Ortsname: Schuppenmeile Art: Straße Spezielles: --- Beschreibung: Dies ist eine der wichtigsten Handelsstraßen von Hargeon Town. Während hier ursprünglich der Großteil des lokalen Fischmarktes beheimatet war, ist dieser Fokus mit dem immer regeren Handel verloren gegangen, sodass die Schuppenmeile heutzutage eine Anlaufstelle für alle möglichen wertvollen Güter ist, egal ob sie über Land- oder Seeweg nach Hargeon Town gefunden haben. Somit ist die Straße mit zahllosen Ständen und Geschäften gesäumt, die Waren aus ganz Fiore und sogar von außerhalb des Reiches anbieten.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
"Worte" | Magie | Stimme | Theme | Battle
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Kitani
Anmeldedatum : 24.10.22 Anzahl der Beiträge : 72 Alter : 22 Ort : reisend
Besorgt ließ der schlaue Fuchs die Kiefer aufeinander klacken, zeigte dabei unweigerlich die spitzen Fangzähnchen. Diese 'Züge' sollte es also doch geben? Nun war er vollkommen verunsichert. Vielleicht log sie doch nicht? Aber auch jetzt ließ das üble Gefühl einfach nicht nach. "Aber bei uns heißen die doch auch nicht 'Züge'. Oder meinst du, dass das so ein Dialektwort oder so ist?" Ein wenig unterschied sich die Sprache in Fiore tatsächlich von der in Minstrel, auch, wenn es rein theoretisch die selbe war. Die Unterarme überkreuzt fuhr er sich mit den Händen über die Oberarme. So sehr hatten ihn seine Instinkte schon lange nicht mehr verrückt gemacht. Genau genommen waren sie seit seinem Tod recht still geworden, waren nur hin und wieder ein leises Flüstern, dass sie so in den Vordergrund traten, war er überhaupt nicht mehr gewohnt. "Ich- ich weiß nicht, was wir machen sollen, Norah", gab er zu und blickte seinem besten Kumpel an. Die Brauen hatte er zusammengezogen, die großen Fuchsohren waren zurückgelegt und die mehrfarbigen Augen spiegelten unverkennbar seine Unschlüssigkeit wieder. Es stimmte, falls das Wildschwein tatsächlich existierte, konnten sie es auf keinen Fall im Stich lassen. Er würde es sich nicht verzeihen können, wenn es wegen seiner Unschlüssigkeit einen unschönen Tod erleiden müsste. Einer der vielen Gründe, warum er aus dem Stamm geflohen war, war die Überforderung mit all der Verantwortung, die er trotz seines jungen Alters hatte tragen müssen. Teils hing der Erfolg von Jagdausflügen voll und ganz von seinen Plänen ab und somit lag es in seinen Händen, dass der Stamm satt wurde. Es war nicht nur er selbst und Norah, für den er die Verantwortung hatte. Nun sah er sich zum ersten Mal seit seiner Flucht erneut mit diesem Punkt konfrontiert - das Schicksal des Ebers hing von seinen Entscheidungen ab. Auch der N'doul verließ sich darauf, dass Kit die richtige Entscheidung traf. Doch er wusst einfach nicht, was falsch war und was nicht. Immer weiter zog er den Kopf ein, bis er schließlich aufschreckte und stattdessen stocksteif und aufrecht dastand. Selbst er hatte nicht mitbekommen, wie Janine sich genähert hatte. Natürlich hatte sie die Stammeskinder belauscht und nutzte ihr Wissen, um sie weiter zu provozieren. Doch auch, wenn der Weißhaarige seinen besten Freund zur Ruhe ermahnte, fiel es diesem äußerst schwer. Diese Frau machte ihn wirklich vollkommen kirre! Wenn das so weiter ging, wusste er bald nicht einmal mehr wo links und rechts waren. Mit einem leisen Fiepen schnappte er sich die Spitzen seiner Fuchsohren und zog sie nach unten über sein Gesicht. Das war einfach zu viel. Er war vollkommen überfordert. Angst machte sich in ihm breit. Wieso musste er diese Entscheidung alleine tragen? Sie hätten sich von anfangan eine andere Quest aussuchen sollen! "Ich- ich- ...", stotterte er vor sich hin, versuchte irgendwo in seinen Gedanken einen Anfang zu finden. Norah verließ sich auf ihn, er durfte sich jetzt auf gar keinen Fall aufgeben. Er musste stark bleiben. Die Ohren wurden losgelassen, schossen ruckartig nach oben. Stattdesse fuhr er, in der Hoffnung, die Bewegung würde seine grauen Zellen anregen, mit Zeige- und Mittelfinger über seine Schläfen. Sein Stolz und das Wohl des Ebers sprachen für den Auftrag, eigentlich war es nur sein Instinkt, der widersprach. Und der Fuchs wusste nicht einmal, ob er sich auf diesen überhaupt noch verlassen konnte. Auch diese 'Züge' existierten wohl wirklich. Wenn Norah das sagte, musste es stimmen. Verzweifelt legte er den Kopf zurück, ehe es einfach laustark aus ihm herausplatzte:
"Na gut, wir machen es!!! Aber wenn du uns hintergehst beiße ich dir die Kehle durch!!"
