Typ: Siedlung Beschreibung: Ein kleines rustikales Dorf, das zwischen sanften Hügeln und dichten Wäldern liegt. Die Häuser sind traditionell aus Stein und Holz gebaut, mit strohgedeckten Dächern. Schmale Kopfsteinpflasterstraßen schlängeln sich durch das Wohngebiet, das von niedrigen Steinmauern flankiert wird. Der zentrale Dorfplatz ist gesäumt von alten Bäumen, enthält einen Brunnen sowie eine kleine Kirche in der Nähe. Hier und da entdeckt man Bauernhöfe mit größeren Feldern. Die Bewohner sind sehr gastfreundlich und pflegen ein herzliches Miteinander.
Changelog: Wenn sich im Verlauf des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier aufgeführt.
Gestern packte Nova noch aufgeregt ihre Sachen zusammen, fest entschlossen, das mysteriöse Dorf in Süd-Fiore zu erkunden, das von unheimlichen Geistergerüchten umwoben war. Mit jeder Vorstellung, was sie dort entdecken könnte, wuchs ihre Neugier und Erwartungsfreude. Warum die Sache die Gemüter der Dorfbewohner in Unruhe versetzte, konnte sie kaum nachvollziehen. Geister waren doch voll spannend! Vor dem Questboard stieß sie sogar einen Freudenschrei aus und legte eine kleine Tanzeinlage hin. Der Auftrag war einfach mal was anderes, niemand musste gerettet, begleitet, aufgespürt oder gejagt werden. Gerüchte über Geister, unerklärliche Geräusche und seltsame Lichter hatten sich dort wie ein Lauffeuer verbreitet und die Farron konnte einfach nicht widerstehen, diesem Rätsel auf den Grund zu gehen. Je näher sie dem Dorf kam, desto mehr stieg die aufgeregte Spannung. Ihr mehrfarbiger Blick streifte über das niedrige Gemäuer, das im Schein der untergehenden Sonne eine geheimnisvolle Aura annahm. Nein, eigentlich nicht, Nova übertrieb gerne die Lage. Ein sanfter Wind strich durch die alten Bäume, deren Blätter leise raschelten, als würden sie ihr etwas zuflüstern. Nein, das eigentlich auch nicht. Die Dorfbewohner, die ihr begegneten, warfen ihr skeptische Blicke zu, während sie sich hinter vorgehaltener Hand unterhielten. Nein. In Wirklichkeit wurde sie freundlich begrüßt und herzlich empfangen, sie schickten die Machias sogar ohne zu Fragen direkt weiter zum Dorfrat. Scheinbar wussten die Leute sofort, weswegen die Fremde hier war; sie kannten ihre Nachbarn und die allgemeinen Probleme eben so gut wie die eigene Westentasche. Niemand war vor Geheimniskrämerei sicher. Die Tür zur Verwaltung quietschte laut, als die Blauhaarige sie langsam öffnete. Dunkle Schatten tanzten auf den Wänden, und ein kalter Hauch strich durch den Flur (in ihrer Vorstellung). Sie zögerte einen Moment, bevor sie mutig einen Schritt nach dem anderen tat. Die Stille wurde von einem mystischen Flüstern durchbrochen, und plötzlich schien der nächste Raum mit einer unsichtbaren Präsenz erfüllt zu sein. Ein unheimlicher Schauer durchfuhr sie, begleitet von einer Mischung aus Furcht und ungebremster Aufregung. In ihrem Inneren tobte ein Sturm aus Abenteuerlust und Nervenkitzel. Leicht geduckt und auf Zehenspitzen betrat sie den Wartebereich, in dem eine Frau mit auffällig rotem Haar anwesend war, sie wirkte wie sie selbst, wie jemand, der nicht hierher gehörte und von außerhalb stammte. Mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht und glänzenden Augen eilte sie auf die Person zu, die sie begrüßen wollte. Ein freudiges “Haaalloooo~”, entkam es ihr ein bisschen zu laut, begleitet von einem herzlichen Lachen. “Bist du auch für den Geister-Auftrag hier?”, ratete Nova einfach mal ins Blaue und musterte die Fremde ungeniert, als sie sich in ihr Blickfeld schob. “Woah, coole Augen hast du!” Die Begeisterung sprühte förmlich aus ihr heraus, als sie die andere Person energiegeladen ansprach und dabei kaum stillstehen konnte. “Hey, glaubst du an Geister?” Ohne Blatt vor dem Mund, ohne Punkt und Komma - so war Nova Farron, wie sie leibt und lebt.
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Emily Omniscient
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Die ältere Machias hatte unheimlich viel riskiert und allen voran geopfert, um eine Vereinbarung mit der Regierung in die Finger zu kriegen und nun war sie gezwungen als Runenrittern im Land für das Gute zu kämpfen. Es war schon ironisch das eine so durchtriebene Verbrecherin wie Emily eine fadenscheinige zweite Chance als gute Bürgerin des Landes erhalten hatte. Als Lauren Riley zu leben war keineswegs einfach und jeder Schritt musste gut überlegt sein, doch ein Genie wie Emily konnte so etwas natürlich gut handhaben. Der Angriff auf das Ashmound Royal Prison zog derartig gewaltige Nachwehen mit sich, das man ihre Haft dort vorzeitig beendet und ihr ein Leben als Lauren Riley in die Hand gedrückt hatte, obwohl sie sogar im Trakt der Schwerverbrecher eingesperrt war. Die Regierung wollte natürlich nicht explizit sie, vielmehr das was in ihrer Macht stand und das war ein Informationsnetzwerk, welches seinesgleichen suchte. Die Regierung akzeptierte einen Handel mit einer Schwerverbrecherin, um in der Zukunft besser gegen die Bosheit des Landes gewappnet zu sein und genau dafür brauchten sie den Ruf der Caldwell. Das Emily diesen Umstand für sich ausnutzte und ihr kriminelles Imperium erweiterte schien die Regierung entweder vorerst zu tolerieren oder sie hatten diesen Umstand überhaupt nicht auf dem Schirm. Was es auch war, Emily machte sie bestimmt nicht darauf aufmerksam.
Es hatte auch Vorteile Lauren Riley zu sein, denn so konnte sie all die Orte besuchen, an denen sie sich gern aufhielt. Der größte Vorteil daran waren die fehlenden Verfolger, die man sonst konsequent abschütteln oder täuschen musste. Weniger vorteilhaft war ihre Zugehörigkeit zu den Rune Knights, die leider nicht zur Debatte gestanden hatte. Auch darin versuchte Emily eine Bereicherung für sich zu finden, doch nachteilig waren die gezwungenen Aufträge wie das, was sie am heutigen Tag nach Süd-Fiore geführt hatte. Geistergeschichten in einem regionalen Dorf? Wie uninteressant. Emily hätte binnen weniger Sekunden locker zwanzig Orte nennen können, an denen sie augenblicklich lieber gewesen wäre, aber keine Chance. Sie musste ihre Rolle spielen, um ihren Benefit aus der Vereinbarung zu ziehen, also reiste sie kurzerhand in den Süden. Die rothaarige Machias hatte sich dafür in elegante Kleidung geschmissen und trug ihre Haare offen, um einen möglichst harmlosen und femininen Eindruck zu erzeugen. Je ungefährlicher sie wirkte, desto weniger misstraute man ihrem Auftreten. Leichte Anpassungen an ihren Verhaltensmustern wurden natürlich ebenfalls getätigt, doch der Feinschliff sollte erst kommen, wenn die Begegnungen im Dorf angelaufen waren.
Im Dorf selbst hatte man sie sofort zur Verwaltung geschickt, denn alle vor Ort wussten sofort, wieso und weshalb jemand Fremdes anreiste. Hier herrschten weder Tourismus noch Durchgangsverkehr, also lag das Erscheinen der Riley deutlich auf der Hand. Sie war wegen den Geistergeschichten hier und das besprach sie am besten mit dem Rat des Dorfes. So hatte sich die rothaarige Schönheit in den Wartebereich begeben und hielt sich dort still auf, um auf das Eintreffen ihres Partners oder ihrer Partnerin zu warten. Sie hatte von der Auftragsstelle der Rune Knights lediglich erfahren, sich vor Ort mit eben jener Person zu treffen, doch weitere Details gab es dahingehend nicht. Emily war noch nie Teil einer Magiergilde, aber die Prozedere schienen ihr allesamt ein wenig umständlich und nervtötend. Dann quietschte die Tür und eine auffällige Person trat ein, die ein wenig aufgedreht wirkte, aber ihr bestes tat um möglichst leise durch die Räumlichkeit zu gelangen. Der äußeren Erscheinung nach wirkte die junge Frau nicht wie eine Bewohnerin des Dorfes, also standen die kalkulierten Chancen ihre Partnerin erspäht zu haben bei fast hundert Prozent. Der Kleidungsstil war jedenfalls nichts, was die Caldwell ansprach, aber zu Nova schien es irgendwie zu passen.
Diese hatte sich sofort in das visuelle Feld der Caldwell geschoben und begrüßte sie lauthals, schien dabei kaum Luft zu holen und sprach ohne Punkt und Komma. Für einen Augenblick war Emily tatsächlich überrascht, aber aus der Fassung brachte man sie damit keineswegs. Sofort setzte die Machias ein liebevolles Lächeln auf und legte den Kopf leicht schief, denn eine genaue Musterung ihres Gegenübers ließ in ihr ein seltsames Gefühl der Vertrautheit entstehen. „Hallo junge Dame“, sprach Emily mit sanfter Tonlage. „Du hast selbst sehr faszinierende Augen. Ein äußerst herausstechendes Merkmal“, sprach Emily weiter und lächelte noch etwas mehr. „Ich bin auch wegen dem Auftrag hinsichtlich der Geister hier, ja“, bestätigte sie der jungen Damen also und streckte ihre Hand aus, um sich vorzustellen. „Ich heiße Lauren. Lauren Riley und du bist?“, verriet Emily also den Namen ihrer neuen Identität und erfragte natürlich sofort den Namen des auffällig gekleideten Mädchens. „Ich kann nicht von mir behaupten an Geister zu glauben, habe ich schlichtweg noch keinen zu Gesicht bekommen“, offenbarte die Caldwell nachdenklich, ehe sie wieder lächelte. „Andererseits liegt mir kein gegenteiliger Beweis vor, daher schließe ich die Existenz von Geistern nicht aus“, schloss sie ab.
Dann öffnete sich auch schon eine Tür, die zu einem Saal führte. „Der Rat wäre dann soweit. Ihr dürft eintreten“, ließ eine junge Frau verlauten, die sich hier offenbar um verwaltungstechnische Angelegenheiten kümmerte. „Beginnen wir unser Abenteuer“, kicherte Lauren und deutete Nova an vorauszugehen, während sie das Schlusslicht bilden würde. Vielleicht war die Arbeit als Rune Knight ja doch spannender als zunächst angenommen.
