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 Charons Zimmer

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Charon
Desert Night
Charon
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BeitragThema: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptyMi 29 Sep 2021 - 17:48

das Eingangsposting lautete :

Ortsname: Charons Zimmer
Art: Wohnung
Spezielles: Bewohnt von Charin Dargin

Beschreibung: Seit ein paar Jahren bewohnt Charon ein günstiges Zimmer im Ostturm des Gildenpalastes von Crimson Sphynx. Abgesehen von einem kleinen Bad und einem Bereich, den er sich selbst zum Kochen mit einem lacrimabetriebenen Camping-Herd abgetrennt hat, handelt es sich praktisch um einen großen Raum. In der südöstlichen Ecke steht ein Bett, umgeben von einem Nachtschrank und zwei Kleiderschränken, mit ausziehbaren Schubladen, in der weitere Klamotten und das ein oder andere Souvenir verstaut werden. Die nördliche Wand dagegen ist gesäumt mit Büchern, selbst über das lange Bücherregal hinaus. Freigelassen sind nur die zwei Stellen, an denen das Licht der typischerweise sonnigen Tage durch die Fenster scheint. Eins dieser Fenster – das westlich des Bücherregals – liegt direkt über dem großen Schreibtisch des Magiers, auf dem man fast immer Referenzmaterial und Schreibutensilien findet. Auch das Regal an der Westwand ist vom Schreibtisch aus leicht zu erreichen und bedeckt die westliche Wand bis an den Punkt, an dem auch sie ein Fenster hat. Dieses beleuchtet die Gästeecke des Dargin, in der sich bis zu drei Personen an einen runden Holztisch setzen – zwei davon auf Stühlen, einer in einen teuren Sessel, der sich auch perfekt zum Schmökern eignet. Alles in Allem sehen die Möbel im Raum hochwertig aus, auch wenn die Vielzahl an Büchern einen seltsamen Eindruck vermitteln kann.

Change Log: ---


Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten...
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Zuletzt von Charon am Sa 16 Okt 2021 - 22:51 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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Charon
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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptySa 22 Jan 2022 - 3:08

Herr Dargin? Amüsiert grinste Charon, als Lian ihn mit Nachnamen ansprach. Es zeigte schon, dass er trotz ihrer Nacht-und-Nebel-Aktion mitten am helllichten Tag gelassen und humorvoll blieb – genau das, was Charon in einem Partner schätzte. „Wahrlich, wie sich die Zufälle häufen. Eine Freude, Sie zu sehen, Herr...“ Nach einem Moment des Überlegens stockte Charon. Richtig, trotz der Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, hatte der selten an anderen Menschen interessierte Finsternismagier bisher nicht daran gedacht, Lian nach seinem vollen Namen zu fragen. Wie unaufmerksam. „Verzeihung, können Sie mir Ihren Nachnamen verraten? Ich fürchte, dazu sind wir noch nicht gekommen.“ Mit einem leisen Lachen verschränkte er die Arme vor der Brust. Lian war wohl nicht der Typ dafür, sich von sich aus mit vollem Namen vorzustellen. Kein Wunder, dass er Charons Nachnamen kannte, während er seinen eigenen für sich behielt.
„Hm... bei mir ist es gerade nicht allzu ordentlich“, gestand das Weißhaar und zwinkerte Lian, der das ja bereits wusste, zu. „Gehen wir also zu dir. Herzlichen Dank für die Einladung.“ Im Zimmer des Schützen fühlte sich der Dargin ohnehin wohl, gerade jetzt, wo er die letzten Wochen eingepfercht gewesen war, vermutlich wohler als in seinem eigenen. Tatsächlich musste Charon zugeben, dass er sich gerade deutlich besser fühlte als noch vor ein paar Stunden. Es tat ihm gut, mal wieder heraus zu kommen, seine Arbeit zu machen und eigenmächtig einen erfolgreichen... Auftrag zu inszenieren. Vor Allem fühlte es sich aber gut an, dabei nicht allein zu sein. Nicht das Gefühl zu haben, sich der ganzen Welt alleine zu stellen. Noch nie hatte Charon beim Bearbeiten des Questboards um Hilfe gebeten. Nie hätte er auch nur daran gedacht, eine Tätigkeit, die nicht ans Licht kommen durfte, in Begleitung einer anderen Person abzuschließen. Und auch ein Gespräch über die Ziele, die er hatte, die Ideen, die er verfolgte, seine Thesen und seine Arbeit... Solche Gespräche führte er normalerweise nicht unter vier Augen. Wenn ihm jemand zuhörte, dann war es er selbst. Auf sein Image in der Gilde achtete er penibel, aber sein Umgang mit den anderen Mitgliedern ging nicht über Oberflächlichkeiten hinaus. Solange jeder ein gutes Bild von ihm hatte, war Charon damit zufrieden. Aber wenn man so den Kontrast dazu sah, war diese Art Zufriedenheit vielleicht ein wenig einsamer, als es ihm lieb gewesen wäre. Vielleicht war das der Grund dafür, warum er so gerne – nicht minder oberflächlich – mit hübschen Frauen liebäugelte, auch wenn diese Art Bemühungen nur selten Früchte trugen. War es wirklich so schwer, ihn zu mögen? Charon Dargin, der große Magier und Gelehrte, war für den Rest der Welt wirklich so uninteressant?

Mit einem Seufzen schüttelte er den Kopf. Seit wann interessierten ihn solche Sentimentalitäten? Als Stoiker war es nur natürlich, von der Notwendigkeit anderer Menschen abgetrennt zu existieren. Charon brauchte sie nicht. Es war schön, Zeit mit Lian zu verbringen, aber das war noch lange kein Grund, melancholisch zu werden. Stattdessen lachte er auf. „Oh, es war ein wundervolles Gespräch! Madame Sorana serviert wirklich köstlichen Tee! Auch wenn sie wohl nicht so recht weiß, wie sie mit Komplimenten umgehen sollte...“ Erheitert sprach Charon mit Lian über die ein oder andere Sache, die Heftward so erzählt hatte, gab eine dramatische Erzählung davon, wie er den Mann um den Finger gewickelt hatte, und zählte auf, wie oft die Angestellte in nur einem Gespräch nicht hatte verbergen können, wie peinlich ihr die Situation war. Er schien redseliger als sonst, offensichtlich sehr glücklich mit sich und der Welt, bis er mit schlagendem Herzen in Lians Zimmer angekommen war und sich auf das Bett seines Freundes setzte.
„Aah, wahrlich ein Erlebnis“, murmelte der Dargin heiter, während er erwartungsvoll sein Gegenüber ansah. „Also? Was haben wir uns Schönes verdient?“

@Lian


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Lian
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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptySa 29 Jan 2022 - 22:14

Das Lächeln auf Lians Lippen fror ein. Wie er mit Nachnamen hieß? Die Frage erwischte den jungen Mann kalt und gleichzeitig fragte er sich, wie dämlich er eigentlich hatte sein können. Herr Dargin – wie hatte er Charon mit Herr Dargin ansprechen können? Natürlich kam das Thema der Familiennamen auf, es war einfach die perfekte Vorlage. Lian hatte es herausgefordert, dass der hellhaarige Kollege darauf aufmerksam wurde, dass er nur den Vornamen des Illusionisten kannte und nachhakte. Glücklicherweise versank der ältere Magier gerade in seinen eigenen Gedanken, sodass dem Falls Zeit gegeben wurde, sich zu beruhigen und sachlich darüber nachzudenken, was er eigentlich von sich preisgeben wollte. Das Einfachste wäre eine Lüge – wenn der 19-Jährige eines konnte, dann lügen. Er hatte es verinnerlicht, konnte falsche Dinge erzählen, ohne mit der Wimper zu zucken und Fantasiewelten aufbauen, die sich wie die Realität anfühlten. Wenn man nett sein wollte, konnte man dieses Talent auf seine Illusionsmagie schieben, denn um Illusionen heraufbeschwören zu können, musste er die Fähigkeit besitzen, mit Überzeugung von der Wahrheit abzuweichen. In Wirklichkeit hatte sich der Braunhaarige sein Talent zum Lügen aber vielmehr in der eigenen Kindheit und Jugend aufgebaut, als er feststellte, dass er mit Lügen schneller ans Ziel kommen konnte und es auch nicht problematisch war, zu lügen, solange man kein Interesse an tieferen und längeren Beziehungen hatte. Und genau hier lag der Knackpunkt: Charon war keine Person, die er einmal traf und dann nie wiedersehen würde. Sie waren Kollegen, irgendwie auch Freunde und wenn Lian ihm eine Lüge erzählte, müsste er dieses Lügengebilde auf unbestimmte Zeit aufrechterhalten. Auch das wäre vielleicht möglich, aber… es ging noch weiter. Was war zum Beispiel mit Rin? Was wäre, wenn der Dargin die Lüge – von der er glaubte, sie sei die Wahrheit – an die Inuyama weitergab? Und woher sollte er wissen, wohin diese Lüge noch getragen wurde? Es war kaum kontrollierbar. Und wenn der Braunhaarige eines hasste, dann waren es Dinge, die er nicht kontrollieren konnte. Nein, es wäre fatal, Charon eine Lüge zu erzählen. Gar nicht antworten? Das würde den Finsternismagier erst Recht stutzig machen und weitere Nachfragen provozieren. Am Ende kam Lian bei einem Gedanken an, der ihn selbst überraschte: Und wenn er Charon einfach die Wahrheit sagte? Mit einem Seitenblick musterte der Bogenschütze seinen Freund. Das waren sie doch, oder? Freunde? Der Dargin war die erste Person in der Gilde Crimson Sphynx gewesen, mit der er wirklich zu tun gehabt hatte. Die erste Person, die ihn einfach geschnappt und zu einer Quest zu zweit gezwungen hatte, auf die Lian damals absolut keine Lust gehabt hatte. Noch immer spürte der junge Mann einen Knoten in der Magengegend, wenn er sich daran erinnerte, dass sie gemeinsam Levi dingfest gemacht hatten und gleichzeitig war der Illusionist so langsam bei der Erkenntnis angekommen, dass nicht Charon die Verantwortung dafür trug, was damals geschehen war. Sie… sie waren als Magier dort gewesen. Und im Endeffekt hatte der Dargin seinen Job erfüllt. Sein Charakter konnte fraglich sein, aber irgendwie glaubte Lian, dass sogar Charon heute anders reagieren würde als damals. Es war einige Zeit seit damals vergangen und es waren andere Bilder, die dem Braunhaarigen in den Kopf schossen: Von Charon, der neben ihm auf dem Boden der Wohnung aufwachte. Von dem Dargin, der ihn ihm im Knochental davor gerettet hatte, von einem Felsen erschlagen zu werden. Von einem Magier, der nach wochenlanger Einsamkeit von Lian wieder zurück in das Leben geholt worden war und der ihm genug vertraut hatte, um ihn auf diesen Diebestrip mitzunehmen. Sollte auch der Falls einen Schritt auf Charon zugehen? Ihm das Vertrauen entgegenbringen, das er ihm damals im Knochental hatte vorenthalten wollen? So wie Charon den Kopf schüttelte, schüttelte auch Lian seinen Kopf und fragte sich, seit wann er so sentimental war. Nicht ahnend, dass der Kollege trotz anderer Gedankengänge zu genau dem gleichen Schluss kam. Da hatten die beiden Männer wohl gleichermaßen aufeinander Einfluss geübt, was?

Nach einem längeren Gespräch über Heftward und seine Angestellten kamen beide Magier zurück in den Gildenpalast und betraten schlussendlich die kleine Wohnung von Lian. Hach – hier fühlte sich der Braunhaarige wohl. Während Charon sich auf das Bett fallenließ, holte der Braunhaarige zwei Gläser aus seinem Schrank und füllte diese mit Leitungswasser. Ungefragt reichte er eines der Gläser dem Dargin, trank dann einen Schluck aus dem eigenen Trinkgefäß und stellte den Rest auf der Küchentheke ab. Dass die Kehle nach einem Marsch durch die Wüstensonne ausgetrocknet war, sollte naheliegend sein, oder? Irgendwie dachte Lian erneut über die noch unbeantwortete Frage seines Nachnamens nach, ehe Charon ihn aus seinen Gedanken riss. Ihre Beute? Ach, natürlich! Der Falls drehte sich zum Hellhaarigen herum, trat auf ihn zu und hob beide Hände in die Höhe. „Hm. Lass mal sehen“, murmelte er, drehte dann – Illusionist, wie er war – das rechte Handgelenk und plötzlich lag eine goldene Kette in der rechten Handfläche. Dann drehte der Falls das linke Handgelenk und es erschien eine ebenso goldene Armbanduhr. Beide Schmuckstücke legte der 19-Jährige auf seinem Bett ab… und stutze dann. Lian richtete sich wieder auf, rieb sich über den lockigen Hinterkopf und blinzelte. „Ich hätte schwören können, dass da noch was war. Oh?“ Der Bogenschütze hielt inne und zog dann scheinbar aus seinen lockigen Haaren noch einen hübschen Ring. „Ah, da ist er doch!“ Auch den Ring legte er auf dem Bett neben Charon ab und grinste. Der junge Mann hatte darauf geachtet, nicht zu viele Schmuckstücke zu entwenden und doch den Wert soweit eingeschätzt, dass er und sein Kollege sie für einige Jewels verkaufen könnten. „Ich denke, damit sollte Heftward seine Schulden bei der Gilde Crimson Sphynx ausgeglichen haben. Sehr nett von ihm.“ Er wollte Charon die Zeit geben, sich den Schmuck selbst genauer ansehen zu können, weshalb er sich auf einen der Stühle fallenließ, die gleich neben dem Bett standen. Aufmerksam beobachtete er den Dargin und grübelte. Interessanterweise hatte der Brauhaarige nicht das Gefühl, sich durch diesen Diebstahl gerade angreifbarer gemacht zu haben. Er und Charon, sie saßen in diesem Moment beide im gleichen Boot. Wenn einer untergehen würde, würde der andere es auch tun. Die Tatsache, dass sie gemeinsam Heftward bestohlen hatten, dass sie in seiner Wohnung saßen und Diebesgut begutachteten, sorgte dafür, dass Lian sich Charon deutlich verbundener fühlte. So verbunden, dass er eine Entscheidung traf... Eine, die er hoffte, nicht irgendwann zu bereuen. „Übrigens, du hast nach meinem Nachnamen gefragt“, begann der 19-Jährige und ließ den Hellhaarigen dabei nicht aus dem Blick. „Falls. Ich heiße Lian Falls.“

@Charon


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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptySa 5 Feb 2022 - 2:03

In der Gildenhalle war es vermutlich vernünftig, ihre Konversation ein wenig zu minimieren – nicht, dass noch etwas herausrutschte, was nicht von der Allgemeinheit gehört werden sollte. Alles, was Charon tat, war selbstverständlich im Sinne der Gilde, aber man musste ja keine unangenehmen Missverständnisse riskieren mit Leuten, die nicht so recht verstehen würden, wie der Kopf eines höheren Wesens dachte. Zu viele von ihnen waren eher simpel gestrickt, sodass Charon seine Zunge im Zaum hielt, bis er sich in Lians wohlbekanntem Zimmer wiederfand und sich leicht streckte. „Hach ja, ein angenehmer Raum“, nickte er, während er sich wieder daran erinnerte, dass er Lian ein paar Bücher hatte vorbeibringen wollen. Das musste er bald nachholen. „Fühlt sich an wie ein zweites Zuhause.“
Er dankte für das angebotene Getränk, während er sich wieder niederließ auf dem einzigen Sitzplatz, der ihn wirklich interessierte: Auf der Kante von Lians Bett, nicht weit von dem Holztisch mit den zwei Stühlen. Das hier wirkte einfach bequemer, auch wenn er die Alternative noch nicht ausprobiert hatte. „Oho, nicht übel“, grinste Charon, als Lian ihm mit seinen Taschenspielertricks zeigte, was er eingesammelt hatte. Neugierig nahm der Dargin die Kette in die Hand, wog sie ein wenig zwischen den Fingern, betrachtete ihre Oberfläche. Kurz kratzte der Nagel seines Daumens darüber, ehe er sanft lächelte. „Echtes Gold. Trotzdem unauffällig und subtil. Ich wusste doch, dass ich mich auf deine Erfahrung verlassen kann, Lian.“ Der Dieb hatte ganze Arbeit geleistet, wie man an einem Funkeln in den düsteren Augen des Weißhaares erkennen konnte. Kurz schloss er sie, und als er sie wieder öffnete, war erneut das leuchtende Blau Merkurs in seinen Iriden zu erkennen. „Sie strahlen ja richtig! Welch wertvolle Schätze!“

Während Charon fasziniert die Funde des Duos betrachtete, bewegte sich Lian recht frei durch sein eigenes Zimmer – wieso auch nicht? – und setzte sich auf einen der Stühle, die der Dargin so bewusst ignorierte. Für den Moment war es nur der Schütze, der das Weißhaar ansah, nicht anders herum – erst als er angesprochen wurde, hob sich Charons Blick und traf auf die ungewohnt ernsten Augen seines Freundes. Er hatte nach seinem Nachnamen gefragt? „Oh... ja, das habe ich“, bemerkte er, als hätte er kaum daran gedacht. In diesem Fall war es allerdings nicht so, dass es ihm egal gewesen wäre, so sehr, dass keine Erinnerung an den Moment verblieben war. Im Gegenteil. Wieder einmal war er an einem Punkt gewesen, an dem Lian nicht länger Informationen mit ihm geteilt hatte, und wieder einmal hatte er es fallen lassen. Wenn Lian schwieg, ließ Charon ihn schweigen. Das Gleiche galt anders herum. Wenn er nicht sprechen wollte, würde der Illusionist ihn nicht dazu zwingen. Insofern hatte Charon eine Antwort bereits abgeschrieben... nur, um sie nun doch zu bekommen.

„... Lian Falls.“
Die Faszination über die Schmuckstücke, die er langsam wieder auf der Bettdecke ablegte, hatte das Gesicht des Weißhaarigen verlassen, während er aufmerksam den Schützen betrachtete. Für eine kurze Weile legte sich Schweigen über die beiden, während der Name schwer in der Luft hing. Nur langsam fasste sich Charon wieder, während seine Gedanken in verschiedene Richtungen gingen, und er setzte wieder ein lockeres Lächeln auf.
„Oh, was für ein hübscher Name“, lachte er und zog die Beine hoch auf die Matratze, um sich in den Schneidersitz zu hocken. Seine ganze Haltung war ein gutes Stück entspannter als noch Momente zuvor. „Du weißt es vielleicht nicht, aber unser Gildenmeister hat den gleichen Nachnamen wie du. Was für ein amüsanter Zufall!“ Ein Zufall, mehr konnte es wohl kaum sein. Nie hatte es einen Hinweis dazu gegeben, dass der so unmotivierte Kriminelle eine Verbindung zu dem hart arbeitenden, von Grund auf ehrlichen Magier Aram Falls haben könnte. Dass er seinen Nachnamen bisher so verschlossen gehalten hatte war vielleicht ein Indiz, aber nicht mehr als das. Arams eigene vergangene Neigung zum Verbrechen war bestenfalls Zufall und definitiv nicht so selten, dass es aussagekräftig wäre. Auch, dass sie einen ähnlichen Teint hatten, war in dieser Gegend nicht unbedingt ein eindeutiges Merkmal. „Du hattest gesagt, du lebst schon immer in Aloe, nicht wahr...?“, murmelte der Dargin nachdenklich, während er den Blick senkte. Er wusste, dass Aram hier Familie hatte. Kinder nicht, aber nähere Verwandte. Andere Falls. Obwohl... „Nein, Moment, vorher noch... Du hast mich schon bei unserem ersten Treffen nach ihm gefragt. Nach meiner Meinung zu ihm. Ziemlich aus dem Nichts.“ Kurz blinzelte Charon, ehe er den Kopf schüttelte. Was für ein lächerlicher Gedanke. Mit einem Lachen hob er seinen Blick wieder. „Hah! Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich dich für einen Neffen von unserem Gildenmeister halten! Ein lustiger Gedanke, so irrig er auch sein mag...“

@Lian


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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptyDi 8 Feb 2022 - 16:24

So unterschiedlich die Persönlichkeiten waren, mit denen Lian seit seinem Eintritt in die Gilde Crimson Sphynx zu tun hatte, so unterschiedlich waren auch die Strategien, die diese Menschen im Umgang mit ihm zeigten. Da waren die Einen, die an seinen guten Kern appellierten und dadurch versuchten, ihm Schritt für Schritt näherzukommen. Dann gab es Personen, die überhaupt keine Geduld zeigten, die ihn lieber in die Ecke drängten, ihm keinen Ausweg gaben und ihn dadurch förmlich dazu zwangen, seine Gedankenwelt zu offenbaren. Ebenso hatte der Falls unzählige Magier kennengelernt, mit denen er schlicht aneinandergeraten war und die ihn so zur Weißglut getrieben hatten, dass er dadurch Worte aus seinem Innersten ausgesprochen hatte, die er sonst vielleicht für sich behalten hätte. Und dann waren da Personen wie Charon – Menschen, die zwar Fragen stellten, aber auch unkommentiert jede Grenze respektierten, die ihnen aufgezeigt wurde (wir vermeiden an dieser Stelle das Thema des gewaltsamen Eindringens in seine Wohnung). Die es einfach hinnahmen, wenn der Braunhaarige schwieg und ihm einfach den Raum ließen, den er haben wollte (nein… nicht an die Wohnung denken!). Mit dem Gedanken daran, dass er schon sprechen würde, wenn er soweit war oder es wollte? Ja, je mehr Lian darüber nachdachte, desto deutlicher wurde, dass der Dargin sich mit seiner Vorgehensweise doch stark von den anderen Magierinnen und Magiern unterschied, die bisher mit dem Falls zu tun gehabt hatten. Die Wenigsten konnten so eine Geduld und Ruhe im Umgang mit ihm mitbringen, eine solch unvergleichliche Gelassenheit. Was allerdings nicht hieß, dass man mit dieser Vorgehensweise nicht genauso ans Ziel kommen konnte – wie sich gerade in diesem Moment mal wieder eindrucksvoll unter Beweis stellte.