Mit einem selbstgefälligen Lächeln klatschte die Leopardin die Hände vor der Brust zusammen. "Wusste ich doch, dass ihr den Mumm dazu habt und mich nicht enttäuscht!" Ihre Schweifspitze zuckte, während sie mit einem leichten Schnurren in der Stimme sprach. "Na kommt, dann beweise ich euch gleich mal, dass es den 'Zug' wirklich gibt. Außerdem wollt ihr das Wildschwein ja sicher nicht noch länger warten lassen, nicht wahr Jungs?"
“Ja… Dialekt oder sowas, genau”, bestätigte der ahnungslose Norah mit einem Nicken. Die Fiorer nutzten gerne mal Worte, die ein wenig anders waren oder einfach seltsam klangen. Außerdem hatte der N’doul ja nicht gesagt, dass Züge genau das Gleiche sein mussten, was sie schon kannten; er ging nur davon aus, dass sie ähnlich waren. Noch hatte er keine Ahnung, iwe falsch er lag. “Also, ich würde den Auftrag nehmen”, stellte er klar, als Kitani gestand, wie unsicher er sich mit dieser Auswahl fühlte. Für den Schamanen überwog an dieser Stelle das Wohlergehen des Keilers und seine Verpflichtung gegenüber der Natur. Das hieß aber nicht, dass ihn die Sorgen seines Freundes nicht beschäftigte. “Aber sieh dich nicht gedrängt. Du kannst am Besten einschätzen, wie groß das Risiko wirklich ist.” Liebevoll legte Norah eine Hand an den Oberarm seines besten Freundes. Er wollte nicht, dass sich Kitani bei einer großen Entscheidung allein gelassen fühlte. Schlussendlich sprach der Tahimora aber zuversichtlich, entschlossen und ganz schön laut: Ja, sie würden den Auftrag annehmen! Sie würden diesem alten Tier helfen, seine Verbindungen zu dieser Welt auf gesunde Weise zu kappen. “So sieht es aus”, nichte Norah feierlich. “Wir stehen Seite an Seite. Wir überkommen jede List, also unterschätze uns nicht.” Janine wirkte unbeeindruckt, bestenfalls amüsiert. Das Weißhaar wäre nicht überrascht, wenn sie gleich begann, laut loszulachen… aber für den Moment blieb sie halbwegs zivil. “Machen wir uns auf den Weg”, nickte Norah und deutete stur mit seinem Speer auf sie. “Wirf uns gern deinen Zug entgegen, aber erwarte nicht, dass er uns überraschen kann!”
