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 Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm

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Kuma

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BeitragThema: Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm
Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm EmptyDi 14 Jul 2015 - 14:30

Ortsname: Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm
Art: Gebäude
Spezielles: Nur Magier der Gilde dürfen den Turm betreten.
Beschreibung: Der Nordturm des Gildenhauses ist einer der am besten gesicherten Orte im Gebäude. Dies liegt vor allem daran, dass der Gildenmeister die Spitze des Turms für sich beansprucht hat und der Rest des Turmes eigentlich für S-Rang Magier vorbehalten ist. Einzig auf Wunsch des Gildenmeisters ist es selbst den normalen Gildenmitgliedern gestattet diesen Ort zu betreten, da hier die gefährlichen, aber extrem lukrativen S-Rang Quests aushängen.

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Lian
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Lian
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BeitragThema: Re: Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm
Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm EmptyDi 13 Feb 2024 - 13:30

A-Rang Quest: Messwein und Meisterdiebe
[Rin Inuyama & Lian Falls]

Lian fühlte sich vollkommen fehl am Platze. Warum war er hier und nicht in seinem Zimmer? In einer Bar? Einem Restaurant? Absolut jeder Ort wäre passender gewesen als das hier. Mehr als eine Person hatte den Braunhaarigen skeptisch beäugt, als er sich auf den Weg zum Nordturm des Gildenpalastes gemacht hatte. Lian konnte es ihnen nicht verübeln, er selbst war mindestens genauso skeptisch, war es doch ein Teil von Crimson Sphynx, um den er im Alltag aus gutem Grund einen großen Bogen machte. Auch die beiden Wachposten, die an den steinernen Treppenstufen nach oben postiert waren, hatten den 21-Jährigen von Kopf bis Fuß gemustert, schlussendlich allerdings kommentarlos Platz gemacht. Weil sie wussten, dass es Aram Falls war, der ihn zu sich gerufen hatte? Oder weil Lian als S-Rang-Magier offiziell Zutritt zum Nordturm hatte? Der Illusionist war sich nicht sicher, welche dieser beiden Optionen ihm lieber war, denn beide lösten Unbehagen aus. Schritt für Schritt erklomm er die steilen Treppenstufen und stand dann in den sagenumwobenen Hallen der S-Rang-Magier. An sich sah es nicht großartig anders aus als die Räumlichkeiten im Erdgeschoss, wo das normale Questboard für alle Gildenmitglieder zu finden war. Nur die Magier, die hier herumliefen, waren eindeutig anders. Lian blieb stehen und ließ seinen Blick herumwandern: Er sah Personen wie Luciano Rockraiser (war das wirklich ein Nachname?) oder Savala Damnrid (noch so ein komischer Nachname…), die nicht nur in der gesamten Gilde Crimson Sphynx bekannt waren, sondern auch äußerlich dem Bild eines hochrangigen Magiers entsprachen. Sie strahlten Autorität, Stärke und Persönlichkeit in einem Maß aus, das seinesgleichen suchte. Lian hingegen… nunja, so wirklich mithalten konnte er damit nicht. Der Falls sah aus wie immer: Irgendein Typ mit Ohrring, wuscheligen Haaren und schwarzem Shirt, der genau so auch an jeder Ecke von Aloe Town stehen und Gemüse verkaufen könnte. Warum nochmal war er zum S-Rang-Magier ernannt worden? Ach ja, die Sache in Nord-Fiore, diese dummen Gerüchte, die dank Arkos die Runde gemacht hatten. Nein, er gehörte hier nicht hin. Er war kein Teil von diesen mächtigen S-Rang-Magiern, die gegen Drachen und Dämonen kämpften. Ob es auffallen würde, wenn er auf dem Absatz kehrt machte und sich versteckte?

Lian war drauf und dran, genau diesen Plan umzusetzen, als jemand auf ihn zutrat. Eine Person, die genauso breit wie groß war und dessen dunkle Stimme der Lockenkopf sofort erkannte: “Was willst du hier?“ Die Stimme war nicht freundlich, nicht einmal ansatzweise entgegenkommend. Die Stimme machte keinen Hehl daraus, dass sie den Illusionisten in den Hallen der S-Rang-Magier genauso Fehl am Platz fühlte wie Lian es selbst auch tat. Zumindest waren sie sich einig, das war doch etwas, auf das man aufbauen konnte. „Koren. Freut mich auch, dich zu sehen.“ Der 21-Jährige drehte sich herum und versuchte, sich das Unwohlsein nicht anmerken zu lassen. Koren Zur war noch so eine Persönlichkeit, die Autorität und Stärke ausstrahlte und Lian hasste es, dass er tatsächlich den Kopf in den Nacken legen musste, um dem älteren Magier in die Augen blicken zu können. Koren und Lian waren noch nie auf einer Wellenlänge gewesen – jede Begegnung der beiden wurde begleitet von einer Antipathie, die förmlich greifbar war. Koren war kein großer Fan davon gewesen war, als Aram seinen Neffen in die Gilde Crimson Sphynx geholt hatte und ganz gleich, dass der Braunhaarige seitdem diverse Aufträge erledigt und auch im Rang aufgestiegen war, hatten weder Koren noch Lian von ihrer anfänglichen Antipathie ablassen können. Vermutlich war es die einzige Art und Weise, wie die beiden Magier miteinander interagieren konnten. Koren ging wie erwartet nicht auf die vor Ironie triefende Begrüßung ein, stattdessen schnaubte er. “Nochmal: Was machst du hier? Ich bezweifle doch stark, dass du dich plötzlich deinem Rang entsprechend verhalten möchtest und größere Herausforderungen suchst, als alten Damen über die Straße zu helfen.“ Ah, diese Masche wieder. Ja, es stimmte, Lian erledigte gerne Aufträge, bei denen er in seiner Komfortzone bleiben konnte. Allerdings wusste Koren ganz genau, dass der Falls mittlerweile auch ganz andere – deutlich gefährlicherer – Aufträge erledigt hatte. Nicht unbedingt beruhend auf Freiwilligkeit, aber trotzdem! Er provoziert mich, schoss es Lian durch den Kopf. Wenn Koren glaubte, ihn so leicht zu kriegen, dann hatte er sich aber geirrt. Der Braunhaarige hob die Mundwinkel zu einem Grinsen an. „Sag bloß, du hast etwas dagegen, der älteren Bevölkerung eine helfende Hand zu reichen? Also wirklich, Koren. Du warst schon immer überheblich, aber das setzt dem Ganzen die Krone auf.“ Die Gesichtszüge des Zur verfinsterten sich, was natürlich genau das war, was Lian hatte erreichen wollen. Bevor der ältere Magier etwas erwidern konnte, ergänzte Lian seine Aussage.Der Tonfall war ernster, das Grinsen von einer Sekunde zur nächsten verschwunden: „Aram hat nach mir gerufen. Ich bin auf dem Weg zu ihm.“ Die Worte hallten noch einen Moment in der Halle nach, dann blitzte etwas in den hellblauen Augen von Koren auf. Was war das? So etwas wie… eine Ahnung? Erkenntnis? Es machte Lian misstrauisch und dieses Misstrauen wurde nicht weniger, als Koren zur Seite trat, um ihm Platz zu machen. Mit einer Handbewegung deutete er auf das andere Ende des Raumes, zu der Tür, die zum Büro des Gildenleiters führte. „Verstehe. Du bist also die zweite Person.“ Zweite Person? Inwiefern die zweite Person? Und… worum ging es hier überhaupt?! „Wehe, du vermasselst es, wir reden hier von einem guten Freund von mir.“ Einem guten Freund von ihm? Die Fragezeichen um Lians Kopf wurden mehr, der Mund öffnete sich, doch anstatt weitere Antworten zu geben, schob Koren den Illusionisten wortlos durch den Raum, bis vor die Tür. Lian spürte all die Blicke in seinem Rücken, als er die Hand hob und an die hölzerne Tür klopfte. Erst als er die durchdringende Stimme seines Onkels aus dem Raum dahinter hörte, legte er die Hand auf die Türklinke, nicht ahnend, wer die zweite Person war, die hierher zitiert worden war.

@Rin


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BeitragThema: Re: Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm
Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm EmptyMi 21 Feb 2024 - 21:07

