Ortsname: Cayenne Weg Art: Freifläche Spezielles: --- Beschreibung: Der Cayenne Weg ist die Hauptstraße von Kaiso, sie führt in eienr geraden Linie durch die Stadt und gibt selbst vom Stadttor einen direkten Blick auf den Ozean. Ein künstlicher Kanal teilt die Straße in zwei Hälften, die beidseitig von Geschäften gesäumt werden. Wenn das Wasser nicht ölig schimmern würde, könnte man fast denken, dass es sich hier um eine schöne Ecke der Stadt handelte.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Claudia war also die Nebendarstellerin in dieser Heldengeschichte. Mit gemischten Gefühlen betrachtete die Feline die kleine Dame, die ihr als Questpartnerin zugeteilt worden war: Verwirrung und Amüsement gaben sich die Klinke in die Hand. Diese Person vor ihr wirkte aufgedreht und voller Pathos, zugleich aber auch etwas neben der Spur. Claudia lächelte freundlich und hoffte innerlich, dass diese Zwergin ihr keine allzu großen Schwierigkeiten bereiten würde. Nach dem Händedruck, der freundlicherweise keine Knochen an der zierlichen Romano brach, offenbarte die Hammerträgerin ihre Zugehörigkeit zu den Rune Knights. Wie vermutlich jede Person in Fiore mit Augen erkannte Claudia den Ankh natürlich und reagierte mit geweiteten Augen. Was ein wenig wie Bewunderung aussah war jedoch vor allem Überraschung. Handelte es sich bei den Rune Knights nicht um eine elitäre Organisation, die noch über den gewöhnlichen Runensoldaten angesiedelt war? Ordnungshüter des Königshauses? Was wollten die denn hier in Kaiso Town mit Keksen? Bei Kendras weiteren Worten wanderte ganz langsam eine Augenbraue der Feline nach oben. Der Schwanz unter dem Mantel kringelte sich ein und die Mütze verschob sich etwas, als die katzenhaften Merkmale der Feline verrieten, dass ihr Gegenüber Misstrauen gewonnen hatte. "Dann fühle ich mich natürlich geehrt, dich an meiner Seite zu wissen", meinte Claudia mit einem Lächeln. Es lag kein erkennbarer Sarkasmus in der Stimme, aber ein wenig eigenartig kam ihr das schon vor. Entweder Kendra war wirklich eine große Heldin und erlaubte sich einen Spaß, niedrigrangige Botengänge zu erledigen oder sie war doch etwas schwächer, als sie behauptete. Mit Größenwahn hatte Claudia unweigerlich in Midas Hands zu tun, wo Leute gerne einmal versuchten Vorteile über ihren Verhältnissen zu erschleichen und auch in ihrem Privatleben war die reiche Erbin nicht verschont von allerlei Personen, die ihre Wichtigkeit massiv überschätzten. Claudia ließ leicht die Schultern sinken und nahm einen tiefen Atemzug, der ihr eine neue Note von Diesel und Öl in die Lunge trieb.
Das Schicksal? Claudia hustete und legte sich einen Handrücken an die Lippen, während sie Kendra weiter zuhörte und mit ihr über den Vorplatz blickte. Immer noch drängten sich geschäftige Personen um sie herum. Aus der Ferne speisten die Schlote der Industriegebiete der Stadt den Himmel mit gräulich-schmierigen Gewitterwolken. "Das glaube ich auch!", nickte Claudia mit einem etwas überzeugenderem Ton als zuvor. Die Feline glaubte natürlich ebenfalls an das Schicksal und an seine unerklärlichen Wege. Eine ihrer Hände legte sich auf das Kartendeck, das sich in einem verborgenem Holster an ihrem Gürtel befand. Auch die weitere Argumentation der Hammerträgerin klang schlüssig - man wusste nie, was eine kleine Tat für Folgen haben mochte. Dennoch hätte Claudia gerne etwas spannendere Quests erledigt. Sie fühlte sich schon seit Langem, als würde sie bei der Erledigung ihrer Aufträge für die Gilde auf der Stelle laufen. Es hatte sich einfach noch eine gute Gelegenheit für sie ergeben. Wenn das Schicksal wirklich dieses Treffen eingefädelt hatte, würde sie dann an der Seite dieser chaotischen Zwergin endlich zeigen können, was in ihr steckte? "Du hast Recht, aber es kommt mir doch etwas seltsam vor. Andererseits gibt es hier keine ansässige Gilde, oder? Vielleicht wussten sie sich nicht besser zu helfen." Aber wer heuerte Magier an, um einen Keksdieb zu fassen? Reiche Leute? Gab es die hier in der Stadt überhaupt?
Es ging nach Norden. Jedenfalls für einen Schritt, bis Kendra sich gegen die Richtung entschied und Claudia blinzelnd eine Kehrtwende einlegte. Das Vertrauen in die Wegfindungsfertigkeiten der Runenritterin erstarb genauso schnell, wie es in der Feline aufgeflammt war. Mit unauffällig zusammengepressten Lippen folgte sie Kendra dennoch in die Richtung, bis der Vorplatz des Bahnhofs in die geschäftige Hauptstraße überging. Dass die meisten Personen aus dem Bahnhof heraus dem Weg folgten war schon einmal vielversprechend. Die Pflastersteine teilten sich vor ihnen und spuckten einen Kanal aus, in dem öliges Wasser blubberte. Das ein oder andere Boot schipperte darüber, doch statt malerische Ausflüge unternahmen hier Warentransporteure und schwitzende Handwerker Lieferungen und Arbeitsfahrten. Beinahe jedes Boot war bis zum Anschlag mit Kisten und Fässern gefüllt. Ein schmieriger, metallischer Geruch lag in der Luft, und viele der Häuserfassaden waren vom Ruß und Smog der Luftqualität geschwärzt oder verfärbt. Einige der Bewohner husteten erbärmlich beim Durchqueren der Straße. Claudia verzog das Gesicht und versuchte sich zu orientieren, indem sie den Blick über die dreckigen Straßenschilder schweifen ließ. Anscheinend schienen die Straßen hier alle nach Gewürzen benannt worden zu sein. Das half weiter! Claudia fummelte den Questzettel aus ihrer Tasche und studierte die angegebene Adresse noch einmal. Ihr Kopf ruckte nach oben und sie sah sich auf der Hauptstraße um, dann tippte sie Kendra auf die Schulter und versuchte die Zwergin in eine bestimmte Richtung zu drehen. "Ohne deine Führung wären wir aufgeschmissen!", versicherte Claudia mit einem nervösem Lächeln und behielt den schwingenden Hammer im Auge, damit der nicht aus versehen eine Kanalbrücke oder einen Passanten zerschmetterte. Irgendwie war sie jetzt schon gestresst und sie hatten noch nicht einmal mit ihrem Auftraggeber gesprochen ...
