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 Crocus Plains

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Rownan

Rownan
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BeitragThema: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptyDi 16 März 2021 - 8:27

das Eingangsposting lautete :

Ortsname: Crocus Plains
Art: Freiraum
Spezielles: Die doppelte Schienenführung um Crocus
Beschreibung: Das Umland der Hauptstadt ist geprägt von verschieden großen, meist landwirtschaftlichen Gemeinden, die sich über die weiten Flächen zwischen den Gebirgen erstrecken. Je weiter man sich entfernt, desto naturbelassener wird die Ebene. Im Nordwesten endet diese mit Beginn der Steppe, während es im Südosten einen fließender Übergang Richtung Maldina gibt. Besonderes Merkmal dieser Gegend sind die doppelten Schienenverläufe, um so einen frequenteren Zugverkehr in und um die Hauptstadt zu ermöglichen.

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Rownan

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BeitragThema: Re: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptyMi 5 Mai 2021 - 17:34

Ging es ihm nach dem kurzen Gespräch besser? Vielleicht. Hatte er ein wenig übertrieben, um einer gewissen Person im Raum zu zeigen, dass die gleiche Charaktereigenschaft sich auf unterschiedliche Art und Weise manifestieren konnte? Durchaus. Die Reaktion des Falls jedenfalls erhielt das Lächeln, das der Magier aufgesetzt hatte. Jetzt war es allerdings auch aufrichtig, denn Rownan war erleichtert darüber seinen Partner nach der Tortur doch noch etwas aufheitern zu können. Gleichzeitig war dieser auch erfreut darüber, dass Lian ihn auch hatte gewähren lassen. Zu Beginn der Quest wäre diese Situation sicher nicht so abgelaufen. Um genau zu sein, war eben jene Situation zu Beginn er Quest nicht so abgelaufen. Man konnte beide Szenarien bequem nebeneinanderlegen und vergleichen. Vorausgesetzt man hatte die Zeit dafür. Das Crimson Sphynx Mitglied fragte ihn tatsächlich was Horsd’oeuvre waren, ein Sachverhalt der so klar für den Hybriden war, dass die Frage ihn tatsächlich überraschte. Es zeigte sich hier wieder deutlich, wie unterschiedlich ihre Sozialisationen waren und  verdeutlichte zum wiederholten Mal, warum die vorhergehende Konfrontation so unausweichlich war. Vielleicht hätten sie nach der Mission ein wenig Zeit sich zu erholen und dann in Ruhe nochmal über alles zu sprechen. Für Rownan war dies ein inneres Bedürfnis. So gern er jedoch an Ort und Stelle mit ihm gesprochen hätte, musst sie doch weiter. Deshalb war der Wolf positiv angetan davon, dass auch Lian den Ernst der Lage anerkannte und darüber hinaus keine Diskussion vom Stapel ließ. Aber so hätte er den Illusionsmagier nach allem auch nicht mehr eingeschätzt. Während Rownan also bereits in Richtung der Umkleide eilte, bekam er noch die Bitte zugerufen, dem Halbnackten etwas zum Anziehen mitzubringen. Muss ihm nicht auch unwahrscheinlich warm sein? dachte sich der Hybrid im Stillen, bestätigt aber die Bitte mit einer hochgerissenen Hand nach hinten. So viel hatten beiden nicht ausgezogen, dass er die Klamotten nicht würde finden können.

Erst als der Grauhaarige die Küche betrat, wurde ihm das volle Ausmaß ihrer Konfrontation offenbart. Abgesehen von der Vorspeise, die nun durch das nach und nach wieder eintreffende Personal ausgepackt wurde, war von den anderen etlichen Vorbereitungen nicht mehr viel übrig. Die Blicke der Anwesenden ihm gegenüber, die oft an ihm spurlos vorbeigingen, schmerzten nun innerlich. Wirklich verdenken konnte er es ihnen nicht. Trotzdem bremste er sein Momentum ab, um die Spuren zu betrachten, während Lian ihn seinerseits eingeholt und daraufhin überholte. Die Arbeitsplatte hatte einige Einkehrbungen, die Innenseite der Tür war aufgekratzt und hier und da entdeckte er einen kleineren Blutfleck. Tatsächlich überraschte ihn die Fülle der Verwüstung, die sie in so kurzer Zeit zurückgelassen hatten. Was er bereits in einem Auftrag zuvor als Schwäche identifiziert hatte, mauserte sich langsam zur ernstzunehmenden Achillesverse. So wäre es nur eine Frage der Zeit bis er wohlmöglich jemand zugewiesen bekam, der nicht in der Lage war ihn zu bremsen. Den letzten Abteil betretend, war das Bild zwar etwas überschaubarer, aber immer noch desaströs im Vergleich zum Originalzustand. Neben dieser Schiebetür war ein schwacher Abdruck einer blutigen Hand zu finden. Fasziniert davon setzte Rownan seinerseits vorsichtig seine Hand auf den Abdruck. Logischerweise war es nicht die Abbildung seiner Hand, die diesen Fleck hinterlassen hatte. Aber der Unterschied zu seiner Hand befremdete ihn. Wie schon bei der Quest zuvor rüttelten all diese neuen Erfahrungen nicht nur an seinem Weltbild, nein, auch sein Selbstbild schien davon mehr als betroffen zu sein. Apropos Lian! Der Wolf schüttelte seinen Kopf, um mit dieser symbolische Geste auch sämtliche andere, unnützen Gedanken zu vertreiben. Wie schon die Tirade von Frau Moreau war das hier nicht der Zeitpunkt dafür. Hastig überbrückte er die letzten Meter in die Umkleide, die allein für sich schon einer kunstwissenschaftlichen Analyse würdig war. Den Degen umschnallend, griff er sowohl sein eigenes Hemd als auch den schwarzen Kapuzenpullover, der das Gildenzeichen des jungen Magier so diskret versteckt hatte. Kurz überlegte er sein Hemd wieder zurückzulegen, als eine kühle Brise durch sein Fell strich. Wenn sie sich jedoch noch auf dem Bahnhofsgelände bewegen mussten und noch dazu halbwegs unauffällig, kam er nicht drum herum, sich wieder etwas überzuwerfen. Den Pulli unter den Arm geklemmte öffnete er die Tür des Abteils, um den Bahnsteig zu betreten, ehe er damit begann die ersten Knöpfe seiner „Uniform“ zuzuknöpfen. Ähnlich wie seinem Partner zuvor, gelang es ihm nicht auch nur einen der Artisten ausfindig zu machen, aber er war sich sicher, dass der Falls schon längst zu ihm aufgeschlossen hätte, wenn dem so wäre. Deswegen verschwendete er auch keine weitere Zeit und eilte zum Treffpunkt, an welchem jener bereits nach ihm zu suchen schien. Eilig warf er ihm deshalb das Kleidungsstück zu, um dann bereits in der weiteren Bewegung über die Erkenntnisse seines Kollegen informiert zu werden.

„Wenn es erst ein paar Minuten her ist, haben wir noch eine gute Chance“ äußerte er sich nach den Ausführungen. Ihre schnellen Schritte hatten sich derweil in ein Joggen gewandelt. Zumindest war dies das Tempo das Rownan nun vorgab. Er wollte diesen Mistkerl erwischen, das gebot sein verletzter Stolz. Dabei wussten sie noch nicht einmal, ob es reiner Zufall war oder diese Leute wirklich etwas mit der Situation am Hut hatten. Den Bahnsteig verlassend, nahm die Anzahl der Leute am geschäftigen Bahnhof wieder zu, immerhin war das hier der Hauptknotenpunkt Fiores. Zu ihrem Vorteil war jener jedoch sehr langgezogen und ermöglichte es großen Bipeden, wie er es einer war, einen guten Überblick. Auf die gleiche Weise hatten sie den Treffpunkt überhaupt erst gefunden. Seine Nase anstrengend, richtete der Tiermensch seinen Blick über die Menge, immer wieder nach der Kleidung oder irgendeinem Indiz Ausschau haltend. Da! Seine Augen fixierten den Mann und eine Gruppe von vier weiteren Personen, die ähnliche Outfits trugen, wie ihre Zielperson. „Da vorne sind sie“ sprach er zu Lian, darauf achtend nicht zu laut zu sein und gleichzeitig das Tempo etwas reduzierend. Rownans Herz begann plötzlich zu puckern. Er wollte diesen Typen so krampfhaft finden, dass er sich keinen Gedanken darüber gemacht hatte, was er täte, wenn er sein Ziel erreicht hatte. Und der Zustand seines Pulses verriet ihm, dass er tatsächlich ein ungutes Gefühl hatte dieser Person erneut gegenübertreten zu müssen, zumal der Bahnsteig gut gefüllt war mit potenziellen Zuschauern. Aber er hatte jetzt jemanden an seiner Seite, der er diese Schwäche offenbaren konnte. Möglicherweise hätte der Braunhaarige es sogar selbst vorgeschlagen, nach allem was passiert war. „Falls sie uns gleich feindlich gesonnen sind, sollten wir sie versuchen zu trennen. Ich würde mir sein Gefolge vorknöpfen, wenn du dich auf unseren speziellen Kandidaten konzentrieren würdest“? Die letzte Aussage war bewusst als Frage formuliert, immerhin hatte der Tag an den Kraftreserven der beiden gezerrt und er würde Lian nicht gegen seinen Willen in diese Gefahren schicken. Innerlich hoffte er jedoch, dass auch der Crimson Sphynx Magier zu dieser, seiner Meinung nach, sehr rationalen Entscheidung käme.


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Lian
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BeitragThema: Re: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptyDo 6 Mai 2021 - 19:11

Gerade eben noch hatte Lian sich suchend umgeblickt, da erkannte er auch schon den Satyrs auf sich zueilen. Kurz blieb sein Blick an dem Degen des Hybriden hängen, der nun wieder festgeschnallt an seiner Seite hing, dann sah er auf und ehe sich der Falls versah, warf ihm der Kollegen auch schon den schwarzen Kapuzenpullover zu. Oh, Gott sei Dank! Der Braunhaarige hatte erst befürchtet, Rownan hätte ihn überhört. Und dann hatte er wirklich darüber nachgedacht, dass der Wolf ihm vielleicht das schreckliche Oberteil ihrer Uniform mitbringen könnte. Klar, gerade sollte sich Lian nicht beschweren, alles war besser, als weiterhin halbnackt über den Bahnsteig zu rennen. Aber der weiche Stoff seines vertrauten Pullovers war ihm dann doch um Längen lieber als die kratzige Uniform des Zugpersonals. Rownan hielt gar nicht an, sondern eilte direkt weiter. Lian folgte und zwängte sich im Lauf mit einigen schnellen Bewegungen zurück in sein Kleidungsstück. Erst jetzt spürte er, wie ausgekühlt er gewesen war. Der Illusionsmagier seufzte erleichtert.

Sein Kollege legte ein ordentliches Tempo vor und der Falls hatte gute Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Immer wieder reckte Rownan die Nase in die Luft und schnupperte, nachdem er sich suchend umgesehen hatte – ein ungewohnter Anblick für Lian. Natürlich hatte er gesehen, dass es sich beim Hybriden um einen Wolf handelte, aber bisher hatte es so gewirkt, als wären es zwei gänzlich unterschiedliche Seiten an Rownan. Im Normalfall ein Mensch mit etwas anderem Aussehen, bei einem Aussetzer eine wilde Bestie. Jetzt gerade zeigte der Satyrs allerdings eindrucksvoll, dass es nicht ein "entweder oder" war, sondern er sowohl menschliche als auch tierische Eigenschaften besaß. Und diese Eigenschaften konnte er auch gezielt einsetzen, je nachdem, wofür er sie brauchte. Lian war durchaus beeindruckt. „Da vorne sind sie.“ Der Braunhaarige blinzelte, folgte dem Fingerzeig seines Kollegen und erkannte ebenso eine Gruppe aus Menschen, die allesamt die glitzernde Uniform der Artisten trugen. Und auch der Typ, der in die Umkleide geschielt und dabei – vermutlich – Rownan manipuliert hatte, war dort. Ob es sich bei den Artisten wirklich um Magier handelte? Und hatten sie es wirklich auf den Zug abgesehen? Bisher fehlten ihnen die Beweise, es war eine reine Vermutung. Außerdem: Wenn sie es auf den Zug abgesehen hatte, warum hatten sie sich dann von dem Gefährt entfernt? Gerade sah es eher so aus, als würden sie die Flucht ergreifen. Es gab viele ungeklärte Fragen, weshalb Lian sich fragte, ob es sinnvoll war, direkt auf einen Konfrontationskurs zu gehen. „Hm.“ Der Illusionsmagier brummte auf die Nachfrage des Kollegen hin und sah mit einem Seitenblick zu ihm auf. Er sollte sich um den speziellen Kandidaten kümmern, während Rownan sich auf das restliche Gefolge konzentrierte? Lian war selbst überrascht, dass er sofort verstand, weshalb der Hybride dieses Vorgehen vorschlug. Er bemerkte seinen Blick, spürte seine Anspannung und nach dem, was Lian selbst hautnah erlebt hatte, konnte er sich denken, dass Rownan verhindern wollte, erneut die Kontrolle zu verlieren. Und ganz ehrlich? Lian wollte das auch um jeden Preis verhindern. Sein Glück am heutigen Tage hatte der Falls mit Sicherheit aufgebraucht und er wollte noch immer nicht als Abendmahl für einen außer Kontrolle geratenen Wolf enden. Rownan und er waren sich also schnell einig. „Klingt nach einem Plan“, stimmte er entsprechend zu, wenngleich Lian wirklich keine Ahnung hatte, wie genau er sich eigentlich um ihren speziellen Kandidaten kümmern wollte. Er war immer noch kein besonders guter Kämpfer… zumindest ohne Tricks. Naja. Irgendetwas würde ihm im Zweifel schon einfallen – hoffte Lian einfach mal. „Ich bin allerdings immer noch kein Fan einer ehrlichen Auseinandersetzung.“ Er grinste Rownan von der Seite an und spielte natürlich auf die Auseinandersetzung in der Umkleidekabine an. Auch hier hatte er sich seiner Tricks bedient, um sich einen möglichen Vorteil zu erspielen. Von dieser Strategie wollte er auch jetzt nicht abweichen. „Nur um es nochmal deutlich zu machen: Ich bin kein Kämpfer, bei einer direkten Konfrontation gegen eine Überzahl von Gegnern bin ich also ein denkbar schlechter Partner.“ Das Lächeln aus seinen Zügen verschwand, als er den Blick des Hybriden suchte. Lian meinte das vollkommen ernst, man musste wissen, was man konnte. Oder eben auch nicht. „Heißt, wir sollten uns einen Vorteil verschaffen. Zieh dich zurück, versteck dich. Ich zieh derweil die Aufmerksamkeit auf mich. Sollte die Situation tatsächlich eskalieren, kannst du ihnen aus dem Hinterhalt auflauern. Alles klar?“ Es war der einzig sinnvolle Weg, der Lian einfiel, um einen Kampf gegen eine Überzahl von Leuten zu gewinnen. Dazu noch gegen eine Gruppe, von der mindestens eine Person Magie anwenden konnte. Wer wusste schon, ob es da noch mehr Magier gab? Der Falls wollte es nicht drauf ankommen lassen, wenngleich ihm bewusst war, dass er sich in gewisser Weise auch auslieferte und als Lockvogel fungierte. Hoffentlich würde er sein Vertrauen in Rownan nicht bereuen. Als der Kollege sich genügend zurückgezogen hatte, atmete Lian tief durch, hob seinen Arm und sendete einen Manaimpuls in sein Lederarmband. Keine Sekunde erschien sein schwarzer Bogen in seinen Händen, er zog die Sehne zurück und ein Pfeil manifestierte sich. Jetzt gut zielen dachte sich der Illusionsmagier mit konzentriertem Gesichtsausdruck, ließ die Sehne los und der Pfeil sauste davon. Das Geschoss flog nur wenige Zentimeter am Kopf des Artisten vorbei, der ihnen in der Umkleidekabine aufgelauert hatte, sodass eine dünne Strähne seines Haars abgeschnitten wurde. Der Artist verfiel kurz in eine Art Starre und als ihm bewusstwurde, was da gerade knapp an seinem Kopf vorbeigeflogen war, sah nicht nur er, sondern auch die restliche Gruppe sich überrascht um. Schließlich blieben alle Blicke an Lian hängen. Der Braunhaarige hasste es, im Mittelpunkt zu stehen... Gerade war es aber nicht anders möglich. „Ihr dachtet doch nicht wirklich, dass ihr so einfach davonkommt, oder?“ Der Falls strengte sich an, dass seine Stimme fest und unbarmherzig klang. Vielleicht auch einen Hauch bedrohlich. Seine guten Schauspielkünste kamen ihm hier hoffentlich zugute. Wieder zog er die Sehne seiner Waffe zurück, der nächste Pfeil erschien. „Der nächste wird treffen“, prophezeite er selbstsicher. Lian wollte sie in die Ecke treiben – denn nur in die Ecke getrieben offenbarten Menschen ihr wahres Wesen.

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BeitragThema: Re: Crocus Plains
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Wie es nicht anders zu erwarten war, hatte der Illusionsmagier auch keine direkt Antwort. Wäre dem so gewesen wäre der Hybrid auch mehr als überrascht. Immerhin hatte er seinen Partner als sehr weitsichtig wahrgenommen und diese Situation war alles andere als leicht zu durchschauen. Es gab so viele Variablen, die keiner der beiden vollkommen aus der Gleichung entfernen konnten. Sie ließen sich in etwas ein, das nicht vollständig zu kontrollieren war. Ein Pulverfass das darauf wartete zu explodieren. Sofern sie überhaupt mit ihrer oder viel eher seiner Vermutung recht behielten. Daher war das Brummen seines Partners für ihn eine Bestätigung der verzwickten Lage. Aber war das wirklich etwas so schlimmes? Natürlich könnte man auf der einen Seite behaupten, dass es schlichtweg töricht war sich in eine solche Gefahr zu begeben, wenn man sich überlegte, was alles vorgefallen war. Auf der anderen Seite führte eventuell sogar das unberechenbare oder auch sorglose Verhalten dazu ihren Auftrag zu erfüllen noch bevor der Zug den Bahnsteig verlassen hatte. Eigentlich genial. War es daher nicht insofern sogar logischer die Irrationalität konstant zu halten, wenn sie solche Ergebnisse hervorbrachte? Den Seitenblick Lians bekam Rownan im Verlauf seiner Gedanken gar nicht mit, dafür konzentrierte er sich zurzeit zu sehr auf die Artisten vor ihnen auf dass ihnen keiner der fünf erneut entkommen würden. Allein sein Ohr zu ihm gerichtet, wartete auf eine Antwort. Seine Mine transportiere aber anscheinend genug seiner Sorgen auf den Magier, so dass dieser der Idee eines Planes zustimmte. Nach allem was passiert war oder noch passieren könnte, war die Kraft für Diskussion vielleicht auch nicht mehr gegeben. Vielleicht war es auch einfach klug nicht noch mehr unnötige Risiken einzugehen. Auf den darauffolgenden Kommentar musste Rownan mit einem Schmunzeln antworten. Den Witz hatte er verstanden. Lian schien sich durch und durch mit seiner Magie zu identifizieren. Warum sonst „scheute“ er sich vor einer ehrlichen Auseinandersetzung. Das durfte der Wolf am eigenen Leib erfahren, wie eine Konfrontation in dessen Sinne ablief. Diesmal jedoch war der potenzielle Feind weit genug entfernt um den Bogen des Falls effektiv nutzen zu können. Mit etwas Glück könnten sie so bereits einige Kontrahenten ausschalten bevor diese überhaupt wissen würden wie ihnen geschieht. Käme dann noch ähnliche magische Tricks wie zuvor ins Spiel  könnte man möglicherweise fast den zahlenmäßigen Vorteil der Gegenseite bequem ausschalten.

Der Ton ihres Gespräches wurde ernster als der Crimson Sphynx Magier seine Schwächen erneut betonte. Jetzt erst blickte der Hybrid zu seinem Kollegen. Es war ihm ernst diesen Nachteil erneut zu betonen. Ihr Geplänkel in der Kabine war nicht mit dem zu vergleichen, was gleich passieren konnte. Wenn diese Leute etwas konnten, dann würden sie nicht zögern auch nur einen von ihnen auszuschalten. Permanent. Dessen war sich Rownan sicher als er die ernste Mine mit einer eben so ernsten begegnete. Der Spielraum für Fehler war minimal. Als ob die beiden in einem Casino spielen würden und ihre letzten Einsätze im Roulette auf eine Zahl setzten. Sie konnten alles gewinnen aber auch alles verlieren. Nur dass ihr Einsatz das eigene Leben war. Eine Variante, die nur die Verrücktesten zu spielen wagten. Oder in ihrem Fall Gildenmagier. Deshalb war es auch Lian, der den Schlachtplan erweiterte. Statt sich wirklich weit voneinander zu entfernen, sollte es die Überraschung sein, die als Trumpf dienen sollte. Das passte sehr gut, auch wenn dem Grauhaarigen mulmig war bei dem Gedanken den Jungen den Lockvogel spielen zu lassen. Gleichzeitig zeigte es ihm aber, wie schon etliche Male zuvor, welches Vertrauen die beiden in dieser kurzen Zeit zueinander aufgebaut hatten. Und ein paar Asse hatte er noch im seinem Ärmel um seine Schuld im kommenden Kampf begleichen zu können. Wie genau eskalieren zu verstehen war lag fortan in seinem eigenen Ermessen. Während er sich von seinem Gegenüber entfernte, um im Schutze eines kleinen Standes auf das Chaos zu warten, blickte er noch einmal zu diesem. Die Anspannung war ihm förmlich anzusehen als der nun bereits bekannte, schwarze Bogen erschien. Dieses Gerät hatte dem Braunhaarigen heute schon das Leben gerettet. Die beiden taten also gut darin ihm erneut zu vertrauen. Aber vor allem die Fähigkeiten, die jener mit diesem besaß, würden das Zünglein an der Waage sein. Der erste Pfeil erschien aber noch schienen die meisten Leute, völlig vereinnahmt von ihrem geschäftigen Treiben, sich nicht wirklich dem Bewusst zu sein, was gleich an diesem Ort von statten gehen würde. Erst als der Pfeil das Kopfhaar des Zieles tangierte, erstarrte die nähere Menge zu Eis, darauf warten, wie ein einsames Reh im Wald, mit dem nächsten Knacken von Ästen die Flucht zu ergreifen. Umso imposanter wirkte daraufhin die Drohung Lians, die nun über die Leute hinweg zu der Gruppe halte. Selbst Rownan war etwas überrascht. Er konnte sich nur zu gut  vorstellen, wie jener sich gerade fühlen musste. So fühlte er sich unterbewusst jeden Tag, ob er wollte oder nicht. Er tat gut daran mit dem ersten Projektil einen so effektiven Bluff erzeugt zu haben. Die Artisten wussten, dass sie gerade seiner Gnade ausgeliefert waren, hätte schon der Erste einen von ihnen für immer ins Jenseits befördern können. Mit dem Zweiten bereits im Anschlag konnte er diese Drohung in Sekunden wahr werden lassen. Waren es wirklich nur Artisten würde spätestens jetzt ihre Hauptzielperson in Tränen ausbrechen und um sein Leben betteln. Vielleicht auch panisch werden. Irgendeine Art menschlicher Reaktion.

Leider sollte der Hybrid mit seiner Vermutung richtig liegen. Die Gruppe erstarte, doch das subtile Nicken der Person, die sein Partner zuvor anvisiert hatte, war bereits Zeichen genug dafür, dass diese Leute auf einen solchen Fall vorbereitet waren . Schlagartig stieg um die Gruppe Rauch auf, und alle fünf tauchten in diesem ab. Rauchbomben knurrte Rownan auf. Damit hätten sie nicht rechnen können. Oder doch? Immerhin sollten sie Leute etwas Show machen. Ob das dazugehört hätte? Für die Passanten war dieser Knall jedoch Anreiz genug panisch in alle Richtungen zu flüchten. Dies wiederum bot einem der Artisten wohl genug Raum Wurfsterne auf den Bogenschützen zu werfen. Seinem Blick nach, nur den Bruchteil einer Sekunde Zeit, hielt er diese für mehr als nur Attrappen. Ohne zu wissen wo die anderen vier waren geschweige denn, was diese konnten, musste der Wolf handeln ohne seine Position zu verraten. Solange die Leute durcheinander liefen, würde ihre Feinde wenigstens nicht problemlos die Strecke überbrücken können. Mana in seiner Linken Hand sammeln, erfasste der Hüne die Projektile mit „Attraction“ und veränderte dadurch ihren Pfad soweit, dass sie gefahrlos in einen Balken einschlagen würden. Er wurde zusehends besser mit seiner Magie. Hoffentlich ließ sich Lian nicht aus der Fassung bringen.


