Ortsname: Schatz der Pyramiden Art: Gebäude Spezielles: --- Beschreibung: Diese durchaus beliebte Kneipe ist zwar geräumig, aber bei Weitem nicht so prunkvoll, wie der Name impliziert. Dafür ist es im Inneren immer angenehm kühl. Der Besitzer Garrett, ein Bullenmann, ist bekannt für seine schmackhaften Milchgerichte, seinen guten Alkohol und seinen kräftigen Körperbau. Auch unter den restlichen Beschäftigten findet sich kein einziger Mensch, dafür sehen die hübschen Bardamen aber alle ein gutes Stück jünger aus, als sie sind. Unter ihnen finden sich eine Elbin, ein Golem und sogar eine lebende Mumie!
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Zuletzt von Untiefe am Do 6 Jul 2023 - 22:01 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Thana Desert Queen
Anmeldedatum : 15.05.20 Anzahl der Beiträge : 1851 Alter : 32
Thana lächelte milde, als ihre Freundin über das Schicksal sprach. Es war mehr ein Lächeln aus Höflichkeit, als ein aufrichtig gemeintes. Schicksal, mit diesem Wort tat sie sich dann doch noch sehr schwer. Auch wenn es merkwürdig klang, so fragte sie sich trotzdem ob es so etwas wie eine göttliche Fügung war. Wurden ihre Geschicke gelenkt oder zumindest beeinflusst? Wenn ja, gab es dann überhaupt noch Unterschiede zwischen Schicksal und den Machenschaften der Götter? Würde sie bald auch so seltsames Zeug reden, wie Eohl das immer wieder tat? Die Magierin beschlichen Zweifel. Zweifel daran, ob das alles immer noch so eine gute Idee war. Zweifel an ihrer eigenen, geistigen Gesundheit. Der Gedanke, dass ja alles egal war und sie es wieder vergessen konnte, wenn sich herausstellte, dass sie diese Götter nicht finden würden, dass es sie nicht gab, hielt die Mahaf bei Stange. Diese Recherche, sie war gewissermaßen für die Wissenschaft, genau! Während Thana wie so oft in Gedanken versunken war, tat ihre Freundin etwas für das Team. Sie unterhielt sich mit dieser bandagierten Frau und brachte so auch dessen Name in Erfahrung. Sie stellte sich als Menat vor und erzählte, dass sie in einer Bar mit dem Namen „Schatz der Pyramiden“ arbeitete. Als Eohl ihre Gefährtin anblickte, um ihr zuzuflüstern was für eine seltsame Gestalt diese Menat doch war, schmunzelte sie wieder. Diesmal allerdings aus aufrichtiger Belustigung. Es war sehr amüsant, wie ausgerechnet sie jemand anderen als seltsam bezeichnete. Doch irgendwie war es auch niedlich. Sie mochte diesen Aspekt an der Grünhaarigen. Während die Zwei also Hand in Hand der Frau folgten, sprach diese ein wenig weiter. Sie klärte sie darüber auf, dass sie grade einkaufen war und lenkte den Blick der beiden Magierinnen auf ihre Ausbeute. Außerdem empfahl sie den Milchreis, den ein gewisser Garrett machte. “Ich bin gespannt.“, antwortete Thana ihr, unsicher was sie sonst sagen sollte. Unehrlich war das ja auch nicht. Gespannt war sie tatsächlich, so gar sehr. Wenn auch primär darauf, was in diesem ominösen Buch wohl so drinstand. Also abgesehen von dem Wort Zukunft.
An der Bar angelangt, nahm sich Thana einen Moment lang Zeit sie unter die Lupe zu nehmen. Scheinbar stand dieses Etablissement noch nicht lange. Oder aber man hatte sich erst vor kurzem für eine Renovierung entschieden. Größere Steinblöcke waren neben dem Gebäude getürmt. “Verkleidet ihr die Bar noch mit diesen Steinen da?“, fragte die Mahaf neugierig. Menat folgte ihrem Blick, ehe ihr einfiel was sie damit gemeint haben könnte. "Ah, ja! Sie soll tatsächlich noch wie eine Pyramide verkleidet werden. Aber Garrett kam noch nicht dazu damit anzufangen.", erklärte sie in ihrer positiven Art. Thana aber stutze. Wenn das dieser Garrett machen wollte, musste er ein kräftiger Bursche sein. Steinplatten in solcher Größe wogen sicher unglaublich viel. "Hereinspaziert." Menat trat an die Tür heran und hielt diese offen, damit ihre neue Bekanntschaft eintreten konnte. Die Dürremagierin ließ sich gar nicht lange bitten und folgte der Aufforderung. Kaum war sie mit Eohl in das Innere der Bar getreten, bekam sie Gänsehaut. Drinnen war es einige Grad kühler als draußen, aber es war angenehm, sobald man sich an den Temperaturunterschied gewöhnt hatte. "Chef, ich hab Freunde mit gebracht. Ich hoffe das ist okay.", sprach die Violetthaarige freudig. Erst dann bemerkte Thana diesen Elefanten, nein, den Bullen im Raum. „Solange du die Kundschaft nicht vernachlässigst!“, antwortete der Tiermensch hinter dem Tresen, der sich dafür kurz von einem Gespräch abwendete. Menat lächelte den Magierinnen zu. "Das ist Garrett, ihm gehört der Laden. Ich bin sofort wieder da!" Die Frau verschwand hinter dem Tresen und entledigte sich dort eines Tuches, welches sie um die Hüfte gebunden hatte, sowie ihrer Schläppchen. Hervor trat sie also etwas reizvoller, beziehungsweise weniger bekleidet. Wenig Stoff, dafür mehr Ketten, Fußkettchen und Armreifen. Eine wunderschöne Frau, die sich zu zeigen wusste. Keine Frage, worauf man es in dieser Bar abgesehen hatte. Sex sells. "Setzt euch. Mögt ihr was trinken?", sprach die Bedienung, als sie zu Thana und Eohl zurückgekehrt war. Die Mahaf ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, auf der Suche nach weiteren Bedienungen oder mysteriösen Gestalten. “Eine Karaffe Wein für uns.“, sprach sie dabei. Ein interessanter Laden.
Eine Bar, die wie eine Pyramide aussah... Eohl legte den Kopf in den Nacken, blickte hinauf in den sonnigen Himmel, aber sie konnte es sich einfach nicht vorstellen. „Wie sieht denn eine Pyramide aus?“, fragte sie, ihr Gedächtnis leer wie immer. „Und was macht man damit? Ist das nützlich?“ Ob davon viele in ihrer Zukunft liegen würde? Thana wirkte zumindest so, als hätte sie ein wenig Interesse daran. Für Eohl war das Innere des Gebäudes allerdings relevanter als das Äußere. Sie bemerkte den Temperaturunterschied, wenn auch nicht ganz so schnell, wie die meisten anderen Personen es geschafft hätten. Erst, als sie zwei Schritte ins Innere getan hatte, lief ein Schaudern über ihren Körper und sie bildete eine Gänsehaut. „Brr...“, murmelte sie, während sie sich enger an Thana kuschelte. Die Wärme ihrer Freundin war so wundervoll. Ihren Blick durch den eher dunkel gehaltenen Raum schweifen lassend sah sie ein paar Tischgruppen, etwas eng beieinander in den leider nicht extrem großen Räumlichkeiten, aber halbwegs gut besetzt. Kunden kamen hier wohl tatsächlich her. Trotzdem saß nicht überall jemand, es war also möglich, einen Tisch zu finden, an dem die dunklen Magierinnen etwas Platz für sich hatten und sich keine Gedanken machen mussten, belauscht zu werden, solange sie ihre Stimmen senkten. Als es darum ging, was sie trinken wollten, kam der Yihwa als Erstes Wasser in den Sinn, aber Thana kam ihr zuvor und ließ ihre Augen aufleuchten. „Oh ja! Wein klingt gut!“, meinte die Yihwa aufgeregt und klatschte in die Hände. „Wir nehmen gleich zwei davon, oder?“ Letztes Mal hatte Thana ihr gesagt, dass sie nicht den ganzen Wein alleine trinken sollte, also mussten sie heute mehr davon bestellen, nicht wahr? Das war die logische Konsequenz! Während Menat dabei war, ihre Bestellung aufzuschreiben, betrachtete Eohl ihre Kleidung genauer. Mit einem Mal sah sie Thana umso ähnlicher, trug so wenig Stoff und zeigte so viel Haut. Obwohl... Es war nicht wirklich Haut, was Eohl da sah. So viel von ihrem Körper war noch immer in diese Bandagen gehüllt. Ihre Arme fast komplett, große Teile ihrer Beine, selbst ihr Hals und viel von ihrem Ober- und Unterkörper waren eng umschlungen von dem weißen Stoff. Jetzt, wo die Crusaderin einen besseren Blick darauf werfen konnte, fiel ihr auch auf, dass Menats Haut an den Rändern der Bandagen noch dunkler war als ohnehin schon. „Sag mal, Menat... du hast doch grade fast nichts an“, stellte sie fest und trieb der Kellnerin damit eine gewisse Röte ins Gesicht. Sie war es zwar gewohnt, in diesem Aufzug zu arbeiten, aber es war seltsam, so direkt darauf angesprochen zu werden – vor Allem, weil sich Eohls Worte, so trocken sie auch gesprochen waren, ein bisschen wie eine Kritik anhörten. „Was ist dann mit den ganzen Bandagen? Hast du dir wehgetan?“ „Oh... das meinst du“, meinte Menat und atmete erleichtert aus. Also doch keine Kritik. „Die... die kann ich nicht ausziehen. Wie soll ich sagen... Sie sind ein bisschen... ein Teil von meiner Haut?“, meinte sie nachdenklich und sah sich kurz um, ob ihr jemand zuhörte. „Ich erklär es euch gern später... Lasst mich erst eure Getränke holen, ja? Und überlegt solange, ob ihr auch etwas Essen wollt! Wenn ihr wollt, dass ich für euch vorlese, dann solltet ihr schon ein bisschen Mehr bestellen. Und vergesst das Trinkgeld nicht!“
Mit diesen Worten war sie auch schon verschwunden. Eohl blickte ihrer Bedienung hinterher, während diese in der Küche verschwand, und sah dann Thana fragend in die Augen. Hatte sie etwas Falsches gesagt? Diese Menat kam ihr zunehmend wie ein sehr seltsamer Mensch vor. So leicht ließ sich diese Frage aber wohl nicht beantworten. Wieder blickte Eohl hinüber zu den anderen Gästen... und stockte kurz. „Hey... Hey, Thana“, meinte sie leise und tippte den Oberarm ihrer Freundin an, ehe sie hinüber deutete zu einem anderen Tisch, der gerade bedient wurde. Es dürfte offensichtlich sein, was da ihr Interesse auf sich zog. Ähnlich wie Menat hatte die Bedienung dort drüben den Körper einer jungen, hübschen Frau, aber sie hob sich sehr deutlich von den Menschen um sie herum ab. Ihre Haut war nicht nur nahezu weiß mit einem leichten Blaustich, sondern noch dazu... durchsichtig? Nicht komplett, aber leicht verzerrt konnte Eohl ein schwaches Abbild der Person hinter ihr durch ihren Torso hindurch sehen. Es sah aus, als wäre das da drüben eine Frau, die komplett aus Eis bestand. „Ist es deshalb so kalt hier...?“
Das war ja wirklich kaum zu glauben. Eohl wusste nicht was eine Pyramide war. Sie wusste nicht wie sie aussah und wofür sie gedacht war. Thana atmete kaum merklich etwas kräftiger ein und wieder aus. Wenn sie wetten müsste, hätte sie vermutlich gesagt, dass sie es in ihrem vorherigen Leben gewusst hatte. Die Gehirnwäsche, die man an ihr durchgeführt hatte, war wirklich viel zu gründlich gewesen. Aber die Mahaf wollte ihre Freundin ja nicht unwissend belassen. "Eine Pyramide ist… dreieckig und riesengroß. In manchen Kulturen hat man sie gebaut um wichtige Personen, zum Beispiel Könige darin zu begraben.", erklärte sie ihr, ohne dabei allzu detailliert auf die geometrische Form des Gebildes einzugehen. Eine kleine, kurze Beschreibung sollte Eohl ja gewiss ausreichen. Sie glaubte nicht, dass diese nun eine Diskussion über Flächen und Körper anreißen würde. Nachdem die Beiden in das Innere der Bar getreten waren, als Eohl ein Geräusch von sich gab, welches den Anschein erweckte, sie begänne zu frieren, aktivierte Thana ihren Zauber Inner Drought. Das tat sie ohne eine Geste dafür aufzuwenden, ohne ein Wort zu sprechen, einfach nebenbei. Es war ein Zauber, der ihr mit der Zeit in Fleisch und Blut übergegangen war. Das einzige Zeichen für die Aktivierung des Zaubers war, dass ihr Körper sogleich begann etwas Hitze abzustrahlen und damit ihre Freundin etwas aufzuwärmen. Nachdem Thana bei Menat Wein bestellt hatte, reagierte die Assassine sogleich auf diese Bestellung. Die Mahaf kam nicht drum herum an einen ihrer gemeinsamen Aufträge in der Vergangenheit zurück zu denken, bei dem ihre Gefährtin fast ungebremst etwas über den Durst getrunken hatte. Doch da war es etwas Anderes gewesen. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie gearbeitet, weswegen sie keinesfalls erfreut über den Zustand Eohls gewesen war. An diesem Tage aber waren sie auf eigene Faust unterwegs. Sie arbeiteten nicht, nicht im Namen der Gilde. Drum schloss Thana kurz nachdenklich die Augen, bevor sie sachte nickte und zustimmte. "Gut, nehmen wir zwei." Doch sie nahm sich auch vor Eohl im Auge zu behalten und es erst einmal bei diesen Zwei Karaffen zu belassen. Und wenn sie dafür ein Machtwort sprechen musste, sollte ihre Freundin etwas nachbestellen wollen. Thana beabsichtigte nach der Bestellung einfach zu warten, bis ihre neue Bekanntschaft zurück war und ihnen die Getränke servierte, doch Eohl war nach etwas Anderem. Sie begutachtete die Kellnerin und ließ ihren Gedanken dann in verbaler Form freien Lauf. Sie sprach die Dame nämlich auf ihren Kleidungsstil an. Thana stutzte. Woher diese Gedanken? War sie es nicht gewohnt eine Frau zu begutachten, die sehr wenig Kleidung am Körper trug, beziehungsweise sehr viel Haut zeigte? Immerhin waren sie sehr oft gemeinsam unterwegs und bei ihr war es ja nicht anders. Vielleicht aber war es für Eohl einfach nur ungewohnt eine andere Person zu sehen, die sich so gab? Menat war jedenfalls sichtlich beeinflusst von dieser Frage. Die Schamesröte stieg ihr zu Gesicht. Das hinderte die Assassine aber nicht daran, weiter nachzufragen. "Eohl…", sprach Thana in geringstem Maße strafend, als sie auch noch die Bandagen der Bedienung ansprach. Doch was das betraf, schämte sich Menat scheinbar weniger. Sie reagierte jedenfalls ungeniert auf die Fragen. Sie erklärte, dass sie die Bandagen nicht einfach ablegen könne, weil sie „ein Teil ihrer Haut“ seien. Thanas Fokus löste sich von Eohl, der sie grade noch austreiben wollte die Dame so in die Ecke zu drängen. Ein Teil ihrer Haut, sagte sie? "Ist gut…", antwortete sie auf den Vorschlag, beziehungsweise die Anweisungen der Kellnerin. "Du wirst gebührend bezahlt, keine Sorge.", fügte sie noch an, ehe Menat sich entfernte um die Getränke zu holen. Ihre Aussage aber, die Bandagen gehörten zu ihrer Haut, blieb bei den Royal Crusade Magierinnen am Tisch und sie sollte Thana noch eine Weile beschäftigen. So sehr, dass sie erst einmal nicht bemerkte, wie sich Eohls Blick erst auf sie und dann wieder auf andere Anwesende legte. Die Mahaf schaute Menat solange nachdenklich hinterher, bis sie hinter dem Tresen und aus ihrer Sichtweite verschwunden war. Erst als ihre Freundin sie berührte und ansprach, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, bekam sie diese auch. Die Dürremagierin folgte dem Deut, hin zu einer anderen Angestellten des Schatz der Pyramiden. Sie wirkte etwas transparent, als sei sie aus Glas oder… Eis. Das schien auch Eohl verstanden zu haben, denn sie brachte die Frau gleich mit den verhältnismäßig niedrigen Temperaturen im Raum in Verbindung. Thanas Hirn arbeitete. "Nein.", antwortete sie sogleich, ehe sie sich selbst zu korrigieren ansetzte. "Also… Vielleicht." Sie glaubte nicht, dass es in der Bar durch diese Frau kühler war, aber vielleicht senkte man die Temperaturen ja für sie. Damit sie nicht… schmolz? Die Mahaf schüttelte sich kaum spürbar. Dieser Schuppen war scheinbar voller merkwürdiger Gestalten. Der Betreiber selbst, diese Eisfrau und vermutlich war auch Menat irgendwie besonders. Also unabhängig von ihrer Gabe diese alte Sprache lesen zu können. Aber dazu später. Nachdem Thana sich damit abgefunden hatte, von merkwürdigen Kreaturen umgeben zu sein, lockerte sich auch das mit ihrer Nachdenklichkeit wieder auf. "Na, was glaubst du wie leicht es uns fallen würde, diese Schönheit zum Schmelzen zu bringen?", fragte sie ihre Freundin keck schmunzelnd. Eine Frage, die nur so vor Doppeldeutigkeit strotzte. Was aber nicht bedeutete, dass Eohl diese auch verstehen würde. So viel wusste sie. Als Thana bemerkte, dass Menat wieder an ihren Tisch zurückkehrte, mit einem Tablett, auf dem zwei Gläser und zwei Karaffen, gefüllt mit einer dunkelroten Flüssigkeit, standen, öffnete sie hastig die Speisekarte. Sie sollten sich doch etwas zu Essen raussuchen! „So, hier ist euer Wein. Was darf es sonst noch sein?“, fragte die Bedienung bereits aus ein paar Metern Distanz. Thana wählte einfach das erstbeste Gericht aus, welches ihre Augen erspäht hatten. "Äh, ich.. nehme das Pharaonen-Steak.", entgegnete sie, ohne sich überhaupt durchgelesen zu haben was genau das war, oder was es dazu gab. Der erwartungsvolle Blick Menats richtete sich auf Eohl. Nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hatte, würde sie noch ein weiteres Mal verschwinden um diese an die Küche weiter zu leiten. Danach bliebe ihr vielleicht etwas Zeit mit den Zweien über das Buch zu reden.
