Typ: Ortschaft / Dorf Besitzer: --- Beschreibung: Bei Ljuska handelt es sich um ein kleines Dorf, tief im Süden des südlichen Teils Fiores. Durch das farbenfrohe Dorf zieht sich ein Kanal oder viel mehr Fluss, dessen Wasser Türkis bis Grün gefärbt ist. Generell besteht das Dorf aus einfachen Hütten aus Holz, mit Moos- und Strohdächern. Die Gebäude sind über schlichte, einfache Holzbrücken verbunden und es hegt reger Kleinbotverkehr auf dem seichten Gewässer. Das eher schlicht und trostlos wirkende Dorf ist neben dem farbenfrohen Wasser auch von zahlreichen, übernatürlich und sonderbar wirkenden Pflanzen umgeben, die an eine Unterwasserwelt erinnern - nur eben außerhalb des Wassers. Das Dorf ist bekannt für seinen Fisch, handgefertigten Schmuck aber auch seine ausgefallene Kultur und Bräuche. Einer der Bräuche des Dorfes ist es, dass man mittels einer selbst gefertigten Kette aus seltenen blauen Muscheln einen Antrag macht. Das Dorf ist ein beliebter Besuchsort für Touristen und Verliebte, aber auch andere Reisende, hat es schließlich einiges zu bieten, auch wenn es auf den ersten Blick eher unscheinbar wirkt.
Changelog: Wenn sich im Verlauf des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier aufgeführt.
So langsam, ganz langsam bekam die Oni ein Gefühl dafür, was es bedeutete ein Teil einer Gilde zu sein und diese sogenannten Quests zu bestreiten. Klar, ganz leuchtete es ihr bei Weitem noch nicht ein, erst recht nicht, auf was für banale Aufträge die Magier mitunter geschickt wurden, aber es störte sie nicht. Sie half anderen gerne und lernte erst recht gerne etwas neues, über andere Kulturen und Bräuche. Letzteres war sogar der Grund für ihre heutige Mission. Kaum, dass die Blyana von der Quest, bei der jemand Hilfe brauchte, um den Bräuchen seines Dorfes gerecht zu werden, gehört hatte, hatte sie sich auch schon für eben jene eingeschrieben. Sie interessierte sich äußerst für dieses Dorf, in dem es üblich war, anstelle eines Ringes, eine selbstgefertigte, mit Liebe gemachte Kette mitsamt seltener Blauschalmuscheln zu fertigen und der angebeteten Person zu überreichen. Okay, das mit dem Ring war für sie auch noch etwas neues. Immerhin kannte sie es von Zuhause nicht. Bei ihr Zuhause hatte ihr Vater einen Harem an Frauen, der von seiner Mutter koordiniert und überwacht wurde. So etwas wie die Ehe oder eine richtige Beziehung gab es da nicht. Umso mehr faszinierte es sie, wie die Völker in Fiore so extrem darauf erpicht waren, mit ihren Geliebten eine Bindung bis zum Tod einzugehen. Auch die Wahl der Geschenke fand sie interessant, wäre sie selbst nicht auf die Idee gekommen. Sie hätte in diesem Fall womöglich die Person einfach gefragt und ihr ein totes Tier oder eine Waffe geschenkt. Irgendwas, was andere womöglich als barbarisch oder skurril ansehen würden. Aber so war Valda nunmal. Sie war nicht die feinfühligste Person und Kochen war ihre Leidenschaft. Warum sollte sie in einem solchen Falle nicht ihre Leidenschaft zum Geschenk machen? Bedeutete das nicht im Gewissen Maße auch das, was eine Ehe ausmachte? Das man einander mit Leidenschaft überhäufte? In Valdas Fall wäre dies dann halt essen. Naja, nun stand sie da, wieder einmal die Größte weit und breit und wartete. Auf was sie wartete? Ganz einfach. Man hatte ihr berichtet, dass sie auf dieser Quest nicht alleine sein würde. Sie würde zusammen mit einem weiteren Magier arbeiten. Finnlick, Minnick oder so hieß er. Irgendwie konnte die Oni sich den Namen einfach nicht merken. Außerdem wusste sie auch nicht worauf oder auf wen sie genau wartete... Was war dieser Rinnick? Ein Kerl? Eine Frau? Ein Winzling? Einer von diesen skurrilen Menschen und Tierkombinationen oder doch etwas ganz anderes? Sie war sich nicht so recht sicher, was sie erwarten würde. Hoffentlich würde sie das bald erfahren. Solange sie wartete, hatte sie sich auf jeden Fall auf dem Boden am Rande des Dorfes neben einer großen rosa strahlenden Pflanze niedergelassen, die den Pflanzen ähnelte, die Valda in den natürlichen Quellen in den Oasen ihrer Heimat gesehen hatte. Leise summte sie, während sie wartete, hatte die Hände auf den blanken Oberschenkeln abgelegt und schwenkte den Kopf suchend hin und her. Sie trug wie immer ihre gewohnte Tracht, mit der sie in diesem Teil Fiores gar nicht so falsch gelegen hatte. Zumindest war es ein ganzes Stück wärmer als in Nord-Fiore. Alleine bei dem Gedanken an die bitterkalte und nasse Zone des Landes ließ eine Gänsehaut über ihren Körper huschen. Ne, das brauchte sie nicht noch einmal. Sie schüttelte sich, wodurch ihre Kleidung, aber auch ihre wie immer gebundenen Haare in Bewegung kamen, sanft um ihren Kopf schlugen, ehe sie wieder Ruhe an ihrem Körper fanden. je länger Valda wartete, desto schlimmer wurde die Ungeduld, die sich allmählich in ihr aufbaute. Maaaaaaaaaaaan.... Es war so langweilig. Wie lange würde ihr Kollege denn noch auf sich warten lassen? Valda wollte Action, nicht doof rumsitzen. Frustriert pustete sie sich eine Strähne aus dem Gesicht, ließ sich auf den Bauch Plumpsen und riss einen großen Ast von einem alten, morschen Baum ab und begann in die weiche Erde zu zeichnen. Sie wusste nicht, ob sie überhaupt so recht ein Motiv hatte, aber irgendwas musste sie tun. Sonst würde sie wohl noch alleine in das Dorf stürmen und ihren Questpartner übergehen. Das wollte sie nicht, hatte man sie vorher immerhin explizit darauf hingewiesen, Rücksicht auf andere Magier zu nehmen, da diese auch nur Arbeiten wollten und sich schnell ausgeschlossen fühlen konnten oder sowas. Das einzige was die Oni gerade spürte war bitterer Frust. Immer fester drückte sie den Ast auf den Boden während sich dieser Stück für Stück tiefer in die Erde bohrte, auch wenn schnell klar wurde, dass dieser bald zerbrechen würde.
Unsicher lugte der Chive hinter einer der merkwürdigen, riesigen Pflanzen hervor, die hier überall wuchsen. Da sich seine Magie genau mit diesen Lebensformen befasste, sollte man meinen, dass er Ahnung hatte, hinter was er sich gerade eigentlich versteckte, doch da lag man falsch. Er hatte nichtmal den blassesten Schimmer, was das für Teile waren. Doch das war gerade alles andere als seine Priorität. Stattdessen hatte sich sein Blick auf eine Frau fokussiert, die auf dem Boden lag und mit einem Ast irgendetwas auf den Boden kritzelte. Sie war ... gewaltig. Man könnte fast schon sagen massiv. Und das machte ihm Angst. Finnick war sich vollkommen bewusst, dass er in Sachen Körpergröße nicht viel zu bieten hatte (und dass sich das vermutlich niemals ändern würde), weshalb dieses Thema ein wunder Punkt für ihn war. Nicht nur fühlte er sich minderwertig in der Gegenwart von Leuten, die größer waren als er, sie waren regelrecht furchteinflößend für ihn. Selbst bis zu seiner Flucht hatten die Forscher stets über ihm gethront, sich teilweise sogar zu ihm heruntergebeugt. Das hatte sich eingeprägt. Hinzu kam, dass die Blonde, die da vorne lag, nicht nur etwas größer war als er, nein, sie war beinahe doppelt so groß! Schon fast pansich krallten sich seine Finger in den dicken Stängel der mysteriösen Pflanze, während er überlegte, was er tun sollte. Wieso sie ihm überhaupt solch Kopfzerbrechen bereitete? Nun, er war für eine Quest hier. Diese waren noch immer Neuland, brachten allerdings gutes Geld ein. Auf diese Aufträge ging man jedoch nie alleine und er war sich beinahe zu hundert Prozent sicher, dass die Olle da seine Begleiterin sein würde. Wieso würde sie sonst so da rumlungern, als würde sie auf etwas warten? Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen wartete sie sogar schon ein ganzes Weilchen ... was nur zu gut passte, denn der Gehörnte hatte so seine Schwierigkeiten gehabt, hierher zu finden. Wenn er bisher gereist war, dann immer ohne festes Ziel. Dieses Mal war sein erstes Mal mit Zielort gewesen und es hatte sich als deutlich schwerer herausgestellt, als er gedacht hatte. Hätte er die Wegweiser lesen können, dann wäre er sicher schneller hier gewesen, aber das konnte er nunmal nicht. Je länger er jedoch nun hier stand, vor sich hin zitterte und grübelte, wie er am besten auf die Fremde zu ging, desto schlimmer wurde es, schließlich musste sie nur länger und länger warten und nur noch wütender werden. Wenn er also den potentiellen Schaden minimieren wollte, dann musste er sich nun endlich aus seinem Versteck heraustrauen. Tief atmete er also durch, sein Atem bebte noch immer leicht vor Furcht, doch er sammelte all seinen Mumm und konzentrierte ihn in seiner Brust. Er konnte das, er war mutig und er war stark. Wenn sie gemein war, würde er ihr einfach auf die Fresse hauen (auch wenn es schwer werden würde, so weit hochzukommen, aber im Notfall tat es bestimmt auch das Schienbein). Vorsichtig trat er den ersten Schritt hinter der Pflanze hervor, zog die Schultern zurück und strich sich den Pony nach hinten. Eigentlich versteckte er sein Gesicht lieber, doch er wusste, dass sein Anblick durchaus einschüchternd wirken konnte. Vielleicht funktionierte das ja auch bei der Riesin. Daraufhin ließ er die zittrigen Finger in den Ärmeln seiner zu großen, braunen Jacke verschwinden. "Hallo!" grüßte er also und reckte zeitgleich das Kinn so hoch wie möglich, um ein wenig größer zu wirken. Stolzen Schrittes marschierte er auf die Fremde zu, hielt aber letztendlich doch einige Meter Sicherheitsabstand. Er wollte nichts riskieren. "Ich bin hier für eine Quest! Kann es sein, dass du auf mich wartest?" Na, das klang doch ganz souverän, oder? Man merkte ihm fast nichts von seiner Sorge an ... oder?! Mit vollster Konzentration hielt er seine Ohren aufrecht, sodass sie nicht an seinen Hinterkopf wanderten und so seine wahren Gefühle offenbarten. Wenn die Fremde so auf dem Boden lag, fühlte er sich ja noch halbwegs sicher, doch der Ast, den sie da in den riesigen Händen (oder waren das schon Pranken?) hielt, bereitete ihm doch etwas Magengrummeln. Wieso musste er auch ausgerechnet mit der wahrscheinlich größten Frau in ganz Fiore in eine Gruppe gesteckt werden?
Die Zeit in der die junge Oni wartete schien sich bis in die Unendlichkeit zu dehnen. Allmählich begann sie sogar darüber zu zweifeln, ob sie zur richtigen Zeit da war. War sie nicht vielleicht schon viel zu früh? Oder gar zu spät? Immerhin konnte es ja sein, dass mehr Leute die Quest bestritten, als sie ahnte. Nein, sie war sich ganz sicher, dass sie sich an diesem Tag treffen sollten. Aber es war ja noch recht früh, die Sonne war noch dabei aufzugehen und tauchte das türkise Wasser des Dorfes in warme Farben und die Strahlen kitzelten angenehm auf der sonnengebrannten Haut der Wüstenbewohnern. Summend lag sie da, kritzelte eifrig mit einem Stock in die weiche Erde. Das was sie zeichnete hatte keine genaue Form, auch wenn es an der einen Stelle so aussah, als hätte sie einen Wassertropfen gemalt und an der anderen Stelle ein Herz. Aber jene ließen sich nur mit Mühe und Not erkennen und waren keineswegs bewusst entstanden. Sie hatte sich auf den Bauch gerollt, den Kopf in die eine Hand gestützt während die andere Hand den Ast umherriss und diesen in die Erde grub um Linien zu erzeugen. Wie lange sie schon wartete? Keine Ahnung. Sicherlich ein paar Stunden, war sie bereits vor Sonnenaufgang in dem kleinen Dorf angekommen. Zu dieser Zeit waren die ersten Fischer auf das Meer hinausgefahren oder hatten Netze neben ihren Häusern ausgelegt, um die im Fluss lebenden Fische und Krebstierchen einzufangen. Die Magierin war dermaßen in Gedanken versunken, dass sie nicht merkte, wie sie von einer deutlich kleineren Gestalt, die sich hinter einer der großen exotischen Pflanzen versteckte beobachtet wurde. Weiter lag sie da, zeichnete und summte, bis ein lautes Magenknurren ertönte. Überrascht hielt sie in der Bewegung inne und sah zu ihrem Bauch herunter. Danach lachte sie leise und fuhr mit dem Zeichnen fort. Ihr Körper verlangte offenbar nach etwas zu essen... Hatte sie überhaupt schon was gegessen? Sie kam sich vor, als könnte sie jetzt ein ganzes Rind verschlingen. Schade, dass es hier nur Fisch gab. Fisch war für die Oni etwas recht neues. In ihrem Heimatland hatte es nie Fisch gegeben. Vielleicht Gazelle, Rind oder sowas... Aber Fisch nicht. Immerhin befand sich der Palast inmitten einer gewaltigen Wüste. Da war es schwer an Fisch zu kommen. Aber sie hatte sich selbst geschworen allem was mit Essen zutun hatte eine Chance zu geben und dieses zu lieben! Also zumindest es zu versuchen... Denn jedes Gericht hatte seine eigene Geschichte und Tradition. Das wollte sie respektieren und ehren! Die Oni wurde aus ihren Gedanken gerissen, als ein leises Rascheln und Knacken ertönte. Mit einem überraschten Ausdruck in dem Gesicht, hob sie den Blick und entdeckte ein kleines Geschöpf. Es war etwas... Humanoides. Es hatte einen braunen Lockenkopf, als hätte jemand ein Schaf genommen und dessen Wolle auf seinen Kopf gelegt und dieses zuvor durch Matsche oder Exkremente gezogen. Eigentlich eine schöne Farbe. An dem Kopf des winzigen Geschöpfs saßen zwei Hörner, wie bei einer Ziege oder einem männlichen Schaf. Das war irgendwie seltsam. Es lief auf zwei Beinen, aber hatte Wolle und Hörner auf dem Kopf... Freundlich grüßte der Fremde sie, die Hände in sein Oberkleid gestopft und stierte zu ihr hoch. Jedoch kam das etwas nur bis zu einem gewissen Grad zu ihr, als würde es einen Sicherheitsabstand wahren wollen. Das war etwas, was die Blyana nicht so belassen konnte. Allerdings beschloss sie erst einmal abzuwarten, was das komische Schaf noch zu sagen hatte. Es sprach erneut, meinte, dass es für eine Quest war und fragte ob sie auf ihn wartete. Für einen Augenblick legte Valda den Kopf irritiert schief. Das Schaf konnte ja sprechen... Schnell schüttelte sie den Kopf und richtete sich ruckartig auf, nickte wild. "Ja genau! Valda mein Name!", sagte sie ein breites Lächeln auf den rosanen Lippen und sie schloss vergnügt die Augen, während sie fröhlich mit dem Stock rumfuchtelte. "Du bist mein Questpartner oder?", erkundigte sie sich, wartete kurz eine Antwort oder bestätigende Reaktion ab. Danach stieß sie einen erfreuten Laut aus und reckte schnell die Arme nach vorne, umschloss den kleinen Körper mit ihren Oberarmen und zog ihn ganz nah an sich heran, sodass er auf Brusthöhe gegen ihren Körper gequetscht wurde - womöglich drückte sie ihn etwas fester, als gut für ihn war, aber das merkte sie nicht. Stattdessen stieß sie ein erfreutes Lachen aus und legte den Kopf auf seinen ab. "Es freut mich dich kennenzulernen! Ich bin so froh, dass du es hergeschafft hast und wir diesen Tag gemeinsam verbringen können!", sagte sie, während ihre Stimme ein paar erfreute Etappen hoch ging. Eine Weile später lockerte sie ihren Griff wieder und setzte das Schaf wieder ab, welches ja ordentliche Bekanntschaft mit ihrem Dekollté oder viel mehr ihrem Ausschnitt machen durfte. Sie fuhr sich durch das Haar, blieb aber erst einmal sitzen. "Ich hab erst gedacht du kommst nicht mehr, aber siehe da! Hier bist du!"
