Verständnisvoll blickte die Hundedame auf zu ihrem Gegenüber. Sie verurteilte ihn nicht, wieso auch? Nicht jeder wurde mit einem derart feinen Gefühl für die Umwelt und die Natur geboren, wie sie selbst. "
Das wichtige ist die Bereitschaft, es zu lernen." Wer sich bemühte, zu lernen und zu verstehen, dem kam selbstverständlich ihr Respekt entgegen.
Rin war von Natur aus von einer gewissen Neugier gesegnet. Es gab so viele Dinge, die sie gerne wissen wollte und wenn sie etwas fand, was sie noch nicht kannte, schnüffelte sie dieser Sache nur zu gerne hinterher. So auch mit der ungewöhnlichen Farbe, die Mareos Magie besaß. Vorsichtig tastete sie sich an das Thema heran und sie bekam sogar eine Antwort. Eine, die sie mehr als überraschte. Ein Kichern konnte sie sich da einfach nicht verkneifen. "
Ach komm Mareo, Götter? Du hättest mir ruhig einfach sagen können, dass du darüber nicht reden möchtest. Ich akzeptiere sowas." So gerne sie auch in Märchengeschichten und Träumereien versank, an Wesen, die über den Menschen standen und Kontrolle über sie ausübten, konnte sie einfach nicht glauben. "
Wenn es Götter wirklich gäbe, wären sie ziemliche Idioten. Was für ein Gott würde schon zulassen, dass-" Sie biss sich auf die Zunge. Nein, dieses Thema würde sie jetzt nicht anschneiden. "
Dass es so viel Leid auf dieser Welt gibt?"
Es schien, als wäre Mareo jemand, mit dem man über allerlei Dinge ausführlich philosophieren konnte, etwas, das Rin zu schätzen wusste. Schade, dass ihnen dafür aktuell keine Zeit blieb. Je eher diese lange, kräftezehrende Reise ein Ende fand, desto besser. Der Wind zerrte an ihren langen Haaren, ließ ihren Rock flattern, doch letztendlich fror die Inuyama nicht so sehr wie befürchtet. "
Wir?" Überrascht blinzelte sie. Hatte sie sich verhört? Nein, sie war sich ziemlich sicher, Mareo richtig verstanden zu haben. Verlegen kratzte sie sich an der leicht geröteten Wange. Ihre Rute wedelte, auch, wenn sie versuchte, es zu unterdrücken. Das hier war absolut nicht der richtige Moment für solche Gespräche, was tat sie da bloß? "
Ich hätte nichts dagegen einzuwenden." Andererseits konnten sie nicht den gesamten Weg in Stillschweigen gehüllt verbringen. Sie musste bloß aufpassen, dass es sie später nicht ablenkte.
Es dauerte nicht mehr lange, bis es ausschließlich unendliche, verschneite Weiten waren, die sich vor dem Magierduo erstreckten. Hier und da lugte eine Baumspitze hervor, brachte einen Hauch von grün in das Meer aus weiß. Keine Zweifel, sie hatten Iceberg erreicht. Ein Dorf oder gar eine Stadt ließ sich jedoch noch nicht erblicken. Rin hob den Blick hinauf zu Mareo. "Es wirkt friedlich." Was womöglich daran lag, dass weit und breit keine Menschenseele lebte. Vielleicht war die Lage in dem frostigen Land aber tatsächlich ruhig? Rin würde auf das Beste hoffen, solange sie konnte. "
Ich denke, in der Hauptstadt hätten wir die größte Chance auf Erfolg." Jedes Land hatte doch eine Hauptstadt, Iceberg war sicherlich keine Ausnahme, oder? "
Dort könnte es aber auch am gefährlichsten für uns sein." Schließlich war es in der Regel auch der am besten geschützte Ort eines Landes. "
Ich denke, es wäre vielleicht eine gute Idee, wenn wir uns mit dem landestypischen Kleidungstraditionen vertraut machen und anpassen. Dann fallen wir weniger auf und gehen vielleicht sogar als Einwohner durch." Je unauffälliger sie waren, desto besser. "
Vielleicht kommen wir auch irgendwo an eine Zeitung, die uns einen Überblick gibt." Wenn sie Glück hatten, erfuhren sie so, wo es sicher war, sich aufzuhalten und wo nicht. Angenommen, es herrschte kein Frieden in dem Land.
So weit zu Rins Ideen. Sie hatte ehrlich gesagt nur wenig Ahnung, wie sie am geschicktesten vorgingen, sie konnte nur einige Theorien aufstellen, die womöglich Erfolg versprachen. Wie weit sie damit letztendlich richtig lag, würde sich zeigen. Vielleicht hatte Mareo auch bessere Vorschläge, sie ließ sich nur zu gerne korrigieren.
Ihr Blick schweifte nachdenklich über die Landschaft. Irgendwie sah alles hier gleich aus. Es waren immer die selben schneebedeckten Felder und Wälder. Wenn sie sich nicht irrte, konnte sie ein wenig in der Ferne aber einige Hausdächer und Kamine, aus denen sich heller Rauch kringelte, erkennen. Ihre Ohren zuckten. "
Schau mal, ich glaube da sind Häuser. Sollen wir uns das mal ansehen?"