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 Hauptstraße von Aloe

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Lian
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Lian
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BeitragThema: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptyDo 07 Jan 2021, 23:11

Ortsname: Hauptstraße von Aloe
Art: Freiraum
Spezielles: ---
Beschreibung: Aloe Town ist natürlich eine Stadt, die durch diverse Straßen gezeichnet ist. Möchte man allerdings auf schnellstem Wege ins Zentrum von Aloe Town gelangen, kommt man um die Hauptstraße kaum herum. Hier ist fast zu jeder Tages- und Nachtzeit etwas los und die umliegenden Gebäude werden zum Teil privat, zum Teil aber auch für gewerbliche Zwecke genutzt.

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Lian
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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptyFr 08 Jan 2021, 00:16

C-Rang-Quest: Legendäre Kekse
Wird Ihnen präsentiert von Rin Inuyama & Lian Falls

Kekse. Kekse? Ja, Kekse! Lian wollte am Liebsten im Erdboden versinken, vergessen, wo er war oder was er zu tun hatte. Der Hass seiner Familie gegenüber erklomm nochmal ganz ungeahnte Höhen, als der Dunkelhaarige an diesem Morgen aufstand und resigniert darüber nachdachte, was er den Tag über für einen Auftrag zu erledigen hatte. Der junge Mann fühlte sich gewiss nicht fähig genug, um irgendwelche Attentate zu begehen, Bürgerkriege zu verhindern oder in die Schlacht mit dem feindlichen Kaiserreich zu ziehen. Wer auch immer dieses feindliche Kaiserreich sein sollte. So Zeug eben, was ganz tolle Magier machten. Die Aufgabe, die er heute zu erledigen hatte, war allerdings so stupide und zum Fremdschämen vorherbestimmt, dass der Falls wirklich darüber nachgedacht hatte, einen Rückzieher zu machen. Einfach nicht auftauchen, sich die Zeit anders vertreiben. Es war der Gedanke an seinen strengen und einfach nur angsteinflößenden Onkel, der Lian im letzten Moment dazu bewog, sich doch noch anzuziehen und schwer seufzend auf den Weg zu machen. Die geringe Motivation des jungen Mannes zeigte sich auch in seiner Kleidung: Eine einfache, dunkle Hose, ebenso dunkle Schuhe und ein vollkommen schlichtes Shirt in gelber Farbe, das noch über einem Stuhl gehangen hatte und daher schnell übergeworfen worden war. Er war noch nicht lange Mitglied der Gilde Crimson Sphynx, seine Abscheu wuchs allerdings mit jedem Tag mehr. Sie hatten versucht, ihn nett aufzunehmen, so insgesamt – Lian hatte sich allerdings wenig dankbar gezeigt, sich direkt nach seiner Ankunft in der kleinen Wohnung im Gildenhaus verbarrikadiert und niemanden an sich herangelassen. Die Zeit war an ihm vorbeigezogen und das hätte auch gerne so bleiben können. Doch irgendwann war er dazu aufgefordert worden, endlich einen Auftrag für die Gilde zu erledigen. Da der Falls auch diese Aufforderung so lange aufgeschoben hatte, wie es nur ging, war am Ende nur noch ein einziger Auftrag auf dem Questbrett übriggeblieben: Es gab Streit bei einem Keksback-Wettbewerb. Die eine Oma beschuldigte die andere Oma, das geheime Keksrezept geklaut zu haben. Und das Rezept wurde benötigt, um den Kekswettbewerb zu gewinnen, weshalb die Magier der Gilde Crimson Sphynx es zurückholen sollten.
Wenn die alten Magier der Gilde, die noch als Banditen Angst und Schrecken verbreitet hatten, wüssten, was ihre tolle Gilde heutzutage für Aufträge zu erledigen hatte, würden sie sich vermutlich im Grabe umdrehen. Je mehr Lian darüber nachdachte, desto genervter wurde er. Darum hatte er zur Gilde Crimson Sphynx gehen sollen? Um verdammte Keksrezepte zu suchen? Er fasste sich an die Stirn, schloss einen Moment die Augen und versuchte, sich zu beruhigen. Es gelang ihm nicht. Aram, du beschissener… schoss es ihm durch den Kopf. Wenn er sich schon nicht traute, seinen Onkel von Angesicht zu Angesicht zu beleidigen, so zumindest in seiner Gedankenwelt. Lian fischte lustlos in seiner Hosentasche nach dem Zettel, auf den er die Adresse geschrieben hatte, zu der er gehen musste. Während die hellgrünen Augen über die Zeilen huschten, hob sich die rechte Augenbraue ein Stück weit an. Es war die Adresse von… Koruna Mayora? Das war also die Oma, die sich nach ihrem Keksrezept sehnte? Lian hatte sich auch die Uhrzeit notiert, zu der die Auftraggeberin sie erwartete – 10 Uhr. Der junge Magier hatte keine Uhr dabei, ging allerdings davon aus, dass er in etwa pünktlich ankommen würde… immerhin hatte er sich für diese frühe Zeit extra einen Wecker stellen müssen. Einen Wecker! Es war Ewigkeiten her, dass Lian das zuletzt gemacht hatte. Da fiel ihm ein: Die Quest war für zwei Personen ausgeschrieben worden und als er sie gesehen hatte, war bereits ein Abriss entfernt worden. Würde er an der heutigen Aufgabe also nicht alleine arbeiten? Der Gedanke, den gesamten Tag mit irgendeinem anderen Magier dieser verdammten Gilde zusammenarbeiten zu müssen, missfiel dem Falls sichtlich. Er stärkte den Drang, auf dem Absatz wieder kehrtzumachen. Aber da war auch schon die letzte Kurve erreicht, bevor er in die Straße einbiegen würde, in der das Wohnhaus dieser Koruna Mayora lag. Er blieb stehen, holte tief Luft, kniff die Augen zusammen und verstrubbelte seine ohnehin schon verstrubbelten Haare noch einmal kräftig, um sich zu sammeln. Okay, Lian. Das musst du jetzt irgendwie hinter dich bringen. Und damit bog er um die letzte Ecke. Ob die Kollegin oder der Kollege bereits vor dem Wohnhaus wartete?

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptyFr 08 Jan 2021, 19:58

Freudestrahlend stand die Inuyama pünktlich zum Sonnenaufgang in der Küche. Liebevoll rollte sie eine Kombination aus Frischkäse und Blätterteig zu kleinen Schnecken und schob sie schließlich in den Backofen. Da die Quest, die sie heute erwartete, explizit nach zwei Magiern fragte, hatte sie zur Sicherheit ein paar mehr gemacht. Man konte ja nie wissen, ob die Teamkollegen nicht auch hungrig werden würden! "Gut, gut. Ihr backt nun schön vor euch hin und ich...." murmelte sie gedankenverloren, als sie ins Bad marschierte, um sich alltagstauglich zu machen. Mit etwas Geduld und Durchsetzungsvermögen flechtete sie ihre lange, weiße Mähne zu einem lockeren Fischgrätenzopf und schlüpfte daraufhin in ein simples, weißes Kleidchen mit Schnürung am Rücken. Passend dazu ein paar beige Sandalen und und abschließend noch einmal ein kurzer Blick in den Spiegel. Ja, so konnte sie rausgehen. Es war vielleicht nicht das ideale Outfit für eine Quest, aber Rin bezweifelte, dass es heute zu einem Kampf kommen würde. Schließlich handelte es sich nur um ein paar alte Damen und ein gestohlenes Keksrezept.... ah, Kekse. Alleine bei diesem Gedanken lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Ob sie wohl einen Blick auf dieses legendäre Rezept werfen durfte, wenn sie es erfolgreich zurück brachten? Diese Hoffnung war eine der Hauptgründe, warum sie diesen Auftrag überhaupt angenommen hatte. Der andere Grund war beinahe etwas untypisch für das sonst so freundliche Mädchen: Sie wollte den Dieb ausfindig machen und ihm mal ordentlich die Meinung geigen, was er sich denn dabei dachte, einfach ein Rezept von einer harmlosen Oma zu stibitzen! Sie wollte unbedingt wissen, was für ein gemeiner, rücksichtsloser Mensch sich hinter so einer skrupellosen Tat versteckte. "Oh ja, ich werde dich finden und dir die Hölle heiß machen..." grummelte sie vor sich hin, als sie schließlich die Wohnungstür hinter sich ins Schloss zog und gutgelaunt die Treppen zum Ausgang hinab hüpfte. Die Hoffnung auf ein neues, atemberaubendes Backrezept gaben ihr heute Antrieb.
Ein aufregendes Abenteuer lag vor dem Hundemädchen und so konnte sie nicht anders, als heute extra viel Schwung in ihre Schritte zu legen und eine leise Melodie vor sich hinzusummen, während sie durch die Straßen von Aloe marschierte. Währendessen ließ sie sich noch einmal die Informationen durch den Kopf gehen, welche sie zu der Quest erhalten hatte. Der Name der Auftraggeberin lautete Koruna Mayora, eine ältere Dame, die nicht allzu weit entfernt von der Gilde entfernt wohnte. Sie beschuldigte ihre Erzrivalin, ihr wertvolles Backrezept entwendet zu haben. Hierauf legte die Hellhaarige jedoch recht wenig wert, schließlich war dies nichts weiter als eine Vermutung. "An der Hauptstraße 17... wo ist das bloß?" grübelte das Mädel, während sie ihre Augen über die Hausnummern der umliegenden Gebäude wandern ließ. In der richtigen Straße war sie ja schon mal, oder? Sie hatte kein Straßenschild gesehen, aber dies war eine der breitesten Straßen der Stadt, also musste es sich ja um die Hauptstraße handeln, richtig? Vielleicht bezog sich das 'an der' aber ja gar nicht auf das Haus, sondern die Straße und die Dame wohnte somit in irgendeiner Seitengasse? Oh man, Rin hatte doch keine Ahnung! Draußen in der Natur war sie ein Weltmeister in der Orientierung, aber sobald es darum ging, einen Ort innerhalb der Stadt zu finden, war sie so verloren wie ein Fohlen ohne die Mutter. "25, 27 ... mist, das ist die falsche Richtung!" Frustriert schüttelte sie den Kopf und machte kehrt. Wenn das so weiter ging, käme sie noch zu spät!
Ihre Schritte wurden immer hastiger, waren schon fast ein Joggen, als wie aus dem Nichts ein junger Mann um die Ecke kam und ihr regelrecht die Vorfahrt nahm. Gerade noch bevor sie in ihn hineinrempelte, konnte sie bremsen. "He...!" platzte es aus dem überraschten Mädel heraus. "Pass doch bitte etwas auf!" Ihre Ohren legten sich ein Stück zurück, während sie den Fremden genauer inspizierte. Hellgrüne, grummelige Seelenspiegel blickten ihr entgegen, umrahmt von zerwuscheltem, welligem Haar und einem dunklen Teint. Ein ganzes Stück größer als sie war er auch. Moment mal, den kannte sie doch, oder? War das nicht der Kerl, der erst vor Kurzem der Gilde beigetreten war, nur um sich augenblicklich in sein Zimmer zurückzuziehen? Mit ihm gesprochen hatte sie aus diesen Gründen noch nie. Wie auch? Aber sie hatte von ihm gehört, von ihren Kameraden, die von diesem jungen Mann und seinem ungewöhnlichen Verhalten erzählten. "Oh, bist du Lian?" So hatten sie ihn doch genannt, oder? Aber wenn er es tatsächlich war, was machte er dann hier? Hatte er endlich aufgehört, sich zu verschanzen? Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf ihren schmalen Lippen ab, ihre Rute kam in freudige Bewegung. Die schlechte Laune verflog so schnell und abrupt, wie sie gekommen war. "Mein Name lautet Rin, ich bin von der Crimson Sphynx! Du auch, nicht wahr?" Sie war gerade dabei, ihm die Hand entgegen zu strecken, als sie mitten in der Bewegung innehielt. Sie hatte ja absolut keine Zeit, jetzt zu quatschen! "Oh Mist! Sorry Lian, ich muss ganz dringend zu einer Quest. Du weißt nicht zufällig, wo die Adresse an der Hauptstraße 17 liegt, oder?" Wenn sie sich jetzt nicht ranhielt, würde sie noch zu spät kommen! Rin war noch nie zu spät gewesen, das konnte sie sich doch nicht leisten! Was würde das denn für ein Licht auf die Gilde werfen? So gerne sie auch wollte, sie hatte jetzt nicht die Zeit, herauszufinden, was es mit dem mysteriösen Wuschelkopf auf sich hatte.

@Lian


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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptyFr 08 Jan 2021, 21:42

Okay. Kein Zurück mehr. Jetzt musste er es durchziehen. Lian bog mit sicherem Schritt um die letzte Ecke, der rechte Fuß legte sich auf dem Boden der Hauptstraße ab, der Körper zog nach – da erklang auch schon eine empörte, weibliche Stimme. Der Falls zuckte sichtlich zusammen, blieb abrupt auf der Stelle stehen und sah ein wenig verdutzt zur Seite. Er sollte aufpassen? Lian war noch zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen, was er von dieser Aussage halten sollte, da zogen bereits die angelegten Ohren der Gegenüber alle Aufmerksamkeit des jungen Mannes auf sich. Angelegte Ohren? Der Blick der grünen Augen wanderte weiter, fokussierte sich einen Augenblick auf die ebenso schneeweiße Rute dieser Gestalt, die plötzlich wild anfing zu wedeln. Ein Tiermensch, eindeutig. Lian fragte sich, woran genau es lag, aber eine böse Vorahnung machte sich in ihm breit. Er hatte vermutlich ziemlich abwesend gewirkt, bis die Aussprache seines eigenen Namens ihn wieder in die Gegenwart zurückholte. Woher kannte sie seinen Namen? Die böse Vorahnung verfestigte sich… Er antwortete gar nicht auf die Frage, da hielt ihm die Fremde bereits die Hand entgegen und stellte sich als Rin von der Gilde Crimson Sphynx vor. Der Name war dem jungen Mann gänzlich unbekannt, was natürlich daran lag, dass er seit seiner Ankunft in der Gilde keinerlei Kontakt zu anderen Leuten gesucht hatte. Dass sein Name wiederum bekannt war, gefiel ihm nicht. Das hieß, dass man über ihn gesprochen hatte. Lian konnte es nicht leiden, wenn man über ihn sprach.

Der Dunkelhaarige öffnete den Mund leicht, als die nette Ansprache der Kollegin ebenso plötzlich unterbrochen wurde, wie sie begonnen hatte. Erst wurde er angepflaumt, in der nächsten Sekunde nett begrüßt und jetzt plötzlich hektisch abserviert? Diese hellhaarige Hundedame schien in einer emotionalen Achterbahn zu leben. Ah… das konnte ja noch lustig werden. Lian hatte bisher kein Wort von sich gegeben, die deutlich kleinere Dame mit ihren schneeweißen Haaren nur angestarrt. Als sie von einer Quest sprach sowie die Adresse nannte, war dem Falls klar, womit er es zu tun hatte. Er atmete tief aus, rieb sich über den Hinterkopf und verkniff sich das laute Seufzen. „An der Hauptstraße 17“, wiederholte er überlegend Straßenname sowie Nummer und sah auf Rin hinab. Er wartete einen Moment, genoss die letzten Augenblicke der Ruhe, bevor er mit einer kurzen Bewegung des Kopfes links der Straße hinunterdeutete. „Ein paar Schritte in die Richtung, dann in den Hinterhof. Ich… bin auch auf dem Weg dorthin.“ Jetzt war die Katze aus dem Sack. Oder der Hund? Ach, egal. „Wegen dem… Keksrezept, es fiel ihm immer noch schwer, das Wort mit Ernsthaftigkeit auszusprechen. Er schüttelte leicht den Kopf, bevor er stumm an der Inuyama vorbeischritt und sich in besagte Richtung bewegte. Rin konnte folgen, wenn sie wollte. Oder auch nicht, das sollte sie selbst entscheiden. Lian fand den Auftrag an sich bereits schrecklich genug, er konnte auch getrost auf einen Hundewirbelwind wie Rin von Crimson Sphynx verzichten. Während er der Hauptstraße folgte, erlaubte sich der junge Magier doch einen unauffälligen Seitenblick, um die Kollegin ein bisschen genauer zu mustern. Die hellen Haare waren zu einem ziemlich aufwendig aussehenden Zopf geflochten, der zierliche Körper steckte in einem weißen Kleidchen und beigen Sandalen. Sie… sah nicht so aus, als würde sie arbeiten. Oh und war das Kleidchen auf dem Rücken geschnürt? Der Blick von Lian blieb vielleicht ein paar Sekunden zu lange auf dem Rücken der Inuyama kleben, bevor ihm das bewusst wurde und er den Blick wie ertappt schnell wieder abwandte. „Ich halte nicht viel von diesem Auftrag“, platzte es keine Sekunde später aus ihm heraus, ohne Rin dabei anzusehen. „Muss man so einen Kram als Mitglied dieser Gilde ständig machen? Sich um den Streit von ein paar Omas kümmern?“ Er wusste ja nicht, dass die Hundedame ebenfalls noch recht neu dabei war. Er erwartete noch nicht einmal unbedingt eine Antwort auf die Frage, sondern wollte lediglich seine Einstellung zu dem Job deutlich machen. Schließlich bog der Falls in zuvor angesprochenen Hinterhof ein, sah sich kurz um und deutete dann mit einem Nicken zu einer Haustür, die wenige Schritte entfernt lag. Daneben stand eine Hausnummer – 17. Schweigend sah er zu Rin und machte mit seiner Körperhaltung deutlich, dass er gerne ihr den Vortritt überließ. Wer auch immer die Tür öffnete, die Aufmerksamkeit würde dann zumindest auf Rin und nicht auf ihm liegen.

@Rin


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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptySa 09 Jan 2021, 15:50

Rin quatschte und quatschte und quatschte. Vollkommen ahnungslos, dass sie dadurch dem armen Lian die Chance nahm, überhaupt einmal zu Wort zu kommen. Sie war einfach zu nervös und abgehetzt, um in diesem Moment daran zu denken, wie unhöflich ihr Verhalten war. Erst, als sie durch ihre Frage gezwungen war, dem Braunschopf Raum zum Antworten zu geben, machte sie langsam und hielt den Mund. Er schien sich die Adresse kurz durch den Kopf gehen zu lassen und verwies sie dann in die richtige Richtung, mit der Ergänzung, sie müsse den Hinterhof betreten. Beinahe wäre sie losgestürmt, Hals über Kopf, um ja nicht zu spät zu kommen. Doch dann folgten noch Worte, die das Hundemädel innehalten ließen. Er war auch auf dem Weg dorthin...? "Dann sind wir wohl heute Teamkollegen!" stellte sie begeistert fest, ihre Rute unterstrich durch Wedeln ihre Gefühle. "Ja, das Keksrezept!" Im Gegensatz zu ihr schien der Falls jedoch nicht begeistert von der Quest. Ob er wohl keine Kekse mochte? Sie hatte jedoch noch nie von einem Menschen gehört, der diese Leckerei verschmähte... Ohne einen weiteren Kommentar wendete er sich schließlich ab und spazierte davon, vollkommen gelassen. Als hätte er alle Zeit der Welt. Einerseits beneidete sie ihn ein wenig um seine Ruhe, andererseits war sie aber auch überrascht darüber. Trotzdem ließ sie ihn machen, das Tempo reichte sicherlich aus, um gerade noch rechtzeitig anzukommen. Es war ja schließlich nicht mehr weit, wenn er denn recht hatte. Fröhlich tappte sie neben ihm her, es dauerte auch nicht lange, bis ihr auffiel, dass Lian ihr immer wieder kurze Seitenblicke zuwarf. Was hatte er denn? Ihr Kleid war doch sauber und auch ihre Haare waren ordentlich, sie hatte es doch extra noch einmal im Spiegel überprüft, bevor sie gegangen war! Jedes Mal versuchte sie, seinen Blick aufzufangen und mit einem Lächeln zu erwidern, doch jedes Mal sah er so schnell wieder weg, dass es ihr nicht so recht gelang. Zu gerne hätte sie gefragt, was es denn so spannendes zu sehen gab, doch sie wollte ihn nicht bloßstellen, weshalb sie diese Frage für sich behielt. Es fiel ihr schwer, nicht weiter auf den jungen Mann einzureden, es gab schließlich so viel, das sie gerne von ihrem neuen Kameraden wissen würde. Aber er schien eher zurückhaltend zu sein, weshalb sie, nach ihrem ersten Fauxpas, versuchte, ihm dieses Mal mehr Raum zu geben. Zu Rins Freude begann er jedoch schnell, von selber ein paar Worte zu sprechen. Es kam jedoch so schnell und unerwartet, dass sie sich beinahe erschreckt hätte! "Wieso denn das?" harkte sie nach und sah ihn dabei mit neugierigen Seelenspiegeln an. Noch immer konnte sie nicht nachvollziehen, wie man etwas gegen eine Quest haben konnte, bei der es um ein supertolles Keksrezept ging! Auf seine Frage hin konnte sie sich ein leichtes Kichern nicht verkneifen. "Nein, nein, keine Sorge!" schob sie mit einem leichten Kopfschütteln schnell hinterher. "Wir haben auch durchaus spannendere Aufträge. Aber..." -sie zwinkerte ihm zu- "Dazu muss man auch mal sein Zimmer verlassen. Außerdem beginnen Neulinge immer erst einmal mit leichteren Dingen." Da sie selber noch zu den neueren Rekruten zählte, hätte sie ihm problemlos ein Lied davon singen können. Nicht nur in ihm brodelte der Wunsch nach spannenden Abenteuern, Erkundungstouren und Verbrecherjagd! Doch das machte die simpleren Aufgaben nicht weniger schön oder spannend. "Auch das normale Volk braucht hier und da mal Unterstützung. So wie wir alle!" Genau deswegen war sie schließlich hier. Um so vielen Menschen wie möglich zu helfen. Was wohl Lians Antrieb war? Doch bevor sie die Möglichkeit hatte, ihn damit zu löchern, hatten sie auch schon ihren Zielort erreicht. Der Lockenkopf führte sie in den Hinterhof eines alten Häuschens, ließ dann jedoch dem Mädel den Vortritt. "Oh, soll ich? Kein Problem!" Sie schenkte ihm ein kurzes Lächeln, bevor sie an die Tür trat und dort in einem kleinen Rythmus anklopfte.
Einige Sekunden verstrichen, dann schwang die Tür auch schon langsam auf und ein altes, faltiges Gesicht lugte dahinter hervor. "Guten Tag! Sie sind Frau Mayora nicht war? Mein Name lautet Rin und das da" -sie nickte hinüber zu dem Falls- "ist Lian. Wir sind von der Crimson Sphynx und wollen ihnen bei ihrem Keksproblemchen helfen!" Augenblicklich bildete sich ein kleines Lächeln auf den Lippen der alten Dame. "Oh wie schön, dass ihr tatsächlich gekommen seid. Kommt doch erst einmal rein und ich erzähle euch alles, was ihr wissen müsst." Mit zittrigen Fingern winkte sie die zwei Jungspunde herein. Die Inuyama folgte dieser Einladung sogleich und packte ihren Kumpanen am Ärmel seines auffällig gelben Shirts und zog ihn mit sich. Koruna führte sie an einen kleinen, runden Tisch mitten im Wohnzimmer. Auf einem Teller lag dort eine kleine Auswahl an gebackenem Süßkram. Die Augen des Hundemädels wurden groß, zeitgleich lief ihr bereits das Wasser im Mund zusammen. "Setzt euch doch bitte, ihr Lieben. Und bedient euch ruhig." Nein, sie musste sich zusammenreißen! Wenn sie jetzt darüber herfiel, würde das zweifelsohne ihrer Professionalität schaden. Aber es sah so lecker aus und duftete sogar noch besser.... Als die Dame für einen Moment weg sah, um etwas aus einem Schubfach zu holen, schnappte sich die Hellhaarige in Windeseile einen der bereitstehenden Muffins und schob ihn sich komplett in den Mund. Oh mein Gott, der schmeckte wirklich traumhaft! Zu ihrem Horror hatte Koruna, was auch immer sie gesucht hatte, schneller als erwartet entdeckt und setzte sich nun zu den beiden Magiern. Mit vollgestopftem Mund versuchte sie so unauffällig wie möglich zu kauen. "Hier bitte. Das ist ein Bild von Lana Takumi. Ich bin überzeugt, dass sie die Diebin ist! Sie ist so ein verstohlenes Weib, das sag' ich euch!" Mit großen Augen sah sie zu der Frau, die sie noch eben als süße Omi eingestuft hatte und sich nun in eine wütende Harpyie verwandelte. "Diese Schneegans würde alles für den Sieg tun, glaubt mir." Die Hellhaarige sendete einen hilfesuchenden Blick an Lian. Sie hatte noch immer mit dem Muffin zu kämpfen und konnte gerade etwas Unterstützung brauchen, um Frau Mayora zu beruhigen und eventuell wichtige Hinweise von ihr zu erhalten.

