Ortsname: Bahnhof - Vorplatz Art: Freiraum Spezielles: --- Beschreibung: Der Vorplatz des Bahnhofs von Kaiso Town ist ein geschäftiger Teil der Stadt, auf dem es vor allem von Pendlern wimmelt, die zu den Stoßzeiten ihre Arbeitstätten aufsuchen oder der dreckigen Luft nach Hause entkommen wollen. Einige kleinere Geschäfte preisen hier schnelle Küche oder günstige Waren an, doch der Hauptteil des Platzes besteht aus kaltem, grauem Gestein.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Elegant setzte sich die Spitze eines schwarzen Lackschuhs auf den Steinboden der Bahnhofshalle. Die Ellenbogen an die Seiten des schlanken Körpers gepresst, ließ sie Reisende und Pendler an ihr vorbei in die Bahnhofshalle strömen. Auf dem Kopf der jungen Dame thronte ein Barett, dass die Katzenohren bedeckte und der buschige Schwanz war sorgsam unter den langen Schößen ihres braunen Mantels verborgen. Sie hatte ihn gegen die Kälte zugeknöpft und außerdem noch einen weinroten Schal umgeschlungen, doch trotzdem hatten sich ihre Wangen und Nasenspitze durch die ungewohnt niedrige Temperatur bereits gerötet. Claudia trat ein paar Schritte zur Seite, um möglichst wenigen Personen im Weg zu stehen. Testend öffnete und schloss sie die kleinen Fäuste, damit das Blut (und damit hoffentlich etwas Wärme) in ihre Finger zurückkehrte. Als Stadt der Industrie karrte sich Kaiso Town zur Morgenstunde zahlreiche Arbeiter aus allen umliegenden Städten und Randgebieten heran, welche natürlich mit der schnellen und effizienten Zugroute vorlieb nahmen, als den Weg zu Fuß oder mit einem Pferd zurückzulegen. Claudia fuhr unter normalen Umständen nicht mit regulären Zügen und bevorzugte für ihre Reisebedürfnisse die First-Class-Behandlung, die sie als Tochter eines hochrangigen Mitglieds ihrer Gilde bei der Highway Metro Group genoss, doch heute hatte es einige Engpässe gegeben, also war die Feline gezwungen, mit dem gemeinen Volk zu reisen. Eine aufregende Erfahrung, zumal sie den ganzen Weg gestanden hatte und sich an einem eisigen Querbalken festhalten musste: Der Grund für ihre erstarrten Hände. Zum Glück hatte sie direkt an Handschuhe gedacht, als sie den Standort ihrer Quest erfahren hatte, sonst wäre die Haut ihrer Hände am Ende noch mit ihrem Stolz und ihrer Würde im Zug zurückgeblieben, der sich weiter hinter ihr leerte.
Sehnsüchtig blickte Claudia zu den Bänken in der Bahnhofshalle, entschied sich nach einer näheren Prüfung aber dagegen, das teure Material ihres Mantels mit dem der Sitzgelegenheiten zu konfrontieren. Stattdessen brachte die junge Dame etwas Leben in ihre Glieder, indem sie diese bewegte: Es ging heraus aus der Halle nach draußen, in die frische Luft. So jedenfalls der Plan. Nach draußen kam die Feline ohne weitere Zwischenfälle, die Handtasche um die Schulter geschlungen und die Augen wachsam, doch von frischer Luft war kaum zu sprechen. Ihr erster Atemzug im Smog der Stadt sorgte für ein plötzliches Husten. Angewidert holte Claudia ein Taschentuch aus der Manteltasche und drückte es sich gegen die feine Nase, um zumindest einen kleinen Teil des Rauchgeruchs zu filtern. Einige der Arbeiter in Overalls und Werkhosen warfen ihr amüsierte bis verächtliche Blicke zu, doch sie achtete nicht weiter darauf und platzierte sich stattdessen möglichst zentral vor dem Ausgang des Bahnhofs, um alle Richtungen überblicken zu können. Irgendwo hier würde sie ihren Questpartner treffen, damit sie gemeinsam den Auftraggeber aufsuchen konnten. Kekse ... Keine sonderlich brenzlige Quest, wie Claudia befürchtete. Seit knapp einem Jahr ging es mit all ihren Aufträgen genau so vonstatten, egal wie sehr sie auch versuchte, sich eine spannende Aufgabe zu sichern. Ständig passierten so viele seltsame Dinge, dass sie am Ende die harmlosesten und ungefährlichsten Aufgaben zugeteilt bekam. Irgendwann würde sie auch diesem Mysterium auf den Grund gehen, doch erst einmal ... Kekse! Oder so. War das da drüben eine Ratte oder nur ein sehr hässlicher Hund? Igitt.
Mit einem gut gelaunten Summen marschierte Kendra ihren Hammer geschultert durch die Hallen des Bahnhofes auf der Suche nach ihrer heutigen Untergeb … Begleiterin. Ja, man hatte Kendra gesagt diese Midas Hands Magierin wäre mit ihr gleichgestellt, aber was sagte das schon aus? Sie war doch die Heldin dieser Geschichte und damit wäre ihre heutige Begleitung nichts weiter als ein Nebencharakter. Natürlich würde sie das nicht so aussprechen, die Helden aus den Büchern waren auch immer sehr wohlwollend und freundlich gewesen, immer mit einem Lächeln auf den Lippen, selbst in Angesicht der größten Hindernisse. Da war ein Gespräch und eine Quest mit jemandem, der nicht für solche Größe bestimmt war, ein Klacks. Immerhin war Kendra auch dabei, wir sollte da etwas schief gehen? Der Schwung im Gang der Zwergin war äußerst selbstsicher und sie bemerkte nicht einmal, wie der Kopf ihres überlangen Hammers mehrere Menschen aus dem Weg drückte, die an Kendra vorbeigegangen waren. Aber warum sollte sie auch, diese Leute waren unwichtige Punkte in ihrem Leben, NPCs am Rande der Erzählung ihrer Saga, niemand, um die es sich lohnte Gedanken zu verschwenden. In dem Buch, das über ihr Leben geschrieben werden würde, und wenn sie es selbst tun musste, würden sie nicht mal auftauchen. Vielleicht der nette Bäcker, der ihr heute Morgen ein Croissant zu ihrem Einkauf geschenkt hatte. Sicher, er hatte fälschlicherweise gedacht bei Kendra handele es sich um ein kleines Mädchen, aber Nebencharaktere durften Fehler machen. Neben solchen Fehlern wirkte sie doch nochmal besser, was sie doch nur als Heldin dieser Geschichte bestätigte.
Doch langsam war es an der Zeit die temporäre Begleiterin unserer Heldin zu treffen. Jemand, der mit Kendra arbeiten würde, sollte nicht zu langweilig sein, immerhin würde das Schicksal es nicht wollen, dass die Heldin dieser Welt mit langweiligen Gefährten und drögen aufgaben konfrontiert wurde. Nein, auch wenn es gerade so klang, hinter der Quest, die sie heute durchführen würden, musste mehr stecken, als einfache Keksdiebe. Nein, bestimmt gibt es eine Verschwörung gegen die Krone oder einen Schmugglerring du einer der neuen Rekruten hat den Fehler gemacht eine Spur zu Keksen zu hinterlassen, der ich mit meinem messerscharfen Intellekt folgen kann. Ganz bestimmt. In Gedanken versunken marschierte Kendra einfach am vereinbarten Treffpunkt vorbei und bemerkte kaum die gut gekleidete Person, die sie passierte. Dass es sich dabei um ihre Questpartnerin handelte, machte die Sache nicht besser. Erst einige Schritte später bemerkte sie ihren Fehler … Fehler? Nein, Kendra machte keine Fehler, irgendwie musste es wichtig für die Geschichte sein, dass sie an der Person vorbeigelaufen war. Vielleicht würde gleich etwas von oben auf die Stelle herabfallen, wo Kendra sonst gestanden hätte oder dieser Umweg war notwendig, damit Kendra aus dem richtigen Winkel zu der Frau sprach. … Was soll das heißen Winkel sind in einer Saga nicht relevant, weil es geschriebenes Wort ist? Das hier ist Kendras Saga und für sie ist alles relevant, basta! Also zurück zum Text und dem schicksalhaften Treffen … ja, wir betiteln das jetzt so, findet euch damit ab, Leser. Zurück zum schicksalhaften Aufeinandertreffen zweiter Streiterinnen im Kampf für Gerechtigkeit. Ja, das war gut, das hat den richtigen Klang. Grüße, werte Dame. Seid Ihr die Magierin von Midas Hands, auf die ich heute treffen soll? Sie wirkte auf jeden Fall anders, als die Leute um sie herum, eine mysteriöse Aura, wenn man so wollte. Niemand geringeres konnte eine Mitstreiterin von Kendra sein, plus sie wirkte fehl am Platz in ihrer edleren Gewandung. Selbst Kendras eigentlich sauberer Lederharnisch über dem einfachen, wollenen Hemd und der dunkelbraunen Hose passte sich besser in das dreckige Bild von Kaiso. Mit einem lauten Geräusch, das am ehesten als Thump, beschreibt doch Onomatopoeia besser, wenn ihr es könnt, stellte Kendra ihren übergroßen Kriegshammer mit dem Kopf voran auf den Boden und stellte sich auf selbigen, um weiter nach oben reichen zu können. Mit einer Had hielt sie sich am griff der Waffe fest, während sie die andere zur Begrüßung zu ihrer heutigen Questpartnerin streckte.
Es geschah selten, dass Claudia auf eine Person herabsehen musste - jedenfalls buchstäblich. Böse Zungen mochten behaupten, dass die verwöhnte Feline immer von einer erhöhten Position auf ihre Mitmenschen blickte, die mit Reichtum und Eleganz ganz natürlich kam, aber das war natürlich nichts weiter als eine unfaire Generalisierung. Zum Beispiel könnte die Romano erwähnen, dass die Kleidung dieser Zwergin alles andere als ansprechend war und sie eher aussah, als würde sie gleich ein paar Kohlebrocken in den nahen Minen abbauen als auf eine Quest zu gehen, aber dergleichen kam nicht über die säuberlich gepinkten Lippen der Feline. Nein, stattdessen beugte sie sich ganz leicht herab, hob die Mundwinkel zu einem Lächeln und streckte ihre behandschuhte Hand sehr vorsichtig zu Kendras Pranke. Sie musste recht kräftig sein, wenn sie mit dem Hammer so hantierte, daher wollte Claudia lieber keine Quetschungen riskieren. Dass sie ihr die Hand reichte besaß gleichzeitig den angenehmen Nebeneffekt, ihrem Gegenüber damit auch eine Art Visitenkarte zu überreichen, denn das Gildenzeichen von Midas Hands befand sich gut sichtbar genau auf ihrer rechten Handfläche. Oder wäre gut sichtbar gewesen, hätte die Feline nicht die schützende Schicht Stoff zwischen sich und dem Dreck der Stadt gebracht. Insofern offenbarte Claudia mit freundlicher Stimme ihre Zugehörigkeit. Eine ordentliche Portion Stolz schwang in der Tonlage der jungen Frau mit: "Das ist richtig, meine Liebe. Ich bin Claudia Romano. Wie ist dein Name?" Musste die Kleine ja nicht wissen, dass Claudia alles andere als begeistert von der Vorstellung war, so etwas Belangloses wie Kekse zu sammeln. Gegenüber Mitgliedern anderer Gilden oder Personen von der Straße musste man stets darauf achten, das Bild aufrechtzuerhalten, das man ihnen zeichnete. Kendra sollte beispielsweise die Freundlichkeit Claudias erhalten, ohne dabei zu bemerken, dass sie die Erscheinung ihres Gegenübers überaus kurios fand. Der beste Weg, um sich als freundlich und interessiert zu etablieren war also, den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen. Aus diesem Grund übernahm Claudia beinahe augenblicklich genau die Nebenrolle, die Kendra ihr innerlich zugeteilt hatte - fast als hätte die Feline im Geheimen das Drehbuch für das Leben der Zwergin gelesen und stundenlang für eben jenen Auftritt geprobt, der sich ihr nun zwar ohne Bühnenlicht, aber in einer passenden Kulisse offenbarte. "Ich hoffe, du kennst dich hier aus - ich war noch nie in Kaiso Town und bin leider keine große Hilfe. Denkst du wirklich, dass wir nur wegen Keksen angefordert wurden? Du siehst aus, als könntest du gut kämpfen - da fühle ich mich gleich sicherer!" Mit einem Auflachen und einem Lächeln, bei dem sich ihre Augen zusammenkniffen wandte sich Claudia der verdreckten, von düsteren Rauchschlieren durchzogenen Innenstadt zu und wedelte sich erneut ihr parfümiertes Tüchlein vor das zarte Näschen. "Meinst du, wir sollen uns auf den Weg machen? Oh, ich beherrsche im Übrigen Tarotmagie. Was kannst du denn? Vermutlich benutzt du deinen Hammer, mh?" Fehlendes Interesse konnte man der Feline wahrlich nicht attestieren - aber sie hatte ja auch bereits früh gelernt, dass alle Informationen über das Gegenüber früher oder später relevant sein würden. Insbesondere über Rune Knights. Man wusste ja nie, wann man "Freunde" in gewissen Positionen benötigte ...
Aha, da hatte ihr untrügerischer Instinkt also richtig gelegen. Die Feline wirkte aber auch wie jemand, der als Nebencharakter in der Saga von Kendra taugen würde. Interessanter als der Ottonormalbürger und scheinbar mit Etikette vertraut. Sie wirkte zierlich, daher versuchte Kendra nicht die Hand der jungen Frau zu zerquetschen, als sie diese schüttelte. Die Katzenfrau zeigte sogar ihr Gildensymbol, welches sich, wie das von Kendra auf der Hand befand Auch die Zwergin zog ihren Fingerlosen Handschuh herunter und offenbarte das Ankh, welches von den Rune Knights als Symbol verwendet wurde. Anders, als die vornehme Nebendarstellerin vor Kendra, hatte sie die Handschuhe aber nicht an, weil ihr der Dreck der Straßen zu viel wäre. Ganz im Gegenteil, sie fühlte sich wohl und irgendwie heimisch, war die Luft doch genauso von Abgasen erfüllt, wie es die untergründige Stadt in ihrer Heimat war. Ein kleines Stück Heim, so fern davon. Dies bedeutete nicht, dass die Luft nicht Kendras Lunge schaden würde oder dergleichen, aber sie verband ein Gefühl der Nostalgie mit dem Smog und Staub in der Luft. Claudia? Welch passender Name für eine Mitstreiterin auf dem Weg der Gerechtigkeit. Mein Name ist Kendra Starsilver, Heldin von Earthland und Beschützerin der Schwachen und Hilflosen. Merke dir meinen Namen, denn ich werde ganz sicher als Heldin in die Geschichte eingehen. Große Worte der kleinen Frau, aber sie wusste, dass dies unausweichlich war. Das Schicksal würde ihr das Heldentum bringen, das ihr vorherbestimmt war.
