Ortsname: Miln Art: Freiraum Spezielles: --- Beschreibung: Miln ist die letzte Erinnerung an Zivilisation vor der ewigen Einöde, in der auch das berüchtige Knochental liegt. Es leben nur sehr wenige Menschen in diesem Dorf und diese sind auch mehr als nur ein wenig ungastlich und unfreundliche. Kein Wunder, alleine auf sich in dieser Einöde gestellt, sind die Bewohner von harter und unnachgiebiger Natur und allem Neuen misstrauisch gegenüber.
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Gin
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Einen kurzen, beinahe unendlich kleinen Moment genoss es Gin, in den Arm genommen zu werden. Selbst die hartgesottenste Untote hatte ab und zu ein wenig Zuneigung nötig und dass es Lian war, der ihr hier ein wenig näher kam, war machte es noch besonderer. Der Braunhaarige Aloe Townler war einer der wenigen Menschen gewesen, denen Gin sich wahrlich öffnen hatte können. Als sie die Arme des Ex-Freundes um ihren Leib spürte, seine Wärme sie ganz umschloss, da spürte die Vampirin für einen kurzen Moment, wie ihr Freudentränen aus den Augenwinkeln krochen. Doch einen Atemzug später war es vorbei. Lian hielt sie noch immer fest umschlungen, weinte in ihr Haar, wiederholte ihre Worte. Es war ein rührender, herzerwärmender Anblick - doch Gin hatte kein Herz mehr, das gerührt oder erwärmt werden könnte. Sicher erinnerte die Vampirin sich gerne an die Zeit in Aloe Town zurück, als sie noch die Wahl hatte, mit Lian zusammen zu sein. Es war ihre Entscheidung gewesen, seinen Avancen nachzugeben, sich auf den Braunhaarigen einzulassen. Doch nun war sie nicht mehr in der Lage, solche Entscheidungen selbst zu treffen. Ein Fehltritt ihrerseits und ihr Meister würde auch ihr zweites Leben beenden. Und Gin wusste, dass Orwynn nicht gerne teilte. In Gins Unleben, so sehr sie es sich auch gewünscht hätte, hatte Lian keinen Platz mehr. Und diese Erkenntnis ließ die Umarmung des Braunhaarigen schmerzen wie das Sonnenlicht. Ließ seine tröstenden Worte voller Zuneigung stattdessen Scham und Pein im Geiste Gins säen. Ließ den Wunsch, weiter festgehalten zu werden, untergehen wie in einem Meer aus Pech. Oder Treibsand. Lian kam ihrem unausgesprochenen Wunsch nach und ließ sie ein wenig locker. Gin wagte es dennoch nicht, ihm in die Augen zu sehen, denn Lian tat, was Gin immer befürchtet hatte. Warum sie sich unsicher gewesen war, ob sie ihm all das erzählen sollte. Er machte sich Vorwürfe. „Wenn ich damals mehr getan hätte, wenn ich dir gefolgt, dich zur Rede gestellt hätte…“ ...wärst du jetzt auch tot. Und zwar ziemlich endgültig, du bist immerhin nicht eines seiner Spielzeuge. Gin sprach den Namen Orwynns nicht aus, zu sehr fürchtete sie sich, Lian könne irgendetwas Dummes aushecken. Das würde zu ihm passen, einen Rettungsversuch starten. Der Gedanke ließ Gin matt schmunzeln. Der Falls würde damit höchstwahrscheinlich sich selbst und Gin töten, aber passen würde es dennoch zu ihm. Außerdem.... musst du mich nicht vergessen. Nur gehen lassen... Mich aufgeben.
Doch was folgte, wurde Gin zu viel. Der Braunhaarige began, ihr durchs Gesicht zu streichen, gestand Gin seine Gefühle. Aber warum? Warum konnte er ihr nicht ansehen, dass sie all das nicht haben wollte? Nicht haben durfte? Dass jede seiner zärtlichen Gesten und jedes seiner Worte ihr nur deutlich vor Augen führte, dass sie ihn verloren hatte? Dass er nun unerreichbar für sie war... Seine Worte schienen die Vampirin beinahe zu erdrücken, nahmen ihr die Luft. Wenn es so weiter ging, würde sie zerbrechen, würde in sich zusammenfallen wie ein Häuflein Elend. Und Gin hatte die letzten Jahre hart mit sich gekämpft, um genau das zu verhindern: Klein beizugeben und ihre Situation voll Selbstmitleid zu bedauern. Denn sobald sie damit began, würde sie akzeptiert und hingenommen haben, dass ein schauriges Spiel mit ihr gespielt wurde. Soweit ließ sie es nicht kommen. Ihre Hand griff zur Seite, schloss sich um lackiertes Holz. Mit einem Stoß des Stiels der ollen Josy drückte Gin Lian von sich fort, richtete dann die Stoßspitze des Axtkopfes auf den Braunhaarigen. Die Vampirin hatte ihren Ex-Freund vorgewarnt: Die Axt hatte sie für den Fall, dass er emotional wurde und das war eben definitiv geschehen. Dass sie daran nicht ganz unschuldig war, war Gin schmerzlich bewusst. Hör auf, Lian. Bitte. Gin war sonst nie die Art von Frau, die um etwas bat. Sie nahm es sich. Ihre beinahe schon flehend klingenden Worte ließen den Falls hoffentlich verstehen, dass es Gin wirklich ernst war mit ihrer Bitte. Das hier ist auch so schon schwer genug für mich. Wenigstens sollte der Braunhaarige wissen, dass es ihr nicht leichtfiel, seine Gefühle hier so mit Füßen zu treten. Langsam senkte Gin die Stangenwaffe, stellte mit dem Schaft auf den Boden und streckte eine Hand in Lians Richtung aus. Und jetzt nehm' ich dein doofes Cape.
Lian und Gin hatten sich ausgesprochen. Die Vampirin hatte sich gefühlt, als wäre sie ihrem Exfreund eine Erklärung schuldig gewesen, als Entschädigung dafür, dass sie ihn herzlos hatte sitzen lassen, doch nach dem Gespräch mit Lian fühlte sie sich keinen Deut besser. Vermutlich war es eine schlechte Idee gewesen, sich ihm derart anzuvertrauen. Und dennoch hatte Gin sich insgeheim ein wenig gefreut, dass der Falls die Kette mit dem Sichelmondanhänger noch trug. Die Bleiche zog sich wieder an, band sich dann den Umhang Lians um die Schultern und blickte den Falls dann ein wenig verlegen an. Sich nach derart geladenen Minuten wieder ihrer eigentlichen Aufgabe zu widment schien beinahe schon ein wenig unangemessen, unangebracht, doch es musste sein. Je früher das Verhalten der Milner aufgeklärt werden konnte, desto schneller konnte Gin dieses Aufeinandertreffen abschreiben, es als kleinen Seitenhieb des Lebens, dass sie nicht zuende führen durfte, ansehen. Also galt es, weiterzumachen. Die Spange..., began Gin und versuchte, sich zu erinnern, was Lian und sie darüber bereits geredet hatten. Schwarze Magie kann Spuren hinterlassen. Ich denke, dass es hier in Miln etwas wie ein besessenes oder verfluchtes Artefakt gib. Oder einen Schwarzmagier., sprach sie ihre Vermutung aus. Wenn die Quelle des Übels irgendwo ist, wo viele Milner vorbeikommen, erklärt das, warum viele davon betroffen sind. Und außer dieser Kneipe kann ich mir nur den Markt vorstellen, wo das sein könnte. Als sie fertig erklärt hatte, blickte Gin zu Lian, rieb sich kurz mit dem Unterarm über die Augen um den Rest der Tränen abzuwischen und nickte dem Crimson Sphynx Magier dann zu, bevor sie sich die Kapuze seines Umhanges über den Kopf zog. Machen wir weiter?
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Lian Thief in Distress
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Lian hielt den Atem an, als der Kopf der mörderischen Klingenwaffe unerwartet gegen seine Brust gedrückt wurde und die Schwarzhaarige dadurch effektiv Abstand zwischen den Magiern herstellte. Der Falls hatte sich zu sehr gehenlassen, wie ihm durch diese ruppige Abwehrreaktion von Gin bewusstwurde. Es beförderte ihn sofort wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und ließ ihn sowohl in Gesten als auch Worten stoppen. Es war ein Korb, den er von seiner Ex-Freundin erhielt und der ihn vielleicht beschämen sollte. Über sich selbst überrascht stellte Lian allerdings fest, dass er sich nicht dafür schämte, seine Gefühle ausgesprochen zu haben – es schien sogar so, als wäre mit den Worten eine große Last von seinen Schultern gefallen. Als hätte er etwas sagen können, dass ihm seit damals, als sie plötzlich aus seinem Leben verschwunden war, immer auf der Seele gelegen hatte. Beim Blick in die flehentlich funkelnden Iriden seiner Ex-Freundin wurde dem Illusionsmagier dennoch klar, dass es nicht nur um ihn ging. Gin war wie ein einsamer Wolf – sie legte sich eine Strategie zurecht, um alleine mit ihren Problemen klarzukommen und wollte keine Unterstützung von anderen. Auch das war etwas, das Lian von ihr kannte, wenngleich es in der Vergangenheit nie in einem solch großen, allumfassenden Ausmaß gewesen war. Er erkannte in ihren hellblauen Seelenspiegeln das Leid, das sie in sich trug und das er – mit seinen offen ausgedrückten Gefühlen – offensichtlich noch verschlimmert hatte. Das war etwas, das dem 19-Jährigen tatsächlich leidtat, denn das Letzte, was er wollte, war, Gin zu verletzen. Oder ihr ihren sowieso schon schweren Pfad noch zusätzlich zu erschweren. Er sollte sie nicht vergessen? Er sollte sie nur gehenlassen… sie aufgeben? Es war ein Gefallen, den Lian seiner Ex-Freundin nicht tun konnte, das war ihm sofort bewusst. Dennoch hielt er sich Gin zuliebe mit einer Antwort zurück, sondern ließ die Worte nur unkommentiert im Raum stehen. Er schloss die Augen, nachdem die Du Bellay die Waffe von seinem Brustkorb nahm und aufstand, ihn alleine auf dem Boden zurückließ. Ein leises Seufzen entfloh seinen Lippen, wenngleich er sich für sein Verhalten nicht entschuldigte. Die Abweisung hinterließ einen bitteren Beigeschmack in seinem Inneren des Braunhaarigen, dennoch hoben sich seine Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen an, als die junge Frau die Hand nach seinem Cape ausstreckte. „Na immerhin“, gab er ihr als Antwort und zögerte nicht lange, um ihr den schützenden Mantel in die für die Stangenwaffe fast schon zu zierlich wirkenden Hände zu legen. Ein kleiner Sieg, mit dem Lian sich für den Moment zufriedengeben konnte.
Die magische Atmosphäre im spärlich beleuchteten Hinterzimmer war mit einem Schlag verschwunden, sodass der junge Mann nach ein paar Sekunden ebenfalls wieder aufstand. Ungeniert strich er sich mit dem Unterarm über die Augen, um die letzten Überreste seines Gefühlsausbruchs verschwinden zu lassen. Sein Blick blieb an dem silbernen Anhänger um seinen Hals hängen, den er unter seinem gelben Shirt hervorgeholt hatte, um ihn Gin zu zeigen. Er dachte kurz darüber nach, die hellgrünen Augen wanderte prüfend zu der Schwarzhaarigen. Es war auch so schon schwer genug, hatte sie gesagt. Und so entschied sich Lian, den Anhänger wieder unter seinem Shirt verschwinden zu lassen, um der jungen Frau einen ständigen Blick auf dieses Überbleibsel ihrer gemeinsamen Vergangenheit zu ersparen. Das hieß nicht, dass der Braunhaarige es aufgegeben hatte, für die Du Bellay da zu sein und erst recht nicht, dass er sie tatsächlich gehen ließ. Aber das musste sie in diesem Moment nicht wissen. So ließ er den Blick auch nicht zu lange auf der jungen Frau in seinem Cape verweilen, bevor er die Arme vor der Brust verschränkte und über ihre Worte nachdachte. „Verfluchte Artefakte, dunkle Magier… ist wohl die einzige Spur, die wir haben, was? Na schön. Dann statten wir dem Markt doch mal einen Besuch ab.“ Als Gin am Ende die Kapuze des Capes über ihren Kopf zog, musste der Falls triumphierend grinsen. Auch Gin würde merken, dass das Verhalten des 19-Jährigen sich nach ihrer Aussprache deutlich geändert hatte – er wirkte nicht mehr so unsicher, so verletzt oder sprachlos. Tatsächlich fühlte sich Lian gerade in diesem Moment deutlich besser, denn er verstand mehr über die Schwarzhaarige, über ihre Hintergründe, über ihre Trennung von damals… und ganz gleich, dass er vielleicht nicht das bekommen hatte, was er sich wünschte und es viele Dinge gab, die zwischen ihm und Gin standen, hatte das Gespräch ihm eine ganz merkwürdige Zuversicht gegeben, wenn man doch bedachte, dass er gerade über den Tod seiner Ex-Freundin getrauert hatte. Die Schwarzhaarige hatte sich ihm heute mehr anvertraut als in der gesamten Zeit ihrer Beziehung. Noch nicht alle Fragen, die Lian hatte, waren beantwortet. Und er wollte mehr über diesen Mann wissen, den Gin Meister nannte und der in ihm das dunkle Gefühl von Hass weckte. Aber er wusste, dass das nichts war, was er jetzt, in diesem Zimmer, herausfinden würde. Er musste auf einen anderen Moment warten, um die Informationen von der Du Bellay zu erhalten. Für den Augenblick blieb ihm nichts anderes übrig, als sich damit zufriedenzugeben, dass sie sein Cape trug und der Aufgabe weiter nachzugehen. „Klar. Es wäre doch sehr tragisch, wenn die Milner sich noch endgültig gegenseitig an die Gurgel gehen“, stimmte er Gin mit einem kurzen Nicken zu, trat an ihr vorbei und öffnete die Tür der kleinen Kammer, bevor er – einem Gentleman gleich – ihr den Vortritt ließ. „Nach dir.“
Der Weg zum Markt war nicht schwer zu finden, befand er sich doch gleich im Zentrum des kleinen Ortes Miln. Als Lian und Gin sich dem Platz näherten, war es bereits später Nachmittag, was jedoch dem Trubel auf der freien Fläche mittig des Dorfes keinen Abriss tat. Diverse Händlerinnen und Händler boten ihre Waren an, seien es heimische oder exotische Köstlichkeiten oder Schätze und Antiquitäten aus dem Umland oder geborgen aus den Ruinen in der Wüste rund um Miln. Es überraschte den Falls ein wenig, dass in diesem abgelegenen Örtchen vor der großen, endlosen Wüste doch noch so viele Händlerinnen und Händler unterwegs waren. Andererseits war der Markt die einzige Möglichkeit für die Einheimischen, überhaupt an Nahrungsmittel und sonstige Güter zu kommen, weshalb man vielleicht auch schlicht Profit aus der abgelegenen Lokalisierung von Miln schlug. Einige Menschen waren auf dem Marktplatz unterwegs, nicht so viele wie in Aloe, doch deutlich mehr, als Lian bisher auf den Straßen Milns wahrgenommen hatte. Kurz ertappte sich der Braunhaarigen bei der Überlegung, ob auch Aisha sich hier irgendwo aufhielt. Noch bevor er mit Gin richtig angekommen war, sahen die hellgrünen Seelenspiegel mit einem Seitenblick zu der verhüllten Schwarzhaarigen an seiner Seite. „Kannst du die schwarze Magie spüren?“, fragte er in ihre Richtung, neigte den Kopf ein wenig zur Seite. „Vorhin bei Farah bist du sofort auf die Spange aufmerksam geworden. Deutlich schneller als ich“, gab er zu und zuckte mit den Achseln. „Sollen wir einfach über den Markt gehen und du sagst Bescheid, wenn dir etwas wie die Spange auffällt?“, fragte er nach und ließ den Blick in alter Gewohnheit bereits über den Marktplatz schweifen, um nach Auffälligkeiten Ausschau zu halten.
Gins deutliche Worte (und Taten) hatten bei ihrem Ex-Freund wohl Wirkung gezeigt, denn er hatte aufgehört, ihr das Herz auszuschütten und sie und sich selbst zu bemittleiden (zumindest verbal). Gin hatte ihn auf den neuesten Stand gebracht, hatte ihm erzählt, was in ihrem Leben vorgegangen war, und das war es. Nachdem sie sich den braunen Umhang des Falls übergezogen hatte, trat sie Jacke und Tube Top irgendwo zur Seite des Raumes und machte sich dann auf den Weg. Eine Sache gab es jedoch, die sie - während die Vampirin mit ihrem Ehemaligen auf den Markt der Stadt zulief, noch ansprechen wollte: Und... was ist bei dir seitdem passiert? Wie kommt es, dass du jetzt ein Magier bist? Nicht nur interessierte sich Gin ehrlich dafür, was in Lians Leben gerade und die letzten Jahre vor sich gegangen ist und wie und warum er in die Dienste einer Magiergilde getreten war, sie wollte definitiv auch nicht die einzige sein, die etwas über sich preisgab. Es war ein Geben und Nehmen, das war das Prinzip. Und Gin wollte nicht mehr geben als sie im Gegensatz auch nahm.
Der Markt Milns war chaotisch und laut, Gin mochte es sofort. Schnell hatte sie einen neuen, kühlen fruchtigen Mischsaft gefunden, der aus sieben Früchten bestand, von denen sie nur drei kannte, an dem sie nun schlürfte, während sie gemeinsam mit Lian die Stände entlangschritt. Still und heimlich musste die Vampirin sich eingestehen, dass der blöde Umhang Lians, so braun er auch war, tatsächlich einen herausragenden Sonnenschutz abgab. Sie spürte den schwächenden Einfluss des Himmelskörpers dennoch wie ein schweres Gewicht auf sich drücken, doch immerhin drangen die sengenden Strahlen nicht mehr wirklich an ihre Haut heraun. Gin liebte es, zu bummeln. Gemächlich schlenderte sie die Stände entlang, warf einen Blick auf dargebotene Waren, probierte ab und zu eine Kette an und hing sich ein buntes Tuch um die Hüfte. Es gab in der Vergangenheit gewissen Kontaktpunkte zu ähnlichen Objekten., erklärte die Vampirin Lian, nachdem dieser sich erkundigt hatte, ob Gin denn schwarze Magie erspüren konnte. Dass sie selbst ein Quell solcher Magie war enthielt sie ihm besser vor. Das wäre auf jeden Fall ein Versuch wert. Lians Vorschlag bedeutete, dass Gin sich noch viel längere Zeit zwischen Marktständen, offenen Zelten und Ladengeschäften aufhalten durfte, das war der Vampirin nur recht. An einem Stand hielt sich plötzlich inne. Warte mal..., hieß sie Lian an und griff dann zielsicher nach einem feilgebotenen Gegenstand: Es war ein Krummdolch, alt und verrostet, doch eine Gravur entlang der Klinge hatte Gins Interesse geweckt. Ihr Meister liebte so alten Kram, das konnte sie Orwynn als Souvinier mitbringen. Schnellstens war das Ding gekauft. So sehr Gin es auch verachtete, im Dienste des Dunklen Magiers zu stehen, so hatte es doch auch seine Vorteile. Ein voller Geldbeutel mit jede Menge Reisegeld war einer davon. Der Händler wirkte ein wenig perplex, als Gin ohne Anflüge, zu feilschen, den überteuerten Preis bezahlte. Es war nicht ihr Geld, damit musste sie nicht knausern. Ein weiterer Stand erweckte nur wenig später das Interesse Gins, denn dort gab es ähnliche Umhänge zu kaufen wie den, den Lian ihr ausgeliehen hatte. Und es waren sogar welche in gefärbtem Stoff dabei. Summend ging die Vampirin den Stand durch, bis sie ein Exemplar gefunden hatte, das in etwa dem Rot ihrer Haarspitzen entsprach. Es musste ja nicht immer nur Schwarz sein. Steht der mir?, wollte sie von Lian wissen nahm ihn aber unabhängig von seiner Antwort. Und einen Schwarzen nahm sie trotzdem auch noch mit. Nun die Mordaxt in der rechten Hand und ein Bündel mit ihren Einkäufen in der linken gab sie sicherlich ein sondersames Bild ab. Aber das war die bleiche Dame nicht anders gewohnt. Doch alles Bummeln und Shoppen musste früher oder später zum Ende kommen. Die beiden Magier hatten einen der Ränder des Marktes erreicht, als Gin sich der bekannte Cocktail aus Hass, Angst, Zorn und Hoffnungslosigkeit aufdrängte. Ich glaube, wir sind hier richtig..., ließ sie Lian wissen und konzentrierte sich ein wenig mehr auf die Aufgabe und das mulmige Gefühl - bis sie an einem Stand angekommen war. Es war ein kleines Zelt mit annähernd quadratischem Grundriss. Die Front war aufgeschlagen, wurde mit zwei Holzstangen offengehalten und bildete so ein kleines Vordach. Darunter waren, auf einem buten Flickenteppich, Kleinode und Krimskrams aller Art ausgebreitet. Schmuck, kleine Handspiegel, Werkzeug, Holzschnitzereien, abgerundete Steine mit seltsamen Gravuren, Gürtel und einiges anderes lag dort, meist nur in einzelner Menge, zum Kauf bereit. Gin hatte Schwierigkeiten, dem Stand ein Thema zuzuordnen, wirkte er doch so, als hätte man die Überbleibsel eines ausgeräumten Dachbodens einfach zum Verkauf feilgeboten. Der Händler, der hinter der Decke im Schneidersitz auf dem Zeltboden saß, wirkte ein wenig abwesend. Hallo~, grüßte Gin den dunkelhäutigen Turbanträger melodisch, der wie aus einem Traum erwacht aufschreckte und überrascht in Lians und Gins Gesichter blickte. "Hm? Was wollt ihr?" Na ein kundenorientiertes Auftreten sah anders aus.