Die Augen des N’doul wurden groß, als das stählerne Ungetüm im Bahnhof von Hargeon einfuhr. Der bedrohliche Dampf, den es ausstieß, und die infernalen Geräusche, die es begleiteten, waren noch relativ zahm im Vergleich zu der massiven Größe der von Menschenhand geschaffenen Bestie. Obwohl, das war es nicht einmal, was Norah störte. Diese Maschine wirkte so… unnatürlich! “Und da sollen wir uns draufsetzen?” “Rein. Wir setzen uns rein”, korrigierte die Leopardin und schüttelte den Kopf. Diese beiden Jungen waren echt weltfremd. “Es ist deutlich schneller, als zu Fuß oder sonstwie zu reisen. Wir sparen eine Menge Zeit… vermutlich ein paar Tage. Also hopp, hopp. Rein mit euch, Jungs!” So ganz wohl fühlte sich Norah nicht, als er den stählernen Bauch betrat, eine Unsicherheit, die man ihm wohl ansehen konnte. “Ich… ich pass auf dich auf”, wisperte er Kit zu, eine Ausrede, um dessen Hand zu nehmen, während es Norah war, dessen Herz klopfte und dessen Wangen rot wurden. Seine nackten Füße verbanden ihn stets mit der Natur, hielten ihn fest und sicher darauf. Jetzt gerade spürte er nichts davon. Das, worauf er stand… das hatte mit Natur nichts zu tun. Keine Energie, kein Leben. “Ich habe mich noch nie so… isoliert gefühlt”, murmelte er leise, achtsam ob der feinen Ohren der Jägerin, die er argwöhnisch beäugte, während er sich ihr gegenüber auf einem der - überraschenderweise angenehm weichen - Sitze niederließ. “... Sitzen ist nicht schlecht hier”, stellte er fest, auch wenn ihm die Erfahrung als Gesamtes nicht gefiel. Diese erste Einschätzung aber konnte noch nicht wissen, wie es sich anfühlen würde, wenn der Zug erst in Bewegung war - die Räder begannen nämlich erst jetzt, sich zu drehen…
Seite an Seite würden sie jede List überkommen. Jedes Hindernis, jede Gefahr. Ja. Kräftig nickte Kitani. So war das. Nicht einmal der Tod höchstpersönlich hatte eine Chance gegen sie - zumindest nicht gegen Norah. Doch auch Kit würde sein Allerbestes geben, jetzt, wo er endlich zurück am Leben war. Eine blöde Leopardin, die sie nicht einmal für voll nahm, würde überhaupt keine Herausforderung für sie sein! Und dieser Zug? Pah! Egal was der nun letztendlich war, für die Stammeskinder würde er garantiert nur ein kleiner Hügel auf dem sowieso schon holprigen Pfad ihres Lebens darstellen. Keine Zweifel. ... Oh doch, große Zweifel. Die kamen dem Tahimora sofort auf, als er das gewaltige, metallische Biest auf sich zurattern sah. Mit großen, furchterfüllten Augen beobachtete er das Ungetüm während es ächzend und quietschend vor ihnen zur Ruhe kam. Was zur Hölle war das? Egal wie er es drehte und wendete, es wirkte wie ein Verbrechen gegen die Natur. Es war laut, stank und viel zu groß. Hinzu kam, dass sie das Innere des Dings betreten sollten. Sie waren doch keine Parasiten oder so! Das Fell und Haar des Fuchses stellte sich zunehmend auf. Immer und immer mehr, bis es beinahe senkrecht in alle Himmelsrichtungen abstand. Vollkommen verunsichert klammerte er sich an die Hand, die sich um seine legte, ließ sich von ihr langsam in den Magen dieses Zug-Dingens führen. Der sah überhaupt nicht aus wie die Innereien eines Lebewesens. Es war warm, ja, aber ansonsten gab es hier unzählige Sitzmöglichkeiten, die teils schon besetzt waren. Doch niemandem hier schien die Bizarrheit der Situation aufzufallen. Oder vielleicht interessierte es sie auch einfach gar nicht. Die Menschen in Fiore waren wirklich äußerst merkwürdig. "Es fühlt sich einfach falsch an, hier zu sein", bestätigte er die Aussage seines Kumpels. Hier im Inneren war überhaupt nichts von dem regen Treiben der Außenwelt zu hören und auch die Leute hier im Inneren schienen wie von einem völlig anderen Planeten. Oder vielleicht waren auch die Jungspunde aus Minstrel die Aliens. Vorsichtig hockte sich der