01 | @Lian | Outfit
Neugierige Blicke fielen auf die junge Dame mit dem schneeweißen Haar, als sie die Tür zum Nordturm durchschritt. Unsichtbarer Druck ruhte auf ihren Schultern, sie war wirklich nicht gerne hier. Immer, wenn sie hierher bestellt wurde, wartete irgendein unangenehmer Auftrag auf sie. Das klang beinahe, als würde das öfter passieren. Genau genommen war das hier erst das zweite Mal, aber es hatte sich trotzdem eingeprägt. Vorsichtig erwiderte sie die Blicke mit einem warmen Lächeln, bekam dieses sogar hier und da zurück. Seit sie selbst den A-Rang verpasst bekommen hatte, merkte sie zunehmend, dass die meisten hochrangigen Magier gar nicht so furchteinflößend waren, die meisten von ihnen besaßen bloß eine fürchterlich autoritäre Aura, waren aber ziemlich nett, wenn man ihnen etwas Zeit gab und ebenfalls freundlich war.
Zu diesen Leuten gehörte auch der rothaarige Muskelprotz, die inoffizielle Rechte Hand des Gildenmeisters. Zumindest in Rins Augen. Es war reiner Zufall gewesen, dass sie auf der Suche nach Test-Opfern ihrer neuesten Backkreationen über ihn gestolpert war. Die kühlen Augen, mit denen er auf einen herabstarrten, wurden überraschend warm, wenn es um gutes Essen ging, hatte sie an diesem Tag herausgefunden. Es war eine Sache, die äußerst viele Menschen auf dieser Welt gemeinsam hatten. Gerade durch ihr Gebäck hatte sie inzwischen eine ganze Menge an verschiedenen Gesichtern in ihrer Gilde kennengelernt, was sie nur umso mehr anspornte, eine noch bessere Bäckerin zu werden. Seitdem sie mit dem halben Riesen geteilt hatte, besaß sie sogar das Privileg, von ihm höflich gegrüßt zu werden. Als freundschaftlich konnte man ihre Beziehung zwar noch lange nicht bezeichnen, aber sie kannten sich - und kamen überraschend gut klar. Dementsprechend zuckte ihre Rute reflexartig nach oben, als sie ihn erkannte. Das Wedeln entstand jedoch erst, als sie bemerkte, wer neben ihm stand. Obwohl er ihr den Rücken zugekehrt hatte, wusste sie sofort, um wen es sich handelte. Die braunen Locken würde sie überall widererkennen.
Das höfliche Lächeln auf ihren Lippen wurde zu einem aufrichtigen Grinsen, kam jedoch ins Stocken, als sie die letzten Fetzen des Gesprächs der beiden Männer aufschnappte. Der kühle, unherzliche Umgangston jagte ihr einen Schauer über den Rücken, obwohl sie nicht einmal angesprochen war. Auch die Art, wie Koren den Wuschelkopf einfach durch den Raum schubste, war alles andere als nett. Also, das ging ja mal überhaupt nicht! Flotten Schrittes holte sie zu den Magiern auf. "Huhu Lian!" Ihr Ton war warm, die Begeisterung war kaum zu überhören. In einem halben Bodyslam warf sie ihre Arme um seinen Hals, drückte ihre Wange an seine und ließ ihre Rute propellern. Eine ausführliche Begrüßung würde jedoch warten müssen, bis sie diesen fürchterlich erdrückenden Turm wieder verlassen hatten. Sie ließ also wieder von ihm ab, wendete sich stattdessen dem Kerl zu, der sie Beide wie ein gewaltiger Berg überragte. "Hi Koren! Lange nicht mehr gesehen!" In ihrer üblich freundlichen Manier lächelte sie zu ihm hinauf, die blauen Hundeäuglein funkelten wie der Aquamarin des Rings an ihrem Finger. "Ich mache demnächst Zimtschnecken. Du solltest mal vorbei schauen." Der Große schien nicht sonderlich begeistert darüber, dass sie diese Sache laut und in aller Öffentlichkeit ansprach, doch das war ihr vollkommen egal. Sie war schließlich noch nicht fertig. "Aber nur, wenn du Lian gefälligst nicht mehr unterstellst, dass er irgendetwas vermasselt. Du weißt genauso gut wie ich, dass er seine Aufträge zuverlässig erfüllt. Was nimmst du dir bloß heraus!" Auch sie selbst benahm sich in diesem Moment fürchterlich anmaßend, es war absolut nicht ihr Recht, sich gegen einen solch hochrangigen Magier aufzulehnen - schon gar nicht in solch einem tadelnden Ton-  aber wie sollte sie einfach dabei zusehen, wie er ihren besten Freund so unfair behandelte? Das konnte sie nicht! "Vergiss mal nicht, dass er inzwischen auf dem selben Rang ist wie du und es genauso sehr verdient! Ich fasse es nicht, dass du so ein absoluter Fiesling bist, auch, wenn es um einen Freund von dir geht! Du wirst schon sehen, dass es keinen besseren Magier für die Sache, was auch immer die sein mag, gibt als ihn." Wie ein kleines, viel zu flauschiges Hündchen, dem man auf das Pfötchen getreten hatte, kläffte sie herum, die Öhrchen zurückgelegt und das Mäulchen viel zu weit aufgerissen. Sogar den Zeigefinger hatte sie tadelnd gegen ihn erhoben. "Und mich natürlich!" Sie war nämlich die mysteriöse 'Nummer Eins'. Vermutete sie zumindest. Es würde zumindest Sinn machen, schließlich war sie zur selben Zeit wie der Braunschopf zu dessen Onkel bestellt worden. Wenn sich Koren nun bei diesem beschweren wollte, sollte er doch! Davor hatte Rin überhaupt keine Angst ... okay, vielleicht ein kleines bisschen ... ein großes bisschen. Ihr vermeindlich selbstbewusster Gesichtsausdruck verrutschte kurz, zeigte ihre Sorge, aber sie schüttelte sich zügig.
"Komm, Lian, mir ist das zu dumm. Dein - öh ... Unser Gildenmeister wartet bestimmt schon."


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BeitragThema: Re: Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm
Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm EmptySa 9 März 2024 - 13:22

Die Stimmung zwischen den beiden hochrangigen Magiern hatte schon lange den Gefrierpunkt unterschritten. Ernsthaft: Wenn jemand auf die Idee käme, einen Gegenstand zwischen Lian und Koren zu halten, wäre das Objekt in einer einzigen Sekunde schockgefrostet worden. Warum war das so? Vermutlich hatten beide Männer einfach einen schlechten Start miteinander gehabt und waren beide viel zu stolze Hähne, als dass sie es über sich brachten, einen Schritt auf den jeweils anderen zuzugehen. Ein Muster, das sich im Bekanntenkreis von Lian irgendwie ziemlich oft wiederholte, oder? Ein Schelm, wer böses dabei denkt. „Ein Freund von dir? Ich kann mir kaum vorstellen, dass…“ Der Falls wurde jäh in seinen hämischen Worten unterbrochen, als sich irgendetwas mit Wucht gegen ihn schmiss. Er taumelte, konnte gerade so das Gleichgewicht halten und die grünen Äuglein blinzelten irritiert, spürten die Wange, die sich warm und weich gegen die Seine schmiegte. Allmählich griffen die Zahnräder im Kopf des Falls ineinander und er stammelte: „Rin?“ Lian war hörbar überrascht – nicht, weil er sich nicht freute, seine Freundin zu sehen. Er hatte einfach nur nicht damit gerechnet, ausgerechnet jetzt von ihr in eine Umarmung gezogen zu werden. Eben war die Inuyama noch nicht da gewesen, oder? Lian hatte sich doch extra in dem Raum umgesehen! Hatte sie sich versteckt? Der 21-Jährige war nicht alleine mit seiner Verwunderung, denn auch Koren hatte es die Stimme verschlagen. Ein Umstand, der nicht besser wurde, je mehr die Canine plapperte. Moment – Zimtschnecken? Lians Blick huschte zu Koren, Korens Blick huschte zurück und obwohl keiner der beiden Männer etwas sagte, waren ihre Gedankengänge eindeutig:

Hallo, Zimtschneckchen.
Sprich das aus und du wirst den morgigen Tag nicht mehr erleben.

Kurzzeitig blickte Koren zu Rin, der Gesichtsausdruck unmöglich zu deuten. Dann schnaubte er und wandte sich wieder an Lian: „Da ist dir deine Freundin gerade rechtzeitig zur Hilfe geeilt, hm?“ Zur Hilfe geeilt? Wollte Koren ihm etwa gerade vorwerfen, dass er sich nicht alleine verteidigen konnte? Das selbstgefällige Grinsen auf den Lippen des Lockenkopfes bekam einen kleinen Knacks. Das… das… das war ja wohl eine Frechheit!! Tzz. Der junge Mann runzelte die Stirn und wandte sich lieber an Rin, als sich weiterhin mit diesem dummen Frostmagier auseinanderzusetzen. Erst jetzt nahm der Falls seine Freundin richtig wahr und ließ seinen Blick über ihre ganze Erscheinung huschen. Sie sah hübsch aus in ihrem hellblauen Oberteil und ihrem weißen Rock – sehr passend zu dem hellen Haar und den blauen Augen. Lian selbst war absolut keine Modeikone und würde das vermutlich auch nie werden, aber er konnte anerkennen, wenn andere Personen ein Gefühl für ihre Kleidung hatten. Rin gehörte definitiv zu diesen Menschen. Auf ihre Worte hin, ihr wäre die Konversation mit Koren zu dumm und sie wolle sich lieber dem Gildenmeister zuwenden, nickte Lian erleichtert. Nur kurzzeitig huschte sein Blick nochmal zu Koren, der sich bereits schnaubend abgewandt hatte. Zumindest für heute war die Schlacht zwischen ihnen beendet worden, aber der Falls machte sich keine Illusionen: Bei nächster Gelegenheit würden er und Koren wieder aneinandergeraten. Ein ewiger Kreislauf, sozusagen. „Ja, du hast Recht.“ Doch bevor er sich tatsächlich zum Büro des Gildenmeisters drehte und anklopfte, ergänzte er nochmals: „… danke für deinen Einsatz, Rin. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass du dich gegen den großen Koren Zur so zur Wehr setzt.“ Etwas, wovon sich Lian eine Scheibe abschneiden könnte? Vielleicht. "Ich glaube, du hast die Aufmerksamkeit der gesamten Halle auf uns gezogen. Oh und was muss ich dir bieten, um ein Foto vom Zimtschnecken-essenden Koren Zur zu erhalten?" Der 21-Jährige grinste spitzbübisch, hob dann die Hand und klopfte an die Tür.

Das Büro des Gildenleiters hatte sich seit Lians letztem Besuch kein bisschen verändert. Ein großer Schreibtisch stellte den Mittelpunkt des Zimmers dar, umgeben von hohen Regalen, in denen allerlei Bücher, Schriftrollen und andere Artefakte lagen. An den Wänden hingen Porträts von hochrangigen Magiern der Geschichte von Crimson Sphynx, wobei Lian bei Weitem nicht alle namentlich hätte zuordnen können. Ganz davon ab, dass der Braunhaarige bis heute nicht verstand, was genau man eigentlich tun musste, um an dieser Wand zu landen. Irgendein Königreich befreien? Ein riesiges Monster besiegen, bevor es die Welt zerstört? Was genau war es, das einen Magier dazu qualifizierte, in die Geschichte von Crimson Sphynx einzugehen? Eine Frage, die Lian gerne gestellt hätte, aber sich bisher dagegen entschieden hatte: Nicht, dass Aram noch glaubte, sein Neffe hätte ernsthaftes Interesse daran, in die Geschichte der Wüstengilde einzugehen… „Ah. Gut, dass ihr da seid“, wurden Rin und auch er begrüßt, kaum dass die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war. Anders, als Lian erwartet hatte, saß sein Onkel nicht an dem gigantischen Schreibtisch, sondern sah aus der breiten Fensterfront am anderen Ende des Zimmers. Es war ein wunderbarer Ausblick, der über die ganze Stadt Aloe und noch darüber hinaus reichte – ein Ausblick, um den Lian seinen Onkel dann doch ein wenig beneidete. Aram Falls hielt die Hände im Rücken verschränkt und drehte sich halb zu den beiden Neuankömmlingen, sodass sein Profil von der hereinfallenden Sonne in Szene gesetzt wurde. Ein kleines Nicken, um die Begrüßung zu unterstreichen, wenngleich es kein Lächeln auf den Lippen gab. Tja – was das anging, waren sich Koren und Aram ziemlich ähnlich. Herzliche Wärme nach Außen strahlen gehörte nicht zu ihren Stärken. „Ich habe euch gerufen, weil ich einen Auftrag habe. Und der Auftraggeber hat explizit nach euch beiden verlangt.“ Der Auftraggeber hatte nach ihnen gefragt? Warte, aber hatte Koren nicht behauptet, es würde um einen Freund von ihm gehen? Das… das machte überhaupt keinen Sinn! Oder doch? Mit einem Seitenblick musterte Lian die Inuyama, um herauszufinden, ob sie mehr wüsste als er. Es schien zumindest nicht so, weshalb sich der jüngere Falls wieder an den Gildenleiter wandte. „Und wer soll das sein?“ Lian ging die gemeinsamen Bekanntschaften von Rin und ihm durch und kam zuerst auf Oma Mayora und ihre Keksrezepte. Nach den neuesten Erkenntnissen, die der Lockenkopf über Koren Zur erhalten hatte, war es möglich, dass er mit dieser Oma befreundet war, wenngleich das gedankliche Bild der beiden zusammen Lian zum Schmunzeln brachte. Brauchte Oma Mayora jemanden, der ihre Backwerke verköstigte? Rin hatte damals eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie Unmengen davon auf einmal verschlingen konnte. Lians Lust hielt sich dagegen in Grenzen, genauso wie damals… aber dann fiel ihm etwas anderes ein. Etwas, das weitaus schlimmer als jede Keksverköstigung war. Er erinnerte sich an knietiefen Schnee, schneidenden Wind, eine schniefende Nase und an die Rebellion seiner Zehen, die sich von seinen Füßen hatten abspalten wollen. Aram kam dem 21-Jährigen zuvor, als er die schlimme Befürchtung verbalisierte: „Sagt euch Stillsnow noch etwas?“ Und gleichzeitig deutete der ältere Falls auf seinen Schreibtisch. Dort lag ein Brief und es war eine non-verbale Einladung an Rin und Lian, selbst zu lesen, worum es ging. Konnte man sich vielleicht doch noch für die Kekse anmelden?