Hui, die junge Frau war mal jemand, der nicht überrascht auf Novas buntes, sonderbares Aussehen reagierte, das war mal eine angenehme Abwechslung! Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper oder hielt für den Bruchteil einer Sekunde inne! Sofort wurde die Bunte so, wie sie nunmal war, akzeptiert. Krass! Während die Rothaarige die Machias musterte, tat sie es ihr gleich, tänzelte dabei einmal im Halbkreis. Im Grunde wirkte sie völlig normal, war trotzdem ein Hingucker und schien auch einen guten Modegeschmack zu haben, aber … diese außergewöhnlichen Augen waren durchaus was Besonderes. “Oh, wirklich? Danke!” Zarte Röte schlich sich auf ihre Wangen, Komplimente hörte sie auch nur selten. Man begegnete der Farron normalerweise mit Entsetzen, wenn man nicht wusste, wie man mit ungewöhnlichen Dingen umgehen sollte. Aber das war okay, die Reaktion verstand sie irgendwie. “Dein Outfit ist voll süß! Aber ist das für eine Geisterjagd nicht ein bisschen ungünstig? Deine Strumpfhose könnte heftige Risse bekommen UND du könntest an deinem Kleid hängen bleiben!”, plapperte sie munter weiter, als der neugierige Blick weiter runter wanderte, die Kleiderwahl gleichzeitig lobend und tadelnd, schüttelte energisch die grüßende Hand. Natürlich wollte sie der Fremden kein schlechtes Gewissen machen oder so! Nova war die Letzte, die irgendwen absichtlich verletzen wollte. Aber Ehrlichkeit muss sein! “Ich bin Nova! Nova Farron, aber Nova reicht vollkommen! Schön, dich kennenzulernen, Lauren!” Das Händeschütteln ebbte erst ab, als die Glaubenssache ins Spiel kam. Irgendwie war es erholsam, mal mit keiner verhaltensauffälligen Person zu quatschen. Die ersten Questpartner - ein Weichei und danach eine Verrückte - waren auf ihre ganz eigene Weise teilweise echt fordernd. Auch wenn die Machias selbst nicht der Norm entsprach, bemerkte sie den mühelosen Unterschied. Na, hoffentlich wurde ihr Lauren nicht bald zu umgänglich. Spiel, Spaß und Spannung musste sein! “Hmm, sehe ich genauso. An etwas zu glauben, das man nicht sieht, ist echt schwierig. Aber deshalb hab ich auch so Bock auf den Auftrag! Vielleicht werden wir echte Geister sehen, das wär so krass!”, stimmte die Blauhaarige begeistert zu und nickte kräftig mit einem Leuchten in den Augen. Oh, das würde ein spannender Abend werden, da war sie sicher! Schließlich öffnete sich eine andere Tür, die zum Versammlungsort führte. Der Rat wäre bereit, sagte man und die Frau trat einladen zur Seite. “Jaaa, lass uns den Spaß beginnen!”, befürwortete die jüngere Machias und machte den ersten Schritt zu den nach Hilfe suchenden Auftraggebenden. Zunächst fühlte sie sich wie in einer Prüfung, da drei Herren mit Zetteln und Stift in einer Reihe an einem langen Tisch saßen und eine Flunsch zogen. Auweia, die nahmen die Sache mit den Geistern offensichtlich ziemlich ernst. Deren Augenringe hingen beinahe bis zum Erdkern! “Ich heiße Sie beide herzlich Willkommen in unserem bescheidenen Dorf!”, begann der Älteste in der Mitte krächzend, räusperte und stand sogar auf. Bevor er weitersprach, nahm er einen ordentlichen Schluck aus seinem Wasserglas. “Im Grunde hat unsere Stellenbeschreibung alles gesagt, aber wir wollten Euch dennoch persönlich begrüßen und für eventuelle Nachfragen verfügbar sein.” Er lächelte zaghaft, nahm wieder Platz und faltete die Hände ineinander. Eh, das wars? Huh. Dann strengte Nova mal ihr Köpfchen an und überlegte. “Hat schon mal jemand was Körperliches zu den Stimmen gesehen, oder hört man nur irgendwas?" Flüchtige Blicke, die ausgetauscht wurden. “Nur Lichter und bedrohliches Flüstern kommt aus den Feldern unserer tüchtigen Bauernhöfen. Es traut sich keiner von uns, dem nachzugehen, deshalb haben wir um Hilfe gebeten.” “Okay, wir machen das schon!”, meinte die Farron optimistisch und zwinkerte Lauren zu. Boah, sie hatte echt Bock, dem nachzuforschen und dem Dorf zu helfen.
Emily Omniscient
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„Ja, wirklich“, lächelte Emily auf die Nachfrage der bunten Dame hin und bemerkte sofort die Röte in ihrem Gesicht. Sie war definitiv ein sonderbares Geschöpf, allen voran in diesem Dorf, doch aufgrund ihrer eigenen Beschaffenheit sah sie für Nova darin überhaupt kein Problem. Emily machte sich nichts aus Völkern, Herkünften oder Erscheinungsbildern, denn die Persönlichkeiten machten den entscheidenden Unterschied in jedweder sozialen Interaktion. Das bunte Mädchen wirkte ein wenig aufgedreht und durchaus auch etwas unsicher, doch gleichwohl artikulierte sie sich vernünftig und baute direkt eine persönliche Bindung auf. Sie war zutraulich und offen genug für eine direkte Konversation, außerdem trug sie ihr Herz auf der Zunge und plapperte eben auch direkt das, was ihr durch den Kopf ging. Emily war zwar der Kopf eines äußerst kriminellen Syndikats und durchaus eine Maschine, aber ein kaltherziges Individuum war sie deswegen nicht. Ihre irrationalen Empfindungen existierten nach wie vor und folglich gab es auch immer Personen, die wirklich mochte, auch durch ihre Tarnidentität Lauren Riley hindurch. „Kleidung lässt sich ersetzen, meine Liebe“, lächelte Emily die junge Machias an. „Und sollte meine Kleidung bei der Geisterjagd Schäden davontragen, dann haben wir Beide ja auch einen Grund einen gemeinsamen Ausflug an diesen Auftrag anzuhängen, nicht wahr?“, zwinkerte Lauren also.
„Nova? Das ist ein sehr schöner Name“, komplimentierte sie die Vorstellung der bunten Dame. „Er passt hervorragend zu dir“, fügte sie an. Das war keineswegs beleidigend gemeint, aber bei ihr war der Name beinahe Programm und so etwas wie eine Corporate Identity schadete nie. Nova Farron trug, was sie wollte, also trug sie ihre Person nach außen. Der Name vervollständigte das Bild. „Die Freude ist jedenfalls ganz meinerseits. Auf gute Zusammenarbeit“, kicherte sie amüsiert und musste ein wenig an das frühere Sein ihrer besten Freundin zurückdenken. Isabel war genauso flapsig und plappernd unterwegs gewesen, doch mittlerweile nicht mehr. Lauren wusste noch nicht so recht, was sie von diesem Auftrag halten sollte, doch für die Farron war die Reise bereits klar. Sie hoffte inständig darauf Geister zu sehen. Grundsätzlich war Emily ebenfalls daran interessiert, schließlich war es ihr großes Ziel im Leben jede verfügbare Information zu kennen und da zählten eben auch solche Dinge mit hinein. Das liebliche Lächeln der Caldwell wurde kurz ein wenig diabolischer, denn vielleicht eigneten sich Geister ja wunderbar für die Informationsgewinnung und Spionage. Das wäre natürlich eine echte Bereicherung für ihre Organisation. Schlussendlich öffnete sich die Tür und die Damen wurden vor den Rat geladen, also konnte dieses Abenteuer endlich beginnen.
Nova ging voraus und Emily folgte, aber die Caldwell erhielt einen völlig anderen Eindruck der Szenerie als Nova. Während sie sich wie bei einem Test fühlte, konnte Emily deutlich sehen mit welch Überforderung dieser Rat zu kämpfen hatte. Sie wollten sich schlussendlich auch nur vorstellen und für eventuelle Fragen zur Verfügung stehen, als hätte man sich diese Unterredung grundsätzlich sparen können. Allerdings wollte die Caldwell hier nicht ohne zusätzliche Informationen verschwinden, was ihre Machias-Kumpanin auch direkt in Angriff nahm. Lächelnd lauschte sie also der Frage des Mädchens und sog danach die gegebenen Informationen auf. Das waren echt wenige Anhaltspunkte und allen voran klang das nicht gerade nach Geistern, aber andererseits wollte Lauren hier auch keine voreiligen Schlüsse ziehen, kannte sie schließlich keine Geister und wusste daher auch nicht, wozu diese imstande waren. „Es wäre von Vorteil, wenn meine Freundin hier und ich eine Unterkunft bekommen könnten“, brachte die Caldwell dann noch hervor. „Wir benötigen einen Rückzugsort und eine Ruhestätte, falls sich diese Angelegenheit bis in die tiefdunklen Stunden der Nacht zieht“, fügte sie an.
„Gewiss. Wir werden ein Zimmer für Euch im Gasthaus beziehen lassen“, versicherte der Rat den Damen und Emily nickte zufrieden. Dann blickte sie lächelnd zu ihrer Kumpanin. „Sehen wir uns unsere Unterkunft doch erst einmal an, bevor wir uns die Bauernhöfe anschauen“, schlug Emily vor und wollte die Zweisamkeit mit Nova dann nutzen, um die Vorgehensweise hinsichtlich des Auftrags zu besprechen. Einfach auf Gutglück irgendwo hin marschieren brachte womöglich keine nennenswerten Ergebnisse, also sollten sie zunächst in aller Ruhe und bei etwas Gemütlichkeit einen Schlachtplan entwickeln. Dann stiefelte die Caldwell auch schon los und verließ die Räumlichkeiten des Rates, um nach draußen an die frische Luft zu gelangen. Sie war sich sicher, dass die beiden Damen das schon geschaukelt bekamen.
“Weiß ich doch, aber du musst das ja nicht darauf anlegen! Stell dir mal vor, genau diese Strumpfhose sowie dieses Kleid sind dann nicht mehr verfügbar! Das wäre echt tragisch … aber okay, das ist nicht mein Problem. Ich wollte dich nur vorwarnen!” Mensch, wie umsichtig Nova doch war! Und das lag bestimmt nicht nur daran, dass sie ein besonderes Interesse an Mode hatte, nein. Sie konnte sich noch stundenlang darüber unterhalten, aber selbst sie wusste, dass jetzt nicht die Zeit dafür war und schraubte ihren Enthusiasmus erstmal ein bisschen zurück. “Aber das Shopping-Angebot lehne ich natürlich nicht ab, hehe” Woah, bahnte sich etwa eine aufrichtige Freundschaft an?! Im Vergleich zu Ken war Lauren ein ganz anderes Kaliber. Die beiden waren wie Himmel und Hölle, aber im Grunde auf ihre eigene Art und Weise freundlich und zuvorkommend. “Danke! Der Name passt tatsächlich wie Arsch auf Eimer zu mir!”, versicherte Nova. Den Hintergrund würde sie hier und jetzt aber nicht weiter aufrollen, vielleicht auch gar nicht, wenn der persönliche Lebenslauf nicht mehr zur Sprache kam. Dass die Blauhaarige eine Machias war, posaunte sie nicht so gerne herum, damit hatte sie in der Vergangenheit nur schlechte Erfahrungen gemacht. Der eine oder andere fand das zwar cool, die Mehrheit aber eher beängstigend, dabei fielen ihre Prothesen überhaupt nicht auf. Aber darum ging es nun auch nicht, also egaaal. “Oh, gute Zusammenarbeit werden wir sicherlich haben!”, behauptete sie optimistisch, schenkte der hübschen Frau ein noch breiteres Grinsen und schmiss energisch eine Faust in die eigene Handfläche. Nein, sie wollte niemanden verprügeln, nur den unendlichen Tatendrang demonstrieren! Der Rat hatte schlussendlich nichts Neues zu berichten und gab quasi denselben Inhalt wieder, der in der Quest-Ausschreibung bereits veröffentlicht wurde. “Wie langweilig …”, nuschelte sie in den nicht vorhandenen Bart und rollte mit den Augen. Scheinbar waren die Geister nicht sonderlich kreativ und zogen jede Nacht das Gleiche ab. Konnte man da echt noch von Angst sprechen? Die Farron wäre wohl irgendwann einfach davon genervt und würde auf eigene Faust handeln. Aber die Dorfbewohner wirkten so lieb und nett, die könnten vermutlich niemandem ein Haar krümmen. Dafür hatte Lauren noch einen guten Einwand, der zwar nichts mit der Aufgabe zu tun hatte, aber eine Unterkunft brauchte das Duo wirklich. Hübsch UND klug war die Rothaarige, eine gefährliche Kombination! Nova nickte kräftig zustimmend und machte dabei seltsame Geräusche. Sie hatte in der Tat keinen Bock, sich mitten in der Nacht einen Schlafplatz zu organisieren oder direkt abzureisen, wenn keine Möglichkeit bestand. “WOAH, krass Lauren!! Wir müssen nichts für das Gasthaus zahlen! Meinst du, wir kriegen dort auch Lebensmittel umsonst?”, meinte sie begeistert, sobald die beiden das Rathaus verließen und außer Hörweite waren. Nicht, dass die Farron auf die Gutmütigkeit angewiesen war oder irgendwas ausnutzen wollte, Geld besaß sie (die Eltern) genug. Das war wie so oft einfach unüberlegtes Plappern und ein Mittel zum Zweck, das blöde Schweigen gar nicht erst aufkommen zu lassen. “Gute Idee! Aber die alten Infos hätten die sich echt sparen können, ich dachte ja, in der Zwischenzeit wäre vielleicht mehr oder mal was anderes passiert, aber nööö, Pustekuchen”, teilte die jüngere Machias ihre enttäuschten Gedanken mit und seufzte theatralisch. Auf dem Weg zum Gasthaus verschränkte sie die Arme am Hinterkopf, summte eine erfundene Melodie und pfiff schließlich wenig hingerissen, als sie das Gebäude entdeckte. Es hob sich kaum von den restlichen Häusern ab, ein Strohdach und Steinmauern, allein das Schild davor machte den kleinen Unterschied. “Na ja, die Inneneinrichtung ist bestimmt voll gemütlich.” Hoffnung war ihr dritter Name, der Zweite Optimismus. Ein Glöckchen kündigte leise die neuen Besucher an, als die Tür geöffnet wurde und eine korpulente Dame, die beinahe am Einschlafen war, riss den Kopf leicht verwirrt hoch. Dann wischte ein freundliches Lächeln die Verwirrung aus dem Gesicht, nachdem sie die beiden Magierinnen entdeckt hatte und grüßte zuvorkommend. Nova erklärte rasch die Situation, daraufhin bezogen sie und ihre Begleitung - laut der Empfangsdame - das hübscheste und größte Zimmer im ersten Stockwerk. “Joar, lässt sich wohl aushalten.” Besser als nichts. Ohne Zögern schmiss sie sich auf eines der Einzelbetten. “Oh? Überraschend angenehm! Das ist die Hauptsache, keine Lust auf Rückenschmerzen!” Dann bequemte sich die Farron auf den Bettrand und streifte den Rucksack vom Rücken. “Also, Lichter und Geräusche”, begann sie, als auch Lauren so weit angekommen war. “Irgendwie können wir nicht viel damit anfangen, vielleicht sollten wir die Bauern direkt fragen, was genau vorgefallen ist? Ach, übrigens, ich bin leider kaum kampftauglich, wie sieht das mit dir aus? Ich mein, gegen echte Geister kann man wohl eh nicht viel anrichten, glaube ich.” Also Informationen geben und Ideen miteinander vermischen kann Nova tausendmal besser als der Rat, nicht wahr? Etwas viel auf einmal, aber immerhin!
