die Zeit wohl an ihr hinterlassen hatte, stand sie da. Im Vergleich zu den übrigen Untoten hier war ihre Kleidung noch ziemlich unangetastet, das Outfit einer erfahrenen Abenteurerin, das mit dünnem Stoff, der selbst in der Wüste atmen konnte, und nur an Händen und Füßen mit Leder ausgestattet wohl kaum eine Reise durch die Dünen scheute. Um ihren Hals hing ein grüner Umhang, während sie stehen blieb in einem Teil der Höhle, in dem durch einige Risse in den Wänden der Wind der Wüste pfiff. Hinten an der Wand lehnte ein Pferd, zu dem sie hinüber ging, ihm sanft eine Hand an seine Seite legte. Es war offenbar genauso tot wie sie. Auch wenn es obenrum in Ordnung aussah, nicht einmal sonderlich zerzaust, ragten aus seinem Unterleib die Rippen mit dem fauligen Fleisch, das noch daran hing. Aber es stand, es bewegte sich. Seine Seite hob und senkte sich, es atmete. Das ging gegen die Regeln, die Charon zuvor ausgesprochen hatte, denn folgte man dem schwarzen Körper des Tieres, trotz aller Verletzungen noch immer etwas majestätisch, kam man schlussendlich an seinem Hals an, der im Nichts endete, scheinbar sauber abgetrennt... und doch lebte es noch. In der Hinsicht passte das Tier wohl zu seiner Herrin, die sich Lian und Rin gerade zuwandte. Auch ihr dunkler Hals stoppte, bevor ein Kopf daraus werden konnte, und helle, bläuliche Energie stieg aus ihrem Inneren auf.

„Ihr... seid hier, um mir meine Familie zu nehmen...“

Die weiche, ätherische Stimme kam nicht aus dem Hals der Figur. Sie schien von woanders her zu kommen und dadurch, dass sie an den Wänden widerhallte und sich mit dem pfeifenden Wind vermischte, ein bisschen so, als käme sie aus jeder Richtung gleichzeitig. Die Mutter der Untoten, die sich hier im Brunnen gesammelt hatten, sprach ruhig, auch wenn ein leichter Ärger in ihrer Stimme mitschwang. Dennoch zeigte sie sich in diesem Moment nicht aggressiv. Stattdessen hob sie langsam, einladend ihre linke Hand, die Rechte weiterhin an die Seite ihres Pferdes gelegt.

„Wehrt euch nicht. Werdet Teil von uns. Und ich vergebe euch.“

@Lian @Rin

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Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten...
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Welches Potenzial liegt dann in mir?
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Lian
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Lian
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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' - Seite 2 EmptyDo 2 März 2023 - 16:28

Lian stutzte, als sich die Inuyama zu ihm drehte und ihn nachdrücklich darum bat, den Zauber zu lösen, mit dem er den beinahe verstorbenen Gildenkollegen daran hinderte, sie mit den dunklen Ketten anzugreifen. Noch immer hielt der Falls seinen Bogen erhoben, hatte die Sehne gespannt sowie einen Pfeil erschaffen, den er jederzeit hätte abfeuern können. Aber es stimmte – er hatte gezögert. Und dieses Zögern hatte dazu geführt, dass es ausgerechnet Rin war, die nun die Verantwortung für die Situation übernahm. Der Braunhaarige konnte im Nachhinein nicht einmal mehr sagen, warum er einfach tat, worum seine Freundin ihn bat – warum er es nicht mehr hinterfragte, nicht über die Gefahr nachdachte, in die sie sich begaben. Der junge Mann löste seinen Illusionszauber auf, die unsichtbaren Fesseln verschwanden. Der beinahe leblose Körper sank hinab und Rin, sie… sie tötete ihn endgültig. Mit einer Präzision, die Lian kurzzeitig den Atem verschlug, trennte sie mithilfe einer scharfen Blutklinge die Verbindung des Gehirns zum Körper, fing den Verstorbenen aber gleichzeitig auf, um ihn im Angesicht des Todes nicht alleine zu lassen.

Der Falls war sprachlos.

Rin bewies in diesem Augenblick, dass sie um ein Vielfaches stärker war, als es Lian oder Charon je hätten sein können. Wenn sie diese Quest überlebten, dann war es nicht zuletzt der mentalen Kraft der Caninen zu verdanken – das war ein Detail, das dem Lockenkopf gerade deutlich bewusstwurde. Lian biss die Zähne zusammen und stieß die Luft aus der Nase, während der dunkle Pfeil wieder verschwand und er den Bogen senkte. Er hatte sich wieder auf andere verlassen, hatte zugelassen, dass Rin das hatte machen müssen, weil er selbst mal wieder gezögert hatte. Es passte so unglaublich gut zu ihm, zu seinen Gewohnheiten und nicht zuletzt zu den Charakterzügen an sich selbst, die Lian nicht mehr nur nervten, sondern die er an sich selbst auch verabscheute. Natürlich gab es viele Dinge, die er gerne gesagt hätte, er hätte sich gerne mehr mit Charon und Rin darüber ausgetauscht, was sie gerade gesehen und erlebt hatten. Aber es gab schlicht keine Zeit – sie mussten herausfinden, wer für all dieses Grauen verantwortlich war und ihn ausschalten, bevor es noch mehr unschuldige Seelen gab, die in die Sache hineingezogen wurden und sterben mussten. War es vielleicht auch das, was sie dem verstorbenen Gildenkollegen schuldig waren? Rin bestätigte die Vermutung, die Lian nach Einsatz seiner Magie gehabt hatte: Da war jemand. Und so wie die Hellhaarige loslief, um den Übeltäter einzuholen, lief auch Lian los. Dass Charon hinter ihnen zurückfiel, war in der Eile der Situation unmöglich zu bemerken. Erst in dem Moment, als der 20-Jährige schlitternd zum Halt kam, fiel ihm auf, dass er zwar die Inuyama, nicht aber Charon bei sich entdecken konnte. „Fuck…“, fluchte er leise und versuchte, seine Gefühlssensoren ein weiteres Mal bewusst auszustrecken, um herauszufinden, wie weit der Finsternismagier zurückgefallen war. Aber dieses Mal funktionierte es nicht so, wie der Wüstenbewohner es wollte, die Magie reagierte einfach nicht. Der Falls wollte am liebsten erneut fluchen. Allzu weit konnte der Dargin nicht entfernt sein, oder?...

Vor der Caninen und dem Falls zeigte sich in der Zwischenzeit die Person, die hinter dem vielen Leid und Tod steckte. Ganz gleich, dass Lian auf Anhieb keine direkte Aggressivität von der Fremden wahrnehmen konnte, waren die Bilder, die er gesehen hatte, doch fest in seinem Geist verankert. Keine Frage: Von dem Wesen da vorne ging eine enorme Gefahr aus. Das durften sie nicht vergessen.

Was war das überhaupt für ein Wesen?

Zuerst war es das Pferd, das die Aufmerksamkeit des Falls auf sich zog. Vielleicht sollte man eher sagen: Das, was von diesem Pferd übriggeblieben war. Da war fauliges Fleisch, dessen stechender Geruch dem Bogenschützen auch über mehrere Meter hinweg noch in die Nase kroch und er das Würgen unterdrücken musste. Dazu die herausragenden Rippen im Brustbereich, die ein schlagendes Herz dahinter vermissen ließen. Und dann… der Hals, der nicht wie erwartet in einem Schädel endete, sondern einfach im Nichts. Als es eine weibliche Stimme war, die ertönte, wandte Lian die Aufmerksamkeit von dem untoten Tier ab, hin zu der Frau, die direkt danebenstand. Einerseits sah sie normal aus, beinahe so, als könnte man ihr auch einfach so auf einer Reise durch die Wüste begegnen. Wäre da nicht dieses eine Detail: Der fehlende Schädel, ganz genauso wie das Pferd an ihrer Seite. Was auch immer das für eine Kreatur war, es konnte nicht mehr leben. Aber wie konnte es sich bewegen, wie konnte es sprechen, wenn es keinen Kopf, kein Gehirn mehr gab? Die anderen Untoten hatten die Magier besiegen können, indem sie die Verbindung zwischen Gehirn und Körper kappten. Wie sollten sie das machen, wenn eine der beiden Komponenten einfach fehlte? Hatte Charon sich mit seiner These wirklich geirrt?

Es fühlte sich für Lian so an, als würde sein Blick gelenkt werden. Als würde irgendjemand – oder irgendetwas – die hellgrünen Seelenspiegel trotz der Worte, die aus allen Richtungen zu kommen schienen, erneut zum Hals der Untoten lenken. Zu dem bläulichen Licht, das von dort aus aufstieg. Und plötzlich verstand er. Der Blick huschte zu Rin und ohne, dass sich die Lippen des Falls bewegten, würde sie die Stimme ihres Freundes in ihrem Kopf hören: Wir haben Charon verloren. Wir brauchen Zeit. Falls Rin das nicht ohnehin schon mitbekommen hatte. Er glaubte nicht, dass der Dargin in Gefahr war, immerhin waren er und die Canine den Weg selbst entlanggelaufen und ihnen waren keinerlei Feinden entgegengekommen. Lian hoffte also nur, dass ihr Freund bald aufholte… und auch, dass sie die Untote solange noch hinhalten konnten. Aber das war nicht alles, was er Rin mitteilen wollte. Lian gab sich gerne dämlicher, als er war, denn es bedeutete, dass von ihm selbst weniger verlangt wurde – aber gerade hatten sie auch hierfür keinen Platz. Und deshalb sprach er weiter, anders, als er es im Alltag vermutlich getan hätte: Hör zu, sie hat keinen Kopf mehr, dennoch spricht und bewegt sie sich. Das widerspricht auf den ersten Blick Charons These, aber   ich denke, wir sind uns einig, dass ein Charon Dargin sich bestimmt nicht so einfach irrt. Und ich glaube, das hat er auch nicht. Er stoppte kurz, denn vielleicht erinnerte sich auch Rin noch an die Worte ihres Freundes. Das Abtrennen des Kopfes ist der sichere Weg, um Untote bewegungsunfähig zu machen, außer… sie funktionieren durch magische Steuerung. Das heißt, sie muss Magie anwenden, um bewegungsfähig zu bleiben. Ich könnte mir vorstellen, dass es einen magischen Gegenstand gibt, der die Verbindung zwischen Gehirn und Körper aufrechterhält. Das heißt, wenn wir das Gehirn nicht treffen können, dann müssen wir den Gegenstand finden, der die Verbindung ermöglicht, um das Signal zu unterbrechen. Der Falls sah zu der Untoten, den Bogen zwar in der Hand behaltend, aber noch nicht erhoben und gespannt. Konnten sie die Fremde ablenken? Zum einen, damit Charon in der Zwischenzeit aufholte, zum anderen, um den magischen Gegenstand zu finden, der das hier alles überhaupt nur möglich machte? Lian trat einen Schritt nach vorne, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen: „Was genau bist du?“, fragte er, ruhig, den aggressiven Unterton der Anderen gänzlich ignorierend. Sie sollten sich nicht wehren und Teil ihrer Familie werden? Lian dachte an den ehemaligen Gildenkollegen, der so sehr gelitten hatte, dass er geradezu um den Tod gebettelt hatte. Nein, er konnte sich wirklich Besseres vorstellen. „Warst du es, die die Dorfbewohner angelockt und getötet hat, damit sie Teil deiner Familie werden? Die Dorfbewohner und auch die Magier, die vor uns hergekommen sind?“ Lian war sich sicher, dass dieses Wesen nicht mehr als ein Monster war. Und doch musste er daran denken, dass sogar untote Monster einst gelebt hatten. Es gab Gründe, die diese Wesen noch an die Welt der Lebenden band, manche mochten sich vielleicht sogar noch an ihr früheres Leben erinnern. Ob das auf dieses Wesen ebenso zutraf? Es war zumindest einen Versuch wert: „Woher kommst du? Warum bist du ausgerechnet an diesen Ort gekommen?“, fragte Lian daher nach, spürte sein Herz deutlich schlagen. Er hoffte, dass Charon bald aufholte. Und er hoffte, dass Rin die Aufmerksamkeit, die Lian auf sich zog, nutzte, um nach einem potenziellen magischen Gegenstand Ausschau zu halten. Und nicht zuletzt hoffte Lian… dass er diese Aktion hier überlebte.

