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 Schuppenmeile

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Cayra

Cayra
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BeitragThema: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptyDo 6 Jan 2022 - 23:03

Ortsname: Schuppenmeile
Art: Straße
Spezielles: ---
Beschreibung: Dies ist eine der wichtigsten Handelsstraßen von Hargeon Town. Während hier ursprünglich der Großteil des lokalen Fischmarktes beheimatet war, ist dieser Fokus mit dem immer regeren Handel verloren gegangen, sodass die Schuppenmeile heutzutage eine Anlaufstelle für alle möglichen wertvollen Güter ist, egal ob sie über Land- oder Seeweg nach Hargeon Town gefunden haben. Somit ist die Straße mit zahllosen Ständen und Geschäften gesäumt, die Waren aus ganz Fiore und sogar von außerhalb des Reiches anbieten.

Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.



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Schuppenmeile Cayra-Sig3
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Cayra

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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptyDo 6 Jan 2022 - 23:22

Off: Partners In Crime (Lian Falls & Cayra Lunos)
Vergangenheitsszene – Lian 18 Jahre alt, Cayra 14 Jahre alt

1
Wie angenehm es doch war, mal wieder in Hargeon Town zu sein! Es war jetzt etwa zwei Jahre her, dass Cayra dem Leben auf der Straße den Rücken kehren konnte und von Johannah nach Magnolia mitgenommen wurde, sodass sie aufgeregt war, diese ihr so vertraute Stadt wiedersehen zu können. Doch leider hatte sie heute keine Zeit in Nostalgie zu schwelgen, denn ihre Retterin hatte die Feline auf eine wichtige Mission geschickt, eine Quest wenn man so wollte! Die ältere Lunos hatte bei ihrer Arbeit als Heilerin einen äußerst kranken Patienten rein bekommen der nur mit einer bestimmten Medizin behandelt werden konnte, die sie gerade aber nicht auf Lager hatte. Und da sie sich um den Patienten kümmern musste, damit sich dessen Zustand nicht verschlimmerte, wurde die Silberhaarige losgeschickt die Medizin zu besorgen.
Diese machte es wirklich froh, dass ihre Wohltäterin ihr dieses Vertrauen entgegenbrachte. Auch wenn sie die unendlich große Schuld in der sie bei Johannah stand nie begleichen können würde, gab ihr diese Aufgabe die Möglichkeit sich wenigstens erkenntlich zu zeigen. Demnach konnte sie Johannah auch auf keinen Fall enttäuschen! Cayra war zum ersten Mal alleine Zug gefahren, was sich auch als äußerst einfach herausgestellt hatte, und die Straßen von Hargeon kannte sie sowieso in- und auswendig, sodass es auch kein Problem gewesen war den Laden zu finden zu dem die ältere Lunos sie gewiesen hatte. Dort angekommen fragte sie den Ladenbesitzer nach der nötigen Medizin, welche dieser auch auf Vorrat hatte, doch als die Feline in ihre Tasche Griff um das Geld rauszuholen, fiel ihr etwas besorgniserregendes auf: Sie Griff in die Leere. Zu ihrer Hosentasche blickend stellte sie dann erschrocken fest, dass diese ein klaffendes Loch hatte. Wo kam das denn her?! Im Zug war die Tasche noch intakt und das Geld da gewesen, wann war sie also aufgerissen? Und noch viel wichtiger, wie hatte sie das nicht bemerkt? Kein Betteln oder Verhandeln konnte den Verkäufer überzeugen die Medizin auch so rauszurücken, sodass der Silberhaarigen nichts übrig blieb als loszulaufen und frantisch den Weg den sie durch Hargeon genommen hatte nach dem Geld abzusuchen.
Doch schon nach wenigen Minuten stellte sich dies als ein nutzloses Unterfangen heraus, es waren viel zu viele Leute unterwegs um den Boden richtig absuchen zu können und inzwischen hatte sicher sowieso schon jemand das Geld mitgenommen. Erschöpft und sich Tränen verkneifend kam Cayra zum stehen und trat erst einmal mit einem frustrierten Schrei, der mehr wie ein Fauchen klang, gegen die nächstgelegene Hauswand. Eine Aktion die sie sogleich bereuen würde als sich der Schmerz in ihrem Fuß bemerkbar machte, doch war dies jetzt ihre geringste Sorge. Wie konnte ihr das nur passieren? Sie hatte doch eigentlich so gut auf das Geld aufgepasst und Johannahs Anweisungen genauestens befolgt! Was sollte sie denn jetzt nur tun? Sie konnte unmöglich nach Magnolia zurückkehren und ihrer Retterin berichten dass sie das Geld verloren hatte! Nein, die Feline konnte sie nicht so enttäuschen, nicht nachdem ihr das Vertrauen entgegengebracht worden war diese Verantwortung zu übernehmen. Da fiel ihr ein, selbst wenn sie wollte konnte sie gar nicht nach Magnolia zurück, weil mit dem restlichen Geld natürlich auch das für die Rückfahrt verloren gegangen war. Das hieß sie hier gestrandet, ganz alleine und ohne Geld, hilflos, wie vor so vielen Jahren auch. Hieß das dass sie jetzt wieder auf der Straße leben musste, in Kartons schlafend und Reste essend?
Langsam baute sich in Anbetracht der Lage Panik in der Silberhaarigen auf, doch konnte sie sich noch beruhigen. Sie war gar nicht hilflos. Es war überall Geld, halt nur in den Taschen der Leute. Sie musste sich nur bedienen, so wie sie es all die Jahre lang auch getan hatte. Ganz komfortabel war Cayra mit dem Gedanken nicht. Wann immer sie geklaut hatte nachdem sie aufgenommen wurden war, hatte Johannah jedes mal wütend oder enttäuscht reagiert, obwohl sie sich doch nur hatte erkenntlich zeigen wollte, indem sie ihrer Wohltäterin etwas brachte. Sie sollte nicht stehlen, auch wenn sie bis heute nicht richtig verstanden hatte warum. Wollte Johannah nicht mehr Geld haben? Warum störte es sie ob es von Fremden genommen wurden war? War es nicht natürlich dass wer sich etwas nehmen kann, das auch tun sollte? Nichtsdestotrotz hatte die Feline größtenteils aufgehört zu stehlen, um die ältere Lunos nicht traurig zu machen. Aber im jetzigen Moment kamen ihr die Enttäuschung und möglichen Konsequenzen, sollte sie die Medizin nicht bringen können noch viel schlimmer vor. Und so entschied sie sich auch, das nötige Geld zu klauen. Johannah musste ja nicht einmal etwas davon erfahren! Sie würde einfach berichten die Medizin normal mit dem Geld gekauft zu haben, dass sie bekommen hatte, und niemand wichtiges würde zu Schaden kommen. Entschlossen rappelte die Silberhaarige sich auf und begann sich unauffällig in den Menschenstrom der Straße zu begeben, die Umgebung nach möglichen Opfern abscannend.

@Lian



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Lian
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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptyDo 13 Jan 2022 - 17:03

„Mein Herr?“
„Hm.“
„Ich sagte, wir sind im Zielbahnhof angekommen. Alle Passagiere sollen aussteigen.“
„Hm.“
„… Jetzt.“

Es gab immer einen. Ganz gleich, an welchem Tag man arbeitete: Es musste immer einen Passagier geben, der gegen den Strom schwamm. Manche waren betrunken. Andere aggressiv. Und dann gab es noch diesen Typus Mensch, der dachte, mit einem armen Schaffner, der einfach nur seinen Job erledigen wollte, einen Machtkampf ausfechten zu müssen. Vor allem Letztere waren Louis die Unangenehmsten und er war leider absolut überzeugt, ganz genau so einen Kandidaten gerade vor sich zu haben. Wie oft hatte Louis schon über einen Jobwechsel nachgedacht? Das Schaffner-Dasein war einfach nicht mehr das, was es einmal gewesen war. Er seufzte innerlich, nach außen hin jedoch bewahrte er eine gerade Haltung und sah von oben auf den jungen Kerl hinab, der bisher keine Anstalten machte, den Zug zu verlassen. Hörte dieser Bengel ihm überhaupt zu? Anstatt ihn anzusehen, während man mit ihm sprach, starrte er einfach nur aus dem Fenster. Und seine Füße! Wie konnte man so dreist sein, seine Füße einfach auf dem gegenüberliegenden Platz abzulegen? Da wollten vielleicht noch Menschen sitzen! Ganz gleich, was Louis sagte oder wie oft er ihn dazu aufforderte, endlich zu verschwinden: Dieser braunhaarige Kerl hatte nicht vielmehr als ein Brummen für ihn übrig. So eine Unverschämtheit! Just in dem Augenblick, als Louis darüber nachdachte, das Wachpersonal um Hilfe zu bitten, drehte sich endlich das Gesicht des fremden Passagiers in seine Richtung. Sofort fielen ihm die hellgrünen Augen auf, die ihn herausfordernd anblitzten. Eindeutig: Dieser Typ wollte ihn provozieren. „Jetzt? Ganz sicher?“, kam es von dem Fremden mit einem spitzbübischen Grinsen auf den Lippen. Meine Damen, meine Herren: Lian Falls. Offensichtlich darauf aus, die Menschen in seinem Umfeld mal wieder zur Weißglut zu treiben, anstatt einfach zu tun, worum man ihn bat. „Hargeon Town… war noch nie hier. Gibt’s irgendetwas, was zu empfehlen wäre?“, plauderte der Illusionsmagier einfach weiter und verschränkte die Arme vor der Brust. Moment, war dieser Typ wirklich quer durch Fiore gereist, ohne eine Ahnung zu haben, wohin er eigentlich gereist war? Ein komischer Kauz… Louis runzelte die Stirn, atmete dann allerdings nochmal tief durch. Wenn er eines in seiner Zeit als Schaffner gelernt hatte, dann dass solche Passagiere nur darauf aus waren, ihn wütend zu machen. Wenn er ihnen gab, was sie wollten, hatten sie gewonnen. Ein Erfolg, den der Ältere diesem Jungspund nicht zugestehen würde. „Hargeon Town ist die größte Hafenstadt des Landes, wenn Sie…“, begann er ruhig seine Erklärung, wurde jedoch abrupt und ziemlich unhöflich von dem Falls unterbrochen: „Hafenstadt?!“ Das hieß… hieß das, sie waren hier am Meer? Mit so richtig viel Wasser? Unendliche Weiten? Noch nie in seinem Leben hatte Lian das Meer gesehen. Wie sich das wohl anfühlte? Der 18-Jährige versuchte, es sich vorzustellen, aber so recht gelingen wollte es ihm nicht. Der Schaffner räusperte sich in der Zwischenzeit: “Ja. Und wenn Sie jetzt…“ Nein, natürlich ließ der Bogenschütze den älteren Herren erneut nicht aussprechen. Desinteressiert winkte der Falls ab, löste endlich die Füße vom gegenüberliegenden Platz und stand auf. Er hatte diesen Schaffner lange genug hingehalten. „Jaja. Alle Passagiere sollen aussteigen. Wie oft willst du das noch wiederholen?“ Wie oft… Wie oft er das noch wiederholen wollte?! Und hatte er ihn gerade geduzt?! Die Jugend von heute! Sie wurden einfach immer schlimmer. „Übrigens: Die Sitze hier drin sind echt ungemütlich. Solltet ihr mal austauschen, ist ja eine Zumutung.“ Lian zuckte mit den Schultern, streckte sich schlussendlich und warf dem Schaffner noch einen letzten Blick zu, bevor er sich mit einem feinen Lächeln im Gesicht verabschiedete. Louis hatte kein Lächeln für den Braunhaarigen übrig – vollkommen unverständlich für den Falls.

So ungern der 18-Jährige es sich auch eingestand: Er war fast ein wenig eingeschüchtert von dieser fremden Stadt, die so ganz anders war als das, was er aus seiner Heimat kannte. Da wäre der Himmel, der nicht wunderschön blau war, sondern vollkommen wolkenverhangen. Obwohl sie mitten in der Mittagszeit waren, war es so schrecklich dunkel und ein rauer Wind wehte dem Bogenschützen ins Gesicht. Die Luft schmeckte salzig und es roch nach Fisch. Die Straßen waren voller Menschen, die sich angeregt miteinander unterhielten, größtenteils allerdings hektisch von einer Station zur Nächsten liefen und mehr als einmal bekam der Falls mit, dass jemand angerempelt wurde und eine Entschuldigung im Vorbeigehen nachgerufen wurde. Und es war kalt – viel kälter, als der 18-Jährige es aus Aloe kannte. Als er aus dem Zug ausgestiegen war, hatte er noch ein Shirt angehabt, aber das hatte nicht lange gereicht. Jetzt trug er zusätzlich einen schwarzen Kapuzenpullover, um nicht völlig auszufrieren. Knapp über 15 °C – wie konnte es Menschen geben, die in so einer Kälte freiwillig lebten?! Vollkommen unverständlich für den Illusionsmagier. Er wollte zurück. Er wollte wieder nach Aloe. Und er wollte, dass man ihn in Ruhe ließ.

Warum zum Henker war er dann nach Hargeon Town gereist?

Ein Wort, um all das zu erklären: Aram. Oder eher: Die Gilde Crimson Sphynx. Lian konnte es immer noch nicht fassen, dass er vor ein paar Tagen diesem elitären Haufen von Magiern hatte beitreten müssen. Das war ein Ort, zu dem er nicht gehörte. Das war einfach absolut falsch. Und kaum, dass er sich wieder in Erinnerung rief, dass er gerade als Magier unterwegs war, meinte er, das wenige Tage alte Gildentattoo zwischen seinen Schulterblättern auf seiner Haut brennen zu spüren. Natürlich war das nur Einbildung – es war ein magisches Tattoo, nichts, was eine tatsächliche Verletzung zur Folge gehabt hätte. Und doch fühlte es sich für Lian so an. Er konnte die Umrisse ganz genau spüren und das, obwohl er es nur ein einziges Mal seitdem im Spiegel hatte ansehen können. Ja, der Illusionsmagier hatte sich auf den Deal mit Aram eingelassen und war Teil der Gilde geworden. Und dennoch war der 18-Jährige überzeugt: Er würde nicht lange Teil von Crimson Sphynx bleiben. Mit ein bisschen Glück würde Aram schon bald merken, dass Lian vieles, aber sicherlich kein Magier war, nur weil er ein paar kleine Illusionen heraufbeschwören konnte. Wieder einmal ärgerte sich der Braunhaarige darüber, dass er sich seine Magiebegabung ausgerechnet vor seiner Mutter hatte anmerken lassen. Wenn ihm dieser Fehler nicht passiert wäre, wäre er heute noch frei. Warum konnte er die Zeit nicht zurückdrehen? Es würde so viele seiner Probleme lösen… Lian schloss die Augen und seufzte. „Hey!“ Der Falls hörte die Stimme, noch ehe ihm wirklich bewusst war, was eigentlich geschehen war. Vollkommen in Gedanken versunken hatte er jemanden angerempelt und machte einen Ausfallschritt nach hinten, um das Gleichgewicht zu halten. Als der 18-Jährige die Lider wieder anhob, wurde ihm klar, wen genau er da angestoßen hatte: Eine braunhaarige Frau, die – im Gegensatz zu ihm – natürlich direkt auf den Hosenboden gefallen war. „Oh. Sorry.“ Der Illusionsmagier trat einen Schritt auf die Dame zu und hielt ihr eine Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen… und da bemerkte er es: Ihre Handtasche. Ob sie – mit Sicherheit. Lian hatte in seinem Leben genug Menschen um Jewels erleichtert, um sich absolut sicher zu sein, dass diese Frau ihre Geldbörse ganz genau in dieser Tasche aufbewahrte. Und jetzt, wo er sich die Frau im Gesamten ansah, fiel ihm nicht nur der Schmuck, sondern auch ihre hochwertige Kleidung auf. Wie viele Jewels diese Dame wohl bei sich trug? Als Lian spürte, dass die Frau seine Hand ergriff, wandte er sich schnell wieder ihrem Gesicht zu und lächelte. Vielleicht wollte er Aram damit eines reindrücken. Wollte zeigen, dass er sich nicht so einfach in irgendein Muster zwängen ließ, was sein Onkel für ihn vorsah. Der Bogenschütze war ein Dieb und würde ein Dieb bleiben – kein Magier. Und so kam es, wie es kommen musste: Der 18-Jährige half der Dame wieder auf die Füße und nutzte diese Bewegung, um ihr ein Stückchen näher zu kommen, als es unbedingt hätte sein müssen. Seine hellgrünen Augen wandten sich nicht von der Dame ab, doch seine Hand wanderte geschwind in die Tasche und die Geldbörse verschwand im Pullover seines Ärmels, noch bevor die Frau wieder richtig auf die Füße gekommen war. „Entschuldigt vielmals“, wiederholte Lian nochmals, dieses Mal deutlich höflicher. „Das war nicht meine Absicht.“ Er neigte den Kopf schuldbewusst, während die fremde Frau sich den Staub von der Kleidung klopfte und schlussendlich eine Strähne ihres Haares wieder hinter das Ohr schob. “Schon gut. Ist ja nichts weiter passiert.“ Wenn du mal wüsstest…, dachte Lian sich, doch was er sagte, war: „Danke für Ihr Verständnis. Ich werde ab sofort mehr aufpassen.“ Und nun sollte er verschwinden. Der Falls wandte sich ab und schritt an der Dame vorbei. Kaum, dass er sie in seinem Rücken wusste, konnte er sich das Grinsen nicht mehr verkneifen. Das hatte ganz hervorragend geklappt! Oder? Ein lauter Schrei hallte zu ihm herüber: “Mein Portmonee!“ Oh nein. Ihr Ernst? Hatte Lian das Pech, ausgerechnet an eine Gans geraten zu sein, die direkt nach so einem Zwischenfall ihr Hab und Gut prüften?... Diese Stadt war einfach nur zum Kotzen! “Er da! Der mit den lockigen Haaren und der dunklen Haut! Er hat mein Portmonee gestohlen!“ Der Falls blieb abrupt stehen und spürte, wie plötzlich alle Blicke auf ihm lagen. Er musste sich gar nicht umdrehen, um zu wissen, dass die fremde Frau mit dem Finger auf ihn zeigte. Der mit den lockigen Haaren und der dunklen Haut… das traf doch hier auf jeden… Scheiße Nein, das traf hier nicht auf jeden zu. Während der 18-Jährige in Aloe niemals Probleme damit gehabt hatte, unterzutauchen, wurde ihm klar, dass das hier in Hargeon gänzlich anders war. Die Leute in dieser Stadt sahen eindeutig nicht nach Wüstenbewohner aus – anders als er. „Fuck…“, murmelte Lian, aber für mehr blieb keine Zeit. Einige Männer, die in seinem Umfeld gestanden hatten, setzten sich in Bewegung. Der Falls nahm seine Beine in die Hand und rannte los – ein Vorhaben, das zum Scheitern verurteilt war, wenn man nicht ortskundig war. Und doch lief der 18-Jährige so schnell er konnte und gab gedanklich so ziemlich jeden Fluch von sich, den er kannte. Wenn er erwischt wurde, würden sie sein Gildentattoo entdecken. Jetzt könnte man sagen: Hey, Lian hatte sich bewusst dazu entschieden, diese Frau zu bestehlen. Er sollte die Verantwortung für seine Taten übernehmen. Aber bitte: Wir sprachen hier von Lian Falls. Das Letzte, was er wollte, war die Konsequenzen seines Handelns zu spüren.

@Cayra


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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptyMo 17 Jan 2022 - 15:20

2
Gelassen streifte Cayra durch die Straßen Hargeons. Zwar musste sie für ihre Quest eigentlich so schnell wie möglich nach Magnolia zurück, doch verlangte Gaunerei Geduld, um die richtigen Ziele zu finden und im richtigen Moment zuzuschlagen. Zwei Brieftaschen hatte sie inzwischen stibitzen können, doch war die Ausbeute von Beiden eher karg gewesen. Wenn das so weiter ging würde es noch ewig dauern, bis sie genug Geld zusammenhatte, also musste sie sich wohl besser bestückte Opfer suchen. Und es dauerte nicht einmal allzu lange bis die Feline tatsächlich ein vielversprechendes Ziel fand, eine braunhaarige Frau mit guter Kleidung und viel Schmuck. Die musste doch ganz sicher eine beachtliche Menge an Jewels dabeihaben. Wie eine Raubkatze, die ihre Beute entdeckt hatte, heftete sie sich jetzt an die Frau dran, ihr unauffällig durch die Straße folgend, nachdenkend wie sie am besten von ihrer „Last“ zu erleichtern war. Gerade hatte die Lunos sich einen Plan überlegt, da kam diesem auch schon etwas in die Quere. Die Frau wurde von einem jungen Mann mit struppigen, braunen Haaren und ziemlich dunklem Hautteint angerempelt und prompt zum Fall gebracht, worauf dieser ihr, wie der zuvorkommende Mensch der er anscheinend war, wieder auf die Beine half und sich entschuldigte. Oder auch nicht zuvorkommend, denn da sie die Frau schon seit einer Weile beobachtet hatte, entging der Lunos nicht wie der Mann mit einem diebischen Handgriff wie aus dem Bilderbuch das Portmonee der Frau an sich nahm.
Diese Aktion ging der Silberhaarigen gehörig gegen den Strich. Für wen hielt dieser Typ sich bitte? Auch wenn sie seit einer Weile nicht in Hargeon Town gewesen war, war das immer noch ihr Revier, und dann kam dieser Kerl daher und glaubte einfach so eine Passantin bestehlen zu können, die sie als ihr Ziel gewählt hatte? So bettelte er ja förmlich danach eine Lektion erteilt zu bekommen, was dann auch sofort geschehen sollte, als die Frau lautstark feststellte dass ihre Brieftasche verschwunden war und den Mann korrekterweise beschuldigte. Zwar war es in Hargeon Town nichts ungewöhnliches Händler aus allen Ecken des Reiches zu sehen, doch unterschied sich sein Aussehen schon stark von dem des hiesigen Durchschnittsbürgers, sodass er ziemlich aus der Menge herausstach. Cayra überlegte ob sie etwas unternehmen sollte, als der Typ begann wegzulaufen. Er machte nicht gerade den Eindruck als kannte er sich hier aus, was bei einer Verfolgungsjagd sein sicheres Ende bedeuten würde. Einerseits wollte sie ihn gerne geschnappt sehen, allein schon als Strafe dafür dass er sich ihre Beute genommen hatte, doch andererseits wäre das schon eine ziemliche Verschwendung gewesen, schließlich würde die Brieftasche darauf zu ihrer Besitzerin zurückkehren, die sich sicher kein zweites Mal bestehlen lassen würde. Mit dem Zeitdruck unter dem sie Stand hatte die Feline definitiv keine Lust sich nach der ganzen vorsichtigen Beobachtung ein neues Ziel zu suchen. So traf sie also die Entscheidung, dem jungen Mann zu helfen.

