Fairy Tail RPG Forum
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.



 
StartseiteSuchenAnmeldenLogin
 

 Das Knochental

Nach unten 
Gehe zu Seite : 1, 2  Weiter
AutorNachricht
Charon
Desert Night
Charon
Anmeldedatum : 23.09.14
Anzahl der Beiträge : 1571

Das Knochental Empty
BeitragThema: Das Knochental
Das Knochental EmptyDi 29 Jun 2021 - 22:50

Ortsname: Das Knochental
Art: Ödland
Spezielles: ---
Beschreibung: Knapp außerhalb der großen Wüste um Aloe Town, einen nicht allzu langen, aber in der lokalen Hitze meist unangenehmen Fußmarsch vom Dörfchen Miln entfernt, findet sich eine große, leblose Einöde, an der sich steinerner und sandiger Boden mit den ersten Bergen des nahen Gebirges treffen. Dieses glühende und unwirtliche Tal voller Steinstrukturen und Höhlen wird im Allgemeinen als Knochental bezeichnet, ein Ort, der wenig von Wert beinhaltet, aber dennoch eine große Anziehung auf neugierige Reisende ausübt. Es heißt, dass sich Schätze und Geheimnisse im Inneren der miteinander verwobenen Höhlen und Berge befinden, die bereits viele Menschen finden wollten – kaum jemand kommt aus diesem tödlichen Labyrinth aber wieder lebend heraus.

Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.


Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten...
Das Knochental Charon16
Welches Potenzial liegt dann in mir?
Nach oben Nach unten
Charon
Desert Night
Charon
Anmeldedatum : 23.09.14
Anzahl der Beiträge : 1571

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptyDi 29 Jun 2021 - 22:51

Cf: Ostturm

„Er ist nicht direkt zu dir? Wirklich?“, fragte der Dargin gespielt überrascht, als Rin seine offensichtliche Lüge selbstverständlich durchschaut hat. „Also, wenn er sauer auf mich ist, dann lässt er mich das echt spüren. Das hier ist Nichts im Vergleich. Also mach dir nicht zu viele Gedanken, in Ordnung?“
Innerlich verfluchte Charon den jungen Schützen dafür, ihn in so eine Position gebracht zu haben, auch wenn er es sich zumindest ein Stück weit selbst eingebrockt hatte. Trotzdem war das ganz schön viel für einen distanzierten Kerl wie ihn. Die Inuyama hatte sich tatsächlich an ihn geschmiegt und ihn in die Arme genommen... Hilfesuchend, wie sie wirkte, musste er sich wirklich kontrollieren, um ihr nicht noch einmal den Kopf zu streicheln. Stattdessen legte er ihr sanft eine Hand auf die Schulter. „Ssshh, alles in Ordnung. Man sieht doch, dass Lian dich gern hat... Sicher mehr als mich“, meinte er mit warmer, ruhiger Stimme. „Wir treffen uns gleich vor der Gilde, dann schauen wir uns zusammen das Knochental an und alles ist wieder gut, ja?“
Tatsächlich ging Charon davon aus, dass er vermutlich als letzter am Treffpunkt ankam, aber so, wie es aussah, war Lian noch nicht da – nur das erleichterte, wenn auch weiterhin besorgte Gesicht der Hundedame begrüßte ihn, als er aus der Tür kam. Also immer noch nur sie und er. Perfekt. Großartig. „Ah, du bist schon da... ich hoffe, ich habe dich nicht warten lassen“, meinte er und fuhr sich nervös durch die weißen, seidigen Haare. „Ich musste noch ein bisschen was Organisatorisches klären... Ah, aber Lian ist auch noch nicht da, oder? Der kommt bestimmt gleich...“ Oh, der sollte besser kommen! Wenn Lian es wagte, Rin sitzen zu lassen und zum Weinen zu bringen, während Charon sich um sie zu kümmern hatte, dann würde er sehen, warum man sich nicht mit dem Herrn der Finsternis anlegte! Der Dargin hatte kein Problem, ihm den Zauber zu zeigen, den er an seinen kleinen Diebesfreunden nicht hatte ausprobieren zu können... aber erst einmal musste er sich darum kümmern, dass seine Begleiterin nicht zu sehr über das Fehlen des Dritten im Bunde nachdachte. „Ähm... ist wieder ganz schön heiß heute, nicht wahr? Ich... ich hoffe, du hast genug Wasser dabei...“
Gott sei Dank kam Lian dann schlussendlich doch noch dazu und sorgte dafür, dass der Finsternismagier erleichtert aufatmen konnte. „Da bist du ja endlich“, meinte er mit einem Kopfschütteln und schloss sich den Worten seines Partners an. Die ganze Geschichte totschweigen klang wie eine wundervolle Option!

Ihr Ausstieg war am Bahnhof von Miln, tatsächlich nur eine recht kurze Fahrt von Aloe aus. Dafür würden sie ein gutes Stück zu laufen haben. „Laut Karte müssen wir von hier aus noch ein paar Kilometer nach Westen gehen... Es sollte aber nicht ganz so heiß sein wie in der Wüste. Wir sind praktisch an der Grenze zwischen Wüste und Gebirge“, erklärte er, nun wieder deutlich gefasster. Mit Lian in der Nähe fühlte er sich nicht so seltsam im Gespräch mit Rin, selbst wenn in der Luft immer noch eine gewisse Anspannung lag. Seine Haare aus seinem Gesicht streichend, blickte er sich in der Umgebung um. „Ich denke, es gibt keinen Grund, allzu lange in der Stadt zu bleiben... aber wenn ihr etwas vergessen habt, ist jetzt die letzte Gelegenheit, es nachzukaufen. Zwischen hier und dem Knochental begegnen wir vermutlich keiner weiteren Menschenseele.“ Sich seiner Gruppe zuwendend, betrachtete Charon erst Lian, dann Rin eindringlich. „Wie sieht's aus? Seid ihr bereit?“

@Rin @Lian


Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten...
Das Knochental Charon16
Welches Potenzial liegt dann in mir?

Lian und Elion mögen diesen Beitrag

Nach oben Nach unten
Rin
Blood Hound
Rin
Anmeldedatum : 26.12.20
Anzahl der Beiträge : 819
Alter : 21
Ort : Aloe

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptyMi 30 Jun 2021 - 10:58

Zugegeben, die Hundedame wurde durchaus nervös, als nur Charon auftauchte und Lian auf sich warten ließ. Er würde sie doch nicht hängen lassen, oder? Doch immerhin war der Weißhaarige da und sie somit nicht mehr vollkommen allein. "Nein, nein. Ich bin auch eben erst gekommen." versicherte sie ihm mit einem aufrichtigen Lächeln. Und selbst wenn er sie hätte warten lassen, es wäre auch kein Weltuntergang gewesen. Hauptsache er kam überhaupt! Obwohl sie sich erst seit gestern kannten und einen teils etwas holprigen Start hatten, genoss sie die Anwesenheit des Finsternismagiers. Auch wenn es gerade nicht so recht klappen wollte, seine Aufmunterungsversuche schätzte sie sehr. "Lian ist noch nicht da..." Ihr unsicherer Blick wanderte auf den Boden unter ihren Füßen. "Aber du hast recht, er wird sicherlich gleich auftauchen." Überzeugend klang sie bei dieser Aussage jedoch nicht. Sie war sich alles andere als sicher, ob er noch kommen würde. "Ich bin gut vorbereitet, keine Sorge..." antwortete sie abwesend. Ihr schlechtes Gewissen schlich sich bereits ein und setzte ihr in den Kopf, dass es ihre Schuld war, wenn der Falls nicht an der Quest teilnahm. Er wirkte gestern durchaus begeistert von der Idee und wenn er nun aufgrund ihres Verhaltens nicht kam ... Bevor sie diesen Gedanken weiter ausführen konnte, schwang jedoch die Tür auf und der Wuschelkopf trat zum Rest des Teams. Ohne jegliche Begrüßung verkündete er, dass sie möglichst schnell los sollten, denn ... sie hatten bereits genug Zeit vertrödelt. Das sachte Wedeln, dass bei dem Anblick des Illusionsmagiers entstanden war, fror ein. Meint er damit den gemeinsamen Abend? War all dies in seinen Augen vertrödelte Zeit? Rin wusste einfach nicht, was sie darauf antworten sollte, weshalb sie mit einem schlichten Nicken zustimmte.
Die Bahnfahrt nach Miln verlief vollkommen ereignislos. Hier und da hatte die Hellhaarige auf hübsche Kamele oder Dromedare hingewiesen, die an den Wasserstelle in der Nähe der Bahnschienen getrunken hatten, doch ansonsten hatte sie kaum etwas gesprochen. Noch immer hatte sie ordentlich an dem Verhalten des Falls zu knabbern, wünschte sich sehnlichst, dass alles wieder normal war. Die angespannte Stimmung war einfach unerträglich. Vielleicht sollte sie den ersten Schritt machen und wieder voll und ganz zu ihrem eigentlichen Ich zurückkehren? Laut und fröhlich sein wie immer und hoffen, dass sich alles schnell wieder einpendelte?
Als sie aus dem gut klimatisierten Zug hinaus in die warme Wüstenluft schritt, hatte sie ihre Entscheidung bereits getroffen. Sie musste sich zusammenreißen, für das Allgemeinwohl der Truppe! Die Situation konnte nur dann peinlich sein, wenn man es zuließ. Wenn Rin einfach so tat, als wäre es das Natürlichste der Welt, dass sie miteinander gekuschelt hatten, dann war es auch so! Außerdem, irgendwie war es ja normal, oder? "Zeig mal!" verlangte sie, als Charon die Karte erwähnte und stellte sich auf die Zehenspitzen, um einen Blick über seine Schulter zu werfen. "Ah, ich kann überhaupt keine Karten lesen..." stellte sie peinlich berührt fest. Sie wusste gar nicht, dass das so kompliziert war! All die Linien und kleinen Abbildungen sagten ihr rein gar nichts. Wie konnte der Dargin irgendetwas darauf erkennen? Da er jedoch sehr selbstbewusst seine Aussage traf, zweifelte sie kein bisschen daran, dass er wusste, was er tat. "Die paar Kilometer schaffen wir locker, oder nicht?" Auch wenn sie keine geborene Wüstenbewohnerin war, das Laufen war ihr in die Wiege gelegt. Bei gleichmäßigem Tempo konnte sie stundenlang durchhalten. Bloß an einer gewissen Hitzeresistenz mangelte es ihr, doch dafür hatte sie hoffentlich ausreichend Wasser und Abkühlung dabei. "Ich bin mehr als bereit! Meinetwegen können wir sofort los!" Langsam gewannen ihre eisblauen Äuglein ihr Strahlen zurück. Auch wenn ein Ort voller lebensbedrohlicher Gefahren auf sie wartete, alles, was die Hundedame sah, war ein aufregendes Abenteuer! "Ich habe übrigens noch den restlichen Kuchen dabei, falls jemand Hunger bekommt.Es sollte noch einmal für uns alle reichen. Zeit, noch mal etwas Neues zu backen hatte ich leider nicht." Entschuldigend legte sie die Ohren zur Seite, ehe sie fortfuhr: "Aber ich glaube der Kuchen hat euch ja auch geschmeckt!" Zumindest, wenn die Beiden die Wahrheit gesagt hatten. Doch sie schätzte die zwei nicht als Lügner ein. Sowohl Charon, als auch Lian wirkten wie ehrliche Menschen. Ein zartes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. "Was ist mit dir Lian? Brauchst du noch etwas?" Ihr erwartungsvoller Blick lag auf dem Wuschelkopf. Hoffentlich hatte er an alles gedacht!

@Lian @Charon


Eohl und Lian mögen diesen Beitrag

Nach oben Nach unten
Lian
Thief in Distress
Lian
Anmeldedatum : 03.10.20
Anzahl der Beiträge : 2005
Alter : 31

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptyMi 30 Jun 2021 - 18:35

Miln. Lian hatte nicht damit gerechnet, so bald an diesen Ort zurückzukehren. Je näher sie der kleinen Ortschaft am Rande der Wüste kamen, desto mehr driftete der 19-Jährige gedanklich ab. Er konnte es nicht kontrollieren: Es passierte einfach. So bekam der Falls auch wenig von der Atmosphäre im Zugabteil mit und störte sich auch nicht daran, dass Charon, er und Rin wenig miteinander sprachen. Ganz ehrlich? Vermutlich war Lian mit seinem abwesenden Blick aus dem Fenster nicht unschuldig daran, dass kein wirkliches Gespräch zwischen dem Team zustande kam. Ohne es bewusst wahrzunehmen, griff der Illusionsmagier unter sein Cape und fühlte nach dem silbernen Anhänger, den er stets an einer Kette um den Hals trug. Und erst das holprige Anhalten der schweren Bahn, als sie Miln endlich erreichten, weckte ihn aus seinem tranceartigen Zustand auf.

Das Dörfchen sah noch genauso aus, wie Lian es in Erinnerung behalten hatte. Es waren nicht viele Menschen unterwegs, aber die, die es waren, schenkten den Magiern so wenig Aufmerksamkeit wie möglich. Offensichtlich waren die Einheimischen noch genauso abweisend zu Fremden, wie es schon bei seinem letzten Besuch in Miln der Fall gewesen war. Während Charon und die Inuyama bereits in ein Gespräch darüber verfielen, wo sie genau hingehen mussten und sich über eine Landkarte beugten, trat der Braunhaarige einige Schritte von den Kollegen weg und blieb inmitten der Hauptstraße von Miln stehen. In einiger Entfernung konnte er das heruntergekommene Gasthaus sehen, in dem er Gin getroffen hatte. Es war auch das Gasthaus, in dessen Hinterzimmer sie ihm eröffnet hatte, was mit ihr geschehen, dass sie nach ihrer Trennung getötet und mittels Magie zurück auf diese Welt geholt worden war. Gin hatte ihm damals klargemacht, dass für ihn kein Platz mehr in ihrem (Un-)Leben war. Und trotzdem hatte er ihr seine Gefühle ein weiteres Mal gestanden... Der Bogenschütze fuhr sich in einer fahrigen Bewegung durch das lockige Haar und runzelte die Stirn, als sein Name – ausgesprochen von Rin – plötzlich an sein Ohr drang. Sofort hoben sich die Lider von Lian wieder an, er drehte sich zu den Kollegen und blinzelte. Es war ziemlich offensichtlich, dass er mit seinen Gedanken woanders gewesen war, aber jetzt, wo er in das fragende Gesicht der Inuyama sah, wurde ihm klar, dass es gerade um andere Dinge ging. „Hm?“, entwich ihm. Ein kurzes Kopfschütteln später hatte sich Lian zumindest wieder soweit zusammengerissen, dass er die Gesprächsfetzen, die er zwischen Charon und Rin mitbekommen hatte, in einen groben Zusammenhang packte. „Nein, ich habe alles“, antwortete er auf die Frage, atmete dann tief durch und sah noch ein letztes Mal mit einem Seitenblick in Richtung Gasthaus, bevor er sich endgültig davon abwandte, auf die Kollegen zutrat und die Karte schnappte, die zuvor Rin und Charon in der Hand gehabt hatte. Es war eine gute Ablenkung, die Karte zu lesen. So flogen die hellgrünen Augen also über das Schriftstück, bis er schließlich bestätigend nickte und das Papier wieder zusammenfaltete. Karten lesen konnte der 19-Jährige. „Gut, dann lasst uns weitergehen. Ich bin froh, wenn ich diesen Ort möglichst schnell wieder verlassen kann“, teilte er den Kollegen seufzend mit, gab Charon seine Karte zurück und folgte dann dem Pfad, auf den der Hellhaarige zuvor gezeigt hatte.

Das, was Charon vorhergesagt hatte, bewahrheitete sich: Sie trafen auf dem Weg ins Knochental keine andere Menschenseele. Immerhin hatte sich die Spannung, die zwischen den Magiern geherrscht hatte, mit jedem Kilometer, den sie zurücklegten, mehr gelöst. Insbesondere Lian konnte man anmerken, dass er mit jedem Schritt, den er sich von Miln entfernte, deutlich an Anspannung verlor und er sogar gesprächiger wurde. Die Kuschel-Aktion vom Morgen ließ er bei den Themen allerdings weiterhin bewusst aus, denn das war etwas, das der Falls gerade nicht weiter vertiefen wollte. Da schienen sich alle Gruppenmitglieder soweit einig zu sein, sodass sie andere Dinge fanden, über die sie sprechen konnten: Die hohen Sanddünen mit ihrem atemberaubenden Ausblick. Irgendwelche Tiere, die sie in der Ferne erkennen konnten oder die vor ihnen die Flucht ergriffen. Oder Rins Kuchen! Allgemein schaffte es die Hundedame wie ein echter Profi, jede Stille, die sich vielleicht einstellte, sofort zu überbrücken und ein neues Thema zu finden, über das sie sich unterhalten konnten. Die Sprachanteile zwischen den drei Gruppenmitgliedern waren sehr unterschiedlich verteilt (Rin liebte es offensichtlich, zu reden), aber daran schien sich soweit niemand zu stören. So kam es auch, dass Lian gar nicht mehr richtig im Gefühl hatte, wie viel Zeit vergangen war, als sich eine kleine Lehmhütte in einiger Entfernung vor dem Horizont erhob. Der Illusionsmagier stutzte, bevor er Rin und Charon darauf aufmerksam machte. „Meint ihr, da lebt jemand?“, fragte er und verzog die Mundwinkel nach unten. Er konnte es sich nicht so recht vorstellen, immerhin waren sie hier irgendwo im Nirgendwo. Warum sollte man hier leben? Vielleicht war es auch nur eine zurückgelassene Ruine, das schien naheliegender zu sein. „Hm. Wenn nicht, können wir dort trotzdem eine Pause einlegen. Dagegen hätte ich zumindest nichts einzuwenden.“

@Rin @Charon


Sprechen | Denken | Magie
Das Knochental Lian-Signature1534
Steckbrief | Magierakte | Theme

Rin mag diesen Beitrag

Nach oben Nach unten
Charon
Desert Night
Charon
Anmeldedatum : 23.09.14
Anzahl der Beiträge : 1571

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptyDo 1 Jul 2021 - 0:21

„Pass auf... wenn du hier schaust, siehst du, dass da Miln steht. Da sind wir also aktuell“, meinte Charon und deutete auf die Karte, die er extra etwas niedriger hielt, damit Rin sehen konnte, was er ihr zeigte. Dann wanderte sein Finger auf der Karte nach links. „Unser Ziel ist hier. Siehst du, wie sich die Farben ändern? Das bedeutet, dass sich die Höhe des Geländes ändert. Hier fangen die Berge an. Das ist weiter links auf der Karte, also westlich. In welcher Richtung die einzelnen Himmelrichtungen liegen siehst du an dem Kompass, hier in der Ecke...“ Gerade wollte er dem Mädchen die entsprechende Stelle zeigen, kam auch schon Lian und nahm ihm einfach die Karte aus der Hand. Kurz zog der Dargin die Augenbrauen zusammen. Man musste kein Genie sein, um zu erkennen, dass der Schütze gedanklich mit etwas beschäftigt war, aber dem Dargin einfach so sein Eigentum wegzunehmen war doch ganz schön dreist. Entschuldigend lächelte das Weißhaar Rin an. „Naja, ich schätze, ich kann dir das später mal in Ruhe zeigen... Wenn es dich interessiert, meine ich.“

Dass Lian so schnell weg wollte, und zwar spezifisch weg aus Miln, war auffällig. Es war eine Information, die Charon abspeicherte, aber aufgrund der aktuell ohnehin etwas unangenehmen Gruppendynamik entschieden nicht thematisierte. Vielleicht später, wenn er und Lian einen ruhigen Moment zu zweit hatten. Wenn es um die Vergangenheit des Brünetten ging, besprachen sie das am Besten nicht vor dem Hundemädchen, auch wenn sie eine gewisse Offenheit verdient hatte, so, wie sie sich gerade dafür einsetzte, dass alle wieder bei besserer Stimmung waren. Charon konnte nicht anders, als zumindest zu versuchen, seinen Teil beizutragen. Er ging auf ihre Eröffnungen ein, gab überall einen kleinen Kommentar dazu, beantwortete jede Frage. Mit der Zeit schien sich auch der junge Dieb wieder aufzuwärmen und seine Gedanken von dem zu entfernen, was sie bisher gefangen gehalten hatte. So fühlte sich die Gruppe doch gleich wieder viel wohliger an.

„Wer baut denn hier draußen eine Hütte...?“, meinte Charon verwirrt und schüttelte den Kopf, während er die Wasserflasche, aus der er eben getrunken hatte, wieder zudrehte. Seine luftige, weiße Kleidung leistete gute Arbeit darin, den Großteil der Hitze von ihm fernzuhalten, aber sich ordentlich zu hydrieren war dennoch wichtig, das sollte jeder halbwegs erfahrene Reisende wissen. „Naja, es ist eine gute Gelegenheit, ein wenig Schatten zu bekommen. Die sollten wir nutzen.“ Gut möglich, dass jemand, der so weit abseits aller Menschen lebte, kein Interesse daran hatte, Fremde zu treffen, aber es war immer einen Versuch wert. Mit etwas Glück hatte Lian auch recht und das hier war einfach nur eine verlassene, alte Hütte, in der sie sich ungestört ausruhen konnten. So oder so trat Charon als Anführer vor und klopfte erst einmal höflich an der Tür, darauf lauschend, ob jemand aus dem Inneren kam. Und tatsächlich, er hörte Schritte.

„Nanuu, wer verirrt sich denn da in diese Gegend?“
Mit einem lauten Lachen öffnete sich die Tür, schwang so flink auf, dass sie Charon erwischt hätte, wäre er nicht rechtzeitig einen Schritt zurück getreten. Wer hatte denn bitte eine Tür, die nach außen öffnete? Wobei das vermutlich nicht das größte Problem war – viel unangenehmer kam dem Dargin der ältere Mann vor, der mit freiem, dürren Oberkörper, einem hässlichen Schnurrbärtchen und einem breiten Grinsen vor ihm stand. „Aahaha! Ihr habt euch sicher verlaufen! Niemand bei Verstand würde freiwillig hierher kommen“, meinte der Fremde amüsiert und zeigte einen Daumen nach oben. „Willkommen bei Takerus kleiner Hütte! Braucht ihr eine Anleitung zum nächsten Bahnhof? Seid aber gewarnt, das ist ein ganz schön langer Marsch in dieser Hitze!“
„Nein, danke. Nichts dergleichen“, meinte der Dargin und schüttelte mit einem gezwungenen Lächeln den Kopf. „Mein Name ist Charon, sehr erfreut. Ich und meine Begleiter kommen gerade aus Miln... wir sind auf dem Weg ins Knochental und hatten gehofft, für einen Moment in den Schatten kommen zu können.“ Er war freundlich, seine Stimme sanft, auch wenn er sich so gar nicht danach fühlte. Die Augen seines Gegenübers weiteten sich. „Ins Knochental, soso...“, murmelte der alte Kauz nachdenklich. „Dann bratet mir bitte einen Storch. Seit ich das letzte Mal da war, ist da niemand mehr lebend zurückgekommen!“ Er wirkte ziemlich aufgeregt, grinste dann aber breit und trat von der Tür zurück. „Na dann, kommt mal herein. Schnappt euch was zu trinken, setzt euch hin, und lasst uns über Täler und Knochen quatschen!“

@Rin @Lian


Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten...
Das Knochental Charon16
Welches Potenzial liegt dann in mir?