Der Herzschlag des Wuschelkopfs verschnellte sich schlagartig, als sein Gegenüber sich erhob und ihn anblickte. Er zog den Kopf ein, trat sicherheitshalber einen Schritt zurück, doch auch das würde ihm später nichts helfen. Ihre Bewegungen waren ihm zu hektisch, zu unvorhersehbar. Auch er selbst konnte dazu neigen, hibbelig zu werden. aber er war auch nicht so ... massiv, so gigantisch. Und er hatte keinen riesigen Ast in der Hand. "J... ja." antwortete er auf ihre Frage hin, vollkommen verwirrt von ihrem unnötigen Enthusiasmus. Und dann kam er auch schon, ganz ohne Vorwarnung, völlig aus dem Nichts ... der Angriff. Das Biest riss die Arme in die Luft, stieß einen Kampfesschrei aus und stürzte sich gnadenlos auf den armen Bock. Dieser hatte überhaupt keine Zeit, noch auszuweichen, wurde gepackt und gewürgt. Er hatte es gewusst! Niemals hätte er sich auf diese beschissenen Quests einlassen sollen! Von einem Riesen erstickt und gefressen, was war das bitte für ein Ende?! Die gesamte Luft wurde aus seinen Lungen gepresst, es blieb ihm nicht einmal mehr die Möglichkeit, um Hilfe zu schreien. Sie quetschte ihn, erdrückte ihn regelrecht mit ihrer ... Weiblichkeit. Für manch einen Mann wäre das ein Traum, doch für Finnick war es ein absoluter Alptraum. Er versuchte, ihren Griff durch zappeln irgendwie zu lockern, vergeblich. Sie hatte ihn gefangen und so blieb ihm nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass sein Tod zumindest schnell kommen würde. Dass ihre Worte eigentlich verrieten, dass sie überhaupt nicht vorhatte, ihn umzubringen oder zumindest zu foltern, kam ihm überhaupt nicht in den Sinn, für ihn war es viel mehr purer Hohn. Er kannte schließlich keine Umarmungen, schon gar nicht solch überschwängliche. Sie machte sich einfach nur darüber lustig, wie einfach er sich hatte reinlegen lassen, plante bereits, wie sie ihn den ganzen Tag lang quälen würde. Kurz bevor ihm die Luft ausging wurde er aber doch wieder freigelassen. Er stolperte einige Schritte nach hinten, doch da gaben seine puddingweichen Knie auch schon nach und er fiel rückwärts auf seinen Hintern. Wieso hatte sie wieder losgelassen? Seine Hände zitterten, während er sein Gegenüber aus großen, entsetzten Augen anstarrte. Zu gerne hätte er etwas gesagt, doch gerade konnte er einfach nur nach Luft schnappen. Wer wusste, ob sie noch zu einem zweiten Angriff ansetzen würde? Sein Brustkorb hob und senkte sich hektisch, unregelmäßig. Was war das für eine grausame Art, zu jagen? Wollte sie vorher noch mit ihm spielen? Der Chive wollte keine Beute, kein Spielzeug, werden, verdammt! Sein Leben war zwar alles andere als schön, aber das konnte sich ja vielleicht noch ändern! Er wollte leben! Langsam rappelte er sich wieder auf, der Ausdruck in seinen Augen änderte sich. "Nur weil ich hier bin, heißt das nicht, dass ich deine beschissene Beute sein werde." Er war ein Kämpfer, kein Beutetier und er würde auch nicht fliehen! Sonst würde sich dieses Biest nur das nächste Opfer suchen oder ihn vielleicht sogar verfolgen! "Wenn du mich fressen willst, dann verlange ich wenigstens einen fairen Kampf! Ohne hinterhältige Angriffe!" Entschlossen ballte er seine Hände vor der Brust zu Fäusten. Sie mochte doppelt so groß sein wie er, doch das hieß nicht, dass er es nicht mit ihr aufnehmen konnte. Finnick war hartnäckig und zäh, stark und entschlossen. Ganz, ganz sicher. Auch wenn seine Finger noch immer ein wenig vor Furcht zitterten, darüber konnte und musste er hinwegsehen. Kampflos gab er sich garantiert nicht geschlagen. "Ich werde meine Freiheit garantiert nicht wieder aufgeben!" Oh nein, so weit würde es nicht kommen. Seine Ohren, die bisher regelrecht an seinem Hinterkopf geklebt hatten, wanderten langsam wieder nach vorne, die Spitzen streckten sich hinauf zu seinen Hörnern. Entweder er setzte sich hier und jetzt erfolgreich zur Wehr oder er starb bei dem Versuch.
Valda hatte nicht im Entferntesten eine Vorstellung davon, wie viel Angst sie ihrem Questpartner einjagte. Wie sollte sie auch? Sie war immer noch recht neu in Fiore und bei ihr daheim, waren die meisten Personen, mit denen sie verkehrt hatte ebenfalls groß oder zeigten keine Angst ihr gegenüber. In ihrer Zeit hier, war ihr lediglich aufgefallen, dass die Winzlinge meist eher das Weite suchten, wenn sie auftauchte und durch die Straßen polterte. Valda dachte sich immer, dass sie ihr aus Respekt Platz machten oder plötzlich was ganz dringliches zutun hatten. Ganz herzlich und direkt wie sie sonst immer war, hatte sie also das Schäfchen begrüßt, dass sich zögerlich zu ihr begeben hatte. Freudig bestätigte sie seine Vermutung, dass sie seine Questpartnerin sein würde, stellte sich einmal freundlich vor. Valda war noch nie eine sonderlich geduldige Person gewesen, so war es also kein Wunder, dass sie dem Fremden nicht die Chance gab, wirklich was auf ihre Aussagen zu erwidern oder sich selbst einmal vorzustellen. Nein, kaum dass er ihre Frage beantwortet hatte, hatte sie ihn auch schon gepackt und fest an ihre Brust, direkt über ihrem Herzen an sich gepresst. Sie ahnte nicht, dass sie ihn zu fest drückte, sodass er kaum Luft bekam, noch dass es ihm ein wenig unangenehm war, mit dem Gesicht in ihrem Busen zu stecken. Valda schloss andere sehr schnell ins Herz und mochte eigentlich zu Beginn jeden. Für sie ergab es nur Sinn, dies mit ihrer herzlichen Umarmung zum Ausdruck zu bringen. Sie konnte ja immerhin nichts dafür, dass ihre Brüste im Weg waren und sie die andere nur bedingt an ihr Herz drücken konnte. Fröhlich plapperte sie den erstickenden Schafsmann voll, ehe sie ihn wieder losließ und auf dem Boden abstellte. Entzückt stieß sie einen hohen, schrillen Laut aus, musterte das Schaf, welches ein wenig rot, fast schon lila angelaufen war. Ich wusste gar nicht, dass Schafe die Farbe wechseln können..., dachte sie überrascht bei sich. Jedoch bevor sie ihn drauf ansprechen konnte, wurde sie auch schon von etwas anderem abgelenkt. Ein paar vögelartige Wesen flogen über ihre Köpfe hinweg. Unweigerlich fingen die Augen der Oni an zu strahlen. "Oh sind das schöne Vögel! Aber ein wenig klein geraten... Aber das ist mir schon öfter aufgefallen... Hier in Fiore ist alles so unfassbar klein.", plapperte sie wie ein Wasserfall, sah danach wieder zu ihrem Questpartner. "Bei mir zuhause ist alles größer... Die Vögel, generell Tiere, die Gebäude und die Personen... Okay, wir haben auch ein paar kleinere bei uns, aber eher weniger.. Und meistens sind das Touristen...", sprach sie weiter, mit erfreuter und aufgeregter Stimme, lachte hin und wieder und gestikulierte dabei groß, zählte die Dinge die sie nannte zum Beispiel an ihren Fingern ab, oder machte eine große Bewegung um ihre Aussage zu untermauern. Sie war so in ihr Geplapper vertieft, dass sie erst ein wenig später merkte, was der Mann vor ihr tat. Während sie vor sich hingequatscht hatte, hatte der Wattebausch sich in Verteidigungsposition begeben und laberte irgendwas davon, dass er nicht ihre "beschissene Beute" war und wenn sie ihn fressen wollte, er wenigstens einen fairen Kampf bestreiten wolle und seine Freiheit nicht wieder aufgeben würde. Valda hielt augenblicklich in ihrer Bewegung und Geblubber inne. Sie sah Finnick an, kippte den Kopf zur Seite, zog irritiert die Augenbrauen zusammen. Generell blickte sie ihn sehr fragend an. Eine Weile schwieg sie, starrte das Schaf an und dachte nach. Was war denn mit ihm los? Warum glaubte er das Valda ihn essen wollte? Was ein komischer Bock. Im nächsten Moment verfiel die Oni auch schon in schallendes Gelächter, sodass ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie wischte sie sich weg, klatschte mit der anderen Hand auf ihren Oberschenkel. Als sie sich wieder ein wenig beruhigt hatte, fixierte sie wieder ihren Questpartner. "Du bist aber lustig! Dein Humor gefällt mir.", sprach sie dann, kicherte erneut ein wenig und beugte sich mit den Händen auf den Oberschenkeln abgestützt, mit dem Kopf zu ihm herunter. "Aber so ganz komm ich nicht mit... Was meinst du mit "beschissene Beute"? Esst ihr hier beschissenes Fleisch? Mit Tierscheiß oder mit Eigenscheiß? Schmeckt das denn überhaupt?", meinte sie, klang dabei total ernst. Sie fragte sich wirklich, ob das ernst gemeint war, auch wenn sie es im ersten Moment lustig gefunden hatte. Immerhin wollte sie ja wissen, was so Gepflogenheiten in diesem Land waren und vor allem interessierte sie sich für Gerichte und die Küche in Fiore. "Außerdem... Ich will dich nicht essen.", fuhr sie fort, lehnte sich dabei zurück streckte den Arm in einen Busch neben sich. Jetzt wo das Schaf es angesprochen hatte, war es ihr wieder eingefallen! "Ich hab schon was zu Essen...", erklärte sie und zog ein totes Schaf an den Hinterbeinen aus dem Gebüsch. "Ich mein, du siehst schon echt lecker aus und ich hab außerdem noch nie ein sprechendes Schaf gegessen, aber wie du siehst, hab ich schon was.", erklärte sie und wackelte mit dem toten Tier vor dem Kopf des Fremden herum. Danach zog sie die Hand wieder zurück, legte das Tier neben sich auf dem Boden ab. "Du erzähl Mal... Hast du eigentlich einen Namen? Und seit wann arbeitet Essen? Wärst du in einer Fleischfabrik nicht besser aufgehoben?"
Diese Riesin war ... eine absolute Katastrophe. Anders konnte man es einfach nicht ausdrücken. Gerade hatte sie noch versucht, den Gehörnten zu ermorden und jetzt ließ sie sich wie ein Kleinkind von ein paar Vögeln ablenken! Fröhlich brabbelte sie vor sich hin, erzählte, dass dort, wo sie her kam, alles größer war. Die Menschen, die Tiere, die Gebäude. Bestimmt auch die Pflanzen! Doch Finnick ließ sich kein bisschen von ihren merkwürdigen Erzählungen mitreißen. Dafür saß der Schreck noch zu tief in seinen Knochen, die Alarmglocken schrillten so laut, dass sie ihm komplett das Hirn vernebelten. Eigentlich hätte er spätestens jetzt, wo sie ganz normal mit ihm redete, merken sollen, dass sie ihm nichts böses wollte. Doch dafür war er wohl einfach noch nicht bereit. " Wen interessiert das bitte?" blökte er stattdessen. Wann kam sie denn endlich zur Sache? Sie brauchte nicht so zu tun, als hätte sie nicht vor ihn zu fressen, dafür war es bereits viel zu spät! Ihr erster Angriff hatte es mehr als deutlich gemacht. Anstatt ihr blödes Spielchen mitzuspielen wies er sie lieber lautstark darauf hin, dass er nicht vorhatte, ihre nächste Mahlzeit zu werden. Die Reaktion der Blonden war jedoch weit von dem entfernt, was er erwartet hatte. Anstatt nun endlich ihre Zähne zu zeigen und sich wie ein wildes Tier auf ihn zu stürzen, fing sie an zu lachen...? Laut und schallend klingelte ihr Gelächter in seinen Ohren, ließ ihn einen Moment überlegen, ob das eine Taktik war, um ihm die Sinne zu betäuben. Er verstand es einfach nicht. Was ging hier vor sich? Seine Angst und Wut begann langsam, sich mit einer gehörigen Portion Verwirrung zu mischen. War das hier vielleicht ein Traum? Die merkwürdigen, riesigen Pflanzen, die hier wuchsen und das unvorhersehbare, spontane Verhalten seines Gegenübers ließen ihn wirklich daran zweifeln, dass er sich gerade in der Realität befand. Unauffällig kniff er sich in den Unterarm, doch nichts veränderte sich. Er wachte nicht in irgendeinem Heuhaufen oder auf einer Parkbank auf, er verblieb dort, wo er sich gerade befand. Das hier war also wirklich echt... Was zur Hölle geschah hier dann gerade?! "Ich mache keine Scherze! Und Fleisch esse ich erstrecht nicht!" Na gut, manchmal schon, aber nur, wenn er keine andere Wahl hatte, wenn er sonst weiterhungern musste. Doch darauf war er nicht gerade stolz, weshalb er die Wahrheit hinter einer selbstbewussten, überzeugten Lüge versteckte. Jegliche Fleischprodukte schmeckten ihm nicht, er hasste die Konsistenz, aber auch den Geschmack, selbst wenn Gewürze oder ähnliches ihn verschleierten. In seinen Augen war Beute also durchaus beschissen, doch das konnte er ihr natürlich jetzt nicht sagen. Aber er war ja sowieso nicht ihr Touristenführer! Ihre nächsten Worte ließen ihn dann schließlich vollkommen ins Stocken kommen. Wie sie wollte ihn nicht essen? "Aber... wieso hast du mich dann angegriffen?" fragte er kleinlaut, pure Verwirrung machte sich in seinem Gesicht breit. Die Brauen zusammengezogen klappte ihm die Kinnlade herunter. Hätte diese nicht bereits ihre physikalisch mögliche Grenze erreicht, so wäre sie sicherlich noch weiter herabgeklappt, als die Fremde nur wenige Sekunden später ein komplettes, totes Schaf aus dem Gebüsch zog. Ungläubig starrte der Wuschelkopf auf seinen vierbeinigen Verwandten, der leblos über den Boden geschleift wurde. Doch, das hier musste definitiv ein Traum sein, ein ganz ganz böser, aus dem er nicht erwachen konnte. "Ich bin keine Beute! Und ich bin auch kein Schaf!" Warum schnallte sie das bloß nicht?! Wie oft musste er das noch wiederholen? Musste er sich wirklich erst wehren, um es zu beweisen? Er würde garantiert nicht zögern, so viel war klar! "Kein Essen, verdammt!" blökte er fast schon panisch, als das tote Tier plötzlich direkt vor seiner Nasenspitze hin und her schwankte. Ruckartig trat er mehrere Schritte zurück, kam dabei kurz ins Stolpern, fing sich aber gerade noch. "Du bist doch verrückt! Absolut verrückt!" Seine Stimme war beinahe schon schrill. Der Gehörnte konnte einfach nicht glauben, was hier gerade geschah. "Mein Name geht dich überhaupt nichts an! Ich weiß wohin ich gehöre und nicht du, du Schwachkopf! Ich habe ein Recht auf Freiheit, so wie jeder Andere auch!" nur weil er vielleicht ein wenig aussah, wie ein Tier hieß das noch lange nicht, dass man ihn irgendwo wegsperren durfte! Das hatte er lange genug mitgemacht und er würde auf keinen Fall erlauben, dass sich dieses Schicksal noch einmal wiederholte. Lieber starb er bei dem Versuch, seine Freiheit zu behalten!