Doch vorerst gab es scheinbar dringlichere Probleme. Um genau zu sein, Orientierung. Claudia war wohl erst das erste Mal in Kaiso Town und kannte sich nicht wirklich aus. Sollte dies das erste Hindernis in der ruhmreichen Aufgabe der Heldinnen sein? Zögere nicht, werte Mitstreiterin, selbst wenn du nicht weißt, wo du lang gehen musst, wird das Schicksal dich leiten. Ich verstehe etwas davon, hat das Schicksal mich doch geküsst und uns zusammengeführt. Ja, manchmal war Kendra anstreng … ähm, ich meine. Kendras Heldentum und stoische Art waren bewundernswerte Pfeil der der Ruhe in einer Welt, die dem Chaos anheimfallen würde, gäbe es nicht glorreiche Helden, wie die Zwergin. Ja, genau. Und es fiel nicht einmal auf, dass Kendra die Frage nicht beantwortet hatte. Die Zwergin konnte hier Norden bestimmen, das war es. Kekse? Ich verstehe deine Verwirrung, werte Claudia, aber denke daran, sieh die Wahrheit hinter der Wahrheit. Alles ist Teil einer Geschichte, einer Saga des Lebens und selbst Unwichtigkeiten werden später eine Bewandtnis haben. Die Zukunft entfaltet sich auf mannigfaltige Art und Weise. Vielleicht steckt hinter den Keksen mehr oder vielleicht verhindern wir in Zukunft den Sturz des Königshauses, weil der Keksdieb durch unsere guten Taten reformiert wird und er einen Komplott aufdeckt, der die Krone und das ganze Reich in seinen Grundfesten erschüttert hätte. Du kannst niemals wissen, wie weitreichend deine kleinen Heldentaten sind. Damit sprang Kendra von ihrem Hammer, nutzte ihren Schwung, um den Griff mit sich zu ziehen und die Waffe in einem weiten Bogen, der beinahe eine Passantin getroffen hätte, auf ihre Schulter zu befördern. In ihrer heldenhaften Pose blickte sie zu Claudia empor. Der spitze Eckzahn der jungen Frau zeigte sich leicht durch ihre grinsende Lippe, als sie mit dem Finger in eine Richtung deutete. Dort entlang ist Norden. Eine wichtige Information in den Augen der Zwergin, aber keine wirklich Hilfe, da sie noch nicht wirklich wussten, wo sie hin mussten. Auch Kendra war sich dessen bewusst, deswegen improvisierte sie einfach, indem sie ihren Körper nun gegen den Uhrzeigersinn drehte, bis ihr Finger auf eine nahe Straße zeigte, über die der geschäftige Verkehr aus Passanten floss. Das heißt, wir sollten erstmal in diese Richtung. Und ja, ich nutze meinen Hammer. Es wirkte fast so, als wüsste die Zwergin, wo es entlang ging, hoffentlich verließ sich Claudia nicht auf die vom Schicksal geküsste Orientierung der Starsilver.
Ah, Kaiso Town. Man fand kaum einen schlimmeren Hafen an Niederträchigkeit und Berüchtigkeit dieseits der Grenzen Fiores. Die Stadt hatte keinen sonderlich guten Ruf. Und normalerweise hätte es Nico tunlichst vermieden hier zu sein. Aber da er in Marokkasu gewesen war, um sich ein paar magische Taschen anzusehen, war er leider am nächsten zu Kaiso Town gewesen als ein Auftrag die Gilde ereilt hatte. Es musste ein Mord aufgeklärt werden. Irgendwie war ein Sänger tot umgefallen und blabla. So genau hatte er den Zettel auch noch nicht gelesen. Aber da die Gilde für eine magische Nachricht aufgekommen war, musste es wohl dringend sein. Welch ein Glück, das Kaiso keine eigene, ordentliche Gilde hatte. Nicht. War auch kein Wunder, wenn er sich die Schornsteine so betrachtete. Auf dem Boden neben ihm hockte ein Bettler, die Kleidung in Fetzen, die Hand ausgestreckt, die Haut gegerbt von zu harter Arbeit in zu schlechten Verhältnissen. Ja, diese Stadt ging Nico ganz gewaltig auf die Nuss. Eine Münze landete mit dumpfen Tocken im Geigenkasten vor ihm. Eine fröhliche, muntere Melodie erfüllte die Halle des Bahnhofs. Die Noten sprangen gradezu von den Seiten der Violine in Händen des Magiers, befeuert von Frust und Widerwillen, kanalisiert in produktive Kreativität.
Ohnehin musste Nico noch auf den Questpartner warten. Wie genau er den erkennen sollte oder um wen es sich handelte, wusste er nicht. Aber scheinbar hatte der Besitzer der...Bar gleich zwei Magier haben wollen. Einen von den Satyrn. Immerhin ging es um einen Sänger und damit Kunst. Außerdem, so vermutete Nico, wollte er keine Rune Knights haben, weil da sicherlich extrem viele Drogen gehandelt wurden. Aber nicht mit ihm! Er hatte schon einen Drogenring gesprengt und würde das auch mit einem weiteren machen! Okay, nicht wirklich gesprengt. Einen Händler erwischt, den die Rune Knights dann so lange verhört hatten, bis er alles wichtige ausgeplaudert hatte. Aber das waren nur Kleinigkeiten! Der verrunzelte Mann neben ihm beäugte den Geigenkasten. Vermutlich fragte er sich, warum Nico ausgerechnet neben ihm Aufstellung bezogen hatte und vor sich hin fiedelte, für die erbärmlichen, einzelnen Jewels, die die Reisenden in den Geigenkasten warfen, während sie vom oder zum Zug hasteten. "Junger Mann, Ihr solltet hier nicht sein. Nehmt doch die Geige und geht nach Crocus. Da weiß man das eher zu schätzen." "Geht nicht. Ich hab' hier Arbeit zu erledigen. Gefällt's dir denn wenigstens, Großväterchen?" "Es ist eine hübsche Melodie. Erinnert mich an...an Frühling." "Mh-hm. Und jetzt?" Die Melodie wechselte, die Töne wurden länger, getragener, während die Tonhöhe neue, vorher unerreichte Höhen erkletterte. Es hörte sich fast an wie Brutzeln, dann wieder wie das Singen von Zikaden, ab- und wieder aufschwellend. "Hmmm...Grill. Heuschrecken. Sommer?" "Echt? Okay, cool. Ist genau, was ich wollte. Sitzt du schon lange hier?" "Seit heute Morgen. Die Children of Dawn hatten ein Bett." "Hm. Die klingen doch ganz nett. Niemand sollte draußen schlafen müssen." "Mhhh. Junger Mann, du hast nicht zufällig was zu trinken? Wasser?" "Nein. Aber nimm dir das Geld im Kasten, Großväterchen, und kauf dir etwas." "Das kann ich doch nicht..."
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Kenji
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Mit einem kleinen Hopser hüpfte der Blondschopf aus dem Wagon. Er war einer der wenigen Leute auf dem Bahnsteig. Es war wirklich nicht viel los. Zumindest nichts im Vergleich zu den Bahnhöfen der größeren Städte des Landes. Oder vielleicht kam es Kenni auch nur so vor, denn es war ein Weilchen her, seit er das letzte Mal den Zug genutzt hatte. Die meisten Strecken hatte er zu Fuß hinter sich gelassen, doch inzwischen traute er sich wieder nah genug an seine Mitmenschen heran. Außerdem hatte er inzwischen nicht mehr alle Zeit der Welt. Er wollte zwar noch einiges vom Land sehen und die ein oder andere Sache herausfinden, doch letztendlich wollte er wieder nach Aloe zurückkehren. So früh wie möglich. Es gab da schließlich jemanden, zu dem er zurückkehren wollte. Heute hatte er den trüben Blick auf die Gegenwart gerichtet. Es war reiner Zufall gewesen, dass der Zettel für eine äußerst dringliche Quest in seine Hände gefallen war, doch es hatte sich angeboten, denn in Kaiso war er bisher nie gewesen. Zwar hatte die Stadt und ihr Ruf ihn nie besonders gereizt, doch er konnte den Blick auch nicht von Leid abwenden. Zielstrebig huschte er zu den Treppen, die von den Gleisen fort und zur großen Eingangshalle führten, denn sein Auftrag konnte nicht warten. Doch gerade, als der Fuß die erste Stufe suchte, wurde er von der Seite angerempelt. "Heh!" Er stolperte einige Schritte, bevor er den Kopf schließlich in den Nacken legte und einem großen Kerl entgegenblickte. Seine Kleidung sah alt aus, besaß hier und da schon einige Risse und Löcher. "Na Kleiner? Du hast doch bestimmt 'n paar Jewel übrig für 'nen armen Kerl wie mich." Aus großen Äuglein blinzelte der Kleinere sein Gegenüber an. Die Worte hatten nicht geklungen wie eine Bitte. Dass das ein Befehl war, war selbst dem Ohara klar. Er war bereits dabei, den Kopf einzuziehen und in seine Hosentasche zu greifen, doch dann hielt er inne. Nein. So konnte das nicht weitergehen. "Ich hab-habe mein letztes Geld für den Zug ausgegeben, entschuldige." Kenji-typisch blieb seine Stimme weiterhin höflich und warm. Er hatte Schiss und das nicht nur ein kleines Bisschen. Aber so, wie er Blut viel zu einfach erschnüffeln konnte, konnten diese Leute Angst riechen. Da war er sich sicher. "Jetzt hör mal her, du Hosenscheißer, das-" Ohne Vorwarnung wurde der Blondschopf am Kragen seines Shirts gepackt und war bereits dabei, abzuheben. Oweh. Oweh, oweh, oweh. Die Angst wuchs, hätte sein Herz sicherlich zum Hüpfen gebracht, wenn es das denn noch könnte. Bevor man ihn aber ganz vom Boden heben konnte, holte er mit dem Knie aus und kickte zu. Im nächsten Moment befand er sich auch schon wieder mit den Sohlen auf dem Boden. "Eeeeh, sorryyy! Ich habe echt nicht gelogen!", quietschte er, ehe er auch schon die Beine in die Hand nahm und davonflitzte. Zumindest das konnte er gut. Ein eiliger Blick über die Schulter bevor die Treppen hinunterhüpfte, zeigte einen menschlichen Schrank, der sich mit Pipi in den Augenwinkeln die Kronjuwelen hielt. Ein wenig Leid tat es Kenji schon ... na gut, es tat ihm sehr Leid. Doch aktuell hatte er wirklich keine Jewel, die er teilen konnte. Mit einer Leichtigkeit, die ihn selbst überraschte, sprang er die Stufen, hinab, und schlüpfte zwischen einigen Passanten hindurch, bevor er wieder langsamer wurde. Hui. Gruselig. Darauf konnte er wirklich verzichten. Hoffentlich passierte das nicht nochmal. Während er durchschnaufte und langsam wieder zu Atem kam, wanderte er gemütlich die nächste Treppe wieder hinauf. Es waren seine Ohren, die ihm als erstes einen Hinweis gaben, wen er heute womöglich als Questpartner begrüßen durfte. Da spielte jemand Geige. Es gab viele Geigenspieler in Fiore. Aber irgendwie war der Klang vertraut. Einen Künstler erkannte man oft an seinem Stil. Einen Musiker scheinbar auch. Die letzten Stufen beinahe verfehlend flitzte und stolperte er zu gleichen Teilen nach oben, ließ den Blick über die nur leicht geschäftige Halle wandern. Es war nicht schwer, den vertrauten, braunen Haarschopf ausfindig zu machen. Er legte noch einen Gang zu ... und noch einen, bevor er schließlich einen Arm in die Luft riss und ihn herzhaft hin und her schwenkte. "Hey, Nico!" Die Begeisterung ließ seine Stimme deutlich lauter werden als geplant. Einige Augenpaare wanderten kurz zu ihm, die ungewollte Aufmerksamkeit hielt sich jedoch nicht lange. "Hallooo!" Die glatte Sohle seiner Sneaker ließen ihn ein Stückchen über den glänzenden Fliesenboden schlittlern, als er gerade noch rechtzeitig die Bremse reinhaute. "Huhuu!!" Bald hatte er alle Begrüßungsworte der fiorschen Sprache durch. "Ich hoffe du bist auch wegen einer Quest da." Zwar waren die Umstände dieser Quest alles andere als schön, doch in diesem Moment konnte Kenni nicht anders, als sich zu freuen. Die Äuglein halb zusammengekniffen grinste er Nico entgegen, ehe der Blick schließlich auf den Mann fiel, der neben ihm hockte. "Oh, wer ist das? Ein Bekannter von dir? Guten Tag, der Herr."