Dem ungeübten Blick mochte Kaiso Town dreckig, verkommen und traurig vorkommen. Und nun, das war auch so, die Industrie hatte die Luft, den Boden und das Wasser in Mitleidenschaft gezogen und die geringen Löhne sorgten für miese Aussichten, aber Kendra wusste auch, dass es noch mehr gab. Kaiso Town war außerdem ein Ort voller Abenteuer und Heldentaten, die noch begangen werden mussten. Inmitten der smogbelasteten Straßen versteckten sich so manche Unholde nur darauf wartend ihre finsteren Machenschaften in die tat umzusetzen. Und dies bedeutete viele Gelegenheiten für Kendra den kleinen Leuten – metaphorisch gesehen, sie war ja selbst nicht die körperlich größte – zur Seite zu stehen. Als sie die Straße durchschritten, sah sich Kendra deswegen nach Missetätern um, die sie mit ihrem Hammer niederschlagen konnte. Leider erhaschte sie keinen Blick auf einen dieser Halunken. Sie hielten sich vermutlich zu sehr bedeckt, weil sie wussten, dass sie in der Präsens einer wahren Heldin waren. Selbst solches Lumpenpack wusste was wahres Heldentum bedeutete.
Sie waren etwa ein Drittel der Länge der Straße gegangen, Kendra hatte genauso wenig einen Plan wo sie hinging, wie zuvor, tippte sie jemand auf die Schulter. Mit einem schnellen Schwung, der den Griff des Hammers ebenfalls in einem Bogen herumwirbelte, zum Glück aber niemanden erwischte, drehte sich Kendra zu der Person, die für das tippen verantwortlich war. Claudia hatte scheinbar die Aufmerksamkeit der Zwergin auf sich lenken wollen. Welch wichtige Kunde hatte die Feline zu überbringen? Sagt, Claudia, ihr scheint etwas auf dem Herzen zu haben? Dass Claudia im Anschluss die Orientierungsfähigkeiten von Kendra lobte, erfüllte ihr Herz mit Freude. Ihr schmeichelt mir. Das ist doch nichts, wenn das Schicksal einen führt, ist man nie verloren. Und auch dieser Stopp musste Schicksal sein. Ganz bestimmt. Es musste einen Grund geben und wenn er noch so banal war. Ein Laden, der überfallen wurde oder ein Kind, dessen Süßigkeit entwendet wurde, egal, wie groß die Reichweite war, Kendra war bereit. Wachsam blickte sie sich um, als sie ein Schild ijn der Nähe entdeckte. Der Straßenname darauf war eindeutig, sie waren and er richtigen Straße. Also hatte das Schicksal sie gestoppt, weil sie ihrem Ziel nahe war. Kendra war wirklich von der Vorsehung geküsst worden … und es hatte rein gar nichts mit dem Eingreifen von Claudia zu tun oder dergleichen. Ah, wie es aussieht ist unser Ziel gleich um die Ecke. Claudia, glaubt ihr jetzt daran, dass das Schicksal uns an die Hand genommen hat und leitet? Eine Antwort mochte kommen oder auch nicht, die kleine Zwergin setzte sich bereits wieder in Bewegung. Manchmal war es schon erschreckend, wie wenig Kendra wirklich mitbekam, was um sie herum wirklich passierte.
Gar nicht weit in der Seitenstraße hatten sie ihr Ziel erreicht. Triumphierend blieb die Zwergin stehen und stützte ihre Hände in die Hüften zu einer wahrlich heldenhaften Pose, wie sie sonst nur für Statuen oder Illustrationen vorgesehen war. Ein wehender Umhang hätte das Bild vermutlich perfektioniert, aber Kendra und der smogbehaftete Wind spielten hier beide nicht wirklich mit. Das Gebäude war ein dreistöckiges Reihenhaus, erbaut aus dunkelrotem Ziegel, der durch die schlechte Luft und diverse Verschmutzungen eher braun wirkte und so, als gammle er von unten nach oben. Die ehemals grüne Farbe blätterte vom Rahmen der Eingangstür ab und ein Fensterladen hing etwas windschief und klapperte leise immer wieder gegen die Wand. Der kleine Vorgarten, wenn man ihn denn so nennen wollte, bestand aus einer Rasenfläche mit braunem, verdorrtem Rasen und einem traurigen Anblick, das wohl mal Rosen hätten sein sollen. Klägliche, braune Stengel stachen einsam gen Himmel, keine Blüte in Sicht, lediglich die Dornen, zu schwach um noch ernsthaft jemanden zu verletzen, sprachen von der Art der Pflanze. Ihr Ziel war erreicht. Der Schein mag trügen, selbst in eienr Bruchbude wie dieser ist Abenteuer nicht fern, ich spür das. Vielleicht belog sie sich auch nur selbst.
Mithilfe des Questzettels suchte Claudia nach der gesuchten Adresse und wich dabei vorsichtig Kendras heldenhafter Präsenz aus. Die Feline wollte auf gar keinen Fall von dem Hammer getroffen werden. Einerseits tat das sicherlich weh, andererseits wollte sie nicht im brackig-braunem Wasser des Kanals von Kaiso landen und sich ihre Garderobe ruinieren. Dank des Sicherheitsabstands musste Claudia ihre Kameradin dann nur noch in die Richtung des Ziels drehen und loslaufen lassen wie ein Aufziehspielzeug der gefährlicheren Sorte. "Das Schicksal, du sagst es!", stimmte sie der Zwergin fröhlich zu, kam aber insgeheim ins Schwitzen. Auch Claudia glaubte an die Macht des Schicksals - alles andere wäre im Hinblick auf ihre gewählte Magie wohl auch seltsam - doch noch verstand sie nicht ganz, wieso sie ausgerechnet diese Krachbummzwergin getroffen hatte. Leise seufzte die junge Erbin und beeilte ich, um Kendra durch die geschäftige Straße der Stadt einzuholen. Sicherlich würde sich alles früher oder später offenbaren!
