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 Charons Zimmer

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Charon
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BeitragThema: Charons Zimmer
Charons Zimmer EmptyMi 29 Sep 2021 - 17:48

Ortsname: Charons Zimmer
Art: Wohnung
Spezielles: Bewohnt von Charin Dargin

Beschreibung: Seit ein paar Jahren bewohnt Charon ein günstiges Zimmer im Ostturm des Gildenpalastes von Crimson Sphynx. Abgesehen von einem kleinen Bad und einem Bereich, den er sich selbst zum Kochen mit einem lacrimabetriebenen Camping-Herd abgetrennt hat, handelt es sich praktisch um einen großen Raum. In der südöstlichen Ecke steht ein Bett, umgeben von einem Nachtschrank und zwei Kleiderschränken, mit ausziehbaren Schubladen, in der weitere Klamotten und das ein oder andere Souvenir verstaut werden. Die nördliche Wand dagegen ist gesäumt mit Büchern, selbst über das lange Bücherregal hinaus. Freigelassen sind nur die zwei Stellen, an denen das Licht der typischerweise sonnigen Tage durch die Fenster scheint. Eins dieser Fenster – das westlich des Bücherregals – liegt direkt über dem großen Schreibtisch des Magiers, auf dem man fast immer Referenzmaterial und Schreibutensilien findet. Auch das Regal an der Westwand ist vom Schreibtisch aus leicht zu erreichen und bedeckt die westliche Wand bis an den Punkt, an dem auch sie ein Fenster hat. Dieses beleuchtet die Gästeecke des Dargin, in der sich bis zu drei Personen an einen runden Holztisch setzen – zwei davon auf Stühlen, einer in einen teuren Sessel, der sich auch perfekt zum Schmökern eignet. Alles in Allem sehen die Möbel im Raum hochwertig aus, auch wenn die Vielzahl an Büchern einen seltsamen Eindruck vermitteln kann.

Change Log: ---


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Zuletzt von Charon am Sa 16 Okt 2021 - 22:51 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer EmptyMi 29 Sep 2021 - 17:50

Offplay – Wenn schon keine Freunde, dann wenigstens nah dran...?
Teilnehmer: Charon, Lian

Erschöpft lag Charon auf seinem Bett, die Brust der Decke zugewandt, aber seine Augen von seinem rechten Arm bedeckt. Er schlief nicht, auch wenn er sich danach fühlte. Wie lange war er jetzt schon wieder wach...? Die letzten Wochen hatten das Weißhaar wirklich geschlaucht. Seine Jagd nach allerlei Gerüchten, die auf irgendwelche göttlichen Wesen hinwiesen, war anstrengend gewesen. Insgesamt hatte er vier Stück gefunden, alles Andere hatte sich als Sackgasse herausgestellt. Das war einerseits eine recht magere Auslese, wenn man schaute, wie viele Reisen er zu diesem Zweck angetreten hatte... andererseits waren die Kräfte von vier, insgesamt fünf Göttern oder Gottesartigen nichts, was man unterschätzen durfte. Er hatte von keinem von ihnen viel, aber es genügte, um ein Gefühl dafür zu bekommen.

Ein Gefühl dafür, was es bedeutete, kein Mensch mehr zu sein.

Seit seinem letzten Fund hatte Charon so gut wie gar nicht mehr mit anderen Menschen gesprochen. Zwei, drei Wochen musste es her sein. Kein Shopping, kein Blick in Richtung der Sterne, keine ungezwungene Konversation, um seinen Ruf ein wenig zu pushen. Nicht einmal eine Quest hatte er angetreten seit der, die er mit Lian und Rin bewältigt hatte. Der Amethyst glänzte noch immer an seinem Finger. Wie hatte Lian noch gleich gesagt? Es würde Charon wohl kaum treffen, einen seiner Gildenkameraden zu verlieren, hm? Er war schon immer distanziert gewesen, eher ein Ich als ein Wir. Das spürte man. Andere Magier waren ihm so bereitwillig zur Hilfe gekommen. Yuuki, Mareo, El, Akay, selbst Helena. Und doch handelte der Dargin egoistisch, strebte nur nach seinen eigenen Zielen. Es bestand wohl keine Frage daran, dass jemand wie er nicht mit anderen Menschen stehen konnte.

Er musste ein Gott sein. Eine andere Möglichkeit gab es nicht.

Die letzte Zeit, in der er abseits von ein paar notwendigen Einkäufen einen menschlichen Kontakt gehabt hatte, hatte Charon eingesperrt in seinem Zimmer verbracht, mit Büchern, Meditation und jeder Menge Papier. Sein Schreibtisch war ein einziges Chaos, übersät von Skizzen kraftvoller Männer, oft mit Dreizack oder Speer. Er hatte sich an den Beschreibungen vieler verschiedener Überlieferungen orientiert, war aber noch immer nicht glücklich mit den Ergebnissen. Es gab kaum Götter, über die man so viel las wie über dieses Trio, und doch waren die Texte so widersprüchlich zu einander, so uneindeutig. Es war schwer, ein klares Bild davon zu bekommen, wie sie auszusehen hatten... Nicht ohne Grund war der Dargin so lange damit beschäftigt. Ihre Geschichten, ihre Talente und Fertigkeiten, ihre Persönlichkeiten und Schwächen, und zu guter Letzt ihr äußeres... Er hatte sich so eindringlich mit diesen drei Sagengestalten befasst, dass er kaum gemerkt hatte, wie sich die Menschheit aus seinem Gedächtnis gedrängt hatte. Entsprechend sah er anders aus als sonst. Ohne jede Art von Schminke konnte man seine Augenringe, seine Müdigkeit gut erkennen, sein langes Haar zeigte sich leicht zerzaust, denn auch, wenn er es weiter pflegte, hatte er aktuell nicht den Drang, sie jeden Morgen intensiv zu bürsten. Er wirkte fertig, ausgelaugt. Aber das war in Ordnung. Es musste ihn ja niemand sehen.

Dachte er zumindest.

Als es an seiner Tür klopfte, blieb der Dargin erst noch liegen. Er wollte nicht aufstehen, fühlte sich nicht danach. Allerdings würde wohl niemand glauben, dass er nicht da war. Seine Gildenmitglieder hatten vermutlich bemerkt, dass er in letzter Zeit nicht viel unterwegs war. Wenn sich auch nur eines von ihnen wirklich für ihn interessieren würde, hätte es sich vermutlich Sorgen gemacht. Zum Glück war das nicht der Fall.
Als sich das Klopfen wiederholte, zwang sich Charon dann doch noch dazu, sich zu erheben. Ungewohnt träge brauchte er einen Moment, um sich daran zu gewöhnen, wieder zu stehen. Vor lauter Müdigkeit wollte sein Gleichgewicht wohl nicht so recht mitspielen. Er schleppte sich hinüber zur Tür, wo er die Türklinke berührte und ein letztes Mal zögerte. Wollte er wirklich öffnen? Eigentlich fühlte er sich nicht danach.

Ach, es brachte doch eh nichts.

Widerwillig drückte er die Klinke nach unten und zog die Tür auf. Hoffentlich hatte die Person, die ihn störte, einen guten Grund dazu...

@Lian


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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer EmptySa 2 Okt 2021 - 15:31

“Häh? Wer hat denn bitte diese merkwürdige Quest ausgehangen?!“

Die erzürnte Stimme eines anderen Magiers ließ Lian hochfahren. Er war gerade drauf und dran gewesen, den Gildenpalast zu verlassen, doch die Stimme hatte man weder überhören, noch ignorieren können. Der Illusionsmagier blieb stehen, so wie viele andere Personen auch und lauschte der Konversation, die sich vor dem Anschlagbrett von Crimson Sphynx abspielte.

“Immerhin hast du noch eine Quest bekommen! Seit Wochen herrscht Flaute am Auftragsbrett. Unsere Questboard-Verantwortlichen haben auch schon einmal bessere Arbeit geleistet“, murrte eine junge Frau, die Lian bisher nur vom Sehen kannte. Amy Crest war ihr Name, wie er mittlerweile mitbekommen hatte – leicht zu erkennen an ihrem linken, mechanischen Arm. Normalerweise war sie diejenige, deren Lachen man durch die Flure des Gildenpalastes hören konnte und deren Stimme nicht selten durch die dünnen Wände des Palastes drang und dafür sorgte, dass der Falls sich genervt die Ohren zuhalten musste. Heute schien sie jedoch keine sonderlich gute Laune zu haben. Der Mann, mit dem sie gemeinsam vor dem Questboard stand, drehte sich zu ihr um und schnaubte. “Charon Dargin. Der hat sich auch schon Ewigkeiten nicht mehr am Questboard blicken lassen. Ich hab’s doch immer gesagt: Dem Typ kann man nicht vertrauen. Hat offensichtlich besseres zu tun, als sich um seine Aufgaben bei Crimson Sphynx zu kümmern. Keine Ahnung, wie der Gildenmeister ausgerechnet dieser Ratte einen so wichtigen Job übertragen konnte.“

Moment. Sie sprachen über den Charon Dargin? Aber jetzt, wo sie es erwähnten, fiel es auch Lian auf, dass er den Hellhaarigen schon seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen hatte. Zugegeben, der Illusionsmagier hatte nach der letzten Quest, die beide zusammen ausgeführt hatten, wenig Lust verspürt, Charon aufzusuchen. Sie waren… nicht unbedingt im Positiven auseinandergegangen. Allerdings war es merkwürdig, dass der Finsternismagier seine Aufgaben am Questboard vernachlässigte, denn ihm war sein Ruf und sein Ansehen enorm wichtig. Lian war zwar überzeugt, dass Charon auch das nur tat, um seinen wahren Charakter vor anderen Gildenmitgliedern zu verheimlichen, aber das tat erstmal nichts zur Sache. Der 19-Jährige seufzte resigniert in sich hinein, als ihm klar wurde, dass er sich dafür interessierte, was mit Charon war. Warum konnte er nicht einfach das selbstgefällige Arschloch sein, das er eigentlich sein wollte? „Hey.“ Er trat näher an die beiden Magier heran, die sich sofort umwandten. „Könnt ihr mir sagen, wo ich besagte Ratte finden kann?“ Amy wechselte einen Blick mit ihrem Begleiter, bevor sie wieder zum Falls blickte und einen Hauch zu überheblich grinste. “Seit wann interessiert sich unser Einsiedler denn für andere Gildenmitglieder, hm?“ Ahh. Da hatte jemand wirklich schlechte Laune. Lian erwiderte das Grinsen mit einem milden Lächeln und musterte die Magierin aus halb gesenkten Lidern. „Wie reizend von dir, ich bedanke mich für die Blumen. Also? Kannst du auch meine Frage beantworten?“ Es war der andere Magier, der dem Falls schließlich die Auskunft gab, nach der er verlangt hatte. Der Braunhaarige hatte sich gerade auf den Weg gemacht, da rief ihm Amy noch hinterher: “Sag Charon, dass er seinen Hintern zum Questboard bewegen soll, ansonsten ist er die längste Zeit der Questboard-Verantwortliche gewesen!“ Und nach dieser Drohung löste sich der Tumult in der Eingangshalle von Crimson Sphynx endlich auf.

Lian konnte es selbst nicht so recht fassen, dass er sich auf die Suche nach Charon Dargin machte. Es war fast, als würde die Stimme von Rin in seinem Ohr erklingen, die ihn dazu ermahnte, ein guter Mensch zu sein. Und als guter Mensch musste er sich um seine Gildenkollegen – und damit auch um Charon Dargin – kümmern. Oder sich zumindest vergewissern, dass es ihm gutging. Seit wann hatte die Inuyama eigentlich diesen starken Einfluss auf ihn gewonnen?! Um ein Alibi zu haben, war der Falls noch kurz zu seiner eigenen Wohnung gegangen und hatte das Shirt, das der Finsternismagier bei seinem letzten Besuch vergessen hatte, mitgenommen. Es war ein Vorwand: Er würde bei Charon klopfen, ihm sein Shirt zurückgeben, dabei vermutlich sehen, dass er genauso selbstgefällig grinsend wie immer auf ihn herabblickte und ihm die Botschaft von Amy ausrichten. Damit hätte Lian Falls seine Pflicht mehr als erfüllt und konnte sich guten Gewissens anderen Dingen des Lebens widmen. Schöneren Dingen.

Als er vor der beschriebenen Zimmertür ankam, vergewisserte er sich kurz, dass er richtig war und klopfte dann gegen das dunkle Holz. Sekunden verstrichen… doch passieren tat nichts. Vielleicht ist er nicht da?, schoss es dem Braunhaarigen durch den Kopf und fand diesen Gedanken gar nicht schlecht. Auch dann hätte er es versucht, konnte sich notfalls auch vor Rin rechtfertigen und unverrichteter Dinge den Rückzug antreten. Ja, das wäre doch ganz fabelhaft! Um auch tatsächlich behaupten zu können, absolut alles Mögliche getan zu haben, klopfte er erneut gegen die Tür, überzeugt, dass auch nach dem erneuten Klopfen nichts geschehen würde. Lian wollte sich bereits auf dem Absatz umdrehen, da bewegte sich die Klinke der Tür unerwartet nach unten. Die Tür wurde aufgezogen und Lian blinzelte. Vor ihm stand… Charon? Naja, zumindest vermutete er, dass es der Dargin war. Tiefe Augenringe lagen unter den matten, violetten Augen. Das helle Haar, das sonst akribisch gepflegt wurde, stand zerzaust in mehrere Richtungen ab. Seine Kleidung wies mehrere Falten auf und sah für die Verhältnisse von Charon ziemlich schlampig aus. Zusammengefasst sah er aus, als hätte er die letzten Nächte durchgezecht. Ziemlich sicher, dass der andere Magier nicht mit Besuch gerechnet hatte. Vermutlich hatte er seit Wochen keinen Besuch empfangen… „Wow. Du siehst scheiße aus“, waren die ersten, herzerwärmenden Worte, die der Falls für seinen Kollegen übrighatte. Die hellgrünen Augen hatten ihn genau gemustert, mittlerweile war er jedoch im Gesicht von Charon angekommen und hob die rechte Augenbraue an. Vielleicht steckte hinter dem Verschwinden des Dargin aus dem Alltag doch mehr, als anfangs vermutet? Moment. Hieß es, dass Lian jetzt die Rolle als Freund in der Not erfüllen musste? Verdammt. Ob es für Flucht schon zu spät war? „Dein Shirt.“ Der 19-Jährige hob das gefaltete Kleidungsstück ein Stück höher, das er in der rechten Hand hielt, damit Charon es sehen konnte. „Hast es bis heute nicht abgeholt. Also bringe ich es vorbei.“ Eine kurze Pause. Wenn er ihm das Shirt jetzt einfach in die Hand drückte, hätte er erledigt, weshalb er hergekommen war und könnte wieder gehen. Doch gleich mit diesem Gedanken ertönte wieder die tadelnde Stimme von Rin in seinem Ohr. „Und ich soll dir eine Nachricht von Amy Crest ausrichten. Kann ich reinkommen?“, hörte er sich sagen. Er hatte wirklich gefragt. Jetzt gab es kein Zurück mehr.

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer EmptySa 16 Okt 2021 - 23:25

„... ich freue mich ebenfalls, dich zu sehen, Lian.“
Trocken antwortete der Dargin auf die nicht allzu netten Worte, mit denen der Schütze ihn grüßte. In einen Spiegel gesehen hatte Charon heute noch nicht, aber er hörte Kritik an seinem Aussehen im Allgemeinen nicht allzu gerne. An einem anderen Tag hätte es ihn vermutlich umso mehr gestört. Hier und heute hatte er wenig Lust darauf, sich auf die Provokation seines Gegenübers zu sehr einzulassen.
„Ich war der Meinung, du hast mir bei unserem letzten Ausflug ausreichend deutlich gemacht, wie wenig du von mir hältst. Oder ist das eine Freude, die du in deinem Leben häufiger benötigst?“

Überrascht blinzelte das Weißhaar, als ihm plötzlich eins seiner Hemden gereicht wurde. „Ah, richtig“, murmelte er, als er das Kleidungsstück entgegen nahm, gerade nicht in der Stimmung, es tiefgründiger zu betrachten. Stattdessen trat er von der Tür zurück und warf es relativ achtlos hinüber auf sein Bett. „Danke dir. Ich hatte nicht mehr daran gedacht.“ Leid tat es ihm dennoch nicht, dem jungen Mann unfreundlich entgegen getreten zu sein. Normalerweise käme ihm nicht einmal der Gedanke, jemandem so direkt seine Frustration zu zeigen, aber einerseits handelte es sich hier um Lian, der ohnehin ein ungefähres Bild seiner Schattenseiten hatte, und andererseits... Wen interessierte es? Was hatte dem Dargin sein ach so perfektes Bild bisher gebracht?
„Amy Crest... Ist das dieses unsägliche Klatschweib, das sich nicht entscheiden kann, ob es seine Haare lieber Blau oder Schwarz trägt?“, hakte er nach und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wäre mir neu, dass ich einen Grund hätte, mich mit ihr zu unterhalten. Aber gut, komm gern rein. Du bist du, nicht sie.“ Mit einem erschöpften Seufzen drehte der Dargin der Tür seinen Rücken zu und schritt hinüber zu seinem Schreibtisch, um sich den darunter stehenden Stuhl heranzuziehen. Dabei glitt ein Blatt herab, das schon zuvor über den Rand der Tischplatte geragt hatte – eine detaillierte Zeichnung des Körpers eines Gottes, eine Interpretation dessen, was Charon von Hades verstand. Ein bärtiger Mann mit langem, schwarzen Haar, in Leder gerüstet und mit einem zweifach gezackten Speer, jeder Muskel und jede Furche des Körpers detailliert notiert, die Arme und Beine je zweimal gezeichnet, in leicht unterschiedlichen Positionen, um die Maße in Relation des restlichen Körpers zu verdeutlichen. Charon überlegte nur einen kurzen Moment, ehe er entschied, dass er das auch später aufhängen konnte, und ließ sich auf dem Stuhl nieder. Mit einem Nicken deutete er auf das kleine Tischlein in der Ecke seines Zimmers.

„Setz dich gern dort drüben hin“, meinte er ruhig, während er seine Arme auf seine Knie stützte. Wo er sonst auf eine perfekte Haltung achtete, schien es in diesem Moment ganz natürlich für ihn, sich ein wenig nach vorne zu lehnen und den Rücken zu krümmen. „Ich bin eigentlich beschäftigt, aber eine kleine Pause schadet wohl nicht. Noch erinnere ich mich an eine Zeit, zu der ich dachte, wir verstünden einander.“ Es lag nicht wirklich in der Natur eines stoischen Menschen, nachtragend zu sein, aber im Hier und Jetzt war Charon nicht ganz, wer er sonst war. Weniger aufgetrennt in Schwarz und Weiß ließ er auch seinen negativen Gefühlen einen gewissen Freiraum. Er mochte es sich selbst nicht zugestehen, aber auch, wenn er sie belächelt hatte, hatten Lians Worte den Magier zu einem gewissen Grad verletzt. Und nun stand er hier und tat, als sei nie etwas geschehen. Schwer zu sagen, ob es ein Scherz war oder ob der Illusionsmagier wirklich nur auf Geheiß eines Anderen hier war, aber was auch immer es sein mochte, der Dargin würde seine Skepsis nicht verbergen.