Zauber:

@Rin @Charon


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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' - Seite 2 EmptyDo 16 März 2023 - 19:59

Diese Quest war wirklich ein Fluch. In jeder anderen Situation hätte die sonst so Rudel-orientierte Canine garantiert bemerkt, dass ihnen ein Teammitglied abhanden gekommen war. Doch gerade eben steckte sie tief in einer Art Tunnelblick, der ihr nicht ermöglichte, das, was um sie herum geschah, ausführlich wahrzunehmen. Ihre mentale Batterie war vollkommen leer, ihre Muskeln, nein, ihr gesamter Körper schmerzten, obwohl dieser eigentlich noch vollkommen fit war. Das, was sie gerade durchlebte war einfach zu viel, doch wenn man von ihrer Unachtsamkeit absah, so merkte man ihr kaum etwas davon an. Die Rolle der starken, unerschütterlichen Rin, die sie annahm, sobald sie merkte, dass ihr Team einen Anführer benötigte, war inzwischen einfach so vertraut, dass sie sie so spielte, als wäre sie tatsächlich echt.
Instinktiv übernahm sie die Führung und nahm mithilfe ihrer feinen Nase die Verfolgung auf. Wer auch immer da versuchte, in die Schatten zu flüchten, er würde scheitern. Jetzt, wo sie die Fährte aufgenommen hatte, würde sie sie nicht mehr verlieren. Schlitternd kam sie schließlich in einer Art Sackgasse zum Stehen. War es etwa geplant gewesen, dass sie hier landeten? Hatte die junge Frau, die nun vor ihnen stand, etwa vor gehabt, sie hierher zu locken? Frustriert biss sie die Zähne zusammen, blickte der Unbekannten direkt in die Augen ... oder hatte es zumindest vor. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihre Augen nicht dort waren, wo sie hätten sein sollen. "Wa-was?" Verunsichert trat sie einen Schritt zurück, ihr Kopf wollte nicht verarbeiten, was sie da gerade sah. Sowohl die junge Frau, als auch das Pferd ... das war unmöglich! Ihre Verwirrung wuchs noch mehr, als die zarte Stimme von den Wänden und dem Wind vollkommen zerstreut wurde. Irritiert legte sie die Ohren zurück, knurrte leise. "Ich brauche deine Vergebung nicht!" Und was war das bitte für eine Art Familie, die sich diese Dame da schaffte?! Familie basierte auf Liebe und Vertrauen und nicht ... sowas! Da würde die Inuyama lieber sterben. Mit ihren Worten hatte die Kopflose wirklich einen wunden Punkt getroffen. Doch bevor sich die Hundedame weiter hineinsteigern konnte, wurden ihre Gedanken unterbrochen. Sie zuckte zusammen, ihr Blick schoss hinüber zu Lian. War das er gewesen? Wie...? Allzu lang konnte sie darüber jedoch nicht nachgrübeln, denn der Braunhaarige hatte etwas angemerkt, dass ihr bisher noch nicht aufgefallen war: Charon war zurück gefallen! Wie hatte ihr das bloß entgehen können?! Aber was sollte sie jetzt dagegen tun? Wenn sie sich auf die Suche machte, so müsste sie den Falls alleine zurück lassen... das konnte sie im Augenblick nicht tun! Es blieb ihr nichts anderes übrig als vorerst zu hoffen, dass alles in Ordnung war und den Gegner möglichst schnell ausschalten, um dann nach ihm suchen zu können.
Aufmerksam lauschte sie weiter den fremden Worten in ihrem Kopf, versuchte, das merkwürdige Gefühl abzuschütteln, das dadurch entstand. Natürlich irrte sich Charon nicht, daran bestand für sie kein Zweifel. Die Theorie, dass ein magischer Gegenstand dafür sorgte, dass sowohl Mensch, als auch Pferd noch lebensfähig waren, machte Sinn. Tatsächlich war sie etwas erstaunt, dass der Wuschelkopf diese Idee hatte, sie selbst wäre niemals darauf gekommen. Doch um was für einen Gegenstand handelte es sich dabei? Während ihr Kollege die Feindin mit einer Frage nach der anderen bombadierte, nutzte sie selbst die Zeit, um sie ausführlich zu mustern. Unter den dünnen Stoffen, die sie um ihren Körper trug, konnte sie garantiert nichts verstecken. Trotzdem ... wenn sie den Gegenstand nicht mit sich herum trug, dann konnte sie sich auch nicht weit von ihm entfernen, oder? Sie musste ihn also an sich tragen! Noch einmal ließ die Hundedame den Blick über die Unbekannte wandern, dieses Mal blieb er jedoch kurz vor dem Halsende hängen. Die Brosche, die ihren Umhang zusammenhielt ... konnte es das womöglich sein? Die Farbe dieser passte nur zu gut mit dem mysteriösen Licht zusammen, das aus ihrem Hals aufstieg. Es konnte nur Zufall sein, aber was, wenn nicht? Zuerst versuchte sie, ihre Vermutung per Gedanken an den Falls zurück zu schicken. Sie schrie regelrecht, doch es kam keine Reaktion von ihm... Das hieß dann wohl, dass zwar er Gedanken mit ihr teilen konnte, umgekehrt war es jedoch nicht möglich. Dann musste sie sich eben etwas anderes einfallen lassen. Auf keinen Fall konnte sie ihre Theorie laut aussprechen. Mit einem auffälligen Ohrenzucken wollte sie seinen Blick zu sich holen, ehe sie mit den Augen wiederholt auf die Brosche deutete ... erfolglos. Sein ernst?! Sie versuchte es ein zweites Mal, erneut keine Reaktion. "Lian!", knurrte sie schließlich, ihre Stimme überraschend angespannt. "Schau mal! Kannst du mir auch so eine hübsche Brosche kaufen, wie sie sie hat?!" Mit ausgestrecktem Finger deutete sie nun auf das kleine Schmuckstück. Also, das musste er jetzt aber kapieren, oder?!!


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Charon
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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' - Seite 2 EmptyFr 17 März 2023 - 14:52

Was ich bin?”, wiederholte die hallende Stimme der Untoten, die ihren Hals reckte, als würde sie auf Lian herabsehen. Sie fühlte sich durch seine Formulierung wohl ein Stück weit angegriffen, legte dann eine Hand auf ihre Brust. “Ich bin Kopfgeldjägerin. Orovía Madre, die Goldklinge. Dieses Jahr war ich nicht in der Lage, meiner Tätigkeit nachzugehen, weil ich hier feststecke… aber vorher hatte ich mir einen guten Namen gemacht. Ihr habt vielleicht von mir gehört.” Wiedererkennen würden die beiden Magier vielleicht ihr markantes Outfit, auch wenn sie auf allen Bildern, die je von ihr veröffentlicht worden waren, noch einen Kopf gehabt hatte - ein deutlicher Unterschied zu ihrem Auftreten hier unten. Abgesehen von ein paar Auftritten im Weekly Sorcerer hatte es aber vermutlich nicht allzu viele Gelegenheiten gegeben, sie im Voraus zu sehen. Ganz so bekannt, wie sie es sich vorstellte, war die Madre leider nie gewesen.
“Ich habe niemanden getötet… Nicht viele, zumindest. Die meisten Neuankömmlinge werden von meinen Kindern begrüßt. Sie haben nur am Anfang meine Hilfe gebraucht… und wenn der Feind zu stark war. Letztens hatten wir vier Magier hier. Meine Kinder haben davon nur zwei selbst erledigen können.” Das waren sie wohl, die Crimson Sphynx-Magier, die verschollen waren. Eine Hoffnung, sie zu retten, gab es wahrscheinlich nicht mehr. Einen davon hatte das Trio ja sogar bereits getroffen. So, wie der aussah, war er wohl den Zombies zum Opfer gefallen… “Zu sagen, ich hätte sie angelockt, ist… nicht ganz richtig, nicht ganz falsch. Seit ich… wieder lebe, scheinen sich weniger ausgeprägte Intelligenzen ein Stück weit von mir angezogen zu fühlen, und jene, die hier sterben, stehen mit schockierender Zuverlässigkeit wieder auf. Ich mag aus diesem Brunnen nicht wieder herauskommen, aber er stellt sich als guter Ort heraus, um ein neues Heim, eine neue Familie aufzubauen. Eine Familie, in deren Herzen noch Platz für neue Mitglieder ist.” Ein Lächeln war zwar nicht zu sehen, aber in ihrer Stimme zu hören bei diesen Worten. Als Rin dagegen Orovías Vergebung ablehnte, wirkte sie eher irritiert. Auch ihr Willen, weiter zu sprechen, schien mit den Worten der Inuyama zu sinken. Stattdessen klang sie langsam ziemlich sauer, als Lian weiter nach ihrem Hintergrund fragte. “Ihr seid sehr neugierig für Leute, die sich nicht einmal vorgestellt haben”, erwiderte sie bissig und nahm ihre rechte Hand von der Seite ihres dunklen Pferdes, sodass sich Metall zwischen ihren Fingern bilden konnte. Es dauerte nicht lange, da hielt sie eine lange, dünne Schwertklinge aus glänzendem Gold, elegant geschwungen wie ein besonders schlanker Säbel. Sanft legten sich zwei Finger ihrer freien Hand auf die Brosche an ihrer Brust. “Sie gefällt dir?”, fragte sie, geschmeichelt. “Ich fürchte, mehr davon kaufen kann ich nicht… aber wenn du eine von uns wirst, gebe ich sie dir gerne.” Sie richtete die Spitze ihres Schwertes auf die Inuyama. “Also stirb schnell und freiwillig. Dafür mache ich es quallos und schenke meiner neuen Tochter, was sie sich so ersehnt.”