Nur ein Auge Nicos öffnete sich, als jemand seinen Namen rief. Der Geigenbogen entlockte den Saiten noch ein paar letzte, zittrige Noten, bevor die spindeligen Finger des jungen Mannes sich auf die Saiten herab senkten und sie verstummen ließen. Die Stimme war unverkennbar Kenjis. Und wenn er hier war, am Bahnhof, genau zu dieser Zeit, wäre es doch schon ein reichlich zufälliger Zufall, wenn er nicht ebenfalls für eine Quest hier wäre. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich unwillkürlich auf Nicos Gesicht aus. Kenji war ein Freund. Auch wenn sich zeitweise nur mit kompliziert hatte beschreiben lassen und Nico nach wie vor auf der Hut war, dass es nicht zu einem weiteren Biss kam. Irgendwo war ja doch immer noch ein Stückchen Angst vorhanden. Oder vielleicht nicht Angst. Lieber nannte er es Vorsicht. An der hatte er es ja nunmal ein Mal mangeln lassen. Ein zweites Mal musste nicht sein. Vorsichtig barg Nico die Violine an seiner Seite, klemmte den Geigenbogen zwischen zwei Fingern der gleichen Hand ein. Was folgte war eine bühnenreife Verbeugung, mitsamt seitlich gehobenem Arm und nach hinten versetztem, linken Fuß. An dem Publikum, das derzeit aus zwei Tauben bestand, ging die Darstellung jedoch leider reichlich verloren. Als Nico den Schopf wieder nach oben befördert hatte, war Kenji auch bereits heran und wurde mit einem freudigen Grinsen begrüßt. "Hey, Kenni! Schön dich zu sehen! Wegen ner Quest? Klar. Untersuchung eines Todesfalls. Ich lasse das Wort Mord mal außen vor, weil wir bislang ja noch nichts wissen, außer, dass jemand gestorben ist. Was in Kaiso jetzt zugegeben nicht sonderlich ungewöhnlich erscheint. Ich meine, hast du Messer gesehen, die einige Leute hier rumschleppen? Kann man mir nicht erzählen, dass die zur Verteidigung sind. Wobei, vielleicht schon. Immerhin haben alle anderen auch Messer? Hm?" Der ältere Herr und Nico sahen sich gegenseitig an, bevor sie gleichzeitig den Kopf schüttelten. "Zufallsbekanntschaft?" "Der junge Mann hat mir ein wenig Gesellschaft geleistet." "Was er sagt. Lass mich rasch zusammenpacken, Kenni. Bin gleich soweit. Aber ich dachte mir, wenn es zu Musikern geht, kann ich ruhig auch als einer erkannt werden. Solidarität unter Gleichgesinnten oder sowas. Wobei ich glaube die spielen eher ne andere Richtung als ich. Warte, wie hieß die Band? "Scream 'n' Screech", glaube ich." Ohne auf die zum Protest gehobene Hand zu achten, leerte Nico den Geigenkasten auf der Decke des älteren Herren aus. Viel fiel ohnehin nicht ab. Ein paar Jewels rollten und flatterten auf den Stoff. Aber vielleicht reichte es für eine warme Mahlzeit. "So, Großväterchen. Ich wünsch' dir alles Gute..." "Das wünsche ich euch beiden ebenfalls. Deckt euch den Rücken." Nico zwinkerte Kenji bei dem Satz vergnügt zu, bettete seine Violine in den Geigenkasten und schwang sich das gesamte Ding auf den Rücken. Es war lange her, dass er so vollbepackt rumgelaufen war. Monate, mindestens. Leise klirrte der Anhänger von Crocus Mercy, der an der Umhängetasche befestigt war, gegen den Kasten. "Oh! Ganz vergessen zu fragen: Du bist schon wegen der gleichen Sache hier, oder Kenni? Sag Ja, sonst wär das jetzt echt peinlich. Wobei wir dich im Zweifelsfall auch so mitnehmen könnten. Ich leg einfach ein gutes Wort für dich ein. Kein Problem. Mh, hast du Hunger oder Durst? Ich mein hier gibt's 'nen Bahnhofscafe. Könnten wir uns ja vorher noch mal rasch hinsetzen. Toter wird der Kerl ja nicht mehr. Wie geht's dir eigentlich? Irgendwas passiert in den letzten Wochen? Haarfärbemittel scheint dir ja zum Glück ausgegangen zu sein. Das Blond sieht echt besser aus. Aber gekürzt haste die Haare. Wegen der Hitze oder einfach so?"
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Kenji
Anmeldedatum : 09.06.23 Anzahl der Beiträge : 248 Alter : 20 Ort : Maldina
Eifrig nickte der Blondschopf, als sein Gegenüber den Todesfall erwähnte. Ja, genau deswegen war er auch hier! Wie gut es sich doch anfühlte, ein vertrautes Gesicht an der Seite zu haben. Insbesondere ein starkes, vertrautes Gesicht. Dann musste er sich weniger fürchten, falls es ernst wurde. Was hoffentlich nicht der Fall war. Er hoffte inständig, dass es sich nicht um einen Mord handelte. Vielleicht hatte der arme Sänger ja einfach einen Herzinfarkt oder ähnliches. "Wa-warte ... die haben ah-alle Mes-ser...?" Entsetzen breitete sich auf dem bleichen Gesicht des Ohara aus. Hektisch warf er einen Blick über beide Schultern. Nein, der Kerl war inzwischen nicht hinter ihm aufgetaucht. Puh. Hoffentlich blieb es so. Kenji war wirklich nicht scharf darauf, herauszufinden, ob er durch Stichwunden ein weiteres Mal sterben konnte. Vielleicht stimmte es ja auch, dass nur Silber oder ein Holzpflock mitten durch das Herz ihn töten könnten? Er wusste es nicht und das konnte so bleiben. "Ich glaube i-ich habe einen gr-großen Fehler gemacht... So ein Typ wollte Geld u-und hat mich festgehalten, also habe ich ihn getreten, um wegzukommen." Als er das getan hatte, war er allerdings davon ausgegangen, dass dieser Kerl nicht bewaffnet war! Hätte er das vorher gewusst, hätte er ihm definitiv die letzten paar Jewel, die er noch besaß, gegeben. Er wollte wirklich keine bewaffneten Feinde haben. Hoffentlich hatte es der Kerl einfach aufgegeben. "Äh ja, Scream 'n Screech, ist glaube ich so Metal." Von Musik hatte er wirklich nicht viel Ahnung. Da war Nico der Profi. Mit neugierigen Äuglein beobachtete der Vampir, wie sein Kollege dem Opa das verdiente Geld überließ. Ja, das passte zu Nico. "Keine Sorge, Opa. Uns wird nichts passieren." Vollkommen überzeugt klang Kenji zwar nicht, er war einfach kein guter Lügner. Er hoffte es allerdings. Sehr. "Ja, natürlich. Kann ich dir beim Tragen helfen?" Inzwischen war der Rucksack des Blondschopfs leichter geworden. Ein Großteil seiner Sachen hatte er in Aloe gelassen. Nur das allerwichtigste trug er noch mit sich. "Essen könnte ich immer. Das weißt du aber ja." Es fühlte sich zwar falsch an, erst noch eine gemütliche Kaffeepause einzulegen, aber eigentlich hatte Nico ja Recht. Ihr Einsatz würde den Musiker auch nicht zurück ins Leben rufen. "Es ist eine Menge passiert!" Ein Lächeln zeigte dem Braunschopf hoffentlich, dass die Geschehnisse nicht allzu übel gewesen sein konnten. "Aber ... äh ... Es stehen noch ein paar Sachen in den Sternen, deswegen ... ich erzähle dir alles, sobald es in trockenen Tüchern ist, okay?" Entschuldigend zog er die Brauen zusammen. Er wollte seinem Gegenüber, aber vor allem sich selbst, keine falschen Hoffnungen machen, indem er zu aufgeregt über die Dinge sprach. "Oh man, jeder beschwert sich über das Schwarz ... war das echt so übel? Aber naja, ja. Ich kann mich langsam wieder im Spiegel ansehen, deshalb habe ich meine Haare wieder auswachsen lassen. Und neee, das Schwarz hat sich nicht ordentlich rauswaschen lassen, deshalb habe ich sie abgeschnitten. Ich lasse sie wieder wachsen." Mit beiden Händen strich er seine Haare nach hinten. Es fehlte noch ein Stück, bis er sie wieder zusammenbinden konnte, so wie früher. Hoffentlich würde es nicht allzu lange dauern, er vermisste seine alte Frisur. Außerdem hatte er das Gefühl, dass er mit den kurzen Haaren noch jünger wirkte als eh schon. "Du siehst aus wie immer." Er lächelte. "Meintest du das Café da?" Der ausgestreckte Zeigefinger richtete sich auf ein schnörkeliges Schildchen, das fröhlich ankündigte, dass sich dort das 'Café Backzwerg' befand. "Oh, äh, aber...." Kenji hielt inne. Eine Hand wanderte hinauf zu seinem Hinterkopf, zerzauste die Haare dort. "Äh ... könntest du mir was leihen? Ich gebe es dir wieder, sobald wir die Belohnung für die Quest haben. Mein letztes Bisschen ist für das Zugticket draufgegangen..."
"Hm? Neee, bestimmt nicht alle. Aber ganz ehrlich, würdest du jemandem weiter auf die Pelle rücken, der nur mit ner Geige bewaffnet ist und trotzdem dicke Lippe riskiert? Also bei mir würde sich ja echt die Frage stellen, ob mein Messer ausreicht, um jemanden zu erwischen, der wahrscheinlich ein Magier ist. Aber was weiß ich schon. Bin ja kein richtig "harter" Gangster, im Gegensatz zu gewissen anderen Blondschöpfen." Die Anführungsstriche senkten sich mühelos hörbar auch im gesprochenen Wort an ihren Platz. Ganz offenbar hatte Nico da keine sonderlich hohe Meinung von einer nicht anwesenden, dritten Person. Ein gewaltiges Grinsen sollte den netten Blondschopf beruhigen. "Keine Sorge, Kenni, wenn uns wer verfolgt, klatsche ich den mit Magie weg. Also, nachdem wir nachgefragt haben, was die Person eigentlich will. Will ja nicht aus Versehen jemand Unschuldigen verletzen." Mal sehen. In der Welt der Musiker, Sänger und Bands kannte sich Nico einigermaßen aus. Metal war nicht grade seine Sparte, die sich ohnehin seit dem Auszug aus dem Haus seiner Eltern von nur Klassik auf grade mal Klassik, Rock und den ewigen Feind des Metals - Country - erweitert hatte. Aber er war sich ziemlich sicher von Scream n Screech zumindest schonmal gehört zu haben. "Mal sehen. Sind eine Speedmetal-Band, glaube ich. Sänger hieß Starscream oder sowas. Glaube sie waren auf ihrer Fiore-Tour. Also, jetzt natürlich nicht mehr. Schade eigentlich. Mag kein Fan sein, aber ich wünsche ihnen trotzdem Erfolg. Ach, keine Sorge, Großväterchen. In Kenni hier steckt viel mehr Kraft als man ihm ansehen kann. Er ist ein wahrer Gorilla." Ein Zwinkern vonseiten Nico sollte anzeigen, dass er das definitiv nicht ernst gemeint hatte. Blieb nur zu hoffen, dass die beiden das auch so lustig fanden wie er. Zumindest er musste vergnügt schnaufen. Was jedoch vielleicht auch einfach an dem Geigenkasten lag, den er sich auf den Rücken wuchtete. "Hm? Neee, das geht schon. Ich trag so ein Ding mit mir rum seit ich sechs oder sowas war. Bin's gewohnt. Und hey. Gute Sachen passiert, ja? Sieht zumindest so aus. Tschüss, Großväterchen. Gib auf dich Acht!" Ein letztes Winken galt dem alten Mann, der die Hand hob um die Geste zu erwidern, während Nico vorneweg und hoffentlich mit Kenji im Schlepptau von dannen zog. "Ey, Kenni, nix für ungut, aber das Schwarz hat dir echt nicht gestanden. Damit hast du voll düster ausgesehen und das hat so gar nicht zu dir gepasst. Das Blond ist voll in Ordnung. Und freut mich echt, wenn du dich langsam wieder selbst anschauen kannst. Ist ein guter Schritt. Und klar seh ich aus wie immer? Wie soll ich sonst aussehen? Das ist mein Signature-Nico-Look. Den gebe ich nich her. Mh-hm. Das Café. Oder irgendein anderes. Vielleicht bisschen weg vom Bahnhof. Hab hier ein paar Ratten gesehen. Hab ich an sich nichts gegen, aber ich brauch keine in meinem Bagel." Ein Café in Nähe zum Bahnhof, wenn auch nicht direkt darin, war rasch gefunden. Dieses hieß Wilson's, auch wenn es wohl kaum Wilson war, der sich bei den beiden nach den Wünschen erkundigte. Außer der Nachname der jungen Frau war Wilson. "Capucchino für mich. Und einmal den Alles-Bagel. Bestell ruhig, Kenni. Ich geb dir einen aus. Die ganzen A-Rang-Aufträge machen sich echt bezahlt so langsam. Brauche also nicht knausern. Hab mir jetzt den Rest von Lawnmower-Woman geholt. Und den Spinoff von Crocus Mercy, von dem du letztes Mal erzählt hast."