Rin mag diesen Beitrag

Nach oben Nach unten
Rin
Blood Hound
Rin
Anmeldedatum : 26.12.20
Anzahl der Beiträge : 819
Alter : 21
Ort : Aloe

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptyFr 2 Jul 2021 - 17:48

Das feine Näschen der Inuyama zuckte, als Charon ihr einen einfacheren Blick auf die Karte ermöglichte. Ein wenig verwirrt legte sie den Kopf schief. Sie trug doch überhaupt keinen Nagellack, woher kam dann dieser prägnante Duft? Ihre Augen wanderten umher, ehe sie an den ungewöhnlich schimmernden Fingernägeln ihres Kollegen hängen blieb. "oh?" unterbrach sie seine Erklärung, welcher sie nur halbherzig gefolgt war. "Ich hatte also doch recht!" Lian entriss ihnen die Karte und Rin nutzte somit die Chance, die nun freien Hände des Hellhaarigen zu ergreifen. "Nagellack!" Ihre Rute zuckte aufgeregt, wie toll! Wie einen seltenen Kristall inspizierte sie seine Fingernägel, drehte sie ins Sonnenlicht und dann wieder in den Schatten. Wie hatte er das bloß so perfekt hinbekommen? Zwar handelte es sich nur um ganz simplen Klarlack, doch trotzdem war sie begeistert. "Das sieht so hübsch aus. Darf ich auch irgendwann mal?" Sie ließ ihn wieder los und blickte ihn mit kugelrunden, funkelnden Äuglein an. Damals in der Schule hatten sie und ihre Freundinnen sich immer gegenseitig die Nägel lackiert, doch seit sie fortgegangen war, gehörte dies der Vergangenheit an. Dabei hatte es immer so viel Spaß gemacht ...
Leider war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um über solche Dinge nachzudenken. Vorerst musste sie sich voll und ganz auf die bevorstehende Reise in das Knochental konzentrieren. Doch nicht nur sie schien geistig ein wenig vom Weg abgekommen zu sein. "Lian...?" Da stimmte doch irgendwas nicht. Was ihn wohl beschäftigte? Der Lockenkopf schien kaum etwas von seiner Umwelt wahrzunehmen! "Aufwachen!" rief sie ihm zu und wedelte mit einer Hand vor seinem Gesicht herum, ehe sie ihn einfach am Arm packte und mitzog. "Na komm, auf uns wartet doch ein superduper tolles Abenteuer! Nicht wahr Charon? Und außerdem..." Beinahe den ganzen Marsch über hatte die junge Frau die Gesprächsführung in der Hand. Selbst der Falls, welcher stumm gestartet war, klinkte sich zunehmend häufiger ein. Sie fragte ihre Kollegen über ihre Lieblingsgerichte, Lieblingszauber, Urlaubswünsche und vieles mehr aus. Ein Mangel an Gesprächsstoff gab es nicht.
Erst, als am Horizont eine einsame Hütte auftauchte, verstummte sie für einen Augenblick. "Wir sollten es direkt herausfinden!" antwortete sie auf die überraschten Fragen der zwei jungen Männer und legte direkt einen Gang zu. "Ich bin mir sicher, dass wenn hier wer wohnt, der wirklich nett sein muss!" Schließlich bekam er ja garantiert nur selten Besuch. Wenn er also die Magier sah, musste er sich zweifelsohne freuen! An der Türe angekommen ließ sie jedoch dem Dargin den Vortritt. Wenn kein Mensch in diesem Häuschen wohnte, dann garantiert Ratten, Skorpione oder anderes Getier, dass die Hellhaarige absolut angsteinflößend fand! Darauf wollte sie es auf keinen Fall anlegen. Es verstrichen höchstens ein oder zwei Atemzüge, ehe eilige Schritte auf die Tür zusteuerten. Angespannt hielt sie die Luft an. Das klang nach einer Person! Oder einem gruseligen Dämon, der nur so tat! Unsicher fanden ihre Hände einmal mehr den Weg an Lians Ärmel und klammerten sich dort fest. Langsam öffnete sich die uralte, knarzende Tür ... und ein altes, faltiges Gesicht mit lustigem Bärtchen lugte dahinter hervor. Sofort hellte sich die Miene der Hündin wieder auf. "Hallo, ich bin Rin und das ist Lian!" stellte sie den Rest des Teams vor, nachdem Charon seinen Namen bereits genannt hatte. "Wie nett, dass wir eintreten dürfen!" Die anfänglichen Zweifel an dem Häuschenbesitzer waren bereits verflogen und sie trat ohne zu zögern über die Türschwelle.
Im Inneren erwartete sie eine überraschend kühle Luft. Es schien, als wären die dicken Lehmwände tatsächlich zu etwas nützlich. Sie hielten die gnadenlose Wüstenhitze effektiv draußen. Ihre neugierigen Äuglein wanderten über die aufwändig verzierten Wände. Überwiegend hingen dort Knochen verschiedenster Tiere, aber auch einige andere Kunstwerke aus den Gütern der Natur fanden dort ihren Platz. Welch merkwürdige Einrichtung! Nach Aufforderung ließ sie sich auf ein altes, eher muffig wirkendes Sofa fallen. "Ich hoffe ihr seid bereit für eine aufregende Geschichte, denn ich befürchte es wird eure Letzte sein!" Amüsiert kicherte sie. Takeru war wirklich ein Witziger! Dass er es mit seiner Aussage toternst meinte, realisierte sie nicht im geringsten. "Wisst ihr ... auch ich war einmal so verrückt, das Knochental zu betreten." Mitreißend hob er die Hände in die Luft, ehe er fortfuhr: " Und jetzt sperrt eure Lauscherchen schön auf, denn ich sage es kein zweites Mal." Seine weit aufgerissenen Augen strichen über die Magier, als er eine dramatische Pause einlegte. "Alles in diesem verfluchten Tal ist darauf aus, euch zu töten. Kaum jemand hat es bisher in einem Stück zurück geschafft und die, die es taten, waren nie wieder die Selben. Auch ich bin nur knapp mit dem Leben davon gekommen. Doch während meiner panischen Flucht habe ich dort etwas sehr Kostbares verloren..." Seine Stimme wurde kontinuierlich leiser, ehe er komplett verstummte. Sein Blick wanderte zur Seite und er schien sich an etwas zu erinnern. "Mein wertvoller Schatz... irgendwann werde ich ihn mir zurück holen..." Moment mal, weinte der Mann da etwa gerade? Selbst Rin wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte, schließlich war er ein vollkommener Fremder. Sie konnte ihn nicht einfach in den Arm nehmen und trösten! "Ich ... ähm ich bin mir sicher, dass dieser Verlust sehr schwer für Sie gewesen sein musste." Ein Moment der peinlichen Stille entstand. Niemand sagte etwas, man hörte nur das schwerfällige Atmen des Alten. Auf einmal schien sich ein Schalter umzulegen: "Ich warne euch, seid nicht so leichtsinnig wie ich! Vielleicht bezahlt ihr diesen Ausflug mit eurem allerwichtigsten Besitz... eurem Leben!"

@Lian @Charon


Lian mag diesen Beitrag

Nach oben Nach unten
Lian
Thief in Distress
Lian
Anmeldedatum : 03.10.20
Anzahl der Beiträge : 2005
Alter : 31

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptySa 3 Jul 2021 - 14:20

Lian überließ gerne Charon die Führung, als dieser an die Tür der kleinen Lehmhütte trat und entschieden anklopfte. Ob da überhaupt jemand wohnte? Die hellgrünen Augen des Illusionsmagiers sahen sich in der Umgebung um, aber auf Anhieb konnte er keine Indizien entdecken, die darauf schließen ließen, dass irgendein Mensch um die Hütte herum unterwegs gewesen war, geschweige denn, dass eine Person hier wohnte. Umso überraschender war es daher, als Schritte aus dem Inneren des Gebäudes erklangen. Lians Kopf wandte sich um, als er einen Griff an seinem Ärmel wahrnahm - Rin klammerte sich an ihn! So wie in Stillsnow… die Mundwinkel des Falls hoben sich zu einem dezenten Grinsen, während er die zitternde Inuyama von oben herab betrachtete, allerdings keine Anstalten machte, sich aus dem Klammergriff zu lösen. Irgendwie hatte er sich schon fast daran gewöhnt, dass die Hundedame bei ihm Sicherheit suchte – und ein bisschen genoss er es auch. Gemeinsam mit den Erinnerungen an Stillsnow kamen auch die Erinnerungen an ihre Vergangenheit, sowie die Unsicherheit, wie Rin reagieren würde, wenn sie irgendwann erfahren sollte, wer er in Wirklichkeit war. Ob sie dann immer noch Sicherheit bei ihm suchen würde? Das Grinsen in den Zügen des 19-Jährigen verschwand, kurz bevor die Tür der Lehmhütte schwungvoll aufgerissen wurde. Vor den Magiern zeigte sich ein abgemagerter, alter Mann mit bizarrem Schnurrbart, der es nicht für nötig hielt, ein Oberteil zu tragen. Niemand bei Verstand würde freiwillig hierherkommen? „Offensichtlich nicht…“, kommentierte Lian trocken, ohne den Blick von der zittrigen Gestalt abwenden zu können. Er zuckte merklich zusammen, als Rin sich entspannt von ihm löste und freudig ihre Namen verkündete. Wow, die Hellhaarige überraschte den Falls immer wieder mit ihrer naiven Wahrnehmung. Während die junge Frau dem gebrechlichen Mann in die Lehmhütte nachhüpfte, wechselte Lian einen skeptischen Blick mit Charon, in der Hoffnung, dass zumindest er merkte, dass mit dem Alten irgendetwas nicht stimmte.

Die Kühle im Inneren der Hütte war angenehm, die Inneneinrichtung… eher weniger. Die Wände waren geschmückt mit den Gebeinen verschiedenster Tiere, die scheinbar nicht nur aus der Wüste stammten. Nicht alle Wesen konnte Lian auf Anhieb zuordnen, aber ein massiver Stierschädel sowie ein Elchgeweih stachen ihm sofort ins Auge. Er musterte gerade einen verstaubten Teppich, der an der Wand hing und ihn vage an die Kunstwerke in der Kathedrale von Stillsnow erinnerte, als die Stimme des Alten erneut ertönte. Erst als er zu erzählen begann, ließ sich der Braunhaarige ebenfalls auf das muffige Sofa neben Charon nieder und bereute es sogleich, als er eine dicke Staubschicht durch die Luft wirbeln sah. Wann hatte der Typ hier das letzte Mal sauber gemacht? Mehr oder minder aufmerksam hörte er den Erzählungen des verrückten Mannes zu, schenkte seiner Warnung aber keine besondere Aufmerksamkeit – ganz offensichtlich war dieser Alte nicht mehr ganz bei Verstand, weshalb man wohl nicht zu viel auf die Dinge geben sollte, die er zum Besten gab. Jedoch gab es ein Detail, das Lian hellhörig werden ließ: „Ein wertvoller Schatz, ja?“ Der Dieb schmunzelte, stützte sich auf der verkommenen Armlehne des Sofas ab und ließ das Kinn in seine Handfläche wandern, während er aus schmalen Augen zu dem Fremden blickte. Das hörte sich interessant an. Lian wollte mehr über diesen Schatz erfahren, verstummte jedoch, als plötzlich dicke Tränen aus den Augenwinkeln des Mannes seine Wangen herabflossen. Er… weinte. Echt jetzt? Die peinliche Stille, die eintrat, vermochte auch der 19-Jährige nicht zu überbrücken. Ein Glück, dass der Verrückte seinem Ruf als Verrückter alle Ehre machte, als der Tränenfluss von einer Sekunde zur Nächsten vorbei war und er sich stattdessen gerade aufrichtete und einen eindringlichen Blick zu jedem einzelnen Magier warf. Bedeutungsschwanger warnte er die drei davor, dass sie ihren Ausflug mit ihrem Leben bezahlen könnten – am Ende blieb sein Blick beim Falls hängen. „Wenn Ihr anders als so viele andere mit dem Leben davongekommen seid, wart Ihr wohl nicht so leichtsinnig, wie Ihr meint“, griff er die Worte des Fremden auf und schenkte ihm ein warmes Lächeln, ohne den Blick abzuwenden. Das schien den Alten für einen Augenblick aus dem Konzept zu bringen, doch Lian winkte ab. „Ihr habt also Euren Schatz im Knochental verloren, ja? Wie wäre es mit einem Deal?“ Er versuchte, den Blick des Mannes aufzufangen, doch da die Seelenspiegel des anderen recht unstet von rechts nach links und wieder zurückwanderten, war das gar nicht so einfach. „Ihr erzählt uns, was für einen Schatz Ihr verloren habt… und was Ihr sonst noch so im Knochental gesehen habt. Welche Dinge gibt es, auf die wir besonders achten sollten? Was gibt es, das Euch in Erinnerung geblieben ist? Fallen, Abzweigungen, Schatzkammern?...“ Wenn man genau aufpasste, würde man das interessierte Funkeln aus den grünen Seelenspiegeln insbesondere beim letzten Wort erhaschen können. Er zuckte mit den Achseln. „Und im Gegenzug schauen wir, ob wir Euren Schatz finden und zu Euch zurückbringen können.“ Und nein, nur weil Lian das in Aussicht stellte, hieß das nicht, dass er wirklich vorhatte, diesem Verrückten seinen Schatz zurückzubringen. Er hatte ja auch nur gesagt, dass sie schauen würden, ob sie könnten. Je nachdem, um welchen Schatz es sich handelte, würde der Falls ihn auch einfach selbst mitnehmen. Aber das mussten sie dem Alten ja nicht unter die Nase binden, nicht?

@Charon @Rin


Sprechen | Denken | Magie
Das Knochental Lian-Signature1534
Steckbrief | Magierakte | Theme
Nach oben Nach unten
Charon
Desert Night
Charon
Anmeldedatum : 23.09.14
Anzahl der Beiträge : 1571

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptySo 11 Jul 2021 - 9:33

„H-hey!“ Charon hatte es tatsächlich lieb gemeint, als er dem Mädchen zeigen wollte, wie man eine Karte las, aber offensichtlich interessierte sie das überhaupt nicht – sie hatte stattdessen angefangen zu schnuppern und hatte sich nun entschieden, sich über seine Fingernägel lustig zu machen. Er achtete darauf, dass man nicht erkennen konnte, was er gemacht hatte, jeder Teil seines Körpers sollte aussehen, als würde er von seiner reinen, natürlichen Schönheit glänzen... aber die feine Nase der Hündin machte ihm da einen Strich durch die Rechnung. „Ich weiß nicht, wovon du redest. Ich trage keinen Nagellack“, meinte er, musste sich ganz schön anstrengen, um ruhig zu bleiben, während er seine Hand aus dem Griff des Mädchens zog. „Wenn du dich nicht für die Karte interessierst, brauche ich sie dir ja auch nicht weiter zu zeigen. Dann gehen wir einfach.“

Glücklicherweise schien sich Lian überhaupt nicht für die Situation interessiert zu haben, das hätte sonst unangenehm werden können. So war es aber nicht allzu schwer, einfach bei Rins allgemeiner, wechselhafter Gesprächsführung mit einzusteigen. Bei seinem Lieblingsessen konnte er sich nicht so recht zwischen einem guten Steak und einem schmackhaften Sorbet unterscheiden, während er als Lieblingsurlaub ein wenig von den Reisen erzählte, die er vor dem Beitritt in die Gilde zwei Jahre lang gelebt hatte, und meinte, dass er es gerne wieder täte, wenn ihm etwas mehr Zeit blieb. Als sie nach den Lieblingszaubern der beiden fragte, wurde er allerdings sichtlich nachdenklich. „Hm... ich mag tatsächlich am meisten die Zauber, die ich selbst entwerfe. Es liegt eine gewisse Schönheit darin, etwas zu verwenden, das niemand vor dir konnte“, meinte er und nickte, legte eine Hand an sein Kinn. „Mein Lieblingszauber ist vermutlich Graveside Flowers... wunderschöne Blütenblätter aus reiner Finsternis, die jedem, der sie berührt, die Energie entziehen. Ein simpler Weg, Feinde zu schwächen, ohne ihnen wirklich zu schaden. Lian, du erinnerst dich sicher?“

Das Haus des Irren war etwas seltsam geschmückt, aber schlussendlich angenehm kühl. Die Skepsis von Lian winkte der Dargin ab, wippte seine offene Hand zweimal auf und ab, um zu zeigen, dass sich der Schütze keine Sorgen machen musste. Entsprechend entspannt war auch sein Gesichtsausdruck, schließlich gab es nichts, was irgendein Fremder ihnen anhaben konnte. Charon hatte bereits versprochen, seine beiden Begleiter sicher zu halten, ob sie das nun wollten oder nicht. An seiner Seite gab es kein Risiko zu fürchten.
Die Geschichte des alten war tatsächlich schockierend kohärent, dafür, wie seltsam er wirkte. Vielleicht war er doch ein Stück weit zurechnungsfähig. Während Lian die wichtigen Fragen stellte, machte sich Charon die ein oder andere mentale Notiz. „Ich helfe gern jedem, der diesen furchtbaren Ort überleben will. Auch wenn der einzig sichere Weg ist, gar nicht erst dorthin zu gehen“, meinte der Alte kopfschüttelnd über Lians Deal. „Aber wenn ihr meinen Schatz findet und aus den Fängen des Tals befreit, wäre mir das eine große Freude. Ich habe ihn nie vergessen. Takeru hat ihn nie vergessen.“ Bei diesen Worten wurde sein Blick wieder trauriger, senkte sich gen Boden. Bevor er wieder zu weinen beginnen konnte, hob Charon eine Hand und ergriff das Wort. „Wir sind Gildenmagier von Crimson Sphynx. Die Einwohner Fiores glücklich und sicher zu halten ist unsere Bestimmung“, meinte er bestimmt und sanft. „Wir werden so oder so unser Möglichstes tun, Ihren Schatz zu befreien. Aber unsere Chancen steigen, wenn Sie unsere Fragen beantworten... Meinen Sie, Sie können noch kurz weitersprechen?“
Takeru schluckte, nickte. Er wischte sich kurz über die Augen, obwohl die noch trocken waren, und lehnte seinen Rücken gegen die Wand hinter seinem Hocker. „Genau, genau... ich will ja helfen“, sagte er mehr zu sich selbst, schien sich wieder einkriegen zu wollen. „Mein Schatz... ist eine wahre Perle. Wunderschön, mit glänzend weißer Schale, und so groß... größer als du, Lian.“ Er lachte tatsächlich kurz, als er das sagte. Charon blinzelte verwundert. Eine menschengroße Perle? Das war nicht nur sehr unwahrscheinlich, er konnte auch nur schwer glauben, dass der Mann so etwas mit sich herumgeschleppt hatte. Es war vermutlich eine Übertreibung. Vielleicht auch größenwahn. Beides schien nicht unwahrscheinlich... trotzdem hatten Perlen einen nicht zu vernachlässigenden Wert. „Fallen gibt es keine. Die Tode dort sind nicht das Werk von Menschen. Nehmt euch vor den Felsen und Steinen in Acht. Es ist, als würden die Höhlen selbst alles töten wollen, was sich in sie verirrt.“ Mit einem leisen Schlucken biss Charon die Zähne zusammen. Die Höhlen selbst? Die Natur? Das klang doch recht besorgniserregend. Seine Gedanken fuhren zurück zu dem Buch, das er gelesen hatte, bevor er zu Lian gekommen war. Ob es wohl eine Verbindung zu dem Thema gab, das er aktuell erforschte...? „Abzweigungen gibt es unendlich viele. So viele Pfade, so viele Höhlen. Sie verändern sich auch. Mit jeder Erschütterung, jedem Erdrutsch schließen sich Wege und es öffnen sich neue. Das Tal genießt es, Eindringlingen den Ausweg zu versperren und sie unendlich im Kreis zu führen, bis sie verhungern, verdursten, ertrinken oder zerquetscht werden. Und Schatzkammern... ja, ich denke, ich habe so etwas wie eine Schatzkammer gesehen, als ich dort war. Ich konnte aber nichts mitnehmen... stattdessen habe ich alles dort gelassen, was mir Etwas bedeutet hat.“ Mit einem mal weiteten sich Charons Augen und sein Körper lehnte sich unweigerlich leicht nach vorne. Ihm war bewusst, dass sein Fokus eher auf der vorherigen Aussage liegen sollte, aber instinktiv sah sein inneres Auge vor sich eine Höhle, in der Schatztruhen und Goldmünzen lagen, und teure Klamotten und bewundernde Frauen tanzten vor seinen Augen. Nie wieder hungrig, nie wieder durstig, nie wieder davon abhängig, Essen von Lian zu schnorren... das klang wundervoll! „Es gibt eine Höhle... eine besonders schöne Höhle. Sie ist groß, und ihr könnt Licht aus einem kleinen Loch in der Decke sehen“, meinte Takeru, schloss die Augen, um sich an den Anblick zu erinnern. „Es liegt eine angenehme Atmosphäre in der Luft, ganz anders als im Rest der stickigen Höhlen... und vor euch erstreckt sich ein großer See, dessen Wasser klar und wunderschön glitzert. Wenn ihr davon trinkt, schmeckt es so rein und klar, dass es ist, als würde es eure Seele wärmen. Und blickt ihr hinein... dann seht ihr sie.“ Er öffnete seine Augen wieder, sein Blick ernst. „Dort, in den Tiefen des Wassers... liegt das Hab und Gut vieler, vieler Menschen, die im Knochental ihr Leben gelassen haben. Und noch viel mehr.“

@Rin @Lian


Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten...
Das Knochental Charon16
Welches Potenzial liegt dann in mir?
Nach oben Nach unten
Rin
Blood Hound
Rin
Anmeldedatum : 26.12.20
Anzahl der Beiträge : 819
Alter : 21
Ort : Aloe