Zielsicher führte Orovía einen Stich in Richtung von Rins Herz aus… was auf die Distanz allerdings nicht viel tat. Mit ein paar Metern zwischen ihnen stach die Klinge nur in die Luft. Überraschend war eher, was passierte, als die Untote ihre Waffe losließ. Anstatt herab zu fallen oder gar zu stoppen, schoss das Schwert umso schneller nach vorne, weiterhin zielsicher auf das Hundemädchen gerichtet. Was erst wie eine einfache, magische Waffe erschien, stellte sich als tödliches Projektil heraus, das eilte, um die Brust der Blutmagierin zu durchstoßen.

“Ich fürchte, das kann ich nicht zulassen.”

Wie erwartet drang das Schwert in helle, zarte Haut… aber nicht in die, die es hätte treffen sollen. Mit einem Lächeln auf den Lippen sah Charon hinüber zu der Kopflosen am Anderen Ende des Raumes, nachdem er sich vor Rin geschoben hatte, guckte nicht einmal seinen eigenen Arm an, den er vor das Mädchen gestreckt hatte. Den Ärmel hochgezogen, hatte sich die Klinge direkt in sein Fleisch gebohrt, war allerdings nicht weit gekommen. Nicht mehr als die Spitze des Schwertes hatte es durch Charons Haut geschafft, und nun, da sie gestoppt war, fiel sie - zusammen mit ein paar Blutstropfen - ungefährlich zu Boden.

“Hah… ausgerechnet ein Dullahan… Du kostest mich meine Glaubwürdigkeit”, grinste der Dargin schwer atmend, ehe er einen Schritt zur Seite machte und sich an der Felswand abstützte. Er fühlte sich immer noch ganz schön benommen. “So leid es mir tut… die zwei brauche ich. Die kannst du nicht haben. Und auch sonst… wirst du kein weiteres Leben mehr bekommen.”

@Lian @Rin

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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' - Seite 2 EmptySa 18 März 2023 - 15:46

Lian hatte absolut keinen Schimmer, dass Rin gerade versuchte, per Gedanken mit ihm zu kommunizieren. Er hatte allerdings auch keine Gelegenheit gehabt, der jungen Frau zu erklären, wie sein Zauber funktionierte – ein Zauber, den der Braunhaarige bisher nur zur eigenen Belustigung und zur Verwirrung von fremden Personen genutzt hatte. Es war das erste Mal, dass er in solch einer lebensgefährlichen Situation gedanklich mit einer anderen Person kommunizierte und kurzzeitig hatte er befürchtet, dass es nicht funktionierte. Doch der Blick der Caninen wandte sich ab und Lian glaubte, daraus zu erkennen, dass sie seine Worte durchaus vernommen hatte.

Schade, dass die funktionierende Kommunikation zwischen ihm und Rin an dieser Stelle auch schon wieder endete. Irgendwie bezeichnend für die beiden, oder?

Wie bereits erwähnt: Lian bekam nicht mit, dass die 19-Jährige ihm einen Hinweis per Gedanken senden wollte. Das Ohrenzucken ging genauso an ihm vorbei. Und als er glaubte, irgendwelche merkwürdigen Augenbewegungen wahrzunehmen, befürchtete er kurzzeitig, dass Rin in Ohnmacht fallen würde. Häh?! Als die Inuyama schlussendlich seinen Namen knurrte hörte der Falls zwar den vorwurfsvollen Tonfall, wusste aber beim besten Willen nicht, was er sich zu Schulden hatte kommen lassen. Lian blinzelte, hob die Augenbrauen verwundert an und dann endlich fiel auch bei ihm der Groschen. Halleluja! „Die Brosche…“, wisperte der Lockenkopf. Ja, jetzt wo Rin es gesagt hatte, glaubte er auch, dass es sich bei diesem Schmuckstück um den magischen Gegenstand handelte, den sie gesucht hatten. Er drehte sich wieder zu der kopflosen Reiterin, die sich als Orvía Madre vorstellte. Die Goldklinge? Da klingelte etwas im Hinterstübchen des Falls. Nicht zuletzt, weil er Klatschblätter liebte und entsprechend regelmäßig die Artikel des Weekly Sorcerer verschlang. Allem voran erinnerte sich der Falls an eine Sache: Die Madre war irgendwann spurlos verschwunden und man war davon ausgegangen, dass sie in den Weiten der Wüste umgekommen war. Das schien… naja, so halb der Wahrheit entsprochen zu haben. Wie genau sie es geschafft hatte, dem Tod zu entgehen und als Untote aufzuerstehen, konnte der Falls höchstens erraten. Es war im Augenblick allerdings auch nur zweitrangig, denn Tatsache war, dass sie diese Frau (und ihren Gaul…) ausschalten mussten, wenn sie das Tageslicht nochmal erblicken wollten. Dass die Sache mit ihrer Familie und dem Angebot, ein Teil von ihr zu werden, nur eine Farce war, war für Lian ziemlich offensichtlich. Der Zorn und die Ungeduld der Kopflosen tangierten den 20-Jährigen daher auch nur peripher.

Der Angriff kam jedoch unerwartet schnell.

Die Gegnerin stach mit der Klinge, die sie erschaffen hatte, in die Luft… und ehe Lian auch nur hatte blinzeln können, schoss das Metall durch die Luft. Nicht er war das Ziel, sondern Rin. Der Falls drehte sich herum, wollte etwas unternehmen, aber seine Augen weiteten sich, als er… Charon erkannte. Der Finsternismagier wehrte mit seinem Arm die Klinge ab, die sich nur ein paar wenige Zentimeter in seine helle Haut kämpfte, ehe sie mitsamt weniger Blutstropfen klirrend zu Boden fiel. Lian musste gestehen, dass der Körper des Dargin ihn in vielerlei Hinsicht immer wieder beeindruckte. Und er freute sich wirklich darüber, Charon zu sehen. Der Hellhaarige hatte sie mal wieder gerettet, aber es war unübersehbar, wie erschöpft er immer noch war. Es war daher fraglich, wie viel der Ältere in seinem aktuellen Zustand in einem Kampf wirklich beisteuern konnte. Lian biss die Zähne zusammen. „Dullahan?“ Das war eine Spezies, von der er noch nie zuvor gehört hatte. Wieder so eine Sache, wenn man den Großteil seines Lebens abseits von Magie und ungewöhnlichen Völkern großgeworden war. Es blieb keine Zeit, um größere Fragen zu stellen, denn die Fremde ließ bereits eine weitere Klinge in ihren Händen erscheinen. Okay – dann anders. Rin, verwickle sie in einen Zweikampf, ließ Lian erneut per Gedanken ertönen. Der 20-Jährige umgriff den schwarzen Bogen in seiner Hand fester. Ich ziele auf ihre Brosche. Und… sobald sich eine Lücke ergibt, werde ich schießen Es war ein gefährlicher Plan, denn in so einem Durcheinander konnte es schnell passieren, dass ein Pfeil das falsche Ziel traf. Aber Lian traute es sich zu. Und er setzte darauf, dass seine Freunde ihm mindestens genauso sehr vertrauten.

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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' - Seite 2 EmptySa 25 März 2023 - 19:46

