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 Wohngebiet am Stadtrand

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Delia

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BeitragThema: Wohngebiet am Stadtrand
Wohngebiet am Stadtrand EmptySa 15 Okt 2022 - 22:42

Wohngebiet am Stadtrand Aloetown9bfqu

Ortsname: Wohngebiet am Stadtrand
Art: Freiraum
Spezielles: -
Beschreibung: Bezahlbaren Wohnraum in der Wüstenstadt Aloe Town, ohne in den Slums zu enden, bietet vor allem dieses Randgebiet der Stadt. Das Idyll zeichnet sich durch seine durchschnittlichen, aber gut gepflegten Wohnungen, ein paar Marktstände für den täglichen Bedarf an Lebensmitteln und eine angenehm friedliche Lage aus. Kneipen oder andere Spelunken findet man hier nicht, dafür sind die Nächte aber ruhig.

Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
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Delia

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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
Wohngebiet am Stadtrand EmptySa 15 Okt 2022 - 22:48

Beginn Offplay

[ 1 ]

Aber warum muss man die Eier trennen, wenn man am Schluss sowieso alles im selben Teig hat?“, fragte der ältere Herr, welcher ein sehr wissbegieriger, aber schwieriger Schüler war. Erst seit einigen Wochen war Delia keine Köchin mehr, sondern eine Magierin. Keine besonders gute, aber immerhin eine Magierin. Ihre ersten Quests waren ziemlich zauberhaft und gaben Delia einen guten Einblick in ihren neuen Job, doch dieser Auftrag war ganz anders. So gesehen war das einfach verdientes Geld, denn Delia half einem alten Mann dabei, die Grundlagen des Backens zu erlernen. Dafür war sie extra nach Aloe Town gereist, denn als sie die Bezahlung gesehen hatte, konnte sie ihren Augen kaum trauen. Dieser Mann schien eine ordentliche Rente zu beziehen, wenn er für so einen Unsinn so viel Geld ausgeben konnte. Aber es machte Delia auch Spaß, ihm ihr Wissen näherzubringen, schließlich handelte es sich dabei um ihre Leidenschaft. „Nur das Eiweiß allein lässt sich zu einer schaumigen Masse aufschlagen. Hebt man diese Masse am Ende unter den Teig, wird er locker und luftig“, erklärte sie ihm und musste mit Schrecken feststellen, dass der Mann schon wieder einen Tropfen Eigelb in die Schale mit dem Eiweiß hat laufen ließ. Das war eine endlose Geschichte..

Doch am späten Nachmittag, nach über sechs Stunden Back-Crash-Kurs, holte Delia das letzte Werk für heute aus dem Ofen: Klassische Apfeltaschen. Die stellte die Blauhaarige zum Auskühlen auf den Küchentisch ans offene Fenster im Erdgeschoss. Nun hatte der alte Herr ein wahres Buffet vor sich: Marmorkuchen, Sahnetorte, Teegebäck und die Apfeltaschen. „Ich frage mich ja, wie die Sachen bei dieser Hitze überhaupt auskühlen sollen“, lachte Delia gut gelaunt, schließlich war es in dieser Wüstenstadt so heiß, dass man glatt meinen könnte, man sei selbst im Ofen.

Als alles aufgeräumt war, war der Auftrag offiziell ausgeführt und das Großväterchen konnte sich von nun an mit einfachen Rezepten selbstständig ans Backen wagen. Großzügig gab er Delia einige Stücke der Backwerke mit. Davon könnte sie wohl die nächsten Tage leben.. Den Rest würde er mit seinem Seniorenclub verspeisen, so sagte er. Das Geschäft wurde noch abgeschlossen und so verließ Delia das Wohnhaus mit ihrem Lohn und einem Haufen Gebäck in der Papiertüte.

Es war noch relativ früh, doch ihr Zug zurück nach Crocus Town würde erst morgen früh abfahren. Am besten, sie würde sich ein günstiges Gästehaus suchen, damit sie die Nacht nicht im Freien verbringen musste. Seufzend ließ sich Delia auf einer Bank nieder und platzierte die Tüte voll frischem Gebäck neben sich. Da müsste sie sich wohl durchfragen, denn in Aloe Town kannte sich die junge Frau so gar nicht aus. Und dann diese Hitze! Mit einem murrenden Geräusch vergrub sie ihr Gesicht in den Händen. Erst mal bräuchte sie wohl was kaltes zu trinken..



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Ravis
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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
Wohngebiet am Stadtrand EmptyDi 18 Okt 2022 - 19:27

01 | Outfit | @Delia
Gedankenverloren spazierte der Werwolf durch die Straßen seiner Stadt. Es gab heute nicht viel zu tun, einen Auftrag hatte er nicht, also hatte er sich entschieden, ein wenig durch sein Revier zu streunern. Auch, wenn die Mittagshitze noch ein Weilchen entfernt war, waren die Temperaturen an der frischen Luft schon wieder fast unerträglich. Aber eben nur fast. Mit der Zeit hatte er sich daran gewöhnt und inzwischen war ihm zwar warm, aber es störte ihn nicht mehr so, wie zu Beginn.
Typisch für die Uhrzeit war es relativ ruhig, die meisten Leute arbeiteten oder mieden die Hitze. So schlenderte er einfach ein Weilchen, genoss die Ruhe und grübelte einfach ein wenig vor sich hin. So ein Leben in Freizeit war schon was nettes. Er konnte selbst entscheiden, wann er kam und ging, was er tat und was nicht. Niemand, der versuchte, ihn zu kontrollieren oder ihn in eine Rolle zu drängen, die er gar nicht wollte. Er konnte so lange er wollte hier herumspazieren, niemand würde sich wundern, wo er denn war oder was er trieb. Nur Rayu, der verfressene Vierbeiner, würde sich bei seiner Rückkehr garantiert beschweren, wenn das Essen zu lang auf sich warten ließ. Doch damit konnte er leben. Hin und wieder vermisste er die Freiheiten, die er als Schafshüter gehabt hatte, das einfach verdiente Essen und die bedingungslose Zuwendung. Man, das Leben als Köter hatte schon echt seine Vorteile. Aber das hier war immer noch besser als das Leben in diesem verfluchten Clan. Er sah die Welt mit seinen eigenen Augen, nicht durch einen von anderen vorgeformten Filter, traf eigene Entscheidungen und konnte tun und lassen, was er wollte. Wie geil war das bitte?
Als der Reveau schließlich um eine beliebige Ecke bog wehte ihm ein vertrauter Geruch um die Nase. Er musste nicht im Wolfspelz stecken um klar und deutlich zu erkennen, was es war: Apfeltaschen! Unweigerlich musste er zurückdenken an seine Mutter. Wie oft hatte sie die gebacken? Fast schon zu oft, aber das hieß noch lange nicht, dass Ravis je genug von ihnen bekommen hatte. Ob hier wohl eine Bäckerei in der Nähe war? Ohne weiter darüber nachzudenken folgte er dem süßen Duft bis zu einer kleinen Parkanlage. Die Betonung lag hier deutlich auf klein. Es war kaum mehr als ein paar Sitzmöglichkeiten, einige Palmen und ein schmaler Brunnen. Hm, ein Bäcker war das wohl nicht. Auf einer Bank im Halbschatten saß allerdings eine junge Dame, bei sich hatte sie eine Tüte. Was dem Blauhaarigen jedoch eher auffiel war, dass sie irgendwie fertig wirkte. Murrend vergrub sie gerade auch noch ihr Gesicht in den Händen. Das konnte man ja nicht mit ansehen!
Gelassen wie eh und je schlenderte er also hinüber zu ihr, setzte sich ungefragt neben ihr auf die Bank. Ein Bein zog er dabei an, stützte seinen Ellenbogen auf dem Knie. Den Anderen ruhte er auf der Rückenlehne. "Hey." grüßte er sie offen und ohne scheu mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. "Du siehst aus als könntest du Hilfe gebrauchen." Und zufälligerweise hatte sie auch noch die perfekte Bezahlung für seine Unterstützung dabei. Es war wohl Schicksal, dass sie sich hier heute trafen! "Wo brennt's denn? Oder liege ich falsch?" Er wollte die Möglichkeit, dass sie einfach einen Moment der Ruhe genießen wollte, nicht vollkommen ausschließen, auch wenn ihre Körpersprache etwas anderes sagte. Aber selbst, wenn er falsch lag, würde er es sich nicht verkneifen können, zumindest zu fragen, ob sie nicht vielleicht mit ihm ihr Gebäck teilen würde.




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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
Wohngebiet am Stadtrand EmptySa 22 Okt 2022 - 22:28

[ 2 ]

Aloe Town war eine schöne Stadt und es war das erste Mal seit jenem schicksalhaften Tag, dass Delia sich freute, durch ihren neuen Beruf die Möglichkeit bekommen zu haben, solch ferne Orte besuchen zu können. Aber wie um alles in der Welt konnten die Bewohner diese Hitze ertragen? Sie waren noch nicht einmal leicht bekleidet. Zum Teil verdeckten sie den Großteil ihrer Haut mit dünnen Leinenstoffen. Delia verstand schon, dass das vor der Sonne schützen sollte, aber machte das die Hitze nicht trotzdem nur noch unerträglicher? Nur eine einzelne Palme spendete der Köchin mit dem dunkelblauen Haar Schatten. Sie hatte sich extra so hingesetzt, dass der Großteil ihres Körpers, hauptsächlich aber ihr Kopf, im Schatten war. Sah bestimmt etwas komisch aus, aber das war jetzt nicht wichtig. Im Moment zählte nur eines: Wann war der Durst groß genug, um die Parkbank zu verlassen? Warum konnte Delia nicht einfach alles haben? Einen Sitzplatz im Schatten und ein kaltes Getränk? Wie unfair..

Hey“ Die junge Frau zuckte zusammen, richtete sich auf und blickte total verdattert neben sich. Dadurch blendete sie aber nun die Sonne, da sie nicht mehr die perfekte Schatten-Haltung hatte. Delia war so frei und verrenkte sich erst wieder etwas, um den Kopf im Schatten der Palme zu haben, ehe sie wieder zu dem Fremden blickte, welcher sie so freundlich angesprochen hatte. Sein Lächeln steckte die offenherzige Erdmagierin sogleich an, doch die Verwunderung war nicht aus ihrem Gesicht leugnen. Da saß ein junger Mann ihres Alters, welcher eine supercoole Frisur und drei verschiedene noch supercoolere Haarfarben hatte. Locker, lässig und nett. Wahnsinn! Waren alle Bewohner von Aloe Town so freundlich und hilfsbereit? Da fragt er einfach durch die Blume, ob er ihr helfen könne. Erleichtert lachte Delia auf und machte kein Geheimnis aus ihrer Freude darüber: „Nein, du liegst goldrichtig! Ich bin ganz baff, das ist wirklich sehr freundlich!“ Aber mal im Ernst, warum machte er das? War Delia gerade wieder zu naiv? Oh nein. Was, wenn er ein Taschendieb war? Und diese Freundlichkeit war nur eine Masche? Dabei hatte sie doch ihren Lohn bei sich! Sie wäre ein gefundenes Fressen für einen Meisterdieb. Ausgeraubt nach stundenlangen backen.. war das ihr trauriges Schicksal? Unbewusst rückte sie ein kleines Stück weg und griff möglichst unauffällig nach dem Träger ihres Rucksackes. „Ich möchte wirklich nicht unhöflich sein.. und die Sorge ist bestimmt unbegründet!“, lachte sie verunsichert, ehe sie plötzlich ernst drein blickte, „Aber du bist kein Taschendieb, oder?“ Einen Moment lang sah sie ihm durchdringend in die Augen, um jede Reaktion zu bemerken und interpretieren zu können. Aber dann merkte sie, dass ihr Plan einen Haken hatte und sie vergrub erneut ihr Gesicht in den Händen, Ausgangslage quasi. „Was rede ich da? Wärst du ein Taschendieb, würdest du es ja wohl kaum zugeben. Das wäre nur schlecht für’s Geschäft. Verzeih mein Misstrauen, du bist bestimmt kein Krimineller. Du bist nett

Hoffentlich hatte sie ihn nun nicht vergrault. Von ihrem Lohn würde sie aber zur Vorsicht mal nichts sagen. Ach, wer tut das auch? Wer sagt einem Fremden, wie viele Jewels er gerade in der Tasche hat? Die Hitze schien ihr wirklich zu schaffen zu machen. Kurz darauf wandte sich Delia dem Fremden wieder zu und lächelte ihn entschuldigend an. „Kannst du mir sagen, wo ich schnell etwas Kaltes zu trinken bekomme?“, fragte sie hoffnungsvoll. Witzig, dass dieser Typ bereits der zweite Lycan war, welcher ihr begegnete. Aber wissen tat Delia das über keinen der beiden Teilzeitvierbeiner.



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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
Wohngebiet am Stadtrand EmptyDo 27 Okt 2022 - 20:32

02 | @Delia
Das Lächeln aus dem Geschicht des Werwolfs schwand nicht, auch, als die junge Frau ihn einen Moment lang überrascht anblickte. Sie hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ihr ein gutgesinnter Schönling zur Hilfe eilen würde, das konnte man ihr nicht verübeln. Ganz selbstverständlich gab er ihr die Sekunden, die sie brauchte, um sich zu sammeln, ehe er ihr seine Hilfe anbot. Zuerst schien sie aufrichtig begeistert von seiner Hilfsbereitschaft, im nächsten Moment schien sie jedoch zu realisieren, dass sein Angebot vielleicht doch zu gut war, um wahr zu sein. Wirklich verübeln konnte er ihr das nicht, denn oft kam Freundlichkeit nicht ohne einen Haken. Auch er war nicht vollkommen ohne Hintergedanken auf die Unbekannte zugegangen, doch ausrauben wollte er sie nicht. "Nö, seh' ich für dich etwa aus wie ein Verbrecher?" fragte er, schob ein amüsiertes Schnauben hinterher. Das war vermutlich genau das, was ein richtiger Taschendieb behaupten würde. Eigentlich gab es auf diese Frage keine korrekte Antwort.
Als er bemerkte, dass sie ihm anscheinend von den Augen ablesen wollte, was seine wahren Intentionen waren, erwiderte er ganz selbstverständlich ihren Blick. Er hatte ja wirklich nichts zu verbergen. "Ich meine, es fällt mir schon ein bisschen schwer, bei dem gut duftenden Gebäck, das du da dabei hast, die Finger bei mir zu behalten, aber ich habe echt nich vor, dir irgendwas zu klauen. Du siehst schon verzweifelt genug aus." fügte er noch hinzu. Ohne den Geruch von Apfeltaschen hätte er schließlich niemals hierher gefunden. Langsam schien auch Delia zu realisieren, dass ihre direkte Frage einen offensichtlichen Haken besaß. Nun konnte er sich ein Lachen wirklich nicht mehr verkneifen! Da hatte er sich ja wirklich eine interessante junge Dame ausgesucht. "Mein Name ist Ravis Reveau. Falls ich dich beklaue kennst du mein Gesicht und jetzt auch meinen Namen. Und außerdem..." Er setzte sich für einen Moment aufrecht hin und drehte ihr die Schulter entgegen, ehe er sein Top einige Zentimeter hinab zog. In einem dunklen blau konnte man auf seiner hellen Haut problemlos die ersten Linien seines Gildenzeichens erkennen. "...habe ich nicht vor, das schlechte Bild meiner Gilde wieder aufleben zu lassen." Das sollte nun wirklich alle Zweifel aus der Welt räumen, oder? "Also ja, ich bin wirklich nett." Ein wenig Eigenlob konnte er sich aber auch nicht verkneifen.
Jetzt, wo das geklärt war, konnten sie sich ja dem eigentlichen Problem der Blauhaarigen widmen. Sie brauchte also dringend etwas kaltes zu Trinken? Na das war doch gar keine große Sache! Sie saßen hier zwar mitten in einem Wohngebiet, doch einige Restaurants, Supermärkte etc. gab es hier trotzdem. Zwar war er nicht in diesen Straßen zuhause, aber er kannte sich trotzdem gut genug aus, um Abhilfe zu schaffen. "Na klar." erwiderte er, sichtlich begeistert, dass er sich tatsächlich nützlich machen konnte. "Worauf hast du denn Lust? Eiskaffee? Bubble Tea? Limonade oder einfach nur Wasser?" Es war wohl kaum überraschend, dass eine Stadt mitten in der Wüste quasi an jeder Ecke eine ordentliche Auswahl an kühlen Getränken zu bieten hatte. "Sag' an und ich besorge uns was." Er schwang sich auf die Beine, streckte sich kurz und sah sein Gegenüber dann erwartungsvoll an. "Wenn ich dir schon so einen Schrecken einjage muss ich mich wohl auch irgendwie revanchieren, meinst du nicht?" Zwar sah er die Schuld nicht wirklich bei sich, sie war einfach nur vorsichtig gewesen, doch es war eine gute Ausrede, um der offensichtlich erschöpften Frau einen kleinen Gefallen zu tun. Es war nicht so, als würden die paar Jewel ihm einen Zacken aus der Krone brechen. Außerdem hatte auch er nichts gegen eine kleine Erfrischung einzuwenden.




