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 Das "Rosemary & Thyme"

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Rin
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BeitragThema: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptyMi 19 Jan 2022 - 20:16

Das "Rosemary & Thyme" 374136

Ortsname:  Rosemary & Thyme
Art: Restaurant
Spezielles: -
Beschreibung: Dieses hübsche, kleine Restaurant ist gleich um die Ecke des großen Basars in Aloe. Die eher rustikale, altmodische Einrichtung lässt auf den ersten Blick vielleicht vermuten, dass es sich hierbei um irgendeine alte Kneipe handelt, die schon längst ihre Glanzzeit überschritten hat, doch dies ist absolut nicht der Fall. Das Rosemary & Thyme gehört zu den Geheimtipps, wenn es um gutes Essen in der Wüstenstadt geht - was sich jedoch auch im Preis widerspiegelt.
Das Besondere hier ist, dass es keine feste Speisekarte gibt, sondern eine kleine Auswahl, die sich wöchentlich ändert.

Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.


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Rin
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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptyMi 19 Jan 2022 - 20:57

Off: Ménage à trois
featuring @Lian Falls, @Gin Du Bellay & Rin Inuyama

Wie oft hatte die Hundedame inzwischen schon vor dieser Tür gestanden? Es fühlte sich jedes Mal an wie ein kleines Déja Vu, doch heute war zumindest eine Kleinigkeit anders: Charon tauchte nicht auf magische Weise ebenfalls zu genau der selben Zeit auf. Die Beiden schienen eine perfekt aufeinander abgestimmte innere Uhr zu besitzen, sodass sie stets wussten, wann der andere vor Lians Zimmer stand. Nur heute nicht. Ob der Dargin wohl auf einer Quest war?
Auch wenn es sich ein wenig falsch anfühlte hob sie die Hand und klopfte an. Sie war nervös, wie immer eigentlich, wenn sie hier stand, aber inzwischen war es nicht mehr ganz so schlimm wie zu Beginn. Die Vertrautheit des Klopfgeräusches gab ihr irgendwie Sicherheit. Sie machte sich sogar nur noch halb so sehr verrückt darüber, wie sie aussah! Sie fand sich ganz ansehnlich in ihrem weißen Schnürkleidchen (hatte sie das nicht damals auf ihrer allerersten mit Lian auch getragen?) und die große, schwarze Schleife, mit der sie ihre Haare zu einem hohen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, war auch ganz süß! Es dauerte nicht lange und ein bekanntes Gesicht blickte ihr entgegen. "Huhu Lian!" grüßte sie ihn mit einem breiten Lächeln und strahlenden Äuglein. "Hast du ein bisschen Zeit?" Sie breitete die Arme aus um den jungen Mann in eine dicke Umarmung einzuladen, ehe sie sich zur Seite beugte und etwas hervorzauberte, das sie zuvor neben der Tür versteckt hatte! "Du hattest doch vor einer Weile Geburtstag! Aber es war echt schwer, etwas für dich zu finden..." Wieso war er auch so sparsam damit, seine Interessen preiszugeben? Daran war doch nichts schlimmes! "Naja, auf jeden Fall habe ich mir dann einfach gedacht, als ich letzt so auf einem Jahrmarkt unterwegs war: Wieso gewinnst du ihm nicht einfach einen hübschen Preis? Und naja, genau das hab ich gemacht ... Schau!" Voller Begeisterung streckte sie ihm eine Plüsch-Schildkröte entgegen. Ihre schwarzen Knopfaugen fielen auf dem grün-braunen Stoff ordentlich auf und blickten dem Magier neugierig entgegen. "Ich dachte die passt voll gut zu dir. Du hast auch so eine harte Schale, aber bist eigentlich ganz niedlich! Gefällt sie dir?" Die Rute der Canine wackelte aufgeregt, sie hoffte innigst auf eine positive Antwort, auch wenn sie genau wusste, dass sie das von dem Falls eigentlich nicht zu erwarten brauchte.
"Und..." Sie hielt inne. Natürlich war das Kuscheltier nicht alles. Aber die Frage fiel ihr alles andere als einfach. "Wenn du noch Zeit hast könnten wir vielleicht noch etwas zusammen essen gehen. Ich kenne da vielleicht ein gutes Restaurant." Ihre Fingerspitzen zupften nervös am Saum ihres Kleids herum. Hoffentlich verstand er das nicht falsch. Es war nur ein nett gemeintes Geschenk, absolut kein Date! Nach sowas würde sie niemals fragen! Schon gar nicht den Falls. "Ich bezahle auch. Darüber brauchst du dir überhaupt keine Gedanken zu machen. Ist ja ein Geschenk." Das sollte es klar machen, richtig? Bei einem Date bezahlte schließlich immer der Mann! Somit konnte das hier keins sein. Wenn sie gemeinsam Zeit verbrachten war es eigentlich immer auf seinem Zimmer oder eben auf Quests. Gemeinsam Essen zu gehen war etwas völlig Neues, deswegen war sie bestimmt auch so aufgeregt. Sie tat sich eben ab und zu ein wenig schwer mit Veränderungen.
Sie strich ihr Kleidchen wieder glatt und faltete stattdessen die Hände vor ihrer Brust zusammen. "Wenn du kurz Zeit brauchst, dich fertig zu machen, ist das vollkommen okay! Ich bin schließlich ein wenig mit der Tür ins Haus gefallen." Sprichwörtlich. Seine Tür hatte sie (bisher) noch nicht aus den Angeln gerissen. Vielleicht hätte sie ihm oder zwei Tage vorher bescheid geben sollen? Aber das war eigentlich nicht ihre Art. Inzwischen war er doch bestimmt schon allzeit bereit, dass es wieder an seiner Tür klopfte! "Und ich habe vielleicht eine kleine Bitte ... der Ring? Du weißt schon? Kannst du den heute bitte tragen? Kein besonderer Grund ... ich würde mich nur freuen ihn mal an deinem Finger zu sehen. Ich weiß, das ist nicht so dein Ding ... aber vielleicht hast du ja heute mal Lust, wenn wir schon schick ausgehen!" Wenn man schon mal so richtig Essen ging musste man auch Schmuck tragen! Das gehörte mit dazu. Sie trug ihren auch stolz und gut sichtbar am Finger. Nachdem sie sich letzt erst ihr kleines Fauxpas geleistet und ihn ausgezogen hatte weil sie enttäuscht war, hatte sie ihn nicht einmal mehr abgenommen. Nur zum Schlafen. Ob der Rest ihrer Freunde es wohl genauso tat? Sie hob dihren Blick von der entsprechenden Hand und Blickte dem Wuschelkopf mit einem sanften Lächeln (und einem kleinen Hauch von Hundeblick) mitten ins Gesicht. Sie hatte ihn vollgequatscht wie blöd, er brauchte nun sicherlich einen Moment, um das ganze Gesagte zu verarbeiten. Das konnte sie ihm nicht übel nehmen!


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Lian
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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptySo 23 Jan 2022 - 21:11

Lian saß am Schreibtisch seiner kleinen Wohnung und seufzte laut. Die hölzerne Tischplatte war – ganz ungewöhnlich für den Falls – ziemlich aufgeräumt. Ein einzelnes, leeres Blatt Papier lag vor ihm auf dem Tisch… obwohl, gänzlich leer war es nicht. Liebe Isabelle,…, las der 19-Jährige gedanklich vermutlich zum hundertsten Mal die Begrüßung vor – denn viel weiter war er bisher nicht gekommen. Unschlüssig, was genau er der jungen Frau schreiben sollte, kratzte der Illusionsmagier mit dem hinteren Teil seines Stiftes über seine Stirn und schloss die Augen. Er war einfach kein Experte im Briefeschreiben – das würde er niemals werden. So gut der junge Mann im direkten Gespräch oder im Smalltalk war, so schwierig fiel es ihm, vernünftige Worte zu Papier zu bringen. Und doch blieb ihm nichts anderes übrig, wenn er den Kontakt mit der blonden Frau halten wollte. Noch immer machte sich der Falls Gedanken um Isabelle – darum, wie es ihr ging und dass sie ganz offensichtlich verfolgt wurde, wenngleich sie selbst nicht wusste, wer genau dahintersteckte. Die Parallelen zu einer Person, die Lian einst nicht hatte schützen können, waren ihm schon damals sofort aufgefallen, was seine Sorge nur verstärkt hatte. Sie hatte ihren Tod vorgetäuscht und war aus Aloe geflohen, irgendeine größere Sache musste einfach dahinterstecken. Und da Lian der jungen Frau versprochen hatte, dieses Geheimnis für sich zu behalten, hatte er das Gefühl, der Einzige zu sein, der überhaupt noch ein Auge auf Isabelle werfen und ihr im Zweifel auch helfen könnte. Er musste diesen Brief also zustande bringen, irgendwie. Als sich die Lider des 19-Jährigen wieder anhoben, sah er auf den Stapel Papier, der am rechten Rand seines Schreibtisches wartete, denn der Brief an Isabelle war nicht die einzige Botschaft, die Lian formulieren wollte. Er dachte an Rownan, sowie daran, dass er auch ihm unbedingt schreiben wollte. Ihm schreiben, damit sie ein neues Treffen vereinbaren konnten. Wenn der Braunhaarige an den Lupinen dachte, waren es so vielfältige Gefühle, die sich in ihm breitmachten, dass es noch immer schwierig für ihn war, es so recht zu fassen und auch einzusortieren. Vielleicht lag es auch daran, dass ihm der Brief, den er an den Magier von Satyrs Cornucopia formulieren wollte, mindestens genauso schwerfiel wie an Isabelle. Vermutlich würde es wieder auf wenige Worte hinauslaufen, so wie Rownan es eben auch von ihm kannte. Das wäre doch in Ordnung, oder? Oder nicht? Argh. Weiter wanderte der Blick zu der Geburtstagskarte seiner Familie. Auch hier stand noch eine Antwort von ihm offen, eine Sache, die der Falls bewusst aufgeschoben hatte. Eigentlich hatte Lian seiner Familie, insbesondere seiner Mutter, nicht antworten wollen. Doch seit kurzem machte er sich Gedanken darüber, ob er nicht doch den ersten Schritt tätigen sollte, damit sie sich nach all der Zeit der Distanz zueinander vielleicht doch wieder annäherten. Woher kamen diese Gedanken? Seit wann interessierte es Lian, was mit seiner Familie war? Was… mit seiner Mutter war? Und ganz am Ende blieb der Blick der hellgrünen Augen auf dem Schmuck hängen, der ebenso auf der Tischplatte lag. Zum Einen der Ring mit dem Peridot, den Rin ihm im Knochental geschenkt hatte, den der Falls seitdem allerdings höchstens versteckt unter seinem Oberteil getragen hatte. Und an dem Sichelmond… der Sichelmond, den er einst von Gin erhalten hatte. Lian griff nach dem Anhänger und hielt ihn wie so oft zwischen Daumen und Zeigefinger, während er ihn genauer musterte. Wie es der Du Bellay wohl gerade erging? Frustriert ließ der 20-Jährige das Schmuckstück fallen, griff sich stattdessen mit beiden Händen in die lockige Mähne und kniff die Augen zusammen.

Verdammt, seit wann musste er sich so viele Gedanken um soziale Beziehungen machen?! Wo war sein Leben als Einsiedler nur geblieben?...

Es wirkte wie ein Wink des Schicksals, das just in diesem Augenblick ein Klopfen an seiner Tür ertönte. Lian löste seine Hände aus den Haaren, öffnete die Augen und sah verwundert in Richtung Eingangsbereich. Besuch? Unangekündigt?... Eine böse Vorahnung machte sich in ihm breit, als er sich von seinem Platz erhob und auf die Tür zutrat.

"Huhu Lian!"

Es war tatsächlich Rin, die vor seiner Wohnung aufgetaucht war und ihn, kaum dass er vor ihr erschienen war, auch schon in eine dicke Umarmung zog. Lian versteifte sich unter der Berührung, war das immerhin nichts, womit er gerade gerechnet hatte. Als die Hellhaarige sich wieder von ihm gelöst hatte, nahm er sich die Zeit, um sie zu mustern. Das weiße Kleidchen kam ihm wirklich bekannt vor – noch zu gut erinnerte er sich an die Schnürung auf dem Rücken, die er damals, bei ihrer ersten gemeinsamen Quest, ein paar Sekunden zu lange angestarrt hatte. Aber das war nicht alles: Die Inuyama hatte sich auch eine große, schwarze Schleife in das Haar gebunden, das einen ziemlichen Kontrast zu der sonst hellen Haarpracht darstellte. Insgesamt sah Rin so aus, als hätte sie sich ziemlich schick gemacht – anders als das letzte Mal, als sie im Pyjama bei ihm aufgetaucht war. Zuerst genoss Lian den Anblick, aber das hielt nicht lange an, denn eine andere Sache war doch viel wichtiger: Warum tauchte Rin bei ihm auf und hatte sich dann auch noch so zurechtgemacht? Befürchtungen machten sich breit. Befürchtungen, dass Rin irgendetwas vorhatte, das ihn aus dieser Wohnung ziehen würde. Lian hatte nicht vorgehabt, heute seine Wohnung zu verlassen! Er wollte etwas sagen, aber Rin quasselte einfach ohne Punkt und Komma weiter. Auch das… erinnerte ihn irgendwie an die erste Quest von ihnen. „Eh…“, stammelte der Falls wenig eloquent, als ihm auch schon eine dicke Plüschschildkröte in die Hände gedrückt wurde. Er starrte in das Gesicht des Kuscheltiers, das Kuscheltier starrte zurück und beide schienen sie nicht ganz sicher zu sein, was sie voneinander halten sollten. Zumindest bis zu dem Punkt, als Rin erklärte, warum sie eine Schildkröte für den Illusionsmagier ausgesucht hatte. „Ich bin… niedlich?“, fragte er nach und man konnte ihm die Irritation nicht nur ansehen, sondern auch deutlich anhören. Er war sich nicht sicher, ob er das als Kompliment werten wollte oder nicht. Als Rin ihn fragte, ob das Geschenk ihm gefiel, dachte Lian kurz darüber nach, was genau er sagen sollte. Er… identifizierte sich nicht unbedingt als Schildkröte. Obwohl - Kommentar der Autorin - eine Schildkröte eigentlich verdammt passend für ein träges Individuum wie den Falls war. Und besonders niedlich fand er sich auch nicht. Und doch war es nicht unbedingt üblich für ihn, Geschenke zu seinem Geburtstag zu erhalten und irgendwie hatte sich die Inuyama in ihrer ganz eigenen Art Gedanken gemacht. Das war etwas, das nicht spurlos an Lian vorbeiging. Naja… und allgemein fiel es ihm ziemlich schwer, seit Stillsnow irgendwie abweisend gegenüber der jungen Frau aufzutreten. Ein Blick in ihre hellblauen Augen genügte, damit er weich wurde. „Ähm. Ja, das ist ein schönes Geschenk“, gab er also eine positive Rückmeldung und lächelte zaghaft. Das Zögern würde Rin in ihrer Euphorie vermutlich eh nicht bemerken. Zuerst dachte der Braunhaarige, dass es dabeibleiben würde, aber nein, Rin hatte noch mehr auf der Seele. Sie wollte ihn zum Essen einladen. Jetzt. Sofort. Lian blinzelte – er hatte es gewusst. Deshalb hatte sie sich schick gemacht. Hätte sie das nicht vorher anmelden können?! So spontane Einladungen waren so gar nichts für den Braunhaarigen… er hatte noch gar nicht zu- oder abgesagt, da sprach die Inuyama auch schon weiter. Sie wollte bezahlen, er könnte sich noch fertigmachen und… er sollte den Ring tragen? Mensch, Rin verlangte gerade aber wirklich viel von dem 20-Jährigen, der noch immer mit der Plüschschildkröte im Eingangsbereich seiner Wohnung stand und aussah wie bestellt und nicht abgeholt. Es dauerte einen Augenblick, bis er energisch den Kopf schüttelte, um sich aus seiner Starre zu lösen. „Du… bist wirklich ziemlich mit der Tür ins Haus gefallen.“ Ein schiefes Grinsen schlich sich auf die Lippen von Lian, während er zur Inuyama herabblickte. Nur kurz sah er zurück in seine Wohnung und auf den Schreibtisch. Dort lag – im übertragenen Sinne – so ziemlich jede Baustelle im Leben des Falls, um die er sich heute hatte kümmern wollen. Dann sah er wieder zu Rin… und ihm wurde klar, dass er diese Aufgaben, Gedanken und Gefühle noch eine Weile aufschieben konnte, wenn er auf die Einladung einging und mit ihr zu diesem Restaurant ging. Lian war ja nicht klar, dass er den Herausforderungen in seinem Leben mit dem Besuch in diesem Restaurant keinesfalls entkommen, sondern ihnen vielmehr in die Arme laufen würde... „Okay“, stimmte er der Einladung daher nach kurzem Zögern zu. Ob Rin damit gerechnet hatte, es so leicht zu haben, ihn zu überreden? Vermutlich nicht. Die Umstände hatten ihr ein wenig in die Hände gespielt. „Warte, ich brauch nicht lange.“ Natürlich machte der Bogenschütze sich nicht so zurecht wie Rin in ihrem Kleidchen. Bei ihm mussten die dunklen Hosen sowie ein weißes Shirt reichen, dazu die dunklen Schuhe, die er meistens trug. Am Ende warf er sich wie immer die Kette mit dem Sichelmond über, die allerdings unter seinem Oberteil für die Außenwelt nicht sichtbar verschwand. Anders verhielt es sich heute mit dem Ring von Rin – es fühlte sich merkwürdig an, als er ihn tatsächlich über seinen Finger schob und kurz nahm sich der 20-Jährige die Zeit, den Ring an seiner Hand zu betrachten. Hm. Ein Ring am Finger war schon ungewohnt, aber für die Essenseinladung würde es schon gehen. Schließlich trat Lian wieder zurück zu der Caninen, schloss die Tür hinter sich und lächelte. „Ich hatte leider kein so hübsches Kleidchen, ich hoffe, du verzeihst mir. Aber hey, ich würde sagen, das ist mein bestes Shirt.“ Er zwinkerte belustigt und deutete der jungen Frau dann an, dass sie vorgehen sollte. „Okay, welches Restaurant hast du denn ausgesucht? Oh und muss ich erwarten, dass wir Charon dort treffen? Oder... lädst du mich tatsächlich alleine ein?“

@Rin @Gin


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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptyDi 25 Jan 2022 - 21:48

Ihm gefiel die Schildkröte! Somit war die erste Überraschung schon einmal geglückt! Das war einfach nur super! Begeistert quietschend machte die Hundedame einen kleinen Freudensprung, ehe sie den Braunhaarigen ausgiebig mit der Schildkröte im Arm betrachtete. "Natürlich bist du niedlich! Schau dich doch an!" Sie musterte ihn einmal von oben bis unten und von unten bis oben, ehe sie fortfuhr: "Die wuscheligen Haare, dein Blick, die Art wie du dastehst ... muss ich mehr sagen?" Oh ja, sie konnte noch viel mehr aufzählen, aber dann wären sie morgen früh noch nicht fertig. Es gab so viel Tolles an ihm, das er nicht sah. Am liebsten würde sie es ihm alles erklären, jeden Tag auf's Neue. So lange, bis er es endlich selbst glaubte. Auch wenn er es seitdem nicht mehr erwähnt hatte, in ihrem Gespräch in Stillsnow war es mehr als deutlich geworden, dass er kein bisschen an sich selbst glaubte. Eine Tatsache, die die Inuyama noch immer nachdenklich stimmte. Woher kamen bloß all seine Selbstzweifel? Hatte er sie sich selbst eingeredet? Oder von jemandem eingetrichtert bekommen? Ein Rätsel, dem sie unbedingt auf die Spur kommen musste. Aber nicht heute. Heute sollte ein schöner, fröhlicher Tag werden. Für sie beide.
Doch dafür musste der Wuschelkopf unbedingt mitkommen. Aus diesem Grund quatschte sie rücksichtslos auf ihn ein, so lange, bis er eigentlich keine andere Wahl mehr hatte, als zuzusagen. Es gab kein Entkommen aus den Fängen der Canine! "Aber Überraschungen sind doch etwas tolles. Ohne die wäre das Leben langweilig!" argumentierte sie, als er zustimmte, dass sie mit der Tür ins Haus gefallen war. Es war keineswegs eine negative Äußerung gewesen, doch sie wollte sofort jegliche Zweifel ausmerzen, bevor sie überhaupt entstanden. Unschuldig wedelte sie mit der Rute und blickte den jungen Mann aus großen, kugelrunden Knopfäuglein an, als hätte sie überhaupt keine Ahnung, wie effektiv diese Form der Manipulation war!
Gebannt wartete sie auf seine Antwort, wedelte dabei unentwegt weiter. Sie war sowas von bereit, bei einem 'nein' noch weiter zu argumentieren. Sie hatte noch einige gute Stichpunkte im Petto. So leicht würde er ihr nicht vom Haken kommen. Doch wie sich herausstellte war das überhaupt nicht möglich. Er willigte ein - sofort. Und sogar ohne den geringsten Widerspruch. "Fantastisch! Ich warte so lange wie nötig!" Ein weites, strahlendes Lächeln machte sich breit. Nicht nur ihre Lippen zeugten von ihrer Freude, nein! Ihre Augen strahlten mindestens hell genauso mit.
Geduldig wartete sie, bis ihr bester Freund wieder durch den Türrahmen schritt, deutlich schicker angezogen als zuvor. Es war immer noch simpel (etwas anderes konnte man von dem Falls wohl auch nicht erwarten), aber man merkte, dass er sich zumindest ein wenig Mühe gegeben hatte. Außerdem war er ihrer Bitte tatsächlich nachgekommen! Der Ring, den sie ihm geschenkt hatte, funkelte wirklich an seinem Finger. Rin strahlte noch ein kleines bisschen mehr. Viel fehlte nicht mehr und sie würde vor Freude platzen. "Och, hättest du was gesagt, dann hätte ich dir eins von meinen geliehen!" erwiderte sie mit einem kecken Kichern. Zwar wären sie vermutlich sehr ... sehr kurz für ihn gewesen, aber wenn man mal davon absah hätte er eins von ihren Kleidern sicher gerockt! "Aber ich finde das, was du anhast auch sehr hübsch!" Moment mal. Lian hatte gerade tatsächlich das Wort hübsch benutzt, um ihren Kleidungsstil zu bezeichnen, oder? Er hatte genau dieses Wort benutzt und sie hatte es sich nicht eingebildet. Das war das größte Kompliment, das sie bisher von ihm bekommen hatte! Und sie hätte es fast überhört!
Lange hielt diese Euphorie jedoch nicht an, denn während das ungleiche Duo die Treppen des Turms hinabstieg, stellte der Illusionsmagier eine Frage, auf die die Hellhaarige am liebsten verzichtet hätte. Ganz gezielt hatte er gefragt, ob sie alleine sein würden, hatte das böse a-Wort sogar betont. Oweh. Plötzlich wurde es ganz ruhig in der kleinen Quasselstrippe, sie hatte absolut keine Ahnung, was sie sagen sollte. Am liebsten hätte sie herausgeschrien, dass es kein Date war, doch was, wenn Lian wollte, dass es eins war?! Würde sie wollen, dass es eins war?! Ihre Wangen verfärbten sich zu einem zarten rosa, welches sich fix über ihr gesamtes Gesicht ausbreitete. Sie legte einen Gang zu, hüpfte nun schon beinahe die Treppen herab, sodass er ihr nicht ansehen konnte, was seine Frage gerade in ihr ausgelöst hatte. "w-was ist dir denn lieber?" quetschte sie schließlich kleinlaut heraus. Nicht, dass der Dargin sie störte! So war das überhaupt nicht. Aber irgendwie, nachdem er nicht zeitgleich mit ihr an der Tür aufgetaucht war, hatte sie sie sich ein klitzekleines bisschen gefreut, mal wieder etwas Zeit alleine mit dem Braunschopf zu haben. Aber wenn dieser es nicht genauso sah ... dann musste sie wohl damit leben. "du wirst ja sehen, ob er da ist... und wo es hingeht..." Nein, den Mumm, ihrem Freund direkt ins Gesicht zu sagen, dass sie alleine mit ihm Essen gehen wollte, das schaffte sie nicht. Das war einfach zu viel. So musste dieser eben mit diesen nichtssagenden Antworten leben. Es dauerte ja eh nicht lange, bis sie da waren... so lange würde er die Ungewissheit wohl aushalten.
Einen kleinen Fußmarsch später kam das Ziel der Hundedame auch schon in Sicht. Die hellen Schirme und dunklen Tische fielen einfach auf. Das Rosemary & Thyme bot zwar auch im Inneren Sitzplätze, aber bei dem guten Wetter, das fast immer in Aloe herrschte, wäre es schade, sich nach drinnen zu verziehen. Schließlich war für genug Schatten und Schutz vor der Sonne gesorgt! "Da vorne möchte ich hin!" verkündete sie also endlich und deutete mit dem Zeigefinger auf das kleine Restaurant. "Ich weiß nicht, ob du da schon mal warst, aber es gibt da wirklich nur gute Sachen. Und das Personal ist richtig lieb!" Ab und an hatte sie sich schon mal etwas zum Mitnehmen geholt. Deshalb war sie umso glücklicher, endlich mal vor Ort essen zu können. "Oh und es gibt immer wieder Neues! Ich habe noch nie zweimal das Selbe gegessen. Ist das nicht cool?" Ihre Begeisterung war wirklich nur schwer zu überhören. Hoffentlich würde Lian sie teilen!

