Mitfühlend zog der Wuschelkopf die Brauen zusammen, als sein Gegenüber erklärte, dass sie bereits seit sie sechs Jahre alt war, keine Eltern mehr hatte. Das musste schrecklich sein. Auch, wenn seine eigenen Eltern nicht immer perfekt gewesen waren, wollte er nicht ohne sie zurechtkommen müssen. Ein wenig konnte er sogar mit ihr mitfühlen, schließlich hatte er seinen geliebten Zwillingsbruder verloren. Nicht komplett, doch so, wie es jetzt war, komplett ohne einen einzigen Anhaltspunkt, ihn je wieder zu finden, könnte er genauso gut tot sein. Nur der eine, quälende Funke Hoffnung, ihm vielleicht doch eines Tages wieder zu begegnen, der war weiterhin da. "
Das tut mir wirklich Leid." Tröstend legte er ihr eine Hand auf die Schulter. "
Ich weiß nicht, ob dir das viel hilft, aber Blut ist nicht das einzige, was eine Familie definiert." Auch Zusammenhalt, Vertrauen und Zuneigung spielten eine große Rolle, vielleicht sogar die größte. Und wenn man nur danach ging, dann konnte jeder Familie werden. "
Ich kann und will deine Mutter nicht ersetzen, aber ich verspreche dir, dass ich dir das Nähen beibringen werde, wie eine Mutter. Oder wohl eher ein Vater. Obwohl, Väter tun das in der Regel nicht. Ach, naja, ist ja auch egal." Die Rothaarige wusste sicherlich, was gemeint war. Geduldig und sorgfältig, wie es ein Elternteil tun sollte eben. Er nahm seine Hand wieder zu sich und schwang sich auf die Beine. Es hatte ja keinen Sinn, diese traurige Tatsache breitzusitzen. Man musste das beste aus seinem Leben machen, ganz egal, welche Karten es einem zuspielte und wie schwer es manchmal war.
Gerade war es eigentlich ganz schön, auch, wenn Hiro ein wenig nervös war. "
Oh, wirklich? Vielleicht kann ich dich ja irgendwann mal einladen. Wenn das für Darion okay ist. Ich glaube darüber haben wir uns noch nie unterhalten." Nachdenklich tippte er sich ans Kinn. Er würde auf jeden Fall vorher fragen, denn er wollte keine Grenzen überschreiten. Doch gerade war das sowieso nicht wichtig. Viel spannender war das Zimmer, das gerade aufgesperrt wurde. "
Nein, ich auch nicht. Aber irgendwann möchte ich unbedingt. Eine Katze wäre toll, aber eigentlich ist es mir vollkommen egal, was." Hauptsache es war niedlich und kuschelig. Obwohl ... auch Fische oder Schlangen wären ihm vollkommen Recht. Was ihm wirklich wichtig war, war die Gesellschaft.
Neugierig linsten die rosaroten Äuglein an Lauren vorbei in das Zimmer, als die Tür sich endlich öffnete. So interessiert er aber auch an ihrer Wohnung war, seinen Anstand verlor er natürlich nicht. Ordentlich stellte er seine Schuhe und seinen Näh-Krimskrams neben dem Eingang ab und schloss die Tür vorsichtig. Erst dann eilte er ihr hinterher, zügelte seinen Blick jedoch. Er wollte nicht zu aufdringlich umherschauen. Natürlich gab es trotzdem Dinge, die ihm gar nicht entgehen konnten. "
Oha, wie groß ist dein Bett bitte?!" Die Begeisterung in seiner Stimme war kaum zu überhören. Sein Eigenes war bestimmt nicht einmal halb so breit. "
Da würde ich auch mal gerne drin schlafen!" Es lud einfach dazu ein. Die weichen Kissen, die kuschelige Decke, konnte man ihm den Gedanken wirklich verübeln? Einen Hintergedanken hatte er dabei nicht, auch, wenn man es womöglich denken konnte. Dem Drang, sich mit ausgebreiteten draufzuschmeißen, widerstand er, setzte sich stattdessen ordentlich auf einen der angebotenen Stühle. "
Dankeschön. Du wohnst wirklich gemütlich", sprach er mit einem Lächeln auf den Lippen und ohne den Blickkontakt zu brechen, während er das ordentlich gefüllte Glas entgegen nahm. So viel hatte er eigentlich gar nicht gewollt, doch es wäre wohl unhöflich, die Hälfte einfach stehen zu lassen. Da musste er jetzt wohl oder übel durch. Er würde schon nicht so werden wie sein Bruder ... richtig? "
Äh- j-ja!" Kräftiges Nicken. Vorsichtig hob er den Wein an, schnupperte erst einmal daran, bevor er vorsichtig ansetzte, um ein kleines Probeschlückchen zu nehmen. Auch, wenn er vehement versuchte, es zu verhindern, verzog er sofort das Gesicht. Die Augen wurden zusammengekniffen und die Nase gerümpft. Wer trank sowas denn freiwillig? Das schmeckte ja fürchterlich. Und brennen tat es im Rachen auch. "
Das ist ... wie soll ich sagen ... wirklich ein unerwarteter Geschmack." Er wollte nicht lügen, doch genauso wenig wollte er ihr sagen, dass es ihm überhaupt nicht schmeckte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als noch einen Schluck zu nehmen und zu hoffen, dass er sich vielleicht noch daran gewöhnte. "
Und das trinkst du ... öfter? Wirst du davon nicht betrunken?"