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Zuletzt von Rownan am Di 11 Mai 2021 - 9:36 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Crocus Plains
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Lian atmete tief durch, fokussierte sich voll und ganz auf das Grüppchen Artisten und hielt den Bogen auf Spannung. Die hellgrünen Augen des jungen Mannes sahen erbarmungslos hinüber und schließlich wechselte er einen direkten Blickkontakt mit dem Artisten, dem er vor wenigen Sekunden beinahe einen Pfeil durch den Kopf gejagt hätte. Ob er eine Illusion heraufbeschwören wollte, um Lian am zweiten Schuss zu hindern? Versuch es nur, du wirst scheitern dachte sich der Falls, der es fast schon hoffte, dass dieser Typ auf einen solchen Trick zurückgreifen würde. Denn das würde bestätigen, dass sie es mit einem Magier zu tun hatten und den Verdacht erhärten, dass er Rownan tatsächlich manipuliert hatte. Und das wiederum würde bedeuten, dass dieser Kerl willentlich in Kauf genommen hatte, dass Lian von seinem Kollegen zerfleischt wurde. Der Illusionsmagier unterdrückte ein Schaudern bei diesem Gedanken – es war möglich, dass wirklich jemand nach seinem Leben getrachtet hatte. Der 19-Jährige war nicht behütet aufgewachsen, aber er hatte sich in seinem bisherigen Leben dennoch noch nicht damit auseinandersetzen müssen, dass man ihn hatte umbringen wollen. Das war eine völlig neue Seite des Lebens und Lian wurde schmerzlich bewusst, dass es heute vielleicht das Erste, vermutlich aber nicht das Letzte mal gewesen war. Vorausgesetzt natürlich, er überlebte die heutige Konfrontation. Der Falls runzelte die Stirn, als sich in den ersten Sekunden keine Regung bei den Artisten zeigte. Dann gab es ein kurzes, unscheinbares Nicken… bevor der Platz in Rauch gehüllt wurde.

Rauchbomben? Lian riss die Augen auf, überrascht und auch beeindruckt von der Raffinesse der Gegner. Natürlich, so konnte man ihm die Sicht auf sein Ziel nehmen und kein Bogenschütze war so dämlich, auf gut Glück Pfeile ins Nirgendwo zu schießen. Schreie drangen an sein Ohr und mit einem Seitenblick erkannte Lian das Chaos, das sie ausgelöst hatten. Die Menschen liefen wild durcheinander, stoben auseinander und schrien, irgendwo weinte ein Kind. Fuck, das hier wurde tatsächlich ernst. Wer auch immer diese Artisten waren, welche Ziele sie auch verfolgten, sie hatten wirklich Dreck am Stecken. Und Rownan und Lian waren ihnen auf die Schlichte gekommen? Eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnehmend, sah der Braunhaarige wieder nach vorne und erstarrte, als er einige rotierende Klingen auf sich zufliegen sah. Das waren zu viele, die konnte er nicht mit seinem Pfeil abwehren. Noch ehe der Lockenkopf irgendwelche Gedanken hinsichtlich Abwehr oder Ausweichen vollendet hatte, wechselten die Wurfsterne ihren Kurs und schlugen in den Dachbalken über seinem Kopf ein. Lian kannte Rownans Magie nicht und hatte derzeit auch keinen Blickkontakt zu ihm, weshalb er nur mutmaßen konnte, dass der Wolf ihm aus dem Hintergrund herausgeholfen hatte. Entweder das oder diese Artisten sollten dringend eine Portion Zielwasser trinken… Lian schmunzelte bei dem Gedanken. Scheiße, reiß dich zusammen ermahnte sich der Illusionsmagier keine Sekunde später selbst und nahm eine vage Bewegung im Rauch wahr. Lian dachte nicht nach, was auch gut war, denn ansonsten hätte er gezögert. Er zielte auf die Bewegung, ließ die Sehne seines Bogens los und sein schwarzer Pfeil schoss los, fräste sich in den dunklen Qualm… und ein heller Schmerzensschrei schnitt durch das allgemeine Chaos am Bahnhof. Ein Schmerzensschrei – hatte er jemanden getroffen? Hatte er ihn verletzt? Getötet? Lian hatte keine Ahnung und erschrak darüber, was er im Überlebenskampf getan hatte, denn er war zwar ein geübter Bogenschütze, hatte diese Waffe in der Vergangenheit aber nie gegen Menschen eingesetzt. Hatte nie einen Pfeil geschossen um einen Menschen zu verletzen… zu töten… Er wusste nicht, was gerade inmitten des Rauchs geschah und wollte es auch gar nicht wissen. Aber der Treffer schien die Artisten unruhig werden zu lassen, denn plötzlich brachen zwei von ihnen aus dem Rauch und liefen auf Lian zu, jeweils in der rechten und linken Hand zwei scharfe Dolche tragend. Der Braunhaarige schluckte, ließ einen erneuten Pfeil erscheinen und zielte. Wieder schoss sein Pfeil los und traf tatsächlich einen der Angreifer in der Schulter, der wütend aufschrie, über die eigenen Füße stolperte und längs auf den Boden aufschlug. Aber die Zeit reichte nicht, um auch den zweiten Angreifer abzuwehren, nicht einmal, um einen neuen Pfeil im Bogen erscheinen zu lassen… der Artist überbrückte die letzten Meter zum wehrlosen Bogenschützen, hob seine scharfen Dolche an und ließ diese auf Lian hinabsausen.

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BeitragThema: Re: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptyMo 10 Mai 2021 - 11:18

Zufrieden dennoch angespannt, beobachtete er, wie die manipulierten Wurfgeschosse knapp über den Lockenkopf in einen Dachbalken einschlugen. Für die kürze der Zeit durchaus eine Leistung, auf die er Stolz sein dürfte. Das Gefühl der leere, wenn er Magie wirkte, machte sich nun in seinem Inneren breit. Zwei oder dreimal könnte er einen solchen Trick noch abziehen, dann müsste er sich wieder vollständig auf seine Fertigkeiten im Waffenkampf verlassen. Sofern er nicht einfach durch ähnliche Angriffe aufgespießt wird, bevor er überhaupt an seinen Feind herankommen konnte. Manchmal ein komisches Gefühl dass er so wenig Magie wirkte jedoch trotzdem als ein Magier tätig war. Ein Gedanke für eine andere Stunde. Den Gegenangriff abgewehrt überlegte Rownan nun den Schutz seines Versteckes zu verlassen. Allerdings wussten die Artisten noch nicht, an welchen Ort er sich befand geschweige denn ob er überhaupt da war. Diesen Vorteil wollte er noch nicht aufgeben.

Der Platz begann sich zu leeren und noch waren sie sowohl in der Unterzahl als auch Unwissend darüber, wo sich ihrer Gegner aufhielten. Lian war nun derjenige der ihre Nachteile ausgleichen sollte. Die Tatsache realisierend, dass die Geschosse ihn verfehlt hatten, hielt dieser nur einen Moment inne, ehe er etwas anvisierte, das der Wolf nicht sehen konnte, und löste einen der magischen Pfeile. Das Projektil bewegte sich geschwind in die Rauchschwaden hinein. Ein tollkühner Schachzug, konnte es sich doch eventuell um einen unschuldigen Unbeteiligten handeln, auch wenn der Wolf die Leute für klug genug hielt sich nicht im Rauch weiter aufzuhalten. Ein lauter Schrei bestätigte daraufhin, dass jemand getroffen wurde. Treffer! Unbewusst ballte Rownan eine Faust und lächelte bevor er sich wieder auf das Geschehen konzentrierte. Die Freude für seinen Kameraden kam aus dem Affekt heraus aber er war auch froh darüber, dass dieser seine Fertigkeiten einzusetzen wusste. Vier waren noch übrig, die Chancen verbesserten sich. Man musste auch mal positiv denken. Selbst in einem solchen Moment. Die Gedanken seines Partners blieben im verborgen, hätten den Hybriden aber sicherlich überrascht. Mit einer Vergangenheit wie er sie seiner Meinung nach gehabt hatte, wäre ihm Gewalt sicher nicht fremd. Wie der Fechter aus eigener Erfahrung allerdings wusste, war ein Sportkampf etwas anderes als ein echter und auch wenn man als Kind Unsinn getrieben hatte, kam man meist glimpflich davon. Diese Leute schienen kein Bedürfnis zu besitzen, gefangen genommen zu werden und verteidigten ihre Freiheit mit ihrem Leben. Und wenn die Magier dafür beseitigt werden mussten, war dem wohl so.

Die Vermutung, dass der Pfeil einen der ihren getroffen hatte, entsprach anscheinend der Realität, denn ihre erste, richtige Gegenoffensive folgte als Antwort. Zwei der verbliebenen vier schossen aus ihrem Versteck heraus in Richtung des Bogenschützen. Eine gute Strategie, sofern der Schütze nicht schnell genug in der Lage war nachzuladen. Trotzdem oder gerade deswegen wurde Rownan unruhig. Es lag schon eine kleine Strecke zwischen ihnen beiden und er würde schnell sein müssen, falls einer der beiden zu nah herankommen würde. Mit den Dolchen in ihren Händen war sicher nicht zu spaßen. Und den Vorteil der blockierenden Zuschauern war so gut wie aufgebraucht. Alle Muskeln angespannt zückte er deshalb seinen Degen. Der Grauhaarige musste jeden Zentimeter im Fall des Falles nutzen. Der erste der beiden schrie auf, als das Projektil den Körper traf und dadurch zum Stürzen brachte, was wiederum das Unterfangen scheitern ließ. Sein Kollege war jedoch schnell, schneller als beide Magier gedacht hatten und so drohte die Strecke zu überbrücken. Lians Worte halten in Rownans Kopf nach, während sich sein Körper in Bewegung setzte. Er war kein Kämpfer und er würde Schutz brauchen. Die Absicht des Dolchkämpfer war es anscheinend, die Klinge selbst in das Fleisch des Schützen zu bohren, statt eine oder beide seiner Waffen zu werfen. Das hingegen war die Idee des Wolfes, als er seine Waffe umgriff und den Degen wie einen Speer schleuderte. Der Hybrid war seinerseits kein Fernkämpfer aber die Strecke war kurz genug um die Flugbahn nicht sonderlich zu beeinflussen. Zumindest hoffte er das, als er seiner Waffe nachsah und weiter zu seinem Partner eilte. Sich in, dann durch, die rechte Hand bohrend, schrie auch der zweite Angreifer auf, ehe Rownan ihn regelrecht wegrammte und so über Lian zu stehen kam. Das war knapper als gewollt. Etwas aus der Anspannung heraus knurrte er nun seinen Partner an: „Such den Fünften, ich kümmere mich um die hier und gehe in den Rauch. Mit etwas Glück...“ begann er seinen Satz als er einen stechender Schmerz in seiner Schulter spürte und er aufjaulte. Der Gerammte hatte sich aufgerappelt und dadurch dass ihm der Wolf den Rücken zugedreht hatte, war er auf eben jenen los gegangen. Der Dolch seiner guten Hand steckte nun in der rechten Schulter des Hybriden, woraufhin dieser herumfuhr und mit einem kräftigen Wisch seine Krallen im Gesicht des Mannes verewigte, der daraufhin geschockt nach hinten kippte. Schmerzerfüllt knickte Rownan nun selbst mit dem rechten Bein ein, während der linke Arm seine Schulter stütze.


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BeitragThema: Re: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptyDi 11 Mai 2021 - 15:27

Lians Augen weiteten sich, als er die scharfe Klinge des Dolchs auf sich hinabsausen sah. Der Typ war zu schnell, er konnte nicht ausweichen. Langsam öffnete sich der Mund des Falls, aus Affekt heraus wollte er den Arm nach oben reißen, um Gesicht und Hals zu schützen. Für den Illusionsmagier fühlte es sich an wie in Zeitlupe, er konnte jede einzelne Bewegung genaustens erkennen, spürte, wie ihm die Luft wegblieb… bevor ein lauter Schmerzensschrei diesen besonderen Moment abrupt beendete. Erst mit Verzögerung erkannte Lian den Degen, der sich gerade durch die Hand des Angreifers gebohrt hatte, keine Sekunde später stürmte Rownan bereits heran und rempelte den verwundeten Artisten kräftig zur Seite. Der 19-Jährige blinzelte überrascht – er hatte gewusst, dass der Satyrs irgendwo im Hintergrund lauerte, dass er ihm zur Hilfe kommen konnte. Aber ganz ehrlich? Im Augenblick des Angriffs war diese Erinnerung wie weggefegt gewesen. Umso erleichterte war der Falls daher, als er den großen und deutlich breiteren Körper von Rownan erkannte, der sich fast schon schützend vor ihm aufbaute. Der Braunhaarige war sogar kurz davor gewesen, zu lächeln, doch als er das Knurren des Hybriden hörte, wurde ihm wieder bewusst, dass sie sich noch mitten in der Konfrontation befanden. Bisher gab es noch gar keinen Grund zu lächeln. Der Griff um den Bogen festigte sich und Lian setzte bereits zu einem entschlossenen Nicken an, als das schmerzerfüllte Jaulen von Rownan ihn erneut aufschrecken ließ. Der Hybride wandte sich um, riss dem Angreifer die Klauen quer durch das Gesicht, bis dieser ebenso zu Boden ging wie der Kollege, der vom Pfeil getroffen worden war.

Leider ging dann auch Rownan in die Knie.

„Rownan!“ Lian löste sich endlich aus seiner Starre, hob vorsichtig die rechte Hand an. Ehe er den Wolf tatsächlich berührte, zog er wieder zurück und ging stattdessen an dem Kollegen vorbei, um einen Blick in aller Eile auf die verwundete Stelle zu werfen. „Steckt tief drin“, analysierte er, ohne den Dolch zu berühren. Der Falls hatte vielleicht nie selbst einen Menschen mit einer Waffe verletzt – bis heute – aber solche Wunden kannte er aus seiner Vergangenheit trotzdem zu genüge, daher traf ihn der Anblick nicht unvorbereitet. Außer vielleicht, dass der Dolch des Artisten deutlich hübscher und filigraner aussah als andere Waffen, die er in seiner Kindheit und Jugend in irgendwelchen Körperteilen hatte stecken sehen. Er stellte sich wieder vor Rownan, suchte den Blickkontakt mit dem Kollegen. Wie erwartet wirkte der Wolf ziemlich gefasst – wenn er Schmerzen hatte, konnte er sie gut beiseiteschieben. „Aber es blutet nicht besonders stark. Solange wir den Dolch stecken lassen, sollte es nicht schlimmer werden.“ Als wäre ich ein Arzt ergänzte er gedanklich an seine Aussage und wurde sich dadurch bewusst, wie dämlich sich das anhören musste. Er wollte noch etwas sagen, da zog etwas anderes die Aufmerksamkeit des Braunhaarigen auf sich. Die letzten beiden Artisten! Sie… sie flohen?! Tatsächlich schälten sich zwei glitzernde Körper aus den letzten Rauchschwaden, jedoch griffen sie Rownan und Lian nicht an, sondern liefen in entgegengesetzte Richtung davon. Drei von ihnen waren bereits ausgeschaltet worden, weshalb sie die letzte Möglichkeit für die verbleibenden Zwei in der Flucht bestand? Scheiße, sie mussten sich beeilen, wenn sie nicht entkommen sollten. So viel zum Plan des Hybriden, was? „Rownan, sie hauen ab!“, lenkte er die Aufmerksamkeit des Kollegen auf das Geschehen und setzte bereits zum Lauf an. Hoffentlich war der Satrys wirklich so abgehärtet oder zumindest vom Adrenalin betäubt, dass er die Schmerzen in seiner Schulter noch einen Moment vergessen konnte. Lian konnte ihm nur noch zurufen und darauf vertrauen, dass sie es zusammen irgendwie noch hinbekamen. „Nimm den Typen links, ich folge dem nach rechts!“, rief er Rownan noch zu und setzte dann zum Sprint an. Aber was genau wollte Lian eigentlich machen, wenn er den Artisten eingeholt hatte? Tja, darüber musste er sich Gedanken machen, wenn es soweit war.

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BeitragThema: Re: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptyDo 13 Mai 2021 - 23:41

Der Schmerz durchfluchtete seinen Körper, während er sich seine Schulter hielt. Normalerweise wäre es jetzt an der Zeit gewesen für seine animalischen Instinkte von neuen, um die Kontrolle zu ringen. Aber anscheinend war der Wisch, den er seinem Kontrahenten verpasst, ausreichend genug, um diese zu befriedigen. Möglicherweise lag es auch an den Konfrontationen des Tages, dass er schlichtweg Schmerzen verspürte ohne eine tiefere Regung zu provozieren. Gerade weil Lian sich vor ihm befand, löste dies etwas in der Art von Ruhe oder Sicherheit in ihm aus. Der Klang seines eigenen Namens riss ihn aus seinen ablenkenden Gedanken. Auch wenn er es sich vielleicht in der Hitze des Gefechtes eine fürsorgliche Geste gewünscht hatte, war es durchaus keine unkluge Entscheidung, den Hybriden nicht zu berühren, vor allem nach allem was passiert war und gerade nachdem er wenige Sekunden zuvor jemanden das Gesicht auf alle Zeit verunstaltet hatte. Gleichzeitig schwangen so viel Schichten in der Stimme des Crimson Sphynx Magiers mit, die einem Ausstehenden durchaus verborgen bleiben konnte und für diese Tiefe der Verbindung konnte man dankbar sein. Die praktische Fürsorglichkeit äußerte sich stattdessen in einem prüfenden Blick des Bogenschützen, welcher sich die Schulter des Wolfes genauer ansah. Ohne genau sehen zu können, wie oder wo der Dolch sich verewigt hatte, wusste Rownan, dass es keine Wunde war, die man einfach abschütteln konnte. Der Faktor Zeit spielte nun für beide Seiten eine immer kritischere Rolle. Die Analyse seines Partner ließen ihn kurz auflachen, was er sofort bereute, als eine weitere Welle Schmerz über ihn hereinbrach. Kein Lachen mehr heute. Aber was hatte er auch erwartet? Natürlich war er etwas Widerstandsfähiger geworden, sowohl durch seine biologischen Aspekte als auch durch sein Training. Es wäre jedoch naive zu denken, dass man durch etwas Training plötzlich eine komplette Klinge von sich abhalten konnte. Zumindest war dies der Wissensstand des Hybriden. Die Feststellung allerdings, dass die Wunde nicht wirklich blutet, beruhigte den Magier. Solange er es nicht wirklich übertreiben würde, könnte er relativ bequem abwarten, bis ein Arzt sich seiner annahm. Das Problem daran war, dass es immer noch zwei Halunken gab, die sich auf freiem Fuß befanden. Wenn sie nicht die komplette Gruppe erwischten, würden ihnen die drei vermutlich nur bedingt etwas nützen, besonders dann, wenn der Kopf der Bande nicht unter den jetzigen Verbrechern war. Dass dieser Gedanken auf Lians vermeintlichen Sachverstand beruhte, verdrängte der Hüne zu diesem Zeitpunkt. Nicht, weil er sich besser fühlen wollte, sondern weil er tatsächlich glaubte, dass dieser genug Ahnung haben würde, um eine solche Aussage zu treffen. Doch für mehr Austausch war es nicht der richtige Moment, wie Rownan in den Augen seines Gegenübers ablesen konnte. Noch bevor dieser die Worte aussprach, konnte er sich denken, was gerade hinter ihm passierte. Wenn man einen Kampf fünf zu zwei begann und nun nur noch zwei Leute übrig waren, ohne dass die Zahlen des Feindes gesunken waren, war die Flucht die rationale Entscheidung. Irrational dagegen war das, was der Grauhaarige keine Minute zuvor selbst vorgeschlagen hatte. Sie würden sich aufteilen und die beiden Verbliebenen niederringen. Der Plan setzte jedoch voraus, dass beide in einer Verfassung waren, so einen Fluchtversuch effektiv zu unterbinden. Das galt aktuell noch für Lian, nicht aber für Rownan. Genau wie in dem Moment, als sich jener an ihn geklammert hatte in der Hoffnung, dass der Wutausbruch ein Ende nahm, so hoffte jener nun, dass der Wolf auch in der Lage war eine solche Wunde wegzustecken und immer noch aktionsfähig war. Wer wäre er denn, wenn er nicht nur die Hoffnung seines Kollegen enttäuschen würde, sondern auch, nach allem was passiert war, im essenziellen Moment nicht seine Aufgabe erfüllen konnte? Das war wider seinem Auftreten, seiner inneren Natur. Der zivilisierteren Natur jedenfalls. Trotzdem oder gerade deshalb hielten sie an ihrem Plan fest. Würde sein Artist der Illusionist sein, wüsste der Schütze diesmal jedenfalls, wo seine Schwachstelle war und könnte ihn effektiver ausschalten. Wenn es sich nur um einen weiteren Handlanger handelte, konnte dieser sich auf etwas gefasst machen. Rownan war sauer, verletzt und erschöpft. Dafür musste jemand geradestehen.

Statt ihm zu Antworten signalisierte er dem Sprintenden per Handzeichen, dass er die Anweisung verstanden hatte. Mit einem schmerzerfüllten Gesicht richtete sich der Hybrid auf und sammelte seinen Degen ein. Schnelligkeit war in diesem Moment nicht seine Stärke, doch mit jeder weiteren Augenblick der verstrich, bemerkte er, wie seine Nase sich zusehends erholte. Er musste hoffen, dass seine Zielperson eher das Versteck als die Konfrontation oder die Flucht nach außen vorzog. Mühsam versuchte er dennoch Geschwindigkeit aufzunehmen. Noch war die Person, die in die linke Richtung geflohen war, nicht aus seinem Blickfeld verschwunden. Jeder Schritt inklusive Erschütterung ließ scharf Luft einsaugen. Das größere Problem war jedoch wirklich die Tatsache, dass er in einer direkten Auseinandersetzung wohlmöglich den kürzen ziehen konnte. Sein Schwertarm war außer Gefecht gesetzt und obwohl er natürlich auch mit der linken Seite fechten konnte, hatte jeder Kämpfer oder Sportler eine gute und eine schlechtere Seite. Das galt auch für ihn. Der Verfolgte wendete sich um, nur um die Panik, die sich in dessen Gesicht widerspiegelte, noch zu verstärken. Vielleicht war diese Person das schwächste Glied der Truppe und hatte andere Aufgaben innerhalb des kleinen Netzwerkes inne. Die Panik sorgte vermutlich auch dafür, dass er schlampig wurde. Dies zeigte konkret, als dieser statt weiter in Richtung des Ausgangs in eine Herrentoilette abbog. Die Idee durch ein Fenster zu fliehen war keineswegs unterkomplex. Das Problem war eher, dass diese Person sich wohl nicht der architektonisch Aufbau des Bahnhofs bewusst war. Viel mehr als kleine Lüftungsfenster war in diesen Aborten meist nicht anzutreffen. So hatte sich seine Beute in eine Sackgasse bewegt. Kein Wunder also, dass, als Rownan das WC betrat, am andere Ende der Waschenbeckenreihe den Artisten antraf, in dessen Hand einen stumpfen Kampfstab, der durch zitternde Hände fixiert wurde. Kaum war die Tür hinter dem Wolf zugefallen, schrie der Flüchtige ihn auch an, statt verständlicher Worte klang es nach einer Mischung aus Frust und Angst. Ebenso frustriert ließ der Magier seine Waffe sinken. Das hier war ein Gegner der seiner nicht würdig war. Das war nicht einmal ein Gegner. Würde die Diplomatie doch noch einen Sieg am heutigen Tag erringen können? Ein Versuch war es definitiv wert. „Eure Kameraden sind geschlagen, eurer Anführer wird, während wir sprechen, von meinen Kollegen außer Gefecht gesetzt. Warum bringt ihr euch selbst in Gefahr? Lasst den Stab fallen und wir übergeben euch den Behörden. Gewaltfrei“. Die Zahnräder im Kopf des Mannes begannen sich in Höchstgeschwindigkeit zu drehen. Eine Kooperation war oft ein guter Grund, um ein Urteil zu verkürzen. Im besten Fall könnte er als Kronzeuge fungieren. Diese oder weitere Gedanken vermutete der Grauhaarige in den Seelenspiegeln seines Gegenübers ablesen zu können, die wiederholt zwischen Degen, Magier und Ausgang sprangen. Die Waffe immer noch gesenkt streckte der Hybrid seine Hand vorsichtig dem Stab entgegen. Im besten Fall brauchte der Artist nur einen Wink in die richtige Richtung. Die Entwaffnung erschien dem Hünen daher am logischsten. Dabei hatte er eventuell etwas zu vorschnell gehandelt, denn der wackelige Stab verpasste ihm eine satte Backpfeife, die nur knapp seine empfindliche Nasenspitze verfehlte. Zum Glück des anderen. Ein Knurren entsprang seiner Kehle als er seinen Kopf langsam wieder zur Zielperson wendete. Ein stumpfes Klopfen, ausgelöst durch den zu Boden gefallenen Stab, gepaart mit den verschiedensten Entschuldigungen, die die Kehle des Mannes verließen, erfüllten den Raum. Mit einer Mischung aus Verwirrung, Entsetzen und Abscheu beobachtete der Wolf daraufhin etwas im Bereich unterhalb der Gürtellinie des Banditen. Frustriert ebbte das Animalische seinerseits ab. Sein Gegner war geschlagen, ohne dass weiteres Blut vergossen werden musste. Eine ehrbare Bilanz. In einem kurzen Satz überbrückte Rownan die Lücke zwischen seinem Widersacher und ihm, um diesem mit einem gezielten Schlag außer Gefecht zu setzen und daraufhin wieder in die Haupthalle zu zerren. Jetzt galt es Lian schnellstmöglich zu finden. Hoffentlich hat sich sein Gegner im Zug genug verausgabt, um dem Falls eine Chance zu geben. Möglicherweise hatte er aber genau deshalb den Wolf anvisiert, weil er gegen den Illusionsmagier keine Chance hatte. Ein durchaus angenehmerer Überlegung. Vorsichtig rieb sich der Satyrs seine rechte Seite, um zumindest den Funken von Entspannung zu verspüren. So langsam würde er doch gerne einen Arzt aufsuchen.