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Emily Omniscient
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Diese Nova war wirklich ein Goldstück, denn sie war so voller Enthusiasmus und Tatendrang. Sie wirkte sehr aufgeweckt, interessiert und natürlich auch humorvoll. Allgemein war Nova sehr zugänglich und offenherzig, was für Emily natürlich durchaus gefundenes Fressen war. Es kam selten vor, dass die Caldwell andere Personen sympathisch fand oder gar mochte, nutzte sonst so ziemlich Jeden wie eine Schachfigur und doch gab es in dieser Welt vereinzelte Ausnahmen wie Nova, die sie einfach nur mochte. Das machte ihre Arbeit als Runenritterin Lauren Riley auch bedeutend leichter, denn es fiel eben keineswegs schwer, sich ebenso offenherzig und zugänglich zu präsentieren. „Vielleicht lege ich es ja bewusst darauf an, meine Kleidung kaputtzumachen“, kicherte Lauren amüsiert und funkelte mit ihren Augen in die Seelenspiegel der Machias. „Dann gehen wir definitiv shoppen, Nova“, versicherte Lauren ihr kichernd. Bisweilen war es ja nur ein Angebot, aber provozierte Beschädigungen an Bekleidung konnte aus dem Angebot schnell eine Tatsache machen.
Voller Tatendrang fanden sich die Damen dann vor dem Rat wieder und erfuhren, überraschenderweise, absolut nichts neues. Diese Unterredung hätten sie sich auch wirklich sparen können, denn für die Auftragserfüllung selbst hatte sie absolut keinen Mehrwert besessen. Lauren war aber spitzfindig und schlug natürlich dennoch etwas für die beiden Damen heraus, denn ein Zimmer in einem Gasthaus konnte mithilfe der richtigen Argumentation durchaus zu einer Notwendigkeit werden. Ihr rhetorischer Charme hatte den Rat zügig eingenommen und überzeugt, demnach wurde ihnen selbstredend ein Nachtquartier zur Verfügung gestellt. Den Erfolg besiegelte Emily mit einem Zwinkern in Richtung der Farron. Mit diesem Erfolg verließen die beiden Damen den Rat und begaben sich hinaus ins Freie, wo Nova die fehlende Hörweite nutzte, um ihrem Enthusiasmus freie Bahn zu gewähren. Emily kicherte amüsiert und legte dann den Kopf auf die Seite, um Nova ein wenig anzustrahlen. „Gratis Mahlzeiten wären natürlich das Mindeste“, schmunzelte sie spitzbübisch. „Lassen wir uns überraschen“, beschloss Emily. Vielleicht konnten sie im Gasthaus ja mal ganz unverblümt fragen.
„Sieh es positiv, meine schöne Nova“, entgegnete Emily auf die Enttäuschung ihrer Kameradin. „Umso mehr Informationen müssen wir finden. Das intensiviert unsere Geisterjagd also“, lächelte sie und versuchte den Enthusiasmus der Machias gezielter zu lenken. Beim Gasthaus angekommen ließ sich nur hoffen, dass die Inneneinrichtung Bequemlichkeit bot, denn von außen machte das Gebäude nicht viel her. Emily war aber trotz ihres kriminellen Daseins gewiss keine undankbare Person, daher zog sie dem Dorf keinerlei Punkte ab. Sie war dankbar für die Unterkunft und würde sich mit allen Zuständen arrangieren, denn so war sie nun einmal. Im Zimmer eingetroffen machte Nova sofort eine Bestandsaufnahme des Betts, welches sich als deutlich gemütlicher herausstellte als zunächst angenommen. Gemütlichen Ganges schritt die Machias in den Raum und setzte sich auf die Bettkante des anderen Bettes, um Nova gegenüber zu sitzen. Sie griff nach den Händen der jungen Dame und hielt sie in ihren Händen, während sie intensiven Augenkontakt aufbaute.
„Guter Einfall meine Liebe“, bekräftigte sie das Mädchen. „Wir sammeln die Informationen von Betroffenen und werden uns mit eigenen Augen die Schrecken zu Gemüte führen“, fasste Emily abschließend zusammen. „Für gewöhnlich organisiere ich meine Arbeit und erzeuge straffe Zeitpläne mit operativ nutzbaren Methoden“, klärte sie die Machias über ihre gewöhnliche Vorgehensweise auf, doch dann kicherte sie. „Aber dieses Mal nicht. Stürzen wir uns ins Getümmel und machen eine spannende Geisterjagd daraus“, kicherte Emily amüsiert. „Aber kämpfen kann ich leider nicht“, gestand Lauren ihr und zwinkerte. „Soll sich ein Geist erstmal trauen zwei schöne Frauen wie uns anzugreifen, nicht wahr?“
Oooh, diese Frau wusste bereits, wie man das Herz der Farron erobern konnte! Aber eigentlich war das auch nicht sonderlich schwer, denn sie trug das pulsierende Organ quasi auf der Zunge und servierte sich selbst auf dem Silbertablett! Offenheit und Direktheit machten das Leben durchaus leichter und spaßiger - womöglich auch gefährlicher beziehungsweise angreifbar. Natürlich war ihr das Risiko klar, aber sie konnte einfach nicht anders. Verkniffene, unzugängliche Leute waren langweilig und anstrengend, weshalb die Machias viel Wert auf Spiel, Spaß und Spannung legte. Und wenn es dann doch mal brenzlig werden sollte, konnte sie auch zwei oder drei Gänge zurückschalten und Zurückhaltung üben. Aber echt nur im Notfall oder wenn Tiere involviert sind! “Bitte nicht!”, flehte sie, “Ich gehe auch gerne ohne kaputte Kleidung mit dir shoppen!" Jemand wollte mit ihr freiwillig Zeit verbringen, wie schön! Mann, die Partnerwahl hätte echt nicht besser sein können, auf Anhieb verstanden sich die beiden. Doch leider hieß es erstmal ran an die Arbeit! “Du hast ja recht!”, meinte sie auf dem Weg zur Schlafstätte bezüglich der Informationsbeschaffung. Wobei sie ja mehr der Typ war, der ungeduldig mit dem Kopf durch die Wand rannte, statt ewig nach irgendwas zu suchen, das weiterhalf. Aber heute konnte sie mal eine Ausnahme machen! Nova hatte nicht vor, Lauren auf irgendeine Weise absichtlich zu provozieren oder zu verärgern, sie war schon cool, so wie sie war. Der Drang, den Langweilern, Miesepetern und Spießern den unsichtbaren Stock aus dem Arsch zu ziehen, war nämlich für gewöhnlich groß. Aber das war diesmal nicht der Fall. Im Gasthaus rollte sich Nova auf dem bequemen Bett hin und her, nachdem der Rucksack in die nächste Ecke geworfen wurde und glich schließlich einem Burrito. Ein Decken-Burrito! Stillsitzen fiel ihr furchtbar schwer, außerdem kickte die Aufregung noch ziemlich rein und pushte den Tatendrang. Immerhin ging es hier um Geister! “Uff, zu warm!”, kam es bald nuschelnd und kichernd zwischen den Laken hervor, ehe sie nach Luft schnappte und ihren Körper wieder entwickelte. Dann setzte sie sich wieder auf den Bettrand, um der Rothaarigen, die ihr gegenüber saß, die verdiente Aufmerksamkeit zu schenken. Als die andere unerwartet nach ihren Händen griff, zuckte Nova leicht zurück, regte sich aber nicht weiter und ließ sie an Ort und Stelle. Berührungen an ihren Prothesen mochte sie nicht, aber das konnte Lauren nicht wissen. Die fehlende Wärme war für den einen oder anderen merkwürdig, weshalb unangenehme Fragen gestellt wurden, die sie kaum zu beantworten wusste. Sie fühlte sich ertappt, als die Ältere eindringlichen Blickkontakt aufbaute. Normalerweise hatte die Machias keine Probleme damit, aber dieser Moment verunsicherte sie. Die mehrfarbigen Augen zitterten schwach, der sonst so belebte Mund ließ kein Wort mehr zu, die Lippen fest aufeinander gepresst. Doch dann, als wäre nichts gewesen, nahm die Frau den Auftrag wieder auf. “O-oh, danke … !”, stotterte die Farron und atmete erleichtert aus, ehe ein tiefer Luftzug genommen wurde. Hui, Wann hatte denn bitte die Atmung ausgesetzt? Mit sanftem Nachdruck entzog sie ihr die Hände und strich sich imaginären Staub von der Kleidung. “Genau, so machen wir das, finde ich gut!”, pflichtete sie ihr dann bei und stand ruckartig auf, um zum Fenster zu flüchten. “Huh, ist das so? Das klingt anstrengend.” Einen straffen Zeitplan einzuhalten war einer ihrer persönlichen Albträume. Sie hasste es, irgendwas machen zu müssen, auf das sie keinen Bock hatte. "Puh, ein Glück! Mit dem Kopf durch die Wand ist eh viel spaßiger!", verriet sie ihre eigene, eher unkluge Methode, die ihr durchaus bewusst war. "Ach, das macht nichts! Ich labere die Geister einfach in Grund in Boden! Auch die Lebenden kann ich damit in die Flucht schlagen!" Etwas, auf das man stolz sein konnte? Wohl eher nicht. Aber vielleicht war das Quasselstrippen-Dasein ja wirklich mal von Vorteil. "Guuu~ut, wie gehen wir am besten vor? Superduper diskret muss man ja wohl nicht sein, wissen eh alle Bescheid." Magenknurren. Ugh, nicht jetzt! Die Arbeit hatte noch nicht einmal begonnen, wie ungünstig! Einfach nichts anmerken lassen und Ärmel hochkrempeln.
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Emily Omniscient
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Eigentlich war Emily überhaupt nicht erpicht darauf ein Leben als Gildenmagierin zu führen, doch die Zusammenkunft mit Nova bestach sie sehr intensiv. Die Caldwell hatte großen Gefallen an der hübschen Dame gefunden und empfand ihre unbeschwerte, offene Lebensart für angenehm und erfrischend. In der Welt von Emily waren Alle immer so verflucht geheimnisvoll und verlogen, da war eine Frau wie Nova eine echte und allen voran willkommene Abwechslung. Zwar war auch Emily ein kriminelles Wesen und Skrupel war ihr beinahe ein Fremdwort, aber selbst in ihrer verbrecherischen Haut war sie niemals unehrlich oder unaufrichtig. Das zeichnete sie selbst unter Verbrechern aus und als Lauren Riley war es daher auch nicht schwer diese Seite zu zeigen, wohnte sie ihr ja ohnehin inne. Aber auch Nova schien von ihr angetan zu sein, was die kommende Zusammenarbeit deutlich erleichtern sollte. Sie hatten sich im Grunde sogar schon zum Shoppen verabredet und darauf freute sich Emily tatsächlich sehr, denn dieses Vergnügen lag bereits ein Weilchen in der Vergangenheit. Aber auch das weitere Prozedere schien vorerst geklärt.
Hätte die Caldwell einen tieferen Einblick in die Verhaltensweisen der Farron, dann hätte sie sich womöglich gewundert, wieso es keinen Widerspruch gab. Zwar hatte Lauren keinen Stock im Hintern, aber als Liebhaberin der Informationswelt zählte sie trotzdem zu den Magiern, die konservativ und planerisch arbeiteten und weniger mit dem Kopf durch die Wand rannten. Nova gehörte wohl zur letzteren Sorte, zumindest ließ ihre bisher offene Persönlichkeit diesen Eindruck entstehen. Sie waren also gut durchmischt und bestens ergänzt, ein tolles Team also. Gemeinsam saßen sie sich auf den Bettkanten gegenüber und besprachen weitere Einzelheiten zum Auftrag, wobei Emily gewohnterweise Körperkontakt herstellte und die Hände des Mädchens ergriff. Diese zuckte jedoch etwas zurück und verhielt sich plötzlich sehr aufgewühlt, was natürlich nicht die Absicht der Caldwell war. „Verzeih mir“, entgegnete Emily ihr und lächelte, während sie selbstverständlich ihre Hände freigab und ebenfalls ein wenig abrückte. Nova sollte sich in ihrer Gegenwart nicht unwohl fühlen, das wollte Emily nun wirklich nicht.
