Ortsname: Halle der Freiheit - Garten Art: Freifläche Spezielles: - Beschreibung: Von der Halle der Freiheit kommt man nicht nur in weitere Künstlerstuben jeder Art oder auch der Küche, sondern auch in den großen Garten der Gilde. Er ist von allen Seiten vom Gildenhaus abgegrenzt, weißt jedoch eine Größe auf, die einem trotzdem das Gefühl gibt, in weitläufiger Natur zu sein. Im Garten selbst wurden viele Bäume gepflanzt, die Schatten spenden, Statuen oder auch Wasserspiele und Sitzgelegenheiten von Künstlern der Gilde gefertigt und aufgestellt. Auch findet man jedoch viele Buscharrangements, Steingärten und verschiedenste Beete. Sogar Gewächshäuser und einen Teich gibt es hier. Eben ein Garten, der nur ein weiterer Ort ist, in welchem sich Mitglieder der Gilde ihren Hobbys widmen können. Und nein im Teich darf nicht gefischt werden! Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Jede Person machte Fehler. Manchmal ging dabei nur ein Schluck Tee daneben und verteilte sich über ein Blatt Papier. In den Epen brach deswegen gerne mal ein Krieg aus, bei dem Leute erstaunlich viel Zeit hatten ihr Los zu beweinen oder Lobpreisungen zu dichten, während um sie herum genug Pfeile einschlugen, dass der Boden danach aussah wie ein Nadelkissen. Und manchmal, aber nur manchmal, bestand das Ergebnis darin, dass ein junger Mann hmend und haend vor einem Brett stand, auf dem eine gewaltige Menge Zettel aufgehangen waren, die neben Problemen auch Jewels für deren Lösung anboten. Wie zum Beispiel diese Quest hier, bei der es darum ging eine Künstlerin zu unterstützen. Nun war diese Künstlerin Nico nicht im geringsten ein Begriff. Eventuell handelte es sich schlicht um eine lokale Berühmheit von Nord-Fiore oder aber sie verkehrte nicht in jenem eklektischen Kreis von Künstlern der Anhöhe, die ihre Köpfe so hoch trugen, dass sie einander die Nasenlöcher inspizieren konnten. Im Grunde spielte ihr Ruf auch nicht die geringste Rolle. Wichtiger war wenigstens Nico der Ort, an den es für die Quest gehen würde. Stilltown lag weit im Norden und da lag vermutlich Schnee.
Alleine der Gedanke daran mit dem Zug durch verschneite Landschaften zu düsen, den Flocken vor dem Fenster beim Tanzen zuzusehen und dann noch in irgendeinem still-weiß daliegenden Örtchen ein wenig Inspiration zu tanken erfreute ihn mit heimlicher Vorfreude. Wobei es vermutlich bei Vorfreude würde bleiben müssen. Mit einem sehnsuchtsvollen Seufzer legte er die Hand auf den Zettel, der winterliche Pracht versprach. Er konnte nichts, was bei dieser Aufgabe von irgendeiner Hilfe war. Seine Magie eignete sich nur dazu Eis oder Schnee zu zersprengen, aber nicht irgendwas damit zu formen. Natürlich könnte er ein paar Schneebälle einen Hang runterrollen, aber wenn diese Skulptur über die Größe der handelsüblichen Ente hinausging, lagen die Dinger danach unten am Hang rum und er würde sich vergeblich abmühen sie zu bewegen. Sein eigener Ruf war ihm natürlich egal. Wenn ihn jemand als Lusche bezeichnete, erzeugte das nicht mehr als müdes Achselzucken und eine nach Möglichkeit auf den neu gewonnen Feind zugeschnittene Beleidigung von seiner Seite. Aber die Gilde würde darunter leiden, wenn sie jemanden schickte, der den Job dann nicht erledigen konnte. Dem entsprechend verblieb der Zettel, wo er war.
Missmutig steckte Nico die Hände in die Taschen und starrte den Zettel eine Weile weiter an. Die Dinge waren nie so einfach, wie sie vielleicht sein könnten. Ob er doch mal ein wenig trainieren sollte? Aber wann sollte er das noch bewerkstelligen? Zwischen seiner Arbeit bei der Gilde, den Übungen und der Zeit, die für Übungen drauf ging, war nicht genug übrig um auch noch Gewichte zu heben. Mal ganz davon abgesehen, dass ihm ziemlich schnell die Puste ausging. Apropos Puste ausgehen: Bälle den Hang runter zu rollen, bedeutete auch, dass man vorher den Hang raufgehen musste. Das klang schon ziemlich anstrengend. Sein Blick wanderte an sich selbst herunter, in Richtung der Lackschuhe, deren Zustand seit seinem Antritt bei Satyrs Cornucopia stetig gelitten hatten. Vielleicht war es an der Zeit mal feste Stiefel zu kaufen. Und ein Ausflug in die klirrende Kälte des Nordens war sowohl ein guter Anlass als auch eine gute Ausrede vor sich selbst um die Jewels dafür mal locker zu machen. Auch wenn sie dann aus dem Fundus für das Vehikel würden kommen müssen.
Grummelig warf Nico noch einen letzten Blick auf den Zettel, bevor er sich umwandte und den Blick über versammelten Gildenmitglieder schweifen ließ. Ein paar kannte er schon, die ein freundliches Nicken bekamen. Der Rest war ihm noch unbekannt, wie der junge Mann neben ihm. "Schicke Frisur. Das Blond steht dir", grüßte er das Gegenüber mit einem, zumindest für ihn üblich, kleinen Kompliment. Der sah schon ein wenig taffer aus als er selbst. Nicht schwierig, zugegeben. Es dauerte nicht lange, bis Nicos armselige Impulskontrolle wieder einmal zuschlug, die, gepaart mit seinem unseligen Drang Gesprächslücken ganz alleine aufzufüllen, dafür sorgte, dass er den anderen nonchalant anquatschen musste. "Du kennst nicht zufällig einen Magier, der sich für diese Quest da interessieren würde und Lust und Zeit hätte meine armselige Gestalt dahin mitzunehmen, damit ich mir Stilltown einmal ansehen kann? Würde natürlich mein bestes Geben, aber Eis und körperliche Betätigung sind jetzt nicht grade meine Stärken." Die Worte wurden dicht von einem freundlichen Lächeln verfolgt, was angesichts seines eigentlich überwiegenden Missmuts gekünstelt wirkte. Aber hey, einen Versuch war es wert. Und er war sich ganz sicher nicht zu schade ein wenig auf den Rockschößen von jemand anderem zu reiten, wenn es dafür einen Ausflug in eine Schneelandschaft gab. Verflucht, die Manieren. "Oh, Verzeihung. Nicolo Peralta. Erfreut und so." Das "Und so" wurde mit einer wirbelnden Bewegung der rechten Hand unterstrichen, die wohl weitere Floskeln des Erfreuens ausdrücken sollte.
