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 Gebirge hinter Crocus

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Cassius
The Black Knight
Cassius
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BeitragThema: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptyMo 2 Okt 2023 - 17:06

das Eingangsposting lautete :

Ortsname: Gebirge hinter Crocus
Art: Freiraum
Spezielles: ---
Beschreibung: Die Berge hinter Crocus Town sind weitläufig und gefährlich. Je höher man gelangt, desto dünner wird die Luft und desto kälter werden die Temperaturen. Die Gipfel der Berge sind leicht mit Schnee bedeckt, die restlichen dreiviertel des Berges jedoch nicht, schließlich befindet sich das Gebirge nicht im kalten Norden des Königreiches. Das Gebirge beherbergt viele Wanderweger und Aufstiegsmöglichkeiten, sogar Tourismushütten und vereinsamte Lokalitäten. Für Wanderer und Klettersportler gibt es auch Unterkunftsmöglichkeiten. Doch man sagt dem Gebirge auch nach, dass sich tief in ihm eine Horde Geistersoldaten verborgen hält, die einst treu und loyal dem König des Reiches folgten. Als sie ihren Eid gebrochen haben, wurden sie verflucht und auf alle Ewigkeit ins Gebirge verbannt. Für die meisten Bewohner des Reiches eine alberne Legende, ist sie schließlich niemals bestätigt oder widerlegt worden.

Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.


Sprechen - Denken - Magie
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 Cassiu13
Theme - Fight Theme - Sword Release Theme - Entrance - Voice
Erstaccount: Mareo
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Lucien

Lucien
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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptyDo 2 Mai 2024 - 20:45

03 | @Athena
Die Blonde war schon eine merkwürdige Frau. Die Art, wie sie sich ausdrückte, war manchmal wirklich schräg. Was sollte das heißen 'sie wusste nicht, wieso es sie freute, dass es ihm gut ging'? Unweigerlich hob sich eine Braue des Ashworths, der beim besten Willen nicht wusste, was er auf so eine Aussage antworten sollte. "... danke?", quetschte er schließlich hervor, um irgendetwas gesagt zu haben. Vermutlich meinte sie das gut?
Auch die Fragen, die sie ihm stellte, waren eher ... ungewöhnlich. Sollte sie nicht selbst wissen, ob sie geeignet für diesen Auftrag war? War sie ernsthaft dermaßen unsicher, dass sie sich ausgerechnet an Lucien wendete, um Bestätigung zu bekommen? Er war ein geübter Lügner, der seine Fähigkeit nur zu gerne nutzte, doch insbesondere, wenn es um Arbeitsleistung und -moral ging, konnte er auch brutal ehrlich sein. Er brauchte keinen Klotz am Bein. Leute, die das Team - oder ihn - runterzogen, nervten ihn. Aber so nervig Athena auch sein konnte, bisher war er recht zufrieden mit ihrer Leistung. Oder eben ihrer Bereitschaft, ihn zu bezahlen, wenn der Auftrag ihrer Meinung nach eine andere Richtung einschlagen sollte. Die Worte, die er ihr schließlich auftischte, um sie hoffentlich ein wenig zu motivieren, waren also tatsächlich ehrlich. "Es ist mir egal, ob du es bewusst getan hast oder nicht. Ich will, dass du dir gegebenenfalls die Zeit dafür nimmst. Ob du sie nun hast oder nicht. Ich werde mich auf dein Versprechen verlassen, enttäusch mich nicht." Er hatte keine andere Wahl, als zu versuchen, ihre Worte zu Herzen zu nehmen, so schwer es ihm auch fiel. Ein gewisses Misstrauen in jeden, der nicht er selbst war, konnte er einfach nicht ablegen. Wollte er auch gar nicht.
Auch für ihn war 'Freundschaft' ein schwieriges Thema. Zu Schulzeiten hatte er viele 'Freunde' gehabt, doch wirklich echt waren diese Beziehungen nie gewesen. Sie hatten einen Zweck erfüllt, sie hatten das Alleinsein vorgebeugt und das Ansehen aufpoliert, doch ehrliches Vertrauen hatte nie geherrscht. Zumindest nicht auf Luciens Seite. Blind vertrauen tat er nur einer Person. Diese hatte er zwar lange Zeit als seinen (besten) Freund bezeichnet, aber gefühlt hatte er für ihn wohl nie wirklich wie für einen gewöhnlichen Freund, das konnte man also ebenfalls nicht zählen. Lange Rede, kurzer Sinn, er hatte genauso wenig Plan von Freundschaften wie Athena. Dabei war er nicht einmal eine planlose Nymphe so wie sie, sondern ein Mann, der glaubte, mit beiden Füßen fest im Leben zu stehen. So fest, dass er nie den Willen gehabt hatte, sich Leute zu suchen, die neben ihm stehen wollten. Selbstverständlich würde er das nicht zugeben. "Eine solide Grundlage für eine Freundschaft, ja", gab er also zurück, so als wüsste er ganz genau, wovon er sprach. Er gab sich größte Mühe, die Unsicherheit, die sich eben noch in seine Stimme geschlichen hatte, zu vertreiben. Natürlich ging er auch nicht weiter darauf ein, wie er sich ihr gegenüber fühlte. Erstens hatte sie nicht gefragt und zweitens würde er niemals freiwillig über Gefühle sprechen. "Ich hatte bloß nicht erwartet, dass du so denkst. Schließlich sind wir Kollegen." Das Gespräch, das sie gerade führten, war bereits unangenehm persönlich. Auf einer geschäftlichen, profesionellen Ebene fühlte er sich deutlich wohler. Doch die Art, wie Athena darüber sprach, ließ ihn vermuten, dass er dorthin nicht allzu schnell zurückkehren würde. Wieso sah sie ihn jetzt eigentlich so merkwürdig an? Hatte er diese Augenfarbe schon einmal an ihr gesehen? Ganz sicher, was es damit auf sich hatte, war er sich immer noch nicht. Natürlich war es ihm bereits aufgefallen und er vermutete inzwischen, dass es irgendwie mit ihren Gefühlen zusammenhing, doch bisher wollte er nicht allzu persönlich werden. Dafür war es aber nun zu spät, also konnte er genauso gut fragen, oder? "Als Freund darf ich doch sicherlich fragen, was es mit deinen Augen auf sich hat, oder? Das ist mir schon länger ein Rätsel."



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Athena

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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptySo 5 Mai 2024 - 22:36

04 | @Lucien

Es brauchte einen Moment, bis Athena ihre Gesichtsmuskulatur wieder unter Kontrolle gebracht hatte. Der Kopf der Nymphe kippte, während sich ihr Mund zu einem verwunderten "o" öffnete. Menschen waren so schwer zu deuten. Irgendwie war es schwer Luciens Worte in Bezug auf ihre Verletzung mit dem zu verbinden, von dem sie vermutete, dass er eigentlich meinte. Seine Worte klangen nicht unbedingt freundlich. Aber sie vermutete, dass sie nicht bösartig gemeint waren. Lucien war schon ein seltsames Persönchen. Und sie musste das wissen. Sie hatte sehr viel Erfahrung als seltsames Persönchen. Weswegen es auch einen Moment brauchte, bis sich die Hirnwindungen Athenas zu einer Entscheidung durchgerungen hatten und die Gesichtsmuskeln instruierten, was nun zu tun war.
Ein fast kindliches, freudiges Grinsen breitete sich im Gesicht der Nymphe aus, die für den Moment nur still dasaß. Einzig die Beine wackelten leicht unter dem Tisch. Die Augen wechselten zu dem knalligen Gelb heller Freude bevor sie sich schlossen, während die Hände auf dem Tisch zusammen fanden. Athena saß auf ihrem Stuhl, grinste zu Lucien rüber und ließ sich die Sonne auf die Haare scheinen. Ihrer Vermutung nach machte er sich einfach nur Sorgen um sie. Auch wenn die Worte harsch klangen, waren sie aus etwas Gutem geboren. Und das bedeutete, dass er sie auch als eine Freundin betrachtete. Was ihn zum ersten wirklichen Freund machte, den sie gefunden hatte.
"Das werde ich. Wirklich. Ehrlich! Nur Kollegen? Nein. Du hast mir das Leben gerettet. Ich weigere mich dich nur als Kollegen anzusehen." Beschlossen und verkündet. So einfach konnte Lucien das wohl nicht abwehren. Bei der Nachfrage hob sich ein Finger Athenas, legte sich unter das Auge, um es ein wenig weiter aufzuziehen. Ein Schulterzucken folgte.
"Bis vor kurzem hatte ich es nicht einmal bemerkt. Lady van der Velden hat mich darauf aufmerksam gemacht. Mh, wie soll ich das erklären? Menschen können ihre Gefühle unterdrücken, ja? Auch wenn du wütend bist, zeigst du das nicht unbedingt. Du schlägst nicht unbedingt jemanden, wenn du wütend bist, oder? Ich kann das nicht. Noch nicht. Ich lerne. Lady van der Velden hat mir gesagt, dass das eine Schwäche ist, weil man mir ansehen kann, was ich denke. Also mache ich Übungen. Es klappt aber noch nicht so gut. Ist das...verstörend?"
Und da klang die Nymphe schon wieder kleinlaut. Die Runensoldaten und die allermeisten Rune Knights schien diese Tatsache nicht gestört zu haben. Oder zumindest hatte sie kaum mal jemand darauf angesprochen. Sonst hätte sie das ja schon früher gemerkt. Woher hätte sie denn auch wissen sollen, dass sich die Augenfarbe bei Menschen nicht veränderte? Die waren immerhin schon ein bisschen seltsam. Oder sie war seltsam und die Menschen normal? Ugh. Diese Gedankengänge machten Kopfschmerzen. Themenwechsel.
"Hast du dir schon überlegt, wie wir das anstellen wollen? Wir könnten uns einschleichen oder uns unter die Gäste bei einer Feier schmuggeln. Das wäre schön. Ich war noch nie auf einer Feier." Und dabei hatte sie jetzt sogar schon ein paar von den Dingern gekauft, die die Menschen Kleider nannten. Okay, gut, Zihrun hatte ausgesucht und Sachiel hatte bezahlt. Eigentlich war sie nicht weiter involviert gewesen als die beiden Engel zu bitten und danach wie eine Ankleidepuppe regungslos auf einem Podest zu stehen, während Zihrun einfach machte. Selbst die zuerst ausgesprochen verstörte Schneiderin hatte sich irgendwann angeschlossen.
"Warst du schon einmal auf einer Feier, Lucien? Was macht man da?"


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Lucien

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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptySa 11 Mai 2024 - 21:16

04 | @Athena
Das hatte man also davon, wenn man sich einmal dazu entschied, das Richtige zu tun. Einmal rettete man ein Leben und schon hatte man eine Freundin an der Backe. Uff. Wie sollte Lucien darauf bitte reagieren? Eigentlich hatte er nichts dagegen, dass sie ihn als Freund sah, doch er konnte nicht einfach zugeben, dass es ihn freute. Das ging nicht. "Na gut, wenn du meinst", entgegnete er und zuckte obergelassen mit den Schultern. Ja, für ihn hatte das überhaupt keine Bedeutung, das merkte man doch sofort! Mit einem schweren, langgezogenen Seufzen kratzte er sich am Hinterkopf. Ehrlich gesagt hatte er ein wenig das Gefühl, dass er in dieser Sache sowieso kein Mitspracherecht hatte. Es war vermutlich besser, sich erst einmal geschlagen zu geben - aber nicht etwa, weil er zufrieden mit diesem Zustand war!
"Wie kann man das nicht bemerk- nein, weißt du was? Bei dir wundert mich das ehrlich gesagt nicht." Ein weiteres Seufzen. Die Blonde war wirklich ein merkwürdiges Wesen. "Ja, können wir. Manche besser, manche schlechter." Wer gut im Lügen war, der war meist auch gut darin, seine Gefühle zu verbergen. "Allerdings zeigt sich das bei uns nie in der Augenfarbe ... ist das so ein Nymphending?" Das war die einzige Erklärung, die er dafür hatte. "Verstörend würde ich es nicht nennen. Es ist einfach nur ungewöhnlich." Schulterzucken. 'Ungewöhnlich' war nicht unbedingt treffend, doch ihm fiel kein besseres Wort dafür ein. Es verschreckte ihn nicht, es wunderte ihn einfach nur. Wieso musste sie heute ständig so merkwürdige Fragen stellen? Lag das daran, dass sie ihn nun als Freund sah? Erneutes Seufzen. Auf solche Dinge hatte er doch keine Antwort parat.
Wie gut, dass kurz darauf endlich die Quest in den Fokus rückte. Das Thema 'Arbeit' lag dem Ashworth deutlich mehr. Die Frage, die die Blonde dieses Mal stellte, war tatsächlich eine Gute und der Vorschlag, den sie daraufhin vorbrachte, ebenfalls. "Ja, wieso eigentlich nicht?" Die Frage war bloß, wann die nächste Veranstaltung im Hause Lethroux stattfand. Allzu viel Zeit konnten sie sich nicht lassen, doch vielleicht meinte das Schicksal es ja gut mit ihnen? Einfach so auf das Anwesen spazieren zu können, würde die Angelegenheit deutlich vereinfachen, auch, wenn es dadurch trotzdem kein Kinderspiel werden würde. Sicherlich achtete der Kerl trotzdem auf ausreichend Security und Überwachung. "Oh bitte sage mir nicht, dass das wieder eine Aktion wird wie mit dem Lügen", seufzte er leise, als Athena verkündete, dass das ihre erste Feier werden würde. So, wie er sie bisher kennengelernt hatte, war sie keine Person, die sich problemlos in die High Society einfügen würde. Sie würde auffallen wie ein buntes Huhn. Tief durchatmen. Sie würden das schon hinbekommen, irgendwie. Im Notfall bekam sie einfach Redeverbot. "Natürlich war ich das. Nun, eigentlich sind Feiern dazu gedacht, zu tanzen, unter Leute zu kommen und eine gute Zeit zu haben. In unserem Alter dienen solche Events aber eher der Partnersuche." Der Seufz-Counter stieg weiter an. "So habe ich auch-" Zögern. "Vergiss das." Er würde Claudia nicht erwähnen. Einerseits, weil er aus irgendeinem Grund keine Lüge erzählen wollte und andererseits, weil es ihm selbst jedes Mal weh tat, seinen wahren Partner zu verleugnen. "Was viel wichtiger ist, ist, dass du so, wie du gerade vor mir sitzt, definitiv nicht da auftauchen kannst. Du brauchst ein ordentliches Kleid ... und eine ordentliche Frisur ... und ordentliches Make-Up. Bei den ersten zwei kann ich dir helfen." Wenn sie nicht sofort auffallen wollten, mussten sie Teil der Masse werden und dazu zählte nunmal auch ein geeignetes Outfit. Er erhob sich von seinem Stuhl und kramte in der selben Bewegung bereits seine Geldbörse hervor. "Vorausgesetzt du lässt dieses Mal deinen komischen Kumpel daheim. Auf den habe ich wirklich keine Lust." Einige Jewel landeten auf dem Tisch, dann wanderte der goldene Blick an ihm selbst hinab. Eigentlich war der Anzug, den er trug, eher casual, doch er sollte auch für ein eher gewöhnliches Event genügen. Etwas zu finden, das seinen Ansprüchen entsprach und keine Anpassungen benötigte, würde definitiv den zeitlichen Rahmen sprengen. Es musste also genügen. "Kannst du zumindest mit schmierigen Kerlen umgehen?"