@Lian


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Lian
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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptySa 29 Jan 2022 - 23:14

Hatte Rin ihn gerade hübsch genannt? Naja, korrekterweise hatte sie gesagt, dass sein Shirt hübsch sei, nicht Lian selbst. Aber das war Erbsenzählerei! Der junge Mann konnte nicht anders, als zu grinsen und hörte einfach das heraus, was er hatte hören wollen. „Danke für das Kompliment“, ließ er die Canine wissen und folgte ihr zu den Treppen des Ostturms. Hatte er sich Mühe gegeben? Naja, das weiße, verhältnismäßig enganliegende Shirt war in jedem Fall schon mehr als die nicht selten lockere Mode in gelben oder orangenen Farbtönen, die man sonst an Lian fand. Und doch war das nichts im Vergleich zu dem Outfit, in das der Falls damals bei seiner Quest in Crocus Town gezwungen worden war. Nicht nur, dass er damals sämtlichen Schmuck wie seinen Ohrring hatte ablegen müssen, auch das zurückgegelte Haar war dem 20-Jährigen noch allzu gut in Erinnerung geblieben genauso wie das Kellneroutfit, das seine Bewegungsfreiheit seiner Meinung nach viel zu sehr eingeschränkt hatte. Nein, freiwillig konnte man nicht erwarten, dass Lian sich so erneut zurechtmachen würde, weshalb das, was Rin gerade zu sehen bekam, so ziemlich das Maximum von dem war, was man hatte erwarten dürfen. Während das Duo die Treppenstufen herabschritt, stellte der Falls schließlich eine Frage, die ihn wirklich brennend interessierte. Eine Frage, die nochmal deutlich interessanter wurde, als er die plötzliche Stille bemerkte, die im Anschluss ausgerechnet von der immer quirligen und redseligen Inuyama ausging. Oh? Hatte er da etwa einen wunden Punkt getroffen? Als sich auch noch ein zartes rosa auf den Wangen von Rin verteilte, musste Lian sich schon stark auf die Zunge beißen, um nicht lauthals zu lachen. Ganz offensichtlich hatte er die junge Frau mit der Nachfrage unvorbereitet getroffen. Um das vorneweg zu nehmen: Der 20-Jährige hielt die Einladung von Rin nicht ernsthaft für ein Date. So, wie er sie kennengelernt hatte, hatte sie ihm sicherlich wirklich nur ein nettes Geschenk zu seinem Geburtstag nachreichen wollen und erst jetzt, wo er die Frage stellte, wurden ihr die Parallelen zu einem Date bewusst. Sie hatte sich hübsch angezogen und auch Lian sah zumindest nicht vollkommen miserabel aus. Sie hatte an seiner Tür geklopft und ihn zum Essen in ein Restaurant eingeladen. Und dann erst die Ringe! Ja, all das waren Dinge, über die die Inuyama vermutlich jetzt erst nachdachte. Die Naivität, die Rin im Alltag zeigte, war süß, aber mindestens im gleichen Maße amüsant. Es wurde einfach nicht langweilig mit dieser jungen Frau. Eigentlich nur, um sie ein bisschen zu ärgern und noch ein bisschen roter im Gesicht anlaufen zu sehen, zuckte der 20-Jährige mit den Schultern und neigte den Kopf leicht zur linken Seite. „Ach, ich denke, ich könnte ausnahmsweise auf Charon verzichten. Auch wenn es mir im Herzen wehtut.“ Als sie dann auch noch stotterte, konnte Lian sich einfach nicht mehr richtig zusammenreißen. Nun war es doch ein leises Lachen, das seiner Kehle entfloh, bevor er ergeben die Hände hob. „Alles klar, dann lass ich mich überraschen.“ Weil er ja auch so ein unglaublich großer Fan von Überraschungen war!

Natürlich erkannte der 20-Jährige den Weg zum Basar von Aloe Town wieder – es war ein Weg, den er selbst oft genug vom Gildenpalast aus eingeschlagen hatte. Doch kurz bevor sie den Platz erreichten, bog Rin nach links in einen ruhigeren Seitenweg ab und deutete mit dem Zeigefinger auf ein Lokal, das nur noch rund hundert Meter entfernt war. Die hellen Schirme konnte man kaum übersehen und schon von Weitem konnte der Falls in großen Lettern den Namen des Restaurants lesen: „Rosemary & Thyme?“, sprach er mehr im Selbstgespräch, als an die Inuyama gerichtet und sah dann zu der Caninen herab, die natürlich beim Anblick ihres Zielortes sofort wieder freudig mit dem Schweif wedelte. Man konnte Rin wirklich lesen wie ein offenes Buch. „Nein, das Restaurant sagt mir nichts.“ Der Falls war immer stolz darauf gewesen, Aloe Town bis ins letzte Detail zu kennen. Dazu gehörten natürlich auch die verschiedenen Lokale und Restaurants, die es in der Stadt zu finden gab. Die Tatsache, dass ihm das Rosemary & Thyme nichts sagte, sprach dafür, dass das Restaurant noch verhältnismäßig neu sein musste. Vermutlich in den letzten zwei Jahren gegründet? Selbst wenn das Lokal älter gewesen wäre, wäre es wohl kaum ein Ort gewesen, an den ein eher ärmlicher Junge wie Lian früher gespeist hätte. Aber das war etwas, was der Illusionist in diesem Moment noch nicht ahnen konnte. „Es gibt immer wieder Neues? Dann bin ich ja umso gespannter, was sie heute im Angebot haben werden“, gab er Rin zur Antwort, nachdem er den Blick von den Tischen und Schirmen abgewandt hatte. „Und ich sehe keinen Charon“, schob er noch hinterher und grinste.

Als die Magier am Restaurant ankamen, war es sofort eine Sache, die Lian auffiel: Die Leute, die hier saßen, sahen verdammt schick aus. Also so richtig schick. Kleider, Hemden und Blusen gehörten in jedem Fall zum Standard, dazu Schmuck, zurechtgemachte Haare und Make-Up bei den Damen (und manchem Herren?). Der Falls wurde skeptisch. Ehe er etwas sagen konnte, kam ein junger Mann auf das Duo zu und stellte sich als ein Kellner des Restaurants vor. Rin war es, die das Reden übernahm und um einen Platz für zwei Personen bat. Wie der Kellner freudig erklärte, war nicht nur noch ein Platz frei, sondern auch noch ein Tisch am Rande, sodass die beiden jungen Menschen sich ungestört beim Essen miteinander unterhalten können sollten. Noch immer sagte Lian kein Wort und das ungute Gefühl festigte sich, als er direkt hinter der Caninen zu ihren Plätzen folgte. Der Inuyama wurde der Stuhl zurückgezogen, damit sie sich setzen konnte. Als der Kellner das gleiche auch noch bei dem Falls bringen wollte, winkte dieser geschwind ab und griff selbst nach dem Stuhl, um sich zu setzen. Als bräuchte er Hilfe dabei, sich hinzusetzen! Meine Güte, man konnte es auch übertreiben. Ohne weitere Umschweife reichte der Kellner den Magiern die Speisekarte und kündigte an, gleich wiederzukommen, um ihre Bestellung aufzunehmen. Lian sah auf die Karte und die hellgrünen Augen wurden groß - sehr groß. Ach du scheiße, dachte er entsetzt, riss den Blick von der Karte los und starrte geschockt zu Rin. Dieses Restaurant – wo waren sie hier bitte gelandet? „Rin, hast du dir die Preise mal angesehen?“ Selbst mit den Jewels, die der Falls hier und dort von ahnungslosen Passanten mitgehen ließ, hätte er es sich zweimal überlegen müssen, hier zu speisen. Aber die Inuyama? Der Falls bezweifelte, dass sie noch Nebeneinkünfte neben ihrem Magierjob hatte, die mit dem Falls vergleichbar waren. Und dazu wollte sie ihn auch noch einladen?! Woher sollte sie das Geld dafür haben? Es war nicht sonderlich charmant, das so direkt zu fragen, aber der Braunhaarige war auch viel zu geschockt, um darauf zu achten, charmant zu sein: „Kannst du das überhaupt bezahlen?“, fragte er mit gedämpfter Stimme. Sein Blick flog nach rechts und links und er suchte bereits nach einem Fluchtweg für sich und seine Kollegin. Der Kellner war abgelenkt... jetzt oder nie!

@Rin @Gin


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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptyMi 2 Feb 2022 - 21:44

Hätte die Inuyama sich bloß vorher überlegt, was ihre Aktionen für Folgen haben könnten. Hätte sie all die Worte, die der Falls auf ihrem kleinen Fußmarsch zum Restaurant von sich ließ, geahnt, so hätte sie ihn niemals eingeladen. Oder zumindest gezielt darauf geachtet, dass Charon mit dabei war. Zugegeben, bis sie nicht saßen und das Essen vor ihnen auf dem Tisch stand, würde sie nicht überzeugt sein, dass er nicht doch plötzlich auftauchte. Zufällig, als hätte er irgendwie gespürt, wo der Rest des Trios sich aufhielt. Aber zumindest gerade war er nicht da und so konnte sie nicht anders, als durch die Kommentare des Falls immer wieder rot anzulaufen. Ihre Wangen glühten bereits wie kleine Wärme-Lacrima. Ob das heute noch mal ein Ende finden würde?
Glücklicherweise wanderte das Thema des Gesprächs kurz vor dem Erreichen des Zielortes doch noch weiter. So hatte Rin zumindest einen kurzen Augenblick Zeit um ihre Fassung wieder zu finden. "Echt, noch nie? Ich dachte du wohnst hier schon dein ganzes Leben!" Zumindest nahm sie das an, er hatte noch nie etwas anderes angemerkt. Eigentlich hatte sie - mal wieder - keine Ahnung. "Oh, dann wird es sowas von eine Überraschung! Du hast nämlich echt was verpasst!" Ja, sie konnte von diesem kleinen Restaurant wirklich nur schwärmen. Sie freute sich aufrichtig, ihm endlich den 'Gefallen', ihr die Bäckerei 'mit Laib und Seele' gezeigt zu haben, zurückzahlen zu können. Auch wenn es sich beim 'Rosemary & Thyme' nicht unbedingt um einen Ort handelte, an den man regelmäßig zurückkehren konnte (außer man war wirklich sehr reich). "Ich bin auch gespannt wie es dir gefällt!" gab sie mit einem vorfreudigen Grinsen zurück. Wenn es ihm nicht schmecken würde wäre sie vermutlich am Boden zerstört. "Äääh vielleicht taucht er ja noch auf ... du weißt doch wie er ist..." Nicht einmal die Hellhaarige selbst wusste, was sie damit eigentlich andeuten wollte. Dass er unpünktlich war, weil er immer Stunden im Badezimmer verbrachte? Dass er an den unerwartetsten Orten auftauchte? Da gab es einige Möglichkeiten. Auch dem Illusionsmagier würde sicherlich etwas einfallen.
Schließlich kamen sie endlich an. Der Dargin manifestierte sich nicht plötzlich aus dem Nichts. Die Hundedame konnte es kaum erwarten, der Wüstensonne zu entkommen und sich in den Schatten der Schirme zu verziehen. Ein Glück ließ ein freundlicher Kellner sie gar nicht erst warten. "Vielen lieben Dank der Herr." Höflich neigte sie den Kopf, als sie an dem kleinen, runden Tisch Platz nahm. Ein kleines Kichern konnte sie sich einfach nicht verkneifen, als ihre Begleitung sich schleunigst selber um den Stuhl kümmerte anstatt sich helfen zu lassen. Das war doch wirklich nicht schlimm! Es war einfach nur eine nette Geste. Mit erneutem Dank nahm sie die Karte entgegen und ließ ihre Äuglein kurz über die Gerichte wandern - wie erwartet hatte sie nichts davon bisher hier gegessen - ehe sie neugierig zu Lian hinüberblickte. Sie wollte unbedingt seine Reaktion mitbekommen. "Uuuhnnd?" erwartungsvoll beobachtete sie, wie die die grünen Seelenspiegel groß und noch größer wurden. "Ja natürlich. Wieso?" erwiderte sie auf seine Frage. Natürlich kannte sie die Preise - das war schließlich nicht ihr erstes Mal hier. Das hatte sie doch erzählt! Überrascht legte sie den Kopf schief. Mit dieser Reaktion hatte sie nicht gerechnet. "Klar kann ich das, sonst wären wir wohl nicht hier." Nun musste sie doch kurz lachen. "Du weißt doch, dass meine Eltern sehr wohlhabend waren. Ich habe dir doch mal kurz von ihnen erzählt." Dass sie zwar wirklich in Stillsnow (teils schlaftrunken) von ihrer Vergangenheit geredet hatte, dabei aber nie verraten hatte, dass sie ein ordentliches Erbe eingestrichen hatte, wusste sie nicht. Ja, sie war der festen Überzeugung, dass sie es ihm erzählt hatte! Warum auch nicht? Sie machte daraus schließlich kein großes Geheimnis. Klar, eigentlich war sie sehr sparsam und lebte nicht in Saus und Braus, aber ab und an hatte sie sich schon immer eine Kleinigkeit gegönnt. Nach harter, getaner Arbeit zum Beispiel, wenn sie wusste, dass ihre Eltern stolz auf sie gewesen wäre. Oder in diesem Fall einfach, um einem guten Freund eine Freude zu bereiten. "Wie gesagt, das geht auf meine Kosten und du brauchst dir absolut keine Gedanken zu machen." Es war schon irgendwie niedlich wie er sich nervös umblickte, fast als würde er nach einem Fluchtweg suchen. Dass er sich solche Sorgen um ihre Finanzen machen war wirklich unerwartet. Ein Glück war Rin so entspannt - sonst wäre sie vielleicht wirklich ein wenig verletzt gewesen. Sie kramte kurz in ihrer Handtasche, ehe sie ihre Geldbörse herauszog. Bereits auf den ersten Blick war klar, dass sie nur der Canine gehören konnte. Auf einem hellrosa Untergrund war vorne ein niedliches Schweinchen-Gesicht gemalt, die Reißverschlüsse waren mit herzförmigen Anhängern verziert. "Wenn es dich beruhigt darfst du dich gerne selbst überzeugen." Sie schob sie zu ihm herüber. Sie musste nicht nachsehen um zu wissen, dass sich darin genug Jewel befanden um sogar drei Leuten eine Mahlzeit zu ermöglichen (wie gesagt: man konnte sich nie sicher sein, dass Charon nicht doch auftauchte).
Zeitgleich kehrte nun auch der Kellner zurück, Zettel und Stift zur Hand. "Konnten Sie sich schon für etwas entscheiden?" fragte er und blickte as junge Duo erwartungsvoll an. Eigentlich waren sie gerade mit vollkommen anderen Dingen beschäftigt gewesen. "Ähm, jaahhh..." Ihre Aufmerksamkeit huschte zurück zu der Karte. Ein Glück gab es keine riesige Auswahl. So nahm sie einfach das Allererste, was ihr ins Auge sprang. "Ich neeehme ... die Rindermedaillons." Der Herr nickte und kritzelte etwas auf seinen Block, ehe er den Blick wieder hob. "Such dir aus, was du am besten findest. Ganz ehrlich." Sie ließ das Wort 'Geld' außenvor, doch Lian wusste sicherlich genau, dass sie mit ihrer Aussage darauf anspielte. Auf garkeinen Fall wollte sie, dass er sich wegen soetwas zurückhielt!

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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptyMo 7 Feb 2022 - 16:39

Wo… wo war er hier gelandet? Er war umzingelt von Feinden! Zuerst sah Lian zu dem älteren Pärchen, das rechts von ihnen saß. Während der Mann ein Stück seines Filets abschnitt und genüsslich in den Mund schob, nippte seine Begleiterin von ihrem Weinglas und lobte den vorzüglichen Geschmack. Dann sah der Falls nach links zu zwei Frauen in Bluse und Blazer, die die Köpfe zusammensteckten und über irgendwelche geschäftlichen Beziehungen diskutierten. Es war der Profession des Falls geschuldet, dass er sich mit Wertgegenständen und Marken auskannte: Allein die Handtaschen, die diese Frauen dabeihatten, waren mehr wert als sein ganzes Monatsgehalt. Was war hier bitte falsch?! Der junge Mann wandte sich wieder an die Inuyama, die den Schock ganz offensichtlich überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Sie blieb die Ruhe selbst, legte sogar verständnislos den Kopf schief… und dann weiteten sich die hellgrünen Seelenspiegel des Schützen vor Entsetzen und es platzte eine Spur zu laut aus ihm heraus: „Deine Eltern waren… was?!“ Die Reaktion des 20-Jährigen sollte Aufschluss genug darüber geben, dass Rin dieses verdammt wichtige Detail aus ihrem Leben niemals mit ihm geteilt hatte. Er wiederholte ihre Worte gedanklich, um sie zu verarbeiten: Wohlhabend. Sie hatte eindeutig wohlhabend gesagt. Das konnte er so nicht im Raum stehen lassen! „Du hast erzählt, dass ihr auf einer Farm in Süd-Fiore gelebt habt.“ Was er nicht sagte, aber eindeutig dachte: Süd-Fiore, bekannt für seine Bauern und Hinterwäldler. Die Leute dort definierten ihren Reichtum über die Anzahl ihrer Kühe, Schafe und Hühner, aber sicher nicht über Jewel! Das waren zumindest die Vorurteile, die der Falls hatte, weshalb er niemals auf die Idee gekommen wäre, dass ausgerechnet Rin Inuyama keine einfache Bäuerin gewesen war, sondern von ihrer Familie ein ansehnliches Erbe mit auf den Weg bekommen hatte. Ein Erbe, das offensichtlich dafür sorgte, dass sie vollkommen sorglos in einem Restaurant voller stinkreicher Schnösel essen und dabei auch noch einen Freund mit einladen konnte. Einen Freund, der mit dem Ohrring im Ohr, den wuscheligen Haaren und dem lockeren Shirt zwischen den restlichen Gästen ziemlich auffiel. Auffallen – eine Sache, in der Lian alles andere als gut war. Nein, das musste einfach ein Scherz sein, sie wollte ihn veralbern. Vielleicht gab es hier irgendwo eine versteckte Kamera? Lauerte Charon doch irgendwo und wartete ab, um ein Foto vom entsetzten Gesichtsausdruck des Bogenschützen zu machen? Die Sphynx wartete ab, dass Rin ihren Scherz endlich auflöste, denn den Schockmoment hatten sie und der Dargin eindeutig bereits gehabt. Aber… das geschah nicht. Anstatt ihn zu erlösen, kramte die junge Frau plötzlich in ihrer Handtasche und holte eine zuckersüße, rosarote Brieftasche hervor.

Und dann schob sie ihm das Teil auch noch über den Tisch zu!

So leicht bin ich noch nie an eine Brieftasche gekommen, sprach der Falls gedanklich zu sich selbst und starrte fassungslos herab auf das hellrosa Schweinchen. Schon als Lian die Hand um die Brieftasche schloss und sie anhob, meldete sich sein Instinkt als Dieb: Das Gewicht. Das Gewicht allein reichte bereits, um ihm Indiz auf den Inhalt zu geben. Aber immer noch wollte er es nicht wahrhaben, weshalb er wie aufgefordert die Börse öffnete, einen Blick hineinwarf… und sein Kinn herunterklappte. Das waren so viele Jewels, dass sie kaum in die Geldbörse passten. Der erste, recht platte Gedanke, den der Falls hatte: Wie naiv muss man sein, um mit so viel Bargeld durch die Gegend zu laufen?! Erst als er den Blick wieder hob und zu Rin sah, setzte der zweite, deutlich relevantere Gedanke ein: Sie meint es wirklich ernst Die naive, unschuldige Canine war ein reicher Sack. Ein verdammt reicher Sack. Lian ging alle Gespräche durch, die beide in den letzten Monaten miteinander geführt hatten, aber er war sich sicher, dass sie mit keiner Silbe auch nur angedeutet hatte, viel Geld zu besitzen. Mit keiner Silbe! Aber vielleicht war es sogar besser gewesen, dass er es nicht gewusst hatte? Was hätte der 20-Jährige bei ihrer ersten Begegnung getan, wenn er geahnt hätte, dass Rin viele Jewels bei sich trug? Der Lockenkopf musste nicht lange grübeln, um zu wissen, was er getan hätte – Dinge, auf die er sicherlich nicht stolz hätte sein können. Wieder erinnerte er sich an das Gespräch zwischen ihm und der Inuyama aus Stillsnow, als sie erzählte, dass ihre Eltern von Einbrechern getötet worden waren. Dass sie von heute auf morgen alles verloren hatte durch die Taten von unbekannten Kriminellen, die vermutlich inmitten ihres Diebeszuges von den Eltern der Caninen überrascht worden waren. Wieder wurde Lian klar, dass er ganz genau wusste, wie die Einbrecher sich in diesem Moment gefühlt haben mussten. Und das, was ihn persönlich am meisten belastete: Dass er nicht ausschließen konnte, dass er in einer ähnlichen Situation nicht vielleicht auch so gehandelt hätte wie die Einbrecher, die Rins Eltern angegriffen hatten. Wenn die Hellhaarige das alles gewusst hätte – hätte sie ihn dann hier und heute zum Essen eingeladen? Die Hände des Illusionisten, die noch immer die geöffnete Börse hielten, begannen leicht zu zittern.

"Konnten Sie sich schon für etwas entscheiden?"

Die Stimme des Kellners kam so plötzlich, dass Lian erschrocken die Brieftasche schloss und zurück auf den Tisch knallte. Erst mit Verzögerung wurde dem jungen Mann klar, dass er überhaupt nichts Verbotenes getan hatte – immerhin hatte Rin ihm das Ding freiwillig zugeschoben. Er schluckte schwer und versuchte, die Erkenntnisse zu verarbeiten, während die Inuyama ihre Bestellung aufgab. “Und für den Herrn?“ Mit erhobenem Notizblock blinzelte die Bedienung den Falls an, unterstützt von Rin, die erneut betonte, dass er sich alles aussuchen könnte, was er wollte. Der Braunhaarige fühlte sich schrecklich, wenn er in die blauen Augen der Inuyama blickte. Nutzte er gerade ihre Naivität aus? Das… war nie sein Plan gewesen. Aber er konnte ihr einfach nicht die Wahrheit sagen. Es war wie damals in Stillsnow: Er fürchtete sich davor, wie sich ihr Blick ihm gegenüber verändern wurde, wenn sie die Wahrheit wüsste. Dass sie ihn genauso ansehen würde wie schon so viele Menschen vor ihr. Und da Lian genau das verhindern wollte, entschied er sich dazu, lieber weiter eine Lüge gegenüber der Inuyama zu leben, als ihr die ganze Wahrheit zu sagen. Immerhin hatte er ein Talent zum Lügen… Er sah auf die Karte mit den Tagesangeboten, die tatsächlich ziemlich überschaubar war – und nochmal zusätzlich überschaubarer wurde, wenn man die Fleischgerichte ausschloss. „Das Grillgemüse“, las er das einzige Angebot vor, das überhaupt noch übrigblieb und sah zum Kellner, der sich geschwind Notizen machte. Was für Gemüse musste das sein, um einen solchen Preis zu rechtfertigen? Das Mindeste, was Lian erwartete, war ein bisschen Goldpuder über Paprika und Zucchini. „Auch etwas zu trinken? Einen Wein vielleicht?“ Wieder sah der Falls auf die Karte, auf der unendlich viele Weinsorten aufgelistet standen. Ein paar Namen hatte er gehört, den Großteil hätte er aber nicht einmal korrekt aussprechen können… Rownan wäre vermutlich entsetzt über seine Unwissenheit. Vermutlich hatte ich auch genug Wein in letzter Zeit schoss es ihm bei diesem Gedanken durch den Kopf und er kam doch nicht umhin, ein wenig zu schmunzeln. „Wasser reicht aus“, antwortete er dem Kellner mit kurzer Verzögerung. Erst als der Mann sich vom Tisch entfernt hatte, schob Lian der Inuyama ihre Geldbörse zurück. Und nur, um das nochmal unmissverständlich festzuhalten: Er hatte in der Zwischenzeit natürlich nichts entwendet. Die Hand, an der auch der Ring mit dem Peridot zu finden war, weiter auf der Börse behaltend, beugte sich der Falls über den Tisch nach vorne und kam dem Gesicht von Rin dadurch ziemlich nahe. Von außen betrachtet könnte es einen anderen Eindruck erwecken, aber in Wirklichkeit wollte Lian einfach nur nicht, dass jeder im Umfeld ihrem Gespräch lauschen konnte. Er selbst wusste am besten, dass es überall neugierige Ohren gab, die nur darauf lauerten, zu erfahren, wo es gute Beute gab. Gute Beute wie in der Börse von Rin. „Du hast mir nie erzählt, dass du reich bist“, warf er ihr mit gedämpfter Stimme vor, den Schock ganz klar noch nicht ganz verdaut. „Wie kommt es, dass deine Eltern ein Vermögen besessen haben? Ich dachte, ihr wäret Farmer gewesen? Ich meine, wie viel Land habt ihr bitte besessen?!“ Nein, Lian bewegte sich noch immer nicht von der Caninen weg, als er plötzlich schief grinste. „Ernsthaft, Rin. Lass mich dir einen gutgemeinten Ratschlag geben: Lauf nicht mit so vielen Jewels in deiner Börse durch die Gegend. Du weißt nie, wann du einem Dieb begegnen könntest.“Und damit meine ich nicht mich, ergänzte er gedanklich die Aussage.