Schwarzhaarige neben seinen Kumpel, den plüschigen Schweif, der durch das aufgestellte Fell fast doppelt so breit wirkte, legte er ordentlich über die Oberschenkel. Es stimmte, die Polster unter seinem Hintern und in seinem Rücken waren angenehm weich, doch deswegen konnte er der Sache kein bisschen mehr vertrauen. Als die Räder langsam und dann immer schneller in Bewegung kamen, rutschte ihm das Herz entgültig in die Hose. Der Boden unter seinen Füßen wackelte und holperte, als ob er sich jeden Moment in seine Einzelteile auflösen würde. Ein bisschen so wie damals. Erst war alles okay, dann wurde der Boden unter seinen Fußsohlen plötzlich wackelig, bröckelte und dann ... war er tot gewesen. Wie eine Katze, der man auf den Schwanz getreten war, hüpfte der Tahimora aus seinem Sitz und schmiss sich auf Norahs Schoß. Seine Arme klammerten sich an dessen Schultern, die nackten Füße hatte er angezogen und ebenfalls auf den Oberschenkeln des Hellhaarigen platziert. Eigentlich wusste er, dass er sich nur wenige Zentimeter über dem richtigen Erdboden befand, doch das Erzittern des Bodens jagte ihm trotzdem eine Heidenangst ein. Zum Glück war Norah da. Er hatte versprochen, dass er auf den untoten Fuchs aufpassen würde. Wenn irgendetwas Schlimmes passierte, dann würde Norah einfach seine Magie nutzen und sie Beide in Sicherheit bringen. Ganz sicher. Genauso sicher war er sich, dass er nie wieder einen Fuß in solch ein Biest setzen würde. Am liebsten hätte er die Fahrt abgebrochen, hätte einfach das Fenster eingeschlagen und wäre hinausgesprungen. Doch da dieser Zug existierte, existierte vermutlich auch der alte Eber, der so dringend ihre Hilfe brauchte. Apropos. "Und ihr meint wirklich, ihr könntet es mit dem Wildschwein aufnehmen?", kicherte Janine, ihre Schweifspitze zuckte amüsiert, "Es ist zwar alt, aber absolut nicht wehrlos." Den Kopf unter das Kinn des N'douls geschoben grummelte Kit. Diese Frau ließ sich wirklich keine Chance entgehen, die Stammeskinder aufzuziehen. Das war einfach etwas vollkommen anderes. Sie waren Kinder der Natur, über viele Jahre hinweg hatte sie ihnen eine Heimat gegeben und ihnen ihre Weisheiten gelehrt. Dementsprechend vereinte sie nun ein dickes Band. Das Ding hier hingegen war alles andere als natürlich oder gar ein Geschenk von Mutter Natur. "Ich stehe lieber zehn solchen Ebern auf einmal gegenüber als einem dieser Züge! Die Natur ist unser Fachgebiet und nicht sowas!", grummelte er patzig und mit zittriger Stimme. Das Trampeln von Hufen war ein schönes, aufregendes Geräusch. Das Rattern dieser Maschine hingegen war haaresträubend. Es gab einfach keine schönen Seiten an dem Ding. Natürlich schämte sich Kit trotzdem ein wenig wegen seiner Reaktion ... doch nur, weil er sich vor Zügen fürchtete war er noch lange kein schlechter Jäger, richtig?
Falsch… Das Wort traf es gut. Ja, es fühlte sich falsch an, hier zu sein. Norah nickte. “Ja… es wirkt nicht, als sollte hier drin etwas leben.” Die Sitzplätze waren aber tatsächlich ziemlich angenehm. Besser als die Stühle in ihrer kleinen Herberge allemal. Als sich die Räder des Zuges in Bewegung setzten, fühlte sich der N’doul aber plötzlich doch sehr unsicher. Es fühlte sich an, als würde er im Nichts schweben, reglos in einer Welt, die sich um ihn herum zu drehen begonnen hatte. Seine Finger gruben sich in die Armlehnen, aber die starke Reaktion von Kitani konnte er nicht voraussehnen. Natürlich war Norah noch sehr bewusst, welches Schicksal seinen besten Freund ereilt hatte, aber am eigenen Leib hatte er es nie gespürt. Wie der Grund nachgab. Wie sich der Sturz anfühlte. Wie die Luft an einem vorbei zog. Seine Augen weiteten sich, als Kit unerwartet auf seinen Schoß kletterte, doch auch, wenn er den Anlass nicht verstand, wich Norah nicht zurück. Stattdessen löste