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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptySa 11 Mai 2024 - 22:04

05 | @Lucien

Nicken. Dass Menschen das sehr viel besser konnten als sie selbst, hatte sie schon gemerkt. Wobei, nicht nur Menschen. Auch Zwerge und Elben und...Oni. Die mochte sie nicht. Zum Glück kannte sie auch nicht viele. Tatsächlich nur einen. Und das war ja auch eher so ein notgedrungenes Ding gewesen. Man konnte ja Arbeitern der Auftraggeber gegenüber nicht unhöflich sein.
Ein verzagtes Lächeln flackerte in Athenas Gesicht auf. Die Nymphe machte sich in ihrem Baststuhl klein. Der Blick wanderte nach unten. "Ich weiß nicht. Ich kenne ja keine anderen Nymphen. Okay, aber nicht verstörend? Das ist...gut. Das freut mich! Ich möchte nicht, dass Leute Angst vor mir haben. Außer Verbrecher. Die dürfen sich ruhig fürchten. Dämonen sind wahrscheinlich zu stark als dass ich alleine ihnen Angst einjagen kann. Wobei ich mich frage, ob Lady van der Velden ihnen Angst macht. Wahrscheinlich schon. Wenn ich ein Dämon wäre, hätte ich Angst vor ihr."
Die Haltung Athenas entspannte sich wieder merklich. Statt sich auf dem Stuhl möglichst winzig in sich selbst zu verpacken, schob sie die Schultern ein Stück auseinander und die Brust stolzgeschwellt raus. Hey, wenigstens Lucien war nicht verstört. Das war ein guter Anfang. Dementsprechend glockenhell war das vergnügte "Okay! Dann machen wir das auf einer Feier. Ich habe Einladungen bekommen. Hier."
Zwei golden glänzende Papiervierecke wurden zu Lucien hinüber geschoben. In ausgesprochen schnörkeliger Schrift fanden sich darauf zwei Namen. Zusätzlich Hinweise bezüglich der Kleiderordnung (Schick und Formal) sowie der Anreise (Per Kutsche, natürlich). "Die hat die Gilde im Voraus beschafft."
Uhhh. Also würde sie auf ihre erste Feier gehen können. Das würde bestimmt toll werden. Nein, Athena, aus. Es war Arbeit. Vergnügliche Arbeit, bestimmt! Große, hoffnungsvolle Augen richteten sich auf Lucien. Ganz offenbar wurde hier der maximale Welpenblick aktiviert. "Ich lerne schnell!", verkündete Athena im Brustton der Überzeugung. Der Kopf der Nymphe legte sich leicht schief. Wieder bildete der Mund ein fragendes "o", als Lucien zum wiederholten Mal seufzte. Das...konnte vieles bedeuten, wie sie bemerkt hatte. Entweder hatte er Sehnsucht nach jemandem - zumindest seufzten die schändlich schlecht gerüsteten Damen in ihren Liebesromanen immer so - oder aber er war frustriert. Aber wovon sollte er schon frustriert sein? Immerhin war er hier mit einer Freundin! Das mit der Partnersuche verstand sie freilich nicht im Geringsten. Er brauchte ja gar nicht auf die Suche nach einem Questpartner zu gehen. Immerhin hatte er sie! Außerdem sollten sie sich auf der Feier vermutlich nicht als Gildenmagier zu erkennen geben. Das gab bestimmt nur Ärger.
Wieder ein Nicken, dicht gefolgt von einem strahlenden Lächeln. Luciens Worte konnten nur eines bedeuten. Shoppingtrip! Der letzte war schon toll gewesen. Auch wenn sie die Panzerung bei der zivilen Kleidung immer vermisste, war es doch manchmal ganz nett sie anzuziehen. Freilich bislang nur zuhause in dem Viererzimmer, das sie sich mit ihren Kolleginnen teilte. Irgendwie fühlte es sich falsch an ohne Uniform auf die Straße zu gehen. Aber mit der Uniform konnte sie nun wirklich nicht auf die Feier gehen.
"Also gehen wir einkaufen?" Begeistert klatschte Athena in die Hände. "Bei dem Make-Up kann Zihrun helfen. Wobei ich dann noch welches kaufen muss. Hm. Wenn du ihn nicht sehen willst, auch wenn ich nicht verstehe wieso, miete ich mir rasch irgendwo ein Zimmer, damit er das machen kann. Warum überschütten sich die Männer auf der Feier aber mit Öl, Lucien?"
Öl war schmierig. Also waren schmierige Kerle ganz klar menschliche Fritten. Nymphenlogik.


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Lucien

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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptySo 12 Mai 2024 - 20:55

05 | @Athena
Mist. Da war ja was gewesen. Athena kannte keine anderen Nymphen und Lucien ebenfalls nicht. Wie hatte er das vergessen können? Er würde einfach so tun, als hätte er das Thema nie angeschnitten. "Ich denke nicht, dass jemand vor dir Angst haben könnte." Wie es um diese Lady stand, wusste er nicht. Zumindest ihr Name klang nicht sonderlich bedrohlich. Mal ganz davon abgesehen, dass es sowieso keine Dämonen gab, denen man Angst einjagen könnte. "Einladungen? Was? Das sagst du erst jetzt?!" Einmal mehr sollte er nicht überrascht sein, aber er war es trotzdem. Er hatte bereits angefangen, sich den Kopf zu zerbrechen, wie sie an Einladungen hätten kommen können ohne Aufsehen zu erregen! Gedanklich hatte er bereits mehrere plausible Erklärungen für seine Eltern zurechtgelegt, die sie ihm sicherlich besorgt hätten. All diese gedankliche Gymnastik hätte er sich von Anfang an sparen können! Ein weiterer, tonnenschwerer Seufzer entwich seinen Lippen, während er versuchte, ihrem Blick auszuweichen. "Habe ich eine Wahl?" Nein, natürlich hatte er die nicht. Wieso fragte er überhaupt? Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu versuchen, das beste daraus zu machen. Mutig und ohne Widerstand würde er sich seinem Schicksal stellen, so sehr er diese verfluchten Schnöselparties auch hasste.
Bevor er sich aber der größten Hürde stellen konnte, musste er zuerst noch eine kleinere überwinden. "Korrekt, wir gehen einkaufen", bestätigte er. Immerhin die Blonde war davon begeistert. Vielleicht sollte Lucien sich ein wenig von ihrer guten Laune anstecken lassen? Ein wenig nervte er sich mit seiner Grummelei schon selbst. Mit einem letzten, langen Seufzer, dem ein tiefes Einatmen voraus ging, entließ er (hoffentlich) all seine negativen Gedanken und machte Raum für nur das Positive! "So schlimm finde ich seine Gegenwart nun auch nicht." Der Kerl nervte ihn zwar, aber nicht dermaßen, dass er von seiner Kollegin verlangte, unnötiges Geld auszugeben. "Öl, was?" Irritiert zog der Ashworth eine Braue hoch. Wie kam sie denn nun bitte auf Öl? Kurz ratterten die Zahnräder in seinem Kopf, ehe ihm schließlich ein Lichtlein aufging. Natürlich. "Nicht dieses schmierig. Ich meine-" Zögern. Wie drückte er sich nun Athena-freundlich aus? Keine Umschreibungen oder Redewendungen. "Ich meine schmierig im übertragenen Sinne. Wie soll ich dir das erklären? Man wird sicherlich nett zu dir sein. Zu nett." Nun seufzte er doch wieder. Im fehlten einfach die richtigen Worte im Umgang mit dieser Frau. Wieso musste sie auch alles wörtlich nehmen? "Weißt du was? Wir machen es einfach so: Du bleibst an meiner Seite, du gehst mit keinem Kerl mit und du teilst mir sofort mit, wenn dir jemand zu nahe kommt." Zugegeben war Lucien früher genau wie die Typen gewesen, vor denen er nun warnte. Inzwischen hatte sich bei ihm einiges geändert. Dumme Anmachsprüche hob er sich für seinen Partner auf und das nicht nur, weil er ihm treuer war als jedes Schoßhündchen. Claudia hatte ihm erst so richtig deutlich gemacht, wie unangenehm aufdringliche Aufmerksamkeit überhaupt war. Und wie unfair es wäre, jemandem aufrichtige Gefühle vorzuspielen. Ugh. Wenn er im Nachhinein über sein eigenes Verhalten als Jugendlicher nachdachte, war ihm echt zum Kotzen zumute. Genau deshalb war es ihm nun umso wichtiger, Idioten von den Leuten, die ihm wichtig waren, fernzuhalten. Na gut, vielleicht sah er die Blonde auch ein wenig als Freundin und nicht nur als Kollegin.
Noch während die Beiden sprachen, hatten sie es geschafft, sich in eine recht nobel aussehende Einkaufsstraße zu verirren. Einige Geschäfte, die den Straßenrand säumten, schienen vielversprechend. Ohne zu Zögern trat er nach einem kurzen Blick ins Schaufenster durch eine der Türen, ließ ein kleines Glöckchen seine Anwesenheit ankündigen. Sofort kam eine Verkäuferin mit einem strahlenden Lächeln angehüpft, doch vorerst lehnte er ihre Hilfe ab. "Lass mich dir etwas aussuchen. Wenn jemand weiß, was keine falsche Aufmerksamkeit erweckt, dann ich." Kurz darauf landeten auch schon zwei Kleider in Athenas Händen. Beide waren zweifelsohne edel, würden das hübsche Aussehen der jungen Frau deutlich besser unterstreichen als die olle Rüstung, die sie gerade trug. Eines war blau, das Andere pechschwarz. "Die Größe sollte ungefähr passen. Eventuell gibt es da aber etwas Anpassungsbedarf." Mit diesen Worten scheuchte er sie auch schon zur nächsten Umkleidekabine, schließlich wollte er keine unnötige Zeit verschwenden. Effektivität war auch beim Shopping seine Devise. "Ich hoffe du kannst in Heels laufen, das wirst du heute definitiv müssen. Während du dich umziehst, werde ich mal sehen, was sich finden lässt."



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Athena

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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptyMo 13 Mai 2024 - 21:46

06 | @Lucien | Mana: 470/500

"Napfkuchen", fluchte Athena leise in sich hinein. Also machte sie keinen bedrohlichen Eindruck. Zumindest nicht auf Lucien. Daran musste sie dann aber nochmal arbeiten. Es konnte ja nicht angehen, dass Verbrecher sich einfach nicht vor ihr fürchteten. Sie war das Gesetz! Die Stimme der Rune Knights. Beauftragte des Himmels. Sofern kein höherrangiger Kollege da war, jedenfalls. Und solange kein Engel da war, der ihr widersprechen würde. Wobei sie das bislang nicht taten.
"Nein!", verkündete Athena im glockenhellen Ton absoluten Vergnügens. Was natürlich gelogen war. Lucien könnte ohne Probleme gehen, wenn er das denn wollte. Gut, vielleicht nicht ganz ohne Probleme. Seine Gilde wäre bestimmt nicht begeistert. Und ihre eigene auch nicht. Aber das war ja auch ganz klar nur ein Scherz von ihm gewesen! Eigentlich freute er sich innerlich doch bestimmt so richtig doll über die Gelegenheit mit einer Freundin auf eine Feier zu gehen. Uh! Vielleicht geschah dort ein Mord. In ihren Romanen passierte das häufiger. Wobei da auch die Damen immer ohnmächtig wurden. Ganz ohne sich verletzt zu haben. Das klang nicht sonderlich angenehm. Vielleicht sollte sie also darauf achten sich in der Nähe von Sofas aufzuhalten, um beim Umfallen wenigstens weich zu landen. Diese plötzlichen Schwächeanfälle klangen ja schon ein bisschen gruselig, aber Sorgen machte sie sich da trotzdem keine. Vielleicht betraf das Magierinnen ja weniger stark? Und sonst war ja immer auch Lucien da.
Ohne darauf zu achten, wie viel Geld sie da eigentlich grade auf den Tisch legte, friemelte Athena ein paar Scheine Jewels auf den Tisch. Lucien stand bereits, also war es wohl Zeit zu gehen. Einzukaufen! Aufregend! Normalerweise kaufte sie nur Waffen und Rüstungen ein. Und während der Kleiderschrank fast gleich blieb, wuchs die Sammlung an Mordwerkzeugen stetig an. Bald würde der Waffenhalter in ihrem geteilten Zimmer nicht mehr ausreichen.
Der Erklärung Luciens zu schmierigen Leuten lauschte Athena wieder mit schief gelegtem Kopf. Es arbeitete sichtbar hinter der mit einem blonden Schopf verhangenen Stirn. Diese Formulierungen kannte sie doch. Oh, richtig, Darion! Er hatte das erklärt.
"Weil sie Sex haben wollen. Aber das soll ich nur mit jemandem machen, den ich mehr liebe als meine Engel", platzte die Nymphe mit der sozialen Eleganz eines betrunkenen, pinken und dreibeinigen Elephanten im Porzellanladen heraus. Ein paar Köpfe drehten sich in ihre Richtung. Eine Mutter hielt ihrer Tochter die Ohren zu. Die Verteidigungslinie Fiores gegen dunkle Gilden, die Herrschaften. Bei der Arbeit.
"In Ordnung. Ich bleibe bei dir. Darion meinte, dass ich ruhig jemandem zwischen die Beine treten soll, wenn man zu aufdringlich ist. Das geht hier dann vermutlich nicht, oder?" Wie um die Worte zu unterstreichen vollführte Athena einen kleinen Tritt in die Luft, kam trotz ihrer Stöckelstiefel erstaunlich sicher auf und trottete gleich weiter neben Lucien her. Es wäre aber doch wirklich schade, wenn sie niemanden treten durfte während dieser ganzen Angelegenheit. Sie hatte das extra geübt!
Und da ging es schon in ein Kleidungsgeschäft. Mit großen, neugierig orange eingefärbten Augen sog Athena den Anblick in sich auf wie ein besonders trockener Schwamm. Das war noch einmal etwas ganz anderes als die Kleidung, die sie das letzte Mal gekauft hatten. Ein begeistertes "Uh!" entfuhr ihr, als sie die Kleider in die Hände gedrückt bekam und in die Umkleidekabine gedrückt wurde.
"Das kann ich!", erklang es noch aus der Kabine, bevor der Vorhang von hinten golden angestrahlt wurde und sich eine schillernde, regenbogenfarbige Feder ihren Weg darunter hindurch suchte.

Während Lucien sich seine eigene Ausrüstung besorgte, wurde Athena von Zihrun und der jetzt doch noch dazugestoßenen Verkäuferin umschwirrt. Die beiden zupften, zerrten und stopften an diversen Stellen des Kleides herum. Einmal verschwand die Verkäuferin, um mit einem paar schwarzer High-Heels zurück gesprintet zu kommen. Zihrun kümmerte sich in der Zwischenzeit schon um die Frisur der Nymphe und striegelte die Strähnen brutal mit einem Kamm durch. Freilich nicht ohne noch ein paar Hinweise darauf zu geben welche Art von Schmuck sich ausgezeichnet zu dem Kleid - er hatte sich kurz angehört, wohin es gehen sollte und dann das Blaue empfohlen - machen würde. Die Verkäuferin zückte ein Maßband, schnürte damit Athena einmal fast die Luft ab. Die Quengelei vonseiten Nymphe, dass dieses Kleid keine Panzerung hatte und es überhaupt keine Möglichkeit gab ein Schwert unter zu bringen, ignorierten die beiden gekonnt. Gleich darauf sauste die Verkäuferin noch einmal davon, um eine Schärpe zu beschaffen, die farblich passte und die Narbe an Athenas Seite verdecken würde. Athena blieb zurück, bekam wegen Zihruns Malträtur ihrer Haare langsam Tränen in den Augen und wünschte sich sehnlichst zurück in eine Schmiede oder eine Arena.