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptyMo 19 Jul 2021 - 11:49

Ungläubig lauschte die Hellhaarige den Erzählungen über die Höhlen des Knochentals, welche ihren eigenen Willen zu besitzen schienen. War das wirklich möglich? Sie glaubte an viele Dinge. Geister, Einhörner, Drachen und und und. Aber das? Das schien ihr doch ein wenig suspekt. Ihre Finger zupften an Lians Ärmel, ehe sie sich zu ihm herüber beugte. "Glaubst du ihm...?" flüsterte sie, klang ehrfürchtig und nervös. Der Gedanke, in den eigensinnigen Höhlen den Rückweg versperrt zu bekommen und qualvoll dort sterben zu müssen, ließ sie erschaudern. Selten machte sie sich Gedanken über ihre eigene Mortalität, doch jetzt, wo der Alte ihnen im Detail die lebensgefährlichen Tücken des Tals erklärte, kam sie ins Grübeln. War diese Quest wirklich eine gute Idee? Sie ... sie wollte auf keinen Fall sterben! Wieso war ihr nicht eher aufgefallen, wie riskant diese Aktion war? Ein kurzer Blick zu ihrer beider Seiten verriet ihr, dass sie wohl die Einzige war, die plötzlich kalte Füße bekam. Sowohl der Falls, als auch Charon schienen weiterhin überzeugt. Ihre Begeisterung schien sogar zu steigen! Nervös schluckte Rin. Ihre Kollegen schienen so gelassen und sorglos. Vielleicht machte sie sich zu viele Gedanken? Vielleicht übertrieb der Einsiedler ja maßlos und sie war die Einzige, die dies nicht erkannte. Unbewusst lehnte sie sich gegen die Schulter des Braunhaarigen. Er würde sie beschützen, richtig? Nicht nur er ... auch der Dargin hatte genau dies versprochen. Er hatte ihr doch eben noch erzählt, dass er sogar eigene Zauber erfinden konnte. Im Notfall konnte er also einfach einen erfinden, der sie aus den Höhlen herausbrachte! Was hatte sie also zu befürchten? Überhaupt nichts ...
Auch die Aussicht auf Gold und Reichtum konnte ihr keinen Stups in die 'richtige' Richtung geben. Mal abgesehen davon, dass sie alles hatte, was sie brauchte, war sie sich nicht einmal sicher, ob sie sich wirklich wohl dabei fühlen würde, das Hab und Gut verstorbener Menschen zu plündern. Nur eine Sache in dieser Schatzkammer interessierte sie: Die überdimensionale Perle, die Takeru dort angeblich zurück gelassen hatte. Sie schien ihm wirklich eine Menge bedeutet zu haben. Als Magier der Crimson Sphynx war es ihre Aufgabe, sicherzustellen, dass die Bevölkerung glücklich war und somit war es wohl oder übel ihre Pflicht, zumindest zu versuchen, dieses Ding zurückzuholen. Auch Lian schien es so zu sehen! Einmal mehr war sie beeindruckt von der selbstlosen Art des Lockenkopfes. "Okay, also trotzen wir den Gefahren des Knochentals, finden die tiefste aller Höhlen und holen aus ihrem Inneren die Perle zurück! Das schaffen wir!" fasste sie zusammen, klopfte sich dabei motivierend auf die Oberschenkel. Mehr gab es nicht zu wissen, oder? Sie blickte noch einmal zu ihren Teamkollegen, doch auch diese schienen keine weiteren Fragen mehr zu haben. "Vielen Dank für Ihre ... ausführlichen Hinweise, Takeru. Wir werden uns nun auf den Weg machen." Sie erhob ich vom Sofa, ehe sie zögerlich ergänzte: "Bis bald." Hoffentlich.
Der Knoten im Magen der Inuyama wurde immer dicker und schwerer, je weiter sie sich dem Tal näherten. Schuld daran waren nicht nur ihre Sorgen, die zunehmend mehr Zeit hatten, sich auszubreiten und in ihren Gedanken festzusetzen. Da war noch etwas Anderes. "Lian ... Charon ... ihr riecht das doch auch, oder?" Ein Geruch, der sie nun schon eine ganze Weile plagte. Er war so süß und ekelhaft zugleich, dass sie sich bemühen musste, sich nicht zu übergeben. Er war so prägnant, dass er beinahe einige weiter entfernte Düfte überdeckte, die sie (noch) nicht zuordnen konnte. Es war grauenvoll. "Der Tod ist überall." In diesem Moment wünschte ich die Hellhaarige nichts sehnlicher, als ihre Sinne für eine Weile ausschalten zu können. Lebewesen, die ihr Leben gelassen hatten, besaßen einen ganz spezifischen Geruch. Es war nicht nur der einsetzende Verwesungsprozess, sie rochen auch ganz einfach anders. Sie konnte es nicht erklären.
Auch wenn sie es nicht wollte, der Gestank weckte Erinnerungen in ihr, die sie lieber weiter verdrängt hätte. Vor einigen Jahren war sie ihm bereits einmal ausgesetzt gewesen. Stur blickte die Hundedame auf den Boden unter sich, die Augen weit geöffnet. Sie befürchtete, wenn sie auch nur einmal blinzelte, würden die Bilder wieder auftauchen. Unbewusst legte sie auch die Ohren zurück und zog die Rute ein. Sie hatte bereits in Stillsnow mit ihren Erinnerungen zu kämpfen gehabt. Hatte das nicht ausgereicht? Wieso jetzt erneut? Ihr Blick wanderte zu Lian. Er wusste, was ihr geschehen war. Aber sie wollte ihn nicht erneut damit belasten. Außerdem war auch Charon da. Auf keinen Fall wollte sie ihm die Illusion nehmen, dass sie nichts weiter als eine sorglose, fröhliche Tiermenschin war. Im Moment hatte sie niemanden, mit dem sie über ihre Gefühle reden konnte. Doch vielleicht war das auch besser so. Der Tod ihrer Eltern war ihre eigene Last, die sie niemand anderem aufbrummen wollte. Leise seufzend strich sie sich über die Haare und bemerkte dabei die Position ihrer Lauscher. Schnell richtete sie diese wieder auf. Sie wollte hier weg. Dringend. Der Geruch machte sie einfach nur verrückt! Doch sie konnte und wollte ihre Kameraden nicht im Stich lassen. Womöglich konnte ihre feine Nase noch einen bedeutenden Unterschied machen.

@Lian @Charon


Lian mag diesen Beitrag

Nach oben Nach unten
Lian
Thief in Distress
Lian
Anmeldedatum : 03.10.20
Anzahl der Beiträge : 2005
Alter : 31

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptyDi 20 Jul 2021 - 19:30

Eine Perle, mindestens so groß wie Lian? Nein, das konnte nicht stimmen. Das war absolut unmöglich. Aber… selbst wenn sie nur halb so groß war? Ein Viertel so groß? So oder so klang dieses Schmuckstück verdammt wertvoll und der Braunhaarige konnte sich sofort horrende Summen vorstellen, die ihm für so eine Perle auf dem Markt von Aloe Town geboten werden würden. Aber das war noch nicht alles, nein! Denn Takeru erinnerte sich an einen See mit kristallklarem Wasser, irgendwo in den Tiefen der Höhle, in dem unzählige Wertgegenstände liegen sollten, die nur darauf warteten, mitgenommen zu werden. Der Instinkt des Diebes und Gauners übernahm für den Augenblick die Zügel und die hellgrünen Augen des Falls glitzerten mindestens ebenso interessiert wie die von Charon. Beide Männer beugten sich interessiert nach vorne. Auch wenn sie den Erlös am Ende teilten, würde genügend übrigbleiben, um ein sorgloses Leben zu führen! Diebstähle nur noch aus Spaß an der Freude, nicht mehr aus einer tatsächlichen Notwendigkeit, das klang unglaublich verlockend! Erst das besorgte zupfen von Rin an seinem Ärmel riss Lian aus seiner Euphorie. Ob er glaubte, dass die Erzählungen von Takeru stimmten? Er hoffte es! Aber stimmt, da waren nicht nur die Schatzkammern gewesen, der verrückte Einsiedler hatte auch von sich verändernden Pfaden in der Höhle gesprochen und davon, dass Menschen von den Steinen und Felsen förmlich verschlungen wurden. Hm. „Er hat sich vermutlich nur verlaufen, das ist alles“, wiegelte der Braunhaarige am Ende seiner Überlegungen im Flüsterton ab, damit Takeru es nicht mitbekam. Eine Höhle lebte nicht, Pfade veränderten sich nicht von Geisterhand. Sehr wohl konnte es aber so wirken, wenn man die Übersicht verlor und Takeru schien jemand zu sein, der sehr schnell die Übersicht verlor. Nicht nur über Pfade und Gänge, sondern scheinbar auch über sein ganzes Leben und seinen Verstand. Naja. Während Rin sich gegen die Schulter des Illusionsmagiers lehnte, sah dieser nachdenklich auf den hellen Schopf herab… und er merkte, wie sich ein Gefühl in ihm breitmachte, dass er Rin wirklich beschützen wollte. So schnell, wie dieser Gedanke gekommen war, genauso schnell schalt sich der Falls selbst einen Narren. Er! Beschützen! Er war ein jämmerlicher Beschützer, das war ihm schmerzlich bewusst. Gin hatte er jedenfalls nicht beschützen können… Die Inuyama sollte sich lieber an Charon klammern. Der Dargin konnte mit seiner Finsternismagie im Zweifel deutlich mehr ausrichten als Lian mit seinen kleinen Illusionen… er seufzte stumm, als er sich über seine eigenen Unzulänglichkeiten mal wieder bewusstwurde. Er konnte immer noch nicht verstehen, was genau es war, das Rin in ihm sah, dass sie ausgerechnet an seiner Schulter Sicherheit suchte… Als die Kollegin unvermittelt aufstand und die Verabschiedung einleitete, sprang auch der Dieb schnell auf die eigenen Füße und blickte der Inuyama verdutzt nach. Charon folgte und das Schlusslicht stellte der Falls dar. „Danke für die Hinweise!“, richtete er in einem übertrieben freundlichen Tonfall noch die letzten Worte an Takeru, hob die Hand zum Abschied und sah nicht einmal hin, als er beim Senken der Hand unauffällig über die neben ihm stehende Kommode strich und eine Kette aus Elfenbein in den Taschen seiner Hose verschwinden ließ. Noch war er nicht reich. Noch brauchte er die Diebstähle. Und es war ja nur eine kleine Kette, die würde der Verrückte schon nicht vermissen.

Vom Haus Takerus aus war es nicht mehr weit bis zum Knochental. Mehr als ein Schild stand am Wegesrand, das darauf hindeutete, dass man umkehren sollte, dass der Zutritt zum Knochental verboten war – zur eigenen Sicherheit. Lian kam ins Stutzen und – wenn er ehrlich war – kam nun auch in ihm ein leicht mulmiges Gefühl hoch. Die Erzählungen Takerus um die Gefahren, die im Knochental lauern sollten, waren eine Sache. Der Typ hatte ganz offensichtlich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Aber diese Schilder hier? Der Falls glaubte nicht, dass der Einsiedler die Schilder aufgestellt hatte, woraus man schließen konnte, dass in diesem Tal wirklich allerlei Gefahren warteten. Und so wanderte der euphorische Gedanke an die vielen Schätze, die wohlmöglich im Knochental auf sie warteten, zunehmend in den Hintergrund und machte einer ordentlichen Portion Unsicherheit Platz. Zum ersten Mal keimte in Lian der Gedanke auf, dass es vielleicht doch keine so kluge Idee gewesen war, hierherzukommen… im Zweifel war er eben doch ein Angsthase. „Lian … Charon … ihr riecht das doch auch, oder?“ Die Frage von Rin kam unerwartet. Riechen? Was denn riechen? Der Illusionsmagier schnupperte, konnte aber keinen besonderen Duft wahrnehmen – er hatte eben keine feine Nase wie die Lupine und am Eingang des Tals waren sie noch nicht angekommen. Sehr knapp ergänzte die Inuyama ihre Aussage, als sie erwähnte, dass der Tod überall lauern würde. Die grünen Äuglein des Falls wurden groß und das Herz setzte einen kleinen Augenblick aus. Tod? Lauerte hier überall? Okay, er wollte auf dem Absatz kehrtmachen. Tatsächlich war es nicht der Gedanke an Charon, der ihn vermutlich bis ans Lebensende für seine Angst aufziehen würde, durch den Lian an einer Flucht gehindert wurde. Nein, es war der verängstigte Ausdruck von Rin, der ihn innehalten ließ. Ihre Hände verkrampften sich, die Ohren hingen schlapp herunter und die hellblauen Augen starrten unsicher gen Boden. Der 19-Jährige kannte diesen Ausdruck: Es war der Ausdruck, den die junge Frau auch damals in Stillsnow gehabt hatte, als sie vom Tod ihrer Eltern berichtet hatte. Lian biss die Zähne zusammen und atmete tief ein – als Rin schließlich aufsah und ihn direkt anblickte, hatte der Dieb gar keine andere Möglichkeit mehr. Obwohl ihm alles andere als danach war, nahm er sich vor, Sicherheit auszustrahlen. Ein bisschen schauspielern und lügen waren immerhin seine leichteste Übung. Er fasste Rin an der Schulter, um sie zum Anhalten zu bewegen. „Rin, warte mal“, bat er, trat dann direkt vor sie und suchte den Blickkontakt mit den hellblauen Seelenspiegeln. Sie roch hier etwas, das sie nicht riechen wollte? Okay, damit konnte er arbeiten. Ohne lange zu zögern, griff er in seine Hosentasche und hielt ihr eine helle Elfenbeinkette entgegen. „Die hat Takeru mir aus seinem Haus mitgegeben, damit wir seine Perle wiederfinden können“, erklärte er weiter, ohne Charon auch nur eine Sekunde anzublicken. Der Dargin konnte sich seinen Teil sicherlich denken… „Kannst du dich auf den Geruch der Kette konzentrieren? Vielleicht haftet der Geruch auch noch an der Perle und wir können dadurch den Weg finden“ Ohne weiter zu warten, drückte er der jungen Frau die Kette in die Hände, dann wandte er sich auch an den Finsternismagier. Eigentlich war Lian niemand, der seine Ideen in großer Runde teilte: Jetzt aber hatte er sich vorgenommen, Sicherheit auszustrahlen und dazu gehörte auch, zu zeigen, dass man die gesamte Situation unter Kontrolle hatte. Also teilte der junge Mann seine Ideen zum Vorgehen, was sonst so gar nicht seinem Naturell entsprach. „Wir müssen verhindern, dass wir uns in dem Tal verirren. Rin hat eine besonders feine Nase, vielleicht können wir uns das zunutze machen.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust, dachte kurz darüber nach. Lian war nicht als großartiger Magier großgeworden und hatte sich in seinem Leben immer Lösungen einfallen lassen müssen, die auch ohne mächtige Magien funktionierten. Er hatte sich die Dinge zunutze machen müssen, die in seiner Umgebung zu finden waren, ohne selbst größere Dinge erschaffen zu können… und dann zuckten seine Augenbrauen nach oben. „Mein Cape.“ Nach dem langen Marsch durch die Wüste roch sein Cape mit Sicherheit sehr intensiv nach dem Illusionsmagier, soviel stand fest. Er hätte auch Charon darum beten können, seinen Umhang zu opfern, aber ein kurzer, vielsagender Blickkontakt mit dem Dargin machte beiden klar, dass sie wussten, dass gerade Charon sicherlich nicht sein Kleidungsstück für diese Quest opfern würde. Also blieb nur noch die Kleidung vom Bogenschützen übrig. Kaum war das Wort ausgesprochen, dreht er sich zu der Inuyama. „Wenn wir Teile meines Capes in regelmäßigen Abständen auf dem Weg drapieren, meinst du, du könntest daran den Rückweg erschnuppern?“ Lian war so überzeugt von seiner Idee, dass ihm gar nicht auffiel, wie merkwürdig sich die Worte anhörten. Aber er hatte in Stillsnow gesehen, wie ausgeprägt die Sinne von Rin waren, weit ausgeprägter als jene eines normalen Menschen. Vielleicht klappte das ja? Und gleichzeitig lenkte es die Hellhaarige von ihren trüben Gedanken ab, wenn sie eine Aufgabe hatte, auf die sie sich konzentrieren konnte. So zumindest der Plan des 19-Jährigen.

@Rin @Charon


Sprechen | Denken | Magie
Das Knochental Lian-Signature1534
Steckbrief | Magierakte | Theme

Rin mag diesen Beitrag

Nach oben Nach unten
Charon
Desert Night
Charon
Anmeldedatum : 23.09.14
Anzahl der Beiträge : 1571

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptyFr 23 Jul 2021 - 19:28

„Hm... ich rieche nichts...“, meinte Charon nachdenklich und sah, dass es Lian vermutlich ähnlich ging. Was auch immer Rin da wahrnahm, für ihn als mehr oder minder durchschnittlichen Menschen war es nicht wahrzunehmen. Es lag vermutlich daran, dass sie kein einfacher Mensch war. Als Hundemensch standen die Chancen gut, dass sie eine außergewöhnlich gute Nase hatte... aber das war wohl nicht immer ein Segen. Der Tod war überall, ja? Schweigend betrachtete der Dargin das Mädchen, während Lian versuchte, sie abzulenken. Ihre Augen und Haltung sprachen Bände. Was sie da wahrnahm – und Charon hatte eine ganz gute Idee, was es sein mochte – fühlte sich für sie offensichtlich ganz und gar nicht gut an. Die Ideen des Illusionsmagier waren alle clever, keine Frage, aber ob sie dem Mädchen helfen würden, zu ignorieren, was in der Luft lag? Nur, weil sie nach einem bestimmten Geruch suchte, würde sich nicht alles Andere einfach auflösen...
Ohne etwas dazu zu sagen, senkte sich der Weißhaarige auf ein Knie hinab und zog den Seesack von seiner Schulter, um ins Innere zu blicken. Er musste kurz wühlen, fand dann aber, was er suchte. Kurz runzelte sich die Stirn des Magiers, als sich seine Finger um die kleine Flasche legten. Wollte er wirklich zeigen, dass er so etwas dabei hatte? Und wollte er es wirklich abgeben? Denn Lian hatte grundsätzlich recht: Es widerstrebte ihm, seine teuren Wertsachen im Zuge einer Quest aufzugeben. Allerdings ging es hier nicht simpel darum, ob die Quest erfolgreich war oder nicht, und es ging auch nicht um etwas wie die Suche nach einem Ausgang, die er sich auch ohne Hilfestellung grundsätzlich zutraute. Es ging um ein Problem, das Rin hatte und das sich nicht so einfach lösen ließ. Kurz atmete der Dargin aus, ehe er die Flasche aus der Tasche zog und sich wieder aufrichtete, um seinen beiden Begleiterin die klare Flüssigkeit darin zu zeigen. „Rin... ich hoffe, du findest Lavendel in Ordnung. Ich habe leider keine große Auswahl dabei“, meinte er, während er ihr das Parfüm hinhielt. Sowohl die Form der Flasche als auch das Label darauf waren Nachweis genug, dass es sich hier um teure Markenware handelte, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, dass das dem Hundemädchen viel bedeutete. „Es wäre vermutlich zu viel, wenn du dich damit vollsprühst... aber wenn du es auf ein Tuch aufträgst, solltest du damit den Geruch überdecken können, wenn es zu schlimm wird. Denkst du, das funktioniert?“ Ob er ihr sagen sollte, dass es teuer war und dass sie sorgsam damit umgehen sollte? Nein, das war eine schlechte Idee. Wenn sie sich deswegen zurückhielt und sich entschied, lieber selbst zu leiden als ihm etwas wegzunehmen, war das viel schlimmer, als wenn sie die gesamte Flasche aufbrauchte. Also lächelte er ihr einfach entspannt zu und entschloss sich, zu lügen wie gedruckt. „Ich hab mehr davon zuhause, also kannst du so viel benutzen, wie du möchtest, okay?“

Hoffentlich wurde der Geruch nicht noch schlimmer, wenn sie das Innere der Höhle tatsächlich betraten... Mit etwas Glück waren sie nur an einer besonders üblen Stelle gewesen, an der die Gerüche sich gesammelt hatten und durch eine Art Spalt aus dem Höhlensystem drangen. Sicherheitshalber schnupperte Charon am Eingang selbst noch einmal, aber hier nahm er wirklich überhaupt nichts wahr, und wenn man bedachte, wie stark der Geruch von Verwesung üblicherweise war, bedeutete das hoffentlich, dass diese Stelle tatsächlich sicher war. „In Ordnung, auf geht's“, meinte er, während er sich ins Innere wagte. Nach wenigen Metern machte der gerade Weg eine leichte Kurve und die Wände der Höhle zogen sich etwas enger, während der Boden sich zu senken begann. Es ging also ein Stück weit unter die Erde, soweit keine große Überraschung. Als sie ein Stück tiefer kamen, erkannte der Dargin leichten Nebel aufziehen, eventuell wegen der sich erhöhenden Luftfeuchtigkeit und der sich senkenden Temperatur im Vergleich zur Einöde außerhalb des Höhleneingangs, aber aktuell schränkte der ihre Fähigkeit zu sehen nicht groß ein. Als die Gruppe in eine große Kaverne eintrat, hatten sie einen guten Ausblick auf die versteckte Schönheit des Gebietes. Graues und braunes Gestein fand zusammen in einer schattigen Bildung voller Freiraum, Säulen, Stalaktiten und Stalagmiten. In allen Himmelsrichtungen zeigten sich Öffnungen in der Wand der runden Höhle, die Wege tiefer ins Innere offenbarten, aber einige von ihnen wurden von Felsen blockiert. Takerus Worte, dass hier unten gelegentlich die Decke einbrach, war wohl nicht ganz falsch, auch wenn es ganz schön gewagt war, daraus auf einen Willen des Höhlensystems zu schließen. Selbst mit den versperrten Wegen hatten die Magier noch eine ordentliche Auswahl; sieben verschiedene Ausgänge zählte der Dargin. Nicht ganz einfach, sich für eine Richtung zu entscheiden... wobei es vermutlich ein guter Moment war, um Lian den Trick zu zeigen, den Charon für ihn aufbewahrt hatte.

„So... ich denke, es ist ein guter Moment, einen neuen Zauber zu demonstrieren“, meinte der Dargin mit einem leichten Grinsen. Lian in die Augen sehend, fokussierte er sein Mana und erinnerte sich an das Gefühl, wie es war, Merkur seine Energie abzuziehen. Während sich kleine, weiße Flügelchen an seinem Kopf bildeten und aus seinem langen Haar hervorstießen, begannen seine Augen zu leuchten in einem sanften, angenehmen Blau, passend zu dem Lächeln darunter. Ein paar Momente lang sah er Lian in aller Ruhe an, achtete darauf, den Blickkontakt aufrecht zu erhalten, damit der Schütze die Veränderung in aller Ruhe staunen konnte, ehe seine Pupillen am Körper des Brünetten hinab glitten. „Hm... du hast deine Jewel in dieser Tasche, nicht wahr?“, meinte er selbstbewusst und deutete auf eine der Taschen des Illusionsmagiers. „In dieser Form bin ich in der Lage, Jewel und andere Wertgegenstände zu sehen. Ein sanftes Leuchten da, wo sich etwas von Wert versteckt“, erklärte er und trat einen Schritt zurück, ließ seinen Blick durch die Umgebung schweifen. Hier, in der Halle, in der sie sich befanden, war nicht allzu viel zu finden. Man brauchte keine Magie, um das zu sehen. Aber hinter den Wänden, verteilt in der Gesamtheit dieses endlosen Labyrinths, sah die Geschichte schon anders aus.

