Typ: Gebäude Besitzer:Mary Baumgardners Familie. Beschreibung:Halte ein, Reisender! Frischgebackenes Brot und schäumendes Bier gefällig? Freundliche Gesellschaft und ein Kaminfeuer, das die müden Knochen erwärmt? Wenn du auf der Suche nach einem gemütlichen Örtchen bist, dann bist du im "Sword & Tankard" genau richtig!
Der urige Gasthof befindet sich am Rand der Straße, die Maldina mit Ardea und Alcea verbindet und stellt eine beliebte Wegstation für Bauern, Händler und Reisende dar, die für die Nacht oder ein Päuschen Unterschlupf suchen. Es handelt sich hierbei um einen offensichtlich in anstrengender Handarbeit erbauten Komplex an Gebäuden: Ganz vorne, an der Straße liegt der Gasthof, dessen Obergeschoss einige Zimmer zum Übernachten anbietet. Das hölzerne Tavernenschild trägt ein Schwert, das durch den Griff eines Kruges sticht - wieso, das wird einem direkt ersichtlich, wenn man den Blick zur Seite neigt, denn dort befindet sich eine nach außen hin offene, gut ausgestattete Schmiede. Auf dem gepflasterten Vorplatz, der von Blumenkästen und Kreidezeichnungen von Kindern gesäumt ist, liegt auch ein Brunnen, an dem ein hölzernes Schild angebracht wurde: "Für den Durst nach Wasser, bedien dich hier. Für den Durst nach Bier, komm rein!"
Ein Bauernhaus und eine kleine Ansammlung von Feldern zur Eigenversorgung liegen hinter dem Gasthof. Betritt man die meistens gut besuchte Schänke, kommt einem sofort eine angenehme Mischung aus Kaminwärme und dem Geruch von malzigem Bier, frischem Brot und gebratenem Fleisch entgegen. Die auf Tontellern servierten Portionen sind beachtlich, wenn auch keineswegs für einen piekfeinen Gaumen geeignet. Hier bekommt man mit Herzblut zubereitete Hausmannskost und einen Wirt, der einen beim Namen nennt.
Changelog: Wenn sich im Verlauf des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier aufgeführt.
Zuletzt von Mary am Di 24 Okt 2023 - 10:31 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Hyun
Anmeldedatum : 06.03.23 Anzahl der Beiträge : 422 Alter : 20 Ort : Crystalline
Bevor Hyun sich versah, war Mary auch schon in sein Zimmer geschlüpft. Die Tür wurde geschlossen und das ungleiche Duo somit sich selbst überlassen. Einerseits war er froh, dass endlich keine neugierigen Augen mehr auf ihm lagen. Andererseits war er sich natürlich mehr als bewusst, dass das Gequatsche jetzt erst so richtig losging. Man würde sich die Mäuler über sie zerreißen. Auch, wenn er davon vermutlich nichts mitbekommen würde, war er nicht gerade glücklich darüber. Im Gegenteil, er hasste es. Er musste nicht wissen, was man über ihn sprach, es reichte, dass man es tat. So sehr ihn diese Gedanken auch plagten, er würde sich damit abfinden müssen. Solange Mary und er wussten, was wirklich Sache war, war der Rest der Welt doch egal, oder? Mit einem leisen Seufzen schluckte er den Kloß in seinem Hals herunter und lenkte den Fokus stattdessen wieder auf die Blonde. Die Tatsache, dass sein Leben quasi konstant auf der Kippe stand, schien ihr wirklich schwer zuzusetzen. Mehr als ihm selbst. Hilflos blickte er auf sie hinab, unsicher, wie er ihr in dieser Situation beistehen sollte. Kommentare wie 'Wenn ich abkratze ist das jetzt auch