Am Haus angekommen konnte Claudia als erste Reaktion ein Naserümpfen nicht verhindern. Das Ziegelhaus erinnerte eher an eine Bruchbude als an ein Zuhause und der Garten war ein trauriger Anblick. So sahen also die Wohnorte jener aus, die weniger Mittel zur Verfügung hatten? Doch war dies eine Entschuldigung, die Natur vor der Haustüre so verkommen zu lassen? Vorsichtig berührte die Feline eine der knotigen, verdörrten und durch die Luftqualität verkommenen Rosen. Dass manche Leute so viel arbeiten mussten, dass kein Platz mehr für Freizeit blieb und dennoch nur knapp überlebten, das wusste Claudia natürlich nicht. In ihrem Leben gab es zuviel Langeweile und Müßiggang. Sie hatte alles, was man sich wünschen konnte. Wer auch immer die Rosen hier gepflanzt hatte, musste auch einen Wunsch gehabt haben. Einer, der durch Ruß und Smog vergraben worden war. Nachdenklich ließ Claudia die Rosenbüsche zurück, nickte Kendra kurz zu und trat an die Haustür heran. Anders als im modernen Marokkasu sah sie hier keine Türklingel, die man betätigen konnte, also pochte sie stattdessen mit den Fingerknöcheln gegen das Holz. Die Rußschicht auf der Tür hinterließ einen schwarzen Film auf ihren Handschuhen. "Verzeihung! Wir sind die beordeten Magier!" Kurze Stille, dann ein Schaben und Poltern. Drinnen klang eine Treppe, als würde sie jeden Moment mit einem hölzernen Ächzen zusammen brechen. Schlossketten rasselten, dann öffnete sich die Tür einen Spalt breit und ein bärtiges, misstrauisches Gesicht erschien etwa auf Brusthöhe Claudias. Irritiert blinzelte die Feline, bis ihr klar wurde, dass es sich bei dem Inhaber des Gebäudes um einen Zwerg handeln musste. "Ah, so?", machte dieser, ohne sich von Höflichkeitsfloskeln aufhalten zu lassen und riss mit einem Mal die Tür auf. Claudia fiepte erschrocken und zog die Schultern nach oben, als sich hinter ihm ein gewaltiger, schwarzer Hund aus der Tür schob und freudig bellend, mit sabbernder Zunge auf sie zulief. "Ho, Rody, ho! Nicht so stürmisch! Na dann kommt mal rein in die gute Stube!", donnerte der Questgeber und angelte gerade rechtzeitig mit seiner breiten Pranke nach dem Hund, bevor dieser der verschreckten Claudia am Mantel hochspringen konnte. Die Katzenohren waren auf Hab-Acht ausgerichtet und hoben so die Mütze ein Stück an, während der Schweif horizontal abstand. Und Kendra? Die wurde herzlich mit einem Grinsen begrüßt! Verkehrte Welt?
Es war vermutlich Kendras Heldenhaftigkeit, die es erlaubte, dass die Midas Hands Magierin den Vortritt bekam, bei der Suche nach einer Klingel oder dergleichen, immerhin war Bescheidenheit eine Tugend mit der sich viele Helden schmücken konnten und so ja auch Kendra. War sie doch die bescheidenste Person weit und breit. Jegliche Tugend eigentlich, immerhin musste man als Heldin Fiores, ja ganz Earthlands eigentlich, immer den Weg der Perfektion wandeln. Manchmal überraschte es Kendra selbst, wie einfach ihr dies gelang, aber dann erinnerte sie sich wieder, dass es ja definitiv das Schicksal war, das ihre Hand führte. Als Claudia an die Tür des Hauses klopfte, stellte sich Kendra in einer möglichst heldenhaften Pose hinter der Felinen auf. Die Hände in die Hüften gestemmt und mit breiten Beinen stand sie hier. Der Hammer schwang mal nicht gefährlich herum und sie harrte der Dinge, die da kamen. Langsam wurde die Tür geöffnet und ein Zwerg offenbarte sich den beiden Magierinnen, gemeinsam mit einem großen, schwarzen Hund, der sofort Claudia begrüßen wollte. Die Magierin schien davon wenig begeistert zu sein, eher das Gegenteil. Diese Reaktion auf die Begrüßung durch das freundliche Tier verwirrte Kendra ein wenig und sie legte daher den Kopf kurz schief, aber nur einen Augenblick, denn ihr Blick traf den des Zwerges und eine sofortige Bindung entstand.
Mit einer schnellen Bewegung und einem fröhlichen Grinsen griff die junge Frau nach der ihr entgegengestreckten Hand. Ohne Rücksicht zu nehmen, was bei ihrer körperlichen Stärke durchaus problematisch sein konnte, drückte sie zu, aber eine ebenso enorme Kraft erwiderte den Gruß. Na das ist doch endlich mal ein Händedrück. Selbst meine Kollegen in der Fabrik kriegen das nicht so gut hin. Hab mir doch gedacht, das du ne ganz dufte bist. Ein kräftiger Händedruck war ein Zeichen des Respekts, das hatte ihr Vater der jungen Kendra schon früh eingebläut und wenn man nur schwach Zugriff war es fast schon einer Beleidigung gleichzusetzen. Halbgare Händedrücke braucht es nicht. Kendra von der Schmiede Starsilver aus Breza zu deinen Diensten. Aber heute bin ich als Rune Knight und Magierin unterwegs. Der Zwerg schien bei der kurzen Vorstellung der Zwergin einen glasigen Blick zu bekommen und lockerte unbewusst den Griff seiner anderen Hand, der noch Rody, den Hund, zurückhielt. Wie nostalgisch. Komme selbst aus Breza, weißt du? Bin hier vor Jahren her gekommen, um meinen Horizont zu erweitern oder so. Fiore ist ganz ok, aber manchmal fehlt einem die Heimat. Zu sauber hier, verstehst du? Abgesehen von Kaiso ist es kaum irgendwo richtig schön rußig, als arbeitet man in diesem Land nicht ordentlich. Na was für ein Zufall, jemand aus ihrer Heimat war der Auftraggeber für diese Quest. Zufall? So einen Schwachsinn gab es nicht, natürlich hatte auch hier das Schicksal wieder seine Finger im Spiel und untermauerte nur, was Kendra bereits wusste, dass dies hier nur eine logische Fortsetzung ihres Epos war. Bevor Kendra aber dem Zwerg noch etwas sagen konnte, war der Mann nochmal am Drücker. Er festigte den Grif um Rodys Halsband, d er noch immer merkwürdig fixiert auf Claudia zu sein schien und drehte sich dann um, gar nicht abwartend dass sich die Feline vorstellte. Ihre Zeit war wohl noch nicht gekommen. Na dann kommt mal rein, redet sich bestimmt besser bei nem guten Tässchen Tee. Grog wär mir lieber, aber ist wohl in Fiore noch zu früh für manche. Auch wenn Kendra selbst gerne einen Grog genommen hätte, wusste sie, dass der Zwerg recht hatte. Seit sie hier im Land war, bekam sie mit, dass frühes Konsumieren von Alkohol nicht ganz so häufig war und eher auf die Abende verschoben wurde.
