Typ: Dorf Besitzer: - Beschreibung: Dieses kleine Dörfchen ist etwa einen Tages(fuß)marsch von Kurobu Town entfernt, wer nicht laufen möchte, der hat womöglich mit einer Kutsche Glück, denn eine Bahnanbindung gibt es hier nicht. Die Einwohner dieses Dorfes sind sehr traditionell und halten nicht besonders viel von technologischem Fortschritt. Sie leben eng mit der umliegenden Natur - in diesem Fall einem weitläufigem Sumpf - zusammen, selbst die alten Holzhütten fügen sich in ihre Umgebung ein, anstatt die Umgebung an die Hütten anzupassen.
Changelog: Wenn sich im Verlauf des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier aufgeführt.
"You say that I'm kinda difficult, but it's always someone else's fault."
Zuletzt von Ava am Sa 21 Okt 2023 - 21:27 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Ava Fallen Star
Anmeldedatum : 03.03.21 Anzahl der Beiträge : 294 Alter : 23 Ort : Maldina
Gnadenlos machte sich die Müdigkeit über die Feline her, nachdem diese endlich in ihren Stuhl gesunken war. Sie hatte gar nicht realisiert, wie erschöpft sie eigentlich gewesen war. Immer und immer wieder waren ihre Äuglein kurz davor, zuzufallen, doch sie konnte nicht schlafen, nicht jetzt. So eingebildet sie auch oft wirken mochte, sie war durchaus fähig, sich Sorgen um ihre Mitmenschen zu machen - selbst, wenn diese eben noch versucht hatten, sie mit in den Untergang zu ziehen. Nach einer Weile, die sich wie eine ganze Ewigkeit angefühlt hatte, kehrte der Arzt schließlich zu den Beiden zurück. Die Erleichterung in seiner Stimme war kaum zu überhören, als er verkündete, dass der junge Mann, der wohl den Namen Joey trug, über den Berg sei. Es war nicht nötig, sich länger Sorgen zu machen. Ein kleines Lächeln schlich sich auf die Lippen der Schwarzhaarigen, verschwand jedoch schnell wieder, als sie realisierte, dass der Tag damit noch lange nicht geschafft war. Nun, das Schicksal schien es nach dem Schrecken im Sumpf gut mit ihr zu meinen, denn bevor sie sich überhaupt Gedanken über den weiteren Verlauf des Abends machen konnte, bot ihnen der Arzt eine Lösung: Sie durften hier bleiben. Die Ungläubigkeit in den Katzenaugen wurde von ihrer Müdigkeit überschattet, doch ihre zuckenden Ohren verrieten trotzdem, wie sie sich fühlte. Der Kerl schien es allerdings ernst zu meinen. "Mh-hmm...", murrte sie auf Maxwells Worte hin, unterdrückte das Bedürfnis, sich über die Augen zu reiben und somit ihr Make-Up zu verschmieren. Schon im Halbschlaf tappte sie die alte, knarzende Treppe hinauf, wartete ungeduldig, bis ihr Kollege die Tür entsperrt hatte und purzelte daraufhin auch schon in den Raum. Wie zu erwarten gab es hier nicht viel außer ein Bett, ein paar Schränke und ein kleines Bad. Eigentlich hätte sie sich noch abschminken müssen, doch stattdessen ließ sie sich einfach in die Kissen fallen. Einige Minuten verstrichen, in denen sie schon halb im Traumreich dümpelte, doch etwas hielt sie davon ab, vollkommen darin zu versinken. Maxwell. Nicht, dass sie so scharf darauf war, dass er neben ihr schlief aber ... wo blieb er denn? Mit einem leisen Murren schob sie sich zurück auf die Knie und warf einen Blick über ihre Schulter. Ein paar Blinzler später wurde ihre Sicht schließlich scharf, sodass sie gerade so die dunklen Umrisse seines Rückens auf der Treppe erkennen konnte. "Max?" Sie robbte an den Bettrand, griff sich die Decke, bevor sie sich wieder erhob und mit wenigen, leichten Schritten zu ihm hinüber flitzte. "Was machst du?", fragte sie leise, wohl darauf bedacht, dass es Leute in diesem Haus gab, die schlafen wollten und mussten. Auf der selben Stufe wie er ließ sie sich nieder, die Decke fest um ihre Schultern gewickelt. "Bist du nicht müde? Falls du dir Sorgen wegen dem Bett machst, mich stört das nicht." Im Gegenteil, sie war jemand, der äußerst ungern alleine schlief. Sie hasste die Stille, die Kälte, die dadurch im Raum entstand. Doch das gab sie natürlich nicht zu. Der Davis war ein Kollege, kein Bekannter oder gar ein Freund. Und selbst da sprach sie nicht über solche Dinge. Katzen verschwiegen nunmal gerne ihre wahren Gefühle und Gedanken. Trotzdem lehnte sie sich leicht gegen ihn, die halb geschlossenen Seelenspiegel auf die Treppe, die vor ihnen lag, gerichtet. Unter einer Tür hindurch quetschte sich noch ein schmaler Lichtstreifen, ansonsten war auch in der Arztpraxis nun Nachtruhe eingekehrt. "Ich hoffe wirklich, dass wir morgen mehr Erfolg haben."
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Maxwell Schwarzer Geist
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Der Tag in Lowmire war einfach gelaufen. Die Nacht war hereingebrochen und der Abend war von Schrecken gezeichnet, aber auch von Erschöpfung und Unsicherheit. Noch immer wussten die beiden Magier nicht, was sie in den östlichen Sümpfen erwartete und wie sie die hier herrschenden Probleme beheben konnten. Stattdessen hatten sie jemanden aus den Sümpfen vor dem sicheren Tod gerettet und standen nun wieder bei der Arztpraxis, wie bereits zuvor und somit direkt wieder am Anfang. Der Tag war einfach nicht zufriedenstellend, doch in den frühen Morgenstunden würden sie direkt wieder ausrücken und das Tageslicht nutzen, um all dem auf den Grund zu gehen. Maxwell war vielleicht Mitglied von Royal Crusade, wo man sich für solcherlei Dinge einfach nicht interessierte, aber hier war er als Vertreter von Liberty Phoenix, die sich immerhin vermeintlich dafür interessierten. Und Maxwell? Er würde seine gefühlte Verbundenheit zu den Rune Knights niemals verlieren, daher war er mit Herz und Seele bei diesem Auftrag.
Glücklicherweise erhielten die beiden Magier für die Nacht Obdach im oberen Geschoss der Arztpraxis, wo für gewöhnlich die Nachtschicht unterkam. Maxwell hatte den Schlüssel gefangen und mehr oder minder entschieden, die Nachtruhe einzuläuten. Sie brauchten alle ihre Reserven für den morgigen Tag, schließlich würde weiß Gott was auf sie in den Sümpfen warten. Dort müde und kraftlos einzumarschieren, empfand der Himmelskörpermagier schlichtweg als falsch. Mit einer beinahe einschlafenden Feline im Schlepptau, stiefelte der Soldat die Treppe hinauf und sperrte schlussendlich die Räumlichkeit auf. Dort befand sich ein Bett, welches definitiv für zwei Personen reichen würde, doch noch dachte der Davis nicht daran, die Äuglein zu schließen. Stattdessen ließ er Ava den Vortritt und ehe er sich versah, ließ sie sich bereits in das Kissen fallen und begab sich in den Halbschlaf. Maxwell verschwand wieder aus dem Raum und setzte sich auf die Treppe, um ein wenig seinen Gedanken nachzugehen. Aktuell hatte der einstige Ritter unheimliche Angelegenheiten zu bewerkstelligen, die ihn ein wenig um den Schlaf brachten. Einer Lebensschuld verpflichtet zu sein, war keineswegs einfach und doch würde er jeden Atemzug seines Lebens darauf verwenden, um die Schuld abzuleisten.
Ein seichtes Knarzen der Dielen verriet dem Soldaten, dass er Gesellschaft bekam. Es war die halbschlafende Finch, die sich aus dem Bett geschält und zu ihm gewatschelt war. Offenbar fand sie gar nicht die notwendige Ruhe, um zu schlafen, wenn sie nicht wusste, was eigentlich mit ihm war. Ohne auch nur eine Miene zu verziehen, sah er ihr dabei zu, wie sie neben ihm Platz nahm. Als sie ihn fragte, was er da machte und ob er nicht auch müde war, schüttelte er nur leicht den Kopf. „Ich schlafe in letzter Zeit nicht viel“, gestand er mit leiser Stimme. Die Gründe hinter dieser Tatsache musste er der Finch ja nicht mitteilen, schließlich konnte er ohnehin nicht eine Silbe darüber von sich geben. „Am Bett liegt es nicht“, versicherte er ihr jedoch, während seine blutroten Augen wieder die Treppe fixierten. Plötzlich spürte er etwas Dumpfes an sich, als Ava sich angelehnt hatte. Es war sicher nur eine Frage der Zeit, bis sie einfach einschlief und dass an Ort und Stelle. Sie musste wirklich erschöpft sein, dachte sich der Davis. Dann ließ Ava etwas vom Stapel, womit er zugegebenerweise nicht gerechnet hatte. „Ganz bestimmt“, versicherte er ihr. Für einen kurzen Augenblick kehrte Ruhe ein, in welcher Maxwell über seine Familie nachdachte, insbesondere über seine Schwester. Er würde die Chance ja nutzen ihr ein Autogramm von Ava zu besorgen, aber vielleicht konnte er ihr ja eine noch größere Freude machen. „Denkst du, meine Schwester könnte dich auch mal in Persona treffen?“
Bis auf einen schmalen Lichtstreifen im Untergeschoss herrschte Dunkelheit in der alten Arztpraxis, doch schlafen wollte die Feline noch nicht. Oder eher: sie konnte es nicht. Ihr Kollege, der noch immer auf der schmalen Holztreppe hockte, bereitete ihr Gedanken. So entschloss sie sich, ihm gemeinsam mit ihrer Decke ein wenig Gesellschaft zu leisten. Worüber er wohl nachdachte? "Dann hast du doch nur einen Grund mehr, dich jetzt schlafen zu legen", antwortete sie ruhig, blickte ihn aus den Augenwinkeln an. Den Kommentar, dass sie keinen unausgeschlafenen Kollegen gebrauchen konnte, verkniff sie sich ausnahmsweise. Die entspannte Stimmung, die gerade herrschte, wollte sie nur ungern zerstören, außerdem war Maxwell durchgehend nett zu ihr gewesen. Dementsprechend war sie auch erleichtert, als sie hörte, dass ihre Gegenwart nicht der Grund für seine Schlaflosigkeit war. Leicht nickte sie. Was woll dann dafür sorgte, dass er keine Ruhe fand? Eigentlich wusste sie, dass es sich nicht gehörte, sich in die Angelegenheiten anderer Leute einzumischen, doch sie war eine Katze und diese taten genau das nur zu gerne. Die Frage lag ihr bereits auf der Zunge, lauerte nur darauf, endlich ausgesprochen zu werden. Doch konnte sie das wirklich tun? Sie sollte vernünftig sein ... Es war sowieso schon selten, dass sie sich mit einem ihrer Kollegen wirklich gut verstand, das musste sie sich nicht ruinieren. "Mrrrr, hoffentlich hast du Recht." Je mehr Zeit ins Land ging, desto höher war auch die Wahrscheinlichkeit, dass noch mehr Leute der mysteriösen, zombieähnlichen Veränderung zum Opfer fielen. Auch sie selbst schwebten gewissermaßen in Gefahr, denn sie hatten noch immer keine Ahnung, was diesen Zustand auslöste. Kein wirklich beruhigender Gedanke, ob sie zumindest hier in der Arztpraxis sicher waren? Zumindest der Doktor selbst schien es zu sein, also waren sie es vermutlich ebenfalls. Die Augenlider der Schwarzhaarigen wurden schwerer und schwerer, fielen einen Moment komplett zu, hüpften aber wieder nach oben, als der Davis eine unerwartete Frage stellte. Ob sie sich mit seiner Schwester treffen konnte? Sie zögerte. Es schien, als wäre ihm sein Geschwisterchen ziemlich wichtig, warum sonst sollte er sie um soetwas bitten? Außerdem hatte sie keinen Grund, abzulehnen. Früher wie heute traf sie sich gerne mit ihren Fans, vor allem heutzutage gab es ihr das Gefühl, noch immer relevant zu sein. "Wenn sie das will, klar." Ihr Blick hing wieder auf den tiefen Schatten der Treppenstufen, ihr Schweif zuckte zufrieden. "Ihr scheint euch wirklich gut zu verstehen, kann das sein?" Sie selbst war ein Einzelkind, schließlich hatte ihre Mutter ja nicht mal sie geplant. Dementsprechend hatte sie überhaupt keine Ahnung, wie es war, Geschwister zu haben. Hin und wieder hatten Fans Ava Finch und ihre Bandkolleginnen als Geschwister bezeichnet, doch sie wusste nicht, ob es ein passender Vergleich war. Sie hatten sich zumindest regelmäßig gezofft und schließlich wieder vertragen, irgendwo passte es also vermutlich. Aber eine richtige Schwester fühlte sich vermutlich vollkommen anders an. Ob sie darauf neidisch war oder nicht war schwer zu sagen. Ein Gähnen überkam sie, wurde schnell von einer vorgehaltenen Hand verdeckt. "Hmmrr ... aber nur, wenn du endlich mit mir ins Bett gehst." Sie gab ihm einen leichten Schubs mit dem Ellenbogen. Der nächste Morgen kam sowieso schon viel zu früh. "Außer du willst, dass ich auf deiner Schulter einschlafe." Langsam hob sie den Kopf, der sich plötzlich mehrere Kilo schwerer anfühlte. Ähnlich einer halb ausgetrockneten Schnecke hievte sie sich auf die Beine, die trägen Füße wurden zurück zu ihrem Schlafplatz geschleift. Auf diesem rollte sie sich ähnlich einer Katze zusammen, selbstverständlich gemeinsam mit ihrer Decke. Dafür durfte Maxwell immerhin die Kissen haben!
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Maxwell Schwarzer Geist
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Da saßen die beiden Magier nun auf der Treppe und ihre einzige Lichtquelle war der kleine Streifen, der unterhalb der Tür hineinschien. Der Davis hatte noch einige Gedanken abzuarbeiten und hatte die Finch daher im Bett abgeliefert, doch wirklich lang war er nicht allein geblieben, denn unerwarteterweise hatte sich Ava aus dem Bett geschält und sich mitsamt Decke zu ihm gesetzt. Sie wollte wissen, was er dort machte, ging sie doch davon aus, dass auch er sich eine Mütze schlaf holte. Tatsächlich war dem Royal Crusade Magier jedoch nicht danach, aber gegen Gesellschaft hatte er natürlich ebenso wenig etwas. Kurzerhand gestand er ihr, dass er in letzter Zeit generell nicht viel schlief, verzichtete aber auf die verursachenden Details hinter diesem Umstand. „Da gebe ich dir recht. Vielleicht sollte ich es einfach versuchen“, entgegnete er schwach lächelnd, während Ava wieder einmal anfing mit der Müdigkeit zu kämpfen. Das sie überhaupt noch die Kraft hatte hier bei ihm zu sitzen, war bewundernswert, nach allem, was am heutigen Tag so losgewesen war.
Hätte die Feline nachgebohrt hinsichtlich der Gründe, dann hätte sie definitiv auf Granit gebissen und womöglich noch daran gekratzt, aber was den jungen Soldaten die Ruhe verwehrte waren Umstände, über die niemand auf dieser Welt bescheid wissen durfte. Die einzige Ausnahme stellte hierbei sein Auftraggeber dar, der logischerweise davon wissen musste, aber sonst waren es Geheimnisse, die der einstige Winchester mit ins Grab nehmen musste. Immerhin teilten sie die Hoffnung, dass sie am morgigen Tag mehr Glück bei ihrem Auftrag haben sollten, denn die akute Gefahr war ja noch immer nicht gebannt. Doch bevor Ava endgültig schlief und ohnehin gerade eine sehr friedliche und durchaus freundschaftliche Atmosphäre vorherrschte, wollte Maxwell noch einen Bonus für seine Schwester herausholen. Sie war großer Misstaken Fan und die Chance Ava Finch zu treffen wollte sie sich gewiss nicht entgehen lassen, also fragte Maxwell, ob sie dazu bereit wäre. „Das ist lieb von dir, danke“, lächelte der Soldat also zufrieden. Als die Feline nach dem Verhältnis fragte, blickte er traurig nach vorn.