Die Augen der Inuyama weiteten sich schlagartig, als sie realisierte, was hier gerade passierte. In einem Moment war noch alles unter Kontrolle gewesen und jetzt? Jetzt sah sie das Ende ihres Lebens inform eines goldenen Schwertes direkt auf sie zurauschen, ohne jegliche Chance, noch auszuweichen. Sie konnte nur dastehen und hoffen, dass es sie wenigstens mit einem Schlag erledigte, dass es schnell vorbei war. Oder sollte sie sich wünschen, sich wenigstens noch bei ihren Freunden verabschieden zu können? Sich für ihre Unfähigkeit entschuldigen zu können? Es war eine unmögliche Entscheidung, die ihr jedoch vollkommen unerwartet abgenommen wurde. "Ch-Charon...", stotterte die junge Frau, die die Realität noch nicht ganz begriffen hatte. Sie sah das Blut auf dem Boden und brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass es nicht das ihre war ... und dass es auch nicht genug war, um von einer tödlichen Wunde zu stammen. "Was...?" Ihre Knie, nein, ihr gesamter Körper begann, zu zittern. "Was..." War sie gerade wirklich fast gestorben? Was wäre passiert, wenn der Dargin nicht genau jetzt aufgetaucht wäre? Wäre es dann vorbei gewesen? Hätte sie dann nicht mehr hier gestanden? Was wäre dann gewesen? Sie konnte es nicht begreifen. Ihre Füße waren wie festgewachsen und auch ihr Blick hatte sich an der kopflosen Dame festgefressen. Langsam hoben sich ihre Hände an ihre Schläfen, so als würden diese fürchterlich schmerzen. Sie war so schockiert, dass sie kaum die fremden Worte in ihren Gedanken wahrnahm. Zwar hörte sie entfernt ihren Namen, doch der Rest verschwand in den Tiefen ihrer eigenen, intensiven, aber wirren Gedankengänge. Am liebsten hätte sie einfach nur geschrien, doch auch, als ihr Mund sich öffnete, kam kein Ton heraus.
Eigentlich war doch jetzt alles wieder in Ordnung. Sie war sicher und auch Charon und Lian waren unverletzt. Wieso war sie dann trotzdem so schrecklich verzweifelt? Sie musste sich doch zusammenreißen, sie wurde gebraucht! Was hatte der Falls ihr gerade eben gesagt? Sie war sich so sicher, seine Stimme gehört zu haben, doch sie konnte sich einfach nicht erinnern. Doch genauso wenig konnte sie ihn bitten, sich zu wiederholen, denn dann würde ihre geheime Kommunikation auffliegen ... Ihr Blick riss sich endlich von Orovía los und eilte stattdessen zu dem Wuschelkopf. Dieser hielt seinen Bogen noch immer fest in der Hand, sichtlich bereit, ihn einzusetzen. War sein Plan etwa...? Ja, das musste es sein. Rin konnte sich denken, was er vorhatte, doch dafür brauchte er definitiv Hilfe, denn das Ziel war klein und würde garantiert nicht stillstehen. Ihre Aufmerksamkeit wanderte weiter zu dem Hellhaarigen. Er sah so fertig aus ... wie gerne sie ihm doch geholfen hätte, doch jeder Zauber, der dies tat, benötigte Zeit. Zeit, die sie nicht hatten. Sie musste also zuerst dafür Sorgen, dass sie diese bekamen und dafür mussten sie die ehemalige Kopfgeldjägerin dingfest machen. Diese war gerade dabei, zu einem erneuten Angriff anzusetzen. Nein, das konnte sie vergessen. Noch einmal würde ihr dieser Trick nicht gelingen.
"Ich werde kein Teil deiner Familie werden. Ich habe bereits eine." Charon ... Lian ... Entschlossen streckte die Hundedame ebenfalls ihre Hand aus und erwiderte das herannahende Schwert mit einer blutroten Kugel, welcher sie direkt darauf folgte. Sie musste sich einfach darauf verlassen, dass ihr eigener Zauber ausreichte. Die beiden Geschosse prallten aufeinander, ehe direkt daraufhin in ihre originales Element zerfielen. Die Kugel in Blut, die Klinge in Goldstaub. Rin nutzte diesen Moment, um sich der Dullahan noch weiter zu nähern und ihr noch immer ausgestrecktes Handgelenk zu packen und nach unten zu ziehen. Der Schreck saß noch immer tief in ihren Muskeln, ließ diese erzittern. In jeder anderen Situation hätte sie vermutlich die Überhand gegen die eher zierliche Frau gehabt, doch gerade eben hatte sie schwer zu kämpfen. Doch sie biss die Zähne zusammen, festigte ihren Griff und riss die Untote näher zu sich heran, um sie besser unter Kontrolle zu bekommen. Natürlich ging das mit einem gewissen Risiko einher, denn die Kopflose war wehrhaft und hatte nicht vor, einfach so aufzugeben. "Lass los..! Was zur Hölle tust du da?!" Doch für die Canine war klar, dass wenn sie hier sterben musste, sie es nicht durch einen hinterhältigen Überraschungsangriff tun würde, sondern heldenhaft im Gefecht. Am liebsten würde sie es aber gar nicht erst so weit kommen lassen, denn sie wollte unbedingt weiterleben, um mehr Zeit mit ihren Freunden verbringen zu können. Dieser Gedanke ließ die Hundedame kurz unaufmerksam werden, sodass es Orovía tatsächlich schaffte, sich von der Hundedame zu lösen und einen Schritt zurück zu machen. Sofort streckte sie wieder ihre Hand aus, ließ darin ihre typische Klinge entstehen und richtete sie direkt auf Rins Stirn. Diese sog scharf die Luft ein. Sie spürte, wie die Angst wieder ihre Muskeln lähmen wollte ... doch bevor es so weit kam, erwiderte sie zitternd die Geste ihres Gegenübers, wenn auch ein wenig 'tiefergelegt', schließlich ruhte der Lebensquell der Untoten nicht in ihrem Kopf, sondern in der Brosche - so zumindest die Theorie. Wenn eine von ihnen handelte, würde es die andere ebenfalls tun. Hoffentlich reichte diese Realisation aus, um die Madre zumindest einen Moment lang zum Zögern zu bringen, sodass Lian einschreiten konnte.

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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' - Seite 2 EmptySo 26 März 2023 - 12:42

„Ja... ein Dullahan. Ein kopfloser Reiter“, nickte Charon, schwer atmend, während er sich an die Wand stützte. Gerne hätte er elaboriert, aber dafür war wirklich nicht der richtige Moment. Allerdings brauchten Rin und Lian gar keine langwierige Erklärung, wie es aussah. Der Dargin sah, wohin der Bogen des Falls zielte, sah den Blick zwischen Lian und Rin... und mit einem wissenden Lächeln nickte er dem Braunhaar zu. Ja, das war genau richtig. Auch ohne seine Hilfe waren die beiden in der Lage, eine Lösung zu finden. Gleichzeitig merkte der Dargin, wie unkontrolliert seine Atmung gerade war. „Ihr kriegt das hin“, gab er ihnen mit, während er selbst sich darauf fokussierte, seinen Körper wieder zu beruhigen. Was für ein erbärmliches Bild der große Charon Dargin gerade abgeben musste. Nicht in der Lage, die Menschen zu verteidigen, die ihm so viel bedeuteten, obwohl sie direkt vor seiner Nase standen. Es war eine Schande. Das einzig Gute daran war, dass diese Menschen Lian und Rin waren.

Zwei Magier, die sicher auch ohne seine Hilfe auf sich aufpassen konnten.

Rin zeigte ihre Entschlossenheit, und Charon musste Lächeln. Irgendwie wärmten ihre Worte sein Herz, auch wenn sie nicht klar sagte, von welcher Familie sie sprach. Ohne zu zögern feuerte sie Orovía eine Kugel entgegen, wehrte so das nächste Schwertgeschoss ab, und nutzte die Gelegenheit, um ihre Gegnerin zu packen. Sie schaffte es tatsächlich, die Untote an einen Punkt zu bringen, an dem sie nicht frei agieren konnte, und Lian nutzte die Gelegenheit. Ein zielsicherer Schuss jagte auf die Brosche zu, geradewegs, und der Körper der Madre erstarrte. Als geübte Kopfgeldjägerin war sie in der Lage, auf den Pfeil zu reagieren, aber wenn sie ihn mit ihrer Klinge abwehrte, dann würde Rin freie Bahn haben. So oder so... sah sie vor ihrem dritten Auge bereits ihren zweiten Tod aufflackern, und der Zorn, den sie verspürt hatte, wurde überlagert von einem massiven Gefühl tiefgreifender Angst, während sie aufschrie.

„Hilfe! Bitte! Hilfe!“

Als würde ihr verzweifelter Aufschrei ihn bewegen, begann Lians verschossener Pfeil plötzlich, in der Luft zu zittern, zu taumeln, ehe er für einen kurzen Moment stehen blieb. Er blieb in der Luft hängen, als wolle er sie verschonen, ehe er sich umdrehte und wieder zurückschoss... aber nicht auf Lian zu, sondern knapp an ihm vorbei. Ein Stück hinter ihm stand ein jung wirkender Mann mit langen, schwarzen Haaren, der aus leeren Augen auf das Schauspiel starrte, seine rechte Hand nach vorne ausgestreckt... und auf genau jene Hand jagte der Pfeil zu, als würde er von ihr angezogen. Zielsicher durchstieß die Spitze des Pfeiles seine Handfläche, und der Mann jaulte auf.
„Aaah! Ma... maa... Eeh... Auuu... Es passiert... schon wieder... Mama!“
Mit weinerlicher Stimme riss er seine Hand hoch, starrte auf den darin steckenden Pfeil, während ihm die Tränen kamen. Das war nicht die einzige Waffe, die in seinem Körper steckte. Durch seine Brust und seinen Magen ragte je ein Schwert, während einige Nägel sich in den Rest von ihm gebohrt hatten. In einem seiner Beine steckte sogar ein abgebrochener Holzstab. Außerdem zeigte sein zerrissenes Oberteil einige weitere Wunden auf seinem Oberkörper, und, inmitten seines Brustkorbes... das Zeichen von Crimson Sphynx. Einer der verschwundenen Magier! Er wirkte eher bei Bewusstsein als das Kerlchen mit der Kettenmagie, dem das Trio zuvor begegnet war, aber trotzdem eingeschränkt. Er konnte sprechen, anscheinend auch ordentlich denken, aber er tat sich schwer damit, und offensichtlich hatte auch die Steuerung seiner Magie an Kontrolle und Präzision verloren. Andererseits hatte er noch Kontrolle darüber. Das konnte man von seinem Vorgänger nicht mehr behaupten... und auch nicht vor dem kleineren, rothaarigen Mädchen, das an seiner Seite stand. Auch sie trug das Gildenzeichen. Es prangte inmitten ihrer Stirn, abgeschnitten durch eine große Kopfwunde. Abseits der Tatsache, dass sie ihren Kopf aufgeschlagen hatte, wirkte ihr Körper tatsächlich ziemlich unversehrt, aber das sorgte offensichtlich für genug Probleme. Sie schwankte, ihr Blick komplett ohne Fokus. Sie wirkte nicht, als hätte sie mehr Bewusstsein als die normalen Zombies, die die Magier getroffen hatten. Dort, wo ihr Kopf offen war, zuckten dauernd Blitze hervor, die sich oft über ihren ganzen Körper zogen und diesen Teil der Höhle erhellten. Das Mädchen hatte offensichtlich keine Kontrolle mehr über ihr Mana, erzeugte Blitze ohne Absicht oder Hintergedanken. Das war die dritte Magierin von den vier, die verschwunden war. Und die Vierte...