Erial kam gerade aus der Küche in die Halle der Freiheit. Noch im Laufen zeichnete er in seinem Hobbyplaner für den heutigen Vormittag „Herstellung von Eiswürfeln mit verschiedenen Farben und Geschmacksrichtungen“ als erfolgreich ab. Das war schon einmal ein guter Start in den Tag. Für den Nachmittag hatte er sich vorgenommen einen neuen Versuch für eine selbstgebaute Hängematte zu starten. Alternativ wollte er ein eigenes Hochbeet bauen. Dies würde allerdings etwas mehr beinhalten als nur ein Beet zu bauen. Er würde es gerne nutzen wollen, um Kräuter anzupflanzen um diese in neu ausprobierten oder alten Gerichten zu verwenden. Gleichwohl müsste er diese Kräuter dann auch erst einmal sammeln oder Samen kaufen. Für letzteres brauchte er Jewel. Die erste Version des Nachmittaghobbys war daher die deutlich kostengünstigere - und entspanntere. Nicht zu vergessen, wie sehr die Finanzen e schon im Minus waren. Mit einem Seufzen klappte Erial sein Notizbuch zu und entschied sich dazu, lieber noch einen Abstecher zum Questboard zu machen. Vielleicht würde er dort noch einen kleinen, schnellen Auftrag finden, um das Minus etwas auszugleichen. Hoffnung starb bekanntlich zum Schluss. Mit üblich schwarzem Shirt, einer ebenso schwarzen Hose und nach oben gestylten Haaren, stand Erial mit anderen Magiern kurze Zeit später vor dem Questboard. Er versuchte die Gesuche anderer Gildenkollegen auszublenden, die brachten meist keine Jewel. Bevor er fündig wurde, sprach ein Magier ihn von der Seite an. Erial wandte sich um und blickte zu ihm hoch. Er wäre wohl irritiert gewesen, wenn er in dieser Gilde nicht schon deutlich merkwürdigeres als ein Kompliment von der Seite gehört und gesehen hätte. „Haha danke, man! Ich wollte mal etwas wagen!“ Das Ausmaß dieser Worte, würde der junge Mann vor ihm wohl nicht verstehen, aber das war nur nebensächlich. Erfreut über die netten Worte lächelte der Novel und musterte sein Gegenüber. „Du siehst auch nicht schlecht aus!“ glaubte Erial zumindest. Oder anders formuliert: Erial glaubte, dass Esmée dessen Äußeres als schick bezeichnen würde - sah man davon ab, dass seine Schuhe wohl schon bessere Tage gesehen hatten. Andererseits war er kein Experte in Sachen Mode und hätte daher womöglich lieber den Mund gehalten. Er wollte sich schon vorstellen als ihm die Fortführung des Gespräches abgenommen wurde. Der Magier fragte nach Begleitung für eine Quest. Erial nahm ihm den Zettel ab und las die Questbeschreibung. Ein Künstler hatte sich an die Künstlergilde gewandt und ersuchte Hilfe bei der Kunsterschaffung. Bei all dem Kunst wurde ihm fast ein wenig schwindlig! Aber er konnte nachvollziehen, warum die Frau Satyrs Cornucopia beauftragen wollte. Hier würde sie am ehesten auf Magier treffen, die extravagante Kunst verstanden. Wie genau diese Kunst entstehen sollte, fand Erial tatsächlich spannend. Vorstellen konnte er sich darunter jedoch nichts. Außer die Frau wollte Schneemänner bauen? „Also armselig siehst du nicht aus.“ begann Erial und gab ihm den Zettel zurück. „Du solltest dich nicht derart herunter machen. Ich würde dir ja aufmunternd auf die Schulter klopfen, aber...“ Er ließ es einmal unausgesprochen, dass das wohl komisch wirken würde, wo er doch mehr als 20 cm kleiner war. Stattdessen grinste er ihn lieber an! Vielleicht konnte er ihn dadurch mit seiner guten Laune anstecken. „Nett dich kennenzulernen! Mein Name ist Erial. Erial Novel. Und ich bin Frostmagier! Eigentlich hatte ich schon etwas für den Nachmittag geplant, aber ich wollte sowieso wieder einmal eine Quest machen, um unser Budget aufzustocken. Wenn du möchtest, begleite ich dich nach Stilltown. Dir scheint es ja viel zu bedeuten! Und die Quest scheint nicht allzu schwierig. Überlass das Schneekugel rollen dann ruhig mir oder ich vereise einfach den Boden. Dann sollte das auch für dich einfach sein.“ Grinsend streckte er ihm eine Hand entgegen. Ob der Magier einschlagen würde? Eine so elegante Verbeugung wie er bekam er sicher nicht hin! „Aber bevor wir aufbrechen... ich habe gerade noch Eiswürfel in der Kühltruhe und würde diese vorher noch probieren wollen. Eigene Kreationen in verschiedenen Farben und Geschmacksrichtungen. Möchtest du auch? Ich kann dir auch nur meinen eigenen Eistee mit bunten, geschmacksneutralen Eiswürfeln anbieten!“ Wenn er ihn schon nach Stilltown brachte, würde er ihm im Gegenzug womöglich als zweite Testperson engagieren können? „Mit einem kalten Getränk lässt es sich gut in unserem Garten sitzen! Dann können wir dort alles weitere bereden.“ Falls es überhaupt noch etwas zu bereden gab?