Nachdem Lian seinen Nachnamen ausgesprochen hatte, stellte sich ein Schweigen zwischen beiden Sphynx-Magiern ein. Was genau in diesem Augenblick im Kopf des Finsternismagiers vorging, konnte der 19-Jährige beim besten Willen nicht sagen und doch versuchte er, irgendetwas aus dem Gesicht von Charon ablesen zu können. Sei es Verwunderung, Überraschung, Entsetzen oder Faszination – irgendetwas musste es doch geben. Der Diebstahl sowie der goldene Schmuck, den sie von Heftward entwendet hatten, war plötzlich vollkommen zweitrangig, fast schon vergessen worden. Viel wichtiger war es Lian, was für eine Reaktion sein Freund auf die Nennung seines vollständigen Namens zeigen würde. Erst überraschte es den Lockenkopf, dass Charon keine einzige der zuvor genannten Gefühlsregungen zeigte, im zweiten Gedankengang war die Reaktion aber so naheliegend und passend für den Dargin, dass Lian eigentlich damit hätte rechnen müssen. Er setzte sich im Schneidersitz auf das Bett und lächelte locker, als er doch tatsächlich äußerte, dass der Gildenleiter rein zufällig den gleichen Nachnamen tragen würde. Zufall – Charon ging von einem Zufall aus. Offensichtlich war es für den Finsternismagier so abwegig, dass ausgerechnet der Illusionist mit dem glorreichen Gildenleiter verwandt sein könnte, dass er die Möglichkeit gar nicht in Erwägung zog, sondern die Dinge anders zurechtschob. Konnte der Falls dem Hellhaarigen daraus einen Vorwurf machen? Er erinnerte sich daran, was der Dargin bei ihrer ersten Begegnung im Oasis Park gesagt hatte, als er nach seiner Meinung über Aram Falls ausgefragt worden war:

„Ich meine, es ist eine Selbstverständlichkeit, dass Aram zu den größten Magiern des Kontinents gehört. Jeder kennt seine Erfolge und die Leistungen, die er für Crimson Sphynx erbracht hat und weiterhin erbringt. Ich persönlich schätze ihn als zuverlässigen Anführer, der ein gutes Gefühl dafür hat, wem er wichtige Aufgaben anvertrauen kann.“

Einer der größten Magier des Kontinents. Jeder kannte seine Erfolge und Leistungen. Aram Falls, der zuverlässige und hoch angesehene Anführer. Charon hatte damals einfach alles ausgesprochen, was auch sonst jede Person über seinen Onkel dachte und gleichzeitig war es nichts gewesen, was Lian hatte hören wollen. Denn es bestätigte ihn darin, dass er nicht ansatzweise an den Gildenleiter heranreichen konnte – und das auch niemals könnte. Wenn man es so betrachtete, konnte man Charon keinen Vorwurf daraus machen, dass er die Verwandtschaft zwischen den beiden Falls nicht wirklich glauben konnte und wollte. Immerhin zweifelte der Illusionist bereits sein gesamtes Leben nicht nur an sich selbst, sondern insbesondere an diesen Familienverhältnissen… Nach und nach stellte Charon Fragen – danach, ob der Falls schon immer in Aloe gelebt hätte, genauso erwähnte er, dass Lian ihn bei der ersten Begegnung auf seine Meinung bezüglich des Gildenleiters angesprochen hatte. Dann blinzelte der andere Magier, schüttelte den Kopf. Und sprach mit einem ungläubigen Lachen eine Schlussfolgerung aus, die er selbst nicht wahrhaben wollte.

Wenn er es nicht besser wüsste, würde er davon ausgehen, dass Lian ein Neffe des Gildenleiters wäre. Während Charon lachte, zuckten die Mundwinkel des Bogenschützen keinen Millimeter. Was genau man aus den hellgrünen Augen des jungen Mannes gerade ablesen konnte, vermochte der Falls nicht einmal selbst zu sagen. Dass der vermeintliche Witz bei ihm allerdings nicht ankam, sollte unumstritten sein. „Ein lustiger Gedanke…“, wiederholte er die Worte und dachte darüber nach. Eigentlich war das der perfekte Anlass, um doch noch von der Beichte abzukommen. Der Finsternismagier servierte dem Braunhaarigen einen Ausweg auf dem Silbertablett, er musste nur in den Witz einstimmen und ein wenig lachen. Leider war Lian absolut nicht nach Lachen zumute. Er wandte den Blick ab, sah stattdessen aus dem Fenster seiner kleinen Wohnung, hinauf in den strahlend blauen Himmel. „Mir ist durchaus bewusst, dass der Gildenleiter den gleichen Nachnamen hat.“ Wieder ein paar Sekunden des Schweigens, dann drehte er sich dem Dargin wieder zu und suchte den direkten Blickkontakt mit den violetten Seelenspiegeln, das Gesicht auffallend ernst. Lian hatte sich dazu entschieden, die Wahrheit sagen zu wollen, also würde er nicht so einfach davon ablassen – er musste offensichtlich genauer werden. „Es ist kein amüsanter Zufall, dass wir den gleichen Nachnamen haben. Ich… bin der Neffe des Gildenleiters. So irrig dieser Gedanke auch erscheinen mag.“ Lian neigte den Kopf leicht zur Seite, stand dann auf und trat neben den Dargin. Er setzte sich allerdings nicht zu ihm, sondern hob von der Matratze die goldene Armbanduhr von Heftward auf, stand dann wieder gerade und begutachtete das Diebesgut ein wenig genauer. Eigentlich tat der 19-Jährige das nur, weil er nicht wusste, wie er diese merkwürdige Situation anders überbrücken sollte. Es fühlte sich nicht angenehm an, seine Verwandtschaft mit Aram Falls auszusprechen. Erst recht nicht, wenn man bedachte, dass er und Charon gerade jemanden bestohlen hatten… Der Falls schloss die Hand um die Armbanduhr, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich dann gegen die Wand in seinem Rücken. Aus dieser Position heraus sah er zum sitzenden Dargin herab. „Ich habe dich damals nach deiner Meinung zum Gildenleiter gefragt, weil ich mir irgendetwas erhofft hatte, das dem perfekten Bild von Aram vielleicht einen Kratzer verleihen könnte. Andere Eindrücke, als sie sowieso schon in der Öffentlichkeit thematisiert werden. Nicht nur seine glorreichen Taten und Führungsqualitäten.“ Lian schmunzelte, als er sich zurückerinnerte. „Nur damit du es weißt: Du hast mich damals ziemlich enttäuscht“, ergänzte er mit deutlich hörbarem Amüsement in der Stimme. Charon Dargin hatte nichts als gute Worte für seinen Onkel übriggehabt, im Nachhinein fragte sich Lian aber auch, wie er etwas anderes hatte erwarten können. Es war ziemlich naiv von ihm gewesen. Er seufzte stumm, löste dann die Verschränkung seiner Arme und ließ die goldene Armbanduhr nur mit Zeigefinger und Daumen gehalten der Länge nach in der Luft hängen. „Wie du dir vielleicht vorstellen kannst, weichen die Vorstellungen von Aram und mir gelegentlich voneinander ab.“ Die Untertreibung des Jahrhunderts. „Weshalb wir unser Verwandtschaftsverhältnis auch lieber für uns behalten.“ Er ließ die Armbanduhr los, fischte sie allerdings sogleich in einer fließenden Bewegung aus der Luft und ließ sie wieder in der Handfläche verschwinden. Dann erinnerte sich Lian an etwas und ein schiefes Grinsen schlich sich auf seine Lippen. „Ich hoffe, dir ist bewusst, wie viel Vertrauen ich dir mit diesen Worten zeige, Charon.“ Eine Wortwahl, die dem Dargin vielleicht bekannt vorkommen könnte?

@Charon


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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptyDi 8 Feb 2022 - 18:21

Das war die Gelegenheit gewesen. Der Moment, in dem Lian hätte zurückziehen können, in dem er hätte stoppen können, behaupten, dass es doch nur ein Zufall oder ein Scherz gewesen sei, war hier. Gerade eben noch. Und dennoch ließ er ihn nicht nur verstreichen, er wiederholte seine Aussage sogar. Ja, selbstverständlich war Charon bewusst, was der Name bedeutete, wenn er dazu bereit war, es sich selbst einzugestehen. Doch so einfach war das Ganze nicht! Aram Falls war die Person, deren Meinung Charon vermutlich am Meisten bedeutete. Der Mann, den er seit zwei Jahren zu beeindrucken versuchte, für dessen Gunst er so sehr kämpfte. Lian dagegen war vermutlich die erste Person, die er als Freund zu bezeichnen vermochte, und die Person, der gegenüber er seine ehrlichste Seite zeigte. Wie konnte es denn sein, dass er diese Verbindung zwischen ihnen nicht kannte? Was bedeutete es überhaupt für seine Beziehung zu den beiden? Wie viel wussten die beiden davon, wie er mit dem jeweils anderen umging? Charon biss die Zähne zusammen, während ein Zittern durch seinen Körper fuhr. Er wusste es nicht. Er wusste nicht, was diese Erkenntnis bedeutete.
Aber Lian erlaubte ihm nicht, sich mit einer Fehldeutung in Sicherheit zu wiegen.

„... so irrig ist der Gedanke vielleicht gar nicht“, meinte der Dargin schlussendlich, während er dabei zusah, wie Lian die Uhr aufnahm und damit zu spielen begann. Brauchte er etwas, um seine Hände zu beschäftigen? War er genauso nervös, wie sich auch das Weißhaar gerade fühlte? Sie waren beide gut darin, gelassen zu wirken und ernste Themen mit Scherzen abzutun, aber wie oft versteckte sich dahinter eine ernsthafte Unruhe? Jetzt gerade spürte Charon sie. Seine eigene und, zumindest glaubte er das, auch die seines Freundes. Mit so wenigen Vorbehalten wie möglich lauschte er der Geschichte des Schützen... des Falls und musste sich mehrfach daran erinnern, seine Gefühle unter Kontrolle zu behalten, während er sie hörte. Abgetrennt von seinem Inneren, wie er oft war, wusste Charon tatsächlich nicht genau, was er gerade fühlte. War er sauer ob dieses Geheimnisses, hatte er Angst, weil das Bild, das Aram und Lian von ihm hatten, von dem abweichen konnte, was er bisher geglaubt hatte? War er endlos schockiert oder freute sich ein Teil von ihm sogar darüber, dass Lian sich ihm gegenüber öffnete? Dass da etwas in ihm brodelte, das spürte der Dargin, auch wenn er dessen Bedeutung nicht logisch erschließen konnte. Tief durchatmend rief er sich selbst zur Ruhe. Das hier war nur ein Gespräch mit Lian. Er hatte die ganze Zeit in aller Ruhe mit Lian gesprochen, hatte mit diesem ein Zimmer geteilt. Unabhängig von seinem Nachnamen, von seiner Familie, gab es keinen Grund zur Aufregung.
„Es tut mir leid, dich enttäuscht zu haben...“, meinte das Weißhaar mit gewohnt ruhiger Stimme und dem entspannten Lächeln, das man bereits von ihm kannte, während er langsam von der Bettkante rutschte und sich wieder aufstellte. Seine Augen nicht von denen des Illusionsmagiers lassend schritt er langsam auf sein Gegenüber zu. „Ich stehe allerdings zu meinen Worten. Aram Falls ist bewundernswert. Er ist ein enorm talentierter Magier, in dessen Hände ich mein Leben legen würde.“ Mit diesen Worten blieb er stehen, dicht vor Lian, ließ diesem wie so oft nicht allzu viel Freiraum. Er hatte sich selbst dazu entschieden, sich mit dem Rücken an die Wand zu lehnen, dabei kannte er doch Charons Natur, wusste, dass dieser weder Respekt vor Abstand hatte, noch gerne in Kauf nahm, dass man vor ihm davonlief oder ihn wegschickte. Mit der Wand hinter und dem Dargin vor sich hatte Lian kaum eine Wahl, als die leisen Worte Charons über sich ergehen zu lassen: „Das liegt dann wohl in der Familie...“

Daraus, dass Charon eine große Zukunft in Lians Magie sah, hatte er nie einen Hehl gemacht, im Gegenteil, er hatte den Jüngeren bei jeder Gelegenheit gefördert. Sein endloses Vertrauen hatte er ebenso nicht nur angekündigt, sondern demonstriert und bewiesen. In der Knochenhöhle zuerst und dann erneut in der Gildenhalle, heute. Insofern hätte Lian gar nicht den gleichen Wortlaut verwenden müssen, auch wenn es dem Ego des Dargin schmeichelte – allein die Erklärung seines Vertrauens bedeutete ihm viel. Sanft, aber bestimmt ergriff Charon die Hand des Diebes, um mit seiner freien Hand die Uhr heraus zu nehmen und beiseite zu legen. „Kein Grund zur Nervosität. Unsere Beute läuft nicht weg“, sprach er ruhig. Weder seine, noch Lians Aufmerksamkeit sollte jetzt auf etwas Anderem liegen. Die Offenbarung bedeutete für sie beide viel. Darüber war zu sprechen – ungestört. Ohne seine kleine Spielerei. „Ich weiß dein Vertrauen zu schätzen, Lian. Das tue ich wirklich. Deswegen werde auch ich dir gegenüber ehrlich sein.“ Kurz schloss er die Augen, atmete langsam aus. Das war nicht einfach für ihn. Viele Gedanken gingen Charon durch den Kopf, die er nur schwer formulieren konnte. Viele Emotionen, die sich nicht ordentlich kategorisieren lassen wollten. Mit einem leicht genervten Seufzen öffnete er die Augen wieder und entschied sich für einen Start.

„Ich danke dir für deine Ehrlichkeit, auch wenn es eine Information ist, die mir auf den ersten Blick missfällt“, meinte er und schüttelte den Kopf. „Ich habe oft mit deinem Onkel gesprochen, Lian, und ich habe viel Zeit damit verbracht, mir einen Namen zu machen. Seit du den Mund geöffnet hast, verfolgt mich der Gedanke, was das hier für mich bedeutet. Das Letzte, was ich will, ist dass meine harte Arbeit, alle meine Leistungen, schlussendlich nicht im Vordergrund stehen, wenn jemand meinen Rang betrachtet, weil man denken mag, ich sei der beste Freund des Neffen unseres werten Gildenmeisters!“ Es war frustrierend! Nicht nur der Gedanke selbst, sondern allein die Tatsache, dass ihm der Gedanke kam! Wie lächerlich war das? Warum war das das Erste, was ihn verfolgte, wenn das doch eher für Lian als für ihn eine schwierige Situation sein sollte? „Davon abgesehen... ist die Freude, die ich über dein Vertrauen empfinde, vollkommen unverhältnismäßig. Ich weiß nicht, wieso sich das so positiv anfühlt... Vor Allem, da ich nicht einmal weiß, wie viele Menschen es schon vor mir gehört haben. Was, wenn dir dieser Moment deutlich weniger bedeutet als mir? Was für ein schmerzhaftes Gefühl wäre das?“ Auch dieser Gedanke war... schockierend egoistisch. Eventuell war es keine Überraschung, dass die Empfindungen des Dargin so selbstsüchtig waren, aber es fühlte sich definitiv nicht gut an. Nicht für ihn, und sicher auch nicht für Lian, was den Knoten in Charons Magen umso enger zog.

„Und als wäre das nicht genug...“, murmelte das Weißhaar, blickte in dem engen Spalt zwischen sich und dem Falls hinab auf den hölzernen Boden, während er noch mehr von sich preiszugeben drohte. Etwas, was er eigentlich wirklich nicht zugeben wollte, was aber unbedingt herausbrechen wollte. Kurz ballte sich seine freie Hand zur Faust, ehe er sie wieder locker ließ, sich nach vorne lehnte... und Lian umarmte.

„Ich bin wirklich... wirklich erleichtert, dass du mein Vertrauen erwiderst, Lian... und dass du nicht mehr denkst, es wäre mir egal, ob dir etwas passiert...“

@Lian


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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptyMo 14 Feb 2022 - 21:00

Charon Dargin sollte also ein Mensch sein, der unkommentiert jede Grenze des Falls respektierte? Der ihm einfach den Raum ließ, den er benötigte, in der Überzeugung, dass Lian schon sprechen würde, sobald er sich bereit dazu fühlte? Das… war dann wohl mehr Traum als Realität. Lian hatte eindeutig nicht mehr alle Latten am Zaun, dass er ausgerechnet bei dem Weißhaarigen zu solch merkwürdigen Schlussfolgerungen kam. Naja, egal. Alles auf Anfang und der Reihe nach. Tatsächlich hatte der Braunhaarige sich die Uhr von Heftward in der Absicht geschnappt, sich durch die Spielereien von der Unruhe abzulenken, die tief in ihm schlummerte. Es war das erste Mal, dass er sich wagte, einem anderen Magier bewusst und bei vollem Verstand von seiner Verwandtschaft mit Aram Falls zu erzählen. Juno wusste es, weil sie sich aus der Kindheit kannten. Yuuki wusste es, weil er es zumindest vage durch Gin erfahren hatte und Lian sich schlussendlich so zur Weißglut hatte treiben lassen, dass er seine Worte nicht recht unter Kontrolle gehabt hatte. Und Rownan könnte es wissen, wenn er den Nachnamen, den er auf dem ausgefüllten Antrag in seinem Zimmer gelesen hatte, in den richtigen Kontext hätte bringen können. Summa summarum konnte man sagen, dass die Situation, wie sie sich jetzt gegenüber dem Dargin zeigte, für Lian totales Neuland und damit unkalkulierbar war. Er wollte Charon wirklich vertrauen, bereute es daher auch nicht, die Worte ausgesprochen zu haben und doch waren so viele unsichere Faktoren damit verbunden, dass der Brustkorb des Bogenschützen sich deutlich zusammenzog und er sich konzentrieren musste, um weiterhin bewusst zu atmen. Die Ablenkung mit Heftwards gestohlener Armbanduhr kam dem jungen Mann daher gerade sehr recht.

Oder etwa doch nicht?

Als der Finsternismagier sich von der Bettkante aufrichtete, wurde Lian noch nicht misstrauisch. Als er sich ihm danach zuwandte und langsam auf ihn zutrat, runzelte der Braunhaarige zumindest die Stirn. Erst als Charon direkt vor ihm zum Stehen kam, wurde dem jüngeren Magier klar, dass ihm durch die Wand in seinem Rücken jeder Fluchtweg abgeschnitten war. So richtig irritiert und unsicher wurde Lian aber erst, als er die Worte hörte, die der Dargin aussprach. Seine Lippen öffneten sich leicht und die Augenbrauen huschten weit nach oben. Aram war ein enorm talentierter Magier, in dessen Hände Charon sein Leben legen würde? Und… das lag dann wohl in der Familie?

Okay, damit hatte der junge Mann sicherlich nicht gerechnet.

Die hellgrünen Augen fixierten den Dargin und er war so eingenommen von dieser Aussage, dass ihm erst zu spät auffiel, dass Charon seine Unaufmerksamkeit nutzte, um ihm die goldene Armbanduhr zu entwenden. Geschwind huschte der Blick des Falls nach unten, doch ehe er etwas sagen konnte, löste sich das Metall aus seinen Fingern und entschwand aus seiner Reichweite. Auch der letzten Möglichkeit beraubt, dieser Situation ansatzweise zu entfliehen, richtete der Falls seinen Blick wieder auf und sah direkt in das Gesicht des Finsternismagiers, der noch immer so nah an ihm stand, dass die Sphynx meinte, den warmen Atem des anderen auf seiner Haut spüren zu können. Zumindest eines hatte Charon mit seinem Vorgehen eindeutig geschafft: Die Handlungen erschienen dem Bogenschützen nicht nur undurchsichtig, er hatte auch keine Ahnung, auf was genau er sich hier gerade einstellen sollte. Und so blieb Lian überhaupt nichts anderes übrig, als erstarrt wie ein Kaninchen in der Falle darauf zu warten, was geschehen würde. Bisher war es aber vorrangig eine Anforderung, die an ihn gestellt wurde: Er musste sehr genau zuhören.