Man konnte durchaus sagen, dass mit dem Caprini und der Oni zwei Welten aufeinander prasselten. Valda merkte dies allerdings nicht so stark, war sie es mittlerweile gewohnt, dass sie nicht die Norm sondern viel mehr die Ausnahme war. Sie nahm einfach an, dass sie jeder ungewöhnlich fand. Dass es bei Finnick allerdings ein Ausmaß annahm, dass mehr als schädlich für dessen Gesundheit war, da sein Stresslevel wohl auf 10.000 gestiegen war, seit er die Oni angesprochen hatte, verstand sie also nicht. Nein. Alles zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, Vögel, die viel kleiner waren als die zuhause, die Pflanzen, das Thema Essen und weiteres. Aber in keinster Weise dachte sie so wirklich drüber nach wie es dem jungen Mann so ging. Dafür reichte ihre Kapazität in dem Moment irgendwie nicht. Was eigentlich traurig war... Immerhin interessierte sie sich ja für Finnick. Es war allemale kompliziert. Während sie glücklich und seelenruhig vor sich herplapperte und Geschichten und Weisheiten teilte, wurde das Böckchen immer panischer und aggressiver. Eigentlich war es ein Wunder, dass es noch geradeausblicken konnte. Die meisten Schafe wären in seiner Situation vor Stress und Panik zusammengebrochen. Das war also schon eine ordentliche Leistung die er da ablieferte! Valda freute sich als sie etwas mehr von Finnick erfuhr. Er aß also kein Fleisch... Aber das beantwortete ihr nicht die Frage, ob es andere Leute in Fiore gab, die beschissene Beute aßen. Tragisch war das. Vielleicht würde sie ja von jemand anderes dazu eine Antwort bekommen. Sie durfte das auf jeden Fall nicht vergessen! "Du isst kein Fleisch... Da verpasst du aber was. Fleisch ist super und hilft dabei Muskeln aufzubauen!", erwiderte sie begeierst und flexte ein wenig mit ihrem definierten Körper, den sie ein wenig in Szene setzte und dessen Muskeln sie ein wenig tanzen ließ. Dabei grinste sie breit, dass man ihre spitzen Zähne sehen konnte. Ja, die Oni war mehr als stolz auf ihren trainierten Körper, ackerte sie sich schließlich dafür auch ordentlich ab. Auf die Aussage, dass sie den Kerl nicht einmal futtern wollte, wirkte er ganz entsetzt und irritiert. "Außer du willst das natürlich..:", fügte sie noch leise hinzu. "Ich hab dich doch nicht angegriffen! Umarmt man sich da wo du herkommst nicht?", erwiderte sie anschließend, mindestens genauso irritiert wie der Caprini selbst. Der Bock meinte als Valda ihm ihr Essen zeigte, dass er kein Schaf war. "Hä... Aber du hast doch da so Wolle wie ein Schaf..", dabei deutete sie auf die Locken des Mannes, "Und du hast Hörner.", fuhr sie fort und deutete auf die Hörner. Irgendwie verstand sie es nicht. Er sah aus wie ein Schaf, aber war keins? Seltsam. Wirklich seltsam. Noch verwirrter war sie, als er völlig verstört drien blickte und zurück wich, als sie mit dem toten Schaf vor seiner Nase rumwedelte. Hatte er Angst vor seinen Artgenossen? "Und ich dachte immer Schafe mögen Gesellschaft durch ihre Artgenossen... Du bist schon ein seltsamer Bock...", erwiderte sie und kratzte sich mit der freien Hand irritiert am Kopf. Die flauschige Wolke beschimpfte die Oni als verrückt, als wäre das irgendwas schlechtes. "Ja, bin ich. Aber das ist doch nichts schlimmes... Jeder ist ein wenig verrückt. Sonst wär das Leben ja langweilig." Erklärte sie und zuckte mit den Schultern, legte das Schaf wieder weg, streckte die langen Beine aus, sodass je eins auf beiden Seiten des Caprinis lag. Sie stemmte die Hände gegen den Boden, hinter sich und lehnte sich nach hinten, streckte sich ein wenig. Sie stieß ein leises Stöhnen aus. Man, lange stillsitzen war nicht ihr Ding. "Ist schon gut. Ich werd dich nicht dahin zwingen. War bloß neugierig.", fuhr sie fort und beugte sich dann wieder nach vorne, die Beine immer noch ausgestreckt. "Ich bin ja eh dafür, dass man machen sollte was man will... Aber ich finds auch fies von dir, dass du mich verurteilst, nur weil ich nachfrage, wenn ich etwas nicht verstehe... Falls du dich diskriminiert gefühlt hast tut es mir leid... Ich kenn es halt nur nicht anders... Also das mit dem, wo Schafe leben... Bist auch das erste Schaf das auf zwei Beinen läuft, dass mir unterkommt.", sagte sie nun wieder grinsend und fröhlich summend, während sie mit ihren Pranken versuchte Schmetterlinge und Vögel zu fangen, die um sie herum schwirrten. "Ist schon krass. Muss man dir lassen.", fuhr sie fort und schlug einmal so fest die Hände zusammen, dass man das Geräusch sicherlich noch einige Meter weiter weg hören konnte. Langsam löste sie diese voneinander und guckte ob sie etwas erwischt hatte. Als dort nichts war, schob sie die Unterlippe vor und schmollte ein wenig. Man... Sie wollte doch nur eins von diesen Tieren fangen... Warum erwischte sie denn keines? Sie blickte wieder zu Finnick. "Du bist ganz schön angespannt, wusstest du das? Stress ist nicht gut für einen.", sie ließ die Hände wieder auf den Boden sinken. "Solange du so verspannt bist, können wir aber nicht arbeiten. Das wird doch nichts.", fuhr sie fort. "Wir sollten eine Runde meditieren... Hab gehört das soll helfen.", meinte sie dann, zog die Beine wieder an und nahm wieder den Schneidersitz ein, legte die Handrücken auf ihren Knien ab, schloss die Hände zum Himmel entgegen, setzte sich gerade hin und sah zu Finnick an. "Los! Begib dich in Position!", wies sie ihn an und versuchte ihn umzustupsen, ehe sie die Hand wieder in Position brachte. "Also... Tief ein und aus atmen. Ab jetzt!"
"Ich verpasse überhaupt nichts! Man braucht kein Fleisch, um stark zu sein!" blaffte der Lockenkopf zurück und schüttelte energisch den Kopf. Es war ihm vollkommen egal, was andere aßen, doch er selbst wollte es einfach nicht. Es fühlte sich einfach falsch an. Dieses 'Fleisch' hatte einmal gelebt, gefühlt, gedacht, so wie er selbst, da war er sich sicher. Und wenn er selbst nicht zur Beute werden wollte, dann sicher auch kein anderes Lebewesen. Außerdem mochte er vielleicht ein wenig klein geraten sein, doch er war das absolute Gegenteil von schwach! "Nein, will ich nicht!" War es wirklich so schwer zu glauben, dass er an seinem Leben hing und nicht das nächste Abendessen der merkwürdigen Riesin werden wollte? Oder wollte sie es einfach nicht einsehen? Wohl nicht. Viel eher lag es daran, dass die Beiden vollkommen an einander vorbei redeten, Reaktionen fehlinterpretierten oder sich einfach nicht ausführlich mit dem Standpunkt des Gegenübers auseinandersetzen konnten oder wollten. Weder konnte sich Finnick in Valdas (viel zu große) Rolle hineinversetzen, noch wollte er das überhaupt. Schließlich war er immer noch der Meinung, dass sie ihn eiskalt angegriffen hatte ... auch, wenn sie nun das exakte Gegenteil behauptete. "Umarmen...? Da wo ich herkomme?" Nichtsdestotrotz brachte sie ihn mit ihrer Aussage ins Straucheln. Er wusste durchaus, was Umarmungen waren, manchmal sah er es Leute tun, die vertraut wirkten, doch er selbst? "Nein..." Manchmal hatte er ein 'Braver Junge' gesagt bekommen, wenn er sich den Tests, die die Forscher durchführen wollten, nicht widersetzt hatte. Wenn er Glück hatte, bekam er dann sogar eine größere Mahlzeit, aber nie hatte irgendwer versucht, seine Arme um ihn zu legen. Vielleicht war er darüber aber auch ganz froh, denn wirklich gut angefühlt hatte es sich nicht. Gab es wirklich Leute, denen soetwas gefiel? "Aber sowas bescheuertes brauche ich auch gar nicht." fügte er schließlich kleinlaut hinzu. Vielleicht mochte der Gehörnte aussehen, wie ein Schaf, doch das hieß noch lange nicht, dass er eins war. Einmal mehr wurde er ausschließlich nach seinem Äußeren beurteilt. Auch, wenn es dieses Mal nicht aufgrund seiner Kleidung gewesen war, war es nicht weniger frustrierend. "Vielleicht sind die Hörner ja nicht echt und ich trage falsche Haare!" Das Wort Perrücke kannte er nicht. "Ich bin mehr als nur mein Aussehen!" Sein Tonfall war fast schon verzweifelt, wer aufmerksam war, würde darin sicher auch den Wunsch heraushören, auch als lebendes, fühlendes Wesen mit Vergangenheit und Zukunft angesehen zu werden. "Wieso sieht das keiner...?" Kaum mehr als ein halbherziges Murmeln waren diese Worte nicht und wenn Valda nicht gerade die Ohren einer Katze besaß, dann würde sie es wohl auch kaum hören. Die Aussagen, die als nächstes von der Riesin folgen sorgten schließlich vollends dafür, dass der Bock aus dem Konzept kam. Überrascht blinzelte er, zum ersten Mal am heutigen Tag kam nicht sofort eine zickige, defensive Antwort zurückgeschossen. Jeder war ein bisschen verrückt? Sonst wäre es langweilig? Wie meinte sie das? Und was meinte sie damit, dass sie ihn nicht zwingen wollte? Das war es doch, was sie die ganze Zeit vorgehabt hatte, oder? Sie wollte ihn zu irgendetwas bewegen, das ihren eigenen Zwecken diente. Da war er sich sicher gewesen. Doch jetzt behauptete sie das Gegenteil ... und ihre Erklärung wirkte so aufrichtig. Sie war nur neugierig gewesen? Hieß das, sie war an dem Wuschelkopf ... aufrichtig interessiert? Das ... das konnte doch nicht sein. Oder? Seine Augen lösten sich von der riesigen Gestalt, wanderten stattdessen hilflos in der Gegend herum. Nun ... das war jetzt ein wenig überfordernd. Er hatte keine Ahnung, wie er darauf reagieren sollte. An diesem Punkt war er noch nie in seinem Leben gewesen. "Ähh-" stotterte er, sichtlich hilflos und verwirrt. "Schon okay?" Die Worte kamen ihm nur schwer über die Lippen, doch er wusste nicht, was er sonst hätte sagen sollen. "Ich kenne vieles auch noch nicht ... glaube ich zumindest." Unruhig verlagerte er sein Gewicht immer wieder von einem Fuß auf den anderen, fuhr sich durch das lockige Haar und schien mit den Augen irgendetwas zu suchen. "Es gibt auf jeden Fall viele verschiedene Arten von Leuten. Manche sehen halt so aus wie ich ... ein bisschen wie Schafe ... es gibt ja auch welche, die aussehen wie Katzen oder Hunde, das sind ja auch ganz normale Leute, weißt du?" Er atmete tief durch. "Also, glaube ich zumindest. Ich bin auch kein Profi oder so..." Schließlich zuckte er mit den Achseln. Die Welt war schon irgendwie komplex, es war schwer zu erklären. Vor allem, weil er selbst ja erst knapp zwei Jahre mit ihr zutun hatte. Vorher hatte es nur das Labor gegeben. Das Klatschen ihrer Hände ließ ihn direkt wieder zusammenzucken und zurückweichen. Doch ihr Blick lag nicht auf ihm, sie schien mit etwas anderem beschäftigt gewesen zu sein. "Äh .... kannst du das vielleicht nicht nochmal machen?" fragte er leise, unsicher. "Das ist für mich sehr gruselig, oder so." Er hob die Schultern an und ließ sie wieder herunterfallen, als wäre es keine große Sache. Dabei war es das für ihn sehr wohl. Laute Geräusche versetzten ihn oft in Angst. "Angespannt? Stress? Ich weiß nicht was du meinst." Er war doch so wie immer, oder nicht? Eigentlich gab er sich gerade sogar ein wenig Mühe, nett zu sein. "Was ist meditieren?" Hilflos blinzelte er die Blonde an, hatte keine Ahnung, was sie gerade von ihm erwartete. Ihrer Aufforderung, sich in Position zu begeben, kam er nur zögerlich nach. Sein Körper war noch nicht bereit, unachtsam zu werden. Trotzdem hockte er sich hin, versuchte ihre Pose so gut wie möglich nachzuahmen. Dabei ließ er sie nicht aus den Augen. "S-so?" Seine Atemzüge kamen nur holprig und unregelmäßig, aber er gab zumindest sein bestes. Das war doch schonmal etwas, oder?