@Lian


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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptySa 09 Jan 2021, 20:58

‘Dazu muss man auch mal sein Zimmer verlassen‘ Moment. Was sollte das denn heißen? Machte sie sich gerade über ihn lustig? Lians Augenbraue zuckte verdächtig, wenngleich er einen Kommentar herunterschluckte. Dieses Hundemädchen in ihrem weißen Schnürkleidchen hatte ja wohl keinerlei Anrecht, hier irgendwelche Späße auf seine Kosten zu machen. Was mischte sie sich überhaupt ein? Es hatte einen guten Grund, warum er in seinem Zimmer geblieben war. Und je mehr Rin sprach, desto mehr fühlte sich der Falls in diesem Grund bestätigt. Was? Er war ein bisschen zu empfindlich? Niemals. Doch nicht Lian Falls. Als er zusammen mit Rin im Hinterhof zum Stehen kam, ließ er sich ihre letzten Worte nochmal durch den Kopf gehen. Auch das normale Volk brauchte hier und da Unterstützung? So wie sie alle? Der Dunkelhaarige fand das keine sonderlich gute Erklärung, warum man ein paar Magier beauftragte, ein Keksrezept zu suchen. Da gab es ja wohl bessere Wege, die nicht nur günstiger, sondern auch… erwachsener waren. Es ging Lian so gegen den Strich, jetzt auch noch selbst Teil dieser schrecklichen Mühle zu sein, dass er einen kurzen Anflug von stechenden Kopfschmerzen verspürte. Ob es gelten würde, wenn er sich jetzt noch krankmeldete? Krank im Dienst? Die Inuyama schenkte ihm ein kurzes Lächeln, bevor sie sich bereitwillig zur Haustür begab und klopfte. Lian folgte mit einem gewissen Sicherheitsabstand. Es dauerte nicht lange, da lugte vorsichtig ein sehr… faltiges Gesicht aus dem Türspalt. Oma Mayora? Bingo. Sie sah genauso aus, wie Lian es sich vorgestellt hatte. Er wich dem Blick der alten Frau aus, als Rin ihn vorstellte und vergrub die Hände in den Hosentaschen. Er wollte nicht hier sein. Warum musste er hier sein? Und, die wichtigste Frage: Wie lange wollte Lian sich diese unnötigen Fragen noch stellen? Ändern tat es sowieso nichts. „Eeeh“, entkam dem Falls ein protestierender Laut, als Rin ihn einfach am Oberteil packte und er hinter ihr her ins Haus stolperte. Warum packte sie ihn an?! Er hatte ihr niemals erlaubt, ihn anzufassen! Was war in dieses Hundemädchen gefahren? Kannte die keine Grenzen? Der Mund des Dunkelhaarigen öffnete sich, doch die Worte blieben ihm im Halse stecken, als er sich an einem runden Tisch im Wohnzimmer der alten Dame wiederfand und auf einen Teller mit gebackenen Süßkram starrte. Oma Mayora drehte sich kurz weg, um in einer Schublade nach etwas zu suchen. Diesen Moment nutzte Rin, die geschwind einen der bereitgelegten Muffins vom Tisch schnappte und ihn sich im Ganzen in den Mund stopfte. IM GANZEN?! Lian starrte seine Kollegin fassungslos an, die mit vollgestopften Wangen sichtlich mit dem Muffin in ihrem Mund zu kämpfen hatte. Und trotzdem… selig lächelte? Das war jetzt nicht ihr ernst, oder? Was war los mit diesem Magiern von Crimson Sphynx?! Die hatten doch alle einen an der Klatsche!

„Ähm.“ Lian schaffte es nur schwerlich, seinen Blick von der angestrengt kauenden Rin abzuwenden. Mit aller Gewalt riss er sich von dem Bild los, um in das faltige Gesicht der plötzlich deutlich bösartigeren Oma zu starren. Ah – da war der vorherige Ausblick im Vergleich vielleicht doch angenehmer gewesen. Der Falls zwang sich, das Foto von Lana Takumi genauer zu betrachten, das ihnen zugeschoben worden war. Die sah… aus wie eine Oma. Irgendeine, die man auf der Straße zu Gesicht bekam. Aber nicht wie eine „Schneegans?“, wiederholte er das Wort und fragte sich, was für eine schlechte Beleidigung das doch war. Dann schüttelte er den Kopf, um sich selbst klarzumachen, das es wohl gerade wichtigere Dinge zu klären gab. Die günen Augen des jungen Mannes sahen nochmal zu Rin, die jedoch mehr als deutlich zeigte, dass sie durch den gigantischen Muffing in ihrem Mund keine Antwort geben konnte. Lian seufzte innerlich – wie schon mehrfach an diesem Morgen. „Ähm“, wiederholte er nochmal, um sich ein bisschen Zeit zu verschaffen. Dann sah er wieder direkt zu der alten Dame und strengte sich an, sich sein Desinteresse an dem Konflikt der alten Frauen nicht zu offensichtlich anmerken zu lassen. „Und wann soll Lana Takumi das Rezept gestohlen haben?“, stellte er einfach die erste Frage, die ihm in den Sinn kam. „Wenn sie eine solche… Schneegans ist, wird sie ja wohl kaum bei Ihnen daheim herumgelaufen sein.“ Lian neigte den Kopf leicht, war allerdings überrascht, als die Auftraggeberin nicht sofort verneinte. Das… war doch ein Scherz. „Sie ist hier herumgelaufen?“, fragte er überrascht nach und Frau Mayoras Mundwinkel zogen sich weit nach unten, als sie nickte und dann empört den Blick abwandte. „Ja. Sie war hier. Wir… laden uns immer gegenseitig ein vor dem Wettbewerb. Das ist eine Tradition. Lana und ich und einige andere alte Schulkameraden… wir nehmen jedes Jahr an dem Wettbewerb teil und laden uns vorher immer gegenseitig ein. Ich würde diese Furie niemals freiwillig einladen! Aber naja, die Gruppe will es so.“ Ach so. Lian reimte sich zusammen, dass es sich vermutlich um die typische Freundschaft handelte, bei der man sich freundlich ins Gesicht lächelte, sich aber eigentlich am liebsten gegenseitig erwürgen würde. Das wurde ja immer besser. Der Falls riss sich zusammen und ließ sich auf die Situation ein. „Und bei dem Besuch war sie unbeobachtet?“, fragte er weiter, was die alte Frau mit einem erneuten Nicken bestätigte. „Sie hat gesagt, sie müsse aufs Klo. Aufs Klo!“, brauste sie auf und der Illusionsmagier fragte sich, was so ungewöhnlich daran war, aufs Klo zu müssen. Naja. Was wusste er schon. „In Wirklichkeit ist sie in mein Arbeitszimmer gegangen und hat das Rezept aus meinem Rezepteordner geklaut. Sie wusste genau, dass ich mein Geheimrezept dort aufbewahre!“ Lian kratzte sich am Kopf. Eine Sache beschäftigte ihn schon die ganze Zeit und je länger er hier war, desto mehr drängte sich die Frage auf: „Hören Sie, müssten Sie ihr tolles Rezept nicht auswendig kennen, wenn Sie es jedes Jahr backen? Brauchen Sie das Schriftstück überhaupt noch?“, wagte der junge Mann sich zu fragen, wofür er von Frau Mayora einen äußerst empörten Blick einfing. „Junger Mann! Hier geht es nicht um irgendwelche Angaben von Mehl und zwei Eiern. Für die perfekten Kekse kommt es auf Milligramm und Milliliter an! Um Sekunden und Millisekunden des Knetens und Ziehens und Backens. Hast du überhaupt eine Ahnung vom echten Backen?!“ Sie wandte sich entschieden von Lian ab, scheinbar war er mit dieser dreisten Frage jetzt bei der Auftraggeberin unten durch. Okay, damit konnte der Falls leben. Stattdessen lag die Aufmerksamkeit wieder auf Rin, die – so hoffte der Dunkelhaarige – mittlerweile ihren Kampf mit dem Muffin gewonnen hatte und das Gespräch übernehmen konnte.

@Rin


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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptyMo 11 Jan 2021, 18:03

Oh, welch vorzügliche Backkünste diese alte Dame doch besaß! Es war zweifelsohne nicht die schlaueste Idee, sich den kompletten Muffin auf einmal in den Mund zu schieben, doch das änderte nichts daran, dass Rin es nicht im geringsten bereute. Die zarte Füllung aus dunkler Schokolade, ummantelt von fluffigem Teig war einfach zu perfekt. So süß, so lecker! Am liebsten hätte sie das Gebäck für immer im Mund behalten, um nie wieder etwas anderes schmecken zu müssen, doch leider war dies nichts weiter als ein unrealistischer Traum, den das Hundemädel aufgeben musste. Alleine wegen Lian, der sie mal wieder vollkommen entgeistert anblickte. Was er bloß hatte? Sie hatte das Gefühl, dass er kein Mann der großen Worte war und lieber über eine Vielzahl an Blicken kommunizierte. Auch wenn dies kein Problem für sie darstellte, machte er es ihr damit nicht unbedingt leicht, ihn zu verstehen. Vielleicht würde sie ihn später einmal darauf ansprechen? Er schien so sehr in sich zurück gezogen und abweisend und sie wüsste zu gerne, warum. Auch interessierte es sie brennend, ob die Erzählungen über ihn stimmten. Als sie seine Zimmerhockerei angemerkt hatte, bekam sie bloß einen unzufriedenen Blick. Doch jetzt hatte erst mal die Mission und die entzürnte Oma Mayora vorrang. Neugierig lauschte sie den überraschenden Erzählungen, während sie Stück für Stück endlich den Muffin schluckte. Bisher war sie davon ausgegangen, dass die Vorwürfe gegen Lana nichts weiter als Spekulationen waren. Doch je mehr sie erfuhr, desto unwahrscheinlicher wurde diese Annahme. Es war gut möglich, dass die Rivalin ihre kleine Pinkelpause dazu genutzt hatte, um sich das Rezept unter den Nagel zu reißen.
Der Falls machte das wirklich gut, weshalb sie ihm ein anerkennendes Nicken schenkte. Im nächsten Moment hätte sie dieses allerdings am liebsten schon wieder zurück genommen. Was tat er denn da?! Hatte er die faltige Frau gerade wirklich gefragt, warum sie ihr Rezept nicht auswendig konnte? Ihr Lächeln schwand. "Lian, sowas kannst du doch nicht sagen!" flüsterte sie ihm mit einem entsetzten Blick zu, nachdem nun auch der letzte Rest der kleinen Mahlzeit in ihrem Magen gelandet war. Jeder Backbegeisterte hätte bei dieser Aussage graue Haare bekommen! Korunas Reaktion war durchaus nachvollziehbar. Nun lag es an Rin, das Gespräch zu retten und zu verhindern, dass der Lockenkopf versehentlich das Ansehen der Gilde ruinierte! "Entschuldigen Sie bitte! Mein Kollege ist noch ein absoluter Frischling, was das Backen anbelangt." versuchte sie zu erklären, doch das schien nicht auszureichen. Für die folgenden Worte würde sie sich auf jeden Fall später entschuldigen müssen. Aber sie hatte keine Ahnung, wie sie sonst für Entspannung hätte sorgen sollen."Sie wissen doch, wie die Beginner so sind. Haben keinerlei Respekt und Verständnis für das Feingefühl, das in diesem Handwerk unabdingbar ist. Verzeihen sie ihm bitte, er hat es nicht so gemeint." Nun schien die Dame tatsächlich zu grübeln. Einige, angespannte Augenblicke verstrichen, dann wurde ihr harter Gesichtsausdruck endlich wieder weicher. "Na gut, da haben Sie wohl recht. Ich hoffe, der Junge lernt noch, sein ungezügeltes Mundwerk zu kontrollieren!" Oweh, war sie etwa nachtragend? Rin hoffte inständig, dass sich der kleine Fauxpas des Falls nicht negativ auf den Verlauf ihrer Mission ausüben würde. "Natürlich wird er das!" Sie schenkte der Oma ein extra breites Grinsen und stieß ihren Kollegen zeitgleich sacht mit dem Ellebogen in die Seite. "Nicht wahr Lian?" Wenn er jetzt widersprechen würde, würde sie ihm danach den Kopf abreißen. Aber auf solch eine dumme Idee würde er doch niemals kommen, richtig? Mit angelegten Ohren schenkte sie ihm einen kurzen, flehenden Blick, bevor sie sich wieder der Klientin zuwendete. "Zurück zum eigentlichen Thema. Gibt es sonst noch irgendwen, der das Rezept hätte stehlen können?" Schließlich war an jenem Tag nicht nur die Takumi zu Besuch gewesen. Somit hätte auch jeder andere Gast die Chance gehabt, das die geheime Keksformel zu entwenden. "Nunja, ich hatte natürlich nicht immer jeden im Blick. Aber ich habe euch doch schon gesagt, es war garantiert dieses alte Scheusal!" Wow, Koruna war wohl wirklich versessen darauf, ihrer Rivalin die Schuld in die Stiefel zu schieben, was? Nachdenklich fasste sie sich ans Kinn. Die Inuyama bekam langsam das Gefühl, dass es sinnlos war, zu versuchen, wirklich hilfreiche Informationen aus ihr herauszuquetschen. "Na gut, dann sollten wir ihr vielleicht einfach mal einen Besuch abstatten. Was meinst du Lian?" Ihr Blick wanderte zu dem Wuschelkopf, vielleicht hatte er ja noch die ein oder andere Frage? Ihre Gedanken waren jedoch schon wieder bei dem Teller mit Gebäck. Ob es wohl stören würde, wenn sie sich noch ein zwei Stücke schnappte, bevor sie wieder gingen? Es schien, als wäre all das extra nur für die zwei Magier gebacken worden, es wäre also undankbar und eine absolute Verschwendung, es einfach liegen zu lassen... Moment mal. Wo wohnte eigentlich die vermeintliche Diebin? "Könnten sie womöglich noch Frau Takumis Adresse auf die Rückseite des Bildes schreiben? Das würde uns sehr helfen." Enthusiastisch nickte die Klientin, sie war sichtlich begeistert, dass ihre Vermutungen ernst genommen wurden. Sie stieg auf und durchwühlte den selben Schrank, aus dem sie bereits das Foto geholt hatte. "Einen Moment bitte, ich brauche zuerst einen Stift." Rins Herz machte einen Hüpfer. Oh ja, dieser Moment war doch eindeutig von den Göttern gesandt! Flink und heimlich wie ein Haushund, der den Sonntagsbraten vom Tisch klaute, schnappte sie sich eine handvoll Plätzchen und einen weiteren Muffin und ließ ihn in ihrer Tasche verschwinden. Als die alte Dame schließlich an den Tisch zurückkehrte und einige Worte aufschrieb, lächelte die Inuyama nur, als wäre nie etwas geschehen. Für sie hatte es hatte sich bereits jetzt gelohnt, auf diese Quest zu gehen.

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptyMo 11 Jan 2021, 20:59

„Lian, sowas kannst du doch nicht sagen!“

Jetzt war der junge Magier an der Reihe, einen vollkommen entsetzten Blick von seiner Kollegin zu ernten. Konnte man nicht sagen? Warum nicht? Lian hatte keine Ahnung, warum die alte Oma sich so verhielt, als hätte Lian sie mit seiner Frage persönlich angegriffen. Noch verwunderter war er allerdings, als Rin der Auftraggeberin auch noch Recht in ihrem Verhalten gab. Der Dunkelhaarige glaubte nicht, jemals aus diesen Leuten schlau zu werden und wünschte sich zurück in sein altes Leben. Doch die Inuyama ging noch ein gutes Stück weiter: Sie bezeichnete Lian als einen Beginner ohne Feingefühl, Respekt und Verständnis. Die Alte nickte zustimmend, beschwerte sich über sein ungezügeltes Mundwerk, ohne ihn dabei anzusehen. Und das, obwohl er direkt neben der Inuyama saß! Und Rin… gab ihr auch noch Recht. Stieß mit dem Ellbogen in seine Seite, warf ihm einen flehentlichen Blick zu. Dieses Hundemädchen verlangte jetzt nicht ernsthaft von ihm, dass er bei dieser Kacke auch noch mitspielte, oder? Die sowieso schon miese Laune des Dunkelhaarigen erreichte einen neuen Tiefpunkt, als seine Stirn sich in Falten legte, er die Zähne zusammenbiss, um nicht ganz die Kontrolle zu verlieren und mit einem gezischten „Tzz“ demonstrativ den Blick abwandte. Das war gerade die absolute beste Reaktion, auf die Rin noch hatte hoffen können. Sollten diese beiden Tanten doch untereinander ausmachen, was sie wollten. War ja nicht so, als wäre er freiwillig hier. Der Falls war kurz davor, zu platzen. Anders als die Kollegin interessierte ihn der Ruf der Gilde Crimson Sphynx herzlich wenig. Insbesondere die Meinung so einer alten, jähzornigen Oma war irrelevant. Lian schätzte es so ein, dass die in spätestens zehn Jahren ohnehin den Löffel abgeben würde. Was? Die Gedanken des jungen Mannes wurden ein bisschen zu zynisch? Hm. Rin führte das Gespräch fort und lenkte die Aufmerksamkeit dadurch wieder weg von dem Falls. Zum Glück. Schließlich kam auch sie zu dem Punkt, an dem sie es aufgab, bessere Informationen von Frau Mayora zu erhalten und schlug vor, der vermeintlichen Diebin einen Besuch abzustatten. Sie fragte Lian, was er davon hielt? Ach, jetzt war seine Meinung wieder interessant? Er zuckte mit den Schultern, es war ihm wirklich egal. Vermutlich war Lana Takumi genauso unausstehlich wie die Auftraggeberin. Apropos Auftraggeberin: Diese stand erneut von ihrem Platz auf, um einen Schreiber zu holen und die Adresse der Rivalin auf die Rückseite des Fotos zu schreiben. In diesem Moment der Unachtsamkeit öffnete Rin ihre Tasche, fegte über den großen Tisch und stopfte Kekse und Muffin hinein, so viel es in diesem kurzen Moment denn möglich war. Lian war immer noch genervt, aber auch ein wenig beeindruckt von der Geschwindigkeit, mit der das Hundemädchen sich kostenloses Essen sicherte. Und kaum hatte Frau Mayora sich wieder zu ihnen gedreht, lächelte die Hellhaarige, als wäre Nichts geschehen. Lian schüttelte sachte den Kopf, während er das Mädchen von der Seite her anstarrte. Er würde nicht aus ihr schlau werden. Nein, das war ein hoffnungsloses Unterfangen.