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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptyDi 8 Feb 2022 - 19:48

Du meine Güte! Was war den bloß so plötzlich in den Falls gefahren? Sein lauter Ausruf ließ sie zusammenzucken. "Ja...?" antwortete sie kleinlaut, drehte den Kopf von der einen Seite zur anderen. Warum bloß war er so völlig außer sich wegen solch einem kleinen Detail? War es wirklich so wichtig, wie viel Geld die junge Frau auf ihrem Namen hatte? "Ja, wir haben ja auch auf einer Farm gelebt?" Glaubte er etwa, dass sie ihn angelogen hatte? Sowas würde sie niemals tun! "Aber das Eine schließt das Andere doch nicht aus..." Hilflos blickte sie dem Strubbelkopf entgegen. Langsam war sie genauso verwirrt wie er. Und da sie keinen anderen Ausweg wusste, gab sie ihm einfach ihre Geldbörse, sodass er sich selbst von der Wahrheit überzeugen konnte. Doch so wirklich schien auch das nicht zu helfen. "Was ist denn los? Glaubst du etwa ich habe dich angelogen?" fragte sie schließlich aus Verzweiflung. Sie wusste einfach nicht, was sie sonst hätte sagen sollen. Sie hatte nicht den blassesten Schimmer, wo das Problem lag! "Warum glaubst du denn, dass ich damals im Knochental nichts von der Ausbeute haben wollte außer den Ringen?" Doch nicht etwa, weil sie einfach nett war? Automatisch wanderte ihr Blick zu dem Schmuckstück an Lians Hand und dort angekommen fiel ihr auf, dass er tatsächlich zitterte. "Hey ... hey, was ist denn los? Nur mit der Ruhe..." ihre Stimme wurde leise und sanft "Es ist doch alles in Ordnung." Oder nicht? So ganz sicher war sie sich bei der Aussage inzwischen nicht mehr. Aber sie konnte auf keinen Fall Zweifel durchklingen lassen. Sie wollte sich gerade über den Tisch beugen um ihre Hände beruhigend um die seinen zu legen, aber da funkte auch schon der Kellner dazwischen. Die Art, wie ihr Freund ihren Geldbeutel plötzlich auf den Tisch knallte ließ sie erneut zusammenzucken.
Doch anmerken lassen wollte sie sich vor dem Fremden nichts. So atmete sie tief durch und bestellte einfach das Nächstbeste, ehe sie die Aufmerksamkeit an Lian weitergab. Dieser bestellte ausgerechnet die vegetarische Option. Hatte er nicht bereits damals in Stillsnow das Fleisch verschmäht? Ob er wohl Vegetarier war?
... Apropos Stillsnow. Irgendwie erinnerte sie die aktuelle Situation ein wenig an die Geschehnisse in dem verschneiten Dörfchen. Auch damals hatte er einfach aus dem nichts komisch reagiert ... kurz nachdem sie ihre Eltern erwähnt hatte. Dieser Zusammenhang, der sich ihr nun plötzlich erschloss, sorgte jedoch nicht für Klarheit. Im Gegenteil. Er verwirrte sie nur umso mehr. Was ging nur in dem Falls vor? Wie gerne wäre sie gerade fähig, in seinen Kopf blicken zu können und ihn irgendwie zu beruhigen. Besorgt zog sie die Brauen zusammen und ließ die Öhrchen etwas herabsinken. Sie war so in Gedanken über sein Verhalten versunken, dass sie gar nicht merkte, dass sich dieses schon wieder schlagartig geändert hatte. Quasi aus dem Nichts fand sie sein Gesicht plötzlich unweit von ihrem. Ihre Äuglein wurden groß wie Monde. "Äh... Lian? W-was?" Zu nah, viel zu nah! Sie lief feuerrot an. Was tat er da?! Das hier war doch überhaupt kein Date! Und selbst wenn, war es dafür nicht noch etwas früh?!? Nun war sie an der Reihe mit dem Zittern. Das war doch nicht normal. So nah kam man sich nicht, wenn man einfach nur redete! Um irgendwie wieder sicheren Abstand zu gewinnen lehnte sie sich ruckartig so weit wie möglich nach hinten. Blöd nur, dass das ihrem Stuhl überhaupt nicht gefiel. Die vorderen zwei Beine erhoben sich in die Luft und die Inuyama entfernte sich immer und immer weiter von ihrem Freund. Viiiel weiter als geplant.
Was wohl keinem der zwei während all dem persönlichen Drama aufgefallen war, war die Szene, die sich hinter ihnen (oder genauer gesagt: hinter Rin) abspielte. Ein junges Pärchen war dort gesessen, hatte zu Beginn ganz normal miteinander gespeist. Beide waren unglaublich schick gekleidet (was für das Setting nicht unbedingt ungewöhnlich war), der Mann trug ein sorgfältiges gebügeltes Hemd mit Fliege und Stoffhose und die Dame ein Kleid aus glänzendem, dunkelroten Stoff. Doch kurz, bevor der Kellner die Nachspeise brachte sprang der Herr plötzlich auf und kniete vor der Frau nieder. In seinen Händen hielt er eine kleine Box mit funkelndem Inhalt. Auch sie hatte sich nun erhoben, schlug kreischend die Hände vor dem Mund zusammen. Tränen kullerten ihre Wangen herab, sie zitterte am ganzen Leib (noch mehr als Lian und Rin zusammen)! Wow, das musste wohl wirklich unerwartet gekommen sein.
Mindestens genauso unerwartet kam wohl auch die Inuyama, die diese herzerwärmende Situation rückwärts und mit vollem Schwung crashte. Genau zwischen das junge Pärchen, welches sich gerade küssen wollte, krachte sie gemeinam mit ihrem Stuhl. Einige Augenblicke blieb sie dort einfach regungslos liegen. Das musste sie nun erst einmal verarbeiten. Ihr bester Freund war ihr eben so nah gekommen, dass sie sich plötzlich nicht mehr so sicher über seine Intentionen gewesen war, dann wollte sie vor lauter Schreck Abstand gewinnen und nun lag sie da, wie ein gestrandeter Fisch, zwischen einem vollkommen aufgelösten Paar das entsetzt und leicht wütend auf sie herbstarrte. "o...weh..." hauchte sie, während sie versuchte ihre Arme und Beine zu sortieren um irgendwie wieder auf die Beine zu kommen und sich dieser Situation zu entziehen. Als sie es endlich wieder auf die Füße geschafft hatte zog sie schnell ihren Stuhl beiseite ehe sie mehrfach wiederholte: "Es tut mir Leid. Bitte macht weiter!" Danach drehte sie sich seeehr langsam, als könnte man sie dadurch plötzlich nicht mehr sehen, wieder zurück zu dem Braunhaarigen, setzte sich hin und ließ ihren Kopf - begleitet von einem qualvollen Seufzen - auf die Tischplatte knallen. Der tat durch den eleganten Sturz sowieso schon weh. Der Tag konnte nun offiziell nicht mehr schlimmer werden. (Wenn sie bloß wüsste!)

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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptyFr 11 Feb 2022 - 0:55


Als würde sie Gina verspotten wollen, lächelte die Sonne heute ganz besonders strahlend aus dem hellblauen Wüstenhimmel über Aloe Town auf die belebten Straßen der Oasenstadt hinab. Das Licht drückte Ginas ohnehin schon miserable Stimmung weiter hinab, als trage sie einen großen, schweren Rucksack mit sich herum. Schlafmangel und Restalkohol vom Vorabend halfen der Vampirin nicht dabei, besser mit diesen Umständen umzugehen.
Die Schwarzhaarige hatte sich eigentlich auf den Besuch in Aloe gefreut. Sie hatte sich mit einer guten Freundin verabredet gehabt, wollte ein wenig mit ihrer Vergangenheit abschließen und vielleicht ihrem Exfreund einen kleinen Besuch abstattet. Nicht weil sie ihn vermisste oder so, mitnichten! Das würde Gina sich auch keinesfalls eingestehen, wenn es so wäre! Sonder… einfach so.
Aber dann ging alles schief. Ihr Besuch auf dem Friedhof wurde von einer misstrauischen, manipulativen Schlange ruiniert.
Beim gemeinsamen Bad hatte die Freundin Gina gestanden, dass sie Gefühle für jemand anderen hatte.
Und weil sie den Abend nicht alleine verbringen wollte, hatte die Vampirin sich irgendwie den unsympathischsten, uncharismatischsten und rüpelhaftesten Kerl in ganz Aloe Town geangelt. Da musste sie sich ja in Gin und Rum ertränken.
Auf den Besuch bei Lian hatte Gina jetzt keine Lust mehr. Vermutlich würde er sie ohnehin nicht sehen wollen - in Miln hatte die Vampirin realisiert, dass sie beim Falls wohl tiefe Narben hinterlassen hatte.
So trottete die Runenritterin mit einer kleinen Reisetasche über der Schulter und einem einbandagierten und geschwollenen linken Unterarm durch die Straßen Aloe Towns um irgendwie zum großen Bahnhof und dann endlich wieder raus aus dieser verfluchten Stadt zu kommen. Früher hatte Gina Aloe Town geliebt. Gestern wurde sie von der Stadt mit Füßen getreten. Heute morgen hatte sie eine Stunde lang geduscht und den Körper gewaschen,  fühlte sich aber immer noch irgendwie schmutzig.

Darauf bedacht, so wenig vom schrecklichen Sonnenlicht wie möglich abzubekommen, drückte Gina sich an Ladenfronten entlang, suchte unter Sonnensegeln und Markisen Schutz und huschte von Schatten zu Schatten. Man warf ihr vielleicht den ein oder anderen seltsamen Blick zu, aber darauf gab Gina heute auch keinen Deut mehr. Sie wollte nur noch weg von Aloe Town.
Hey, Süße…, sprach ein Kerl sie auf der Straße an. Nein danke., wimmelte sie ihn ab. Keine Lust. Dabei hatte er Recht. Für ihr Treffen mit Lian hatte Gin sich extra was Süßes zum Anziehen gekauft. Dass sie das weinrote, schulterfreie Trägertop und den schwarzen kurzen Rock, der von Gürteln und einer Schnürung wie an einer Corsage oder hohen Stiefeln gehalten wurde, heute trotzdem trug hatte gar nichts damit zu tun, dass es das einzige Outfit war, das Gina noch für heute mitgenommen hatte. Es wäre einfach zu schade, die Sachen nicht zu tragen. Und davon, sich hübsch zu machen, hatte Gina sich erhofft, dass es ihre Laune ein wenig hob. Half nur marginal. Vor allem den blickdichten Netzstümpfen, die die langen, schlanken Beine der athletischen Vampirin besonders in Szene setzten, war es wohl geschuldet zu verdanken, dass die Schwarzhaarige nun noch ein anerkennendes Pfeifen erntete. Doch selbst das half Gina nicht wirklich, bessere Laune zu bekommen.

Und dann war es vermutlich sowas wie ein Wink des Schicksals. Eine (un-)glückliche Fügung oder einfach nur Karma, dass - gerade als Gina am “Rosemary & Thyme” vorbeiging - innen drinnen ein wenig Krawall aufkam. Nur zur Hälfte interessiert warf die Vampirin einen Blick durch die große Glasfront des Lokals und sah da neben einem aufgebrachten Pärchen, einigen Kellnern, die versuchten, irgendeine Situation zu entschärfen und einem weißhaarigen Mädchen mit knallrotem Gesicht auch Lian. Fuuuuuck…, stöhnte sie aus. Unter tausenden Menschen, die in Aloe Town lebten, musste sie tatsächlich in ihren Ex reinrennen.
Wobei.
So war es nicht.
Einen kurzen, kurzen Moment lang dachte Gina darüber nach, einfach weiter zu gehen. Lian hatte sie nicht gesehen, er würde es nie erfahren. Nach all dem Ärger der letzten 24 Stunden hätte Gina einfach in den Zug sitzen und verschwinden können.
Aber dann setzte das weißhaarige Mädchen sich zu Lian an den Tisch und in Gin köchelte etwas hoch, das gestern Abend schon an ihr gefressen hatte. Schwarz und zäh wie Teer spürte sie die Eifersucht in ihrer Brust aufkeimen, als sie den Braunhaarigen in weiblicher Begleitung, wohl auf einem Date, sah.
Und ehe sie sich darüber hatte Gedanken machen können hatten ihre Stiefel Gin schon ins Lokal getragen. Ein Mitarbeiter des Restaurants kam auf die Vampirin zu, hob die Stimme, doch noch ehe er einen halben Satz hatte aussprechen können, war Gina an ihm vorbeigerauscht. Nicht nötig.
Auf dem Weg dorthin, wo sie Lian hatte sitzen sehen, griff Gina nach einem freien Stuhl an einem Vierertisch. Ich darf mal?, fragte sie - pro forma - die drei Herren, die dort gerade aßen, und schleifte den schweren Holzstuhl mit feinem Polster einfach hinter sich her. Er quietschte und kreischte auf dem feinen Holzboden. So musste die Vampirin sich nicht räuspern oder vorsichtig an den Tisch von Lian und dem Mädchen herantreten. Die beiden sahen und hörten die Schwarzhaarige schon von Kommen.

Hier noch frei?, fragte sie, blickte Lian und das Mädchen kurz an und stellte dann den Stuhl an den Tisch heran, setzte sich und ließ die Reisetasche mit einem dumpfen “Whumpp…” auf den Boden fallen. Ich störe nicht, Lian, oder?, wollte sie vom Falls wissen und lächelte ihn verspielt an. Der Braunhaarige hatte Gin in ihrem Leben schon oft wütend oder aufgebracht erlebt, er wusste die Art, wie sie sich verhielt, sicher ganz gut zu deuten. Kurz strich die Vampirin sich durch die Haare und ließ dabei die Sichelmondohrringe durchblitzen, die sie wie immer trug. Draußen ist es ja so hell und warm, ich könnte töten für was zu trinken. Haben wir schon bestellt?
Und dann, ganz langsam, drehte die Schwarzhaarige den Kopf zur Weißhaarigen um. Aus neonblauen Augen, die in der Schwärze ihrer Lederhäute beinahe zu glühen schienen, blickte Gin das Mädchen prüfend an. Die fahlen Lippen der Untoten zierte ein feines Lächeln, doch ihr Mundwinkel zuckte ab und an ein wenig. Schließlich reichte Gin dem Mädchen dann aber die Hand - bot es zumindest an. Hey. Ich bin Gina, du darfst aber ruhig Gin zu mir sagen. Uh, wie würde Lian wohl auf den neuen Namen der Du Bellay reagieren? Wie spannend. Und wer bist du?

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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptyDi 15 Feb 2022 - 18:56

Es war alles in Ordnung? Absolut nichts war in Ordnung! Und das lag nicht nur daran, dass Lian gerade erfahren hatte, dass Rin ein Vermögen besaß, von dem er bis dato absolut keinen Schimmer gehabt hatte. Das Zittern, das sich zwischenzeitlich an seinem Körper, insbesondere in den Fingern, gezeigt hatte, resultierte allerdings nicht aus dieser Erkenntnis heraus, wie zumindest Lian sehr genau wusste. Genauso wusste er, dass er es gegenüber der Hellhaarigen auf keinen Fall thematisieren wollte, warum er in Wirklichkeit so unruhig wurde. Es kam dem 20-Jährigen daher sehr gelegen, dass er sich damit ablenken konnte, seiner Freundin ein paar gutgemeinte Ratschläge zu geben, kaum dass er ihr die Geldbörse über den Tisch zurückgeschoben hatte.

Das, was infolgedessen allerdings geschah, hatte er nicht einkalkuliert.

Man hätte dem 20-Jährigen jetzt vorwerfen können, dass er es hätte ahnen können. Wenn er sich nur daran erinnert hätte, wie er selbst reagierte, wenn man ihm zu sehr auf die Pelle rückte, hätte er sich vielleicht zweimal überlegt, das gleiche bei Rin durchzuziehen. Das Bewusstsein hierüber kam allerdings erst, als es bereits zu spät war. Nicht nur, dass ihr Gesicht feuerrot anlief und jeder Tomate locker Konkurrenz hätte machen können, es kam noch viel schlimmer. Erst blinzelte Lian, als die Canine sich vom Tisch wegschob. Als er danach das Unheil kommen sah, sprang der Braunhaarige von seinem eigenen Platz auf und versuchte in einem letzten Versuch, quer über die Tischplatte nach Rin zu greifen… aber es war zu spät. Die Hand des Illusionisten griff in die Leere und wie in Zeitlupe fiel der Körper der Magierin ohne einen weiteren Halt nach hinten. Das Schlimmste war gar nicht der Sturz an sich, sondern die Szenerie, in die die Inuyama wortwörtlich hineinpurzelte. Lians Augen wurden groß, sehr groß. Ein Antrag?! Scheiße, das war ja wohl ein schlechter Scherz! Der Falls starrte fassungslos – genauso wie alle anderen Gäste – auf Rin, die zwischen das verliebte Pärchen gefallen war und ein paar Sekunden reglos auf dem Boden liegen blieb. Nicht nur Rin bekam einen erbosten Blick ab, sondern auch der Falls. Moment mal! Was konnte er bitte dafür?! Er war es nicht gewesen, der mit seinem Stuhl hintenübergekippt war! Allerdings brachte es gerade wohl kaum etwas, das nochmal klarzustellen und ehe er etwas sagen konnte, war Rin schon wieder auf die Füße gesprungen, hatte ihren Stuhl geschnappt und sich kleinlaut zurück an den Platz begeben. Auch Lian ließ sich wieder auf seinen Platz fallen… und zuckte zusammen, als die Inuyama mit der Stirn voran auf die Tischplatte knallte. Jetzt, nachdem die Aufregung sich langsam auflöste, schlich sich doch ein Grinsen auf die Lippen des Falls und er tätschelte seiner Freundin aufmunternd die Schulter, wenngleich er ein leises Kichern aufgrund dieser ziemlich amüsanten Ereignisse nicht zurückhalten konnte: „Mach dir nichts draus. Schlimmer kann es nicht mehr kommen.“

Wow. Was eine krasse Fehleinschätzung.

Ein lautes, nicht zu überhörendes Kratzen von Stuhlbeinen, die über Holz gezogen wurden, drang an Lians Ohr und sorgte dafür, dass er – noch immer grinsend – ahnungslos aufblickte… schlagartig rutschte ihm das Herz in die Hose. Er hielt inmitten der tätschelnden Bewegung inne, das Lachen verstummte und das Grinsen auf seinen Lippen erstarb unvermittelt. Der Falls konnte nicht fassen, was… oder eher gesagt wer da auf ihn zustürmte. Noch schlimmer als diese Überlegung war aber eher die komplette Aura, die besagte Person ausstrahlte. Es war eine Aura, die er kannte. Eine Aura, die er sehr gut in Erinnerung behalten hatte. Und nicht zuletzt eine Aura, die ihm vermittelt, dass er absolut am Arsch war.

„Was…“ Lian schaffte es gar nicht, irgendeinen Satz auszusprechen, denn die Schwarzhaarige setzte sich kurzerhand mit an den Tisch von ihm und der Inuyama und ließ die Reisetasche, die sie offensichtlich dabeigehabt hatte, entschieden auf den Boden knallen. Kurz sah der Falls nach unten, dann abrupt wieder nach oben, als er seinen Namen hörte. Gin. Es war wirklich und wahrhaftig Gin, die hier aufgetaucht war. Einerseits hätte der Falls sich freuen können, denn er wusste, dass er die Schwarzhaarige ziemlich vermisst hatte. Es war kaum ein Tag vergangen, an dem er nicht an sie gedacht hatte, seit sie sich in Miln wiedergetroffen hatten. Es gab so viele Dinge, die er sie fragen wollte und gleichzeitig wollte er einfach Zeit mit ihr verbringen. Leider waren all das Emotionen, die gerade sehr weit in den Hintergrund gedrängt wurden, denn das verspielte Lächeln, das Gin aufgesetzt hatte, täuschte nicht über die Blitze hinweg, die aus ihren hellblauen Augen schossen. Der Falls hatte keinen Schimmer, was es genau war, was seiner Ex-Freundin über die Leber gelaufen war, aber das musste er auch nicht wissen, um die Signale zu deuten. Das hier war ein Minenfeld – ein falscher Schritt und alles würde in die Luft gehen. Fuck, darauf hatte er sich nicht vorbereiten können! Als die junge Frau sich das dunkle Haar zurückstrich und dadurch die Sichelmondanhänger zum Vorschein kamen, die sie noch immer trug, brachte das den Geist des Illusionisten, der sich zwischenzeitlich aus Selbstschutz verkrochen hatte, wieder zurück. Ob Rin auffallen würde, dass es der gleiche Sichelmond war, den er selbst an einer Kette um den Hals trug? Damals in Stillsnow hatte sie zumindest einen Blick auf das Schmuckstück erhaschen können. Und sie hatte auch erfahren, dass Lian es von seiner Ex-Freundin geschenkt bekommen hatte. Von seiner Ex-Freundin… die sich als Gina vorstellte?

„Gina…“ Es war keine Frage, die er durch die leise Wiederholung des Namens aussprach, es wirkte eher nachdenklich, so als wolle er sich den Namen selbst auf der Zunge zergehen lassen. Lian wusste nicht, was das hier sollte, sowieso wusste er nicht, wie es zu dieser überaus merkwürdigen Situation hatte kommen können. Aber er und die Du Bellay hatten in der Vergangenheit so viele Schauspiele gemeinsam abgezogen, dass er überhaupt nicht darüber nachdenken musste: Er machte einfach mit. Ja, er fragte sich unzählige Dinge. Aber er war seiner Ex-Freundin immer noch so gewogen, dass es ihm nicht einfiel, sie hier irgendwie vor den Augen anderer Personen auflaufen zu lassen. Wenn sie sich als Gina vorstellte, dann hatte das einen Grund. Einen Grund, den er – erstmal – nicht wissen musste. Lian fand endlich seine Stimme wieder: „Was machst du hier?!“, fragte er direkt nach, anstatt auf die von ihr zuvor gestellten Fragen richtig einzugehen und es klang deutlich vorwurfsvoller, als der Braunhaarige es eigentlich meinte. Der Falls konnte seinen Blick gar nicht von Gin abwenden, er war vollkommen auf sie fixiert – es war unübersehbar, dass Lian in einer besonderen Verbindung zu dieser Frau stand. Und dass ihr Erscheinen alleine reichte, um ihn gänzlich aus der Bahn zu werfen. Seine Gesichtszüge wurden ein wenig weicher, die Stimme leiser. „Warum… bist du in Aloe?“ Just in diesem Augenblick kam der Kellner mit den Getränken heran und blieb dann, sichtlich verwundert über den neuen Gast, vor dem Tisch stehen. “Oh, noch ein weiterer Gast?“, fragte er nach, sah erst zu Gin, dann zu Rin. Überraschenderweise war es aber Lian, der antwortete, ehe irgendeine andere Person anders entscheiden konnte: „Ja. Wir sind jetzt vollzählig.“ Was dann wohl auch auf die Frage von Gin, ob sie störte, gewertet werden konnte, was? Lian wusste, dass er seiner Ex-Freundin damit genau das gab, was sie offensichtlich mit ihrem Auftritt hatte erreichen wollen. Genauso wusste er, dass er die Inuyama eigentlich hätte fragen müssen, bevor er ausgerechnet seine Ex-Freundin so einfach an diesem Treffen teilhaben ließ. Aber gleichzeitig war es das erste Mal seit Miln, dass er Gin wiedersah. Eine Chance, endlich an mehr Informationen zu kommen, zu erfahren, wie es ihr ging und wie er ihr helfen könnte. Es war eine Gelegenheit, die er nicht verstreichen lassen konnte. Koste es was es wolle.