@Lian


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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer EmptySo 17 Okt 2021 - 21:56

Lians rechte Augenbraue wanderte sichtlich nach oben, als Charon ihm das Hemd kurzerhand entriss und achtlos hinter sich auf das Bett warf. Na, spätestens jetzt würde das Shirt des Dargin mit Sicherheit unschöne Falten werfen. Warum hatte Lian sich die Mühe gemacht, das Oberteil ordentlich gefaltet zu seinem Besitzer zurückzubringen? Naja, immerhin fielen Charon dadurch die grauen Haare in dem Stoff nicht auf, beschweren wollte sich Lian über die Unachtsamkeit seines Kollegen daher nicht. Aber ernsthaft: Was bitte war mit Charon los? Nicht nur sein Erscheinungsbild war ziemlich verwahrlost, auch seine Ausdrucksweise glich so gar nicht dem, was Lian von dem Finsternismagier gewohnt war. Kein überhebliches Grinsen, kein sanftes Lachen, kein Herunterspielen der Situation. Er sah nicht einmal auf den Illusionsmagier herab und machte Witze über ihn! Und auch auf die Erwähnung des Namens Amy Crest reagierte das Weißhaar überraschend… abweisend. Nicht nur abweisend, sogar richtig beleidigend! Natürlich war der Falls überzeugt davon gewesen, dass Charons sonstige Freundlichkeit nicht mehr als ein schlechtes Schauspiel war – diese Direktheit überraschte Lian allerdings dennoch. Und im ersten Moment wusste er nicht so recht, was er erwidern oder wie er darauf reagieren sollte, weshalb er den Dargin mehr oder minder sprachlos anblickte, bevor dieser sich abwandte und ihn mit einem gedehnten Seufzen in die Wohnung einlud.

Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, hier aufzutauchen.

Mit gemischten Gefühlen folgte der Braunhaarige in die Wohnung und schloss die Tür hinter sich. Während Charon sich einen Sitzplatz suchte, nutzte Lian die paar Sekunden, die ihm blieben, um sich in den Räumlichkeiten umzusehen. Das erste, was auffiel: Diese Wohnung war größer als sein eigenes Zimmer. Es hatte mehr Fenster, deutlich mehr Möbel und die gesamte Aufteilung unterschied sich. Und er hatte viele, sehr viele Bücher… verteilt in mehreren Wandregalen, zum Teil allerdings auch gestapelt auf dem Boden, weil der Platz nicht mehr gereicht hatte. Abgesehen davon sah das Zimmer deutlich chaotischer aus, als Lian seinem Kollegen zugetraut hätte – sei es nicht entfernter Müll, zusammengeknülltes Papier, ungewaschene Kleidung oder die Küchentheke, auf der sich etliche Utensilien stapelten. Charon Dargin hatte es wohl schon seit einer Weile nicht mehr für notwendig erachtet, seine vier Wände aufzuräumen – nicht, dass Lian ihm da einen Vorwurf machen konnte, sah es bei ihm meistens auch nicht besonders geordnet aus. Bei dem Falls war das allerdings der Normalzustand. Bei Charon? Vermutlich weniger. Der Blick seiner hellgrünen Augen blieb an einem hölzernen Tisch hängen, auf dem mehrere aufgeschlagene Folianten lagen und unzählige Blätter Papier, die mit teils fertigen, teils unfertigen Skizzen vollgekritzelt worden waren. Zeichnungen von… Menschen? Waffen? So genau konnte Lian das auf die Schnelle nicht sagen und erst das kratzende Geräusch eines Stuhles, der über den hölzernen Boden gezogen wurde, ließ den Bogenschützen aufblicken. So wie auch Charon fiel dem 19-Jährigen die Zeichnung auf, die vom Schreibtisch herunterfiel und nach kurzem Segeln auf dem Boden landete. Zu Lians Überraschung bemühte sich der Kollege allerdings nicht darum, das Papier aufzuheben, sondern setzte sich nach einem kurzen Moment des Grübelns einfach auf seinen Platz. Kein Wunder, dass es hier drinnen so chaotisch aussieht… Ohne lange darüber nachzudenken, ging der 19-Jährige zu der Zeichnung und hob diese vom Boden auf, bevor er wie befohlen auf den Tisch in der Ecke des Zimmers zuhielt und sich auf einen der dortigen Stühle setzte. „Beschäftigt, ja?“, fragte er nach, ohne den Blick von der aufgehobenen Zeichnung abzuwenden. Ein äußerst muskulöser Mann mit langen, dunklen Haaren sah ihm entgegen, der einen Speer in den Händen hielt. Auf dem Tisch gab es noch unzählige weitere Skizzen von kraftvollen Männerkörpern. „Ja, ich sehe, du warst sehr beschäftigt“, murmelte er gedankenverloren. „Ich bin mir sicher, dass diese Zeichnungen dich ziemlich abgelenkt haben.“ Der Braunhaarige sah auf und lächelte deutlich amüsiert, allerdings wurde das Lächeln nicht erwidert. Insgesamt sah Charon ziemlich… genervt aus? Und auch jetzt fiel Lian auf, dass der Finsternismagier, der doch sonst stets auf eine perfekte Haltung aus war, den Rücken krümmte und sich sichtlich nach vorne beugte. Okay, Witze waren hier gerade scheinbar nicht angebracht. Der 19-Jährige änderte die Taktik und hob ergeben beide Hände an, bevor er leise seufzte. „Okay, sorry. Fangen wir anders an“, begann er und lehnte sich nun seinerseits nach vorne, stützte die Ellbogen auf den Knien ab und suchte den Blickkontakt zum Dargin. Irgendwie wirkte er entrückt, als wäre er nicht ganz da. Ob ihm überhaupt bewusst war, wie lange er sich in dieser Wohnung bereits verschanzt hatte? „Nachtragend zu sein passt überraschend wenig zu dir, muss ich sagen“, erwiderte er mindestens genauso trocken wie der Dargin und neigte den Kopf leicht zur Seite. Lian hatte nicht vor, sich für seine Worte im Knochental zu entschuldigen – warum auch? Es war eine Klarstellung zwischen ihnen gewesen und Charon hatte dieser mit seinem schmierigen Grinsen damals auch nicht widersprochen. Für die Wahrheit musste man sich nicht entschuldigen. „Ich glaube sogar, dass wir einander besser verstehen als so manch ein anderer“, ergänzte er seine Erklärung und schnaubte. Gerade weil sie einander verstanden, wussten sie auch, woran sie im Zweifel waren. Davon ging Lian zumindest aus. Anstatt das Thema zu vertiefen, schob Lian eine andere Frage nach. Zum einen, weil er nicht vergessen hatte, warum er eigentlich heute hergekommen war... zum anderen, weil er schlicht das Thema wechseln wollte: „Wann warst du das letzte Mal am Questboard?“ Ganz gleich, was für ein Arsch Charon Dargin auch sein konnte, Lian schätzte ihn als ziemlich verantwortungsbewusst ein. Niemand, dem seine Aufgabe als Questboardverantwortlicher vollkommen egal war – zumindest nicht im Normalzustand. Und in welchem Zustand der Hellhaarige sich auch immer gerade befand, normal war er eindeutig nicht. Ob ihn dieser Denkanstoß wieder zu Sinnen brachte? Dann drehte der Bogenschütze die Zeichnung des dunkelhaarigen Mannes, die er vom Boden aufgehoben hatte, in Richtung des Dargin. „Und danach kannst du mir erzählen, was das für Zeichnungen sind. Wer soll das sein?“

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer EmptySo 17 Okt 2021 - 23:54

Ob diese Zeichnungen ihn abgelenkt hatten, fragte Lian? Als sich ihre Augen auf die Aussage hin trafen, waren die des Dargin kühl, ernst. „Durchaus“, erwiderte er, ohne den Blickkontakt zu brechen. Kein Scherz lag in seiner Stimme, kein Amüsement, nichts als die Erwähnung eines Faktes. In diesen Zeichnungen und Notizen lag sein gesamtes Leben der letzten Wochen. „Sie kommen näher an das Ziel heran, aber Perfektion ist schwer zu erreichen. Es kostet Zeit und Mühe, sie nachzustellen, wenn man keine klare Basis dafür hat.“ Ob Lian dafür Verständnis hatte? Er wirkte nicht wie die Art Mensch, die allzu viel Mühe in seine Arbeit legte, der mit Passion an etwas heranging und bereit war, Opfer dafür zu bringen. Es war vermutlich eine gute Idee, das Thema zu wechseln.

„Du hast Recht. Ich neige nicht dazu, nachtragend zu sein“, nickte das Weißhaar und zuckte mit den Schultern. „Es ist, zugegeben, Neuland für mich. Ich fühle mich selten von den Worten Anderer verletzt.“ Es mochte daran liegen, dass Lian Recht gehabt hatte. Dass das, was er gesagt hatte, stimmte. Der Schütze hatte ein Bild von Charon, das deutlich näher an der Realität war, als er sich selbst einzugestehen war. Genauso war es möglich, dass der Dargin ein gewisses Vertrauen zu dem Jüngeren aufgebaut hatte. Nicht ohne Grund hatte er ihn schon zweimal persönlich aufgesucht, hatte sich sogar in sein Zimmer eingeladen. Es gab eigentlich niemandem, dem gegenüber er es sich leisten konnte, offen zu sein. Dass diese Offenheit schlussendlich in so einem negativen Bild geendet hatte, war nicht angenehm. Doch tatsächlich wusste Charon nicht, welcher dieser Gründe es war, aus dem er sich so ungewohnt angegriffen fühlte. Ob es wirklich einer dieser beiden sein musste, war auch unklar. Seine eigenen Gefühle waren schließlich ein Gebiet, das er nie studiert hatte.
„Das Questboard... kann nicht allzu lange her sein. Zwei, drei Tage vielleicht?“, meinte der Magier und legte nachdenklich eine Hand an sein Kinn. Gestern hatte er sein Zimmer nicht verlassen, vorgestern auch nicht... okay, also keine zwei Tage. Davor war er einkaufen gewesen, dabei hatte er sicherlich einen Besuch am Board gemacht... oder? Jetzt, wo er darüber nachdachte, konnte er sich nicht daran erinnern. „Vielleicht ein paar Tage länger...“ Moment, war der Einkauf wirklich vor drei Tagen gewesen? Irgendwie fühlte es sich nach mehr an. Die letzten Nächte hatte er die Sterne nicht beobachtet, und geschlafen hatte er auch nicht zwingend. Nicht nachts. Doch nachts? Mal so, mal so. Schlaf kam, wenn er nötig war. Das Konzept der Zeit wirkte, rückblickend betrachtet, kaum existent. Angestrengt hob Charon die Hand von seinem Kinn und legte sie an seine Stirn. „Ich... bin nicht ganz sicher. Mir ist etwas schwindlig, habe ich das Gefühl...“
Mit einer erschöpften Trägheit erhob sich der Dargin wieder von seinem Stuhl, ging wortlos hinüber zu seinem Küchenbereich, um aus dem Kühlschrank eine Flasche Wasser zu holen – selbstverständlich eine ordentliche Marke, nicht die billigen Varianten. Mit zwei Gläsern ausgestattet trat er zurück in den Hauptraum hinein, ging hinüber zu dem Tisch, an dem Lian saß, um sich Wasser einzuschenken und die Flasche hinzustellen. „Bedien dich“, meinte er, ehe er einen tiefen Schluck nahm. Ja, das war besser. Er hatte definitiv nicht genug getrunken in den letzten Stunden.

„Das, mein Freund, ist Hades, Gott der Unterwelt.“
Nun, wo sich das Gespräch auf das Thema fokussierte, das das Weißhaar seit längerem beschäftigte, zeichnete sich doch wieder ein Lächeln auf seinen Lippen ab. Es fühlte sich immer wieder gut an, die Früchte seiner Arbeit zu teilen. „Kein fiorischer Gott, wie du dir denken kannst. Die Religionen und Kulte Fiores kennen von jenen, die sie anbeten, erschreckend wenig Hintergründe. Ich kann dir nicht genau sagen, in welchem Land Hades tatsächlich verehrt wird, aber die meisten der Berichte, mit denen ich arbeite, stammen aus Enca.“ Mit ihm über seine Interessen zu sprechen war offensichtlich die richtige Entscheidung gewesen. Verschwunden war die Bitterkeit und Unzufriedenheit von zuvor, ausgetauscht von einer unterschwellig aufgeregten Faszination. Mit aufgeweckten Augen schritt Charon wieder von dem Tisch für Besucher hinweg zu dem Schreibtisch, um eine weitere Zeichnung zu holen. „Er ist einer von drei Gebrüdern. Das hier ist Poseidon, Gott der Meere. Es gibt auch noch den Gott des Himmels, Zeus, aber auf Anhieb sehe ich keine meiner besseren Zeichnungen von ihm. Vielleicht kann ich sie dir später zeigen.“
Der Körperbau war ähnlich, nur in den Proportionen leicht anders, aber der Blick dieses Mannes wirkte offener, weniger kritisch als der von Hades, und auch sein Haar war nicht ausgefüllt, also nicht schwarz. Rein von einer Skizze war es schwer zu sagen, ob es nur hell oder gar weiß sein sollte, schließlich war sie nicht eingefärbt. Beeindruckender waren aber vermutlich ohnehin die detailliert gezeichneten Schuppen, die das Gewand des Mannes schmückten, und der Dreizack, den er hielt.
„Faszinierend, nicht wahr? Es gibt so viele Geschichten über sie, über verschiedene Phasen ihres göttlichen Lebens, ihre Konflikte, ihre Interaktionen mit den Menschen. Es ist eine ganz andere Dimension an Inhalten, als man von den Göttern unserer Nation erwarten könnte. Diese drei allein haben so viel Vergangenheit zu teilen wie der Großteil aller übrigen Religionen, die mir untergekommen sind. Mit all diesem Wissen sollte es nicht unmöglich sein, eine realistische Nachbildung zu schaffen, nicht wahr?“
Ob er sich selbst hörte? Ganz normal klang Charon gerade sicher nicht, definitiv besessener als sonst. Definitiv ausreichend Investment um es realistisch zu machen, dass er die letzte Zeit dafür vom Antlitz der Welt entschwunden war. Dennoch war seine Stimmung ein gutes Stück besser als zuvor, was für ihr Gespräch sicher zuträglich war. „Nun, damit habe ich mich in letzter Zeit befasst“, erklärte der Dargin schlussendlich mit einem zufriedenen Lächeln, während er sich zu seinem Besucher setzte. „Und du, Lian? Wie ist es dir ergangen?“

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer EmptyDo 21 Okt 2021 - 20:56

Zwei, drei Tage vielleicht? Lian ließ dem Dargin die Zeit, die er benötigte, um zu realisieren, dass er mit dieser Vermutung nicht einmal in die Nähe der Wahrheit kam. Was auch immer es war, das für Charons desolaten Zustand gesorgt hatte, offensichtlich hatte er zwischenzeitlich wirklich jeden Bezug zur Realität verloren. Der Bogenschütze konnte immer noch nicht glauben, dass ausgerechnet er es war, der für den Finsternismagier da war, der ihn zurück in sein echtes Leben führen wollte. Lian war überzeugt, dass er nicht die beste Wahl für diese Aufgabe war, scheinbar war er allerdings aktuell die einzige Wahl, die Charon hatte. Naja… viel schlimmer konnte es sowieso nicht mehr werden, oder? „Wie aufmerksam.“ Ein Lächeln huschte über seine Lippen, ehe er das Wasserglas nahm, das ihm angeboten worden war und sich einschenkte. Während Lian den ersten Schluck der angenehm kühlen Flüssigkeit nahm, begann der Dargin zu erzählen. Von Hades, dem Gott der Unterwelt, sowie Poseidon, dem Gott der Meere. Auch Zeus wurde erwähnt, Herrscher des Himmels und die Faszination, die der Hellhaarige bei diesen Erzählungen von fremden Götterwelten aus anderen Kulturen verspürte, war ihm nicht nur anzuhören, sondern auch deutlich anzusehen. Charon strahlte und blühte richtig auf, die Müdigkeit von zuvor wie weggewischt. Neben die Zeichnung des Gottes der Unterwelt gesellte sich eine zweite Zeichnung, die Poseidon darstellen sollte. Ähnlich stolz und muskulös wie Hades sah die Meeresgottheit aus, die ihren Dreizack mit der Linken leicht in die Höhe hielt, wie ein Herrscher, der sein Heer in den Krieg führte. Lian konnte nur erahnen, wie viel Zeit und Mühe allein in dem gezeichneten Schuppengewand von Poseidon steckte, das in einem Detailgrad zu Papier gebracht worden war, wie der Falls es selbst niemals hätte zustande bringen können. An Charon war offensichtlich ein Künstler verlorengegangen. Ein verrückter und leicht größenwahnsinniger Künstler, keine Frage, aber dennoch ein Künstler. Mit einem Ohr hörte er den Erzählungen seines Freundes weiter zu und kam nicht umhin, den merkwürdigen Unterton zu bemerken. Das klang nicht wie eine gewöhnliche Geschichte über Mythen und Sagen, es klang irgendwie… besessen. Maßlos. Was genau meinte er damit, eine realistische Nachbildung schaffen zu wollen? Aufmerksam verfolgte der Falls die Bewegungen des Dargin, der sich zu ihm setzte. Immerhin sah er ein bisschen besser aus als zu Beginn ihres Gespräches – das war etwas, worauf Lian aufbauen konnte… hoffte er zumindest.

Doch ehe sie sich weiter über die Dinge, die Charon beschäftigten, unterhalten konnten, schwenkte das Thema um. Wie es ihm selbst ergangen war? Die Frage traf den 19-Jährigen unerwartet und das erste, was er mit den Worten in Verbindung brachte, war eine ungesunde Menge Alkohol, die er an mehr als nur einem Abend zu sich genommen hatte. Er erinnerte sich an mehrere Alpträume, die er gehabt und die ihn schweißgebadet aus dem Schlaf gerissen hatten. An Abende, an denen er aufgrund seiner kreisenden Gedanken kein Auge hatte zutun können. Und nur noch sehr schemenhaft blitzte das Bild von dem über ihm liegenden Rownan auf, der knapp über seinem Gesicht verweilte und seine Hand an seine Schnauze führte. So ganz die Kontrolle über die Dinge, die in letzter Zeit geschehen waren, hatte Lian nicht gehabt. Vermutlich war er kaum besser gewesen als Charon… nur eine erneute Bestätigung, dass es eindeutig Personen gab, die besser für die Aufgabe, dem Dargin zu helfen, geeignet wären. Der junge Mann schloss die Augen und atmete hörbar aus, um sich mehr auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. „Man kann wohl sagen, dass ich mich mit den verschiedenen Phasen des menschlichen Lebens auseinandergesetzt habe“, fasste er zusammen und griff dabei bewusst den Wortlaut von Charon auf. Als er die Lider wieder anhob, sah er direkt in die violetten Seelenspiegel des Finsternismagiers und rieb sich unentschlossen über den Hinterkopf. „Konflikte und Interaktionen gab es da auch genügend. Aber um ehrlich zu sein, sollte ich meinen Alkoholkonsum in nächster Zeit wieder reduzieren.“ Und vielleicht entpuppte sich auch hier eine Parallele zwischen den beiden Magiern, denn während Charon mit seinen Zeichnungen und Recherchen der Realität ein Stück weit entkommen war, war es für Lian nicht nur einmal der Griff zum Alkohol gewesen. Fast schon, um die Worte zu untermalen, führte Lian das Wasserglas an die Lippen und trank einen Schluck. Damit hatte er Charon zumindest einen kleinen Ausblick auf das gegeben, was den Falls in letzter Zeit so beschäftigt hatte. Nein, er war nicht auf alles, was geschehen war, besonders stolz und doch standen die Dinge nun, wie sie waren. Die hellgrünen Augen wanderten erneut zu den Zeichnungen der Götter, die der Hellhaarige ihm gegeben hatte. Vor allem Hades zog die Aufmerksamkeit von Lian auf sich. Zum einen, weil er mit den Meeren nicht sonderlich viel anfangen konnte, zum anderen, weil der Gott der Unterwelt einige Fragen in ihm weckte. Die Unterwelt… was das wohl alles umfasste? „In welcher Verbindung stehen Götter und Dämonen zueinander?“, fragte der Falls, ohne von der Zeichnung aufzublicken und doch konnte man aus seiner Stimme ernsthaftes Interesse an diesem Thema heraushören. Der Braunhaarige war jemand, der aus Gesprächen mit anderen Menschen Informationen sammelte und sie im Zweifel zu seinem Nutzen wieder einsetzte. Übernatürliche Dinge waren nie sein Steckenpferd gewesen, eine Lücke, über die er sich bei seiner letzten Begegnung mit Gin ziemlich schnell bewusstgeworden war. Eine Lücke, die er bereit war, nun anzugehen. Wer wusste schon, wann es ihm hilfreich sein könnte? Er stoppte, sah dann endlich wieder auf und hob die Augenbraue an. „Und wie kommt es, dass du dich so sehr in dieses Thema vertieft hast? Um meine Frage von zuvor zu beantworten: Dein letzter Besuch beim Questboard ist nicht ein oder zwei Tage her, sondern mehrere Wochen.“ Viel Zeit für einige Recherchen und Zeichnungen. Sehr viel Zeit. So viel Zeit, dass man nicht sagen konnte, dass Charon diesen Dingen aus einem normalen und gesunden Interesse heraus nachgegangen sein konnte.