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Kenji
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Fragend zog Kenji die Brauen zusammen. Dass Nico kein Gangster war war ihm klar, aber von welchem Blondschopf sprach er? Eine Strähne seines strohblonden Haars wurde zwischen Zeigefinger und Daumen eingeklemmt und lang gezogen. Nee, er selbst war definitiv kein Gangster. Nicht mal annähernd. Er konnte ja nicht einmal einen auf dicke Hose machen, selbst wenn er wollte. Niemals würde ihn jemand als Fiesling ernst nehmen. Und irgendwie war das ja auch gut so. Er wollte schließlich niemandem Angst machen. "Du musst mich nicht beschützen, Nico! Ich kann mich auch selbst wehren, ich ... ich will nur nicht unbedingt..." Eigentlich wusste er, dass er die Verantwortung für sein eigenes Wohl nicht ständig auf seine Mitmenschen und -magier schieben konnte. Er musste endlich Selbstinitiative ergreifen und sich selbst für sich einstehen. Aber das war so fürchterlich gruselig. Es verlangte so viel Mut, den er - zumindest gefühlt - überhaupt nicht besaß. Vielleicht würden sich die Ansätze dieses dringend benötigten Mumms ja heute finden lassen? Und wenn nicht heute, dann vielleicht morgen. "Speedmetal? Ich habe keine Ahnung, was das ist Nico." Zwar ließ sich durch den Namen die ein oder andere Vermutung herleiten, aber es war eben nur das: eine Vermutung. Vielleicht sollte er sich ein paar Lieder der Band anhören. Obwohl das sicherlich merkwürdig wäre, denn er wusste ja, dass der Sänger, dessen Stimme er da hörte, inzwischen tot war. Es musste sicherlich ein fürchterlicher Schock für all die Fans und Bandmitglieder gewesen sein. Und die Familie. Ob er wohl Geschwister, die zu ihm aufsahen, hatte? "Hehhhh!" Übertrieben entsetzt bließ der Blondschopf die Bäckchen auf. Nicos Wade bekam einen zarten 'Tritt' verpasst. "Ich bin vielleicht kein Gorilla, aber ich kann einen herzaubern, ja!" Seine Magie erlaubte schließlich die Erschaffung von allerlei Dingen, solange er sie zeichnen konnte. Natürlich nahm er Nicos Aussage nicht wirklich persönlich. Schließlich waren sie beide gleichermaßen Lauchstangen. Wer von den Beiden wohl im Armdrücken gewinnen würde? Es wäre sicherlich kein spannendes Match. "Gute Sachen, ja. Denke ich. Wenn sich nix ändert. Tschüss Opi." Lächelnd winkte Kenni dem Alten zum Abschied, ehe er den Blick nach vorne richtete. Es war sicherlich nicht einfach, in solch einem Alter auf der Straße leben zu müssen. "Oh man, ich fand das gar nicht so schlimm ... auch, wenn ich mein Blond auch lieber mag. Mein Bruder hatte fast die selbe Farbe." Ein weiteres Mal ließ er eine kurze, blonde Strähne durch seine Finger wandern. Der helle Ton erinnerte ihn immer ein wenig an seinen Bruder. Sie hatten körperlich nicht besonders viele Eigenschaften, die sich überschnitten, aber ihre Haarfarbe war beinahe gleich gewesen. Kenjis war ein klein wenig dunkler gewesen, doch wenn man die Strähnen nicht direkt nebeneinander gehalten hatte, war es kaum aufgefallen. Gewissermaßen trug er mit seiner Haarfarbe also stets ein Stück seines geliebten Bruders mit sich. "Oh-oh versteh' mich nicht falsch! Dein Look ist gut so, wie er ist. Es ist mir nur aufgefallen, weil ich mich so viel verändert habe. Irgendwie ist es ja beruhigend, dass sich manche Dinge wohl nie ändern." Warm lächelnd kniff er die Augen zusammen. "Bleib ruhig, wie du bist. Und ja, also nein. Keine Ratten bitte. Auch, wenn sie als Haustiere echt süß sind." Zögerlich ließ sich der Blondschopf an dem Platz nieder, an den eine junge Dame das Magierduo geführt hatte. Ein wenig schlecht fühlte er sich schon, dass Nico ihm ständig etwas ausgab. "Woah, du bist schon A-Rang?! Heftig! Ich bin- oh. Äh, erstmal bestellen. Ich nehme eine Zitronenlimo und ein Stück Großwälder-Kirsch-Torte. Danke!" Pure Begeisterung schwang in seiner Stimme mit. Er gönnte es seinem Gegenüber voll und ganz, solch einen wertvollen, hohen Rang tragen zu können. "Ich bin immer noch C-Rang ... aber ich habe nicht besonders viele Aufträge erledigt, seit ich die Gilde verlassen habe ..." Als Teil einer Gilde war vieles deutlich einfacher. Doch Kenni beschwerte sich nicht, er hatte schließlich selbst dafür entschieden, zu gehen. "Irgendwann hole ich dich ein, da kannst du dir sicher sein. Also ruh dich nicht aus!" Entschlossen ballte der Kleinere die Hände zu Fäusten. Ja, irgenwann würde er auch den A-Rang besitzen. So wie sein Bruder. Dann würde hoffentlich endlich alles gut werden. "Oh wow! Und hast du es schon gelesen?! Ich bin jetzt auch endlich wieder auf dem neuesten Stand von Lawnmower-Woman. Es ist so krass, was im letzten Band passiert ist, oder? Ich hätte niemals gedacht, dass das passiert!" Der Plottwist hatte ihn eiskalt erwischt. Es war wirklich eine Qual, bis zur Veröffentlichung des nächsten Teils warten zu müssen. "Ich weiß nicht, wie ich noch einen ganzen Monat warten soll, bis es weitergeht. Vielleicht lese ich auch den Spin-Off nochmal. Der war total süß, oder? Da vergisst man glatt, dass er im Hauptwerk tot ist ..."
"Ach, das ist doch kein Problem! Bis du dich wehren willst, mache ich das einfach. Öh, steh nur nicht bei irgendwelchen Noten. Oder...bleib am besten einfach hinter mir, sollte es zu nem Kampf kommen. Und wenn du eine große, vibrierende Note siehst, lauf davon weg." Die Worte ließ Nico zwar im Ton vollständiger Amüsiertheit hören, aber ernst meinte er sie trotzdem. Das war das Problem an unglaublich zerstörerischer Magie. Sie machte keinen Unterschied zwischen Feinden und Verbündeten. Wenn also Notensplitter über einen Bereich von zwanzig Metern einprasselten und alles zerfetzten, was nicht widerstandsfähiger als richtig ordentliche Metallwände war, wollte er Kenji keinesfalls im Zielbereich haben. Nicht, dass der Auftrag heute so klang als würde das notwendig werden. Außer natürlich der verstorbene Sänger wurde spontan zu einem reißenden Untoten oder sowas. Hoffentlich nicht. Das würde Kenni nur verunsichern. Und ihm selbst vor Schiss die Butze füllen. "Speedmetal ist wie Metal, aber schneller. Die Sänger schreien dabei so schnell, dass ich sie kaum mehr verstehe. Au! So gewalttätig. Wusstest du, dass Gorillas ihre Auseinandersetzungen auch über Tritte regeln? Ist echt wahr! Die können richtig Kungfuzius oder wie das heißt." Beim Anblick der protestierend aufgeblähten Backen Kenjis konnte Nico nicht anders als einmal aufzulachen. Der Blondschopf erinnerte einen da grade einfach an einen Hamster. Kenni fänd den Vergleich bestimmt nicht sonderlich gut, weswegen Nico ihn für sich behielt. "Ne. Das Blond ist echt deutlich besser. Und! Es sieht freundlicher aus. Gut, das könnte auch dem Lächeln liegen. Woher soll ich das wissen. Bin ja kein Steinhauer. Wobei ich das mal probiert habe. Ist aber viel zu anstrengend. Hätte nicht gedacht, dass stundenlang auf Stein einkloppen derart in die Muckis geht." Entspannt verschränkte Nico die Hände hinter dem Kopf. Es war bestellt. Jetzt mussten sie nur noch auf das Essen warten, bevor sie gestärkt und gewässert an die Aufklärung eines Todesfalls gehen konnten. Hm. Die Sonne war hier irgendwie schlecht zu sehen. Als wären Wolken davor, auch wenn eigentlich keine da waren. Vielleicht war es der Smog? Der hatte schon bei der Fahrt hierher wie eine Glocke über der gesamten Stadt gehangen. "Na, keine Sorge. Ich veränder mich nicht. Bin ganz zufrieden mit allem. Außerdem ist der Mantel ja mein Erkennungszeichen. Glaube wenn ich den nicht anziehe fragen sich die Leute, was der komische Fremde in ihrem Café möchte. Und ich find's eigentlich ganz gut, dass mich wenigstens in Maldina Leute grüßen, die ich noch nie im Leben gesehen habe. Ist das eitel? Wahrscheinlich schon ein bisschen. Und hey, wenn du A-Rang wirst, mache ich dir irgendwas. Weiß noch nicht was, aber bis dahin ist es ja vermutlich auch noch 'ne Weile, oder? Wobei das bei Mary und mir echt schnell ging. Ich meine, ich bin jetzt knapp mehr als nen Jahr bei den Satyrn. Irgendwie sowas. Wobei halt auch echt viel Blödsinn passiert ist. Alleine der Angriff auf das Ashmound hat mich bestimmt Jahre an Nerven gekostet. Außerdem war's da arschkalt. Danke, Miss." Letzteres galt der Bedienung, die mit einer großen Tasse Kaffee, einem komplett vollgestopften Bagel, einer großen Limo und einem ordentlichen Stück Torte herangekommen war. Für den Bagel waren definitiv zwei Hände notwendig, wenn man nicht grade ein Oni war. "Mh, sorry, das wird jetzt ein bisschen unordentlich. Lawnmower Woman habe ich gelesen! Das Ende ist echt gemein. Wobei, ist ja eigentlich gar kein Ende, oder? Aber ich möchte unbedingt wissen, wie sie da jetzt rauskommt. Ich meine, zer...öh...rasenmähen kann sie die Ketten ja scheinbar nicht. Und für den Spin-Off hatte ich noch keine Zeit. Den muss ich immer noch lesen, aber ich bin in den letzten Wochen echt zu gar nichts gekommen. Immer nur Aufträge und alles. Und ich musste nochmal nach Crocus. Mein Großvater hatte ein Problem."
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Kenji
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Kenji konnte seinem Kollegen die Warnung nicht übel nehmen. Wenn er eins gut konnte, dann war es, im Weg herumzustehen. Aus irgendeinem Grund hatte er ein Talent dafür, zur falschen Zeit am falschen Ort zu stehen. Es war ein Wunder, dass er noch nicht vom Blitz getroffen worden war. Solange Nico ihn vorwarnte, sollte er aber rechtzeitig reißaus nehmen können. Das war nämlich eine weitere Sache, die er gut konnte: weglaufen. Trotz seines eher gemächlichen, faulen Gemüts war er überraschend flott. Lag bestimmt an all der Übung, die er in seiner Schulzeit bekommen hatte. Da musste er schließlich auch ständig vor Fieslingen wegrennen. "Oh, das klingt anstrengend." Sowohl für den Sänger als den Zuhörer. Schreien kostete echt viel mehr Energie, als man dachte. Und wenn man dann auch noch schnell schrie?! Nein, das klang nicht nach etwas, das Kenni gefallen könnte. Auch, wenn er ein bisschen neugierig war, wie das Ganze letztendlich wirklich klang. Hmm .... er war sich wirklich nicht sicher, ob er sich die Band anhören wollte oder nicht. "Nö, ich habe nicht die geringste Ahnung von Gorillas. Oder Kungfuzius." Die einzigen Tiere, mit denen er sich auskannte, waren Katzen. Wenn es um Samtpfoten ging, war er ein wahrer Profi! Kunst und Katzen, das waren seine zwei Fachgebiete. Alles andere hatte er vielleicht mal in der Schule gelernt, aber inzwischen schon wieder vergessen. Im dauerhaft merken war er nämlich auch nicht gut. "Oh ja. Steinhauen ist super anstrengend. Michelle Orangelo war angeblich richtig muskulös." War da ein Hauch von Schwärmerei in der Stimme des Blonden zu hören? Definitiv. Bildhauer waren für ihn definitiv das Nonplusultra an Künstlern und das lag definitiv nicht nur an ihrem vermutlich ziemlich kräftigen Körperbau! Es war eine Kunstform, die jeden noch so kleinen Fehler strafte. Dementsprechend waren die Ergebnisse umso faszierender und beeindruckender. "Ich bin ganz froh, dass man mich nicht erkennt und grüßt. Das würde mich ganz schön nervös machen. Aber wenn es dir gefällt, dann ist das doch schön, Nico! Und ja, bei mir wird das definitiv noch dauern. Ich habe es ja nicht eilig. Erstmal muss ich zurück in eine Gilde. Also ich muss nicht, aber es ist doch irgendwie leichter ... aber erst muss ich noch ein paar Dinge tun." Dafür musste er reisen, konnte sich nicht an einen Ort binden. Aber es würde hoffentlich nicht mehr lange dauern, bis er sich endlich wieder niederlassen konnte. "Ich meine, ihr seid halt auch echt total stark. Und du warst bei der Ashmound-Sache dabei?! Ich habe nur davon gehört und war echt froh, dass ich zu dem Zeitpunkt nicht in der Nähe war." Vermutlich hätte er die Geschehnisse überlebt. Und wenn er es getan hätte, hätte er die Dinge, die er hätte sehen müssen, niemals mehr vergessen können. Es war besser, dass diese Sache von richtigen Helden in Angriff genommen worden war. Auch Kenji bedankte sich bei der Bedienung, schenkte ihr ein kleines Lächeln, ehe der trübe Blick sich auf seine Bestellung richtete. Oh man, das sah echt richtig gut aus. Und vor allem waren sowohl Teller als auch Glas und Tasse echt bis zum Rand voll! "Alles gut, lass es dir schmecken!" Er störte sich nicht daran, wenn Leute unordentlich aßen. Wieso auch? Oft war er selbst nicht viel geschickter. Zwischen ordentlich vollgeladenen Gabeln gab er seinen Senf zu Nicos Worten dazu. "Neee, das ist nich das Ende. Der ist einfach noch nicht ganz veröffentlicht. Da kommt noch ein bisschen was, aber wie viel weißich auch nicht." Eigentlich laß er lieber Manga, die bereits vollständig veröffentlicht waren. Aber da es sich hierbei um seinen Lieblingsauthor handelte, machte er selbstverständlich eine große Ausnahme. Auch, wenn er es hin und wieder bereute. Ein weiteres Stück Torte verschwand in seinem Mund, wurde gekaut und geschluckt. "Mhpf, ich wette ja darauf, dass sie von dem dunkelhaarigen Kerl da gerettet wird, der im vorletzten Kapitel kurz angeteasert wurde. Ich mein, hast du den gesehen? Der sieht voll nicht aus wie ein irrelevanter Nebenchar. Der wird sicher noch eine wichtige Rolle spielen! Aber ich kann natürlich auch falsch liegen. Der Autor ist nicht gerade bekannt für seine Vorhersehbarkeit." Große Plottwists waren in seinen Werken schon lange keine Seltenheit mehr. Trotzdem schaffte er es jedes Mal, sie trotzdem vollkommen unerwartet kommen zu lassen. Das war einer der Gründe, warum die Wartezeit zwischen den Veröffentlichungen so Qualvoll für den Blondschopf war. "Das musst du unbedingt so bald wie möglich nachholen! Ich schwöre, du verpasst was! Aber ich verstehe das. Manchmal ist das Leben ist echt fies.Geht es deinem Großvater gut? Ich hoffe es war nichts allzu Schlimmes."