Genutzte Zauber Inner Drought TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I MANAVERBRAUCH: 10 (9) für 7,5 Minuten MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Bei dieser grundlegenden Kunst strahlt der Anwender Trockenheit und Wärme aus, um bei Regen oder Schnee nasse und kalte Füße zu vermeiden, die Kleidung zu trocknen, und sich und seinen verfrorenen Kameraden Wärme zu spenden.
Mastery (Support): Mastery-Stufe I: Dauer der Fähigkeit erhöht sich um 50%. [+2,5 Minuten]
Es gab hier viel Neues kennen zu lernen, stellte Eohl fest. Pyramiden, große Dreiecke, in denen wichtige Leute ihr Ableben verbrachten. Bandagen, die mit der Haut einer Frau verschmolzen zu sein schienen und nie abgelegt werden konnten. Menschen, deren Körper aus Eis bestand, sodass sie vielleicht, vielleicht aber auch nicht für die Kälte im Inneren dieser so eigenartigen Bar verantwortlich waren. Während Thana ihre Gedanken nach kurzer Überlegung zur Ruhe betten konnte, löste sie bei Eohl dafür gleich neue aus, sodass es dieses Mal die Assassine war, die nachdenklich eine Hand an ihre Wange legte. „Oh... für dich schmilzt sie sicher schnell, Thana. Ich weiß ja, wie heiß es mit dir werden kann...“, beantwortete sie die Frage, selbst nicht realisierend, dass ihre eigenen Worte ebenso doppeldeutig ausgelegt werden konnte wie die ihrer Sonne, auch wenn selbst diese für sie so eindeutig geklungen hatten. Für jemanden wie Eohl war die Frage, ob man einen Menschen aus Eis zu totem Wasser werden lassen konnte, schließlich vollkommen natürlich. „Aber ich vermutlich nicht... Eventuell kann ich sie aufspießen, aber ich wüsste nicht, wie ich sie schmelzen sollte.“ Die Konversation verlief sich, als Menat zurückkehrte. Die beiden Crusader sollten vermutlich nicht vor ihr darüber sprechen, wie sie am Ehesten ihre Kolleginnen töten würden. Stattdessen nahm die Yihwa freudig die beiden Weinkaraffen entgegen, stellte eine davon auf den Tisch und schenkte erst Thana, dann sich selbst aus der anderen sofort je ein Glas ein. Sie hatte bereits damit begonnen, ihren ersten Schluck zu trinken, als das Thema Essen aufkam. Richtig, sie sollten etwas bestellen. Typischerweise würde die Yihwa an dieser Stelle nach Brot fragen. Etwas Simples und Billiges für eine simple und billige Person. Aber heute ging es ja darum, dass sie etwas Wertvolles nehmen sollten – nicht für Eohl, sondern für Menat. Insofern sollte sie wohl etwas Besseres wählen. „Ich hätte gerne das Gleiche“, nickte sie also Thanas Pharaonen-Steak ab, ehe sie einen zweiten Schluck von ihrem Wein nahm. Der schmeckte echt richtig gut. Kurz zuckten ihre Augen hinüber zu Thanas Tasse. Die Jüngere hatte noch nicht getrunken, aber wenn sie erst einmal einen Schluck genommen hatte, wäre es vermutlich noch leckerer, aus ihrem Glas zu trinken als aus Eohls eigenem...
Das Steak zuzubereiten ging erstaunlich schnell. Eohl hatte erst zweieinhalb Weingläser geleert und schwankte leicht auf ihrem Stuhl, als sich die Kellnerin wieder zu ihnen gesellte, das Essen vor ihnen abstellte und sich dann, wie versprochen, zu den Magierinnen an den Tisch setzte. „Lasst es euch schmecken“, kicherte sie. „Und nicht das Trinkgeld vergessen.“ Kaum hatte sie das Buch vor sich liegen und schlug es auf, stöberte sie erst einmal kurz darin, versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen, worum es überhaupt ging. „Das sind ja alte Geschichten...“, murmelte sie leise vor sich hin, eine gewisse Nostalgie in ihren Augen. Eohl – deutlich weniger interessiert an ihrem Steak als an ihrem Getränk – lehnte sich zu ihr herüber, blickte an ihrer Seite auf die Seiten des Buches. Die Zeichen sagten ihr immer noch nicht viel, aber sie spürte, wie ihr Blick an bestimmte Stellen gelockt wurde. „Das hier war... Mustaqbal“, erinnerte sie sich an das Wort von zuvor. Die Zukunft. Dann glitten ihre Augen hinüber, und sie deutete auf ein paar andere Zeichen. „Was bedeutet das hier?“ „Oh... da steht Qadar. Das Schicksal“, erklärte die hübsche junge Dame mit einem Lächeln, ehe sie ein paar Seiten zurück blätterte. Dort war eine Überschrift zu sehen, deutlich zu erkennen an der Größe der Zeichen und dem Abstand zum Text darunter. „Ich denke, hier ist ein guter Punkt zum Anfangen“, meinte sie fröhlich und nickte den beiden Magierinnen zu. „Dann will ich euch mal vorlesen...“
Fast schon mit einer gewissen Überraschung stellte Thana fest, dass ihre Freundin die Zweideutigkeit ihrer Frage verstanden hatte. Gut, ein gewisses Maß an Zweifel behielt sie sich vor, doch zumindest wirkte es so, als hätte sie das. Das, was Eohl daraufhin noch hinzuzufügen hatte, befeuerte allerdings eher die angesprochenen Zweifel. Die Mahaf atmete tief ein und nickte ohne etwas zu sagen, wobei sie die angestaute Luft langsam wieder entweichen ließ. Wäre ja auch zu schön gewesen. Vermutlich musste sie Eohl erst beibringen wie es funktionierte, versaut oder doppeldeutig zu denken. Als die Bedienung zu ihnen an den Tisch zurückgekehrt war, übernahm Eohl eine Aufgabe, die vermutlich eigentlich der im Hause Angestellten zugekommen wäre. Sie nahm die Weinkaraffen an sich und schenkte ihnen etwas davon in die mitgelieferten Gläser ein. Mit der Karte und der Essensbestellung beschäftigt, bemerkte Thana erst verspätet, dass Eohl keinen Moment gezögert hatte, sich gleich etwas von dem Wein zum Munde zu führen. Dann ging sie den einfachsten aller Wege, indem sie einfach das bestellte, was ihre Freundin als Essenswunsch geäußert hatte… Missmutig hatte Thana beobachtet, wie gierig die Assassine wieder daran arbeitete den Wein zu leeren. Als Menat wenig später mit dem bestellten Essen zurückkehrte, reichte es der Mahaf. "Okay, das reicht aber erstmal.", sprach sie zu ihrer Freundin. Dann griff sie nach ihrem Glas, um es soweit sie ohne größere Anstrengung reichen zu können von ihr wegzustellen. "Iss erstmal auf, bevor du weiter trinkst. Du fällst mir ja gleich vom Stuhl." Das gab doch hoffentlich keinen Aufstand in diesem Lokal! Thana, die bis dahin nur wenige Schlucke des Weins zu sich genommen hatte, lebte ihrer Freundin die Sache mit dem Essen mal vor. Sie griff zu Messer und Gabel, machte sich an dem Steak zu schaffen und beobachtete dabei wohlwollend, wie ihre Bedienung sich an dem Buch bediente. Sehr gut! Sie konnte liebend gerne gleich loslegen! Thana war Feuer und Flamme und hatte zwei offene Ohren! Eohl jedenfalls schenkte dem Buch auch ihre volle Aufmerksamkeit und ließ dabei sowohl Essen als auch Trinken ein wenig außen vor. Diese alte Schrift faszinierte sie irgendwie und scheinbar kannte sie ja sogar einzelne Worte davon. So wiederholte sie beispielsweise ein Wort, welches ihr Menat zuvor schon erklärt hatte. Mustaqbal, die Zukunft. Weiter erkundigte sie sich nach einem anderen Wort, welches die Kellnerin ihr kurz darauf als Qadar, also das Schicksal vorstellte. Menat blätterte noch ein wenig, ehe sie einen Ansatzpunkt gefunden hatte, an dem sie starten wollte. "Nur raus damit. Aber es reicht, wenn du uns den Inhalt erklärst. Du musst es nicht Wort für Wort übersetzen.", sprach Thana, bevor sie einen Bissen Steak zu sich nahm. Es war nicht so, dass sie nicht auch total neugierig auf diese Sprache war. Allerdings brachte sie die Neugierde auch dazu, schnell vorankommen zu wollen und das ging nun mal am besten, wenn Menat etwas las und es ihnen nur zusammenfasste. Vermutlich würde sie sich die Sprach von ihr später ohnehin beibringen lassen, doch dazu zu einem anderen Zeitpunkt mehr. "Also gut. Moment…", sprach die Kellnerin. Sie nahm sich ihre Zeit den Text mit ihren Augen entlang zu wandern, ehe sie zum Ende eines Absatzes gelangte und Thana anschaute. "Es ist ein Text über alte Götter.", sprach sie, was der Mahaf ein breites Grinsen auf die Lippen zauberte. "Dieser Abschnitt ist eine Art Einleitung. Wie in einer Geschichte, in der Anfangs ein paar Figuren erklärt werden." Thana spülte mit einem Schluck Wein die Essensreste aus ihrem Mund, ehe sie das Glas wieder abstellte. “Wer wird dort beschrieben?“, fragte sie nach. Menat schaute erneut in den Text, jedoch nur kurz. "Ein Sonnengott, dargestellt durch etwas Vogelartiges. Der Gott der Unterwelt, Fruchtbarkeit… Es sind viele. Oftmals werden ihnen tierische Attribute zugewiesen." Thana nickte. Sie hatte verstanden. “Gut, lies weiter.“ Sowie sie sich weiter ihrem Essen widmete.
Genutzte Zauber Inner Drought TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I MANAVERBRAUCH: 10 (9) für 7,5 Minuten MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Bei dieser grundlegenden Kunst strahlt der Anwender Trockenheit und Wärme aus, um bei Regen oder Schnee nasse und kalte Füße zu vermeiden, die Kleidung zu trocknen, und sich und seinen verfrorenen Kameraden Wärme zu spenden.
Mastery (Support): Mastery-Stufe I: Dauer der Fähigkeit erhöht sich um 50%. [+2,5 Minuten]
„Erst aufessen, dann trinken“, wiederholte Eohl den Befehl, den Thana ihr gegeben hatte, und nickte, während sie Messer und Gabel aufnahm. „Jawohl.“ Auch wenn sie den Alkohol schon spürte, kannten die Loyalität und Gefügigkeit der Yihwa wie immer keine Grenzen. So sehr sie den Wein auch genoss, würde sie ihn sicher nicht über das Wort der Mahaf stellen. Für den ersten Bissen schnitt sie sich ein sehr kleines Stückchen aus einem sehr großen Steak, führte es elegant zum Mund und kaute eine kurze Weile darauf herum, ehe sie schluckte und nickte. „Lecker.“ Beim zweiten Bissen sah es ähnlich aus. Es würde wohl eine ganze Weile dauern, bis sie mit dem Essen fertig war. Aufmerksam folgte Eohl den Worten, die Menat sprach. Anstatt ordentlich vorzulesen hatte Thana sie eingeladen, zusammenzufassen, was ein bisschen schade, aber vermutlich sinnvoll war. Eohl steckte sich den nächsten kleinen Bissen in den Mund und begann zu kauen, während ihre Augen auf der Kellnerin lagen. Es ging um alte Götter, also hatte das Schicksal ihnen wohl tatsächlich genau das Buch beschert, das sie benötigten. Mehrere von ihnen sogar. „Hier wird beschrieben, was für Opfergaben die unterschiedlichen Gottheiten bevorzugen, und zu welchen Tageszeiten man zu ihnen beten sollte... Es gibt wohl solche, die man nur Nachts anbeten soll, und der Sonnengott soll spezifisch zur Mittagszeit angerufen werden“, erklärte sie, während sie über die nächsten Seiten blätterte. Der Abschnitt war wohl recht lang. Dann blieb sie an einer Seite hängen und ihre Augen weiteten sich ein wenig, während sie still las, was dort so stand. Neugierig schaute Eohl noch einmal zu ihr hinüber, sah ein Bild von einer schwarzen Gestalt mit der Schnauze eines Hundes... oder so. Nicht ganz einfach zu erkennen bei der eher simpel gehaltenen Zeichnung. Sie blickte über das Papier, aber auf dieser Stelle gab es keine Wörter, die ihre Aufmerksamkeit auf sich zogen. Anders als Menat, die jetzt bestimmt schon eine gute Minute geschwiegen hatte. „Ähm, Menat, sag mal... sagst du uns noch, was du da gerade liest?“, hakte Eohl nach, und die Kellnerin zuckte leicht überrascht auf. „Oh... oh, ja, Entschuldigung. Ich habe mich ablenken lassen“, meinte sie und neigte leicht ihren Kopf, ehe sie sich wieder auf die Schriftzeichen konzentrierte und ihren Finger eine Zeile entlang gleiten ließ. „Hier geht es um Anubis, Gott der Totenriten und der Mumifizierung. Er wacht über jene, die von uns gegangen sind, und wiegt ihre Seelen, nachdem der Fährmann Mahaf sie aus dem Reich der Lebenden in die Welt des Jenseits gebracht hat.“ „Mahaf...?“ Eohl blinzelte, warf einen kurzen Blick hinüber zu Thana. Für Eohl war sie ja schon lange eine Göttin gewesen – sie hatte nur nicht gewusst, dass sie auch in so alten Texten bereits erwähnt wurde. Was für einen beeindruckenden Menschen sie doch gefunden hatte...
