Ortsname: Polizeistation von Aloe Town Art: Gebäude Spezielles: Frei zugänglich Beschreibung: Die Station hat rund um die Uhr geöffnet, sodass hier jederzeit jemand erreicht werden kann. Ob es um Anzeigen geht oder anderes, hier sollte man fündig werden oder zumindest an den richtigen Ort weiterempfohlen. Verbrecher können im hinteren Teil für einige Tage festgehalten werden, ehe sie in andere Gefängnisse verlagert werden, ihr Gesichtstermin feststeht oder sie von den Rune Knights abgeholt werden.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Sie spürte also die Gefühle der Leute um sie herum? Klang nützlich, aber auch irgendwie nervtötend. Yui wusste nicht, ob er 24/7 die Empfindungen jeder Person wahrnehmen wollte. Was er allerdings auch ohne so eine Fähigkeit sehen konnte, war die äußere Reaktion seiner Partnerin. Als ob sie vor irgendwas Angst hatte. Er konnte nicht nachvollziehen, was gerade in Ronjas Kopf vor sich ging, doch einer Kollegin sollte man immer zur Seite stehen, wenn diese Probleme hatte. Der Blauhaarige legte der Vates eine Hand auf die Schulter und Kniete sich zu ihr herunter. Jetzt waren sie auf Augenhöhe und er schaute sie direkt an. “Was spürst du gerade bei mir?” vermutlich die Ruhe selbst, die er gerade ausstrahlte. Er war nicht besorgt darum, dass jemand in seinen Gefühlen herumsuchte. Jedenfalls nicht, wenn es sich um jemanden handelte, die auf seiner Seite war. Doch es wäre gelogen, wenn er sagen würde, dass er die Möglichkeiten so einer Fähigkeit nicht sah. Das Potential, die innersten Empfindungen einer Person gegen sie zu verwenden, war groß. Auch wenn Yuitora nicht das Ausmaß des Ganzen kannte, er würde darauf vertrauen, dass Ronja ihre Möglichkeiten nur für den rechten Zweck benutzte. “Du hast eine gute Seele, das sehe ich.” meinte er und erhob sich wieder. “Diese Freundin, Ravi, ist also eher kämpferisch begabt, wenn ich das richtig verstehe? Dann scheint sie mir eine gute Ergänzung für dich zu sein, wenn du andere Talente hast.” Also wenn man rein diesen Aspekt betrachtete. “Sie klingt wie eine gute Freundin. Das freut mich für dich.” ob er Ravi wohl auch irgendwann kennenlernen würde? “Ach, jeder Rune Knight hat seine eigenen Stärken. Natürlich gibt es auch welche, die kämpferisch vielleicht nicht so begabt sind wie andere. Unsere Aufgaben beschränken sich immerhin nicht nur auf Konfrontationen und Konfliktlösung durch Gewaltanwendung.” meinte er nur und schaute sie mit einem freundlichen Lächeln an. “Nimm diesen Auftrag, den wir gerade machen, mal als Beispiel. Meine Fähigkeiten beschränken sich auf einfache Take-Over Magie, die es mir erlaubt, die Form anderer Krieger anzunehmen. Für eine Ermittlung ist das aber nicht unbedingt hilfreich, wenn es nicht eskaliert. Deswegen bin ich sehr froh, jemanden wie dich dabei zu haben. Du kannst uns bestimmt gut weiterhelfen” ein ehrliches Kompliment vom Blauhaarigen, während sie der Polizeistation langsam näher kamen.
“Ich würde vorerst das Reden übernehmen, wenn dir das Recht ist”, schlug Yui vor. Immerhin würden sie einem Rune Knight wohl eher antworten als einem normalen Magier und deswegen war es besser, wenn er von Anfang an klar machte, worum es sich bei dem Großgewachsenen handelte. Das Innere des Gebäudes war wie ein großer Büroraum angeordnet. Viele Tische mit Akten und anscheinend hatte jeder Polizist hier seinen eigenen Arbeitsplatz, an dem er seine Dinge sortierte und Fälle bearbeitete. Direkt am Eingang lag eine kleine Rezeption, an dem gerade zwei Typen sich gegenseitig Ordner und Zettel hin- und herschoben. Kurz warf er Ronja einen freundlichen Blick zu und nickte, bevor er sich wieder umdrehte und auf die Rezeption zuging. Sobald der große Mann dort stand, schauten ihn beide Polizisten an und mussten ihre Köpfe erstmal stark in den Nacken legen, um von ihren Stühlen aus den Kopf des Tomoeyasus zu erblicken. “Ja, wie können wir helfen?” fragte einer der Beiden. “Guten Tag, Yuitora Tomoeyasu mein Name. Ich bin von den Rune Knights.” und er zeigte ihnen kurz sein Gildensymbol. “Und das hier ist eine Kollegin aus Satyrs Cornucopia.” er zeigte auf die Vates, die wahrscheinlich nur gerade so über den Tresen ragte. “Wir sind hier, um uns nach einem bestimmten Ereignis zu erkundigen, welches sich vor einiger Zeit hier in Aloe zugetragen hat. Sagt ihnen der Name George Dublin etwas?”
Wäre Ronja empfindlicher gewesen, hätte sie sich vielleicht unwohl oder verärgert gefühlt, das Yuitora auf die Knie ging, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein und ihr die Hand auf die Schulter legte. Aber sie wusste von Ravi, dass nicht nur ihr Nacken das Hochsehen unangenehm fand, sondern auch das Hinabblicken weh tat. Außerdem störte sie der Kontakt nicht. Für die Vates war Körperkontakt normal und in den meisten Fällen, etwas, dass sie instinktiv mit Freundlichkeit verband, etwas, dass Einsamkeit vertrieb und das Atmen erleichterte. „Kennst du das Gefühl, wenn du in einer warmen Nacht draußen stehst und hoch zu Himmel blickst? Diese Stille und dieser Frieden, der in der Luft liegt. Der Himmel ist so weit oben, schön und ruhig. Nicht unnahbar aber … unerschütterlich. Wenn hier alles zum Teufel geht, ist er immer noch so schön da oben.“ Ronjas Blick war zum klaren, blauen Himmel über der Wüstenstadt geschweift und wanderte jetzt wieder zurück zu Yuitora. „Manche sperren ihre Gefühle ein, dann ist es keine Ruhe, sondern wie ein … Käfig. Wenn ich die Augen schließe, bist du grün. Es ist, wenn ich mit den Gefühlen arbeite, einfacher, sie mir als Farben vorzustellen. Deine ist ein dunkles Grün, Ruhe und Vertrauen. Mit ein paar Funken gelber Stolz und oranger Neugierde.“ Ihm war vielleicht nicht bewusst, wie viel seine Worte ihr bedeuteten. Nero hatte ihr immer gesagt, sie wäre gut, sie würde nie jemanden etwas antun. Ronja hatte sich so verbissen daran geklammert, für ihn, für sich, für alle, denen sie Schlechtes tun könnte. Eine gute Seele. Ronja hatte sehr große Angst, ihre Seele wäre nicht stark genug, nicht hell genug, um mit Rune klarzukommen. Sie blinzelte, ihr Lächeln war kurz verschwunden gewesen. „Ja, das ist sie“, stimmte sie zu. „Das macht Sinn. Aber ich glaube, wirklich geeignet bin ich dafür nicht. Hier und da ist es bei Quests praktisch, dass stimmt, aber ich versuche lieber denen zu helfen, die etwas durchlebt haben, dass ihnen seelisch wehgetan hat.“ Mit Neros und Ravis Hilfe hatte sie ihre Praxis vor einigen Wochen fertigbekommen. Und mit Lians Hilfe. „Aber vielleicht hilft es uns mit dem … Mann.“ Ronja schluckte das Wort Mörder hinab. Es war ein wenig wie mit Senka, wo sie sich geweigert hatte, ihn ein Monster zu nennen. „Wir sollen herausfinden, ob er etwas gemacht hat oder Magie hat, wodurch George zum Geist wurde, oder ob Georges Lebenswille das selbst war.“
Vor der Polizei nickte Ronja Yuitora zu. Er hatte mehr Erfahrung mit Polizei und dem, wie man mit ihnen sprach und was man erbitten konnte. So folgte sie ihm in das Gebäude, das noch fast so eingerichtet war wie an die zehn Jahre zuvor. Sie hielt sich an den Größeren und trat neben ihn an die Rezeption, schenkte den Polizisten ein freundliches Lächeln. Sie stellte sich dabei auf die Zehenspitzen und hob eine Hand, um das Gildensymbol darauf zu zeigen. „Ah ja, der arme Kerl“, ließ der linke verlauten. „Wofür braucht ihr Informationen?“ Ronja stellte sich wieder auf die Zehenspitzen. „Ich bin Ronja Tarcoss. Durch irgendeinen Vorfall spuckt George noch immer in seinem Haus herum. Das mag vielleicht unmöglich klingen, aber Sie können gerne nachsehen gehen und sich selbst überzeugen. Wir wollen herausfinden, was geschehen ist und hoffen, dass uns Harry Jaiden dabei helfen könnte. Wäre es möglich, mit ihm zu sprechen?“ Sie lächelte die beiden beruhigend an. Das mit dem Geist war wohl nicht nur für Yuitora ein wenig schwerer zu verdauen gewesen, auch die zwei hier wirkten irgendetwas zwischen erschrocken und ungläubig. Ronja hielt sich zurück, nach dem kühlen Gefühl zu greifen. Es war ihre Empfindung und ihr Recht darauf. Sie atmete tief durch und schob gedanklich die Hände in die Hosentaschen. „Nun, Harry Jaiden ist schon hier, aber sind Sie sich sicher, dass es Georges Geist war?“, fragte der Rechte skeptisch nach und sah trotz Ronja nicken zu Yuitora.
Zuletzt von Ronja am So 19 März 2023 - 17:03 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Ihre Beschreibung seiner Gefühlslage schmeichelte ihm natürlich. Es klang so poetisch und schön gleichermaßen. “Ja, eine klare Nacht kann für einen klaren Kopf sorgen. In den Himmel zu schauen hat immer etwas Beruhigendes." Nicht, dass sein Kopf jemals leer war. 1000 Sachen schwirrten dort herum, doch manchmal konnte er diese Dinge für ein paar Sekunden vergessen. Yui war mittlerweile so an seinen Alltag gewohnt, dass er nicht mehr wusste, wie man zu 100% zur Ruhe kam. Doch er gab sein Bestes und lernte damit zu arbeiten, genau wie heute auch. “Auch das ist ein wichtiger Teil so einer Arbeit, Ronja.” meinte er schließlich zu ihr. “Leuten zu helfen, die im Inneren Probleme haben, kann auch viel wert sein.” sagte der Blauhaarige und stand wieder auf. “Und wer weiß, was uns dieser Harry noch zu erzählen hat.” vielleicht würden ihre Künste ja wirklich weiterhelfen können. Aber erstmal müssten sie mit ihm reden und herausfinden, was denn nun genau geschehen war und warum George anscheinend als Geist umher schwebte.
In der Polizeistation übernahm Yui den Anfang und machte den Polizisten klar, um wen es sich hierbei handelte. Zum Glück schienen die Beiden dort sehr kooperativ zu sein und erkannten auch Georges Namen. Zugegeben, Ronjas Erklärung sorgte nicht unbedingt dafür, dass dieser ganze Bestand etwas einfach zu erklären klang. Da war es kein Wunder, dass die beidne sie nun etwas skeptisch anschauten. Einen Moment lang blickte der Tomoeyasu zu seiner Kollegin und dann zu den beiden Polizisten. “Es…klingt komisch, doch wir haben Grund zur Annahme, dass komische Dinge vor sich gehen.” er versuchte mal, es so einfach wie möglich auszudrücken, ohne dieses Geisterthema erneut aufzubringen. “Deswegen würden wir gerne mit Harry reden, um hoffentlich ein paar Informationen zu bekommen. Und wenn wir schon dabei sind, sie haben doch sicher auch eine Fallakte, oder?” die beiden schauten sich kurz an und nickten schließlich. “Wenn es ihnen recht wäre, würde ich dort gerne auch noch einen Blick hinein werfen.” was auch immer sie dort protokolliert hatten, eventuell gab es darin auch ein paar nützliche Dinge. Der eine Mann signalisierte dem Anderen, dass er die Akte heraussuchen sollte und schaute erneut zu den beiden Magierin. “Ich bring euch zu Jaiden. Folgt mir.” meinte er, nahm einen Bund Schlüssel in die Hand und trank einen Schluck aus seiner Kaffeetasse.