Der Kerl lief die Straße runter und bog dann in eine Seitengasse ein, was seine Verfolger ihm gleichtaten. Das Layout der Gassen immer noch gut kennend wusste die Lunos, dass er wo er lang lief ganz schnell in eine Sackgasse geraten könnte, aus der es kein entkommen gab. So begab sie sich jetzt selbst in das Unterholz der Stadt, um den jungen Mann abzufangen und ihm einen sicheren Fluchtweg zu zeigen. Es war nicht schwer vorauszusehen, wo die Windungen der Gassen den Ziellos wirkenden Dieb am ehesten hinleiten würden, sodass die Silberhaarige ihm tatsächlich den Weg abschneiden konnte, kurz bevor er auf eine der besagten Sackgassen zusteuern konnte. "Hey! Hier lang!" rief sie ihm zu, worauf er auf die Aufforderung einging. Sich wieder in Bewegung setzend, den Verfolgten jetzt im Schlepptau, zeigte sich dass dieser immer noch eine gute Handvoll Passanten auf dem Versen hatte, die es jetzt abzuschütteln galt. Das Rudel an Verfolgern erblickend kam in Cayra keine Angst auf. Ganz im Gegenteil, es war ein Nervenkitzel den sie schon eine ganze Weile lang nicht mehr gespürt hatte. „Lass dich nicht erwischen oder schreckliche Dinge werden passieren“ – Eine Prämisse die eigentlich kein Spaß machen sollte, doch hatte sie etwas ursprüngliches, animalisches, was in der Lunos ein Feuer erweckte. Als sie durch die dünnen Gassen sprintete, langsam aber sicher durch geschickte Manövrierung Abstand zwischen sich und dem Mob aufbauend, merkte sie, sowas hatte vermisst. Bei sowas war sie ihrem Element. Hätte man ihr jetzt ins Gesicht geschaut, hätte man das breite Lächeln gesehen, das sich durch die Euphorie und das Adrenalin geformt hatte.
Doch konnte die Verfolgungsjagd nicht ewig anhalten, das sollte sie auch gar nicht. Die Gasse durch die die Beiden gerade liefen machte eine Biegung, durch die sie für ein Paar Sekunden für ihre Verfolger nicht sichtbar sein würden. Dahinter gab es eine Weggabelung, ein Weg führte auf die offene Straße und der andere endete nach wenigen Metern in einer Mauer. Die Feline lief jetzt jedoch auf die Mauer zu, denn bei genauem hinsehen konnte man erkennen, dass wo die Mauer die Häuserwand traf, einige Ziegel fehlten. Die Silberhaarige demonstrierte dass diese Lücken echt guten Halt gaben, indem sie daran prompt die Mauer hochkletterte, um dann auf der anderen Seite runter zu springen.
Nachdem sie dort angekommen und der junge Mann ihr gefolgt war, lehnte sie sich ein Paar Sekunden lang erschöpft an die Wand der Gasse, sie hatte noch gar nicht bemerkt, wie sehr sie wärend dem Laufen außer Atem gekommen war. Währenddessen konnte man hören wie der Mob an der Mauer vorbei, auf die offene Straße lief. Jetzt hatten sie gewonnen, man müsste schon einen derben Umweg machen um von dort aus hierher zu gelangen, ohne über die Mauer zu steigen, was hieß dass die Beiden genug Zeit hatten entspannt woanders hinzugehen. "Keine Sorge, hierhin kommen sie nicht." Versicherte Cayra dem Kerl den sie gerade gerettet hatte, bevor sie sich zwischen ihm und dem Weg platzierte, und schelmisch grinsend den Arm ausstreckte, die Hand erwartungsvoll geöffnet. "Ich glaube die Brieftasche gehört jetzt mir."

@Lian



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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptyDi 18 Jan 2022 - 21:00

Scheiße. Verdammte scheiße. Warum hatte es nicht einfach nach Plan verlaufen können? Warum hatte diese Frau ernsthaft sofort ihre Sachen prüfen müssen? Als wäre es zu viel verlangt gewesen, damit fünf Minuten länger zu warten… Lian war nicht dumm – ihm war vollkommen bewusst, dass es ganz und gar nicht gut für ihn aussah. Er war ortsfremd und hatte absolut keine Ahnung, wohin er eigentlich lief. Nur einmal hatte er sich erlaubt, über die Schulter zurückzublicken und hatte es sogleich wieder bereut: Die Menge an Verfolgern war noch weitergewachsen. Wie viele waren das? Sechs? Sieben? Zehn?! Wie sollte er denen entkommen? Der 18-Jährige biss sich auf die Unterlippe, um sich zu beruhigen – er durfte jetzt nicht in Panik verfallen. Genauso wie er es in Aloe getan hätte, schlängelte er sich an den Menschen vorbei, die ihm entgegenkamen und niemand machte Anstalten, ihn aufzuhalten. Warum auch? Sie wussten immerhin nicht, dass ihnen ein Dieb entgegenkam, der sich gerade auf der Flucht befand... zumindest hatten sie es nicht gewusst.

“Haltet den Typen! Er ist ein Dieb!“

Natürlich. Es hatte so kommen müssen. Es war ein lauter Schrei, der über Lian hinweg die gesamte Straße entlang zu hören war und dem Braunhaarigen sofort klarmachte, dass seine ohnehin geringen Fluchtchancen von einer Sekunde zur nächsten noch weiter gesunken waren. Die Menschen drehten sich überrascht herum, verarbeiteten die Informationen… und brachten sich dann in Position, um den Dieb festzuhalten, der ihnen direkt in die Hände lief. Okay, damit war der Weg geradeaus abgeschnitten worden. Hektisch sah sich der Illusionsmagier um, auf der Suche nach weiteren Möglichkeiten und alles, was ihm blieb, war das Abbiegen in einen Seitenweg. Komm schon. Sei keine Sackgasse…, bettelte der Braunhaarige im Geiste, während er in den deutlich engeren und dunkleren Pfad abtauchte und damit der belebten Straße entkam. An Mülltonnen und -säcken vorbeihechtend, waren es vor allen Dingen die Ratten, die von dem plötzlichen Erscheinen des Wüstenbewohners aufgeschreckt und in die Flucht geschlagen wurden. Gerade als der 18-Jährige eine weitere Abbiegung machen wollte, sprang ihm etwas in den Weg, was ihn dazu zwang, schlitternd zum Stillstand zu kommen. In der ersten Sekunde machte sich Lian für einen Kampf bereit, doch dann erkannten seine hellgrünen Augen, womit er es in Wirklichkeit zu tun hatte: Ein Mädchen? Ein ziemlich kleines Mädchen noch dazu. Ihre Worte machten ihn misstrauisch: Wollte sie ihm wirklich helfen? Lian war niemand, der irgendwelchen fremden Personen blind vertraute und doch waren es die Stimmen seiner Verfolger, die ihm in diesem Moment unmissverständlich klarmachten, dass er gerade nicht wählerisch sein konnte. Das Mädchen rannte los und der Falls folgte ihr. Gemeinsam schlängelte sich das ungleiche Pärchen durch die engen Gassen und manövrierten sich an Hindernissen vorbei, um die Verfolger abzuschütteln. Ganz eindeutig: Dieses Mädchen machte das nicht zum ersten Mal und sie schien sich hier wirklich gut auszukennen. Lian musste zugeben: Er war ein kleines bisschen beeindruckt von dieser Fremden. Ehe er irgendetwas sagen konnte, schlug die Hellhaarige einen erneuten Haken und steuerte direkt auf eine Mauer zu. Aber wo wollte sie hin? Da ging es doch überhaupt nicht weiter! „Was…“, murmelte der Falls und runzelte die Stirn. Die Kleine beeindruckte erneut, als sie in einige Löcher in der Mauer griff und sich geschwind nach oben hangelte. Wow! Ein breites Grinsen schlich sich auf die Lippen des Lockenkopfes – nie im Leben hätte er diesen Fluchtweg von alleine gesehen. Er zögerte nicht länger, nahm seinerseits Anlauf und machte es seiner Vorgängerin gleich. Er hievte sich geschickt nach oben und sprang ebenso auf die andere Seite der Mauer, sodass er direkt neben seiner Retterin auf dem staubigen Boden landete. Aber noch konnte er nicht entspannen: Hatten sie es wirklich geschafft? Lian horchte aufmerksam und stellte erleichtert fest, dass die Schritte der Verfolger sich zunehmend entfernten – es hatte geklappt. Sie hatten diesen Mob tatsächlich abgehängt! Erst jetzt ließ die Anspannung in den Gliedern des Falls nach. Er richtete sich auf, atmete tief, sehr tief ein und stieß die angesammelte Luft danach in einem Zug wieder aus. Sein Herz raste noch immer und doch fühlte sich Lian gut. Gar lebendig. Er hatte es wieder einmal geschafft, seine Umwelt an der Nase herumzuführen. Wie hatten sie ernsthaft glauben können, ihn zu schnappen? Also bitte, da mussten sie schon früher aufstehen.

In diesem gedanklichen Eigenlob aufgehend, hatte der Falls seine Retterin schon wieder ganz vergessen. Erst die helle Stimme ließ ihn aufhorchen und er drehte sich halb zu dem Mädchen herum, das sich vor ihm positionierte und ihm auffordernd die rechte Hand entgegenstreckte. Anstatt direkt darauf einzugehen, was sie sagte, nahm sich Lian ausgiebig die Zeit, die Fremde genauer zu mustern. Er musste ziemlich herabblicken, um ihren Blick zu erwidern, denn das Mädchen war wirklich kleingeraten. Das silbrige Haar reichte ihr wellig bis zum Kinn… Moment. Waren das Katzenohren? Die Augen des Falls weiteten sich und er starrte einen Moment zu lange auf die Tierohren, die ziemlich… fluffig aussahen. Aber nicht nur die Ohren waren ungewöhnlich: Was waren das für Pupillen? Sie waren nicht rund, sondern zu schmalen Schlitzen verzogen. Lian konnte nicht behaupten, bisher viel mit Tiermenschen zu tun gehabt zu haben, aber dass das vor ihm kein normaler Mensch war, war ziemlich eindeutig. Neben diesem Detail entgingen dem Braunhaarigen allerdings auch nicht die diversen Narben, die sich im Gesicht der Fremden zeigten. Er löste den Blick von ihrem Gesicht, musterte stattdessen die dargebotene Handfläche – auch hier fand sich eine große, unschöne Narbe. Ein Hundebiss? Der 18-Jährige sah wieder in ihre rotbraunen Augen und schmunzelte selbstsicher: „Meinst du die hier?“ Der junge Mann drehte das Handgelenk und plötzlich hielt er eine rosarote Brieftasche in der Rechten. Zuerst bewegte er seine Hand so, als wolle er das Diebesgut tatsächlich an das Mädchen übergeben – entschied sich dann aber im letzten Augenblick doch anders. Seine Hand zuckte zurück. „Ich glaube, du hast die Spielregeln noch nicht verstanden, Kleine“, kommentierte er mit amüsiertem Unterton und blickte von oben auf die Hellhaarige herab. „Warum sollte ich meine Beute an dich abtreten? Meine Verfolger habe ich abgeschüttelt.“ Die Betonung lag hier eindeutig auf dem ich. „Und weißt du, ich kann diese Jewel ganz gut selbst gebrauchen. Sonst hätte ich sie nicht gestohlen.“ Lian lachte und zuckte mit den Schultern, drehte erneut sein Handgelenk und schwupps – die Brieftasche war erneut verschwunden. Seine Hände wanderten in die Taschen seines Kapuzenpullovers und er wandte den Blick nachdenklich ab. „Aber vielleicht fällt mir ja doch etwas ein, wobei du mir helfen könntest. Etwas, was es mir sogar wert wäre, ein paar Jewel zu zahlen…“, grübelte er bewusst laut vor sich hin, bevor er sich mit einem vielsagenden Seitenblick erneut zu der Jüngeren drehte. Seine rechte Hand wanderte aus der Tasche heraus, einen zerknitterten Zettel zwischen Zeige- und Mittelfinger haltend. „Hier steht eine Adresse drauf und du scheinst dich hier auszukennen. Wenn du mir den Weg zeigst, könnte ich gewillt sein, meine Beute mit dir zu teilen.“ Was? Lian lehnte sich ganz schön weit aus dem Fenster, dafür, dass er ohne die Hilfe dieser fremden Katzenlady vermutlich schon geschnappt worden wäre? Oh ja, das tat er. So wie immer eben - Lian Falls in Bestform. Nun war er es, der dem Mädchen die rechte Hand entgegenhielt, um ihr den Zettel mit der Adresse zu überreichen. „Kollegen müssen doch immerhin zusammenhalten, oder?“, ergänzte er noch und lachte leise. Oh ja, mit Sicherheit war dieses Mädchen genauso angetan von der Gaunerei wie er selbst. Vielleicht ein Straßenkind? Die vielen Narben ließen diese Vermutung zumindest naheliegend erscheinen. „Oh, ich heiße übrigens Lian“, stellte er sich noch zuvorkommend, wie er war, vor und neigte den Kopf ein wenig zur Begrüßung.

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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptyFr 21 Jan 2022 - 20:02

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So stand Cayra nun also da, die Hand ausgestreckt ihre Belohnung erwartend, doch nahm der Gauner sich echt Zeit diese rauszurücken, sodass sie ihn ebenfalls genauer betrachten konnte. Grüne Augen, kurzes, lockiges Haar, schlaksiger Körperbau, alles in allem ziemlich gewöhnlich, wäre da nicht der dunkle Hautton der ihn vor nicht allzu langer Zeit verraten hatte. Der machte die Feline schon neugierig. In Hargeon war solch eine Hautfarbe ziemlich ungewöhnlich und der junge Mann schien sich hier auch nicht auszukennen, sodass er wahrscheinlich von woanders her kam. Dass sie hoch blicken musste um Leuten in die Augen zu schauen war für die Lunos nichts Neues, und auch wie auffällig lang der Blick des jungen Mannes auf ihren Ohren verweilte war nicht ungewohnt. Hin und wieder traf man als Tiermensch eben auf Leute, die noch nie mit einem Solchen zu tun gehabt hatten, sodass man erst einmal ausführlich betrachtet werden musste. Übel nehmen konnte die Silberhaarige es den Leuten ehrlich gesagt nicht, denn wenn sie neugierig war musste sie die Dinge oft auch erstmal genau unter die Lupe nehmen.
Schließlich regte sich der Dieb aber und nahm die Brieftasche hervor, welche dann dem Mädchen gereicht wurde. Doch als sie sich das Beutegut nehmen wollte, Griff sie stattdessen in Leere. Ihr Gegenüber wollte wohl doch nicht kooperativ sein. Cayra seufzte innerlich, alles Andere wäre ja auch zu einfach gewesen. Wären die Rollen vertauscht gewesen hätte sie wohl das gleiche getan, Dinge wie Fairness zählten für einen Gauner auch nur inwiefern sie auf einen Selbst zutrafen. Somit hätte die Feline das Kommende auch aus einer rein geschäftlicher Perspektive betrachten können, hätte der Kerl vor ihr nicht das unerklärliche Talent gezeigt, sich mit jedem Satz den er sprach noch unbeliebter bei ihr zu machen. Erstmal führte er sich auf wie eine ganz große Nummer, wobei er ohne ihre Hilfe komplett aufgeschmissen gewesen wäre, und oben drauf erlaubte er es sich dann auch noch, sie nach seiner Pfeife tanzen lassen zu wollen. Auch wenn die Lunos das Angebot angenommen und ihn zu der Adresse geführt hätte, hätte sie nichts bekommen, da war sie sich sicher. Und tatsächlich fühlte sie sich dadurch, wie der Dieb ihr ihre Beute unter der Nase weggeschnappt hatte, etwas in ihrem Stolz gekränkt. Wenn dieser dahergelaufene Typ also glaubte, dass sie sich einfach so herumschubsen lassen würde, hatte er sich gewaltig verschätzt.
So unvorsichtig wie der Zettel vor ihr Gesicht gehalten wurde, sah die Silberhaarige jetzt aber eine äußerst attraktive Gelegenheit. Erstmal spielte sie mit, nahm mit interessiertem Blick das Stück Papier an sich und las die Adresse darauf. Ja, sie wusste wo das war. Doch dann nahm ihr Gesicht wieder ein selbstgefälliges Grinsen an, worauf sich ihre Hände in ihren Hosentaschen vergruben, samt dem Zettel. Cayra hatte schon befürchtet zu ihrem Messer greifen zu müssen, aber so war sie jetzt ganz sicher an ein Druckmittel gegen diesen Lian gelangt. Wenn er ihr schon den Zettel mit der Adresse geben musste, hatte er sich diese wahrscheinlich nicht gemerkt, in welchem Fall sie jetzt im Austausch von ihm verlangen konnte was sie wollte. "Du hast mich wohl nicht richtig verstanden Lian, das war keine Bitte. Ich kriege jetzt die Brieftasche, denn - ups - den Zettel mit deiner Zieladresse habe ich jetzt." Mit einem Achselzucken untermalte sie ihren Gegenangriff und fuhr jetzt mit einem spottenden Tonfall, die linke Hand in die Hüfte gelegt, fort. "Wenn du also keine Lust hast hier ewig rumzuirren rückst du meine Beute raus, an die du dich so frech rangemacht hast und wegen der du so peinlich erwischt wurdest. Ernsthaft, selbst ein Baby konnte sehen dass du keine Ahnung hattest wo du hinläufst. Wie dumm kann man denn sein? Aber keine Sorge, für einen Bonus oben drauf zeige ich dir natürlich auch gleich den Weg." schloss die Feline mit einem Zwinkern ab. Jetzt hatte er etwas das sie brauchte und sie etwas das er brauchte, hoffentlich würde das reichen. Im Ernstfall würde sie ihr Messer rausholen und einen direkteren Ansatz nutzen müssen. Angst vor Verletzungen war in der Regel ein guter Motivator für Leute ihr Hab und Gut abzugeben, jedoch war es nicht immer ein Wundermittel, sodass sie besonders diesen Mitgauner nicht unterschätzen wollte. So behielt sie ihr Ass erst einmal im buchstäblichen Ärmel. Auch ihren Namen teilte sie noch nicht, denn den würde sie sicher nicht einer Person verraten, die sie gerade um Geld zu erleichtern versuchte.

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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptyMo 24 Jan 2022 - 19:10

Alles sah danach aus, als würde das Kätzchen genauso mitspielen, wie Lian es hatte haben wollen – natürlich sorgte das dafür, dass sich das Lächeln auf den Lippen des Bogenschützen verfestigte. Zufrieden überreichte er der Hellhaarigen den Zettel, auf dem die Adresse stand, die er aufsuchen sollte. Ein Auftrag, den der Falls gerne abgelehnt hätte und doch war es ein Befehl seines Onkels gewesen und dadurch ein Befehl, den er trotz aller Unlust nicht einfach hatte ignorieren können. Sein ursprünglicher Plan hatte anders ausgesehen: Lian hatte sich bei den Einheimischen durchfragen wollen, denn zumindest eines konnte er ganz gut: Reden. Dass ihm durch die unglücklichen Umstände während des Diebstahls hier ein kleiner Strich durch die Rechnung gemacht worden war, war ärgerlich. Wie gesagt: Hätte diese Dame nicht einfach fünf Minuten später ihr Hab und Gut überprüfen können? Wenn jemand Schuld hatte, dann diese Passantin – sicherlich nicht Lian. Glück im Unglück, dass er das kleine Katzenmädel vor sich getroffen hatte. Nicht nur, dass er mit ihrer Hilfe seinen Verfolgern hatte entkommen können, nein, sie war auch das beste Navigationsgerät, das er hier in Hargeon hatte finden können. Eine win-win-Situation – jedenfalls für den Falls.