Zauber:


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Lucien

Lucien
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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptyDo 16 Mai 2024 - 21:48

06 | @Athena
Ein scharfes Zischen entwischte dem Ashworth, als Athena laut aussprach, was nicht laut ausgesprochen werden sollte. Noch bevor er sich versah, hatte sich seine Hand an ihrem Hinterkopf eingefunden, um ihr einen leichten Klaps zu verpassen. "Thena, meine Güte!" Sein Ton war streng, empört. "Du hast zwar Recht, aber das S-Wort spricht man in der Öffentlichkeit nicht so laut." Mit was hatte er dieses sozial absolut inkompetente Mädel bloß verdient? Irgendwann würde sie ihn noch in den Wahnsinn treiben. Ein leichtes Schmunzeln konnte er aber letztendlich doch nicht unterdrücken. "Ich würde mich zwar sehr freuen, wenn du einigen Idioten eins zwischen die Beine gibst, aber ich befürchte, dann hat sich unser Auftrag erledigt, bevor er wirklich begonnen hat." Und das war wirklich nicht Sinn der Sache. Es würde sicherlich noch genügend Momente geben, in denen die Blonde die Chance hatte, ordentliche Tritte zu verteilen, doch während ihres Undercover-Einsatzes auf der Party musste sie leider verzichten. Lucien würde das schon regeln, falls es notwendig werden sollte, da konnte sie sich sicher sein. "Ich hätte nichts dagegen, dich in der Zukunft freizeitlich mit auf einen Ball zu nehmen. Ein Kleid hast du dann ja schon einmal und ich bekomme sowieso ständig Einladungen, auf die ich keine Lust habe. Aber wir sollten nicht offiziell gemeinsam kommen. Das würde vermutlich für Probleme sorgen. Für mich. Nicht für dich." Es ziemte sich nicht für einen vergebenen Mann, mit einer anderen Dame als seiner Partnerin aufzutauchen. Schon gar nicht mehrfach. Ugh. Dann würde er ihr definitiv von Claudia erzählen müssen. Mist. Hoffentlich vergaß sie das Angebot einfach wieder.
Die Anprobe brachte auf jeden Fall genügend Ablenkung. Die zwei Kleider, zwischen denen er ihr die Wahl gab, schienen schon einmal zu gefallen. Selbstverständlich, Lucien hatte schließlich einen wunderbaren Geschmack. Daraufhin wanderte er erst einmal davon. Mit seinem Anzug war er zwar überwiegend zufrieden, doch seine Schuhe ... nein. Sicher, schön waren die geschnürten Lederschuhe zwar und sie ergänzten sich auch wunderbar mit dem Rest seiner Kleidung. Ein kleines Problem gab es jedoch und das war ein kleiner Fleck, der sich an der linken Spitze befand. Das war absolut inakzeptabel.
Kurze Zeit später kehrte er mit einem beinahe identischen Paar zurück zu der Umkleidekabine, in die er seine Kollegin verbannt hatte. Vollkommen zufrieden war er zwar nicht, aber es würde für diesen einen Abend reichen. Der Vorhang stand inzwischen offen, sodass er direkt einen Blick auf den Blondschopf werfen konnte, der gerade noch gefoltert wurde. "Sieht gut aus", entschied er, ohne lange zu zögern und mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen. Nur eine Sache gefiel ihm nicht. "So behandelt man doch nicht das Haar einer Dame", meckerte er, scheuchte den viel zu groben 'Engel' beiseite und pflückte ihm den Kamm aus den Händen. Solch einen groben Umgang würde er bei sich selbst nie dulden. "Ich habe doch gesagt, dass ich das übernehme." Leise grummelte der Ashworth wie ein alter Hund, dem man auf den Schwanz getreten war. Er war zwar kein Friseur, doch er besaß ja selbst langes Haar, war geübt im Umgang damit. Claudia hatte sich damals auch nicht beschwert.
Sorgsam wurden auch die letzten Knoten herausgekämmt, sogar ohne dabei beinahe die Kopfhaut der Blonden mitzunehmen. Im Gegensatz zu dem Geflügelten nahm er sich die Zeit und achtete darauf, Schmerzen zu vermeiden. Daraufhin bat er die Verkäuferin um einige Klammern, Spangen und co. . "Das Kleid ist bereits auffällig genug, also belasse ich es bei einer simplen Frisur." Sie wollten schließlich nicht zu sehr aus der Menge herausstechen. Mit einigen recht geschickten Handgriffen und -bewegungen wurden alle Haare zurückgekämmt, nur den Pony und einige Strähnen, die das Gesicht umrahmten, blieben frei. Zusammengebunden wurde der hohe Zopf mit einem simplen Band, das perfekt dem Farbton des Kleids entsprach. Daraufhin wurden noch einmal alle Strähnen sorgfältig durchgekämmt. "Das sollte passen. Du kannst dich anschauen gehen. Falls du dich nicht wohl fühlst, sagst du das bitte sofort, verstanden?" Er trat einen Schritt zurück, um der Ritterin etwas Raum zu geben. Es ließ sich nicht verneinen, dass das Kleid zwar hübsch war, aber auch durchaus freizügig. Falls sie zufrieden war, fehlte nurnoch das Make-Up und dann konnte es endlich losgehen! Lucien hatte absolut keine Zweifel, sie würden perfekt in die Menge passen.



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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptyDo 16 Mai 2024 - 22:41

07 | @Lucien | Mana: 500/500

"Oh! Entschuldigung!", platzte es quietschend aus Athena heraus. Einer ihrer Panzerhandschuhe krachte ihr auf den Mund. Das hatte sie noch nicht gewusst. Gut, okay. Das musste sie sich merken. In der Öffentlichkeit das S-Wort nicht aussprechen. Oder nicht so laut? Also...einfach lassen? Oder nur flüstern? Mann, das war manchmal echt verwirrend. Athenas Kopf ruckte nach vorne, als sie einen Stüber auf den Hinterkopf bekam. Eine gepanzerte Hand wanderte nach oben, um die Stelle zu reiben.
"Oh, ich kann ganz gut treten. Aber warum gehst du denn auf Bälle, wenn du gar keine Lust darauf hast? Und warum kriegst du Probleme, wenn wir gemeinsam auftauchen?" Scharfes Lufteinsaugen. "Oh, ich weiß. Du arbeitest im Geheimen gegen Verbrecher, oder? Und da kannst du natürlich nicht mit einer Rune Knight kommen. Wobei...mich kennt doch niemand. Sonst würde das heute ja auch nicht klappen. Hmmm." Vielleicht war es das also doch nicht. Wobei sie sich schon ziemlich gut vorstellen konnte, wie Lucien die Ehefrau irgendeines Mafiabosses verführte um an dessen Geheimnisse zu kommen. Und sie danach natürlich heiratete. Das schien irgendwie wichtig zu sein. Wobei das eher in den anderen Romanen vorkam. Die Geheimagenten waren in jedem Buch irgendwie auf's Neue Single. Auch wenn sie im letzten Buch eigentlich jemanden gefunden hatten. Ooooh, die gingen ihren Partnern ja doch wohl nicht fremd?! Das war total verrucht. Und wahrscheinlich ziemlich anstrengend. Der eine war ja inzwischen bei eins, zwei, drei...uh...sieben...elf...achtzehn...ziemlich vielen jedenfalls! Vielleicht war der Kerl doch kein gutes Vorbild! Sowas machte man doch nicht!

Bereitwillig und mit einem schelmischen Grinsen ließ sich Zihrun den Kamm abnehmen. Die gewaltigen Flügel des Engels, heute in einem zum Jackett passenden Cremeton, falteten sich vor dem schlanken Leib zusammen. Athena blinzelte einmal überrascht, als der Engel die Verbindung zu dieser Welt selbst kappte. Die Gestalt verging in einem farbenfrohen Schillern, das sich zurück zu seiner Feder formte. Der flaumige Kiel trudelte durch die Luft, fand seinen Ruheort in einer Art Fächer. Dieses kleine Schmuckstück war zusammengesetzt aus vielen Federn. Wer sie bereits kannte, konnte darin auch jene der Engel erkennen.
Athena atmete einmal durch, als Lucien das Bürsten übernahm. "Zihrun meinte, dass das Kleid auffällig sein soll. Dann achten wohl weniger Leute auf dich?", gab Athena die Worte des Engels wider. So ganz verstand sie das nicht. Der freie Rücken gefiel ihr eigentlich nicht wirklich. Aber Stoff war auch keine Rüstung, also war das vermutlich in Ordnung. Vorsichtig nahm Athena die Schärpe von der Verkäuferin entgegen und drapierte sie um ihren Rücken. Und noch einmal. Und gleich nochmal. Und ein viertes Mal. Bis die junge Frau neben ihr mit einem genuschelten "Wennichmalraschdarf" eingriff, vermutlich um die Qual nicht länger mit ansehen zu müssen. Zumindest schaffte sie es das Stoffding irgendwie über Athenas verlängerten Rücken und beide Arme der Nymphe zu kriegen, sodass es nicht aussah als würde die Rune Knight gleich losziehen um im Wald Feuerholz zu sammeln.
Mit klackenden Absätzen, nicht anders als sonst, postierte sich Athena vor dem Spiegel. Der Blick ging einmal an ihr selbst runter, dann wieder hoch. Das war ein ungewöhnlicher Anblick. Normalerweise trug sie wenigstens Uniform oder noch besser eine Rüstung. Der Kopf der Nymphe legte sich schief. Die Hände fuhren nach oben, um an einem der Handschuhe herum zu zupfen. Wenigstens waren die Speicherlacrima für die Waffen im Kleid versteckt. Das gab ein Gefühl von Sicherheit. Ein Schwenker nach links, ein Schwenker nach rechts. Der Saum des Kleids schwang munter hin und her.
"Und das finden Leute gut, ja?", erklang es in zweifelndem Ton in Richtung Lucien und Verkäuferin. Zumindest letztere nickte bekräftigend. Dieser Umstand mochte jedoch den Jewelzeichen zu verdanken sein, die ihr grade durch die Augen ratterten. Was Athena freilich nicht schnallte.
"Eine Rüstung wäre mir lieber. Aber es wird gehen. Zumindest kann man sich darin gut bewegen. Wenn es hart auf hart kommt, requippe ich einfach. Brauchen wir noch mehr?"


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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptySa 18 Mai 2024 - 17:51

07 | @Athena
Ein amüsiertes Schnauben entkam dem Ashworth, als Athena behauptete, zu wissen, warum er sie nicht direkt an ihrer Seite auf einen Ball begleiten konnte. Wenn es doch nur so einfach und cool wäre, wie geheime Verbrecherjagd. Eigentlich hatte es aber nur mit seinem Image zu tun, die Wahrheit war langweilig und nervig. "Das ist alles eine ziemlich komplizierte Geschichte. Wie wäre es, wenn ich dir das alles erkläre, sobald ich mehr Zeit habe? Ich sage dir aber lieber jetzt schon, dass es nichts mit Verbrechern zu tun hat." War das alles nur eine Lüge, damit die Blonde das Thema hoffentlich vorerst ruhen ließ und Lucien sie nicht doch noch anlügen musste? Definitiv! Hoffentlich spielte sie auch mit und vergaß diese Angelegenheit möglichst schnell wieder.
Zumindest Lucien hatte das Gespräch über freizeitliche Partyaktivitäten zügig hinter sich gelassen, nachdem er begonnen hatte, sich Athena vorzuknöpfen. Der freche Blick des Geflügelten wurde mit einem Augenrollen kommentiert, ehe das Haar schließlich in einem hübschen Zopf nach oben gebunden wurde. Auch die Verkäuferin kümmerte sich um den letzten Feinschliff, denn der Ritterin konnte man beim besten Willen nichts alleine überlassen. Na gut, den Gang zum Spiegel schaffte sie zumindest selbst. Geduldig und mit den Händen in die Hüften gestämmt wartete der Ashworth die Reaktion ab. "Und wie sie das gut finden." Zugegeben, man könnte Athena vermutlich auch in einen Kartoffelsack stecken und sie sähe gut aus. Interessanterweise schien sie sich dem aber nicht gänzlich bewusst zu sein. "Du siehst wirklich toll aus." Ein schmales Lächeln. "Ich würde sagen, ich habe die richtige Wahl getroffen." Natürlich durfte das Eigenlob nicht fehlen. Ohne ihn und seinen grandiosen Geschmack hätte die junge Frau sicherlich niemals ein Kleid gefunden, das ihr derart gut stand, wie dieses. "Naja, was ich eigentlich sagen wollte: Du kannst dich ruhig etwas selbstbewusster fühlen. Du rockst das ... oder so." Es war selten, dass er aufrichtige Komplimente verteilte, dementsprechend holprig wurde es auch, als er es doch versuchte.  So schrecklich es vielleicht auch formuliert war, die Message kam hoffentlich trotzdem an. "Es wird hoffentlich nicht hart auf hart kommen. Du musst bezahlen. Dann holen wir noch etwas Make-Up und dann kann es auch schon losgehen." Sein Blick wanderte weiter zur Verkäuferin, die nur wenige Meter entfernt lauerte wie ein hungriger Löwe. "Sie lässt es direkt an." Sich noch einmal umzuziehen wäre verschwendete Zeit.
Mit einer wischenden Handbewegung scheuchte er seine Kollegin schließlich zur Kasse. Zuerst im Bekleidungsgeschäft, dann in einem Laden für allerlei Kosmetika. Die Preise ... nun, zumindest für Lucien waren sie kaum mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein. Der musste allerdings auch nicht bezahlen. Ein schlechtes Gewissen hatte er aber trotzdem nicht. Athena verdiente als Knight sicherlich gut genug. Als er sich schließlich in der Kutsche niederließ, die sie zum Anwesen ihres Zielobjekts bringen sollte, ließ er ein langes, gequältes Seufzen hören. Das war schon wieder unnötig anstrengend gewesen. Und der schlimmste Part kam erst noch! Als ob sich dieser reiche Geizhals nicht auch eine M-Kutsche für seine Gäste leisten könnte. Das hübsche Gesicht fiel in seine Hände. "Ugh. Ist unser Ziel weit von hier?"



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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptySo 19 Mai 2024 - 11:35

08 | @Lucien

"Oh? Wirklich nicht? Schade. Ich könnte mir das sehr gut vorstellen. Du siehst ohnehin schon aus wie einer der Agenten aus den Romanen. Aber na gut. Dann erzähl' mir später davon", ließ Athena hören, während sie sich noch einen Moment lang im Spiegel betrachtete. Wo andere Personen vielleicht das Kleid ein wenig in Schwung gebracht hätten, indem sie sich umdrehten um auch mal zu sehen, wie die Kleidung im Rücken denn eigentlich saß, blieb die Nymphe steif vor dem Spiegel stehen. Mehr als die ursprünglichen zwei Wackler gab es nicht. Ein zweifelnder Blick traf das Spiegelbild. Manchmal verstand Athena den Geschmack der Leute überhaupt nicht. Wie konnte man so ein Kleid hübscher finden als eine ordentliche Rüstung? Wenn es nach ihr ginge hätte die Kleidung besser ausgesehen, wenn man sie kurz vor dem Anziehen durch stählerne Vollplatte ersetzt hätte. Wobei...das galt nur, wenn die Rüstung auch kunstvoll gearbeitet war. Schund wollte sie ja auch nicht anziehen. In einer minderwertigen Rüstung wollte sie nicht einmal tot über einem Zaun hängend gefunden werden.
"Rocken? Das ist Musik, oder? Und ein Kleidungsstück. Warum heißt das gleich? Und, uhm, danke? Ich weiß nicht so recht. Ich glaube nicht, dass ich so etwas im Dienst anziehen kann. Aber ich werde mein Bestes tun."
Tatsächlich drückte Athena den Rücken ein wenig mehr durch, machte die Schultern breiter. Wenn Lucien sagte, dass es gut aussah, dann würde sie ihm glauben. Zihrun und er mochten nicht immer einer Meinung sein, aber sie vertraute dem Urteil der beiden vollständig. Immerhin war Lucien ein Freund. Und Zihrun bestimmt auch. Soweit ein Engel mit einer einzigen Aufgabe im Leben so etwas wie ein Freund sein konnte.
"Dein Anzug steht dir auch. Denke ich. Auf jeden Fall siehst du aus wie einer der Männer aus den Romanen. Und da die Frauen in den Romanen sie gut finden, wird das sicher stimmen. Wobei die Männer meistens ihre Oberteile verlieren. Ich habe mich immer gefragt, ob das auf Dauer nicht teuer wird."

Athena blinzelte an diesem Tag mehrfach heftig. Das erste Mal, als man ihr den Preis für das Kleid nannte. Das zweite Mal, als man ihr den Preis für das Make-Up nannte. Und dann noch sehr viel häufiger, weil sie Wimperntusche ins Auge bekommen hatte. Natürlich hatte sie es nicht alleine geschafft Make-Up aufzutragen. So etwas war bislang noch nie notwendig gewesen. Also gab es eine komplette Sitzung in der Boutique, bei der man nicht nur das Gesicht der Nymphe sondern auch ihre Fingernägel einmal einer Generalüberholung unterzogen hatte. Als Ergebnis duftete Athena nicht wie sonst vage nach Waffenöl und Rüstungsschmier, sondern war in eine blumige Wolke gehüllt. In den schimmernden Fingernägeln konnte man sich vermutlich spiegeln. Wenigstens das Make-Up war dezent, wobei sich Athena am Ende schon gefragt hatte, warum sie so viel Geld für leicht rötlichere Lippen und einen Hauch von Röte auf den Wangen bezahlen musste. Alles in allem beliefen sich die Kosten des Abends auf eine Stange Geld, die auch locker für zwei Waffen ausgereicht hätte. Gute Waffen! Waffen von Meister Cassius! Sie wollte doch ohnehin noch eine Lanze haben. Aber die rückte erst einmal in weitere Ferne. Also saß Athena blinzelnd und sich mit zwei spitzen Fingern im Auge herumpulend gegenüber von Lucien und gab sich redliche Mühe weder das Make-Up noch das Kleid irgendwie zu ruinieren.
"Ich denke nicht. Das Anwesen liegt im Gebirge vor Crocus. Etwas abgelegen, aber der Lord bevorzugt wohl die Einsamkeit. Wobei er dafür eine ganze Menge Feiern veranstaltet. Uhm, Lucien. Ich brauche einen Nachnamen, oder? Ich habe keinen. Kann ich einfach deinen nehmen?"