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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptyDi 15 Feb 2022 - 21:10

Es war schon fast lächerlich, wie einfach Lians Hand auf ihrer Schulter die Inuyama ablenken konnte. Schwanzwedelnd legte sie den Kopf schief. Ihre Wangen besaßen noch immer einen zarten Rosaton, aber immerhin glich sie nicht mehr einer Tomate. Der gecrashte Antrag war schon fast wieder vergessen. Nur ein paar Sekunden länger, dann konnte sie sich wieder auf das eigentliche Thema konzentrieren. Ganz sicher.
So wäre es zumindest gewesen, wenn sich nicht plötzlich eine dritte Person zu ihnen gesellt hätte. Die Rute der jungen Hundedame fror mitten in der Luft ein, als sie die Schwarzhaarige erblickte, die sich ganz dreist einfach neben sie setzte. Sie musste heftig schlucken, als ihr direkt ein Gedanke durch den Kopf schoss: 'Ist die hübsch.' Gleichzeitig wurde sie jedoch auch vollkommen überrumpelt mit der merkwürdigen Stimmung, die mit der Fremden auftauchte. Irgendetwas an ihr machte Rin nervös, sehr nervös. Was war hier los? Sie verstand es nicht. Noch nicht. Hilfesuchend blickte sie zu Lian, doch dieser schien aktuell nur Augen für den Neuankömmling zu haben. Die kannten sich, definitiv. Aber woher? Wer war sie? Und was hatte sie an sich, das dafür sorgte, dass die Inuyama sich regelrecht in Luft auflöste. Was für ein Glück (oder Pech), dass die Fremde ihre Identität  so schnell preisgab. Noch bevor sie überhaupt ihren Namen verriet und noch bevor sie überhaupt die Gegenwart der Hellhaarigen anerkannte.
Eine winzige, simple Geste sorgte dafür, dass die Kontrolle über diesen eigentlich schönen Tag schlagartig Rins Händen entglitt und ihr gnadenlos den Boden unter den Füßen fortzog. Das, was sie da sah war noch viel viel schlimmer als die Gesichter des wütenden Pärchens, dessen Antrag sie eben noch gecrasht hatte. Der kleine, silberne Sichelmond an Ginas Ohr war es, der ihr einen regelrechten Stich ins Herz verpasste und sie nach Luft schnappen ließ. Natürlich erkannte sie ihn wieder. Der Morgen des Tages, an dem sie fast das selbe Schmuckstück das erste mal gesehen hatte, hatte sich tief in ihr Gedächtnis gebrannt. Noch nie zuvor und auch seitdem hatte sie Lian nicht so verletzlich und zerbrechlich gesehen. Und sie war so wütend darüber gewesen. So, so wütend.
Und jetzt wusste sie endlich, auf wen sich dieser Zorn eigentlich bezog. Ihre Seelenspiegel sprangen nocheinmal hinüber zu dem Wuschelkopf, aber der hatte noch immer vollkommen vergessen, dass Rin existierte. Stattdessen erklärte er dem Kellner, wie von allen guten Geistern verlassen, dass sie nun vollständig waren. Das hätte er lieber nicht tun sollen, denn das war seine letzte Chance gewesen, sie von ihrer Reaktion abzuhalten. Als ihr Blick zurück zu der Unbekannten wanderte, wurde sie bereits von zwei strahlend blauen Augen erwartet. Sie war wirklich hübsch... und das exakte Gegenteil der Hundedame. Kurze, schwarze Haare, genauso dunkle, provokative Kleidung. Und Rin? Rin hatte lange, weiße Haare und besaß ausschließlich niedliche Klamotten. Sie war so vollkommen anders. Aber das war nicht der Grund, warum sie die angebotene Hand einfach wegklatschte. "Ich weiß bereits wer du bist." Oder eher: was sie getan hatte. Weiter brauchte sie Gina auch gar nicht zu kennen um zu wissen, dass sie sie nicht dahaben wollte. Sie wollte sie nicht einmal annähernd in der Nähe von Lian haben. "Mein Name geht dich überhaupt nichts an!" Schon beinahe knurrend hatte sich die Hundedame aus ihrem Stuhl erhoben. Ihre Ohren hatte sie zurückgelegt, die Rute schwang bedrohlich angespannt langsam von einer Seite zur anderen. Ihr ganzer Körper war angespannt als sie mit den flachen Händen auf die Tischplatte klatschte. Dadurch wurde auch der unauffällige Freundschaftsring, den sie natürlich stolz am Ringfinger trug, sichtbar. "Wie kannst du es bloß wagen...?!" Es gab so viele Möglichkeiten, wie sie den Satz hätte vervollständigen können. 'Wie kannst du es bloß wagen, hier aufzukreuzen?!' oder 'Wie kannst du es bloß wagen, Lian so zu verletzen?!' zum Beispiel. Doch keine der Optionen brachte sie heraus, zu groß war die Angst vor der Wahrheit. Eigentlich wollte sie es überhaupt nicht wissen. Sie wollte bloß, dass diese dumme Kuh von hier verschwand. Auch wenn der Tag sowieso schon gelaufen war. Die Hellhaarige beugte sich weiter über den Tisch und blickte ihrer Feindin direkt in die Augen. Die Wut in ihrem Herz war so groß, dass sie vollkommen ihr eigentliches Ziel verfehlte: Beschützen um jeden Preis. Wie ein dicker Schleier legte er sich um das sonst so friedliche, liebenswürdige Mädchen und ließ es vollkommen verschwinden. Lange hatte sie auf diesen Moment gewartet und ihn gleichzeitig gefürchtet. So oft hatte sie überlegt, was sie der Person sagen wollte, die Lians Herz gebrochen hatte. Doch all diese Gedanken waren nun fort, sie hatte sie allesamt vergessen. Jetzt, wo Gina endlich vor ihr saß, konnte sie eigentlich nur noch an eine Sache denken: Sie war so hübsch. So viel hübscher als sie selbst. Wieso war das alles, woran sie denken konnte? Wieso verglich sie sich so sehr mit der Schwarzhaarigen? Die Antwort war so offensichtlich, doch die Inuyama erkannte es nicht.
Doch das war nicht das Einzige, was sie nicht erkannte. Sie erkannte sich selbst nicht mehr wieder. In all dem Wirbel aus Zorn, Ärger, Beschützerinstinkt und unerkannter Eifersucht hatte sie irgendwo sich selbst verloren. Das, was da gerade stand war nicht Rin Inuyama. Nicht mehr. Vermutlich erkannte nicht einmal Lian die Hundedame mehr wieder... Falls er sich inzwischen wieder daran erinnerte, dass sie existierte ... So schluckte sie - in einem letzten, verzweifelten Versuch, die Situation noch zu retten - ihre Wut herunter, zumindest für einen kleinen Moment. "Ich glaube du solltest jetzt gehen." Ihre Stimme war wieder recht ruhig. "Nicht wahr, Lian?" Und nun nicht viel mehr als ein hilfloses Quietschen.

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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptyDi 1 März 2022 - 0:14


Gina war eigentlich keine sonderlich sadistische Person. Sie hatte schon schlimme getan, doch sie hatte das nie genossen. Das war ihr die letzten Monate, als sie bei den Runenrittern “eine von den Guten” spielte, deutlicher denn je geworden.
Doch das hier, das war etwas anderes.
Als Gina Lian mit dem hübschen Mädchen gesehen hatte, da hatten sich alle Weichen in ihr auf Krawall gestellt. Alles Rationale war aus der ohnehin recht emotionalen und sprunghaften Schwarzhaarigen verschwunden und nun, als sie sich zu ihrem Ex und - vermutlich - seiner neuen Flamme setzte, hatte sich, zäh wie Teer, nur ein Gedanke im Oberstübchen der Vampirin festgesetzt:
Die beiden mussten einen genauso miserablen Tag haben wie Gina ihn hatte.
Oh und zum Glück lieferten sowohl Lian als auch das Hundemädchen der Vampirin genügend Angriffsfläche, sodass die Schwarzhaarige gar nicht wusste, wo sie denn anfangen sollte. Am besten mit Lian, entschied sie. Der hatte zuerst die Klappe aufbekommen - auch wenn er frecherweise auf keine der Fragen der Du Bellay geantwortet hatte. Er war ganz offensichtlich von Ginas Auftauchen überrascht - wer konnte ihm das verübeln - und verlangte, recht forsch, nach einer Erklärung dafür. Na gut, die wollte sie ihm nicht schuldig bleiben. Ganz offensichtlich will ich hier was Essen und Trinken., meinte sie zum Braunhaarigen, schnappte sich die Speisekarte, die vor ihm auf dem Tisch lag, und warf einen Blick hinein. Das sah alles so schmackhaft - und teuer - aus, Gina lief das Wasser im Mund zusammen. Und hier in Aloe hatte ich was zu erledigen. Ich hab’ mir quasi ein Grundstück gekauft. Gut, es war ein Grab. Auf dem Friedhof. Aber irgendwie war es trotzdem ein Grundstück, oder? Aber keine Angst, hier in die Wüste werde ich nicht ziehen. Soo~ schlecht für meinen Teint., plauderte sie und warf Lian über den Rand der Speisekarte einen spitzen Blick zu. Er wusste seit ihrem letzten Treffen sehr gut, was Gina für ein Wesen war und dass das Klima in Aloe Town ihrer Art ganz und gar nicht gut bekam.
Ein Kellner trat an den Tisch und erkundigte sich nach Gina. Sie wollte den beiden anderen Anwesenden das Antworten überlassen und Lian sprang sofort ein. Braver Kerl. Damit hatte er die Vampirin quasi an seinen Tisch eingeladen. Dass es in Wahrheit eher Rins Tisch war konnte die Schwarzhaarige ja nicht ahnen. Ich nehme das Steak mit Bohnen. So frisch und lebendig wie der Koch es nur hinbekommt. Und dazu einen Rotwein, so schwer wie mein Gewissen., bestellte die Vampirin, klappte schwunghaft und mit einem lauten Knall die Speisekarte zu und drückte sie dem Kellner in die Hand, ehe sie ihn mit einem kleinen Winken zum Gehen aufforderte. Danach stellte sie sich der Begleitung von Lian vor…

…oder auch nicht.
Mit einem schnellen Hieb der offenen Handfläche schlug das Hundemädchen die angebotene Hand beiseite. Ein wenig überrascht und ehrlich überrumpelt von der Reaktion blickte die Vampirin auf die rechte Hand und von dort an auf in das erzürnte Gesicht der Weißhaarigen. Mein Ruf eilt mir wohl voraus…, schlussfolgerte Gina aus der Reaktion der Fremden und warf einen schnellen Seitenblick zu Lian. Du über mich gelästert? Es war kaum noch eine Frage, viel mehr ein Vorwurf.

Die Fremde stand auf und einige der Köpfe im Rosemary & Thyme drehten sich erneut nach der Hundedame um. Schon zum zweiten Mal in so kurzer Zeit fiel sie auf. Gina behielt eine ruhige Mine und ein souveränes Grinsen auf dem Gesicht, während sich das Drama weiter entfaltete. Mit wedelndem Schwanz und angelegten Ohren verweigerte die Hündin es Gina, ihren Namen zu wissen. Die Augenlider Ginas zuckten aufgrund der offenkundig feindseligen Art der Weißhaarigen. Wenn du meinst, Blanche. Wenn man der Vampirin keinen Namen verriet, dann dachte diese sich halt einen aus. “Blanche” hieß “die Weiße”, das war recht simpel gehalten und absolut nicht abwertend oder beleidigend. Gina war zwar auf Krawall gebürstet, musste das aber nicht ganz so offensichtlich machen. Sie hatte Stil.
Mit einem Mal ließ die Weißhaarige ihre Handflächen auf den Tisch knallen und begann eine Frage, die sie nicht zu Ende brachte. Einen Moment lang wartete Gina gebannt, ob noch etwas folgen würde. Sie fixierte die eisblauen Augen der Erzürnten (im Farbton waren die Iriden der Weißhaarigen denen von Gina gar nicht mal so unähnlich. Dennoch waren die Augen der Caninen von Wärme und Leben erfüllt, während die Seelenspiegel Ginas Irrlichtern in einer unheimlichen Nacht glichen), lehnte sich sogar weiter und weiter zu ihr hinüber, bis nur noch wenige Zentimeter die Gesichter der beiden Damen trennten. Gina wich der ungestellten Frage nicht aus, kam ihr vielmehr entgegen. Was war es, was sie gewagt hatte?
Doch weder beendete die Weißhaarige ihren Satz noch fragte Gina nach. Das Unausgesprochene hing zwischen den beiden Damen wie eine Gewitterwolke, die früher oder später noch einen mächtigen Donnerschlag von sich geben würde. Doch für’s erste gab die Weißhaarige klein bei und mied die direkte Konfrontation mit Gina.
Dass Blanche die Lebendtote nicht am Tisch haben wollte war offensichtlich, dennoch besaß sie nicht den Schneid, es ihr selbst zu sagen. Stattdessen wandte sie sich feige an Lian. Musste der wohl ihre Schlacht für sie schlagen? Gina warf der Weißhaarigen einen letzten abfälligen Blick zu, bevor sie sich ihrem Exfreund zuwandte. Ja, Lian?, fragte sie und setzte sich langsam wieder auf den Stuhl, den sie sich erobert hatte. Was meinst du? Der Dieb und die Hünden waren sich, bevor Gina aufgetaucht war, gegenüber gesessen. Nun hatte die Schwarzhaarige sich wie ein Keil zwischen die beiden getrieben.
Wie der Braunhaarige reagieren würde, da war Gina sich recht sicher. Er würde sie nicht wegschicken. Das konnte er nicht. Soll ich gehen? Wieder?, stichelte sie daher. Es war ein Tiefschlag, den Braunhaarigen daran zu erinnern, dass sie ihn schon einmal verlassen hatte. Dass er sie schon einmal hatte gehen lassen. Aber in der Liebe und im Krieg war alles erlaubt, so sagte man doch.
Und so wartete die Vampirin darauf, dass Lian allen Anwesenden eingestehen würde, dass er Gina nicht wegschicken wollte. Dass ihre Gesellschaft ihm wichtiger war, als auf sein Date zu hören. Dass Gina ihm wichtiger als dieses zierliche Hundemädchen war.
Es war simpel, was die Vampirin zu solch giftigem Verhalten motivierte. Die Lady in White war so anders als sie selbst: Damenhaft, fein, edel, hell, elegant, süß und einer Prinzessin gleichend schön. Und die Tatsache, dass Lian sich mit einer Frau traf, die sich so sehr von Gina unterschied, fachte die kohlegleich glühende Eifersucht in der Untoten nur noch weiter an. Hätte er nicht wenigstens eine daten können, die ein wenig mehr wie Gina war? Dann wirkte das nicht ganz so…
…als sei Lian über Gin hinweg. Weil das wäre etwas, das die Vampirin nicht verkraften konnte.
Deshalb blickte sie - doch sehr viel gespannter als gedacht - zu Lian. Er würde es nicht wagen, sie wegzuschicken, oder?

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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptySo 20 März 2022 - 11:43

Niemals hätte Lian damit gerechnet, dass sich sein Tag so entwickeln würde, wie er es in diesem Augenblick tat. Wieder einmal war der Falls nicht mehr als ein Zuschauer in seinem Leben, jemand der mitgerissen wurde von den Ereignissen um sich herum, ohne so recht eigenen Einfluss auf die Entwicklung nehmen zu können. Gin war ein weiteres Mal unerwartet in sein Leben geschritten, genauso wie sie es erneut schaffte, allein mit ihrer Anwesenheit einfach alles auf den Kopf zu stellen. Es war eine Eigenschaft von der Du Bellay, die wahrlich beeindruckend war. Natürlich war es diesen Umständen geschuldet, dass der Braunhaarige die hellgrünen Augen überhaupt nicht von seiner Ex-Freundin abwenden konnte, die sich nicht nur kurzerhand an den Tisch gesetzt hatte, sondern auch sofort die Speisekarte nach einem geeigneten Gericht durchforstete. Die Antwort auf seine Frage, die sie ihm so nebenbei gab, ließ die Augenbrauen von Lian irritiert nach oben huschen. Ein Grundstück? In Aloe?, fragte er sich gedanklich, schaffte es allerdings nicht, diese Frage auch tatsächlich über die Lippen zu bekommen. Sofort dachte der Falls an Gins Meister – an jenen Mann, in dessen Auftrag die Schwarzhaarige mittlerweile (wieder) unterwegs war und der für den Tod der jungen Frau verantwortlich war. Nur mit Mühe schaffte es Lian, seinen Zorn unter Kontrolle zu halten und ein paar rationale Überlegungen zu formulieren. War es ein Grundstück für besagten Mann? Wenn ja, warum wollte dieser Mann hier ein Grundstück in Aloe haben? Weder ahnte der Falls, dass es sich wirklich um ein Grundstück für Gin und nicht für diesen Unbekannten handelte, noch was für eine Art Grundstück es war. Wenn Lian es gewusst hätte, hätte es ihn mit Sicherheit erneut aus der Bahn geworfen.

Ehe das Gespräch in diese Richtung vertieft werden konnte, überschlugen sich die Ereignisse.

Erst das klatschende Geräusch, das durch die weggeschlagene Hand von Gin erzeugt wurde, sorgte dafür, dass Lian nach Ewigkeiten wieder zu der Inuyama blickte. Ja, tatsächlich hatte der 19-Jährige die Anwesenheit seiner Freundin für einige Minuten gänzlich verdrängt, hatte sich vollkommen auf die Du Bellay fixiert. Erst jetzt nahmen die hellgrünen Seelenspiegel die Canine wieder wahr und er blinzelte. War das… wirklich Rin? Dort, wo sonst ein Lächeln auf ihren Lippen lag, hatte sich der Mund angespannt verzogen. Die Augen, die sonst groß und rund in die Welt blickten, waren zu schmalen Schlitzen verzogen. Und die Rute, die sonst aufgeregt nach rechts und links schwang, war bis auf den letzten Zentimeter angespannt. Alles an der Inuyama schrie nach Angriff – es war ein Anblick, den Lian bis dato nicht kannte. Der junge Mann erwiderte den schnellen Seitenblick, der ihm von Gin zugeworfen wurde und sein Mund öffnete sich einen Spalt breit. Er hätte über sie gelästert? Hatte sie ihm das gerade wirklich vorgeworfen? Es war wie damals in Miln: Lian fühlte sich schlagartig himmelhoch ungerecht behandelt von der Vamipirin. Er hatte mit Sicherheit nicht über sie gelästert, mit keinem Wort. Aber umgekehrt? Das Gespräch mit Yuuki war dem Braunhaarigen noch sehr lebhaft in Erinnerung geblieben, genauso die Informationen, die die Du Bellay mit dem rothaarigen Diplomaten geteilt hatte. Wenn hier jemand über irgendjemanden gelästert hatte, dann war es ganz offensichtlich Gin gewesen, nicht Lian. Die Sphynx hätte die Gelegenheit nutzen können, um seine Ex-Freundin genau darauf aufmerksam zu machen, aber irgendwie war ihm gerade nicht danach. Er war eher in der Laune, das Gegenfeuer zu eröffnen. „Oh, keine Sorge. Nicht mehr als umgekehrt“, hörte er sich mit dem Hauch eines spöttischen Lächelns auf den Lippen sagen, ehe Gin sich auch schon wieder der Caninen zuwandte.

Und so standen die beiden Damen sich gegenüber, so gegensätzlich wie Tag und Nacht. Die Spannung, die in der Luft lag, war förmlich greifbar und Lian war nicht der Einzige, der dem Schauspiel fasziniert folgte. Nach und nach waren die Gespräche an den anderen Tischen des Restaurants abgeebbt und Augenpaar um Augenpaar wandte sich um, um neugierig den Geschehnissen zwischen den beiden Frauen zu folgen. Nachdenklich musterte der Falls die flache Handfläche der Inuyama, die auf die Tischplatte geknallt worden war und an der ihr Freundschaftsring getragen wurde. Erst jetzt fiel dem jungen Mann auf, dass er Schmuckstücke von beiden Damen am eigenen Körper trug: Den Ring am Finger, aber auch die Kette, die ihm einst von der Vampirin geschenkt worden war. Es war nicht nur dem ungewohnten Auftreten an sich geschuldet, das den Falls ins Grübeln brachte. Egal wie sehr ihn das Auftauchen der Du Bellay auch überrannt hatte, der 20-Jährige war nicht zurückgeblieben: Wollte Rin ihn hier beschützen? Vor Gin? Führte sie sich deshalb so auf? Er wandte den Blick von der Hand ab, sah stattdessen auf in die hellblauen Augen von Rin, die sich noch immer gänzlich auf Gin fokussierte. Mit einem Schlag wurde ihm klar, wie wenig diese junge Frau eigentlich wusste. Allgemein, aber insbesondere von ihm und von seiner Vergangenheit. In letzter Zeit hatte Lian es zunehmend verdrängt, hatte es zur Seite geschoben, wann immer er mit Charon und Rin unterwegs gewesen war. Aber jetzt, zusammen mit Gin am Tisch, wurde es ihm wieder umso deutlicher: Wer er eigentlich war, wohin er gehörte und vielleicht auch, wohin er eigentlich tatsächlich wollte. Er war nicht die Person, die die Inuyama vielleicht glaubte, allzu gut zu kennen. In Wirklichkeit kannte sie ihn überhaupt nicht und konnte deshalb auch nicht einschätzen, dass er ihren Schutz überhaupt nicht brauchte. Wollte. Oder eher… dass er ihren Schutz nicht verdiente.

Und dann wandten sich beide hellblauen Augenpaare plötzlich an ihn, forderten eine Antwort auf die Frage, ob Gin wieder gehen sollte.

Damit war Lian nun ganz offiziell zu einem Teil des Konflikts geworden und man verlangte von ihm, eine eindeutige Position zu vertreten. Zuerst sah er in das hilfesuchende Gesicht von Rin, dann in die auffordernd und fast schon zu selbstsicher dreinblickenden Seelenspiegel seiner Ex-Freundin. Der Seitenhieb, den die Du Bellay ihm mit ihrer letzten Aussage verpasste, ging nicht spurlos am Falls vorbei. Er biss die Zähne zusammen und funkelte Gin an. Es war nicht fair, was sie hier abzog, das war Lian vollkommen bewusst. Sie spielte mit ihm, mit den Vorwürfen, die er sich machte und er hasste es, was für einen Schmerz das in ihm auslöste. Er wusste auch ganz genau, warum Gin das tat, natürlich durchschaute er ihre Strategie. Und so gern er ihr gerade aus diesem Grund auch einen Erfolg verwehrt hätte… er konnte es nicht. Und auch das war etwas, das die Du Bellay ganz genau gewusst hatte. Ein paar Sekunden des Schweigens verstrichen, ohne dass Lian von der Schwarzhaarigen ablassen konnte, doch dann wandte er doch endlich das Gesicht in Richtung Rin. Seine Züge wirkten streng, die hellgrünen Augen, die vorhin noch belustigt gestrahlt hatten, waren mit einem Schlag deutlich matter geworden. Es war kein Lächeln mehr, das auf den Lippen des Falls lag, während er die Inuyama ansah. „Rin“, sprach er ganz bewusst ihren Namen aus. „Jetzt beruhig dich mal und setz dich wieder hin. Ich brauche keinen Beschützer“, warf er ihr mit kühler, fast schon distanzierter Stimme vor. Es war nicht zu vergleichen mit dem Lian, der zusammen mit ihr und Charon in seinen Geburtstag hineingefeiert hatte. Vielleicht würde es auch der Caninen auffallen: Es war wieder vielmehr der Lian, der sie in der Kirche von Stillsnow von sich gestoßen hatte – als wäre all die Annäherung, die sie zwischenzeitlich durchlebt hatten, mit einem Schlag verschwunden. „Die Leute schauen bereits alle“, ergänzte er mit gedämpfter Stimme und ließ den Blick einmal über den Raum schweifen, der auffallend still geworden war. Aufmerksamkeit war immer noch nichts, was Lian behagte. „Wenn du so weitermachst, werden wir noch rausgeworfen.“ Es war alles andere als freundlich, was der Falls hier abzog, dass er sich nicht einmal dafür bedankte, dass Rin sich für ihn einsetzte. Aber es war eben kein Dank, nach dem Lian gerade zumute war. Und damit sollte auch klar sein, für welche Seite er sich in diesem Moment entschieden hatte, oder? Vermutlich wäre all das ein herber Schlag für die Inuyama. Der Illusionist sah zu der Du Bellay. „Und ich merke, du schaffst es immer noch nicht, irgendeinen Raum zu betreten, ohne alle Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen“, warf er ihr vor, doch es war ein Vorwurf, der seine Augen nicht erreichte. So sehr es auch entgegen seiner eigenen Gewohnheiten war, war das immerhin auch eine Eigenschaft an Gin gewesen, die ihn früher immer fasziniert hatte. Anstatt darauf zu warten, dass auch Rin ihr Einverständnis dazu gab, dass Gin bleiben konnte, sprach Lian einfach weiter – die Entscheidung war zumindest für ihn mehr als klar. „Was meintest du damit, dass du ein Grundstück gekauft hast?“, fragte er also rundherum heraus, sich nicht einmal darum bemühend, die Inuyama in das Gespräch mit einzubinden. War Lian gerade ein Arschloch? Oh ja, das war er. Und wie. Wann wohl das Essen kam?