Doch wie sich herausstellte, wollte die Fremde doch nicht ganz nach den Regeln spielen, die der 18-Jährige aufgestellt hatte. Kurz nachdem ihre rotbraunen Seelenspiegel die Adresse gelesen hatten, verschwand der Zettel in den Taschen ihrer ziemlich abgetragenen Hose. Was Lian im ersten Moment noch nicht skeptisch werden ließ, änderte sich schlagartig, als er den spottenden Tonfall der Katzenlady vernahm. Dazu die Hand, die in ihre Hüfte wanderte und das leicht angehobene Kinn, mit der die Hellhaarige den Gesamteindruck abrundete. Fuhr da etwa jemand seine Krallen aus? Zuerst blinzelte der Falls überrascht, dann schmunzelte er. Der Lockenkopf hätte so einige Kommentare zu diesem Erscheinungsbild geben können, die Wenigsten davon sonderlich respektvoll. Aber Lian wusste, dass er damit nicht wirklich ans Ziel kommen würde. Dieses junge Mädel kannte eindeutig das Leben auf der Straße, genauso wie die Härte, mit der man vorgehen musste, wenn man überleben wollte. Allem voran ließ sie sich nicht so einfach von ihrer Beute abbringen – ein Verhalten, das Lian trotz aller Umstände durchaus imponierte. Leider war das nicht genug, um dafür zu sorgen, dass der Falls auch wirklich einknickte. Sie wollte dieses Spiel spielen? Das war in Ordnung – das konnte Lian auch. Er hielt sich theatralisch die Hand aufs Herz und seufzte überzogen. „Hast du mich… gerade dumm genannt? Autsch, das tut weh.“ Er setzte eine kurze Pause ein, neigte den Kopf dann wieder nach vorne und hob die Mundwinkel zu einem feinen Grinsen an. Es war wirklich voreilig von dem Braunhaarigen gewesen, seine Zieladresse so unvorsichtig an das Straßenkind zu übergeben. Er hätte damit rechnen müssen, dass sie es gegen ihn verwenden würde – ein Fehler, den Lian erkannte und vorhatte, zukünftig nicht nochmal zu wiederholen. Die Feline hatte mit ihrer Interpretation durchaus Recht: Sie hatte sich soeben eine Information geschnappt, die er dringend zurückbrauchte, wenn er den Ärger seines Onkels nicht auf sich ziehen wollte… Na schön, dann musste Lian eben anders an diese Sache herangehen. Sie wollte Jewel? Sie konnte Jewel bekommen. „Du hast Schneid, das gefällt mir. Weißt du was? In Ordnung“, stimmte er ihr daher zu, hob die rechte und linke Hand ergeben an und zuckte lächelnd mit den Schultern. Sie sollte ruhig davon ausgehen, gewonnen zu haben… eine Illusion, die sich erst zu einem späteren Zeitpunkt auflösen würde. Zu einem Zeitpunkt, an dem Lian Falls bereits über alle Berge war. Wie bereits festgestellt, war Fairness nichts, was unter Gaunern wirklich zählte. Betrüger waren Einzelkämpfer, die genug damit zu tun hatten, sich um das eigene Überleben zu kümmern. Er griff in die Tasche seines Pullovers und wenige Sekunden später hielt er erneut die rosarote Geldbörse in der rechten Hand. Aufmerksam beobachtete er die Feline, deren Augen natürlich sofort an der vermeintlichen Beute klebten. „Hier. Für dich.“ Seine Hand wanderte herab, hielt ihr das Diebesgut entgegen. Lian würde keine Anstalten machen, seine Hand zurückzuziehen und sollte Cayra einen Blick in die Geldbörse werfen, würde sie unzählige Jewel darin wiederentdecken. Genug, dass man mehrere Tage davon leben konnte. Genug, um Medizin zu kaufen. Und natürlich auch genug, um ein Zugticket in die Heimat zu bezahlen. Cayra würde genau das sehen, was sie sehen wollte – und leider nicht erkennen, dass sie mit diesem Blick einzig einer Illusion erlag. Die Jewel, die sie sich so sehnsüchtig herbeisehnte, waren schon längst nicht mehr in der Geldbörse. Es war sein Zauber Phantom Mirage, den er auf Cayra anwandte und sie dadurch an der Nase herumführte. Wenn die junge Frau eine echte Diebin war, dann würde sie nach kurzer Prüfung das Diebesgut schnell in ihren Taschen verschwinden lassen und erst wieder herausholen, wenn sie unbeobachtet war und man es ihr nicht wieder abnehmen konnte. Das wiederum hieß, dass Lian zu diesem Zeitpunkt bereits verschwunden und um einige Jewels reicher war - Geld, das sich eigentlich die Feline erhofft hatte. Es war gar nicht so leicht, bei diesem Gedanken ein Pokerface aufrechtzuerhalten. „Das sollte ausreichen, um mir den Weg zu zeigen. Ein wirklich kluger Schachzug von dir, muss ich sagen. Ich sollte mir eine Scheibe von den Gaunern in Hargeon abschneiden.“ Was für einen normalen Menschen eher wie eine Beleidigung klang, war unter Personen wie Cayra und Lian wirkich ein Kompliment. Er schmierte dem Mädchen ein bisschen Honig ums Maul. „Na? Darf ich denn zumindest den Namen der Diebin erfahren, die mich gerade um meine Beute erleichtert hat?“ Seine rechte Augenbraue huschte nach oben.

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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptyFr 28 Jan 2022 - 14:11

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Cayra hatte sich darauf gefreut das selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht ihres Gegenübers verschwinden zu sehen, doch zu ihrer Irritation war dieser selbst nach ihrem Gegenschlag noch am schmunzeln, obwohl sie diesen eigentlich echt cool gefunden hatte. Dann ließ Lian sich wohl auch nicht so einfach aus dem Konzept bringen. Seine theatralisch gespielte Antwort deutete zumindest nicht darauf hin, dass er schwer getroffen wurden war. Trotzdem schien der Schachzug der Feline ausreichend gewesen zu sein, denn tatsächlich willigte der Brünette ein, die Brieftasche rauszurücken. Das überraschte die Lunos schon etwas. Klar, das war ihr Ziel gewesen, aber dass ihr Gegenüber so schnell einknicken würde hatte sie dann auch wieder nicht erwartet. Skeptisch, etwas vorsichtig nahm sie das Beutegut entgegen. Die Silberhaarige wusste nicht was der Gauner vorhatte, aber sie würde sich ganz sicher nicht übers Ohr hauen lassen.
Als sie das Portmonee öffnete stellte sich jedoch heraus, dass es sich wohl um keinen Trick oder Dergleichen handelte, denn die Brieftasche war Randvoll mit Jewels gefüllt. Mit großen Augen ging das Mädchen den Inhalt durch, den Betrag rund mit ihren Fingern abzählend. Als sie fertig war zeichnete sich dann ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht ab. Sie hatte die Besitzerin dieses Diebesguts zwar extra ins Visier genommen weil sie ziemlich wohlhabend ausgesehen hatte, aber diese Ausbeute überstieg ihre Erwartungen um Einiges. Dieses Geld reichte allemal für die Medizin und den Rückweg, und obendrauf würde sie auch noch genug übrig haben um ihre eigene Tasche zu füllen - Dass ihre ursprüngliche Absicht gewesen war nur so viel wie nötig zu stehlen um Johannahs Anweisungen nicht zu missachten, war inzwischen natürlich komplett vergessen. Es machte Cayra immer noch leicht skeptisch dass es jetzt so einfach gewesen war an das Portmonee zu kommen, fast schon zu einfach, jedoch konnte sie nicht verleumden dass sie gerade einen großen Haufen Jewels bekommen hatte, und einem geschenkten Gaul schaute man auch nicht ins Maul. Zufrieden steckte sie das Beutegut weg. Es war definitiv schlau von Lian gewesen das Ego der Feline zu streicheln, denn das lenkte sie auch nochmal von ihrer Skepsis ab. Komplimente, vor Allem bezüglich ihrer diebischen Fähigkeiten, ließ sie sich äußerst gerne geben, sodass sich schnell wieder ihr selbstgerechtes Lächeln und das stolz angehobene Kinn zeigten. "Ja, ich bin halt gut." gratulierte die Lunos sich selbst. Tatsächlich hatte sie sich in letzter Zeit Sorgen gemacht, etwas verweichlicht wurden zu sein, jetzt wo sie nicht mehr auf das Stehlen und Betrügen angewiesen war, doch hatten diese Ereignisse ihr gezeigt dass sie es immer noch drauf hatte, dass sie nicht zu einer abgestumpften Klinge geworden war.
Dennoch musste die Silberhaarige dann kurz überlegen. Eigentlich hätte sie sich jetzt genau so gut verziehen und Lian allein lassen können. Sie hatte bekommen was sie wollte, also gab es keinen Grund ihm noch weiter zu helfen. Doch andererseits hatte der Fremde auch ihre Neugier geweckt, schließlich war es nicht jeden Tag, dass man einen Mitgauner traf. Die Zeit die es brauchte den Brünetten zu seinem Zielort zu bringen würde jetzt auf jeden Fall auch keinen Unterschied mehr machen, danach würde sie die Medizin immernoch holen können. "Na gut, ich bringe dich hin… wenn du mir erzählst was du da willst und wo du herkommst. Du hast ja selbst gemerkt dass du hier nicht gerade unauffällig aussiehst." Persönliche Grenzen? Was sollte das sein? Wenn die Silberhaarige sich für etwas interessierte, hatten die anderen Leute gefälligst ihre Neugier zu stillen, sodass sie nicht zögerte ihren Gegenüber auszufragen, während sie sich in Gang setzte. "Ich heiße Cayra, Cayra Lunos."

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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptySo 30 Jan 2022 - 20:01

Oh ja du bist wirklich unglaublich gut Selbst in seinen Gedanken konnte Lian den sarkastischen Tonfall hören, mit dem er über die Feline urteilte. Natürlich war sie auf seine Illusion hereingefallen, alles andere wäre auch überraschend gewesen. Dieses Mädchen konnte nicht wissen, dass sie es mit einem Magier zu tun hatte – Okay, der Falls hielt sich nicht wirklich für einen Magier, aber dass er magische Begabung besaß, konnte er nicht verleugnen. Und selbst wenn sie es gewusst hätte: Ein stinknormales Straßenkind, das nicht fähig war, das Mana in ihrer Umgebung zu leiten, hätte gar keine Möglichkeit gehabt, die heraufbeschworenen Illusionen zu durchschauen oder sie aufzulösen. Nein, die Feline hatte gerade einfach die schlechteren Karten, was Lian ganz Recht war. Er durfte sich seine Überlegenheit nur nicht anmerken lassen, damit sie nicht skeptisch wurde und er gleichzeitig auch noch den Weg zu seinem Zielort gezeigt bekam. Der Braunhaarige konnte dem Mädchen ansehen, wie sie nachdachte und anscheinend die Optionen durchging, die sie hatte. Was genau er getan hätte, wenn sie sich nun einfach geweigert hätte? Wahrscheinlich hätte er sie ziehen lassen und sein Glück eben doch anderweitig gesucht. Wenn sie allerdings mit der Zieladresse in der Tasche hätte fliehen wollen, hätte Lian sich etwas ausdenken müssen. Vermutlich hätte er seine Illusion doch vorzeitig aufgelöst und eine Konfrontation mit der Felinen provoziert. Allerdings wäre das wirklich die letzte Option gewesen, auf die der 18-Jährige hätte zurückgreifen wollen. Nicht, weil er wirklich Angst davor hatte, diesem Mädchen körperlich unterlegen zu sein, sondern vielmehr, weil er wusste, dass insbesondere Straßenkinder erbarmungslose Kämpfende sein konnten. Sie hatten meistens nichts mehr zu verlieren und gingen daher rücksichtslos vor, wenn es darum ging, ihre Beute zu erlangen. Es hätte ihn auch nicht gewundert, wenn dieses Mädchen eine Waffe bei sich trug – das hatte der Falls immerhin früher auch getan.

Nein, soweit sollte es nicht kommen. Als Lian die Zustimmung der Fremden vernahm, atmetet er insgeheim erleichtert aus. Das machte vieles einfacher, ganz davon ab, dass seine Lust, sich hier auch noch in Gefahr zu begeben, sichtlich in Grenzen gehalten hatte. Er hatte keinen Schimmer, was er Aram bei seiner Heimkehr hätte erzählen wollen, warum er irgendeine Stichverletzung bei einem einfachen Botenjob davongetragen hatte. Also lieber zurück in die Gegenwart zu Cayra, wie sich das Mädchen im nächsten Atemzug vorstellte. Die Mundwinkel des Falls hoben sich zufrieden an, bevor er auch schon lostrottete, um der jungen Dame zu folgen. „Es ist mir eine Freude, deine Bekanntschaft zu machen, Cayra Lunos“, äußerte der 18-Jährige bewusst übertrieben, als er wieder mit der Felinen aufgeschlossen hatte und sie mit einem Seitenblick ansehen konnte. Sie verließen den Seitenweg, in den sie abgetaucht waren und kehrten zurück auf eine der belebteren Straßen der Stadt. Nur kurz nahm sich Lian Zeit, um die Menschen in seinem Umfeld zu betrachten, aber niemand hier interessierte sich für das ungleiche Duo. Er bezweifelte, dass seine Verfolger – wenn sie denn überhaupt noch auf der Suche nach ihm waren – ihn hier finden würden. Es waren einfach zu viele Menschen unterwegs. Entspannt ließ der Falls seine Hände in den Taschen des Pullovers verschwinden, ehe er sich wieder Cayra zuwandte. Was hatte sie gesagt? Er sah hier nicht gerade unauffällig aus? Was eine entzückende Art, um ihn auf seine fremde Herkunft als Wüstenbewohner anzusprechen. Ausländer raus? So manch ein Kommentar lag dem Falls auf der Zunge, aber er entschied sich dagegen, sie zu äußern. Dieses Mädel hätte sie vermutlich sowieso nicht verstanden. „Ich sehe nicht unauffällig aus? Das kann ich nur zurückgeben. Zumindest sind mir noch keine anderen Mädchen mit Katzenohren in dieser Stadt aufgefallen“, schoss er schlicht zurück und schmunzelte, bevor er fortfuhr: „Aber du hast Recht und wenn ich mir das Wetter hier so ansehe, wundert es mich auch nicht, dass im Gegensatz zu mir alle so aussehen, als hätten sie seit Monaten kein Tageslicht gesehen.“ Nur nochmal zur Erinnerung: Es war gerade wolkenverhangen, windig und dunkel in Hargeon Town. Eindeutig nicht das Wetter, das der Falls aus seiner Heimat gewohnt war. Lian zuckte mit den Schultern. „Ich komme aus Aloe Town. Sagt dir das überhaupt etwas? Eine große Stadt in West-Fiore, inmitten der Wüste. Also am anderen Ende der Welt, wenn du es so ausdrücken möchtest.“ Eigentlich war es nur das andere Ende von Fiore, aber für Lian, der in seinem Leben kaum einen Tag keinen sandigen Boden unter seinen Füßen gespürt hatte, fühlte es sich tatsächlich so an, als hätte er mit der heutigen Tour eine Weltreise hinter sich gebracht. Dass das nur ein Bruchteil dessen war, was die Welt zu bieten hatte, konnte der junge Mann noch gar nicht erfassen. „Sollte es dich mal in die Wüste verschlagen, wirst du feststellen, dass da jede zweite Person so aussieht wie ich. Allerdings würde ich dir in diesem Fall empfehlen, einen guten Sonnenhut zu tragen.“ Sein Blick flog einmal über den gesamten Körper der Felinen, bevor er ergänzte: „Ich glaube, du würdest keine fünf Minuten durchhalten, ehe du einem Krebs Konkurrenz machen könntest. Und ich kann dir sagen: Nichts ist unangenehmer, als ein Sonnenbrand am ganzen Körper.“ Lian glaubte nicht, dass man in Hargeon Town ein Problem mit Sonnebrand haben konnte, wenn es hier immer so dunkel und kalt war, wie er es aktuell miterlebte. Also war es doch nur nett von ihm, Cayra vorzuwarnen, oder? Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Straßenkind aus dieser Stadt nach West-Fiore reiste, ging allerdings auch gen null. Ihm war ja nicht klar, dass dieses Mädchen gar kein Straßenkind war – zumindest nicht mehr. „Und warum ich hier bin…“ Sollte er ihr die Wahrheit erzählen? Nein, das war keine gute Idee. Sie kannte seinen Namen und wusste, dass er eine Passantin bestohlen hatte. Außerdem hatte Cayra bereits gezeigt, dass sie nicht auf den Kopf gefallen war, sodass Lian nicht ausschließen konnte, dass sie die Information, dass er als Magier einer Magiergilde unterwegs war, vielleicht gegen ihn verwenden würde. Vielleicht würde es auch Fragen bezüglich seiner Magie provozieren, die der Falls sicherlich nicht thematisieren wollte. „Mein Onkel hat mich darum gebeten, einen Brief für ihn in dieser Stadt abzuliefern. Und mein Onkel kann ziemlich… überzeugend sein.“ Das war nicht einmal gelogen! „Und jetzt bin ich hier.“ Wieder zuckte die Sphynx mit den Schultern und dann legte sich kurzes Schweigen über die beiden Diebe. Erneut wanderten die hellgrünen Augen zu Cayra und Lian musterte die Jüngere genauer. Sie hätten den Weg auch schweigend zurücklegen können, aber ganz davon ab, dass das ziemlich langweilig gewesen wäre, wollte der Falls die Chance auch nicht ungenutzt lassen, ein bisschen mehr über diese Fremde zu erfahren. Wenn er eines konnte, dann war es reden. Mehr als einmal in seinem Leben hatte er aus solchen Gesprächen schon Informationen ziehen können, die ihm irgendwann mal geholfen hatten. Wer konnte schon sagen, ob sich das mit dieser Felinen nicht genauso verhalten könnte? „Du lebst in dieser Stadt? Die vielen Narben erwecken zumindest den Eindruck, als wäre es kein sonderlich leichtes Leben.“ Anstatt sich zurückzuhalten, löste Lian die rechte Hand aus der Tasche und deutete auf Cayras Hand, mit der sie wenige Augenblicke zuvor noch nach der Brieftasche gefordert hatte. „Das sah aus wie ein Biss, der es in sich gehabt haben muss. Gibt’s eine Geschichte zu dieser Narbe?“ Die Hellhaarige konnte jetzt zumindest merken, dass Lian alles andere als unaufmerksam war. Eine typische Eigenschaft, die jeder Dieb und jede Diebin besitzen musste.

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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptyMi 2 Feb 2022 - 13:57

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Wie Cayra wohl reagieren würde, sollte sie rausfinden dass sie übers Ohr gehauen wurde? Wohl nicht sehr positiv, denn das hätte gehießen dass sie nicht nur gerade ihre Zeit verschwendete, sondern auch dass sie sich hatte austricksen lassen. Doch zu Lians Glück hatte sie die Illusion nicht durchschauen können. Zwar war die Feline schon seit einer weile dabei Magie zu lernen, doch hatte sie nur wenig natürliches Talent dafür, sodass sie viel üben und büffeln musste. Bisher hatte sie es noch nie geschafft einen Zauber zu wirken. So war es auch kein Wunder dass sie auf den Trick des Falls reingefallen war, und würde etwas sie nicht sehr skeptisch werden lassen, würde das wohl auch so bleiben.
Jedenfalls brachen die Beiden zu Lians Zielort auf. Dass die Lunos mit ihren Katzenmerkmalen auch ziemlich herausstach stimmte natürlich, und sie waren ihr auch schon mehrmals zum Verhängnis geworden, allerdings hatte sie dann auch stets Fluchtpläne parat gehabt, anstatt sich solch einen Stunt wie der Falls zu erlauben. Dass es nicht schwer war ihren Kommentar negativ zu interpretieren war der Silberhaarigen nicht aufgefallen, soweit sie wusste hatte sie angesichts der Ereignisse nur einen objektiven Fakt genannt. Als der Brünette von seiner Heimat erzählte, hörte sie wie gebannt zu, ihn mit vor kindlichem Wunder funkelnden Augen fixiert. "Die Wüste… Stimmt es, dass da alles mit Sand bedeckt ist? So wirklich überall?" das Mädchen hatte den Großteil ihres Lebens nur in Hargeon Town verbracht, und auch nachdem sie nach Magnolia umgezogen war, hatte sie dieses nicht oft verlassen. Man konnte durchaus sagen, dass ihr Verständnis der Welt lediglich aus diesen beiden Städten bestand. Wie groß das Reich Fiore wirklich war konnte sie sich gar nicht vorstellen, ganz zu schweigen von der ganzen Welt, so konnte sie auch nicht einschätzen wie weit Westfiore entfernt war. Sie hatte immer nur abstrakte Erzählungen von fernen Ländern und Klimata gehört, welche aber genug waren um große Abenteuerlust in ihr zu erwecken. "Danke für den Tipp. Wie heißt die Stadt nochmal? Aloe Town? Da gehe ich auf Jeden auch mal hin." deklarierte das Mädchen mit einem zuversichtlichem Lächeln. Vielleicht könnte sie Johannah ja irgendwie dazu bewegen, mal mit ihr dorthin zu fahren, oder sie sparte selbst, bis sie sich die Reise leisten könnte. Dass sie schon in zwei Jahren im Rahmen ihrer Arbeit dorthin reisen würde konnte sie natürlich nicht ahnen.
Schließlich sprach der Falls den Grund für seinen Aufenthalt in Hargeon Town an, welcher Cayra etwas nachdenklich stimmte. Sein Onkel konnte überzeugend sein. Also hatte Lian überzeugt werden müssen? Wollte er etwa gar nicht hierher kommen? War es denn nicht für jeden aufregend und spannend einen neuen Ort zu sehen? Wenn man darüber nachdachte war er gewissermaßen aus dem gleichen Grund wie sie in diese Stadt gereist, um einen Auftrag für einen Verwandten zu erledigen, nur dass die Feline im Gegensatz zum Wüstenbewohner etwas holen musste, während dieser etwas abgeben sollte. "Dein Onkel muss dir ja echt vertrauen wenn er dir so ‘nen Auftrag überlässt."
Dann sprach der Mitgauner aber die Lunos auf ihre Hintergründe an, und keinen Schaden darin sehend etwas über sich zu teilen, beantwortete sie Lians Fragen. Sie hatte keine Hemmungen über ihre Narben und dergleichen zu sprechen, ganz im Gegenteil sogar. Auch wenn man vielleicht erwarten würde, jemand mit Trauer oder Schmerz erfüllt über seine Zeit auf der Straße sprechen würde, war dies bei der Silberhaarigen ganz und gar nicht der Fall. Ihr Tonfall war sehr lässig, wenn dann voller Stolz. "Jaa, diese Stadt hat mich großgezogen. Ich hatte keinen der auf mich aufpasst, also habe ich gelernt das selbst zu machen. Es war nich‘ leicht, nein, aber ich habe es trotzdem geschafft zu überleben und bin stark geworden. Meine Narben zeigen das. Aber nein, heute wohne ich hier nicht mehr." Sie betrachtete ihre rechte Hand, über die sich die Spuren des Hundebisses zogen. Bis heute waren noch die Folgen spüren, denn obwohl die Wunde lange verheilt war, hatte sie dass Gefühl in ihrer Hand nie ganz wiedererlangt, und laut Johannahs Einschätzung würde das auch so bleiben. "Die hier war echt hart. Ich hatte mir von ‘nem Fleischer ein Paar Würstchen geklaut gehabt, als wie aus dem nichts dieser riesige Hund auftauchte. Ich konnt‘ garnicht reagieren, da hatte er sich schon in Meine Hand gebissen. Irgendwie bin ich dem Vieh entkommen, ich glaube als es die Würstchen hatte wollte es garnix mehr von mir." Mit Hunden hatte sie in ihrem Leben auf jeden Fall abgeschlossen. Als Feline war sie diesen Tieren sowieso nie freundlich gesinnt gewesen, doch diese Erfahrung hatte ihr gezeigt, diesen Monstern konnte man nicht über den Weg trauen. "Auf jeden Fall war die Wunde echt schlimm. Je mehr Zeit vergang umso mehr tat es weh, irgendwann war sie richtig infiziert und so. Und dann bin ich auch noch krank geworden." Langsam schlich sich ein warmes Lächeln auf das Gesicht der Teenagerin, während sie erzählte. "Doch dann habe ich wen getroffen. Eine Heilerin hat sich um mich gekümmert bis ich wieder gesund war, und dann hat sie mich aufgenommen. Seitdem wohne ich bei ihr in Magnolia." Wann immer sie über Johannah sprach konnte sie nicht anders als ein wohlig warmes Gefühl zu verspüren. "Das heißt aber nicht dass ich eingerostet bin! Hast du ja selbst gesehen!" Warf sie dann jedoch schnell hinterher. Es sollte ja niemand denken dass sie zu einem Schoßkätzchen geworden war. "Aber ja, wegen ihr bin ich jetzt auch hier. Sie braucht eine bestimmte Medizin um einen Patienten zu behandeln, nur habe ich das Geld dafür… verloren. Weswegen‘s echt gelegen kam dass du auf frischer Tat ertappt wurdest, also danke dafür. Das Geld reicht auf jeden Fall." Ein kurzes Kichern entkam ihren Lippen. Auch wenn Lian ihr ihre Beute eigentlich weggeschnappt hatte, war es letzten Endes ja doch gut ausgegangen. Wer hätte Gedacht dass so viel Jewels in der Brieftasche sein würden? Da wurde Cayra etwas stutzig. So wie der Brünette es gesagt hatte als er das Portmonee überreichte, hatte es jetzt im Nachhinein so geklungen als hätte er gewusst wie viel drinnen gewesen war. Hatte er etwa schon reingeschaut? Aber wann denn, während der Flucht? Nein, das wäre idiotisch gewesen, aber andererseits hatte er auch jemanden bestohlen ohne einen Fluchtplan parat zu haben, was sicher genauso idiotisch war. "Sag mal, woher wusstest du wie viel Geld in der Brieftasche ist? Du meintest ja dass das Geld ausreicht um dir den Weg zu zeigen."