Irgendwie wollte sich das Gespräc der beiden nich so recht entspannen, den Finnick reagiertr weiterhin defensiv und aggressiv auf die Oni und diee verstand das Problem überhaupt nicht. Sie sagte einfach, was ihr in de Sinn kam und daran war doch nichts falsch? War doch viel besser, als wenn man sich immer seinen Teil dachte anstelle miteinander zu kommunizieren. Kamen doch viel mehr Missverständnisse auf. Sie verstand das Schaf einfah nicht. "Ich zwing dich ja nicht es zu essen.", erwiderte sie und hob abwehrend die Hände, als Finnick blaffte, dass man Fleisch nicht brauchte um stark zu sein. "Es ist nur meine persönliche Meinung. Ich finde Fleisch lecker und man kann damit super leicht Muskeln aufbauen ud stark werden. Ohne geht es natürlich auch, aber ich finde das ist viel anstrengender und schwerer.", erklärte sie einfach nüchtern. Sie mochte vielleicht nicht nachvollziehen können, warum das Schaf so bissig darauf reagierte und nicht Fleisch aß, aber sie respektierte es. "Ja, umarmen... Das wo man andere in seinen Arm schließt und sich gegenseitig drückt. So wie ich es bei dir getan hab.", versuchte sie es ihm zu erklären, weil er überhaupt nichts damit anfangen zu können schien. "Ich kenne es als Zeichen dafür, dass man jemanden mag. Also etwas womit man seinem Gegenüber vermittelt, dass man ihn toll findet und gerne um sich hat. Ich mag viele Leute...", fuhr sie fort, grinste breit und legte die Hände auf ihre Knöchel, zog diese ein wenig näher zu sich, immer noch im Schneidersitz sitzend. "Wobei wenn ich so drüber nachdenke... Wenn ich hier Leute sehe die sich umarmen, machen die das nur halb so energetisch wie ich es immer mache... Da steckt irgendwie immer weniger Kraft und Energie drinne, find ich. Vielleicht liegt das daran, dass hier alle zerbrechlicher sind...", sie zuckte mit den Schultern und blickte auf ihre Hände hinab, hob eine dann und hielt sie dem Mann hin. "Guck Mal... Deine Hand alleine schonn istt viel kleiner als meine...", erklärte sie und sah wieder zu Finnick hoch. "Bei euch in Fiore ist halt alles irgendwie kleiner...", fuhr sie fort und ließ die Hand wieder auf ihren Knöchel fallen und legte grinsend den Kopf schief. Jedoch verschwand dieses wieder als sie hörte, was der Caprini sagte. "Nein...?", wiederholte sie ein wenig erschrocken. "Das ist aber schade! Ich finde, Umarmungen sind was ganz tolles! Schade, dass du das nicht so kennst.", erwiderte sie und musterte den Kleinen vor sich. "Wieso denn bescheuert? Was ist denn daran bescheuert, wenn man jemanden zeigt, dass man ihn mag?", murmelte sie irritiert, zog die Augenbrauen zusammen. "Falsche Haare und nicht echte Hörner? Wenn das so ist, kannst du die doch sicherlich abnehmen. Beweise es mir und ich nenne dich nie wieder Schaf.", schlug sie vor, wenn auch sie sich ein wenig irritiert am Kopf kratzte. "Wobei ich nicht verstehe was so schlimm daran ist, ein Schaf zu sein... Dir ist nie kalt, Hörner sind voll cool und praktisch, ich meine... Du kannst die im Kampf nutzen und sie sehen toll aus! Geben einem etwas wildes, gefährliches." Ja, wenn sie so darüber nachdachte waren Hörner voll cool ud beeindruckend. Die Worte die darauf folgten hörte sie nicht, weshalb sie ihren smaragdgrünen Blick wandern ließ und Finnick ein wenig Ruhe gönnte. Kurz darauf hatte sie ihm gesagt, dass ja jeder ein wenig verrückt war und es sonst voll langweilig wäre und sie ihn zu nichts zwingen würde, lediglich neugierig gewesen war. Daraufhin schien sich das Verhalten des Caprinis zu ändern, starrte er Valda nicht mehr an, ließ den Blick wandern und stotterte vor sich hin. Er erzählte davon, dass er vieles auch noch nicht kannte und es außer ihm nch andere Personen gab, die ein wenig an Tiere erinnerten, wie Katzen oder Hunde. "Stimmt! Ich hab da Mal eine getroffen, die war ganz flauschig so wie du... @Lilly hieß die. Bei meiner ersten Quest.", erklärte sie, erinnerte sich warm lächelnd an das niedliche, nette Mädche zurück, dass sie bei der Quest zusammen mit @Lex kennengelernt hatte. Im nächsten Augenblck machte es Klick. "OH! Mir fällt da was ein! Lilly war eine Caprini... Hat sie zumindest gesagt. Aber irgendwie ist mir entfallen was das ist...", meinte sie erst aufgeregt, ehe sie zum Ende hin ein wenig deprimiert wurde. Sie hatte vergessen, dass Lilly ein Tiermensch, eine Caprini war und was genau das war. Dabei hatte sie sich vorgenomme gehabt, sich alles zu merken, was sie in Fiore lernte. Um ihre Laune wieder aufzubessern, hatte sie also versucht ein paar der Tierchen zu fangen, die in ihrer Reichweite rumflogen. Finnick wirkte ganz erschrocken, als sie die Hände zusammengeschlagen hatte und bat sie das nicht mehr zu tun. Irritiert blickte sie von ihre Händen auf. "Ja, klar... Wollte nur was fangen. Aber wenn es dich stört, mach ich nachher damit weiter.", meinte sie, richtete sich wieder auf und nickte bestimmend. "Naja, du lässt mich nicht wirklich aus den Augen und wirkst sehr konzentriert, als würde dich jeden Augenblick ein gefährliches wildes Tier anfallen und wenn du die ganze Zeit so drauf bist, können wir uns doch nichht auf das konzentrieren, was wir eigentlich machen wollen.", erklärte sie und begab sich in die Position, in der man üblicherweise meditierte. Das Schaf schien nichts damit anfangen zu können, versuchte aber dennoch ihre Sitzposition nachzumachen. Valda öffnete ein Auge, musterte den Mann ud nickte. "Genau so und jetzt die Augen zu. Soweit ich verstanden hab, macht man das so. Man schließt die Augen, konzentriert sich auf das was man hört, riecht und spürt... Beim Meditieren atmet man ganz kontrolliert glaub ich... Das soll irgendwie entspannen, hat man mir gesagt. Deswegen probiere wir das jetzt!", erklärte sie, machte den Rücken gerade und atmete tief ein und aus. "Wir atmen tief ein und aus, versuchen alle Gedanken zu verdrängen und uns darauf zu konzentrieren..."
"Ich würde mich auch nicht zwingen lassen." murrte der Gehörnte schnaubend, verschränkte die Arme vor der Brust. Er machte es der Blonden gerade wirklich nicht leicht. Doch wenn er es seinem Gegenüber nicht schwer machte, woher sollte er dann wissen, wie aufrichtig er oder sie in seinen Absichten war? Das wahre Gesicht eines Menschens kam oft schnell hervor, wenn er mit Schwierigkeiten konfrontiert wurde. Das war eine der ersten Lektionen, die Finnick in seinem kurzen Leben gelernt hatte. Viele Forscher waren unfassbar nett, doch sobald man ihnen widersprach oder sich weigerte, änderte sich ihr Verhalten schlagartig. Kannte man die Geschichte des jungen Mannes, so war es also irgendwo verständlich, das er sich so verhielt. Es machte den Umgang mit ihm jedoch nicht im geringsten leichter. "Ich möchte nicht stärker werden, wenn es auf Kosten eines anderen Lebewesens geschieht." erklärte er schließlich. Genau das war es doch, was man ihm auch angetan hatte. Fortschritt auf Kosten eines hilflosen Kindes. Nur, dass man ihn nie getötet und erlöst, sondern am Leben erhalten hatte, um die selben, grausamen Prozeduren am nächsten Tag zu wiederholen. Niemand sollte leiden müssen, nur damit er im Leben besser voran kam. Das war ein Entschluss, den er sehr schnell gefasst hatte, nachdem er endlich entkommen war. Doch mal ganz davon abgesehen war da weiterhin der Aspekt, dass ihm Fleisch einfach nicht schmeckte. Also selbst, wenn der moralische Konflikt nicht da wäre, würde er es wohl trotzdem meiden. "Du hast mich fast erdrückt und nicht gedrückt! Das ist ein gewaltiger Unterschied!" versuchte er ihr zu verstehen zu geben, Entsetzen klar und deutlich in seiner Stimme. Er mochte zwar keine der beiden Optionen, doch eine davon war deutlich schlimmer als die Andere. "Wenn ich anderen zeige, dass ich sie mag, dann wissen sie ja, dass ich sie mag!" Eigentlich recht offensichtlich. Doch für Finnick gab es dabei ein großes Problem. "Das heißt, sie wissen von einem Schwachpunkt, den sie angreifen können!" Zwar hatten Freunde keine Gründe, sich anzugreifen, auch, wenn der andere Schwäche zeigte, doch das konnte er nicht wissen. Er wartete bei jedem darauf, dass er sich letztendlich gegen ihn stellte, sobald er ihnen die Möglichkeit dazu gab. Es war schwer, seinem Gegenüber seinen Standpunkt zu erklären. Die Riesin schien die Welt so leichtsinnig zu sehen, während er jede noch so kleine Handlung überdachte und analysieren wollte. Sie waren wie zwei verschiedene Welten, die auf einander krachten. "Nein ... nein. Die sind echt ... das war... ääh.. nicht wörtlich...? gemeint." seufzte er. "Ich meine nur, du sollst mich nicht nach meinem Äußeren beurteilen. Das wäre nett." Konnte es sein, dass sie ziemlich oberflächlich war? Trotzdem gab er sich wirklich Mühe, ihr eine Chance zu geben, denn sie schien sich ebenfalls zu bemühen. Irgendwie wollte er ihr entgegen kommen, aber das war gar nicht so einfach, denn er wusste nicht, wie man seinen Mitmenschen entgegen kam. Vor allem, wenn sie so anders waren, wie Valda es war. "Es ist überhaupt nicht schlimm!!" Er war zufrieden mit seinem Körper - wenn man mal davon absah, dass er halb blind war und noch immer regelmäßig Schmerzen in seinen längst verheilten Wunden hatte. Das war unpraktisch ... aber hinderte ihn nicht daran, sich selbst zu akzeptieren. Schließlich waren diese Verletzungen die tägliche Bestätigung, dass er sein altes Leben hinter sich gelassen hatte. Eine schönere Erinnerung wäre natürlich nett gewesen, aber es war besser als gar keine. Wenn er aus dem Schlaf erwachte und sich ins Gesicht fasste, wusste er sofort, dass er die letzten Jahre nicht nur erträumt hatte. "Ich mag mich! Und deswegen will ich, dass du mich als mehr als nur mein Äußeres siehst! Kapier das doch bitte!" Zumindest durch seine Erklärung schien sie langsam den Weg zu seinen Ansichten zu finden. Zwar kannte er diese Lilly nicht, doch das klang halbwegs richtig. Er nickte. "Ich glaube Caprini nennt ihr Tierleute, die so an Schafe, Ziegen und sowas erinnern... Aber verlass dich nicht drauf." Viele Bezeichnungen der Menschenwelt musste er erst noch richtig lernen. Zwar versuchte er, sich alles zu merken, was er hörte, doch das war gar nicht so einfach. Sein Köpfchen tat sich schwer, so viele Informationen auf einmal zu speichern. Bevor sie jedoch ihr Gespräch weiterführen konnten, schaffte es die Blonde, den Bock ein weiteres Mal zu erschrecken. Anstatt jedoch direkt wieder defensiv zu werden, bemühte er sich und bat sie stattdessen, achtsam und vorsichtig in seiner Gegenwart zu sein ... und sie stimmte zu?! Ein erleichtertes Lächeln schlich sich auf Finnicks Gesicht. Das fühlte sich irgendwie gut an. Was war dieses merkwürdige, warme Gefühl in seinem Herzen? Jemand war tatsächlich bereit, Rücksicht auf ihn zu nehmen...! "Naja, ich fühle mich halt auch so, als ob mich aus jeder Ecke was angreifen könnte." erklärte er. So wie er sich fühlte, handelte er halt. Trotzdem wollte er dem Angebot der Riesin eine Chance geben und so folgte er - wenn auch etwas widerwillig - ihrer Anleitung und versuchte, sowohl seine Muskeln, als auch seinen Geist zu entspannen. Er hatte keine Ahnung, wie er seine Gedanken stummschalten sollte, aber vielleicht half dieses schräge Verhalten ja? "ähm ... okay..." Mit dem Augenschließen hatte er tatsächlich ein riesiges Problem. Schlafen konnte er schließlich auch nur, nachdem er mehrfach sein Umfeld geprüft hatte. So einfach ging das nicht. Selbst, wenn er es versuchte, konnte er sie nicht geschlossen halten. Seine Lieder flatterten und zitterten, bis seine Angst ihn dazu zwang, sie wieder aufzureißen. Doch zumindest senkte er den Blick auf den monotonen Erdboden zu seinen Füßen und bemühte sich, nicht die Umgebung zu checken. Sicherlich war das, was er da tat, noch weit davon entfernt, tatsächlich als Meditation durchzugehen, doch er tat sein bestes und es half zumindest ein wenig. Nach einer Weile blickte er wieder auf. Sein Seelenspiegel ruhte auf seinem Gegenüber. Sein Herz war nicht entspannt, aber zumindest nicht mehr verspannt. "Äh, ich glaube wir können loslegen." Er rappelte sich auf und klopfte sich ein wenig die nun staubige Kleidung ab. "Ich verstehe nicht, wieso du dir solche Mühe machst ... aber danke..." murmelte er leise, wendete kurz den Blick ab um hinüber zu dem surrealen Dörfchen Ljuska zu blicken. Dort wartete man garantiert schon auf sie. Es war Zeit, sich endlich ihrer Aufgabe anzunehmen.