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer EmptySa 23 Okt 2021 - 0:48

Ob Lian wohl überrascht davon war, dass Charon zumindest ein grundlegendes Interesse an seinem Leben zeigte? Damit gerechnet hatte er wohl eher nicht. Der Brünette brauchte wohl einen Moment, um seine eigenen Erinnerungen zu ordnen, auch wenn der Dargin nicht ansatzweise ahnte, wie sehr die Tage seines Gegenübers aus den Fugen geraten waren. Hätte er es gewusst, hätte er vermutlich vor Überraschung das Wasser, an dem er gerade nippte, gleich wieder ausgespien. „Des menschlichen Lebens...“, murmelte er stattdessen nachdenklich, als ihn die Worte trafen, die Lian sprach. Er hörte weiterhin zu, aber etwas an dieser Aussage brachte ihn ins Grübeln. Vielleicht die Tatsache, dass diese Bezeichnung, dieser Bezug zum Menschen als Aspekt, sein Interesse an der Geschichte im Keim zu ersticken drohte. Die Menschheit schien etwas furchtbar Langweiliges an sich zu haben, wenn er zu genau darüber nachdachte. Glücklicherweise lenkte die Geschichte des Schützen die Gedanken des Dargin aber in eine andere Richtung.
„Ich hatte dich nie als Alkoholiker gesehen“, meinte das Weißhaar und zuckte mit den Schultern. „Aber ich schätze, du bist nicht unbedingt jemand, der seine eigenen Grenzen kennt.“ Die Ironie fiel ihm tatsächlich nicht auf. Dass er selbst sich so sehr in seinen Interessen und seiner selbst erwählten Arbeit vertieft hatte, dass ihm die Realität genauso sehr entglitten war wie einem Süchtigen, hatte Charon selbst jetzt nicht so recht verstanden. Ob das eine unerwartete Naivität oder einfach unterschwelliger Unwille war, war schwer zu sagen, aber es war ihm noch nie leicht gefallen, sich seine eigenen Fehler einzugestehen.

„Ah, eine sehr gute Frage. Eine faszinierende Frage“, nickte der Dargin, als Lian die Unterschiede zwischen Dämonen und Göttern aufwarf. Dass es die ein oder andere Verbindung zwischen beiden gab war allgemein bekannt, aber je nach Quelle konnte man sehr unterschiedlich ausliegen, was genau das für Verbindungen waren. „Es ist nicht ganz eindeutig... Je nach Hintergrund sind sie teilweise überhaupt nicht miteinander verbunden, oder aber langzeitige Feinde. In einigen Geschichten sind zumindest einige Dämonen sogar ehemalige Engel oder Götter, die in Ungnade gefallen sind.“ Wenn Götter und Dämonen aus praktisch derselben Feder stammten, erklärte sich natürlich, warum gerade diesen zwei Wesensarten so außergewöhnliche Fähigkeiten zugeschrieben wurden. Eine klare Trennlinie gab es aber wirklich nicht. „Die einzige wirkliche Tendenz ist, dass Götter konstruktiv und Dämonen destruktiv sind... aber dann gibt es auch Götter, die rachsüchtig sind oder die Menschen über den Tisch zu ziehen versuchen. Ich persönlich gehe davon aus, dass beides das Gleiche ist. Der vermeintliche Unterschied ist eine subjektive Einteilung der Menschen.“ Mit einem Nicken verschränkte der Dargin die Arme vor der Brust. Wenn das stimmte, dann sollte er mit der gleichen Methodik, mit der er Göttern ihre Kräfte zu rauben vermochte, auch bei Dämonen Erfolg haben. Es war fast schon schade, dass er – soweit er es einschätzen konnte – noch nicht auf einen Dämon getroffen war. Das wäre so ein schönes Versuchsobjekt. „Leider konnte ich die These noch nicht testen“, meinte er also mit einem unzufriedenen Seufzen. „Solltest du also einem Dämonen begegnen, sag mir bitte Bescheid, ja?“
Mehrere Wochen? Es sollte mehrere Wochen her sein, dass Charon seinen Verpflichtungen als Questverantwortlicher nachgekommen war. Skeptisch hob er eine weiße Augenbraue. „Das klingt recht unwahrscheinlich“, meinte er ruhig, während er sich ein zweites Glas Wasser einschenkte. „Du sagst also, dass ich, Charon Dargin, mich so sehr hätte ablenken lassen, dass ich einfach... vergessen habe, meine Arbeit zu erledigen? Hörst du, wie irrsinnig das klingt, Lian?“ Charon Dargin war perfekt, ein Magier ohne Fehl und Tadel und ein zu schätzendes Mitglied der Gilde. Ihm solche Fehler zuzutrauen war mehr als seltsam. Vermutlich eine Nachwirkung des Alkohols. Der Magier schüttelte den Kopf. „Welches Datum haben wir denn?“, hakte er nebensächlich nach, das war ihm nämlich gerade nicht so ganz bewusst. Damit versuchte er auch, einen Moment Zeit zu gewinnen. Lian hatte nämlich eine Frage gestellt, über die er gerade hinweg sah: Wieso befasste sich Charon aktuell so sehr mit diversen Gottheiten? Die Wahrheit, die dahinter stand, hatte er noch niemandem mitgeteilt. So aufgeregt, wie er in der Hinsicht war, würde es ihm aber vermutlich guttun, nicht alles für sich zu behalten. Und auch, wenn sein erster Gedanke war, ob es denn wirklich gerade Lian sein musste, dem er sich damit öffnete, war der zweite Gedanke schon klarer: Wem denn sonst? Gab es jemandem, dem der Dargin mehr Vertrauen entgegen brachte als dem Schützen? Jemanden, dessen Meinung ihm weniger Schaden zufügen konnte? Nicht wirklich. Vielleicht sollte er die Gelegenheit nutzen.

„Natürlich hat es seinen Grund, dass ich meine Studien neuerdings auf Gottheiten und Ikonen fokussiere“, erklärte der Dargin, schwenkte das Glas in seiner Hand, während er sich überheblich in seinem Stuhl zurücklehnte. „Götter existieren. Das ist ein Fakt, den ich persönlich geprüft habe. Und es ist möglich, ihre Fähigkeiten an sich zu reißen. Mit einer gewissen magischen Begabung ist es sogar nicht allzu schwierig. Aber ich... Meine Wenigkeit, Lian...“
Ein Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Weißhaares aus, während er Lian tief in die Augen blickte.
„Ich gehe noch einen Schritt weiter. Ich stehe kurz davor, selbst einen Gott zu schaffen, um seine Macht für mich zu nutzen.“

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer EmptySo 24 Okt 2021 - 17:01

Er… er hatte ihn noch nie als Alkoholiker gesehen? Der 19-Jährige kam nicht umhin, gequält zu grinsen. „Na vielen Dank auch“, gab er zurück und zuckte mit den Schultern. Wenn Charon ihm schon wieder so charmante Komplimente geben konnte, war er ganz offensichtlich auf dem Wege der Besserung. Ob sich der Falls darüber freute, da war er sich allerdings nicht so sicher. Jemand, der seine Grenzen nicht kennt… der Braunhaarige seufzte und lächelte ergeben. Vermutlich hatte der Dargin mit dieser Aussage gar nicht so unrecht, wenn Lian so über sein gesamtes Leben nachdachte. Grenzen erkennen war nicht unbedingt eine seiner Stärken. „Dann sind wir ja schon zwei“, hielt er dennoch fest und neigte den lockigen Kopf leicht zur Seite. Ganz offensichtlich hatte Charon die Parallelen zu sich selbst tatsächlich überhaupt nicht erkannt. Und ehrlich gesagt glaubte der Bogenschütze auch, dass sein Kommentar daran nichts ändern würde. Das Thema schwenkte um, weg von den beiden Magiern, hin zu Dämonen und Gottheiten. Aufmerksam lauschte Lian den Worten des Hellhaarigen und war ein wenig überrascht darüber, dass man gar nicht so genau sagen konnte, was nun Dämon, was Gottheit war und welche Verbindung sie zueinander hatten. So, wie Charon es erklärte, gehörten Dämonen und Götter zu einer Gemengelage, die je nach Quelle ganz unterschiedlich auseinandergezogen wurde. Diese Antwort stellte den Falls nur geringfügig zufrieden, ließ sie doch viel zu viel Interpretationsspielraum. Hieß dass, das Götter theoretisch auch Dämonen sein konnten? Oder Dämonen Götter? Es wirkte abwegig, denn Lian verstand nicht, warum man diesen Wesen dann überhaupt unterschiedliche Bezeichnungen hatte geben müssen. Nur mit einem Dämon war Lian bisher in Berührung gekommen – eine Begegnung, die ihm vollkommen ausgereicht hatte. Aber was genau war Andras denn nun? Dämon? Gott? Beides? Der 19-Jährige seufzte stumm, als er zu der Erkenntnis kam, dass das Fragen waren, die er vermutlich nicht Charon stellen sollte, ohne zum Kern der eigentlichen Thematik zu kommen… sondern vielleicht Gin? Wo auch immer die Schwarzhaarige sich gerade herumtrieb. Lian ertappte sich mal wieder bei dem Gedanken, dass er gerne wissen wollte, wo sie war. Und wie es ihr ging. Entsprechend fiel auch das Grinsen in seinen Zügen aus, als der Dargin ihn darum bat, Bescheid zu sagen, wenn er einem Dämon begegnen sollte. Ihm war klar, dass er damit sicherlich nicht Gin meinte, wenngleich Lian sie damals als Dämon bezeichnet hatte. „Oh, ich würde mir wünschen, dass das lieber früher als später der Fall ist“, rutschte es ihm ein wenig heraus, ehe er schnell abwinkte. „Was ich damit sagen wollte: Ich werde es dich wissen lassen“, schob er schnell hinterher, um Charon die Antwort zu geben, die er vermutlich hatte hören wollen.

Mindestens im gleichen Maße interessant war die Reaktion des Finsternismagiers auf den Vorwurf, bereits mehrere Wochen dem Questboard ferngeblieben zu sein. Er… stritt es wirklich ab. Es war für Charon absolut unmöglich, dass er seiner Aufgabe über einen so langen Zeitraum nicht nachgekommen sein soll. Es faszinierte und erschreckte den Falls zu gleichen Anteilen. Natürlich, der Dargin war kein Mensch, der sich oder anderen einen Fehler eingestand, zumindest hatte Lian ihn bisher nicht so wahrgenommen. Gleichzeitig war er wirklich sehr verantwortungsbewusst und wollte das Vertrauen, das die Gilde ihm als Questboardverantwortlicher schenkte, nicht vernachlässigen. Vermutlich wollte Charon auch einfach nicht, dass andere Gildenmitglieder und insbesondere der Gildenmeister schlecht von ihm dachten. Und deshalb passte es absolut nicht in seine Weltvorstellung, dass er nicht allen Dingen perfekt nachgekommen war. Dass Charon Dargin vielleicht… unperfekt war. Unperfekt, wie jeder andere Mensch es auch sein konnte. Wow, das musste ihn ziemlich hart treffen, sollte die Erkenntnis denn irgendwann zu ihm durchdringen. „Wir haben den fünfzehnten Oktober“, gab er Charon die Antwort auf seine Frage und suchte den direkten Blickkontakt mit den violetten Seelenspiegeln seines Freundes. Was ihm beim Aussprechen dieses Datum tatsächlich selbst überrascht auffiel: Ich habe bald Geburtstag, aber das war ein Gedanke, der gerade absolut nichts in diesem Gespräch zu suchen hatte, sondern mehr für eine Erkenntnis beim Falls selbst sorgte. War wirklich schon so viel Zeit vergangen, seit er der Gilde Crimson Sphynx beigetreten war? Anscheinend… zu Beginn seiner Gildenzeit hätte Lian nicht gedacht, bei seinem zwanzigsten Geburtstag immer noch in dieser Gilde zu stecken. Aber es war wirklich viel seitdem geschehen… Was in Charon wohl vorging, wenn er dieses Datum hörte? Ob er ebenso überrascht wäre wie er selbst, wenn auch aus anderen Gründen? Der 19-Jährige war durchaus gespannt.

Hätte er bei dem darauffolgenden Thema die Gedankengänge von Charon gehört, hätte sich Lian wohl wenig geschmeichelt gefühlt. Da dies allerdings nicht der Fall war, nippte er nur an seinem Glas Wasser und schielte über den Rand des Glases hinweg zum Älteren, der damit begann, die letzte Frage zu beantworten. Und was Charon da sagte, sorgte dafür, dass der Falls inmitten des Trinkens abbrach und sich nur knapp davor bewahrte, böse zu verschlucken. Er… er wollte die Fähigkeiten von Göttern an sich reißen? Perplex löste Lian das Glas von seinen Lippen und starrte Charon ein wenig sprachlos an. Denn es ging noch weiter: Charon wollte einen Schritt weitergehen, er wollte… selbst einen Gott schaffen und seine Macht für sich nutzen?

Wow.

Fuck, wo bin ich da schon wieder reingeraten, dachte sich der Falls, doch was er sagte, war: „Einen Gott schaffen?“ Also, nur um das festzuhalten: Lian schätzte Charon gerade als absolut größenwahnsinnig ein. Aber wenn er eines im Umgang mit Menschen gelernt hatte, dann jenes, dass es wenig brachte, Leute genau darauf anzusprechen oder ihnen Vorwürfe zu machen. Und Charon war ein Mensch, wenngleich es den Eindruck machte, dass er sich aktuell ein wenig von seinem Menschsein zu entfernen versuchte. Wenn es eine Situation gab, in der Lian Falls endlich einmal unter Beweis stellen konnte, dass er zumindest ein bisschen nachdenken konnte, bevor er den Mund aufmachte, dann war es jetzt gerade. Und dass er genug Fingerspitzengefühl im Umgang mit Leuten hatte, dass er nicht plump die Dinge aussprach, die er dachte. Sondern… lieber ein wenig zuhörte. Ja, zuhören konnte Lian. Es würde bereits reichen, wenn Charon wieder einen gesunden Mittelweg fand – einen Mittelweg zwischen seiner Besessenheit an irgendwelchen Gottheiten und seinem Leben als normaler Magier in dieser Gilde. Und der Bogenschütze glaubte, dass sie dahingehend zumindest auf einem guten Weg waren, solange er Charon den Raum gab, den er benötigte. Ob der Dargin seinem Gegenüber überhaupt zutraute, so viele Gedankengänge zu haben? Vermutlich nicht. Lian glaubte zumindest immer noch nicht, dass Charon eine sonderlich hohe Meinung von ihm hatte. Aber auch das war etwas, was gerade nicht sonderlich relevant war. „Deshalb die Zeichnungen von den anderen Göttern?“, fragte Lian vorsichtig nach, als er seine Stimme wiedergefunden hatte und schielte auf die detailreichen Skizzen, die der Ältere auf dem Tisch ausgebreitet hatte. „Möchtest du sie als Vorbild nehmen? Wie genau stellst du dir das vor, einen neuen Gott zu schaffen?“ Die hellgrünen Augen sahen wieder zurück zu Charon. Ein bisschen änderte sich das Bild, das er bisher von dem Dargin gehabt hatte, in diesem Moment schon. Aber viel hing wohl davon ab, wie sich dieses Gespräch entwickelte. Irgendwie hoffte Lian schon, dass der Hellhaarige die Kurve bekommen würde…

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer EmptySo 24 Okt 2021 - 20:37

Skeptisch hob Charon eine Augenbraue. Er hatte seine Grenzen doch immer gut im Blick, achtete darauf, sie aktiv auszuweiten und schlug selten über die Stränge. In seinem Leben hatte es noch nie... nun ja, schon lange keine Zeit mehr gegeben, zu der er die Kontrolle über sich verloren hatte. Wenn man von der aktuellen Phase absah. Und von dem, was in der Tempelruine passiert war. Davon abgesehen war er ein perfektes Schaubild grenzenloser Selbstkontrolle. Trotzdem würde er darüber nicht streiten. Das wäre weder für seine, noch für Lians Zeit eine sinnvolle Verwendung.
„... hat es einen Grund, dass du dir wünschst, einem Dämonen zu begegnen?“, horchte das Weißhaar auf, als der Schütze ihm versicherte, dass er ihm Bescheid geben würde. Sein kleiner Versprecher war ziemlich eindeutige Vorfreude, aber Charon wollte nicht wirklich tiefer bohren, wenn Lian sich weigerte, seine Frage zu beantworten. Sich gegenseitig das ein oder andere Geheimnis zu lassen war seit ihrem zweiten Treffen ein essenzieller Bestandteil ihrer Beziehung zueinander gewesen. So kaputt sich diese Beziehung aktuell auch anfühlen mochte... Der Dargin würde diese Grenze nicht überschreiten.