Mit einem bescheidenen Winken, das von dem zufriedenen Grinsen in Nicos Gesicht in seiner Wirkung massiv untergraben wurde, wehrte eben jener das Gegenkompliment ab. Da wusste sich jemand angemessen zu verhalten, wunderbar. Der Plural in Zusammenhang mit dem Budget be- und vermerkte Nico, die Information in einer Schublade des Gedächtnisses deponierend. Wobei Erial mit "uns" natürlich auch schlicht die Gilde meinen könnte. Aber vielleicht eben auch nicht. Sich selbst mit der rechten Hand die Haare zerwuschelnd, grade als Erial die Hand zum Einschlagen anbot, wollte sich Nico erst verbeugen, dann doch einschlagen. Das Ergebnis war nur leicht akrobatisch und sah vor allem wohl affig aus. Aber zumindest hatte er am Ende die Hand des anderen in seiner eigenen und drückte mit der geballten Kraft von fünf Wattebauschen. Schwielen hatte zumindest Nico nur leichte an den Fingerkuppen, was den Eindruck einer Person, die körperliche Arbeit vor allem vom Zusehen kannte, nur unterstrich.
"Wenn ich jemals Nein zu kostenlosem Essen oder Trinken sage, kann man mich erschießen, denn dann wurde ich durch einen Doppelgänger ersetzt", scherzte Nico gleich los, bevor er seine Hand wieder zu befreien versuchte. Die befreite Hand streckte sich auch gleich in Richtung Garten aus, bedeutete dem Gegenüber doch bitte vorzugehen. Gleich darauf versteckte sich sowohl diese als auch die andere schon in Nicos Manteltaschen. Die Absätze seiner Schuhe klackten über den Boden, als er selbst schon den Weg Richtung Garten einschlug. Sonnenstrahlen kitzelten die Nase, als er sich dem lichtdurchfluteten Stück grünen Paradieses annäherte. Gärten waren ein Paradox, fand Nico. Meistens kultiviert, manchmal so penibel gepflegt, dass man den Eindruck gewinnen konnte, dass jemand die Hecken mit einem Lineal beischnitt. Aber auf der anderen Seite würde sich die Natur ihren Teil zurückerobern, sowie die Kultur in ihrer Wachsamkeit nachließ. War es nicht eine Narretei, dass die Leute glaubten die Natur unter Kontrolle halten zu können? Was blieb denn am Ende, wenn das Haus verfiel und die Pflanzen sich langsam aber sicher alles zurückholten?
"Ein Frostmagier? Dann bist du doch sowas wie ein Experte für diese Quest. Mh, ich nehme alles, was du mir anbieten möchtest. Bin da kaum wählerisch. Du machst die selbst? Mit Magie, vermute ich mal? Das ist irgendwie gleichzeitig total offensichtlich und eine verdammt gute Idee. Was für Geschmacksrichtungen hast du denn? Wo kann man sich hier denn setzen? Mir fällt grade auf, dass ich dem Garten nicht genug Ehre angetan habe, aber wenigstens kann ich ihn vom Musikzimmer aus sehen. Ist immer ein schöner Anblick, wenn es nicht grade pi...in Strippen regnet. Wie bist du auf die Idee mit den Haaren gekommen? Oh, beantworte das nicht, wenn's unangenehm ist", sprudelte es im Gegensatz zu den von Vergänglichkeit bestimmten Gedanken Nicos fröhlich klingend aus ihm heraus. Diese ganze Memento Mori-Sache hatte ihn ohnehin schon wieder auf eine Idee für ein Stück gebracht. Das musste er auf Papier bringen, bevor es zerfloss wie Eiswürfel im Sonnenschein. Während der Quasselei deutete er zuerst auf den Garten, dann auf die eigenen Haare, auf die Stelle, die bei Erial gefärbt war. "Und na ja, ich war noch nie in Stilltown. Aber es klingt als wäre es eine sehr hübsche Stadt. Außerdem gibt es da Schnee und ich habe ewig keinen Schnee mehr gesehen. Bei den Schneebällen helfe ich aber so gut ich kann, sonst fühle ich mich schlecht, wenn wir für die Quest bezahlt werden. Das taugt zwar auch manchmal als Inspiration, aber wer ist fühlt sich schon gerne schlecht? Niemand. Warst du schon mal da? In Stilltown, meine ich. Wird ein Stückchen Zugfahrt. Du hast keine Probleme mit Zugfahrten, oder?"
Nur langsam blinzelte in die Sonne, reckte die Arme zu beiden Seiten in die Höhe, als würde er das Gestirn umarmen wollen. Es gab Eistee umsonst. Es war sonnig. Und er hatte einen Partner für die Quest gefunden, wenn Erial nicht im letzten Moment einen Rückzieher machte. Und er würde Kunst in der Mache sehen. Vielleicht sogar das Ergebnis anschauen dürfen. Das einzige Problem war, dass er keine Winterkleidung hatte, von dem Mantel einmal abgesehen. Der war hoffentlich warm genug. Einen Pulli würde er auch noch irgendwo in den Untiefen des Apartments finden, aber bei den Schuhen hörte es dann auf. Aber sie mussten ja eh noch zum Bahnhof stiefeln, da war sicher auch genug Zeit irgendwas Warmes einzupacken. Aber bis dahin richtete er einen neugierigen Blick auf Erial, den er soeben mit einem Haufen Fragen gelöchert hatte. War es wohl wieder mit ihm durchgegangen, hoppla.
- 2 - Nico schien ein ganz besonderer Freigeist dieser Gilde zu sein! Und dabei hatte er schon einige Gildenmitglieder kennengelernt. Erial mutmaßte, ob Nico wohl ein Tänzer war, wo er derartige Drehungen vollführen konnte ohne sich die Beine zu verknoten! Ein Kunststück sondergleichen. Ehrlich gesagt, hatte die junge Palastwache schon häufiger darüber nachgedacht, ob er künftig Tanzen einmal ausprobieren sollte – am besten sogar regelmäßig in seine Hobbyplanung einplanen sollte. Tanzen förderte schließlich die Körperbeherrschung und Geschicklichkeit. Sicherlich könnte es daher seinen Kampffähigkeiten nur zu gute kommen, oder? Was für ein abschweifender Gedanke! Tatsache hingegen war, dass Erials Hand durchaus von Schwielen überzogen war. Ein Jahr hier in Maldina hatten seine Hände zwar wieder weicher werden lassen und somit waren sie nichts im Vergleich zu einst, aber im Gegensatz zu Nico. Nein, im Gegensatz zu Nico könnte wohl kaum jemand seine Hände als weich bezeichnet. Außer vielleicht ein Babypo oder manch ein Gelehrter. Vielleicht hatte Nico also auch ein Hobby wie Mathematik. Bei diesen ganzen Gedanken, war Erial danach doch noch seinen Hobbyplaner zu zücken und sogleich jedwede neue Hobby Idee zu notieren, die er diese Woche unbedingt noch ausprobieren müsste!