kein allzu großer Verlust.' würden ihr wohl kaum Trost spenden. Das klappte nur bei ihm selbst. "Hey, uh, es is jetzt echt kein offenes Geheimnis, dass ich bei den Crusadern bin. Solange dus niemandem erzählst, wirds auch keiner rausbekommen. In den Augen von normalen Leuten bin ich einfach nur irgendn Kerl." Wenn die Blauen gezielt nach ihm suchen würden, hätte er das garantiert schon längst mitbekommen. "Außerdem kann ich mich wehren. Und ich werd mich wehren. Ich bin kein Kind, auf das du ständig aufpassen musst. Bisher bin ich auch zurechtgekommen, schon vergessen?" Wenn der Pan jemals in eine Konfrontation mit den Rittern oder Soldaten kam, war er nicht der, der sich Sorgen machen müsste. Doch dieses Detail behielt er für sich. Als wäre die Baumgardner ein riesiger Hund, klopfte er ihr einige Male herzhaft auf die Schulter. Auf Umarmungen verzichtete er dieses Mal lieber, auch, wenn sie ein wenig aussah, als würde sie gerade dringend eine benötigen. Er brauchte keine Unmengen an sozialem Feingefühl, um zu ahnen, dass er erste Versuch dermaßen nach hinten losgegangen war, dass sie ihn wohl kaum wiederholen wollte. "Sollen sie sich ihre dummen Gedanken doch sonstwohin stecken", knurrte er, fügte dann aber noch etwas ruhiger hinzu: "Ich finds auch nich cool." Dieses Detail zuzugeben, fühlte sich alles andere als gut oder richtig an, aber vielleicht war ein bisschen Ehrlichkeit ja keine schlechte Idee? Man, er hatte doch keine Ahnung, wie dieses ganze Kommunikations-Zeug funktionierte. "In n paar Wochen is die Sache eh vergessen. Bringt doch nix, sich drüber verrückt zu machen." Vermutlich. Versprechen konnte er leider keine machen. Hilflos wanderten seine Augen durch den Raum, der mit deutlich mehr Liebe eingerichtet worden war als sein eigenes Zimmer. Das Bett war ordentlich gemacht, die Bezüge waren frisch gewaschen, sämtliche Oberflächen waren auf Hochglanz poliert und in den Wänden ließ sich nicht ein einziger Riss finden. Wohler fühlte er sich trotzdem nicht. Die dunklen Augen landeten wieder auf Mary, die mit jeder verstrichenen Minute miserabler wirkte. "Und kommt noch schräger", fügte er hinzu. Er drückte die Zähne fast schon unangenehm fest aufeinander. Sollte er etwas sagen? Vermutlich. "Hey, is eigentlich alles okeh? Uuuuhh ... vielleicht willst du dich lieber setzen?" Oder war sie vielleicht einfach müde? Es war ein offenes Geheimnis, dass er sich schwer damit tat, seine menschlichen Gegenüber zu lesen. Bei Chime war das deutlich einfacher. Ohne sie dabei direkt zu berühren versuchte er, sie inrichtung Bett zu bewegen. "Wenns mir scheiße geht, streichel ich immer Chime ... das hilft. Uh, kannst das ja mal ausprobieren." Als der Name des Vierbeiners fiel, hob dieser den Kopf von den weichen Kissen und blickte träge zu seinem Herrchen. Der machte eine streichelnde Geste und nickte währenddessen hinüber zu der Blonden. Jimmy mochte kein großer Fan von Fremden sein, doch nach etwas Eingewöhnungszeit ließ er sich zumindest anfassen - sofern es sein Zweibeiner erlaubte. Der schwere, teils gefiederte Schädel sank wieder herab, die hellen Äuglein fielen halb zu. Hyun blieb - ganz egal, was Mary letztendlich tat - lieber stehen.