Ob es wirklich das Schicksal war, das die Ereignisse des Tages bestimmte? Wenn dem so war, dann hatte es einen ziemlich eigenartigen Sinn für Humor. An der Tür ihres Auftraggebers, den Claudia mit all der ihr innewohnenden Eleganz und Höflichkeit begrüßen wollte, wartete ein Zwerg und ein großer Hund. Während die Erbin untypischerweise links liegen gelassen wurde und der Köter auf sie ansprang, schienen Kendra und der Zwerg sofort auf einer Wellenlinie zu sein. Sie tauschten einen knochenbrecherischen Händedruck aus und lamentierten über Fiore. Auch Claudia stammte nicht ursprünglich aus dem Königreich, doch sie konnte nicht anders, als irritiert zu blinzeln und gen des rußigen Himmels zu starren, als ihr Auftraggeber allen Ernstes behauptete, hier wäre es zu sauber. Was waren Zwerge für Wesen, wenn es bei denen immer so aussah wie im traurigen Kaiso?! Claudia konnte es kaum fassen und war so abgelenkt von der Kuriosität der Personen vor ihr, dass sie nicht bemerkte, wie der große, schwarze Hund ihr über die Hand schleckte. Mit einem leisen Fiepen zog die Feline diese zurück, als sie plötzlich etwas Nasses daran spürte. Widerlich ... sie bekam immer mehr den Eindruck, dass sie sich für die falsche Quest entschieden hatte. Aber nun war sie schon so weit gekommen. Ein Romano machte keinen Rückzieher, sondern beendete seine Geschäfte und hielt seine Versprechen ...
Die Feline lachte leise, denn sie hielt die Aussage mit dem Grog für einen Scherz. Mit hochgezogenen Schultern und einem genauen Blick auf den Hund, der sich besonders für die Katzendame zu interessieren schien, betrat sie hinter den beiden Zwergen das Haus ihres Auftraggebers. Wie viele Häuser in Kaiso war es weder von außen noch von innen etwas Besonderes. Die Einrichtung war karg, aber solide, und einige Bilder ferner bergiger Länder an den Wänden schufen zusammen mit einem prasselndem Kaminfeuer in der Stube den Eindruck von Heimeligkeit. Die junge Erbin hätte genauso gut in den tiefsten Slums von Aloe Town sein können, so wenig war sie die einfachen Verhältnisse der arbeitenden Bürgerschicht gewohnt. Sie war durchaus verwöhnt und auch etwas versnobt, was Lebensqualität anging, entsprechend konnte sie gar nicht anders, als sich in dem engen Haus voller Kochgerüche und Ruß etwas unwohl zu fühlen. Bezahlten sie hier niemanden, der die Wohnung putzte? Auf einem Wink der Zwergenpranke hin nahm sie auf einem roten Sofa Platz, das von einer ausgefransten Wolldecke bedeckt war. Sie sollte das Polster offenbar vor Hundehaaren schützen, war aber selbst so voll davon, dass man denken konnte, sie würde gleich bellen. Claudia zog die Beine zueinander und legte die Hände auf die Knie, das Gesicht möglichst neutral. "Also, ihr wollt mir helfen, was?", brüllte der Zwerg aus dem Durchgang zur Küche, wo er gerade mit einem Kessel hantierte. "Mein Name ist Ragni, im Übrigen. Stets zu Diensten! Meine Frau ist im Osten und besucht ihre Familie. Ich hab ein paar Extraschichten geackert, um ihr ihre Lieblingskekse zu kaufen. Sollte ne Überraschung werden. Doch dann waren sie einfach verschwunden. Vom Tisch vor euch. Wir leben hier nur zu zweit und Rody hätte ja wenigstens den Beutel zurückgelassen, nicht? Diebstahl, ich sags euch!", keifte der Zwerg voller Wut. Der Teekessel pfiff und Claudia schob dezent den riesigen Hundekopf zur Seite, der sich immer wieder auf ihren Schoß legen wollte. Die Feline warf einen Blick auf den Couchtisch, dann zu Kendra. Es ging also um ein mysteriöses Verschwinden ... Ob die Kleinere wohl eine heldenhafte Strategie hatte, wie sie diese - ähm - Reichtümer wiederfinden sollten? Claudia hatte irgendwie das Gefühl, dass es nicht gut ankäme, wenn sie fragte, wieso Ragni nicht einfach mehr Kekse kaufte ...
Mit ihren kräftigen Fingern umschloss Kendra den Becher mit Tee, den ihr Gastgeber, er hatte sich als Ragni vorgestellt, ihr gegeben hatte. Die heiße Flüssigkeit war noch zu warm, um ordentlich getrunken zu werden, weswegen Kendra optierte zu warten, dass es etwas abkühlte. Feine Schwaden des dampfenden Getränks verbreiteten einen kräuterigen Duft und dieser mischte sich mit der etwas abgestandenen Luft des Wohnzimmers, man hätte durchaus mal Lüften können. Ein wenig trauerte Kendra der Aussicht auf Grog hinterher. Ein kräftiger Trunk statt dieser wässrigen Mischung täte ihr bestimmt sehr gut. Doch vielleicht war es besser so. Um ihrer Rolle als Heldin gerecht zu werden, war es nun an ihr, und vermutlich auch an Claudia, die Leiden des Mannes zu erfahren und das gesamte Ausmaß der finsteren Machenschaften, die hier vor sich gingen zu ergründen. Kekse mochten eine Lappalie für andere sein, aber Kendra nahm die Sorgen des kleinen Mannes, hier war nicht die Körpergröße, sondern die Wichtigkeit in der Saga der Starsilver, ernst. Selbst kleine Probleme konnten vom Schicksal als Prüfungen erdacht worden seien. Nicht jede Prüfung verlangte Stärke oder magisches Geschick, in manchen Fällen wurden die Helden eines Epos auch in ihrer Menschlichkeit getestet. Kendra vermutete, dass ein solcher Test hier vor lag.