Als Nico den Händedruck löste, nahm auch Erial seine Hand zurück und steckte sie, wie die andere, in seine Hosentaschen. Über seine Lippen war ein Lachen auf Nicos Worte gekommen. „Gilt das eigentlich auch, wenn es dir nicht schmeckt?“ fragte er scherzend. Natürlich würde er Nico niemals wirklich erschießen wollen, wenn er Kritik übte! Im Gegenteil! Nur so konnte er schließlich an seinen Rezepten feilen! „Esmée könnte noch wenig vom Eis übrig gelassen haben.“ Sinnierte er laut vor sich her. Dann könnte er Nico tatsächlich kostenloses Essen und Trinken anbieten! Aber damit würde er sich später genauer beschäftigen. Erst einmal folgte er Nico in den Garten. Erial liebte es hier Zeit zu verbringen. Oftmals versuchte er mindestens ein Hobby pro Tag hier zu verbringen – oder wenigstens mittags in einer Hängematte hier zu faulenzen. Während Erial sich die Nase von der Sonne kitzeln ließ, prasselte ein ganzer Schwarm voller Fragen auf ihn ein. Aber der Junge lächelte nur. Ein wenig erkannte er sich selbst darin, so viele Fragen zu stellen! Außerdem war er dank Esmée Profi darin, einfach nur (halb-)zuzuhören und lächelnd zu nicken. Wobei er Nico wirklich zuhörte! Es dauerte nur ein wenig, bis er alle Frage sortiert (und hoffentlich keine vergessen) hatte. „Ja, aber ich weiß nicht, ob mich das wirklich zu einem Experten qualifiziert?“ fragte er und war tatsächlich ein wenig rot um die Nase geworden, dass Nico ihn in so eine hohe Position hob! Verlegen kratzte er sich an der Wange. „Du meinst meine Eiswürfel? Haha… nein ich glaube, da hast du etwas falsch verstanden!“ abwehrend wank er kurz mit den Händen und steckte sie wieder in die Hosentaschen. „Also ich mach schon alles selbst. Eistee, Eis und Eiswürfel. Aber ohne Magier. Ich bin nicht wirklich gut in meiner Magie und… na ja ehrlich gesagt wüsste ich gar nicht, wie ich kochen und Magie kombinieren sollte. Ich könnte höchstens das ganze Essen einfrieren.“ Das wäre nicht so praktisch, wenn eigentlich nur ein kleines Quadrat an Wasser gefroren werden sollte. „Aber… ich könnte Essen aus der Gefriertruhe sehr einfach wieder auftauen?“ Er ließ einmal die Einschränkung weg, dass das nur ging, wenn die Gefriertruhe mit seinem Eis oder ganz und gar unmagisch betrieben wurde. „Eh und der Geschmack? Ich habs vorerst mit einfachen Richtungen probiert. Erstmal jene von meinen Eisteesorten und dann noch Minze, Apfel, Orange und Kirsche.“ Als Nico fragte, wo sie sich setzen konnten, zeigte Erial auf eine Steinbank, die in eine Hecke eingebaut war. Sie würden sie in nur wenigen Schritten erreichen können. „Ja, der Garten ist wirklich schön. Ich bin gerne hier und hab auch schon das ein oder andere Beet angelegt.“ Im Gärtner war er durchaus gar nicht so schlecht! Seiner Kindheit beim Schlossgärtner sei dank! Und wenn sie ihm auch nur gelehrt hatte, wie man Blumen ordentlich goss! Erial hatte sich bereits auf die Bank gesetzt, wo er schließlich mit der nächsten Frage fortfuhr. „Nachdem ich mit meiner Cousine der Gilde beigetreten war, war es irgendwie Zeit für eine Veränderung. Man könnte es auch Rebellion nennen.“ Lachte Erial und kratzte sich erneut an der Wange. Er konnte das mit der blonden Strähne in seinen Haaren irgendwie schwer beschreiben. Er ließ einmal weg, dass außerdem seine Mutter blond war und er damit auch ein wenig was von ihr haben wollte! So viel wollte er nicht von sich preis geben! „Nein, ich war noch nie in Stilltown, aber ich komme auch aus dem Norden und bin mit viel Schnee aufgewachsen.“ Er hatte häufiger Schnee gesehen, als das es sonnige Tage in Bosco gegeben hatte. Genau genommen, konnte er die wahrscheinlich an der Hand abzählen, auch wenn das etwas übertrieben war. „Und mit Zugfahren hab ich kein Problem. Wir werden sehen müssen, ob wir uns dort nicht sogar eine Unterkunft suchen müssen, wenn die Quest länger andauert. Schließlich dauert die Zugfahrt wirklich eine Weile.“ Fügte Erial an. Einen kurzen Moment hielt er noch das Gesicht in die Sonne, bevor er aufstand. „Ich geh uns mal das Eis und den Eistee besorgen. Irgendwelche wünsche? Eistee gibt es in Pfirsich, Zitrone und rote Früchte“ fragend blickte er Nico an, bevor er für eine Weile verschwinden würde.
Mit einem großen Tablett, kehrte Erial in den Garten zurück. Vor Nico setzte er es auf dem Boden ab, ging in die Hocke und hielt im eine Schale mit selbstgemachten Straciatella Schokoeis sowie seinen gewählten Eistee empor. Als Nico ihm das abgenommen hatte, nahm Erial sich seine Portion und setzte sich wieder neben Nico auf die Bank. „Du hast gesagt, dass du schon lange keinen Schnee mehr gesehen hast. Bist du in der Wüste von Fiore aufgewachsen?“ Dort fand man tatsächlich sehr selten Schnee! „Und wenn du gerne im Musikzimmer bist, bist du wohl einer der Musiker dieser Gilde?“ Oder doch Tänzer?! Erial gab die Hoffnung nicht auf! Immerhin könnte er Nico dann nach einen Kurs fragen!