Auch wenn in Marys Kopf gerade die Panik so laut spielte wie ein Blasorchester direkt neben ihren Ohren, lächelte sie bei den Klapsen auf ihre Schulter hölzern. Hyun konnte ja nichts dafür, dass das Landei gerade aufgrund ihrer Lebensentscheidungen in einen Strudel der Angst und des Schreckens unterging und bemühte sich offenbar, ihr zu helfen. Für die Baumgardner stellte der heutige Tag eine vollkommen fremde Situation dar, an die sie sich erstmal gewöhnen musste. Mary war mental und körperlich robust, aber irgendwann erreichte auch sie eine Punkt, an dem es ihr etwas zu viel wurde. Die Aussagen ihres neuen Freundes kamen deshalb nur verzögert bei ihr an, so als stünden sie an zwei Seiten einer Lärm dämpfenden Glasscheibe. Mary hob die Hände und legte sie sich an die Schläfen. Für einen Moment drehte sich alles, doch ein paar tiefe Atemzüge halfen, das Gefühl von panischer Vertigo zu mildern, das nach ihrem Herzen zu greifen schien. Hyun hatte bestimmt Recht - sie sollte sich nicht verrückt machen. Was geschehen war, war geschehen. Aber wieso hörte ihr Herz dann nicht auf zu klopfen und ihr Hirn nicht auf, sich zu überschlagen? "Setzen ... setzen ist eine gute Idee", stammelte sie hervor und taumelte irgendwie in Richtung Bett, gelotst durch Hyun, durch den sie immerhin nicht abdriften und durch das Zimmer kugeln konnte. Am Bett angekommen, grabschte Mary Halt suchend nach dem hübsch gedrechselten Bettpfosten und klammerte sich einen Moment daran wie an den Mast eines Schiffes in wildem Sturm. "Streicheln." Offenbar war Mary kurzzeitig in den sicheren Modus umgeschaltet und drückte sich nur noch in Zustimmung aus. Wie ein Kartoffelsack warf sie sich aufs Bett und bot sich Chime mit ausgestreckten Händen an. Er konnte sie eigentlich auch einfach fressen. Dann wäre diese Agonie vorbei. "Du bist lieb, Jimmy. Nicht?", kuschelwuschelte Marys Stimme halb ins Laken. Dass Hyun selbst kein großer Fan seiner Gilde war, bimmelte irgendwo im Hinterkopf der Baumgardner als Punkt, den sie ansprechen wollte, doch im Moment hatte sie nicht die Kraft dazu. Sie konnte nicht einmal ihre Beine vom Boden lösen, so dass sie gerade eher aussah, als wollte sie sich mit dem Kopf in die Matratze bohren. Wenn überhaupt, dann konnte Hyun gerade mit ihrem Hintern sprechen, was nach seiner Erzählung sicher auch nicht anders war als seine täglichen Kontakte ... Man war offenbar allgemein nur selten nett zu ihm. "Hyun ...", murmelte Mary, die Augen geschlossen und mit den Händen über Chimes Fell und Federn kraulend, soweit er dies zuließ, " ... danke."
