Ortsname: Charons Zimmer Art: Wohnung Spezielles: Bewohnt von Charin Dargin
Beschreibung: Seit ein paar Jahren bewohnt Charon ein günstiges Zimmer im Ostturm des Gildenpalastes von Crimson Sphynx. Abgesehen von einem kleinen Bad und einem Bereich, den er sich selbst zum Kochen mit einem lacrimabetriebenen Camping-Herd abgetrennt hat, handelt es sich praktisch um einen großen Raum. In der südöstlichen Ecke steht ein Bett, umgeben von einem Nachtschrank und zwei Kleiderschränken, mit ausziehbaren Schubladen, in der weitere Klamotten und das ein oder andere Souvenir verstaut werden. Die nördliche Wand dagegen ist gesäumt mit Büchern, selbst über das lange Bücherregal hinaus. Freigelassen sind nur die zwei Stellen, an denen das Licht der typischerweise sonnigen Tage durch die Fenster scheint. Eins dieser Fenster – das westlich des Bücherregals – liegt direkt über dem großen Schreibtisch des Magiers, auf dem man fast immer Referenzmaterial und Schreibutensilien findet. Auch das Regal an der Westwand ist vom Schreibtisch aus leicht zu erreichen und bedeckt die westliche Wand bis an den Punkt, an dem auch sie ein Fenster hat. Dieses beleuchtet die Gästeecke des Dargin, in der sich bis zu drei Personen an einen runden Holztisch setzen – zwei davon auf Stühlen, einer in einen teuren Sessel, der sich auch perfekt zum Schmökern eignet. Alles in Allem sehen die Möbel im Raum hochwertig aus, auch wenn die Vielzahl an Büchern einen seltsamen Eindruck vermitteln kann.
Change Log: ---
Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten... Welches Potenzial liegt dann in mir?
Zuletzt von Charon am Sa 16 Okt 2021 - 22:51 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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Rin Blood Hound
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Einerseits konnte man das Gespräch, das die Canine mit dem Fall-Zuständigen geführt hatte, durchaus als ernüchternd bezeichnen. Die Informationen, die sie bekommen hatten, waren mau, ließen keine wirklichen Rückschlüsse zu. Wer auch immer hinter der ganzen Sache steckte, wusste offensichtlich zu gut, wie man seine Spuren verwischte, um eine Rückverfolgung quasi unmöglich zu machen. Doch die Hundedame hatte nun einen Namen, einen Decknamen, aber trotzdem einen Namen. Sie hatte etwas, worauf sie ihre Gefühle projezieren konnte, ein Objekt der Begierde. Sie spürte, wie ihre Kiefer sich immer fester und fester zusammendrückten, als hätten sie bereits die Knochen der Übeltäter zwischen den Zähnen. Stopp. Sie war nicht nur ein Hund, sie war auch ein Mensch und somit rational denkend. Ihr Blick hob sich zu dem Wuschelkopf, der als erster das Wort ergriff. Er hatte Recht, diese Wortwahl war garantiert nicht zufällig. So perfekt durchdacht, wie bisher alles war, musste auch der Name gezielt gewählt worden sein. Wie gut, dass sie jemanden dabei hatten, der sich mit Religion auskannte wie kein anderer. Ihr Blick wanderte weiter zu dem Dargin. Je mehr dieser von den Engeln erzählte, desto fester wurde der Knoten im Magen der Hellhaarigen. Richtwerkzeuge Gottes? Als ob. Höchstens die eines Dämonen. "Sie haben uns behandelt wie ... Dreck, wie Vieh." Es war wirklich nicht abwegig zu glauben, dass die Leute, denen sie auf der Flucht gegenüber gestanden hatte, der Überzeugung waren, dass weder sie, noch Ihresgleichen, auf dem selben Level existierten wie gewöhnliche Menschen. "Unter den Gefangenen waren ausschließlich Tiermenschen. Das kann kein Zufall gewesen sein, oder?" Es war nie ein Zufall, weder jetzt, noch damals in der Wüste. Die Erinnerungen an diesen Tag brannten noch immer tief in ihrer Brust, machten sie nur noch zorniger, noch verzweifelter. Sie verstand es einfach nicht, wie konnte man jemanden nur aufgrund der äußerlichen Erscheinung so sehr hassen? So sehr, dass man bereit war, diese Person Höllenqualen durchleiden zu lassen? Unruhig fuhr sie sich durch das lange Haar und über die Ohren. Sie durfte