„Nicht so gut, wie ich es mir wünschen würde“, gestand er offen. „Wir sind sehr verschieden, sehen uns selten und seit ich unsere Heimatinsel verlassen hatte damals, haben wir uns irgendwie auseinanderentwickelt“, fügte er an. Sicherlich würde er für seine Schwester noch immer in die Hölle einfahren, doch seine vielen Jahre der Abwesenheit durch die Verdeckten Operationen haben eine große Schlucht gerissen. Plötzlich folgten ein großer Gähner und eine nachgefügte Bedingung hinsichtlich des Treffens, denn Ava wollte nun ins Bett und er sollte mitkommen. Vielleicht war es keine schlechte Idee, ein wenig zu schlafen und so nickte Maxwell zufrieden, nur um sich anschließend auf die Beine zu hieven. „Gut, gehen wir schlafen“, verbalisierte er seine Zustimmung schlussendlich noch und folgte ihr zurück ins Zimmer. Sie behielt die Decke und rollte sich wie eine Katze zusammen, er lag auf dem Rücken daneben und hatte immerhin die Kissen. Er blickte eine ganze Weile an die Decke, während Ava fröhlich vor sich hin schlief. Irgendwann überkam aber auch ihn die Müdigkeit und er nickte ein.
Der nächste Morgen wurde früh eingeläutet, denn der örtliche Hahn machte ordentlichen Radau und bölkte jeden Bewohner aus den Federn. Leider wurden auch die Zombieartigen Bewohner dadurch wach, also hörte man von überall auch gefährliches Röcheln und Gestöhne. Langsam öffneten sich die blutroten Seelenspiegel des Winchesters, der sich erhob und seitlich aus dem Bett drehte. „Was für ein Radau“, raunte er leise und hievte sich auf die Beine, um zum Waschbecken zu gehen. Dort machte er sich ein wenig frisch, ehe er mit einem Blick über die Schulter prüfte, ob die Finch schon aufgewacht war. „Das Frühstück fällt wohl aus“, murmelte er vor sich hin, denn sie durften keine Zeit verlieren. Sie mussten endlich dieser Sache auf den Grund gehen.
"Mrrrau, natürlich", entgegnete die Feline in gedämpftem, aber trotzdem stolzen Ton , als man ihr Recht gab. Ihr Schweif machte eine ausladende Bewegung, die plüschige Spitze wanderte in einer flüchtigen Bewegung am Rücken ihrer Gesellschaft entlang. Sie war zwar kein unermüdlicher Optimist, aber sie vertrat trotzdem die Meinung, dass ein Versuch nie schadete. Eine Sache aufzugeben, bevor man sie überhaupt versucht hatte, war einfach nur dumm! Ihre müden Äuglein blinzelten den Dunkelhaarigen zufrieden an, wurden allerdings groß, als er eine unerwartete Bitte an sie stellte. Einige Überlegungen und einen kurzen Moment des Zögerns später stimmte sie jedoch zu. Sie hatte keinen Grund, ihm den Wunsch auszuschlagen und außerdem ergab sich so die Gelegenheit, ihn direkt um eine Gegenleistung zu bitten. Untypisch für die Feline war diese äußerst simpel, so zahm wie gerade eben war sie nur selten. Vielleicht lag es daran, dass Maxwell durchgängig nett zu ihr gewesen war, sie sogar ohne zu zögern aus einer gefährlichen Situation befreit hatte. Vielleicht war es aber auch einfach die Müdigkeit und der Mangel an Energie, um weiterhin ihr Umfeld mit ihrem zu großen Ego zu terrorisieren. "Das tut mir Leid, Max." Es war schmerzhaft, den Kontakt zu Personen zu verlieren, die einem etwas bedeuteten. Auch, wenn sie es nicht zugab, gab es noch viele Tage, an denen sie darüber nachdachte, wie es ihren alten Bandkollegen wohl inzwischen ging. Der Weg zum Bett war glücklicherweise kurz und so konnte sich die Katze bereits nach wenigen Schritten in die weichen Federn fallen lassen. "Vielleicht kann ich euch ja helfen, zurück auf eine Wellenlänge zu kommen", murmelte sie noch durch die Decke, in die sie sich fest eingewickelt hatte, hindurch, doch kurz darauf war auch schon ausschließlich regelmäßiges, leises Schnaufen von ihr zu hören. Hin und wieder flitzte der plüschige Schweif kreuz und quer und ohne Ziel über das Bett, doch ansonsten regte sich die Feline nicht viel. Es sollte also auch für Maxwell eine recht ruhige Nacht werden können. Das lautstarke Krähen eines Hahns folgte ein träges, missmutiges Seufzen. Schokobraune Äuglein blinzelten mühevoll den ersten Sonnenstrahlen entgegen, doch auch dadurch ließ sich der Schlaf nicht vertreiben. Ava Finch hatte das Gefühl, gerade eben erst eingeschlafen zu sein. Mühelos entknotete sie sich aus ihrer brezelähnlichen Schlafposition und hockte sich an die Bettkante. Ihre Seelenspiegel folgten Maxwell, der sich gerade an einem kleinen Waschbecken hübsch machte und auch sie bemühte sich, zumindest die groben Knoten in ihrem Haar mit den Fingern zu entwirren. Im Hintergrund herrschte kontinuierliches Murren der Willenslosen. "So kann man sowieso nicht entspannt essen." Viel unangenehmer konnte der Start in den Tag sowieso nicht mehr werden, also konnten sie auch gleich sämtliche Morgenrituale überspringen und sich zurück an die Arbeit machen. Kurze Zeit später stieg das Magierduo schließlich die Treppe hinab. Das alte Holz knarzte unaufhörlich, machte sogleich auf sie aufmerksam. Ein Kopf lugte aus einer er Türen. "Ihr seid ja immer noch da." Der Ton war zwar streng und unfreundlich, aber ein Teil der Feindseligkeit, den er am Vortag noch mit sich getragen hatte, war verflogen. "Wir werden gleich gehen", versicherte die Katze schnippisch, ihr Schweif zuckte ausladend. "Aber vorher würden wir uns gerne kurz mit Joey unterhalten." Sie wechselte einen kurzen Blick mit ihrem Kollegen. Zwar hatte sie sich nicht vorher mit ihm abgesprochen, aber es war naheliegend. Er hatte sicherlich nicht aus Spaß ein beinahe fatales Schlammbad genommen. "Hmpf, meinetwegen. Aber übertreibt es nicht, er ist noch lange nicht fit." Eine einladende Handbewegung später war der Alte auch schon wieder in seinem Raum verschwunden. Ohne zu zögern folgte die Katze, erkannte den Mann sofort wieder - nicht nur, weil sich sein Gesicht in ihre Gedanken gebrannt hatte, er war auch der Einzige, der nicht gefesselt war. Grüßend ließ sie sich auf einem kleinen schmalen Hocker neben seinem Bett nieder. Müde Augen beobachteten sie genau, ehe sich ein kleines Lächeln auf das bleiche Gesicht schlich. "Ich kann euch gar nicht genug danken.", sprach ein raues, schwächliches Stimmlein, "Und vermutlich sollte ich mich auch entschuldigen ..." Ja, das mochte wirklich nett sein, doch der kleine Vorfall am gestrigen Abend war nunmal passiert und auch eine Entschuldigung würde ihn nicht rückgängig machen. "Du kannst es wett machen, indem du uns erzählst, was passiert ist, bevor wir aufgetaucht sind." Unbehagen breitete sich auf dem Gesicht des jungen Mannes aus, er schloss für einige Momente die Augen und atmete tief durch. "Ich weiß auch nicht mehr genau ... ich bin aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen. Als ich aus dem Fenster gesehen habe, waren da diese Gestalten, die aussahen wie zwei kleine Kinder. Natürlich musste ich da nachprüfen! Ich habe versucht, ihnen nachzulaufen, doch sie sind immer weiter fortgelaufen. Als ich sie dann eingeholt hatte, habe ich bemerkt, dass ... dass es überhaupt keine Kinder waren..." Seine Stimme stockte, er fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und den Schopf, als würde er verhindern wollen, dass er sich an irgendetwas erinnerte. "Agh, ich ... ich ... bin geflohen, aber nicht weit gekommen. Irgendwann habt ihr mich dann gefunden."
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Der Winchester hätte echt nicht gedacht, ein Gespräch beginnender Tiefe mit der Finch zu führen. Sie hatte bislang vermieden, sich zu öffnen und immer eine gewisse Distanz bewahrt, auf welchem ihr großes Ego thronte. Gleichwohl war Maxwell hingegen stillschweigend und folgsam gewesen, wenngleich er für sie durchaus den Samariter gespielt hatte. Je länger dieser Auftrag jedoch andauerte, desto mehr ließen sich die beiden Magier aufeinander ein und dies mündete in einem Gespräch, bei dem Maxwell sogar tatsächlich etwas privates preisgab. Für gewöhnlich redete er mit niemandem über derartiges, nicht einmal mit Freunden und doch fühlte es sich in diesem Augenblick nicht falsch an, ein wenig hervorblitzen zu lassen. Er bemerkte dabei auch deutlich, dass die Verbalisierung seiner Gedanken durchaus half, ein wenig herunterzukommen und zu ermüden. „Muss es nicht, Ava“, entgegnete der Soldat mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Allein das sie zugehört hatte, war bereits ausreichend gewesen. Schlussendlich war nun aber die Zeit fürs Bett gekommen und tatsächlich landeten sie dann auch zügig dort. Abschließend brummelte die Feline noch etwas, aber dann schlief sie. Kommentiert hatte Maxwell es nicht, aber den Gedanken speicherte er sich definitiv ab. Irgendwann schlief dann auch er und dass sogar ziemlich ruhig.
Der nächste Morgen wurde jedoch eher unsanft eingeläutet, was wohl insbesondere für Ava galt, denn Maxwell konnte sich zügig aus dem Bett schälen und frisch machen. Die Finch kämpfte angestrengter gegen die Müdigkeit, wobei auch sie es schlussendlich schaffte, im Hier und Jetzt anzukommen. „Stimme ich zu“, entgegnete er auf ihren Einwand hinsichtlich des Frühstücks und beendete die Katzenwäsche dann auch schon. Für Männer war es grundlegend leichter, sich ohne eine vernünftige Dusche wieder halbwegs für den Tag herzurichten. Man sah ihm zwar an, dass er noch einige Stunden Schlaf vertragen hätte, aber abgesehen davon wirkte er gut. Ava hingegen konnte man deutlich ansehen, dass sie gerade aus den Federn gekrochen kam. Unten angekommen wurden sie sogleich vom Doktor begrüßt, dass aber nicht gerade einladend. Eher widerwillig gestattete er den Magiern noch eine letzte Unterhaltung mit Joey, bevor sie aufbrachen und den kurzen Augenkontakt mit der Feline bedachte Maxwell mit einem Nicken. Es war nur logisch, ihn zu befragen und eine Koordination war dahingehend nicht notwendig.
Bei Joey angekommen, hielt sich Maxwell im Hintergrund lehnte mit verschränkten Armen an der Wand, während Ava wieder Platz genommen hatte und das Gespräch einleitete. Aufmerksam lauschte er den Erzählungen des verunfallten Mannes und verzog dabei keine Miene, selbst dann nicht, als er den Punkt mit den beiden Kindern überraschend revidierte. Er sprach nicht aus, was es stattdessen war, doch ein Nachhaken brachte schlussendlich wohl auch nichts, denn offenbar konnte er sich daran nicht gut erinnern. Sie mussten also wohl oder übel selbst zurück in die östlichen Sümpfe und herausfinden, womit sie es zu tun hatten, damit der Spuk hier ein für alle Mal ein Ende fand. „Ava, besser wir gehen“, warf er dann ein und nickte ihr seitlich zu, um ein Fortgehen anzudeuten. Joey hatte eindeutig Angst und ihn jetzt weiter auszuquetschen würde Verdrängung nur begünstigen. Sie hatten schlichtweg keine Wahl.
Draußen angekommen wandte sich der Soldat dann an seine Partnerin. „Es sind also keine Kinder“, wiederholte er die Worte von Joey mit seinen eigenen. „Aber es steckt ganz offensichtlich mehr dahinter. Viel mehr“, fügte er umgehend an. „Wir sollten aufbrechen und es herausfinden, bevor die Nacht hereinbricht“, schlug er also vor, doch das letzte Wort hatte Ava, so als Verantwortliche für den Auftrag.
Die Nacht war zu kurz gewesen. Ein Zustand, der sich zweifelsohne auf die Laune der Katze niederschlug. Für gewöhnlich konnte sie durchaus nett und geduldig sein, sofern sie wollte. Letzteres war zwar gerade gegeben, doch mit netten Worten tat sie sich gerade trotzdem schwer. Sie erkannte zwar, dass der junge Mann im Krankenbett unter einer großen Menge emotionalem Stress stand, doch an ihren Herzsträngen zog er gerade recht wenig. Stattdessen reizte sein Gejammer sie umso mehr. Der Schweif zuckte ungeduldig. Wenn es keine Kinder gewesen waren, was war es dann? Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass es so traumatisierend war, dass er sich nicht erinnern konnte. Da musste doch irgendetwas in seinem Kopf vorhanden sein, das war er ihr schuldig! Er hatte sie schließlich beinahe mit in den Tod gezogen! "Nun spuck schon aus! Erinnere dich einfach!" Wäre es doch bloß so einfach, wie sie behauptete. Joey wich zurück, schüttelte einfach nur den Kopf. Der Schweif der Feline zuckte, doch bevor sie den armen Kerl weiter in die Ecke drängen konnte, schritt Maxwell ein. Der goldbraune Katzenblick landete auf ihm, die Brauen waren zweifelnd zusammengezogen. Sie hatten quasi keine brauchbaren Informationen erhalten...! Doch er hatte Recht. Sie seufzte. "Ja." Ein kurzes Nicken folgte, ehe sie ihre Seelenspiegel zurück auf Joey legte. "Entschuldige. Erhole dich gut. Vielen Dank für das Gespräch." War sie zu harsch gewesen? Nein, bestimmt nicht. Zeit, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen hatte sie sowieso nicht, es standen wichtigere Dinge an. "Es hätte mich auch gewundert, wenn es echte Kinder gewesen wären." Die Hände schob sie in die Hosentaschen, während sie neben ihrem Kollegen herlief. "Ich wüsste nur zu gerne, was dahinter steckt. Was soll so schlimm gewesen sein, dass er sich nicht mehr daran erinnern will?" Sie schüttelte den Kopf. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass es besser war, soetwas zu vergessen. Wie wollte man sich selbst und Andere dauerhaft davor schützen, wenn man nicht mehr wusste, was es war? Nun wussten sie zwar, dass etwas in den Sümpfen lauerte, doch sie waren noch keinen Schritt weiter, wenn es um die Details ging. Dem Ding einfach in die Arme zu laufen, gefiel ihr nicht, doch was hatten sie für eine Wahl? "Ja. Es wird Zeit, die Sache ein für allemal zuende zu bringen." Eine weitere Nacht konnte und wollte sie nicht verschwenden. Jetzt war Schluss mit lustig. Entschlossen steuerte sie den Weg an, den sie bereits am Vorabend beschritten hatten. Erneut marschierten sie vorbei an dem Stofffetzen und auch die Stelle, an denen sie den Stiefel entdeckt hatten, ließen sie hinter sich. Zuletzt erreichten sie sogar den Punkt, an dem sie Joey begegnet waren. Die hektischen Fußstapfen vom Vorabend sowie das schlammige Loch im Moorrast war noch immer deutlich zu erkennen. Im Tageslicht sahen die Überbleibsel der Situation so viel unbedrohlicher aus, als sie sich zu dem Zeitpunkt angefühlt hatte. Neben dem Loch waren sogar noch einige Fußstapfen zu erkennen, die vermutlich von dem jungen Mann stammten, als er sich noch auf der Flucht befunden hatte, bevor der Sumpf ihn zu weit verschlungen hatte. Somit hatten sie einen wunderbaren Anhaltspunkt, der ihnen verriet, aus welcher Richtung er gekommen war. Sorgfältig darauf achtend, den weichen Untergrund zu vermeiden, schlängelte sich Ava Finch weiter durch die raue Natur des Moors. "Ich werde niemals freiwillig hierher zurückkehren", murrte sie leise vor sich hin, während die scharfen Katzenäuglein Ausschau hielten nach irgendetwas, das nicht normal war. Das Gestrüpp wurde dichter und dichter und bevor sie sich versahen, war wortwörtlich Ende im Gelände. Links und rechts waren sie umringt von dichten, vertrockneten Brombeerranken und vor ihnen streckte ein alter, knorriger Baum die dicken Äste mühselig gen Himmel. Blätter ließen sich an ihm keine mehr finden, keine Zweifel, er war tot. Dementsprechend erschienen die zwei Augenpaare, die jeweils auf einer Seite an dem dicken Stamm vorbei lugten, umso lebendiger. Langsam traten die zwei Gestalten aus ihrem Versteck heraus, ließen die Magier dabei keinen Moment aus den stechenden Augen. Die Sorge wich langsam aus ihren Gesichtern, stattdessen machte sich ein Lächeln breit. "Ihr seid gekommen, um uns zu retten!" Zwar bewegten sich die Münder der Mädchen, als sie zeitgleich sprachen, doch die Stimmen schienen nicht wirklich aus ihrer Richtung zu kommen. Viel mehr aus ... allen und keiner zugleich? Die Ohren der Katze zuckten irritiert, hatten keine Ahnung, wohin sie sich drehen sollten. Währendessen breiteten die Kinder die Arme aus, hüpften fröhlich auf die Magier zu, um sie in die Arme zu schließen. Nene, ganz sicher nicht. Niemand hatte das Recht, Ava Finch einfach so anzufassen, schon gar nicht Kinder, die vermutlich gar keine Kinder waren. Fauchend wich sie zurück, schlug mit den Krallen nach einem der Mädchen, um es auf Distanz zu halten. Doch ihre Hand glitt einfach hindurch, wie durch eine Illusion. Doch eine solche war es nicht, denn kaum war das Trugbild gestört, löste es sich langsam auf ... in eine gewaltige Menge kleiner Falter. Mehrere von ihnen folgten der Hand der Katze, um sich daran festzuklammern und wie gierige Stechmücken ihre Rüssel unter ihre Haut zu bringen. "IgittIgittIgitt!!" Mit hektischen Bewegungen ließen sie sich abschütteln, doch Interesse daran, die Beute, die netterweise sogar zu ihnen gekommen war, einfach gehen zu lassen, hatten sie nicht. Na toll!