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BeitragThema: Re: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptySa 15 Mai 2021 - 0:19

Lian hatte das Handzeichen von Rownan nur noch am Rande mitbekommen, aber es reichte ihm aus, um zu verstehen, dass der Kollege dem Plan zugestimmt hatte. Hoffentlich konnte der Wolf mit seiner Wunde tatsächlich die Verfolgung aufnehmen, ohne dass es weitere Komplikationen gab. Würde die Wunde vielleicht weiter aufreißen? Entsprechend mehr bluten? Lian war kein Arzt und hatte seine Diagnose auch nur aufgrund fragwürdiger Erfahrungen aus seiner Vergangenheit gestellt. Er hatte in Wirklichkeit keine Ahnung, ob es so einfach war, wie er vermutete und man den Dolch vorübergehend im Körper stecken lassen konnte. Nicht, dass er jetzt noch etwas ändern konnte… für Zweifel war es eindeutig zu spät. Der Falls beendete den Gedanken an Rownan, um sich auf seine eigene Aufgabe zu konzentrieren. Er huschte vorbei an aufgeschreckten Passanten, bog um eine Ecke und erkannte noch die Schemen des fliehenden Artisten in einigen Metern Entfernung. Er war es! Kein Zweifel! Es war genau der Artist, der – scheinbar – Rownan in der Kabine manipuliert hatte. Der, den er mit seinem Pfeilschuss um einige Haare erleichtert hatte. War dieser Typ der Kopf der Bande? Lian war sich nicht sicher, hatte aber auch keine Zeit, um wirklich darüber nachzudenken. Zum Glück hatte nicht Rownan die Verfolgung von dem Typen aufgenommen – nachher hätte der Hybride sich in seiner Wut nicht zurückhalten können. Außerdem fühlte sich Lian deutlich besser gewappnet gegen jede Art von Illusion – vorausgesetzt natürlich, der Typ setzte wirklich Illusionen ein. Egal. Lauf hinterher! Lian brachte sich gedanklich zur Vernunft und sprintete los, bis er an einer Treppe zum Stehen kam, die in eine untere Ebene des Bahnhofs führte. Das war eine gute Position, um mit seinem Bogen einen gezielten Schuss abzugeben! Er hob den Bogen, spannte die Sehne und sah nach unten, um den Artisten zu fokussieren… hielt jedoch keine Sekunde später wieder in seiner Bewegung inne. Verdammt – da unten waren viel zu viele Personen unterwegs! Lauter Passanten, die scheinbar nicht ahnten, was am anderen Ende des Bahnhofs vorgefallen war. Lian sah Frauen, Männer, Kinder… wie unzählige Ameisen wuselten sie durcheinander, blieben stehen, änderten die Richtung auf der Suche nach dem richtigen Gleis. Und der Artist in seinem glitzernden Outfit war bereits am Ende der Treppe angekommen und stürmte in genau diese wuselnden Menschen hinein. Nein, er konnte keinen Pfeil abschießen, ohne Gefahr zu laufen, einen Unschuldigen zu treffen. Und der Falls würde den Artisten auch nicht mehr einholen können. Eine Magie, um dem Gegner den Weg abzuschneiden, besaß der Falls auch nicht. Und ein weiteres Mal an diesem Tage dachte er: Lian. Benutz deinen Kopf!

Er hatte einen Einfall, der dieses Mal zum Glück nicht nur darauf beruhte, eine Kopfnuss zu verteilen. Der Illusionsmagier würde diese Menschen manipulieren, allesamt. Und das ganz ohne Magie – auf eine altmodische Art und Weise, mit der er selbst schon unzählige Male in der Vergangenheit in Berührung gekommen war. Lian ließ den schwarzen Bogen einfach verschwinden, zurück in die Gestalt des ledernen Armbandes. Er hob die Hand, holte tief Luft. Niemals, wirklich niemals hätte Lian für möglich gehalten, die Worte auszusprechen, die er gleich lautstark über den Bahnhof brüllen würde. Das Vorhaben war so dreckig, dass er sich nach der Aktion in jedem Fall den Mund auswaschen musste: „Haltet den Dieb!“ Viele Menschen hielten in ihrer Bewegung inne, sahen verwundert zum Ursprung der Stimme… und starrten schlussendlich auf den Falls am oberen Ende der Treppe. Dann ertönte seine Stimme nochmal, möglichst gehetzt, um Mitleid zu erwecken. „Der Typ in dem Glitzeroutfit! Er hat mir meine Kette gestohlen! Hilfe!“ Ich hör mich an wie irgendeine bestohlene Prinzessin Lian hätte am liebsten über sich selbst gelacht, aber das hätte seiner Glaubwürdigkeit geschadet. Gerade musste er ein Opfer sein, das darauf hoffte, durch die Gemeinschaft geschützt zu werden. Und dass der Artist ein ziemlich auffälliges Outfit trug, machte es natürlich umso leichter, ihn zum Zielobjekt der Gemeinschaft werden zu lassen. Schließlich kam Bewegung in die Menschen – Lian selbst hatte schon lange den Blick auf den Artisten verloren. Und doch ertönten hier und dort Schreie, Rufe, Gekreische. Langsam trat der Illusionsmagier die Treppenstufen herab und ahnte, was geschah… und dass sein Plan tatsächlich aufging. Es ging nicht nur darum, dass er die Gemeinschaft einsetzen wollte, um diesen Artisten zu erwischen. Lian kannte auch die größte Schwachstelle eines Illusionsmagiers: Viele Zeugen. Illusionen wurden nur selten auf mehrere Personen angewandt. Und selbst wenn dieser Artist eine Person manipulierte, gab es gleichzeitig sofort eine andere Person, die nicht manipuliert worden war. Wenn er nicht einen unendlichen Manavorrat besaß, konnte er das gegen diese Überzahl von Gegnern nicht lange durchhalten, ganz gleich, ob es Magier oder normale Menschen waren. Lian sprach da tatsächlich aus Erfahrung.

Am Ende kam es, wie der Falls kalkuliert hatte: Gleich drei Männer, die allesamt mindestens doppelt so groß und breit wie der Crimson Sphynx Magier waren, kamen durch die Menschen auf ihn zugeschritten. Vor sich her führten sie den Artisten im Glitzeroutfit, der nicht nur ziemlich außer Atem wirkte, sondern auch beschämt zu Boden blickte. Er hatte offensichtlich versucht, zu fliehen. Aber gegen die Überzahl an Verfolgern – gute Menschen, die sich für die Gerechtigkeit einsetzten und einen Dieb an der Flucht hatten hindern wollen – hatte er einfach keine Chance gehabt. Lian hatte fast ein wenig Mitleid mit dem Artisten. Fast. “Junge, der Typ ist Magier!“, posaunte einer der Männer, gab dem Artisten einen Schubs in den Rücken, sodass er vor Lian auf die Knie fiel. Er wehrte sich nicht mehr – wahrscheinlich hatte er gar kein Mana mehr übrig für eine Gegenwehr. Der 19-Jährige sah nur kurz auf den wehrlosen Gegner herab, bevor er erleichtert zu den Männern aufsah und schmal lächelte. „Und trotzdem habt ihr ihn geschnappt!“, ließ er fast schon eine Spur zu bewundernd verlauten, aber das schien den kräftigen Männern nicht aufzufallen. Ein Glück, dass Lian wirklich keinerlei Probleme damit hatte, sich selbst als harmloses Opfer darzustellen. Grundsätzlich fühlte er sich im Alltag ja ohnehin meist eher als Opfer und nicht als Täter, ganz gleich, was er so alles anstellte. Die Männer nickten zufrieden. “Der wird jedenfalls niemandem mehr was klauen. Brauchst du noch weitere Hilfe?“, fragten sie nach und musterten die schmächtige Gestalt, die Lian im Vergleich nun einmal war. Um einen nicht zu sicheren Eindruck zu erwecken, zögerte der 19-Jährige kurz, bevor er dann den Kopf schüttelte. „Nein, ich denke, den Rest bekomme ich auch so hin. Die Polizeiwache ist ja gleich um die Ecke.“ Er ging hinter den Artisten in die Hocke, umklammerte seine Handgelenke und lehnte sich zu seinem Ohr, sodass nur er Lians Wispern hören konnte: „Versuch es gar nicht erst mit irgendwelchen Illusionen und Spielereien. Ich denke, wir sind uns einig, wer von uns beiden gerade die Oberhand hat.“ Nur kurz haderte der Artist… aber er schien schlau genug, um zu verstehen, wenn er verloren hatte. Ein Nicken, dann erhoben sich beide Illusionisten, um den Rückweg anzutreten. Hoffentlich hatte Rownan den letzten Typen auch noch gefasst… und dann war Lian wirklich gespannt darauf, zu erfahren, was genau diese Artisten eigentlich vorgehabt hatten.

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BeitragThema: Re: Crocus Plains
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Der Vorteil der Hauptstadt war es, dass, wenn irgendjemand auf Ärger aus war, sehr schnell, sehr viele gut ausgebildete Kräfte vor Ort sein konnten, um dem Spuk ein Ende zu bereiten. Und da ihr Zug sich noch keinen Meter bewegt hatte, galt es so auch immer noch für das Umfeld der zwei Magier. Möglichweise, so glaubte Rownan jedenfalls, als er der neugierigen Menschenansammlung folgte, während er die ersten Einsatzkräfte, die ihn direkt anvisiert hatten, weitergeleitet hatte, hatte auch eine gewisse Person ihre Finger im Spiel. Seine Rede war natürlich von „the one and only“ Natalie Moreau. Spätestens als er das Wort „Sicherheitsproblem“ im Wagen in den Mund genommen hatte, wollte sie nichts mehr dem Zufall überlassen. Besonders dann, wenn ihre Spezialkräfte gerade der Grund dafür waren, dass sich ihre Abfahrt verzögert hatte und der halbe Zug wieder hergerichtet werden musste. So wie er sie bis jetzt kennenlernen durfte, schätzte sie es gar nicht, wenn etwas Unvorhersehbares passierte. Dank ihrer schnellen Handlung jedoch, waren die Sicherheitskräfte des Bahnhofes und noch einige Runenritter nicht weit hinter den Magier und noch während er sich in die Richtung schleppte, die das Crimson Sphynx Mitglied gewählt hatte, wurden bereits die drei Artisten von Beginn ihrer Auseinandersetzung eingesammelt. Kein schlechtes Tempo, das diese Leute an den Tag legten. Als der Grauhaarige am aktuellsten Ort der Aufregung angekommen war, schien der größte Spuck schon vorbei zu sein. Wie gerne er doch das Spektakel gesehen hätte, das sich hier abgespielt hatte! Aber noch wusste er ja noch gar nicht was passiert war. So war es dem Hybriden vielleicht doch noch gegönnt, den genialen und blitzschnellen Einfall des Falls zu ehren. Der Artist, der ihn vermeintlich manipuliert hatte, wurde an Rownan vorbeigeführt und als er diesen erblickte, nahm dessen Gesicht noch eine weitere Schicht weiß an. So ist es richtig dachte der Hybrid sich, als er ihm noch einen etwas mordlustigen Blick mitgab, ehe jener endgültig an ihm vorbeigetragen wurde. Mit dem Typen aus der Toilette durften damit alle Missetäter dingfest gemacht worden sein. Wenn die Crew ihrerseits den Schaden beseitigt hatte, blieb nicht mehr viel übrig, als sich zum wiederholten Male an diesem Tag umzuziehen und die Fahrt hoffentlich in Ruhe zu genießen. Ihre Auftraggeberin jedenfalls würde den beiden sicher nicht mehr dazwischenfunken, wenn ihre Arbeit nicht ganz hundertprozentig war. Jedoch kannte sich der Wolf in diesem Belangen etwas besser. Trotz der Verletzung würde er auch seine letzten Reserven verbrauchen, um diesen Auftrag sauber über die Bühne zu bringen. Mit allem was passiert war, würde es so oder so irgendwelche Auswirkungen geben. Der imaginäre Schmetterling für diese wären sicher die beiden Magier selbst. Durch gute Arbeit könnte man zumindest etwas Schadensbegrenzung betreiben.

Da es hier nichts mehr zu sehen gab, löste sich die Menge der Schaulustigen so schnell auf, wie sie gekommen war und gab endlich die Sicht auf die Person frei, um welche er sich tatsächlich etwas gesorgt hatte. Allein dieser Gedanke ließ ihn seine linke Hand durch sein Gesicht fahren. Er machte sich Sorgen um jemanden? Nach all der Zeit im Waisenhaus war es ausgerechnet dieser Ort an dem er eine Freundschaft schloss? Noch dazu eine so innige. Es war gewiss eine magische Welt in der sie sich bewegten. Bei Lian angekommen, wuselte er ihm durch dessen bereits immer zerzaust aussehendes Haar, darauf bedacht ihn mit seinen Krallen nicht versehentlich zu malträtieren, ehe er sich erneut erschöpft zu Boden ließ, während seine Rute leicht von rechts nach links schwang. Warum er das mit den Haaren tat, wusste er in diesem Moment selber nicht ganz. Wohlmöglich war ihm einfach danach, vielleicht wollte er auch irgendeine Form von Kontakt austauschen. Aber vielleicht wollte er ihm auch signalisieren, dass sie, aber vor allem der Falls, sich mehr als wacker geschlagen hatte. Die Wunde in seiner Schulter schmerzte noch immer, aber auf dem Boden war es aus irgendwelchen Gründen erträglicher. „Durch unser Tun werden diese Fünf nun ihre gerechte Strafe erhalten. Bleibt uns wohl nicht viel mehr übrig als wieder in den Zug zu steigen“ führte der Wolf seine Gedanken laut aus „so wie wir aussehen brauchen wir beide aber erstmal einen Heiler, bevor wir hier irgendwem Canapés servieren“. Mit dem letzten Satz schaute er zu seinem Kameraden auf und lächelte diesmal etwas verschmitzt. Die beiden wussten genau was sie angestellt hatten. An diesem Tag jedoch nahm es auch der Satyrs gelassen. Das schlimmste war geschafft.

Questende: Die Jungfernfahrt
Lian und Rownan


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BeitragThema: Re: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptySo 23 Mai 2021 - 21:25

Off: Bahn frei!
Teilnehmer: @Rownan & @Lian

„Wir haben soeben den Bahnhof von Crocus Town verlassen und begrüßen sie herzlich auf unserer Rundfahrt durch Zentral-Fiore. An dieser Stelle möchten wir uns erneut bei Ihnen für die Verzögerung bei der Abfahrt entschuldigen. Genießen Sie Ihren Aufenthalt und bei Fragen und Wünschen steht Ihnen unser Personal jederzeit zur Verfügung.“

Lian konnte der Bordansage nur halbherzig zuhören. Er vergriff sich in der Lehne seines Stuhls und zuckte heftig zusammen, als die junge Frau vor ihm ein großes Pflaster auf die Platzwunde an seiner Stirn drückte. „Stell dich nicht so an!“, ermahnte sie den Illusionsmagier, der mit seinen Nerven eindeutig am Ende war. Als hätte er an diesem Tag nicht schon genug mitgemacht, jetzt wurde er auch noch von dieser Frau misshandelt! Der 19-Jährige hatte erwartet, dass es in diesem Zug irgendeinen Heilmagier gab, der mit wundersam aufleuchtenden Händen die Wunde an seinem Kopf behandelte und dabei am besten noch Blumenduft verströmte. Die Realität sah allerdings anders aus: Die junge Frau vor ihm hatte die Wunde erbarmungslos zusammengedrückt und irgendwelche Streifen draufgeklebt, um die Wundränder zusammenzuhalten. Der Falls, der nun wirklich nicht besonders schmerzresistent war, hatte nur mit Mühe einen lauten Schmerzensschrei unterdrücken können. Seit dieser rabiaten Behandlung fürchtete er sich vor jeder Berührung dieser verdammten Frau, ganz gleich, wie ansprechend sie in ihrer weißen Arztkleidung auch aussehen mochte… „Meine Güte, das war es doch schon“, brummte die Frau, als könne sie die Gedanken des Illusionsmagiers lesen und winkte hastig ab. „Nichts zu danken“, ergänzte sie ungehalten, denn Lian machte nicht den Eindruck, als wüsste er zu schätzen, dass man ihm gerade geholfen hatte. Die hellgrünen Augen starrten der jungen Ärztin entgegen, die schließlich seufzte und mit einer Handbewegung andeutete, dass der 19-Jährige sich jetzt endlich vom Platz erheben konnte. Mit einem Kopfnicken machte sie auf die Reisetasche des Magiers und seine Uniform aufmerksam, die man Lian netterweise aus der Umkleide gebracht hatte. “Zieh dich lieber schnell um, ansonsten kommt Natalie gleich wieder vorbei und fragt, wo ihr bleibt. Und glaub mir, nach allem, was heute schon passiert ist, willst du Natalies Aufmerksamkeit nicht mehr gewinnen.“ Lian nickte, stand auf und folgte der Aufforderung, ohne lange darüber nachzudenken. Sie hatte Recht: Er hatte Natalie nur aus der Ferne gesehen, aber das hatte ihm gereicht, um zu merken, dass die Auftraggeberin ziemlich unter Strom stand. Ja, sie hatten die Artisten aufhalten und dingfest machen können, das änderte allerdings nichts daran, dass es einige Änderungen im ursprünglichen Plan gegeben hatte. Und die Magier – Lian und Rownan – waren nicht unschuldig an diesen Planänderungen gewesen. Natalie hatte darauf bestanden, dass sie trotzdem noch an der Zugfahrt teilnahmen (dafür waren sie ja immerhin bezahlt worden), aber das änderte nichts daran, dass sie nicht besonders gut auf den Satyrs und den Crimson Magier zu sprechen war. Der Falls warf sich noch in Anwesenheit der Ärztin das Oberteil der Uniform über und seufzte, während er mit flinken Fingern die Knöpfe schloss. Danach schritt er zum nahegelegenen Spiegel und erinnerte sich an all die Punkte, die Natalie zu Beginn der Quest an ihm bemängelt hatte. Er entfernte den silbernen Ohrring an seinem Ohr und ließ den Anhänger seiner Halskette unter das Oberteil gleiten, damit man es nicht zu sehen bekam. Das Lederarmband, das sich in seinen schwarzen Bogen verwandeln konnte, schob er unauffällig unter den langen Ärmel der Uniform. Man konnte immerhin nie wissen, was so passierte, nicht? Nachdem er den Ohrring in seiner Reisetasche sicher verstaut hatte, musterte er eine Dose voller Haargel, die wohl bereits von einigen anderen Bediensteten genutzt worden war. Okay, wenn’s sein muss dachte der 19-Jährige genervt, verteilte Gel in seinen Handflächen und strich sich seine wuscheligen Haare nach hinten. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie gebändigt waren und er von allen Seiten betrachtet akzeptabel aussah. Lian musterte sein eigenes Spiegelbild und hob skeptisch eine Augenbraue. Er selbst, ohne Schmuck, mit gegelten Haaren, in einer ordentlichen Uniform… rein objektiv betrachtet hätte man ihn durchaus als schick bezeichnen können. Aber Lian selbst sah in diesem Spiegelbild vieles, aber nicht sich selbst. Es gefiel ihm nicht. „Naja, ist ja nur für ein paar Stunden“, brummte er. Ob Rownans Behandlung auch beendet war? Er drehte sich um und sah sich nach dem Kollegen um.

@Rownan


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BeitragThema: Re: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptyMi 9 Jun 2021 - 21:40

Zufrieden nahm Rownan die Durchsage zur Kenntnis, während er zu Lian in das Abteil trat. Beinahe hätte er den jungen Mann nicht wiedererkannt in der feinen Aufmachung, die ihnen durch die Auftraggeberin gestellt worden war und die auch er in der Zwischenzeit, nach etwas Hilfe, angelegt hatte. Warum er etwas vor seinem Kollegen fertig war? Das hatte ganz pragmatische Gründe. Entweder hatten die Einsatzkräfte vor Ort, vermutlich auch durch zutun von Natalie, medizinisches Personal abgestellt oder jene hatte für die Fahrt dieses bereits in der Hinterhand gehabt. Wie dem auch war, wurden die beiden Magier nur kurz nach ihrem finalen Zusammenstoß oberflächlich begutachtet. Scheinbar war ein Dolch in der Schulter als gravierender gewertet wurden als vermeintliche Platz- und Schürfwunden. Nur so konnte er es sich erklären, als die magische Heilerin den Zugteil mit der provisorischen Umkleide betrat, Rownan im Schlepptau. Die junge, freundliche Frau schien sich ihrer Position aber auch seiner, sagen wir, genetischen Prädisposition bewusst zu sein, weshalb es nur einen kurzen Moment dauert, bis zwei Aushilfen ihn rechts und links flankierten zusammen mit der Aufforderung ihn zu fixieren. Es war dem Wolf jedoch eher unangenehmer, dass er so viele Umstände machte, wo er doch zum Schutz des Konvoys da war, als dass ihn die weitsichtigen Observation seiner Ärztin störte. Wenn gleich der Dolch gezogen werde, würde sein Körper unweigerlich darauf reagieren und, so wie sie es antizipierte, nach oben aufspringen. Um die Verletzung nicht schlimmer zu machen, musste es also geordnet zugehen. Kein Wunder also, dass er ohne Murren und Zicken das hölzerne Mundstück zwischen seine Zähne klemmte, als es ihm gereicht wurde. Ein bizarrer Anblick durchaus. Es dauerte keine drei Sekunden, bis der Hybrid den gleichen stechenden Schmerz spürte, nur das diesmal die Klinge aus seinem Körper herausgezogen wurde. Durch die Strapazen des Tages, besonders die Jagd durch den Zug, reichte die Kraft der beiden Männer jedoch aus, um ihm auf seinem Platz zu fixieren. Einzig das Bissholz, das jetzt die volle Wucht des Schmerzen und der kurzen Wut, die durch den Prozess aufkam, abfing, gab einen unangenehm, knackenden Laut von sich. Nur kurz danach spürte er etwas kühles, beruhigendes und dadurch angenehmes an der gleichen Stelle und sein Puls beruhigte sich. Den verwunderten und faszinierten Blicken der Männer nach zu urteilen, deren Gesichter er mit einer kleinen Bewegung des Kopfes sehen konnte, verrieten ihm, dass es sich wohl um die Heilmagie handelte, die hier ihre Aufgabe erledigte. Das Gefühl war dennoch merkwürdig und fühlte sich eher wie ein lebendig gewordener Nähprozess an. Nicht etwas, was er in näherer Zukunft noch einmal erleben wollte. Keine fünf Minuten später beendete die Magierin ihr tun und ließ die Männer von dannen ziehen, ehe sie vor dem Grauhaarigen zum Stehen kam und ihm das Holzstück aus dem Maul nahm. Auch wenn er sich anstrengte ihr ein freundliches Lächeln zu schenken, sprach ihr Gesicht Bände, als sie das triefende und gesplitterte Holz angewidert begutachtete und wenig später in einen Mülleimer warf. „Die Wunde ist notdürftig versorgt und sollte ihnen für die weitere Fahrt keine Probleme machen. Allerdings würde ich von hektischen Bewegungen und Bewegungen des rechten Arms oberhalb der Schulter absehen. Sobald sie fertig sind, sollten sie die Wunde in ein bis zwei Tagen nochmal begutachten lassen. Falls ihnen schwindelig wird oder sie starke Schmerzen verspüren, suche sie bitte umgehend Hilfe auf. Noch Fragen“? Vermutlich war es nicht ihr erstes Mal, dass sie einen Gildenmagier wieder zusammengeflickt hatte. Zumindest erklärte es ihre trockene und nüchterne Art. Ob er Fragen hatten? Etliche! Waren diese zwingend jetzt zu beantworten? Nicht unbedingt. Aufgrund dessen schüttelte er nur den Kopf, was ihr wiederum als Bestätigung reichte und als Anlass gesehen wurde den Satyrs alleine zurückzulassen. Einen Moment blieb er in dem Stuhl sitzen, der durch die vorherige Aktion ebenfalls Spuren seiner Existenz erhalten hatte. Insgesamt schien dieser ganze Raum nur so nach ihm zu schreien, mit all den Rissen, Krallen und sonstigen Überbleibsel ihrer Konfrontation, der Jagd und jetzt seiner Behandlung. Möglicherweise erklärt dies das sonst eher ungewohnt mulmige Gefühl in seiner Magenregion, während er sich in eben jener Kabine die Uniform anlegte. Erst als er den letzten Knopf schloss und die letzten Haar entfernt hatte, ersetzte der Blick in den Spiegel das merkwürdige durch etwas wohltuendes. Hier war er in seinem Element versicherte er sich unterdessen sein Blick auf seiner Erscheinung in der Oberfläche zum Stehen kam. Oder? Er atmete einmal tief ein und aus. Die Gedanken der Auseinandersetzung hatten ihn noch immer nicht losgelassen. Aber gerade jetzt war wieder mal nicht der richtige Zeitpunkt. Ein bestimmtes Nicken zu sich selbst und Rownan war aus dem Abteil raus in Richtung seines Partners.