Nachdem der Zwerg seine Sorgen geschildert hatte, stellte Kendra ihren Becher auf den niedrigen Couchtisch und ergriff die Hände Ragnis. Mit entschlossenem Blick blickte sie dem Zwerg in die Augen und begann zu sprechen. Mach dir keine Sorgen, Ragni. Wir werden den Schurken dingfest machen, der diesen wundervollen Akt der Liebe deiner Frau gegenüber mit seiner Missetat besudelt hat. Der blick wanderte hinüber zu der Feline, die scheinbar mit dem Hund zu spielen schien, wie es aussah. Nebencharaktere haben es gut, dürfen sie doch einfach herumblödeln.Claudia, was hältst du davon, wenn wir erstmal das Haus nach Spuren durchsuchen. Der Missetäter kann nicht vollkommen heimlich eingedrungen sein und Ragni hat Recht, ein Hund hätte kaum die Verpackung mit genommen. Beflügelt von ihrem rechtschaffenem Eifer griff sich Kendra ihren Hammer und hielt ihn einige Momente in den Händen bevor sie sich eines besseren belehrte. Nein, sie konnte die Waffe kaum hier im Hause verwenden. Also stellte sie die schwere Waffe im Flur des Hauses einfach mit dem Griff nach oben auf dem Hammerkopf hin und begann sich umzusehen. Das Holz unter dem Hammer ächzte und schien die Belastung nicht wirklich als angenehm zu empfinden, doch Kendra hatte kein Ohr dafür, sie war bereits dabei nach Spuren Ausschau zu halten. Wobei man gestehen musste, dass die Zwergin keine Ahnung hatte, was genau sie sucht. Doch das Schicksal würde ihr schon helfen.
Mit einem aufgesetztem Lächeln saß Claudia auf Ragnis Sofa und hörte sich seine Sorgen an. Der Zwergenmann war nach einem Ausflug in die Küche zurückgekehrt. Die violetten Augen der Feline sahen ihn flehend an, doch er machte keine Anstalten, seinen Hund zurück zu pfeifen. Der fühlte sich offenbar in der Gegenwart der jungen Erbin überaus wohl und begann damit, an ihr zu schnuppern und sie mit seiner feuchten Nase anzustupsen. Mühevoll wahrte Claudia ihre Contenance und versuchte sich auf die Erzählung zu konzentrieren. Während eine ihrer Hände damit beschäftigt war, die Schnauze von Rody von sich zu schieben und sich nicht von dem Bär von Hund fressen zu lassen, ergriff ihre Partnerin die Hände ihres Auftraggebers und versicherte ihm, dass sie es schaffen würden, seine Kekse zu finden. Große Worte, die Kendra da spuckte. Dabei hatten sie nicht einmal einen Ansatzpunkt. Aber eines musste Claudia zugeben: Wenn der Zwerg seine Frau so sehr liebte, dass er ihr Kekse kaufte und dann Magier engagierte, um diese zu suchen, dann wollte ein großer Teil der Romano ihm alleine deshalb schon helfen. Sie stammte aus einer Welt, wo man anderen eigentlich nur etwas schenkte, wenn man etwas im Gegenzug erwartete. Werbegeschenke, Gastgeschenke, ja selbst ihre Freundinnen aus der Oberschicht überschütteten Claudia nur dann mit Aufmerksamkeiten, wenn sie auf eine Einladung zu einer Reise oder einem exklusivem Ball ihrer Familie spekulierten. Wahre, ehrliche Geschenke des Herzens kannte Claudia nicht. Und genau deswegen wollte sie diese bewahren. "Nach Spuren suchen hört sich vernünftig an", meinte sie daher zustimmend und erhob sich etwas fluchtartig vom Sofa. Rody sprang hinter ihr auf die Wolldecke und schnappte nach dem flauschigen Schwanz der Feline, der sich alle Haare wie bei einem Stachelschwein aufstellten. Ragni pfiff einmal scharf, woraufhin sich sein Hund hinlegte, und wischte sich eine Träne der Rührung aus dem Augenwinkel. "Wusste, ihr seid gute Leute", ließ der Zwerg schniefend verlauten, blickte dabei jedoch vor allem zu Kendra. Offenbar hatte die Zwergin eine Saite im Herzen ihres Volksbruders zum Schwingen gebracht.
Claudia derweil lächelte, nickte und entfloh der Aufmerksamkeit des Hundes. Im Flur angekommen, schaute sie Kendra noch einen Moment dabei zu, wie diese ihre Waffe verstaute. Sie musste einiges wiegen, so wie das Holz unter ihr ächzte. Die Feline vertraute da eher ihren Karten, die ... Moment! "Kendra, ich werde meine Karten nach dem Aufenthalt der Kekse befragen. Warte bitte einen Augenblick." Claudia hockte sich auf die krumme, schiefe Treppe und friemelte an ihrem Kartenholster herum. Als sie ihre Weissagungskarten endlich befreit hatte, konnte sie diese auf ihren Knien mischen. Mit geschlossenen Augen führte sie komplizierte Bewegungen aus, die der Feline scheinbar in Fleisch und Blut übergegangen waren. "Sind die Kekse noch in der Nähe?", fragte sie zunächst, um ein pures Verlegen durch den Besitzer auszuschließen. Ragnis Geschichte klang zwar aufrichtig, doch man wusste nie. Claudia fühlte sich einer der Karten mit einem Mal besonders verbunden, als die ihre Magie in das Deck leitete und zog sie hervor. Sie glomm leicht auf, das Zeichen für "Ja". Die Feline weitete die Augen und blickte die Antwort des "Schicksals" ehrfürchtig an. "Das Glücksrad ... Eine Veränderung? Eine unerwartete Wendung, vielleicht? Eine Art Kreislauf?", spekulierte Claudia und drehte die Karte vor sich hin und her. Wenn sie ihren Karten vertraute (und das tat die Romano immer), dann steckte mehr hinter dem Keksdiebstahl, als man vermuten mochte ... "Kendra! Die Kekse sind noch irgendwo hier!"
Zauber + Mana:
240 / 250
Cartomancy: One Card Spread TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 10 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Geschicklichkeit Level 2 BESCHREIBUNG: Bei dieser simplen Art der Divination leitet der Anwender beim Mischen des Tarotdecks einen kleinen Teil Mana hinein, während er eine Ja-oder-Nein-Frage formuliert. Daraufhin wird eine Karte gezogen, die bei der Beantwortung der Frage hilft - bei "Ja" leuchtet das Gesicht der Karte leicht auf. Die Lesung erfordert Konzentration und einen Moment Zeit. Außerdem ist das Deck nicht allwissend - während man immer einen magischen Hinweis erhält, ist dieser nur so wertvoll wie die Interpretation des Anwenders und dessen Wissen.