„Wow... Takeru hatte recht“, meinte er überrascht, und sein Lächeln erweiterte sich. „Kleine Schätze warten an jeder Ecke...“

@Rin @Lian

780 / 800


Charons Zauber:


Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten...
Das Knochental Charon16
Welches Potenzial liegt dann in mir?


Zuletzt von Charon am Di 10 Aug 2021 - 0:06 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet

Rin mag diesen Beitrag

Nach oben Nach unten
Rin
Blood Hound
Rin
Anmeldedatum : 26.12.20
Anzahl der Beiträge : 819
Alter : 21
Ort : Aloe

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptyMi 28 Jul 2021 - 17:51

Leise seufzend strich sich die Hundedame erneut sämtliche Strähnen, die sie frech an der Nase kitzelten, aus dem Gesicht. Jede Faser ihres Körpers schrie danach, diesen Ort zu verlassen, doch ihre hundeähnliche Treue verbot es ihr. Um nichts in der Welt würde sie Lian und Charon hier alleine lassen. Selbst wenn sie sich dafür erneut durch Erinnerungen ihrer Vergangenheit quälen musste. Niemals würde sie es sich verzeihen können, wenn sie nun floh und den Magiern etwas passierte. Etwas, das sie hätte verhindern können. Aber ... war sie in diesem Zustand überhaupt nützlich? Der grauenvolle Duft des Todes kroch tief in ihre Nase, setzte sich dort fest wie eine Zecke und benebelte beinahe all ihre Sinne. Alles was sie sah, hörte, roch und sogar schmeckte wirkte wie durch einen Filter. Nur eins nahm sie deutlich wahr: Die Hand, die sich plötzlich auf ihre Schulter legte. "hm?" erwiderte sie reflexartig und blickte dabei direkt in die grünen Seelenspiegel ihres besten Freundes. "Was ist denn?" So unerwartet diese Berührung auch war, sie brachte die Hundedame mit einem Male wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. "Wow, die ist wirklich schön. Die hat dir Takeru einfach so gegeben?" Vorsichtig nahm sie die Elfenbeinkette entgegen und hielt sie ins Licht um sie genauer zu betrachten. Die war eindeutig echt und somit sicherlich sehr sehr wertvoll. Darauf bedacht, es auf keinen Fall zu beschädigen, wickelte sie sich das Schmuckstück um die Hand und schnupperte kurz daran, ehe sie das Gesicht verzog. "Tut mir Leid, Lian. Ich befürchte gerade sind andere Gerüche zu intensiv und der der Kette zu schwach. Vielleicht, wenn wir näher dran sind?" Entschuldigend zog sie die Augenbrauen zusammen. Sie hasste es, Mitmenschen zu enttäuschen. Vor allem aber den Falls. Sie wollte so sehr, dass er zufrieden und vielleicht sogar ein wenig stolz auf sie war!
Als nächstes schien der Hellhaarige sein Glück versuchen zu wollen. Tatsächlich war die Inuyama sehr gerührt von den Bemühungen ihrer Teamkollegen, sie von dem schrecklichen Geruch ablenken zu wollen. Und das, obwohl sie doch selber nicht mal einen Hauch davon wahrnahmen! Ungewollt begann ihre Rute zu zucken. "Oh ja, Lavendel ist wirklich toll!" Als sie ihre Äuglein jedoch auf die kleine Flasche legte, zuckte sie zurück. "Die Marke kenne ich doch! Die habe ich auch zuhause! Aber ... die ist doch unfassbar teuer..." Düfte dieses Herstellers waren eine der wenigen, die die Canine tatsächlich tragen konnte. Sie waren naturbelassen und bei Weitem nicht so kräftig und intensiv wie die meisten Parfums. Glücklicherweise spielte für sie Geld keine Rolle ... aber sie war sich vollkommen bewusst, dass ein Großteil der Magier nicht mit einer prall gefüllten Geldbörse gesegnet waren. Besorgt legte sie den Kopf schief. Sie brauchte gar nichts zu sagen, der Dargin hatte bereits eine Antwort parat. "Danke ... ich weiß es sehr zu schätzen." Einen Moment lang kramte sie in ihrer Tasche, ehe sie ein dünnes Seidentuch hervorholte. Sie hatte es mitgenommen um sich im Notfall vor einem Sandsturm schützen zu können, es schien jedoch, als würde es heute noch einen anderen Zweck erfüllen. Behutsam sprühte sie eine kleine Menge des Lavendeldufts darauf. "Mehr brauche ich gar nicht... Danke Charon. Und auch dir Lian. Ihr seid zu gut zu mir!" Ihre eisblauen Seelenspiegel wanderten zwischen den beiden jungen Männern umher. Womit hatte sie es bloß verdient, solch gutmütige, fürsorgliche Freunde zu haben? Das Tuch band sie sich um den Hals und zog es über die Nase. Augenblicklich erfüllte der süße, frische Geruch ihre Sinne, machte sie beinahe schon ein wenig schläfrig. Es war eindeutig besser, auch wenn es den Gestank der Verwesung nicht vollkommen vertreiben konnte.
Somit konnte die Reise endlich ein wenig leichter weitergehen! Während sie die letzten Meter zum Höhleneingang zurücklegten, überlegte der Wuschelkopf eine Möglichkeit, aus den wirren Gängen wieder herauszufinden. "Ja, das sollte ich problemlos schaffen." Sie erwiderte seinen begeisterten Gesichtsausdruck mit einem sanften Lächeln. Jetzt hatte sie ja doch noch die Chance, ihn zu beeindrucken! Wenn sie ehrlich war, brauchte sie vermutlich nicht einmal das Cape, um Lians Geruch zurückzuverfolgen. Er war ihr inzwischen so vertraut, sie würde ihn überall wiedererkennen und herausschnuppern können. Selbst zwischen all dem Tod und der Verwesung!  Aber das verriet sie ihm nicht. Sicherlich würde er es nur komisch finden. Und außerdem war er so stolz auf seine Idee! Wie könnte sie ihm das ruinieren?
Im Inneren erwartete sie deutlich kühlere, angenehmere Luft. Vorsichtig nahm die Hellhaarige ihr Tuch ab und atmete zögerlich durch die Nase ein. Es war besser. Gottseidank! Sichtbar erleichtert atmete sie wieder aus. "Es fühlt sich an, als wären wir in einer anderen Welt." bemerkte sie leise, während sie ihren Blick über das dunkle Gestein, welches sie umschloss, schweifen ließ. Gepaart mit dem merkwürdigen Nebel und einer ungewöhnlichen Luftfeuchtigkeit könnte man wirklich meinen, man befände sich nicht mehr auf der Erde. Langsam wurde der Gang immer und immer breiter, bis er schließlich in einen gewaltigen Raum mündete. Beeindruckt schnappte die Inuyama nach Luft. Wer hätte gedacht, dass sich hier unter der Erde solch gewaltige Hohlräume befanden? "Wow...!" Die Begeisterung hielt jedoch nur kurz an, denn je länger sie ihre Äuglein wandern ließ, desto mehr Mündungen fielen ihr auf. Zwei, vier, sechs, acht ... es nahm gar kein Ende! Wie weit aufgerissene, gierige Mäuler starrten sie ihnen entgegen. Woher sollten sie nun wissen, welchen sie wählen sollten?! Kaum machten sich wieder Sorgen in der jungen Dame breit, klammerten sich ihre Finger auch schon an Lians Ärmel. Da trat Charon vor die Beiden. "Ein neuer Zauber?" wiederholte sie überrascht. Wie sollte ihnen irgendein Zauber dabei helfen, den richtigen Weg zu finden? Eilig schob sie die aufkeimenden Zweifel beiseite. Der Dargin hatte bereits mehrfach bewiesen, dass in ihm deutlich mehr steckte, als erwartet. Wenn er behauptete, dass er einen Zauber beherrschte, der ihnen helfen konnte, dann tat er dies sicherlich auch!
Aufmerksam beobachtete sie, wie sich seine Gestalt langsam veränderte. Als die Verwandlung abgeschlossen war, erinnerte er weniger an einen Menschen und mehr an einen Gott. "... das ist krass!" murmelte sie, die Begeisterung in ihrer Stimme war deutlich herauszuhören. Wie hatte er das gemacht? Konnte er ihr das beibringen?! "Dann kannst du uns ja sagen, wo es lang geht! Kannst du die Perle sehen? Die muss ja leuchten wie die Sonne selbst!" Voller Aufregung und Freude schwang ihre Rute, schlug dabei sogar einige Male Lian (schließlich hatte sie sich noch immer an diesen geklammert). "Das ist sowas von verrückt!! Du hast es echt drauf Charon. Ich pack es nicht!" Niemals, nicht einmal in ihren kühnsten Träumen, hätte sich Rin vorgestellt, dass so etwas möglich war!

@Lian @Charon


Charon und Lian mögen diesen Beitrag

Nach oben Nach unten
Lian
Thief in Distress
Lian
Anmeldedatum : 03.10.20
Anzahl der Beiträge : 2005
Alter : 31

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptySo 8 Aug 2021 - 14:15

Die anderen Gerüche waren zu intensiv? Schade, wenn auch nicht verwunderlich. Selbst wenn Lian den Geruch des Todes nicht riechen konnte, so hatte Rin allzu deutlich gemacht, dass dieser für ihre feine Nase allgegenwärtig war. Die Kette hingegen, die er der Hellhaarigen gereicht hatte, würde nur eine feine Duftnote von Takeru an sich haften haben. Lian hatte zwar gehofft, dass der Trick mit der Elfenbeinkette helfen würde, fand sich im Nachhinein jedoch damit ab, dass die Idee nicht seine Beste gewesen war. Nur kurz sahen die hellgrünen Seelenspiegel zu dem Schmuckstück, das sich Rin gedankenverloren um das Handgelenk gewickelt hatte und kurz dachte er darüber nach, ob seine Kollegin ihm die Kette später von alleine wieder zurückgeben würde (war ja nicht so, dass Takeru das Ding wirklich irgendwann wiedersehen sollte). Aber ehe der Falls etwas sagen konnte, versuchte Charon sein Glück und holte eine kleine Flasche Parfüm aus seinem Beutel hervor. Moment. Parfüm? Der Finsternismagier gab sich aber mächtig Mühe, um einen guten Eindruck bei der Hundedame zu hinterlassen. Lian konnte sich nicht daran erinnern, dass sich Charon für ihn jemals solch eine Mühe gegeben hatte... Aber dabei blieb es nicht, denn die Inuyama gab sogleich zum Besten, dass dieses Parfüm unfassbar teuer wäre. Der erste Gedanke von Lian: Charon gab sein Geld offensichtlich für die falschen Dinge aus, wenn er so ein teures Parfüm besaß, aber gleichzeitig zu ihm nach Hause kommen musste, um Essen zu schnorren. Andererseits… das passte zu dem Dargin. Verwunderlich war es also nicht. Der zweite Gedanke, der erst mit mehreren Sekunden Verzögerung einsetzte, war deutlich überraschender: Hatte Rin gerade gesagt, dass sie dieses Parfüm auch besaß? Sie besaß ein Parfüm, das verdammt teuer war?... Warum besaß die Hundedame ein so teures Parfüm als Waise von einem kleinen Bauernhof in Süd-Fiore? Der sechste Sinn von Lian meldete sich und anstatt des süßlichen Lavendelduftes roch Lian den süßlichen Duft von… Geld. Und doch war er sich nicht sicher, ob das nicht ein Missverständnis war. Vielleicht besaß Rin ja nur ein ähnliches Parfüm? Oder sie hatte es – warum auch immer – geschenkt bekomme? Nein, er machte sich bestimmt viel zu viele Gedanken. Rin sah nun wirklich nicht nach einer wohlhabenden, reichen Dame aus. Und so entschied sich der junge Mann, diese Überlegungen beiseitezuschieben und sich lieber auf die Quest zu konzentrieren…

Die Atmosphäre in der Höhle war irgendwie… erdrückend. Lian merkte, dass es ihm nicht gefiel, umzingelt von dunklem Stein zu sein. Er brauchte einen Blick zum Himmel, er brauchte die Freiheit und die Weiten in der Wüste. Das hier war so ziemlich das Gegenteil von dem, was er mochte: Sie waren eingesperrt und die Zeit hier drinnen schien fast stillzustehen. Je tiefer sie in die Höhle vordrangen, desto mehr verlor der Falls sein Zeitgefühl. Irgendwann – Lian konnte beim besten Willen nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war – kam die Gruppe in einem Hohlraum an, von dem mehrere Pfade in unterschiedliche Richtungen abgingen. Okay, die Höhle war verschachtelt, alles klar. Doch auch während die grünen Seelenspiegel sich aufmerksam umsahen, konnte der 19-Jährige nichts erkennen, das auf die Schrecken hindeutete, die Takeru prophezeit hatte. Vermutlich hatte der verrückte Einsiedler tatsächlich heillos übertrieben, was? Seinem zu Beginn erklärten Plan folgend, riss der Illusionsmagier mit einem beherzten Ruck ein Stoffstück aus seinem Cape, um es an einem der Eingänge (je nachdem, wo sie langgingen) hinterlassen zu können. Erst die Stimme von Charon ließ Lian aufblicken und er sah direkt in die hellblauen Iriden des Dargin, legte den Kopf etwas schief. Einen neuen Zauber demonstrieren? Was meinte er denn damit? Als sich kleine Flügel am Kopf des Finsternismagiers bildeten, weiteten sich die Augen des Falls überrascht. Und dann, plötzlich, wanderte der Blick von Charon nach unten und er deutete gezielt auf die rechte Hosentasche von Lian. Seine… seine Jewel? Woher wusste Charon… der 19-Jährige musste die Überlegungen nicht beenden, denn sein Kollege erklärte ihm netterweise, was es mit seiner Magie auf sich hatte. Er konnte Jewel und Wertgegenstände sehen? Das war verdammt praktisch! „Und wie krass das ist…“, ergänzte er die gemurmelte Bewunderung von Rin. Wieder einmal wurde deutlich, dass Lian mit seiner Magie nicht ansatzweise an solche Fähigkeiten heranreichen konnte. Das war eine Fähigkeit, von der jeder Dieb nur träumen konnte. Lian konnte nur erahnen, welche Reichtümer er einsacken könnte, wenn er diesen Zauber ebenso wie Charon beherrschen würde. Ob er das auch lernen könnte? „Vielleicht kannst du mir bei Gelegenheit ja mal genauer erklären, wie die Magie funktioniert? Das würde mich brennend interessieren.“ Oh, Charon konnte sich schon denken, dass Lian seine ganz eigenen Gründe hatte, warum er sich für diesen Zauber interessierte. Der Dargin suchte bereits nach dem passenden Weg, da spürte Lian, wie ihm die Rute von der Inuyama mehrfach gegen die Seite schlug. Mittlerweile hatte sich der 19-Jährige schon so sehr daran gewöhnt, dass die Hundedame sich an seinen Arm klammerte, dass er die Nähe zwischen ihren Körpern schon fast vergessen hätte. Als er einen weiteren Schlag der Rute auf sich zukommen sah, überwand sich Lian dazu, diese abzufangen - in den Schlägen steckte deutlich mehr Wucht, als der Bogenschütze erwartet hätte. „Okay, Rin ist offensichtlich noch begeisterter als ich“, ließ er seine beiden Kollegen wissen und lachte leise. Manchmal vergaß Lian, dass Rin eben doch ein Hundemensch war - ihr konnte man die Abstammung als Canine weniger deutlich ansehen als zum Beispiel Rownan. Dann wanderte sein Blick wieder zu Charon, der erklärte, dass er in der Höhle allerlei Schätze sah. Na, das hörte der Falls doch gerne, immerhin war das der Grund, warum er hatte herkommen wollen: „Na dann. Zeig uns, wo wir hinmüssen“, forderte er den Finsternismagier auf und folgte ihm durch den zweiten Eingang von links. Bisher lief alles ziemlich nach Plan. Wenn das so weiterging, würden sie die Quest schnell erledigt haben und im besten Fall mit allerlei Schätzen zurück nach Aloe Town kommen. Lian konnte es kaum erwarten!

@Rin @Charon


Sprechen | Denken | Magie
Das Knochental Lian-Signature1534
Steckbrief | Magierakte | Theme

Flynn mag diesen Beitrag

Nach oben Nach unten
Charon
Desert Night
Charon
Anmeldedatum : 23.09.14
Anzahl der Beiträge : 1571

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptyDi 10 Aug 2021 - 0:21

„Wenn du doch mehr brauchst, sag Bescheid“, nickte Charon entspannt, während er das Parfüm entgegennahm. Innerlich war er ein gutes Stück aufgewühlter, hoffte verzweifelt darauf, dass sie genug hatte... aber er wusste auch, dass er dieses Versprechen halten würde. Wieso, das konnte er nicht so recht sagen. Sein eigenes, unsagbar teures Hab und Gut zu verschenken, während er sich nicht einmal etwas zu Essen kaufen konnte, ließ jeden einzelnen seiner Instinkte rebellieren. Ein Teil von ihm sagte, es war nur natürlich, für seine Gilde da zu sein, und das war auch richtig so... trotzdem wurde er das nagende Gefühl nicht los, dass er für die meisten anderen Gildenmitglieder nicht so weit gegangen wäre. Vielleicht war es ja einfach der ganze Kuchen, den sie ihm überlassen hatte... Ja, das musste es sein. Er hatte von ihr etwas erhalten, das ihm viel bedeutete, da war es nur fair, im Gegenzug für sie da zu sein. Alles logisch, alles rational. Keine sentimentale Impulsentscheidung. Kein Grund zur Sorge oder für Selbstzweifel. Das klang richtig.
Wenig später zeigte Rin auch schon, dass sie das Mitgefühl, das der Dargin ihr zeigte, auch allemal wert war. Dass Lian mit seiner kleinen Nebenbeschäftigung seine neue Fähigkeit zu schätzen wusste, damit war zu rechnen gewesen. Aber Rin... Rin wirkte richtiggehend begeistert! Überrascht blinzelte Charon, ehe sich ein sehr zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. Das fluffige Mädchen gefiel ihm so langsam echt gut! „Haha, findest du? So großartig ist der Zauber auch nicht“, winkte er mit einer Bescheidenheit ab, die in seinem Gesicht absolut nicht gespiegelt wurde. Man konnte sehen, wie sehr sich der Magier über das überschwängliche Lob freute. „Ich zeige dir bei Gelegenheit gerne mal die Details, Lian, aber Rin hat recht. Wenn wir eine menschengroße Perle suchen, sollte sie sehr deutlich zu sehen sein.“ Nach einer kurzen, wenig bescheidenen Verbeugung begann Charon damit, seinen Blick wieder schweifen zu lassen, dieses Mal mit dem Ziel, diese eine Kugel zu finden. Viele kleine Schätze versteckten sich in dem Labyrinth, aber keiner von ihnen leuchtete allzu hell. Eine Perle dieser Größe... wie die Inuyama sagte, sie müsste einer Sonne gleichen.

„... es gibt keine.“ Unzufrieden biss der Dargin die Zähne zusammen. Warum hatte er sich überhaupt Hoffnungen gemacht? Es war doch eigentlich klar, dass dieser Verrückte hier keine riesige Perle hingeschleppt hatte! „Es gibt keine Perle in der Größe eines Menschen. Natürlich nicht. Warum noch gleich haben wir diesem Takeru auch nur ein Wort geglaubt?“ Wie hatte er überhaupt gehießen? Kurz schüttelte er den Kopf, um darüber hinweg zu kommen. Egal, die Perle war nebensächlich. Dafür hatte er etwas Anderes gesehen! „Der Schatz-See scheint aber echt zu sein... ich sehe eine Stelle, an der unzählig viele kleine Haufen an Wertsachen dicht an dicht beieinander liegen. Das wäre ein Anhaltspunkt.“ Es war ein gutes Stück bis dorthin und Charon war bewusst, dass seine göttlichen Augen ihm neben der genauen Richtung keine große Hilfe beim Navigieren sein konnten. Wände sah er nicht, was in diesen verworrenen Tunneln problematisch werden konnte. Trotzdem war es vermutlich sinnvoll, zumindest die Richtung einzuschlagen.
„Schlussendlich sind wir eh nicht für die Perle hier“, meinte er mit einem Schulterzucken. „Unser Ziel ist es, diesen Ort sicherer zu machen und herauszufinden, was ihn so unnatürlich gefährlich macht. In der Hinsicht macht es vermutlich Sinn, den See aufzusuchen. Wenn so viele Schätze an einem Ort gesammelt sind, ist das unnatürlich. Das ist aktuell unsere einzige Spur. Irgendwelche Einwände?“
Ob sie sich nun darauf einigten oder einen anderen Weg wählten, einen der Gänge mussten die Magier betreten. Seine leuchtenden Augen aufrecht erhaltend behielt sich Charon vor, die Spitze der Gruppe zu bilden. Ein schöner Nebeneffekt des Zaubers war es, dass zumindest ein wenig Licht in die allgemein nicht allzu hellen Gänge geworfen wurde. Es dauerte auch nicht lange, bis den Dreien die erste Wand im Weg stand und der Gang nicht länger geradeaus gehen wollte – stattdessen teilte er sich nach links und nach rechts auf. „Hm... die Neigung dieses Ganges geht am Ehesten in Richtung des Sees...“, murmelte er nachdenklich, auch wenn ihm bewusst war, dass das nicht zwingend etwas heißen musste. Die Chance stand dennoch besser, wenn sie nach links gingen, also tat er genau das. „Außerdem können wir dann unterwegs gleich einen kleinen Schatz mit aufsammeln“, setzte er mit einem schmalen Lächeln nach. Hinter der nächsten Ecke konnte er es nämlich bereits sehen: Eine Gruppierung an Münzen, von der Form her vermutlich in einem kleinen Beutel. Von der Helligkeit her würde er den Wert zwischen ein paar hundert und tausend Jewel schätzen – nicht die Welt, aber durchaus ein lohnender Fund, vor Allem, wenn es davon hier in diesem Labyrinth hunderte dieser kleinen Schätze gab! Hunderttausend Jewel... Davon könnte er selbst mit seinem luxuriösen Geschmack ein paar Monate sorglos leben! Entsprechend beschwingt ging der Weißschopf weiter und umrundete die Ecke.