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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptyDo 3 Feb 2022 - 16:39

Mit Sicherheit war dieses Mädchen jünger als Lian, doch erst in dem Moment, als sie mit kugelrunden Augen zu ihm aufblickte und in ihren braunen Seelenspiegeln kindliche Naivität aufblitzte, wurde dem 18-Jährigen erst klar, wie viel jünger Cayra sein musste. Ihr Auftreten, als sie ihm zur Flucht verholfen hatte aber auch die entschiedene Forderung nach der Brieftasche, genauso wie ihre Raffinesse beim Austricksen hatten über den Umstand hinweggetäuscht, dass die Katzenlady gerade erst auf der Schwelle vom Mädchen zur jungen Frau stand. Der Falls kam zum Schluss, dass die Hellhaarige richtig knuffig aussah, wenn sie die Maskerade der starken Frau ablegte und versuchte sich daher, den Moment im Geiste abzuspeichern. Insbesondere deshalb, weil er sicher war, dass es nicht von langer Dauer sein würde – Niedlichkeit war etwas, was man sich als Straßenkind nicht leisten konnte. „Oh, das stimmt. Dort gibt es viel Sand. Sogar sehr viel Sand“, antwortete der Braunhaarige auf die gestellte Frage und lächelte milde. Er mochte es, wenn man Interesse an seiner Heimat zeigte und noch viel mehr mochte er es, die Faszination in den Augen von Cayra lesen zu können. West-Fiore, aber speziell Aloe Town, war ein wunderbarer Ort. Der Falls liebte seine Heimat, trug sie im Herzen und jeder, der diese Begeisterung teilte, hatte automatisch Pluspunkte bei ihm gesammelt. „Aloe Town, richtig. Eine Stadt, die immer einen Besuch wert ist. Aber den Sonnenhut nicht vergessen.“ Lian lachte leise und winkte dann ab. Wenn er mal geahnt hätte, wie drastisch sich die Meinung seiner neuen Bekannten über die Wunder der Wüste in weniger als zwei Jahren schon ändern würde. Nein, das war etwas, das der Falls in der aktuellen Zeit nicht ahnen konnte. Das nächste Gesprächsthema, das sie anschnitten, stimmte den Bogenschützen leider nicht ansatzweise so glücklich wie seine Heimat: Es ging um seinen Onkel. Aram musste ihm vertrauen, wenn er ihm so einen Auftrag überließ? Lian konnte es nicht verhindern, dass ein lautes, vielleicht ein bisschen zu lautes Lachen seiner Kehle entwich. „Entweder das oder er hatte einfach keine Lust, selbst seinen Hintern hierher zu bewegen“, kommentierte er und verschränkte dann lässig die Arme hinter dem Kopf. Daraus sollte ersichtlich sein, dass das Verhältnis zwischen Neffen und Onkel ziemlich angespannt und wenig herzlich war. „Und so, wie ich ihn kenne, war eindeutig Zweiteres der Fall.“ Was nicht nur daran lag, dass ein Gildenleiter mit Sicherheit wichtigere Dinge zu erledigen hatte, als irgendwelche Briefe abzuliefern. Tatsächlich wusste der Braunhaarige nicht, was genau in dem versiegelten Schreiben stand, das ihm am Tag zuvor in die Hand gedrückt worden war. Er wusste ja nicht einmal genau, wo er eigentlich hingehen musste und war auf die Hilfe der Einheimischen angewiesen, um den Zielort zu finden. Es hätte die Sphynx nicht gewundert, wenn das Schreiben nicht mehr als ein Fake war, um ihn zu ärgern und durch die halbe Weltgeschichte zu schicken. Nein, Lian glaubte nicht, dass er gerade einen wirklich wichtigen Job erledigte. Er quittierte das Ganze mehr als Beschäftigungstherapie.

Aber viel interessanter als das war es doch, was Cayra über sich selbst zu erzählen hatte, oder? Während die hellgrünen Augen auf dem Pfad vor ihnen klebten, hörte er den Worten der Felinen aufmerksam zu. Sie war also wirklich ein Straßenkind dieser Stadt… gewesen. Mit einem Seitenblick streifte er die Hellhaarige und kam nicht umhin, ein bisschen beeindruckt zu sein. Die meisten Straßenkinder blieben genau das, als was sie geboren worden sind: Obdachlose, die sich mit Gaunereien oder Bettelei eher schlecht als Recht über Wasser hielten. Die harten Umständen, denen man auf der Straße ausgeliefert war, sorgten nicht selten dafür, dass man früh verstarb. Die Wenigsten schafften es, aus eigenem Antrieb einen Ausweg zu finden. Und noch weniger hatten einfach nur Glück, an eine gute Seele zu geraten, die ihnen half. Von dem, was Cayra erzählte, schien bei ihr Zweiteres der Fall gewesen zu sein. Und das warme Lächeln, das sich in den Zügen der Felinen festigte, zeugte davon, wie dankbar sie ihrer Retterin für das war, was sie getan hatte. Es war eine Wärme, die man selbst als Außenstehender fast schon greifen konnte, wie Lian feststellte. „In Magnolia…“, wiederholte der Dieb den Ortsnamen und dachte kurz darüber nach, wo diese Stadt liegen mochte. Selbst wenn er persönlich die Wüste nie verlassen hatte, war er zumindest um theoretische Kenntnisse nie ganz herumgekommen. So wusste er, dass Magnolia ebenso in Ost-Fiore lag. Aber… es war schon noch einmal eine ganze Ecke von Hargeon entfernt, oder? Die mit Inbrunst ausgesprochene Ergänzung von Cayra sorgte dafür, dass Lian die Verschränkung hinter seinem Kopf endlich auflöste und beide Hände ergeben anhob. Sie war nicht eingerostet? „Nein, das hast du sehr anschaulich unter Beweis gestellt“, stimmte er ihr kurzerhand zu und hob die Mundwinkel an. Offensichtlich mochte sie es, wenn man ihr Bestätigung gab – wenn es das war, was sie brauchten, damit dieses Gespräch fortgeführt wurde und sie gleichzeitig nicht misstrauisch wurde, sollte sie es von Lian bekommen. Der 18-Jährige wollte es sich selbst nicht eingestehen, aber es war nicht nur der Wunsch nach Informationen, die ihn dazu brachten, das Gespräch fortzuführen. Irgendwie genoss er den Austausch mit dieser aufgeweckten und raffinierten Felinen auch ziemlich. Sie war eigentlich ganz sympathisch. „Tja, was soll man auch anderes als schlechte Erfahrungen mit irgendwelchen riesigen Kötern machen?“, fragte er schließlich nach und hob die Schultern unschlüssig an. Kurz musterten die hellgrünen Augen die Ohren von Cayra, bevor er mit deutlichem Amüsement im Unterton ergänzte: „Ich weiß schon, warum ich mich lieber mit Katzen abgebe.“ Lian zwinkerte und verschränkte dann die Arme vor der Brust. Als er weitersprach, war seine Stimme deutlich ernster als zuvor: „Aber gut, dass die Heilerin dir geholfen hat. Wenn ihre Behandlungsmethoden so waren wie die des Mannes, der die Straßenkinder in Aloe zusammenflickt, kann ich zumindest ahnen, dass es eine Tortur für beide Seite gewesen sein muss.“ Shaban – wie es dem alten Mann wohl ging? Es war lange her, dass Lian den Heilkundigen das letzte Mal gesehen hatte, doch die Schmerzen und das Leid, die seine Behandlungen insbesondere bei ihm verursacht hatten, waren noch allzu gut in Erinnerung geblieben. Nicht selten hatten er und Shaban sich gegenseitig angekeift, weil Lian sich gerne anstellte und in das vermeintliche Leid hineinsteigerte, anstatt die Zähne zusammenzubeißen. Und nicht ein einziges Mal hatte der Falls sich im Anschluss für die Hilfen ernsthaft bedankt. Auch dass es ihm durch Shabans Behandlung stets besser gegangen war, hatte der Lockenkopf niemals zugegeben. Okay, vielleicht nicht direkt nach der Behandlung, aber langfristig gesehen.

Der 18-Jährige lächelte bei der Erinnerung an Shaban ein wenig in sich hinein und verdrängte beinahe die Stimme der Felinen, die weitererzählte. Sie nannte den Grund, warum sie in Hargeon war… und erst mit zeitlicher Verzögerung sickerten die Worte zum Hirn des Illusionisten durch. Medizin? Sie brauchte Medizin, um einen Patienten zu behandeln. Die hellgrünen Augen weiteten sich, die Augenbrauen des Falls wanderten überrascht nach oben. Er war davon ausgegangen, dass Cayra ihn aus reiner Selbstsucht um die Jewels hatte erleichtern wollen – weil sie eben ein Straßenkind war, das möglichst viele Jewels horten musste, um zu überleben. Man wusste immerhin nie, wann man erneut an Jewels kommen konnte. Kurz überlegte der Falls, ob die Hellhaarige vielleicht log… aber nein, dazu gab es keinen Grund. Sie hatte die Geldbörse mit dem Geld erhalten, es gab keinen Anlass, irgendwie Mitleid bei Lian erwecken zu wollen. Der Falls hatte sich seit seiner Ankunft in Hargeon Town absolut großartig und überlegen gefühlt, doch plötzlich mischte sich ein bitterer Beigeschmack in sein Erfolgserlebnis. War das etwa sein Gewissen? Verdammt nochmal, nicht jetzt, rief er sich in Erinnerung. Er hasste sein Gewissen, es legte ihm Steine in den Weg und es meldete sich immer zu den ungünstigsten Zeitpunkten. Irgendwie musste der Braunhaarige gerade an Gin denken – wie sie ihm vorwarf, zu weich zu sein. Scheiße, er wollte das nicht. Lian wollte ein selbstgefälliges Arschloch sein, denn damit lebte es sich leichter und somit schob er sein Gewissen mit eisernem Willen in den Hintergrund. Ob das auf Dauer funktionieren würde? Natürlich traf die Nachfrage, die die Feline danach stellte, den Illusionisten auf dem gänzlich falschen Fuß. Woher er gewusst hatte, wie viele Jewels in der Brieftasche waren? Noch eine Lüge. Gerade jetzt nötigte sie ihn dazu, wieder von der Wahrheit abzuweichen. Lian riss sich zusammen rief sich mehrere Dinge in Erinnerung: Diese fremde Feline konnte ihm egal sein. Genauso wie dieser unbekannte Patient. Und wenn sie die Medizin nicht kaufen konnte? Wenn dieser Patient starb? Was sollte das sein Problem sein, er kannte diese Menschen nicht einmal und tagtäglich gab es Menschen, die irgendwo sterben mussten. Sie würden sich umgekehrt auch nicht für ihn interessieren. Jeder war sich selbst der Nächste – etwas, das der Falls mehrfach gedanklich wiederholte, um die Stimme seines Gewissens endgültig zu übertönen. „Wie du dir denken kannst, war das bei Weitem nicht die erste Brieftasche, die ich habe mitgehen lassen. Ich würde also sagen, ich wusste es durch meinen unglaublich großen Erfahrungsschatz als Dieb?“ Lian neigte den Kopf etwas zur Seite und schmunzelte, ließ dieses Selbstlob kurz im Raum stehen, damit es seine volle Wirkung entfalten konnte. Erst dann öffneten sich seine Lippen erneut: „Es war das Gewicht. Die Brieftasche war zu schwer, als dass sich nicht viele Jewels darin hatten befinden können.“ Natürlich hatte er es gewusst, weil er die Illusion heraufbeschworen hatte, aber die Erklärung, die er Cayra lieferte, war durchaus naheliegend. Auch die Feline hatte mit Sicherheit die eine oder andere Erfahrung mit Nieten gemacht – Brieftaschen, die man gestohlen hatte, die aber keine oder kaum Jewels beinhaltet hatten. Man hatte also einen Vergleich und konnte erahnen, wann eine Brieftasche großen Gewinn versprach. Es sah so aus, als wollte der junge Mann noch etwas ergänzen. Lächelnd sah er wieder nach vorne, öffnete den Mund…

… doch die Worte blieben ihm im Halse stecken.

Vor ihm eröffnete sich eine gänzlich neue Welt. Die Straße, die die beiden jungen Menschen eben noch entlanggeschritten waren, mündete in einen Bereich, den Lian in Ermangelung seines Wissens noch nicht als den Hafen der Stadt einordnen konnte. Was er allerdings erkannte, war der Horizont – in ganzer Länge. Es waren keine Steinwände mehr, die seine Sicht einschränkten, sondern eine weite, offene Fläche, die in die Unendlichkeit reichte. Das Stimmengewirr, das die vielen Menschen in der Umgebung abgegeben hatten, wurde mit einem Schlag übertönt von einem mindestens genauso lauten, aber insgesamt deutlich musikalischerem Rauschen, das sich im immer gleichen Takt wiederholte. In der Ferne türmten sich hohe Wellen auf, die Lian vermutlich um ein Vielfaches überragten. Und als der 18-Jährige sich mit der Zunge über die Lippen fuhr, breitete sich der Geschmack von Salz in seinem Mund aus. Die einzelnen Teile setzten sich zusammen und sein Verstand formte eine Schlussfolgerung: Das Meer. Ein fesselnder Moment, der von einer energischen Stimme zu Lians Rechten jäh unterbrochen wurde: “Aus dem Weg!“ Der Falls stolperte im letzten Moment zur Seite, um dem Schubkarren auszuweichen, der ihm beinahe über die Füße gefahren worden wäre. Der breitschultrige Mann kotzte Lian noch eine abfällige Beleidigung vor die Füße, aber der junge Mann war viel zu perplex, um eine größere Reaktion auf diese Unfreundlichkeit zu zeigen. Ohne ein Wort zu sagen, wandte sich der Falls wieder dem unendlichen Meer zu, trat bis an den Rand des Weges und legte die Hände auf dem sichernden Geländer ab. Zu seinen Füßen konnte der Braunhaarige beobachten, wie die ankommenden Wellen sich an der steinigen Hafenkante von Hargeon Town zerschlugen. Die hellgrünen Augen rissen sich von dem Anblick los und sahen wieder in die Ferne. Einerseits hatte das Meer faszinierende Ähnlichkeit mit den Weiten der Wüste und war gleichzeitig doch so anders, dass Lian sich fast schon unwohl fühlte. „Du hast doch vorhin nach der Wüste gefragt“, begann er mit einiger Verzögerung, ohne sich richtig zu Cayra umzudrehen. Er vergaß in diesem Augenblick vollkommen, sich die Faszination für das Unbekannte nicht anmerken zu lassen. „Mach eine Momentaufnahme von diesem Meer und ersetze all das Wasser durch Sand. Die Wellen werden zu Sanddünen, die Möwen zu Falken. So kannst du dir die Wüste in West-Fiore vorstellen.“ Er drehte sich zu Cayra um und echte Faszination zeigte sich in den hellgrünen Seelenspiegeln. Da hatte er sich eben noch über die kindliche Naivität erhoben, die das Mädchen bei der Erwähnung einer Wüste gezeigt hatte und war wenige Minuten später selbst beim Anblick des Meeres doch kein Stückchen besser. Kurz flog sein Blick vorbei an der Hellhaarigen und blieb hängen an einem muskulösen Mann, der nicht nur ein dickes Holzfass auf dem Rücken trug, sondern auch über eine wackelige Planke balancierte, um auf ein anlegendes Schiff zu gelangen. Kurz sah es so aus, als würde er in die Tiefe stürzen, doch dann fing sich der Mann wieder, erreichte das Deck und verschwand damit aus Lians Sichtfeld. Es waren so unglaublich viele Fragen, die sich der 18-Jährige in seinem Wissensdurst stellte. Wo sollte er nur anfangen? „Weißt du, wohin die Schiffe fahren, die von Hargeon Town aus ablegen?“ Er sah wieder zu Cayra, die gerade die einzige Möglichkeit war, um an die ersehnten Antworten zu kommen.