er seine Finger von den Lehnen, auch wenn es ihm schwer fiel, und hob langsam, vorsichtig seine Arme. Irgendwie fühlte es sich an, als würde er selbst jeden Moment den Halt verlieren und stürzen, dabei saß er sicher an seinem Platz. Seine eigenen Sorgen ignorierend, legte er sanft die Arme um den Tahimora. “Alles in Ordnung… Ich bin bei dir”, wisperte er sanft in einem Versuch, seinen Freund zu beruhigen, ohne wirklich zu wissen, was sich in dessen Kopf gerade abspielte. Norah konnte nur hoffen, dass seine Nähe reichen würde… Während die rechte Hand des N’doul sanft über den Rücken des Fuchses strich, wandte sich sein Blick leicht in Richtung Fenster. Dort draußen… da war sie noch. Die Natur. Eine Menge Grün, das rasend schnell vorbeizog. Und sie waren komplett davon getrennt… “Urp.” Uff, die ganze Zeit zu sehen, wie sich die Welt bewegte, ohne dass er es tat… damit kam Norah nicht klar, merkte er gerade. Ungewohnt bleich und etwas grün um die Nase drehte er seinen Kopf wieder zurück, schloss die Augen und fokussierte sich auf Kitani. Da… Schon ging es ihm wieder besser. Bloß nicht die Augen öffnen, wenn er hier im Zug steckte…
Janines Kommentar dazu war ja wohl absolut unnötig. Die ohnehin schon unsympathische Leopardin gefiel Norah immer weniger. Als würde ihr Zustand im Zug irgendetwas darüber aussagen, wie sie im Wald jagen konnten! Wobei… Norah das tatsächlich nicht konnte. Aber darum ging es nicht! “Urr… K-Kit hat recht”, sprach der bleiche Schamane ein gutes Stück weniger frech, als man es von ihm wohl gewohnt war. “Deine Worte… sind die Worte eines Fiorers. Ein klares Zeichen, dass ihr das Natürliche und das Seelenlose nicht… ngh… auseinanderhalten könnt.” Uff. Sprechen war schwierig gerade. Die Augen zu öffnen traute sich der N’doul auch nicht. Hoffentlich trugen seine Worte dennoch ein gewisses Gewicht. “Solch uninformierte Worte sind… genau der Grund, warum wir dich den Keiler nicht erlegen lassen können! Urrr…”
Nein, der Zug war nichts, was Norah sonderlich gut fand. Er war sehr froh, als das mechanische Gerüst endlich zum Stehen kam, und verließ ihn vorsichtigen Schrittes an der Seite seines besten Freundes. Draußen stand er immer noch auf wackeligen Beinen, stützte sich mit einer Hand an der Fassade des Bahnhofes ab, während er tief durchatmete. Die Luft hier war stickig, stinkig und verpestet, aber sie war auch real. Nicht so wie die Luft im Inneren des Zuges. Ein paar Mal musste Norah husten, aber er fühlte sich so langsam wieder besser. “Haah… Kit, geht’s dir gut?”, fragte er, seine Hand besorgt auf dem Rücken des Fennec. “Wir haben diese Herausforderung bestanden… Dem rastlosen Geist des Hasen sei Dank. Von hier aus kann die Jagd nur besser werden.”
Halt. Das war es, was der Tahimora gerade brauchte, um dem auflauernden Gefühl des Fallens zu entkommen. Vernunft brachte da gar nichts. Glücklicherweise fand er, was er suchte, in den Armen seines besten Freundes. Zitternde Hände klammerten sich an dessen Schultern, während er sich vorsichtig in die haltenden Arme lehnte. Er wusste, dass Norah ihn niemals fallen lassen würde, komme was wolle. Norah würde immer da sein, immer auf ihn aufpassen und ihn wenn nötig mithilfe seiner unfassbar mächtigen Magie retten. Da war sich Kit vollkommen sicher. Dass ausgerechnet sein großer, starker Kumpel ebenfalls mit dem metallischen Biest, in dessen Bauch sie hockten, zu kämpfen hatte, bemerkte der Fuchs erst, als er die gequälten Worte hörte. Untypisch ruhig und erzwungen sprach er. Der Inhalt passte zwar zu ihm, doch die Art, wie er ihn aussprach, nicht im geringsten. Die großen Ohren zuckten, strichen an den Wangen des Hellhaarigen entlang, ehe Kit schließlich vorsichtig den Kopf hob, um in die roten Seelenspiegel blicken zu können. Angst fand er darin kaum, dafür sprach