„Stella!“

Geschockt blickte Charon auf, als er jemanden sah, den er wiedererkannte. Eine stilvolle Magierin mit kurzen, hellen Haaren, deren güldene Augen ihn nur einen kurzen Moment lang anblickten, ehe sie sich auf Rin und Orovía konzentrierte. Mit einem kurzen Schnippsen ihrer Finger erzeugte sie einen leuchtenden Funken zwischen den beiden Kämpfern, der Augenblicke später explodierte. Es war keine besonders starke Explosion, keine, die jemanden ernsthaft verletzen sollte. Sie wollte lediglich die beiden Kämpferinnen trennen. Der Dullahan wurde von dem Druck unsanft mehrere Meter weit zurückgeschleudert, gegen ihr Pferd gestoßen, an dem sie wieder Halt fand. Ihre Brust hob und senkte sich rapide, als würde sie schwer atmen. Der Schock saß ihr noch immer tief in den toten Knochen.
„Stella! Was ist hier los?“, rief Charon sichtlich aufgebracht und begann zu husten, als er merkte, dass er mit dem Ausruf seine Lungen überanstrengt hatte. Sie schenkte ihm keinen Blick. Stattdessen ergriff sie die Hand der Rothaarigen an ihrer Seite. Wenn sie die Blitze spürte, die von der Haut des Mädchens auf ihren Arm umschlugen, dann zeigte sie kein Anzeichen davon. „Komm mit, Mina“, sprach sie sanft, während sie das Mädchen mit sich zog. „Wir gehen Mutter beschützen.“ Ohne Widerstand folgte der kleine Zombie, während Stellas kalter Blick ihren anderen Mitstreiter fokussierte, der langsam darüber hinweg kam, dass jetzt eine weitere Waffe in seinem Körper steckte. „Kendo!“ Als sie mit ihm sprach, war ihre Stimme deutlich schärfer. „Lass auf keinen Fall zu, dass er noch einen Pfeil schießt! Du weißt, was passiert, wenn Mutter verletzt wird!“ „Ah... ja... jaa“, jammerte er, während er sich auf Lian konzentrierte. „Entschuldigung... entschuldige... M-Mamaaa...“

@Lian @Rin

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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' - Seite 2 EmptyMi 29 März 2023 - 16:26

Lian konnte nicht wissen, dass seine Freundin die gedanklich an sie gerichteten Worte nicht verstanden hatte. Aber auch ohne diese verbale Kommunikation erfasste die junge Frau richtig, worauf der Falls hinauswollte und setzte zum Angriff gegen die Kopflose an. Natürlich barg der Angriff Risiken – nicht nur bezüglich eines möglichen Pfeilschusses, sondern auch die direkte Konfrontation mit Orovía. Die Canine war im Nahkampf auf sich alleine gestellt und musste sich gegen die Kopflose zur Wehr setzen, denn Lian war damit beschäftigt, zu zielen und Charon noch vollkommen geschwächt von seiner vorherigen Magieanwendung. Aber Lian vertraute Rin. Er wusste, dass die Hellhaarige, die im Alltag vielleicht naiv wirkte, zu unglaublichen Dingen fähig war, wenn es die Situation verlangte. Nicht zuletzt hier unten im Brunnen hatte sie das mehrfach unter Beweis gestellt. Die Inuyama hatte dem 20-Jährigen imponiert und ihn mit der Entschlossenheit, die sie ausstrahlte, sogar angesteckt. Sie konnte das. Und er konnte es auch. Sie mussten beide nur den richtigen Moment erwischen.

Ein Moment, der endlich erschien.

Lian zögerte nicht, als er die Lücke in der Verteidigung erkannte, denn sie durften nicht riskieren, dass Orovía ihren Plan zu früh durchschaute. Vorher mussten sie die Brosche zerstören. Lian ließ die Sehne seines Bogens los und der Pfeil, den er mittels Magie erschaffen hatte, sauste nach vorne. Es war ein guter Schuss gewesen, das spürte der Falls sofort. Er würde treffen und die hübsche Brosche in unzählige Teile zerfallen – etwas, das Lian bereits sehen konnte, ehe es Wirklichkeit wurde. Doch dann… verlangsamte sich der Pfeil. Schien einen Augenblick einfach in der Luft stehen zu bleiben.

Und schoss am Ende rückwärts zurück.

Lian reagierte instinktiv, als er den Kopf wenige Zentimeter zur rechten Seite neigte, sodass die Spitze seines eigenen Geschosses minimal an seinem Gesicht vorbeisauste. Ein Jaulen ertönte, direkt hinter dem Lockenkopf und als er sich umwandte, weiteten sich die hellgrünen Seelenspiegel. Drei weitere Magier erschienen auf der Bildfläche – offensichtlich auch Untote. Stella, Mina und Kendo? Anders als Charon, der entsetzt aufschrie, musste Lian gestehen, diese drei Gestalten nur flüchtig aus der eigenen Gilde zu kennen. Das waren die restlichen Magier, die verschollen waren? Ein Typ, der Gravitationsmagie einsetzen konnte, eine Frau, die scheinbar Blitzmagie beherrschte und dann auch noch… Explosionsmagie? Was war das bitte für eine Kombination an Fähigkeiten?! Der Falls atmete verstohlen auf, als er merkte, dass die Explosion, die erzeugt worden war, keinen wirklichen Schaden bei Rin hinterlassen hatte, sondern nur darauf ausgelegt war, Abstand zur Dullahan herzustellen. Das kann nicht wahr sein, dachte sich Lian dennoch und spürte eine Welle der Resignation durch sich durchströmen. Das waren verdammt mächtige Magien, denen sie hier gegenüberstanden, während Charon, Rin und Lian selbst bereits seit längerer Zeit hier unten gegen Zombies um ihr Überleben kämpften und entsprechend viel Mana verbraucht hatten. Der Braunhaarige hatte daran glauben wollen, dass sie das alles hier bald geschafft und wirklich überleben würden. Der Schock, jetzt noch drei mächtigen und scheinbar vollkommen erholten Gegnern gegenüberzustehen, stimmte Lian nicht gerade mutiger. Es war, als würde alles, was sie bereits erreicht hatten, einfach wieder auf Anfang gesetzt werden... außer die Erschöpfung. Die blieb gleich.

‘Meinst du nicht, du solltest langsam aufhören, dich so zurückzuhalten?‘

Wieder diese Stimme im Kopf des Falls. Was war das für eine Stimme? Was auch immer das für eine Stimme war, sie… erfüllte Lian mit neuer Kraft. Da es die einzige Kraftquelle war, auf die der Illusionist in diesem Augenblick noch zurückgreifen konnte, nahm er sie an – ganz gleich, dass sie sich schwer und zäh anfühlte.

‘Ich zeige dir, wozu dein Körper fähig ist‘, sprach die Stimme in Gedanken des 20-Jährigen weiter. Stumm willigte der Falls ein, überließ die Kontrolle dieser fremden Stimme und sah zu, wie sich seine Hand erneut anhob, er den Bogen spannte und er einen weiteren Pfeil direkt auf Orovía abschoss. Es passierte, womit er gerechnet hatte: Kendo befolgte den Befehl, den er erhalten hatte und hielt den Pfeil mittels Gravitationsmagie auf. Der Pfeil blieb erneut in der Luft stehen, wechselte die Richtung und schoss zurück, direkt auf Kendo zu. Warum tat Lian genau das Gleiche, das wenige Augenblicke zuvor schon nicht funktioniert hatte?

Weil er dieses Mal eben doch anders handelte.

Lian war niemand, der wirklich alles aus seinem Körper herausholte. Erst recht nicht, wenn andere Menschen es wohlmöglich sehen konnten. So wären vermutlich auch Charon und Rin überrascht von der Geschwindigkeit, die der 20-Jährige nun zeigte: Gleichzeitig mit dem Pfeil erschien der Braunhaarige vor Kendo. Die Sphynx war kein ausgebildeter Nahkämpfer, Geschwindigkeit hin oder her, aber die Tatsache, dass Kendo aufgrund seines Magieeinsatzes wehrlos war, offerierte Lian so ziemlich die einzige Art des Nahkampfes, die er beherrschte. Eine stupide Art, die auch Rin einst hautnah hatte miterleben dürfen, wobei es dieses Mal keinen Mönch in einer Kirche traf. Ein Fortschritt?

Lian ballte die Faust und schlug Kendo damit mitten ins Gesicht.

Der Getroffene schrie schmerzerfüllt auf und fiel bedingt durch die Wucht nach hinten weg. „Kendo!“, rief das kleinere, rothaarige Mädchen, um dessen Kopf Blitze zuckten. Allerdings waren es keine Blitze, die im nächsten Moment direkt bei Lian erschienen, sondern… Funken. Der Falls reagierte schneller, als die Explosionen hätten zünden können: Er sprang nach hinten, wurde dadurch zwar nicht direkt von der Detonation getroffen, allerdings durchaus von der Wucht weiter nach hinten geworfen, als eigentlich beabsichtigt. Lians Körper geriet in der Luft in Schieflage, sodass er sich herumdrehen musste, um sich mit den Händen am Boden abzufangen… das war der Moment, in dem das rothaarige Mädchen mit den Blitzen neben ihm erschien. Wollte sie etwa den Moment nutzen, in dem der 20-Jährige seine Hände nicht zur Verteidigung nutzen konnte? „Das ist für Kendo!“, rief sie und holte mit einer blitzenden Handfläche aus. Aber auch dieses Mädchen wurde überrascht, als von jetzt auf gleich ein reptilienhafter Schweif aus dem Steißbein des Falls wuchs und die junge Frau mit einem starken Hieb wegschmetterte.

Lian selbst rappelte sich auf. Er schien die Veränderung seines Körpers entweder nicht zu bemerken oder sich zumindest nicht dafür zu interessieren und so ignorierte er auch, dass seine runden und von hellgrüner Farbe umgebenen Seelenspiegel sich passend zu dem reptilienhaften Schweif zu schmalen Schlitzen zusammengezogen hatten. Es gab nur eine Sache, die der Falls wusste: Das alles hier war nicht mehr als ein Ablenkungsmanöver. Ein Manöver, das er nicht ewig würde aufrechterhalten können, dafür waren es einfach zu viele und zu mächtige Gegner. Sein Sichtfeld hatte sich verändert – er erkannte Charon und Rin, die für seine jetzigen Augen in der Dunkelheit hell leuchteten. Auch die Untoten strahlten, wenn auch schwächer als die lebendigen Kollegen und… Moment, da war etwas. „Hinter dem Felsen!“, schrie Lian und immerhin die Stimme des jungen Mannes war unverändert. Ihm wurde klar, was er sah - jetzt ging es darum, dass sie schneller reagierten als die Gegner: „Der Kopf!“

Zauber:

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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' - Seite 2 EmptySa 1 Apr 2023 - 19:10