„... Oktober?“
Mit einem Mal lag eine gewisse Anspannung in Charons Stimme. Auch wenn er ein wenig den Überblick über die Zeit verloren hatte, glaubte er eigentlich nicht, dass er dadurch allzu viel verpasst hatte. Zumindest nicht, bis er hörte, dass sie schon tief im Oktober stecken sollten. „Meinst du nicht... September?“ Es musste September sein, da war er sich sicher! Sonst war es ja tatsächlich schon über eine Woche her, seit er mit seinem Einblick in das Göttertrio begonnen hatte. Und Lian hatte ja nicht von Anfang, sondern Mitte Oktober gesprochen. Bedeutete das etwa...? „N-nein, das ist unvorstellbar...“
Den Gedanken erst einmal beiseite schiebend – er war einfach zu absurd – folgte Charon dem Gesprächsverlauf und unterhielt sich mit seinem Besuch über Götter und seine Arbeit. Lian stellte berechtigte Fragen, wie ihm auffiel – er dachte wohl tatsächlich ernsthaft über das Thema nach. Die Richtung, in die er dachte, kam allerdings nicht ganz hin. „Ah, eventuell habe ich mich nicht ganz richtig ausgedrückt. Einen neuen oder reellen Gott aus dem Nichts heraus zu erschaffen, ist nicht realistisch“, meinte er mit einem Kopfschütteln. Da war er bei seiner vorigen Erklärung wohl etwas zu aufgeregt gewesen. Kurz schloss er die Augen, um sein Mana zu fokussieren, ehe er sie wieder öffnete und die sanft leuchtenden, blauen Iriden vorzeigte, mit denen er damals im Knochental den Weg gewiesen hatte. „Du erinnerst dich an diese Fähigkeit?“, fragte der Dargin mit einem amüsierten Lächeln, während er sich in seinem Stuhl zurücklehnte. „Dies... sind die Augen des Gottes Merkur. Ein Gott der Finanzen, Trickster, Diebe... und einiger anderer Punkte. Ich hatte das große Unglück, diesem rachsüchtigen Gott auf einer Quest zu begegnen, und habe diese Gelegenheit genutzt, um einen Teil seiner Macht zu rauben.“ Das war eine sehr zusammengefasste Beschreibung dessen, was passiert war, aber in diesem Gespräch war nur der Kern der Aussage relevant. Langsam verlor sich das Licht in seinen Augen wieder, sie kehrten zurück zu ihrer üblichen, düsteren Farbe, während nun sein Torso begann, sich zu bewegen, zu verwandeln. Innerhalb von Sekunden verschmolz das helle Oberteil des Dargin mit seinem Körper, legte seinen durchtrainierten Körper frei, während sich Ranken und Blüten darüber zu ziehen begannen, um ihn wieder ordentlich zu bedecken. „Das hier ist die Macht von Flora, einer Göttin des Frühlings“, erklärte Charon, während eine weiße Tulpe aus seiner Brust heraus zu wachsen begann, sich schnell formte, sodass er sie abziehen und vor sich auf den Tisch legen konnte. „Ein cleverer Kobold hatte einen Teil ihrer Fertigkeiten stibitzt. Ich habe sie von ihm zurückgeholt.“ Langsam kehrte er wieder zurück zu seiner ursprünglichen Form, eingekleidet wie zuvor, während ein mehr als zufriedenes Lächeln über seine Lippen spielte. „Sie sind nicht die einzigen. Ich habe seit unserem letzten gemeinsamen Auftrag unzählige Gerüchte verfolgt, und ein paar wenige haben mir gestattet, Überbleibsel göttlicher Macht zu finden. Inzwischen trage ich eine recht ordentliche Menge göttlichen Manas in mir... und, was das Wichtigste ist, ich habe gelernt, es von menschlichem Mana zu unterscheiden. Das bedeutet, ich kann Mana formen, das eher einem Gott als einem Menschen entspricht.“

Ob Lian verstand, was das bedeutete? Ob er es wahrlich, vollumfänglich verstand? Für einen Menschen war die wahre Größenordnung eines Gottes quasi unvorstellbar, wenn man noch keinem begegnet war – und selbst nach seinem Treffen mit Merkur konnte Charon kaum erahnen, wo wohl die Grenzen einer solchen Existenz liegen mochten, die mit ihm, Yuuki und einem irren Nekromanten zugleich gespielt hatte wie mit einer Gruppe Kinder. Seine Anwesenheit war... erdrückend gewesen, und das war noch zahm ausgedrückt. Wäre Charon selbst ein Stück menschlicher, hätte er es wohl kaum gewagt, eine solche Wesenheit herauszufordern.
„Mein Ziel ist also nicht, einen neuen Gott zu erschaffen, sondern lediglich die Form eines dieser drei Brüder erfolgreich nachzustellen. Bisher habe ich diese Fähigkeiten aus bereits bestehendem göttlichem Mana bezogen – nun möchte ich versuchen, göttlichem Mana selbst eine Form zu geben. Da es aber fundamental anders funktioniert als menschliches, ist das nicht so einfach. Ich kann dir gar nicht sagen, wie viele verschiedene Herausforderungen sich aus dieser einen, vermeintlich simplen Aufgabenstellung ergeben haben.“ Er seufzte. Die Frustration der letzten Wochen war in diesem Moment deutlich zu spüren. So viele Rückschläge. So viele neue Ansätze. Und als Ergebnis, schlussendlich, so viele Zeichnungen und Notizen. „Soweit ich das sehe, ist meine einzige Möglichkeit, selbst neue Fähigkeiten aus göttlichem Mana zu entwickeln, Götter möglichst originalgetreu nachzustellen. Wenn ich nicht nah genug herankomme – was schwierig ist bei Wesen, die sich den Menschen ungern zeigen –, dann kommt kein Ergebnis dabei heraus. Mein aktuelles Ziel ist, zumindest einen Anteil der Fähigkeiten eines dieser drei Götter erfolgreich nachzustellen. Das allein wäre ein gigantischer Schritt.“

Hoffentlich klang das nicht ganz so wahnwitzig. Charon ging logisch und methodisch an das Thema heran, soweit es möglich war. Auch wenn es jetzt gerade im Hintergrund seiner Gedanken etwas Anderes gab, das ihn beschäftigte. Etwas, das an ihm zehrte, das ihn frustrierte. War es wirklich der 15. Oktober?
„Nun ja... so gerne ich weiter mit dir darüber sprechen würde, es gibt da etwas, das ich überprüfen muss“, meinte der Dargin also, während er sich von seinem Stuhl erhob und Lian ansah. „Würdest du mich einmal zum Questboard begleiten?“

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer EmptyDo 28 Okt 2021 - 21:06

Charon hatte den kurzen Versprecher von Lian nicht überhört. Warum er sich wünschte, einem Dämon zu begegnen? Der Braunhaarige dachte darüber nach, was er darauf sagen sollte. Ehrlich sein? Sich eine alternative Geschichte ausdenken? Die Frage schlicht ignorieren? Es war allgemein nicht einfach für den Falls, wirklich offen gegenüber seinen Mitmenschen zu sein, irgendjemandem mehr von sich zu erzählen, als absolut notwendig war. Private Dinge! So gut der Bogenschütze zuhören und Informationen einsammeln konnte, so ungern gab er selbst welche von sich preis. Vielleicht weil er ganz genau wusste, was man mit Informationen über andere Personen anfangen konnte? Dass es Möglichkeiten gab, diese Informationen gegen jemanden zu verwenden? Und da seine Beziehung zum Dargin nach der vergangenen Quest auf noch wackeligeren Beinen stand als ohnehin schon, machte ihn das nicht gerade redseliger. Überraschenderweise war dem Braunhaarigen trotz all dieser Gedanken und Überlegungen trotzdem nicht nach lügen zumute, obwohl er sonst doch ein Meister darin war. Nein, irgendwie wollte er es nicht gänzlich vertuschen, dass es da mehr zu erzählen gab, sodass er sich zumindest dazu hinreißen ließ, Charon auf die Frage mit einem „Durchaus. Vielleicht erzähle es ich dir bei Gelegenheit“ zu antworten und die Mundwinkel zu einem leichten Lächeln anzuheben.

Wenige Sekunden später nahm die beim älteren Magier langsam aufkeimende Erkenntnis, dass sie schon mitten im Oktober steckten, deutlich mehr Raum des Gespräches ein. Nein, noch immer stritt Charon ab, fragte sogar nach, ob Lian nicht eigentlich den September meinte. Doch ganz gleich, wie lange der Dargin darauf wartete, dass Lian sich korrigierte, es geschah nicht. Stattdessen erwiderten die hellgrünen Augen stumm den Blick, der ihm zugeworfen wurde und am Ende zuckte der Illusionist mit den Schultern. Oktober, Charon hatte schon richtig verstanden. Es war ziemlich eindeutig, dass die kontrollierte und erhabene Fassade des Dargin allmählich bröckelte. Lian gab ihm die Zeit, die er benötigte und nahm daher den vorläufigen Themenwechsel auf, wenngleich es wohl größtenteils dazu diente, ein bisschen Zeit zu schinden. Genauso wie bei der gemeinsamen Quest zeigte Charon erneut seine Magie, mit der er ihnen im Knochental den Weg gewiesen hatte. Seine sonst violetten Augen leuchteten nun in einem hübschen Blauton, die den Falls ziemlich faszinierten. Anders als damals nahm sich der Finsternismagier jedoch Zeit, ein bisschen mehr über die Augen zu offenbaren. „Gott der Finanzen, Trickser und Diebe?“, wiederholte Lian und konnte sein Interesse weder aus Mimik noch aus der Stimme verbergen. Der junge Mann war nicht sonderlich gläubig, allerdings hörte es sich so an, als wäre dieser Merkur am ehesten ein Gott, der ihn als Anhänger gewinnen könnte. Der Falls schmunzelte. „Klingt sympathisch. Sollte er versucht haben, dich um deinen Geldbeutel zu erleichtern, wird er wohl ziemlich enttäuscht von dem Ergebnis gewesen sein.“ Natürlich wusste der Bogenschütze nicht, ob die Begegnung mit Merkur wirklich so abgelaufen war, aber es war eine amüsante Idee, wenn man sich den Gott der Diebe und Trickser vorstellte. Je länger Lian mit Charon sprach, desto weniger… abwegig kam es ihm vor, von Göttern und Gottesbegegnungen zu sprechen. Hätte man den Falls vor einem Jahr gefragt, hätte er jeden für bescheuert erklärt, der mit solchen Dingen um die Ecke kam. Doch seit er sich der Welt der Magie mehr geöffnet und irgendwie sogar selbst ein Teil davon geworden war, hatte er so viel erlebt, dass ihm allmählich gar nichts mehr absurd erschien. Seine eigene Ex-Freundin hatte sich als Dämonenbeschwörerin entpuppt! Ja, die Welt des Braunhaarigen hatte sich verändert. Und so hatten sich auch seine Gedanken an sein neues Leben angepasst, wenngleich ihm das nicht immer so richtig bewusst war. Charon beließ es nicht bei der Vorstellung von Merkurs Fähigkeiten, sondern ging über zu Flora, die mit ihrer Magie ihrem Namen alle Ehre machte. Erst als die Ranken und Blüten, die zwischenzeitlich den Körper des Hellhaarigen umschlossen hatten, wieder verschwunden waren, fand Lian seine Stimme wieder. Seine rechte Augenbraue hob sich an, während er die gepflückte Blüte auf dem Tisch musterte. „Verstehe, du bist ganz offensichtlich nicht untätig geblieben.“ Überbleibsel göttlicher Macht… Lian respektierte die Leistungen, die der Dargin vollbracht hatte, selbst wenn ein bisschen Größenwahn dazugehörte, sich an göttlichen Mächten vergreifen zu wollen. Gleichzeitig jagte die Erkenntnis, was Charon so alles offenbart hatte, dem 19-Jährigen einen kalten Schauer über den Rücken. Große Macht ging mit großer Verantwortung einher. Ob diese Macht Charon Dargin zu Kopfe steigen würde? Was wohl geschehen wäre, wenn Lian nicht hier aufgetaucht wäre? Er fuhr sich durch die braunen Haare und konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken. Als er Charon aufgesucht hatte, hatte er nicht damit gerechnet, dass ihn so eine Geschichte erwarten würde. Und er fragte sich tatsächlich, wie es hatte geschehen können, dass ausgerechnet dieser von Göttermächten besessene Dargin und er, ein einfacher und wenig begabte Dieb mit Hang zum Alkohol, zusammen an einem Tisch landen konnten. Charon und er waren vollkommen gegensätzlich, nicht nur was ihre Interessen, sondern auch was ihr Leben und ihren Charakter anging… oder?

Ob es ähnliche Gedanken waren, die Charon hatte, als er von seinem Platz aufstand und das Thema rund um Götter, deren Mächte und die Erschaffung eines neuen Gottes vorerst beendete? Lian wusste es zwar nicht mit Sicherheit, aber irgendwie fühlte es sich so an. Nicht, dass er Charon deshalb einen Vorwurf machte, wahrscheinlich war er wirklich ein schlechter Gesprächspartner, um bei Götterforschungen weiterzukommen. Lian war ein ziemlich simpler Zeitgenosse, der aus einer Familie stammte, die – abgesehen von seinem Onkel – mit Magie im Allgemeinen überhaupt nichts anfangen konnte. Nicht sonderlich beeindruckend. Und von seiner Verwandtschaft mit Aram wusste der Dargin nichts. Nein, wenn der Finsternismagier die Kluft, die zwischen ihnen bestand, in diesem Moment realisierte, dann konnte Lian dagegen nichts sagen. Aber Moment, er wollte zum Questboard gehen? Hieß das etwa, dass Charon nach diesem Gespräch bereit war, sich… wieder mit anderen Dingen als seinen Recherchen um die Götter zu beschäftigen? Mit seinen Aufgaben für die Gilde Crimson Sphynx? Es war ein ziemlich guter Schritt, oder? Und selbst wenn Charon nur zum Questboard gehen wollte, um sich und der Welt zu beweisen, dass Lian nicht mehr als ein verdammter Lügner war und er dem Questboard gar nicht so lange ferngeblieben war, dann war das auch okay. Ob Amy Crest noch dort war? Immerhin hatte Lian ihre Botschaft bisher noch gar nicht überbracht, obwohl er sie als Vorwand genommen hatte, um Zutritt zu Charons Wohnung zu bekommen. Der 19-Jährige stellte das geleerte Wasserglas zurück auf den Tisch (in irgendeine Lücke zwischen den Zeichnungen und Skizzen) und stand danach seinerseits auf. „Oh, natürlich. Ist ja nicht so, dass ich gerade erst von dort gekommen bin“, antwortete er Charon mit einem Grinsen, ging zur Tür und hielt sie dem anderen Magier wie ein Gentleman auf. „Nach dir.“ Ein bisschen gespannt war er schon, wie dieser Besuch beim Questboard ausgehen würde und er nahm sich vor, den Finsternismagier genau zu beobachten. Worte alleine reichten nicht, um ihn zu überzeugen. Es war das Beste, wenn Charon es mit eigenen Augen sah - den miserablen Zustand, in dem sich das Questboard derzeit befand. Aber Moment, es war nicht nur das Questboard, das sich in einem miserablen Zustand befand, wie Lian nochmal auffiel, als der Ältere auf ihn zuschritt. Sollte er ihn darauf aufmerksam machen? War Charon soweit? Lian wusste, wie enorm wichtig dem Finsternismagier im Normalfall sein Aussehen und das Auftreten vor anderen Leuten war. Sein Aussehen, das derzeit ziemlich zu wünschen übrigließ. Interessanterweise fühlte sich der 19-Jährige fast schon verantwortlich, Charon in seinem aktuellen Zustand zumindest darauf aufmerksam zu machen, damit er die Chance hatte, für alle anderen Leute wieder zu dem Dargin zu werden, der er eigentlich doch war. Lian lehnte also die Tür wieder an und deutete stattdessen auf einen naheliegenden Spiegel. „Allerdings bezweifle ich, dass du dich so deinen Gildenkollegen zeigen möchtest.“ Er grinste und zuckte gleichzeitig mit den Schultern. „Ich denke, das Questboard kann auch noch ein paar Minuten warten.“

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer EmptyMo 8 Nov 2021 - 23:34

„Das war er...“ Charon seufzte, als Lian das Thema Geld zur Sprache brachte. Warum sollte er jetzt noch lügen? Ja, selbst der Gott der Finanzen hatte mehr von ihm erwartet. „Dafür fand er die Klamotten, die er mir geraubt hat, ganz entzückend...“ Auch wenn der Dargin die Tür zur Göttlichkeit für sich geöffnet hatte, fühlte sich die Begegnung im Netto immer noch wie ein Verlust an. Aber es war zu spät, die Zeit zurückzudrehen, also war es an ihm, das Beste aus der Gabe zu machen, die er gestohlen hatte. „Aber es sei, wie es sei. Mit der Macht, die ich ihm genommen habe, hole ich es mir doppelt und dreifach zurück. Gerade in deinem Metier wäre es sicher nicht schädlich, Wertsachen aller Art ausmachen zu können.“
Lian für seinen Teil blieb natürlich salopp und frech wie immer, was Charon, zugegeben, schätzte. Immerhin wusste er, woran er an dem Jüngeren war, und das zu jeder Zeit. Wenn er das nur über jeden sagen könnte. „Du hast das Thema aufgeworfen. Dass du den Weg zweimal gehst, hast du allein dir selbst zu verdanken“, grinste der Dargin zurück und wollte schon aus der Tür hinaus schreiten, als der Schütze ihn dazu brachte, inne zu halten.

Was sagte er da?

Charons Blick fiel an seinem Körper hinab, betrachtete seine Form, seine Kleidung. Sie wirkte zerknittert, nicht gerade gepflegt. Die Strähnen seines Haares, die vor seine Brust fielen, sahen nicht besser aus. Irritiert blinzelte der Magier. „Sehe ich... wirklich so verkommen aus?“, fragte er in den Raum hinein und war sich selbst nicht ganz sicher, ob er Lian oder sich selbst fragte. „Du hast Recht. So geht das nicht. Warte bitte einen kurzen Moment.“ Entschlossen wandte sich der Dargin um, schritt durch den Raum hindurch in den kleinen Küchenbereich, um die dort eingebettet Tür zu nehmen, die ins Bad führte. Wie hatte er sich nur so gehen lassen können? Beinahe wäre er in einem so verwerflichen, so imperfekten Zustand unter Leute getreten! Mit einem Knall fiel die Tür hinter ihm zu, und Lian durfte nun seinen kurzen Moment allein verbringen.
Der kurze Moment war allerdings ziemlich lang. Man konnte hören, wie die Dusche ansprang, und zwischen zwei Ladungen Shampoo, einem ordentlichen Duschöl und einem passenden Duftstoff dauerte es eine ganze Weile, ehe das laufende Wasser wieder verstummte. Man sollte meinen, dass es danach recht schnell gehen würde, doch das war ein Fehlschluss. Mit zwei Bürsten und einem Föhn – einem magietechnischen Artefakt, das ein grünes und ein rotes Lacrima zur Erzeugung warmen Windes nutzte – bewaffnet machte sich der Dargin daran, seine lange Haarpracht zu zähmen, zu pflegen, zu bürsten und schlussendlich mit zwei unterschiedlichen Gelen zu versehen, die dabei halfen, seine fluffigen, voluminösen Eigenschaften hervorzuheben. Jetzt glänzte es wieder richtig! Im Vergleich dazu ging das Auftragen des Make-ups sogar recht schnell.
„So, damit wäre das erledigt...“, murmelte Charon, während er aus dem Bad herausschritt. Seinen Körper hatte er in ein Handtuch gehüllt, denn die knittrige Kleidung von zuvor würde er nicht noch einmal anlegen. Es war nicht so, als würde Lian jetzt allzu viel mehr sehen als bei der Übernachtung damals. Den kraftvollen Körperbau des Weißschopfes hatte er bereits bestaunen dürfen. Umsichtig legte der Dargin seine nun sorgsam zusammengelegten Kleidungsstücke auf seinem Bett ab und lächelte dem Brünetten zu. „Ich wasche sie dann später. Unnötig warten lassen würde ich dich nur ungern.“ Schnellen Schrittes stand er vor seinem Schrank, wählte die richtigen Klamotten aus, ehe er auch schon wieder im Bad verschwand und sich ordentlich herrichtete. Zehn Minuten später stand er dann auch tatsächlich wieder vor seinem Freund, fuhr sich mit einem charmanten Lächeln durch die Haare, während er sich leicht streckte und ordentlich posierte. „Na? Wie sehe ich aus?“ Perfekt, mit Sicherheit, wie es sich gehörte. Glänzend und edel. Wie Charon Dargin eben.