"Isses auch! Hab mich mal dran versucht und war nach ner Stunde heiser als hätte ich zehn Jahre durchgeschrien. Mir hat vielleicht der Hals weh getan, ich sag's dir. Aber hey, man muss alles mal probiert haben, finde ich. Besonders in der Kunst. Jetzt weiß ich, dass das für mich nichts ist und ich lieber bei meinen Instrumenten bleibe. Vor allem hätte ich meiner werten Frau Mama damit vermutlich einen Herzinfarkt beschert. Sie ist Opernsängerin. Also das genau andere Ende des Gesangspektrums. Und so wenig mag ich sie dann auch wieder nicht, dass ich ihr das antun würde." Vergnügt schauende, rehbraune Augen richteten sich auf Kenji. Ein breites Grinsen zeichnete sich unter ihnen ab. Oh je. Hatte Kenji das jetzt echt geglaubt? Gorillas waren doch nun wirklich keine Kampfkünstler. Soweit Nico wusste schlugen die einfach nur zu oder bissen. Nicht, dass er das jemals gesehen hätte. Oder auch nur einen Gorilla gesehen hätte. Aber er wusste wie sie aussahen. Von Zeichnungen, die nicht unbedingt der Realität entsprachen. Manche der frühen Künstler hatten schließlich ihre Problemchen mit so unwichtigen Dingen wie Perspektive oder realistischen Proportionen gehabt. Wobei Kenji doch bestimmt einen Gorilla malen konnte. Seine Magie drehte sich immerhin um so etwas. "Macht nix. Niemand muss alles wissen. Und jetzt weißt du's! Und oh ja. Orangelo hatte richtig ordentlich Muckis. Ist dir mal aufgefallen, dass er richtig ungerne Frauenbildnisse gemacht hat? Die sehen alle aus wie Männer, denen man Brüste aufgeklebt hat. Frag mich, warum das so war. Jemand von seinem Kaliber sollte es eigentlich schaffen auch einen Frauenkörper nachzubilden. Aber hey, fragen können wir ihn nun mal nicht mehr." Der wahrscheinlichste Grund für die augenscheinliche Unfähigkeit, nämlich dass dieser schlicht keine Lust gehabt hatte Frauenabbildung zu fertigen, kam Nico irgendwie nicht. Für ihn war Künstler sein etwas, was eher nach dem Motto ganz oder gar nicht ablief. Wenn er Violinist war, wollte er wortwörtlich alle Stücke können, die jemals für eine Violine geschrieben worden waren. Selbst die schlechten. Oder vielleicht grade die schlechten um damit Leute zu quälen. Wahrhaft diabolisch. "Jup. Ich find's gut. Außerdem versucht man jetzt ab und an mir einen Kaffee umsonst anzudrehen. Also, in Maldina. Noch nirgendwo sonst. Bislang hab ich's immer abgelehnt. Aber wenn ich mal meine Geldbörse vergesse, ist das praktisch. Und hey. Wenn du zurück zu den Satyrn willst, lässt sich das bestimmt einrichten. Brauchst mir nur Bescheid geben, dann geh ich damit zu Savannah." Die Gildenleiterin hatte garantiert gewusst, was mit Kenni war. Also hatte sie ihn mit seinem Vampirdasein akzeptiert. Also würde sie ihn auch wieder aufnehmen wollen. Da war sich Nico sicher, auch wenn er kaum mal mit der Leiterin sprach. Die Frau hatte noch viel mehr zu tun als er. "Mh-hm. Mary und ich haben 'ne Mine gesichert. Da waren ein paar Magier von Royal Crusade, die wahrscheinlich das gleiche tun sollten. Haben mir den Arm ausgekugelt. Aber Mary hat sie einfach weggelasert. War echt nicht schön. Wobei, irgendwie doch. Oder, besser, hat was Schönes verursacht." Einen Moment lang kehrte Stille ein. Was vor allem daran lag, dass Nico in Erinnerungen an seinen ersten Kuss schwelgte und gleichzeitig mit beiden Händen den Alles-Bagel anging. Der trug seinen Namen zurecht und enthielt augenscheinlich alles an Belägen, was der Laden hatte auftreiben können. Dementsprechend war es mehr Belag as Bagel. Was amüsant ähnliche Worte waren. "Na hoffentlich noch 'ne Menge. Das wär sonst echt gemein. Und jo! Der war viel zu gut designt um einfach nur irgendein Charakter zu sein. Außerdem das Panel mit seinen Augen. Ich meine, der hat irgendwie wissend ausgeschaut. Als wüsste er genau, was da eigentlich abgeht. Wobei ich irgendwie hoffe, dass sie sich selbst rettet. Ich mein, sie ist so ein starker Charakter." Wieder gab es einen Moment Stille, der nur vom Cronchen von Nicos Bagel unterbrochen wurde. Hm. Das war eine ziemlich schwierige Frage. Die Stimme des Peralta wurde ein wenig leiser, belegter. "Matteo ist...nicht mehr ganz da. Wir wissen nicht, woran es liegt, aber was er wahrnimmt ist nicht immer...das Jetzt. Manchmal redet er so als wäre er zwanzig. Manchmal als wäre er fünfzig. Und manchmal sagt er Sachen, die gar nicht passiert sind. Und dann wieder schaut er mich an, lächelt und fragt mich ob ich ihm bei einer Spieluhr helfen möchte. Und dann machen wir das. Und er kann jede einzelne Feder, jedes einzelne Zahnrad da drin benennen. Und du hast noch nie jemanden mit sichereren Fingern gesehen." Wieder gab es einen Moment Stille, in dem Nico sogar seinen Bagel zurück auf den Teller sinken ließ. "Können wir...können wir über was anderes reden? Irgendwas?"
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Kenji
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Musste man wirklich alles mal probiert haben? Kenji war sich da nicht so sicher, schließlich gab es Dinge, an denen er wirklich nicht interessiert war oder von denen er bereits wusste, dass sie nichts für ihn waren. Da gab er sich lieber gleich im Voraus geschlagen. Vermutlich war es Orangelo genauso ergangen, nur eben mit Frauendarstellungen. Nur, dass er keine Wahl gehabt hatte, wenn er dafür bezahlt wurde, eine in Stein zu hauen. Im Gegensatz zu Nico konnte das Blondchen allerdings erahnen, wieso das Interesse des längst verstorbenen Mannes der Darstellung des männlichen Geschlechts galt. Ihm ging es schließlich ähnlich. Er zeichnete am allerliebsten Dinge, die er selbst ansprechend fand und nur ungern Dinge, für die er sich nicht begeistern konnte. "Ja, das ist wirklich ein Rätsel", gab er trotz seiner Gedanken kleinlaut zu. Das Thema wollte er nun wirklich nicht breit treten. Außerdem ging er ja nur von sich selbst aus, vielleicht war es bei dem Bildhauer doch anders gewesen. "Äh, naja, ja ... das ist so eine Sache. Ich glaube ich möchte aktuell nicht zurück zu den Satyrs..." Er liebte die Gilde, keine Frage. Sie hatte ihn nie schlecht behandelt. Es gab da nur ein Problem: Er wollte nicht nach Maldina. Aber wie sollte er seinen Verpflichtungen nachkommen, wenn es ihn in einen ganz anderen Teil von Fiore zog? Das war einfach nicht möglich. Verlegen kratzte er sich an der Wange. "Falls ich mich umentscheiden sollte, sage ich dir bescheid. Danke Nico." Ein vorsichtiges Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. Hoffentlich war der Braunschopf nicht böse. Er hatte schließlich das Glück, dass die Person, die er liebte, in der selben Gilde war. Das machte es sicher viel, viel einfacher. "Oh man, echte Crusader? Die waren sicher voll gruselig. Aber bitte lass dir bei unserem Auftrag nichts auskugeln. Ich weiß nicht, wie man das wieder einrenkt. Und du kannst echt nicht einfach an dem Punkt aufhören. Was ist denn dann passiert?" Natürlich wollte Kenni die gesamte Geschichte. An einem Cliffhanger aufzuhören, war einfach nur gemein! Er brauchte die Fortsetzung, lückenlos! Schließlich litt der Untote schon genug unter dem Cliffhanger von Lawnmower Woman. Er brauchte nicht noch einen zusätzlichen in seinem Leben. "Ja, der weiß definitiv was! Niemand, der nichts weiß, guckt so." Zumindest nicht in Werken von diesem Mangaka. Da war jedes Bisschen vom Anfang bis zum Ende durchgeplant. Das war einer der Gründe, wieso sie Kenni so sehr faszinierten. Nichts schien aus reinem Zufall zu passieren, doch das erfuhr man oft erst im Nachhinein. "Ja klar ist sie stark, aber sie rettet sich so oft selbst. Sie hätte es schon verdient, jemanden an ihrer Seite zu haben, der sie beschützt, wenn sie Hilfe braucht, finde ich. Ist bestimmt schwer, immer alles allein schaffen zu müssen." Auch, wenn sie gar nicht echt war, hatte er in dieser Hinsicht Mitleid mit ihr. Sie trug viel zu viel Gewicht auf ihren Schultern, es war unfair. Auch das Schicksal, das Nicos Großvater ereilte, schien alles andere als fair. Es war kein Wunder, dass sein Gegenüber darüber nicht weiter reden wollte. Natürlich respektierte das Blondchen diesen Wunsch und verlor kein Wort über das, was er gerade erfahren hatte. Aber über was sollten sie stattdessen reden? Es war schwer, sich spontan ein Thema aus den Fingern zu saugen. Für gewöhnlich kamen sie ganz von alleine, aber gerade wollte ihm einfach nichts einfallen. "Äääähhhh...." Egal, wie lange er den Laut zog, er schien ihm nicht genug Zeit zu verschaffen. Wieso streikte sein Hirn ausgerechnet jetzt? Verzweifelt fuchtelte er mit den Händen herum. "Schönes Wetter heute, was...?" Er blinzelte. Etwas besseres hatte seine Zunge nicht hervorbringen können? Räuspern, dann das Klirren von einer Gabel, die hastig die nächsten Tortenstücke aufsammelte, um damit den unfähigen Mund des Oharas zu stopfen.
"Nicht zurück zu den Satyrn?", hakte Nico noch einmal nach. Ein unidentifizierbares Stück, das aber mit ziemlicher Sicherheit essbar war, tropfte aus dem Alles-Bagel und pflotschte auf den Teller. Das war...schade. Echt verflucht schade. Es knirschte ordentlich als Nico doch noch einmal abbiss, bevor sein Essen sich vollständig disintegrierte. Warum wollte er denn nicht zurück zu Gilde? Hatte er immer noch Angst, dass Mary im böse sein könne? Doch wohl hoffentlich nicht. Es gab keine Person auf der Welt, die weniger nachtragend, war als sie. Nachdenkliches Kauen folgte, über das Nico über den Tisch hinweg Kenji betrachtete. Na ja. Er sah schon wieder deutlich besser aus. Fröhlicher. Was auch immer er tat, es schien ihm gut zu tun. Und war es nicht das, was zählte? Dass es ihm gut ging? War es nicht völlig irrelevant in welcher Gilde es ihm gut ging? Na ja, gut, nicht vollständig irrelevant. Bei den Crusadern wollte er Kenni echt nicht sehen. Der arme Kerl wäre da völlig aufgeschmissen. Und sie würden nur Unfug mit ihm anstellen. Nico nickte sich einmal selbst zu, während er mit unfokussiertem Blick an Kenni vorbei schaute. Ein Schluck Kaffee durfte die Masse in seinem Mund runterspülen, bevor er auch schon wieder zu sprechen anhob. Stille war schließlich der Feind. "Mh, macht ja nix. Dann eine andere Gilde. Schreib mir, wenn du eine gefunden hast, ja? Vielleicht kann ich dich dann mal besuchen kommen. Oder wir machen ne Quest mit dir als offiziellem Vertreter deiner Gilde. So richtig mit Stempel und Siegel und allem. Und, aye. Echte Crusader." Wieder folgte hastiges Kauen. Was war dann passiert? Jaaa. Das wusste Nico natürlich noch. Allerdings trieb es ihm die Röte in die Wangen. Um Zeit zu schinden verhaftete er den Rest seines Essens in rasender Eile und spülte mit seinem Kaffee nach. Das Problem daran war nur, dass das Essen irgendwann alle war. Und der Kaffee auch. Ein leicht peinlich berührtes Grinsen breitete sich auf Nicos Gesicht aus, während er die Hand hob um sich damit verlegen am Nacken zu schubbern. "Also. Ich steh da mit ausgekugeltem Arm. Schonmal versucht eine Geige mit kaputtem Arm zu spielen? Geht nicht. Mary zerlasert als die Kette von dem einen Magier, der mich verletzt hat und wirft eine zwei Meter Lichtklinge nach dem anderen. Und zu guter Letzt prügelt sie den Kettenmagier einfach um. Mit den Fäusten. Okay, war Licht drum. Aber mit den Fäusten. Und na ja. Dann hat sie mir den Arm wieder eingerenkt. Und wir haben uns dabei geküsst." Auf den letzten Satz folgte ein maximal dümmlich-glückliches Grinsen. Einen Moment lang schwelgte Nico in ausgesprochen schönen Erinnerungen, bevor es dann aber auch schon weiter ging. "Aber grade weil sie sich selbst rettet, finde ich sie so cool. Ich meine klar, diese ganzen Verwandlungen fordern ihren Tribut. Und ich glaube nicht, dass sie das ewig durchhalten kann. Aber manchmal mag ich Tragödien. Tragische Helden sind immer toll. Die Personen, die mehr geben als sie zurück kriegen, verstehst du? Aber ich werd auch nicht böse sein, wenn er sie rettet. Vielleicht kriegt der Autor mich ja bekehrt." Apropos Tragödie. Kenjis wirklich jämmerlicher Versuch eines Themenwechsels hatte etwas Amüsantes. Auf die gleiche Art und Weise, wie man auf einer Beerdigung manchmal lachen musste, weil die Seele keine Trauer mehr aufnehmen konnte. Es war kein freudiges Lachen, das sich Nico entrang. Eher gequält und krächzend, ganz im Gegensatz zu seinem sonstigen Gemüt. Wie Kenji vorher seine Worte erstickte auch Nico den Laut per Essen. Der allerletzte Bissen Bagel ging den Weg alles Irdischen. "Ich weiß deine Mühe zu schätzen, Kenni. Aber ehrlich, wir hätten auch über Lawnmower Woman statt über das Wetter reden können. Mh, bist du eigentlich okay damit, dass wir uns eine Leiche angucken müssen? Ist halt schon bisschen...morbid und so?"