Rin war sich so sicher gewesen, dass dieser Plan funktionierte. Die Position, in die sie sich selbst und Orivía gebracht hatte, war perfekt gewesen, so gefährlich sie auch war. Sie gab Lian freie Bahn und der Pfeil, den er abfeuerte, war perfekt. Das konnte sogar die Inuyama erkennen, die davon nicht viel Ahnung hatte. Doch das Schicksal spielte ihnen einen üblen Streich. Ohne, dass es auch nur einer der drei Magier bemerkte, war Verstärkung für den Feind angerückt und nicht nur irgendeine Verstärkung ... Bevor sich die Canine mit dieser Info weiter auseinandersetzen konnte, wurde sie plötzlich von einer kleinen, aber deswegen nicht weniger kraftvollen, Explosion zur Seite geschleudert. Der Druck reichte aus, um sie auf den Boden nicht weit entfernt von Charons Füßen zu katapultieren. Die Landung war alles andere als sanft, doch immerhin zerriss sie nur ein wenig ihre Kleidung. Was war hier bloß los? Die drei Jungspunde, die aufgetaucht waren, gehörten offensichtlich ihrer Gilde an und schienen alles andere als schwache Magier zu sein. Wie aus dem Nichts stand es nun drei gegen vier ... die Lebenden waren in der Unterzahl. Mühevoll rappelte sich Rin wieder auf. Das Bedürfnis, einfach aufzugeben war groß, doch sie konnte ihre Freunde nicht im Stich lassen. Erst recht nicht, wenn ihnen ein Schicksal erwartete, das noch viel schlimmer war als der Tod selbst. Außerdem war es Lian gegenüber alles andere als fair. Während die Inuyama noch damit gekämpft hatte, auf die Beine zu kommen, hatte er bereits ohne zu zögern zum Gegenschlag ausgeholt. Mit Schwung hatte er dem Gravitationsmagier einen saftigen Schlag mitten ins Gesicht verpasst. Das erinnerte sie an etwas ... Stillsnow. Sie hatte keine Wahl, sie musste weitermachen. "Charon..." Und sie wusste auch schon genau wo.
Der Schmerz und die Erschöpfung in seiner Stimme waren kaum zu überhören. Ersteres würde sie ihm nicht nehmen können, doch wenigstens ein wenig Energie konnte sie ihm zurückgeben. Ihr Blick huschte hinüber zu Lian, der die Gegner noch immer gut auf Trab hielt. Alle Augen schienen gerade auf ihm zu liegen. Auch die Inuyama war überrascht, als er plötzlich Zauber präsentierte, die sie von ihm noch nie gesehen hatte. Waren das auch Illusionen oder etwas vollkommen anderes? Sie hatte gerade keine Zeit, darüber nachzudenken, doch wenn sie hier lebendig herauskamen, musste sie ihn unbedingt darauf ansprechen! Irgendwie erinnerte er sie gerade an ihre kleine Freundin Zahar. Ihre Aufmerksamkeit kehrte zu dem Weißhaarigen zurück. Ob er es wohl annehmen würde, wenn sie ihm sagte, dass sie ihr Mana an ihn abtreten wollte? Sicher war sie sich nicht. Am besten sagte sie ihm einfach nichts. Hoffentlich hielt er lange genug still. "Charon, hör mir zu. Das ist nicht mehr die Stella, die du mal gekannt hast", flüsterte sie ihm sanft zu, stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm zur Beruhigung die Hände über das Herz zu legen. Vorsichtig und so unauffällig wie möglich konzentrierte sie ihr Mana in ihren Fingern. "Ich weiß es ist schwer, sie waren unsere Kollegen." Für Rin mochten sie zwar nur bekannte Gesichter sein, doch das hieß nicht, dass ihr Schicksal sie vollkommen kalt ließ. "Aber das sind sie jetzt nicht mehr. Ihre Seelen stecken nicht mehr in ihren Körpern. Alles, was wir jetzt noch tun können, ist, auch ihren Körpern die letzte Ruhe zu gönnen." Genau das hätte sie sich gewünscht, wenn sie von den Untoten erwischt worden wäre. Auf keinen Fall wollte sie zu einer dieser ... Puppen werden. "Lian und ich schaffen das nicht alleine, wir brauchen dich dafür." Schließlich war Charon der stärkste Magier unter ihnen. "Also bitte nimm mein Geschenk an und hilf uns ... und ihnen." Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln, ehe sie wieder einen Schritt zurück trat. Sie spürte, wie ihr Körper sich langsam schwerer anfühlte und ihre Muskeln müde wurden. So viele Zauber hatte sie noch nie in dieser kurzen Zeit gewirkt. Eine andere Option hatte sie jedoch nicht gehabt. Kaum hatte sie ihre letzten Worte ausgesprochen, hallte Lians Stimme durch den unterirdischen Gang. Hinter dem Felsen? Kopf? Was meinte er?

Zauber:


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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' - Seite 2 EmptyMi 5 Apr 2023 - 0:13

Der Kopf! Anders als Rin war Charon sofort klar, was Lian mit diesen Worten meinte, und ein siegessicheres Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Erschöpft, wie er war, hatte er weder Rins, noch Lians Kampf aufmerksam beobachten können, doch jetzt hob sich sein Kopf wieder und er starrte hinüber zu dem Felsen, an dessen Seite sich das untote Pferd ausruhte. Dieses kleine Stückchen Wissen drehte den gesamten Kampf um. Nicht länger musste Orovía einen einzelnen Schwachpunkt verteidigen. Jetzt waren es zwei. Das Einzige, was Charon fehlte, um diese Situation ausnutzen zu können, war seine übliche Kraft.
Und auf die musste er nicht lange warten.
„Rin...“, sprach er überrascht, als sie ihn angesprochen hatte, und schüttelte den Kopf. „Ich weiß. Keine Sorge.“ Es war nicht nur Stella, die ihn beschäftigte. Ja, sie war die einzige von den drei Untoten, deren Namen er gekannt hatte, aber schlussendlich waren sie alle Mitglieder von Crimson Sphynx gewesen. Seine Kameraden, für die er als A-Rang Magier verantwortlich war. Und auch all die anderen Menschen, die hier um ihr Leben gekommen waren... Er kämpfte doch, um genau solche Dinge zu verhindern. Es schmerzte, zu sehen, wie viele er nicht hatte beschützen können. Dennoch zwang er sich, Rin ein Lächeln zu schenken. „Ich weiß, warum wir hier sind, und ich weiß, das auf dem Spiel steht. Ich bin der letzte, der sich von ein paar emotionalen Gedanken zurückhalten lässt.“ Das stimmte normalerweise, aber nach den Fehlern, die er heute gemacht hat, konnte Charon der Inuyama nicht verdenken, dass sie an ihm zweifelte. Das bedeutete nur, dass er ihr und Lian beweisen musste, dass er immer noch der unbezwingbare Charon Dargin war, als der er sich stets präsentierte. Er spürte, wie Energie in seinen Körper zurückkehrte, auch wenn es nicht viel war, ein kleiner Bruchteil von dem, was er üblicherweise in sich trug. Aber was für ihn wenig war, war für viele Magier ein Großteil ihrer gesamten Ausdauer, das war Charon bewusst. Es sollte auf jeden Fall mehr als genug Kraft sein, um sich noch einmal aufzurichten und zu zeigen, warum man sich nicht mit ihm anlegte.

„Ich danke dir, Rin“, meinte er entschlossen, während er sich von der Wand abstieß und wieder ordentlich aufrichtete. Dunkle Energie waberte um seine Hände, während er seinen Hals reckte und mit zwei tiefen Atemzügen seinen Kreislauf und Körper wieder unter Kontrolle brachte. „Ich werde dein Geschenk nicht verschwenden. Ihr habt beide tolle Arbeit geleistet. Jetzt bin ich dran.“

In Charons rechter Hand bildete sich ein langer Griff, eine Stange aus purer, wabernder Finsternis, deren Ende zu einem großen Hammerkopf wurde, während sich die Dunkelheit in seiner linken Hand zu einer hübschen Blüte zusammenzog. Die vervielfältigte sich auch schnell, bis unzählige Blumen überall in diesem kleinen Teil der Höhle auftauchten... und mit einem Manaimpuls zerplatzten, kleine Blütenblätter zu Boden segeln ließen. Diese Vorbereitung abgeschlossen eilte Charon vorwärts in Richtung des Felsens und damit in Richtung des Kopfes. „Bleib, wo du bist!“, rief Stella aus und schnippste noch einmal mit den Fingern, ließ direkt vor dem Weißhaar eine größere Explosion entstehen als zuvor, doch im Gegensatz zu Orovía und den anderen ließ er sich nicht wegstoßen. Anstatt vor dem Angriff zurückzuschrecken, schritt er einfach durch die Flammen hindurch, geradewegs auf sie zu. Normalerweise würde er sich in diesem Moment Gedanken um seine teure Kleidung machen, doch jetzt gerade ging es Charon nur um die Menschen, die seine Hilfe brauchten. Um Rin, um Lian, um Calavera... und um Mina, Kendo, Stella, selbst Orovía. „So kann es nicht weitergehen, das weißt du“, sprach er, während sie ihm weitere Explosionen entgegen warf. Mit zwei plötzlichen schnellen Schritten entkam er dem Radius der Attacken und stand plötzlich dicht vor seiner Gegnerin, blickte in ihre Augen, die rechte Hand mit seinem Hammer erhoben. „Meine besten Zauber verletzen nicht. Sie zerstören nicht. Sie verursachen Schmerz und Erschöpfung und schalten meine Gegner aus“, erklärte er ruhig, während er ausholte und seinen Hammer mit voller Kraft durch ihre Beine hindurch schlug. Auch wenn sie keinen Kratzer davontrug, schrie Stella vor Schmerzen auf und kippte um, wurde nicht länger von ihren Beinen getragen, die sich wie gebrochen anfühlten. „Gegen Zombies, die keinen Schmerz wahrnehmen, hilft dieser Hammer nicht... aber du kannst denken, also kannst du auch fühlen.“ Mit einem kurzen Blick hinüber zu den restlichen Untoten stellte Charon sicher, dass die Gefahren gebannt waren. Seine finsteren Blütenblätter, die den Raum erfüllten, arbeiteten stetig daran, jeder anderen Person die Energie zu entziehen. Das betraf zwar auch Rin und Lian, aber gleichzeitig war deutlich zu sehen, wie effektiv es gegen ihre Gegner war – vor Allem die, die Lian bereits zu Boden geworfen hatte. Das elektrisierte Mädchen regte sich nicht mehr, auch wenn noch immer Blitze über ihren Körper zuckten. Kendo stöhnte auf, schaffte es aber kaum, seinen Arm zu heben. Die Konzentration, einen Zauber zu wirken, konnte er nicht mehr aufbringen. Orovía stand noch auf beiden Beinen, doch sie zitterte, hatte sich an ihr Pferd gelehnt, während sie mit einer Hand ihre Brosche bedeckte, beschützte. Wenn sie sich Charon in den Weg stellte, wäre der Schatz, der sie am Leben hielt, nicht in Sicherheit. Während der Dargin um den Fels herum schritt, schoss sie ein weiteres Schwert nach ihm, aber kaum hatte er seinen Hammer verschwinden lassen, wieder aufgelöst in die finstere Energie, aus der er bestanden hatte, griff er auch schon das Schwert aus der Luft, packte die goldene Klinge, um die Waffe zu Boden zu schleudern. „Es ist zu spät“, sprach er, während der Kopf in sein Blickfeld geriet, und streckte die Hand aus, um eine finstere Klinge zu erschaffen. „Es tut mir leid, was dir passiert ist, Orovía. Es war nicht gerecht. Aber du kannst dich nicht auf Kosten anderer an dein Leben klammern.“