Kaum, dass die Steinbank in sein Sichtfeld gekommen war und Erial in deren Richtung deutete, steuerte Nico eben jene auch bereits an. Und kaum dort angekommen, mimte er den Seestern, ließ sich einfach darauf fallen und streckte alle Gliedmaßen von sich. So ließ es sich doch leben. Und gleich gab es auch noch Eistee und Eis. Beides Dinge, die Eis im Namen hatten oder gänzlich aus diesem Wort bestanden und daher völlig beschwerdelos angenommen werden würden. Bei der Nachfrage bezüglich der Geschmackssorte zögerte Nico einen Moment. Pfirsich und Zitrone waren vermutlich die Sorten, die Erial am leichtesten los wurde. Aber was genau waren Rote Früchte? Waren das einfach nur Früchte, die rot waren? Zählten Erdbeeren dazu? Oder auch rote Beete? Die würde nämlich grauselig schmecken als Eistee, da war sich auch Küchenanfänger Nico ziemlich sicher. "Rote Früchte bitte. Oh, richtig. Und danke. Das ist echt nett von dir. Dafür stelle ich mich dann als Versuchskaninchen für die Würfel zur Verfügung", brachte Nico noch rasch hervor, bevor Erial schon wieder entschwand. Damit war dann aber auch die Frage geklärt, wer in dieser Gilde die Küche eigentlich benutzte. Neben Mary definitiv noch Erial, auch wenn der vermutlich hauptsächlich den Eisschrank brauchte. So langsam füllte sich das ausgesprochen bunte Gemälde der Gilde und ihrer Mitglieder in Nicos Kopf. Auch wenn noch mehr als genug blanke Stellen übrig waren.
Augenscheinlich einen Moment weggedöst oder mal wieder mit den Gedanken Luftschlösser errichtend, brauchte es einen Moment, bis Nico die Augen wieder öffnete, als Erial zurückkehrte. Dafür wurden sie dann groß. Und noch ein Stückchen größer. Denn der Eistee konnte sich sehen lassen. Für so ein Glas blätterte man in Crocus Town gerne mal ein paar Jewels hin. Reichlich verdattert und auch so aussehend, streckte Nico daher eher mechanisch anmutend die Hände nach seinem Anteil des Essens aus und wusste zuerst noch so recht wohin eigentlich mit beidem. Aber der Eistee fand rasch seinen Platz auf der Bank, wo das Kondenswasser den Stein langsam anfeuchtete. "Das ist total nett. So ein Riesenglas. Dafür muss ich dir in Stilltown was ausgeben. Da vielleicht besser einen warmen Tee? Immerhin muss es da reichlich kalt sein, da wird uns das gut tun. Vielleicht kriegt man da auch eine insulierte Flasche, damit wir nicht auf dem Hang festfrieren, von dem wir die Schneebälle rollen sollen. Erstmal von der Köstlichkeit hier probieren", brabbelte Nico gleich wieder drauf los. Gesagt, getan. In rascher Folge hatte er einen Schluck Eistee und einen Löffel Straciatella in der Schnute. Schwebend auf Wolke Sieben gab Nico einen genussvollen Seufzer von sich, der alleine bereits vielleicht theaterreif war. "Schmeckt fantastisch. Der Eistee ist ein bisschen zu sauer für mich. Aber ich bin eine Mimose, was das angeht. Das Eis ist großartig. Könntest du denn trainieren, damit die Eiswürfel", unterbrach sich Nico um einerseits die Menge Eis in seiner Schale rasant zu reduzieren und mit der freien Hand eine Geste zu machen, die wohl den Einsatz von Magie andeuten sollte, und gleich weiter zu quasseln: "Magisch von dir erschaffen werden können? Wäre doch total praktisch und ginge auch schneller, oder? Und hey, dann ist es ja mindestens zum Teil dir zu verdanken, dass ich und die anderen mit dem giftgrünen Daumen einen schönen Garten zum Anschauen haben. Hat mir schon manche frustrierende Stunde ein wenig leichter gemacht, der Garten."
Es gab einen Moment Ruhe, als Nico den Löffel fein säuberlich zurück in die Schale legte und wieder Seesternposition einnahm. Die Augen des jungen Mannes klappten zu, während er das Gesicht gen Sonne drehte wie die lauchigste Sonnenblume Fiores. "Also kommen deine Cousine und du aus Nord-Fiore? Wie ist es da? Abgesehen von kalt." Ein leises Lachen, abwehrende Bewegungen mit den Händen. "Nein, nein. Ich komme nicht aus der Wüste. Mit meiner Haut sähe ich da aus wie ein gekochter Krebs. Wurde in Crocus-Town geboren. Und vielleicht habe ich mit dem "ewig keinen Schnee mehr gesehen" ein wenig übertrieben. Ganz bisschen. Eventuell. Möglicherweise." Ein Auge Nicos öffnete sich langsam, wie bei einer zufriedenen Katze in der Sonne. "Wir finden da schon ein Hotel oder sowas. Vielleicht lässt gibt man uns einen Rabatt, wenn ich ein wenig aufspiele. Ist schonmal vorgekommen! Gut, ein Mal ist es vorgekommen. Aber das zählt. Und ja, ich bin Musiker. Violinist, um's genau zu nehmen. Davon ab kann ich auch ganz brauchbar das Tanzbein schwingen und einigermaßen singen. Bisschen zeichnen. Alles Teil der unliebsamen Ausbildung. Wie hat's deine Cousine und dich denn von Nord-Fiore bis hierher verschlagen? Ist ja noch mal ein ganzes Stück weiter als Crocus-Town", flutete er das Gegenüber mal wieder völlig ungefiltert mit dem, was die Hirnwindungen grade so beschäftigte.