„Hier wird eine antike Klinge beschrieben, die in der Lage sein soll, die Ketten zu trennen, die Menschen nach ihrem Ableben noch an die Welt der Lebenden binden können, wenn sie zu viel Reue empfinden... oh, aber die ist in erster Linie für die Rituale hier gedacht, glaube ich“, meinte Menat und überflog die nächsten paar Seiten. „Ja, genau... Ritual, Ritual. Den Teil überspringen wir am Besten, der beschreibt nur, auf was für Weisen Leute versucht haben, Götter in unsere Welt zu beschwören. Ekliges Zeug.“ Kopfschüttelnd blätterte sie weiter. Das wollten Thana und Eohl doch bestimmt nicht hören...
Glücklicherweise hörte Eohl auf die Anweisungen ihrer Freundin, ohne sich großartig dagegen zu sträuben. Ihre Prioritäten wurden einfach überschrieben. Sie sollte erst aufessen und durfte dann weiter von ihrem Wein kosten. Das akzeptierte sie. Die Magierin begann zu essen, fand das ihr vorgesetzte Steak laut eigener Aussage sogar lecker. Dem hatte Thana nichts entgegenzusetzen. Die Beiden waren einer Meinung. Beide aßen, während Menat ihnen aus dem Buch vorlas, wie eine Mutter ihren Kindern vor dem Schlafen gehen. Die Bedienung sprach von den Opfergaben, die verschiedene Götter bevorzugten. Ihnen wurden also scheinbar verschiedene Geschmäcker zugeschrieben oder so ähnlich. Der eine bevorzugte es tagsüber angebetet zu werden, der andere des nachts. Alles Humbug oder nicht? Als ob es einen Gott, so wahr es ihn geben sollte, interessierte zu welcher Zeit man sich ihm widmete. Thana stellte es sich eher so vor, dass ein solches Wesen danach trachtete sein enormes Ego gestreichelt zu bekommen, unabhängig von der Tageszeit. Die Dürremagierin schaute kritisch drein, wenn gleich ihr Blick das Fleisch auf ihrem Teller anvisierte, so galt er eigentlich dem von Menat beschriebenen Text. Dann kehrte einen Moment Stille ein, die beinahe nur von den Essgeräuschen der zwei Gäste gebrochen wurde, blendete man die ganzen anderen Gäste und deren Gespräche fern im Hintergrund vollkommen aus. Thana dachte nach, wohingegen Eohl die Dienstleisterin weiter dazu antrieb ihrer Aufgabe nachzukommen und ihnen zu beschreiben was sie da las. Immerhin tat sie dies für sie und für eine Bezahlung, nicht zur Füllung der eigenen Freizeit. Menat entschuldigte sich, ehe sie zusammenfasste was im nächsten Abschnitt stand. Er handelte von Anubis, einem Gott des Todes, beziehungsweise des Übergangs zum Tode. Was sie aber dann erzählte, brachte sowohl Eohl als auch ihre Freundin ins Stocken. Thana unterbrach das Kauen des Fleisches, obwohl dies noch nicht bereit war heruntergewürgt zu werden. Überrascht und fragend blickte sie die Grünhaarige an. Die Tatsache, dass sie den vernommenen Namen noch einmal fragend wiederholte, erübrigte das Vorhaben Thanas sich nach dem zu erkundigen, was sie glaubte vernommen zu haben. Hatte sie das Kauen grade noch eingestellt, so nahm sie es schleunigst, viel schneller als zuvor wieder auf. Das Stück Steak verschwand in ihrem Rachen und der Mund war wieder frei zum reden. “Dort steht Mahaf? Ein Fährmann namens Mahaf?“ Mit einer scheuchenden Geste wischte die Magierin die Hände der Bedienung bei Seite. Thana tippte einmal auf das Buch, ehe sie eine grazile und ausschweifende, wellenartige Bewegung zu sich selbst vollführte. Das Buch erhob sich von seinem Platz und wanderte durch die Luft zu ihr, um dann zwischen den beiden Tellern der speisenden Magierinnen wieder auf den Tisch zu sinken. “Wo steht es? Welche Zeichen formen diesen Namen?“, fragte sie neugierig. Menat folgte der indirekten Aufforderung. Sie erhob sich von ihrem Platz und wanderte um den Tisch, um zwischen ihren Gästen zum Stehen zu kommen. "Dort. Da steht es. Mahaf." Sie deutete mit dem Finger auf besagte Schriftzeichen, während die Namensvetterin des Fährmann der Seelen sich ihr Hirn darüber zermarterte, was dies für ein Zufall sein sollte. Doch die Lesehilfe war noch gar nicht fertig. Sie hatte mehr gelesen, von dem sie erzählen wollte und sollte. Sie sprach noch von einer Klinge mit einer mystischen Funktion und von Ritualen, üblen Ritualen an denen sie ja sicher kein Interesse haben würden. Mit einer flinken Handbewegung zum Handgelenk Menats hinderte Thana sie daran, die Seite umzublättern. “Ich will jedes Detail wissen. Wie… also wie dachten die Menschen, beschwört man einen Gott aus seinem Reich in das menschliche?“ Mit stechendem Blick suchte Thana den der Kellnerin. Sie war Feuer und Flamme für dieses Buch, daran ließ sie auch nach außen hin keine Zweifel. Menat las Satz für Satz und gab diese dann inhaltlich wieder. Es ging um Blutzoll, um die Opfer nicht irgendwelcher Wesen, sondern von Menschen. Ihr Leben wurde mit der erwähnten Klinge beendet. Es ging um eine größere Zahl Bauern und eine ehrenhafte, gesegnete Seele die ebenfalls Teil des Ritus sein musste. Während Menat so sprach, kam Thana ein Gedanke. Es war nicht viel mehr als das, ein harmloser, gesponnener Gedanke, der jedoch in ihrem Kopf auf fruchtbaren Boden fiel und dort gedieh. Was… wenn sie das einfach mal ausprobieren würden? Menat las noch etwas weiter, sie erzählte von verschiedenen Gottheiten und deren Unterschiede, während Thana schon gar nicht mehr lauschte. Sie aß weiter und trank Wein, war vollkommen in ihren Gedanken versunken. "Alles gut?", drang es plötzlich wie aus dem Nichts in das Ohr der Mahaf. Menat schien bemerkt zu haben, dass sie gar nicht mehr aufpasste. "Vielleicht stoppen wir an dieser Stelle? Es war ja wirklich auch etwas viel auf einmal…" Auch diese Worte traten zwar in die Ohren der Dürremagierin, doch verließen sie ihren Kopf auf der anderen Seite auch wieder, ohne Beachtung erfahren zu haben. “Du musst es mir beibringen. Lehre mich diese Sprache zu lesen.“, forderte Thana von ihr. Ihre Hand war mit diesen Worten auf den Arm der Kellnerin gewandert. “Hier, deine Bezahlung für heute. Du sollst viel mehr erhalten, wenn du mir beibringst das Geschriebene zu lesen.“, fügte sie nahezu aufdringlich an. Thana wollte dieses Buch studieren, bis aufs letzte Wort und zwar intensiv… alleine.
Genutzte Zauber Inner Drought TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I MANAVERBRAUCH: 10 (9) für 7,5 Minuten MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Bei dieser grundlegenden Kunst strahlt der Anwender Trockenheit und Wärme aus, um bei Regen oder Schnee nasse und kalte Füße zu vermeiden, die Kleidung zu trocknen, und sich und seinen verfrorenen Kameraden Wärme zu spenden.
Mastery (Support): Mastery-Stufe I: Dauer der Fähigkeit erhöht sich um 50%. [+2,5 Minuten]
Light Air TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 50 (Volksbonus: 45) pro Minute MAX. REICHWEITE: 20 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 3 BESCHREIBUNG: Aus 5m Reichweite kann der Anwender ein die Luft um ein Objekt herum so aufheizen, dass sie leichter wird als die Luft um sie herum und er das Objekt anhebt. So kann der Magier bis zu fünf Objekte in seiner näheren Umgebung schweben lassen und kontrolliert durch die Luft bewegen. Die maximale Schnelligkeit, mit der Objekte bewegt werden können, entspricht Level 5. Die Stärke, mit der Objekte angehoben werden können, entspricht der Willenskraft des Anwenders bis Level 7. Mastery (Support): Mastery-Stufe I: Startreichweite von Berührung auf 5 Meter
Es war für Eohl nur natürlich, Thanas Befehlen aufs Wort zu folgen. Das war nichts, wogegen sie sich je gesträubt hätte. Abweichungen kamen meist eher aus alternativen Interpretationen, aber so gut wie nie aus Trotz. Und wenn, dann ging es ihr um die Aufmerksamkeit ihrer liebsten Freundin, nicht um etwas Unbedeutendes wie Wein. Es war schon ein Segen, dass die Dürremagierin ihr diesen Genuss überhaupt ermöglichte; sie hatte jedes Recht, ihn wieder zu versagen. In den Augen der Yihwa war sie nämlich weit göttlicher als Alles, was in diesem Buch zu finden sein würde. Das wussten die Schreiber wohl auch, hatten ihren Nachnamen bereits in die alten Legenden integriert. Erstaunt blickte Eohl auf das Buch, das ihre Herrin mit einem geschickten, eleganten Manöver über den Tisch hatte schweben lassen, und besah das Wort, das Menat hervorhob. „Mahaf...“, wiederholte sie langsam, Erstaunen in ihren Augen, ehe sich ihre Wangen röteten. „Mahaf. Mahaf!“ Es fühlte sich gut an, das zu sagen. Mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen prägte sich die Yihwa die Zeichen ein, die den Nachnamen Thanas formten. Das war die Art Sache, die sie sich für die Ewigkeit in die eigene Haut einbrennen lassen würde, trotz aller Schmerzen, die damit einher gingen. Ihr bewundernder Blick glitt nach oben, traf die Augen der Crusaderin, die vermutlich keine Ahnung hatte, was Eohl gerade dachte. Wie sollte sie auch darauf kommen, dass die sich gerade lebhaft und mit Freude im Herzen vorstellte, wie Thanas Magie dazu genutzt werden konnte, sie zu brandmarken...?
Menat wirkte ein wenig aufgewühlt und ziemlich unsicher bezüglich dem zunehmend verwunderlichen Verhalten der beiden Magierinnen. Eohl war schon in ihren ersten Sätzen ziemlich seltsam gewesen, aber bei ihren komisch formulierten Sätzen war es einfach, das Ganze als niedlich und lustig und ein bisschen schrullig abzutun. Je mehr sich die beiden in das Buch steigerten, desto schwieriger wurde es allerdings, ihr Benehmen nicht besorgniserregend zu finden. Nicht nur behandelte gerade Thana die Kellnerin zunehmend wie eine Dienerin, die nur dazu existierte, ihre Wünsche zu erfüllen, die beiden hatten auch einen ziemlich starren Fokus auf die argwöhnischen, teils ekelhaft beschriebenen Rituale, die der Beschwörung der Götter dienen sollten. Was hatte sie sich da für Leute geangelt? Waren das Verrückte? Waren sie gefährlich? Keiner von beiden schien sich von den doch recht grafischen Beschreibungen der Menschenopfer aus der Ruhe bringen zu lassen. Wenn überhaupt aß Eohl ihr Steak umso enthusiastischer in jedem Moment, in dem es um Blut und Tod ging. Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken herab, der ausnahmsweise einmal nicht von den kühlen Temperaturen im Inneren der Kneipe oder einer unpassenden Berührung einer ihrer Kolleginnen ohne Körperwärme kam. Menat schluckte, fuhr aber fort. Als es wirkte, als habe Thana das Interesse verloren, versuchte sie, das Thema für heute zu beenden, wurde aber noch einmal überrascht von der vorhin noch so gelassenen Schönheit, die ihr nun ganz schön auf die Pelle rückte. Die Augen der Wüstenbewohnerin zuckten hinab zu der Hand, die sich auf ihren Arm gelegt hatte, dann wieder hoch, um dem eindringlichen Blick der Mahaf zu begegnen. „Ah... aber ich bin doch gar keine gute Lehrerin“, meinte sie schwach, zog unsicher ihren Arm zurück, trat einen Schritt von den beiden Magierinnen weg. Moment... waren das nicht eben noch zwei gewesen? Ihr Fokus hatte so sehr auf Thana gelegen, dass sie erst jetzt realisierte, dass Eohl nicht mehr auf ihrem Stuhl saß. „Ehehee... ich möchte auch gerne lernen, bitte.“ „Iek!“ Menat zuckte zusammen, als plötzlich direkt neben ihrem Ohr die Stimme der Grünhaarigen ertönte, die es irgendwie geschafft hatte, sich hinter sie zu stellen, ohne dass die Kellnerin es bemerkt hatte. Es fühlte sich an, als hätte sie fast einen Herzinfarkt gehabt. Aufmerksam gemacht durch ihren kleinen Ausruf blickten Barbesitzer Garrett und eine andere Angstellte, die gerade herumwuselte – eine hoch gewachsene, aber dürre Dame mit spitzen Ohren und Haut, die dunkler war als Eohls – skeptisch in Richtung des Trios, aber Eohl hatte Menat schnell zu sich gedreht, sodass sie Gesicht an Gesicht standen, und hielt ihre Hände in ihren. „Es wäre bestimmt ein Spaß, zusammen zu lernen, denkst du nicht?“, meinte sie fröhlich, als wäre alles in Ordnung, und zog sie mit einem sanft aussehenden, aber unerwartet starken Griff zu dem Stuhl, auf dem sie selbst eben noch gesessen hatte, damit Menat wieder Platz nahm – diesmal direkt neben Thana. Die Hände der Yihwa lagen auf ihren Schultern, massierten sie sanft, übten aber genügend Druck aus, um ihr klarzumachen, dass sie lieber nicht wieder aufstehen sollte. Es sah tatsächlich ziemlich freundschaftlich aus, was sie da taten. Die andere Kellnerin verlor schnell das Interesse. Garret zog die Augenbrauen zusammen, entschloss sich, die Damen noch ein wenig im Auge zu behalten, schritt aber noch nicht ein. Menat war gelegentlich ein wenig schreckhaft und unsicher, das wusste er. Solange es an dem Tisch noch harmonisch wirkte, würde er erst einmal nur beobachten.
