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 Stadtzentrum

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Esmée

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BeitragThema: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptyDo 23 Sep 2021 - 19:48

das Eingangsposting lautete :

Stadtzentrum - Seite 2 Dnjjro10

Ortsname: Alcea Town - Stadtzentrum
Art: Freiraum
Spezielles: ---
Beschreibung: Natürlich hat auch die wunderschöne Touristenstadt Alcea Town ein Stadtzentrum, in dem zu jeder Tages- und Nachtzeit etwas los ist. Seien es Schauspieler und Künstler, die auf der großen Grünfläche in der Mitte auftreten, Händlerinnen und Händler, die ihre Waren von rechts und links anbieten, die Anwohnerinnen und Anwohner in ihrem Tagesgeschäft oder die Touristen selbst, die das Stadtzentrum zum Leben erwecken. Die ländliche Idylle, die Süd-Fiore ausmacht, ist hier kaum noch zu spüren. Höchstens die Waren, die angeboten werden - regionales Fleisch, Gemüse, Getreide und ähnliches - deuten darauf hin, dass Alcea Town eben doch inmitten von Bauernhöfen, Obst- und Gemüsefeldern liegt.

Change Log: Das Stadtzentrum steht knietief unter Wasser und zahlreiche Keller sind vollgelaufen. Die Häuser sind beschädigt und die Dächer teilweise gänzlich weggerissen. Überall liegen Trümmer herum.




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Mary
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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptyMo 16 Okt 2023 - 19:11

「 3 | 20 」

An der Seite des berühmten Rune Knight Cassius Velnarion verließ Mary - im Gegensatz zu ihm ein unbedeutendes Landei - den Wiesenbahnhof. Lange dauerte es nicht, bis der Knotenpunkt für Züge in und aus der Umgebung, ein Funke Zivilisation, erlosch. An seine Stelle traten die weiten Felder Süd-Fiores mit ihrer einstmals friedlichen Idylle und allgegenwärtigen Gemächlichkeit, die unter normalen Umständen nur ein zünftiges Dorffest bewegen konnte. Doch seit sich die Sturmfront zusammengebraut hatte, die nun alle Einwohner nahe Alcea bedrohten, gab es keine Menschenseele mehr auf der Straße; selbst die Tierwelt hatte sich vor den Gefahren zurückgezogen, die ihr blühten. Kein Vögelchen zwitscherte, kein Feldhäschen war zu sehen. Die grünen Weiden, sonst voller grasender Kühe, Schafe und Hühnern, wirkten wie ausgestorben. An zahllosen Stellen traten die ruhigen Bäche und größeren Flüsse gefährlich über die Ufer. Die Veränderungen in der Luftqualität drückten auf den Ohren. Starke Winde herrschten auch hier, mehrere hundert Meter von der tatsächlichen Gefahrenzone entfernt, und rissen an Kleidung und Haaren. Etwas weiter entfernt konnte man die Orte sehen, die bereits vom Sturm getroffen worden waren: Existenzen, die nur noch als Ruinen existierten. Mary hoffte inständig, dass die Bewohner rechtzeitig evakuiert worden waren. Würde der Sturm Alcea erreichen, dann waren selbst diese Beweise für die unglaubliche Macht der Natur aber nur Kleinigkeiten. Cassius wollte die Route über die Gehöfte nehmen, die Mary bereits von sich aus eingeschlagen hatte - es war selbst in dieser Gefahrensituation einfach die klügste Route, wenn man möglichst viele Personen auf dem Weg treffen wollte. "Verstanden", ließ Mary knapp verlauten, fragte sich aber insgeheim, welche mächtige Magie der Ritter wohl beherrschen mochte, um die weite Entfernung zwischen den Höfen aufzuwiegen. Die Lichtmagierin hielt ich nahe an Cassius, je weiter sie sich Alcea näherten - einerseits, um im immer einmal wieder peitschenden Wind seine Stimme zu hören, andererseits auch, weil es nun ein bisschen Anstrengung brauchte einen Fuß vor den anderen zu setzen und der weitaus hochgewachsenere Ritter für sie den Wind etwas brach.

Bei der Frage, ob sie "Kontakte" in der Stadt hatte, musste die Lichtmagierin schlucken. Zum Glück tränten die Augen durch den unbarmherzigen Wind bereits, der die kürzeren Strähnen ihrer blonden Haare um ihre Schläfen flattern ließ. "Ja, ich kenne viele Leute hier. Meine Familie lebt außerdem draußen auf dem Land. Wir sollten an ihrem Gehöft vorbeikommen, bevor wir die Stadt erreichen. Wenn ich meinen Großvater richtig kenne, dann haben sie ein paar Leute in unserem Sturmkeller untergebracht." Sie versuchte nonchalant zu sprechen, doch man hörte ihr die Anspannung und Angst um ihre Lieben deutlich in der Stimme an. Kurz kniff Mary die Augen zusammen und rieb sich mit dem Handrücken über das Gesicht. "Lichtmagie", wechselte Mary rasch das Thema, "ich bin Lichtmagierin. Ich weiß nicht, ob ich beim Wetter helfen kann, aber ich kann Leuchtsignale machen, die man auch im Regen sehen kann und Schutz spenden - CASSIUS!" Das Letzte war etwas panischer und lauter gesprochen. Sie hatte den Punkt gesehen, der immer näher kam, da sie peinlich berührt zur Seite geschaut hatte. Mit lautem Wiehern des ziehenden, offensichtlich durchgegangenen Pferdes und dem Aufschreien des Kutschers, der sich nur noch halb auf dem Bock hielt, kam eines der großen hölzernen Gefährte quer durch eines der Felder in die Richtung der beiden Magier gebrettert und machte keine Anzeichen, anzuhalten.


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Cassius
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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptySa 28 Okt 2023 - 14:20




A-Rang: Gefahr im Verzug

Mary und Cassius
# 4 | 20 Outfit

Den Wiesenbahnhof ließen die beiden Magier zügig hinter sich und mit jedem Schritt gelangten sie tiefer in die Sphären des Unwetters. Bereits aberhunderte Meter von Alcea entfernt, waren die Auswirkungen des Unwetters deutlich zu spüren, denn insbesondere die starken Winde peitschten über die gräsernen Ländereien des Südens. Glücklicherweise waren weder Regen noch Donner über sie hereingebrochen, doch das war nur eine Frage der Zeit, schließlich führte sie ihr  Weg früher oder später nach Alcea. Die Route führte sie entlang der vereinzelten Gehöfte, die der Baumgardner wohl mehr oder weniger sehr am Herzen lagen. Cassius hatte ein Gespür für so etwas und wollte Mary daher die Chance einräumen, so viele Bewohner der Umgebung zu retten, wie nur möglich. Wirklich viel ausrichten konnten die beiden Magier gegen das Unwetter ohnehin nichts, aber je mehr Personen sie aus der Gefahrenzone evakuieren konnte, desto mehr Leben hatten sie unterhalb des Striches gerettet.

Cassius setzte einen Fuß vor den anderen und spürte Meter für Meter deutlich, dass es ihm schwerer und schwerer fiel, überhaupt vorwärtszukommen. Er hob bereits einen Arm vor sein Gesicht, um dieses vor den peitschenden Winden zu schützen und nutzte seine Silhouette, um die Winde auch ein wenig von der kleinwüchsigen Blondine fernzuhalten. Es war nur natürlich, dass sie seinen Windschatten ein wenig ausnutzte, um voranzukommen. Hinsichtlich ihrer Annahme, er würde über eine mächtige Magie verfügen, würde er sie noch früh genug enttäuschen. Ein Glück wusste Cassius nichts von dieser Annahme und daher konnte auch kein schlechtes Gewissen etabliert werden. Bevor sie die ersten Gehöfte erreichten, nutzte der Velnarion die Gelegenheit, sich mehr mit Mary vertraut zu machen. Wenn sie hier schon gemeinsam agierten und versuchten Menschenleben zu retten, dann sollten sie einander deutlich besser einschätzen können. Zuvor erkundigte sich Cassius aber nach ihren örtlichen Verbindungen.

„Es tut mir leid, dass deine Familie das hier durchstehen muss“, rief Cassius angestrengt über seine Schulter zu Mary, damit sie ihn überhaupt noch verstehen konnte. „Wir werden sie auf jeden Fall retten, wenn wir euer Gehöft erreichen“, versicherte er ihr dahingehend aber. Er selbst besaß keine Familie mehr und musste damals mit ansehen, wie sie alle umgebracht wurden. Niemals wieder würde er zulassen, dass irgendjemand mit ansehen musste, wie die eigene Familie verloren ging. Es war ihm also jetzt bereits ein persönliches Anliegen, die Familie Baumgardner zu retten. „Lichtmagie?“, wiederholte er und lächelte dabei etwas, denn er beherrschte diese Magie ja auch. Doch bevor er sich dazu noch äußern konnte, erhielt er einen panischen Ausruf seiner Partnerin und schon ertönte das gefährlich nahe Krachen einer Kutsche, die durch das Feld peitschte. „Verdammt“, stieß Cassius erschrocken aus, stieß sich kräftig ab und sprang geradewegs auf die Baumgardner zu. Er schlang dabei seine Arme etwas um sie und riss sie dadurch aus der Fahrbahn der rasanten Kutschte. Im Sturz drehte er sich etwas ein und landete dabei auf dem Rücken, wodurch die Blondine etwas sanfter aufkam.

Ohne weitere Zeit zu verlieren, hievte er sich auf die Beine und Mary gleich mit. „Ist alles in Ordnung?“, erkundigte er sich also direkt und sah Mary kurz besorgt an, wehe seine schwarzen Iriden der Kutsche hinterher blickten. Was für ein Tölpel, aber in Anbetracht der Situation, ließ Cassius die Dinge so stehen. „Gehen wir weiter!“, kündigte der Ritter an und setzte sich dann auch sofort in Bewegung, die Baumgardner in seinem Windschatten mit sich nehmend. „Lichtmagierin also. Sehr gut“, knüpfte er also ans vergangene Gespräch an. „Ich nutze Requipmagie, Licht-, Frost- und Erdmagie und bin darüber hinaus im Schwertkampf versiert“, zählte er kurzerhand auf, worin er so befähigt war. Cassius zählte zwar zu den berühmten S-Rängen der Rune Knights, aber seine Fähigkeiten hatten definitiv Luft nach oben, was die Baumgardner früher oder später sicherlich erkennen konnte. Der Ritter blickte wieder nach vorn und sah mit an, wie ein gewaltiger Blitz vom Himmel jagte und ungebremst in einem naheliegenden Gehöft einkrachte, welches sofort in sich zusammenfiel und Feuer fing. „Das kann doch nicht…“, fluchte er, während er seinen Arm schützend vor sein Gesicht hielt.

Plötzlich fing der Körper von Cassius an hell zu leuchten, bis lediglich seine Silhouette zu erkennen war und nach vier Sekunden nahm das Leuchten wieder ab. Mit einem metallenen Geräusch wurde der Prozess abgeschlossen und Cassius stand in einer pechschwarzen Rüstung mit zwei großen Flügeln vor Mary. Er öffnete leicht seine Arme und deutete ihr damit an, dass sie ihn umklammern sollte. „Halt dich gut fest, Mary“, betonte er mit Nachdruck und würde sich, sobald die Blondine soweit war, kräftig vom Boden abstoßen und mit starken Flügelschlägen weiter emporfliegen. Sein Ziel war naheliegend: das brennende Gehöft.


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Mary
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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptySo 29 Okt 2023 - 13:03

「 4 | 20 」

"CASSIUS!"
Gerade noch hatte Mary mit ihrer Stimme gegen den Lärm des Sturms und das Gepolter der heranbretternden Kutsche angekämpft, da legten sich plötzlich Arme um den Leib des Landeis. Die Welt überschlug sich. An den Körper des Runenritters gepresst konnte die Baumgardner kaum etwas anderes tun als die Augen zu schließen und sich wortwörtlich von den Füßen reißen zu lassen. Innerlich machte sich Mary schon auf einen schmerzhaften Aufprall gefasst, doch dieser blieb weitesgehend aus. Cassius drehte sich im Sturz so, dass sein Rücken Bekanntschaft mit dem Untergrund machte. Zwar wurde die Kleinere dennoch ordentlich durchgeschüttelt, doch verletzte sie sich nicht; anders hätte es ausgesehen, wenn die Schnelligkeit ihres Kameraden sie nicht rechtzeitig aus der Bahn der Kutsche gezogen hätte. Benommen und mit klopfendem Herzen bekam sie kaum mit, dass sie schon wenige Wimpernschläge später wieder auf den Beinen stand. "I-ich glaube schon ... danke!", beantwortete sie seine Frage und klopfte vorsichtshalber den eigenen Körper nach Wunden ab, die sie vor Schreck vielleicht gerade nicht spürte. Aber bis auf etwas Dreck an der Kleidung war Mary unversehrt geblieben - und der störte das Landei ohnehin nicht. Dennoch richtete sie ihren Blick auch auf Cassius und suchte ihn nach Spuren des Aufpralls ab. "Bist du auch in Ordnung?", fragte sie besorgt, auch wenn es nicht so wirkte, als habe der Andere sich verletzt. Das sind also die Rune Knights. Weniger als die Tatsache, dass Cassius sie retten konnte (Mary wusste ja, dass er stark sein musste) verblüffte die Baumgardner, dass er keine Sekunde gezögert hatte, sie vor Schaden zu bewahren. Stumm versprach die Lichtmagierin dem schwarzen Ritter, dass sie den Gefallen erwidern würde, wenn sich die Gelegeheit bot. Sie nickte, nachdem sie sich überzeugt hatte, dass es dem Älteren gut ging und führte den begonnenen Weg durch die Landstraße weiter nach Alcea.

Wieder profitierte Mary davon, dass Cassius größer und breiter gebaut war als sie und hielt sich in seinem Schatten, um nicht durch die Maisfelder gepustet zu werden. Immer wieder huschte der Blick des Landeis unruhig in die Umgebung. Die Kutsche hatte ihr einen Schrecken eingejagt, der ihr noch in den Gliedern saß. Aber wie Cassius verurteilte sie den Kutscher nicht wirklich. Die Leute versuchten auch nur, ihre Leben und Lieben zu schützen. Es war zu erwarten, dass sie dafür zu verzweifelten Mitteln griffen. Marys Herz sank beim Gedanken daran, wie viel Zerstörung jetzt zur Erntezeit auf den Feldern angerichtet wurde. Viele Bauern würden die Stürme überleben, nur um vor dem finanziellem Ende zu stehen. Die Baumgardner wischte sich verstohlen über die Augen, in denen sich verräterische Tränen des Mitleids und der Angst gebildet hatten, doch dank des Regens sah es eher so aus, als haben sich ein paar Regentropfen in das Gold verirrt. Es war nicht leicht, Cassius zu verstehen, doch sie meinte einige Magiearten, die er nannte zu erkennen. Mit Elementarmagien kannte Mary sich recht gut aus, da sie ja selbst eine beherrschte, und von Requip hatte sie zumindest gehört. Soweit sie sich erinnerte, rüstete man sich dabei mit verschiedenen Waffen und Rüstungen aus. Ihr Großvater hatte früher angeblich für die Rune Knights genau solche Ausrüstungsgegenstände gepflegt. Ob das stimmte? Jedenfalls beherrschte der Ritter vor ihr deutlich mehr Magie als sie. Und Schwertkampf. Mary war nutzlos mit Waffen, auch wenn sie mittlerweile durch das regelmäßige Training mit Maenor und Ravi nicht mehr ganz wehrlos war, wenn ihr die Magie ausging.

Mary wollte ihm soeben antworten, da zuckte ein gewaltiger Blitz vom Himmel. Durch die Lichtmagie waren die Augen des Landeis an grelle Lichter gewöhnt, weshalb sie mit beinahe grausamer Klarheit sah, wie der Blitz das Dach des Hauses in Brand setzte. Der Baumgardner entfuhr ein Schrei des Entsetzens und sie fror auf der Straße ein. Durch den Lärm des Sturms konnte sie nicht hören, ob sich im Gehöft noch Personen befanden, als es zusammenkrachte. Mit großen Augen schlug sich das Landei die Hände vor den Mund, die Haare und das Kleid um ihren Leib flatternd. Als neben ihr Cassius zu leuchten begann, rechnete Mary schon mit einem weiteren Blitzschlag direkt neben ihnen und kniff ängstlich die Augen zusammen. Doch es folgte kein Aufprall - nur ein metallisches Geräusch. Und wenig später stand ihr Questkamerad in einer schwarzen Rüstung neben ihr. Mit Flügeln. "In Ordnung!" Unter anderen Umständen hätte das Landei Angst dabei gehabt, unter solch widrigen Windbedingungen zu fliegen. Sie konnte nicht behaupten, dass sie schon einmal geflogen war. Das, was am ehesten an diese Sache herankam, war Callum, der mit seinen Flügeln an ihr gezogen hatte. Das Bild von Cassius, der sie ohne zu zögern vor der Kutsche rettete, blitzte vor dem inneren Auge des Landeis auf. Sie beschloss, ihrem Gegenüber zu vertrauen. Auch für die Menschen, die sie vielleicht noch retten konnten. Mary schlang die Arme um den gerüsteten Leib des Ritters und ließ sich von seinen Schwingen tragen.

