Östlich an das Gildenhaus gebaut befindet sich ein quadratisch angelegter Stall mit einem hüfthohen Zaun. In seinem Inneren befinden sich derzeit ein zweistöckiges Kaninchenhaus und eine improvisierte Unterkunft für eine kleine Schafsfamilie. Vor dem Eingang wurde ein Schild aufgestellt, das im oberen Teil eine kindliche Zeichnung von einer fröhlichen Oni und einer ebenso munteren grünhaarigen Nymphe zeigt, die von runden Schafen umgeben sind. Darunter steht: "Darf jederzeit vergrößert und erweitert werden! Nicht ohne Absprache mit Bauer Pete füttern und keine Tiere fressen! Schafsmenschen besonders wollkommen!"
Ein Streichelzoo gab es also in der Gilde Satyrs Cornucopia? Ein Zoo, deren Bewohner man anfassen durfte, ohne sich sorgen zu müssen, das man gleich gefressen werden würde? Aber was für Tiere würde man denn in solch einen Zoo verfrachten, die es nicht störte einfach so angefasst zu werden? Wirklich viele würden da nicht in Betracht kommen, im Grunde genommen kannte Temujin kein Tier der Welt, das es wirklich mochte angefasst zu werden. Hunde vielleicht, die waren ja des Menschens bester Freund. Aber wollte man wirklich eine Horde Hunde in einen Zoo stecken? Das hörte sich falsch an, Hunde gehörten zu ihren Menschen und nicht in ein Gehege. Katzen gäbe es da auch noch, aber zum einen mochten die meisten Katzen es nicht von Menschen gestreichelt zu werden und zum anderen, naja Temujin zweifelte daran, das eine Katze es erlauben würde sich in ein Gehege sperren zu lassen, mal ganz davon abgesehen, das die meisten Katzen Einzelgänger waren. Aber was brachte es schon sich Gedanken darüber zu machen, was man in solch einen Zoo für Tiere haben könnte, wenn man auch einfach eben diesen besuchen und sich die Sache selbst anschauen könnte. Temujin machte sich also auf den Weg zu dem Ort an dem sich der sogenannte Streichelzoo befinden sollte. Ruhig schaute der frische Gildenmagier sich also um, der kleine Zoo sollte ja nicht all zu schwer zu finden sein, immerhin befand er sich wortwörtlich um die Ecke, gleich östlich am Gildenhaus soll er sein, solch einen Zoo wird man ja schlecht übersehen können, nicht? So zumindest dachte Temujin es sich, er schaute und schaute, aber bis auf ein kleines Gehege fand er nichts vor. War das etwa der Zoo? Naja, Temujin würde es jetzt nicht als Zoo bezeichnen, doch zumindest gab es hier ein paar Tiere.
Schafe und Kaninchen, die einen im Grunde dumm wie Brot und die anderen zu klein um sich wirklich zu wehren, das waren also Tiere die man in solch einen Zoo packte. Tiere, die einem Kind nicht wirklich etwas tun würden, auch wenn sie vielleicht mal keine Lust mehr hatten von schmierigen, kleinen Finger angefasst zu werden. Wobei Temujin sagen musste, das es angenehmere Sachen gab, als von einen Schaf umgeworfen zu werden. Aber was sollte es, die Personen, die den Zoo eröffnet haben, werden schon wissen was sie tun, nicht? Wer war das eigentlich, der den Zoo eröffnet hatte? Es mussten doch Leute von der Gilde sein, aber wer? Der Skinwalker kannte ja noch niemanden in der Gilde, die einzigen Personen, die er bisher kennen gelernt hatte, waren Lex, die Leiterin der Gilde und auch Moira, die er ja selber angeschleppt hatte. Am Eingang war auf jeden Fall ein Schild zu sehen, auf dem zwei Personen aufgemalt waren, ob das die Mitglieder waren, die den Zoo eröffnet haben? Wenn ja, baten die beiden darum das man die Tiere nicht essen sollte. Wer würde auf die Idee kommen Tiere zu essen, die man Streicheln sollte? Naja, es musste ja solche Personen geben, immerhin würde es sonst dieses Schild ja nicht geben. Temujin auf jeden Fall würde es nicht tun, er streichelte lieber die Schafe, die er mit etwas Gras an die Zaun des Geheges lockte, er gab es ihn zwar nicht, denn füttern sollte man sie ja nicht ohne Erlaubnis, aber zumindest etwas Zuneigung konnte er ihnen doch sicher schenken. Ruhig zuckte er dabei glücklich mit seinen gespaltenen Schweif, auch wenn er den Gedanken an einen Streichelzoo zuerst etwas schräg fand, so findet der Skinwalker es toll, das es so etwas in seiner Gilde gab, immerhin mochte er Tiere.