„Heyyy... Was für ein Angebot. Sieh dir die Jewel an“, kicherte Eohl leise, noch immer in Menats Rücken. Wenn sie aus dieser Situation flüchten wollte, war wohl die einzige Möglichkeit, Garrett zu rufen, denn die Assassine war in der perfekten Position, um ohne großen Aufwand und ohne viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen all ihre Fluchtwege abzuschneiden. Aber... wollte sie das auch? Die beiden Magierinnen waren ein wenig seltsam, aber... nicht feindselig. Bisher noch nicht. Sie hatten nichts gesagt oder getan, das Menat geschadet hätte... im Gegenteil. Sie schluckte, während ihr Blick hinab auf das Geld fiel, das Thana ausgelegt hatte. Eohl hatte Recht: Das war nicht gerade wenig. Ein gutes Angebot. Und wenn sie sich darauf einließ, konnte sie mehr davon verdienen? Leicht verunsichert sah die Kellnerin der Mahaf ins Gesicht, traute sich aber nicht ganz, Augenkontakt aufzubauen. Sie schluckte, nickte dann. „Ich... kann es versuchen, wenn du möchtest...“
Eohl war ähnlich aufgeregt den Namen ihrer Freundin aus diesem Buch zu hören wie sie selbst es war. Aus welchen Gründen genau, das konnte Thana allerdings nicht sagen. Wer wusste schon was für verworrene Gedanken oder Fantasien sie sich wieder ausmalte. Sie sprach ja ohnehin ständig davon, dass die Mitglieder der Gilde auserwählt seien und so ein Zeug. Nichts desto trotz waren die Umstände auch für die Dürremagierin äußerst seltsam. Sie gab üblicherweise nichts auf Begriffe wie Schicksal und erst recht nichts auf das Göttliche… Bis zuletzt jedenfalls. Diese mauerwerkfeste Einstellung dem Übernatürlichen gegenüber geriet zunehmend ins Bröckeln. Immer weiter rieselte der Putz von dieser Wand. Just in diesem Moment wieder eine ordentliche Portion. Thana kümmerte sich nicht um die Gefühlslage der Kellnerin. Sie hatten doch schließlich einen Deal, oder nicht? Sie bekam Geld dafür, dass sie aus dem Buch vorlas. Es war doch nicht verwunderlich, dass sie dann auch noch Fragen stellen würden! In diesem Fall bot Thana ihr sogar einen weiteren Job und damit auch mehr Geld an. Sie wollte lernen diese Sprache zu lesen. Sie wollte das Buch eigenständig wälzen. Es war die einzige Spur, die sie bisher hatten. Eine Spur zu den Göttern. Eohl war ebenfalls Feuer und Flamme. Sie hatte sich von ihrem Stuhl erhoben und rückte Menat so richtig auf die Pelle. So sehr, dass diese erschrak und die Aufmerksamkeit einiger Gäste, sowie des Personals auf sich zog. Das letzte was die beiden Magierinnen nun wollten waren Stress und Ärger. Thana war darum sehr froh, dass ihre Freundin die Situation ohne einen weiteren Aufschrei klären konnte. Sie versuchte Menat zu überzeugen, drängte sie aber gleichzeitig dazu sich zu setzen und zwar auf eine eher unauffälligere Art. Die Mahaf ahnte, dass sie Druck ausübte, doch jemandem, der keine Ahnung hatte, fiel das wohl eher nicht auf. Thana lächelte der Kellnerin zu. Sie packte ein Bündel Geldscheine aus, welches sie wie einen Fächer auf dem offenen Buch ausbreitete. Das war die Bezahlung. Das war das Geld, welches sie dafür bekommen sollte, dass sie ihnen vorgelesen hatte. Wo dies herkam, gab es noch eine Menge mehr. Die Magierin war schließlich recht wohlhabend. Sie verdiente gutes, wenn auch schmutziges Geld mit ihrer Arbeit für die dunkle Gilde, in der sie es bislang schon weit gebracht hatte. Doch sie wohnte auch fast für Lau im Gewölbe der Ruine, in der auch die Gilde hauste. Zumindest war dies noch der Fall. Eohl sprach Menat zu. Sie machte ihr das gebotene Geld schmackhaft und versuchte sie auch unterschwellig davon zu überzeugen dem Geschäft zuzustimmen. “Ja, gut! Mehr will ich gar nicht. Natürlich kannst du uns keine Garantie geben. Aber du wirst es versuchen, das freut mich!“, erklärte Thana tatsächlich so positiv wie sie nur äußerst selten auftrat. Dann erhob sie sich von ihrem Stuhl. Noch im Aufstehen griff sie nach ihrem Weinglas, um jenes zu leeren. “Dann kommen wir später, nach Ladenschluss wieder und fangen gleich heute Abend an? Passt dir das?“, fragte Thana freudestrahlend. Sie betrachtete die zweite Weinflasche, die noch nicht angebrochen war, da sie ihrer Freundin ja aufgetragen hatte zunächst ihr Essen einzunehmen und griff danach. “Die nehmen wir einfach mit. Bezahlt haben wir sie ja schon.“ "Ähm… Ja. Klar, kommt einfach vorbei, wenn wir schließen.", antwortete Menat zögerlich. Doch sie machte auf die Dürremagierin nicht den Eindruck als würde sie lügen. “Sehr schön! Oh und beste Grüße an den Koch. Das hat wirklich gemundet.“ Ein letztes Mal lächelte sie die Kellnerin an, ehe sie das Geld von dem Buch wischte um letzteres zu schließen und mitzunehmen. “Dann bis später.“ Sie nickte, den Blick auf ihre Freundin gerichtet, gen Ausgang und setzte sich kurz danach in Bewegung. "Ja, bis später.", verabschiedete auch Menat sich. Die Unsicherheit war ihr noch immer anzusehen. Sobald Thana durch die Tür ins Freie getreten war, löste sie auch ihren Wärme spendenden Zauber wieder auf. Draußen im Sonnenlicht war dieser schließlich wirklich nicht von Nöten. “Also gut. Dann nächtigen wir wohl in Aloe.“, sprach sie zwar an ihre Freundin gerichtet, doch warf sie die Worte einfach auf die Straße vor sich, statt in das Gesicht der Empfängerin. Erst danach richtete sie ihren Blick auf Eohl und setzte dabei ein warmes Lächeln auf. “Das war wirklich erfolgreich. Ich habe viel mehr erreicht, als ich mir für diesen Ausflug vorgenommen habe.“, erklärte sie zufrieden. “Das feiern wir mit einer Flasche Wein.“ Ihr Lächeln wuchs zu einem Grinsen, während sie ihre Hand mit der sich darin befindlichen Weinflasche hob. Das Buch hatte sie hingegen unter den anderen Arm geklemmt. “Aber erst brauchen wir ein Zimmer.“
Genutzte Zauber Inner Drought TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I MANAVERBRAUCH: 10 (9) für 7,5 Minuten MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Bei dieser grundlegenden Kunst strahlt der Anwender Trockenheit und Wärme aus, um bei Regen oder Schnee nasse und kalte Füße zu vermeiden, die Kleidung zu trocknen, und sich und seinen verfrorenen Kameraden Wärme zu spenden.
Mastery (Support): Mastery-Stufe I: Dauer der Fähigkeit erhöht sich um 50%. [+2,5 Minuten]
„Oh, ich freu mich schon!“, meinte Eohl fröhlich, als sie und Thana sich mit Menat verabredet hatten. Nach Ladenschluss also. Ganz privat, als Freundinnen, auch wenn eine dieser Freundinnen dafür bezahlt wurde. So gefiel das der Yihwa. „Ja, grüß den Koch! Er sieht nett aus“, nickte Eohl, pflichtete der Mahaf bei, ehe sie sich schnell noch den Rest ihres Steaks in den Mund stopfte. Das Meiste hatte sie zum Glück schon geschafft. Thana hatte ihr ja befohlen, erst aufzuessen, und wenn sie die Weinflasche mit nach Hause nahm, dann wollte Eohl bereit sein, auch davon zu trinken. Es war ein bisschen viel auf einmal, aber glücklicherweise musste die Yihwa sich ja keine Sorgen um einen Erstickungstod machen. Mit einem fröhlichen Winken zurück zu Menat und Garret kaute sie auf dem gut gegarten Fleisch herum, bis die Tür hinter ihr zufiel. „Mmh yah!“, nickte die Yihwa mit leuchtenden Augen, ehe sie schluckte. „Oh ja! Ich freu mich schon darauf, mit dir zu nächtigen, ehee!“ Das Glück war ihr auf dem Gesicht abzulesen. So recht bewusst war ihr in diesem Moment wohl nicht, dass sie und Thana auf absehbare Zeit ohnehin ein Zimmer und ein Bett teilen würden, egal, ob sie hier in Aloe oder zurück in Crystalline Town waren. Sie war ja gerade bei ihrer Freundin eingezogen! So oder so war der Gedanke daran, wieder gemeinsam in einer Herberge zu übernachten, noch immer frisch und erfreulich und ließ das Herz der Grünhaarigen höher schlagen. Glücklich umschloss sie Thanas linken Armen mit beiden von ihren, drückte ihn direkt an ihre Brust, sodass ihre Göttin spüren konnte, wie sehr sie das Herz der Assassine auf Hochtouren brachte. Heute Nacht würde es nur Thana und Eohl und den Wein geben... und den Wein vermutlich nicht besonders lange. Die Spiegelmagierin musste kichern bei dem Gedanken.
„Ich hoffe, es ist okay, wenn ich mich die ganze Nacht lang um dich kümmere, Thana...“
Thana hasste diese Stadt. Einst war sie Aloe entrissen worden und seit dem finden die Zwei, die Wüstenmetropole und die in ihr geborene Frau, nicht mehr so recht zueinander. Es war eine Sache, der sie auf der Spur war, die sie wieder mit Aloe verband. Auf der Suche nach der Wahrheit, auf der Suche nach Antworten darauf, dass es göttliche Wesen tatsächlich gab, führte ihr Weg sie an den Ort ihres eigenen Ursprungs. Als wolle das Schicksal ihr damit etwas sagen… Menat war eine Frau, die in längst vergangenen Tagen gelebt hatte. Nun war sie nicht mehr ganz so voller Leben, aber immer noch, beziehungsweise wieder auf den Beinen. Sie war eine Untote, eine Mumie. Thana und Eohl hatten sie während der Recherchen nach Gottheiten kennengelernt und sie hatte sich als äußerst nützlich erwiesen. Sie war es, die ihnen eine alte Sprache lehrte, sodass sie in einem uralten Buch über Gottheiten und Rituale nachforschen konnten. Nun aber war sie es, die gewissermaßen einen Gefallen einforderte. Menats Körper litt unter der extremen Sonneneinstrahlung und unter der Trockenheit, die in Aloe und Umgebung herrschte. Er funktionierte nicht mehr so wie der eines lebendigen Menschen, produzierte vermutlich nicht die nötigen Fette um die Haut gegen diese widrigen Umstände zu schützen oder so ähnlich. Jedenfalls klagte die Arme über Juckreiz und darüber, dass ihre Verbände vertrockneten und porös und bröcklig wurden. Für eine Mumie sicher nicht angenehm, vermutete Thana jedenfalls. Die zwei Crusaderinnen erklärten ihr, dass sie gerne eine Anfrage an Liberty Phoenix senden konnte und sie sie dann ganz offiziell unterstützen würden. Die Sache war nämlich die: Sobald den Leuten klarwurde, dass es sich bei ihren Bandagen nicht nur um Verkleidung handelte, sondern sie tatsächlich eine leibhaftige Untote war, würden nicht alle von ihnen gelassen darauf reagieren. In dieser Welt gab es viele magische Dinge und Lebewesen, doch Untote gehörten vermutlich eher zu den unbeliebteren davon. Als teilweise zerfallene Person war es gar nicht so leicht sich einfach einer Wellnessbehandlung hinzugeben und dadurch wieder zu Kräften zu kommen. Nicht wenn man nicht die richtigen Leute kannte. Nachdenklich, geistig abwesend spazierte Thana an der Seite von Eohl durch die Stadt. Sie hatte sich länger nicht so sehen lassen, also als Thana. Lange Zeit war sie nun als Neferet unterwegs gewesen, im Zeichen Royal Crusades. Dieser Auftrag jedoch lief über Liberty Phoenix und so präsentierte sie der Mumie auch ihre andere Version, die andere Seite der Medaille. Ein Geheimnis, welches sonst wohl behütet war. Nicht viele wussten von ihrer Doppelidentität, doch die Dienste, die Menat ihr erwies, waren mehr als nur Gold wert. Es war also ein Risiko, welches die Magierin bereit war einzugehen. Auch wenn der Auslöser für diese Umstände einer war, der nicht grade dringlich wirkte. Es war nicht die Art von Gefallen, die man erwarten würde, wenn man bedachte wohin die Hilfe der Mumie Thana gebracht hatte. Ablehnen wollte sie die Bitte aber dennoch nicht. Und wenn es nur eine Behandlung in einem Schlammbad war oder was auch immer letztlich Menat half sich wieder wohlzufühlen. “Ah, da sind wir ja schon.“, gab Thana von sich, nachdem sie sich durch ein kurzes Schütteln selbst wieder aus ihren Gedanken riss. Schatz der Pyramiden, eine merkwürdige Bar voller Wesen, die böse Zungen vermutlich als „Freaks“ abstempeln würden. Eine von ihnen war Menat, die lebendige Mumie. Ihre Auftraggeberin, auch wenn es seltsam war sie als solche zu sehen. Die Frau fühlte sich für die Mahaf eher als eine Art Freundin oder Kollegin an. Sie arbeiteten zusammen, halfen einander. “Holst du sie eben?“, fragte Thana ihre Freundin, wofür sie ein mildes Lächeln aufsetzte, wie so oft wenn sie Eohl anblickte. Der Blick der Magierin schweifte ab, über die Straße auf der sie gewandert waren. Es war eine kaum zu beschreibende Trägheit, die ihr Herz erfasste, wenn sie sich an diesem Ort aufhielt. Ob das jemals aufhören würde? Nun, ganz so schlimm wie ihre erste Rückkehr nach Aloe war es ja schon nicht mehr. Sie war eine Dürremagierin, eine… nein, die Königin der Wüste. Es war gewissermaßen mehr als nur ihr Geburtsort!
Anders als ihre Freundin hatte Eohl keinerlei Verbindung zu Aloe Town. Wie sie auf die Stadt reagierte, in der sie aufgezogen worden war, das hatte die Mahaf bereits gesehen – auch wenn es inzwischen nicht mehr ganz so schlimm war wie damals, bei ihrem Abenteuer im Untergrund. Für Eohl bedeutete die Reise in die Wüste eigentlich nur, dass sie Thanas Ziel wieder einen Schritt näher kamen, den Gott Ra anzurufen... warum auch immer sie von ihm so begeistert war. In den Augen der Yihwa war die Mahaf deutlich wichtiger, liebenswerter und göttlicher als der Sonnengott, aber sie würde sich nicht gegen die Wünsche ihrer Liebsten richten. Solange sie Thana unterstützen konnte, war sie zufrieden. Heute kümmerten sich die beiden aber nicht nur umeinander, sondern um ein weiteres, untergeordnetes Mitglied ihrer Zukunftsplanung. So wie Lilly in Crocus Town hatten sie sich auch in Thanas Heimat eine Partnerin gesichert: Menat, die Mumie, die unter dem Bullen Garrett in einer kühl gehaltenen Bar arbeitete und ihnen eine verlorene Sprache lehrte. Während die Schwarzhaarige spürbare Fortschritte machte, hatte sich Eohl eher einzelne Begriffe eingeprägt: Zukunft, Schicksal, Werkzeug, Mord, Schwert, Spiegel, Treue. Einen Satz formen konnte sie bisher noch nicht. Selbst eine einfache Begrüßung hielt sich einfach nicht in ihrem zunehmend löchrigen Gedächtnis.