„... w-was?“
Eigentlich hätte er damit rechnen müssen. Es war die logische Schlussfolgerung, wenn man alle Informationen, die sie hatten, zusammenzählte. Es gab keinen Grund, überrascht zu sein... und dennoch trat Charon einen Schritt zurück. Sein stoischer, entspannter Gesichtsausdruck war gewichen, stattdessen konnte man ihm ansehen, dass er geschockt war. Hatte er sich zu sehr auf das Geld fixiert, um weiter zu denken? Dort, wo er wusste, dass sich der Geldbeutel befand, war noch etwas Anderes. Eingehüllt in die Stoffreste von Klamotten, die von der Zeit zu großen Teilen abgetragen worden waren, lag dort ein Skelett, in seiner Tasche der Geldbeutel, den der Dargin ausgemacht hatte. Charon schluckte. Natürlich. Die Wertsachen hier waren nicht irgendwelche versteckten Schatztruhen oder liegen gelassene Kleinode. Es waren die Besitztümer der Menschen, die hier ihr Ende gefunden hatten – teilweise wohl schon vor einem oder mehreren Jahren. Dieser Körper hier lag schon so lange in der Höhle, dass kein Fetzen Fleisch mehr an den Knochen zu sehen war. Die Augen des Magiers glitten hinüber zu Rin. Am Liebsten hätte er sie gleich davon abgehalten, ihm um die Ecke zu folgen, aber dafür hatte er selbst zu spät geschalten. Was für ein dummer Fehler... Wenigstens durfte die Abwesenheit von Fleisch bedeuten, dass dem Skelett sämtlicher Gestank, den es mal gehabt hatte, fehlen sollte. Sein Blick wanderte zurück, und eine Hand legte sich auf sein Herz. Es schlug so stark... Ruhig durchatmend schloss Charon die Augen. „Es tut mir leid“, sprach er leise, zu niemandem im Spezifischen. „Ich wünsche eine angenehme Ruhe...“ Die Jewel? Die würde er nicht anfassen. So pleite konnte Charon Dargin gar nicht sein, dass er einen toten Körper ausraubte. Nein... Er würde sich abwenden und seinen Weg fortführen, ohne einen Blick zurück. Das bedeutete es, ein Stoizist zu sein.

@Rin @Lian

760 / 800


Charons Zauber:


Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten...
Das Knochental Charon16
Welches Potenzial liegt dann in mir?

Lian mag diesen Beitrag

Nach oben Nach unten
Rin
Blood Hound
Rin
Anmeldedatum : 26.12.20
Anzahl der Beiträge : 819
Alter : 21
Ort : Aloe

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptyDo 12 Aug 2021 - 20:37

Keine Perle...? Nachdenklich legte die Inuyama den Kopf schief. Sie war kaum überrascht, dass der menschengroße Schatz nicht wirklich existierte, trotzdem wurde sie stutzig. Die Emotion des alten Takeru hatte so ehrlich gewirkt. Er hatte hier eindeutig etwas verloren, daran bestand überhaupt kein Zweifel. "Vielleicht war es eine metaphorische Perle...?" grübelte sie leise "Etwas, das für ihn großen Wert hat, aber nicht für uns?" Doch wenn dem so war, wie sollten sie diesen Gegenstand je finden, wenn sie nicht einmal wussten, was genau es war? "Er war also auf jeden Fall schon einmal hier gewesen." Wie sonst hätte er den See kennen können? Das hieß also, dass sie seine Warnungen trotzdem ernst nehmen sollten. Die Truppe musste weiter auf der Hut bleiben. Leise seufzend schüttelte sie den Kopf. Dieser Ort war so merkwürdig. "Du hast Recht, Charon. Ich werde dir folgen." stimmte sie schließlich zu und schenkte ihm ein kleines Lächeln. Ihre Nase würde ihnen momentan nicht viel weiterhelfen und auch Lians Illusionen waren gerade weniger nützlich, somit war der Hellhaarige gerade der Einzige, der wirklich die Führung übernehmen konnte.
Stillschweigend folgte sie dem Rest der Truppe. Ja, auch jemand wie Rin hatte einmal nichts zu sagen. Sie war viel zu beschäftigt damit, die Umrisse der Höhlenwände genauestens zu betrachten. An Boden und Decke hatten sich über viele Jahre hinweg kleine Stalagmiten und -ktiten gebildet, die sich wie kleine Ärmchen nach den Magiern ausstreckten. Gruselig und faszinierend zugleich! Sie war so beschäftigt damit, ein besonders großes Exemplar an der Decke zu bewundern, dass ihre Füße währenddessen an einem am Boden befindlichen Tropfstein hängen blieben und sie gnadenlos zum Stolpern brachten. Ein Glück war Charon nur wenige Schritte vor ihr zum Stehen gekommen um über den weiteren Verlauf ihrer kleinen Reise nachzudenken! Ihre Hände griffen reflexartig nach seinem Rücken und klammerten sich dort fest, bis sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte. "Entschuldigung...!" Eilig strich sie den schönen Stoff wieder glatt und nahm einen Schritt zurück. Zurück zu Lians Arm! Dort war sie (unter Anderem) sicher vor weiteren Stolperfallen. "Dann sollten wir auch diesen Gang nehmen." bestärkte sie den Dargin in seiner Entscheidung und folgte ihm auch weiterhin ohne zu zögern (und ohne den Ärmel des Falls loszulassen).
Nun deutlich bewusster auf ihre Schritte achtend fiel die Hundedame nun doch einige Meter zurück. Sie wollte schließlich nicht, dass die Quest aufgrund eines gebrochenen Knöchels ein frühzeitiges Ende fand. Der Finsternismagier war bereits hinter der nächsten Kurve verschwunden und murmelte irgendetwas vor sich hin. "Was er wohl entdeckt hat?" sprach sie mehr zu sich selbst, als zu ihrem strubbelhaarigen Begleiter. Womöglich einen Hinweis? Als sie schließlich aufholten, erblickte die Canine ihren Kollegen, wie er wie festgefroren vor einem Haufen Stoffresten stand. Zwischen den Fetzen konnte man im fahlen Licht gerade noch so etwas anderes ausmachen. Etwas, das da eindeutig nicht hingehörte ... Knochen. Entsetzt sog die junge Frau die Luft ein. Es brauchte keinen Spezialisten um zu erkennen, dass sie einmal einem Menschen gehört hatten. "Nein..." Sie hatte es bereits geahnt. Der Geruch hatte sie mehr als eindeutig darauf hingewiesen, dass sie früher oder später die Überbleibsel verendeter Personen entdecken würden. Doch nichts auf dieser Welt hätte sie letztendlich auf den Anblick vorbereiten können. Ihre Ohren legten sich zurück und der eigentlich so feste Griff um Lians Arm löste sich langsam. Nicht einmal annähernd konnte man noch erkennen, um wen es sich bei dem Verstorbenen gehandelt haben könnte. Nichtsdestotrotz war die Blutmagierin überzeugt, dass hier jemand lag, der eine Familie und Freunde gehabt haben musste. Leute, die ihn oder sie geliebt hatten. Beinahe wie von Geisterhand geführt kniete sie neben dem Skelett und griff nach dem kleinen Geldbeutel, der vom Zahn der Zeit noch beinahe unberührt war. Vorsichtig löste sie die Schlaufe und lugte hinein. Neben einigen Münzen war dort nicht viel. Eine Büroklammer, Staub, Dreck und ... ein Zettel? Die Wörter waren kaum noch zu entziffern, nur das Ende ... "komm bald wieder heim. In Liebe Mama Rose und Violet." Ihr Herz wurde mit jedem Wort schwerer. Ihre Befürchtung hatte sich also bestätigt. Das hier war kein einsamer Einsiedler. Vorsichtig schob sie das Papier in eine der knöchrigen Hände, ehe sie sich wieder auf die puddingweichen Knie erhob. "Ich ... ich weiß nicht was ich dazu sagen soll." schniefte sie, gegen Ende des Satzes konnte sie nicht mehr verhindern, dass ihre Stimme brach. "Wir finden heraus, was diesen Ort so gefährlich macht, ja? Und ... und dann können wir Rettungsteams schicken die all die einsamen Toten hier herausholen und ihre Familien finden... oder?" Bevor sie sich versah, verschwamm ihre Sicht und dricke Tränen kullerten ihre Wangen herab. Nun weinte sie schon wieder auf einer Quest! Aber so sehr sie es auch versuchte, sie konnte es nicht verhindern. Es tat so weh zu wissen, dass Menschen hier ihre letzten Stunden verbracht hatten. Einsam und qualvoll. Eine Weile lang konnte sie ihren Blick nicht von dem Skelett nehmen. Schluchzend und jammernd stand sie einfach nur da, ehe sie sich endlich losreißen konnte. Natürlich fielen ihre Seelenspiegel somit direkt auf ihre Teamkollegen. Erst jetzt fiel ihr so wirklich auf, dass sie nicht die Einzige war, die von dem Anblick völlig mitgenommen war. "Charon..." Sie musste den Hünen überhaupt nicht lange kennen um zu verstehen, dass sein Gesicht kaum negative Emotionen zeigte. Jetzt war es jedoch anders. Der Schock und das Entsetzen war regelrecht in großen Buchstaben in seine Züge geschrieben. "Wir ... wir machen das schon wieder Recht, okay? Das wird alles wieder." Wen wollte sie damit eigentlich überzeugen? Sich selbst oder ihren Kollegen? Sie streckte die Arme aus und zog ihren neuesten Freund in eine enge Umarmung. Doch nicht nur ihn. Auch Lian durfte selbstverständlich nicht fehlen. Ihre eisblauen Seelenspiegel suchten verzweifelt nach den Seinen. Ja, da war Charon und sie war froh, ihn dazuhaben. Doch letztendlich war es immer Lian, bei dem sie sich am wohlsten fühlte. Der richtige Ort für ein Gruppenkuscheln war dies definitiv nicht ... aber es war der richtige Zeitpunkt. Da war sie sich sicher. Egal was passierte, die Nähe der Menschen, die ihr wichtig waren, spendeten ihr stets Trost und Sicherheit.
Ein leises Rappeln in der Ferne sorgte jedoch dafür, dass die Umarmung abrupt ein Ende fand. Rin war sich nicht sicher, ob sie die Einzige war, die das merkwürdige Geräusch wahrnahm, doch diese Frage beantwortete sich schnell von selbst. Aus einem leisen Rumpeln wurde blitzschnell ein lautes Donnern und Scheppern. Reflexartig hielt sie die Hände über die Ohren, doch selbst das brachte nicht viel. Gewaltige Felsbrochen lösten sich nur wenige Meter entfernt von den Magiern aus den Decken und Wänden und füllten den Weg, den sie gerade noch gekommen waren, komplett aus. In einem Wirbel aus Staub verschwand jegliche Möglichkeit, noch umzukehren. Ein Zurück gab es nun nicht mehr. "Die Gänge leben wohl wirklich..."

@Lian @Charon


Charon und Lian mögen diesen Beitrag

Nach oben Nach unten
Lian
Thief in Distress
Lian
Anmeldedatum : 03.10.20
Anzahl der Beiträge : 2005
Alter : 31

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptySa 14 Aug 2021 - 20:44

Okay, nur fürs Protokoll: Lian war gerade echt nutzlos. Rin hatte ihre Nase, mit der sie – notfalls – die Spur von Takerus Schatz aufnehmen oder ihnen den Rückweg erschnuppern konnte. Charon hatte seine tolle Magie, mit der er sich fancy Flügel an den Kopf zaubern und Wertgegenstände ausfindig machen konnte. Beide besaßen Fähigkeiten, die ihnen in dieser Höhle weiterhalfen und ihnen die Orientierung gab, die sie benötigten. Außerdem konnte der Dargin kämpfen, wenn es darauf ankam, denn seine Finsternismagie hatte der Falls bereits kennengelernt. Und Lian? Der konnte… hm. Gut aussehen? Mit ein paar Bällen jonglieren? Mit einem Kartendeck in seiner Tasche ein paar kleine Tricks zur allgemeinen Unterhaltung vorführen? In jedem Fall konnte Lian gerade absolut nichts, was für die Gruppe irgendwie sinnvoll wäre. Entsprechend stumm folgte er Charon, der die Gruppe durch die Tunnel navigierte und nutzte die Zeit stattdessen, um über die Worte von Rin nachzudenken. Eine metaphorische Perle? Etwas, das für Takeru einen großen Wert hatte, für sie allerdings nicht? Das war eine Option, über die der 19-Jährige noch nicht nachgedacht hatte, aber irgendwie ließ ihn dieser Gedanke nicht mehr los. Eine metaphorische Perle… eine metaphorische Perle… was hatte Takeru damit gemeint? Lian driftete gedanklich ab und bemerkte daher erst verspätet, dass Rin ihn angesprochen hatte. „Hm?“, murmelte er gedankenverloren, drehte das Gesicht zu der Caninen und wunderte sich, als diese plötzlich wie angewurzelt stehenblieb und scharf die Luft einsog. Sofort sah Lian nach vorne, der Blick seiner hellgrünen Augen blieb zuerst an Charon hängen, der mindestens genauso entsetzt dreinschaute und eine Hand auf seine Brust legte. Und dann, endlich, folgte der Falls dem Blick seiner Kollegen und musste mindestens genauso erschrocken aussehen wie der Dargin und die Canine. Ein Toter! Die menschlichen Überreste eines Menschen, der ebenso in diese Höhle vorgedrungen war? Er musste bereits länger in dieser Höhle liegen… und Lian konnte nicht anders, als sich die letzten Momente dieses Menschen, einsam und alleine in der Höhle, bildlich vorzustellen. Es lief ihm eiskalt den Rücken herunter und er versuchte, die Bilder zu verdrängen. Warum wollte es ihm nicht gelingen? Lian zuckte zusammen, als sich die Inuyama von ihm löste und als einzige Person in der Gruppe auf das Skelett zuschritt. „R-Rin!“, haspelte er, verstummte dann allerdings, als die Hellhaarige neben dem Skelett kniete und den Geldbeutel zwischen den Stoffresten hervorzog.  Die Worte, die sie von dem Zettel in dem Geldbeutel vorlas, trafen Lian sichtlich. Auch wenn sich der Bogenschütze gerne einredete, ein ganz harter Kerl zu sein… er war es eben doch nicht. Und seine sowieso schon blühende Fantasie wurde noch beflügelt, als er sich nun auch noch irgendwo in der Ferne eine unbekannte Mutter vorstellen konnte, die bis heute nicht wusste, was aus ihrem Sohn oder ihrer Tochter geworden war. Eine Mutter, die nie wirklich hatte Abschied nehmen können. Lian war sprachlos – und gleichzeitig erstaunt, dass ausgerechnet Rin die Einzige in der Truppe war, die sich aus ihrer Schockstarre hatte lösen können, während Charon und er selbst dumm in der Gegend herumstanden und nichts taten. Rin war tatsächlich deutlich härter im Nehmen, als man es ihr vielleicht auf den ersten Blick zutrauen würde. Darüber wurde sich der Falls gerade jetzt, in diesem Moment, wirklich bewusst. Auch die Tränen, die sich in dem Gesicht der Inuyama bildeten, änderten für Lian nichts an diesem Eindruck. Wenn er ehrlich war, war ihm selbst auch nach Heulen zumute, weshalb er die Tränen durchaus nachvollziehen konnte. Und ehe er sich versah, wurde er von Rin in eine Gruppenumarmung gezogen. Der Falls war noch viel zu erschrocken von dem Anblick des Skeletts, um zu realisieren, dass das hier sicherlich nicht der geeignete Ort für eine Kuscheleinheit war und auch noch zu geschockt, um sich über die unfreiwillige Nähe zu den beiden fremden Körpern tatsächlich bewusst zu werden. Und erst, als er in die hellblauen Augen von Rin sah, die ihn fast schon flehentlich anblickten, schaffte es Lian, das Gefühlschaos in sich selbst zumindest etwas zu ordnen und den Mund zu einer Erwiderung zu öffnen. „Wir…“, begann er, sein Blick wurde fester… und dann unterbrach er sich, als der Boden leicht bebte und schließlich ein ohrenbetäubendes Donnern durch die Gänge der Höhle hallte. Lian sprang instinktiv einen Schritt zurück, drehte sich kampfbereit (naja. Sofern man erschrocken angehobene Hände als kampfbereit betiteln konnte) in die Richtung, aus der der Lärm gekommen war. Und als der Staub sich lichtete, wurde klar, was den Lärm verursacht hatte.

Ihr Rückweg war durch dicke Felsbrocken versperrt.

„W-was?!“
, haspelte Lian erschrocken und wurde sich in diesem Atemzug erst darüber bewusst, was genau das eigentlich bedeutete. Während Rin schlicht das wiederholte, wovor Takeru gewarnt hatte, stolperte der Falls entsetzt dorthin, wo bis vor wenigen Augenblicken ihr Rückweg gewesen war. Obwohl es offensichtlich war, dass es wenig bringen würde, warf Lian doch einige kleinere Steine zur Seite, scheiterte dann allerdings daran, als er versuchte, einen der dickeren Steinbrocken wegzuschieben. Er drückte von vorne, von der Seite und schlussendlich rutschte er erschöpft an dem dicken Stein in seinem Rücken herab, bis er auf dem staubigen Höhlenboden saß und mit dem Hinterkopf resigniert gegen den Felsbrocken stieß. „Charon, sag mir bitte, dass du mit deiner Finsternismagie diese Brocken irgendwie wegsprengen kannst…“, bat er verzweifelt, ohne richtig zu dem Dargin zu blicken. Es war der letzte Ausweg, der Lian noch einfiel. Hatte Charon nicht die ganze Zeit mit seiner tollen Magie angegeben? Jetzt war die Zeit, wo er wirklich mal zeigen konnte, was er draufhatte! Nach einigen Sekunden löste der Falls seinen Hinterkopf von dem Felsbrocken und sah wieder zu seinen beiden Kollegen… und verzog das Gesicht, denn er sah nicht nur zu seinen beiden Kollegen, sondern auch zu dem Skelett, das auf der gegenüberliegenden Seite an der Höhlenwand lehnte. M-moment! Erschrocken sah der Falls zu sich selbst, dann wieder zu dem Skelett, dann wieder zu sich… und wurde sich klar, dass er gerade genau in der gleichen Position saß wie dieses Skelett! Nur dass er im Gegensatz zu dem Toten lebte. Noch. Sofort sprang der Falls auf, wollte sich stattdessen lieber auf seine Kollegen konzentrieren und stutzte, als er im Hintergrund eine hochgewachsene Gestalt in weißer Kleidung entdeckte, die auf einen der Gänge zusteuerte. „D-da!“ Lian deutete mit dem Zeigefinger nach vorne… und erschrak, als beim nächsten Blinzeln die Gestalt, die er gesehen hatte, einfach verschwunden war! D-das konnte doch nicht sein! Spielte sein Verstand ihm gerade einen Streich? Der Braunhaarige blinzelte, rieb sich die Augen, aber da war nichts! Hatte er sich die Gestalt nur eingebildet? „I-ich dachte, da wäre jemand…“, ließ er seine Kollegen wissen, doch man konnte sowohl seiner Stimme als auch seinem Gesichtsausdruck ansehen, dass er sich darüber alles andere als sicher war. Erst das mit dem versperrten Ausgang… dann irgendeine ominöse Gestalt in der Ferne… konnte es noch schlimmer werden?

@Rin @Charon


Sprechen | Denken | Magie
Das Knochental Lian-Signature1534
Steckbrief | Magierakte | Theme

Charon und Flynn mögen diesen Beitrag

Nach oben Nach unten
Charon
Desert Night
Charon
Anmeldedatum : 23.09.14
Anzahl der Beiträge : 1571

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptySa 14 Aug 2021 - 23:47

Etwas überrascht war Charon schon, als das Hundemädchen gegen seinen Rücken fiel, aber so schnell, wie sie sich entschuldigt hatte, konnte er gar nicht gucken. Als sich sein Kopf dann umgedreht hatte, sah er auch schon ihren peinlich berührten Gesichtsausdruck... Es sollte wirklich Gesetze dagegen geben, so niedlich zu sein. „Alles in Ordnung“, nickte er mit einem warmen Lächeln. „Ich hoffe, du hast dir nicht wehgetan.“
Charon Dargin war es nicht angenehm, Schwächen zu zeigen. Da gehörte es ein Stück weit dazu, dass er Schwierigkeiten damit hatte, Rin etwas auszuschlagen oder sie vor den Kopf zu stoßen – beispielsweise hätte er vermutlich der ein oder anderen Person gesagt, dass sie nicht an seinen Klamotten zerren sollte, die hatten schließlich einen gewissen Wert. Sehr viel schwächer fühlte er sich allerdings, als man deutlich sehen konnte, dass selbst der ach so erfahrene Magier sich mit Leichen schwertat. Auch, wenn man es nicht immer vermutete, war das Leben aber etwas, das er schätzte. Seins und das anderer Menschen. Er dachte vermutlich nicht aktiv darüber nach, nicht häufig, aber der Tod eines Anderen bewegte ihn. Mehr, als er es sich gerne zugestehen würde. Dementsprechend sah er auch keinen anderen Weg, als der Situation mit Ehre und Respekt entgegen zu treten, sobald er sich gefasst hatte. Sein Wunsch, dass die vergangene Seele ihren Frieden fand, war ehrlich gemeint.
Seine Schwäche war aber gesehen worden. Egal, wie schnell er sich fing, so viel war eindeutig. Charon war schon darauf vorbereitet, die enttäuschten oder urteilenden Blicke seiner Begleiter zu sehen, wenn sie glaubten, seine Stärke als nicht mehr als eine Fassade zu erkennen... und blinzelte überrascht, als das Gegenteil passierte. Die weinende Inuyama kam auf ihn zu... und umarmte ihn. Sie wirkte nicht, als würde sie an ihm zweifeln, für Charon fühlte es sich viel mehr so an, als würde sie Halt bei ihm suchen. Verwirrt glitt sein Blick hinüber zu Lian, suchte seinen. Er war es doch, an den sie sich normalerweise wandte... Ah, doch, da war es, da zog sie ihn dazu. Dennoch... hatte es sich angenehm angefühlt, wenn auch nur für einen Moment, ihre Stütze sein zu dürfen. Die Augen schließend tat Charon es dem Mädchen gleich. Eine Hand legte sich auf Lians Rücken, die andere auf ihren. „Selbstverständlich“, antwortete er ihr mit gefestigter, sanfter Stimme. „Wir sorgen dafür, dass nichts dergleichen hier weiterhin geschieht. Wir machen aus diesem Tal einen sicheren Ort, und wenn wir das geschafft haben, kann jeder, der hier ruht, geborgen werden. Dafür sind wir hier, Rin, und das werden wir schaffen.“ Kein Zweifel lag in seiner Stimme. Selbst die Schätze, die sich hier verbargen, wichen für kurze Zeit seinem ehrlichen Wunsch, Fiore vor Leid zu bewahren. Schlussendlich liebte er diese Welt. Er hatte das Königreich zu Fuß bereist und viele Menschen und Seiten kennen gelernt. Er hatte alles gesehen, was es zu sehen gab, und sich entschlossen, dass er als Helfer der Menschen in Crimson Sphynx arbeiten wollte. Diesem Titel würde er gerecht werden.