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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptySo 6 Feb 2022 - 21:34

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Gebannt hörte Cayra den Erzählungen über die Wüste zu, ihr Geist in Hochbetrieb beim Versuch sich die fremdartige Landschaft vorzustellen. Sie hatte schon immer eine gewisse Fernweh verspürt, stets nach Geschichten von fernen Ländern und Kontinenten lauschend, in der Hoffnung diese irgendwann einmal selbst erforschen zu können, nicht nur sandige Wüsten, auch dichte Wälder, schneebedeckte Berggipfel oder gefährliche Sümpfe. Und als sie von Johannah aufgenommen wurden war, waren solche Reisen endlich ins Reich des Möglichen gerückt, nicht länger nur abstrakte Wünsche, die man sowieso nie umsetzen können würde. Hätte die Feline gewusst dass sie in diesem Moment gedanklich als „knuffig“ abgestempelt wurde, hätte sie wohl wieder eine neutrale Miene aufgelegt, und sich dafür verflucht sich so offen mitreißen lassen, doch ohne diese Selbsteinsicht war ihre Begeisterung weiter offen zu sehen. Als Lian noch einmal betonte dass man nach Aloe einen Sonnenhut mitbringen sollte, machte sie sich erst recht eine mentale Notiz davon. "Den vergess ich nicht, darauf kannste dich verlassen." Versicherte die Lunos, ihrer Meinung nach müsste jemand der das vergaß nachdem es zweimal gesagt wurden war schon ziemlich dumm sein.
Als das Gespräch auf den Onkel des Falls fiel, war dessen Reaktion ziemlich überraschend. Wieso lachte er denn? Der Kommentar der Silberhaarigen war keinerlei witzig gemeint gewesen, sondern war einfach nur der Eindruck den sie bekommen hatte, doch mit diesem hatte sie sich wohl geirrt, so abwegig wie es dem Brünetten offenbar schien. Hatte er etwa kein gutes Verhältnis zu seinem Onkel? Ihr erster Impuls war gewesen, die Beziehung zwischen Lian und seinem Onkel mit ihrer eigenen Beziehung zu Johannah zu vergleichen, doch damit hatte sie wohl falsch gelegen. Vielleicht war er deswegen auch nicht angepicht von seinem Auftrag?
Ein zufriedenes Lächeln zeichnete sich auf dem Gesicht der Teenagerin ab, als ihr bestätigt wurde dass sie nichts von ihren Fähigkeiten eingebüßt hatte. Sie war keines Wegs von der Anerkennung Anderer abhängig, das hieß aber nicht dass sie solche nicht trotzdem genießen konnte. Was der Falls zu Hunden und Katzen zu sagen hatte brachte sie zum Kichern, und auch seiner Einschätzung der Behundlungsmethoden konnte sie nur zustimmen. "Oh ja, erinner mich garnich erst dran, das will ich nicht nochmal durchmachen." Das regelmäßige Säubern der Wunde, wenn auch nötig, war nicht angenehm gewesen, zumal Johannah sie gar nicht erst behandelt hätte, wäre es nach der damaligen Cayra gegangen. Sie konnte sich noch gut erinnern wie sehr sie sich vor jeglichem Kontakt mit der damals Fremden gewehrt hatte und nicht nur einmal vor ihr weglaufen wollte. Sie fand es schon witzig, heute hätte sie sich gar nicht mehr vorstellen können lange von ihr getrennt zu sein. Wie sich herausgestellt hatte, konnte man manchen Menschen tatsächlich vertrauen. Ob Lian auch einer von denen war? Überzeugt war die Feline davon noch nicht, aber ihr Gespräch war bis jetzt auf jeden Fall echt angenehm gewesen. Bei dieser noch bestehenden Skepsis war es dann auch kein Wunder, dass sie noch einmal wegen der Brieftasche nachfragte, allerdings war die Erklärung vom Falls schon schlüssig. Die Brieftasche war tatsächlich echt schwer gewesen, also war es nachvollziehbar dass er daher auf den ungefähren Inhalt schließen konnte.
Lian machte kurz den Eindruck als hätte er noch etwas sagen wollen, blieb dann aber abrupt stehen, was verständlich war wenn man schaute was für eine Szenerie sich vor den Beiden erstreckte. Sie waren am Hafen angekommen, und der Wüstenbewohner der anscheinend noch nie das Meer gesehen hatte, war von dem Anblick erst einmal ordentlich geflashed. Die Lunos hatte schon oft beobachtet, wie Leute reagierten wenn sie zum ersten Mal den Ozean erblickten und konnte es nur allzu gut nachvollziehen, sie konnte sich manchmal auch nicht daran sattsehen. Als Lian zum Geländer schritt folgte sie, Arme und Kopf drauflegend, und genoss ebenfalls die Szenerie. Das rauschen der Wellen, die salzige Luft, das unendliche Blau, das hatte sie schon lange nicht mehr gesehen und tatsächlich vermisst. Auch wenn Magnolia jetzt ihr Zuhause war und sie sich dort durchaus wohlfühlte, hatte das Meer doch etwas heimisches, wohliges an sich. "Toll, oder?" Sie erwartete keine Antwort, ihr Mitgauner schien gerade noch in seiner eigenen Welt zu sein. Als er dann begann zu reden hörte sie aufmerksam zu, von seiner Erklärung ins staunen versetzt. "So viel Sand gibt‘s…?" entkam es ihr bei der Vorstellung nur. Die Wüste war ein Meer aus Sand? Diese Welt war wohl voller Wunder. Als der Brünette sich umdrehte und fragte wohin die Schiffe fahren schaute das Mädchen nachdenklich zum Schiff das gerade beladen wurde. Zwar waren ihre Geografiekenntnisse praktisch nonexistent, allerdings hatte sie im Laufe der Jahre einige Namen von Händlern aufgeschnappt, die sie jetzt mit einem Hauch von Fernweh in der Stimme aufzählte. "So ziemlich überall hin glaube ich. Shoreshire, Kurobu, Port Hallowsea, Stella, Midi, Pergrande..." Was das wohl alles für Orte waren? Hoffentlich würde sie die alle einmal sehen können, am besten die ganze Welt. "Ein Mal habe ich probiert mich auf ein Schiff zu schleichen und mitzufahren, wurde aber erwischt. Wäre das nicht cool, bei einem Schiff aufsteigen ganz egal wohin die Reise geht, ohne festes Ziel, und einfach die Welt sehen?" Seit dem einen Mal wo sie erwischt wurden war hatte Cayra es nie wieder probiert, warum war sie sich selbst nicht sicher. Was wohl gewesen wäre hätte man sie nicht erwischt? Wo würde sie jetzt sein und was würde sie jetzt tun? Doch bei genauerem überlegen war sie schon froh dass man sie erwischt hatte, ansonsten hätte sie ja Johannah nie getroffen.
Nachdem die Beiden sich wieder auf den Weg gemacht hatten, richtete die Feline das Wort erneut an Lian, eine Frage stellend die ihr inzwischen auf der Zunge brannte. "Also, was ist eigentlich deine Geschichte, wie bist du ins Geschäft gekommen? Der Handgriff mit dem du die Brieftasche genommen hattest war klar sehr geübt. Warst du auch ein Straßenkind?"

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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptyDo 10 Feb 2022 - 21:24

Shoreshire, Kurobu und Port Hallowsea… Namen, die der 18-Jährige schon gehört hatte, ihnen aber keine wirklichen Bilder zuordnen konnte. Genauso verhielt es sich mit Stella, Midi oder Pergrande. Waren das andere Königreiche? Es hatte für den Falls nie einen Anlass gegeben, über den Tellerrand von Aloe Town hinauszublicken, was unter anderem daran lag, dass er keine besonderen Pläne für die eigene Zukunft besaß. Lian war ein Mensch, der an das Schicksal glaubte und sich schon immer auf diesem Glauben ausgeruht hatte. Ein wenig so, als würde man in einer Achterbahn sitzen und ganz gleich, dass man manchmal nach rechts oder links herumgerissen wurde, am Ende folgte man eben doch nur den vorgegebenen Schienen, die einem zum Ziel des eigenen Lebens führten. Und diese Schienen waren im Falle des Diebes bis gestern ausschließlich durch die Wüstenstadt verlaufen. Erst heute, hier im Hafen von Hargeon Town, wurde dem Braunhaarigen wirklich klar, wie viel weiter besagte Schienen in der gesamten Welt noch reichen könnten, wie klein sein Blick bisher gewesen war. Wieder sahen die hellgrünen Augen hinaus auf das Meer, das die Unendlichkeit, die sich vor dem Falls aufbaute, sehr eindrücklich symbolisierte. Lian konnte das Ende nicht erkennen, konnte nicht wissen, was es noch alles gab, das sich hinter dem Horizont verbarg. Über sich selbst überrascht stellte er fest, dass ihn etwas packte, was er mit Verzögerung als Fernweh identifizierte. Ein Gedanke, mit dem er sich bis dato nie hatte auseinandersetzen müssen.

Aber… ja, er hatte wirklich Fernweh. Und er verspürte überraschend viel Verständnis für Cayra, als diese erzählte, einst selbst auf ein Schiff geschlichen zu sein, um ins Unbekannte zu fahren. Der 18-Jährige wandte das Gesicht wieder dem großen Kahn zu, der unweit von ihnen entfernt beladen wurde und malte sich aus, wie es wäre, selbst auf diesem Schiff zu verschwinden. Anders als die Lunos war es aber nicht der Gedanke daran, die Welt zu bereisen, den Lian in diesem Moment so anziehend fand. Es war vielmehr die Möglichkeit zur Flucht – zur Flucht vor allem und jedem, insbesondere vor seinem eigenen Leben. Ganz gleich, wie großspurig der Falls sich gab, er war in Wirklichkeit ziemlich unzufrieden und unglücklich. Er war der Sohn einer unbekannten Ratte und hatte eine Mutter, die ihn – gerade deshalb – nie wirklich unterstützt hatte. Seinen Familiennamen als Geheimnis tragend, hatte er sich seine Anerkennung auf den Straßen Aloe Towns geholt und sich eine andere Identität aufgebaut, mit Tätigkeiten, von denen er damals, als er damit begonnen hatte, selbst nicht überzeugt gewesen war. Und doch war es der einzige Weg gewesen, die Achtung und das Ansehen zu erhalten, das er sich aus dem familiären Umfeld stets gewünscht, aber nie bekommen hatte. Leider war auch dieses Leben wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen und der Falls hatte die einzigen Beziehungen, die er je gehabt hatte, allesamt verloren. Die einzige Fähigkeit, auf die er je stolz gewesen war, brachte ihm seit seinem Eintritt in die Gilde Crimson Sphynx keine Anerkennung mehr ein, sondern verstärkte nur die Kritik, die von allen Seiten an ihm geübt wurde. Lian könnte auf dieses Schiff steigen und einfach verschwinden. Weg von allem und jedem, an einen Ort, an dem ihn niemand kannte und auch sein Onkel ihn nicht erreichen könnte. Einfach alles vergessen, was gewesen war und einen kompletten Neustart wagen. Eigentlich war der Braunhaarige nie jemand gewesen, der sich nach der unbekannten Ferne gesehnt hatte, doch in diesem Moment wirkte der Gedanke so unglaublich reizvoll, dass er kurz davor war, tatsächlich auf das Schiff zuzutreten. Nur weil Cayra sich plötzlich vom Geländer löste und das Wort an ihn richtete, kam der Falls wieder zu Sinnen. Er drehte sich zu der Felinen und blinzelte… dann lächelte er. „Ja. Der Gedanke ist ziemlich verlockend“, stimmte er ihr zu und rieb sich dann über den Hinterkopf. So ganz losgelassen hatte ihn die Idee noch nicht, aber er würde es sich für einen anderen Moment aufheben. Für einen Moment, wenn er alleine und unbeobachtet war. Solange er Cayra an der Seite hatte, konnte er sich kaum auf irgendein Schiff schleichen.

Und daher machten sich die beiden wieder auf den Weg.

Anstatt wieder in die Stadt einzutauchen, schlenderten sie die Promenade von Hargeon Town entlang, was Lian natürlich dazu verleitete, immer wieder in Richtung Meer zu blicken. Wenn es nur dieser wunderschöne Ausblick wäre, hätte er der kleinen Hafenstadt durchaus etwas abgewinnen können. Doch spätestens die besonders starke Windböe, die über die beiden jungen Menschen hinwegfegte, erinnerte den Falls nicht nur an die niedrigen Temperaturen, sondern insbesondere daran, dass er als Wüstenbewohner hier eindeutig nicht hingehörte. Der Falls warf sich die Kapuze seines Pullovers über den Kopf, mümmelte sich noch ein bisschen weiter in den weiten Stoff und vergrub die Hände tief in den Hosentaschen, in dem kläglichen Versuch, nicht vollkommen auszukühlen. Dass Cayra ihm Fragen stellte, war eine willkommene Ablenkung von der Kälte. Sein Handgriff nach der Brieftasche der Passantin hatte also geübt ausgesehen? „Danke für das Kompliment“, leitete er die Antwort ein und beugte sich ein bisschen nach vorne, sodass seine hellgrünen Augen hinter dem Stoff seiner Kapuze hervorblitzten und die Feline das leichte Lächeln in seinem Gesicht erkennen konnte. Dann stellte er sich wieder gerade hin und sah kurz gen Himmel, während er darüber nachdachte, was genau er von seinem Hintergrund mit der Hellhaarigen teilen wollte. „Meine Geschichte…“, murmelte er und zuckte dann mit den Schultern. Was sollte es schon schaden, ein bisschen zu erzählen? Er schmunzelte in sich hinein, bevor er im beiläufigen Tonfall begann: „Meine Geschichte kann vermutlich nicht ansatzweise mit der deinen mithalten. Ich bin vermutlich auch nicht das, was du als Straßenkind bezeichnen würdest, obwohl ich mich selbst doch am ehesten als solches identifizieren würde. Ich bin in den Randbezirken von Aloe Town großgeworden und habe bei meiner Mutter gelebt. Allerdings sind wir nie besonders gut miteinander ausgekommen… aus Gründen.“ Gründe, die der 18-Jährige gerade offensichtlich nicht näher thematisieren wollte, wie man an der Betonung heraushören konnte. Auch Cayra hatte in ihrem Leben sicherlich schon die verschiedensten Gründe gehört, die Kinder und Jugendliche aus ihrem Zuhause vertrieben und auf die Straßen geführt hatte. Was genau sie hier also interpretierte, wollte der Falls gerne ihr überlassen. Es war ihm egal. „Also musste ich lernen, alleine klarzukommen. Ich bin auf den Straßen von Aloe gelandet, habe andere Kinder kennengelernt, die in einer ähnlichen Lage waren… und bin darüber dann irgendwie ins Geschäft gekommen, wie du es ausdrückst.“ Er grinste und sah dann wieder zu der Felinen. „Hab schnell gemerkt, dass ich Talent dafür habe. Und es wäre doch Verschwendung, wenn man seine Talente nicht nutzen würde, oder?“ Sicherlich waren er und Cayra da einer Meinung, waren sie doch beide Diebe aus Leidenschaft. Das Grinsen, das bis eben noch auf seinen Lippen gelegen hatte, erstarb bei dem nächsten Gedanken, den Lian hatte. Er sah wieder nach vorne und seufzte. „Mein Onkel hat mich von der Straße aufgegriffen… und jetzt wohne ich bei ihm“, nicht direkt die Wahrheit, aber auch keine eindeutige Lüge, immerhin wohnte der 18-Jährige in einer kleinen Wohnung im Gildenpalast von Crimson Sphynx. „Ich erledige kleinere Aufgaben für ihn, um ihn Milde zu stimmen. So etwas wie das Überbringen von Briefen.“ Womit sie wieder in der Gegenwart angekommen waren. Es war wirklich der passende Moment, um in der Geschichte zu enden, denn plötzlich blieb Cayra stehen und deutete auf ein Gebäude am Ende der Promenade. Lian blieb ebenso stehen, folgte dem Fingerzeig der jungen Frau und runzelte die Stirn. War das die Adresse, zu der er hatte gelangen wollen? Sollte er hier den Brief seines Onkels abliefern? Die ehemals goldenen und roten Farbtöne an der Fassade des Gebäudes blätterten bereits ab, geschunden von Wind und Wetter am Hafen der Stadt. Auch sonst sah das Gebäude wenig imposant aus, fast schon heruntergekommen. Es war allerdings nicht das Aussehen, das dafür sorgte, dass die Augenbrauen des Falls irritiert nach oben huschten, sondern vielmehr der Name Red Lips in Kombination mit zwei auffallend leicht bekleideten Damen, die sich vor dem Gebäude angeregt miteinander unterhielten. Es war noch mitten am Tag, weshalb ansonsten nicht viel los war und doch war ziemlich klar, wo sie hier gelandet waren. Der 18-Jährige konnte es nicht fassen. Ein Bordell? Fuck, ist das dein Ernst, Aram?!

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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptySa 12 Feb 2022 - 15:46

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Ja, das Meer war schon was Tolles, die Wellen, die Luft, die unendlichen, unkennbaren Weiten. Auch wenn die Idee irgendwohin in die Ferne zu segeln schon verlockend war, war es letzten Endes aber nur eine Idee. Früher wäre Cayra bei der ersten Gelegenheit mitgefahren, um dem Ruf der Welt zu folgen, doch heute hatte sie Dinge die ihr wichtig waren, die sie nicht zurücklassen wollte. Auch wenn sie am liebsten noch ewig am Geländer gestanden wäre, sorgenlos aufs Meer heraus blickend, machte sich die echte Welt dann doch irgendwann wieder in ihrem Geiste bemerkbar. Sie musste Lian noch zu seinem Zielort bringen, und dann so schnell wie möglich die Medizin kaufen und nach Magnolia zurückfahren. Also machten die Beiden sich wieder auf den Weg, allzu weit war es nicht mehr.
Man merkte dass der Brünette das harsche Küstenwetter wirklich nicht gewohnt war, so wie er sich in seinem Pulli vergrub. Die Feline hörte aufmerksam zu was er zu erzählen hatte, während sie den Zielort ansteuerte, ihren Blick größtenteils geradeaus gerichtet. So sehr wie der Wüstenbewohner das „aus Gründen“ betonte, fühlte sie sich fast schon verleitet, da extra nochmal nachzubohren, ließ ihn aber doch erstmal zu Ende erzählen. Lian hatte also ein schlechtes Verhältnis zu einem Elternteil gehabt, ein Umstand mit dem die Lunos sympathisieren konnte. Sie hatte auch nicht gleich jedes Detail ihrer Vergangenheit geteilt, und somit außen vor gelassen, dass sie die ersten Jahre ihres Lebens noch bei ihrem Erzeuger gelebt hatte, und „nie besonders gut miteinander ausgekommen“ war für das Verhältnis das die die Beiden gehabt hatten durchaus eine passende Beschreibung. Dass der Wüstenbewohner lieber das Leben auf der Straße aufgegriffen hatte, war nachvollziehbar. Doch konnte die Silberhaarige nur zustimmen, dass er für sie nicht wirklich als Straßenkind galt. Wenn sie richtig verstanden hatte, hatte er trotz der schlechten Beziehung zu seiner Mutter doch ein Dach über dem Kopf gehabt, was für sie hieß dass er es noch einfach gehabt hatte. Ein weiterer Grund für das Mädchen, ihre eigenen diebischen Fähigkeiten als überlegen abzutun. Hätte sie mal nur gewusst, dass Lian sie voll übers Ohr gehauen hatte. Dass dieser das Grinsen aus seinem Gesicht verlor, als er davon berichtete von seinem Onkel aufgenommen wurden zu sein, bestätigte Cayra dann erneut, dass ihm dies wohl nicht sehr gefiel. Wenn er es nicht wollte, warum lebte er dann weiter bei seinem Onkel? Sie wohnte aus freien Stücken bei Johannah, würde es ihr nicht gefallen, wäre sie schon lange weg gewesen. Wenn sie wollte, könnte sie jederzeit wieder auf der Straße leben, davon war sie überzeugt. "Gefällt es dir bei deinem Onkel?" fragte sie letztendlich offen heraus, und blickte den Brünetten an. Wieso sollte sie sich über diese Sache weiter den Kopf zerbrechen, wenn sie auch einfach fragen konnte?
Schließlich kamen die Beiden aber endlich am Zielort am. "So, da sind wir." ließ die Feline verlauten, während sie stehen blieb und auf das Gebäude deutete. "Das ist die… Adresse..." Ihre Worte driftenden etwas ab, während sie das Haus betrachtete. Als sie noch in Hargeon Town gelebt hatte, hatte diese Baute noch durch eine rot-goldene Lackierung luxuriös gestrahlt, obwohl sie sich nie wirklich sicher gewesen war, was das für ein Gebäude gewesen war. Wofür auch immer es mal genutzt wurden war, das hatte sich in den letzten zwei Jahren wohl geändert, denn von der Farbe war nicht mehr viel zu sehen, stattdessen suggerierten das Schild und die freizügig gekleideten Frauen vor dem Haus jetzt etwas ganz Anderes. Der Lunos war durchaus bewusst was ein Bordell war, sie hatte in ihrer Zeit auf der Straße genug davon zu Gesicht bekommen, und war auch von Johannah aufgeklärt worden. Langsam drehte sich ihr Kopf zum Brünetten, während sie eine Augenbraue hochzog. "Hier wolltest du hin?" Sie verschränkte die Arme und legte den Kopf schief, in einem spottenden Ton fortfahrend. "Ach, ich vesteh. Dein Onkel hat dir aufgetragen einen Brief herzubringen." Eine Geschichte, an der sie jetzt ernsthaft zweifelte. Ihr lag es fern Anderen vorzuschreiben was sie mit ihrer Zeit und ihrem Geld anfangen sollten, was aber nicht hieß dass sie nicht urteilen konnte. Und der Gedanke dass Lian das Geld, für das er ohne ihre Hilfe geschnappt worden wäre, für so etwas ausgegeben hätte, schien ihr doch ziemlich erbärmlich. Ihr Eindruck von dem Brünetten war deutlich gesunken. "Dafür hast du die Brieftasche gestohlen? Dafür wärst du fast erwischt worden?"

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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptyMi 16 Feb 2022 - 19:59

Hier wollte er hin? Nein, von wollen konnte hier ja wohl nicht die Rede sein! Die Stimme von Cayra war so urteilend und diese eine, kleine Frage transportierte so unendlich viel zwischen den Zeilen, dass Lian gerne im Erdboden versunken wäre. Er wusste ganz genau, wie das hier wirkte und er verfluchte seinen Onkel dafür, ihn in diese verdammt unangenehme Situation manövriert zu haben. Warum zum Henker schickte Aram seinen Neffen nach Hargeon, um einen Brief in einem Bordell abzuliefern? Es interessierte den 18-Jährigen absolut nicht, was Aram in seiner Freizeit trieb und ob er Brieffreundschaften (und mehr?) mit irgendwelchen Prostituierten pflegte. Ernsthaft, sollte er machen, wonach ihm war, aber konnte er bitte Lian aus diesen Angelegenheiten heraushalten?!

„Du brauchst mich gar nicht so anzusehen!“, blaffte der 18-Jährige seine Begleiterin in einem ziemlich harschen Tonfall an, der einzig und allein daraus resultierte, dass ihm die Situation unendlich unangenehm war. Er konnte der Felinen keinen Vorwurf daraus machen, was sie dachte, vermutlich wäre der junge Mann bei vertauschten Rollen zu einer ganz ähnlichen Einschätzung gekommen. Aber das änderte nichts daran, dass es nicht stimmte! Aber wie sollte er das überzeugend rüberbringen? Argh! „Seh ich für dich wirklich so aus, als müsste ich quer durch Fiore fahren, um mich in irgendeinem Freudenhaus zu vergnügen?! Wenn ich das wirklich nötig hätte, gäbe es auch ausreichend Angebot in Aloe!“ Der Falls verschränkte die Arme vor der Brust und schnaubte laut aus, bevor er den Blick demonstrativ von der Felinen abwandte und stattdessen zu den beiden Frauen sah, die sich vor dem Gebäude in Position gebracht hatten. Beide sahen nicht nur deutlich älter aus als Cayra und Lian, sondern auch deutlich… verbrauchter. Der Braunhaarige kam jedenfalls sehr schnell zu dem Schluss, dass er diese Frauen nicht einmal mit der Kneifzange anfassen würde – auch er hatte einen gewissen Standard! Umso mehr konnte es als Beleidigung aufgefasst werden, dass die Lunos glaubte, dass er es so nötig hatte. Der 18-Jährige fragte sich gerade wirklich, wen oder was Aram hier suchte und er stellte gedanklich fest, dass er seinem Onkel bisher einen etwas besseren Geschmack zugestanden hatte, was die Wahl von Partnerinnen oder Partnern anging. Zu sehen, dass er damit scheinbar weit danebengelegen hatte, schockierte den jungen Mann ein klein wenig. „Ob du es glaubst oder nicht…“, begann er wieder zu sprechen und die hellgrünen Augen sahen endlich wieder zu Cayra. „… ich bin wirklich hier, um einen Brief meines Onkels abzuliefern. Und sobald ich das erledigt habe, werde ich diesem Etablissement den Rücken zudrehen und verschwinden.“ Davon konnte sie sich gerne selbst überzeugen. Entschieden trat der Falls auf das Gebäude zu und achtete nicht einmal darauf, dass Cayra ihm folgte.