Es stand außer Frage, hier waren die beiden Magier richtig. Die dunkle Aura war hier noch stärker zu spüren als in Farahs Zimmer. Vorsorglich legte Gin das Bündel aus Krummdolch und Umhängen beiseite, um beide Hände frei zu haben, und ging auf die Knie, um die Waren besser betrachten zu können. Noch hatte sie den Quell des Übels nicht gefunden, die dunkle Aura schien vielmehr von dem Händler auszugehen oder aus dem Zelt hinter ihm zu kommen. Hilfesuchend blickte Gin zu Lian, hier waren vorerst seine Talente gefordert.
Die Leichtigkeit, mit der Gin über den Markt von Miln bummelte, faszinierte Lian. Wie konnte sie die ganzen Dinge, die zwischen ihnen geschehen waren, so einfach wegstecken? Von der zögerlichen Frau mit brüchiger Stimme war absolut nichts mehr zu sehen. Lian selbst lenkte sich mit der eigentlichen Aufgabe ab, sodass er sich immer wieder überrascht umdrehte, wenn die Du Bellay an irgendeinem Stand stehenblieb, Schmuck anprobierte, sich von Händlerinnen und Händler diverse Stoffbänder zeigen ließ oder sie sich mit einem kühlen Getränk erfrischte. Der Falls hielt sich bei dem Shoppingtrip deutlich im Hintergrund, die Hände in den Taschen seiner Hose versteckt, die hellgrünen Augen stets prüfend über die Köpfe der umliegenden Menschen schweifend. Er wollte bereits weitergehen, als die Schwarzhaarige ihn plötzlich dazu anhielt, stehen zu bleiben. Hatte sie etwa?... Die Augenbrauen erhoben sich, doch es war keine dunkle Magie, die Gin gefunden hatte. Sondern ein… Dolch? Mit einem Seitenblick streifte er die mörderische Axt, die die Magierin noch immer bei sich trug und er fragte sich, was sie mit einem Dolch anfangen wollte. Noch mehr verwunderte es Lian allerdings, als die junge Frau mit der verrosteten Waffe zum Händler schritt, einen kleinen Beutel hervorholte und ohne mit der Wimper zu zucken den vollen Preis bezahlte, der verlangt wurde. Was… Nur einen kleinen Augenblick fragte sich Lian, woher seine Ex-Freundin so viel Geld besaß, bevor ihm mit einem bitteren Beigeschmack klarwurde, dass auch dieses Geld vermutlich von ihrem Meister stammte. Wer auch immer dieser Mann war, er musste ziemlich vermögend sein, wenn er der Du Bellay so viel Geld mitgeben konnte. Und offensichtlich war Gin keine Dienerin im üblichen Sinne, denn Lian hatte es noch nie erlebt, dass verkaufte Sklaven für ihre Arbeit Geld ihres Herren erhielten. Und dann auch noch so eine Summe. Die Verwunderung konnte man dem Gesicht des 19-Jährigen ablesen, wenngleich Gin wenig Interesse daran zeigte, genauer zu thematisieren, warum sie den Dolch gekauft hatte. Stattdessen bummelte sie einfach weiter und blieb dann an einem weiteren Stand stehen, an dem Umhänge angeboten wurden, so wie jener, den Gin derzeit trug. Entspannt schnappte sich die Schwarzhaarige ein rotes Cape, hielt es an ihren Körper und drehte sich zum Illusionsmagier. Ob es ihr stehen würde? Das Kleidungsstück stand ihr ziemlich gut, passte es doch hervorragend zu ihren Haaren und den Augen. Dennoch hielt Lian sich kurz, als er antwortete: „Hm. Schon“ Die Tatsache, dass die Du Bellay bereits zum Verkäufer schlenderte, bevor sie die Antwort von Lian gehört hatte, machte ihm nochmal deutlich, dass seine Meinung nicht wirklich von Interesse gewesen war. Er zuckte mit den Schultern und ließ die junge Frau machen. Nichts in diesem Augenblick deutete darauf hin, was Gin ihm vor höchstens einer Stunde anvertraut hatte. Dass sie eigentlich gar nicht mehr lebte, dass sie gestorben und mittels Magie zurückgeholt worden war. So, wie Gin sich ihre Capes gerade vom Verkäufer einpacken ließ, sah sie genauso aus wie jede andere Frau auf diesem Markt – abgesehen vielleicht von der gigantischen Waffe über ihrer Schulter. Und auch der intime Moment zwischen ihnen und die intensiven Gefühle, die Lian verspürt hatte, waren nur noch abgeschwächt vorhanden. Alles wirkte so, als wäre der Augenblick in diesem Hinterzimmer aus einer anderen, irgendwie weit entfernten Welt gewesen. Er schüttelte den Kopf, um sich von den Gedanken zu lösen, bevor Gin wieder zu ihm trat.
So kam es auch, dass er recht plötzlich zu sprechen begann, als die Schwarzhaarige und er sich wieder auf den Weg gemacht hatten. „Ich konnte Magie schon anwenden, als wir uns kennengelernt haben“, antwortete er ihr auf die Frage von zuvor. Bisher war er Gin einer Antwort schuldig geblieben. „Seit ich zwölf bin. Ich hab’s aber immer für mich behalten, weil ich kein Interesse daran hatte, Magier zu werden.“ Ein Schulterzucken, ohne dass Lian direkt zu seiner Ex-Freundin blickte. Ein Großteil seiner Familie war nicht besonders gut auf Magie zu sprechen und die einzige Ausnahme davon stellte sein unnahbarer Onkel dar, der als Gildenmeister von Crimson Sphynx für Lian bereits früher eine unerreichbare Instanz dargestellt hatte. Er wich einer Frau aus, die mit einem Kind an der Hand eilig über den Marktplatz lief und ihn dabei beinahe angerempelt hätte. Nur kurz sah er der Dame nach, bevor er weitersprach. „Meine Magie war ganz hilfreich, um aus brenzligen Situationen zu entkommen. Ich habe sie auch das eine oder andere Mal angewandt, wenn wir zusammen unterwegs waren und auf einem unserer Raubzüge beinahe erwischt worden sind." Vielleicht erinnerte sich die junge Frau ja an Momente, in denen sie sich gefragt hatte, wie genau sie ihre Verfolger eigentlich abgeschüttelt hatten. Vielleicht auch nicht. "Wie du bei Farah vielleicht gemerkt hast, ist meine Magie ziemlich... dezent.“ Er konnte nicht verhindern, dass er bei diesen Worten zu Gin sah. Ja, seine Magie passte ziemlich gut zu ihm, denn auch neben Gin wirkte Lian sehr unscheinbar, er ging förmlich neben der nach Aufmerksamkeit haschenden Schwarzhaarigen unter. Niemand auf diesem Markt schenkte ihm größere Beachtung. „Nachdem du verschwunden bist, bin ich wohl nachlässiger geworden. Ich wurde jedenfalls erwischt, nicht nur beim Raubzug, sondern auch bei der Magieanwendung.“ Zu gut erinnerte sich der 19-Jährige an den damaligen Tag, der seinen bisherigen Lebensweg so vollends über den Haufen geworfen hatte. Auch er war – wenn auch anders als Gin – in einen Pfad gedrängt worden, den er für sich selbst nicht ausgesucht hatte. „In Aloe reagiert man immer noch besonders empfindlich auf magische Straftäter. Eigentlich hätte ich in irgendeiner Zelle versauern sollen, doch Aram wurde durch die ganze Geschichte auf mich aufmerksam. Ich weiß nicht genau, was verhandelt wurde, aber am Ende hat er von mir verlangt, stattdessen als Magier für die Gilde Crimson Sphynx zu arbeiten. Es war mir irgendwie gleich... also habe ich nachgegeben. Und jetzt mache ich eben, was man mir von dort aus aufträgt, so wie heute.“ Ein bitteres Lächeln schlich sich in die Gesichtszüge des Braunhaarigen, als er abschließend in die hellblauen Iriden der anderen Magierin sah.
Er hätte noch weitergesprochen, doch das Signal von Gin ließ ihn aus den Erinnerungen zurück zu der eigentlichen Aufgabe kehren: Sie waren richtig? Mit seinem Blick folgte er der jungen Frau, die vor einem Stand auf die Knie ging, der allerlei Krimskrams anbot. Im ersten Moment betrachtete der Braunhaarige die angebotene Ware nur beiläufig, sondern sah vielmehr zu dem Händler, der vollkommend abwesend auf die kniende Gin starrte. Dann wiederum konzentrierte sich der Falls darauf, die Magie zu spüren, die für die Du Bellay allgegenwärtig zu sein schien. Lian atmete tief ein, horchte in sich hinein… und konnte ein vages Unwohlsein ausmachen, sodass sich ihm die Nackenhaare aufstellten. Genauso wie bei Farah! Allerdings für den Illusionsmagier bisher noch schwer zu greifen… Er gesellte sich zu Gin, ging direkt neben ihr in die Hocke und wechselte nur einen kurzen Blick mit ihr, um zu verdeutlichen, dass auch er etwas spürte, das aus dem hinteren Teil des Zeltes zu kommen schien. Aber wenn sie dahin wollten, mussten sie zuerst an dem Händler vorbei. Sie mussten ihn irgendwie dazu bringen, sie einzulassen… Lian legte sich einen Plan zurecht. Er musste nur ein gutes Gesprächsthema finden. Sofort flogen die hellgrünen Augen über die Ware, die der Mann anbot und die auf den ersten Blick wild zusammengewürfelt aussah. Handspiegel, Schnitzereien und diverser Schmuck in Einzelstücken. Das reichte noch nicht. Er griff nach einer Kette, betrachtete die eingearbeiteten Steine genauer und stutzte, als er wiederkehrend eine Spirale erkannte, die in die kleinen Steine eingraviert worden war. Lian nahm einen der Handspiegel und fand auch auf dessen Rückseite eine Spirale, die sich nach innen drehte und offensichtlich in Handarbeit eingearbeitet worden war. Erkennen leuchtete in den Seelenspiegeln des 19-Jährigen auf, er kannte dieses Symbol. „Ihr gehört zum Volk der Istrar?“, stellte er plötzlich die Frage, ohne Gin anzusehen. Stattdessen wanderte der Blick von Lian zu dem Turbanträger, der beim genannten Namen tatsächlich aufhorchte. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf die Lippen des Illusionsmagiers. Wenn das mal nicht der perfekte Einstieg in den Smalltalk war. Die Istrar waren einst ein großes Wüstenvolk gewesen, das heutzutage jedoch nur noch als Nomaden vereinzelt in der Wüste vorkamen und ihre Produkte anboten. Er hatte bereits den einen oder anderen Angehörigen dieses Volkes auf dem Markt von Aloe getroffen, was ihm jetzt zugutekam. Wenn Lian eines konnte, dann Informationen erhaschen und für die eigenen Zwecke weiterverwenden. Er hob einen der gravierten Steine an und hielt dem Händler das Spiral-Symbol entgegen. „Nichts kann stagnieren, alles verändert sich. So wie das Leben, so wie die Wüste. Die Spirale als Symbol der Veränderung“, zitierte er die Worte, die er einst selbst gehört hatte. Und auch hier zeigten die Worte Wirkung, denn der Händler, der bis eben noch vollkommen abwesend gewirkt hatte, kam geistig allmählich zu ihnen zurück und die matten Augen erhielten zumindest einen Teil ihres Glanzes zurück. „Ihr kennt das Volk der Istrar?“, stellte er die Gegenfrage und schenkte Lian sogar ein freundliches Lächeln. Der 19-Jährige legte den Stein zurück auf den Teppich und nickte, während er erneut die restlichen Utensilien ansah, die angeboten wurden. „Oh, ja. Ich habe schon mit manchem Istrar gesprochen. Das Volk ist zwar nicht mehr so groß wie einst, aber gelegentlich hat man ja doch das Glück, die Angehörigen am Spiral-Symbol wiederzuerkennen. So wie hier.“ Der Falls neigte den Kopf etwas und dann kam ihm der Einfall. Es gab noch eine Sache, die alle Angehörigen der Istrar verband: Ihr Stolz auf ihr Handwerk. So deutete der Illusionsmagier auf einen der Handspiegel und nickte. „Und das handwerkliche Geschick der Istrar zeigt sich auch hier. Ich bin ziemlich beeindruckt.“ Er sah auf, um zu prüfen, ob seine Taktik, dem Händler Honig ums Maul zu schmieren, aufging. Oh und wie es aufging: Der Händler strahlte und nickte auf die Worte des 19-Jährigen hin. „Ihr habt ein gutes Auge“, lobte er den Braunhaarigen, obwohl es sich mehr so anhörte, als wolle der Mann sich selbst auf die Schulter klopfen. Lian sollte es recht sein, wenn sie dadurch ihrem Ziel näherkamen. „Sagt, ist das alles, was Ihr im Angebot habt? Ich würde gerne noch mehr sehen“, heuchelte er Interesse, ohne den Turbanträger aus den Augen zu lassen. Und überrascht stellte Lian fest, dass der Mann wirklich mit sich rang… als würde er gerade einen innerlichen Kampf ausfechten. Er wechselte einen irritierten Blick mit Gin, die der Konversation bisher stillschweigend beigewohnt hatte. „Ich… habe tatsächlich noch weitere Angebote“, kam es zögerlich von dem Händler und er rutschte zur Seite, um Gin und Lian ins Zelt einzulassen. Was auch immer ihn hatte zögern lassen, der Stolz auf sein Volk und dessen Handwerkskunst schienen im Moment gesiegt zu haben. Lian nickte, sah nur kurz zu der Du Bellay und stand dann auf, um das Innere des Zeltes zu betreten.
Lian war also auch damal schon Magier gewesen, das erheiterte Gin ein klein wenig. Sie hatten beide das selbe Geheimnis voreinander versteckt und nun war es durch einen solchen Zufall herausgekommen. Seltsam, wie doch das Schicksal ab und zu seine Wege und Mittel fand, trotz allen Widrigkeiten die Wahrheit ans Licht zu bringen. Als der Braunhaarige gestand, dass er geschnappt worden war, prustete Gin kurz aus. 'tschuldigung. Eigentlich war das ja nicht lustig und je nach dem, wer ihn in die Finger bekommen hatte, hätte das durchaus auch sehr gefährlich enden können. Doch da der Falls noch quietschlebendig neben Gin einherging und auch noch alle Hände und die Zunge besaß, zeugten davon, dass er wohl Glück im Unglück gehabt hatte. Das passte zu Lian. Gin nickte, als der Falls weitererzählte. Er leistete also quasi seine Arbeit als Magier anstelle einer Gefängnisstrafe, das war ja recht gnädig. Und sonderlich schlecht ging es dem Falls dabei wohl auch nicht, immerhin machte er auf Gin einen gesunden und lebendigen und fröhlichen Eindruck - wenn sie ihm nicht gerade mit ihren Problemen die Stimmung verdarb. Dann sind wir beide ja gerade in einer ähnlichen Situation., fasste Gin zusammen. Sie fing Lians Blick auf, erwiderte ihn mit einem Grinsen. Wir arbeiten als Magier, weil uns etwas dazu zwingt. Das war ein wenig zynisch ausgedrückt, traf die Situation aber im Kern ziemlich gut. Wie lange musst du noch?, fragte sie ihn aus, wurde sich dabei schmerzlich bewusst, dass ihr Dienst nicht verjähren oder ablaufen würde. Gin hatte kein Entlassungsdatum. Lians Magie interessierte sie ein wenig, doch wollte sie nun nicht damit anfangen, ihn noch weiter auszufragen. Er hatte schon einiges über sich preisgegeben, das reichte, um Gin zufriedenzustellen. Mit ein wenig Glück (oder Pech) würde die Vampirin seine Magie noch einmal zu sehen bekommen, ansonsten war diese Chance vertan. Oder vertagt.
Der Bummel über den Markt brachte leider nur einen der beiden Magier auf andere Gedanken und hellte die Stimmung daher nur teilweise auf. Doch die gute Laune Gins wich schnell Anspannung und Konzentration, als sie sich dem Stand des Krämers näherte. Schob bald hatte sie Lian neben sich knien, der die angebotenen Schmuckstücke untersuchte und dann tatsächlich aus dem Nichts eine Unterhaltung über irgendein abstruses Wüstenvolk began, von dem Gin noch nie gehört hatte. Sicher, der Falls lebte schon sein ganzes Leben in der Wüste (glaubte Gin zumindest), doch seine Aufmerksamkeit für's Detail, seine Auffassungsgabe und seine menschennahe Art waren es, die den Falls zu einem guten Gauner machten. Und zu einem guten Beziehungspartner. Gin lauschte den Worten des Braunhaarigen, dem rezitierten Spruch und der Unterhaltung, die sich daraus eröffnete. Die Vampirin hatte immer bewundert, wie feinfühlig Lian mit Menschen umgehen konnte, welche Knöpfe er drücken und welche Rädchen er drehen musste, um von anderen zu bekommen, was er wollte. Welche Tricks er wohl genutzt hatte, um von ihr zu bekommen, was er wollte? Als hätte er die richtige Zahlenkombination bei einem Tresor eingegeben, wirkten die Worte des Falls wunder. Der Krämer stand auf, schwang zur Seite und gab damit den Weg ins Innere des Zeltes frei. Als Gin hinter Lian herschritt, den Händler freundlich anlächelte und mit einem Vielen Dank. eintratt, lief es ihr kalt den Rücken herunter. Von dem Mann ging eine Aura aus, die Gin getrost als "faulig" beschrieben hätte, wäre das gerade nicht absolut kontraproduktiv gewesen. Im Zelt selbst war es zwar recht dunkel, doch der du Belay fiel es dennoch schwer, Luft zu fassen. Es war, als schwebe materialisierte Abweisung durch das Zelt, das verhindern wollte, dass man sich zu lange darin aufhielt. Sie war hier im Zelt allgegenwärtig, sodass es Gin nicht leicht fiel, einen genauen Ursprung auszumachen. Der Händler stellte sich hinter der Vampirin in den Zeltdurchgang, versperrte ihr so den Weg.
Im Zelt selbst war eine kleine Schlafstätte eingerichtet. Daneben lagen zwei Taschen, aus denen Kleidung hervorblickte. Lian hatte sich auf die andere Seite des Zeltes begeben, wo in kleinen Kistchen weitere Schmuckstücke, manche schon fertig und manche noch in Arbeit, lagen. Kurz gesellte sich Gin zu ihm, spielte sein Spiel mit, ließ ab und zu einen Satz wie Uh, das ist aber schön. oder Ich glaube nicht, dass das zu deinen Augen passt. Schade. fallen, während sie nach einer Lösung suchte. Den Kerl auszuschlaten war sicher eine Idee, doch war das mit Gins Mordaxt meist eine eher endgültige Sache. Auch Amy, ihr Flammendämon, war hier nicht wirklich hilfreich, sie würde vermutlich aus versehen das Zelt in Brand stecken. Auch nicht gerade etwas, was unter "keine Unruhe" fallen würde. Der direkte Weg war also keine Option, es galt, eine List oder dergleichen zu finden. Wenn es wie bei Farah war, dann gab es hier einen verfluchten Gegenstand. Der Krämer würde nicht wollen, dass Gin diesen Gegenstand in die Finger bekam, also fasste die Vampirin den Plan, herauszufinden, wo der Händler sie nicht hinließ. Lian hatte erkannt, dass er für Gin ein wenig mehr Zeit schinden musste. Immer wieder verstrickte er den Istrar in kurze Wortwechsel, fragte nach Preisen oder Materialien und zwang den Händler so, ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Währenddessen wanderte Gin umher, immer nur ein, zwei Schritte in eine Richtung, dann zurück. So, dass es nicht allzu unhöflich war, schließlich wollte sie dem Turbanträger keinen Anlass geben, sie herauszuwerfen. Beim dritten Versuch gelang es. Gin war in Richtung des Schlacksackes des Mannes geschlendert, da brach dieser mitten im Satz ab und rannte los. "NEIN, WEG DA!!", rief er aus, drängte Gin zur Seite und stürzte sich auf sein Bett. Als er sich wieder aufrichtete hatte er einen Säbel in der Hand. Sofort trat Gin instinktinv einen Schritt, um sich zwischen den Krämer und Lian zu positionieren. Ganz ruhig..., versuchte Gin, ihm zuzureden. In einem Kampf auf so engem Raum hatte sie mit ihrer Stangenwaffe einen Nachteil, denn kaum genug Platz war hier drinnen, um ordentlich auszuholen. "IHR SEID HINTER MEINEM SCHATZ HER!", rief der Mann aus und richtete die Klinge zitternd in Richtung der beiden Magier. Liaaan? Gin blickte sich ein wenig fragend zu ihrem Ex um. Vielleicht konnte er den Typen ja wieder beruhigen? "Kommt ihr, mich zu rauben?", sprach der Mann plötzlich mit zwei Stimmen gleichzeitig und fixierte Gin. Diese erwiderte den Blick und starrte in pechschwarze Augen, gar nicht unähnlich den ihren eigenen - nur ohne das strahlende Hellblau. Gebt Euer Bestes, erweißt Euch mir, Andras, als würdig. Nun war es eher die zweite Stimme, die mit Gin und Lian sprach. Und so langsam verstand Gin, warum ihr Meister sie hier hergeschickt hatte.