- 3 - Erial kam mit einem großen Tablett zurück in den Garten. Darauf positioniert war nicht nur Eistee, sondern auch Eis. Beides reichte er Nico, bevor er sich seinen eigenen Eistee nahm und sich wieder neben Nico auf der steinernen Bank niederließ. Nico schien schon jetzt sehr begeistert, schenkte man den großen Augen Beachtung. Erial konnte daraufhin nur schmunzeln. Es freute ihn stets, wenn er anderen mit seinen Kreationen eine Freude machen konnte. „Ach was.“ wank Erial ab und zuckte nur mit den Schultern als Nico ihm in Stilltown als Gegenleistung etwas ausgeben wollte. „Das musst du wirklich nicht tun. Immerhin hast du dich bereits als Testperson für meine Eiswürfel gemeldet.“ Und wer wusste schon, ob die wirklich gut waren? Vielleicht waren die am Ende sogar so schlecht, das Nico auf der Krankenstation enden würde? (Natürlich hoffte Erial, dass seine Eiswürfel nicht SO schlecht waren. Aber Risiken bestanden bekanntlich ja immer.) „Bitte... wenn du das gerne möchtest, bitte keinen Tee. Ich habs nicht so mit warmen Getränken.“ Ob das nun daran lag, dass er in eisiger Kälte aufgewachsen war oder eher daran, dass er ein Eismagier war. Womöglich beides oder zumindest letzteres. Fakt war, dass man Erial schon immer mit Heißgetränken hatte jagen können. „Aber wir können für dich so eine Flasche mit warmen Tee suchen. Und keine Sorge, ich verspreche, dass ich dich wieder loseise, wenn du festfrieren solltest. Wozu nimmst du sonst einen Eismagier mit?“ scherzte Erial und war erstaunt, dass er das tatsächlich konnte. Eigentlich fühlte er sich so lausig in seiner Magie, dass er eher Scherze darüber machen würde, wie schlecht er war. Hier aber versprach er gerade jemanden etwas und hoffte nur inständig, dass seine schnell ausgesprochenen Worte auch der Wahrheit entsprachen - oder er Nico erst gar nicht zur Hilfe würde eilen müssen. Zwischen all dem gesagten trank Erial immer mal wieder einen Schluck seines eigenen Eistees, wobei er den Rest vom Pfirsicheistee gewählt hatte. Esmée wäre sicher nicht begeistert, wenn der heute Abend leer wäre, aber er würde ihr einfach frischen zubereiten. Wenn er dann nicht schon aufgebrochen war - wodurch ihm einfiel, dass sie noch gar nicht darüber gesprochen hatten, wann sie eigentlich los wollten. „Gut merke ich mir. Beim nächsten Mal mache ich dir den Eistee weniger säuerlich, versprochen.“ Jede mochte bekanntlich seine Getränke anders. Erial sah es jedoch als Herausforderung und war gespannt, ob er in Zukunft einen rote Früchte-Eistee so zubereiten konnte, dass er auch Nico schmeckte. Was das nächste Thema anging, so verschluckte sich Erial fast an seiner Portion Eis. „Na ja... ich könnte es versuchen?“ Jetzt erinnerte Nico ihn fast schon an Onkel Aidan. Wenn er nur ordentlich trainieren würde, würde seine Magie auch besser werden. Aber es war ziemlich frustrierend etwas zu trainieren, wofür andere einen Wimpernschlag an Zeit benötigten. „Frustrierende Stunden im Garten? Wie meinst du das? Eigentlich ist der Garten doch zur Erholung gedacht.“ Jetzt war Erial wirklich neugierig. Was tat der Magier in diesem Garten? Wenn nicht sich zu erholen oder Gartenarbeit zu verrichten?
Als Nico fertig war - Erial hatte noch einiges vor sich, da er relativ langsam aß - nahm er wieder eine sehr relaxte Position ein. Erial musste darüber durchaus etwas schmunzeln. „Es gibt viel Schnee.“ antwortete er auf seine Frage, wie es im Norden war und natürlich war dies als Scherz gemeint. „Da wo wir herkommen ist es eigentlich nicht so viel anders als in anderen Städten.“ sagte er schließlich ernster mit einem Schulterzucken. Er wollte nicht näher ins Detail gehen und hielt sich daher sehr vage. „Crocus Town? Wow. Ich war erst einmal da. Da ist ganz schön was los. Ich war im Königspalast wegen einem Auftrag. Wir durften auf einen der Bälle als Aushilfen eines Adelsmagazin.“ Es war eine schöne Erinnerung und doch schon lange her. Inwiefern Nico da übertrieben hatte mit lange keinen Schnee gesehen, konnte er nicht sagen. Dafür kannte er sich mit dem Wetter zu wenig aus, aber er konnte sich herleiten, dass es dort wahrscheinlicher Schnee gab als in der Wüste. „Ein Rabatt? Das wäre ja praktisch. Aber du musst dich nicht gezwungen fühlen. Zumal ich ja gar nicht helfen kann.“ Das klang irgendwie unfair, wenn er Nico dafür arbeiten ließ, dass er weniger Geld für sein Hotelzimmer bezahlen musste. „Ein vielfältiger Künstler. Kein Wunder, dass sie dir Rabatt gaben.“ lachte Erial, wobei er sich erneut nicht vor weiteren Fragen des Musikers retten konnte. Erial verschluckte sich an einem Schluck Eistee als Nico erneut Esmée ansprach, hatte er doch gehofft, dass das nicht nochmal Thema werden würde. „Mimi ist eine gute Magierin. Wir suchten eine Gilde für ihre Ausbildung. Ich hab nur ein Auge auf sie. Sie ist manchmal sehr sorgenlos. Wie gesagt, bin selbst kein guter Magier. Sie wollte nebenbei eine Karriere als Model anfangen und hat sich daher diese Gilde ausgesucht.“ Es war erschreckend wie leicht ihm diese Lüge mittlerweile fiel, wo er sie doch schon so oft wiederholt hatte. „Wann willst du eigentlich für den Auftrag aufbrechen? Heute noch? Dann sollten wir demnächst unsere Entspannung im Garten wohl auflösen, um ein paar Sachen zu packen und zum Bahnhof zu gehen. Musst du uns für die Quest noch melden?“ Erial war gespannt, wie Nico sich das vorgestellt hatte. Es wäre ihm beides letztendlich recht.