Ein Schrei hallte durch die kleine Höhle, ein Echo an allen Wänden, während der Dargin wieder hervor trat. Der Körper der Kopfgeldjägerin war in sich zusammengebrochen, regte sich nicht mehr. Die helle Energie aus ihrem Hals zuckte wild hin und her, schien etwas zu suchen, das sie nicht finden konnte. Die Brosche selbst begann hell zu glühen, wie ein Warnsignal. Verzweifelt drehte sich Stella um, versuchte, selbst ohne ihre Beine in Richtung von Orovía zu krabbeln, doch Charon trat dazwischen. Aus tränenden Augen sah sie zu ihm auf. „Bitte... bitte, tu das nicht. Warum tust du uns das an?“, heulte sie, versuchte, sich aufzustemmen. Vergeblich. Auch sie verlor zunehmend an Kraft, während sie der finteren Magie des Dargin ausgesetzt war. „Wenn... wenn du mir die Brosche gibst, kann ich eine neue Mutter werden! Dann können wir überleben! Ansonsten werden wir... werden wir alle...“ „Das geht nicht. Du weißt, dass das nicht geht.“ Charon schüttelte den Kopf, während er vor dem reglosen Körper in die Knie ging und die Brosche von Orovías Hals nahm. Sich wieder aufrichtend sah er hinab auf seine ehemalige Gildenkollegin. „Ich weiß nicht, welcher Nekromant Orovía hier versiegelt hat... aber das hier ist gefährliche, verbotene Magie. Ein Zauber, der mehr und mehr Leben rauben muss, um sich und seinen Besitzer am Leben zu halten. Wenn du ihn an dich nimmst, bedeutet das, dass du mehr und mehr Menschen ums Leben bringen wirst. Das willst du nicht, Stella. Das weißt du so gut wie ich.“ „Aber... aber...“ Kraftlos gaben ihre Arme nach, ihr Oberkörper sank wieder zu Boden. Inzwischen war es nicht nur Charons Zauber, der sie schwächte. Sie konnte auch fühlen, wie die Lebensenergie ihren Körper verließ. „Mina... und Kendo... ich bin für sie verantwortlich... Ich darf sie... nicht sterben lassen...“

„Es ist zu spät.“

Es waren die gleichen Worte, die er eben gesprochen hatte, aber dieses mal saßen sie tiefer. Stachen Charon genauso sehr ins Herz wie der Person, mit der er sprach. Er schloss die Augen, während er die Brosche in seiner Hand zerbrach. „Ich werde sicherstellen, dass ihr alle ein ordentliches Grab bekommt. Das verspreche ich.“

@Lian @Rin

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Charons Zauber:


Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten...
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Welches Potenzial liegt dann in mir?

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Lian
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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' - Seite 2 EmptyMi 5 Apr 2023 - 21:14

Inmitten seines Gefechtes war es unmöglich für Lian, mitzubekommen, was für einen Zauber Rin wirkte. Genauso wenig konnte er verstehen, welche Worte der Dargin und die Canine miteinander wechselten. Aber es war nicht nur die Distanz und die Kampfhandlungen, die dafür sorgten, dass der Falls es nicht verstehen konnte… er war auch viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Oder vielmehr mit dem, was sein Körper anstellte und wie sehr sich seine Wahrnehmung verändert hatte. Der Falls spürte, was er tat und doch konnte er nicht abschließend sagen, ob er es auch selbst war, der hier handelte. Sein Körper veränderte sich, aber das waren Zauber, die Lian überhaupt nicht beherrschte. Oder etwa doch? Wieder erinnerte er sich an die Stimme in seinem Kopf und daran, was diese Stimme gesagt hatte. Verlor er wohlmöglich doch den Verstand hier unten, inmitten dieser schrecklichen Ereignisse? Hatte er sich das alles nur eingebildet? Oder war diese Stimme wirklich da gewesen – eine Stimme, die seinen Körper nun anleitete? Der Braunhaarige hatte keine Zeit, um sich in diese Gedankengänge zu verstricken, denn wichtiger war es, dass Charon, Rin und er die Aktion hier überlebten. Wenn das klappte, gäbe es zu einem späteren Zeitpunkt noch ausreichend Gelegenheit, um nachzudenken.

Nicht die Inuyama war es, die zum Gegenschlag gegen Órivia ausholte, sondern Charon. Lian erkannte noch, wie sein Freund sich mühsam aufrichtete und in der rechten Hand ein großer Hammer aus purer Finsternis erschien, während sich in der linken Hand eine dunkle Blüte bildete. Was dann geschah, ging schnell: Blüten segelten zu Boden und zerplatzten und während Stella zwar versuchte, den Vormarsch von Charon Dargin mit mehreren Explosionen aufzuhalten, scheiterte sie doch kläglich an diesem Versuch. Am Ende war es der laute, verzweifelte Schrei der Explosionsmagierin, die durch die sonstige Stille der Höhle hallte, kurz bevor sie zusammenbrach. Lian erinnerte sich daran, dass der Dargin ihm einst die Funktionsweise seiner Finsternismagie erklärt hatte, weshalb er sich denken konnte, was hier geschah – auch, als er selbst spürte, wie ihm Energie entzogen wurde. Und so kam es auch, dass der 20-Jährige sich selbst den Kopf hielt, die Augen zusammenkniff und im nächsten Moment, als sich seine Lider wieder hoben… hatten sich seine Augen wieder normalisiert. Auch der Reptilienschwanz war verschwunden, als wäre er nie dagewesen. Lian glaubte kurz, dass er sich das, was kurz zuvor geschehen war, wohlmöglich wirklich nur eingebildet hatte. Schlussendlich war es also Charon Dargin, der dem schaurigen Spektakel in den Tiefen dieses Brunnens ein Ende setzte. Doch eine wirkliche Erleichterung wollte sich in Lian auch dann nicht einstellen, als der Körper der Kopfgeldjägerin endlich in sich zusammenfiel. Das Bild, das sich ihnen hier zeigte, war einfach zu bedrückend. Stella, die über den Boden krabbelte, in der letzten Hoffnung, das Leben von ihr, aber auch das ihrer Gildenkollegen zu retten. Leben, die nicht mehr gerettet werden konnten, wie der Falls wusste. Von der mächtigen Explosionsmagierin, die sie eben noch angegriffen hatte, war nicht mehr viel übrig. Stella weinte, bettelte und es war ein Anblick, der mehr als bitter war. Charon bewies wahre Stärke, als er sich von seinen eigenen Empfindungen in seinen Handlungen nicht unterbrechen ließ. Nie im Leben gingen diese Worte spurlos an Charon vorbei… aber scheinbar wollte er auch für Stella genügend Stärke ausstrahlen, um das endgültige Ende für sie nicht noch schwerer zu machen. Etwas, wovor Lian in diesem Moment wirklich den Hut zog. Hätte er selbst auch so handeln können? Der Falls wusste es nicht.

In dem Moment, als die Brosche in der Hand des Dargin zerbrach, zerbrach auch der letzte, seidene Faden, mit denen die Körper der Untoten noch an das Leben gebunden worden waren.

Die Körper von Kendo, Mina, Stella, auch jenes von Órivia und dem kopflosen Pferd. Sie alle lagen am Boden, reglos und nicht einmal ihre Oberkörper hoben und senkten sich mehr. Sie waren gestorben – endgültig. Auch Lian musste all das hier verarbeiten, weshalb er sich ein paar Sekunden nicht rührte. Die Kämpfe in diesem Brunnen, der Zauber von Charon, aber auch alles, was die Psyche des jungen Mannes sicherlich nachhaltig beeinflussen würde. Nun war der Moment gekommen, wo all das seinen Tribut forderte. Die Beine des Falls fühlten sich an wie Wasser, ihm wurde schwarz vor Augen… und er fiel auf die Knie. „Sie sind tot“, murmelte er, ungewiss, ob Rin und Charon das am anderen Ende des Raumes überhaupt hören konnten. Aber darum ging es auch nicht – es ging darum, dass der Falls seine Gedanken sortieren musste. Nie zuvor war er mit so viel Tod auf einmal konfrontiert worden. Und hatte nicht zuletzt selbst seinen Beitrag dazu geleistet, dass unzählige Menschen endgültig ihr Dasein auf der Welt verloren. War es das, was hochrangige Magier können mussten? Lian glaubte nicht, dass er dazu fähig wäre, so etwas nochmal durchzustehen. Er wusste nicht einmal, ob er die jetzigen Erlebnisse je verarbeiten könnte. Aber es gab noch etwas anderes. Es war nicht nur der Tod, mit dem sie hier konfrontiert worden waren. Sie… hatten auch Leben gerettet, oder? Ein Gedanke, der dem Bogenschützen zumindest ein wenig Kraft zurückgab, sodass er sich mühsam wieder auf die Beine kämpfte. „Charon, Rin… wie geht es euch?“ Die Frage fühlte sich hohl an in Anbetracht dessen, was hier geschehen war. Aber Lian konnte nicht verhindern, dass er sowohl den Körper der Caninen als auch jenen des Finsternismagiers prüfend musterte, auf der Suche nach Verletzungen. Die Erschöpfung und die Strapazen waren ihnen allen mehr als deutlich anzusehen, aber sie lebten. Und das war in diesem Augenblick wohl das Wichtigste. Es dauerte ein wenig länger, bis der 20-Jährige es schaffte, zu Charon und Rin zu gelangen. Als er bei ihnen ankam, legte er die Rechte auf der Schulter das Dargin ab und reichte gleichzeitig die Linke der Inuyama – eine Geste, die sehr untypisch war für den sonst eher reservierten Bogenschützen. Aber Lian gestand sich ein, dass auch er diesen Beistand gerade brauchte. Der Anblick von Stellas leblosen Körper erinnerte den Braunhaarigen an Arietta. Wieder mussten sie am Ende einer Quest Gräber ausheben… ein schrecklicher Gedanke, dass das zukünftig öfter vorkommen könnte. Dennoch hörte Lian sich sagen: „Das werden wir zusammen sicherstellen.“ Wenngleich der junge Mann die Menschen, die hier heute gestorben waren, höchstens flüchtig kannte, änderte das nichts an der Tragik der Umstände. Auch Lian hätte sich gewünscht, dass es anders gekommen wäre. „Charon, Rin… wir haben überlebt.“ Und das, obwohl es zwischendurch alles andere als gut für sie ausgesehen hatte. Ihr Überleben war nicht zuletzt das Ergebnis von Teamarbeit und dem Vertrauen, das sie sich gegenseitig im Verlauf der Quest gezeigt hatten. Warum hörte er sich dann nicht euphorischer über diesen Umstand an? „Um ehrlich zu sein… mein Kopf ist wie leergefegt. Ich weiß nicht was ich denken, was ich fühlen soll. Ich fühle mich stumpf, nicht ganz bei mir. Vielleicht… geht es euch ähnlich.“ Die Seelenspiegel des Dargin und der Inuyama wirkten zumindest ähnlich trostlos. „Aber ich weiß, dass wir das hier ohne unsere gemeinsame Stärke nicht überlebt hätten. Und dafür bin ich euch wirklich dankbar.“ Sie hatten die Gefahr gebannt – jetzt hieß es, dem Dorf berichten, was hier zugefallen war und dann mithilfe der restlichen Dorfbewohner die Toten bergen und beerdigen. Und zumindest Lian war sich sicher: Bis er für sich selbst diese Quest als beendet erklären könnte, würden Monate, wenn nicht Jahre vergehen. Wenn er denn überhaupt irgendwann mit den hiesigen Ereignissen abschließen könnte.