sich nicht von ihrem Frust verleiten lassen. "Nein, das war kein Zufall", beantwortete sie schließlich ihre eigene Frage, "Wir suchen jemanden, der gezielt auf Tiermenschen geht." Wer das tat, der konnte selbst keiner von ihnen sein, damit hatte Charon vermutlich recht. Doch das schränkte die Auswahl auch nicht wirklich ein. Irgendwo mussten sie doch einen Ansatz finden. Es konnte nicht sein, dass der Kopf der Bande ausschließlich makellos vorgegangen war. Irgendwo musste ihm doch ein Fehler passiert sein und irgendwo musste jemand sitzen, der wusste, wer er war. Man konnte sein Gesicht nicht vor der gesamten Welt verbergen, das war unmöglich. Vielleicht konnte man es vor seinen Widersachern verbergen, aber den Augen seiner Anhänger und Mitstreiner konnte man sich nicht vollständig entziehen. Sie mussten nur ein schwaches Glied in der Kette ausfindig machen. "Wir müssen da ansetzen, wo die Grenzen der Gerechtigkeit erreicht sind." Ja, selbst Rin wusste, das viele Dinge im Schatten passierten, Dinge, die nicht ihren Wertvorstellungen entsprachen. Genauso wusste sie, dass diese Dinge viele Nummern zu groß für sie waren, dass sie nicht viel dagegen tun konnte. Wo Licht existierte, da existierte auch stets Schatten. So sehr es auch ihren Moralen widersprach, diese Dunkelheit war es, wo sie ansetzen mussten, oder? "Hatte der Herr nicht sogar gesagt, dass sich die Finger der Händlerbande bis in die Wüste ziehen? Dann gibt es hier in der Stadt garantiert Leute, die mehr wissen, als sie zugeben würden. Wir müssen sie nur finden." Zu diesem Entschluss schien auch der Dargin gekommen zu sein ... aber warum glaubte er, dass ausgerechnet Lian dazu mehr wusste? Warum ausgerechnet der Falls, der doch kaum sein Zimmer verließ? "Charon, ich glaube nicht, dass Lian dazu groß etwas weiß ... woher auch? Haben wir nicht Magier hier, die vor der ... Veränderung in der Gilde schon dazu gehört haben? Wäre es nicht schlauer, da nachzufragen?"
Lian Thief in Distress
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Es stimmte also – Seraphim waren Engel. Aber waren Engel nicht das Symbol für positive Eigenschaften? Verkörperten sie nicht Schutz und Sicherheit, Heilung und Trost sowie Hoffnung und Optimismus? Zumindest waren das die ersten Assoziationen, die der Falls mit dem Begriff Engel hatte, weshalb es ihn umso mehr schockierte, dass sich Leute, die zu schrecklichen Taten fähig waren, ausgerechnet hinter einer solchen Begrifflichkeit versteckten. Der Lockenkopf hatte gehofft, dass der belesene Charon mehr Informationen hätte – Informationen, die den drei Magiern auf der Suche nach dem Kopf der Bande helfen würden – aber ganz so leicht sollte es doch nicht werden. Feuer, Schlangen, Heiligtum – es waren neue Verknüpfungen, aber immer noch viel zu vage, als dass es ihnen weiterhalf. Kein Smybol, nach dem sie Ausschau halten konnten? Lian löste die Finger, die sich um seinen eigenen Unterarm gelegt hatten, und horchte auf: „Richtwerkzeug Gottes, ja?“, wiederholte er nachdenklich die Erklärung von Charon und zog die Stirn in Falten. Die Worte der Inuyama bestätigten die Vermutung: Wer auch immer hinter dem Namen Seraphim steckte, diese Leute gingen explizit gegen Tiermenschen vor. Wohlmöglich ging es ihnen nicht nur darum, aus Tiermenschen einen Profit zu schlagen, sondern vielmehr darum, sie auf diese Art und Weise nach und nach aus der Gesellschaft verschwinden zu lassen? Weil sie in ihren Augen unrein waren? Nicht mit einem Menschen auf einer Ebene? Lian biss die Zähne zusammen. Ganz abgesehen davon, dass es schrecklich war, was der Inuyama widerfahren war: Was geschah just in diesem Augenblick, während sie hier miteinander sprachen? Gab es noch mehr Tiermenschen, die in Gefahr schwebten? Natürlich dachte der Braunhaarige auch an Rownan und obwohl er selbst kein Tiermensch war, konnte der 20-Jährige doch nicht verhindern, dass er sich persönlich von diesen Machenschaften angegriffen fühlte.