„Ja... da sind wir endlich“, seufzte Eohl erleichtert und wischte sich über die Stirn. Während Thana heute freier als sonst in ihrer wahren Form umher stolzierte, musste sich Eohl unter Menschen weiterhin bedeckt halten. Wie bei ihrer letzten Quest, als sie ebenfalls in der Rolle der Guten unterwegs gewesen waren, trug die Yihwa einen dunklen Umhang, der ihren Oberkörper verhüllte, und eine Kapuze tief über ihren Kopf gezogen. Ihre Kleidung war reichlich dick für die Hitze, die hier herrschte. „Haah... ich freue mich schon... auf das Innere der Pyramide...“ Die übliche Energie Eohls war ganz schön gedämpft, auch wenn sie Thana noch immer ein Lächeln schenkte. Mit einer höflichen Verbeugung nahm Eohl den Befehl entgegen. „Jawohl. Ich gehe sie holen. Einen Moment bitte.“ Kaum hatte die Yihwa das Innere der Bar betreten, setzte sie auch schon die Kapuze ab und atmete erleichtert aus. Menat vertraute ihr und Thana, und Garret vertraute Menat wie kaum jemand Anderem. Keiner von beiden würde je Eohl Yihwa als Kriminelle verfolgen, insofern brauchte sie sich hier drinnen nicht verbergen. Auch wenn sie im Allgemeinen Wärme bevorzugte, fühlte sich die kalte Luft hier drinnen heute doch sehr erfrischend an. „Hallo, Garrett“, grüßte sie fröhlich, während sie an den Tresen herantrat. „Wir hatten doch Menat versprochen, sie heute mitzunehmen. Kannst du mir sagen, wo sie steckt?“
„Hallo, Thana!“, grüßte Menat fröhlich, als sie aus dem Gebäude kam. Gegenüber der Wüstenmagierin war sie immer ein Stück heiterer, als wenn sie mit Eohl sprach. Die Assassine war in ihren Augen bis heute noch ein bisschen seltsam. Überrascht legte sie den Kopf schief. „Du siehst gut aus heute. Das Outfit steht dir.“ Ein warmes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, ehe sie etwas besorgt wieder zu Eohl guckte, die an ihrer Seite ihre Kapuze wieder aufsetzte. „Und... du bist auch wirklich sicher, dass dir damit nicht zu warm ist?“ „Hm? Mir? Nicht doch“, winkte Eohl ab, log ohne mit der Wimper zu zucken. „Mir gefällt das so, ehehe. Ich zieh das vermutlich den ganzen Tag nicht aus.“ Verwirrt zog die Mumie die Augenbrauen zusammen, hakte aber nicht weiter nach. Bei den heutigen Tagesplänen wirkte es doch etwas unwahrscheinlich, dass auch nur eine der drei Frauen ihre Klamotten nicht wechselte... Gut, Thana konnte vielleicht noch damit durchkommen. Trotzdem sagte sie nichts weiter. Diskussionen mit Eohl waren selten zielführend. Die Grünhaarige hatte sich außerdem bereits von ihr abgewandt, um an die Seite der Mahaf zu eilen. „Hehe... wir gehen heute in ein... Wellnessbad? Hieß das so?“, fragte sie fröhlich, naiv wie immer, und legte den Kopf leicht schief. „Sag mal... was genau ist das überhaupt, Thana?“
Leute hatten verschiedene Einstellungen zur Wüste und zu Aloe. Die der beiden dunklen Magierinnen war von Grund auf verschieden, doch das lag wohl in erster Linie daran, dass Thanas Sicht auf die Stadt und die damit verbundene Abneigung auch sehr persönlicher Natur waren. Es war reine Bequemlichkeit von der Mahaf, ihre Freundin darum zu bitten ihre Auftraggeberin aus der Bar zu holen, statt selbst einzutreten. Sie wusste allerdings auch, dass ihr Eohl einen solchen Wunsch nicht ausschlagen würde und so begab sie sich an den Ort, auf den sie sich schon freute. In das vergleichsweise kühle Innere der wie eine Pyramide aufgezogenen Bar. Thana blickte sich derweil geduldig auf der Straße um. Es wurde zunehmend riskanter für sie, sich in Gestalt Neferets draußen herumzutreiben. Grade in Aloe war sie nun schon ein paar Mal gewesen und wenn sie nicht darauf aus war irgendwelche Runenritter anzulocken und Streit zu provozieren, bot sich ihr wahres Ich viel besser an. Ihre Gefährtin hingegen gab sich mystisch und verstohlen und bedeckte sich lieber mit Cape und Kapuze. Das war in der Wüste auch nicht unbedingt ungewöhnlich, schließlich schützte man sich sowieso vor der viel zu starken Sonneneinstrahlung. Doch warum sie dafür solch dicken Stoff verwendete, verstand die Mahaf nicht. Während die Wüstenkönigin sich also umblickte und versuchte sich daran zu gewöhnen nun tatsächlich wieder als Thana in Aloe herumzulaufen, arbeitete Eohl daran Menat aus der Bar zu holen. Die Magierin fuhr herum, als sie Geräusche aus der Richtung des Eingangs vernahm und siehe da, ihre Freundin kehrte in Begleitung der Mumie zu ihr zurück. “Hallo Menat! Ich danke dir. Wie fühlst du dich heute?“, erwiderte sie der freundlichen Begrüßung, auf eine für sie ebenfalls sehr freundliche Art und einem Lächeln. Diese Mumie hatte ihr bereits sehr weitergeholfen und sie würde auch bei dem weiteren Vorhaben eine Schlüsselfigur darstellen. Da war es eine Kleinigkeit sich etwas Mühe zu geben um sich mit ihr gutzustellen. "Ach, ich fühle mich in letzter Zeit so unbeweglich und brüchig.", erwiderte die wirklich alte Dame, ehe sie sich an Eohl wandte und ihr dabei aus der Seele sprach. “Das zweifle ich wirklich stark an.“, entgegnete Thana schmunzelnd auf die Antwort ihrer Kameradin. Sie würde sogar sehr wahrscheinlich noch an diesem Tag diese Klamotten abstreifen. Sie würde wahrscheinlich sogar alles von sich streifen, doch bis dahin war es noch hin. “Und das kriegen wir schon wieder hin. Am Ende des Tages wirst du dich wie neu geboren fühlen.“, sprach die Magierin dann an die Untote gewandt. Jedenfalls war sie sich sicher, dass lebendige Wesen ein solches Gefühl verspüren würden. Um ehrlich zu sein hatte sie keine Ahnung, was eine Wellnessbehandlung bei Untoten für einen Effekt erzielen würde. Versuch macht klug. Instinktiv griff Thana nach der Hand ihrer Freundin, als diese die Seite der Mumie verließ um sich an ihre zu gesellen. Auf ihre Frage nach dem Wellnessbad hin, flammte ihr Schmunzeln noch einmal auf. “So ähnlich.“, sprach sie. “Ein Bad wird auch dabei sein. Stell es dir vor wie eine Behandlung, bei der du entspannst und nach der es dir von Grund auf besser geht. Wurdest du schon einmal massiert?“ Ein weiterer Gedanke huschte durch den Kopf der Mahar. Er trieb sie dazu, sich noch etwas genauer auszudrücken. “Also nicht von mir. Ich meine eine richtige Massage. Oder warst du mal in einer Sauna? In einem Kräuterbad? So etwas in diese Richtung ist Wellness.“ Thana richtete ihren Blick zu Menat. Es war wohl das Beste, wenn sie sie zuerst mal darüber aufklärte, wohin es nun ging. “Wir müssen ein Stück durch die Stadt, bleiben aber in Aloe. Das Glück liegt näher als du vielleicht denkst.“, lächelte sie ihr entgegen. “Wie steht es eigentlich um deine Bandagen? Kannst du sie abnehmen? Und wenn ja, wärst du auch bereit dazu? Fühl dich nicht dazu genötigt!“ Die Magierin musste schauen wie sie eine Art Vermittlerin zwischen der Untoten und den Angestellten des Beautyladens spielte…
# 01|10 Es war wieder einmal eine eher untypischere Quest, die Iris sich da ausgesucht hatte. Jedenfalls, wenn es nach ihrem Geschmack ging. Nicht selten hieß es, besorge mir jenes und dann musste man durch die Stadt, oder gar durchs Königreich reisen, irgendwelche Berge besteigen, um schließlich eine seltene Pflanze zu finden oder so ähnlich. Es gab aber auch sehr einfache, bürgerliche Anfragen. So wie diese. Jemand hatte etwas verloren, soweit so gut. Doch was er verloren hatte, brachte die Magierin zum Staunen. Der Mann, der mit einer dringenden Bitte an die Gilde herangetreten war, vermisste einen Ring. Nicht irgendeinen Ring, sondern den Ehering, den er seiner zukünftigen Frau anstecken sollte. Iris war fassungslos, als sie diese Notiz am schwarzen Brett sah. Wer zum Teufel nahm denn einen der Eheringe mit zum Junggesellenabschied? Und vor allem warum? Nun hatte er jedenfalls den Salat. Er war verschwunden und die Aufgabe der Gildenmagier war es, ihn wiederzubeschaffen. Um das bewerkstelligen zu können, hinterließ der Bräutigam noch eine Notiz, so etwas wie einen Ablaufplan, notiert auf einem Stückchen Stadtplan. Darauf waren Uhrzeiten und Wege eingezeichnet, jedenfalls grob. So ungefähr musste der Abend des Junggesellenabschieds abgelaufen sein. Diese Route durften die Magier nun abklappern. Der Herr selbst hatte dafür leider keine Zeit. Er musste sicher noch die letzten Vorbereitungen für die Hochzeit treffen, insofern diese denn noch stattfinden würde. Ob seine Verlobte Bescheid wusste?
Iris hatte jedenfalls eine eigene Notiz auf die Anfrage des Auftraggebers geschrieben und die Karte schon einmal mitgenommen. Darauf stand ganz simpel:
Bar: Schatz der Pyramiden – Fr. 11:00 Uhr I.
Die Magierin war fast versucht den Zettel mit Iris zu unterschreiben, so sehr hatte sie sich in Yuukis Gesellschaft wieder an ihr altes Ego gewöhnt. Glücklicherweise war ihr das noch rechtzeitig aufgefallen, auch wenn es sicher seltsam mysteriös aussah, dass dort nun die hälfe ihrer Initialen prangten. Nichts Halbes und nichts Ganzes… Am Freitag war es dann soweit. Um etwa viertel vor Elf war die Blondine, gekleidet in Jeans, einem weißen Shirt und mit ihrer Ballmaske bewaffnet bereits am Treffpunkt. Sie wartete dort in der Hoffnung, dass jemand sich der Aufgabe annahm, sie bei dieser Schnitzeljagd zu begleiten. Zur Not würde sie es sicher auch alleine schaffen, doch war es üblich Quests mit mindestens zwei Magiern zu absolvieren und etwas tatkräftige Unterstützung würde ihr vermutlich echt gut tun. Etwas nervös schaute Iris auf die Uhr, wieder und wieder. Viertel vor, Vierzehn vor… Wer wohl auftauchen würde? Irgendjemand kam bestimmt! Aber wer? Besonders viele Mitglieder der Gilde kannte die Magierin nicht. Yuuki war mittlerweile ausgetreten. Ob es Karma war? Die seltsame Oni Dame, die sie zur Gilde geführt hatte? Die Diebin hatte in der Zeit, in der sie nun schon bei Crimson Sphnyx ist, tatsächlich kaum etwas für die Gilde getan. Daher wohl auch die Motivation, sich mal das Questbaord vorzunehmen. Ein weiterer Blick auf die Uhr. Dreizehn Minuten vor Elf. Seufzend verschränkte Iris die Arme unter der Brust, ehe sie ihren Blick über die Straße schweifen ließ…
Es gab wirklich viele Dinge im Leben, über die ein Lian Falls nur den Kopf schütteln konnte und gerade seine seltenen Besuche am Questboard erinnerten den Lockenkopf immer wieder daran. Ein Grund, warum er es vermied, das Questboard aufzusuchen? Vermutlich. Aber warum hatte der Dieb sich dann dazu entschieden, einen neuen Auftrag anzunehmen? Ganz einfach: Weil ihm nahegelegt worden war, dass er sich als hochrangiger Magier nicht ewig vor neuen Aufgaben drücken konnte. Na schön, dann musste es wohl sein. Die Auswahl, die Lian vorfand, schwankte leider zwischen Monstern, die es zu bekämpfen galt, kriminellen Organisationen, die zerschlagen werden mussten und… der Suche nach einem Ehering.
Ein Ehering?
Lian las den Auftrag zweimal, um sicher zu sein, den Inhalt nicht falsch verstanden zu haben, aber auch das erneute Lesen machte es nicht besser. Der erste Fehler war schon der Antrag, lag dem 20-Jährigen auf der Zunge und er hob die rechte Augenbraue deutlich an. Dann die Sache mit dem Junggesellenabschied. Auch das war eine Tradition, der der Braunhaarige noch nie etwas hatte abgewinnen können. Warum es notwendig war, einen Mann in merkwürdige Kostüme zu stecken, ihn dazu zu zwingen, die dämlichsten Dinge an wildfremde Menschen zu verhökern, ihm Aufgaben zu stellen, um ihn in aller Öffentlichkeit bloßzustellen und das nur, um im Endeffekt eine stinknormale Sauftour zu begründen, hatte sich Lian noch nie erschließen wollen. Jeder Mensch, der so etwas mitmachte – sogar Spaß daran hatte – konnte nicht mehr alle Tassen im Schrank haben. Aber dieser Typ hatte auch noch seinen Ehering im Rahmen dieses Saufgelages verlegt? Mit sowas will man den Bund fürs Leben eingehen… Der Falls wog ernsthaft ab, ob der Kampf gegen irgendein Monster das geringere Übel sein könnte als die Suche nach diesem Ehering. Aber Moment – was war das für eine Notiz?
Bar: Schatz der Pyramiden – Fr. 11:00 Uhr I.