Okay – im Zelt war die drückende Atmosphäre nochmal deutlich greifbarer. Einen kleinen Moment zauderte Lian, als er den ersten Schritt an dem Händler vorbei getätigt hatte, bevor er sich zusammenriss und in den spärlich belichteten Innenraum trat. An sich sah es hier aus wie in jedem anderen Händlerzelt auch, was es umso schwieriger machte, herauszufinden, woher genau die dunkle Aura kam, die über dem Raum schwebte. Ein kurzer Blick zu Gin verriet dem Illusionsmagier, dass die Schwarzhaarige das Gefühl noch deutlich intensiver wahrnahm, aber sie schienen sich auch non-verbal einig zu sein, dass sie zuerst unauffällig nach Informationen suchen mussten, wenn sie weiterkommen wollten. Es fiel Lian nicht sonderlich schwer, in das Schauspiel von Gin mit einzusteigen. Gemeinsam besahen sie sich diverse Schnitzereien, Ketten, Ringe und goldene Spiegel, die der Händler auf Regalen und Werkbänken bereitgestellt hatte. Der 19-Jährige konnte sogar ein gelöstes Lächeln auf die Lippen zaubern, wenn die Du Bellay ihm irgendwelche Stoffe unter die Nase hielt und beurteilte, ob ihm die Farbe stehen würde oder nicht. Immer wenn Gin sich von ihm entfernte, wandte sich der Falls bewusst an den Händler und verwickelte ihn ein Gespräch, um ihn von der Schwarzhaarigen abzulenken. Der Grund, warum sie gerade zusammenarbeiteten, war vielleicht ein anderer, doch die Taktik glich grundsätzlich jener, die sie bereits früher gemeinsam in Aloe Town angewandt hatten. Der eine zog die Aufmerksamkeit auf sich, während der andere den Raubzug durchführte. Und so, wie Lian es in Erinnerung behalten hatte, funktionierte ihre Taktik auch hier: Der Händler sprang sofort auf, wann immer der Falls besonderes Interesse an einem der Produkte äußerte und schien nur darauf zu warten, dass man ihn fragte, wie genau er die Teile zusammengebracht, wie genau die Gravierungen angefertigt oder welche Inspiration er gehabt hatte. Seit Lian wusste, dass dieser Mann zum Volk der Istrar gehörte, war es ein Leichtes, den Smalltalk aufrechtzuerhalten. Nur mit einem unauffälligen Seitenblick vergewisserte sich der Braunhaarige regelmäßig, in welchen Ecken des Zeltes Gin gerade unterwegs war.
Und dann wurde es chaotisch.
Der Händler war gerade dabei gewesen, Lian über die Besonderheiten bei der Gravierung von Edelsteinen aufzuklären, da brach er inmitten seines Satzes plötzlich ab. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er einen kurzen Augenblick zu dem Falls, fast so, als würde er sehr konzentriert irgendjemandem oder irgendetwas zuhören. Einer Stimme, die Lian allerdings beim besten Willen nicht hören konnte. Noch bevor dem 19-Jährigen klar war, was soeben geschehen war, drehte sich der Händler unerwartet auf dem Absatz um und rannte davon. Er stieß Gin zur Seite, stürzte sich regelrecht auf sein Bett und baute sich drohend vor den Magiern auf. In seinen zitternden Händen hielt er einen länglichen Krummsäbel. Nicht die Klinge war es, die den Illusionsmagier erschaudern ließ, sondern die dunkle Macht, die von der Waffe auszugehen schien und ihn förmlich in die Knie zwingen wollte. Was ging hier gerade ab? Im Vergleich zu dem, was Gin und Lian sich hier offenbarte, war die Macht in Farahs Zimmer nicht mehr als ein laues Lüftchen gewesen. Sprachlos sah der Dieb zu dem Händler, als sich der Körper seiner Ex-Freundin schützend zwischen ihm und dem bewaffneten Gegner schob. „Scheiße, was…“, murmelte der Falls perplex, wurde allerdings von dem schrillen Schrei des Mannes unterbrochen. Sein Schatz? Er wechselte einen fragenden Blick mit Gin… bitte, was erwartete sie gerade von ihm? Wie sollte er dieses Monstrum denn bitte zur Vernunft bringen?! Als wäre die Nummer mit Farah nicht schon schwierig genug gewesen... Der Blickkontakt mit der Du Bellay wurde unterbrochen, als eine unbekannte Stimme durch den Innenraum dröhnte. Die tiefe und dröhnende Stimme, die über die Lippen des Händlers kam, gehörte eindeutig nicht dem Mann selbst. „Andras?“, wisperte Lian und runzelte die Stirn. Der Name… er kam ihm bekannt vor. Aber woher? Die Gedanken des jungen Mannes überschlugen sich und wurden jäh unterbrochen, als der Händler tatsächlich einen Satz nach vorne machte und mit dem Säbel nach der Schwarzhaarigen ausholte. Der Schlag prallte an der Stangenwaffe der Du Bellay ab, allerdings erkannte Lian sofort, dass Gin hier drinnen nicht wirklich kämpfen konnte. Es gab zu wenig Platz… Wieder sauste der Säbel auf die junge Frau herab, wieder und wieder schlug der Händler zu. Wenn man die Größe der Waffen miteinander verglich, schien es so, als müsste Gin eindeutig im Vorteil sein – umso mehr erschrak der Bogenschütze, als seine Kollegin durch die wuchtigen Schläge ein Stück zurückgedrängt wurde. Woher nahm der Istrar diese übernatürliche Kraft? Lian konnte in dem engen Innenraum nur sehr knapp zur Seite ausweichen, bevor er die Du Bellay in ihrem Kampf behinderte. Kaum hatte sich der Dieb bewegt, flog der Krummsäbel des Händlers plötzlich auf ihn zu. Rein instinktiv wich der Falls nach unten hin aus und konnte förmlich spüren, wie der Säbel ihm die Spitzen seiner Haare abtrennte – Fuck. Das hätte auch sein Kopf sein können. Er sah auf, damit rechnend, dass gleich der nächste Hieb kommen würde, doch ehe der Säbel ein weiteres Mal auf Lian hinabsausen konnte, parierte Gin den Schlag mit ihrer Waffe. Die junge Frau ließ dem Dieb allerdings keine Gelegenheit zum Verschnaufen und ihr gebellter Befehl, er solle endlich etwas unternehmen, brachte ihn wieder zur Besinnung. Er musste es versuchen, anders ging es nicht. Lian kraxelte aus dem direkten Kampffeld, bis er im Rücken des Händlers stand, leckte sich über die trockenen Lippen und hob die rechte Hand, während er sein Mana konzentrierte. Genauso wie bei Farah, leitete er sein Mana in den Händler, darauf fokussiert, ihn mittels Peace zu beruhigen.
Er erstarrte, als er die dunkle Macht spürte, gegen die sein Mana in dem Händler zu kämpfen begann. Schweiß trat ihm auf die Stirn und das Licht um ihn herum verdüsterte sich. Es fühlte sich so an, als würde Lian durch einen dunklen Tunnel blickte, an dessen Ende sich eine schattenhafte Gestalt manifestierte, die sich zu ihm umwandte. Sein Mana wurde von dem Händler zurückgedrängt, als der dunkle Schatten die Arme nach rechts und links ausstreckte und das Gesicht zu einer grinsenden Fratze verzog. Und in diesem Moment wurde dem Falls klar, woher er den Namen Andras kannte: Das Dämonenbuch, das Isabelle ihm untergejubelt hatte. Andras war einer der Dämonen gewesen, die in dem Schriftstück beschrieben worden waren. Ein Dämon, der sich an der Zwietracht und Streitereien der Menschen labt. Eine Sagengestalt, die nicht in Wirklichkeit existierte – oder etwa doch? Blutrote Augen formten sich aus der schattenhaften Gestalt und fixierten Lian. Der Brustkorb des 19-Jährigen hob und senkte sich deutlich, als die dunkle Aura sich langsam auf ihn zubewegte. Und je näher die Aura kam, desto lauter wurde eine Stimme in seinem Ohr, die ihm klarmachte, wie schwach er doch war, dass er ein Nichts war, das sich mit Mächten anlegte, denen er nicht gewachsen war. Plötzlich erinnerte er sich an all die Ablehnung, die er in seinem Leben erlebt hatte und nicht zuletzt an die Abweisung, die Gin ihm entgegengebracht hatte. Zuversicht und Vertrauen schwanden und wurden ersetzt durch wachsenden Hass und Misstrauen im Herzen des 19-Jährigen. Widerstehe ihm mahnte die letzte Stimme der Vernunft in Lian, während Andras in seinem Kopf schallend lachte. So laut, dass der Dieb sich die Hände auf die Ohren drücken wollte, wenn er sich nur hätte bewegen können. „Glaubst du wirklich, dass du mir widerstehen kannst? Alle versuchen es, jedenfalls zu Beginn. Jedes Mal ist es ein anderes Gesicht, das mich sieht, aber der Ausgang ist doch immer derselbe. Irgendwann kniest du vor mir und erbittest die Macht, die ich den Menschen geben kann. Aus welchen Gründen auch immer der Hass in deinem Herzen gesät ist, ich vermag es, diesen Keimling wachsen zu lassen. Und so wirst auch du vor mir knien und nach meiner Macht betteln.“ Lians Mund fühlte sich staubtrocken an, er konnte den Blick nicht von Andras abwenden. Die schwarze Aura kam näher, berührte seine erhobene Hand, was ein Zittern an seinem ganzen Körper auslöste. Was die Du Bellay wohl dachte? Von dieser Unterhaltung, die rein in seinem Geist stattfand, konnte man von außen nichts erkennen. Mit erschrocken aufgerissenen Augen sah er zum Händler, der immer noch einen Angriff nach dem anderen ausführte. „Gin“, wisperte er, ohne sich auch nur einen Millimeter bewegt zu haben. „Tu etwas…“ Und in einem letzten Versuch des Widerstands manifestierte Lian alles Mana, das ihm zur Verfügung stand, um die dunkle Kraft von Andras zurückzustoßen und die Kontrolle über den Istrar zu erlangen. Die schattenhafte Gestalt über dem Händler verlor für einen Augenblick sein überhebliches Grinsen, als er vom Mana des Falls tatsächlich zurückgedrängt wurde und der Kontakt zu seinem Herzen abriss. Dieser kleine Moment brachte auch den Händler, der bis dato unter voller Kontrolle des Dämons gestanden hatte, zum irritierten Innehalten inmitten seiner Angriffe. Lian wusste sofort, dass seine Kraft nicht reichen würde, um Andras vollständig aufzuhalten. Aber er hoffte, Gin damit den entscheidenden Moment verschafft zu haben. Eine Tat aus dem letzten Funken Vertrauen heraus, den Andras noch nicht aus seinem Herzen hatte absorbieren können.
Noch bevor Lian irgendetwas versuchen konnte, um die Situation zu deeskalieren, sprang der Händler nach vorne und hieb nach der Vampirin. Diese brachte mit einer Halbdrehung des Schaftes die olle Josy in die defensivste Stellung, die Gin kannte: Mit einem sehr weiten Griff, also einem, bei dem die Hände am Schaft der Stangenwaffe weit außeinander waren, streckte sie die Axt beinahe vertikal vor sich. Der Stab der Waffe war lang genug, um Gin auf diese Art sowohl hoch als auch tief zu decken. Nun war das Parieren "nur noch" eine Frage davon, den Stab rechtzeitig von links nach rechts oder umgekehrt zu bewegen, je nach dem aus welcher Richtung der besessene Händler angriff. Dennoch keine leichte Übung, denn der Säbelkämpfer nutzte viele Drehungen seines Handgelenk, um blitzschnell Seite und Winkel eines Angriffes zu ändern. Einige Male schaffte der Hänler es sogar an Gin vorbei, giiff ihren Exfreund an, doch der wicht geschickt wie ein Wiesel aus. Gemeinsam mit dem geringen Platz im Zelt war das wahre Trommelfeuer aus Angriffen genug, um Gin absolut in die Defensive zu drängen. Einer der Angriffe hatte die linke Hand, mit der Gin die Axt mittig führte getroffen und ihre Bewegung weiter eingeschränkt. Dickes Blut quoll aus der Wunde wie Magma aus einem Vulkan. Gin biss die Zähne zusammen. An einen Konterangriff war nicht zu denken, doch das war in Ordnung für die Vampirin, sie schandt gerade nur Zeit für... LIIAAAAN?! Gin blickte sich um um zu sehen, ob Lian mittlerweile für einen Gegenschalg bereit war, doch der war wohl der drückenden Athmosphäre hier im Zelt zum Opfer gefallen. Er stand zitternd da, hatte die Hand nach vorne ausgestreckt, so als greife er gerade nach etwas. FUCK! Mit ihm konnte Gin nun nicht mehr rechnen. Die Du Bellay hatte sich Mühe gegeben, sich nicht in den Kampf hineinzusteigern. Sie wusste, wie sie sein konnte, wenn sie sich einen Kampfrausch verfiel. Doch von Anfang an war nicht ihr Ziel gewesen, den armen Tropf von einem Händler im Duell zu besiegen. Er war nicht wirklich der Gegner, also konnte die Vampirin seinen Körper auch nicht dafür leiden lassen, was mit seinem Geiste wiederfahren war. Dem Istrar den Axtkopf im Brustkorb zu versenken würde hier nichts bewirken (auch wenn Gin so langsam richtig Lust darauf bekam). Plötzlich stockte der Händler. Gin konnte spüren, wie der schaurige Einfluss des Wesens Andras ein Stück weit zurückgedrängt wurde. Von Lian. "Gin. Tu etwas…" Die Worte ihres Ex-Freundes waren schwach und leise, es kostete den Falls wohl alle Mühen, zu sprechen. Doch hatte er mit seinen Anstrengungen Gin genügend Zeit gegeben, um ihren Konter zu starten. Liebend. Gerne. Sie streckte dem Dämonen die linke Hand, die mittlerweile in Blut getränkt war, entgegen und rief ihn an: "Andras!!" Zwar kannte Gin das Zeichen des Dämonen nicht, doch sein Name war hoffentlich ausreichend, um ihn zu einem Gespräch zu verleiten. Namen hatten Macht. Je te préfente, ô grand Andras, cet emcems comme le plus pur. Gin hatte noch nie versucht, einen Pakt zu schließen mit einem Dämonen, den sie "einfach so" getroffen, und nicht erst herbeibeschworen hatte. Doch die Schritte konnten sich nicht allzu sehr unterscheiden. Und letzten Endes ging es darum, dem Partner ein gutes Angebot zu machen. de même he te préfente ces charbons comme fortant du plus léger des bois. Ihre Inkantation hatte den Händler zum Einhalten gebracht. Aus der Säbelklinge vermeinte Gin, einen schwarzen Rauch aufsteigen zu sehen. Sie wusste nicht, ob die Angriffe zum Halt gekommen waren, weil ihr Zauberspruch Wirkung zeigte, oder aus Neugierde, was geschehen würde. Andras, de toute mon ame & de tout mon cæur; daigne, ô grand Andras, le prendre pour agréable!
Sieh an, sieh an, praktizierst du doch tatsächliche die schwarze Kunst, Kind. Die Stimme des Dämonen, die Gin zuvor noch gehört hatte, hallte nun in ihrem Kopf wieder als würde sie direkt in ihr Bewusstsein projeziert werden. Der Händler brach auf die Knie hinab, eine schwarze Aura umgab den Leib des Mannes. Gin meinte, Rote Augen erkennen zu können, die direkt in sie hineinblickten. Erflehst du meine Macht, nun dass du sie spürst? Kniest du vor mir...Nein!. fiel Gin dem schwarzen Schatten ins Wort. Die Kreatur aus Rauch und Schatten war auf einmal direkt vor Gins Gesicht erschienen, nahm ihr die Sicht, ließ sie Ruß und Schwefel einatmen. Die Nähe zu Andras spürte Gin deutlich. In ihr kochte der Hass auf Orwynn auf. Neid auf Lian. Hass für sich selbst. Aber sie kannte das, es war nur ein Zaubertrick, den der Dämon verwendete, um Gin zu verwirren. Die Vampirin musste ihm den Wind aus den Segeln nehmen. Ich erflehe nicht. Ich biete dir einen Pakt an. Ein Geben und Nehmen in gegenseitigem Respekt. Die Vampirin schauderte, als die rauchgestalt durch ihren Körper hindurchschwebte. Selbst für die untote Gin fühlte sich die Berührung mit dem Dämonen kalt und befremdlich an. Du hast wenig, was du mir geben kannst, Kind., ließ Andras Gin wissen. Er zeigte ihr eine Reihe an kurzen Visionen. Schnappschüsse aus einem jahrhundertelangen Leben. Andras hatte an der Seite von Königen und Kaisern, Heiligen und Tyrannen gestritten. Er hatte Drachen, Dämonen und Götter niedergestreckt. Man hatte ihn angebetet und verehrt. Wie kann dein Angebot dagegen bestehen, Kind? Gin zögerte nicht. Ich kann dir viel mehr bieten als ein armer Tölpel inmitten der Wüste., war ihre Antwort. Gemeinsam mit ihr schloss die Vampirin die Augen und zeigte dem Dämonen ihre Visionen. Doch im Gegensatz zu den Bildern aus der Vergangenheit, die Andras ihr gezeigt hatte, offenbarte Gin Andras die Zukunft: Ihre Wünsche, ihre Träume, ihre Pläne und Vorhaben. Die Feinde, die sie niederstrecken würde. Die Schlachten, die sie bestreiten würde. Der Lebensweg, der noch vor ihr lag. Ha. Hahahahaha... Kind, du Ambitionen. Das wusste Gin selbst. Mittlerweile nahm sie das Zelt, den Krämer und Lian gar nicht mehr war. Sie stand in ihrem Geist auf einer weiten Fläche aus scharlachrotem Licht, das wie Wasser zu ihren Füßen am Boden kräuselte. Der Dämon als Rauchgestalt, formlos und unfasslich, stand ihr gegenüber. Du hast meinen Weg gesehen und ich biete dir an, ihn an meiner Seite zu beschreiten. Was ist dein Angebot, Andras? Mit den Dämonen war es wichtig, ihnen ihren Platz zu zeigen, sich nicht wie ein demütiger Bückling zu verhalten, denn sonst wurde man von ihnen verschlungen. Ein Pakt konnte nur zustande kommen, wenn beide Seiten etwas davon hatten. Ich gestehe, du hast mein Interesse geweckt. Lass mich ein in deine formidable Waffe und ich werde sie zu dir tragen, wann immer du es verlangst. Gin nickte und rammte die olle Josy neben sich in den Boden. Kriesrunde Wellen glitten über die unendliche Weite as Blutrot. Dann bot die Vampirin dem Dämonen ihren linken Unterarm dar. Der Rauch, aus dem Andras zu bestehen schien, verdichtete sich, began sich, wie ein Wirbelstum zu drehen, und nach einem kurzen Moment schoss er auf Gins bleiche Hand zu. Eine Spitze aus konzentriertem Rauch brannte sich schmerzhaft in den Unterarm ein, hinterließ ein kreisrundes Symbol, das ein Dreick umgeben von einer Spirale darstellte. "Le pacte est clos!", versprachen die beiden sich mit einer gemeinsamen Stimme, dann zerplatzen die roten Weiten um Gin herum wie eine Seifenblase und sie fand sich im Zelt des Händlers wieder.
Der Istrar war auf die Knie gesunken, wirkte schwach und abgekämpft. Gin selbst atmete heftig, der Paktschluss hatte sie einiges an Kraft gekostet, doch bis auf eine blutende Wunde am Handrücken war sie wohlauf. Die olle Josy, ihre Stangenwaffe, war verschwunden. Doch an ihrer statt trug die Vampirin nun das Siegel des Dämonen Andras auf ihrem Unterarm. Langsam sah Gin sich nach Lian um. Der Arme sah mitgenommen aus. Immerhin war die dunkle Aura aus dem Zelt verschwunden, der Krummsäbel des Istrar wirkte nun weitaus weniger bedrohlich als zuvor. Geht's dir gut?, waren ihre ersten Worte. Wir haben es geschafft... Mit vergleichsweise wenig Unruhe., fasste sie, für sich und Lian, zusammen. Miln war vom schrecklichen Dämon Andras befreit, doch das schien Gin nun auf einmal sehr nebensächlich. Die Tatsache, dass sie einen neuen Pakt hatte schließen können, und zwar mit einen Dämon, der nicht im schwarzen Buch der Ars Goetia verzeichnet war, war aufregend. Denn das bedeutete, dass Orwynn Zerox diesen Dämonen vermutlich nicht kannte. Zum ersten Mal seit Monaten, Jahren schien die Vampirin ihrem Herren einen winzigen Schritt voraus zu sein. Es ging in die richtige Richtung mit ihr. Mit dem Handrücken wischte sie sich über die Stirn und fischte nach ein paar Strähnen, die im nassen Schweiß festgeklebt waren. Dann griff sie sich nach dem linken Handrücken und blickte Lian hilfesuchend an. Du hast nicht zufällig einen Verband dabei oder so?