„Machst du so etwas öfter?“ Er hatte die Frage doch nicht für sich behalten können. Nachdem sie das Haus von Frau Mayora verlassen hatten und zurück auf der Hauptstraße waren, studierte Lian die neue Adresse auf der Rückseite des Fotos, während er seine Stimme erklingen ließ. „Deine Tasche aufreißen und Essen hineinstopfen, während keiner hinsieht?“ Ob sie auch schon andere Sachen in ihrer Tasche hatte verschwinden lassen, während niemand hinsah? Wertvollere Gegenstände? Das Foto mitsamt Adresse von Lana Takumi wanderte in die Hosentasche des Falls, die grünen Augen wandten sich mit einem Seitenblick zu Rin. Es verstrich ein kurzer Moment, bevor sich ein überhebliches Lächeln auf seine Lippen stahl. „Oh und mit meinem ungezügelten Mundwerk bin ich ganz zufrieden, danke der Nachfrage.“ Er schnaubte und wandte den Blick von der Inuyama ab, um stattdessen die Hausnummern zu kontrollieren, an denen sie vorbeigingen. Es würde nicht allzu lange dauern, bis sie das Haus von Lana Takumi erreichten, aber ein bisschen Zeit blieb ihnen noch. „Ernsthaft, ich kann mit diesem Quatsch nichts anfangen. So ein Theater wegen einem Keksrezept. Das Handwerk des Backens? Selten so einen schlechten Witz gehört.“ Okay, eigentlich hatte Lian wirklich keine Ahnung vom Backen, das war alles. Es war aber auch keine Fähigkeit, die der Falls in seinem bisherigen Leben vermisst hätte. Er wusste nicht, dass das Backen für Rin tatsächlich ein ziemlich großes Hobby war. Und sie an dieser Stelle vielleicht entschieden widersprechen würde. Er rieb sich über den Hinterkopf und zuckte mit den Schultern. „Ich möchte das möglichst schnell hinter mich bringen. Lenk sie ab, dann schleich ich mich ins Haus und hol das Rezept“, äußerte er im Plauderton. Es wäre nicht das erste Mal, dass er sich in fremden Häusern herumtrieb und Sachen mitgehen ließ.


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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptyDi 12 Jan 2021, 19:40

Langsam beschlich die Inuyama das unangenehme Gefühl, sie hätte Lian verletzt. Anstatt sich weiter in das Gespräch mit der alten Dame einzuklinken, hielt er sich zurück und sprach kein Wort mehr. Als sie endlich das Haus verlassen hatten und erneut die Straßen entlangwanderten, sah sie sofort die Gelegenheit, sich zu entschuldigen "Li-" begann sie, doch er kam ihr zuvor. "Was meinst du?" Sichtlich verwirrt legte sie den Kopf schief und sah zu ihrem Kollegen, welcher sie sogleich informierte. "N-nein, natürlich nicht!" Vor lauter Schreck stellten sich die hellen Haare des Mädchens auf. Sah sie wirklich wie jemand aus, der häufig Sachen klaute? Er musste ja wirklich einen schlechten Eindruck von ihr haben! Ein wenig enttäuscht ließ sie die Ohren hängen. "Ich würde niemals auf die Idee kommen, eine alte Frau zu bestehlen ... aber die Sachen waren doch extra für uns, oder?" Ihre Stimme wurde mit jedem Wort leiser und unsicherer, bis es zum Ende hin kaum mehr als ein Flüstern war. "Ich dachte, naja... Es war so lecker..." Jetzt wo sie von ihrem Kollegen für ihr Verhalten zur Rede gestellt wurde, wäre sie am liebsten im Boden versunken. Es klang so dumm, dabei hatte sie doch keine bösen Absichten gehabt. "Und du hast dir ja nichts genommen und ich habe gedacht, wenn ich etwas davon mit nach draußen nehme würdest du dich vielleicht trauen und wir könnten teilen?" Gut, wenn sie ehrlich war, hatte sie in erster Linie an sich selbst gedacht, aber sie wäre niemals auf die Idee gekommen, dem Falls nicht die Hälfte ihrer Beute anzubieten! Eine Weile tappte sie einfach schweigend nehmen ihm her, doch dann hob sie wieder den Blick und guckte ihn aus großen, runden Äuglein an. Was sie da jedoch sah, überraschte sie durchaus ein wenig. Bisher hatte der Lockenkopf nicht einmal gelächelt und nun lief er da, ein freches Grinsen auf den Lippen. Und was sagte er da? Er wäre mit seinem losen Mundwerk eigentlich recht zufrieden? Was für ein Dummkopf! In diesem Moment wollte sie ihm wirklich böse sein! Sie versuchte regelrecht, den Zorn in ihrem Inneren heraufzubeschwören, aber es gelang ihr nicht. Stattdessen entwischte ein kleines Kichern ihren Lippen. Dieser Kerl war ihr wirklich ein Rätsel. Erst war er still und schweigsam, dann machte er ihr Vorwürfe und nun grinste er wie ein Honigkuchenpferd und präsentierte sich voller Stolz und Selbstsicherheit. Was kam wohl als nächstes? "Man Lian, du machst mich echt fertig." Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schüttelte sie den Kopf. Sie hatte noch nie jemanden getroffen, der es ihr so schwer gemacht hatte, auf eine Wellenlänge zu kommen. Es handelte sich bei dem dunkelhäutigen Magier wirklich um einen harten Brocken. Aber sie kam trotzdem nicht drum herum, seine eigenartige Art irgendwie niedlich zu finden. "Wie wäre es, wenn du dem Ganzen erst einmal eine Chance gibst, bevor du es verurteilst?" fragte sie ihn und warf ihm einen kurzen Hundeblick zu, bevor sie den stibitzten Muffin aus ihrer Tasche zog und liebevoll teilte. Alleine der süße Duft der Schokolade ließ ihr Herz höher schlagen. Am liebsten ihn alleine gegessen, doch sie war stark und streckte Lian seinen Anteil entgegen. "Ich backe auch gerne. Es macht mir wirklich Spaß. Hast du es jemals probiert?" Gespannt wartete sie auf seine Reaktion. Was er wohl von dem Muffin halten würde? Sie selbst aß ihre Hälfte dieses mal langsam, Bissen für Bissen, anstatt es wieder auf einmal runterzuschlingen. Schließlich wollte sie sich nicht noch unbeliebter machen. "Übrigens, das was ich vorhin zu Oma Mayora über dich gesagt habe, tut mir wirklich Leid. Ich denke natürlich nicht so über dich. Ich wollte bloß nicht, dass die Situation eskaliert." Endlich war die Entschuldigung raus und sie fühlte sich sofort erleichtert. Sie hatte schon kurz befürchtet, diese Worte nicht mehr loszuwerden, bevor sie das Haus von Lana erreicht hatten.
Als sie schließlich vor der richtigen Adresse halt machten, schlug Lian sofort einen sehr ungewöhnlichen Plan vor. Überrascht zog die Hellhaarige die Augenbrauen nach oben und sah ihn mit schiefgelegtem Kopf an. "Wir wissen doch noch gar nicht, ob sie das Rezept tatsächlich hat. Und selbst wenn, du weißt doch gar nicht wo!" gab sie zu bedenken, tippte sich dabei an die Schläfe. "Ich glaube wir sollten das anders angehen. Aber wie...?" Sie grübelte. Auf keinen Fall konnten die Magier einfach bei der alten Dame einbrechen! Das schrie regelrecht danach, dass es schiefgehen würde. "Wie wäre es denn, wenn wir uns erst einmal erlaubten Zutritt verschaffen und ein wenig ausfragen? Und wenn sich der Verdacht verhärtet machen wir es so wie du gesagt hast." Ja, dann würde sie die Ablenkung übernehmen und der Falls konnte sich auf's Klo entschuldigen und das Rezept schließlich ausfindig machen. Dann könnten sie die Diebin mit ihrer eigenen Taktik überführen! Wenn das nicht mal eine Idee war! "Was sagst du dazu?"

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptyDo 14 Jan 2021, 19:18

Sie hatte das Essen eingesteckt, um draußen mit ihm zu teilen? Meinte sie das ernst? Oder sagte sie das einfach so? Der Falls musterte die hellhaarige Magierin skeptisch und wusste nicht so recht, was er von dieser Aussage halten sollte. Er war es nicht gewohnt, dass Leute mit ihm teilen wollten. Einfach so, auf freiwilliger Basis. Meistens waren es dann doch vorher abgestimmte Geschäfte gewesen, in die Lian eingestimmt hatte, wenn man sich die Beute im Anschluss teilte. Auch wenn es sich nur um Gebäck handelte: Die Inuyama konnte nicht ahnen, dass ihr Angebot ihn dadurch irgendwie ziemlich berührte. Natürlich deutlich mehr, als er nach außen hin zeigte – das ließ er dann doch nicht zu! Und Moment. Was war das? ER machte SIE fertig?! Eine Frechheit. Es war ja wohl umgekehrt! Es war für Lian vollkommen unmöglich, dieses komische Mädchen richtig einzuschätzen. Sie war so anstrengend mit ihrer quirligen, viel zu emotionalen Art. Als hätte sie Hummeln im Hintern und Spaß daran, den Dunkelhaarigen an seine Grenzen zu treiben. Als sie ihm freundlich die Hälfte des Schokoladenmuffins hinhielt und ihm einen warmen Hundeblick schenkte, verfestigte sich der Gedanke: Warum ließ sich Rin von seiner schroffen Art nicht abschrecken? Er konnte abweisend sein und trotzdem reagierte die Kollegin offen zugewandt. Lian nahm die dargebotene Hälfte des Muffins entgegen und besah sich das Gebäck von allen Seiten, während die Inuyama bereits freudig zu essen begann. Als würde er dadurch mehr darüber herausfinden. „Nein, habe ich nicht“, antwortete er wahrheitsgemäß auf die Frage, ob er das Backen schon einmal ausprobiert hätte. Er zuckte mit den Schultern. „Habs auch nicht vor. Es interessiert mich nicht wirklich.“ Da vertrieb er sich die Zeit lieber anders. Mit dem Bogenschießen, Kartenspielen oder dem Lesen von Horoskopen – was er Rin aber nicht einfach so auf die Nase binden wollte. Es kostete Lian ziemliche Überwindung, doch dann führte er die Muffinhälfte doch endlich vorsichtig an seinen Mund und sprang über seinen Schatten. Zaghaft nahm er einen Bissen, ließ sich die Schokolade auf der Zunge zergehen und... wow. Es schmeckte unglaublich! Der Schokoladenkern war einfach grandios! Der fluffige Teig fühlte sich so leicht an, wie eine perfekte Ummantelung der zähflüssigen Süßigkeit im Inneren. Und was war es, was der Falls sagte? „Hm. Ganz okay.“ Man hatte doch nicht wirklich erwartet, dass sich ein Lian Falls seine Begeisterung einfach so ansehen lassen würde, oder? Nein, nein. Das würde sein Bild nach außen doch nur zerstören. Höchstens an dem schnellen, zweiten Bissen konnte man erahnen, dass es dem jungen Mann vielleicht ein bisschen mehr schmeckte als nur ganz okay. Wenn man denn darauf achten wollte. „Schon gut. Ich mein... du hattest schon Recht.“ Er grinste großspurig, als er den Kopf ein wenig schief legte und den Blick des Hundemädchens suchte. „Ich hab weder Respekt vor dem Backen, noch ein Verständnis dafür, warum man es ein Handwerk nennen sollte.“ Und damit stopfte er die letzten Reste des Muffins in seinen Mund, säuberte seine Finger und wischte sie am Ende beiläufig an seiner Hose trocken. Wie man vielleicht merkte: Es musste viel passieren, damit ein Lian Falls sich dazu überreden ließ, sich ernsthaft mit einer Thematik wie dem Backen auseinanderzusetzen.

Vor dem Haus von Lana Takumi angekommen, wurde es dann doch nochmal ernster. Sie hielt also nicht viel von seinem Plan? Der junge Magier rieb sich über den Hinterkopf, schloss die Augen und dachte über die Worte der Inuyama nach. „Hm. Ich würde das Rezept schon aufspüren. Weißt du, ich hab ein Gespür dafür, wo ich die Dinge finde, die ich suche.“ Er erinnerte sich an so manchen Einbruch, aber auch an Geld und Schmuck, den er aus Taschen und Beuteln entwendet hatte. Naja. Anderes Thema. Als sich seine Lider wieder anhoben, sah er zu der Kollegin und nickte dann. „Meinetwegen. Aber dann sollten wir uns eine gute Story ausdenken, warum wir bei ihr aufkreuzen. Ich glaube kaum, dass Lana Takumi uns verraten wird, wo sie ihre Rezepte versteckt, wenn wir ihr sagen, von wem wir geschickt wurden. Und warum wir da sind.“ Lian dachte ein wenig länger darüber nach, bevor sich ein wissendes Lächeln auf seine Lippen legte. Es gab so einige Wege, wie man sich Zugang zu so einem Haus verschaffen konnte – ob Rin diese Wege kannte? „Wenn die alte Schachtel so alt ist, wie ich sie mir vorstelle, fällt sie mit Sicherheit auf so billige Tricks rein wie das Prüfen der Heizungen, der Rauchmelder oder so einen Quatsch. Und Omas kommen bei sowas immer ins Reden. Da kommen wir schnell an die Informationen, die wir brauchen.“ Oder fühlte sich Rin mit solchen Lügen zu unwohl? Zugegeben, man musste zumindest den Anschein erwecken, dass man wusste, wie man solche Geräte prüfte. Ansonsten kam das kaum richtig rüber. „Naja. Oder wir behaupten, einen Artikel für den bevorstehenden Wettbewerb zu schreiben. Aber dann sprichst du mit ihr. Mit dem Kram kann ich nichts anfangen.“ Lian hatte gerade geendet, da öffnete sich plötzlich die Tür zum Haus von Lana Takumi. Er und die hellhaarige Kollegin standen noch einige Meter entfernt, dennoch verstummte der Falls schlagartig und blickte in Richtung Haustür. Im Eingangsbereich des Hauses erschien eine ältere Dame, die eindeutig Lana Takumi war. Das graue, lockige Haar war recht kurz getragen, auf der Nase trug die Frau eine knallrote, ziemlich große Brille. Das faltige Gesicht war zu einem liebevollen Lächeln verzogen, als sie krumm stehend eine andere alte Dame verabschiedete, die aus dem Haus von Lana Takumi gekommen war. Als die andere Dame verschwunden war, fiel der überraschte Blick der alten Frau auf Lian und Rin, die immer noch wie angewurzelt auf der Stelle standen und überrascht zu ihrem Zielobjekt sahen. „Oh. Wollt ihr etwa zu mir?“, fragte Frau Takumi verwundert nach und schob die auffällige Brille ihre Nase hoch, um besser sehen zu können. Lian blickte zu Rin und sein Blick sagte in etwa: Der Moment der Wahrheit ist gekommen. Na? Was willst du sagen? Ich bin gespannt.

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptyMi 27 Jan 2021, 11:16

Die Spannung, die sich in dem Hundemädel aufbaute, erinnerte sie ein wenig an den Moment, wenn man an der Losbude seine Hand tief in dem Berg aus Zetteln versenkte, in der Hoffnung auf einen Hauptgewinn. In diesem Fall war es keine Losbude, sondern einfach nur Lian, der zögerlich den Muffin zu seinem Mund führte. Und der Hauptgewinn war kein tolles, neues Spielzeug oder eine aufregende Reise, es war eine positive Reaktion. Wenn er dieses Meisterwerk an Backkunst probiert hatte, würde er dann immer noch ablehnen, es mal auszuprobieren? Würde er endlich ein wenig positiver auf die Sache blicken? Sie ballte ihre Hände vor Aufregung zu Fäusten und starrte ihn an, als versuche sie seine Gedanken zu lesen. Nun nahm er ihn endlich, den ersten Bissen! Und er kaute und .... ganz okay? Für einen Moment ließ sie sich seine Reaktion durch den Kopf gehen. Und bevor sie sich versah oder etwas sagen konnte, wurde auch schon der zweite Bissen genommen. Das war eindeutig ein gutes Zeichen! Ein breites, zufriedenes Grinsen breitete sich blitzartig auf ihrem ganzen Gesicht aus. "Yay!" quietschte die Hellhaarige freudig "Ich wusste, dass es dir schmecken wird!" Na gut, für einen Moment hatte sie womöglich gezweifelt, der Falls war allem gegenüber so negativ eingestellt ... aber sie war überglücklich, dass sich dieser kurze Anflug an Zweifel nicht bewahrheitete. Natürlich setzte er auch gleich noch einen auf die eher ... bescheidene Reaktion drauf. "Pah! Ich werde dir schon noch den nötigen Respekt dafür beibringen!" Sie kicherte und erwiderte dabei offen seinen Blick. "Oder ich hindere Oma Mayora das nächste Mal einfach nicht daran, dir den Kopf abzureißen.... hmm..." Übertrieben nachdenklich legte sie die Hand ans Kinn. Das war eigentlich gar keine so schlechte Idee. Aber das würde sie sich für später aufheben. Im Moment war sie einfach nur froh, dass der Lockenkopf anfing, endlich ein wenig aufzutauen.
Glücklicherweise wurde dieses Gefühl auch nicht zerstört, als sie seinen Plan ablehnte. Zuerst hatte sie befürchtet, dass er womöglich deswegen böse oder verletzt sein könnte, doch Lian nahm es gelassen. Er hatte also ein Gespür dafür, verschwundene Dinge aufzuspüren? "Das hätte ich auch gerne!" Wie oft hatte sie schon Sachen verlegt und tagelang gesucht, ohne Erfolg. Dann geschah plötzlich alles Schlag auf Schlag. Eben noch hatte der Falls einige Möglichkeiten erläutert, wie sie sich Zutritt verschaffen konnten und dann, bevor sich das hellhaarige Mädchen ausführlich Gedanken über ihre Vorgehensweise machen konnte, schwang die Tür auf und zwei alte Damen traten heraus. Sofort erkannte sie eine der Beiden. Diese knallrote Brille war unverkennbar. Oh-oh. Was nun? Die unbekannte Frau zog von dannen und zurück blieb nur Lana, die die zwei Jungspunde neugierig musterte. Oweh, was nun? Sie hatte noch gar keinen Plan! Ihr stockte der Atem. "Oh. Wollt ihr etwa zu mir?" Wie ein Reh im Scheinwerferlicht starrte Rin die Dame einige Momente an, dann sprangen ihre Seelenspiegel zu Lian. Er erwiderte ihren Blick, seine Gedanken waren eindeutig. Sie verzog für den Hauch eines Augenblickes die Augenbrauen. Das kriegst du irgendwann zurück. Endlich atmete sie wieder aus. Zeit zu improvisieren. "Ja! Das wollen wir tatsächlich." Ein höfliches Lächeln umspielte ihre Lippen und wurde sogleich von der Brillenträgerin erwidert, sie schien wirklich nett zu sein. Ob sie wirklich das Zeug hatte, eiskalt ein Rezept zu stehlen? "Wissen Sie, ich, Rin, und mein Partner, Lian, sind hier um..." Sie schluckte. Sie wollte nicht lügen, aber Lian hatte Recht. Die Wahrheit würde sie jetzt nicht ans Ziel führen. Das Hundemädel spürte, wie sich langsam ein fester Knoten in ihrer Magengegend bildete. Lügen war die einzige Möglichkeit. Wenn sie eine der Ideen des Falls aufgriff, dann war sie nicht ganz alleine schuldig, oder? "Um einen Artikel für den fior'schen Backboten zu verfassen! Wir haben gehört, sie wären eine der Favoriten des diesjährigen Backwettbewerbs!" Ja, diese Zeitschrift gab es tatsächlich. Und sie war sogar ziemlich interessant. Außerdem zählte die Takumi tatsächlich zu den Favoriten, also befand sich tatsächlich ein Hauch an Wahrheit in ihren Worten. Zuerst blinzelte die alte Dame ein paar Mal, dann wurde aus dem zarten Lächeln ein breites Grinsen, welches die zahlreichen Falten in ihrem Gesicht noch mehr vertiefte. "Wow, was für eine Ehre!" krächzte sie, man konnte die Freude und Überraschung in ihrer Stimme kaum überhören. Sie schien nichts von dem Bluff zu erahnen. "Na dann kommt mal rein ihr zwei Schätzchen." Mit ihrer runzeligen Hand winkte sie die Magier heran und führte sie einige Treppenstufen hinauf. Die Hellhaarige fühlte sich miserabel. Lana schien so glücklich, doch das alles war nichts weiter als eine fiese Lüge. Was für eine Katastrophe! Was ihr Kollege wohl gerade dachte? Hilfsbedürftig suchte sie nach seinem Blick. "Möchtet ihr vielleicht einen Kaffee? Ich habe noch welchen übrig. Ach und nehmt doch bitte Platz!" Sie gestikulierte zu einem wirklich gemütlich aussehendem Sofa. Kurz daraufhin gesellte sich die alte Dame auch schon zu ihnen. "Dann erzählt doch mal. Was möchtet ihr denn wissen?" Sie war so freundlich und höflich. Überhaupt nicht, wie Oma Mayora sie dargestellt hatte. Das machte es dem Hundemädel alles andere als einfach, ihre Lüge aufrecht zu erhalten. Doch was hatte sie schon für eine Wahl? Sie mussten herausfinden, ob sich das gestohlene Rezept tatsächlich in dieser Wohnung befand. Am besten wäre es sicherlich, gleich auf den Punkt zu kommen, oder? "Nun, dieses Jahr liefern sie sich angeblich ein aufregendes Kopf an Kopf Rennen mit Frau Koruna Mayora, nicht wahr?" Die Dame nickte, das Lächeln auf ihren Lippen schwand nicht, wurde jedoch um ein kurzes Stirnrunzeln ergänzt. "Uns interessiert wirklich sehr, wie sie mit diesem starken Konkurrenzdruck umgehen! Das ist sicherlich nicht einfach." Dass sie sofort damit herausrückte, falls sie das Erfolgsrezept entwendet hätte, war zu bezweifeln. Aber vielleicht konnten sie durch ihre Reaktion ja etwas mehr darüber herausfinden, in welchem Licht Lana die Rivalität sah?