Der Wind peitschte in der Höhe noch schlimmer um Mary herum; war sie auf der Straße nass geworden, dann fühlte sie sich jetzt wie ein Lappen, der zu lange im Putzeimer vergessen worden war. Auch wenn Cassius sicherlich sein Bestes gab, wurde es eine ruckelige und generell unangenehme Erfahrung. Unter anderen Wetterbedingungen vielleicht befreiend und schön. Doch diesmal war Mary froh, als sie wieder Boden unter den wackelnden Beinen hatte. Da sie während dem Flug die Augen schließen musste, hatte sie nun erst die Gelegenheit, sich auf dem Hof umzusehen. Das eingestürzte, brennende Gebäude stellte die oberste Priorität da. Wie sollten sie es löschen? Lohnte sich das überhaupt? Der Regen prasselte unaufhörlich herab und würde früher oder später gewiss gegen das Feuer gewinnen. Die Zerstörung, die war das Problem. "Hilfe! Hilfe! Wir sind gefangen!" Der Hilfeschrei fuhr dem Landei durch Mark und Bein. Mit aufgerissenen Augen lief sie auf einen verletzten Arm zu, der etwa auf ihrer Kopfhöhe durch einen Zwischenraum im Holz gesteckt wurde und winkte. Sie sah einen Mann, eine Frau und zwei Kinder, die mit gepackten Sachen in einem Hausflur hockten. Einige sahen angeschlagen aus, doch niemand wirkte auf Anhieb tödlich verwundet. Das größte Problem war offenkundig, dass ihnen der Ausgang versperrt wurde und der Raum sich mit Rauch füllte. "Keine Angst! Wir holen euch da raus!", versprach Mary auch in Cassius' Namen und wartete, bis der Mann den Arm zurückgezogen hatte, bis sie mit aller Kraft an den zusammengestürzten Stützpfeilern der Veranda zerrte.


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Cassius
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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptySo 29 Okt 2023 - 22:01




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Glücklicherweise war der Baumgardner nichts passiert, denn Cassius war immerhin für sie verantwortlich. Nicht nur, weil er Leiter dieses Auftrages und sie seine Unterstützung war, sondern auch, weil er als Ritter für den Schutz eines jeden einzelnen Bewohners des Königreiches verantwortlich war. Er durfte also nicht zulassen, dass Mary irgendwelchen Gefahren ausgesetzt war, auch wenn das natürlich nicht vermieden werden konnte. Dennoch zögerte er nicht eine Sekunde lang, um sie zu retten und davor zu bewahren, von einer Kutsche über den Haufen gebrettert zu werden. Da sie keinerlei Zeit verlieren durften, verzichtete Cassius auf ein ausgedehntes Ausruhen im Gras und hievte die Blondine zackig wieder auf die kleinen Beine. Ihr schien es soweit gut zu gehen und das quittierte Cassius mit einem Nicken, doch hatte er mit selbiger Gegenfrage nicht gerechnet. Die Baumgardner hatte das Herz definitiv am rechten Fleck. „Alles bestens. Komm, beeilen wir uns“, entgegnete er also schlussendlich darauf. Dann ging es weiter.

Der weitere Verlauf der Reise war von starken Winden und langsam einsetzenden Regen geprägt, doch glücklicherweise hatten sie das erste Gehöft beinahe erreicht, als auch schon ein gewaltiger Blitz vom Himmel jagte und auf das Gehöft krachte. Es brach sofort in lodernden Flammen aus und stürzte ein, weswegen der Velnarion nun schnelle Register ziehen musste. Er rüstete sich kurzerhand mit der Black Wing Armor aus und befahl Mary, sich gut an ihm festzuhalten, denn nun mussten sie Vollgas geben. Die junge Blondine fackelte nicht lang, schlang ihre Arme um ihn und hielt sich an ihm fest. Er selbst tat es gleich, denn er brauchte die Arme nicht zum fliegen, daher konnte er Mary ebenso festhalten. Mit einem kräftigen Sprung brachte er sie in die Lüfte und das Peitschen der Flügel sorgte dafür, dass sie noch etwas aufstiegen. Die Wetterlage machte das Fliegen äußerst unangenehm und Cassius musste viel Kraft aufbringen, um sich gegen die starken Winde zu wehren. Er flog daher relativ niedrig und konnte so den Windwiderstand so gering wie möglich halten, doch ganz ohne Anstrengungen verlief es natürlich nicht.

Schlussendlich konnte Cassius die Distanz erfolgreich überbrücken und Mary heil absetzen, doch musste sich der Velnarion bitter vor Augen halten, dass es das erste von vielen Gehöften war und in Alcea selbst waren sie auch noch nicht. Diese Naturkatastrophe sollte wirklich alles von ihm abverlangen, so viel stand fest. Direkt als sie gelandet waren, sondierten die beiden Magier das brennende Gehöft und machten sich dabei keine großen Hoffnungen für den Erhalt des Gebäudes, doch dies wurde sofort zur Nebensache, als panische Hilfeschreie über den Hof hallten. „Oh mein Gott“, stieß Cassius erschrocken aus und eilte mit Mary los, um zu helfen. Diese wirkte sofort beruhigend auf die Familie ein und machte sich an den Stützpfeilern der Veranda zu schaffen. Sofort hüllte sich Cassius wieder in gleißendes Licht und rüstete sich kurzerhand mit seiner pechschwarzen Purgartory Rüstung aus, die über zwei markante Dornen an den Schulterpanzern verfügte. „Geht etwas zurück!“, wies der Ritter die Familie an und diese machten einen Schritt zurück, doch fingen sie allmählich an kräftig zu husten.

Cassius griff nun nach den eingestürzten Stützpfeilern der Veranda und nutzte seine augmentierte Körperkraft, um sie kurzerhand anzuheben und meterweit zur Seite zu schmeißen. Mit dieser Kraft konnte er sogar Bäume entwurzeln. Eilig arbeitete Cassius weiter und ließ sich dabei von der doch verhältnismäßig kräftigen Baumgardner unterstützen. Der Weg für die Familie schien frei, also machte Cassius einen Schritt hinein und deutete zunächst den Kindern an, hinauszueilen. Mary sollte draußen warten und sie in Empfang nehmen, damit sie diese sogleich versorgen konnte, falls notwendig. Nun waren die Eltern an der Reihe, doch dann knackte und krachte es laut. Erschrocken sah Cassius empor und sah mit an, wie der Dachstuhl über sie zusammenbrach. „Vorsicht, runter!“, stieß er aus und hechtete zwischen die beiden Erwachsenen, die sofort zu Boden gingen. Cassius hingegen richtete seine Hände empor und fing kurzerhand den einstürzenden Dachstuhl auf, konnte ihn zunächst bremsen und ging dann doch auf ein Knie herab. Er konnte zwar Bäume entwurzeln, aber ein brennender Dachstuhl war etwas völlig anderes. „Los. Raus mit Euch. Jetzt!“, rief er den beiden Erwachsenen zu, die schleunigst und panisch heraus zu Mary krochen. Wie kam er jetzt daraus? Cassius musste sich dringend etwas einfallen lassen. Dann fing er an zu husten. Der Rauch hatte ihn erreicht.


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Mary
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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptyMo 30 Okt 2023 - 15:09

「 5 | 20 」

Das sieht nicht gut aus. Mit aller Kraft zog Mary an einem der Stützpfeiler der zerstörten Veranda. Der Blitzschlag selbst oder vielleicht auch der Einsturz des Vordachs hatten ihn gespalten, als wäre eine göttliche Axt von oben in ihn hineingefahren. Die Bauernhäuser in Süd-Fiore wurden stabil erbaut und beherbergten oft Generationen derselben Familie. Der Sturm hatte es zerdrückt, als wäre es aus Pappe. Ein erschreckendes Zeugnis für die schiere Macht der Naturgewalt, gegen die Mary und Cassius ankämpfen mussten. Die Muskeln in ihren Armen schrien auf, doch nach langen Sekunden des Zerrens hatte Mary es geschafft, das Holz aus dem Weg zu räumen. Sie kam dennoch viel zu langsam voran und musste außerdem darauf achten, nicht von herabfallenden Dachschindeln getroffen zu werden. Der Einsturz hatte das Haus nicht nur ob des Rauches zu einer tickenden Zeitbombe gemacht: Je mehr sie von den eingestürzten Pfeilern vorm Eingang entfernten, desto instabiler wurde die ganze Konstruktion. Keuchend und hustend gab Mary dennoch alles und bemerkte dabei kaum, wie ihre Hände von Holzsplittern gespickt wurden. Ihr fiel erst auf, dass Cassius mit Bärenkräften half, als die Freilegung des Eingangs deutlich schneller vonstatten ging als zuvor und sie eine Lücke erblickte. Eilig ging Mary in die Knie und bot den Kindern die ausgestreckten Arme an. Die Kleinen zögerten einen Moment, doch das Nicken ihres Vaters und ein beherzter Schubs der Mutter brachte sie ins Freie.

Das Landei ließ ihnen gar keine Gelegenheit, sondern schloss sofort die Arme um die Kinder und brachte sie, den Rücken zum Haus, in Sicherheit. Nicht auf weite Fläche, aber nahe genug an einigen Bäumen, dass sie nicht das Höchste in der Umgebung waren, sollte noch ein wahnwitziger Blitz auf sie lauern. Die Kinder weinten und schrien nach ihren Eltern. Es tat Mary in der Seele weh. "Shh, shh, alles wird gut. Seht ihr Cassius? Der mit der schwarzen Rüstung? Er kümmert sich um eure Eltern. Bleibt brav hier, ja? Wir helfen ihnen. Aber ihr müsst unbedingt hier bleiben. Habt ihr das verstanden?", sprach Mary mit fester, bemüht ruhiger Stimme auf die beiden ein. Das kleinere der Kinder schüttelte trotzig den Kopf und wollte wieder zurückrennen, doch der ältere Bruder packte es am Handgelenk. Einen Moment trafen sich die Augen von Mary und dem Kind. Es nickte knapp, entschlossen. Dann zog es sein kreischendes Geschwisterchen in seine Arme und erlaubte der Baumgardner, zurück zu ihrem Teamkameraden zu eilen. Als es plötzlich laut krachte, wäre sie vor Schreck beinahe im Schlamm des Vorhofs ausgerutscht und schlitterte hilflos ein paar Meter zur Seite, sich mit einer zerkratzten Hand auf dem Boden fangend. Mit weit aufgerissenen Augen sah Mary, wie die Eltern hustend und sich gegenseitig stützend aus dem Haus krochen und ihr entgegen stolperten. Der ganze Dachstuhl hatte sich gesenkt und Cassius augenscheinlich begraben. "Er ist noch da drin! Er hält das Dach!", keuchte der Mann und japste nach der frischen Luft. Zwischen den Balken sah Mary den Rauch aufsteigen und die Flammen lecken, die der Regen noch nicht erreicht hatte. Einen kurzen Moment erlaubte sich Mary, den Schreck der Lage zu fühlen, dann warf sie sich auf die Knie und kroch zwischen einem wackeligen Balken in das Haus hinein. "Cassius! Halte durch!", hustete Mary, die durch die Rauchschwaden kaum etwas erkennen konnte. Einige stolpernde Schritte brachten sie von Angesicht zu Angesicht vor den Ritter, auf dessen Schultern ein Haus lag. Die Baumgardner fasste sich an den Kopf und suchte in der Umgebung nach irgendetwas, mit dem sie ihm helfen könnte. Auch auf etwaigen Protest des Rune Knight würde sie das Haus nicht verlassen.

Hier ist nichts. Der Rauch ... Ich sehe kaum etwas ... Die Gedanken überschlugen sich im Kopf der Magierin. Ihr Blick senkte sich auf die geschundenen Hände. Vielleicht ... Sich direkt vor Cassius stellend, sammelte Mary Mana in den Händen und spürte, wie die Warme, angenehme Kraft der Lichtmagie durch ihren Körper floss. Mit funkelnden Augen riss sie die Arme nach oben, als wolle sie den schwarzen Ritter beim Stemmen des Dachstuhls untertstützen. Doch statt anzupacken, drückte sich eine Kuppel aus purer Lichtmagie aus ihren Handflächen nach oben. Gleißende, funkelnde Energie umspannte ein Rund um Cassius und Mary. Auch wenn die Rauchfahnen noch hineindrangen, hob sich das Geröll und das Holz an und rollte krachend an der Außenkurve des Lichtschilds herab. "Raus hier!" , wiederholte Mary unbewusst, spürte das Kratzen des Rauches jedoch selbst schon deutlich in der Kehle. Ihre Hand wies auf den schimmernden Eingang zum Haus, aber sie machte bereits Anstalten, sich unter die Achsel des Ritters zu klemmen, falls er durch den Rauch Hilfe benötigte. Dabei versuchte sich das Landei nicht anmerken zu lassen, dass der Zauber Mana aus ihrem Körper saugte wie ein Verdurstender.

Mana:

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Cassius
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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptySa 4 Nov 2023 - 15:55




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Diese Naturkatastrophe war der reinste Horror. Die starken Winde, das Gewitter und der viele Regen waren gefühlt das geringste Problem, auch wenn sie die Auslöser aller anderen Probleme waren. Brennende Häuser, Menschen in Lebensgefahr, das waren die Probleme und sie nagten an den Gemütern der Magier. Gerade rechtzeitig hatten sie das Gehöft erreicht und konnten mit der Freilegung eines Zuganges beginnen, um die eingesperrten Menschen darin zu befreien. Die Kinder wurden natürlich zuerst befreit, um die sich Mary dann auch sofort kümmerte. Sie konnte die Kinder beruhigen und ihnen Hoffnung schenken, während Cassius mithilfe seiner Purgatory Armor die Eltern vor dem sicheren Tod bewahrte. Der Dachstuhl stürzte ein und er konnte das einfallende Dach gerade noch rechtzeitig aufhalten, damit die Eltern hinauskriechen konnten. Leider war das auch gleich der Anlass für die Baumgardner, sich selbst in Gefahr zu bringen. Eigentlich hatte Cassius nur auf eine Gelegenheit gewartet, sich in die Ghost Warrior Armor zu hüllen und das Haus wieder zu verlassen, doch nun wo die Blondine zu ihm gekrochen kam, entfiel dieser Plan schlagartig.

„Mary…was soll das?!“, fragte der Ritter entsetzt, doch die Satyrs Magierin ließ sich natürlich nicht auf seinen Protest ein. Sie gehörte eben zu den Magierinnen, die ihr eigenes Leben bereitwillig aufs Spiel setzten und den Menschen in Not halfen. Eine ehrbare Eigenschaft, welche sie sogar als Ritterin qualifizierten, doch in diesem Augenblick brachte sie sich wirklich unnötig Gefahr. Der Fairness halber musste man ihr aber auch zugestehen, dass sie ja nicht von der besonderen Rüstung des Ritters wusste. Das gewaltige Gewicht des Dachstuhls lastete auf seinen Schultern und es war nur eine Frage der Zeit, bis ihm die Kraft ausging, doch als die Baumgardner dann unmittelbar vor ihm angekommen war und eine Lichtkuppel erzeugte, schien er wohl gerettet. Die Lichtkuppel drückte den Dachstuhl empor und gab Cassius somit die Möglichkeit, aus dem Haus zu fliehen. „Du bist echt irre“, meinte der Ritter nur und schüttelte dabei den Kopf, schien dabei aber ein amüsiertes Lächeln zu tragen. Cassius mochte Menschen, die genau solche Eigenschaften an den Tag legten. Davon gab es leider viel zu wenige. Der Rauch drang jedoch in die Lichtkuppel ein und erschwerte den beiden Magiern das Atmen, zumal die Sicht echt arg beschränkt wurde.

„Bleib direkt hinter mir“, forderte Cassius sie auf und würde dann gemeinsam mit ihr aus dem leicht erhöhten Ausgang stürmen wollen. Gerade machte er einen Satz nach vorn, da hatte sich das Feuer auch schon durch den Deckenbalken gefressen und den vorderen Giebel zum Einsturz gebracht. Mit tosendem Gedonner krachte der Giebel herab und ließ die Flammen wild aufschlagen, wodurch die Magier im Inneren des einstürzenden Gebäudes gefangen waren. „Okay, Plan B“, fluchte der Ritter und sah sich blitzschnell in alle möglichen Richtungen um. Er beherrschte selbst die Lichtmagie und wusste daher, dass ein Schild dieser Stärke unheimlich viel Energie fraß, je länger man ihn aufrechterhielt. „Tch“, raunte er und zog sein Schwert vom Rücken, lud es mit Mana auf und hüllte sich nebenher in gleißendes Licht. Nun trug er wieder die Black Wing Armor mit den majestätischen, schwarzen Schwingen. Mit einem Schwerthieb empor riss er eine gewaltige Kluft in den herabkommenden Dachstuhl und direkt danach bildeten sich drei weitere Schwerthiebe, die wie ein Nachhall emporschossen und einen Spalt hinaus in den Himmel öffneten. Ohne zu Fragen oder dergleichen, schlang Cassius seinen Arm sofort um die Hüfte von Mary und schoss mit Höchstgeschwindigkeit empor.