Valda verstand nicht warum Finnick die ganze Zeit so defensiv und vor allem aggressiv war. Selbst wenn sie beteuerte, etwas, was Finnick nicht gefiel nicht tun zu wollen, reagierte er bissig. Vielleicht war doch kein Schaf, sondern eher eine Ziege, so wie er herum zickte. Ja, Ziege war angesichts des Verhaltens das das Tier an den Tag legte treffender. Außerdme meinte er ja eh, dass es ihm nicht gefiel, wenn sie ihn ein Schaf nannte. Dann halt Ziege, kam sie auch mit klar. "Ich hab doch gesagt, dass ich es nicht tun werde... Du brauchst dir darüber also keine Gedanken zu machen.", meinte sie dann nochmal irritiert. Sie verstand diesen Kerl nicht. Er war wie eines dieser Rätsel, nichts für sie. Rätsel waren nicht ihr Ding, sie hatte nicht die Geduld dafür, sich diesen wirklich zu widmen und sich darauf einzulassen. Wenn man ihr ein Rätsel in die Hand drückte, war es wahrscheinlicher das sie es entwender in Brand gesetzt oder mit ihren Fäusten, oder ihrer Waffe geplättet hatte wahrscheinlicher, als das sie es wirklich löste. Sie war einfach nicht gut darin und hatte somit auch kein großes Interesse daran, sich dmait zu beschäftigen. Sie tat lieber Dinge, die ihr Spaß bereiteten. Warum sollte sie ihr Leben mit Dingen verbringen, die sie frustrierten, wenn es welche gab, die sie erfüllten? Sie glücklich machten? "Wie auch immer.", meinte sie dann letzten Endes und ging nicht weiter darauf ein. Viel mehr lauschte sie den Worten von Finncik, die als nächstes kamen. "Ist ja deine Entscheidung. jeder soll machen, womit er sich am besten fühlt und was er für die beste Methode hält. In meinem Umfeld ist das halt so. Der Stärkere gewinnt. Entweder du isst oder du wirst gegessen.", meinte sie, versuchte damit Finnick ein wenig näher zu bringen, wie sie aufgewachsen war, sodass es verständlicher war, warum sie so eine feste Haltung zu dem Thema hatte. Wenn auch sie dies nicht bewusst machte. Sie tat es einfach, weil sie es tat und ihr danach war diese Dinge zu sagen. Einfach aus Lust und Laune heraus. "Oh, das tut mir Leid. Ich vergesse immer, wie stark ich bin und das nicht jeder so viel aushält wie ich es gewohnt bin. Das ist noch etwas, was ich lernen muss.", erklärte sie ihm, während sie am Ende ganz begeistert zu sein schien. Valda faszinierte es, wie unterschiedlich alles in Fiore war, auch wenn sie nicht alles verstand oder toll fand. Sie lernte gerne, nciht nur Faktenwissen sondern auch über ihren Körper, was sie machen konnte und was nicht. Was sie machen sollte und was sie auf keinen Fall tun sollte. "Schwachpunkt? Anderen zu zeigen, dass man sie mag ist doch kein Schwachpunkt! Meine Liebe macht mich stärker. Mit jedem den ich liebe, hab ich einen Grund mehr warum ich weiterkämpfen und nie aufgeben sollte. Warum ich besser werden, stärker werden muss. Warum ich über mich herauswachsen muss. Ich will die meinen beschützen.", erwiderte sie völlig verstört von der Ansicht des Bockes. Sie kannte es überhaupt nicht, dass man Liebe als etwas schlechtes oder schwaches ansah. Hallo? Wieso denn auch? "Außerdem, was ist so schlimm daran, wenn jemand den du liebst dich angreift? Bei mir daheim, kämpfen wir auch ständig, obwohl wir uns lieb haben. Wir definieren unsere Beziehung nicht über die Dinge die uns wehtun, sondern viel mehr über die Dinge die uns gut tun. Die uns Spaß machen.", fuhr sie weiter fort und verschränkte die Arme unter ihrer Brust. Der Zwerg war komisch. Wirklich komisch. Auf ihre Frage hin, ob Finnick seine Hörner abnehmen konnte, erwiderte dieser, dass dies nicht möglich war, weil sie echt waren und es nicht wortwörtlich gemeint war. "Was bedeutet wortwörtlich?", meinte sie einerseits irritiert, aber auch neugierig. Onis arbeiteten bei ihr daheim nicht mit Wortwitzen oder anderen stylistischen Mitteln wie Ironie, Sarkasmus oder sowas. Sie kannte es nicht. Somit konnte sie es auch nicht verstehen. So konnte sie alles nur als etwas ernst gemeintes verstehen. "Aber wonach denn sonst? Dein Äußeres ist das einzige wonach ich dich beurteilen kann solange ich dich nicht kenne. Ich hab ja nichts anderes wonach ich mich richten kann.", erwiderte sie und zuckte mit den Schultern. Es war ja nicht ihre Schuld, dass sie von Finnick nur das Äußere kannte, weil er sein Inneres vor ihr versperrte. Das er meinte, dass er sich nicht an seinem Äußeren störte, war sie nur verwirrter. Wenn nichts daran schlimm war, warum regte er sich dann so darüber auf? Sie wurd aus ihm einfach nicht schlau. "Wie ich bereits sagte, ich hab nur dein äußeres. Alles andere verwehrst du mir... Oder soll ich dich anstelle von Schaf, Ziege nennen? So wie du rumzickst? Oder Bock, weil du so rumbockst? Oder lieber verschrecktes Huhn? Weil du alles von mir als Angriff ansiehst?", meinte sie dann und legte dne Kopf schief. Sie verstand einfach nicht, was er von ihr wollte. Sie kannte nicht einmal seinen Namen, also konnte sie diesen nicht benutzen und musste kreativ werden. Aber es war ja nicht ihre Schuld, dass sie ihn nicht wusste. Wenn man es genau nahm, hatte Finnick sich die Kacke hier slebst eingebrockt mit seinem Verhalten. "Ich versteh das ja nicht... Warum immer diese komplizierten Namen. Schafsmensch, Ziegenmensch wäre doch viel einfacher und nachvollziehbarer. Warum Caprini? Ich versteh die Leute aus Fiore nicht... Man sollte doch meinen, das man Namen nehmen sollte die man verstand. Kann sich doch sonst keiner merken.", murmelte sie dann, ließ ihre Hände von unter ihrer Brust wieder auf ihre Oberschenkel sinken. Tatsächlich ließ sich Finnick auf das Angebot der Blyana ein und imitierte ihre Sitzposition, die sie zum Meditieren einnahm. Valda hatte das ganze nur aufgeschnappt, wusste selbst nicht so recht, wie genau es funktionierte, aber es war ein Versuch wert! Vielleicht würde es Finnick danach ja besser gehen, dass sie sich endlich ihrem Auftrag widmen konnten. Eine Weile saßen sie beide da, atmeten tief ein und aus, bis das Schäfchen meinte, dass sie loslegen konnte. Die Oni schlug die Lider auf und musterte ihn mit ihrem smaragdgrünen Blick, nickte. "Das wär toll. Dann lass uns keine Zeit verschwenden.", meinte sie und erhob sich vom Boden. Sie klopfte ihre Kleidung und ihren Hintern, sowie ihre Beine ab, schnappte sich ihre Tasche und das tote Schaf und ging an Finnick vorbei in Richtung des Dorfes. "Ach, das ist doch nichts. Ich mag es einfach nur nicht, wenn jemand schlecht drauf ist. Das Leben ist viel zu kurz, als das man rumrennt, wie sieben Tage Regenwetter. Es gibt so viele schöne Dinge und ich finde es schade, wenn man sich nur auf die negativen fokussiert. Dadurch entgehen einem viele tolle Dinge.", erklärte sie ihre Beweggründe, sah dabei kurz freundlich zu Finnick herunter, ein warmes Lächeln auf den Lippen. "Man hat nur dieses eine Leben und man sollte das Beste daraus machen.", beendete sie ihre Erklärung. In der Zwischenzeit hatten sie das Dorf erreicht. Valda begann wild mit dem nicht bepackten Arm, der leeren hand herumzuwedeln. "Halloooooo!", sang sie relativ laut in die Richtung der Menschen, ein breites Grinsen auf den Lippen, auf sie beide aufmerksam machend.
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Graham Low-Budget Traveller
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Schnell stellte sich heraus, wie offenherzig und großzügig die Chamberlain doch war, verurteilte sie den einstigen Soldaten aus Caelum nicht für seine Schandtat. Sie bat ihn lediglich darum, sie künftig vor vollendeten Tatsachen zu informieren, dass sie eine Straftat begingen, und das Ganze brachte sie mit einem aufrichtigen Lächeln in Verbindung. Dem Aker fielen hunderte Steine vom Herzen, denn er hatte mit den schlimmsten Ablehnungen gerechnet, die einem hätten wiederfahren können. Und auch wenn Lorelai ihm mitteilte, sich nicht grämen zu müssen, so schämte sich der Vagabund trotzdem in Grund und Boden. Diese Handhabe entsprach keineswegs seinen moralischen Vorstellungen, denn auch wenn er ein grandioser Tollpatsch war, so wusste er bestens über Ehre und Ehrbarkeit bescheid. Hier kamen einige Faktoren zusammen, denn einerseits schämte er sich vor Lorelai so ein erfolgloser Pleitegeier zu sein und andererseits war er in der Gegenwart attraktiver Frauen durchaus ein wenig verloren.
Der nächste Fauxpas ließ aber nicht lang auf sich warten, denn Lorelai nutzte ihre sonderbare Magie und entlockte dem ehrenwerten Krieger einen Aufschrei, der aber nicht einer Angst vor Geistern entsprang, sondern der puren Überraschung. Dennoch stieß er sich knüllehart den Schädel und bekam daher ihren vorwurfsvollen Blick gar nicht mit, doch offenbar hatte ihn das Schicksal bereits für diesen Aufschrei bestraft. Noch wusste der Crashmagier ja nichts von ihrer besonderen Verbindung zu den Geistern und erst recht nichts von ihrer abergläubischen Art, die hier und dort sicherlich interessante Grenzen überwinden konnte. Geister waren selbstverständlich aufgrund vieler Schauergeschichten eher negativ behaftet, daher war Graham auch für eine kleine Weile kreidebleich, doch sein Horizont wurde von der Chamberlain offenherzig erweitert. Sie erklärte, wie so eine Verbindung zustande kam und was das bedeutete, schließlich war es schlussendlich nur Magie. Als Großmutter Conny mit den Karten zurückkehrte, kehrte auch seine Gesichtsfarbe zurück und er begriff allmählich, wie cool diese Magie sein konnte. „Im besten Sinne“, bestätigte er der Schönheit grinsend.
Direkt im Anschluss folgte der nächste Fauxpas, bei dem sogar der Schaffner beteiligt war. Ihr gemeinsamer Aufenthalt auf der Toilette hatte offenbar einen merkwürdigen Eindruck auf diesen hinterlassen, weswegen er missverständlicher weise annahm, dass die beiden Magier dort Unzucht getrieben hatten. Lorelai war voller Scham und Graham prüfte, ob ihr beschämtes Verhalten seinem Körpergeruch geschuldet war. Die Situation war zum Glück zügig deeskaliert und die beiden Magier konnten ungehindert weiterreisen, was darin mündete, dass sie sich weiter miteinander unterhielten und sich näher kennenlernten. Spätestens jetzt sollte die Chamberlain wirklich verstehen, dass es typisch für den Aker war, sich lakonisch auszudrücken und sich auf die wesentlichen Informationen beschränkte. Sie verließen den Zug am Wiesenbahnhof und staunten beide darüber, dass es mehr einer Haltestelle glich als einem echten Bahnhof, aber wichtig war, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Jetzt mussten sie nur noch zu Fuß weiterreisen und das Dorf Ljuska erreichen. Doch bevor es dazu kam, machte Lorelai ihn auf einen weiteren Fauxpas aufmerksam: Graham hatte Toilettenpapier am Schuh. Mit verzogenem Blick entfernte er die Papierreste vom Schuh und lächelte sie danach an. „Vielen Dank“, entgegnete er ihr kurz und knapp darauf.
Sie spazierten noch für einige Stunden durch den Süden des Königreiches, der sehr grün und ländlich angehaucht war. Die Temperaturen waren angenehm, die Brise war sanft und die Sonne schien am überwiegend klaren Himmel. In der Ferne konnte man die Gebirgszüge und Wälder sehen, aber auch kilometerlange Felder, manche natürlich, manche bebaut. „Es ist schön hier“, proklamierte der ehrenwerte Krieger, während ihre Beine sie weiter gen Dorf Ljuska führten, welches direkt am Meer lag. Schlussendlich erreichten sie das Dorf und konnten mithilfe der Adresse und hilfsbereiten Bewohnern auch die richtige Haustür ausfindig machen. Sie standen davor und sahen einander kurz an, denn jetzt wurde es ernst. Graham nickte lediglich, ballte eine leichte Faust und klopfte mehrmals gegen die Holztür, um auf sich aufmerksam zu machen. Beim dritten Klopfer löste sich jedoch unerwartet ein Schub seiner Magie und er setzte Crash ein, womit ein Faustgroßes Loch in die hölzerne Tür gesprengt wurde. „IIIIEEEEEEEK“, stöhnte Graham erneut vor Schreck auf, als ihm bewusst wurde, was da gerade geschehen war. Oh nein! Er hat die Tür vom Auftraggeber kaputt gemacht. Dann öffnete sich die Tür und ein junger Mann kam zum Vorschein, der bereits völlig aufgelöst war wegen der Tür. Gerade wollte er mit zackigem Ton seine Wut hervorbringen, da hielt er inne und wurde Zeuge eines ehrenwerten Kriegers, der bereits auf allen vieren auf dem Boden hockte und sich immer wieder verbeugte. „Es tut mir leid. Es tut mir leid. Es tut mir leid. Es tut mir leid“, sprach dieser in einer Tour. Ganz schön panisch der Gute.
Kopfschüttelnd wandte sich der junge Mann an die bezaubernde Lorelai. „Seid ihr die Magier, die mir helfen sollen, die glitzernden Blauschalmuscheln zu finden?“, hakte er also nach und seine Miene hellte sich deutlich auf, als er die Bestätigung dazu erhielt. „Kommt rein, kommt rein. Ich habe frischen Tee“, lud er also ein und blickte dann zu Graham. „Und Sie können damit aufhören, sich zu entschuldigen. Ich kürze einfach ihre Belohnung für den Schaden und alles ist wieder gut.“
Die Reise gen Süden des Königreichs ging zu Fuß weiter. Doch daran störte sich Lorelai keineswegs, denn sie war es aufgrund ihrer jahrelangen Reise von Sin nach Fiore gewöhnt, lange Strecken zu laufen. Die Rosahaarige genoss es, einen neuen Winkel ihrer Wahlheimat erkunden zu können. Weite, satte Wiesen und Felder erstrecken sich über Süd-Fiore, alles wirkte ländlich und idyllisch. Man könnte beinahe meinen, dass sie jeden Moment wieder in Shirotsume ankommen würden. Aber hier war es doch noch anders, als im Osten. Lorelai war diesbezüglich keine Expertin, aber auf den ersten Blick würde sie meinen, dass die Böden hier fruchtbarer waren und die Natur etablierter. Auch Graham hatte die Schönheit des Südens erkannt und tat seine positive Meinung darüber offen kund, was Lorelai nur lächelnd bestätigen konnte.
Als sie das Dorf erreicht hatten, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie auch vor dem Haus des Auftraggebers standen. Nach einem kurzen Blickaustausch nickte Graham kurz und dann war es an ihm, den ersten Schritt zu tun. Er hob seine Hand und klopfte gegen die Haustür. Doch dann geschah etwas völlig Unvorhersehbares: Als die Faust des Kriegers das dritte Mal gegen das Holz klopfte, entstand an jener Stelle ein Loch in der Tür! Ein Loch, welches gerade so wirkte, als habe man es fein säuberlich raus gesägt. Ohne Gewalteinwirkung! Und doch fielen die geometrischen Einzelteile der herausgelösten Stelle zu Boden. War das Magie? Aber warum tat Graham das? Wobei, er wirkte so erschrocken, dass es wohl kaum Absicht war. Lorelai hatte große Augen bekommen, legte sich besorgt über die Reaktion des Hausbesitzers die Hände schützend an die Brust. Dieser kam heraus, schien erbost zu sein und - hielt inne. Er blickte, wie auch Lorelai, auf Graham herab, der sich auf allen Vieren immer wieder verbeugte und sich hektisch wiederholt entschuldigte. Der Auftraggeber wandte sich Lorelai zu und erfragte, ob sie die Magier seien. „Richtig, bravo! Dies ist der ehrenwerte Krieger Graham Aker und mein Name ist Lorelai Chamberlain“ Über die Einladung zum Tee freute sich die junge Frau sichtlich und auch Graham durfte eintreten. Der junge Herr fand sogar eine gute Lösung für das Problem mit seiner Tür und erlöste Graham somit von seinen Qualen. Als der Mann wieder ins Haus gegangen war, bot Lorelai dem ehrenwerten Krieger ihre Hand zur Hilfe beim Aufstehen an, wenngleich er das natürlich auch selbst gekonnt hätte. „Eine Tasse Tee wird dir bestimmt gut tun!“, meinte sie aufmunternd und lächelte den armen Unglücksmenschen an. Ja, dieser Krieger brauchte dringend eine Portion Glück!