Ronja nickte. Es fiel ihr manchmal schwer, die Gefühle und Empfindungen in Worte zu fassen, sodass es für andere verständlich war. Ihre Magien arbeiteten zum Großteil aus einer geistigen und emotionalen Ebene. Vielleicht sogar einer seelischen, wenn es eine Seele gab, wovon Ronja überzeugt war. Es ging viel um Glauben und Willenskraft, darum, seine Vorstellung wahrwerden zu lassen. Mit Lian hatte sie viel Zeit auf dieser mentalen Ebene verbracht, als sie mit den Magien geübt hatten, für die meisten war es aber ein Ort, den sie nie betraten. Yuitora schien aber verstanden zu haben, was sie gemeint hatte. „Ja, das hat es.“ Es war ein schönes Puzzleteil. Ravi war voll Licht und Leben, ein buntes Chaos, dass ihr nicht erlaubte, von der Dunkelheit gefressen zu werden. Und Yuitora war wie ein Atemzug von kühler Luft, die den Geist weckte und klar machte.
Mit dem größeren Magier an ihrer Seite hatte Ronja die Polizeistation betreten. Sie überließ es ihm, sie beide vorzustellen und zeigte ihr Gildenzeichen. Dann griff sie ihr Anliegen auf, warum sie Hilfe benötigten. Die beiden Polizisten schienen nicht überzeugt davon zu sein. Ein echter Geist … Zugegeben, es war ein erschreckender Gedanke für die meisten. Ronja war mit Flügeln aufgewachsen, mit einem stillen Herzen. Ihr Vater war tot, nicht wie die meisten, sondern ein Untoter wie Gin. Sie war an Dinge gewöhnt, die anderen unmöglich erschienen. So erwiderte sie Yuitoras Blick, der den beiden antwortete. Ronja sah den beiden Männern zu, wie sie seine Worte abwogen, dann aber stimmten sie zu. Sie hatte noch nie in eine Fallakte geschaut, nahm aber an, dass darin mehr über den Vorfall stand. Der linke Polizist erhob sich, um die Akte zu suchen und Ronja atmete erleichtert auf. Sie durften weiter – und vor allem kein Anzeichen von Rune, kein Bedürfnis, den beiden in ihrer Entscheidung etwas … nachzuhelfen. Sie löste die Finger, die sie zu Fäusten geballt hatte, durch den hohen Tresen verborgen und trat zurück. „Mein Kollege schickt die Akte hinterher, wenn er sie gefunden hat.“ „Vielen Dank.“ Ronja lächelte ihn leicht an und folgte ihm mit Yuitora dann den Gang entlang an den Büros links und rechts vorbei. Am hinteren Ende öffnete er eine Türe, die zu einem schmalen, mit Holz aufgemandeltem Treppenhaus führte. Es ging die Stufen hinauf in den zweiten Stock, wo er eine weitere Türe aufsperrte und hinter ihnen wieder ab. „Wir haben wir einige Zellen, bevor sie verlagert werden. Die dritte von hinten.“ Er steuerte auf die Türe zu. Was weiter vorne war, konnte Ronja nur mutmaßen … Sie trat neben Yuitora, als der Polizist die Türe öffnete. „Ich werde hier, in Hörweite, bleiben.“ Die Empathin wechselte einen Blick mit ihrem Begleiter und atmete tief durch. Dann trat sie in das Zimmer und richtete den Blick auf den blonden Mann mittleren Alters, der auf dem Bett saß und ihnen entgegenblickte.
Ronja taumelte beinah zurück gegen Yuitora, als die Gefühlswelle über ihr zusammenschlug. Wut, Angst, Sorge, Scharm, Schuld, Ärger, ein wildes Gemixte von Emotionen knallt mit Wucht, brennend heiß und kalt zugleich gegen sie. Sie schnappte nach Luft und brauchte einige Herzschläge, um sich von dem Sturm genug zu lösen, sodass sie ihn nur noch auf der Haut spürte, aber er nicht mehr in ihrem Herz und Kopf toste. „Hallo, ich bin Ronja.“ Sie trat näher, in die Gefühle, die um den Mann wirbelten. Ronja sah sich um und hob den Holzstuhl vom Tisch näher an das Bett, um sich dem Mann gegenüber zu setzen. Es war nicht der erste Mörder, den sie vor sich hatte. Und Valerian hatte sie auch überlebt, im Gegensatz zu der jungen Frau … „Ich würde mich gerne mit Ihnen über den Grund unterhalten, dass Sie hier sind, wenn das in Ordnung ist?“ Der Mann zog die Stirn in Falten. „Warum?“ „Weil uns George gebeten hat, ihm zu helfen. Etwas, dass bei eurem Zusammentreffen geschehen ist, hat dafür gesorgt, dass er als Geist zurückgekehrt ist. Das … kann passieren, wenn eine Person nicht bereit ist, loszulassen, oder durch einen Magier.“ Ronja behielt ihn im Auge, spürte nur den Schreck und den Unglauben in seinen Gefühlen, das kalte Gefühl von Angst um ihren Bauch. Sie hielt es von sich ab, indem sie ihr Licht hervorzog, sich damit abschirmte und ihm zeigte. Es nahm ihm die Gefühle nicht, aber es machte sie … einfacher zu ertragen, als sie ihm Sonnenstrahlen schickte. „Ich glaube nicht, dass er es mit Magie getan hat, zumindest nicht mit Absicht“, wandte sie sich an Yuitora hinter ihr, ohne sich umzudrehen.
Zauber:
Emotional Mastery TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 30 pro Minute MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: Lässt sich nur auf sich selbst anwenden. VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Mit diesem Zauber ist es möglich ein bestimmtes Gefühl für sich selbst hervorzurufen. Dieses steht dann im Vordergrund, der Rest bleibt allerdings im Hintergrund bestehen. Hier besteht ein Suchtpotenzial, da die hervorgerufenen Gefühle wie Alkohol wirken können - besonders extreme Begeisterung und Leichtigkeit. Zudem kann zwar Gelassenheit gerufen werden, allerdings ist es nicht möglich Gefühle zu betäuben.
Enthusiasm Sentiment Tsunami TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: III ART: Support MANAVERBRAUCH: 120 pro Minute MAX. REICHWEITE: Opfer muss im Sichtfeld sein, 30 Meter (sofern der Magier gute Augen hat) SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 6, Manaregeneration Level 4 BESCHREIBUNG: Die Person, auf die der Magier sich konzentriert fühlt Begeisterung, solange das Opfer im Sichtfeld bleibt. Dabei gleicht es dem Gefühl, einen großen Erfolg errungen zu haben. Der Umgang mit dem Gefühl liegt bei dem Charakter.
Call TYP: Elementlose Magie ELEMENT: - KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 40 pro Minute MAX. REICHWEITE: 10 Meter zur Verbindungsaufnahme, 100 Meter zur Aufrechterhaltung SPEZIELLES: - VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 3 BESCHREIBUNG: Der Anwender erschafft eine mentale Verbindung zwischen sich und einer anderen Person, was ihnen erlaubt telepathisch miteinander zu kommunizieren wenn sie es wollen.
Beherrschung:
Willenskraft Level 7: Der Anwender kann eine mentale Verbindung zwischen sich selbst und zwei weiteren Personen schaffen. Willenskraft Level 9: Der Anwender kann eine mentale Verbindung zwischen sich selbst und drei weiteren Personen schaffen.
Zuletzt von Ronja am So 19 März 2023 - 17:03 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Zwei Leuten jetzt einfach mal erklären, dass ihr Auftrag anscheinend sehr schnell sehr übernatürlich wurde, war etwas schwer. Yui war ja selbst noch nicht zu 100 Prozent davon überzeugt, auch wenn er natürlich Ronja hierbei vertraute. Daher wusste der Rune Knight allerdings auch, dass andere Personen vielleicht nicht ganz so empfänglich für dieses Thema waren und dementsprechend versuchte Yui, die Lage so gut es ging zu umschreiben, ohne es direkt auszusprechen. Dieser Vorgang schien Erfolg zu haben, immerhin suchte der einen nun in den Akten herum, um die Fallakte für diesen Vorfall herauszusuchen, während der andere sie zu dem Täter führen wollte. Ein Glück verlief das Ganze hier reibungslos. Mit einem freundlichen Lächeln sah er zu dem Polizisten, der sich seine Schlüssel schnappte und die beiden anwies, ihm zu folgen. “Danke.” meinte der Großgewachsene nur, bevor er und Ronja sich ebenfalls aufmachten. Ein Treppenhaus führte sie in den zweiten Stock des Gebäudes, in dem sich einige Zellen befanden. Hier wurden Verbrecher gehalten, bevor sie in richtige Gefängnisse geschickt wurden und anscheinend fiel auch ihr gesuchter Mann in diese Kategorie.
Etwas überrascht schaute Yuitora auf seine Kollegin, als diese offenbar…nun, er wusste nicht genau, was mit ihr in diesem Moment passierte, doch es wirkte so, als würde sie etwas zurücktaumeln. “Alles okay?” fragte er ruhig und besonnen nach, er wollte immerhin nicht, dass es ihr gerade schlecht ging. Doch Ronja machte einfach weiter und trat nun in den Raum mit dem Täter. Sie wusste schon, was sie tat, da war er sich sicher und folgte ihr, blieb allerdings hinter der Vogeldame stehen und musterte den Kerl. Sein Blick sagte nicht viel, auch wenn man eine leichte Verwunderung sehen konnte. Ja, er dachte wohl nicht, dass ihn wegen diesem Vorfall nochmal zwei Leute aufsuchen würde, doch hier waren sie. Die Erklärung seiner Kollegin machte das Ganze nicht unbedingt besser und die Falten auf seiner Stirn wurden immer größer. Eine Reaktion, die Yui erwartet hatte, doch mehr konnte er nicht lesen. Wie es in seiner Gefühlswelt wohl aussah? Wie vorhin auch ertönte die Stimme Ronjas in seinem Kopf. Dieses Mal erschrak der Tomoeyasu allerdings nicht und er lehnte sich gegen die Zellenwand. “Wenn du dir sicher bist, glaub ich das. Wärst du so nett und würdest mir einen Gefallen tun? Ich würde ihm gerne ein paar Fragen stellen und sehen, wie er reagiert. Könntest du mir regelmäßige Updates geben, wie sich seine Gefühlslage verändert?”, bat er sie nun und richtete seinen Blick dann auf Jaiden. “Harry Jaiden, korrekt?” der Mann nickte stumm. “Mein Name ist Yuitora, Rune Knight. Ich würde ihnen gerne ein paar Fragen zum Vorfall stellen und hoffe dabei auf ihre Kooperation.” sehr formal, aber es sollte seinen Zweck erfüllen. “Könnten sie uns den Verlauf des Abends und das Zustandekommen der Tat nochmal erläutern?” Yui wollte einfach wissen, ob sich seine Geschichte und die von George deckten, oder ob irgendwas fehlte. “Wie standen sie zu George Dublin? Kannten sie beide sich? Waren noch andere Personen daran beteiligt?”
Die Mann hielt sein Gesicht erstaunlich kühl … wobei, so überraschend war es nicht. Seine Gefühle waren wie scharfkantige Splitter einer zerbrochenen Figur, die um ihm herumwirbelten. Unkontrolliert. Ob er es selbst überhaupt so fühlte, wie Ronja es tat? Sie zweifelte es an, denn auch ohne die Augen auf der mentalen Ebene aufzuschlagen spürte sie die kalte Wand zwischen den Gefühlen und seiner Wahrnehmung, als sie sich ihm weiter näherte. Es war ein Mörder, der da vor ihr saß, aber Valerian war anders gewesen. Sein Trauma, dass ihn geformt hatte, war älter gewesen, eingerostet und im klassischen Sinne … hässlich. Verschorfte Narben. Ronja, die immer an das Gute in dem Menschen glaubte, war vielleicht auch einfach nicht fähig, wirklich böses zu sehen, zumindest war sie davon früher ausgegangen. Aber sie hatte Böses gesehen und Harry Jaiden war nicht diese pure Übelkeit, was ihn nicht weniger gefährlich machte. Aber er war ein Mensch und Ronja wollte nicht, dass er sein restliches Leben daran litt. Er bekam seine Strafe, aber diese Bürde sollte er nicht tragen müssen. „Ja, es geht schon wieder“, murmelte sie und zog sich einen Stuhl heran. Ronja strich die Haare zurück und begann das Gespräch mit dem Mann. Er antwortete nicht, aber Ronja spürte sein Unglauben und die Verwirrung, die Angst und Hoffnung. Ja, sie war sich ziemlich sicher, wenn Harry nicht ein perfekter Schauspieler war, der selbst seine Gefühle perfekt unter Kontrolle hatte. Perfekt genug, dass sie es nicht merkte, dass es aussah, als wäre eben das nicht der Fall. Sie nickte leicht, auf Yuitoras Antwort und sah zu dem großen Magier hinüber, der seine Fragen stellten. Als Ronja den Blick zurück auf Harry richtete, benötigte sie einige ruhige Atemzüge, um ohne die Augen wirklich zu schließen, die Realität zerfallen zu lassen zu einem Nichts ohne Farbe und Form. Nicht schwarz oder dunkel, eher wie das, was ein Blinder sehen musste. Aber das Nichts war nicht leer. Ronja betrachtete die emotionale Kugel des Mannes in ihrer Buntheit. Während diese sprach, streckte sie die Finger danach aus, nach den großen Rissen in der Kugel, die sich mit etwas gefüllt hatten, dass sie nur als … Schock beschreiben konnte. Als Trauma.