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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
Wohngebiet am Stadtrand EmptyFr 4 Nov 2022 - 17:19

[ 3 ]

Ob er für sie aussah wie ein Verbrecher? Unweigerlich musterte Delia den Fremden. Auf den ersten Blick wirkte er tatsächlich wie ein ganz normaler Typ. Nicht zu groß, nicht zu klein. Normaler, männlicher Körperbau. Unauffällige, lockere Klamotten. Er hatte ein sehr ansehnliches Gesicht, Delia fand ihn objektiv betrachtet gutaussehend. Hm.. „Eigentlich nicht“, lautete ihre Antwort, nachdem sie ernsthaft darüber nachgedacht hatte. Als er über ihr gut duftendes Gebäck sprach, lachte sie leicht auf und nahm die Tüte neben sich weg, um sie auf ihrem Schoß zu platzieren. Ja, so ziemlich alles aus Delias Küche roch wunderbar und schmackhaft! Da würde es sie nicht wundern, wenn jemand zum Mundräuber werden würde! Das Lachen erstickte jedoch schlagartig, als er ihr sagte, wie verzweifelt sie aussah. Ja also! Natürlich, sie war ja auch verzweifelt! Es war schön, dass ein solch aufmerksamer Mensch ihren Weg gekreuzt hatte. Da verstand jemand, wie wichtig es war, den anderen zu helfen!

Der Fremde stellte sich ihr als Ravis Reveau vor und machte sogleich noch einen Scherz darüber, dass Delia nun seine Identität kannte, sollte sie ihn bei einem Raub anzeigen wollen. „Du magst also das Risiko!“, ging sie lachend auf seinen Witz ein und staunte dann nicht schlecht, als er sein Oberteil ein wenig nach unten schob und ihr sein Gildenabzeichen auf dem linken Schulterblatt zeigte. Die hellgrünen Augen wurden tellergroß und Delia wandte sich ihrem Gesprächspartner erstmals komplett zu, auch wenn sie dadurch in der Sonne saß. „Du bist ein Magier der hiesigen Gilde? Oh, Wahnsinn!“, bewunderte sie diesen Umstand aufrichtig und ballte aufgeregt ihre Hände zu Fäusten, während sie ihn begeistert anstrahlte. „Wie heißt sie noch gleich? Crimson Sphere? Das finde ich toll!“ Und das war nicht gespielt, denn seit Delia selbst eine Magierin war und festgestellt hatte, wie hart dieser Job doch war, empfand sie Gildenmagier als eine Art High Society der Szene. Fairy Tail, Rune Knights, Crimson Sphere, Satin Cornucopia und wie war das? Little Phoenix? Nun, mit den Namen hatte Delia es noch nicht so ganz. Nur die Gilden, denen Aska van der Velden zugehörte, die konnte sie sicher aussprechen.

Mein Name ist Delia Hollingsworth, ich stamme aus Crocus-Town und bin nur bis morgen hier“, erklärte sie ihm, da er sich auch namentlich vorgestellt hatte. Delia wusste natürlich nicht, dass Ravis auch aus der Hauptstadt kam. Ob er das Hollingsworth-Bauunternehmen kannte? Überall fand man den Slogan: „Stein auf Stein, Ihr Häuschen wird bald fertig sein!“ Ja, darauf war Vater immer sehr stolz gewesen. Nächtelang hatte er daran gefeilt, bis er den Slogan perfektioniert hatte.

Dann ging es endlich um die Rettungsaktion an sich, ein kaltes Getränk! Der freundliche junge Mann in Delias Alter fragte, worauf sie Lust hatte und zählte allerlei tolle Getränke auf. „Ja!“, antwortete sie lachend als Zeichen dafür, dass sie im Moment einfach alles haben wollte. „Ein Wasser und ein Eiskaffee, das klingt sehr fein!“, freute sie sich. Doch im nächsten Moment schämte sie sich in Grund und Boden, da es so aussah, als wolle er dafür aufkommen. Man sah ihr das Unbehagen regelrecht an. Er war so nett, wollte etwas wiedergutmachen, was nicht weiter schlimm war und sie bekam den Hals nicht voll genug! Wie gierig von ihr! „Ah.. nein.. ein Wasser reicht völlig!“, versicherte sie ihm noch wenig überzeugend, winkte mit der Hand lässig ab und erhob sich ebenfalls von der Bank. Sollte sie mitkommen? Ja. Ja, sicher. Schnell schnappte sie sich noch ihre Umhängetasche und die Tüte voll Begierde für Ravis.

So spazierte sie neben dem Magier her und sah sich in der Wüstenstadt um. Aloe Town hatte zweifellos einen eigenen Charme. Das sollte wirklich nicht das letzte Mal sein, dass Delia diese einzigartige Stadt besuchte. „Bist du hier geboren worden oder zugezogen?“, fragte sie Ravis interessiert. „Und warum hast du dich für Crimson Spehre“ Peinlichkeitsalarm! „entschieden? Wegen der Wohnortnähe oder liegt es am Leitbild der Gilde?“ Es dauert nicht lange, da hatten sie einen kleinen Straßenverkauf gefunden. Wer wollte, könnte es sich an Stehtischen „bequem“ machen. Die Getränke- und Eiskarte waren vielversprechend und die Preise in Ordnung.



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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
Wohngebiet am Stadtrand EmptySa 10 Dez 2022 - 21:16

03 | @Delia
Ravis war durchaus überrascht, als die Dunkelhaarige tatsächlich darüber nachzudenken schien, ob er aussah wie ein Verbrecher. Es war nur eine rhetorische Frage gewesen, eine Antwort hatte er eigentlich nicht erwartet, schon gar keine, die seine Frage verjahte. Nun war er aber doch irgendwie erleichtert, als sie verneinte. Schließlich war das auch irgendwie ein Kompliment, oder? Außerdem war er froh, wenn er vertrauenswürdig aussah, denn genau so wollte er auch herüberkommen. "Na also." Zufrieden nickte er. Dann hatte sie ja gar nichts zu befürchten. Trotzdem nahm sie ihre Gebäcktüte zur Sicherheit beiseite... Kurz zog er also einen Schmollmund, riss sich dann aber wieder zusammen. Es ging schließlich nicht um ihn.
"Heh, und wie ich das tue!" antwortete er ehrlich mit einem breiten Grinsen. Ein bisschen Nervenkitzel brauchte doch jeder in seinem Leben, oder nicht? Diesen holte er sich allerdings nicht, indem er verzweifelte Damen auf offener Straße bestahl. "Aber klauen tu' ich trotzdem nicht. Deswegen bin ich Magier geworden." Passend dazu offenbarte er ihr sogleich einen Teil seines Gildenzeichens, was sie nicht nur ein wenig zum Staunen brachte. "Crimson Sphynx" korrigierte er sie höflich, machte sich nichts weiter aus ihrem kleinen Versprecher. Es war schließlich keiner perfekt. Außerdem war ihre Begeisterung viel zu niedlich, um sich lange mit dem Fehler zu beschäftigen. Da fühlte er sich ja beinahe wie ein kleiner Superstar. "Was machst du denn, wenn ich fragen darf, Delia Hollingsworth?" Der Nachname kam ihm irgendwie bekannt vor, aber woher? Nachdenklich legte er den Kopf schief, dann machte es auch schon direkt 'klick!'. "Du gehörst doch nicht zufällig zu diesem bekannten Bauunternehmen, oder? Oder war das ein Malerunternehmen... irgendsowas." Die Details waren vielleicht etwas schwammig, aber er war sicher, dass die Hollingsworths irgendein Unternehmen führten, das sich mit Häusern beschäftigte. Aber das konnten natürlich auch vollkommen andere Hollingsworths sein.
Allzu lange wollte er aber nun auch nicht quatschen. Schließlich wollte er nicht, dass die Dunkelhaarige noch vor Durst oder Verzweiflung umkippte. "Hah, einmal alles?" lachte er. "Das könnte etwas schwierig werden." Schließlich hatte Aloe eine Menge an Getränken zu bieten. Zum Glück konnte sie sich doch noch auf zwei Getränke reduzieren. Das machte die Auswahl an potentiellen Geschäften schon deutlich einfacher. "Alles klar." erwiderte er mit einem Zwinkern und ignorierte gekonnt ihre Korrektur. Er war weit davon entfernt, wohlhabend zu sein, doch ein Käffchen und ein Wasser würde seine Geldbörse definitiv hergeben. Zu seiner Überraschung entschied Delia, ihn zu begleiten. Er hätte kein Problem damit gehabt, die Getränke zu holen und dann hierher zurückzukehren, aber er störte sich auch nicht an einer netten Begleitung.  
So schlenderten sie ein Weilchen durch die ruhigen Straßen. Nur vereinzelte Spaziergänger kreuzten ihren Weg. "Ich bin nicht hier geboren." erwiderte er auf ihre Frage. "Irgendwann hat es mich einfach hierher verschlagen. Kaum eine Stadt ist so einzigartig und schön, wie Aloe, nicht?" Allzu lange wollte er sich nicht mit Fragen über seine Vergangenheit aufhalten. Es war ein Thema, das er nicht gerne anschnitt, das ihn zwang, zu lügen. Das war etwas, das er zwar ohne zu zögern tun würde, aber gerade gegenüber der so aufrichtig wirkenden Hemmingsworth wollte er es vermeiden. Es war einfach unfair, doch sein Selbstschutz ging immer vor. Deshalb ließ er es lieber gar nicht erst so weit kommen. "Sphynx." korrigierte er sie ein weiteres Mal, ein schiefes Grinsen zierte seine Lippen. Strenge und Frustration war in seiner Stimme jedoch nicht zu finden, stattdessen fand er es lustig, lachte kurz. "Ein bisschen was von Beidem würde ich sagen." Einerseits würde man ihn hier in der Wüste wohl am wenigsten vermuten, andererseits sprach ihn die Gilde tatsächlich an. Natürlich war er auch weiterhin sämtlichen Gruppierungen gegenüber misstrauisch, achtete stets darauf, dass er eine gewisse Distanz wahren konnte. Doch das verriet er Delia nicht. Auch, dass er sich durchaus mit der Entstehungsgeschichte der Sphynx identifizieren konnte, behielt er für sich. "Die Entwicklung von einer Verbrechertruppe zu einer ehrenvollen Gilde, die sich für die Gesellschaft einsetzt, hat einfach etwas nobles, meinst du nicht?" erklärte er stattdessen, ließ seine eigene Verbindung zu dieser Art der Weiterentwicklung außen vor. "Das hat mich irgendwie beeindruckt. Es benötigt viel Disziplin und Willenskraft, so eine Veränderung zu bewirken." So, das reichte aber nun. Genug über ihn selbst gequatscht, es war Zeit, dass der Reveau von sich selbst fort kam. Es war schließlich nicht mehr weit, bis sie ein kleines Eckcafe erreichen würden und er wollte nicht den gesamten Weg nur über sich reden. "Wie sieht's bei dir aus? Du hast deinen aktuellen Weg sicherlich auch nicht grundlos gewählt, oder?"




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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
Wohngebiet am Stadtrand EmptyFr 23 Dez 2022 - 19:04

[ 4 ]

„Crimson Sphynx“, hatte Ravis sie verbessert, während er ihr das Gildenzeichen zeigte. Oh! Stimmt, so war das. Delia war ja ein absoluter Neuling in der Magierwelt und daher kannte sie sich so rein gar nicht damit aus. Und vielleicht fehlte ihr bis dato auch einfach das Interesse, um sich wirklich mit den Gilden auseinanderzusetzen. Doch der junge Mann war so freundlich und überging ihre Unwissenheit gekonnt, sodass er Delia nicht brüskierte. So erkundigte er sich sogleich nach ihr, was sie denn so machte. Gute Frage! Nichts Halbes und nichts Ganzes wäre wohl die richtige Antwort, aber man musste ja nicht jedem gleich die Lebensgeschichte auf die Nase binden. Doch noch bevor sie antworten konnte, kam Ravis sogar auf das Unternehmen ihres Vaters. Sofort bekam sie große Augen, überraschte es sie doch sehr, dass ein Wüstenbewohner das Bauunternehmen ihres Vaters kannte. Das müsste sie ihm erzählen, dass man Hollingsworth-Bau sogar in der Wüste kannte! „Doch! Richtig! Curt Hollingsworth der Baumagnat ist mein Vater!“, entgegnete sie ihm aufgeregt, winkte dann aber sofort ein wenig ab: „Aber ich habe damit wenig am Hut! Falls du denkst, ich sei von Beruf Tochter“ Delia hatte sämtliche finanziellen Hilfen ihrer Eltern stets ausgeschlagen. Zwar lebte sie nun wirklich nicht gerade gut, aber immerhin war sie selbstständig. „Ich bin Köchin! Ach und Magierin seit kurzem. Aber ich gehöre keiner Gilde an“ Kann man sich dann überhaupt als Magierin bezeichnen? Delia war so grottig darin, dass es sich falsch anhörte.

Erfreut hatte sie sein Zwinkern auf ihren Wunsch hin bemerkt. So nett! Delia gehörte nun nicht zu den Frauen, die sich schnell angemacht oder angeflirtet fühlten, zudem hätte sie etwas Derartiges bei Ravis nun auch nicht wahrgenommen. Da sie selbst ein sehr offener und freundlicher Mensch war, ging sie grundsätzlich davon aus, dass man ihr ebenso begegnete. Gut gelaunt und in der Hoffnung, ihn jetzt nicht versehentlich auszunehmen, schlenderte sie also neben ihm her. Gespannt lauschte sie seinen Worten auf ihre Fragen hin. Es hatte Ravis also einfach hierher verschlagen, wie spannend! Delia hatte ihr gesamtes Leben in Crocus Town verbracht und wollte eigentlich auch dort bleiben. Aber bei Ravis klang es so, als sei er seit jeher ein reisender Freigeist gewesen! Auch Delia genoss durchaus die neue Freiheit, welche sie seit der Zerstörung ihres Restaurants entdeckt hatte. Es hielt sie quasi nichts in mehr in ihrer Heimat. Ertappt legte sie sich dann die Hand an die Stirn. „Sphynx!“, wiederholt sie ihn, als er sie erneut verbessern musste. Ohje. Jetzt sollte sie echt mal aufpassen. Dann ließ Ravis etwas über die Geschichte der hiesigen Gilde verlauten, was Delia ebenso neu war. Sie waren einst Verbrecher, haben aber nun den Weg der Guten eingeschlagen? Das ist ja cool! Der junge Mann hatte recht.. eine solche Veränderung kostete viel Zeit und Willenskraft. Delia blickte zu ihm und lächelte ihn an. Sie konnte seine Beweggründe durchaus verstehen! „Ich kannte die Geschichte dieser Gilde gar nicht. Das ist beeindruckend, vor allem wenn man bedenkt, wie viel Zeit es braucht, um das Image zu wechseln. Das gefällt mir!“, lautete ihr aufrichtiges Urteil.

Ravis sprach so offen mit Delia, dass sie gar nicht bemerkte, dass es Dinge gab, die er verheimlichen wollte - oder besser gesagt nicht raus lassen wollte. Dass das vor allem seine Person traf, bemerkte se auch beim Themenwechsel nicht. Etwas verlegen lachte sie auf, schund aber nur etwas Zeit für die Antwort. Der eigene Weg? Ein tiefer Abgrund traf es wohl eher. „Ach naja.. wie gesagt, ich bin eigentlich Köchin. Aber nach ein paar unerwarteten Ereignissen musste ich mir andere Standbeine aufbauen! Wie auch immer der Weg aussieht, ich hoffe er bringt mich eines Tages wieder zurück in eine Profiküche!“, lachte sie gegen Ende etwas hilflos auf, wich seinem Blick dann aber zur Seite aus. Immer öfter beschlich Delia das Gefühl, dass sie eine ziemliche Versagerin war.