Schulterzucken. "Eiswürfel testen ist jetzt weder Arbeit noch unangenehm, finde ich. Dafür musst du mir also nicht danken, aber ich für den Eistee schon", beschied er seinem Sitznachbarn. Mit Eis und Eistee im Magen wurden die Strahlen der Sonne noch ein wenig eindringlicher. Augenscheinlich tiefenentspannt nahm Nico wieder die Haltung des "zerfließenden Blobs in der Mittagssonne" ein und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Die Augen des jungen Mannes klappten auch schon wieder zu, als er das Gesicht gen Sonne drehte. Erial mochte keine warmen Getränke, das wurde in irgendeiner noch freien Hirnwindung abgespeichert, vermutlich direkt neben der Idee für ein mit magischen Kristallen durchgeführtes Musikstück. "Wenn ich festfriere, dann bitte ich eindringlich darum. Eisstatuen sind zwar hübsch anzusehen, aber ich würde wirklich ungerne selbst zu einer werden. Außerdem spielt sich mit kalten Fingern wirklich schlecht Violine. Sollte mir Handschuhe zulegen, bevor wir losfahren. Und eine von diesen Kannen, die den Tee warm halten, super Idee, die Idee", murmelte Nico halb in Richtung Sonne, halb in Richtung Erial. Seine rechte Hand löste sich von ihrer Position, damit er damit in Richtung der Pflanzen wedeln konnte. "Oh, nein, nein. Nicht frustrierende Stunden wegen des Gartens. Der wäre nur frustrierend, wenn ich mich selbst drum kümmern müsste. Aber das Musikzimmer ist da hinten und hat ein Fenster in den Garten. Wenn ich also mal wieder mit irgendwas absolut null weiter komme, mache ich das Fenster auf und atme ein bisschen tief durch. Wenn einer der Büsche da seltsam aussieht...den habe ich angebrüllt. Er konnte eigentlich nichts dafür, Entschuldigung. Und hey, versuch's doch mal mit den Eiswürfeln. Darfst dich nicht entmutigen lassen, wenn's nicht sofort klappt. Niemand erschafft ein Meisterstück beim ersten Versuch. Auch nicht beim zweiten oder dritten. Sowas braucht Zeit", brachte Sensei Nico, Anbrüller von Büschen, weise hervor.
Bei den nächsten Sätzen Erials nahm der junge Peralta allerdings sofort Haltung an. "Du warst schon mal im Königspalast? Wow. Wie war es da? Wie war der Ball? Was haben die Leute getragen? Wie lange ist das jetzt her? Ist irgendwer gestorben? Warte, warte, das muss ich mir aufschreiben? Moment, Ball. Tanzball. Wer hat aufgespielt? Oder haben sie das mit Magie geregelt? Oh, auf so einem würde ich auch gerne mal spielen, das wäre toll", platzte es in der Tonlage eines viel zu aufgeregten Eichhörnchens aus Nico raus. Die Worte gingen gleich darauf in Lachen über. "Mimi? Ist das Esmées Spitzname? Mag sie den? Und muss man sich für eine Quest melden? Ich habe einen Zettel auf dem Pult hinterlassen. Das hat bislang immer gereicht. Also, wenigstens habe ich meine Jewels bekommen. Eh, und verlass dich bitte nicht drauf, dass wir einen Rabatt oder sowas kriegen. Ich bin unbekannter als unbekannt. Noch. Und was deine Magie angeht, habe ich ein gutes Gefühl. Denke du wirst bei diesem Auftrag sehr hilfreich sein können, jup. Von mir aus können wir los. Glaube auf dem Weg zum Bahnhof kommen wir fast an einem Kleidungsgeschäft vorbei. Da kann ich dann kurz reinhüpfen und mir Handschuhe und sowas besorgen." Und Ersatzkleidung, eine aus Erfahrung geborene Anschaffung. Auch wenn Erial hoffentlich keine brauchen würde. "Geht Esmée denn gerne einkaufen? Gehst du da dann mit? Sie kennt doch sicher einen Haufen Boutiquen." Mit einem Satz war Nico auf den Beinen und machte schon Anstalten den Geigenkasten zurück auf den Rücken zu befördern, als scheinbar noch ein Gedanke an die Oberfläche seines Verstandes blubberte. "Adelsmagazin? Wie kam es dazu?"
- 4 - In Sachen Redefluss konnte wohl niemand so schnell dem Violinisten von Satyrs Cornucopia vormachen! Wahrlich erstaunlich. Erial musste darüber schon schmunzeln. Doch das viel nur wenig auf, immerhin trug er in ihrem Gespräch fast fortlaufend auf ein Lächeln auf seinen Lippen. „Im schlimmsten Fall könntest du dir eine Magenverstimmung zu ziehen.“ warf Erial zu bedenken ein als Nico Eiswürfel zu testen als Arbeit abtat. „Aber was hältst du davon, wenn du mir stattdessen mal eine Unterrichtsstunde im Tanzen gibst? Das meiste was ich kann, habe ich nur durch Beobachtungen gelernt. Es wäre sicher nicht schlecht, einmal einen richtigen Lehrer zu haben.“ Das wollte er den jungen Magier neben sich sowieso fragen. Während sie weiter ihr Eis genossen, sprachen sie über die gemeinsame Quest und Nico bat eindringslichst darum entfroren zu werden - sollte er doch festfrieren. Mit einem Lachen in der Stimme antwortete Erial: „Versprochen. Ich gebe mein Bestes dir diesen Wunsch zu erfüllen. Auch wenn ich glaube, dass du sicher eine hübsche Eisstatue wärst. Immerhin bist du doch Musiker. Ihr habt doch immer was graziles. Du könntest ja vorher eine Tanzposition einnehmen?“ Natürlich waren das keine ernst gemeinten Vorschläge. Erial würde es hoffentlich zu verhindern wissen, dass so etwas passierte. „Ich kann dir meine Handschuhe geben. Als Eismagier brauche ich keine.“ fügte Erial noch schulterzuckend an und versuchte damit auch ein „Friedensangebot“ zu symbolisieren, wo er doch eben einen Scherz auf Kosten seines neuen Bekannten gemacht hatte. „Es freut mich, dass der Garten dir Freude bereitet und dir in kreativen Schaffenskrisen hilft. Ich genieße es auch oft einfach hier in der Sonne zu liegen. Und danke wegen deinem Tipp. Wenn es klappt, bist du der erste, der davon mitkriegt.“ Wenn Nico da sein würde - es gab immerhin viele Magier die für Quest öfter einmal unterwegs und nur selten in der Gilde anzutreffen waren.