Harry sah zur Türe, ehe er zu erzählen begann. „Wir waren in der Dorn ‘Roses Bar. Drei von meiner Arbeit, wir sind Handwerker. Einer meiner Kollegen hat George mitgenommen.“ Ronja, die gerade dabei war, den Schmerz aus einem Riss zu holen und diesen zu verschließen, sah die Veränderung, die Schuldgefühle. Sie fuhr mit den Finger über die Stelle und nahm einen Teil der Gefühle aus einem zweiten Riss mit sich. „Wir haben uns in der Nacht getroffen und Feierabend gemacht. Kühle Getränke, um uns abzukühlen. George war ganz lustig, mit jedem Glas … wurden wir es auch immer mehr. Keine Ahnung, ich habe das Zeitgefühl vollkommen verloren, aber es war noch nachts, da hat George die Kellnerin anflirtet und ihr seine Adresse aufgeschrieben. Ich … wir hatten ein paar Mal etwas gehabt und ich habe davon erzählt. Es war erst nicht schlimm, ich bin nicht der übertrieben Eifersuchtsmensch, aber wir haben uns hochgepusht und wir hatten zu viel Alkohol im Blut …“ Er stockte immer öfter, während Ronja versuchte, mehr Risse zu schließen. Ihr Herz war schwer von den Gefühlen, wie mit Gewichten behangen. „Man hat uns rausgeworfen, uns alle und ich war wütend. So verdammt wütend und ich habe einen der langen Splitter von dem Haus, das daneben gerade renoviert wird, genommen und …“ Ronja zog ein weiteres Mal die Dunkelheit aus ihm, ehe sie blinzelte und ihre Sicht sich wieder klärte. „Danke, das reicht uns über den Vorgang.“ Sie schluckte und atmete tief gegen den Schmerz durch. „Ich … glaube, entweder muss George selbst etwas erledigen. Vielleicht mit Harry, oder es war eine der anderen Personen. Aber von ihm kommt nur Schmerz und Wut und Schuld. So verwoben, dass es wehtut wie Stacheldraht um einen gewickelt.“ Laut zu Harry sagte sie: „Die anderen Leute, könntest du uns vielleicht ein wenig über sie erzählen?“
Zauber:
Emotional Healing TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 30 pro Minute MAX. REICHWEITE: 5 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Wie es der Name sagt, eignet sich diese Fähigkeit dazu Gefühle zu heilen. Dabei ist der Vorgang etwas komplexer: Durch Berührung zieht der Magier seelischen Schmerz aus dem Körper des Anderen in seinen eigenen. Er kann nicht alles oder für immer nehmen, aber etwas Linderung geben. Der Magier fühlt für die Zeit nun den Schmerz der Person, er übernimmt ihn also auf seinen Körper und baut ihn ab. Der Zauber sorgt für eine Abschwächung der Gefühle, die aufgenommen werden. Wie schnell das Gefühl sich wieder herstellt ist Charakter-spezifisch und situationsabhängig. Es zeigt sich indem die Person den emotionalen Schmerz wieder stärker empfindet.
Mastery:
Mastery 1: Änderung der Reichweite (Von Berührung zu Distanz 5m)
Call TYP: Elementlose Magie ELEMENT: - KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 40 pro Minute MAX. REICHWEITE: 10 Meter zur Verbindungsaufnahme, 100 Meter zur Aufrechterhaltung SPEZIELLES: - VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 3 BESCHREIBUNG: Der Anwender erschafft eine mentale Verbindung zwischen sich und einer anderen Person, was ihnen erlaubt telepathisch miteinander zu kommunizieren wenn sie es wollen.
Beherrschung:
Willenskraft Level 7: Der Anwender kann eine mentale Verbindung zwischen sich selbst und zwei weiteren Personen schaffen. Willenskraft Level 9: Der Anwender kann eine mentale Verbindung zwischen sich selbst und drei weiteren Personen schaffen.
Zuletzt von Ronja am So 19 März 2023 - 17:04 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Yui wusste nicht, was Ronja gerade fühlte. Um ehrlich zu sein, er wusste bis heute nicht, dass es wirklich Personen gab, die anscheinend so stark auf die Gefühle Anderer reagierten. Aber augenscheinlich sah es nicht gerade angenehm aus. Sie sollten dieses Gespräch so schnell wie möglich hinter sich bringen. Harry erzählte nun aus seiner Sicht die Geschehnisse des Abends. es schien sich alles erstmal damit zu decken, was George ihnen geschildert hatte. Ein paar mehr Details waren aber doch noch zu finden. Diese blöde Situation war also eine Mischung aus leichter Eifersucht und hochgekochten Gefühlen von Betrunkenen. Innerlich musste Yuitora seufzen, auch wenn er sich äußerlich nichts anmerken ließ. Er hätte ihm gerne gesagt, wie dumm so eine Begründung eigentlich war, doch anhand des Anblicks wusste der Kerl es vermutlich schon selbst. Auf eine Person am Boden, metaphorisch gesehen, einzutreten, war auch keine Lösung und wenig zielführend. Jedenfalls war ein seiner Geschichte nichts auszusetzen und Ronja unterbrach ihn vorerst, bevor sie sich erneut im Kopf des Tomoeyasus meldete. “Aber wir wissen noch nicht, was gemacht werden muss. Seine Geschichte hat nicht gerade viel Neues gebracht.” antwortete er in seinem Kopf zu ihr.
“Die anderen Leute? Ja, uhm…”, Harry schaute kurz auf den Boden und sammelte seine Gedanken. “Der Rest waren Kollegen von der Arbeit. Marco, der ist immer etwas komisch drauf, aber macht solide Arbeit. Dann ist da noch Erik, unser Vorarbeiter. Stämmiger Kerl, sag ich euch. Und dann ist da noch, uhm…” er stockte kurz, was den Blauhaarigen wiederum etwas stutzig werden ließ. “Naja, der Letzte ist halt Stefan. Is’n relativ neuer Kollege, der hat auch George mitgebracht. Sagte uns, dass er ne coole Socke ist. Der is…uuhhh…” wieder unterbrach er seine Erzählung, woraufhin Yui sich räusperte und das Wort ergriff. “Harry, sagen sie uns, was ist dann passiert? Also nach dieser Tat.” natürlich würde die Erinnerung an diese Tat keine schönen Gefühle hervorrufen, doch Yuito hoffte, dass seine Kollegen dies aushalten könnte. “Ich…ich war wie benommen. Wusste gar nicht, was passierte. Marco und Erik, die…die sahen nur entsetzt zu und dann kam die Polizei. Und Stefan, der…der…wo war der eigentlich? Ich hatte ihn doch gesehen.” “Danke ihnen, das reicht. Ich denke, wir sind erstmal fertig.” meinte der Rune Knight, tippte Ronja zweimal sanft auf die Schulter und nickte ihr zufrieden zu. “Gut gemacht.” meinte er nur etwas leise und trat dann aus der Zelle. Kurz daraufhin wurden die beiden Magier wieder ins untere Geschoss geleitet, wo ihnen der andere Polizist entgegenkam und Yui eine Kopie der Akte in die Hand drückte. “Ronja.” mit einem fragenden Blick wandte er sich dann wieder an seine Kollegin, als die beiden etwas abseits vom Eingang standen und Yui durch die Akten blätterte. “Hättest du etwas dagegen, wenn wir uns die Leiche in der Leichenhalle anschauen?” er fragte vorsichtig nach, immerhin war nicht jeder dafür bereit. Yui selbst hatte bisher auch noch nicht so viele Leichen gesehen, doch er wollte etwas testen. “Desweiteren…wir sollten diesen Freund von George ausfindig machen. Stefan hieß er glaub ich. Etwas kommt mir komisch vor.” meinte er nur und blieb auf einer Seite der Akten plötzlich stehen. “In den Zeugenaussagen in diesem Bericht wird immer nur von drei Arbeitern plus George gesprochen. Harry meinte aber, dass sie wohl insgesamt zu fünft waren, nicht zu viert. Er schien sich aber nicht mal sicher zu sein, ob der Mann während dieser Tat ebenfalls dort war.”
Als Ermittlerin war Ronja wirklich nicht geeignet. Vermutlich könnte sie, wenn sie es darauf anlegte, erstklassigste Arbeit machen. Nervosität wie bei Lügen spüren oder gar in die Gedanken ihres Gegenübers hineinblicken. Doch da war ihre Grenze. Wenn sie einmal damit begann, würde sie damit wieder aufhören? Würde die Grenze verschwimmen, die sie nicht übertreten durfte, zum Wohl und Privatschutz der anderen, soweit das möglich war? Sie traute es sich nicht zu und so wäre es ihr lieber, die Verhörung zu beenden und Harry davon zu erlösen, weiter in diesen dunklen Stunden zu graben. Ronja verflocht unruhig die Finger ineinander, als Harry von seinen Kollegen zu sprechen begann. Erik und Marco gingen ihm flüssig von den Lippen, doch als er zu Stefan kam, flackerten Nervosität und Unsicherheit in ihm auf. Sie konzentrierte sich auf diese Empfindung, während Yuitora ihn weiter befragte. Anstatt das wie erwartet aber die Wut hochflackerte, blieben seine Gefühle ähnlich, allen voran die Unsicherheit und … Verwirrung. „Wie meinen Sie das, mit dem Benommen sein? Könnten Sie versuchen, sich daran zu erinnern?“ Etwas irritiert über ihre Wortwahl zögerte Harry, dann nickte er. „Wie im Rausch, ich … weiß nicht mehr alles, alles ging so schnell und fühlt sich an, als wäre es gleichzeitig passiert. Ich wollte … ich wollte nur, dass er …“ Der Mörder verstummte, aber Ronja nickte. „Danke.“ Sie erhob sich und schob den Stuhl zurück. Mit einer letzten, sanften Berührung an Harrys emotionaler Kugel, zog sie einen Teil der Wut von ihm, an die er sich erinnert hatte. Sie brannte wie Säure auf ihrer Seele, als sie mit dem großen Magier die Zelle verließ. Sie nickte ihm nur zu, war zu beschäftig damit, mit Harrys Schuld, Schmerz und Wut, die sie nun in sich trug, zurechtzukommen. Ein wenig neben der Spur folgte sie ihm also hinab, wo er die Akte durchsah, während sie danebenstand und die Augen schloss. Ronja atmete tief durch und drängte Harrys Gefühl von ihrer Kugel weg, nach draußen, um wieder einfacher atmen zu können. Mit all der Liebe, die für noch immer für Nero und auch für Ravi in ihrem Herzen trug, hüllte sie das Blau, Rot und Schwarz ein, als würde sie die Farben in einem Eimer mischen. „Äh- was“, sie blinzelte, als Yuitora sie ansprach und brauchte kurz, um ihre Gedanken wieder zu ordnen. „Nein, ich glaube nicht.“ Sie hatte bisher erst zwei Leichen gesehen, doch tot kam sie damit so gut zurecht wie der übliche Bürger. Allerdings war es wichtig, für George und für andere konnte sie ihr Unbehagen zurückschieben. Mit sich selbst konnte sie sich später beschäftigen. „Ist da Stefan gar nicht erwähnt?“, sie deutete mit dem Kinn auf die Akte und stellte sich auf die Zehenspitzen, um einen Blick hineinzuwerfen. Sie suchte nach der Leichenhalle und entdeckte sie kurz darauf. Ihr Magen verkrampfte sich, ihre Stimme zitterte leicht. „Ich- ich weiß, wo dieser Friedhof ist, wo die Halle dazugehört.“ Sie wusste es zu gut. Ronja hatte nur nicht gedacht, nicht wirklich damit gerechnet, dass sie dort je wieder hingehen würde. Ihr Mund war staubtrocken, als sie zurücktrat. Vielleicht wäre er ja nicht da, immerhin war es der Friedhof seines Bruders. Sie atmete tief aus, während sie abwartete, dass Yuitora die Akte zurückgab. „Also … wir haben George, Stefan, und die anderen beiden? Und Harry.“ Ronja ging vor zum Ausgang, um draußen weiterzusprechen. „Dieser Rausch, von dem Harry sprach, er erinnert mich an etwas. Es fühlte sich an wie … blutsucht. Gewaltsucht. Aber ich bin mir nicht sicher, ob nur Alkohol und eine Frau dafür ausreichen. Es ist ein bisschen, wie wenn du zwar sehr schnell bist, aber mit einer extra Droge noch schneller.“ Sie runzelte die Stirn, unsicher wie sie es beschreiben und verstehen sollte. „Darf ich dir einen Erinnerungseindruck von dem Gefühl senden? Vielleicht kannst du damit etwas anderes anfangen“, schlug sie vor, als sie sich auf den Weg zum Friedhof von Barbatos Necrologia, dem jüngeren Bruder ihres Exfreundes.