Als die beiden am Café angekommen waren, kam Delia die Idee! Sie könnte sich ja sofort für die nette Einladung revanchieren, indem sie ihm zum Kaffee etwas von dem Gebäck anbot! Oh klasse! Hoffentlich mochte er süße Sachen. Da es hier keine Sitzplätze gab, dafür aber Stehtische, machte sich die junge Frau sogleich an einem breit und beanspruchte ihn mit ihrem Kram. Der war im Schatten! Also wollte sie ihn haben. Als Ravis zurückkam, unterdrückte Delia den Drang, zu klatschen. Endlich! Endlich was zu trinken! „Vielen Dank!“, bedankte sie sich glücklich und umgriff das kühle Glas Wasser. „Sag mal, isst du gern Süßes?“, fragte sie ihn dann gut gelaunt. „Ich hab selbstgebackenen Marmorkuchen, Teegebäck und Apfeltaschen dabei! Die Sahnetorte konnte ich leider nichtnehmen bei der Hitze.. aber das ist alles ganz frisch!“ Erwartungsvoll lächelnd reichte sie ihm die Tüte entgegen.



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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
Wohngebiet am Stadtrand EmptyDo 12 Jan 2023 - 20:15

04 | @Delia
Verrückt. Wer hätte gedacht, dass man ausgerechnet hier im Wohnviertel von Aloe die Tochter eines bekannten Bauunternehmers aus der Hauptstadt traf? Dabei musste sich das Schicksal doch etwas gedacht haben. "Ach was, selbst wenn du das wärst, wäre das denn so schlimm?" Er zuckte mit den Achseln. Auch er war mehr oder weniger sein halbes Leben lang vom Beruf Sohn gewesen. Ja, er hatte dafür gearbeitet, diesen Rang beizubehalten, aber letztendlich wäre all diese Mühe irrelevant gewesen, wenn er einen anderen Vater gehabt hätte. Es gab zwar keinen Grund, auf soetwas stolz zu sein, aber genauso wenig sollte man sich dafür schämen. Man konnte nicht wählen, als was - oder als wer - man geboren wurde. "Köchin und Magierin? Interessante Kombi." Wie sie wohl dazu gekommen war? "Ich stelle es mir schwer vor, an Aufträge zu kommen, so ganz ohne Gilde." Er selbst war nie eigenständiger Magier gewesen. Er war, nachdem er das Leben als Schäfer hinter sich gelassen hatte, direkt den Crimson Sphynx beigetreten.
So machten sich die Beiden gemeinsam auf den Weg. Auf ihre Bitte hin hatte der Blauhaarige ein wenig über sich und seine Gilde erzählt, die junge Dame hatte kontinuierlich aufmerksam gelauscht. Sie wirkte aufrichtig interessiert, etwas, das er sehr zu schätzen wusste. Es war selten, dass Leute solch gute Zuhörer waren. "Jetzt kennst du sie.", erwiderte er, lachte kurz. Zugegeben, er wusste auch nur von der Geschichte seiner eigenen Gilde. Von Fairy Tail und Co. hatte er genauso wenig Ahnung wie sie. "Mir auch. Es ist jeden Tag auf's Neue ein kleiner Ansporn, sein bestes zu geben. Schließlich möchte man, ja, dass das hart erarbeitete Image erhalten bleibt." So, nun hatte er aber genug über sich selbst geredet. Es war nur fair, der Dunkelhaarigen auch etwas Platz im Spotlight einzuräumen. Sicherlich hatte sie auch die ein oder andere spannende Geschichte zu erzählen. "Oh..." Überrascht blinzelte er, als die junge Dame erklärte, das sie wohl nicht ganz freiwillig Magierin geworden war. Er hatte keine Ahnung, was ihr widerfahren war, doch er wusste nur zu gut, dass das Leben unfair sein konnte. "Manchmal läuft es einfach blöd. Aber lass dich bloß nicht von deinen Träumen abbringen, ja?" Er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. "Und manchmal sind kleine Umwege auch ganz nett." Nicht jeder Pfad, den man in seinem Leben ging, brachte einen näher zum Ziel, aber deswegen waren sie noch lange nichts schlechtes. Oft zeigten sie einem Dinge, die man ansonsten nicht gesehen hätte. Der Reveau hasste die Welt, in der er aufgewachsen war. In seinen Augen war es nichts weiter als ein Ausflug in die vollkommen falsche Richtung, doch austauschen würde er diese Erfahrungen trotzdem nicht. Wer wusste, was er dann für ein Mensch wäre?
Die Zeit verging wie im Flug und so hatte das Duo in Windeseile das angepeilte Café erreicht. Während Delia ihnen einen Tisch sicherte, besorgte der Werwolf die gewünschten Getränke. Es war nicht sonderlich viel los, sodass er direkt mit drei Getränken in den Händen zurück kehrte. Das Wasser und den Eiskaffee schob er ihr hinüber, die Zitronenlimonade behielt er für sich. "Gerne." Zu sehen, wie sie sich freute, reichte für ihn bereits, um zu wissen, dass es sich gelohnt hatte. Diese Erkenntnis wurde jedoch noch einmal unterstrichen, als sie fragte, ob er Süßes mochte. "Wer mag denn kein Süßkram?" Durch ihr Gespräch hatte er vollkommen vergessen, warum er die Dunkelhaarige eigentlich angesprochen hatte. Doch jetzt, wo das Thema wieder aufkam, lief ihm schlagartig das Wasser im Mund zusammen. 'Un'auffällig schielte er hinüber zu der Tüte, die sie noch immer dabei hatte. Sie würde doch nicht endlich teilen wollen? Erwartungsvoll nahm er das Päckchen entgegen, öffnete es und ließ sich direkt den süßen Duft in die Nase steigen. "Das riecht viel zu gut. Wie soll man sich bei der Auswal überhaupt entscheiden?" Nun, eigentlich wusste er schon, bevor er überhaupt die Chance gehabt hatte, sich etwas auszusuchen, was er wollte: Die Apfeltaschen. Aber das konnte er ja schlecht zugeben. So griff er sich eine dieser 'ganz zufällig', bevor er ihr die Tüte wieder zurück schob. Er wollte ja nicht zu gierig werden. "Danke, Delia!" Am liebsten hätte er das gesamte Gebäckstück mit einem großen Haps verschlungen, doch er riss sich zusammen, knabberte stattdessen erst einmal nur eine der Ecken an. Das reichte bereits aus, um ihm ein breites Grinsen auf das Gesicht zu zaubern. "Man, wo hast du gelernt, so zu backen? Das ist ja genial!" Nicht zu süß, aber auch nicht zu sauer und der Teig war wunderbar knusprig. Einfach perfekt! Sein Tag konnte gar nicht mehr besser werden.




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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
Wohngebiet am Stadtrand EmptySo 22 Jan 2023 - 20:55

[ 5 ]

Ravis schien ein Stück weit seinen täglichen Ansporn und seine Motivation gefunden zu haben. Es stimmte schon, die Geschichte von Crimson Sphere.. äh, Sphynx war schon ziemlich beeindruckend. Bestimmt war diese Gilde daher auch sehr wählerisch bei der Aufnahme der Mitglieder. Nicht auszumalen, ein paar Störenfriede würden den heute guten Ruf gefährden! Wenn Ravis sich mit seiner Gilde identifizierte, lag ihm sicher viel daran, auch entsprechend hart für sie zu arbeiten. Ja, da könnte man fast neidisch werden. Delia fühlte sich auf dem Weg des Lebens derzeit ein wenig verloren und wusste gar nicht so recht, wo sie anfangen oder weitermachen sollte. Die Köchin bemerkte das aufrichtige Bedauern ihres Gegenübers, als sie einen Hauch ihrer eigenen Geschichte verlauten ließ und lächelte ihn traurig an, als er so nette Worte für sie fand. Nicht von ihren Träumen abbringen lassen, ja? Das war nicht immer einfach, aber es war definitiv ihr Traum, eines Tages wieder ein Restaurant zu besitzen. Bedeutender war aber die nächste Aussage Ravis‘, denn er bot Delia damit einen völlig neuen Blickwinkel. „Hm.. ja.. ja, eigentlich ist dieser Umweg bisher wirklich ganz nett. Ich habe in den letzten Wochen so viele neue Orte gesehen und besondere Menschen getroffen, wie in meinem ganzen bisherigen Leben noch nicht“, stellte sie fest und bekam dabei selbst ganz große Augen, denn es war eine wahre Erkenntnis. „Vielleicht sollte ich nicht so viel Zeit damit verbringen, über das Vergangene zu trauern. Danke, das war hilfreich!

Als die beiden jungen Leutchen dann im Schatten an einem Stehtisch des Cafés standen, hatte Delia endlich die Idee, Ravis etwas von ihrem frischen Gebäck anzubieten. Der schien sich ganz schön zu freuen und konnte sich im ersten Moment (angeblich!) gar nicht entscheiden. Delia kicherte erfreut und meinte noch: „Du musst dich nicht entscheiden, nimm von allem so viel du willst!“, da hatte Ravis bereits nach einer Apfeltasche gegriffen. Gute Wahl! Als Profiköchin war es für die Blauhaarige natürlich ein Segen, ein Kompliment für ihr Handwerk zu bekommen. Neben der Bezahlung lebte sie schließlich auch davon. „Ach weißt du, ich beherrsche wirklich nur die Grundlagen! Während meiner Ausbildung im Grain de Blé musste ich einige Monate auch unter dem Pâtissier lernen“, erklärte sie ihm ein wenig kleinlaut, denn sie hatte nach den Grundlagen ihren Fokus auf andere Speisen gelegt. Doch in dem Nobelrestaurant in Crocus Town hatte sie immerhin von den Besten gelernt! „Aber es freut mich, wenn es dir schmeckt“, hing sie schließlich noch in glücklicher Bescheidenheit an.

Doch es gab noch etwas, das Ravis vorhin gesagt hatte und was Delia unbedingt noch einmal aufgreifen wollte. Sie war noch völlig neu in der Gemeinde der Magier und kannte sich daher nicht so gut aus. Doch eines war ihr bereits aufgefallen: „Du meintest, es sei schwierig ohne Gilde an Aufträge zu kommen.. und naja, das ist es tatsächlich. Aber ich hatte ja keine Ahnung, dass es daran liegen könnte!“, tat sie ihre Unwissenheit kund und sah Ravis beinahe hilflos an. „Ich klappere sämtliche Litfaßsäulen in Crocus ab und höre ich in wirklich eigenartigen Spelunken um, damit ich keinen Job verpasse! Das ist manchmal echt nicht schön!“, klagte sie, nahm dann einen Löffel Sahne vom Eiskaffee und führte sich anschließend den Strohhalm in Richtung Lippen. „Soll das etwa bedeuten, dass es einfacher wäre, wenn ich Mitglied einer Gilde wäre? Kommst du schnell und einfach an Aufträge?“ Ja, die Blauhaarige fiel gerade aus allen Wolken. Dann nahm sie den ersten Zug vom erfrischenden Getränk. Lecker! Aber einer Gilde anschließen? Würde Delia ihre Träume dann nicht aufgeben? Würde sie damit nicht besiegeln, sich nie mehr wieder als Köchin Selbstständig zu machen? „Warst du von Anfang an Feuer und Flamme für den Beruf als Gildenmagier? Oder kam das erst mit der Zeit?“, erkundigte sich Delia ein wenig betrübt.




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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
Wohngebiet am Stadtrand EmptySa 25 Feb 2023 - 12:52

05 | @Delia
Ein schmales Lächeln zeichnete sich auf dem Gesicht des Werwolfs ab, als er sah, wie Delia langsam begriff, dass der Weg, den sie unfreiwillig beschritten hatte, vielleicht gar nicht so schlecht war, wie sie gedacht hatte. Hin und wieder war es wirklich hilfreich, sein Leben aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, doch genau das war schwer, wenn man keinen Anstoß bekam, das wusste er selbst nur zu gut. Dementsprechend freute er sich, dass er der jungen Frau diesen Anstoß hatte bieten können. Es war einfach ein besonderes Gefühl, seine Mitmenschen erfolgreich unterstützen zu können. "Und die hättest du vermutlich nie gesehen und getroffen, wenn du in deinem Restaurant geblieben wärst." Vielleicht halfen diese Erfahrungen ihr ja auch, noch bessere Gerichte zu zaubern? Er kannte sich nicht wirklich mit dem Kochen aus, aber er konnte sich gut vorstellen, dass es auch hierbei half, hin und wieder Inspiration zu sammeln. "Gerne."
Obwohl er noch weit davon entfernt war, ein Ende zu finden, stand für Ravis bereits fest, dass es ein toller und erfolgreicher Tag war. Da musste schon ordentlich etwas passieren, um ihm all das Glück, das ihm bisher widerfahren war, zu ruinieren. "Sag das lieber nicht, sonst ist die Tüte ganz schnell leer.", scherzte er, doch ein wenig Wahrheit steckte durchaus in seinen Worten. Am liebsten hätte er tatsächlich das gesamte Gebäck hinuntergeschlungen. War wohl so ein Wolfs-Ding. Natürlich wusste er, dass es sich nicht gehörte, hielt sich deshalb zurück. Die Verlockung war jedoch groß, erst recht nach Delias Worten. Vorerst knabberte er jedoch ganz brav an der Apfeltasche, die er sich ausgesucht hatte. "Oh, ist das nicht so ein Nobelschuppen in Crocus?", fragte er, seine Augen groß vor Überraschung. Der Vater des Blauhaarigen ging äußerst gerne gut Essen und hin und wieder erzählte er seinem Sohn von den teuren Restaurants, die er zuletzt besucht hatte. Wirklich interessiert hatte sich Ravis für diese Erzählungen nicht, aber er hätte wetten können, den Namen 'Grain de Blé' in diesem Zusammenhang schon einmal gehört zu haben. "Man hat dir auf jeden Fall richtig gute Grundlagen beigebracht!" Nachdem er ihre Apfeltasche probiert hatte, gab es für ihn keine Zweifel mehr, dass sie auch eine grandiose Köchin war, doch dass sie in so einem Laden gelernt hatte, hätte er nicht gedacht! Sicherlich war es alles andere als einfach, dort einen Ausbildungsplatz zu ergattern, selbst für die Tochter eines bekannten Bauunternehmers. Er selbst wusste eigentlich nur, wie man Tiefkühlpizzen aufwärmte und Toast nicht abfackelte. Das reichte meistens auch, aber hin und wieder wäre es auch schön, eine ordentliche Mahlzeit zaubern zu können. Tja ... man konnte wohl nicht alles gut beherrschen. Er musste sich einfach nur richtig gut mit Delia anfreunden, dann würde sie bestimmt hin und wieder für ihn kochen, wenn er lieb fragte ... oder?
Überrascht blinzelte der Wuschelkopf, als sein Gegenüber noch einmal ein altes Thema anschnitt. Zuerst befürchtete er, dass sie weiter auf seine Vergangenheit eingehen wollte, doch das tat sie zum Glück nicht. "Oh man, dafür hätte ich echt nicht die Geduld." Und schon gar nicht die Lust. Es brachte schließlich auch ein gewisses Risiko mit sich, sich an zwielichten Orten rumzutreiben. Wenn er nicht bereits im Voraus wusste, dass er dafür Geld bekam, war es ihm das Risiko nicht wert. Genau deswegen war er selbst einer Gilde beigetreten, nachdem er sich kurze Zeit lang selbst als gildenloser Magier versucht hatte. "Ja, bei uns läuft das ein bisschen anders.", begann er. Wenn er sich immer so mühevoll seine Jobs erarbeiten müsste, hätte er sich garantiert einen anderen Beruf gesucht. "Wir haben direkt im Gildenpalast so ein großes schwarzes Brett, wo man alle Aufträge findet. Leute kommen direkt zu uns und dann wird das da ausgehängt. Man muss da also nur vorbei schauen und findet eigentlich immer eine große Auswahl." So unterschiedlich wie die Bevölkerung selbst waren auch ihre Probleme. "Und nicht nur Leute aus Aloe bitten uns um Hilfe. Das kommt wohl von der Bekanntheit, die die Gilde hat." Oftmals waren es Leute, die den großen Gilden nicht vertrauten, oder die dringend lokale Hilfe benötigten, die gildenlose Magier anheuerten. Es gab schließlich auch genügend Betrüger und nur wenige gingen dieses Risiko freiwillig ein. "Vielleicht wäre es bei dir ähnlich, wenn man erstmal deinen Namen kennt?" So wie es klang war Delia ein richtiger Frischling, was das Magierdasein betraf. "Aber ich kenne mich da echt nicht so gut aus.", fügte er noch schnell hinzu, er wollte ihr keine falschen Hoffnungen machen. Gerne hätte er ihr ermutigende Worte zukommen lassen, doch er wusste nicht, was. "Wieso trittst du denn keiner Gilde bei?"
Die Frage der Köchin warf den Wassermagier ein wenig aus dem Konzept. Ob er von Anfang an Feuer und Flamme gewesen war? Naja ... das war wirklich schwer zu sagen. Nachdenklich legte er den Kopf schief. "Es war schon nicht einfach, mich daran zu gewöhnen. Ich war vorher Schäfer, weißt du." Schäferhund um genau zu sein, doch das war nicht weiter relevant. Und davor war er vom Beruf Sohn gewesen. Man konnte also durchaus behaupten, dass es eine große Umstellung gewesen war. "Aber ich wollte schon immer Menschen helfen. An manchen Tagen fällt es mir leichter und an manchen sehne ich mich nach weniger Verantwortung." Er blickte hinüber zu Delia. Ob das ihre Frage beantwortete? Es war nicht ganz das, was sie wissen wollte, doch darauf konnte Ravis nur schwer eine Antwort finden, denn seine Anfangszeit war von großem Misstrauen gegenüber der Gilde - größere Gruppierungen im Allgemeinen - geprägt. Das war jedoch ein Thema, das er nicht anschneiden wollte. "Ich vermute, dass es dir schwerer fällt, weil du bereits etwas hattest, was dich vollkommen erfüllt hat, was?"