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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptySo 20 März 2022 - 20:54

Blanche? Wirklich? Reduzierte man sie gerade wirklich vollkommen auf ihr Äußeres? Zumindest ein bisschen mehr hatte Rin schon erwartet. Sie hätte den Spieß nur zu gerne umgedreht, es lag ihr auf der Zunge, ihr Gegenüber den Namen 'Noir' an den Kopf zu werfen, doch sie hielt sich zurück, biss sich auf die Lippe und schluckte den zynischen Kommentar runter. Sie würde ihre Energie und ihre Nerven später definitiv noch brauchen.
Nun hatte sie endlich die Chance, die junge Frau, Lians Ex-Freundin, zur Rede zu stellen. Es war endlich so weit, sie hatte die Möglichkeit, Antworten auf die Fragen zu bekommen, die sie seit damals in Stillsnow plagten. Doch so einfach, wie sie es sich vorgestellt hatte, war es nicht. Sie brachte es einfach nicht heraus. Je länger sie in die aufmerksamen Seelenspiegel ihrer Gegenüber starrte, desto mehr Angst hatte sie vor den Antworten. Sie konnte es einfach nicht. Und so ließ sie den Moment einfach verstreichen. Es fühlte sich wie eine kleine Ewigkeit an, in der sie kein Wort herausbrachte, dabei waren es nur wenige Augenblicke, die verstrichen, ehe sie ihre Stimme wiederfand und ihren besten Freund bat, den ungebetenen Gast endlich fortzuschicken.
Eine bitte, die sie noch lange Zeit bereuen würde. Zwei eisblaue Augenpaare ruhten auf dem Falls, doch als dieser sich der Inuyama zuwendete, war eine Antwort überhaupt nicht mehr nötig. Sie hatten so viel Zeit miteinander verbracht, seit sie sich damals bei der Keksrezept-Suche kennengelernt hatten. Seine Wohnung war quasi ihr zweites Zuhause geworden. Gemeinsam hatten sie viel gelacht und auch einige Tränen vergossen. Mit Charon an ihrer Seite hatten sie bereits einige lebensgefährliche Aufträge gemeistert, sie hatten seinen Geburtstag gefeiert und die ein oder andere Nacht eng aneinander gekuschelt verbracht... und trotzdem wusste sie nicht viel von dem Wuschelkopf, was sie nie groß gestört hatte. Aber eine Sache kannte sie genau, vielleicht sogar zu genau: Seine Körpersprache. So war es kein Wunder, dass sie seine Antwort wusste, bevor er sie ausgesprochen hatte. Sie hatte diesen Ausdruck in seinen Augen bisher nur ein einziges mal gesehen ... damals, in Stillsnow. Und daher wusste sie es.
Noch bevor er seinen Mund öffnete um ihr die gefürchtete Antwort zu geben, hatten sich die ersten Tränen gelöst und rollten die Wangen der Weißhaarigen hinab, hinterließen kleine Tropfen auf dem alten Holztisch. Die Hände, die bis eben noch flach auf der Tischplatte geruht hatten, ballten sich zu Fäusten, machten sich bereit für den verbalen Schlag ins Gesicht. Doch nichts hätte sie auf das vorbereiten können, was er schließlich zu ihr sagte. Ihren eigenen Namen aus Lians Mund zu hören war für sie immer ein Grund zur Freude gewesen, doch heute war es nichts weiter als ein Stich ins Herz. Sie biss die Zähne zusammen, wollte sich zusammenreißen, stark sein. Doch sie war es nicht, Rin war einfach nicht stark. Stumm folgte sie seinem Befehl, ließ sich zurück in den Stuhl fallen, aber an ihrer Körpersprache änderte sich nichts. Während all die wilden Gedanken auf sie einkrachten, schwieg sie einfach nur. Die Brauen noch immer zornig zusammengezogen, die Zähne fest aufeinander gepresst, an ihrer Mimik regte sich rein gar nichts. Nur die Tränen verrieten, dass die Inuyama nicht plötzlich zu Eis erstarrt war.
... Wieso war sie es noch immer nicht wert? Was an ihr war es, das dafür sorgte, dass Lian ihre Gefühle nicht im geringsten erwiderte? Hatte sie sich nicht genug bemüht? Nicht genug gelacht und nicht genug mit dem Schwanz gewedelt? Nicht genug Kuchen gebacken ... oder etwa zu viel? Ihre Gedanken suchten nach all den Möglichkeiten, all den Fehlern an ihr, die dafür sorgten, dass Lian sie so behandelte. Doch ehe ihr die Kontrolle über ihre eigene Gedankenwelt vollkommen entglitt, zwang sie sich zu einem Stopp. War es wirklich ihre eigene Schuld? Ihre Unterlippe zitterte, als sie sich langsam wieder dazu zwang, das Wort zu ergreifen, ihn in seiner unfairen Rüge zu unterbrechen. "Dich beschützen? Hast du nie darüber nachgedacht, dass es nicht nur ausschließlich um dich geht, sondern vielleicht auch ein klein wenig um mich? Dass ich nicht nur dich beschützen will, sondern dich und mich? Uns?" Die Bindung, die sie doch eigentlich teilten... aber das letzte bisschen 'uns', das noch existiert hatte, hatte nicht einmal Gina zerstört. Nein, es war der Falls selbst, der die Bindung zwischen sich und der Canine kappte. "Du ... du solltest vielleicht auch mal daran denken, dass du nicht der Einzige mit Gefühlen bist, Lian." Die Inuyama mochte süß und niedlich sein, mit den großen blauen Äuglein, dem beinahe perfekten, glatten Haar und den Öhrchen und dem Schweif, der wirkte wie ein niedliches Faschingskostüm. Würde man sie schrumpfen und klonen würde sie sicherlich ein Verkaufsschlager werden. Aber deswegen war sie noch lange kein Püppchen, das man herauskramen konnte, wenn man Lust dazu hatte und wegwerfen konnte, wenn man etwas spannenderes fand. "Ich bin auch eine Person...!" Aber das sah er nicht, oder? Es war so unfassbar schwer für die Hundedame, all das, von dem sie dachte, dass sie es sich mühevoll aufgebaut hatte, plötzlich infrage zu stellen. War das Interesse des Falls an ihr echt gewesen? War er wirklich froh gewesen, dass sie da war oder war er einfach nur froh gewesen, dass er nicht alleine war? War sie nur ein Lückenfüller gewesen? Denn das war genau das, als was er sie gerade behandelte. Sie hatte die Lücke erfolgreich und bereitwillig gefüllt, doch jetzt, wo die Person da war, die die Lücke hinterlassen hatte, war sie nutzlos geworden.
Die Leute starrten, das merkte sie auch selbst. Darauf musste man sie nicht hinweisen. Sie starrten auch noch, nachdem sie sich schon längst wieder gesetzt hatte. Doch auch noch darauf zu achten war zu viel erwartet von der Blutmagierin. Aber anscheinend war dem Falls selbst das wichtiger. Vermutlich, damit er ungestört sein Gespräch fortsetzen konnte. Rin war die böse, die mit ihren Aktionen drohte, dem ein Strich durch die Rechnung zu machen. Dabei war er sich anscheinend nicht mal bewusst, dass er der Grund war, dass sie dieses Verhalten zeigte. Oder es war ihm egal. Was wusste sie schon? Anscheinend gar nichts.
Kaum hatte sie seinem Befehl folge geleistet, widerspruchslos und brav wie der treue Hund, der sie noch immer war, war die Aufmerksamkeit auch schon wieder weg. Ihre Existenz ein weiteres mal überflüssig, nicht länger erwähnenswert, da sie ja nun nicht mehr störte. Ihr Blick wanderte unweigerlich zu der zweiten Frau am Tisch, der Auslöserin für das ganze Chaos. Natürlich freute sich die Schwarzhaarige. Man konnte es genau an ihrem Gesichtsausdruck erkennen, sie hatte bereits in kürzester Zeit das erreicht, was sie hatte erreichen wollen, oder nicht? Wie gerne ihr Rin an den Kopf geworfen hätte, dass sie ein Monster war, unfair und herzlos. Doch alles, was sie herausbekam war, war ein leises: "Ich hoffe, du bist glücklich."
Und plötzlich stand da der Kellner, drei Teller auf dem Arm und sichtlich verwirrt über das Chaos, das an dem kleinen Tisch herrschte. Zögerlich verteilte er die Mahlzeiten und machte sich dann mit einem knappen 'Guten Appetit' wieder aus dem Staub. Ihren Hunger und die Lust auf ein gutes Mahl waren ihr schon längst wieder vergangen. Wie gerne sie doch einfach aufgestanden und gegangen wäre, doch nicht mal das konnte sie. Denn sie wusste, dass der Braunschopf die Rechnung nicht einmal annähernd hätte bezahlen können und nicht einmal jetzt brachte sie es über's Herz, ihm das anzutun. So blieb sie sitzen, griff langsam nach dem Besteck und widmete sich ihrer Mahlzeit. Ihr Magen drehte und wendete sich, ihre Kehle wollte sich weigern, überhaupt zu schlucken, doch trotzdem schob sie sich eine Gabel nach der anderen in den Mund, wortlos. Was sollte sie auch sonst tun?

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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptyMi 30 März 2022 - 20:49


Gin kicherte kurz, nam dabei beinahe schön höfisch die Hand vor den Mund. Ich sehe, meine Grüße haben dich erreicht. Vor einiger Zeit hatte Gin auf einer kleinen Aufgabe den rothaarigen Magier Yuuki getroffen, der derselben Gilde wie Lian angehörte. Die beiden hatten ein wenig über den Braunhaarigen geplaudert und Gin hatte Yuuki ein paar Flausen in den Kopf gesetzt. Das schien wohl angekommen zu sein.
Auf die knappe Vorstellung Gins folgte eine kurze Szene zwischen den beiden Crimson Sphynx Magiern. Blanche, die Lian kurz darauf mit “Rin” ansprach, forderte vom Hahn im Korb, dass er Gin wegschickte, und dieser wiederum wies sie deswegen zurecht. Natürlich musste die Vampirin sich anstrengen, es sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie diesen kleinen “Sieg” über die Weißhaarige genoss. Doch noch eine andere Sache hob die Laune der Schwarzhaarigen gerade ein wenig: Eben noch hatte sie sich darüber geärgert, dass Lian sich ein Mädchen herausgesucht hatte, das so wenig mit ihr gemeinsam hatte. Ihre ganze Art, ihre Ausstrahlung, ihre Aufmachung, all das war irgendwie ganz anders. Doch ganz hatte Lian seine Exfreundin (zumindest in ihren Gedanken) wohl doch noch nicht abgeschrieben, wenn er sich eine Neue gesucht hatte, die ziemlich genau den selben Namen hatte.
Die beiden stritten sich kurz untereinander und Gin lehnte sich zurück, hörte den beiden zu. Doch dabei fiel ihr etwas auf. Etwas, was sie von ihrem kleinen Triumph mit Klauen und Krallen wieder zurück zog in einen Pfuhl aus Gehässigkeit und Eifersucht. Hör auf sie, Lian., sprach Gin ruhig - wie eine Löwin, die sich gerade an eine Antilope heranschlich. Kontrolliert, doch voller Anspannung. Ziemlich respektlos, wie du mit deiner Verlobten hier redest…, meinte sie und ihr Blick fiel hinab, auf die Hände Lians und Rins. Die Ringe, die die beiden trugen, war der Vampirin nun endlich aufgefallen. Oder seid ihr schon weiter? Die Stimmlage der Schwarzhaarigen war flach, monoton. Langsam verschränkte sie die Arme vor der Brust, wippte auf dem Stuhl vor und zurück. Wie eine Natter, die kurz davor war, nach vorne zu schnellen und mit giftigen Zähnen zuzubeißen. Doch noch wartete sie ab. Ließ ihre Worte ihre Wirkung entfalten.
Langsam zuckte sie - auf die “Anschuldigung” des Braunhaarigen - mit den Schultern. Wenn ich das Interessanteste hier drin bin, was soll ich denn machen? Natürlich zog sie alle Aufmerksamkeit auf sich - wenn Rin das nicht mit ihrem peinlichen Verhalten tat. Gin war eine Frau wie keine andere, darauf legte sie wert. Deshalb sah sie die Frage des braunhaarigen Exfreundes nicht als Anschuldigung oder etwas Schlechtes an sondern wie ein verstecktes, unwillkürliches Kompliment. Das half der Vampirin dabei, die Fassung zu behalten. Seit sie die Sache mit den Ringen gesehen hatte war die Schwarzhaarige gereizt, aufgestachelt. Sie brauchte irgendwas, um sich am Boden zu halten.
Auf die Frage Lians nach Gins neuem “Grundstück” schnaubte sie, kramte durch ihre Tasche und fand einen kleinen Notizblock heraus, den sie seit sie bei den Rune Knights befördert wurde, immer dabei hatte. Mit einigen kurzen Strichen kritzelte sie eine Adresse darauf und reichte sie dem Falls. Das Namensschild ist noch in Arbeit., meinte sie und hoffte insgeheim, dass Lian nicht auswendig erkennen würde, dass es sich dabei um die Adresse des örtlichen Friedhofes handelte. Du kannst ja gelegentlich mal Blumen vorbei bringen., sprach sie knapp, versuchte dabei irgendwie, aus ihrer miserablen Laune wieder herauszumanövrieren. Aber pass’ auf den Hauswächter auf. Der sieht aus wie eine Frau, ist aber eigentlich ein Mann. Das Zusammentreffen mit @Barbatos und seinem frechen Bruder vom gestrigen Tag war der Vampirin noch im Sinne geblieben.

Und woher kennt ihr euch? Gin hatte den Kopf ein wenig gedreht, das Gesicht von Lian abgewendet und es stattdessen Rin zugewandt. So amüsant es sicher gewesen wäre, die Weißhaarige komplett aus der Konversation der beiden ehemaligen Liebhabenden auszugrenzen, Gin konnte es nicht. Dazu war sie viel zu neugierig auf das Mädchen, mit dem Lian nun zusammen war. Wie eine Kriegsherrin, die Späher entsandte, um den Feind kennen zu lernen, hatte sie die Fühler in Richtung der Weißhaarigen ausgestreckt. Vielleicht würde die Hundelady nicht antworten und ihre “Ich will nichts mit dir zu tun haben”-Einstellung beibehalten. Doch Lian hatte sehr deutlich gemacht, dass er Gin nicht wegschicken würde, also hatte Rin vielleicht auch einen Grund, sich mit der Vampirin auseinanderzusetzen - wenn auch nur aus einem ähnlich berechnenden Grund. Es wäre Gin gleich. Spätestens nachdem sie gesehen hatte, dass es zwischen Rin und Lian so ernst war, dass die beiden sich sogar schon Ringe teilten, war die Runenritterin sich sicher, dass sie dieses Treffen derart ruinieren würde, dass es für Lian und Rin ein genauso großer Schlag ins Gesicht war wie für die Vampirin. Weil das war es, was verbitterte Exfreundinnen nun mal machten!

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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptySo 3 Apr 2022 - 17:13

Lian bemerkte es nicht einmal – wie extrem sein Fokus auf der Dunkelhaarigen lag und wie sehr er dadurch seine gesamte Umgebung und auch die Person, die ihn überhaupt hierher begleitet hatte, ausblendete. Gin, Gin und nochmal Gin – so lange hatte er darauf gewartet und gehofft, sie wiederzufinden, hatte sich den Tag und Nacht den Kopf über sie zerbrochen und jetzt saß sie wirklich vor ihm und sie konnten endlich miteinander sprechen. Vollkommen vernebelt war sein Kopf von diesen Überlegungen, er wollte Fragen loswerden, so viele Fragen. Weder wandte er sich zu der Inuyama um, als diese sich kommentarlos wieder auf ihren Platz setzte, noch als ihre stillen Tränen die Wangen herabliefen. Nein, erst als die junge Frau ihre Stimme endlich wieder erhob und ihm Vorwürfe machte, sah der Falls zumindest aus dem Augenwinkel zu seiner Freundin… und das, was er sah, ließ ihn dann doch plötzlich schockiert innehalten. Sie… weinte? Waren das Tränen? Warum weinte die Canine? Langsam drehte Lian seinen kompletten Körper in Richtung der Hellhaarigen, blinzelte und verarbeitet, was sie ihm sagte. Sie hatte nicht ihn beschützen wollen, sondern sie beide. Sie sprach von einem uns, einer Bindung, die es zwischen ihnen gab und die durch die Anwesenheit seiner Ex-Freundin möglicherweise bedroht wurde. Oder vielmehr: Die er selbst durch sein Verhalten bedrohte? Aber… konnte es ein uns geben, wenn die Inuyama in Wirklichkeit gar nicht wusste, mit wem sie es zu tun hatte? Wenn der Lian, den sie dachte, zu kennen, höchstens ihrer Fantasie entsprungen war, aber nicht mit der Realität übereinstimmte? Der Braunhaarige biss sich auf die Unterlippe. Er hatte es ihr damals schon in Stillsnow gesagt: Er war kein guter Freund. Und auch kein guter Mensch. Vermutlich war das, was Rin gerade erlebte, viel mehr der echte Lian als jene Person, die zusammen mit ihr und Charon Halloween gefeiert hatte. Der zusammen mit ihr und dem Finsternismagier in einem unterirdischen See gebadet hatte. Der mehr als einmal unfreiwillig verknotet mit seinen beiden Freunden in der eigenen Wohnung erwacht war. Das war vielmehr ein Schauspiel gewesen, oder? Es fühlte sich alles wie eine Lüge an, so wie vieles im Leben von Lian. Der 20-Jährige hatte noch nie ein Problem mit Lügen gehabt – warum zog sich sein Herz jetzt beim Anblick von Rin also so schmerzhaft zusammen? Ein Lückenfüller… war Rin das vielleicht wirklich gewesen? Und auch alle anderen, mit denen Lian seit seinem Beitritt in die Gilde Crimson Sphynx zu tun gehabt hatte? Vielleicht war es so, vielleicht lag die Canine mit ihrer Vermutung überhaupt nicht falsch. Es war nicht so, als hätte der Falls diese Gedanken nicht selbst schon gehabt – damals, als er mit Rownan gemeinsam unterwegs gewesen war. Jetzt stellte sich heraus, dass er mit dieser Sorge sich selbst vielleicht sogar richtig eingeschätzt hatte, so sehr er sich damals auch dagegen hatte wehren wollen. Und auch mit seinem Urteil sich selbst gegenüber in Stillsnow, als er Rin davor gewarnt hatte, ihm näherzukommen. Aber was hätte man auch anderes erwarten sollen, wenn man bedachte, woher er kam? Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm. Obwohl Lian seinen Erzeuger nicht kannte, war es doch wieder einer dieser Augenblicke, in denen er sich fragte, wie ähnlich er diesem unbekannten Mann wohl in Wirklichkeit mit der Zeit geworden war. Ähnlicher, als ihm lieb war, vermutlich. Noch ehe er auch nur ein Wort gesagt hatte, war es da: Das schlechte Gewissen. Lian fühlte sich in einem Zwiespalt, als wären es zwei Seiten in ihm, die miteinander kämpften. So wie Gin und Rin nicht miteinander in Einklang zu bringen waren, verhielt es sich auch im Inneren des Illusionisten. Sein altes und sein neues Leben… was war das Leben, das er selbst für sich wollte? Auch der Kellner, der sich bewaffnet mit dem Essen dem Tisch des ungleichen Dreiergespanns näherte, schien die angespannte Stimmung sofort zu bemerken. Schweigend stellte er die Teller vor jeder Person ab und verschwand wieder. Ganz ehrlich? Lian war gerade jeglicher Hunger vergangen.

Und dann nahm Gin das Gespräch wieder auf und zur Überraschung des Bogenschützen stellte sie sich auf die Seite der Inuyama. Die hellgrünen Augen sahen zu der Du Bellay und er konnte die Anspannung aus ihrer Stimme hören. Zuerst war er sich nicht sicher, woher diese Anspannung kam, seine Stirn legte sich in Falten. Er musste sich verhört haben. „Meiner… Verlobten?“, wiederholte er die Wortwahl von Gin und kam noch immer nicht zum richtigen Schluss. Er folgte ihrem Blick, sah auf seine, aber auch auf die Hand von Rin – da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Die Ringe! Er konnte es nicht verhindern: Er wechselte einen kurzen Blick mit der Hellhaarigen, in dem Versuch, etwas aus ihrer Gedankenwelt zu erhaschen. Bei Lian jedenfalls konnte man eindeutige Irritation aus dem Gesicht ablesen. Er sah wieder zu seiner Ex-Freundin, die die Arme vor der Brust verschränkt hielt. Lian kannte diese Pose. Und auf eine makabre Art und Weise gefiel es dem Braunhaarigen, zu bemerken, wie angespannt Gin bei dem Gedanken war, dass er mit Rin verlobt sein könnte. Er war sogar kurzzeitig verlockt, sie nicht eines Besseren zu belehren, einfach um es noch ein wenig länger auskosten zu können. Aber ein Glück, besann sich der Falls im letzten Moment eines Besseren. Es wäre sowieso fraglich, ob die Inuyama bei dem Schauspiel mitgemacht hätte, nach allem, was geschehen war, oder? „Du solltest mich besser kennen“, setzte der Falls auf die Aussage seiner Ex-Freundin an und hob die Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen. „Verlobung? Heirat? Ich? Das war so ziemlich eine der letzten Dinge, die Lian vorhatte. Der Falls hatte schon immer Probleme damit gehabt, überhaupt irgendwelche Bindungen einzugehen. Seit seiner Trennung von Gin war das Ganze nur noch schlimmer geworden. Dinge wie eine Verlobung standen für ihn daher absolut außer Frage. „Rin und ich sind nicht verlobt“, revidierte er die Vermutung also kurz angebunden und hob die Hand mit dem Ring daran an. Das waren Freundschaftsringe, nicht mehr. „Wir sind…“ Doch dann hielt er inmitten der Aussage inne. Er zögerte, viele Dinge huschten durch seine Gedanken. Fast schon fragend blickte er zu der Inuyama und es fiel ihm sichtlich schwer, ihrem Blick standzuhalten. „… Freunde“, beendete er seine Worte verhältnismäßig kleinlaut, eher fragend. Waren sie das denn noch? Auch wenn der Falls ziemlich miserabel darin war? Er wusste, dass Rin ihn jetzt ziemlich auflaufen lassen könnte. Aber vielleicht würde auch Gin hier eine Veränderung an Lian auffallen, denn er hatte mit dem Begriff Freunde in der Vergangenheit niemals um sich geworfen. Auch früher waren die Menschen für ihn zumeist Bekannte gewesen, Weggefährten, Komplizen. Aber Freunde? Es war ein Wort, das dem Braunhaarigen nie leicht über die Lippen gekommen war. Schon gar nicht in Anwesenheit von Dritten, die es hören konnten. Während die Du Bellay an Rin die Frage stellte, woher die beiden Crimson Sphynx Magier sich überhaupt kannten, musterte er den Zettel, auf den seine Ex-Freundin die Adresse ihres neuen Grundstücks geschrieben hatte. Tatsächlich identifizierte der 20-Jährige die Adresse nicht sofort als Friedhof der Stadt, was die Aussagen, die sie ihm dazu mitgegeben hatte, nur noch mysteriöser erscheinen ließen. Er könnte gelegentlich Blumen vorbeibringen? Der Hauswächter sah aus wie eine Frau, sei aber ein Mann? Was zum Henker… Lian schüttelte den Kopf „Du sprichst wie immer in Rätseln.“ Er zuckte mit den Schultern, steckte das Papier dann allerdings ein. „Ich werde vorbeischauen“, stellte er in Aussicht und sah in die hellblauen Seelenspiegel seiner Ex-Freundin.

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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptyFr 8 Apr 2022 - 17:49

Wie sehr sich die Hundedame doch wünschte, gerade jemand anderes zu sein. Jemand, der nicht in dieser Situation steckte oder zumindest den Mumm hatte, sie einfach zu verlassen. Wieso quälte sie damit, obwohl sie genau wusste, dass ihr Herz durch ihre Anwesenheit nur noch mehr leiden würde? Wieso konnte sie nicht einfach aufstehen und gehen? Die Antwort war simpel: Sie respektierte sich selbst nicht annähernd genug. Als der Blick der Schwarzhaarigen auf ihren Ring fiel, zog sie die Hand zurück als hätte sie auf eine heiße Herdplatte gefasst, versteckte sie unter dem Tisch. Als wäre das kleine, goldene Schmuckstück ihr größer Schatz, den Gina ihr fortstehlen wollte. "Verlobte?" wiederholte sie beinahe zeitgleich mit Lian, lachte kurz schmerzerfüllt. In ihren Träumen vielleicht. Aber auch nur dort. Die Realität hätte nicht unterschiedlicher sein können. Panisch senkte sie ihren Blick in der Hoffnung, dass niemand, nicht einmal sie selbst, realisieren konnte, welche Emotionen gerade darin lagen. Niemals würde sie jemand lieben und schon gar nicht der Falls. Die Du Bellay wusste wohl zu gut, wie man Salz in Rins Wunden streute - und das, obwohl sie sich überhaupt nicht kannten. War es so offensichtlich? Oder glaubte die Schwarzhaarige tatsächlich, dass sie Verlobt waren? Unmöglich. Niemand, der klar dachte, würde glauben, dass der Wuschelkopf irgendwelche Gefühle für die Canine haben könnte. Sie hatte lange versucht, sich damit abzufinden, dass sie nicht gut genug für die Welt war und dass das okay war. Doch jedes mal, wenn man sie darauf aufmerksam machte, dass sie für Lian nicht genug war wollte sie am liebsten weinen. Wieso bloß ausgerechnet bei ihm? Jedes mal, wenn sie versuchte, es ihm recht zu machen, wurden ihre Selbstzweifel nur noch stärker.
Unsicher hob sie den Blick und beobachtete ihren Gildenkollegen dabei, wie er ginsend verkündete, dass Verloben und Heiraten nichts für ihn war. Mit stechendem Schmerz im Herzen ließ sie ihre Seelenspiegel zurück auf den Ring um ihren Finger wandern, stellte sich für einen Moment lang vor, dass es tatsächlich ein Verlobungsring war. War es wirklich so falsch, so lächerlich, das zu wollen? Sich an jemanden zu binden, der einen liebte? Oder war es bloß lächerlich, sich an Rin Inuyama zu binden? Sie schluckte. Zwar hatte er es so nicht gesagt, aber es war so angekommen. "Freunde, ja genau. Nur Freunde." wiederholte sie leise, damit es auch wirklich bei der Vampirin ankam. Nicht mehr, höchstens weniger. "Es gibt noch jemanden, der so einen Ring hat. Es sind Freundschaftsringe. Ihr braucht euch also keine Sorgen zu machen." Charon. Was er wohl gerade machte? Ob er zuhause war? Gerade hätte sehnte sie sich wirklich nach seiner Gegenwart. Bei ihm hatte sie noch nie befürchtet, dass er sie insgeheim hasste. Letztendlich war es auch er, der sie daran hinderte, zu behaupten, dass die Ringe nur Zufall waren, sie keinerlei Bedeutung hatten und sie und Lian nur Kollegen waren. Es war vermutlich nichteinmal eine Lüge, denn das war es doch, was Lian darin sah, oder nicht? Vielleicht hätte sie sich so Ginas Zorn entziehen und dem Falls die Situation erleichtern können. Aber es wäre dem Dargin gegenüber einfach nicht fair gewesen. Auch ihr selbst gegenüber wäre es nicht fair gewesen, doch das realisierte sie überhaupt nicht.
Langsam und geduldig kaute sie jeden Bissen ihrer Mahlzeit, schluckte, bevor sie sich das nächste Stück in den Mund schob. Das Fleisch war perfekt gebraten, musste eigentlich kaum gekaut werden, doch sie tat es trotzdem. "Auf einer Quest." antwortete sie kurz angebunden, ehe sie weiter aß. Am liebsten hätte sie die Frage der jungen Frau einfach ignoriert, aber sie brachte es einfach nicht über's Herz, so zu tun, als wäre sie nicht da. Auch, wenn Rin sie nicht leiden konnte, wenn sie ihr die Hand noch immer zu gerne ins Gesicht klatschen würde. Doch dieser Schmerz wäre bei weitem nicht so schlimm wie das Gefühl, gezielt ignoriert zu werden, das fünfte Rad am Wagen zu sein. "... wir sollten nach einem geklauten Rezept suchen." Natürlich war während dem Auftrag so viel mehr als nur das passiert, doch war das wirklich erwähnenswert? War die Geschichte, wie die Beiden zueinander gefunden hatten, wirklich noch erzählenswert? Für die Canine war sie lange ein kleines Märchen gewesen, so wie die, die sie so gerne laß. Alles begann irgendwie blöd, doch Freundschaft siegte, auch wenn es zwischendurch Probleme gab und es kam zu einem guten Ende. Doch nun war sie sich sicher, dass es hier kein Happy End mehr geben würde. Vielleicht war das hier sogar das letzte Kapitel?
Nein. Das wollte sie nicht. So grausam die Geschichte auch für sie war, sie wollte nicht, dass sie zuende war. Sie würde Lian verzeihen. Sie würde ihn um Entschuldigung bitten, sich für ihn freuen, wenn er Gina besuchen ging, auch wenn er die Inuyama noch nie besucht hatte. Oder zumindest so tun, damit sie ihn nicht verlor. Dabei wusste sie genau, dass es Quatsch war und sie endlich akzeptieren sollte, dass man manche Dinge nicht erzwingen konnte. Doch sie schaffte es einfach nicht, einen Schlussstrich zu ziehen. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, ihn nicht mehr lachen zu sehen, seine Stimme nicht mehr zu hören, sich nicht mehr gemeinsam mit Charon in sein Bett zu kuscheln. Alles war besser, als ein zweites mal vollkommen alleine zu sein. "Und ihr? Scheint, als wäre Lian sehr glücklich mit dir gewesen, Gina." Glücklicher, als er es mit Rin jemals sein würde.