Als sie gemeinsam am Tisch saßen, erklärte der Auftraggeber, dass er die glitzernden Blauschalmuscheln leider nicht selbst besorgen könnte: „Dummerweise bin ich Seekrank. Oh, und ein Boot steuern kann ich auch nicht. Naja.. und schwimmen kann ich irgendwie auch nicht. Ich habe keine Möglichkeit, auf die Insel mit den Muscheln zu gelangen! Aber ich brauche sie so dringend, sonst kann ich Claire nicht heiraten! Dabei lieben wir uns doch so sehr!“, jammerte er und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Mitfühlend sah die Rosahaarige den jungen Mann an, der so verzweifelt war. „Sie sind wahrlich kein talentierter Seefahrer“, volle Breitseite, aber freundlich lächelnd formuliert. „Seien Sie unbesorgt, Herr.. Herr Bräutigam in spe. Solange Graham und ich Teil dieses Auftrages sind, wird die Liebe immer obsiegen!“, versicherte Lorelai ihm heroisch. „Nicht wahr?“, suchte sie entschlossen die Bestätigung des ehrenwerten Kriegers (an dem sie noch immer nicht zweifelte). „Ich bin euch ja so dankbar!“, weinte der Verliebte dann sogar. Der Auftraggeber hatte vorgesorgt und den Magierin ein kleines Ruderboot zur Verfügung gestellt. Die Insel war nicht weit entfernt, das sollte schon irgendwie gehen.
Gemeinsam gingen die beiden Magier zu den Docks und fanden das Ruderboot, welches nicht besonders.. stabil wirkte, dafür aber marode. „Nun.. denkst du, es ist seetüchtig?“, fragte Lorelai ihren Gefährten sichtlich verunsichert. Sie ging näher heran und inspizierte das Boot, ehe sie sich wieder Graham zuwandte. „Ich muss dir gestehen, dass ich noch nie in einem Boot gesessen bin. Ich verlasse mich ganz auf dich, ehrenwerter Krieger“, versicherte sie ihm lächelnd, ehe sie kicherte: „In dieses Gefährt solltest du jedoch kein Loch zaubern“
Gemeinsam hatten sie die Reise ins südliche Königreich hinter sich gebracht. Die Zugfahrt selbst war bereits ein Abenteuer gewesen, doch auch der lange Fußweg vom Wiesenbahnhof bis zum Dorf Ljuska war eines, wenngleich dieses Abenteuer weniger aufregend wirkte. Neben ausgedehnten Gesprächen war es allen voran die Natur, welche auf die beiden Magier wirkte und dabei eine wundervolle Idylle darstellte. Alles wirkte hier so friedlich und harmonisch, so ausgeglichen und frohlockend. Der Süden war wirklich ein sehr farbenfrohes Land und weder durch große Städte noch Industrie befleckt. Man konnte er hier wirklich das Leben genießen, wenn man fernab größerer Gesellschaften auf dem Felde arbeiten wollte. Der Süden hatte alles, was man brauchte, um glücklich zu leben. Doch weder für Lorelai noch für Graham war dies eine Option, denn sie waren Magier und verdienten damit ihre Brötchen. Zumindest Graham war deutlich auf diese Arbeit angewiesen, denn all seine übrigen Talente waren dank seiner Tollpatschigkeit eben keine Talente mehr.
Beim Auftraggeber angekommen, ging es direkt an die Kontaktaufnahme, die sich aber auch schwieriger gestaltete. Graham zerstörte versehentlich durch einen Magieschub einen Teil der Tür und fiel danach schockiert auf die Knie, um sich abertausende Male zu entschuldigen. Das Ganze war ihm so dermaßen unangenehm, dass er sich gar nicht mehr zusammenreißen konnte und der Auftraggeber schien davon sehr verwirrt, daher wandte er sich lieber an die bezaubernde Lorelai. Diese blieb natürlich souverän und stellte die beiden Magier vor, wenngleich Graham wieder einmal als ehrenwerter Krieger bezeichnet wurde. Eigentlich wurde ihm diese Bezeichnung gar nicht gerecht, denn auch wenn sein moralischer Kompass einwandfrei war und sein Verständnis für Ehre den richtigen Aspekten folgte, so konnte er sich nicht mit geschlagenen Schlachten brüsten, wie es Krieger für gewöhnlich taten.
Glücklicherweise wurde für die Tür schnell eine Lösung gefunden, denn er beschnitt einfach das Gehalt von Graham um die Kosten zu decken. Indes hörte der Aker mit seiner Entschuldigungstirade auf und ergriff die Hand, die Lorelai ihm anbot, um ihm aufzuhelfen. Er stellte sich wieder zu voller Größe auf und schenkte der Chamberlain ein herzliches Lächeln, denn sie war so hilfsbereit und verständnisvoll, allen voran aber geduldig. „Danke“, entgegnete er ihr und nickte zufrieden, als sie davon sprach, dass ihm eine Tasse Tee guttun würde. Sie traten also in das Haus des Auftraggebers ein und fanden sich alsbald an einem Tisch wieder, um besagten Tee zu trinken. Diese Zusammenkunft nutzte der junge Mann auch gleich, um die Rahmenbedingungen des Jobs zu benennen und allen voran zu erklären, wieso er diese Muscheln nicht selbst organisieren konnte. Wenn diese Muscheln ein derartig wichtiges Zeichen der Liebe war, dann sollte er trotz all seiner Einschränkungen den Mut zusammen nehmen, doch Graham verzichtete darauf, es kundzutun.
„Hm?“, blickte Graham überrascht auf als sich die Chamberlain an ihn wandte. Kurz rekapitulierte er das Gespräch und nickte dann lächelnd. „Gewiss. Liebe wird obsiegen“, stimmte er also zu und man konnte dem Auftraggeber seine Dankbarkeit wirklich ansehen. Leider war es eben nicht sein Akt der Liebe, sondern der Akt der Magier. Ob seine baldige Frau überhaupt davon erfuhr, dass er diese Muscheln nicht selbst besorgt hatte? Es wäre wünschenswert, sonst stünde die Ehre auf einem Fundament voller Lügen. Gemeinsam gingen die beiden Magier nach dem Tee zu den Docks, um das vorbereitete Ruderboot in Empfang zu nehmen, mit welchem sie übersetzen mussten. Graham erkannte auf den ersten Blick bereits, wie unzulänglich dieses Stück Holz doch war. „Seetüchtig? Gerade so“, antwortete er auf die besorgte Frage seiner Partnerin.
„Ich werde auf dich achten“, versicherte Graham ihr mit einem Lächeln und kletterte dann zuerst in das Gefährt, um die Tragkraft zu testen. Es wäre ärgerlich, wenn Lorelai eingestiegen und das Boot sofort gesunken wäre, denn sie trug so viele Talismane und wäre sicher einfach zum Meeresboden gesunken und ertrunken. Er selbst war vermutlich einfach zu tollpatschig, um zu sterben. „Alles stabil“, bestätigte er und sah die Chamberlain kurz ein wenig entgeistert an, als sie von ‚kein Loch zaubern‘ sprach. Wie zaubern? Er war doch eigentlich kein Magier, also wie sollte er dann zaubern? Oh, sie meinte dasselbe Phänomen wie mit der Holztür vorhin. „Mein Pech ruht erstmal“, versicherte er ihr. Diese seltsame Fähigkeit beschrieb er simpel als Pech, doch Lorelai war da weitaus wissender als er. Glücklicherweise kamen solche Magieschübe nicht alle paar Stunden, sondern schon seltener, aber wenn sie kamen, dann in den ungünstigsten Augenblicken.
Als Lorelai im Boot war, löste er die Leine und schnappte sich die beiden Ruder, um das marode Boot in Bewegung zu setzen. Und so startete die glorreiche Überfahrt der beiden Magier im Auftrag der wahren Liebe!
Als die beiden Magier bei den Docks angekommen waren, betrachteten sie etwas skeptisch das Ruderboot, welches der Auftraggeber ihnen organisiert hatte. Lorelai war tatsächlich ein wenig mulmig zu Mute. Zum einen war sie noch nie in einem Boot gesessen, zum anderen sah dieses Exemplar nicht besonders stabil aus. Und es gab noch ein anderes Problem, aber davon würde sie Graham erzählen, wenn sie in See gestochen waren und es sowieso zu spät war. Der Schwarzhaarige mit den freundlichen, Haselnussbraunen meinte aber, er würde auf sie achten. Sofort bildete sich ein glückliches Lächeln im Gesicht der Chamberlain und sie freute sich sichtlich darüber. „Das ist gut! Ich werde auch stillhalten“ Soweit sie wusste, sollte man in einem Boot nicht einfach aufstehen und herum wackeln. So stieg Graham zuerst ein und prüfte das Ruderboot, woraufhin er Lorelai versicherte, dass es stabil sei. Vorsichtig kam sie dazu und nahm durchaus nervös auf der Holzbank des Bootes Platz. Sie meinte noch kichernd, er sollte hier lieber kein Loch zaubern, doch Graham entgegnete nur, dass sein Pech ruhen würde. „Dein Pech?“, fragte sie überrascht nach. Er müsste doch lediglich seine Magie in Zaum halten? Statt diese Gedanken jedoch auszusprechen, war sie nun mit der Bootsfahrt sich beschäftigt. Sie konnte nicht behaupten, sich besonders wohl zu fühlen.. aber dank ihrer Talismane würde ja zum Glück nichts passieren.
„Möchtest du eine Pause? Vielleicht kann ich das auch“, fragte sie Graham nach einer Weile, als sie nur noch von Wasser umgeben waren. Zwar machte er nicht unbedingt den Eindruck, als brauche er die Pause, aber vielleicht wollte er es Lorelai einfach mal ausprobieren lassen. Gespannt lächelnd nahm sie die Ruder also entgegen und machte einen ersten Zug. Und mit aller Kraft einen zweiten. Beim Dritten kämpfte sie bereits. „Kurios! Ich hätte niemals erwartet, wie anstrengend das ist“, teilte sie sich überrascht mit und versuchte sich an einem weiteren Zug, dann übernahm Graham wohl besser wieder. In der Zwischenzeit sah Lorelai zum endlosen Ozean. Nein, sie mochte diese Art zu reisen wirklich nicht. „Du kannst bestimmt schwimmen, habe ich Recht?“, vermutete sie lächelnd. Denn als Krieger konnte man nicht nur Ruderboote fahren, sondern auch schwimmen. Das wusste Lorelai. „Ich komme aus der Konföderation Vereinigter Staaten von Sin. Ich weiß nicht warum, aber dort habe ich nie gelernt zu schwimmen. Vielleicht fühle ich mich deswegen gerade so unbehaglich“, erklärte sie Graham dennoch entspannt lächelnd. Denn über ihrer Furcht stand das Wissen, dass dank der Talismane alles gut gehen würde.
Als das Boot langsam am Ufer der Insel ankam, musste es mit Hilfe eines langes Seils an einer Palme der Insel festgebunden werden. Mittlerweile hatten sie die seichte Stelle des Meeres erreicht, welche zum Strand führte. Erleichtert zog Lorelai die Schuhe aus und watete erfreut durch das Wasser zum Strand, wandte sich dabei lächelnd ihrem heutigen Partner zu. Ob er genauso viel Freude daran hatte? Als das Boot gesichert war, standen die beiden etwas verloren am Strand und sahen sich um. „Ich war noch nie auf einer einsamen Insel“, meinte Lorelai, ehe sie entschlossen zu Graham sah. „Wollen wir die Muscheln suchen?“
Das hölzerne Ruderboot sah wirklich nicht stabil aus und selbst Graham fühlte sich nicht gerade wohl damit, eine derart beachtliche Strecke damit hinter sich zu bringen, doch ihnen blieb augenscheinlich keine andere Wahl. Als ehemaliger Soldat der Marine waren ihm Ruderboote und Fortbewegungsprinzip jedoch keineswegs fremd, daher übernahm er die erste Prüfung des Bootes, um eine Nutzung sicherzustellen. Es war marode und alt, doch es trat kein Wasser ein und hielt das Gewicht der Besatzung aus. Die Chamberlain versicherte ihm, sich während der Fahrt still zu verhalten, um das Boot nicht unnötig mit Bewegung zu versehen. Wenn sie kenterten, wäre es äußerst ungünstig, denn das Wasser war sehr kalt und wenn sie Pech hatten, ging das Ruderboot dabei auch gleich verloren. „Sehr gut“, entgegnete Graham also lächelnd auf ihre Versicherung und schon saßen sie zu weit im Boot. Hinsichtlich des Loches im Holzboot gab es wohl noch offene Fragen, denn Lorelai schien nicht ganz zu begreifen, was er mit seinem Pech gemeint hatte. „Ich ziehe Pech an, wie Blut die Mücken. Und wenn mein Pech besonders stark ist, geht etwas zu Bruch“, erklärte er, ein wenig länger als man es gewohnt war.
Dann legten sie ab und der kräftige Krieger ruderte und ruderte, bis ihm die Schweißperlen gelegentlich von der Stirn herunterliefen. Er erinnerte sich noch gut an seine Ausbildung beim Militär, wo er solche Ruderboote ständig hin und her gerudert hatte. Die Anstrengung nahm eigentlich nie ab, denn egal wie trainiert man war, die Ausdauer war schlussendlich der Faktor. „Hier, nimm“, bot Graham ihr die Ruder an, als Lorelai ihn nach einer Pause fragte. Er lehnte sich etwas zurück und atmete tief durch, genoss ein wenig die Luft der offenen See und die Chamberlain gab ihr Bestes, um das Boot vorwärtszubewegen. Wie sie schnell feststellte, war es alles andere als leicht und daher bot sie dem Krieger auch schnell wieder an, zu übernehmen. Graham schnappte die Ruder und legte wieder los, während die Chamberlain ihr Unwohlsein auf offener See thematisierte. Sie erklärte, woher sie ursprünglich stammte und dass sie nie das Schwimmen gelernt hatte. Umso wichtiger war es ihr also zu wissen, ob Graham schwimmen konnte. „War Soldat in der Marine des Vereinigten Königreiches Caelum“, erklärte der Aker also. „Habe dort Schwimmen und Bootfahren gelernt“, fügte er lakonisch an. Ausgedehnte Erklärungen suchte man bei ihm stets vergeblich.
Auf der Insel angekommen, befestigte er das Boot mit dem langen Seil an einer Palme und als alles sicher war, konnte Lorelai das Boot verlassen und mit ihren nackten Füßen durch das Wasser am Strand waten. Graham wollte ebenfalls das Boot verlassen, doch rutschte er mit dem Fuß nach hinten, krachte mit seiner Männlichkeit ungebremst auf den Rand des Ruderboots und fiel seitlich ins seichte Wasser. Ein unsäglicher Schmerz zog durch seinen Körper und seine Männlichkeit wanderte gefühlt in den Brustkorb hinauf, während Lorelai sich ein wenig umsah. Graham kam wieder auf die Füße und streckte cool die Brust hinaus, um vom Unfall abzulenken. „Gelungene Abkühlung“, behauptete er kurzerhand und blickte dann zur rosahaarigen Schönheit. Ein flotter Bikini wäre es jetzt, denn die richtige Figur hatte sie dafür. Seine Aufmerksamkeit wurde aber zügig zurück auf die Muscheln gelenkt, für sie ja im Grunde hier waren. „Suchen wir!“
Gemeinsam liefen die Magier nun also über die Insel und suchten insbesondere im Strandbereich nach diesen ominösen Blauschalmuscheln, die der Auftraggeber so sehr wollte. Aufmerksam blickte sich der Crashmagier um, doch keine einzige Muschel weit und breit. Irgendwie klang der Auftrag einfacher als er wirklich zu sein schien. Waren diese Muscheln so eine Rarität? Vielleicht war der junge Mann auch einfach zu spät dran und alle anderen Männer hatten sämtliche Muscheln bereits für ihre Chicks geholt. „Hast du schon?“, fragte er bei Lorelai, natürlich lakonisch gekürzt.