“Oh, wen haben wir denn hier?“ Lian hatte sich keine Mühe gegeben, sein Erscheinen irgendwie zu verschleiern, weshalb es ihn nicht wunderte, direkt von einer der beiden Frauen angesprochen zu werden. Erst jetzt nahm er sich die Zeit, beide genauer zu betrachten. Trotz des rauen Windes und der kühlen Temperaturen trug die eine Frau ein bauchfreies Top und kurze Hosen, die andere ein knallrotes Kleidchen, das deutlich zu viel Haut zeigte, um es als gesellschaftsfähig bezeichnen zu können. Es war nicht nur die viel zu dick aufgetragene Schminke, die der Falls absolut abstoßend fand, viel schlimmer war der abgestandene Rauchgeruch, der ihm in die Nase stieg, kaum dass die eine Frau auf ihn zugetreten war. Scheiße, warum musste er sich das hier eigentlich antun? “Junge, du kannst gerne in zwei Stunden mit ein paar Jewels wiederkommen und wir haben eine schöne Zeit zusammen“, sprach die Fremde in ihrem roten Kleidchen verführerisch aus und zwinkerte dem 18-Jährigen übertrieben zu. Aus dem Hintergrund rief die zweite Frau abfällig: “Aber ohne die da.“ Sie deutete auf Cayra. “Nachher kriegen wir noch Ärger, weil hier kleine Mädchen rumlungern. Die soll lieber mit ihren Puppen spielen.“ Derweil war die Frau, die mit Lian gesprochen hatte, noch nähergekommen und beugte sich provokativ nach vorne. Okay, bloß auf das Gesicht konzentrieren und den Blick nicht nach unten wandern lassen. Bevor das hier noch weiterging, musste der Falls dringend klarstellen, warum Cayra und er hier waren, denn auch diese Frauen gingen von vollkommen falschen Beweggründen aus. Nochmal: Sah Lian wirklich so aus, als hätte er es so nötig?! Er schluckte die vielen Beschwerden mühselig herunter. „Ich bin nicht hier, um…“ Nein, das war auch nicht besser. Irgendwie blieben ihm die Worte, die er eigentlich hatte sagen wollen, im Halse stecken, als er die Lunos im Augenwinkel wahrnahm. Vermutlich wurde der 18-Jährige ein wenig rot um die Nase, als er sich schnell entschied, den Satz anders enden zu lassen: „… Jewel auszugeben. Ich bin hier, um einen Brief abzuliefern. Und dafür muss ich da rein.“ Mit dem Kinn deutete der Falls auf die Eingangstür.

Seine Worte hatten ein kurzes Schweigen zur Folge. Ein Schweigen, das jäh unterbrochen wurde, als die Frau im Hintergrund zu lachen begann.

“Ach, jetzt versteh ich. Der Bengel hat keine Jewel und will einfach für lau ein paar schöne Frauen begaffen. So einer ist das!“ Schöne Frauen? So wie die beiden oder was? Das… verdammt nochmal, redete Lian hier gegen irgendeine Wand?! Ehe er das richtig stellen konnte, richtete sich die Frau, die direkt vor ihm gestanden hatte, wieder auf, verschränkte die Arme nun demonstrativ vor der Brust und sah abfällig auf den Falls herab. Ihre Stimme war nun nicht mehr als ein erbostes Zischen: “Verschwindet von hier, alle beide, ansonsten rufen wir das Wachpersonal. Der Junge kann in zwei Stunden mit Jewels wiederkommen oder ansonsten bleiben, wo der Pfeffer wächst!“ Der Bogenschütze musste nicht lange grübeln, um zu erkennen, dass das hier eine direkte Konfrontation war, die sie nicht gewinnen konnten. Für den Moment war es klüger, sich zurückzuziehen, weshalb er ergeben die Hände anhob und nickte. Gemeinsam mit Cayra entfernte er sich wieder von dem Etablissement und kam erst wieder zum Stehen, als er mit seiner Kumpanin hinter einer Häuserecke verschwunden war. Lian hätte versuchen können, alleine in dieses Gebäude zu kommen, aber er wusste, dass es einfacher zu zweit zu bewerkstelligen war. Und gerade war die Feline die einzige Person, die als Verbündete infrage kam, sodass die hellgrünen Augen sich zu Cayra wandten. „Bist du schon einmal irgendwo eingestiegen?“, fragte er direkt nach und formulierte es ganz bewusst so, dass die Hellhaarige sich vielleicht in ihrer Ehre gekränkt fühlen könnte, dass er das überhaupt fragte. Wenn die Lunos ein Straßenkind war, dann würde es Lian stark wundern, wenn sie hier keine Erfahrungen in der Vergangenheit hatte sammeln können. „Diese beiden Stars des leichten Gewerbes gehen mir gehörig gegen den Strich und ich werde mich sicher nicht so leicht geschlagen geben. Wenn ich in dieses Gebäude rein will, dann werde ich auch in dieses Gebäude reinkommen“, stellte der junge Mann klar und neigte dann den Kopf etwas. „Aber du weißt vermutlich genauso gut wie ich, dass so etwas zu zweit deutlich besser klappt als alleine. Und ich könnte eine erfahrene Kollegin gebrauchen. Wie siehts aus?“ Er hoffte wirklich, dass die Feline sich darauf einließ. Mit ein bisschen Glück kannte sie auch das Gebäude und hatte vielleicht eine Ahnung, wie man ungesehen hineingelangen konnte? Zumindest nicht ausgeschlossen, wenn sie in Hargeon Town großgeworden war. Sobald sie drin waren, mussten sie nur den richtigen Ansprechpartner finden, den Brief abliefern und konnten verschwinden, ehe es Ärger gab. Das würde mit Sicherheit klappen... oder?

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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptyFr 18 Feb 2022 - 20:59

8
Amüsement breitete sich in Cayra darüber aus, wie empört ihr Gegenüber auf ihre Frage reagierte. Was hatte er denn erwartet was sie denken würde, wenn sein Zielort sich als ein Freudenhaus herausstellte? "Was weiß ich, vielleicht will dich da ja keiner mehr haben?" antwortete sie auf Lians Frage, ganz nach seiner Art unschuldig die Hände hochhaltend. Die Vorlage war auch einfach viel zu gut gewesen, um sie ungenutzt zu lassen. Trotzdem schienen die Worte des Wüstenbewohners nicht abwegig. Selbst wenn er in Hargeon Town ein Bordell hatte besuchen wollen, würde man sich dafür extra die Adresse notieren? Sie waren nicht gerade schwer zu finden wenn man an den richtigen Orten suchte. Ganz überzeugt war die Feline aber noch nicht, obwohl der Brünette versicherte dass es wirklich um einen Brief ging. Deswegen begleitete sie ihn zum Eingang, nicht weil es sie interessierte wie er seine Zeit verbrachte, sondern viel mehr wollte sie wissen wofür sie ihre aufgewandt hatte. Sollte sich herausstellen dass er wirklich nur seinen niederen Trieben nachgehen wollte, würde die Lunos sich schon darüber ärgern, für so etwas ihre Zeit verschwendet zu haben.
Als sie sich den beiden Frauen näherten viel neben deren kurzer Kleidung auch sogleich der Geruch von Rauch auf, der der Silberhaarigen in die Nase stach. Auch wenn sie es sich nicht anmerken ließ, reizte es sie durchaus was die eine Angestellte über sie sagte. Wenn man sie frage, hatte sie zu viel erlebt um noch ein Kind zu sein, und mochte es überhaupt nicht auf ein solches herabgestuft zu werden. Da hob es ihre Laune glatt wieder an zu sehen, wie Lian abserviert wurde. Wenn er an dieser Stelle immer noch von dem Brief sprach, hatte er es sich wohl nicht ausgedacht, es sei denn er sagte es um vor Cayra nicht schlecht darzustellen, was dieser dann aber doch sehr unwahrscheinlich schien.
Nachdem das Zweiergespann sich wieder vom Eingang entfernt hatte, verbreitete der Wüstenbewohner dann einen äußerst interessanten Vorschlag. Sich in ein Bordell rein schleichen, das klang der Feline nach genau der Art von Nervenkitzel den sie schon lange nicht mehr hatte, zumal sie durchaus neugierig war wie es wohl in dem Gebäude aussah. Außerdem hatte sie echt Lust darauf zu widerlegen, was die Frau über sie gesagt hatte. Die Medizin würde noch warten können, sie beeilte sich einfach. "Pfft, „irgendwo einsteigen“ ist mein zweiter Vorname. Ich bin dabei." Die Hände der Lunos waren selbstsicher in ihre Hüften gestemmt, als sie das Angebot annahm, worauf sie sich auf den Weg machte die Außenwand des Bordells auszukundschaften. "Kleines Mädchen, die können mich mal." ließ sie noch abfällig verlaufen. Wenn sie sich richtig erinnerte, musste dieses Gebäude einige Fenster haben, und es dauerte nicht allzu lange bis die beiden Gauner tatsächlich eines fanden, durch das man einsteigen konnte. Sie waren in einer kleinen Gasse, weswegen es auch niemand sehen würde solange sie vorsichtig waren. Als die Silberhaarige an das Fenster heran trat machte sich allerdings schnell ein Problem bemerkbar: Es war zu hoch für sie. Als sie die Arme hoch streckte konnte sie geradeso mit ihren Fingern über die Schwelle greifen, das war es dann aber auch, zudem war die Wand ziemlich eben, sodass es keine Möglichkeit gab hoch zu klettern. Nach einem kurzen umsehen stellte Cayra dann frustriert fest, dass es auch noch keinelei Tonnen oder Kisten in der Nähe gab, auf die man sich stellen könnte. Mit verschränkten Armen sprach sie Lian an, jedoch von ihm wegsehend. "Ich… schaffs nicht rauf. Hilf mir mal." Es war der Feline immer unangenehm andere um Hilfe bitten zu müssen, doch eine schnelle Räuberleiter würde sie nicht umbringen.
Nachdem sichergestellt wurde dass hinter dem Fenster die Luft rein war und es geöffnet wurde, begaben sie sich in das Freudenhaus. Sobald die Silberhaarige sich vom Fenster auf  den Boden fallen ließ, machten sich schon die stickige Luft und das Geräusch von Musik bemerkbar. Sie standen in einer Art kleinem Lounge Bereich am Ende eines Flures, der sich wohl im Hinterbereich des Etablissements befand. Cayra lugte kurz um die Ecke, um sicherzugehen das niemand in der Nähe war, bevor sie sich nachdenklich an die Wand gelehnt an den Brünetten richtete. "Also, ich schätze wir müssen den Obermacker finden und ihm den Brief geben? Du kannst hier als Gast durchgehen, aber ich werde rausgeworfen wenn die mich sehen, also müssen wir vorsichtig sein."

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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptyMi 23 Feb 2022 - 20:56

Obwohl Cayra es nicht ahnen konnte, schaffte sie es mit ihrer Aussage doch mit Bravour, einen extrem wunden Punkt bei Lian zu treffen. Vielleicht wollte ihn ja keiner mehr haben? Was so banal klang, traf den Falls doch viel tiefer, als er es zugeben wollte. Erinnerungen an Gin, allem voran an ihre unerwartete Trennung und die ziemlich schmerzhafte Zeit, die der Falls im Anschluss durchmachen musste, huschten durch den Kopf des jungen Mannes und versteinerten kurzzeitig sein Gesicht. Eigentlich hatte der 18-Jährige gedacht, sich mittlerweile wieder genügend gefangen zu haben, dass er die Trennung von der Du Bellay verarbeitet hatte. Und dann kam es zu solchen Sticheleien, kleine Kommentare, die eigentlich mehr im Spaß als im Ernst ausgesprochen wurden und die dennoch dafür sorgten, dass sein ganzes Inneres sich stechend zusammenzog. Der Falls konnte sich einreden, was er wollte, in Wirklichkeit war er noch nicht über seine Ex-Freundin hinweg, sein Herz schlug immer noch für sie. Wie lange würde es noch dauern? Er wollte endlich loslassen von dieser Frau, die ihn mit ihren letzten Worten tief in seiner Seele verletzt hatte und danach nicht nur ihm, sondern der gesamten Stadt Aloe den Rücken zugedreht hatte. Warum fiel es ihm also so schwer? Es war nicht vernünftig und es war nicht das, was sein Verstand ihm sagte. Gerade deshalb war es eine Frage, die sich der Bogenschütze - der sich bisher immer auf seinen Verstand hatte verlassen können - selbst partout nicht beantworten konnte.

Die Situation vor dem Bordell sowie das eher ernüchternde Gespräch, dass die beiden Diebe mit den Angestellten des Gebäudes führten, war immerhin eine Ablenkung von den eher düsteren Gedanken, von denen Lian zwischenzeitlich eingenommen gewesen war. Endgültig vertrieben wurden sie allerdings erst, als Cayra selbstsicher verlauten ließ, bei seinem Plan mit dabei zu sein. Sie würden also zusammen in dieses Freudenhaus einsteigen? Sofort spürte der 18-Jährige ein Kribbeln in den Fingerspitzen und eine Aufregung, die sich in seinem gesamten Körper breitmachte. Es waren auch diese kleinen Adrenalin-Kicks, die ihm seit jeher gefallen hatten – und wegen denen er sich immer wieder zu diesen dummen Ideen hinreißen ließ. Die Feline übernahm die Führung, Lian folgte und beide schlichen sich um das Gebäude herum, bis sie ein angelehntes Fenster auf der Rückseite des Gebäudes fanden. Oh, war Cayra etwa zu klein, um an das Fenster heranzukommen? Das Bild, wie sie sich auf die Zehenspitzen stellte und mit den Fingern versuchte, bis zum Fensterbrett zu gelangen, war so amüsant, dass der Falls doch glatt grinsen musste. Aber er war professionell genug, um es bei einem Grinsen zu belassen, denn jedes Geräusch hätte sie verraten und die Aktion vorzeitig beenden können. So trat er zu der Hellhaarigen, verschränkte die Finger ineinander und hievte sie nach oben, kaum dass Cayra ihren Fuß in seine Handflächen gelegt hatte. Lian, der ein gutes Stück größer war, folgte ohne weitere Hilfe gleich im Anschluss. Nur kurz ließ der Illusionist seinen Blick über den leeren Lounge-Bereich schweifen, in dem sie gelandet waren und horchte auf die dumpfe Musik, die aus einem angrenzenden Raum zu kommen schien. Dann war es wieder Cayra, die ihre Stimme erhob und das, was sie sagte, brachte den Falls kurz ins Grübeln.

Es stimmte, er würde weniger auffallen, bei der Felinen verhielt es sich aber anders. Es war nicht nur ihr Alter und ihr Geschlecht, die sie als normalen Gast dieses Etablissements ausschloss, sondern auch ihre hellen Haare und die plüschigen Katzenohren, die so sehr aus der Masse hervorstachen, dass man sie kaum übersehen konnte. So oder so stellte Cayra einen ziemlich großen Risikofaktor dar, wenn sie unbemerkt und möglichst unauffällig durch die Gänge des Gebäudes schleichen wollten. Ohne auch nur ein Wort mit der Komplizin gewechselt zu haben, griff der Falls an den Saum seines gelben Kapuzenpullovers, zog ihn sich über den Kopf und hielt ihn dem Mädchen entgegen. „Zieh meinen Pullover an und wirf dir die Kapuze über.“ Der Ton seiner Stimme war keinesfalls befehlerisch, selbst wenn die Formulierung des Satzes so hätte interpretiert werden können. Nur kurz musterten die Äuglein der Jüngeren das Kleidungsstück des Braunhaarigen, doch dann nahm sie den Pullover wirklich entgegen, zog ihn an und das helle Haar sowie die Katzenohren verschwanden unter dem dicken Stoff der Kapuze. „Passt doch wie angegossen“, kommentierte der 18-Jährige und schmunzelte amüsiert, als er den gesamten Körper seiner Komplizin in seinem eigenen Pullover verschwinden sah. Nur um das nochmal klarzustellen: Es passte nicht wie angegossen. Das Kleidungsstück war der 14-Jährigen eindeutig zu groß und sie musste die Ärmel hochkrempeln, damit ihre Hände nicht darin verschwanden… naja, den Zweck erfüllte es dennoch und darauf kam es an, nicht?

Wie sich sehr schnell herausstellte, würde auch Lian Probleme damit haben, als Gast durchzugehen. Als die beiden Diebe einen vorsichtigen Blick aus dem Lounge-Bereich heraus in den Hauptraum des Etablissements warfen, war es kein einziger Gast, der anwesend war – sondern nur wenige Angestellte. In einer Ecke des Raumes stand ein DJ, der offensichtlich mitten in seinen Soundproben war, dann war dort noch ein Mann hinter der Theke, der Gläser sortierte und dazu noch ein Herr, der die Tische polierte, die im gesamten Raum verteilt waren. „Deshalb in zwei Stunden…“, murmelte der Falls und eigentlich wunderte es ihn nicht. Es war mitten am Tag, also kaum die Zeit, in der ein Haus wie dieses seine Gäste empfang. Es war ein vierter Mann, der Lian besonders auffiel: Anders als die anderen Personen im Raum trug er einen Anzug und nachdem er dem Mann hinter der Theke Anweisungen gegeben hatte, drehte er sich auch nochmal zu der Person herum, die die Tische säuberte. Die laute Musik machte es schwer, die Worte zu verstehen, die gesprochen wurden, aber Lian glaubte zumindest, das Wort Chef zu verstehen. Ihre Zielperson? Der vermeintliche Chef verschwand hinter einem Vorhang auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes. „Hm. Ich glaube, das ist unser Mann“, ließ er Cayra wissen und sah mit einem Seitenblick zu ihr. Jetzt mussten sie es nur noch schaffen, ihm zu folgen… und dafür musste sie einmal quer durch diesen Raum, möglichst ungesehen von den drei Angestellten, die hier zugange waren. Lian grinste breit. „Wenn die uns erwischen, bevor wir den Brief bei dem Typen abliefern konnten, kriegen wir richtig Ärger“, prophezeite er mit amüsiertem Unterton. Er mochte Herausforderungen. Ob die Feline genauso eingestellt war?

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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptySa 26 Feb 2022 - 18:53

9
Es überraschte Cayra etwas, wie still Lian in Antwort auf ihre Retorte wurde. Sie hatte vielleicht mehr Empörung oder eine beißende Gegenantwort erwartet, aber auf jeden Fall nicht Schweigen. Allzu lange darüber nachdenken konnte sie aber nicht, schließlich versicherte der Wüstenbewohner dann dass er wirklich einen Brief abzugeben hatte, worauf sie sich zum Eingang des Bordells begaben. Der darauffolgende Vorschlag in das Freudenhaus einzusteigen war Musik in den Ohren der Feline. Es war ihr eigentlich egal ob der Brief jetzt echt war oder nicht, sich an einen Ort zu schleichen an den sie nicht sollte war genau die Art von Nervenkitzel die ihr gefiel. Nach kurzem Suchen hatten die Beiden ein Fenster gefunden und zur Erleichterung der Lunos machte Lian keinen Kommentar zu ihrer Unfähigkeit es zu erreichen, sondern half ihr sogleich hoch. Wenn es danach verlangte konnte der Brünette wohl auch professionell sein, eine Eigenschaft die ihr gefiel. Als sie drinnen angekommen waren war das Mädchen aufgeregt. Sie erkundete gerne neue Orte, und das war ein Ort an der sie definitiv noch nie gewesen war, zudem war sie hier explizit unerwünscht was es noch um einiges Besser machte.
Die Feline betrachtete einen Moment lang den Pullover der ihr hingehalten wurde, ehe sie ihn nickend an sich nahm und überzog. Auch wenn der Wüstenbewohner es ziemlich befehlerisch formuliert hatte, war die Tonlage anders gewesen, zudem war es eine ziemlich gute Idee. So würde sie definitiv weniger auffallen. Das Kleidungsstück war lang und weit genug dass die Lunos ihren Schweif darin verstecken konnte und die Kapuze verdeckte gut ihre Ohren. Aber auch wenn der Pulli gut für die Tarnung war, gefiel es Cayra nicht ein so weites Kleidungsstück zu tragen. Es war ungemütlich, fühlte sich schwer und einschränkend an. Sie zupfte etwas am Pullover herum und versuchte ihn glattzustreichen, doch half Alles nichts, der Schnitt war einfach viel zu groß für sie. "Ich fühl mich als würd ich eine Matratze mit mir rumtragen..."
Mehr beschwerte sie sich dann aber nicht, und kundschaftete mit Lian den Hauptsaal aus. Tatsächlich war dieser bis auf ein Paar Personen die sich um Vorbereitunsarbeiten kümmerten noch komplett leer, darum hatte die Frau wohl gemeint dass Lian in zwei Stunden wiederkommen sollte. Man konnte sagen dass es das einfacher machte, schließlich konnten sie von weniger Leuten ertappt werden, wenn man die Silberhaarige fragte war aber das Gegenteil der Fall. So stachen sie viel mehr als unerwünschte Personen heraus und konnten nirgendwo untertauchen. Allerdings war eine Herausforderung auch was das Mädchen von diesem Einbruch hatte haben wollen, weswegen sie sich nicht beschwerte. Ein vorfreudiges Grinsen zeigte sich auf ihrem Gesicht als der Brünette die möglichen Konsequenzen eines Scheiterns ansprach. Ansonsten würde es ja auch gar keinen Spaß machen. "Glaub nich dass ich dir nochmal helfe wenn du dich erwischen lässt." stichelte sie herum. Ja, sie würde weiter darauf herum reiten dass sie ihn hatte retten müssen, und nein, es war auch nicht gelogen. Lian hatte hier etwas zu erledigen, sie war nur zum Spaß mitgekommen, was hieß dass sie keinerlei Verantwortung für ihn trug. Doch es musste jetzt ein Plan her. Es gab drei Leute an denen sie vorbei mussten. Kurz überlegte Cayra ob sie sich als Mitarbeiter ausgeben und einfach an ihnen vorbeilaufen konnten, was ihr dann aber wie keine gute Idee vorkam. Wahrscheinlich kannten die Mitarbeiter sich untereinander und die Beiden passten nicht gerade ins Bild. Dann blieb ihnen wohl nichts Anderes übrig als sich durch zu schleichen, wofür sie die zahlreichen Tische und Bänke als Deckung nutzen konnten.
Der DJ schien sehr in seine Arbeit vertieft, also mussten sie wohl hauptsächlich auf den Tischputzer und den Barkeeper achten. Die Feline ließ nochmal ihren Blick durch den Raum schweifen, auf der Suche nach dem Ausgang, für den Fall das etwas schief gehen sollte. Nachdem sie ihren Fluchtweg lokalisiert hatte drehte sie sich zum Wüstenbewohner und blickte ihn herausfordernd an. "Mal sehen ob du mithalten kannst." In einem Moment in dem alle Augen von der Position der beiden Gauner weggedreht waren schritt sie in den Saal, nicht rennend aber zügigen Schrittes, zum nächstgelegenen Tisch um sich darunter zu hocken bevor ein Blick wieder in ihre Richtung fiel. Nachdem sie kurz mit einem anstachelnden Blick zu Lian zurückgeblickt hatte, wartete sie dann die nächste Gelegenheit ab, wo sie sich auf dem Boden kriechend zum nächsten Tisch begab, unabhängig davon ob der Wüstenbewohner ihr gefolgt war. In Cayras Gesicht bildete sich ein breites Lächeln. Die Spannung in der Luft, das Kribbeln in ihren Fingern, sie fühlte sich so lebendig. Der nächste Tisch war etwas weiter entfernt und es dauerte eine Weile bis der Barkeeper wegsah, doch schließlich machte die Feline sich erneut los, nur dieses Mal kam etwas dazwischen. Auf halbem Wege trat sie auf eine morsche Diele, und augenblicklich unterbrach ein lautes, langes Knarzen die Stimmung im Raum, die bis auf die Musikproben bis jetzt sehr ruhig gewesen war. Eilig legte sie den Rest des Weges zurück und versteckte sich unter dem nächsten Tisch. Überhört hatte das auf jeden Fall niemand, aber hatte sie jemand gesehen? "Was war das?" fragte der Tischputzer seine Kollegen, die genauso ratlos durch den Raum schauten, bevor er sich zur Stelle aufmachte an der die Lunos gerade noch lang gekrochen war.