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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptyMi 13 Apr 2022 - 23:03


Das Steak mit Bohnen war so ziemlich das Beste, was Gin in den letzten Tagen widerfahren war. Von außen sah es recht kräftig angebraten aus, daher hatte die Vampirin erst kurze Bedenken, der Koch hätte es ruiniert, doch als sie Messer und Gabel zur Hand nahm und das Stück Rind einmal in der Hälfte durchschnitt grüßte sie frisches Rot. Prüfend drückte sie mit der Gabel auf das Fleisch und aus dem Schnitt floss ein wenig Blut. Perfekt~, stieß die Vampirin begeistert aus und schon lief ihr das Wasser im Munde zusammen. Gebannt, ob der Geschmack dem Aussehen und der Struktur entsprach, führte die Schwarzhaarige sich ein kleines Stück an die Lippen und ließ es sich im Mund zergehen, während sie ein befriedigtes Seufzen von sich gab. Ein, zwei Mal kaute Gin, dann schluckte sie und blickte zu Rin hinüber. Hier ist es super! Gute Wahl. Bei allen Sticheleien hier am Tisch war Gin viel zu sehr eine Genießerin um nicht zu bemerken, wann sie etwas so wunderbares vor sich hatte (das Essen natürlich). Und die Schwarzhaarige meinte, Lian gut genug zu kennen, um sich sicher zu sein, dass der Falls sich dieses Restaurant definitiv nicht herausgesucht hatte.
Neben dem herausragenden Fleisch gab es mit Speck umwickelte Bohnen, ebenfalls sehr wohlschmeckend und mit deutlicher Salznote und ihrem knackigen Biss waren sie ein guter Kontrast zum Fleisch.
Nicht nur das wundervolle Essen trug dazu bei, dass sich die Laune der Blutsaugerin ein wenig lichtete, auch die Erklärung, dass Rin und Lian nicht wirklich verlobt oder verheiratet waren, stimmte die Vampirin dann doch ein wenig milder ein. Dass die beiden “nur Freunde” waren, damit konnte Gin leben (auch wenn die Reaktion Rins ein klein wenig anmuten ließ, dass vielleicht nicht alle drei der Anwesenden mit dem momentanen Verhältnis zwischen den beiden Aloe-Townern zufrieden waren). Arme Rin. Ah, dann bist du also noch zu haben?, fragte die Schwarzhaarige interessiert nicht etwa ihren Exfreund sondern stattdessen das Hundemädchen, schenkte ihr ein kurzes Zwinkern. Die arme Weißhaarige würde auf Avancen der verhassten Vampirin vermutlich wirklich lustig reagieren, darauf war Gin schon gespannt.

Amüsiert kicherte die Schwarzhaarige zwischen zwei Bissen, als Lian ihr unterstellte, in Rätseln zu reden. Das tat Gin wahnsinnig gerne - sie verbog die Wahrheit, bis sie nicht mehr zu erkennen war und nach einer Lüge aussah. Aber in diesem speziellen Fall war dem nicht so. Kein Rätsel. Der Kerl sieht aus wie eine hübsche Frau und zieht sich auch so an. Gin zuckte mit den Schultern, wertete das nicht. Barbatos sollte sich doch geben, wie er wollte, war nicht Gins Bier. Ich hab bestimmt 5 Minuten gebraucht um das zu erkennen. Aber vielleicht war die Schwarzhaarige ja auch nur einfach schlecht darin, Leute einzuschätzen?
Bevor sie ihren Notizblock wegsteckte, schob Gin ihn samt Stift Lian zu. Schreib mir mal auf, wo du gerade wohnst. Dann bekommst du ab und zu eine Postkarte. Die Vampirin hatte erst auf ihre Hand, den Stift und das Papier gesehen, doch nun hob sich ihr Blick und suchte die Augen des Falls. Und so, dass Rin es nicht sehen konnte, rollte die Vampirin die Augen schnell von links nach rechts und wieder zurück, so als würde sie den Kopf schütteln, nur mit den Augen. Dann deutete sie mit den Augen in Rins Richtung. Ob der Falls Gins Intention erkannte, ihm eine Gelegenheit zu geben, die Sache mit Rin ein wenig wieder gerade zu bügeln?
Als die Vampirin sich dabei erwischte, dass sie Lian gerade helfen wollte, wunderte sie sich über sich selbst. Altruismus oder Selbstlosigkeit waren Werte, die die Vampirin höchstens belächelte. Deshalb war es eigentlich ein Unding für die Vampirin, das Schlamassel zwischen Rin und Lian nicht weiter auszutreten und irgendwie für sich zu nutzen sondern stattdessen den beiden zu helfen. Doch etwas, das Lian gesagt hatte, hatte Gin berührt. Vielleicht waren die beiden Crimson Sphynx Magier nicht verliebt, verlobt verheiratet. Aber wenn sie Freunde waren, dann war das dennoch wertvoll. Gin und Lian hatten zu ihrer Zeit eine kleine Bande gehabt, mit denen man sich zusammen gerauft hatte, aber…

Gin wusste nicht, ob Lian je richtige Freunde gehabt hatte.

Und sie gönnte es dem Falls, nun scheinbar welche gefunden zu haben.

Ihr Mundwinkel zuckte, als Gin zu dem Schluss kam, dass das Wohlergehen des Braunhaarigen ihr immer noch ziemlich am Her… Naja… dass es ihr eben wichtig war. Schnell führte sie einen weiteren Happen an die Lippen und genoss ihn.
Rin erklärte, dass die beiden sich von einer Quest kannten. Ah, dann bist du auch eine Magierin?, kommentierte die Schwarzhaarige, während sie sich ein klein wenig Gedanken darüber machte, was sie hier denn nun eigentlich wollte.
Seit die Verlobungssache geklärt war und Gin wusste, dass das hier nicht wirklich ein Date war (zumindest für Lian nicht) hatte sich die Motivation, den Tag hier für alle drei Beteiligten zur Hölle zu machen, ein wenig verflogen. Nun musste sie sich etwas anderes überlegen.
Und bis sie sich entschieden hatte, würde sie einfach sie selbst sein. Sicher war er glücklich. Überall, wo wir hin sind, hatte er die hübscheste Begleitung. Nicht wahr, Lian?, fischte sie schamlos nach einem Kompliment. Dann stand sie ungeniert kurz auf, blickte sich einmal im Laden um und setzte sich wieder. Dann beugte er sich zur Weißhaarigen hinüber, machte ihr hübsche Augen. Scheint, als hätte er das auch nach mir nicht abgelegt. Oh, und bitte, sag “du” zu mir., bot sie der feinen Dame an. Vielleicht konnte Gin sich ja auf Rins gute Seite stellen, nach der Begrüßung der Caninen wäre das auf jeden Fall eine interessante Herausforderung.
Langsam lehnte Gin sich wieder zurück und widmete sich weiter ihrem Essen. Während sie das Steak langsam und manierlich schnitt und durch den roten Saft zog, der mittlerweile ihren Teller zierte, stellte sie eine weitere Frage in die Runde. Vielleicht war die ja ein wenig harmloser. Und wer hat noch so einen Ring?

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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptyFr 15 Apr 2022 - 11:45

Ganz gleich, was man von dem Etablissement und den Gästen darin halten wollte, eines musste man dem Restaurant lassen: Wer auch immer in der Küche arbeitete, er hatte Ahnung von dem, was er tat. Das Essen schmeckte vorzüglich, war auf die Sekunde genau gegart, sodass es einerseits auf der Zunge zerging, andererseits sämtliche Aromen die volle Wirkkraft entfalten konnten. Auch Lian erkannte das beim ersten Bissen seines grundsätzlich recht einfachen Gerichtes. Und doch… konnte der junge Mann es nicht so recht wertschätzen. Noch weniger konnte er sich darüber freuen. Es ging ihm ähnlich wie Rin, der durch die Stimmung am Tisch der Appetit vergangen war. Die hellgrünen Augen sahen hinüber zu der Du Bellay, die wiederum genussvoll in ihr Fleisch biss und es auch noch in dem Saft, der sich auf dem Teller sammelte, eintunkte. Sollte Gin in irgendeiner Art und Weise von der Stimmung tangiert sein, dann ließ sie es sich zumindest nicht anmerken. Der Falls bezweifelte allerdings auch, dass sich ausgerechnet Gin von ein paar Reibereien den Appetit verderben lassen würde, vermutlich fachte es sie vielmehr an. Während der 20-Jährige sich eine weitere Gabel Gemüse in den Mund schob, schielte er vorsichtig zu der Caninen auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches. Ausgerechnet heute setzte seine Magie nicht ein, die Emotional Magic, die ihm in der Vergangenheit so oft Aufschluss über die Gefühlswelt anderer Personen gegeben hatte – ganz gleich, ob Lian das gewollt hatte oder nicht. So blieb ihm gerade nicht mehr übrig, als Rin zu beobachten, ihr zuzuhören und daraus ganz eigene Schlüsse zu ziehen. Dass sie wirklich glaubte, dass er sie hasste ahnte er dabei nicht. Sehr wohl war dem Braunhaarigen aber bewusst, dass er mit seinem eigenen Verhalten zu der Verstimmung am Tisch beigetragen hatte. Nicht, weil er sie als normale Freundin bezeichnet, sondern weil er sie mal wieder von sich gestoßen hatte. Einerseits hatte Lian ein schlechtes Gewissen und die Inuyama tat ihm leid. Andererseits… glaubte er immer noch, dass es besser für sie war, selbst wenn sie es aktuell nicht erkennen wollte. Zeigte die Situation hier im Restaurant nicht zu genüge, dass es bessere Gesellschaft gab als den Falls? Er dachte zurück an Stillsnow, daran, als Rin erzählt hatte, dass sie Yuuki kannte. Sogar diesen rothaarigen Idioten schätzte der 20-Jährige als eine bessere Gesellschaft für die Hellhaarige ein. Und sie hatte ja auch noch Charon. Sie brauchte Lian nicht, oder?

Nur kurz erklärte Rin, woher sie sich kannten. Auffallend kurz für eine junge Frau, die sonst wie ein Wasserfall reden konnte. Es unterstützte die These, dass es der Caninen alles andere als gut ging und auch sie sich gerade irgendwo anders hin wünschte. Lian war sich unschlüssig, was er tun sollte… zumindest bis zu dem Zeitpunkt, in dem seine Ex-Freundin ihm erneut Notizblock und Stift über die Tischplatte entgegenschob und darum bat, dass er seine Adresse aufschreiben sollte.

Seine Adresse?

Erst war es Irritation. Dann, einen ganz kleinen Moment, eine unterschwellige Freude aufgrund der Frage und des Angebots, die der Falls einfach nicht verhindern konnte. Und dann setzte doch endlich sein Kopf ein. Gin… kannte seine Adresse. Oder zumindest konnte sie seine Adresse kennen oder mit Leichtigkeit herausbekommen, um ihm – wie sie sagte – irgendwelche Nachrichten zu schicken. Damals in Miln hatte er erwähnt, dass er von seinem Onkel in den Gildenpalast gezogen worden war. Zudem war die Dunkelhaarige eine der einzigen Personen auf der Welt, die nicht nur seinen Vor- sondern auch seinen Nachnamen kannten. Und die Du Bellay war vieles, aber durchaus nicht auf den Kopf gefallen. Nein, ihn zu kontaktieren sollte für sie im Zweifel gar kein Problem darstellen. Tatsächlich überraschen taten ihn die non-verbalen Hinweise, die Gin ihm sandte. Er erkannte, was sie ihm vermitteln wollte – auch jetzt noch funktionierte die Kommunikation zwischen ihnen, wenn es darauf ankam. Aber was er sich wirklich fragte: Warum tat Gin das? Was bezweckte sie damit? Wollte sie ihm und Rin helfen? Es verstrichen ein paar Sekunden, in denen er in die hellblauen Seelenspiegel blickte, in denen er sich früher gerne hatte verlieren können, auf der Suche nach etwas. Aber er fand keine zufriedenstellende Antwort. Warum auch immer die Du Bellay es tat, wenn Lian eines gelernt hatte, dann war es jenes, dass es meist unklug war, die Ratschläge von Gin nicht anzunehmen. Ganz gleich, ob der junge Mann sie immer verstand oder nicht. Und so legte sich seine Rechte auf den Notizblock und ohne den Blick von der Vampirin abzuwenden, schob er Zettel und Stift zurück. „Ich glaube nicht, dass das notwendig ist“, war die Antwort, die er ihr gab – eine Antwort, die nicht einmal gelogen war. Erst als die Inuyama erwähnte, dass Lian zusammen mit Gin sicherlich sehr glücklich gewesen wäre, wandte sich der Bogenschütze von seiner Ex-Freundin ab, widmete sich stattdessen wieder halbherzig seinem Essen. Glücklich? Wenn man bedachte, wie totunglücklich sie ihn in Aloe zurückgelassen hatte, wie sehr der junge Mann bis heute mit der Trennung zu kämpfen hatte… war das irgendwie eine makabre Aussage, oder? Und doch fühlte sich der Falls glücklich, wenn er an früher dachte. Als hätten sie damals eine kleine Zeit in einer sicheren Blase gelebt, bevor diese von der harten Realität unbarmherzig zum Platzen gebracht worden war. Er vermisste die Leichtigkeit, die er damals verspürt hatte, zusammen mit der jungen Frau. Als Gin aufstand, sah auch Lian auf. „Als würden mir gerade viele Antwortmöglichkeiten bleiben“, kommentierte er, kam aber nicht umhin, dabei zu lächeln und ebenso wie einige andere Gäste im Restaurant zu der Du Bellay aufzublicken. Dass sich seine Ex-Freundin gleich danach zu Rin beugte und ihre Spielchen mit ihr trieb, passte auch so gut zu dem, was er von Gin in Erinnerung behalten hatte, dass Lian nicht mehr konnte als stumm zu seufzen. Manchmal fragte er sich schon, warum ausgerechnet diese Frau ihm so den Kopf verdrehen konnte.

Das Essen ging weiter, die Teller leerten sich. Als das Gespräch auf die dritte Person schwenkte, die ebenso einen der Freundschaftsringe trug, dachte der Falls natürlich sofort an den Finsternismagier. Charon, mit dessen Auftauchen der Braunhaarige heute viel eher gerechnet hatte als mit dem Erscheinen seiner Ex-Freundin. Ein Typ, der absolut jede persönliche Grenze ignorierte und noch freundlichen lächelnd darüber hinwegtrat. Der es schaffte, Menschen vorzuführen, ohne dass sie es selbst so richtig wahrnahmen. Bei dem Gedanken musste Lian auflachen. „Oh, ein selbstgefälliges Arschloch, das ebenfalls Magier bei Crimson Sphynx ist“, rutschte es ihm amüsiert heraus und selbst wenn die Worte etwas anderes hätten anmuten lassen können, so konnte man aus dem Tonfall des Illusionisten keinerlei Antipathie heraushören. Dennoch fielen ihm die Blicke auf, die ihm von den anderen Gästen zugeworfen worden waren. Oh? War das etwa nicht die korrekte Ausdrucksweise für ein so nobles Restaurant? Kurze Stille trat ein und der Falls sah mit einem Seitenblick zu der Inuyama, eher er sich räusperte: „Was ich natürlich meinte: Charon, ein sehr talentierter und fähiger Magier, der mit Rin und mir zu manch einem Auftrag geschickt worden ist.“ Vielleicht würde Gin ihm ja irgendwann begegnen? Wenn ja, dann kannte sie nun zumindest seinen Vornamen, sowie die Verbindung zur Gilde. Alles Weitere würde sich dann schon ergeben. Als die Teller geleert waren, kam ein Kellner näher und fragte, ob sie noch etwas haben wollten. Der Falls jedenfalls winkte ab – es war schon schwer genug gewesen, die eine Mahlzeit herunterzubringen. Einen Nachschlag benötigte er wirklich nicht. Der Kellner verabschiedete sich, um die Rechnung zu erstellen… und damit neigte sich auch das Zusammentreffen der Drei einem Ende entgegen? Er sah zu Gin, die vermutlich nach diesem Essen erneut aus seinem Leben verschwinden würde. Und dabei hätte er so gerne mit ihr gesprochen, hätte mehr über sie erfahren. Unbewusst griff er nach dem Zettel mit der Adresse, die sie ihm gegeben hatte – bisher noch in dem Glauben, dass er sie dort antreffen könnte, dass sie dort miteinander ins Gespräch kommen könnten. Ihm war ja nicht klar, dass er ein Grab besuchen würde… Und dann sah er zu Rin. So glücklich und amüsant dieser Tag begonnen hatte, desto schlimmer war der Scherbenhaufen, vor dem die beiden Magier nun standen. Und Lian wusste weder, wie er diesen Scherbenhaufen aufräumen sollte… noch, ob er es überhaupt sollte. Nein, der junge Mann war viel zu aufgewühlt, um noch viel länger in der Gegenwart der einen oder der anderen jungen Frau zu verbleiben, schon gar nicht mit beiden gleichzeitig, die so unterschiedlich, wie sie jeweils waren, ihn in einen Spagat zwischen seinem alten und seinem neuen Leben zwangen. Und die dem Falls dadurch umso bewusster machten, dass er keine Ahnung hatte, wer er eigentlich sein wollte. Nur noch die Rechnungen begleichen… die grünen Seelenspiegel sahen in Richtung Kellner.

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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptySo 17 Apr 2022 - 20:07

Frustriert biss die Inuyama die Zähne zusammen. Für gewöhnlich hätte sie sich gefreut, wenn ihrer Begleitung das Essen schmeckte, doch Gina konnte man nun wirklich nicht als Begleitung bezeichnen. Viel eher war sie ein Egel, der sich festbiss und alles Positive aus der Hellhaarigen hinaussaugte: Ihre Freude, ihr Geld, ihre Beziehung zu Lian. Dementsprechend stieß auch das Lob über die Auswahl des Restaurants auf taube Ohren. Als wüsste sie nicht, dass es hier gut war! Sonst hätte sie den Falls ja niemals hergebracht.
Hätte sie es bloß nicht gewusst.
Noch immer stocherte sie motivationslos in ihrem Fleisch herum herum. Es war wirklich schade um das gute Essen, doch sie schaffte es einfach nicht, ganz aufzuessen. Schließlich legte sie also ihr Besteck beiseite und schob den Teller ein wenig Richtung Mitte des Tisches, sodass die Bedienung wusste, dass sie fertig war. Ihren Blick hielt sie dabei weiterhin gesenkt. Weder konnte, noch wollte sie sehen, wie der Wuschelkopf seine Exfreundin ansah, wie er sich freute, dass sie da war und Rin dabei völlig vergaß. Sie hatte es ja kapiert: Sie war nicht so toll wie die Schwarzhaarige und würde es auch niemals sein. Als diese jedoh fragte, ob sie noch zu haben wäre, zuckte die Canine sichtlich zusammen. War das ein Witz? Hatte man sie nicht schon genug geärgert? "Ich bin kein Spielzeug." erwiderte sie also, hob nun doch kurz die kristallblauen Seelenspiegel, um der Du Bellay einen flehenden Blick zuzuwerfen. "Lass es ... bitte. Du weißt die Antwort doch eh schon." Ja, sie war noch zu haben. Zumindest in der Theorie. Ihr Herz jedoch, das gehörte bereits jemandem, auch wenn er es nicht wollte. Lange hatte sie es überhaupt nicht realisiert, doch jetzt, wo sie hier saß, in ihrem eigenen, kleinen Scherbenhaufen und vor Neid fast platzte, da war es plötzlich ganz offensichtlich. Gerne wäre sie weiterhin vor der Wahrheit ihrer eigenen Gefühle geflüchtet, denn das war so viel einfacher als sich der Realität zu stellen. Sie wollte etwas, das sie nie haben würde. Egal wie sehr sie sich auch bemühte, es sollte einfach nicht sein. Das war nach dem heutigen Tag klarer denn je.
Rin musste sich wirklich zusammenreißen, um weiterhin die Kontrolle über ihre Gefühle zu behalten. Ihr Kopf schmerzte, ihre Augen brannten von den Tränen, die sie versuchte, zurückzuhalten, doch das dumpfe Gefühl in ihrer Brust war wohl das Schlimmste. Auch, als der Falls das Angebot, seine Adresse aufzuschreiben, ablehnte, wurde es nicht besser. Viel mehr gesellte sich noch ein weiteres Gefühl zu dem Chaos: Verwirrung. Wieso tat er das? Er bekam gerade ein unglaubliches Angebot, etwas, wovon er sicher schon lange geträumt hatte. Gina war ihm so wichtig ... und trotzdem lehnte er ab? Sie verstand es einfach nicht. Hier war sie, seine große Chance, womöglich wieder mit seiner verflossenen Liebe zusammenzukommen oder ihr zumindest die Möglichkeit zu geben, ihn zu kontaktieren. Wieso lehnte er ab? Sicherlich nicht wegen Rin, er hatte ja bereits bewiesen, dass seine Gedanken nicht bei ihr oder ihren Gefühlen waren. Vielleicht war es ihm einfach nicht wichtig, schließlich konnte er sie ja nun jederzeit besuchen? Das musste es wohl sein. Anders konnte sie es sich zumindest nicht erklären. Ihre Vermutung, dass es nicht wegen ihr war, bestätigte sich quasi damit, dass er der Schwarzhaarigen zustimmte, dass diese die hübscheste Begleitung war. Was es wohl war, das ihm an der Inuyama nicht gefiel? Ihre Kleidung vielleicht, oder die Haare? Vielleicht war es auch ihr Gesicht, das nicht schön genug war? War sie zu dick? Wortlos blickte sie an sich herab. Eigentlich mochte sie ihren Körper, doch gerade wollte sie einfach nur jemand anderes sein. Da half auch das Kompliment von Gina, das vermutlich eh nur ein weiteres Spielchen war, nichts weiter als eine gemeine Lüge, nichts. Die Frustration war ihr ins Gesicht geschrieben, als sie die Ohren zurücklegte und kurz leise knurrte. "Lass es. Ja, ich bin Magierin und ich kann meine Magie auch einsetzen." Eine Drohung aus dem Mund der eigentlich so friedlichen Hundedame war selten, doch auch sie war irgendwann mit ihrer Geduld am Ende. Natürlich waren es nur leere Worte, aber vielleicht erzielten sie trotzdem die erhoffte Wirkung.
Schließlich wanderte der Fokus zurück auf die Ringe und somit unweigerlich auf Charon. Das, was Lian über den Weißhaarigen zu sagen hatte schockierte sie. So sehr, dass sie ihn nun doch wieder anblickte, entsetzt und enttäuscht zugleich. Dachte er wirklich so über den Dritten im Bunde? Dachte er genauso auch über sie? Auch wenn sein Tonfall nicht zu seinen Worten passte, konnte sie nicht anders, als sich das zu fragen. "Charon ist super nett und lieb." Also wirklich, das hätte sie niemals so stehen lassen können! "Und wir sind mehr als nur Questpartner. Oder hast du etwa alles andere schon vergessen, Lian?" Halloween zum Beispiel, seinen eigenen Geburtstag? Oder hatte ihm auch das nie etwas bedeutet? So wenig, dass er sich nichteinmal erinnerte? Sie sollte wirklich aufhören, darüber nachzudenken.
Genauso wie der Falls signalisierte auch sie dem Kellner, dass sie nichts mehr wollte. Kurz daraufhin erhielt sie auch schon die Rechnung. Mit einem gekünstelten Lächeln nahm sie sie entgegen, schluckte jedoch, als sie sah, dass alle drei Gerichte und Getränke zusammengerechnet worden waren. Natürlich war es naheliegend, schließlich hatte sie den Tisch auf ihren Namen reserviert, doch der Gedanke, dass Gina irgendwie zu ihr gehörte, stieß ihr übel auf. Nichtsdestotrotz holte sie kommentarlos ihre Geldbörse hervor, legte die gewünschte Menge an Jewel (selbstverständlich inklusive Trinkgeld) in den Umschlag und gab ihn schließlich zurück an die Bedienung. Sie stand auf, ohne dabei einen der Beiden anzusehen. "Das war es dann wohl. Ich werde dann jetzt gehen. Es tut mir leid, aber ich möchte nicht länger bleiben." verkündete sie mit leiser, zitternder Stimme. Noch länger wollte sie die zwei nicht stören. Sie hatten sich sicherlich noch viel zu sagen.  "Bis irgendwann dann ..." Oder vielleicht auch nicht. Sie blinzelte einige Male, ehe sie ihnen den Rücken zukehrte. Mit aller Mühe zwang sie ihre Ohren in eine aufrechte Position und ihre Rute zu einem leichten wedeln. Bloß nicht jetzt versagen, sie hatte sich nun schon ein Weilchen so gut zusammengerissen. Zumindest bis zum Gildenpalast wollte sie sich noch beherrschen. Doch so lange konnte sie ihre Tränen nicht zurückhalten. Es war einfach eine zu große Katastrophe gewesen. Eiligen Schrittes ließ sie das Restaurant hinter sich. So gerne sie sich noch einmal umgedreht hätte, sie tat es nicht. Zu groß war die Angst, was sie sehen würde.