@Rin


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BeitragThema: Re: Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm
Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm EmptyMo 18 März 2024 - 20:19

02 | @Lian
Zur Hilfe geeilt? Na ganz so stimmte das aber nicht! Sicherlich hätte Lian diese Situation auch alleine meistern können, doch Rin konnte einfach nicht dabei zusehen, wie ihr Kumpel sich diesem Berg von einem Mann alleine stellte. Sie war nunmal ein Hund und musste das, was ihr wichtig war, verteidigen. Zwei gegen einen schien dem Frostmagier dann doch zu blöd und er ergriff die Flucht. "Bitte sei mir nicht böse, ich würde mich freuen dich bald mal wieder zu sehen!", rief sie ihm noch winkend hinterher. Sie hoffte tatsächlich, dass diese Aktion keinen Keil zwischen ihre aufkeimende ... nun, was auch immer das war, trieb. Freundschaft konnte man es wohl kaum nennen. Womöglich Kameradschaft? Sie schüttelte sich. Das war jetzt nicht wichtig. Ihr Blick hob sich zu Lians Gesicht. "Ich glaube er ist gar nicht so übel, wie er immer tut", erwiderte sie ein wenig nachdenklich. Grummelig, ja, das konnte sie nicht verneinen. "Aber das gibt ihm natürlich nicht das Recht, so mit dir zu sprechen. Das geht wirklich gar nicht. Ihr kennt euch schon länger, oder?" Sie war sich nicht ganz sicher, doch sie meinte sich zu erinnern, dass der Rothaarige einmal aus Lians Zimmer gekommen war. So lange, wie diese schwammige Erinnerung zurücklag, konnte es aber auch gut sein, dass sie etwas verwechselte. "Oweh ... das wollte ich wirklich nicht. Haben die Leute geguckt?" Hektisch blickte sie sich um, aber scheinbar hatten die ungewollten Zuschauer genau das erahnt und widmeten sich nun wieder ganz unauffällig ihrem Alltag. "Du weißt genau, dass ich das nicht tun kann, Lian." Kopfschüttelnd, aber mit einem Lächeln auf den Lippen, knuffte sie ihn in die Seite. Ein wenig hätte Koren es sicherlich verdient, aber so gemein war sie dann doch nicht. Außerdem war ihr ihr Leben ihr dafür zu lieb. Der Tag, an dem diese Bilder an die Öffentlichkeit kämen, wäre zweifelslos ihr Todestag!
Nervös zog die Hundedame ihre Schultern zurück, als sie in das Zimmer des Gildenmeisters eintrat. Die Stimmung im Raum erdrückend. Obwohl sie wusste, dass sie nichts angestellt hatte, hatte sie das Gefühl, genau das getan zu haben. Sie wartete regelrecht darauf, dass sich die zornerfüllten Augen des Weißhaarigen auf sie legten und die Standpauke ihres Lebens auf sie niederprasselte. Doch als er sich seinen Magiern zuwendete, schien er ruhig und entspannt zu sein. Puh. Ein Stein fiel vom Herzen der Canine. Einer, der womöglich etwas größer war, als er sein sollte. Unweigerlich schlich sich ein winziges Lächeln auf ihre Lippen. Nun, wo sie den großen, ehrenvollen Falls von nahem sah, war ihr natürlich klar, dass dieser Mann gar nicht Lians Opa sein konnte. Dafür war er tatsächlich zu jung und zu unfaltig. Trotzdem konnte sie nicht anders, als zurück an das Gespräch zu denken, das sie damals dank des 'Früchtetees' geführt hatten. Und wie sehr der Braunschopf gelacht hatte. Zuerst schielte sie nur unauffällig zu ihm hinüber, dann lehnte sie sich gegen seine Schulter. "Das ist also dein Opa", wisperte sie, bemühte sich, die Lippen dabei so wenig wie möglich zu bewegen. Sie konnte den Kommentar einfach nicht zurückhalten, wollte aber natürlich nicht erwischt werden. "Krass." Nicht lachen. Nicht lachen. Nicht lachen. Ihre Mundwinkel zuckten, genauso wie die Spitze ihrer Rute. Hilfe. Sie musste sich zusammenreißen. Das war doch überhaupt nicht lustig. Ihre Anwesenheit hatte einen ernsten Hintergrund, da gab es keinen Grund, zu lachen. Schon gar nicht über das blöde Wort 'Opa'. Ein leises "pfffff..." entwischte ihr. Schlagartig standen ihre Ohren und ihr Schweif aufrecht. Natürlich landete sofort der Blick des Meisters auf ihr. "Verzeihung, ich, ähm, dachte ich müsste husten." Eine katastrophale Lüge, aber etwas besseres war ihr nicht eingefallen. Tief durchatmen und Gedanken umlenken.
Jemand hatte also gezielt nach Lian und Rin gefragt? Das war wirklich verwunderlich. Fragend legte sie den Kopf schief, als wolle sie so die Frage ihres Kollegen unterstreichen. Stillsnow? Was war das denn für ein Name?
Moment ... Moment! Natürlich! Ihre Züge hellten auf. "Das kleine Friedhofsdorf im Norden, nicht wahr?" Natürlich erinnerte sie sich noch zu gut an die Quest. Der gruselige 'Geist', ihr gemeinsames Gespräch, die zusammen verbrachte Nacht ... und natürlich der Moment, in dem Lian dem Priesterlehrling eine verpasst hatte. In der kurzen Zeit war so unfassbar viel passiert, dass sie tagelang im Bett gelegen hatte, um alles zu verarbeiten. "Korrekt." Zögerlich und nicht, ohne vorher noch einen Blick zu ihrem Kumpel zu werfen, trat die Hellhaarige an das große, massige Pult heran und schnappte sich den Brief. Ob es wohl wieder Probleme gab? Rin hatte sich seit ihrem letzten Aufenthalt in dem kleinen, verschneiten Dörfchen zwar deutlich weiterentwickelt, das merkte sie sogar selbst, doch wenn es um das Thema 'Geister' ging ... Sie schauderte. Brrr. Nein, damit wollte sie sich wirklich nicht auseinandersetzen. Doch da würde sie in der Gegenwart des Gildenmeisters natürlich nicht aussprechen. Das besprach sie lieber mit Lian privat. Diesem drückte sie nun den Zettel in die Hand, denn alleine wollte sie die (hoffentlich geisterfreie) Nachricht nicht.


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BeitragThema: Re: Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm
Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm EmptyFr 29 März 2024 - 15:19

Das Verhältnis zwischen Aram und Lian hatte sich im Laufe der Jahre zunehmend gewandelt. Woran man das festmachen konnte? Ganz einfach: Während der Braunhaarige in den frühen Tagen bei Crimson Sphynx seinem Onkel kaum ins Gesicht hatte blicken können, ständig in dem Versuch, vor ihm zu verschwinden, stand er heute mit vor der Brust verschränkten Armen und geradem Rücken in dem Büro des Gildenleiters und erwiderte seinen Blick mit skeptisch hochgezogenen Augenbrauen. Es lag etwas Latentes in der Luft, eine gespannte Erwartung, während sich Aram und Lian beobachteten, wie zwei Raubtiere, bereit für den nächsten Zug des Gegners. Vielleicht lag es an dem höheren Rang und den Erfahrungen als Magier, die der jüngere Falls gesammelt hatte, sodass er und Aram sich heutzutage mehr auf Augenhöhe begegneten. Vielleicht lag es aber auch schlicht und ergreifend daran, dass Lian älter geworden war. Der 21-Jährige war so in seine Gedanken versunken, dass er erst von Rins plötzlicher Berührung aus seiner Trance gerissen wurde. Er drehte den Kopf, blickte hinab auf die Hellhaarige, die sich verschwörerisch an seine Schulter lehnte, und...

… seine Kinnlade fiel herunter.

Sein Großvater? Lian erinnerte sich an ihr Gespräch und den Abend in seiner Wohnung, an das Amüsement, als die angetrunkene Inuyama zum ersten Mal die Idee äußerte, dass Aram Falls sein Opa sein könnte. Ein alter Knacker! Als Rin auch noch ein gewispertes ‘Krass‘ nachschob, war es um Lians Ernsthaftigkeit endgültig geschehen. Der Braunhaarige spürte das Kichern in sich aufsteigen, er presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und hielt die Luft an. Eine Bemühung, die von der ersten Sekunde an zum Scheitern verurteilt gewesen war. Als Rin prustete, tat der Lockenkopf es seiner Freundin gleich und natürlich traf die beiden sofort der tadelnde Blick von Aram. Ob er verstanden hatte, was die Canine geflüstert hatte? Der ältere Falls hatte schon immer gute Ohren besessen, hatte auf Familienfeiern sofort gewusst, in welcher Ecke des Raumes über ihn gesprochen worden war… obwohl man meinen könnte, dass es Lian unangenehm wäre, war vielmehr das Gegenteil der Fall: Er wünschte sich sogar, dass der sonst oftmals furchteinflößende Gildenleiter es gehört hatte und sie einen winzig kleinen Witz auf seine Kosten hatten reißen können. Entsprechend entschuldigte sich Lian auch nicht für das kurze Lachen, sondern räusperte sich nur, um die Fassung zurückzugewinnen. Als sein Blick danach jenen von Aram kreuzte, war es immer noch ein gewisses Amüsement, das in den hellgrünen Augen aufblitzte.

Vielleicht fühlte Aram eine entsprechend große Genugtuung, als besagtes Amüsement schlagartig verschwand, kaum dass das Wort Stillsnow gefallen war.