Es hörte sich falsch an, als Charon davon anfing, von seinem Onkel zu sprechen. Niemand vor dem Dargin hatte so eine Wortwahl genutzt, was auch daran lag, dass kaum ein anderer Magier über die Verwandtschaftsverhältnisse Bescheid wusste. Und die, die es wussten, waren nicht sonderlich erfreut darüber, dass der hochrangige Gildenleiter einen Taugenichts als Neffen hatte, weshalb auch hier eine solche Formulierung eher vermieden wurde. Ein gutes Beispiel dafür war Koren Zur, der zwar eindeutig von der Familie der Falls wusste, allerdings niemals das Wort Onkel in den Mund nehmen würde, wenn er gegenüber Lian den Gildenleiter thematisieren würde. Es suggerierte indirekt eine Nähe, die zwischen ihnen einfach nicht bestand. Wichtiger als das waren allerdings die weiteren Gedanken, die der Dargin teilte, die auffallend… egoistisch waren. Er machte sich Gedanken darüber, was diese Offenbarung für ihn bedeuten könnte? Er wollte nicht, dass sein Ansehen darunter litt, weil er der Freund des Neffen des Gildenleiters war? Pardon, nicht nur ein Freund, sondern der beste Freund. Nicht, dass es Lian wunderte, dass er bei so einem Urteil nicht einmal nach seiner Meinung gefragt wurde, aber in der Kombination mit den vorhergegangenen Sätzen machte es ihn überraschend… wütend. Natürlich kannte er Charon, wusste um seine Marotten und hätte sich denken können, dass seine Gedanken vor allem auf sich selbst bezogen sein würden. Leider änderte das gar nichts daran, dass der 19-Jährige sich absolut falsch behandelt fühlte. Das Geständnis, mit Aram verwandt zu sein, war ihm schon schwierig genug über die Lippen gekommen, dann wurde er von Charon auch noch in die Enge getrieben, danach um die letzte Ablenkung beraubt und das nur, um sich im Anschluss irgendein selbstgefälliges Gerede anhören zu müssen?! Der Braunhaarige ballte die Rechte zur Faust und biss die Zähne zusammen, als ein bedrohliches Knurren seiner Kehle entfloh: „Scheiße, Charon, hörst du dir eigentlich…“ Aber weiter kam Lian nicht, denn der Dargin sprach einfach weiter, als hätte er die Stimme seines Freundes nicht einmal gehört. Charon verspürte eine unverhältnismäßige Freude über das gezeigte Vertrauen? Es fühlte sich positiv an? Die Wut, die eben noch in dem Falls hochgekocht war, ebbte für vielleicht fünf Sekunden ab… und kehrte wohl in doppelter Intensität zurück, als Charon doch tatsächlich die Dreistigkeit besaß, die These in den Raum zu stellen, dass Lian seine Verwandtschaft mit Aram bereits unzähligen weiteren Personen offenbart haben könnte. Dass er nur einer von vielen wäre. Es war nur ein einziger Gedanke, den der Falls in diesem Moment fassen konnte: Wer hat dir bitte ins Hirn geschissen?! und den er drauf und dran war, Charon in genau dieser platten Ausdrucksweise an den Kopf zu werfen… Aber dann wurde er umarmt und nicht nur die Worte, sondern auch die gesammelte Wut blieben ihm wortwörtlich im Halse stecken.

Er wurde… umarmt. Von Charon Dargin.

Und schon war Lian wieder erstarrt. Die Augen weit aufgerissen, sah der junge Mann über die Schulter seines Freundes hinweg auf irgendeinen nicht-existenten Punkt in seiner Wohnung und verarbeitete die Worte, die an ihn gerichtet worden waren. Wie zum Henker schaffte es dieser verdammte Egomane, ihn mit seinen selbstbezogenen Worten und Vorwürfen erst wütend zu machen, ihn dann zu verwirren, dann wieder wütend… und ihm mit einer beschissenen Umarmung und rührseligem Getue dann einfach allen Wind aus den Segeln zu nehmen?! So, wie die Dinge nun standen, konnte der Falls dem älteren Magier gar nicht mehr irgendwelche Beschimpfungen entgegenkotzen, wie er es eigentlich vorgehabt hatte. Das war… unfair. Und unbefriedigend. Aber vermutlich – und das nervte Lian am Meisten – auch besser so.

In den ersten Sekunden reagierte der Falls überhaupt nicht. Paralysiert stand er in seiner Wohnung und ließ den unerwarteten Körperkontakt einfach über sich ergehen. Er glaubte, Charon würde gleich wieder von ihm ablassen, aber das geschah nicht. Irritiert hoben sich die Arme des Falls an und er erwiderte tatsächlich die Umarmung, in die er gezogen worden war. Es waren ein paar Augenblicke, die verstrichen, ehe der Braunhaarige wieder zu Sinnen kam, sich daran erinnerte, wen er hier eigentlich vor sich hatte… und seinen Freund daher an den Schultern packte und ihn zumindest soweit wieder von sich schob, dass sie sich wieder ins Gesicht sehen konnten. „Charon, komm schon. Genug Sentimentalität, das ist der Part von Rin, nicht von uns“, meinte Lian auffordernd, allerdings nicht nur an den Dargin gerichtet, sondern auch, um sich selbst wieder zusammenzureißen. Er und der Dargin trietzten und beleidigten sich, sie raubten neuerdings auch irgendwelche Leute gemeinsam aus, aber die Emotionalität brachte die Inuyama in dieses Gespann und das durfte auch gerne so bleiben.
Der 19-Jährige räusperte sich und wandte kurz den Blick ab, um seine Gedanken zu ordnen. Zugegeben, das fiel nicht sonderlich leicht, solange er immer noch die Wand im Rücken hatte und der Dargin direkt vor ihm stand. Also musste zuerst an diesem Umstand etwas geändert werden: Lian tauchte unter dem Arm seines Freundes hindurch und trat dann rückwärts, den Blick zum Kollegen gerichtet, zwei Schritte in den Raum hinein… bewusst darauf achtend, früh genug zu stoppen, um nicht erneut mit dem Rücken gegen irgendeine Wand oder seinen Küchentresen zu stoßen. Den Fehler machte man nur einmal. Dann blieb er stehen und hob die Hände ergeben an. Jetzt, wo er wieder ein bisschen Platz hatte, war es deutlich einfacher, zu einer Antwort anzusetzen: „Ich habe mit vielen Reaktionen gerechnet… aber nicht damit“, gab er zu, zuckte dann mit den Schultern. „Aber um das klarzustellen: Aram und ich sind absolut nicht interessiert aneinander, also brauchst du dir keine Sorgen um deine Erfolge und Leistungen für die Gilde machen. Wir wollen auch beide nicht, dass dieses Verwandtschaftsverhältnis irgendwie in der Gilde näher thematisiert wird. Charon, ich bitte dich daher ernsthaft, die Sache für dich zu behalten.“ Der letzte Satz wurde mit einer Ernsthaftigkeit ausgesprochen, dass hoffentlich auch dem Dargin bewusstwurde, dass das absolut kein Spaß sein sollte. Der 19-Jährige atmete tief ein, dann wieder aus. Was hatte Charon noch gesagt? Er wüsste nicht, wie viele Menschen es schon vor ihm erfahren hätten? Er seufzte stumm. „Du bist die erste Person, der ich von meiner Verwandtschaft mit Aram erzähle. Ich… möchte dich also bitten, es auch Rin gegenüber nicht zu erwähnen.“ Noch ein Geheimnis, das die beiden Männer gegenüber der Caninen haben würden? Jeder normale Mensch hätte erkannt, dass es einer Beziehung nicht guttun konnte, so viele Geheimnisse vor jemandem zu haben und dass es umso unschöner wurde, sollte die Wahrheit irgendwann ans Licht kommen. Aber Lian war gerade nicht dazu in der Lage, vielleicht war er auch einfach nicht reif genug, um das richtig einzuschätzen. Der Illusionist rieb sich über den Hinterkopf und sah dann zur Seite weg, in dem Versuch, die leichte Röte zu überspielen, die sich auf seiner Nase bildete: „Also… ja, Charon. Ich vertraue dir. Und… ich…“ Es fiel ihm wirklich schwer, die Worte auszusprechen, aber nach kurzem Zögern ergänzte er: „Ich glaube nicht, dass dir egal ist, wenn mir etwas passieren würde.“ Lian entschuldigte sich zwar nicht dafür, es seinem Freund im Knochental vorgeworfen zu haben, aber immerhin nahm er durch seine jetzt formulierten Sätze das Ganze wieder zurück. Das war ein ziemlich großer Schritt für den stolzen Dieb. Lian war niemand, der ernste Situationen sonderlich lange aushielt, weshalb er in seiner typischen Art und Weise versuchte, mit einem nachgeschobenen Satz und einem schmalen Grinsen auf den Lippen, die Situation zum Schluss hin aufzulockern: „Deine Komplimente und Bewunderungen für den Gildenleiter kannst du aber gerne weiterhin für dich behalten. Ich bin dein Ansprechpartner, wenn du dich mal über Aram beschweren willst, alles klar?“

@Charon


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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptyDo 17 Feb 2022 - 0:17

Im Käfig von Charons dominanter Aura gefangen und dazu gezwungen, seinen Beitrag zu der Situation zu hören... So gefiel Lian dem Dargin. Er hatte keine Lust auf Widersprüche oder darauf, dass jemand seine Gefühle, die er ohnehin so selten teilte oder auch nur zuließ, kritisierte. Wenn er ihn ließ, würde der Falls – ihn gedanklich endlich so nennen zu können war noch immer ungewohnt – sicherlich kein Blatt vor den Mund nehmen, und ganz ehrlich, das konnte Charon nicht gebrauchen. Dass seine Gedanken egoistisch waren, das musste ihm niemand sagen. Dass seine Zweifel ungerecht sein konnten, das war ihm bewusst. Es ging um Emotionen, um Dinge, die selbst er nicht vollends kontrollieren konnte, und würde man ihn dafür ankeifen, würde er es sich beim nächsten Mal noch ein siebzehntes Mal überlegen, ob er es wirklich tun wollte. Lieber hatte er einmal alles gesagt – das Gute und das Schlechte – und hörte sich an, was Lian über das Endergebnis dachte, anstatt ihn auf jede Kleinigkeit einzeln reagieren zu lassen.
Womit allerdings nicht einmal Charon gerechnet hatte, war, wie verwundbar er sich selbst zurücklassen würde. Nein, Lian zu umarmen war keine clevere Strategie gewesen, um ihn zu überraschen und zu besänftigen – es war ein schwer zu erklärender Drang, der den Dargin schlussendlich übermannt hatte. Er war wirklich glücklich... was sich absolut nicht mit seinen Zielen und Überzeugungen als Stoiker deckte, aber für den Moment war es wohl in Ordnung, seinen Fokus von sich zu nehmen und stattdessen auf seinen besten Freund zu legen. Zumindest vorübergehend.

„Ahem... allerdings. Du hast Recht.“
Mit einem Nicken räusperte sich das Weißhaar und löste sich von Lian. Sentimental? Er? Keineswegs! Das war definitiv Rins Aufgabe. Wie auch immer das Hundemädchen es schaffte, so ehrlich und rückhaltlos mit ihren Gefühlen zu sein, Charon konnte und wollte es nicht. Es half, dass der Falls das Thema ernst und distanziert aufnahm, ohne sich in die Emotionalität ziehen lassen. Umso schneller schaffte es auch Charon, aus ihr wieder herauszubrechen, und musste Lächeln, als der Illusionist ihm erklärte, dass er sich um seine Leistungen keine Gedanken machen mussten. „Sehr gut, sehr gut“, nickte er, eine Hand nachdenklich an sein Kinn gelegt. Je weniger Lian und sein Onkel miteinander zu tun hatten, desto besser war es für ihn. „Interesse an der eigenen Familie wird ohnehin überbewertet...“ Dann folgten die Worte, die er hören wollte: Die Aussage war tatsächlich ein Geheimnis. Er war die erste Person, die einzige Person, der Lian bisher verraten hatte, wie es um seine Familie stand, und er durfte es nicht verraten – nicht einmal Rin. Ein süffisantes Lächeln umspielte die Lippen des Weißhaares, als er sich Lian – der jetzt leider deutlich weniger gefangen war – wieder näherte, sich ihm entgegen lehnte, um sich die Hand aufs Herz zu legen. „Also wirklich, Lian... habe ich je eines deiner Geheimnisse verraten? Je etwas über dich erzählt, was nicht allgemein bekannt war?“, fragte er, und auch, wenn eine gewisse Überheblichkeit in seinem Ton steckte, meinte er es ernst. Nie hatte er auch nur ein Wort darüber verloren, dass Lian ein Dieb war, wenn sie nicht gerade zu zweit waren. Er hatte keine Lüge des Brünetten enttarnt und Themen nicht auf Dinge gelenkt, die er zu verbergen versuchte. „Ich verspreche dir, dass du dein Vertrauen in den richtigen gesetzt hast, Lian“, fuhr er also fort, die Arroganz aus seinen Worten verschwunden. Er meinte es ernst. Die Worte kamen von Herzen. „Dein Geheimnis ist sicher bei mir.“
Für einen kurzen Moment kam auch ihm der Gedanke, dass es vermutlich wieder ein unangenehmes Gefühl sein würde, das Geheimnis vor der Inuyama zu verbergen... aber gleichzeitig dominierte ein anderer Gedanke die Erinnerung an das Mädchen: Lian hatte sich Charon anvertraut, nicht ihr! So oft brachte sie Lian zum Lächeln, so selten beschwerte er sich über sie. Die beiden konnten Nähe teilen, ohne dass sie weggestoßen wurde, und wenn man den Falls fragte, wer es besser mit ihm meinte, dann wäre jedes Mal der Name Rin gefallen. Dessen war sich der Dargin absolut sicher. So viel ihm die Freundschaft mit dem Schützen auch bedeutete, hatte es bisher doch etwas... einseitiger gewirkt. Charon war derjenige, der auf ihn zukam, der ihn zu Missionen drängte, sein Zimmer übernahm, seine Meinung diktierte. Ihre Beziehung war nicht unbedingt von Lians Proaktivität geprägt, was das Gefühl verstärkte, dass er die Inuyama mehr schätzte als ihn... und doch hatte er sich dafür entschieden, Charon gegenüber offen zu sein. Nicht ihr. Es war furchtbar, so zu denken, doch der Gedanke war gleichermaßen unvermeidbar. Wenn doch nur die Umarmung noch nicht gebrochen worden wäre! Jetzt wäre ein guter Moment, sie wieder in Stand zu setzen, aber dafür hatte sich der Finsternismagier bereits zu sehr gefangen. Wie unglücklich.

„Auf die Beschwerde kannst du lange warten“, lachte das Weißhaar und klopfte seinem Kumpel auf die Schulter. Beste Freunde, keine Frage! Das hatte die Aussage eben über jeden Zweifel hinweg bestätigt! „Aber als guter Freund werde ich mir das Lob sparen. Du freust dich sicher mehr darüber, wenn ich deine Technik beurteile und dir den ein oder anderen Ratschlag gebe, wie du ein besserer Magier werden kannst, nicht wahr?“ Mit einem Grinsen und einem Zwinkern kehrte Charon in sein übliches Persona zurück, auch wenn man wohl merkte, dass er sich ein wenig anders zeigte. Gelassener, zufriedener. Er strahle eine Freude aus, die normalerweise maximal unterschwellig wahrzunehmen war.
Auch wenn sie das Thema totschweigen wollten, konnte man sehen, wie glücklich der sonst so undurchschaubare Magier damit war...

@Lian


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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptyDo 24 Feb 2022 - 21:06

Die Freundschaft zwischen Charon und Lian hatte einseitiger gewirkt als jene mit der Inuyama? Wenn der Illusionist diese Gedankengänge des älteren Magiers gehört hätte, wäre er mindestens verwundert gewesen, höchstwahrscheinlich hätte er sogar ungläubig gelacht. Charon war es gewesen, der ihn zu Missionen drängte? Der sein Zimmer übernahm und seine Meinung diktierte? Jetzt mal ehrlich: Diese Beschreibung hätte man eins zu eins auch auf die Canine übertragen können. Die beiden hellhaarigen Magier schafften es einfach gleichermaßen mit Bravour, über die Wünsche und Bedürfnisse des Falls hinwegzusehen und einfach das durchzuziehen, wonach ihnen gerade war. Wenn man näher darüber nachdachte, konnte man sich schon fragen, wie ausgerechnet in so einer Konstellation eine ernsthafte Freundschaft entstehen konnte… auch Lian fragte sich das. Und doch konnte er nicht verleugnen, dass er nicht nur der Inuyama gegenüber, sondern auch gegenüber dem Finsternismagier mittlerweile echtes Vertrauen empfand. Es fiel dem 19-Jährigen nicht leicht, es auszudrücken, man musste oft zwischen den Zeilen lesen, um ihn zu verstehen – was aber nichts daran änderte, dass diese Gefühle vorhanden waren. Andernfalls hätte er damals in Stillsnow wohl kaum weinend in den Armen von Rin gelegen. Und genauso wenig hätte er Charon nicht nur eines seiner größten Geheimnisse – die Verwandtschaft zu Aram Falls – anvertraut, sondern die Umarmung, in die der Dargin ihn verwickelt hatte, auch noch erwidert! Einerseits ging mit dem gezeigten Vertrauen auch ein großer Kontrollverlust für Lian einher – wer konnte schon mit Sicherheit sagen, dass sein Vertrauen nicht doch irgendwann missbraucht werden würde? Dass er nicht irgendwann – wie auch immer es geschah – persönlich enttäuscht wurde? Aber es waren nicht nur mögliche negative Folgen, die mit dem Vertrauen einhergingen, denn zugleich erweiterte es auch die Handlungsmöglichkeiten, die die Sphynx-Magier miteinander hatten. Sie konnten ihre Beziehung auf eine neue Ebene heben, ohne dass sie stets darüber nachdenken mussten, wie genau der jeweils andere über sie dachte. Ja, so genervt Lian auch immer wieder von der quirligen Inuyama und dem einnehmenden Charon war, irgendwie wollte er sie doch nicht mehr in seinem Leben missen – beide gleichermaßen. Wie auch immer es so weit hatte kommen können, denn wie so vieles war auch die Entstehung dieser Freundschaft etwas, was der Falls nur mit seinem Verstand alleine kaum erklären konnte.

Es war nicht nur Charon, der in diesem Augenblick eine große Zufriedenheit verspürte – auch der Falls lächelte auffallend ehrlich und aufrichtig, nachdem sein Freund ihm auf die Schulter geklopft hatte. Charon bot also an, seine Technik zu beurteilen und ihm Ratschläge zu geben, wie er ein besserer Magier werden könnte? Der Falls grinste, sodass das Weiß seiner Zähne hervorblitzte. „Oh wow. Ja, ich kann mir nichts Schöneres vorstellen. Das hat ja schon damals im Oasis Park wunderbar funktioniert“, antwortete er im sarkastischen Tonfall und erinnerte sich gleichzeitig an die erste Begegnung, die er mit dem älteren Magier gehabt hatte. Die Ratschläge von Charon hatten den Lockenkopf damals so sehr genervt, dass er meinte, die pochende Ader an seiner Stirn noch bis heute spüren zu können. Auch wenn sie sich jetzt deutlich besser verstanden: An diesen Dingen würde sich mit Sicherheit auch in Zukunft nichts ändern. Das letzte, was er wollte, war Ratschläge vom Dargin zu bekommen. Allem voran nicht darin, wie er ein besserer Magier werden konnte, denn noch immer redete sich Lian gerne ein, dass er daran gar kein Interesse hatte. Einen kurzen Moment haderte der junge Mann, bevor sein Tonfall doch wieder ernster wurde. Er sah direkt in die violetten Seelenspiegel des Dargin, öffnete den Mund und es war ein kurzes, aber sehr aussagekräftiges „Danke, Charon“, das im nächsten Augenblick zu hören war. Natürlich bezog sich Lian darauf, dass sein Freund ihm versichert hatte, dass sein Geheimnis bei ihm sicher wäre, dass er nicht vorhatte, Rin irgendetwas von diesen Verwandtschaftsverhältnissen zu erzählen. Und allgemein dafür, dass er ihm nochmal versichert hatte, dass sein Vertrauen richtig investiert war. Der Falls war einfach kein Mann vieler Worte, insbesondere nicht, wenn es um das Ausdrücken von seinen Gefühlen ging, weshalb es dieser kurze Dank sein sollte, der all das vermittelte, was in seinem Inneren vor sich ging. Charon würde es dennoch verstehen, oder? Es war wie immer: Lian hielt solche Momente nicht besonders lange aus. Anstatt den Blick gegenüber dem Hellhaarigen besonders lange aufrechtzuerhalten, wandten die hellgrünen Seelenspiegel sich plötzlich ab und wanderten stattdessen einen Hauch nervös durch den Raum. Schlussendlich blieben sie an dem Eigentum von Heftward hängen, der noch immer auf dem Bett des Falls lag. Stimmt, da gab es noch eine ganz andere Sache, die sie klären sollten. „Wo wir schon beim Thema Vertrauen sind…“, leitete der 19-Jährige ein, trat auf die Sachen zu und hob eines der goldenen Schmuckstücke in die Höhe, bevor er sich wieder zum Dargin drehte. „… ich biete gerne an, mich darum zu kümmern, diese hübschen Schmuckstücke in Jewel umzuwandeln.“ Lian hatte da so seine Bekanntschaften, die nicht näher hinterfragten, woher genau er eigentlich an die Ringe, Halsketten und Armbanduhren kam, die er immer wieder vorbeibrachte und für gutes Geld verkaufte. Eine der wenigen Bekanntschaften von früher, die sich der Braunhaarige auch nach seinem Eintritt in die Gilde Crimson Sphynx hatte erhalten können. „Wie sollen wir die Jewels im Anschluss aufteilen? Ein Drittel für dich, ein Drittel für mich und ein Drittel für die Gilde? Ich hätte zugegeben auch nichts gegen vierzig, vierzig und zwanzig.“ Der Falls zuckte mit den Schultern und grinste. Wenn man bedachte, wie viele Jewels sie aus dem Goldschmuck herausholen könnten, wäre das seiner Meinung nach immer noch ein mehr als angemessener Teil für Crimson Sphynx. Immerhin waren es auch Charon und Lian gewesen, die dafür hatten arbeiten müssen, nicht? „Ich würde dir deinen und den Anteil der Gilde bei nächster Gelegenheit vorbeibringen. Dann kann ich mich auch gleich versichern, dass du nicht schon wieder in deiner Wohnung versackt bist.“ Der junge Mann zwinkerte und ignorierte geflissentlich, dass er sich als Stubenhocker mit diesen Worten ziemlich weit aus dem Fenster lehnte.