I.? Hieß das, dass sich schon jemand anderes für diese Quest entschieden hatte und sich zu besagtem Datum in der Bar treffen wollte? Aber warum schrieb man seinen Namen dann nicht aus? Nicht, dass Lian sicher war, dass er den Namen kennen würde – dafür war er innerhalb der Gilde Crimson Sphynx einfach immer noch nicht vernetzt genug. Dennoch: Es hatte etwas Mysteriöses. Die hellgrünen Seelenspiegel sahen nochmal zu den anderen Quests, aber die Notiz und die halben Initialen ließen ihn nicht so ganz los. So stöhnte Lian nach kurzer Bedenkzeit, steckte den Auftrag mit der Suche nach dem Ehering ein und wandte sich ab. Hoffentlich würde er es später nicht bereuen, sich gegen die Monster entschieden zu haben…
Kurz vor der vereinbarten Zeit kam Lian an dem Treffpunkt an. Der junge Mann sah aus wie immer: Ein schlichtes, orangenes Shirt und weite, dunkle Hosen, die in ebenso dunklem Schuhwerk endeten. Das braune Haar lockig und wild, am Ohr der für ihn typische Ohrring. Anstatt sofort einzutreten, blieb Lian auf der Straße stehen, um das Gebäude genauer zu betrachten. Der Falls kannte diese Bar – auch wenn er schon viele Jahre nicht mehr hier gewesen war. Damals, als er noch mit seiner Jugendbande unterwegs gewesen war, hatte es sie gelegentlich in diese Kneipe verschlagen. Weniger zum Trinken, sondern mehr, um die betrunkenen Gäste um ihr Hab und Gut zu erleichtern. Wie so oft kam Lian zu dem Schluss, dass es damals ein vollkommen anderes Leben gewesen war, das er geführt hatte. Er verscheuchte die Erinnerung mit einem Kopfschütteln und trat auf die Eingangstür zu. Entsprechend der frühen Uhrzeit war es im Inneren der Bar vollkommen leer. Zuerst glitt der Blick der hellgrünen Seelenspiegel zur Theke, in der Erwartung, dort den Inhaber des Lokals zu sehen. Doch das, was der 20-Jährige dort erblickte, hätte man so wenig mit einem bulligen Muskelprotz verwechseln können wie ihn selbst mit einer Rin Inuyama. Vor der Theke stand eindeutig eine Frau, gekleidet in einem hellem Shirt und Jeans, die beide ihren kurvigen Körperbau ziemlich gut betonten. Als der Blick des Falls höher wanderte, war es allerdings kein feminines Gesicht, das von den blonden Haarsträhnen umrahmt wurde, sondern… Eine Maske?. Einen winzigen Moment lang blieb der Falls am Eingang stehen und betrachtete die junge Frau irritiert. Warum trug sie bitte eine Maske? Dann gab er sich einen Ruck und kam näher, hob die Hand zur Begrüßung an. „Hi. Ich bin Lian“, stellte er sich vor und stellte fest, dass da noch etwas anderes war, das sich in seine Verwunderung mischte. Er… irgendwie hatte er das Gefühl, diese Frau, die ihr Gesicht hinter einer Maske verbarg, von irgendwoher zu kennen. Es wurde immer merkwürdiger! Der Bogenschütze fischte die Notiz, die am Questboard gehangen hatte, aus der Hosentasche und hielt sie in die Höhe. „Bist du I.?“, fragte er und schenkte der Fremden ein kleines Lächeln. Lian nutzte die Gelegenheit, um seine Erinnerungen zu durchforsten, aber ihm fielen keine anderen Crimson Sphynx Magier ein, die zu der Gestalt passen würden, die hier vor ihm stand. Aber warum glaubte er dann, diese Frau zu kennen?!
# 02|10 Die Magierin spürte, wie sie zunehmend nervöser wurde. Warum genau das so war, wusste sie nicht. Sie verstand es einfach nicht. Sicher, es war merkwürdig maskiert umherzulaufen, aber hatte sie sich mittlerweile nicht daran gewöhnt? Eigentlich schon. Sie trug sie ja ständig, wenn sie draußen in Aloe und Umgebung unterwegs war. Nein, die Nervosität hing bestimmt mit etwas anderem zusammen. Sich solch einem Auftrag anzunehmen wäre ihr sicherlich leichter gefallen, hätte Iris sich in der Zwischenzeit mal etwas damit beschäftigt, sich innerhalb der Gilde zu vernetzen. Besonders viel hatte sie aber nicht für Crimson Sphynx gearbeitet. Sie kannte nicht einmal eine Hand voll ihrer Kollegen. Ihre größte Verknüpfung zur Gilde hatte jene auch schon verlassen. Vermutlich war es das Gefühl der Befremdlichkeit, welches sie so nervös machte. Sie fühlte sich noch so verdammt neu, dafür dass sie das eigentlich gar nicht mehr war. Ob Iris sich etwas Mut antrinken sollte? Ein kleiner Shot an der Bar? Nachdenklich wandte sie sich dem Tresen zu, doch bestellen wollte die Magierin dann lieber doch nichts. Die Entschlossenheit fehlte ihr zu diesem Schritt. Als sie dann im Augenwinkel sehen konnte, wie jemand hereinkam, kehrte sie der Bar auch schon wieder ihren Rücken zu. “Hi! Ich…“, stieß sie mit einer Nervosität aus, so als hätte sie sich dabei ertappt gefühlt, wie jemand ihre Gedanken las. Doch diese schreckhafte Art schwand sofort, als sich die Blondine den Namen des jungen Mannes gedanklich auf der Zunge zergehen ließ. Passend dazu erkannten ihre Augen die dem Namen zugehörige Gestalt. “Li… Lian?“, wiederholte sie fragend und überrascht, nachdem er sie auf das Initial angesprochen hatte, welches sie auf der Notiz am Questboard zurückließ. Der Lian? Ja, der Lian! “Ja, ich bin es. I, wie Isabelle!“ Auch wenn dieser Moment irgendwie auf eine andere Art seltsam wurde, als sie es sich zuvor vorgestellt hatte, war diese Begegnung doch angenehmer als in ihrer Vorstellung. Tatsächlich war die Person, die sie bei dieser Quest unterstützen sollt, jemand den sie kannte! Wenngleich diese Bekanntschaft nicht aus der Gilde herrührte. Lange hatten die Zwei sich nicht gesehen. Eigentlich wollte sie Lian ja sogar Briefe schreiben, doch dazu ist es irgendwie nie gekommen. Als der Magierin dieser Umstand bewusstwurde, fühlte sie sich in ihrer Haut plötzlich doch wieder zunehmend unangenehmer… “Wie… Wie geht es dir?“, schob sie daher eher halblaut aus. Lian erkannte sie doch, oder? An die Maske dachte Iris schon gar nicht mehr. Genauso wenig wie daran, dass er ja sicher noch nicht wusste, dass sie mittlerweile Arbeitskollegen waren. Sie hatte ihm darüber zumindest nie etwas erzählt und gesehen hatten sie sich seitdem ja auch noch nicht. Nun aber sollten sie sich gemeinsam auf die Suche nach einem verlorenen Ehering machen. Sicherlich ein merkwürdiger Umstand für ein Wiedersehen, aber die Beziehung der Beiden war ja von Anfang an eine sehr ungewöhnliche. Scheinbar sollte sich daran auch nicht so schnell etwas ändern.
„Isabelle?“ Lian hörte sich mindestens genauso überrascht an wie die Blonde und blinzelte ungläubig. Erneut wanderte sein Blick über die gesamte Gestalt und er versuchte, diese neue Information mit seinem vagen Gefühl, einer Bekannten gegenüberzustehen, in Einklang zu bringen. Es dauerte vielleicht zwei Sekunden länger, als normal üblich, bis der Groschen im Köpfchen des 20-Jährigen endlich fiel und sich seine Mundwinkel vollkommen automatisch anhoben - er konnte gar nichts dagegen unternehmen. Erinnerungen blitzten im Geiste des Diebes auf: An ihr Treffen in Maldina, aber auch an die zweite Verabredung in Elmora. Viel Zeit war seit damals vergangen und doch hatte die junge Frau es immer wieder geschafft, sich in die Gedankenwelt des Falls zu schummeln. Sie hatte ihm erzählt, keinen festen Wohnsitz zu besitzen und sich vor unbekannten Verfolgern verstecken zu müssen. Sie hatten Briefkontakt miteinander halten wollen, damit Lian wusste, wo sich Isabelle aufhielt und dass es ihr gutging. Leider war es zu einem entsprechenden Austausch nie gekommen – woran aber auch der Wuschelkopf selbst nicht unschuldig gewesen war. Noch allzu gut konnte er sich an die Abende erinnern, an denen er an seinem Schreibtisch gesessen und überlegt hatte, was genau er Isabelle schreiben könnte – aber ganz gleich, was er zu Papier gebracht hatte, wirklich zufrieden war Lian nicht gewesen. Und dann waren so viele andere Dinge in seinem Leben geschehen, die einfach alles auf den Kopf gestellt hatten. Lange Rede, kurzer Sinn: Lian hatte weder einen Brief geschrieben, noch einen Brief von Isabelle erhalten. Der 20-Jährige hatte nichts über ihren Verbleib gewusst oder darüber, ob es ihr auch wirklich gutging. Ein Gedanke, der Lian durchaus ein ziemlich schlechtes Gewissen bescherte…
Aber Moment. Was genau machte Isabelle jetzt bitte hier in Aloe?!
Der junge Mann kehrte zurück zu den Lebenden und schüttelte leicht den Kopf, sichtlich irritiert. „Isabelle, was machst du hier?“ Nein, er wusste nicht, dass die Blonde mittlerweile der Gilde Crimson Sphynx beigetreten war. Doch kaum, dass die Worte ausgesprochen waren, betrachtete der Falls nochmals die kleine Notiz, die er vom Questboard im Gildenpalast mitgenommen hatte, insbesondere die Unterschrift mit der Initiale. I wie Isabelle, ließ sich Lian nochmals gedanklich auf der Zunge zergehen und drehte sich wieder vollends zu der etwas kleineren Frau. Sein Blick blieb ein weiteres Mal an der Ballmaske hängen und er ertappte sich dabei, dass er gerne in Isabelles hübsches Gesicht blicken wollte. Insbesondere die großen, hellblauen und von dichten Wimpern umrahmten Augen der jungen Frau waren Lian ziemlich gut im Gedächtnis geblieben. Aber warte, gerade gab es eindeutig wichtigere Dinge zu erklären! Der Falls riss sich zusammen und hob ergeben beide Hände an, ehe er fortfuhr: „Okay, so sehr ich mich auch freue, dich zu treffen, das musst du mir bitte erklären. Was machst du hier in Aloe? Wie kommt es, dass du eine Notiz ans Questboard von Crimson Sphynx hängst? Und… warum trägst du eine Maske?“ Gott, Lian merkte, wie noch so viele mehr Fragen durch seinen Kopf huschten und er musste sich geschwind auf die Zunge beißen, um Isabelle nicht vollkommen damit zu überrumpeln. Da fiel ihm auf: Sie hatte doch auch eine Frage gestellt! Eine deutlich lapidarere, aber wenn er sich Antworten erhoffte, sollte er wohl auch auf die Frage der Blonden reagieren, oder? Der Falls neigte den Kopf leicht zur Seite und schmunzelte. Ohne einen bewussten Entschluss gefasst zu haben, sprach er bereits los: „Vermutlich würde es mir noch deutlich besser gehen, wenn ich mal wieder einen Blick auf dein Gesicht erhaschen könnte.“ Oh Gott… konnte sich der Falls ernsthaft nicht zusammenreißen?! Naja, es waren wohl einfach alte Gewohnheiten, die hier zum Vorschein kamen. Lian schmunzelte über sich selbst und ergänzte, jetzt ein wenig ernster: „Sorry, ich kann nicht ganz aus meiner Haut. Was ich eigentlich sagen wollte: Mir geht es gut. Und dich hier wohlauf vor mir zu sehen, hebt meine Stimmung tatsächlich an. Ich habe nicht vergessen, was du mir erzählt hast und habe mir in den letzten Monaten mehr als einmal Gedanken darüber gemacht, ob es dir auch gutgeht. Ich befürchte, wir sind beide ziemlich miserable Briefschreiber, hm?“ Wieder schmunzelte Lian und zuckte mit den Schultern. Sie waren beide gleichermaßen schuldig.
# 03|10 Es war eine Achterbahn der Gefühle, welche Iris durchlebte. Diese Unsicherheit, bezogen auf die Unbekanntheit des Questpartners, wenn es denn überhaupt einen gab. Dann die Erleichterung, dass es sich dabei sogar um jemanden handelte, den sie kannte. Schließlich das schlechte Gewissen darüber, dass sie nie einen Brief an Lian adressiert hatte, obwohl sie doch mit einander in Kontakt bleiben wollten. Die zugegeben nachvollziehbare Neugierde des Diebes half ihr allerdings schnell dabei die Peinlichkeit des unverhofften Wiedersehens zu überspielen. Er startete mit seinen Fragen ein Gespräch und sorgte damit für einen angenehmen Einstieg. “Okay, okay! So viel auf einmal. Wo soll ich nur anfangen?“, entgegnete die Blondine, begleitet von einer beschwichtigenden Geste und einem peinlich berührten Schmunzeln auf den Lippen. Dabei hatte Lian sie überhaupt erst wieder daran erinnert, dass sie diese blöde Maske trug. Die Frage nach Lians Wohlergehen beantwortete dieser auf eine relativ charmante Art und Weise. Er betonte, dass es ihm bessergehen könne, würde Iris die Ballmaske ablegen. Ob es der Spruch war oder das Schmunzeln des Falls, welches einfach so ansteckend wirkte, die Mundwinkel der Magierin wanderten jedenfalls auch nach oben. “Schon okay!“, lächelte Iris ihm entgegen. Für seine Art brauchte er sich nicht bei ihr entschuldigen. Dass er bei ihrem Anblick aufrichtig erleichtert wirkte, erfreute sie tatsächlich sehr. Solange, bis er auf die nie versandten Briefe zusprechen kam. Glücklicherweise machte er daraus keine einseitige Anschuldigung. Er sah sich selbst dafür ebenfalls verantwortlich. “Ja, das sind wir wohl.“ Verlegen kratzte nun auch die Blondine sich am Hinterkopf. “Es tut mir leid, ich wollte nicht, dass du dir wegen mir Sorgen machst…“, sprach sie kleinlaut. Betroffen blickte sie zur Seite, während ihr Arm sich wieder senkte. Dann aber kehrte Iris Energie zurück. Sie sah wie so oft im Leben das Positive und das hervorzuheben ließ sich gleich als Überleitung nutzen. “Aber wir brauchen uns nun ohnehin keine Briefe mehr schreiben. Ich bin schließlich jetzt Mitglied bei Crimson Sphynx!“, strahlte sie Lian entgegen. “So kommt auch meine Notiz auf das Questboard.“ Auch wenn das wohl keinerlei Erklärung mehr bedurfte. Schließlich war der Magier sicherlich selbst dazu in der Lage Eins und Eins zusammenzuzählen. So aber ging Iris auch auf die Fragen ein, mit denen Lian sie zuvor überhäuft hatte. Nur eine der Fragen blieb damit noch unbeantwortet, aber auch das wollte sie schnell ändern. Die Zeitmagierin warf einen kurzen Kontrollblick zur Seite, während sie die Distanz zwischen ihr und ihrem Gefährten überbrückte. Der Tonfall ihrer Stimme war ein ruhiger, der offensichtlich gewählt war, um die folgenden Informationen nur dem zu offenbaren, für den sie gedacht waren. “Die Maske trage ich, weil ich mich noch immer nicht sicher fühle.“, erklärte sie wispernd, nachdem sie sich vergewissern konnte, dass niemand lauschte. Auch wenn das alleine nicht viel von ihr preisgab, so sollte Lian damit genug anfangen können, um sich den restlichen Teil zu denken. Er wusste von den Problemen, mit denen die Blondine zu kämpfen hatte. Iris vermochte nicht mehr zu sagen, wie viel sie ihm von sich preisgegeben hatte und wie viel er über ihre Vergangenheit in Aloe wusste, doch alles zu seiner Zeit. Sie hatten schließlich noch einen Job zu erledigen. “Aber… wollen wir lieber erst beginnen?“, sprach die Magierin also wieder etwas lauter und offener. Unterhalten konnten sie sich auch nebenher noch.