Gemeinsam verließen die beiden jungen Herren das Zimmer. Der Finsternismagier achtete darauf, hinter sich abzuschließen, ehe er sich umwandte und an Lians Seite den Gang entlang Richtung Treppe ging. Zeit, hinab zum Questboard zu gehen. „Ach ja, eine Sache müsstest du mir noch erklären“, bemerkte er noch, warf seinem Freund einen ernsten Blick zu. „Warum genau ist das Oberteil, das du mir zurückgebracht hast, voller Tierfell?“

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
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Okay, irgendwie war das schon lustig. Es war nicht so, dass es das erste Mal am heutigen Tag war, dass Lian seinen Freund auf sein Aussehen aufmerksam machte. Um es ganz genau zu nehmen: Es waren so ziemlich die ersten Worte gewesen, die der Falls an den Hellhaarigen gerichtet hatte, direkt nachdem dieser seine Wohnungstür geöffnet hatte. Offensichtlich war die Bedeutung der Worte in keiner Weise zum Dargin durchgedrungen. Der Bogenschütze nahm es mal als ein gutes Zeichen und eine positive Entwicklung, dass der Finsternismagier wieder soweit bei Sinnen war, dass er den Hinweis mittlerweile ernst genug nahm, um in den Spiegel zu blicken. Der 19-Jährige antwortete nicht direkt auf die Frage seines Freundes, denn es war mehr ein Selbstgespräch gewesen, das Charon vor dem Spiegel führte. Und dann, am Ende, wandte der Kollege sich um und flüchtete förmlich ins Badezimmer.

Lian blieb alleine zurück. Und… durfte warten.

Und wie er wartete! Unglaublich! Am Anfang hatte der Falls sich die Zeit noch vertreiben können, indem er sich die verschiedenen Skizzen, die der Dargin im Raum verteilt hatte, genauer ansah. Muskulöse Männerkörper, diverse Waffen und sogar Outfits waren detailgenau zu Papier gebracht worden. Schön anzusehen, keine Frage, aber inhaltlich konnte Lian nicht allzu viel damit anfangen, dafür war ihm die Welt der Götter und Sagen zu unbekannt. Irgendwann war der Illusionsmagier dazu übergegangen, die Einbände einiger Bücher zu überfliegen, die sich in den Regalen, auf den Tischen und teilweise auf dem Boden der kleinen Wohnung stapelten und hatte hier und dort in einige Ausgaben hineingelesen. Auch die wunderschöne Aussicht aus dem Fenster hatte der Magier genossen und dabei beiläufig festgestellt, dass die Aussicht sich kaum von der aus seinen eigenen vier Wänden unterschied. Wenn man dazu bedachte, dass der Falls nur ein Stockwerk im Gildenpalast hatte höher gehen müssen, könnte man fast vermuten, dass die Wohnungen von Charon und ihm fast direkt übereinander liegen mussten… was ein Zufall! Irgendwann hatte sich der 19-Jährige auf dem Bett von Charon niedergelassen, eine Weile dämlich herumgesessen und sich schlussendlich rücklings auf die weiche Matratze fallenlassen. Die hellgrünen Augen starrten unschlüssig an die helle Decke und er stöhnte. Das war ja schlimmer als mit Gin! Die Schwarzhaarige hatte gefühlt Ewigkeiten damit verbringen können, sich besonders hübsch zu machen, aber im Vergleich zu Charon war sogar die Du Bellay richtig flott gewesen. Für Lian, der kaum mehr als drei Sekunden über sein Aussehen nachdachte und entsprechend wenig Zeit hineininvestierte, war es vollkommen unverständlich, wie man so viel Zeit im Bad verbringen konnte. Er schloss die Augen und merkte gar nicht, wie er langsam eindöste… und erst wieder erschrocken hochfuhr, als sich die Badezimmertür nach Ewigkeiten endlich ein weiteres Mal öffnete!

Lian rappelte sich in eine sitzende Position und blinzelte, als Charon nur mit einem Handtuch bekleidet direkt auf ihn zutrat und seinen - vor allem im Vergleich mit ihm - ziemlich breiten Körperbau präsentierte. Zugegeben... das war etwas, womit Lian nicht mithalten konnte. Oh und natürlich war er noch nicht fertig! Der Kollege legte seine alten Klamotten auf dem Bett ab, ging dann weiter zu seinem Schrank und suchte sich ein neues Outfit heraus. Er… wollte Lian nicht unnötig warten lassen? Die Augenbrauen huschten nach oben und der Bogenschütze grinste ungläubig. „Ja, du wärest sicher der Letzte, der mich unnötig warten lassen würde“, kommentierte er, wenngleich dem Dargin eine Antwort nicht besonders wichtig gewesen war. Wenige Sekunden später war die Tür zum Badezimmer erneut geschlossen worden und es dauerte noch zehn weitere Minuten, bis Charon endlich (!) fertig angezogen und zurechtgemacht wieder auftauchte. Meine Güte, es fühlte sich so an, als würde bald die Sonne untergehen, so lange, wie Lian gewartet hatte. Während er selbst von seinem Platz aufstand, posierte Charon in der ihm typischen Art und Weise. Als er zum Schluss fragte, wie er aussah, kam der Falls nicht umhin, zu lachen und die Hände ergeben anzuheben. „Wunderbar, Charon. Ganz wunderbar“, stimmte er ihm belustigt zu. Nicht, dass er davon ausging, dass der Dargin irgendein anderes Urteil zugelassen hätte. Ganz offensichtlich war der Ältere auf dem Wege der Besserung.

Gemeinsam machten sie sich dann – endlich – auf den Weg zum Questboard. Zuerst hatten sich beide Magier gar nicht viel zu sagen, bevor die Stimme von Charon erneut ertönte. Lian rechnete damit, dass er noch etwas über sein Aussehen, vielleicht über Götter, ganz vielleicht auch über Amy Crest loswerden wollte… und öffnete dann den Mund einen Spalt breit, als er in die ernst dreinblickenden Augen seines Freundes sah. Warum… warum sein Oberteil voller Tierfell gewesen war? Der Falls war überzeugt gewesen, dass es Charon in seinem desaströsen Zustand gar nicht aufgefallen war und es war ein Detail, das er selbst über die Dauer ihres Treffens schon wieder ganz verdrängt hatte. Jetzt so unerwartet darauf angesprochen zu werden, traf Lian auf dem vollkommen falschen Fuß. Die beste Lüge… war die Wahrheit? Zumindest in Teilen. „Oh“, lachte der 19-Jährige auf und rieb sich über den Hinterkopf, zuckte mit den Schultern. „Sorry. Ich hatte letztens Besuch von einem guten Freund aus der Gilde Satyrs Cornucopia. Rownan? Keine Ahnung, ob du ihn mal getroffen hast. War ein ganz lustiger Abend, haben ein bisschen zusammen getrunken“, gab Lian unumwunden zu und grinste schuldbewusst. Dass er in letzter Zeit mit seinem Alkoholkonsum übertrieben hatte, hatte der Falls im Gespräch mit Charon ja bereits angedeutet. Wahrscheinlich war es nicht der Alkohol, den der Finsternismagier nicht glauben könnte, sondern vielmehr die Behauptung, dass Lian Falls noch andere Freunde haben wollte. Angeblich. „Er saß auf dem Stuhl, über den ich dein Shirt gehängt hatte. Rownan ist ein Lupine und hatte scheinbar sein Fell nicht ganz unter Kontrolle.“ Und gedanklich ergänzte Lian: Sorry, Rownan. Denn der 19-Jährige wusste, wie außerordentlich akribisch der Hybride sein Fell pflegte und bürstete, damit es eben nicht einfach so in der Gegend herumflog oder hängenblieb. Aber es war eine naheliegende Geschichte, oder? Und nicht einmal richtig gelogen. Am Ende zuckte er mit den Schultern. „Ich kann dir gerne eine Fusselrolle besorgen“, bat Lian an, großzügig wie er war. Die Dinger waren echt praktisch, wie er mittlerweile selbst festgestellt hatte!

Das Gespräch der beiden Magier fand ein Ende, als sie die Eingangshalle des Gildenpalastes betraten. Den Ort, an dem auch das Questboard zu finden war, um das sich Charon als einer der Beauftragten im Normalfall kümmerte. Zumindest auf den ersten Blick konnte Lian nicht sagen, dass die gleichen Leute anwesend waren wie vorhin, vor allem Amy Crest konnte er auf Anhieb nicht erblicken. Was nicht hieß, dass die junge Frau nicht um irgendeine Ecke lauerte und jeden Moment auftauchen würde. Immerhin wollte sie eine Quest ausführen und war ziemlich unzufrieden darüber gewesen, in welchem Zustand das Board sich befand. So… wie viele andere Gildenmitglieder auch. Charon würde es sofort auffallen: Es waren kaum Aufträge, die ausgehängt worden waren. Und die wenigen, die man finden konnte, waren teils ziemlich suspekt oder so schlecht aufbereitet, dass man überhaupt nicht alle Informationen herauslesen konnte, die man benötigte. Zusammengefasst: Es fehlte jemand, der sich verantwortlich dafür fühlte, hier für Ordnung zu sorgen. Es fehlte… Charon Dargin?

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
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Nach einer kurzen Bestätigung der schwer zu leugnenden Tatsache, dass Charon – mal wieder – absolut großartig aussah, ging es auch schon auf den Weg zum Questboard. Der Dargin hatte nur noch eine Frage zu klären, die Lian offenbar kalt erwischte. Wenn es um seine Kleidung ging, hatte Charon Dargin einen sehrscharfen Blick, und auch, wenn er in seinem verwirrten Zustand von zuvor nicht in der Stimmung gewesen war, sich Gedanken um seine Kleidung zu machen, waren ihm die Haare aufgefallen. Sonst hätte selbst diese Version von ihm es vermutlich nicht übers Herz gebracht, ein teures Oberteil so achtlos beiseite zu werfen. Nun, vielleicht doch. Er war wirklich nicht in einer Stimmung gewesen, um sich darüber zu viele Gedanken zu machen. Lian hatte ihn allerdings sehr effektiv wieder an den Teil seiner Persönlichkeit erinnert, der sein Aussehen mehr als wichtig nahm. Mit der Antwort auf seine Frage hätte er aber nicht rennen können.
„Moment... Hast du wirklich andere Freunde?“
Aus großen Augen sah der Dargin Lian an. Seinen Kumpel, seinen Partner, seinen Freund. Seinen. Es war überraschend genug gewesen, dass er noch Rin kannte. Als er damals behauptet hatte, er hätte noch andere Freunde, hatten sie beide gelacht. Es war einfach so... unendlich unglaubwürdig. Lian gab sich alle Mühe, das Leben und jede seiner Gaben von sich zu stoßen, sich zu isolieren und niemanden an sich heranzulassen. Versuchte man, nett zu ihm zu sein, ließ er sich zwar drängen, zeigte sich aber widerwillig und wenig sozial. Wie war es möglich, dass jemand wie er tatsächlich noch einen dritten Freund hatte? Charon hatte keine drei Freunde!
„Hm... vielleicht solltest du darauf achten, dass deine Freunde stubenrein sind“, meinte er etwas kühler und schüttelte den Kopf. „Die Fusselrolle nehme ich gerne an.“

Das Questboard war tatsächlich nicht im besten Zustand. Die Zeit war vergangen, wie Lian es gesagt hatte, und die Quests... fehlten. Ein kurzer Blick in das Questbuch zeigte, dass Charon tatsächlich seit Wochen keinen Eintrag mehr vorgenommen hatte. Nicht, dass er die einzige Person war, die mit dem Board arbeitete, aber wenn man ein wenig zurückblickte, konnte man durchaus sehen, dass der Dargin deutlich mehr Beiträge eingetragen hatte als seine Kollegen. Er genoss es, mit Leuten zu verhandeln, ihnen hohe Preise aus den Rippen zu leiern und ihnen vorzusäuseln, wie toll seine Gilde war. Er war dazu geboren, eiskalt und ohne jede Zurückhaltung die Dienste von Crimson Sphynx anzubieten, selbst wenn es in der Nähe des Zielortes andere großen Gilden gab oder wenn es eine Aufgabe war, für die man wirklich keine Magier brauchte. Sowohl die Dankbarkeit als auch das Geld aller Menschen, die Hilfe suchten, sollte seinen Weg zu Crimson Sphynx und nach Möglichkeit direkt in Charon Dargins Taschen finden. Entsprechend enthusiastisch hatte er diese Arbeit auch erfüllt. Seine Kollegen hatten sich wohl etwas zu sehr daran gewöhnt. „Nutzloses Pack...“, murmelte er vor sich hin, jetzt, wo gerade nur Lian in Hörweite war. Mit einem Seufzen schüttelte er den Kopf. Nein, so konnte das wirklich nicht bleiben. „Da sieht man mal wieder, wer das wertvollste Mitglied dieser Gilde ist... dann wollen wir mal.“
Selbst ohne eine gewisse Außenwerbung war es nicht möglich, dass keine Aufträge eingegangen waren. Mit Lian an seiner Seite prüfte der Dargin, ob schriftliche Anträge ausgefüllt waren... und tatsächlich, da lagen einige im Kasten. Als Verantwortlicher hatte Charon natürlich einen der Schlüssel und konnte sie aus ihrer Gefangenschaft befreien. „Der angefragte Preis hier ist viel zu niedrig, da frage ich nochmal persönlich nach... Das hier könnte schon erledigt sein, so schwierig ist die Aufgabe nicht, das sollten wir im Voraus klären... Hm, mit denen hier hätte ich gerne persönlich verhandelt, aber ich denke, es ist okay, wenn ich einfach einen Aufschlag um sieben Prozent draufrechne...“ Systematisch ging er die Anträge durch. Bei einem im Besonderen zog er die Augenbrauen zusammen. „Hey, der hier ist vor den letzten Einträgen im Buch datiert!“, meinte er grimmig und sah Lian in die Augen. „Das wollte der Letzte einfach nicht bearbeiten! Was ist das denn bitte für eine Einstellung?“

„Na, sieh mal, wer endlich wieder da ist...“
Mit verschränkten Armen trat Amy Crest wieder in die Eingangshalle der Gilde ein und sah sogleich, dass Charon sich wie gewünscht wieder an die Arbeit gemacht hatte. Als würde das die ganze Zeit, die er sein Gesicht nicht gezeigt hatte, einfach wiedergutmachen. Mit einem Grinsen blickte sie zurück zu ihrer kleinen Entourage. „Mutig, so zu tun, als wäre nix gewesen. Lassen wir ihm das echt durchgehen?“

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
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Nein, es wunderte Lian nicht, dass Charon ernsthaft infrage stellte, dass er noch einen anderen Freund haben wollte. Der Falls war nicht unbedingt… der geselligste Typus Mensch. Und die Liste an Menschen, die ihm an den Kragen wollten war vermutlich deutlich länger als die Liste der Leute, die ihm in irgendeiner Art und Weise wirklich wohlgesinnt waren. Keine Frage, das war etwas, woran der Braunhaarige persönlich sein ganzes Leben mit einem gewissen Eifer und vielleicht sogar mit einer sonst nicht vorhandenen Motivation gearbeitet hatte. Seine Freundschaft zu Rin und Charon war nur entstanden, weil beide Magier ein unvergleichliches Durchhaltevermögen hatten… und sich offensichtlich so wenig darum scherten, ob sie tatsächlich gewollt waren oder nicht, dass sie jeden Abwehrversuch von Lian kaum wahrgenommen hatten. Und naja, aus diesem eher wirren Zustand war mit der Zeit irgendwie eine Freundschaft geworden, die sicherlich nicht ganz normal war, aber dennoch vorhanden. Wenngleich der Falls immer noch nicht wusste, wie genau die beiden Hellhaarigen das eigentlich hinbekommen hatten. Und bei Rownan… da kamen viele Faktoren zusammen. Aber es ließ sich nicht verneinen, dass er auch mit dem Hybriden erst ordentlich aneinandergeraten war und sich danach vor allem durch das Durchhaltevermögen des Lupinen die Beziehung entwickelt hatte, in der sie mittlerweile zueinander standen. Zusammenfassend: Lian nahm es Charon nicht übel, dass er verwundert war. Er selbst war es immerhin auch.

Der Zustand des Questboards gefiel dem Finsternismagier ganz und gar nicht. Es war sogar ganz interessant, Charons unzufrieden gemurmelte Verwünschung zu hören, die er in der Öffentlichkeit so eigentlich nie ausgesprochen hätte. Viel zu sehr war der Ältere daran interessiert, dass alle Gildenmitglieder – und auch sonst alle Personen – positiv von ihm dachten und ihn eher lächelnd und entgegenkommend im Gedächtnis behielten. War es also ein Kompliment, dass der Dargin diese Seite von sich zeigte, während Lian zuhören konnte? Hm, ja, vermutlich sollte er es so werten. Lians Augenbraue huschte skeptisch nach oben, als der Kollege auf die Antragsbox zuschritt und ihn bei der Prüfung kurzerhand mit einband. Hey! Deshalb war der arbeitsscheue Falls nicht mit hergekommen! Natürlich interessierte sich Charon in seinem Eifer nicht dafür, dass sein Freund sich eher widerwillig zeigte und – ebenso ein typisches Verhalten in ihrer Beziehung – war es Lian, der sich am Ende geschlagen gab und nur noch leise murrend die Zettel entgegennahm, die Charon bereits bearbeitet hatte und ihm half, das ganze Chaos, das sich angestaut hatte, systematisch abzuarbeiten. Puh – es war zwar schön zu sehen, dass der Ältere wieder mehr in seinem Element war und seine Fähigkeiten beim Questboard für die Gilde einsetzte, aber die Faszination für diesen Job konnte der Bogenschütze absolut nicht nachvollziehen. So viel Papierkram. So viele Geschreibe. So viel… Zeitaufwand. Lian hielt gerade einen der vielen Questzettel in der Hand, als eine weibliche Stimme in seinem und Charons Rücken ertönte. Eine Stimme, die er heute schon einmal gehört hatte.

Amy Crest.

Mit verschränkten Armen trat die junge Frau in die Eingangshalle des Gildenhauses und hatte auch gleich vier weitere Magier mitgebracht, die ihren Auftritt verstärkten, die sich insgesamt aber eher im Hintergrund hielten. Lian wandte sich um und runzelte die Stirn, als er die Worte hörte, die Amy Crest zum Besten gab. Meinte sie das ernst? Wie alt waren sie, vierzehn? Der Falls mied den Kontakt zu anderen Magiern der Gilde Crimson Sphynx, unter anderem deshalb, weil er wirklich kein Teil von diesen Spielchen sein wollte. Das hatte er schon früher nicht leiden können. „Als wäre die Arbeit nicht schon nervig genug…“, murrte der Falls vor sich hin, gab sich aber – zugegeben – auch nicht wirklich Mühe, seine Stimme genug zu dämpfen, dass die junge Frau es nicht hören konnte. Zwar warf sie einen kurzen, tödlichen Blick in Richtung des Falls, aber scheinbar war er nicht das Ziel ihres Ärgers. Nein… ihren Ärger hatte eine ganz andere Person verursacht. Eine Person, die sich bisher nicht einmal zu ihr umgewandt hatte – wie dreist war Charon Dargin eigentlich?! “Eh, Charon, du miese Ratte! Du lässt jetzt lieber schleunigst zwei anständige Quests für meine Freunde und mich rüberwachsen oder es gibt eine direkte Meldung an den Gildenleiter, der sicherlich sehr interessiert daran ist, dass Charon Dargin sich wochenlang in seiner Wohnung verkriecht, anstatt seine Aufgaben ordentlich zu erledigen. Na, was hat dich bekümmert? Herzschmerz? Oh, mein Beileid~ Amy spuckte dem Finsternismagier die Worte förmlich vor die Füße. Waren das wirklich Beschwerden, die sich sein Onkel anhören musste? Obwohl er und Aram nicht unbedingt auf einer Wellenlänge waren, hatte Lian fast Mitleid mit ihm, dass er sich mit solchen Differenzen zwischen Magierinnen und Magiern auseinandersetzen musste… Puh. Der Falls blickte zu seinem Freund, denn ehrlich gesagt hatte er kein Interesse daran, sich hier wirklich einzumischen, solange es nicht zwingend notwendig war. Und wenn er eines am eigenen Leibe bereits zu spüren bekommen hatte, dann jenes, dass der Finsternismagier sehr gut für sich alleine sorgen konnte.