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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
Wohngebiet am Stadtrand EmptySa 4 März 2023 - 15:31

[ 6 ]

Delia hatte großes Glück, heute auf Ravis getroffen zu sein. Manchmal stieß man auf eine fremde Person, mit welcher man sich auf Anhieb gut verstand. Das bot dann meist auch eine gute Basis, um sich zu unterhalten. Delia hatte kein Problem damit, ihre Seele einem Fremden zu offenbaren. Eigentlich war es gut, dass sie Ravis von ihren Zweifeln erzählen konnte, denn er war fremd und konnte die Geschichte daher objektiv betrachten. Hätte sie zum Beispiel mit ihren Eltern darüber gesprochen, würden sie sich gleich wieder Sorgen machen und versuchen, alle möglichen Hebel in Bewegung zu setzen, um Delia zu helfen. Aber das wollte sie nicht! Sie würde das schon allein hinkriegen. Und dank Ravis gelang es ihr nun, die Sache aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

Verlegen grinste die junge Köchin und legte sich ein wenig verlegen die Hand an den Hinterkopf, als Ravis das Restaurant, in welchem sie gelernt hatte, als „Nobelschuppen“ bezeichnet hatte. Aber ja, das war wohl passend! Die damals Jugendliche hatte sich regelrecht aufgedrängt und über alle Maßen den Hintern aufgerissen, um in diesem Restaurant lernen zu können. Niemals hätte sie sich mit weniger zufrieden gegeben! „Ja.. genau. Der Nobelschuppen!“, lachte sie. „Vor- und Hauptspeisen liegen mir mehr, da kam ich über die Grundlagen hinaus“, untertrieb die bescheidene Gourmetköchin und wich jeglichem Blickkontakt aus. Das war der Moment, in welchem gerne mal gefragt wurde, ob sie denn mal für einen kochen würde. Und klar, so etwas machte Delia in seltenen Fällen mal gratis - für die engsten Freunde und Angehörigen. Es ist, wie mit Mechanikern: Die reparieren auch ungern Dinge umsonst.

Delia klappte die Kinnlade runter, als Ravis ihr dann erklärte, wie einfach er als Gildenmagier an Aufträge kam. Die Auftraggeber wandten sich an die Magier? Wow. Delia musste sich regelrecht anbiedern, um blöde Jobs zu ergattern. Doch die Gildenmagier schienen sich ihre Aufgaben, also die Quests, aussuchen zu können. Unglaublich.. die Dunkelhaarige wollte sich das auch aussuchen können! „Das klingt so einfach und bequem.. ich beneide dich richtig! Vielleicht sollte ich den Gedanken, mich einer Gilde anzuschließen, doch nicht so einfach verwerfen. Aber was, wenn ich im Nachhinein feststelle, dass es die falsche Gilde war? Wenn ich mich dort nicht wohlfühle oder nicht dazu passe?“, fragte sie Ravis sichtlich besorgt. Delia trug ihre Emotionen immer unverblümt im Gesicht. „Ich wollte eigentlich nie einer Gilde beitreten, weil ich eigentlich andere Pläne hatte. Was, wenn ich eines Tages wieder gehen will? Das gehört sich nicht, oder?

Es war schön, dass es wenigstens für einen kurzen Moment um Ravis ging. Da konnte Delia durchatmen und einfach mal zuhören. Sie grinste begeistert, als er erzählte, dass er einst Schäfer war. „Wie schön!“, schwärmte sie, „Die lieben Schäflein, die weite Natur..“, zählte sie auf, um ihre Einschätzung zu begründen. Aber er schien nach mehr gestrebt zu haben und wollte den Menschen helfen. „Das ist sehr nobel von dir“ Aska war auch so nobel und kämpfte für das Gute.. Aber ja, es war eine verantwortungsvolle Aufgabe. „Mach dir keine Sorgen. Du hast gute Absichten und gibst bestimmt jeden Tag dein Bestes! Du hast mir auch schon geholfen! Du bist gut darin zu helfen!“, lachte sie unbeschwert auf. „Die Leute können froh sein, wenn du ihren Auftrag annimmst“ Und das meinte sie absolut aufrichtig, denn die Köchin war schnell vom guten Herz ihrer Mitmenschen überzeugt, wenngleich diese nicht immer tatsächlich ein gutes Herz hatten. Doch mit seinen folgenden Worten entwaffnete der junge Mann Delia völlig. Beinahe erschrocken über diese ertappende Aussage sah sie ihn mit großen Augen an. Sie biss die Zähne zusammen, senkte den Blick schnell wieder und versuchte gegen die negativen Gefühle anzukämpfen. „Ich hatte alles, was ich mir gewünscht habe. Und ich glaube.. dass ich es wieder haben will. Vielleicht. Aber die Angst, dass es mir erneut genommen wird, ist groß. Und ich weiß nicht, ob ich jemals wieder die Energie habe, um einen Neustart zu wagen. Aber als Magierin tauge ich auch nicht viel. Wer weiß, vielleicht bin ich so zerrissen, weil ich alles nur so halb mache und mich auf nichts gänzlich einlasse“, überlegte sie hörbar enttäuscht über sich, ehe sie merkte, dass sie schlechte Stimmung verbreitete. Eilig nahm sie die Tüte, griff ein hübsches Teegebäck nach dem anderen heraus und legte sie Ravis vor die Nase. „Sonst bin ich nicht so! Bitte, greif zu!“, lachte sie und hoffte, wieder ein wenig aufzulockern.




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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
Wohngebiet am Stadtrand EmptySo 19 März 2023 - 22:02

06 | @Delia
Wenn Vor- und Hauptspeisen der Dunkelhaarigen so wirklich lagen, wie gut mussten die dann erst sein? Ihr Gebäck war ja bereits göttlich! Oh, wie gerne Ravis sie doch gebeten hätte, etwas für ihn zu kochen. Doch sie war bereits gnädig genug, ihren Tüteninhalt mit ihm zu teilen und hinzu kam, dass es alles andere als höflich war, sie so direkt danach zu fragen. Dafür musste man sich so richtig gut kennen und das taten sie nicht. "Man, das muss ich echt mal probieren." Er grinste. "Wenn du dein Restaurant wieder eröffnest, bin ich der erste, der vorbei kommt." So richtig schien sich die Hollingsworth jedoch nicht wohlzufühlen, als sie über ihre Kochkünste sprachen. Ob es wohl daran lag, dass sie die Zeit als Köchin vermisste? Der Reveau wusste es nicht er wollte sie aber keinesfalls weiter mit dem Thema foltern.
"Das Leben ist doch keine Einbahnstraße, Delia.", lachte er, als diese ihre Sorgen verkündete. Wenn sie sich nicht wohl fühlte, dann konnte sie doch jederzeit wieder austreten. "Auch als Magier nicht. Wenn du keine Lust mehr hast oder dich fehl am Platz fühlst, dann gehst du halt wieder." Er hatte es schließlich auch nicht anders gemacht, als er noch für den Schäfer gearbeitet hatte. Mehrere Jahre hatte er ihn begleitet, doch letztendlich war dieses Leben auf Dauer einfach nicht für ihn gemacht. Also ging er schließlich. Gleichzeitig kannte er jedoch auch das Gefühl, in einer Lage gefangen zu sein, nur zu gut. Wie lange hatte er geglaubt, er würde seinem Clan nie entkommen? Letztendlich musste er alles auf eine Karte setzen, um diesem Leben zu entkommen und selbst heute verfolgte es ihn noch ... doch er bereute die Entscheidung kein bisschen. "Mach doch einfach das, was sich gerade eben richtig für dich anfühlt. Über die Zukunft kannst du dir Gedanken machen, wenn es so weit ist." Wer sich zu viele Gedanken über das machte, was noch kam, der vergaß am Ende völlig das Hier und Jetzt - und verbaute sich dadurch womöglich die erträumte Zukunft. "Und wen interessiert es schon, was sich gehört und was nicht? Das einzige, was dich interessieren sollte, ist, dass du zufrieden bist. Niemand kann dich gefangen halten, eine Gilde schon gar nicht." Von diesen Worten konnte sich der Werwolf hin und wieder selbst eine Scheibe abschneiden, denn auch er vergaß nur zu gerne, auf sich selbst zu achten und tat lieber das, was sich in den Augen der Gesellschaft 'gehörte'. Oft war es so einfacher und ermöglichte es, Konflikten aus dem Weg zu gehen - und genau diese hasste er. Streit, Konfrontationen, Wut und Ärger waren Dinge, die er lieber scheute, wenn es nicht nötig war. Doch das verriet er niemandem, schließlich passte das überhaupt nicht zu dem Bild, das er von sich präsentierte.
Ein wenig gab er aber schließlich doch von sich und seiner Vergangenheit preis. Es wäre Delia gegenüber einfach nicht fair gewesen, wo sie doch selbst so offen sprach. "Ja, es war wirklich schön. Ich habe noch nie so eine Freiheit und Frieden gefühlt, wie bei den Schafen." Er lächelte. In einem anderen Leben wäre er vermutlich dort geblieben. "Aber es hat sich einfach falsch angefühlt. Schließlich wusste ich, dass es genug Leute gibt, die leiden." Nobel war das also? Peinlich berührt fuhr er sich über den Hinterkopf. Da musste er ja aufpassen, dass er nicht rot wurde! "Danke, es fühlt sich gut an, das zu hören." Während er nach außen hin nur ein Lächeln zeigte, machte sein inneres Ich einen gewaltigen Freudensprung. Auch, wenn er nicht half, um Anerkennung zu erhalten, so freute er sich trotzdem, wenn er sie bekam. Es gab ihm das Gefühl, dass sich seine Mühen wirklich auszahlten, dass es Leuten dank ihm wirklich besser ging und motivierte ihn, weiter zu machen. Im Endeffekt war er wirklich simpel gestrickt.
Dementsprechend störte es ihn auch nicht, wieder auf Delias Wünsche und Ziele zurück zu kommen. Im Gegenteil, er fand es spannend, zu hören, wie sie über sich selbst als Köchin und als Magierin dachte. Außerdem war ihr Blick, als er den Nagel auf den Kopf traf, einfach zu schön. "Angst, hm? Das kann ich gut verstehen.", entgegnete er nachdenklich und stützte das Kinn auf seine Handfläche. "Wenn man einmal alles verloren hat, möchte man es nicht nochmal durchmachen. Aber meinst du nicht, dass es das Risiko vielleicht wert ist? Du scheinst echt glücklich gewesen zu sein, wäre doch schade, wenn du dieses Glück nur wegen deiner Angst verlierst." Eigentlich war Angst ein Schutzmechanismus, hin und wieder stand sie einem jedoch auch im Weg. Es war nicht immer einfach, zu beurteilen, ob sie gerechtfertigt war oder nicht. "Ich glaube du solltest dich einfach mal trauen. Vielleicht bist du ja doch eine bessere Magierin als gedacht?" Er zuckte mit den Achseln. "Vielleicht kommst du ja sogar groß raus. Und wenn du dann wieder ein Restaurant eröffnest, traut sich keiner mehr, sich mit dir anzulegen. Zwei Fliegen mit einer Klappe." Er lachte. Delia konnte ruhig etwas mehr Vertrauen in sich selbst haben, auch, wenn das immer einfacher gesagt war, als getan. Sie wirkte aufrichtig bemüht und herzensgut. Waren das nicht die besten Voraussetzungen für einen guten Magier? Wenn sie sich doch nur trauen würde, es sich selbst zu beweisen. Das war jedoch ein Schritt, bei dem der Blauhaarige ihr nicht helfen konnte, den musste sie ganz alleine wagen. Eigentlich war er noch dabei, zu überlegen, was wohl die besten Worte waren, um ihr etwas Mut zuzusprechen, als sie begann, ein Gebäck nach dem anderen vor ihm auszulegen. Seine Augen wurden groß. "Sicher, dass ich das alles essen soll?", lachte er und schnappte sich eins der Stücke. "Mache dir da mal keinen Kopf, ich finde es ganz spannend, dir zuzuhören. Das stört mich nicht im geringsten."




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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
Wohngebiet am Stadtrand EmptyDo 30 März 2023 - 21:52

[ 7 ]

Delia lächelte Ravis beinahe gerührt an, als er sich als ersten Gast im neuen Restaurant ankündigte. Waren alle Magier der Gilde Crimson Spe-, äh Sphinx zu nett wie er? Wenn dem so wäre, dann sollte Delia diesen Verbund vielleicht in Betracht ziehen! Andererseits konnte sie sich schöneres vorstellen, als ein Leben in der Wüste.. Klar, man musste nicht zwingend am Ort der Gilde leben, aber es kam Delia doch sehr sinnvoll vor, wenn man in der Nähe war. Um die Wahl der richtigen Institution sollte es auch weiterhin gehen. Der junge Mann schien der unerfahrenen Magierin ein wenig den Druck nehmen zu wollen, was diese tiefgreifende Entscheidung betraf. Verwundert saugte sie seine Worte regelrecht auf, die Augen aufmerksam geweitet. Sie könnte also wieder gehen? Das glich nicht einem Pakt mit dem Teufel? Kein Ticket ohne Rückfahrtschein? „Ja wirklich?“, fragte sie beinahe ungläubig nach, ehe sich das übliche Grinsen in ihrem Gesicht bildete. „Dann muss ich mir ja gar nicht so ins Hemd machen! Das klingt alles halb so wild!“ Warum nur hatte sie geglaubt, sich auf ewig an eine Gilde binden zu müssen? Es war nur ein Beitritt, keine Ehe.

Die Worte des eigentlich fremden Mannes waren wirklich aufbauend. Er sollte.. er sollte Schriftsteller werden! Oder Poet! Oder jemand, der diese motivierenden Grußkarten schrieb! Oh, Delia würde sie alle kaufen. „Machen, was sich gerade gut anfühlt..“, wiederholte sie seine Worte sichtlich nachdenklich. Was sollte sie sagen? Er hatte ja recht. Einen Augenblick ging die Köchin tief in sich und hinterfragte, was ihr gerade gut tat. Vielleicht.. vielleicht tat es ihr gut, nicht mehr den Drang zu haben, etwas Großes aufzubauen wie ihr Vater. Und sie musste es nicht mehr schaffen, denn jemand hatte sie zum Scheitern verurteilt. Es war nie der Druck ihres Vaters gewesen, doch Delia wollte, dass er stolz sein konnte. „Eigentlich ist es schön, so frei zu sein“, gestand sie leicht auflachend. Wollte sie sich schon jetzt an eine Gilde binden?

Ravis war mit seinem Leben als Schäfer zwar glücklich gewesen, doch erfüllt hatte es ihn nicht. Sein Wunsch war es, mehr zu tun und allen voran schien er helfen zu wollen. Ja, es war nobel. Delia meinte es so, wie sie es sagte! Dass er sich über ihre ehrlichen Worte so sehr freute, bemerkte die Köchin nur oberflächlich. Sie konnte natürlich nicht sehen, wie es in ihm aussah. Schade eigentlich, dass er diese enorme Freude nicht mit ihr teilen konnte, aber das war in Ordnung. „Ich meine es so!“, bekräftigte sie ihre Worte gut gelaunt und ehrlich.
Die gute Stimmung hielt leider nicht lange an, denn das Gespräch drehte sich wieder in die andere Richtung, in Delia den Trauerkloß. Sie tat ihre Scham über ihr Verhalten offen kund, doch Ravis hatte tröstende Worte für sie übrig. Aufmerksam lauschte sie seinen Worten, ehe sie breit grinsen musste. Eine starke Magierin werden, damit sie einen erneuten Angriff auf ihr neues Restaurant abwehren könnte? „So etwas in der Art hatte ich vor!“ Ja, denn eigentlich wollte Delia die Nadel im Heuhaufen suchen und den Magier finden, der ihr das angetan hatte. Aber diese Variante klang doch viel sinnvoller! Und zeitsparender. „Vielleicht klingt die Angst ja mit der Zeit ab.. und ich will hart an mir arbeiten, um eine bessere Magierin zu werden“, nahm sie sich entschlossen vor.