Verdammt seien diese kleinen Grübchen, die sich in Isabelles Mundwinkel schlichen und das intensive Strahlen der dunkelblauen Augen, das selbst durch die Ballmaske hindurch noch erkennbar war, sobald die junge Frau zu ihrem kleinen, unscheinbaren Lächeln ansetzte… nein, all diese Dinge hatten keinesfalls an Reiz verloren, wie Lian im gleichen Maße erfreut wie auch schockiert feststellte. Obwohl dem jungen Mann schon bei ihrer letzten Begegnung bewusst gewesen war, dass es klüger war, sich speziell bei dieser Frau mit seiner Flirterei zurückzuhalten, hatte Lians Vernunft die Schlacht schon damals verloren. Eine Schlacht, die seine Vernunft auch am heutigen Tage wieder verlieren würde? Ich bin eben ein unbelehrbarer Idiot Ein Gedanke, der den 20-Jährigen zum Schmunzeln brachte. Moment – was hatte Isabelle da gerade gesagt? „Du bist ein Mitglied von Crimson Sphynx? Wie…“ Wieder gab es da unzählige Fragen. Die Erste: Isabelle beherrschte Magie?! Ja, sie hatten sich in Maldina und auch in Elmora getroffen und auch ganz gut miteinander unterhalten, aber mitnichten hatte die Blonde fallen lassen, dass sie eine Magierin war. Lian ging seine Erinnerungen erneut akribisch durch, durchwühlte sie nach Momenten, in denen Isabelle wohlmöglich ihre Magie eingesetzt hatte. Ihm fiel nichts ein. Wusste sie vielleicht noch nicht allzu lange über ihre Magiebegabung Bescheid? Hätte sie die Magie sonst nicht einsetzen können, um an das silberne Medaillon zu kommen, das sie ursprünglich hatte stehlen wollen? Leichter zu beantworten war für Lian die Frage, warum Isabelle ausgerechnet Crimson Sphynx und nicht einer anderen Magiergilde im Königreich Fiore beigetreten war. Sie hatte ihm bereits erzählt, dass sie aus der Wüste stammte und auch ihre Verbindung zu Yuuki Grynder war offenbart worden. War sie wegen Yuuki hier? Hm. Die gute Laune von Lian bekam eine deutliche Kerbe. Dann rückte die Blonde näher heran und flüsterte ihm zu, dass sie sich nach wie vor nicht sicher fühlte. Der Bogenschütze nickte und genoss nun erst Recht die körperliche Nähe zu der hübschen Frau. Was wollte Yuuki Grynder dagegen schon unternehmen, hm?! Es hatte schon etwas von einem pubertären Hahnenkampf... „Verstehe. Und ja, vermutlich wäre das besser. Auch wenn ich noch mindestens fünf weitere Fragen habe.“ Wieder grinste der Falls und neigte den Kopf ein wenig zur Seite. Wurde eigentlich schon einmal erwähnt, dass Isabelles Lippen ziemlich gut aussahen, wenn sie Worte formten?
… okay, weiter im Text.
“Was seid ihr denn bitte für zwei Gestalten?“ Die fremde Stimme sorgte dafür, dass sich die hellgrünen Seelenspiegel der Sphynx von Iris Lippen lösten und stattdessen zum anderen Ende der Bar blickten. Dort stand ein bulliger Mann, die Arme vor der breiten Brust verschränkt und die Augenbrauen streng zusammengezogen. Lian kannte diesen Typen noch von früher – das musste Garrett sein, auch bekannt als der Besitzer dieses Etablissements. Der Mund des Lockenkopfes öffnete sich, um etwas zu erwidern, aber Garrett kam ihm zuvor. Er starrte Isabelle an oder genauer gesagt: Die Maske, die die junge Frau trug. “Pff. Hat diese Maske auch irgendwas mit einem Junggesellenabschied zu tun? Ernsthaft, davon hatte ich gestern Nacht mehr als genug, ihr könnt gleich wieder verschwinden.“ Garrett trat hinter die Bar, schnappte sich einen Lappen und putzte über die Theke, die – wie Lian fand – eigentlich schon astrein sauber war. Ob der Typ nur eine Beschäftigung suchte, um ihm und Isabelle klarzumachen, dass er keine Zeit für sie hatte und sie verschwinden sollten? Möglich. „Wir sind nicht wegen einem Junggesellenabschied hier. Also… irgendwie schon“, begann Lian und beeilte sich beim Anblick von Garretts sturmumwölkter Miene zu ergänzen: „Aber nicht so, wie du denkst. Wir sind Magier und von dem Bräutigam des gestrigen Junggesellanbschieds beauftragt worden. Er hat etwas verloren.“ Garrett schnaubte und putzte weiter, als würde ihn diese Geschichte nicht wirklich betreffen. „Seine Ehre? Die kann er lange suchen.“ Hm, okay, der war nicht schlecht. Und Lian musste gestehen, dass er ähnliche Gedanken gehabt hatte, bevor er sich auf den Weg zu dieser Quest begeben hatte. Der 20-Jährige honorierte die Worte des Bullen mit einem amüsierten Schmunzeln, schüttelte dann allerdings den Kopf. „Ich bin überzeugt davon, das wäre ein hoffnungsloses Unterfangen. Nein, wir suchen nach dem Ehering. Den scheint der Typ gestern verloren zu haben.“ Es wurde immer deutlicher, dass Garrett und Lian mehr auf einer Wellenlänge waren, als zu Beginn gedacht: Der Barbesitzer löste sich endlich von der Theke, machte große Augen und äußerte genauso schockiert, wie auch der Falls es gewesen war: “Der Typ hat ernsthaft seinen Ehering mitgenommen? Und dann auch noch verloren?! Er bekam ein Nicken als Antwort. “Ich hab ja schon einiges erlebt, aber das ist an Dummheit kaum noch zu überbieten. Pff. Wäre es gemein, zu sagen, das hat er fast verdient, so wie er und seine Truppe sich gestern aufgeführt haben?“ Garrett schüttelte den Kopf, musterte dann nochmals Isabelle sowie Lian. “Mein Beileid, dass ihr seinen Mist ausbaden müsst. Keine Ahnung, wo er das Ding verloren hat, hier habe ich den Ring jedenfalls nicht gefunden.“ Hm. Schade, aber ehrlich gesagt hatte Lian auch nicht damit gerechnet, dass es so einfach werden würde. Garrett musterte die beiden Magier nochmal von oben bis unten und grinste dann. “Hm. Ehrlich gesagt glaube ich, dass es ziemlich anstrengend für euch wird, den Weg dieser Truppe von letzter Nacht nachzuverfolgen. Aber ihr seid mir sympathisch. Wie wäre es mit einem Getränk zur Stärkung? Geht auch aufs Haus. Und in der Zwischenzeit überlege ich, ob mir einfällt, wo diese Typen noch hingehen wollten.“ Hm. Es war später Vormittag. Sie waren als offizielle Magier unterwegs. Und sowohl der Falls wie auch Isabelle befanden sich mitten in einem Auftrag, also bei der Arbeit. Es war absolut klar, was Lian dem Barbesitzer antwortete, oder? „Gerne auch zwei.“
# 04|10 Die Reaktion Lians, der Ausdruck den er aufsetzte, wenn sich ihre Blicke trafen, intensivierte das Lächeln der Magierin noch ein wenig mehr. Er war ein Illusionist, hatte sie einst mit dem Medaillon hereingelegt und obendrein vermutlich ein Aufreißer. Mit seiner frechen Art hatte er aber auch etwas Charmantes an sich. Dass Iris nun eine Magierin seiner Gilde war, überraschte ihn deutlich. Das war ihm anzusehen, aber auch anzuhören, brach er seine intuitiv gestellte Frage doch gleich wieder ab. Die Blondine dachte gar nicht darüber nach, dass sie ihm nie ihr magisches Talent offenbart hatte. Es war ihr nicht klar, dass er davon nicht wusste, aber das würde sich auch noch klären. Lian stimmte zu, sich um die Quest zu kümmern, machte aber deutlich, dass er noch so viele offene Fragen hatte. “Alles zu seiner Zeit.“, schmunzelte die Magierin ihm entgegen, fast so als wolle sie ihn damit ein wenig aufziehen. Dabei war es gar nicht in ihrem Interesse, ihm alle Details vorzuenthalten. Der Blick der Magierin haftete an dem ihres Gegenüber. Sie hatten darüber gesprochen sich um ihren Auftrag zu kümmern, machten jedoch noch keine Anstalten dies auch zu tun. Sie hielten inne, zumindest solange bis eine markante Stimme durch den Raum schnitt. Eine, die ihr Wort an die Beiden richtete. Überrascht fuhr Iris herum. “Gestalten?“, hauchte sie halblaut und zögerlich heraus. Was war das denn eine Bezeichnung und womit hatten sie diese verdient? Ein Tiermensch, ein Bulle stand mit verschränkten Armen an der Bar. Seine Haltung und vor allem die Form seines Körpers wirkten äußerst bedrohlich auf die Diebin. Aber sie hatten doch gar nichts angestellt, oder? Als der Herr dann aber ihre Maske ansprach, fiel die Anspannung ein wenig von ihr ab. So wie der Typ klang, ärgerte er sich einfach über den Junggesellenabschied und nun fürchtete er, dass es damit in irgendeiner Form weiterging. “Oh, nein! Nein… Damit haben wir nichts zu tun.“, antwortete die Magierin also. Die Erleichterung war ihrer Stimme deutlich anzuhören. Als Iris einfiel, dass sie im entferntesten Sinne ja doch damit zu tun hatten, erklärte Lian bereits was Sache war. Er erzählte, dass sie damit beauftragt wurden etwas zu finden, was am Vorabend verloren wurde. Den Witz, den dieser Bullenmann dann ausprustete, hätte Iris vermutlich deutlich lustiger gefunden, verspürte sie nicht noch eine gewisse Grundanspannung aufgrund des bedrohlichen Eindrucks, den der Mann auf sie machte. Ein eher gezwungenes “Hehe!“, verließ begleitet von einem aufgesetzten Grinsen ihre Kehle. Glücklicherweise verschlug es Lian nicht derartig die Sprache und er klärte auf, dass sie nach dem Ehering suchten. Nun, da der Barmann sich zunehmend über den Bräutigam lustig machte und der Fokus von den beiden Magiern abrückte, lockerte auch Iris weiter auf. “Ja! Verrückt, oder?“, schob sie ein, als der Herr entsetzt nachfragte, ob der zukünftige Ehemann das wirklich getan hatte. Dann gönnte er es ihm sogar, bezogen auf sein Verhalten am Vorabend. “Was haben sie denn angestellt?“, hakte die Blondine nach, auch wenn es zunächst nichts mit ihrer Aufgabe zutun haben dürfte. Der Herr erklärte, dass er den Ring beim Aufräumen nicht gefunden hatte. Das wäre aber auch zu schön gewesen, denn dann wäre die Quest bereits abgeschlossen und das nach nur wenigen Minuten und einem halbwegs unangenehmen Gespräch. Die Last eines solchen fiel Iris zumindest endgültig von den Schultern, als der Barbesitzer ihnen schließlich seine Sympathie aussprach, um sie gleich darauf auf ein Getränk einzuladen. “Oh, wir…“, versuchte Iris noch dagegen zu sprechen, jedoch zu wenig engagiert und zu leise. Lians Antwort war zu schnell und zu überzeugt, sodass er ihren Protest im Keim erstickte. Die Magierin dachte noch kurz darüber nach, dagegen zu sprechen, akzeptierte die Entscheidung dann allerdings mit einem Schulterzucken. “Vielen Dank!“, richtete die Cerulean schließlich an den Bullen. “Auch für Ihre Hilfe.“ Die Magierin überbrückte die Geringe Distanz zum Tresen, um sich auf einen der Barhocker zu heben, auf dem sie dann die Beine übereinanderschlug. Ihr Blick wanderte erneut zu Lian herüber. Sie war nicht hergekommen um etwas mit ihm zu trinken, wusste sie ja nicht einmal, dass er da sein würde. Aber wenn es sich auf diese Art und Weise ergab? “Vielleicht fällt es uns ja leichter uns in die Situation hineinzuversetzen, wenn wir unseren Pegel dem der Gesellschaft gestern ein wenig angleichen?“, scherzte die Diebin. Garrett schnaufte daraufhin sogleich. Was auf Iris zunächst erzürnt wirkte, stellte sich als amüsiertes Schnaufen heraus. “Wenn ihr das vorhabt, müsst ihr aber doch noch zahlen. So viel wollte ich euch nicht spendieren!“ Ja, gut. Vermutlich hatten die Jungs doch schon richtig einen im Tee… “Was darf’s denn sein?“
Moment. Der Typ hatte wirklich Hörner?! Hatte Lian diese imposanten Stirnauswüchse, die rechts und links des Kopfes von Garrett abstanden, im ersten Moment etwa übersehen und ihn deshalb nicht als Tiermenschen, sondern gedanklich einfach nur als breit gebauten Mann betitelt? Ach wo, niemals! Als wäre das ein Detail, das einem Menschen wie der Sphynx einfach so entgehen würde… Hüstel. So oder so schaffte es Lian, die Sympathie des Barbesitzers zu gewinnen, sodass dieser gewillt war, den beiden Magiern bei ihrem Auftrag zu helfen. Und nicht nur das: Er bot ihnen auch noch ein Getränk aufs Haus an. Natürlich war das ein Angebot, das sich der Falls nicht zweimal geben ließ, obwohl sowohl die Uhrzeit als auch die Arbeit durchaus dagegen hätten sprechen können. Wie würde Isabelle reagieren? Es gab sicherlich einige Magierinnen und Magier, die so ein verantwortungsloses Vorgehen sofort verurteilt hätten. Richtige Spießer, wie Lian fand. Aber nicht so die Blonde! Nein – sie stimmte zu und setzte sich auf den Barhocker, um das Getränk entgegenzunehmen. Der junge Mann grinste – Isabelle hatte es mit Leichtigkeit geschafft, in seinen Augen noch attraktiver zu werden. Er gesellte sich direkt neben seine Partnerin und lachte leise. Es würde ihnen leichter fallen, den Ring wiederzufinden, wenn sie sich in die Situation von gestern Nacht hineinversetzten? Lian bezweifelte, dass ein einzelnes Getränk dafür ausreichen würde. Eine Vermutung, die sogleich von Garrett bestätigt wurde.
Der Gedanke, mal wieder ein paar Gläser mehr zu leeren, war verlockend. Aber das hier war vermutlich nicht der richtige Zeitpunkt, um das ernsthaft in Erwägung zu ziehen, oder?
Nur kurz wartete Lian ab, ob Isabelle einen eigenen Wunsch für ein Getränk hatte. Als sie allerdings nicht antwortete, sah der Falls wieder zum Tiermenschen ihnen gegenüber und grinste. „Gib uns eine Kostprobe von dem, was die Truppe gestern hatte.“ Garrett schnaubte belustigt: “Na wenn’s weiter nichts ist.“ Und damit drehte sich der Bulle herum und stellte zwei Schnapsgläser auf die Theke. “Um auf deine Frage zurückzukommen“, die Worte waren an Isabelle gerichtet: “Wir sind schneller, wenn ich erzählen würde, was sie nicht getan haben.“ Garrett plauderte vor sich hin, während er vollkommen routinierte Bewegungen hinter der Bar vollführte. “Sie kamen schon mit einem ordentlichen Pegel hier an, aber das passiert hier natürlich öfter. Aber was sie dann noch weiter getrunken haben, hat der Bedeutung Schluckspecht eine ganz neue Bedeutung verliehen. Einer von ihnen hatte sogar ein Akkordeon dabei, während die anderen laut dazu grölten. Ihr könnt euch vorstellen, das sowohl Gesang als auch Instrumentenspiel mit steigendem Pegel nicht gerade besser wurden. Das hat mir nach und nach meine Kundschaft vertrieben. Irgendwann lagen zwei ihnen mit den Köpfen auf der Theke, ein Dritter hats nicht mehr vom Klo geschafft. Naja, als ich merkte, dass sie kaum noch aufstehen können, habe ich mich geweigert, ihnen weitere Getränke auszuschenken. Dann sind sie weitergezogen… und haben mir ihre drei Alkoholleichen hiergelassen, um die ich mich dann kümmern musste. Pff.“ Ehrlich gesagt hing Lian gedanklich immer noch an der Sache mit dem Akkordeon fest. Wer zum Henker nahm bitte sein Akkordeon zum Junggesellenabschied mit?! Garrett schob derweil zwei mit einer rötlichen Flüssigkeit gefüllte Schnapsgläser über die Theke hinweg zu seinen beiden Gästen. “Sie haben in ihrem Suff davon gefaselt, noch ins Golde Chariot Kasino gehen zu wollen. Ich bezweifle allerdings stark, dass sie da in ihrem Zustand noch reingekommen sind. Vielleicht kann euch der Türsteher vom Kasino allerdings weiterhelfen.“ Na das war doch zumindest ein Hinweis. Lian nickte, schnappte sich sein Schnapsglas und hielt es Isabelle mit erhobenen Mundwinkeln entgegen. Er fragte nicht einmal nach, was es genau war, das ihm da von dem Barbesitzer gegeben worden war. „Na dann, auf ins Kasino, würde ich sagen.“ Die Mundwinkel des Falls hoben sich weit an, er setzte an und trank das Glas in einem Zug leer. Es brannte in der Kehle und der intensive, würzige Geschmack ließ Lian zu dem Schluss kommen, dass es ein ziemlich starker Mexikaner war, der ihnen hier serviert worden war. Der Illusionist stand von seinem Sitzplatz auf und hielt – wieder ganz der Gentlemen von einst – Isabelle die Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen. „Mir fällt gerade auf, dass es unser erstes Zusammentreffen ist, an dem ich nicht die Getränke zahle.“ Wieder musste Lian grinsen. Der Auftrag war vielleicht doch gar nicht so schlimm, wie er zu Beginn befürchtet hatte.