Ein Soldat bei der Marine des Vereinigten Königreichs Caelum? Einfach unglaublich, mit welch prominenter Person Lorelai es hier zu tun hatte. Ihre Bewunderung für Graham stieg mit jedem Rudern. Und schwimmen konnte er auch noch! Sie hatte wirklich großes Glück gehabt, dass ausgerechnet jemand wie er bei diesem Auftrag an ihrer Seite war. Zufrieden lächelnd umgriff sie ihren Talisman, welcher an der Kette um ihren Hals hing, als wolle sie sich dafür bedanken. Als die, dank Graham, angenehme Bootsfahrt erledigt war, konnte Lorelai endlich aussteigen und erfreute sich an dem kühlen Nass an ihren Beinen. Dass ihr Partner sie am liebsten im Bikini hier herumlaufen sehen würde, auf so einen Gedanken käme Lorelai nicht einmal in ihren wildesten Träumen. Dafür war Graham schließlich viel zu anständig! Und während sie glücklich durchs seichte Meer watete, hörte sie plötzlich hinter sich einen dumpfen Aufprall, ein undefinierbares Quieken und schließlich das Platschen des Wassers. Fragend blickte Lorelai über die Schulter und bemerkte nur noch, wie Graham wieder auftauchte. Gelungene Abkühlung? Lorelai musste auflachen. „Um ganz ins Wasser zu gehen wäre es mir zu kalt! Aber du bist natürlich viel härter im Nehmen!“ Sie hatte ja wirklich keine Ahnung, welch grausamen Schmerz er gerade durchleiden musste..
Immer wieder dachte Lorelai während der Muschelsuche über die Worte von Graham nach. Er meinte, er würde das Pech anziehen, wie das Blut die Mücken. Nun, da sie bereits einen ganzen Tag mit ihm verbracht hatte, musste sie das leider bestätigen. Er wirkte tatsächlich wie ein armer Unglücksmensch, dabei hatte er das doch überhaupt nicht verdient! Die Rosahaarige nahm sich daher fest vor, ihm zu helfen. Sie verstand nur nicht, warum er seine Magie als Pech bezeichnete. Dass er überzeugt war, gar kein Magier zu sein, hatte sie ebenfalls noch nicht begriffen. Lorelai kannte diese Art von Magie nicht, aber sie hatte das Prinzip während der Ausbildung verstanden und erkannte einen Zauber, wenn sie ihn sah. Nur zuordnen konnte sie es diesmal nicht.
Mit den üblichen knappen Worten erkundigte sich Graham, ob sie schon Muscheln gefunden hatte. Lorelai kniete im Sand und strich mit ihren grazilen Händen Schicht um Schicht des Sandes zur Seite - in aller Seelenruhe. Bis die etwas glitzerndes, blaues entdeckte. „Oh, ja! Ich glaube, ich habe eine gefunden!“, rief sie ihm erfreut zu und machte mit ihrer Methode weiter. Allem Anschein nach hatte sie eine Stelle entdeckt, an welcher einige dieser Muscheln lagen. Eine nach der anderen konnte sie aufsammeln. Und so kniete sie da, hielt die blauen Glitzerschätze in ihren Händen und sah sie voller Sehnsucht an. „Sie sind wirklich wunderschön! Ich verstehe, warum sie zum Symbol ewiger Liebe auserkoren wurden!“, schwärmte sie andächtig. „Ich denke, ich mache mir auch eine Kette daraus. Oder ein Armband“, kicherte sie, als ihr plötzlich die Gesichtszüge entglitten. „Nein.. einen Moment. Das geht ja gar nicht“, stellte sie besorgt fest und verlor sich völlig in ihrem Monolog. „Ich kann mir unmöglich selbst etwas aus diesen Muscheln anfertigen. Wenn ich diese Tradition mit Füßen trete, wird mich das Schicksal hart dafür bestrafen und-“ Lorelai brach ab. Sie wagte es gar nicht auszusprechen. „..und ich werde niemals heiraten“ Tränen stiegen ihr in die violetten Augen und sie senkte enttäuscht den Blick. So wie es aussah, musste sie vorerst auf diese wundervollen Muscheln verzichten. Sie wischte sich die herablaufenden Tränen vom Gesicht und erhob sich. „Ich denke, wir haben genug für Claires Kette“ Claires Kette. Ihre allein.
So wie der Aker es erzählte, klang es so famos und erfolgreich, dabei war seine militärische Karriere mehr Schall und Rauch als tatsächlich von ehrbaren Erfolgen geprägt. Im Grunde hatte er nach seiner militärischen Ausbildung die Zeit in einer Kombüse verbracht und Kartoffeln geschält, wobei er eben auch damit keinen großen Erfolg hatte. Es war schlussendlich sein eigener Vater gewesen, der dafür sorgte, dass er das Militär verlassen musste. Es galt den Namen der Aker zu bewahren und das war für Graham absolut nachvollziehbar, daher hasste er seinen Vater dafür auch nicht. Er bedauerte nur den Umstand das einzige Kind von zwölf Geschwistern zu sein, welches ihm keine Ehre machen konnte. Und auch all die Versuche in den anderen Ländern des Kontinentes Ishgar waren nicht von Erfolg gekrönt, daher konnte er noch immer nicht unter die Augen seines Vaters treten. Erst wenn er eine ehrbare Aufgabe gefunden und erfüllt hatte, war das möglich.
Auf der Insel angekommen, verunfallte der Aker erst einmal und erduldete grausame Schmerzen. Außerdem war er völlig durchnässt und musste nun die kalten Temperaturen aushalten, die damit einhergingen. Graham war wirklich ein Pechvogel und das konnte Lorelai mittlerweile bedenkenlos unterschreiben, doch vielleicht waren sie und ihre Talismane alsbald die Lösung seiner ständigen Probleme. „Ganz recht“, entgegnete er auf ihre Lobpreisung hinsichtlich seiner Härte. Als ehemaliger caelischer Soldat konnte er derartiges natürlich problemlos wegstecken, doch frieren tat er dennoch etwas. Doch das würde er vor der Chamberlain natürlich niemals zugeben, auch nicht, dass er sich gerade die Männlichkeit am Boot gestoßen hatte. Als sie bereit waren, entfernten sie sich von ihrem Boot und machten sich dann auf die Suche nach den Muscheln, schließlich hatten sie einen Auftrag und den jungen Mann wollten sie nicht länger warten lassen als notwendig.
Es verging Zeit und Graham vermochte überhaupt nicht zu sagen, wie viel eigentlich, doch noch immer war er nicht fündig geworden. Allmählich war die Suche nach den Muscheln keineswegs mehr erfreulich, doch aufgeben kam ihm natürlich nicht in den Sinn, denn Graham war ein ehrwürdiger Krieger und dieses Image würde er gern weiterleben können, auch wenn es nicht wirklich auf ihn zutraf. Aber vielleicht konnte er ja einer werden? Es wäre jedenfalls schön mal für etwas bekannt zu sein, auf das man auch stolz sein konnte. Graham erkundigte sich bei der Chamberlain hinsichtlich potenzieller Funde und glücklicherweise bestätigte sie seine Hoffnungen. Lorelai hatte die Blauschalmuscheln gefunden und konnte ausreichend davon zusammentragen, damit sie ihren Auftrag vollständig erfüllen konnten. „Du bist großartig“, komplimentierte Graham die Frau, die in einem Bikini echt sexy aussehen würde. Doch bevor sie all die Muscheln einsammelten und sich auf den Rückweg machten, wurde Graham zunächst Zeuge von den Eigenheiten der Dame.
Sie schwärmte über die schönen Muscheln und erzählte bereits davon, sich auch selbst etwas daraus zu basteln, doch dann hielt sie inne. Ihre Gesichtszüge entglitten ihr und der Aker konnte nicht anders als überrascht zu blinzeln. Was war denn nun los? Die Antwort folgte auf dem Fuße. Wenn sie diese Tradition mit Füßen trat, dann könnte sie niemals heiraten, weil das Schicksal sie hart bestrafen würde. Heiraten? Lorelai war also eine hoffnungslose Romantikerin und wollte unbedingt heiraten? Das war ja schon niedlich, aber die kullernden Tränen verkomplizierten die Angelegenheit deutlich. „Ähhh“, stöhnte Graham zunächst aus und rieb sich den Hinterkopf. Was sollte er denn jetzt tun? Gerade wollte er sie trösten, da wischte sie ihre Tränen weg und erklärte, dass sie genug Muscheln für Claires Kette hatten. Die Enttäuschung war ihr deutlich anzusehen. Vorsichtig legte Graham eine Hand auf ihre Schulter und schenkte ihr ein Lächeln. „Eines Tages wirst du heiraten und zuvor wird dir jemand eine solche Muschelkette machen“, versicherte er ihr. Er selbst hatte den Glauben an die Ehe verloren, nachdem er heiraten wollte und von ihr nur als Spielzeug für körperliche Nähe missbraucht wurde. Doch für Lorelai konnte er hoffen, gleichwohl konnte er ihr Mut machen.
„Kehren wir zurück“, meinte er dann noch lächelnd und hielt ihr seine Hand hin, um ihr aufzuhelfen. Dann sollte es auch schon zurück zum Boot und hoffentlich auch unbeschadet zurück zum Festland gehen.
Lorelai könnte nicht einmal sagen, warum genau ihr nun die Tränen über die Wangen kullerten. War es, weil ihr diese Muscheln so unglaublich gut gefielen, sie sich aber nichts für sich selbst daraus anfertigen konnte, weil sie sonst ein böses Omen heraufbeschwören würde? Weinte sie also, weil sie die hübschen Schalen nicht behalten konnte? Oder war es die quälende Sehnsucht nach dem Ritter in strahlender Rüstung, welcher sich unsterblich in sie verlieben würde und ihr voller Leidenschaft den Hof macht, um sie endlich zu seiner Frau nehmen zu können? Vorausgesetzt er hatte es geschafft, ihr Herz zu gewinnen und sie zu erobern. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus beidem. Keine Muscheln und kein Ehegatte für Lorelai. Sie seufzte schwer und wischte sich die Tränchen aus dem Gesicht, als sie Grahams Hand auf ihrer Schulter spürte. Er hatte aufmunternde Worte für sie übrig, weswegen sie - zugegeben etwas überrascht - zu ihm aufsah. Er meinte, sie würde eines Tages heiraten und zuvor ihre Muschelkette erhalten. Unweigerlich musste Lorelai wieder lächeln. Sie nickte schwach und glaubte aber durchaus, dass es stimmen musste. Wenn ein erfahrener Krieger wie Graham daran glaubte, dann sollte sie das erst recht tun. „Wenn du es mir sagst, dann glaube ich daran“, meinte sie lächelnd und ergriff seine Hand, um sich wieder auf die Beine helfen zu lassen. Graham Aker war wirklich ein netter Mensch! So nett, wie noch niemand zu Lorelai war, der eine ihrer Allüren miterlebt hatte.
Nach einer ruhigen Rückreise (Lorelai versuchte sich natürlich erneut an den Rudern und schaffte sogar fünf Züge) fanden sich die beiden an den Docks im Dorf wieder. Mittlerweile war es dunkel und die Nacht war über sie hereingebrochen. Doch der Auftraggeber sollte nicht länger auf seine Muscheln warten müssen. Während sie durch das Dorf gingen, sprach Lorelai etwas an, das ihr schon länger auf der Zunge brannte: „Ich frage mich, Graham.. hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass dein Pech vielleicht einfach eine Form von Magie ist?“, fragte sie ihn also vorsichtig und sah ihn gespannt an, ehe sie sich wieder auf den Weg fokussierte. „Zumindest ist es mein Eindruck“ Aber sie konnte sich natürlich auch irren!
Beim Auftraggeber angekommen freute dieser sich beinahe ein Loch ins Knie, als er den Beutel voller Muscheln in die Hand gedrückt bekam. Nach ein wenig Smalltalk und Danksagungen, wollten sich Lorelai und Graham eigentlich wieder von ihm verabschieden, doch dann: „Äh! Halt! Wartet! Äh..“ Fragend sah Lorelai zu ihm. „Kann mir einer von euch eine Kette daraus machen? Ich bin so furchtbar ungeschickt und.. sie ist für Claire, sie muss perfekt sein, wenn ich sie ihr zur Verlobung schenke!“ Skeptisch verschränkte Lorelai die Arme. „Darüber muss ich erst nachdenken“, meinte sie und nahm sich die Zeit. „Mal überlegen.. selbst wenn ich sie anfertige, werden Sie ihr die Kette schenken. Das sollte also kein Problem sein. Allerdings muss ich darauf achten, dass es nicht so wirkt, als würde ich die Kette Ihnen dann schenken..“, murmelte sie leise und nachdenklich vor sich hin. „Ich möchte mich wirklich nicht mit Ihnen verloben, verstehen Sie?“, erklärte Lorelai plump. Am besten, sie würde die Kette achtlos auf den Tisch legen und gehen, dann könnte der Auftraggeber sie zufällig finden und es wäre kein schlechtes Omen. Und da hatte Lorelai noch eine gute Idee!
„Allerdings gibt es da ein Problem“, begann sie verschwörerisch. „Ja? Aber welches?“ Sie hob unschuldig die Arme und meinte: „Der Auftrag beinhaltete nur, dass wir die Muscheln bringen. Nicht jedoch, dass wir Ihnen eine Kette daraus fertigen. Das könnte Probleme mit der Bezahlung geben“ Die Augen des Auftraggebers wurden größer. „Was verlangt ihr denn dafür?“ Lorelai schmunzelte: „Ich denke wir kommen ins Geschäft, wenn Sie für den Schaden an der Tür selbst aufkommen“ Sie reichte dem Auftraggeber die Hand, welcher prompt einschlug. „Na gut! Einverstanden! Und jetzt los!“
Also fertigte Lorelai, welche ja handwerklich sehr begabt war, eine wunderschöne, stabile Kette an. Sie hatten so viele Muscheln übrig, dass man daraus locker noch zwei weitere Ketten hätte anfertigen können, doch die junge Frau ließ diese schweren Herzens im Beutel zurück. Als sie nach etwa zwanzig Minuten fertig war, legte sie die Kette und den Beutel mit den Muscheln auf den Tisch, verabschiedete sich freundlich und verließ einfach das Haus. War das authentisch? Es sollte auf keinen Fall so wirken, als habe sie ein Geschenk gemacht! Draußen vor der Tür wartete sie auf Graham, denn im Dunkeln wollte sie nicht so gern allein umherwandern.
Es war gar nicht so leicht zu verstehen, wieso genau der Chamberlain die Tränen über die Wangen rannten, denn so gut kannte Graham sie ja nun wirklich nicht. Ihre Worte gaben jedoch ein wenig Aufschluss und so konnte der Aker immerhin einen Schluss daraus ziehen, mit welchem er arbeiten konnte, nachdem er zunächst so ahnungslos aufgestöhnt hatte. Er legte seine Hand auf ihre Schulter und spendete ihr Trost indem er ihr weiterhin Hoffnung für die Erfüllung dieser Träume machte und wenn ein ehrenwerter Krieger wie er derart hoffte, dann konnte sie es doch erst recht. Seine Worte erreichten ihr Herz und konnten ihr wieder ihr schönes Lächeln ins Gesicht zaubern, womit sie auch genug Kraft hatte, um sich dem Auftrag weiterhin zu stellen. „Ich bin mir absolut sicher“, versicherte er ihr dennoch ein weiteres Mal, damit sie auch wirklich überzeugt war. Ihr strahlender Ritter sollte kommen, ganz definitiv.