Unterwegs den Degen platzierend, erreichte er die Schlafräume, die immer noch ungenutzt und daher wohl als notdürftiges Lazarett gedient hatten. Aus eben einer dieser abgeschlossenen Abteile ragte der Kopf Lians hervor, der wohl gerade selbst im Begriff war sich auf die Suche zu machen. Obwohl sich Rownan ein Lächeln, ein ernstgemeintes, nicht verkneifen konnte, musste er sich doch eingestehen, dass er dieses Aussehen des Magiers bevorzugte. Vermutlich kratze jedes Körperteil in diesem Moment, während der junge Mann sich selbst nicht ganz ernst nehmen konnte. „Lian, Lian Lian“ säuselte erneut der Wolf zu seinem Gegenüber, während er die letzten Meter überbrückte. „Ich glaube ich habe dich falsch eingeschätzt. Du kannst ja ein richtiger Gentleman sein“ stichelte der kokette Hybrid. Sein Blick wurde sanfter, ehe seine linke Hand nach vorne kam und die letzten Details richtete, ohne das Crimson Sphynx Mitglied um Erlaubnis zu fragen. Dabei war er mehr als bedacht, weder ihn noch die Uniform zu beschädigen. „Besser“ kommentierte er nun wieder ruhig. „Bist du soweit? Ich habe meinen Degen auf dem Weg hier her bereits platziert“. Sich in der erhabenen Position sehend und trotzdem auf Augenhöhe kommunzierend, bemerkte der Grauhaarige daher nicht einmal, dass sich seine Rute sachte zu den Seiten hin und her schwang.

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BeitragThema: Re: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptyDi 15 Jun 2021 - 21:22

Unglaublich, dass Natalie es doch noch geschafft hatte, ihn in dieses schreckliche Outfit zu zwängen. Und seine Haare! Natürlich war es nicht das erste Mal, dass der Falls sich Mühe gegeben hatte, ein wenig Kontrolle in seine sonst sehr unkontrollierte und strubbelige Haarpracht zu bekommen – aber die Male, in denen er es bisher ernstgemeint versucht hatte, waren doch an zwei Händen abzuzählen. Und ohne seinen Ohrring fühlte sich der Illusionsmagier fast schon nackt, als wäre es ein angewachsenes Körperteil gewesen. So oder so: Lian musterte sich selbst im Spiegel des Zugabteils nochmal genauer und das, was er sah, gefiel ihm nicht. Änderte das etwas an den Umständen? Natürlich nicht. „Rownan!“, antwortete er gleich, nachdem er die näherkommende Stimme des Hybriden gehört hatte. Er drehte sich auf dem Absatz um und konnte sich ein schiefes Grinsen nicht verkneifen, als der Satyrs die Wortwahl von ihrer Auseinandersetzung einfach nochmal säuselnd wiederholte. Zum Glück war es nur die Wortwahl, die wiederholt wurde und nicht die extrem angespannte Atmosphäre von zuvor. Lian musste nicht damit rechnen, ein paar scharfer Zähne oder Klauen ausweichen zu müssen, weshalb er tatsächlich ziemlich gelöst grinste, während Rownan nähertrat. Blinzeln tat der junge Mann dennoch überrascht, als der Grauhaarige sich ungefragt näherbeugte und tatsächlich die letzten Details korrigierte, die der Falls an seiner Uniform offensichtlich übersehen hatte. Na, es wunderte ihn nicht, dass dem Satyrs Magier Dinge auffielen, die er selbst gar nicht bemerkt hätte – das hier war Rownans Spezialgebiet, nicht seines. Lian ließ den Kollegen also einfach gewähren und lachte am Ende, sah prüfend an sich selbst herab. Die Hand des 19-Jährigen hob sich bereits, um in alter Gewohnheit über den strubbeligen Hinterkopf zu streichen – bis ihm einfiel, dass das die Frisur wohl ruinieren würde. So blieb die Hand ein paar Sekunden unverrichteter Dinge in der Luft hängen, bevor sie am Ende wieder an der Körperseite des Braunhaarigen herabhing. Man merkte: Der junge Mann musste sich noch in seiner neuen Rolle zurechtfinden. „Kleider machen Leute, hm?“, fragte er und die hellgrünen Seelenspiegel funkelten amüsiert, während er den Blick von Rownan suchte. Am Ende zuckte Lian mit den Achseln. „Erwarte lieber nicht zu viel, ich glaube, es braucht mehr als die passende Kleidung, um als Gentleman durchzugehen. Aber hey, ich habe einen Meister in diesem Gebiet vor mir, was?“ Aus dem Augenwinkel erhaschte der Falls noch einen weiteren Blick auf sein Spiegelbild und seufzte tonlos. „Ich muss zugeben, dass ich gehofft hatte, nach der Jagd dieser Artisten um dieses Outfit noch herumzukommen. Aber das Glück war wohl nicht auf meiner Seite.“

Gut, Lian hatte sich damit abgefunden, dass er für ein paar Stunden das Kostüm tragen müsste, weshalb er die vielen Gedankengänge, die damit zusammenhingen, vorerst beendete. Er packte seine Reisetasche, warf sie irgendwohin, wo sie nicht störte (und hoffentlich nicht von irgendeinem anderen Bediensteten mitgenommen wurde) und gesellte sich danach wieder zu Rownan. Zuerst blieb sein Blick am Degen des Kollegen hängen, bevor er überrascht feststellte, dass sich die Rute des Wolfes tatsächlich sachte von einer zur anderen Seite bewegte. Das erinnerte ihn an Rin – zumindest war das ein ziemlich eindeutiges Zeichen gewesen, dass sie sich freute. Der Illusionsmagier hob die Mundwinkel an und war irgendwie wirklich ziemlich froh, dass sich die Spannung, die sich zu Beginn der Quest zwischen den beiden Magiern gezeigt hatte, mittlerweile im Nichts verschwunden war. Auch Lian freute sich, wenngleich man ihm das höchstens aus dem Gesicht ansehen konnte, als er wieder aufblickte. „Ja, lass uns lieber losgehen. Nicht, dass Natalie hier gleich noch auftaucht“, sagte der Falls – halb im Witz, halb im Ernst, bevor er sich zusammen mit Rownan auf den Weg zum Speisesaal begab. Sie sollten immer noch beim Kellnern helfen und ein Gefühl sagte Lian, dass sie – auch ohne Artisten – gut zu tun haben würden. Ob sich dennoch die Gelegenheit ergeben würde, sich gegenseitig ein bisschen besser kennenzulernen? Hoffentlich. „Und sie haben dich auch wieder gut zusammengeflickt? Schmerzt die Schulter noch?“, fragte der Braunhaarige nach, kurz nachdem sie sich auf den Weg gemacht hatten. Prüfend musterte er die zuvor verletzte Körperstelle von Rownan, konnte auf Anhieb aber keine Rückstände der Verletzung erkennen. Auf den ersten Blick schienen auch die Bewegungen des Kollegen nicht beeinträchtigt zu sein. „Meine Ärztin war ein echtes Monster. Hat die Wundränder zusammengedrückt, als hätte sie sich vorgenommen, mich zum Heulen zu bringen.“ Er stoppte und lachte dann leise. „Sie hätte es fast geschafft. Aber nur fast!“ Nur um das nochmal klarzustellen. „Ich hoffe, du hattest mehr Glück?“

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BeitragThema: Re: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptySa 26 Jun 2021 - 17:18

Die Reaktion des Illusionsmagiers bekräftigte die Mimik des Hybriden. Sie hatten nach so kurzer Zeit bereits einen eigenen Insider entwickelt. Das musste man ihnen erstmal nachmachen, wenn man daran dachte, was alles am heutigen Tag zwischen ihnen vorgefallen war. Insgesamt hatte auch Rownan das Gefühl, dass nicht nur die Anspannung zwischen ihnen, sondern auch die Anspannung des vergangenen Tages langsam von ihnen abfiel. Statt nur so zu tun, als ob sie an einem Strang zogen, hatten sich ihre Absichten tatsächlich angeglichen und es war die Anwesenheit des jeweils anderen, die nun die angenehme Konstante bildete. Sie wollten beide nun den Auftrag so unspektakulär wie möglich beenden, um sich danach endlich ihre verdiente Ruhe abzuholen. Während sich der Falls noch etwas ungewohnt in seiner neuen Rolle zurechtfinden musste, was man nicht zuletzt an seiner Marotte erkennen konnte, musterte Rownan ihn einfach zufrieden. Dabei trafen sich ab und zu ihre Blicke. Für den Wolf war es eine Art Kontrollmechanismus in die Seelenspiegel des Dunkelhaarigen zu blicken, die ihm immer wieder versicherten, dass alles im Lot war. Es fiel ihm daher schwer daran zu denken, dass dieser junge Mann so anders sein konnte. Vielleicht hätten sie im Verlauf ihrer Tätigkeit noch etwas Zeit darüber zu sprechen. „Und Manieren machen uns zu Menschen“ kommentierte er die Aussage seines Partners ebenfalls amüsiert. „Ich denke wir können beide noch viel voneinander lernen. Und sieh es positiv: Wenn der Zug das nächste Mal anhält, sind wir tatsächlich am Ende der Quest“ erwiderte er auf das Kompliment und die Ansicht des Magiers. Wie zuvor war die Tatsache, dass beide so freundlich zueinander waren noch etwas befremdlich für den Fechter. Aber mehr als nur eine gelungene Abwechslung. Rownan konnte sich nicht daran erinnern, wann er sich das letzte Mal so ungezwungen und so entspannt fühlte, wie in diesem Moment und das trotz schmerzender Schulter und den Strapazen des Tages. Dass Lian in seiner Freizeit ein Langfinger war und sich möglicherweise in diesem Setting noch bereichern würde, wusste der Hybrid allerdings nicht und das war auch sicher keine Fertigkeit, die er von jenem lernen wollte. Aufgrund der Unwissenheit führte es so immerhin nicht zu einem neuen Konflikt. Da alles soweit geklärt war, verstaute sein Kollege noch die markante Reisetasche, damit diese weder im Weg stand noch zum Unmut der Gäste führte. Mit diesen in den Abteilen wäre es keine gute Idee gewesen, sie jetzt einmal durch den Zug zu tragen. Immerhin hatten sie schon für genug Aufsehen gesorgt. Man musste sein Glück nicht herausfordern, obwohl einer von ihnen bereits glaubte, dass dieser am heutigen Tage nicht auf seiner Seite war. Da Rownan nicht bemerkte, wie sich seine Rute bewegte, interpretierte er das Lächeln des Jungen auf seine ganz persönliche Art und Weise. Nicht nur, wusste der Hybride nicht, wann er das letzte Mal so entspannt war, noch konnte er sich daran erinnern, wann ihm jemand jemals ein so aufrichtiges Lächeln geschenkt hatte. Selbst seine Gönnerin hielt sich mit solchen Gesten zurück. Das war das Verhalten, welches auch ihr anerzogen war. Aber dieses Lächeln löste eine ungewohnte Wärme in der Brust des Lupinen aus und er hätte schwören können, dass sein Puls anstieg. Erst die Worte zogen ihn aus diesem für ihn sonderbaren Gefühlzustand ins Hier und Jetzt zurück. Der Magier würde sich noch zwingen müssen eine professionelle Mine an den Tag zu legen, bei den Kommentaren, die Lian so beiläufig immer wieder einstreute. Was ihn zuvor noch auf die Palme gebracht hatte, sorgte nun dafür, dass er aus dem Schmunzeln nicht mehr herauskam. Dabei war es sehr gut, dass Natalie einen so bleibenden Eindruck bei dem Magier hinterlassen hatte. Sie wäre sicherlich nicht die letzte Frau ihres Kalibers, auf welche er im Verlauf seiner Questätigkeiten treffen würde. Es war gut solche Erfahrungen möglichst früh zu machen. Die ersten Meter zum Abteil zurückgelegt erkundigte sein Gegenüber sich nun nach seiner Schulter, die der Wolf im Prozess der Ankleide ganz vergessen hatte zu erwähnen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass die Platzwunde etwas archaisch versorgt worden war. Anscheinend hatten sie nur eine Magierin. „Ich hätte mich ja schämen müssen, wenn eine Ärztin das geschafft hätte, was meine Fangzähne und Krallen nicht vermochten zu schaffen. Du hast heute ein richtiges Talent dafür, die Frauen in deiner Umgebung zu antagonisieren“ bemerkte Rownan scherzhaft. „Die Heilerin hat eine hervorragende Arbeit bei mir geleistet. Ich soll den Arm allerdings schonen, weshalb ich mich, wie geplant, hinter die Bar bewegen werden. Wenn du eine Pause brauchst, gib mir einfach Bescheid und ich ziehe dich zum Polieren ran“. So konnten sie das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden. Sofern die Muse ihn nicht küssen würde und der Falls ungeahnte Talente und Interesse im Service entwickelt. Doch das bezweifelte er jetzt bereits.

Mit seinem guten Arm zog der Grauhaarige die Tür zum Gesellschaftsbereich auf. Seine Blicke fielen fast automatisch auf die leeren Gläser in den Händen einiger Personen, die er mithilfe eines Tablettes einsammelte. Er hatte nicht vor lange hier zu verweilen, bis er seinen Degen hinter der Bar verstaut hatte. Zudem konnte er Lian währenddessen zeigen, was in diesen Bereich konkret zu tun war, auch wenn er nicht wirklich glaubte, dass dieser eine Einweisung für eine so simple Tätigkeit besaß. Wie nicht anders zu erwarten, erntete Rownan seinerseits keine Blicke der Highsociety. Bedienstete waren für sie wie Kinder: Man sollte sie sehen aber nicht hören. Solange sie ihre Arbeit verrichteten, war alles gut. Die Strecke so zum nächsten Abteil, dem Restaurant, überbrückend, hatte sich bereits ein gutes Dutzend Gläser angesammelt. Kein Wunder also, dass der Hybride in diesem Abschnitt den direkten Weg zu seiner Arbeitsstelle suchte. Als der Barkeeper ihn erblickte nickte dieser dem Wolf nur kurz zu, ehe er sich ein Tablett schnappte und dort weitermachte, wo er selbst keine Minute zuvor tätig war. Anscheinend wusste Natalie um den Zustand des pelzigen Magiers und hatte ihr Personal informiert. Ob das nun an seinem Verhalten ihr Gegenüber oder dem Auftritt im Schlafsaal lag, vermochte er nicht zu sagen. Aber er war froh, sich nicht noch mit dem Personal Streiten zu müssen. Die reine Schier an Gläsern, die sich hier angesammelt hatte, reichte aus, um eine zweite Hand zu akquirieren. Kurz verstaute er noch den Degen unterhalb der Bar, damit dieser nicht weiter sichtbar war und die Arbeit blockierte, ehe er sich an Lian wendete: „So wie es aussieht kannst du erstmal bei mir bleiben“.

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BeitragThema: Re: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptySo 4 Jul 2021 - 14:59

Lian musste beim Kommentar von Rownan unweigerlich grinsen. So ernst die Auseinandersetzung mit dem Lupinen auch gewesen und wie nahe er dem Tode beim Kampf gekommen war, dadurch, dass er es überlebt hatte, konnte er mittlerweile mit einem gewissen Amüsement auf die Verfolgungsjagd durch den Zug zurückblicken. Er hatte ein Talent dafür, die Frauen in seinem Umfeld zu antagonisieren? Der Falls ließ den Tag Revue passieren, aber auch sein restliches Leben… und dachte an Personen wie Gin, Juno oder Grishira. Wow, jetzt, wo Lian so darüber nachdachte, könnte Rownan mit seiner Vermutung tatsächlich Recht haben. Wieder war da dieser Drang, sich am Hinterkopf zu kratzen, stattdessen beschränkte sich der Illusionsmagier allerdings auf ein verlegenes Lachen. Die Frisur sollte immerhin nicht zerstört werden! „Hm. Scheint irgendwie so, was?“, gab er kleinlaut zu und zuckte mit den Achseln. Andererseits: Es gab auch genügend Männer in Lians Leben, mit denen er nicht zurechtgekommen war. Rownan selbst war ein Beispiel, aber auch Yuuki oder sein Stiefvater. Nein, wenn man es ganz genau nahm, dann hatte der Braunhaarige einfach allgemein das Talent, die Menschen um ihn herum zu antagoniseren. Aber das lag natürlich immer nur an den anderen und nicht an Lian selbst, das sollte klar sein, oder?

Im Gesellschaftsbereich war bereits einiges los, als die beiden Magier eintraten. Nur beiläufig ließ Lian seinen Blick über den Raum wandern, in dem die Auseinandersetzung mit seinem Kollegen einige Zeit zuvor seinen Höhepunkt gefunden hatte. Doch fasziniert stellte der junge Mann fest, dass die Vorhänge vor den großen Fenstern des Zugabteils ersetzt worden waren und auch sonst nicht viel darauf hindeutete, dass in diesem Raum ein Kampf stattgefunden hatte. Höchstens das kleine Loch in der Decke war als letzte Spur des Pfeils geblieben, den Lian dorthin geschossen hatte. Er folgte Rownan zur Bar und während der Satyrs zu sprechen begann, wich der Illusionsmagier einem Kellner aus, der sich eifrig an ihm vorbeidrängte, um schnell wieder an die Arbeit zu kommen. Der Lärmpegel im Gesellschaftsraum war hoch, viele Menschen waren anwesend, die sich während ihrer Mahlzeit und den Getränken angeregt unterhielten. Der Falls mochte Menschenansammlungen, weshalb er mit Lärm und Gedränge gut zurechtkam und zumindest an der Bar war ein Stück weit besser. Ein Stückchen näher heranrücken musste Lian dennoch, um die Worte auch zweifelsfrei verstehen zu können, die Rownan an ihn richtete. Die hellgrünen Augen musterten die Gläser, die sich an der Bar bereits stapelten und hörte im Hintergrund bereits den ersten Ruf, dass die Gläser knapp wurden – sie sollten mit dem Abwasch beginnen. „Ah, wir übernehmen also den Part als Tellerwäscher, ja?“ Lian hob die Augenbraue skeptisch an, ging dann trotzdem zum Rande der Bar und griff nach einem Trockentuch. Der Blick wanderte zurück zu. „Also, du wäschst ab, ich trockne? Das sollten wir hinbekommen, oder?“ Um seine Worte zu unterstreichen, hob er das Trockentuch in seinen Händen ein weiteres Mal an – ob die beiden für Teamwork geeignet waren? Zumindest beim Kampf mit den Artisten hatte das geklappt, vielleicht ja auch beim Kampf gegen dreckiges Geschirr? Wieder kam ein Kellner herbei und stellte drei weitere Cocktailgläser klirrend auf der Bar ab. „Und wenn ich mir das so ansehe, sollten wir schnell beginnen, bevor wir hier ganz die Kontrolle verlieren.“

Die Arbeit ging tatsächlich ziemlich gut vonstatten. Rownan säuberte schon fast in routinierter Bewegung die Gläser und Lian griff nach ihnen, um sie trocken zu polieren und für das Abfüllen neuer Getränke bereitzustellen. Zuerst sprachen die Magier nicht besonders viel miteinander, immerhin waren beide darauf konzentriert, den Arbeitsstau aufzuholen, der sich angesammelt hatte. Außerdem war der Braunhaarige damit beschäftigt, die Menschen abzuscannen, die an den Tischen im Raum saßen und miteinander sprachen. Seinem Blick fielen Ohrringe auf, die an den Ohren mehrere Damen aufblitzten und silbern, golden oder sogar mit Diamanten besetzt waren. Er sah wertvolle Ringe an diversen Händen, die im Gespräch wild gestikulierend durch die Luft gewirbelt wurden oder ein Glas mit kühlem Getränk anhoben und zum Mund führten. Und dann gab es auch noch goldene Halsketten, die beim Lachen auf der Brust der Kundinnen und Kunden auf und ab sprangen. So viele Dinge, die fast schon darauf warteten, gestohlen zu werden. Und für einen kleinen Moment war Lian sogar so abgelenkt vom Anblick, dass er vergaß, seiner eigentlichen Aufgabe nachzugehen. „Hey! Nicht herumstehen!“, brüllte ihm einer der Kellner zu, der sah, dass der Crimson Sphynx Magier Löcher in die Luft starrte. Das brachte Lian soweit wieder zur Besinnung, dass er ergeben die Hände hob und das nächste Glas griff, um es zu trocknen. Viele Gläser waren nicht mehr übrig… ob er sich dann endlich unter die Kellner mischen könnte? Der Illusionsmagier hatte schon so einen Plan, wie er an den Schmuck herankommen würde… er sah wie automatisch zu Rownan und dachte darüber nach, was der Hybride wohl von ihm denken würde, wenn er wüsste, was in seinem Kopf vorging. Nein, vermutlich war es besser, wenn er Rownan in diese ganze Sache nicht mit hineinzog – auch um seinetwillen. Er wollte immerhin einen guten Eindruck bei der High Society hinterlassen. Als Lian merkte, dass er den Kollegen vielleicht etwas zu lange fragend angeblickt hatte, räusperte er sich. „Hey, Rownan“, begann er und da fiel ihm ein Thema ein, dass er tatsächlich noch hatte ansprechen wollen. Lian neigte den Kopf etwas, als er den Blick des Satyrs suchte. „Wegen deiner Schulter, ich…“ Die Worte schienen dem Dieb nur schwer über die Lippen zu kommen. Der Falls war eben niemand, der sich gerne auf andere verließ, weshalb er nicht oft in die Verlegenheit kam, dass er von jemand anderem gerettet worden war. Und doch sprang er über seinen Schatten und sprach nach wenigen Sekunden weiter: „Danke dir, dass du mir vorhin geholfen hast. Wenn du nicht dazwischengegangen wärst, hätte ich den Dolch abbekommen und wer weiß, ob ich dann noch hier stehen würde.“ Es war für Lian nicht leicht, sich das einzugestehen, aber er wusste, dass er sich gegen den Angriff nicht hätte wehren können. Rownan hatte ihn vielleicht durch den Zug gejagt und ihn beinahe getötet… gleichzeitig hatte er ihm durch den abgewehrten Angriff des Artisten aber vielleicht auch das Leben gerettet. Und das galt es zu honorieren, das war auch dem Bogenschützen bewusst.

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BeitragThema: Re: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptySa 10 Jul 2021 - 0:02

Seine eigene, kräftige Stimme sowie den Lärm eines solchen Events gewohnt, war Rownan etwas überrascht, als Lian näher an ihn heranrückte. Gleichzeitig war die Arbeitsstelle jedoch alles andere als geräumig, immerhin wurde der Zug eigens dafür umgebaut, um sie zu beheimaten. Mit etwas Mühe konnte hier gut und gerne drei Leute stehen. Dass sie also etwas näher heranrückten, war mehr Logik als irgendetwas anderes. Sein Partner schien noch nicht wirklich überzeugt von der Art ihrer Tätigkeit zu sein, verzichtete aber auf seine zuvor so typischen beinahe schon zickigen Verhaltensweisen. Er war bereits umgezogen und frisiert, was waren da schon ein paar Stunden Servicearbeit? Mit dem Handtuch bewaffnet, signalisierte der Wolf ihm seinerseits mit einem Daumen nach oben, dass er das weitere Vorgehen verstanden hatte, ehe eine weitere Fuhre der dreckigen Ware eintraf und sie langsam mit ihrer Scheintätigkeit beginnen sollten, wenn sie nicht die Aufmerksamkeit des Personals und auch der Gäste auf sich ziehen wollten. Noch sollten sie wieder im Deckmantel ihrer Rollen agieren und das war nur schwer möglich, wenn man schlichtweg nicht arbeitete, sondern nur herumstand und sich unterhielt. „Auf gute Zusammenarbeit“ bestätigte er die Feststellung des Magiers. Die ersten Gläser huschten über die in Seifenwasser eingebauten Bürsten, die mit wenigen Bewegungen sämtlichen Schmutz entfernten. So etwas hatte er im Waisenhaus nicht gegeben, dort musste noch klassisch mit Schwamm oder Lappen hantiert werden. Umso schneller konnte er sich deshalb der Reinigung widmen und, was für ihn in diesem Moment noch viel wichtiger war, sich wieder etwas in die eigene Gedankenwelt zurückziehen. Ein wirkliches Gespräch entwickelte sich nicht, dafür war in der Tat zu viel Arbeit zu verrichten, als dass sie mehr hätten austauschen können als platonische Floskeln. So wie er Lian aber auch sich selbst einschätze, hatte, nach allem was passiert war, keiner der beiden daran Interesse. Dann sollte der Fokus lieber auf der Arbeit liegen. Während das Crimson Sphynx Mitglied immer wieder seinen Blick über die Menge schweifen ließ, war sein eigener Blick immer wieder auf diesem fixiert. Nur zu gerne hätte er in diesem Moment gewusst, was im Kopf des Braunhaarigen vor sich ging. Der Hybride wusste nur, was in seinem eigenen Kopf vor sich ging. Er hatte sich an diesem Tag mit den dunkelsten Ecken seinen Seins auseinandergesetzt. Und das Bild, welches ihm präsentiert wurde, gruselte den Lupinen. Heute hatten sie noch Glück gehabt, aber was war mit dem folgenden Tag? Übermorgen? In einer Woche? Ein Monat, ein Jahr? Es fühlte sich an wie ein Kampf gegen Windmühlen. Mit jedem Tag, den er seine Fähigkeiten stärkte, erhielt seine animalische Seite neue Werkzeuge, um ihn zu drangsalieren. Aber was viel schlimmer war: es würde immer schwerer werden ihn zu stoppen, wenn er erneut die Kontrolle verlor. Kontrolle. Das war das Stichwort. Er wusste, dass er in Lian einen Verbündeten gefunden hatte, dessen Skillset möglicherweise der Schlüssel waren, um aus dem Teufelskreis zu entkommen. Dennoch war der Grauhaarige sich sicher, dass es noch weitere Mittel und Wege gab. Er musste nur diese finden, die dazu in der Lage waren, Krallen und Fangzähne einzusperren. Und zwar dauerhaft. Vielleicht wusste die Gildenmeisterin in dieser Sache mehr. Fragen kostete ja bekanntlich nichts.