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Maxwell Schwarzer Geist
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Die launische Feline drangsalierte Joey kurzerhand, doch bevor die Situation ausufern konnte, mischte sich der Winchester ein und hielt sie davon ab. Sie hatten keine Zeit, sich hier großartig mit Joey zu beschäftigen und wenn man sich den Knaben genau ansah, dann war es ohnehin fragwürdig, überhaupt noch weitere Informationen zu erhalten. Sie mussten sowieso zurück zum Ort des Geschehens, also würden sie schon frühzeitig genug herausfinden, was dort Phase war. Ava ruderte jedenfalls ein wenig zurück, entschuldigte sich knapp bei Joey und hinterließ Genesungswünsche. Dann setzten sich die zwei Magier auch schon in Bewegung. „Ich glaube auch nicht daran, dass es echte Kinder sind“, stimmte Maxwell ihr abschließend zu. Was genau dahintersteckte war ein großes Rätsel, was nunmehr gelöst werden musste, denn andernfalls wäre Lowmire verloren und das kam für die Magier definitiv nicht infrage.
Gemeinsam legten die beiden Magier denselben Weg zurück, wie auch schon am Abend zuvor. Vorbei am Stofffetzen und auch an der Stelle, wo der Stiefel aufgefunden wurde. Dann erreichten sie den Ort, wo sie Joey gerettet hatten, was ihnen bei Tageslicht deutlich nützlichere Indizien offenbarte. Sie konnten so erkennen, aus welcher Richtung er gekommen war, und somit war klar, wo sie lang mussten, um den Ort des Rätsels aufzuspüren. „Das musst du hoffentlich auch nicht“, lächelte der Himmelskörpermagier und kämpfte sich mit ihr weiter durch den Morast. Der weiche Untergrund war sehr gefährlich und jeder Schritt musste gut überlegt sein, sonst wiederholte sich die Tragödie des Vorabends und darauf waren weder Ava noch Maxwell sonderlich scharf. Sie wollten einfach nur schnell zum Zielort gelangen und den Auftrag lösen, damit sie diese traurige und sumpfige Gegend endlich hinter sich lassen konnten.
Dann war Ende im Gelände, wortwörtlich. Sie fanden einen großen, toten Baum vor und waren umringt von Brombeerranken, so dicht wie eine Glasscheibe. Da war also kein Durchkommen. Was für eine seltsame Gegend, aber seltsam wurde es erst, als zwei Augenpaare an dem toten Baumstamm vorbeilugten und die Magier fixierten. Die Augen des Winchesters weiteten sich überrascht, als er die beiden Mädchen erblickte. „K-kinder?“, murmelte er überrascht, doch bevor Ava oder er wirklich miteinander kommunizieren konnten, stießen die Mädchen Worte aus, die sich so anfühlten, als kämen sie aus allen Richtungen und gleichwohl aus keiner. Das war äußerst merkwürdig und sorgte dafür, dass der Davis seine Fäuste ballte und er sich umgehend bereithielt. Dann setzten die Mädchen zur Umarmung an und die Finch reagierte sofort, doch geschah dadurch etwas äußerst Merkwürdiges.
Das Mädchen löste sich in unzählige Falter auf und diese bedrängten sie nun, was Maxwell so sehr ablenkte, dass er kurzerhand in die Umarmung des anderen Mädchens geriet. „Mist“, stieß er aus, doch hatte er keine Angst ein Mädchen zu schlagen, welches ganz offensichtlich keines war. Maxwell riss sich aus der Umarmung und verpasste dem vermeintlichen Mädchen einen kräftigen Schlag, wodurch sich auch dieses in unzählige Falter auflöste. Ein paar davon hatten sich bereits an seine Körpermitte und nunmehr auch an die Faust geklammert. „Was ist das?!“, fluchte der Winchster und versuchte sich so gut es geht gegen diese Dinger zu verteidigen. „Ava!“, rief er und hoffte, dass sie standhaft blieb. Sie mussten eine Lösung finden, aber zackig!
Kinder. Verfluchte Kinder! Ava Finch konnte diese kleinen Stöpsel sowieso schon nicht ausstehen, doch die zwei, die gerade auf sie zugehüpft kamen, setzten dieser Abneigung absolut die Krone auf. Ob es nun gesunder Menschenverstand war oder Katzeninstinkt, sie wusste sofort, dass mit ihnen etwas nicht stimmte. Genau das bestätigte sich schließlich, als sie nach einem der Mädchen schlug und sich dieses in eine Vielzahl von Faltern auflöste. Nur mit Müh und Not konnte sie diese wieder loswerden. Dort, wo sie ihre Haut erreicht hatten, hinterließen sie jedoch ein unangenehmes, taubes Gefühl. Was zur Hölle?! "Ich habe keine Ahnung!", fauchte die Feline mit zurückgelegten Ohren und peitschendem Schweif. Es waren keine normalen Insekten, so viel war zumindest klar. Doch wie bekämpfte man etwas, das nicht 'normal' war? Die Viecher wichen überraschend zuverlässig jedem Schlag aus, ließen sich nicht einfach zerquetschen wie dumme Mücken. "Ja?" Ihr Blick war vollkommen fixiert auf die 'Gegner' gewesen, schoss jedoch zu Maxwell, als sie ihren Namen hörte. Mist, die hatten ihn ja ganz schön in die Mangel genommen! Das Fell der Katze stellte sich zunehmend auf, doch sie zögerte nicht lange. Eine farblose, zähe Masse bildete sich um ihre Hand herum. Was auf den ersten Moment wie ekelhafter Schleim wirken mochte, war eigentlich eine Flüssigkeit, die mit fiesem Gift versetzt war. "Nicht bewegen!", befahl sie, ehe sie mit der entsprechenden Hand auch schon begann, die kleinen, geflügelten Biester von ihrem Kollegen fortzuklatschen. Abgelenkt durch die Aussicht auf Nahrung bemerkten sie zu spät die herannahende Gefahr. Max hingegen brauchte sich keinerlei Sorgen zu machen, denn das Gift entfaltete seine Wirkung nur, wenn es direkt auf den Körper traf. Die Falter hingegen traf es daher mit voller Wucht. Gnadenlos machte sich der Zauber über sie her, schädigte ihre Flügel und zerstörte ihre Zellen. Sie hatten keine Chance, sodass Einer nach dem Anderen regungslos auf dem Boden landete - wenn das Gift sie nicht schon vorher komplett zersetzt hatte. "Lass sie nicht an deine Haut, Max!" Auch, wenn die Katze weiterhin die Kontrolle über ihre Finger hatte, das Gefühl darin war verschwunden. Nun hatte sie zwar eine kleine Menge der Falter erledigt, doch es war nicht mehr als ein Tropfen auf heißem Stein. Der Schwarm war viel zu groß, um die Viecher einzeln oder auch in Paaren zu erledigen. Ein großflächiger Plan musste her. Doch sie besaß keine geeigneten Zauber ... obwohl ... Eine Idee schoss ihr durch den Kopf. Zwar brachte sie ein gewisses Risiko mit sich, doch wer nichts wagte, der würde auch nichts gewinnen. Die Frage war bloß, ob sie den Dunkelhaarigen überzeugen konnte. "Max, ich weiß, das klingt jetzt vielleicht verrückt, aber lass sie kommen, wehre dich nicht." Natürlich musste er diese Herausforderung nicht alleine durchstehen. Auch die Feline selbst leistete ihren Worten Folge. Sie ließ die Arme sinken, schloss ihre Jacke und ließ die Ärmel möglichst weit über die nur halb behandschuhten Hände fallen. "Und halte unbedingt Augen und Mund geschlossen." Angelockt durch den mangelnden Widerstand ließen sich immer mehr und mehr Falter auf ihr nieder, suchten mit ihren Fühlern sehnsüchtig nach blanker Haut. Sie waren so leicht, dass sie sie niemals hätte spüren können, doch sie hatte trotzdem das Gefühl, sie würden über ihre Haut krabbeln. Nur noch ein bisschen länger warten, bis sich noch einige mehr versammelt hatten ... dann würde sie ihren Zauber anwenden. Ein nach Bestätigung suchender Blick landete auf Maxwell. "Vertrau mir bitte!"
verwendete Zauber:
Acid: Tartaric TYP: Gift ELEMENT: Gift KLASSE: III ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 65 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 6 BESCHREIBUNG: Dieses aggressive Gift greift Zellen bei Kontakt direkt an und kann organische Stoffe (wie Pflanzen oder Haut) auflösen. Bei Hautkontakt ist es schmerzhaft und zerstört die oberen Hautschichten. Gelangt es in den Körper, kann es ernsthafte innere Schäden verursachen. Wie viel Schaden dieses Gift verursacht hängt stark von der Menge ab, sodass einzelne Tropfen oder kleine Kratzer kaum eine Gefahr darstellen. Anorganische Stoffe werden von diesem Gift nicht betroffen.
Toxic Glove TYP: Elementarmagie ELEMENT: Gift KLASSE: I ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber überzieht der Anwender eine seine Hände mit einem Film aus Gift, der dazu dienen soll den Giftstoff über Berührung weiter zu geben. Wird dieser Zauber auf beide Hände angewendet, verdoppeln sich die Manakosten. Sollte kein Giftstoff mit dem Zauber verwendet werden, so wird die Hand des Anwenders nur etwas feucht, hat aber keinen weiteren Effekt.
"You say that I'm kinda difficult, but it's always someone else's fault."
Maxwell Schwarzer Geist
Anmeldedatum : 20.12.22 Anzahl der Beiträge : 454 Alter : 32
Na da hatten sich die beiden Magier ja wirklich in eine tolle Situation manövriert. Als wäre die ganze Schose in Lowmire nicht schon genug gewesen, nein, sie jagten hier seltsamen Legenden hinterher und wussten im Grunde überhaupt nicht, worauf sie sich hier eingelassen hatten. Die Geschichte der Kinder jedoch hatten sie nicht geglaubt, denn das war irgendwie ziemlich absurd. Schlussendlich wurden Ava und Maxwell jedoch eines Besseren belehrt, als sie tatsächlich von zwei Kindern konfrontiert wurden. Der Soldat fiel ein wenig vom Glauben ab und auch Ava war überrascht, doch ihre katzenartigen Instinkte sorgten schlussendlich dafür, dass sie sich nicht auf das Spiel der Kinder einließen. Der Winchester vertraute ihren Instinkten und setzte sich gleichermaßen zur Wehr, doch war das bei ihm deutlich erfolgloser als bei der Finch. Nachdem er das Mädchen losgeworden war, verwandelte sich dieses in unzählige Falter, von denen sich auch eine große Masse bereits an ihm zu schaffen machte. Maxwell hatte keine Ahnung, was ihm da gerade wiederfuhr, nur das Ava dasselbe durchmachte.
Die Feline wuchs mittlerweile über sich hinaus und gab wirklich ihr Bestes, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Zu Anfang des Auftrages wirkte sie sehr hochnäsig, wenig interessiert an ihren Mitmenschen und irgendwie erhaben gegenüber den Tätigkeiten, doch all das war verblasst. Sie hatte das Herz am rechten Fleck und sorgte sich um ihren Kameraden, was Maxwell ihr selbstredend hoch anrechnete. Sie war es auch, die die Hoffnung nicht verlor und mithilfe ihrer Giftmagie dafür sorgte, dass Maxwell von den Faltern nicht übermannt wurde. Er hielt, wie angeordnet, still und ließ Ava machen. Eine Vielzahl der Falter war erledigt und Maxwell vorerst befreit, doch die schiere Masse an Faltern schien dennoch nicht abgenommen zu haben. Natürlich wollte der Soldat seine Partnerin nicht im Stich lassen und entschied sich ebenfalls für einen großen Schlag gegen die Falter. Kurzerhand erzeugte Maxwell hinter sich 6 selbstleuchtende Himmelskörper in Form von runden Sternen. Diese feuerte er kurzerhand hinauf gen Himmel, wo sie alle einen Lichtschweif hinter sich herzogen und jeweils eine Bahn drehten, bevor sie auf den Schwarm Falter krachten und dort explodierten.
Erneut fand eine große Zahl Falter die unmittelbare Vernichtung, doch war das Problem damit noch immer nicht gelöst. Stattdessen stand Maxwell wieder gefährlich nah daran, erneut von den Faltern vereinnahmt zu werden. „So ein verfluchter Dreck“, fluchte er leise und dann war es wieder Ava, die einen Plan zur Hand hatte. Er sollte sich nicht wehren und sie einfach kommen lassen, denn sie hatte eine Idee, aber dazu musste er unbedingt die Augen und den Mund geschlossen halten. Er sah Ava tief in die Augen und nickte überzeugt. „Einverstanden“, bestätigt er und entspannte seine Körperhaltung, als die ganzen Falter auch schon auf ihm landeten und versuchten, die Dinge zu tun, die sie tun wollten. Er schloss derweilen die Augen und hielt den Mund geschlossen, doch dann war es Ava, die ein letztes Mal zur Kommunikation aufrief. Kurz öffnete er seine Augen und schenkte ihr daraufhin ein kleines Lächeln. „Das tue ich, Ava“, versicherte er ihr und schon waren die Glubscher wieder zu. Derweilen spürte der Winchester, dass immer mehr Falter auf ihm landeten.
Hoffentlich gelang das, was die Feline vorhatte…
Zauber:
Pleiades TYP: Elementlose Magie ELEMENT: Licht KLASSE: III ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 125 MAX. REICHWEITE: 25 Meter SPEZIELLES: - VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 6 BESCHREIBUNG: Der Anwender beschwört bei diesem Zauber 6 selbstleuchtende Himmelskörper in Form von runden Sternen hinter sich, die aus komprimierten Gasen und Plasma bestehen, jedoch hier einen Schweif aus kosmischem Licht mit sich ziehen. Diese werden im Anschluss in den Himmel geschossen, wo sie jeweils eine kurvige Bahn fliegen und danach direkt auf den Gegner zuschießen. Die Stärke und Schnelligkeit dieser Himmelskörper entsprechenden der Willenskraft des Anwenders bis zu einem Maximum von Level 8 und verursachen bei einem Treffer stumpfe Aufprallschäden durch die entstehenden Lichtexplosionen.