Ich bin dir so dankbar für dein offenes Ohr, Ravis, du kannst die ganze Tüte voll haben!“, versicherte sie ihm ehrfürchtig. Ja, er hätte es verdient. Ihr könnte die Ehre zu Teil werden: „Hätte ich die Möglichkeit, würde ich dir auf der Stelle das Menü deiner Wahl zubereiten!“, lachte Delia, wobei es natürlich schade war, dass das hier nicht gehen würde. „Du bist wirklich sehr nett.. und du hast mir so geduldig zugehört, obwohl du mich gar nicht kennst. Ich hab großes Glück!“, teilte sie sich aufrichtig mit, denn die Köchin hatte noch nie ein Problem damit, offen Komplimente zu verteilten. Doch merkte man deutlich, dass diese Worte aufrichtig waren, denn eine Blenderin war Delia gewiss nicht. Nach einem großzügigen Schluck vom Eiskaffee wandte sie sich wieder Ravis zu: „Du kennst dich hier gut aus, oder? Kannst du mir eine Herberge empfehlen? So günstig wie möglich und gleichzeitig so wenig Absteige wie möglich?“, fragte sie ihn hoffnungsvoll. Sie wollte möglichst Geld sparen, aber sich kein Zimmer mit Kakerlaken teilen.




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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
Wohngebiet am Stadtrand EmptySa 1 Apr 2023 - 21:23

07 | @Delia
"Ja wirklich", lachte der Werwolf, "Wenn das eine lebenslange Bindung wäre, dann kannst du dir sicher sein, dass ich auch keiner Gilde beigetreten wäre." Von solchen Pakten hatte er mehr als genug. Im Gegensatz zu seinem alten Clan waren Gilden zum Glück keine regelrechten Sekten, deren Ziel es war, sich auf den Kosten ihrer Mitglieder zu bereichern. Niemand hielt einen gegen den eigenen Willen fest. Wäre das der Fall, hätte er schon längst Wind davon bekommen. Somit konnte er seinem Gegenüber ohne Zweifel bestätigen, dass ihre Sorgen in dieser Hinsicht unbegründet waren.
Hätte er gewusst, dass Delia dachte, dass er sich als Poet oder gar Schriftsteller eigenete, hätte er vermutlich gelacht. Dass er so gut sprechen konnte, hatte er von seinem Vater gelernt. Es mochte eine tolle Fähigkeit sein, doch sie basierte rein auf bösen Absichten. Eine Tatsache, die dem Reveau noch immer Bauchschmerzen bereitete, auch, wenn er seine Worte heutzutage dafür nutzte, um aufrichtig zu sein und ehrlichen Mut und Hoffnung zu spenden ... Er sollte nicht wissen, was Andere hören wollten, glaubte er zumindest. Aber mal ganz davon abgesehen funktionierte dieses kleine Talent auch nur in Person. Sobald er seine Worte niederschreiben wollte, waren sie alle fort. Plötzlich war sein Kopf vollkommen leer. Zum Glück lief seine Karriere als Magier gut genug. "Ja, Freiheit ist etwas schönes." Er lächelte. Sie war so unfassbar wertvoll, doch oft bemerkte man das erst, wenn man sie verlor. Manchmal durfte man sich aber auch nicht davor fürchten, einen kleinen Teil davon abzugeben, wie zum Beispiel, um einer Gilde beizutreten, denn das eröffnete wieder eine ganz neue Form der Freiheit. Ach, es war kompliziert. Diese wirren Gedanken wollte er Delia auf keinen Fall aufbrummen.
Dazu bekam er auch überhaupt keine Chance, denn mit ihrer offenen, ehrlichen Art brachte sie ihn plötzlich vollkommen aus der Fassung. "J-ja?" Nun konnte er es wirklich nicht mehr verbergen, dass er ein wenig rot wurde. "Heheh, wie lieb ... das bedeutet mir wirklich viel."  Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf, ehe er sich seine Limo schnappte, einen großen Schluck trank und ziellos in der Gegend umher blickte. Eigentlich mochte er Ehrlichkeit, doch dieses Ausmaß überforderte ihn. Wie sollte er darauf bloß souverän reagieren? Eigentlich war er der, der fast schon unangenehm offen war, doch die Hollingsworth toppte ihn um Längen. Er fühlte sich geehrt, dass Delia so von ihm dachte, doch hatte sie damit wirklich recht? War er wirklich so ein guter Mensch, wie sie dachte? Auch, wenn er es sein wollte, war er sich nicht sicher, ob er es wirklich war. Er arbeitete darauf hin, doch er hatte nicht das Gefühl, schon so weit zu sein. All die schlechten Dinge, die er getan hatte, all die Male, wo er seine Augen vor Leid verschlossen hatte, wollte er mit guten Taten aufwiegen. Da war es leider nicht mit ein, zwei guten Taten getan. Er hatte einfach das Gefühl, noch am Beginn einer langen Reise zu sein, auch, wenn Delia das Gegenteil behauptet hatte.
Obwohl er seine deprimierenden Gedanken niemals mit jemandem teilen würde, störte es ihn nicht im geringsten, das Delia genau das tat. Es war einfach etwas anderes. Er hörte lieber zu und half, als dass er erzählte und Hilfe annahm. "Ich bin mir sicher, dass du mal eine grandiose Magierin wirst", entgegnete er, "Die richtige Einstellung dafür hast du schonmal, der Rest wird mit der Zeit auch kommen." Wer es wirklich wollte, der würde garantiert seine Ziele erreichen. Man musste nur bereit sein, hart für diese zu arbeiten und für ihn gab es keine Zweifel, dass die Gildenlose das war. Auch, wenn sie hier und da sicherlich noch etwas Mumm gebrauchen konnte, sie hatte das Potential, etwas Tolles aus sich und ihren Wünschen zu machen. Je länger der Blauhaarige mit ihr sprach, desto mehr merkte er, wie ihre Art, ihre Wünsche, ihn selbst irgendwie motivierten. Wirklich erklären, woran das lag, konnte er nicht, doch das war gar nicht so wichtig. "Und wenn du mal eine helfende Hand brauchst, dann weißt du ja jetzt, wohin du dich wenden kannst." Sie musste einfach nur zur Gilde kommen und nach ihm fragen. Er würde da sein. Schließlich fieberte er mit ihr mit und wollte, dass sie ihre Ziele auf jeden Fall erreichte. Nicht zuletzt, damit er herausfinden konnte, wie gut ihre Kochkünste wirklich waren.
"Was? Bist du dir wirklich sicher?", fragte er überrascht, als die Blauhaarige ihm nicht nur den gesamten Inhalt der Gebäcktüte anbot, sondern auch noch erklärte, dass sie ihm am liebsten ganzes Menü - sogar nach seiner Wahl!- zubereiten würde, wenn sie könnte. "Quatsch, das ist doch nicht nötig." Das war es wirklich nicht. Er wollte nicht, dass sie das Gefühl hatte, ihm eine Gegenleistung bieten zu können. "Aber wenn du wirklich willst, sage ich natürlich nicht nein." Das Angebot war doch einfach zu verlockend. Wie sollte er da überzeugend 'nein' sagen? Das konnte er einfach nicht. Dafür war er viel zu scharf auf ihr Gebäck und auch die Aussicht auf ein zukünftiges Festmahl war zu gut! Wenn es um Essen ging, konnte er einfach nicht widerstehen. "Ich konnte dich ja schlecht mit all deinen Sorgen alleine da sitzen lassen", entgegnete er ehrlich und zuckte mit den Achseln. Sie hatte wirklich deprimiert und fertig ausgesehen, was sich inzwischen zum Glück geändert hatte. Inzwischen zierte die meiste Zeit ein aufrichtig wirkendes Lächeln ihr Gesicht. Ein viel schönerer Ausblick und es war schön zu wissen, dass er dazu beigetragen hatte. "Du weißt noch nicht, wo du übernachten sollst?", wiederholte er nachdenklich. Zwar kannte er sich in Aloe inzwischen wirklich ziemlich gut aus, doch das betraf überwiegend Orte und Läden, die für ihn auch relevant waren. Was Unterkünfte, Herbergen und co. betraf war sein Wissen also begrenzt. Nachdenklich legte er den Kopf schief. Optionen gab es bestimmt, nur kannte er diese nicht. Eigentlich konnte er ihr nur ein Angebot machen: "Wenn du magst kannst du gerne mit zu mir kommen." Erst, als er seine Worte bereits ausgesprochen hatte, bemerkte er, dass man sein Angebot durchaus falsch verstehen konnte. "Also, ich meine das natürlich nicht so. So ein Mensch bin ich nicht, ahaha... Du sollst nicht bei mir schlafen, ich habe ein kleines Gästezimmer." Wie war das mit 'er konnte gut reden'? Er schüttelte den Kopf. Gerade musste er wirklich aufpassen, sich nicht noch merkwürdiger dastehen zu lassen. Aber wie bot ein Kerl bitte einer Frau an, bei sich zu übernachten, ohne, dass es komisch klang? "Ich kenne mich mit Schlafoptionen hier ehrlich gesagt nicht so gut aus. Deswegen kann ich dir nichts anderes anbieten. Aber ich kann dir auch bei der Suche helfen. Daran soll's nicht scheitern."




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Delia

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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
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[ 8 ]

Es stimmte schon, Delia hatte eine sehr offene und ehrliche Art. Komplimente gingen ihr leicht über die Lippen, dabei wirkte sie jedoch nicht aufgesetzt. Die Worte der Köchin waren stets aufrichtig, sowohl die positiven, als auch die negativen. Und da sie auch letztere verwenden konnte, musste sie niemandem das Blaue vom Himmel erzählen. Dass Ravis ein netter Mensch war, davon war die naive Delia bereits überzeugt. Und so teilte sie ihm unverblümt mit, wie toll sie ihn fand und wie dankbar sie ihm war. Dass er so verlegen reagierte und sogar ein wenig rot wurde, ließ sie nur unbeschwert lachen, sie verstand es ja. Es war immer etwas unangenehm, mit so vielen lieben Worten konfrontiert zu werden. Aber der junge Mann feuerte im selben Maß zurück, als er meinte, Delia würde eines Tages eine grandiose Magierin werden. Wow! Ob er das auch mal ihrer Lehrmeisterin sagen könnte? Die würde Augen machen! Verstehend nickte Delia. „Ich muss mich einfach mehr anstrengen und lernen, souveräner mit Magie umzugehen“, dachte sie laut nach. Dann könnte sie es schaffen!

Und.. sie könnte sich an ihn wenden, wenn sie eine helfende Hand bräuchte? Die hellgrünen Augen wurden groß, musterten Ravis, als wäre er ein Engel. „Ehrlich? Ich warne dich, ich merke mir so etwas“, machte sie ihm grinsend deutlich. Denn es stimmte, solche Dinge waren für Delia in Stein gemeißelt. Eines Tages würde sie mit einem Auftrag vor der Gilde stehen und nach ihm fragen. Oder so!
Um ihre Einladung zu untermalen, schob sie ihm die Tüte mit dem Gebäck noch näher zu und lächelte dabei nickend. Ja, sie war sich sicher. Und was die Einladung betraf, einmal für ihn zu kochen, auch da war sie sich sicher. Es klang natürlich wie eine Gegenleistung, aber dieses Gefühl wollte Delia ihm nicht vermitteln. „Ich möchte mich einfach gerne erkenntlich zeigen“, versicherte sie ihm gut gelaunt.

Hitze stieg Delia ins Gesicht, ihre Wangen glühten feuerrot, als Ravis ihr das Angebot machte, sie könnte mit zu ihm kommen, um bei ihm zu schlafen. Sie glaubte nicht einmal, dass das ein obszönes Angebot war, das traute sie dem jungen Mann gar nicht zu, aber allein der Gedanke löste diese Schamgefühle in ihr aus. Noch ehe sie antworten konnte, hatte Ravis selbst bemerkt, dass man diese Einladung in den falschen Hals bekommen könnte und korrigierte seine Aussage. Hektisch wedelte Delia mit der Hand, um irgendwie zu deuten, dass das doch alles klar sei. „Ach, alles gut!“, lachte sie unbeholfen auf. „Gästezimmer! Du lebst auf großem Fuß!“, plapperte sie, noch immer etwas durch den Wind, vor sich hin. Sie selbst konnte sich gerade einmal eine kleine 1-Zimmer Wohnung leisten. Es wäre das einfachste, wenn Delia einfach bei ihm übernachten würde, aber es kam ihr irgendwie nicht richtig vor. Sie hatte seine Zeit schon zur Genüge beansprucht und wollte sich nun wirklich nicht aufdrängen. Er war so nett zu ihr, er sollte sich also nicht dazu gedrängt fühlen, ihr weiterhin den Hintern zu retten. Aus diesem Grund entschied Delia, dass sie sich besser eine Herberge suchte. „Wenn du noch einen Moment Zeit hast, könntest du mich gerne begleiten.. ich verlaufe mich schnell mal“, gestand sie ihm peinlich berührt. „Aber fühl dich nicht dazu genötigt, ich kann Karten lesen! Aber woher bekomme ich einen Stadtplan..“ Ach, den würde sie schon finden! Doch es bestand keine Notwendigkeit daran, denn letztendlich machten sich die beiden Magier gemeinsam auf den Weg durch Aloe Town und fanden nach einiger Zeit auch eine passende Unterkunft für Delia. Als es Zeit war, sich zu verabschieden, ergriff die Köchin vorsichtig die Hand ihrer neuen Bekanntschaft und drückte sie sanft. „Es war mir wirklich eine Freude, dich kennenzulernen! Und vielen Dank für alles, Ravis. Ich hoffe, wir sehen uns wieder!“ Sie wusste ja nun, wo er zu finden war.