Schnee, Kälte, eisiger Wind. Ernsthaft, Lian hätte gerne auf dem Absatz kehrt gemacht und dieses Büro fluchtartig verlassen. Er wollte so tun, als hätte er nichts von dem Brief gehört, in dem ein Auftraggeber explizit nach ihm und Rin verlangte und sie nach Stillsnow rief. Warum wurden sie nicht an einen hübschen Strand am Meer geschickt? Dort gab es bestimmt auch Quests zu erledigen! Bevor Lian diese Gedanken äußern konnte (und sich dabei lächerlich gemacht hätte), drückte Rin ihm den Brief in die Hand, der zuvor auf dem Schreibtisch des Gildenleiters lag. Lian seufzte. Wie so oft ergab er sich seinem Schicksal und holte den Zettel aus dem bereits geöffneten Kuvert. Noch bevor er mit dem Lesen begonnen hatte, spürte er eine starke Vermutung, wer der Auftraggeber und Verfasser dieses Briefes sein könnte. Verdammt – hatte es nicht gereicht, dass Lian einem Kirchenangehörigen inmitten des heiligen Gebäudes die Faust ins Gesicht geschlagen hatte? Was musste er noch anstellen, um von diesen Leuten in Ruhe gelassen zu werden?

Aram,

ich wende mich heute an dich, um die Gilde Crimson Sphynx um Hilfe zu bitten. Die Kirche von Stillsnow sieht sich mit einer Bedrohung konfrontiert, die wir allein nicht abwehren können. Vermutlich hätte ich mich schon eher an dich wenden sollen, doch ich befürchte, ich habe den Ernst der Lage falsch eingeschätzt.
Vor einigen Wochen erhielt ich die Nachricht, dass eine Räuberbande über eine kleinere Gemeinde in der Umgebung hergefallen ist. Wir dachten, dass es sich um einen Einzelfall handelte, doch zuletzt häuften sich die Meldungen und sie kommen Stillsnow kontinuierlich näher. Ich befürchte, dass es bald auch einen Angriff auf unsere Kirche geben könnte – etwas, das ich als Hohepriester nicht zulassen darf.
Daher bitte ich dich: Schick uns Magier, die helfen, die Räuberbande aus Nord-Fiore zu vertreiben, bevor weitere Personen zu Schaden kommen. Solltest du sie entbehren können, bitte ich dich darum, uns nochmals die Magierin Rin Inuyama und deinen Neffen Lian zu senden. Sie haben der Gemeinde Stillsnow einst bereits in einer Notlage geholfen und ich habe das Gefühl, dass ihre Fähigkeiten auch in diesem Fall von unschätzbarem Wert sein werden.
Die Lage ist dringend und wir dürfen keine Zeit verlieren.

Rhefeus

Lians Augen wurden groß. Nicht aufgrund des eigentlichen Inhalts des Briefes, sondern vielmehr, weil Rhefeus in dem Brief offen von dem Verwandtschaftsverhältnis sprach, das zwischen Lian und dem Gildenleiter bestand. Wie hatte Aram den Brief unter diesen Umständen so einfach auch Rin zeigen können? Seit wann ging Aram so offen damit um?! Oder... war der Gildenleiter einfach davon ausgegangen, dass die Canine es wusste? Aber woher hätte er das wissen sollen? Lian hob den Blick, musterte Aram, doch der Ausdruck im Gesicht des Älteren war undurchschaubar wie immer. Ganz gleich, wie sehr sich der Illusionist bemühte, gänzlich schlau wurde er aus Aram nicht. „Rhefeus…“, murmelte der Braunhaarige schlussendlich und erinnerte sich an den deutlich älteren Mann, dessen schwarzes Haar bereits bei ihrer letzten Begegnung von mehreren silbrigen Fäden durchzogen gewesen war. Der Lockenkopf war überrascht gewesen, als er erfahren hatte, dass der Priester aus Nord-Fiore einst selbst ein Mitglied von Crimson Sphynx gewesen war – damals, als die Gilde noch kriminellen Tätigkeiten nachgegangen war. Genauso überrascht war er gewesen, dass es eine alte Freundschaft war, die Aram und Rhefeus verband und er auch über das Verwandtschaftsverhältnis Bescheid wusste, dass zwischen Lian und dem Gildenleiter bestand. Es war nicht verwunderlich, dass er in dieser Notlage auf besagten alten Freund zurückgriff. Aber… warum musste der Priester aus Stillsnow ausgerechnet Lian und Rin in die Sache hineinziehen? Konnte nicht auch jede andere Person nach Nord-Fiore reisen und gegen ein paar Räuber kämpfen? Lian warf einen kurzen Blick zu seiner Freundin, um herauszufinden, was sie von der ganzen Sache hielt und sah dann wieder zu seinem Onkel. Nach kurzem Zögern hob der jüngere Falls das Schriftstück in die Höhe und zitierte: Solltest du sie entbehren können.“ Lians Lippen verzogen sich zu einem schiefen Grinsen. „Die Tatsache, dass du uns hergerufen hast und uns diesen Brief in die Hand drückst, heißt dann wohl, dass du uns entbehren kannst? Gibt es so etwas wie ein Vetorecht?…“ Ein letzter, schwacher Versuch, dieser Quest und der klirrenden Kälte zu entgehen. Der Gedanke alleine reichte, um dem Illusionisten einen unangenehmen Schauer über den Rücken zu jagen. Aram entschied sich dagegen, überhaupt größer auf die Frage seines Neffen einzugehen, denn die Antwort war sowieso allen Anwesenden bereits klar. Mit Nachdruck formulierte der Gildenleiter der Wüstengilde die folgenden Worte: „Rhefeus hat explizit nach euch verlangt und wie er bereits schrieb, drängt die Zeit. Ich fordere euch also auf, euch unverzüglich auf den Weg nach Stillsnow zu machen, euch mit Rhefeus zu treffen und die Räuberbande aufzuhalten, bevor es zu einem weiteren Angriff kommt.“ Aram stoppte, betrachtete zuerst Lian, dann wanderte sein durchdringender Blick weiter zu der Inuyama. „Habt ihr noch Fragen? Wenn nein, dann macht euch auf den Weg.“

@Rin


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BeitragThema: Re: Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm
Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm EmptyDo 4 Apr 2024 - 18:06

03 | @Lian
Die Rute der Hundedame kam unweigerlich in Bewegung, als sie bemerkte, dass Lian mindestens genauso sehr mit dem Lachen zu kämpfen hatte, wie sie. Natürlich war ihr bewusst, dass das nicht der richtige Zeitpunkt zum Scherzen war. Die Situation und der Grund, wieso sie hergerufen worden waren, war womöglich furchtbar wichtig und verdiente den vollen Ernst der zwei hochrangigen Magier. Trotzdem standen sie für einen Moment da und ergaben sich beide der Freude. Kein Wunder, dass sie dafür einen strengen Blick ernteten. Genau diesen brauchte Rin scheinbar, um sich wieder zu fangen. Ein flüchtiger Blick wurde dem Wuschelkopf noch entgegen geworfen, ehe sie sich den Brief schnappte und gemeinsam mit ihm begann, zu lesen.
Es war tatsächlich dringend. Sie sollten eine scheinbar äußerst gefährliche Räubertruppe aufhalten? Voller Entsetzen stellte sich ihre Rute auf. Und es wurde ganz gezielt nach ihnen verlangt? So eine Bedrohung war doch etwas ganz anderes als ein gruseliger Geist, der auf dem Friedhof sein Unwesen trieb! Woher nahm Rhefeus bloß das ganze Vertrauen? Rin spürte, wie der Druck auf ihren Schultern wuchs, doch sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Es war viel Zeit seit ihrem Auftrag vergangen, Zeit, in der weder Lian, noch sie selbst tatenlos herumgesessen waren. Sie waren stärker geworden und hatten sich zu einem zuverlässigen, souveränen Team entwickelt. Einen handfesten Grund, an ihrer Eignung zu zweifeln, gab es also nicht ... trotzdem war sie nervös. Es war schließlich das erste Mal, dass man gezielt nach ihr fragte. Es war viel, was man da von ihr verlangte, doch als der grüne Blick des jüngeren Falls auf ihr landete, nickte sie trotzdem. Sie wollte keine Schwäche, keine Zweifel zeigen. Schon gar nicht vor dem Gildenmeister.
Der Wuschelkopf schien die Sache deutlich entspannter zu sehen, riss sogar noch einen kleinen Witz. Für diesen fing er sich direkt einen Rutenhieb direkt in die Kniekehlen ein. Also wirklich! Jetzt, wo sie wussten, wie Ernst die Angelgenheit war, war kein Platz mehr für Scherze! "Selbstverständlich werden wir uns der Sache annehmen", lenkte die Hellhaarige sofort ein und hob entschuldigend die Hände, "Fragen gibt es keine. Wir brechen sofort auf!" Ohren und Schweif standen senkrecht, als der strenge und ernste Blick des Gildenmeisters auf ihr landete. Oh, das war wirklich unangenehm! Sie pflückte Lian den Brief wieder aus den Händen und faltete diesen zusammen, um ihn wieder im Couvert verschwinden zu lassen. Ihre Hände brauchten einfach etwas zu tun. "Vielen Dank für das Vertrauen! Äh, bis demnächst .... oder so." Wie verabschiedete man sich von einer so hochrangigen Person? Darüber hatte sie sich bisher noch keine Gedanken gemacht. Ein Grund mehr, sich nun zügig zu verdünnisieren. Lian wurde gepackt, aus der Tür gezerrt und diese zugeknallt. Dass sie nun in dem 'Gemeinschaftsraum' der hochrangigen Magier standen, welche sie selbstverständlich alle fragend anblickten, hatte sie nicht bedacht. also schnell zur nächsten Tür sprinten und raus aus dem unangenehmen Turm!
Unten angekommen atmete die Canine kräftig durch und schüttelte sich herzhaft all den Stress ab. "Daran werde ich mich nie gewöhnen", murrte sie. Obwohl der ältere Falls nie aktiv Druck ausgeübt hatte, hatte Rin das Gefühl, dass man ihr den Kopf abhacken würde, wenn sie diesen Auftrag nicht erfolgreich abschloss. Seufzend fuhr sie sich über die großen Ohren und den Hinterkopf. Ein Glück waren sie da raus. "Ich schlage vor, dass wir uns fix trennen, unsere Wintersachen einpacken und uns dann am Eingang zum Palast treffen. Einverstanden?" Sie wartete natürlich nicht auf eine Antwort. "Ja? Wunderbar, dann bis gleich!" Damit flitzte sie auch schon davon. Sie wollte keine Minute verlieren, das hier war schließlich ihre Chance, zu glänzen! Und selbst wenn sie nicht glänzte, dann wollte sie zumindest nicht versagen. Im Zimmer angekommen stopfte sie zügig einige Klamotten und was man sonst noch so brauchen könnte, in einen Rucksack. Umziehen konnte sie sich auch im Zug noch. Somit war sie innerhalb kürzester Zeit aufbruchbereit und hüpfte die Treppen hinab und trat an die 'frische' Luft. Eigentlich war diese dick und unangenehm warm, doch sie hatte sich inzwischen daran gewöhnt. Es war für sie derart normal geworden, dass sie sich eher sorgte, wie sie die stechend kalte Luft im Norden aushalten würde. Eine warme Brise huschte an ihr vorbei und wirbelte einige Sandkörner auf. Ein wenig freute sie sich aber auch. Zwar hatte Stillsnow damals nicht nur gute Momente für sie bereit gehalten, doch gerade die schönen hatten sich dauerhaft bei ihr eingebrannt. Gewissermaßen war der Auftrag damals der Beginn der langjährigen Freundschaft zu Lian. Genau wie die Tage, die sie im Norden verbracht hatten, war ihre Beziehung zueinander geprägt von tollen, aber auch von schweren Momenten. Ob das damals ein Vorbote gewesen war? Selbst wenn sie es damals erkannt hätte, sicherlich hätte sie sich trotzdem genauso entschieden. Auch heute würde sie sich wieder dafür entscheiden. Es war selten, dass man so einen treuen, ehrlichen Freund wie ihn fand. Außerdem hätte sie ohne ihn vermutlich niemals Charon kennengelernt. Eine große Portion des Glücks, das sie heutzutage hatte, baute auf der rein zufälligen Begegnung damals bei ihrer Kekse-Quest auf. Irgendwie merkwürdig, wenn sie jetzt im Nachhinein darüber nachdachte. Als der Braunhaarie, über den sie sich gerade den Kopf zerbrach, schließlich wieder zu ihr stieß, hellte der tiefblaue Blick sofort auf und ihre Rute hob sich. "Heya! Bist du bereit? Ich fürchte mich ja jetzt schon vor der Kälte." Um ihre Aussage zu unterstreichen, schüttelte sie sich. "Meinst du, wir können wieder im selben Gasthaus wie damals unterkommen? Wäre doch irgendwie lustig. Auch, wenn ich dann dieses Mal auf dem Boden schlafen müsste."