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptySo 27 Feb 2022 - 3:05

Es war, als wäre der große, emotionale Moment eben nie geschehen. Charon war arrogant. Lian war sarkastisch. Die beiden Freunde machten sich übereinander lustig wie eh und je, kein Ernst zu spüren. Oberflächlich, amüsant, alles andere als sentimental. Und doch fühlte sich die Beziehung zwischen den beiden tiefer an. Ihre Lächeln waren freier, ihre Gefühle ruhiger. Es war ein Geheimnis, eine Sorge weniger, die zwischen ihnen stand, und damit ein Schritt, den sie sich näher gekommen waren. Sie waren immer noch die gleichen Personen, ihre Freundschaft immer noch die gleiche wie zuvor, und doch hatte sich ihr Vertrauen spürbar vertieft. Das war wohl auch der Grund, warum sie sich beide gerade so gut fühlten.
Auf den Dank hin nickte Charon nur kurz. Sie hatten gesagt, was gesagt werden musste, und Lian machte bewusst keine unnötig große Sache daraus. So würde es auch der Dargin halten. Wo nach ihrer letzten Quest noch die Frage im Raum gestanden hatte, ob sie überhaupt Freunde waren, standen sie sich jetzt auch ohne Worte näher denn je. Was mehr Worten bedurfte, war die Aufteilung ihres Ertrages. „Vierzig, dreißig, dreißig“, meinte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Ton war entschieden und nicht bereit, Widerspruch zu akzeptieren. „Der Löwenanteil geht an die Gilde. Vergiss nicht, dass wir Schulden für Crimson Sphynx eingetrieben haben, nicht für uns. Dass wir überhaupt so einen großen Anteil bekommen ist pure Kulanz.“ Kulanz seinerseits als Questverantwortlicher, die er sich selbst gegenüber vermutlich nicht aussprechen sollte, aber das konnte man für den Moment unter den Teppich kehren. Er war durchaus berechtigt, ein wenig an den Einnahmen zu drehen – sowohl an dem, was der Kunde zu bezahlen hatte, als auch dem Anteil, den die Gildenmitglieder von einer Quest bekamen. Die gefährlicheren oder die, die Übernachtungen außerhalb bedingten, gaben den Magiern meist einen etwas besseren prozentuellen Anteil. Dreißig Prozent war so oder so sehr hoch, also war eine weitere Diskussion ausgeschlossen. „Es gehört zu unser beider Aufgabe, an das Große Ganze zu denken. Das ist der Unterschied zwischen legaler und illegaler Eintreibung. Insofern... danke dir, dass du den Verkauf übernimmst. Ich werde dann auf deine Lieferung warten.“ Wenn Lian sagte, er brachte ihm die siebzig Prozent, dann würde er das schon tun. Normalerweise hätte Charon ihn darauf hingewiesen, dass er den Wert ziemlich exakt einschätzen konnte und wüsste, wenn der Jüngere einen größeren Anteil behielt... aber nachdem sie sich eben so ausgesprochen hatten, war so ein Hinweis sicher nicht notwendig. Mit elegantem Schritt trat er hinüber zur Tür, ehe er sich mit seinem charmanten Lächeln ein letztes Mal an den Falls – an seinen Freund wandte.

„Ich freue mich schon auf deinen Besuch.“

@Lian

~ Off-Ende ~


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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptyMi 13 Apr 2022 - 21:05

Questbeginn: [A-Rang] Bottom Of The Well
Teilnehmer: Charon Dargin, Lian Falls, Rin Inuyama


Die Wüstenstadt war bereits von den Schatten der Nacht verschlungen worden. Eigentlich war das das Signal für die Inuyama, sich ins Bett zu kuscheln und zu schlafen, denn sie war keine Nachteule, nicht im geringsten. Doch heute hatte sich Unruhe bei ihr eingeschlichen. Bereits den halben Abend war sie ziellos in ihrer Wohnung umhergelaufen, ohne letztendlich irgendwas wirklich zu tun. Ihre Gedanken waren unentwegt am Wandern gewesen. Seit der letzten Quest in der Wüste hatte sie sich zurück gezogen, sich im Bett versteckt und sich von ihren eigenen Dämonen terrorisieren lassen. Die Gewissensbisse waren kein bisschen besser geworden, sie machte sich noch immer Vorwürfe, große sogar. Nur langsam und wenn es absolut notwendig gewesen war, hatte sie sich aus den Federn geschleppt. Genau das machte ihr nun zu schaffen: Ihr Körper wollte Beschäftigung, endlich wieder etwas tun, doch ihr Geist hatte keinerlei Motivation. Der Canine war bewusst, dass es so nicht weitergehen konnte, dass sie irgendwann wieder hinaus musste. Nicht einmal mit ihren Freunden hatte sie sich seitdem getroffen. Vielleicht sollte sie sich endlich mal wieder blicken lassen? Vielleicht würde ihr das ein kleinwenig Ablenkung verschaffen?
Die Entscheidung, was sie machen würde, war also getroffen: Sie würde ihre Freunde besuchen - Charon um genau zu sein. Das hatte sie doch schon so lange vorgehabt und wenn nicht jetzt, wann dann? Er war sicherlich noch wach, wie ein Frühschläfer wirkte er nun wirklich nicht. Falls sie falsch lag, würde sie sich einfach dazu legen, das störte ihn sicher nicht. Ein Glück hatte sie bereits gemütliche Klamotten an: So oder so würde ihr Plan bestimmt Erfolg haben!
Also: gesagt, getan! Nur wenige Minuten später war sie eine Etage höher gewandert, stand nun in schwarzen Shorts und einem simplen, weißen Top mit hellblauen Trägern barfuß vor der Tür ihres hellhaarigen Freundes. Die langen, weißen Haare hatte sie auf Schulterhöhe zu einem lockeren Zopf zusammengebunden. Mit der linken Hand klopfte sie vorsichtig an, in der Anderen hielt sie eine Dose, in die sie noch fix ein paar Zimtschnecken - selbstverständlich selbstgemacht - von heute Mittag gepackt hatte. Noch zu gut konnte sie sich daran erinnern, dass er damals ihren Kuchen gelobt hatte. Hoffentlich würden ihm die hier genauso schmecken. "Huhuu~ Ich bin's, Rin! Machst du mir auf, Charon?" trällerte sie fröhlich, so wie man sie kannte, auch wenn ihr nicht wirklich danach war. Die Öhrchen waren aufmerksam aufgerichtet um jede Regung in dem Zimmer wahrzunehmen. Der Fliesenboden unter ihren Füßen wurde langsam kalt, weshalb sie ein wenig von einer Seite auf die andere tänzelte. Vielleicht hätte sie doch lieber Schuhe anziehen sollen! Sie war in Eile gewesen und hatte gar nicht daran gedacht.
Ungeduldig wartete sie, doch dann nahm sie endlich Schritte wahr und kurz darauf öffnete sich auch schon endlich die Türe! Mit einem sanften Lächeln im Gesicht breitete sie die Arme aus und schmiss sie dem Dargin um den Hals. Wie eine Klette klammerte sie sich fest an ihn, es gab absolut kein Entkommen! Dafür war sie einfach zu froh, ihren Freund zu sehen. "Überraschung!" Ihre Rute - vor allem die schwarze Spitze - wedelte und wackelte, wie ein flauschiger Propeller. Es war irgendwie ungewohnt, bisher hatten sie sich immer nur vor Lians Zimmer getroffen; das hier war somit das erste Mal, dass sie alleine waren, ganz ohne den Wuschelkopf. Kurz blickte sie wortlos an dem Weißhaarigen hoch, unsicher was sie nun tun sollte. So weit hatte sie nicht gedacht. "Öh, ich hab dir Essen mitgebracht! Hast du Hunger?" fragte sie schließlich und hielt ihm die die bunte Dose, verziert mit allen möglichen, verschiedenen Welpen, entgegen. Eigentlich hatte sie vorgehabt, den Inhalt selbst zu essen, aber sie hatte nichts heruntergebracht. "Ich dachte mir, ich komme mal vorbei, so wie versprochen. Ich hoffe ich störe nicht..." Aus großen, kugelrunden Hundeäuglein blinzelte sie ihn an. Er würde es doch nicht wagen, sie fortzuschicken? Immerhin war sie nicht so nervös, wie sie es immer bei Lian war. Woran das bloß lag? Zwar machte sie sich auch bei dem Finsternismagier ein wenig Sorgen, dass er ihr die Tür vor der Nase zuschlug, aber es war bei Weitem nicht so schlimm! "Dann kannst du mir ja auch mal dein Zimmer zeigen, das hab ich schließlich noch gar nicht gesehen..!" Ob es auch so leer und lieblos eingerichtet war wie das des Bogenschützen? Falls er sich Sorgen darüber machte, dass es unaufgeräumt sein könnte, waren diese vollkommen unbegründet. Zwar bemühte sich die Hundedame (zumindest hin und wieder...) um Ordentlichkeit, letztendlich sah es aber doch immer aus als hätte eine Bombe eingeschlagen. Überall lagen Klamotten, Geschirr und Besteck, Spielzeug, eben alles Erdenkliche, herum. Zumindest überall da, wo es nicht hingehörte und da, wo es hingehörte, lag etwas Anderes. In dieser Hinsicht war sie eine absolute Katastrophe. Dementsprechend konnte man sich aber auch sicher sein, dass sie niemanden wegen etwas Chaos verurteilte. Somit gab es also keinerlei Grund, sie nicht hinein zu lassen, richtig?

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptyDo 14 Apr 2022 - 0:58

Nachdenklich blickte Charon hinaus aus seinem Fenster, hinauf in den Sternenhimmel, der sich inzwischen offenbart hatte. Das radierende Ende seines Bleistiftes tippte gegen seine Wange, während er so halb darüber nachdachte, was seiner Skizze wohl noch fehlte. Eine knöchrige Gestalt mit verdunkelter Haut und glühenden Augen... Das Konzept gefiel ihm, aber war es akkurat? Zugegeben war er nicht mit dem Herzen bei der Sache. Irgendwie lief er mit diesem spezifischen Gott in eine Sackgasse und wusste nicht so recht, woran das liegen mochte. Er hatte sich sogar dabei erwischt, wie er in die Ecke des Papiers die Gesichter von Lian und Rin gekritzelt hatte... Natürlich nicht annähernd so detailliert wie die möglichst anatomisch korrekte Figur, die er aus reinen Texten nachzustellen versuchte. So sehr ihm der Gedanke eines Wesens, das den Weg zwischen Leben und Tod ohne Sorge zu befahren vermochte, auch schmeichelte, fehlte es dem Dargin einfach an dem Geistesblitz, den er brauchte, um Vorstellung und Realität mit der göttlichen Energie, die durch seine Adern floss, verbinden zu können. Deswegen hing er nun in seinem Stuhl, einen Arm auf den Schreibtisch gestützt, und starrte gedankenlos hinauf in die Sterne, die schon so lange seine einzigen Begleiter waren...
Obwohl, vielleicht nicht ganz die einzigen. Ein Klopfen an der Tür ließ Charon überrascht aufschrecken und mit einem Blinzeln blickte er hinüber, um zu realisieren, dass er sich das Geräusch tatsächlich nicht eingebildet hatte. Da war jemand. „Rin?“, fragte er in den Raum hinein, ihre Stimme erkennend, auch wenn er einen Moment benötigte, um zu realisieren, dass sie ihren Namen gesagt hatte. Schnellen Schrittes ging er auf den Eingang zu. „Ah, natürlich!“, rief er der Tür entgegen, ehe er sie öffnete und tatsächlich der jungen Hundedame gegenüber stand. Für einen Moment war er nicht sicher gewesen, ob er sie tatsächlich vorfinden würde. Es kam nicht oft vor, dass jemand ihn besuchen wollte, und als er sich das letzte Mal zu sehr seiner Forscher gewidmet hatte, hatte das seinem geistigen Zustand ja auch nicht unbedingt geholfen. In der Hinsicht hatte er sich inzwischen besser unter Kontrolle. Es lagen nicht wie bei Lians letztem Besuch ein Haufen Zeichnungen um – die einzige, die man finden konnte, war die eine auf dem Schreibtisch, die dort auch hingehörte. Der Rest des Zimmers war vollkommen ordentlich, wie es sich gehörte, und auch, wenn Charon nicht mit Besuch gerechnet hatte, galt das Gleiche für sein Aussehen. Rin würde erkennen, dass er kaum anders aussah als sonst, und das, obwohl das Innere des eigenen Heimes doch der Ort sein sollte, an dem man sich entspannte und auch mal gehen ließ. Diese Regel galt allerdings wohl nicht für ihn. Erst recht nicht, seitdem Lian es geschafft hatte, ihn in einem mehr als unordentlichen Zustand zu erwischen. Seitdem war Charon penibler denn je.

„Ahaha! Hey, Rin, nicht so überschwänglich“, lachte der Dargin amüsiert und meinte das nur so halb ernst. Es war tatsächlich ganz angenehm, wie sie sich ihm an dem Hals warf, also erwiderte er die liebevolle Umarmung, auch wenn er dabei ein gutes Stück sanfter war. „Schön, dich zu sehen. Ich hatte die letzten Tage überlegt, wann wir uns wohl mal wieder treffen.“ Das stimmte tatsächlich. Gerade jetzt, wo er ein wenig gegen eine Blockade gestoßen war, liefen seine Gedanken häufig zurück zu den beiden Freunden, die er hatte. Es war ganz angenehm, Zeit mit den beiden zu verbringen und für ein paar selige Momente einfach nicht über die allzu komplizierten Aspekte des Lebens nachzudenken. Es musste sich nicht immer alles um Karriere, Geld und Götter drehen; eine schockierende, aber erfreuliche Erkenntnis. Mit der Inuyama allein zu sein war allerdings neu.
„Natürlich störst du nicht. Im Gegenteil, komm gern herein“, meinte Charon freundlich, während er ihr die Dose aus der Hand nahm und den Platz im Türrahmen frei machte, damit sie ins Innere eintreten konnte. Neugierig öffnete er den Deckel und warf einen Blick hinein. „Oh, das sieht lecker aus. Darf ich gleich ein Stück probieren?“ Bisher sehr zufrieden mit diesem Teil seines Abends nahm der Dargin einen Bissen einer Zimtschnecke und merkte, wie sich seine Stimmung innerhalb weniger Momente verändert hatte. Wo er eben noch nachdenklich und ziellos in den Himmel gestarrt hatte, war ihm gerade tatsächlich ein wenig warm zumute. Er war glücklicher als eben noch und konnte nicht anders, als sich über die lebensfrohe Art der Inuyama zu amüsieren. Was für ein seltsames Gefühl...

„Ah... so viel gibt es hier nicht zu sehen, fürchte ich“, meinte Charon mit einem entschuldigenden Lächeln, ehe er hinüber zu der Wand deutete, an der auch sein Schreibtisch stand. „Wie du siehst, habe ich in erster Linie Platz für Bücher... oh, und natürlich Klamotten. Man muss ja für jede Situation ausgestattet sein.“ Mit einem Lachen klopfte er an die Tür eines seiner Kleiderschränke, ehe sein Blick hinüber zu dem zweiten Tisch im Raum schwenkte – der direkt vor dem westlichen Fenster, mit dem hübschen Sessel daneben. Das war sein Platz für Gäste. „Da drüben sitze ich gern zum Lesen. Es ist ein sehr bequemer Sitzplatz und nachmittags scheint die Sonne schön durch das Fenster.“ Damit endete sein Satz, und für ein paar Momente trat Schweigen ein. Ja... Das war sein Zimmer. Allzu viel mehr hatte er nicht wirklich dazu zu sagen. Eventuell konnten sie ja über etwas Anderes sprechen... Worüber redeten Leute denn so, wenn sie einander besuchten? Charon tat das ja eigentlich nur selten, wenn es nicht um die Arbeit oder seine Forschung ging, und irgendwie wollte er nicht mit der Jüngeren darüber diskutieren, dass er Götter zu erschaffen versuchte. Das war nicht wirklich ein guter Eisbrecher...
„Ähm... ich würde uns mal einen Tee aufsetzen, ja? Du kannst dich solange gern in den Sessel setzen“, meinte er mit einem Nicken und einem charmanten Lächeln, ehe er amüsiert in Richtung seines Bettes deutete. „Oder möchtest du dich lieber auf das Bett setzen? So machen wir es a bei Lian immer...“

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptyDo 14 Apr 2022 - 11:39

Es hatte nicht lange gedauert, bis die Hundedame eine Antwort und die Tür geöffnet bekam. Sie war ein wenig überrascht, dass Charon, obwohl er doch in seinen eigenen vier Wänden war, so gut aussah. Ordentliche Kleidung, gekämmte Haare, so als wäre er gerade dabei gewesen fortzugehen. Aber wer ging um diese Uhrzeit bitte noch einmal raus? Eigentlich sollte es gar keine allzu große Überraschung sein, denn es passte nur zu gut zu dem Dargin, dass er selbst zuhause perfekt gestyled war. Damit war er das exakte Gegenteil der Inuyama, die zwar stets ordentlich gekleidet war, wenn sie geplant das Haus verließ, ansonsten aber meist aussah wie eine Obdachlose. "Du hast an mich gedacht?" fragte sie überrascht, als sie sich aus der wohl etwas zu schwungvollen Umarmung löste. Irgendwie freute sie diese Aussage sehr. Jemand dachte an sie!! Das war einfach nur toll! "Ich hab' auch an dich gedacht! ... Deswegen bin ich ja auch gerade hier." Die Aussage war komplett unnötig gewesen, das merkte sie jedoch erst, nachdem sie es schon ausgesprochen hatte. Peinlich berührt blickte sie zur Seite, hob ihren Blick jedoch direkt wieder, als er ihr erlaubte, hereinzukommen. Während er neugierig den Inhalt der Dose musterte, schritt sie vorsichtig durch den Türrahmen. "Natürlich! Deswegen hab' ich sie ja mitgebracht." Sie kicherte kurz, ehe sie ihren neugierigen Blick durch den Raum schweifen ließ. Eine Sache fiel ihr dabei als allererstes auf: So viele Bücher! "Schon gut, ich bin ja nicht hier um deine Wohnung zu bestaunen!" entgegnete sie mit einem Lächeln. "Außerdem gibt es auf jeden Fall mehr zu sehen als bei Lian." Was absolut keine Meisterleistung war, aber trotzdem irgendwie erwähnenswert, oder nicht? "Oh ja, Klamotten!" Mit einem kräftigen Nicken bestätigte sie seine Aussage. Kleidung für jede Situation war wirklich äußerst wichtig, da konnte sie bloß zustimmen. Ihr eigener Kleiderschrank platzte bereits aus allen Nähten. "Die Sonne, ja, ja! Das ist immer toll..." Wo waren bloß plötzlich all ihre Gesprächigkeit hin?! Sonst konnte Rin quatschen bis zum Geht-nicht-mehr, genug für zwei oder gar drei Personen, doch gerade fiel es ihr unfassbar schwer. Die Worte wollten einfach nicht kommen! Ihr Kopf war wie leergefegt. Ob es daran lag, dass sie sich in letzter Zeit so sehr zurückgezogen hatte? Das hier war das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit, das sie wieder ein Gespräch führte. Hatte sie es etwa verlernt?! Nervös schluckte sie, so hatte sie sich das wirklich nicht vorgestellt. Sonst hatte sie doch auch nie Probleme damit gehabt, mit dem Hellhaarigen zu reden. "Oh ja ... gerne." Eigentlich hatte sie überhaupt keinen Durst, genauso wie sie keinen Hunger hatte. Aber es wäre schließlich unhöflich gewesen, abzulehnen. Angespannt zuckte ihre Schwanzspitze, während sie hinüber zu dem Sessel lief, der ihr angeboten worden war. Erst jetzt, als sie bereits da war und sich gerade setzen wollte, korrigierte der Finsternismagier seine Aussage. "Och, schon gut, jetzt bin ich schon hier." Außerdem wirkte sein Bett so ordentlich und liebevoll gemacht, nicht so wie bei Lian, da fühlte es sich irgendwie falsch an, sich einfach draufzuschmeißen. Obwohl das Heim des Dargin deutlich besser eingeräumt war als das des Falls, hatte sie deutlich größere Schwierigkeiten, sich wie zuhause zu fühlen. Bei dem Wuschelkopf klappte das irgendwie leichter. Vielleicht gerade weil es so spärlich eingeräumt war und sie sich deshalb keine Sorgen machen musste, etwas durcheinander zu bringen?
Als Charon schließlich mit dem versprochenen Tee zurückkam, nahm sie diesen direkt entgegen und nahm aus Höflichkeit einen großen Schluck. Keine allzu clevere Idee, denn er war eigentlich noch viel zu heiß. Ihre Zunge brannte, doch sie gab sich größte Mühe, sich nach außen nichts anzumerken. Etwas, worin sie nicht allzu gut war. "Alsooo..." versuchte sie, die unangenehme Stille zu durchbrechen. Sie entstand jedoch direkt erneut, da sie nicht wusste, was sie sagen wollte - oder sollte. "Was Lian wohl gerade macht?" Fantastisch. War das wirklich das Einzige, was ihr eingefallen war?! Anstatt nach Charons Hobbies, Interessen oder was auch immer zu fragen, dachte sie an Lian! Beschämt berührt blickte sie aus dem Fenster. Das lief ja wirklich fantastisch. Vielleicht hätte sie doch lieber zuhause bleiben sollen, um ihrem Freund und sich selbst diese Peinlichkeit zu ersparen. Während sie so nach draußen sah und die Sterne betrachtete fiel ihr jedoch etwas auf. Sie erhob sich aus dem überraschend gemütlichen Sessel und ging hinüber zu dem Fenster. Vorher stellte sie natürlich ihre Tasse beiseite. "Hey, sag mal, wohnt Lian nicht exakt unter dir?" Nicht unbedingt besser als ihre vorherige Aussage, aber das interessierte sie nun doch.
Sie lehnte sich so dicht gegen die Scheibe wie möglich, doch wirklich etwas sehen konnte nicht. So ging sie einen Schritt weiter und öffnete das Fenster, um sich hinauszulehnen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, stützte sich mit den Händen im Rahmen ab und beugte sich gerade so weit hinaus, dass sie nicht das Gleichgewicht verlor und hinausfiel. "Hey, komm mal her. Das ist doch echt sein Zimmer da unten, oder?!" Wirklich etwas sehen konnte sie noch immer nicht, die Aussage war ziemlich aus der Luft gegriffen, aber das war doch egal! Sie spürte, dass irgendwas Lustiges bevor stand und das war deutlich wichtiger!