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptyMi 27 Jan 2021, 21:18

Lian musste unweigerlich grinsen, als er das kurze Starrduell mit Rin für sich hatte entscheiden können und das Hundemädchen in ihrem weißen Schnürrkleidchen mit einem überzogen freundlichen Lächeln auf den Lippen auf die alte Dame zutrat. Das Mädchen hatte mit ihrer Vermutung gar nicht so unrecht: Tatsächlich taute der Falls allmählich auf, was nicht zuletzt an der unbeirrt fröhlichen und zugewandten Art der Inuyama lag. Eigentlich verstand Lian nicht, wie man sich so wenig unterkriegen lassen konnte und trotz aller Mühe, die sich der Illusionsmagier gab, auf jede noch so kleine Reaktion von ihm mit Begeisterung reagieren konnte. Rin hatte eine unglaubliche Ausdauer, das musste der Lockenkopf ihr zugestehen. Was er genau davon hielt, da war er sich allerdings noch nicht sicher. Als die Hellhaarige ihn gerade namentlich bei Lana Takumi vorstellte, trat auch Lian endlich einen ordentlichen Schritt nach vorne und nickte begrüßend in Richtung der älteren Dame, wenngleich er sich mit Worten noch zurückhielt. Rin machte das doch ganz gut – da musste er sich nicht in den Vordergrund drängen. Außerdem fand er es höchst amüsant, die kurze Verzweiflung in den Zügen der Kollegin zu bemerken. Hatte da etwa jemand Probleme mit dem Lügen? Ach nee, das war ja zu süß. Lian konnte lügen, ohne mit der Wimper zu zucken, wenn es ihm half, an sein Ziel zu kommen. Umso niedlicher fand er es, wie schwer Rin sich damit tat. Sein Blick klebte vielleicht einen kleinen Moment zu lange an dem Mädchen, erst als sie etwas von einem fior'schen Backboten faselte, blinzelte der Lockenkopf. Was war denn bitte das für eine Zeitschrift? Hatte sie sich den Namen gerade ausgedacht? Überraschenderweise sprang die Konkurrentin der Auftraggeberin sofort darauf an, sprach sogar davon, dass es eine Ehre wäre, in dieser Zeitschrift aufzutauchen. Oooookay. Lian konnte mit diesem Kram so gar nichts anfangen und fragte sich erneut, warum ausgerechnet er sich mit diesem Zeug auseinandersetzen musste. Im Verlauf dieses Auftrages lernte der Falls mehr über das Backen, als in seinem gesamten bisherigen Leben! Lian riss sich bestmöglich zusammen und verzog die Mundwinkel zu einem Lächeln, als Lana die Magier beschwingt in ihr Haus einlud. Super, erster Schritt geschafft! Der Rest sollte ein Kinderspiel werden. Während er bereitwillig der Dame folgte, fing er den besorgten Blick seiner Kollegin auf. Ihr schien die Situation ja sehr zu schaffen zu machen. Lian zwinkerte und grinste. „Läuft doch super“, flüsterte er ihr zu, so leise, dass Lana es kaum hatte hören können. Abgesehen davon, dass der Falls sowieso davon ausging, dass eine so alte Schachtel schwerhörig sein musste.

Das Innere des Hauses war genau so, wie sich der Illusionsmagier es vorgestellt hatte: Ziemlich vollgeräumt mit allerlei großen Holzmöbeln. Dazu schwere Vorhänge vor den Fenstern und Kissen über Kissen, die – so hoffte Lian – zumindest regelmäßig ausgeklopft wurden. Kaum hatten sie das Wohnzimmer betreten, sah der Dunkelhaarige auch den dicken Teppich, der den gesamten Boden des Raumes bedeckte. Ja, so lebten alten Leute. Es passte einfach alles zusammen. „Einen Kaffee“, antwortete der Falls beiläufig ohne Bitte oder Danke, während er sich auf den dargebotenen Platz fallenließ. Na, wenn es schon angeboten wurde, konnte man das doch nutzen, oder? Außerdem hatte Lian gelernt, dass es deutlich mehr Vertrauen weckte, wenn man solche Angebote auch annahm, anstatt abzulehnen. Wie es der Zufall so wollte, hatte Lana Takumi auch noch eine Kanne Kaffee im Zimmer stehen und konnte dem Falls daher sogleich eine Tasse einschenken. Vielleicht waren es auch die Reste von dem vorherigen Besuch, das wollte Lian gar nicht ausschließen. Der dampfende Becher, natürlich bemalt mit hübschen Blümchen, wurde dem jungen Mann zugeschoben und beim Angebot von Milch und Zucker lehnte er ab. Langsam führte er den Becher an seine Lippen und verfolgte aufmerksam, wie Rin das Gespräch einleitete. Was sagte es über den Charakter des 19-Jährigen aus, dass er sich gar nicht daran störte, dass Lana sie sehr freundlich behandelte, sie aber eigentlich nur hier waren, um ihr das Rezept ihrer Konkurrentin heimlich zu entwenden? Lian hatte sich von Schuldgefühlen wohl schon zu lange verabschiedet, um irgendeine Art von Reue zu verspüren. Die Inuyama leitete das Gespräch ein, indem sie direkt auf den Konkurrenzkampf mit Frau Mayora einging. Oha! Das war aber wirklich sehr direkt. Die Augenbraue des Falls zuckte, während er von seinem Kaffee nippte. Frau Takumi stutzte zwar ebenfalls einen kurzen Moment, doch sie schien sich auf die Situation einzulassen. Sie öffnete ihren Mund, wollte zu sprechen beginnen… bevor sie doch die Stirn runzelte. „Brauchen Sie denn nichts zum Schreiben?“, fragte sie überrascht nach und deutete auf die Hände von Rin und Lian. Ja, sie hatten beide weder Stift noch Zettel in der Hand. Was war das denn für ein Interview, bei dem sich keine Notizen gemacht wurden? Darüber hätten sie vielleicht vorher nachdenken sollen… „Oh, machen Sie sich darüber keine Sorgen“, lenkte der Dunkelhaarige schnell mit einem charmanten Lächeln ein und fischte einen stinknormalen Stift aus seiner Hosentasche. Nicht aber, um damit zu schreiben. „Die Dinger hier können alles aufnehmen, die haben hier oben ein ganz kleines Mikrofon. Sehen Sie?“ Lian deutete auf irgendeine Stelle auf dem Stift, wo natürlich in Wirklichkeit überhaupt kein Mikrofon war. Doch wie erwartet richtete Lana Takumi ihre Brille und versuchte, aus der Ferne mit zusammengekniffenen Augen die Stelle zu erkennen, auf die Lian deutete. Und dann nickte sie, so, als hätte sie die Stelle tatsächlich erkannt. War natürlich totaler Humbug, aber das wusste die Oma ja nicht. „Benutzen alle Reporter heutzutage, echt klasse Dinger. Also, reden Sie einfach drauf los. Wir nehmen alles auf.“ Er zuckte mit den Schultern und legte den Stift auf den Tisch, das Lächeln stets auf dem Gesicht haltend. Seine Augen funkelten amüsiert, aber das würde der alten Dame sicherlich nicht auffallen. Die nickte zögerlich, bevor sie wieder zu Rin blickte und die Stimme erhob. Sie sprach auffällig laut und langsam, als wolle sie sichergehen, dass dieses Wunderwerk von Mikrofon auch alles gut aufnahm. Lian lachte sich innerlich schlapp. „Koruna Mayora ist eine alte Freundin von mir, wir sind schon zusammen zur Schule gegangen“, die Dame lächelte. „Und tatsächlich nehmen wir jedes Jahr an dem Backwettbewerb teil. Sie ist eine tolle Bäckerin“, lobte sie weiter ohne mit der Wimper zu zucken. „Aber… trotzdem hat sie mich noch nie schlagen können.“ Oh. Noch nie? Das überraschte doch ein wenig. Stimmte das? Oder war das eine dreiste Lüge? „Was natürlich nicht heißt, dass ich mich auf meinen Erfolgen ausruhe. Ich arbeite eifrig daran, das beste aus meinen Keksen herauszuholen! Und ich bin überzeugt davon, auch dieses Jahr wieder den Sieg zu erringen. Oh, entschuldigt. Ich bin so aufgeregt, dass ich wirklich vom fior'schen Backboten befragt werde! So etwas ist mir noch nie passiert. Ich liebe die Zeitschrift und habe seit Jahren nicht eine Ausgabe verpasst…“ Verdammt. Sie driftete vollkommen vom eigentlichen Thema ab! Lian hob eine Hand und zog damit zumindest kurz die Aufmerksamkeit von Lana Takumi auf sich. „Ich bin überzeug davon, dass eine erfahrene Bäckerin wie Sie unzählige Rezepte kennt.“ Erfahren. Rin wäre vielleicht überrascht darüber, wie gut der Falls anderen Leuten auch Honig ums Maul schmieren konnte, wenn er dachte, dadurch schneller ans Ziel zu kommen. Dass er das kaum ernst meinte, war natürlich klar. „Wollen Sie uns nicht ein oder zwei ihrer üblichen Rezepte zeigen? Dafür würden wir uns sehr interessieren. Und unsere Leserinnen und Leser ebenso.“ Und der Plan ging auf: Lana Takumi stand aufgeregt von ihrem Platz auf und nickte. „Oh, was für eine wunderbare Idee! Vielleicht können andere ja auch von meinen Grundrezepten profitieren! Wartet, ich muss kurz ins Arbeitszimmer und das richtige Rezept raussuchen, ich komme gleich zurück!“ Fröhlich schlenderte die alte Dame davon und ließ Rin und Lian kurz alleine im Wohnzimmer zurück. Der Falls grinste. „Meine Güte, das ist ja echt zu einfach. Und die lässt echt zwei Fremde in ihrem Wohnzimmer alleine? Wir könnten hier jetzt alles mitnehmen und einfach verschwinden.“ Der junge Mann lehnte sich zurück und umgriff mit beiden Händen den warmen Kaffeebecher. Früher hätte er das mit Sicherheit auch gemacht, aber heute musste er sich zusammenreißen. „Jetzt wissen wir, dass sie die Rezepte im Arbeitszimmer verstaut. Wenn du sie gleich ein wenig ablenkst, geh ich los und such nach dem tollen Geheimrezept. Du musst mir nur ein bisschen Zeit verschaffen.“ Die hellgrünen Seelenspiegel sahen erwartungsvoll zu Rin. „Das kriegst du hin, oder?“

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptySo 21 Feb 2021, 19:01

Es war wirklich schön zu sehen, dass Lian endlich ein wenig auftaute und sich sowohl auf die Inuyama, als auch auf die Mission Schritt für Schritt ein wenig mehr einließ. Doch da war eine Sache, die dem Mädel Bauchschmerzen bereitete. Vielleicht lag dies an ihrer eigenen - eventuell leicht extremer - Einstellung gegenüber der Sache. Auf keinen Fall ließ es sich jedoch von der Hand weisen, wie einfach es dem Lockenkopf fiel, eine grandiose Lüge nach dem anderen aufzutischen. Als wäre er die Bedienung in einem Restaurant, dessen Hauptgericht die Unwahrheit war!
So einfach zog er den Stift aus seiner Tasche und erklärte der alten Dame, dass sich darin ein Mikrofon befand! Und sie fraß ihm aus der Hand. Auch Rin hätte ihm sofort geglaubt, wüsste sie nicht die Wahrheit. Dabei hatte sie immer gedacht, sie wäre gut darin, flunkernde Menschen zu entlarven. Doch nun musste sie sich eingestehen, dass dies wohl nicht der Fall war. Zumindest bei guten Lügnern. Wo er das wohl gelernt hatte? Niemand konnte von Natur aus so gut darin sein, oder? Kaum merkbar schüttelte sie den Kopf. Die Gedanken, die sich da versuchten, bei ihr einzuschleichen, waren doch purer Mist. Der Falls war ein guter Mensch, da war sie sich sicher. Bevor die aufkeimenden Zweifel sich weiter in ihren Gedanken einnisten konnten, wurde sie von der Realität eingeholt. Was es auch immer mit Lian auf sich hatte, das konnte sie immer noch später herausfinden. Jetzt hatte die Quest vorrang. Sie hob den Blick von ihren unruhigen Händen und traf dabei direkt auf den der Takumi. Reflexartig bildete sich ein zartes Lächeln auf den Lippen der Blutmagierin, welches sogleich erwidert wurde. Die Dame begann zu erzählen, von sich, dem Verhältnis zu ihrer Rivalin und deren Vergangenheit. Doch anstatt damit endlich Klarheit zu schaffen, enstanden bloß noch mehr Ungereimtheiten. Rin konnte nicht verstehen, warum sich die Omas in solch unterschiedlichem Licht sahen. Es war ein Kontrast von Tag und Nacht! Da konnte doch etwas nicht stimmen. Ob einer von ihnen lügte? Langsam brummte ihr wirklich der Kopf von diesem Thema. Eigentlich hatte sie sich auf diesen Auftrag gefreut, doch inzwischen wünschte sie sich nurnoch, dass es endlich vorbei war. Entweder Oma Takumi spielte ihre Gutmütigkeit bloß vor, oder Oma Mayora hatte sich die Geschichte mit der brutalen Feindschaft bloß ausgedacht. Seufzend stützte sie ihr Kinn mit der Hand. Erneut war sie so in Gedanken versunken, dass sie fast nicht gemerkt hätte, wie die Verdächtigte den Raum verließ. "W-was?" verwirrt über die Aussage ihres Kollegen legte sie ihren Kopf schief. Alles mitnehmen und verschwinden? "Wieso sollten wir das tun?" War das etwa das, was er normalerweise tat, wenn man ihn für einen Moment alleine ließ? Nein, das war sicherlich nur ein Witz, gewesen den sie einfach nicht verstand. Zum Glück redete er direkt weiter, sodass Rin gar nicht erst die Chance hatte, weiter darüber nachzudenken. "Ja, natürlich." Unbewusst war ihr Blick erneut hinab auf ihre ruhelosen Finger gewandert, die gerade am Saum ihres Kleidchens herumspielten. Als sie jedoch merkte, dass Lians Aufmerksamkeit vollkommen auf ihr ruhte, sah sie ihm entgegen. Ob sie das hinkriegte? Sie schwieg für einen Moment. Dann seufzte sie. Was war denn auf einmal los mit ihr? Seit ihr die Sache mit dem Lügen aufgefallen war, war sie vollkommen geistesabwesend. Es war ein Wunder, dass Lana dies noch nicht aufgefallen war. Sie hatte während dem 'Interview' kein Wort gesagt und ihrem Kollegen all die Arbeit überlassen. Sie löste ihre Finger von ihrem Kleid und strich sich eine feine Strähne, welche sich aus ihrem Zopf gelöst hatte, aus dem Gesicht. "Entschuldige. Ich habe gerade nachgedacht." Ihre Ohren sanken für einen Augenblick herab. "Über die Quest natürlich!" Dass sich ihre Gedanken um etwas anderes drehten, würde sie niemals zugeben! Da war eine kleine Notlüge doch mal okay, oder? "Natürlich schaffe ich das, wenn ich eine Sache kann, dann ist es über's Backen zu quatschen!" Ein zuversichtliches Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Dafür musste sie auch gar nicht lügen! "Du kannst auf mich zählen." Jetzt wurde es also ernst. Noch einmal sollte sie sich also besser nicht in ihren Überlegungen verlieren. Sie legte ihrem Kollegen die Hand auf die Schulter und drückte kurz sachte zu, als die Oma auch schon freudestrahlend zurück kehrte. In ihren Händen hielt sie zwei Zettel, bereits leicht vergilbt, doch die Ecken und Ränder waren noch perfekt intakt. Sie mussten bereits älter, aber mit viel Liebe aufbewahrt worden sein. Na gut, dann mal los!
Nachdem Lian verschwunden war, betrachtete das Hundemädel einige Augenblicke das Rezept, welches ihr stolz vorgelegt wurde. Es handelte sich dabei um ein ganz simples Rezept für einen Tortenboden. Eier, Milch, Mehl, das Übliche eben. Außer .... "eine Zitrone?" Überrascht blickte sie auf. Das war tatsächlich ein wenig ungewöhnlich. "Genau! Frisch vom Markt natürlich. Zuerst wäscht du sie ordentlich, dann raspelst du ganz vorsichtig und fein die oberste Schicht der Schale ab. Nur ein paar Gramm, und mischt sie unter den Teig. Dann noch ein kleiner Spritzer des Saftes, und du hast einen wunderbar aufregenden Tortenboden!" Aufmerksam lauschte sie den Weisheiten der erfahrenen Bäckerin. Das klang wirklich gut! "Am besten machst du daraus eine Orbsttorte. Das ergänzt sich wirklich fantastisch!" Da lief einem ja wirklich das Wasser im Mund zusammen. Das musste sie unbedingt ausprobieren. Und dann würde sie den Falls einladen! Oder würde er mithilfe einer Lüge absagen? ...Nein! Nicht schon wieder. "Das klingt wirklich wirklich lecker. Daraus werden sicherlich viele, tolle Torten entstehen!" Aufrichtig nickte sie der Dame zu. Alle gebacken von ihr selbst, denn das Rezept würde logischerweise nie wirklich im Backboten erscheinen. "Wie sind sie denn auf diese Zusammensetzung gekommen?" Ihr Kollege war bisher noch nicht zurück. Wie es wohl lief? Ungehalten wie ein Wasserfall erzählte die Oma von ihrer Vergangenheit, ihrem Vater, der ebenfalls Bäcker war, dem Usprung ihrer Liebe fürs Backen und und und. So langsam gingen dem Hundemädel wirklich die Themen aus. Was trieb er bloß? Oder hatte er sie womöglich sitzen gelassen? Das würde er doch niemals tun, oder? "Wo bleibt den bloß ihr lieber Partner? Hoffentlich ist ihm nichts passiert!"Oweh, was sollte sie darauf bloß antworten? 'Ach der durchsucht nur gerade Ihr Arbeitszimmer auf der Suche nach dem gestohlenen Rezept' konnte sie wohl schlecht erwähnen. "Keine Sorge, der lässt sich einfach nur gerne Zeit, wissen Sie?" Sicherlich wäre dem Lockenkopf etwas besseres eingefallen, doch das war das Einzige, was ihr in diesem Moment einfiel. "Ach, na dann! Ihr zwei seid wirklich so ein nettes Pärchen! Ihr seid doch bestimmt auch privat ein Pärchen, oder?" W-was? Wie kam sie denn darauf? Mit hochgezogenen Brauen starrte Rin ihr entgegen. Das war wirklich typisches Großmutterverhalten! "Nein nein. Wir sind nur gute Kollegen! Lassen Sie uns doch lieber wieder über Sie reden!" Jetzt wurde es aber wirklich langsam Zeit, für Lian zurückzukehren!
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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptyDi 23 Feb 2021, 21:38

Huch? Rin wirkte plötzlich ganz aus dem Konzept gebracht. Lian war sich nicht sicher, woran es lag und hob bereits die Hand, um mit einem Schnippen auf sich aufmerksam zu machen. Bevor er dazu kam, sahen die eisblauen Augen der Kollegin aber wieder zu ihm und sie fragte, warum sie Dinge aus dem Wohnzimmer mitgehen lassen sollten. Mensch, die war schon ziemlich naiv, oder? Fast schon süß, wenn der Falls näher darüber nachdachte. Allerdings ging es gerade nicht darum, der Inuyama ihre Naivität zu nehmen, sondern sie geschickt im Gesamtplan einzusetzen. Wenn es jemand schaffen konnte, die alte Lana lange genug mit Gerede übers Backen abzulenken, dann war das wohl Rin. Es war also enorm wichtig, dass die junge Frau mit den schneeweißen Haaren sowohl körperlich und geistig voll anwesend war und sich nicht von irgendwelchen anderen Gedanken ablenken ließ. Dass die Hundedame damit zu kämpfen hatte, dass Lian sich als grandioser Lügner geoutet hatte, war ihm überhaupt nicht bewusst. Das Lügen war ihm so in Fleisch und Blut übergegangen, dass er der Flunkerei keine echte Bedeutung mehr zugestand. „Solange du jetzt wieder voll und ganz übers Backen nachdenkst und darüber, wie du Lana ablenken kannst, ist ja alles gut“, fasste der Falls am Ende mit einer skeptisch angehobenen Augenbraue zusammen, trank nochmal einen ordentlichen Schluck von seinem schwarzen Kaffee und stellte den geleerten Becher am Ende auf dem Tisch ab. Dann grinste er schief und sah Rin von der Seite her an. „Gut, ich verlass mich auf dich, Rin.“ Das erste Mal, dass er ihren Namen ausgesprochen hatte. Hm. Fühlte sich ein bisschen wie früher an, wenn er mit irgendwelchen Kumpanen nachts in Häuser eingestiegen war. Nur mit dem Unterschied, dass die Inuyama eine viel zu unschuldige Aura ausstrahlte, um wirklich in irgendeiner kriminellen Bande aktiv zu sein. Wie auf Kommando kehrte die alte Frau mit zwei vergilbten Zetteln zurück in den Wohnraum und setzte sich freundlich lächelnd wieder auf den Sessel ihnen gegenüber. Das war das Zeichen für Lian, sich auf die Suche nach dem Geheimrezept zu machen. Der geleerte Kaffeebecher war doch ein guter Grund, um arglos nach dem Weg zur Toilette zu fragen. Lana erklärte den Weg, bot sogar an, ihn zum Badezimmer zu führen. Doch da war der Falls bereits aufgestanden, hatte dankend abgelehnt und sich selbst auf den Weg gemacht. Kurz bevor er das Wohnzimmer verlassen hatte, warf er noch einen letzten, vielsagenden Blick zu Rin. Sie hatte gesagt, sie würde es hinbekommen – das würde sich jetzt zeigen.