Unerwartet schnell nahm das Gespräch des Trios dann allerdings eine neue Richtung ein. Ja, Lian hatte bereits darüber nachgedacht, wo sie hingehen könnten, um an weitere Informationen über Seraphim zu gelangen. Womit er allerdings nicht gerechnet hatte, war diese direkte Ansprache von dem Dargin und dass sich die Aufmerksamkeit des Raumes auf ihn wandte. Der Illusionist erwiderte den Blick der violetten Seelenspiegel zuerst schweigend und drehte sich danach zu Rin, die natürlich gleich widersprach – woher sollte ausgerechnet Lian wissen, an wen sie sich wenden könnten? Bis heute wusste die Canine kaum etwas über die Vergangenheit des 20-Jährigen, was sowohl mit dessen schlechten Gewissen als auch mit der Tatsache, dass sich keine richtige Gelegenheit ergeben hatte, zusammenhing. Auch das hier war eindeutig nicht der richtige Moment, um mit seiner persönlichen Lebensgeschichte zu beginnen oder sich gar für die Dinge, die er früher angestellt hatte, zu rechtfertigen. Es missfiel Lian auch sehr, gerade so in die Ecke gedrängt zu werden, aber… es war ebenso wenig der Moment, um Informationen für sich zu behalten, die ihnen wohlmöglich auf der Suche nach Seraphim weiterhelfen könnten. Noch ein paar Sekunden überlegte der Falls, ehe er vermutlich zur großen Überraschung der Inuyama äußerte: „Ich kenne jemanden, der uns helfen könnte.“ All das würde Fragen verursachen, darüber war der Falls sich bewusst. Aber wenn es dazu beitrug, dass sie den Machenschaften von Seraphim ein Ende bereiten konnten, war er gewillt, diese Fragen insbesondere von Rin auszuhalten – sobald sie das alles hinter sich gebracht hatten. Lian verschränkte die Arme vor der Brust und zuckte mit den Schultern. „Allerdings wird er uns seine Dienste nicht kostenlos anbieten.“ Der Blick flog zurück zu Rin. Mittlerweile wusste Lian, dass seine Freundin einige Jewel geerbt hatte – es sollte also nicht allzu schwer für sie sein, mit einem entsprechend gefüllten Geldbeutel zu Lians Bekanntem aufzubrechen, oder? Noch kurz haperte der Falls mit sich selbst, dann löste er die Verschränkung seiner Arme und stieß die angehaltene Luft aus. Ihm fiel es nicht leicht, ausgerechnet zwei Magier mit zu Castilliane zu nehmen. Es war eine Gefahr, denn auf keinen Fall wollte der 20-Jährige seinem alten Bekannten Probleme bereiten, dafür war das Verbundenheitsgefühl doch noch zu stark. Lian verdrängte die Erinnerung an das Zusammentreffen zwischen Charon und Levi lieber schnell wieder… ansonsten würde er sich doch noch anders entscheiden. „Aber bevor ich euch zu ihm führe, brauche ich euer Wort, dass ich auf eure Verschwiegenheit zählen kann. Das hier mache ich, damit wir in der Sache Seraphim weiterkommen. Die Gilde Crimson Sphynx hat nichts von diesem Bekannten zu erfahren.“ Lian zog die Augenbrauen zusammen und verdrängte die Unruhe, die sich in seinem Inneren breitmachte. Er wusste, dass es sein altbekanntes Misstrauen war, das sich in ihm breitmachte. Aber er konnte Charon und Rin vertrauen, oder? Sie würden weder ihn noch seinen Bekannten an die Gilde ausliefern.