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer EmptyMo 15 Nov 2021 - 22:48

Ah, die Neider... In dieser Welt, in der Perfektion nicht mehr als eine Illusion war, konnten jene, die nicht einmal zu träumen wagen durften, sie je zu erreichen, nicht mehr tun als ihren Zorn an allen auszulassen, die so viel näher am Wort „perfekt“ standen als sie. Natürlich gab es auf der Welt nur einen einzigen Menschen, der alle Voraussetzungen erfüllte, um diesen unmenschlichen Standard zu erreichen. Perfekt... war nur Charon. Der transzendente Stoiker, der Gott unter den Menschen, jener, der über Allem stand und unbeteiligt dabei zusah, wie sie sich mit ihren scharfen Zungen ein frühes Grab gruben. Dementsprechend musste er nur schmunzeln, als er die Worte dieser erbärmlichen Frau hinter seinem Rücken hörte. War sie wichtiger als seine Arbeit? Natürlich nicht. Ungestört fuhr er fort, ignorierte geflissentlich, was sie ihm an den Kopf warf... bis sie darum bat, dass er ihr zwei Quests aushändigte.

„... zwei Quests, kommen sofort“, meinte er freundlich und drehte sich zu der Crest um, sein übliches, sanftes Lächeln auf den Lippen. Dachte sie, mit solchen Provokationen käme sie weit? Dafür müsste er schon einige Niveaus niedriger liegen. Von seinem hochgelegenen Platz konnte er einen menschlichen Wurm wie sie kaum sehen. „Es freut mich, dass du dir Gedanken um mich machst, aber keine Sorge... Unser werter Gildenmeister weiß bereits, an welcher Forschung ich die letzten Wochen gearbeitet habe. Er hat mir freie Hand gelassen, denn er weiß, welchen Beitrag ich für diese Gilde leiste.“ Ohne einen Moment des Zögerns, ohne unfreundlich oder überheblich zu klingen, ohne jedes Zeichen von Zorn oder Boshaftigkeit zu zeigen, reichte das Weißhaar seinem Gegenüber einen zusammengerollten Zettel. „Hier, bittesehr. Die beste Quest, extra für dich.“ „Wird auch Zeit“, grummelte die verstimmte Magierin, während sie ihm unsanft den Zettel aus der Hand riss und aufrollte, um zu lesen, was darauf stand. Es dauerte nicht lange, bis sich der Zorn über ihr Gesicht zog. Mit einem schnellen Schritt trat sie auf ihn zu und packte unsanft seinen Kragen, zog ihn näher zu sich, bis ihre Nasen unweit voneinander entfernt waren und seine ruhigen Augen dazu gezwungen waren, sie direkt anzusehen.

„... Stimmt etwas nicht?“, fragte Charon ruhig, seine Stimme weich wie Schnee, während er eine Hand an den Arm legte, mit dem sie ihn festhielt. Ihr rechter Arm, wohlgemerkt – der fleischliche. In seinem weiten Ärmel war die Verwandlung, die er erfuhr, kaum zu bemerken, nur an seinen Fingern konnte man es wirklich merken, die etwas länger wurden, etwas schlanker... Allgemein femininer. Dafür hatte sie aber wohl gerade keine Augen.
„Was willst du mir mit der Quest sagen, hm?“, zischte sie, so bedrohlich sie konnte. Man sah ihr die Wildnis einer ehemaligen Banditin wirklich an. „Was meinst du? Du hast nach einer angemessenen Quest gefragt, nicht wahr? Ich denke, für dich ist das die passendste Quest, die wir haben.“ „Passend? Du meinst, mutierte Ratten auf ner Müllhalde jagen passt zu mir?“
Es wirkte, als wollte sie ihrem Ärger Freiraum schaffen, doch allzu viel Gelegenheit hatte sie dafür nicht. Mit einem erschrockenen „Hey!“, zog sie ihren Arm zurück und schüttelte ihn, als ihr Ärmel plötzlich Feuer fing. Charon, langsam einen Schritt zurücktretend, hob entschuldigend die Hände. „Ah, verzeih mir. Da habe ich wohl nicht ordentlich aufgepasst.“ Die filigranen Finger seiner linken Hand winkten ihr, während sich eine tiefe Röte an seiner brennend heißen Handfläche zeigte. „So ein Glück, dass ich nicht versehentlich den anderen Arm erwischt habe. Wertloses Altmetall verbiegt sich so schnell unter den göttlichen Flammen der Hestia...“

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer EmptyDo 18 Nov 2021 - 21:08

Charon ließ Lian ein bisschen sprachlos der Szenerie beiwohnen, die sich vor seinen Augen abspielte. Zuerst war es die übliche und gut bekannte Art des Dargin, mit der er den angreifenden Tonfall von Amy Crest abwickelte. Ohne beleidigende Worte zu nutzen, schaffte er es, in einem kackfreundlichen Tonfall die junge Frau zwischen den Zeilen herabzuwürdigen, ohne dass man Charon im Nachhinein wirklich nachweisen konnte, dass er genau das getan hatte. Das war reine Interpretationssache. Aber es war nicht diese Art, die dafür sorgte, dass der Falls überrascht den Mund einen Spalt breit öffnete und seine hellgrünen Augen ein Stückchen größer wurden. Es war die Interaktion zwischen Charon und der Crest, direkt nachdem diese eine Quest ausgehändigt bekommen hatte. Die Dame ging auf den Finsternismagier los, packte ihn am Kragen und zog ihn mit hochrotem Kopf näher an sich, sodass Lian schon fast befürchtete, sie würde seinem Freund gleich eine heftige Kopfnuss verpassen. Aber Moment, da war etwas anderes. Der Bogenschütze war eine recht aufmerksame Person, weshalb ihm die Veränderung von Charons Hand sofort auffiel. Seine Finger wurden länger und schmaler, was genau das zu bedeuten hatte, konnte der 19-Jährige ad hoc allerdings nicht sagen. Das Einzige, was er sicher wusste: Der Dargin plante etwas. Und das könnte ziemlich lustig werden Ehe Amy ihren verbalen Angriff in einen körperlichen verwandeln konnte, schrie sie plötzlich erschrocken auf. Sie sprang zurück, sodass jeder sehen konnte, dass an der Stelle, an der Charon eben noch seine Hand gehalten hatte, ein kleines Feuer entfacht worden war. Amy Crest war damit beschäftigt, ihren Arm zu retten, während der Dargin es sich nicht nehmen ließ, sie noch ein wenig mehr zu verhöhnen und ihr mit seiner verwandelten, filigranen Hand zuzuwinken.

Charon war wirklich in Bestform.

Es war eine kurze, entsetzte Stille, die sich über alle Anwesenden legte… unterbrochen von dem anerkennenden Pfeifen, das sich Lian einfach nicht hatte verkneifen können. Sofort blickte Amy Crest zu dem Bogenschützen, doch sie musste einsehen, dass sie nach dieser Zurechtweisung durch den Finsternismagier für den Moment jegliche Autorität, die sie vielleicht glaubte, zu haben, verloren hatte. So hatte auch der Falls trotz eines tödlichen Blickes, der ihm zugeworfen wurde, nicht mehr als ein schmales Grinsen für die junge Frau übrig. “Tzz“, fauchte sie in Richtung beider Männer, sah aber schlussendlich zu Charon, als sie fortfuhr: “Das kriegst du zurück, Charon Dargin. Wart’s nur ab…“, knurrte sie ihm entgegen, drehte sich dann allerdings tatsächlich zu ihrem Gefolge um und marschierte schnurstracks durch deren Mitte hindurch, um die Eingangshalle zu verlassen. Erst mit Verzögerung folgten ihr die anderen Magier, sodass Charon und Lian am Ende wieder unter sich waren. Der 19-Jährige streifte seinen Freund mit einem Seitenblick. „Die Schlacht hast du gewonnen, aber der Krieg geht wohl weiter“, ließ er ihn wissen und schmunzelte amüsiert. Was auch immer es war, was ausgerechnet Amy Crest und Charon miteinander hatten, die Antipathie schien tief verwurzelt zu sein. „Du musst mir unbedingt erzählen, was es mit Amy Crest und dir auf sich hat. Da gibt es doch sicherlich eine längere Geschichte“, ergänzte er daher nach einer kurzen Pause und musterte den Dargin aufmerksam. Naja, für den Moment waren sie die junge Frau losgeworden, worüber Lian mehr als froh war. Er wandte sich wieder den Questzetteln zu, die ihm zuletzt gereicht worden waren und erledigte geflissentlich die Aufgaben, die Charon ihm gegeben hatte. Vor allen Dingen, um endlich fertig zu werden und von hier verschwinden zu können – das Ende war mittlerweile in Sicht. Es gab aber noch eine andere Sache, die Lian interessierte. Vielleicht auch verwunderte. „War deine Forschung wirklich mit dem Gildenmeister abgestimmt?“, fragte er, ohne von seiner Arbeit aufzublicken. Wenn ja, dann war Lian ziemlich entsetzt darüber, dass seinem Onkel nicht einmal aufgefallen war, in welch miserablen Zustand sich Charon befunden hatte. Ob es ihn einfach nicht interessiert hatte? Oder hatte er es sogar ganz bewusst in Kauf genommen? Lian kannte seinen Onkel zu wenig, um zu wissen, was in seinem Kopf vor sich ging. Er war jedenfalls ganz froh, dass Charon wieder zu seinem alten Selbst zurückgefunden hatte.

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer EmptyDi 23 Nov 2021 - 23:27

„Ich freue mich schon“, winkte Charon Amy, als diese sich verzog und ihm eine Rückzahlung androhte. Als stünden die beiden auch nur ansatzweise auf der gleichen Stufe... Manche Leute nahmen sich wirklich wichtiger, als dass es ihnen guttun würde. Glücklicherweise gehörte er nicht dazu. Er war wundervoll reflektiert und bescheiden.
Lian schien ja ziemlich begeistert von dem kleinen Schlagaustausch... und wie es aussah, war seine Beobachtungsgabe scharf wie immer. Mit einem geheimnistuerischen Lächeln blickte der Dargin ihn an. „Ich und Amy? Kann es sein, dass deine Fantasie mit dir durchgeht?“, meinte er ruhig, das Thema nicht weiter vertiefend. Gäbe es, rein hypothetisch, eine solche Geschichte, wäre hier und jetzt sicher nicht die Zeit, sie aufzurollen. Dennoch konnte er schlussendlich nicht anders als zu lachen. Zu amüsant war der Anblick dieser unsäglichen Frau gewesen, wie sie den Schweif einzog und floh. „Ahaha... Ich kann nicht glauben, dass du ernsthaft gepfiffen hast. Du bist wahrlich furchtlos, Lian!“ Fröhlich klopfte er dem Schützen auf die Schulter. Die Situation hatte Charons Stimmung sichtlich gehoben.

„Natürlich weiß Meister Aram von meiner Forschung... zum Teil“, meinte der Magier wieder ein Stück ruhiger auf Lians nächste Frage hin, während er die Zettel wieder aufhob, die er vor der Konfrontation hatte ablegen müssen. „Wie du weißt, handle ich immer im Sinne der Gilde. Ich habe in letzter Zeit diverse Reisen unternommen, bevor ich mich mit den Zeichnungen und der tieferen Recherche befasst habe. Über jede davon war unser Gildenmeister informiert, inklusive einer... ungefähr gehaltenen Beschreibung meiner Ziele.“ So richtig wusste Aram Falls vermutlich nicht, was Charon so alles getan hatte, genauso wenig wie er ahnen sollte, dass der Dargin aktuell daran arbeitete, von Hand göttliche Macht zu erschaffen. Auch seine Forschung der letzten paar Wochen war nicht direkt abgesprochen gewesen, auch wenn ihn das nicht davon abhielt, gegenüber der Crest und ihren Anhängern das Gegenteil zu behaupten. Soweit sie es einschätzen konnten, stand er tatsächlich im direkten Auftrag der Gilde. Abgesehen von Lian gab es wohl kaum jemandem, mit dem er die Wahrheit zu teilen bereit war.
„Ich genieße ein gewisses Vertrauen von Meister Aram... natürlich habe ich hart dafür gearbeitet“, erklärte der Dargin, während er begann, einige der Zettel an das Bord zu hängen. Länger sollte sich niemand darüber beschweren können, dass nicht genügend Quests vorhanden waren. „Natürlich ist es wohl platziertes Vertrauen. Ich mag meine Geheimnisse haben, doch schlussendlich dient Alles, was ich tue, dem Profit der Gilde. Auch wenn ich gelegentlich Wege einschlage, die er wohl eher meiden würde.“ Ein Zettel hier, einer hier... Den dort drüben musste er umhängen, wenn er eine gewisse Ordnung halten wollen. Wer auch immer zuletzt hierdran gearbeitet hatte, hatte sich wohl keine Gedanken darum gemacht, die Quests erst nach Rang, dann nach Verdienst, dann nach Reiseaufwand zu ordnen. Amateure. „Wenn du dich weiterhin gut machst, kann ich gerne mal ein gutes Wort für dich einlegen, Lian, mein Freund. Es würde dir sicher nicht schaden, wenn deine Talente ein wenig Anerkennung erhalten.“ Mit einem sanften Lächeln beendete Charon seine Aufgabe und blickte Lian in die Augen. Ja, er glaubte an den Illusionsmagier, hatte seinen potenziellen Nutzen schon bei ihrem ersten Treffen erkannt. Auch wenn er versuchte, nicht aufzufallen, hatte Lian bereits das Auge einer Person auf sich gezogen, die den Mittelpunkt über Alles liebte – und nicht zögern würde, ihn mit sich dorthin zu ziehen. Wen interessierte es, ob Lian nun zwei oder drei Freunde hatte? Schlussendlich, das stand fest, war Charon derjenige, der ihn im Leben am Weitesten bringen konnte. Auch wenn der Dargin bisher alleine gut klargekommen war, klang es doch verlockend, Seite an Seite zu stehen und sich für die Zukunft einzusetzen – die Zukunft von Crimson Sphynx, die Zukunft von Charon Dargin, und die Zukunft von Lian selbst.
„Wo wir gerade vom Profit der Gilde sprechen...“, meinte der Dargin, während er den Großteil der übrigen Zettel einsteckte. Hier würde er noch ein paar Briefe schreiben oder Gespräche führen müssen, ehe er sie veröffentlichte. Nur eine einzige Questmeldung behielt er noch in der Hand. „Wir werden noch einen Hausbesuch machen müssen, ehe wir hier fertig sind. Der Herr, der diese Quest hier eingereicht hat, ist wohlhabend... aber etwas zu geizig, um die Aufgaben, die er uns aufträgt, ordentlich zu zahlen. Ich habe in der Vergangenheit ein paar seiner Angebote angenommen, in der Hoffnung, dass er ein guter Partner wird, aber schlussendlich machen wir mit ihm Verlustgeschäfte.“ Theatralisch seufzend zuckte der Dargin mit den Schultern und schüttelte den Kopf, ehe er sein Gegenüber entschlossen angrinste.

„Ich denke, wenn wir deine und meine Fähigkeiten vereinen, können wir ein paar Schulden eintreiben... ohne dass er sich auch nur einen Gedanken darum machen muss.“

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer EmptySo 28 Nov 2021 - 20:04

Aram hatte also über Charons Forschungen Bescheid gewusst? Zumindest ungefähr, wie der Hellhaarige es betonte. Lian reimte sich zusammen, was das zu bedeuten hatte und spätestens, als sein Freund erwähnte, ein gewisses Vertrauen von seinem Onkel zu genießen, kam der Bogenschütze zu dem Schluss, dass Aram vermutlich nichts Genaues über die Nachforschungen und entsprechend auch nichts über den leicht labilen Zustand des Dargin gewusst hatte. Mit einem Seitenblick beobachtete er den Finsternismagier, der einen Zettel nach dem anderen ans Questboard hing und ganz vertieft in seine Arbeit wirkte, während er munter vor sich hin plauderte. „Dass du gelegentlich Wege einschlägst, die er vermeiden würde, gehört dann wohl zum Teil deiner Geheimnisse, nehme ich an?“, fragte der Falls interessiert nach und schmunzelte. Zumindest konnte der Braunhaarige sich nicht vorstellen, dass Aram das unterstützen würde… oder etwa doch? Und er tat nur so, dass er der noble, rechtsschaffende Leiter der Gilde Crimson Sphynx war? Es wäre nicht abwegig, wenn man bedachte, dass Aram auch schon Teil der Gilde gewesen war, als diese noch für Angst und Schrecken gesorgt hatte. Eine dunkle Vergangenheit, die Lian damals sogar noch miterlebt hatte – es hatte kaum ein Familientreffen gegeben, in dem Aram nicht irgendwie Thema gewesen war. Sowohl damals, als Verbrecher, aber auch später, als er Gildenleiter geworden war. Ein Grund, warum der Falls sicher war, dass sein Onkel Dreck am Stecken hatte. Als Charon dann auch noch erwähnte, bei Gelegenheit ein gutes Wort für ihn einlegen zu wollen, kam der 19-Jährige nicht umhin, leicht zu lachen und schnell abzuwinken. „Oh, das ist vergebene Mühe. Meine Taten sind nichts, was bei Aram Falls Anklang finden würde.“ Man konnte die Aussage jetzt so deuten, dass der Braunhaarige schlicht zurückhaltend war und auch nicht besonders viel von seinen Talenten hielt – was so grundsätzlich nicht einmal falsch wäre. Tatsächlich spielte er aber vielmehr auf die doch relativ angespannte Beziehung zwischen ihm und seinem Onkel an, genauso wie zum Rest seiner Familie. Es war ganz egal, was Lian tat oder nicht tat, er hatte es seiner Familie nie recht machen können und das würde sich auch in Zukunft nicht ändern. Dass er ein Magier in der Gilde Crimson Sphynx war, war schlussendlich auch mehr aus Zwang heraus entstanden, als daraus, dass Aram oder er selbst von seiner Magie überzeugt gewesen wären. Nein, ein gutes Wort brauchte Charon wirklich nicht für ihn einlegen. Je weniger Aram auf ihn aufmerksam wurde, desto besser war es. Desto entspannter konnte er die Zeit in der Gilde hinter sich bringen. Ein Glück, dass der Bogenschütze in diesem Moment nicht genau wusste, was für Gedankengänge Charon hatte. Wenn er gewusst hätte, dass dieser bereits plante, ihn hinter sich her in irgendeinen Mittelpunkt zu ziehen, hätte er sicherlich sofort Reißaus genommen. Aber so, wie es jetzt war, konnte der Falls sich in wohliger Unwissenheit suhlen und sich lieber mit den Questzetteln beschäftigen, die ihm vom Finsternismagier gereicht wurden.