Er flog durch den Spalt hinauf und jagte viele Meter empor in den Himmel, während das Haus unter ihnen völlig in sich zusammenfiel. Schwer atmend hielt Cassius in der Luft an und sah herab auf das Haus, denn das war eine ganz schön knappe Kiste. Danach flog er gemächlich zur Familie, die von außerhalb mit ansehen musste, was geschehen war. Die starken Winde machten es ihm nicht leicht, aber er hielt das schon aus. „Wir müssen damit wirklich aufhören“, setzte er einen Appell an die Baumgardner, dass sie sich nicht ständig gegenseitig retten konnten. So viele Reserven besaßen sie beide nun einmal nicht. Cassius landete und setzte die Satyrs Magierin behutsam ab, ehe er die Flügel einklappte und tief durchatmend auf ein Knie herabging. Das Schwert wurde dabei wieder weggesteckt. „Geht es dir gut?“, hakte er dann bei ihr nach, schließlich hatte sie ja auch viel Rauch eingeatmet. Dieses Gehöft war verloren, aber immerhin waren die Bewohner gerettet. Folgten noch weitere Gehöfte und dann mussten sie Alcea auch noch unterstützen. Für einen Augenblick fühlte sich Cassius nicht für das gewappnet, was ihnen noch bevorstand.


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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptyDo 9 Nov 2023 - 11:49


Mary hätte vermutlich auch versucht Cassius zu helfen, wenn sie gewusst hätte, dass er Mittel und Wege hatte, aus dem Haus zu fliehen: Nur weil man theoretisch etwas beherrschte, bedeutete das nicht zwingend, dass man auch in der Extremsituation dazu kam. Dennoch glubschte die Baumgardner ihren Partner an wie ein Goldfisch aus dem Wasser, als dieser nicht so verzweifelt und hilflos wirkte, als sie befürchtet hatte. Die schillernde Lichtkuppel sorgte dafür, dass keiner von ihnen dazu gezwungen war, die Last einen Dachstuhls auf den Schultern zu tragen, doch das machte ihr Entkommen nicht weniger dringlich. Rauchentwicklungen konnten die golden glitzernden Manamassen, die um sie herumstoben nicht zurückhalten, so dass das Landei bald ein unangenehmes Kratzen im Hals spürte und husten musste. Auch die Sicht war nicht sonderlich gut, so dass sich Mary direkt an Cassius hielt, um ihn inmitten der Rauchschwaden und des Schutts nicht aus den Augen zu verlieren. "Verstanden", keuchte sie daher bestätigend auf seinen Bitte, sich an ihm zu halten und hielt eine Hand auf seinen Rücken, damit sie seine Nähe auch dann spüren konnte, wenn der Rauch sie vollständig blendete. Sie sprang mit ihm durch den ersten Abschnitt der Trümmer und riss die Hände vor den Körper, als sich der Giebel mit einem lauten Getöse verabschiedete. Der Blitzeinschlag und die massive Kraft der Barriere waren offenbar zu viel für das Material des Hauses; es begann vollständig einzukrachen. Der Lärm war so ohrenbetäubend, dass Mary vor lauter Schreck einen tiefen Atemzug einsog und einen Hustenanfall bekam, während Cassius sich umschaute. Das Lichtschild verblasste ob der schwindenden Konzentration ihres Wirkers und Mary glaubte schon, dass das folgende Zusammenbrechen des Dachs über ihr vielleicht ihre Schuld war. Panisch sammelte sie Mana in ihren Händen, doch es verpuffte zu goldenen Funken, als sie stattdessen sah, dass Cassius ihnen einen Ausgang geschlagen hatte. Mit seinen Waffen. Zum zweiten Mal in kurzer Zeit glotzte Mary nicht schlecht und fand keine wirklichen Worte, doch das musste sie auch nicht, denn etwa einen Atemzug später hatte Cassius sie schon gepackt und flog mit ihr davon.

Es ging bergauf, im wahrsten Sinne des Wortes. Das erste Flugmanöver war schon unangenehm gewesen, doch durch ein zusammenbrechendes, brennendes Haus voller Rauch in einen stürmischen Himmel zu fliegen ließ ihre Flugstunde von zuvor wie ein gemütlicher Sommerspaziergang erscheinen. Der Wechsel zwischen heißem Feuer und eiskaltem Regen war eine Sache; die gesplitterten Holzbalken, die an Marys Beinen entlangschrammten eine andere. Cassius schirmte sie so gut es ging ab, doch die ein oder andere Blessur war aufgrund der hohen Geschwindigkeit nicht zu vermeiden. Zum Glück war die Baumgardner recht robust. Dennoch klammerte sie sich an ihren Questpartner, als er Boden unter ihr sich immer weiter entfernte und gab ihm einen ordentlichen Vertrauensvorschuss. Unter anderen Umständen hätte sie das vielleicht peinlich gefunden, doch so barg Mary ihr Gesicht nur an der Brustplatte und versuchte nicht alle Regentropfen mit den Augen zu fangen. Gepeitscht von den starken Sturmwinden dauerte es einen Moment bis sie wieder vor der Familie zum Stehen kamen. Das Adrenalin im Körper der jungen Frau machte Überstunden, als sie wabbelig auf die Beine kam und Cassius' Aussage mit dem gegenseitigem Retten in ein wildes Husten überging. Mit tränenüberströmten Wangen standen die Eheleute und ihre Kinder vor ihrer Existenz. "Mir geht es gut", versprach Mary mit einer Stimme, die ein wenig klang, als würde sie den ganzen Tag nur Whisky und Zigaretten konsumieren. "Danke. Ohne dich hätten wir das nicht geschafft. Bei dir auch alles gut?", erwiderte sie abermals die Sorge. Nachdem sich zeigte, dass ihr Kamerad es überleben würde, trat die Baumgardner jedoch auf die Familie zu. Bevor sie etwas sagen konnte, war ihr die Mutter der Familie schon um den Hals gefallen und bedankte sich mit lautem Schluchzen ob der Rettung ihrer Kinder. Mary nahm die Frau vorsichtig in den Arm und bemerkte erst jetzt die Splitter in ihren Händen. "Schon gut. Schon gut, mh? Tut mir so Leid wegen eurem Haus." "Das sind nur Objekte. Hauptsache, uns geht es allen gut und ihr habt es auch geschafft." Der Familienvater legte je einem seiner Kinder eine Hand auf den Kopf und nickte den beiden Magiern dankbar zu. "Ihr seid hier, um die Leute zu retten, nicht? Wir haben erst spät vom Strurm erfahren, weil wir recht weit draußen sind. In der Stadt und direkt drumherum ist es am schlimmsten. Macht euch keine Sorgen, wir finden zum Wiesenbahnhof. Passt auf euch auf, ja?" Mary nickte und löste sich von der Mutter, die die Worte ihres Mannes mit einem Nicken bestätigte. Nachdem die Familie sich auf den Weg gemacht hatte und die Kinder ihnen noch einmal zugewunken hatten, wandte sich Mary Cassius zu. "Eines ist sicher: Dieses Unwetter ist nicht normal. Ich habe noch nie einen Blitz mit einer solchen Zerstörungskraft gesehen. Wir müssen vorsichtig sein, wenn wir durch die Luft fliegen - nehme nicht an, dass du schneller fliegen kannst als ein Blitz." Kurzes Husten. "Es gibt noch drei größere Gehöfte die Straße entlang, dann kommt eine Kreuzung. Dort gibt es einen alten Wassertank und den Gasthof meiner Eltern. Danach kommt man direkt nach Alcea. Unsere Nachbarn und wir haben alle einen Sturmkeller." Die Frage war nur, ob ein Sturmkeller gegen einen Sturm solchen Ausmaßes helfen würde. Aber wenn das Unwetter immer stärker wurde, je weiter es gen Alcea ging, hatten sie dann überhaupt eine Alternative?


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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptyMi 22 Nov 2023 - 23:28




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Mary und Cassius
# 7 | 20 Outfit

Wie sich herausstellte, zählte die Baumgardner zu den aufopferungsvollen und impulsiv handelnden Menschen, denn sie versuchte ohne zu zögern Beistand zu leisten. Beistand, der durchaus eine Nummer zu viel hätte sein können, denn auch wenn ihr Lichtschild anfänglich noch ausgereicht hatte, so brachte das einstürzende Haus sie bereits an die Grenze ihrer Handlungsfähigkeit. Auch Cassius hatte nicht so viele Möglichkeiten, um in jeder Situation eine Goldrandlösung parat zu haben, doch verfügte er immerhin über ausreichend Kraft, um wortwörtlich mit dem Kopf durch die Decke zu stoßen. Gerade noch rechtzeitig schlug er eine Bresche, krallte sich die kleine Blondine und flog mit ihr in die stürmische Freiheit, bevor das einstürzende Haus sie endgültig getötet hätte. Ohne große Umwege landeten die beiden Magier dann auch schon wieder heil auf dem Boden, doch Cassius stellte dabei unweigerlich fest, wie stark die Winde geworden waren. Wenn sich das alles noch verschlimmerte, dann war Fliegen alsbald auch keine Option mehr. Und der einschlagende Blitz war so rasant und gewaltig gewesen, dagegen hatte er überhaupt keine  Chance.

„Sehr gut“, bestätigte er nickend auf die Antwort der Baumgardner. Das es ihr gut ging war wichtig, denn ohne ihre Hilfe konnte er hier im Süden nicht so effektiv seine Arbeit verrichten. Ihre Ortskenntnisse waren von fundamentaler Wichtigkeit, zumal sie mit irgendwelchen Verletzungen auch keine Hilfe mehr für ihre eigene Familie darstellen konnte. Wie es ihm selbst ging war da eher zweitrangig, denn solange er nicht aus irgendwelchen Wunden blutete wie ein Schlosshund, hielt er doch recht viel aus. „Verschwende keine Gedanken an mich, Mary“, wies der Ritter sie an. „Konzentriere dich auf deinen Selbstschutz und den Schutz der Bewohner. Das hat oberste Priorität“, fügte er direkt im Anschluss an. Mary war eben eine Schlüsselfigur, ob sie es wollte oder nicht. Das weitere Gespräch mit der nun heimlosen Familie überließ er ebenfalls der Blondine, denn Cassius war nicht so der gesprächige Typ und fand selten Worte, um andere Menschen genau das mitzuteilen, was diese hören sollten. Er war eben nicht umsonst ein Ritter in den Diensten der Verdeckten Operationen, fernab der Gesellschaft.

Die Familie verabschiedete sich und zog gen Wiesenbahnhof, die beiden Ritter zurücklassend, die gerade erst ein Gehöft gesichert hatten. Es folgten laut Erklärung der ortskundigen Baumgarder noch drei größere Gehöfte und dann der Gasthof ihrer Eltern, bevor es weiter gen Alcea ging. „Ich habe solche Blitze schon gesehen, aber auch nicht natürlichen Ursprungs“, gestand Cassius mit besorgter Tonlage. Mary hatte absolut recht, denn diese Unwetter wirkten viel zu heftig und kraftvoll, zumal sie schon sehr zielgerichtet Alcea und das Umland malträtierten und eben nicht ungebremst über die Lande zogen. „Da steckt vielleicht mehr hinter als uns lieb ist“, setzte mit weiterhin besorgtem Ton fort, doch dafür blieb keine Zeit. Menschenrettung und Katastrophenhilfe, so lautete die Mission und das hatte oberste Priorität. „Beeilen wir uns, Mary. Uns läuft die Zeit davon“, nickte er der Blondine also voller Tatendrang zu und schon eilte er los. Die Winde machten es wirklich nicht leicht und vermutlich brach er sie auch wieder etwas, damit Mary unbeschwerter hinterher kam.

Es blieb nur zu hoffen, dass die örtliche Garnison in Alcea händeringend bei den Evakuierungsarbeiten unterstützte. Weitere Truppen waren sicher angefordert, doch bis diese im Süden eintrafen, vergingen unzählige Stunden. Stunden, in denen das Ausmaß der Katastrophe Alcea verschlucken konnte. Es blieb also schlussendlich an den örtlichen Kräften, den beiden Magiern und allen voran mutigen Bewohnern des Südens hängen, möglichst viele Leben zu retten. Cassius für seinen Teil war jedenfalls bereit über seine Grenzen hinauszugehen, denn er würde niemals etwas unversucht lassen, wenn es darum ging, jemandem das Leben zu retten. Je weiter die beiden Magier eilten, desto näher kamen sie dem nächsten Gehöft, wobei Cassius bereits aus der Ferne erkennen konnte, dass dort etwas nicht stimmen konnte. Die Winde peitschten über den Hof, wo eine Kutsche mit Anhänger unheimlich eilig beladen wurde und das wahllos mit allem, was die zwei zwielichtigen Kerle tragen konnten. Offenbar hatten ein paar Typen das Chaos genutzt, um einen Beutezug zu starten und kurzerhand das Gehöft überfallen. „Mary. Weißt du wer dort wohnt?“, hakte er sofort bei der Blondine nach, in der Hoffnung, dass sie ihm Rede und Antwort stehen konnte. „Ich habe das Gefühl die Kerle dort sind nicht hier, um zu helfen. Sehen wir uns das an!“, befahl der Ritter. Menschenrettung beinhaltete auch den Schutz vor Raubzügen!


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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptyMo 27 Nov 2023 - 18:40


Mary sollte keinen Gedanken an das Wohlbefinden ihres Partners verschwenden? Das würde nicht passieren. Sicher würde die Baumgardner nicht zulassen, dass blinde Sorge ihre Entscheidungsfähigkeit beeinträchtigte, doch wenn es irgendwie möglich war, dann würde sie Cassius bei allen Schwierigkeiten zur Seite stehen, die während dieser Quest auf sie lauern mochten. So machte man das, und er hatte dabei nicht wirklich Mitspracherecht. Was genau Mary von seiner wegwerfenden Art sich selbst gegenüber hielt hätte sie ihm sicherlich auch gesagt, doch die Baumgardner kam nicht dazu, denn sie musste die nun bis auf Weiteres heimatlose Familie trösten. Dies war für Mary nicht nur eine Pflicht ihres Auftrags, sondern auch eine ernstgemeinte Herzensangelegenheit. Die Bewohner des Südens waren dem Landei wichtig, weshalb ihr Schicksal der Jugendlichen nahe ging. Doch Mary verbot sich, zu diesem Zeitpunkt bereits Tränen der Verzweiflung und Anteilnahme zu vergießen. Sie mussten nach vorne schauen und tun, was sie konnten.

Mit flatternden Haaren und peitschendem Stoff eilte Mary hinter Cassius her. "Du meinst etwas oder jemand hat den Sturm beschworen?", rief die Baumgardner gegen den tosenden Wind an, der mit steigender Nähe zu Alcea immer mehr zu einem wahren Orkan anzuschwellen schien. "Aber wieso das Land? Hier gibt es nichts." Zumindest nichts, von dem Mary wusste. Natürlich stellte der Süden Fiores einen Großteil der Feldfrüchte und Nahrungsmittel für das Königreich. Wollte jemand die Infrastruktur eines ganzen Reiches niederschmettern, indem er die Ernte zerstörte und den Bauern Obdach raubte? Doch wer würde solche Grausamkeiten begehen? Mary fiel niemand ein, der böse genug dafür wäre - andererseits hatte sie nicht wirklich Kontakt zu "bösen" Gilden. Die Baumgardner schüttelte den Kopf und klammerte sich hinten an Cassius Mantel, denn mittlerweile waren die Winde so stark, dass sie ernsthafte Angst hatte, sie könnten sie in eines der Felder am Rande der Pfade wehen.

Vorsichtig lugte Mary, eine Hand über der Stirn gegen den Wind und den peitschenden Regen, an Cassius vorbei, als er sie auf das nächste Gehöft ansprach. Sie konnte dem Runenritter zwar aus ihrer Position den Weg weisen und tat dies auch auf den wirren Feldwegen und Trampelpfaden des Südens, doch ihr Blickfeld war durch das Kreuz des schwarzen Ritters ordentlich eingeschränkt. Beim Anblick der Kutsche wollte die Baumgardner schon aufatmen, doch als sie die Personen sah, die allerlei Zeug aus dem Haus klaubten, verengten sich ihre Augen noch weiter als es durch den Wind ohnehin schon nötig war. "Nicht die", erhielt der Knight neben ihr die knappe Antwort, "Hier lebt die Familie Greenbean." Vor einer Weile hatte Mary dieses Gehöft als Orientierungspunkt genutzt, um Wiesfelden zu finden, das vermutlich knapp außerhalb des Unwetterradius' lag. Damals war das Leben gefühlt deutlich einfacher gewesen: Verzauberte Löwenlehrlinge und panische Kühe. Alle Blitze dort waren auf ihrer Seite gewesen. Hier jedoch ... "Die räumen das Haus leer. Wie kann man in so einer Lage stehlen?", fragte Mary nicht nur vor Empörung, sondern auch als ernsthafte Frage. Cassius mochte gewiss schon viel Abschaum in seinem Leben gesehen haben, doch für Mary klafften die Abgründe der Menschheit umso deutlicher auf und brachen ihre Stimme vor Wut zum Zittern. "Hey! Ihr da! Das gehört euch nicht!", brüllte das Landei durch den Sturm hindurch und begann auf die Räuber zuzulaufen, die erschrocken Schubladen mit Silberbesteck und Schmuck fallen ließen. Sonderlich subtil war Mary nicht ...