Die Erschütterungen kamen zu einem unpassenden Zeitpunkt, aber nicht vollkommen unerwartet. Sie waren gewarnt worden, und wie Takeru es beschrieben hatte, wurde ihnen tatsächlich der Rückweg verbaut. Also kein einzigartiges Geschehnis... Es war schwer, seine Worte als Wahnsinn abzutun, wenn Charon es selbst sah, und es war schwer, den Einsturz als Zufall abzutun, nach dem, was sie gehört hatten. War es also so, wie Rin sagte? Lebten diese Gänge? „Möglich... auf die ein oder andere Art“, meinte Charon nachdenklich, von dem Einsturz offensichtlich weniger berührt als von der Leiche zuvor. Lians Frage folgend näherte er sich der neu geschaffenen Wand. „Sprengen sicher nicht“, meinte er und legte eine Hand auf einen besonders großen Felsbrocken. „Ich könnte die Steine vermutlich verschieben, aber hier ist nicht wirklich genug Platz dafür. Den Weg hier können wir wohl erst einmal nicht nehmen... Obwohl ich das vielleicht ändern kann, nachdem wir gefunden haben, was den Gängen ihr Leben verleiht.“ Waren diese Höhlen wirklich in der Lage, selbst jemanden von seinem Kaliber einzusperren, bis er erbärmlich verhungerte? Nein, das war unvorstellbar. Den einen oder anderen Weg würde Charon schon finden, wenn es darauf ankam, davon war er überzeugt. Lian dagegen... Dessen Nerven schienen so langsam nachzugeben. Skeptisch blickte Charon ihn nach seinem Ausbruch an, sah sich dann um und lauschte, ob er Schritte oder Ähnliches hörte. Für den Moment war es abgesehen von leise tropfendem Wasser aber eher still. „Also, ich höre nichts“, meinte er, während er wieder die Führung übernahm. Auch der Schütze wirkte nicht überzeugt von dem, was er selbst zu sehen glaubte... aber sie hatten ja einen Weg, sich zu versichern. Charons Blick glitt hinüber zu ihrer Begleiterin. „Rin, ist dir jemand aufgefallen? Riechst du jemanden außer uns?“

Charons Gedanken wanderten, während er die beiden anderen weiter die Gänge hinab führte. Eine ganze Weile passierte nichts weiter, abgesehen davon, dass der Nebel etwas dicker wurde. Die Gänge wurden etwas verworrener, hatten mehr Kurven und Abzweigungen, aber er achtete darauf, dass sie sich dem Ziel immer nur näherten, nicht davon entfernten. Wenn ein Gang sich in die falsche Richtung kurvte, gingen sie zurück und nahmen die Alternative... aber ohne diese Augen hätte er vermutlich ziemlich ziellos durch die Höhlen wandern müssen. Das hätte wohl selbst ihm Sorgen bereitet. Aktuell dachte er aber eher darüber nach, was für eine Art Leben hier stecken konnte. Dass ein ganzer Landstrich sich magische Kräfte stahl war ihm noch nicht untergekommen. Wenn es sich um eine göttliche Macht handelte, dann hatte sie irgendwo einen Ursprung. Aber zu welchem Gott würde das passen? Erdgötter gab es allerlei, in allen möglichen Religionen, aber einen spezifischen Fokus auf Höhlen oder Labyrinthe hatte kaum einer. Natürlich durfte er nicht die Möglichkeit außer Acht lassen, dass hier gar kein Gott seine Finger im Spiel hatte, aber bei dem Schwerpunkt seiner Forschungen war es schwer, den Gedanken zu verdrängen...
Schlussendlich blieb der Dargin doch stehen, starrte unzufrieden die Wand vor sich an. Die Zähne zusammenbeißend ballte er eine Faust. „Wir sind so nah dran! Nur noch ein paar Meter!“, meinte er, während er seine Hand an das unebene Gestein legte. Das war doch keine feste Wand... Ein paar Löcher an den Seiten, durch die ein Hauch von Licht ragte, bestätigten das. „Der Ausgang hier wurde zugeschüttet! Dahinter steckt die Höhle, in die wir wollen! Die mit dem See!“, meinte er verärgert und klopfte dagegen. Sein Blick wanderte herum. „Wenn man schaut, wo noch überall Sachen liegen, gibt es definitiv noch andere Eingänge. Versuchen wir nochmal, bei der letzten Abzweigung die andere Richtung zu nehmen. Wir sind so nah dran!“

@Rin @Lian

720 / 800


Charons Zauber:


Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten...
Das Knochental Charon16
Welches Potenzial liegt dann in mir?

Lian und Flynn mögen diesen Beitrag

Nach oben Nach unten
Rin
Blood Hound
Rin
Anmeldedatum : 26.12.20
Anzahl der Beiträge : 819
Alter : 21
Ort : Aloe

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptyMo 16 Aug 2021 - 13:18

Der Schock saß der jungen Dame noch tief in den Knochen. Viel mehr als ein entsetztes Murmeln hatte sie nicht herausgebracht. Dieser Erdrutsch... Er kam einfach aus dem Nichts! Kein Erdbeben, keine tagelangen Regenfälle, nichts. Rein gar nichts hatte ihn provoziert. "Ich versteh' das nicht..." Ungläubig blinzelnd starrte sie die gewaltigen Felsen an, zumindest bis Lians hektische Bewegungen sie aus ihrer Schockstarre rissen. Der Wuschelkopf stämmte sich mit aller Kraft gegen die Brocken, schob und zerrte, doch nichts rührte sich. Das Gestein blieb vollkommen unbeeindruckt. "Lian..." So außer sich hatte die Canine ihren besten Freund noch nie gesehen. Nicht einmal, als sie den Zorn eines Geistes auf sich gezogen hatten! Die Verzweiflung, die ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben stand, versetzte ihr einen tiefen Stich mitten ins Herz. Sie wollte sich zusammenreißen, für ihn. Immer war er da gewesen, wenn sie verzweifelt war, auch wenn er bereits mehrfach selbst daran Schuld gewesen war. Sie hatten sich immer wieder zusammengerauft und er hatte sie getröstet. "Lian..." wiederholte sie und trat einen Schritt auf ihn zu. Weiter kam sie jedoch nicht,  Illusionsmagier sprang ruckartig auf, nur um dann direkt an seinen Kollegen vorbeizublicken und irgendetwas in den Gängen hinter ihnen anzufixieren. Langsam hob er den Zeigefinger und wie in Trance folgte die Inuyama diesem mit ihrem Blick. Sie erwartete weitere Tote, noch einen Erdrutsch oder irgendetwas noch viel schlimmeres.
Doch ... da war nichts. Irritiert legte sie den Kopf schief, reckte gleichzeitig aber ein wenig das Kinn um in die entsprechende Richtung zu schnüffeln. Ein merkwürdiger Duft hing in der von Staub und Erde verschmutzten Luft. Obwohl sie ihn klar und deutlich herausfiltern konnte, war sie sich nicht sicher, um was es sich dabei handelte. Das war jedoch erst einmal zweitrangig. Sie richtete ihre Seelenspiegel wieder auf den Falls. "Wir finden hier wieder raus, ganz sicher." Wirklich sicher war sie sich dabei nicht, doch sie musste daran glauben, wenn sie nicht ebenfalls den Verstand (und ihr Leben) verlieren wollte. "Du bist super schlau, ich habe eine gute Nase und Charon ist total stark. Wenn Takeru hier herausfinden konnte, dann wir doch erst recht." Inwiefern ihr Geruchssinn überhaupt noch hilfreich war, konnte sie nicht sagen. Die Spur zum Ausgang konnte sie nun nicht mehr zurückverfolgen. Doch vielleicht konnte sie zumindest frische Luft oder ähnliches erschnuppern? Ihre Sorgen behielt sie jedoch für sich, stattdessen fuhr sie fort: "Du hast doch garantiert die vielen Höhleneingänge gesehen. Ich bin mir sicher, dass wir mindestens einen von hier aus erreichen können." Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen legte sie ihm die Hand auf die Schulter. "Und komme was wolle, ich pass' auf dich auf. Im Notfall buddle ich uns einen weg hier heraus!" Amüsiert über ihren eigenen, kleinen Witz zuckte ihre Rute. Gleichzeitig war jedoch zu erkennen, wie bitterernst sie den ersten Satz wirklich meinte. Es gab keinen Menschen auf dieser Welt, den sie mehr beschützen wollte, als Lian. "Und übrigens, ich glaube dir." Ganz so, wie sie es immer tat. Auch, wenn der Strubbelkopf deutlich unter Stress stand, warum sollte er plötzlich Halluzinationen bekommen? "Naja, Charon... Irgendetwas komisches liegt in der Luft. Aber ich weiß nicht was. Vielleicht gehört es zu der Gestalt, die Lian gesehen hat?" Entschuldigend zog sie die Brauen zusammen. So etwas hatte sie noch nie zuvor erschnuppert. Es glich nichts von dem, was sie bereits kannte. Allerdings war sie auch noch nie so tief in irgendein Höhlensystem vorgedrungen. Es konnte genauso gut der Geruch eines merkwürdigen Steins oder so sein. "Wir haben sowieso keine andere Wahl, also sollten wir vielleicht einfach erst mal weiter gehen. Vielleicht entdecken wir ja noch ein paar Hinweise auf das, was Lian gesehen hat." Eine Alternative gab es sowieso nicht. Sie mussten dem unterirdischen Labyrinth vertrauen und hoffen, dass am Ende ein Ausgang auf sie wartete. "Außerdem haben wir den See ja noch nicht gefunden." Erwartungsvoll blickte sie den Dargin an. Er war der Einzige, der ihn aufspüren konnte. Sicherlich würde er wieder die Führung übernehmen.
Bisher verlief ihre kleine Reise relativ linear, doch dies änderte sich nun. Immer wieder machten sie kehrt, wählten einen anderen Weg, versuchten es hier und da und kamen letztendlich wieder nicht weiter. Rin gab alles, um sich ihre wachsende Verzweiflung nicht anmerken zu lassen. Das feine Lächeln auf ihren Lippen fiel ihr zunehmend schwieriger, doch sie war überzeugt, es aufrecht zu erhalten. Als sie jedoch erneut in einer Sackgasse landeten, konnte sie sich ein entmutigtes Seufzen nicht mehr verkneifen. "Das gibt es doch nicht..." Zwanghaft behielt sie ihre Ohren erhoben. Sie durfte jetzt noch nicht aufgeben! Kurz huschte ihr Blick hinüber zu Lian, ehe sie neben Charon an die Wand trat. Es musste doch eine Möglichkeit geben... "Der See liegt direkt dahinter? Bist du dir sicher?" Wenn das stimmte ... vielleicht? Sie rückte noch ein Stück näher an die Felsen heran, presste ihr Gesicht eng gegen einen der kleinen Schlitze und atmete tiiief ein. Sie fühlte sich merkwürdig und vielleicht sogar ein wenig erniedrigt dabei, sich so animalisch und unmenschlich zu benehmen. Doch der kleine Funke an Hoffnung in ihrem Herzen rief ihr zu, dass das vielleicht ihre einzige Möglichkeit war, diese Höhle noch zu finden.
Und tatsächlich! Zwischen verschiedensten erdigen Gerüchen war auch der Duft von frischem Wasser! "Ja!" Freudestrahlend wirbelte sie herum. Ein wenig Staub und Erde klebte an ihren Wangen und der Stirn, doch das störte sie in diesem Moment nicht im geringsten. "Da ist Wasser, du hast auf jeden Fall recht. Und... und..." Ohne auch nur einen Atemzug zu verschwenden, verfolgte sie den Gang einige Meter zurück, ehe sie die Äuglein schloss und die Nase ein Stück in die Luft recke. In zahlreichen kleinen Atemzügen sog sie die modrige Höhlenluft ein, zerlegte das Durcheinander von Düften in seine Einzelteile und filterte schließlich den einzig Frischen unter ihnen heraus. Er war fad, schwer zu erkennen, doch er war da! "Ich glaube du hast Recht, Charon! Wir müssen die Abzweigung hier lang!" Gedanklich sendete die Hellhaarige ein Stoßgebet an alle Götter, die sie hier unten hören konnten, dass sie doch bitte richtig liegen würde! Plötzlich wieder voller Energie und aufgeregt wie ein kleines Kind lief sie zu ihren Kollegen zurück, genauer gesagt zu Lian. Ohne darüber nachzudenken packte sie ihn an der Hand. "Ich hab's doch gesagt! Wir kommen hier wieder heraus!" Dass das Erreichen des Sees noch lange nicht bedeutete, dass sie sich tatsächlich einem Ausgang näherten, verdrängte sie vollkommen. Schließlich war auch Takeru dort gewesen und hatte dann irgendwie wieder herausgefunden. Ungeduldig zog sie den Wuschelkopf in die entsprechende Richtung.
Nach etwa der Hälfte des Weges hielt sie jedoch inne. "Ch-Charon! Schau, da!" Dort, wo der Weg abzweigte und in die andere Richtung führte, verschwand gerade ein schneeweißes Gewand. Kaum hatte sie es gesehen, war es auch schon wieder verschwunden. Ein Anflug aus Angst, Erleichterung und Verwirrung schwappte über die Hundedame. Sie hatte keine Ahnung, was sie aus dieser Entdeckung machen sollte. Sie wusste bloß eins: Der Illusionsmagier hatte sich nicht geirrt. Oder sie litten inzwischen Beide an der selben Wahnvorstellung. "Hast du es gesehen? Dieses Mal musst du es doch auch gesehen haben, oder?"

@Charon @Lian


Charon und Lian mögen diesen Beitrag

Nach oben Nach unten
Lian
Thief in Distress
Lian
Anmeldedatum : 03.10.20
Anzahl der Beiträge : 2005
Alter : 31

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptySo 22 Aug 2021 - 21:27

Er war superschlau? Hm. Nachdem Lian diese merkwürdige Gestalt gesehen hatte, die beim nächsten Blinzeln schon wieder verschwunden war, zweifelte er daran, superschlau und nicht einfach verrückt zu sein. Dennoch honorierte er den Versuch der Inuyama, ihn aufzubauen und lächelte sogar leicht, als sie ihn aufmunterte und verkündete, dass sie notfalls einen Weg nach draußen buddeln würde. Das war schon irgendwie… süß. Da hatte der Falls sich die ganze Zeit Mühe gegeben, für Rin da zu sein und sie aufzumuntern und jetzt drehte sie den Spieß einfach um. Als sie eine Hand auf seiner Schulter ablegte, beruhigte sich der gehetzte Blick in den hellgrünen Augen tatsächlich. Und während der Falls auf die Hellhaarige herabblickte, wurde ihm mal wieder bewusst, dass er Rin wirklich mochte. Wie auch immer die Hundefrau es geschafft hatte, sich nach und nach durch seine harte Schale durchzukämpfen, sie hatte es doch geschafft. Und irgendwie war Lian – trotz allem – gerade ganz froh, dass die Blutmagierin mit auf dieses Abenteuer gekommen war und ihm zumindest ein bisschen Vertrauen in seinen Verstand zurückgab. Dieser Gedanke festigte sich, als sie verkündete, dass sie ihm glauben würde. Nein, sie hielt ihn nicht für vollkommen übergeschnappt, sondern bestätigte sogar, dass ein merkwürdiger Duft in der Luft lag. Der Illusionsmagier… hatte sich diese Gestalt also vielleicht doch nicht eingebildet? Aber was war das für eine Gestalt gewesen? Es sah aus wie eine blonde Frau in einem langen, weißen Kleid… aber ganz sicher war sich Lian nicht, dafür war der Moment zu schnell wieder vorbei gewesen. Da es für den Moment keinen Weg zurückgab, entschied sich die Gruppe, weiter in den Höhlenkomplex vorzudringen. Weder hatten sie den See gefunden, noch Takerus ominöse Perle und das Rätsel um die Gänge in dieser Höhle sowie die Gestalt, die Lian gesehen hatte, war auch noch nicht gelöst. Es gab also noch mehrere Dinge, die es zu erforschen galt, bevor sich die Magier ernsthafte Gedanken über den Rückweg machen konnten. Der einzige Weg blieb nach vorne.

Lian folgte erneut der Führung von Charon, der mithilfe seiner Magie immerhin den deutlich besseren Überblick über den Höhlenkomplex hatte. Eine ganze Weile passierte… nichts. Das Positive daran: Die Höhle erwachte nicht erneut zum Leben und auch die komische Gestalt, die Lian zuvor gesehen hatte, tauchte nicht erneut auf. Das Negative: Sie schienen sich immer wieder zu verlaufen. Der Falls versuchte, sich seine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen, doch natürlich fiel ihm auf, dass auch Charon immer wieder umkehren musste, wenn sie erneut in einer Sackgasse landeten. Irgendwann blieben sie stehen und der Dargin gab verärgert zum Besten, dass der See, den sie suchten, gleich hinter der Wand wäre, vor der sie gerade standen. Und wieder einmal wünschte der Falls sich, eine bessere Magie als seine billigen Illusionen zu besitzen. Wenn er nur ein wenig offensivere Fähigkeiten besitzen würde, könnte er diese Steinwand einfach wegsprengen… aber nein, solche Fähigkeiten besaß der Braunhaarige nicht. Und so konnte er auch nicht mehr tun, als tief zu seufzen und kurz verwundert zu blinzeln, als die Inuyama an das Gestein herantrat, die Nase durch einen kleinen Schlitz presste und scheinbar schnupperte. Sekunden verstrichen, in denen vollkommene Stille herrschte: Dann, plötzlich, erwachten neue Lebensgeister in der Caninen. Da war Wasser? Und… und… und was?! Warum beendete Rin ihren Satz nicht?! Lian blieb sprachlos stehen und zuckte sichtlich zusammen, als die Hellhaarige mit Staub und Erde im Gesicht zu ihm sprang, ihn am Handgelenk packte und ihn dann mit der Überzeugung, sie würden hier wieder rauskommen, hinter sich herzog. Der Falls stolperte hinter der jungen Frau her und wunderte sich über sich selbst, als er in genau diesem Augenblick plötzlich nichtmehr Rin sah, sondern das Bild von Gins Rücken, die ihn nicht nur früher, sondern zuletzt auch in Miln ebenso hinter sich hergezogen hatte… bevor Rin wieder zu Sprechen begann und das Bild der Schwarzhaarigen ausgetauscht wurde durch die Inuyama, die aufgeregt an einer Abzweigung stehenblieb und in eine Richtung deutete. Lian schüttelte den Kopf und maßregelte sich selbst, mit den Gedanken in der Gegenwart zu bleiben. Er hatte wirklich andere Dinge, über die er sich derzeit Gedanken machen sollte. Er folgte dem Fingerzeig der Kollegin, um das schneeweiße Gewand gerade noch zu erkennen, das bereits wieder hinter den Felsen in der Ferne verschwand. Das Gewand! Diese Gestalt war also echt! Oder? Oder hatte er es sich wieder nur eingebildet? Nein… das konnte nicht sein. „Ich fass es nicht…“, murmelte der junge Mann und schüttelte sachte den Kopf. Er hoffte inständig, dass sie nicht wirklich alle gleichermaßen gerade den Verstand verloren. Absolut sicher war sich Lian da nicht. Er wehrte sich nicht, als Rin ihn entschlossen weiter mit sich zog, der Gestalt direkt hinterher. Fragend sah der Falls zu Charon, der direkt neben ihm lief, fast so, als würde er sich in all diesem Chaos und der Verwirrung ausgerechnet von ihm ein wenig … Sicherheit wünschen? Überzeugung? Bewusstsein darüber, was hier gerade geschah? Oder er würde ihm klarmachen, dass er den Verstand verlor und diese Gestalt gar nicht existierte. Auch das wäre in Ordnung – denn dann wüsste der Falls zumindest, was mit ihm los war.

Und dann war es endlich soweit. Die Gruppe blieb abrupt stehen und Rin ließ nach einer gefühlten Ewigkeit das Handgelenk des Falls los. Sie waren der merkwürdigen Gestalt gefolgt, doch jetzt, als sie um die letzte Ecke gebogen waren, war sie verschwunden. Stattdessen eröffnete sich vor ihnen ein großer Hohlraum, in dessen Mitte… ein See lag. Ein See! Es war still, gespenstig still und erst, als ein kleiner Tropfen von der Höhlendecke herab in den See fiel, riss dieses leise Plätschern den Falls aus seiner Starre. Lian… schwankte, fing sich allerdings ab, bevor er tatsächlich umkippte. „Wasser“, murmelte er, die grünen Augen geweitet. Langsam trat er auf das klare Gewässer zu, das sich vor ihnen erstreckte und hatte schon fast wieder vergessen, dass sie doch eigentlich einer unbekannten Gestalt gefolgt waren. Fast so, als wolle der 19-Jährige sich vergewissern, dass seine Sinne ihm mit diesem See nicht ebenso einen Streich spielten, blieb er vor dem kristallklaren Wasser stehen, ging in die Hocke und… tauchte mit den Fingern in das kühle Nass. Er zuckte, hielt in der Bewegung inne und öffnete erschrocken den Mund. „Was… schaut euch das an!“ Es war nicht nur ein See, der sich vor ihnen erstreckte, nein. Wenn man genauer hineinblickte, konnte man auf dem Grund des klaren Wassers allerlei Schmuck erkennen – Halsketten, Armbänder, Ohrringe und Jewels über Jewels! All die Kostbarkeiten glitzerten in dem fahlen Licht, das durch einen kleinen Spalt in der Höhlendecke herabfiel und zogen Lian sichtlich in ihren Bann. So sehr, dass der Falls nicht einmal schlussfolgerte, dass das Licht nur durch die Höhlendecke kommen konnte, wenn es dort … nach draußen ging? Etwa ein Ausweg? „Den See gibt es wirklich…“ Es war mehr ein Selbstgespräch, das der Falls gerade führte. Und es überraschte ihn selbst, als er plötzlich feststellte: „Aber… hier ist keine Perle.“ Vermutlich lag es daran, dass der Bogenschütze mit all den Eindrücken, die er zuletzt gemacht hatte, vollkommen überfordert war, weshalb er sich nun nicht auf den vielen Schmuck, sondern nur darauf konzentrierte, was fehlte: Takerus Perle. Seine Perle war nicht hier. Oder war sie es doch? Und sie erkannten sie nur nicht? So wie Lian in seinem hypnotischen Zustand auch die vielen Skelette nicht bemerkte, die rund um den See saßen und lagen – erbärmlich verhungert, verdurstet oder sonst irgendwelchen Leiden erlegen. Ein Schicksal, das auch den Magiern drohte?