„Klingt nicht nach einem Zufall“, meinte Charon mit einem Kopfschütteln. Sie suchten definitiv Leute, die spezifisch gegen Tiermenschen vorgingen, und so, wie es aussah, wollte der Anführer vermutlich Glauben benutzen, um seine Mitglieder unter Kontrolle zu halten. „Große religiöse Organisationen findet man in Fiore nicht so oft... Wenn wir da Recht haben, sollte es die Optionen gut einschränken.“ Eine Gruppierung mit vielen Mitgliedern und einer Anti-Tiermensch-Philosophie... Wäre doch verrückt, wenn sich da nicht irgendwann etwas herumgesprochen hätte. Nur wo sie ansetzen sollten war die Frage. „Bis in die Wüste, hm...?“ Ob die Banditen, die die drei Magier vor einer Weile aus dem Verkehr gezogen hatten, auch irgendwie mit dieser Gruppe in Verbindung standen? Sie hatten sich schließlich auch eine feline Sklavin zugelegt... Hatten sie damals schon die Spitze des Eisberges gesehen, ohne es zu ahnen? Es waren Rins nächste Worte, die Charon wieder aus seinen Gedanken holte. Sie sprach direkt aus, dass sie am Gesetz vorbei suchen sollten – eine richtige Entscheidung, aber eine, die sie zu einem doch arg starken Rückschluss bewegte. Warum er nicht andere Magier anstatt Lian fragte? „Lian ist doch grad hier. Macht es nicht Sinn, erst zu gucken, was wir wissen, bevor wir uns die Mühe machen, andere Leute zu suchen? Wir sind doch alle Magier, die mit vielen Menschen in Kontakt kommen“, stellte er fest und legte den Kopf leicht schief. Der Gedanke, ein paar der ältesten Mitglieder zu Rate zu ziehen, war auf jeden Fall clever, aber das bedeutete doch nicht, dass sie einander nicht zumindest fragen konnten, wenn sie gerade hier zusammen waren. „Ich hatte im Zuge der einen oder anderen Quest schon mit Privatdetektiven und religiösen Vereinigungen zu tun, aber das sind nicht so meine Art Menschen... Da gibt es nicht viele drunter, die sich darum reißen würden, mir zu helfen“, meinte er mit einem Seufzen, schüttelte den Kopf, ehe er zu seinem Brünetten Freund hinüber blickte. „Deine Art Charme schlägt doch sicher bei anderen Leuten an als meine, oder?“
# 01 Charon hatte etwas gewagt, von dem viele Andere vermutlich die Finger gelassen hätten. Sei es, weil sie zu viel Ehrfurcht vor diesem Schritt hatten oder weil sie Angst hatten, dass der Vorgang schief ging und der Prozess außer Kontrolle geriet. Der Dargin jedoch war so fasziniert von der Idee, magisches, sogar göttliches Leben zu schaffen, dass er sich keineswegs abschrecken ließ. Es war ihm gelungen. Das Ergebnis seiner akribischen Arbeit war Aurelia, ein durch seine Kraft und den göttlichen Funken seines Freundes Mareo geschaffener Engel. Dieser Engel war für seine Art jedoch untypisch, was definitiv auf seiner anormalen Erschaffung beruhte. Mareo besaß göttliche Kräfte, aber er war kein Gott. Auch gemeinsam kamen die Zwei nicht auf die Energie, die ein wahrhaftiger Gott hätte aufbringen können und so war Aurelia unvollkommen. Bemerkbar machte sich das in erster Linie an zwei Merkmalen. Zum einen trug sie auf dem Rücken keine Flügel, so wie es für einen Engel eigentlich typisch gewesen wäre. Zum anderen fehlte Aurelia das Augenlicht. Sie war blind. So benötigte sie sogar noch mehr Hilfe, als sie ohnehin schon gebraucht hätte um sich in der ihr unbekannten Welt zurechtzufinden. Pflichtbewusstsein oder Güte, was auch immer es war, das Charon antrieb, er nahm sich ihrer an. Die Sphynx gab ihr etwas, in das Aurelia sich einkleiden konnte und nahm sie an die Hand, um sie zunächst einmal zu sich nachhause zu geleiten. Mit der Zeit würde sie sicher lernen sich zu bewegen, auch ohne ihre Umwelt mit ihren Augen wahrzunehmen, doch fürs Erste waren ihre Schritte noch holprig. Es ließ sie tatsächlich ein Stück weit wie ein Neugeborenes dastehen, was vermutlich nicht der Fall gewesen wäre, wenn Aurelia hätte sehen können. “Sind es noch viele Stufen?