Diese Situation war wirklich verflucht. Egal, wie viele Falter sie erledigten, es reichte einfach nicht aus. Der Schwarm war zu flink und vor allem zu groß. 'Verfluchter Dreck' traf es also gut. Doch Ava Finch hatte einen Plan. Es war kein Guter, doch es war hoffentlich trotzdem einer, der funktionierte. Er musste funktionieren. Für sie selbst mochte es nicht mehr sein als das Wirken eines Zaubers, doch für Max war es vermutlich eine größere Herausforderung. Sie forderte sein gesamtes Vertrauen und zu ihrer Überraschung bekam sie es sogar. Uff, das war etwas mehr Verantwortung, als sie eigentlich haben wollte, für Rückzieher war es jedoch nun zu spät. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, erwiderte seinen Blick und nickte ebenfalls. "Danke!" Dann hieß es jetzt nur abwarten, konzentrieren und hoffen. Ruhig stand sie da, kämpfte gegen das Bedürfnis, die Insekten, die sich zunehmend auf ihrem Körper tummelten, abzuschütteln. Stattdessen lenkte sie ihren Fokus auf ihre Hände, in denen sie immer und immer mehr Mana sammelte. Ihre Haut kribbelte bereits, als sie die Handflächen schließlich blitzschnell auf den Boden drückte und dann in einer fließenden Bewegung nach oben über ihren Kopf hinaus zog. Ihrer Geste folgte eine dicke Wand aus zähflüssigem Gift, das beide Magier sowie eine gewaltige Zahl an Faltern komplett einschloss. Die Augen und den Mund fest zusammengekniffen wartete sie mit schlagendem Herzen ab, zählte von zehn herunter, um dem Gift genügend Zeit zum Wirken zu geben. Als sie schließlich bei null angekommen war, löste sie den Zauber, ließ die Arme - und damit auch die Giftmauer - langsam herabsinken. Gemeinsam mit der dicken Masse senkten sich auch die Falter hinab auf den Boden, blieben dort reglos liegen. Doch tot waren sie nicht, noch nicht. Die Katze besaß keinen Zauber, der sie selbst und Maxwell nicht ebenfalls schwer verletzt hätte. Deswegen war ein kleiner Umweg nötig. Sie war zwar schon jetzt erschöpft, stützte sich auf den Oberschenkeln ab, um besser Luft zu bekommen, doch sie durfte jetzt nicht aufhören. Sonst würden die kleinen Biester bloß wieder aufwachen. "Fast...!", versprach sie Maxwell zwischen zwei tiefen Atemzügen. Sie würde sich später noch einmal für seine Mitarbeit bedanken, doch zuerst wollte sie ihre Aufgabe zuende bringen. Dafür brauchte sie jedoch dringend die Hilfe ihres Kollegen: "Wir müssen sie zertreten oder so. Sie schlafen nur!" Mit diesen Worten begann die Feline auch schon, unter ihren Absätzen so viele Insekten wie möglich zu zerquetschen. Gleichzeitig rieb sie ihre Hände aneinander, um feines Puder entstehen zu lassen, dass sie immer wieder gezielt in eine Richtung pustete, in der sich Maxwell nicht befand. Sanft rieselte es auf die Falter nieder und zersetzte ihre Körper. Die Erschöpfung wuchs und wuchs, doch nach kurzer Zeit war sie sich schließlich sicher, dass sie jedes einzelne der kleinen Biester erwischt hatten. "...geschafft", seufzte sie und meinte damit nicht nur ihren Auftrag, sondern auch sich selbst. Sie war fix und fertig. Ihre magische Energie war beinahe vollkommen aufgebraucht und auch ihr Körper sehnte sich zunehmend nach dem Schlaf, den sie in der letzten Nacht verpasst hatte. Hinzu kamen all die Falter, die ihre Haut erwischt hatten und ein unangenehm schwummriges Gefühl in ihr hinterlassen hatten. Wie gerne hätte sie die Erschöpfung einfach überspielt, doch selbst dafür hatte sie keine Kraft mehr. Sie strich sich sämtliche Strähnen, die sich vor ihr Gesicht verirrt hatten, fort und sah ihrem Kollegen entgegen. "Das war echt krass." In der Hoffnung, ein wenig Halt zu finden, lehnte sie sich leicht gegen seine Schulter, blickte ihn aber weiterhin von der Seite an. "Ich danke dir wirklich für dein Vertrauen. Ohne hätte es nicht so geklappt." Sie beugte sich ihm entgegen und gab ihm ein kleines Küsschen auf die Wange. "Sieh es als deine Belohnung." Ein schmales Lächeln huschte über ihre Lippen, ehe sie sich entschied, wieder komplett auf eigenen Beinen zu stehen. "Lass uns zurückkehren und dem Dorf Entwarnung geben. Und uns dann eine lange Pause gönnen."
verwendete Zauber:
Toxic Wall TYP: Elementarmagie ELEMENT: Gift KLASSE: III ART: Schild MANAVERBRAUCH: 150 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 6 BESCHREIBUNG: Der Anwender erstellt eine Wand aus zähflüssigem Gift, die drei Meter in die Höhe, vier in die Breite und einen halben in die Tiefe reicht. Sie hält bis zu einem Klasse III-, drei Klasse II- und zehn Klasse I-Zaubern stand, ehe sie zusammenfällt. Mit purer Muskelkraft braucht es immerhin Stärke Level 8, um sie zum Einsturz zu bringen.
Toxic Powder x2 TYP: Elementarmagie ELEMENT: Gift KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 10 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3 BESCHREIBUNG: Der Anwender erschafft ein Puder aus getrocknetem Gift, das leichter transportfähig ist, als ein flüssiges Gift. In dieser Form kann man es gut jemandem in den Drink mischen.
Intoxication: Sweet Dreams TYP: Gift ELEMENT: Gift KLASSE: III ART: Support MANAVERBRAUCH: 65 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 6 BESCHREIBUNG: Dieses Gift sorgt, wenn es eingenommen wird oder anderweitig in den Blutkreislauf gelangt, für eine starke Trägheit und Müdigkeit. Die Konzentrationsfähigkeit des Opfers wird eingeschränkt und bei größeren Mengen oder längerer Zeit ohne Heilung führt das Gift dazu, dass man in einen tiefen, ruhigen Schlaf fällt. Es handelt sich dabei um einen natürlichen Schlaf, aus dem man jederzeit wieder geweckt werden kann.
Acid: Tartaric x2 TYP: Gift ELEMENT: Gift KLASSE: III ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 65 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 6 BESCHREIBUNG: Dieses aggressive Gift greift Zellen bei Kontakt direkt an und kann organische Stoffe (wie Pflanzen oder Haut) auflösen. Bei Hautkontakt ist es schmerzhaft und zerstört die oberen Hautschichten. Gelangt es in den Körper, kann es ernsthafte innere Schäden verursachen. Wie viel Schaden dieses Gift verursacht hängt stark von der Menge ab, sodass einzelne Tropfen oder kleine Kratzer kaum eine Gefahr darstellen. Anorganische Stoffe werden von diesem Gift nicht betroffen
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Maxwell Schwarzer Geist
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Was für eine bescheidene Situation, in welcher die beiden Magier dort steckten. Sie hatten nicht mit den Kindern gerechnet und erst nicht mit unzähligen Faltern, die sie irgendwie zu attackieren versuchten. Natürlich setzten sich die Magier zur Wehr und versuchten so viele Falter wie möglich zu vernichten, doch ihre schiere Anzahl überstieg die Möglichkeiten der beiden Magier bei Weitem. Selbst der starke, zerstörerische Zauber von Maxwell hatte nur einen Sack voll Falter vernichten können, ehe sie ihn wieder vollumfänglich vereinnahmten. In diesem Augenblick stellte sich Maxwell die Frage, was diese Falter nur mit all diesen Zombiegestalten aus Lowmire zu tun hatten, doch herausfinden wollte er es nicht am eigenen Leib. Die Optionen rannten ihm davon, doch war es die Feline, die mit einem Plan auftrumpfte und sein Vertrauen einforderte. Sie waren ohnehin am Arsch, also konnte er auch einfach auf sie pokern. Entsprechend gestand er ihr sein vollumfängliches Vertrauen zu und setzte Ava damit unbewusst sogar ein wenig unter Druck.
Maxwell schloss seine Augen und bewegte sich nicht einen Zentimeter mehr, während Ava mithilfe ihrer Giftmagie ein äußerst interessantes Manöver vollzog. Keine Sekunde lang zweifelte der Soldat an der Feline, die sich hier wirklich verausgabte, um sie beide zu retten und dafür war Maxwell ihr bereits dankbar. Mithilfe einer Giftmauer konnte sie unzählige Falter einfangen und der giftigen Wirkung aussetzen, doch ganz erledigt waren sie damit noch nicht, wie es schien. Dennoch bekamen die beiden Magier spürbar Luft zum Atmen und deutlich mehr Handlungsspielraum als noch in der vorherigen Minute. „Faszinierend“, kommentierte der Winchester ihr Werk und horchte auf, als die Feline um seine Hilfe bat. Die Viecher zertreten? Nichts lieber als das. Sofort stieg er mit ein und zertrampelte so viele Falter, wie möglich, während er sich von dem giftigen Puder der Feline fernhielt. Zum Glück achtete Ava auch darauf, dieses Puder eben nicht in seine Richtung zu bugsieren. Ein äußerst interessantes Bild von Teamarbeit, aber es funktionierte. Vertrauen schaffte eben Möglichkeiten.
Nach einigen Anstrengungen waren dann aber sämtliche Falter zertreten und die Situation vollends unter Kontrolle. Erschöpft atmete der Soldat durch, wobei er längst nicht so erschöpft war, wie seine Kameradin. Ava hatte sich wirklich sehr verausgabt und viel magische Kraft aufgebraucht, anders als er. „Endlich“, stimmte er zu und atmete noch einmal tief durch. „Du hast es echt drauf“, lächelte der Soldat leicht und wurde dann auch schon von ihrer Dankesrede überrascht. Dabei waren es weniger die Worte als der Kuss auf die Wange, welche zur tatsächlichen Überraschung beitrugen. „Ich danke dir, dass du mein Leben gerettet hast“, entgegnete er also lächelnd, nahm die Belohnung aber natürlich dankend an. „Gute Idee. Kehren wir zurück“, nickte er und schon setzten sich die beiden Magier in Bewegung. Sie spazierten gemächlich durch das Moor bis hin zu den offiziellen Wegen, die zurück nach Lowmire führten. Jetzt mussten sie nur noch die Bewohner des Dorfes informieren und hoffen, dass die Zerstörung der Falter die Effekte bei den Bewohnern reversibel machte.
„Denkst du, die anderen verwandeln sich zurück?“, fragte er Ava mit besorgtem Unterton, denn andernfalls hatten sie doch noch mehr Arbeit zu erledigen. Eigentlich hatte Maxwell von Lowmire und den Sümpfen echt genug, doch die Menschen wollte er natürlich nicht im Stich lassen. Doch bevor sie sich an eventuell weitere Arbeiten machten, mussten sie dringend eine Pause machen und erst einmal etwas essen. Viel wichtiger für die Feline war aber eine Mütze Schlaf, die Maxwell ihr natürlich auch gewähren wollte. Sie hatte es sich mehr als verdient, sich auf das faule Fell zu schmeißen und zu knacken. „Das war echt gute Arbeit, Ava“, lobte er sie dann noch einmal. Ohne sie hätte er es auch nicht geschafft, denn gegen die vielen Falter hatte er schlichtweg keine Chance gehabt. Dann erreichten sie auch schon den Weg, der direkt ins Dorf zurückführte. „Da sind wir“, raunte er leise, unwissend, was sie hier nun zu erwarten hatten.
Der Alptraum war vorüber. Der Falterschwarm war tot und das Magierduo in Sicherheit. Der Schädel der Feline brummte, ihr gesamter Körper fühlte sich an wie Pudding und das nicht nur aufgrund der großen Menge Mana, die sie verbraucht hatte. Dort, wo die Falter ihre Haut erreicht hatten, war diese unangenehm taub. Doch all das war ihr egal. "Gerne doch", schnurrte sie, streckte den plüschigen Schweif stolz in die Höhe, "Damit sind wir wohl quitt." Eilig blinzelte sie die Müdigkeit aus ihren Äuglein, um Maxwell ein sanftes Lächeln schenken zu können. Bevor sie allerdings die Rückreise antrat, schnappte sie sich noch einen der leblosen Falter und ließ ihn in ihrer Jackentasche verschwinden. Es konnte nicht schaden, herauszufinden, um was genau es sich bei dem Tierchen handelte. "Ich weiß es nicht", gestand sie, nachdem sie einen Moment lang überlegt hatte, was sie antworten sollte. Letztendlich entschied sie sich für die Wahrheit. "Selbst wenn nicht, haben wir zumindest verhindert, dass noch mehr Leute ... so werden." Auch das war ein Erfolg. Was hatten sie schon davon, jetzt pessimistisch zu werden? "Natürlich, ich würde doch niemals schlechte Arbeit abliefern." Selbstischer reckte sie das Kinn, ließ die großen Katzenohren extra-aufrecht stehen, doch insgeheim freute sie sich über das Lob. Sie würde es niemals zugeben, doch vor allem sie freute sich über die aufbauenden Worte und die Bestätigung, dass sich ihre Mühe ausgezahlt hatte. Auch, wenn sich der Weg dieses Mal extralang anfühlte, so, als würde er nie ein Ende nehmen, kamen sie schließlich doch im Dorf an. Schnell wurde jedoch klar: Es hatte sich nichts geändert. Der Tod des Schwarms hatte nicht auf magische Weise dazu geführt, dass den Bewohnern und Touristen eine plötzliche Wunderheilung widerfuhr. Die Katze bemühte sich, den aufkommenden Frust herunterzuschlucken und sich nichts anmerken zu lassen, doch der zuckende Schweif und das leise "Mist" verrieten sie. Ein Fehler war unmöglich, richtig? Alleine die Aussicht, noch länger auf den Beinen bleiben zu müssen, ließ die Katzenohren ein Stück zurückkippen. Bevor sie allerdings die Frage, was sie nun tun sollten, in den Raum stellen konnte, kam ihnen ein bekanntes Gesicht entgegen geeilt. Es war der Arzt. Man konnte ihm ansehen, dass er versuchte, seine Erwartungshaltung und die aufflammende Hoffnung zu verbergen. "Habt ihr etwas herausgefunden?", fragte er, der Ton schroff und ruppig wie eh und je. Sofort kramte die Feline den Falter hervor, den sie hatte mitgehen lassen. "Wissen Sie zufällig, was das ist?" Kurzes Schweigen, dann wurde ihr Handgelenk gepackt. "Ist das ein Scherz?" Irritiert und mit einem leisen Knurren in der Kehle befreite sie sich aus dem ungewollten Griff. "Natürlich nicht. Rücken Sie raus mit der Sprache, alter Mann." Ihre Geduld war wirklich am Ende mit diesem Kerl. Der schnaubte, rückte dann aber mit einer Erklärung heraus: "Das ist eine Blutmotte." Eine ganze Menge biologisches Gelaber prasselte auf die Magier ein. Zwar bemühte sie sich, zuzuhören, doch letztendlich gingen die Worte zu einem Ohr hinein und direkt zum anderen wieder hinaus. Sie war einfach zu müde. Ihr Kopf kippte zurück an die Schulter ihres Kollegen, immerhin nickte sie hin und wieder. Ein paar Fetzen verstand sie ja doch. Insekten, deren Opfer in der Regel Menschen und deren Blut waren. Setzten sich ähnlich wie Zecken an unauffälligen Stellen fest. Nutzten irgendeine Art Gift, die dafür sorgte, dass die Sinne des Opfers taub wurden und der zombieähnliche Zustand eintrat. Ließ sich durch das Entfernen der Motte und geduldigem Warten rückgängig machen. Okay, das klang gut. Jetzt hatte sie aber wirklich genug gehört. "Ich will ins Bett", quatschte sie dem Arzt eiskalt dazwischen und zupfte an Maxwells Jacke. Diesen Wunsch sollte sie erfüllt bekommen!
-Questende-
"You say that I'm kinda difficult, but it's always someone else's fault."
Während die weiten, grünen Ebenen Zentralfiores am Fenster vorbeizogen und die beiden Magier in Richtung der teils üppigen, teils versumpften Wälder Ost-Fiores zujagten, konnten sie ein wenig zur Ruhe kommen. Wenn man einen Zug erreichen musste, dann war alles hektisch, aber saß man erst einmal darin, hatte man alle Zeit der Welt. Lustigerweise würden sie mit dieser Linie als Allererstes Halt in Sakura Town machen, die Stadt, über die sie eben noch gesprochen hatten. Apropos... „Du hattest gefragt, wo ich bisher so stationiert war!“ Ja, trotz der Eile erinnerte sich Iron noch gut daran, dieses Gespräch auf später verschoben zu haben. Und jetzt war es nicht nur später, sondern auch eine tolle Zeit zum sprechen. Also sprach er. „Man hat mich über die Jahre ganz schön hin und her hoppeln lassen, aber das kennst du sicher. Die erwähnenswerten Sachen wären, hm... Ganz am Anfang, in meiner Ausbildung, war ich eine ganze Weile in West-Fiore eingesetzt. Mitten in der Wüste. War anstrengend, aber meinem Training hat's gut getan. Ist nämlich echt anstrengend, in Sand rumzuhüpfen, hepp.“ In seiner Jugend hatte Happy, sein Vater, Iron gerne auf Ausflüge in Wälder und Ähnliches mitgenommen, sodass er schon ein wenig Übung darin gehabt hatte, über Stock und Stein zu hüpfen. Der Sand der Wüste war da aber ein ganz anderer Fall. Es hatte sich schockierend ungewohnt angefühlt, sich dort zu bewegen, aber sich auf die geänderten Umstände einzustellen hatte dem damals so jungen Rekruten gutgetan. „Ansonsten... ich war auch mal in Nord-Fiore, wo es immer schneit und kalt ist, das war nicht meins. Brr“, stellte er mit einem Kopfschütteln fest. „Oh, und rate mal, wo ich die letzten anderthalb Jahre war. Tipp: War eine Stadt, über die wir schon geredet haben, hehe!“
Andreyna hatte nicht viel auf Irons Worte zu erwidern, zumindest nicht auf die, die sie auf dem Außentrainingsplatz in der Halle der Rune Knights zurückließen. Sie nickte hier und da, und machte sich vor allem mentale Notizen, von denen sie hoffte, sie nicht allzu schnell wieder zu vergessen. Es schien eine gute Basis für Kontaktpflege zu sein, sich zumindest an gewisse Details eines Kameraden zu erinnern, wie belanglos sie vielleicht scheinen mochten, und vermutlich hatte es auch einen Vorteil, dass sie den Leporidae als sympathisch befand.