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Als es ungefähr zwanzig Minuten später nach gewaltigem Gepolter auf der Treppe an die Tür klopfte, erlitt Mary beinahe einen Herzanfall. Das weiche Bett, das sanfte Schweigen und die Streichelbewegungen auf Chimes Körper hatten die Baumgardner so schläfrig werden lassen, dass sie einfach ganz auf das Bett gerobbt war und sich in einer Art streichelnden Umarmung zu Hyuns Begleiter befand. Wenigstens versuchte der nicht, sie zu zermatschen. Mary riss die Augen auf, quiekte und stolperte mit einem lauten Rumms aus dem Bett. Die Haare standen ihr senkrecht in alle Richtungen ab und sie hatte so sehr gedöst, dass sie sogar ein wenig gesabbert hatte. "Mary! Mary, bist du da drin?" Ihre Mutter! Die Angesprochene sah aus, als würde ihre Seele gleich ihren Körper verlassen und glotzte zu Hyun herüber wie ein Goldfisch, dem das Wasser ausgegangen war. Hektisch riss sie ihre Kleidung zurecht und strich sich mehr schlecht als recht die Haare glatt. Natürlich kam ihre Mutter vorbei, wenn sie sich mit einem Nickerchen halb zerstörte. Mit vollster Bereitschaft, sich sofort zur Kirche schleifen zu lassen oder eine Horde Runensoldaten abzuwehren, öffnete Mary die Tür. Ihre Mutter stand davor, doch sie sah weder wütend noch verurteilend aus. An ihrer Seite stand eine junge Frau, vielleicht zehn Jahre älter als Mary, mit braunen Flechtzöpfen, der Tränen über die Wangen rannen. Sie trug noch ihre Schürze und sah aus, als wäre sie eilig in das Gasthaus gehetzt. "Was ist passiert?", platzte es sofort aus der Baumgardner heraus und sie hielt der weinenden Frau die Hände hin, welche verzweifelt von ihr ergriffen wurden. "Mein Sohn - er hat draußen gespielt. Ich habe einen Schrei gehört, und dann war er plötzlich weg." Sie schluchzte, woraufhin Marys Mutter ihr einen Arm um die Schultern legte. "Er ist verschwunden? Ich kann helfen, ihn zu suchen. Nur einen ...-" "Mary." Alma unterbrach sie mit einem leichten Kopfschütteln. Das Herz rutschte der Baumgardner in den Magen. "Lena, zeig es ihr." Zittrig löste die Frau ihre Hände aus denen der Baumgardner und griff in ihre Schürze. Sie holte ein Taschentuch hervor, wie es viele Personen in der Umgebung nutzten, um ihre Mittaggessen mit aufs Feld zu nehmen oder ihre Brotzeit draußen einzunehmen. Mary schlug jedoch die Hände vor den Mund und machte unwillkürlich einen Schritt zurück. Das Taschentuch war über und über mit Blut besudelt.
Geduldig begleitete Hyun die Blonde zu seinem Bett, stellte sicher, dass sie auch darauf und nicht daneben landete. In der Regel waren die Rollen andersherum - man musste darauf achten, dass er dort ankam, wohin er sollte. Es waren einige Jahre vergangen, seitdem er das letzte Mal einen menschlichen Aufpasser bei einer seiner Trinkeskapaden gehabt hatte, damals, bevor seine Eltern ihn von seinen Kumpels getrennt hatte. Seitdem war es Chime, der sicherstellte, dass sein Herrchen unversehrt von A nach B kam, egal wie betrunken. Heute war der Pan (überwiegend) nüchtern und Jimmy hockte an der Seite von Mary auf dem Bett. Kurz wechselte das Tier-Mensch-Duo Blicke. Beide waren sich einig: Das hier war eine Ausnahmesituation. "Leg dich gefälligst gescheit hin wenn du schon mein Bett belagerst." Auf ihren Hintern konnte er getrost verzichten, sodass er ans andere Ende des Bettes watschelte und ihr 'äußerst liebevoll' an den Armen zog, sodass sie sich lang machte. Kurz überlegte er, sie noch zu wenden wie ein