jedoch der Hautton Bände. So sah der N'doul immer aus, wenn er krank war. War das irgendein fieser Effekt dieses Zugs?! Oder gar ein Zauber dieser Leopardin? Ganz egal, was es war, dass dafür sorgte, dass es seinem besten Freund schlecht ging, er würde verhindern, dass ihm jemand zu Nahe kam und den Moment der Schwäche ausnutzte. Leider war er ein Krieger und kein Heiler. Glücklicherweise hockte er bereits auf Norahs Schoß und verdeckte so einen Großteil dessen Körpers mit seinem eigenen. Ein wirklich willkommener Zufall, denn er glaubte kaum, dass er es schaffen würde, die Füße auf den schaukelnden Boden zu setzen. "Ich werde auf dich beschützen", versprach er leise und entschlossen, auch, wenn seine Stimme zittern mochte. Der Blick huschte weiter zu Janine. "Das hier beweist nur unsere Verbundenheit zur Natur." So und nicht anders war es. Diese Frau konnte ruhig sagen und tun, was sie wollte. Sie würde schon noch früh genug merken, dass sie keine Chance gegen die Stammeskinder hatte. Sobald sie diesen Höllenritt überstanden hatten, würden sie ihr volles Potential entfalten und zur Schau stellen können. Ganz sicher. Nach einer Zeit, die sich anfühlte wie eine halbe Ewigkeit, kam der Zug schließlich zum Stehen. Die Räder quietschten und das Wackeln verebbte. Der Untergrund wurde wieder sicher. Vermutlich. Mehrere, tiefe Atemzüge verstrichen, bevor Kit schließlich den Mumm fand, die Füße langsam auf den Boden zu setzen. Nichts passierte. Ganz traute er dem Frieden nicht, doch er wartete geduldig, bis auch Norah stand, ehe er diesen an der Hand packte und einen kurzen, aber zügigen Sprint hinlegte. Mit einem großen Satz sprang er schließlich aus der Tür, atmete erleichtert auf, als seine Fußsohlen wieder den richtigen Boden berührten. Mit jedem Schritt, den er machte, löste sich der Griff der Angst um sein Herz ein wenig mehr. Janine hatte sich bereits erhoben und mit schwingendem Schweif direkt am Ausgang auf die beiden Magier gewartet. Dementsprechend überrascht blickte sie auch drein, als diese an ihr vorbei in die Freiheit schossen. Ihre eigene Ruhe ließ sie sich jedoch nicht nehmen und stieg vollkommen gelassen aus. "J-ja. Jetzt geht es mir wieder besser", versicherte er seinem Freund während er ihm sachte auf den Rücken klopfte. Wirklich fit wirkte der noch immer nicht, doch auch ihm schien die 'frische' Luft gut zu tun. "Aber was ist mit dir? Lass dir Zeit, das Wildschwein wird noch ein paar Minuten ohne unsere Hilfe auskommen, davon bin ich überzeugt." Norah hatte Recht, auch diese Herausforderung hatten sie gemeinsam überstanden. Zusammen waren sie eben unaufhaltsam, ganz egal, was das Schicksal ihnen in den Weg legte. Aber Sorgen machte der Tahimora sich trotzdem. Fürsorgliche, zweifarbige Äuglein ruhten auf dem Weißhaarigen, auch jetzt stand der Untote bewusst zwischen ihm und der Auftraggeberin. Bis jetzt hatten sich all ihre Worte als Wahrheiten herausgestellt, doch über den Weg traute er ihr deswegen noch immer nicht. Auch jetzt, als sie einfach nur dastand, mit den Händen in die Hüften gestämmt, und scheinbar geduldig wartete, hatte sie etwas bedrohliches an sich. Doch davon wollte sich Kitani nicht länger einschüchtern lassen, er wollte mutig sein und beweisen, dass sie besser waren als diese dumme Katze! "Wir werden dich fertig machen, sobald es Norah besser geht! Du hast dich wirklich genug über uns lustig gemacht." Und bald würde sie den Preis für ihre Leichtsinnigkeit bezahlen. "Das werden wir ja sehen", schnurrte sie amüsiert, der getupfte Schweif peitschte unruhig umher. "Ich werde mich auf jeden Fall nicht zurückhalten." Nein, Kit würde sich nicht schon wieder durch den selbstbewussten, herausfordernden Blick, den sie ihm zuwarf, einschüchtern lassen. "Wir ebenfalls nicht." - "Dann kann es ja losgehen, richtig?"