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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptySo 19 Mai 2024 - 15:46

08 | @Athena
Fragend zog der Ashworth die Brauen zusammen. Er sah aus wie ein Roman-Agent? Er wusste nicht, was er gerade schlimmer fand: Mit soetwas verglichen zu werden oder die Tatsache, dass Athena solchen Schund las. Sie würde sich sicherlich grandios mit seiner kleinen Schwester verstehen. "Ja und ja. Wieso weiß ich nicht. Ich wollte damit sagen, dass du es gut machen wirst. Trage das Kleid bitte nicht im Alltag oder zu anderen Aufträgen. Dafür ist es absolut nicht geeignet." Seufzen. Natürlich nahm sie seine Worte einmal mehr für bare Münze. Ob die Beiden es je lernen würden? "Selbstverständlich steht er mir. Ich würde niemals schlecht gekleidet das Haus verlassen." Kopfschütteln. So tief würde er niemals sinken. Schon wieder so ein fürchterlicher Buch-Vergleich. Wurde das jetzt zum Trend? Er hoffte inständig, dass das nicht der Fall war. "Ich werde mein Oberteil nicht verlieren, keine Sorge." Schon alleine, weil er es noch zweimal tragen konnte, bevor es im Müll landete. Er hatte viel zu viel dafür bezahlt, um das Potential nicht voll auszuschöpfen. Außerdem war es wirklich ein schönes Jackett und das Hemd darunter war von hoher Qualität. Leisten konnte er sich Ersatz natürlich, doch das wollte er nicht. Noch nicht zumindest.
Nachdem Athenas Geldbörse erfolgreich geplündert worden war, konnte es endlich losgehen. Wer schön sein musste, dessen Portmonnaie musste eben leiden. Schaukelnd setzte sich die Kutsche in Bewegung und entlockte Lucien so eine Reihe an gequälten Seufzern. Noch viel schlimmer als das magenverdrehende Gewackel und Geholper war die Aussage der Blonden. "Was? Nein, vergiss es! Das würde ja heißen, dass wir verheiratet sind." Das war ein absolutes No-Go. Womöglich wäre sie bei dem ein oder anderen als Familie durchgegangen, doch wer die Ashworths kannte, der wusste, dass es keine strohblonde Cousine gab. Und es war nicht vollkommen auszuschließen, dass ihm heute bekannte Gesichter begegnen würden. Mit einem weiteren Seufzen vergrub er das Gesicht tiefer in den Händen. Sein Magen rumorte bedrohlich. "Das würde Probleme geben, mit mehreren Leuten. Denk dir einfach etwas aus." Es gab so viele Nachnamen auf dieser Welt, es gab überhaupt keinen Grund dafür, dass sie ausgerechnet seinen wählen musste. "Oder nimm einen von einem anderen Bekannten." Man, er hatte wirklich die Schnauze voll von dem ganzen um den Punkt Herumgerede. Irgendwie führten die Gespräche heute ständig zurück zu ihm und Sache mit den Bällen. Es wäre so einfach, mit einer Lüge zu antworten, doch um dieses Thema rankten sich bereits genug. Hier war er single. Dort war er an Claudia vergeben. Doch die Wahrheit, die kannte eigentlich keiner. Außer Ken ... "Ich habe schon jemanden, der meinen Nachnamen bekommen soll und ich will nicht, dass er das hier herausfindet und einen falschen Eindruck bekommt. Außerdem glauben sämtliche Leute in meinem Umfeld, inklusive meiner Eltern, dass ich mit jemand vollkommen Anderem zusammen bin. Was eigentlich gut ist, weil niemand die Wahrheit wissen darf. Deshalb kann ich auch nicht mit dir kommen, die Leute würden denken, dass ich fremdgehe." Hier und da wurden seine Worte von leisen 'urghs' und 'hnghs' unterbrochen, wenn die Kutsche durch dein Schlagloch, Schneehaufen oder ähnliches rollte. Irgendwie war es angenehm, die Wahrheit ausgesprochen zu haben und zumindest einer Person gegenüber nicht länger lügen zu müssen. Die Sorge, dass das blonde Plappermaul versehentlich etwas verriet, war jedoch groß. "Das muss aber unter uns bleiben. Bitte. Das ist wirklich wichtig." Womöglich würde er diese Höllenfahrt ja überhaupt nicht überleben. Dann durfte die junge Frau gerne so viel plappern, wie sie wollte. Doch falls er es hier lebendig herausschaffte, musste sie dieses Wissen gegebenenfalls mit ins Grab nehmen!



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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptySo 19 Mai 2024 - 18:42

09 | @Lucien

"Werde ich nicht. Es kommt in die Taschendimension zu der Kleidung, die wir vorher gekauft haben." Die Taschendimension sparte bekanntlich Mottenkugeln. Außerdem enthielt sie bislang noch nicht sonderlich viel. Ein paar Rüstungen, drei unterschiedliche Uniformen, die trotzdem alle gleich aussahen, die Zivilkleidung und einen magischen Badeanzug. Voll war sie also definitiv auch noch nicht. Wobei man die Uniformen ohnehin regelmäßig zur Reinigung heraus holen musste. Sonst begannen die zu muffeln. Und das ziemte sich als Rune Knight bekanntlich nicht.
"Okay, das ist gut. Ohne Oberteil würdest du vermutlich auffallen. Und du sollst ja nicht auffallen, sondern ich."
Irgendwie schien Lucien die Fahrt in der Kutsche nicht sonderlich zu bekommen. Er seufzte die ganze Zeit und wirkte irgendwie gequält. Bekam ihm das nicht? Dabei war es ihm in der mörderischen Geschwindigkeit des M-Mobils doch recht gut gegangen, oder nicht? Da hatte er sie beide ja sogar sicher ans Ziel gebracht, trotz Krankheit und riesigem, unsagbar wütendem Wildschwein. Warum also setzte ihm die ruhige Reise in der Kutsche derart zu? Athena selbst empfand das als ganz angenehm. Lieber wäre sie selbst geritten, aber das traute sie sich mit dem Kleid dann auch wieder nicht. Wie sollte man in dem Ding beide Beine über den Sattel kriegen?
"Oh. Hm. Na gut, dann nehme ich...de Celest. Ich bin mir nicht ganz sicher, was das heißt, aber es klingt irgendwie nach Himmel.
Mit schief gelegtem Kopf lauschte Athena der Erklärung Luciens zu seiner Beziehungssituation. Im Grunde brauchte ihr Gegenüber sich nicht die kleinsten Sorgen darüber machen, dass sie irgendwas davon wahrheitsgemäß hätte wiedergeben können, denn im Kopf der Nymphe geriet bereits jetzt einiges durcheinander. Also hatte Lucien einen Freund, der seinen Nachnamen kriegen sollte. Aber alle glaubten, dass er mit wem anders zusammen war. Was dann aber auch wieder gut war, weil niemand erfahren durfte, dass Lucien schon jemanden hatte, den er heiraten wollte? Und wenn sie zusammen auftauchten, dachten die Leute, dass er seinem Freund, von dem niemand wusste, fremd ging, obwohl Lucien ja doch eigentlich schon fest vergeben war. An...die andere Person, von der alle wussten? Deutlich zeichneten sich die Fragezeichen in Athenas verwirrtem Gesicht ab. Sogar ihr Mund öffnete sich leicht, wurde zu einem fragenden "o".
Das Schauspiel hielt an, bis Lucien darum bat, dass sie es niemandem verriet, was er hier grade erzählt hatte. Der Mund der Nymphe schloss sich wieder halb, formte stattdessen dem konfusen Ausdruck ein strahlendes Lächeln, dass die mit Kajal umrahmten Augen mehr als deutlich mit erreichte.
"Ich werde nichts tun, was dir schaden könnte, Lucien. Du hast mein Wort."

Zu Luciens Glück war die Fahrt tatsächlich nicht besonders lange. Während zu beiden Seiten der Kutsche das Gebirge hoch aufzuragen begann, schlängelte sich das Gefährt einen verschnörkelten Weg durch einen Wald hindurch. Irgendwer hatte vermutlich sehr viel Zeit damit verbracht Lampignons in die nahen Bäume zu hängen. Das sanfte Licht tauchte die Straße in einladende Helligkeit. Durch das Frontfenster der Kutsche, an dem Kutscher vorbei, kam langsam ein Herrenhaus in Sicht. Auch dort war alles hell erleuchtet. Noch war das Gefährt zu weit entfernt, als dass sich Einzelheiten hätten ausmachen lassen. Und noch war also auch Zeit sich aufzuteilen, sollte es nötig sein. Eine Idee, auf die Athena freilich nicht kam, war sie doch viel zu sehr damit beschäftigt mit Glitzern in den Augen auf die vorbeihuschenden Laternen zu schauen.


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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptyMi 22 Mai 2024 - 21:16

09 | @Athena
Wie ein nasser Lappen hing Lucien auf seinem Platz in der Kutsche, ächzte dabei wie eine ungeölte, alte Tür. Von dem sonst so stolzen, adretten Mann war nichts mehr übrig. Diese verfluchten Kutschfahrten waren schlimmer als jede Foltermethode, ja sogar schlimmer als die unkontrollierbare Magie, die in seinem Inneren schlummerte. Übelkeit rumorte in seinem Magen, wurde noch angefeuert durch das ständige Auf und Ab des Gefährts. Sein Geduldsfaden spannte und spannte sich mit jeder verstrichenen Minute. Er wollte einfach nur, dass es vorbei war. Oh, konnte ihn nicht die süße Erlösung des Todes holen?
Nein. Natürlich nicht. Er war dem nicht einmal nahe. Wäre ihm das bewusst gewesen, so hätte er die Informationen, die er mit Athena teilte, womöglich für sich behalten. Er erwähnte zwar keine Namen, aber er erzählte ihr trotzdem von Nate und Claudia und machte sie somit zu der einzigen Person, die von Beiden wusste. So ganz schien sie das Wirrwar, das sein Liebesleben war, nicht zu verstehen, doch davon bekam er nichts mit, denn während er sprach, hob er nicht einmal den tonnenschweren Schädel aus seinen Händen. Übel nehmen konnte man ihr das nicht, schließlich war es eine ziemlich verzwickte Situation. Diese lastete zwar sehr auf den Schultern des Ashworths, doch er ließ es sich nicht anmerken. Nur für den kurzen Moment, als er den Kopf hob, um ihr ein Lächeln zu schenken und ein wenig zu lang brauchte, um es sich auf die Lippen zu zwingen, schlichen sich seine Gefühle nach außen. Vielleicht galt die Sorge in seinem Blick aber auch einfach der Fahrt und dem bevorstehenden Auftrag. "Danke, Fräulein de Celest, ich verlasse mich darauf." Kurz landete seine Hand auf ihrem Schopf, doch er verzichtete darauf, diesen zu verwuscheln. Schließlich würde er damit nur seine eigene, harte Arbeit ruinieren.
Schließlich kippte der Kopf wieder in die Hände, denn je weniger er sah, desto besser. Er merkte es zwar nicht, doch bald schon würde seine Tortur vorüber sein. "Ich werde ein Weilchen vor dir aussteigen. Damit wirst du vor mir ankommen, aber keine Sorge, ich werde dich nicht lange alleine lassen. Auch, wenn du mich zuerst siehst, lass mich dich ansprechen, verstanden? Ich werde dich auf einen Tanz einladen. Ich hoffe, du kannst tanzen." Falls nicht hatten sie ein Problem. Genügend Zeit, um es ihr beizubringen, hatten sie nicht. Auch, wenn er als Mann die Führung besaß, würde es auffallen, wenn Athena nicht die geringste Ahnung hatte. Eine solche Party zu besuchen, ohne zu tanzen, wäre zu auffällig, sie hatten also keine Wahl. Ob die Blonde nun wollte oder nicht: Sie würde da durch müssen.
Ein Weilchen noch ließ er die Kutsche vor sich hinrattern, ehe er dann doch gezwungenermaßen aus dem Vorderfenster blickte. Ja, das sollte reichen. Hier konnte er aussteigen. "Wir sehen uns gleich wieder. Du schaffst das." Leicht klopfte er an die Scheibe und symbolisierte mit einem Nicken, dass er aussteigen wollte. Beiläufig erklärte er dem Kutscher, dass er dringend für kleine Prinzen musste und den Rest des Weges zu Fuß zurücklegen würde. Daraufhin blieb Lucien auch schon alleine im Lampignon-erhellten Wald zurück. Ruhe und Stille kehrte ein, insbesondere in seinem Magen. Langsam hörte sogar die Welt auf, zu wackeln und sich zu drehen. Erleichtert atmete er auf, wartete einen Moment, bis die Kutsche einen kleinen Vorsprung aufgebaut hatte und begann dann zügig, dem Weg zu folgen. So sehr er der 'de Celeste' auch vertrauen wollte, er machte sich Sorgen, ob sie wirklich alleine zurecht kam. Nicht nur wegen dem Erfolg der Quest, auch, wenn er das nicht zugeben würde. Der kleine Fußmarsch hatte durchaus seine Vorteile. Nicht nur hatte er sich vollkommen von der Fahrt erholt, als er an der großen, imposanten Eingangstür angekommen war, er hatte auch noch ein wenig Zeit gehabt, um seinen Kopf von allerlei unnützen Gedanken zu befreien. Gerade war einfach keine Zeit, um sich wegen seinem Partner und dem Drumherum verrückt zu machen. Er musste seinen Fokus voll und ganz auf die bevorstehende Aufgabe richten. Jeder Fehler könnte heute fatal für den Erfolg sein. Zügig wurden noch einmal Krawatte, Jackett und sämtliche Accessoires gerichtet, ehe er zu den Türstehern trat, die Einladung bereits in der Hand. Oder war Athena noch irgendwo hier draußen? Eilig huschte der Blick umher.



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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptyDo 23 Mai 2024 - 22:54