Irons Schwert war also ein Katana. Es hatte eine gurkige Form. Es schien ebenso, als nutze der ihr zumindest jünger vorkommende Ritter gerne Vergleiche, Sprichwörter und Metaphern mit Gemüse. Er kam vom Land, und hatte einen Vogel. – Einen Falken, um genauer zu sein, der auf den Namen Steel hörte. Scheinbar kannte er sich auch etwas besser aus in Fiore als sie selbst, zumindest kam es ihr so vor, als sie versuchte, in Gedanken Magnolia zu verorten. … Wo war das genau? Oder verwechselte sie das mit Ardea? Alcea? Wie auch immer. – Ah, er kam von dort. Als Iron sie mit großen Augen ansah, neigte sie schlicht den Kopf in die Schräge, bedachte seine Worte aber nur mit einem Nicken. Wieder Gemüse.Mochte er Gemüse? Sie meinte, sie hätten sich darüber unterhalten, aber der Gedanke war erneut nicht recht zu greifen und einfach weg. Ein Déjà vu?
„Hier.“, erwiderte Andreyna, nur etwas außer Atem, als er die Frage nach ihrer Herkunft stellte – oder zumindest, wo sie aufgewachsen war. Mit einem Räuspern folgte jedoch spezifischer: „In Crocus Town. Meine Familie lebt schon eine ganze Weile in der Hauptstadt, wir sind nie groß weggegangen.“Sie lachte kurz, beinahe etwas nervös klingend, auf. Andreyna war gewiss nicht von adeligem Geblüt, aber ihre Familie hatte eine gewisse Tradition, und mit langen Traditionen kamen auch manchmal sehr beständige Gegebenheiten – wie etwa ein Elternhaus in der Altstadt, eine starrsinnige Familie oder die deutlich veraltete Ansichten älterer Verwandtschaft, mit denen man sich besser nicht herumschlug. Kurz verzog sie das Gesicht und winkte rasch nebenbei ab, bevor sie den Schild wieder an sich drückte, um keinen drängelnden Touristen damit aus Versehen im Lauf zu erschlagen. Das wär's noch.
Gepäck im Tausch von Essen schien Andreyna nur zu gerne anzunehmen. Sie verfrachtete erst den Schild wie ein etwas unförmiges Surfboard auf die Gepäckablage der Bahn und blockierte leider damit schon zwei Reihen, bevor sie Irons Rucksack mit einem leichten Hüpfer und leisem „Hepp.“, darauf bugsierte. Ihre eigene Tasche schmiss sie etwas achtlos daneben, drückte sie aber vorsichtshalber dennoch etwas nach, bevor sie jemandem auf den Kopf fallen könnte. Die etwas wirren Haare strich Andreyna nach hinten, richtete den Waffengurt etwas, sodass sie zumindest trotz Streitkolben an der Seite Platz nehmen konnte, und setzte sich schließlich.
Trotz der Sache, dass Bahnsessel und -bänke sich eigentlich als recht gemütlich erweisen können, schien es so, als wäre der Ritter nicht im Stande, den Stock aus dem Rücken zu nehmen. Die Haltung blieb gerade, auch wenn sie sich zumindest ein Stück weit nach hinten anlehnte. Es mochte etwas ulkig aussehen, vielleicht war auch die sperrige Waffe an ihrer Seite der Grund, aber es schien sie nicht weiter zu bekümmern. Mit einem diebischen Griff in die Essenstüte, immerhin fragte sie vorher vorsichtshalber nochmal danach, ob es denn in Ordnung ginge, griff sie sich einen in Papier gewickelten Wrap. Eine Weile lang beobachtete Andreyna beim Essen von in Fladenbrot gewickeltes Gemüse mit Soße ein paar der benachbarten Sitzreihen und die Zugpassagiere, bevor sie den Kopf in Richtung Fenster drehte und die vorbeiziehende Landschaft mit nachdenklichem, beinahe verlorenem Gesichtsausdruck betrachtete.
Die letzten Jahre war sie nicht wirklich aus Crocus Town herausgekommen, und an viel davor erinnerte sie sich nicht. Ein paar – Der Strom an Gedanken stoppte, als sie etwas träge erst die eingeklappten Ohren anblinzelte, dann Iron ins Gesicht sah. Ein Stück weit rutschte sie nach hinten in den Sitz, weiter in Richtung Gang. Eine gewisse Distanz bei Gesprächen war ihr bekömmlicher, und kurz sah sie auch zu Steel, bevor sie auf die Aussage Irons nickte. Sie schluckte den letzten Bissen herunter und faltete das übrig gebliebene Papier zu einem kleinen Viereck zusammen. Ein kurzes, etwas mattes Lächeln folgte. Nein, das kannte sie tatsächlich kaum. Sie lauschte. „Mitten in der Wüste?“, wiederholte Andreyna jedoch interessiert und lehnte sich einen Moment nach vorne. Ihr Blick wirkte mit einem Mal wacher. „Das klingt interessant. Und in der Tat scheint es zehrend, durch Sand rennen zu müssen. Oder zu hüpfen. Aber sagt, haben Sie denn schon einmal eine Fata Morgana gesehen? Oder … ah! Gibt es denn dort diese Pyrmiaden?“ Mit ihren Händen beschrieb die Frau ein Dreieck. „Oder! Sphinxen? Ich habe gehört, sie sollen irgendwelchen verlorenen Wanderern Rätseln stellen und sie danach verfluchen – ah, aber das könnten auch nur Märchen sein. Hm.“ Sie blinzelte einen Moment lang und wog sachte den Kopf von links nach rechts. „In Nord-Fiore? Ah – und nun, das mag dann wohl entweder Ihre Heimat gewesen sein, was natürlich schön wäre, oder vermutlich…Sakura? Vielleicht auch Magnolia.“Zumindest diese Namen hatte sich Andreyna behalten können.
„Städte scheinen mir als Einsatzorte recht … freundlich. Dörfer sind es vielleicht noch eher, geht man zumindest davon aus, dass sie nicht von irgendwelchen dunklen Mächten oder Gilden kontrolliert werden. Aber meistens ist die Spanne an Aufgaben irgendwo absehbar. Zugegeben finde ich es stets etwas unheimlich, ins Unbekannte geschickt zu werden… Nicht erschlossene Gebiete in etwa, oder welche, die die Jahre über etwas vernachlässigt wurden. Nicht, dass das in Fiore groß der Fall wäre, doch…“ Andreyna zog die Mundwinkel etwas nach hinten. „Hm. Nun, ich muss gestehen, das Glück gehabt zu haben, die meiste Zeit über in der Hauptstadt stationiert gewesen zu sein.“ Sie musste ja nicht zugeben, dass sie dahinter Nepotismus vermutete… „Und … einmal wurde ich in ein Gebirge geschickt, jedoch muss ich gestehen, dass ich darüber nicht allzu viel zu sagen vermag.“
Ihre Stirn legte sich einen Moment in Falten, und der Blick wanderte von dem Grün-miteinbisschenBlau der iron’ischen Augen ab zu der langsam etwas sumpfiger werdenden Landschaft, die im matschigen Dunkelgrün einen beinahe ironischen Kontrast boten. Witzig. Sie musste ja nicht davon erzählen, dass sie sich nicht erinnern konnte, was genau eigentlich passierte, und die Tatsache erwähnen, dass sie … eine Weile lang zur Rehabilitation benötigte, ohne den Grund dafür zu kennen, was ohnehin sehr verwirrend war. Ebenso nicht, dass nicht wirklich viele überlebt haben und - Andere Gedanken.
„Wohin würden Sie denn gehen wollen, wenn Sie es sich aussuchen könnten? Lassen wir die Pflichten einmal außen vor, und die Tatsache, dass wir wohl keine große Wahl darüber haben, zu bestimmen, wohin wir geschickt werden. ... Achso. Mögen Sie denn auch eingelegtes Gemüse? Saure Gurken, in etwa?“
"Sprechen"| Denken| Magie
Dark is the road that leads to Heaven for one/ Who is not dead. [...]
“Ach, direkt hier? Muss ja schön sein, da arbeiten zu können, wo du herkommst”, lächelte Iron fröhlich. Er selbst hätte sich sicher nicht beschwert, eine Weile in Ardea stationiert zu werden, als er noch Soldat war. Jetzt, wo er als Ritter aber an Crocus gebunden war, war das wohl eine vergebene Hoffnung. “Du hast also Familie hier? Wie sind die so?” Die Frage war vielleicht ein wenig persönlich, aber hey, die beiden würden einiges an Zeit zusammen verbringen, und in einem Zug gab es nicht viel Anderes zu tun als zu reden. Also konnte man ja schon ein paar Themen sammeln! “Klar, ist doch für uns beide”, bestätigt Iron, als Andreyna fragte, ob sie etwas aus der Tüte nehmen durfte. Er blieb dabei, sie war echt lustig. Dann aber war es an ihm, den Mund ein wenig auf zu bekommen und aus dem Nähkästchen zu plaudern. “Naja, nicht mitten in der Wüste. Der Posten war quasi am Rand der Wüste, wo es nicht mehr weit zur Küste ist. Nicht weit von Acacia entfernt.” Geduldig ging der Ran auf die Fragen und Worte seiner Sitznachbarin ein. Es war schön, dass sie sich ein wenig aufzulockern schien, auch wenn man es ihrer Haltung definitiv nicht ansah. “Fata Morganas sieht man da echt oft, die wachsen überall wie Kohlrabi. Das erste Mal hat’s mich echt erwischt, da hab ich mir für einen Trainingslauf eine Palme als Ziel gesetzt, und dann bin ich einfach nie an dem Baum angekommen und irgendwann war er weg! Dann musste ich erst einmal meinen Weg zurückfinden, hehe!” Amüsiert kicherte er. Zum Glück hatte Steel ihm damals geholfen, auch wenn der Vogel es eigentlich nicht gerade liebte, in der Wüstenhitze zu fliegen. “Mit der Zeit hab ich mich aber dran gewöhnt. Genauso mit den Pyramiden. Die sind riesig groß und echt cool, aber wenn du eine gesehen hast, hast du alle gesehen.” Er zuckte mit den Schultern. “Einer Sphinx bin ich aber nicht begegnet.” Noch einmal musste Iron vor sich hin kichern bei Andreynas Antwort. “Du hattest es beim ersten Mal. Ich war in Sakura Town, ja”, nickte der Hase fröhlich. “War eine schöne Zeit, mit vielen guten Kollegen. Da wär ich auch gern geblieben, aber das Angebot zum Rittertum kann ich nicht ausschlagen, hopp!” Auch wenn die Worte vermutlich ein wenig irreführend waren. Iron hätte sich nicht gerade gewünscht, zum Runenritter erkoren zu werden, aber die Umstände hatten es notwendig gemacht. Wenn er sich nicht so verletzt hätte, dann wäre er jetzt wahrscheinlich immer noch drüben in Sakura… oder vielleicht schon wieder ganz woanders. Wer konnte das schon sagen?
“Ich kenn ja nicht viele, die jahrelang am gleichen Ort stationiert waren… Das ist spannend”, meinte er also ehrlich überrascht, als die Vermillion meinte, den Großteil ihrer Zeit direkt in Crocus verbracht zu haben. “Ich schätze, du musst dich echt gut gemacht haben, wenn sie dich unbedingt in der Nähe der Königsfamilie haben wollten! Wie die Bohnenranke, die in den Himmel gewachsen ist!” Nachdenklich knabberte der Hase an seinem Wrap, während er über die Frage seiner Begleiterin grübelte, seine Ohren leicht herabhängend. Es gab eine offensichtliche Antwort, aber stimmte die auch? Gab es nicht irgendeinen Ort, den er gerne mal sehen oder an dem er gern eine Weile leben würde? “Hm… mir fällt grad auf, ich weiß gar nicht so viele Sehenswürdigkeiten, zu denen ich gerne mal hinhoppeln würde”, fiel ihm auf, und er legte seinen Kopf leicht schief. Es war wohl doch die offensichtliche Antwort. “Ich denke, wenn ich die Wahl hätte, würde ich wieder zu meiner Familie in Ardea gehen. Oder zumindest irgendwo in den Süden. Ich mag die üppige, grüne Natur da sehr.” Natur vermittelte ihm ein gewisses Gefühl der Freiheit, dass er in den großen Städten nicht im gleichen Maße hatte. Er genoss es, draußen zu sein und hüpfen, laufen und springen zu können, so viel er wollte, ohne sich Gedanken zu machen, ob es jemanden störte. “Wenn ich ehrlich bin, sind große Städte überhoppt nicht meins. Wie sieht das bei dir aus? Du warst so viel in Crocus, aber würdest du da bleiben, wenn du die Wahl hättest?” Neugier blitzte auf in seinen Aufen, sein Oberkörper leicht vorgelehnt, sein Blick zur Seite auf seine Begleiterin gelehnt. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er realisierte, dass dasja noch nicht die ganze Frage gewesen war: "Ach ja, und eingelegtes Gemüse ist Hopp-Top! Auch wenn das ein ganz schöner Sprung im Thema war, hehe!"
„Muss ja schön sein, da arbeiten zu können, wo du herkommst.“ Andreynas Lächeln verblasste etwas, als die Mundwinkel ein Stück nach unten fielen. Sie räusperte sich und wich dem Blick des Ritters einen Moment aus, um etwas konzentrierter an ihm vorbei aus dem Fenster heraus zu blicken. Die Landschaft hatte sich mittlerweile geändert; statt dem üppigen Grün der Wälder Zentralfiores, den grasüberwucherten Hügeln, durchbrochen von hohen Bergen, wirkt die Gegend wesentlich flacher, weniger saturiert beinahe. Sie betrachtete einen Moment eine moosüberwucherte Mangrove, die sie in leichten, bachgleichen Ausläufern eines sumpfigeren Gebietes auszumachen vermochte, bevor sie mit einem Blinzeln wieder zu Iron sah. Auch die nächste Frage brachte das Lächeln der Frau nicht ganz zurück, aber sie kniff die Augen kurz etwas zusammen, als wolle sie den gequälten Ausdruck darin verbergen. Ein kurzes Stoßgebet an wen auch immer schickend, dass ihre Ankunft möglichst bald erfolgen mochte, antwortete Andreyna mit etwas zaghafter, beinahe leiserer Stimme: „Nun, es gibt sicherlich einige Vorteile, die es mit sich bringt, wenn man in der Nähe seines Zuhauses stationiert ist.“ Nicht, dass sie davon sonderlich betroffen war. „Und … sie sind … also. Meine Familie besteht nahezu nur aus Soldaten.“ Mit leicht geöffneten Augen musterte sie Irons Miene flüchtig, und fügte rasch an. „Sie sind recht korrekt, sehr diszipliniert, vielleicht etwas zu stolz … manchmal etwas altmodisch.“ Wieder ein Räuspern, bevor sie leise ausatmete und schließlich seinen Ausführungen lauschte. Interessiert wirkte Gesicht und Haltung, die sich wieder etwas zu ihm öffnete, als das Thema gewechselt wurde. Ein Blinzeln folgte auf die Erzählung zur Trainingspalme, bevor ein flüchtiges Grinsen über das Gesicht huschte, als sie sich bildlich den Ran dabei vorstellte, wie er durch die Wüste rann, und schließlich rasch den Kopf schüttelte. „Das muss eine einprägsame Erfahrung dazu gewesen sein.“, lautete der schlichte, belustigt klingende Kommentar, bevor sie leicht nickte. Ihr Kopf neigte sich daraufhin etwas zur Seite. Erneut betrachtete sie Irons Miene, als er von Sakura Town und seinen Kameraden sprach, und lächelte schließlich aufrichtig. „Das kann ich mir vorstellen. Ich habe gehört, in Sakura Town gäbe es gutes Essen – und wenn man gute Kameraden hat, ist das sicherlich noch weitaus wertvoller. Wurde niemand mit dir …“ Andreyna stockte kurz. „Äh… Wurde niemand mit Ihnen in den Dienst berufen? Haben Sie noch Kontakt?“ Flüchtig kratzte sie sich die Nase. Einen Moment lang dachte sie an ihre eigene Dienstzeit zurück. Wieder ein Kopfschütteln.