Norah spürte die Natur nicht mehr, die ihm normalerweise so nahe war… aber er spürte die Nähe von Kitani. Spürte, wie dessen weiche Ohren sein Gesicht entlang strichen; ein Fell, das er vermutlich von jedem anderen Wesen unterscheiden könnte, allein vom Gefühl her. Es war beruhigend, hier nicht allein zu sein, auch wenn Ruhe allein Norah nicht über sein Unwohlsein hinweg half. Aber solange er die Augen geschlossen hielt und Kit an seiner Seite war… solange würde er das schon aushalten. “Ich danke dir”, wisperte er, die leisen Worte nur schwer über die Lippen bringend, als der Tahimora versicherte, dass auch er auf Norah aufpassen würde. “Dann kann mir ja… nichts passieren.” Es wurde deutlich besser, als der Zug erst einmal angehalten hatte. Seinem besten Freund folgend flüchtete der N’doul geradezu aus dem Metallmonster, ehe er ordentlich durchatmen und sich ein wenig erholen konnte. Auch Kit ging es wieder gut, was dem Schamanen ein erleichtertes Seufzen entlockte. “Das freut mich… Das wollte ich hören.” Er selbst brauchte noch einen Moment, ehe es ihm wieder so recht gut ging, aber natürlich hatte der Tahimora dafür vollstes Verständnis. Ein wenig länger konnte der Eber wohl warten. “Du bist zu gut zu mir…”, stellte der Schakal fest und strich sich das weiße Haar nach hinten, um Kitani anzulächeln. “Länger als nötig sollten wir den Ruf der Natur jedoch nicht ignorieren. Machen wir uns auf den Weg.” Auch Janine war bereits Feuer und Flamme. Es war wohl an der Zeit, die Jagd beginnen zu lassen…
Nova konnte das aufgeregte Kribbeln in sich spüren, als sie die lebendige Schuppenmeile betrat. Der Duft von exotischen Gewürzen und frischen Meeresfrüchten erfüllte die Luft, während das sanfte Rauschen der umliegenden Wellen eine beruhigende Kulisse bildete. Es war ein Ort, an dem die pulsierende Energie der Stadt Hargeon auf die natürliche Schönheit des Meeres traf. Die Sonne schien warm auf ihrer Haut, als sie die Reihen von kleinen Geschäften und Ständen entlang schlenderte. Über ihr spannte sich ein strahlend blauer Himmel, der das lebhafte Treiben der Straße beleuchtete. Nova konnte kaum glauben, wie vielfältig das Angebot war - von handgefertigtem Schmuck aus Muscheln und Korallen bis hin zu kunstvoll verzierten Surfbrettern. Ihre mehrfarbigen Seelenspiegel fielen auf ein besonders einladendes Geschäft mit luftigen Sommerkleidern und Strandaccessoires. Mit einem freudigen Lächeln trat sie ein und ließ sich von den bunten Mustern und leichten Stoffen verzaubern. Sie probierte einige Kleider an und konnte sich kaum entscheiden, welches ihr am besten gefiel. Nachdem sie sich für ein wunderschönes Kleid entschieden hatte, setzte die Farron ihre Entdeckungstour fort. Sie schlenderte an den zahlreichen Fischständen vorbei, bewunderte die saftigen Farben der Meeresfrüchte und konnte es kaum erwarten, einige für ein köstliches Abendessen zu kaufen. Dann entdeckte sie einen Stand mit handgefertigten Schmuckstücken, die wie kleine Kunstwerke aussahen. Natürlich blieb sie stehen, um die filigranen Designs genauer zu betrachten, und konnte sich nicht zurückhalten, ein paar Armbänder zu kaufen, die perfekt zu ihrem neuen Kleid passten. Mit ihren Einkäufen in der Hand setzte Nova ihre Flanierfahrt durch die Schuppenmeile fort, immer noch voller Vorfreude auf die weiteren Entdeckungen, die sie erwarten würde. Es war ein Tag voller Shoppinglaune und der puren Freude, die sie in dieser einzigartigen Umgebung erlebte. Zu ihrem perfekten Glück fehlte nur noch eine Freundin oder ein Freund; sie sehnte sich danach, ihre Freude mit jemandem zu teilen, jemandem, der genauso begeistert von den kleinen Schätzen und Überraschungen war, wie sie selbst. Während sie die Einkäufe in ihrer Hand festhielt, glitt ihr Blick über die bunt gemischte Menschenmenge. Sie sah Gruppen von Freunden, die lachend von Stand zu Stand schlenderten, und Paare, die sich eng umarmten und die Vielfalt der Waren bewunderten. Leises Seufzen, aber sie beschloss, sich nicht davon die Laune verderben zu lassen. Eine kleine Gasse weiter wurde ihre Neugier schließlich von einem eher unscheinbaren Laden geweckt, ein Musikladen gemischt mit Manga? Auch Nice! Und ehe sie sich versah, wanderten ihre Finger auch schon über CDs und Schallplatten, aber ernsthaft etwas davon mitnehmen wollte sie nicht, solche Sachen gab es quasi überall zu kaufen. Dann heftete sich der Blick an das erste Mangaregal, sie hatte zwar keinen blassen Schimmer davon, aber diese Dinger erinnerten sie sofort an Kenji, den sie eine lange Weile schon nicht mehr gesehen hatte. Nach der ersten gemeinsamen Quest waren sie sich nie wieder über den Weg gelaufen. Irgendwie war das komisch, vermied er sie mit Absicht? Hatte sie sich ihm gegenüber echt so beschissen verhalten? Der Finger stoppte beim ersten Band von Lawnmower Woman und sie grinste, die Tasche wurde weggestellt, die ersten Seiten in Angriff genommen. “Urgh, stell dich nicht so an, Fokus! Wenigstens sind Bilder dabei, tu nicht so dramatisch, du Scheißhirn”, murrte Nova, die begann auf und ab zu tigern, die Nase zwischen den Seiten gesteckt.