“, fragte die Dunkelhaarige, nachdem sie den Turm gefühlt schon bis in den Himmel hinauf erklommen hatte. So mochte es jemandem vorkommen, der kein Gefühl für Höhe oder Distanzen hatte. Auf dem Weg von Marokkasu nach Aloe hatte Aurelia aber auch viel gesessen. Sie hatte also bisher nur den Weg zum Bahnhof dort und vom Bahnhof Aloes zur Gildenhalle hinter sich gebracht. Dann durfte sie erfahren wie es war Treppen zu steigen. Ihre eine Hand lag dabei am Geländer, während ihr Erschaffer, oder Vater wie sie ihn primär nannte, ihre andere hielt um ihr den Aufstieg zu erleichtern. Dann war es soweit. Die Zwei hatten die Höhe erreicht, auf der das Zimmer des Weißhaarigen lag. Das gab er ihr natürlich gleich zu verstehen. Dann öffnete der Magier die Tür zu seinem Heim und sie traten hinein. “Schön hast du es hier.“, sprach Aurelia, kaum dass sie ein, zwei Schritte in das Zimmer hinein getätigt hatte. Natürlich war es ein Scherz der Engelsdame. Schließlich sah sie nach wie vor nur das Gleiche, unendliche Schwärze. Ob draußen, unter der Sonne oder dort drinnen im Ostturm der Gildenhalle. Die führende Hand Charons war erst einmal nicht mehr von Nöten. Aurelia konnte sich von nun an selbst vorantasten. Neugierig wollte sie das dann auch tun. Wenn Charon ihre Hand nicht selbst schon losgelassen hatte, trennte sie diese Verbindung von sich selbst aus. Aurelia setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, streckte ihre Hände aus um einer ungewollten Kollision vorzubeugen. Schnell stieß die Magierin dabei auf den Tisch, den sie vorsichtig abtastete. Unweit davon fand sie natürlich einen der Stühle. “Oh, darf ich mich setzen?“, fragte sie mit ihrer freundlichen, engelsgleichen Stimme. Die Treppenstufen haben ihr aber auch einiges an Kraft abverlangt.
Zauber:
Charon Desert Night
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Ehrfurcht war ein Gefühl, mit dem Charon sich nicht wirklich identifizieren konnte. Allgemein neigte er nicht zu großer Furcht, war nicht ohne Grund jemand, der sich jeder noch so großen Herausforderung seines Lebens gestellt hatte, um aus jeder einzelnen davon stärker heraus zu kommen. Inzwischen sah er sich selbst als mehr oder weniger unzerstörbar an – ein Eindruck, den merkliche Teile seines Umfeldes teilten. Insofern hatte er auch nicht gezögert, ein Tabu der Welt zu brechen und etwas zu erschaffen, das eigentlich den Göttern allein vorbehalten sein sollte. Er hatte Erfolg gehabt, ohne Zweifel... aber gleichzeitig war ihm aufgezeigt worden, wie unvollständig er noch immer war. Der Dargin hatte einen vollwertigen Engel geschaffen, daran bestand kein Zweifel, wenn man sich die Zusammensetzung ihres Körpers ansah, aber vollwertig war nicht das Gleiche wie vollständig. Die Flügel, die Engel visuell von Menschen unterschieden, fehlten ihr, und schlimmer als das hatte er einen großen Fehler gemacht: Aurelia hatte kein Augenlicht. Im ersten Moment war es ein Zeichen für Charons Versagen gewesen, doch dann hatte er realisiert, dass das nicht das Schlimmste daran war. Er hatte Aurelia Leben gegeben... und sie würde dieses Leben blind leben müssen. Er hatte einem Wesen, das es nicht hätte geben müssen, ein Leben in Einschränkung aufgezwungen. Mehr noch als die Realität seines Versagens war es dieser Gedanke, der dafür sorgte, dass sich sein Herz schmerzhaft zusammen zog. Aber Aurelia... Sie schien sich davon nicht deprimieren zu lassen. Sie lächelte, zeigte sich warm, sanft und liebevoll.