Der Illusionsmagier folgte der Beschreibung, die Lana ihm gegeben hatte und huschte die Treppe hinauf, die in das obere Stockwerk des kleinen Hauses führte. Sofort fiel dem jungen Mann auf, dass sowohl die dritte als auch die siebte Treppenstufe knarzte und nahm sich vor, auf dem Rückweg darauf zu achten, diese Treppenstufen zu überspringen. Ein Instinkt aus alten Tagen, der ihm sagte, dass er bloß vermeiden sollte, unnötige Geräusche zu verursachen oder Spuren zu hinterlassen. Oben angekommen, sah Lian sofort die offenstehende Tür zum Badezimmer am Ende des Flures. Da das aber nicht wirklich sein Ziel war, drehte er sich stattdessen nach rechts und linste vorsichtig in den Raum, der sich zu dieser Seite öffnete. Ziemlich schnell wurde dem Falls klar, dass es sich hierbei um das Schlafzimmer der Takumi handelte: Ein großes, schweres Bett aus Eichenholz auf dem einige Kleidung und auch Unterwäsche lag, zurückgezogenen Bettvorhänge, ein riesiger Kleiderschrank, der sich über die komplette Raumseite erstreckte und ein Tisch voller Ketten, Ohrringe und anderem Goldschmuck. Wow, das sah echt wertvoll aus. Ob ihr auffallen würde, wenn eine der Ketten verschwinden würde? Das waren so viele, das konnte Lana Takumi gar nicht stören… Lian merkte sich den Standort, entschied sich aber fürs Erste, weiter nach dem Arbeitszimmer der alten Frau zu suchen. Noch ein Zimmer weiter wurde er dann auch tatsächlich fündig: Ein kleiner Raum mit mehreren Aktenschränken, einem alten Schreibtisch und vollgeräumt mit Unmengen an Papieren. Lian trat in das Zimmer und konnte die Staubpartikel durch das hereinfallende Licht genau in der Luft tanzen sehen – Lana Takumi schien hier nicht regelmäßig zu putzen. Spinnenweben zogen sich über die Decke und der Teppich auf dem Boden hatte schon lange seine strahlende Farbe verloren. Auf dem Schreibtisch lag ein geöffneter Ordner, der so aussah, als wären von dort die Rezepte entnommen worden, die gerade vermutlich Rin gezeigt wurden. Bingo. Hier war er richtig. Der Illusionsmagier trat näher, blätterte in dem Ordner herum, fand auf Anhieb allerdings nicht mehr, als viele, sehr, sehr viele ziemlich normal aussehende Backrezepte. Nichts Besonderes. Aber hier musste es doch noch mehr geben! Lian drehte sich zu den Aktenschränken im Raum und fuhr mit dem Zeigefinger die verschiedenen Beschriftungen entlang. Man konnte dieser alten Schachtel viel nachsagen, aber sie schien bei ihren Papieren sehr ordentlich zu sein: Alle Akten war eindeutig beschriftet, sodass sogar der Falls sich sofort einen Überblick darüber verschaffen konnte, was in welchem Ordner zu finden war. Plötzlich hielt er inne, als er einen Ordner entdeckte, der die Aufschritft „Backwettbewerbe“ trug. Ob er hier das Rezept finden würde? Lian zog den Ordner aus dem Schrank, öffnete ihn und blätterte. Zuerst fand er mehrere Zeitungsartikel, sortiert nach Herausgeber und Jahren. Und egal in welchen Artikel Lian blickte, egal von welchem Wettbewerb aus welchem Jahr berichtet wurde, eines hatten alle Artikel gemeinsam: „Lana Takumi holt erneut den Sieg. Koruna Mayora die ewige Zweitplatzierte“, wisperte der 19-Jährige, als er den Titel eines der Artikel leise vorlas. Aber wenn Koruna Mayora die ewige Zweitplatzierte war, warum sollte Lana Takumi dann das Geheimrezept von ihr gestohlen haben? So langsam setzten sich die Puzzleteile im Kopf des Falls zusammen und er verstand, was für ein Spiel hier mit ihnen gespielt wurde. Und während er die Artikel überflog, bemerkte Lian gar nicht, wie die Zeit verging.

“Ich schaue, ob es ihm gutgeht. Die Spülung klemmt manchmal, nicht, dass er sich deshalb Sorgen macht!“ Sicherlich hatte die Inuyama ihr bestes gegeben, um Lana abzulenken, aber schlussendlich konnte die alte Frau die lange Zeit, die Lian bereits verschwunden war, nicht mehr ignorieren. “Schauen Sie sich in der Zeit gerne das Rezept genauer an, wenn Sie noch Fragen dazu haben, kann ich die gerne beantworten!“, bot sie der Hundedame noch an, ehe sie sich ihrerseits auf den Weg zur Treppe begab. Und dabei auf die dritte und die siebte Stufe trat, die unschön knarzten.

Das Alarmsignal für Lian. Der Illusionsmagier horchte auf, riss den Zettel, den er soeben gefunden hatte, geschwind aus dem Ordner und schob diesen zurück in den Schrank. Verdammt. Ihm blieb keine Zeit mehr, um ins Badezimmer zu verschwinden, Lana Takumi würde ihn sehen. Die hellgrünen Augen sahen sich schnell um und blieben an der Wand hinter der geöffneten Tür zum Arbeitszimmer hängen, wo Putzmittel, Besen und Kehrschaufel ihren Platz hatten. Hier würde man ihn zumindest nicht sofort entdecken, weshalb er schnell hinter der geöffneten Tür verschwand und sich in die verstaubte Ecke des Zimmers quetschte. Kaum hatte Lian die ersten Staubpartikel eingeatmet, juckte seine Nase unschön. Jetzt bloß nicht niesen! „Huch. Die Tür zum Badezimmer ist ja offen.“ Ah… hoffentlich ging das gut. Die ältere Dame sah zuerst ins Badezimmer, kam dann auf das Arbeitszimmer zu. „Lian?“, rief sie fragend und trat am Ende ratlos in den Türrahmen zum Arbeitszimmer. Er musste sie ablenken, wenn er hier unbemerkt rauskommen wollte. Vorsichtig schielte Lian zu Lana Takumi, dann zum gegenüberliegenden Fenster und konzentrierte sich auf sein Mana. Ehe die alte Dame mit der viel zu großen Brille sich genauer im Raum hatte umsehen können, beschwor Lian eine Illusion herauf: Ein schlabberiges, weißes Höschen – so, wie er es auch auf dem Bett von Lana Takumi gesehen hatte. Das Höschen schien vom Wind von außen gegen das Fenster geweht zu werden und um die Illusion abzurunden, ertönte für Lana auch ein klatschendes Geräusch, als das Kleidungsstück gegen das Glas prallte. „W-was zum…“, murmelte die Großmutter, die zuerst gar nicht wusste, was sie da sah. Und dann, als die Erkenntnis in ihre Augen trat, formte Lian die Illusion weiter – das Höschen wurde von einer weiteren Windböe erfasst und wehte davon. Die ganze Lüge erzielte die gewollte Wirkung: Lana Takumi vergaß, dass sie nach dem Falls gesucht hatte, sondern rannte für ihre Verhältnisse schnell aus dem Raum, vermutlich, um dem Höschen hinterherzueilen. Das bekam der Illusionsmagier allerdings nicht mehr mit. Als Lana Takumi aus dem Arbeitszimmer verschwunden war, stieß Lian die Luft aus und kämpfte sich aus der verstaubten Ecke des Zimmers. Auf dem Weg nach unten klopfte der junge Mann seine Klamotten aus und zog angewidert den Teil eines Spinnennetzes aus seinem Lockenkopf, als er schließlich unten angekommen wieder auf Rin traf. Er musste schrecklich aussehen! „Die Alte sollte öfter mal Staubfegen“, kommentierte er genervt. Was Rin von dem ganzen Spektakel wohl mitbekommen hatte?

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptyDo 04 März 2021, 19:31

Als der Lockenkopf den Namen seiner Kollegin aussprach, blieb für diese kurz das Herz stehen. Sie freute sich, so persönlich hatte er sie noch nie angesprochen. Gleichzeitig trugen seine Worte jedoch auch großes Gewicht, er vertraute ihr. Wie gerne hätte sie diese Verantwortung gerade an jemand anderen abgegeben, doch das ging nicht. Es lag jetzt an ihr. Sie durfte auf keinen Fall versagen.
Doch genau das tat sie. Sie hatte wirklich alles versucht, um die Großmutter aufzuhalten und abzulenken, aber was auch immer Lian dort oben trieb, es dauerte einfach zu lange. "Ich schaue, ob es ihm gutgeht. Die Spülung klemmt manchmal, nicht, dass er sich deshalb Sorgen macht!" Diese Worte ließen ihr das Blut in den Adern gefrieren, die Angst trieb ihr beinahe die Tränen in die Augen. Das durfte doch nicht wahr sein! "N-nein, bitte, ich-" Doch egal was sie sagte, es war zu spät. Die Dame war bereits auf dem Weg und zurück blieb nur Rin, alleine mit dem Bewusstsein, dass sie versagt hatte. Sie hatte ihren Kollegen im Stich gelassen. Sein Vertrauen hatte sie nie verdient gehabt und doch hatte er es ihr geschenkt. Und sie enttäuschte ihn. Mit ihren Armen umschloss sie sich selbst und starrte regungslos auf den Boden. Am liebsten hätte sie hier und jetzt angefangen, zu weinen. Bilder schossen ihr durch den Kopf, wie der Falls nun dort oben war und von Takumi auf frischer Tat ertappt wurde. Das sich über ihr ein ganz anderes Szenario abspielte, als sie sich vorstellte, konnte sie ja nicht wissen. Oh, wie sollte sie das bloß jemals wieder gut machen? Er mochte ein Lügner sein, ein guter noch dazu, aber sie hatte ihn trotzdem bereits lieb gewonnen und wünschte ihm nichts böses. Irgendetwas musste sie tun, selbst wenn sie nur versuchte, seine Taten irgendwie zu verteidigen. Rumstehen brachte auch nichts, sie musste hintherher!
Gerade wollte sie hinaus durch die Wohnzimmertür schlüpfen, als der Lockenkopf plötzlich direkt vor ihr stand. Alleine, ohne Frau Takumi. Die Augen des Hundemädels wurden groß, größer und runder als der Mond. "Wie...?" Sie trat einige Schritte zurück und ermöglichte ihm, wieder in den Raum zu treten. Zu behaupten, ihr wäre in diesem Moment ein Stein vom Herzen gefallen, wäre untertrieben. Ein Felsbrocken oder einganzer Berg trafen es wohl besser. Ihre zart wedelnde Rute brachte ihre Erleichterung deutlich zum Vorschein. "Ich dachte, sie hätte dich wegen mir erwischt!" Ohne nachzudenken zog sie den jungen Mann in eine dicke Umarmung, ließ jedoch sofort wieder locker, als sich die ersten Staubkörner in ihrer Nase verirrten. Sie nieste. Wo kamen die denn her? Verwirrt musterte ihn die Inuyama. Ihr war überhaupt nicht aufgefallen, wie eingestaubt er war, doch auf den zweiten Blick war es mehr als deutlich, dass er an irgendeinem dreckigen Ort rumgekrochen sein musste. Seine Aussage bestätigte dies. "Meine Güte, was hast du bloß da oben getrieben?" fragte sie, den Kopf schief gelegt, während sie ihm vorsichtig eine Wollmaus von der Schulter fegte. Kein Wunder, dass er so lange gebraucht hatte, wenn er in jeder noch so kleinen, dreckigen Ecke nachgesehen hatte! "Hast du wa-" Sie nieste erneut. Blöder Staub! "was gefunden?" Inständig hoffte sie, dass sie mit der Annahme falsch lagen, dass die Oma unschuldig war, schließlich hatten sie ihr schon genug Unannehmlichkeiten bereitet. Ihr fiel eine weitere Fluse am Arm des Magiers auf und wischte sie ebenfalls ab. Die Freude und Erleichterung, dass er wohlauf war, hielt jedoch nicht lange an. Zu groß war das schlechte Gewissen. "Es tut mir so Leid, Lian. Ich habe es nicht geschafft." Unbewusst ließ sie die weißen Öhrchen hängen. "Ich wollte dich nicht im Stich lassen, ehrlich." Das würde sie sich nie verzeihen können, da war sie sich sicher. Am liebsten hätte sie sich in einem tiefen Loch verbuddelt und sich dort für den Rest ihres Lebens versteckt. Die Schuld wog schwer auf ihren zarten Schultern. Erst hatte sie angefangen, ihm zu misstrauen und dann brachte sie ihn auch noch in so eine dumme Situation. Was war sie bitte für eine miese Kollegin?
Ein Knarzen riss sie jedoch aus ihrem Selbstmitleid. Blitzschnell schüttelte sie ihre Emotionen ab und setzte ihr typisches Lächeln auf. "Nanu, da bist du ja, Lian!" Die Verwirrung im Gesicht der soeben zurückgekehrten Dame war kaum zu übersehen. Die Brauen waren zusammengezogen und die sowieso schon faltige Stirn in noch tiefere Falten gelegt. Ihre Augen waren fragend auf den Strubbelkopf gerichtet, blickten ihn an, als wäre er ein Geist, der durch Wände gehen konnte.

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptyFr 05 März 2021, 23:35

Die unglaubliche Verwunderung der Inuyama nur halb wahrnehmend, trat Lian in das Wohnzimmer und rieb sich gedankenverloren über den verstaubten Hinterkopf. Er brauchte dringend eine Dusche, wenn er wieder sauber werden wollte... es fühlte sich so an, als hätte sich der Staub bereits einen Weg unter seine Kleidung gesucht! Ein schreckliches Jucken überkam den Illusionsmagier. Er drehte sich um und wurde vollkommen überrannt von der plötzlichen Umarmung des Hundemädchens. Die Augen des Falls wurden riesengroß, der Mund öffnete sich erschrocken und er hielt beide Hände wehrlos in der Luft, während die Inuyama ihn an sich drückte und ihre Erleichterung zum Ausdruck brachte. Lian wurde ein bisschen rot um die Nase, riss sich dann aber schleunigst wieder zusammen, als Rin sich von ihm löste und nieste. Blinzelnd starrte er das Mädchen an, das sich... wirklich Sorgen um ihn gemacht hatte? Oder hatte sie nur Sorge gehabt, dass der erfolgreiche Abschluss der Quest in Gefahr war, wenn er geschnappt worden wäre? Lian war viel zu misstrauisch, um zu glauben, dass es der Gildenkollegin tatsächlich um ihn als Person ging und nicht nur um den Auftrag. Vielleicht waren es auch die Erfahrungen, die den Falls so hatten werden lassen. Die hellgrünen Augen sahen überrascht zu seiner Schulter, von der Rin gezielt eine Wollmaus fegte. Wieder musste sie niesen und Lian konnte bei diesem Anblick ein amüsiertes Schmunzeln in seinen Zügen einfach nicht verhindern. „Oh, ich habe so Einiges gefunden“, fing er an zu erzählen und legte den Kopf schief, während er die Inuyama musterte. „Das Rezept. Und noch mehr.“ Ehe er weitersprechen konnte, ließ die Hellhaarige bereits ihre Hundeohren hängen und sah ihn schuldbewusst an. Sie hatte ihn nicht im Stich lassen wollen? Der 19-Jährige wusste nicht, was er sagen sollte. Er war vollkommen sprachlos. Sie konnte das doch nicht schauspielern, oder? Wenn doch, dann war sie verdammt gut. Ah, dieses Mädchen machte ihn mit ihren vielen Emotionen auf kleinen Raum noch ganz verrückt! Wie sollte er damit denn bitte umgehen?!

Just in diesem Augenblick kam Oma Takumi zurück ins Wohnzimmer. Während Rin sofort richtig reagierte, die Trauer wie weggewischt war und sie Lana freudig angrinste, war der Falls kurz zusammengezuckt. Er war so abgelenkt gewesen von dem Hundemädchen, dass er kurz vergessen hatte, dass die alte Dame jederzeit zurückkehren konnte. Er hoffte, dass Rin ihm genügend Staub und Dreck von den Schultern gefegt hatte, dass man ihm nicht mehr zu offensichtlich ansah, wo er sich herumgetrieben hatte. „Und da sind Sie ja, Frau Takumi!“, sprang Lian sofort auf den Zug auf und sah Lana mit mindestens genauso großer Verwirrung an wie umgekehrt. Erneut konnte Rin Zeugin eines großartigen Lügners werden. „Meine Kollegin und ich haben uns schon Sorgen gemacht! Ich habe Sie oben gehört, aber als ich gerade auf Sie zugegangen bin, sind sie plötzlich direkt an mir vorbei die Treppe heruntergelaufen. Ich habe mich schon gefragt, was passiert ist! Alles in Ordnung bei Ihnen?“, fragte er besorgt nach, trat an Rin vorbei und auf die alte Dame zu. Diese schüttelte verwirrt den Kopf und dachte vermutlich gar nicht bewusst darüber nach, dass sie die Hand annahm, die der Illusionsmagier ihr netterweise anbot, um sie zum Sessel zu geleiten. Lian half ihr, sich zu setzen und reichte ihr dann auch noch ein Glas Wasser. „Ich befürchte, heute spielen mir meine Sinne einen Streich. Entschuldigt bitte, ich habe letzte Nacht sehr schlecht geschlafen“, seufzte Lana Takumi und schüttelte sachte den Kopf. Lian hob abwehrend die Hände. „Aber nein, alles gut. Meine Kollegin und ich haben bereits viel von Ihnen erfahren, wir werden einen tollen Artikel schreiben können. Sollten wir noch Fragen haben, kommen wir einfach nochmal vorbei. Sie sollten sich einfach ein bisschen ausruhen.“ Der Falls schenkte der alten Frau sein freundlichstes Lächeln – es zeigte Wirkung. Lana Takumi nickte dankbar und nach einer kurzen Verabschiedung hatten Rin und Lian das Haus heil wieder verlassen.

Kaum hatte Lian die Schwelle der Tür übertreten, verschwand das überfreundliche Lächeln aus seinen Zügen. Zurück blieb der Lian, den die Inuyama zuvor bereits kennengelernt hatte: Wenig ausdrucksstark, noch weniger begeistert oder euphorisch. Insgesamt ziemlich nüchtern. „Ich habe das Rezept gefunden“, offenbarte er Rin dann nochmal, sobald sie sich einige Meter vom Grundstück der Takumi entfernt hatten. Seine Hand zückte einen gefalteten Zettel aus der Tasche, doch anstatt ihn der Inuyama direkt zu geben, wandte der junge Mann den Blick kurz ab. „Ich glaube aber, dass Lana Takumi das Rezept gar nicht gestohlen hat, sondern wir es umgekehrt für die alte Mayora gestohlen haben“, führte er weiter aus. Man konnte aus seiner Stimme nicht erkennen, dass er irgendein Problem damit hatte oder Gewissensbisse. Was Rin dazu wohl zu sagen hatte? Zugegeben, Lian hatte noch nicht erzählt, wie er zu dieser Vermutung kam. Die Hand legte sich in seinen Nacken, als sein Blick kurz gen Himmel schweifte. Er schien deutlich mit sich zu hadern, bevor er recht kurzangebunden äußerte: „Und wegen vorhin... brauchst dich nicht entschuldigen. Alles gut.“ Ihr trauriger Gesichtsausdruck hatte ihm nicht gefallen. Sie sollte sich keine unnötigen Vorwürfe machen...