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Kenji
Anmeldedatum : 09.06.23 Anzahl der Beiträge : 248 Alter : 20 Ort : Maldina
Eigentlich wusste Kenji genau, dass er diesen Laden nicht betreten sollte. Weder hatte er Geld, noch hatte er Platz in seinem Rucksack für neue Manga. Nichtsdestotrotz zog er ihn an wie das Licht Motten. Er konnte einfach nicht widerstehen. Gemeinsam mit einigen anderen Leuten schlüpfte er durch die Tür. Die kühle Luft, die ihn im Inneren empfing, ließ ihn schaudern. Draußen herrschten mindestens zehn angenehme Grad mehr. Frieren tat er allerdings so oder so. Es machte also keinen wirklichen Unterschied. Seit sein Herz aufgehört hatte, zu schlagen, fröstelte er stets und ständig, selbst im Hochsommer überlegte er, ob es nicht besser wäre, doch eine Jacke anzuziehen.Mit einem Seufzen schloss er eilig die untersten paar Knöpfe seiner Jacke. Diese war sowieso schon viel zu groß, sodass es nun erst recht so wirkte, als würde er in dem beige karierten Stoff versinken. Genau so mochte er es aber am liebsten, denn es hielt warm und war gemütlich. Er liebte diese Jacke, aber ein wenig vermisste er die Vielfalt seines Kleiderschranks schon. In seinen Rucksack passte leider nur eine kleine, begrenzte Menge, der Rest musste bei seinen Eltern in Shoreshire warten. Von Hargeon aus war es gar nicht mehr weit bis dorthin, aber er war sich nicht sicher, ob er seinen Eltern schon wieder unter die Augen treten wollte und konnte. Na war ja auch egal ... darüber dachte er lieber gar nicht zu sehr nach. Die trüben Äuglein legten sich auf das prall gefüllte Regal voller Manga. Allerlei Werke, deren Titel er noch nie gehört hatten, reihten sich aneinander und luden ihn dazu ein, mal reinzuschauen. Es gab wirklich viel zu viele spannend wirkende Büchlein. Besonders im Bereich 'Romance' verweilte der graue Blick ein wenig länger. Die Auswahl dort wirkte deutlich vertrauter, auch, wenn es auch hier Namen gab, die er nicht erkannte. Sofort fiel ihm auf, dass einige der Reihen, die er laß, neue Bände bekommen hatten. Oh, wie gerne er doch sein Geld dafür auf den Kopf gehauen hätte ... doch wenn er das tat, würde er die nächsten Tage hungern müssen. Wenigstens seinen menschlichen Hunger wollte er stillen können. Mit einem sehnsüchtigen Seufzen ließ er seinen Blick also weiterwandern. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, hierher zu kommen und sich all die Dinge anzusehen, die er gerne wollte, aber nicht haben konnte. Ein Gedanke, der sich festigte, als seine Seelenspiegel die Person streifte, die einige Meter neben ihm stand. Zuerst war es nur der Manga in ihren Händen, der ihm auffiel. Logisch, schließlich handelte es sich dabei um einen seiner absoluten Favoriten. Dann, aus reiner Neugierde, wanderten die Äuglein höher. Die zweifarbigen Haare kannte er. Leider. Ein überraschtes Schnappen nach Luft, das im Entferntesten klang wie "Nova...!" konnte er nicht verhindern, bevor die tollpatschigen Füße auch schon versuchten, sich in Bewegung zu setzen. Ohne eine klare Richtung, in die sie flüchten wollten, war das aber alles andere als einfach. Und so kam es, wie es kommen musste: Er wurde für sich selbst zur größten Stolperfalle und pflanzte sich, Gesicht voraus, auf den kalten Boden. Dem dumpfen Aufprall folgte ein resigniertes Seufzen, gefolgt von einem leisen "uff". Die Flucht hatte ja wunderbar geklappt.
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