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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptyFr 8 Dez 2023 - 18:08




A-Rang: Gefahr im Verzug

Mary und Cassius
# 8 | 20 Outfit

Die Familie war gerettet, auch wenn sie nun vorerst heimatlos waren. Die wirklichen Schwierigkeiten sollten für diese Familie also in naher Zukunft aufkommen, doch zunächst zählte nur, dass sie alle lebten und unversehrt waren. Mary und Cassius hatten ganze Arbeit geleistet, auch wenn das Haus über ihnen zusammengestürzt war und es für einen Augenblick so aussah, als wären sie am Ende ihrer heiligen Mission. Einfallsreichtum und Mut hatten sie schlussendlich aus der Misere befreit und ihnen die Möglichkeit eingeräumt, noch weiteren Bewohnern des Südens zur Hilfe zu eilen. Cassius befahl den Aufbruch und schon kämpfte er sich weiter gen Alcea, doch zuvor natürlich ein Schwenker zum nächsten Gehöft. Sie konnten und sollten die Chance nutzen, den einzelnen Bewohnern hier zu helfen, wenn sie ohnehin schon an ihnen vorbeikamen, und außerdem war es für die Baumgardner eine Herzensangelegenheit. Ein Umstand, den der Velnarion genau beobachten konnte. „Ich fürchte ja“, bestätigte er die Frage von Mary, während er sich einen Arm vor das Gesicht hielt, um den Wind etwas zu brechen. „Stell dir diese Frage nicht“, entgegnete er der Blondine. „Es kann auch unabsichtlich geschehen sein. Die Absichten, falls vorhanden, sind zu mannigfaltig, um sie zu eruieren“, erklärte Cassius. „Unsere Mission lautet Menschenrettung. Wir können Nachforschungen anstellen, wenn unsere Mission getan ist“, machte er ihr klar.

Sie erreichten alsbald das nächste Gehöft und Cassius stellte fest, dass dort etwas nicht stimmen konnte. Sofort wandte er sich an die ortskundige Magierin von Satyrs Cornucopia, die das Gehöft als Wohnsitz der Familie Greenbean identifizieren konnte. Die Kutsche wurde eilig beladen mit allem, was die zwei Kerle irgendwie tragen konnten. Eindeutig ein Diebstahl. Steckten die dahinter? Definitiv nicht. Das waren einfach nur zwei Pisser, die eine Chance in ihrem räudigen Leben entdeckt und sie genutzt hatten. Leider hatten sie ihre Rechnung aber nicht mit den beiden Magiern gemacht, die hier ihren Weg kreuzen sollten. Die Situation war klar eruiert und was nun anstand, wussten sie auch beide. Natürlich galt es einzuschreiten, den Diebstahl zu beenden und den Dieben das Handwerk zu legen. Das Wetter bot den beiden Magiern auch ideale Gelegenheiten, um unbemerkt heranzukommen und dann zuzuschlagen, doch jeder taktische Vorteil ging mit dem lauten Organ der Baumgardner verloren. Sie machte auf die beiden Magier aufmerksam und lief eilig auf die beiden Diebe zu, während sie diesen zurief, dass es nicht ihr Besitz war. „Große Klasse“, seufzte Cassius leise, während die beiden Typen anfingen den Kutschbock fertig zu machen. Sie hatten genug Diebesgut, also konnten sie jetzt auch einfach verschwinden und das bevor die Blondine überhaupt nah genug herankam, um zu handeln.

Cassius setzte sich in Bewegung und hüllte seinen Körper in gleißendes Licht, ehe er einen Wechsel durchführte und die Flight Armor anlegte. Eine pechschwarze Rüstung, der man sofort ansah, dass sie keine schützende Wirkung mit sich brachte, lag ihr Effekt doch deutlich in der Augmentation der Schnelligkeit. Mit einem Affenzahn schoss der Ritter nach vorn und zog dabei seine beiden Schwerter vom Rücken, die er direkt mit Mana auflud. Er tippte beide Klingen auf den Boden und lud jeweils einen Angriff in diesen hinein, ehe er stark abbremste, um nicht direkt in den Karren zu rennen. Er richtete jeweils ein Schwert auf einen der Diebe, die schwer schluckten und sich nervös umsahen. „Ihr habt keine Chance“, kündigte der Velnarion an. „Das wollen wir doch mal sehen, Penner!“, fauchte einer der Diebe und schon setzten Beide dazu an, auf den Karren springen zu wollen, um abzudampfen. Plötzlich schnellten zwei Schwertangriffe aus dem Boden empor und zerlegten auf beiden Seiten jeweils das Rad. Unter einem lauten Knarzen brach der Karren herab und die vorgeschnallten Pferde wimmerten wild herum, konnten die Kraft aber nicht aufbringen, den Karren mit dem hohen Reibungswiderstand zu ziehen. „Ich hatte es gesagt“, provozierte Cassius und sah dann zur Baumgardner. „Möchtest du?“, fragte er sie. Die Diebe wirkten nicht gerade so, als wären sie magisch begabt oder dergleichen. Sollte die Baumgardner doch die Gerechtigkeit für den Süden durchsetzen.


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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptySo 10 Dez 2023 - 14:37


Cassius war - zumindest nach außen hin - ganz schön abgebrüht. Vermutlich musste man es in seiner Laufbahn schaffen, Sorgen und Ängste für einen gewissen Zeitraum zu unterdrücken, sonst konnte man mit den Katastrophen, die Fiore heimsuchten sicherlich nicht umgehen. Mary war sich recht sicher, dass in dem Ritter auch eine warmherzige Seite schlummerte und fragte sich, was er alles erlebt haben musste, um diese unter Schichten an Professionalität verbergen zu können. Der schwarze Knight hatte den Blick stets nach vorne gerichtet, gleich wohl wie viele Stürme ihnen entgegenbrausten. Mary hingegen zog ihre Macht weniger aus der Kraft eines eisernen Willens, sondern viel mehr aus der Stärke ihrer Gefühle für ihre Heimat und ihre Lieben. Sie war noch ganz am Anfang, was die Konfrontation mit schrecklichen Gefahren anging, und doch weigerte sich schon jetzt etwas in ihr, ihr Herz gegen die Schicksale einzelner abzuhärten und sich keine weiteren Gedanken zu machen. Sicher war es nicht produktiv, dass sie in Spekulationen versank, doch letztendlich waren auch diese nur darin begründet, dass Mary es zu sehr kümmerte, was mit ihrem Umfeld geschah. Diese Qualität machte sie zu einer guten Freundin, hätte aber keine sonderlich erfolgreiche Rune Knight aus ihr werden lassen. "Verstanden", erwiderte sie dennoch, das Stimmchen vom Wind fortgeweht, bevor es überhaupt die Chance hatte, das Ohr ihrer Begleitung zu erreichen.

Es wäre sicherlich ein taktischer Vorteil gewesen, wenn sie sich im Schutz des tosenden Sturms an die Diebe herangeschlichen hätten und sie aus dem Hinterhalt überrascht hätten. Mary hatte jedoch nie eine taktische Ausbildung irgendeiner Art durchlaufen. Sie war nicht subtil und trug ihr Herz auf der Zunge - das gereichte ihr nicht immer zum Vorteil. Während die Diebe also sicherlich wenigstens durch ihre Laufgeschwindigkeit entkommen wären, hatte sie durchaus mächtige Magie parat, die eine Kutsche zum Stehen bleiben zwingen konnte. Doch diese musste sie gar nicht einsetzen, denn Cassius kam wie der Wind an ihr vorbeigerauscht und legte den Karren ohne weitere Probleme lahm. Überraschenderweise warfen die Diebe nicht sofort das Handtuch, sondern muckten weiter auf. Als Mary den Ort des Geschehens erreichte, blafften diese soeben den schwarzen Ritter an. Bevor sich die Baumgardner den Räubern widmete, die Cassius im Griff zu haben schien, näherte sie sich den Pferden und sprach beruhigend auf sie ein. Erst, als sie es geschafft hatte deren Verzurrungen zu lösen und die panischen Tiere ihrem Fluchtinstinkt nachgeben konnten, sich so schnell wie möglich vor den Sturmmassen in Sicherheit zu begeben, richtete Mary ihre funkelnden Augen auf die beiden Diebe. "Ihr solltet euch schämen!", schimpfte sie drauflos. Die Lautstärke der Stimme, die aus dem kleinen Mädchen hervorbrach, ließ einen der Räuber erschrocken den Kopf einziehen. "Ihr habt diese Situation schamlos ausgenutzt, um den Greenbeans zu schaden! Los, schafft die Kisten wieder ins Haus! Dort, wo ich euch genau sehen kann!" Mary deutete mit einem spitzen Finger auf die Eingangshalle und die beiden machten sich, vermutlich eher durch den Tonfall und der Rüstung Cassius' angespornt daran, das Diebesgut zurückzubringen. Mary richtete die Hand auf die beiden Verbrecher, bereit, sollten sie irgendeine Art von Trick versuchen, ihnen zu zeigen, dass in ihr ordentlich Magie schlummerte. "Was machen wir mit ihnen, Cassius?", fragte sie etwas kleinlauter ihren Partner, der sich als Rune Knight mit dieser Angelegenheit sicherlich besser auskannte. "Wir können sie schlecht mitnehmen, um sie an die Behörden zu bringen und hier im Haus fesseln kommt mir auch grausam vor. Aber können wir sie laufen lassen?" Sie hatten einen Sturm abzuwehren, dagegen waren die beiden Räuber bestenfalls kleine Fische, doch wer sagte schon, dass sie nicht direkt wieder plündern würden, wenn die beiden Magier ihnen den Rücken zudrehten?


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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
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# 9 | 20 Outfit

Diese Stürme waren echt anstrengend auszuhalten, denn der Wind peitschte einem förmlich ins Gesicht und jeder Schritt fühlte sich an, als schob man eine unsichtbare Wand vor sich her. Die Anstrengungen machten sich also durchaus bemerkbar, zumal Mary den Windschatten des Ritters ausnutzen musste, um nicht zum Wiesenbahnhof zurückgefegt zu werden. Sie hatten so eben die Familie eines Gehöfts retten können, doch war ihr Zuhause unwiederbringlich verloren, es sei denn sie bauten es gänzlich von neuem auf. Das Problem an dieser Sache war schlussendlich aber eher, dass es am heutigen Tag gewiss kein Einzelfall bleiben sollte, denn je näher sie Alcea kamen, desto heftiger wütete der Stürm. Entsprechend konnte man davon ausgehen, dass die Verwüstungen dort noch um einiges schlimmer waren. Über all die möglichen Todesopfer wollte Cassius überhaupt nicht nachdenken, doch natürlich hatte er sie im Kopf. Es war mehr als unwahrscheinlich sie alle retten zu können, doch niemals nie würde er aufgeben. Doch zunächst galt es die Greenbeans zu retten, die gerade Opfer eines Raubzuges wurden. Zu deren Glück war Mary ortskundig und hatte sie bewusst an den Gehöften entlanggeführt, wodurch sie den Greenbeans zur Rettung eilen konnten.

Geschwind zerstörte Cassius den Karren und sorgte so für eine Bewegungsunfähigkeit der Gerätschaft, während die zwei Diebe von diesem Eingreifen völlig überrascht wurden. Aber sie ließen sich natürlich nicht auf eine Kapitulation ein, sondern muckten noch ordentlich auf. Für gewöhnlich hätte der Velnarion sie sofort ausgeschaltet und dann den Behörden übergeben, aber diese Situation sollte völlig anders verlaufen. Mary kümmerte sich kurz um die Pferde und stieß dann dazu, um den Dieben gehörig die Meinung zu geigen. Für eine so kleine und zierlich wirkende Blondine hatte Mary echt einiges an Schneid. Ihr Herz saß am rechten Fleck und damit qualifizierte sie sich durchaus für ein Dasein als Ritterin, doch mangelte es ihr natürlich an deren Stellen, welche sie wieder disqualifizierten. Das war aber nicht weiter schlimm, denn so feine Magier brauchte man in allen Teilen des Landes. Diese Verbundenheit zur Örtlichkeit und zu den Bewohnern war faszinierend, wie der Velnarion fand.

Die Ansprache und vermutlich auch ein wenig der Anblick seiner Rüstung sorgten dafür, dass die Diebe alles gestohlene Gut wieder hineinbrachten und abstellten. Während sie das taten, ließ die Baumgardner sie nicht aus ihrem Blickfeld, allzeit bereit ihre Lichtmagie zum Einsatz zu bringen. Die Diebe hatten gar keine andere Wahl als zu gehorchen, denn sie wussten, sie hatten nicht den Hauch einer Chance irgendeine Konfrontation mit den beiden Magiern zu überstehen. Das eigentliche Problem tauchte aber erst auf, als Mary es zur Sprache brachte. Was machten sie nun mit den Beiden? Eine wirklich schwierige Situation, wie Cassius fand. „Die alltäglichen Schwierigkeiten, wenn man für das Gute einsteht“, fasste der Ritter schmunzelnd zusammen. Mary empfand ihn als abgebrüht und damit lag sie nicht falsch. Er war Mitglied der Verdeckten Operationen, infiltrierte dunkle Gilden und ließ unter Umständen auch Zielpersonen verschwinden. Gleichermaßen waren Folter & Verhör durchaus Aspekte seiner Tätigkeit. Hier kam so etwas aber natürlich nicht infrage.

„Übergabe an die Behörden sowie ein Fesseln entfallen“, schlussfolgerte der Ritter anhand der Dinge, welche die Blondine von sich gab. „Wir haben mehrere Optionen“, setzte er fort. „Entweder appellieren und vertrauen wir auf ihre Menschlichkeit, in dem sie uns bei der Menschenrettung unterstützen“, schlug er vor und legte dann eine Hand an das Kinn. „Oder wir lassen sie laufen, mit der Gefahr, anderen Bewohnern einer eventuellen Plünderung auszuliefern.“ Es gab natürlich noch die Option, sie einfach umzubringen oder gewaltsam auszuschalten, um sie ihrem Schicksal zu überlassen, aber nichts davon sollte hier Anwendung finden. Cassius seufzte. „Hey Ihr“, sprach er die beiden Diebe dann an. „Wollt ihr uns helfen oder lieber abhauen?“, fragte der Ritter und ein Dieb schoss wie aus der Pistole ein „Abhauen natürlich!“, heraus. „Habe ich mir gedacht“, entgegnete Cassius und blickte Mary kurz vielsagend an. „Ich schlage euch einen Deal vor“, begann er dann. „Entweder ihr folgt uns nach Alcea und helft dort, so gut ihr könnt. Dann bin ich gewillt über diese Plünderung hinweg zu sehen“, nannte er die erste Option, doch schien sich die Begeisterung der Beiden in Grenzen zu halten. „Oder ich lasse euch ziehen“, nannte er die zweite Option, die sofort mit strahlenden Augen begrüßt wurde. Gerade wollten sich die Räuber äußern, da hob Cassius den Finger, denn Bedingung zwei war noch nicht beendet. „Aber natürlich nicht einfach so. Für euren geplanten Raub an den Greenbeans breche ich euch so viele Knochen, dass ihr nach Maldina kriechen müsst und bläue euch ein, was mit Verbrechern passiert, wenn sie mir in die Quere kommen“, erläuterte Cassius mit ernstem Gesicht. „Eure Entscheidung“, zuckte er dann mit den Schultern.

Cassius löste seine Rüstung auf und steckte die Schwerter wieder weg, ehe er sich abwandte und ein paar Schritte ging. Sein besorgter Blick lastete auf Alcea. Dagegen war er doch völlig machtlos. „Wir helfen euch“, sprach dann der andere Dieb, der sich zuvor nie geäußert hatte. „Meine Tante wohnt in Alcea…“, gestand er und Cassius nickte. „Gute Entscheidung“, befand er und wandte sich an Mary. „Was ist mit den Greenbeans?“, fragte er nach. Man sollte sie vielleicht suchen und evakuieren, wenn sie schon hier waren. Das war schließlich Grund ihres Besuches hier.





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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptyDo 4 Jan 2024 - 12:19


Der dichte, peitschende Regen erschwerte es, die beiden Plünderer im Blick zu behalten. Mittlerweile waren Marys Haare und Kleidung trotz aller Vorsichtsmaßnahmen durchnässt und sie zitterte vor Kälte, doch die kleine Lichtmagierin wandte nicht einen Moment lang ihre Aufmerksamkeit von den Leuten ab, die sie dingfest gemacht hatten. Sie trugen mit wenig Begeisterung ihr Diebesgut zurück in das Bauernhaus und stemmten sich dabei gegen den Wind. Ihr Befehl an die Räuber entstand aus Überzeugung, stellte aber auch genauso eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme dar, damit sie sich mit Cassius über das weitere Vorgehen beraten konnte. Ihre erhobene, sachte glimmende Hand ließ die Regentropfen wie fallende Edelsteine glitzern, als Mary den Kopf so drehte, dass ihr Ohr dem Ritter zugewandt war. Ihr Blick blieb bei den Räubern. Die Baumgardner spürte, wie ihr Regenwasser ins Ohr lief. Sie erschauderte. Übergabe und Fesseln entfielen, das war soweit klar. Sie waren viel zu nahe am Gefahrenzentrum und die winzige Garnison der Runensoldaten in Alcea rotierte vermutlich so sehr, dass sie die Räuber einfach selbst wegschicken würden. In einer Ausnahmesituation wie ihrer musste man schwierige Entscheidungen treffen. "Sie sehen nicht aus, als wären sie gewalttätig. Bestimmt haben sie nur die Gunst des Moments genutzt, um Dummheiten zu begehen", bestätigte Mary. Selbst im Auge der Abgründe an Respektlosigkeit, die diese Menschen bewiesen hatten, fiel es dem Landei schwer die Bewohner ihrer Heimat als schlichtweg böse anzuerkennen. Ganz sicher stahlen diese beiden Männer nicht einfach aus Jux, sondern kämpften mit irgendwelchen schwierigen Verhältnissen, die sie auf die schiefe Bahn getrieben hatten. Es fiel Mary schwer zu glauben, dass sich jemand für ein solches Leben entscheiden könnte. Sie nickte und überließ Cassius das Reden. Einerseits war diese Situation neu für Mary, andererseits würde ihre Stimme die Räuber kaum erreichen, ohne vom Wind weggetragen zu werden. Der Ritter mit seiner militärischen Ausbildung hatte damit keine Probleme. Noch kurz fing Mary den vielsagenden Blick ihres Kollegen ein und seufzte selbst leise, dann durfte der Ranghöhere das regeln, was er am besten konnte.