Nova flüchtete zum Fenster und Lauren sah ihr nach, während sie dabei den Kopf leicht schief legte und die junge Frau musterte. Natürlich kamen Fragen auf, aber nicht wegen der fehlenden Wärme in ihren Prothesen, denn die hatte Emily gar nicht wahrgenommen. Doch niemals würde die Caldwell dieses Thema ansprechen, wenn die Farron es nicht von allein tat. „Ich habe mir schon gedacht, dass du so ein Typ Frau bist“, kicherte die Runenritterin also amüsiert. Hatte sie recht behalten mit ihrem Eindruck eine Frau vor sich zu haben, die gerne durch Wände rannte, Kopf voraus versteht sich. „Bestimmt lerne ich von dir, wie man das macht“, fügte sie dann noch an. Zwar kam der Vorschlag ursprünglich von ihr, aber Lauren wusste bestens, dass sie darin keinerlei Erfahrungen vorweisen konnte. Und sollten die beiden Damen mit den Geistern überfordert sein und keine Möglichkeit haben, dann hatte die Caldwell immer noch einen Trumpf in der Hinterhand, der sich Luke Forbes nannte. Eine Syndikatsanführerin wie sie begab sich bestimmt nicht ohne Personenschutz in irgendwelche Dörfer, aber das musste Nova an dieser Stelle ja nun wirklich nicht wissen. „Machen wir es klassisch“, grinste die Caldwell und erhob sich von der Bettkante, ehe sie ihre Kleidung zurecht zupfte.
„Wir legen uns bei der Farm am Dorfrand auf die Lauer und ertappen die Geister bei frischer Tat“, schlug sie also abschließend vor. „Und wenn wir sie erwischt haben, laberst du sie in Grund und Boden“, kicherte die Caldwell aufgeregt. Es war wirklich ein erfrischender Auftrag, bei welchem man sich allen voran wieder ein wenig jünger fühlen konnte. Die Farron tat ihr gut, auf die eine oder andere Weise und es war wirklich selten, das Emily andere Personen auf Anhieb leiden konnte. „Da es noch hell ist…“, leitete sie dann doch noch etwas ein, schließlich tauchten die Geister ja laut Berichten immer erst in der Dunkelheit auf. „…gehen wir etwas essen. Auf die Lauer legen ohne vorher gegessen zu haben ist doch echt öde“, schmunzelte sie und begab sich dann auch schon wieder zur Tür des Schlafraumes. Die Unterkunft reichte definitiv, da konnten die Magierinnen wirklich nicht meckern. Und eine leckere Mahlzeit, vielleicht ja auch auf Kosten des Dorfes, schadete natürlich auch nicht. Hatte sie das Magenknurren von Nova gehört? Definitiv nicht, aber ihr eigenes Magengrummeln hatte sie durchaus vernommen.
Nova schenkte Lauren ein wackeliges Lächeln, als sie um Verzeihung bat, sagte jedoch nichts weiter dazu. Sie war dafür dankbar, dass die Rothaarige das Thema nicht ausschlachten wollte und keine Fragen stellte. Die Wenigsten taten das, aber die Befürchtung war stets präsent. Wann die Wahrheit an der Zeit war, wollte sie selbst bestimmen, falls sie überhaupt mal irgendwann nötig war. Jedenfalls kam ihr der rasche Themenwechsel super gelegen. Die Machias machte es sich auf der Fensterbank bequem und ließ die Beine baumeln. “Ich bin ja auch nicht gerade die Ruhe in Person!”, bestätigte sie die Vermutung und kicherte. Leute, die Nerven aus Zuckerwatte besaßen, hatten massive Probleme mit ihrem Verhalten und waren schnell gereizt, aber nicht Lauren, die die impulsive Art sogar mit Wohlwollen unterstützte. “Oh, es würde mich sehr freuen, wenn ich dir was beibringen könnte!” Es machte tausendmal mehr Spaß, wenn man sich ins Getümmel warf und mitzumischen, anstatt Zurückhaltung zu üben und alles nur aus der Ferne zu beobachten. Nova blühte im Chaos erst so richtig auf, während andere nur noch im Stande waren, die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen. Bei dem nächsten Vorschlag sog sie scharf die Luft ein. “Auf die Lauer legen ist für den Anfang bestimmt die beste Vorgehensweise, aber ich hab echt heftige Schwierigkeiten mit Stillsitzen”, gab sie ehrlich zu und überlegte kurz. “Aber vielleicht kannst du mir ja auch Tipps geben, damit besser umzugehen!” Eine Hand wusch die andere, oder so! Urgh, bereits jetzt stieg der Drang zu zappeln. Es war noch nie ein leichtes Unterfangen für die Blauhaarige, absolut ruhig zu sein, davon konnten ihre Eltern ein Lied singen. Man musste sie quasi ausknocken, wenn beispielsweise die Prothesen gewartet werden. “Aber den Rest kriege ich locker hin, wie du merkst, hehe!” Ohren durch sinnloses Gequatsche zum Bluten bringen, fiel ihr wiederum alles andere als schwer, aber das war ja nichts Neues mehr, genau! “Uuuuh, gute Idee!! Essen!! Mann, du hast nur gute Ideen, Lauren!” Schwunghaft stieß sich die Farron vom Fensterbrett und kam mit lautem Wumms auf den Holzdielen auf. Hoppla, ihr hohes Gewicht vergaß sie durch die gute Regulierung der Lacrima oft; das war auch so eine Sache, die Leute merkwürdig fanden, kein Wunder! Hoffentlich rieselte die Decke unter ihren Füßen nicht und bescherte den Gästen weitere Würzung auf den Tellern. Eilig schloss sie zur Rothaarigen auf und sie verließen gemeinsam das Zimmer. Unten angekommen, forderte Nova den besten Tisch für die Geisterjäger, die heute Abend das Dorf ein für alle Mal von den Geistern befreiten. Da war ja wohl das Beste vom Besten, das Mindeste! Außerdem kostenlos! Und das sah auch die Wirtin so, die das Duo lächelnd in die gemütlichste Ecke führte. Die junge Machias plumpste auf einen Stuhl und schnappte sich die Karte mit allerlei Gerichten aus dem Ständer. “Hui, so viel Auswahl! Hätte ich von einem kleinen Dorf wie diesem echt nicht erwartet!”, staunte sie nicht schlecht, während sie die unterschiedlichsten Speisen studierte und sich schließlich für eine große Portion Ramen mit üppigen Beilagen entschied. Als auch die heutige Partnerin ihre Wahl getroffen hatte, hieß es erstmal Warten. Glücklicherweise waren die Stühle hoch genug, um die Beine nacheinander hin und her schwingen zu lassen. “Sag mal, was machst du denn noch außer Shoppen in deiner Freizeit? Hörst du Musik? Kennst du vielleicht die Band ‘Misstaken’?” Die letzte Frage musste das Fangirl einfach jedem stellen, leider kam es wirklich selten vor, dass man die Gruppe kannte und nach deren großen Fauxpas auch noch mochte. Aber egal, wie die Antwort ausfiel: “Ich will unbedingt ein Autogramm von Ava Finch! Unter anderem bin ich wegen ihr der Gilde beigetreten, aber ich hab sie noch nie gesehen oder getroffen, voll mies. Vielleicht hat man mich angelogen, als man sagte, sie wäre Mitglied! Das wäre total hinterhältig!” Im Laufe des Monologs wurde dann endlich das heißersehnte Essen serviert, über das Nova gleich freudig quiekend herfiel. Lebensmittelaufnahme war einer der wenigen Momente, in denen sie den Mund nur zum ordentlichen Kauen nutzte und nichts anderes. Nachdem die Nudelsuppe vernichtet worden war, kippte sie ein Glas Wasser hinterher, lehnte sich dann satt und äußerst zufrieden zurück und streichelte den vollen Bauch. “Boah, das war richtig gut! Wie war dein Gericht?”, fragte sie neugierig und rülpste diskret. Am liebsten würde sie sich frei nehmen und einmal querbeet durch die Speisekarte fressen. Vielleicht, wenn Urlaub anstand. Gab es sowas als Gildenmagierin überhaupt? “Ach ja, die Tipps für das Stillsitzen! Magst du mir welche verraten?” Auch, wenn man es der Farron nicht unbedingt anmerkte, aber sie wollte Aufträge generell erfolgreich abschließen und natürlich etwas dafür tun, selbst wenn ihr eine Aufgabe schwerfiel.
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Emily Omniscient
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Was für ein bezauberndes Wesen Nova Farron doch war. Sie war so aufgeregt und aktiv, so ehrlich und gleichermaßen fasziniert. Für gewöhnlich war Emily eine Frau, die Ruhe und Entspannung sehr genoss, doch die aufgedrehte Art von Nova war einfach ansteckend. Wenn die Caldwell schon dazu gezwungen war als Lauren Riley die brave Runenritterin zu mimen, dann durfte sie ja auch einfach ihren Spaß mit ihren temporären Kameraden haben. „Dann haben wir einen Deal, meine Liebe“, schmunzelte Emily. Sie würden voneinander lernen und das jeweilige Extrem des anderen austesten, auch wenn die Erfolgschance womöglich sehr gering war. Die Absicht der Caldwell war auch gar nicht, ernsthaft etwas zu lernen oder beizubringen, aber sie stellte sich diesen Versuch als interessantes Amüsement vor, um diesen Auftrag etwas mehr anzufeuern. Auf der anderen Seite war die Caldwell sehr wissbegierig und lernfähig, also nahm sie bestimmt deutlich mehr mit als beabsichtigt. Wichtig war am Ende nur, das die beiden Damen ihren Spaß hatten. „Das wird witzig, Nova!“, kicherte Lauren also abschließend.
Doch noch war es mitten am Tag und noch zu hell, um sich schon auf die Lauer zu legen. Die beiden Damen hatten durchaus besseres zu tun als unzählige Stunden nutzlos herumzuhocken, bis das eigentliche Event anfing. Entsprechend blieb noch ausreichend Zeit, um zu speisen, also schlug Emily es auch kurzerhand vor. „Findest du? Dann bin ich aber beruhigt“, kicherte die Machias und bemerkte nur am Rande, wie Nova vom Fensterbrett rutschte und doch recht markant auf dem Boden aufkam. Sie schob der Farron jetzt kein erhöhtes Gewicht oder irgendwelche Unstimmigkeiten zu und vermutete lediglich die Beschaffenheit des Gebäudes hinter dieser Geräuschkulisse. Gemeinsam begaben sich die Damen hinaus aus dem Zimmer und hab in die Gaststube, wo Nova direkt den besten Tisch forderte. Ihr Gemüt war wirklich interessant zu beobachten und auch wenn Lauren noch nicht dahinter gestiegen war, so fühlte sie sich irgendwie mit der niedlichen Farron verbunden. Das sie beide anteilig mechanisierte Wesen waren, konnte ja an dieser Stelle keiner ahnen.
„Faszinierend“, stimmte Emily zu, als es um die große Auswahl der möglichen Speisen ging. Sie bestellte sich also kurzerhand einen Rotwein und dazu ein Natur-Schweineschnitzel mit Spätzle und Rahm-Schwammerl-Sauce. Das klang famos. „Ich stimme dir zu, Nova. Die Idee Essen zu gehen war wirklich grandios von mir“, lachte sie amüsiert auf. Mit diesem Aufgebot hatte sie auch nicht gerechnet, aber das wertete den Auftrag in diesem Dorf abermals auf. Sie war sich auch ziemlich sicher deutlich weniger Spaß zu empfinden, wenn jemand anderes ihr Partner gewesen wäre. Aber mit Nova hatte sie dahingehend eine Art Jackpot gezogen, denn eine solche Verbundenheit empfand Emily für gewöhnlich nicht. Andere innigere Kameradschaften basierten mehr auf Logik und potenziellen Gewinnen aus der Beziehung, aber hier hatte Emily keinerlei kriminelle oder unlautere Gedanken. Der rothaarigen Schönheit wurde dann auch schon der Rotwein gebracht, während das Essen noch auf sich warten ließ.