Trotz Allem... war Aurelia ein voller Erfolg.
„Das ist die letzte Treppe... wir sind gleich da“, lächelte Charon sanft, die Hand seines jungen Engels in der seinen, während er sie ruhig und sicher hinauf in den dritten Stock von Crimson Sphynx Ostturm und dort zu seinem Zimmer geleitete. Es war nur natürlich, dass er sich um sie kümmerte. Schlussendlich – und das war ihm nur im Nachhinein aufgefallen – war Aurelia sein erster und letzter Versuch, einen Engel zu erschaffen. Seine einzige Chance. Denn er konnte kein Leben erschaffen und es einfach in der Welt aussetzen. Er konnte ihr nicht ein Herz geben und sie dann alleine lassen. Für seine Taten hatte er Verantwortung zu übernehmen, und vor dieser Verantwortung scheute er sich nicht. Er würde dafür sorgen, dass Aurelia Dargin ein glückliches Leben hatte. „Freut mich, wenn es dir gefällt“, meinte er fröhlich, nachdem er sie in sein Zimmer gelassen hatte, ehe er stutzte. „Moment... Wie viel kannst du von diesem Raum wahrnehmen?“ Hatte sie als Engel eine Art sechsten Sinn, der ihm nicht bewusst war? Er hatte das Kompliment erst einfach so hingenommen, ehe er sich noch einmal daran erinnert hatte, dass sie ja nichts sah. So, wie sie sich hier herum tastete, wirkte es auch nicht so, als könnte sie hier viel ausmachen. „Hm... einen Sinn für Humor hast du ja schnell entwickelt. Mir war nicht klar, dass Engel so frech sind...“, schmunzelte er und legte seinen Kopf leicht schief. „Oder hast du das von mir?“ Charon neigte ja durchaus dazu, Leute ein wenig aufzuziehen und sich den einen oder anderen Scherz zu erlauben. Es war vermutlich wenig überraschend, dass seine Schöpfung ihm in der Hinsicht ähnelte. „Oh, natürlich darfst du dich setzen. Sieh das hier für den Moment als dein Zuhause an, in Ordnung?“, meinte der Dargin warm. Sie hatte ja schnell den Schreibtisch gefunden... Naja, kein Wunder. Ging man von der Tür aus in einer geraden Linie, kam man automatisch dorthin. Er selbst trat hinüber zu dem größeren, runden Tisch am Fenster und nahm einen Stuhl von dort mit, um ihn in die Nähe des Engels zu stellen. „Ich setze mich auch gleich zu dir. Vorher setze ich noch schnell einen Tee auf. Dann können wir in Ruhe bei einer leckeren Tasse darüber sprechen, wie es weiter geht. In Ordnung?“ Ob Aurelia schon einschätzen konnte, was Tee war? Grundsätzlich kam sie nicht ohne Wissen auf die Welt. Sie war nicht nur körperlich, sondern auch geistig an eine Erwachsene angelehnt, auch wenn ihr reelle Erfahrungen noch fehlten. Sprechen konnte sie sehr schnell, und so, wie es aussah, wusste sie auch andere Dinge. Nur wo die Grenzen ihres Wissens lagen... das konnte Charon noch nicht einschätzen. Auch nicht, ob es irgendwie an das Wissen der beiden Manaspender gekoppelt war. Aber beides würde er noch herausfinden. Sie hatten ja Zeit miteinander. Erst einmal bekam die Schwarzhaarige eine köstliche Tasse schwarzen Tee...