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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptySo 24 Apr 2022 - 1:50


Irgendwie war mal wieder alles komplett aus dem Ruder gelaufen. Rin und Lian lagen sich in den Haaren, Rin wäre Gina vermutlich am liebsten an die Gurgel und Lian und Gina…
… bei denen war alles irgendwie in Ordnung.
Langsam beschlich die Vampirin das Gefühl, dass vielleicht die Canine das Problem hier war.
Die Annäherungsversuche und die Bemühungen der Runenritterin, irgendwie die Wogen zu glätten, prallten am verbissen-frustrierten Gemüt der Weißhaarigen ab wie Wellen an einem Felsen. Lian erging es nicht besser, die Frage nach dem anderen Ringträger haute er ebenfalls ins Wasser.
Die dicke Luft am Tisch war beinahe schon erdrückend, Gina widmete sich ihrem Essen um ein wenig verschnaufen zu können. Zuvor hatte sie sich gewünscht, das Aufeinandertreffen für alle drei Anwesenden zur Hölle zu machen, jetzt wiederum fühlte sie sich, als wäre sie selbst diejenige, die vergleichsweise ungeschoren aus der Situation kommen würde. Rins Meinung von der Vampirin hatte sich sicher nicht gebessert oder verschlechtert (ging ja kaum) und Lian hatte seit der ersten Minute, seit sie durch die Restauranttüre hereingekommen war, den Großteil seiner Aufmerksamkeit auf sie gerichtet. Nun erhob sich die Weißhaarige, nachdem sie sogar für das Essen aller dreier aufgekommen war, und verabschiedete sich. Bis irgendwann., gab Gina noch kurz die Worte der Inuyama zurück, wohlwissend, dass sie nicht an die Schwarzhaarige gerichtet waren. Und dann war die Canine verschwunden und Gina hatte ihren Platz eingenommen. Hatte nun ihre Zweisamkeit mit Lian. Eigentlich war alles genau so gelaufen, wie die Schwarzhaarige das gewollte hatte.
…aber warum biss Gina sich dann verbittert auf die Unterlippe und ballte unter dem Tisch die Hände zu Fäusten? Die Vampirin verstand es nicht so recht, doch irgendwas fühlte sich an der Situation faul an. Falsch.
Vielleicht entwickelte die Untote gerade so etwas wie Reue.

Schwer seufzend blickte sie zu Lian. Ich glaub’, ich hab dein Date ruiniert…, gestand die Vampirin missmutig, schon den Teller von sich und legte das Besteck hinein. Frustriert pustete sie gegen eine ihrer Haarsträhnen und blickte dann in Richtung des Ausgangs. Sie hat Feuer. Und sie ist stark. Das waren beides Eigenschaften, die Lian sicher an ihr schätzen würde. Gina wusste nicht so recht, wie sie sich dabei fühlen sollte. Monatelang hatte sie sich nicht mit dem auseinandergesetzt, was zwischen Lian und ihr war und gewesen war. In Miln hatte sie den Braunhaarigen abrupt weggeschickt, weil sie nicht mit dem Wirrwarr einer gescheiterten Beziehung konfrontiert werden wollte.

Und weil Gina ganz deutlich und schmerzlich wusste, dass sie an alledem Schuld war.

So wie Rin auf sie reagiert hatte, hatte Lian ihr wohl einiges erzählt. Dinge, die er vermutlich Gina nicht gesagt hatte. Wie verletzt er war. Wie trostlos er war. Wie schrecklich er sich wegen ihr fühlte.
Das waren Dinge, die die Vampirin nicht hatte wahrhaben wollen. In ihrer Version der Geschichte hatte sie stets gedacht, Lian zu beschützen, indem sie ihn zurückgelassen hatte. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit hatte sie das auch getan. Doch die Entscheidung hatte einen Preis gehabt und diesen hatte der Braunhaarige selbst bezahlen müssen. Wortlos blickte die Vampirin in die Augen ihres Exfreundes, verlor sich einen Moment lang in Gedanken. Erinnerungen. Vielleicht sogar alten Gefühlen. Dann fasste sie einen Entschluss.
Mit feinen Fingern griff sie nach der Rechnung, blickte die Summe an. Es war ein teures Essen gewesen. Das war eine Rechnung, die sie noch begleichen werden würde - Rin gegenüber. Also faltete sie den Beleg einmal und steckte ihn dann in die Tasche.

Tut mir leid… Diese Worte aus dem eigenen Mund zu hören fühlte sich falsch an. Gina war es nicht gewohnt, sich zu entschuldigen. Nur bei Orwynn. Und was noch seltsamer war: Die Schwarzhaarige war sich nicht sicher, für was sie sich denn entschuldigte. Dafür, dass sie ihm die Verabredung versaut hatte? Oder sein Leben?
Das war der Grund, warum sie sonst nie wieder eine Beziehung gehabt hatte. Es war zu kompliziert. Irgendwie überfordert mit der Situation schlug Gin die Augenlider nieder und schüttelte leicht den Kopf. Ich… mach mich besser auch aus dem Staub…, erklärte sie Lian kleinlaut, griff nach der Tasche und erhob sich von ihrem Stuhl. Hab dir genug Ärger gemacht für heute, oder?

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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptySa 30 Apr 2022 - 19:23

Wäre es einfacher gewesen, wenn Lian erkannt hätte, was in Rin vor sich ging? Wenn er gewusst hätte, welche Gedanken sie quälten, welche Erkenntnisse sie gerade über sich selbst und über ihre Beziehung gegenüber dem Falls erlangte? Und allem voran: Zu welch falschen Schlüssen die junge Frau kam und ihr vernichtendes Urteil über sich selbst, allgemein nicht gut genug zu sein? Vermutlich, denn es wäre etwas gewesen, worauf der Braunhaarige hätte eingehen können, anstatt sie schweigend anzustarren. Da er selbst allerdings zu naiv war, um die Anzeichen richtig zu deuten, seine Magiebegabung ihm ebenso wenig helfen wollte und er die Gedanken seiner Freundin nicht lesen konnte, war es etwas, das sie heute nicht mehr in Erfahrung bringen würden. Entsprechend überrascht reagierte der Illusionist demzufolge, als tatsächlich eine Drohung den Mund der sonst so friedfertigen und fröhlichen jungen Frau verließ. Ehe auch nur irgendjemand im Raum etwas hätte sagen können, nahm Rin die Rechnung für das Essen entgegen und legte eine schiere Unmenge an Jewel auf den Tisch. Kurz starrte der Falls auf das Geld, denn in all dem Trubel hatte er schon wieder ganz verdrängt, dass er unter anderem heute erfahren hatte, dass die Inuyama ziemlich reich war. Als er das Kratzen von Stuhlbeinen über dem Holzboden vernahm, sahen die hellgrünen Seelenspiegel wieder auf und er blickte noch ein letztes Mal direkt in das erschütterte Gesicht seiner Freundin. Vielmehr als dieser Anblick war es allerdings ihre Stimme, die ihm kurzzeitig den Hals zuschnürte. Anders als Gin bekam der Bogenschütze keine richtigen Worte zur Verabschiedung heraus, ehe Rin sich umdrehte und das Restaurant verließ. Beschämt über sich selbst stellte der 20-Jährige fest, dass er nach dem Verschwinden von der Caninen so etwas wie Erleichterung empfand. Erleichterung darüber, dass diese heikle Situation ein Ende gefunden hatte? Oder darüber, dass es jetzt nicht noch schlimmer kommen konnte? Vermutlich war es eine Mischung aus beidem. Und doch kam Lian nicht umhin, sich ernsthaft zu fragen, wie dieser Tag so sehr aus dem Ruder hatte laufen können. Es hatte vollkommen harmlos begonnen und dann hatten sich die Ereignisse von einer Sekunde zur nächsten überschlagen. Eigentlich deutete alles darauf hin, dass es irgendwo eine versteckte Kamerateam geben musste. Dass irgendein Moderator auftauchen und die Situation auflösen würde. Aber ganz gleich, wie lange der Falls auf die schon längst geschlossene Ausgangstür des Restaurants starrte – niemand tauchte auf, um einen vermeintlichen Scherz auf seine Kosten aufzulösen. Das hier war eben keine Unterhaltungsshow, sondern finstere, bittere Realität. Und so war es auch nicht irgendein Moderator, sondern das stinknormale Leben, das ihn verarscht hatte.

„Ich glaub’, ich hab dein Date ruiniert…“

Es war die Stimme von Gin, die ihn aus seinen Gedankenkreisen riss und zurück in die Realität beförderte. Der erste Impuls von Lian war es, vehement abstreiten zu wollen, dass es sich bei diesem Essen um ein Date gehandelt hatte. Lag es daran, dass er es wirklich für kein Date gehalten hatte? Oder… wollte der Falls einfach nur nicht, dass speziell die Du Bellay davon ausging, dass er auf einem Date mit Rin gewesen war? Er wusste es nicht und so schloss sich sein Mund wieder, ehe er seinem ersten Impuls nachgegeben hatte. Am Ende war es vielmehr der Tonfall der Dunkelhaarigen, an dem sich Lian aufhing. Sie wirkte… verstimmt. Allerdings nicht zornig oder vorwurfsvoll, sondern fast schon traurig. Eine Seite, die selbst der Braunhaarige nur selten an seiner Ex-Freundin erlebt hatte. Als er zu einer Antwort ansetzte, rieb er sich über den wuscheligen Hinterkopf und seufzte langgezogen: „Oh, ich glaube, ich habe mich mindestens genauso wenig mit Ruhm bekleckert.“ Er verstand zwar immer noch nicht in Gänze, was er alles falschgemacht hatte, aber das musste er auch nicht, um zu verstehen, dass er irgendetwas falsch gemacht hatte. Was sollte er der Caninen sagen, wenn sie sich das nächste Mal sahen? Wie sollte er die Wogen wieder glätten?… Und wollte er das überhaupt?

Als Gin sich entschuldigte, huschten die Augenbrauen des 20-Jährigen doch sichtlich nach oben. Hatte er… das gerade richtig gehört? Die Schwarzhaarige entschuldigte sich? Dieser Tag wurde wirklich immer verrückter. Es gab kaum jemanden, der noch schlechter in Entschuldigungen war als Lian Falls… eine dieser Personen war immer Gin gewesen. Umso mehr überraschte es ihn, diese Worte kleinlaut aus ihrem Munde zu vernehmen. Sie stand auf und setzte genauso wie Rin zu einer Verabschiedung an, aber es waren zweierlei Gründe, die dafür sorgten, dass Lian seine Ex-Freundin nicht so einfach gehen lassen wollte. Zum Einen sein eigener Wissensdurst. Es gab Fragen, die er ihr stellen wollte und von denen er nicht wusste, wann er je wieder die Chance dazu bekommen würde, wenn er sie jetzt nicht stellte. Und noch viel mehr als das – und die Intensität dieser Gefühle überraschte ihn selbst – war es der Wunsch, dass er Gin nicht in dieser Stimmung gehen lassen wollte. Die Du Bellay war eine selbstsichere Person, die viel darauf gab, ihre Stärke auch nach außen hin zu zeigen. Dass sie sich ihm gegenüber so verletzlich zeigte, zeugte mehr als deutlich davon, wie schlecht es ihr gerade ging. Und wenn sie sich schon verabschieden mussten – und darauf würde es unweigerlich hinauslaufen – dann wollte Lian zumindest, dass es ihr in diesem Moment gutging.

Was du kannst, kann ich auch, schoss es ihm durch den Kopf und anstatt sich gleichzeitig mit ihr zu erheben, legte der Falls das Kinn in der Handfläche ab und sah zu ihr herauf, die rechte Augenbraue skeptisch angehoben. Dann schnaubte er. „Du tauchst unerwartet auf, stellst meine Welt auf den Kopf und willst dich dann einfach aus dem Staub machen?“, fragte er nach, machte eine kurze, bedeutungsschwangere Pause. „Wieder?“, stichelte er in der mindestens gleich unschönen Art und Weise, wie es Gin zuvor bei ihm getan hatte. Ohne auf eine Antwort zu warten, löste er das Kinn von der Handfläche und sah in die hellblauen Augen der jungen Frau. Ob sie ihm für heute genug Ärger bereitet hatte? Der Falls schmunzelte leicht. „Nein, noch nicht“, gab er ihr zur Antwort und stand seinerseits auf. „Ich begleite dich noch ein Stück.“ Es war keine Frage, die er formulierte, sondern eine Feststellung, bevor er auf die Ausgangstür des Restaurants zutrat und diese seiner Ex-Freundin wie ein echter Gentleman aufhielt, um ihr den Vortritt zu lassen. Ob es ihr gefiel, dass er sich ihr so aufdrängte? Vermutlich nicht. Aber es war Lian gleich, denn ganz ehrlich, zu verlieren hatte er nicht mehr viel, oder?

Natürlich war es gleisender Sonnenschein, von dem Gin und auch Lian begrüßt wurden, kaum dass sie das Restaurant hinter sich gelassen hatten. Dass die junge Frau noch immer Probleme mit der starken Sonneneinstrahlung in der Wüste hatte, war nicht zu übersehen, weshalb der Falls sie mit einem kurzen Nicken auf eine der weniger belebten Seitengassen der Stadt aufmerksam machte, die schmaler und dadurch auch deutlich schattiger war als die Hauptstraßen der Ortes. Wenn man sich auskannte, konnte man auch über diese kleinen Pfade ohne Probleme zu seinem Zielort kommen. Der Falls ging davon aus, dass auch Gin sich hier noch ausreichend auskannte, um das zu wissen – andernfalls würde Lian eben die Führung übernehmen. Es war eine kurze Stille, die sich zwischen ihnen einstellte, nachdem sie in die Schatten der Seitengassen eingetaucht waren, ein Moment, in denen sie beide ihren eigenen Gedanken nachhängen konnten. Unauffällig sahen sich die hellgrünen Seelenspiegel des 20-Jährigen um und zufrieden stellte er fest, dass sie alleine waren. Keine ungewollten Zuhörer. „Was hat es mit dem Namen Gina auf sich?“, fragte er nach, ohne auch nur in Richtung der Du Bellay zu blicken. Er wusste, dass es nicht immer einfach war, echte Informationen und Antworten aus der eher verschwiegenen Vampirin herauszuholen. Dass sie viele Dinge lieber für sich behielt. Aber er hatte das Schauspiel mitgemacht, hatte sie vor Rin nicht damit konfrontiert. Er hatte also durchaus das Anrecht, jetzt, wo sie alleine waren, genauer nachzufragen, oder? Aber da war noch mehr, was er wissen wollte, wenngleich er bei der Formulierung der zweiten Frage deutlich länger zögerte. Mit einem Seitenblick musterte er Gin und sein Blick blieb an ihren Ohrringen hängen. Der Sichelmond. „… du hast versucht, Rin und mir zu helfen“, stellte er fest, ohne dass man aus seiner Stimme hätte heraushören können, was genau er davon hielt. „Warum hast du das getan? Weißt du, Gin, ich kenne deine Auftritte. Und ich bin mir absolut sicher, dass du nicht mit dem Willen, Rin und mir zu helfen, in dieses Restaurant eingetreten bist.“ Irgendetwas hatte sich also zwischenzeitlich geändert. So sehr, dass auch die Du Bellay ihre Pläne umgeworfen hatte. Was es war… das wollte Lian nur zu gerne hören.

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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptyMi 4 Mai 2022 - 1:59


Lian seufzte und gestand sich selbst zumindest Teilschuld ein. Das entlockte der Vampirin ein mattes Lächeln. Immer noch ein gutes Team, hm? Die beiden hatten in ihrer gemeinsamen Vergangenheit genug Schandtaten begangen. Der armen Rin das Herz zu brechen war eine weitere Kerbe, die Lian und Gin sich nun anschlagen konnten. Sie hat nett gewirkt., fügte Gin noch hinzu. Was wollte sie dem Falls damit sagen? Sie wusste es selbst nicht. In diesem Moment war Gin sich so vieler Dinge, die sie getan hatte, nicht mehr ganz so sicher.
Denn das eben, das hätte sie sein können. Wäre ihr Leben anders verlaufen, hätte sie andere Entscheidungen getroffen, dann wäre es vielleicht sie gewesen, der Lian in ein schickes Restaurant eingeladen hätte. Aber diese Zukunft war den beiden nicht vergönnt gewesen und Gin fragte sich, wie viel davon ihre bewusste Schuld war. Und das war kein guter Gedankengang.
Flucht war ein Ausweg daraus. Eine Ausrede hatte sie. Lian war bestimmt sauer, so wie Gin ihn blamiert und bloßgestellt hatte - auch wenn der Falls damit recht hatte, dass sein eigenes Verhalten ebenfalls zum Debakel mitgetragen hatte. Also weg mit Gin. In den Zug zurück in die Hauptstadt, wo ihre Arbeit auf sie wartete. Aloe Town erneut hinter sich lassen, bisher hatte sie letzten Endes nur schlechte Erfahrungen hier gemacht gehabt. Und Lian…

…Lian ließ sie nicht gehen. Als Gin sich erhob schaute er sie an und schnaubte tief. Er fragte, ob die Vampirin ihn wirklich schon wieder alleine zurücklassen wollte. Die Spitze in seiner Stimme entging der Blutsaugerin nicht, sie hatte das selbe “wieder” vorhin verwendet, um ihm ein schlechtes Gewissen zu machen. Und dass er es nun bei ihr mit der selben Masche versuchte, tat Gin ziemlich weh. Und natürlich ließ sie sich nichts davon anmerken, klimperte ein wenig mit den Wimpern und warf Lian einen heißen Blick zu. Ich bin deine Psycho-Ex. Ich darf das!
Dass Lian sie dann aber doch noch ein Stück des Weges begleiten wollte freute Gin ehrlich. Zum Bahnhof…, ließ sie den Braunhaarigen wissen, sodass dieser sich darauf einstellen konnte, wohin der Weg der beiden führte.
Seite an Seite verließen die Verflossenen also das “Rosemary and Thyme”. Gina zog sich ihre Sonnenbrille zurück auf die Nase, die nicht nur ihre Augen vor der Sonne sondern auch vor neugierigen Blicken schützte. Aufmerksam wie eh und je bog Lian in eine der etwas dunkleren Seitenstraßen ab, in denen Gina sich etwas unbeschwerter bewegen konnte. Sie hatte nicht nach einem Zug gesehen, würde einfach einen nehmen, wenn einer fuhr, und so lange warten. Daher machte ihr auch der kleine Umweg nicht, war sie ja immerhin in guter Begleitung. In der Brust der Vampirin tobte noch immer ein Unwetter aus verschiedensten Empfindungen. Doch am ehesten war sie tatsächlich ein wenig glücklich darüber, dass Lian sie noch begleitete. Die beiden redeten zwar anfangs nicht sonderlich viel, doch alleine die Nähe zum Braunhaarigen zu spüren genoss Gin ungemein. Alles, was die beiden miteinander erlebt und füreinander empfunden hatten konnte die Schwarzhaarige nicht einfach vergessen. Wollte sie auch gar nicht. Es war die einzige Zeit in ihrem Leben gewesen, in der sie wirklich glücklich gewesen war. Dafür war sie dem Braunhaarigen eigentlich etwas schuldig. Stattdessen hatte sie ihn scheinbar so sehr verletzt, dass selbst die Erzählungen des Braunhaarigen (und Gina wusste, dass Lian eigentlich keine Plaudertasche war) gereicht hatten, um solch eine Reaktion von Rin auszulösen. Vermutlich hatte er an Gin kein gutes Haar gelassen. Und vermutlich hatte Gina das auch nicht anders verdient.
Die Frage des Falls ließ Gina ein wenig schmunzeln. Ich bin gerade Gina Mazziotta…, erklärte sie in einem enthusiastischen Tonfall, griff sich an ihr Oberteil und zog es tief genug nach unten, dass Lian nicht nur ihr vernarbtes Dekollete sondern auch den blauen Ankh, der sich darauf befand, sehen konnte. ...von den Rune Knights! Penibel zupfte die Untote ihr Top wieder zurecht und verschränkte dann die Arme hinter dem Rücken und lehnte sich im Laufen ein wenig an Lians Schulter. Ich jage Verbrecher und Betrüger, also gib Acht!, scherzte sie ein wenig, bevor sie die Begeisterung verließ und sie einen Moment ernst wurde. So tu ich zumindest. Hab die Ritter unterwandert. Ich weiß noch nicht genau, warum, aber es wird bestimmt spannend… Eindringlich blickte sie durch die roten Sonnenbrillengläser in die Seelenspiegel ihres Exfreundes. Wehe, du verpetzt mich. Für Gina stand einiges auf dem Spiel. Sie würde bald eine der mächtigsten Organisationen Fiores verraten. Dass sie Lian davon erzählte war dumm und iraional - vor allem wenn man bedachte, dass sie gerade mit Lian Falls redete - doch hoffte sie einfach, dass der Braunhaarige verstand, dass ihre Operation kein Einmischen seinerseits duldete.

Ohne dass Lian wirklich klar machte, was er von Ginas Versuch, die Wogen zwischen ihm und Rin zu glätten, fragte der Falls nach der Motivation dieser für Gin durchaus untypisch selbstlosen Aktion aus. Gespielt gekränkt strecke die Vampirin die Nase in die Höhe. Natürlich war es nicht meine Absicht euch zu helfen. Ich war wütend vor Eifersucht. Psycho-Ex und so. Dabei stand es Gina gar nicht zu, eifersüchtig zu sein. Sie ´war es gewesen, die die DInge beendet hatte. Es war (mehr oder weniger) ihre Entscheidung gewesen. Aber ein gebrochenes Herz war selten rational - auch wenn es gerade hunderte Kilometer entfernt in einer geheimen Schatzkammer von Orwynn Zerox war.
Aber GIna hatte ihre Meinung während dem Gespräch geändert, und sie war nicht die Art von Feigling, die ihre Gefühle und Entscheidungen verbarg.  Ich kenne dich auch, Lian. Du bist ein Einzelgänger und lässt niemanden an dich ran. Nun… außer mich natürlich.Scherzend kam die Vampirin ihrem Ex näher. Sehr viel näher. Schmiegte Ihr Gesicht an die Beuge seines Halses und hauchte die feine Haut des Falls an.
Ihn nicht zu beißen fiel Gin derart schwer, dass sie den Kopf wieder zurückzog. Verdammter Durst.
Was du über sie und dich gesagt hast, also dass ihr Freunde seid. Das wollte Rin nicht hören. Das weißt du, oder? Aber ich weiß, wie viel dein hübsches Schoßhündchen dir bedeuten muss, wenn Lian Falls sie als eine Freundin bezeichnet. Gin blickte nach vorne, entwich den Augen ihres Exfreundes. Sie brachte sogar wieder ein wenig Abstand zwischen Lian und sie selbst. Ich… bin froh, dass du jemanden gefunden hast…der dir irgendwie nahe steht…., murmelte sie ihm kleinlaut zu, holte dann tief Luft (warum musste die so warm und abgestanden sein?) und boxte ihrem Weichei-Exfreund dann gegen den Oberarm.