Einer der Bediensteten schien seinen Nachbarn anzubrüllen und riss damit den Satyrs aus seiner Gedankenwelt. Vermutlich hatte jener die Menge ein Mal zu oft sondiert. Suchte er etwa etwas? Oder jemanden? Kaum hatte er diese Ideen formuliert, ärgerte er sich bereits. Während der Hybride mit sich und der Reflektion beschäftigt war, tat Lian tatsächlich das, wofür sie eigentlich bezahlt wurden: er hielt Ausschau nach verdächtigen Personen. Nur weil sie den Artisten das Handwerk gelegt hatten, bedeutete dies im Umkehrschluss nicht, dass die Gefahr gebannt war. Möglicherweise waren die fünf nur die Handlanger. Die Vorhut sozusagen. Ein wenig schämte sich Rownan in diesem Moment für seine Nachlässigkeit, wo er doch zu beginn noch predigte, wie man sich zu verhalten hatte. Und eigentlich predigte er dieses Verhalten nicht nur, er lebte es auch. Vom Personal ertappt, hob der Junge unschuldig die Arme, ehe er erneut mit dem Trocken von Gläsern begann. Ich wette, er hätte lieber mit den Schultern gezuckt. Just in diesem Moment als er seinen Kollegen begutachtete, schaute dieser zu ihm herüber. Die Blicke trafen sich, doch keiner der beiden Sprach ein Wort. Sollte ich vielleicht die Stille brechen? Immerhin starre ich ihn schon länger an. Allerdings war der Unkonventionelle erneut schneller im Reagieren und sprach den Lupinen recht unverfroren an. Scheinbar hatte jener nicht nur die Menge begutachtet, sondern sich tatsächlich auch ganz eigene Gedanken gemacht zu allem, was passiert war. Das Thema, das er wählte, überraschte Rownan jedoch und das zeigte er diesem auch ganz offen durch seine Mimik. Trotz der Lautstärke spürte und hörte der Wolf, dass es seinem Gegenüber alles andere als leicht viel diese Sätze von sich zu geben. Ob dies dem Inhalt geschuldet war oder dessen stolze oder trotzige Persönlichkeit einen Anteil daran hatte, vermochte er nicht genau festzustellen. Wichtig für ihn war jedoch, dass sie ehrlich waren. Und diese Ehrlichkeit einander gegenüber war es, die sich beide so schwer erkämpft hatten in ihrer Konfrontation in der Umkleide. Rownan war froh, dass sie nicht von kurzer Dauer zu sein schien, sondern der neue Normalzustand. Es bestätigte ihn nur noch mehr darin, den Jungen für seine eigenen, wie er fand noblen, Zwecke einzubinden. Um nicht zu laut reden zu müssen, rückte er selbst noch etwas an Lian heran und konnte so in Ruhe sprechen und arbeiten. „Ich danke dir für deine Worte. Das bedeutet mir viel, weil es von dir kommt. Nach allem was passiert ist, sind wir glaube ich mehr als Quitt. Zumindest würde ich es einfach so verbuchen. Ich hatte ja immerhin noch etwas gut zu machen nach meinem kleinen … Ausfall. Wenn du nicht gewesen wärst“ spiegelte er heute zum wiederholten Mal die Worte „wer weiß, ob ich dann hier stehen würde oder in einer Zelle schmoren müsste“. Auch diese Worte vielen dem Grauhaarigen alles andere als leicht und er hoffte, dass sein Partner das auch so spürte. "Ich hab dir ja gesagt, dass du Potenzial hast. Und wenn ich mir ein Messer einfangen muss, damit du das anerkennst, dann würde ich mir für dich noch einhundert weitere einfangen". Eine überraschende Wendung, aber der Hybrid war sich sicher, dass er das richtige Tat, indem er diese Situation dafür nutze, sein Gegenüber die Worte ihres Gefechts wieder vor Augen zu führen. Wie dieser wohl reagieren würde?

Ein weiteres Glas abstellend, war er es diesmal er, der das Wort ergriff. Ob es für diesen Richtungswechsel oder das Thema der richtige Ort war, konnte er gerade nicht feststellen. Aber er musst, er wollte den Moment nutzen, in dem sie sich gerade befanden. „Lian, darf ich dich nach der Meinung fragen? Deine ehrliche, unverblümte“ Rownan kämpfte etwas mit den Worten. Ein geradezu untypischen Verhalten für den sonst so redegewandten Wolf. „Also ungefiltert bitte: Bei unserer Prügelei aber vor allem bei der Jagd durch den Zug. Hattest du das Gefühl, dass da Magie im Spiel war, oder“ er schluckte „glaubst du das war einfach Ich? Also meine animalische Seite würde ich es nennen, in Ermangelung eines besseren Wortes“. Viel weiter konnte er nicht sprechen, denn er merkte wie seine Augen wieder einmal feucht wurden an diesem Tag, weshalb die Erklärung gegen Ende mehr schlecht als recht war. Dennoch wendete er den Blick nicht ab. Und es war in diesem Moment nicht Trauer, die diese Reaktion auslöste, sondern die Angst vor einer Antwort, die er bei weitem schon lange zu wissen vermutete.

@Lian


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BeitragThema: Re: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptyMo 19 Jul 2021 - 17:46

Lian war niemand, der sich gerne auf andere Leute verließ. Er war die meiste Zeit seines Lebens der absoluten Überzeugung gewesen, dass er sich selbst der Nächste war und sich im Zweifel ja doch niemand für ihn einsetzen würde. Er war ein Ballast, jemand, den man lieber nicht in seiner Nähe haben wollte, wenn es wirklich brenzlig wurde. Nein, das Selbstbild, das der Braunhaarige von sich besaß, war nicht gerade das Beste. Entsprechend ungewohnt war es, sich für die Taten einer anderen Person ernsthaft bedanken zu müssen. Noch dazu dafür, dass man ihm – vermutlich – das Leben gerettet hatte. Einfach so, obwohl Rownan es nicht hätte tun müssen. Der Illusionsmagier klammerte sich noch ein wenig an den Gedanken, dass der Hybride es vielleicht auch nicht wirklich hatte tun wollen, es eher eine Handlung aus dem Affekt heraus gewesen wäre und der Andere es vielleicht sogar schon bereute, sich selbst für Lian in die Schusslinie gebracht und verletzt zu haben? Es waren die Selbstzweifel in dem 19-Jährigen, die diese Überlegungen nährten und größer werden ließen. Selbst wenn der Satyrs Magier es irgendwo, tief in sich drinnen, bereute, war es dennoch angebracht, sich zu bedanken, weshalb der Falls über seinen Schatten sprang. Einen kleinen Moment der Stille legte sich zwischen die beiden Männer, bevor Rownan näher heranrückte und in einem ruhigen und ernsthaften Tonfall zu sprechen begann. Die Augen des Illusionsmagiers weiteten sich ein kleines Stück, je mehr Worte der Hybride verlor. Nicht nur bedankte er sich für die Worte, sondern betonte auch, dass sie ihm viel bedeuten würden, weil sie von Lian kamen. Aber dabei beließ es der Hybride nicht, nein. Er sprach weiter, übernahm den Wortlaut des Falls und erklärte, dass sie quitt wären und auch Lian sich für ihn eingesetzt hatte und er ihm – mehr oder minder – das Leben verdankte. Es stimmte, der Braunhaarige hatte sich ebenso in Gefahr begeben, um Rownan zu helfen, er hatte alles versucht, um ihn aufzuhalten und daran zu hindern, Zivilisten zu verletzen. Ja, auch er verdankte Lian Einiges, aber der Illusionsmagier hatte sich bisher nicht so gefühlt. Vermutlich lag es daran, dass er selbst immer noch nicht erklären konnte, warum er sich für Rownan in diese Gefahr begeben hatte. Es hatte eindeutig nicht zu ihm gepasst. Dass der Satyrs die Rettung dennoch honorierte und anerkannte, fühlte sich nichtsdestotrotz… schön an. Sein Mund öffnete sich einen Spalt breit, als Rownan schließlich offenbarte, dass er vom Potenzial des Diebes überzeugt wäre. Und dass er sich noch hundert weitere Messer einfangen würde, damit auch Lian sein Potenzial endlich anerkannte. Was… hatte er das gerade wirklich gesagt? Potenzial… der Falls besaß vieles, aber sicherlich kein Potenzial! Er war ein Dieb, ein kleiner Gauner, ein Taugenichts… oder? Der junge Mann konnte gar nicht verhindern, dass sich eine leichte Schamesröte auf die dunklen Wangen schlich, denn ein solches Lob war er einfach nicht gewohnt. Normalerweise war er derjenige, dem man wütend nachbrüllte, er solle verschwinden. Mit dem man sich prügelte, den man beleidigte oder auch einfach keines Blickes würdigte. Potenzial – die meisten Menschen, mit denen Lian bisher zu tun gehabt hatte, würden schallend auslachen, wenn sie dieses Wort im Zusammenhang mit ihm hören würden. Aber egal, wie lange der 19-Jährige im Blick von Rownan nach Zweifeln oder einem Witz suchte… er wurde nicht fündig. Der andere Magier schien seine Worte absolut ernst zu meinen und nach ein paar Augenblicken des überraschten Starrens wurde dem Falls bewusst, dass er seine Mimik wieder unter Kontrolle bringen musste, weshalb er geschwind den Blick abwandte und sich räusperte. „Übertreib mal nicht…“, brummte er beschämt, um herunterzuspielen, wie nahe ihm die Worte des Hybriden tatsächlich gegangen waren.

„Lian, darf ich dich nach der Meinung fragen? Deine ehrliche, unverblümte.“

Die Frage des Anderen ließ ihn doch noch einmal aufhorchen. Mittlerweile hatte sich der junge Mann wieder soweit unter Kontrolle, dass die hellgrünen Augen offen zu dem Hybriden blicken konnten und die Augenbraue überrascht nach oben huschte. Anstatt sofort weiterzusprechen, schien Rownan mit sich selbst zu kämpfen, genau zu überlegen, wie genau er seine Frage formulieren sollte. Lian hatte absolut keine Ahnung, was kommen würde und blinzelte schlussendlich, als er die vollendete Frage des Wolfes gehört hatte. Rownan erkundigte sich nach seiner animalischen Seite, wollte wissen, ob das Monster, das ihn durch den Zug gejagt hatte, einzig der Magie des Gegners geschuldet war… oder ob diese Gefahr tatsächlich in ihm schlummerte. In den Augen des Satyrs schimmerten Tränen, die Lian allzu gut erkennen konnte, auch seine Stimme war zum Ende hin brüchiger geworden. Der Falls war ein empathischer Mensch – das musste man als Taschendieb und Gauner zwangsläufig sein – weshalb er eindeutig erkannte, wie sehr das Thema Rownan beschäftigte. Wie groß die Angst in ihm sein musste, seiner animalischen Seite zum Opfer zu fallen. Und so erwiderten die hellgrünen Augen den Blickkontakt und innerhalb eines kurzen Augenblicks musste sich der Braunhaarige entscheiden, was genau er sagen sollte.

„Da war Magie im Spiel“, erklärte der Falls in ernsthaften Tonfall, ohne den Blick auch nur eine Sekunde abzuwenden. Die Gesichtszüge waren hart, die Augenbrauen ein wenig zusammengezogen, um zum Ausdruck zu bringen, dass Lian nicht scherzte und seine Aussage absolut ernst meinte. Und dann sprach er weiter – und log. „Rownan, ich bin Illusionsmagier. Ich habe das Mana gespürt, durch das du beeinflusst wurdest, als ich die Illusion aufgelöst habe. Dein Kreislauf war voll mit fremden Mana.“ Nein, es stimmte nicht. Sehr wohl war der Falls ein Illusionsmagier und ja, er war sich ziemlich sicher, dass sein Freund von dem Gegner manipuliert worden war. Es stimmte auch, dass Lian sein eigenes Mana als Impuls in Rownan gejagt hatte, um die Illusion aufzulösen. Und die Tatsache, dass der Tobsuchtanfall just in diesem Augenblick geendet hatte, deutete eindeutig darauf hin, dass es sich um eine Illusion gehandelt hatte. Was nicht stimmte, war die Aussage, dass er das fremde Mana und damit auch die Illusion gespürt hätte. Dass er sich also absolut sicher sein konnte, dass der Tobsuchtanfall einzig auf der fremden Magie beruht hatte und nicht vielleicht doch nur die animalische Seite von Rownan beim Anblick von Blut die Oberhand gewonnen hatte. Lian log. Er log, ohne mit der Wimper zu zucken und mit einer Überzeugung, die keinen Zweifel an seinen Worten aufkommen lassen sollte. Er log zum Wohle von Rownan, zumindest redete sich der 19-Jährige das ein. Ob es die richtige Entscheidung war, den Hybriden anzulügen? Wie so oft in seinem Leben wählte Lian vorschnell einen Weg, mit dem Gedanken, dass es für alle Beteiligten das beste wäre. Ob er sich durch seine Lüge vielleicht mal wieder selbst ein Bein in seinem Leben stellte? Er etwas Positives, das er erlebte, gleich dadurch wieder zerstörte? Das würde sich wohl erst in der Zukunft zeigen. „Also mach dir keine Sorgen, okay? Wenn sich jemand mit Illusionen auskennt, dann ja wohl ich. Und auf das Urteil eines Profis kannst du vertrauen.“ Zum Schluss hin schmunzelte Lian wieder überzeugt, deutlich überzeugter, als er selbst von seinen Worten war. Aber wenn er selbst schon keine Sicherheit verspürte, so konnte er sie zumindest schauspielern, um sie Rownan zu geben. Lügen und Schauspielerei ließen sich eben doch auf vielfältige Art und Weise anwenden. “Hey, ich mach gleich Pause!“, rief ihnen plötzlich eine junge Frau im Kellner-Outfit zu, die auf den Tresen zusteuerte. “Wir brauchen dann bei der Bedienung Unterstützung“, stellte sie in Aussicht, als sie die Arme auf dem Tresen ablegte und sowohl zu Rownan als auch Lian blickte. Wer auch immer diese Frau war – sie war offensichtlich nicht auf den Mund gefallen. Denn plötzlich schlich sich ein wissendes Grinsen auf ihre Züge, als ihr klar wurde, dass sie die beiden Magier nicht nur inmitten eines Gesprächs unterbrochen hatte, sondern beide sie auch noch einen kleinen Augenblick sprachlos anstarrten. Sie kicherte und grinste: “Oh, sagt bloß, ich komme ungelegen?“

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BeitragThema: Re: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptyDo 22 Jul 2021 - 15:54

Dass in beiden Magiern sich in diesen innigen Momenten die verschiedensten Gefühle und Gedanken manifestierten, war nicht mehr abzustreiten. Durch den intensiven Blickkontakt, den die beiden in solchen Augenblicken jedoch zu pflegen schienen, konnte der jeweils andere fast jede Facette, und sei sie noch so klein, registrieren. Alles was nach Außen getragen wurde, wurde analysiert, interpretiert und gespeichert. In dieser Situation waren es die Seelenspiegel seines Gegenüber, die Rownan so faszinierten. Nicht nur der Fakt, dass sich diese, in ein hellgrün getaucht, so markant von seiner dunkleren Hautfarbe und seinem braunen Haar abhoben, sondern auch, wie sie sich in diesen Sekunden weiteten, nach jedem ausgesprochene Wort. Der Hybride hatte das Gefühl, dass die Augen des Falls so viel mehr transportierten als reine Verwunderung über die Worte. Es waren die gleichen Gefühle, wie sie zwischen den beiden in der Umkleide herausgebrochen waren. Ob nun tatsächlich der Wahrheit entsprechend oder nicht, Rownan war der Auffassung, dass diese Worte wohl nur zu selten in den Ohren seines Partner ankamen. Vielleicht nicht verwunderlich, wenn man die Art betrachtete, mit welcher er dem Lupinen noch zu Beginn der Quest gegenüber aufgetreten war. Wollte oder konnte man für so jemanden warme Worte verlieren, wenn man kontinuierlich darin bestätigt wurde, dass es vergebene Mühe war? So oder so ähnlich vermutete er es, während ihre Blicke sich immer noch nicht vom jeweils anderen abwendeten. Der Lärm und der Stress ihrer Umgebung waren für den Grauhaarigen wie fortgespült, fortwährend darauf bedacht, keinen Zweifel in seinen Worten erkennbar werden zu lassen, was nicht schwer war, denn er meinte jedes Wort so, wie er es gesagt hatte. Kein Wunder, dass Lian nicht anders konnte als diesen, mit leicht geöffneten Mund, anzuschauen. Sie waren sich ähnlich, zwischenzeitlich eine Ähnlichkeit, die beiden schätzten, aber nur durch diese konnten beide wohlmöglich damit beginnen, alte Mauern niederzureißen und neue Pfade zu erklimmen. Aber das bedeutete Arbeit, auf beiden Seiten. Zufrieden stellte er fest, dass sich der Crimson Sphynx Magier jedoch weiterhin drauf einließ. Zu dem offenen Mund gesellte sich eine leichte Röte im Gesicht des jungen Mannes. Im Gegensatz zum Wolf hatte dieser immerhin kein schützendes Fell im Gesicht, dass den ein oder anderen Ausdruck von Gefühlen kaschieren konnte. Aber was an dieser Situation noch viel schöner war, war die Tatsache, dass sie, auch wenn sie gerade alles andere als in einem privaten Setting unterwegs waren, diese Emotionen einander zeigen konnten. Die Scham steht ihm gut kommentierte der Hybride gedanklich. Lange konnte er diesen süßen Gesichtsausdruck nicht genießen, denn es war Lian, der den Blickkontakt abbrach und sich zu fangen versuchte. Ein weiches Lächeln bildete sich auf dem Gesicht des Lupinen. Sie waren schon etwas Besonderes.

Umso erfreulicher war es, dass es auch Lian war, der ebenso souverän reagierte, als es an Rownan war, etwas von seinen Barrieren abzubauen und sich dem anderen wieder zu öffnen. Die kurze Überraschung, die diesmal nicht die Augen, sondern die Braue transportierte, war nicht eigenartig, war es doch der Wolf, der mit den Worten kämpfte. Aber er war bedacht darauf, das Richtige zu sagen, um die erhofften Reaktionen zu bekommen. Vielleicht war es schon bezeichnend, dass er ausgerechnet, wenn es um seine animalische Seite ging, einen Menschen auserkoren hatte diese Facette seines Seins mit ihm zu reflektieren. Aber wohlmöglich waren es ihre Persönlichkeiten, die den Grauhaarigen dazu brachten, genau dieser Person, die ihn blinzelnd anschaute, ein solches Vertrauen entgegen zu bringen. Wenn sie schon nicht mit dem Rest der Welt darüber reden konnten, so doch hoffentlich wenigstens miteinander. Wirklich allein schien auf dieser Welt also niemand zu sein. Lian machte seine Sache gut, denn weder brach er den Blickkontakt ab noch zögerte er lange mit seiner Antwort. Erleichtert atmete Rownan kurz aus und schloss dabei die Augen, um so nicht nur die Tränen etwas zu beseitigen, sondern auch die angestaute Spannung abfallen lassen zu können. Erst dann öffnete er sie wieder und blickte in die grünen Augen, die ihn in diesen Gesprächen so etwas wie einen Halt gaben und die einzige Konstante in einem Wirrwarr von Gefühlen und Worten waren. Ein wenig verlor er sich in diesem Blick, doch sein Kopf ermahnte ihn, bei der Sache zu bleiben und den durchaus ernsten Worten seines Gegenübers zu lauschen. Rein rational betrachtet ergaben die Worte des Magier Sinn. Aber entsprachen sie auch der Wahrheit? Es war diesmal Rownan, der in dem Blick des Falls irgendeine Art von Zweifel suchte. Aber auch seine Suche blieb ergebnislos. Eine weitere Welle der Erleichterung brach über ihn herein und das zeigte auch sein Gesicht deutlich. Für ihn bedeutete es, dass er noch Chancen und vor allem Zeit hatte, Herr dieses ungebetenen Gastes in seinem Körper zu werden. Und die Illusionsmagie, die er heute am eigenen Leib verspürt hatte, kristallisierte sich immer mehr als das Werkzeug heraus, welches optimal dazu geeignet war, sich dieser Sache anzunehmen. Niemals wäre der Hybride davon ausgegangen, dass eine Quest sein Leben derart bewegen würde. Das eine Person sein Leben derart bewegen würde. Um wieder ins Gleichgewicht zu kommen, versuchte auch der Braunschopf ihn etwas zu beruhigen. Wenn diese Worte von Lian kamen, musste er sich wirklich keine Sorgen machen. Beim Begriff des Profis musste auch der Wolf schmunzeln. Sein Partner verstand es Situationen und Momente zu begleiten. Ein weiteres von vielen Potenzialen. Nie im Leben hätte er in dieser Sekunde vermutet, angelogen zu werden.

Als plötzlich eine junge Dame, die zum richtigen Personal gehörte, etwas in ihre Richtung sprach, schaffte sie es dadurch, die beiden aus ihrer innigen Trance zu befreien, während sie zielsicher auf den Tresen zukam. Der Satyrs war es diesmal, der beinahe vergessen hatte, dass sie sich immer noch auf ihrer Quest befanden, obwohl die Gefahr gebannt war. Das gefährlichste jetzt waren die Scherben eines kaputten Tellers. Da es um die Bedienung ging, war relativ klar, wer von beiden sich gleich freiwillig melden musste. Mit nur einem Arm Kellnern war keine Freude. Bevor jedoch einer von ihnen etwas sagen konnte, schaute die Dame zu beiden hin und her. Sie bewies definitiv Mut, wenn sie sich so Laissez-faire in die Nähe der „Kreatur“ begab, die vorhin noch den Zug verwüstet hatte. Doch scheinbar war sie nicht nur charakterlich stark, sondern hatte auch eine geschickte Zunge. Das Grinsen, welches sie aufsetzte, kam ihm am heutigen Tag nur all zu bekannt vor, allerdings hatten ihre Worte bereits den Mund verlassen, ehe er zu sprechen beginnen konnte. Die Mehrdeutigkeit in ihren Worten war nicht wegzuhören. Erst jetzt bemerkte er, wie nah er, um ein besseres, intimeres Gespräch zu führen, an Lian wirklich herangerückt war. Seine Schnauze war nicht wirklich weit vom Gesicht seines Gegenübers entfernt, was ihm zuvor ermöglicht hatte, die ihn so faszinierenden Seelenspiegel des Magiers zu beobachten. Ihre Schultern berührten sich leicht und zu allem Überfluss, hatte er seine Pranke, wenn auch noch so leicht, auf die Hand abgelegt, die das Crimson Sphynx Mitglied auf dem Tresen abgelegt hatte. Wo Lian rot werden konnte, so erhöhte sich bei Rownan nicht nur der Puls, nein, auch seine Rute, seine Ohren und natürlich seine Mimik spiegelten den Scham wider, den er in diesem Moment verspürte. Noch einen kurzen Moment schaute er, nun etwas hilfesuchend in die Augen des Illusionisten, ehe er seine Hand wegzog und einen Schritt von diesem wegging. Warum reagierte er so? Die Dame hat nichts mitbekommen? Oder schwang gerade, aber vielleicht nur gerade, mehr mit als ein freundschaftliches Band? Er hatte noch genug Zeit über diesen neuen Gedanken nachzudenken, wenn er wieder alleine am Tresen war. „Ich … wir“ stammelte der Lupine los, bevor er sich genug gesammelt hatte, um einen kohärenten Satz zu formulieren. „Keineswegs, alles gut. Lian wird helfen. Nun geh schon“ forderte er beinahe schon und stieß diesen dabei fast schon neckisch von ihm weg. Einzig ein stummes „Danke“ formulierte er als sich ihre Blicke erneut trafen. Warum nur machte ihn dieser Junge so wuschig?