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BeitragThema: Re: Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm
Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm EmptyMo 15 Apr 2024 - 20:41

Lian konnte es nicht leiden, wenn irgendjemand ihm Befehle gab. Noch weniger konnte er es ausstehen, wenn dieser jemand ausgerechnet Aram war. Rhefeus hatte nach ihnen verlangt? Stillsnow benötigte ihre Hilfe? Wenngleich dem jungen Magier bewusst war, dass es ein echter Hilferuf war, der hinter dem Schreiben stand und er in den letzten Jahren älter sowie reifer geworden war… Lian blieb immer noch Lian. Und so war es kein Wunder, dass sich echter Widerstand in dem Braunhaarigen aufbaute, nachdem der Gildenleiter mit den Ausführungen geendet hatte. Der 21-Jährige öffnete die Lippen und seine flinke Zunge wollte mal wieder Worte formulieren, bevor seine Gedanken richtig geendet hatten – irgendetwas, das seinen Unmut deutlich machte und nochmals darauf aufmerksam machte, dass es auch andere Magier gab, die in den hohen Norden reisen konnten.

Wenn da mal nicht Rin gewesen wäre.

Es überraschte Lian, als er den Rutenhieb der jungen Frau in der Kniekehle spürte. So sehr, dass es ihm doch glatt die Worte verschlug und er verdutzt zu der kleineren Magierin hinabblickte. Nicht nur das: Die Inuyama übernahm auch noch die Antwort an Aram, verkündete stolz, dass sie den Auftrag annehmen und sich sofort auf den Weg machen würden. Was?! Moment! Das… das war so nicht abgesprochen gewesen! Der Illusionist wurde am Handgelenk gepackt, mit überraschender Kraft Richtung Ausgang gezogen und es war nicht mehr als ein Japsen nach Luft, das er noch zustande bekam, bevor die Tür zum Büro des Gildenleiters lautstark wieder geschlossen wurde. Lian hatte zuvor noch für den Bruchteil einer Sekunde einen Blick auf seinen Onkel erhaschen können und er war sicher, Amüsement in den sonst so strengen Zügen von Aram erkannt zu haben. Hatte er sich über seinen Neffen und dessen Sprachlosigkeit lustig gemacht? Pff! Lian wusste noch nicht wie, aber irgendwann würde er es seinem Onkel heimzahlen. Ganz sicher. Just in diesem Augenblick war es allerdings die Canine, die mit ihrer hellen Stimme wieder auf sich aufmerksam machte. Rin seufzte, fuhr sich mit den Händen über die langen Hundeohren und schüttelte sich, als wolle sie die Erfahrungen und Empfindungen der letzten Minuten schleunigst loswerden. Lian hätte sich darüber beschweren können, dass die Inuyama sich so leicht geschlagen gegeben und den Auftrag – auch in seinem Namen – angenommen hatte. Genauso, dass sie ihn vor seinem Onkel getadelt hatte. Doch ganz ehrlich? Lian war nicht dämlich. Ihm war nicht nur die Dringlichkeit und die Notlage der Leute in Stillsnow bewusst, er wusste auch, dass sie um den Auftrag nicht herumgekommen wären. Rin war dazwischengetreten, als der Dickkopf des Illusionisten mal wieder schneller als dessen Verstand hatte sein wollen. Wohlmöglich hatte seine Freundin ihm also sogar einen Gefallen getan, indem sie das Ruder an sich gerissen hatte. „Ehm…“ Schneller, als Lian hätte reagieren können, sauste die junge Frau auch schon davon, um Gepäck für die Reise vorzubereiten. Wintersachen einpacken? Das Wort alleine reichte aus, um dem Braunhaarigen eine Gänsehaut zu bescheren. Deutlich zurückhaltender, als Rin gewesen war, machte er sich schlussendlich auf den Weg zu seiner Wohnung. Natürlich nicht, ohne den einen oder anderen Fluch vor sich hinzumurmeln. Ob sie sich auf dem Weg eine Zeitung besorgen sollten, um den Wettbericht für Nord-Fiore zu lesen? Lian war sich nicht sicher, ob es helfen würde, sich besser darauf vorzubereiten oder ob es ihn mental brechen würde, noch bevor sie Stillsnow erreicht hatten…

Als der 21-Jährige zum Ausgang des Gildenpalastes kam, stand Rin bereits bereit und spitzte die Ohren. Sogar auf Distanz war die Freude in den hellblauen Seelenspiegeln der jungen Frau nicht zu übersehen. Woher nahm sie nur all die Motivation? „Du fürchtest dich vor der Kälte? Frag mich mal.“ Lian blieb überhaupt nicht stehen, sondern trat direkt an Rin vorbei – hinaus in die Wüstenstadt. Er wusste, dass seine Freundin direkt folgen würde und sie sich auf dem Weg zum Bahnhof genauso gut unterhalten konnten. Der Falls trug immer noch die gleiche Kleidung wie zuvor, allerdings hing ein Rucksack über der rechten Schulter, in dem er ein paar Habseligkeiten untergebracht hatte. Mütze, Schal, Handschuhe… warum war sein Repertoire an Winterkleidung in den letzten Jahren eigentlich so rapide gestiegen? Er war eindeutig zu oft im Schnee unterwegs! Noch viel bewusster nahm er die Sonnenstrahlen wahr, die seine dunkle Haut wohlig wärmten. Wie sehr er diese Strahlen in den nächsten Tagen vermissen würde! „Ich bin ein Wüstenbewohner und für Minusgrade nicht gemacht. Was versteht Aram daran nicht?“, moserte der Falls weiter und sank noch ein bisschen tiefer in sein Selbstmitleid. Es war eine Seite, die Rin mittlerweile zu gut kannte, weshalb es sie kaum verwundern würde. Vermutlich würde sie wie immer darüber hinweghören – darin war die Inuyama vom ersten Tag an eine wahre Meisterin gewesen. Mit einem Seitenblick musterte er die Hellhaarige und sah dann wieder nach vorne auf die Straße. Ob sie im selben Gasthaus wie damals unterkommen könnten? Erinnerungen huschten Lian durch den Kopf: Als Rin ihm vom Verlust ihrer Familie erzählt hatte und das schlechte Gewissen, das sich in ihm breitgemacht hatte. Obwohl der Braunhaarige nicht mehr die Person war, die er damals gewesen war: Das schlechte Gewissen hatte er bis heute nicht gänzlich ablegen können. Die Vergangenheit war eben so eine Sache, vor der man niemals flüchten konnte… Lian schüttelte den Kopf, um die Gedanken wieder loszuwerden. „Ich kann dir aus Erfahrung sagen, dass es sich auf dem Boden mit ein paar Kissen und Decken sehr gut aushalten lässt“, antwortete er seiner Freundin mit einem amüsierten Zwinkern. Ein Gentleman hätte Rin freiwillig das Bett überlassen, aber über diesen Punkt waren die beiden Magier in ihrer Freundschaft schon lange hinaus. Nein, nein, dieses Mal war Lian an der Reihe, um im Bett zu schlafen! Er stellte sich vor, wie er ein riesiges Bett für sich allein hätte. Woran er nicht dachte, was aber deutlich wahrscheinlicher war: Dass Rin spätestens im Verlauf der Nacht auf die Matratze gekrochen kommen würde, weil sie nicht einschlafen konnte und ab dann Lian derjenige wäre, der nicht schlafen konnte. Naja. Besser, der Braunhaarige dachte nicht frühzeitig darüber nach und ergab sich noch ein bisschen länger der Illusion, zumindest ein paar erholsame Nächte zu haben.

Am Bahnhof angekommen war es wie immer: Einfahrende Züge hielten laut quietschend an und entließen eine Unmenge an Passagiere auf den Bahnsteig, die wild durcheinander wuselten. Manche liefen in Richtung Stadt, andere stiegen um und eine nicht zu verachtende Anzahl an Menschen blieb einfach mitten auf den Gehwegen stehen, um sich zu orientieren. Das Ergebnis des Ganzen? Rin und Lian mussten mehr als einmal ausweichen und sich ein Stück weit voneinander entfernen, weil der Weg anderweitig blockiert war. Während der Illusionist es einigermaßen schaffte, über die Köpfe der Touristen hinwegzublicken, fiel es Rin deutlich schwerer. Selbst wenn sie sich streckte, waren es nur ihre hellen, großen Ohren, die Lian in der Menschenmenge ausmachen konnte. Die hellgrünen Augen huschten zu einer der Bahnanzeigen, dann wieder zu den weißen Hundeohren, die sich leider in die falsche Richtung davonbewegten. „Rin!“, rief Lian, aber natürlich ging der Ruf im allgemeinen Gewusel am Bahnhof ziemlich unter. Bevor die junge Frau ihm ganz davonlaufen konnte, drängte er sich relativ unsanft an einigen Leuten vorbei, ignorierte dadurch verursachte böse Worte und Blicke und packte schlussendlich nach dem Handgelenk der Hellhaarigen. „Dahinten ist unser Zug. Komm, den kriegen wir noch!“ Der Falls deutete mit dem Kinn zu einem Bahnsteig auf der rechten Seite des Bahnhofs, an dem ein Zug stand – scheinbar bereit, um in den nächsten Minuten loszufahren. Wieder machte sich der junge Mann breiter, schob sich ungeniert vorbei an den Menschen – nur mit dem Unterschied, dass er dieses Mal Rin hinter sich herzog und diese seinen Windschatten nutzen konnte, um unbehelligt bis zum Zug zu gelangen.