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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptySa 06 März 2021, 16:45

Blinzelnd erwiderte das Hundemädel Lians Blick. In ihren runden Äuglein lag mindestens genauso viel Verwirrung wie in den seinen. Was hatte er denn? Sie legte den Kopf schief, wodurch ihre Ohren ebenfalls zur Seite kippten. Es war doch nichts weiter als eine kleine Umarmung gewesen, war das für ihn so ungewöhnlich? Sie machte sich eine innere Notitz, dass er das wohl nicht sonderlich mochte. "Du hast tatsächlich etwas herausgefunden?!" Sie musste sich schwer zusammenzureißen, diese Worte nicht so laut herauszuposaunen, dass das ganze Haus und vermutlich auch die Nachbarn, sie hörten. Ihr Herz machte einen aufgeregten Satz, wurde dann jedoch mit einem Male schwer wie Blei. Er hatte das Rezept also tatsächlich gefunden ... und das war noch nicht alles. Das bedeutete, dass Lana tatsächlich eine üble Diebin war und bei weitem nicht so lieb und unschuldig, wie sie tat. Außerdem hatte der Falls somit erfolgreich die Quest vorangebracht, während Rin vollkommen versagt hatte. Das schlechte Gewissen wuchs und wuchs ... Doch dann kehrte Oma Takumi zurück und sie musste all ihre negativen Gefühle für den Moment zur Seite schieben.
Sie konnte der Dame kaum in die Augen sehen, doch sie zwang sich. Die Enttäuschung saß einfach zu tief. Vor ihr stand eine Verbrecherin und keine backbegeisterte Großmutter. Der heutige Tag war wirklich verflucht. "Stimmt, Sie waren ganz schön lange verschwunden!" ergänzte sie ein wenig zögerlich Lians Aussage. "Er hat absolut Recht. Wir hatten ein sehr interessantes Interview. Wir können Ihnen nicht genug für diese spannenden Infos danken. Kommen Sie jetzt erst einmal zur Ruhe, unser Erscheinen war sicherlich sehr überraschend." Im Gegensatz zu ihrem Kollegen wählte sie ihre Worte so, dass sie nicht direkt Lügen waren. Das Gespräch war wirklich interessant gewesen. Höflich trat sie neben ihn und streckte Oma Takumi zum Abschied die Hand entgegen. Sie konnte es nicht erwarten, endlich hier raus zu kommen. "Machen Sie's gut!"
Endlich wieder an der frischen Luft stieß daas Hundemädel einen langen, gequälten Seufzer aus. Endlich hatte die Schummelei ein Ende, sie konnte wieder vollkommen sie selbst sein. Sie fühlte sich sofort ein wenig befreiter, auch wenn die Geschehnisse innerhalb des Hauses immer noch schwer an ihrem Gewissen nagten. Auch ihr Gegenüber schien seine Maske endlich abzulegen. Irgendwie war sie froh, wieder den 'alten' Lian neben sich zu haben, auch wenn sie ihn noch gar nicht so lange kannte. "Ich habe das Rezept gefunden." mit diesen Worten zog er einen Zettel aus seiner Tasche, schien jedoch keine Anstalten zu machen, ihn ihr zu übergeben. Die Inuyama wusste nicht einmal, ob sie ihn wirklich sehen wollte. Die ursprüngliche Neugierde über seinen Inhalt war dank all der bisherigen Geschehnisse beinahe komplett verflogen. Wieso konnte Lana Takumi nicht einfach eine grießgrämige, alte Hexe sein und ihr somit das Gewissen erleichtern? Doch dann sprach er weiter. Nichts hätte sie auf die Worte vorbereiten können, die in diesem Moment seinen Mund verließen. Sie blieb stehen. Er ... er glaubte nicht, dass die Großmutter es gestohlen hatte ... sondern, dass die Magier es gerade für Mayora geklaut hatten?  Ein entsetztes Japsen entwischte ihr, sie war sprachlos. Das war unmöglich, oder? Sie ließ den Kopf in ihre Hände fallen. "Das ... das gibt's doch nicht, oder? Wie kommst du bloß darauf?" Einerseits war sie erleichtert, somit war die nette alte Dame tatsächlich unschuldig, aber andererseits waren stattdessen sie selbst die Schuldigen. Lian und Rin waren Diebe, Verbrecher. Waren sie wirklich mitten in eine Falle getappt? Es musste sich um einen Fehler handeln. "Bitte sag mir, dass du scherzt." Doch er wirkte so selbstsicher und überzeugt von seiner Aussage. Der Tag hatte mit der einfachen Aufgabe, ein verlorenes Keksrezept aufzustöbern, begonnen und jetzt das. Sie hob ihren Kopf und blickte ihm direkt in die Augen. Was hielt er von der ganzen Sache? So vergeblich sie auch in seinen grünen Seelenspiegeln suchte, sie entdeckte nicht den kleinsten Hinweis darauf, was er gerade empfand. Sie schluckte. Inzwischen hingen ihre Ohren so tief, dass sie glatt mit ihren langen, schneeweißen Haaren verschmolzen. Er sah zum Himmel, sie folgte seinem Blick. Langsam zogen dort oben die Wolken ihre Bahnen, wie an jedem anderen Tag auch. Wieso konnte nicht auch für sie ein Tag wie jeder andere sein? Stattdessen war es eine Katastrophe. Eine blöde, blöde Katastrophe! Auf einmal wechselte er das Thema. Sie brauchte sich keine Vorwürfe zu machen? Irgendwie beruhigten sie diese Worte. Zwar hatte er sich kurz gefasst und sie konnte keine großen Emotionen darin erkennen, doch sie wirkten ehrlich. Sie glaubte ihm. "Du hast gesagt du verlässt dich auf mich, ich war so froh. Ich wollte dir beweisen, dass du diese Entscheidung nicht bereuen würdest. Es hat nicht geklappt." Sie blickte auf den Boden, ihre Finger hatten mal wieder den Weg zum Saum ihres Kleidchens gefunden und zupften daran rum. "Ich danke dir, Lian. Ich hoffe du wirst mir in Zukunft noch einmal dieses Vertrauen zukommen lassen. Dann werde ich dich nicht enttäuschen!" Ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Seine Worte hatten ihr aus irgendeinem Grund wieder etwas Zuversicht gegeben. Vielleicht war es die Erleichterung, dass er nicht wütend war? Sie atmete tief ein und stieß die Luft langsam durch die Nase wieder aus. Zum zweiten Mal heute hatte sie ihre negativen Gefühle die Überhand gewinnen lassen. Es reichte langsam. Sie musste sich zusammenreißen! "Genug von mir. Wir müssen einen Weg finden, die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen, richtig?" Aber wie? Sie hatte keinen Grund, Lians Theorie anzuzweifeln. Sie hatte heute schon genug an ihm gezweifelt! Jetzt würde sie ihm vertrauen und an Lanas Unschuld glauben. "Ich glaube nicht, dass wir bei Oma Mayora einfach mit der Tür ins Haus fallen können, wenn sie wirklich so gewieft ist." Nachdenklich strich sie eine Strähne, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte, hinter die Ohren. Wenn es ihr Rezept war, musste sie doch zumindest die Zutaten wissen, oder? Auch wenn sie die genauen Mengenangaben nicht kannte. "Vielleicht sollten wir sie irgendwie dazu bringen, uns die Zutaten zu verraten. Wenn sie nicht mit dem, auf der Liste übereinstimmen wissen wir, dass es nicht ihr Rezept ist." Doch was für einen Grund sollten sie haben, diese Information vorher von der verdächtigen Dame zu verlangen? "Ich weiß nicht..."

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptySo 07 März 2021, 19:10

"Ich danke dir, Lian. Ich hoffe, du wirst mir in Zukunft noch einmal dieses Vertrauen zukommen lassen. Dann werde ich dich nicht enttäuschen!"

Okay, Rin hatte keine Ahnung, dass sie den Falls mit ihren gewählten Worten noch viel schlimmer und tiefer im Herzen traf, als alles, was sie im bisherigen Auftrag gesagt oder getan hatte. Das Hundemädchen konnte nicht wissen, dass Lian in diesem Moment mehr als deutlich daran erinnert wurde, dass er einst einer Person sein volles, ehrliches Vertrauen geschenkt hatte und das zu einer so bitterlichen Enttäuschung geführt hatte, dass der Falls von Sachen wie ehrlichem Vertrauen oder Zusammenarbeit nichts mehr wissen wollte. Dass es niemanden gab, dem er wirklich und ernsthaft vertrauen wollte. Und dass er deshalb auch niemandem vorwerfen würde, irgendein Vertrauen enttäuscht zu haben, denn das war ja nie da gewesen… Ah! Die Inuyama brachte Lian heute wirklich in vielerlei Hinsicht an seine Grenzen. Es war schwierig, die Distanz zu ihr zu wahren, wenn sie so offen und ehrlich mit einem sprach. Wenn sie keinen Hehl aus ihren Gefühlen machte, sich scheinbar bemühte, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Und dann entschuldige sie sich auch noch und sie war so naiv und unschuldig, dass diese dumme Backgeschichte und der Streit zwischen zwei alten Omas ihr ernsthaft Nahe ging. Lian war immer darum bemüht, eine Mauer aufrechtzuerhalten und auch nach außen hin zu zeigen, dass ihn nichts wirklich traf oder belastete. Aber das Herz des Illusionsmagiers war noch immer nicht aus Stein und er war innerlich eben doch ziemlich wabbelig weich, so sehr er das an sich selbst auch hasste. Der Braunhaarige fand keine Worte, mit denen er Rin auf ihre Aussage hätte antworten können. Die hellgrünen Augen sahen der Hellhaarigen nur stumm entgegen und dann, ein paar Sekunden später, wandte er den Blick ab. Es blieb der Inuyama also selbst überlassen, zu interpretieren, was genau der Falls von ihrem Angebot hielt und ob er ihr in Zukunft nochmal sein Vertrauen schenken wollte. So positiv, wie dieses Hundemädchen eingestellt war, würde sie sich von einer fehlenden Antwort aber wohl kaum unterkriegen lassen.

Lian wollte schnell das Thema wechseln und die Quest sowie die Erkenntnisse, die er gesammelt hatte, boten sich dafür sehr gut an. Rin wollte wissen, wie er darauf kam, dass sie gerade das Backrezept gestohlen und nicht nur zurückgeholt hatten. Er blickte zurück zu der Gildenkollegin, holte dann ein zweites, zusammengefaltetes Stück Papier aus seiner Tasche und reichte dieses – anders als das Rezept – der Inuyama. Wenn das Mädchen den Fetzen auseinanderfaltete, würde sie den Ausschnitt aus einem Zeitungsartikel vorfinden, in dem darüber berichtet wurde, dass mal wieder Lana Takumi den Backwettbewerb gewonnen hatte. Die alte Mayora wurde als die ewige Zweitplatzierte bezeichnet. Der Falls gab dem Mädchen Zeit, um den Artikel zu überfliegen, bevor er erneut zu sprechen begann: „Davon gab es noch deutlich mehr Artikel, alle mit gleichem Inhalt. Ziemlich sicher, dass Lana Takumi keinen Grund hat, das Rezept von ihrer Konkurrentin zu stehlen.“ Rin und er gingen zusammen den Weg zurück zur Auftraggeberin. Ein paar Minuten blieben ihnen noch, um den weiteren Plan zurechtzulegen. Die junge Frau wollte die Wahrheit ans Tageslicht bringen? Lian musterte Rin fragend und zog eine Augenbraue an. Der Plan von Rin war machbar und ein Schlitzohr wie der Illusionsmagier wusste schon, wie man die Informationen aus der Auftraggeberin herausholen könnte. Wie man sie leicht der Lüge überführen konnte. Aber bevor man sich daran machte, sollte man sich einig sein, was man insgesamt wollte. „Wollen wir sie denn zur Rede stellen? Ich meine, Oma Mayora hat den Auftrag an die Gilde gegeben und auch dafür bezahlt. Sie ist die Auftraggeberin, nicht Lana Takumi. Wenn wir ihr das Rezept nicht aushändigen, wird sie die Quest wohl kaum als erfolgreich bezeichnen.“ Das war eine Frage, der sich auch die Inuyama stellen musste. Was war ihr wichtiger? Eine positive Rückmeldung zu ihrem ersten Auftrag an die Gilde durch die Auftraggeberin? Oder ihr Gewissen mit allen Konsequenzen, die das eventuell für ihren Start bei Crimson Sphynx mit sich bringen könnte? „Mir wäre es gleich. Ich hänge weder besonders an Lana Takumi, noch an der alten Mayora. Und ob die Gilde meine Quest als erfolgreich erledigt ansieht, ist mir auch ziemlich egal.“ Der junge Mann rieb sich über den Hinterkopf, während er nüchtern zusammenfasste, was er dazu dachte. Die Entscheidung blieb also an Rin hängen… Na? Was dachte die Hundefrau?

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptyMo 08 März 2021, 17:18

Mit einem neugierigen Ohrenzucken legte die Inuyama den Kopf schief, als sie den Blick des Wuschelkopfes erwiderte. Er war so gut darin, seine Gefühle zu verbergen, aber sie war sich sicher, dass da eben für einen Moment etwas durchgesickert war. Doch was genau? Das konnte sie leider nicht sagen, es war einfach zu schwammig. Ihre feinen Sinne halfen ihr oft, die Gefühlslage ihrer Mitmenschen viel ausgeprägter und deutlicher wahrzunehmen, als andere Lebewesen. Lesen in ihren Mitmenschen wie in einem Buch konnte sie selbstverständlich nicht. Viel mehr waren es kleine, unbewusste Hinweise in der Körpersprache, dem Tonfall oder sogar im Geruch. Nicht einmal sie selbst konnte sagen, wie genau sie es machte. Aus diesem Grund war das, was sie aufschnappte, häufig ein wenig unklar. Doch in diesem Fall war es noch unklarer, als sonst. Aber wer wäre sie, wenn sie sich davon unterkriegen lassen würde? Zu interessant war das, was er versuchte, hinter einer dicken Mauer zu verbergen. Sie war sich sicher, dass er inzwischen selber gemerkt hatte, dass man den Fängen des Hundemädels nicht so einfach wieder entkommen könnte.
Doch diese Angelegenheit war vorerst zweitrangig und konnte auch noch später in Angriff genommen werden. Priorität hatte der Zettel, den er ihr gerade übergeben hatte. Vorsichtig faltete sie ihn auf und ließ ihren Blick über die Zeilen fliegen. "Lana Takumi holt erneut den Sieg. Koruna Mayora die ewige Zweitplatzierte?" dachte sie laut, man konnte ihr genau ansehen, wie die Zahnräder in ihrem Kopf ratterten - und letztendlich eine kleine Glühbirne erschien. Doch bevor sie ihre Gedanken in Worte fassen konnte, hatte es der Lockenkopf bereits getan. "Also hatte Oma Mayora wirklich vor, mit dem gestohlenen Rezept ihrer Erzrivalin den Siegertitel zu erringen, unfassbar!" Das Fell an ihrer Rute und den Ohren stellte sich langsam auf, als hätte man sie unter Strom gesetzt. Sie kam sich so dumm und ausgenutzt vor! "Wie verlogen! Und wir sind darauf reingefallen!" Ihre kleinen Hände ballten sich zu Fäusten. Wenn sie müsste, würde sie die Wahrheit aus der alten Dame herausprügeln. Der Backwettbewerb war ein ehrenvoller, ehrlicher Wettbewerb, der letztendlich den besten Bäcker hervorheben würde. Doch wenn das Gewinnerrezept gestohlen war, dann wäre die diesjährige Preisverleihung womöglich fehlerhaft! Das konnte sie nicht zulassen. Auch Lians Worte konnten an ihrer Entscheidung nicht rütteln. Sie war felsenfest überzeugt. Was war schon so schlimm daran, wenn die Mission dadurch nicht erfolgreich war? Die Wahrheit musste ans Licht, komme was wolle! "Mir ist das nicht egal!" schnaubte sie "Glaubst du mir ist dein zwielichtes Geschick zum Lügen nicht aufgefallen? Als wärst du dafür geboren die Wahrheit zu verdrehen und zu verschweigen!" Nahm sie die ganze Sache viel zu persönlich? Definitiv. Doch diese Werte, die Liebe zur Wahrheit, waren tief in Rin verankert und sie würde sie mit jeder Faser ihrer Existenz verteidigen. "Ich weiß nicht was es damit auf sich hat, aber für mich steht Ehrlichkeit an erster Stelle. Was bringt es uns, wenn wir das Rezept einfach übergeben, die Belohnung einstreichen und so tun, als wäre nie etwas gewesen? Dann hätten wir einen Verbrecher unterstützt! Das sind doch nicht die Werte, für die wir stehen!" Das Gildenzeichen trug sie mit stolz auf ihrer Haut. "Oder etwa nicht?" Wieso sonst wäre Lian den Crimson Sphnx beigetreten? "All das kann dir nicht so egal sein, wie du tust!" Sie stämmte die Hände in ihre Hüften. War sie fertig mit ihrer Ansage? Definitiv nicht! Sie brauchte bloß einen Moment, um durchzuatmen und ihre Gedanken zu sortieren. Was hatte er dazu zu sagen? Die Blutmagierin wollte einfach nicht wahr haben, dass er dem Ganzen so vollkommen gleichgültig gegenüber stand. Doch die Wahrheit war, dass sie einfach nicht weiß aus ihm wurde. Was dachte er gerade? Was waren seine Intentionen? Sie wusste es einfach nicht! Doch trotzdem konnte und wollte sie nicht glauben, dass er kein gutes Herz hatte. Auch wenn es nur um den Disput zweier alter Damen und irgendeinen Wettbewerb ging, zu dem er keinen Draht hatte, vollkommen egal konnte es ihm doch nicht sein! Vielleicht war sie einfach zu naiv und gutgläubig? Oder vielleicht war sie selber einfach zu verloren in der Welt ihrer eigenen Emotionen? "Egal was du sagst oder tust, ich werde den Weg gehen, der für mich der Richtige ist. Aber ich hätte gerne deine Unterstützung. Jedoch nur, wenn sie ehrlich ist."
Sie blieb stehen. Da war er wieder, der Hinterhof, in dem die gesamte Mission begonnen hatte. Zu Beginn hatte sicherlich keiner geahnt, welche Richtung die heutigen Ereignisse einschlagen würden. Die Hellhaarige war angespannt und teilte ihrer Umwelt dies durch die ausgestreckte Rute unbewusst mit. "Dann mal los..." murmelte sie und tat erneut den ersten Schritt, klopfte zaghaft ein paar Mal gegen die alte Holztüre. Dieses mal zitterte ihre Hand leicht, sie war nicht so zuversichtlich wie zu Anfang der Quest. Doch das Verlangen, endlich die Wahrheit über die beiden Großmütter und deren Verhältnis herauszufinden, hinderte sie daran, einen Rückzieher zu machen. Leise Schritte waren zu hören, dann das Klicken eines Schlosses und schon schwang die Türe knarzend auf. Dahinter wartete eine freudenstrahlende Frau Mayora. "Da seid ihr ja endlich wieder! Habt ihr mein wertvolles Rezept gefunden?" Rin musste ihren Blick ein wenig heben, um in das faltige Gesicht zu sehen. "Ja, da-" "Wunderbar! Ich wusste doch, dass diese alte He-" "Lassen Sie mich doch bitte ausreden, okay?" Sie kniff die Augen zusammen und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. Ihr Gegenüber war sichtlich überrascht von der Ansage des Hundemädels, nickte jedoch widerwillig und schwieg. "Wir haben nie gesagt, wo wir es gefunden haben. Außerdem gibt es noch ein paar Dinge, die wir klären müssen, bevor wir es Ihnen übergeben können." Jetzt kam er, der Moment der Wahrheit. Jetzt würde sich endlich zeigen, welche der alten Damen die wahre Übeltäterin war und welche das Opfer.

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptyDi 09 März 2021, 21:34

Wow. Die Erkenntnis, belogen und ausgetrickst worden zu sein, versetzte Rin ja richtig in Rage. Die hellgrünen Augen hingen sich einen Moment an dem wuscheligen Fell an Ohren und Schweif der jungen Frau auf, das sich sichtlich aufstellte, während sie ihre kleinen Hände zu Fäusten ballte. Die Hundeähnlichkeiten in ihrem Verhalten wurden in diesem Moment mehr als deutlich. Lian blinzelte und konnte absolut nicht nachvollziehen, wie sich dieses Mädchen so sehr in diesen Streit zwischen zwei absolut fremden Personen hineinsteigern konnte. Sie wurden belogen? Sie hatten das Rezept unter falschem Vorwand gestohlen? Na und? Es gab nun wirklich schlimmere Dinge auf der Welt. Das Stehlen eines Backrezeptes war nicht die schlimmste Tat, der der junge Mann bisher in seinem Leben begangen hatte. Als die Inuyama nach einer kurzen Schimpftirade wütend schnaubte und plötzlich direkt auf den Illusionsmagier deutete, zuckte dieser kurz zusammen. Eh. Was? Ihr war sein zwielichtiges Geschick zum Lügen aufgefallen? Lian musterte Rin und rieb sich nachdenklich über den Hinterkopf. Nun richtete sich ihre Wut gegen ihn… der Falls war sich nicht sicher, ob er diesen Wutausbruch verdient hatte. Seine Lügen hatten immerhin sehr gut funktioniert, um im Auftrag voranzukommen und beim vorgetäuschten Interview nicht aufzufliegen. Andererseits hatte er gelernt, dass es fatal enden konnte, einer Frau zu widersprechen, die in Rage war… also blieb er lieber stumm und ließ die Worte über sich ergehen. Die Hellhaarige machte nicht nur deutlich, dass Wahrheit für sie an erster Stelle stand, sondern betonte auch, welche Werte die Gilde Crimson Sphynx zu vertreten hatte. Und diese Werte könnten dem Falls nicht egal sein? … Lian sah von oben auf die wütende Inuyama herab und sein Mundwinkel zuckte nach unten, die Hand löste sich von seinem Hinterkopf und verschwand stattdessen in der Tasche seines Kapuzenpullovers. Er schwieg, während sie ihn eindringlich ansah, etwas in seinem Blick und in seinen Gesichtszügen zu suchen schien. Leidenschaft für die Gilde? Seine Verbundenheit zur Wahrheit? Der Wunsch, für Gerechtigkeit in diesem Zwist zu sorgen? Das waren Dinge, nach denen sie lange suchen konnte, in seinen Augen aber doch nicht fündig werden würde. Es gab sicherlich viele Mitglieder in der Gilde Crimson Sphynx, mit denen sich Rin sehr gut verstanden hätte, mit denen sie zusammen für die Wahrheit kämpfen hätte können. Mit Lian hatte sie dahingehend aber genau den falschen Partner erwischt. Er fühlte sich der Gilde nicht verbunden, den anderen Mitgliedern noch weniger. „Du schätzt mich falsch ein“, antwortete er ihr sachlich kühl, fast schon abweisend. Er neigte den Kopf zur Seite, als er direkt in die grünen Augen der Gegenüber blickte, die immer noch angriffslustig funkelten. Sie war wirklich leidenschaftlich, das musste man ihr lassen. „Mich interessieren die Werte der Gilde Crimson Sphynx nicht. Und genauso wenig interessieren mich zwei alte Frauen, die wegen einem Backrezept streiten. Und wenn die alte Mayora dann eben mit einem gestohlenen Backrezept den ersten Platz holt? Soll sie. Es wäre mir gleich.“ Das war mit Sicherheit nicht die Antwort, die Rin hören wollte. Andererseits war es gut, wenn Lian durch die Worte endgültig alle Erwartungen oder Hoffnungen, die das Mädchen an seine vermeintlich gute Seite hatte, ganz schnell wieder aufgab. Sie musste ihn nicht mögen, vielleicht würden diese Worte auch dafür sorgen, dass sie ihn im Anschluss an diesen Auftrag in Ruhe ließ, ihm aus dem Weg ging. Das käme der Falls, der gerne in seiner Komfortzone blieb, durchaus entgegen. Der junge Mann wandte den Blick ab und seufzte. Rin war mit ihrer überemotionalen Art wirklich ein einnehmender Charakter. Am Ende stellte die Kollegin nochmal klar, dass sie den für sie richtigen Weg gehen würde und die Unterstützung des jungen Mannes nur wollte, wenn sie ehrlich war. Die hellgrünen Augen ruhten auf der Hellhaarigen, dann zuckte er gleichgültig mit den Schultern. „Wie du willst“, gab er ihr als Antwort und trottete dann hinter der wütenden Hundefrau her, die ganz genau wusste, wo sie hinwollte.