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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
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08 | @Delia
Der Werwolf lächelte. Ja, er hatte wirklich nicht die geringsten Zweifel daran, dass Delia ihre Ziele erreichen würde, solange sie am Ball blieb und sich selbst nicht aufgab. Es würde vermutlich kein einfacher Weg werden, doch davon durfte man sich nie abhalten lassen. Und falls sie doch einmal Hilfe benötigen würde, dann wäre er nur zu gerne bereit, sie zu unterstützen. "Bitte tu' das", lachte er, "Ich meine es wirklich ernst." Für ihn war es eine Ehre, einen Freund oder eine Freundin zur Hand gehen zu dürfen. Es machte ihn glücklich und gleichzeitig tat er noch etwas Gutes. Was gab es denn Schöneres?
Vielleicht dafür auch noch wunderbares Gebäck zu bekommen? Ja, definitiv. Das toppte wirklich alles. Die Hollingsworth meinte es wirklich gut mit ihm. Wenn sie sich wirklich sicher war, dann würde er ihr Angebot selbstverständlich nicht ablehnen. Mit einem breiten Grinsen schnappte er sich die Tüte. Er war ja schon damit zufrieden gewesen, sich eine Apfeltasche gönnen zu können, niemals hätte er damit gerechnet, dass sie ihm alles abgab. Gerade eben war er definitiv der glücklichste Mann der Welt. Ravis war eben ein simpler Mensch. Manchmal brauchte es nicht mehr, als ein wenig gutes Essen, um so wirklich zufrieden zu sein. "Wenn das so ist nehme ich das natürlich gerne an. Ich möchte nur nicht, dass du denkst, dass ich das mache, weil ich eine Gegenleistung erwarte." Vermutlich jeder freute sich, für seine Mühen etwas zurück zu bekommen, doch es kam immer darauf an, mit welcher Einstellung man an eine Sache heran ging. Wenn man etwas Gutes tat, weil man erwartete, es zurückgezahlt zu bekommen, tat man dann wirklich etwas Gutes oder war man einfach nur egoistisch? Schwer zu sagen. Für den Reveau war es jedoch äußerst wichtig, nicht in der zweiteren Kategorie zu landen. Er hatte einfach nicht mehr das Recht, irgendetwas für seine Taten zu verlangen, nach alldem, was er in seiner Vergangenheit getan hatte. Selbst seinen Lohn erwartete er nur, weil er ihn zum Überleben benötigte. Ohne Geld funktionierte diese Welt nunmal nicht.
Am besten war es in seinen Augen, wenn man es sparte, wo man konnte. Aus diesem Grund bot er Delia auch an, einfach bei ihm die Nacht zu verbringen. Hätte er auch nur einen Schritt weiter gedacht, wäre ihm vermutlich aufgefallen, wie unangebracht dieses Angebot eigentlich war. Sie schien es sogar noch schneller begriffen zu haben als er. Peinlich berührt wendete er den Kopf ab, ließ den Blick durch die umliegende Gasse wandern und nahm zeitgleich den letzten großen Schluck seiner Limonade. Auch gut gemeinte Vorschläge wollten wohlüberlegt sein. "Ach naja, die Wohnungen in Aloe sind nicht allzu teuer." Die Miete war vermutlich nichts im Vergleich zu Städten wie Crocus. Es gab eben nur eine begrenzte Zahl an Menschen, die freiwillig in die Wüste zogen. "Ja natürlich", entgegnete er mit einem kräftigen Nicken. Er hatte absolut kein Problem damit, sie noch ein Stück zu begleiten. Schließlich hatte er sowieso nichts mehr vor. "Ich bin gerne noch für ein Weilchen dein Stadtplan." Vielleicht hatte er nicht so viel Insider-Wissen und -Infos, aber er konnte zumindest dafür sorgen, dass sie zielsicher und in einem Stück an ihrem Ziel ankam. Die Kriminalitätsrate in der Wüstenstadt war zwar nicht besonders groß, aber vereinzelte Taschendiebe gab es durchaus. Delia hatte zwar bereits zu Beginn ihres Gespräches bewiesen, dass sie vor diesen auf der Hut war, aber zwei Paar Augen sahen nunmal besser als eines.
Allzu lange dauerte es schließlich auch gar nicht, bis die Beiden eine passende Unterkunft fanden. Zwar war die Sonne bereits am Untergehen, es würde jedoch noch ein Weilchen dauern, bis die Nacht hereinbrach. Bis es soweiiiit war, würde auch der Blauhaarige wieder zuhause sein. Einen Abstecher in irgendeine Imbissbude brauchte er ja nun nicht mehr zu machen, denn die Gebäcktüte hielt er noch immer fest in seiner Hand, bewachte sie wie ein Adler sein Nest. "Ich habe mich auch sehr gefreut", entgegnete er mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. Dann hieß es jetzt wohl Abschied nehmen. Ein wenig Schade war das schon, schließlich war Delia eine ziemlich interessante Gesprächspartnerin. Doch sie würden sich garantiert wiedersehen, das sagte ihm sein Bauchgefühl. "Garantiert. Pass bis dahin gut auf dich auf." Er erwiderte den sanften Händedruck, ehe er sie nach kurzem Überlegen doch zu sich heran und in eine kurze Umarmung zog. Herzhaft klopfte er ihr auf das Schulterblatt. "Mach's gut."

-Ende-




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Vahid
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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
Wohngebiet am Stadtrand EmptyFr 30 Jun 2023 - 15:00


Cassandra würde ihn also nicht beißen? Na ja, das überraschte Vahid nicht gerade, denn wenn er ehrlich war, hatte er bisher noch keine Person getroffen, die sich ähnlich rächte. Er selbst versuchte das ja auf das energische Anraten seines Tantchens ebenfalls zu lassen, die dieses Verhalten bestenfalls als albern und schlimmstenfalls als widerlich und pervers bezeichnete. Scheinbar ging man mit dem Mund (oder den Zähnen in dem Falle) nicht einfach an fremde Leute heran. Dabei küsste er ja niemanden oder so, auch wenn das Vahid auch nichts ausgemacht hätte, abgesehen davon, dass er den Akt etwas befremdlich fand. Wieso genau drückten Menschen ihre Zuneigung dadurch aus, dass sie ihre Lippen aufeinander drückten und Spucke austauschten? Wollten sie damit sagen, dass sie keine Angst vor den Krankheiten und Maulseuchen anderer hatten? Eine Frage, die Vahid seinem Tantchen nicht stellen würde, sonst würde sie ihn wieder ansehen, als wäre ihm ein zweiter Kopf gewachsen. Oder eine Vase nach ihm werfen. Kam auf die Formulierung an.

Vahid war schon oft im Randgebiet von Aloe Town gewesen. Dort, wo das Wasser knapp und die Häuser ärmlich waren, hausten oft die interessanteren Personen. Die meiste Zeit verbrachte er zwar im mittelständischem Wohngebiet nahe des Basars, wo seine Vermieterin ihren Laden führte oder natürlich im Gildenpalast, doch als jemand, der in der Wildnis aufgewachsen war, verschmähte der Drachensohn auch die ärmlicheren Viertel Aloes nicht. Er fürchtete sich nicht vor Dieben oder Schlägern und machte keinen großen Unterschied zwischen jenen Leuten, die in schmutzigen Kitteln herumliefen und jenen, die sich in edle Tücher hüllen konnten. Darin lag auch so ein wenig Vahids Problem - er war nicht gerade mitfühlend, was die Situation der Leute hier betraf, einfach, weil er trotz allen Anstrengungen, sich in der menschlichen Zivilisation einzufinden, noch immer zu wenig von ihr verstand, als dass er soziale Gefüge wirklich verstand. Seine Gilde und das Prinzip von Hierarchie waren ihm da näher als das Verständnis für unfaire Verteilung von Lohn und Arbeit. Dass gerade hier in der Wüstenstadt zu sehen war, wie weit reich und arm voneinander entfernt sein konnten, bemerkte er daher nicht.

Trotz wenigem Verständnis für das hier herrschende Leid, wusste Vahid, dass auch er ein Mensch war. Unfreiwilligerweise gehörte er einem Hort an weichlichen Fleischlingen an, und auch wenn diese Kreaturen gerne als Einzelgänger auftraten, sah Vahid sich in der Schuld, wenn nicht auf sozialer Ebene, doch wenigstens alleine durch seine Geburt etwas für seine Artgenossen zu tun. Aus dem Grund versuchte er nicht zu nervig auf Quests zu sein (mit mangelndem Erfolg) und aus demselben Grund grub er die Hände in die Taschen seiner Pluderhose und warf alle Jewels, die er darin fand, in die von Rissen durchzogenen Tonscherben, derer, die auf geflickten, zerschlissenen Teppichen im Schatten der Häuser hockten und zitternde Arme ausstreckten. Ein Haus, dessen Fassade mehrere schlecht reparierte Risse aufwies, war ihr Ziel. Eine junge Frau saß im Schatten eines staubigen Baldachins aus verblichenem grünem Stoff, einen kleinen Jungen auf dem Schoß, und fütterte ihm mit einem Löffel Getreidebrei. Sie sahen nicht verarmt aus, doch die Augen der Mutter waren wachsam und hatten die natürliche Vorsicht, die man nur bekam, wenn man Ärger erlebt hatte und diesen zu jedem Zeitpunkt erwartete. Ein kleines Mädchen spielte mit einer Handvoll bemalener Steine auf der Straße. Vahid sah, dass die Mutter Anstalten machte sie zurückzurufen, als sie auf das Mädchen zuhielten, doch er hob nur eine Hand, was sie immerhin einen kurzen Moment zögern ließ.

"MEIN BÄR!" Vor Begeisterung kreischend, stolperte das Mädchen auf Cassandra zu und streckte schmutzige, von Sonne gebräunte Arme nach ihrem Kuscheltier aus. "Ihr habt ihn gerettet!" Vahid grinste zähnebleckend, und während das kleine Mädchen Cassandras Beine ansprang, näherte er sich der Frau und ging vor ihr in die Hocke, so dass sie sich auf Augenhöhe begegnen konnten. Das Kleinkind auf ihrem Schoß starrte den Drachensohn neugierig an.
"Er war in eine Skorpiongrube gefallen. Lasst ihn also am besten eine Weile in der Sonne backen und tauscht die Füllung aus." Die Mutter sagte nichts, starrte nur mit wachsender Blässe im Gesicht auf die Tätowierung auf Vahids Hüfte. "H-hat sie eine Quest aufgetragen? Für Crimson Sphynx? Wir können uns unmöglich ... Es ..."
Vahid lächelte. "Hab ich mir gedacht, als ich die Adresse gesehen habe. Deshalb haben wir den Questzettel genommen, aber ihn verloren und die Quest verpatzt. Der Bär ist einfach plötzlich wieder aufgetaucht. Manchmal hat man eben Glück, eh?"
Sie blinzelte, als ihr gewahr wurde, was man ihr soeben anbot. Vahid machte ihr keinen Vorwurf daraus, dass Misstrauen in gleichen Anteilen wie Dankbarkeit durch ihren Gesichtsausdruck flackerte. "Bekommt ihr keine Schwierigkeiten, wenn ihr eine Quest für eure Gilde abschließt, aber sagt, dass sie gescheitert ist, damit man euch nicht bezahlen muss?"
Vahid warf einen Seitenblick auf Cassandra, sprang mit einem versonnenen Grinsen auf die Füße und schüttelte den Kopf. "Ah, höchstens der Questleiter. Aber das mache ich dauernd!" Ohne sich weiter dazu zu äußern ließ er die junge Mutter dort sitzen, wo sie war, fassungslos auf Cassandra und das kleine Mädchen starrend. Der Drachensohn näherte sich den beiden und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Ey, Cassie, hast du Wasser? Ich hab Sodbrennen von diesem Vieh, was ich gefressen habe ... Gehen wir zurück zum Palast?"


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Cassandra

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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
Wohngebiet am Stadtrand EmptyFr 30 Jun 2023 - 15:58

10 | @Vahid

Schweigend folgte Cassandra ihrem, in Ermangelung eines besseren Wortes, Questleiter. Die trostlose Weite der Wüste wurde von den ersten Anzeichen der Zivilisation zurückgedrängt. Dicht an dicht kuschelten sich wacklige Hütten aneinander. Dazwischen die bunten Fahnen aufgehangener Wäsche und aufgespannter Zeltbahnen, die dem verzweifelten Versuch dienten die Sonne ein wenig mehr blockieren zu wollen. Die Gesichter der Leute hier waren verhärmt, hart. Es war eine Gegend, die nicht glücklich sein sollte. Aber trotzdem entdeckte die junge Frau mehr als nur einmal kleinere Spuren davon. Sei es das Lachen eines Kindes oder zwei Leute, die sich umarmten. Gemurmelte Dankesbekundungen ließen sie den Blick wieder nach vorne lenken. Vahid leerte augenscheinlich grade die Hosentaschen aus und verteilte Jewels in hagere Hände. Die Selbstverständlichkeit, mit der er das machte, ließ vermuten, dass es nicht das erste Mal war. Außerdem steuerte er ziemlich zielsicher durch das Armenviertel hindurch und schien exakt zu wissen, wo es lang ging. Ganz im Gegensatz zu Cassandra, die mangels Straßenschildern oder Hausnummern bereits komplett verloren war. Nur der Gildenpalast, der sich weit entfernt über den Dächern der Hütten hier erhob, bot einen Anhaltspunkt. Die junge Frau legte im Laufen den Kopf schief, während Vahid die Jewelsfee mimte. Das hätte er nicht tun müssen. Vielleicht verstand er doch ein wenig mehr von menschlicher Interaktion, als gedacht.

"MEIN BÄR!", ertönte es quietschend vonseiten des kleinen Mädchens. Es streckte schon die Arme nach dem Kuscheltier aus. Es zupfte schmerzhaft an einer Saite von Cassandras Herz. Je weniger man hatte, desto mehr wusste man das wenige zu schätzen. Eine Lektion, die sie verinnerlicht hatte. Kurz überlagerte sich das Bild des Mädchens mit einem anderen. Einer ausgehungerten Kreatur mit blasser Haut und dunklen Haaren. Nach einem angestrengten Blinzeln ging Cassandra in die Hocke und entließ den Bären in die wartenden Ärmchen. Ein prüfender Blick ging Richtung Haus. Diese Leute konnten sich im Leben nicht leisten zwei Gildenmagier zu bezahlen. So viel war klar. Ihr Blick kehrte zu dem Mädchen zurück, als sich Vahid um die Mutter und den vermutlich jüngsten Spross der Familie kümmerte. Dem Gespräch mit den beiden hörte sie mit einem halben Ohr zu, richtete aber selbst das Wort an das Mädchen vor ihr. "Hallo. Wie heißt denn der Bär?", hakte sie typisch leise bei ihrem kleinen Gegenüber nach. "Hasan! Weil er so hübsch ist." Cassandra nickte kräftig. "Stimmt, er hat so ein schönes Fell. In der Grube war es nur ein bisschen kalt und ich glaube Hasan hat sich ein bisschen erkältet. Magst du ihn in die Sonne legen, damit er sich aufwärmen kann?" Neben dem Kopf des Plüschbären wurde heftig genickt. "Mache ich! Danke, dass ihr ihn gerettet habt. Ich hatte so Angst um ihn." Das ohnehin immer vorhandene Lächeln Cassandras wurde einen Moment lang strahlend, erreichte die Augen. "Dafür sind Magier doch da. Und wenn das wieder passiert, brauchst du keinen Zettel zu machen, ja? Frag nach Cassandra", unterbrach sich die junge Frau und zögerte einen Moment, in dem sie Vahids Rücken beobachtete, bevor sie hinzu fügte: "Oder nach Vahid. Wir helfen dir. Aber jetzt gehst du am besten Hasan gesund pflegen." Das Mädchen nickte wieder eifrig und stob davon, wenn auch nicht ohne Cassandra noch einmal zahnlückig anzugrinsen und Vahids Unterschenkel per Bärenarmen eine dankbare Umarmung zukommen zu lassen. Die bemalten Steinchen, mit denen es vorher gespielt hatte, schienen vergessen zu sein.

Mit dem linken Arm um die Mitte geschlungen wartete Cassandra in einigem Abstand, bis Vahid und die Mutter mit dem Gespräch fertig waren. Eine nachdenkliche Falte bildete sich in dessen Verlauf auf ihrer Stirn. Vahid war wohl mehr als willens die Quest als gescheitert anzumelden um den Leuten hier die Kosten dafür zu ersparen. Ehrenhaft, aber vielleicht auch gar nicht nötig. "Nein", ertönte es auf die Frage nach Wasser. Die Handtasche war heute zuhause geblieben, sonst hätte sie damit dienlich sein können. Aber so musste Vahid eben noch einen Moment lang Durst haben. Der Rückweg in Richtung Gildenpalast lief dankenswerterweise einmal schweigend ab. Zumindest gab das Cassandra Zeit nachzudenken, während sie halb hinter Vahid herlief. Es war doch schon irgendwo unfair, wenn er jetzt wegen seiner Großzügigkeit Ärger bekam, weil er angeblich eine Quest vermasselt hatte. Und das nur wegen einer Menge an Jewels, die für manche Leute nun wirklich eine Kleinigkeit waren. Auf den Stufen des Palastes überholte Cassandra ihren Questpartner mit ein paar raschen Schritten. "Gib mir doch den Questzettel. Ich gebe ihn ab und du kannst dir das Skorpionhirn aus dem Mund waschen." Mit dem Zettel in der Hand flog die junge Frau gradezu die Stufen hinauf, rauschte allerdings an der Ablage für die Zettel erledigter Quests vorbei. Ein paar Minuten später fand sich der Questzettel trotzdem dort ein. Allerdings hatte jemand die Worte "Kosten gedeckt durch Herrn und Frau Alshaytan" unten hinzu gefügt. Direkt daneben fand sich das Siegel des Resorts, der aufrecht stehende Würfel in der Hand, mitsamt Werbespruch "Dein Glück ist zum Greifen nah".

- ENDE -


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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
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Cf: Charons Zimmer

„Niemand wird etwas erfahren. Das verspreche ich“, hatte Charon gelobt, die rechte Hand wie zum Schwur erhoben, als Lian seine Voraussetzung gestellt hatte. Offenbar hatte er tatsächlich die Art Kontakt, die das Trio jetzt brauchte... aber nicht die Art, die sie an die große Glocke hängen konnten. Ein wenig unwohl fühlte sich der Dargin tatsächlich, sich so unzweifelhaft abseits des Gesetzes zu bewegen. Es gab graue Areale, in denen er sich mit der rechten Erklärung durchaus wohl fühlte, und als guter Freund sah er auch mal über kleine Fehler hinweg, die Lian so machte, aber wirklich in eine Welt der Kriminalität einzutreten oder jemanden zu decken, von dem er wusste, dass er nicht dem Gesetz folgte, missfiel ihm. Vor Allem, wenn man bedachte, was für ein Bild es auf Crimson Sphynx warf, wenn eine Kooperation mit Kriminellen ans Licht kam... Mit ihrer Vergangenheit war das ein wirklich großes Risiko. „Davon darf definitiv niemand erfahren...“, hatte er noch gemurmelt, als sie die Gilde verlassen hatte, aber schlussendlich ging es ihnen nur um Informationen. Sie wollten erfahren, was sie wissen mussten, um eine deutlich größere Gräueltat aufzudecken, die ansonsten ungestraft bleiben würde. Dieser Gedanke gab dem Dargin die Kraft, sich mit stolz erhobenem Haupt auch dieser Aufgabe zu stellen.