Da nun die Aufmerksamkeit der beiden Plünderer erst einmal auf dem Rune Knight lag, ließ Mary ihre Hand sinken und näherte sich wachsam dem Bauernhaus. Es war zum Großteil aus Stein gebaut und hatte dem Sturm daher tapfer getrotzt. Dennoch pflückten heftige Winde in regelmäßigen Abständen Schindeln vom Dachstuhl. Als Mary sich näherte, zerschellte ein roter Ziegel wie eine Knallerbse auf dem Boden neben ihr und ließ die Magierin zur Seite hüpfen. Die Eingangstür stand offen und zeigte den Blick auf ein uriges, schön dekoriertes Häuschen, in dem bis vor wenigen Stunden noch eine Familie gehaust hatte. Mary kannte die Greenbeans persönlich. Sie besuchten dieselbe Kirche wie ihre Urgroßmutter und aßen regelmäßig im Sword&Tankard, das sich ganz in der Nähe von hier befand. Wäre die Sicht durch die Sturmfront nicht derartig eingeschränkt, könnte man den Hof von hier aus sehen. Vorsichtig betrat Mary das Haus und schlängelte sich an den Kisten mit Diebesgut vorbei. Mit geballten Fäusten sah Mary herausgerissene Schubladen, von den Wänden gewischte Bilder und durchwühlte Schränke. Handbemaltes Porzellangeschirr lag in Scherben auf dem Boden verstreut. Diese Zerstörung war schlimmer als der Sturm - das Eine war eine Naturgewalt, das andere mutwillig und unnötig. "Herr Greenbean?! Frau Greenbean?! Seid ihr hier?", rief Mary durch die leeren Zimmer des Hauses. Sie stieg über knirschende Scherben hinweg und stemmte sich sogar gegen die Tür zum Hintereingang, die wegen des Windes gegen das Gebäude gepresst wurde. Mehrmals wiederholte sie ihre Rufe, doch es gab keine Antwort.

Gerade, als Mary wieder zu Cassius und den Räubern zurückkehrte, bekam sie noch mit, wie ihnen die Farbe aus dem Gesicht fiel und sie den schwarzen Ritter anstarrten, als handelte es sich bei ihm um ihren fleischgewordenen Schrecken. Sie fand Cassius etwas am Rand, wo er den Blick nach Alcea gelenkt hatte und legte ihm eine Hand an den Ellbogen. "Ich weiß, es sieht schlecht aus. Aber wir müssen es versuchen", sprach sie fest zu ihm nach oben und nickte, vielleicht auch, um sich selbst vor der ausweglosen Lage Mut zu machen. Bevor sie weiter miteinander sprechen konnten, kamen die Räuber auf sie zu und boten ihre Hilfe an. Ein Teil von ihr wollte ihnen eine neue Standpauke halten, doch es gab im Augenblick wichtigere Dinge. "Gut, dann dürfen wir keine Zeit verlieren. Deine Tante ist in großer Gefahr." Beschämt blickte der Räuber zu Boden. "Mein Name ist Mary und das ist Cassius", stellte sich die Baumgardner offiziell vor und starrte die beiden Plünderer aus Augen an, die zu glühen schienen. "Mein Name ist Marco, und das ist Jonah. Zu deiner Frage mit den Greenbeans ... das Haus war verlassen, als wir ankamen. Aber wir haben zwei Typen durch die Gegend rennen und Leute aus den umliegenden Gehöften retten sehen. Wir haben uns versteckt, weil wir ..." Er zögerte, aber sein Kumpel beendete den Satz für ihn: "Na ja, weil wir die anderen Gehöfte auch ausräumen wollten."
"Wohin haben diese Männer die Leute gebracht?" Mary sank das Herz in die Magengrube. Sie brauchte gar nicht hinzusehen, als der Räuber die Hand hob und in die Richtung deutete, in der ihr Geburtshaus lag. Die Baumgardner hob beide Hände an ihren Mund und unterdrückte ein hysterisches Schluchzen, als sie beobachtete, wie drei gewaltige Blitze in kurzer Abfolge in kleine Obsthaine einschlugen und die Fruchternte des kommenden Jahres in Brand steckten. "Sie meinten, sie wären vom-..."
"... Sword and Tankard."


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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptySo 28 Jan 2024 - 14:16




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Es wäre keine falsche Behauptung, wenn man Cassius als abgebrüht und kalt bezeichnen würde. Der junge Ritter hatte bereits unzählige Dinge erlebt und als Teil einer verdeckten Spezialeinheit auch Dinge getan, die seine Weste nicht mehr weiß erscheinen ließen. Cassius brachte große persönliche Opfer, um die Feinde des Königreiches und die Bosheit im Allgemeinen zu bekämpfen, da war es nur natürlich wenn man sich dadurch veränderte. Der Velnarion hätte den beiden Dieben sicherlich schlimmeres angetan oder härtere Konsequenzen gezogen, doch die Anwesenheit der Baumgardner lockte wieder sanftere Seiten an ihm hervor. Vermutlich hatte der Ritter zur voreilig geurteilt, sah grundsätzlich mehr das Böse als das Gute. Wie sich herausstellte war Gnade richtig gewesen, denn es waren lediglich zwei Diebe, die sich bereichern wollten, aber grundsätzlich wohl anständige Menschen zu sein schienen. Statt sie in eine bittere Situation zu bugsieren, wurde ihnen die Option geboten durch ihre Mithilfe Buße zu tun. Mary hatte sich derweilen nach den Greenbeans umgesehen, konnte sie jedoch nicht finden. Was für ein grausamer Tag.

Draußen spürte Cassius die Hand der Baumgardner an seinem Ellenbogen, war das Ergebnis doch ziemlich ernüchternd. Die junge Blondine übernahm das Ruder und akzeptierte die Hilfe der beiden Diebe, ehe eine schnelle Vorstellungsrunde erfolgte, bei welcher Cassius lediglich nickte. Sofort klärte sich auch auf, dass die Greenbeans unlängst fort waren, doch gab es augenscheinlich Hinweise über ihren Verbleib. Eine wirkliche Hilfe war der Velnarion diesem Augenblick nicht, aber die Südländer wussten allesamt, wovon gesprochen wurde. Ein Blick in die Ferne deutete an, wo zunächst gesucht werden sollte, doch dann krachten drei gewaltige Blitze dort herunter und brachten Mary unweigerlich zum Schluchzen. Als wäre die Lage in Alcea und Umgebung nicht ohnehin schon ein Desaster, doch allmählich wurden die Auswirkungen dieser Naturkatastrophe wirklich lebensgefährlich. Außerdem war die Familie der Baumgardner direkt davon betroffen, was für Mary mit Sicherheit eine gewaltige Belastung darstellte. Sofort fand sich die Hand von Cassius auf ihrer Schulter wurde, do diese leicht geknufft wurde. „Nur Mut, Mary“, sprach er mit überzeugter Stimmlage und meinte es auch so. Er würde höchstpersönlich alles dafür tun ihre Familie in Sicherheit zu bringen.

„Ich hoffe wir können auf euch zählen, Marco, Jonah“, blickte der Ritter zu den beiden Dieben und setzte einen ernsten, beinahe finsteren Gesichtsausdruck auf. „Ich möchte euch ungern der Gerichtsbarkeit meines Schwertes zuführen“, erklärte er und nahm seine Hand von Marys Schulter. „Beeilen wir uns. Wir müssen Leben retten!“, befahl er dann und setzte die angewachsene Gruppe damit unmittelbar in Bewegung. Die beiden Diebe und auch die Baumgardner waren nun wirklich nicht die schnellsten Personen, doch darauf nahm der Ritter natürlich Rücksicht, allen voran auf seine Kameradin. Er bewegte sich wieder vor sie und brach somit den Wind für das junge Mädchen, damit sie möglichst viele ihrer Kräfte schonen konnte. Zwar hatte er es nicht ausgesprochen, doch auch Mary zählte zu den Personen, die er hier und heute mit all seiner Macht zu beschützen gedachte. Für gewöhnlich infiltrierte Cassius dunkle Gilden und zerschlug diese, wenn er nicht sogar direkt für irgendwelche Attentate und Beweisvernichtungen eingesetzt wurde. Doch hier und heute war er Cassius Velnarion, Ritter der Rune Knights und Beschützer des Volkes. „Es wird alles gut, Mary, das verspreche ich dir“, rief der junge Mann nach hinten, um ihr Mut zu machen.

Neben regenerierte er etwas von seinem Mana, um für die kommenden Herausforderungen gewappnet zu sein. Am liebsten wäre er mit seiner Black Wing Armor vorausgeflogen, doch die Winde wurden allmählich viel zu stark und außerdem wollte er die Baumgardner nicht mit den zwei Dieben allein lassen. Diese folgten der Gruppe aber weiterhin auf Schritt und Tritt, überzeugt davon helfen zu können. Ein erfrischendes Erlebnis, die ein wenig Menschlichkeit in Cassius wieder zum Leben erwecken konnte.





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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptyDo 1 Feb 2024 - 19:12


Es war nicht allein der Wind, der es Mary schwer machte, inmitten des Sturms voranzukommen. Ihre Beine fühlten sich an, als würden sie Tonnen wiegen und sich weigern, weiter durch die Felder nach Alcea zu wandern. Schleichend kroch eine schreckliche Realisierung in den Geist der Baumgardner: Was, wenn das eingestürzte Haus und die Plünderer nicht das Furchtbarste waren, das sie sehen würden? Was, wenn am Ende des Pfades, der in das Unglück führte, Tote auf sie warteten? Leute, die es nicht rechtzeitig geschafft hatten zu fliehen oder denen sie zu spät zur Hilfe eilten? Mit immer größer werdendem Schrecken starrte Mary auf die Naturkatastrophe vor ihr, die Augen riesig. Der Wind pfiff und riss an ihren Haaren und ihrer Kleidung, doch viel mehr spürte sie einen dunklen Abgrund der Angst, der sich immer weiter und weiter vor ihr auftat. Ihr Herz klopfte gegen ihren Kehlkopf, als wollte selbst das Organ aus ihrem Körper fliehen und nicht mehr hier sein, inmitten von Kräften, für die sie zu klein, zu unerfahren war. Viel kälter als der Regen, der ihr in den Nacken lief und die peitschenden Böen war die lähmende Erkenntnis, einer Sache ausgeliefert zu sein, der sie nicht gewachsen war. Wie sollten sie zu zweit, zu viert, zu hunderten nur die Menschen retten, die um ihre Rettung bangten?
Cassius’ Hand auf ihrer Schulter riss ihr Bewusstsein aus dem freien Fall zurück in die Realität. Wie eine Strohpuppe oder eine der vielen davon geblasenen Vogelscheuchen auf den Feldern um sie herum wackelte Mary in seinem Griff. Es dauerte einen Moment, bis der Rune Knight die Magierin durch all die Schichten an Panik und Verzweiflung erreichte. Dabei hatte sie ihm doch gerade noch Mut zugesprochen! Doch kaum hatte Mary erfahren, dass ihre Lieben in Gefahr waren, konnte sie nicht anders, als sich Sorgen zu machen. Alle Bewohner des Südens waren ihr wichtig, doch kaum etwas bedeutete der jungen Frau so viel wie ihre Familie. Sie waren alles für sie. Der Gedanke, dass ihnen etwas zustoßen könnte, es vielleicht sogar schon passiert war, brachte sie beinahe um den Verstand. Tränen rannen ihr über die Wangen, als sie die Worte des Runenritters hörte, und sie presste sich kopfschütteln die Hände auf den Mund, um den Schluchzer, vielleicht auch den Schrei zu unterdrücken, der sich in Form eines Kloßes ihre Kehle nach oben kämpfte.
Auf dieser Quest gaben sich Cassius und Mary gegenseitig die Ruder in die Hand. Wenn einer nicht mehr konnte, dann trat der andere auf den Plan und führte an. Zuvor hatte Mary fast so etwas wie naives Mitleid mit der Kaltschnäuzigkeit und der Abgebrühtheit des schwarzen Ritters gehabt, doch nun stellte seine Selbstsicherheit und sein Befehlston das einzige Seil dar, an das sich die Baumgardner klammern konnte. Er ebnete ihr nicht nur als Windbrecher und durch seine Körpergröße den Weg, sondern nahm auch die Last der Entscheidungen auf sich und brach durch die Wälle, die sich in Marys Geist aufbauten. Wie ein kleines Kind schaute die Lichtmagierin verschreckt und ängstlich zu ihm, dann zu den beiden Plünderern, denen nicht minder die Knie schlotterten. Der Anblick der gewaltigen Blitze und die rauchenden Stellen auf den Feldern, wo viele ihrer Geschwister eingeschlagen waren, raubte ihnen allen die Tapferkeit.

“Wir müssen Leben retten!”
Die Worte trafen Mary wie ein Paukenschlag. Als sich Cassius umdrehte und durch den Wind trottete wie durch einen tiefen, undurchdringlichen Sumpf, schlossen Jonah und Marco sich ihm nach einem kurzen Blickaustausch an. Die Baumgardner blieb noch einen Moment zurück und schaute auf die Farm der Greenbeans mit ihren eingeschlagenen Fensterscheiben und dem Dach, das bereits halb abgedeckt war. Dann fasste sie sich ein Herz und lief hinter Cassius und den anderen her, die Fäuste vor Angst so fest geballt, dass sie einen stechenden Schmerz in ihren Handflächen spürte. Die aufbauenden Worte des Rune Knight trafen auf Mary, als sie sich gerade durch ein Büschel an Heidekraut kämpfte. Auch wenn ihr überhaupt nicht danach war, lächelte sie so breit, wie sie konnte und kniff die Augen zusammen. Im immer stärker werdenden Regen sah man ihre dankbaren Tränen kaum, die sich zu denen der Angst gesellten. Natürlich konnte Cassius ihr die Angst nicht nehmen, aber sein Versuch alleine ehrte ihn und überzeugte sie davon, dass es sich für manche Menschen lohnte, in einstürzende Häuser zu rennen.
Die Felder rund um Alcea zogen an ihnen vorbei. Marys Beine brannten vor Anstrengung, sich gegen den Wind zu stemmen und möglichst nahe an den Bäumen zu bleiben, die am Wegesrand wuchsen. Zu lange am Stück auf offener Fläche zu laufen glich bei den unbarmherzigen Blitzen, die sie schon beobachtet hatten, an Selbstmord. In der Ferne konnte man bereits die Stadt Alcea sehen. Blumenampeln flogen quer durch die Felder am Rand der Stadt, Bäume waren umgestürzt und die bunten Markisen der Marktstände wogten durch die gepflasterten Straßen wie die Rockschöße tanzender Frauen. Um die Stadt zu erreichen und zum Hof zu kommen, mussten sie über eine steinerne Brücke. Das Wasser des einst ruhigen Flusses brauste tosend durch die Aussparungen an der Unterseite der Brücke und schwappte braun vom Schlamm über die Ufer und die Pflastersteine. Die Konstruktion an sich blieb stabil, doch der Untergrund war glitschig. Jonah verlor beinahe sofort den Halt, als sie die Brücke betraten und tauchte seinen Hosenboden in das brackige Wasser. “Vorsicht!”, rief Marco ihm zu und zog ihn nach oben, noch bevor Mary sich rühren konnte. Auf der anderen Seite der Brücke lagen die Viehhöfe von Alcea. Und dort, an der Straße, sah man bereits den rustikalen Gasthof, der durch einen Vorhof mit Brunnen zu erreichen war. Gerade, als sie die Brücke überquerte, riss es eine der Bänke, die ihr Vater gezimmert hatte, von der Hauswand. Polternd schlug sie in den Brunnen ein. Der massive Stein blockierte das Möbelstück. Das Ladenschild, das ein Schwert und einen Humpen zeigte, flatterte, obwohl es aus massivem Holz gebaut war wie ein Taschentuch im Wind. “Der Sturmkeller ist auf der Rückseite des Hauses!”, rief Mary durch das Unwetter, doch es klang eher nach einem fiependen Hamster. Auf dem Vorplatz war nichts zu sehen. Die Fenster des Gebäudes waren eilig vernagelt worden, doch die Scheunentore standen einen Spalt offen. Vermutlich wollte man dem Vieh die Gelegenheit geben zu fliehen, falls sich der Stall zu einer Todesfalle entwickelte. Ruß und Holzkohle prangten durch den Wind, verteilt wie eine Blutlache auf einer Seite des Hofes, wo die offene Schmiede durch das Unwetter komplett durcheinander geworfen worden war. Doch eines ließ Marys Herz hoffnungsvoll flattern: Nirgendwo war eine Menschenseele zu sehen.