# 05|10 Dass Lian nicht bemerkt hatte, es mit einem Tiermenschen zutun zu haben, fiel nach außen hin gar nicht auf. Iris fand es zwar bemerkenswert, mit welcher Lockerheit er sich mit dem Bullenmann unterhielt, doch dahinter vermutete die Diebin natürlich keine Unwissenheit. Dank dem Verlauf des Gespräches wurde aber auch sie selbst wieder etwas lockerer. So locker sogar, dass sie sich gemeinsam mit Lian vom Hausherren auf ein Getränk einladen ließ. Was für ein verrückter Tag und dabei war dieser noch nicht einmal zur hälfte vorbei! Selbstverständlich handelte es sich bei Iris Spruch nur um einen Scherz. Sie glaubte weder, dass ein Drink dazu ausreichen würde den Status der Herren am Vorabend zu erreichen, noch dass es ihnen behilflich sein würde. Doch eines hatte sie mit ihrer Aussage definitiv erreicht, sie hatte sowohl Garrett, als auch ihren Partner zum lachen gebracht. War der Blondine zuerst das Herz in die Hose gerutscht, saß sie nun amüsiert mit den Zweien zusammen am Tresen. So schnell konnte das gehen. Doch ihr Aufenthalt war sicher nicht von langer Dauer. Auf die Frage hin, was Iris denn trinken mochte, geriet sie ins Stocken. “Ich, hm…“, stieß sie halblaut und überlegend aus. Ja normalerweise hätte sie vermutlich Sekt oder Wein getrunken, doch zu so früher Stunde? Allerdings… gab es einen Drink, der zu solchen Uhrzeiten besser passte? Iris wusste nicht so recht, doch das brauchte sie auch gar nicht. Lian schritt ihr nämlich sogleich zur Hilfe. Er bestellte beim Barmann einfach etwas von dem, was die Jungs am Vorabend zu sich genommen hatten. Dankbar lächelte die Magierin zu ihrem Gefährten hinüber. Etwas Besseres wäre ihr wohl auch nicht eingefallen, auch wenn es so natürlich eine große Überraschung werden würde. “Da bin ich mal gespannt.“, murmelte sie noch, ehe sie ihren Fokus wieder auf die Theke legte. Während sie beobachtete was Garrett da anstellte, erklärte dieser auch was ihm an hilfreichen Informationen einfielen. Nicht jedoch ohne sich weiter über die Kerle zu beklagen. Er sprach darüber, wie betrunken sie bereits im Schatz der Pyramiden ankamen und wie sie andere Gäste mit ihrem Lärm vertrieben hatten. Das musste wirklich ein nervenaufreibender Abend für den Bullen gewesen sein, das konnte Iris sich gutvorstellen. Nützlich war die Aussage, dass die Truppe bis auf drei Kerle in ein Kasino weitergezogen war und zwar ins Golde Chariot Kasino. “Na, ein wenig Schwund ist immer, nicht?“, kommentierte Iris weiter scherzend die Tatsache, dass drei der Kerle zurückgeblieben waren. Dabei war sie sich allerdings nicht sicher, ob Garrett das auch lustig fand. Mit dieser Unsicherheit griff auch sie nach einem der mittlerweile vorbereiteten Gläser. Statt es Lian gleichzutun und es in die Luft zu halten, führte sie es sich aber erst einmal zum Mund. Nicht um daraus zu trinken, sondern um ihre Nase mal darüber zu halten. Diese Flüssigkeit roch… fast ein wenig wie Soße? Also abgesehen vom Alkoholgeruch, der ihr in die Nase stieg. Nun auch noch von diesem Getränk verunsichert, stieß sie schließlich mit Lian an. “Auf zum Kasino. Vielen Dank für deine Hilfe!“, sprach sie nach dem Klirren der Gläser, wobei ihre letzten Worte natürlich an Garrett gerichtet waren. Die Blonde kippte die rote Flüssigkeit ihren Rachen hinunter, stellte das Pinnchen auf die Theke und… begann zu Husten. Iris wandte ihren Mund in die Elle ihres Armes und legte sich die andere Hand auf den Brustkorb, auch wenn das den Hustenreiz nicht linderte. “Damit habe ich nicht gerechnet.“, schob die Magierin zwischen ihr Prusten. Sie hustete nicht aufgrund des Alkohols, sondern viel mehr auf Grund der Schärfe und Würze des Getränkes. So schnell der Reiz gekommen war, so schnell verschwand er aber auch wieder. Es war nun kein Anfall, den sie hatte. Was jedoch blieb war der eigenartige Geschmack im Mund. Ohne zu zögern griff sie nach Lians Hand, die sie als Stütze nahm, um dann von dem Barhocker zu rutschen. Der Spruch des Diebes brachte sie gleich wieder zum Lachen. “Haha, ja! Aber die Getränke, die du bezahlt hast, haben mir besser geschmeckt.“, erwiderte sie mit einem Lächeln, dem anzusehen war wie sehr sie der eigenartige Geschmack noch beschäftigte. “Dankeschön und einen schönen Tag noch.“, richtete die Magierin noch einmal an den Bullen, welcher sich über ihre Reaktion auf den Schnaps sehr belustigt zeigte und ihnen salopp hinterherwinkte. Der Weg führte die zwei Magier also zunächst zu besagtem Kasino. “Hat dieses Kasino um diese Zeit überhaupt auf?“, fragte Iris unterwegs ihren Kameraden. Sie hielt dieses Glücksspiel eher für ein nächtliches Vergnügen, doch sollte sie sich täuschen. Offen hatte das Kasino tatsächlich rund um die Uhr. Schließlich konnte sich so auch rund um die Uhr Geld verdienen lassen. Als sie an dem Gebäude ankamen, stand zumindest ein breit gebauter, kahlköpfiger Herr im Eingangsbereich. Er hatte grade einen Anzugträger herein gewunken und eine zwielichtige Gestalt fortgeschickt, als die Sphinxen bei ihm ankamen. “Ob der Bräutigam betrunken den Ring auf den Kopf gehauen hat?“, fiel Iris dann eine neue Theorie ein, von der sie hoffte, dass sie besser nicht zutraf. Andererseits wäre die Quest dann auch schnel vorbei. Sie bräuchten dem Kerl nur sagen, dass er sich den Ring vom Kasino zurückkaufen musste.
Garrett war nicht der Einzige, der durchaus amüsiert war über die Reaktion von Isabelle. Auch Lian konnte ein leichtes Schmunzeln nicht unterdrücken, während er die junge Frau in ihrem Hustenanfall beobachtete. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie beißend das Gefühl im Rachen sein konnte, wenn man seine Erwartungen nicht entsprechend anpasste. Lian hatte gewusst, was auf ihn zukam – Isabelle hingegen nicht. Aber es gefiel ihm, dass die Kollegin das Ganze mit Humor nahm und sich nicht persönlich angegriffen fühlte, weil man ein wenig miteinander lachte. Noch ein Pluspunkt! „Ach ja? Vielleicht sollte ich dir zuliebe dann doch das nächste Getränk ausgeben“, erwiderte der 20-Jährige schmunzelnd und ergriff die Hand Isabelles, um ihr – in bester Gentleman-Manier – vom Barhocker aufzuhelfen. Unter Umständen hatten sie dafür ja später noch Zeit? Ein motivierender Gedanke. Der Lockenkopf schenkte dem Barbesitzer zum Abschied ein kurzes Nicken und machte sich dann gemeinsam mit der Blonden auf den Weg. Das Golden Chariot Kasino also? Lian kannte den Ort, wenngleich es nicht unbedingt eine Gegend war, in der er sich üblicherweise aufhielt. Da hatte sich dieser Junggesellenabschied in ihrem Suff einen enorm exquisiten Ort rausgesucht. Ehrlich gesagt bezweifelte auch Lian, dass sie bei dem von Garrett beschriebenen Alkoholpegel überhaupt noch Eintritt in das noble Etablissement erhalten hatten. Ob das Kasino um diese Uhrzeit überhaupt schon geöffnet hatte? Der Falls zuckte mit den Schultern. „Das werden wir wohl herausfinden müssen“, gab er als Antwort und sah dann die Straße entlang.
Wie sich herausstellte, hatte das Golden Chariot nicht nur geöffnet, sondern auch tatsächlich Kundschaft. Manche gönnen sich um 12 Uhr ein Mittagessen, andere eine Runde Roulette, dachte sich Lian bei diesem Anblick, allerdings erinnerte ihn der Nachgeschmack des Mexikaners daran, dass er vermutlich die letzte Person wäre, die das Recht hätte, das zu verurteilen. Der 20-Jährige grinste über sich selbst und trat dann, gemeinsam mit Isabelle, auf den Türsteher des Gebäudes zu.
“Ihr könnt rein.“ Mit diesen Worten wurden die beiden Magier von besagtem Mann begrüßt. Er trat zur Seite und winkte sie bereits hinein, runzelte allerdings die Stirn, als die beiden jungen Menschen der Aufforderung nicht sofort nachkamen. “Worauf wartet ihr?“, ergänzte er und musterte Isabelle sowie Lian über den Rand seiner schwarzen Sonnenbrille hinweg genauer. Warum wunderte es den Falls nicht, dass dieser muskulöse Anzugträger, der den Türsteher vor einem Kasino machte, eine Sonnenbrille trug? Der Typ war wie ein personifiziertes Klischee. „Bevor wir reingehen, haben wir eine Frage. Ist gestern Nacht eine Truppe Männer hier vorbeigekommen? Ziemlich betrunken…“ Lian überlegte, wie er es noch genauer beschreiben könnte und entschied sich dann für ein Merkmal, das mit Sicherheit absolut einzigartig war: „… und mit einem Akkordeon-Spieler?“ Es kam, wie der Falls vermutet hatte: Bei Erwähnung des Handzuginstrumentes glättete sich die in Falten gelegte Stirn des Türstehers und er schien sich ganz offensichtlich an irgendetwas zu erinnern. Die Anzahl an Akkordeonspielern, die volltrunken nachts durch Aloe Town streiften, hielt sich eben doch in Grenzen. Der hochgewachsene Mann mit der Sonnenbrille verschränkte die Arme vor der Brust und grunzte, was ihm irgendwie ein bisschen Ähnlichkeit mit Garrett verlieh. Der Illusionist war sich nicht sicher, ob es ein genervter oder amüsierter Laut war. „Sind sie. Aber ich habe ihnen ziemlich schnell klar gemacht, dass das Golden Chariot Kasino nicht der richtige Ort für ihre Saufeskapaden ist.“ Er sagte es wie jemand, der stolz darauf war, seinen Job gut und ordentlich zu machen. Ein Stolz, den Lian in Bezug auf die eigene Arbeit nicht kannte. Das hieß dann wohl, dass der Ring nicht in diesem Etablissement verlorengegangen war. Aber wo dann? „Haben sie gesagt, wohin sie danach gehen wollten?“, fragte der Falls weiter, denn es wäre ärgerlich, wenn sie die Spur hier verlieren würden. „Hm. In die Karaokebar zwei Straßen weiter.“ In die… in die Karaokebar?! Zuerst war Lian überrascht, dann ließ er die Erzählungen von Garrett nochmal Revue passieren und kam zu dem Schluss, dass er darauf auch selbst hätte kommen können. Wer nachts trotz oder gerade wegen steigendem Alkoholpegel mit einem Akkordeonspieler durch die Stadt lief, musste eine sehr innige Verbindung zur Musik besitzen…
„Hmm... nein, nein. Nein, das funktioniert so nicht.“
Unzufrieden zog Charon die Nadeln aus seinen Haaren, während er sich vom Spiegel abwandte. Eine Hochsteckfrisur... Wie war er nur darauf gekommen? Er trug nie Hochsteckfrisuren! Und als wäre das nicht genug, fühlten sich auch all die Outfits, die er bisher ausprobiert hatte, falsch an. Zu legere. Zu hochgestochen. Zu privat. Zu generell. Zu persönlich. Zu viele Schichten. Er wollte nicht wie ein Angeber rüberkommen, aber auch nicht wie jemand, der sich nicht sehen lassen konnte. Wieso nur war das gerade heute so schwierig? „Das braucht doch sonst nicht so lange...“, murmelte er und warf einen Blick hinüber auf die Uhr. Es wurde langsam spät. Das ganze Bad-Prozedere hatte Charon zum Glück schon hinter sich, aber nachdem er sich Last-Minute noch zwanzig Mal umentschieden hatte, wie er sich präsentieren wollte, wurde es langsam knapp. Lian konnte jeden Moment auftauchen. Stöhnend legte der Dargin eine Hand an seinen Kopf. „Hach je... Ich gehe doch nur mit Lian aus. Es sollte einfacher sein, ein Outfit zu finden“, murrte er vor sich hin, während er noch einmal an seinen Schrank heran trat. Lian war ein einfacher Kerl. Er würde einfachere Klamotten bevorzugen, nicht? Leise vor sich hin murrend zog Charon auch dieses Oberteil aus und legte stattdessen, ganz simpel, ganz einfach, ein hübsches, kurzärmliges Hemd an, weiß und reinlich, wie man es in einem Büro sehen würde. Dazu eine schwarze Weste; man hatte ihm schon das ein oder andere Mal gesagt, dass Westen ihm gut standen und es schien passend für den heutigen Abend. Schlussendlich stand er noch einmal vor dem Spiegel, zupfte sich die Haare zurecht, bis er nickte: Ja, er war zufrieden mit seinem Outfit.
Der Fuß des Dargin tippte ein paar Mal auf den Holzdienen unter ihm auf und ab, während er in seinem Sessel saß und die Zeit, die ihm noch blieb, nutzte, um in Ruhe ein paar Seiten mehr in dem Buch zu lesen, mit dem er sich gerade befasste. Das Werk waren gesammelte Geschichten über eine Göttin der Jagd aus fernen Ländern, Artemis, die Bogenschützin, an der er gerade aus ganz persönlichen Gründen Interesse hatte. Erst, als es an der Tür klopfte, legte er das Buch sorgsam auf dem Holztisch neben sich ab und erhob sich, elegant, mit einem sanften, höflichen Lächeln. „Ah, Lian. Da bist du ja“, grüßte er gelassen, während sich seine Tür öffnete und seine Augen auf die seines Freundes trafen. „Ich habe schon gewartet. Wollen wir uns gleich auf den Weg machen?“
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