Bloodseal: Pact TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 5 für Pakt / 10 vereinfachte Beschwörung MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: Dieser Zauber ist notwendig, um andere Zauber der Magie zu erlernen VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Der Grundzauber der Magie Ars Goetia erlaubt es dem Anwender einen Dämon zu beschwören, um mit ihm einen Pakt einzugehen. Hierzu muss das Symbol des Dämons im Blut des Magiers auf einen Untergrund gezeichnet werden und nur eine sehr kleine Menge Mana hineingeleitet werden. Nach Abschluss eines Paktes zeichnet sich das Symbol des Dämons auf der Haut des Magiers in Größe einer Münze ab und die Stelle ist frei wählbar, man sollte jedoch dran denken, dass sie leicht erreichbar sein sollte, denn durch einfache Berührung des Siegels und etwas zusätzlichem Mana, kann der Dämon wieder beschworen werden. Sollte der Anwender kein Siegel wünschen oder es nicht erreichen können, muss bei einer Beschwörung jedes Mal das Symbol des entsprechenden Dämons in Blut gezeichnet werden.
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Lian Thief in Distress
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Lian verstand kein Wort von dem, was Gin sagte – dennoch spürte er, wie der Druck, den die schattenhafte Gestalt auf ihn ausgeübt hatte, allmählich nachließ. Es war immer noch nicht so, dass Andras die Kontrolle über den Istrar an den Illusionsmagier abgab, aber seine Aufmerksamkeit schien zu wandern. Weg von dem Versuch, auch den Falls in den dunklen Sog der Selbstzweifel und des Hasses zu ziehen, hinüber zu der schwarzhaarigen Waffenträgerin, die mit den Worten im fremden Zungenschlag Knöpfe zu drücken schien, die den Dämon aufhorchen ließen. So wie auch Gin ihr Umfeld nur noch halbherzig wahrnahm, während sie darum kämpfte, eine Verbindung zu Andras aufzubauen, so ging es auch Lian selbst. Der 19-Jährige stemmte sich mit allem Mana, das er besaß, gegen den Dämon, konzentrierte sich vollends auf ihn und schob für den Moment auch alle Fragen bezüglich Gins Worten zur Seite. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als er das Wort „Pakt“ aus ihrem Munde vernahm – Pakt? wiederholte der Braunhaarige ungläubig im Geiste und verlor dadurch kurz die Konzentration auf Andras. Er hörte nicht, was der Dämon Gin antwortete und ab diesem Punkt verlor sich auch die Stimme der Du Bellay, denn die Konversation zwischen ihnen und alles, was damit einherging, wurde im Geiste der Untoten weitergeführt und schloss damit die normalen Sterblichen im Zelt aus. Aber das, was er gehört hatte, reichte, um Lian erschaudern zu lassen. Von einer Sekunde auf die andere verschwand Andras aus dem Zelt, das Mana des Falls brach durch und konnte den Händler ungehindert einnehmen. Und so, wie der Istrar kraftlos auf die Knie hinabsank, so ging auch Lian schwer atmend in die Hocke, senkte den Blick und kniff die Augen angestrengt zusammen. In seinem Kopf drehte es sich, sein Körper fühlte sich fremd an. Irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht.
„Geht’s dir gut?“
Die Worte der Schwarzhaarigen trafen Lian, der noch immer nicht aufgesehen hatte, unerwartet. Und doch ließ die Stimme keinen Zweifel daran, dass seine Ex-Freundin sich auf ihn zubewegt hatte und nun unmittelbar vor ihm stehen musste. Der Körper des jungen Mannes zuckte merklich zusammen – sie hatten es also geschafft, ja? Scharf sog Lian die Luft ein, seine Schultern begannen zu beben und im ersten Augenblick mochte man die Geräusche, die von ihm ausgingen, wie ein leises Weinen interpretieren… bevor er den Kopf in den Nacken warf und lauthals losprustete. Anstatt Gin eines weiteren Blickes zu würdigen oder auf ihre Worte einzugehen, rang der Falls sichtlich nach Atem, doch das Lachen aus seiner Kehle wollte nicht abebben. Schwerfällig erhob er sich aus seiner hockenden Position und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. „Oh, natürlich“, brachte er zwischen zwei Atemzügen hervor und neigte dann endlich den Kopf ein wenig nach vorne. Bitterkeit hatte von ihm Besitz ergriffen und eine kalte Hand schien sein Herz im festen Griff zu haben. Es verhinderte, dass er auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, als er aus schmalen Augen die Du Bellay musterte und schlussendlich schmallippig grinste. „Genevieve Du Bellay spricht nicht nur eine Dämonensprache, sondern geht auch einen Pakt mit Dämonen ein. Wie unglaublich passend.“ Seine Stimme troff vor Hohn „Darauf hätte ich auch selbst kommen können. Dämonen müssen immerhin zusammenhalten.“ Das Grün in den Augen des Illusionsmagiers war matt, Mimik und Gestik überheblich, während er auf die junge Frau herabblickte. Sein Blick wanderte weiter zu der verletzten Hand der Frau, aus der noch immer dickes Blut quoll. Sie fragte ihn, ob er einen Verband für sie hätte? Im Normalfall hätte er die Wunde sofort versorgt, jetzt allerdings war er nicht ganz bei Sinnen. So hatte der junge Mann für die Bitte nur ein mildes Schmunzeln übrig: „Ach, mach dir keine Sorgen. Ist ja nicht so, dass du daran ste…“ Und dann traf es ihn wie einen Schlag. Der 19-Jährige unterbrach sich inmitten des Satzes, er holte Luft und starrte die Du Bellay ungläubig an. Was tat er hier gerade? Was… was sagte er? Warum hatte er es gesagt?! Der Illusionsmagier wusste, dass es seine Stimme gewesen war, die die Worte gebildet hatten. Aber diese Gedanken… das dachte er doch nicht wirklich, oder? Und doch wusste er, dass auch diese Gedanken in seinem Kopf gewesen waren, erinnerte sich, sie bewusst verbalisiert zu haben. Er legte die Hand an die Stirn, kniff die Augen zusammen und stieß Luft aus. Es war Bitterkeit, von der er eingenommen war, die ihn von Innen heraus zu zerfressen drohte. Eine Bitterkeit, die er durchaus gegenüber der Du Bellay verspürt hatte, nachdem er über die erste Trauer der Trennung hinweggekommen war. Er erinnerte sich, ihr damals wirklich schlimme Dinge gewünscht zu haben und dass es diese und noch einige andere Dinge gegeben hatte, die er ihr gerne vorgeworfen hätte. Gerade fühlte sich Lian wieder in diese Phase zurückversetzt, nur dass die Abneigung noch deutlich heftiger in ihm brodelte, als er es jemals für möglich gehalten hätte. Waren das die Nachwirkungen von seiner Berührung mit Andras dunkler Aura? Er hoffte, dass es daran lag.
Es dauerte ein paar Sekunden, bevor der Falls sich überhaupt wieder traute, den Mund zu öffnen. Obwohl er rein logisch über seine Worte und Taten nachdenken konnte, verhinderte irgendetwas tief in ihm drin, dass er ehrliche Reue spüren und sich entschuldigen konnte. Als wäre er nicht er selbst. Stattdessen lag seine ganze Konzentration darauf, es nicht noch schlimmer zu machen, als es ohnehin schon war, weshalb er die Hand von der Stirn löste und dem direkten Blickkontakt mit Gin fast schon beschämt auswich. Und dabei blieb sein Blick an einer Ecke des Raumes hängen, in dem er tatsächlich Verbandsmaterialien sah. Natürlich hatte der Istrar Verbandsmaterial in seinem Zelt, als Handwerker war das vermutlich unabdingbar. „Warte“, antwortete er Gin monoton und achtete auch nicht darauf, ob sie seine Hilfe nach seiner Reaktion zu Beginn überhaupt noch haben wollte. Einige Augenblicke später versorgte er die Wunde der Du Bellay, sprach dabei kein weiteres Wort und sah ihr auch kein weiteres Mal in die Augen.
So wechselten die beiden Magier auch keine großen Worte mehr, als sie zurück zum Auftraggeber gingen, um ihn über die Geschehnisse in Kenntnis zu setzen. Basri Adib zu finden, war nicht sonderlich schwer: Als Bürgermeister der Gemeinde erweckte er genügend Aufsehen, dass so ziemlich jeder Bewohner und jede Bewohnerin von Miln wusste, wo sich der reiche Mann und seine recht angsteinflößende Begleitung aufhielt. Lian übernahm das Wort, als sie Basri Adib schließlich trafen und erklärte ihm recht kurzangebunden und sachlich, was geschehen war – der Bürgermeister schien sich für die ausführliche Geschichte allerdings wenig zu interessieren. Vermutlich konnte er mit Magie und übernatürlichen Wesen nicht viel anfangen. Manchmal hatte der Falls auch das Gefühl, dass er die Geschichte nicht wirklich ernstnahm oder sie glauben wollte. Der Illusionsmagier verzichtete bewusst darauf, zu sehr ins Detail zu gehen und als Basri Adib ihn an der Stelle unterbrach, an der er berichtete, dass es keine weiteren Vorkommnisse in Miln geben sollte, war ihm klar, dass Basri Adib auch dieser Satz alleine vollkommen ausgereicht hätte. Es war Lian egal. Seine Stimmung hatte im Verlauf dieser Quest so viele Höhen und Tiefen durchgemacht, dass die Herabwürdigung des Bürgermeisters an ihm abzuprallen schien. Allgemein spürte der Braunhaarige, dass seine Wahrnehmung seit der Berührung durch Andras verzerrt war und er sich weiterhin hüten musste, wenn er die Kontrolle über seine Zunge nicht erneut verlieren wollte. Ob Rownan sich damals auch so gefühlt hatte, als er manipuliert worden war? Ob alle Menschen sich so fühlten, wenn Lian mit Magie Einfluss auf sie ausübte? Nein – eine Berührung von einem Dämon musste anders sein als seine Illusionsmagie. Das war es zumindest, was sich der Falls einredete, um sich und seine Magie nicht mit einem Dämon gleichsetzen zu müssen.
„Die Quest ist erfüllt“, ließ er Gin schließlich wissen, als er wieder mit ihr alleine war. Sie standen wieder in dem Gasthaus, in dem sie sich zu Beginn der Quest getroffen hatten – noch immer machte die Sonne der Schwarzhaarigen zu schaffen, weshalb sie ins Innere des Gebäudes ausgewichen waren. Und erst jetzt wurde dem Falls bewusst, dass die Verabschiedung anstand. Es traf den jungen Mann trotz aller Umstände härter, als er gedacht hätte. Auf dem Weg nach Miln hatte er sich genau das erhofft: Einen Magier, mit dem er zusammenarbeitete, von dem er sich dann aber wieder verabschieden konnte und ihn nie wieder in seinem Leben zu Gesicht bekommen würde. Dann hatte im Gasthaus wider Erwarten Gin auf ihn gewartet und auch hier hatte Lian zu Beginn nichts sehnlicher gewünscht, als dass die Begegnung mit der Schwarzhaarigen so schnell wie möglich vorübergehen würde. Doch jetzt, nach allem, was geschehen und was sie sich gegenseitig offenbart hatten, war er sich nicht so sicher, ob das immer noch sein Wunsch war. Und doch war es egal, was sein Wunsch war: Sie würden sich nun verabschieden, die Du Bellay würde zu ihrem Meister gehen – wer auch immer das sein mochte – und tun, was auch immer er von ihr verlangte. Sie hätten keinen Grund mehr, sich zu sehen, vielleicht auch gar keine Möglichkeit mehr. Lian presste die Lippen zusammen, ballte die Hände zu Fäusten und sah nun doch endlich wieder direkt zu Gin. Sein Gesicht wirkte angespannt. Er hasste es, dass er sie immer noch nicht ansehen konnte, ohne wütend zu sein. Nach einiger Verzögerung erinnerte er sich an ihre Worte, als sie sich gegen seine Schulter gelehnt hatte. Ihm fiel ein, dass sie ihn gefragt hatte, ob er noch Fragen hätte, doch Lian war überwältigt gewesen von den Dingen, die die Du Bellay ihm offenbart hatte, sodass er darüber nicht wirklich hatte nachdenken können. Aber jetzt, wo Gin und er sich verabschieden mussten, gab es tatsächlich eine Frage, die dem Falls auf der Seele brannte. Sie hatte davon gesprochen, dass ihr Meister ein schrecklicher Mann wäre. Dass sie schreckliche Dinge für ihn tun müsse. Und dass sie vor ihm geflohen war. Alles, aber auch alles deutete darauf hin, dass Gin diesem Mann nicht freiwillig diente. Und selbst wenn sie behauptete, nicht mehr die zu sein, die er kannte, so wusste er doch, dass die Schwarzhaarige ein viel zu großer Sturkopf war, als dass sie sich ihrem Schicksal einfach ergeben würde. Das war eine Eigenschaft, für die Lian Gin schon damals immer beneidet hatte. „Was ist dein Plan?“, wollte er deshalb wissen und senkte seine Stimme etwas, damit niemand sonst ihn hören konnte, trotz seines sonstigen Gemütszustands. Er ließ die junge Frau nicht aus dem Blick, ging auch nicht näher darauf ein, was genau er meinte. Der 19-Jährige wollte aus ihrem Munde hören, dass sie sich und ihre Zukunft nicht aufgegeben hatte, ganz egal, was ihr zugestoßen war. Und es gab noch etwas, das er aus der Antwort heraus ergründen wollte, wie ihm nur schleichend bewusstwurde. Wenn er wusste, was ihr Plan war, könnte er sich darüber Gedanken machen, Wege und Möglichkeiten zu finden, um sie in ihren Plänen zu unterstützen. Aber das war etwas, das er ganz bewusst nicht aussprach.
Im ersten Moment war Gin beunruhigt, gerade zu besorgt, als Lian nicht auf ihre Frage antwortete. Der Falls hatte, wenn Gin das Richtig verstanden hatte, eine Magie, mit dem er andere mindestens besänftigen konnte, so hatte es bei Farah zumindest gewirkt. Dass so etwas bei einem derart besessenen wie dem Istrar kein leichtes unterfangen war, konnte Gin sich gut vorstellen. Als der Falls zu wimmern begann, fasste Gin ihm vorsichtig an die Schulter. Lian? Dann begann er, zu lachen. Und wie er lachte. Kurz befürchtete die Du Bellay, ihr Ex-Freund sei nun komplett übergeschnappt. Verwirrt ließ sie die Hand wieder sinken, versuchte, Blickkontakt aufzubauen, doch Lian legte den Kopf in den Nacken und prustete die Zeltdecke an. Dann wurde er wüst, schimpfte sie eine Dämonin. Das war nicht zutreffend. Gereizt knirschte Gin mit den Zähnen und drückte ein Du weißt, dass ich es hasse, so genannt zu werden. zwischen eben jenen hervor. Damit war allerdings eher die Tatsache gemeint, dass Lian sie bei ihrem vollen Namen angesprochen hatte. Ihren Vornamen hasste Gin, weil er sich dämlich anhörte, und zu ihrer Familie (und damit zum Familiennamen) hatte sie seit Jahren keine Bindung mehr. Kein Wunder also, dass sie nur den allerwenigsten ihren vollen Namen verriet. Lian war einer von zweien, der andere war natürlich Orwynn. Als Gin nach einem Verband fragte, dafür aber nur eine gehässige Antwort erntete, ging es auch mit ihr durch. Hätte Lian nicht von alleine mitten im Satz aufgehört zu sprechen, er hätte es spätestens siebzehn Millisekunden später getan, als die offene Handfläche der Vampirin die Wange des Falls mit einer gepfefferten Ohrfeige traf. Lian, du bist gerade ein Arsch und das steht dir ganz und gar nicht., ließ sie den Braunhaarigen wissen und wandte sich dem Zeltausgang zu. Doch die Bitte ihres Ex-Freundes, zu warten, ließ sie innehalten. Sie drehte sich um und blickte zu Lian, dieser jedoch mied jeglichen Blickkontakt zu Gin. Stattdessen hatte er Verbandszeugs gefunden und bat der Vampirin wortlos seine Hilfe an. Kichernd trat die bleiche Dame zurück, ließ sich vor ihm aufs Knie hinab und reichte ihn, beinahe schon als erwarte sie einen Handkuss, die verletzte linke Hand. Wenn Lian was blödes getan hatte, sich dessen bewusst war, sich aber nicht entschuldigen wollte, dann hatte er sich so verhalten wie er es jetzt gerade tat: Er wagte es nicht, sie anzusehen, denn er konnte ein enttäuschtes, trauriges oder wütendes Gesicht nicht ertragen. Und er sagte nichts, denn er hatte Angst, alles schlimmer zu machen. Also wartete er ab, bis der Sturm sich gelegt und die Wellen sich geglättet hatten - so schätzte Gin ihren Ex-Freund zumindest ein. War er nicht süß? Begeistert blickte Gin den sorgfältig angelegten Verband an. Sogar ein Schleifchen hatte Lian hinein gemacht. Obwohl er Gins Blicken ausgewichen war, als würden sie in in Salzsäure verwandeln, hatte er sich sichtlich Mühe gegeben. Die Vampirin wusste, dass sie dem Falls für seine spitzen Worte nicht wirklich sauer sein konnte, sie waren sicher (hoffentlich) aus dem Einfluss des Dämonen entsprungen. Sie sah im nach, was er gesagt hatte, genau so wie sie Farah und dem Handwerker nachsah, was sie getan hatten. Immerhin hatte Lian sie nicht mit einem Säbel angegriffen oder gebissen. Letzteres war in der Vergangenheit üblicherweise eher andersrum geschehen. Also beließ Gin es bei der Ohrfeige von vorhin und schrieb die Sache damit ab. Dennoch konnte sie das Bild vom gehässigen Lian nicht ganz vergessen. Er hatte sich so sehr von dem Falls unterschieden, den Gin kennen und lieben gelernt hatte, es war erschreckend gewesen. Ob sie wohl auch unter etwas dergleichen litt? Ob sie der ganze Kontakt zu den Dämonen und das Untot-Sein verändert hatte? Ob sie nur noch ein Schatten oder eine Karikatur ihrer selbst war? Sicher nicht, denn Lian hatte Gin gesagt, sie sei noch ganz die Alte - und Gin vertraute Lian.
Weil Lian im Reden der bessere der beiden Magier war, übernahm er auch den Bericht an Basri Adib. Während der Falls versuchte, die Ereignisse so gut wie möglich zusammen zu fassen und zu erklären, sah Gin dem Bürgermeister Milns zu, wie er mit jedem Wort weiter abdriftete, weniger zuhörte und letzten Endes beinahe überrascht aufhorchte, als Lian endlich erwähnte, dass die Gefahr gebannt war. Gin hatte den Kerl mit seinem Leibwächter von Anfang an nicht leiden können, dieser Eindruck wurde durch das Desinteresse des Auftraggebers nur bestätigt. Miln, was für ein Scheißkaff. Die Worte, die Basri Adib an Lian und Gin richtete, hörten sich auch weniger nach “Vielen Dank dass ihr eine gefährliche Kreatur aus meinem Dorf vertrieben habt” sondern eher nach “Dann könnt ihr euch ja jetzt getrost verpissen” an. Natürlich würde Gin genau dies nicht tun, also ab zur Kneipe. Lian folgte noch kurz.
Im kühlen Halbdunkel des Gasthauses standen Lian und Gin sich erneut gegenüber. Die beiden Magier hatten sich wieder in den kleinen Schlafsaal zurückgezogen, wo sie schon zuvor geredet hatten. Dass sie es nicht vergaß zog Gin Lians Wüstenumhang aus, drückte ihn dem Falls in die Hand und kramte nach ihrem eigenen, den sie auf dem Markt zuvor gekauft hatte. Der Rote sollte es für heute sein. Ja, das stimmt. Sogar recht schnell. Danke, für den Umhang. Hat geholfen. Selbstverständlich war die Stimmung zwischen den beiden recht angespannt. Der letzte Abschied war einer Lüge Gins entsprungen und hatte Frust, Leid und Trauer mit sich gebracht. Das hier, das fühlte sich weniger gravierend an. Gin hätte nicht gedacht, dass sie noch einmal auf den Falls treffen würde. Die gemeinsame Zeit hier in Miln war wie ein Geschenk gewesen. Ein wenig Zweisamkeit, obwohl Gin sich diese eigentlich damals verspielt hatte. So unwirklich und zufällig das Treffen der beiden zustande gekommen war, so real schien jetzt aber der Abschied. Und Gin fühlte sich, als müsste sie etwas sagen. Doch was? Dass es ihr leid tat, was geschehen war? Dass sie die Zeit mit Lian genossen hatte? Dass sie ihm alles Gute für die Zukunft wünschte und er auf sich aufpassen sollte? Dass sie dankbar für dieses Treffen war? Alles stimmte, alles war wahr, dennoch schien es nicht richtig, es jetzt anzusprechen. Gin hatte es Lian schon einmal schwer gemacht, hatte ihm schon einmal das Herz gebrochen. Das musste sich jetzt nicht wiederholen. Sollte sie einfach in das Spiel des Falls einsteigen, trotzig den Sichtkontakt meiden und mit Worten sparen, als wären sie wertvolle Tropfen Wasser bei einem Marsch durch die Wüste? Gin zögerte, es war ungewohnt für die Vampirin, nicht zu wissen, was sie tun oder sagen sollte. Und just in dem Moment, als sie sich eingestand, dass sie hier jetzt in diesem Moment wahrscheinlich viel hilfloser und angreifbarer war, als noch zuvor im Zelt mit dem Dämonen, blickte Lian zu ihr und seine warmen, grünen Augen retteten sie davor, sich selbst zu betrügen. ”Was ist dein Plan?“, wollte er wissen. Gins Bewusstsein wachte auf, ihr Geist, der zuvor nach innen gerichtet war und mit den Emotionen im Inneren der Vampirin beschäftigt war, öffnete sich für die Umwelt um sie herum. Für Lian, vor sich. Ich werde jetzt etwas kaltes, starkes trinken und mich dann schlafen legen, bis es Nacht ist. Und nach Sonnenuntergang mache ich mich auf die Heimreise. Kurz keimte in Gin die Idee auf, Lian zu fragen, ob er noch mit ihr bleiben und warten wollte. Sich mit ihr ins Bett auf die schäbige Matratze liegen wollte. Bei ihr bleiben wollte. Doch sie belehrte sich eines Besseren (auch wenn der Gedanke, sich mal wieder eine Schlafstätte mit dem Falls zu teilen, definitiv seine Reize hatte) und ließ es bleiben. Lian hatte schwer genug mit der Trennung zu kämpfen, das hatte Gin ihm angesehen, da musste sie die Dinge zwischen ihm und ihr nicht noch komplizierter machen. Vielleicht beim nächsten Mal? Vermschmitzt grinste die Du Bellay ihren Ex-Freund an, offenbarte dabei unwillkürlich ihre spitzen Beisserchen. Dass das nicht die Antwort war, die der Braunhaarige sich erhofft hatte, war Gin natürlich bewusst, doch war es ein Spiel der Schwarzhaarigen, ihrem Ex die Worte im Mund herum zu drehen, und diese Gelegenheit wollte sie sich nicht entgehen lassen. Doch während Lian sich daran machte, den Schlafraum zu verlassen, griff Gin ihn an der Hand und hielt ihn noch kurz bei sich. Verschwörerisch lehnte sie sich an die Seite seines Ohres vor und ließ ihn wissen:
Ich hol’ mir mein Herz zurück.