# 02 Irgendwie war Aurelia total gespannt darauf, die Räumlichkeiten ihres Vaters zu… zu… erleben? Sehen konnte sie ja nicht. Aber sicher war dort eine gewisse Aura, eine Wärme zu spüren, die sie mit ihm in Verbindung bringen würde! Die letzten Stufen galt es noch zu erklimmen, dann war es soweit. Sie betraten Charons Zimmer und woher auch immer es kam, Aurelia hatte ein positives Gefühl. Das war es allerdings nicht, welches sie meinte, als sie ihr Lob über den Raum aussprach. Tatsächlich war ihre Aussage auf ihren nicht vorhandenen Sehsinn bezogen. Es war zu witzig, wie ihr Vater es erst so hinnahm und dann erst verzögert hinterfragte, woher ihre Sinneseindrücke überhaupt stammten. Die Engelsdame konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. “Das war ein Scherz.“, erklärte sie erheitert. “Humor gibt den Leuten ein positives Gefühl. Es macht sie… glücklich.“ Glück bringen war ihre große Bestimmung. Es war ihr tiefster Wunsch. Humor war einer der vielen, möglichen Wege dieses Ziel zu erreichen. Frech zu sein war eigentlich gar nicht ihr Ziel gewesen. Doch Charon bemerkte genau das, als er über ihren Humor sprach, ehe er eine Vermutung anstellte, beziehungsweise hinterfragte, woher dieser stammen würde. “Von… Von dir, glaube ich.“, entgegnete Aurelia unsicher, wobei sie an Charon vorbei, stumpf auf die Wand starrte. Sie war sich nicht sicher, aber irgendetwas in ihr verband den Scherz, den sie gemacht hatte, mit dem Drang andere glücklich zu machen, der tief in ihr verwurzelt war und nur von ihrem Vater stammen konnte. Oder hatte sie diese Eigenschaft, weil Charon selbst gerne Scherze machte? Nun, das konnte Aurelia schlecht sagen. Sie kannte die besonderen Umstände, die hinter ihrer Existenz standen nicht. Sie hatte auch nicht den Antrieb diese zu ergründen oder sie zu hinterfragen. Das lag nicht in ihrer Natur. Selbstverständlich gewährte der Weißhaarige seiner Schöpfung, sich hinzusetzen. Dass er dann aber von „Zuhause“ sprach, überwältigte das die Engelsdame. “Zuhause…“, wiederholte sie wispernd. Eigentlich nicht mehr als ein Wort, doch für sie hatte es plötzlich eine ganz besondere Bedeutung. Charon erklärte derweil, dass er sich gleich zu ihr gesellen würde, nachdem er einen Tee aufgesetzt hatte. “In Ordnung.“, bestätigte die Magiern mit einem starken Nicken. Vorsichtig tastete sie sich also weiter vor, fühlte den Stuhl und nahm schließlich Platz. Gleich darauf hörte sie, wie ihr Vater etwas neben ihr auf dem Boden abstellte und sie ahnte bereits, dass dies ein weiterer Stuhl war, auf den er sich dann setzen würde, sobald er mit dem Tee fertig war. “Ist dies immer dein Zuhause?“, fragte Aurelia schließlich, um die Zeit, die der Tee brauchte, etwas zu überbrücken. Sicher eine eigenartige Frage, doch standen Gedanken dahinter, die sie erst einmal nicht erklärte, da sie nicht wusste, dass sie vielleicht Erklärung bedurften. Andere Götter lebten in ganz anderen Sphären, sie nannten sich Himmel, Olymp Valhalla oder trugen andere Namen. Es war doch merkwürdig, dass Charon auf der Erde zuhause war.