„Ah, wirklich spannend war es nicht. Wir hatten tatsächlich öfter mal die gleichen Personen auf der Wache – Taschendiebe, Trickbetrüger, die aus ihren Taten nicht gelernt haben, aber wo die Strafen auch nie zu hoch waren, dass man großartig bürokratisch an die Sache herangehen musste. Die richtigen oder eher ernsten Fälle haben eher Ranghöhere übernommen, oder direkt die Knights. Von solchen bekam man eher später etwas mit, oder war vielleicht noch Unterstützung, um Passanten fernzuhalten oder Gebiete abzusperren. Das habe ich aber nur einmal mitbekommen.“ Andreyna runzelte die Stirn kurz. Tatsächlich war ihre Zeit in Crocus Town beinahe schon langweilig eintönig gewesen. Nicht, dass sie das groß störte. Sie hob den Blick wieder, der auf das zusammengefaltete Wrappapier gesunken war und blinzelte kurz, bevor sie die Lippen schürzte, als Iron von seiner Familie sprach. „Vermissen Sie sie?“, war es nun an ihr, etwas persönlicher zu werden, bevor der Blick kurz zur Seite schwirrte. „Nun, ich mag eher … ausgewogene Temperaturen. Zentralfiore ist ganz schön. Einmal würde ich gerne das Meer sehen können, davon habe ich bisher nur gelesen… Und ansonsten vermutlich auch eher in den Süden. Ländliche Gebiete haben einen gewissen Charme, … also, uhm… Habe ich gehört.“ Hat sie gelesen. Als Iron sich nach vorne lehnte, blinzelte Andreyna über den Ausdruck der Neugierde etwas und lehnte sich ein Stück mehr im Sitz zurück. Dass die Jugend immer so forsch sein musste. „Ich weiß es nicht.“, gab sie aber schließlich ehrlich zu. „Ich denke, das wüsste ich erst, wenn ich eine längere Zeit nicht mehr dort wäre. Aber ich bezweifle, dass ich eine Person bin, die Heimweh hat. … Auch wenn ich mich nicht zwingend in Dörfern länger lebend sehe. Oder mich erst daran gewöhnen müsste.“ Am Ende war sie eben doch als Stadtkind aufgewachsen. „Ah – Verzeiht. Nun, das ist gut zu wissen. Sie sprechen sehr viel über Gemüse, da habe ich mich gefragt, ob das auch … das beträfe.“ Die Erklärung wurde eher etwas drucksend gemurmelt, während Andreyna dazu etwas mit den Händen gestikulierte. Ihr Mund öffnete sich, als wolle sie noch etwas erwidern, bevor sie den Kopf etwas drehte und überrascht über die Schulter sah.
Ein Schaffner verkündete gerade durch die Gänge, dass der nächste Bahnhof – sie hatte den Namen nicht verstanden - demnächst erreicht werden würde. Vermutlich war die Sprechanlage des Zuges ausgefallen. Wieder warf sie einen Blick an Iron vorbei aus dem Fenster heraus. Das Tageslicht wirkte ebenso etwas dämmeriger, vielleicht nicht durch die Tageszeit zwingend bestimmt, vielmehr durch den leichten Nebel, der von den sumpfigen Gewässern der Umgebung aufstieg. Und sie mussten noch laufen. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken und Andreyna zog die Schultern ruckartig hoch. In solchen Gegenden spielten meistens Horrorgeschichten. Als sie wieder zu Iron sah, zwang sie sich zu einem Lächeln. „Äh… Sieht so aus, als hätten wir noch ein wenig Licht zur Verfügung …, bevor es dunkel wird, meine ich. Also, ähm … Das ist gut.“ Vielleicht war sie doch nicht die Person für die ländlichen Abenteuer des Lebens. Zumindest nicht die, die Sümpfe betrafen.
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Iron gehörte zu diesen Leuten, die im Allgemeinen davon ausgingen, dass Familie und Heimat erst einmal etwas Gutes waren. Er hatte schon das ein oder andere Gegenbeispiel getroffen, aber das schien eher die Ausnahme als die Norm zu sein. Für ihn persönlich war die Farm, von der er kam, so etwas wie der Himmel. Er kehrte immer gern dorthin zurück und er freute sich immer wieder, seine kleine Familie zu sehen. Selbst wenn er Jahr um Jahr nur dort verbrachte, würde es ihm wohl nicht langweilig werden. Insofern kam ihm der Gedanke gar nicht, dass es für Andreyna eine Belastung sein könnte, stets in Crocus stationiert zu bleiben. “Na hoppla, eine ganze Familie aus Soldaten? Das stell ich mir anstrengend vor”, schmunzelte der Hase bei dem Gedanken daran, wie streng es da zuhause wohl zugehen musste. Alles korrekt, alles ordentlich. Igaraki war als ehemaliger Samurai schon ziemlich akkurat, wurde aber ganz gut von Happy ausbalanciert. Wenn sie beide so drauf wären… dann wäre das Leben auf der Farm vielleicht doch manchmal etwas zu anstrengend. Zum Glück gab es noch andere Themen, die der Vermillion eher ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnten. Die kleine Geschichte mit der Fata Morgana schien ihr zu gefallen, sodass die beiden Ritter ein wenig zusammen lachen konnten. “Ich erinnere mich noch sehr genau daran, ja”, musste er grinsen auf ihre Nachfrage hin. “Das Essen in Sakura Town ist super, ja. Das beste Gebäck gibt’s aber immer noch direkt von meinem Pops!” Fröhlich und stolz zugleich breitete sich ein großes Lächeln auf dem Gesicht des Hasen aus. “Also… ich wurde jetzt nicht mit wem zusammen ins Militär aufgenommen, den ich vorher schon kannte, nein. Ich war ne unbekannte Bohne, die in den Erbsentopf gehopps ist. Aber es sind einige andere Rekruten zur gleichen Zeit gestartet und wir wurden zusammen ausgebildet, die kenne ich natürlich noch. Und auch ganz viele andere Leute, mit denen ich zusammengearbeitet habe. Aber die sind inzwischen alle über ganz Fiore verstreut. Wenn ich mal auf ner Quest einem über den Weg laufe ist das wie acht Tomaten an einem Strauch: Riesenglück.” Er zuckte mit den Schultern. “Ist natürlich ein bisschen schade, aber das ganze Hin und Her bin ich ja gewohnt. Dafür lerne ich jetzt Stück für Stück die ganzen Runenritter im Hauptquartier kennen, hehe!”
Etwas abwechslungsreicher als Andreyna hatte Iron es mit seinen Einsätzen dann wohl doch gehabt. Schlussendlich klang es gar nicht mal so interessant, immer in der gleichen Stadt zu arbeiten. Gerade wenn die Rune Knights praktisch um die Ecke ihren Hauptsitz hatten, hatten die Soldaten wohl primär Kleinigkeiten zu erledigen. Das, wofür sich die Großen zu schade waren. “Verstehe”, nahm der Leporidae ihre Beschreibung auf, ohne weiter darauf einzugehen. Wenn man nichts Nettes zu sagen hatte, konnte man auch mal die Klappe halten. “Vermissen würd ich nicht sagen. Ich hüpf ja immer mal fix zu meiner Familie rüber, wenn ich ein, zwei Tage frei hab. Und mein Pa schickt mir dauernd frisches Gemüse rüber, hehe. Aber gegen ein bisschen mehr Zeit mit ihnen würd ich mich auch nicht sträuben!” Außerdem waren die beiden älteren Hasen nicht das Einzige, was den Ran zurück nach Süd-Fiore zog. Er mochte die Natur, die Wälder, die Berge, in denen man so schön klettern konnte. Und dass selbst Frühling und Herbst dort im Allgemeinen angenehm warm waren, das störte ihn auch nicht. Andreyna dagegen mochte es lieber ausgeglichen, hm? “Also, wenn du das Meer mit normalem Wetter sehen willst, dann ist der Süden allemal besser als die Wüste oder die Tundra”, lachte der Ran auf und schüttelte den Kopf. Abseits von Hargeon war der Hafen in Cedar Town vermutlich die beste Wahl für die Vermillion. Vielleicht würde ihr sogar der Heather Beach gefallen. “Wenn du magst, ich kenn ein paar echt hübsche Örtchen im Süden, von wo aus du aufs Wasser gucken kannst. Wenn du mal Zeit hast, sprich mich gern an, dann nehm ich dich mit, hepp.” Dann konnte Andreyna auch für sich selbst entscheiden, ob sie den Charme in der Landschaft sah oder nicht.
“Und… hepp!”
Mit einem fröhlichen Lächeln, den Rucksack auf seinem Rücken, hüpfte Iron heraus aus dem Zug, und sein Falken-Freund folgte sofort, kam heraus geflogen und nutzte direkt die neu gewonnene Freiheit, um Kreise um ein paar Bäume zu fliegen. “Pass auf, dass du nicht zu weit wegfliegst. Wenn ich dich nicht finde, wenn’s zurück geht, musst du den ganzen Weg nach Crocus selber fliegen!”, warnte der Ran Steel, ehe er in seinen großen Stiefeln zwei platschende Schritte in den sumpfigen Matsch um seine Füße herum machte und sich wieder Andreyna zuwandte. “So, da wären wir. Die berühmten Sümpfe von Ost-Fiore”, grinste er fröhlich vor sich hin und deutete in Richtung Süden. “Da entlang liegt Lowmire, ist noch ein Stückchen. Wenn wir da vor Sonnenuntergang ankommen wollen, müssen wir mit etwas Eile marschieren, also… Hopp, hopp, würd ich sagen.”
Flüchtige Erleichterung überkam Andreyna, als Iron nicht weiter nach ihrer Familie nachhakte. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass man unterschwellig, fast schon passiv die Möglichkeit dazu nutzte, um ihr Nepotismus vorzuwerfen – eine der Hürden, die das Miteinander in vergangenen Einheiten und Stationen ihres Soldatenseins eingenommen hatten. Und ein Eindruck, der nur schwer wieder auszubügeln war, gleich, wie sehr man sich drum bemühte, seine Leistung unabhängig von seinem Namen zu präsentieren.
Auf das Schmunzeln das Ran präsentierte sie entsprechend ein etwas schmal gewordenes Lächeln und bestätigte die Vorstellung eben selben mit einem Nicken. Es war anstrengend, insbesondere, wenn man im stetigen Vergleich mit jemandem stand. Der Themenwechsel kam ihr entsprechend gelegen, und das gemeinsame Lachen vertrieb die grauen Wolken ihrer Gedanken. „Vielleicht, irgendwann…“, seufzte sie wieder leichter, als es um das Essen in Sakura Town ging. Und das Gebäck von Irons Pops – der konnte scheinbar ziemlich viel! Sie blinzelte sachte. Ihr kam ein Gedanke, den sie aber wieder zu Seite warf, bevor er ihren Mund verlassen konnte. Es schien ihr etwas vorurteilsgeprägt, davon auszugehen, dass es vermutlich häufiger Karottenkuchen gab. Entsprechend nickte sie, beinahe schüchtern, und kratzte sich fast nervös rasch die Nase. Erneuter Themenwechsel, wieder ein leises Ausatmen, wobei sie die Augen kurz zusammenkniff, als Iron ein fröhliches, großes Lächeln präsentierte. Beinahe wäre es ansteckend gewesen, aber statt mitzustrahlen, kräuselten sich nur Andreynas Mundwinkel hoch. Langsam taten ihr die Gesichtsmuskeln weh.
„Verstehe.“, erwiderte sie recht zaghaft, aber nicht unfreundlich, als Iron von seinen alten Kameraden sprach. „Nun, manche Dinge kommen und gehen im Leben, … uhm … Habe ich gehört. Personen gehören da wohl auch dazu, schätze, manchmal bleiben nur solche glücklichen Treffen über, oder die Erinnerungen an alte Tage.“Als es um die Ritter ging, blinzelte sie kurz. "Oh, nun – das scheint mir beinahe eine Herausforderung zu sein, alle Ritter kennenzulernen. Viele scheinen sehr oft unterwegs zu sein, was ihnen sicher kaum übelgenommen werden kann. Und manche… sind … sicher sehr beschäftigt… wenn sie anwesend sind.“ Andreynas Blick huschte flüchtig zur Seite weg. Sie hatte einmal versucht, jemandem auf den Gang zu grüßen, aber die Stimme blieb im Hals stecken. Entsprechend überließ sie Bekanntschaften dem Zufall der Obrigkeiten. Wenn man sie nicht wieder Müll durchwühlen schicken ging. Rasch fügte sie an: „Aber ich wünsche viel Erfolg. Und … Durchhaltevermögen.“ Ihre Hände ruckten kurz hoch und sie präsentierte beinahe kindisch gedrückte Daumen, ein kurzes Grinsen im Gesicht, bevor sie sich etwas steif wieder im Sitz zurücklehnte. Dass das Thema nicht auf ihren abwechslungsarmen Einsätzen hängen blieb, stimmte sie wieder etwas munterer. Viel lieber lauschte sie mir aufmerksamen und neugierigen Gesicht Iron, wie er über seine Familie sprach, und lächelte daraufhin. „Hm. Baut deine Familie nur Gemüse an? Und, das bietet sich natürlich an, wenn sie dann doch noch recht nah leben. Also, sie häufiger zu besuchen.“ Kurz neigte sie den Kopf in die Schräge, bevor sie ihn rasch schüttelte. „Nun, zugegeben wäre die Wüste sicherlich sehenswert, wie auch die Tundra bestimmt - oder eine Tundra? ... , aber ich bezweifle, dass ich der Hitze wirklich etwas entgegenzusetzen hätte. Aber, tatsächlich? Ich … bin nicht wirklich gut in Geographie, entsprechend habe ich den Süden nicht wirklich mit Meeren verbunden. Den … ländlichen Süden…“ War eine Wüste nicht auch im Süden? Andreyna hatte keine Ahnung. Ein sachtes Blinzeln folgte auf die Einladung, das in einem strahlenden Gesicht endete. „Wirklich? Das würden Sie tun? Wieso denn das?“ Ein wenig schwand das Lächeln, als die letzte Frage ihren Mund verließ, ohne groß darüber nachgedacht zu haben. Sie konnte Irons spontane Art nicht gänzlich nachvollziehen – aber vermutlich war er einfach nur freundlich genug, seine wohl freie Zeit auch einer ihm unbekannteren Person anzubieten. Nun, wie dem auch sei - Sie würde gerne einmal aus der Stadt heraus können, vielleicht auch ohne den stetigen, im Nacken hängenden Aspekt, immer abrufbar und bereit sein zu müssen. Wobei man das vermutlich nie gänzlich verhindern könnte. ...
Andreyna blinzelte sachte, als Steel einen schieren Höhenflug hinlegte, kaum dass der erste Zielort erreicht war, die Tür offen stand, und Iron aus dem Zug hüpfte. Sie schmunzelte flüchtig, zog ein paar Mal die Gurte von Tasche und Schild nach, tastete nach ihrem Streitkolben, bevor sie einen möglichst leichtfüßigen Schritt aus dem Zug treten wollte. Die Erleichterung, die mit der wiedergewonnenen Bewegungsfreiheit aufkam, versiegte, als sie zu spät bemerkte, dass der Boden nass, rutschig und matschig war und ihre Trittsicherheit im Zug spontan versuchter Grazie nicht vorhanden war. PLÖNK! Es schepperte einmal, als sie mit dem Allerwertesten zuerst vom Schlamm des Sumpfes willkommen geheißen wurde. Der Schild tat sein Übriges und unterstützte tatkräftig im Lärm, der sämtliche Bewohner des Örtchens und der nahen Umgebung sicherlich hätte wecken können. Sie warf einen desorientierten Blick hoch, als sie sich auf den Ellen etwas abstützte, um sich wieder aufzurichten. Schlamm spritzte, als der Ran platschende Schritte tätigte, und ihre Augen zuckten etwas im aufkommenden Schutzinstinkt, als ein paar Spritzer auf ihrer Nase landeten. „So, da wären wir. Die berühmten Sümpfe von Ost-Fiore.“, grinste der Ran fröhlich vor sich hin. Wohl eher die berüchtigten Sümpfe Ost-Fiores! Andreyna ächzte einmal auf, während sie sich wie eine zu dicke Schildkröte auf dem Rücken windete und es schließlich wieder auf die Füße schaffte, in dem sie ihre noch sauberen Hände dem Schlamm des Bodens opferte – ob allein, oder mit Hilfe, das war ihr im Moment gleich. Stolz und Würde waren damit ohnehin schon kritisch getroffen. Eins mit dem Sumpf geworden und garantiert bestens getarnt, hob Andreyna langsam einen Daumen in die Höhe und lächelte schmal. Dem Deut in Richtung Süden folgte sie mit einer etwas knappen Kopfdrehung, nickte daraufhin und schmierte sich ein wenig mehr Matsch an die Stirn, als sie ihre Haare zurückzustreichen versuchte. Andreynas Mundwinkel sackten ein Stück nach unten, als ein Pfropfen sich davon löste und auf ein daraufhin zuckendes Augenlid planschte, bevor sie leise ausatmete. Mit einem leisen: „Schlimmer geht immer.“, suchte sie ihren Optimismus, fand zumindest ein paar Scherben davon, nickte erneut, diesmal fester und setzte ein paar stacksende Schritte in die gezeigte Richtung. Vermutlich sprach sie da eher mit sich selbst, aber für den Ritter mit den Löffeln war es sicher zu hören.