Und mit diesen Worten ließ sie ihn los und gehen. Es war nicht die volle Wahrheit gewesen. Gin war vor einem Jahre gestorben, das ließ sich nicht von der Hand weisen. Sie hasste ihr neues Dasein als Untote und vor allem hasste sie es, dass sie es sich nicht selbst ausgesucht hatte. Es wurde ihr aufgezwungen. Wenn sie ihr Herz von Orwynn zurück hatte, dann lag es in ihrer Entscheidung, ob sie weiter als untote Kreatur durch Fiore streifen wollte oder ob sie den Fehler, der vor einem Jahren begangen wurde, selbst wieder gerade rücken wollte. Doch mit derart dunklen Gedanken wollte sie Lian nicht belasten, sie hatte ihn heute schon genügend geplagt. Stattdessen gab sie ihm ein Versprechen: Auf Wiedersehen, Lian Falls von Crimson Sphynx.
╔═════════════════════╗ B-Rang: Gefangenentransport ═══════════ Máirín und Thana vs Shukketsu und Gin ╚═════════════════════╝
Am Vorabend Es war Zeit. Dass dieser Moment kommen würde hatte die Vampirin schon von dem Tag an gewusst, an dem sie im Crocus Park dem Runenritter ngelo begegnet war. Sie würde morgen gehen und nie wieder kommen, Crocus Town und die Rune Knights hinter sich lassen und vermutlich zu einer landesweit gesuchten Verbrecherin werden. Dabei hatte sie sich in den letzten Jahren, wann immer sie für ihren Herren unterwegs gewesen war, stets Mühe gegeben, unter dem Radar zu fliegen, ihre Spur zu verwischen und unerkannt zu bleiben. Doch das konnte sie ab morgen (oder übermorgen) vergessen. Das Leben als Runenritterin hatte sie in den letzten Monaten lieb gewonnen, auch wenn es von der ersten Sekunde an eine Lüge gewesen war. Nun musste sie dieses zurücklassen. Was sie aber definitiv nicht zurücklassen würde war ihr Kleiderschrank und ihr Schuhschrank. Und der Badschrank. Ihren Lohn und die finanzielle Unterstützung Orwynns hatte Gina Mazziotta, wie jede Dame bei Sinnen, in jede Menge Klamotten, Parfum, Stiefeletten und Reizwäsche investiert. Nun, am Abend bevor ihre letzte Quest als Rune Knight beginnen würde, hatte sie in ihrem Zimmer ein kleines Portal geöffnet und stopfte in ihre Taschendimension all ihr Hab und Gut hinein. Es war wie packen, nur ohne dass man den Deckel des Koffers zubekommen musste. Nur zwei Outfits, das nötigste an Make Up, ein gefülltes Kulturbeutelchen, ihr Lieblingsparfum und Schlafklamotten ließ Gina übrig und packte sie in eine kleine Sporttasche, diese würde sie auf die Quest mitnehmen. Als sie das Packen hinter sich gebracht hatte stand eigentlich nur eines für die Nacht noch an. Sie würde für den morgigen Tag jede Hilfe brauchen, die sie sich erdenken konnte, und deshalb war es an der Zeit, den Pakt mit dem stärksten Dämon zu erneuern, den Gin zu Lebzeiten hatte beschwören können. Mit ihrem Allzweckmesser schnitt sie sich in die Handfläche und zeichnete aus Blut das Siegel des Dämonen auf den Holzboden ihres Zimmers. Sabnoc, maître des efprits rebelles, je te prie de quitter ta demeure dans quelle partie du monde qu’elle puiffe etre, pour venir me parler., rezitierte sie die Worte, die Orwynn ihr in so lange eingeprügelt hatte, bis Gina sie auswendig konnte. Mittlerweile war sie froh darüber, große Teile des ersten Drittels der Ars Goetia auswendig zu kennen. Wann immer sie sich eingestehen musste, dass Orwynn etwas Gutes für sie getan hatte, schmerzte das Gina irgendwie in der Seele. Doch um diese galt es sich später Gedanken zu machen. Erst einmal musste Gina sich um die gewaltige Raubkatze in dunkler Plattenrüstung kümmern, die sich in ihrem Schlafquartier langsam aus dunkelrotem Nebel manifestierte. Sabnoc…, sprach Gina den Dämonen an, denn Namen hatten Macht. Langsam streckte sie den Hand nach dem Höllenwesen aus.
Zurück im Hier und Jetzt Miln, das waren noch Zeiten gewesen. Es kam der Vampirin vor als wäre es schon eine Ewigkeit her, als sie gemeinsam mit ihrem Exfreund, Lian Falls, hier seltsamen Geschehnissen nachgeschlichen war um die Bewohner des Dorfes letzten Endes von einem Dämonen zu befreien, der Gina seitdem als treuer Begleiter zur Seite stand. Im Unleben der Vampirin hatte sich seitdem einiges geändert, doch nach wie vor war eines gleich geblieben. Uurgh… Ich hasse die Sonne…, seufzte sie in Richtung ihrer drei Kameraden aus. Will sich echt niemand beißen lassen? Nur für ein Bisschen. Die Runenritterin hatte sich heute in ein einfaches, rot gefärbtem Bauernkleid gehüllt und trug, gegen die Sonne, einen breiten Strohhut mit einem langen, roten Hutband auf dem Kopf. Sie hasste das Outfit. Sie hatte es gehasst, als sie es gekauft hatte, sie hatte es gehasst, als sie es angezogen hatte, sie hasste es jetzt gerade, als sie es trug und vermutlich würde sie es immer noch hassen, selbst wenn sie es verbrannt hatte. Gina Mazziotta trug keine einfachen Bauernlumpen. Doch für die Tarnung der Operation hatten die vier Runenritter, die den Gefangenentransport bewachten, sich in einfache Schale werfen müssen. Nicht aufzufallen widersprach dem Naturell der Vampirin, doch sie versuchte, es mit Würde zu tragen. Wenigstens trug sie eine schicke Corsage, knappe, enge Shorts und eine blickdichte Strumpfhose unter dem Bauernkleid. Und ihren Schmuck, die Silbermondohrringe und ihre beiden Ringe, hatte sie behalten dürfen. Das ließ ihr Selbstbild nicht allzu tief sinken. Den Emberheat Ring hatte Gina am Morgen direkt mit ein wenig Mana gefüllt, das würde sie sicher noch brauchen.
Gina wurde auf der Quest von drei Magiern begleitet: Alice Courtenay war eine etwas ruhigere, jedoch herzensgute und recht ansehnliche Blondine. Sie trug einfache, braune Lederhosen und über ein simples, weißes Hemd hatte sie eine blaue Jacke gezogen. Sie war eine Heilmagierin, konnte sich aber zur Not auch selbst zur Wehr setzen - hatte sie gesagt. Womit, das wusste Gina nicht. Sie war eine A-Rang Magierin und damit auf keinen Fall zu unterschätzen. Brody Nowak hingegen war ein Hitzkopf, recht arrogant und definitiv viel zu sehr von sich selbst überzeugt dafür, dass er mit Abstand der Dienstjüngste in der Gruppe war (und das musste bei Ginas vergleichsweise recht kurzem Aufenthalt bei den Runenrittern etwas bedeuten). Er trug braune Shorts, Sandalen, ein leinenfarbenes Hemd und eine rote Weste mit weiten Ärmeln darüber. Sein Schwert trug der Nahkämpfer nicht bei sich, es war jedoch unter dem Kutschbock versteckt, sodass Brody schnell danach greifen konnte. Seine schmalen Augen huschten lebendig hin und her, wenn sie nicht auf Alice lagen. Die beiden dateten nämlich, da war Gina sich sicher. Sie hatte einen Riecher für sowas. Von der Art, wie sie miteinander redeten, wurde recht ersichtlich, dass sie sich schon sehr lange kannten. Eigentlich störte Gina so etwas nicht, jedoch fand sie es heute störend. Das machte die Runenritter so… menschlich. Wenn man bedachte, was für ein Schicksal sie ereilen würde rief das einen bitteren Beigeschmack in Ginas Mund hervor. Der Vierte im Bunde war ein junger Mann namens Shukketsu. Gina hatte während ihrer Zeit bei den Rune Knights mit ihm noch keine Bekanntschaft machen können, doch er machte einen ordentlichen und zuverlässigen Eindruck. Was meinst du? Schlafen die miteinander?, wollte Gina unter vorgehaltener Hand vom Braunhaarigen wissen. Zum einen interessierte sie die Meinung des Magiers, zum anderen waren Alice und Brody gerade so sehr am turteln, dass Gina eben auf die andere Seite des Wagens ausgewichen war und sich nun mit Shukketsu unterhielt. Miln würde die kleine Truppe aus den vier Undercover-Runenrittern, die einen von zwei Pferden gezogenen Planenwagen begleiteten, ohne Halt passieren. Es war Vorittag gewesen, als die kleine Prozession sich vom Magiergefängnis in den Bergen West-Fiores auf den Weg gemacht hatte, Miln hatten sie am frühen Nachmittag erreicht. Der Weg würde die Gruppierung noch einige Stunden weiter in Richtung Osten führen, eine Stunde nach Sonnenuntergang (wie sehr sich die lichtscheue Vampirin sich doch auf den Sonnenuntergang freute) würden sie eine Siedlung erreichen und dort übernachten. Am nächsten Tag würde es weitergehen, sodass das Runenritter-Team Crocus Town gegen Ende des zweiten Tages erreichen würde. Doch irgendwie war die Vampirin sich sehr sicher, dass es so weit nicht kommen würde. Doch das durfte sie sich nicht anmerken lassen. Daher tratschte sie lieber weiter über die Teamkollegen, das lenkte ab. Wie bist du eigentlich bei den Rune Knights gelandet, Shukketsu?
Pocket Dimension TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 30 zum Lagern / 50 zum Entnehmen MAX. REICHWEITE: Berührung SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5 BESCHREIBUNG: Dieser Zauber hat das Reisen für Magier revolutioniert, denn mit ihm ist jeder Magier in der Lage Gegenstände, die nicht magischer Natur sind, in einer Taschendimension unterbringen und bei Bedarf wieder hervor holen. Hierbei öffnet sich ein Portal, dessen Größe in etwa einem DIN A4 Blatt enstpricht, wenn man den Gegenstand nicht am Stück durch dieses Portal bringen kann, lässt er sich nicht mitnehmen. Die Lagerung und die Entnahme dauern pro Gegenstand jeweils 30 Sekunden, sodass man im Kampf kaum damit rechnen kann, sich rechtzeitig eine Waffe zu greifen. Die Restriktion gegenüber magischen Gegenständen und Dauer legt nahe einen passenden Requip Zauber zu erlernen, wenn man wirklich im Kampf Ausrüstung austauschen möchte.
Bloodseal: Pact TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 5 für Pakt / 10 vereinfachte Beschwörung MAX. REICHWEITE:Beim Anwender 15m SPEZIELLES: Dieser Zauber ist notwendig, um andere Zauber der Magie zu erlernen VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Der Grundzauber der Magie Ars Goetia erlaubt es dem Anwender einen Dämon zu beschwören, um mit ihm einen Pakt einzugehen. Hierzu muss das Symbol des Dämons im Blut des Magiers auf einen Untergrund gezeichnet werden und nur eine sehr kleine Menge Mana hineingeleitet werden. Nach Abschluss eines Paktes zeichnet sich das Symbol des Dämons auf der Haut des Magiers in Größe einer Münze ab und die Stelle ist frei wählbar, man sollte jedoch dran denken, dass sie leicht erreichbar sein sollte, denn durch einfache Berührung des Siegels und etwas zusätzlichem Mana, kann der Dämon wieder beschworen werden. Sollte der Anwender kein Siegel wünschen oder es nicht erreichen können, muss bei einer Beschwörung jedes Mal das Symbol des entsprechenden Dämons in Blut gezeichnet werden.
Mastery (Support):
Mastery-Stufe I: Reichweite der Fähigkeit erhöht sich um 5m Mastery-Stufe II: Reichweite der Fähigkeit erhöht sich um 5m Mastery-Stufe Max: Reichweite der Fähigkeit erhöht sich um 5m
Demonic Great Marquis: Sabnock TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Beschwörung MANAVERBRAUCH: 60 pro Minute MAX. REICHWEITE: 25 Meter SPEZIELLES: Während der Beschwörung von Sabnock darf der Anwender sich nicht aus einem Kampf zurück ziehen, sonst kehrt sich der magische Effekt des Dämons so lange um, bis der Anwender einen anderen Kampf zu Ende geschlagen hat. VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 6, Manaregeneration Level 4 BESCHREIBUNG: Bei Sabnock handelt es sich um eine humanoide Gestalt in einer dunklen Plattenrüstung mit dem Kopf und den Pranken einer wilden Raubkatze.
“Attribute des Dämons“:
Stärke: Level 3
Schnelligkeit: Level 3
Geschicklichkeit: Level 3
Widerstand: Level 5
Manaregeneration: Level 4
Willenskraft: Level 3
Manavorrat: 150
“Zauber des Dämons“:
Sabnocs' Armor TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 50 pro Minute MAX. REICHWEITE: 25 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Manaregeneration Level 4, Willenskraft Level 3 BESCHREIBUNG: Der Dämon wählt ein Ziel in seiner Nähe, den Beschwörer oder jemanden, den er als verbündet ansieht, und hüllt ihn in eine Rüstung aus schwarz-rötlich wabernder Magie, die den Widerstand um 1 erhöht. Sollte der Effekt des Zaubers aufgrund eines Paktbruches umgekehrt sein, sinkt der Widerstand um einen Level. Sollte dadurch jemand Level 0 erreichen, wird das Ziel nicht einmal mehr in der Lage sein auf den Beinen zu stehen und wie paralysiert zu Boden fallen.
Emberheart Ring GATTUNG: Artefakt TYP: Ring BESITZER: Gin ELEMENT: --- KLASSE: II MANAVERBRAUCH: --- SPEZIELLES: Der Emberheart Ring ist unter anderem aus dem Blut Gins hergestellt, weshalb nur sie ihn verwenden kann. VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 3, Ars Goetia Magieausleger BESCHREIBUNG: Bei diesem finsteren Artefakt handelt es sich um einen Ring, der vom Aussehen her einer filigranen Eisenkette nachempfunden ist, die sich einmal um den Finger des Anwenders geschlungen hat. In ihm ist eine pechschwarze Lacrima eingelassen, die man mit einem Onyx verwechseln könnte, würde sie aus dem Inneren nicht blutrot mit einem an einen Herzschlag erinnernden Pulsieren leuchten - wie beinahe erloschene Glut in der Nacht, die vom Atem des Windes angefacht wird.
Eine versteckte Mechanik lässt, wenn der Stein in seiner Fassung gedreht wird, eine kleine Spitze in den Finger schießen, die eine kleine Wunde verursacht. Durch das Blut, das so austritt, kann maximal 60 Mana im Emberheart Ring gespeichert werden, das nur für Zauber aus der Ars Goetia Magie verwendet werden kann.
Bild:
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reden ✞ denken
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Shukketsu
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Shukketsu hatte noch nicht so viele Quests als Rune Knight abgeschlossen und von allen war keine ein Gefangenentransport. Er war somit verständlicher nervös. Natürlich würde er nicht alleine sein, er war bei weitem nicht stark genug, um es zu rechtfertigen, ohne Kollegen einen Verbrecher von A nach B zu bringen. Gemäß der Akte, die er erhalten hatte, würde er für die meiste Zeit 3 Kollegen bekommen. Davon waren zwei nicht sonderlich und sahen auf den ersten Blick wie ganz gewöhnliche Ritter aus, die letzte in der Gruppe jedoch bedarf ein bisschen mehr Betrachtung. Ich hoffe, dass nichts auf dem Transport passiert, ich hab nicht die Questanzahl um mir einen Schwarzen Fleck leisten zu können. Es wird schon klappen. Mit einem Seitenblick bemerkte Shukketsu die fortgeschrittene Stunde und rief, vielleicht ein wenig zu laut, aus Oh Shit! Ich muss ins Bett, es wäre peinlich morgen zu verschlafen.
In der Gegenwart: 'Das sind also meine 3 temporären Teammitglieder?' Dachte sich Shukketsu als er am Treffpunkt ankam. Die Akten haben zwar eine visuelle Beschreibung enthalten, aber eine Person in Fleisch und Blut konnte sich massiv von dem unterscheiden, was man sich nach dem Lesen vorstellen mag. Zum einen wäre dort Frau Courtney welche weniger feminin gekleidet war, aber Ihr Rang, ihre Erfahrung und ihre Fähigkeit zu Heilen ist etwas, das Respekt verdient und Shukketsu würde sich eher selbst aufknüpfen als einer Dame nicht den nötigen Respekt entgegenbringen, so hatte die aktuelle Gildenmeisterin ihn doch aus den Fängen der Organisation befreit und aufgenommen. Nichtsdestoweniger hatte Frau Courtney auch verlauten lassen, dass sie, sollte es zu einer Handgreiflichkeit kommen, in der Lage wäre, sich zu verteidigen. Ganz anders dagegen war Herr Nowak, welcher den Rittern erst kürzlich beigetreten war. Er schien von seinen Fähigkeiten überzeugt zu sein, ob dies jedoch auf der Wahrheit beruhte oder leeres Protzen war konnte Shukketsu nicht sagen, da er ihn noch nie im Kampf erlebt hatte und die Akte keine Kampfberichte enthalten hat. Das könnte natürlich auch bedeuten, dass der Magier noch nie einen Kampf gesehen hatte und war eine Sache, die es wert war, im Hinterkopf zu behalten, sollte doch einmal etwas schiefgehen. Das letzte Mitglied der Gruppe war recht eigen und schien ihrer Aussage zu folgen nicht sehr angetan bei dem Wetter. Shukketsu würde behaupten sie sähe gut aus, aber die Kleidung, die für diesen Job nötig war, war nicht dafür ausgelegt solche Attribute zu fördern. Eine weitere Eigenheit hatte Shukketsu aber bereits gestern Abend bemerkt. Wie sich jene auf die Quest auswirken würde, musste aber noch beobachtet werden. Just in seinen Gedanken verloren sprach Gin ihn jedoch an, eine Sekunde später hatte der Magier sich aber gefangen und konnte die Frage beantworten. Das wäre mir unbekannt und ihre Akten sagten nichts davon, aber ich würde es nicht für unmöglich halten. Interpersonelle Beziehungen waren, aufgrund seiner Vergangenheit, ein eher wunder Punkt, weswegen er versuchte solche Themen logisch anzugehen. Die kommende Fahrt konnte jedoch ziemlich langweilig werden, weswegen er froh war, dass er einen potenziellen Gesprächspartner hatte. Das ist eine etwas längere Geschichte, die Kurzfassung ist, dass Master mich vor Jahren gerettet hat und ich entschied bei ihr zu bleiben, statt wie andere fortzugehen.