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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptyMo 7 März 2022 - 19:47

Cayra fühlte sich, als würde sie eine Matratze mit sich herumtragen? Lian schmunzelte. Natürlich sah auch er, dass der gelbe Pullover einfach viel zu groß für den zierlichen und allem voran deutlich kleineren Körper der Felinen war. Aber tatsächlich kam das den beiden jungen Menschen für ihr primäres Ziel sogar entgegen: Hätte der Pullover wie angegossen gepasst, hätte er deutlich weniger zur Tarnung beitragen können, oder? Ein Glück, dass die Lunos ähnlich eingestellt war wie der Bogenschütze. Dem Falls fielen auf Anhieb die eine oder andere eitle Person ein, die sich geziemt hätte, ein solches Kleidungsstück anzuziehen und das hätte dieses Unterfangen deutlich schwieriger gestaltet, wenn es dadurch nicht sowieso zum Scheitern verurteilt gewesen wäre. Auch das vorfreudige Grinsen, das sich in den Zügen von Cayra zeigte, machte nochmal deutlich, dass die beiden jungen Menschen doch auf einer Wellenlänge waren. Wer hätte das nach ihrem holprigen Start gedacht? Ja, sie schienen beide die Herausforderung zu lieben und suchten fast schon nach dem kleinen Adrenalin-Kick, der damit einherging. „Große Töne spucken kannst du schon einmal“, erwiderte der 18-Jährige mit weit gehobenen Mundwinkeln und seine Augen funkelten belustigt. Für ein größeres Gespräch war allerdings keine Zeit mehr, denn damit ging es auch schon los: Cayra huschte nach vorne und verschwand sofort unter einem der Tische im Raum. Okay, es sah schon ziemlich lustig aus, denn wirklich viel von der Hellhaarigen konnte man nicht erkennen. Aus Lians Blickwinkel sah es eher so aus, als wäre es sein Pullover, der unter den Tisch gesprungen war – nicht einmal die Beine der Felinen lugten in ihrer hockenden Position heraus. Der Braunhaarige biss sich auf die Unterlippe und ermahnte sich gedanklich zur Konzentration, denn das Letzte, was er wollte, war wirklich nochmal auf die Hilfe von Cayra angewiesen zu sein. Das war absolut nicht mit seinem Stolz vereinbar.

Aber scheinbar war es gar nicht Lian, der dieses Mal drohte, erwischt zu werden?

Es war wohl die Hälfte der Strecke, vielleicht ein bisschen mehr, die Cayra bereits zurückgelegt hatte, als ein lautes, nicht zu überhörendes Knarzen durch den Raum drang. Eine lose Diele? Sie… war sie wirklich auf eine lose Diele getreten? Auch der Körper des Schützen erstarrte und sein Herz setzte einen Schlag lang aus. Wie konnte eine Katze sich so ungeschickt anstellen?! Waren die nicht für ihre Leichtfüßigkeit bekannt? Zumindest war es das, was Lian mit Katzen in Verbindung brachte. Entweder war er hier falsch informiert oder Cayra machte der Katzenseite in sich absolut keine Ehre. Scheiße… Es waren mehrere Komponenten, die ihnen nun Probleme bereiteten. Zum einen liefen sie Gefahr, dass die Feline erwischt wurde, zum anderen war dem Falls gerade sein weiterer Weg durch den Raum abgeschnitten worden. Und was sollten sie tun, wenn der Angestellte unter den Tisch schaute? Würde er sie entdecken? Der Braunhaarige musste etwas unternehmen… und zwar schnell. Ein weiteres Mal ertönte das Knarzen von zuvor – dieses Mal allerdings, weil einer der Männer, die im Raum anwesend waren, bewusst auf die lose Diele getreten war. “Noch eine lose Diele?“, fragte er in die Runde und erntete dadurch den Blick seiner Kollegen. Nicht nur hoffte Lian, dass Cayra diesen kleinen Moment für sich nutzte, um sich in Sicherheit zu bringen – auch er selbst änderte nun seine Pläne. Noch eine… das hieß, es musste hier drinnen noch mehr geben, oder? Die hellgrünen Augen suchten den Boden nach Auffälligkeiten ab. Tatsächlich! Da hinten! Anstatt weiter Cayra zu folgen, wandte sich Lian herum und legte einen Teil der Strecke zurück, die sie eigentlich bereits gekommen waren und drückte bewusst auf die lose Diele… wieder war es ein lautes Knarzen, das ertönte. “Was…“ Es war der Barkeeper hinter der Theke, der seinen Unglauben aussprach und sich beim Hören des Geräusches in Bewegung setzte. Damit war die Aufmerksamkeit von der Felinen weggelenkt worden. Genau nach Plan…, dachte sich der Braunhaarige, konzentrierte sich auf den Barkeeper und sammelte sein Mana, um seinen Zauber Phantom Mirage anzuwenden. Es war die einzige Möglichkeit, die ihm auf die Schnelle blieb, um sich selbst und Cayra aus der brenzligen Situation zu retten. Wie genau er das gegenüber der Felinen im Nachhinein verkaufen würde, musste er sich später überlegen. Ob der Zauber allgemein funktionierte? Oh, natürlich tat es das. “W-war da ein Tier?“, rief der verzauberte Mann aus, ehe er wirklich bei der von Lian ausgelösten, knarzenden Diele angekommen war. Auch der DJ horchte nun auf. Ein Tier? Ja, der Falls hatte dafür gesorgt, dass der Barkeeper gerade so eben noch den hinteren Teil eines Tieres – er hatte an einen Hund gedacht – zu sehen bekam, der in den Lounge-Bereich verschwand, aus dem Cayra und er gekommen waren. Es würde sie nicht lange aufhalten – aber es würde allemal reichen, damit er und seine Kumpanin sich in Sicherheit bringen konnten. “Was macht ein Tier hier? Los, das müssen wir einfangen!“, rief der Barkeeper und setzte sich in Bewegung, gefolgt von seinen perplexen Kollegen. Lian, der in seinem Versteck geblieben war, sah den Männern noch hinterher, bis diese vollends im Lounge-Bereich verschwunden waren – erst dann setzte er sich wieder in Bewegung. „Schnell“, zischte er dabei in Richtung der Felinen. Vermutlich eine Aufforderung, die gar nicht notwendig gewesen wäre, oder?

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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
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Ein Schock fuhr durch Cayras Körper als komplett ohne Vorwarnung ein lautes Knarzen unter ihren Füßen erklang. Den Rest des Weges sprang sie förmlich entlang bis sie unter dem nächsten Tisch angekommen war. Eine lose Diele, ernsthaft? Wie konnte sie die denn nur übersehen? Ganz sicher lag das daran dass der Pullover viel zu weit war, was ihre Bewegungsfreiheit einschränkte und es ihr schwerer machte sich zu fokussieren. Auf keinen Fall war sie einfach unvorsichtig gewesen und hatte dadurch die Diele übersehen, das war doch undenkbar! So oder so hatte die Feline jetzt aber ein Problem. Sollte man sie entdecken war das Spiel vorbei, also musste sie von dort verschwinden ehe einer der Männer auf die Idee kam unter den Tisch zu schauen. Natürlich musste sie jetzt aber extra vorsichtig sein, da die Angestellten durch das plötzliche Knarzen wahrscheinlich aufmerksamer geworden waren. Die Zeit in der der Tischputzer die lose Diele inspizierte nutzte die Lunos um sich von dieser zu entfernen, jedoch war ihr schnell wieder eine große Lücke zum nächsten Tisch im Weg, sodass sie erneut nicht weiterkam. Sie schreckte leicht auf als erneut ein lautes Knarzen ertönte. Dieses mal war sie es aber nicht gewesen. Jetzt viel ihr auf dass Lian gar nicht mehr in ihrer Nähe war, hatte der das etwa getan? Die Silberhaarige konnte beobachten wie sich jetzt auch der Barkeeper aufmachte die lose Diele zu untersuchen, und was sie als nächstes hörte kam für sie genau so überraschend wie für die Angestellten. Wenn hier wirklich ein Tier rumlief hätte sie es doch ganz sicher bemerkt, und wieso liefen die Männer jetzt in den Lounge Bereich von dem sie gekommen waren? Anstatt lange darüber nachzudenken nutzte das Mädchen aber lieber diese perfekte Gelegenheit. Jetzt da die Luft rein war, kam sie unter dem Tisch hervor und eilte schnell hinter den Vorhang der nicht mehr weit entfernt gewesen war.
Dahinter befand sich ein kurzer Flur mit einer Tür am Ende, dahinter musste der Mann im Anzug sich aufhalten. Cayra lehnte sich an die Wand um sich kurz auszuruhen, und nach kurzer Zeit kam auch schon der Wüstenbewohner dazu. Ein breites grinsen befand sich auf ihren Gesicht, noch auf dem Adrenalinhoch, während sie die Faust für einen Fist Bump ausstreckte. "Geschafft!" Tatsächlich war sie leicht überrascht wie gut sich der Brünette angestellt hatte. Zwar war sie bisher noch skeptisch bezüglich seinen Fähigkeiten gewesen, doch hatte er sich ihr gegenüber jetzt bewiesen, es war sicher nicht einfach für ihn gewesen sich unter den Tischen durch zu schleichen, so groß wie er im Gegensatz zu ihr war. Ihren eigenen Patzer wurde natürlich erst einmal komplett außen vor gelassen. Es gab gerade sowieso eine Sache die mehr ihrer Gedanken einnahm. "Was war das eigentlich mit dem Tier? Was hast du gemacht?" fragte sie mit ihrem Kopf zur Seite gelehnt. Die Feline nahm zumindest an dass Lian etwas damit zu tun gehabt hatte, immerhin war sie auf die erste Diele getreten und kein Tier, und der Wüstenbewohner war ganz sicher nicht ohne Grund in die Andere Richtung gegangen. Nachdem das geklärt war begaben die Beiden sich zur Tür hinter der wohl der Chef aufzufinden war, wo die Lunos dem Brünetten den Vortritt ließ. "Geh du vorraus, is immerhin dein Brief."

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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptyMi 23 März 2022 - 12:11

Flink wie ein Wiesel huschte Lian unter den kleinen Tischen hindurch, kaum dass die Angestellten der Lokalität hektisch in den hinteren Bereich des Raumes entschwunden waren. Es erleichterte ihn, dass Cayra es ihm gleichtat und sich darum bemühte, möglichst schnell aus dem Sichtfeld zu verschwinden. Die Vorhänge wurden zur Seite gezogen und keine Sekunde später war der Körper der Felinen nicht mehr zu sehen. Nur mit einer kurzen Verzögerung folgte auch der Falls diesem Beispiel.

Die beiden jungen Menschen waren in einem schmalen und nur spärlich beleuchteten Gang angekommen. Auch Lian atmete einmal tief durch, dann horchte er – bisher konnte er nicht hören, dass die Angestellten zurück in den Hauptraum gekommen waren. Suchten sie etwa immer noch nach dem vermeintlichen Tier, das in Wirklichkeit gar nicht existierte? Vermutlich, so oder so waren die beiden Einbrecher damit in Sicherheit, das war alles, worauf es ankam. Die Illusion hatte tatsächlich noch besser funktioniert, als es der 18-Jährige für möglich gehalten hatte. Er wandte sich zu Cayra herum und starrte eine Sekunde auf die dargebotene Faust der Kollegin… bevor er schmunzelte und die Geste mit der eigenen Faust erwiderte. Ganz egal, welche Differenzen die beiden miteinander gehabt hatten: Gerade waren sie Komplizen und daher auf der gleichen Seite. Und um ehrlich zu sein: Irgendwie machte Lian die ganze Aktion doch ziemlich viel Spaß. Diesem Grund war es auch geschuldet, dass sich der Illusionist dagegen entschied, die Hellhaarige auf ihren Patzer anzusprechen oder sie damit aufzuziehen. Ihm war gerade einfach nicht danach. Was er getan hatte? „Für eine Ablenkung gesorgt“, war die kurze Antwort, die der junge Mann für seine Begleiterin übrig hatte. Er sah über die Schulter zurück, musterte den Vorhang. Noch immer waren keine weiteren Geräusche von der anderen Seite zu hören. Lian hatte nicht vor, Cayra darüber aufzuklären, dass er Magie anwenden konnte. Er hatte nicht vergessen, dass er die Feline mit einer Illusion übers Ohr gehauen hatte… jetzt gerade war ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, um das Mädchen misstrauisch werden zu lassen, oder? Lian entschied sich also mal wieder dafür, zu lügen- immerhin war das etwas, was er besonders gut konnte. „Keine Ahnung, was genau der Typ gesehen hat. Eigentlich hatte ich sie nur mit den knarzenden Dielen in den Lounge-Bereich locken wollen“, sprach er also unumwunden weiter, als er wieder zu Cayra blickte. Weder aus Mimik noch Gestik hätte man darauf kommen können, dass der Falls nicht die Wahrheit sprach. Die hellgrünen Augen sahen direkt in die Seelenspiegel seiner Begleiterin und er zuckte unschlüssig mit den Schultern. „Manchmal sieht man das, was man sehen möchte. Es kam uns auf jeden Fall entgegen, dadurch musste ich keinen ganz so weiten Weg zurücklegen und die Typen sind von alleine in den Lounge-Bereich gelaufen.“ Damit sollte das Thema doch erstmal geklärt sein, oder? Lian ging nicht davon aus, dass Cayra wirklich glaubte, dass er Magie angewandt hatte – dafür beherrschten einfach zu wenige Menschen in Fiore Magie. Es war immer noch eine außergewöhnliche Fähigkeit, das durfte man nicht vergessen. Kaum dass sie dieses Thema beendet hatten, deutete Cayra auf die Tür am hinteren Ende des schmalen Ganges. Dort musste sich der Chef aufhalten? Ja, vermutlich, immerhin war es die einzige Tür, die sich hier zeigte. Jetzt, wo sie kurz vor ihrem Ziel standen, spürte Lian sein Herz plötzlich deutlich stärker pochen – er war aufgeregt, immerhin wusste er nicht genau, wie dieser Mann reagieren würde. Aber es gab keinen Weg zurück mehr, oder? Er sammelte sich, griff nach der Türklinke und riss die Tür auf, ohne sich vorher mit einem Klopfen anzukündigen.

Hätte er das mal nicht getan.

„W-was…“ Ein Büro mit einem schweren Holztisch in der Mitte, auf denen sich Aktenberge sammelten, mit Schränken und Bücherregalen zur linken und rechten Seite… war nicht das, was er und Cayra zu Gesicht bekamen. Langsam drehten sich Gesichter zu den beiden jungen Menschen herum, erst eines, dann zwei, dann drei… bis sich schließlich alle acht Frauen in dem Raum zu der Felinen und dem Bogenschützen umgedreht hatten. Es waren nicht nur die Frauen (teils bekleidet, teils in Unterwäsche), die Lian erkannte, sondern auch sich selbst: In dem breiten Spiegel, der direkt auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes stand. Hier und dort hingen freizügige Kleider, die nur darauf warteten, angezogen zu werden. Vor dem Spiegel selbst lagen Haarbürsten, Kämme, Spangen und diverses Make-Up. Was war das hier? Wo waren sie hier gelandet? DAS WAR EINDEUTIG KEIN BÜRO! “Wer seid ihr?...“, murmelte eine blonde Frau unsicher, die ganz rechts im Raum stand. Lian wandte den Blick in besagte Richtung, öffnete den Mund, doch es war nicht seine Stimme, die ertönte, sondern das hysterische Kreischen einer anderen Frau. Dem Falls klirrten von diesem hellen Schrei bereits die Ohren – wie es Cayra mit diesem lauten Geräusch wohl gehen würde? Tja. Unauffällig war das auf jeden Fall nicht mehr.

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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptySa 26 März 2022 - 15:34

11
Es dauerte nicht lange bis Lian am Vorhang vorbeihuschte und den kurzen Gang dahinter betrat. Cayra war froh dass er es ebenfalls an den Angestellten vorbei geschafft hatte, die den Beiden allen Anschein nach wohl keine Probleme mehr machen würden, vorausgesetzt sie zogen nicht irgendwie die Aufmerksamkeit des gesamten Gebäudes auf sich. Aber als ob ihnen wo etwas so etwas passieren würde. Ein zufriedenes Lächeln zeichnete sich im Gesicht der Felinen ab als ihr Fistbump erwidert wurde. Mit Lian Zeit zu verbringen hatte sich tatsächlich als sehr angenehm herausgestellt, nicht nur war das derzeitiges Unterfangen absolut genial, auch das Gespräch dass sie auf den Weg hierher geführt hatten war alles Andere als langweilig gewesen. Das Thema fiel dann darauf, wie der Braunhaarige die Männer in den Lounge Bereich gelockt hatte. Die Lunos hatte bemerkt wie er sich von ihr entfernt hatte und konnte sich denken dass er das zweite Knarzen ausgelöst hatte, konnte sich aber nicht erklären was das mit dem Tier gewesen war. Die anfänglliche Aussage des Wüstenbewohners war nicht gerade vielsagend. Die Silberhaarige hätte nachgebohrt, hätte ihr Gegenüber dann nicht freundlicherweise elaboriert. "Das is… komisch..." Lian wusste also auch nicht was es mit dem Tier auf sich hatte? Seine weitere Erklärung war auch nicht gerade befriedigend für die Teenagerin. Irgendetwas mussten die Angestellten doch gesehen haben. Sie musterte den Braunhaarigen nachdenklich. Konnte es sein dass er etwas vor ihr verheimlichte, dass er die Männer durch irgendwelche Mittel auf die falsche Fährte geführt hatte, abgesehen davon, auf die Diele zu treten? Sein Gesichtsausdruck ließ nichts weiteres erschließen. Auch wenn Cayra eine gute Lügnerin und Betrügerin war, war sie nicht besonders talentiert darin solches bei anderen Personen auszumachen. Wie hätte der Wüstenbewohner vorgaukeln können, dass ein Tier im Gebäude unterwegs war? Die einzige Option die der Feline in den Sinn kam war… Magie. Immerhin war sie ja selbst dabei Illsusionsmagie zu lernen, auch wenn die Ergebnisse ihres Studiums noch nicht wirklich überzeugend waren. Allerdings schien ihr unwahrscheinlich dass ihr Gegenüber wirklich Magie beherrschte, und jetzt war auch kein guter Zeitpunkt weiter auf der Idee herum zu reiten. Also beließ sie es mit einem neutralen "Hmm" als sie beschloss den Gedanken erst einmal für später aufzuheben und sich von Lian abwandt.
Jetzt war es immerhin Zeit den Chef vom Bordell zu konfrontieren. Eine aufgeregte Spannung hing in Luft als der Brünette langsam die Türklinke ergriff, doch was sich dahinter dann offenbarte ließ die Kinnlade der Feline nach unten Klappen. Sie hatte ebenfalls ein Büro oder dergleichen erwartet,  anstatt auf einmal von acht Frauen angestarrt zu werden. Der darauffolgende schrille Schrei ließ die Lunos aufschrecken, und es dauerte auch nur wenige Sekunden bis ihre jetzt alarmiert unter der Kaputze aufgestellten Katzenohren schnelle Schritte und Rufe aus Richtung des Hauptsaals vernahmen. Die Angestellten von vorher hatten das Kreischen ja schlecht überhören können, und vor Allem jetzt würden die einer Erklärung über den Brief wohl keine Beachtung mehr schenken wollen. Was also jetzt? Die Silberhaarige hatte auf jeden Fall wenig Lust mit den Konsequenzen ihres Einbruchs leben zu müssen, also hieß es Flucht. Der Mann im Anzug, den die Beiden gesehen hatten, war auf jeden Fall in den Raum vor ihnen gegangen, wenn er jetzt nicht mehr dort war, musste das also heißen dass die Umkleide noch weitere Eingänge hatte. "Los, schnell!" trieb sie ihren Kollegen an und lief in die Mitte der Umkleide, sich nach einem Fluchtweg umsehend, und erblickte tatsächlich eine Tür, die sofort mit voller Geschwindigkeit angesteuert wurde. Die aufgebrachten Frauen um sich herum ignorierte die Teenagerin. Hinter der Tür erstreckte sich ein weiterer Gang, ein langer mit vielen Türen, den sie sogleich entlang eilte, nur dauerte es nicht lange bis Cayra aufgehalten wurde. Der Schrei war wohl noch von weiteren Leuten im Gebäude gehört worden, und so krachte sie prompt plötzlich gegen einen kräftigen, hochgewachsenen Mann als sie um eine Biegung laufen wollte. Dieser schien wenig beeindruckt vom Aufprall und packte die Feline sogleich an der Kapuze des Pullis um sie vom Boden zu heben. Diese war hingegen noch überrascht und ließ ein erschrockenes "GYAAA" verlauten, als sie gepackt wurde, jedoch hatte es jetzt wohl doch etwas Gutes dass der Pullover so weit war, denn mit ein wenig Zappeln gelang es der Lunos einfach aus dem Kleidungsstück heraus zu rutschen und wieder auf dem Boden zu landen, worauf sie zwischen den Beinen des Mannes hindurchzuhuschte. Der Gedanke, dass Lian auch irgendwie an jenem vorbei musste, hatte im Eifer des Gefechts keinen Platz im Kopf der Silberhaarigen, doch es war auch nicht so wichtig, denn nach wenigen Sekunden fand sie sich in einer Sackgasse wieder, der einzige Fluchtweg vom selben Mann versperrt. Sie zückte ihren Dolch und nahm eine Kampfhaltung ein, ihr Gesicht zu einer aggressiven Grimasse verzogen.