Ich weiß nicht so recht, wo mein Unleben mich hinführt. Bald wird einiges passieren. Drück mir die Daumen, dass ich es überstehen werde. Ich lass’ es dich wissen, wenn alles gut gegangen ist. Und wenn nicht, dann darfst du mich vielleicht im Knast besuchen kommen. Würde ich aber nicht machen, die würden dich bestimmt dabehalten., scherzte die Vampirin. Aber es tat gut, mit jemandem zu reden. Monatelang nicht sie selbst sein zu können war anstrengend und Lian traute sie genügend Einsicht zu, dass er die gesprochenen Worte für sich behalten würde. Immerhin hatte er auch ihren Namen “Gina” vor Rin einfach so hingenommen. Die beiden waren eben - trotz allem - immer noch ein gutes Team.
Vom einen Moment auf den anderen lenkte Gina wieder ein, klammerte sich an den Arm Lians und drückte sich nah an ihn heran. Interessiert blickte zu ihm hinüber, ihre Schritte führten sie sicher durch die staubigen Straßen der Oasenstadt. Und jetzt erzähl, was hast du Blanche Schreckliches über mich erzählt, dass sie mich derart angefahren hat? Ich will alle schmutzigen Details wissen!

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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptyDi 31 Mai 2022 - 22:36

Es fühlte sich merkwürdig an, gemeinsam mit Gin durch die Straßen Aloes zu schlendern, ohne dass Lian im ersten Augenblick den Finger darauflegen konnte, woran das lag. Wie oft hatten sie das in der Vergangenheit bereits getan? Waren entweder schweigend oder auch plaudernd durch die Gassen gestromert, manchmal lachend, manchmal auch streitend, je nachdem, was dem Spaziergang vorhergegangen war. Kurzzeitig versetzte Lian sich zurück in diese Zeit, doch kaum, dass er einen prüfenden Seitenblick auf die Vampirin geworfen hatte, wurde ihm klar, dass viel seitdem geschehen war. Nicht nur in seinem Leben, auch im Leben der Du Bellay. Und dass sie – ganz gleich, ob sie es nun gut oder schlecht fanden – nicht mehr genau die Personen waren, die sie damals gewesen waren. Sie hatten sich verändert. Das Leben um sie herum hatte sich verändert. Und dennoch… konnte zumindest der Falls auch nach einem längeren, musternden Blick nicht behaupten, dass seine Gefühle der Schwarzhaarigen gegenüber verschwunden waren. Oder hielt er unterbewusst nur an einem letzten Überbleibsel einer vergangenen Zeit fest? Eine Möglichkeit, auf die der Falls derzeit noch nicht kam. Seine Gedankengänge wurden jäh unterbrochen, als Gin ihr Oberteil nach unten zog. Es waren dieses Mal allerdings nicht die tiefen Narben auf der hellen Haut seiner Ex-Freundin, die dem 20-Jährigen die Worte verschlugen, sondern das blaue Zeichen der Rune Knights, das ihn förmlich ansprang. Wenn es nicht schon vorher klar gewesen war, dann unterstrich spätestens dieses Tattoo, wie sehr sich die beiden Magier in den letzten Jahren verändert hatten. Die Tage und Nächte, die sie als normale Menschen Seite an Seite in der Wüstenstadt verbracht hatten, fühlten sich meilenweit entfernt an.

Die hellgrünen Augen des Illusionisten weiteten sich ungläubig, er öffnete den Mund einen Spalt breit, aber in den ersten Sekunden war es kein Ton, der hervorkam. Sogar der Moment, in dem sich die Dunkelhaarige gegen seine Schulter lehnte, ging ein Stück weit an ihm vorbei. Sie gab sich als Gina Mazziotta aus und hatte im Auftrag ihres Meisters die Rune Knights unterwandert. Die Rune Knights... in den Augen Lians ein Haufen von Gerechtigkeitsfanatikern, die sich dem Kampf gegen das Böse verschrieben hatten. Es war ein Verein, dem der Lockenkopf noch nie sonderlich viel hatte abgewinnen können. Gleichzeitig wusste der Falls aber auch, was für eine mächtige Organisation die Rune Knights waren, die im ganzen Land Fiore für ihre militärischen und strengen Strukturen bekannt waren. Wenn man einem Rune Knight begegnete, nahm man sich in Acht – insbesondere solche Menschen wie der Falls. Lian mochte sich gar nicht vorstellen, in was für eine Gefahr sich Gin damit begeben hatte, gleich die ganze Organisation zu unterwandern. Als aufrichtiger Magier und Mitglied von Crimson Sphynx wäre es eigentlich seine Pflicht gewesen, dieses Wissen auf schnellstem Wege mit dem Gildenleiter – seinem Onkel – zu teilen. Wer konnte schon ahnen, wohin all das führen würde? Was der Meister von Gin im Schilde führte? Aber der Falls fühlte sich seiner Ex-Freundin und ihrer gemeinsamen Vergangenheit deutlich verbundener als seinem neuen Leben als Magier der Wüstengilde. Und erst recht fühlte er sich einem Verein wie den Rune Knights nicht verbunden. Obwohl er wusste, dass er sich durch sein Schweigen für alles, was geschehen würde, mit schuldig machte… es stand für ihn völlig außer Frage, die Du Bellay auflaufen zu lassen. Immerhin wollte er auf keinen Fall, dass ihr etwas geschah. Nicht schon wieder. Und vor allen Dingen nicht schon wieder wegen ihm und den falschen Entscheidungen, die er in seinem Leben traf. „Als könnte ich dich jemals verpetzen“, gestand er sowohl sich selbst auch ihr brummend ein, während er sein eigenes Spiegelbild in den blutroten Gläsern der Sonnenbrille musterte. „Ausgerechnet die Rune Knights. Hätte dein Meister sich nicht diesen komischen Freundschaftshaufen aus Fairy Tail oder die Künstler von Satyrs Cornucopia aussuchen können, anstatt einen unsympathischen Haufen von Paragrafenreitern? Ich bin mit diesem Verein nicht gerade kompatibel…“ Kurz ließ er sich Zeit, um genauer darüber nachzudenken und wandte den Blick ab. Als die hellgrünen Augen nach einigen Sekunden zurück zu der Vampirin wanderten, grinste er vielsagend. „Obwohl ich zugeben muss, dass so eine Uniform dir sicherlich gutstehen würde. Vielleicht hätte ich gar nichts dagegen, wenn du mich in so einem Outfit jagen würdest.“ Er lachte leise und zwinkerte dann, ganz so, wie man es von dem 20-Jährigen gewohnt war. Es war so, wie Lian immer war: Ihm war die Ernsthaftigkeit und die Tragweite der Situation bewusst, aber er war nicht dafür gemacht, um diese Ernsthaftigkeit auch im Gespräch aufrechtzuerhalten. So spielte er sie mit seinen kleinen Witzen herunter – vielleicht war auch das eine Ähnlichkeit, die Gin und er hatten. Als die Vampirin erwähnte, die Rolle der eifersüchtigen Psycho-Ex erfüllt zu haben, hob sich die rechte Augenbraue des Illusionisten deutlich an. „Du warst also wütend vor Eifersucht, ja?“ Lian konnte es nicht verhindern, dass sich echte Überraschung in seinen Unterton schlich. Irgendwie… hatte er damit nicht gerechnet. Und warum freute es ihn so sehr, zu hören, dass Gin eifersüchtig gewesen war? Der Braunhaarige schüttelte innerlich den Kopf, um seine Gedanken zu ordnen. Natürlich genau in dem Moment, in dem seine Ex-Freundin sich entschied, erneut näherzukommen und ihr Gesicht an seine Halsbeuge zu schmiegen, sodass er ihren (warmen?) Atem auf seiner Haut spüren konnte. Abrupt blieb Lian stehen, sein Herz stolperte, die Härchen in seinem Nacken stellten sich auf und ein Kribbeln ging von der angehauchten Stelle aus, das sich sogleich auf den restlichen Körper ausbreitete. Ehe die Gedanken des Bogenschützen wieder richtig eingesetzt hatten, hatte sich Gin schon wieder von ihm entfernt und ließ ihn verdattert stehen. Das mit der Eifersucht, ihre Offenheit ihm gegenüber, das Anlehnen gegen seinen Körper, dieses Hauchen in seine Halsbeuge… und nicht zuletzt die Ohrringe, die sie noch immer trug. Es gab einige Anzeichen, dass nicht nur er noch alte Gefühle mit sich herumtrug, die sich nur schwerlich kontrollieren ließen, weil nie so richtig abgeschlossen worden war. Er schloss die Augen, fuhr sich mit der Rechten durch das lockige Haar und atmete sehr tief ein und aus, bevor er sich wieder in Bewegung setzte. Der junge Mann gab sich nicht einmal Mühe, zu verheimlichen, dass diese unerwartete Nähe zu seiner Ex-Freundin nicht spurlos an ihm vorbeigegangen war. Wäre sowieso sinnlos, dafür kannte Gin ihn einfach zu gut – vermutlich war genau das ohnehin ihr Ziel mit der Annäherung gewesen. Ein bisschen mit ihm spielen, ihn aus der Reserve locken, das konnte die Schwarzhaarige schon immer ganz hervorragend. Der Braunhaarige dachte über ihre Worte nach: Er wäre ein Einzelgänger, der niemanden an sich heranließ… es gab Zeiten, in denen das gestimmt hatte. Zeiten, in denen Gin die einzige Person gewesen war, die er an sich herangelassen hatte. Aber heute? Es gab mehr Menschen, die sich durch seine harte Schale gekämpft hatten, die ihn nach und nach besser kennenlernten. Just in diesem Augenblick huschte ein ganz bestimmtes Bild durch den Geist des Bogenschützen, das Bild einer Person, die nicht einmal Rin war… ein Bild, dass das Gefühlschaos, das gerade in Lian tobte, komplettierte. War das, was er hier gerade tat, eigentlich richtig? Müsste er sich gerade anders verhalten? Aber es blieb nicht nur bei dieser Verwirrung, denn das Thema wechselte ein weiteres Mal auf Rin… als die Vampirin erwähnte, dass die Inuyama es nicht hätte hören wollen, dass sie Freunde wären, blinzelte Lian verdutzt. Er war nicht vollkommen dämlich, er verstand schon, worauf die Du Bellay anspielte. Wahrhaben konnte er es aber dennoch nicht. „Das ist nicht dein Ernst“, entgegnete er offensichtlich schockiert, runzelte die Stirn. Sofort durchforstete er seine Erinnerungen und Begegnungen, die er mit Rin gehabt hatte. Aussagen, die sie getätigt hatte. Nicht zuletzt die Scherze, die er ihr gegenüber wegen der Essenseinladung und einem möglichen Date gemacht hatte. Sie… nein, das konnte nicht sein. Oder doch? „Sie ist nicht mein Schoßhündchen…“, murmelte er noch immer gedankenverloren vor sich hin, massierte sich dann die Schläfen und stöhnte. „Nein, Gin, ich wusste nicht, dass sie das nicht hören will. Ich mein, ich weiß, dass ich mich beschissen verhalten habe, aber wenn es stimmt, was du sagst… fuck, was für ein Riesenarschloch bin ich eigentlich?“ Die Antwort: Ein ziemlich großes. Aber das war an sich nichts Neues. „Warum hast du mir das gesagt? Ich bin echt beschissen in solchen Sachen. Das… wie soll ich das bitte wieder geraderücken?“ Zwar hatte Lian vor sich hingesprochen, ohne größer darüber nachzudenken und die Frage irgendwie im Selbstgespräch geäußert, aber unterschwellig hoffte er tatsächlich auf einen Ratschlag von der Vampirin. Denn ihre Ratschläge hatten ihm früher schon oft genug geholfen, den richtigen Pfad zu finden, sie war da einfach geschickter als er. Wenn es um solche Dinge wie die eigenen Gefühle ging, besaß der 20-Jährige das Einfühlungsvermögen eines Steins. Sollte er es überhaupt der Inuyama gegenüber ansprechen? Oder es lieber totschweigen? Vielleicht irrte sich Gin ja auch… auch wenn die Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigten, dass es in der Regel nicht die Schwarzhaarige war, die sich irrte. Als sie kleinlaut erwähnte, dass sie sich freute, dass der Falls jemanden gefunden hätte, der ihm nahestand, machte sein Herz einen unkontrollierten Hüpfer. Es wäre ein Anlass gewesen, zu erwähnen, dass es da wirklich noch jemanden gab. Jemanden, der nicht Rin Inuyama hieß. Aber… Lian bekam es nicht über die Lippen. Irgendetwas in ihm sperrte sich davor, aus Angst, diese Intimität wie früher, die sich zwischen ihm und Gin im Verlaufe dieses Gespräches aufgebaut hatte, zu zerstören. Als der Blick seiner hellgrünen Augen schließlich an seiner Ex-Freundin hängenblieb, stockte ihm der Atem und er verstummte endgültig. Ihre Ausstrahlung in dem Moment, in dem sie ihn darauf angesprochen hatte, dass sie sich für ihn freute… Gin wirkte in seinen Augen in diesem winzig kleinen Augenblick so unglaublich zerbrechlich. Und einsam. Gut möglich, dass er sich das alles nur einbildete, dass es nicht der Wahrheit entsprach, aber Lian spürte schlagartig das Bedürfnis, sie an sich ziehen zu wollen, obwohl es rein logisch sicherlich besser wäre, sie von sich zu stoßen, dass sie beide endlich getrennte Wege gingen. Doch die leise Stimme seines Verstandes wurde übertönt von dem lauten Geschrei der verschiedensten Erinnerungen und Emotionen, die durch seinen Körper pumpten. Genauso, wie der Lockenkopf es auch getan hätte, beendete die Du Bellay diesen kurzen Blick auf ihre zerbrechliche Seite mit einem spaßigen Stoß gegen Lians Oberarm und machte dann weiter, als wäre nie etwas gewesen. Wieder kam die junge Frau näher und klammerte sich an Lians Arm, so wie es zuletzt auch Rin und Ava bei ihm getan hatten. Und doch war es etwas ganz anderes. Er lenkte sich damit ab, indem er auf ihre letzte Frage einging. „Wenn ich Rin von den schmutzigen Details erzählt hätte, wäre sie wohl vielmehr verstört als wütend gewesen.“ Er schmunzelte amüsiert und konnte sich nur mit Mühe ein Lachen verkneifen. Der Blick der hellgrünen Augen flog kurz die unbelebte Straße entlang, bevor er ruhiger fortfuhr: „Sie hat vor einiger Zeit meine Kette mit dem Anhänger gesehen. Ich denke, Rin sind dadurch deine Ohrringe aufgefallen. Und was ich ihr erzählt habe…“ Eine kurze Pause setzte ein. Lian hätte lügen können, um cooler zu wirken, aber er wollte nicht. Gin war in der Vergangenheit die einzige Person gewesen, der gegenüber er wirklich ehrlich hatte sein können. Sie kannte ihn und seinen weichen Kern – es gab dahingehend nichts, was er ihr gegenüber hätte verheimlichen müssen. Und so sprach er weiter, ohne größer darüber nachzudenken. „Als sie mich auf die Kette angesprochen hat und darauf, woher ich sie habe, war ich nicht darauf vorbereitet. Ich habe ihr gesagt, dass sie von meiner Ex-Freundin ist und auch, wenn ich versucht habe, ihren Nachfragen auszuweichen… konnte man mir wohl ansehen, dass die Trennung nicht von meiner Seite ausgegangen ist. Und dass ich damals ziemlich daran zu knabbern hatte.“ Erst jetzt sah er wieder zu Gin und vermutlich konnte sie eine ähnliche Mischung von Gefühlen in seinen Augen wiedererkennen wie damals in Miln. Er war verletzt und das würde sich auch nicht so schnell ändern. Plötzlich erinnerte sich Lian daran, wie er damals in Miln kurz davor gewesen war, der Du Bellay so vieles zu erzählen. All die Dinge, die geschehen waren, seit sie getrennte Wege gegangen waren. Er hatte das Bedürfnis verspürt, sich ihr anzuvertrauen, um Dinge loszuwerden, aber auch, um ihre Einschätzung zu erfahren. Gleichzeitig hatte er mehr von ihr wissen wollen, von dem, was in ihr vorging. Er hatte wieder mit ihr sprechen wollen, wie sie es damals hatten tun können. Doch in Miln hatte er sich dagegen entschieden, hatte nur oberflächlich von dem berichtet, was ihn bewegte, weil er nicht geglaubt hatte, dass es sie interessieren würde – insbesondere, nachdem sie ihn von sich gestoßen hatte. Aber jetzt war es anders – sie hatte selbst gesagt, dass sie nicht wusste, wohin ihr (Un)leben sie führte. Es würden Dinge passieren. Und sie wusste nicht, wo sie dann sein würde. Und irgendwie… glaubte er, dass er nicht der Einzige war, der dieses Gespräch genoss. Lian war über sein eigenes Inneres verwirrt, sein Herz und sein Kopf rasten gleichermaßen, schienen miteinander zu ringen und dennoch blieb er an einer Abzweigung stehen, sah erst in die eine, dann in die andere Richtung. Woher sollte er wissen, dass er Gin wiedersehen würde? Und wenn ja, unter welchen Umständen? „Bist du sicher, dass du nicht noch ein wenig Zeit hast?“, hörte er sich fragen, ehe er seine wild kreisenden Gedankenstränge hatte zur Ruhe bringen können. Er wandte das Gesicht wieder in ihre Richtung, hob die Hand und konnte nicht verhindern, dass seine Finger über ihre Wange strichen. Erst mit Verzögerung verstand er, was er da tat, stockte in der Bewegung und löste die Finger von ihrer Haut. Es war ein gequältes Grinsen, das über seine Lippen huschte. „Ich kann mir eindeutig einen schöneren Rahmen für Gespräche vorstellen als der Besuch in irgendeiner dunklen Zelle", nahm er ihre Aussage auf und zuckte unschlüssig mit den Schultern. "Wenn du nicht weißt, was geschehen wird, wann und wo wir uns wiedersehen können... warum nicht den heutigen Tag nutzen, Gin? Ich möchte mehr von dir erfahren. Wenn du möchtest, kannst du mir auch von deinem Leben als Gina Mazziotta erzählen oder auch alles andere, wonach dir ist. Und falls ich dir eine zu große Quasselstrippe bin, ist das auch in Ordnung, dann kriegen wir die Zeit sicherlich auch anders überbrückt. Wir... könnten zu mir gehen.“ Wieder waren es die zwei gegensätzlichen Stimmen in seinem Kopf, die sich anbrüllten. Die eine, die sagte, dass es eine dämliche Idee war, die Verabschiedung von Gin hinauszuzögern, erst recht, sie zu sich einzuladen. Hatte er nicht schon genügend Körbe von der Vampirin erhalten? Musste er es wirklich immer wieder herausfordern? Und wer wusste schon, worin so etwas enden würde? Gleichzeitig war da die andere Stimme, die die Nähe und Anwesenheit der Du Bellay genoss, die sie noch länger auskosten wollte. Bezogen auf die Vampirin hatte Lian die Fähigkeit zu rationalen Entscheidungen offensichtlich gänzlich verloren.

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BeitragThema: Re: Das "Rosemary & Thyme"
Das "Rosemary & Thyme" EmptySo 19 Jun 2022 - 21:23


Ihre Offenbarung, dass sie gerade die Rune Knights unter falscher Identität unterwanderte, nahm Lian recht wortlos auf. Vermutlich war es besser, dass der Wuschelkopf nicht sonderlich viel dazu zu sagen hatte. Gin wusste selbst, dass es gefährlich war und dass sie aufpassen musste. Wenigstens gestand Lian ein, dass er seine Ex-Freundin nicht verpetzen würde. Darauf habe ich gezählt!, beichtete Gin dem Falls lächelnd und blickte durch die roten Fenster ihrer Sonnenbrille in das hübsche Gesicht ihres des Crimson Sphynx Magiers.
Ach, eigentlich sind die meisten ganz in Ordnung., erzählte die Schwarzhaarige, als Lian dann doch auf die Runenritter zu sprechen kam. Und, ganz ehrlich, ist es eine gute Abwechslung, mal zu den Guten zu gehören., sprach sie zum Himmel gerichtet mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Gin blickte in die Ferne. Auch wenn es nur gespielt ist. Die Zeit als Runenritterin hatte ihr eine andere Art des Lebens gezeigt, und das hatte Gin(a) erstaunlich gut gefallen.
Der Vorschlag Lians, ihn mal in Uniform zu jagen, entlockte der Kehle der Untoten ein ungewohnt-warmes Kichern. Also Handschellen habe ich dabei…, meinte sie mit einem Zwinkern. Diese lockere Art, selbst in solchen ernsten Situationen noch ein wenig Spaß machen zu können, das war eine der Sachen, die Gin an Lian lieb…

Ja. Auf Hundertachtzig!, gestand sie und grinste Lian breit an. Wärst du doch hoffentlich auch, wenn du mich irgendwo mit einem großen, starken Macker erwischt hättest, oder?, wollte die Du Bellay interessiert wissen und warf Lian einen genauen Blick aus dem Augenwinkel zu. Die schattigen Gassen Aloe Towns waren mittlerweile so weit in den Hintergrund gerutscht, dass Gin sie kaum noch wahrnahm. Nur Lian und sie selbst schienen in diesem Moment zu existieren - ein wundervolles Gefühl. Das stand in der Anleitung “”Wie man eine psychotische Ex-Freundin ist”, drin!

Von Lians vergangener Beziehung zu Gin wechselte das Thema dann zu seiner vermutlich nie zusammen kommenden Beziehung zu Rin. Ungläubig seufzte die Vampirin aus. Oh man, Lian…, klagte sie während sie den Kopf schüttelte. Das war ja mal super offensichtlich. Nickend pflichtete die Vampirin ihrem Exfreund zu, dass er sich als Riesenarsch verhalten hatte. Doch da es dem Braunhaarigen nahe ging unterließ Gin es, ihn weiter damit aufzuziehen. Du bist verdammt miserabel in sowas, genau deswegen sag’ ich dir das ja., erklärte sie. Dass du wenigstens weißt, wie sehr du Blanche weh getan hast. Und wie du das wieder gut machen kannst, hmm… Gin lehnte sich zu Lian hinüber und flüsterte ihm etwas sehr sehr Unartiges in die Ohren, was er denn mit Rin anstellen könnte. Ich wette, die mag sowas. Natürlich hoffte Gin insgeheim, dass Lian Rin nicht so nah kommen wollte. Sonst würde sie wieder zur psychotischen Ex werden müssen.
Lian berichtete, dass er mit Rin wohl über seine vergangene Beziehung, über Gin, gesprochen hatte. Wenn sie den kleinlauten Worten des Braunhaarigen Glauben schenken konnte - und das konnte Gin meistens - dann hatte er nicht sonderlich schlecht über sie geredet. Vermutlich war es viel mehr das “Du hast meinem Schätzchen wehgetan.”, was mit Rin durchgegangen war. Hmpf…, schnaubte Gin aus. Das ist ja wenig spektakulär… Und dann führt die sich so auf., schimpfte sie beinahe schon über Blanche.
Hast du… immer noch dran zu knabbern? Die Worte hatten die Lippen der Vampirin wie von alleine verlassen. Gin sah ihnen hinterher und bereute noch im selben Moment, sie ausgesprochen zu haben. Ehrlich gesagt wusste sie nicht, was Lian auf diese Frage antworten konnte, was sie nicht verletzte. Hatte sie ihm derart Leid zugefügt, dass er noch bis heute damit zu kämpfen hatte? Oder war sie ihm mittlerweile egal. Beides waren nicht unbedingt die Antworten, die Gin hören wollte. Bitter schluckte sie und machte sich daran, auf die ein oder andere Art verletzt zu werden. Das war nur gerecht, das hatte sie verdient.

Als die beiden Magier sich scheinbar unausweichlich dem Bahnhof näherten und der kleine Spaziergang durch die Straßen Aloe Towns damit schnellen Schrittes auf sein Ende hinzu eilte war es Lian, der einen wahnwitzigen Vorschlag äußerte. Gin könne noch bleiben. Den Tag mit ihm verbringen. Die beiden könnten sich aussprechen, von ihren Leben der letzten Jahre berichten. Und auch wenn Lian es vermutlich nicht so gemeint hatte so hatte Gin doch schon die ein oder andere gute Idee, wie sie die Zeit mit ihrem Ex-Freund überbrücken würde.
Natürlich war es eine Scheißidee. Das mit Lian und ihr, das war zu Ende. Gin hatte es herzlos beendet. Die Schwarzmagierin war sich bewusst, dass in ihrem Leben kein Platz für jemanden wie Lian war. Sie würde nicht bei ihm sein können, würde keine Zeit mit ihm verbringen können. Sie würde in ständiger Angst leben, dass ihr Meister Lian als Druckmittel nutzen würde.
Und auch Lian gegenüber war es unfair. Gin war aus seinem Leben gegangen und hatte ihn verletzt. So sehr, dass andere Leute dafür in einen Wutanfall verfielen, die ihm nur zugehört hatten. Es war ungerecht, sich nun wieder so in sein Leben zu drängen. Alleine an der Tatsache, wie schlimm das mit Rin ausgegangen war, erkannte die Vampirin deutlich, dass sie Lian nicht gut tat. Er hatte es verdient, Gin zu vergessen und zu verdrängen. Das war das Beste. Ich muss den letzten Zug nach Crocus nehmen. Bis dahin können wir gerne zu dir. FUCK, warum war Gin so? Wo wohnst du jetzt? Hast du mittlerweile einen eigenen Palast?

tbc: ?!

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