Die Zwergin staunte nicht schlecht, als Claudia ihre Karten heraus holte und diese auf der Treppe legte. War die Feline etwa auch geführt vom Schicksal? Sicherlich war es dann mehr als nur Vorhersehung, dass die beiden Frauen heute aufeinander getroffen waren. Gespannt blickte die Zwergin auf die Karten, während Claudia mit geübten Handgriffen eine Karte aus ihrem Deck zog und vor sich platzierte. Sie selbst verstand davon absolut gar nichts, staunte aber dennoch, wie ein kleines Kind. Gleichzeitig rechtfertigte Kendra in ihrem Kopf aber bereits ihr Unwissen wieder. Natürlich, sie ist nicht vom Schicksal auserwählt worden, benötigt also Hilfsmittel, um mit diesem zu konversieren. Vielleicht war es die Delusion von Kendra, vielleicht aber auch Neid und Unsicherheit, aber die vom Schicksal geküsste Zwergin würde immer auf ihrer Interpretation der Situation beharren. Sie war so stur und so stolz. Als Claudia ihren Trick beendet hatte und verkündete, dass die Kekse noch im Gebäude sein mussten, klatschte die zwergin erfreut in die Hände. Sehr schön. Ich wusste, dass du etwas besonderes bist, aber, dass dich das Schicksal führt, ist eine sehr willkommene Überraschung. Damit deutete sie auf die Karte, die noch auf der Treppenstufe lag und wandte sich dann um. Dann haben wir ja nicht mehr so viel zu begutachten. Wir sollten das ganze Haus von unten nach oben durchsuchen. Dann kann uns nichts entgehen. Kendra hatte absichtlich nicht vorgeschlagen sich aufzuteilen. Zu zweit konnten sie mehr entdecken und außerdem war es nicht sehr heroisch, wenn sie anderen ihre Aufgabe überließ. Sie war die Protagonistin und musste daher den entscheidenden Hinweis aufspüren und entschlüsseln. Das konnte sie sich ja nicht von einem Nebencharakter, auch einem, den das Schicksal führte, nehmen lassen. Entscprechend führte sie den Weg zum Kellereingang, einer schmalen, unauffälligen Tür auf der Rückseite der Treppe, an.
Mit einer Hand schob die Zwergin die Tür auf und blickte die Stufen hinab in die Dunkelheit. Ihre an schlechte Lichtverhältnisse gewohnten Augen passten sich sofort an und gaben der Zwergin einen groben Eindruck vom Untergeschoss. Es war kein richtiger Keller, sondern mehr ein Crawlspace mit Zugang zum Haus. Sie selbst und die Bewohner des Hauses würden hier stehen können, kleine, handgezimmerte regale sprachen davon. Anders sah es vermutlich für die Feline aus. Ob sich Claudia mit diesem Ort abfinden würde? Die herunterhängen Spinnenweben und die Massen an Staub sprachen für sich. Frohen Mutes schritt Kendra hingegen die Stufen herunter. Sie wusste, dass das Leben als Held nicht immer glamourös war und manchmal auch Drecksaufgaben, wie diese hier, notwendig waren. Es war ein kleines Opfer für Heldentum. Nach was für Spuren suchen wir denn so? Kekskrümel, Verpackungsreste oder anderen Dingen, die außergewöhnlich scheinen. Irgendwas würde sich doch finden lassen.
Claudia seufzte leise, während sie sich widerwillig durch den engen Eingang des schmutzigen Kriechkellers zwängte. Die Dunkelheit umhüllte sie wie ein feuchtes Tuch, und der muffige Geruch von Staub und vergessenem Ungeziefer stieg ihr in die Nase. Ihre Katzenohren zuckten unwillkürlich bei jedem leisen Rascheln. Sie hatte keine Probleme mit der Sicht im Dunkeln, fragte sich aber gerade, ob das Glück oder Pech war.
Ausgerechnet ein miefiger Keller ... Aberd ie Tarotkarten hatten keine Fehler gemacht. Die Kekse waren noch im Haus des Zwerges. Wenn sich hier etwas versteckte, das Süßigkeiten stahl, dann vermutlich an einer solchen Stelle. Claudia tastete sich vorsichtig voran. Sie bemerkte die Spinnweben, die sich überall um sie herum spannten, und versuchte, nicht daran zu denken, was sonst noch in diesem Loch lauern mochte. Plötzlich spürte sie einen leichten Luftzug, der aus einer Ecke des Kriechraums zu kommen schien. Neugierig ging sie näher heran und entdeckte ein kleines Loch in der Wand, kaum groß genug für eine Katze oder einen kleinen Menschen.
Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als sie darüber nachdachte, wem dieses Loch gehören könnte. Einem Waschbär? Einer Monsterratte? Oder gar etwas, von dem sie noch nie gehört hatte? Ihre Gedanken waren wild, als sie überlegte, wie sie vorgehen sollte.
Plötzlich bewegte sich etwas in der Dunkelheit hinter ihr. Claudia wirbelte herum, ihre Katzeninstinkte auf der Hut. Doch es war nur ein Schatten, der sich über die Wand bewegte. Vermutlich nur eine Maus oder ein weiteres unsichtbares Ungeziefer, das in solchen dunklen, vergessenen Ecken hauste. "Kendra! Hier ist etwas!"
Langsam wandte sie sich wieder dem Loch zu. Die Kekse mussten hier irgendwo sein, und dieses Loch schien der einzige Hinweis zu sein, den sie hattne. Mit einem vorsichtigen Blick über die Schulter kroch sie näher heran und untersuchte die Öffnung genauer.
Das Loch führte nach oben, das war offensichtlich. Es war düster und unheimlich, aber zugleich wirkte es wie der einzige Weg, um weiterzukommen. Widerlich ... Unentschlossen kroch sie näher heran und drückte ihren Kopf durch das Loch. Es war eng, und ihre Katzenohren sträubten sich leicht, als sie den Widerstand der Wand spürten. Doch schließlich schaffte sie es, ihren Oberkörper durch das Loch zu zwängen.
Sie fand sich in einem schmalen Gang wieder, der sich hinter den Wänden des Zwergenhauses erstreckte. Es war dunkel, aber sie konnte schemenhaft einige Lichtstrahlen erkennen, die von den Ritzen der Zwischenräume fielen. Claudia tastete sich vorsichtig voran, so weit, wie sie mit ihren Händen reichen konnte.