10 | @Lucien

Für einen Moment richtete sich das strahlende Gesicht Athenas auf Lucien aus. Freudig goldgelb eingefärbte Augen funkelten dem Ashworth entgegen. Sein Patscher auf dem Kopf verfehlte jedoch fast sein Ziel, da die Nymphe eben jenen kurz vor der Geste neugierig schief legte. Warum machte er das? Das war eine Geste, die sie bislang eher bei Familien gesehen hatte. So etwas machten Eltern mit ihren Kindern, oder? Na ja, gut, da ging das auch besser. Kinder waren meistens kleiner als ihre Eltern. Nicht, dass sie in dieser Hinsicht mit Erfahrung glänzen konnte. Wobei...es gab ja scheinbar auch Kinder, die größer wurden als ihre Eltern. Wenn Kinder niemals größer als ihre Eltern werden konnten, würde die Bevölkerung der Welt mit der Zeit schrumpfen. Und dann wäre sie die größte Person im Königreich. Ein leises Giggeln ertönte als Athena sich vorstellte, wie sie sich Lucien auf die Schultern setzte, damit er von dort aus ihre Feinde mit seinen Waffen ins Visier nehmen konnte. Pew pew!
"Ich lerne schnell. Irgendwer hat außerdem mal gesagt, dass ein Duell auch wie ein Tanz ist. Wobei...das könnte aus einem Roman gewesen sein. Hmmm. Oh, ja. Bis gleich."
Diese unsagbar aufbauenden und vertrauenserweckenden Worte wurden Lucien noch mitgegeben, bevor der Ashworth die Kutsche leider verlassen musste. Kaum, dass ihre Begleitung ausgestiegen war, klebte Athena am Frontfenster der Kutsche. Die Villa des Barons Lethroux schob sich in die Sicht wie ein Märchenschloss. Die Türmchen des Baus reckten sich gen des sternenklaren Nachthimmels. Jedes einzelne Fenster war hell erleuchtet. Ein kleiner Pavillon im Garten strahlte weiches Kerzenlicht aus. Ein paar Leute trieben durch den Garten, flanierten Arm in Arm zwischen Blumen umher, deren Knospen teilweise noch offen waren. Über allem hing der schwere Geruch von teurem Parfüm und Duftwasser. Athena wechselte die Position in der Kutsche, als das Gefährt längs mit dem Eingang zog. Ein roter Teppich erstreckte sich vom Ausstieg der Kutsche, durch die geöffneten Portale der Villa bis in den Empfangssaal. Die Nymphe schluckte einmal schwer. Okay, kein Problem. Einfach nichts sagen, was Lucien oder sie verraten konnte. Nicht die Rune Knights erwähnen. Sie war...Waffenhändlerin. Okay, ja, das konnte funktionieren. Damit kannte sie sich aus.
Mit leisem Klicken wurde die Türe der Kutsche vom Kutscher geöffnet. Unter leisem Quietschen klappte der Mann den Tritt aus und hielt Athena die Hand entgegen, die die ihre mit dankendem Lächeln hinein legte. Und dann wurde es Zeit sich in die Schlacht zu stürzen. Sonderlich weit kam sie jedoch nicht. Zwei absolute Schränke von Personen, eine Frau und ein Mann, hatten sich bei dem ebenso zierhaften wie wehrfähigen Metallzaun postiert, der den Eingang des Geländes umgab. Die Frau schenkte Athena ein professionelles Lächeln, in dem nicht das geringste Interesse zu sehen war.
"Ihre Einladung bitte, Miss."
"Oh, natürlich. Hier."
Das Herz pumpte Athena das Blut quer durch die Ohren, während die Dame vom Sicherheitspersonal die Einladung prüfte. Es dauerte mehrere, nervenzerfetzende Sekunden, bis ihr Gegenüber wieder aufsah.
"Vielen Dank. Bitte, gehen Sie nur hinein, Miss."
"Vielen Dank."
Fluchtartig und ein bisschen schneller als angemessen war, huschte Athena davon. Die erste Hürde war genommen. Ihre Schritte brachten die Nymphe in den Empfangssaal. Und was für ein Saal es war. Geschwungene Treppen führten in ein Obergeschoss. Hier und dort standen Stehtische herum, an die man sich wohl zurück ziehen konnte. Aus einer Tür links drang Musik. Von rechts duftete es wunderbar. Von dort kam auch das Geklacker von Geschirr und leise Stimmen. Ein paar Türen schienen tiefer in das Gebäude zu führen, wobei Athena glaubte, dass einer der Räume eine Art Bibliothek war. Zumindest sah sie hohe Sessel, in denen ältere Herren saßen und Zigarre rauchten, sowie Schränke voller Bücher.
Mit klackenden Absätzen schlenderte die Nymphe in Richtung der Musik. Lucien hatte gesagt, dass er sie zum Tanz auffordern wollte. Also musste sie dort hin. Kaum, dass sie den Türrahmen hinter sich gebracht hatte, begann ihr Herz schon wieder schneller zu schlagen. Eine Band spielte auf. Fast der gesamte Raum wurde von einer gewaltigen Tanzfläche eingenommen. Und der komplette Rand des Raums war von Personen eingenommen. Es waren nicht genug, um sie als Menge zu bezeichnen, aber sie standen dicht an dicht. Neben dem Herzen beschleunigte sich die Atmung. Das war nicht gut. Das war gar nicht gut. Das waren viel zu viele Leute. Zu viele Stimmen, zu viele Blicke, zu viele Gerüche, zu viele Eindrücke. Zu viel, zu schnell.
Eilig zog sich Athena auf einen der Stühle an der Wand zurück, wedelte sich mit ihrem Fächer kräftig Luft zu. Okay. Das war okay. Sie konnte das. Das war auch nicht schlimmer als eine Patrouille durch die Hauptstraßen von Crocus. Sie konnte das.
"Darf ich Sie um den nächsten Tanz bitten, Miss?"
"Uhm..."
Wahrlich ein Sinnbild von Eloquenz und Sprachgewandtheit, diese Nymphe.


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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptyFr 24 Mai 2024 - 19:27

10 | @Athena
Ein Tanz war wie ein Duell? Unfassbar, wer verbreitete denn solche Märchen? Wenn Athena mit dieser Einstellung an die Sache heranging, war sie bereits zum Scheitern verurteilt. Vorerstr blieb Lucien jedoch nichts anderes übrig, als die Hoffnung zu behalten und daran zu glauben, dass er ihr die nötigen Dinge beibringen konnte, bevor sie sich einen größeren Patzer erlaubte. Ein kleiner Trost war, dass er sie schon einmal nicht vor dem Eingang entdecken konnte, sie musste es also erfolgreich ins Innere des Anwesens geschafft haben. Auch er selbst wurde problemlos von den Türstehern hineingelassen. Der erste Schritt war somit geschafft, doch leichter würde es ab hier nicht werden. Nun hatten sie zwar Zugang zu den Bereichen, die der Öffentlichkeit zur Verfügung standen, doch die wirklich wichtigen Räume waren weiterhin Tabu. Ein ordentlicher Schlachtplan würde warten müssen, bis er sich ein wenig mit der Umgebung vertraut gemacht hatte. Erst einmal hieß es also, sich wie ein ganz normaler Gast zu verhalten, ein wenig zu tanzen und umherzuschlendern. Und, natürlich, zurück zu seiner Kollegin zu finden.
Ohne Umschweife steuerte er das Zimmer an, aus dem schwungvolle Musik drang. Eine kleine Kapelle spielte fröhliche Melodien, einige wenige Pärchen hatten bereits auf der Tanzfläche zusammengefunden und zeigten dem Rest, wie man das Tanzbein schwang. Die meisten Anwesenden drängten sich noch an den Seiten, warteten darauf, dass ein Lied gespielt wurde, dass sie mochten oder suchten nach einem geeigneten Partner. Aber Athena? Eilig huschten die goldenen Seelenspiegel über unzählige Gesichter, bis er endlich ein vertrautes fand. Nein ... zu seinem Entsetzen waren es zwei Gesichter, die er erkannte. Eines gehörte glücklicherweise der 'de Celest' ... das andere hingegen. Der Ashworth schluckte. Darauf hatte er nun wirklich keine Lust. Wieso musste ausgerechnet er hier sein? Und wieso musste er ausgerechnet Athena anquatschen? Am liebsten hätte er sich verzogen, sich und Luft aufgelöst oder die Party einfach komplett verlassen. Genau weil er den Kerl kannte, wusste er aber auch, dass er seine Kollegin jetzt nicht alleine lassen sollte. Widerwillig setzte er sich wieder in Bewegung.
In letzter Sekunde schlüpften Luciens Finger zwischen die Hand des jungen Mannes und Athenas Schulter. "Habe ich dich endlich gefunden, Thena. Ich dachte schon, du hättest dich entschieden, doch nicht zu kommen." Ein falsches Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus, bevor er den Blick schließlich auf sein männliches Gegenüber richtete. "Mensch, Lucy, altes Haus. Du, hier?! Das gibt es doch nicht!" Die Stimme des jungen Mannes mit dem gestriegelten braunen Haar war locker und fröhlich, als ob er sich tatsächlich freute, Lucien zu sehen. "Die Freude ist ganz meinerseits." Andersherum konnte man das Selbe nicht behaupten. Wieso musste ausgerechnet William Fancyson hier sein?! "Manche Dinge ändern sich wohl nie, was? Schon wieder schnappst du mir die hübschen Mädels direkt vor der Nase weg, du oller Weiberheld. Dabei dachte ich, du wärst inzwischen unter der Haube. Doch nicht so treu, was?" Wie fürchterlich unangenehm. Diesen spontanen Berührungspunkt mit seiner Vergangenheit hätte er wirklich gerne vermieden. "Sie ist die Tochter eines wichtigen Geschäftspartners, Will."
"Also habe ich freie Fahrt?!"
"Nein."
Das Lächeln auf dem Gesicht des Braunschopfes schwand, stattdessen rollte er genervt mit den Augen. "Maahn, Lucy, was soll das? Was bist du denn für eine Spaßbremse geworden? Hälst du dich wohl für was besseres, nur weil du jetzt eine Freundin hast, eh?" Und schon ging es los. Genau deshalb hatte der Schwarzhaarige keine Lust auf diese Begegnung gehabt. Nicht nur lief er Gefahr, dass sein ehemaliger Highschool-Kumpel unangenehme Details über seinen alten Lebensstil ausplapperte, er konnte auch überhaupt nicht mit Abfuhren umgehen. Das war schon immer so gewesen. Frustriert fuhr der Gunner sich durch die pechschwarzen Haare, warf Athena dabei einen entschuldigenden Blick zu. Sie hatte aber auch ausgerechnet diesen Kerl anlocken müssen. "Du wirst sie doch eh betrü-" - "Wenn du das aussprichst, gehst du heute mit einer gebrochenen Nase nach Hause und nicht mit einer Frau." Zunehmend frustriert zog er die Oberlippe nach oben und zeigte die scharfen Fangzähnchen. William trat zur Sicherheit einen Schritt zurück. "Tsk ... so behandelst du alte Freunde?" Lucien rollte mit den Augen, ehe er seiner Begleitung seine volle Aufmerksamkeit schenkte. Wie ein wahrer Gentleman hielt er ihr die Hand entgegen, um sie auf die Tanzfläche zu führen. "Komm. Das nächste Lied beginnt gleich." Womöglich war es besser, den Fancyson links liegen zu lassen. Einfach nicht hinhören. Ganz konnte er das genuschelte "Ich werde sie dir sicher nicht einfach so überlassen, du wirst schon sehen" allerdings nicht ignorieren. Frustriert biss er die Zähne aufeinander, gab ein leises Schnauben von sich. "Arschloch." Inzwischen hatte sich die Mitte des Raumes ein wenig mehr gefüllt, doch die Magier hatten noch immer genug Platz. Während er die freie Hand an ihren mittleren Rücken legte und die andere gemeinsam mit ihrer auf Schulterhöhe hob, ließ er den Blick auf Athena ruhen. "Alles in Ordnung? Du wirkst nervös." Doch nicht etwa wegen dem Tanz, oder? Wenn sie jetzt schwächelte, wäre das nicht gut für ihren Auftrag. Kurz lauschte er der beginnenden Musik. "Mh, das ist gut, darauf können wir Walzer tanzen. Das sind nur zwei, drei Schritte, das bekommt sogar ein Anfänger hin." Er schenkte ihr ein zuversichtliches Lächeln. "Du fängst mit dem linken Fuß nach hinten an. Am besten lässt du mich einfach führen." Während er sprach, hielt er seine Stimme ruhig und leise, sodass sie ein wenig von der Musik verschluckt wurde. "Wenn es dir zu viel wird, sagst du es mir. Dann machen wir eine Pause."



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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptySa 25 Mai 2024 - 16:59

11 | @Lucien

Mit einem Gesichtsausdruck, der sehr nahe an den eines Rehs im Licht herannahender Scheinwerfer heran kam, lauschte Athena der entbrennenden Auseinandersetzung vor ihr. Wenigstens flaute die Panik langsam ab, wurde stattdessen von Dankbarkeit für Luciens rasches Eingreifen ersetzt. In den letzten Sekunden hatten sich einige Pläne für eine Ablehnung vor dem inneren Auge der Nymphe abgespielt, die ausgesprochen durchwachsen in Sachen Praktikabilität und entstehender Aufmerksamkeit gewesen waren. Es begann bei Ohnmacht vortäuschen und hörte bei Waffe zücken und mit Kriegsschrei auf den Mann losgehen noch lange nicht auf. In den Romanen liefen die Dinge nicht so ab. Da kam immer der richtige Tanzpartner zuerst auf einen zu. Und nicht irgendwelche Fremden. Wobei der Kerl vor ihr auch ein Prinz in Verkleidung hätte sein können. Auch wenn dann die Tarnung wirklich sehr gelungen war. Auf die Idee wäre sie nämlich eigentlich nie gekommen, wenn sie sich den Mann so betrachtete. Irgendwie wirkte er...schmierig. Kurz überlagerte sich das Bild des Mannes mit dem einer Nacktschnecke. Die Ähnlichkeiten waren frappierend. Er hatte sogar zwei abstehende Haarsträhnen, die den Fühlern ähnelten.
Irgendwann während der Auseinandersetzung hatte es Athena dann auch wieder geschafft auf die Beine zu kommen. Noch immer schwirrte ihr der Schädel vor lauter sich überlagernden Sinneseindrücken. Jemand, der über deutlich mehr Souverenität verfügte als sie selbst, hätte jetzt vermutlich den Fächer zusammen ratschen lassen, beiden Männern einen Klaps auf die Schulter gegeben und sie darauf hingewiesen, dass sich solcherlei Worte in Anwesenheit einer Dame nicht ziemten. Leider stand nur Athena zur Verfügung, die über die soziale Kompetenz eines Nacktmuhls verfügte und als eine ganze Menge Dinge einzustufen war, wobei "edle Dame" ganz sicher nicht dazu zählte. Dementsprechend blieb sie während des kompletten Streitgesprächs zwischen den beiden Männern nur stumm, mit einem unsicheren Lächeln im Gesicht stehen und fächelte sich weiter Luft zu um wenigstens zu verhindern gleich wieder auf dem Stuhl zusammen zu klappen.
Mit deutlicher Verspätung legte die Nymphe daher ihre Hand in Luciens als dieser sie anbot. In Richtung des anderen Mannes gab es nicht einmal ein entschuldigendes Lächeln, ehe sie gen Tanzfläche davon gezogen wurde. Ihre Augen pressten sich fest aufeinander, als es durch die, eigentlich sehr kleine, Ansammlung an Menschen ging, die Tanzfläche begrenzten. Parfüm und Duftwasser attackierten ihre Nase. Gesprächsfetzen, sinnentleert und einander unterbrechend, drangen an ihre Ohren. Nur einmal kam der Name "Ashworth" vor.
Es war wohl nur der Gewohnheit zu verdanken, dass Athena sich bei dem Gang in Richtung Tanzposition nicht auf die Schnauze legte. Die Schritte waren trotz allem sicher gesetzt, die Augen dankenswerterweise auch wieder offen, auch wenn sie ein wenig ins Licht blinzelte. Grade schwieg die Kapelle und auch das Gemurmel der Menschen blieb am Rand der Tanzfläche zurück. Einen Moment nahm sie sich dennoch, um weiter Luft in Richtung ihres Gesichts zu fächeln.
"Danke, Lucien. Er war einfach plötzlich da und ich wusste nicht wie...danke."
Kurz richtete sich Athenas Blick auf Lucien. Der hatte sich die Haare verwuschelt. Aber vermutlich war es keine gute Idee ihn einfach anzufassen. Da gab es bestimmt irgendeine Regel dagegen. Also wanderte der Blick der Nymphe von ihrem Gegenüber rüber zu den anderen Tänzern. Die...wackelten da so rum. Ein wenig erinnerten die Bewegungen an das Exerzieren auf dem Übungsplatz. Nur weniger zackig. Mehr gleitend. Athena beobachtete eine Dame dabei, wie sie den Dreischritt vollführte. Mit einem Mal hellte sich das Gesicht der Nymphe auf. Das sah gar nicht so schwer aus.
Schnappend wurde der Fächer zusammen geklappt. Die Engelsfedern schillerten munter im Licht, als hätten auch sie ihren Spaß am Geschehen. Kurzerhand kopierte Athena die Handbewegungen der anderen Frauen und begann sich mit Lucien zu bewegen.
"Ich mag keine Mengen an Personen. Es ist immer so...viel. Auf einmal. Zu viel. Zu viele Gerüche, zu viele Gesichter, zu viele Geräusche."
Noch einmal schien Athena fast schon von innen heraus zu erstrahlen, als die beiden die ersten paar Tanzschritte ohne Malheur über - bzw auf - die Bühne bekamen.
"Das macht Spaß. Uhm. Wer war das eben? Warum war er so gemein zu dir?"