Wie es sich für einen Restaurantbesuch ziemte, wurde natürlich auch miteinander gesprochen und da legte die Machias direkt vor. Nova erfragte nach ihren Freizeitaktivitäten, während die Caldwell sich eines Schluckes des Weines genehmigte. Der hatte eine wirklich interessante Note, dieser Wein aus dem Süden. „Ich lese sehr viel und verbringe viel Zeit mit diversen Studien“, erzählte Lauren nachdenklich. „Musik höre ich zugegeben eher selten, daher sagt mir Misstaken leider nichts“, gestand sie dann aber. Offenbar hatte Emily es hier mit dem wohl größten Fangirl dieser Gruppe zu tun und schon wurde auch das Beitrittsmotiv zur Gilde benannt, denn ein Mitglied dieser Gruppe zählte ebenfalls zu Satyrs Cornucopia. „Es gäbe durchaus offizielle Informationskanäle, um den Wahrheitsgehalt dieser Aussage zu prüfen“, entgegnete Emily daraufhin. „Aber ich bin mir sicher, du wirst sie alsbald treffen und dein Autogramm bekommen“, sprach Emily ihr gut zu. Dann landete auch schon das Essen auf dem Tisch und die beiden Magierinnen begannen damit, es genießend zu verputzen.
Abschließend nippte Emily erneut am Rotwein, ehe sie sich etwas nach hinten lehnte, um den Bauch zu entspannen. „Es war hervorragend“, kicherte sie dabei und legte den Kopf leicht schief. Den diskreten Rülpser beobachtete Emily mit einem amüsierten Schmunzeln, ehe sie es der Farron gleichtat. Das war zwar echt nicht ladylike und normalerweise machte die Caldwell so etwas nicht, aber der heutige Tag war einfach anders. „Im Grunde sind Fokus und Konzentration das Geheimnis“, lachte Lauren belustigt. „Aber wenn ich ehrlich bin, funktioniert sich Vollfuttern deutlich besser“, fügte sie kichernd an. Sie hatten sich soeben den Magen vollgeschlagen und alsbald würde die Verdauung einsetzen, dem Körper Energie rauben und sie träge machen. „Wenn wir uns gleich auf die Lauer legen, werden wir so müde und träge, dass wir keine Lust auf Aktivität haben“, schloss sie also ab. „Und sollten wir merken, das Stillsitzen nervt, dann können wir es ja immer noch spannend gestalten, nicht wahr?“, schloss Emily dann ab.
Aber wie spannend gestalten? Nun, vielleicht ein lustiges Spiel oder anderweitige Herausforderungen. Vielleicht gab der Hof ja etwas Spannendes her. Die Caldwell leerte ihren Rotwein, schob den Stuhl rücklings und erhob sich. Anschließend wandte sie sich an die Kellnerin und schenkte ihr ein liebliches Lächeln. „Setzen Sie alles auf die Rechnung der Dorfverwaltung, habt Dank, Fräulein“, legte Emily also fest und sah dann zu Nova, ehe sie zwinkerte. „Komm‘. Sehen wir uns mal am Hof um.“
“Oha, Rotwein!”, kommentierte Nova das Wahlgetränk der heutigen Kollegin und zukünftigen Shopping-Freundin mit einer erhobenen Braue. Noch nie hatte die Machias auch nur einen Tropfen Alkohol probiert. Irgendwie schreckte sie das Verhalten von einigen Leuten davon ab, die torkelnd und lallelnd durch die Gegend stolperten. Die erhöhte Aggressivität, die manche dazu an den Tag legten, war auch gruselig und oft scheinbar unbegründet. Man sagte ja nicht umsonst, dass das Zeug Gift wäre, aber erstaunlicherweise war das doch recht beliebt in der Gesellschaft. “Du wirst jetzt aber nicht betrunken und schlägst alles kurz und klein, oder?”, fragte sie besorgt nach und starrte Lauren in jeder Interaktion mit dem Weinglas hinterher. Oh Mann, hoffentlich war der Auftrag jetzt nicht gefährdet! Das wäre ziemlich doof! Einen Tag und eine Nacht länger wegen Ausnüchterung wollte sie eigentlich nicht warten! Natürlich gab es hierbei auch Ausnahmen und es passierte so gut wie gar nichts, wäre gut, wenn die Rothaarige zu dieser Kategorie gehörte. “Aha …” Lesen. Studieren. Nova legte ihren Kopf stützend in die Handfläche ab und seufzte. Das waren solche Aktivitäten, mit denen sie überhaupt nichts anfangen konnte. Währenddessen musste man nämlich stillsitzen und konzentriert sein, etwas, das ihr, wie bereits erwähnt, sehr schwerfiel und demnach keinen Spaß machte. Das war einfach nur unglaublich anstrengend. “Was studierst du denn so?”, fragte sie dennoch aus Höflichkeit nach und fummelte nebenbei an der bereitgelegten Serviette herum, die allerdings gleich Fliegen lernte, als Lauren meinte, sie höre nur wenig Musik. Ja, das wäre dann auch ein großer Zufall, wenn sie ausgerechnet Misstaken kannte. Naja, das war in Ordnung. Schade, aber in Ordnung. Man musste ja nicht gleiche Interessen teilen, um erfolgreich miteinander zu arbeiten. “Ist okay! Kannst du dir ja mal anhören, falls dir irgendwann nach Musik sein sollte!” Eigentlich kam ihr die Frau nicht wie eine vor, die Popmusik bevorzugte, sondern eher Klassik und Jazz, die Band würde also vermutlich keinen Einzug in das Haus finden. Aber auch das war okay! Vielleicht hatte sie ja jüngere Verwandte, die mehr auf Popmusik standen und könnte den Vorschlag einfach weitergeben! Es wurde sowieso Zeit, dass die Misstaken wieder mehr Bekanntheit erlangten. “Jaaa, bestimmt … aber ich will mich lieber mit meinen eigenen Augen von ihrer Mitgliedschaft überzeugen, das hat auch ein bisschen was mit Vertrauen zutun, weißt du? Wenn die Gilde das nur behauptete, obwohl man sie nie sieht, wäre das ziemlich heftig! Das wäre ein mieses Lockmittel! Man kommt da nämlich nicht so einfach wieder raus, glaube ich!” Na, was auch immer. Jetzt war nicht der Zeitpunkt dafür, sich verrückt zu machen. Es war schon leichtsinnig genug, das Vertrauen zur Gilde laut anzuzweifeln, immerhin konnte nun jemand mit der Information zu eben jene Gilde rennen und petzen. “Ich hoffe es mal!”, schloss sie das Thema ab, auch weil das langersehnte Essen aufgetischt und der Mund zum ordentlichen Kauen benutzt wurde. Jedes Nippen am Rotwein machte die Farron ein bisschen mehr nervös, aber eine Veränderung an der Schönen bemerkte sie wirklich nicht, ein Glück! Es kam wohl echt auf den Charakter und die Disziplin an, Lauren war einfach zu cool für das Gift in den Adern! “Oder? Das Essen war voll die gelungene Überraschung!”, stimmte sie begeistert zu und lobte die Wirtin beziehungsweise die Küche in höchsten Tönen, als sie das leergputzte Geschirr abräumte. Dann verzog sie leidig das Gesicht, als es um Fokus und Konzentration ging, das im nächsten Moment jedoch wieder schlagartig erhellte. “Ohaaaaa, stimmt!!” Das Kinn klappte runter und verriet völlige Erkenntnis. “Wenn ich vollgefressen bin, bin ich echt bald müde und will mich nicht mehr vom Fleck rühren! Wie klug du bist, Lauren, das war mir bisher noch gar nicht bewusst! Boah, das verändert mein Leben um 180 Grad, glaube ich! Einfach Essen schaufeln und abwarten, krass. So einfach! Danke!" Heftig, vielleicht konnte sie so auch mal lernen, ein Buch in die Hand zu nehmen, solange die Müdigkeit noch nicht einsetzte, und so den berühmten Fokus trainieren!
Bevor sich die beiden Magierinnen nach draußen in den Hof begaben, hinterließ Nova noch ein saftiges Trinkgeld auf dem Tisch. Das musste einfach sein, bei diesen großartigen Kochkünsten und der freundlichen Bewirtung. Das Gasthaus würde sie definitiv in Erinnerung behalten. Mittlerweile war es später Nachmittag, das rege Treiben im Dorf ließ deutlich nach. Wahrscheinlich bereiteten sich die meisten schon auf die gruselige Nacht vor. Es war wirklich an der Zeit, diesen unheiligen Spuk zu beenden! Nachdem sie die stinkende Scheune und die Stallung hinter sich ließen, folgte das angrenzende freie Feld mit Waldstück. “Hmm, auf die Lauer legen wird wohl schwierig”, teilte die Blauhaarige ihren ersten Gedanken mit, den Blick auf das freie Feld gerichtet. “Vielleicht verschanzen wir uns abends in den Hühnerstall, der liegt am nächsten am Feld.” Eine Art Mauer oder Umzäunung zum Verstecken gab es hier einfach leider nicht. “Ooooder wir pieksen direkt in das Wespennest und warten irgendwo im Wald auf die Geister, da, wo sie herkommen! Was meinst du?” Hmm, was war wohl am schlausten?
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Emily Omniscient
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Als Nova den gewählten Rotwein kommentierte, zeigte sich erneut, wie jung und naiv das hübsche Mädchen noch sein konnte. Für Emily war ein Glas Rotwein zum Essen etwas völlig Normales, allen voran in dem Klientel in welchem sie sich für gewöhnlich aufhielt. Natürlich traf sie im Zuge ihrer Arbeit als Gildenmagierin Lauren auch auf jüngere Damen, die überhaupt nicht Teil ihrer eigentlichen Welt waren. Offenbar hatte die Farron hier aber schlechte Erfahrungen mit Alkohol gemacht oder zumindest entsprechende Eindrücke durch andere Personen erhalten. Sanftmütig lächelte die rothaarige Ritterin und legte dabei den Kopf etwas seitlich, während ihre gelben Iriden die beeindruckenden Augen der Machias erreichten. „Sei unbesorgt, meine Liebe“, nahm Emily ihr die Unruhe diesbezüglich. „Ich gehöre nicht zu denen, die sich volllaufen lassen und dann ihre Menschlichkeit verlieren“, versicherte sie ihr. Wie es sich für ein vernünftiges Essen ziemte, wurde dabei natürlich Smalltalk geführt, der die beiden Frauen intensiver miteinander bekannt machen sollte.
„Oh, gute Frage“, kicherte Lauren hinsichtlich der Studien. Eine wirkliche Forscherin war sie ja nun nicht, aber die Sucht nach Informationen wollte sie nun auch nicht von der Hand weisen. So kriminell sie eigentlich auch war, eine Lügnerin war Emily Caldwell nicht. „Ich möchte eine Datenbank erschaffen, die über alles Wissen verfügt“, klärte sie Nova also lächelnd auf. „Also studiere ich im Grunde alles, was Informationen enthält und archiviere diese“, fügte sie an. Genau genommen studierte sie damit ausnahmslos alles, denn selbst die unwichtigsten Informationen waren am Ende des Tages Informationen, die irgendeine Daseinsberechtigung und folglich einen Zweck hatte. Weiter ging es dann mit Musik, wo Lauren wohl eher enttäuschend für die Farron war, kannte sie weder Misstaken noch war Musik ihre große Leidenschaft. „Ich hätte da einen anderen Vorschlag“, grätschte die rothaarige Schönheit ein und grinste verschmitzt. „Wenn wir ohnehin shoppen gehen…“, setzte sie an und ihr Blick wurde spitzbübischer. „…kannst du mir Misstaken ja auch gleich näherbringen“, zwinkerte sie dann abschließend.
„Du hast recht. Ich wollte nicht an deiner Gilden zweifeln, verzeih“, ruderte Emily ein wenig zurück, doch Nova schloss das Thema ohnehin ab. Sie musste einfach Vertrauen in ihre Gilde und den Wahrheitsgehalt dieser Aussage haben, aber immerhin war die Caldwell zuversichtlich hinsichtlich des Treffens und des Autogramms. Die plötzlich einsetzende Erkenntnis der Farron überraschte Lauren, hatte sie für einen kurzen Augenblick das Gefühl hier einem gewissen Sarkasmus zu begegnen, doch dafür war Nova einfach viel zu ehrlich. Sie trug ihr Herz wirklich auf der Zunge und das war unglaublich niedlich, wie Emily fand. Von Minute zu Minute wurde die schöne Frau immer interessanter für die Caldwell, auf diverse Arten. Amüsiert kicherte Lauren auf und faltete andächtig die Hände. „Unterschätze nie die Macht eines guten Essens, meine Liebe“, antwortete sie lediglich darauf. Verdauung kostete Kraft und in der Zeit wurde eine Person im Regelfall immer etwas träge, wieso also nicht auch Nova? Vielleicht half es hier und da im Leben ja durchaus weiter.