@Rin


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BeitragThema: Re: Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm
Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm EmptyFr 26 Apr 2024 - 17:57

04 | @Lian
Ein Schmunzeln konnte die Hundedame einfach nicht unterdrücken, als Lian zurück an ihrer Seite war und sich direkt über das anstehende kalte Wetter aufregte. "Vielleicht ist das Problem, dass es gar nicht Aram war, der uns den Auftrag aufgedrückt hat", lenkte sie ein, in der Hoffnung, ihn zumindest ein wenig beschwichtigen zu können. "Rein theoretisch war es ja der olle Priester ... wie hieß er noch gleich? " Der Name war zwar eben erst gefallen, aber Rin hatte ihn trotzdem schon wieder vergessen.  "Außerdem wirst du sicherlich nicht frieren. Du hast schließlich meinen Schal! ... Du hast meinen Schal noch, oder?" Sie wusste nicht wieso, doch aus irgendeinem Grund würde sie es dem Wuschelkopf zutrauen, diesen vergessen zu haben. Hoffentlich irrte sie sich, denn wenn nicht, würde sie definitiv weinen. Und das wollte der Falls sicherlich nicht. Es hatte bei ihrer ersten Stillsnow-Quest bereits genug Tränen gegeben. "Woah, wie fies! Wie kannst du eine Dame einfach auf dem Boden schlafen lassen, hast du denn gar keinen Anstand?" Übertrieben empört bließ die Hellhaarige die Backen auf während ein Ellenbogen in Lians Seite herumstocherte. Vielleicht war es an der Zeit, ihm endlich ein paar Manieren beizubringen! Dringend notwendig hatte er es auf jeden Fall.
Doch bevor es zu Lehrstunden in Sachen Gentleman-Sein kommen konnte, wurde die zu klein geratene Hundedame gnadenlos von den Menschenmengen am Bahnhof verschluckt. Sie wurde umspült von fremden Körpern, die sich von allen Seiten an sie drängten. Luft bekam sie dabei nur wenig. Nur die Spitzen ihrer Öhrchen, die waren frei und durften hin und wieder den Luftzug eines ein- oder ausfahrenden Zuges genießen. Wo war Lian bloß hin? Alles, was sie sah, waren die verschiedenen Stoffe der Kleidung, die die Leute um sie herum trugen. In welche Richtung ging sie gerade überhaupt? Zu bunt, zu eng, zu warm. Sie fühlte die Überforderung langsam in sich aufsteigen, doch dann hörte sie ihren Namen. Entfernt und überlagert von all den anderen Worten, die über die Gleise hallten, aber trotzdem entging es ihren großen Ohren nicht. Dann wurde sie auch schon am Handgelenk gepackt und mitgezerrt. Ihr Zug? Oh. Oweh! Als die Hundedame verarbeitet hatte, was ihr Freund gesagt hatte, legte sie sofort einen Gang zu. Im Gegensatz zu ihr selbst schien Lian sich wie eine Dampfwalze durch die Menge zu bewegen. Die Leute machten einfach so vor ihm Platz. Nur so schafften sie es gerade noch rechtzeitig, mit beiden Füßen im Wagon zu stehen, bevor sich die Türen schlossen und das Duo von dem Trubel, der draußen herrschte, endgültig trennte.
Laut atmete die Canine auf, schüttelte all den Stress wortwörtlich von sich ab wie ein nasser Hund. "Daran werde ich mich nie gewöhnen. Wieso sind alle Leute bloß so groß?", grummelte sie, während sie auf einen der wenigen freien Plätze zusteuerte. Selbstverständlich schnappte sie sich den Fensterplatz, ganz egal, ob der Braunhaarige protestieren würde oder nicht. Nach dem Bahnhof-Horror hatte sie sich das absolut verdient. Ihr Kopf floppte gegen die kühle Scheibe, die blauen Äuglein beobachteten gespannt, wie die Häuser der Stadt langsam weniger wurden und die unendlichen weiten der Wüste langsam überhand nahmen. Still verabschiedete sie sich von der vertrauten Wärme, denn wenn sie den Zug verlassen würde, würde sie vermutlich mindestens knöcheltief im Schnee stehen. "Irgendwie fühlt es sich komisch an, zurück nach Stillsnow zu gehen. Meinst du, es sieht noch genauso aus wie damals? Ich frage mich, wie es den Kindern geht." Ob sie letztendlich mit dem Verlust ihrer Mutter abschließen konnten? Sie konnte es nur hoffen. "Ich werde nie vergessen, wie du dem Lehrling damals eine verpasst hast. Das hat mich so überrascht. Ich hoffe er ist nicht groß und stark geworden -so eine richtige Kiste, weißt du?- und will es dir heimzahlen." Ein freches Kichern. Das wäre wirklich unpraktisch. Aber auch ein klein wenig lustig. Im Notfall würde sie ihren Kumpel natürlich schützen. Vielleicht. "Ich helfe dir nur, wenn du im Gegenzug auf dem Boden schläfst."


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BeitragThema: Re: Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm
Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm EmptyDo 2 Mai 2024 - 20:56

Erleichtert stieß Lian die Luft aus und lehnte sich gegen die Wand in seinem Rücken, während der Zug ruckelnd anfuhr. Das war knapp gewesen: Beinahe wären die Inuyama und er zu spät gewesen und hätten darauf warten müssen, den nächsten Anschluss nach Crystalline Town zu erwischen. Die Motivation des Illusionisten, diesen Auftrag im kalten Nord-Fiore zu erledigen, hielt sich ohnehin bereits deutlich in Grenzen: Ein verzögerter Aufbruch wäre dem mitnichten zuträglich gewesen. Als Rin seufzte und sich darüber beschwerte, dass alle Menschen so groß wären, kam Lian nicht umhin, die rechte Augenbraue skeptisch zu heben und die Erscheinung seiner besten Freundin von Kopf bis Fuß zu mustern. Knackte die Canine überhaupt die 160 Zentimeter? Mit den Ohren dazugerechnet vielleicht. Was der Braunhaarige daher dachte, jedoch nicht aussprach: Die Frage ist vielmehr, warum du so klein bist. Er schüttelte amüsiert den Kopf und folgte Rin, die zielstrebig durch den Gang des Zuges schlenderte und sich auf den erstbesten, freien Sitzplatz fallenließ. Dass Rin die Seite mit dem Fenster für sich beanspruchte, war in Ordnung. Bereits das letzte Mal war die junge Frau vollkommen begeistert gewesen von den Wüstenkühen, an deren vertrockneten Weiden die Bahngleise direkt vorbeiführten - dafür hatte Lian absolutes Verständnis. „Stillsnow und sich verändert? Wenn du mich fragen würdest, ob mir ein Ort in den Sinn kommt, der sich in den letzten tausend Jahren kein Stück verändert hat, dann wäre Stillsnow mein erster Tipp gewesen. Keine Sorge, dort ist es bestimmt immer noch genauso dunkel, nass und kalt wie damals“, antwortete Lian auf die Frage seiner Freundin und ließ sich mit dem Hinterkopf gegen die Lehne des Sitzes fallen. Je mehr er darüber nachdachte, desto kühler wurde ihm – hatte irgendjemand die Klimaanlage in diesem Zug hochgedreht? „Ist nicht so, als hätte dieser Möchtegern-Priester den Schlag damals nicht verdient.“ Wie hatte der Kerl nochmal geheißen? Alister? Doch, Lian war sich ziemlich sicher, dass das der Name des blonden Jungen gewesen war. Ganz gleich, ob er seiner kleinen Schwester hatte helfen wollen, über den Verlust der Mutter hinwegzukommen: Dieser Priester hatte kein Recht dazu gehabt, Rin zu schlagen. Auch noch mehrfach! Eigentlich sollte Alister sogar dankbar dafür sein, dass der Falls es bei einem einzelnen Fausthieb belassen hatte, denn ihm wäre nach mehr zumute gewesen, kirchliches Ambiente hin oder her. Mit einem Seitenblick musterte der Falls seine Freundin und grinste. Er müsse auf dem Boden schlafen, wenn er ihre Hilfe bei einer möglichen Auseinandersetzung mit Alister haben wollte? Pff. So leicht würde der Illusionist es der Jüngeren sicherlich nicht machen. „Wir sprechen hier von einem angehenden Priester. Ich denke nicht, dass Brot und Wein einen Bodybuilder entstehen lassen.“ Lian stoppte, stellte es sich bildlich vor und lachte dann. „Und wenn doch, dann würde ich dieses Brot und diesen Wein auch kosten wollen.“ So oder so: Lian schätzte seine Chancen ganz gut ein, dass er – trotz dessen, dass er immer noch einen eher schmalen Körperbau besaß – in den letzten Jahren besser gewachsen war als Alister. Alister war damals eine Memme gewesen und war es vermutlich immer noch. Außerdem: Für irgendetwas musste dieses Magierdasein ja wohl gut gewesen sein! Zumindest die Erwartung, es körperlich mit einem Priester aufnehmen zu können, durfte ein Lian Falls hoffentlich haben.

Bevor sie das Thema weiter vertiefen konnten, kam ein junger Kerl ratternd mit einem Speisenwagen vor sich durch den Gang gefahren. Immer wieder ertönte die Stimme des Angestellten, der den Gästen Snacks, Getränke und Zeitungen zu – wie Lian fand – vollkommen überteuerten Preisen anbot. Wie gut, dass er sich Essen und Trinken eingepackt hatte, sodass er hier zumindest einige Jewels einsparen konnte. Lian wollte gerade einen abfälligen Kommentar darüber loslassen, als er sah, wie ein älterer Herr sich eine der Zeitungen kaufte und da… Fuck. Die Augen des Falls wurden für einen winzigen Moment riesig, der dunkle Hautteint verlor an Farbe. Auf der Rückseite der Zeitung war ein Foto von… war das er? Oder? Und die Person, die gemeinsam mit ihm auf diesem Foto in einer ziemlich eindeutigen Pose abgelichtet worden war… war das Lacrita? Die Überschrift Horizon Haven Hotel konnte der Falls gar nicht mehr richtig lesen, da war die Zeitung bereits zu dem älteren Herren hinübergewandert und der Artikel damit aus dem Blickwinkel von Lian verschwunden. Der Verkäufer mit seinem Wagen setzte sich wieder in Bewegung und kam näher... „D-dahinten. Sind das Wüstenkühe?!“ Lian deutete aus dem Fenster an Rins Seite und hoffte, dass die berühmt berüchtigen Tiere irgendwo da draußen wirklich auftauchen würden und warf sich, just in dem Augenblick, als die Inuyama wegschaute, schnell die Kapuze des Oberteils über den Kopf. Nicht, dass irgendjemand in diesem Zug ihn noch wiedererkannte. Dem Verkäufer, der mit seinem Wagen näherkam, drehte Lian demonstrativ den Rücken zu. Vielleicht würde er einfach vorbeifahren, wenn er merkte, dass weder Rin noch er ihm Aufmerksamkeit schenkten? Der Falls klammerte sich zumindest an diese Hoffnung.