Deutlich interessierter zeigte sich Lian an dem Themenwechsel, der sich danach auftat. Sein Freund hielt ihm einen Questzettel entgegen, fuchtelte mit diesem durch die Luft und erwähnte, dass sie… einen Hausbesuch machen mussten? Die rechte Augenbraue des 19-Jährigen huschte nach oben, während er gespannt den weiteren Erklärungen des Dargin lauschte. Und das, was er da hörte… oh, das gefiel ihm! Das entschlossene Grinsen, das Charon ihm entgegenwarf, sagte vielmehr als tausend Worte. Und gerade in diesem Augenblick zeigte sich, dass sie beide trotz aller Differenzen, die sie vielleicht hatten, doch irgendwie auf einer Wellenlänge sein konnten. „Was du nicht sagst…“, erwiderte Lian und hob die Mundwinkel zu einem schmalen Grinsen an. „Bei so einem netten Service helfe ich gerne mit. Zum Wohle des Mannes und der Gilde Crimson Sphynx, versteht sich.“ Er trat einen Schritt auf Charon zu, schnappte sich den Zettel, den er in die Höhe gehalten hatte und überflog die Daten. Dabei ging es dem Falls weniger um die Aufgabe, die auf dem Questzettel stand, sondern vielmehr um die Adresse des Auftraggebers. Lian wusste, wenn sein Onkel hiervon erfuhr, könnte er froh sein, wenn er nur aus der Gilde flog. Vermutlich würde ihn ein noch viel schlimmeres Schicksal ereilen. Aber ehrlich, was sollte schiefgehen? Der Falls hatte Ahnung von dem, was sie da vorhatten und außerdem hatte er Charon auf seiner Seite, der sie mit seinen Fähigkeiten sicherlich aus jedem Schlamassel herausziehen könnte. Der ältere Magier hatte genauso wenig Interesse daran, sich erwischen zu lassen, würde es doch seinen guten Ruf in der Gilde besudeln. Tatsächlich war das, wozu Charon Lian gerade verleitete, ein neues Kaliber an Kriminalität. Ja, Lian hatte auch nach seiner Ernennung zum Magier weiterhin unschuldige Personen bestohlen. Aber jetzt und hier suchten sich Charon und er die Adresse eines Mannes von einem Questzettel, der der Gilde Crimson Sphynx gegeben worden war. Sie nutzten also Informationen der Gilde, um... Schulden einzutreiben, wie der Dargin es formuliert hatte. Das könnte gehörigen Ärger geben, wenn es rauskam. „Der gute Herr wohnt ja wirklich in einer noblen Gegend“, schlussfolgerte der Braunhaarige, als er den Straßennamen las. Dann sah er, wieviel Jewels der Auftraggeber bereit war, für seinen Auftrag zu zahlen und lachte leise. „Okay, ich verstehe, was du meinst.“ Wie überaus praktisch, dass Charon mit seiner Magie sofort herausfinden konnte, wo genau der Mann seine Jewels im Hause verstaute. Sie müssten nicht einmal suchen, die größte Herausforderung wäre es, in das Haus einzusteigen und unbemerkt wieder zu verschwinden. Lian war guter Dinge, dass sie das problemlos bewerkstelligen würden. „Also? Wann willst du los?“ Die hellgrünen Augen funkelten entschlossen und er hielt seinem Freund den Zettel wieder entgegen. Das sollte eindeutig genug sein: Er war mit dabei. Es waren wohl solche Aktionen, die die Freundschaft von Charon und Lian brauchte, um zu wachsen und zu gedeihen.

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer EmptyMo 29 Nov 2021 - 0:14

„Exakt. Geheimnisse, die außer dir nie jemand erfahren wird. Geheimnisse, bei deren Offenbarung selbst ich kaum auf Gnade hoffen kann. Ich hoffe, dir ist bewusst, wie viel Vertrauen ich dir mit diesen Worten zeige, Lian.“
Für einen kurzen Moment verloren Charons Worte die Leichtigkeit, mit der er bis eben mit Lian gesprochen hatte, um klar zu zeigen, dass er sich auf dünnes Eis begab. Natürlich war ihnen beiden bewusst, dass auch Charon Dinge über den Schützen wüsste, die diesem schaden würden, aber solange der Dargin ihn nicht direkt ins Gefängnis schickte hatte der Brünette nicht so viel zu verlieren wie das Weißhaar. Zuvor hatte Lian behauptet, er sei nichts Besonderes für Charon. Vielleicht verstand er ja jetzt, dass er mit dieser Annahme falsch lag. Seufzend schüttelte der Finsternismagier den Kopf, als Lian sein Angebot, ihn in ein besseres Licht zu rücken, ablehnte. „Dass du aber auch kein gutes Wort einfach akzeptieren kannst...“
Deutlich schneller wurde Charons nächster Vorschlag akzeptiert, und die Vorfreude, die Lian hier zeigte, zauberte ihm ein Funkeln in die Augen. Ja, jetzt waren die beiden auf einer Wellenlänge. Darauf hatte er gewartet. „Ich würde sagen, wir können uns gleich auf den Weg machen“, grinste Charon zufrieden. Wenn sie nicht mehr in den Hallen der Gilde standen, konnten sie wohl auch ein Stück freier sprechen.

„Also... ich hatte schon ein paar Mal darüber nachgedacht, unsere Verluste auf diese Weise ein wenig auszugleichen, aber im Alleingang habe ich einfach keinen Weg gesehen“, gestand der Dargin mit einem Schulterzucken, während die beiden Magier die Straßen der Stadt entlang gingen. Sie hatten glücklicherweise ein Stück vor sich, bevor es ernst wurde. „Ich war schon des Öfteren bei ihm, um über seine Quests zu sprechen, insofern ist meine Anwesenheit unverdächtig. Dennoch wäre es zu eindeutig, wenn etwas verschwindet, während ich bei ihm bin und er kein Auge auf mich hat – was ohnehin nicht passiert. Herr Heftward ist nicht nur ein Geizkragen, er neigt auch nicht dazu, Anderen besonders großes Vertrauen entgegen zu bringen.“ Ein Seufzen zeigte, wie frustrierend die ganze Sache war. Einen Kunden zu haben war immer gut, aber die Umsätze, die sie mit diesem Mann machten, fühlten sich so gering an, dass es den Arbeitsaufwand kaum wert war. Als jemand, der ein Nagen am Hungertuch vermeiden wollte – auch wenn er es jetzt schon oft tat, um sich statt Lebensmitteln eine neue Flasche Parfüm zu kaufen –, wirkte es, als würden die Handlungen dieses Kunden die Gilde langsam ausbluten lassen. Das konnte nicht akzeptiert werden.
„Darauf zu warten, dass er das Haus verlässt, ist nicht zielführend. Er tut es selten und nie lang, und selbst wenn, rechne ich mit einer Art Alarm. Ein Eindringen wäre nur möglich, wenn er auch Zuhause ist, aber was sollte ihn dann davon abhalten, den Eindringling zu bemerken?“ An diesem Punkt konnte Lian sich vermutlich schon denken, wer Herr Heftward abhalten würde. Die Rollenverteilung war ziemlich offensichtlich. Charon war der einzige, der mit dem Mann persönlich sprechen konnte, ohne dass es verdächtig war. Lian dagegen war der erfahrene Dieb, der natürlich die Aufgabe bekommen würde, in das Haus einzusteigen und die entsprechenden Wertgegenstände zu entwenden. „Ich schaue im Voraus, dass ich dir ungefähr sagen kann, wo die besonders wertvollen Objekte sich befinden. Am Besten entwendest du nichts, was zu schnell auffällt. Wenn er ein paar Tage braucht, um ein Fehlen zu bemerken, wird er es nicht mit meinem Besuch in Verbindung bringen können.“ Immerhin hatte der Mann häufiger Gäste, und bisher gab es trotz mehreren Treffen mit Charon nicht den geringsten Anlass zu glauben, dass dieser etwas Unlauteres tun würden. Bis jetzt war ja nichts weggekommen... Wenn alles nach Plan lief, würde er Lian nicht einmal gesehen haben, ehe der schon wieder verschwunden war. Dafür würde Charon sorgen. So konnten sie sich beide aus der Schusslinie nehmen.
„Was sagst du? Klingt doch nach einem Plan.“

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Zuletzt von Charon am So 12 Dez 2021 - 16:28 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer EmptySo 5 Dez 2021 - 19:05

Während Lian zusammen mit Charon den Gildenpalast verlassen hatte und die Straßen Aloes entlangschritt, dachte er über die letzten Worte nach, die der Hellhaarige geäußert hatte. Der Dargin teilte Geheimnisse mit ihm, die sonst nie jemand erfahren würde? Er hoffte, dass Lian sich über dieses Vertrauen bewusst war? Es war nicht so, dass der Braunhaarige bisher genauer darüber nachgedacht hatte – Charon wusste immerhin auch Dinge von ihm, die besser nicht an die Öffentlichkeit geraten sollten. Vor allen Dingen waren es Dinge, über die Aram Falls niemals informiert werden durfte, denn ein Rausschmiss aus der Gilde Crimson Sphynx wäre in diesem Fall der mildeste Verlauf, den die Dinge dann nehmen könnten. Für Lian war es daher bisher eher so gewesen, dass er sich mit Charon wie in einem Boot sitzend gefühlt hatte, sie sich deshalb ganz gut verstanden und es vielleicht eine Art Nehmen und Geben war. Andererseits, wenn er nun genauer darüber nachdachte: Der Finsternismagier hatte eigentlich nie die Notwendigkeit gehabt, diesen Teil seiner Persönlichkeit mit Lian zu teilen. Und auch den Vorschlag, den er ihm gerade unterbreitet hatte und der Einbruch, auf dessen Weg sie sich gerade befanden – Charon hätte all das nicht anleiern müssen, wenn er nicht gewollt hätte. Mit einem Seitenblick streifte der Bogenschütze seinen Kollegen und grübelte. Ja, vermutlich war das wirklich ein Vertrauensbeweis, der auf Gegenseitigkeit beruhte. Und man könnte hineininterpretieren, dass es Charon vielleicht doch nicht gänzlich egal war, was mit Lian passierte – dass Lian vielleicht doch nicht irgendjemand für Charon war, anders als das, was der junge Mann dem Älteren im Knochental vorgeworfen hatte.

Puh. Solch tiefsinnige Gedanken hinsichtlich ihrer Beziehung passte so gar nicht zu Charon und Lian. Und deshalb war dies auch der Punkt, an dem der Illusionist seine Grübeleien lieber beendete und auf einen anderen, späteren Zeitpunkt vertagte. Charon und er waren keine Personen, die vollkommen offen darüber sprachen, was sie voneinander dachten. Es waren höchstens die Taten, die darauf schließen ließen, was sie voneinander hielten. Das war etwas, woran Lian gerade auch nichts ändern wollte und es war ein Umgang mit dem Hellhaarigen, mit dem er sich ganz wohl fühlte.

„Jemand, der sein Haus nie verlässt und überaus misstrauisch ist. Was wäre das Leben ohne Herausforderungen“, griff der Falls daher lieber ein anderes Thema auf und ging damit auf die Erklärungen und Erzählungen ein, die Charon mit ihm teilte. Der Finsternismagier hatte seine Hausaufgaben gemacht, das musste man ihm lassen. Er wechselte einen Blick mit seinem Freund und hob die Mundwinkel zu einem wissenden Grinsen an. Natürlich verstand Lian, worauf der Dargin hinauswollte. Charon spielte die Ablenkung, während der Dieb ins Haus schlich und Wertgegenstände entwendete. Es war eine Arbeitsteilung, mit der der Braunhaarige gut leben konnte, wenngleich er hoffte, dass der Hellhaarige als Ablenkung besser war als Rin. Zu gut erinnerte sich der Braunhaarige an seine erste Quest für Crimson Sphynx, bei der es auch darum gegangen war, etwas aus einem Arbeitszimmer zu entwenden. Rin hatte die Aufgabe bekommen, als Ablenkung zu fungieren, während Lian das Haus auf den Kopf gestellt hatte. Es war… nicht ganz reibungslos verlaufen. Und es war nur der Illusionsmagie zu verdanken gewesen, dass Lian nicht aufgeflogen war. Nunja, Charon war nicht Rin. Der 19-Jährige ging einfach mal davon aus, dass der Dargin schon ganz genau wusste, wie er Herrn Heftward davon abhalten konnte, in sein Haus zu gehen. Ob es vielleicht Dinge in dem Haus gab, die Charon und Lian bisher nicht erwarteten und die ihrem tollen Plan vielleicht einen Strich durch die Rechnung machen würden? Das würden die beiden Magier wohl erst zu einem späteren Zeitpunkt herausfinden. Also nicht verwunderlich, dass er Charon auf seine letzte Frage mit einem kurzen Nicken und einem seichten Lächeln auf den Lippen antwortete: „Klingt nach einem sehr guten Plan.“

Charon war es, der schließlich in sicherer Entfernung und für Außenstehende verdeckt anhielt und auf eines der Häuser deutete, die in einiger Entfernung standen. Es war, wie Lian erwartet hatte: Ein ziemlich großer Kasten mit vielen Fenstern und sogar einem zusätzlichen Grundstück vor der Eingangstür, der die Straße mit der Eingangstür durch einen geschlängelten Pfad verband. Alle Häuser in dieser Gegend sahen ähnlich groß aus, sodass das Gebäude an sich nicht besonders hervorstach. Dennoch wurde schnell deutlich, dass alle Menschen, die hier lebten, einen gewissen Reichtum besitzen mussten – das, was man hier sah, war nicht zu vergleichen mit den Randbezirken, in denen Lian selbst großgeworden war. Der 19-Jährige glaubte, hinter einem der Fenster eine Bewegung wahrzunehmen, konnte es aus der Entfernung aber nicht mit Sicherheit sagen. Ob das Herr Heftward war? Wenn man Charons Erzählungen glauben durfte, dann war der Mann ja fast immer Zuhause. „Der Typ lebt alleine?“, fragte Lian sicherheitshalber nach, auch wenn er davon ausging, dass der Dargin ihm das bereits erzählt hätte, wenn man eine Lebensgefährtin oder ähnliches erwarten durfte. Die hellgrünen Augen sahen zur Seite. „So, wie ich dich einschätze, hast du schon ausgekundschaftet, von wo aus man am schnellsten ins Haus gelangen kann?“ Eigentlich glaubte er nicht, dass der Finsternismagier bei einem solchen Plan irgendetwas dem Zufall überließ, sollte er allerdings wider Erwarten keinen genauen Plan diesbezüglich gehabt haben, würde Lian eben nach einem eigenen Weg suchen. Und ihn selbstverständlich auch finden. Kurz überlegte der Braunhaarige, bevor er schmunzelte. „Ist ne Weile her, zugegeben. Hoffen wir mal, dass ich nicht eingerostet bin.“ Der Gesichtsausdruck sollte deutlich machen, dass Lian sich darüber nicht wirklich Sorgen machte. Einbrechen war wie Fahrradfahren: Der verlernte man nicht. „Also? Wo genau kann ich ein paar Wertgegenstände finden?“

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer EmptySo 12 Dez 2021 - 19:07

„Er ist in keiner Beziehung, aber es kann sein, dass jemand zum Saubermachen rumschleicht. Nicht unvorsichtig werden“, beantwortete der Dargin Lians Frage, während er zum zweiten Stock des Hauses hinauf blickte. „Wie du reinkommst hängt von dir ab, aber ich geh nicht davon aus, dass die Fenster abgeschlossen sind. Es kann sogar sein, dass eines offen ist. Glaub mir, dieser Mann muss regelmäßig lüften.“ Mit diesen Worten schloss Charon die Augen und fokussierte das göttliche Mana, das mit seinem eigenen Manafluss verwoben war. Die Energie von Merkur, die er sich angeeignet hatte, wie sich Crimson Sphynx gleich die fehlenden Zahlungen des Heftward aneignen würden. Eventuell mit einem kleinen Bonus fürs Einsammeln, der direkt an Lian und Charon ging – das war nur fair. Die Verwandlung spürend, öffnete der Dargin seine nun klaren, blauen Augen, von denen ein sanftes Leuchten ausging, und betrachtete die frisch aufgeleuchteten Punkte, an denen sich die Wertsachen des Hauses befanden. „Nun, dann wollen wir einmal schauen, was es für dich zu holen gibt...“


„Nanu, Herr Dargin! Womit verdiene ich das Vergnügen?“
Mit einem freundlichen Lächeln stand Charon vor der Tür des Mannes, seine Augen zurückgekehrt zu ihrer natürlichen Farbe, während er den Questzettel anhob, den er mitgenommen hatte. „Sie haben vor ein paar Tagen einen Auftrag für unsere Gilde eingereicht“, meinte das Weißhaar mit einem freundlichen Lächeln. „Ich würde gerne mit Ihnen über die Details sprechen. Das kennen Sie ja.“
Der Eintritt war unverdächtig, wie nicht anders zu erwarten. Im Prinzip machte Charon nichts Anderes als sonst auch. Er musste nur darauf achten, den älteren, dicken Mann im Erdgeschoss zu halten, wie er es Lian versichert hatte. Solange sich der Dieb nur oben im ersten Stock aufhielt, gab es daher kein Risiko, entdeckt zu werden, zumindest nicht vom Hausbesitzer selbst. Den hier unten zu behalten sollte nicht allzu schwierig sein, schließlich war er nicht der größte Fan von Treppenstufen. Ein größeres Risiko war die potenzielle Anwesenheit einer Putzkraft. Unauffällig ließ Charon seine Augen durch das Wohnzimmer schweifen, aber auf Anhieb konnte er keinen Hinweis darauf finden, dass sich jemand anders hier befand. Dafür war die Temperatur relativ niedrig, die Chance auf ein offenes Fenster also hoch. Vielleicht hatten sie ja wirklich das bestmögliche Szenario erwischt...
„Bevor wir zur Einstufung und dem Preis der Quest kommen, würde ich gerne einmal auf die Details eingehen. Das Ziel dürfte eindeutig sein, sie wollen die Figur haben, das kann ich nachvollziehen. Ich kann aber noch nicht einschätzen, mit welchen Herausforderungen zu rechnen ist, und denke Allgemein, dass Sie vermutlich noch ein paar mehr Informationen haben, die uns nützlich sein können, um Ihren Auftrag sicher zu erfüllen.“
Genügend Gesprächsthemen hatten sie allemal – schlussendlich war Charon auch einfach sehr gut darin, eine Unterhaltung zu strecken, sei es mit überflüssigen Worten oder langgezogenen, ausschweifenden Metaphern, oder auch mit Rückfragen, die deutlich relevanter klangen, als sie waren. Er war zuversichtlich, dass er Lian alle Zeit kaufen konnte, die er brauchte, solange der Dieb an seinem Ende nichts vermasselte...

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer EmptySo 19 Dez 2021 - 21:40

Lian hatte sich nicht sofort auf den Weg gemacht, sondern sich zuerst hinter einem der Büsche versteckt, die um das Gebäude herumstanden und aus dem sicheren Versteck heraus beobachtet, wie Charon an der Tür des Eigentümers klopfte und diese nach vielleicht einer halben Minute geöffnet wurde. Der Heftward war ein älterer, ziemlich dicklicher Mann, nicht sonderlich hochgewachsen und mit einer auffälligen Brille auf der großen Nase. Lian prägte sich das Bild genaustens ein, schloss dann die Augen, um sich auf die Stimme des Mannes zu konzentrieren. Hm. Okay, das sollte reichen. Der Falls wusste, dass diese kleine Momentaufnahme nicht reichen würde, um im Notfall eine astreine Illusion zu erschaffen, aber es würde ausreichend sein, um über kleinere Fehler hinwegtäuschen zu können. Dann zog der 19-Jährige eine Kapuze über den Kopf – sollte irgendetwas schiefgehen, wäre es unglücklich, wenn man ihn anhand seiner auffälligen Haare im Nachhinein wiedererkennen könnte – und huschte davon. Darauf vertrauend, dass der Dargin seinen Teil der Vereinbarung einhalten und den Hauseigentümer in ein längeres Gespräch verwickeln würde, war es nun an Lian, auch seinen Teil der Aufgabe zu erfüllen.