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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptySo 11 Feb 2024 - 23:09




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Mary und Cassius
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Die Baumgardner war eine fähige und allen voran starke Magierin, aber ihr Herz war einfach viel zu weich. Diese fehlende Härte sollte aber nicht als Schwäche betrachtet werden, denn das war es keineswegs. Durch ihr weiches Herz konnte sie Großes bewirken und sogar Todfeinden etwas gewähren, was abgestumpfte Soldaten wie Cassius nicht länger in sich tragen konnten. Wäre Mary nicht anwesend gewesen, weiß Gott was den beiden Dieben im Sinne der Gerechtigkeit widerfahren wäre. Doch allein ihre Anwesenheit hatte den schwarzen Ritter daran erinnert, dass die Welt eben nicht nur aus völliger Schwärze bestand. Sie trug das Licht eben nicht nur in Form von Magie in sich, sondern eben auch in Form ihres Herzens. Es war also nicht verwunderlich, welch gewaltige Anteilnahme sie am Volk des Südens hatte und wie schmerzhaft all diese Bilder und Erfahrungen des heutigen Tages waren. Aber sie besaß die notwendige Stärke, darüber hinwegzukommen, voranzuschreiten und einen Unterschied herbeizuführen. Da war sich Cassius wirklich absolut sicher.

„Gut so, Mary. Immer weiter“, murmelte er still für sich, nachdem er prüfend über die Schulter zurück zur Blondine gesehen hatte. Die Tränen konnte er dank der starken Winde zwar nicht sehen, aber ihre zusammengekniffenen Augen sprachen Bände. Und doch lächelte sie so breit, wie es physisch möglich war. Verluste schmerzten und es wäre utopisch davon auszugehen, dass dieses Unwetter nicht auch seine Todesopfer forderte, aber je mehr Leben sie retten konnten, desto besser war es schlussendlich. Man durfte nicht Ausgang zögern oder an der heiligen Mission der Menschenrettung zweifeln, denn auch ein einzelnes, gerettetes Leben war mehr Wert als jeder Jewel dieser Welt aufwiegen konnte. Sie war hier zur Menschenrettung, nichts anderes verlangte dieser Auftrag und grundsätzlich war es jeder Mensch wert, für sie in einstürzende Häuser zu rennen. Für so manchen Menschen opferte man sogar bereitwillig sein Leben. Und Marys Familie? Cassius hatte geschworen sie zu beschützen, sie in Sicherheit zu bringen.

Alsbald erreichten sie ihren Zielort und auch wenn es Jonah beinahe erwischt hatte, so konnte Marco ihn erfolgreich davor bewahren. Aufmerksam sich Cassius um, doch war er natürlich auf die Anweisungen der Blondine angewiesen, die sich hier bestens auskannte. Der erfahrene Ritter konnte ihr die Strapazen deutlich ansehen, doch sie hielt durch und biss wie eine echte Kämpferin. Egal wie viele Schmerzen dieser Tag auch bringen sollte, sie machte heute Erfahrungen, welche sie in ihrem Dasein als Magierin und als Mensch ganz weit nach vorn brachten. Die Baumgardner informierte lauthals darüber, wo sich der Sturmkeller befand, doch der Wind war noch immer stärker als ihr Organ. Der fiepende Hamster hatte aber gesprochen, also nickte der Ritter. „Bring Jonah und Marco dorthin, überprüft den Sturmkeller“, wies Cassius sie an. So konnte Mary direkt feststellen, ob es ihrer Familie und möglichst vielen Bewohnern auch gut ging. Außerdem konnte sie den Sturmkeller nutzen, um durchzuatmen.

„Ich schaue mich hier kurz um. Aber ich bin sicher, hier wurde ganze Arbeit geleistet“, sprach Cassius laut und legte Mary eine Hand auf die Schulter, ehe er ihr lächelnd zunickte. Es bestand Hoffnung und diese musste aufrechterhalten werden. Dann wandte er sich ab und verschwand in den starken Windböen, durchtränkt von herabprasselnden Regen. Der Ritter konnte sich dem Sturm deutlich besser erwehren als die anderen Drei, daher sollte er sich hier schleunigst umsehen und nebenher die Scheune checken. Sicher war sicher.





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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptySa 2 März 2024 - 12:25


Mary schaute mit Schrecken und Sorge auf ihr vom Sturm gebeuteltes Zuhause. In direkter Nähe zu Alcea riss der Wind mit neuer Kraft an ihr. Ähnlich entzweigerissen fühlte sich auch die Baumgardner. Am liebsten wäre sie sofort schreiend zu ihrer Familie gerannt. Doch sie riss sich zusammen, wollte zuerst gemeinsam mit Cassius, Jonah und Marco einen Plan fassen. Unendlich dankbar nahm sie die Befehle des schwarzen Ritters an, der in dieser Ausnahmesituation den kühlsten Kopf bewahren konnte. Sie verstand zunehmend, wieso sie ihm an die Seite gestellt worden war. Alleine hätte die Last des Unglücks sie schon längst in die Knie gezwungen, doch ihr Begleiter hatte eine motivierende und stärkende Wirkung. So wie er die junge Frau durch die Winde getragen hatte, war er auch in dieser Hinsicht ein Sturmbrecher. "Verstanden! Pass auf dich auf, Cassius!", brüllte Mary energisch gegen den peitschenden Wind, damit es ihren Kameraden auch erreichte. Natürlich schenkte er ihr damit kostbare Zeit mit ihrer Familie, während er sich selbst in Gefahr brachte. Diese Geste schätzte Mary mehr als alles andere und zeigte es mit einem warmen, dankbaren Lächeln. Dann winkte sie den beiden jungen Männern entgegen und nahm die Beine in die Hand.

Auf dem Weg zum Sturmkeller flogen ihr Zaunlatten und Dachziegel entgegen, die sich durch die pure Gewalt des Sturms aus den umliegenden Höfen gelöst haben mussten. Die unfassbar starken Winde trugen sie mit sich wie Laub. Eine der Latten prallte gegen ihre Schulter, als sie sich vor Marco schob, und hinterließ einen blutigen Abdruck. Aber die Baumgardner grunzte nur, als sich der dumpfe Schmerz einstellte, und scheuchte ihre Kameraden näher an das Haus, das die Winde brach. Es kam ihr vor, als würde das ganze Gebäude erzittern und beben, doch soweit hielt es dem Gewitter Stand. Vor ihrem inneren Auge sah Mary den gewaltigen Blitz, der in das Bauernhaus zuvor gefahren war, und ihre Beine fühlten sich einen Moment wie gelähmt an. Jonah und Marco streckten die Arme aus und zogen sie weiter. "Danke - es ist ganz in der Nähe." Auf der Rückseite des Hauses, nahe der angrenzenden Felder, befand sich der Sturmkeller. Der Eingang war geschlossen, doch die Winde zerrten kräftig daran. Die Baumgardner stürzte vor der Luke auf die Knie. "Mama? Papa? Seid ihr da drin?", rief die Jugendliche mit verzweifelter, zittriger Stimme. Sie mochte eine starke und fähige Magierin sein, aber sie war auch gerade einmal siebzehn und hatte Angst um ihre Familie. "Mary? Mary bist du es? Was suchst du hier?" Sie erkannte die grollende Stimme ihres Großvaters. Worte des Protests, die durch ein Zungenschnalzen wie ein Peitschenknall verstummt wurden. Dann ging die Luke auf.

Dicht an dicht drängte sich ihre Familie und die Bewohner umliegender Höfe aneinander. Der Sturmkeller, der eigentlich für Kartoffeln und Samen genutzt wurde, war geräumig, doch es befanden sich fast zwei Dutzend Leute darin. Die Wände und Decken waren ordentlich mit metallischen Streben stabilisiert. Einige Kinder waren unter den Geretteten, Frauen und Männer, deren Körper von Blessuren übersäht waren. Eine kurze Zählung ergab, dass ihrer Familie einer fehlte. "Wo ist Papa?", fragte Mary, die Jonah und Marco nach drinnen scheuchte, damit die Luke schnell wieder geschlossen werden konnte. Ihr Großvater trieb einen massiven Riegel durch die Türgriffe, aber die Winde sorgten dennoch dafür, dass das Holz klapperte wie ein loses Scheunentor. "Junior ist noch draußen und sucht nach Leuten. Er und Karl haben uns alle hergebracht", meldete sich eine Frau, die ihr Kind an ihren Rock drückte. Mary spürte einen Kloß in ihrem Hals, doch sie musste auf Cassius und die Stärke ihres Vaters vertrauen. "Du blutest, Kind!" Energisch kämpften sich ihre Mutter, ihre Großmutter und ihre Uroma durch die Leute und zerrten sie auf eine umgedrehte Kiste. Beinahe apathisch saß Mary darauf und ließ ihre von Splittern gesäumten Hände und ihre blutige Schulter versorgen. Nur ein kurzer Moment der Ruhe und der Erleichterung, dann musste sie wieder hinaus in den Sturm - es gab so viele Leute, die gerettet werden mussten.


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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
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Mary und Cassius
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Ein großes Gefühl der Erleichterung machte sich im Ritter breit, als sie ihr Ziel endlich erreicht hatten und doch hatten sie die Tragödie nicht einmal im Ansatz überstanden. Auf den ersten Blick schien es vor Ort keine hilfsbedürftigen Personen mehr zu geben, doch wenn selbst ein Mann wie Cassius seine Schwierigkeiten hatte gegen dieses Unwetter anzukommen, dann sah es für die gewöhnlichen Bürger deutlich schlimmer aus. Der Velnarion musste auf Nummer sicher gehen und die Örtlichkeit gründlich absuchen, damit auch niemand in Gefahr blieb. Da er sich in der Zwischenzeit aber nicht um das Leben seiner Kameradin und der beiden Begleiter kümmern konnte und es auch nicht wollte, schickte er sie direkt in den Sturmkeller. Mary hatte noch genug Strapazen vor sich, also sollte sie diese Zeit nun nutzen, um ihre Familie in Sicherheit zu wissen. Cassius begab sich dafür gern in Gefahr, wenn Familie Baumgardner dafür wieder vereint war. Er selbst besaß keine Familie und hatte, abgesehen von Flux und Aska, im Grunde auch nichts mehr zu verlieren.

Der Ritter nickte ihr abschließend zu und erwiderte das Lächeln, dann verschwand er auch schon hinaus in die Stürme. Während die junge Blondine und die beiden Männer Zuflucht im Sturmkeller finden konnten, eilte der Ritter durch die Umgebung und wurde dabei aus gefühlt jeder Richtung von starken Windböen herumgestoßen. Der Regen peitschte ihm ins Gesicht, die Sicht war eingeschränkt und allmählich spürte auch er die große Erschöpfung, die damit einherging. „HALLO?!“, brüllte der Ritter und eilte weiter durch den Regen. „IST HIER JEMAND?!“, brüllte er erneut. Verflixt und zugenäht. Die Unwetter wurden immer stärker, daher musste er nun echt einen Zahn zulegen. „Tch“, raunte er und eilte sofort wieder los. Minute um Minute verging, während er die Umgebung absuchte, die Gebäude und Scheunen überprüfte. Immer wieder rief er dabei, doch gab es keine Anzeichen irgendwelcher Personen. Befanden sich etwa schon alle im Schutzraum? Cassius war überhaupt nicht in der Lage die Wahrscheinlichkeit dahingehend zu berechnen, aber er wollte unter keinen Umständen die Verantwortung für Verluste tragen. Er durfte nicht aufgeben, denn sollte deswegen ein geliebter Mensch sterben, könnte er der Baumgardner niemals wieder unter die Augen treten.

Der Ritter setzte also zu einer erneuten Suche an, als er plötzlich Schemen durch den Regen zu erkennen schien. Sofort fixierten seine Augen diese vermeintlichen Schatten und er eilte auf sie zu, wodurch ihre Silhouetten immer klarer wurden. Ein großer Mann mit kräftiger Statur, ja gar Muskeln und blondes Haar. Auf den ersten Blick hätte man ihn womöglich mit dem schwarzen Blitz von Fairy Tail verwechseln können, den Cassius auf dem Wiesenturnier so vehement angefeuert hatte. Doch tatsächlich hatte der Ritter eher das Gefühl, einen Verwandten von Mary ausfindig gemacht zu haben. Der Mann hatte ein altes Ehepaar im Schlepptau, die kaum vorankamen aufgrund der starken Winde. „Hier drüben!“, machte Cassius auf sich aufmerksam und eilte ihnen entgegen. Im Hintergrund erblickte er in diesem Augenblick einen gewaltigen Tornado, der im Begriff war in Kürze über die Ortschaft zu fegen. „Beeilung! Schnell!“, rief Cassius laut und eilte ihn weiter entgegen, als auch schon sämtliche Alarmsirenen in ihm schallten. Sein Körper leuchtete hell auf und binnen zweier kurzer Sekunden trug er eine aerodynamisch wirkende, schwarze Stoffrüstung. Mithilfe der High Speed Armor schoss der Ritter schemenhaft den Zivilisten entgegen, denen sich von hinten ein gewaltiges Objekt näherte. Der Tornado hatte bereits umliegende Objekte aufgenommen und schleuderte diese querfeldein, doch diese Hauswand wäre unweigerlich der Tod für die Flüchtigen.

Der schwarze Ritter machte einen kräftigen Satz und sprang den Zivilisten entgegen, die völlig Fassungslos von diesem scheinbaren Angriff waren. Mitten im Sprung leuchtete Cassius erneut auf und wechselte zur Purgatory Armor, um sich einen gewaltigen Kraftschub zu verpassen. Zeitgleich hatte er seine beiden Schwerter gezogen und diese mit seiner magischen Kraft aufgeladen. „DECKUNG!“, rief er den Zivilisten zu, während er der anfliegenden Hausmauer rasant entgegen schoss. Dann schwang er seine beiden Schwerter und entfesselte gleich zweifach einen Quadruple Strike, womit insgesamt acht Schwerthiebe auf die Mauer prasselten und diese in unzählige Kleinteile zerfetzte. Die Zivilisten waren gerettet und wurden verschont, denn die Einzelteile fielen allesamt meterweit entfernt zu Boden. Doch bevor Cassius auf dem Boden aufkam, riss er überrascht die Schwerter hoch und kreuzte sie vor sich, als auch schon ein massiver Holztisch gegen ihn krachte und ihn viele Meter weit nach hinten schleuderte. Der Körper vom Ritter leuchtete erneut auf und die Rüstung verschwand, doch lag er unter dem massiven Tisch begraben.

Unterdessen kam der gewaltige Tornado immer näher, während die Panik des alten Paares ins unermessliche stieg. Der blonde Mann mit kräftiger Statur wollte ihm sofort zur Hilfe eilen, doch Cassius streckte ihm nur die Hand mit einem klaren Stopp entgegen. „Nicht…es ist zu spät“, rief der Ritter und behielt den Tornado im Blick. „Bring sie in den Sturmkeller, sofort!“, wies er an und wirkte dabei äußerst ernst, doch der blonde Mann war zu mutig und zu hilfsbereit, um direkt darauf zu hören. Es brauchte den Schuss ins Blaue. „Ihre Tochter ist da drin!“, sprach er also noch einmal deutlich, auch wenn er sich über den Verwandtschaftsgrad nicht absolut sicher war. „Los. Geht! Ihr müsst gehen!“, forderte der Ritter. Die alten Leute brauchten unbedingt die Hilfe und den Schutz, also musste der Mann wohl oder übel abwägen, wem er zuerst half. Cassius versuchte unterdessen den Tisch von sich zu hieven.  


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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptyDi 9 Apr 2024 - 22:24


Wann hatten sie dieses Unglück nur endlich ausgestanden? Unruhig saß Mary auf einer Kiste im Sturmkeller ihrer Familie und ließ die Wunden versorgen, die sie nur dumpf wahrnahm. Ihre beiden Begleiter wirkten froh, fürs Erste an einem trockenem Zufluchtsort zu sein und sanken neben einem Regal mit eingelegten Gemüsen zu Boden. Die anderen Leute im Keller gaben ihr Bestes, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und zeigten sich von der hartnäckigen Seite, doch Mary sah den Zweifel in ihren Augen und hörte die Angst aus ihren gehauchten Worten des Trosts. Die Lichtmagierin hatte ihren Blick auf den Ausgang gerichtet, während ihre Mutter ihre von Splittern gespickte Hand versorgte. Dort, hinter der klappernden Holztüre, die der Wind beinahe aus ihren Scharnieren riss, schlugen sich Cassius und ihr Vater durch die eigenartige Naturgewalt, die sich Alcea näherte. Die kleine Stadt befand sich in unmittelbarer Nähe zum Gasthof der Baumgardner, doch durch den anhaltenden Regen und das Sturmtreiben hätte sie genau so gut am anderen Ende von Fiore sein können. "Ich muss wieder nach draußen", verkündete Mary, als ihre Mutter einen Schritt zurück machte. Die Blicke ihrer Familie trafen sich. "Mädchen, das ist zu gefährlich", meldete sich einer der Geretteten aus dem hinteren Bereich des Sturmkellers zu Wort. Mary stand auf und trat ein paar Schritte auf den Ausgang zu, den ihr Großvater nach wie vor bewachte. "Ich weiß. Deshalb muss ich nach draußen." Hinter ihr breitete sich betretenes Schweigen aus. Mary sah ihre Brüder aus dem Augenwinkel nicken. Sie lächelte knapp, ehe sie ihren Blick auf ihren Großvater lenkte. Zunächst sah der alte Herr aus, als wollte er ihr keinen Platz machen. Doch dann trat er einen Schritt zur Seite und stieß die Tür zum Sturmkeller auf. Brausender Wind riss an Marys Haaren und Kleidung. Sie nahm sich einen Moment, um dem alten Schmied um den Hals zu fallen und stürzte sich dann, das Schluchzen ihrer Großmutter im Nacken, wieder hinaus in die Gefahr.