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~sprechen~denken~
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Gin
Anmeldedatum : 04.03.21 Anzahl der Beiträge : 1247
Die Antwort auf Ginas Frage hätte genauso gut von einem Roboter stammen können. Weiß nicht. Kann sein. Na da war Gina ja an einen der Kollegen geraten, die Elion - ein pinkhaariger Elb, den Gina auf einer Quest kennen gelernt hatte - als zugeknöpft bezeichnet hätte. Wobei, wahrscheinlich hätte er bildlichere Worte verwendet. Na egal. Breit lächelnd nickte die Schwarzhaarige Shukketsu zu. Ja, bestimmt., bestätigte sie seine Vermutung und schloss ein wenig weiter zu ihm auf. Vielleicht bekam Gina den Braunhaarigen ja noch weichgeklopft, immerhin würde er - so wie die Vampirin das einschätzte - ihr häufigster Gesprächspartner auf dieser Quest werden. Alice kicherte nämlich gerade lauthals aus sich heraus als Brody ihr in die Seiten kniff und sie so kitzelte. Kurz warf die Lebendtote ihren Blick zu den beiden hinüber und hob dann vielsagend die Augenbrauen, als sie zurück zu Shukketsu blickte. Sag ich doch. Eigentlich hätte Gina darauf bestehen müssen, dass die beiden anderen Runenritter ihr Geplänkel ein wenig zurückschrauben sollten, dass sie die Umgebung nicht aus den Augen verloren. Doch der kleine Trupp hatte mittlerweile Miln wieder hinter sich gelassen und hatte nun weite Einöde um sich herum. Gina würde einen Feind aus hunderten Metern Entfernung sehen. Und außerdem wollte sie ja gar nicht, dass Alice und Brody aufmerksam waren. Irgendwann in den nächsten dreißig, vierzig Stunden würden die vier Rune Knights vermutlich angegriffen werden und je unachtsamer und abgelenkter sie waren, desto besser standen die Chancen, dass der Plan Royal Crusades auch gelang. Das war das eigentliche Ziel, das Gin, nicht Gina, hier verfolgte. Shukketsu hatte dann aber, nach einem etwas schläfrigen Start, dann doch eine sehr interessante Offenbarung für Gina übrig. Er war mal von “Master” - Gina nahm an, dass er die Oberste Offizierin Kastillan meinte - gerettet worden. Wenn das nicht nach einer spannenden Geschichte klang. Darf ich fragen, wovon oder woraus gerettet?, fragte sie Schwarzhaarige vorsichtig nach. Wer gerettet wurde der steckte davor in einer schlechten Position, und viele Leute redeten nicht sehr gerne über derartige Zeiten in ihrem Leben. Aber vielleicht war Shukketsu ja bereit, sich der Schwarzhaarigen gegenüber ein wenig zu öffnen? Beim Anblick der beiden Turteltäubchen auf der anderen Seite der Deichsel würde dem Braunhaarigen sicher sehr deutlich klar werden, dass Alice und Brody vermutlich die meiste Zeit mit sich selbst verbringen würden. Er musste sich mit Gina abfinden.
Eine zweite Frage brannte der Vampirin noch auf der Zunge. Wie ist sie? Meisterin Kastillan? Über den Umstand, dass Gina der Obersten Offizieren während ihrer kurzen Laufbahn bei den Runenrittern nicht unter die Nase gekommen war, war das Kind der Nacht nicht gerade unglücklich. Das hätte die Sache mit dem anstehenden Verrat vermutlich irgendwie ein wenig persönlicher gemacht. Dennoch hätte die Schwarzhaarige gerne einmal mitbekommen, welche Art von Mensch die Rune Knights anführte. Generia Kastillan war, so weit Gina das wusste, noch recht jung. So jemanden an der Spitze einer derart gewaltigen Organisation zu haben war meist entweder sehr gut oder sehr schlecht. Was genau zutraf, darüber hätte die Lebendtote sich gerne selbst ein Bild gemacht. So konnte sie aber den vermutlich vorletzten oder letzten Tag ihrer Rune Knight Karriere nutzen um sich noch ein besseres Bild von der Gildenleiterin zu machen. Ich hab’ sie noch nicht getroffen. Ist sie arg streng?
Gina plauschte ein wenig mit Shukketsu, denn in das andere Gespräch wollte sie sich nicht einmischen. Ein Kerl und zwei Frauen war ohnehin nicht die richtige Konstellation, in der sie gerne zu Dritt was machte. Plötzlich konnte sie eine kleine Glocke, die am Wagen befestigt war, hören. Der Häftling, den die viere transportierten, hatte etwas zu melden. Eigentlich konnte das nur bedeuten, dass er austreten musste. Desmond Strokes hatte die ganze Reise bisher noch keinen Ärger gemacht und hatte sich immer an die Regeln und Anweisungen gehalten. Sie hatte selbst nur einen kurzen Blick auf den Magier werfen können, der unter den Mitgliedern Royal Crusades als “Stapleface” bekannt war. Hey ihr beiden, wir machen kurz Pause., gab Gina dem Pärchen zu verstehen, griff dann nach den Zügeln der Zugpferde, die die meiste Zeit ohne große Anweisungen dem Weg folgten, und brachte diese zum Stand. Shukketsu, schaust du nach ihm? Das… ähm… ist glaube ich eine Männersache. Nowak, hast du auch ein Auge drauf? Alice, wir beide sehen so lange kurz nach den Pferden. Auf dem Wagen, in dem der Käfig war, in den Strokes eingesperrt und angekettet war, befand sich auch ein wenig Futter und Wasser - für die Pferde und für die Rune Knights. Bei der verdammten Hitze mussten alle Beteiligten aufpassen, dass man sich keinen Hitzeschlag holte. Und Gina ganz besonders. Daher trank sie selbst erst einen großen Schluck, kippte sich einen weiteren über den Kopf und den Nacken hinunter, ehe sie mit Alice zu den Pferden ging.
Der Job war bis nun zumindest ziemlich langweilig, aber für Shukketsu war das kein Problem. Langweilig war gut, Langeweile bedeutete, dass alles nach Plan ging und nichts in ihren Gesichtern explodierte. Die Beziehung zwischen zwei seiner Kollegen auf dieser Quest konnte ihm fast komplett egal sein, solange sie nicht zu einer Labilität wurde. Dass Gina genau auf jene Beziehung fragte, war natürlich ungünstig und ihrer Reaktion auf die Antwort nach zu urteilen fand sie diese auch nicht sonderlich befriedigend, aber das sollte Ihrem Gespräch nicht lange aufhalten. Die andere Antwort schien ihr da schon weitaus mehr zu gefallen, daran zu erkennen, dass sie weiter nachfragte. Es hätte aber auch daran liegen können, dass sie mittlerweile ihren Startort verlassen hatten und über die Pampa kutschierten. Shukketsu war das schnuppe, wenn eine so hübsche junge Dame fragte musste er natürlich auch antworten, selbst wenn es unangenehm werden würde. Selbstredend dürfen sie das Madame Gina, wie bereits erwähnt ist es eine längere Geschichte. Alles begann als ich noch ein Baby war. Meine Eltern haben mich entweder verkauft oder weggegeben oder ich wurde für den alleinigen Zweck gezeugt, aber als Baby fand ich mich in einem Labor einer dunklen Gilde. Dort wurden an mir und einer Anzahl anderer im selben Alter Experimente durchgeführt. Die offizielle Designation von Individuen die es geschafft haben die jahrelangen Experimente und foltern zu überleben ist Kevuem. Master war die Leiterin der Rittergruppe welche die dunkle Gilde, bei der ich war, exterminierte. Die Überlebenden wurden dann von den Rittern aufgenommen und in den allgemeinen Regeln der Gesellschaft unterrichtet. Da wir seit wir denken konnten als Laborratten missbraucht wurden, mussten wir vieles neu lernen, was für normal Aufgewachsene selbstverständlich ist. Das führt mich zu eurer zweiten Frage.
Shukketsu musste kurz innehalten und durchatmen. Jemandem davon zu erzählen, so kurz und oberflächlich wie er es auch machte, war immer eine Anstrengung für sich. Gefasst, fuhr er fort. "Master ist nicht übermäßig streng, zumindest im Vergleich zu ein paar der Anderen welche sich unserer annahmen. Meinen Namen hab ich auch von ihr erhalten als sie erfuhr, dass wir keine hatten und ich sie um einen Namen gebeten hatte. Zu dem Zeitpunkt dachte ich nur, dass jeder Name besser ist als eine Nummer an der nur endlose Erinnerungen an Leid und Schmerz gebunden ist. Deswegen hab ich auch keinen Familiennamen. Ich habe keine Familie. Viele gingen fort, nachdem sie gelernt hatten, in der Außenwelt normal zu leben, ich bin geblieben, um Master zu unterstützen." Das war mehr als Shukketsu seit langem zu einer Person gesagt hatte und es interessierte ihn brennend, wie seine temporäre Reisegefährtin reagieren würde. Doch sie wurden von einer Glocke unterbrochen. Ganz im Dienst verteilte Gina Aufgaben. Gott im Himmel, warum muss dieses etwas genau jetzt auf die Idee kommen, dass es Auslauf braucht. Zusammen mit dem anderen männlichen Mitglied der Gruppe begab der Magier sich auf die Rückseite des Wagens, wo sich die Schlösser und Siegel befanden. "Ich mach jetzt die Siegel auf, wenn er versucht zu fliehen, sorge dafür, dass er bereut, geboren worden zu sein." Vielleicht war Shukketsu ein wenig zu streng, aber das etwas hatte sein Gespräch mit einer wunderschönen Dame unterbrochen und das auch noch gerade an so einer wichtigen Stelle, es würde auch sicher keinen stören, wenn dieses etwas mit ein oder zwei blauen Flecken mehr am Ziel ankam. Siegel gelöst öffnete Shukketsu die verstärkten Türen, der Verbrecher versuchte nicht zu fliehen, im Gegenteil er wich sogar vor dem grellen Tageslicht zurück. Eure Majestät hat geklingelt? Trieften die Worte aus seinem Mund, ohne auch nur auf eine Reaktion zu warten, bellte er weiter Willst du alleine raus oder sollen wir dich herauszerren? Das schien den Gefangenen aufzuschrecken, der, so eilig er konnte, zur Tür kroch. Da es in ihrer direkten Umgebung keine ausreichenden Bäume gab, holte sein Kollege ein Juwel aus einer der Seitentaschen des Wagens, es handelte sich um eine Art privatem Raum Zauber, der die Sicht in einem bestimmten Radius um den Aktivierungspunkt von außerhalb verschwamm. Nichts allzu teures, da keine Geräusche unterdrückt wurden und wenn man genau schielte, durch die Verschleierung schauen konnte, aber genug für das etwas und seine Hinterlassungen auf offener Straße. Während Shukketsu von Außen Wache stand, half sein Kollege dem Verbrecher, der aufgrund seiner zusätzlichen Fesseln nicht alleine sein Geschäft verrichten konnte. Nachdem dieser fertig war, brachten sie ihn wieder in seine gemütlichen Gemächer und Shukketsu betete innerlich, dass es keine weiteren Unterbrechungen gab.
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Was Shukketsu Gina erzählte war sehr viel ausführlicher und persönlicher als sie das erwartet hätte. Während das stete Hufklappern der Zugpferde und das Knarzen der hölzernen Räder des Wagens die größten Teile der Geräuschkulisse bildeten, lauschte die Vampirin den Worten des jungen Herren genau. Er erzählte von einer Geschichte, die der Schwarzhaarigen gar nicht so unbekannt vorkam. Eine ihrer besten und engsten Freundinnen, @”Alita”, war ebenfalls - soweit Gina das wusste - in einem derartigen Labor aufgewachsen. Ob es da einen Zusammenhang gab? Falls nicht, und das eine halbwegs gängige Sache war, dann wäre das irgendwie nur noch schlimmer. Ohje…, gab die Ritterin gelegentlich zu hören. Den Redefluss Shukketsus wollte sie nicht unterbrechen. Er hatte auf Gina bisher einen recht introvertierten Eindruck gemacht, doch da er nun gerade ein wenig aus seiner Schale heraus kam, wollte die Ritterin ihrem Kollegen keineswegs ins Wort fallen. Er erzählte von seiner Zeit im Labor und wie er von “Master” gerettet wurde, wie sie die Dunkle Gilde zerschlagen hatte, die für diese schrecklichen Experimente verantwortlich gewesen waren. Ein wenig missmutig dachte die Vampirin darüber nach, dass ihr “Master” auch schon ähnlich wie das bei Shukketsu der Fall war bei anderen Wesen Schöpfer gespielt hatte. Bei der Nymphe Momo und dem Golem Mercian. Ob die beiden sich wohl ähnlich fühlten wie Shukketsu?
Gin fiel spontan ein, dass sie noch definitiv eine ihrer Waffen oder ein Artefakt oder so nach @Alita benennen musste. Eine @Mercy hatte sie ja schon dabei.
Shukketsu war mit seinen Ausführungen noch nicht fertig. Nun kam er auf die Gildenmeisterin der Rune Knights zu sprechen. Die Lebendtote hörte gespannt zu, warf nur ab und zu einen Blick nach vorne, dass sie nicht über die Beine stolperte oder vom Weg abkam, und sah sonst den Kevuem an. Hmm... Gina hatte eine Familie. Sie hatte sie seit Jahren nicht mehr gesehen (wenn man einen kurzen Augenblick auf einer Quest mit Elion nicht zählte) und sie fühlte sich nicht mehr so recht, als würde sie noch dazu gehören, doch immerhin war etwas da. Immerhin kannte sie die Menschen, die sie gezeugt hatten. Wie es wohl war, das nicht zu haben? Sie konnte es sich nicht so recht vorstellen. Das Gespräch der beiden Runenritter wurde vom Klingeln einer Glocke unterbrochen. Gina, die mit der Questleitung beauftragt worden war, gab den drei anderen Rittern Bescheid, was es zu tun gab, und die Kollegen setzte sich in Bewegung. Die Herren der Schöpfung sahen nach dem Gefangenen, der sich erleichtern musste. Gina hingegen hatte sich gleich aus zwei verschiedenen Gründen auf die andere Seite des Wagens begeben: Zum einen wollte sie nach den Pferden sehen. Bis die kleine Truppe in der nächsten Siedlung, einem kleinen Dörfchen namens Jala, ankamen, würde noch ein wenig Zeit vergehen. Dort würde ein Pferdewechsel anstehen, aber bis es soweit kam mussten die beiden Zugtiere, die den schweren Käfig auf dem Planenwagen ziehen mussten, noch durchhalten. Zum anderen ging Gina dem Schwerverbrecher aus dem Weg. Sie kannte ihn, hatte ihn bereits das ein oder andere Mal gesehen. Sie selbst war in der Gilde immer ein Schatten Orwynns gewesen, hatte sich bedeckt gehalten. Dennoch gab es durchaus einige Mitglieder der Dunklen Gilde, die sie schon einmal gesehen hatten. Ob Strokes sich an die kleine Vampirin erinnerte? Sie wollte es nicht riskieren, eine verdächtige Reaktion von Stapleface zu provozieren. Besser also, der Verbrecher sah sie gar nicht - bis es egal war. Gina wechselte ein paar Worte mit Alice und sorgte dafür, dass die Gäule zu Futter und Wasser bekamen. Das Wetter war schön, warm und sonnig, darunter litt nicht nur die Vampirin sondern auch die hartschaffenden Pferde. Ich mag’s auch nicht, wenn’s so warm ist…, sprach das Nachtkinde voller Empathie zu einer der beiden Mähren und strich ihr über die verschwitzte Flanke.
Die beiden Männer gaben nach einigen Minuten bescheid, dass Strokes wieder hinter Schloss und Riegel und auf dem Wagen verstaut war also gab Gina den Pferden einen kleinen Stupser und es ging wieder weiter. Bald schon hatten sich die vier Rune Knights wieder in die beiden vorherig gebildeten Pärchen wieder aufgeteilt und Gina ging wieder Seite an Seite mit Shukketsu. Während das Land um die beiden Magier herum langsam an Leben gewann und die Wüste West-Fiores immer weiter am Horizont verschwand, konnte Gina endlich auf das reagieren, was Shukketsu ihr alles erzählt hatte. Wow…also… Ehrlich gesagt fiel es der Vampirin schwer, die richtigen Worte zu finden. Was wollte sie Shukketsu denn Fragen? Ob er sich an die Experimente erinnern konnte? Nein, sowas wollte sie ihn nicht noch einmal durchmachen lassen. Ich finde es auf jeden Fall stark, dass du dich entschieden hast, bei den Rune Knights zu bleiben., antwortete sie also stattdessen und direkt danach folgte eine andere Frage. Etwas, was sie sich gefragt hatte. Hast du das nur wegen Master gemacht? Bist du nur um bei den Rune Knights um an ihrer Seite zu sein? Oder kannst du dich mittlerweile mit dem identifizieren, für das unsere Organisation steht? Würdest du mittlerweile auch ohne Master ein Rune Knight bleiben? Das konnte Shukketsu vielleicht als Frage seiner Loyalität ansehen, aber ehrlich gesagt war Gina nur ein wenig darauf aus, besser zu verstehen, mit wem sie es zu tun hatte. Wäre Shukketsu Master ein Magier Crimson Sphynx’ gewesen, wäre er dann jetzt dort? Was, wenn der Kevuem von den Magiern Royal Crusades “gerettet” worden wäre? Wäre er jetzt voller Leidenschaft ein Mitglied der dunklen Gilde? Die Antwort auf die gestellte Frage würde Gina viel über den Braunhaarigen verraten.
Wieder zurück auf dem Weg und vor allem zurück an der Seite der wunderschönen Dame dauerte es nicht lange bis diese auf seine Geschichte reagieren konnte, so wurde sie zuvor ja durch das Etwas das sie transportierten unterbrochen. Ihre Reaktion war etwas stockend, aber das war verständlich. Shukketsu wusste nicht, was Gina erwartet hatte als sie ihre Frage gestellt hatte und wäre sie nicht eine erprobte Kollegin, hätte er wahrscheinlich auch nicht so viel von sich geteilt, aber sein Bauchgefühl sagte ihm, dass Gina keine schlechte Person ist und als Ritterin konnte er ihr ein gewisses Maß an vertrauen entgegenbringen. Wäre sie eine völlig fremde Person, frisch aus dem Haus und völlig neu in der Welt, so hätte Shukketsu dieselbe Frage nicht annähernd gleich beantwortet. Doch es schien noch nicht zu Ende mit den Fragen zu sein. Andere Personen hätten vielleicht zuerst nach der Vergangenheit von Gina gefragt, mit dem Gefühl, dass sie es ihnen schuldig wäre, nachdem sie ihr soviel von sich erzählt hatten, Shukketsu hingegen hegte solche Gefühle nicht. Die Frage, die folgte, versetzte ihn jedoch in einen denkerischen Zustand. Lassen Sie mich überlegen geb er zuerst zurück, um zu zeigen, dass er die Intention hatte, die Frage auch zu beantworten und nicht etwa Tod zu schweigen. Der junge Magier hielt sich perse nicht für eine schlechte Person und gegenüber Fremden machte er sicher auch eine gute Ritterfigur, aber das rührte von seinem Rittertraining her und konnte nicht als natürlicher Part seines seins gezählt werden. Master hatte ihn gerettet und war die erste Person, die nett zu ihm war und deswegen blieb er auch bei den Rittern. Ich würde behaupten, dass ja ich vor allem wegen Master bei den Rittern geblieben bin, aber nach meiner bisherigen Zeit bei den Rittern kann ich mich auch zu einem gewissen Grad mit der Organisation als ganzes identifizieren. Sollte Master die Ritter verlassen und einer anderen Organisation beitreten, kann ich nicht allgemein sagen, was ich machen würde. Wenn es eine dunkle Gilde wäre wie jene, die mich zum Kevuem machte, hier hielt er kurz inne, ich würde sie versuchen zurückzubringen und wenn nichts anderes ginge bekämpfen. Wenn sie zu einer anderen Gilde wie zb. Fairy Tail wechseln würde, wäre das aber etwas ganz anderes. Shukketsu hoffte, dass er nicht zu viel von sich herumschwafelte, weswegen er zu einer Gegenfrage ausholte. Wir sind ja noch ein wenig unterwegs und meine Geschichte kennen sie nun ja, aber Madam Gina ohne sie zu irgendwas verlangen zu wollen, wie sind sie zu der Position gekommen in der wir uns nun hier wiederfinden?
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Während Shukketsu erzählte, meinte Gina, sich ein gutes Bild vom Kevuem zu machen. Die Oberste Offizierin hatte ihn aus einem schlimmen Schicksal befreit aber da der Braunhaarige nicht wusste, wohin er hätte gehen sollen, war er an ihrer Seite geblieben. Andere hätten den Kevuem vermutlich belächelt weil er seine Dienerschaft der Dunklen Gilde gegenüber gegen die Dienerschaft für die Rune Knights eingetauscht hatte, doch Gina verstand ihn gut. Wo er gerade war, war er wenigstens aus freien Stücken. Er hatte jederzeit die Möglichkeit, seiner eigenen Wege zu gehen. Und er zahlte so die Schuld zurück, in der er gegenüber Master stand. An seiner Stelle hätte die Vampirin es vermutlich ähnlich getan. Na ich glaube ja nicht, dass das in absehbarer Zeit passieren wird., meinte sie aufmunternd und war froh, dem Braunhaarigen einen kleinen Gedankenanstoß gegeben hatte. Dann kam die unvermeidbare Gegenfrage des Kevuems. Wie war Gina zu den Rune Knights gekommen? Die Geschichte hatte sie sich lange überlegt und sie beinhaltete so viel Wahrheit, wie Gina hatte hineinstecken können. Also erzählte sie es Shukketsu: Es ist tatsächlich eine recht ähnliche Geschichte wie deine. Ich war einen großen Teil meines Lebens eine Dienerin für einen dunklen Magier. Er hat mich verzaubert und unterworfen. Aber ein paar tapfere Helden haben ihn besiegt und jetzt möchte ich verhindern, dass sowas anderen Leuten passiert., erzählte sie und mied dabei den Blickkontakt zu Shukketsu. Stattdessen blickte sie nach vorne, den Weg entlang, den die beiden gingen. Ich glaube, in meiner Zeit bei den Rune Knights habe ich die Welt zu einem besseren Ort machen. Ein bisschen zumindest.