„Hopp, hopp.“, wiederholte sie etwas gemurmelt den Ausdruck Irons und reckte die Hände wie zum Jubeln in die Höhe. Nur wesentlich lahmer und weniger enthusiastisch. Immerhin war sie lange Märsche gewohnt. Oder eher gewohnt gewesen. Immerhin.
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Plaudern über Plundergebäck bot sich gut an, wenn man Zeit totzuschlagen hatte. Gerne hätte Iron auch noch über seinen liebsten Kuchen gesprochen - Karottenkuchen, ein absoluter Klassiker im Häschen-Hause Ran - doch die Themen bewegten sich dann doch etwas zu schnell, um darauf im Detail einzugehen. “Ist richtig”, nickte er stattdessen. Ja, Leute kommen und gingen. Das hatte er zur Genüge erlebt. “Solche Erinnerungen sind viel wert. Ich bin froh, eine Menge davon gemacht zu haben.” Er war zwar noch nicht besonders alt, aber das würde er vermutlich auch nicht werden. Was ihm an Zeit noch blieb, das füllte Iron gerne mit Erinnerungen. In seinen Kopf steckten noch immer so einige Rekruten und Soldaten, die von der gefährlichen Arbeit des Militärs dahingerafft worden waren. Aber die Erinnerungen waren noch da. Solange sie nicht vergessen wurden, waren sie auf gewisse Weise noch immer hier. Insofern musste der Blondschopf grinsen, als seine Partnerin meinte, es wäre eine ganz schöne Herausforderung, alle Ritter kennen lernen zu wollen. “Kann gut sein!”, meinte der Ran amüsiert. “Aber ich finde, mit Leuten ins Gespräch gehen, das ist nur ein kleiner Hoppler, kein großer Sprung. Das kann ich auch mit ein paar hundert Rittern machen, hepp! Außerdem ist es doch überhaupt keine Mühe, solange es Spaß macht!” Insofern, mit diesem positiven Gedanken, hob der Ran seine rechte Hand und drückte seinen Daumen auf die gleiche Weise, wie es auch Andreina tat. Ein kleines Zeichen, dass er das Signal schätzte. Sie war echt ein lustiges Mädel.
“Ja, unsere Farm ist extra für Gemüse und Getreide. Wir haben auch ein paar Obstbäume auf dem Gelände, aber die sind nicht Teil vom Geschäft”, bestätigte Iron. Es machte Spaß, sich ein wenig mit der Vermillion zu unterhalten, und ihr Gesicht, als er ihr anbot, ihr mal ein paar Sehenswürdigkeiten im Süden zu zeigen, untermauerte dieses Gefühl noch einmal. Nur ihre Frage war etwas seltsam. Warum er das tun würde? “Na, du bist doch eine von den Rittern, die ich besser kennen lernen will”, lachte er auf, ein kleiner Stups auf das Thema, über das sie zuvor gesprochen hatten. Dann zwinkerte er ihr zu. “Außerdem war ich ewig nicht mehr da. Wär für mich echt schön, mal wieder ein paar hübsche Plätze aufzusuchen, und das macht immer mehr Spaß, wenn man nicht allein ist, hepp!” Wer reiste denn nicht gerne? Es war eine Freude, sich die Natur ansehen zu können, aber mit der begrenzten Zeit eines Soldaten - oder Ritters, jetzt - gab es meistens etwas Anderes zu tun, was man stattdessen machte, wenn man mal frei hatte. Zum Beispiel auf der Farm seiner Eltern aushelfen. Da war jemandem die Welt zeigen ein echt guter Anlass, um sich die Zeit mal wieder zu nehmen.
“Na hoppla! Alles in Olivenöl?”, hakte Iron nach nach einem kurzen Zucken seiner Ohren, als er hörte, wie seine Partnerin in den Schlamm platschte, und bot ihr seine Hand an, um ihr wieder auf die Beine zu helfen. Angst davor, selbst schmutzig zu werden, hatte er keine. So etwas verlor man sehr schnell, wenn man auf einer Farm arbeitete. Hopp, hopp machten sich die beiden Ritter auf den Weg, auf dem aus den teils recht üppigen Bäumen mehr und mehr kahle, schwarze Exemplare wurden, deren Blätter lange verdorrt waren und die von Schlingpflanzen eng umarmt wurden. “Vorsicht, die Stelle ist wahrscheinlich tiefer”, meinte der Ran, als er eine Verfärbung im Schlamm entdeckte, und schritt entschieden daran vorbei. Amüsiert kicherte er vor sich hin. “Ganz schön gruseliges Plätzchen, hehe. Hast du die Gerüchte gehört, dass irgendwelche religiösen Fanatiker hier ihr Unwesen treiben sollen? Oder über den Fluch des Sumpfes?” Gerüchte waren schlussendlich genau das: Gerüchte. Aber die großen Ohren eines Hasen schnappten Vieles auf, da konnte man sich auch drüber unterhalten. So verging die Zeit auch etwas schneller, während sie so vor sich hin marschierten, bis der Himmel sich in einem tiefen Orange färbten und sich vor ihnen die kleinen, seltsam geformten Hütten von Lowmire erstreckten. So, wie es aussah, hatten sie ihr Ziel erreicht.
Langsam fand Andreynas Stimme im Gespräch mit dem jungen Ritter einen normalen Takt. Es holperte, stolperte und stockte nicht mehr so sehr, sondern floss in ein fließendes Geplätscher an Austausch über. Sie hörte ihrem Kameraden gerne zu und betrachtete seine Mimik mit leicht geneigtem Kopf, während die Themen mehr und mehr dahinströmten. Etwas nachdenklich schien ihr eigenes Gesicht zu sein, als es um Erinnerungen ging, und etwas schmaler wurde Andreynas Lächeln, als Iron vom Wert dieser sprach. Erinnerungen waren zweifellos viel wert, insbesondere, wenn man sie misste. Sie sagte dazu aber nichts, sondern nickte bestätigend mit ernster Miene. Mit leicht gespitzten Lippen – Andreyna hatte somit Ähnlichkeiten mit einer gängigen Fischart, die gerne die Scheiben von Aquarien putzte – sah sie Iron an und verzog etwas das Gesicht, als er davon sprach, dass es ja beinahe Leichtens sei, mit Leuten – Rittern – ins Gespräch zu kommen. „Kann ich mir kaum vorstellen…“, murmelte sie leise, aber hörbar, daher, schmunzelte aber aufgrund des Enthusiasmus, den sie wahrzunehmen schien und lächelte dann breit, als er ihre Geste erwiderte. Vielleicht stimmte die Wellenlänge zwischen den Beiden – oder Iron war schlichtweg anpassbarer, als sich Andreyna gab. Es überraschte sie auch nicht sonderlich, dass Irons Familie hauptsächlich Gemüse anbaute – auch wenn sie gerne anderes behaupten wollte. Wer so viele Metaphern und Sprichworte mit Grünzeug nutzte, musste es wohl einfach kennen. Dass Obstbäume dagegen kein Teil des Geschäftes waren, das wunderte die Vermillion und entsprechend sah auch das Gesicht der Frau etwas verwirrt aus – passend auch zum nächsten Thema. Er wollte sie besser kennen lernen? „Warum?“, brach es irritiert aus ihr heraus. Im nächsten Moment drückte sie schon die Hand auf den eigenen Mund. Das war offensichtlich nicht beabsichtigt! Auf das folgende Zwinkern des Ritters schielte sie kurz zur Seite weg und zog die Schultern etwas hoch. „Also, ich meine – Da gibt es nicht viel zu kennen.“, folgte es verzögert und langsam, als ihre Hand wieder auf das eigene Knie fiel. Als Iron sich weiter erklärte, huschte auch der Blick Andreynas zurück. Die Argumentation konnte sie nachvollziehen. Zwei Fliegen mit einer Klappe – sozusagen. Oder? Ein sachtes, beinahe vorsichtiges Nicken folgte auf seine Aussage. Andreyna hatte keine Ahnung. Sie war noch nie außerhalb ihres Dienstes mit jemandem gereist, aber das würde sie nur ungerne zugeben. Also lächelte sie überfordert und freute sich mit ihm. Freute sich Iron? Schwer zu sagen, wenn man Blicken auswich.
…
“Na hoppla! Alles in Olivenöl?” Andreyna nahm die Hilfe mit leise vor sich hingemurmeltem Dank an und verzog etwas das Gesicht. Ihren Stolz kann sie zwar zur Seite fegen, aber unangenehm waren solche Auftritte trotzdem. Einen Teil des Hopp, hopp-genommenen Weges verbrachte sie schweigend, achtete aber mehr auf den Kameraden. Es schien, als konnte sich der Ran leichter fortbewegen. Kurz sah Andreyna hoch zu den Löffeln des Ritters, als wären sie die Erklärung dafür – und anderes, bevor sie zusammenzuckte. Der Blick huschte suchend umher, als Iron auf eine tiefere Stelle hinwies. „Hm, wo?“, meinte sie noch – blieb aber immerhin stehen, bevor sie das nächste, kostenlose Schlammbad mitnahm. Als sie den Blick wieder hob, war Iron schon daran vorbei, und im lahmsten, seitwärtslaufendem Krabbengang setzte Andreyna hinterher. „M-Moment!“, brachte sie etwas krächzend hervor, während sie um ihr Gleichgewicht bangte. Schließlich war sie aber auf der anderen Seite und schielte Iron etwas von der Seite an, als dieser sich scheinbar köstlich amüsierte. Na, wenigstens einer hatte hier Spaß! Dass es langsam dunkler wurde, das merkte Andreyna – die Mittagssonne hatte sich bereits verabschiedet, die Bäume sahen duster aus und der Sumpf war ganz im Allgemeinen unheimlich. Horrorgeschichten spielten häufig in Sümpfen…
Entsetzen war dem Ritter im Gesicht anzusehen, als Iron seine Gerüchteküche servierte. „Was?“, kiekste sie hell, beinahe unpassend, und zuckte in sich zusammen, als hinter ihr ein Ast knackte. Mit einem lauten, beinahe trägem „QUAK“ planschte eine fette Kröte vom morschen Holz in den nächsten, blubbernden Schlammteich. Nicht, dass Andreyna das bemerkte. Ihr Kopf ruckte kurz zur Seite, bevor sie mit großen, geweiteten Augen Iron wieder ansah. Ihre Gesichtsfarbe hat sich verabschiedet. Sie bemühte sich, dass die Angst nicht Überhand nahm. Ein Räuspern folgte, bevor sie mit schwacher Stimme wiederholte: „Oh, welche religiösen Fanatiker? Und welcher Fluch? Hat es etwas mit einer Sumpfhexe zu tun?“ Solche Geschichten kannte sie zur Genüge. Und sie endeten immer gleich: Der Held opferte sich, oder wurde gefressen, oder alle starben. Nett. Wieder warf Andreyna einen Blick über die Schulter. Der Bahnhof war schon gar nicht mehr zu sehen – stattdessen erreichten sie bald Lowmire.
„Huh…“, stieß sie aus, als sie die kleinen, seltsam geformten Hütten entdeckte. Andreynas Stirn furchte sich und für einen Moment vergaß sie den schaurigen Sumpf, den sie zeit- wie teilweise hinter sich gelassen hatten. Eigentlich nicht wirklich, das war nur Wunschdenken, das mit dem Anblick von Zivilisationen verbunden sein konnte. Die freie Hand stemmte sich in ihre Seite. „Ich … Ich bin zugegebenermaßen davon ausgegangen, dass dieses Örtchen doch ein wenig größer sei? … Nun, dann sollte ein Friedhof nicht zu schwer zu finden sein. Sollen wir uns beim Bürgermeister anmelden?“ Der Blick der Städterin schwirrte umher. Sie versuchte, irgendeine Art von Rathaus, oder Verwaltungsbüro, oder-oder-oder auszumachen – Aber nichts kam ihr irgendwie bekannt vor. Andreynas Lippen schürzten sich etwas, bevor sie leise ausatmete und fragend zu Iron sah. Sie hielt sich an den Ran – das schien ihr am Einfachsten.
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Dark is the road that leads to Heaven for one/ Who is not dead. [...]
Irons große Ohren zuckten leicht, als Andreyna leise vor sich hin flüsterte. Solche stillen Worte entgingen ihm nicht, aber er kommentierte sie auch nicht. Sie waren schließlich nicht für ihn bestimmt. Anders als die Frage, warum er sie kennen lernen wollte. „Weil ich dich interessant finde“, lächelte der Ran offen und ehrlich. „Und freundlich.“ Ein wenig musste er kichern, als sie meinte, dass es da nicht viel zu entdecken gäbe. Das klang ja fast wie wenn er über sich selbst redete. Er schüttelte leicht den Kopf, ehe er einen Blick heraus aus dem Fenster des Zuges wagte. „Ach, das ist gehüpft wie gesprungen. Wie viel es zu kennen gibt, dass weiß ich dann, wenn ich mit dem Kennenlernen fertig bin. Und selbst wenn's nix gibt, hab ich damit zumindest eine neue Sache gelernt.“
Es war ein wenig überraschend zu sehen, wie viel Interesse Andreyna an den Gerüchten des Sumpfes hatte. Mit einem fröhlichen Grinsen schüttelte er den Kopf. „Von einer Sumpfhexe hab ich noch nichts gehört, entschuldige. Da weißt du mehr als ich“, antwortete er amüsiert und hob seinen Blick gen Himmel. „Das mit den Fanatikern ist auch nicht wirklich detailliert. Ein paar Leute behaupten wohl, hier Leute in weiten Roben gesehen zu haben, die Kräuter verbrennen und um Feuer tanzen und sowas. Könnten auch einfach irgendwelche Jugendpartys sein... wenn es überhaupt stimmt.“ Dann legte sich ein Schatten über seine Augen, als der Ran den Kopf leicht senkte und Andreyna vorsichtig von der Seite betrachtete. Seine Stimme war etwas tiefer, rauchiger, als er fortfuhr. „Das mit dem Fluch... ist natürlich eine andere Geschichte.“ Die düstere, von leichtem Nebel überzogene Atmosphäre des Sumpfes am Abend war wundervoll dazu geeignet, eine kleine Schauergeschichte zu erzählen. Das einzige, was fehlte, war eine Taschenlampe, die das Gesicht des Hasen von unten beleuchtete. Wenn er sich als Erzähler ordentlich machte, sollte es aber auch so funktionieren. „Du hast sicher davon gehört, dass die Sümpfe beim Tag nicht so sind wie bei Nacht“, sprach Iron mit seiner Schauerstimme. „Im Dunkeln, wenn die Bäume von ihren Plätzen wandern und selbst der Schlamm des Bodens sich erhebt, um ahnungslose Wanderer zu erschrecken. Die Zeit, zu der jeder, der sich in diese Wälder wagt, seinen Weg verliert und für immer verschwindet. Es heißt, wenn man zu dieser Zeit genau hinhört, kann man die Rufe der Verlorenen und Vergessenen hören, die um deine Hilfe bitten. Sie sind herzzerreißend... aber wenn du ihnen folgst, dann wirst du selbst ein Opfer des Fluches!“ Ein paar Sekunden lang sah Iron Andreyna noch düster an, ehe sich sein Gesicht aufhellte und er breit lächelte. „Aber das ist natürlich alles Unsinn! Lass dich nicht reinlegen, Andreyna!“
Besonders groß war Lowmire tatsächlich nicht. Im Vergleich zu der Farm, auf der Ippi aufgewachsen war, war es natürlich recht groß, aber selbst die meisten Dörfer aus der Umgebung in Süd-Fiore überragten diesen Ort. Seine Ohren zuckten leicht, lauschten nach Personen, aber es schien gerade nicht viel los zu sein. Er nickte auf die Aussage der Vermillion hin. „Ja, wir sollten uns auf jeden Fall melden“, meinte er, deutete dann aber gen Horizont, wo die Sonne bereits recht weit gesunken war. „Aber wir wollten uns den Friedhof auch einmal bei Tageslicht ansehen, nicht? Dann sollten wir das vielleicht zuerst machen, sonst geht uns die Gelegenheit hops...“
Leider wusste Andreyna nicht unbedingt viel - sie hatte nur sehr viel Zeit damit verbracht, über alles Mögliche zu lesen. Auch über Sumpfhexen. Leider wusste sie auch nicht, wie sie mit manchen Situationen umzugehen hatte, und entsprechend fiel auch die Reaktion nach außen aus. Sie stotterte ein "Oh. In Ordnung.", als Iron sie als interessant und freundlich bezeichnete und verband den Rest mit einer Menge Fragezeichen im Kopf, auch wenn sich ihre Gedanken darum nicht lange kreisen wollten. Die Aussichten auf den Sumpf - und vor allem die Aussicht, war einfach wenig verlockend und beschäftigte sie schlichtweg mehr. Alles andere waren Dinge, über die man nachdenken konnte, wenn man die Kapazität dafür in seinem Hirn hatte.