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Kenji
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Natürlich musste Nico nachfragen. Wäre die Sache umgekehrt, hätte Kenji bestimmt auch nachgefragt. Anstatt einer ausführlichen Erklärung kam jedoch nur ein zögerliches Nicken. Der Braunschopf war nicht böse. Oder? Nein ... oder doch? Was, wenn doch? Wäre das dann das Ende ihrer endlich wieder entstandenen Freundschaft? Nervös zupfte der Ohara an seinem Shirt. Das wäre eine Katastrophe. Vielleicht hätte er diese Sache lieber nicht erwähnen sollen.Aber es wäre doch auch falsch gewesen, zu lügen, oder? Es ... es machte nix? Voller Überraschung hüpfte der trübe Blick zurück nach oben, nachdem er sich so wunderbar an den zierlichen Fingern festgeklammert hatte. Es war wirklich okay? Da fiel ihm aber ein Stein vom Herzen. Nein, ein ganzer Felsen. Ein halber Berg. "Natürlich sage ich dir bescheid. Aber ... ich glaube nicht, dass meine zukünftige Gilde wollen würde, dass ein kompletter Neuling sie so richtig dicke repräsentiert. Das wäre komisch. Und nicht so clever." Verlegenes Lachen. Zukünftige, gemeinsame Quests klangen trotzdem nach einer guten Idee. Bisher war er gemeinsam mit Nico immer erfolgreich gewesen ... na gut. Zumindest solange kein Blut im Spiel gewesen war. Doch inzwischen wusste sein Gegenüber ja von der Vampir-Sache. Es konnte also nicht noch einmal so katastrophal laufen ... hoffentlich. Als der Peralta zur Fortsetzung seiner Geschichte ansetzte, richteten sich Kenjis neugierige Augen fest auf ihn. Die Gabel, die er sich gerade in den Mund geschoben hatte, blieb dort, wurde von spitzen Zähnchen gehalten. Mary war also extrem cool und stark gewesen, soweit alles wie immer. Aber Nico würde wohl kaum einer überreifen Tomate gleichen, wenn das das Ende der Erzählung war. Trotzdem nickte Kenji eifrig, um ihn so zum Weiterreden zu motivieren. Nur um im nächsten Moment dramatisch die Arme in die Luft zu werfen. Die Gabel fiel klirrend auf den Tisch, weil der Blondschopf den Mund aufriss, um zu quietschen. "Währenddessen? Wie süß ist das denn? Das habe ich noch nicht einmal in einem meiner Manga gelesen!" Kurz fuchtelte er mit den Armen herum, ehe er die Hände zusammenklatschte, die Finger ineinander verschränkte und sie an die Wange drückte. Alles mit einem gigantischen Grinsen auf den Lippen. Das Leben schrieb wohl noch immer die schönsten Geschichten. "Wie romantisch ist das denn bitte? Ohmanohmanohman." Es war unschwer zu erkennen, dass er sich für sein Gegenüber tierisch freute. Wieso auch nicht? Er gönnte den Beiden ihr Glück und es gab bestimmt kaum ein niedlicheres Pärchen in ganz Fiore! Allzu breit wollte Kenni diese Sache aber auch nicht treten. Es wäre kein Wunder, wenn es Nico ein wenig unangenehm war. Glücklicherweise kam Lawnmower Woman wie so oft zur Rettung! "Ich weiß voll, was du meinst. Und irgendwie versteh ich es. Traurige Geschichten sind schön. Aber letztendlich muss ich da immer weinen. Deshalb mag ich die mit Happy End lieber." Es hatte einen Grund, wieso er so gerne Romanzen laß. Am Ende kamen die Hauptcharaktere fast immer zusammen und das fühlte sich einfach schön an. "Das echte Leben ist schon oft genug unnötig traurig. Aber naja. Keine Sorge, es gibt bei dem Mangaka nicht immer positive Enden. Hast du ja an Crocus Mercy gesehen." Aktuell war es für den Ohara noch überhaupt nicht vorhersehbar, wie Lawnmower Woman wohl enden könnte. Aber das war ja das spannende daran! Deutlich weniger spannend war Kenjis kläglicher Versuch, das Thema zu wechseln. Er gab sich Mühe, wirklich. Trotzdem scheiterte er kläglich. Hatte er nicht eben noch gesagt, dass das Leben schon oft genug unnötig traurig war? Die Sache mit Nicos Großvater zählte da definitiv dazu. "Ja- aber ... aber das nervt doch irgendwann. Oder nicht?" Das war zumindest die übliche Reaktion, wenn er zu lange über seine Vorlieben sprach. Und er wollte seinem Kumpel wirklich nicht auf die Nerven gehen. Er wollte ihn nicht noch einmal verlieren. "Äh, ja, ich denke schon. Ich meine, so rein theoretisch sehe ich ja jeden Tag eine Leiche." Er blickte hinab auf seine Hände. Den leblosen Hautton und den kalten Körper hatte er auf jeden Fall.Er zwang sich ein schiefes Lächeln auf die Lippen. "So groß ist der Unterschied denke ich nicht. Ich kann mich halt noch bewegen und sprechen undso." Vollkommen sicher war er sich nicht, das merkte man vermutlich auch, aber er wollte Nico nicht unnötige Sorgen bereiten. "Ich glaube, wir bringen das einfach so schnell wie möglich hinter uns, dann passt das schon. Bist du fertig?" Er griff nach seinem Glas und kippte den letzten Schluck herunter. "Jetzt, wo du das erwähnt hast, kann ich vermutlich an nichts mehr anderes denken, bis wir es hinter uns haben."
"Ach. Du bist doch so ein netter, lieber Kerl. Da wird man dir bestimmt sehr rasch Vertrauen schenken und dir rasch wichtige Aufträge geben. Inzwischen kannst du doch bestimmt auch richtig gut mit deiner Magie umgehen, oder? Hm. Ich meine, der Goblin war echt überzeugend." Mit den Händen machte Nico die Angriffsbewegungen des gemalten Goblins nach. Zumindest, soweit er sich daran erinnern konnte. Das war schließlich alles richtig schnell gegangen. Aber das Viech hatte die Frau angesprungen, oder? Ach, würde bestimmt schon passen. Wenn er es so recht bedachte war das aber die einzige Gelegenheit, bei der er Kenjis Magie in Aktion hatte sehen können. Gut, zugegeben hatte der letzte Auftrag auch nicht den Einsatz irgendwelcher Magie erfordert. Irgendeine Essensmagie wäre vermutlich sehr praktisch gewesen, aber es war fraglich, wie lecker gemaltes Essen war. Vermutlich schmeckte es nach Papier und Farbe. Wieder folgte peinlich berührtes Schubbern des Nackenbereichs, während Kenji vor sich hin quietschte. Nico kannte sein Gegenüber gut genug um zu wissen, dass ihm grade nicht die Luft ausging, sondern dass er das Erzählte wohl unsagbar niedlich fand. Nicos Wangen färbten noch ein wenig mehr nach. Romantisch? Ja, vermutlich war das schon irgendwie ziemlich romantisch. "Hat ziemlich weh getan. Das Einrenken, meine ich. Aber der Kuss hat es echt besser gemacht. Ich meine, das war wie bei Crocus Mercy, bei dem Kuss. Es wird alles ein bisschen langsamer. Ein bisschen näher. Flauschiger. Lässt sich schwer beschreiben. Fühlt sich aber auf jeden Fall so an als könne man sich mit der ganzen Welt anlegen." Vorsichtig lehnte sich Nico im Stuhl zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Langsam erholten sich auch seine Wangen von der erhöhten Blutzufuhr. Na ja. Mary würde bestimmt nichts dagegen haben, wenn er das erzählte. Konnte er sich nicht vorstellen. Und jetzt war es ja eh zu spät. Von daher. Wasser unter der Brücke, Schwamm drüber und so. Ob es Kenji mit seinem Partner ähnlich ging? Hoffentlich. Das Gefühl war zu schön, zu warm, um es missen zu müssen. "'N Happy End ist auch völlig okay. Manchmal brauche ich nur ein bisschen Melancholie. Manche Lieder lassen sich nur traurig komponieren...mit...Crocus Mercy. Kenji. Ich hab das noch nicht durchgelesen. Mh. Macht nix, macht nix. Ich weiß ja nicht, wie es endet. Und irgendwie habe ich schon damit gerechnet, dass es nicht gut ausgeht. Ich meine, so viele Bände wie es noch gibt, hat es bislang doch viel zu sehr auf ein Happy End zugesteuert. Heißt, das Happy End kommt nicht. Fast schon schade, hätt's den beiden gegönnt." Nicos lange Beine entfalteten sich unter dem Tisch heraus. Mit einem Hopser war der Virtuose auf den Beinen. Ein paar Jewels wurden unter die Untertasse des Kaffees geklemmt, um die Zeche und Trinkgeld zu bezahlen. Ein Kopfschütteln erging in Richtung Kenji. "Warum sollte es mich nerven, wenn jemand begeistert von seinen Interessen erzählt? Auch dafür bin ich bei den Satyrn. Ist nicht so als dürften nur Mitglieder meiner Gilde für irgendwas so richtig brennen. Und, ganz ehrlich, ich vergess das regelmäßig. Die ganze Sache mit dem Untod bei dir. Kommst mir zu lebendig dafür vor. Macht keinen Sinn, oder? Vergiss, was ich gesagt habe." Einen Moment lang wartete Nico, bis Kenji sich ebenfalls erhoben hatte, bevor er sich auf dem Absatz in Richtung der Ausläufer der Stadt umwandte. "Die Bar liegt bisschen nach draußen. Vermutlich wegen des Lärms. Erm. Könnte sein, dass man uns überfallen will oder sowas. Kaiso ist echt keine gute Gegend. Bleib bei mir, ja?"
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Kenji
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"Äh. Naja ..." Verlegen wendete der Ohara den Blick ab. Eine Hand verschwand im blonden Haarschopf. "Ich habe vielleicht nicht so viel geübt in letzter Zeit. Weder Magie-, noch Kunst-mäßig." Er war nunmal mit anderen Dingen beschäftigt gewesen. Oft war er am Ende des Tages derart erschöpft gewesen, dass er einfach nurnoch schlafen wollte. Außerdem war da ja die Sache mit der Kreativität gewesen. Die hatte wirklich auf sich warten lassen. Langsam aber sicher kam sie jedoch zurück gekrochen. Es war ein gutes Gefühl, zumindest wieder Kleinigkeiten auf Papier zu bekommen. Doch überstürzen wollte er jetzt nichts. Lieber ließ er sich Zeit, bis die Inspiration wieder richtig floss. Nico gab dieser definitiv einen ordentlichen Schubs in die richtige Richtung, als er dem Blondinchen von seinem Kuss erzählte. Wer wäre da nicht inspiriert? Eine derart dicke Portion Romantik war scheinbar genau das, was er gebraucht hatte. "Ich weiß, was du meinst. So, als würde man einen in eine richtig weiche, flauschige Decke packen. Die Welt ist für den Moment einfach okay, ganz egal, was außenrum passiert." Anders konnte auch Kenji es nicht beschreiben. Es war einfacher, es wie in Crocus Mercy in Bilder zu verpacken, als in Worte. Mit Stift und Papier fielen Kenni hunderte Möglichkeiten ein, die Magie eines Kusses darzustellen. In Worten kam er sofort ins Stolpern. Apropos Crocus Mercy. Der Blondschopf hatte vollkommen vergessen, dass Nico den Manga noch nicht fertiggelesen hatte. Entsetzt warf er die Hände in die Luft. "Waahh! Sorry! Ich dachte ... oh Mist. Lass dich von meinen Worten jetzt nicht entmutigen. Es ist nicht alles traurig. Für einige Charaktere geht es sogar ziemlich gut aus, finde ich. Aber ... naja. Nicht alle. Aber das ist ja zu erwarten, meinst du nicht?" Nervöses lachen. Schaufelte er sein Grab gerade noch tiefer? Er war sich wirklich nicht sicher. Schwer zu sagen. Seine Hände schwirrten wie bluthungrige Mücken um ihn herum. Jetzt hatte er doch wirklich fast gespoilert. Dabei war das ja wohl das schwerste Verbrechen unter Manga-Fans. Schande über ihn! Und sein Leben! Falls man es denn noch Leben kennen konnte. Nico schien sich da genauso unsicher zu sein. Etwas, das Kenji ihm nicht übelnehmen konnte. Es gab Dinge, die hatten sich trotz seines frühzeitigen Irgendwie-Todes nicht geändert. Seine Persönlichkeit war überwiegend die selbe geblieben. Sicher, neue Ängste und eine ordentliche Portion Trauma waren hinzu gekommen, doch schlussendlich blieb er im Herzen noch immer der Selbe. Und er war nunmal ein Energiebündel, das tagelang ununterbrochen über seine Interessen quatschen konnte. Solange er sich nicht in der direkten Sonne aufhielt. Irgendwo unter seiner kalten Haut und zwischen dem blutigen Bedürfnis war er eben immer noch eine ganz normale Person. Manchmal vergaß er das allerdings und reduzierte sich selbst voll und ganz auf das, was man aus ihm gemacht hatte. Ja. Vermutlich war es besser, wenn sie dieses Thema ersteinmal ruhen ließen. Zügig schwang sich der Untote ebenfalls auf die Beine. Nico brauchte ihm überhaupt nicht zu sagen, dass er nicht allzu weit davonstreunern sollte. Auf die Idee kam er sowieso nicht. Die Begegnung, die er direkt nach dem Aussteigen gehabt hatte, hatte ihm bereits gereicht. Hoffentlich schreckte es potentielle Verbrecher ab, dass sie zu zweit waren. Auch, wenn Kenji wohl oder übel gestehen musste, dass keiner von ihnen wirklich furchteinflößend wirkte. Zwei Lauchstangen waren immer noch zwei Lauchstangen. "Ich bin dein Schatten", versicherte er und tauchte regelrecht in diesen ab. Je weiter das Magierduo marschierte, desto unheimlicher wurde die Umgebung. In der Nähe des Bahnhofs hatte die Stadt noch halbwegs einladend gewirkt. Doch nun wurden die Straßen enger, die verrammelten Türen und Fenster häufiger und das Graffiti an den Wänden aggressiver. Hier und da lungerten einige Gestalten in den Schatten, doch bis auf ein paar abschätzende Blicke ließ man die zwei in Ruhe. Erst nach einer kleinen Weile gesellte sich ein weiteres Paar Schritte dazu. Oder vielleicht war es auch schon die ganze Zeit da gewesen und nur zu weit entfernt, um von Kenji gehört zu werden. Nun hallte es leise, aber trotzdem laut genug, um ihn verrückt zu machen. Es erfüllte seine Ohren wie ein lautes Klingeln. "Nico..." Er hasste es, Schritte hinter sich zu hören. Insbesondere, wenn sie immer schneller wurden und näher kamen. "Nico...!", wiederholte er. "Da kommt wer!"