„... was für eine unscheinbare Gegend. Ich hätte nicht gedacht, dass du uns gerade hierhin führst.“ Etwas irritiert blickte sich Charon um. Das hier war doch... ein ganz normaler Wohnblock. Familien lebten hier, alltägliche Händler oder Arbeiter. Normale Menschen, die kein Wässerchen trüben konnten. Nicht einmal irgendwelche schmierigen Geschäfte konnte man in dieser Gegend finden. Das Weißhaar schluckte. „Ich schätze, das macht es zu einem guten Versteck...“ Ja, logisch betrachtet würde sich ein Krimineller wohl nicht da aufhalten, wo man einen Kriminellen unbedingt vermutete. Damit bat man ja geradezu darum, eingefangen zu werden. Trotzdem... War es wirklich okay, dass in so einer alltäglichen Gegend einer von Lians alten 'Freunden' schlummerte...?

@Rin @Lian


Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten...
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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
Wohngebiet am Stadtrand EmptyMo 4 Sep 2023 - 21:52

05 | @Lian ; @Charon
Die Augen der Canine weiteten sich schlagartig, als Lian verkündete, dass er tatsächlich jemanden kannte, der ihnen auf der Suche nach dem Kopf der Menschenhändler behilflich sein könnte. Wie? Woher? So viele Fragen schossen ihr durch den Kopf. Bestimmt hatte er zufällig jemanden auf einer Quest kennengelernt oder so ... etwas anderes konnte nicht sein, richtig? Charon hatte doch einige gute Umstände genannt. Der Falls, den sie kannte, würde sich niemals mit bösen Leuten herumtreiben. Er war ein aufrichtiger, wenn auch nicht sonderlich motivierter Magier. Garantiert gab es für diesen Umstand eine logische Erklärung, daran glaubte sie, so fest sie konnte. Sie konnte gerade einfach nicht zweifeln. Was ihre Seelenspiegel dazu veranlasste, noch größer zu werden, war die Aussage, die nach dem Geständnis folgte. "... nicht umsonst?", wiederholte sie in einem leisen Quietschen. Sich von zwielichten Gestalten Informationen einzuholen war die eine Sache, die andere war es, diese Leute in ihren Machenschaften finanziell zu unterstützen. Wenn ihre Eltern wüssten, dass sie für so etwas ihr Erbe ausgab ... was wäre dann? Sie tat es aus einen guten Grund, doch rechtfertigte der Zweck immer die Mittel? Was für üble Dinge von dem Geld wohl gekauft wurden? Sie schluckte schwer. Ihr Blick wanderte kurz zwischen ihren Freunden hin und her, ehe sie langsam nickte. Den Beiden konnte sie die finanzielle Bürde nicht aufhalsen, sie hatten bereits genug um ihr täglich Brot zu kämpfen, da war sie sich sicher. "Ich werde das übernehmen ..."
Eine weitere Hürde gab es noch. Der Braunhaarige verlangte von seinen weißhaarigen Kollegen, die Sache geheim zu halten. "Ich tue das ausschließlich für dich, nicht für deinen Bekannten", stellte sie klar, nachdem sie kurz gezögert hatte. Ihr war vollkommen bewusst, was für Probleme auf sie, aber vor allem auf Lian, der sie überhaupt erst dorthin geführt hatte, zukommen könnten, wenn ihr Ausflug ans Tageslicht kam. Vermütlich würde er nicht nur gewaltigen Ärger mit der Gilde bekommen, sondern auch mit den Leuten, deren Machenschaften aufgedeckt wurden. Natürlich wollte sie das nicht. Sie würde ihn decken, auch, wenn sie dafür einige Verbrecher decken musste, so schwer es ihr auch fiel. "Ich werde schweigen. Aber wirklich nur für dich, Lian." Der Ruf ihrer eigenen Gilde war dabei überraschend zweitrangig für die sonst so treue Hündin. Doch die Sphynx hinterging sie durch ihre taten so oder so.

Obwohl das Trio nur die Straße eines gewöhnlichen Wohnblocks entlangspazierte, fühlte sich die Inuyama, als täte sie etwas Verbotenes. Wie gerne hätte sie den Kopf eingezogen und sich hinter ihren Freunden versteckt, doch genau das würde sie wirklich auffällig machen. Dementsprechend hielt sie ihren Kopf hoch erhoben und die Schultern zurückgezogen. Was sie jedoch nicht kontrollieren konnte, war die Rute, die vor sich hinwedelte. Dieses mal war es jedoch kein Ausdruck der Freude, sondern zeigte ihre Nervosität. Ein feiner Unterschied, der an ihrer Schweifspitze erkennbar war, die nicht wie gewöhnlich durch die Bewegung fröhlich umher tanzte, sondern sich starr durch die Luft bewegte. Die sonst so sicheren Straßen der Wüstenstadt hatten sich bereits seit ihrer Entführung nicht mehr sicher angefühlt, doch gerade taten sie es noch weniger. Wenn sich selbst an einem Ort wie diesem Kriminelle versteckten, wo konnte man sich dann überhaupt noch bedenkenlos aufhalten? Ein eiskalter Schauer fuhr ihr über den Rücken, ließ Schwanz- und Ohrenspitzen erzittern. Sie war gerade dabei, Kopf voraus in eine Welt einzutauchen, vor der sie gerne noch länger die Augen verschlossen hätte. "Am besten versteckt es sich doch immer da, wo einen niemand erwartet..." Und niemand wollte erwarten, dass sein eigener Nachbar womöglich ein Schwerverbrecher war. So war es doch immer, man las und hörte es regelmäßig. Niemals hätte jemand damit gerechnet, dass sein Bekannter gefährlich war. Es war eine traurige Realität, sie selbstverständlich sofort ausgenutzt wurde. "Sind wir hier wirklich richtig?", fragte die Canine, als sie schließlich vor einem gewöhnlichen Haus mit einer gewöhnlichen Tür und einer genauso gewöhnlichen Klingel stehenblieben. Auch für sie war es eben schwer, ihre heile Welt zerfallen zu sehen. Nervös wippte sie von einem Fuß auf den anderen. "Was müssen wir jetzt machen? Müssen wir irgendein geheimes Passwort sagen? Sowas wie Sesam öffne dich?" Sie hatte wirklich nicht die geringste Ahnung, wie solche Dinge abliefen. Nur aus Märchengeschichten kannte sie das Konzept von geheimen, verbrecherischen Treffen, doch selbst sie wusste, dass dieses bestimmt falsch und unrealistisch war.


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Lian
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Lian
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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
Wohngebiet am Stadtrand EmptyDo 14 Sep 2023 - 19:35

Wirklich gut fühlte Lian sich nicht mit der Entscheidung, ausgerechnet mit zwei Magiern der Gilde Crimson Sphynx zu Castilliane zu gehen. Er konnte den panischen Aufschrei von Evie, gleich gefolgt von ihren Vorwürfen, förmlich hören. Wie konnte er sie verraten? Schon wieder? Reichte es nicht aus, dass er selbst ein Magier geworden war und ihnen den Rücken gekehrt hatte? Musste er jetzt auch noch die Menschen in Gefahr bringen, mit denen er einst Seite an Seite gelebt hatte? Der Falls wusste natürlich, dass es illegale Geschäfte waren, denen nicht nur er in der Vergangenheit nachgegangen war, sondern die Menschen wie Castilliane auch förderte. Sollten ihre kriminellen Machenschaften aufgedeckt und sie einer gerechten Strafe zugeführt werden, dann wäre das höchstwahrscheinlich legitim. Aber Lian wollte damit nichts zu tun haben, denn es änderte nichts daran, dass er einst ein Teil dieser Leute gewesen war. Er hatte diese Menschen nicht nur als Kriminelle kennengelernt, sondern auch als Freunde, vielleicht sogar als eine Art Familie. Er sah zuerst zu dem Dargin, dann zu Rin, die beide auf ihre Art und Weise versprachen, über diesen Bekannten gegenüber der Gilde zu schweigen. Die Canine betonte zwar, dass sie es nur für Lian tat und für niemanden sonst, aber das war ausreichend. Mehr benötigte der Illusionist nicht, um diesen beiden Magiern – und diesen beiden Freunden – zuzunicken und den Weg vorzugeben.

Während der Weg, den das Trio einschlug, für Rin und Charon gänzlich farblos wirkte, prasselten auf Lian immer mehr Erinnerungen ein, je weiter sie kamen. Sie schlängelten sich vorbei an Menschen, von denen der Falls allein an ihrem Blick schon erkennen konnte, dass sie genauso wie er einst nach Beute Ausschau hielten. Sie gingen an Geschäften vorbei, die von außen gänzlich unscheinbar wirkten, von denen der Falls aber ganz genau wusste, dass sie ihr Vermögen durch unsaubere Geschäfte verdienten. Und mindestens ein Mensch fiel dem Falls auf, der ihn ein paar Sekunden länger anstarrte – vielleicht, weil er sich vage an Lian erinnerte? Das war nur eine Vermutung, mit der sich der 20-Jährige nicht länger beschäftigen wollte. Allein in dieser Gegend gesehen zu werden, konnte bereits von Nachteil sein. Hatte Lian nicht genau deshalb bei seinem letzten Besuch in dieser Gegend einen verhüllenden Mantel getragen? Am Ende war es ein Eckgeschäft, vor dem Rin, Charon und Lian zum Stehen kamen und über dessen Schaufenster in großen Lettern der Name Mondschein Antiquariat geschrieben stand. Hinter dem verdreckten Fenster lagen alte Bücher und technische Geräte, die allesamt schon bessere Tage gesehen hatten und die zwei Treppenstufen, die bis zur Eingangstür überwunden werden mussten, knarzten bei jedem Schritt unheilvoll. Es war ein Geschäft, an dem man im Normalfall vorbeiging. Aber eben nur im Normalfall – nicht so heute. Ob sie ein geheimes Passwort sagen mussten? „Nein, nicht ganz“, antwortete der Falls der Inuyama, die nervös nach vorne und zurück wippte. Mit einem Seitenblick streifte er Rin, sah dann wieder nach vorne und deutete seinen Freunden an, zu folgen. Lian öffnete die Tür des Geschäfts und genauso wie damals, als er mit Evie hergekommen war, erklang ein kleines Glöckchen, das ihre Ankunft verkündete. Der fröhliche Klang des Glöckchens stand im starken Kontrast mit dem restlichen Erscheinungsbild des Ladens: Das Innere war von einer mysteriösen Dunkelheit umhüllt und nur eine einzige Lampe streute ihr fahles Licht über die Räumlichkeiten. Die Wände des Ladens waren mit Regalen bedeckt, die bis zur Decke reichten und mit einer schier endlosen Sammlung von Gegenständen beladen waren. Von antiken Büchern bis hin zu skurrilen Kuriositäten fand sich hier alles. Der eintretende Wind ließ den Staub durch die Luft tänzeln und vervollständigte das Bild. „Willkommen im Antiquariat Mondschein“, äußerte eine raue Stimme aus dem hinteren Teil des Geschäftes und die restlichen Geräusche deuteten darauf hin, dass schwere Gegenstände emsig umgeräumt wurden. Lian hörte gedanklich bereits Evies enthusiastische Stimme, die den Gruß wie immer ergänzte. Doch als dies ausblieb, übernahm der Falls den Teil der Pinkhaarigen selbst: „Wo das Licht neu erstrahlt.“ Die Geräusche aus dem hinteren Teil des Geschäftes verstummten abrupt und dann erschien er: Castilliane. Ein Mann in fortgeschrittenem Alter, gehüllt in einen abgetragenen Ledermantel, mit schwarzen Handschuhen und sorgsam gekämmten, grauen Haar. Einen flüchtigen Moment ruhten Castillianes aufmerksame Augen auf Lian, und es war unübersehbar, dass er erkannte, wer hier zu Gast war. Doch dann wanderte der Blick weiter zu Charon und Rin und er äußerte auffallend höflich: „Wie kann ich Ihnen helfen? Suchen Sie nach einem Buch?“ Lian war nicht überrascht darüber, dass Castilliane ihre Verbindung nicht offenbarte, wären die Rollen umgekehrt gewesen, hätte er genauso gehandelt. Dennoch trat der Falls einen Schritt nach vorne und zog damit die Aufmerksamkeit des Inhabers wieder auf sich. Ihre Blicke trafen sich. „Es sind Informationen, die wir suchen, Castilliane. Spezielle Informationen. Und ich bin der Überzeugung, dass du uns hierbei helfen kannst.“ Ein Hauch von Überraschung huschte über Castillianes Gesicht, doch er bewahrte seine Fassung. Anstatt sofort zu antworten, musterte er erneut die beiden hellhaarigen Magier, die im Laden standen. Offensichtlich wog er ab, wie viel er in Anwesenheit dieser Fremden sagen konnte – oder ob es klüger war zu schweigen. „Informationen sind kostspielig, mein Freund, und nicht immer leicht zu beschaffen“, äußerte er schlussendlich und wandte sich wieder an Lian. Auch wenn der Lockenkopf es nicht zeigen wollte, war er ziemlich erleichtert darüber, dass sie nicht länger um den heißen Brei herumredeten. Es kostete unnötig Zeit – Zeit, die sie gerade nicht hatten, denn Castilliane würde ohnehin Zeit benötigen, um die Informationen zu sammeln, die sie haben wollten. Ob Castilliane sprach, weil er dem Falls vertraute? Oder nur, weil er Geld sehen wollte? Nur ganz kurz dachte der 20-Jährige darüber nach, dann drehte er sich zu Rin und hielt ihr die Hand entgegen. Es dauerte einen kleinen Moment, ehe die Jüngere verstand und den Beutel mit Jewels überreichte, den sie extra für diesen Zweck mitgebracht hatte. Lian hielt den Beutel hoch und ließ ihn verdächtig klimpern. „Ich bin mir sicher, dass das hier ausreicht, um deine Mühen angemessen zu belohnen. Die eine Hälfte jetzt, den Rest, sobald du dein Netzwerk bemühst und uns weiterhilfst.“ Castilliane zögerte keine Sekunde, bevor er fragte: „Was für Informationen?“ Na, das brachte sie doch schon einen Schritt weiter.