Plötzlich spürte sie etwas Weiches unter ihren Fingern. Erschrocken hob sie ihre Hand an, fiepte und sah sich um. Ein kleiner Haufen Kekskrümel lag verstreut auf dem Boden. "Kekse!" Claudia ächzte, als sie versuchte, den Rest ihres Körpers durch das Loch zu zwängen und in den Gang zu gelangen. Doch egal wie sehr sie drückte und zog, sie befand sich in einem so ungünstigem Winkel, dass sie mit ihrer eigenen Kraft nicht weiter kam. "Kendra, du musst mir helfen ... Ich komme nicht weiter hinein!" Dass sich derweil eine monströs große Spinne abseilte und sich häuslich auf ihrem Katzenschweif einrichten wollte, bekam sie zum Glück nicht mit.
Direkt hinter der Felinen schob sich Kendra in den Keller, anders als die Midas Hands Magierin war es der Zwergin ein leichtes sich hier fortzubewegen. Die Decke war, wenn auch niedrig, kein Hindernis bei ihrer Körpergröße und sie konnte aufrecht stehen, wie in jedem anderen Raum auch. Entsprechend war es für sie auch deutlich weniger anstrengend sich fortzubewegen. Gepaart mit ihrer exzellenten Sicht im Dunkeln, die die Zwerge durch ihre natürlichen, im Dunkeln liegenden Heimstätten entwickelt hatten, war diese Suche gerade nichts anderes, als im Wohnzimmer nach einem heruntergefallenen Bonbon zu gucken. Da es nicht sonderlich zielführend gewesen wäre, wenn Kendra Claudia einfach nur gefolgt wäre, einen Blick auf den Allerwertesten der Katzendame benötigte die Heldin nicht. Entsprechend sonderte sie sich ein wenig ab und begutachtete die entgegengesetzte Seite des Raumes. Die Vorratsregale waren über und über mit Konserven verschiedenster Sorte gefüllt, eine Ordnung konnte Kendra aber nicht ausmachen. Da stand plötzlich neben eingemachter Wurst ein Glas eingelegter Gurken und daneben eine Dose mit bereits geschnittener Ananas. Wie sollte man hier nur etwas finden? Aber gut, das war nicht Kendras Aufgabe, sie musste hier nichts finden. Jedenfalls nicht, bis ihre Augen über eine merkwürdig bekannt wirkende Dose glitt. Ja, träumte sie. Ungläubig rieb sich die junge Heldin die Augen. Nein, die Dose stand immer noch dort. Granny Rebarras Rhabarbarkuchen aus der Dose. Wie lange hatte Kendra diesen nicht mehr gesehen, hier in Fiore schien es den gar nicht zu geben, nur in Bosco. Wo hatte ihr Auftraggeber diese nur her? Das musste sie auf jeden Fall in Erfahrung bringen, das war wie ein Stück Kindheit. Der trockene Kuchen, der objektiv betrachtet mehr Ähnlichkeit mit Sand als mit Kuchen hatte, war ein Stück von Kendras Kindheit, dem sie manchmal nachtrauerte. Wäre sie keine so ehrhafte Heldin gewesen, sie hätte sich die Dose einfach geschnappt. Aber sie war ja ehrenhaft und außerdem waren Sie hier um den Dieb von Gebäck zu stellen und nicht selbst zu welchen zu werden. Um der Versuchung jedoch nicht zu verfallen, ging sie lieber schnell wieder zu Claudia.
Die Feline schien unterdessen ihren Kopf in ein Loch gesteckt zu haben und Probleme damit zu haben tiefer hinein zu gelangen. War dies die Öffnung zu einem geheimen Gang, gefüllt mit Fallen und Gefahren? Das Schicksal musste es gut meinen. Verzagt nicht, Claudia, meine werte Mitstreiterin, ich unterstütze dich. Ohne wirklich lange zu zögern, legte Kendra der Feline ihre Hände an die Hüfte und schob, so vorsichtig sie konnte. Sie wollte ihrer Begleitung keine Schmerzen zufügen, wusste sie doch, dass ihre heldenhaften Kräfte für viele zu viel sein konnten. Wenn sie gewollt hätte, wäre sie vermutlich in der Lage gewesen Claudia mit einem Ruck in das Loch zu schieben, auf die Gefahr hin ihr mehrere Knochen zu brechen und das Haus zu beschädigen. Sehr unheldenhaft.
Während sie so Claudia langsam in das Loch schob, bemerkte die Zwergin, dass sich etwas auf dem Schweif der Felinen regte. Durfte sie einfach dorthin greifen oder war dies zu übergriffig? Claudia hatte um Hilfe beim Schieben gebeten, sie hatte kein Wort über etwas anderes verloren. Es wäre besser nachufragen, ja, ganz bestimmt. Claudia, ich frage ja nur ungerne, aber ist es in Ordnung, wenn ich dir kurz an den Schweif fasse? Hier scheint sich eine Spinne in deinem Fell einnisten zu wollen. Während Kendra selbst keine Probleme mit Spinnen hatte, war es ja oftmals so, dass andere damit nicht klar kamen. Doch bevor eine Antwort kommen konnte, verschwand der Widerstand plötzlich und Kendra fiel nach vorne. Sie hatte es wohl geschafft Claudia durch das Loch zu schieben. Dass es einmal laut geknackt hatte und das Loch jetzt vermutlich etwas größer als zuvor war, bemerkte Kendra gar nicht. Sie war damit beschäftigt sich wieder aufzurichten und den Staub von der Kleidung zu klopfen.
"Eine w-was?" Es war ein ziemlich großes Glück, dass Claudia gerade wie ein Korken in der Flasche in diesem Wandloch steckte. Da sie sich nicht wirklich bewegen konnte und daher auch keinen kreischenden Stepptanz aufführen konnte, um das widerliche Wesen loszuwerden, erstarrte sie lediglich zu einer Salzsäule. Ein Schauder ging durch den Körper der jungen Feline und man konnte sehen, wie sich ihr das Fell sträubte. Gleichzeitig quetschte die kräftige Zwergin von hinten. Dadurch, dass sich ihr Körper ohnehin schon zusammen zog leistete die ohnehin nicht gerade üppige Magierin kaum noch Widerstand. Sie ploppte fiepend durch das Loch und fühlte sich durch die rabiate Landung tatsächlich wie ein Sektkorken, der erst einmal als Querschläger durch die kleine Aushöhlung ditschte, die sie damit betrat.