Immerhin hatte die Magierin ein bisschen ihrer Wut verloren, als sie am Haus von Oma Mayora angekommen waren. Wie immer hielt sich der Braunhaarige lieber im Hintergrund, als Rin bereits vortrat und vorsichtig gegen die Tür der Auftraggeberin klopfte. Die Tür schwang auf und wie erwartet stand die glückliche Mayora vor ihnen, die sich sofort erkundigte, ob das Rezept gefunden worden war. Zuerst unterbrach sie die Inuyama, doch zu Lians Überraschung setzte sich die Kollegin ziemlich schnell durch und brachte die Auftraggeberin mit gezielten Worten zum Schweigen. Und dann stand die Frage im Raum: Wie sollten sie sinnvollerweise vorgehen? Sie gingen davon aus, dass das Rezept in Wirklichkeit Lana Takumi gehörte und sie es gestohlen hatten. Das war aber nicht bewiesen, sondern beruhte nur auf einer Vermutung, weil einige Zeitungsartikel darauf hindeuteten, dass Mayora den Backwettbewerb noch nie gewonnen hatte. Lian sah zu Rin, die scheinbar nicht wusste, wie genau sie das Gespräch beginnen sollte. Unwirsch winkte die deutlich ältere Dame ab, nachdem sie ein paar Sekunden gewartet hatte, aber die Inuyama noch nicht fortgefahren war. „Kann ich jetzt endlich mein Rezept bekommen?! Was soll dieses Theater?“, keifte die Hexe das hellhaarige Mädchen an. Lian konnte sich das nicht länger ansehen, er trat aus dem Hintergrund hervor. „Das Rezept gehört nicht Ihnen.“ Pff. Rin hatte ihm gesagt, sie wolle seine Unterstützung nur, wenn sie ehrlich war? Na schön. Dann konfrontierte der Lockenkopf die Auftraggeberin einfach mit der absoluten Wahrheit. Die alte Mayora japste erschrocken. „Was soll das für eine böse Behauptung sein?!“ Die Hände noch immer in den Taschen behaltend, trat der Falls näher, bis er direkt neben Rin zum Stehen kam. Er sah die Kollegin nicht an, sein intensiver Blick ruhte vollends auf der wütenden Oma. „Ich habe das Rezept.“ Und schon hielt der junge Mann einen zusammengefalteten Zettel in der Hand, hielt ihn Mayora vor die Nase. Doch kurz bevor die Alte diesen greifen konnte, hob er das Papier noch höher, damit es außerhalb ihrer Reichweite war. Lian faltete den Zettel auf, las darin. „Oh, das war doch der falsche Zettel.“ Er drehte das Papier mit einem minimalen Lächeln auf den Lippen zu der Frau, die sofort einen Blick auf eine Schlagzeile werfen konnte: Mayora, die ewige Zweitplatzierte. Lana Takumi, die beste Bäckerin in Aloe. Die Auftraggeberin riss die Augen auf und ihr Gesicht nahm eine intensiv rote Farbe an. In ihr brodelte etwas… genau darauf war der manipulative Falls aus gewesen. Gleich würde sie ihnen ganz freiwillig die Wahrheit offenbaren. „Die ewige Zweitplatzierte. Das habe ich ziemlich oft gelesen. Lana Takumi hingegen wurde in höchsten Tönen gelobt. Nennen Sie mir einen Grund, warum Lana Takumi das Rezept von der ewigen Zweitplatzierten stehlen sollte.“ Also, nur um das mal klarzustellen: Rin konnte Lian gerade nicht vorwerfen, gelogen zu haben. Er war sogar brutal ehrlich gewesen. So brutal, dass Oma Mayoras Kopf mittlerweile aussah wie eine Tomate. Sie zitterte… Oh, gleich würde sie einen Wutausbruch bekommen! Der junge Mann schmunzelte… und stockte erschrocken, als er unerwartet Tränen die Wangen der Auftraggeberin herabkullern sah. MOMENT! SO WAR DAS NICHT GEPLANT GEWESEN! Wäre er mal lieber bei den Lügen geblieben...

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptyFr 12 März 2021, 21:48

Was redete der Falls denn da? Oder besser: was war denn auf einmal in ihn gefahren? "Lian..." ihre Stimme war kaum mehr als ein Fiepsen. "Wie soll ich dich auch richtig einschätzen, wenn du dich so benimmst?" Die Spitzen ihrer Öhrchen fielen herab und legten sich an ihren Hinterkopf. Sie fühlte sich so hilflos. Hier war er, erzählte zum ersten Mal ein Wenig von sich selbst und dann war es ausgerechnet das. Er sah die Welt also aus ganz anderen Augen als sie selbst. Unterschiedlicher hätten ihre Ansichten kaum sein können."Gut, dann interessiert es dich eben nicht! Dann erzähl mir doch, was dich stattdessen interessiert! Du bist sicher kein gefühlsloser Zombie." Der Zorn und die Verzweiflung, die bis eben noch ihre Stimme geprägt hatten, schwanden langsam. Die ruhige, distanzierte Art des Lockenkopfes machte es schwer, seine eigenen Emotionen freizulegen, schließlich bekam man nichts zurück. Was brachte sich aufregen schon, wenn das Gegenüber sich nicht ebenfalls aufregte? Ein Raubtier verlor eben die Lust an der Beute, wenn diese sich tot stellte. Doch nur, weil die Stimme des Hundemädels langsam ruhiger wurde, hieß das noch lange nicht, dass man ihr ihre Gefühle nicht ansehen konnte. Dass seine Worte sie getroffen hatten, spiegelte sich klar und deutlich in ihrer Körperhaltung wider. Die Arme hatte sie vor ihrem Körper verschränkt, die Schultern hingen herab, als würden sie hunderte Kilo schwer wiegen. Doch das, was sie belastete, war nicht der Inhalt der Worte selbst. Es war die Vermutung, was er damit bewirken wollte. Er wollte sie verschrecken, nicht wahr? Fortscheuchen wie einen reudigen Straßenköter. Eventuell lag sie damit falsch, doch es fühlte sich so an. Warum er das wohl unbedingt wollte? Mit dem Handrücken wischte sie sich über die Augen. Sie durfte jetzt nicht aufgeben. Anscheinend hatte nicht nur sie ihn falsch eingeschätzt, sondern auch er sie. Rückschläge und Enttäuschungen waren für Rin nicht das Ende. Im Gegenteil: es war nur ein Grund mehr, sich anzustrengen! Sie schluckte ihren Frust herunter. Wenn er sie wirklich verschrecken wollte, dann musste er sich schon mehr einfallen lassen, als ein paar Worte, die nicht ihren Ansichten entsprachen. "Bock rum wie du magst, mein Versprechen von eben gebe ich deswegen nicht auf." Genau jetzt war doch der perfekte Zeitpunkt, um dem Wuschelschopf ihr breitestes Lächeln zu zeigen! Ihre Mundwinkel wanderten nach oben und sie zeigte freudestrahlend ihre Zähne, keine Spur mehr von dem verletzten Mädel, das sie eben noch gewesen war. Auch, wenn sie ihn am liebsten am Kragen gepackt und auf ihre Höhe gezogen hätte, um ihm direkt ins Gesicht zu sagen, wie verrückt seine komische Art sie machte ... gerade eben war Lächeln das Einzige, was sich richtig anfühlte.
Zumindest war Lian noch bei ihr. Das war definitiv ein gutes Zeichen! All das konnte ihm also nicht vollkommen egal sein, sonst wäre er einfach gegangen, oder? Die ruppige Art der Großmutter war zwar nicht überraschend, aber trotzdem brachte sie die Inuyama zum Stocken. Was dieses Theater sollte? Nun ... "Das Rezept gehört nicht Ihnen." Huch? Überrascht blickte sie über ihre Schulter, direkt zu dem jungen Mann, der langsam an ihre Seite schritt. Was hatte er denn nun vor? Das war doch viel zu direkt! Sie schluckte. Ob sie so zum Ziel kamen? Er konfrontierte die überrumpelte Dame gnadenlos mit all den Informationen, die sie während ihrer Nachforschungen entdeckt hatten und offensichtlich traf er damit einen wunden Punkt. Sie wurde mit jedem Wort nervöser, doch da war noch ein anderes Gefühl. "Hör auf, es reicht!" flüsterte sie und zupfte ihm am Ärmel, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen.. Doch es war zu spät, da waren sie schon, die Tränen. Der Schaden war bereits angerichtet. Genau wie sie es hatte kommen sehen ... Doch was nun? Der Gefühlsausbruch war mehr wert als jedes Geständnis. Es war nun kristallklar, dass die Magier mit ihrer Vermutung recht gehabt hatten. Warum sonst würde sie so emotional reagieren? Mayora war tatsächlich eine miese Lügnerin. Warum tat sie Rin dann trotzdem Leid? Wie sie jetzt so da stand, schluchzte und verzweifelt versuchte, ihr Gesicht zu wahren, war einfach nur erbärmlich. Wie ein kleines Kind, das auf frischer Tat beim Kekseklau ertappt wurde. Ihr Herz tat bei diesem Anblick weh. So gnadenlos wie der Falls konnte sie einfach nicht sein. Offensichtlich hatte er sich ihre Worte zu Herzen genommen und war nun vollkommen ehrlich, aber die Art, wie er mit der Wahrheit umging, war alles andere als zimperlich. Letztendlich war sie jedoch stolz, dass er nicht wieder auf Lügen zurückgegriffen hatte. Aus diesem Grund konnte sie ihm sein taktloses Verhalten nicht einmal übel nehmen.
Doch nun musste sie eingreifen, bevor die Situation völlig aus dem Ruder lief. Zögerlich trat sie ihr einen Schritt entgegen, legte ihr mitfühlend eine Hand auf die Schulter. War da womöglich etwas Reue zwischen all der Wut und Verzweiflung? "Ihr habt doch keine Ahnung wie es ist, seit Jahrzehnten sein Bestes zu geben und trotzdem immer nur auf dem zweiten Platz zu landen!" quetschte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Für einen Moment blickte die Inuyama zur Seite. Das stimmte, sie war vermutlich noch nicht einmal geboren gewesen, als die Rivalität der Großmütter entbrannt war. "Das mag sein. Aber das rechtfertigt noch lange nicht diese Taten. Sie haben uns zu Dieben gemacht." Diese Worte ließen sie wohl stocken, denn für einen Moment verstummte das Schluchzen. "Das ist nicht mein Problem!" Instinktiv wich das Hundemädel zurück, legte ihre Ohren an. Die Dame schrie beinahe, doch die Tränen rollten noch immer. Natürlich war es auch ihr Problem! Schließlich hatte sie die Magier zu der Tat angestiftet.  "Alles, was mich interessiert, ist der Sieg!" Ihr Blick wanderte hinauf zu Lian. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass diese Oma genauso bockig war, wie er. Zumindest in ihren Augen. Doch das wäre nun mehr als unangebracht. "Aber ist das auch wirklich die Wahrheit?" fragte sie stattdessen-ruhig und gelassen- und stellte somit eine Frage in den Raum, die sie sich selbst schon mehrfach an diesem Tag gefragt hatte. Gleichzeitig hatte sie sich jedoch auch ein Vorbild an Lian genommen, der es durch seine distanzierte, ruhige Art geschafft hatte, das zornige Hundemädel zu beruhigen. Ob das bei Mayora genauso gut funktionierte?

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptySo 14 März 2021, 18:38

Lian wollte kein Teamplayer sein. Er wollte sich nicht auf die Mitglieder von Crimson Sphynx einlassen, zu denen leider auch Rin zählte. Alles war er wollte, war seine Ruhe. Diese ganze Magie, diese Gilde, all das hatte ihn überhaupt erst aus seinem vorherigen Leben, mit dem er ganz zufrieden gewesen war, von einem Tag auf den anderen herausgerissen. Weil andere Leute geglaubt hatten, zu wissen, was gut für ihn wäre. Irgendwie mochte er die junge Frau, fand ihre Art erfrischend und vielleicht empfand er es irgendwo, tief in sich drin, auch gar nicht so schlecht, mit den vielen Emotionen der Hellhaarigen konfrontiert und dadurch aus seiner Komfortzone gerissen zu werden. Doch der Schutzmechanismus und die Abwehr in dem Falls überstiegen dieses Gefühl im Moment bei Weitem, er zog die Mauer um sich selbst höher und versuchte alles, um einen Blick in sein Inneres zu verhindern. Er distanzierte sich von Rin und hatte natürlich die Absicht, mit seinen direkten Worten dafür zu sorgen, dass die Hundefrau auch das Interesse an ihm verlor. Nicht mehr lange und dieser Auftrag war beendet. Und dann würden sie endlich wieder getrennte Wege gehen! Aber was dann kam… war einfach unglaublich! Anstatt ihn weiter wütend anzugehen oder vielleicht bestürzt zu schweigen… grinste die Inuyama! Ihre weißen Zähne blitzten hervor und selbst wenn sie gekränkt war, so ließ sich dieses Mädchen das in keiner Weise anmerken. Auf Lian wirkte es wie eine Herausforderung: So einfach würde sie sich von ihm nicht in die Schranken weisen lassen, da musste er sich schon mehr einfallen lassen. Sie wollte ihm am liebsten sagen, wie verrückt seine Art sie machte?! Das war ja wohl ein schlechter Witz! Es war vielmehr umgekehrt: Ihre Art machte ihn verrückt! Nur um das mal klarzustellen.

Gut, egal. Die Quest ging weiter, das hatte vorerst Vorrang. Lian sprach erbarmungslos die Wahrheit aus, stach bewusst in jede Wunde der alten Frau, mit der Absicht, sie aus der Reserve zu locken. Hatte er kein Mitleid mit ihr? Nein. Der Falls wollte das ganze Schauspiel möglichst schnell beenden und drängte die Auftraggeberin ganz bewusst immer weiter mit dem Rücken gegen die Wand, sodass ihr gar keine andere Möglichkeit mehr blieb, als zuzugeben, eine miese Lügnerin gewesen zu sein. Der Lockenkopf schaffte es zwar, Frau Mayora wie gewollt in die Ecke zu drängen, aber das Resultat war anders als erwartet. Die deutlich feinfühligere Inuyama hatte das Debakel kommen sehen, Lian allerdings nicht. Er hatte das Mädchen bewusst ignoriert, als diese ihn bat, aufzuhören… und nun erntete er das Ergebnis. Die alte Frau heulte! Dicke Tränen kullerten ihre faltigen Wangen herab, die schluchzte und schniefte unfein. Verdammter Mist! Der Falls erstarrte, schon wieder überfordert mit diesem emotionalen Ausbruch des Gegenübers. Warum musste er heute mit so vielem emotionalen Menschen zu tun haben?! Konnten die sich nicht alle mal zusammenreißen?! Die Frau tat Lian nicht leid, er tat sich eher selbst leid, in dieser unangenehmen Situation zu stecken. Weinende Frauen trösten war nun nicht unbedingt seine Stärke… Aber hey! Dafür war Rin ja noch da, oder? Die wusste doch mit Sicherheit, wie man eine weinende Auftraggeberin beruhigte, oder? Oder?! Naja… wie sich zeigte, traf das nur so halb zu. Die Anfänge sahen vielversprechend aus, aber dann keifte die Oma die Kollegin wütend an, die sofort zurückwich und die Ohren instinktiv anlegte. Sie sah zu Lian auf, der ihren Blick nur sehr kurz erwidern konnte, bevor er unstet zur Seite sah. Man konnte dem jungen Mann sehr gut ansehen, dass er sich gerade nicht wohlfühlte. Frau Mayora ging ihm auf die Nerven. Ihr Geheule empfand er als kindisch. Das zickige Getue sowieso. Und er hatte keine Ahnung, wie er die Situation hätte lösen sollen, ohne endgültig als absolutes Arschloch dazustehen. Nicht, dass ihn das jetzt unbedingt gehindert hätte… wenn er eines konnte, dann die Rolle als Arschloch erfüllen. Zum Glück war es aber Rin, die erneut das Wort erhob und in sehr ruhigem und gelassenem Tonfall eine letzte Frage an die Auftraggeberin richtete. Ob nur der Sieg sie interessierte? Ob das wirklich die Wahrheit wäre? Da war es wieder, dieses Wort… Wahrheit. Das machte Rin doch mit Absicht! Mayora wurde durch die Ruhe, mit der die Inuyama reagierte, offensichtlich der Wind aus den Segeln genommen. Sie verstummte, die Farbe wich ihr aus dem Gesicht und sie rang japsend nach Luft. Lian befürchtete schon, gleich zog der nächste Sturm auf, aber das Zittern am Körper der alten Dame ließ tatsächlich nach. Ihr Blick senkte sich und dann rieb sich die alte Frau über die Arme… es sah ein bisschen so aus, als würde sie sich selbst in den Arm nehmen. „Ich… ich möchte sie endlich besiegen…“, wimmerte sie leise, sodass Lian sich anstrengen musste, die zitternde Stimme auch zu verstehen. Sie vergrub das Gesicht in ihren Händen. „Ich weiß, mit einem gestohlenen Rezept wäre es kein echter Sieg gewesen. Aber… ich war so verzweifelt! All die Jahre habe ich mich angestrengt und doch hat es nie gereicht.“ Ja, okay. Der Falls konnte verstehen, wie sie auf die Idee gekommen war, das Rezept zu stehlen, um endlich den Sieg zu erringen. Aber es wäre eben kein echter Sieg gewesen. Denn wenn es das Rezept von Lana Takumi war, das den ersten Platz holte, war es doch die Rivalin, die in Wirklichkeit gewonnen hatte. Das schien auch der Auftraggeberin so langsam klar zu werden, die immer noch leise in ihre Hände weinte. „Ich will das Rezept nicht mehr, okay? Ich… ich werde mit meinen eigenen Rezepten antreten!“, lenkte sie schließlich ein, schreckte dann aber sichtlich auf und riss den Kopf nach oben. Mit weit geöffneten Augen starrte sie den beiden Magiern entgegen. „Aber wenn sie erfahren, dass ich das Rezept stehlen wollte, werde ich disqualifiziert!“ Die Tränenflut nahm wieder zu… Sie packte Rin flehentlich an der Hand. „Bitte! Bitte, behaltet es für euch!“ Lian seufzte. Eigentlich sollten sie so einen Betrugsversuch melden, oder? Andererseits, wenn die Auftraggeberin jetzt einlenkte, hatte sie vielleicht eine zweite Chance verdient? Rin hatte sicherlich eine Meinung dazu – wenn sie Oma Mayora decken wollte, dann würde der Falls mitziehen. Selbst wenn die Hellhaarige versuchen würde, den Blick von Lian aufzufangen, um seine Meinung zu erfahren, es würde nicht von Erfolg gekrönt sein. Der Braunhaarige sah stoisch in eine andere Richtung, um sich von diesem ganzen Chaos zu distanzieren. Das Rezept im Zweifel kommentarlos bei Lana Takumi in den Briefkasten zu schmeißen, sollte das geringste Problem sein. Es blieb also nur noch diese abschließende Entscheidung, bevor die Inuyama und auch der Falls sich endlich von den vielen Erlebnissen des Tages erholen konnten. Es blieb spannend!