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Rin
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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' - Seite 2 EmptySa 15 Apr 2023 - 15:36

Erschöpft lehnte die Canine an der Tunnelwand in ihrem Rücken. Es war nicht nur der lange, anstrengende Tag, der an ihren Kräften zehrte, sondern auch Charons Zauber. Nichtsdestotrotz musste sie wachsam bleiben, Augen und Ohren offen halten, falls noch einmal etwas schief ging, falls man noch einmal ihre Hilfe benötigte. Zwar bezweifelte sie, dass sie noch groß etwas aurichten konnte, doch das würde sie niemals davon abhalten, es zumindest zu versuchen. Ihre Augen ruhten zuerst auf dem Falls, der wohl genauso mit seinem Kräftemangel zu kämpfen hatte, wie sie selbst. Doch er war in Sicherheit. Sein Körper wirkte wieder normal, wie der eines Menschen, nicht wie kurz zuvor noch. Hatte sie sich all das womöglich doch nur eingebildet? Schließlich wanderten ihre Seelenspiegel weiter, hinüber zu Charon. Sie brauchte nicht lange zu überlegen, um sich sicher zu sein, dass er sein Versprechen hielt. Ohne zu zögern hatte er begonnen, die Energie, die sie ihm spendiert hatte, zu nutzen. Entschlossen, aber nicht, ohne seine Gnade zu verlieren, schritt er voran, ließ sich nicht länger aufhalten. Es wäre eine heldenhafte Szene gewesen, wäre sie nicht umringt von Leid und Verzweiflung. Das konnte Rin sich einfach nicht mit ansehen. Sie legte die Hände über die Ohren und schoss die Augen, ehe sie hinab in die Hocke rutschte. Ihre Knie fühlten sich an wie Pudding, als würden sie sie nicht länger halten können. Selbst so hörte sie noch das panische Flehen, doch es war zumindest gedämpft. Es war einfach zu grausam. Wieso bloß war es so weit gekommen? Und wie? Wie konnte das hier passieren? Dafür musste es doch einen Grund geben!
Mit einem Schlag kehrte schließlich Ruhe ein. Das einzige, was noch zu hören war, war das Versprechen des Dargin. War es vorbei? Hatten sie es geschafft? Langsam öffnete sie wieder ihre Augen, schielte zaghaft umher, ehe sich ihre Finger auch wieder von den Ohren lösten. Die einzigen Personen, die noch auf den Beinen waren, waren Lian, der sich gerade noch aufrappelte, Charon, der bereits auf sie zuschritt, und sie selbst. Auch die Canine hievte sich langsam zurück auf die Füße, nutzte dabei den Halt der Wand hinter sich. "Das haben wir..." Aber zu welchem Preis? Es war nicht zu bezweifeln, dass sie das Richtige getan hatten, auf Dauer hatten sie eine Menge Menschenleben gerettet, doch der Verlust derer, für die sie zu spät waren, lastete schwer auf Rins Schultern. Ob es wohl anders verlaufen wäre, wenn sie eher gekommen wären? Sie schüttelte den Kopf. Selbst wenn es so wäre, sie konnten es nicht mehr ändern. "Ja, mir geht es ähnlich." Alles wirkte schwer, hoffnungslos. Doch sie war in diesem Moment nicht alleine und das war das Wichtigste. Sie legte ihre Hand über Lians. "Ja, wir haben es gemeinsam geschafft. Gemeinsam haben wir viele Menschenleben gerettet. Das dürfen wir nicht vergessen." Mühevoll zwang sie sich ein Lächeln auf die Lippen. So einfach es auch war, sich nun in den negativen Gefühlen zu verlieren, sie durften ihre Erfolge nicht vergessen.
Einen Moment lang stand sie wortlos da, ehe sie schließlich kräftig den Kopf schüttelte und die Arme ausbreitete, um ihre Kollegen an den Schultern zu packen und sie mit einem großen Ruck zu sich in eine enge Umarmung zu ziehen. "Zusammen schaffen wir eben doch alles, schließlich sind wir ein Team." Jeder von ihnen hatte heute einen gewaltigen Beitrag zum Erfolg geleistet - jeder auf seine individuelle Art. Manchmal war es wirklich schwer zu glauben, dass das Trio so gut zusammenarbeiten konnte, doch letztendlich lag es vermutlich genau an ihren so unterschiedlichen Stärken und Schwächen, durch die sie sich ergänzten und ausglichen. Zum ersten Mal, seit sie in dieser Siedlung angekommen waren, wedelte die Rute der Hundedame leicht. Wenn sie das hier geschafft hatten, gab es dann überhaupt etwas, was sie nicht schaffen konnten? So tragisch die Ereignisse dieses Tages auch sein mochten, sie gaben ihr Hoffnung, dass sie noch so viel mehr Leid verhindern oder zumindest beenden konnten. Auch, wenn sie dafür selbst durch die Hölle gehen musste, dafür war sie bereit. An der Seite ihrer Freunde fühlte sie sich stark genug, um in dieser Welt wirklich einen Unterschied machen zu können. "Lasst uns erst einmal hier heraus. Ich halte es nicht länger hier unten aus..." Die Dunkelheit, die feuchte Luft, die inzwischen klatschnassen Klamotten, es war wirklich alles andere als angenehm. Sie alle hatten eine Pause von der Tragödie verdient, die hier stattgefunden hatte. Außerdem mussten die Einwohner so schnell wie möglich erfahren, dass sie endlich wieder in Sicherheit waren. "Kommt, ich verfolge unseren Geruch zurück."


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BeitragThema: Re: Die Siedlung 'Calavera'
Die Siedlung 'Calavera' - Seite 2 EmptyMi 19 Apr 2023 - 12:18

Unzufrieden blickte Charon hinab auf die zerbrochene Brosche in seiner Hand. Auch wenn der Zauber gebrochen war, würde noch ein Überbleibsel der Magie darin existieren… Nichts, was jemandem gefährlich werden konnte, aber vielleicht genug, um mehr darüber herauszufinden, was in diesem Brunnen geschehen war und wer Orovía und den anderen Opfern all das angetan hatte. Nach kurzem Überlegen steckte er den Rest in seine Tasche und betrachtete die Kopflose noch einmal, schaute, ob er etwas Anderes an ihr entdecken konnte. Schlussendlich wurde aber auch er von den Worten seiner Kollegen abgelenkt.
“Ah… entschuldige, das könnte an meiner Magie liegen”, meinte der Dargin mit einem schwachen Lächeln, als Lian auffiel, dass er sich leer fühlte, und fuhr sich durch die Haare. Gut möglich, dass es auch an den Ereignissen des Tages lag. Aber das Wichtigste, und das schien ihnen allen drei bewusst zu sein, war, dass es vorbei war. Dass sie es geschafft hatten, gemeinsam, etwas möglich zu machen, was selbst Charon im Alleingang schwergefallen wäre. Ein Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht, während er einen Arm um Lian, einen um Rin legte. “Ihr habt Recht. Ich wusste, ich kann mich auf euch verlassen”, nickte er, eine sanfte Wärme in seinen Worten. Trotz Allem, was heute passiert war, hatte er das Gefühl, dass sie etwas Gutes geleistet hatten. Etwas beendet, was noch deutlich schlimmer hätte werden können. Dafür waren sie da, als Gildenmagier. Und sowohl Rin als auch Lian zeigten sich reif und stark. Es waren Herausforderungen wie diese, an denen sie wachsen konnten.

Der Ausgang des Höhlensystems ließ sich schneller finden, als der Dargin befürchtet hatte, und auch, wenn ein paar magische Symbole auf ein Siegel hinwieden, schien auch dieses mit Orovías Zauber erloschen zu sein. Die Dunkelheit der Wüstennacht begrüßte die drei Magier, als sie wieder an die frische Luft traten. Das Dorf lag still und entspannt, was wohl kein Wunder war. Nur die drei Kamele der Magier erwarteten sie in der kleinen Siedlung und die Dame, die sich noch immer hinter ihrer Tür verbarrikadiert hatte. Kurz, mitfühlend, berichtete Charon, dass es vorbei war. Sie wollte ihm nicht glauben, kam noch immer nicht hervor. Seine Sorge hinten anstellend, entschloss sich der Dargin schlussendlich, dass es Zeit zum Gehen war. Wenn die erste ruhige Nacht vergangen war und sie mit eigenen Augen sehen konnte, dass die Gefahr gebannt worden sein, würde er jemanden senden, um sie zu holen. Einen anderen Weg sah er in dem Moment nicht.
“Ich kümmere mich darum, dass eine Bergungsaktion stattfindet. Ich habe vor, mein Versprechen zu halten”, meinte er, während die drei durch die Wüste ritten. Zurück nach Hause. Trotz Allem hatte er ein gutes Gefühl. Sie hatten eine große Herausforderung gemeistert, wohl eine der größten Hürden, der sie sich stellen mussten. Ihre Verbindung zueinander war stärker denn je.

Die nächste Zeit würde sicher entspannt und harmonisch verlaufen…

@Lian @Rin

~ Szenenende ~


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