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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptySa 25 Mai 2024 - 20:59

11 | @Athena
So sehr es dank der unangenehmen Begegnung auch in dem Ashworth brodelte, auf seinen Lippen ruhte trotzdem ein leichtes Lächeln. Er wollte Athena nicht beunruhigen, vor allem wollte er aber keine Schwäche zeigen. Er wollte diesem Typen nicht die Genugtuung gönnen, zu zeigen, dass er es geschafft hatte, ihm auf den Schlips zu treten. "Kein Problem. Ich habe auch nicht mit ihm gerechnet." Dabei war es typisch für den Fancyson. Er war immer einer der Ersten, die einer hübschen Dame am Rockzipfel hingen. Wirklich Anstand und Klasse besaß er dabei jedoch nicht, sein Erfolg hielt sich dementsprechend in Grenzen. Das war schon immer der Unterschied zwischen ihm und Lucien gewesen. Letzterer hatte wenigstens so tun können, als besäße er diese Eigenschaften.
Dem Schwarzhaarigen kamen die Schritte von ganz alleine. Es war für ihn inzwischen so normal, so selbstverständlich wie das Atmen. Er tat es einfach, ohne darüber nachzudenken. Viel mehr musste er sich beherrschen, nicht direkt zu viel von ihr zu fordern. Gemächlich bewegte er sich mit der jungen Frau über die Tanzfläche, gab ihr hier und da mit seinen eigenen Füßen und Händen ein wenig Anleitung, doch zu seiner Überraschung stellte sich die sonst recht plumpe Blondine gar nicht so übel an. "Nun, an die Leute wirst du dich gewöhnen müssen, wenn du in Zukunft auf Parties gehen möchtest. Das kommt aber sicherlich schnell." Irgendwann begann man einfach, sie auszublenden. "Konzentriere dich für heute einfach auf mich." Eine ruhige, erfahrene Begleitung konnte in solchen Momenten wirklich Wunder bewirken. Wenn Athena es brauchte, würde Lucien den Ruhepol für sie spielen, damit hatte er kein Problem. "Dir gefällt das? Heh. Na gut, dann können wir ja ein wenig vom Standardschritt abweichen." Nicht, dass der jungen Frau noch langweilig wurde. Wäre schließlich schade, wenn sie direkt wieder das Interesse verlor. Auch Lucien fand durchaus gefallen am Tanzen, bevorzugte aber eindeutig etwas flottere Schrittfolgen. Doch auch aus einem simplen Walzer ließ sich ein ansehnliches Spektakel machen, wenn man ein paar hübsche Figuren einbaute. Genau das tat er schließlich auch. Stets mit mindestens seine Hand um ihrer, um ihr die nötige Führung geben zu können, wechselte er die Position, baute eine kleine Drehung ein und holte sie schließlich wieder direkt vor sich. "Er ist ... eine alte Bekanntschaft von mir. Aus der Schulzeit." Allzu viele Details wollte er der jungen Frau nicht füttern. Er hatte absolut keine Lust, seine alten Lebensweisen neu aufzurollen. "Er ist einfach ein notgeiler Idiot und hat ein Problem damit, dass ich ihm mal wieder seine Aufreißer-Tour vermasselt habe. Er hat sich kein bisschen verändert, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe." Langsam füllte sich die Tanzfläche, doch die vorgehaltenen Hände, hinter denen hier und da am Rande getuschelt wurde, entgingen den Augenwinkeln des Ashworths trotzdem nicht. Das war nicht gut. "Du brauchst dir wegen ihm keine Gedanken zu machen. Wenn er dich noch einmal anquatscht, hast du von mir die Erlaubnis, ihm zwischen die Beine zu treten. Aber bitte nicht vor allen Leuten." Ein kleines Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen. Das hatte der Typ absolut verdient.
Zum Abschluss des Liedes leitete er die junge Frau so an, dass sie mit einer letzten halben Drehung so stand, dass sie ihren Rücken problemlos hätte an seine Vorderseite lehnen können. "Wir verschwinden erst einmal von der Tanzfläche. Ich befürchte, wir ziehen zu viel Aufmerksamkeit auf uns." Immerhin konnte niemand erahnen, dass es sich bei dem jungen Duo um Magier handelte. Man sah in Lucien eben nur den jungen Ashworth-Spross, der sich womöglich eine neue Dame angelte, ohne, dass seine Partnerin davon wusste. Es zahlte sich aus, dass er seine Familie und seinen Beruf so klar trennte. Die Sache mit seinem Ruf hingegen ... Er konnte nicht verneinen, dass es ihn ein wenig nervös machte. "Womöglich können wir uns ein wenig umsehen."
Er ließ ihre Hand nicht los, während er von der Tanzfläche und aus dem Zimmer hinaus steuerte. Zurück in der Eingangshalle, die in all die anderen Räume führte, hielt er einen Moment inne, um durchzuatmen. "Wie ich es hasse, dass die Leute direkt anfangen, zu tuscheln." Frustriert griff er sich an die Krawatte und richtete diese, auch, wenn das gar nicht nötig gewesen wäre. Es hatte keinen Sinn, sich aufzuregen. "Ich schlage vor, wir schauen uns erst einmal die Zimmer an, zu denen wir Zutritt haben und verschaffen uns einen Überblick. Natürlich verhalten wir uns dabei ganz normal." Er nickte hinüber zu dem Raum, aus dem ein verführerisch guter Duft drang. "Nach solch einer anstrengenden Tanzeinlage habt Ihr doch sicherlich Hunger, nicht wahr, Miss de Celeste?"



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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptySo 26 Mai 2024 - 23:48

12 | @Lucien

Der Blick der Nymphe rutschte zur Seite hinweg. Zu der Masse an spärlich beleuchteten Gesichtern. Es schauten nicht einmal alle auf die Tanzfläche. Aber die, die es taten, genügten bereits. Das Gesicht des Fancyson konnte sie nicht erspähen. Stattdessen wurden die starrenden Visagen zu einer formlosen Masse an Neugierde und unangenehmen Blicken. Fast schon roboterhaft, mechanisch, ruckte Athenas Kopf eilig wieder herum. Statt in die Menge zu schauen, fixierte sie Luciens Nase. Die war vertrautes Territorium. "Ich glaube, ich mag solche Leute nicht", gestand sie ihrem Tanzpartner. Nein. Diese Begegnung war sehr unangenehm gewesen. Nicht nur war der Mann aufdringlich gewesen, sondern auch noch gemein zu Lucien. Wenn sie nicht auf dem Auftrag gewesen wären, hätte sie ihm gerne ein Weinglas über den Schädel gezogen oder diese ganze Sache mit den Tritten mal getestet. Gleich, nachdem sie sich von dem Schock erholt hatte und wieder einsatzfähig wurde.
"Mache ich. Du bist mir lieber als die anderen Leute hier."
Außerdem war diese ganze Tanzen-Sache gar nicht so schlimm wie befürchtet. Die Schritte waren überhaupt kein Problem. Ihre Füße setzten sich ohnehin immer dort hin, wo sie hin mussten. Und da sie ständig in Heels herum lief, war auch das nicht wirklich ein Problem. Zugegeben waren ihre Stiefel ein Stückchen schwer als diese schwarzen Schuhe. Aber es ging. Sie durfte nur nicht versuchen jemanden mit den Schuhen voran zu treten. Die würden das im Gegensatz zu den Stiefeln vermutlich nicht überleben.
"Uh", quiekte die Nymphe heraus, als sie gedreht wurde. Klackend setzten sich die Füße an die einigermaßen richtigen Positionen. Zumindest stolperte sie nicht und legte sich auch nicht auf der Tanzfläche schlafen. Das durfte als Erfolg verbucht werden. Wieso konnte Lucien das so gut? Und warum hatte man ihr nicht gesagt, dass man sowas machen konnte? Kackendreist begann Athena damit an Lucien vorbei in Richtung der anderen Tänzerinnen zu spähen. Die vollführten auch solche Drehungen. Das sah nicht übermäßig kompliziert aus. Das konnte sie ganz bestimmt kopieren.
Fast schon schelmisch funkelnde Augen schwenkten wieder in Richtung von Luciens Gesicht um. Der eigentlich nur unschuldig fröhliche Gesichtsausdruck der Nymphe gewann etwas an Blutrünstigkeit, als Lucien ihr die Erlaubnis erteilte die fancysonschen Kronjuwelen zu zertrümmern. Im Gegensatz zu Lucien entgingen ihr die Reaktionen auf den Tanz vollständig. Wie von ihm angesagt, achtete sie neben ihm kaum mehr auf die Menge. Einzig die anderen Tänzerinnen bekamen ab und an einmal Aufmerksamkeit, wenn eine von ihnen sich in eine schwungvollere Drehung übergehen ließ.
"Oh! Das werde ich machen. Wie...uhm...wie ist eine Schule? Warte, erklär' mir das später. Huch."
Der letzte Ausdruck war dem Umstand zu verdanken, dass sie von Lucien herum gedreht wurde. Das Lied klang langsam ab. Ein wenig verwirrt sah sich Athena um, bis sie eine Frau erspähte, die einen Schritt zurück zu ihrem Tanzpartner machte und sich fast an diesen anlehnte. So ging das also. Wieder klackte es leise, als Athena einen Fuß nach hinten versetzte und ihn zwischen Luciens Schuhen aufkommen ließ. Mit dem Größenunterschied war es überhaupt kein Problem. Ihr Haarschopf fügte sich auf's Herrlichste unter Luciens Kinn ein. In einer Form ebenso höchstgradiger wie völlig unbeabsichtigter Sabotage von Luciens Ruf drehte Athena den Kopf herum, lehnte sich leicht zur Seite, um antworten zu können: "Oh? In Ordnung. Danke für den Tanz, Herr Ashworth."

Als es durch die Menge zurück in Richtung Empfangssaal ging, schloss Athena wieder die Augen. Der Fächer wurde mit einem Ratschen geöffnet und als zusätzlicher Sichtschutz genutzt. Trotzdem prasselten die Sinneseindrücke wieder auf die Nymphe ein. Das Herz wummerte wieder lautstark. Die aufkeimende Panik ließ Athena nach Luft schnappen wie ein Fisch an Land. Zum Glück ploppten die beiden wie die Korken aus der Sektflasche sehr rasch zurück in relativ freies Gelände. Die kleinen Böen durch den Fächer halfen bei der Beruhigung.
"Warum tuscheln die Leute denn? Wir haben doch nichts anders gemacht als die anderen Tanzenden?", erklang es leicht atemlos vonseiten Athena. Ein unsicherer, fast schon furchterfüllter Blick ging zurück in Richtung der Menge im Tanzsaal. Unwillkürlich machte sie noch einen Schritt weg von den Türen. Trotzdem schlich sich nur sehr wenig furchterfülltes Grün in das freudige Gold ihrer Augen. Diese ganze Tanzen-Sache machte wirklich Spaß. Das ging doch bestimmt auch ohne Zuschauer.
"Schrecklichen Hunger, Herr Ashworth."
Hatte sie eigentlich überhaupt nicht. Aber Lucien kannte sich mit Feiern aus. Also stellte er bestimmt die richtigen Fragen und wusste exakt, was zu tun war. Was auch bedeutete, dass sie einfach nur Ja und Amen zu allem sagen musste, was er tat oder sagte und dann würden sie nicht entdeckt werden. So einfach war das.

Der Speisesaal war fast genauso voll wie der Tanzsaal. Aber hier verteilten sich die Leute besser. Am entfernteren Ende befand sich eine Bar, die mit gleich zwei Bartendern bestückt war, die kunstvoll ihre Fertigkeiten in Sachen Anmixen von Drinks demonstrierten. Offenbar war auch ein wenig Schauspiel mit involviert. Vielleicht erhofften sie sich besseres Trinkgeld. An der langen Wand war ein kolossales Buffet aufgestellt. Lord Lethroux hatte offenbar weder Kosten noch Mühe gescheut und eine ganze Reihe exotischer Köstlichkeiten auffahren lassen. Die Türen links und rechts der Bar schienen sich nie vollständig schließen zu können. Ständig huschte ein Kellner hindurch, bugsierte ein Gericht hindurch. Neben den Stehtischen für jene, die nur rasch etwas trinken wollten, gab es auch eine ganze Reihe normaler Tische. Die meisten davon waren sogar schon besetzt. An einem davon haute ein dicklicher Herr so richtig rein, wenn man dem Gerippe vor ihm Glauben schenken durfte. Athena starrte völlig ungeniert durch den Raum, bevor sie den Kopf hob und sich an Lucien wandte: "Kannst du etwas empfehlen?"
Kurz stellten sich die Häärchen in ihrem Nacken auf. Aus dem Augenwinkel hatte sie eine Bewegung wahrgenommen. Und ein Gesicht. Sie selbst schaute sofort wieder nach vorne.
"Dein Schulkamerad folgt uns. Hinter der Säule rechts vom Eingang. Soll ich ihn treten gehen?"


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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptyDi 28 Mai 2024 - 20:37

12 | @Athena
Es war Athena keineswegs zu verübeln, dass sie Luciens alten Kumpel nicht besonders mochte. Ihm ging es ähnlich. Der Gedanke, selbst einmal ähnlich unerträglich gewesen zu sein, war ein wenig belastend. Zwar hatte er sich überwiegend aus Trotz so verhalten, diese Tatsache ließ das Schamgefühl jedoch nicht geringer werden. Wie seine Jugendjahre wohl ausgesehen hätten, wenn seine Eltern nicht versucht hätten, derart großen Einfluss auf seine Partnerwahl zu nehmen? Letztendlich ließ sich an seiner Vergangenheit sowieso nicht mehr rütteln und er konnte sie einfach geheim halten. Niemand in seinem direkten Umfeld musste es je erfahren. Insbesondere Athena nicht. Dafür gefiel es ihm viel zu sehr, wie sie ihn lobte und pries. Natürlich war er ihr lieber, es gab schließlich niemanden besseren als ihn. Das wusste er natürlich bereits, doch wer bekam sein Ego nicht gerne zusätzlich gepusht?
"Du verpasst nichts, glaub mir." Mehr musste man zu Schule eigentlich nicht sagen. Obwohl er stet seinen guten Ruf genossen hatte und die Lehrer sich hatten problemlos bestechen lassen, war es in seinen Augen verschwendete Lebenszeit gewesen. Er brauchte keine Matheformeln und keine Rechtschreibregeln, erkam auch so wunderbar im Leben zurecht. Auch Athena würde es wohl kaum weiterhelfen, denn das, was ihr in Luciens Augen fehlte, Lebenserfahrung, würde sie dort auch nicht bekommen.
Typisch für den Ashworth konnte er den Tanz nicht einfach gemächlich ausklingen lassen, nein, er musste unbedingt noch eine Schippe draufsetzen. Geschickt leitete er sie dazu an, nach einer halben Drehung an ihn heranzutreten. Natürlich ließ das den ein oder anderen Zuschauer überrascht nach Luft schnappen, bevor sich zu den Anderen gedreht wurde, um weiterzutuscheln. Es war ein simpler Tanz, verdammt nochmal. Sie waren doch keine Vögel, die sich so ihren Paarungspartner klarmachten. "Es war mir eine Ehre, Fräulein de Celest", schmunzelte er und neigte leicht den Kopf vor der Blonden bevor er sie von der Tanzfläche führte. Es könnte so simpel sein, wieso mussten diese reichen Säcke immer alles mit ihrer unbändigen Neugierde ruinieren? "Ein Tanz wird gerne mit einem Flirt gleichgesetzt", erklärte er seufzend. Er konnte verstehen, woher diese Auffassung kam. Man kam sich ungewöhnlich nahe, konzentrierte sich voll und ganz auf sein Gegenüber, man stimmte sich auf einander ein. Wer auf der Tanzfläche auf einer Wellenlänge war, der war es womöglich auch im Alltag. Doch die beiden Dinge automatisch gleichzusetzen war übertrieben. Es war jedoch nicht nur dieser Zusammenhang, der zu den vorgehaltenen Händen führte. Es war auch sein Ruf. Doch über diesen musste Athena erst einmal nichts erfahren. Wieso genau hatte er sich noch einmal darauf eingelassen, sich auf diese Weise in das Gebäude einzuschleichen?
Nachdenklich wanderten die goldenen Augen über das bunte Buffet. Wer hier nichts fand, das ihn ansprach, der sollte seine Essgewohnheiten noch einmal ordentlich überdenken. Der Ashworth hätte sicherlich ordentlich reingehauen, wenn er nicht derart auf seine Ernährung und seinen Körper achten würde, dass er fremdes Essen in der Regel komplett verschmähte. "Ich denke nicht, dass du hier eine falsche Entscheidung treffen kannst. Nimm einfach nichts, bei dem man sich leicht einkleckern könnte. Und Finger weg vom Alkohol." Letzteres sollte selbstverständlich sein, der Ritterin gegenüber erwähnte er es zur Sicherheit aber trotzdem. "Mh?" Flüchtig huschten sein Blick zu der von Athena beschriebenen Stelle. Sie hatte Recht. Ugh. "Nein, nein. Noch nicht. Vergiss nicht, wir wollen so wenig auffallen wie möglich." Erst einmal wollte der Schwarzhaarige abwarten. Wenn der Kerl jedoch vorhatte, ihnen den gesamten Abend am Rockzipfel zu hängen, hatten sie ein Problem.
Aus reiner Höflichkeit lud sich Lucien ein kleines Obsttörtchen auf einen Teller, ehe er sich gemeinsam mit seiner Kollegin an einem der wenigen freien Tische niederließ. "Ich hoff-"
"Lucy!"
Frustriert schloss er einen Moment lang die Augen und atmete tief durch. Als er sie wieder öffnete, befand sich der altbekannte Braunschopf in seinem Blickfeld. Super. Noch bevor er etwas sagen konnte, landeten drei Gläser auf dem Tisch, allesamt befüllt mit hübschen, bunten Flüssigkeiten. Cocktails. "Mein Friedensangebot. Sorry, dass ich vorhin so drauf war, Kumpel! Ich habe es wirklich nicht so gemeint." Er tat gerade nicht ernsthaft so, als hätten diese Drinks irgendeinen Wert, als gäbe es diese nicht für jeden Besucher kostenlos? Oh, wie gnädig und gütig dieser Mann doch war. Wie konnte man ihm da nicht verzeihen? Zugegeben, seine Taktik war clever. Wer war schon so gemein, ein Getränk abzulehnen, wenn es bereits vor einem auf dem Tisch stand? Ob er wohl noch wusste, dass Luciens Alkoholverträglichkeit gegen Null ging, oder war es reiner Zufall, dass er ausgerechnet mit diesen Getränken ankam? Der Blick des Ashworths heftete sich an Athena, während er kaum merklich den Kopf schüttelte. Annehmen war keine gute Idee.