Emotional Healing TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 30 pro Minute MAX. REICHWEITE: 5 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Wie es der Name sagt, eignet sich diese Fähigkeit dazu Gefühle zu heilen. Dabei ist der Vorgang etwas komplexer: Durch Berührung zieht der Magier seelischen Schmerz aus dem Körper des Anderen in seinen eigenen. Er kann nicht alles oder für immer nehmen, aber etwas Linderung geben. Der Magier fühlt für die Zeit nun den Schmerz der Person, er übernimmt ihn also auf seinen Körper und baut ihn ab. Der Zauber sorgt für eine Abschwächung der Gefühle, die aufgenommen werden. Wie schnell das Gefühl sich wieder herstellt ist Charakter-spezifisch und situationsabhängig. Es zeigt sich indem die Person den emotionalen Schmerz wieder stärker empfindet.
Mastery:
Mastery 1: Änderung der Reichweite (Von Berührung zu Distanz 5m)
Emotional Mastery TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 30 pro Minute MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: Lässt sich nur auf sich selbst anwenden. VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Mit diesem Zauber ist es möglich ein bestimmtes Gefühl für sich selbst hervorzurufen. Dieses steht dann im Vordergrund, der Rest bleibt allerdings im Hintergrund bestehen. Hier besteht ein Suchtpotenzial, da die hervorgerufenen Gefühle wie Alkohol wirken können - besonders extreme Begeisterung und Leichtigkeit. Zudem kann zwar Gelassenheit gerufen werden, allerdings ist es nicht möglich Gefühle zu betäuben.
“Uuuuhhh…” Nervös hockte Kenning da, ihre Hände zwischen ihre nervös aneinander gedrückten Knie gelegt. Ihre Körperhaltung war nicht die beste - leicht nach vorne gelehnt, ihr langer Rücken krumm, ihre Ellbogen auf ihre Oberschenkel gestützt. Ihren Kopf hatte sie gesenkt, sodass das dicke Blut ihres Heiligenscheins nicht auf sie, sondern auf den Boden der Station tropfte - dennoch huschten ihre gleichermaßen neugierigen und unsicheren Augen die ganze Zeit hin und her, versuchten, etwas zu finden, auf das sie sich fokussieren konnte. Erfolgreich. Es war nervenaufreibend, hier bei der Polizei zu sitzen. Es war allerdings nicht das erste Mal, bei Weitem nicht. Sachbeschädigung, Ruhestörung und Erregung öffentlichen Ärgernisses hatten sie hierher gebracht… und sie hatte ihr bestes getan, um den Zuständigen zu vermitteln, dass es keine Absicht gewesen war. Sie hatte eigentlich nur einen Kuchen holen wollen - und ja, hatte sie mehrfach erklären müssen, sie lebte in Marokkasu Town und kaufte Kuchen in Aloe, weil sie in den guten Bäckereien in Marokkasu Hausverbot hatte. Wegen Tagen wie heute. Das, was an Gebäck in Mitleidenschaft gezogen worden war, hatte sie bezahlt - auch wenn es schmerzte - und dass das verteilte Blut keine Absicht ihrerseits, sondern ein unglücklicher Nebeneffekt ihrer doch sehr… einzigartigen Anomalie war, hatten die Polizisten ihr dann auch irgendwann geglaubt. Die Aufregung war Teil des Affekts gewesen, der unter Anderem davon kam, dass sie zwar die Bahnfahrt nach Aloe immer sehr entspannend fand, das Wetter hier aber so gar nicht. Nicht nur schien ihr Blut hier sich noch weiter zu verflüssigen und sich somit auch stärker zu verteilen, auch ihr Kopf und Kreislauf litten unter der Hitze und der Sonneneinstrahlung. Weder ihre schwarzen, langen Haare noch ihre schwarze Kleidung waren da in irgendeiner Weise eine Hilfe, aber schlussendlich sah es einfach aus, als wäre sie dumm, nicht böswillig oder gar gefährlich. Gut, dass sie ihr Gewehr nicht dabei hatte…
“Du kannst gehen”, sprach einer der Polizisten zu ihr und zeigte ihr den Weg zur Tür. “Aber mach keinen Ärger mehr. Ich will dich nicht nochmal hier sehen.”
“J-jawohl, Sir!”, nickte die Norne, blickte ihn aus großen Augen an, während sie bereits nach draußen stürmen wollte, erleichtert, endlich nicht mehr unter Verdacht zu stehen. Diese Hektik tat ihr allerdings nicht gut. Schnell hatte sich ihr Stiefel im Türrahmen verhakt und brachte den ungeschickten Engel zu Fall. Ihre Flügel und Arme wild wedelnd von sich gestreckt stürzte sie geradewegs auf die Straße, ziemlich unsanft und mit Schwung, sodass sich das heute doch sehr flüssige Blut ihres Heiligenscheins in großen Spritzern um sie herum verteilte. Der Polizist selbst seufzte nur, entschied sich nach einem Moment des Überlegens, die Tür einfach zu schließen und sich wegzudrehen. Das Blut konnten sie wegmachen, wenn die Irre weg war.
Vahid hatte einen Großteil seiner Jugend in der Wildnis verbracht; der Geruch von Blut und Schlimmeren war dem Drachensohn daher vertraut. Der Grund, weshalb er sich jedoch schnuppernd auf die Suche gemacht hatte war, dass ein solcher Duft in Städten eigentlich nicht normal war. Sicher wurde gerade in den dunklen Ecken von Aloe auch mal jemand abgestochen oder ein Tier in einer Fleischerei geschlachtet, doch eigentlich gehörte das nicht zum Alltag dazu. Der Slayer, der soeben von einem Lieferauftrag seiner Tante zurückkehrte, schob die Hände in die Taschen seiner Pluderhose und schnupperte neugierig in der Luft. Seine nackten Zehen bohrten sich in den heißen Sand des plattgetretenen Wüstenbodens, als er unvermittelt abbremste und in einer glatten Bewegung die Richtung wechselte. Ein paar Kunden des Basars und einige Passanten blickten Vahid blinzelnd hinterher, doch viele in der Umgebung von Asiyas Töpferei waren mittlerweile seine Art gewohnt. Immer der Nase nach durchstriff der Drachensohn eine Straße nach der anderen, folgte dem stärker und stärker werdenden Geruch von Blut. Bei einer Bäckerei blieb er stehen, bückte sich und schnüffelte an rot getünchtem Sand. Eigenartig, diese Blutmuster. Und wieso herrschte keine Panik, wenn jemand durch die Straßen stakte, der offenbar ziemlich verletzt war? Den Kopf schiefgelegt, hüpfte Vahid von der Hocke in den Stand und kratzte sich am nackten Bauch.
Als der Slayer schließlich die Stelle erreichte, an der er den Geruch am Stärksten wahrnahm, sah er eine Leiche auf der Straße vor der Polizeiwache liegen. Hatte ein attackiertes Opfer versucht, Hilfe zu holen? Oder war ein Mörder außergewöhnlich dreist geworden? Aber wieso hatten die Runensoldaten dann nicht längst reagiert? Irgendetwas war hier seltsam. Vahid legte einen Zahn zu, bis er direkt neben der Person stand, die sich auf die Nase gelegt hatte. Vorsichtig streckte er einen Zeh aus, um die Körperseite der Toten anzustupsen. Einen Stock hatte er gerade nicht zur Hand. "Yo, lebst du noch?", erklang ein erstaunlich nüchterner Tonfall nach unten. Das, was er mit dem Fuß spürte war recht weich und warm - zu warm für eine Leiche. Außer sie war noch recht frisch ... Schien ja irgendwie aus einer Kopfwunde zu bluten wie ein Springbrunnen. Der Anblick des Blutes, den Vahid natürlich nicht sofort als Heiligenschein erkannte, besorgte den Drachensohn dann doch. Langsam ging er in die Hocke und machte Anstalten, das sterbende (?) Wesen vorsichtig umzudrehen. Oh, das war eine junge Frau! Sanft legte er ihr den Arm um die Schultern, möglichst ohne ihre Flügel zu zermatschen und hielt sie, während er ihr mit der Sonne im Nacken besorgt ins Gesicht schaute. "Geht's? Brauchst du was?" Was war das denn für eine Tante? Und wieso kratzte die niemand vom Boden auf?! "Hast du dich verirrt? Du blutest voll. Ich trag dich zu nem Arzt, ja?""
Ob sie noch lebte...? Eine gute Frage. Am liebsten wäre Kenning ja direkt im Boden versunken, einfach abgetaucht in die Erde, auf der sie lag. Sie murrte leicht, als sie spürte, wie dieser Fremde mit dem Fuß in ihre Seite drückte, und ließ sich davon dann doch dazu bewegen, so langsam ihre im wahrsten Sinne des Wortes niedergeschlagene Position zu verlassen. „Ich... ich lebe... g-glaube ich“, antwortete Ken eher unmotiviert, auf ihre Unterarme gestützt, ihr ungezähmtes, schwarzes Haar mitten in ihrem Gesicht hängend. Sie versuchte, es beiseite zu pusten, aber das mit herzlich wenig Erfolg. Eher widerwillig blickte sie auf nach oben, die Augen zu Schlitzen zusammengezogen, da die grelle Wüstensonne sie blendete, auch wenn sie vor ihr von einem Typen gebrochen wurde, der seinen dunklen Schatten auf sie warf. Doch dann weiteten sie sich, die Augen des Engels, als sie spürte, wie sich ein starker Arm um ihre Schultern legte und sie sicher und warm in den sicheren Griff eines mutigen Mannes gezogen wurde. „Ah... oh...“ Fragte er es gerade, wie es ihr ging? Macht er sich etwa Gedanken oder gar Sorgen um sie? Es fühlte sich wirklich an, als wolle er ich um Kenning kümmern, was ihr Herz höher schlagen ließ. So kräftig, dass es in ihrer fragilen Brust schmerzte. Vielleicht war es gar nicht die Sonne, die sie blendete. Vielleicht war es das Strahlen dieses Mannes, sein eigener Heiligenschein, denn ganz offensichtlich konnte so eine herzliche Seele nur eines sein. „Ein... ein Engel...!“ Ungläubig starrte die Norne in das Gesicht ihres Retters, während sich ihre Wangen röteten. Was für ein hübscher Engel er doch war. Und so stark. Er wirkte richtig durchtrainiert. Und seine Seele... Seine Seele war so warm. Glaubte sie zumindest. Fühlte sich so an, auch wenn Ken nicht besonders gut darin war, andere Personen einzuschätzen.