Seit der Fertigstellung des Streichelzoos hatte die grünhaarige Nymphe sich erst einmal wieder um den Ausbau ihres unterirdischen Drachenpalastes nahe Maldina Town gekümmert. Tunnel mussten gegraben und gestützt werden, Viehzeug verscheucht und Fundamente gelegt werden. Sie war sogar so fleißig gewesen und hatte mit der Zucht von weihnachtlich leuchtenden Pilzen begonnen. In der Höhle ihres Drachenpapas hatten sie die immer nur gegessen. Aber da sie in naher Zukunft auch Gäste bei Wurzeltee und steinharten Festkeksen empfangen wollte, musste sie ihr Eigenheim auch irgendwie beleuchten! Gerade allerdings war sie nicht unter Tage unterwegs, sondern stapfte barfuß durch die Stadt. Leise klimperte das Gold vor sich hin, mit dem sie sich wie ein festlicher Baum behangen hatte. Keine Schmuckwerke, die man im nächstgelegenen Juwelier finden konnte. Sondern gute alte Zwergenkunst! Nicht, dass sie allzu genau wusste, was Zwerge eigentlich darstellten. Laut ihrem Papa waren sie soetwas wie Riesen, nur eben besonders kleine Riesen. Und bauen konnten sie, so viel hatte sie mit eigenen Augen gesehen. Selbst die verlassenen Ruinen waren immer noch imposant. Noch immer musste sie einen Schlüssel für die Stadt finden. Die Stadt, deren Königin sie nun war. Aber das war eine andere Geschichte. "Bä-ähh!" "Besuch? Meinst du?" Teri schirmte ihren Blick vor der Sonne ab und betrachtete den prächtigen Streichelzoo, den sie mit ihrer Oberkameradin - oder besser Onikameradin Ravi erbaut hatte. Wie ihr Drachenpalast musste auch dieser Hort an flauschigen Tieren mit der Zeit weiter ausgebaut werden. Größer! Besser! Der Zoo brauchte Bäume und Teiche und Höhlen und Berge, damit sich ihrer tierischen Bewohner nicht langweilten. Vielleicht legte sie auch einen hübschen Steingarten an, entweder bei ihrem unterirdischen Eigenheim oder für die Tiere. Zwei besonders reiche Brüder hatten ihr neulich noch verraten, das das der letzte Chick war! Es überraschte sie nicht, Steine waren immer grundsolide. Neugierig trabte sie an das unbekannte Gesicht heran. Seine Haut war dunkel, fast wie nichtgelbe Tigeraugen. Das waren schon interessante Steinchen! Der Andere schien sich dagegen mehr für die gemütlichen Schafe zu interessieren. "Bääh!" "Wolli wünscht dir einen angenehmen Tag! Und als stolze Streichelzooerbauerin heiße ich dich willkommen, Besucher mit dem Gras! Ohh, sogar Gras von der anderen Seite des Zauns, das immer grüner ist! Das ist das beste Gras." Die Nymphe, die auf dem ersten Blick hauptsächlich aus Gold und grünen Haaren zu bestehen schien, trug auf dem zweiten Blick nicht nur ein modisches blaues Kleid, sondern auch spitze Ohren. Man verwechselte sie gern mit den geheimnisvollen Elben, dabei lebten die in Bäumen und nicht in Höhlen! Der große Hornmann, den sie vorerst Horni nannte, besaß außerdem noch einen Schweif. Echsig? Schuppen bedeutete Echse oder Fische, Federn Huhn. Doch, echsig. Ganz sicher zuordnen konnte sie ihn allerdings noch nicht. Während die Schafe etwas belämmert ihr eigenes Gras mümmelten und den Fremden ein wenig dümmlich anglotzten, führte Teri das Schaf namens Wolli wieder ins sichere Innere. Anhand des Geschirrs könnte man zunächst denken, sie hatte einen Ausritt unternommen. Aber das wäre ja absurd. Dafür war Wolli nicht groß genug! Natürlich hatte sie ihn nur Gassi geführt und ihm einen nahegelegenen Wald gezeigt. Schafe interessierten sich leider nicht besonders für Städte und deren Architektur. Nach diesem schweißtreibenden Spaziergang fuhr sich die Nymphe über die Stirn und schloss das Tor wieder hinter sich. Das einzige schwarze Schaf der kleinen Herde tat dem Katzenohrengrasmann schließlich den Gefallen und kam auf Streichelnähe heran. Mit einem zufriedenen Lächeln verschränkte Teri die Arme. "Ah, das ist Kohl! Kohl ist unser mutigstes Schaf. Hm...oder zumindest das Gierigste. Ich bin Teri, meinem Papa gehört eine Höhle und ich baue zur Zeit an meiner eigenen Behausung. Gehörst du auch zu Korntopia? " Demonstrativ kickte sie mit ihrem Fuß nach vorne und zeigte ihr Gildensymbol, das sich dekorativ um ihren Fußknöchel schlängelte wie ein Armreif - nur für die Füße.
Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als Ravinuthala schläfrig ein Auge öffnete und einen langen Gähner entließ. Sie lag im Geäst eines großen Baumes am Rande von Maldina und dadurch, dass ihr großer Körper die Äste und Zweige ganz gut auseinander drückte, wurde sie gut beschienen von den wärmenden Lichtstrahlen. Viel angenehmer konnte man nicht aufwachen. Entspannt streckte sich die Oni. Gestern hatte sie viel Spaß am Klettern gehabt, bis sie irgendwann ihre ganze Energie aufgebraucht hatte. Dann hatte sie sich einfach an Ort und Stelle hingelegt und durchgeschlafen. Ihr Leben auf diese simple Weise zu führen machte ihr Tag für Tag wieder eine Freude, auch wenn die meisten Menschen, die sie bisher kennen gelernt hatte, es hier oben vermutlich etwas ungemütlich fänden. Die waren einfach nicht die gleiche Härte im Leben gewohnt! Mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht drehte sich die Tsumiho zur Seite, rollte sich von dem Ast, nur um im freien Fall danach zu packen, sich mit einer Hand festzuhalten wie ein Affe, ehe sie losließ und sicher auf beiden Beinen landete. So viel für den Start in den Tag. Was ihr jetzt noch fehlten waren etwas Gesellschaft und ein guter Happen zu Essen. Vielleicht auch eine kleine Quest, um ein bisschen ihrer neu erschlafenen Energie loszuwerden und gleichzeitig ein paar Jewel für Satyrs Cornucopia einzutreiben. Also war es Zeit für den ersten Weg des Tages: Auf in die Gilde!
“Hey, hey, HEY! Da is ja schon wer!”, dröhnte die laute Stimme der Oni über die Ebene, als sie sich dem Gildenhaus näherte. Von ihrem Baum aus kam sie wohl an der Rückseite an - da, wo auch ihr Streichelzoo zu finden war. Ein Zoo, an dem sich bereits zwei kleine Herrschaften unterhielten. “Moin, Teri! Wie geht’s meiner Zaunkönigin?” Mit einem fröhlichen Lachen hob sie die kleine Nymphe mit beiden Händen an, warf sie kurz in die Luft, ehe sie sie in einer liebevollen Umarmung wieder auffing und an sich drückte. Sie mochte das Mädchen mit dem grünen Haar. Irgendwie waren die beiden auf einer Wellenlänge, trotz ihren Unterschieden. Erst, als sie fertig damit war, die Kleine zu knuddeln, blickte sie hinüber zu dem Fremden. Teri ließ sie noch nicht runter - das würde sie vermutlich erst tun, wenn die Glamyr danach fragte. “Hey, hey, du! Wie heißt’n du?”, fragte sie mit einem fröhlichen Nicken. “Ich bin Ravinuthala Tsumiho, stärkste Kriegerin aus dem Stamm der roten Sonne! Gefällt dir der Zoo hier? Den hab ich mit gebaut, hey!” Offensichtlich störte sich Thala überhaupt nicht daran, dass sie gerade in ein Gespräch eingedrungen war, in das sie eigentlich nicht reingehörte und von dem sie nichts mitbekommen hatte. Was auch immer Teri und ihr neuer Freund besprochen hatten, sie würden sicher Zeit finden für eine liebreizende, starke Oni, nicht wahr? Fröhlich grüßte sie auch noch die übrigen Wesen hier: “Heya, Wolli! Hoi, Kohl! Seht wieder lecker aus heute!”, grinste sie und legte ihre Hand auf das wollige Köpfchen des Schafes, das sich so nah an den Zaun getraut hatte, um es zu streicheln. Gute Sache, dass Kohl so mutig war. Musste er vermutlich auch sein, um so viel Zeit mit ihr zu verbringen…