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptyFr 15 Apr 2022 - 10:49

Es war nicht ungewöhnlich, dass Charon inmitten der Nacht noch einmal das Haus verließ, insofern kleidete er sich nur fürs Bett, wenn es auch tatsächlich Zeit war, schlafen zu gehen. Wenn er nicht gerade an seinem Schreibtisch einschlief, in seinem Sessel, im Stehen oder anderweitig. Die Neigung des Dargin, seine eigene Erschöpfung zu ignorieren, führte tatsächlich dazu, dass er sein Bett nicht sehr zuverlässig nutzte. Nicht, dass das für Rin allzu interessant sein würde. „Oh ja, die Sonne ist manchmal sehr angenehm“, nickte er stattdessen als Antwort, ehe er sich daran machte, den Tee aufzusetzen. Die Sonne ist... angenehm? Was war das denn bitte für ein Gesprächseinstieg? Leicht den Kopf schüttelnd schalt sich Charon innerlich für seine seltsame Reaktion. Normalerweise hörte er sich doch so gerne selbst reden... aber über die Arbeit wollte er jetzt gerade nicht wirklich sprechen, vor Allem, nachdem Rin bei ihrer letzten gemeinsamen Quest nicht die besten Erfahrungen gemacht hatte. Ansonsten... die oberflächlichen, teils gar manipulativen Themen, die er mit anderen Menschen anschnitt, wirkten gegenüber der Inuyama nicht angemessen. Er hatte nicht vor, Interesse zu heucheln oder sie für sich einzuspannen – er wollte ehrlicher mit ihr sein als das. Aber... Wenn er ehrlich war, was blieb dann noch groß über? Was konnte Charon Dargin wirklich über die Person erzählen, die er tatsächlich war, ohne dafür gehasst zu werden? Allzu viel Persönlichkeit versteckte sich nicht unter seiner freundlichen Fassade und Arroganz und Selbstsucht waren wirklich nicht die Seiten, die er mit Rin teilen wollte. Ansonsten... Hatte er vielleicht ein Buch gelesen, das er mit ihr teilen wollte? Sie mochte Märchen im Spezifischen, mit denen befasste er sich eigentlich nicht so sehr... Vielleicht eine hübsche Konstellation, die man heute Nacht gut sehen konnte? Nachdenklich brachte Charon ein Tablett mit zwei Tassen, einer Kanne Tee und etwas Zucker zu Tisch, ehe er sich dem Hundemädchen gegenüber setzte.
„Ich hoffe, es schmeckt dir. Eine aromatische Mischung Blütentee, der das Gemüt beruhigen soll. Er ist recht mild, aber wenn du ihn etwas bitter findest, bediene dich gerne am Zucker.“ Sein freundliches Lächeln wieder aufsetzend stellte er den Tee vor, ehe er sich und seinem Gegenüber etwas einschenkte. Ehe er selbst einen Schluck versuchte, blies das Weißhaar sanft auf seinen Tee, um ihn etwas zu kühlen und dann die Tasse an die Lippen zu führen. Heiß war es natürlich immer noch, aber nicht gefährlich. Rin machte auch nicht den Eindruck, als hätte sie Schwierigkeiten damit, das war gut. Während die zwei sich bedienten, kehrte ein Schweigen über ihnen ein, das sich irgendwie... sehr drückend anfühlte. Eine gewisse Nervosität durchdrang den sonst so ruhigen Dargin. Was war nur los? Der Schönling wollte dem Mädchen nichts vorspielen wie er es bei anderen tat, wollte nicht unehrlich oder distanziert zu ihr sein, aber gleichzeitig konnte er sich nicht auf die gleiche Weise öffnen, wie er es bei Lian tat. Lian war, wie auch Charon, kein sonderlich guter Mensch. Die beiden hatten Schattenseiten, die sie gerade deswegen miteinander teilen konnten, weil sie sie wirklich teilten. Rin war rein und unschuldig. Der Gedanke, sie zu beunruhigen, von sich zu stoßen oder gar einen schlechteren Menschen aus ihr zu machen, war sehr abschreckend. In dieser Position, in der Position, einen echten Freund persönlich behandeln und nicht von sich stoßen zu wollen, hatte sich Charon noch nie befunden. Sein Körper schien zu gefrieren, während der Tee sein Inneres wärmte. Sein Blick zuckte hoch, als die Inuyama zu sprechen begann. Also? „Ja?“, fragte er, wollte wissen, was sie ansprechen wollte, denn ehrlich gesagt brauchte er gerade dringend ein Thema von ihr. Was Lian wohl so machte? Kurz blinzelte Charon überrascht, ehe er auflachte. „Ahaha! Oh, Lian ist bestimmt beim Yoga oder liest seine Horoskope. Du kennst ihn doch“, meinte der Dargin amüsiert und plötzlich deutlich weniger angespannt. Oh ja, über dieses Thema hatten sie sicherlich viel zu sagen. Seine Augen leuchteten richtig, als er an den jüngeren Magier dachte. „Wer weiß, vielleicht übt er ja eine coole, neue Illusion? Nachdem ihm das mit den Höschen so peinlich war, will er uns sicher beeindrucken. Wobei sein anderer Zauber schon ziemlich beeindruckend war, nicht?“ So gezielt kleine Aspekte einer Großzahl an Menschen zu verändern konnte nicht einfach sein. Und tatsächlich waren seine Werte ja wirklich akkurat gewesen, Ohren und Schweife unterschiedlichster Tierarten, die allesamt sehr flauschig und glaubwürdig gewirkt hatten. Amüsiert betrachtete Charon das Gesicht seines Gegenübers und fuhr mit seinen Zeigefingern die Konturen ihrer Ohren in der Luft nach. „Ich muss sagen, seine Faszination mit Tieröhrchen wie deinen kann ich gut nachvollziehen. Sie sind wirklich niedlich!“

Es hatte ein paar Momente und Worte gebraucht, ehe Charons Augen sich wieder weiteten. Was passierte hier gerade? Warum konnte er plötzlich so frei sprechen? Wieso hatte er über Lian so viel zu sagen, wenn er kein anderes Thema gefunden hatte, über das er mit Rin sprechen konnte? Sicherlich hatten sie Gemeinsamkeiten, die über Lian hinaus gingen, schließlich... also... schließlich backte sie Sachen, die ihm schmeckten, das wusste er. Und sie mochte Vorlesen, zumindest wenn es Märchen waren. Und sie hatte sich über seine Nagelpflege lustig gemacht, und sonst... Sonst wusste er eigentlich gar nicht allzu viel über die Inuyama. Bis vor Kurzem war ihm nicht einmal ihre Magie bekannt gewesen. Eigentlich hatten sie sich auch noch gar nicht so oft getroffen, so vertraut das Mädchen auch wirken mochte. Etwas baff realisierte Charon, dass er absolut keine Ahnung hatte, was er und Rin gemeinsam hatten... abseits von Lian. Sie beide mochten Lian. Kein Wunder, dass sie sich bisher nur in seiner Gegenwart ausführlicher unterhalten hatten. Wenn sie sich in der Gilde begegneten grüßten sie sich kurz, lächelten, fragten vielleicht im Vorübergehen, ob es dem Anderen gut ging, aber... Wie Freunde hatten sie sich bisher nicht unbedingt verhalten, oder? Nicht ohne Lian. Sie lästerten gern über ihn, stachelten ihn gerne an, lobten ihn auch mal, kuschelten mit ihm, zeigten ihm ihre gemeinsame Zuneigung... und machten davon abgesehen wenig miteinander. „Das gefällt mir nicht“, fuhr es Charon für einen kurzen Moment durch den Kopf. Auch wenn ihm bewusst war, dass er Lian am Nächsten stand, hatte er auch sie als eine Freundin betrachtet. Der Gedanke, dass er doch nur diese eine Person hatte und nicht beide, löste in seiner Brust einen unangenehmen Schmerz aus. Aber was konnte man dagegen tun...?
„Hm...? Oh, ja, du hast Recht. Lians Zimmer ist praktisch direkt unter meinem“, nickte Charon, von Rin aus seinen Gedanken gerissen, und begann wieder zu lächeln, während er sich neben sie stellte. Die bösen Stimmen in seinem Kopf konnte er für den Moment beiseite schieben. Für das Hier und Jetzt gab es eine einfache Lösung, die ihm wie Schuppen von den Augen fiel. „Das da dürfte sein Fenster sein... Hey, was hältst du davon, wenn wir ihn besuchen?“, meinte der Dargin mit einem breiten Grinsen, während er ein paar Schritte zurücktrat. „Ich habe da einen neuen Zauber, den ich euch ohnehin bei Gelegenheit zeigen wollte...“

Seine Arme vor sich ausbreitend schloss Charon für einen Moment die Augen. Rin hatte ihn bereits dabei beobachten können, wie er dämonische Tentakel aus purer, tropfender Finsternis herbei beschwor, beispielsweise als er in der Höhle des Knochentals die Steine aus dem Weg geräumt hatte. Inzwischen hatte er diese Technik verfeinert, mit dem göttlichen Mana in seinem Inneren geeint, um eine Kreatur aus den Ecken des Universums zu locken, die ihm ein paar mehr Dienste erweisen konnte. Eine dunkle Energie begann von seinem Körper aufzusteigen, während sich eine dickflüssige Schicht reinster, violetter Finsternis auf seinem Nacken und seinen Schultern bildete und seinen Rücken hinab zu strömen begann. „Eine Macht, zu stark für jede Welt, mache ich zu nicht mehr als einem Haustier. In allen Formen des Seins wird mir dein animalischer Wille gehorchen“, sprach er, während sich die Dunkelheit über seinen gesamten Rücken ausbreitete und sich seltsame Strukturen herauszubilden begannen, als würden sie durch einen dunklen Wasserfall aus dem Inneren einer Höhle heraus an die freie Welt dringen. „Ich beschwöre dich, Tochter des schlafenden Kosmos, Cthylla!“ Mit einem letzten, schnellen Vorstoß stießen acht lange, dicke Tentakel aus dem Rücken des Dargin heraus und schüttelten dessen Körper kurz durch, ehe sie sich um ihn herum positionierten, zahm ihre Spitzen in Richtung Rin wendend, als würden sie das Mädchen vorsichtig beobachten. Das Lächeln des Dargin zitterte ein wenig, wirkte sehr entspannt und zufrieden, mit einem Hauch von tiefer Freude, die sich in seinen Augen versteckte. Es hatte tatsächlich funktioniert. Wie die Gliedmaßen eines Oktopus, mit allen nötigen Details und genau der rechten Form, hingen die gehorsamen Tentakel um ihn herum in der Luft, noch immer direkt verbunden mit der Finsternis an seinem Rücken und Allem, was sich dahinter verbarg, hoben und senkten sich langsam wie ein lebendes, atmendes Wesen. Liebevoll legte Charon eine Hand auf einen der Tentakel, von dessen Spitze ein wenig Finsternis zu Boden tropfte, und streichelte ihn sanft. „So ein gutes Mädchen... Ist sie nicht süß?“, fragte er und strahlte Rin glücklich an. „Cthylla, meine Gute, sei so gut und begrüße Rin ordentlich, ja? Sie ist eine Freundin.“ Etwas zögerlich hob sich einer der Tentakel, die über Charons Kopf hingen, und näherte sich langsam Rin, zuckte leicht, um auf ihre Hand zu deuten. Ein Händeschütteln war eine gute Begrüßung, nicht wahr? Charon für seinen Teil wirkte sehr glücklich mit der Situation. „Mit der Hilfe meines kleinen Haustiers ist Lian nun weniger als einen Schritt entfernt“, sprach er mit einem stolzen Grinsen. „Rin, Liebes, bist du so gut, das Fenster zu öffnen...?“

Es war eine ganz schön interessante Aussicht, als plötzlich ein Klopfen an Lians Zimmer ertönte. Da, an der Außenwand des Ostturms, direkt vor seinem Zimmer, hing eine mehrere Meter lange Verschmelzung der Finsternis zu Tentakeln, von denen sich sieben an der Fassade festhielten, während der achte bei ihm klopfte. Inmitten dieser Gestalt – und in direktem Blickwinkel vor dem Fenster – hing Charon in der Luft, sehr sicher, dass seine kleine Kreatur ihn nicht würde fallen lassen, während er Rin sicher in seinen Armen hielt. Wie Lian wohl reagieren würde, wenn er ihnen öffnete...?

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Zauber:


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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptySo 24 Apr 2022 - 16:53

„[…] Mama meinte, ich soll dir keinen Brief schreiben. Papa hat ihr dabei zugestimmt. Wenn ich gefragt habe, warum sie den Brief dann nicht einfach selbst schreiben, haben sie nur ausweichend geantwortet. Wenn du Kontakt haben willst, würdest du dich schon melden und so einen Kram. Ich verstehe das ganze Getue von euch allen nicht. Können wir nicht einfach wieder Kontakt miteinander haben? Ich vermisse meinen Bruder. Wollen wir uns nicht treffen? Wenn es dir lieber ist, verspreche ich auch, kein einziges Wort über Mama und Papa zu verlieren. Ehrenwort! Kannst du mir nicht eine kurze Antwort schicken? Ich kümmere mich dann auch um alles Weitere, du hast gar keinen Aufwand!
In freudiger Erwartung, deine Naza.“


Es war ein lautes, resigniertes Seufzen, das die Kehle des Illusionisten verließ, kaum dass er beim letzten Satz des Briefes angekommen war. Kraftlos ließ er die Hand, die den Brief gehalten hatte, rechts neben sich auf die weiche Matratze fallen und starrte an die weiße Decke seines Zimmers, die er bis heute nicht von allen Spinnenweben hatte befreien können, die Rin bei ihrem letzten Besuch dort verteilt hatte. Warum hatte Naza nicht einfach auf ihre Eltern gehört? Das wäre so viel einfacher gewesen, anstatt mit ihren Worten irgendwelche Probleme aufzuwirbeln, die der 20-Jährige bis heute gekonnt von sich weggeschoben hatte. Lian war deutlich geübter darin, vor seinen Problemen zu fliehen, als diese aktiv anzugehen – seine Familie war da nur eines von vielen Beispielen. Seine Familie… es war ein Kapitel, das der junge Mann einerseits als beendet für sich erklärt hatte, das aber eben doch nie so recht beendet worden war. Seit seine Mutter – unterstützt von ihrem Lebensgefährten – ihn gegen seinen Willen in die Gilde Crimson Sphynx gebracht hatte, hatte der Falls kein Wort mehr mit seinen Angehörigen gewechselt. Davon war Naza gleichermaßen betroffen gewesen. Sowieso verstand Lian nicht, was dieses Mädchen an ihm fand. Er war nie ein guter Bruder für sie gewesen, hatte sich immer Mühe gegeben, sie spüren zu lassen, dass er sie nicht mochte. Naza war der Gipfel des neuen Lebens seiner Mutter gewesen, hatte endgültig dafür gesorgt, dass der Falls zu einem alten Ballast geworden war, den seine Mutter noch hatte durchfüttern müssen. Sie war still gewesen, brav, fleißig… einfach alles, was der Bogenschütze nie gewesen war. Naza war ein Vorzeigekind, das die schlechten Seiten, die Lian besaß, dadurch nochmal besonders hervorgehoben hatte. Nein, der Falls hatte mit diesem Mädchen nie wirklich zu tun haben wollen. Warum beschäftigte ihn das Schreiben der 11-Jährigen dann so sehr? Warum fiel es ihm so schwer, diesen Brief einfach zu zerreißen und in den nächstbesten Mülleimer zu werfen? Irgendwie hätte Lian gerade gerne jemanden gehabt, mit dem er seine Gedanken teilen könnte. Jemanden, den er vielleicht auch um Rat fragen könnte? Ganz ungewohnte Gedankengänge für den sonst so isolierten und selbstständigen Illusionisten, der keinen Deut auf die Meinung anderer Menschen gab, sondern behauptete, seinen eigenen Weg gehen zu wollen. Alleine. Er sog tief die Luft ein, ließ das Papier los und verschränkte stattdessen die Arme hinter dem Kopf, schloss die Augen. Vielleicht gab es eine Person, die ihm hätte weiterhelfen können, auch weil es eine der wenigen Personen war, die von seinen schwierigen Familienverhältnissen wusste. Aber auch das war eine Person, zu der er erstmal Kontakt hätte aufbauen müssen. Etwas… das Lian genauso aufschob wie die Sache mit seiner Familie an sich, ohne ganz genau erklären zu können, woran das eigentlich lag. Einerseits wollte er den Kontakt, andererseits fand er immer wieder neue Ausreden für sich selbst, um einem Kontakt auszuweichen. Gefühle… waren eindeutig nicht die Stärke des jungen Mannes.

Und dann ertönte ein Klopfen, das Lian aus seinen Gedanken riss.

Die Tür? Nein, das Geräusch hatte zu hell geklungen, nicht so, als würde jemand gegen Holz klopfen. Und es war aus einer anderen Richtung gekommen, oder? Es hatte sich sogar auffallend nah angehört, fast so, als würde es direkt über ihm erklingen. Aber das konnte gar nicht sein, oder? Spielten seine Sinne gerade einen Streich? Wieder klopfte es, fast schon zaghaft und vorsichtig. Die Arme weiterhin hinter dem Kopf verschränkt, hoben sich die Lider des Lockenkopfes langsam an, um der Ursache dieses merkwürdigen Geräusches auf den Grund zu gehen. Er legte den Kopf weit in den Nacken, sah aus dieser eher unkomfortablen Position zu dem Fenster, das am Kopfende seines Bettes lag. Im ersten Moment verstand der Bogenschütze überhaupt nicht, was er da eigentlich sah. Irgendeine schwarze… Masse, die gegen sein Fenster klopfte? Er sah es, aber konnte es so wenig zuordnen, dass er nicht einmal richtig erschrak. Erst als inmitten dieser dunkel wabernden Gestalt der selbstgefällig grinsende Charon erschien, der nicht nur Rin in seinen Armen trug, sondern dem Falls auch noch freundlich zuwinkte, erstarrte der gesamte Körper des Bogenschützen zu einer Statue.

Es war ein heller Schrei, der nicht nur durch die Wohnung hallte, sondern der noch durch den gesamten Ostturm des Gildenpalastes vernommen werden konnte. Direkt gefolgt von einem lauten Knallen, als wäre ein schweres Bücherregal unkontrolliert umgekippt.

Leider war es kein Bücherregal, sondern Lian selbst, der plötzlich nicht mehr entspannt und in Gedanken versunken auf seinem Bett lag, sondern sich auf dem Boden seiner Wohnung wiederfand. Die hellgrünen Augen starrten unverwandt zu dem Fenster, während er – auf dem Hosenboden verbleibend – einige Meter nach hinten robbte. Glaubte der Falls wirklich, dass ihn das retten konnte? Das… das kann nicht wahr sein… Der Illusionist konnte nicht einmal ungläubig den Kopf schütteln, so überrannt war er von der Situation, die sich vor seinen Augen abspielte. Es war die eine Sache, dass Charon und Rin ihn immer wieder vor seiner Haustür überraschten. Aber… sein Fenster? Seine Wohnung lag locker einhundert Fuß über dem Boden! Es waren so viele Fragen, die sich im Köpfchen des Bogenschützen bildeten, aber er war unfähig, auch nur eine davon zu Ende zu denken. Das dritte Klopfen, das gegen sein Fenster ertönte, war weniger zaghaft, sondern fordernder, als würden seine Besucher allmählich ungeduldig werden. Es waren mehrere Tentakel, die sich um den Finsternismagier bewegten, aber besonders fiel dem Falls der eine Fühler auf, der geklopft hatte und es seinem Meister gleichtat, indem er dem Bogenschützen nun im Gleichtakt mit Charon zuwinkte. Die Nackenhaare des Falls stellten sich auf und eine Gänsehaut fuhr ihm über den gesamten Körper.