„Ich, ähm... Nichts! Geht! Ähm, brauche nichts, geht schon!“, stammelte Ken aufgeregt, während sie in die scharfen, blauen Augen ihres großen Helden blickte. Nervös zuckten ihre Flügel, konnten sich in seinem Griff aber kaum bewegen. Wenn er es versuchte, konnte er sie vermutlich festhalten, egal, wie sehr sie sich wehrte. Die Lippen zusammen gepresst nahm das Gesicht der Noé ein noch dunkleres Rot an. „Ich, ähm... Ärzte sind nicht gut. Äh, nötig. Das... das Blut ist normal, g-guck.“ Mit leicht zitterndem Zeigefinger deutete sie auf den Heiligenschein, der über ihrem Kopf schwebte, nur gelegentlich tropfend. Es kam nicht aus einer Wunde, sondern schwebte unschuldig in die Luft, der dunkle Engel unverletzt – Stolz ausgenommen. Langsam löste sie sich aus der tröstenden Umarmung, stützte eine Hand an der starken Brust ihres Retters an, um wieder auf die Beine zu kommen. Ihr Blick zuckte kurz hin und her zu den Leuten auf der Straße. Die meisten interessierten sich nicht groß dafür, was mit ihr passierte, aber ein paar warfen neugierige Blicke hinüber auf das blutige Mädchen und auf ihren Retter, der selbst sie noch ein gutes Stück überragte. Vor der Polizeistation wollte sie eigentlich auch nicht weiter rumlungern... Kurzentschlossen schluckte sie und packte die Hand des Fremden. „Komm... komm mit!“, meinte sie und wandte sich um, wollte mit ihm zusammen die Straße hinab laufen. „Lass uns... e-einen Platz finden, wo n-nicht so viele Leute sind...!“
... Hä? Diese Frau war ein bisschen seltsam. Erst glaubte sie, dass sie lebte, und dann sah sie plötzlich einen Engel. Dabei sah sie doch irgendwie selbst wie einer aus, mit ihren Flügelchen und dem Heiligenschein. Wenn auch nicht gerade, wie Vahid sich Engelchen vorstellte. Hatten die nicht alle blonde Löckchen, strahlende Heiligenscheine und weiße Gewänder an? Irgendwie war diese Frau das genaue Gegenteil. Ein Anti-Engel? Solche Gedanken kreisten im Kopf des Drachensohns, während er die Fremde besorgt betrachtete und zu verstehen versuchte, ob sie jetzt einen Sonnenstich oder eine Stichwunde hatte. Ob seine Seele warm war, das wusste Vahid nicht, aber die Verbindung zum Feuerelement (und vielleicht etwas die Sonne im Nacken) heizten ihn definitiv ein wenig auf. Die unbekannte Person zuckte mit den Flügeln, was Vahid den Griff ganz leicht lockern ließ. Trotzdem hielt er sie fest, damit sie nicht direkt wieder in den Boden einschlug. Sie tat den Geruch nach Blut und die Spritzer um sie herum einfach ab, was eine skeptische Augenbraue Vahids zur Folge hatte. Erst, als sie davon sprach, dass das Blut normal sei, schaute er von ihrem Gesicht nach oben und erblickte den Heiligenschein, aus dem es träge tropfte. Tatsächlich. "Was ist das denn?", entfuhr es dem Slayer, der natürlich prompt die Hand danach ausstreckte - er konnte Ken problemlos mit einem Arm halten - und mit dem Finger in dem blutigen Kreis herumwackelte. Berührungsängste waren hier definitiv keine vorhanden. Nachdem er erfahren hatte, dass sie nicht am Verbluten war, wehrte sich Vahid nicht mehr dagegen, Ken loszulassen und schaute nur von ihrer Hand, die sich auf seine Brust legte zu ihr hoch. Die Arme hob er zu beiden Seiten von ihr an, falls sie gleich wieder umfallen sollte oder doch schwankte und wankte. Stattdessen schaute sie zu den Schaulustigen herüber. Die meisten waren vermutlich ähnlich wie er von den Blutspritzern angelockt worden, erkannten aber jetzt, dass es sich hier um kein Verbrechen handelte. Auch Vahid sah seine Pflicht als erfüllt an. Er wollte schon auflachen und sich verabschieden, da grabschte die unbekannte mit dem Heiligenschein ihn an der Hand. "Huh?", entfuhr es dem Drachensohn, doch er hüpfte eilig auf die Beine und ließ sich von der Fremden mitschleifen, immerhin sagte sie, er sollte mitkommen. "Wohin gehen wir?", fragte er blinzelnd mitten im Sprint die Straße hinab. Dieser Kreis aus Blut und die komische Optik seiner unfreiwilligen Begleitung warfen für ihn nichts als Rätsel auf. Sie wollte also wohin, wo nicht so viele Leute waren? Da konnte man einrichten! Vahid legte einen Zahn zu, um Ken zu überholen und umgriff die Hand etwas anders, damit er stattdessen sie führte. Kaum waren sie am Ende der Straße angekommen, ruckte Vahid an ihrem Arm und wollte sie mit sich in eine der leeren Seitengassen von Aloe ziehen, wo nur der Wüstenwind ab und zu durch den Boden blies und in den Häuserecken liegen gebliebene Sandkörner verwehte. Sofern sie dies zuließ und nicht wegflatterte oder direkt wieder den sterbenden, schwarzen Schwan imitierte, hatte der Drachensohn im Sinn, sie leicht gegen die nächste Hauswand zu drücken. Eigentlich wollte er nur, dass sie etwas zum Anstützen hatte, weil sie immerhin direkt nach einem für ihn eindeutigen Sonnenstich gerannt war, aber ob Ken das auch so sehen würde? Damit es nicht bedrohlich wirkte, bleckte er sogar die Zähne zu seinem Lächeln und sprach ganz leise grollend. "Schluss mit dem seltsamen Zeug! Wer bist du denn? Und was war das mit Engeln?" Samthandschuhe beherrschte Vahid!
„Eh... aah!“ Mit knallrotem Gesicht drückte Kenning beide Augen zu, als sie spürte, wie sich die Finger des Hünen durch ihr Blut bewegten. Ein leises, langgezogenes „uuuuuuhh...“ entkam ihr, ehe sie beide Hände vor ihr Gesicht hielt und den Kopf schüttelte. „B-bitte... hö-hör auf, d-deine Finger i-... in mich z-zu stecken!“ Ihr Heiligenschein war Teil ihres Körpers, unvermeidlich miteinander verbunden. Wer ihren Heiligenschein berührte, der berührte sie, und der große Kerl packte gerade unverblümt mitten in ihr Allerheiligstes! Er hatte sie vorher noch nicht einmal zum Essen eingeladen, oder ihr Blumen mitgebracht... Das war doch wohl das Mindeste! Dennoch war er vermutlich die einzige Person hier, die sie nicht ansah, als wäre sie ein Monster. Oder zumindest eine ziemlich eklige, blutige Frau. Und auch, wenn der Rest vielleicht mehr Recht hatte als er, fühlte es sich gut an, dass jemand Kenning nicht so sah. Mit pochendem Herzen zog sie ihn mit sich, weg von der Polizeistation, hinter in die Gassen, in denen sie sicher vor all den missgünstigen Blicken waren.
Die Führung wurde dem dunklen Engel schnell entrissen, der sich eher fühlte, als würde er mitgezogen werden, sich aber weigerte, die Hand seines Partners einfach loszulassen. So spürte er besonders deutlich, wie kräftig der große Kerl, der selbst die hochgewachsene Kenning ein gutes Stück überragte, wirklich war. Hinter ihm her stolpernd ließ sie sich in die Seitenstraße ziehen, wo der Fremde sie gegen die Wand drückte, die Hand neben ihr dagegen gestemmt, sodass sie nicht entkommen konnte. Dicht an dicht spürte sie, wie ihr Herz noch schneller schlug als bisher. Wie ein Monster bleckte er die Zähne, grinste auf sie hinab, während er ihr ins Ohr knurrte. Wie aufregend...! Einerseits hatte die Norne Angst um ihr Leben, aber andererseits war diese Situation genau wie in ihren Büchern! Der Bad Boy bedrohte das Mädchen, das er im Geheimen mochte, um sie dann an seine Seite zu zwingen, bis sie realisierte, was für ein toller Kerl er eigentlich war! Wenn das so weiter ging, dann würde er noch Hand an sie anlegen... „Ich... ich wollte d-doch nur Ku-... Kuchen kaufen!“ Ihre großen, zitternden Augen blickten auf in das hübsche Gesicht ihres Bad Boys, während sich Tränen in den Augenwinkeln bildeten. Dicke, salzige Krokodilstränen, die ihre Wangen hinab rannen, während sie sich an ihren eigenen Worten verschluckte. „I-ich bin Ken... Ken Noé“, beantwortete sie seine Frage, in seinem Griff kleiner werdend. Vor so einer mächtigen Präsenz konnte ein erbärmliches Wesen wie sie nur hinweg schmelzen. „Ich... ich hab Kuchen ge-gekauft... f-für eine Freundin... aber dann... dann!“ Sie jaulte kurz auf – ein seltsames, schräges Geräusch, das nicht aus dem Hals eines Menschen kommen sollte. „G-gestolpert... alles kaputt! U-und Blut, überall! Die V-Verkäuferin wa-war sauer, u-und hat mich... hat die Polizei g-geholt, weil... öffentliches Ärgernis!“ Verzweifelt wollte die Norne ihr Gesicht hinter ihren Händen verbergen, aber ihre Arme zitterten nur. Sie konnte sich vor diesem Mann nicht bewegen, und sie konnte nicht damit aufhören, ihm in die tiefen, klaren, blauen Augen zu blicken, die so ein starker Kontrast du ihrem dunklen Rot waren. „Ni-... Niemand w-wollte mich a-angucken... oder mi-mit mir reden... außer... außer...!“ Ihn am Revers packend, presste die Geflügelte ihr verheultes Gesicht an die Brust des großen Mannes. „Mein... mein Engel...!“
Die Finger in sie stecken? Irritiert blinzelte Vahid die geflügelte Frau vor sich an. Auf ihrer plötzlichen Flucht durch die Straßen von Aloe Town (wovor liefen sie eigentlich weg?) wurde dem Drachensohn auch nicht wirklich klarer, was es mit seiner neuen Bekanntschaft auf sich hatte. Sie schien unverletzt, blutete aber überall hin. Der Geruch des roten Lebenssaftes haftete unmissverständlich an ihr und wurde durch die hohen Temperaturen noch verstärkt. Sie hatte also keinen Sonnenstich? Und doch wirkte sie ein wenig, als hätte sie bereits das Stadium der Halluzinationen erreicht. In seiner unendlichen Güte zog Vahid sie also in den Schatten und drückte sie gegen die kühle Hauswand, geschützt vor der unbarmherzigen Sonne. Er stützte sie, damit sie ihm nicht direkt wieder umkippte, aber scheinbar wurden hier irgendwelche Signale falsch verstanden. Der Wüstenbewohner bemerkte selbst kaum, dass er im Augenblick vielleicht bedrohlicher wirkte, als er es wollte. Das passierte öfter: Auch Kenji hatte bei ihrem ersten Treffen in der Wüste aus irgendeinem Grund gedacht, dass Vahid ihn fressen wollte. Eigentlich gefiel dem Slayer diese Wirkung auf andere; Es passte zu seinem Image als mächtiger Sohn eines mächtigen Drachen und fühlte sich gut an, dominant zu sein, sozusagen an der Spitze der Nahrungskette zu stehen. Allerdings sah Vahid andere Menschen eigentlich nicht als Nahrung und wollte ihnen auch keine Angst machen. Zivilisten zu terrorisieren war weder sein Hobby noch wurde es bei Crimson Sphynx gerne gesehen, wenn man die Umgebung (ob menschlich oder nicht) in Mitleidenschaft zog. Wenn das rauskam, dann würde er nie zum B-Rang Magier aufsteigen und musste bis an sein Lebensende am metaphorischen Rockzipfel von Cassandra hängen ...
Kuchen. In einem Versuch der höchsten Konzentration, der ihm ein etwas grimmiges Aussehen verlieh, gaffte Vahid auf die Fremde an der Wand vor ihm und versuchte zu verstehen. Wenn sie Kuchen wollte, wieso war sie dann bei der Polizeistation? Hatte sie sich verlaufen? Plötzlich fing die geflügelte Frau an zu weinen! Vahid hob die Hände wie ein verwirrtes, aufgescheuchtes Hühnchen. Moment, wenn Personen weinten, dann gab es ein paar Dinge, die immer funktionierten. Kenji hatte ihm das beigebracht und es hatte Wunder gewirkt. Aber er sollte das nicht einfach so tun - erstmal zuhören. Sie nannte ihren Namen, den Vahid mit eifrigem Nicken bestätigte. Gut, sie kamen allmählich etwas weiter. Wenn sie noch ein paar Minuten hier an der Wand verbrachten, dann schafften sie vielleicht sogar ein zusammenhängendes Gespräch. Mit steigendem Mitgefühl hörte sich Vahid die Leidensgeschichte Kens an. Ja, dergleichen war ihm auch schon öfter passiert. Als er frisch aus der Wildnis nach Aloe kam, hatte er erst einmal den Laden seiner Tante abgeräumt und machte seitdem "Strafarbeit" bei ihr. Er hatte seinen Schaden schon lange abbezahlt, sah die Töpferei mittlerweile aber eher als Zuhause an und Asiya, die Meisterin, als sein schrulliges Tantchen. Ken weinte und jaulte ganz fürchterlich, also musste schnell eine Lösung her. Außerdem drückte sie ihr Gesicht an seine Brust und nannte ihn einen Engel. Das war positiv, oder? Vahid fasste einen Entschluss. Er streckte die Hände aus, um sanft zwischen den Flügelchen Kens zu klopfen. Die andere schob er möglichst sanft, aber leider immer noch etwas grobmotorisch an ihre Wange, damit sie ihn ansehen konnte. Mit einem Gesichtsausdruck voller Entschlossenheit und der (in seinem Hirn) logischen Konsequenzfindung stellte Vahid aus dem Brustton der Überzeugung eine treudoofe, geflüsterte Frage: "Möchtest du einen Kuss?"
Wenn Vahid als großer, dominanter Herrscher der Nahrungskette gesehen werden wollte, dann schaffte er das gerade in herausragendem Ausmaße. Kenning konnte sich, zumindest in diesem Augenblick, keine eindrucksvollere und ehrfurchtserregende Kreatur vorstellen als den großen, düsteren Magier. Kaum ein Mensch überragte sie so sehr, wie er es tat, und seine geradezu animalische Art ließ ihr furchtsames Herz höher schlagen. Insofern wäre sie wohl auf nichts vorbereitet gewesen, was er hätte sagen können. Ganz sicher aber war sie es nicht für die Worte, die am Ende seinen Mund verließen.
“Möchtest du einen Kuss?”