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BeitragThema: Re: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptySo 25 Jul 2021 - 20:18

Ob sie ungelegen kam? Sie… warum fragte sie das?! Lian starrte vollkommen irritiert zu der Kellnerin, dann wieder zu Rownan, der mindestens genauso verwundert war. Und dann, nach und nach, setzten sich die einzelnen Puzzleteile für den Illusionsmagier zusammen. Zuerst fiel ihm auf, wie nahe er dem Lupinen gekommen war. Die hellgrünen Augen sahen zu der Schnauze, die seinem Gesicht ziemlich nahegekommen war. Dann spürte er die Schulter des anderen Magiers, der leicht an ihn gelehnt stand – eigentlich nur, um die Hintergrundkulisse auszuschalten, oder? Oder? Und dann fiel Lians Blick zeitgleich mit Rownan auf ihre Hände, die tatsächlich auf dem Tresen übereinander lagen. Während der Puls des Satyrs sich beschleunigte, intensivierte sich die Röte auf den Wangen des Falls sofort und die Augen weiteten sich ein gutes Stück. Da schimpfte sich Lian eine aufmerksame Person und dennoch waren ihm all diese Kleinigkeiten sowie das Bild, das die beiden Magier gerade nach außen bieten mussten, überhaupt nicht aufgefallen. Zu abgelenkt war der Braunhaarige gewesen von dem Gespräch mit Rownan, seinen aufrichtigen Worten, von seinem Lob, aber auch von den Sorgen und Nöten, die er in den Seelenspiegeln des Gegenübers erkannt hatte. Es waren viele Emotionen gewesen, die der Falls erkannt und die ihn und seinen Geist vollkommen vereinnahmt hatten – wie ihm nun im Nachhinein auffiel. Die Röte auf seinen Wangen war noch nicht gewichen, anders als Rownan, der plötzlich einen beherzten Schritt nach hinten vollführte und hektisch stammelte. Er fühlte sich offensichtlich genauso ertappt wie Lian… dabei war doch überhaupt nichts geschehen! Sie hatten sich nur unterhalten. Warum hatte die Kellnerin so eine merkwürdige Andeutung gemacht?! Der Falls hätte ihr gerne Vorwürfe gemacht, doch er wusste, dass das die Situation vermutlich nur schlimmer gemacht hätte. So schluckte der Bogenschütze jeden Kommentar angestrengt herunter und biss die Zähne zusammen, um seine lose Zunge unter Kontrolle zu halten. Die Zeit, die der Falls brauchte, um sich innerlich zu maßregeln, nutzte Rownan, um eine Antwort an die Kellnerin zu geben. Und ohne abzuwarten, schubste der Hybride seinen Kollegen förmlich von sich. Nicht so stark, dass Lian tatsächlich stolperte, aber doch bestimmt genug, dass sich ein gewisser Abstand zwischen den Magiern aufbaute. Sie waren sich einig: Sie wollten beide diesem peinlichen Moment möglichst schnell entkommen, weshalb der 19-Jährige nur zustimmend nickte, das Trockentuch in einer schnellen Bewegung über einen unter dem Tresen befindlichen Haken warf und dann auf dem Absatz kehrt machte, um sich die Utensilien fürs Kellnern zu besorgen. Der peinliche Moment beschäftigte den Falls allerdings auch noch, als er Rownan längst an der Bar zurückgelassen hatte.

Lian wurde von der Dame, die er ersetzen sollte, schnell in die Tätigkeiten eingewiesen. Zum einen ging es darum, die Tische abzuräumen, die nicht mehr besetzt waren. Gleichzeitig sollten aber auch die Bestellungen aufgenommen, an die Küche weitergereicht und die Mahlzeiten schließlich an die richtigen Tische gebracht werden. Alles in allem: Es war extrem wuselig. Jetzt verstand der Falls, warum hier so viele Mitarbeitende unterwegs waren. Wenn man gerade dabei war, einen der Tische zu räumen, wurde man bereits von einem anderen Tisch herbei gewunken. Wenn man Teller und Besteck zum Abwasch trug, bekam man aus der Küche einen gebellten Befehl, dass dieser und jener Teller an diesen und jenen Tisch gebracht werden musste. Für die Cocktails musste man an die Bar (die wenigen Momente, in denen Lian zumindest einen kurzen Blick mit Rownan wechseln konnte, wenngleich keine Zeit zum Sprechen blieb) und als würde das nicht ausreichen, drohte man stets, mit einem anderen Mitarbeiter zusammenzustoßen, der mindestens genauso hektisch von A nach B lief. Tatsächlich war der Braunhaarige die erste Zeit so mit der zu erfüllenden Aufgabe beschäftigt, dass er keinen Blick für andere Sachen hatte. Er hastete von einem Tisch zum anderen, er brachte Teller zu den Gästen und richtete sogar Servietten, damit neue Gäste Platz nehmen konnten. Es war ein gänzlich anderer Falls, als man sonst kannte – es war eine Seite, die nicht einmal Lian selbst an sich kannte. Er nahm seine Arbeit wirklich ernst. Fast so, als könnte er tatsächlich mit ehrlicher und anstrengender Arbeit seinen Lebensunterhalt verdienen. Am Ende kam es Lian entgegen, dass er in einer Stadt großgeworden war und schon früh gelernt hatte, in Menschenströmen unterwegs zu sein. Es strengte ihn immer weniger an, den anderen Leuten auszuweichen. Seine gute Auffassungsgabe sorgte dafür, dass er die verschiedenen Tätigkeiten schnell verinnerlicht hatte und er auch bei zwei oder drei parallelen Aufgaben nicht durcheinanderkam. Seine Kellnerei wurde kontrolliert und geordnet, wie man auch von außen erkennen konnte. Und das… war der Anfang vom Ende. Sobald sich Lian eingestimmt hatte und ruhiger wurde, war sein Blick wieder frei für andere Dinge. Und während er von einer feisten Dame den leeren Teller entgegennahm, fiel ihm plötzlich der goldene Ehering an ihrer linken Hand auf. Beim nächsten Tisch blieben die hellgrünen Augen für den Bruchteil einer Sekunde am Dekolleté einer jungen Frau hängen, die eine schöne Kette trug. Ein älterer Herr, der einen Cocktail bestellte, wedelte mit seiner kostbaren Armbanduhr förmlich unter Lians Nase. Die Fassade bröckelte… und plötzlich fiel dem jungen Mann wieder ein, warum er eigentlich hatte kellnern wollen. Sicherlich nicht, um diesen aufgeblasenen Menschen tatsächlich zu dienen! Er erinnerte sich daran, was er immer gewesen war und auch immer bleiben würde: Ein Dieb. Der Schmuck zog den Falls förmlich an und so, wie die Leute protzig damit angaben, konnten sie ihm nicht einmal einen Vorwurf machen. Diese arroganten Leute forderten es förmlich heraus, bestohlen zu werden. Und so änderte sich die Arbeit von Lian. Er kam noch immer seinen Aufgaben nach, wechselte von einem Tisch zum Nächsten, doch wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass er sich mehr Zeit für die Leute nahm. Er plauderte mit einer Dame, lachte herzlich auf, als ein Mann ihm einen Witz erzählte und zwinkerte schon fast schelmisch, als eine Frau ihn von der Seite her ansprach. Lian beugte sich quer über den Tisch, um benutzte Teller und Besteck einzusammeln, zog Stühle zurück, damit Damen sich setzen konnten und half Gästen sowohl beim Ablegen ihrer Mäntel als auch beim Anziehen der Jacken, nachdem sie fertig gegessen hatten. All der Smalltalk, der Witz, der Schalk und die Bedienung schienen ihm einfach von der Hand zu gehen – es war ein gänzlich anderer Lian als der, den man vielleicht zu Beginn der Quest kennengelernt hatte. Nichts deutete darauf hin, dass er ein Problem mit der gehobenen Gesellschaft haben könnte oder damit, sie zu bedienen. Und der große Trick dahinter: Würde man die Gäste fragen, die Lian bediente, würden diese wohl auch nicht alle sagen können, dass es der Falls war, der sie zum Lachen brachte oder ihnen beim Einkleiden half. Denn niemand konnte ahnen, dass der Dieb sich mithilfe seines Zaubers Transformation immer wieder das Aussehen und die Stimme eines anderen Kellners lieh. Immer dann, wenn er verhindern wollte, dass man sich im Nachhinein nochmal an ihn erinnerte, weil er… naja. Das konnte man sich denken, oder?

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BeitragThema: Re: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptyMo 26 Jul 2021 - 10:54

Wenn die beiden irgendwann wieder auf der Heimreise waren und Zeit hatten, die Quest in ihrer Gänze zu reflektieren, würde ihnen sicher auch auffallen, wie viel Kommunikation bei den beiden über die Augen stattfindet. So war es auch in der jetzigen Situation. Wie fast schon zu erwarten war, schoss die Schamesröte, die der Wolf zuvor noch als so charmant tituliert hatte, in das Gesicht des Illusionisten. Sie konnten einander also beide nicht helfen und waren vermutlich mehr als froh, zumindest im ersten Moment, dass sie wieder etwas räumliche Distanz zwischeneinander hatten. Jener hatte anscheinend nichts hinzuzufügen und war mit der Antwort des Grauhaarigen zufrieden, vielleicht hatte er auch nichts Konstruktives zu sagen, gab sein Handtuch ab und verließ daraufhin blitzschnell den Tresenbereich, um von der Dame, die ihre traute Zweisamkeit unterbrochen hatte, noch relativ zackig eingewiesen zu werden. Der Hybride war sich sicher, dass er diese Tätigkeit ohne größere Probleme bewerkstelligen konnte. Der Braunhaarige war nicht nur flink auf den Beinen, sondern auch im Köpfchen und würde sich gewiss jeder an ihn gestellten Aufgabe anpassen können. Zudem war auch genug Personal hier, um das Alibi aufrechtzuerhalten. So konnte er selbst nun, noch immer hinter dem Tresen gefangen, in seinen Gedanken abschweifen, während seiner Körper die routinierten Bewegungen weiter abspulte.

Anders als Lian, der durch seine, dem Lupinen noch unbekannten Tätigkeiten, geschult war seine Umgebung gut zu sondieren, legte Rownan selbst Wert auf seine ausgeprägten Sinne, insbesondere seinen Geruchsinn. Auch wenn er, so musste er jetzt endlich einmal zugeben, mit seine animalischen Charakteristika nicht im Reinen war, so genoss er aktiv die Vorteile, die sie mit sich brachten. Natürlich hatte sich die Heilmagierin nicht nur seiner Schulter angenommen, sondern auch seiner sensiblen Schnauze, die nach der Kopfnuss schon derbe gelitten hatten. Aber erst jetzt, als er aus dem intensiven Gespräch gerissen wurde, bemerkte er, wie die unterschiedlichsten Gerüche wieder auf ihn einströmten. Er hatte es für sich immer mit der eigenen Atmung verglichen. Wenn er wollte, konnte er ganz aktiv darauf Einfluss nehmen, um beispielweise Fährten aufzunehmen. Aber auch passiv arbeitete die Nase kontinuierlich mit. Im Kopf angekommen, wurden diese Gerüche dann in verschiedenste Schubladen sortiert und nach Bedarf abgerufen. Dabei war es nicht so, dass es direkt ein Bild des Ursprungs im Kopf habe musste. Diese manifestierten sich meist erst, wenn er näher herangekommen war oder viele ähnliche Gegenstände oder Personen gerochen hatte. Von Lian hatte er zwischenzeitlich ein sehr klares Bild vorm inneren Auge. Dafür hatten sie auch mehr als intensiv Kontakt gehabt und wie Rownan aus Erfahrung wusste, waren es Blut und Schweiß, die besonders einprägsam waren. Und so konnte er den Crimson Sphynx Magier mit geschlossenen Augen durch die Menge verfolgen, selbst wenn dieser nicht mehr zu sehen war oder in der Menge an Menschen unterging. Nur, wenn er ab und zu die Abteile wechselte, ebbte die Geruchsnote ab und er blieb über die Aktivitäten seines Partners im Dunkeln. Er für seinen Teil war froh, dass ihre restliche Quest bis jetzt so entspannt ablief und dieser sich so tadellos integriert hatte. Seine sonst so neutrale Mine zeigte erneut das Lächeln, dass seiner eigenen Meinung nach so untypisch für ihn war. Ein Zustand, an den er sich wohlmöglich noch gewöhnen konnte.

„Ihr zwei habt ja eine ganz schöne Show hinten in der Umkleide abgelieferte“. Die Stimmte der Dame, die sie zuvor unterbrochen und Lian in die Aufgaben eingewiesen hatte, erklang in seinen Ohren, woraufhin sich seine Augen wieder öffneten. Sie hatte sich anscheinend danach wieder an der Bar platziert, um die Aktivitäten der Bediensteten zu beobachten und ihre Pause bei einem Sprudelwasser zu verbringen. Statt sie eines Blickes zu würdigen, beobachtete Rowan lieber die Menge, auf der Suche nach etwas Verdächtigem. Zumindest war es der Gedanke, mit welchem er sich dazu zwingen wollte, nicht auf das Gesagte einzugehen. „Also wenn ich mit dir da drin alleine gewesen wär, wär ich vermutlich schon beim ersten Satz wieder abgehauen“. Die Kellnerin machte keine Anstalten ihn zu ignorieren oder seine sehr klare Körpersprache zu verstehen. Anscheinend hatten die beiden ihr Interesse geweckt und vermutlich waren sie das Interessanteste, was die Gute seit Jahren erlebt hatte. Was die meisten der Angestellten seit Jahren erlebt hatten. Fast schon frustriert schwenkte sein Kopf zu ihr herüber. „Ich wüsste nicht, wann ich ihnen das ‚Du‘ angeboten hatte“ eröffnete er seine Seite des Gesprächs. „Ach komm, wir arbeiten zusammen, da wird auf sowas nicht wertgelegt. Also was auch immer zwischen euch in der Kabine passiert ist, beschäftigt euch beide wohl immer noch, oder?“. „Ich glaube das geht dich gar nichts an“. „Das mag sein, spannend ist es trotzdem. Vor allem bei dir. Du magst ihn, oder?“ Das Weinglas in Rownans Hand brach in der Mitte durch. Seine Pranke blieb unverletzt, doch musste er nun die Scherben aus dem Abspülkasten sammeln. Ein Grinsen manifestierte sich auf dem Gesicht der Dame. „Das war auch nicht wirklich schwer zu lesen. Man braucht ja nur seinen Namen sagen und bekommt eine Reaktion. L-i-a-n … Tatsache, es klappt“. Tatsächlich sorgte sie dafür, diese einfache Frau, das der stolze Wolf etwas perplex war. Allerdings dauerte es nicht lange, bis er selbst auf des Rätsels Lösung kam, als er, ohne zu schauen, bemerkte, wie seine Rute, heute zum wiederholten Mal, leicht nach links und rechts schwang. Eigentlich hatte er sie, seit er an der Bar war, mental an seinem linken Bein fixiert, sodass die feinen Haare sich nicht in der Umgebung verteilten. Jetzt aber transportierte sie wieder seine Emotionen. Ein wenig verfluchen konnte er sich für das Ding schon. So schwer einige Gefühle an ihm zu sehen waren, so zeigte sich andere umso deutlicher. Er würde ihr also Antworten müssen, wenn er in Ruhe weiterarbeiten aber vor allem weiterdenken wollte. „Und wenn es so wäre?“. „Hmmmm…“ überlegte sie laut und schmunzelte dabei weiterhin „dann habt ihr euch wohl nicht gesucht aber gefunden. Ich hab ja nur Fetzen eures Streits mitbekommen, aber vielleicht könnt ihr ja schauen, wo es hinführt. Aber macht es nicht unbedingt hier. Vielleicht bei euch daheim, mit einer Flasche Wein? Und außerdem“ begann sie ihren Satz und erhob sich von ihrem Hocker „sieht er wirklich nicht schlecht aus. Es könnte dich schlimmer treffen“. Dabei zwinkerte sie ihm zu und kramte eine Schachtel Zigaretten aus ihren Hosentasche hervor. „Ich geh eine rauchen. Wir sehen uns, Turteltaube“. Und damit ließ sie Rownan, der erneut und für sich so ungewohnt um Worte rang, zurück.

Sein Unvermögen verwandelte sich in Trotz, während er ihre Worte leise nachäffte. Getroffene Hunde bellten. Aber er war kein Hund. Er war mindesten ein Wolf. Kein Tier, dass sich von irgendwem oder irgendwas in seiner Freiheit berauben ließ. Und darüber hinaus noch ein Mensch, schlauer als jedes Tier, in den Künsten versiert und zu logischen, rationalen Denken fähig. Er war damit das beste aus zwei Welten sozusagen. Allerdings vielleicht auch mit den Lastern beider Welten gebeutelt? Rownan bellte, wenn er nur gedanklich, aber er bellte. Er musste allmählich aus diesem Gefängnis entkommen, wenn er nicht verrückt werden wollte. Einmal tief durchatmend, hob er eine weitere Scherbe, die er übersehen hatte, aus dem Kasten. Das Glas war so klar, dass er sich noch immer darin Spiegeln konnte. Was ihn und den Magier emotional so stark zu verbinden schien, trennte sie körperlich ebenso stark. Wollte man mit so jemandem, mit so etwas, überhaupt Kontakt pflegen? Der Scherbenhaufen symbolisierte seinen Gemütszustand ganz treffend. Überall war ein Stückchen, nichts Halbes und nichts Ganzes, bis man es wieder zusammensetzen konnte. Wenn man es noch zusammensetzen konnte. Der Identitätskonflikt, den er so lange vor sich hergeschoben, verfestigte sich. Was täte er jetzt dafür, in die grünen Seelenspiegel zu blicken, die ihm in dieser turbulenten Welt, die er betreten hatte, seit er das Waisenhaus verlassen hatte, ein wohltuendes Gefühl vermittelten. Wohlmöglich aber nur, weil er nicht wusste, was dieser gerade in den anderen Wagen trieb. Unweigerlich musste er an seine Gönnerin denken, die ihn, wenn auch indirekt, in diesen Schlamassel befördert hatte. Darauf hatte sie ihn nie vorbereitet. Er war genau so ein fühlendes Wesen, mit Bedürfnissen und Ansprüchen, die bedient werden wollten, wenn auch ihr Ursprung meist irrationaler waren. Für jemanden so von Logik geprägt, war es schwer wenn nicht unmöglich, es in Einklang zu bringen. Ob sie dafür jedoch ein Motiv gehabt hatte, wusste er in diesem Moment nicht. Aber darüber nachzudenken war die erste wirklich Ablenkung von all dem hier. Aus dem Fenster blickend, bemerkte er, dass sie bereits einiges der Strecke hinter sich gelassen hatten. Lange würde die Reise nicht mehr dauern.

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BeitragThema: Re: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptyMi 28 Jul 2021 - 18:27

Lian hatte keine Ahnung, in was für Gespräche sein Kollege verwickelt wurde. Über was für Thematiken er mit der anderen Kellnerin sprach. Nein, er wusste es nicht… er ahnte es nicht einmal. Während Rownan unfreiwillig mit seinen Gefühlen konfrontiert wurde, war der Braunhaarige vollkommen eingenommen von seiner eigenen Aufgabe, von der Bedienung der hoch angesehenen Gäste im extravaganten Zugabteil… und der Bedienung seiner eigenen Bedürfnisse. Oh ja, Lian war auf einem Höhenflug, während er sich zwischen den Tischen entlangschlängelte und immer wieder anhielt, um Smalltalk mit den Menschen zu halten. Zwischendurch hatte er Sorge, dass er bei all diesen Möglichkeiten gar die Übersicht über die Kleinigkeiten verlieren könnte, die in seinen Ärmeln und Taschen verschwanden, während er den Gästen jeden Wunsch von den Lippen ablas. Aber nein, er durfte es nicht übertreiben, das wusste er, er musste es bei wenigem Schmuck belassen. Aber… es war schwer, sehr schwer. Lange war es her, dass dem Falls so viele Kostbarkeiten auf dem Silbertablett präsentiert wurden und offensichtlich rechnete keiner der Gäste damit, dass ihm etwas abhandenkommen könnte. Es wäre wie immer: Erst mit einiger Verzögerung würden die Gäste merken, dass ihre Kette, ihr Ring oder die Armbanduhr fehlten. Und dann würden sie zuerst selbst suchen, bevor sie auch nur auf die Idee kamen, tatsächlich bestohlen worden zu sein. Und diesen Punkt, diese Erkenntnis, erreichten die Leute erst, wenn sie längst nicht mehr eingrenzen konnten, wo genau der Diebstahl stattgefunden hatte. Wirklich auf der Zugfahrt? Oder vielleicht davor? Danach? Und wenn im Zug, dann zu welchem Zeitpunkt genau? Nein, Lian wog sich in größter Sicherheit und seine Laune hatte sich sichtlich aufgehellt. Die Zeit verflog, ohne dass es ihm so recht bewusstwurde. Und erst, als die Kellnerin, die er zwischenzeitlich abgelöst hatte, zu ihm trat und ihm auf die Schulter klopfte, sahen die hellgrünen Augen zu der Wanduhr im Zugabteil. Oh, schon so spät? Die Dame gab mit einem kurzen Fingerzeig über die Schulter zu verstehen, dass der Braunhaarige zurück an die Bar gehen konnte – sein Kollege würde ihn schon vermissen. Was genau die Dame ihm damit sagen wollte, verstand Lian zwar nicht, aber er kommentierte es nicht weiter. Er lächelte, nickte und gab das Feld zufrieden wieder ab. Der Falls hatte alles erreicht, was er hatte erreichen wollen. Jetzt mussten sie nur noch warten, dass die Zugfahrt endete – was nicht mehr allzu lange dauern sollte. Zum Glück.

„Meine Güte, was für extravagantes Essen hier aufgetischt wird!“ Anstatt richtig auf sich aufmerksam zu machen, fing Lian bereits an zu sprechen, ehe er vollends an der Theke angekommen war. Ohne es zu wissen, ließ er sich genau auf dem Hocker nieder, auf dem zuvor die andere Kellnerin gesessen und Rownan ausgefragt hatte. Der 19-Jährige lachte gelöst und wollte sich gerade mit der Hand durch die Haare fahren, als ihm – zum wiederholten Male an diesem Tag – auffiel, dass das seiner gegelten Frisur sicherlich nicht guttun würde. Der Braunhaarige hielt inne, lachte leise in sich hinein und lehnte stattdessen die Arme auf dem Tresen ab, sah hinüber zu dem Hybriden und suchte den Blickkontakt mit ihm. Die Splitter vom Weinglas hatte Rownan bereits weggeräumt, sodass der Falls keine Spuren des Schlamassels sah. Genauso wenig konnte er ahnen, was seinen Kollegen beschäftigt hatte… Lian hatte sich mit seinen kleinen Diebstählen so gut abgelenkt, dass zumindest für ihn der peinliche Moment von zuvor deutlich in den Hintergrund gerückt war. „Ich werde mich nie daran gewöhnen“, offenbarte er dem Satyrs mit einem Grinsen auf den Lippen und spielte damit auf die ordentliche Frisur und das enganliegende Outfit an, die so viele seiner gewöhnlichen Marotten unmöglich machten. Da seine Haare normalerweise zerzaust und unordentlich waren, interessierte es nicht, dass er gerne mit den Händen hindurchfuhr. Jetzt allerdings war das unmöglich und schränkte Lian sichtlich ein. Trotz dieser Umstände konnte man spüren, dass der Falls gutgelaunt war, er wirkte richtig befreit. Nein, auch das konnte seine gute Laune gerade nicht trüben. „Bei der Hälfte der Mahlzeiten, die ich an die Tische getragen habe, konnte ich nicht einmal sagen, was genau das eigentlich ist. Und ernsthaft, wie viel Geld die Leute ausgeben für Portionen, die nicht einmal satt machen. Nicht, dass das mein Problem wäre… aber verstehen muss ich es trotzdem nicht.“ Beiläufig winkte der 19-Jährige ab, legte das Kinn dann auf der Handfläche ab und sah zu Rownan hinüber, der… irgendwie ziemlich konzentriert aussah. Nicht abweisend, aber doch recht ernst. In seiner Euphorie hätte Lian das beinahe übersehen, jetzt fiel es ihm allerdings umso deutlicher auf. „Und hier lief auch alles nach Plan?“, fragte er unumwunden nach und musterte Rownan neugierig. Ein schneller Blick gab zumindest Aufschluss darüber, dass der Hybride die Kontrolle über das dreckige Geschirr behalten hatte und auch sonst seiner Aufgabe sehr gut nachkam. Wenn ihn etwas beschäftigte, dann musste es also etwas anderes sein, oder? Vielleicht ein nerviger Gast? Anstrengende Kollegen? Oder… war Natalie wieder aufgetaucht? Lian war so konzentriert auf seinen Kollegen, dass er die Unruhe, die sich am Eingang des Abteils und damit in seinem Rücken aufbaute, nicht mitbekam. Ein älterer Herr war eingetreten, blickte sich wütend um und fing dann das erstbeste Personal in dem Restaurant ab, das ihm entgegenkam. In der allgemeinen Geräuschkulisse konnte man auf die Entfernung nicht mehr als ein erbostes Brummen hören sowie die beschwichtigenden Gesten des Personals sehen, als wolle es einen Streit vermeiden. Und dann wurden, nach und nach, alle Kellner zusammengerufen. Was war denn da los?