Schnitzel, aber darauf verzichtete er lieber. Er war kein guter Koch. Seine Kapazitäten für Körperkontakt waren für den heutigen Tag komplett aufgebraucht. Deshalb ließ er sich auch mit dem Rücken gegen das Bettgestell auf den Hintern sinken, der Kopf landete auf den Knien. Da bezahlte er schon das Zimmer und durfte trotzdem auf dem Boden pennen. Super. Das würde absolut eine einmalige Ausnahme sein! Mit trägen Handbewegungen löste er noch den Zopf, der sein Haar zusammenhielt, auch, wenn er schon halb am Schlafen war. "Schon okeh", brummelte er. Was hatte er schon groß getan? Die Hauptarbeit übernahm sowieso Chime. Auch, wenn man es dem scheuen Vierbeiner nicht auf den ersten Blick anmerken mochte, er war äußerst feinfühlig, das exakte Gegenteil zu seinem Herrchen. Vorsichtig schob er die Schnauze unter die Schulter des Mädchens, sodass sie sich hoffentlich auf den Rücken legte. Wenn nicht landete der massige Schädel eben wie eine Gewichtsdecke auf den Schultern anstatt auf der Brust. Die schlabbrige Zunge wanderte einige Male über das Kinn der Blonden, ehe das Tier auch schon Ruhe gab und selbst die Augen schloss, um sich durchkraulen zu lassen. Eigentlich war er viel besser darin, Menschen emotionalen Beistand zu leisten, als darin, zu kämpfen. Vermutlich, weil er Ersteres deutlich öfter tat. Er war der Einzige, der wusste, dass sein Herrchen bei Weitem nicht so souverän und gelassen mit den Geschehnissen seines Lebens umging, wie er tat. Menschen und ihr Umgang mit Gefühlen war merkwürdig, vermutlich würde er es nie vollkommen verstehen. Immerhin verstand er, wie man Hyun (und hoffentlich auch andere Zweibeiner) Trost spenden konnte. Dass er dadurch in der Regel noch einen ganzen Haufen Streicheleinheiten bekam, war nur der Hundekeks auf dem Sahnehäubchen.
Das Klopfen versetzte die auf dem Bett ruhenden schlagartig in Schockzustand. Jimmy flog auf wie eine Katze, der man eine Gurke vorgeworfen hatte, schüttelte sich kräftig, als er wieder mit allen Vieren auf der Matratze stand. Nur Hyun, der pennte weiter tief und fest. Erst, als die Tür geöffnet wurde und die Stimmen lauter wurden, wurde auch er gewaltsam aus seiner Traumwelt gerissen. Was zur Hölle? Die noch halb geschlossenen Augen hefteten sich an den Rücken der Baumgardner. Gesagte Worte wurden zwar gehört, aber nicht verarbeitet. Widerwillig hievte er sich auf die Beine und traumelte schlaftrunken zum Zimmereingang. Eine Hand landete am oberen Türrahmen, sodass er nicht direkt nach vorne kippte, weil sein Gleichgewichtssinn noch im Tiefschlaf steckte, die Seelenspiegel glotzten die ungewünschten Besucher misstrauisch an. "Wasn los?" Was war verschwunden? Hä? Ungezügelte blonde Strähnen umspielten das verwirrte Gesicht des Pan, der verzweifelt versuchte, zu kapieren, was hier gerade abging. Sein Blick wanderte hinab auf das, was eine der fremden Frauen in der Hand hielt. "Uff, das sieht ziemlich scheiße aus. Da is wohl wer abgekratzt. Aber was solln wir jetz damit?" Hyun, taktvoll wie eh und je. Tote gab es doch überall und jeden Tag. Das ließ sich nicht vermeiden. Zumindest in seiner Welt. Aber er befand sich gerade nicht in seiner Welt. Fuck. Jetzt kapierte er es. Da wollte jemand Hilfe! "Oh- uhhh, sorry. Ich hab wohl noch halb geschlafen." Nicht einmal eine Lüge! Sein Blick huschte hinab zu der Baumgardner, die deutlich geschockter war als er. Eigentlich war ihm bereits klar, was die Antwort war, aber er fragte trotzdem: "Was machen wir jetz, Mary?"