Die Rückreise war wieder eine sehr lange und allen voran Kräftezehrende, denn die kurze Pause die Graham vom Rudern hatte, war im Grunde gar nicht richtig existent. Lorelai hatte sich abermals am Rudern versucht, doch hatte sie lediglich fünf Züge geschafft und das reichte beim Aker gerade einmal für ein paar Atemzüge. Dennoch hatte sie ihm beim Steuern des Ruderbootes geholfen und dafür war er ihr nichtsdestotrotz dankbar, schließlich war sie eine Dame und hinsichtlich gesellschaftlicher Konventionen nicht dazu gezwungen, diese anstrengende Arbeit zu verrichten. Sie erreichten die Docks beim Dorf und stellten ermüdend fest, dass die Dunkelheit bereits hereingebrochen war und der Tag nun alsbald enden musste. Sie spazierten durch das Dorf, um zum Auftraggeber zu gelangen, als Lorelai noch einmal auf sein Pech zu sprechen kam. Sie bezeichnete es als eine Form von Magie und das brachte den einstigen Soldaten zum Stocken. Er und Magie? Das musste ein Irrtum sein. „Magie? Bist du dir da ganz sicher?“, fragte er bei der Chamberlain nach. „Ich kenne mich damit nicht aus“, gestand er und seufzte. „Wie kontrolliere ich sowas?“
Da hatte Lorelai jetzt natürlich etwas angerichtet, denn ein Magier zu sein war für ihn ja nun etwas völlig Neues. Fehlende Kontrolle über eine erwachte Magie konnte seine Schübe und die daraus resultierenden Zerstörungen aber bestens erklären. Graham war sehr überrascht und man konnte ihm ansehen, wie seine Gedanken umher kreisten. Hätte er das damals schon gewusst, dann wäre er jetzt vielleicht ein Offizier der caelischen Streitkräfte und hätte seinem Vater alle Ehre gemacht. Beim Auftraggeber angekommen, war dieser äußerst erfreut über die Muscheln und nach etwas Smalltalk stand eigentlich der Erhalt der Bezahlung an, doch der junge Auftraggeber hatte noch eine Erweiterung im Sinne. Überrascht sah Graham zwischen dem jungen Mann und Lorelai hin und her, die ziemlich gut darin war Verhandlungen zu führen. Ihre Allüren hinsichtlich der Kette waren zwar seltsam, aber er wusste ja nun, wie sehr die Chamberlain an Traditionen und Liebe glaubte. Richtig überraschend wurde es, als sie eine Erhöhung der Bezahlung zur Sprache brachte und schlussendlich dafür sorgte, dass Graham die Tür nicht bezahlen musste.
Lorelai fertigte die Kette und verschwand danach wortlos aus dem Haus. Der Vagabund verneigte sich abschließend vor dem jungen Mann und verließ daraufhin ebenso das Haus, wo die Chamberlain bereits auf ihn wartete. „Vielen Dank“, meinte er lächelnd zu ihr und schon spazierten die beiden Magier wieder los, denn der Weg zum Wiesenbahnhof war lang. „Mein Geld wäre fast aus, hätte ich die Tür bezahlt“, fügte er an, denn viel Belohnung gab es für derlei Aufträge ja nun wirklich nicht. Die Tür nicht reparieren zu müssen, kam ihm echt gelegen und da hatte Lorelai ihn echt aus der Misere geboxt. Sie spazierten eine ganze Weile durch die Nacht, unterhielten sich über die unterschiedlichsten Dinge und allen voran über die Möglichkeit, dass der Aker mit Magie gesegnet war. Da Lorelai eine umfassende Ausbildung genossen hatte, konnte Graham von dem Wissen sicher ein wenig profitieren. Damit sie aber nicht leer ausging, hatte er ihr eine Essenseinladung versprochen, sobald sie zurück waren. Der Auftrag war jedenfalls ein voller Erfolg und die beiden Magier haben ein gutes Team abgegeben, zumal sie sich auch so bestens verstanden hatten. War das der Beginn einer wunderbaren und zugleich eigenartigen Freundschaft? Ganz bestimmt.
Lorelai konnte nur hoffen, dass ihre etwas eigenartig wirkende Aktion, die Kette und die Muscheln achtlos auf den Tisch gelegt zu haben und einfach gegangen zu sein auch funktioniert hatte. Aber sie war zuversichtlich, dass das Schicksal dies nicht als ein Geschenk von ihr an den Auftraggeber werten würde, zumal sie ja dafür auch eine Gegenleistung in Form der Erlassung der Reparaturkosten verlangt hatte. Graham war dankbar dafür und erklärte, dass sein Geld wohl ausgegangen wäre, hätte er die Tür bezahlen müssen. Lorelai wandte sich ihm lächelnd zu, während sie nebeneinander hergingen. „Das habe ich gern gemacht“, versicherte sie ihm aufrichtig, schließlich hatte er ihr auf der Insel so viel Hoffnung gemacht und dafür war sie ihm ihrerseits dankbar gewesen.
Natürlich kamen sie noch einmal auf das Thema Magie zu sprechen. Lorelai war vorhin durchaus aufgefallen, dass Graham völlig verdattert über ihre Theorie war. Aber er schien es nicht gänzlich auszuschließen, vielleicht tatsächlich ein Magier zu sein. „Du kontrollierst Magie mit Hilfe deiner Willenskraft“, erklärte Lorelai ihm. „Es gibt Magier, welche so bewandert im Umgang mit ihrer Willenskraft sind, dass sie mehrere mächtige Zauber gleichzeitig wirken können“, erzählte sie ihm weiterhin. „Als ich das erste Mal den Geist meiner Großmutter beschworen habe, war das auch nicht kontrolliert. Ich dachte, sie würde mich einfach besuchen“, lachte Lorelai bei der Erinnerung, „aber ich war ja auch noch ein Kind. Mittlerweile, wie du gesehen hast, kann ich das kontrollieren. Und du kannst das auch lernen“, versicherte sie ihm aufrichtig.
Am Wiesenbahnhof warteten die beiden auf den letzten Zug für heute, welcher sie zurück in den Osten des Landes bringen würde. Witzig, dass sie so sehr in ihre Gespräche vertieft waren, dass sie erneut vergaßen, sich ein Ticket zu kaufen. „Führt dich dein Heimweg denn vielleicht über Shirotsume? Bleib doch ein paar Tage und wir versuchen, deine Magie unter Kontrolle zu bringen. Vielleicht finden wir auch heraus, was genau das für eine Magie ist“, schlug sie ihm großzügig vor, denn Lorelai war wirklich eine gute Seele, welche half, wo sie konnte. Davon abgesehen mochte sie Graham und war interessiert daran, was es mit dieser eigenartigen Art von Magie auf sich hatte. Ob er ein wenig in Shirotsume bleiben würde oder nicht, Lorelai nahm die Einladung zum Essen gerne an. Essengehen war immer etwas schönes, vor allem, wenn man nicht alleine ging.
#8 Interessiert folgte der Satyrs dem Finger seiner Begleiterin. Haithabu. Ein Ort, den der Hüne bestenfalls auf Karten wie dieser eingetragen gesehen hatten, jedoch noch nie einen Fuß hingesetzt hatte. Nicht gerade verwunderlich, dass der Tiermensch nicht unbedingt die Person war, die in Wüstenregionen und in die Nähe des Meeres fuhr, wenn es nicht unbedingt nötig war. Hitze war eines, aber Salzwasser noch eine ganz andere Geschichte. Es stumpfte das Fell, brannte in der Kehle und noch dazu könnte er ungewollt nass werden, was ein Zustand war, den er vorwiegend mied. Eine Operationsbasis für eine Woche in diesem Ort zu haben und noch dazu die möglichst kurze Strecke zu ihrem vermeintlichen Ziel waren allerdings alles Punkte, die sehr für diesen wahrscheinlich sehr beschaulichen Idylle sprachen. So nickte er ihr nur bestätigend zu und machte sich seinerseits physische wie mentale Notizen. Ebenso interessiert war Rownan als es darum ging einen Brief aufzugeben. Der Hybride war keinesfalls eine aufdringlich neugierige Person, aber Ronja hatte durch ihre Art und Weise sein Interesse geweckt und so war es fast unausweichlich, dass diese Handlung womöglich in naher Zukunft noch einmal Thema eines Gespräches werden könnte. Denn wenn die Quest so nebulös bleiben würde, wie sie es aktuell war, dann wäre Zeit die eine Komponente, von welcher beide Magier mehr als genug hätten. Demnach wäre es töricht nicht auch etwas gegen die Langeweile vorzubereiten. Sein Blick huschte dabei nur zu Beginn der Nachricht über das Blatt, doch der Name ließ ihn schmunzeln, ehe er eine andere Stelle des Raumes fixierte. Ravinthula also. Wie stehen diese zwei Personen wohl in Verbindung zueinander? Bei einer Gilde wie Satyrs Cornucopia eine durchaus berechtigte Frage. Mit allen Formalitäten geklärt, galt es für die Beauftragten das Anwesen zu verlassen und sich dieser Sache anzunehmen. Es war erneut die Schwarzhaarige, die die Initiative ergriff und die Kutsche als Transportmittel vorschlug und genau wie zuvor in Maldina, brach ihre Reise nur kurze Zeit danach an. Aufmerksam lauschte er seinem Gegenüber und folgte ihren Überlegungen. Die potenziellen Schwierigkeiten, die die Optionen mit sich brachten waren auch dem Wolf relativ schnell klar. Dies änderte jedoch nichts daran, dass sie sich entscheiden mussten. Die Frist war eine Woche, die sie mindestens ausharren mussten. Allerdings wäre auch die Möglichkeit der freiwilligen Verlängerung um der Quest willen und noch wusste Rownan nicht, wie Ronja in diesem Bereich agierte. So würde er also vorerst mit dem Arbeiten, was in greifbarer Nähe war. „Wir haben heute abnehmenden Dreiviertelmond. Das bedeutet es dürfte in den nächsten Tagen Vollmond werden, wo, rein technisch, unsere Chance die besten sein sollten. Ich denke die Einwohner sind auch nicht unbedingt erpicht darauf zu so später Stunde noch zu fahren. Wir könnten also die Nacht dort nächtigen, zum Sonnenaufgang aufbrechen und dann gezielt mit einbrechender Dunkelheit ausgeruht die Suche beginnen. So dürften wir auch eventuellen Problemen zuvorkommen“. Mit seiner Antwort zufrieden, bewegte sich die Kutsche weiter in Richtung Ziel.
Genau wie es die Dame angesagt hatte, erreichten die beiden Magier gegen frühen Abend Ljuska. Das türkisfarbene Wasser glitzerte in der Abendsonne noch einmal in einem besonderen Licht. Erstaunt beobachtete der Grauhaarige die Flora des abgeschiedenen Dorfes und es wirkte beinahe so, als sei dieser Ort hier eher zufällig hingesetzt worden, unterschied er sich doch so sehr vom Rest des Südens. Obwohl er es nicht unbedingt zugeben würde, hatte sich für diesen Anblick der lange Weg durchaus gelohnt. Die Kutschfahrt endete jäh als sie die ersten Brücken erreichten, die zu schmal warne für klassische Gefährte. Zu ihrem Glück waren die Herbergen bereits ausgeschildet und so dauerte so dauerte es keine Viertelstunde, bis sie eine freie Einrichtung gefunden hatten. Ein Problem gab es dennoch: es gab nur noch ein freies Zimmer. Auch wenn dieses zwei Betten besaß, gab es immer noch den Anstandsfaktor. „Willst du weitersuchen oder verbleiben wir hier? Ich habe kein Problem mir eine Ecke im Tavernenbereich zu suchen. Ich überlasse dir gerne das Zimmer“. Gentleman wie er war, hätte er den Raum nie für sich beansprucht.
Ihr neues Ziel war als bestimmt: Haithabu. Eine kleine Insel, um einen Ausgangspunkt und ein Lager zu haben. Ronja sah sich noch den Weg dorthin an, wie sie überhaupt auf das Meer kommen würden, bevor sie sich abwandte und sich mit einer anderen, wichtigen Sache beschäftigte. Ravi einen Brief zu schreiben. Sie hatten gemeinsam Segeln wollen, einmal um die Welt herum und sehen, was es gab. Wie die Erde war. Ronja hatte gelernt, sie war wie eine Kugel oder eine Faust, aber sie wusste nicht, was auf der anderen Seite war. Ob da überhaupt etwas war. Obwohl sie nicht wirklich gut schwimmen konnte und das mit dem Fliegen auch noch nicht gut klappte, freute sie sich auf die Bootsfahrt. Darauf, zu spüren, dass das Meer sich unter ihr bewegte. Groß und stark, viel stärker als sie es je sein könnte. Die Vorstellung beruhigte sie. Ronja erhielt Papier und Stift und schrieb ihren Brief, ehe sie ihn mit dem Forscher gegen die Karte austauschte. Dann verabschiedeten sie sich und machten sich auf den Weg, wieder eine Kutsche aufzustöbern. Ronja überlegte laut, wie sie für den restlichen Tag vorgehen sollten und sah Rownan dann fragend an. Dieser hatte einen besseren Überblick über den Mondstand. Sie nickte. „Das klingt gut. Dann muss uns keiner so spät noch über das Meer fahren.“ Wenn die Chancen erst später hoch waren, das Mondwasser zu finden, dann würde es nicht schaden, eine Nacht noch am Festland zu schlafen.
Am Abend erreichten sie Ljuska und bezahlten die Kutsche. In der untergehenden Sonne erschien das Dorf wie aus einer anderen Welt. Im Wasser, sowohl dem Fluss, als auch im Meer spiegelte sich die untergehende Sonne rot und orange. Die Farben vermischten sich mit dem grün und blau des Wassers und erschien wie die Energie der Menschen, die sie sah, wenn sie die Augen schloss. Ihre Gefühle, die sich ineinander verwoben. Ronjas Augen glänzten, als sie sich umsah. Das Dorf war nicht modern, aber die Hütten wirkten behaglich, als sie und der Wolf nach einer Herberge suchten. Wenig später hatten sie ein Zimmer gefunden. Ronja schüttelte den Kopf. „Mir macht es nichts aus, mit dir das Zimmer zu teilen. Wenn du möchtest, können wir hier gerne bleiben.“ Sie hatte wenig Berührungsängste, und vor allem in den letzten Wochen schlief sie sowieso lieber in der Nähe von anderen als alleine. Bisher hatte sie das zwar nur mit Ravi gemacht, bei der sie darauf vertraute, der Oni nicht wehzutun, aber sie fühlte sich … besser, seit sie unterwegs waren. Und sie wollte Rownan nicht aus dem Zimmer werfen. Aber wenn er sich unwohl damit fühlen würde, würden sie eben weitergehen. „Wir können hier unsere Sachen ablagern und uns dann etwas zum Abendessen suchen?“, schlug sie vor, und wenn sie Glück hatten auch jemanden, der sie morgen hinaus aufs Meer bringen würde.code:ronja
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