Das fröhliche Grinsen des Ran schien den Ritter nicht wirklich zu beruhigen, oder gelassener zu werden. Schritt für Schritt wirkte es so, als würde Andreyna sich mehr und mehr anspannen, als würde ihr jemand den Schlüssel in den Rücken stecken und sie wie ein Spielzeug aufziehen. Entsprechen stacksig fielen auch die Schritte aus, die immer mal wieder Matsch aufwirbelten. Sie hörte Iron still zu, nach ihrem anfänglichen Schwall an Rede, wobei der Blick immer mal nur flüchtig auf ihm lag und sie ansonsten mehr und mehr ins dustere Dickicht spähte. Hatte sich da etwas bewegt? War da ein Schatten? Oder spielten nur ihre Gedanken verrückt? Die Frau drehte ihren Kopf wieder in Richtung ihres Kameraden, als es so schien, als würde er eine kurze Sprechpause einlegen. Etwas zweifelnd hob sie die Augenbrauen. "Jugendpartys? In Kutten? Und dabei Kräuter verbrennend? Das klingt mir...", begann sie bereits, unterbrach sich aber, als sie den Schatten bemerkte, der seine Augen verdunkelte. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in Andreyna aus und kurz blieb sie stehen. Auch die plötzlich dunklere, tiefere Stimme gefiel dem Ritter nicht sonderlich, sie merkte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. Einen Moment starrte sie Iron an, dann brach ein leises, nervöses Lachen, mehr noch ein verschlucktes Kichern aus ihr heraus. Lange hielt es nicht, tatsächlich verebbte es mit zwei Atemzügen, als es so schien, als wäre es dem Ran ernst und sie hüstelte etwas, als sich ihre Kehle plötzlich sehr trocken anfühlte. "I-Ist es?", druckste sie heraus, wobei sich die Finger beinahe automatisch etwas fester um den Gurt des Schildes legten.
Iron brauchte keine Taschenlampe, um die Atmosphäre zu stärken, die in dem Sumpf lauerte und nur darauf wartete, Angsthasen sich zurück in die Stadt zu wünschen. Andreyna würde sich selbst niemals wirklich als ängstlich bezeichnen, allerdings gab es Geschichten, die sie dazu ermuteten, nachts dann doch lieber ein Lichtlacrima zu benutzen. Vielleicht war sie ja doch einer, ihr fehlten ja nur die Löffel. Beinahe automatisch zog sie ihre Schultern hoch, als der Ran zu erzählen begann, und die Farbe schien ihr nach und nach aus dem Gesicht zu weichen. Langsam pendelte der Blick weg vom Kameraden, an ihm vorbei weiter in den Sumpf hinein. Wieder ein Schatten, der aus ihrem Augenwinkel sich zu bewegen schien. Und das Gefühl, beobachtet zu werden. Sie hoffte, sie bildete es sich nur ein. Langsam huschten ihre Augen zurück zu ihrem Gegenüber und einen Moment betrachtete sie Irons Gesicht, als wäre es das letzte bisschen "Normal", was sich hier als Anblick bot, doch der junge Mann sah weiterhin gruselig aus. Irgendwie ... grünlich? Das ist bestimmt nur das Licht hier. Als der Ritter seine Geschichte beendete, noch bevor er lächeln konnte, huschte der Blick Andreynas zurück zur Seite.
Die Äste wackelten und knarzten, dem Wind geschuldet, ganz natürlich, als plötzlich, natürlich just zu dem Zeitpunkt als Iron endete, ein morscher Ast brach und zu Boden krachte. Er war nicht groß, oder gefährlich, aber tönte laut und ächzend wie ein alter Mann, der gerade gefallen war, und ähnlich laut war der helle, spitze Schrei, den Andreyna von sich gab. Sie warf sich immerhin nicht in irgendwelche Arme und unterdrückte den Impuls, zu springen, aber sie zuckte ordentlich in sich zusammen und sah in die Richtung des Geräusches. Irons strahlendes Lächeln erwiderte sie nicht wirklich. Sie versuchte nicht mal mehr, die Mundwinkel zu heben, sondern sah ihn nur mit Schreck in den Augen an.
Entsprechend war sie den restlichen Weg über schneller unterwegs. Sie rannte nicht, aber sie gab sich redlich Mühe, in einem Tempo in Richtung Lowmire zu laufen, das man gut als "angezogen" beschreiben konnte. Der Anblick des Dorfes brachte ihr auch ein wenig Ruhe, beinahe Erleichterung, auch wenn sich Andreyna fragte, wer denn so von Sinnen sei, dass er freiwillig hier leben würde. Sie behielt den Gedanken immerhin für sich; sicher gab es irgendeinen Nutzen. Ein Nicken auf das Nicken des Ran folgte, und tatsächlich wollte sich Andreyna bereits in Richtung des größten Hauses umwenden - klare Indizien, dass da vermutlich entweder viel los war, oder jemand Wichtiges dort lebte. Dem Deut zum Himmel folgte sie verzögert mit dem Blick, und erneut zogen sich ihre Schultern hoch, als sie die untergehende Sonne sah. Sie wollte auf keinen Fall bei Nacht auf den Friedhof gehen, zumindest nicht nachts den ersten Blick darauf werfen. Etwas ruckartige fuhr ihr Kopf von links nach rechts. Friedhöfe waren meist kein Teil des Stadtzentrums, sondern irgendwie nach außen verlagert, bestenfalls beschildert. Aber einen wirklichen Anhaltspunkt sah sie auf den ersten Blick nicht.
"Uhm... Siehst du irgendwo einen Pfad? Ein Schild, das "Hier zum Friedhof" sagt? ... Ist es denn überhaupt ein großer Friedhof? Oder meinst du, es ist mehr so ein Fried...höfchen." Andreyna runzelte die Stirn etwas, während sie sich umsah, bevor sie Iron kurz an die Schulter tippen wollte, um zu einem Pfad zu deuten, der scheinbar wieder etwas abseits aus dem Dorf heraus führte. Er schien gepflegt, tatsächlich hatte man sich sogar die Mühe gemacht, ein wenig Grüngewächs neben dem lose anmutenden Kopfsteinpflaster anzupflanzen, wenn der restliche Weg nicht durch Bretter gefestigt war. Ein eiserner Bogen, mit ein paar kümmerlichen Rankenpflanzen, bildete den Eingang, auch wenn dieser schon bessere Tage gesehen hatte. "... Da vielleicht?" Vielleicht war das schon die Antwort auf ihre eigene Frage. Oder sie deutete geradewegs den Pfad an, der zur nächstbesten Hexenhütte führte.
"Sprechen"| Denken| Magie
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Natürlich hatte Iron bewusst eine kleine Gruselgeschichte erzählt, aber er hätte wirklich nicht gedacht, dass seine Worte so einen massiven Einfluss auf Andreyna haben würden. Er realisierte etwas zu spät den Horror, der in ihrem Gesicht lag; erst als sie beim Brechen des Astes aufschreckte realisierte er so wirklich, wie angespannt sie war. Seine Reaktion darauf war wohl auch nicht die Beste: Als er hörte, wie sie aufschreckte, konnte der Ran nicht anders, als kurz aufzulachen. „Ahaha, na hoppla! Da hab ich deine Erbsen wohl schlimmer durchgerüttelt als gedacht!“ Die kleine Horrorgeschichte war schlussendlich nicht mehr als ein einfacher Scherz, aber so, wie es aussah, war der bei der Vermillion nicht wirklich angekommen. Oder vielleicht war er zu gut angekommen, eins von beidem. Nun ja, immerhin bewegte sich Andreyna nun mit einem gewissen Tempo durch den Sumpf. Es war schön zu sehen, dass sie so motiviert mitmachte!
„Da vielleicht“, nickte der schmunzelnde Hase zufrieden, als Andreyna tatsächlich einen Pfad entdeckt hatte, der wahrscheinlich zum Friedhof führte. Spätestens der gruselige Torbogen war ein ziemlich gutes Indiz dafür, dass es da lang zu einer wichtigen und wahrscheinlich begrenzt gepflegten Lokalität des Dorfes ging. Mit einem großen Hüpfer begab sich der Hase auf den Boden hinauf, schirmte seine Augen mit einer Hand von der untergehenden Sonne ab, um in die Ferne zu sehen. „Jap! Du hast ein gutes Näschen für Radieschen, Andreyna. Die guckt man sich da drüben nämlich von unten an!“ Mit einem eiligen „Hepp!“ kehrte der Ran zurück auf die Erde, an die Seite seiner Partnerin, um mit ihr gemeinsam den Bogen zu durchschreiten. Theoretisch hätte er auch direkt auf der anderen Seite herunter hüpfen können, aber dann wäre doch sicher der gute Grusel des Momentes verloren gegangen! Es war vermutlich ohnehin nicht ganz einfach, die unangenehmen Seiten dieses Auftrages allzu ernst zu nehmen, wenn man stets und ständig so ein fröhliches Karnickel an seiner Seite hatte. Gemeinsam schritten die beiden Ritter den Pfad entlang, erreichten recht bald die Gräber. Es war kein besonders großer Friedhof, passend zu einem Dorf, in dem nicht gerade eine riesige Gemeinde lebte. Während das Zentrum, der Kern des Hofes, sehr ordentlich aussah mit einem Hauptpfad, der dreimal von perfekt geraden Wegen gekreuzt wurde, an denen entlang sich die Gräber aufbauten, hatte man sich wohl beim weiteren Ausbau nicht so viel Mühe gegeben. Man konnte deutlich erkennen, wo der zentrale Pfad eins geendet hatte, da dort die Überreste einer kleinen, etwa hüfthohen Mauer unebener Steine standen, die wohl früher den Friedhof eingezäunt hatte. Da, wo der Weg abgeschnitten worden war, war ein Loch in die Mauer gerissen worden, um ein kleines Tor als Durchgang einzubauen, das inzwischen verrostet an der Seite lag. Dahinter ging der Pfad nur noch halb so schön gepflastert weiter, ehe er sich ein letztes Mal nach links und rechts ausbreitete, um in einem großen, stellenweise durch die Witterung unterbrochenen Kreis den Friedhof einzurahmen. Die neuen, weiter gefassten Grenzen des Friedhofs. Während die Gräber hier am Ende noch ganz hübsch aufgebaut worden waren, wurden sie in Richtung Eingang immer spärlicher und stellenweise einfach schief und ohne Relation zu den anderen in die freie Ebene gestellt. Efeu überrankte den Großteil des Gesteins hier und verbarg so einige Namen, und eine kleine, alte Hütte, die wohl mal einem Friedhofswärter gehört hatte, stand halb verrottet im Hintergrund. Das Gute an den zerfallenen Wänden war, dass man ziemlich leicht ins Innere sehen konnte. „Okay, happ. Das hier ist definitiv ein Friedhof.“ Das Offensichtliche bestätigt, sah Iron auf Anhieb nicht wirklich etwas Besonderes an diesem Ort, abgesehen davon, wie ungepflegt er war. Schlussendlich war für ihn aber das, was er sah, gerade nebensächlich. Die langen Ohren des Hasen zuckten und er blickte sich verwundert um, ehe er eine Hand an einen seiner Löffel hob. Ein paar Sekunden lang blieb er still, ehe er wisperte: „Sag mal, Andreyna... hörst du etwas...?“
Andreyna nahm es Iron nicht übel - er konnte nichts dafür, dass sie vielleicht doch etwas schreckhaft war und schon gar nichts für ihren Faible, spät abends im Bett noch gruselige Geschichten, Kriminalromane und Thrillerschmöker zu verzehren. Tatsächlich war das auch diesen Tag vorausgegangen, weswegen der Ritter wohl doch etwas anfälliger für Schauderei und Spuk war, als sie selbst angenommen hatte. Vielleicht las sie das nächste Mal doch lieber einen einfachen Roman mit gutem Ende, und nicht unbedingt etwas von Stephanie Königin, schon gar nicht, etwas, wo die geliebten Haustiere plötzlich wieder auferstehen und irgendwelche dunklen Wälder heimsuchten - oder so ähnlich. Entsprechend lächelte die Frau etwas matt, als der Ran zu lachen begann. "Oh, ... ha... ha.", kam es etwas schwach von ihr, zwar nicht unehrlich - die Erleichterung war echt - aber durchgeschüttelt und wach war sie immerhin.
...
Sie erwiderte das Nicken knapp. Ja, sie war sich fast sicher. Friedhöfe waren beinahe immer gleich aufgebaut. Oft eingezäunt, meistens mit irgendwelchen Tören oder Bögen versehen, als würden lebende Seelen die Körper der Toten ganz klar abgrenzen wollen von dem, was für sie der Alltag schien. Sie setzte schon an, weiterzugehen, da blinzelte sie ihrem Kameraden hinterher. Offenes Erstaunen lag im Blick Andreynas, als Iron einen großen Hops auf den Bogen vollführte und dort Ausguck spielte. Ein sachtes Blinzeln brach den wunderlichen Ausdruck des Ritters und mit ein paar vorsichtigen Schritten näherte sie sich dem Eisengerüst. Auf die Worte des Leporidaes schmunzelte sie auf und tippte sich selbst auf die Nasenspitze. "Immerhin dafür.", erwiderte sie schlicht, aber heiter - vor allem aber bescheiden - , und machte einen Schritt zur Seite, um Iron Platz zu bieten, als er ansetzte, wieder herunter zu hüpfen. "Dafür kannst du ziemlich hoch springen. Trainierst du dafür die Waden extra?" Es war Neugierde, die im Blick der Vermillion lag, bevor sich die Augen etwas trübten, als sie den Pfad entlang sah. Andreyna mochte keine Friedhöfe. Einmal im Jahr hatte sie einen Pflichtbesuch, um einer Frau zu erinnern, an die sie sich nicht wirklich erinnern konnte. Es war jedes Mal aufs Neue ein seltsames Gefühl, in das müde, traurige Gesicht ihres Vaters zu blicken, und die Emotionen nicht ganz nachvollziehen zu können. Wenn sie die Gemälde betrachtete, die in ihrem Elternhaus aufgehangen waren, blickte sie einer Fremden entgegen. Sie hatte zwar ein gutmütiges Gesicht, und Andreyna erkannte Ähnlichkeiten, aber es war ... nichts da. Sie vermisste die Frau nicht, die ihr entgegenblickte. Es war eine Fremde.
Sie hatte die Schultern etwas hochgezogen, und ließ sie schließlich wieder sinken, als sie mit Iron gemeinsam losging. Andreyna betrachtete das fröhliche Karnickel einen Moment lang von der Seite, ehe beinahe zögerlich folgte: "Hmm... Warst du schon häufiger auf Friedhöfen?" Es schien so, als wollte sie noch etwas anfügen, aber der Ritter beließ es dabei. Stattdessen betrachtete sie alsbald die Gräber. Viele waren es nicht, zumindest war der Friedhof nicht so riesig, wie er es in Crocus Town war. Immerhin das Zentrum war ordentlich, eine gewisse Sorgfalt gegenüber den Toten konnte man wohl noch in Lowmire empfinden, fraglich war es aber, warum der Anbau im Vergleich so schäbig dafür aussah. Andreyna runzelte die Stirn. Waren es wirklich Geister, die hier umherspukten? Tote, die sich eine bessere Beerdigung gewünscht hätten?
Sie folgte mit vorsichtigen Schritten dem Weg, bis er abgeschnitten war. Das Loch in der Mauer wurde einen Moment lang betrachtet, dann sah sie zu dem verrosteten Tor, das achtlos zur Seite geworfen wurde. Andreyna verzog den Mund. "Ich glaube, ordentliche Friedhofspflege sieht anders aus. Meinst du, da sind die älteren Gräber?" Sie warf einen Blick über die Schulter und suchte den von Iron. Einen Moment lang begutachtete sie die Mimik des Gefährten, bevor sie dem weniger schön gepflasterten Pfad folgte. Die linke Hand legte sich an den Griff ihres Streitkolbens. Fast hätte sie ihn gezogen, als sie ein Rascheln hörte, doch kurz darauf hüpfte ein kleiner Vogel aus dem Efeu, dass Stein fraß, der beinahe etwas meckernd tschirpte.
Andreyna atmete aus. "Warum haben sie das alles hier so zerfallen lassen?" Sie verstand nicht, nickte aber auf die Aussage des Ran. Es war offensichtlich ein Friedhof. Und am Ende wusste der Ritter auch nicht, ob das wirklich ihre Aufgabe war, die weniger metaphorische Ordnung hier wiederherzustellen. Anderenfalls hätte man ihnen sicher Gartenwerkzeuge bereitgestellt. Das grübelnde Gesicht verschwand, als Iron eine Hand an die Löffel hob und still blieb. Das alleine war schon seltsam für Andreyna. Sie wartete einen Moment lang ab, bevor sie den Kopf in die Schräge neigte. "Ob ich etwas höre? Nun, ich glaube, meine Ohren sind längst nicht..."
Andreyna unterbrach sich, ihre Augen weiteten sich einen Moment lang. Irgendetwas ... quietschte? Aber es war leise. Für sie beinahe zu leise. "Was ist das?"
"Sprechen"| Denken| Magie
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» Crocus Lotus Mo 18 Nov 2024 - 23:17 von Sirviente
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