"Genau. Die Welt wird weich wie ein Kissen, wenn man beschwingt von Amors Flügeln, getroffen von seinem Pfeil auf den höchsten Wolken gemeinsam entschwindet", zitierte Nico irgendein Gedicht oder einen Roman, den er bestimmt mal irgendwann gelesen hatte. Oder gehört. Er war ja nun einmal - zu seinem Leidwesen - ein vielfacher Operngänger. Beziehungsweise war einer gewesen. Wenn sowohl die eigene Großmutter als auch die Mutter als auch der Vater dort arbeiteten, kam man leider nicht umhin auf jede einzelne Premiere, bei der einer von ihnen beteiligt war - also alle - mitgeschleppt zu werden. Meistens hatte sich Nico die Zeit damit vertrieben die ersten fünf Minuten aufmerksam zuzuhören. Aber da das immer recht rasch langweilig wurde, besonders da er die Gesänge zur Hälfte bereits vorher gehört hatte, war er rasch dazu übergegangen in Gedanken seine eigenen Lieder zu komponieren. Und hatte sich insgeheim darüber geärgert, dass seine viel wichtigeren Pläne durch die Trällerei von der Bühne gestört wurden. Unverschämtheit aber auch den Leuten zu bieten, wofür sie bezahlt hatten. "Mach dir keinen Kopf, Kenni. Sowas passiert schon mal. Und klar. Hm. Mir ist eh aufgefallen, dass Manga gerne mal echt schweren Tobak als Stoff haben. Ich meine, da sterben Leute. Manchmal sogar die Helden. Das passiert auch nicht in allen Büchern. Find ich irgendwie cool. Und ich mag es eh nicht, wenn auf Biegen und Brechen ein gutes Ende herbeigeführt wird. Wie gesagt, Tragödien müssen auch mal sein. Hm. Jetzt will ich es irgendwie nur noch mehr lesen. Schau, hast dein Ziel erreicht." Im Gegensatz zu Kenji ließ sich Nico von der zunehmend unfreundlicher werdenden Umgebung nicht abschrecken. Die letzten Quests hatten das Ego des jungen Peralta auf eine ungesunde Größe anwachsen lassen. Die Fertigkeit im Zweifel ein Haus sprengen zu können, verlieh dem Ganzen zusätzlich noch eine ansehnliche Menge auftrieb. Man hätte sagen können, dass er ein wenig arrogant geworden war. Nicht im Verhalten, aber was den Blickwinkel auf sein eigenes Level an Macht anging, das ohne sein Wissen noch weit unter dem anderer Magier lag. Also marschierte Nico frohgemuts durch eine Gegend, in der die gängige Begrüßung vermutlich ein Messer im Rücken und die Verabschiedung gestohlene Stiefel waren. "Hey, schau mal. Das Graffiti da ist echt kunstfertig. Die Linienführung ist total sauber. Echt schade, dass das Bild an sich Mist ist. Aber mit so einer sicheren Hand könnte der Künstler echt mehr aus sich rausholen. Hm?" Völlig ohne Scham oder Vorsicht drehte sich Nico in die Richtung, aus der die Schritte kamen, um als Kenji ihn darauf aufmerksam machte, dass sie verfolgt wurden. Dort stand...ein Jugendlicher. Er konnte kaum älter als Nico sein. Bestenfalls war das schlaksige Kerlchen sechzehn oder siebzehn. Auf dem Kopf trug er einen Beanie mit der Insigne einer sich an ihrem Faden herablassenden Spinne. Hm. Irgendwas sagte das Nico doch. Und eine Alarmglocke fing in seinem Verstand an wie wild zu bimmeln. Der schlaksige Kerl hingegen hielt nicht einmal an, sondern ging einfach an Kenji und ihm vorbei, wobei er den beiden das bombastischste Side-Eye aller Zeiten mitgab. Gleich darauf war bog er auch schon in die nächste Gasse ein. "Uhm, Kenji. Glaube der gehört zu ner Gang von hier. Bleib dicht bei mir, ja. Und stell dich im Zweifel darauf ein, dass wir gleich abheben." Wenn er sich doch nur daran erinnern könnte, von welcher Gang das das Abzeichen gewesen war. Hatte garantiert irgendwas mit Spinnen zu tun. Aber was?
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Kenji
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Die Worte des Peraltas waren eher weniger die, die Kenji gewählt hätte. Es klang schon fast wie ein Zitat von irgendeinem großen Dichter oder Denker, aber er verstand ja trotzdem, was gemeint war und er konnte dem ganzen nur mit einem kräftigen Nicken zustimmen. Genauso Recht hatte er hinsichtlich der Manga. Es war nicht selten, dass sie äußerst ernste Themen anschnitten. Es war ein großer Fehlglaube, dass sie sich ausschließlich an Kinder richteten. Würde Kennis Sammlung in Kinderhände geraten, wäre das alles andere als gut, aus vielerlei Gründen. Wie gut, dass sie sicher bei seinen Eltern verweilte, bis er sie endlich wieder zu sich holen konnte. Dafür brauchte er Geld. Und an Geld kam er aktuell am einfachsten durch Quests. Wie so oft bereute der Blondschopf es jedoch recht schnell, ausgerechnet diesen Auftrag ausgewählt zu haben. Das düstere Viertel, dessen Straßen das Magierduo entlang marschierte, war alles andere als einladend und ließ die Nackenhaare des Ohara aufrecht stehen. Im Gegensatz zu seinem Kumpel war er deutlich empfänglicher für die Gefahr, die wie dicker Nebel um sie herumwaberte. Die herannahenden Schritte setzten dem Ganzen schließlich noch die Krone auf. Am liebsten hätte er sich in diesem Moment in Luft aufgelöst. Oder sich mit dem Boden vereint. Oder einfach direkt tot umgekippt. Halt. Er war schon tot. Doppel-tot? Vielleicht klappte es ja, wenn er sich einfach umfallen ließ. Wie das ein oder andere Beutetier. Das Grafitti, von dem Nico sprach, sah das Blondchen zwar, doch seine Sinne waren derart auf die hallenden Schritte fixiert, dass er es nicht wirklich wahrnahm. Als der Peralta schließlich ruckartig stehenblieb, rumpelte Kenni volle Kanone in ihn hinein. "Uff, sorry." Glücklicherweise nahmen sich die Beiden in Sachen Lauchigkeit nicht sonderlich viel, sodass wenigstens niemand umgeschmissen wurde. Der Teenie, der die Chance nutzte, um zu überholen, kommentierte das Ganze mit einem Seitenblick, der den Untoten schaudern ließ. Hilfe. Er wollte hier wirklich nicht sein. "J-ja. Gute Linienführung. Fa-fantastisch..." Griff er das Grafitti auf, um seine Gedanken auf eine andere Bahn zu lenken. Sonderlich erfolgreich war er dabei jedoch nicht. "G-Ga-G- ... Gang?!" Er musste sich verhört haben. Ja. Ganz sicher. Nein, eigentlich überhaupt nicht sicher. Er hatte sich definitiv nicht verhört. "Was meinst du über-überhaupt mit ab-heben?" Soweit Kenji wusste, besaß er keine Flügel und würde in nächster Zeit auch keine bekommen. Außer, er verwandelte sich doch spontan vampirtypisch in eine Fledermaus. Das wäre einerseits zwar ziemlich cool, aber er würde darauf trotzdem lieber darauf verzichten. Es würde ihn nur noch weniger menschlich machen. Darauf spielte Nico aber bestimmt nicht an, oder? "Ich da-dachte, dass wir einen mögli-möglichen M-Mord aufklären sollen. Das- das hat doch nichts mit G-Gangs zu tun...!" Darauf war er Null-Komma-Garnicht vorbereitet. Das war eine, wenn nicht sogar zwei ganze Nummern zu groß für ihn! Er war schließlich immer noch ein kleiner, unscheinbarer C-Rang-Magier! Zur Sicherheit kramte er schon einmal Stift und Papier hervor, sodass er im Ernstfall sofort loskritzeln konnte. Dieser Ernstfall ließ nicht sonderlich lange auf sich warten. Leises Klacken erklang. Es hatte zwar in etwa den selben Takt wie die Schritte kurz zuvor, doch es klang nicht wie Schuhe auf Asphalt. Kenji warf zwar trotzdem einen Blick über die Schulter, bevor er weiterlief, doch hinter ihnen war niemand mehr. Sie waren also sicher, oder? Wäre da nicht das Klacken, das er einfach nicht zurodnen konnte. Dieses wurde zunehmend langsamer, die Abstände wurden größer. Merkwürdig.
"Alles in Ordnung. Nichts gebrochen", ließ Nico auf die Entschuldigung hin hören und breitete sogar die Arme aus wie um zu beweisen, dass der sanfte Rempler ihm wirklich keine Schmerzen bereitet hatte. Völlig unnötigerweise, vermutlich, da nicht einmal ein derart besorgtes Persönchen wie Kenji davon ausgehen sollte, dass bei dem Zusammenstoß irgendwas passiert war. Wobei man das bei Nico ja nun einmal nie wissen konnte. Er hatte es ja sogar geschafft sich bei einer Quest zu verletzen, wo die einzigen Hindernisse leblose Pflanzen gewesen waren. Noch während Kenni und er sich zumindest scheinbar der intensiven Betrachtung des Graffitis widmeten, beugte sich Nico runter. Klackend schnappten die Schließen seines Geigenkoffers auf. Vorsichtig, fast schon ehrfürchtig lupte der Virtuose sein Instrument aus einem samtenen Bett empor. "Mh-hm. Kaiso, grade die Viertel in den Ausläufern werden von Gangs beherrscht. Mehr oder weniger. Es wird vermutet, dass die Leute, die in der Stadt hier was zu sagen, allesamt mit drin stecken. Aber ich glaube beweisen konnte man das noch niemandem. Die Gangs heißen fast alle irgendwas mit Tieren oder so mythischen Wesenheiten. Heißt der Kerl grade mit der Spinne auf der Kappe gehört wahrscheinlich zu irgendeiner Spinnengang. Heißt auch, dass er uns wahrscheinlich grade auf Beute geprüft hat. Und, da muss ich mich entschuldigen, ich sehe vermutlich nach Beute aus. Hab ich nicht drüber nachgedacht." Der Geigenkoffer wurde Kenni mehr oder weniger freiwillig in die Hände gedrückt. Nico hatte das langsamer werdende Klacken auch bemerkt. Er hatte ein feines Gehör für gleichmäßig wieder kehrende Geräusche. Und das hier hörte sich an wie Schritte, auch wenn sie alleine in der Gasse waren. "Jup. Es kann natürlich sein, dass die Gang was mit dem Tod zu tun hatte. Aber das können wir erst feststellen, wenn wir uns dort alles angesehen haben. Nur zur Sicherheit: Hast du ein bisschen defensive Magie? Hier geht's nämlich gleich los. Oh ja, richtig. Abheben. Hoffe du hast nen sicheren Stand." Ein vergnügtes Zwinkern ging noch zu Kenni rüber, bevor Nico seinen Geigenbogen über die Saiten tanzen ließ. Zusammen mit den Tönen wurden den Strängen mehrere Noten entlockt. In regenbogenfarben schillerndem Strahlen lösten sie sich vom Instrument, tanzten nach oben und bildeten dort einen Schirm. Das Klacken wiederholte sich, wurde plötzlich rasanter. Dort oben, zwischen den Häuserdächern, hingen drei Leute an seidenen Seilen. Einer von ihnen hatte acht Augen, die fies unter dem Hoodie hervor funkelten. Einer anderen wuchsen vier zusätzlichen Spinnenbeine aus dem Rücken. Von denen schien auch das chitinartige Klacken gekommen zu sein. Das Trio zögerte nicht lange. Einer der drei ließ sich fallen, prallte von oben auf Nicos Schutzzauber und blieb an den Notenbahnen hängen wie eine Fliege am Klebepapier. Die anderen beiden kamen eleganter auf, versperrten die Fluchtwege nach vorne und hinten. "Unhöflich. Hey, Kenni, wir gehen." Mit dem Fuß zog Nico einen Kreis um sich selbst herum, spielte eine weitere, fröhliche Melodie auf seiner Geige. Als fräße sich dort das Ziffernblatt einer Uhr in die Realität erschien eine aus Notenlinien und Noten geformte Scheibe unter den beiden und schwebte bereits ein paar Zentimeter in die Luft, nur um gleich darauf ins Wackeln zu kommen. Die Frau stemmte alle sechs ihrer Beine in den Boden. Ein dicker Strang Spinnenseide verband ihre Arme mit der Scheibe. "Bisschen Hilfe!"
Zauber:
Stage of Sounds TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: III ART: Support MANAVERBRAUCH: 150 pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Geschicklichkeit Level 6, Willenskraft Level 6, Manaregeneration Level 5 BESCHREIBUNG: Die Magierin spielt eine Melodie und unter ihren Füßen, im Uhrzeigersinn, formt sich eine Plattform mit 5 Metern Durchmesser aus den gespielten Noten auf Notenlinien. Diese Plattform steigt in die Luft und kann nun von der darauf stehenden Magierin gesteuert werden; die Plattform kann nicht als Schild genutzt werden, ist aber robust genug um Wind und Wetter standzuhalten; Tragkraft und Schnelligkeit entsprechen hierbei der Willenskraft der Virtuosin mit einem Maximum von 8. Die Plattform hat nur solange Bestand, wie die Magierin ihr Instrument spielt.
Wondrous Wall TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: III ART: Schild MANAVERBRAUCH: 150 pro Minute MAX. REICHWEITE: 5 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Geschicklichkeit Level 7, Willenskraft Level 7, Manaregeneration Level 5 BESCHREIBUNG: Mit ein paar munteren Tönen beginnt die Musikmagierin ein Stück auf ihrem Instrument. Die Noten lösen sich dabei vom Instrument und schweben an einen von der Musikmagierin ausgewählten Ort, wo sie zusammen mit den Notenlinien eine Wand bilden. Die Noten und Notenlinien bewegen sich zwar im Takt der Musik hin und her, verbleiben aber trotzdem etwa an Ort und Stelle. Einmal beschworen kann die Wondrous Wall nicht mehr bewegt werden. Ein Abschnitt der Wondrous Wall hat eine maximale Länge von 5 Metern und eine Widerstandskraft, die der Willenskraft der Musikmagierin entspricht, bis zu einem Maximum von 8. Eine Wondrous Wall muss im Viervierteltakt beschworen werden und hält niemals mehr als vier Treffer egal welcher Stärke aus. Für jeden Angriff opfert sich eine der Noten, um ihn zu blocken. Einmal pro Minute, wenn das Mana ausgegeben wird, um den Zauber aufrecht zu erhalten, werden auch eventuell zerstörte Noten erneuert. Wondrous Wall wehrt keine Zauber ab, die keine Stärke besitzen, wie z.b. alle Arten von Fesseln.