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BeitragThema: Re: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptyMi 4 Aug 2021 - 14:25

Ein Motiv. Rownan überlegte, während die Menge um ihn herum waberte und er die an ihn gerichteten Tätigkeiten wie eine Maschine abarbeite, statt sich vollumfänglich in die Arbeit zu stürzen. Noch vor wenigen Stunden war dies gänzlich anders. Aber war es nur seinem aktuellen Gemütszustand geschuldet oder hatte er sich wirklich verändert? Ein Motiv. Seine Gönnerin, Lady Deardorff, blieb bis zum heutigen Tage kinderlos. Auch wenn sie in höheren Kreisen verkehrte, so erfüllte sie diese Aufgabe an sich oder ihren Körper nicht. Sofern dies der Wahrheit entsprach. Aber nichts von dem was er erlebt hatte, sprach dafür, dass sie ihn oder andere in dieser Hinsicht angelogen hatte. Sie war definitiv eine Frau vieler Geheimnisse aber konnte sie so etwas verbergen? Wollte sie es verbergen? Es gab verschiedene Gründe keine Kinder zu bekommen. Ein Motiv. Warum hatte sie sich seiner Angenommen? Und noch dazu so schnell? Auch wenn er nie wirklich eine Sonderbehandlung bekommen hatte, beschlich ihn in diesem Moment das Gefühl, dass sie etwas verband, etwas Unsichtbares, Unausgesprochenes. Die Tage, die sie einsam im Garten verbrachte und in die Leere starrte; die Nächte die er Wach lag und die Decke des Schlafsaales anstarrte. Die gemeinsamen Nächte im der Bibliothek, bis er am nächsten Morgen mit einer Decke über sich im Sessel erwachte. Vielleicht würde er mehr über sich verstehen, wenn er sie jetzt, mit den neuen Erfahrungen, die er gesammelt hatte, besuchen würden. Rownan musste kurz schmunzeln. Für sie wäre es sicher eine Geldverschwendung.

So in Gedanken versunken bemerkte er Lian erst gar nicht, der munter drauf lossprach. Erst als dieser sich in sein Sichtfeld bewegte registrierte er die Anwesenheit des Magiers. Unweigerlich schossen ihm die Gedanken und Kommentare der Bedienung in den Kopf, während er die Worte des Illusionisten registrierte. War Lian in diesem Moment wirklich wieder so gut drauf oder versuchte er nur weiterhin die Stimmung nicht wieder in diese Richtung wandern zu lassen? Die räumliche Distanz bemerkte der Wolf fast noch als erstes. Statt sich wieder neben ihn zu gesellen, machte es sich jener nun an der Bar bequem, genau auf dem Platz auf den das Unheil seinen Lauf nahm. Ihre Blicke trafen sich jedoch. Habe ich einfach zu viel hineininterpretiert? Spielen mir meine ungewohnten Gefühle heute Streiche? Sein Puls, der direkt wieder in die Höhe schnellte, als sie sich ansahen, war anderer Meinung. Er würde sich nie daran gewöhnen? Passte dieser Satz gerade nur zu gut in seine Gedankenwelt oder zerdachte er es im diesem Moment gerade? Vermutlich war es letzteres, doch zu dieser Erkenntnis kam der Hybride in diesem Moment nicht. Die Unterschiede die sich gerade für ihn so offen darstellten, überschatteten die Gemeinsamkeiten, die sie so mühsam erarbeitet hatten. Noch immer in die grünen Augen blickend, bemerkte er fast gar nicht, dass ihm eine Frage gestellt wurde. Die Worten waren eine Sachen, aber die Blicke drückten so viel anderes aus, waren seiner Empfindung nach immer noch so tiefgründig, wie zuvor. Vielleicht war es wirklich das Setting, welches ihn sabotiere ? Aber Rownan wäre nicht Rownan, wenn er nicht für das, was er wollte, arbeiten musste. Und das galt wohl für alles im Leben. Er spürte wie der Blick des Braunhaarigen ihn zu durchbohren begann. Zu lange war er still gewesen und auch die Antwort auf so eine simple Frage hatte zu lange gedauert. Er musste reagieren. „Lian… ich“ begann er etwas unsicher seinen Satz doch viel weiter sollte er nicht kommen, als die Reize der Außenwelt wieder auf ihn einströmten.

Hier bemerkte er zwei Dinge, die ihn beunruhigten. Das Unwichtigere zuerst. Ein Herr war am Eingang des Abteils eingetreten und seine Stimmung war alles andere als ansprechend. Er war wütend, das konnte man im ganzen Wagon bemerken. Dazu begann er mehr und mehr Personal zu binden. Beides Fakten die sie sich nicht leisten konnten. Besonders dann , wenn sie ihr Ziel fast erreicht hatten. Sein Blick blieb noch einen Moment auf Lian kleben, ehe er sich löste und in Richtung der Tumultes blickte. Aber genau von dem Magier ging die zweite Sache aus, die ihn beunruhigte und weshalb er den visuellen Kontakt zwischen ihnen abbrach. Lian roch anderes. Aber nicht unangenehm anders, sondern nach anderen Leuten. Nach Leuten so stellte Rownan, wenn auch teilweise nur dezent fest, die sich hier im Zug aufhielten. Aber warum? Er kannte den Geruch des Sphinx schon ziemlich genau und so stach jede noch so feine Veränderung hervor. Um Gerüche Anderer so sehr an sich haften zu haben musste er diese schon längere Zeit umarmt haben oder Ähnliches. Oder aber Gegenstände an sich haben, die sie zuvor an sich hatten. Und die Besorgnis über das, was es im Umkehrschluss bedeuten würde, wollte er den Braunhaarigen nicht zu verstehen geben, weder verbal noch non verbal. Zumindest bis er mehr wusste. „Wir sollten gucken was für diese Störung verantwortlich ist“ sprach er eher in den Abteil hinein als zu ihm direkt. Sein Ton war dabei wieder fest und man spürte eine gewisse Anspannung und Professionalität. Wenn er sich in die Arbeit stürzen konnte, um so von dieser noch schwieriger gewordenen Lage zu entkommen, dann suchte der Wolf jetzt die Flucht nach vorn. Kurz schaute er zu seinem Partner, nickte ihm zu und ging zielstrebig zum Hort der Unruhe.

Der ältere Herr hatte bis jetzt bestimmt schon drei oder vier Kellner und Kellnerinnen um sich geschart, die versuchten beschwichtigend auf ihn einzureden. EIN SKANDAL IST DAS! ERST MÜSSEN WIR WARTEN UND JETZT WERDEN WIR NOCH BEKLAUT“ waren die ersten verständlichen Worte die er wahrnehmen konnte. Anscheinend hatte man bereits die Vorgesetzten informiert, denn kaum erreichte der Satyrs die Menschentraube, kam auch Natalie durch die Tür. Ein bestätigendes Nicken ihrerseits zeigte ihnen, dass es richtig gewesen war, hier her zu kommen. Wie sich herausstellte bzw. wie letztendlich Natalie herausfinden konnte, wurde das Personal des Diebstahl beschuldigt. Kein kleines Delikt vor allem bei einer Fahrt wie der jetzigen. So war es nicht verwunderlich , dass Frau Moreau die Tarnung der Magier, sofern sie noch Undercover waren, vollends ausfliegen ließ. „Wir werden das natürlich umgehend prüfen. Diese beiden Herrn sind Magier und für die Sicherheit zuständig. Sie werden im hinteren Teil des Zuges jeden Angestellten durchsuchen den sie verdächtig haben. Bevor der Zug anhält haben sie ihre Uhr wieder“. Der eisige Blick an die beiden Magier war eindeutig: findet den Dieb! Die Arbeitsteilung war für Rownan schnell klar: Wenn Lian die Leute durchsuchen würde, würde der Grauhaarige den Täter dingfest machen. Ob sein Partner es genau so sehen würde? Zudem würde diese Konstellation dazu dienen, seinen Hypothese zu prüfen. Kein Wunder, dass er in diesem Moment seine Rationalität verfluchte.

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BeitragThema: Re: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptySo 8 Aug 2021 - 19:54

Rownan brauchte ziemlich lange, um zu antworten. Zu lange, als dass Lian nicht misstrauisch wurde. Die eisblauen Augen des Wolfes starrten ihm entgegen und man konnte förmlich sehen, wie sich die Gedanken im Köpfchen des Gegenübers überschlugen. Woran genau hatte Rownan gerade gedacht? Und was war es, das ihn so sehr fesselte, dass er fast schon aus der hiesigen Welt entfleucht schien? Was auch immer es war, es beschäftigte den Hybriden so sehr, dass er mehrere Sekunden brauchte, bis er endlich einen richtigen Ton über die Lippen brachte. Lian horchte auf, als er seinen Namen vernahm, beugte sich noch ein wenig weiter über die Theke, um zu verstehen, was Rownan ihm sagen wollte… doch dann brach er wieder ab. Zuerst verstand der Falls nicht, was geschehen war, doch dann fiel ihm auf, dass der Blick seines Kollegen plötzlich an ihm vorbei ging. Der Bogenschütze drehte sich auf dem Hocker um und blinzelte, als er das Gewitter bemerkte, das sich am Eingang des Restaurants zusammenbraute. Ein älterer Herr fuchtelte wild durch die Gegend und auch wenn Lian auf die Distanz nicht verstehen konnte, was er sagte, so war mehr als deutlich, dass der Herr zornig war. Moment. Der Herr… das war einer der Herren, die der Braunhaarige bestohlen hatte. Was hatte er von ihm nochmal mitgehen lassen? Die Uhr? Okay, es war nicht geplant gewesen, dass der Diebstahl so früh auffliegen würde. Tatsächlich hatte der Falls gedacht, dass gerade dieser Mann erst nach der Zugfahrt den Verlust seiner Uhr bemerken würde. Dass er hier auftauchte, war zwar nicht geplant, aber die Eventualität einkalkuliert gewesen. Wie gut, dass Lian ein Dieb war, der immer nur mit doppeltem Boden agierte und deshalb trotz der unerwarteten Entwicklung ruhig bleiben konnte. Er drehte sich wieder zu Rownan, tauschte einen Blickkontakt mit ihm aus. Dass der Kollege die feine Duftnote der fremden Gegenstände an dem 19-Jährigen wahrnahm, ahnte dieser in diesem Moment nicht. Stattdessen sah er möglichst überrascht und ahnungslos aus, so als wüsste er auch nicht, was genau dort am Eingang des Restaurants geschah und als wäre ihm dieser Mann gänzlich unbekannt. Und so erwiderte er auch nur kurz das Nicken des Satyrs, als dieser verkündete, dass sie sich die Störung näher ansehen sollten.

Beklaut. Das war das erste Wort, das Lian vernahm, als sie der Szenerie endlich nähergetreten waren. Und dieses eine Wort bestätigte ihn in seinen Vermutungen: Der Mann hatte den Diebstahl seiner Armbanduhr bemerkt und auch auf seinen Besuch im Restaurant zurückgeführt. Vier Kellner und Kellnerinnen standen bereits bei ihm und versuchten, den Mann zu beruhigen, hatten dabei aber wenig Erfolg. Und auch wenn sie versuchten, dass die restlichen Gäste im Abteil von der Störung möglichst wenig mitbekamen, so konnte Lian doch erkennen, wie sich einige Köpfe zu ihnen umdrehten oder Menschen die Hälse streckten, um einen Blick auf die Menschentraube zu erhaschen. Selbst wenn die anderen Gäste nicht wussten, was genau geschehen war, so war mehr als offensichtlich, dass gerade irgendetwas nicht nach Plan lief. Und so begann die Tuschelei, die der Falls nur beiläufig wahrnahm. Die grünen Seelenspiegel wandten sich an den Mann, dem er vor vielleicht einer halben Stunde nicht nur beim Einkleiden in den teuren Reisemantel geholfen hatte, sondern ihn bei dieser Gelegenheit auch bestohlen hatte. Man könnte nun meinen, dass der wütende Herr diesen Kellner – Lian – allein dadurch schnell erkennen müsste. Tatsächlich wanderte der zornige Blick des Mannes jedoch nur für einen ganz kurzen Moment zu dem Falls, dann wandte er sich schon wieder ab. Nein, dieser Mann erkannte den Illusionsmagier nicht und Lian musste sich ein zufriedenes Lächeln verkneifen. Es dauerte nicht lange, da tauchte Natalie im Restaurant auf und ließ nicht nur die Tarnung der Magier auffliegen, sondern befahl im gleichen Atemzug, dass sie die Angestellten durchsuchen und die Armbanduhr dadurch finden sollten. Sie sollten die Angestellten durchsuchen?! Wow. Ohne es zu wissen, spielte Natalie dem Crimson Sphynx Magier auch noch in die Hände – offensichtlich wollte das Schicksal, dass der Falls mit seinem Diebstahl ungeschoren davonkam. Das war einfach die perfekte Situation! Der 19-Jährige wandte sich an Rownan und bemühte sich um einen möglichst ernsten Gesichtsausdruck. „Dann lass uns lieber schnell beginnen, nicht, dass uns der Dieb noch durch die Finger geht. Er wird das Diebesgut sicher noch bei sich tragen“, erklärte er seinem Kollegen und ergänzte gedanklich, weil er es am besten wusste: Ganz sicher trägt er es sogar noch an sich. Mit einer kurzen Bewegung des Kopfes deutete er in den hintern Teil des Zuges, wandte sich dann an die anderen Angestellten. „Einer nach dem anderen wird zu uns kommen, alles klar? Und keine Spielchen, dann haben wir das alle schnell hinter uns gebracht.“ Lian lächelte, während die Kellnerinnen und Kellner sich unsichere Blicke zuwarfen. Also dann: Die Durchsuchung konnte beginnen.

So wie Rownan es sich bereits gedacht hatte, stellte sich auch die tatsächliche Teamaufteilung zwischen den Magiern heraus. Der Falls hatte sich netterweise dazu bereiterklärt, das Abtasten und die Durchsuchung der Taschen zu übernehmen, während Rownan sich bereithalten sollte, um den Dieb – sobald sie ihn fanden – an einer Flucht zu hindern. Sie waren in das Abteil gewechselt, in dem auch die Umkleidekabine der Angestellten war und dann ging es los: Nach und nach wurden die Angestellten hereingeführt und Lian durchsuchte sie, während der Satyrs Magier ein wenig auf Abstand blieb. Auch die Taschen der Angestellten wurden durchsucht, damit sie auch nichts übersahen. Nichts, nichts, nichts. Die ersten Personen konnten alle wieder gehen und erst wirkte es so, als würden sie nicht fündig werden. Bis zu dem Punkt, als ein junger Bursche mit strohblonden Haaren und sehr heller Haut den Raum betrat. Seine braunen Augen sahen sehr unsicher von Lian zu Rownan und wieder zurück. Er war es! Dieser Kellner war so sehr zwischen den anderen Kellnern hervorgestochen, dass auch Lian ihn sofort bemerkt hatte. Und deshalb war es auch genau dieser Kellner, dessen Aussehen er sich geliehen hatte, als er dem Mann seine Armbanduhr gestohlen hatte. Ja, er war es. Und deshalb wusste der Braunhaarige auch sofort, was es zu tun galt. „Hierhin. Bisschen schneller, da warten noch ein paar mehr Leute darauf, durchsucht zu werden“, durchbrach Lian schließlich die Stille und forderte den unsicheren Mann dazu auf, näherzutreten. Zögerlich kam der Kellner der Aufforderung nach, dann begann Lian, ihn abzutasten. Zuerst war es genauso wie bei allen anderen Personen zuvor auch… bevor der Illusionsmagier stutzte. Er klopfte erneut auf die Weste des blonden Mannes, rutschte dann mit der Hand ungeniert unter den V-Ausschnitt und zog dann, wenige Augenblicke später, eine feine, goldene Armbanduhr hervor. Dass diese Uhr in Wirklichkeit aus Lians Ärmel gerutscht kam und nicht wirklich unter der Weste des blonden Kellners gefunden worden war, konnte ein Außenstehender nicht erkennen. Ein kleiner Taschenspielertrick, mehr nicht. „Aha? Was ist denn das?“, fragte Lian scheinheilig nach und hielt dem Mann die goldene Uhr unter die Nase. „Ist das etwa die Uhr, die wir suchen?“ Die braunen Seelenspiegel des Kellners wurden riesig groß und sein Kinn klappte nach unten. Die ersten Augenblicke war er sprachlos, als könnte er selbst nicht glauben, was Lian da in den Händen hielt – und dass das tatsächlich unter seiner Weste gewesen sein sollte. Dann haspelte er: „I-ich… die gehört mir nicht! Ich weiß nicht, wie die dahingekommen ist!“ Die Stimme des Kellners überschlug sich und er trat zwei Schritte zurück, sah sich im Raum um. Ob er, überwältigt von der Situation, wirklich an eine Flucht dachte? Wenn ja, würde ihm schnell klar werden, dass das ein aussichtsloses Unterfangen war. Der Falls neigte den Kopf zur Seite. „Du weißt nicht, wie das dahingekommen ist, ja?“, wiederholte er die Worte des Blonden und hob dann die Mundwinkel an. Ja, Lian fühlte sich verdammt sicher. „Sollen wir den Herren fragen, ob das seine Uhr ist?“ Angst trat in den Gesichtsausdruck des Kellners und er brachte kein weiteres Wort heraus. Die hellgrünen Seelenspiegel des Illusionsmagiers sahen zu Rownan. „Am besten fragen wir den Mann bei dieser Gelegenheit auch gleich, ob er von diesem Kellner bedient wurde. Wenn die Uhr seine ist und er die Bedienung bestätigt, sollten wir den Täter hiermit gefunden haben.“ Alles lief genau nach Plan. Und während Lian sich bereits freute, knatterte es aus einem der Lautsprecher: "Liebe Gäste, in Kürze endet unsere Rundfahrt. Bitte achten Sie darauf, keine Habseligkeiten im Zug zu vergessen und empfehlen Sie uns weiter. Wir freuen uns, dass wir Sie heute bei uns begrüßen durften:"

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BeitragThema: Re: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptyMi 11 Aug 2021 - 17:29

Musste er sich schlecht fühlen, dass gerade er das gleiche, doppelte Spiel mit Lian spielte, wie dieser es mit ihm tat? Hatte er sich gerade wirklich diese Frage gestellt!? Allein für diesen Gedanken hätte sich Rownan am liebsten vor all diesen Menschen selbst geohrfeigt. Aber er durfte seine Gelassenheit nicht verlieren. Noch immer kämpfte sein rationaler Verstand gegen eben jene Argumente an, die seine andere, vermutlich animalische, Seite versuchte in die interne Diskussion miteinzubringen. Warum hatte er den Knaben nicht einfach gepackt, umgedreht und all die Wertsachen auf den Boden fallen lassen? Nicht nur würde er so die Anerkennung des ganzes Zuges und Natalies bekommen, nein, er würde auch dafür sorgen, dass ein weiterer Hochstapler hinter Gittern wandern würde. Die Beweislast wäre erdrücken. Und dennoch zuckte kein einziger Muskeln an seinem Körper und auch seine Mimik blieb still und ernst. Insgesamt attribuierte er alles Negative an sich mit dem Tier in seinem Körper, welches sich heute zum wiederholten Mal Freiräume erkämpft hatte und dies beinahe auf Kosten eines anderen Menschenlebens. Wäre er demnach nicht sogar moralisch verpflichtet sich selbst eins auszuwischen, um sich dadurch zu vergewissern, dass er noch immer in Kontrolle war? Das er immer in Kontrolle bleiben würde? Lian suchte den Augenkontakt zu ihm, wodurch er wieder gezwungen war in die Augen des Magiers zu blicken. Doch statt nach dessen Aufmerksamkeit zu schmachten, schauten seine eigenen, eisblauen Augen zum wiederholten Mal durch diesen Hindurch, als die Erinnerungen ihrer verbalen Konfrontation plötzlich hochkamen. Ich konnte es deinem Blick ansehen, du fühltest dich von Anfang an mir gegenüber überlegen. Du hast mich nicht ernst genommen … Es war einfach genau der Blick, den ich schon immer von Leuten aus diesem Business bekommen habe … Du hast keine Ahnung, wie es in meinem Leben aussieht … Ich glaube nicht, dass du mit all deinen Vorwürfen richtig liegst. Aber… vielleicht sind sie trotzdem nicht gänzlich unwahr. Auch die Worte der Kellnerin reihten sich ein. Du magst ihn, oder? ... „dann habt ihr euch wohl nicht gesucht aber gefunden“. Was war schon Anerkennung, was waren Stolz, Prestige und all diese Dinge, im Vergleich zu jemanden, und war die Chance noch so gering, der vielleicht wirklich dazu in der Lage war zu verstehen, was im tiefsten Inneren der eigenen Existenz passierte? Konnte sich der Hybrid wirklich dieser Chance berauben? Doch sein Unvermögen etwas zu tun, widerstrebten seinem Charakter so sehr, dass es ihn schlichtweg lähmte. In seinem Inneren herrschte ein Kampf der jenseits der Attribute Mensch oder Tier von statten ging. Dieser Konflikt nagte an all dem, was er als seine Persönlichkeit und sein Benehmen titulieren würde. Es erschütterte ihn in seinen Grundfesten. Wo war seine brutale Ehrlichkeit? Wo war die Suche nach Anerkennung, gerade unter eine Gruppe, wie es die Reichen um ihn waren? Oder war es gerade seine Persönlichkeit, die ihn dazu brachte, eben nicht zu reagieren? Hatte er die Situation bereits so umfassend reflektiert, dass die Entscheidung nichts zu tun und eine Spielfigur im großen Plan Lians zu werden die rationalste Entscheidung war? War es vielleicht auch sein Herz, das sich etwas Mitspracherecht einforderte? Das irrationale Element in all der Rationalität? War es das, was man als L… nein. Das L-Wort wollte er selbst in den Gedanken nicht in den Mund nehmen. Und vor allem nicht, während dieses Unrecht vor seinen Augen geschah. Er brauchte Zeit. Zeit und Ruhe. Beides, das er hier nicht hatte. Schnell war alles sogar für den Lupinen zu viel. Sein Kopf schmerzte. Nach außen hin mussten seine Augen hektisch hin und her gewandert sein. Kurz hielt er sich die Hand an den Kopf, ehe er sich schüttelte und Lian antworte. „Sehe ich auch so. Der Dieb, der an mir vorbeikommt, muss er noch geboren werden“. Ein trauriger Versuch sich nichts anmerken zu lassen. Er würde sich zusammenreißen müssen, wenn er seinen Partner nicht vollständig Misstrauisch machen wollte. Gute Mine zu bösen Spiel war die Devise.

Umso anstrengender war es für Rownan als er zum wiederholten Mal an diesem Tag die Umkleide betrat. Neben den Spuren ihrer Auseinandersetzung, denen er bereits aus dem Weg zu gehen versuchte, als die Heilerin sich seiner Annahm, musste er in diesem Raum nun auch noch einen Mann oder eine Frau überwältigen, die völlig unschuldig waren. Und das alles würde er nur tun um nicht nur seine eigene, verlorene Seele zu retten und sich etwas Glück in dieser manchmal trostlosen Welt zu erkämpfen, sondern auch um hoffentlich die Seele eines Jungen zu retten, der vielleicht doch nicht ganz die gleiche Wahl hatte, wie der Hybrid es hatte. Möglicherweise war es auch die Tatsache, dass dem Wolf die Chancen genommen wurden, für sich selbst zu entscheiden, die es ihm ermöglichten, die es ihm ermöglichen würden, die harten Schalen des Braunhaarigen zu knacken. Es war ihm bereits einmal gelungen und das in einem Setting wie diesem. Wieso sollte er dann nicht erneut und noch besser gelingen, wenn sie vollkommen unter sich waren? Erst dann konnte er die Sphynx mit all dem hier und den anderen Dingen, die in seinem Kopf herumschwirrten, konfrontieren. Langsam kam Rownan wieder in einen Zustand, in dem er arbeitsfähig war. Er musste die Schlacht verlieren, um den Krieg zu gewinnen. Zu nützlich war der Illusionist, als dass er ihn wie einen Bauern opfern konnte. Zu stark die etablierte Bindung, um ihn einfach fallen zu lassen. Bauer. Ein hartes Wort für ein so kluges Köpfchen. Aber er musste sich in diesem Moment von ihm distanzieren, vor allem emotional distanzieren, wenn er diese Rolle weiterspielen wollte. Trotzdem fragte er sich, als er die Tür des Abteils schloss und jener damit begann, das erste Personal zu durchsuchen, was im Kopf des Jungen, nein, des jungen Mannes vor sich ging. Erinnerungen an eine behütete Kindheit waren es sich nicht. Der Grauhaarige spekulierte eher darauf, dass ihm dieses Szenario auch noch Genugtuung verschaffte. Das, wie so oft, ihm alles in die Hände spielte. Welch Genugtuung es für den Satyrs gewesen wäre, wenn er gewusst hätte, wie nah er an der Wahrheit war. So nahm das Unheil seinen Lauf, während er geduldig darauf wartete, welches Opfer Lian selbst auserkoren hatte. Rownan nutzte diese Zeit um sich die vereinzelten Gerüche, die an den Sachen klebten, noch besser einzuprägen. Wie ein Drachen würde sein Gegenüber die erbeuteten Schätze gewiss in seinen Hort zurückbringen. Und so würde er nur nach Aloe oder sonst wo hinkommen müssen, wo er dann sein Gedächtnis mit dem Ist-Zustand abgleichen musste. Wahrlich ein Meisterdetektiv, der an ihm verloren gegangen war. Die Hybris erreichte ihren Klimax. Ein junger Bursche, fast noch selbst ein Kind, war an der Reihe. Während der Hybrid hoffte, dass gerade dieser es nicht werden würde, musste er mit ansehen, wie der Geruch an Lian schwächer und am Blonden stärker wurde. Missetat begangen. Rationalität hin oder her, Rownan war nun doch etwas angepisst. Er musste seinem Frust freien Lauf lassen, wenn er nicht wollte, dass er seinen Kollegen erneut durch den Zug jagte. Ein voller Zug wohlgemerkt. Wenn der unschuldige Kellner also gerade die Wucht der gemeinen Realität erfuhr, dann konnte er genau so gut gleich die Furcht Gottes spüren. Gott war in diesem Fall etwas über zwei Meter groß, haarig und nicht zu Spaßen aufgelegt. Es fehlte nur das Zünglein an der Waage, um ihn vollends explodieren zu lassen.