Claudia bekam kaum mit, dass Kendra etwas an der Wand beschädigt hatte. Sie zerrte sofort ihren Schweif heran und inspizierte ihn leise fluchend nach unerwollten Spinnentieren. Das Wesen musste allerdings durch ihren Durchbruch davongeschüttelt worden sein, denn es befand sich kein Grauen mehr auf dem beige-weißem Fell. Kurz umklammerte sie ihren Schweif mit zusammengepressten Augen und stieß ein "Uwäääh" hervor, das aus tiefstem Herzen kam. Wi-der-lich!
Nachdem sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte, traute sich Claudia, erst das eine, dann das andere Auge zu öffnen. Die katzenhaften Merkmale ihres Sehsinns erlaubten es ihr, in der Dunkelheit zu sehen. Das Bild, das sich ihr bot, war jedoch äußerst kurios - offenbar lebte hier jemand.
In etwas enger, vertikal ansteigender Lage, befand sich ein Wohnbereich. Er wirkte schlicht und ordentlich, mit klitzekleinen Möbeln aus Holz. Ein kleines Bett aus Moos und Tierfellen stand in einer Ecke, umgeben von Kerzen, die jedoch gerade nicht angezündet waren. Jemand hatte den Boden mit weichem Sand und abgewetzten Teppichfransen ausgelegt, um es behaglicher zu machen. An den Wänden hingen kleine Regale. Ein winziger Tisch stand im Zentrum der Aushöhlung, mit hölzernen Stühlen zum Sitzen. "Huh?", machte Claudia verwirrt und drückte sich gegen die Wand, um diese Einrichtung genauer zu betrachten. Sie war ungefähr so groß, dass eine Person in der Größe einer kleinen Puppe hier leben könnte. Eine Art seltsames Hobby des Inhabers?
Claudia legte den Kopf in den Nacken und entdeckte weit oben in der Aushöhlung, verbunden durch ein komplexes Netz aus Seilbrücken und aus diversen Materialen zusammengeklebten Leitern eine Art Speisekammer. Sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um den Inhalt zu erahnen, doch eine Ecke, die sie erspähen konnte, sah verdächtig nach dem Logo einer Bäckerei aus ...
"Kendra!", rief Claudia ihrer Begleitung zu, die hinter ihr wie eine Belagerungsramme durch die Wand gepoltert war und zeigte mit spitzen Fingern auf ihren Fund. "Au!" Im selben Moment zuckte sie zusammen, weil jemand mit erstaunlicher Kraft und einer winzigen Zwille eine Walnuss gegen ihre Nase geschossen hatte. Als sie nach dem Täter suchte, erspähte sie eine dunkle Gestalt im Schatten, die sich hinter eine offenbar selbstgeklöppelte Badewanne duckte. "Verzieht euch! Das ist mein Haus!" In welche Falle waren die beiden da denn getappt? Und wieso gleich so aggressiv?!
Nachdem die Zwergin ihre Mitstreiterin durch das Loch geschoben hatte, wartete die Heldin auf ein Zeichen, dass sie nachkommen sollte. Lieber wollte Kendra nicht auch hineinsteigen, wenn sich herausstellen sollte, dass nicht genug Platz für beide Frauen in diese, Zwischenraum war. Die Starsilver wäre zwra in der Lage einfach die Wand einzureißen, aber welcher wahre Held befasste sich mit niederem Vandalismus? Keiner von dem Kendra gehört oder gelesen hätte. Vielleicht von Fairy Tail abgesehen, aber da war Held als Beschreibung schon weit hergeholt. Statt einer Antwort erhielt die Zwergin jedoch nur ein Geräusch, dass sie nicht so recht zuzuordnen vermochte. Verwirrt kratzte sich Kendra am Kopf, wie sie das Geräusch der Felinen einordnen sollte. Es hatte nicht dir Dringlichkeit einer lebensbedrohlichen Situation, daher war die junge Frau noch nicht auf halbem Wege durch das Loch. Dennoch war sie neugierig, außerdem konnte die Heldin der Geschichte wohl kaum den spannenden teil verpassen, oder? Entsprechend schob sich die Zwergin in die Öffnung.
Man hörte das bereits durch den Druck der Zwergin angeschlagene Holz ächzen und knacken, aber die Starsilver hielt sich nicht zurück, sie wollte durch die Öffnung und wenn die Feline durchgepasst hatte, würde die kleinere Zwergin doch auch durch kommen, oder? Es kostete die Starsilver etwas Kraft und ein Stück Holz von der Verkleidung barst unter dem Zug, den die Zwergin darauf ausübte, aber sie schaffte es in den Zwischenraum hinein. Er war sogar größer, als von der jungen Heldin erwartet. Neben der Möglichkeit sogar für Claudia aufrecht zu stehen, war hier eine überraschende Menge Platz verborgen. Wenn sich die Heldin auf ihren Sinn, der ihr dauerhaft sagte, wo sich Norden befand, verlassen konnte und das tat sie ständig, mussten sie sich jetzt an oder in einer der Seitenwände des Reihenhauses befinden. Leider kam Kendra nicht dazu groß darüber nach zu denken, denn der Schmerzenslaut ihrer Begleiterin riss die junge Heldin aus ihren Gedanken. Irgendwas hatte scheinbar die Feline am Kopf getroffen. Geistesabwesend, wie im Autopilot, bückte sich die junge Frau, um die kleine Walnuss mit ihren Fingern zu inspizieren und die Rillen der Baumfrucht entlang zu fahren. Genau in dem Moment, in dem Kendra die Nuss zu Claudia emporhalten wollte, tönte eine piepsige Stimme, dass sie aus ihrem Haus verschwinden sollten. Ihr Haus? Das gehört doch Ragni und seiner Frau. Verwirrt blickte Kendra nach oben. Die Gestalt, die gesprochen hatte, war auf einer Ebene, die die Zwergin nicht einsehen konnte, befand sie sich doch auf Kopfhöhe der Feline. Das musste Kendra ändern, aber wie? Springen war hier in diesem engen Bereich eher unglücklich. Kurzerhand stemmte die Starsilver ihre Arme und Beine gegen die gegenüberliegenden Wände und begann damit sich nach oben zu hieven. Ihre angespannten Muskeln zitterten leicht, aber sie hatte schon schlimmeres getan.
Als sie endlich auf der Höhe von Claudias Gesicht war, blickte sich Kendra um, konnte aber nur hinter einer kruden Badewanne, als sei sie für eine Puppe gemacht worden, eine Gestalt erkennen. Hey, was geht denn hier vor sich? erschrocken hätte Kendra beinahe den Halt verloren. Unter ihr, durch das Loch, steckte der Kopf des Auftraggebers und blickte die beiden Magierinnen hier an.
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