Der erste Tag der Reise verlief für das Rune Knight Team ohne größere Zwischenfälle. Die Taktiker, die die Mission geplant hatten, hatten beschlossen, dass es für die kleine Reisegesellschaft sicherer war, nicht in einer der Dörfer und Städte zu übernachten, die entlang des Weges lagen. In Ansammlungen von Menschen bestand die größte Gefahr, dass etwas geschah. Bei einem kleinen Lager auf offener Ebene war das anders. Sämtliche Gefahren konnte man schon von weitem erkennen und sich entsprechend darauf vorbereiten. Und die Kommandanten, die die Mission geplant hatten, hatten darauf geachtet, vier kampfstarke Magier dabei zu haben. Mit den meisten Problemen würden die Runenritter klar kommen. Glücklicherweise geschah nichts. Die Ritter hatten wechselnde Nachtwachen eingeteilt und während Ginas Schicht kam nur einmal ein neugieriges Füchschen dem Lager gefährlich nahe. Am nächsten Tag ging es dann weiter.
Stirnrunzelnd schüttelte der Riese sein Haupt. Nein. Das hatte Eohl falsch verstanden. Ich hab den Jungen gehen lassen, dass er sich seiner Schwäche bewusst wird und hoffentlich stärker wird. Das nachdenkliche Gesicht Flints weichte in einem Zug in ein erheitertes Grinsen und polternd lachte er aus. Dann lohnt sich ein Kampf gegen ihn wenigstens! Ja, Flint hatte etwas andere Prioritäten als die eigene Haut zu retten oder die Pflichtausübung anderer Mitglieder Royal Crusades zu erleichtern. In einer Vereinigung wie der Dunklen Gilde, die derart auf die Ausübung des “Recht des Stärkeren” pochte, musste jeder nach sich selber sehen können. Die beiden Crusader verließen gemeinsam Aloe Town (Flint hatte zwar nichts gegen einen lustigen Kampf mit den Gardisten, aber er hatte hier Ernsteres zu erledigen, das erlaubte keiner weiteren Aufschübe), beratschlagten sich kurz und entschieden dann, zu Fuß nach Miln aufzubrechen. Es würde eine beschwerliche Reise durch die Wüste werden, doch Flint hatte von denen zumindest in den letzten Wochen und Monaten schon einige hinter sich. Da war die Sache mit Shion bei den Ausgrabungen gewesen, die Gleisarbeiten mit Lasciel, Shirayuki und Printsessa, der Auftragsmord mit Thana, die Monsterjagd mit Aska - Flint war schon ein halber Wüstenbewohner, ehrenhalber. Als die beiden losgingen versuchte Eohl die Hand des Hünen zu ergreifen, scheiterte aber ein wenig am Größenunterschied. Der Rotschopf benötigte einen Moment um zu begreifen, was Eohl denn überhaupt vorgehabt hatte, aber als dann der Jewel fiel musste der Riese beherzt lachen - vor allem, als Eohl sich so süß entschuldigte. Alles gut, alles gut., beteuerte er und lachte weiter polternd. Wenn du willst, kannst du auf meiner Schulter reiten., bot er als Alternative zum Händchen-Halten an. Irgendwie wirkte Eohl, als würde ihr das gefallen.
Miln war er ruhiges Dörfchen. Die Straßen waren leer, die Bürger lebten in ihren kleinen Sandstein-Häusern zurückgezogen. Unter vorgehaltener Hand wurde über die beiden auffälligen Neuankömmlinge sicher gemunkelt und getuschelt, doch Flint ließ sich seine Laune, erhobenen Hauptes und mit aufrechter Haltung, nicht von der abweisenden Stimmung Milns verderben. Weißt du, wo es genau hingeht? Oder müssen wir erst umhören?
„Du willst also, dass er stärker wird...“ Nachdenklich legte Eohl eine Hand an ihr Kinn. So hatte sie das noch nie betrachtet. „Du hast Recht. Royal Crusade will ein Fiore der Stärke. Ich dachte, dass wir einfach nur die ganzen Schwachen töten müssen... aber ich schätze, es gibt auch andere Wege.“ Ein Grinsen breitete sich auf dem Gesicht der Yihwa aus und sie klatschte in die Hände. „Du bist so clever, Flint! Kein Wunder, dass du auserwählt wurdest!“ Als jemand, der sich über eine gewisse körperliche Nähe freute, war Eohl tatsächlich enttäuscht darüber, dass sie nicht die Hand des Riesen halten konnte. Schlussendlich war das wohl eine Strafe für ihre eigene Unzulänglichkeit... Oder auch nicht? Der Wood zeigte sich weiterhin wundervoll gnädig und zauberte ihr damit ein Lächeln aufs Gesicht. „D-darf ich wirklich?“, fragte sie mit Hoffnung in der Stimme, ehe sie mit roten Wangen aufgeregt kicherte. „Das... das ist so lieb von dir!“ Ohne zu zögern hüpfte sie hinauf, um sich mit für ihren eher zierlichen Körper erstaunlicher Kraft an seinem Ärmel festzuhalten und dann mit überraschendem Geschick innerhalb von Sekunden hinauf zu klettern, bis sie sich auf seine Schulter setzen und zufrieden an seine zottelige Mähne lehnen konnte. „Mmh... hier oben... ist es wirklich wundervoll...“
Neugierig sah sich Eohl um. Von hier oben hatte sie einen sehr guten Ausblick auf Miln, ein Dorf, in dem sie selbst noch nie gewesen war. Es wirkte... verschlafen. Langweilig. Jämmerlich. Als würde es niemand vermissen, wenn man es von der Karte fegte. „Ich habe ein Bild davon gesehen... gib mir einen Moment“, meinte sie, während ihre Augen über die Gebäude glitten. Sie waren alle so... wertlos. Gebaut aus Lehm und Stroh, oder zumindest etwas in der Richtung. Da war Eohl nicht die Expertin für. Sie wirkten alle sehr schlicht, schlimmer als ihre heruntergekommene Jagdhütte im dichten Wald Nordfiores. Trotzdem erkannte die Yihwa kleine, aber feine Unterschiede zwischen den Hütten – unterschiedlich viele Fenster und Eingänge, unterschiedliche Tücher, die über diese Öffnungen gespannt waren, manche hatten Treppen aufs Dach, andere hübsche, weiße Flaggen in unterschiedlicher Länge und Anzahl. Schlussendlich konnte sie auf eines deuten. „Da. Das Große dort hinten ist es.“ Auch wenn es nicht weniger schlicht gehalten war, gehörte es zu den wenigen Gebäuden mit zwei Stockwerken. Niedrige Mauern umstellten das Grundstück und es war breit mit einem vermutlich geräumigen Inneren. Gut geeignet für Familientreffen. Wenn man genauer hinsah, konnte man im Inneren des Haupteingangs auch zwei Stühle erkennen, auf denen junge Männer saßen, neben ihnen an die Wand gelehnt ein Schwert, ein Schild und ein Speer. „Sie haben Wachen organisiert“, fasste Eohl ihre Beobachtung zusammen, ihr Blick kühler werdend. „Er ist mit Sicherheit hier. Ich frage mich, ob es einen Weg gibt, da rein zu kommen, ohne aufzufallen...“ Das war ja ihre Spezialität als Spionin. Nicht gesehen werden, agieren, ohne dass überhaupt jemand wusste, dass sie existierte. Dass sie gerade auf der Schulter eines riesigen Mannes saß, der bereits einen ganzen Haufen Blicke eingesammelt hatte, und unauffälliges Vorgehen nicht wirklich möglich sein würde, war der Yihwa in diesem Moment gar nicht so recht bewusst. Davon abgesehen würde Flint wohl kaum durch die Türen des Hauses passen... oder in die Räumlichkeiten. So groß war Omas Heim dann auch wieder nicht...
Hmm, so wie Eohl das verstanden hatte, hatte Flint das mit dem “stärker werden lassen” eigentlich gar nicht gemeint. Aber wenn der Rotschopf so darüber nachdachte, dann war da definitiv etwas daran. Ihm lag nicht nur etwas daran, dass der kleine Gardist überlebte und stärker wurde, weil er sich noch einmal mit ihm messen wollte. Flint war allgemein der Meinung, dass es eine gute Sache war, andere zum Wachstum anzuspornen - für deren eigenes Wohl. Thehe, das bin ich wohl., gab er Eohl also recht, als diese ihn als clever bezeichnete. Dass eigentlich Eohl die Clevere war, die auf das Motiv Flints gekommen war, war wohl beiden Beteiligten der Konversation nicht so ganz bewusst. Flint lachte polternd darüber, wie sehr Eohl sich über das Angebot, auf seiner Schulter zu reiten, freute. Aber sicher!, bestätigte er noch einmal, dass er nichts dagegen hatte. So ein Fliegengewicht wie die zierliche Grünhaarige merkte der Kraftprotz kaum.
In Miln war Flint noch nie gewesen, da freute sich der Rotschopf doch gleich umso mehr, dass er noch kurzfristig hatte einspringen können. Das Dörfchen wirkte verschlafen und beinahe schon leblos. Kaum Leute waren auf der Straße zu sehen, alle verbargen sich in ihren Lehmhütten vor der gnadenlosen Sonne. Mittlerweile hatte Flint sich ein rot-orangenes Tuch um den Kopf geschlungen und dieses war tropfend feucht, denn der Krieger schüttete sich gelegentlich Wasser über den Kopf, um diesen kühl zu halten. Nach so vielen Reisen in die Wüste wie er in den letzten Monaten begangen hatte, hatte der Rotschopf das ein oder andere gelernt. Auf die Frage des Riesen, ob Eohl denn wusste, wo es hingehen sollte, kam eine positive Antwort. Zustimmend nickte der Krieger und war froh, eine so zuverlässige Kameradin wie Eohl an seiner Seite zu haben. In der Gilde hatte man sie als komisch und als Spinnerin bezeichnet, doch in den Augen Flints war die Grünhaarige mit der eindrucksvollen Rüstung nicht weniger oder mehr durchgedreht wie die meisten Leute, die sich in der dunklen Gilde versammelt hatten. Nach wenigen Momenten hatte die Crusaderin dann auch das passende Gebäude ausfindig gemacht. Mit der Mauer darum und dem schmalen Tor, das von zwei Männern bewacht wurde, macht das Anwesen auf den Riesen beinahe schon den Eindruck einer Burg oder Festung. Gut gemacht! lobte er Eohls Entdeckung.
Die nächste Frage der Grünhaarigen verwunderte den Riesen aber dann doch ein bisschen. Hatte Eohl nicht bemerkt, mit wem sie unterwegs war? Also… ich komme da definitiv nicht rein - egal ob unauffällig oder nicht., machte der Riese direkt klar. In Menschenhäuser konnte er bestenfalls robbend hinein - oder indem er das Dach einriss. Unauffälligkeit war keine der Stärken des Kriegers, aber das war nicht weiter schlimm. Man musste nicht alles können, so lange man sich trotzdem irgendwie zurecht fand. Eohl hingegen war geschickt und leicht. Sie war bestimmt gut im Schleichen oder so. Dann war ja recht offensichtlich, was zu tun war. Was hältst du davon: Ich greife das Anwesen frontal an. Die Wachen kommen, um mich zu bekämpfen. So lange kannst du ungesehen reinschleichen und nach unserem Ziel schauen? Das wäre doch clever, oder?
Flint schaffte es also nicht in das Innere des Gebäudes...? „Wie schade.“ Auch, wenn Eohl das Problem nicht ganz verstand, akzeptierte sie die Worte des Auserwählten als Wahrheit. „Dann folgen wir deinem Plan. Er klingt sehr vernünftig.“ Die Yihwa nickte. Solange sie auf den intelligenten Riesen hören würde, würde schon Alles gutgehen. Er hatte schließlich bereits bewiesen, wie viel besser er denken konnte als sie. Sich aus ihrer sitzenden Position erhebend senkte sich Eohl stattdessen auf ein Knie, bereit, sich nach vorne hin abzustoßen. Mit einer Hand hielt sie sich am Bart des Riesen fest, stabilisierte sich, ehe sie entschieden hatte, dass sie soweit war. „Dann los. Jetzt ist unsere Gelegenheit.“ Ihre Augen fixierten erst ein Fenster, dann das Dach darüber. Dort sammelte sich Glasstaub in der Luft, schwer zu unterscheiden von dem Sand, der durch den Wüstenwind hin und her geweht wurde. Innerhalb weniger Momente bildete sich ein Spiegel genau da, wo sie ihn haben wollte, und sie nickte. Die Aktion war in vollem Gange.
Als Flint damit begann, auf das Grundstück zu zu trampeln, sprang Eohl geradewegs nach vorne. Direkt vor ihrem Körper entstand ein runter Spiegel mit goldenem Rand, in dessen Oberfläche sie direkt verschwand, ehe er sich hinter ihr auch schon wieder auflöste, lange bevor er zur Erde stürzen konnte. Die Yihwa selbst tauchte aus dem Spiegel auf dem Dach wieder auf, der sich ebenfalls hinter ihr auflöste. Ihre Hände packten den Sims des obersten Fensters, schwang sich daran herum, sodass sie mit den Füßen voran in das nächste Zimmer darunter schwang, ihre Stiefel geradewegs in das Gesicht eines Wachmannes einschlagend, sodass sie diesen zu Boden riss und dann von ihm abspringen konnte, geradewegs auf den zweiten Fensterwächter hier zu, dessen kurzer Moment der Irritation wohl sein Ende bedeutete. Wie eine Schlange wand sich die Yihwa um ihn herum, bis sie seinen rechten Arm und seinen Hals fest in ihrer rechten Armbeuge hielt. Ihren eigenen Arm kräftig mit der anderen Hand zu sich ziehend drückte sie ihm für den Moment die Luft ab, ehe sie die helfende Hand löste und damit stattdessen nach ihrem Dolch Athame griff. Nun, da auch der zweite Wächter zu Boden gefallen war, war es hier drin sauber. Sie konnte sich in aller Ruhe umsehen und versuchen, ihre Zielperson ausfindig zu machen. Hoffentlich schaffte es Flint, den Feind so lange abzulenken...
Mirror Summoning TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 40 pro Spiegel MAX. REICHWEITE: 50 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 4 BESCHREIBUNG: Der Anwender kann innerhalb der Reichweite beliebig viele runde und viereckige Spiegel mit goldenem, verzierten Rahmen beschwören. Die Maximalgröße der einzelnen Spiegel beträgt dabei einen Meter Seitenlänge bzw. einen Meter Durchmesser. Diese Spiegel besitzen nach ihrer Beschwörung keine magischen Eigenschaften und bleiben bestehen, bis sie zerstört werden.
Reflection Connect TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: III ART: Support MANAVERBRAUCH: 150 pro Minute MAX. REICHWEITE: 50 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 6, Manaregeneration Level 5 BESCHREIBUNG: Dieser Zauber erlaubt es dem Anwender, zwei Spiegel miteinander zu verbinden, solange er beide sieht und sie sich in seiner Reichweite befinden. Sobald die Verbindung besteht, hält sie an, bis ihr kein Mana mehr zugeführt wird. Zwei verbundene Spiegel zeigen das Bild an, das der jeweils andere Spiegel reflektieren würde, und erlauben es jedem Lebewesen, Angriff oder Gegenstand, in einen Spiegel einzudringen und aus dem anderen herauszukommen. Dieser Zauber dient dazu, zwei nicht-magische Spiegel zu verbinden. Der Anwender kann maximal einen Spiegel beschwören, um diesen Zauber anzuwenden, mindestens der zweite muss aber bereits bestehen.
Der Fluss der Zeit... brennt alle Hoffnung nieder... That odd woman... | Cracked Mirror, Awaken!
Eohl war mit dem Plan des Kriegermagiers einverstanden und machte sich kampfbereit. Sie stellte sich auf der Schulter des Riesen auf und hielt sich an seinem Bart fest, um die Balance zu wahren. Hey, Vorsicht, aua, das zwickt!, protestierte Flint noch als er auf das Anwesen zu marschierte, doch von einem Moment auf den anderen war Eohl dann einfach weg. Sie war durch einen Spiegel gesprungen, er direkt vor Flint aufgetaucht und dann sofort wieder verschwunden war. Kurz stockte Flint, hielt inne und kratzte sich am Hinterkopf. Verrückt… Was man mit Magie so alles tun konnte erstaunte den ehemaligen Söldner immer wieder.
Die beiden Wachen hatten ihn natürlich bemerkt - wie denn auch nicht? Schnell waren sie auf die Füße gesprungen und hatten ihre Waffen ergriffen. HALT!!, rief der Kämpfer mit dem Schild und übernahm die Führung. Der Speerträger ließ sich ein wenig zurückfallen. Fein. Flint erkannte, dass die beiden Wächter wohl ein abgestimmtes Duo waren. Sie kamen Flint ein wenig entgegen. Gegen einen normalen Gegner etwas töricht, doch gegen den Riesen keine schlechte Taktik. Im Haupteingang wären die beiden schutzlos gewesen, wenn Flint einfach das Haus über ihnen zum Einsturz gebracht hätte. Oh, ihr scheint ja was in der Birne zu haben!, freute sich der Riese. Einen kurzen Moment lang hob sich die Hand des Rothaarigens an seine Hüfte, wo sein treues Schwert in seiner roten Lederscheide hing, doch Flint zögerte kurz. Waren das wirklich Gegner, gegen die er Stahl ziehen musste? Vermutlich nicht. ZURÜCK, DAS IST DIE LETZTE WARN…, rief der Wächter, doch Flint unterbrach ihn, indem er auf ihn trat. Ein einziger Stampfer war alles, was nötig war, um den Wächter dem Erdboden gleichzumachen… …dachte Flint. Huch…, stieß er überrascht aus, als er merkte, dass sein Tritt auf mehr Widerstand gestoßen war, als dass er das eigentlich vermutet hatte. Verwundert hob er den Fuß und konnte dort den Wächter sehen, der sein Schild noch immer fest in der Hand hielt und damit Flints Stampfer abgeblockt hatte. Das sprach nicht nur für einen durchaus stabilen Schild, sondern auch für einen ordentlich robusten Kämpfer darunter. Dieser hatte einen Teil seines Körpers in eine Maschine aus Stahl verwandelt und so dem Angriff standgehalten. Sofort musste Flint breit grinsen. Sehr gut!!, feuerte er den Magier an, der sich ihm entgegengestelt hatte und wurde noch während des Lobes einige Schritt zurückgeschleudert. Der andere Wächter hatte mit seinem Speer einen kräftigen Windstoß entfacht, der den Rotschopf zurückgedrängt hatte. Anscheinend hatte Flint es mit zwei Magiern zu tun. Na das versprach doch spannend zu werden. Hoffentlich flohen sie nicht zu schnell und hielten noch ein paar Treffer aus. Von der Ausblick auf einen fordernden Kampf angespornt nahm Flint erneut Anlauf und trampelte wie ein Stier mit gesenktem Kopf auf die beiden Wächter zu.
Der Lärm von draußen wog Eohl ein Stück weit in Sicherheit. Lärm zog immer Aufmerksamkeit auf sich, während sie, die darauf achtete, möglichst stumm aufzutreten, eher nicht auffallen sollte. Auf stillen Sohlen huschte sie von einer Tür zur nächsten, warf verstohlene Blicke in die einzelnen Räume des Gebäudes. Es konnte nicht allzu viele haben, so groß war es nicht. Es war tatsächlich recht leer... Man merkte, dass in diesem großen Haus normalerweise nur eine alte Frau alleine lebte. In zwei Räumen sah Eohl weitere Wachen, da ihre Zielperson nicht da war, entschied sie sich aber dagegen, einen Angriff zu starten. Kein Grund, Energie zu verschwenden. Flint konnte ihr sicherlich einiges an Zeit kaufen, aber je schneller und effizienter sie ihren Job erledigte, desto besser. Als schlussendlich eine der Türen, durch die sie spähte, ein Schlafzimmer offenbarte, zeigte sich, dass das vermutlich ein guter Ansatz war. Während eine alte Frau aus dem Fenster spähte auf das Chaos, das vor ihrer Tür ausgebrochen war, ging der Gesuchte auf und ab, wurde sichtlich ungeduldig. „Ich kann nicht glauben, dass sie mich hier gefunden haben! Wie kommen wir hier weg?“, fragte der nervöse Verräter, woraufhin Eohl eine tiefe Zufriedenheit in ihrem Herzen empfand. Die Sorge, die unterdrückte Panik war deutlich in seiner Stimme zu spüren. Er bereute es, Royal Crusade verraten zu haben. Realisierte, dass er sie unterschätzt hatte. Aber ihm war gleichermaßen bewusst, dass es kein Zurück gab. Er hatte sich einen Bruch geleistet, den er nicht wieder in Ordnung bringen konnte. Die Realität hatte ihn eingeholt. Vielleicht würde er nun erkennen, wie wundervoll die Crusader in Wahrheit waren. „Zeig ein bisschen Rückgrat! Noch ist nichts verloren!“, meinte die alte Frau mit harschen, wenn auch besorgten Worten, während sie vom Fenster hinweg trat und ihren Enkel fixierte. „Unsere Familie hatte es schon mit viel größerem Ärger zu tun! Die Wachen, die auf dich aufpassen, gehören zu den Besten der Besten, und es sind nur zwei von ihnen hier! Egal, wie groß dieser Taugenichts ist, am Ende des Tages wird er nicht an uns herankommen!“ Anders als der Junge hatte sich das Großmütterchen wohl noch nicht mit seinem Schicksal abgefunden... und auch nicht mit ihrem eigenen. Die alte Frau realisierte wohl nicht, was es bedeutete, dass ihr Enkel sein Wissen mit ihr geteilt hatte. Oder gab sie sich wirklich dieser überheblichen Illusion hin, vor der mächtigsten Macht der Zukunft sicher zu sein...?
