Wo sollten sie sich gleich noch mal melden? Das war eine gute Frage, denn zugegebenermaßen hatte die Lupine das vor Aufregung vergessen. Sie holte kurz den Zettel hervor, auf dem eine kurze Questbeschreibung zu finden war, da stand sicher drauf, wo sie sich melden sollten. „Mal schauen….“ Kurz lass sie sich den Zettel ruhig durch, doch dann legte sie ihrem Kopf schief. Im Grunde genommen sollten sie sich einfach nur vorne an der Rezeption melden, mehr stand da nicht. Ein Name war auf jeden Fall nicht zu finden, aber sicherlich würde man ihnen da schon sagen, was sie zu tun hatten. „Wir sollen uns einfach vorne Anmelden steht hier, ich denke mal, dass man uns dann zur richtigen Person bringen würde.“ Sicherlich war das einfach nur eine Art Sicherheitsmaßnahme, so dass nicht einfach jemand Fremdes im Altenheim herum wandern würde. Immerhin musste man die Einwohner ja schützen, sonst könnte ja jeder Betrüger in das Haus wandern und sie ausnehmen. So zumindest stellte sich die Wolfsdame das vor, ob das nun wirklich so war, wusste sie nicht. „Dann können wir los, oder?“ Mit diesen Worten machte Oriel sich auf den Weg zur Eingangstüre, diese hielt sie für ihre Partnerin auf, so dass sie eintreten konnte, dann folgte sie der Dame aus der Wüstengilde. „Mal schauen, die Rezeption müsste eigentlich gleich hier sein, da schau!“ Leicht deutete sie auf die Theke, die sich nur ein paar Meter von dem Eingang befand. Über ihr Stand ja immerhin das Wort Rezeption, also würde das schon richtig sein, doch im Moment war niemand da, sie mussten also warten.
„Deine Gilde, die ist ja in de Wüste, oder? Ist es da schön? Ich war bisher noch nicht dort.“ Nein, doch die Stadt Aloe war auf jeden Fall auf ihrer Reiseliste. „Ich wohne hoch oben im Norden, ich hab in Crystalline meine Schneiderei. Wenn du magst kannst du mich gerne mal besuchen kommen, zuhause kann ich dir dann gerne mal Kleider zeigen, die ich Geschneidert habe, vielleicht ist da was für dich dabei.“ So weit von Zuhause weg ging das ja nicht, sie hatte ihre Bücher mit ihren Skizzen nicht mit, aber in ihrem Laden, da hatte sie alles. Dann könnte Himiko sich ganz in Ruhe was aussuchen und die Wölfin würde es für sie Schneidern. „Ich bin ja in keiner Gilde, ich arbeite für mich alleine, Quests mache ich nur, wenn ich mal einen Tapetenwechsel brauche.“ Im Grunde waren sie so etwas wie ein Hobby für die Lupine. Noch immer war niemand da, doch in der Ferne hörte man leise ein paar Schritte. Oriels Ohren drehten sich zuerst in die Richtung des Geräusches, dann folgte ihr Kopf. Ihre feine Nase nahm dabei schnell den Geruch von einen stark duftenden, blumigen Parfüms auf. ‚Einen Moment bitte, ich bin gleich da!‘ Das musste die Person sein, bei der sie sich melden sollten. Schnellen Schrittes näherte sich die Dame, dann schlüpfte sie an den beiden Magierinnen vorbei und setzte sich auf ihren Stuhl. ‚So, guten Tag, herzlich willkommen im Seniorenheim Edelweiß, wollen sie jemanden besuchen?‘ Die Stimme der Dame war ziemlich freundlich. „Besuchen nicht, nein. Wir sind hier für die Quest, wir wollten ihnen hier aushelfen. Das ist Himiko und ich bin Oriel.“‚Ah gut, wir haben schon auf sie gewartet. Warten sie kurz, ich hole alles, was sie brauchen, dann erklär ich ihnen wo sie überall hin müssen.‘ Oriel nickte kurz, dann stand die Dame wieder auf und verschwand wieder. „Dann gehst bald los, nicht?“
Das klang aber nicht schön, da war die Wolfsdame doch ganz froh, dass ihre Partnerin zu spät kam, denn wenn sich etwas auf den Gleisen befand, konnte dass auch schnell mal gefährlich werden. Zum Glück hatte ihr Zug wohl erst einmal einen Zwangsstopp eingelegt und die Gleise von dem befreit, was da doch im Weg war. Ein bisschen zu spät zu sein war immer noch besser, als einen schlimmen Unfall zu haben, nicht? Zumindest dachte Oriel sich dass so, die freudig mit ihrer Rute wedelte und sich einfach nur über die Ankunft ihrer Partnerin freute, so wie es wohl auch ein Hund tun würde. „Ach, ist doch nicht schlimm, lieber etwas zu spät, als ein Unfall, oder? Du kannst doch nichts dafür, wenn etwas auf den Gleisen war.“ Freundlich war die Stimme der Lupine. „Ich bin Oriel Beauregard. Freut mich dich kennen zu lernen.“ Kurz verbeugte die Wölfin sich, dann stellte sie sich wieder vernünftig hin und richtete ihre Kleider. Sie wollte ja für die Quest und ihre Partnerin vernünftig aussehen und nicht wie ein wildes Tier, denn ein ganz kleines bisschen machte die Lupine sich noch immer Sorgen, dass die Menschen angst vor ihr hatten. Sie war ja immerhin der große, böse Wolf, auch wenn sie eher das genaue Gegenteil davon war, ihr Äußeres half ihr manchmal hat einfach nicht wirklich.