Schlussendlich fanden sich die schönen Damen draußen im Hof wieder, nachdem Nova noch ein saftiges Trinkgeld hinterlassen hatte. Die junge Farron verkörperte all das, was Emily ursprünglich hätte sein sollen, aber nie geworden war. Fühlte sich Emily deswegen so mit ihr verbunden? Schließlich erinnerte sich die Archive-Magierin bestens an ihre früheren Zeiten. Nova durfte da nicht mit hineingezogen werden, niemals. Das junge Fräulein durfte keinen Kontakt zur eigentlichen Welt der Caldwell bekommen, das schrieb sich Emily gerade auf die Fahne. Sie ließen den Hof hinter sich und begaben sich gen Stallungen, die alsbald auch hinter ihnen lagen und schon erreichten sie das weite Feld. Es war bereits später Nachmittag und alsbald sollte die Nacht hereinbrechen, die sie für die Erfüllung ihres Auftrags benötigten. „Du hast recht. Das Feld ist total ungeeignet“, stellte Emily ebenso fest. „Wir könnten direkt im Wald warten und sie womöglich direkt konfrontieren“, begann Emily auszuführen und legte dabei nachdenklich eine Hand an ihr Kinn. „Aber der Wald ist recht groß und die Chancen stehen gut, die Geister dann zu verpassen“, fügte sie also an. Der Wald war damit vielleicht nicht die beste Option. „Im Hühnerstall haben wir es deutlich gemütlicher“, grinste sie dann schelmisch. „Und die Geister würden uns wahrscheinlich direkt ins Netz gehen“, schloss sie ihren Gedankengang ab.
Für einen Augenblick ließ Emily die Informationen bei der Machias sacken, ehe sie eine Entscheidung traf. „Gehen wir in den Hühnerstall“, kicherte die rothaarige Dame und deutete dabei auf eben jenen in der Ferne. Dann machte sie kehrt und stiefelte langsam los. „Meine Liebe“, sprach sie Nova währenddessen an und sah sie plötzlich sehr schelmisch an. „Hast du eigentlich einen festen Freund?“ Noch war ja genug Zeit für Smalltalk.
Eine Datenbank erschaffen, die über alles Wissen verfügte? Das war ja mehr als ein ambitioniertes Ziel! Wie auch immer das funktionieren sollte, das klang wirklich vielversprechend! “Wow, das ist ein krasses Vorhaben!”, äußerte Nova ihre ehrliche Meinung mit großen Augen. Ob das überhaupt möglich war? Uff, wie frustrierend wäre es, wenn man das Leben lang daraufhin arbeitete und dann starb, ohne etwas davon zu haben? Das war ein großes Thema, das man nicht nur nebenbei anreißen sollte. “Lass uns nochmal darüber reden, wenn wir uns irgendwann wiedersehen, ja? Ich hab da sooo viele Fragen!” Und sie dachte schon, Lauren kommt mit irgendwas Langweiliges daher, aber nein - diese Frau war alles andere als langweilig! Im Vergleich war sogar die Machias eher diejenige, die nicht wirklich etwas zu bieten hatte, sie lebte einfach in den Tag hinein. “Ja, klar, so können wir das auch sehr gerne machen, hehe! Ich freue mich schon darauf!” Shoppen gehen bedeutete schließlich nicht nur, Klamotten zu besorgen, sondern auch neue Unterhaltungsmöglichkeiten zu entdecken und grundlegende Bedürfnisse zu erfüllen! Da sie das in der Vergangenheit überwiegend alleine tat, dachte sie gar nicht erst daran, beides miteinander zu verbinden. “Ach, kein Ding, ich musste ohnehin mal ordentlich darüber nachdenken, es ist nunmal merkwürdig! Aber ich mag die Leute da, vielleicht muss ich echt nur mehr Geduld aufbringen.” Jaja, immer diese Gelassenheit und Selbstbeherrschung, die man zu jeder Zeit überall brauchte, wenn man was nicht verkacken oder verpassen wollte. Für Nova wäre diese Datenbank von unschätzbarem Wert, einfach nachschlagen und die Information sofort einholen, das Leben weiterleben wie bisher oder einen neuen Weg wählen, ohne sonderlich viel Zeit zu verschwenden. Wenn man alles unverzüglich wüsste, wäre das ein ziemlich heftiger Skill. Auch ein gutes Essen sollte man nicht unterschätzen, richtig! Heute erntete die Farron Weisheit für Weisheit, voll cool! Draußen am Feld wiegte die Jüngere dann nachdenklich den Kopf hin und her, nachdem sie Lauren zwei Optionen vorschlug. Also, entweder konnten sich die Magierinnen im Hühnerstall verstecken oder direkt am Waldrand warten, da, wo die gruseligen Stimmen herkamen. Wenn es nur nach ihr ginge, würde sie natürlich die spaßige, direkte Möglichkeit aussuchen, aber gleichzeitig wusste sie auch, dass diese wohl nicht so klug war. Und genau das gab auch Lauren gleich zu bedenken. “Ich finde schön, wie du zuerst die Konfrontation erwähnt hast! Die Vorgehensweise wäre definitiv lustiger!”, freute sich Nova und grinste breit. ”Aber ja, ich sehe ein, dass wir uns lieber verstecken und warten sollten, was wirklich passiert. Außerdem kann ich so mal die Taktik mit der Trägheit ausprobieren, hehe!” Alles hatte seine Vor- und Nachteile, was? Man musste die Dinge einfach positiv sehen und zum eigenen Nutzen machen! Chancen ergreifen und persönlich weiterentwickeln; das war eine Sichtweise, die die Machias ehrlich befürwortete, selbst wenn es schwierig werden sollte. “Los geht's!" Gesagt, getan. Ohne Weiteres steuerte die junge Frau auf den Hühnerstall zu, entdeckte dabei zufällig einen Bauern mit einem dampfenden Becher in der Hand, am offenen Fenster seines Hauses stehend. Ups, ja, vielleicht sollten sie erstmal die Erlaubnis für das Betreten einholen! Schließlich waren sie keine Kriminelle! Doch bevor der Auftrag fortfuhr, kam Lauren mit einer ungewöhnlichen Frage an, die Nova an Ort und Stelle festsetzte. Wie kam sie denn jetzt darauf?! Ha, sie war wohl nicht die einzige, die einen Job mit allerlei Themen auflockern wollte! “Nee, hatte ich noch nie.” Verlegen kratzte sie sich die Nasenspitze und lächelte schief. Das war so eine Zwischenmenschlichkeit, von der sie überhaupt keine Ahnung hatte. Wie sollte sich die Farron jemanden angeln, wenn sie nicht einmal dazu in der Lage war, richtige Freundschaften zu knüpfen? Echte Liebe war eine, wenn nicht sogar drei Stufen höher! “Es gab bisher keine Gelegenheit für sowas.” Trauer oder Enttäuschung in der Stimme blieb allerdings aus, da ihr eine Liebesbeziehung momentan nicht wichtig war. Wenn es passierte, dann passierte es, wenn nicht, dann nicht. “Auf der Suche bin ich aber auch gar nicht! Wie sieht es denn mit dir aus, Lauren? Bist du vergeben?” Bei ihr stand die Welt sicherlich Schlange, denn sie war übel hübsch und schlau!
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Emily Omniscient
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Für die meisten Menschen war so eine allwissende Datenbank sicherlich unheimlich langweilig und absolut nichts erstrebenswertes, wenngleich die vorhandenen Vorteile großzügig genutzt werden würden. Für Emily hingegen war Wissen einfach alles, denn abseits davon besaß sie nichts mehr von Wert in ihrem Leben, der sich nicht irgendwie mit Jewels aufwiegen ließ. Wissen und Wissensdurst waren die einzigen Hinterlassenschaften ihrer Ziehmutter, welche Emily über alles geliebt hatte. Alles Wissen zu archivieren war die einzige Möglichkeit, sich ihrer Ziehmutter nah zu fühlen und das musste sie sich unter allen Umständen bewahren. Sehr zu ihrer Überraschung war Nova aber Feuer und Flamme hinsichtlich ihrer Datenbank, vertagte die Thematik aber auf das Wiedersehen. Ein sanftmütiges Lächeln zierte die Gesichtszüge der Machias, die sich von ihrer Begeisterung durchaus geschmeichelt fühlte. „Ich werde all deine Fragen beantworten, versprochen“, versicherte Emily ihr. Ausgiebiges Shoppen, gutes Essen, tiefgehende Gespräche und der Ausbau von Verbundenheit. Das war doch ein wundervoller Plan. „Was lange währt, wird endlich gut“, kicherte Emily und zwinkerte der Farron zu. „Geduld zu haben ist eine Herausforderung, aber oft eine lohnenswerte“, gab sie noch zum Besten. Heute hagelte es Weisheiten!
Draußen auf dem Feld wurden zügig die Optionen besprochen und schlussendlich fiel die Wahl auf den Hühnerstall, der ihnen in der gegenwärtigen Situation die größeren Vorteile bot. Die Farron stapfte also gut gelaunt auf den Hühnerstall zu und erblickte offenbar den Besitzer, den es zuvor natürlich zu fragen galt, schließlich waren sie keine Einbrecher oder dergleichen. Da Lauren aber die Gelegenheit genutzt hatte, um Nova auf den Zahn zu fühlen, wurde das Fragen vorerst verschoben. „Noch nie?“, wiederholte Emily überrascht, aber sie lächelte dabei und gab Nova hoffentlich nicht das Gefühl, das daran etwas schlimm war. Es gab bisher also keine Gelegenheit, doch schien sie auch nicht auf der Suche zu sein. Die junge Farron wirkte auch sehr lebhaft und unabhängig, also fügten sich diese Dinge völlig von allein, doch vorher sollte sie ihr Leben natürlich genießen können. Auf die Gegenfrage war Lauren selbstverständlich vorbereitet, schließlich hatte sie als Anführerin eines kriminellen Syndikats unheimlich viele Erfahrungen in Sachen Gesprächsführung. „Die Gelegenheiten werden sich bieten, du wirst sehen“, kicherte sie zufrieden und musterte die Farron. Sie war eine hübsche Frau, aufgeweckt und liebevoll. Das machte sie zu einer guten Partie, egal welchen Geschlechts.
„Nein. Ich bin gegenwärtig nicht vergeben“, erklärte sie offen und legte sich nachdenklich den Zeigefinger auf die Lippen. „Wenn ich so darüber nachdenke…ich war noch nie in einer festen Beziehung“, gestand sie weiterhin offen und blickte dann Nova schmunzelnd an. „Aber auf die Vorzüge zwischenmenschlicher Verbundenheit und körperlicher Nähe verzichte ich nicht“, fügte sie noch an. Emily warf sich jetzt nicht jeder Person an den Hals, tatsächlich geschah so etwas ziemlich selten, aber manchmal schaffte es eine Person einfach ihr Verlangen zu entfachen und dann griff sie auch zu. „Vielleicht treffen wir ja während unserer Shopping-Tour auf ein paar heiße Typen“, kicherte Lauren und klatschte amüsiert in die Hände. „Oder schöne Frauen“, fügte sie noch an. Für Emily war beides recht, doch Novas Interessen kannte sie dahingehend ja nun nicht, daher wollte sie nichts kategorisch ausschließen. „Einen Augenblick, liebe Nova“, lächelte die Caldwell und klärte dann kurz mit dem Besitzer des Hofes alles notwendige, damit sie ihrer Arbeit nachgehen konnten. „Ab in den Hühnerstall“, lachte die Caldwell zufrieden.
Die beiden Damen fanden sich kurz darauf auch schon im Stall wieder, wo angenehm viel Heu so gestapelt war, das man sich dort hineinwerfen konnte. Sie hatten ohnehin noch etwas Zeit und da Nova den Teil mit der Trägheit eh austesten wollte, bot sich das mehr als nur an. Amüsiert ließ sich Emily rücklings auf das Heu fallen und rückte sich ein wenig zurecht, damit sie bequem lag. „Einfach herrlich“, kicherte sie. Das Gesicht von Lauren Riley zu wahren war überhaupt nicht schwer, denn ihre Tarnidentität und ihre wahre Person waren sich echt ähnlich, mit Ausnahme der weißen Weste und ein paar kleineren Feinheiten. „Was meinst du, Nova. Wie sehen diese Geister wohl aus?“, versuchte sie sich nun an diversen Hypothesen, um die Zeit noch ein wenig totzuschlagen. In der Zwischenzeit lief die Zeit aber auch vorwärts, wodurch es immer später wurde.