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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptyMi 31 März 2021, 21:35

Zuerst beschwor der Lockenkopf diese verzwickte Situation herauf, indem er gnadenlos auf die alte Dame losging und nun hatte er nicht einmal den Mumm, die Situation selber in die Hand zu nehmen und zurechtzubiegen? Rin musste mit aller Kraft einen schweren Seufzer unterdrücken. Unfassbar dieser Kerl! Doch irgendwie konnte sie ihm nicht böse sein. Die Art und Weise, wie er ihrem Blick auswich und zur Seite sah verriet ihr ganz klar, wie unwohl er sich fühlte. Auch, wenn es in ihrem Inneren ganz ähnlich aussah - womöglich hatte da ihr Beschützerinstinkt seine Finger im Spiel - sie stellte ihre eigenen Gefühle in den Hintergrund und nahm sich der Situation weiter an. Sie legte ihrem Kollegen kurz die Hand auf den Arm, dann griff sie die Hände der Großmutter. Es war alles andere als einfach, gerade zu ihr mitfühlend zu sein, nach alledem, was sie getan hatte. Doch nun zeigte sie doch tatsächlich Reue. Wie froh die junge Frau doch war, sich den Trick der absoluten Ruhe bei Lian abgeschaut zu haben. Dafür musste sie ihm später definitiv danken. "Ich freue mich, dass Sie ihren Fehler nun endlich einsehen, Frau Mayora." Ihre Schwanzspitze schwenkte leicht umher, als sie diese Worte aussprach. Ja sie war wirklich wirklich erleichtert. Jedoch war Einsicht zwar der erste Schritt zur Besserung, die Situation wieder gerade biegen tat sie jedoch noch lange nicht. Sie ließ ihren Daumen über den Handrücken der Dame wandern, ihre Haut war dünn und faltig. Letztendlich ließ sie jedoch los und fuhr sich selbst über die Ohren und Haare. "Ich kann mir gut vorstellen, wie frustrierend das sein muss. Aber ich glaube, es wäre nur umso schlimmer geworden, hätten Sie mit dem falschen Rezept gewonnen." Die Inuyama selbst hatte in ihrem Leben meist Glück gehabt. Sie war Einzelkind, daher immer die Nummer Eins der Eltern. Auch in der Schule war sie fast immer die Klassenbeste. Die zweite Geige zu spielen kannte sie nicht, doch das brauchte sie auch nicht, um zu erkennen, welch einen Druck die Mayora empfand. Sie weinte noch immer, doch eine weitere Emotion fand Platz in ihrem Gesicht, nachdem sie entschlossen verkündete, dass sie das Rezept nicht mehr wolle. Überrascht legte das Hundemädel den Kopf schief. Wieso war sie auf einmal so entsetzt?
Doch bevor sie überhaupt fragen konnte, bekam sie auch schon eine Antwort. "Disqualifiziert...?" Nun war es die Oma, die die Hellhaarige an den Händen packte. Letztere schnappte überrascht nach Luft, die Ruckartigkeit der Geste hatte sie überrascht. Damit hatte sie nicht gerechnet. "Für uns behalten?" Nun stand sie erneut vor einem moralischen Dilemma. Die Wahrheit verschweigen, das Rezept unauffällig zurückbringen und so tun, als wäre nie etwas geschehen oder ehrlich sein und riskieren, dass die Mayora die womöglich letzte Chance auf einen Sieg verlor, obwohl sie noch rechtzeitig zur Besinnung gekommen war? Sie biss die Zähne zusammen. So ein Mist! Beide Möglichkeiten waren nicht ideal, doch welche von ihnen war die weniger Falsche? Ein kurzer Seitenblick reichte aus um zu erkennen, dass sie in dieser Entscheidung vollkommen alleine war. Aber wie sollte sie so etwas alleine entscheiden? Was würde der Falls sagen, wenn er sich nicht weigern würde? Vermutlich, dass es ihm egal war.
Doch Rin war es eben nicht egal. "Ich ..." Ihre Ohren wanderten, gemeinsam mit ihrem Blick, nach unten. Dieser Moment würde sie sicherlich noch Wochen in ihrem Träumen begleiten. Egal wie sie sich entschied, sie würde es garantiert bereuen. "Ich kann ... nicht lügen. Es tut mir Leid, Frau Mayora." Sie traute sich nicht, ihr in die Augen zu blicken. Stattdessen löste sie sich aus dem Griff und trat einen Schritt nach hinten. "Ich werde jetzt das Rezept zurückgeben und mich entschuldigen." Sie versuchte, den Kloß in ihrem Hals herunterzuschlucken, doch es war zwecklos. Mit hochgezogenen Schultern und noch immer gesenktem Blick wendete sie sich ab. Das Entsetzen und die Verzweiflung in den Augen der Auftraggeberin hätten ihr vermutlich den Rest gegeben, hätte sie sie gesehen. Sie schwieg den kompletten Weg zurück zu Oma Takumis Haus. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, ihre Tränen zurückzuhalten. Was sie da gerade tat fühlte sich so falsch an, dabei hielt sie sich doch an ihre Moral. Doch sie traute sich nicht einmal jetzt, Lian nach seiner Meinung zu fragen. Ob er enttäuscht war? Oder war es ihm erneut egal?
Als sie letztendlich vor der Haustüre angekommen war, die zitternde Hand bereits zum anklopfen erhoben, hielt sie inne. "Ich weiß wirklich nicht, ob ich das Richtige tue." brach sie schließlich ihr Schweigen und klopfte. Die wenigen Sekunden, bis sich die Tür endlich öffnete, fühlten sich an wie eine Ewigkeit in der Hölle. "Nanu, was wollt ihr zwei denn? Habt ihr etwas vergessen?" Ein verwirrtes Augenpaar blickte den Magiern entgegen. Jetzt musste sie mit der Wahrheit rausrücken, doch ihr Kopf war mit einem Schlag wie leer gefegt. Kein Wort entkam ihrem geöffneten Mund, bloß ein Seufzen. Lügen war falsch, lügen war falsch. Sie musste ehrlich sein, musste musste musste! Wie gerne hätte sie sich jetzt einfach hinter dem Strubbelkopf versteckt und ihn regeln lassen, doch das hier war ihre Entscheidung gewesen und sie musste nun dafür gerade stehen! "N-nein, nicht wirklich." begann sie zögerlich. Sie drückte ihre Hände, ineinander verschlungen, an ihren Oberkörper. "Wissen sie, eigentlich ... eigentlich sind wir gar keine Reporter. Wir sind Magier." Die pure Überraschung der Großmutter war kaum zu übersehen! "Wir hatten einen Auftrag. Aber irgendwie wurden wir rein gelegt. Aber der Auftraggeber hat seinen Fehler erkannt und ... und ic- wir sind nun hier um, naja, für unsere Taten gerade zu stehen. Wir haben sie bestohlen, Frau Takumi." Die alte Frau stämmte die Hände in die Hüften und musterte das Duo ausführlich, sagte jedoch nichts. "Es tut mir wirklich schrecklich Leid!" Die Stimme der Hellhaarigen brach, als sie das Rezept von ihrem Kollegen nahm und dem rechtmäßigen Besitzer entgegen streckte. "Sie sind so eine gutmütige Frau und wir haben es herzlos ausgenutzt. Bitte vergeben sie uns!" Sie kniff die Augen zusammen, wollte die Reaktion nicht sehen und nicht hören, doch es gab kein entkommen. Im Eifer des Gefechtes vergaß sie vollkommen, den Namen der Auftraggeberin preiszugeben. Oder tat sie es unterbewusst sogar mit Absicht? "Na na, jetzt beruhige dich erst einmal." Nun meldete sich die Bestohlene endlich zu Wort. "Ich weiß eure, oder sollte ich eher sagen deine, Ehrlichkeit sehr zu schätzen." Mit hochgezogener Augenbraue blickte sie zu Lian. Sie schien auch von ihm einige Worte zu erwarten. Es lag keinerlei Zorn in ihrer Stimme, selbst als die das Rezept annahm und nachsah, um was es sich handelte. "Mein Keksrezept also... Ich verstehe." Wie konnte sie bloß so entspannt sein? "Ich hätte es euch auch so gegeben, wenn ihr gefragt hättet." Anstatt vor Wut zu beben, die Magier anzuschreien oder ihnen mit rechtlichen Folgen zu drohen, lächelte die Dame einfach nur herzensgut und ehrlich. Rin war sprachlos.

@Lian


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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptyFr 02 Apr 2021, 21:52

Lian war Rin tatsächlich sehr, sehr dankbar, dass sie sich der Situation mit Oma Mayora alleine stellte. Der Falls spürte, dass er sich nicht ansatzweise so souverän wie die Kollegin hätte schlagen können und mit seinen wenig rücksichtsvollen Aussagen die Situation mit Sicherheit zum Eskalieren gebracht hätte. Was die Auftraggeberin gerade brauchte, war eben kein abgebrühter Dieb, sondern eine einfühlsame Person wie die Inuyama. Und doch schlitterte die Hellhaarige direkt ins nächste Dilemma, als Oma Mayora sie anbettelte, nichts von dem versuchten Diebstahl zu verraten. Weil sie sonst disqualifiziert werden würde? Lians Augenbraue huschte nach oben. Nur um das festzuhalten: Er konnte die Dame verstehen und hätte vermutlich sogar dazu tendiert, den versuchten Diebstahl einfach für sich zu behalten. Er hatte selbst schon oft genug in seinem Leben gelogen und gestohlen und wollte ebenso wenig wie Auftraggeberin die Konsequenzen dafür spüren. Oma Mayora war nicht erwischt worden, sie hatte im letzten Moment noch den richtigen Pfad eingeschlagen. Warum sollte man sie verpfeifen? Es machte sie unglücklich, obwohl doch niemand einen Schaden davongetragen hatte, da konnten man den Diebstahl doch einfach für sich behalten, oder? Rin kämpfte sichtlich mit der Entscheidung und der Lockenkopf war bereits drauf und dran, sie zu erlösen, doch dann überraschte seine Kollegin mit eiserner Entschlossenheit: Sie wollte nicht lügen. Sie… wollte nicht lügen?! Der Falls war sicher gewesen, dass die friedliebende Hundedame Oma Mayora verzeihen und sie unterstützen würde – immerhin stand sie in Tränen aufgelöst vor ihr, wimmerte und bettelte und schien offensichtlich Reue zu zeigen. Und doch blieb Rin eisern. Lian war sprachlos, als er die Inuyama genau ansah, förmlich spürte, welch Überwindung es sie kostete, diese Worte auszusprechen. Sie wich dem Blick der verzweifelten Auftraggeberin aus, löste sich von ihr und versuchte Abstand zu gewinnen. Nicht einmal jetzt wollte Rin der alten Dame ein Hintertürchen lassen, klammerte sich mit aller Kraft an ihre Überzeugung für die Wahrheit. Auch wenn Mayora weinte, sie sollte mit den Konsequenzen des versuchten Diebstahls leben. Noch nie hatte der Falls jemanden getroffen, der so eisern an der Wahrheit und Aufrichtigkeit festhielt wie andere Magierin. Sie war sogar bereit, persönlich für diese Werte zu leiden. Während die Kollegin sich einige Schritte entfernte, blieb Lian wie versteinert stehen, wandte sich noch ein letztes Mal zu Oma Mayora um. Die Frau fiel in sich zusammen, starrte der Inuyama mit weit aufgerissenen Augen hinterher, während stumme Tränen ihre Wangen herabliefen. Wenige Sekunden später verzerrte sich ihr Gesicht und die Auftraggeberin verfiel in jämmerliches Schluchzen, vergrub das Gesicht in den Handflächen und weinte bitterlich. Rin war noch nicht weit weg, das musste sie doch hören, oder? Mit Sicherheit konnte sie das nicht aushalten und machte gleich auf dem Absatz kehrt. Der Illusionsmagier wartete, aber zu seiner Verwunderung ging das Hundemädchen stoisch weiter. Wow. Lian zwang sich, den Blick von dem jämmerlichen Anblick zu lösen und der Inuyama hinterherzueilen, bevor sie ganz verschwunden war.

Rin hatte den gesamten Weg über geschwiegen. Lian versuchte, einen Blick auf die Kollegin zu erhaschen, was sich aber als unmögliches Unterfangen herausstellte. Und selbst wenn er ihr direkt in die Augen hätte sehen können: Was hätte er sagen sollen? Der Falls war immer noch so überwältigt von dem Willen der Hellhaarigen, dass ihm alle Worte und auch Gedanken fehlten. Auch als sie bei Lana Takumi ankamen und die ältere Dame darauf wartete, erklärt zu bekommen, was los war, zeigte sich, dass es der Inuyama keinesfalls leichtfiel, ihre Entscheidung zu treffen. Sie verhaspelte sich und antwortete Frau Takumi nur sehr zögerlich. Der 19-Jährige bemerkte nicht einmal, wie er ungläubig den Kopf schüttelte, während er Rin gebannt anstarrte. Die Stimmen brachen abrupt ab und erst da bemerkte Lian, dass die Aufmerksamkeit auf ihm lag. Er blinzelte und wandte sich an die bestohlene Dame, die ihn mit hochgezogener Augenbraue erwartungsvoll anstarrte. Sie erwartete nicht ernsthaft eine Entschuldigung von ihm, oder? Er hatte seinen Job gemacht. Nicht mehr, nicht weniger. Aber irgendetwas regte sich in ihm und er musste für sich selbst erkennen, dass Rins Ehrlichkeit ihn nachhaltig beeindruckt hatte. Er seufzte, hob die Hände an und ergab sich mit einem langgezogenen Seufzer. „Okay, okay. Sorry, war nicht korrekt.“ Es war keine ausufernde Entschuldigung wie jene seiner Kollegin, er ging nicht auf die Details ein und seine Stimme hörte sich genervt an. Und doch war es ein Zugeständnis, das Lian niemals so gegeben hätte, wenn Rin ihn mit ihrer Entschlossenheit nicht angesteckt hätte. Es war also sehr viel wert, dass der Falls sich entschuldigte, selbst wenn seine Stimme das nicht sofort zu erkennen gab. Er wich dem Blick Lana Takumis aus, die jedoch mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen nickte. Lian wollte das Thema wechseln, vermutlich auch von seiner eigenen Schuld ablenken, weshalb er sofort weitersprach: „Unsere Auftraggeberin war…“ Doch er wurde unterbrochen, bevor er den Namen nennen konnte. „Nein, sagt nichts. Ich kann es mir schon denken.“ Ach was? Sie wusste, wer hinter ihrem Keksrezept her war? Der 19-Jährige sah überrascht zurück zu der alten Dame, doch Lana Takumi sah nicht erzürnt aus, eher… traurig? „Ich werde mit ihr sprechen. Ich glaube, das ist schon lange überfällig. Und dann finden wir sicherlich eine Lösung.“ Also wollte Lana Takumi die Auftraggeberin nicht sofort beim Wettbewerb ankreiden, sondern vorher das Gespräch mit ihr suchen. Das war… ziemlich erwachsen. Lian fühlte sich fast schon schlecht, dass er in dieser faltigen Frau bis jetzt nicht mehr gesehen hatte als eine senile, alte Schachtel. Mit einem beruhigenden Lächeln wandte sie sich an die nervöse Rin und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Weißt du was? Hier, nimm. Ich brauche es nicht.“ Sie drückte der Hellhaarigen entschieden das geheime Keksrezept in die Hand, ehe diese Widerworte geben konnte. Dann sah sie der Hundedame direkt in die Augen und schmunzelte. „Ich habe deine Begeisterung fürs Backen genau gespürt. Es hat mich ein wenig an mich selbst früher erinnert.“ Sie stoppte, lachte dann leise. „Nimm mein Rezept und entwickele es weiter. Und dann komm irgendwann wieder zu Besuch und lass mich deine grandiosen Kekse probieren, ja?“

Schließlich verließen die beiden Crimson Sphynx Magier Lana Takumi und kehrten zurück auf die Hauptstraße von Aloe Town. Lian ging vor, den Blick gesenkt, die Hände in den Taschen des Pullovers versteckt und mit einem schnellen Schritt, als wolle er die Inuyama einfach abhängen. Doch als er aufsah und erkannte, dass sie sich der Kreuzung näherten, aus der er heute Morgen herausgetreten war und wo Rin in ihn hineingelaufen war, hielt er abrupt an. Plötzlich straffte der Falls die Schultern, drehte sich um und sah zu seiner hellhaarigen Kollegin. Okay, erster Schritt getan. Wie sollte er jetzt weitermachen? Argh! „Ich…“ Er legte die Hand an den Hinterkopf, schloss die Augen und atmete tief durch. Dann, endlich, fand er die richtigen Worte. „Ich war sicher, dass du Oma Mayora in Schutz nehmen würdest, als sie dich weinend angebettelt hat“, gestand er ihr, öffnete dann endlich die Augen und musterte Rin eindringlich. „Und trotzdem hast du darauf bestanden, die Wahrheit zu sagen. Obwohl man dir ansehen konnte, dass du mindestens genauso gelitten hast wie Oma Mayora. Ich muss nicht verstehen, warum du dir das antust, aber…“ Er haderte, bevor er fortfuhr: „… aber das hat mich trotzdem beeindruckt.“ Jetzt war es raus! So, aber das war noch nicht alles. Lian schüttelte leicht den Kopf und lachte leise, als er seine Geständnisse fortführte: „Du hast mich heute echt mehrfach sprachlos gemacht, Rin.“ Er fand ihre überemotionale Art immer noch ungeheuer anstrengend und sicherlich brachte die Kollegin ihn auch zukünftig an seine mentalen Grenzen, dennoch hatte sie sich insbesondere mit dem Abschluss dieses Auftrages den Respekt des Falls verdient. Und das, obwohl sie doch eine Magierin der verhassten Gilde Crimson Sphynx war! Waren die Leute aus dieser Gilde vielleicht doch nicht alle schlecht? Diese gedankliche Erkenntnis ließ Lian unruhig werden. Er rieb sich über den Hinterkopf und räusperte sich verlegen. „Ähm. Und Danke. Also dass du die Situation mit der weinenden Mayora übernommen hast.“ Ja. Er bedankte sich sogar! Okay, jetzt war aber wirklich genug. Mehr ging nicht mehr, jetzt brauchte der Braunhaarige eine Auszeit. Er sah sehnsüchtig zur Kreuzung herüber. „Ich hab noch was vor. Kannst gern schon vorgehen und in der Gilde Bescheid sagen, dass der Auftrag erledigt ist.“ Fürs Protokoll: Der Braunhaarige hatte gar nichts vor. Er wollte nur ein bisschen Zeit für sich haben. Und natürlich sollte Rin nicht diese verweichlichte Seite von ihm im Gedächtnis behalten, weshalb Lian am Ende die Hände wieder sinken ließ, beiläufig mit den Schultern zuckte und amüsiert grinste. Ganz so, wie Rin ihn den Tag über bereits kennengelernt hatte, konnte er sich eine Spitze zum Abschluss nicht verkneifen: „Aber damit das klar ist: Backen ist für mich immer noch kein Handwerk“, stellte er klar, nickte der Hellhaarigen zum Abschied zu und verschwand dann in die Seitenstraße. Damit war der erste Auftrag des Illusionsmagiers tatsächlich so ganz ohne jede Magie vorbei gegangen. Und so nervig und unspektakulär die Aufgabe auch geklungen hatte, der Falls hatte bei dieser Quest eine Kollegin kennengelernt, die es trotz oder gerade wegen ihrer aufdringlichen Art geschafft hatte, sein Weltbild ein wenig auf den Kopf zu stellen. Ob sie sich nochmal wiedersehen würden? Irgendwo, ganz tief in sich drin, hoffte Lian es.

Quest Ende.


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BeitragThema: Re: Hauptstraße von Aloe
Hauptstraße von Aloe EmptySa 05 Jun 2021, 21:19




Akira Minamoto
Off: Geschmolzenes Eis?
Elion

Akira war seit den letzten Malen viel am Reisen. Ließ sich einfach leiten. Hatte keine bestimmten Ziele vor Augen und doch hätte sie nicht damit gerechnet noch einmal hier zu landen. Das letzte Mal als die Füchsin in Aloe Town war, da hatte sie mit Rownan zusammen eine Quest erledigt. Es war sehr aufschlussreich gewesen. Trotz der extremen Hitze hatten die beiden Tiermenschen ihre Aufgabe sehr gut gemeistert. Und nun war sie wieder hier. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Füchsin nur den Bahnhof in Augenschein nehmen können. Nun wollte Akira sich den Rest anschauen, wenn sie schonmal hier war. Ihr Weg hatte die Slayerin zur Hauptstraße geführt. Gelassen schlenderte die Minamoto die Straße entlang, ließ alles auf sich wirken. Das geschäftige Treiben steckte die junge Frau nicht an. Dafür aberscheinbar jemand anderes.

"HALTET DEN DIEB!!! ER HAT MEINE HANDTASCHE GESTOHEN!", drang der Ruf einer aufgebrachten jungen Frau an die flauschigen Ohren der Weißhaarigen. Sofort drehte sich Akira in die Richtung aus der der Ruf kam, nur um zu sehen, wie ein junger vermummter Mann auf sie zu kam. Ohne lange zu überlegen setzte die Slayerin ihre Ice Dragon's Fist ein. Damit schlug sie dem Mann in den Bauch, als dieser auf ihrer Höhe war. Sofort ging er in die Knie. Stöhnte vor Schmerz und ließ dann seine Beute fallen. Sofort kam das Opfer mit einem Polizisten auf sie zu. "Vielen Dank für Ihre schnelle Reaktion.", bedankte sich die Blondine. Es war der Slayerin ein wenig unangenehm. Immerhin war Akira es nicht gewöhnt, im Mittelpunkt zu stehen. "Das habe ich doch gern getan.", lächelte das Mädchen die erleichterte Frau an. "Und Sie kommen mit aufs Revier!", kümmerte sich der Beamte um den Dieb. Dieser grummelte unverständliches vor sich hin und funkelte die Füchsin böse an, ehe der Mann abgeführt wurde. "Wie kann ich mich erkenntlich zeigen?", wollte die Frau noch immer lächelnd wissen. Akira hob abwährend die Hände. "Das ist wirklich nicht nötig.", versuchte die Füchsin das Angebot abzulehnen. Doch die Frau ließ nicht locker. "Ich bestehe darauf.", kam es dann bestimmend von der Blondine. Dann nahm sie ein paar Jewel und drückte diese der Füchsin in die Hand. "Vielen Dank.", kam es dann schüchtern von der Weißhaarigen. Eine leichte Röte zierte die Wangen der Slayerin. Mit einem Nicken verabschiedete sich dann die Frau. Akira war mit der Situation schlichtweg überfordert. Wusste nicht wie sie damit umgehen sollte.

Es dauerte einen Moment, bis Akira realisiert hatte, was gerade passiert war. Da sie es nicht mehr ändern konnte, entschied sich die Minamoto dazu die Jewel in ein Eis zu investieren. So wurde in einem kleinen Eiscafé zwei Kugeln geholt. Damit setzte sich die Füchsin in den Schatten und ließ sich das kühle Genussmittel schmecken.



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by Kazuya


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