@Rin @Charon


Sprechen | Denken | Magie
Das Knochental Lian-Signature1534
Steckbrief | Magierakte | Theme

Rin mag diesen Beitrag

Nach oben Nach unten
Charon
Desert Night
Charon
Anmeldedatum : 23.09.14
Anzahl der Beiträge : 1571

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptyDi 24 Aug 2021 - 14:17

Während Charon sich ruhig und unvoreingenommen an die Situation wagte, übernahm Rin die emotionale Unterstützung, wofür er dankbar war. Das gehörte nicht unbedingt zu seinen Stärken. Abgesehen davon bestätigte sie Lians Aussage, dass da etwas gewesen sein musste. Was für ein Geruch konnte das sein, den sie nicht erkannte? Gestein, Menschen und Tiere würde sie wohl erkennen. Also befand sich hier etwas, mit dem sie eher nicht rechnen würden. „Okay, gut zu wissen“, nickte der Magier und schenkte dem Mädchen ein Lächeln. „Vielen Dank, Rin. Das hilft.“ Das bedeutete auch, dass Lian zwar vielleicht die Nerven, aber nicht den Verstand verlor, höchstwahrscheinlich. Auch wenn man es ihm schwerlich verübeln konnte, nachdem die Gruppe eine ganze Weile durch die Gänge marschierte und selbst Charon eine leichte Unruhe zeigte. Er schaffte es zwar mehr oder minder, die Gruppe auf Kurs zu halten, aber schlussendlich wusste selbst er nicht, welcher Weg wirklich der richtige war... aber sie kamen näher. Sie schafften es tatsächlich, den Schätzen so nahe zu kommen, dass sich Charon sicher war: Hinter diesem eingestürzten Eingang wären sie normalerweise angekommen! Glücklicherweise schaffte es Rin, von hier aus eine Spur aufzunehmen. Als Mensch war es manchmal leicht zu vergessen, dass Wasser ein Stück weit einen eigenen Geruch hatte, aber das Hundemädchen schien ihn verfolgen zu können. „Sehr gut! Ich verlasse mich auf dich, Rin!“ Er hatte sie weit genug gebracht, dass sie eine Spur aufnehmen konnte – den Rest des Weges würde das Mädchen sie im Alleingang führen können, und das deutlich akkurater. Gemeinsam folgten er und Lian dem Mädchen, bis sie etwas sahen... auch wenn Charon nur die Reste von hinter Felsen verschwindender Kleidung sah. „Viel konnte ich nicht erkennen, aber da war etwas, ja“, nickte er nachdenklich. Auf Anhieb erinnerte ihn das an keinen Gott, der ihm bekannt wäre, aber vielleicht änderte sich das, wenn er einen besseren Blick darauf werfen konnte. Die Gestalt schien zumindest humanoid zu sein. „Menschlich, aber kein Mensch... Interessant. Die meisten Tiermischlinge hätten für dich keinen so unbekannten Duft, richtig, Rin?“, hakte er nach. Untote würde sie vermutlich auch einordnen können, das hatte sie zuvor mehr oder minder bewiesen. Dann blieb nicht mehr viel übrig. „Für den Moment würde ich annehmen, dass wir es mit einer Kreatur zu tun haben, die man im Allgemeinen als übernatürlich bezeichnen würde... so etwas wie ein Gott oder ein Dämon.“

Mit dieser These in der Tasche folgte Charon seinen beiden Kollegen in die größere Höhle. Sie hatten ihn endlich erreicht, den großen See. Ehe sich Charon auf den Inhalt fokussierte, ließ er seinen Blick entlang dem Ufer des Sees streifen, für den Moment die Skelette ignorierend, die in den Ecken der Höhle hockten. Einen gleichen Augenblick der Schwäche wie zuvor konnte er sich nicht noch einmal leisten. Stattdessen fiel ihm auf, dass das Wasser aus einem kleinen Loch in der Felswand hinein und an anderer Stelle wieder heraus lief. „Es ist kein stehendes Gewässer, sondern es fließt... Es sollte also größtenteils sauber sein. Rin, kann deine Nase einschätzen, ob es sicher ist zu trinken?“ Ein quasi endloser Vorrat an Trinkwasser war auf jeden Fall ein gutes Zeichen. Charon hatte auch kein Problem damit, als erster zu probieren, wenn die anderen beiden unsicher waren. Was ihm langsam auch auffiel war, dass es hier ein Stück heller war als im Rest der Höhle und vor Allem, dass sich hier kein Nebel ausbreitete. Hinauf blickend sah er in der Decke ein paar kleine Öffnungen, durch die frische Luft und Tageslicht in die Höhle drangen. Darum, zu ersticken, musste man sich also keine Sorgen machen. Und tatsächlich sah das hier alles ziemlich malerisch aus. „Ich muss sagen, das hier ist ein erstaunlich schöner O-ooh!“
Mitten im Satz unterbrochen musste Charon kurz um sein Gleichgewicht kämpfen, als eine Erschütterung durch den Boden und die Wände fuhr. Instinktiv blickte er nach oben, um zu sehen, ob sich irgendwelche Steine von der Decke lösten, aber die Höhle, in der sie gerade standen, schien stabil zu sein. Erst, als er sich umdrehte, sah er, dass der Weg, durch den sie eben gekommen waren, eingestürzt war. Es gab also kein Zurück. „Okay... ich denke, so langsam können wir mit Sicherheit sagen, dass das kein Zufall ist. Die Erschütterungen stehen vermutlich in Verbindung mit der Kreatur, die ihr gesehen habt.“ Zweimal schon wurde der Gruppe der Rückweg abgeschnitten, das war definitiv ein Muster. Dem Dargin fiel allerdings auf, dass die Decke sich nur innerhalb des Ganges gelöst hatten, nicht in der Kaverne, in der sie sich gerade befanden. Die Skelette, die hier lagen, schienen auch nicht erschlagen worden zu sein, sie waren vermutlich verhungert, vielleicht an Krankheiten gestorben. Es war interessant, dass keiner von ihnen nahe am Wasser war, und es war interessant, wie sauber und ordentlich dieser Ort im Vergleich zum Rest des Höhlensystems wirkte, und wie lebensfreundlich. Eventuell befanden sie sich in so etwas wie einem geschützten Bereich. „Sieht aus, als wären wir für den Moment sicher... und genügend Gänge sind auch offen“, meinte der Dargin, betrachtete kurz die drei Ausgänge, die ihnen noch blieben, ehe er seine Augen abschaltete. Er befand sich vor der größten Schatzsammlung in der Gegend, jetzt würde sein göttlicher Blick auch nicht mehr weiterhelfen. Stattdessen trat er an das Seeufer und blickte hinab auf die glitzernden Schätze, die Lian bereits entdeckt hatte. „Ich habe doch schon gesagt, dass hier keine Perle ist... Glaubst du den Worten eines verwirrten alten Mannes mehr als mir?“, antwortete er leicht eingeschnappt. Eigentlich fand er ja, dass er sich das Vertrauen Lians schon mehrfach verdient hatte... auf die ein oder andere Weise. Irgendwie verletzend, dass er an ihm zweifelte. „Aber ich denke, wir haben viele andere Dinge gefunden. Vor Allem eine Gelegenheit, uns für einen Moment zu setzen und unsere Wasserreserven aufzufüllen.“ Gerade Letzteres war gut, denn zumindest Charons Wasserflaschen waren inzwischen fast alle leer, obwohl er sie sich gut eingeteilt hatte. Die Wüste hatte relativ schnell daran gezehrt und auch in der Höhle waren sie schon etwas länger unterwegs als ursprünglich gedacht. „Sag, Lian, was hältst du davon, wenn du ein paar der Sachen aus dem Wasser fischst? Du kannst doch sicher schwimmen, und wer weiß, ob nicht ein Hinweis darunter ist?“, fragte der Dargin mit einem nur minimal süffisanten Lächeln. „Ich kümmere mich solange gerne darum, dass auch deine Flaschen gefüllt werden. Für einen Freund tue ich das gerne.“

@Rin @Lian

700 / 800


Charons Zauber:


Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten...
Das Knochental Charon16
Welches Potenzial liegt dann in mir?

Lian und Rin mögen diesen Beitrag

Nach oben Nach unten
Rin
Blood Hound
Rin
Anmeldedatum : 26.12.20
Anzahl der Beiträge : 819
Alter : 21
Ort : Aloe

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptyMi 25 Aug 2021 - 20:33

Leise grummelnd legte die Inuyama den Kopf schief. Ob sie andere Tiermenschen am Geruch erkennen würde? "Naja. Es gibt viele Mischlinge, die ich noch nie getroffen habe. Aber die, die ich kenne, erinnern an einen Misch aus Mensch und dem entsprechenden Tier." Es gab jedoch keine Garantie, dass dies bei allen so war. Hybride waren selten und auch, wenn Rin ihnen angehörte, sie kannte nicht mehr davon als jeder Andere. Es gab keinen geheimen Club der Mischwesen, wo man sich einmal im Monat traf - leider. Nichtsdestotrotz: Es gab keinen Anhaltspunkt, dass es sich bei dem Unbekannten um einen Tiermenschen handelte. "D-Dä-mon?" schockiert wiederholte sie Charons Vermutung. Alleine der Gedanke, dass sie in der Gegenwart eines abgrundtief bösen Wesens umher wandelten, ließ das Haar an ihrer Rute senkrecht stehen. "Aber sie ... oder er hat uns bisher nichts getan. Vielleicht ist sie oder er ja gut gesinnt?" Dieser Gedanke war zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer.
Ein weiterer Funke dieser Hoffnung entsprang im Herzen der Hundedame, als der Gang sich langsam ausweitete und schließlich in eine gewaltigen Höhle mündete. Die Decke war so hoch, dass man Rin bestimmt sechs oder sieben mal stapeln konnte! In der Mitte befand sich der heiß ersehnte See. Lians Hand, die sie bisher extra fest gehalten hatte, ließ sie nun endlich los. Das Wasser war so kristallklar, dass man selbst an der tiefsten Stelle problemlos den Grund sehen konnte. Wie in einer riesigen Schatztruhe befanden sich dort alle erdenklichen Wertsachen. Münzen, Edelsteine, Armreife, Halsketten ... wenn es wertvoll war, dann lag es garantiert da unten. Ungläubig tappte die Canine bis ans Ufer, jedoch keinen Millimeter weiter. Nur wenige Schritte hinein in das Wasser und der Boden fiel steil ab. Für jemanden, der schwimmen konnte, war dies sicherlich kein Problem. Doch Rin hatte es nie gelernt. Somit kniete sie einfach dort, wo sie gerade war, nieder und schob ihre staubigen Hände und Arme in das kühle Nass. "Es gibt nichts, was darauf hinweist, dass es kein ganz normales Wasser ist. Aber wenn du willst kann ich auch als Erste probieren."  Einen Moment lang verlor sie sich in der angenehmen Erfrischung, ehe sie ihre Tasche von der Schulter schwang. Gerade hatte sie den Reißverschluss ergriffen, da geschah es erneut. Mit einem lauten Rumpeln und Poltern verschwand der Gang, aus dem sie eben noch gekommen waren in einem Wirbel aus Felsen und Erde. Erschrocken wich die Hellhaarige zurück, als durch das kleine Beben die Wellen des Sees bis an ihre Schuhe schwappten. Als der Erdboden sich langsam wieder beruhigte, blickte sie beinahe reflexartig zu ihren Kollegen. "Alles okay bei euch?" Auch wenn sich innerhalb der Höhle nicht ein Felsen gelöst hatte, die Sorge in ihren eisblauen Seelenspiegeln war groß. Wenn einer von ihnen auch nur stürzte und sich dabei verletzte, konnte das fatale Folgen haben! "Ich ... ich glaube auch, Charon. Ob wir es wohl mit Magie zu tun haben?" Auch wenn der Gedanke ihr nicht behagte, sie musste erneut feststellen: Es war niemand auch nur annähernd zu Schaden gekommen. Es schien, als würde die merkwürdige Kraft, die hier ihr Spielchen spielte, nicht wollen, dass das Trio verletzt wurde.... oder? Die zahllosen Skelette, die in Reih und Glied an den Höhlenwänden hockten, erzählten eine andere Geschichte. Schwer schluckte die Hundedame, erinnerte sich aber sogleich an den Vorsatz ihres Teams: Sie würden diese Höhle sichern und dafür sorgen, dass all diese Leute eine ehrenvolle letzte Ruhe fanden. Daran musste sie glauben und dafür musste sie stark bleiben. Tief atmete sie ein, bis ihre Lungen sich fühlten, als würden sie gleich platzen, ehe sie die Luft langsam durch ihre Nase wieder entweichen lies. Sie durfte nicht noch einmal die Nerven verlieren. Rin war doch mutig und stark - wenn auch nur für Lian und Charon.
Apropos Lian ... dieser schritt nun ebenfalls an das Ufer, betrachtete all die Schätze am Grund. Sein Schritt war leicht unsicher, sie streckte bereits die Arme aus um ihm halt zu geben, doch er schien es nicht zu brauchen. "Ja ... verrückt oder?" Dieser Ort war so surreal. Viel eher würde man ihn in einem fantasievollen Märchenbuch erwarten und nicht in der Realität. Doch hier waren sie und es war keine Illusion. Auch der Dargin trat nun neben sie. Seine gute Laune war jedoch hörbar getrübt.... war er etwa gekränkt? "Ich bin mir sicher, dass Lian nicht an deinen Fähigkeiten gezweifelt hat." klinkte sie sich schlichtend ein, bevor am Ende wirklich noch Streit ausbrach. "Aber es ist einfach noch mal etwas Anderes, es selbst zu sehen." Ihre Rute wedelte sacht, als sie dem Finsternismagier einen mitfühlenden Blick zuwarf. Obwohl er so selbstbewusst wirkte, hatte sie das Gefühl, dass er sich doch nach dem Ansehen und Respekt seiner Mitmenschen sehnte. "Ohne dich hätten wir nie hierher gefunden." Und sie hatte kein Problem, ihm hin und wieder ein ehrliches Kompliment zukommen zu lassen. Immernoch aufrichtig lächelnd klopfte sie auf die Erde neben sich, eine kleine Aufforderung, dass sich der Weißhaarige doch neben sie setzen sollte. Dann konnten sie alle gemeinsam diesen kleinen Moment der Hoffnung genießen. Lian, Charon und Rin. Irgendwie fühlte es sich an, als wären sie schon immer zusammen gewesen. Als hätten sie sich nicht eben erst kennengelernt. Und wären sie nicht eben in solch einer lebensbedrohlichen Situation, wäre die Inuyama nun wunschlos glücklich. Doch für diesen Augenblick wollte sie die Gefahr des Höhlensstems einfach nur vergessen. Ihr Blick ruhte auf dem Falls und sie konnte nicht anders, als sachte mit dem Schwanz zu wedeln. "Oh ja, zeig uns ein bisschen was von deinen Tauckünsten, Lian!" klinkte sie sich bei dem Dargin ein "Während Charon deine Flaschen auffüllt passe ich auf, dass niemand deine anderen Sachen klaut, ja?" Leise kichernd zwinkerte sie dem Wuschelkopf zu, knuffte ihm spielerisch mit dem Ellbogen in die Seite. Würde sie im Wasser nicht untergehen wie ein Stein, hätte sie sich vielleicht sogar überlegt, selbst eine Runde schwimmen zu gehen! Es wäre eine willkommene Abwechslung zu der stickig warmen Luft, die stets um sie herumwaberte. Aber so blieb sie lieber in trockener Sicherheit und feuerte ihren besten Freund zu dummen Ideen an.

@Lian @Charon


Charon und Lian mögen diesen Beitrag

Nach oben Nach unten
Lian
Thief in Distress
Lian
Anmeldedatum : 03.10.20
Anzahl der Beiträge : 2005
Alter : 31

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptyFr 27 Aug 2021 - 19:58

Diese Kreatur, die sie gesehen hatten, sollte laut Charon ein Dämon oder ein Gott sein? Während Rin bei dem Gedanken an eine dämonische Kreatur sichtlich erschrak, erinnerte Lian sich zurück – an seinen Besuch in Miln und all die Dinge, die dort geschehen waren. Ein Dämon… er dachte an die Begegnung mit Andras, an die dunkle Aura, die ihn fast verschlungen hätte und er dachte an seine Begegnung mit Gin. Unwillkürlich rieb der Bogenschütze sich über die rechte Wange, die bei der Erinnerung an die gepfefferte Ohrfeige, die er von seiner Ex-Freundin kassiert hatte, böse kribbelte. „Oh, ein Dämon würde sich anders anfühlen, glaubt mir…“, sprach er geistesgegenwärtig aus ohne sich bewusst darüber zu sein, welchen Dämon er damit eigentlich genau meinte... und mehr zu sich selbst als zur restlichen Gruppe. Eine erneute Erschütterung, die durch das Höhlensystem ging, riss Lian aus seinen Grübeleien. Nur knapp konnte er sein Gleichgewicht halten, als der Weg, den die Gruppe eben noch genommen hatte, ebenso hinter dicken Felsbrocken verschwand. Es gab kein Zurück mehr – erneut. Wer oder was auch immer hinter diesen Beben und Erschütterungen steckte, dieses Wesen wollte nicht, dass die Magier einfach so wieder verschwanden. Aber warum nicht? Warum verschluckte diese Höhle Menschen? Es ergab für Lian keinen Sinn. Allerdings fand er diese ganzen magischen Dinge in dieser extrem magischen Welt ohnehin immer noch höchst suspekt – ganz gleich, dass er selbst ein Magier war. Deutlich weniger suspekt war ihm die Empörung von Charon, als dieser nachfragte, ob er einem verrückten Einsiedler mehr glauben würde als ihm. „Es hätte mich zumindest nicht gewundert, wenn du von den Jewels da drin so abgelenkt gewesen wärest, dass dir eine Perle gar nicht aufgefallen wäre“, korrigierte er die Vermutung des Hellhaarigen und lächelte ihn sachte an. Da waren Charon und er sich vermutlich gar nicht so unähnlich. Bevor die beiden Magier allerdings näher auf das Thema eingehen konnten, stellte sich Rin dazwischen und beschwichtigte. Lian entschied sich, es bei den Worten der Inuyama zu belassen und nicht noch weiter nachzulegen.

Deutlich interessanter wurde es, als Charon ihn doch tatsächlich darum bat, ins Wasser zu steigen und die Schätze, die auf dem Grund lagen, zu bergen. Weil ja ein Hinweis darunter sein könnte. Hinweis. Klar. Er würde auch seine Wasserflaschen auffüllen? Lians rechte Augenbraue schoss skeptisch in die Höhe, als er den Blick des Dargin erwiderte – und natürlich war ihm sofort klar, warum Charon diesen Vorschlag machte. Der wollte nicht selbst die Drecksarbeit erledigen. Und vermutlich hatte er Sorge, dass seine perfekten Haare oder seine wunderbare Kleidung dahin wären, wenn er ins Wasser steigen würde. Ihm lag bereits eine Erwiderung auf der Zunge, doch dann schaltete sich Rin ein. Und … sie stimmte Charon zu. Auch sie bat darum, dass Lian nach den Schätzen tauchen sollte und schenkte ihm mal wieder einen ihrer Hundeblicke, die es schwer machten, zu widersprechen. Vermutlich glaubte Rin wirklich, dass die beiden Männer in der Gruppe nur wegen Hinweisen nach den Schätzen tauchen wollten. „Ja, hier sind wirklich viele Leute, die meine Sachen stehlen könnten. Wie freundlich von dir, Rin.“ Und dabei wanderte der Blick der hellgrünen Augen vielsagend zu den Skeletten, die am Rande der Höhle lehnten und lagen, ohne sich auch nur einen Millimeter zu rühren. Ohne abzuwarten knuffte Rin ihm in die Seite und lächelte ihn freundlich an... irritiert rieb sich der junge Mann über den Arm und sah zweifelnd auf sie hinab. War sie wirklich so naiv oder tat sie nur so?

Es war offensichtlich, dass seine beiden Kollegen ihm die Drecksarbeit überlassen wollten. Es war offensichtlich, dass sie ihn vorschubsten. Alles sprach dafür, den beiden Kollegen in dieser lebensbedrohlichen Situation vehement zu widersprechen. Wer würde in dieser Höhle denn bitte ernsthaft darüber nachdenken, sich auszuziehen und im Wasser schwimmen zu gehen? Niemand!

… Oder?

„Okay.“ Das Wort kam Lian schnell über die Lippen und er zuckte mit den Schultern. Er… er wollte mitspielen?! Ja, das würde der Falls scheinbar tun. Da gab es die Anwesenheit der Skelette, da gab es diese gruselige Höhle und auch die mehr oder minder Anwesenheit einer unbekannten Gestalt, allesamt Gründe, die dagegensprachen, hier blankzuziehen und eine Runde schwimmen zu gehen, als wären sie im Urlaub. Aber auf der anderen Seite gab es da noch… Geld. Gold. Jewel. Es war klar, wofür sich ein Lian Falls bei so einem Vergleich entscheiden würde, oder? Außerdem war die Reise durch die Wüste tatsächlich ziemlich anstrengend gewesen, das Wasser sah klar und erfrischend aus und es war auch nicht allzu tief. Anders als die Oase von Aloe, die Lian früher durchaus mal für eine Abkühlung genutzt hatte (ob das nun erlaubt war oder nicht sei mal dahingestellt). Der 19-Jährige erhob sich aus seiner zuvor hockenden Position direkt neben Rin und Charon und zog sich aus – bis auf die Unterwäsche, versteht sich. Bevor hier irgendwelche Gerüchte entstanden. Und obwohl der Falls sich überhaupt keine größeren Gedanken über diesen Umstand machte, war zumindest die Autorin dieses Textes absolut überzeugt, dass der Bogenschütze diese Entscheidung zu einem späteren Zeitpunkt noch bereuen würde – aber alles zu seiner Zeit. Noch kurz sah der Illusionsmagier zu seinen beiden Kollegen… und grinste dann. Ohne ihnen auch nur einen Moment für eine Reaktion zu lassen, sprang der Falls ins tiefe Wasser – bewusst so, dass er möglichst viel Wasser in alle Richtungen spritzte und damit – hoffentlich – seine beiden Kollegen (insbesondere Charon Dargin) ordentlich nass machte. Wäre doch gemein, wenn Lian der Einzige bliebe, der eine Abkühlung bekam, oder? Das machte der Falls natürlich nur, weil er so ein unglaublich netter Typ war.

Vermutlich waren beide Kollegen viel mehr damit beschäftigt, die plötzliche Wasserattacke zu verdauen, als dass sie Lian hinterhersahen, dessen Schemen man in den unruhigen Wellen der Wasseroberfläche nur grob erkennen konnte. Schließlich tauchte er wieder auf – direkt am Rand des Sees, an dem Charon und Rin warten sollten und zog sich aus dem Wasser. Und das Bild, das er dabei bot, war… nunja, vermutlich nicht alltäglich. Mehrere Ketten in Gold und Silber hingen dem Bogenschützen um den Hals, Armbänder stapelten sich rechts und links um seine Gelenke und es war fast schon enttäuschend, dass kein Goldzahn aufblitzte, als er schließlich vor Charon und Rin stehend freudig grinste. Stattdessen drehte er seinen Kollegen die linke Seite seines Kopfes zu, hob die Hand an… und ließ daraus einen goldenen Ohrring herausfallen, den Lian sich provokant ans Ohr hielt. „Na? Steht der mir? Ich bin mir ja nicht sicher, ob der zu meinem Hautton passt“, fragte er spielerisch nach und lachte amüsiert. Und für diesen kleinen Moment hatte er die gruselige Höhle, die Skelette, den merkwürdigen Geist und den versperrten Fluchtweg ganz vergessen… es würde vermutlich nicht lange dauern, bis der Falls sich darüber wieder bewusstwurde. Ob er bis dahin wieder trocken und angezogen war?...