Ohne einen direkten Entschluss gefasst zu haben, hievte er sich nach oben, eilte zu seinem Fenster und riss dieses auf. Lian stand so unter Strom, dass er die warme Wüstenluft, die sofort an ihm vorbei in seine Wohnung strömte, überhaupt nicht richtig wahrnahm. „Wie um alles in der Welt… Seid ihr vollkommen verrückt geworden?!“, blaffte er Rin und Charon zur Begrüßung entgegen, als er auch schon eine Berührung an seiner Hand spürte. Moment – hatte dieser dunkle Tentakel gerade beruhigend seine Hand getätschelt? Kurz sahen die grünen Seelenspiegel auf den Fangarm herab, die Gedanken leergefegt… und dann kam erneute Bewegung in die Szenerie. Lian entriss sich der Berührung durch den Tentakel, stolperte ein weiteres Mal nach hinten und knallte kurzerhand schon wieder auf den Boden seiner Wohnung. Was ging hier nur ab?! Aber hey, immerhin hatte er das Fenster geöffnet - das war ein Anfang.

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptySo 1 Mai 2022 - 19:18

Die Idee war einfach nur hirnrissig, gar lebensgefährlich! Hätte die Hundedame Zeit gehabt, darüber nachzudenken, hätte sie vermutlich nie mitgemacht. Schon alleine deshalb, weil die Tentakeln, die Charon erschaffen hatte, absolut gruselig waren. Sie mochten sich irgendwie niedlich verhalten, aber das Bild war einfach so unnatürlich, dass es ihr jedes mal, wenn sie daran dachte, ein Schauer über den Rücken rannte. Auch die Konsistenz, das Gefühl auf der Hand, war einfach nur merkwürdig. Es sollte nicht existieren, aber es tat es einfach.
Trotzdem hing sie nun hier, in den starken Armen des Dargin, während eben genau diese Tentakeln den Unterschied zwischen Leben und Tod machten. Ihr Herz hüpfte vor Aufregung. So sehr, dass sie befürchtete, dass der Finsternismagier es spüren könnte! Schließlich hatte sie sich an ihn gedrückt und die Arme fest um ihn geschlossen. Nach unten blicken durfte sie gerade auf garkeinen Fall, denn dann würde sie die Realität sofort einholen. Solange sie nicht sah, wie tief es hinunter ging, solange konnte sie sich auch nicht verrückt machen. Deswegen hielt sie ihre Seelenspiegel fest auf das Zimmer vor ihnen gerichtet. Zuersteinmal regte sich nicht viel. Gar nichts, um genau zu sein. Zumindest bis Charon - oder eher einer seiner Fangarme - vorsichtig an das Fenster klopfte. Es war kein richtiges Klopfen, schließlich war es nur wabernde Finsternis, doch es war nah genug dran, um als eines erkannt zu werden. Nun kam endlich Bewegung ins Spiel. Ihre Rute zuckte erwartungsvoll. Zwar konnte die Canine noch nichts sehen, aber dafür hören! Es war ein leises Rascheln, als ob sich jemand bewegte... Dann, plötzlich, ein Schrei! Sie zuckte sofort zusammen, klammerte sich fester an den Weißhaarigen und schrie direkt mit. Die Stimmen der beiden hallten vermutlich über das gesamte Areal der Gilde, wenn nicht sogar halb Aloe. Doch auch, wenn Lian nun definitiv von der Gegenwart der beiden Hellhaarigen wusste, öffnete er ihnen nicht das Fenster. Stattdessen verschwand er direkt wieder aus dem Sichtfeld. Nachdem sich die Inuyama von ihrem ersten Schrecken erholt hatte, grummelte sie: "Ich glaube der will uns nicht reinlassen. Klopf nochmal fester!" Wie der Falls bloß auf so eine gemeine Idee kommen konnte? Er sollte sich lieber freuen, dass seine beiden besten Freunde ihn besuchen wollten! Stattdessen schrie er herum und erschreckte die Hundedame! Gastfreundschaft musste der Lockenkopf definitiv noch lernen.
Schlussendlich traf er aber doch die richtige Entscheidung und öffnete endlich das Fenster. Charons Arme waren zwar sehr gemütlich, sie hätte sicher Stunden dort verbringen können, doch die Höhe, in der sie hingen, war leider nicht ganz so angenehm. "Ein nettes Hallo hätte auch gereicht!" Dementsprechend schwang sie sich direkt durch den Rahmen und landete unversehrt auf dem weichen, kuscheligen Bett des Falls. Wieder richtigen Boden unter den Füßen zu haben war wirklich erleichternd! Selbstverständlich reichte sie daraufhin ihrem Kumpel die Hand, sodass auch er sicher einsteigen konnte. Zur selben Zeit stellte sich auch direkt das Tentakelmonster vor. Manieren hatte sie, das musste man ihr lassen! "Das ist Cthylla! Ich finde sie auch sehr gewöhnungsbedürftig, aber eigentlich is sie ganz lieb!" Mit einem großen Satz sprang sie nun von dem Bett hinab (der arme Magier, der unter Lian wohnte...) und hüpfte auf den Am-Boden-Liegenden zu, nur um sich über ihm auf die Knie fallen zu lassen und ihn in eine ungebetene Umarmung zu ziehen. Entkommen war unmöglich, sich wehren zwecklos! Den Fängen der Inuyama entkam niemand! "Wir waren irgendwie einsam ohne dich, also haben wir den schnellsten Weg nach unten genommen, nicht wahr, Charon?" Mit einem verspielten Grinsen auf den Lippen blickte sie über ihre Schulter und winkte den Weißhaarigen heran, falls er nicht bereits von selbst dazu gekommen war. "Das solltest du lieber zu schätzen wissen, das hat bestimmt noch keiner für dich gemacht!" Ob das nun für oder gegen das weißhaarige Duo sprach, konnte jeder selbst entscheiden. Doch für Rin war es definitiv ein für! Ihre wedelnde Rute klopfte fröhlich um sich herum, mal auf den Boden, mal auf Lians Beine. Dass sie zu zweit einfach nicht zurecht kamen, nur dann ein gemeinsames Gesprächsthema fanden, wenn es um den Wuschelschopf ging, das ließ sie gekonnt außenvor, verdrängte es gar. "Hey sag mal, wusstest du eigentlich, dass Charon richtig guten Tee macht?" Sie hielt kurz inne, da ihr etwas einfiel. Sie hatte ihre Tasse noch gar nicht leergetrunken. Die Entscheidung, sich hierher abzuseilen war so schnell und spontan getroffen worden, dass sie dazu gar nicht die Zeit gehabt hatte! Kurz überlegte sie, ob sie einfach schnell die Treppe hochlaufen sollte, um ihn zu holen, doch das würde diesen besonderen Moment direkt ruinieren. Das Gebräu war zwar gut, aber das war es nun auch nicht wert! Bestimmt würde es auch später noch schmecken, wenn es kalt war.

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptySo 1 Mai 2022 - 21:55

In der Luft stehend wie ein Gott, der die Gesetze der Welt frei zu ignorieren vermochte, mit einer mächtigen, ihm untergebenen Bestie an seiner Seite und einer hübschen jungen Dame in seinen Armen... Ja, der Stolz in Charons Gesicht ob seiner Art, sich und seine liebe Cthylla hier zu präsentieren, war nicht zu übersehen. „Keine Sorge, Rin“, versicherte er noch einmal, das Herzklopfen der Jüngeren an seiner Brust spürend. „Du vertraust mir, nicht wahr? An meiner Seite wird dir nichts geschehen.“ Natürlich war es verständlich, dass sie sich in dieser Höhe Gedanken machte, auch wenn der Dargin die Ruhe in Person war, erfüllt von Vertrauen in sich und seine kleine Gottestochter. Er schätzte es bereits, dass Rin sich getraut hatte, mit ihm diesen so gefährlich wirkenden Weg zu wagen. Nun war es an ihm, dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen. Dabei würde es natürlich helfen, wenn Lian ihm öffnete...
„Hm... ich tue mich ein wenig schwer, die richtige Kraft einzuschätzen. Ich will nicht riskieren, unser Fenster kaputt zu machen“, gestand Charon, während Cthyllas Tentakel ein zweites Mal bei Lian klopfte. Glücklicherweise gab der Falls schlussendlich nach, sodass Rin erleichtert wieder festes Bett unter den Füßen gewann und Charon ihre Hand reichte, damit dieser mit der gleichen Sicherheit über das Fensterbrett ins innere steigen konnte. Die Tentakel hinter ihm drohten kurz, im Fenster stecken zu bleiben, doch flexibel, wie sie waren, folgten sie ihm ohne große Schwierigkeiten ins Innere. Um nicht den Großteil des Raumes auszufüllen zogen sie sich ein Stück weit in den finsteren Abgrund auf dem Rücken des Magiers zurück, blieben aber noch lang genug, damit Charon einen von ihnen liebevoll mit beiden Händen streicheln konnte. „Ja, das hast du sehr gut gemacht. Wer ist ein gutes Mädchen? Jaa, du bist das!“

Ganz so begeistert wie das Weißhaar schienen die beiden anderen auf Anhieb nicht. Immerhin, Rin verteidigte das göttliche Haustier und gestand ihr zu, so lieb zu sein, wie auch Charon sie wahrnahm. Nur Lian, der zeigte sich weniger respektvoll. „Alles in Ordnung, Lian? Du siehst aus, als hättest du einen furchtbaren Tag gehabt“, hakte der Finsternismagier nach, nicht wirklich die Möglichkeit in Betracht ziehend, dass ihr Auftritt dem Brünetten diesen grausigen Gesichtsausdruck in die Mimik hatte zaubern können. Mit einem beruhigenden Lächeln stand der Dargin neben seinen beiden Freunden, die dort auf dem Boden kuschelten, und stemmte eine Hand in die Hüfte. „Aber keine Sorge, jetzt sind wir ja da. Du bist nicht mehr allein. Die Zeit ist gekommen, um wieder glücklich zu sein.“
Während Charon mal wieder heraushängen ließ, wie viel Glück Lian doch hatte, dass sie beide bei ihm waren, war Rin doch ein Stückchen ehrlicher und meinte direkt, dass sie sich ohne ihn einsam gefühlt hatten. „Hm? Also...“ Kalt erwischt blinzelte das Weißhaar und wandte den Blick von den beiden ab, um die Wand genauer zu inspizieren. „Ich meine, natürlich freue ich mich auch, Lian zu sehen, so ist es nicht...“ Wie schaffte es dieses Mädchen nur, immer ihr Herz so offen zu legen? Es war nicht so, als wäre sie ihr Leben lang vor Allem negativen geschützt gewesen, das wusste er bereits, also... Warum? Warum war sie noch so liebevoll, wenn weder er, noch der Illusionist sich die gleiche Reinheit hatten bewahren können?
„... Hm?“ Charon wurde aus seinen Gedanken gerissen, als die Spitze eines seiner Tentakel sanft gegen seine Wange stieß, und er lachte leise auf. „Ah, nicht doch, nicht doch. Ich war lediglich in Gedanken“, meinte er mit einem Nicken und schob die feste und doch so weiche Finsternis beiseite, ehe sich seine Augen weiteten. „Was sagst du? Nein, auf keinen Fall. Er ist manchmal ein Trampel, aber er hat ein sehr großes Herz.“ Mit einem sanften Nicken trat Charon wieder näher zu seinen Partnern heran und senkte sich auf ein Knie hinab, um Lian direkt in die Augen zu sehen. „Sag, Lian... Meine süße Cthylla hier ist in Sorge, dass du sie nicht mögen könntest, aber das ist Unsinn, nicht wahr? Zeig ihr doch bitte ein wenig Zuneigung, sei so gut...“

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptyDo 12 Mai 2022 - 21:58

Es hatte eine Zeit gegebenen, in der man das Leben von Lian durchaus als normal hätte bezeichnen können. Gut, zugegeben, Lian war auf den Straßen Aloes unterwegs gewesen und hatte gemeinsam mit einer Bande Kleinkrimineller irgendwelche unschuldigen Passantinnen und Passanten ausgenommen oder war in Häuser eingestiegen, um sich an den Habseligkeiten anderer Leute zu bereichern. Er war mehr als einmal kurz davor gewesen, bei einer seiner Missetaten erwischt zu werden, entsprechende Konsequenzen einzuheimsen und in irgendeinem dunklen Loch zu schmoren. Aber ernsthaft, das war immer noch ein normaleres Leben gewesen als… jetzt. Seit er Charon und Rin kannte. Denn ganz gleich, was man über sein altes Leben sagen wollte: Niemand wäre jemals auf die Idee gekommen, sich in schwindelerregender Höhe abzuseilen, um durch sein verdammtes Fenster in seine Wohnung einzusteigen! Wo waren sie hier bitte gelandet?! In irgendeiner abgedrehten RPG-Szene? Das Schlimmste an der Sache war allerdings, dass Lian mit seinem Entsetzen über diesen Umstand vollkommen alleine blieb. Weder Rin noch Charon schienen seine Verwunderung zu teilen, sodass der Braunhaarige für einen winzig kleinen Moment wirklich hinterfragte, ob vielleicht er das Problem hier sein könnte... ein Gedanke, der dank eines wilden Kopfschüttelns zum Glück so schnell beiseite gefegt wurde, wie er aufgetaucht war. Nein. Er mochte viele Probleme haben, er mochte auch genauso viele Probleme verursachen. Aber hier, in diesem Moment, lag das Problem eindeutig nicht bei ihm!

Während Lian noch immer unbewegt auf dem Boden seiner Wohnung hockte, schwang sich die Canine über den Fensterrand und landete auf der weichen Matratze, auf der es sich auch der Bogenschütze bis eben noch bequem gemacht hatte. Vermutlich war sie sogar noch warm... wie sehr sehnte sich der 20-Jährige zwei Minuten in die Vergangenheit zurück, als er noch bequem auf diesem Bett hatte liegen und sich über den Brief seiner Schwester hatte Gedanken machen können. Der Brief von... Oh, na wunderbar..., schoss es dem jungen Mann durch den Kopf und er konnte es nicht verhindern, dass die hellgrünen Seelenspiegel einen kurzen Moment in Richtung des Papiers sahen, das immer noch in der letzten Ecke auf der Matratze lag. Es hatte ihm gereicht, sich selbst Gedanken über das Schriftstück machen zu müssen. Das Letzte, was er wollte, war, dass ausgerechnet Charon und Rin ihn auf seine Familie ansprachen. Er musste das Papier also schnellstmöglich einsammeln, bevor einer von beiden darauf aufmerksam wurde. Die Frage war nur wann... und wie. „Ein nettes Klopfen an die Tür ebenso“, gab er Rin mit einem fast schon mürrischen Tonfall zur Antwort, als diese sich beschwerte, dass ein nettes Hallo gereicht hätte. Was hatten sie erwartet? Hielten sie ihren Auftritt ernsthaft für... normal?! Mit einem skeptischen Blick musterte er die Tentakel, die um Charon herumwaberten. Das Ding hatte auch noch einen Namen? Und nicht nur das – Charon sprach mit diesem Ding und tätschelte einen der Tentakel, als würde er mit einem kleinen Chihuaha sprechen. Okay, als der Falls seinen Kumpel damals nach seiner wochenlangen Abwesenheit vom Questboard aufgesucht hatte, hatte er gedacht, der Weißhaarige sei irre. Aber ernsthaft, das hier übertraf das Ganze nochmal bei Weitem. Irgendwann löste der Dargin sich von seinem tentakeligen Schoßhündchen und wandte sich stattdessen dem Falls zu. Er sprach nicht nur an, dass Lian aussah, als hätte er einen schrecklichen Tag gehabt – nein, er meinte auch, dass er nun fröhlich sein könnte, denn seine beiden Freunde waren nun immerhin bei ihm angekommen! „Weißt du, im Nachhinein betrachtet war mein Tag bisher ganz angenehm“, gab der Falls mit minimal zuckendem Mundwinkel zur Antwort und war offenbar drauf und dran, noch etwas zu ergänzen, doch die Worte blieben ihm im Halse stecken. Unerwartet wurde er durch Rin in eine Umarmung gezogen und sein ganzer Körper erstarrte von einer Sekunde zur Nächsten. Perplex ließ er den Körperkontakt über sich ergehen und hörte ihre Worte. Sie waren einsam ohne ihn gewesen? Es erging dem Bogenschützen genauso wie Charon: Das waren Worte, die einfach viel zu direkt und viel zu ehrlich waren, als dass Lian sie so hören wollte. Konnte sie das nicht weniger… herzlich ausdrücken? Er wurde ein wenig rot um die Nase und während der Finsternismagier die rechte Wand der Wohnung inspizierte, musterte Lian in auffallender Genauigkeit die linke Seite. Aber bei dieser Aussage blieb es nicht, Rin sprach weiter: Sie hatten den schnellsten Weg genommen, um zu ihm zu kommen? Und... das hatte bestimmt noch nie jemand für ihn gemacht? Ohne den Blick von der weißen Wand abzuwenden, schnaubte der Falls leise lachend: „Nein. DAS hat wirklich noch nie jemand für mich gemacht.“ Und er hoffte auch inständig, dass das nie wieder jemand für ihn tun würde, aber das war ein Detail, das der Braunhaarige lieber für sich behielt. Ehrlich gesagt glaubte er, dass er mit seinem Einwand bei Charon und Rin ohnehin auf taube Ohren gestoßen wäre.

Als Rin sich von ihm löste, wog Lian sich für den Bruchteil einer Sekunde in Sicherheit, so als hätte er die schlimmste Überraschung hiermit überstanden. Aber... er hatte die Rechnung natürlich ohne Charon Dargin gemacht. „Du... sie... was?!“, stammelte er wenig eloquent vor sich hin und wusste gar nicht, worauf er sich konzentrieren sollte. Immer wieder wechselte sein wilder Blick zwischen den violetten Seelenspiegeln seines Freundes und den auffordernd wackelnden Tentakeln hin und her. Entsetzen und unkontrolliertes Amüsement gaben sich die Klinke in die Hand und kurzzeitig fühlte sich Lian wie am Anfang eines ziemlich miesen B-Movies. Er sollte ihr seine Zuneigung zeigen? Es waren verschiedenste Bilder, die durch den Geist des Bogenschützen huschten. Wie viel sagte es über ihn aus, dass er überhaupt auf solche Gedanken kam? Scheiße, zurück in die Realität!, ermahnte sich der 20-Jährige selbst und schüttelte innerlich den Kopf. Sein Blick blieb schlussendlich an dem Tentakel hängen. „Es gibt Grenzen, die nicht einmal ich bereit bin, zu überschreiten“, antwortete der Braunhaarige trocken, wenngleich man nicht sagen konnte, wen genau er damit eigentlich ansprach... oder ob es vielmehr ein Selbstgespräch war, das er führte. Dann sah er wieder zum Dargin. „Cthylla“, wiederholte er den Namen des Wesens, mehr um sich selbst zu überzeugen. Zuneigung zeigen? Wieder waren da diese Bilder und er musste einfach lachen. „Sorry, aber ich glaube nicht, dass das der richtige Rahmen dafür ist.“ Er rückte ein  Stück nach hinten und stand dann auf, bevor er mit einem Seitenblick auf die geformte Finsternis blickte, die um den hellhaarigen Magier tänzelte. „Weißt du, Tentakel sind nicht so meins. Nichts gegen dich persönlich… ähm, Cthylla. Bist sicher... eine sehr Nette.“ Hatte er gerade eine körperlose Finsternismasse gekorbt? Lian konnte es selbst nicht so ganz fassen und strengte sich daher an, möglichst schnell das Thema zu wechseln. Das Thema Cthylla braucht Zuneigung wollte er hier und heute sicherlich nicht weiter vertiefen. Vor allem nicht vor den unschuldigen Augen von Rin... Apropos Rin! Er drehte sich zu ihr herum. „Also... ich verstehe das richtig“, führte er an sie gewandt fort und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ihr habt zusammen Tee getrunken. Und da habt ihr festgestellt, dass ihr mich vermisst. Und dann seid ihr einfach so auf die Idee gekommen, durch das Fenster zu klettern und bei mir einzusteigen, anstatt die Treppe in die untere Etage zu nehmen?“ Seine rechte Augenbraue huschte nach oben. „Das soll ich euch glauben? Gar kein anderer Anlass? Und wenn ja...“ Nun sah er zum Dargin und er konnte nicht anders, als schmal zu grinsen. „... dann möchte ich bitte auch eine Tasse von diesem Tee.“  