Die Müdigkeit saß Mary noch in den Knochen, aber das von Blut besudelte Taschentuch hatte einen ernüchternden Effekt auf die junge Frau. Hyuns unüberlegte Aussage verhallte ungehört, so laut schluchzte die Mutter, die um ihr offensichtlich verletztes Kind bangte. Lediglich Marys Mutter starrte den Tätowierten einen Moment mit einem vor Zorn funkelnden Blick an, entschied sich aber offenbar dafür, dass es im Moment wichtigere Dinge gab, als sich aufzuregen. Es blieb ohnehin nicht ersichtlich, ob Hyuns Taktlosigkeit der Grund war, oder die lässige Aussage, dass man in dem Zimmer offenbar geschlafen hatte. Mary merkte von all dem nichts. Ihr sank der Magen in die Kniekehlen. Bevor sie sich versah, hatten ihre Hände schon tröstenden Druck auf denen der verzweifelten Mutter ausgeübt und sie hörte sich selbst reden: “Keine Sorge. Wir bringen dein Kind zurück! Ich weiß noch, wo dein Hof ist. Bleib hier bei meiner Mutter. Sobald wir etwas wissen, kommen wir zurück.” Damit beantwortete Mary wohl auch die Frage des Pan, denn sie hatte nicht ohne Grund in der Mehrzahl gesprochen. Bevor sie diese Angelegenheit genauer besprechen konnten, griff Alma nach Lenas Oberarmen und wollte sie die Treppe hinab in die Stube führen, doch die trauernde Mutter hielt noch einmal inne. “Seid vorsichtig. Ich habe einen Schatten gesehen. Ein Ungeheuer …” Der Rest ihrer Aussage ging in lauter werdende Schluchzer über. Kraftlos ließ sie Marys Hand los. Die Baumgardner spürte den Nachhall von Lenas Händedruck und das Taschentuch darin. Das Blut daran war noch feucht und hinterließ rote Abdrücke auf Marys Fingern. Als ihre Mutter und Lena den Gang vor den Schlafzimmern verlassen hatten, schauten goldene Augen hoch zu Hyun. “Es tut mir Leid, dass ich von uns gesprochen habe, aber wir müssen dem Kind helfen. Sieh dir das Blut an, Hyun - wenn wir nichts unternehmen, dann stirbt es. Wenn ein Ungeheuer hier in der Umgebung sein Unwesen treibt, dann brauche ich dich und Jimmy.” Unter anderem auch deshalb, weil er Nico ausgeknockt hatte und der vermutlich seinen Brummschädel ausschlief. Marys kämpferische Fähigkeiten waren zwar gewachsen, doch es wäre Dummheit, sich einem unbekannten, scheinbar unglaublich schnellem Wesen alleine zu stellen. Ihre Hand umfasste das Taschentuch fester und obwohl sie spürte, wie ihre Kehle dicker wurde, riss Mary sich zusammen. Es würde dem Kind nichts bringen, wenn die Baumgardner nun vor lauter Mitgefühl zu weinen begann. Sie war hier, damit andere den Luxus hatten, Tränen zu vergießen. “Bitte, Hyun. Du bekommst auch bestimmt eine Belohnung”, bettelte Mary ohne Scheu und streckte die blutige Hand nach Jimmy aus. Würden die beiden ihr helfen oder war der Tag bisher wirklich nur eine seltsame Reihe von Zufällen und Ausnahmen gewesen, die nun ihr Ende fanden? "Vielleicht kann er seine Fährte aufnehmen? Das Blut ... es ist noch so frisch." Ein Stimmchen im Hinterkopf erinnerte Mary daran, dass etwas mit dem Blut nicht stimmte. Dass es eigenartig gespritzt sein musste, um das Taschentuch derart zu benetzen. Dass es nicht aussah, als habe es jemand auf eine Wunde gepresst, sondern als habe etwas Blutiges es mit starker Wucht getroffen. Doch gerade war die Baumgardner zu erfüllt von Sorge, um logische Gedanken zu fassen.