@Rin @Charon


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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
Wohngebiet am Stadtrand EmptyMi 20 Sep 2023 - 0:15

Leicht skeptisch hob Charon eine Augenbraue. Eben noch hatte Lian gesagt, dass sie kein geheimes Passwort brauchten, und jetzt, wo sie in diesem doch recht unscheinbaren, wenn auch durch seine Aufmachung etwas einzigartigem Laden standen... sagte er ein Passwort auf. Oder zumindest eine Kennphrase. Irgendwie wirkte das wie ein Punkt für Rin, aber gut, jetzt war wohl nicht der Zeitpunkt, sich mit dem Falls um Wortklauberei zu streiten. Schließlich hing nicht nur der Erfolg, sondern schon der Start ihrer Quest von ihm ab. So, wie es aussah, waren sie auch an der richtigen Stelle... Castilliane zeigte sich sehr bereitwillig, und bewegte sich sehr zielstrebig auf ein Ergebnis zu. Unnötige Höflichkeitsfloskeln wirkten hier fehl am Platz. „Wir suchen nach einer Organisation... oder einer Art Kult“, gab Charon also an, ohne sich erst vorzustellen oder einen schönen Tag zu wünschen. Es wirkte, als würde Castilliane so etwas als Zeitverschwendung betrachten. Außerdem würde dieser Mann, wenn er so gut darin war, Informationen zu sammeln, sicher wissen, um wen es sich bei dem weißhaarigen Magier handelte.
„Sie sind Feinde von Tiermenschen, Sklavenhändler und wahrscheinlich sehr Religiös. Und sie nennen ihren Anführer Seraphim.“ Gab der Dargin zu viel preis? Konnte der Händler aus ihrer Frage eine Absicht herauslesen? Vermutlich konnte er das. Mit Rin an ihrer Seite wirkten Charon und Lian sicher nicht wie Feinde der Tiermenschen, und wenn er sie als Magier von Crimson Sphynx erkannte, dann war ihm sicher bewusst, auf welcher Seite des Gesetzes sie sich bewegten. Insofern war es wohl offensichtlich, dass er den Kult der Gerechtigkeit zuführte, wenn er ihnen sagte, was sie wissen wollten. Dennoch zögerte Charon nicht damit, auszusprechen, was er suchte.
„Wir wollen wissen, wo wir ihn finden können. Seraphim. Kannst du uns helfen?“

„Hmm...“ Nachdenklich betrachtete Castilliane den Gesichtsausdruck seines Gegenübers. Es war schwer zu sagen, ob er über eine Fährte nachdachte oder ob er versuchte, ein Urteil über Charon oder die Situation zu fällen. Schlussendlich schien er aber auch jetzt keine Zeit verschwenden zu wollen, fällte seine Entscheidung schnell. „Ich weiß, um welche Organisation es euch geht. Für Details muss ich ein paar Strippen ziehen.“ Charon war überraschter, als er erwartet hätte, das zu hören. So schnell war sich dieser Mann sicher, zu wissen, um welche Gruppierung es ging, wenn Polizei und Runenritter so lange gebraucht hatten, um auch nur Ansätze zu finden? Es war ein Stück weit besorgniserregend; gleichzeitig bedeutete es für den Dargin aber auch, dass sie die richtige Wahl getroffen hatten mit der Entscheidung, hierher zu kommen. „Gebt mir eine Stunde. Ihr könnt hier warten, oder ihr könnt später wiederkommen“, meinte der Ladenhüter, während er sich von der Gruppe abwandte. „Aber denkt dran, den Rest von eurem Geldbeutel für mich bereit zu halten.“

„Ich muss sagen... ich schätze seine Arbeitsmoral“, stellte Charon fest, als er wieder mit Lian und Rin alleine war. Ihr Informant kam schnell auf den Punkt, redete nicht um den heißen Brei und ließ sie nicht lange hängen. Der Fortschritt war schon jetzt spürbar... abseits einer gewissen Unsicherheit, ob er wirklich auf ihrer Seite war. Dieses Gefühl ignorierte der Finsternismagier aber für den Moment. Er vertraute auf die Personen, denen Lian vertraute. „Ich weiß zu schätzen, dass du uns hierher gebracht hast, Lian. Ich kann mir vorstellen, dass es keine leichte Entscheidung war.“ Mit einem sanften Lächeln nickte er seinem besten Freund zu, während sich eine gewisse Ungeduld in seinem Inneren ausbreitete. Charon wollte die Informationen hören, für die sie hergekommen waren. Es machte Sinn, dass sie einen Moment warten mussten... aber das fiel ihm wirklich nicht leicht.

@Rin @Lian


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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
Wohngebiet am Stadtrand EmptyDi 26 Sep 2023 - 20:19

06 | @Lian ; @Charon
Wie ein Schatten folgte die Canine ihren Kollegen hinein in den düsteren Laden. Die Ohren heftete sie an den Hinterkopf, sodass sie beinahe mit ihren Haaren verschmolzen. Die schneeweiße Rute mit ihrer auffällig schwarzen Spitze ließ sich jedoch nicht verbergen. Wie ein Imitat aus Plüsch streckte sie sich bewegungslos nach oben. Im Gegensatz zu ihren Freunden konnte sie weder gelassen bleiben, noch sich so geben. Ihre Gegenwart hier ging gegen alles, für das sie sonst so entschlossen und stolz stand. Ihr Nackenhaar stand bereits senkrecht, als der alte Mann nur den Raum betrat. Es mochte wirken, als würde sie jeden Moment zum Angriff übergehen, doch gleichzeitig verbarg sie sich noch immer hinter den Schultern der Anderen, überließ ihnen das reden. Es war besser, wenn sie schwieg, bevor sie noch etwas Falsches sagte. Als Lian ihr die Hand entgegen streckte, zögerte sie. Jedoch nicht, weil sie nicht verstand, was er von ihr wollte, sondern weil sie überlegte, die Sache doch abzubrechen, einen anderen Weg zu suchen. Sie kam jedoch schnell zu dem Schluss, dass es keine Alternative gab, das hier war vermutlich die einzige Chance, die sie besaßen. Widerwillig übergab sie das Geld, jedoch nicht, ohne ihre Zähne zunehmend zu entblößen. Dieser Mann war ein Verbrecher, hatte keinen einzigen Jewel verdient! Er gehörte in Fesseln gelegt und weggesperrt! Wie konnte er all diese dubiosen Informationen besitzen und nichts unternehmen? Nur zusehen tat er und sich bereichern. So sehr die Canine den Alten auch hinter Gittern sehen wollte, es gab jemanden, der es noch mehr verdient hatte und das durfte sie nicht vergessen. Außerdem hatte sie ein Versprechen gegeben. Daran musste sie sich halten.
Weiterhin in Schweigen gehüllt lauschte sie den Worten, die der Ergraute für sie übrig hatte. Er ... er wusste also etwas. Das hieß, er hätte schon längst etwas unternehmen können, hätte womöglich verhindern können, dass nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Echsenfreundin und der große, böse Wolf gemeinsam mit all den Unbekannten dieses grausame Schicksal erleiden mussten. Die Kiefer bis zu einem schmerzhaften Ziehen zusammengepresst, schlüpfte trotzdem ein schwaches Rumpeln ihrer Kehle hindurch. Dieses Monster! Es ging ihm wirklich nur um das Geld! Seelenruhig erhob er sich, spazierte davon als hätte er alle Zeit der Welt. Eine ganze Stunde sollten sie warten? Dabei fühlte sich bereits jetzt jeder Atemzug an wie eine halbe Ewigkeit.
Als wäre all das nicht schon schlimm genug, war das erste, was Charon sprach, als sie wieder alleine waren, ein Lob. Ein Lob an das Monster, das am Leid und den Untergrundmachenschaften profitierte! Die  Hundedame konnte einfach nicht mehr anders, sie hielt sich zwar die Hände vor den Mund, aber das Knurren konnten sie nicht verhindern. "Das ist ein Feind! Wie kannst du ihn loben?! Dieser Mann besitzt keinen Hauch von Moral!" Nur Gier, nicht mehr, nicht weniger. Und sie hatten keine Wahl, außer das nimmersatte Maul mit Tausenden von Jewels weiter zu füttern. Sie war so unfassbar frustriert, wanderte rastlos immer und immer wieder in einem kleinen Kreis. Niemals hätte sie gedacht, dass das Schicksal sie zu solch unmoralischen Taten zwingen würde.
Als der alte Herr schließlich zurück kam, konnte nicht mehr viel fehlen, bis die Inuyama einen Drehwurm bekam. Nicht eine Sekunde war sie stillgestanden, erst, als sie die herannahenden Schritte wahrgenommen hatte, hatte sie abrupt innegehalten. Die eisblauen Seelenspiegel fixierten den Informationsbeschaffer. Die wenigen Sekunden, bis er endlich den Mund öffnete, fühlten sich wie eine weitere Stunde an. "Ich kann euch nicht sagen, wer hinter dem Decknamen steckt." Trotzdem landete ein schneeweißer Zettel auf dem Schreibtisch, der Magier und Verbrecher trennte, wurde dem Trio hinübergeschoben. "Aber ich habe zwei Adressen für euch, die im Zusammenhang mit dem Namen zu stehen scheinen." Sofort streckte Rin die Hand nach dem kleinen Hoffnungsschimmer aus, doch er wurde rücksichtslos wieder zurückgezogen. "Zuerst die Bezahlung." Die Augen des Hundes verengten sich, ein weiteres Mal lag ihr ein Knurren in der Kehle. Trotzdem trat sie zurück, wendete ihren Blick an den Falls, der noch immer die Kontrolle über die Finanzen hatte. Kaum hatten die letzten Jewel den Besitzer gewechselt, überließ man der Canine endlich das Papier, welches sie hastig an sich nahm und an ihre Brust drückte. Es war wie ein kleiner Schatz, den sie nie wieder herausrücken wollte. "Vergesst nicht, diese Informationen habt ihr nicht von mir. Es war mir ein Vergnügen, mit euch Geschäfte zu machen." Einseitige Gefühle. Eine Verabschiedung bekam der alte Mann von der Canine nicht, nur ein weiteres Knurren, während sie bereits auf dem Absatz kehrt machte und aus dem Laden eilte. Sie wollte keine Sekunde länger an diesem grauenvollen Ort verbringen.
Erst, als sie zurück an der frischen Luft war, wagte sie endlich einen Blick auf die Worte, die in dunkelblauer Tinte und überraschend schöner Handschrift auf dem Zettel hinterlassen worden waren. Ihre Hände zitterten leicht, erschwerten das Lesen. Eine Adresse befand sich Magnolia und die andere ...
... hier in Aloe.


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Lian
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BeitragThema: Re: Wohngebiet am Stadtrand
Wohngebiet am Stadtrand EmptyDo 28 Sep 2023 - 16:40

Castilliane kannte die Organisation? Lian war überrascht. Natürlich waren sie hergekommen, weil Castilliane dank seines weiten Netzwerkes an einige Informationen zu Seraphim herankommen konnte, aber dass diese Sache mit dem Tiermenschenhandel zu einer Art von Allgemeinwissen unter den Kriminellen zählte? Nein, das hatte Lian nicht geahnt. Was es wohl noch so alles gab? Dinge, die gar nicht mit Seraphim zu tun hatten, an Grausamkeit aber gleichermaßen mithalten konnten? Dinge, von denen die Magierinnen und Magier der Gilden bis heute nichts wussten? Lian verscheuchte den Gedanken geschwind wieder – in diesem Augenblick brachte es ihn nicht weiter, darüber zu grübeln. Er musste sich fokussieren. Die Augenbrauen des 20-Jährigen zuckten minimal, als er das leise Knurren der Inuyama an seiner Seite vernahm und auch noch einen Blick auf ihre spitzen Zähne werfen konnte. Auch ohne die Emotional Magic einzusetzen war klar, dass Rin das alles hier überhaupt nicht gefiel. Sie wollte Castilliane nicht bezahlen? Natürlich, sie hielt diesen Mann für einen Verbrecher, der keinen einzigen Jewel verdient hatte. Aber Lian… er sah das etwas anders und wusste das Entgegenkommen des alten Mannes sogar zu schätzen. Die Magierinnen und Magier waren die natürlichen Feinde von ihnen – den Menschen, die sich im Untergrund aufhielten – und Castilliane brachte sich mit dem, was er tat, trotz allem selbst in Gefahr. Die Bezahlung für diese Hilfe war das Mindeste, was der alte Mann verlangen konnte. Lian, der sich zu gut daran erinnerte, früher keine Gelegenheit ausgelassen zu haben, um Castilliane auf der Nase herumzutanzen, nahm sich vor, zukünftig freundlicher zu dem alten Herrn zu sein. Vorausgesetzt natürlich, dass es ein erneutes Wiedertreffen zwischen ihnen geben würde.

Zuerst war es Schweigen, das sich zwischen den Magiern ausbreitete, kaum dass sie zurück auf die nur gering belebte Straße getreten waren. Dann sprach Charon und lobte nicht nur die Arbeitsmoral von Castilliane, sondern bedankte sich im gleichen Atemzug bei Lian dafür, sie an diesen Ort geführt zu haben. War das einen Dank wert? Lian erwiderte den Blick seines Freundes und merkte erst jetzt, dass er die Luft angehalten hatte. Er stieß sie aus und seufzte. „Ich kann nicht behaupten, dass ich mich wohl dabei fühle, hier zu sein. Aber dennoch weiß ich deine Worte zu schätzen“, war die Antwort, die der junge Mann schlussendlich zustande brachte. Der Falls gehörte in seiner aktuellen Rolle – als hochrangiger Magier von Crimson Sphynx – nicht hierher. Erst Recht nicht flankiert von zwei weiteren Magiern, die alle Informationen, die sie aufschnappten, auf direktem Weg an die Gilde weitertragen konnten. Die Umstände waren es gewesen, die Lian zu diesem Schritt bewegt hatten. Obwohl sich all das hier verdächtig nach Verrat anfühlte, wäre der Verrat an den Personen, die ihm persönlich am Herzen lagen, noch viel schlimmer gewesen. Wer konnte schon sagen, wie viele weitere Personen ebenso litten, solange sie die Machenschaften von Seraphim nicht unterbanden? Lian konnte nicht schon wieder untätig bleiben – so wie damals, als Gin Hilfe gebraucht hatte. Es war das Knurren von Rin, das Lian aus seinen Gedanken riss. Castilliane war der Feind? Er besaß keinen Hauch von Moral? Die hellgrünen Augen des Falls legten sich auf die Hellhaarige und er musterte sie, zuerst überrascht, dann neugierig. „Du hast Recht“, stimmte er ihr zu, ohne den Blick von den hervorblitzenden Zähnen abzuwenden, die Stimme monoton. Für die Gesellschaft war Castilliane – und jede andere Person, die im Untergrund ihre Geschäfte machte – nicht mehr als ein Verbrecher. Feinde, die es auszuradieren galt, die ihren Platz in der Gesellschaft verwirkt hatten. Sie waren schlecht – es war eine eindimensionale Sicht der Dinge, die Lian überraschenderweise an Yuuki erinnerte und daran, wie wütend es ihn gemacht hatte, jemanden vor sich zu haben, der nur das sah, was er sehen wollte. Diese Menschen sahen ausschließlich das, was sie in ihrem Weltbild bestätigte, sie steckten alle Leute – Lian eingeschlossen – sofort in eindeutige Schubladen. Die Muskeln des Falls spannten sich an, er war nervös, irgendwie auch unsicher und vermutlich lag es an der Kombination all dieser Dinge, dass er seiner Freundin widersprach, anstatt Verständnis dafür zu zeigen, dass auch sie nach allen Erlebnissen einfach aufgewühlt war. „Und doch urteilst du von einem einzigen Puzzleteil auf die gesamte Persönlichkeit. Es gibt Hintergründe, die du nicht kennst. Geschichten, die einen Menschen formen, weil das Leben und die Gesellschaft ihm immer nur den Mittelfinger gezeigt hat." Meinte er damit wirklich Castilliane? Oder auch sich selbst? "Aber es macht es einfacher, die Welt in schwarz und weiß zu sehen und sich über all die Stufen dazwischen keine Gedanken machen zu müssen.“ Erst im Nachhinein merkte Lian, dass seine Stimme mit jedem Satz schroffer und seine Gesichtszüge härter geworden waren. Und dann verstand Lian, warum er so reagierte: Er fühlte sich verletzt, obwohl Rin ihn selbst überhaupt nicht angesprochen hatte. Lian schloss die Augen, fuhr sich mit der Rechten durch das lockige Haar und atmete tief aus. „Das… entschuldige, Rin. Ich weiß auch nicht, was da gerade in mich gefahren ist. Das war daneben.“ Das Letzte, was sie im Moment gebrauchen konnten, waren Meinungsverschiedenheiten. Daher war Lian auch froh darüber, dass Castilliane sich schon sehr bald bemerkbar machte und sie tatsächlich weitere Informationen erhielten. Als es ein weiteres Mal das bedrohliche Knurren von Rin war, das ertönte, fiel Lian auf, dass das hier eine animalische Seite an der jungen Frau war, die er bisher selten zu Gesicht bekommen hatte. Ob die Inuyama diese Seite von sich auf Dauer unter Kontrolle halten könnte? Wie schwer das sein konnte, wusste der Falls allzu gut durch Rownan. Die Informationen wurden gegen Jewels getauscht und ohne ein weiteres Wort zu wechseln, verließen die Magier den Laden. Nur einen flüchtigen Blickkontakt mit Castilliane erlaubte sich Lian, gefolgt von einem minimalen Nicken. Dann folgte er Rin nach draußen.

„Adressen?“
, fragte der Falls, kaum dass er hinter der Inuyama angekommen war und über die Schulter hinweg auf den Zettel blicken konnte. Moment. Magnolia und… Aloe?! „Diese Adresse… ich kenne sie“, murmelte Lian und hob die Augenbrauen weit an, der Mund leicht geöffnet. Er schüttelte den Kopf und dachte erneut darüber nach, doch er war sich absolut sicher: „Das ist der Mirage Palast.“ Vielleicht würde dieser Name auch Charon und Rin etwas sagen. Es war ein ziemlich großes Gebäude im Osten der Stadt, das natürlich nicht nur zum geselligen Beisammensein einlud, sondern auch diverse Möglichkeiten des Glücksspiels bot. Nicht jeder erhielt Eintritt in diesen erlesenen Ort, wollte die gehobene Gesellschaft dort doch lieber unter sich bleiben. Lian selbst hatte früher oft in der Nähe des Kasinos rumgelungert, auf der Suche nach Passanten, die nicht ausreichend auf ihren prall gefüllten Geldbeutel achteten. Dass der Mirage Palast allerdings in solch kriminelle Machenschaften verstrickt war, das war dem Falls mitnichten bewusst gewesen.

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