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptySa 21 Mai 2022 - 19:52

Die Rute der Canine klopfte einen gleichmäßigen Rythmus gegen Lians Bein, während sie ihn in einer Umarmung, die eher einem Klammergriff glich, gefangen hielt. Wieso war er eigentlich immer so stocksteif, wenn sie ihn an sich drückte? Sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass der Wuschelkopf ständig so angespannt war. Ob er wohl mal eine herzhafte Massage oder ein Bad in einer heißen Quelle benötigte? Schließlich lehnte sie sich wieder ein wenig von ihm weg, ihre Hände ließ sie jedoch auf seinen Schultern. "Ja genau, jetzt sind wir ja da!" klinkte sie sich bei Charon ein, zeigte dabei ihr strahlendstes Lächeln. "Wir trösten dich ganz fix!" So wie man es unter Freunden eben machte. Man konnte nicht einfach dabei zusehen, wenn es dem Anderen schlecht ging.
Deswegen verriet sie ihm auch sogleich, wie sehr die Weißhaarigen ihn vermisst hatten. Das würde ihn bestimmt freuen, oder? Doch von dem Dargin kam nur zögerlich halbherzige Zustimmung und als sie zwischen den Beiden hin und her blickte, bemerkte sie, dass keiner in ihre Richtung blickte, stattdessen schienen sie lieber die noch immer lieblosen Wände zu inspizieren. Ein wenig verwirrt legte sie den Kopf schief. Hatte sie etwas Falsches gesagt? Einen Moment ließ sie noch verstreichen, ehe sie weitersprach, direkt das Thema wechselte, zurück zu ihrer merkwürdigen Ankunft. "Irgendwie scheinst du gar nicht so glücklich darüber, dass wir da sind." stellte sie fest und rutschte endlich ein Stück zurück, sodass sie beide wieder ein wenig Privatsphäre hatten. "Ist irgendwas Schlimmes passiert?" Ihr fröhlicher, lauter Ton wurde schlagartig sanfter, sie betrachtete ihren Kollegen mit aufrichtiger Fürsorge. Niemals wäre sie auf die Idee gekommen, dass der Falls womöglich wegen den Weißhaarigen so schlecht gelaunt war; für sie selbst war es schließlich das Beste, gerade hier sein zu können, umgeben von ihren zwei geliebten Freunden.
Schließlich drängte sich eine verunsicherte Cthylla in den Mittelpunkt. Das arme Ding schien sehr besorgt, dass Lian sie nicht mögen könnte. Erwartungsvoll, aber auch ein wenig schüchtern, waberte es um sein Herrchen herum, fast, als würde es vorsichtig hinter ihm hervorlugen. "Ich glaube sie ist sich nicht ganz sicher, ob du sie magst, Lian." erklärte Rin auf sein Gestammel hin. Natürlich hatte er bereits beim ersten Mal verstanden, worauf Charon hinauswollte und versuchte nur gerade, diese Information zu verarbeiten, aber das realisierte sie erst ein wenig zu spät. Doch selbst mithilfe ihrer liebevollen Erklärung schien der Falls nicht so recht weiterzuwissen. Eine Mischung aus verschiedensten Emotionen war ihm mitten ins Gesicht geschrieben. Deuten, was gerade in seinem Kopf vorging, konnte sie allerdings nicht. Das war ihr bei ihm schon immer schwer gefallen. Letztendlich raffte er sich doch auf, endlich zu dem Tentakelmonster zu sprechen, auch wenn seine Worte bestimmt nicht das waren, was es hatte hören wollen. Er war also nicht nur gut darin, die Hundedame von sich fortzustoßen, er tat es auch bei anderen Lebewesen! Die Erleichterung, die sie bei dieser Erkenntnis überkam, überraschte sie selbst. Zwar war es schön, zu wissen, dass sie selbst nicht das Problem war, aber Cthylla tat ihr trotzdem ein wenig Leid. "Keine Sorge, er ist immer erstmal so!" mischte sie sich also ein, ergriff anstatt dem Braunhaarigen eine der Tentakel und tätschelte sie sanft. "So war er bei mir auch am Anfang. Gib ihm einfach ein bisschen Zeit, Cthylla. Dann taut er von ganz alleine auf, da bin ich mir sicher!" Auch wenn die Gestalt der wabernden Finsternis merkwürdig war, hatte das nichts über ihren friedvollen, lieben Charakter auszusagen. Es waren die inneren Werte, die zählten! Das wusste garantiert selbst Lian.
Dieser wendete sich nun der Hundedame zu. "Ja genau, so war das." bestätigte sie den Ablauf des Abends, bevor sie bei ihm eingestiegen waren. "Eigentlich haben wir gar nicht darüber nachgedacht, die Treppe zu nehmen... oder Charon? Wir standen gerade zufällig am Fenster, da hat das einfach Sinn gemacht." Nachdenklich legte sie den Kopf schief und fuhr sich mit Zeigefinger und Daumen über das Kinn. "Bist du denn nicht Anlass genug?" Was gab es für einen geeigneteren Beweggrund für solch eine Aktion als den besten Freund? "Du bist uns eben wichtig. Ist das so schwer zu glauben?" Natürlich hätte man trotzdem die Treppe nehmen können, doch darum ging es ja gerade nicht! Zumindest für Rin. Ein wenig verwirrt über das merkwürdige Grinsen auf dem Gesicht des Falls folgte sie dessen Blick zu Charon. "Was hat all das denn mit dem Tee zu tun?" fragte sie schließlich und zuckte mit den Öhrchen."Also ich kann dir echt empfehlen, dir mal eine Tasse machen zu lassen." Er hatte wirklich gut geschmeckt, besser als die Meisten, die sie bisher getrunken hatte. Aber der Tee war oben bei dem Dargin und sie waren gemeinsam hier unten. Auch hier gab es bestimmt einige lustige Dinge, die sie tun konnten! Sonst wären sie ja ganz umsonst hier herunter gekommen. "Also, wollen wir irgendwas Cooles machen? Ein Spiel spielen oder so?"

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptySo 22 Mai 2022 - 13:32

Im Nachhinein betrachtet war sein Tag ganz angenehm gewesen? Die Augenbrauen zusammenziehend stemmte Charon eine Hand in seine Hüfte, während er zu Lian hinabblickte. Was sollte das denn bitte heißen? Hier waren sie, der Dargin und die Inuyama, erhellten seine Zeit der Einsamkeit mit ihrer Präsenz, und er tat so, als würde ihr Erscheinen sein Leben eher verschlimmern als verbessern. Rin war wohl die Einzige, die mit endloser Positivität auf die doch recht zurückhaltende Art des Falls reagieren und ihm so eine leichte Röte ins Gesicht treiben konnte. Bei dem Thema Cthylla zeigte er sich ähnlich tölpelhaft, ihre Gefühle sehr zielsicher verletzend. Das konnte er wohl gut. Die wabernde Masse zog sich leicht zurück, die Enden der Tentakel sinkend wie die Ohren eines traurigen Hundes, ehe sich Rin ihr erbarmte und ihr ein paar warme Worte schenkte, die die Stimmung der Gottestochter wieder etwas hoben. Dankbar strich das Energiewesen gegen ihre Handfläche, ehe sich die Tentakel wieder zurückzogen, Stück für Stück im Rücken des Dargin versanken, sodass sich das finstere Portal darauf wieder schließen konnte. Ein paar dickflüssige Tropfen schwarz-violetter Finsternis fielen noch hinab auf die Dielen in Lians Zimmer, ehe auch diese sich auflösten und den Boden genauso blütenrein hinterließen wie Charons Kleidung. Cthylla war schließlich ein gutes, sauberes Mädchen.
„Mit Rücksicht gegenüber den Gefühlen anderer hast du es nicht wirklich, hm?“, fragte Charon mit einem Seufzen und schüttelte den Kopf, ehe er Rin anlächelte. „Danke dir. Sie weiß deine Worte zu schätzen.“ Eventuell war der Dargin etwas harscher als sonst gegenüber Lian; es störte ihn mehr als erwartet, dass der Illusionist seine Anwesenheit, wenn auch indirekt, als unangenehm bezeichnet hatte. Die Nachfrage, warum sie ihn überhaupt besuchten, stützte dieses Gefühl noch einmal. Charons Gesichtsausdruck wurde etwas grimmiger. „Natürlich gibt es einen anderen Anlass, auch wenn das Rin nicht so recht bewusst zu sein scheint“, meinte er und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich wollte Rin – und bei der Gelegenheit auch gleich dir – einmal meinen neuen Zauber vorführen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das vor unserem Abstieg auch gesagt habe. Nicht viele Menschen können von sich behaupten, die Tochter eines Gottes, der erhebliche, wenn auch passive Kontrolle über unsere gesamte Realität besitzt, als persönliche Unterstützung einzuspannen? Es war mir wichtig, mit ihrer ersten Begegnung mit euch beiden einen entsprechenden Eindruck zu schinden.“ Es war ja nicht nur, dass sie beide unbedingt hatten Lian sehen wollen und dann zufällig den wohl am Wenigsten zu erwartenden Weg zu ihm genommen hatten. Zumindest nicht von Charons Seite aus. Auch wenn er es ungern zugab, hatte der Finsternismagier gelegentlich einen leichten Hang zur Selbstdarstellung. „Unabhängig davon, was du persönlich von ihr hältst, solltest du erkennen, dass Cthyllas Fähigkeiten für unser Team mehr als nützlich sein werden“, schloss er also, ehe er auf die andere Frage einging. „Und ich weiß nicht, was für seltsame Gedanken du hegst, aber ich lade auch dich gern jederzeit zu einer Tasse Tee ein. Die Mischungen, die ich nutze, sind von höchster Qualität.“

Auch wenn die Stimmung zwischen Charon und Lian in diesem Moment ein wenig kühl war, blieb Rin weiterhin ein warmer Pol der Positivität, blickte an der angespannten Gegenwart vorbei in eine angenehmere Zukunft. Ob sie etwas spielen wollten? „Du hast recht, wenn wir schon hier sind, sollten wir auch etwas zusammen machen“, nickte das Weißhaar und wünschte sich in diesem Moment, er hätte daran gedacht, die Box voller Gebäckstücke mit herunterzunehmen, die Rin ihm vorbei gebracht hatte. „Ich hätte ja eine gemeinsame Quest vorgeschlagen, aber dafür ist es jetzt recht spät. Das können wir ja morgen in Angriff nehmen.“ Nachdenklich richtete er seinen Blick hinüber zu dem Falls, ehe er noch einmal kurz hinüber zu Rin huschte. Es war ihm erst in diesem Moment wirklich aufgefallen, aber... sie gehörte mit zu den Menschen, bei denen er darauf achten musste, Lian nicht mit seinem Nachnamen anzusprechen, richtig? Das sollte wohl einfach genug sein... Der Gedanke an diesen Vertrauensbeweis machte es für Charon nur recht schwierig, so kaltherzig mit seinem wohl besten Freund umzuspringen. Diesen Gedanken mit einem Kopfschütteln abwehrend fokussierte er sich wieder auf den Bogenschützen.
„Wenn du magst, kannst du gerne entscheiden, wie wir die Nacht verbringen wollen, Lian. Schließlich wollen wir nicht, dass dein Tag noch weniger angenehm wird.“

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptyMo 30 Mai 2022 - 16:15

Rin tätschelte diese Finsternismasse liebevoll und sprach mit ihr, als wäre sie irgendein trauriges Kind, das es nach einem unfairen Erlebnis zu trösten galt. Und was sollte das überhaupt heißen, er war "erstmal immer so"?! Es gefiel dem Falls ganz und gar nicht, dass die Inuyama mit Cthylla sprach, als wäre er gar nicht anwesend und gleichzeitig in Aussicht stellte, dass er sich dem körperlosen Wesen gegenüber irgendwann netter verhalten würde. Warum überhaupt netter? Konnte man irgendeinem dunklen Tentakel gegenüber überhaupt unnett sein?! Als Charon ihm auch noch vorwarf, dass er nicht sonderlich viel Rücksicht auf die Gefühle anderer nehmen würde, war Lian kurz davor, empört aufzuschreien. Wer in diesem Raum nahm denn bitte Rücksicht auf seine Gefühle? Richtig: Niemand! Und jetzt war er hier schon wieder der Täter?! Argh, es war zum Haare raufen! Kaum dass die aufmunternden Worte gesprochen und die beruhigenden Berührungen ausgetauscht worden waren, zog sich Cthylla zurück und am Ende blieb nichts übrig, das auf die Existenz dieser Tentakel hinweisen würde. Kurz fragte sich sogar der Bogenschütze selbst, ob er sich all das vielleicht nur eingebildet hatte. Ernsthaft, kein Mensch würde ihm diese Story jemals abkaufen. Lian sollte es gar nicht erst versuchen, das Erlebte irgendjemandem ernsthaft zu erzählen, sofern er nicht wollte, dass ein Gegenüber an seinem Verstand zweifelte.

Schließlich wechselte das Thema, weg von den Tentakeln, hin zum Grund für den Besuch der beiden anderen Crimson Sphynx Magier. Es überraschte den Falls selbst ein wenig, dass er nicht am Wahrheitsgehalt der Aussage zweifelte, als Rin erwähnte, dass sie überhaupt nicht darüber nachgedacht hätten, die Treppe zu nehmen, sondern das Fenster das naheliegendste gewesen wäre. Ein normaler Mensch wäre vermutlich nicht auf so eine waghalsige und abgefahrene Idee gekommen, aber die Inuyama und der Dargin waren ja auch keine stinknormalen Menschen. Die Aussage der Hundedame, dass Lian ihnen eben wichtig wäre und sie deshalb schnellstmöglich zu ihm hatten gelangen wollen, löste wieder ein gewisses Unbehagen in dem Illusionisten aus. Unbeholfen kratzte er sich an der Wange und wandte den Blick ab. Rin war viel zu ehrlich, musste sie das so sagen? Er war ganz froh, dass Charon gleich nachsetzte und ihm dadurch eine Gelegenheit gab, nicht näher auf das Thema eingehen zu müssen. Lian hätte – wenn er ehrlich war – ohnehin nicht gewusst, was genau er hätte erwidern sollen. Wenngleich ihm der grimmige Gesichtsausdruck des Kollegen auffiel, war das doch eine Gefühlslage, mit der der Illusionist deutlich besser umgehen konnte als die freundschaftlich liebevollen Aussagen, die die Inuyama tätigte. Der 20-Jährige hob ergeben beide Hände an, nachdem Charon geendet hatte. „Okay, alles klar. Also entsprechenden Eindruck geschunden hast du mit diesem Auftritt auf jeden Fall, das kann ich dir sagen. Aber eine klitzekleine Vorwarnung wäre dennoch ganz nett gewesen, weißt du?“ Zum Glück hatten die beiden ihn nicht in irgendeinem anderen Moment erwischt, in dem er dachte, unbeobachtet zu sein… War es ein bisschen größenwahnsinnig, dass der Dargin seinen neuen Zauber auf genau diese Art und Weise hatte in Szene setzen wollen? Oh ja, das war es. Verwunderte es Lian? Nein, eigentlich nicht. Dafür kannte er Charon dann mittlerweile doch zu gut. Es passte einfach zu ihm. „Ich wollte nie an Cthyllas Fähigkeiten zweifeln. Ich bin mir sicher, dass sie uns… dir… naja, dass sie eine große Hilfe sein kann.“ Was sagte es über den Illusionisten aus, dass er dabei zu allererst daran dachte, wie gut man in irgendwelche fremden Häuser einsteigen könnte? Und seine beiden Freunde verstanden also angeblich nicht, was für Gedanken er bezüglich des „Tees“ hegte? „Nein, natürlich nicht“, gab er den Hellhaarigen zur Antwort und lächelte. „Aber ich nehme dennoch bei Gelegenheit gerne eine Tasse“, ergänzte er amüsiert und nickte schlussendlich.

Und dann waren sie hier, in seiner Wohnung. Mal wieder war es so, dass ein ruhiger Abend, den Lian eigentlich mit sich alleine und seinen endlos kreisenden Gedanken hatte verbringen wollen, jäh unterbrochen worden war von dem unerwarteten Besuch von Rin und Charon. Dass der Besuch der beiden ihm eigentlich guttat, dass es ihm half, aus seinen ziellosen Gedankensträngen auszubrechen, erkannte der Falls leider noch nicht. Das Einzige, was er erkannte, war die Unschlüssigkeit, mit der alle Anwesenden im Raum standen. Rin fragte nach irgendeinem Spiel – was Lian in jedem Fall lieber war als die Erwähnung einer Quest, wie der Dargin es aussprach. Eine Quest bedeutete Arbeit und Verantwortung. Zwei Dinge, auf die der 20-Jährige bis heute nicht wirklich Lust hatte. Als er am Ende in die violetten Augen seines Freundes blickte und dieser großmütig anbot, dass der Falls entscheiden könnte, wie sie die Nacht verbringen würden, konnte Lian nicht anders, als zu lachen. Es war nicht einmal gespielt, sondern irgendwie ein ziemlich ehrliches Lachen. Es überraschte den Lockenkopf selbst ein wenig, dass die Anspannung, die er bis eben noch empfunden hatte, so plötzlich von ihm abfiel. Er ahnte, wo das alles hinführen würde. Dass die beiden Kollegen mal wieder ungefragt in seiner Wohnung übernachten würden… aber irgendwie hatte Lian gar keine Lust, sich dagegen zu wehren. Und das lag nicht nur daran, dass er davon ausging, dass jede Gegenwehr ohnehin zwecklos war, sondern auch daran, dass der Abend ganz… witzig werden könnte. „Na schön, ein Spiel.“ Der junge Mann drehte sich auf dem Absatz herum, trat an seinen Schreibtisch heran und öffnete eine der Schubladen. Der Falls war keine Person, die mit vielen Brett- und Gesellschaftsspielen aufwarten konnte, aber etwas anderes ließ sich durchaus in dem kleinen Zimmer finden. Im nächsten Moment hatte er ein simples Kartenset in der Hand – eines von vielen, die in dieser Wohnung herumflogen. Dass Lian diese Karten normalerweise dafür nutzte, um irgendwelche Passanten mit mehr oder minder tollen Taschenspielertricks übers Ohr zu hauen, war ein Detail, das an dieser Stelle nicht wichtig zu erwähnen war. Kurz huschte sein Blick hinüber zu dem kleinen Tisch, der in der Wohnung stand, doch schnell verwarf der Falls den Gedanken wieder: Dort standen nur zwei Stühle, sie waren allerdings zu dritt. Daher setzte er sich kurzerhand auf den Boden, mischte dabei in geübter Bewegung die Karten in seiner Hand. „Wie wäre es mit einer Runde Skat? Schwimmen? 21?“ Für die hiesige Runde war Lian sogar bereit, auf jeglichen Einsatz zu verzichten. „Notfalls kriegen wir auch Mau Mau hin.“ Ein leises Lachen entkam seiner Kehle, während er darauf wartete, dass Charon und Rin sich zu ihm setzten. Er bezweifelte, dass die Inuyama die Regeln der Kartenspiele kannte, bei Charon war er sich nicht sicher. Vermutlich würde also schon einige Zeit draufgehen, um die Regeln zu erklären und in die Spiele hereinzukommen. Es war eindeutig nicht der Plan, den der Lockenkopf für den heutigen Abend gehabt hatte, aber er stellte fest, dass die Aussicht auf einen geselligen Abend mit Kartenspielen deutlich angenehmer wirkte als das Alleinsein mit seinen Familienproblemen. Irgendwie freute sich Lian sogar ziemlich auf die kommenden Stunden mit seinen beiden Freunden.