@Rin


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BeitragThema: Re: Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm
Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm EmptyMi 15 Mai 2024 - 18:20

05 | @Lian
Du liebes Bisschen, der Falls musste das Dörfchen im Norden ja wirklich hassen, wenn er so darüber herzog! Sicher, auch Rin konnte sich schönere Orte vorstellen, doch ganz so schlimm fand sie es eigentlich nicht. "Also das Gasthaus war doch eigentlich echt gemütlich. Vor allem das Bett, aber das kannst du wohl nicht wissen", lenkte sie also ein, konnte sich den kleinen Seitenhieb dabei einfach nicht verkneifen. Ein freches Lächeln huschte über ihre Lippen, ehe die Mundwinkel auch schon wieder herabfielen. "Ich glaube nicht, dass er es böse gemeint hat. Er hatte es wirklich nicht einfach." Rin wusste, wie schwer es war, Familie zu verlieren. Sich dann trotzdem noch um ein Geschwisterchen kümmern zu müssen, war aber noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Der Stress, unter dem Allister gestanden hatte, musste enorm gewesen sein. Dementsprechend nahm sie ihm den Schlag, den sie damals kassiert hatte, und all den Stress nicht übel. Ganz im Gegensatz zu Lian, der immer noch einen Groll zu hegen schien. Irgendwie war das ja ganz süß, aber diesen Gedanken behielt sie lieber für sich, ließ nur ein schmales Schmunzeln sehen. "Sei dir mal nicht so sicher, Lian! Ich bin mir sicher, dass Priester auch mal andere Dinge essen. Und wenn man ständig Särge und sowas mittragen muss, dann wird man bestimmt richtig schnell richtig stark." Mussten Priester das überhaupt tun? Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was genau dieser Beruf alles erforderte. Mit Religion und dem ganzen Drumherum hatte sie sich noch nie groß befasst und hatte auch nicht vor, das zu ändern.
Was aber unbedingt geändert werden musste, war der Hunger, der in ihrem Magen rumorte. Natürlich hatte sie gefrühstückt und natürlich hatte sie auch ihren eigenen Proviant dabei, doch Rin blieb nunmal Rin. Essen konnte sie immer. Dementsprechend schlug ihr Herz höher, als die großen Hundeöhrchen das vertraute Rattern des Snack- und Getränkewagens auffingen. Ja, die Preise mochten ein wenig überteuert sein, doch das störte sie nicht, hin und wieder durfte man sich ruhig etwas gönnen. Sie war schon bereit, das Pfötchen zu heben um den Verkäufer auf sich aufmerksam zu machen, doch dann war es da ... das Wort. Das Wort, das das Herz der Canine noch höher schlagen ließ als die Aussicht auf Essen. Wüstenkühe. In ganz West-Fiore gab es nichts niedlicheres als diese besonderen Kreaturen. Sie waren so furchtbar gelassen und süß, eine wahre Augenweide. Es war quasi unmöglich, sich an ihnen sattzusehen. Dementsprechend war ihr Gesicht auch schon an die Scheibe geheftet, bevor Lian es überhaupt komplett ausgesprochen hatte. "Wowowowowo?", quietschte sie voller Aufregung, die Rute peitschte dabei wild hin und her. Es war gut, dass keine umwerfbaren Gegenstände in Reichweite waren, denn diese hätte sie garantiert umgefegt. So war es nur Lian, der hin und wieder einen Hieb abbekam. Aufmerksam, wie ein Hund, der auf der Suche nach seiner Beute war, scannte sie die unendlichen Weiten der Wüste ab, die an ihr vorbeizogen. Doch sie sah nicht eine Kuh. Nicht eine Einzige. Immer und immer langsamer wurde das Wedeln, bis es schließlich vollkommen aufhörte. Schniefen. "... da waren gar keine Wüstenkühe ..." Große, traurige Äuglein richteten sich auf den Braunschopf. Die Unterlippe wurde vorgeschoben. "Menno, ich habe mich so gefreut..." Hatte sich Lian etwa einen Scherz erlaubt? Sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass er so fies sein würde. Vielleicht hatte er mal einen ordentlichen Hieb verdient. Bevor sie noch Gefallen an dieser brutalen Idee fand, konzentrierte sie sich lieber auf das Essen, das sie sich ja bestellen wollte. Das würde ihr sicherlich Trost spenden ...
Doch zu ihrem Entsetzen war der Verkäufer bereits an ihnen vorbeigefahren, ganz ohne anzuhalten und zu fragen, ob sie etwas wollten! Wie fürchterlich gemein! Wie viel Pech konnte eine so liebe und süße Canine wie sie bloß haben?! Das Schicksal hatte heute wohl einen schlechten Tag. Doch das würde sie nicht einfach so auf sich sitzen lassen, auf gar keinen Fall. Mit einem kleinen Satz wendete sie sich auf ihrem Platz, sodass sie über die Lehne schielen konnte. Ein Arm wurde in die Luft gehoben und heftig herumgeschwenkt. "Hallooo! Sie haben uns übergangen!", rief sie dem Herrn, der ihnen den Rücken zugekehrt hatte, hinterher. Sofort fuhr er herum, blickte die Hellhaarige überrascht an. "Oh, Verzeihung. Ich komme sofort zu Ihnen, einen Moment bitte." Erleichtert seufzte die Hundedame auf, ließ sich wieder richtig herum auf ihren Platz fallen. Man, das war ja echt knapp gewesen! "Meine Güte, fast hätte er uns doch wirklich vergessen. Das wäre wirklich furchtbar gewesen ... Nanu, frierst du etwa? Du brauchst hier doch keine Kapuze aufzuziehen. Naja, egal. Möchtest du auch etwas essen? Ich überlege ja, mir noch die Zeitung mit dazu zu kaufen, die Fahrt dauert ja doch noch ein wenig."


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BeitragThema: Re: Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm
Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm EmptyMo 15 Jul 2024 - 16:42

Wann genau war dieses Foto entstanden? Warum zum Henker waren Fotografen im Horizon Haven Hotel unterwegs gewesen? Und am Wichtigsten: Was genau hatten Lacrita und der Falls an sich gehabt, um diese unrühmliche Aufmerksamkeit auf der dort stattfindenden Party auf sich zu ziehen?! Lian griff nach der Spitze seiner Kapuze und zog diese noch ein gutes Stück tiefer in sein Gesicht, während sein Körper gleichzeitig tiefer in das weiche Polster versank, so als wolle er mit dem Mobiliar des Zuges verschmelzen. Gedanklich zählte der junge Mann die Sekunden herunter, schloss die Augen und hielt auch stoisch jeden Hieb von Rins Schweif aus, als diese sich zum Fenster herumdrehte und aufgeregt nach den Wüstenkühen Ausschau hielt. „Dahinten. Du musst nur genau hinsehen“, murmelte der Falls halbherzig, um die Inuyama weiterhin beschäftigt zu halten und linste vorsichtig zur Seite. Just in diesem Augenblick war der Snackverkäufer genau auf der Höhe beider Crimson Sphynx Magier. Lian hielt die Luft an, wandte demonstrativ dem Blick ab, um nicht den Anschein zu erwecken, irgendein Interesse an Getränken, Essen oder – Gott bewahre – an einer Zeitung zu haben. Der Plan ging auf: Es war nur ein kurzer Blick, den der Verkäufer in Richtung von Lian und Rin warf, doch als er merkte, dass beide Gäste anderweitig beschäftigt waren, fuhr er an ihnen vorbei und tauchte in den hinteren Teil des Waggons ab.

Lian seufzte verstohlen auf.

Das war knapp gewesen. Die Muskeln des jungen Mannes entspannten sich, er holte nach unzähligen Sekunden endlich wieder Luft und legte den Kopf erleichtert in den Nacken, sodass die Kapuze ein bisschen nach hinten rutschte. Nur mit einem Ohr hörte er den enttäuschten Äußerungen der Inuyama zu, als diese merkte, dass es überhaupt keine Wüstenkühe da draußen gab. Lian sammelte seine Gedanken und wollte gerade eine scheinheilige Erwiderung zum Besten geben, die in etwa darauf anspielte, dass er sich vertan haben musste oder die Canine nicht genau genug geguckt hatte, als…

… einfach alles wie ein Boomerang zurückkam und ungebremst gegen den Schädel von Lian knallte.

„W-Was? Nein! Warte!“ Der Falls brauchte zu lange, um zu reagieren. Ehe er Rin daran hatte hindern können, sprang sie von ihrem Sitzplatz auf und wedelte genauso eifrig und schwungvoll mit ihrer Hand durch die Luft wie ihre Rute wenige Augenblicke zuvor bei der Aussicht auf Wüstenkühe gegen Lians Körper gehämmert hatte. Wüstenkühe schienen die gleiche Wirkung auf die junge Frau zu haben wie die Aussicht auf Essen. Ein Gedanke, der durchaus amüsant war, würde Lian nicht gerade das Herz inmitten der Brust stehenbleiben und er ziemlich blass um die Nase herum werden. Zu allem Übel wurde Rin von dem Verkäufer nicht nur gesehen, sondern auch gehört. Fachmann, wie dieser Typ war, machte er sich sogleich daran, zu den beiden Magiern zurückzukommen – gemeinsam mit unzähligen Ausgaben einer Zeitung, die Lian am liebsten verbrennen wollte. Konnte es noch schlimmer kommen? „Ja, wirklich furchtbar“, kommentierte der 21-Jährige mit vor Ironie triefender Stimme. Nicht, dass er davon ausging, dass Rin Inuyama mit dem Konzept von Ironie viel anfangen könnte. Als der Lockenkopf das sich nähernde, ratternde Geräusch des Verkaufswagens hörte, machte er sich auf seinen Sitzplatz so klein und unauffällig wie möglich. Ob ihm kalt wäre? Ob er nicht auch etwas zu Essen wollte? Und… eine Zeitung?! Die Stimme des Braunhaarigen überschlug sich beinahe, als er ein entschiedenes „Nein!“ zum Besten gab, ohne zu spezifizieren, worauf sich dieses Nein genau  bezog. Die hellgrünen Seelenspiegel waren direkt auf Rin gerichtet und er haspelte: „Ich… wir… können wir uns nicht unterhalten?...“ Was ein ungewöhnlicher Vorschlag für den sonst eher wortkargen Illusionisten, der sicherlich für Verwirrung bei der hellhaarigen Kollegin sorgen würde. Bevor Lian weitersprechen konnte, wurde er jäh von einer Stimme in seinem Rücken unterbrochen:  “Entschuldigen Sie nochmals. Was kann ich Ihnen anbieten? Chips? Einen Kaffee oder einen Tee? Eine Zeitung?“ Der Verkäufer. Natürlich. Der Falls bekam nur aus dem Augenwinkel mit, dass der Mann auf die verschiedenen Produkte deutete, die allesamt ordentlich auf dem Verkaufswagen verteilt lagen und für einen winzigen Augenblick trafen sich der Blick des Falls und jener des Verkäufers. Geschwind wandte Lian den Blick wieder ab… leider zu spät, um das Stirnrunzeln des Verkäufers zu verhindern. Doch er sagte nichts. Hatte Lian vielleicht doch Glück? Hoffentlich wollte die Inuyama nur ein paar Gummibärchen kaufen...