Zauber:
Charon Desert Night
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“Das stimmt natürlich. Es gibt kaum bessere Wege, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, als ein humorvolles Miteinander”, bestätigte Charon mit einem Lachen, nachdem Aurelia ihn ein wenig aufgezogen hatte. Ein wenig peinlich war es ja schon, so kalt erwischt worden zu sein von so einem offensichtlichen Witz, aber der Dargin ließ sich lieber davon amüsieren, als sich über sich selbst zu ärgern. Insofern konnte der junge Engel sicher hören, dass er glücklich war, auch wenn sie sein Lächeln nicht mit eigenen Augen sah. “Mach dir nicht zu viele Gedanken”, beruhigte er sie, als er die Überraschung in ihrer Stimme bemerkte - mit der Frage danach, ob sie ihren Humor von ihm hatte, hatte sie wohl wirklich nicht gerechnet. “Du machst das gut. Und wenn es irgendwelche Fragen gibt, die wir noch nicht beantworten können, dann kommen die Antworten mit der Zeit.” An Zeit sollte es einem Engel wie Aurelia ja nicht mangeln. Als Manawesen göttlichen Ursprungs sollte sie weit mehr davon haben als jeder gewöhnliche Mensch, und sie musste sich ja auch keine Sorgen um eine Unterkunft oder einen Lebensunterhalt machen. Ein Zuhause hatte sie ja bereits, auch wenn der Dargin etwas zu sehr in seinen Vorbereitungen steckte, als dass er merkte, wie sie auf dieses Wort reagierte. Ein fröhliches Pfeifen in der Küche signalisierte, dass sich der Kessel schon einmal bereit machte, einen frischen, heißen Tee zu servieren. Während Charon den schwarzen Tee ziehen ließ, stellte ihm sein neuer Hausgast dann aber doch eine Frage, mit der er nicht gerechnet hatte.
“Hm?”
Es war weniger der Inhalt und mehr die Formulierung, wegen der er etwas stutzte. Ob das hier immer sein Zuhause war, klang erstmal ganz schön schräg. So, in der Form, sagte das doch kein Mensch… Insofern dauerte es auch ein paar Momente, bis der Weißschopf glaubte zu wissen, worauf Aurelia abzielte. “Ah… Nein, hier lebe ich nicht schon immer. Ich habe mir dieses Zuhause vor sechs Jahren ausgesucht”, erklärte er, ein warmes Lächeln auf den Lippen. Dass sie nicht etwa Aloe Town oder gar das Gildenhaus, sondern die Erde meinte, damit konnte der Dargin natürlich nicht rechnen. “Ich weiß auch nicht, ob ich für immer genau hier bleiben möchte”, stellte er fest und meinte damit den Raum, in den er die Schwarzhaarige gerade eingeladen hatte. Für ihn allein war das Zimmer direkt in der Gilde immer ausreichend gewesen und räumlich hatte es ihm gut gepasst, schließlich war er so nur ein paar wenige Schritte weit entfernt von seinen besten Freunden und kaum weiter vom Questboard, das er entweder bearbeitete oder abarbeitete, je nachdem, was gerade eher gebraucht wurde oder worauf er mehr Lust hatte. Aber wenn er jetzt Aurelia bei sich behielt, nicht wissend, wann sie ihren eigenen Weg gehen konnte oder wollte oder ob sie nicht vielleicht sogar dauerhaft an seiner Seite bleiben wollte… dann wurde es hier plötzlich doch ein bisschen zu klein. Wie sollte er hier denn ein zweites Bett hereinbekommen, ohne dass es seltsam aussah? Und wollte sie überhaupt ihr Bett im gleichen Zimmer haben wie er? Wollte er das? “Hm… Wenn du bei mir bleibst, lege ich mir vermutlich ein neues Zuhause zu”, stellte der Dargin schlussendlich fest, während er den Herd abstellte und ein Tablett mit einer frisch gebrühten Kanne Tee und zwei gläsernen Tassen darauf mit hinüber zu ihrem gemeinsamen Tisch nahm. “Aber allzu weit weg möchte ich nicht. Mir gefällt es in der Wüste, und ich werde bei meiner Gilde bleiben.” Da würde sie vermutlich auch gut mit hinein passen, schließlich sollte Aurelia eine ziemlich hohe Affinität für Magie haben - schon allein, wen man betrachtete, wessen Mana in ihr steckte. Aber Charon hatte nicht vor, ihr einen Weg im Leben vorzuschreiben. Stattdessen goss er ein - erst ihr, dann sich - und ließ sich dann mit einem Schmunzeln neben ihr nieder. “Vorsicht mit dem Tee”, warnte er noch kurz. “Der ist noch heiß.”
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