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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptyMi 30 März 2022 - 21:10

Wo waren sie hier gelandet?! Scheiße, scheiße, scheiße – das hatte eindeutig nicht zum Plan gehört! Vor ihnen die kreischenden Frauen, hinter ihnen die Geräusche von sich nähernden Schritten. Die Mitarbeiter, die sie eben noch in den Lounge Bereich gelockt und dadurch hinter sich gelassen hatten? Ja, mit Sicherheit. Der Braunhaarige sah sich um, sein Hirn ratterte, aber ihm wollte keine Fluchtroute einfallen. Cayra und er waren nicht nur in der Unterzahl, sie kannten auch dieses Gebäude nicht. Es war kaum möglich, dass sie dieser Situation entkamen, ohne geschnappt zu werden, oder? Die Feline war die Erste, die sich aus ihrer Schockstarre reißen und in die Mitte des Raumes laufen konnte. Lian schnalzte missbilligend mit der Zunge, das hier alles wollte ihm ganz und gar nicht gefallen, aber da ihm keine bessere Möglichkeit einfiel, folgte er dem Ausruf seiner Kollegin und rannte ebenso blindlings los.

Besonders weit kamen die beiden jungen Menschen allerdings nicht.

Schlitternd kam die Sphynx zum Stehen und die hellgrünen Augen weiteten sich erschrocken: Was war das für ein riesiger Typ, der sich da am Ende des Ganges aufbaute?! Anders als der Falls hatte Cayra keine Gelegenheit mehr gehabt, um diesem Fremden auszuweichen und knallte sogleich mitten in den muskulösen Körper, taumelte benommen ein paar Schritte zurück und wurde dann am Kragen gepackt und nach oben gehievt. Kann es eigentlich noch schlimmer kommen?, fragte sich der 18-Jährige gedanklich und ahnte nicht, dass diese Frage in nur wenigen Sekunden mit einem ziemlich klaren JA beantwortet werden würde. Aber alles der Reihe nach: Die Feline konnte sich aus dem Griff ihres Kontrahenten befreien, indem sie aus dem ohnehin viel zu großen Pullover schlüpfte, auf dem Boden landete und durch die Beine des stämmigen Riesen hindurchhuschte. Sichtlich irritiert betrachtete der Mann den Pullover in seiner rechten Hand, sah dann nach hinten zu dem sich entfernenden Mädchen und äußerte einen wütenden Fluch, bevor er das Kleidungsstück in irgendeine Ecke des Raumes pfefferte und die Verfolgung aufnahm.

Lian erkannte das Aufblitzen des Stahls noch schneller, als dass der Fremde die Waffe in den Händen von Cayra bemerkt hatte.

Moment! Scheiße, das konnte nicht ihr ernst sein! Diese Waffe, wollte die Lunos hier ein Blutbad anrichten?! Wie sollte Lian seinem Onkel das bitte erklären… nein, das durfte er nicht zulassen. Wieder sah sich der junge Mann um, bis sein Blick an einem Lockenstab hängenblieb. Warum der Falls als junger Mann so schnell einen Lockenstab erkannte? Das tat hier erstmal nichts zur Sache! Wichtiger war, dass er die aufgeheizte Brennzange aus der naheliegenden Steckdose zog und von hinten auf den stämmigen Mann zulief. Anstatt ihm allerdings eine blutende Wunde mit einem Dolch zu verpassen, presste Lian dem anderen Mann den heißen Lockenstab gegen den Hals – das verursachte genug Schmerzen, um den Älteren nicht nur schmerzerfüllt aufschreien, sondern ihn auch zurückweichen zu lassen. Lian hastete an ihm vorbei und packte Cayra an dem Handgelenk, in dem sie den Dolch festhielt, um zu verhindern, dass sie das Ding auch noch gegen ihn anwandte. „Willst du hier ein Blutbad verursachen? Und dann?! Lass den scheiß!“, keifte er die Lunos an, drehte sich gerade auf dem Absatz herum, um eine andere Fluchtroute zu probieren… da hielt er inmitten der Bewegung inne.

Direkt vor ihnen stand der Mann, nach dem sie gesucht hatten. Der… Chef dieses Etablissements, soweit Cayra und er vermutet hatten. “Was soll dieses Theater?!“ Seine Stimme klang mindestens genauso erbarmungslos wie seine Körperhaltung vermuten ließ. Dieser Mann war mindestens einen Kopf größer als Lian und auch locker doppelt so breit, was durch den Anzug, den er trug, nochmal besonders hervorgehoben wurde. Seine dunklen Augen lagen tief in seinem Gesicht, der Mund war schmal, der Kiefer auffallend kantig und von einem ordentlich getrimmten Bart umrahmt. Von oben sah dieser Mann auf die beiden Eindringlinge herab und seine Augenbrauen zogen sich verärgert zusammen, als er die Waffe in den Händen von Cayra erblickte. “Frank, Marc.“ Noch ehe Lian sich hatte umwenden können, wurde er von hinten gepackt, genauso wie Cayra und seine Arme wurden ihm erbarmungslos auf den Rücken gedreht. Der Falls biss sich fest auf die Zunge, um ein Wimmern zu unterdrücken, das sich in ihm hochkämpfte – auf keinen Fall wollte er sich seine Schmerzen in diesem Moment anmerken lassen. Das ließ sein Stolz absolut nicht zu. „Ich… ich habe einen Brief“, setzte Lian stattdessen zu einer Erklärung an und versuchte, Blickkontakt mit dem Anzugträger herzustellen. “Einen Brief? Ich glaube kaum, dass es irgendeinen Brief auf dieser Welt gibt, der rechtfertigt, meine Angestellten zu belästigen und mit einer Waffe zu bedrohen“, war die beißende Antwort, die der Mann für Lian übrighatte, dann hob er die Hand und drehte Cayra sowie dem Falls den Rücken zu. “Mir egal, was ihr mit ihnen macht, aber erteilt diesem Gesindel eine Lektion, die sie ihr Leben nicht vergessen werden.“ Und damit machte er sich drauf und dran, den Raum zu verlassen. Noch ehe er sich entfernt hatte, spürte der Braunhaarige den Druck auf seine verknoteten Arme intensiver werden. Eine Lektion – der 18-Jährige konnte sich sehr gut vorstellen, was damit gemeint war. Es wäre nicht das erste Mal in seinem Leben, dass er eine solche Lektion erhielt. Eine Lektion, auf die er lieber verzichten wollte.

Und was sollte er seinem Onkel danach berichten? Wie sollte er ihm erklären, warum er nicht nur verprügelt, sondern auch ohne nennenswerte Ergebnisse zurück nach Aloe kam? Nein, so durfte das hier nicht enden. Er musste etwas unternehmen. Er… musste diesen Typen aufhalten. Musste sein Interesse wecken. Aber… wie? Ein stechender Schmerz fuhr durch Lians Körper, als sein Kontrahent seine Arme noch weiter verknotete. Wollten die ihm die Schultern auskugeln?! „Aram Falls!“, hörte sich Lian rufen, ehe er die Idee nochmal hatte überdenken können. Deutlich schwerer ging der Atem des Illusionisten und er schloss die Augen: „Der Brief… der Brief ist von Aram Falls.“ Der 18-Jährige traute sich nicht, die Lider wieder anzuheben, er wartete nur ab. Die Zeit zog sich wie ein Kaugummi, aber dann fielen die ersehnten Worte:

“Frank, Marc, lasst die beiden los.“


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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
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12
Diese Situation gefiel Cayra ganz und gar nicht. Zwar hatte es ihr Spaß gemacht, gemeinsam mit Lian in das Gebäude einzubrechen und sich durch den Hauptsaal zu schleichen, aber da hatte sie auch Zeit gehabt alles gut zu durchdenken und sich über die möglichen Folgen eines Fehlschlags bewusst zu werden. Sie mochte kalkulierte Risiken, der Fakt dass sich die Tür einem Umkleidezimmer anstatt einem Büro geöffnet hatte, und die Beiden jetzt durch ein Gebäude fliehen mussten, von dessen Raumplan sie keine Ahnung hatten, war hingegen alles Andere als kalkuliert. Eigentlich hatten sie es doch an den Mitarbeitern vorbei geschafft, warum hatten sie jetzt also trotzdem verloren? Es fühlte sich unfair an, aber gut, dass das Leben alles andere als gerecht war, war ja auch nichts Neues für die Feline. Was auch immer die Umstände waren, sie begab sich jetzt in Kampf- oder Flugmodus und ergriff die Flucht, doch war sie nun einmal eindeutig im Nachteil, sodass es nicht lange gedauert hatte bis sie geschnappt worden war. Dass sie dem Griff entkommen konnte, war eher ein glücklichen Zufall, so ungemütlich wie sie den viel zu großen Pulli auch fand, war er dann wohl doch nützlich gewesen. Nur half dies auch nicht signifikant, da der Lunos das Innere dieses Gebäudes trotzdem immernoch gänzlich unbekannt war, sodass sie sich nach wenigen Sekunden trotzdem in der Falle befand, in einer Sackgasse ohne Fluchtmöglichkeiten, der großgewachsene Mitarbeiter vor ihr. Ohne Fluchtmöglichkeiten war es nur normal für die durch die Umstände tatsächlich relativ verängstigte und verzweifelte Silberhaarige in die Kampfhaltung zu wechseln. Ob sie ein Blutbad verursachen wollte? Es war ihr lieber, ihren Gegenüber zu Boden zu stechen, als selbst geschnappt zu werden.
Doch zum Glück würde das nicht nötig sein, denn ehe sie die Gelegenheit bekam ihren Dolch einzusetzen lief Lian, dessen Gegenwart sie schon halb vergessen hatte, auf den Mann zu und drückte diesem einen seltsamen Stab in den Nacken. Was war das für ein Ding und warum schrie ihr Verfolger so auf als er damit in Berührung kam? Hätte die Teenagerin sich grüdlicher in der Umkleidekabine umgesehen, hätte sie so einige Kosmetikprodukte entdeckt mit denen sie nicht viel anfangen konnte, als Straßenkind kommt man mit so etwas nun einmal nicht wirklich in Kontakt, und auch die Ziehmutter von Cayra war eher altmodisch was solche Sachen anging, und hatte deswegen nur Grundlegende Kosmetikprodukte zuhause, was darin resultierte dass die Feline relativ Ahnungslos war, was das ganze Thema anging. Doch würde sie nicht dazu kommen lange über den seltsamen Stab nachzudenken, denn Lian ergriff augenblicklich ihr Handgelenk und zerrte sie von dem riesigen Mann weg. Dass sie im selben Moment ausgeschimpft wurde erschrak die Lunos etwas. Hätte sie ihren Dolch nicht raus holen sollen? Aber ihr war doch gar keine Möglichkeit geblieben, schließlich hatte sie nicht solch einen Stab dabei wie Lian, mit denen sie Leuten einfach so Schmerz zufügen konnte.
Weit kamen die Beiden nicht, denn ehe sie sich versahen, hatte der Mann im Anzug sich vor ihnen aufgebaut, den sie vorher gesehen hatten. Bei so Vielem was gerade schief ging, war die Silberhaarige froh dass sie wenigstens mit ihrer Annahme richtig gelegen hatten, dass es sich dabei um den Boss des Bordells handelt und sie ihn letzten Endes, wenn auch durch fragwürdige Umstände, tatsächlich gefunden hatten. Ihre Freude wurde getilgt als man sie an den Armen packte und diese auf ihren Rücken drehte, worauf ihr ein Schmerzerfülltes ächzen entkam. Fauchend und knurrend versuchte die Teenagerin sich aus dem Griff zu befreien, doch unterließ dies schnell als sich herausstellte, dass dadurch nur der Schmerz noch schlimmer wurde. Cayra schluckte als der Anzugträger befahl ihnen eine Lektion zu erteilen und sie eine Welle der Klarheit traf. Man, was tat sie hier eigentlich? Sie war doch mit einer expliziten Aufgabe nach Hargeon Town gekommen, warum verschwendete sie hier also ihre Zeit und ließ ihre Mutter mit dem Patienten warten. Wieso hatte sie sich nur hierzu mitreißen lassen? Die Reue die sich in der Feline breitmachte übertraf fast schon die Angst darüber was man mit ihr und dem Brünetten anstellen würde.
Zu ihrer Erleichterung schien der Anzugträger jedoch einzuhalten als Lian aussprach von wem der Brief war. Die Beiden wurden losgelassen und die Lunos stieß ein erleichtertes Seufzen aus, während sie ihre Arme locker schüttelte und streckte. Ihren Dolch hatte man ihr abgenommen und die Mitarbeiter schienen keine Anstalten zu machen ihr diesen zurückzugeben. Sie hatte nicht das Gefühl dass sie den zurück kriegen würde. Der Brünette hatte gesagt dass er den Brief für seinen Onkel überbrachte, also war das dessen Name, Aram Falls? Logischerweise musste "Falls" dann also auch Lians Nachname sein, oder nicht? Nach kurzem nachdenken fiel der Silberhaarigen auf dass der Brünette ihr seinen Nachnamen gar nicht erzählt hatte. Letzten Endes ließ sie diese Erkenntnis aber auch ziemlich kalt, es war nicht so als hätte sie mit dem Namen Aram Falls irgendetwas anfangen können. "Also, wo ist dieser Brief?" Der Chef des Bordells betrachtete Lian skeptisch erwartungsvoll, jederzeit bereit seine Angestellten erneut auf die Einbrecher zu hetzen, sollte sich der Brief als Lüge herausstellen.

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BeitragThema: Re: Schuppenmeile
Schuppenmeile EmptySo 3 Apr 2022 - 17:57

Pure Erleichterung durchflutete den Körper des 18-Jährigen, als der Druck auf seine Arme endlich nachließ und sie ihn schlussendlich losließen. Lian atmete aus und ließ die Schultern kreisen, um alles wieder in die richtige Position zu rücken. Noch ein bisschen mehr und die hätten ihm mindestens einen Arm ausgerissen – der junge Mann war absolut überzeugt. Die dunkle Stimme des Bordellinhabers brachte den Falls zurück auf den Boden der Tatsachen, denn er und Cayra waren noch lange nicht in Sicherheit. Ja, er hatte den ersten Angriff abwehren können, doch ein kurzer Blick über die Schulter machte klar, dass Marc und Frank jederzeit bereit waren, wieder nach ihm und seiner Mitstreiterin zu greifen. Ein zweites Mal würden sie mit Sicherheit nicht inne halten, sie hatten also nur diese eine Chance. Lian drehte sich wieder zu dem größeren Mann im Anzug, dessen Augen ihn zu durchbohren schienen, dann griff er in seine Hosentasche und fischte den versiegelten Brief hervor. Noch während er auf den Chef des Bordells zutrat, war es ein Gedanke, der ihm durch den Kopf geisterte: Aram, scheiße, lass mich jetzt nicht im Stich Der Falls hatte keine Ahnung, was genau sein Onkel in diesem Brief geschrieben hatte. Er wusste auch nicht, in welcher Beziehung der Gildenleiter und dieser fremde Mann standen. Was war, wenn sie sich nicht leiden konnten? Was war, wenn das hier keine freundliche Nachricht war, sondern eine Provokation, eine Drohung? Lian war sich sicher, dass der Anzugträger ihm eine Antwort für Aram mitgeben würde und diese Antwort wäre kein Brief. Trotz dessen, dass ein eiskalter Schauer den Rücken des Illusionisten bei dieser Vorstellung herablief, streckte er den Arm aus und der ältere Mann nahm den Brief in einer ruhigen Bewegung entgegen. Das Siegel wurde gebrochen, das Papier entfaltet und dann las der fremde Mann.

Es war totenstill in dem Raum, so still, dass Lian sich sogar überwinden musste, um zu atmen.

Und dann hob sich der Blick des Mannes wieder und er musterte den Braunhaarigen auffallend lange. Zu gern hätte der Falls gewusst, was im Kopf des Anzugträgers vor sich ging, aber sein Pokerface war perfekt. So blieb Lian nichts anderes übrig, als die Musterung über sich ergehen zu lassen. Die Mundwinkel des anderen Mannes verzogen sich, er zog die Augenbrauen skeptisch zusammen. „Sein Neffe, ja?“, fragte er dunkel und sah dann wieder auf den Brief in seinen Händen. Moment, hatte Aram ihn etwa in dem Brief erwähnt?! Und dieser bedrohliche Unterton… er ließ nichts Gutes erahnen. Schlagartig drehte der Bogenschütze sich herum, sah zu Cayra und wollte ihr gerade entgegenrufen, dass sie versuchen mussten, zu fliehen, da war es ein lautes und alles übertönendes Lachen in seinem Rücken, das durch die Luft vibrierte. Der Anzugträger… der Anzugträger lachte?! “Aram hat sich kein Stück verändert, dieses Schlitzohr.“ Mit einem Schlag hatte sich die Stimmung im Raum verändert. Es war keine Drohung im Unterton zu hören, sondern nur echte Belustigung. Zaghaft drehte sich der Falls wieder herum und zuckte zusammen, als der Fremde ihm den Brief wieder reichte. “Du solltest den Brief selbst lesen.“ Was hatte das denn jetzt schon wieder zu bedeuten?! Lian war zu perplex, um nachzufragen oder gar zu widersprechen, er nahm den Zettel schweigend zurück, faltete ihn auseinander und ließ den Blick der hellgrünen Augen über die Zeilen wandern. Es war ein kurzer Text, wie Lian feststellte.

„Ramiro, wenn du diese Zeilen liest, hat mein Neffe es tatsächlich geschafft, einmal in seinem Leben einen Auftrag, der ihm zugeteilt wurde, erfolgreich zu erfüllen. Vielleicht ist ja doch noch nicht Hopfen und Malz verloren. Vermutlich wird er in diesem Zuge ein ordentliches Chaos angerichtet haben, aber ich hatte ja ohnehin noch etwas gut bei dir, das wirst du mir also sicherlich verzeihen. Schick ihn mir doch bitte in einem Stück zurück, sei so gut.“


Lian konnte es nicht fassen. Dieser ganze Auftrag, die Reise nach Hargeon, die Verfolgungsjagd durch die Stadt, das Eindringen in dieses Bordell, die Panik, die sie hatten durchstehen müssen. Das alles war einfach nur eine riesen große Verarsche seines Onkels gewesen! Die Finger des Falls zitterten, Wut kochte in ihm hoch. Er hatte immer Respekt vor Aram gehabt. Aber jetzt? Sein Onkel war ein verdammtes Arschloch! Ob das in der Familie lag? Während der 18-Jährige das Papier erzürnt zerknüllte, wandte sich der Inhaber des Bordells an Cayra. “Aram hat nur von seinem Neffen geschrieben. Wer bist du?“ Seine Stimme klang nicht bedrohlich, sondern ehrlich interessiert. Die gesamte Ausstrahlung dieses Mannes hatte sich verändert, seit er den Brief gelesen hatte. Kurz sah er zu Frank, der immer noch den Dolch der Felinen hielt. “Du hast mit dem Ding meine Angestellten bedroht. Du kannst dir vorstellen, dass ich so etwas nicht einfach billigen kann. Aber... ich wäre bereit, ihn dir zurückzugeben. Unter der Voraussetzung, dass du versprichst, die Waffe einzustecken und nie wieder hervorzuholen, solange du dich in der Nähe dieses Gebäudes befindest. Wie sieht‘s aus?“

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