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Kenji
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Niemals hätte Kenji gedacht, dass es ein Angriff von oben war, der ihn erwartete. Eigentlich war es naheliegend, wenn man Nicos Hinweis mit der Spinne beachtete. Spinnen liebten es, sich heimlich von oben abzuseilen und einen zu Tode zu erschrecken. Unfreiwillig ließ er sich den Geigenkoffer in die Hand drücken, sah dabei jedoch mehr als nur ein klein wenig überfordert aus. Es war okay, dass der Peralta aussah, wie leichte Beute. Kenni sah schließlich ebenfalls so aus. Das Problem war nur, dass man den Blondschopf zu noch viel leichterer Beute machte, wenn man ihm Dinge in die Hand drückte. So konnte er nämlich Papier und Stift, die essentiellen Werkzeuge für seine Magie, nicht nutzen. "Ich äh- ich- äh- uhm. Hä-Hände." Wie bestellt und nicht abgeholt glotzte er sein Gegenüber an, der bereits fröhlich begann, ein Liedchen zu spielen. Was sollte er denn jetzt mit dem Kasten machen? Konnte er den einfach abstellen? Bestimmt nicht, sonst hätte Nico das ja selbst getan. Wenn am Ende Kratzer in dem hübschen Holz waren, würde er bestimmt böse werden. Aber Kenji wollte wirklich nicht einfach dumm rumstehen. Seine Sorge erledigte sich beinahe von selbst, als zwei der drei Angreifer die Magier von oben herab kommend umzingelten. Kreischend ließ der Ohara den Kasten beinahe fallen, konnte ihn gerade noch wieder auffangen, bevor er zu Boden krachte. Puh, Glück gehabt. Er hatte sich aber auch echt erschreckt. Jetzt, wo die beiden Gangmitglieder auf bedrohliche Weise immer näher und näher kamen, stellte sich umso mehr die Frage, wie Kenji am besten handeln und helfen konnte. Die Antwort war schnell klar: Der Kasten musste weg. Jetzt, wo sie Nicos Zauber unter den Füßen hatten, sollte es nurnoch halb so schlimm sein, wenn Kenni ihn abstellte, richtig? Er brauchte seine Hände. Gerade, als er sich herabbeugte, um das Teil möglichst liebevoll abzulegen, ging ein ordentlicher Ruck über die dünne Scheibe, auf der sie sich befanden. Kenji stolperte einige Schritte, konnte sich aber noch rechtzeitig vor einem Fall retten. "Ich mache schon, ich mache schon!" Der Block wurde gezückt, der Bleistift huschte krackelig und alles andere als ordentlich über das Papier. Doch das war okay, es musste nicht schön aussehen, es musste nur erkennbar sein. Im nächsten Moment wanderte der Stift auch schon zurück in seine Tasche, sodass er die Finger frei hatte, um einen kleinen Kritzelgoblin aus dem Papier zu ziehen. Die Kreatur mochte noch unfähiger sein als ihr Erschaffer, doch das machte sie nicht weniger nützlich. Mit Schwung wurde sie der sechsbeinigen Frau ins Gesicht geklatscht, wo sie sich festklammerte. "Halt dich gut fest!", rief Kenni ihr hinterher. Die musikalische Plattform wackelte ein weiteres Mal, als die Frau ihre spinnenartige Seide abreißen ließ, um die Hände frei zu haben, damit sie sich den Goblin vom Gesicht ziehen konnte. Das gestaltete sich jedoch schwieriger als Gedacht, denn trotz ihrer geringen Stärke konnten sie wunderbar klammern. Frustriertes Fluchen hallte durch die Gasse. Etwa im selben Moment hatte sich die dritte Person endlich von ihrem Kuschelkurs mit der übergroßen Note befreien können und landete mitten auf der Plattform. "Überraschung", schmunzelte er. Kenni quiekte, zückte direkt wieder den Stift. Der mehräugige Kerl schien allerdings schon kapiert zu haben, dass es keine gute Idee war, das Blondchen malen zu lassen. Er streckte seine kräftigen Arme nach ihm aus, doch er duckte sich geschickt unter ihnen hinweg, kritzelte eilig weiter. Kenni mochte weder stark noch besonders widerstandsfähig sein, doch dafür war er flink wie ein süßes, kleines Wiesel! Wenn man ihn nicht gerade eiskalt erwischte, konnte es durchaus schwierig werden, ihn zu packen. Bevor der Spinnenkerl Erfolg hatte, schaffte Kenji es, eine weitere Kreatur aus dem Papier hervorzuholen. Ein dickes, kugelrundes Wildschwein rummste auf die musikalische Scheibe und zögerte nicht einen Moment lang, ehe es, kopf voraus, auf den Feind zustürmte. Dieser versuchte zwar, sich mit den Armen gegen das Tier zu stämmen, letztendlich wurde er aber doch vom Rand geschoben. Gemeinsam mit dem lebendigen Gemälde knallte er auf den Boden und wurde selbst dort noch weiter fortgeschoben. Erst, als er es schaffte, einen ordentlichen Schlag auf den Rücken des unechten Tiers zu platzieren, zerflatschte dieses zu schwarzer, tintenähnlicher Suppe und verschwand. Auch der Goblin hatte seinen Kampf inzwischen verloren. Ein besorgter Blick huschte zu Nico. "Defensiv klappt, aber offensiv habe ich nichts zu bieten!"
Munter wippend und augenscheinlich in der allerbesten Laune beobachtete Nico seine Begleitung bei seinem Tun. Kenji machte seine Sache wirklich gut. Die Bilder würden sicherlich keine Preise für sichere Linienführung oder Ästhetik gewinnen, aber die Magie funktionierte. Und das war exakt, was Nico gewollt hatte. Es wäre ihm mit ziemlicher Sicherheit möglich gewesen diese drei Raufbolde abzuwehren oder sogar auszuschalten. Aber er brauchte den Boost für das Ego nun wirklich nicht mehr. Kenni dagegen sehr. Sein Kumpel sollte sehen, dass seine Magie gut war, nützlich war. Und dass er vielleicht mal wieder das Zeichnen üben sollte. Immerhin musste Nico noch einen Manga von ihm kriegen. Der Goblin segelte nach hinten. Den kannte Nico ja schon. Damit hatte Kenni auch die fiese Malerin beschäftigt. Sehr gut. Die Flugscheibe geriet ins Wackeln als der dritte Kerl darauf landete. Mit einem tänzelnden Schritt hüpfte Nico aus der Bahn des Angriffs, drehte sich fiedelnd hinter dem Kerl her. Schaffte der es Kenni zu packen? Nö. Der Blondschopf duckte sich einfach unter den baumstammdicken Armen hindurch. Nico konnte sich ein vergnügtes Grinsen nicht verkneifen. Das hier begann ja richtig Spaß zu machen. Die Lackschuhe klickten einen munteren Reigen auf die Flugscheibe als Nico dem Mann, der ohnehin grade von dem Wildschwein davon geschoben wurde, noch mit dem Geigenbogen auf den Hintern schlug. "Perfekt, Kenni! Festhalteeeeen!" Mit einem letzten Tanzschritt postierte sich Nico an der Front der Scheibe. Die folgte der Bewegung, legte sich sacht schief und war nun leicht in Richtung Violinist abschüssig. Die Musik wurde undeutlicher als die Flugscheibe Fahrt aufnahm und davon schoss wie eine just abgefeuerte Kanonenkugel. Ein paar Spinnfäden flogen dem Duo auf der Flucht hinterher, fielen jedoch weit hinter dem Flucht"fahrzeug" zu Boden. "Halt meinen Geigenkasten fest!" Die Worte wurden Nico vom Fahrtwind von den Lippen gerissen. Trotz des Luftwiderstands stand der Magier mit einem Grinsen, in dem ein ganzer Frachter hätte wenden können, vorne an der Scheibe und zwinkerte noch einmal nach hinten, bevor die Scheibe einen jähen Sturzflug hinlegte, damit er Nico sich nicht per Wäscheleine runter beförderte. Der magenumdrehende Flug nahm erst ein Ende als Nico die Scheibe direkt vor einer schäbig aussehenden Fabrikhalle landen ließ. Irgendwer hatte sich die Mühe gemacht die Halle mit Bahnen an Stoff zu versehen. Schwarz, natürlich. Mit den Kaminchen und den zerbrochenen Fenstern sollte das Gebäude vermutlich einen sehr düsteren Eindruck erwecken. Nico fand eher, dass es aussah als hätte man es mit schwarzem Toilettenpapier umwickelt. Aber was wusste er schon. In jedem Fall priesen mehrere Banner den Auftritt von Scream 'n' Screech an, der hier wohl schon stattgefunden hatte. Was wohl auch bedeutete, dass ihr Toter noch hier war. Außer natürlich sein Zustand hatte sich verbessert. Mit einem Hüpfer setzte Nico auf dem Pflaster der düsteren Straße auf, klemmte sich den Geigenbogen unter einen Arm und reichte Kenni mit kleiner Verbeugung eine Hand. Die wohlerzogene Geste hielt exakt so lange an wie Kenni brauchte, um sich von dem Flug zu erholen, bevor Nico schon ausholte, um dem Vampir mal ordentlich auf den Rücken zu klopfen. "Das war doch prima! Von wegen in der Offensive nix drauf. Du hast mir hier die Zeit und Gelegenheit für die Flucht erkauft. Schreib dir das auf deine Fahne. Oder in dein Zeichenheft. Hauptsache du schreibst es auf."
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Kenji
Anmeldedatum : 09.06.23 Anzahl der Beiträge : 248 Alter : 20 Ort : Maldina
Während der Braunschopf scheinbar die Zeit seines Lebens hatte und freudestrahlend vor sich hintänzelte, war auf Kenjis Gesicht purer Stress abgezeichnet. Auch, wenn er sich relativ gut schlug und die herannahenden Feinde auf Distanz hielt, fühlte er sich alles andere als gut. Wenn es stimmte, was Nico sagte, dann handelte es sich bei dem Trio um Gangmitglieder und wenn der Ohara eines nicht wollte, dann war es, in Gangmachenschaften verwickelt zu werden. Dort, wo die drei herkamen, gab es garantiert noch mehr und Kenni bezweifelte, dass sie es schafften, es mit einer ganzen Horde aufzunehmen. Wäre er alleine gewesen, hätte er sich einfach überfallen lassen. Geld besaß er sowieso keins mehr und blaue Flecken und blutige Nasen war er noch aus seiner Schulzeit gewöhnt. Oh man. Hoffentlich würden sie das nicht bereuen. Der Peralta musste seinem Kollegen nicht zweimal sagen, dass er den Geigenkasten festhalten sollte. Er klammerte sich auch so daran, als würde sein Leben davon abhängen, denn er war der einzige Halt, der ihm auf dieser viel zu schnellen Musikscheibe blieb. Das ging ihm viel zu schnell. Und viel zu wackelig war es auch. Dementsprechend erleichtert war er, als er schließlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Am liebsten hätte er sich niedergekniet und dem Asphalt einen dicken Schmatzer verpasst. In nächster Zeit hatte er wirklich kein Interesse mehr an spontanen Flugeinlagen. "Prima?", quiekte er, als eine Hand auf seinem Rücken landete. "Daran war gar nichts prima! Das war total schrecklich." Hektisch fuchtelte er mit den Armen herum, als könnte er so seinen Worten mehr Glaubhaftigkeit verleihen. Der Stress und die Angst waren ihm mitten ins Gesicht geschrieben. Nur die trüben Äuglein blieben ruhig, so wie immer. "Was, wenn die sich unsere Gesichter gemerkt haben und jetzt Verstärkung holen um Rache zu nehmen? Wir sind geliefert, ge-lie-fert!" Mit der schrillen Stimme und den umherfliegenden Armen glich er zunehmend einem aufgeschreckten Hühnchen. "Meine Magie kann niemanden verletzen! Also, vielleicht könnte sie das, aber ich will das nicht. Da lasse ich ich mich lieber von denen verprügeln!" Am allerliebsten hätte er dieses Problem aber gar nicht erst. Jetzt musste er in ständiger Angst leben, bis er diese Stadt wieder verließ. Über die Grenzen von Kaiso würde die Gang ihn doch sicherlich nicht verfolgen, oder? Hielten sich Gangs nicht an ihre Stadt oder so? Hoffentlich. Wie sollte er sich jetzt bloß auf seine eigentliche Aufgabe konzentrieren? Hektisch warf er mehrere Blicke über die Schultern, prüfte dabei auch gezielt die Hausdächer. Es war niemand zu sehen. Puh. "Gehen- gehen wir am besten gleich rein. Dann weiß hoffentlich niemand, wo wir sind." War er ein wenig paranoid in dieser Hinsicht? Vielleicht. Vielleicht war seine Angst aber auch ein klein wenig begründet. Das Trio, das sie angegriffen hatte, war schließlich echt gruselig gewesen. Kaum betraten sie das Gebäude, dass scheinbar eine noch schwerere Emophase durchlitt als Kenji bis vor kurzem, kam ihnen auch schon ein junger Mann entgegen gehuscht. Scheinbar hatte er das laute Zufallen der schweren Eingangstür gehört. Die Augen des Fremden waren gerötet, der Blick trüb und erschöpft. Die pechschwarzen Haare wirkten matt und leblos. Man konnte ihm problemlos ansehen, dass es ihm nicht gut ging. Kein Wunder eigentlich. "Yo, sorry, aber wir geben aktuell echt keine Autogramme. Bitte geht." Mitfühlend zog der Ohara die Brauen zusammen. Er gab sich Mühe, eine Extraportion Wärme und Sanftheit in seine Stimme zu stecken. "Ke-keine Sorge, dafür s-sind wir nicht da." Wie so oft konnte er das Zittern seiner Stimme, sobald er einer fremden Person gegenüberstand, nicht verhindern. Doch er bemühte sich, sich davon nicht zurückhalten zu lassen. "Wir sind die Ma-Magier, die den Todes-fa-fall aufklären sollen." Es zeichnete sich keinerlei Reaktion im Gesicht des Schwarzhaarigen ab, er gab allerdings ein leises "oh" von sich. Er machte keine weiteren Anstalten, irgendetwas zu tun. Hilfesuchend sah Kenni zu seinem Kollegen.
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