Auf der Rückseite des Hauses angekommen ließ der junge Mann den Blick seiner hellgrünen Augen über die Fassade wandern. Zuerst auf Höhe des Erdgeschosses, bevor er weiter nach oben blickte. Diverse Fenster ließen ausreichend Licht in das Innere des Gebäudes strömen, allerdings waren sie allesamt geschlossen. Es ging aber nicht nur darum, einen potenziellen Zugang zu finden. Der Falls achtete auch darauf, ob er irgendeine Bewegung im Haus wahrnahm – da Herr Heftward an der Haustür zusammen mit Charon stand, würde eine anderweitige Bewegung auf zusätzliches Personal im Inneren des Hauses hindeuten. Aber nein… nichts bewegte sich. Schließlich blieb Lians Blick an einem der Balkone hängen, an denen er ein gekipptes Fenster ausmachte. Hm – das war ja fast schon eine Einladung an jeden Dieb. Konnte man ihm da überhaupt noch einen Vorwurf machen, wenn er einbrach? Weiter wanderte Lians Blick, um sich einen Weg zum Balkon zu suchen. Eine überdachte Terrasse war dafür doch schonmal ein guter Ausgangspunkt, oder? Die Mundwinkel des jungen Mannes huschten nach oben, als er zur Terrasse schlich und sich in alter Gewohnheit hinaufhievte, ohne dabei unnötige Geräusche zu verursachen. Auf dem Dach hockend, linste er hinüber zum Balkongeländer und schätzte die Entfernung… ja, das sollte er schaffen. Ohne auch nur einen Blick nach unten zu werfen, erhob sich der Falls aus seiner hockenden Position, ging einige Schritte zurück, holte Anlauf und sprang. Ob er keine Sorge hatte, zu stürzen? Nein, tatsächlich nicht, dafür hatte Lian solche Dinge in der Vergangenheit einfach schon viel zu oft getan. Anstatt wie ein unbeholfener Klotz gegen das Geländer zu schmettern, schaffte es der Braunhaarige sehr lautlos, sich mit beiden Händen an den Stangen festzuhalten und den restlichen Schwung in seine herunterbaumelnden Beine zu leiten. Auch wenn man es im Alltag gerne übersah: Lian war ziemlich geschickt. Geschickt genug jedenfalls, um sich leise und unauffällig zu verhalten, wenn er beabsichtigte, irgendwo hineinzuschleichen, wo er eigentlich nichts zu suchen hatte. Fast schon euphorisch fühlte sich der junge Mann, als er sich mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, nach oben zog und über das Geländer hinwegkletterte, um schließlich auf dem Balkon zu landen. Kurz blieb Lian auf dem Boden hocken und lauschte aufmerksam… ja, er hörte immer noch die Stimme von Charon, der irgendetwas von der Quest brabbelte. Zwar konnte der Falls keine genauen Inhalte verstehen, das war aber auch nicht wichtig. Wichtig war, dass das Gespräch zwischen seinem Kollegen und Herrn Heftward nicht unterbrochen worden war. Das hieß, seine Kletteraktion war so unbemerkt und leise vonstattengegangen, wie Lian es beabsichtigt hatte. Der 19-Jährige grinste in sich hinein und fühlte sich das erste Mal seit ziemlich langer Zeit wieder sehr lebendig. Das hier war etwas, das er konnte. Das hier war er, es war sein Metier. Während er sich als Magier miserabel fand, fühlte sich der 19-Jährige hier umso mehr in seinem Element. Einmal ein Dieb, immer ein Dieb. Aber genug ausgeruht, es ging weiter. Lian öffnete die Augen und wollte sich dem gekippten Fenster widmen, doch da stutzte er. Die Tür des Balkons… war die nur angelehnt? Der Falls konnte es nicht fassen. Ernsthaft, dieser Hauseigentümer wollte bestohlen werden, oder? Anders konnte sich der Lockenkopf die Fahrlässigkeit wirklich nicht erklären. Ungläubig den Kopf schüttelnd, schlich er zur Tür, drückte diese ungehindert auf und trat in eine Art Arbeitszimmer ein. Lian war im Haus angekommen.

Und ab dann klappte es auch ziemlich reibungslos. Dank der Fähigkeiten von Charon wusste der Illusionsmagier bereits, wo es für ihn ein paar Schätze einzusammeln gab – der Dargin hatte von einem Schlafzimmer auf der linken Seite des Hauses gesprochen. Diesem Tipp folgend, schlich Lian aus dem Arbeitszimmer in den Flur des ersten Obergeschosses und konnte von hier aus ziemlich deutlich Charons Stimme am Fuße der Treppe hören. Das Gespräch lief also ungestört weiter. Vorsichtig schlich Lian über den hölzernen Boden, darauf bedacht, kein Geräusch durch irgendeinen falschen Schritt zu verursachen und blieb an mehreren Türen stehen, lauschte – ob dahinter irgendein Geräusch zu hören war – und öffnete die Türen dann, um in die Räume dahinter zu linsen. Es brauchte drei Anläufe, bis der Falls endlich das gesuchte Schlafzimmer fand. „Kommode…“, murmelte der 19-Jährige zu sich selbst, wiederholend, was Charon ihm mitgegeben hatte. Hm – in diesem Schlafzimmer gab es mindestens drei Möbelstücke, die auf diese Beschreibung passten. Hätte der Dargin nicht ein bisschen genauer werden können? Naja, es brachte nichts, sich darüber zu ärgern, denn es war wertvolle Zeit die hier verstrich. Und ganz gleich, dass es eine Weile her war – Lian hatte noch immer den Anspruch an sich selbst, Einbrüche in maximal drei Minuten erledigt zu haben. So wurden die Schubladen der Kommoden aufgerissen, schnell geprüft und dann weitergegangen. Ohne auch nur kurz zu zucken, kramte der Falls nicht nur durch Tücher und Schals, sondern auch durch die Unterwäsche eines alten Mannes. Lian schien die Unterwäsche alter Menschen irgendwie anzuziehen… aber es lohnte sich! Er stieß auf eine Schatulle, so wie Charon es auch beschrieben hatte. Der Braunhaarige stellte die Schatulle auf die Kommode, öffnete den Verschluss und konnte das Grinsen einfach nicht verhindern. Im Inneren lagen unzählige Ketten, Uhren und diverser anderer Schmuck, deren Wert mehr als eindeutig war. An Sammelsurium aus Wertgegenständen, bei denen mit Sicherheit nicht so schnell auffallen würde, wenn Einzelne fehlten, solange die Schatulle an sich noch an Ort und Stelle war. Es war schon verlockend… wieviel sie wohl verdienen konnten, wenn er einfach die gesamte Schatulle mitnahm? Und doch – gerade die Gier war es, die schon genügend Diebe den Kopf gekostet hatte. Der Falls war noch inmitten dieses Denkprozesses, als er Schritte aus dem Flur hörte. Schnelle Schritte. Doch eine Angestellte? Fuck, schoss es Lian durch den Kopf, der die Schatulle unter den Arm klemmte, die Kommode schnell schloss und im letzten Moment hinter die aufschwingende Tür des Zimmers springen konnte. Das Holz hielt nur weniger Zentimeter von seiner Nase entfernt an – das war knapp gewesen. Zuerst hatte Lian befürchtet, dass jemand von dem Einbruch Wind bekommen hatte, doch jetzt, wo er aus seiner versteckten Position heraus den Rücken der eintretenden Frau erkannte, stellte sich heraus, dass sie nur zum Putzen hergekommen war? Einen Staubwedel in der Hand haltend, trat die Frau mit dem hochgesteckten, schwarzen Haar auf die Kommode zu, an der Lian vor wenigen Sekunden selbst noch gestanden hatte und wischte über die Oberfläche. Und dann wanderte ihre Hand doch zu den Griffen der Schubladen… Ob sie wusste, dass in einer der Schubladen eine Schatulle lag? Und wie würde sie reagieren, wenn sie die Schatulle dort nicht fand? Der Falls musste etwas unternehmen und zwar schnell. Er hob die Hand an und sammelte sein Mana, um den Zauber Change of direction anzuwenden. Die Angestellte riss sofort den Kopf in die Höhe und schaute in Richtung Tür – hinter der Lian sich natürlich wieder versteckt hatte. Ihre Aufmerksamkeit galt allerdings nicht wirklich der Tür, sondern vielmehr dem Flur dahinter. Was die junge Frau gehört hatte? Einen lauten Knall aus dem Erdgeschoss, als wäre irgendein schwerer Gegenstand umgefallen. Wie erwartet, hastete die Dame los und würde wohl in wenigen Sekunden im Erdgeschoss ankommen, wo Charon noch immer mit dem Auftraggeber sprach. Ganz gleich, dass sich herausstellen würde, dass sich die Frau verhört haben musste – es verschaffte Lian die Zeit, die er brauchte, um die Schatulle zurückzustellen (erleichtert um einzelne Schmuckstücke, versteht sich) und dann genau durch den Weg wieder hinauszugelangen, durch den er zuvor ins Haus gekommen war. Ob er sein Zeitlimit von drei Minuten damit immer noch einhalten würde? Lian war zumindest ziemlich guter Dinge.

@Charon

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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer EmptyMo 27 Dez 2021 - 6:30

„Wir müssten also eigenmächtig herausfinden, ob das Objekt Aloe Town bereits verlassen hat...“, fasste Charon nachdenklich zusammen, ehe sich plötzlich die Treppe hinab eilige Schritte näherten. Leicht verblüfft blickten er und der Hausherr auf, als eine hübsche, wenn auch recht konservativ wirkende Frau mittleren Alters im Outfit eines Hausmädchens auftauchte, um besorgt zu fragen: „Verzeihung, ist etwas passiert? Ich habe hier unten einen Knall gehört.“ „... einen Knall?“ Der Dargin tauschte einen ahnungslosen Blick mit dem Heftward aus, auch wenn es tatsächlich nicht allzu schwer war, zu erahnen, was hier passierte. Nicht, wenn man wusste, dass sich hier im Haus noch ein Illusionsmagier befand, der nicht entdeckt werden wollte. Glücklicherweise war Charon der einzige, der das wusste. „Verzeihung, ich habe nichts dergleichen gehört. Habe ich da etwas verpasst, Herr Heftward?“ „Nein, überhaupt nicht. Es hätte nicht ruhiger sein können.“ Die Überraschung des Mannes wandelte sich in eine leichte Entrüstung, als er die Frau anstarrte und die Stirn runzelte. Es gefiel ihm offenbar gar nicht, dass eine Angestellte von ihm vor Gästen solche Fehler machte. „Hat es einen Grund, dass du unser Gespräch störst, Sorana? Wenn nicht, geh bitte zurück an die Arbeit, bis sie fertig ist. Wir sprechen später in Ruhe!“ „Ah, Moment, Moment! Es gibt keinen Grund zur Aufregung“, meinte Charon mit einem amüsierten Lächeln und hob beschwichtigend die Hände. Er wollte eigentlich nicht unbedingt, dass die Dame sich gleich wieder an die Arbeit machte. Sie war Lian offenbar ein Stück weit in die Quere gekommen, also war es besser, wenn sie eine Weile hier unten blieb. „Bitte, ich fühle mich in keinster Weise gestört. Ganz im Gegenteil! Werte Sorana, die Anwesenheit einer Frau, die sich so elegant und pflichtbewusst durch die Hallen des Hauses bewegt, ist mir eine Freude. Ein Blick genügt, um Ihre vielen Talente zu sehen, auch wenn ihr auditives Bewusstsein nicht dazugehören mag.“ Schmeichelhaft und taktvoll wie immer beruhigte der Dargin ein wenig die Situation, sorgte einerseits dafür, dass sich die Bedienstete nicht ganz so unwohl fühlte – zumindest nicht mehr wegen ihrem Fehler – und dass die Aufmerksamkeit des Hausherren in eine andere Richtung gelenkt wurde. Insofern blickte der Dargin seinem Gesprächspartner in die Augen. „Das erinnert mich an den Tag, an dem Sie uns einen besonders schmackhaften Tee haben brühen lassen. War es nicht Frau Sorana hier, die ihn uns damals aufgetischt hat?“, fragte er mit einem charmanten Lächeln und einem kurzen Nicken. „Wenn ja, dann würde ich mich freuen, wenn sie uns noch einmal Tee zubereiten könnte. Ihr Earl Grey war wahrlich einzigartig!“

Eine ganze Weile und eine Tasse sehr schmackhaften Schwarztees hinter sich verließ Charon mit ein paar freundlichen Grüßen das Haus des Auftraggebers und atmete erleichtert aus, als er das Grundstück hinter sich gelassen hatte. Eine gewisse Anspannung hatte er verspürt, das konnte er nicht leugnen, auch wenn Soranas Tee ihm damit tatsächlich geholfen hatte. Allzu lang hatte sich die Frau damit nicht aufhalten lassen... Dennoch, Lian hatte seine drei Minuten allemal bekommen, um ein paar der Schätze des Hauses zu entwenden. Als Charon die erste Ecke umrundet hatte und damit aus Sichtweise des Heimes geraten war, blickte er sich erst einmal um, suchte nach einem Hinweis auf seinen Partner. In der Zwischenzeit hatte der es doch sicher erfolgreich wieder nach draußen geschafft... und er würde niemals auch die Idee kommen, den Dargin einfach zurück zu lassen, richtig?

@Lian


Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten...
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BeitragThema: Re: Charons Zimmer
Charons Zimmer EmptyDi 4 Jan 2022 - 15:49

Ein einziger Blick genügte, um die vielen Talente der Hausangestellten Sorana zu erkennen? Verdammt, warum konnte Lian das nicht mitbekommen – das war eine Aussage, die ihn sicherlich sehr gut unterhalten hätte und mindestens einen Kommentar im Nachgang wert gewesen wäre. Nein, während Charon die Bedienstete und auch Herrn Heftward sehr geschickt und erfolgreich ablenkte, war das Falls vollauf damit beschäftigt, seinen Part der Aufgabe zu erfüllen und seinen Raubzug zu einem anständigen Ende zu bringen. Da war leider keine Zeit zum Lauschen des Gespräches vorhanden. Kaum dass die Angestellte aus dem Schlafzimmer geflohen und die Treppe hinabgestürzt war, hatte sich der Braunhaarige aus den Schatten des Raumes geschält und war ruhigen Schrittes zur hölzernen Kommode zurückgetreten. Wenn Lian eines konnte, dann sich Bilder genaustens einzuprägen – es gehörte zum Einmaleins von Dieben, aber auch von Illusionisten und Taschenspielern. Daher legte er die Box ganz genau so zurück, wie er sie bei seiner Ankunft in dem Schlafzimmer vorgefunden hatte, drapierte auch die restlichen Utensilien im Schrank wieder so, dass nichts darauf hindeuten sollte, dass eine unbefugte Person anwesend gewesen war und schloss nach einem letzten, prüfenden Blick am Ende das Möbelstück. Danach drehte er sich auf dem Absatz herum und flitzte in den Flur. Von unten erklangen immer noch Stimmen, wobei Charon einen ziemlich großen Redeanteil übernahm. Wenn jemand ahnen konnte, warum die aufgeschreckte Sorana nach unten geeilt war, dann Charon. Und dennoch: Ohne dass eine Absprache notwendig gewesen wäre, erfüllte der Finsternismagier auch hier seine Rolle als Ablenkung in Perfektion und hinderte neben dem Auftraggeber nun auch die Bedienstete daran, gleich wieder ins Obergeschoss zu gelangen. Ein Schmunzeln huschte bei dieser Erkenntnis über die Lippen des Bogenschützen. Charon… war ein ziemlich guter Partner, das musste der Falls in diesem Moment tatsächlich anerkennen. Und gerade in Situationen wie jetzt, war ein Partner, auf den man sich verlassen konnte, Gold wert – wortwörtlich. Vielleicht sollte er dem Hellhaarigen später ausnahmsweise ein ernsthaftes Kompliment machen? Das wäre ganz ungewohnt in ihrer Beziehung zueinander.

Einige Zeit später hatte der Hellhaarige das Gebäude hinter sich gelassen und war zurück auf den Straßen von Aloe. Noch während Charon sich auf dem Absatz umdrehte, um sich nach Lian umzuschauen, stieß ihn plötzlich ein Körper von der genau entgegengesetzten Seite leicht an der Schulter an. Die Gestalt, mit der Charon zusammengestoßen war, wandte den Kopf und sah sichtlich erstaunt aus. „Oh, Herr Dargin. Was ein Zufall.“ Wer das war? Hellgrüne, geweitete Augen starrten dem Finsternismagier entgegen und als der junge Mann die Kapuze seines Oberteils in einer kurzen Bewegung zurückwarf, kam sein strubbeliger, brauner Haarschopf zum Vorschein. Natürlich war es Lian – wer sonst? Woher er so plötzlich hatte auftauchen können? Nun, auch das gehörte zum Einmaleins eines Diebes. Im Zweifel musste man schnell auftauchen, aber auch verschwinden können. „Wer hätte gedacht, dass ich Ihnen ausgerechnet hier über den Weg laufen würde“, führte der 19-Jährige sein Schauspiel fort, ein schmales Grinsen auf den Lippen tragend. Die hellgrünen Augen blitzten verräterisch auf, dann deutete er Charon mit einem Kopfnicken an, dass sie gemeinsam dem Pfad folgen sollten. Weiter weg vom Anwesen des Heftward, versteht sich. „Aber wo ich Ihnen hier schon über den Weg laufe… es gibt da ein paar Dinge, die ich Ihnen gerne zeigen würde. Aber nicht hier.“ Nein, es war sicherlich nicht schlau, sich irgendetwas anmerken zu lassen, solange es noch Beobachterinnen oder Beobachter im Umfeld geben konnte. Das Wichtigste war, jetzt möglichst unbemerkt und unauffällig aus der Öffentlichkeit zu verschwinden. Ein leises Lachen entschlüpfte dem Illusionsmagier und er strich sich durch das lockige Haar. Ja, es war ziemlich offensichtlich, dass der Falls gute Laune hatte. Er wirkte frei und gelöst, ganz anders, als man ihn sonst erlebte, wenn er als Magier unterwegs war. Hatte Charon den Bogenschützen überhaupt schon einmal so locker erlebt? Lian konnte sich auf Anhieb nicht daran erinnern. „Na? Zu dir oder zu mir?“, ergänzte der junge Mann schlussendlich und die hellen Zähne blitzten auf, als er Charon breit angrinste. Dieser ganze Raubzug war so unglaublich einfach gewesen. Einfach alles hatte funktioniert und der Falls hatte sein selbst auferlegtes Zeitlimit mehr als eingehalten. Offensichtlich hatte er nichts von seinen Fähigkeiten verlernt, er konnte es noch immer. Lian hatte seine Magie für eine kriminelle Tätigkeit eingesetzt? Ja, ganz genau so, wie er es vor seinem Eintritt in die Gilde Crimson Sphynx regelhaft getan hatte. Man konnte nur hoffen, dass sein Onkel davon niemals Wind bekommen würde – ansonsten hätte Lian sicherlich ein großes Problem. Aber naja… weder er, noch Charon hatten ein Interesse daran, dass der Gildenleiter irgendetwas von ihrem kleinen Ausflug erfuhr, daher machte sich der Braunhaarige wenig Sorgen. Aber wo wir schon beim Thema waren: Während er zusammen mit Charon den Weg zurückging, den sie gekommen waren, sah er mit einem Seitenblick zum anderen Magier und schmunzelte. „Und du hattest ein nettes Gespräch, hm?“ Ob der Dargin solche Sachen öfter durchzog? Wenn ja, hätte Lian durchaus Interesse, gelegentlich als Aushilfe zu unterstützen...

@Charon


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