Aus großen Augen blinzelte Kenning hoch zu ihm. Hatte sie das gerade richtig verstanden? Sie war sich gerade nicht sicher, ob sie diese Frage je in dieser Form gehört hatte. Sie klang auf jeden Fall unerwartet sanft, wenn man bedachte, wer sie aussprach. Der mächtige Mucki-Hüne, der sie eben noch als Schlimmster aller Bad Boys bedroht hatte, bot ihr jetzt liebevoll einen Kuss an, während er ihr Gesicht hielt, sie geradezu dazu zwang, in seine Augen zu sehen. In seine tiefen, hellen Augen. Wie konnte so eine raue Schale gleichzeitig so unwiderstehlich aussehen? Kenning schluckte. “Ja… ja, das möchte ich unbedingt.” Ihre Worte waren leise, nur ein Hauch, der ihren Mund verließ. Ihr Herzschlag war vermutlich lauter. Hatte sie das gerade wirklich einfach so zugegeben? Es war kein Wunsch, den ihr Kopf formuliert hatte, sondern ein brennender Drang in ihrem Inneren, geweckt durch diese animalische Bestie. Es war doch nicht ihre Schuld, dass dieser Kerl genau ihr Typ war! Und außerdem… Wie lang war ihr letzter Kuss jetzt her? Monate schon! Ewigkeiten! Seit sie verlassen worden war, schlug sie sich allein durchs Leben! Das hier… das hatte sie verdient, oder nicht? Ein kleines Geschenk der Götter, wenn auch nicht seiner Göttin, für den frommen Engel. Hoffnungsvoll spitzte sie die Lippen, näherte ihr Gesicht dem ihres Gegenübers, ihre Hände noch immer an seinen Oberkörper gelegt, bis sie plötzlich stoppte. “Ah… ah! Moment. Moment!” Richtig, eine Sache fehlte ihr noch. Wie konnte sie sich denn in jemanden verlieben, den sie gar nicht kannte? Das ging doch nicht! “Dein Name… ich b-brauche deinen Namen”, meinte sie, ihre Augen kurz herab zuckend zu seiner gestählten Brust, die von der Feuchtigkeit ihrer Tränen in der Sonne glitzerte. Ein wenig Blut hing auch daran, das war wohl schwer zu vermeiden, wenn man ihr so nahe kam. Ihr Bestienheld würde das vermutlich nicht ganz so leicht erklären könnte wie sie, aber wer würde ihn auch schon hinterfragen? Vor ihm kuschte die Polizei sicher schon beim ersten Knurren. Ihr Blick senkte sich weiter, fiel auf ihre Kleidung. “Ah… i-ich trage n-nicht mal Weiß…” Gut, sie trug nie Weiß, aber das hier war ein erster Kuss. Ein Zeichen der Reinheit und einer innigen, loyalen Verbindung. Da gehörte Weiß dazu. Andererseits… “Uuuh… bei m-mir ist es für Weiß eh z-zu spät…” Ja, der Zug war abgefahren. Vor Jahren schon. Nervös, aber entschlossen atmete sie einmal tief durch, ehe sich ihr Körper anspannte und sie Vahid mit einem starken Blick begegnete, den er so von ihr vermutlich nicht erwartet hätte.
Ken wollte ihn unbedingt. Den Kuss. Vahid stützte sich weiterhin mit einer Hand an der warmen, sandfarbenen Hauswand ab und schaute in die entschlossenen Augen der Fremden. Aber der Slayer verstand wie immer nur einen Bruchteil dessen, was hier vor sich ging. Der Kuss, ein eher spontaner Einfall, kam ihm plötzlich nicht mehr so perfekt für diese Situation vor. Die Szene in der Gasse erinnerte Vahid an die einschlägigen Romane, die er einmal auf dem Nachttisch seines Tantchens gefunden hatte. Noch heute wusste der Drachensohn nicht, weshalb der zufällige Fund seine Vermieterin so wütend gemacht hatte. Er erinnerte sich aber noch genau an den Inhalt: Ein heißblütiger, gutaussehender Kerl mit riesigen Muskeln und ein keusches Mädchen vom Lande. Zusammen stellten sie allerlei anrüchige Dinge an, die braven Lesern die Schamesröte ins Gesicht treiben sollten. Vahid, der einen Großteil seines Lebens in der Wildnis verbracht hatte und dessen Erziehung in dieser Hinsicht aus dem Mund eines Drachen stammte, empfand dahingehend keine Scham und sah sein Angebot auch nicht als sonderlich romantisch an. Er wusste lediglich, dass seine Küsse offenbar gegen Geheule halfen, weshalb er sie freimütig und großzügig angeboten hatte. Im tiefsten Inneren wollte Vahid eben nur helfen, auch wenn er nicht ahnte, was er da bei Ken auslöste …
Fest hielt Vahid, der noch nie ein Problem mit Augenkontakt gehabt hatte, also dem Starren seines Gegenübers stand. Er roch ihren Duft, ihr Eigengeruch vermischt mit Blut. Die Hitze der Wüste verstärkte das Aroma noch, und der Slayer musste zugeben, dass er ihm gefiel. Es erinnerte ihn an eine einfachere Zeit in seinem Leben, als er an der Seite eines großen Jägers durch Dünen und Wälder gewandert war und seine spitzen Zähne für mehr genutzt wurden als das Knacken von Nüssen und das Abreißen von Nähgarn für sein Tantchen. Damals hatte er seine wilde, entsozialisierte Seite voll ausleben können. Hier in der Stadt und unter anderen Menschen unterdrückte er diese. Der Geruch von Blut hatte für ihn also seltsamerweise etwas Beruhigendes, fast Heimatliches an sich. Doch bei seinem Gegenüber handelte es sich nicht um ein Beutetier, auch wenn sie im ersten Moment vielleicht diesen Eindruck erwecken mochte, so wie Vahid sie festhielt. Alles eine Frage der Perspektive. Sie bejahte sein Angebot, schien sich geradezu nach der Nähe zu sehnen, die er ihr anbot, und fragte nach seinem Namen. Diesen Wunsch erfüllte er ihr gerne. "Ich heiße Vahid", stellte sich der Slayer in einem gesellschaftstauglichem Abstand von wenigen Zentimetern der geflügelten Dame vor. "Weiß?", fragte er kurz darauf, ehrlich verwirrt. Und wieso war es dafür zu spät? Vahid nahm sich vor, diese Fragen später zu stellen und erst einmal ihre Hoffnung nicht zu enttäuschen. So wie sie ihn anstarrte und geradezu besessen von seinem Angebot zu sein schien, linste der Drachensohn auf seine Brust hinab und sah dort die verschmierten Tränen und das Blut. Wenn ein Passant ihn sah, mochte er ihn für eine Bestie halten, die sich an menschlichem Geflügel vergriff. Aber das entsprach nicht der Wahrheit. Moment, wieso guckte Ken eigentlich gerade so entschlossen und gar nicht mehr in Tränen aufgelöst? Vahid näherte sich ihr bereits und hatte den Mund leicht geöffnet, um ihre Lippen mit den seinen zu berühren, doch kurz bevor er Kontakt herstellen konnte, öffneten sich die strahlend blauen Augen wieder und er machte einen langen Hals von ihr weg. "Hey, du flennst gar nicht mehr so." Die Hand löste sich von der Wand und kratzte stattdessen über den vernarbten, nackten Bauch des Drachensohns. "Hat wohl so schon geholfen, haha! Ich bin echt gut."
Ken wollte ihn unbedingt. Den Kuss, sicher, aber auch diesen Mann, so eindrucksvoll, so gefährlich. Er wusste, was er wollte, und er wollte sie! Es war wie so viele ihrer Bücher – die, die sie im Regal stehen hatte, und die, die sie unter dem Bett verstecken musste. Es war genau das Gleiche! Wie er sie an die Wand drückte! Wie sie an seiner Brust hing! Der Kuss! Der Kuss! Das Herz der Norne schlug so heftig, dass es sie wohl nicht überraschen würde, wenn es plötzlich damit aufhörte, aber solange sie vorher noch seine Lippen zu schmecken bekam, konnte sie glücklich sterben! Vermutlich hatte sie ein Glück wie dieses nicht verdient, aber wenn sie schon dieses eine Mal in ihrem Leben Glück haben dürfte, dann würde der blutige Engel es nicht abweisen. Entschlossen blickte er Vahid in die Augen, froh, jetzt endlich seinen Namen zu kennen, und konnte es kaum erwarten, seinen Kuss zu spüren.
Und dann entzog sich einer der wohl größten Träume ihres hoffnungslosen Lebens wieder ihrer Reichweite, als Vahid seinen Kopf aus dem Weg zog und einen Schritt von ihr zurücktrat.
„Hat wohl so schon geholfen, haha! Ich bin echt gut“, freute sich der feurige Teufel, während er Ken einfach stehen ließ, ihre Lippen gespitzt, ihr Körper vorwärts geneigt zu der Stelle, an der sie ihn eben noch gehalten hatte. „Aaah...?“, stieß sie aus nach einem Moment der bitteren Realisation, und ihre Augen begannen zu zittern. Dann ihre Arme, ihr Oberkörper, ihre Flügel bis hinab in die schwarz gefiederten Spitzen. „Ah... aah... aahhhh...!“ Was war das? Was war gerade passiert? Hatte sie sich schon wieder von Hoffnung einlullen lassen, nur um dann eiskalt fallen gelassen zu werden? Wie oft... Wie oft konnte das einer einzigen Kreatur passieren? Warum nur lernte sie nicht? Warum hoffte sie immer wieder. „Aah... oooh...“, stöhnte sie auf, unfähig, Worte zu bilden, während ihre Beine nachgaben und sie auf dem heißen Sandboden auf ihre Knie sank. In ihren Augenwinkeln bildeten sich erneut Tränen, zumindest ihr Ansatz, aber Kenning war zu erschüttert, um tatsächlich zu weinen. Leere legte sich in ihre Augen, während sie ihren Kopf sinken ließ.
„Natürlich... natürlich... wieso solltest du mich wollen?“
Ihr Ton war leer, kalt. Sie war es gewohnt, fallen gelassen zu werden. Sie sollte sich nicht so davon erschüttern lassen. Vahid war nur schockierend schnell darin. Das hatte sie so noch nicht erlebt. In kürzester Zeit hatte er sie angefeuert, ihre Wangen erhitzt und ihr Herz bewegt, und genauso schnell hatte er sie zu Boden geschmettert. Es war wie ein Speedrun, wenn es darum ging, Herzen zu dunken wie einen Basketball. „Du hast dich nie für mein Herz interessiert... Du hast nur mit meinem Körper und meinen Gefühlen gespielt... Du bist einfach nur ein Mann wie alle anderen“, realisierte sie düster, während ihr Körper mehr und mehr in sich zusammensank. Sie hatte keine Kraft mehr. Das war einfach zu viel. „Wenn du mich nur küssen wolltest, um mich auszunutzen... um mir wehzutun... dann... dann...“ Ihr Kopf zuckte hoch. Ihre Augen fokussierten ihn, ihre Iriden winzig, obwohl ihre Lider so weit aufgerissen waren. „D-dann ist das okay für mich, Vahid! Ich... bitte... L-lass mich nicht so h-hängen... bitte!“ Wenn er grausam sein wollte, dann durfte er grausam sein! Er spielte sowieso nicht in ihrer Liga. „Ich... ich weiß, d-dass du eine Be-Bessere verdient hast als mich“, gestand sie und wischte sich mit dem blutigen Ärmel über die Augen, um die Tränen loszuwerden. „Nur... dann... warum bist du dann... überhaupt mit mir hierher gekommen...?“
In Vahids Leben gab es nicht viele Frauen. Als Kind hatte ihn ein männlicher Drache erzogen und auch in seinem Alltag heute fehlten ihn eindeutig feminine Einflüsse. Von allen Personen, mit denen der Drachensohn regelmäßig in Kontakt stand, ragten vermutlich nur sein Tantchen und Cassandra hervor, doch Erstere küsste Vahid höchstens einmal auf die Wange und Zweitere mochte überhaupt keine Berührungen. Asiya hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ihren Ziehneffen zu einem anständigen Burschen zu erziehen und hielt ihm häufig mehr oder weniger verständliche Vorträge, wie er mit dem anderen Geschlecht umzugehen hatte. Es schien eine Art permanente Furcht im Herzen seiner Tante zu existieren, dass sich aus dem Slayer ein Schwerenöter oder Schürzenjäger entwickeln könnte. Früher hatte es mehr Predigten gegeben, doch seit die Töpferin ihn mit Kenji in seiner kleinen Wohnung erwischt hatte, waren die Erwähnungen von jungen Frauen seltsamerweise zurückgegangen ... Und was Cassandra anging, hatte Vahid bisher nicht das Bedürfnis verspürt, ihre Schürze zu erbeuten. Was würde er auch damit machen? Man jagte entweder zum Spaß oder für etwas Essbares, doch der Drachensohn erkannte keinen Sinn darin, einen doofen Stofflappen zu besitzen. Er trug ohnehin schon so wenig Kleidung wie möglich!