Wir ... Schön, dass man Hyun ein Mitspracherecht ließ. Zwar hatte er gefragt, aber das hieß noch lange nicht, dass man über seinen Kopf hinweg entscheiden konnte! Eine Frechheit ... Dabei wollte er doch eigentlich nur schlafen. Schon seit Stunden. Ugh. Als die aufgelöste Mutter jedoch das Wort 'Ungeheuer' erwähnte, hoben sich die Brauen des Blonden. Die wenigsten 'Ungeheuer' waren tatsächlich welche. Manchmal waren es sogar nur arme, missverstandene Kreaturen wie Chime. Vielleicht hätte auch der friedliebende Vierbeiner irgendwann ein Kind blutig gebissen, wenn er in den falschen Händen gelandet wäre ... oder in gar keinen. Falls es sich dabei wirklich um irgendeine Art Tier handelte, dann musste es einfach der Pan sein, der sich diesem als Erstes stellte. Außerdem ... Konnte er nicht Nein zu Mary sagen. Freunde unterstützten sich gegenseitig, oder nicht? So, wie sie gerade auf ihn wirkte, würde sie so oder so gehen. Es wäre ein Unding, sie alleine losziehen zu lassen. "Du musst nich betteln. Wir helfen dir auch so." Helfen. Schon komisch. Wann hatte er das letzte Mal jemandem geholfen, ohne im falschen Namen von Liberty Phoenix unterwegs zu sein? Apropos. "Es is denk ich besser, wenn wir meine Mithilfe da nich so an die große Glocke hängen." Zur Sicherheit. Es war besser, wenn niemand davon erfuhr. Eine freiwillige Zusammenarbeit mit den Guten, die nicht als Tarnung galt, kam garantiert nicht gut an. Nicht im geringsten. Er durfte auf keinen Fall riskieren, dass irgendwelche Fragen aufkamen. Jimmy hatte sich derweil ausgiebig gestreckt und war vom Bett hinabgehüpft. Langsam trabte er den Zweibeinern entgegen, die Nase zuckte leicht. Natürlich entging ihm der Geruch von Blut nicht, doch nachdem er an der Hand der Blonden geschnuppert hatte, blickte er sie nur fragend an. Er hatte zwar eine gute Nase, doch um damit aktiv Spuren verfolgen zu können, war sie nicht fein genug. Der Blick wanderte weiter zu seinem Herrchen. Der formte ein merkwürdiges Fingerzeichen, das an den Kopf eines Hundes erinnerte, ehe er die flache Hand auf die Schultern des Vierbeiners drückte. Der zuckte zusammen, schüttelte sich einmal kräftig und wartete dann brav auf seinen Befehl. "Such." Mit einem Nicken forderte Hyun den Mischling auf, erneut zu schnuppern. Ohne zu zögern tat er genau das. Die Nase wurde gegen die Handfläche geschoben, sog die Luft immer wieder kräftig ein und stieß sie gut hörbar wieder aus. Doch anstatt wie gewöhnlich zur Tür zu hüpfen und ungeduldig darauf zu warten, dass man ihn laufen ließ, begann er zu fiepen. Den Kopf kräftig schüttelnd trat er einige Schritte zurück, ehe er sich auf den Boden fallen ließ und immer wieder mit den Pranken über seine Schnauze fuhr. Was zur Hölle? Irgendetwas stimmte nicht. Was auch immer er erschnuppert hatte, es versetzte ihn in regelrechte Panik. "Fuck." So hatte er noch nie reagiert. Die Augen des Pan wurden groß vor Sorge. Sofort ging er neben seinem Begleiter auf die Knie und löste den Zauber. Der Geist des Jagdhundes trat schlagartig die Flucht an und ließ einen verwirrten Jimmy zurück, der offensichtlich nicht die geringste Ahnung hatte, was passiert war. "Sorry Großer, das wird nich nochmal passieren." In langen, ausgiebigen Bewegungen streichelte ihm der Pan über den Rücken. Daran würde er sich halten, keine Frage, so dringlich die Suche auch sein mochte. "Ich schätz wir müssen auf traditionelle Weise suchen. Sorry Mary." Er weigerte sich, es sich anmerken zu lassen, aber ein wenig schlecht fühlte er sich durchaus. Ihren Worten nach hatte sie wirklichi hre gesamte Hoffnung in Chime und Hyun gesteckt. Ugh. "Wir werden das Kind schon auch so finden." Hoffte er zumindest. -->tbc:Umgebung von Alcea
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