Draußen erwartete sie die rohe Kraft der Natur. Mary musste sich an der geschlossenen Tür hinter sich festhalten, um nicht von einer Sturmböe von den Füßen gerissen zu werden. Jeder Schritt fühlte sich an, als würde sie durch Treibsand stapfen. Doch sie konnte Cassius nicht alleine lassen! Die Quest hatte man ihnen beiden auferlegt, also würden sie diese auch beide erledigen. Zwar hatte Mary noch keine Idee, wie man einen solchen Sturm aufhalten sollte, aber gerade war ohnehin nicht die Zeit, um große Nachforschungen anzustellen. Mary umrundete das Gebäude und kämpfte sich weiter in die Felder hinaus, wobei sie sich an Zäunen und anderen Strukturen festhielt, wann immer sie konnte. In der Ferne zeichnete sich ein gewaltiger Tornado ab, in dem Bruchstücke von Häusern wie aufgewirbelte Blütenblätter tanzten. An einigen Stellen hatten die Häuserteile und Bäume zu viel Schwung und schlugen wie tödliche Geschosse im Boden ein. Um alles herum zuckten Blitze. Ein gewaltiger Sog ging von der Windhose aus. Dann sah sie Punkte auf einem Feld. Panisch rannte ein altes Ehepaar, keuchend und schreiend, an ihr vorbei. Weiter vorne sah sie einen Tisch liegen. Ein blonder Mann stemmte sich mit voller Kraft dagegen und schien zu ignorieren, dass sich der Tornado unaufhaltsam näherte. Sein Gesichtsausdruck war voller Entschlossenheit. Dann erblickte Mary einen schwarzen Schopf unter dem Tisch und wusste Bescheid.

Die Baumgardner verlor keine Zeit. Sie legte einen Zahn zu. Bei ihr handelte es sich nicht unbedingt um die schnellste Person und so dauerte es, bis sie keuchend zu den beiden Männern aufgeholt hatte. "Mary!", rief ihr Vater, der den Tisch mit einem beherzten Tritt halb von Cassius beförderte und scheinbar die sich anbahnende Gefahr des Tornados ignorierte, um dem Magier zu helfen. Die Baumgardner antwortete nicht. Sie rannte an ihnen vorbei, bis sie direkt auf dem Feld stand. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. "Was auch immer du bist, wieso auch immer du meine Heimat angreifst ... ich werde das nicht zulassen", flüsterte sie in den Wind, als könnte dieser ihre Botschaft dorthin tragen, wo der Sturm seinen Anfang nahm. Dann rief sie nach der Kraft in ihrem Inneren. Sie kam wie ein treuer Hund. Die Wärme. Die Sicherheit. Sie wusch über ihren Geist hinweg, umhüllte ihr Herz mit einem Film aus Gold und Hoffnung. Sie hob ihren Arm. Für einen Moment war Mary Licht. Die Magie pulsierte aus ihrem Arm hervor und überbrückte die Distanz zum Tornado in weniger als einem Wimpernschlag. Grelles, heißes Licht fraß sich gierig, meterweit durch das Feld und zeichnete dabei eine Linie, wie eine Grenze, durch die Landschaft. Es durchfräste die Erde, evaporierte kleinere Bäume und grub sich dann mit gierigem, gleißenden Feuer in die Luftverwirbelung und zerfetzte diese wie durch einen wütenden Klauenhieb in peitschende Luftschwaden. Ihre Last schoss durch die Luft und schlug an zahlreichen Stellen ein wie Meteoriten. Keuchend ging Mary in die Knie, spürte einen sengenden Schmerz an ihrer Hand, wo der Lichtstrahl hervorgebrochen war. Auch wenn sie gerade etwas Unglaubliches vollbracht hatte (was sie jedoch in diesem Moment nicht realisierte) - der Sturm tobte weiter. Und hatte Alcea beinahe erreicht.

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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptyDi 23 Apr 2024 - 23:35




A-Rang: Gefahr im Verzug

Mary und Cassius
# 13 | 20 Outfit

Ein gewaltiger Tornado näherte sich und schleppte große Mengen an sehr gefährlichen Geschossen in Form der unterschiedlichsten Fragmente mit sich. Der Ort sollte stark getroffen werden, wenn sie der Naturgewalt nichts entgegensetzen konnten und genau spürte der Velnarion deutlich seine Unzulänglichkeiten hinsichtlich seiner Magien. Zwar war der Ritter sehr versatil aufgebaut und verfügte über unterschiedliche Elemente, doch keiner seiner Zauber war auch nur annähernd stark genug, sich mit dem Tornado auseinanderzusetzen. Sein Fokus lag eben all die Zeit auf seinem Schwertkampf, der ihm hier nun nicht mehr weiterhalf und das sorgte für Frustration. Der schwarze Ritter wurde jüngst als eine der größten Hoffnungen des Königreiches bezeichnet und er diente mit absoluter Hingabe, doch seine Fähigkeiten reichten einfach nicht aus, um dieser Lobpreisung gerecht zu werden. Und nun befand er sich auch noch eingeklemmt unter einem Tisch, der ihn überraschenderweise umgefegt hatte. Der blonde Mann hatte eigentlich den klaren Auftrag erhalten, sich um das Ehepaar zu kümmern, doch darauf hatte er sich nicht eingelassen. Das Ehepaar wurde gen Sturmkeller geschickt und er stemmte sich mit aller Macht gegen das Möbelstück, um den Ritter zu befreien. Der Mann bewies wahren Heldenmut und Nächstenliebe, denn es kam für ihn überhaupt nicht in Frage, den jungen Mann zurückzulassen. Gemeinsam verrückten sie also das Möbelstück und legten den Ritter frei, doch darüber freuen konnten sie sich in dem Augenblick nicht, denn etwas völlig überraschendes geschah.

Mary Baumgardner eilte an den beiden Männern vorbei und wurde offensichtlich von ihrem Vater angesprochen, doch sie wurden glatt ignoriert. Verwirrt und überrascht blinzelten sich die Männer an, ehe sie der kleinen Blondine bei ihrem Werk zusahen. Mit einem Mal feuerte das junge Mädchen einen gewaltigen Lichtstrahl ab, der sich durch die Landschaft fraß wie ein Bohrer. Er krachte auf den Tornado und ließ diesen förmlich zerschellen, wodurch die mitgerissene Ladung in der Umgebung einschlug wie Meteoriten. Die Augen von Marys Vater waren groß, doch auch die von Cassius waren voller Staunen. Der Sturm tobte zwar noch immer und hatte Alcea beinahe erreicht, aber die direkte Gefahr durch den Tornado war gebannt. Ohne auch nur ein Wort zu wechseln, eilten die beiden Männer zur Lichtmagierin, die keuchend in die Knie gegangen war. „Mary!“, stieß der Vater besorgt aus und ging ebenso direkt auf die Knie, um sich um seine Tochter zu kümmern. Cassius stand auf der anderen Seite und betrachtete ihre Hand. „Das war faszinierend“, sprach der Ritter und zog besorgt die Augenbrauen zusammen. Dieser Schmerz in ihrer Hand. „Du erinnerst mich an jemanden, den ich sehr bewundere“, schmunzelte der Velnarion daraufhin. Kurz blickte er in die Ferne und atmete tief durch. „Kehren wir zum Sturmkeller zurück. Hier ist sonst niemand mehr“, ordnete der Ritter an.

Gemeinsam ging es dann durch die Sturmböen zurück gen Sturmkeller, um dort unterzukommen. Die Örtlichkeit war soweit gesichert und niemand brauchte dort mehr Hilfe, denn die Familie Baumgardner hatte Großes geleistet. „Ich danke euch für die Hilfe. Euch allen“, erkannte der Ritter stolz an. „Der Süden kann wirklich stolz auf seine Bewohner sein. Ich bin es, vollumfänglich. Ihr macht mir großen Mut“, setzte er weiter fort, natürlich auch, um allen weiterhin Mut zu machen. Dann kontrollierte Cassius den Festsitz seiner Ausrüstung, fuhr sich einmal durch das Haar und führte es nach hinten, wo es auch blieb. Kurz blickte er zu den beiden geretteten Dieben und nickte ihnen zu. Sie mussten nun weiter nach Alcea, um dort mit der Menschenrettung fortzufahren, doch vorher wandte sich der Ritter an seine blonde Partnerin. „Pass gut auf alle auf, Mary“, meinte er lächelnd. „Du kannst bei deiner Familie bleiben. Du hast wirklich genug geleistet“, fügte er an. Die Baumgardner hatte Großes vollbracht und viele gerettet, mehr konnte Cassius wirklich nicht von ihr verlangen. Erst recht konnte und wollte er nicht von ihr verlangen, ihre Familie zurückzulassen.

„Jonah, Marco? Wir brechen auf“, befahl er den beiden Dieben und diese nickten. Dann begab sich der Waldläufer königlichen Geblüts bereits an die Tür, die hinaus führen sollte.





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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptyMi 15 Mai 2024 - 11:18


Mary spürte das Blut in ihren Ohren rauschen. Die plötzliche Anstrengung des Zaubers hatte sie in einem Zustand zwischen Schwindel und Euphorie zurück gelassen. Die Baumgardner hatte keine Ahnung, dass eine solche magische Macht in ihr steckte. Sie zu entfalten hatte sich gleichzeitig unfassbar gut und erschreckend angefühlt. Ihre weit aufgerissenen Augen richteten sich auf die Schneise, die ihr Zauber hinterlassen hatte. Ihre schmerzende Hand war fast vergessen. Wie durch Wackelpudding kamen die Aussagen ihres Vaters und ihres Partners zu ihr. Bewunderung? Besorgnis? Ohne Gegenwehr ließ sich Mary hochhelfen und stakte, wie ein kleines Kind an ihren Vater geklammert, der sie mindestens genauso verzweifelt und überfordert an sich drückte, Cassius hinterher.

Der Sturmkeller. Als er in Sicht kam, fühlte Mary allmählich, wie der Nebel ihr Hirn verließ. All das Adrenalin ebbte ab, das sie gerade noch verspürt hatte und machte rationalen Gedanken Platz. Sie freute sich, dass sie Cassius geholfen hatte. Ihre pochende Hand öffnete und schloss sie mehrmals. Es war kaum eine Verletzung zu sehen, nur eine kleine Verbrennung, doch sie kribbelte unangenehm. Fühlte sich magische Macht so an? Die Baumgardner weigerte sich darüber nachzudenken, was sie gerade getan hatte. An oberster Stelle stand die Sicherheit ihrer Familie und ihres Kameraden. Zum Glück konnte Cassius noch laufen. An dem sicheren Ort angekommen, fielen Mary sofort ihre Familienmitglieder um den Hals. Ihre Mutter rügte ihren Vater, und die Wiedersehensfreude war groß. Bei den lobenden Worten des Rune Knights zeigten sich die Baumgardner verlegen. Auch Mary spürte, wie ihre Wangen brannten. Sie wurde auf eine Kiste geschoben und mit Essen versorgt, dass sie gierig verschlang. Der Kraftaufwand hatte sie hungrig gemacht, das Mana, das mit einem Ruck aus ihr herausgebrochen war, hatte ein Loch gerissen, das dringend gefüllt werden musste. Wie einfach es wäre, nun hier zu bleiben. Sie wollte bei ihrer Familie sein, sicherstellen, dass es ihnen gut ging. Sich um Verletzte kümmern und ihre Macht dafür einsetzen, dass diesem Haus nichts geschah.

Dann schaute sie hoch zu Cassius und vernahm seine Aussage. Sie sollte hier bleiben? Wirklich? Im ersten Moment seufzte Mary erleichtert. Sie war nicht gemacht für das Leid und den Schrecken, den sie heute schon erfahren hatte. Gerade hatte man sie vor lauter Angst an die Grenzen ihrer Macht getrieben. Und sie liebte ihre Familie über alles. Natürlich würde sie hier bleiben und sie beschützen. Doch ihre Füße betrügten die Baumgardner. Sie spürte, wie diese beinahe wie von selbst von ihrer Kiste rutschten und Cassius und den beiden Dieben folgten. "Kommt gar nicht in Frage!", meinte die Baumgardner mit einer Stimme, deren Entschlossenheit sie selbst überraschte. Ihre Mutter setzte an zu sprechen, doch ihr Vater legte ihr nur eine Hand auf die Schulter, was sie verstummen ließ. "Wir sind Partner. So schnell wirst du mich nicht los!" Sie liebte ihre Familie. Aber sie liebte auch den Süden. Alle Menschen, die hier lebten, hatten den Schutz verdient, den sie ihren Lieben entgegenbringen wollte. Sie hatte sich einer Gilde angeschlossen, um einen Unterschied zu machen. Mary blickte nicht zurück, als sie aus dem Sturmkeller trat und sie beinahe von den Windböen davongeweht wurde. Sie hatte Angst, dass sie sich doch umentscheiden würde, wenn sie sich nicht zwang, nach vorne zu schauen. Nach Alcea. "Wir haben eine Stadt zu retten. Was sind die nächsten Schritte, Cassius?"


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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptySa 8 Jun 2024 - 9:43




A-Rang: Gefahr im Verzug

Mary und Cassius
# 14 | 20 Outfit

Die Sache mit dem Tornado ist gerade noch so gedeichselt worden, dann wäre die Baumgardner lediglich fünf Minuten später gekommen, so wären ihr Vater und Cassius dem Untergang geweiht gewesen. In dem kleinen Mädchen steckten verborgene Mächte, die sie eines Tages sicher vollumfänglich kontrollieren konnte, doch jetzt gerade schien dieser Machtausbruch eine eher emotionale Angelegenheit gewesen zu sein. Cassius reimte sich diesen Teil zusammen, weil niemand so überrascht von seinen eigenen Fähigkeiten war, wenn er von ihnen wusste. Doch das war nun alles nicht wichtig, denn es zählte nur, dass Cassius gerettet war und sie alle heil zum Sturmkeller zurückkehren konnten. Vor Ort gab es nichts weiter zu tun, denn alle waren in Sicherheit und es war somit nur eine Frage der Zeit, bis die Bewohner den Sturmkeller wieder verlassen konnten. Dies galt allerdings nicht für den Ritter und seine zwei Begleiter, die ihre Schandtaten wiedergutzumachen gedachten. Sie mussten weiter nach Alcea, um auch in der Stadt so viele Menschen zu retten wie nur irgendwie möglich.

Gerade hatte Cassius der Blondine die Erlaubnis erteilt ihre Familie auch weiterhin zu beschützen und verabschiedete sich von den mutigen Bewohnern des Südens, als Mary von der Kiste rutschte und ihm folgte. Ihre Stimme triefte vor Entschlossenheit und ihr Blick sprach mehr als tausend Worte es je gekonnt hätten. Mary hatte nicht vor hier zu bleiben und beteuerte noch einmal, dass sie Partner waren und daher den Auftrag bis zum Schluss durchzogen. Mit einem ernsten Blick sah er über seine Schulter zurück zur Satyrs Cornucopia Magierin, doch sagte er zunächst nichts. Sein Blick wanderte hinüber zu ihren Eltern, denn diese Situation war keineswegs einfach. Ihre Eltern waren hier und würden sicherlich insistieren wollen, doch von denen kam natürlich nichts, denn sie wussten, dass Mary im Augenblick nicht aufzuhalten war. „Legen wir los“, sprach Cassius dann lediglich und nickte den Eltern von Mary zu. Sie konnten sich auf ihn verlassen, er würde sie heil heimbringen.

Dann ging es auch schon hinaus n die Kälte, wo die Windböen einen förmlich davonzuwehen versuchten. Schützend hob Cassius einen Arm vor sein Gesicht, während hinter ihnen die Tür zum Sturmkeller wieder fest verschlossen wurde. Nun gab es definitiv kein Zurück mehr, doch das war zumindest für Cassius ohnehin keine Option. Er war hier, um eine Stadt zu retten und eher würde er beim Versuch sterben, als sich irgendwo in Sicherheit zu bringen. Er hatte schon einmal alles verloren, weil er nicht in der Lage war etwas zu tun und das würde sich in seiner Geschichte niemals wiederholen. „Wir eilen ins Stadtzentrum und verschaffen uns einen Überblick“, sprach der Ritter laut, damit alle ihn verstehen konnten. „Und dann werden wir vor Ort die Rettungsmaßnahmen koordinieren“, fügte er ebenso laut noch an. Schritte konnten sie im Augenblick kaum festlegen, denn dafür besaßen sie zu wenig Informationen und da Alcea eine ganze Spur mehr Einwohner besaß also so kleine Örtlichkeiten wie diese hier, würden sie vor Ort jede Hilfe brauchen.