„Dein Kleid sieht schön aus.“ Ruhig war die Stimme der Dame. „Ich arbeite als Schneiderin und mir ist sofort aufgefallen, was für eine tolle Qualität der Stoff hat, weißt du dass?“ Ja, auch wenn Oriel ja gerade eigentlich als Magierin unterwegs war, so konnte sie ihren eigentlichen Beruf nicht zuhause lassen, wenn sie tolle Kleider sah, musste sie es einfach erwähnen. Vor allem deswegen, weil die Dame ja immer noch nach Ideen für ihren eigenen Laden suchte. Aber nun mal zur Quest, denn durch die Freude und Aufregung jemanden neues kennen zu lernen, vergaß die Dame ganz, dass sie ja eigentlich aus einem guten Grund hier waren. Sie mussten ja immerhin im Altenheim aushelfen. „Oh ja, die Quest…“ Kurz überlegte die Lupine, ihre Rute blieb für diesen kurzen Zeitpunkt stehen, doch dann wedelte sie wieder.. „Ach ja, die Leitung des Altenheim hat ja um Hilfe gebeten. Viele der Pfleger sind Krank geworden und die, die über geblieben sind müssen sich nun ganz alleine um die Bewohner hier kümmern.“ Ja, eine Grippewelle hatte das Altenheim wohl etwas im Griff. „Wir sollen für die Anwohner hier wohl die Medizin kaufen gehen und für die Leute, die etwas vom Markt haben wollen, sollen wir gleich mit einkaufen. Das sollte doch ganz einfach sein, oder?“ Leicht legte sie ihren Kopf schief, als die ihre Partnerin fragte. „Magst du dich noch ein paar Minuten von deiner Zugfahrt erholen, oder möchtest du schon mit der Quest anfangen?“ Oriel wollte der armen Dame ja noch ein paar Minuten frische Luft gönnen, sie hatten ja immerhin den ganzen Tag für die Quest. Wenn sie los konnten, würde dass ihre Partnerin sicherlich sagen.
Das Seniorenheim Edelweiß, ein Ort der ja eigentlich eher für ältere Leute gedacht war und trotzdem war dieses schöne Heim das Ziel der jungen Lupine. Aber was wollte Oriel denn an diesem Ort? Sie hatte immerhin keine Verwandtschaft, die sie hier besuchen könnte, denn einen Opa oder eine Oma hatte sie nicht, zumindest nicht in Fiore. Aber was führte sie denn sonst zu diesem für eine junge Dame doch eher seltsamen Ort? Naja, die Lupine hatte seit langem Mal wieder eine Quest angenommen und diese führte sie nun einmal an diesen Ort. Das Seniorenheim hatte nämlich ein ziemliches Problem und bei diesem brauchten sie ganz dringend Hilfe. Durch eine Magendarmgrippe sind in dem Heim nämlich einige Mitarbeiter ausgefallen und nun sind nicht mehr genügend Leute da, die sich um die alten Leute kümmern können und das geht nun einmal nicht. Die Leitung des Heimes hat demnach um Hilfe gebeten, nicht nur bei den Gilden, sondern auch bei jedem anderen Magier der sich melden konnte, denn sie brauchen ein paar Leute, die für die alten Leute Einkaufen gehen würden. Normalerweise würden das ja die Pfleger für die Senioren tun, aber die haben gerade wortwörtlich die Hände voll zu tun.
Oriel sollte also zusammen mit einer anderen Magierin auf Botengänge gehen, sie sollten für die Alten einkaufen gehen und ihnen ihre Medizin bei der Apotheke abholen, sie sollten Bäckereien aufsuchen und Kuchen kaufen, zumindest stand das so in der Beschreibung der Quest, es war also absolut keine schwere Aufgabe, aber eine die nun einmal erledigt werden musste, denn die Alten brauchten ja ihre Sachen. Oriel lief nun also ungeduldig vor dem Seniorenheim auf und ab, ihre Rute wedelte freudig, denn so wie sie nun einmal war, freute sie sich einfach darauf, Leuten zu helfen und noch viel mehr freute sie sich jemanden neues kennen lernen zu dürfen. Wie die Gildenmagierin wohl war? Das einzige, dass sie über die Dame wusste war, dass sie wohl in der Gilde Crimson Sphynx war, der Rest der war ihr noch vollkommen unbekannt. Aber sicherlich war sie nett, denn warum sonst sollte sie alten Leuten helfen wollen? Jemand der fies war, würde das sicher nicht tun, nicht einmal für das Geld, welches man dort verdiente. Um Geld ging es der Lupine ja weniger, denn das verdiente sie eher mit ihrem Laden, sie selbst machte nur deswegen Quests, weil es ihr Spaß machte, als gildenlose Magierin hatte sie ja immerhin keine Verpflichtungen. Noch einmal lief Oriel den Weg vor dem Heim auf und ab, dann blieb sie vor dem Eingang stehen, sie hob ihre Nase und schnüffelte einmal kurz, vielleicht kann sie die Magierin ja schon riechen, wobei sie wusste ja nicht wie sie roch, doch ein Versuch war es wert. Für ihre Partnerin sah es bestimmt seltsam aus, die zweibeinige Wölfin, die mit hocherhobener Nase dastand und mit wedelnder Rute die Luft schnüffelte.
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