Es war fast schon zu einfach. Die Augen der Yihwa zuckten hin und her, konnten aber keine andere Person in dem Raum erkennen. Stattdessen entdeckte sie gleich zwei Spiegel. Ein kleinerer über einer Kommode, auf der Lippenstift und anderes Make-up standen, und ein größerer am Fußende des Bettes, nur ein kleines Stück hinter dem alten, breiten Kleiderschrank, in dem vermutlich viel mehr zu finden war, als so eine alte Frau wirklich benötigen könnte. Mit einem Grinsen auf ihrem Gesicht fokussierte Eohl die beiden Spiegel, vertauschte ihre Bilder miteinander. Keiner der beiden schien die subtile Veränderung zu bemerken, während die Yihwa einen Finger hob und auf den kleineren Spiegel deutete. Direkt vor seiner Oberfläche bildete sich eine kleine, scharfkantige Spiegelscherbe. Eine tödliche Waffe, die keine zwei Meter entfernt von den beiden Zielen schwebte. Jetzt stellte sich nur die Frage, wen sie zuerst ausschalten sollte. Die alte Frau würde sie eigentlich gern etwas länger leiden lassen, aber ehrlich gesagt wirkte sie im Vergleich zu ihrem erbärmlichen Enkel wie das größere Risiko. Solange sie noch nicht bemerkt worden war, sollte Eohl sie wohl erlegen. Ihren Finger nach unten ziehend, sandte die Assassine ihre Scherbe in gerader Linie in Richtung des Halses, wo sie sich tief in das Fleisch des Omchens graben würde.
Soweit zumindest der Plan. Ein leises Klirren, mit dem die Scherbe noch in der Luft zerbrach, ließ sowohl Eohl, als auch die alte Frau die Augen weiten. Was war passiert? Während Oma Lloyd erst in diesem Moment realisierte, dass sie überhaupt angegriffen worden war, war Eohl nicht klar, was ihren Angriff gestoppt hatte. Da war niemand anders! Weder ihre Augen, noch die Spiegel hatten eine andere Person wahrgenommen! Sie konnte doch eigentlich jeden Teil des Zimmers einsehen... oder nicht? Ihr Blick fiel auf den Schrank. Doch, einen toten Winkel gab es... Die Breite des Schrankes sorgte dafür, dass zwischen ihm und dem Spiegel vor dem Bett ein kleines bisschen Platz war, auf das man von der Tür aus keinen Einblick hatte. Als würde er ahnen, dass sein Versteck aufgeflogen war, trat hinter dem Schrank ein Mann hervor, vermutlich etwa in Eohls Alter, seine Haut noch dunkler als ihre. Seine Augen waren geschlossen, während seine rechte Hand auf dem Griff des Schwertes lag, die rechte auf der Scheide, in dem es noch steckte. „Flint Wood und Eohl Yihwa. Zwei bekannte Verbrecher. Wie naiv, anzunehmen, dass ihr hier eintreten könnt, ohne euren Feind zu kennen.“ Zielsicher richtete er seinen Körper in Richtung der Tür aus. Obwohl seine Augen geschlossen blieben, fühlte sich Eohl angestarrt. Die Zähne zusammenbeißend zog sie ihr eigenes Schwert, doch seines blieb, wo es war. „Du hast ihn nicht einmal gesehen, nicht wahr?“, fragte der Fremde nach, seine Mimik so ruhig wie seine Stimme. „Und doch glaubst du, eine Bedrohung zu sein. Flüchte jetzt, solange du die Gelegenheit hast. Dein nächster Angriff wird dein letzter sein.“
Reflection Transfer TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber kann der Anwender entweder ein viereckiges Spiegelfragment erschaffen oder einen bereits bestehenden Spiegel verwenden. Die Reflektion des Spiegels wird mit der Reflektion eines anderen Spiegels ausgetauscht, sodass der Anwender sehen kann, was an einer anderen Position geschieht. Um die Verbindung zu erstellen, muss der Anwender die Position des zweiten Spiegels sehen können.
Mirror Shard Transfer TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 40 MAX. REICHWEITE: 10 Meter vom Spiegel SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 6, Mirror Shard, Reflection Transfer BESCHREIBUNG: Dieser Zauber kann nur gewirkt werden, wenn der Anwender in einen Spiegel schaut, dessen Spiegelbild mit einem anderen vertauscht ist. Bei diesem Zauber erschafft der Magier im Sichtfeld des zweiten Spiegels die scharfkantige Scherbe eines zerbrochenen Spiegels mit einer Länge von etwa 40 cm. Diese Scherbe kann als Projektil auf einen Gegner geschossen werden, wobei ihre Stärke und Geschwindigkeit der Willenskraft des Anwenders entsprechen mit einem Maximum von Level 6. Dieser Zauber dient primär dazu, Menschen anzugreifen, ohne sich im selben Raum aufhalten zu müssen.
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Während Flint auf den Wächter mit dem Schild zustürmte, warf dieser eben jenen zur Seite und stellte sich dem Rotschopf in einer stabilen Haltung entgegen. Seine Kleidung riss auf, als der Wächter sich vor den Augen des Rotschopfes in eine Art gepanzerten Roboter verwandelte. Anstatt Beine hatte er Ketten und sein Kopf nahm eine merkwürdig kantige Form an. Zudem wuchs er auf knapp drei Meter und war damit ein Gegner, der Flint nicht bis zu den Hüften, sondern bis zur Brust ging - ein seltenes Privileg. Der Speerkämpfer schwang sich mit einem großen Satz in die Luft und wurde dort von einem Aufwind an Ort und Stelle, etwa 6 Meter über dem Boden, gehalten. Mit seiner freien Hand schuf er einige Wurfmesser, die aus komprimierter Luft zu bestehen schienen, und schleuderte sie auf den Riesen. Dieser machte keine Anstalten, den Luftklingen auszuweichen, die Treffer spürte er kaum. Während dem Sprint verwandelten sich die Beine des Riesen in die drahtigen, flinken Beine eines Fechters. Geschickt manövrierte er mit zwei geschlagenen Haken seinen massiven Körper um den Roboter herum, ließ diesen einfach für’s erste links liegen und näherte sich dafür dem Luftmagier. Der Roboter verfolgte Flint zwar, doch konnte er nicht verhindern, dass Flint den Fliegenden erreichte. Sechs Meter war vielleicht gegen normalgroße Gegner eine ausreichende Höhe, um sich vor Nahkampfangriffen zu schützen, doch Flint streckte den Arm aus, machte sich lang und bekam so den Fuß des Speerträgers zu fassen. Mit aller Kraft schleuderte Flint den armen Magier auf den Boden. Sein Rücken ließ ein hässliches Knacken verlauten, als der Aufprall dem Mann das Rückgrat brach. Doch Flint ließ nicht los, hob mit dem erschlafften Körper stattdessen wie mit einem Flegel nach seinem roboterartigen Kollegen. Dieser wurde vom unerwarteten Treffer durch die Straße geschleudert. Zuletzt zielte Flint auf eines der Fenster des Anwesens, in dem Eohl gerade ihrem Handwerk nachging, und schleuderte die verstellte Leiche direkt in das Zimmer hinter dem Fenster. Mit dem Leute-durch-die-Gegend-werfen hatte Flint ein gewisses Maß an Erfahrung und vielleicht diente das der Grünhaarigen ja irgendwie als Ablenkung.
Der Riese blickte dem geworfenen Körper noch kurz hinterher und freute sich, als er das Ziel traf, da entflammte sein Schenkel plötzlich in stechendem Schmerz. Der Robotermann hatte zu ihm aufgeschlossen, seinen Arm in einen gewaltigen Bohrer verwandelt und damit das Bein des Riesen attackiert. Nun klaffte eine ordentliche Wunde im Oberschenkel des Rothaarigen. Beeindruckt blickte Flint an sich hinab und erkannte, dass Blut daraus quoll. Gut gemacht!, lobte er den schweigsamen Roboter und schwang mit der Faust nach ihm.
Fancy Footwork: Duelist Soul TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 20 pro 3 Minuten MAX. REICHWEITE: selbst SPEZIELLES: Partial Take Over VORAUSSETZUNGEN: Manaregeneration Level 2, Schnelligkeit Level 2, Geschicklichkeit Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber verwandelt der Anwender seine Beine in die eines geschickten Fechters, wodurch diese drahtiger werden. Die Schnelligkeit eines seiner Beine steigt um einen Level. Man kann den Zauber auch zu gleichen Kosten auf beide Beine anwenden. Außerdem kann der Anwender dann auch schnelle Ausfallsprünge nach vorne machen und ohne Anlauf eine Distanz von zwei bis drei Metern blitzschnell überwinden.
Mastery:
Mastery-Stufe I: Anwendung auf beide Beine ohne Erhöhung der Kosten
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Eohl The Sun's Shade
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Es mochte naiv von dem Schwertkämpfer wirken, sich mitten im Raum aufzustellen, aber als Eohls aufmerksame Augen durch das Zimmer zuckten, war ihr schnell klar, dass er genau wusste, was er tat. Selbst von hier aus konnte sie klar sagen, dass keiner der beiden Spiegel im Schlafgemach ihn im Bild haben würde. Knapp stand er außerhalb der beiden Sichtfelder, die sie mit diesen Spiegeln abdecken konnte, und hatte sich herausfordernd der Assassine zugewandt. Er war wohl tatsächlich ziemlich gut über die Kriminellen Fiores informiert... Das musste ein ziemlich teurer Söldner sein. Vorbereitung machte einen großen Unterschied und Eohl arbeitete eigentlich gerne in Situationen, in denen sie mehr wusste als der Feind, nicht andersherum. Diese Option hatte sie aber heute wohl nicht. Während es draußen ganz schön lärmte, war es für die Yihwa keine Option, einfach zu warten oder gar zu verschwinden. Sie musste die Herausforderung annehmen, auch wenn sie nachteilig war. Auf ihn zugehen war keine gute Idee, so viel stand fest. Er hatte gesagt, wenn sie angriff, würde er sie damit nicht davonkommen lassen... In dem Fall war eine Fernkampfattacke wohl Eohls beste Wahl. Dann konnte sie sehen, wie er reagieren würde, und vielleicht die Eröffnung nutzen. „Ich nehme die Herausforderung an“, antwortete sie also kühl und streckte ihre linke Hand vor, die Finger gespreizt, sodass darum herum gleich fünf scharfkantige Spiegelscherben entstanden. Jede einzelne davon zielte sie ein wenig anders. Zwei würden die Großmutter treffen, wenn sie an ihm vorbeikamen, zwei den Jungen. Und eine... Eine schoss geradewegs auf die Brust des Schwertkämpfers zu. Der seufzte allerdings nur. „Das war keine Herausforderung“, meinte er, noch immer voller Ruhe, ohne auch nur ein Auge zu öffnen. Sein Griff um sein Schwert festigte sich. „Lediglich eine gut gemeinte Warnung.“
Im nächsten Moment ging alles ziemlich schnell. Die geweiteten, aufmerksamen Augen der Yihwa schafften es nur knapp, dem Angriff zu folgen, der innerhalb einer einzelnen Sekunde ausgeführt wurde. Der Körper des Bodyguards huschte zurück, während er in einem schnellen Schwung sein Schwert zog, bis es eine sehr spezifische Position erreichte. Die Spitze der Waffe färbte sich für einen kurzen Moment schwarz, während sie nicht nur einen, sondern gleich zwei Schatten warf: Einen durch das Licht, das von hinten durch das Fenster fiel, und einen durch das Licht, das vom Spiegel am Bett reflektiert wurde. Wie zwei dünne, schwarze Fäden waren die Schatten an der Wand mit der Spitze verbunden und folgten entsprechend, als er die Klinge gezielt nach unten zog. Auch wenn das Licht nicht mehr darauf fiel, blieb der gefestigte Schatten, und durch geschickte Bewegungen schaffte er es, die Fäden so zu ziehen, dass sie in Eohls Spiegelscherben eindrangen und diese zerteilten – alle fünf in einer einzigen Bewegung. Kaum hatte er sein Schwert zurück an seinen Körper gezogen, stürzte er auch schon nach vorne, hatte schnell den Blickwinkel der Spiegel wieder verlassen, um mit seinem Schwert geradewegs nach Eohl zu stoßen. Ihre Augen schnell wieder zusammenziehend hatte Eohl bereits ihre eigene Klinge in der Hand, war zur Abwehr bereit, ehe sie realisierte, dass die Fäden noch immer da waren. Flink huschte ihr Blick hinüber zu der Wand, wo der Schatten des Schwertes weiter folgte... und sah gerade rechtzeitig die Schattenhand, die von der Seite auf sie zuschoss. Gerade rechtzeitig senkte Eohl den Kopf und rollte über den Boden zur Seite weg, sodass sich die Klauen der Schattenhand in den Türrahmen bohrten – und ihr so geflissentlich den Fluchtweg abschnitten –, doch das Schwert ließ sich nicht so leicht beirren. Noch immer fest in den Händen ihres Gegners folgte ihr die Klinge zielsicher, stieß tatsächlich gegen Níu, das Eohl geschickt dagegen schlug, während sie sich mit der linken Hand vom Boden abstieß, um schnell wieder auf die Beine zu kommen. Jetzt musste sie nur einen Weg finden, an dem Bodyguard vorbei zu kommen auf die andere Seite des Raumes, dort wo ihre Opfer standen...
Just in diesem Moment, wohl beide Magier gleichermaßen überraschend, kam der Körper eines Menschen durch das Fenster geschossen. Eohl stand glücklicherweise am Rand des Raumes, konnte leicht zurückweichen, doch der sehr zentral positionierte Schwertkämpfer musste reagieren. Ohne auch nur einen Moment des Zögerns erhob sich seine Waffe und schnitt in einer geraden Linie von unten nach oben durch den Körper des Mannes, der gerade hereingeflogen war. Es dauerte nicht länger als einen Augenblick... aber auch Eohl hatte nicht gezögert, war durch den Raum gehuscht in dem Moment, in dem der Körper sie passiert hatte. Die Augen der Großmutter weiteten sich, als sie die Assassine auf sich zukommen sah, doch noch ehe sie reagieren konnte, hatte deren Schwert auch schon ihre Kehle durchtrennt. Anders als ihr Gegner konnte Eohl nicht einen ganzen Körper durchschlagen, versuchte es aber auch gar nicht erst. Es gab keinen leichter zu treffenden Schwachpunkt als den Hals, also war er immer ihre erste Wahl. „Du... du hast sie getötet...“ Die Stimme der Zielperson dieses Anschlags war ungläubig, als Eohl auch schon über den in sich zusammenfallenden Körper der alten Frau hinweg sprang und ihm einen kräftigen Tritt gegen den Brustkorb verpasste, der ihn nach Luft schnappend gegen den nächsten Schrank knallen ließ. Noch ehe er die Gelegenheit hatte, sich zu erholen, hockte sie auch schon neben ihm, ihr Schwert an seinem Hals, und blickte hinüber zu dem Bodyguard. „Du machst deine Arbeit nicht besonders gut“, grinste sie mit einem arroganten Glanz in den Augen. „Wenn ich jemanden beschütze, kommt er nicht in so eine Position...“ Der Schattenmagier zögerte, während er die Situation neu einschätzte. Der Verräter dagegen, der dieses ganze Chaos mit seiner Flucht überhaupt erst bedingt hatte, fasste sich aber zum ersten Mal in seinem Leben ein Herz. „Nein... damit kommst du nicht davon! Das akzeptiere ich nicht!“, rief er wütend aus und starrte Eohl widerspenstig an. „Ich lasse mich nicht als Geisel nehmen! Vergiss nicht, dass ich auch Magier bin!“ Er holte tief Luft und Eohl konnte sehen, wie sich in seinem Rachen Flammen bildeten...
... also schnitt sie ihm den Hals auf.
„Wer sagt, dass du eine Geisel bist? Ich bin nur hier, um dich zu töten“, stellte sie eiskalt klar, während sie aufstand, ihre blutige Klinge am Bettlaken abwischend. „Danke für die Hilfe, Flint!“, rief sie fröhlich aus dem Fenster heraus. „Ich bin hier soweit fertig! Gehen wir?“ Ihr Blick kehrte noch einmal zurück zu dem Schwertkämpfer und sie setzte ein schiefes Lächeln auf. „Na dann! Wenn du mich nicht noch aufhältst, verzieh ich mich jetzt, hehee...“
@Flint
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Flint biss die Zähne zusammen und bleckte sie zu einem breiten Grinsen. Der Metallmann war unter seinem Schlag weggetaucht und hatte sich, mit kreischenden Ketten als Fortbewegungsart, aus der Reichweite des Riesen begeben. Prüfend klopfte sich der Rotschopf mit der flachen Hand auf den Oberschenkel, den sein Kontrahent mit seinem riesigen Bohrer getroffen hatte. Es war eine solide Wunde, eine tiefere als Flint in den letzten Monaten bekommen hatte. Sie schmerzte ihn und er spürte, dass er sein Bein nicht mehr ganz so gut bewegen konnte wie noch zuvor. Endlich ein Gegner, den der Rotschopf ein wenig ernst nehmen konnte. Wirklich gut!, applaudierte er erfreut und musste dabei sicher einen skeptischen Blick von seinem Gegnüber ernten, doch dieser hatte sein Gesicht hinter der Fassade eines ausdruckslosen Robotergesichts verborgen. Flints Umrisse begannen zu Flackern und ehe sein Gegner sich versehen konnte hatte Flint eine Rüstung aus Stahlplatten und Kettenteilen um sich herum beschworen, die seinen Körper bedeckte und verstärkte. Wie ein wahrer Wüstenkrieger sah der Rotschopf nun aus. Dieser Harnisch würde den Crusader deutlich besser beschützen als der Bronzepanzer, den er sonst trug. Die Hand des Riesen wanderte an seine Hüfte und dieses Mal hielt Flint sich nicht zurück und zog sein Spatha. Beinahe zwei Meter Stahl schwang der Krieger geübt durch die Luft und gab sich dann in eine offensive Haltung. Auch sein Gegner nutzte die kleine Unterbrechung um sich vorzubereiten. Seine Brust wurde breiter, dann klappte eine Öffnung daran auf und ein Kanonenrohr, das aus ineinander gesteckten Zylindern bestand, wurde ausgefahren. Zahnräder ratterten und Servomotoren heulten auf, als der Robotermann das Kanonenrohr auf Flint ausrichtete. Der Rotschopf sprintete los. Noch immer von der Fencer Soul mit schnellem Fußwerk ausgestattet preschte er, das Schwert zu einem gewaltigen Hieb hoch über den Kopf erhoben und leicht hinter sich her ziehend, auf seinen Kontrahenten zu, und schlug dabei Haken nach links und rechts. Der Roboter hatte Schwierigkeiten, den Bewegungen des Hünen zu folgen. Immer wieder verschwand der Rothaarige aus dem Fadenkreuz, immer wieder wurde die Position des Hauptgeschützes nachjustiert. Und dann bekam der Wächter Flint endlich in Kimme und Korn und schoss. Ein gewaltiger Donnerschlag ließ Miln erschüttert, als das Artilleriegeschütz seine tödliche Ladung in Richtung des Riesen spie. Der Sand wurde an der Stelle des Roboters aufgewirbelt wie von einem Sandsturm, Fenster barsten, Menschen flüchteten. Und dann brach Flint durch die Sandwolke. Seine Rüstung war geborsten, sein Rumpf getroffen, doch sein Angriff nicht unterbunden. Rrraaaaaaahhhh!!! Mit einem Kriegsschrei, dem Kanonenschlag gegenüber nicht unwürdig, trennte Flints Schwerthieb Luft, Stahl, Muskeln, Fleisch und Knochen. Ein großer Teil des Torsos des Mannes, sein Kopf und einer der Arme wurden am Stück vom Rest seines Körpers getrennt und fielen, sich in ihre menschliche Form zurückverwandelnd, in den toten Wüstensand, der die Straßen Milns wie eine Schicht frischen Schnees bedeckte. Dem Schwerthieb folgte Ruhe.
Shell of Steel: Knight Soul TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 50 pro 3 Minuten MAX. REICHWEITE: selbst SPEZIELLES: Partial Take Over VORAUSSETZUNGEN: Manaregeneration Level 4(5), Widerstand Level 3, Heavily Armed: Knight Soul BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber verwandelt der Anwender seinen Torso, die Arme und einen Teil seiner Oberschenkel (und der Kopf, falls gewünscht) in den eines rüstigen Ritters, wodurch dieser von einer Stahlrüstung beschützt wird. Die Widerstandskraft des Anwenders steigt an den verwandelten Stellen um einen Level.
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