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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptyMi 29 Mai 2024 - 18:28

13 | @Lucien

Es mochte ja sein, dass Lucien die Schule nicht gefallen hatte. Aber Athena hatte trotzdem ein Verlangen danach. Es war keines, was sich erfüllen ließ. Jetzt noch einmal die Schulbank zu drücken wäre erstens reichlich seltsam und zweitens relativ unnötig. Immerhin konnte sie lesen, einigermaßen schreiben und sogar ein bisschen rechnen. Und mit dem ganzen Rest kannte sie sich ja zumindest gut genug aus um ihre Arbeit machen zu können. Wer vor zwanzig Generationen König von Fiore gewesen war, war herzlich irrelevant, wenn man einen dunklen Magier in Handschellen zwingen musste. Solange man nicht grade wegen des Auftrags bei einer Quizshow teilnahm.
Alle Antworten mussten jedoch warten, bis Lucien sie durch die Menschenmenge hindurch gezogen hatte. Die dicht gedrängten Körper, so viel Abstand man den beiden auch ließ, schnürten der Nymphe die Kehle zu.
"Flirt? Wir haben doch nur getanzt", hakte Athena noch einmal nach, während sie Lucien verwirrt musterte. Das war doch kein Flirt gewesen. Sie wusste nicht einmal, wie man das machte! Die Protagonisten und Antagonisten in ihren Romanen machten das manchmal. Aber die Gesichtsausdrücke und Worte kamen Athena unnatürlich vor. Da wurden immer Wangen mit Äpfeln verglichen. Und sie hatte jedenfalls keine zwei Kerngehäuse in der Schnute! Oder Lippen mit Kirschen oder auch Rosen. Das letzte Mal als sie daran rumgefummelt hatte, hatten ihre Lippen weder einen Kirschstein im Inneren gehabt, noch Dornen. Was hoffentlich so blieb. Alles andere wäre echt unangenehm.
Apropos Schnute. Athena zog eine enttäuschte, als Lucien ihr mitteilte, dass sie den Mann nicht um seine Kronjuwelen erleichtern gehen durfte. Was auch immer das bedeutete. Aber sie schienen wichtig zu sein. War ja auch klar. Juwelen funkelten hübsch und waren ziemlich teuer. Also wollte man sie behalten. War klar. Wieder ließ Athena den Blick völlig ungeniert durch den Saal schweifen, blieb mal hier, mal dort ein wenig länger hängen. Eine der Frauen trug etwas wie einen Schuppenpanzer. Nur, dass die Schuppen munter im Licht funkelten und sehr klein waren. Im Gegensatz zu der Prostituierten war das aber ein Kleid, weswegen es schon einmal mehr Schutz bot. Aber die Beinfreiheit war dabei definitiv nicht gegeben. Die Frau wäre im Falle eines Kampfes viel beweglicher, wenn sie Hosen angehabt hätte. Oder wenigstens Schlitze an den Seiten der Beine. Verstand denn hier niemand etwas von Rüstungen? Hatte die Frau ihr grade zugezwinkert? Entweder das oder sie hatte etwas im Auge. Rasch ließ Athena den Blick wieder wandern. Dieses Mal über das Buffet. Das konnte wenigstens nicht zurück gucken. Wenn man mal von dem ganzen Schafskopf absah, der aus irgendeinem Grund dort präsentiert war. Ihr stellten sich wieder die Häärchen auf. Das war echt widerlich. Womit hatte das Tier es verdient so behandelt zu werden?
Mit ein paar raschen Schritten schloss Athena zu Lucien auf, senkte unwillkürlich den Blick. Die Törtchen, an denen der Ashworth sich bediente, sahen in Ordnung aus. Mit spitzen Fingern fischte sich Athena ebenfalls eines heraus, bugsierte es auf einen Teller. Auf der Tanzfläche hatte sie sich wohl gefühlt. Aber hier? Sie war wie ein Fisch auf dem Trockenen. Völlig fehl am Platz. Hoffentlich sprach sie niemand mehr an. Dicht hielt sie sich an Lucien, bis die beiden einen Tisch gefunden hatten. Die Leute sahen herüber. Warum mussten sie so schauen?
Unter dem Tisch bewegte sich Athenas Hand krampfhaft. Die Finger wollten sich um den Griff einer Waffe legen, die nicht vorhanden war. Schwer knallten die Augenlider herunter, wie das Gatter einer Festung, die grade dicht machte. Der aufdringliche Kerl stand neben dem Tisch. Heiß und lodernd brannte sich der Zorn seinen Weg durch Athenas Verstand. Sie hatte nicht einmal Zeit gehabt auch nur einen Bissen vom Törtchen zu nehmen! Beide ihrer Hände landeten auf dem Tisch, machten sich daran den Rest der Nymphe in die Höhe zu schieben, und dann vielleicht jemandem eine zu verpassen. Nur kurz ging der Blick über den Tisch hinweg. Lucien schüttelte den Kopf. Atemzug. Einatmen, Ausatmen. Sie durften nicht auffliegen. Feurig rote Augen richteten sich auf den Fancyson, die sich nur sehr langsam wieder gräulich einfärbten. Im Tonfall nur mäßig verborgenen Missmuts hob Athena an: "Verzeihung, der Herr. Aber ich trinke keinen Alkohol. Wenn Ihr die Güte hättet Herrn Ashworth und mir die Gelegenheit zu geben etwas Geschäftliches zu besprechen, wäre ich Euch sehr verbunden. Seine Familie benötigt ein paar Bajonette und ich verfüge über eine stattliche Anzahl an Waffen, die ich gerne in, Verzeihung, an den Mann bringen möchte. Euer Friedensangebot ist zur Kenntnis genommen. Verlasst uns bitte."
Die Finger der Nymphe bohrten sich in die Tischdecke. Der Kerl konnte wirklich froh sein, keinen Tritt oder geworfenen Heel abzukriegen. Blieb nur zu hoffen, dass sie es nicht übertrieben hatte. Sie war nun einmal wirklich, wirklich miserabel schlecht im sozialen Umgang. Aber wenn der Kerl nicht ging, konnte das mit geworfenen Heel ja vielleicht noch etwas werden.


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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptySo 2 Jun 2024 - 14:44

13 | @Athena
Selbstverständlich hatten sie nur getanzt. So sah es auch Lucien. Doch das hieß nicht, dass die ungewollten Zuschauer ihre Meinung teilten. "Man kommt seinem Tanzpartner näher, als man es den meisten Leuten im Alltag tun würde. Man passt sich einander an, man berührt sich und man sieht sich in die Augen. Für Viele ist das scheinbar unweigerlich ein Moment purer Romantik", versuchte er, Sinn aus der Interpretation der Anderen zu machen, "Es ist tatsächlich schön, mit einer Person, die man liebt, zu tanzen. Es kann aber auch einfach nur ein spaßiger Zeitvertreib sein. Zumindest für mich." Er zuckte mit den Schultern. Die Welt der Reichen und Schönen war schrecklich langweilig, vermutlich war die Gerüchteküche für Viele das einzige, was ein wenig Spannung ins Leben brachte. "Unsere Welt ist nur selten so schön und stilvoll, wie wir gerne tun, Thena. Das wirst du heute womöglich noch häufiger bemerken." Auch Lucien hatte es gelangweilt. Doch anstatt sich der Lästerei anzuschließen, hatte er schließlich das Leben als Magier gewählt. Ganz konnte und wollte er den Fängen des Reichtums jedoch nicht entkommen.
"Ignoriere die Leute", erinnerte er sie noch einmal und legte ihr schützend die Hand auf die Schultern, während er sie zu einem Tisch begleitete. Sie würden nicht aufhören zu starren. "Wir sind scheinbar zur Hauptattraktion des Abends geworden, aber daran können wir nichts ändern." Er hätte es besser wissen sollen, hätte sich tarnen sollen oder ähnliches. Doch für 'was wäre wenn's war es nun zu spät.
Ihnen blieb nichts anderes übrig, als das Beste daraus zu machen. Auch in der Hinsicht auf die Sache mit Luciens altem Kumpel. Wie eine lästige Zecke hatte er sich an Athena festgefressen, schien nicht bereit, auch nur annähernd locker zu lassen. Einen Moment lang glaubte der Ashworth, die Blonde würde ihrem Unmut nachgeben, doch sie zügelte sich und verdiente sich damit ein anerkennendes Nicken. "Keine Sorge, meine Perle. Du wirst den Alkohol in diesem Drink kaum bemerken. Probiere ihn doch erst einmal, bevor du ihn ablehnst." Erwartungsvoll schob er das Glas näher an sie heran, machte mit seinem eindringlichen Blick zusätzlichen Druck, "Es wäre doch schade, wenn der Barkeeper sich die Mühe umsonst gemacht hätte, meinst du nicht?" Dieser Dreckskerl wusste nicht, wann Schluss war. Die 'Geschäftsverhandlungen' des Duos schienen ihn nicht im geringsten zu interessieren. "Das hier ist doch kein Ort für solch ernste Gespräche. Meine Güte Lucy, das solltest du aber wirklich wissen! Die arme Dame." Tadelnd schnalzte er mit der Zunge und warf dem Schwarzhaarigen einen abfälligen Blick zu. "Wieso kommst du nicht mit mir, M'lady? Ich verspreche dir, dass du mit mir auf deine Kosten kommen wirst." Das schmierige Zwinkern, das Will der jungen Frau zuwarf, sorgte beinahe dafür, dass Lucien der Kaffee, den er zuvor getrunken hatte, wieder hoch kam. Doch nicht nur das, seine Finger versuchten ein weiteres Mal, den Weg auf die unbedeckte Schulter der 'de Celest' zu finden. "Okay, okay. Du hast gewonnen, Will. Du kannst sie haben. Ich habe wirklich keine Lust, mich den gesamten Abend mit dir um sie zu streiten. Das ist sie mir nun auch nicht wert." Seufzend verdrehte der Ashworth die Augen, ehe er das Kinn resigniert in seine Handfläche fallen ließ. Sofort huschte ein breits Grinsen auf die Lippen des Fancyson. "Ich wusste doch, dass du vernünftig bist, Lucy. Glaub mir, bei mir ist sie sowieso besser aufgehoben." Jaja, schon klar. Sicher war sie das. "Ich möchte allerdings noch unser gemeinsames Mahl beenden. Es wird nicht länger als fünf Minuten dauern, so lange wirst du dich doch sicherlich gedulden können." Eifrig nickte der Braunhaarige. Wie leichtgläubig konnte man eigentlich sein? Der Ashworth machte eine scheuchende Handbewegung und schon hüpfte sein alter Kollege davon, hinüber zur Bar. Den Blick ließ er jedoch auch dort nicht von seiner Auserkorenen. "Verzeih mir, Thena. Ich befürchte, mit Worten werden wir ihn nicht los. Ich werde nie weit entfernt von dir sein, okay? Wir überwältigen ihn, sobald uns keiner sieht." Fühlte er sich wohl damit? Nein. Sah er eine andere Option? Ebenfalls nein. "Dafür darfst du ihm in die Kronjuwelen treten, so oft du willst. Am besten so oft, dass er keine Kinder mehr bekommen kann. Aber erst, wenn keine ungewollten Zuschauer mehr da sind. Das ist wichtig. Sage ihm, du möchtest dir draußen die schönen Lichter mit ihm ansehen oder so."



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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptySo 2 Jun 2024 - 23:36

14 | @Lucien | Mana: 485/500

Etwas an dieser Person sorgte dafür, dass Athenas Haut krabbelte. Wie die Berührung tausend winziger Füßchen von Spinnen oder Raupen. Nur, dass Spinnen und Raupen eigentlich ziemlich niedlich waren, wie alle Waldtiere. Und dieses dämonische Wesen vor ihr vermutlich nur von seiner Mutter geliebt werden konnte. Vielleicht. Wenn das Licht richtig fiel. In ihren Romanen war so etwas wie der Fancyson stets der Antagonist. Jene schmierige Kreatur, die aus irgendeinem Grund dachte ein Anrecht auf die Dame zu haben. Wie auf ein Stück Fleisch, das einem gehörte, weil man als erstes das Geld auf den Tisch gelegt und darauf gedeutet. Wie winzige Flämmchen tanzte von unten das Rot in Athenas Augen. Die Finger verkrallten sich in der Tischdecke. Der Stoff krumpelte zusammen. Bislang hatte sie die Bücher gelesen, aber nicht verstanden wie sich die Protagonistin fühlen mochte. Es war kein schönes Gefühl. Nicht im Geringsten. Die Blicke der anderen Anwesenden waren wie Ketten, die sich schwer um ihre Glieder legten. Der Mann hatte es verdient den Duellhandschuh quer durch seine grinsende Schnauze gezogen zu kriegen. Im Duellring würde ihm das Grinsen ganz sicher vergehen!
Will schien diese Welle der Antipathie, die wie ein großes, rotes Schild mit Warnzeichen und blinkenden Buchstaben über Athena hing, entweder nicht zu bemerken oder in seiner Welt gab es einfach keine Frauen, die bei der Anmache nicht hin und weg gewesen wären.
Geschirr klirrte, als Athena mit der Gabel ihre Torte erdolchte. Der Fancyson zog von dannen. Lucien erntete einen verletzten Blick. Direkt unter den missbilligend starrenden Augen arbeitete Athenas Kauleiste auf Hochtouren.
"Ich bin keine Trophäe, über die man verhandeln kann!" Die Worte flutschten heraus, bevor Athena darüber nachdenken konnte. Vermutlich meinte es Lucien nur gut. Sie wusste, dass er ausgezeichnet lügen konnte. Und vermutlich hatte er grade eben gelogen, um die Mission zu schützen. Aber sie war wütend. Traurig? Würig. Oder Trautend. Ihre Worte waren wahrscheinlich nicht gerecht oder gerechtfertigt. Derzeit war das nur egal. Athenas lodernder Blick traf den Cocktail. Sie trank keinen Alkohol. Nie. Eigentlich.
Das Glas tockte, als die Nymphe den leeren Cocktail wieder absetzte. Der Stuhl kratzte über den Boden als sie sich überhastet erhob. Das Rot war aus den Augen mit in die Wangen gewandert. Sie hickste leise. Ein letzter Blick, gemischt aus strafend und um Verzeihung bittend, traf Lucien, bevor Athena bereits mit wehender Kleidschleppe davon rauschte.
An der Bar traf sie auf den Fancyson. Diesen zu überzeugen ihr zu folgen war nicht weiter schwierig. Mehr als ein Tappser auf die Schulter und die Bitte um ein wenig frische Luft war nicht nötig. Wobei der Mann Schwierigkeiten hatte mit ihr Schritt zu halten als sie trauter Zweisamkeit den Speisesaal verließen.