“Noch nie!”, bestätigte Nova erneut und kicherte amüsiert. War der Gedanke daran, dass sie noch niemals eine Beziehung führte, etwa so absurd? Ein bisschen fühlte sie sich geschmeichelt, auch wenn die Verwunderung darüber für sie wirklich komisch war. Tatsächlich dachte sie über Liebe viel weniger nach als Freundschaft, einfach weil sie immer das Gefühl hatte, dass Letzteres eine stabilere Basis darstellte. Eine zuverlässige Konstante im Leben. Liebe hingegen schien ihr oft wie ein stürmisches Meer zu sein, voller unvorhersehbarer Wellen und Strömungen. Aber Freundschaft - das war ein sicherer Hafen, ein Ort, an dem sie sich fest verankern konnte, selbst wenn die Winde des Lebens stark bliesen. Zumindest theoretisch, denn richtige Erfahrungen hatte sie auch da nicht sammeln können. Vielleicht war es die Idee des blinden Vertrauens, das sie in Freundschaften besonders toll fand. Aber vielleicht war das Ganze auch bloß Wunschdenken. So oder so, irgendwann würde sie ihre eigenen Erkenntnisse haben, daran hatte sie so wenig Zweifel wie Lauren! “Och, ich bin da auch guter Dinge!”, gab sie zu und schenkte der Rothaarigen ein breites Grinsen. Optimismus war so ziemlich die größte Eigenschaft an der Machias, an der sie sich in dunklen Stunden wieder hochziehen und klammern konnte, ansonsten wäre ihr Leben nach dem heftigen Laborunfall sehr wahrscheinlich ganz anders verlaufen und sie stünde nicht da, wo sie heute war. Aber genug von ihr! Natürlich warf Nova die Frage zurück und war sehr gespannt auf die Antwort, die mit Sicherheit völlig anders ausfiel. Sie war der festen Überzeugung, dass Lauren vergeben war oder sich wenigstens kaum vor hunderten Interessenten retten konnte, allerdings behauptete die Schönheit dann etwas anderes und der Jüngeren klappte verblüfft das Kinn herunter. “Was, ehrlich nicht?! Du warst noch nie in einer festen Beziehung?! WOAH, damit hab ich jetzt echt nicht gerechnet, Lauren! Wieso denn nicht?”, rief sie eine Spur zu laut aus und konnte die persönliche Information über ihre Kollegin nicht fassen. Wie war das denn bitte möglich? Die hübsche, kluge Frau war bisher alleine auf dieser Welt gewandelt! Aber Moment! - möglicherweise konnte ihr einfach niemand das Wasser reichen, ja, so musste es sein! Es war also Fluch und Segen zugleich, wenn man so krasse Eigenschaften in sich vereinte. “Körperliche Nähe, huh …”, gab sie nachdenklich wieder und legte leicht den Kopf schief. Urgh, nee, davor sträubte sich Nova. Sie befürchtete nämlich, dass man sie abstoßend finden würde, sobald man ihre unechten Körperteile bemerkte, eine negative Reaktion darauf wäre das Verletzendste, das man ihr wohl antun könnte. Um jetzt nicht seltsam zu wirken, frischte sie das Grinsen auf den Lippen auf und kratzte sich über die Wange, so als wäre sie über das Thema erneut verlegen. “Hehe, jedem das Seine!” Ob ONS was für sie wären, wusste sie natürlich auch nicht, deshalb beließ sie es kurz und knapp. Es war komisch, über Dinge zu reden, von denen sie keinen Schimmer hatte, das war tatsächlich so ein Umstand, der ihrer großen Klappe einen Maulkorb verpasste. “Hmm, jaaa, wer weiß!”, stimmte sie vage in das Kichern ein und war fast froh darüber, als die Rothaarige diesen Punkt beendete, indem sie mit dem Bauern am Fenster über den Hühnerstall sprach. Mit der Erlaubnis, diesen betreten und nutzen zu dürfen, setzten die beiden Magierinnen den Weg schließlich fort. “Hui, hoffentlich schlafe ich nicht direkt ein!” Ein losgelöstes Lachen, als die Farron einen beherzten Köpfer in das viele Heu machte, ehe sie sich rücklings zu Lauren gesellte und lächelnd seufzte. Zwar hatte sie sich den Auftrag irgendwie anders vorgestellt, mit mehr Grusel, aber ein Abend voller Girlstalk war auch voll okay! Dann, als könnte sie auch noch Gedankenlesen, erwähnte die Hübsche die vermeintlichen Geister, die die Leute seit geraumer Zeit in diesem Dorf Abend für Abend heimsuchen und nach Nahrung fordern. “Geister stelle ich mir eigentlich ganz klassisch vor, wie ein weißes, durchsichtiges Laken, mit zwei dunklen Löchern als Augen und über dem Boden schwebend! Aber diese hier ... hm ... sie kommen aus dem Wald, die könnten schon wie merkwürdige Wesen aussehen!” Aber vielleicht war das Schauspiel von irgendwelchen Leuten auch nur wirklich überzeugend, man wusste es nicht! Jedenfalls wollte sie die Vermutung nicht äußern, dass es sich hierbei wahrscheinlich gar nicht um Geister handelte, ein bisschen spannend durfte der Auftrag noch bleiben. Sie verschränkte die Arme unter dem Kopf und legte die Beine übereinander. Der Nacht beim Einzug zu beobachten wäre gerade voll schön. “Wie stellst du dir Geister vor? … uff, die Lider werden echt schwer, ich sollte nicht liegenbleiben. Ich geh mal lieber an das kleine Fenster, nicht, dass wir den Start verpassen!”
Emily Omniscient
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So überrascht wie Emily über die fehlende Beziehungserfahrung von Nova war, so überrascht war Nova über die fehlende Beziehung von Lauren. In gewissen Hinsichten hatte Emily zwar deutlich mehr Erfahrungen, aber da sie selbst nie in einer Beziehung gewesen war, konnte sie zu festen Beziehungen im Grunde auch nichts sagen. Tatsächlich waren sich die beiden Damen da sehr ähnlich, denn die Caldwell betrachtete die Liebe genauso wie ein stürmisches Meer, wie Nova es tat und auch sie suchte Anker, Loyalität und Vertrauen in waschechten Freundschaften. Natürlich wollte die sonst so euphorische Machias auch direkt wissen, weswegen Lauren sich noch nie in eine feste Beziehung begeben hatte, und ließ im gleichen Atemzug verlautbaren, dass sie wohl keine wirkliche Erfahrungen mit körperlichen Geschichten hatten. Diese Information konnte man sehr einfach aus ihrer verhaltenen Antwort extrahieren, denn das war nun einmal das Spezialgebiet von Emily. „Der Grund ist simpel, meine Schöne“, lächelte Lauren sanftmütig und stellte innigen Augenkontakt zu Nova her. „Die Liebe ist mir einfach zu stürmisch. Im ersten Augenblick erfüllt sie einen mit Leidenschaft und Freude, im zweiten Augenblick sticht sie einem das Messer ins Herz und hinterlässt große Trauer. Und Trauer hatte ich zu viel im Leben“, gestand Lauren also ihre Sicht der Dinge. „Wahre Freundschaften hingegen sind ein Anker, der einem selbst in den schwierigsten Zeiten die notwendige Erdung ermöglicht und danach strebe ich“, fügte sie noch an. Vielleicht gesellte sich Nova mit der Zeit ja auch in die Reihen ihrer Freunde, denen sie Vertrauen und Zuversicht schenken konnte.
Das Thema hinsichtlich körperlicher Zuneigungen wurde hingegen unter den Tisch fallen gelassen, denn das war nichts, worüber man ausgedehnt sprechen musste. Lauren vergnügte sich gelegentlich und wählte die Partner dafür sorgfältig aus, während die Farron es eben gar nicht tat. An beiden Varianten war absolut nichts verwerfliches und spaltete die beiden Damen hinsichtlich ihrer Sympathie füreinander nicht. Stattdessen nahm der Auftrag nun endlich Fahrt auf und sie verschanzten sich in der Scheune, um sich auf die Lauer zu legen. Zugegeben, bisher fehlten dem Auftrag echt die actionreichen Elemente, aber die kamen sicher, sobald die Geister auf den Plan treten. So lang gab es eben gut gepflegten Girls-Talk, den Lauren auch schon seit einer Weile nicht mehr halten konnte. Bisher hatte sie innerhalb der Rune Knights keine weiblichen Kontakte geknüpft und auch außerhalb der Gilde war Nova die erste Magierin dahingehend. „Ich werde dich wecken, wenn du schlafen solltest“, versicherte Lauren ihr lächelnd und schon lagen die beiden Mädels nebeneinander im Heu. Nachdem die Caldwell gefragt hatte, war es nun an der Farron ihre Vorstellung von Geistern zu teilen. Amüsiert kicherte die rothaarige Dame hinsichtlich der klassischen Laken mit Löchern drin, doch abwegig musste es deswegen ja nicht sein. „Du hast eine sehr lebhafte Fantasie, junge Dame“, schmunzelte die Caldwell zufrieden. „Das mag ich an dir“, fügte sie noch an. „Also ich stelle mir Geister vor, wie normale Menschen. Die Unterschiede auf den ersten Blick kaum zu erfassen, aber auf den zweiten Blick…leichte Transparenz und eher ein Gleiten über den Boden anstatt der gewohnte Gang“, teilte sie nun also ihre Vorstellung davon.
Die Müdigkeit setzte bei der Farron schnell ein, weswegen sie vorschlug sich lieber an das kleine Fenster zu begeben, damit sie den Start nicht verpassten. „Das ist eine gute Idee“, stimmte sie ihrer neuen Freundin zu und gemeinsam gesellten sie sich an das kleine Fenster. Dadurch konnten sie entfernt den Einbruch der Nacht beobachten und zugleich die Augen hinsichtlich der Geister offenhalten. „Wie wäre es mit einer kleinen Wette?“, kicherte Emily amüsiert. „Wenn die Geister mehr aussehen, wie du sie beschrieben hast, dann hast du gewonnen. Ähneln sie meiner Beschreibung, habe ich gewonnen“, stellte sie grundlegend klar. „Jetzt bräuchten wir nur noch einen guten Wetteinsatz“, schmunzelte Emily verschmitzt. Sie war gespannt, ob die aufgeweckte Farron gute Ideen diesbezüglich hatte. Die Iriden der Caldwell glitten in die Ferne, doch sehen konnte sie bisweilen nichts. Allerdings war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Action beginnen sollte.
Die Dunkelheit brach allmählich herein und zog schnell ein, während die beiden Damen sich unterhielten. Das bedeutete aber auch, dass sich die Geister an der Waldkante zeigten und den Schutz der Dunkelheit nutzten, um sich an das Dorf heranzupirschen. Wie es für Geister so üblich war, erzeugten sie dabei auch keine wahrnehmbaren Geräusche, also konnte man nicht einmal ein Geraschel aus dem Feld vernehmen. "Warte", forderte Emily die junge Farron auf und hob dabei mahnend eine Hand. Sie fokussierte ihren Blick in die Ferne, doch konnte sie nicht wirklich etwas erkennen. "Siehst du schon etwas?", flüsterte sie zu Nova, denn nun mussten sie leise sein, um ihre Position nicht zu verraten. Und die Geister? Sie kamen der Scheune immer näher, doch war noch immer das Dorf ihr eigentliches Ziel.
„Hoffentlich gibt es heute nicht nur Milch, Brot und Käse“, murrte einer der Jungs. Das Mädchen stieß ihm leise lachend in die Seite. „Beschwer‘ dich nicht! Es ist schließlich gratis!“, schmunzelte sie. Dann widmete sie sich wieder der Kreide, welche sie mit einem Stein zerrieb. Insgesamt fünf Jugendliche hatten sich nachts am Waldrand versammelt. Sie alle trugen ein weißes Laken und verhüllten somit ihren Körper. Drei von ihnen hatten die Gesichter mit Mullbinden und etwas Kunstblut verhüllt, zwei strichen sich die Kreide ins Gesicht und ins Haar, um im wahrsten Sinne des Wortes kreidebleich zu sein. Dann wurden die Augen mit Kohle verdunkelt und auch das Kunstblut kam zum Einsatz. „Super, das war’s. Habt ihr die Laternen und die Licht-Lacrima?“, fragte ein anderer. „Alles da“, bestätigte das Mädchen von vorhin. „Fleisch oder Würstchen wären richtig gut“, träumte der andere weiter. „Ey, oder ein Kuchen!“ „Ja, ein Kuchen!“
Dann wurden sie alle still. Als würden sie in ihre einstudierte Rolle eintauchen, verfinsterten sich ihre Mienen und ihr Gang bekam eine unheimliche, steife Attitüde. Die Laternen boten nur ihnen Licht, doch mit der Licht-Lacrima kündigten sie ihr Auftauchen an. Gruselig, im Dunkeln der Nacht, umgeben von Nebel, leuchtete der Lichtstrahl in den leeren Hof. Von hier aus würde alles beginnen. Für diese Jugendlichen war es ein einzigartiges Abenteuer und all das Essen war die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.
Einer der Jugendlichen gab ein unangenehmes, unheilvolles Stöhnen von sich. Es war weder übertrieben, noch unglaubwürdig. Leise, aber dennoch durchdringend. Diesen Hof hatten sie bereits mit ihrem geisterhaften Treiben durch, das Dorf war ihr Ziel. Doch es hatte sich einfach etabliert, dass die schaurige Truppe ihren Anfang auf der Farm nahm. Erneut ertönte ein Stöhnen, ähnlich gruselig wie jenes zuvor. Die Licht-Lacrima leuchtete umher, kündigte das Unheil an.