In diesem Moment ratterten mehrere Gedankenstränge durch Vahids sonst eher vakante Denkmurmel. Von Schürzen zu weißen Kleidern und deren Bedeutung für Küsse zu der Reaktion Kens, die den Wüstenbewohner an die Grenzen seiner geistigen Aufnahmefähigkeit trieb. Hat sie doch einen Sonnenstich? Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie diese Situation sich entwickelt hatte. Sicher, Vahid hatte ihr einen Kuss angeboten, doch das tat er ja nur, weil er vorherig gute Erfahrungen mit dieser Strategie gemacht hatte. Wenn überhaupt, dann musste man Kenji dafür verantwortlich machen, der ihn wie einen Hund auf Schmatzer zum Trösten trainiert hatte! Vahid sah sich in dieser Angelegenheit vollkommen schuldfrei. Also schaute der Drachensohn verwirrt auf Ken hinab, die auf ihre Knie rutschte. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich zu einem der Leere. Alarmglocken läuteten in Vahids Hirn. Wird sie ohnmächtig? Besorgt richteten sich die stechend blauen Augen auf die Geflügelte, nur von ihr abdriftend, wenn ein Blutstropfen sich vom Heiligenschein löste und auf den Boden platschte wie eine Träne. Sie wollen? Der Kopf konnte sich nicht weiter schieflegen, also stieß Vahid ein fragendes Knurrbrummen aus. Er betrachtete Ken wie ein Hund, der den Zusammenhang zwischen geworfenen Stöckchen und seinem Herrchen nicht verstand, aber bereit war, dienlich zu sein.
Vahid folgte ihr auf den Boden. Statt kraftlos auf die Knie zu sinken, ging er jedoch in eine Froschhocke und legte die gebräunten Hände auf seine Knie. Er versuchte Blickkontakt zu Ken herzustellen, die mit ihren weit aufgerissenen Augen und der kühlen Stimme und den Tränen gruselig aussah. Und sie tat ihm Leid. Er wusste nicht genau, wovon sie da sprach, also brauchte er einen Moment, um Worte zu finden, die ihm gut vorkamen. "Ich hab keine Ahnung, wie dir ein Kuss wehtun sollte", gab er zunächst zu bedenken, denn er hatte das bisher immer als eigentlich eher angenehm empfunden, so seltsam der Brauch auch war, sich wie Fische an den Lippen des anderen festzusaugen. "Aber du hast Recht! Ich habe das Beste verdient, ich bin nämlich nicht wie andere. Mich gibt's nur einmal!" Er grinste und wies mit den Händen auf seine Brust, klatschte sogar einmal darauf, als hätte er den Gorilla in sich geweckt. "Du musst nicht heulen und dir tut auch niemand weh! Ich hab dich hergebracht, weil ich mich um dich kümmern werde!", verkündete Vahid im absoluten Brustton der Überzeugung und grinste dabei, was die spitzen Zähne offenbarte. "Also, wieso lagst du auf dem Boden und wieso blutest du rum? Und warum hast du so Hühnerflügel?"
Es war ein frustrierendes Erlebnis. Ein frustrierender Tag, Alles in Allem. Sie hatte unter der Sonne gelitten, war von der Polizei aufgelesen worden, hatte sich mehrere Stunden lang rechtfertigen müssen, war gestürzt und dann von einem Adonis komplett sitzen gelassen worden. Mit leicht zitternden Händen hockte Kenning da auf dem Boden. Sie war sich nicht ganz sicher, ob das hier noch ein durchschnittlicher Tag war oder vielleicht sogar ein bisschen schlimmer als sonst, aber wohl fühlte sie sich nicht. “... weißt du das wirklich nicht?”, fragte sie mit leerer Stimme, ohne Vahid direkt anzusehen. Konnte es wirklich sein, dass er keine Ahnung hatte, was er den Frauen um ihn herum antat? War er nur aus Versehen auf ihrem armen Herzen herumgetrampelt? Deprimiert ließ sie den Kopf hängen. “N-... Nicht wie Andere sein… d-das ist nicht gut”, meinte sie leise auf seine Worte hin. Verbittert biss sie sich auf die Unterlippe. “Ich bin… a-auch anders… aber d-das macht mich n-nicht zu etwas Gutem…” Sie war anders als Menschen, das sah jeder auf den ersten Blick, und sie litt dafür jeden Tag. Ihre zerzausten Flügel, ihr Körper, ihr Blut. All diese Merkmale machten ihr wieder und wieder nur Ärger. Und sie war auch anders als ihre Schwestern. Ein Fehlschlag. Der einzige Fehlschlag. Deswegen war sie hierher verbannt worden. Tage wie dieser waren die göttliche Strafe für ihr Versagen. Langsam hob sie ihren Blick wieder, starrte Vahid mit ihrem giftigen Blick tief in die Augen. Ihre Iris und Pupille waren klein, zusammengezogen, ein kleines Schiffchen im endlosen Meer ihrer Sklera. Das Weiß ihrer Augen breitete sich so viel weiter aus als jede andere Farbe darin. Eine weitere der vielen Eigenschaften, die sie von ihrer Umgebung unterschieden und unausstehlich machten. “Um mich kümmern… wie stellst du dir das überhaupt vor? Wenn du nicht einmal weißt, warum ein Kuss wehtut?”
Gut, vielleicht war sie jetzt ein wenig zu feindselig. Vahid hatte sie nur wie ein Löwe angefaucht und ihr dann das Herz gebrochen, da war leichte Aufsässigkeit vielleicht eine zu extreme Reaktion. Einmal durchatmend versuchte Kenning, sich zu fassen, auch wenn das nicht gerade zu ihren Talenten gehörte. “Ich… ich lag auf dem Boden, weil ich hingefallen bin”, beantwortete der Engel kleinlaut seine Frage und schürzte die Lippen. “Gestolpert…” Es war so ein dummer Grund, aber es war die Wahrheit. Vielleicht hätte sie lügen, aber ehrlich gesagt kam der Norne auch kein besserer Grund in den Sinn. Und was den Rest anging… “Das Blut ist… Teil von meinem Körper”, meinte sie und spreizte ihre schwarzen Flügel, so zerfleddert sie auch waren, sodass sie sich zu voller Größe aufrichteten. Auch ihren Kopf hob sie, sodass der blutige Heiligenschein deutlich zu erkennen war. “Die Flügel auch. Ich bin einfach… anders”, sprach sie kühl. “... mich gibt es nur einmal.” Das, worauf der Hüne so stolz war, war für Kenning ein Satz der Klage. Eine isolierende Andersartigkeit, der sie nie entkommen konnte. Es war schön für Vahid, dass er stolz darauf sein konnte, wer und was er war. Sie konnte zweifellos nicht widersprechen. Aber bei ihr funktionierte das nicht. Stolz war etwas, das der Noé schon vor langer, langer Zeit ausgetrieben worden war. Noch immer hockte sie im Sand, während sie sich so präsentierte, und stierte ihr Gegenüber an. Was hatte der Kerl bitte hierzu zu sagen?
Je mehr Zeit er mit dem geflügelten Wesen verbrachte, desto größer wurde Vahids Verwirrung. Zuerst gab es da Kens Emotionen, die schneller wechselten, als es der Drachensohn gewohnt war. Von Trauer zu Wut zu Niedergeschlagenheit, schnallte ihn der Engel in ein Gefährt auf der Achterbahn ihrer Gefühle, während er panisch versuchte, eine richtige Reaktion zu finden. Eigentlich hatte er doch nur helfen wollen! Doch all seine Bemühungen schienen eigenartige Dinge auszulösen. Sie wirkte so traurig, ließ ihren Kopf hängen ... Dabei verstand Vahid wirklich nicht, wie ein Kuss wehtun sollte. Bisher hatte er das immer als eine eher angenehme Sache empfunden, die ganz sicher nicht schmerzte. Vielleicht, wenn man eine Wunde an der Lippe hatte oder so ... Aber das meinte Ken nicht. Sie bezog sich offenbar auf eher emotionale Wunden, womit sie eine Welt betrat, die Vahid eher fremd war. In seinem Leben hatte er nicht viel mit Gefühlen zu tun und vermied diese auch eher, solange es nicht um Freude und Wut ging - die beiden waren ihm mehr als gut bekannt. Er wollte keine Trauer, keine Verzweiflung und auch keine bindenden Gefühle in seinem Alltag, denn das war viel zu menschlich für ihn. Zwischen Astarot und ihm hatte es nur Zuneigung und Vertrauen gegeben. Bis sein Vater eines Tages einfach verschwunden war, ihn im Sand der Wüste zurückgelassen hatte. Seitdem vermied Vahid es, sich zu tiefen Gefühlen hinzugeben und trieb wie eine Ente auf den Strömungen des Lebens dahin.
Aber seine Blickweise auf das Leben passte wohl nicht zu Ken. Vahid runzelte die Stirn. Man sah deutlich, dass er sich anstrengte, zu verstehen. Wieso fand Ken es schlecht, dass sie einzigartig war? Anders sein, das war doch großartig. Niemand konnte das, was Vahid konnte. Und so wie Ken aussah, gab es sie bestimmt auch kein zweites Mal auf der Welt. Das war ein Fakt, auf dem man stolz sein konnte, nichts, das man betrauern musste. Doch Vahid hielt sich zurück. Selbst eine soziale Dampfwalze wie er verstand, dass das hier nicht der richtige Moment war, um Ken zu belehren. Stattdessen schaute er sie aus großen Augen an, wie ein Hund, der ein Signal erwartete. Es stimmte: Er hatte keine Ahnung, wie er sich um sie kümmern musste, aber das schmälerte nicht sein Verlangen, ihr zu helfen! Vahid fand, dass Versuche immer besser waren als Tatenlosigkeit, aber er hatte das wohl irgendwie falsch angestellt ...
Als Ken den Drachensohn so giftig ansah, ruckte er mit seinem Kopf zurück, als würde er fürchten, dass sie gleich Giftzähne auspackte und ihm an die Kehle ging. Das war ein wenig übertrieben, aber teilweise auch ein anerlernter Reflex. Vahids Kindheit wurde in einer Umgebung verbracht, wo man ihm wirklich an die Kehle ging. Fehlte eigentlich nur noch ein fieses Knurren. Der Drachensohn legte den Kopf schief und überlegte ein paar Momente, während er weiterhin aufmerksam zuhörte. Schließlich erhellte ein breites Lächeln sein Gesicht. "Also ich finde, du bist gut!", erklärte er mit kräftiger Stimme und nickte, wie um sich selbst zu bestätigen. "Du gefällst mir, auch wenn du ein wenig seltsam bist! Und komisch riechst! Aber ich mag dich. Wir können Freunde sein." Der letzte Satz wurde gönnerisch ausgesprochen, als handele es sich bei dieser Tatsache um ein besonderes Privileg von dem Wüstenbewohner. "Sei also keine Trantüte! Was wolltest du denn machen, bevor du dich aufs Maul gelegt hast, he?"
Vahid war nicht der einzige hier, der in einem Gebiet aufgewachsen war, in dem man schnell mit Gewalt oder anderen Boshaftigkeiten konfrontiert wurde. Das Reich der Toten war kein angenehmer Ort, gefüllt mit den dreckigen, abscheulichen und grausamen Menschen dieser Welt, und auch Kennings erste Zeit unter den Menschen, die sie hatte lehren sollen, dass es keinen Grund gab, das Leben eines Menschen zu schonen, hatte sie in einem Slum verbringen müssen, in dem man sie viel zu oft angegangen war. So oft, bis sie tatsächlich jemanden erschossen hatte und ihr Herz zerbrochen war. Sie war gleichermaßen furchtsam davor, dass ihr etwas passieren könne, und dennoch öffnete sie sich eher für Schmerzen, als Vahid es tat. Weil sie diese emotionale Nähe gerne haben wollte, auch wenn es bedeutete, sich wieder verwundbar zu machen. „Da... da bist du der einzige, der das denkt...“, grummelte Kenning, als der Drachenjunge meinte, er fände sie gut. Auch wenn sie immer noch ein wenig dagegen hielt, klang ihre Stimme etwas weicher als zuvor und eine sanfte Röte legte sich auf ihre Wangen. Ihr war so langsam bewusst, dass er es nicht böse meinte, wenn er sie verletzte. Er war einfach nur rücksichtslos und dumm, wie so viele Menschen. Wenn er das mit einer ihrer Schwestern gemacht hätte, wäre er jetzt wohl tot; sie hätte selbst nicht übel Lust, ihm eine Kugel in die Schulter zu jagen, wenn sie ihr Gewehr zur Hand hätte. Es war sein Glück, dass diese Norne so bereit war, zu vergeben. „Ich w-weiß nicht, ob ich... mit einem Trampel befreundet sein will...“, murrte sie, während sie sich ordentlich aufsetzte und einmal tief durchatmete. Dann schüttelte sie den Kopf.