"Was für ein...huh...wunderbarer Abend. Genau die richtige Gelegenheit für...ein wenig Anhimmeln des Nachthimmels." Hinter Athena keuchte der Fancyson her. Die Nymphe war mit eilig klackenden Absätzen voraus geeilt. Zunächst hatte der Kerl noch versucht sie einzuholen und seine Hände an die Hohen Himmel wussten was zu legen. Aber seine Konstitution konnte schlicht nicht mit ihrer mithalten. Zielstrebig hatte sich Athena ein Heckenlabyrinth ausgeguckt. Vermutlich sollte es giggelnden Päärchen als Rückzogsort dienen. Derzeit diente es jedoch einer immer noch vor Wut schäumenden Nymphe und einem hinter dieser herhumpelnden Mann als Sichtschutz.
Eine Verschnaufpause bekam der Fancyson erst, als das Zentrum des Irrgartens erreicht war. Athena wandte sich auf dem Absatz um und musterte das dämonische Gezücht vor ihr abfällig. Ein Blick ging nach links, ein Blick ging nach rechts. Der Irrgarten war ziemlich leer gewesen. Die Temperaturen erlaubten es noch nicht sich sonderlich lange draußen aufzuhalten. Etwas, was grade ausgesprochen positiv war. Der Fächer bohrte sich dem Mann in die Brust als er grade näher herankommen wollte. Scheinbar hatte er den völlig falschen Eindruck der Situation, denn er hatte schon die Arme ausgestreckt, um nach Athena zu greifen.
"Will Fancyson. Das ist kurz für William, oder?"
"Nach meinen Großvater. Wollen wir uns nicht..."
Weiter kam der Mann nicht. Athena fiel ihm gnadenlos ins Wort.
"William Fancyson. Ihr seid eine Schande für die Menschheit. Hat man Euch nicht beigebracht, dass ein Nein exakt das bedeutet?"
"Na kommt, meine Hübsche, habt Euch nich..."
Wieder verstummte der Mann als sich in einem Schauer goldener Federn Pluma in Athenas Hand materialisierte. Die Klinge gab das Geräusch vibrierenden Metalls von sich als sie mit der Spitze voran im Erdreich vor Will landete.
"Verteidigt Euch."
"Was?!"
Licht faserte an Athenas linkem Arm zusammen. Mit einer Bewegung wie von sich ausbreitenden Flügeln fügte es sich zu einem Schild zusammen.
"Ihr habt mich gehört. Verteidigt Euch."
Die plötzlich sehr eiligen Beteuerungen es doch gar nicht so gemeint zu haben, die Frage darüber ob sie eigentlich wisse, wen sie da vor sich habe und wer sein Vater sei, ignorierend beugten sich Athenas Beine durch. Nur um sie gleich darauf in Richtung Will zu katapultieren. Der Schild schwang bereits herum.


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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptyFr 7 Jun 2024 - 11:55

14 | @Athena
Natürlich wusste Lucien, dass seine Kollegin keine Trophäe war. Sie war kein Spielzeug, das einfach umher geschmissen werden konnte. Diesen Eindruck wollte er auch auf gar keinen Fall vermitteln, doch ihm war keine bessere Idee eingefallen. Ihn würde Will wohl kaum alleine begleiten und Worte schienen offenbar nicht auszureichen, um ihn loszuwerden. "Das war nicht mehr als eine Notlüge, Thena. Ich sehe dich nicht so. Mir gefällt dieser Plan auch nicht, aber wir müssen handeln." Sie hatten schließlich nur diesen einen Abend. Unruhig beobachtete er, wie die Blonde ohne zu zögern den Cocktail vernichtete und dann noch immer sichtlich verärgert davonmarschierte. Das war überhaupt nicht gut. Beunruhigt rückte er seine Krawatte, wartete noch einige Atemzüge, nachdem das 'Pärchen' den Raum verlassen hatte, ehe er ebenfalls aufstand und sich hinaus an die frische Luft begab.
Es war Glück, dass er gerade noch sah, wie der Rockzipfel des unverkennbaren Kleides seiner Kollegin hinter den Hecken verschwand. Einen fürchterlicheren Ort hätte sie sich wohl kaum aussuchen können. Wie sollte er sie in diesem Labyrinth je wieder finden? Leise fluchend versuchte er, Schritt zu halten, doch es dauerte nicht lange, bis er keine Ahnung mehr hatte, wohin die Beiden verschwunden waren. Athena gab wirklich ihr bestes, damit er seine Entscheidung so sehr bereute, wie er nur etwas bereuen konnte. Die Dunkelheit gepaart mit den repetetiven Gängen machte es für den Ashworth, der sowieso schon einen negativen Orientierungssinn besaß, beinahe unmöglich, auch nur einen Funken Verständnis für seine Umgebung zu entwickeln. War er hier schon gewesen? Oder war er von da drüben gekommen? Er hatte nicht die geringste Ahnung.
Zumindest, bis Athenas entschlossene Stimme nur wenige Meter neben ihm erklang. Alles, was sie trennte, war eine dicke Heckenwand. Das war einerseits erleichternd, andererseits hatte er aber nicht die geringste Ahnung, welcher Weg dorthin führte. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als das Spielchen hier unfair zu spielen ... hoffentlich hatte diese Hecke keine Dornen. Die Äste und Zweige waren stabiler als erwartet, weshalb es ihm überraschend leicht fiel, sich nach oben zu ziehen und schließlich auf der anderen Seite wieder hinabzuhüpfen. Gerade noch rechtzeitig, um zwischen der Blonden und ihrem Opfer landen zu können. Sein Arm legte sich um sie, um sie in die entgegengesetzte Richtung zu drücken und ihr so ruckartig den Schwung zu nehmen. Hoffentlich würde das ausreichen, um sie vorerst von Dummheiten abzuhalten. "Lucy, den Göttern sei Dank! Deine Olle ... die ist ja vollkommen verrückt!" Erleichtert klatschte Will die Hände über dem Kopf zusammen, seine Knie schlotterten jedoch noch immer wie Espenlaub. Erst einmal galt Luciens strafender Blick jedoch seiner Kollegin. "Habe ich nicht gesagt, wir erledigen das gemeinsam? Ich habe mich auf dich verlassen. Was hättest du getan, wenn er kein so großes Weichei wäre und sich ernsthaft gewehrt hätte?" Er selbst kannte Will, wusste, dass es sich bei ihm nicht um einen Magier handelte, doch dieses Wissen konnte Athena nicht besitzen.
Apropos Will. Der Ashworth fuhr herum. "Was lässt dich glauben, dass ich auf deiner Seite bin? Ich habe dich gewarnt." Lächerlich. Einfach lächerlich. Er packte den Kerl an den Schultern und zerrte ihn heran. Das jämmerliche Quieken, das er dabei von sich gab, wurde ignoriert. "Wa-was soll das heißen?" Auch das wurde ignoriert. "Du hast einen Tritt, Thena. Den Rest erledige ich." Ob sie es nun tat oder nicht, letztendlich wurde der Kerl mit einer herzhaften Faust gegen die Schläfe ausgeknockt und in die Welt der Träume geschickt. Die Lust auf lustige Spielchen war Lucien vorerst vergangen.



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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptyFr 7 Jun 2024 - 18:55

15 | @Lucien | Mana: 500/500

Der stumme Ansturm gegen den bemitleidenswerten Fancyson fand ein jähes Ende. Kräftige Finger legten sich um Athenas Schildarm, führten die Bewegung weiter, bis Athena schlussendlich mit dem Gesicht in die falsche Richtung stand. Die Nymphe hickste leise. Ja, was hätte sie eigentlich gemacht, wenn er sich mehr gewehrt hätte? Zuerst ein bisschen gefeiert. Ein Duell war irgendwie nicht so ganz richtig oder spaßig, wenn sich der Kontrahent nicht wehrte. Und der Fancyson sah nicht aus als hätte er irgendwas anderes im Sinn gehabt als sich die Hose einzusauen und danach weg zu watscheln wie eine humanoide Kröte.
"Dann hätte ich ihn fertig gemacht. Was eine seltsame Redewendung ist, weil er ist ja schon fertig", protestierte Athena ungewohnt leise murmelnd. In der Nymphe regte sich Trotz. Das hier war ein total ordnungsgemäßes Duell. Der Kerl hatte ihre Ehre verletzt! Also musste er dafür grade stehen. Und sie hatte ihn sogar bewaffnet. Auch wenn er Pluma bislang nicht einmal angefasst hatte. Das nächste Hicksen wurde von dem in das Gras fallenden Schild übertönt. Athena verschränkte die Arme vor der Brust und wandte das Gesicht ab. Bei der Bewegung rutschte der Überwurf ein Stück nach oben, entblößte die Narbe auf ihrer Seite. Sie war ungerecht zu Lucien. Das wusste sie selbst. Natürlich hatte er nicht gemeint, was er gesagt hatte. Natürlich war es eine Notlüge gewesen. Aber sie war trotzdem wütend. Ihr Kopf fiel nach unten als hätte man einen Amboss daran befestigt. Warum bei den Hohen Himmeln reagierte sie so? Die Verschränkung der Arme löste sich, damit sie sich selbst auf die Wangen patschen konnte, in denen schon deutliche Alkoholröte zu sehen war. Wieder ein leises Hicksen.
Nur langsam nahm das lodernde Rot in Athenas Augen ab. Stattdessen senkte sich angewidertes Violett in die Pupillen herab. Ihr Blick richtete sich auf Will, der von Lucien in einem staubschrockartigen Griff gehalten wurde. Was für eine elendige Kreatur. Sie war wohl kaum die einzige Frau, der er zu nahe gekommen war. Was dachte er sich bitte dabei? Hatte ihm noch nie jemand Konsequenzen aufgezeigt? Und natürlich war es falsch den Kerl außerhalb eines Kampfes zu treten. Eine Rune Knight quälte kein Bürger Fiores. Nur würde er damit aufhören, wenn sie ihn hier und heute ungestraft gehen ließ? Nun, nicht ganz ungestraft. Er würde eine Weile bewusstlos auf dem kalten Boden schlafen müssen. Aber genügte das?
Mehr als ein paar Schritte brauchte es nicht, bis sie vor Lucien und Will stand. Ihre Hand streckte sich nach dem Kinn des letzteren aus, schloss sich darum. Athena zog das Gesicht des Mannes nach vorne, zwang ihn in ihre Richtung zu schauen.
"Heute Abend war das letzte Mal, dass du kein Nein akzeptiert hast. Verstanden? Wenn ich auch nur einmal mitbekomme, dass du irgendwen in irgendeiner Art und Weise belästigt hast, werde ich dich finden und dann wird kein Mr. Ashworth da sein um dich zu retten. Dann gibt es nur uns zwei und ein Paar Waffen, die dein Fleisch finden und zerreißen werden. Verstanden?"
Nicken vonseiten Fancyson.
In einer fließenden Bewegung zog Athena ein Bein hoch und rammte es dem Mann zwischen in die Kronjuwelen.

Irgendwo hinter ihr kam ein Körper auf dem Boden auf. Athena hatte sich umgedreht und wieder entfernt, während Lucien seine Arbeit an Will verrichtet hatte. Die Arme waren ebenfalls wieder vor der Brust verschränkt.
Ein Hicksen.
"Es tut mir leid, Lucien. Ich war gemein zu dir."
Nach athenaischen Maßstäben war die Stimme gradezu unverhältnismäßig leise. Der Ernst im Tonfall wurde durch ein erneutes Hicksen jedoch ordentlich gebrochen.
"Ich bin wütend. Und weiß nicht warum."
Halb wandte sie sich zu ihrem Questpartner um, blinzelte ein paar Mal. Und jetzt war sie traurig. Klasse. Es gab wohl doch einen Grund, warum sie keinen Alkohol trinken sollte. Die Iriden färbten sich in tiefes, melancholisches Blau um.
Hicksen.
"Es tut mir leid. Möchtest du trotzdem noch die Quest mit mir machen? Oder möchtest du..."
Wedeln in Richtung Labyrinthausgang.


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BeitragThema: Re: Gebirge hinter Crocus
Gebirge hinter Crocus - Seite 2 EmptySa 8 Jun 2024 - 21:13

15 | @Athena
Kaum hatte Athena ihre Ansage beendet und dem Kerl einen generationenbeendenden Tritt verpasst, kümmerte sich Lucien um den Rest. Wortlos verpasste er dem vor Schmerzen winselnden Kerl einen Erlösungsschlag und schickte ihn in die Traumwelt. Sobald er wieder wach war, hatte er genügend Zeit, um sich Gedanken über das Geschehene zu machen, doch bis dahin waren die zwei Magier hoffentlich schon über alle Berge. "Du warst nicht gemein zu mir, du hast dich rücksichtslos und egoistisch verhalten", korrigierte er die Aussage der Blonden, während er sich ihr wieder zuwendete. "Das kann ich nicht gutheißen, aber ..." Er seufzte. Sie sah wirklich miserabel aus. "Ich kann es verstehen. Ich hätte dir diese Situation nicht zumuten sollen, das war zu viel verlangt. Verzeih mir." Im Nachhinein war man stets schlauer. Für gewöhnlich hätte der Ashworth die Schuld voll und ganz von sich gewiesen - er selbst war viel zu perfekt, um Fehler zu machen -, hätte darauf beharrt, dass sein Gegenüber die Verantwortung für das Dilemma trug, doch Athena gegenüber fühlte sich das falsch an. Ugh. Woher kam bloß diese widerliche Vernunft? "Selbstverständlich beenden wir diese Angelegenheit gemeinsam, also hör schon auf mich so anzusehen." Leicht beugte er sich hinunter, um mit ihr auf Augenhöhe zu kommen und legte ihr eine Hand auf den strohblonden Schopf. Wuscheln war aufgrund ihrer Frisur leider weiterhin Tabu. "Will ist ein Arschloch. Das ist er schon immer gewesen. Ich wäre auch wütend gewesen." Er kannte das Gefühl, ausschließlich auf Äußerlichkeiten reduziert zu werden und nichts mehr als ein Objekt der Begierde zu sein. Allerdings war es für ihn nicht nur sein Körper, es war auch all das Geld, das seine Familie besaß, das unangenehme Gesellschaft anlockte. Früher hatte er selbst diese Art der Aufmerksamkeit genossen, heutzutage frustrierte es ihn umso mehr. Doch das musste Athena nicht hören. Nicht jetzt.
Langsam löste er seine Hand von ihrem Haar und sorgte stattdessen dafür, dass der Stoff ihres Überwurfs wieder zuverlässig die Erinnerung an ihre letzte gemeinsame Quest verdeckte. "Lass uns wieder zurückgehen, ich befürchte, die Zeit drängt langsam ein wenig." Kurz noch ruhte der goldene Blick auf der jungen Frau. "Kannst du überhaupt noch geradeaus laufen?" Er reichte ihr eine Hand, nur für den Fall. "Verzeih mir den Ausdruck, aber der Drink war wirklich eine Scheißidee." Wie zurechnungsfähig war die junge Frau nun überhaupt noch? Ihr Zustand erschwerte ihren Auftrag nur weiter. Konnte er überhaupt noch von ihr erwarten, sich leise und unauffällig zu verhalten? Er seufzte. Rein gar nichts verlief so, wie es sollte. Bisher war ihre gesamte Anwesenheit hier eine Katastrophe. Sie fielen auf wie ein bunter Hund, wurden von Luciens Vergangenheit belästigt und nun war Athena auch noch angetrunken. Konnte es noch schlimmer kommen? Garantiert, doch der Schwarzhaarige hoffte inständig, dass es nicht so kam. "Alkohol ist wirklich Teufelszeug, du solltest davon die Finger lassen, solange du nicht in einem sicheren Umfeld bist und jemanden hast, der zuverlässig auf dich aufpasst." Zweiteres war mit Lucien zwar gegeben, Ersteres jedoch nicht im geringsten. Je mehr Zeit er mit Athena verbrachte, desto mehr kam er sich vor wie ein großer Bruder, der stets ein Auge auf seine planlose Schwester haben musste. Ständig musste er sie belehren, damit sie nicht von einer Katastrophe in die nächste stolperte. Wie hatte sie es bisher bloß geschafft, zurechtzukommen? Er seufzte. Schon wieder.
Immerhin schafften sie es zügig hinaus aus dem Labyrinth. Ob nun aus purem Glück oder weil Athena sich den Weg gemerkt hatte. Der Ashworth hatte auf jeden Fall nicht aktiv dazu beitragen können. "Womöglich hat sich durch unsere kleine Abwesenheit die Lage wieder etwas beruhigt und die Leute konzentrieren sich wieder auf andere Dinge. Das heißt, wir steuern direkt die Hinterzimmer an, bevor irgendwer überhaupt die Chance bekommt, wieder auf uns aufmerksam zu werden." Wenn sie Glück hatten, waren die Türen vielleicht nicht einmal abgesperrt und wenn doch ... tja, dann mussten sie sich eben mit Gewalt zutritt verschaffen.



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