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptySo 5 Jun 2022 - 16:46

Ein wenig überrascht, dass Charon plötzlich so schlecht gelaunt wirkte, legte die Canine den Kopf schief. Mit großen, runden Äuglein blinzelte sie ihn an. "Ja, du hast gesagt, dass du einen Zauber hast, den du zeigen willst. Aber nicht, dass du nur deswegen Lian besuchen wolltest." Da sie selbst nur ungern ihre Magie nutzte - vor allem seit dem Vorfall in der Wüste - konnte sie nur schwer nachvollziehen, wieso der Dargin darauf so viel wert legte. Sie wusste, dass dahinter viel Arbeit steckte und gab sich dementsprechend stets größte Mühe, ihre Begeisterung so offen wie möglich zu zeigen. Doch wieso er so verletzt war, dass sie nicht bemerkt hatte, dass die Vorführung der einzige Grund für den Besuch war, das verstand sie nicht. Es war etwas, das er ihr definitiv genauer erklären musste, sodass sie besser darauf Rücksicht nehmen konnte, doch gerade war nicht der richtige Zeitpunkt, um dieses Thema anzuschneiden. "Entschuldige..." Sie legte die Ohren zurück und neigte den Kopf nach unten. Das entstandene Missverständnis bereitete Rin ein wenig Sorgen; sie konnte es nicht aushalten, wenn um sie herum schlechte Laune herrschte - vor allem, wenn sie selbst sie ausgelöst hatte. "Einen sehr, sehr großen und guten Eindruck." ergänzte sie schließlich Lians Aussage in der Hoffnung, dadurch die Situation wieder ein wenig geradebügeln zu können. "Ich kann es kaum erwarten, Cthylla in richtiger Action zu sehen." Ein kleines Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, gepaart mit einem zarten Schwanzwedler. Auch, wenn sie ihre Worte gezielt wählte, um die Situation zu entschärfen, so waren sie doch ehrlich. Sie wusste ja nun bereits, dass die Gottestochter perfekt geeignet war, um in fremde Wohnungen einzusteigen, diese Fähigkeit würden sie aber vermutlich (oder eher hoffentlich) niemals brauchen.
Noch länger auf dieser schlechten Laune herumhocken konnte und wollte die Inuyama schließlich nicht. Inzwischen kannte sie ihre zwei Freunde gut genug um zu wissen, dass keiner von ihnen die Initiative ergriff, um etwas daran zu ändern. Also tat sie es schließlich selbst, nachdem bereits ein kurzer Moment an Stille entstanden war. Sie waren schließlich nicht hier, um zu Schmollen und sich zu zoffen, sondern um eine schöne Zeit zu haben, oder nicht? Lians sehr spärlich eingerichtetes Zimmer machte es jedoch nicht besonders einfach, eine Alternative zu finden. Etwas zum Feiern hatten sie dieses Mal nicht, also musste sie einfach hoffen, dass sich irgendwo in irgendwelchen Schubladen vielleicht irgendein eingestaubtes Spiel finden ließ. Während er also suchte, schlug Charon vor, dass sie morgen auch noch eine Quest in Angriff nehmen könnten. "Oh ja! Heute ist es ja sowieso zu spät. Wir können morgen früh ja direkt mal überlegen, was wir übernehmen könnten!" Als Questboard-Verantwortlicher wusste der Weißhaarige bestimmt eh, was gerade aushing, sodass sie nichteinmal ihr Zimmer verlassen mussten um nachzusehen. Wie praktisch! Sie konnte es kaum erwarten, noch mehr Zeit mit ihren Freunden zu verbringen.
Zu ihrer Überraschung zauberte der Falls schließlich tatsächlich ein Kartendeck hervor. "Wow, das hätte ich nicht erwartet!" gab sie ehrlich - aber begeistert - zu. Ihre Äuglein funkelten, sie ignorierte gekonnt die Tatsache, dass sie nicht ein einziges Kartenspiel kannte. Dementsprechend waren die Worte, die der Wuschelkopf als nächstes sprach, auch viel mehr eine Fremdsprache. "Schwimmen? Ich dachte wir wollten Karten spielen?" fragte sie verwirrt, während sie sich neben ihm in den Schneidersitz fallen ließ. Ihre Äuglein folgten neugierig den geschickten Bewegungen seiner Hände. Nicht eine einzige Karte segelte auf den Boden! Hätte Rin genau das Selbe versucht, so hätte es vermutlich in reinstem Chaos geendet. Zwar wäre das Deck danach sicherlich gut gemischt, doch der damit verbundene Aufwand wäre es nicht wert gewesen. "Wenn du lieber schwimmen gehen willst, ist mir das aber auch recht." Was genau sie unternahmen war ihr vollkommen egal, hauptsache sie machten es gemeinsam! "Hat nicht vor Kurzem in der Nähe ein Freibad aufgemacht? Auch wenn das inzwischen bestimmt schon zu hat..." Es war schließlich bereits dunkel draußen. Bloß warm war es weiterhin. "Aber es ist draußen ... und wir machen ja nichts kaputt, es stört also bestimmt keinen, wenn wir uns reinschmuggeln ... oder?" fügte sie schließlich leise hinzu. Ihre Seelenspiegel schienen irgendetwas auf dem Boden zu suchen, vermieden gerade gekonnt den Augenkontakt mit ihren Kollegen. Sie wusste ja, dass das, was sie da vorschlug nicht gerade ... naja, legal war. Aber letztendlich kam niemand zu Schaden, wenn sie aufpassten, also war es kein Problem, richtig? So etwas wie öffentliche Seen oder gar das Meer gab es eben in Aloe nicht. Und falls man ihre Ansicht nicht teilen würde, würde sie einfach behaupten, dass sie sich verhört hatten oder so.

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptyMo 13 Jun 2022 - 21:50

Irgendwie war Charon nicht allzu überrascht von der Tatsache, dass Lian als erstes zu einem Kartenspiel griff. Ja, irgendwie passte es zu dem Brünetten. Amüsiert grinste der Dargin. „Aber kein Schummeln mit irgendwelchen Illusionen“, hob er hervor, ehe er sich auf dem Bett niederließ und ein Bein über das andere schlug. „Wenn ich merke, dass eine Karte nicht so aussieht, wie sie sollte, gibt das eine Strafe!“ Wie immer achtete der Dargin sehr deutlich auf das, was er sagte... und darauf, was nicht. Lian würde es sicherlich merken. Rin auf der anderen Seite schien gedanklich noch ganz woanders zu sein. „Sag, Rin, hast du schon einmal Karten gespielt?“, fragte der Dargin mit einem sanften Lächeln, ehe er eine Hand hob. „Schwimmen ist der Name eines Kartenspiels, das vermutlich aufgrund seiner simplen Regeln sehr populär ist. Wenn man alle Karten aussortiert, deren Wert bei sechs oder weniger liegt, kann man es mit jedem beliebigen Kartendeck spielen“, erklärte er und zeigte einzelne Finger vor, während er hoch zählte. „Man hat also sieben, acht, neun, zehn. Außerdem König, Dame und Bube, die alle je zehn Punkte wert sind, und das Ass, das elf Punkte wert ist. Jeder Spieler hat drei Karten. Deine Punktzahl entspricht dem Wert deiner Karten, die das gleiche Zeiten haben... also entweder alle Karos, alle Kreuze, Pik oder Herzkarten, die du auf der Hand hast.“ So erklärte er weiter, schön theoretisch und trocken, die Regeln des Spiels. Er beeilte sich, wollte nicht allzu viel Zeit dazu aufwenden. Es war ein einfaches Spiel und sie war ein cleveres Mädchen, also konnte sie ihm doch bestimmt folgen, auch ohne Beispiele oder Spielerfahrung oder Zeit für Rückfragen. Am Ende lächelte er sanft. „Ich denke, das wären alle Regeln. Sehr einfach gehalten, nicht wahr?“

Mit einem nachdenklichen Blick sah Charon hinaus aus dem Fenster, betrachtete die Finsternis, die dort draußen lauerte, durchbrochen von kaum einem Stern. „Wenn du lieber tatsächlich schwimmen magst, würde ich das aber abseits von Privatgelände tun. Wir sind schließlich Mitglieder von Crimson Sphinx, Symbole für Rehabilitation und Rechtschaffenheit. Wir übertreten keine Gesetze zu unserem eigenen Vergnügen“, stellte er klar, ehe er sich räusperte und korrigierte. „Wir brechen allgemein keine Gesetze. Punkt.“ Keiner von ihnen. Nicht ein einziger. Nicht Rin, definitiv nicht Charon und erst Recht nicht Lian. Für ein paar kurze Momente entschlossenen Blickkontakt mit seinen beiden Freunden suchend lehnte sich der Dargin auf dem Bett ein wenig zurück. „Es gibt eine wundervolle Oase unweit der Stadt. Ein sehr ruhiger Ort zum Beobachten der Sterne und sicher gut geeignet zum Schwimmen, wenn es okay ist, dass das Wasser nachts ein wenig kühler ausfällt. Dort würden wir niemanden stören und mit Sicherheit auch selbst ungestört bleiben“, meinte er schlussendlich, als wäre die Entscheidung bereits getroffen worden. „Es ist im Einklang mit der Natur und ein sehr schönes Mahnmal dafür, wie schön die Wüste, in der wir leben, doch eigentlich sein kann... mehr als es jedes von Menschenhand geschaffene Freibad sein könnte. Findet ihr es nicht schöner, die Welt um uns herum zu würdigen, wenn wir schon die Gelegenheit bekommen?“

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Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten...
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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptyMo 4 Jul 2022 - 20:08

Zuerst hatte Lian sich auf einen Abend mit sich selbst, sich alleine und sich höchstpersönlich eingestellt. Einzige weitere Gesellschaft: Der auf den ersten Blick unscheinbare Brief seiner Schwester und die eigenen, nicht ruhiger werdenden Gedanken über die Probleme, die es in seinem Leben gab und die er – wenn er ein bisschen reifer wäre – endlich einmal angehen sollte, anstatt vor ihnen zu fliehen oder die Augen davor zu verschließen. Dann waren Charon und Rin unerwartet vor seinem Fenster aufgetaucht und hatten sich mithilfe einer dunklen Finsternismasse, die die Gestalt von Tentakeln angenommen hatte, in sein Zimmer gehievt. Ja, der Falls hatte seine Pläne für den Abend unerwartet umstellen müssen, sich aber mittlerweile damit abgefunden, die Nacht mit einem schönen Kartenspiel in Gesellschaft seiner beiden vielleicht besten Freunde zu verbringen. Nur um dann… schon wieder in einen anderen Plan geworfen zu werden? Hey, das war absolut nicht fair! Da hatte sich der Braunhaarige schon Mühe gegeben, sich auf die Wünsche seiner Gesellschaft einzulassen (für Lian wirklich eine ziemlich große Leistung!) und hatte ein Kartendeck hervorgezaubert, mit dem sie spielen konnten. Er hatte Spielvorschläge gemacht und nicht zuletzt die furztrockenen und stinklangweiligen Erklärungen von Charon Dargin ohne jeden bissigen Kommentar über sich ergehen lassen, damit auch Rin mitspielen konnte. Als der ältere Kollege geendet hatte, riss der Falls abrupt die Augen auf, war er in der Zwischenzeit bei dem monotonen Gerede schon halb weggedöst. Aber jetzt! Jetzt waren sie doch bereit für ein kleines Kartenspiel, oder?

Nee, natürlich nicht.

Lian konnte nicht glauben, was er da hörte. Hatte er sich echt so geduldig gezeigt, nur um am Ende überhaupt nicht zu seinem Kartenspiel zu kommen? Die Aufmerksamkeitsspanne eines Kleinkindes maulte der Illusionist gedanklich, als er feststellen musste, dass das Wort „Schwimmen“ alleine ausreichte, um Rin auf ganz andere Gedanken zu bringen. Weg von den Karten, hin zu… einem nächtlichen Ausflug? Die Erkenntnis, dass ausgerechnet die Inuyama vorschlug, heimlich ein Privatgelände zu betreten und dort unerlaubterweise eine Abkühlung zu suchen, ließ die Augenbrauen des Falls überrascht nach oben huschen. Moment – verstand die Canine überhaupt, was sie da sagte? Wollte sie… wollte sie ihre beiden Freunde wirklich dazu anstiften, irgendeine Art von Kriminalität zu begehen? Bisher konnte sie nicht wissen, was für eine Vergangenheit der Falls hatte… eine Vergangenheit, die er nie gänzlich abgelegt hatte. Und sie konnte auch nicht wissen, was Charon und er zuletzt zu zweit abgezogen hatten, oder? Und trotzdem schafft Lian Falls es, ein schlechter Einfluss zu sein? fragte sich der 20-Jährige selbst, ohne den Blick von der jungen Frau abwenden zu können. Der Falls hatte irgendwie ein Talent dafür, oder? Es war Charon, der das Thema aufgriff, jedoch sogleich klarstellte, dass absolut niemand von ihnen irgendwelche Gesetze oder Regeln brechen würde. Es war schon amüsant, diese Worte ausgerechnet aus dem Munde des Finsternismagiers zu hören. Wäre Rin nicht anwesend, hätte der Falls seinen Freund sicherlich darauf angesprochen, dass der Auftraggeber, den sie zuletzt bestohlen hätten, da vielleicht anderer Meinung sein könnte. Aber nein, das gehörte hier nicht hin und so nickte der Falls voller Inbrunst und sprang einfach auf den Zug auf. „Nein, wirklich. Welcher stolze Crimson Sphynx Magier könnte das mit seinem Gewissen vereinbaren?“ Keiner – wie gut, dass Lian sich selbst nicht als stolzen Crimson Sphynx Magier sah. Eher als ein… Mitglied auf Zeit. Der durch gewisse Umstände dazu gezwungen worden war. Nur kurz sahen die hellgrünen Augen zu der Inuyama, ehe er sich wieder an seinen Kumpel wandte und grinste. Sie beide verstanden sich schon ganz gut. „Habe ich mir jetzt ernsthaft ganz umsonst deine stinklangweiligen Kartenspielregeln angehört?“ Er seufzte bewusst überzogen, zuckte dann mit den Schultern und packte sein Kartenset wieder ein. Kurz wartete Lian ab, sah demonstrativ zum Fenster. „Es ist schon ziemlich spät“, murmelte er… bevor ihm selbst aufging, dass eine späte Stunde ja wohl noch nie ein Hindernisgrund für ihn gewesen war. Er schmunzelte und stand dann entschieden auf. „Na, eine kleine Runde sollte möglich sein. Ich komme mit“, ließ er verlauten und steckte das Kartenset in die Hosentasche. „Charon kann die Zeit ja nutzen, um die Schönheit der Welt zu würdigen, während ich mir meine Abkühlung hole.“ Er zwinkerte, deutete dann nach draußen. „Wir treffen uns vorm Gildenhaus und machen uns dann auf den Weg. Ich denke, ich weiß, welche Oase Charon meint. Wir sollten nicht allzu lange brauchen, um dorthin zu gelangen.“ Und so hatte der Abend von Lian doch eine ganz neue Richtung eingeschlagen. Mal wieder. Und doch konnte der 20-Jährige immer noch nicht behaupten, dass er sich schlecht fühlte. Irgendwie war er sogar ganz gespannt darauf, was dieser kleine Badeausflug in der Nacht mit Charon und Rin bereithalten würde… mit den beiden Hellhaarigen im Schlepptau konnte man nie wissen.
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Tbc: Wüstenoase "Vera"


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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptySa 5 Nov 2022 - 19:19


Zitat von Känguru Chroniken
Es sind ja keine Regeln, sondern mehr so Orientierungslinien.

❖ Play: Off
❖ Postnummer: 1
❖ Manavorrat: 205 / 205

Karma war grillen gewesen! Stolz trug sie ihre Stofftasche über der Schulter. Sie hatte den ganzen Morgen … und den letzten Abend … auf der Lauer gelegen, bis sie endlich einen Vogel auf dem Boden gesehen hatte. Sie wusste nicht, wie der kleine Vogel hieß. Er sah aus wie ein komischer Fink mit lautem Ruf, wie wenn jemand Musik spielte. Karma war aufgesprungen, hatte sich auf den Fink gestürzt und hatte ihn mit einer schnellen Katzentatze erwischt. Er war so winzig, dass sein Genick schon dabei gebrochen war. Sie konnte es erst kaum fassen, wirklich ein Vögelchen erwischt zu haben! Karma hatte den Göttern gedankt, dem Tier dafür, dass es sein Leben ließ, um in ihrem Bauch zu landen. Dann hatte sie sich verzogen, das Tier ausgenommen und die Überreste im Sand verscharrt. Nur das Grillen war ein Problem gewesen. Sie war mit ihrer Beute in die Gilde und hatte diese Küche gesucht, die Lian ihr gezeigt hatte. Mit Hilfe eines ziemlich verstörten Mitgliedes hatte sie den Vogel gegrillt. Die Köchin hatte ihr sogar geholfen, sobald Karma ihr erzählte, dass sie für sich und Charon kochen wollte.
Jetzt hatte sie zwei Boxen mit gebratenem Vogelfleisch, Gemüse und Reis und spazierte damit durch das Gildenhaus in Richtung ihres Zimmers. Karma drückte die nicht zugesperrte auf und lief in ihr Zimmer. Die Tasche stellte sie ab und kramte den gelben Überwurf aus ihrem Schrank. Kaum angezogen hob sie die Tasche wieder auf und steuerte zurück in den Gang. Ihr Endziel war die Türe links ihr gegenüber. Karma griff nach der Klinke, drückte sie hinunter. Nichts. Sie drückte ein bisschen stärker, aber es half nichts. Charon war wirklich einer dieser Menschen, die sich freiwillig einschlossen. Die Oni konnte es nicht wirklich nachvollziehen, aber sie hatte ihm und Lian versprochen, keine Türen mehr einzutreten. Irgendwie machte es sie nervös, dass er sich wegsperrte, ohne Zugang zu anderen. Karma hatte nicht nur beim Stamm gelebt, aber alleine war sie nie gewesen. Sie war allgemein ungerne alleine, so ganz und für lange. Entsprechend wenig Zeit verbrachte sie auch in ihrem Zimmer, trieb sich lieber durch die Stadt oder stand in der Küche. Sah den Menschen bei dem zu, was sie taten und versuchte es sich bestmöglich zu merken. Sie machte sich also ein wenig Sorgen um den Weißhaarigen, als sie mit ihrem üblichen Schwung klopfte … oder besser gesagt an die Türe hämmerte. Immerhin würde er so sicher wissen, dass sie es war!
Karma blieb dort stehen wo sie war, direkt vor der Türe und klopfte noch einmal. „Charon?“, rief sie, in der Hoffnung, dass er sie durch die Tür hören konnte. „Bist du da?“ Hoffentlich war er das. Wäre ja dumm, wenn sie umsonst gekocht hätte! Ungeduldig wartete sie ab, wollte aber nicht nochmal klopfen, um ihm mit dem Schwung die Tür nicht vor den Kopf zu hauen, wenn er sie im selben Moment öffnen würde. Nein, sie würde ihn vielmehr grinsend begrüßen, ihre Tasche von der Schulter rutschen lassen und ihm mit den Worten: „Halloo, ich hab uns was gekocht!“, hinhalten.

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer - Seite 2 EmptyFr 18 Nov 2022 - 18:56

Ungewohnt entspannt saß Charon an seinem Schreibtisch, Stift in seiner rechten Hand, ein Buch aufgeschlagen zu seiner Linken, und arbeitete an einer seiner Zeichnungen. Auch wenn er in letzter Zeit einiges zu tun hatte, viel unterwegs war und das Leben in der Gilde mit all den wilden neuen Damen, die hier lebten, zunehmend lauter und fordernder wurde, war der Dargin... schockierend zufrieden. Auch, wenn es um ihn herum daran fehlte, herrschte in seinem Inneren eine ungewohnte, angenehme Ruhe, die er in vollen Zügen genoss. Es war schwer zu sagen, was genau sich geändert hatte. Vielleicht war es der Respekt, den Charon bekam, nun, da er den S-Rang endlich erreicht hatte. Vielleicht lag es auch daran, dass seine Forschung in letzter Zeit so gut voranschritt. Eventuell hatte es sogar damit zu tun, dass er so viel mehr Zeit mit Menschen verbrachte, deren Nähe ihn glücklich machte. Lian und Rin, Helena und Moira, Ronya und Amira, und natürlich die wildesten von allen, Vashti und Karma. Sie alle waren ein wenig seltsam, nicht so wie alle anderen, aber sie ließen Charons Herz auf ihre ganz eigene Weise höher schlagen. Nie war er abhängig gewesen von der Nähe anderer Menschen, war überzeugt davon gewesen, dass er alleine alle Herausforderungen des Lebens meistern konnte, aber so langsam gefiel dem Dargin der Gedanke, allein zu sein, immer weniger. Nicht, dass er Momente wie diesen nicht genoss, Zeiten, zu denen er in aller Ruhe seinen eigenen Bedürfnissen nachgehen konnte, aber auch das nur in dem Wissen, dass er jederzeit zu einer der Personen gehen konnte, die ihm nahe standen. Wenigstens die Hälfte von ihnen war in greifbarer Nähe und würde sich freuen, ihn zu sehen. Es konnte sogar gut passieren, dass einer von ihnen ihn mal wieder besuchen kam...

… sodass es keine große Überraschung war, als es plötzlich an Charons Tür klopfte.

Mit einem Lächeln schloss das Weißhaar das Buch, mit dem er gearbeitet hatte, und faltete das Papier zusammen, auf dem er gezeichnet hatte, um seine Arbeit zu verbergen. Das stürmische Klopfen gab ihm schon eine Idee, wer da draußen auf ihn wartete, und die Stimme, die kurz darauf ertönte, bestätigte den Verdacht. „Einen Moment, Karma. Ich mache dir gleich auf“, meinte er besänftigend, ehe er eine Hand an seine Türklinke legte. Tatsächlich hatte das Mädchen gelernt, wie das mit dem Klopfen funktionierte, darauf war er durchaus stolz. Trotzdem wollte er sie nicht zu sehr testen und öffnete ihr möglichst schnell, bevor sie es sich doch noch anders überlegte.
„Schön, dich zu sehen“, grüßte er, hübsch hergemacht wie immer. Auch, wenn er alleine war, war Charon so ziemlich jederzeit bereit, sich zu präsentieren. Wer wusste schon, was passieren würde? Sein Blick fiel hinab auf das Essen, das sie mitgebracht hatte. Gekocht, hatte sie gesagt. Für die meisten Leute würde das bedeuten, Fleisch im Laden zu kaufen und dann anzurichten, aber spätestens, als sie die Boxen öffnete, war der Dargin sich ziemlich sicher, dass das, was sie mitgebracht hatte, nirgendwo verkauft wurde. Diese Art Vögel stand normalerweise auf keiner Speisekarte. „Ich sehe, du bist wieder am Jagen dran“, antwortete er also amüsiert, während er Teller und Besteck aus seinem kleinen Küchenbereich besorgte. „Hast du einen guten Platz dafür gefunden? Das freut mich. Wir wollen ja nicht, dass du aus der Übung kommst.“
Es dauerte nicht lange, bis der Tisch gedeckt war. Ohne große Worte zog Charon einen der Stühle weg und stellte stattdessen den Sessel heran, der für die große Oni ein gutes Stück bequemer sein dürfte. Als alles bereit war, nickte er beinahe zufrieden. Beinahe. „Hättest du Lust, einen Tee dazu zu trinken, Karma?“, fragte er, während er schon wieder auf dem Weg in Richtung Küche war. Er wollte nämlich definitiv eine Tasse. „Ich setze uns gern schnell Wasser auf, einen Moment bitte...“

@Karma


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