„Ich... ich wollte nichts Großes machen... ich wollte nur ein wenig Kuchen kaufen u-und dann wieder gehen... Aber dann hat mich ein Mädchen umgerannt und... und überall war Blut... und deshalb hat mich dann die Polizei festgenommen, obwohl... obwohl das doch nur das Blut von meinem Körper war!“ Verzweifelt blickte sie auf zu Vahid, deutete auf den Heiligenschein über ihrem Kopf, der ihren Körper und ihre Umgebung in stetiges Rot tränkte. Sich langsam wieder auf die Beine zwingend, sah sie dem Hünen in die Augen. „I-ist das nicht unfair? Mi-mir immer die Schuld für alles zu geben u-und zu denken, ich mache was Bö-Böses... weil ich so aussehe!“ Sie ballte die Hände zu Fäusten, biss die Zähne zusammen. Jetzt, wo sie darüber sprach, fühlte sie sich ganz schön sauer. „I-ich mein, wie fändest du das denn, wenn dir jemand sagt Hey, du bist so groß und siehst so gut aus, du bist bestimmt ein Verbrecher, wir nehmen dich jetzt fest! Das fühlt sich nicht gut an, oder? Oder!“ Mit einem Schnauben schüttelte Kenning ihren Kopf. Ihr rechter Zeigefinger zuckte, drückte den Abzug einer Waffe, die sie nicht in der Hand hielt. Ein Teil von ihr würde all diese Polizisten am Liebsten totschießen. Hel wäre sicher stolz, wenn sie das täte! „Und dann, naja... ich wollte einfach nur wieder nach Hause fahren... bevor ich gestolpert bin.“ Sie senkte ihren Kopf, beschämt und gerötet. „Und dann... dann hat mich ein hübscher Kerl mitgenommen... und mir das He-Herz kaputt gemacht...“
Was war denn jetzt wieder?! Erst wollte sie ihn unbedingt küssen und flennte und blutete hier alles voll und dann erteilte sie ihm eiskalt einen Freundschaftskorb. Vahid klappte der Mund zu. Er blinzelte mehrmals, unsicher, was er mit der Aussage anfangen sollte. Ein Trampel? Nun, bei der Flügelfrau handelte es sich nicht um die erste Person, die diese Bezeichnung für ihn wählte. In seiner Gilde galt er mindestens als Trampel, aber die meisten, die ihn kannten, hielten ihn eher für einen ausgewachsenen Vollidioten. Sicher, er ließ gerade sein Ego heraushängen und versuchte Ken irgendwie aufzubauen, aber auch wenn Vahid sich mochte und an sich glaubte, verstand er das Gefühl von Einsamkeit und Ablehnung sehr gut. Es missfiel ihm, dass er solche Emotionen in seinem Gegenüber ausgelöst haben sollte, aber was konnte er tun, außer ihr Komplimente machen und die Freundschaft anbieten? Er hatte sonst keine Optionen! Prügeln wollte sie sich ja wohl kaum. Irgendwie hatten sich die Machtverhältnisse gerade umgekehrt. Nun war es Vahid, der ratlos herumsaß und mit der Situation kämpfte. Statt einer Antwort brummte der Drachensohn daher nur. Aber er hörte zu. Vor allem, als sie zu einer weiteren, freundlicheren Aussage ansetzte, die immerhin seine Frage beantwortete.
"Kuchen, also", wiederholte Vahid nachdenklich. Als läge in dem Fakt der Kern der Geschichte, nicht in Blut und der folgenden Festnahme. Jeder normale Beamte würde wohl entweder auf einen Unfall oder ein Verbrechen schließen, wenn er mit einem solchen Wesen konfrontiert wurde. Sogar Vahid, den man wohl kaum als normal bezeichnen konnte, hatte erst an Gewalt gedacht und deshalb so besorgt reagiert. Aber Ken wirkte so platt von der Hitze ... die kam doch sicher nicht aus der Gegend! Eine Denkerfalte bildete sich auf Vahids Stirn. Ideen begannen sich zu bilden, aber bei ihm dauerte das immer etwas länger als bei anderen, Zusammenhänge zu verknüpfen. Dafür reagierte er zu oft auf sein Bauchgefühl. "Echt schwach von denen, wenn du ständig die Schuld kriegst! Kannst ja wohl nichts dafür, dass du alles vollsuppst." Ken redete sich in Rage. Mit einem unhörbaren Puff löste sich die Idee in seinem Kopf in Nichts auf. Er hatte hinterfragen wollen, wieso sie überhaupt Kuchen in Aloe kaufte, aber stattdessen ruckte er ein Stück mit dem Kopf zurück und bemerkte, wie die Wut in der Flügeldame aufstieg. Sie stellte eine geladene Frage, aber sogar Vahid verstand, dass er darauf nicht antworten musste. Wie ein überforderter Goldfisch öffnete und schloss der Slayer den Mund mehrmals. Er hatte keine Ahnung, wie er auf solche Aussagen reagieren würde. Vermutlich mit einer Faust im Gesicht. Und dann würde man ihm wieder eine Standpauke geben und er würde ganz sicher draußen am Gildenhaus festgefroren werden ...
"Ein hübscher Kerl hat dich entführt?!" Vahid klappte der Mund auf. Dann wieder zu. Man hörte fast, wie der Groschen fiel. "Oh, du meinst mich." Eine Pause des peinlichen Schweigens. "Hey, das war echt keine Absicht, ja? Pass auf, ich will das wieder gutmachen. Kann ich dich zum Essen einladen? Oder zum Trinken? Musst ja bestimmt mächtig Brand haben, wenn du die ganze Zeit ausläufst ..." Er deutete auf ihren Heiligenschein und wollte eigentlich schon wieder in die interessante Textur pieken, hielt sich aber im letzten Moment davon ab. Ken hatte ihn ja darum gebeten, nicht darin herumzustochern. Vahid wischte sich Staub, Sand und Blut von der Brust und kratzte sich über das scharlachrote Auge auf seinem Bauch. "Was sagst du dazu? Eine Verabredung, he?"
Oh? Hatte ein kleiner Stoß vor den Kopf den Drachen wachgerüttelt? Verstand er so langsam, was es bedeutete, mit den Gefühlen einer Frau zu spielen? Kenning wäre überrascht, wenn sie wüsste, was er gerade dachte, aber aus seinem kleinen Grummeln konnte sie nicht viel davon lesen. Sie fühlte sich höchstens ein bisschen glücklich mit dem Gedanken, dass er vielleicht ein bisschen was von ihrem Schmerz mitfühlte. Und als er ihr dann tatsächlich bei ihrr Meckerei zuhörte und sogar bestätigte, dass es bescheuert war, ihr immer die Schuld zu geben, hatte er sie wieder. “Ja, nicht wahr? Anstatt sich die Situation ordentlich anzugucken, geben sie erstmal der erstbesten Person die Schuld!”, stellte sie fest und hob ihre Fäuste mit einer Energie, die ihr eben noch gefehlt hatte. Es tat gut, ausnahmsweise Mal verstanden und unterstützt zu werden. Auch wenn er nicht alles verstand. Zumindest nicht sofort.
“Natürlich mein ich dich, du Doofi!”, schmollte sie leicht, auch wenn hinter ihren Worten nicht mehr wie zuvor irgendwelche Boshaftigkeit steckte. Sie war nicht mehr sauer auf Vahid, im Gegenteil. Wie so oft hatten ihre Gefühle in kurzer Zeit und mit relativ wenig Input einen großen Wandel durchgemacht. Dass sie den Hünen heiß fand hatte sich allerdings nicht verändert, auch wenn sie ihm nicht mehr so verfallen war wie in den ersten Momenten, als er sie so gruselig-romantisch an sich gezogen und bedroht hatte, ohne wirklich zu verstehen, was er da tat. Wenn man etwas mehr von seiner Persönlichkeit verstand, war er gleich weniger anziehend. Mehr wie ein nur so halb erzogener Hofhund statt einem rauen, wilden Wolf. Aber wow, sah dieser fesche Hund gut aus. Darüber kam man so leicht nicht weg. “Hm… etwas zu trinken täte mir vermutlich wirklich gut”, stellte Ken fest und legte eine Hand auf ihre unter der Sonne glühende Stirn. Das lag wirklich nicht an dem tropfenden Blut, sondern eher an der Hitze hier in der Wüste, aber so oder so war es eine überraschend rücksichtsvolle Geste für einen Trampel. Eigentlich sogar für eine normale Person. Ein unsicheres Lächeln legte sich auf die Lippen des dunklen Engels, während er zu Vahid aufsah. “Also… wenn du mich wirklich einladen möchtest… dann können wir es noch einmal probieren”, meinte sie schüchtern, die Spitzen ihrer Zeigefinger aneinander tippend. Nach Allem, was heute passiert war, könnte sie ein schönes Erlebnis wirklich brauchen. Und auch, wenn Vahid vermutlich nicht ihr großer Traumpartner war, konnten sie ja vielleicht doch eine schöne Zeit zusammen haben. Nicht Alles musste ein Liebesroman sein. Ihr Lächeln wurde breiter, und sie nickte. “Okay! Eine Verabredung, hehe! Was… was hältst du von einem Milkshake, oder so etwas? Ah… gibt es hier in d-der Wüste überhaupt eine Eisdiele…?”
Eine Verabredung ... ob Vahid sich mit diesem großzügigem Angebot wirklich einen Gefallen getan hatte? Der dunkle Engel vor ihm schien sich dauerhaft auf einer Achterbahnfahrt der Gefühle zu befinden. Der Drachensohn tat sich ohnehin schwer damit, die vielen kleinen sozialen Anzeichen zu deuten, die seine Mitmenschen von sich gaben, doch mit diesem Mädel vor ihm fiel es ihm besonders schwer. Irgendwie hatte er es innerhalb kürzester Zeit geschafft, von einem Fettnäpfchen ins das Nächste zu steigen. Wenigstens schien sein Angebot auf Zustimmung zu stoßen. Doch was genau sie da verlangte, legte die Stirn des jungen Mannes schon wieder in Denkerfalten - etwas, das nicht oft passierte.
"Eine Eisdiele?", wiederholte Vahid den Wunsch. Er kannte sich in Aloe Town mittlerweile ganz gut aus, immerhin lebte er hier und arbeitete auch ab und zu hier, wenn die Gilde gnädig genug war, ihm einen Auftrag anzuvertrauen. In einer Eisdiele war Vahid aber noch nie. Es kam ihm furchtbar dekadent vor, eine Diele voller Eis zu haben, und auch von einem Milchshake hatte er noch nie gehört. Milch klang nach Café, und die gab es auf jeden Fall hier in der Stadt. Vahid wollte Ken den Wunsch erfüllen. Er stemmte die Hände in die Hüften und drehte sich zum Engel um, nachdem er prüfend über die Straßen geschaut hatte, als würde spontan eine "Eisdiele" aus dem Boden sprießen. "Was ist das? Und wieso schüttelt man Milch? Ist das nicht Butter?"
Vahid wusste zumindest rudimentär über Milch Bescheid, doch sonderlich oft gab es das bei ihm nicht. Sein Tantchen machte mit ihrer Töpferei nicht genug Jewels, um sich importierte Waren zu leisten, daher kochte sie meistens eher regionale Gerichte. Wasser alleine war schon ein kostbares Gut hier in der Stadt. Eine Eisdiele gab es also vielleicht bei den reicheren Leuten? Vahid schlucke. Wie groß würde das Loch sein, dass Ken in seinen Geldbeutel riss? Konnte er sich das überhaupt leisten? Seine Quests gaben in letzter Zeit mehr Profit ab, aber man weigerte sich weiterhin, ihn zu einem B-Rang Magier aufsteigen zu lassen.
Da fackelte man einmal etwas ab, verursachte Prügeleien und zerstörte ein paar ... viele ... Sachen, und schon verlor man das Vertrauen von der Sphynx und musste sich erst "beweisen". Vahid fragte sich nur, wieso er eigentlich noch in der Gilde sein durfte, aber jemand dort schien ihn zu mögen. Er blinzelte und schaute zu Ken zurück. Seine Gedanken hatten ihn abgelenkt, aber es gab hier ja ein viel dringenderes Problem, nämlich seine Einladung.
"Also, äh, wenn du weißt, wie das geht, dann kann ich dir auch welche machen. Du kannst auch mit zu mir nach Hause." Er lächelte vorsichtig. Sein Tantchen mochte es zwar nicht, wenn er in der Küche tätig war und sie würde es sicher auch nicht schätzen, wenn Ken alles vollsuppte, doch was sie nicht wusste, das würde nicht dafür sorgen, dass Vahid in den Brennofen gesperrt wurde! "Oder wir versuchen das zu finden, was du suchst - Dielen gibt's bestimmt hier in der Stadt. Ob die aus Eis sind weiß ich nicht ..."
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