Stimmen hinter ihm, er war wohl nicht mehr alleine, zwei Damen hatten sich wohl zu ihm gesellt. Vorsichtig gab er den Tieren das Grasbüschel, welches er in seiner Hand hielt, dann putzte er sich eben diese an seiner Hose ab, nur um sich dann langsam umzudrehen. Die eine Dame war ziemlich klein, sie sah ein kleines wenig aus wie ein festlich geschmückter Tannenbaum und die zweite? Die führte erst einmal dazu, dass Temujin seinen Schweif zwischen die Beine klemmte. Nicht nur hatte sie eine ziemlich laute Stimme, nein sie war ebenso groß, größer als jede andere Dame, die er in seinem Leben gesehen hat. Der Skinwalker könnte fast behaupten, sie wäre sogar die größte Person gewesen, die er je getroffen hatte, doch das würde nicht stimmen, denn er kannte ja einen waschechten Riesen, der noch ein ganzes Stück größer war als die große Dame. Kurz schüttelte Temujin seinen Kopf, holte dann tief Luft und versuchte sich dann zu entspannen, auch wenn die Dame ein wenig gruselig wirkte, so schien sie doch harmlos zu sein, immerhin tat sie der kleineren auch nichts. "Oh, ähm, schön euch kennen zu lernen." - Seine Stimme dürfte ein wenig ängstlich geklungen haben, denn noch immer war der Skinwalker ein kleines wenig beunruhigt. "Ich bin Temujin Atkiray, ich bin noch neu in der Gilde und beim Umschauen habe ich das hier gefunden." Irgendwie kamen die beiden Damen dem Gestaltwandler bekannt vor, doch so ganz konnte er seinen Finger doch noch nicht darauf legen, woran das lag. Er hatte sie schon mal irgendwo gesehen, doch er wusste nicht, wo das war. "Die Schafe hier haben also Namen?" Ungewöhnliche Namen, kreative Namen, Namen, auf die Temujin im Leben nicht gekommen wäre. Gut, er konnte die Tiere auch Fragen, immerhin war er ja ein Skinwalker, aber Schafe hatten meistens ziemlich dicke Köpfe und sprachen nicht mit Fremden.
"Lecker?" Ein wenig irritiert war Temujin schon über die Aussage der großen Dame. "Du möchtest die armen Dinger doch nicht essen, oder?" Das wäre seltsam, immerhin sind das Tiere zum Streicheln, die isst man normalerweise nicht. "Bist du ein Riese, Ravinuthala? Und darf ich deinen Namen abkürzen?" So viele Fragen. "Und du, Teri, bist du ein Zwerg?" Würde ja passen, die eine Dame ist einfach nur riesig und die andere, die ist super klein. "Ich bin ein Skinwalker, deswegen habe ich auch einen Schweif und die Hörner." Leicht deutete er auf die wohl auffälligsten Merkmale an seinem Körper. "Ach Ja, ihr dürft mich gerne Temu oder so nennen, niemand spricht mich beim vollen Namen an, ich hab deswegen schon ziemlich viele Spitznamen." Ja, so war es auch. Vorsichtig lief er auf die beiden Damen zu und reichte ihnen seine Hand. "Tut mir leid wenn ich ein wenig ängstlich bin, aber ich hatte vor meiner Zeit hier nicht gerade ein einfaches Leben gehabt, aber ich denke doch, dass ihr mir nichts tut oder? In einer Gilde sind wir ja alles Kameraden, die sind nett zueinander, nicht?" So sollte es zumindest sein, so hat man Temujin immerhin das Leben in einer Gilde schmackhaft gemacht. Aber genug der Sorgen, noch einmal schüttelte er leicht seinen Kopf, dann blickte er abwechselnd zu den beiden Damen. "Ihr seit bestimmt schon länger hier, oder? Dann könnt ihr mir sicher ein bisschen mehr über den Ort hier erzählen, nicht?" Immerhin wollte er doch gerne wissen, wer auf die Idee eines Streichelzoos gekommen war.
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