@Rin


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BeitragThema: Re: Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm
Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm EmptySo 21 Jul 2024 - 20:02

06 | @Lian
Wie äußerst merkwürdig! Lian schien fest überzeugt davon zu sein, die Wüstenkühe zu sehen, doch Rin erblickte nicht einmal einen einzigen Kuhschwanz! Es war tragisch. Eine wahre Tragödie! Gönnte man der jungen Frau nicht einmal einen flüchtigen Blick auf die niedlichsten Wüstenkreaturen der Welt? Das zarte, braune Fell, das fast schon mit den Dünen verschmolz, die stattlichen Hörner, die selbst Wüstenwölfe aufspießen konnten und natürlich auch die prallen Euter, die zum Melken einluden. Es waren einfach wunderschöne Tiere, an denen sie sich nicht sattsehen konnte. Außerdem luden sie irgendwie zum Hinterherrennen ein. Es würde sicherlich riesigen Spaß machen, mit einer dieser Kühe fangen zu spielen. Doch all das, vom Anblick bis zum Spiel, würde wohl weiterhin nicht mehr als ein Traum bleiben. Rin seufzte theatralisch.
Zu allem übel hatte sie durch ihre verzweifelte Suche auch noch den Verkäufer verpasst. Glücklicherweise war dessen Gegenwart einfacher zu erreichen als die der Wüstenkühe. Auf die nette, lautstarke Bitte der Canine hin kam er sofort zurückgeeilt. Zu Lians Entsetzen. Verwirrt neigte sie den Kopf von einer Seite zur anderen. Die großen Hundeohren schwangen dabei fröhlich mit. Essen schien er auch keins zu wollen. Was war denn da los? Wieso wirkte er bloß plötzlich so gestresst? Wurde er etwa reisekrank? Das war er doch sonst auch nicht. All die Fragezeichen, die sich in dem recht hohlen Köpfchen der Hündin bildeten, wurden jedoch problemlos von dem in den Schatten gestellt, das nun aufploppte.
Lian wollte was?
Lian wollte ... sich unterhalten?
Misstrauisch kniff Rin die Äuglein zusammen. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Ja. Etwas war faul. Und damit meinte sie nicht den Furz, den der Herr in der Reihe vor ihnen gerade hatte fahren lassen. Sie schnaubte, um den widerlichen Geruch wieder aus der Nase zu bekommen, und ließ sich dann zurück in ihren Sitz plumpsen. "Einen Pfefferminztee bitte! Mit Zucker ... extraviel Zucker! Und eine Packung Gummihündchen. Und N&Ns! Uuuund..." Die Zeitung. Hmm ... Sie wollte sich schon wirklich gerne mit dem Braunschopf unterhalten. Es passierte viel zu selten, dass sie die Chance bekam, sich einfach ein wenig mit ihm auszutauschen. Natürlich musste sie diese Chance ausnutzen, auch, wenn sie ein wenig misstrauisch war. Damit war die Zeitung dann wohl überflüssig. "Das war's!" Einen Moment lang rechnete der Herr leise vor sich hin, ehe er einen lächerlich hohen Geldbetrag nannte. Die Inuyama machte sich jedoch nichts daraus und streckte ihm die entsprechende Menge Jewels entgegen, um im Gegenzug ihre Bestellung gereicht zu bekommen. Ihre Rute propellerte fröhlich.
Schwungvoll riss sie die Tüte Gummihündchen auf und verteilte dabei beinahe den Inhalt im Fußraum. "Upsi." Glücklicherweise konnte die Katastrophe noch rechtzeitig abgewendet werden, sodass der pure Zucker in Hundeform stattdessen in ihrem Mund landete. "Sag mal, bist du vielleicht krank oder so? Fühlst du dich nicht gut?" Große Äuglein blinzelten dem Falls aufmerksam entgegen. "Du wirkst so nervös und angespannt. Und die Jacke. Und du willst reden. Tut mir Leid Lian, aber seit wann willst du reden?? Und Essen willst du auch nicht. Oder doch?" Sie hielt ihm das Tütchen hin. "Falls ja, dann kannst du mir das ruhig sagen. Ich kann mindestens deine Beschwerden lindern." In ihrer Stimme schwang ein Hauch aufrichtiger Sorge mit. Nicht nur als Heilerin und Questpartnerin, sondern auch als gute Freundin war sie selbstverständlich interessiert an der Gesundheit ihres Gegenübers. Wenn es ihm nicht gut ging, wollte sie das unbedingt wissen. Das war nur natürlich, oder nicht?


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BeitragThema: Re: Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm
Crimson Sphynx Gildenpalast - Nordturm EmptyMo 22 Jul 2024 - 14:09

Unerschütterlich starrte Lian den Sitz vor sich an und ignorierte sowohl den neugierigen Verkäufer zu seiner Rechten als auch den misstrauischen Blick von Rin zu seiner Linken. Gott, konnte die Situation bitte vorübergehen? Der Falls machte wappnete sich dafür, in wenigen Sekunden eine entsetzt aufjaulende Canine zu hören, sobald sie das Foto erblickte, das ziemlich groß auf der Rückseite der Zeitung gedruckt war. Sie wollte einen Pfefferminztee, eine Packung Gummihündchen, N&Ns und… und…

Das wars.

Nein, Verwechslung ausgeschlossen. Sie hatte sich gegen die Zeitung entschieden! Erleichterung machte sich im Inneren des 21-Jährigen breit. Um zu verhindern, dass der Verkäufer ihn doch noch erkannte, vermied Lian weiterhin jeden Blickkontakt, während die Ware über seinen Kopf hinweg überreicht und die entsprechenden Jewels ausgetauscht wurden. Kaum dass der Verkäufer sein Geld erhalten hatte, verscheuchte der Falls den Mann mit ziemlich unfreundlicher Gestik, was der Angestellte des Zuges zwar sichtlich irritierte, er allerdings professionell genug war, um keine weiteren Fragen zu stellen. Er verschwand mitsamt alle Printmedien, die Lians Untergang hätten sein können und ließ die Magier alleine.

Der Illusionist erlaubte sich, wieder zu atmen.

„Ich fühle mich tatsächlich nicht so gut“, antwortete er auf die besorgte Frage von Rin und sah mit einem Seitenblick zu ihr. Ein kleines, schlechtes Gewissen machte sich schon in Lian breit, als er in die unschuldigen Seelenspiegel blickte, die ausschließlich ehrliche Sorge um sein Wohlbefinden vermittelten. Aber musste er überhaupt ein schlechtes Gewissen haben? Er log mit seiner Aussage ja nicht. Er vermied es höchstens, die vollumfängliche Wahrheit auszusprechen... Seit wann er reden wollte? Nunja, wie sollte man das jetzt am besten beantworten? Schnell legte sich Lian die richtigen Sätze zurecht, ehe seine Stimme erklang: „Ich weiß nicht. Seit du das letzte Mal bei mir übernachtet hast, sind wir gar nicht mehr dazu gekommen. Du weißt schon, Quests hier, Quests da, der ständige Trubel als Magier der Gilde. Das hier… ist das nicht die beste Gelegenheit, um das nachzuholen?“ Ob das Ausreichen würde, um Rin zu überzeugen? Hoffentlich. Am besten einfach direkt ein Thema anschneiden, denn erfahrungsgemäß dauerte es dann gar nicht lange, bis die Inuyama losplapperte und ihr Misstrauen wieder vergaß. Lian brauchte etwas, wofür sich die Hellhaarige interessierte, etwas, worüber sie ohne Umschweife sofort zu sprechen beginnen würde. Oh! Natürlich! „Sag mal, was waren das eigentlich für Zimtschnecken, die du Koren gemacht hast? Gibt es da ein besonderes Rezept?“ Kaum waren die Worte ausgesprochen, wurde Lian klar, was er damit eigentlich losgetreten hatte. Wenn es etwas gab, worüber Rin Inuyama ohne Punkt und Komma stundenlang sprechen konnte, dann war es … Backen. Das war schon damals, bei der gemeinsamen Suche nach dem verschollenen Keksrezept, so gewesen und hatte sich in all den Jahren nicht geändert. Es war ein Opfer, das Lian trotz seines mangelnden Interesses an diesem Hobby erbringen musste, dafür, dass er sein Gesicht hatte wahren können. Er schnappte sich ein paar der angebotenen Gummihündchen, stopfte sie sich in den Mund und bereitete sich kauend auf den Monolog vor, der gleich folgen würde.

So verging die Zugfahrt ohne weitere, große Zwischenfälle. Tatsächlich waren es nicht ausschließlich Themen rund um das Backen, die Rin und Lian miteinander besprachen. Es ging auch um verschiedene Quests, die sie in der Zwischenzeit jeweils erledigt hatten, um kürzliche Rangaufstiege, um gemeinsame Bekannte in der Gilde und wie man zu diesen stand. Eben dies und das, was sich beim Reden so ergab. Sogar Lian, der sonst eher weniger als mehr sprach, musste gestehen, dass die Zeit bis zur Ankunft in Nord-Fiore wie im Fluge verging und er es vermisst hatte, so locker mit der Caninen zu sprechen. Umso überraschter war der Lockenkopf, als eine Stimme durch das Zugabteil hallte und ihre Ankunft in Crystalline Town verkündete. Den Rest der Strecke bis nach Stillsnow müssten er und Rin zu Fuß zurücklegen, auf dem gleichen Weg, den sie vor einigen Jahren schon einmal gemeinsam entlanggeschritten waren. Lian kramte sicherheitshalber bereits jetzt den schwarzen Pullover aus seinem Gepäck und warf sich das dicke Kleidungsstück über. Mütze und Schal würden folgen, sobald sie den Zug verlassen hatten - wobei Zweiteres der Kollegin wohlmöglich bekannt vorkommen würde. Aber alles zu seiner Zeit. „Na schön, dann lass uns mal den anstrengendsten Teil des Weges hinter uns bringen. Hoffentlich schneit es nicht so stark wie das letzte Mal…“

@Rin

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