Bald schon hatten die Jugendlichen die Farm hinter sich gelassen. Sie waren geduldig, beschleunigten nicht ihr Tempo und blieben in ihren Bewegungen gleich. Dass sie heute beobachtet wurden und man ihnen mit Magiern auf den Fersen war, das ahnten sie nicht. Das war doch alles nur ein Spaß! Als ob man ihnen da gleich jemanden von den Rune Knights und eine andere Magierin an den Hals hetzen würde! Nicht mehr lange und der Traum von Fleisch, Wurst und Kuchen könnte wahr werden. Ein paar Jewel wären auch in Ordnung! Hauptsache kein Gemüse. Denn das hatten sie in ihrer Kindheit zur Genüge essen müssen!
Die Geister näherten sich unweigerlich der Scheune, in welcher Nova und Emily untergekommen waren, um sich auf die Lauer zu legen. Sie hatten absolut keine Ahnung, womit sie es zu tun bekommen sollten und überbrückten die freie Zeit mit etwas Smalltalk, der die beiden Machias näher zusammenbrachte. Diese elendige Warterei sollte sie zwar schlussendlich ans Ziel führen, aber so langsam wurde es auch für Emily ziemlich langweilig. Dennoch blieb sie in ihrer Rolle als Lauren Riley und blieb tapfer auf ihrem Posten, schließlich war sie ja eine Runenritterin und musste für das Wohl des Dorfes eintreten. Irgendwie verursachte dieser Gedanke ein interessantes und wohltuendes Gefühl, doch gleichwohl war es abschreckend und gefiel ihr überhaupt nicht. Letzten Endes war sie nun einmal Emily Caldwell, Kopf einer Verbrecherorganisation mit hochgesteckten Zielen. Doch hier und jetzt blieb ihr nichts anderes übrig als brav ihre Rolle zu spielen, sonst wären die letzten Jahre allesamt vergebens gewesen.
„Ich glaube, ich sehe sie“, flüsterte die Riley zu ihrer Kumpanin, doch bereits zuvor hatte Nova keinen Mucks mehr von sich gegeben. „Nova?“, fragte sie noch einmal und stellte fest, dass ihre Begleitung im weichen Heu eingeschlafen war. Den ganzen Tag über war sie aufgeregt gewesen und nun kam sie endlich zur Ruhe, was der Caldwell ein amüsantes Lächeln auf die Lippen zauberte. Nun gut, dann sollte sich die Farron eben ordentlich ausruhen, während sich Lauren um diese Geister kümmerte. Vielleicht konnte sie ihnen ja mit ihrer Archive-Magie Angst machen, in dem sie mehr Schein als Sein erzeugte. Letztlich hätten die Damen eh kreativ sein müssen, denn weder Nova noch sie beherrschten geeignete Magien für diese Situation. Lauren wandte ihren Blick wieder den Geistern zu und beobachte sie dabei, wie sie Farm erreichten und alsbald auch schon hinter sich ließen, um alsbald das Dorf zu erreichen. Lauren hätte die Geister auch jetzt konfrontieren können, doch sie besaß zu wenige Informationen, um die Situation voll erfassen zu können. Außerdem musste sie die Geister ja auch auf frischer Tat ertappen, denn ein paar Geister auf einem Feld…naja, das war ja noch keine Straftat.
Ein letzter Blick fiel auf Nova. „Ich hole dich später ab, schlaf gut“, murmelte Lauren amüsiert und verließ danach leise die Scheune, um den Geistern ins Dorf zu folgen. Sie hielt großzügigen Abstand, atmete leise und machte kaum Geräusche, weswegen die Jugendlichen keinen Grund sahen, sich auch nur irgendwie umzusehen oder gar umzudrehen. Natürlichen Bewuchs und dergleichen nutzte Emily dabei stets als Deckungsmöglichkeit, nur für den Fall der Fälle und so war es nur eine Frage der Zeit, bis die Jugendlichen das Dorf erreichten, um ihren Beutezug durchzuführen. Emily folgte der Gruppe bis zum Rand des Dorfes und schlug dann den Weg um eines der Wohnhäuser ein, um eine bessere Perspektive auf die Gruppe zu bekommen. Jetzt mussten sie nur noch beginnen und Lauren könnte als rechtschaffende Runenritterin einschreiten, um das Dorf vor der Gefahr zu retten. Bisher lief es ja ganz gut!
Natürlich bemerkten die Jugendlichen nicht, dass sie verfolgt wurden. Sie rechneten auch nicht damit, schließlich war das hier ein schnarchiges Dorf im Süden. Wer sollte um diese Uhrzeit auch groß unterwegs sein? Hier war nachts nie etwas los. Leider gab es auch keine Clubs oder Bars, deswegen kamen die Teenager ja auch auf dumme Gedanken. Getarnt als Geister verbreiteten sie bereits seit einiger Zeit Angst und Schrecken. Bei Tag kicherten sie dann hinter vorgehaltener Hand, wenn die Erwachsenen empört über die Geister sprachen. Endlich hatten sie eine Beschäftigung gefunden, mit denen sie sich manch langweilige Nacht um die Ohren schlagen konnten, wenn sie einfach nicht bereit waren, schlafen zu gehen.
Das Dorf war erreicht. Einer der Geister wirkte wie der Anführer, denn er ging wenige Schritte voraus und gab somit den Weg an. Was wären sie auch für Schreckgespenster, wenn sie sich erst einmal umsehen mussten? Nein, der Kopf der Bande, Torben, wusste genau, wo sie bereits waren und wo es noch etwas zu holen gab. Aber er wusste auch, wo Menschen lebten, die selbst nicht viel hatten - dort würden sie niemals klopfen. Sie waren keine Vandalen, keine bösen Menschen. Sie erlaubten sich einfach einen Spaß und schlugen dabei ein wenig über die Stränge. Torben ging zielgerichtet zu einem recht schicken Wohnhaus. Seine Kumpels und Kumpelinen folgten ihm, bis sie vor der Tür standen. Dann klopfte er laut an, polterte regelrecht gegen das Holz und hinter ihm erklang bereits das unheilvolle Stöhnen. „Hunger.. dieser Hunger..“ Doch die Tür öffnete sich nicht. „Einst musste ich kläglich verhungern! Teilt mit uns, ansonsten ereilt euch der Fluch der Hungersnot und ihr werdet enden wie wir..“, heulte eine andere Stimme. Plötzlich öffnete sich die Tür einen Spalt und eine zitternde Hand reichte einen Gugelhupf-Kuchen raus. „Da! Und jetzt geht! Bitte!“ Eilig wurde die Tür wieder geschlossen und die Geister konnten ihr Glück kaum fassen.
Torben ging wieder voraus, hielt jedoch inne. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass heute etwas anders war. Er versuchte den Gedanken wegzuschieben und ging mit seiner Truppe weiter. Doch nach einigen Metern hielt er erneut in seiner Bewegung inne und sah sich suchend um. „Verfolger werden hungern, wie wir“, lieferte auch er in schauriger Stimmlage seine Show ab, in der Hoffnung, mögliche Zuschauer zu vertreiben. „Was ist?“, wisperte Thorsten leise, doch Torben schüttelte nur den Kopf.
Emily hatte den Rand des Dorfes erreicht und die Verfolgung kurz unterbrochen, um eine bessere Position zu erschließen. Sie huschte an einem der Wohnhäuser des Dorfes vorbei und begab sich dadurch in die Flanke der Geistergruppe, die ziemlich authentisch aussah. Doch eine Informationsspezialistin wie Emily überprüfte stets alles haarklein, daher war ihr spätestens bei den Füßen der Geister aufgefallen, dass gewöhnliche Menschen dahinterstecken mussten. Außerdem bewegten sich die Geister sehr zielstrebig auf eines der schickeren Wohnhäuser zu, um ihr krummes Ding durchzuziehen. Und dann noch das Klopfen an der Tür. Seit wann mussten Geister an Türen klopfen? Mit ihren transzendierten Körpern könnten sie doch einfach durch feste Materie wandern, also wieso das? Weil es eben keine Geister waren. Die Caldwell war sich nun mehr als sicher, dass es sich hierbei um gewöhnliche Diebe handeln musste. Oder um junge Personen, die sich einen ordentlichen Scherz erlaubten. Was genau, musste sie noch herausfinden.
Mit ihren goldgelben Augen beobachtete die Machias, wie sich die Tür des Wohnhauses öffnete und ein Gugelhupf-Kuchen herausgegeben wurde. Schon interessant, dass es tatsächlich funktioniert hatte, aber dennoch schienen die Geister zu bemerken, dass in dieser Nacht die Dinge ein wenig anders waren als gewohnt. Der Anführer der Gruppe schien ein helles Köpfchen zu sein und ließ sich von seiner Intuition leiten, weswegen er der Riley auch alsbald auf die Schliche kam. Zwar hatte er sie nicht entdeckt, aber er schien sich ziemlich sicher zu sein, einen Verfolger zu haben und damit lag er goldrichtig. Er blieb jedoch in seiner Rolle, als er sie adressierte, und versuchte sie dadurch offenbar herauszulocken oder zumindest zu verjagen. Er konnte ja nicht wissen, dass ihm eine Runenritterin auf den Fersen war, also ging er auf Nummer sicher. Aufmerksam beobachtete Lauren die Geistergruppe und verharrte in ihrer Deckung, um auf den geeigneten Moment zu warten.
Da sich kein Verfolger zeigte und auch sonst niemand zu gehen schien, hatte Torben wieder den Mut gefasst, den nächsten Beutezug einzuleiten. Das nächste Wohnhaus war ausgewählt und sie bewegten sich geradewegs auf jenes zu, bei welchem sich Lauren verschanzt hatte. Gekonnt huschte sie eine Deckung weiter und sah dann mit zu, wie Torben und seine Gruppe das Prozedere wiederholten. Doch noch bevor sie anklopfen konnten, räusperte sich Lauren und sie schritt aus ihrer Deckung geradewegs auf die Geistergruppe zu. „Guten Abend, werte Geister“, begrüßte sie diese und legte ein süffisantes Lächeln auf. Die Geister hielten inne und waren zunächst ratlos, allen voran erschrocken und doch versuchte Torben nun erneut, sich wie ein Geist aufzuführen. „Deine Mühe ist vergebens, junger Mann“, erklärte Lauren ihm und winkte ab. „Ich folge euch bereits seit der Farm und mir ist klar, dass ihr keine Geister seid“, machte die Caldwell ihnen klar. „W-wer bist du?“, fragte Torben und das süffisante Lächeln von Emily intensivierte sich. „Ich bin eine einfache Frau, die euch entweder helfen oder die Hölle heiß machen kann“, entgegnete die Runenritterin.
„Bitte. Das…das war alles nur ein großer Spaß“, hob Torben abwehrend die Hände und gab sich allmählich zu erkennen. Auch die anderen der Gruppe zeigten ihre Gesichter und offenbarten dadurch die Wahrheit. „Ich kann euch verstehen. Schnarchiges Dorf, nichts macht hier Spaß, also begeht ihr Dummheiten“, fasste Emily zusammen. „Die Dorfverwaltung hat mich angeheuert, um euch zu verhaften, denn ich bin von den Rune Knights“, klärte Emily weiterhin auf und zur künstlichen Bleiche der Teenager fügte sich nunmehr eine natürliche Bleiche hinzu. „Aber das werde ich nicht tun, schließlich hat jeder ne zweite Chance verdient“, zwinkerte sie. „Ich würde also vorschlagen, dass ihr abzieht, euch mit diesem Kuchen zufriedengebt und diese Scharade endgültig sein lasst“, unterbreitete sie ihren Vorschlag, ihr Lächeln beibehaltend. „Uuuund ab morgen damit anfangt, euch gut zu benehmen und eure Späße wieder gutzumachen“, fügte sie noch schnell an. „Oder ich werde der Verwaltung morgen früh alles erzählen und ihnen eure Gesichter zeigen“, bot sie natürlich noch die andere Alternative an.
Eine anschließende Demonstration ihrer Archive-Künste schien überzeugend genug gewesen zu sein, denn Torben und seine Gruppe gaben nach und versprachen Lauren, fortan damit aufzuhören. „Das ist die richtige Entscheidung. Und höre ich, dass hier wieder Geister Nahrungsmittel stehlen, dann komme ich zurück“, machte sie der Gruppe noch einmal klar. Daraufhin zogen die Jugendlichen ab und verschwanden, wodurch Lauren sich nun wieder um Nova kümmern und sie zurückbringen konnte. Am nächsten Morgen berichtete Emily dann davon, dass sie die Geister mithilfe ihrer Magie vertrieben hatte und sie keine Probleme mehr machen sollten. Der Auftrag war damit grundlegend erledigt und die beiden Machias Damen konnten abziehen. Ein Erfolg auf ganzer Linie und dann auch noch sehr diplomatisch gelöst, famos.
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