Dann marschierte Cassius auch schon los und führte den Trupp in Richtung Alcea Town, wobei er womöglich erneut als Windbrecher für die kleine Mary Baumgardner fungierte, die am ehesten weggeweht werden würde. Jonah und Marco hielten sich ebenfalls dicht bei Cassius, damit auch ja niemand verloren ging. Der Marsch war anstrengend und kräftezehrend, doch daran führte schlichtweg kein Weg vorbei, denn wenn sie versagten, dann starben noch viel mehr Menschen als womöglich ohnehin schon. Die Muskulatur des Ritters brannte bereits wie Feuer und die Übersäuerung war deutlich zu spüren, doch setzte er tapfer einen Schritt vor den anderen. Alcea war bereits in Sichtweite gekommen, aber das Ausmaß der Katastrophe war noch nicht zu erkennen. Vielleicht hatte die Stadt auch etwas Glück gehabt und konnte sich ausreichend befestigen, bevor es sie voll getroffen hatte. Doch festzustellen war es lediglich vor Ort. „Haltet durch. Nur noch ein bisschen!“, rief der Velnarion nach hinten. Sie hatten es gleich geschafft, doch die eigentliche Arbeit sollte dann auch erst beginnen.





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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptyMo 17 Jun 2024 - 16:15

14 | @Cassius | Mana: 340/600

Mary schritt entschlossen durch die weitläufigen Felder vor Alcea, die normalerweise von sanftem Grün und goldenem Getreide überzogen waren. Doch heute grollte der Himmel in düsterem Grau, und der Wind peitschte wild um sie herum. Ihre goldenen Locken flatterten im Sturm, während sie unbeirrt voranschritt und erneut Cassius nutzte, um nicht den Kontakt zum Boden zu verlieren. Sie spürte die Unruhe in der Luft, eine unheilvolle Energie, die den nahenden Sturm begleitete. Ihre Magie, die sonst ruhig in ihrem Inneren pulsierte wie ein warmes Glühen, pochte nun unruhig, als wartete sie darauf, sich einer weiteren Naturgewalt entgegen zu werfen. Mary wusste, dass etwas Außergewöhnliches im Gange war, etwas, das nicht allein von den natürlichen Gesetzen der Welt herrührte. Nichts an diesem Sturm war normal.

In der Ferne konnte sie bereits die Umrisse von Alcea erkennen: ein verschlafenes Städtchen, das inmitten üppiger Wiesen und umgeben von kleinen Wäldern lag. Doch heute wirkte es anders. Die Bäume bogen sich unter der Wucht des Sturms, der ungewöhnlich stark und aggressiv schien. Marys Herz zog sich zusammen, als sie an die Bewohner dachte, die nun inmitten dieses Chaos' verharrten. Ein Krächzen des Windes brachte sie aus ihren Gedanken zurück. Regentropfen fielen schwer und kalt auf ihre Haut, und sie beschleunigte ihren Schritt. Es war keine Zeit zu verlieren. Die Menschen von Alcea vertrauten auf sie und Cassius, sie vor den Gefahren zu schützen, die über sie hinwegfegten.

Als sie endlich die Stadtgrenzen erreichte, traf sie das volle Ausmaß der Verwüstung. Häuser waren beschädigt, Fenster zersplittert, und einige Dächer waren bereits eingestürzt, doch ein Großteil konnte so befestigt werden, dass bisher nicht noch mehr Schaden entstanden war. Dennoch waren die Straßen verwaist. Die Bewohner hatten sich vermutlich in ihre Häuser zurückgezogen, um Schutz zu suchen. Mary ballte die Fäuste vor Entschlossenheit. Sie würde die Menschen nicht im Stich lassen. "Wo fangen wir nur an?"

Ein kleiner Junge tauchte plötzlich aus einer Seitengasse auf, sein Gesicht von Tränen und Schmutz gezeichnet. "Hilfe", rief er verzweifelt, "meine Schwester ist in unserem Haus gefangen! Der Sturm hat die Tür blockiert!"
Mary kniete sich neben den Jungen, beruhigte ihn sanft und nickte verständnisvoll. Es gab also Überlebende, die gerettet werden konnten. Ein kurzer Blick gen Cassius und den beiden Jungs verriet, dass sie sich um den Fall kümmern wollte. "Versucht einen sicheren Ort zu finden, an den wir Leute bringen können! Ich bin gleich zurück!" In einem Auflauf an Personen nutzten sie vermutlich weniger als getrennt, also bedeutete Mary dem Jungen, ihr den Weg zu zeigen.

Sie folgte ihm durch die verwinkelten Gassen, an denen Dächer ächzten und Fensterläden knarrten. Der Wind schien sich gegen sie zu stemmen, als wollte er sie zurückhalten, doch Mary ließ sich nicht ablenken. Vor dem Haus des Jungen angekommen, erblickte sie die kleine Gestalt seiner Schwester durch ein zerbrochenes Fenster im Obergeschoss. Die Tür war tatsächlich von Trümmern blockiert.

Mit einer Handbewegung ließ Mary ihre Lichtmagie hervorströmen. Eine Salve aus gleißenden Lichtprojektilen brannte sich durch die Trümmer, die die Tür blockierten, und ließ sie zerfallen. Das Mädchen im Obergeschoss schrie vor Angst, als die Geräusche der Zerstörung hörbarer wurden. Ohne zu zögern, sprang Mary durch die nun freie Tür. Ihr Herz raste. Im Inneren des Hauses war die Luft dick und staubig. Mit brennenden Lungen und tränenden Augen kämpfte sie sich die knarrende Treppe hinauf. Endlich erreichte sie das kleine Mädchen, das zitternd in einer Ecke kauerte. "Komm, ich bringe dich hier raus!" rief Mary, ihre Stimme war fest, obwohl sie selbst vor Schmerzen bebte. Das Mädchen klammerte sich an sie, und gemeinsam stiegen sie die Treppe hinunter, die unter ihren Füßen ächzte. Kurz vor dem Ausgang knickte Mary um und fühlte einen stechenden Schmerz im Knöchel, aber sie biss die Zähne zusammen und schaffte es hinaus.

Draußen angekommen, legte sie das Mädchen in die Arme ihres Bruders. "Bleibt bei mir", sagte sie atemlos, aber bestimmt. Ihr Knöchel pochte vor Schmerz, doch sie ließ sich nichts anmerken. Mit den beiden Kindern an ihrer Seite machte sie sich auf den Weg zurück ins Stadtzentrum und hielt nach Cassius Ausschau. Hoffentlich hatten er, Jonah und Marco ebenfalls etwas ausrichten können. Im Vergleich zu ihr war Cassius immerhin ein Experte auf diesem Gebiet. Gab es Pläne und Protokolle für solche Situationen?!

Der Sturm schien endlos zu wüten. Ihr Herz brannte vor Mitgefühl für die Menschen, die sie schützen wollte. Sie musste ihren Kameraden vertrauen. Gemeinsam würden sie es schaffen, die Stadt zu retten.

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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptySo 28 Jul 2024 - 11:33




A-Rang: Gefahr im Verzug

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Je näher sie an Alcea kamen, desto heftiger wütete das Unwetter. Die Beinmuskulatur des Ritters brannte wie das Höllenfeuer, doch er musste seinen Schritt halten und den starken Widerstand der Winde überwinden, um Alcea zu erreichen. Außerdem musste er den Wind möglichst abschirmen, damit Mary und die beiden Zivilisten unbeschadet folgen konnten. Kräftig biss sich Cassius auf die Zähne und kämpfte sich so Meter für Meter vorwärts, bis sie die Ausläufer der kleinen Stadt endlich erreicht und das volle Ausmaß des Sturmes vernommen hatten. Viele Häuser waren beschädigt und so manches Dach war bereits eingestürzt, doch alles in allem wirkte Alcea doch relativ befestigt, was dem Ritter ein wenig mehr Zuversicht einräumte. Dennoch war es nur eine Frage der Zeit, bis die Stadt noch weiter malträtiert wurde. Höchste Eile war geboten, doch im Grunde gab es hier so viele Baustellen, dass man gar nicht so recht wissen konnte, wo es anzufangen galt. Die kleine Blondine von Satyrs Cornucopia brachte auch genau das zur Sprache, als ein weinender Junge aufkreuzte und um Hilfe rief.  Die Frage der Baumgardner hatte sich damit erübrigt, also erwiderte Cassius den Blick Marys, nickte ihr zu und sah der jungen Magierin kurz hinterher.

„Ihr habt sie gehört. Sucht einen sicheren Ort!“, wies er den beiden zivilen Begleitern an, die ihren vorherigen Fehltritt noch immer gutmachen wollten. Sie nickten und eilten sofort los, um ihr bestmögliches zu geben. Irgendwo hier in Alcea musste es schließlich einen Ort geben, an welchem man sicher genug war, um den Sturm zu überleben. Sicher war es für die Stadt selbst wohl zu spät, doch Häuser konnte man eben wieder aufbauen und der Velnarion würde sich massiv dafür einsetzen, dass das Königshaus die Gelder dafür locker machte. Doch das waren Probleme für den Cassius in der Zukunft, denn der Cassius in der Gegenwart musste nunmehr Menschen retten. Ohne weiter zu zögern, schoss der Ritter wieder los, um sich einen Überblick der Lage zu verschaffen. Glücklicherweise waren unter den Bewohnern so einige, die sich davon nicht unterkriegen ließen und halfen, wo sie konnten. Ob Personenrettung, Befestigungen oder die Suche nach verschwundenen Bewohnern. Der Süden des Königreiches bewies in diesen dunklen Stunden wahren Heldenmut, von dem sich selbst der Velnarion noch etwas abschneiden konnte.

„Der Damm!“, brüllte ein Herr mittleren Alters und machte auf die befestigte Konstruktion beim nahegelegenen Fluss aufmerksam. Sofort wurde der Ritter hellhörig und eilte zum besagten Mann. „Was ist mit dem Damm?“, fragte Cassius eilig und ließ sich umgehend in die Situation einweisen. „Der Sturm lässt das Wasser aufpeitschen und eine Haltekonstruktion ist gebrochen“, erklärte der Mann. „Dadurch ist das Fluttor nun offen und der Wasserpegel steigt. Aber wir kriegen es nicht mehr geschlossen“, fügte er panisch an. „Bringt mich hin“, forderte Cassius und der Mann nickte. Mit Cassius im Schlepptau eilten sie also zum offenstehenden Fluttor, wo man deutlich erkennen konnte, welch gewaltigen Kräfte das Wasser mit sich brachte. „Wenn wir nichts unternehmen, dann wird die Stadt noch überflutet“, brachte der Mann panisch hervor. Die schwarzen Augen des Ritters sondierten kurzerhand die Situation, die Konstruktion und das Tor. „Ich werde mich darum kümmern“, erklärte Cassius und zog beide Schwerter vom Rücken, nur um diese dann in den Boden zu stecken. Das reduzierte sein Gewicht deutlich, denn er führte schwere Schwerter.

Sofort schnappte sich Cassius das Seil von einem der anwesenden Männer und machte einen festen Knoten darein, dann band er es an die Manschette des Fluttores. Das andere Ende nahm er in den Mund, um es unterwegs nicht zu verlieren. Das zweite Seil bereitete er ebenfalls vor, um sich eine Sicherung zu knoten und es den Männern in die Hände zu drücken. Worte brauchte es nicht, denn sie hatten verstanden. Dann machte Cassius einen Hechtsprung nach vorn und tauchte in den reißenden Fluss ein, der ihn beinahe direkt weggespült hätte, doch sein immenser Krafteinsatz hielt ihn halbwegs in der Spur. Jede Faser seiner Muskulatur begann zu brennen, während er mit gezielten Schwimmbewegungen das andere Ende vom Fluttor zu erreichen versuchte. Die Männer hatten alle Hände voll zu tun, den Ritter zu sichern, der sich wacker gegen die starke Flut zur Wehr setzte. Dann erreichte Cassius auch schon das andere Ende und befestigte das Seil am Fluttor, damit sie es manuell schließen konnten.

Das wirklich erstaunliche an dieser Tat war jedoch die Tatsache, dass Cassius den ganzen Weg wieder zurückgeschwommen kam. Die Anstrengung stand dem Ritter ins Gesicht geschrieben, während er sich so fest auf die Zähne biss, dass er zu bluten begann. Jeder Muskel krampfte, doch Cassius blieb tapfer und kämpfte sich zurück an das Ufer, wo er durch die Hilfe der anwesenden Männer aus dem Wasser gezogen werden konnte. Hektisch atmete der Velnarion und jeder hätte es verstanden, wenn er vor Erschöpfung am Boden geblieben wäre, doch mit all seiner Kraft hievte er sich wieder auf die Beine und ließ seinen Körper in gleißendes Licht hüllen. Sofort hüllte sich Cassius wieder in die Purgatory Armor und griff nach dem Seil, denn noch war das Tor nicht geschlossen. „Gebt alles! Wir müssen das Tor schließen!“, befahl Cassius und das Feuer der Bewohner brannte, waren sie von seinem Heldentum inspiriert. Und dann wurde auf Drei kräftig gezogen, immer und immer wieder, bis das Tor schlussendlich eingerastet war.

Dann löste sich auch schon die Rüstung von Cassius auf und klitschnass sowie deutlich erschöpft, fiel er rücklings ins Gras.


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BeitragThema: Re: Stadtzentrum
Stadtzentrum - Seite 2 EmptyDo 1 Aug 2024 - 15:01

15 | @Cassius

Im Verlauf des Tages war so viel passiert: Leute hatten wahren Heldentum bewiesen, dunkle Seiten offenbart und die Magierin und Cassius hatten sich mehrmals gegenseitig das Leben gerettet. An das surreale Erlebnis mit dem Tornado wollte Mary gar nicht mehr denken - sie hatte das Gefühl, dass eine kurze Pause ausreichen könnte, um ihr Nervenkostüm zu übermannen. Doch solange sie nicht anhielt, solange sie einfach weitermachte und eine Station nach der anderen abklapperte, konnte sie durchhalten.

Der Körper der Baumgardner schmerzte an diversen Stellen. Bei jedem Schritt schrie ihr Knöchel auf, doch sie riss sich zusammen und führte die beiden Kinder auf den Hauptplatz der Stadt. Die Bewohner Alceas hatten bereits ihr Bestes gegeben, um ihre Heimstätten vor den gröbsten Kräften des Sturms zu schützen, aber dieses verschlafene Dorf im südlichen Königreich war alles andere als eine Festung. Selbst mit all der Arbeit der Einwohner würde die Stadt mit Sicherheit schwere Schäden davontragen. Doch auch wenn die Gebäude nicht standfest sein mochten: Die Alceer waren es dafür umso mehr. Kaum war Mary in das Stadtzentrum gehumpelt, wurde sie von besorgten Menschen umringt. Einige Gesichter kamen ihr bekannt vor, doch sie war zu erschöpft und zu konzentriert, als dass sie sich an Details zu erinnern. Stattdessen erklärte sie mit knappen Worten die Situation und brachte die Kinder in die Obhut derer, die ohnehin gerade Männer und Frauen in Sturmkeller führten. Zum Glück waren viele Häuser hier mit Kartoffelkellern ausgestattet - diese Besonderheit der bäuerlichen Umgebung brachte den Menschen vielleicht ein wenig Sicherheit und würde Personenschäden minimieren.

Doch unendlich konnten sich die Leute dort nicht verschanzen. Mary sah sich um, konnte Cassius jedoch nicht sofort entdecken. Auch von Jonah und Marco fehlte jede Spur. Vermutlich hatten sie selbst mehr als genug Feuer zu löschen. Die Lichtmagierin erlaubte sich, kurz nach Luft zu schnappen und sich mit dem dreckigen Unterarm über die Stirn zu wischen. Sie wusste nicht mehr, ob die Feuchtigkeit an ihrem Körper Schweiß oder Regen war. Was hatten sie vorhin auf dem Weg beschlossen, als alles noch schaffbar erschien?

Marys Blick fiel auf den Neubau nahe des Stadtzentrums: Den Bahnhof von Alcea. Es kam ihr wie ein Fiebertraum vor, vor Monaten die Leute davon überzeugt zu haben, dass sie der Konstruktion des Schienennetzes zustimmten. Doch sie hatten es getan. Und Mary sah mit einem Funken Hoffnung, dass sich ein schwerer, vermutlich aus Metall bestehender Zug auf einem der beiden Gleise befand. Die Gleise waren aus Stahl, nicht? Humpelnd schritt Mary auf das Gebäude zu und versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Sie verstand nichts von Zügen und mochte sie auch nicht besonders, weil sie die Luft verschmutzten und Nutztiere erschreckten, aber in diesem Moment hätte sie am liebsten einen dicken Schmatzer auf die Lokomotive gesetzt, die sich schwer, stabil und robust vor ihr erhob. Nur leider war sie leer. Mary umfing das Fenster der Lokführerkabine mit den Händen und zog sich ächzend ein Stück daran nach oben, bis sie in den Steuerraum schauen konnte. Genug Kohle gab es, um loszufahren. So schwer konnte das nicht sein!

Als Marys Hand sich um die Kohleschaufel schloss und sie nach einer Möglichkeit suchte, um Feuer zu entfachen, war sie sich nicht mehr so sicher. Aber eigentlich war das ja nur eine sehr, sehr große Schmiede, oder ...?


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