@Charon @Rin


Sprechen | Denken | Magie
Das Knochental Lian-Signature1534
Steckbrief | Magierakte | Theme

Charon und Rin mögen diesen Beitrag

Nach oben Nach unten
Charon
Desert Night
Charon
Anmeldedatum : 23.09.14
Anzahl der Beiträge : 1571

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptySo 29 Aug 2021 - 11:58

Konnte es sein, dass Lian Erfahrungen mit Dämonen gesammelt hatte? Charon machte sich eine gedankliche Notiz ob der beiläufigen Erwähnung, hakte aber erst einmal nicht weiter nach. Schließlich hatten sie eine wichtige Entdeckung gemacht. Abgesehen davon schnitt der Falls mit seinen Zweifeln ganz schön in den Stolz des Dargin. Er hätte die Perle ja zwischen den anderen Schätzen übersehen können? „Als ob...“ Sie mochten in dieser Situation andere Sorgen haben, aber wo sie gerade für den Moment sicher waren nahm Charon sich das Recht heraus, ein wenig grummelig zu werden. Rin schritt allerdings flink dazwischen und löste die Situation auf. Spätestens als sie meinte, dass sie ohne ihn nicht hergefunden hatte, wich der leicht irritierte Ausdruck des Weißhaars und machte einem peinlich berührten Lächeln Platz. „A-ach was... das gilt doch genauso für dich“, meinte er, seine Stimme mit einem mal wieder sanft und weich, während er sich durch die langen Haare fuhr. „Du hattest wirklich Recht, du bist sehr kompetent. Du warst eine große Hilfe beim Einschätzen der Situation und dabei, am Ende den richtigen Weg zu finden... und dabei habe ich noch nicht einmal deine Magie gesehen. Ich bin sehr gespannt.“

Während Rin ordentlich Punkte sammelte, hatte es sich der Falls ein wenig verspielt, deshalb sollte der sich mal gar nicht wundern, dass er zum Tauchen abgestellt wurde. Er zeigte sich an der Stelle auch wundervoll gefügig, als er ohne alle Widerworte ins Wasser hüpfte... und dabei seine beiden Kollegen mit Wasser vollspritzte. Bestimmt absolut ohne Absicht. „Na warte“, lachte Charon leise, während er wie versprochen die Flaschen auffüllte. Er musste seinen Teil der Abmachung ja auch einhalten. Es dauerte auch nicht lange, sodass er bald wieder aufstehen und sein Oberteil auswringen konnte. „Ich liebe ja diesen Stoff, aber er saugt sich so schnell voll... Glücklicherweise regnet es in Aloe nicht allzu oft.“
Als Lian wieder auftauchte, hellten sich die Augen des Dargin allerdings schnell wieder auf. „Oh ja, du siehst großartig aus“, lachte er amüsiert, als Lian mit dem Ohrring hantierte, ehe er dem jungen Mann die Hand hinhielt, um ihm auf die Füße zu helfen. Ohne sich große Gedanken darüber zu machen, erhob sich eine seiner Hände an die nackte Brust des Schützen und nahm dort eine goldene Kugel auf, die am Ende einer der Ketten um Lians Hals hing, und betrachtete diese. „Das dürfte tatsächlich echtes Gold sein... Kaum zu glauben, was man hier so alles finden kann.“ Wo das Lächeln des Dargin normalerweise etwas distanziert oder gar arrogant wirken mochte, konnte man ihm gerade gut ansehen, dass er sich tatsächlich freute. Er ließ die feuchte Kugel wieder los, sodass sie weiterhin an Lians Hals hing, ehe er sich umdrehte und an seine Sachen ging. Wie vorhin das Parfüm für Rin zog er nun ein Tuch hervor, weiß und weich, das er Lian hinhielt. Es sah qualitativ hochwertig aus, aber war bei Weitem nicht in der gleichen Preisklasse wie der Lavenderduft. Abgesehen davon wurde es nicht aufgebraucht, wenn man es verwendete, insofern war es deutlich einfacher, sich kurzzeitig davon zu trennen. „Sehr gute Arbeit, Lian. Hier, wenn du magst, kannst du dich damit abtrocknen.“

Zu dritt beieinander sitzend breiteten die Magier die Schätze, die Lian geborgen hatten, zwischen sich aus, um alles ordentlich ansehen zu können. Gerade einige der Ringe hatten es Charon angetan. „Ich denke, solange wir Alles fair untereinander aufteilen, können wir davon eine ganze Weile leben“, meinte er zufrieden, ehe sein Blick kurz hinüber zu den Ausgängen schweifte, die ihnen noch offen standen. Bis jetzt hatte sich keiner davon geschlossen. „Danach sollten wir uns wohl überlegen, wohin es weitergeht. Rin, kannst du zufällig die Witterung der Gestalt aufnehmen, die wir suchen?“

@Rin @Lian

750 / 800


Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten...
Das Knochental Charon16
Welches Potenzial liegt dann in mir?

Rin mag diesen Beitrag

Nach oben Nach unten
Rin
Blood Hound
Rin
Anmeldedatum : 26.12.20
Anzahl der Beiträge : 819
Alter : 21
Ort : Aloe

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptyDi 31 Aug 2021 - 16:55

Beim besten Willen hatte Rin nicht damit gerechnet, dass der Wuschelkopf sich tatsächlich dazu überreden ließ, einen kleinen Tauchgang zu machen - vor allem so einfach! Ohne große Widerworte hatte er zugestimmt. Keinen Augenblick später stand er auch schon beinahe komplett entkleidet vor ihnen, schenkte ihnen ein letztes, freches Grinsen, ehe er schwungvoll in die klaren Tiefen abtauchte. Wasser spritzte in alle erdenklichen Richtungen - auch zu den Magiern, die eigentlich im Trockenen bleiben wollten. Schützend hielt sich die Blutmagierin die Arme vor das Gesicht, was jedoch nur bedingt half. Sie wurde Opfer eines absoluten Volltreffers. Ein ordentlicher Schwall übergoss sie und ließ einen triefendnassen Hund zurück. Ohren und Haare tropften, ein großer Teil der dünnen Wüstenkleidung klebte an ihr wie eine zweite Haut und die Arme sah tatsächlich aus wie ein begossener Pudel. "Du Fiesling du!!" rief sie Lian hinterher, auch wenn sie bezweifelte, dass er es überhaupt hörte. Kräftig und beinahe wie ein Tier schüttelte sie sich, kleine Tröpfchen flogen in alle Richtungen von ihr fort. Komplett trocken war sie dadurch zwar nicht, aber zumindest trockener. "So hält er dich jetzt wenigstens extralange frisch!" kicherte sie und blickte zu Charon, welcher mit seinem Oberteil kämpfte. "Das gibt sowas von Rache...!" Mit einem verschwörerischen Funkeln in den Augen grinste sie. So einfach würde sie den Falls nicht mit diesem hinterhältigen Wasserangriff davonkommen lassen. Wie wusste sie zwar noch nicht, aber es würde sich bestimmt irgendwann eine Gelegenheit bieten.
Als der Fiesling schließlich wieder aus dem Wasser auftauchte, wurden die blauen Seelenspiegel der Canine immer größer und größer. So viel Schmuck auf einmal hatte sie noch nie in ihrem Leben gesehen. Alles glitzerte und funkelte in dem fahlen Licht, das durch einen engen Spalt in der Decke fiel. Damit konnte man ja einen ganzen Juweliershop eröffnen! All der Schimmer und Schein lenkte sie sogar davon ab, dass sie auf einen nur knapp bekleideten Lian starrte. Zumindest kurzzeitig. "Ach was, du kannst alles tragen!" erwiderte sie lachend, meinte das kleine Kompliment aber vollkommen ernst. Er sah in allem gut aus. Ob in dicker Winterkleidung, luftig lockerem Sommeroutfit oder eingedeckt mit Massen an teurem Gold- und Silberschmuck... und natürlich auch ohne Shirt. Die Ohrenspitzen der Hundedame begannen zu glühen, als sie sich ihrer eigenen Gedanken bewust wurde. Hastig schüttelte sie den Kopf um sie schnell wieder loszuwerden. "Aber sonst hast du nichts da unten gefunden, oder?" Keine Hinweise oder sonstiges? Naja... irgendwie hatte sie damit bereits gerechnet. Aber einen Versuch war es wert gewesen.
Nachdem der Falls ein Tuch von Charon erhalten hatte, ließ sich das Trio wieder nieder. Gedankenverloren betrachtete sie all die Wertgegenstände, die vor ihr ausgebreitet waren. Wem sie wohl einmal gehört hatten? Entdecker nahmen doch sicherlich keine gewaltigen Klunker oder wertvolle Edelsteine mit auf ihre Reisen, oder? Es wirkte eher wie ein verschollener Piratenschatz, der eigentlich nur darauf wartete, entdeckt zu werden. Daher war es doch okay, wenn sie es aus dem See fischten, oder? Ein Blick in die Tiefen verriet, dass noch immer mehr als genug dort unten lag. Wenn sie es nicht nahmen, dann bedienten sich am Ende noch gemeine Räuber! Nichtsdestotrotz ... ihre Seelenspiegel wanderten von dem Dargin hinüber zu Lian. Die Augen der Beiden strahlten mit den Schätzen regelrecht um die Wette. Sie hatte ja gestern gesehen, wie der Illusionsmagier lebte. Es war nicht schwer zu erraten, dass er nicht in Geld schwamm, auch wenn er es ihr nie klar und deutlich gesagt hatte. Und Charon...? Er besaß zwar teure Kleidung und teures Parüm, aber als er wie ein hungriger Löwe über ihren Kuchen hergefallen war, erweckte er den Eindruck, nicht viel Geld zum Leben zu haben. Vielleicht hatte er das teure Zeug geerbt?
Ihre Äuglein fielen zurück auf die Beute. Sie suchte etwas. Viele Schmuckstücke wirkten prunkvoll und pompös, ließen sich sicher teuer verkaufen. Aber Rin wollte etwas, das nicht sofort auffiel, etwas, das man im Alltag tragen konnte. Letztendlich zog sie einen kleinen, schlichten Ring aus der Masse. Dann einen zweiten. Und einen dritten. Allesamt gingen sie beinahe unter in dem nach Aufmerksamkeit schreienden Rest. Sie waren schmal und in einem zarten Goldton gehalten. Das Einzige, was sie voneinander unterschied, waren die Steine, die in sie eingearbeitet worden waren. "Mehr möchte ich nicht. Ich brauche kein Geld. Ich habe genug." Seelig lächelnd drehte sie die kleinen Schmuckstücke zwischen ihren Fingern hin und her, betrachtete sie genauestens und schien zu grübeln. Letztendlich fiel ihr die Entscheidung jedoch nicht schwer. Sie schloss sie in die Faust und hielt sie nah an ihrem Herzen. Grün, lila und blau. Diese Farben trugen die Steine. Was für ein lustiger Zufall, oder nicht? "Bitte verkauft die nicht, das ist alles, was ich möchte, okay?" Dann ergriff sie Lians Hand und steckte ihm den Ring mit dem Peridot, Smaragd oder was auch immer an den Zeigefinger.  Darauf folgte Charon, dessen Mittelfinger den violetten Stein (vielleicht ein Amethyst?) erhielt. Schlussendlich fand der letzte, blaue seinen Weg an Rins Ringfinger. Damit waren sie alle drei verteilt. Die Hellhaarige war der festen Überzeugung, dass sie dazu nicht mehr erklären musste. So dumm waren die zwei jungen Männer sicherlich nicht.
Während ihre Kollegen die Beute zwischen sich aufteilten, hatte sie selbst ausschließlich Augen für ihr neuestes Schmuckstück. Je länger sie es betrachtete, desto hübscher fand sie es. Hoffentlich dachten die Anderen genauso. Als Charon ihr schließlich eine Frage stellte, hob sie ihren Blick. "Mal sehen..." Langsam erhob sie sich aus ihrer sitzenden Position und lief die unverschütteten Gänge ab, machte jedoch keine Anstalten, irgendeinen zu betreten (wer wusste schon, wann der nächste Erdrutsch kam). Jedes Mal blieb sie stehen, streckte das Näslein in die Luft und schnüffelte. Mit jedem Schnüffler verzog sich ihr Ausdruck ein wenig mehr. Als sie schließlich zurück zu ihren Freunden kehrte, stand ihr pure Verwirrung und Verunsicherung ins Gesicht geschrieben. "Das habe ich noch nie gehabt." begann sie schließlich und suchte nach den richtigen Worten, um ihnen verständlich zu machen, was sie erschnuppert hatte. Dies war alles andere als einfach. "Der Geruch ist da. Daran bestehen keine Zweifel. Aber..." sie zögerte, legte den Kopf schief. "Aber es ist schwer zu sagen von wo genau. Er kommt irgendwie von überall. Aber ich glaube, dass er im Zweiten von links am stärksten ist." Schließlich senkte sie den Blick und verschränkte ihre Finger ineinander. Da gab es noch etwas, doch sie fühlte sich unwohl dabei, es auch nur auszusprechen. "Und, naja... Ähm..." Sie schluckte. "Jedes Mal, wenn ich einem Gang näher gekommen bin habe ich dieses Gefühl bekommen... so als sollte ich da nicht sein. Als wollte man mich unbedingt loswerden." Sie versuchte, ihre aufkeimende Angst zu verbergen, doch ihre Worte machten es wohl mehr als deutlich. "Sobald ich wieder weiter weg gegangen bin, ist es besser geworden." Hier neben ihren Freunden war nicht mal mehr ein Hauch dieses merkwürdigen Gefühls zu merken. Irgendetwas stimmte hier nicht, so viel war klar. Was genau würde sich sicherlich bald zeigen ....
@Lian @Charon


Charon mag diesen Beitrag

Nach oben Nach unten
Lian
Thief in Distress
Lian
Anmeldedatum : 03.10.20
Anzahl der Beiträge : 2005
Alter : 31

Das Knochental Empty
BeitragThema: Re: Das Knochental
Das Knochental EmptySa 11 Sep 2021 - 19:09

Er sah also großartig aus? Er sah in allem gut aus, ganz egal, was er trug? Lian musste leise lachen, als er die strahlenden Augen von Charon und Rin sah. Vermutlich waren es mehr die wertvollen Schmuckstücke an seinem Körper, die ihre Augen zum Strahlen brachten – aber daran störte der Bogenschütze sich nicht. Zufrieden griff er nach der Hand, die der Dargin ihm hinhielt und ließ sich von ihm auf die Füße helfen. Mit ordentlichem Schwung zog Charon den Bogenschützen hoch, er folgte dem Schwung… und blinzelte überrascht, als sein Kollege keinen Schritt zurückmachte, sondern sehr nah vor ihm stehen blieb und dann auch noch ohne jede Zurückhaltung mit der Hand seine nasse, nackte Haut streifte. M-moment! Was sollte das denn jetzt werden?! Charon schien von dem Unbehagen des Falls keinerlei Notiz zu nehmen, sondern griff einfach nach einer goldenen Kugel, die dem jungen Mann an einer Kette um den Hals hing und musterte den Schmuck genauer. Eines bewies der Finsternismagier mit seinem Verhalten erneut auf beeindruckende Art und Weise: Berührungsängste waren ein Fremdwort für ihn. Er kam zu dem Schluss, dass es echtes Gold wäre. Die Erkenntnis, dass sie damit tatsächlich ein kleines Vermögen aus dem Höhlensee geborgen hatten, lenkte Lian ausreichend ab, sodass er sogar das Unbehagen aufgrund der extremen Nähe zum Dargin vergessen konnte. Ohne lange zu hadern, nahm er das Tuch an, das der Kollege ihm zum Trocknen hinhielt und hob die Mundwinkel an. „Danke“, erwiderte er kurz, legte den Schmuck dann nach und nach auf dem steinigen Höhlenboden ab und trocknete sich notdürftig ab.

Einige Momente später hockte das Grüppchen eng beieinander und sah auf die Wertgegenstände herab, die in ihrer Mitte lagen. Es war nicht zu viel, sodass jeder von ihnen die Dinge gut verstauen können sollte, aber genug, um eine Weile von dem Erlös leben zu können. Das Beste daran: Da die Gegenstände herrenlos in dem See gelegen hatten, fühlte Lian sich nicht einmal als Dieb, während er darüber nachdachte, wo genau er seinen Anteil verhökern würde. Nein, die Personen, denen der Schmuck mal gehört hatte, waren nicht mehr hier… oder tot. Lian bezweifelte, dass die Skelette in dieser Höhle Widerworte erheben würden, wenn er sie um Erlaubnis bitten würde, den Schmuck zu verkaufen. Plötzlich spüre der Falls eine Berührung an seiner Hand und blinzelte verwundert, als ein Ring mit grünem Edelstein den Weg an seinen Zeigefinger fand. Grün… wie seine Augen. Lian glaubte, sein eigenes Gesicht in dem glatten Edelstein gespiegelt zu sehen, als er aufsah und in das fröhlich lächelnde Gesicht der Inuyama blickte. Freundschaftsringe? Hatte sie ihnen gerade wirklich Freundschaftsringe verteilt? Der 19-Jährige blickte kurz unsicher zu Charon, der ebenso einen Ring an den Finger gesteckt bekommen hatte, dann wieder zu Rin… und schließlich schweigend auf den eigenen Finger, an dem der Ring mit dem hellgrünen Peridot immer noch ruhte. So etwas… hatte er noch nie geschenkt bekommen. „Hm. Na schön“, stimmte er der Bitte der Caninen schließlich mit einem leichten Lächeln zu und hob die Hand in die Höhe, um den Ring in die Runde zu zeigen. Freundschaftsringe… der Braunhaarige war sich immer noch nicht sicher, was er von diesem Konzept halten sollte. Andererseits konnte auch er nicht bestreiten, dass es sich irgendwie schön anfühlte, diesen Ring von Rin geschenkt bekommen zu haben. Und das Gefühl, zu einer Gruppe zu gehören… seit seiner Zeit in der Diebesbande hatte der Falls nicht mehr das Gefühl gehabt, irgendwo dazuzugehören. Rin und Charon waren vielleicht nicht die Art von Person, mit denen Lian früher zu tun gehabt hätte… und doch merkte er, dass er die beiden mochte. Und deshalb ließ er sich auch darauf ein, diesen Ring anzunehmen und zu behalten. Aber Moment, was war das? Irgendwie… kribbelte es an seinem Finger. Oder bildete er sich das nur ein? Lian konnte es nicht zuordnen, die Augen verengten sich und er meinte, eine Bewegung in dem grünen Stein auszumachen. Doch kaum dass die Bewegung dagewesen war, war sie auch schon wieder verschwunden. Vielleicht eine Lichtreflexion? Ja, das musste es sein. Er sollte nicht mehr hineininterpretieren, als tatsächlich da war. Erst die Worte von Rin, die mitteilte, dass sie den Weg erschnuppert hätte, lenkten den Illusionsmagier von dem Ring an seinem Finger ab. Der zweite Gang von links – dort sollte der Geruch am stärksten sein. Aber sie hatte das Gefühl, dass sie dort nicht sein sollte?

Lian stand auf, mittlerweile wieder einigermaßen getrocknet. Er rubbelte die letzten Tropfen Wasser mit dem Tuch, das Charon ihm gegeben hatte, aus seinem lockigen Kopf und warf das Tuch schließlich über seine Schulter nach hinten. Nur kurz blickte er zu dem Gang, von dem Rin gesprochen hatte. „Als solltest du da nicht sein?“, fragte er ahnungslos nach und zuckte mit den Schultern. Was meinte sie denn bitte damit? Es war Lians Neugier geschuldet, dass er es nicht einfach bei den Worten von Rin lassen konnte, nein. Natürlich musste der Falls direkt auf den Gang zumarschieren.

„Verschwindet von hier!“

Lian hielt inmitten seiner Bewegung abrupt inne, als er die durchdringende Stimme durch die Höhle hallen hörte. Um sich zu vergewissern, dass er sich die Stimme nicht eingebildet hatte, blickte er zu Charon und Rin – die schienen sie allerdings genauso laut gehört zu haben wir er. Er zuckte sichtlich zusammen, als die Stimme ein weiteres Mal ertönte.

„Wenn ihr diese Höhle lebendig verlassen wollt, dann lasst von diesem Weg ab. Folgt diesem Pfad und es wird euer Ende sein!“

Es war unmöglich zu sagen, woher genau diese Stimme kam. Und doch… die hellgrünen Augen des Illusionsmagiers sahen erneut zu dem zweiten Eingang von links, der Gang, von dem auch Rin schon gesprochen hatte. Der Gang, aus dem der Geruch der mysteriösen Gestalt am stärksten sein sollte. Und auch der Gang, auf den Lian gerade zugegangen war. Der 19-Jährige wusste selbst nicht genau, woran es lag – vielleicht seine rebellische Seite, die ihn immer wieder dazu anhielt, Grenzen auszutesten und sich nichts Befehlen lassen zu wollen. Vielleicht war es auch nur sein Drang nach Wissen und die nicht zu stillende Neugier. Jedenfalls tat er noch einen Schritt auf den Gang zu… und sofort knackten die Steinwände verräterisch und Steinchen rieselten aus der Decke. Eine letzte Warnung? Lian blieb stehen, drehte sich zu Charon und Rin um. „Also… wenn die anderen hier genau die gleiche Warnung erhalten haben, dann scheint es ihnen nicht gerade das Leben gerettet zu haben, sich daran zu halten“, fasste er seine bisherigen Erkenntnisse trocken zusammen und deutete mit dem Kinn zu den verschiedenen Skeletten im Raum. Der Falls hatte noch einige Dinge in seinem Leben, die es zu regeln galt. Er war in jedem Fall nicht bereit, hier und heute einfach so den Löffel abzugeben. Und seine Intuition sagte ihm, dass sie nicht weiterkamen, wenn sie sich von ihrem Weg abhalten lassen würden. „Wie seht ihr das?“ Er war bereit, weiterzugehen. Wenn Charon und Rin es auch waren. „Oh und kann mir einer meine Klamotten zuwerfen? Mein Gefühl sagt mir, dass ich mich lieber anziehen sollte bevor wir da reingehen.“ Er grinste schief.

@Charon @Rin


Sprechen | Denken | Magie
Das Knochental Lian-Signature1534
Steckbrief | Magierakte | Theme

Zahar und Flynn mögen diesen Beitrag

Nach oben Nach unten
 
Das Knochental
Nach oben 
Seite 1 von 2Gehe zu Seite : 1, 2  Weiter

Befugnisse in diesem ForumSie können in diesem Forum nicht antworten
Fairy Tail RPG Forum :: Das Königreich Fiore :: West-Fiore-
Gehe zu: