Ortsname: Lorelais Wohnung Art: Gebäude (Mehrfamilienhaus) Spezielles: --- Beschreibung: Das Mehrfamilienhaus in Marokkasu Town ist als mittelklassig einzustufen. Die Miete der einzelnen Parteien ist erschwinglich, da es sich um kleine 1-Zimmer Wohnungen handelt, welche aber allesamt in gutem Zustand sind. Lorelai lebt hier in einem Wohnraum mit Küchenzeile und Schlafnische, lediglich das Badezimmer ist ein extra Raum. Hier ist es stets ordentlich und hübsch dekoriert. Frische Blumen findet man zur Genüge und natürlich kommen auch Talismane und anderer Ramsch nicht zu kurz.
Change Log: 09.08.2023: Durch Lorelais Beitritt zur Gilde Midas Hands ist sie von Shirotsume nach Marokkasu Town gezogen. Der Thread wurde entsprechend verschoben und angepasst.
Zuletzt von Lorelai am Mi 9 Aug 2023 - 11:47 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Graham mag diesen Beitrag
Graham Low-Budget Traveller
Anmeldedatum : 20.03.23 Anzahl der Beiträge : 189 Alter : 32
Das Leben im Königreich Fiore war wirklich aufregend, denn es unterschied sich echt gewaltig von den Gepflogenheiten, die man so in den anderen Reichen auf diesem Kontinent kannte. Hier hatte Magie einen großen Stellenwert in der Gesellschaft, alles war in Gilden organisiert und das Land bot so viele Möglichkeiten zur freien Entfaltung, dass einem die Entscheidung im Grunde schwer fallen musste. In anderen Reichen war alles so intensiv geregelt, sehr kompliziert und oftmals auch verboten, doch hier in Fiore stand einem die Welt wirklich offen. Graham war erst kürzlich hier eingetroffen, doch war er bereits in so mancher größeren Stadt gewesen, um sich ausgiebig umzuschauen. Die Hauptstadt Crocus war ihm hierbei ganz besonders in Erinnerung geblieben, denn sie war sehr groß und bot so viele Möglichkeiten, insbesondere kulinarisch. Er selbst hatte eine kleine Bude in Kaiso Town gemietet, die sich oberhalb eines Nachtclubs befand und sich daher eigentlich immer nur am Tag zum Schlafen eignete.
Mittlerweile hatte der Aker auch herausgefunden, was für Geschäftsmodelle in den Gilden organisiert waren und stellte dabei sogar fest, dass es Gilden voller Magier gab, die tagein tagaus alle möglichen Aufträge absolvierten. Aber es gab natürlich auch Händlergilden, Hobbygilden und weiß der Geier nicht alles für Gilden. Graham war sehr fasziniert davon und war insbesondere an den Magiergilden interessiert, doch dazu musste er ja erst einmal eine Magie beherrschen. In Wirklichkeit verfügte er zwar über die längst in Vergessenheit geratene Crashmagie, doch das war ihm ja keineswegs bewusst und daher ging er davon aus, noch keine Magie zu beherrschen. Dadurch war er im Grunde ungeeignet für derartige Gilden, doch wusste er überhaupt nicht, wie er an richtige Magie kommen sollte. Er war dazu in diversen Geschäften, doch dort hatte man ihm nur das Gelbe vom Ei versprochen, wenn er gewisse Dinge kaufte und nun hatte er all sein Geld für unsinnige Bücher, Zaubermäntel und Hüte ausgegeben, doch Magie hatte er dadurch immer noch nicht.
Jetzt hatte der ältere Reisende jedoch das Problem, dass er bald seine Miete bezahlen musste und keinen einzigen Jewel mehr besaß. „Hach ja. Die Miete ist ja eigentlich kein Problem“, lachte er und kratzte sich dabei den Hinterkopf. „Bin vorher ja bereits verhungert, hahaha“, lachte er weiter und ließ sich dann rücklings auf sein Bett fallen. Wenigstens hatte er seinen Humor noch nicht verloren so in Anbetracht seiner Situation. Vielleicht sollte er sich so einen Magierauftrag schnappen und hoffen, dass er ihn ohne magische Fähigkeiten erledigt bekam? Vielleicht irgendeine Gartenarbeit oder Schlepphilfe oder dergleichen. Graham schüttelte den Kopf, denn so ging das natürlich nicht, schließlich wurden ja explizit Magier angefordert. Gut eine halbe Stunde später hatte Graham seine Bude verlassen und sich zum öffentlichen schwarzen Brett begeben, wo diverse Aufträge für unabhängige Magier aushingen. Er fischte sich einen Zettel vom Brett, dessen Aufgabe so klang, als brauchte man dafür keine Magie.
Der ärmliche Reisende kontaktierte den Auftraggeber und meldete sich bei diesem freiwillig für die Erledigung des Auftrags, wodurch Graham auch in Erfahrung brachte, mit wem er diesen Auftrag erledigte. Es war also gar nicht vorgesehen, dass er diese Arbeit allein machte, denn er musste eine gewisse Lorelai Chamberlain aus Shirotsume mitnehmen. Hoffentlich kam sie nicht auf den Trichter, dass er kein Magier war, denn das wäre sehr ärgerlich, allerdings klang das Geld echt leicht verdient. Am nächsten Tag war es dann also soweit und Graham brach zu seinem ersten Auftrag auf, also nahm er den erstbesten Transport nach Shirotsume und suchte die Wohnung auf, in welcher sich diese Lorelai eingemietet hatte. Vielleicht lernte er von ihr ja noch etwas über Magie, natürlich ohne sich dabei zu verraten. Als er das ländliche Haus in dem kleinen Örtchen gefunden hatte, staunte er nicht schlecht, denn sie wohnte deutlich besser als er. An der Tür machte er dann ihre Klingel ausfindig und betätigte sie. Laut Auftraggeber wusste sie auch, dass sie heute Besuch von ihrem Partner bekam, also hoffte Graham hier nicht in eine unangenehme Situation zu geraten.
Zufrieden lächelnd stand Lorelai vor dem Spiegel im Eingangsbereich ihrer persönlichen Oase. So frei und glücklich wie hier in Shirotsume hatte sie noch nie leben können. Und diese Wohnung bot ihr so viel mehr, als nur ein Zuhause. Ja, das Königreich Fiore hatte es schon innerhalb kürzester Zeit geschafft, sich in ihr Herz zu schleichen. Natürlich dachte Lorelai oft an Sin und an ihre Eltern, welche sich bestimmt nur schwer von ihrem vermeintlichen Tod erholen konnten.. aber sie mussten es einsehen: So war es für alle am besten. Diese unangenehmen Gedanken schnell beiseite schiebend nahm sich die junge Frau behutsam einen letzten Talisman von der Kommode und hing sich das Medaillon, welches an einer Kette angebracht war, um den Hals. Fertig! Das lange, rosafarbene Haar war zu den Spitzen hin zusammengebunden, sodass der Wind es nicht gänzlich verwehen, es aber dennoch locker fallen konnte. Ihre Kleidung war wie immer traditionell anmutend und verlieh der jungen Frau durchaus ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Es war ihr anerzogen worden, sich um das Äußere zu kümmern und sich herauszuputzen. Das war ihrer Adoptivmutter wichtig gewesen und Lorelai hatte diese Tugend für sich übernommen. Es gehörte schlichtweg zum Alltag dazu.
Pünktlich war die Magierin mit ihren Vorbereitungen fertig geworden. Eine Tasche war gepackt und sie stand bereit an der Wohnungstür. Es fehlte nur noch, dass der Partner oder die Partnerin, unter dessen oder deren Leitung dieser Auftrag ablaufen würde, sie abholte. Das war wirklich ein Luxus! Auf ihrem kürzlich erledigten ersten Auftrag begegnete Lorelai Zani, einer Oni-Dame, welche drei Meter groß war. Die Rosahaarige war hin und weg gewesen und daher hoffte sie nun auch inständig, erneut auf so eine besondere Person zu treffen. Über den Auftrag selbst wusste sie nur, dass sie besondere Muscheln für jemanden besorgen sollte. Warum und weshalb, das würde sie erst noch erfahren. Hach.. der Grund würde ihr so richtig gut gefallen!
Es klingelte.
Aufmerksam blitzen die violetten Augen auf, woraufhin Lorelai die Wohnungstür durchquerte, sorgfältig absperrte und schließlich die Treppen runter trabte. An der Holztür, welche nach draußen führen würde angekommen, atmete sie noch einmal kurz tief durch. So konnte es schon losgehen! Wer wäre es diesmal? Ein Riese? Ein Tiermensch? Ein Untoter? Gespannt öffnete Lorelai die Tür, ein Lächeln zierte bereits ihre Gesicht. Und da stand Graham Aker. Natürlich war die Rosahaarige nicht enttäuscht, denn sie freute sich um Grunde über jeden! Noch immer freundlich lächelnd trat Lorelai aus dem Haus und schloss die Tür hinter sich, ehe sie sich wieder dem jungen Mann zuwandte. „Sei gegrüßt! Du möchtest zu mir, habe ich recht? Dann bist du Graham Aker! Ich bin Lorelai“, verriet sie ihm lachend und trat näher auf den Fremden zu. Sofort fielen ihr dabei die Narben auf, welche sein Gesicht zierten. Ihre Augen wurden größer, dem Lächeln folgte ein Ausdruck der Bewunderung. „Oh, welch eindrucksvolle Narben! Bist du etwa ein Krieger?“, fragte sie ihn unverblümt in aufrichtiger Naivität, nicht wissend, ob es klassische Krieger in Fiore überhaupt gab. Dann trat sie wieder einen Schritt zurück, um nicht allzu aufdringlich nah zu sein. Der Herr vor ihr war ein ganzes Stück größer als Lorelai, da halfen ihr auch die Absätze nicht. Sein Haar war rabenschwarz und lang genug, um es zu einem lockeren Zopf zu binden. Neben seinen Narben waren die warmen, haselnussbraunen Augen auffällig. Seine Kleidung ließ vermuten, dass er ein Vagabunden-Dasein pflegte, aber sicher war Lorelai sich dabei natürlich nicht. So oder so, sie war sehr gespannt darauf, mehr über ihn zu erfahren! „Es ist mir eine Freude, dich kennenzulernen!“
Da war er nun im Örtchen Shirotsume und stellte schnell fest, wie wunderschön und ländlich es hier doch war. Es war nicht sehr weit von Kaiso Town entfernt und war gut zu erreichen gewesen, doch konnte der Aker zügig feststellen, wie unterschiedlich die Regionen doch waren. Hier könnte er sich auch wohl fühlen, doch eigentlich mochte Graham es gar nicht, all zu lang am gleichen Ort zu bleiben. Zwar blieb ihm hinsichtlich einer Bleibe nichts anderes übrig, weswegen er in Kaiso Town notgedrungen etwas angemietet hatte, doch am liebsten reiste der ältere Herr durch die Gegend und lernte allerlei Orte kennen. Dabei war es ihm gleich, ob er in einer Pension nächtigte oder unter freiem Himmel, denn als Vagabund war der Aker da einfach frei und konnte ganz nach Laune agieren. Vielleicht würde er nach dem Auftrag, wenn er Lorelai wieder heim gebracht hatte, noch etwas in Shirotsume verweilen und die Örtlichkeit genießen, ehe er wieder abreiste. Er behielt es auf jeden Fall im Hinterkopf, denn wer wusste schon, wie all das hier nun ausging.
Er betätigte ihre Klingel und wartete geduldig vor der Tür, trug dabei seinen Strohhut auf dem Rücken und hatte eine dunkle Umhängetasche mit allen Notwendigkeiten dabei. Graham wirkte wie ein zwielichtiger Vagabund, aber aufgrund seiner Vernarbungen, seiner Kleidung und seines Körperbaus auch einer der ehrenwerten Samurai hätte sein können. Tatsächlich hatte er ausreichend intensives Training beim caelischen Militär durchlebt und er war daher gestählt genug, doch welchen Eindruck dies auf eine andere Person haben konnte, sollte er erst noch herausfinden. Es dauerte einen Augenblick und die Tür öffnete sich, wobei Graham seinen Augen nicht trauen konnte. Diese Lorelai Chamberlain war ja mal eine Granate, Heidewitzka. Endlich hatte der tollpatschige Ex-Kartoffelschäler Glück im Leben, denn wie oft geriet man schon an solch attraktive Exemplare? Bisher hatte er so hübsche Frauen nur in seinen Magazinen gesehen, wobei seine Ex-Freundin Courtney auch ein verflucht heißer Feger war. Hach, wäre sie bloß nicht so eine Verrückte gewesen!
Die rosahaarige Schönheit trat ihm entgegen und kam ihm dabei ungewöhnlich nah, was den älteren Herren natürlich keineswegs störte. Sie hatte einen lieblichen Duft an sich und wirkte äußerst sympathisch und aufgeschlossen. „Ja. Ich bin Graham. Hallo Lorelai“, entgegnete der Vagabund lächelnd, wobei er seine Lakonie gleich mal unter Beweis stellte. Sofort bewunderte sie seine Vernarbungen und fragte ihn, ob er ein Krieger war. Graham und ein Krieger? Für einen Augenblick wurde es ruhig, denn er wusste nicht so recht, ob er es zugeben sollte. Kurzerhand legte Graham seine Hand an sein Kinn und setzte ein verschmitztes Lächeln auf, denn er war ja einst ein caelischer Soldat. Ein Krieger. „Gewiss. Ich bin ein Krieger. Ich…“, setzte er gerade an und wollte noch einen vielsagenden Schritt wagen, doch trat er sich dabei ungeschickterweise gegens eigene Bein und geriet hart ins Straucheln. Ein Glück konnte er sich direkt fangen und stellte wieder einen stabilen Stand her. „Verzeih. Mir auch“, stimmte er Lorelai dann abschließend zu. Es war ihm wirklich eine Freude!
Wortlos wandte sich Graham dann ab. „Gehen wir“, lachte er amüsiert und voller Vorfreude, denn sie konnten ja nun mit dem Auftrag beginnen. Seine knappe Art zu sprechen und seine trockene Direktheit waren sicher gewöhnungsbedürftig, doch trug der gut gelaunte Mann seine Wesenszüge deutlich in der Körpersprache. „Wir fahren jetzt nach Süd-Fiore. Dort ist ein Dorf. Dort haben sie einen alten Brauch. Will man heiraten, muss man der Frau eine Blauschalmuschelkette schenken. Wir sollen helfen“, erläuterte er kurz und knapp, wenig anschaulich und erst recht nicht so, als bekäme man das Gefühl, richtig Lust darauf zu bekommen. Bisher vermied Graham gekonnt das Thema Magie, denn er wollte nicht direkt zu Beginn auffliegen und den Job verlieren. Es durfte erst dann zur Sprache kommen, wenn er bereits tief genug im Auftrag involviert war und ein Abbruch im Grunde nicht mehr realisierbar war.
Lorelai lächelte selig, als sie ihren Partner erblickt hatte und begrüßte ihn ebenso erfreut. Hätte sie jedoch einen Blick in seine Gedankenwelt werfen können, wäre sie wohl etwas irritiert gewesen. Lorelai konnte mit Komplimenten umgehen und freute sich darüber, wenn es schöne und liebevolle Worte waren. Manch plumpe Bemerkung oder Vergleiche mit unseriösen Damen aus gewissen Magazinen gehörten eher zu jenen Komplimenten, welche missverstanden wurden. Als Dame der Gesellschaft war sich die Magierin über das Prinzip der äußeren Erscheinung und die entsprechende Wirkung auf das Gegenüber bewusst, aber ebenso legte sie Wert auf Höflichkeit und gebührenden Respekt. Die junge Frau war in gewisser Hinsicht ein unbeschriebenes Blatt, denn die wahre Liebe und entsprechende Berührungen kannte sie nur aus Büchern. Natürlich kannte sie das Gefühl der Schwärmerei und die Anziehung durch das andere Geschlecht, aber insgesamt war das trotz ihres gewissen Alters bisher ein wenig kurz gekommen in ihrem jungen Leben.
Der fremde Mann stellte sich schließlich als Graham Aker heraus und bestätigte das recht kurz angebunden, aber immerhin mit einem Lächeln. Als Lorelai dann seine Narben sah, kam sie nicht ohnehin, näher heranzutreten und sie zu bewundern. Ihr gefiel, wie er verschmitzt grinste und sich die Hand ans Kinn legte. Erwartungsvoll sah sie ihn an, bestimmt käme gleich eine spannende Geschichte aus seinem Kriegerleben. Doch als er seinerseits einen Schritt näher kommen wollte, schien er.. über seine eigenen Füße zu stolpern.. Lorelai hob allzeit bereit die Hände, falls er fallen sollte, doch er fing sich galant selbst. Zufrieden legte sich die Rosahaarige ihre gefalteten Hände an die Brust. Ein waschechter Krieger! Wie aufregend! Und schon wandte er sich von ihr ab und ging einfach los.
Nach einem kurzen Augenblick der Verblüffung lief Lorelai ebenfalls los, um neben Graham aufzuschließen. Aufmerksam hörte sie ihm zu, während er mehr über den Auftrag erzählte. Wobei 'mehr' relativ war, denn er formulierte die Informationen sehr knapp. „Ja wirklich? Das ist eine wundervolle Aufgabe!“, freute sie sich und klatschte einmal begeistert in die Hände. Verträumt glitten die violetten Augen zum wolkenlosen Himmel. „Welch romantischer Brauch! In meiner Heimat war es lediglich üblich, den Vater der Angebeteten um ihre Hand zu bitten“, erzählte sie lächelnd. „Aber ein traditionelles Geschenk zur Verlobung ist wahrlich ein Akt der Liebe!“, schwärmte sie aufgeregt. Dann sah sie wieder zu Graham und fragte gleich nach: „Ist es denn gefährlich, an diese Blaumuscheln heranzukommen? Gehen damit viele Risiken einher?“, fragte sie ihn interessiert, aber durchaus entschlossen. Ja, Lorelai Chamberlain würde die Liebenden zusammenführen, daran bestand kein Zweifel! Am besten, sie würde diese Muscheln auch gleich mit etwas Glück anreichern, indem sie die Kette bei Sonnenaufgang gen Osten anfertigte.
„Sag, Graham, fahren wir etwa mit dem Zug in den Süden des Königreichs? Ich bin noch nie mit einem Zug gefahren“, verriet sie ihm aufgeregt und sah ihn hoffnungsvoll an. Hoffentlich sagte er ja! Das wäre wundervoll! So ein Zug war viel spannender, als die Kutschen, in welchen sie meist gereist war.
Schlug er sich bei seinem ersten Auftrag bisher galant? Absolut überhaupt nicht, doch Graham war schon froh bisher kein Chaos verursacht zu haben. Mit einer solch feurigen Schönheit hatte der Aker überhaupt nicht gerechnet, doch wertete es diese Quest eindeutig auf, genoss er die Anwesenheit schöner Frauen schließlich. Lorelai Chamberlain, so hieß besagte Schönheit, begegnete ihm mit großer Offenheit und schien ihrer Faszination bezüglich seiner Narben doch deutlicheren Ausdruck zu verschaffen. Diese Chance musste der ehemalige Soldat aus dem caelischen Reich natürlich ergreifen und schon versuchte er sich als Krieger zu präsentieren, doch stolperte er dabei über die eigenen Füße und zeigte damit, wie tollpatschig er doch eigentlich war. Graham hatte gehofft, diese blöde Eigenschaft möglichst lang verbergen zu können, doch natürlich sollte Lorelai ihn direkt mit allen Marotten kennen lernen.
Ein Glück für den Vagabunden mit Strohhut, denn die Chamberlain war dennoch fasziniert und erfragte freudig nach weiteren Details zum gemeinsamen Auftrag. Lakonisch wie er war, fiel seine Beschreibung der Aufgabe jedoch nicht allzu mitreißend aus, zumal er sehr spärlich mit Worten war und die genannten Informationen dadurch ziemlich abgehackt wirkten. Doch trotz diesen Umstandes wirkte die Chamberlain sehr aufgeregt und neugierig hinsichtlich des Auftrags, was sie kurz darauf auch verbalisierte. Doch zuvor hatte sich Graham wortlos abgewandt und war losspaziert, denn die wichtigen Informationen hatte er ja mitgeteilt. Als er das Klatschen ihrer Hände hörte, blickte er über seine Schulter zu ihr und stellte dabei fest, was für eine hoffnungslose Romantikerin sie doch war. Lorelai wirkte in diesem Augenblick unglaublich niedlich, aber eben auch sehr naiv und unerfahren, doch das war nicht weiter schlimm. „Heiraten, hm? Nicht jeder kann die Prinzessin retten“, stellte Graham nüchtern, aber lächelnd fest.
Im Fürstentum Joya wollte Graham einst heiraten, doch wurde er zurückgewiesen und lediglich für andere Aspekte einer Verbindung ausgenutzt. Seither hatte er seinen Glauben an solcherlei Brauchtum verloren, zumal seine verrückte Ex-Freundin Courtney es nicht gerade besser geregelt hatte. Der Aker sah wieder nach vorn, während er die Chamberlain zur Abreise führte, um gen Süden des Königreiches zu gelangen. Dabei hörte er ihr natürlich genauestens zu, denn er war niemand, der einfach in seine Gedanken abdriftete und ein Gespräch versäumte. „Keine Informationen bekannt“, entgegnete Graham auf ihre Frage hinsichtlich des Risikos, wenngleich er ihr gern mehr darüber erzählt hätte. Die notwendigen Informationen sollten sie ja ohnehin erst vom Auftraggeber erfahren, wenn sie eingetroffen waren, daher musste sich Lorelai noch etwas in Geduld üben. „Wir werden sehen“, fügte er also noch an und führte Lorelai geradewegs zum Zug.
Lorelai schien seine Intention wohl ein wenig voraus zu ahnen und brachte den Zug auch gleich zur Sprache, in dem sie sich versicherte, ob sie tatsächlich mit dem Zug reisten. Ein kokettes Grinsen zog in die Gesichtszüge des Crashmagiers, der den Augenkontakt zur Chamberlain suchte. „Wir fahren Zug!“, bestätigte er ihr also und deutete dann in die Ferne zum Bahnhof, den man erkennen konnte. „Siehst du. Züge“, fügte er abermals knapp an. Graham war wirklich kein Mann großer Worte, doch auch bei vielen Worten wirkte er stets so, als hätte er wenig von sich gegeben. Ob er seine lakonischen Züge eines Tages ablegen konnte? Mit Sicherheit nicht. Doch hinsichtlich der Züge stellte sich wohl ein Problem heraus: Geld für die Fahrkarten. Graham wollte Lorelai unter keinen Umständen anpumpen, allerdings konnte er sich keine Fahrkarte in den Süden leisten. Aber um nicht in die Bredouille der Verschuldung zu geraten, konnte er Lorelai unmöglich davon erzählen, ein Ticket zu benötigen.
„Einfach einsteigen und losfahren. Ganz toll“, grinste er also zufrieden und führte sie, nachdem der Fußmarsch beendet war, zum passenden Gleis. Da er bereits diverse Male mit dem Zug fuhr, wusste er, wie man die Fahrpläne zu lesen hatte. „Komm, gehen wir“, grinste Graham weiter und stieg mit ihr auch schon in den Zug. Gemeinsam suchten sie in einem normalen Waggon einen Doppelsitzplatz, der auffällig nah an der Toilette war. Schwache Blase? Wohl kaum.
„Ich freue mich, dass du meiner Einladung gefolgt bist. Ich hoffe, du fühlst dich hier wohl“, sprach Lorelai lächelnd auf Claudia ein, während sie ihr vorsichtig frisch gebrühten Tee in die hübsche Tasse goss. Die Chamberlain ahnte bereits, dass die Feline einen anderen Standard gewohnt war, als ihre kleine Wohnung. Doch sie hatte viel Liebe in die Einrichtung investiert und alles war immer stets sauber und ordentlich. Ein Zimmer im Gildenturm war für Lorelai auf lange Sicht unerschwinglich, daher hatte sie mit dieser kleinen Wohnung in der Stadt vorlieb genommen. Lorelai und Claudia hatten sich auf der letzten gemeinsamen Quest kennengelernt und prächtig verstanden. Das hatte die Chamberlain dazu veranlasst, die Romano zu sich einzuladen. Sie könnten ein wenig Zeit zusammen verbringen, sich ein wenig unterhalten und besser kennenlernen. Es wäre schön für Lorelai, ein paar Freunde zu finden. Vor allem in ihrem neuen Zuhause und in der Gilde. „Ich habe heute Morgen noch Teegebäck gebacken, es ist ganz frisch“, versicherte Lorelai der Feline und holte daraufhin den Teller mit den hübschen Verzierungen darauf, auf welchem das Gebäck liebevoll angerichtet worden war. Dann nahm sie endlich gegenüber von Claudia Platz. Auf dem Tisch standen frische Tulpen, weiß und rosa. Man merkte in dieser Wohnung schnell, dass sie von einer Person wie Lorelai Chamberlain bewohnt wurde. Es gab Talismane und Dekoration, allerdings nicht überladen. Alles schien stimmig zu sein und die Atmosphäre war positiv und rein. Auch dafür sorgte die junge Frau bewusst.
„Ich mag Teegesellschaften. Und ich besuche gerne Teehäuser. Leider habe ich in Marokkasu Town noch keines gefunden, aber ich lebe auch noch nicht lange in Marokkasu. Bist du hier aufgewachsen?“, fragte sie Claudia aufrichtig interessiert. Es wäre schön, etwas mehr über ihre Gildenkollegin herauszufinden. Und wer weiß, ob sie nicht einen guten Tipp für sie hatte, was das Teehaus in Marokkasu betraf. Lorelai war nicht so gut informiert, die konnte die Familie Romano nicht zuordnen. Nicht nur, dass sie neu in der Stadt, sie war allgemein noch nicht sehr lange im Königreich Fiore. Und in der Provinz in Sin, aus welcher sie stammte, war sowieso alles anders gewesen, als hier. „Sag, Claudia, wie verbringst du deine freie Zeit am liebsten?“, erkundigte sich die Magierin nach den Hobbies ihres Gastes. Sie hörte aufmerksam zu und nahm sich das kleine Gläschen mit Honig, welches aus dem Tisch stand. Davon rührte sie sich ein halbes Löffelchen voll in den Tee. „Nun, da ich den Honig sehe.. noch heute Abend muss ich abreisen, um nach Ost-Fiore zu gelangen. Jemand stiehlt dort den Honig eines erfolgreichen Imkers“, erklärte Lorelai den Auftrag der Gilde Midas Hands. Sie seufzte ein wenig theatralisch, rang sich dann jedoch zu einem Lächeln durch und fragte: „Dir steht nicht zufällig der Sinn danach, dich dieser Sache ebenfalls anzunehmen?“ Zu zweit wäre das alles bestimmt viel einfacher und vor allem schöner. Doch es war eine sehr spontane Einladung, daher machte Lorelai sich keine große Hoffnung.
Es stimmte; Wenn Claudia sonst ein Tässchen Tee genoss, dann geschah das eher in Etablissements, wo beim Speisen Frackträger mit Silberzangen Gebäck auf Tellerchen platzierten. An die Qualität der Teeblätter, die teuren Möbelstücke und die elitäre Atmosphäre kam Lorelai in ihrer Wohnung natürlich nicht einmal im Ansatz heran. Und doch ... bevorzugte die Romano den Ort, an dem sie sich gerade befand. Normalerweise waren ihre Gesprächspartner beim Tee nur an geschäftlichen Gesprächen oder oberflächlichen Themen interessiert und verstecken ihre wahren Motive hinter falschen Lächeln und künstlichem Gekicher. Und niemand dort nannte sie "Claudia". Sie war immer nur "Lady Romano" - die Erbin einer angesehenen Familie. Aber hier in der gemütlichen und ordentlichen Wohnung der Chamberlain, da war die Feline nur eine Bekannte, die man zum Tee eingeladen hatte. Innerlich bebte Claudia natürlich vor Aufregung. Sie hatte täglich mit allerlei Halsabschneidern und Geschäftsleuten ohne Skrupel zu tun, doch gerade die Rosahaarige wollte die junge Tarotmagierin unbedingt beeindrucken und ihr gefallen. Es geschah nun einmal nicht oft, dass man Claudia einfach so zum Kennenlernen einlud. Aus diesem Grund hatte sich die Feline auch etwas mehr herausgeputzt als sonst und war natürlich mit einem kleinen Gastgeschenk in Form einer Flasche guten Weins aus eigener Produktion angekommen. Ehe sie sich versah, saßen die beiden jungen Frauen schon zusammen und plauderten fröhlich. Die offene und ungezwungene Art ihrer neuen Freundin in Spe schaffte es dabei etwas, Claudias nervöse Stimmung zu lindern. "Ich freue mich ebenso. Und ich fühle mich sehr wohl, die Wohnung ist wirklich schön." Claudia lächelte und nahm die dampfende Teetasse zwischen die schlanken Finger. Sie schnupperte leicht am Aroma. Vielleicht servierte Lorelai ihr nicht den edelsten Tropfen, den es im Königreich gab, doch hier fühlte sich alles viel heimeliger an als im edelsten Café von Marokkasu. Die Wohnung war kleiner als die Domizile, die Claudia gewohnt war, doch sie hatte so viel von ihrer Gesprächspartnerin, das die verwöhnte Feline problemlos über die Schlichtheit hinwegsehen konnte.
"Oh, Gebäck!" Nachdem sie einen manierlichen Schluck von ihrem Tee genommen hatte, bediente sich Claudia auch an dem Gebäck von Lorelai. Zuvor betrachtete sie es bewundernd - sie selbst konnte in der Backstube höchstens eine Mehlstaubexplosion auslösen. Eigentlich peinlich, wenn man bedachte, dass ihre Familie ihr Geld mit Gastronomie machte. Doch es war nun einmal so, dass Claudia nie für ihr eigenes Essen hatte sorgen müssen. Nicht einmal, bevor sie nach Fiore gekommen war.
"Das könnte man sagen", antwortete Claudia erst nach dem ersten Bissen und einem leisen, begeisterten Quietschen ob des unerwarteten Geschmacks des Gebäcks. Sie war diese "Hausmannskost" wirklich nicht gewöhnt ... War das echte Butter, die sie da schmeckte? Claudia behielt das Gebäck in ihrer Hand und achtete darauf, nicht zu krümeln, während sie erzählte: "Ich kam nach Fiore, als ich noch sehr jung war. Meine leiblichen Eltern leben in Midi - das ist eine Insel, die vor allem für ihre Wirtschaft bekannt ist. Macht aber nichts, wenn du sie nicht kennst. Die Familie Romano hat mich bei sich aufgenommen. So gesehen lebe ich also schon beinahe mein ganzes Leben lang in Marokkasu." Sie tippte sich mit einem Zeigefinger der freien Hand gegen die Wange. "Aus dem Stegreif fällt mir kein Teehaus ein, aber ich werde mich umhören. Vielleicht können wir bald zusammen eines besuchen?" Tee gehörte nicht zu den Spezialitäten ihrer Familie, aber es sollte nicht schwer sein, ein gutes Lokal mit einer ordentlichen, traditionellen Teegesellschaft ausfindig zu machen. "Irgendetwas, das dir dabei wichtig ist?"
Danach ging es um Claudias Freizeitgestaltung. Die Tage der Erbin bestanden entweder aus Terminen oder Langeweile - mit einer der Gründe, wieso sie sich für einen Beitritt in die Magiergilde Midas Hands entschlossen hatte. Ihr Großvater vertraute ihr noch lange nicht alle geschäftlichen Deals der Familie Romano an, weswegen es oft Leerläufe zwischen den arbeitsreichen Wochen gab. "Hm, das kommt ein wenig auf die Jahreszeit an. Meine Familie handelt mit Wein und Spirituosen, deshalb sind wir in der Herbstsaison, wo geerntet und gekeltert wird, sehr beschäftigt. An solchen Gelegeheiten reise ich gerne in den Süden und Osten und genieße die Natur und ihre Gaben. Die meiste Zeit verbringe ich aber hier in der Stadt. Mal sehen ..." Sie nahm einen nachdenklichen Schluck von ihrer Teetasse. "Ich mag Sterndeutung und Tarot. Außerdem gehe ich gerne einkaufen. Ich tanze auch sehr gerne, vor allem zu festlichen Anlässen, wo ich schöne Kleider tragen und betrachten kann. Was ist mit dir?" Claudia blickte in der Wohnung der Chamberlain umher. Lorelai wirkte wie ein offenes Buch auf die Romano, doch allzu viel wusste sie über die Rosahaarige noch gar nicht. Claudia hatte mit Absicht darauf verzichtet, sich in den Informationsnetzwerken ihrer Familie nach ihrer Gildenkollegin umzuhören, da sie diese selbst kennenlernen wollte. Es kam ihr obendrein unehrlich vor, sich so über sie zu informieren - lediglich den Rang in der Gilde hatte sie erfahren. Daher überraschte es Claudia auch nicht, dass man Lorelai mit einem weiteren Auftrag betraut hatte. Soweit die Feline wusste, erledigte Lorelai ihre Arbeit gewissenhaft und mit Herz. Ein Diebstahl, also? "Hm, Honig ist teuer und in der Herstellung komplex. Allerdings wusste ich nicht, dass er sich als Diebesgut eignet." All zu viel Ahnung von der Substanz hatte Claudia nicht. Abgesehen von dem gelegentlichem Konsum und der Verarbeitung im Met konnte sie nicht gerade mit Fachwissen aufwarten. Was sie jedoch konnte, war Lorelai zu begleiten! Nichts würde Claudia lieber tun, als sich die Zeit mit ihrer neuen Freundin zu vertreiben und einen hoffentlich spannenden Auftrag für ihre Gilde erledigen. Und weil diese Quest spontan kam, konnte ihr Großvater nicht hineinpfuschen und ihr einen dummen, langweiligen Auftrag aufhalsen ... Ihre Freude sah man Claudia deutlich an, denn ihre Ohren standen kerzengerade ab. "Sehr gerne! Ich würde dich sehr gerne begleiten! Wenn du genauer weißt, wo wir sind, kann ich uns auch eine Unterkunft und eine Reservierung für ein Abendessen dort organisieren!"
Lorelai lächelte in aufrichtiger Freude über das Kompliment von Claudia über ihre Wohnung. Es war der Chamberlain wohl nur am Rande bewusst, welchen Standard die Feline gewohnt war. Sie gehörte der Familie Romano an, einem sehr reichen Klan in Marokkasu Town. Dass es diese Leute gab, hatte Lorelai jedoch erst im Laufe der letzten Monate, seit sie ebenfalls in der Stadt lebte, mitbekommen. Da sie ihr gesamtes Leben bisher in Sin verbracht hatte, lernte sie prominente Personen und Familien im Königreich Fiore erst nach und nach kennen. Dabei kam der jungen Frau gar nicht in den Sinn, dass Claudia sie aufgrund ihres gesellschaftlichen Status oder des fehlenden Reichtums nicht mögen könnte. Da die Chamberlain selbst aus gutem Hause kam und nur von ihren Mitmenschen ausgeschlossen worden war, da sie Geister beschwor und mit diesen sprach, kam sie gar nicht auf diese Idee. Doch Claudia hatte den Geist ihrer geliebten Großmutter Conny gesehen und war der Einladung Lorelais zum Tee dennoch gefolgt! Das war ein gutes Zeichen, oder? Die Rosahaarige hatte sich jedenfalls sehr darüber gefreut und extra feines Teegebäck gebacken. Da sie ja schließlich vor allem zu einer wundervollen Hausfrau erzogen worden war, lag ihr das Kochen und Backen.
Lorelai kicherte erfreut, als sie Claudias Blick sah und ihr quieken hörte, als sie davon kostete. „Ich freue mich, wenn es dir schmeckt! Es ist das Mindeste, schließlich hast du mir solch einen edlen Tropfen mitgebracht“, bedankte sie sich erneut, wenn auch diesmal indirekt, für die Flasche Wein. Ein herrlicher Rotwein von hoher Qualität, Lorelai würde ihn nur zu einem besonderen Anlass öffnen. Um Claudia ein wenig besser kennenzulernen, begann sie mit dem Smalltalk und erfuhr dabei, dass sie eigentlich von der Halbinsel Midi stammte. Doch was war geschehen? Warum lebte Claudia nicht mehr dort und war stattdessen von der Familie Romano aufgenommen worden? Es interessierte die Rosahaarige brennend.. doch derart persönliche Angelegenheiten erforderten eine tiefergehende Ebene. „Ich kenne Midi, zumindest vom Hören. Sin betrieb Handel über den Seeweg mit diesem Land“, erklärte Lorelai, ehe sie fortfuhr. „Oh, ich bin nicht wählerisch. Ich bevorzuge traditionelle Teehäuser mit familiärer und warmer Seele“, erklärte sie lächelnd, ehe sie noch etwas kichernd anhing: „Und dich als Begleitung!“
Mit der Teetasse in der Hand lauschte die Chamberlain all den Hobbies ihres Gastes. Dass sie eine Verbundenheit zur Natur hatte, das teilten die beiden. Doch viel interessenter war die Sterndeutung und das Kartenlegen! „Oh wundervoll! Ich glaube ebenfalls an all die Botschaften der Sterne. Und ist das Kartenlegen eine besondere Gabe von dir?“, erkundigte sich Lorelai. Ob Claudia ihr wohl auch die Karten legen würde? Du liebe Güte.. was, wenn sie ihr voraussagen könnte, wann sie endlich heiraten würde? Das Herz der Chamberlain schlug schneller. „Schöne Kleider liebe ich auch.. doch was für Tänze sind das?“ Lorelai hatte jede Menge Hobbies. „Ich mag handwerkliche Arbeiten und fertige den Großteil meiner Talismane selbst an. Außerdem backe ich gerne und ich lese für mein Leben gerne Liebesromane..“, endete sie mit einem verträumen seufzten.
Als Lorelai auf ihren Auftrag zu sprechen kam und Claudia fragte, ob sie nicht mit ihr kommen wollte, sah sie der Feline die Freude regelrecht an. Das wiederum machte die Chamberlain glücklich und sie faltete andächtig ihre Hände. „Bravo! Das ist wundervoll!“ Die Feline wollte sich sogar um eine Reservierung kümmern? Unterkunft und Abendessen? Das klang atemberaubend schön! Lorelai hoffte nur, dass die Preisklasse nicht ihren Rahmen sprengen würde. „Der Ort heißt Shoreshire. Ich würde mich freuen, wenn du das übernimmst. Ich bin sicher, du kennst dich diesbezüglich gut aus“ Sie war schließlich eine Romano! „Trinken wir in Ruhe Tee und nachher brechen wir auf“
Claudia bekam selten die Gelegenheit, so ungezwungen mit einer anderen Person zu sprechen. Das letzte Mal musste sie dafür buchstäblich im Verlauf einer Feier in ihrem Stadthaus in das Büro ihres Großvaters einbrechen. Es mochte an den Talismanen liegen, an deren Wirkung die junge Feline glaubte, seit Lorelai davon erzählt hatte, vielleicht auch an der Präsenz der Rosahaarigen, doch in dieser kleinen Wohnung fühlte Claudia sich sicher. Normalerweise musste sie ständig darauf achten, möglichst gesittet zu sein und spannende Gesprächsthemen zu finden, verbrachte ihre Freizeit mit "Freundinnen", die mehr oder minder erwarteten, dass sämtliche Aktivitäten aus dem Geldbeutel der Romanos finanziert wurden. Diese Sprösslinge hätten, obwohl die Chamberlain diese in Höflichkeit vermutlich noch übertraf, vermutlich eher abschätzend geschnaubt, statt sich mit Lorelai abzugeben. Claudia schloss sich nicht ganz aus, denn auch die Feline selbst neigte dazu, in manchen Angelegenheiten ein Snob zu sein. Vielleicht hätte sie Lorelai auch keine Chance gegeben, wenn ihre Begegnung unter einem anderen Stern gestanden hätte? Das Schicksal hatte wieder einmal eigenartige Wendungen für sie bereit gehabt, doch diesmal war die Romano sehr dankbar dafür.
Claudia genoss den Tee und das Gebäck aus tiefster Seele, was sie sich auch anmerken ließ. Dennoch nahm sie nicht zu viel und hielt sich zurück, wie sie es gelernt hatte. "Nicht doch", winkte die Feline ab, als kurz die Sprache auf den edlen Tropfen kam, den sie mitgebracht hatte. Tatsächlich hatte Claudia fast eine Stunde panisch überlegt, was sie Lorelai mitbringen konnte, ohne den falschen Eindruck zu erwecken. Sie wollte ihr Gegenüber nicht mit ihrem Geld einschüchtern, aber auch nicht so tun, als wäre Lorelai es ihr nicht wert, in die Tasche zu greifen. Dass das Geschenk gefiel, erleichterte Claudia daher ungemein. Als Midi Thema wurde, zeigte Claudia keine Traurigkeit. Sie vermisste ihre Heimat, vor allem ihre Eltern, doch mittlerweile war das Heimweh nur noch ein dumpfer Schmerz, wie eine alte, längst verheilte Wunde, die noch ab und zu zwickte. "Sin ... Ich verstehe. Und ja, es ist sehr schön dort - oder war es, als ich das letzte Mal dort war. Meine Eltern und ich schicken uns ab und an noch Briefe, aber die Korrespondenz ist nicht so einfach." Schließlich schützte Midi seinen Frieden und Wohlstand mit allerlei Mitteln. "Oh!", machte Claudia unvermittelt, als Lorelai ihren Wunsch nach einem Teehaus mit einer kleinen, freundlichen Aussage in ihre Richtung verband. Die Feline bekam vor Freude einen Schimmer auf den Wangen, der an die Haarfarbe ihrer neuen Bekanntschaft erinnerte. Es geschah nicht oft, dass jemand sich so freute, einfach nur Zeit mit ihr zu verbringen. Bisher hatte Lorelai nicht den Eindruck gemacht, dass sie eine Gegenleistung erwartete ... Claudia fühlte sich ein bisschen überfordert, aber sie strahlte auch aus ganzem Herzen. "Ich denke, es kommt von meiner Kartenmagie. Ich habe sie von meiner Mutter gelernt und frage oft die Karten nach meinem Pfad, wenn ich mir unsicher bin. Wenn du möchtest, dann befrage ich sie auf der Fahrt auch für dich." In solchen Situationen fühlte sich Claudia selbstbewusst, denn von Kartenlegen und dem Befragen der Sterne verstand sie einiges. Wenn es eine brennende Frage gab, die Lorelai unter den Nägeln brannte, dann würde sie sich bemühen, ihr zu helfen. Das war das Mindeste, wo die Chamberlain sie doch so umsorgte und verwöhnte!
"Meine Familie veranstaltet regelmäßig Galen und Bälle, auf denen getanzt wird", erklärte Claudia und verzog dabei leicht das Gesicht. Sie mochte den Tanz und schöne Kleider, doch häufig gingen solche Anlässe auch mit vielen anderen, weniger angenehmen Tätigkeiten einher. Das letzte Mal hatte sie kaum tanzen können und musste sich die ganze Zeit mit Geschäftspartnern unterhalten. "Liebesromane also", kicherte die Feline. Ja, ein romantisches Herz konnte sie sich bei Lorelai gut vorstellen. Sie selbst dachte eigentlich nicht wirklich über solche Themen nach, doch auch Claudia konnte man für eine gute Geschichte begeistern.
Der Ort, an dem sie gemeinsam ihre Quest bestreiten würden, trug den Namen Shoreshire. Es klang nach einer Hafenstadt, doch abgesehen davon sagte der Ort der jungen Erbin nichts. Aber sicherlich würde es dort eine Unterkunft geben, die ihren Bedürfnissen entsprach. Zur Not musste man einfach mit ein wenig Jewels herumwedeln, um zu bekommen, was man wollte. Von solchen Dingen verstand Claudia wiederum sehr viel. "Überlass das alles ruhig mir und konzentrier dich nur auf den Auftrag!", versicherte Claudia ihrer Gesprächspartnerin selbstbewusst und lehnte sich ein Stückchen im Stuhl vor. Aber zunächst musste sie unbedingt noch mehr von diesem leckeren Gebäck essen, bevor sie sich auf den Weg machten ...
Lorelai ahnte nicht, wie sehr Claudia sich über ihre gemeinsame Zeit freute. Doch umgekehrt war es doch genauso. Es kam wohl nicht so deutlich rüber, schließlich war die Rosahaarige sehr entspannt, aber auch Lorelai sehnte sich nach einer Freundschaft. Sie war immer eine Außenseiterin gewesen, wurde als Sonderling gemieden und verspottet. Es waren schmerzhafte Erinnerungen, doch die Chamberlain hatte gelernt, damit umzugehen und nahm ihre Umwelt unbewusst nur noch so wahr, wie sie sie sehen wollte. Eine Form der Verdrängung, doch heute war sie glücklich. In der Feline eine Freundin zu finden war ein Wunsch Lorelais, den sie sich gerne erfüllen würde. Sie verstanden sich gut und Claudia war sehr nett.. das wäre wirklich wundervoll! Und es schien gut für die beiden zu laufen, schließlich würden sie anscheinend bald zusammen ins Teehaus gehen!
„Eine besondere Gabe, erlernt von deiner Mutter. Das ist einfach traumhaft schön“, schwärmte Lorelai aufrichtig über die Geschichte und faltete andächtig ihre Hände, der Blick verträumt. Von ihrer Mutter hatte Lorelai nichts allzu besonderes gelernt. Nur eben die wichtigen Dinge: Kochen, wie man Wäsche richtig wäscht, wie man den Haushalt gut führt.. übliche Tugenden eben. Dafür hatte Lorelai aber ihre geliebte Großmutter, welche für immer an ihrer Seite sein würde. Und dann wurden die violetten Augen groß, ungläubig stellte die Chamberlain ihre Tasse ab. „D-das würdest du tun?“, fragte sie hoffnungsvoll. „Aber d-das bedeutet ja, dass du sie vielleicht sogar nach der wohl wichtigsten Frage meines Lebens befragen könntest.. du liebe Güte.. mein Herz schlägt schneller denn je“, stellte die Rosahaarige aufgeregt fest und legte sich perplex die Hände an die rosa gefärbten Wangen. Doch als Claudia von Galen und Bällen sprach, hatte sie ihre Aufmerksamkeit schnell wieder auf die Feline gerichtet. „Ein traditioneller Ball? Wie romantisch..“ Ein stattlicher Herr brachte nach dem gemeinsamen Tanz einen Punsch zur Abkühlung, es wurde angenehme Unterhaltung geführt und dann tanzte man wieder in den starken Armen des Kavaliers.. Ja, so stellte Lorelai sich das vor, denn so kannte sie es aus ihren Büchern.
Nachdem alles aufgeräumt war und Claudia, falls nötig, noch ihre Sachen gepackt hatte, trafen sich die beiden Damen am Bahnhof von Marokkasu Town. Um diese Uhrzeit waren die Züge nicht so voll. Das könnte sich jedoch in den nächsten ein, zwei Stunden bereits ändern. So aber war es ein Leichtes, ein freies Abteil zu finden, in welchem die beiden Magierinnen ungestört ihre Unterhaltung fortsetzen konnten. „Sag, liebe Claudia, können deine Karten mir auch zeigen, wann ich endlich heiraten werde? Oder ob ich meine große Liebe erst noch treffen werde oder ihr bereits begegnet bin? Ich hoffe so sehr, dass alles gut wird..“, seufzte sie gegen Ende theatralisch und ließ sich sanft in ihren Sitz zurückfallen. „Du hast wirklich großes Glück, Claudia.. ich habe kürzlich @Lucien kennengelernt, deinen Liebsten. Ich freue mich aufrichtig für euch!“, versicherte sie ihrer Freundin mit aufrichtiger Herzlichkeit, doch dann wurde ihr Blick von Sehnsucht durchtränkt. „Ich hoffe, auch eines Tages einen wunderbaren Mann an meiner Seite zu haben“
Claudia genoss das Gebäck und die angenehme Atmosphäre, aber eben auch Lorelais ungezwungene Herzlichkeit. Unterbewusst entspannte sich die Feline und plauderte über ihr Leben, als würde sie die Rosahaarige schon ewig kennen. Ein fieses Stimmchen in ihrem Hinterkopf warnte die Erbin vor zu viel Offenheit und Verwundbarkeit, doch sie scheuchte solche düsteren Gedanken fort und umschloss stattdessen die Hand ihrer Partnerin mit den ihren. "Ich frage sie, was du wissen willst", beteuerte sie ernst und fügte mit einem Schmunzeln hinzu: "Und ich sorge dafür, dass du eine Einladung zu unserem nächsten Ball erhälst! Als Ehrengast!" Ihr Großvater würde vielleicht meckern, wenn ihre Wahl auf Lorelai fiel, doch die Romano glaubte, dass der Charme der Chamberlain auch den Hausherren einnehmen würde, sobald er sie sah. Und eine positive Beziehung zu den Mitgliedern von Midas Hands konnte doch nur gut für das Geschäft sein!
Ein wenig fehl am Platze half Claudia beim Aufräumen und packte ihre Sachen zusammen. Sie war es nicht gewohnt, solche Aufgaben zu übernehmen und versuchte zu überspielen, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte, was man mit Resten und dreckigem Geschirr anstellte. Bei ihr Zuhause kümmerten sich die Angestellten darum und sie konnte sich nicht erinnern, jemals zwei Tage nacheinander das Gleiche gegessen zu haben. Die Romanos spendeten ihre Reste an das Hauspersonal und machten dieses bestimmt sehr glücklich damit.
Kurz trennten sich die Wege der beiden jungen Frauen, als Claudia nach Hause zurückkehrte und die Gegenstände besorgte, die sie als wichtig für die Quest erachtete. Ihr Kartenholster durfte nicht fehlen, auch steckte sie sich das Haar, das bei ihrem Besuch offen und ungezwungen gewesen war, nach oben, damit es in einer gefährlichen Situation kein Hindernis darstellte. Außerdem wies sie ihre Angestellten an, eine Reservierung bei einer angenehmen Unterkunft in Shoreshire zu tätigen und meldete sich bei ihrer Familie ab. Sie versuchte nicht daran zu denken, dass sie dabei auch indirekt um Erlaubnis fragte, sich aus dem Einflussgebiet der Romanos zu entfernen. Ihr Großvater hatte zum Glück nichts dagegen und entsandte sie fast schon enthusiastisch auf ihre Quest. Bedeutete das, dass dieser Auftrag auch wieder eine Lappalie werden würde? Ihr Großvater schien allgemein in letzter Zeit außergewöhnlich gut gelaunt - was er wohl im Schilde führte? Hoffentlich hatte es nichts mit ihrer offiziellen-inoffiziellen Verbandelung zu tun ...
Solche Gedanken wichen, als Claudia Lorelai entdeckte und die beiden es sich in einer hübschen Zugkabine gemütlich machten. Die Rosahaarige ging auch direkt ans Eingemachte und stellte eine Frage, bei der die Feline scharf einatmete. "Oho, eine solche Frage also!", kicherte die junge Erbin, holte aber wie gewünscht ihr Deck hervor. Eine Weile schwieg sie, als ihre Hände geschickt über die Karten fuhren und sie mischten. Die Kartenrücken, bedruckt mit Sternen und Konstellationen, tanzten übereinander, bis die silbrigen Linien ineinander verschwammen. Danach fächerte Claudia die Karten auf und bat Lorelai, sich eine auszusuchen. Das gewählte "Schicksal" drehte die Feline anschließend dramatisch langsam um. Eine Gestalt, die mit zwei Münzen jonglierte. "Die zwei der Münzen", erklärte sie. "Münzen tragen das Element der Erde. Sie repräsentieren Unterstützung und Bodenständigkeit. Wie du siehst, jongliert diese Person mit den beiden Münzen, doch sie schweben beide in der Luft. Das heißt, dass die Entscheidung noch nicht gefallen ist - zum Beispiel, dass man mehr Erfahrungen sammeln muss, bevor man eine Entscheidung fällen sollte. Ich würde sagen, das Schicksal möchte dir sagen: Kein Grund zur Eile, du hast alle Zeit der Welt, um die richtige Entscheidung zu treffen. Noch ist nichts in Stein gemeißelt." Bedächtig nickte Claudia und schob die restlichen Karten zusammen. Doch so geschickt sie auch damit umging, so schnell purzelten sie auf den Boden des Abteils. "Lucien?", piepste die Feline und bekam sofort Schamesröte auf die Wangen. "Er hat von mir erzählt ...?" Und was genau, damit die Geschichte passt? Hoffentlich nahm Lorelai ihre Reaktion als verliebtes Zögern wahr und nicht als die Nervösität, die sich kribbelnd im Magen der Feline ausbreitete. Nur Nervosität. Es interessierte sie kein bisschen, wie der Ashworth bei anderen über sie redete ... Genau!
Das Forum wurde für die Nutzung der Desktopversion von Firefox und Chrome optimiert. Es kann in der mobilen Version oder in anderen Browsern zu Darstellungsfehlern kommen. Sollte euch ein Fehler auffallen, meldet euch bitte direkt bei @Medusa.