Nach außen noch so gut wie ruhig, trafen sich die Blicke der Magier erneut. Und jedes Mal, wenn es am heutigen Tag geschah, transportieren beide Blicke soviel, jedoch oft etwas anderes. Das Unvermögen Rownans sich in diesen Momenten zu öffnen, schmerzte ihn selbst. Die Mordlust in dem eigenen Blick konnte er sicher nicht verstecken, während die Grünen ihm gegenüber eine Mischung aus Triumph und Freude ausstrahlten. Schon jetzt wünschte der Wolf sich die sorglosen Momente hinter der Bar zurück. Fast schon etwas aus der Rolle fallend, erwiderte Rownan mit einer Mischung aus Wut, Resignation und Freude „Ja. Du hast recht Lian! Warum fragen wir nicht den Mann!?“. Der arme Bursche. Fast schon explosionsartig schnellte Rownan zum Kellner, packte diesen am Kragen und drückte ihn fast mühelos die Wand des Abteils hoch, während sich seine eigenen Haare aufstellten und er den Blonden anknurrte. „Ist das dein Ernst!? Nach allem was hier passiert ist, klaust du? Nach allem was wir durchgemacht haben, tust du uns das an! Hast du denn keine Scham? Keinen Anstand? Ich dachte du respektierst mich!" brüllte er wütend. Dabei waren die Worte für den aufmerksamen Zuhörer nicht für den Kellner, sondern für Lian bestimmt. Ob er vielleicht etwas zu offensichtlich war? Rownan hoffte es wie immer auf seine animalische Seite schieben zu können, wenn Fragen aufkommen würden. Aber so hatte er ein brauchbares Ventil gefunden. Der Geruch von frischem Urin stieg ihm in die Nase. Wenigstens einer hatte Angst vor ihm. Den starren Körper vor sich auf den Boden fallen lassend, packte er diesen daraufhin am hinteren Kragen und, während seine freie Hand die Uhr aus der Hand seines Partners schnappte, zog ihn schlichtweg durch das Abteil, durch die Küche, in den gesellschaftlichen Bereich, in welchem am Eingang bereits Natalie und der beklaute Herr auf sie warteten. Wortlos hob er den Jungen hoch und präsentierte das Schmuckstück. „JA-JA DAS IST ER. UND DAS IST AUCH MEINE UHR“ fing der Mann nun auch wieder hysterisch zu rufen. Am liebsten hätte der Lupine ihm die Uhr sonst wo hingeschoben. Ein mehr als ungewohnte Denkweise für den so vornehmen Wolf. Natalie atmete hörbar erleichtert aus und signalisierte mit einem kurzen Daumen hoch, dass die Gefahr gebannt war. Erst als die Durchsage das zweite Mal ertönte, registrierte auch der Grauhaarige sie. Empfehlen sie uns weiter äffte er die Aussage des Lautsprechers in Gedanken nach.

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BeitragThema: Re: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptySa 14 Aug 2021 - 17:48

Lian fühlte sich großartig und es kostete ihn alle Mühe, den jungen Kellner nicht breit anzugrinsen und auch gegenüber Rownan ein Pokerface zu bewahren. Ja, der Falls hatte das Gefühl, erhaben über den Dingen zu stehen. Er hatte einen grandiosen Plan umgesetzt, der es unmöglich machte, ihm den Diebstahl nachzuweisen, den er während seiner Tätigkeit als Kellner begangen hatte. Der Braunhaarige war einfach genial – zumindest war es das, was der 19-Jährige gerade von sich selbst dachte. Hochnäsig? Übertrieben? Durchaus. Und es war auch nicht so, dass Lian sich über diese Gefühle wirklich bewusst war. Es kam eher unterbewusst und sorgte dennoch dafür, dass der junge Mann ein Stückchen gerader stand, die Nase leicht in die Luft reckte und die hellgrünen Augen verräterisch leuchteten. Ob er kein Mitleid mit dem Kellner hatte? Nein. Das hatte er nicht. Und spätestens das hätte der Punkt sein sollen, an dem Lian ins Zweifeln hätte geraten sollen. Damals, vor langer Zeit, hatte er mit den Diebstählen begonnen, weil er sich vom Schicksal ungerecht behandelt fühlte. Er hatte gesehen, wie viel andere Menschen besaßen, während für Leute wie ihn kaum etwas übrigblieb. Und da das Leben nicht von alleine dafür sorgte, dass die Güter gerechter verteilt wurden, hatte er eben irgendwann damit begonnen, dem Ganzen nachzuhelfen. Hier und dort Jewels einzustecken, die andere Menschen ohnehin zu viel hatten. Damals hatte sein Fokus vollkommen auf der reichen Oberschicht gelegen, aber diese Grenze war mit der Zeit zunehmend verschwommen. So sehr, dass er mittlerweile nicht einmal mehr mit der Wimper zuckte, seinen eigenen Diebstahl einem verängstigten, jungen Burschen unterzujubeln, der nun wirklich niemandem ein Haar gekrümmt hatte. Lians Hemmschwelle war gesunken… und hatte ihn genau dorthin geführt, wo er heutzutage stand. Früher hatte er sich rechtfertigen können. Heute war er nur noch ein Dieb wie jeder andere auch.

Erst mit Verzögerung bemerkte der 19-Jährige die sichtlich aufgestellten Nackenhaare von Rownan und erst, als der Kollege ihm lautstark zustimmte, fiel Lian die Mordlust auf, die aus den eisblauen Augen des Hybriden hervorstach. Es reichte noch nicht aus, um den Falls aus seiner Euphorie zu reißen, allerdings wurde er stutzig. Und dann… ging es schnell. Rownan packte den blonden Kellner am Kragen und drückte ihn erbarmungslos gegen die Wand des Abteils, sodass der junge Mann erschrocken ächzte. Was geht denn jetzt ab?! Klar, dass sein Kollege nicht erfreut darüber sein würde, wenn sie den Dieb in die Finger bekamen, damit hatte Lian gerechnet. Aber dass er gleich so handgreiflich wurde? Die Überlegenheit in der Haltung des 19-Jährigen bröckelte… und dann erstarrte er, als er die weiteren, erzürnten Worte von Rownan hörte. Ganz gleich, dass der Satyrs ihn nicht ansah, er die Worte dem zitternden Kellner entgegenwarf, so drangen sie doch zu Lian vor. Warum er klaute, nach allem, was passiert war? Wie er ihnen das antun konnte, nach allem, was sie durchgemacht hatten? Dass er dachte, er würde ihn respektieren… Lians Mund öffnete sich einen Spalt breit und seine Kehle schnürte sich zusammen, erschwerte ihm das Atmen. All die Souveränität des Falls war verschwunden, die Augenbrauen wanderten ungläubig nach oben. Hatte Rownan mit diesen Worten wirklich den blonden Kellner gemeint? Oder meinte er vielmehr… ihn selbst? Lian? Wusste er etwa, dass es Lian gewesen war, der die Gäste bestohlen hatte? Aber… aber wie konnte Rownan das wissen? Der Illusionsmagier bekam keine Gelegenheit, um Nachfragen zu stellen, denn ohne lange zu zögern schleifte der Wolf den unschuldigen Kellner hinter sich her und folgte damit dem Plan, den der Braunhaarige geäußert hatte. Warum fühlte sich Lian dabei allerdings plötzlich so schlecht? Warum fühlte er sich alles andere als überlegen, obwohl doch alles genau so lief, wie er es eingefädelt hatte? Was genau war es, das den jungen Mann so sehr aus der Fassung gebracht hatte? Respekt… ob es das war? Gegenseitiger Respekt. Eher schlecht als recht folgte der Falls dem Hybriden und konnte nur noch das Ergebnis des ganzen Schauspiels mitbekommen: Der ältere Gast erkannte den Kellner (natürlich tat er das) und damit schien er endgültig des Diebstahls überführt. Der junge Mann stammelte noch einige Worte, überwältigt von den Dingen, die ihm vorgeworfen wurden und vermutlich fragte er sich, wie er in diese Situation hatte geraten können. Lian wusste es. Und – scheinbar – Rownan auch. Der Braunhaarige war unfähig, etwas zu unternehmen, als der blonde Kellner abgeführt wurde. Und der Daumen von Natalie streute nur noch zusätzlich Salz in die Wunde. Lian ließ die Dinge geschehen, ohne einzuschreiten und die Wahrheit zu sagen.

Alles war genauso gelaufen, wie der Bogenschütze es geplant hatte. Und gleichzeitig war alles so unglaublich schiefgelaufen, dass er am liebsten im Erdboden versinken wollte. Und damit endete eine Zugfahrt, die geprägt war unzähligen von Höhen und Tiefen. Eine Zugfahrt, die Lian sein Leben sicherlich nicht so schnell vergessen würde.

Was genau mit dem Kellner geschah, bekamen die Magier nicht mehr mit. Und ehrlich gesagt wollte Lian das auch gar nicht wissen. Die Worte von Rownan hatten ihn aus dem Konzept gebracht, hatten seinen schönen Plan wie einen Kartenhaufen zusammenfallen lassen. Und eines verstand der Falls nicht: Wenn der Hybride wusste, dass er der Dieb war, warum hatte Rownan ihn dann nicht verraten? Warum hatte der Satyrs ihn gedeckt, obwohl es ihm offensichtlich zuwider war. Obwohl er ihm einen Vorwurf gemacht hatte… es ergab für den 19-Jährigen keinen Sinn. Und es war kein Verhalten, das er gewohnt war. Normalerweise war er es, der sich selbst in Schutz nehmen musste und niemand, der auf die Unterstützung einer anderen Person zählen konnte. Wenn er es in der Vergangenheit getan hatte, war es ihm – früher oder später – doch nur auf die Füße gefallen. Nein, alleine war Lian besser klargekommen. Und doch… hatte Rownan ihn geschützt. Und unfreiwillig musste er an die Worte denken, die der Satyrs mit ihm geteilt hatte. An seinen Vorwurf, aber auch daran, dass er ihm Potenzial zugesagt hatte. Und an ihren Streit in der Umkleidekabine, wo beide einen kurzen Blick auf die jeweils andere Vergangenheit hatten werfen können, gleichzeitig aber noch endlos viele Fragen offengeblieben waren. Unsicher rieb sich Lian (der mittlerweile wieder genauso strubbelig und unordentlich aussah, wie man es von ihm gewohnt war) über den Hinterkopf, als er schließlich vor dem Zug stand, der ihn zurück nach Aloe bringen sollte. Es war daran, sich zu verabschieden… da ihr Austausch sich seit der Sache mit dem Kellner allerdings auf ein absolutes Minimum beschränkt hatte, stellte sich dieser Abschied als gar nicht so einfach heraus. Der Falls wusste nicht genau, was er sagen sollte. Und so schwieg er, sah Rownan still entgegen, bis das Makrofon des Zuges laut ertönte. Das Signal, dass sie bald abfahren würden. „Danke für die Zusammenarbeit“, waren schließlich die ersten Worte, die Lian zäh über die Lippen brachte. Er grinste nicht, sah sogar ziemlich ernst aus. Eigentlich hätte der Braunhaarige gerne das Gespräch mit dem Hybriden gesucht, ihn offen darauf angesprochen, was er gemeint hatte, als er den Kellner angeknurrt hatte. Aber… er schaffte es nicht. Alles in dem Dieb schrie auf und wehrte sich dagegen, einen Diebstahl wirklich offen zuzugeben. Das war etwas, was ein echter Dieb eben nicht so einfach konnte. Es ging nicht, nicht jetzt, nicht hier, nicht heute… und da ertönte das Makrofon ein zweites Mal. Ein Schaffner am Bahnsteig deutete Lian an, dass er einsteigen sollte, die Türen würden gleich schließen. Die beiden Magier konnten jetzt getrennte Wege gehen und würden sich – vermutlich – nie wiedersehen. Nach allem, was geschehen war, war das vielleicht sogar der beste Weg für beide Magier. Und doch ging es dem Falls ähnlich wie Rownan: Er vertraute dem Hybriden. Und er hatte sich für ihn in Gefahr gebracht, weil sie sich irgendwie doch verdammt ähnlich waren und vielleicht sogar voneinander lernen konnten. Und jetzt, zum Abschied, stand etwas im Raum, das es eindeutig zwischen ihnen zu klären gab. „Rownan“, sprach der Braunhaarige schließlich den Namen aus und hob den Blick an. Er ignorierte die wilden Gesten des Schaffners, der bereits eilig nähertrat, um ihn in den Zug zu drängen. „Falls du mal in Aloe bist… können wir vielleicht nochmal sprechen.“ Wenngleich Lian noch gar nicht wusste, worüber genau er eigentlich sprechen wollte. Konnte. Aber das würde sich ergeben. Bevor der Schaffner ihn wirklich am Arm packte, drehte Lian sich um und stieg in den Zug. „Ich wohne im Gildenpalast von Crimson Sphynx. Du kannst dort nach mir fragen. Oder ich melde mich, wenn ich mal in Maldina bin.“ Über die Schulter blickte Lian zurück, suchte noch ein letztes Mal den Blickkontakt mit Rownan, so wie schon viele Male an diesem Tag. Sie hatten beide viel erlebt und einige Dinge, die sie zu verarbeiten hatten. Genau das sprach auch aus den Augen, die sich nun erneut anblickten. Es war klüger, mit geklärten Gedanken erneut zusammenzufinden. Die Türen des Zuges bewegten sich… „Bis bald.“ Lian sprach die Worte mit einer unglaublichen Sicherheit aus, hob zum Abschied die Hand… und dann waren die Türen zu. Der Zug setzte sich in Bewegung und rollte langsam aus dem Bahnhof. Der 19-Jährige war ohne jede Erwartung in diese Quest gestartet und umso erschlagener von den Entwicklungen, die sich ergeben hatten. Hatte er in Rownan tatsächlich einen neuen Freund gefunden?

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Rownan

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BeitragThema: Re: Crocus Plains
Crocus Plains - Seite 2 EmptySo 22 Aug 2021 - 21:32

Was hätte Rownan nur dafür gegeben in die Gedankenwelt des Falls einzutauchen, um miterleben zu können, wie dieser auf dem höchsten Punkt seiner Arroganz nicht allmählich sondern mit voller Wucht auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde. Vielleicht, aber nur vielleicht hätte der Wolf dann selbst dieses Grinsen im Gesicht gehabt. Das Grinsen, welches er noch zu Beginn dieser Quest so verabscheut, dann zu lieben gelernt hatte nur um dann ebenfalls wieder mit der vollen Breitseite des verabscheuungswürdigen Charakters des Ausdrucks getroffen zu werden. Aber der Magier war jenseits des Punktes in welchem sich dieser Frust, diese Wut in weiteren Körperlichkeiten manifestieren würde. Und hatte er überhaupt das Recht dazu? Sicher nicht, aber noch waren seine Gedanken zu verstreut um sie zu formulieren. Den „Täter“ überführt, dauerte es nicht lange, bis Sicherheitskräfte den zwischenzeitlich völlig verstörteren Kellner abführten. Erst da bemerkte der Hybrid das Gesicht Lians. Trotz des dunklen Hautteints konnte man in diesem Moment das Gefühl bekommen, der Junge müsste sich jeden Moment übergeben, so blass wirkte die Gesichtsfarbe auf den Satyrs. Jeder Hauch eines Triumphes, von Hochnäsigkeit oder Arroganz war wie weggefegt, während die Augen rastlos das Geschehen verfolgten. Scheinbar waren die Worte wirklich nicht sehr subtil kommentierte er innerlich die Situation. Wirklich froh war er darüber nicht. Den einziger Trost, den der Wolf aus den Aktionen der nahen Vergangenheit ziehen konnte, war, dass beide nun viel zum Nachdenken mitnahmen. Ein stechender Schmerz lenkte ihn vom Gesicht des Illusionsmagiers ab. Er hatte beim Hochheben des Kellners genau das getan, wovon ihm die Ärztin abgeraten hatte. Mit der einkehrenden Ruhe kehrten nun auch die Schmerzen zurück, die durch die Belastung entstanden waren. Die erste von vielen Quittungen.

Mitnehmen war das richtige Stichwort. Mit der Quest erledigt und einer dennoch sehr zufrieden Auftraggeberin blieb den beiden Magiern nichts mehr übrig als ihrer Wege zu gehen. Dabei gab es noch so vieles was geklärt werden musste! Dessen waren sich beide auf die ein oder andere Art sicher. Doch warum machte keiner von ihnen den Mund auf? Warum waren sie in einem so kritischen Moment stur? Für Rownan war die Sache klar: er war nicht derjenige gewesen, der ihre noch so bröckelige… Verbindung, in Ermangelung eines treffenderen Wortes, so leichtfertig sabotiert hatte. Daher war es am Braunhaarigen den ersten Schritt zu tun, so wie es der Grauhaarige zuvor in der Umkleide getan hatte. Und das hatte nichts mit Stolz oder Erhabenheit zu tun. Rownan war schlichtweg verletzt. Der sonst so stolze, ehrliche und eloquente Wolf fühlte sich verraten. Der daraus resultierende Schmerz nagte an ihm. Wenn er in diesem Moment ehrlich gewesen wäre, wäre es vermutlich egal gewesen, was Lian gesagt hätte. Es wäre ausreichend gewesen, um seine Gefühle zu verbalisieren. Aber der Junge blieb still und er damit auch. Ein wenig Eigenschutz war dabei sicher inbegriffen. Was wollte jener denn auch wirklich sagen. Danke, dass du mich gedeckt hast? Sicher nicht der beste Icebreaker. Nachdem sich also beide wortlos umgezogen und ihre Sachen gepackt hatten, konnten sie relativ schnell herausfinden, dass der erste Zug Richtung Wüste fahren würde. Kein Wunder, dass der Hybrid bereits hier überlegte Reißaus zu nehmen und zu seinem Bahnsteig zu gehen. Dennoch tat er es nicht. Dabei hatte er einige, berechtigte Gründe. Doch zum wiederholten Mal an diesen Tag rationalisierte sein kluger Kopf die Situation. Er musste der Sphynx ja jede Möglichkeit geben das Wort zu ergreifen. Immerhin hätten sie bereits im Zug mehr miteinander geredet wenn es die Umstände erlaubt hätten. Vielleicht wartete dieser nur auf einen ungestörten Moment? Das erschien, so surreal es für einen ausstehenden wirken mag, logisch im Kopf des Lupinen. Doch mit Logik hatte aber ihr Verhalten schon länger nichts zu tun. So trottete der Tiermensch stumm hinter dem Wuschelkopf her, dessen beiläufige Gesten jenen nur darin bestätigen, dass sie über die Geschehnisse aber vor allem über diesen Moment nachdachten.

Jedoch begleitete sie diese Stille, bis der Zug mit einem Pfeifen neben ihnen zum Stehen kam. Jetzt war der Augenblick gekommen. Jetzt musste etwas passieren. Erneut bewegte sich keiner von ihnen. Stattdessen blickten sie einander an. Rownan ging davon aus , dass auch seine Augen, sein Blick so erdrücken wirken musste, wie es der seines Gegenübers tat. Ich kann dir diesen Schritt nicht abnehmen seufzte der Wolf frustriert in sich hinein. In dieser Position eine gefühlte Ewigkeit verharrend, war es der Zug der die beiden wieder mit der Variable Zeit vertraut machte. Wie schon mit seinen Gefühlen zuvor, wartete der Magier fast schon sehnsüchtig darauf irgendein Korn zugeworfen zu bekommen, irgendetwas womit er arbeiten konnte. Wenn Lian ihn beispielsweise eingeladen hätte, wäre er gewiss ohne zu zögern mit eingestiegen. Stattdessen sollte es bei Höflichkeiten bleiben. Trotzdem ließ es ihn sprachlos. Genau so ernst wie sein Kollege schaute, nahm auch er diese Worte zur Kenntnis. Was sollte er darauf antworten? Gern geschehen? Nur in Gedanken waren die beiden gerade auf einer Wellenlänge doch diese blieben ihnen weiterhin verwehrt. Am liebsten hätten er den Jungen an sich gerissen, umarmt oder sonst irgendwie eine mehr als ungewohnte, dafür allerdings sehr positive Gefühlsregung gezeigt. Sein Körper und auch sein Gesicht jedoch blieben weiterhin ausdruckslos. Dann hörte er seinen Namen. War es jetzt soweit!? Er hatte sich zu früh gefreut. Weder heute noch morgen wären die Tage der unbequeme Wahrheiten, der unausgesprochen Geheimnisse und unbekannten Vergangenheiten. Dabei schrie alles im Körper des Wolfes Lian aufzuhalten. Sein Geist blieb weiterhin unnachgiebig vielleicht auch uneinsichtig, stark genug aber jedem Impuls, jedem Reiz zu widerstehen. War das nicht ironisch? Der Hybrid der so krampfhaft versuchte menschlich zu sein, vernünftig zu sein, hatte am heutigen Tag so viel seiner animalischen Seite gezeigt, dass er in dem Moment, in welchem er etwas Irrationalität gebraucht hätte, nun im Stande war diese Seite zu ignorieren, zu kontrollieren. Eine fast schon kafkaeske Situation. So nahm er die Einladung ohne Regung, ohne Bemerkung wahr, während sie weiterhin in die Seelenspiegel des jeweils anderen blickten in der Hoffnung irgendetwas zu entdecken oder zu bewegen. Dann lösten sie ihre Blicke, Lian hob die Hand und war im inneren des Zuges verschwunden. Erst als das Gefährt nur noch ein Punkt am Horizont war, hob auch Rownan die Hand zum Abschied, ehe er sie fast unsicher zurückzog, um merkwürdige Blicke der Anwesenden zu vermeiden.

Die Quest, die er extra gewählt hatte um seinen Instinkten zu entkommen war ausgerechnet diejenige, die ihn noch nachhaltig prägen sollte oder bereits prägte. Erschöpft, müde und entmutigt ließ auch der Hybrid sich in einem einsamen Abteil nieder ehe er in Richtung Maldina aufbrach. Jetzt, völlig für sich allein gelassen, brachen alle gedachten, gefühlten und unterdrückten Emotionen aus dem Lupinen hervor. Er war so wütend und gleichzeitig traurig, enttäuscht, niedergeschlagen, dass er am liebsten auch diesen Abteil in Einzelteile zerlegt hätte. Aber es war diese Flut, die ihn gleichzeitig auch überforderte. Er hatte schon einmal bemerkt, dass er durchaus isoliert groß geworden war und, dass Gefühle dieser Intensität mehr als ungewohnt waren, fast schon beklemmend und beängstigend. Was hatte dieser Junge, dieser Magier aus Aloe, der auf den ersten Blick nicht mehr war als ein begabter Dieb, nur mit ihm gemacht. Doch so wütend Rownan in diesem Moment auf Lian war, so sehr bewegte es auch sein Herz, wenn er an den Magier dachte, an die Dinge, die sie miteinander gelernt hatten und die Dinge, die noch in der Zukunft lagen. Es war diese Chance endlich etwas verändern zu können, die Rownan in dieser Sekunde so etwas wie Hoffnung verspüren ließ, wobei er im Endeffekt gerade nicht wusste, wo oben und unten war. Eine zwischenzeitlich bekannte Feuchte machte sich in seinem Gesicht bemerkbar, als er an die letzte Worte seines Partners dachte. Das heute war kein Lebe wohl, das war erst der Anfang ihrer Reise. Ein zartes Lächeln bildete sich. Wenn er in Maldina angekommen war, war es an der Zeit nachzudenken. Und dann würde er einen Brief schreiben. Schon jetzt graute es im davor sich wieder in die Wüste zu begeben. Aber es wäre die richtige Entscheidung. Die einzige Entscheidung.

@Lian

Ende des Offs: Bahn frei!


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