Als Erial den Königspalast erwähnte, sah er nicht einer ganz neuen Flut an Fragen entgegen. Erneut musste Erial lachen. Nico war schon eine Person! Wahrlich erstaunlich. „Ja, war ich. In Crocus herrschte eine regelrechte Krankheitspandemie unter den Reportern. Deswegen hat man Magier gesucht, die aushelfen. Wir haben Fotos geschossen und mit Adligen Interviews geführt. Das war wirklich spannend. Und nein gestorben ist keiner und äh ein paar Monate?“ Das dürfte mittlerweile gar nicht mehr die Reihenfolge der vielen Fragen gewesen sein, aber so schnell wie Nico redete, war es schwer, nicht doch etwas durcheinander zu bringen! „Der Ball war schön und die Adligen haben getragen, was Adlige eben so tragen. Ich hab den Artikel noch, kann ich dir nachher zeigen. Da sind Fotos drauf. Vielleicht steht da auch, wie das Orchester hieß? Aber ich glaube, dass war einfach nur das Palastorchester oder so.“ Hatte er alles? „Oh und wenn du nur fest an dich glaubst, wirst du sicher da man spielen können.“ Ob das reichen würde? Alternativ könnte er Nico einmal in ferner Zukunft in den Königspalast von Bosco einladen. „Alle hier nennen sie Mimi. Von daher ja? Zumindest hat sie ihn sich selbst gegeben. Wir kennen uns schon lange. Ist für mich schwer mich umzugewöhnen und sie nicht Esmée zu nennen.“ gab Erial mit einem Lachen zu . „Das mit dem Zettel ist okay. Hat das letzte Mal auch so geklappt.“ Als das Thema einkaufen kam, wurde Erials Lächeln gezwungener. „Ja, unfreiwillig könnte man sagen. Sie gibt sehr gerne Geld aus und benutzt mich als Schneiderpuppe. Außerdem muss ja einer die Einkäufe tragen. Alle Botiquen die sie kennt, kenne ich also auch. Sie war früher ein berühmtes Model.“ schulterzuckend klagte er Nico sein Leid, doch wenn er ihn richtig einschätzte, war der Musiker in dieser Situation eher Team Esmée. Naja solange Nico ihn nicht ebenfalls einkleidete. kurzfristig fragte Erial sich nun jedoch besorgt, ob Nicos Gepäck genauso ausufern würde wie das von Esmée. Oh weh. „Adelsmagazin? Ah das meinst du. Die Quest mit den Reportern von der ich dir vorhin erzählt habe? Der Artikel erschien in einem Adelsmagazin. Wie gesagt ich kann es dir mitbringen, wenn ich meine gepackte Tasche runterhole.“ Bei diesen Worten, blickte Erial in den Himmel hinauf. Es wäre sicherlich noch möglich einen Zug zu erwischen. „Wollen wir uns in einer halben Stunden wieder hier treffen?“ fragte er daher an Nico gewandt und wenn nicht anders besprochen, würde er sich aufmachen seine Sporttasche mit den nötigsten zu packen - natürlich inklusive Adelsmagazin und Handschuhe für Nico, wenn er nicht doch lieber welche kaufen wollte. Auf dem Weg in sein Zimmer würde er noch das Geschirr in der Küche abliefern.
Mit einem Ruck landete der Geigenkasten auf dem Rücken Nicos, beförderte den Jungmagier durch den Schwung einen unsicheren Schritt nach vorne. Uff, da war jemand übermütig gewesen. "Tanzstunden? Sicher. Bin jetzt nicht grade ein Experte, aber meine Mutter hat mir die klassischen Tänze beigebracht. So einigermaßen. Rhythmus ist dabei eh am wichtigsten, wenn man dem Partner nicht auf die Füße latschen will. Außer der ist auch neben dem Takt." Zwar versuchte sich Nico daran eine jener Posen einzunehmen, die die gar schrecklich sterbenden Leute auf der Opernbühne immer einnahmen, aber Eis und Geigenkasten untergruben die Grazie mit der ganz großen Schaufel. Wieder machte er einen Stolperschritt, als sein Körper Übergewicht nach hinten bekam. "Hoppla. Eh, ich schaue in der halben Stunde mal in ein Kleidungsgeschäft. Wär doch gelacht, wenn ich keine Handschuhe kriege. Und eh, der Garten ist wirklich eine Freude. Und hey, wenn du den Artikel findest, lese ich ihn während der Zugfahrt. Ist jetzt nicht grade Bildung, aber auch darüber muss man sich ja irgendwie auf dem laufenden halten. Außerdem würde ich wirklich gerne mal im Palast spielen. Die Akustik in diesen Säälen ist einfach nochmal was anderes als die in unserem Musikzimmer. Da glaubt man immer, dass die eigenen Töne die ganze Welt erreichen können."
Esmée, nein, Mimi, war also mal Model gewesen. Ein Fakt, der Nico weder sonderlich überraschte noch als unpassend erschien. Die Frau hatte einfach so eine Ausstrahlung. Auch wenn sie nichts davon erzählt hatte, was ja schon irgendwie ein wenig gemein war. Wenn er ein Model wäre, würde er damit hausieren gehen, klare Sache. Wobei der Bedarf an hübschen Lauchstangen als Ausstellungsstücke für die Gemüsemärkte bestimmt nicht sonderlich hoch war. Nico gab ein amüsiertes Schnaufen von sich. "Die Einkaufstour erspare ich dir dann mal. In einer halben Stunde wieder hier. Ich schaue, dass ich ein wenig warme Klamotten beschafft kriege, damit Stillsnow keine Eisstatue eines Musikers mit leckerem Eis drin bekommt", scherzte Nico in munterem Tonfall zurück. Ganz offensichtlich war er von der kleinen Spitze nicht einmal ansatzweise beleidigt. Eine durch Eis und Eistee erkaufte Gnade. Erial hatte erst mal was gut. Und Nico zählte schlicht nicht zu den Leuten, die den ersten gewonnen Eindruck unter weniger als mittelschwerer Gewaltanwendung wieder losließen. "Bis in einer halben Stunde dann. Ich beeile mich." Mit eiligen Schritten, gebremst nur vom Gewicht des Geigenkastens auf dem Rücken düste Nico in Richtung Innenstadt von Maldina Town ab.
Natürlich brauchte Nico ein wenig länger. Wenn er schon einmal ein Kleidungsgeschäft besuchte, konnte er sich auch gleich komplett neu eindecken, die alten Klamotten teilweise zuhause abliefern und die neuen mitnehmen. Wobei ihm aufgefallen war, dass er keinen Koffer besaß. So gar nicht. Auch nichts vergleichbares. Dementsprechend hastete er mit einer prall gefüllten Umhängetasche, deren Nähte kurz vor dem Exitus standen, zurück in Richtung Gildenhaus. Die Geschwindigkeit wurde durch die neuen Winterstiefel an seinen Füßen nicht grade erhöht. Aber wenigstens hatte er hoffentlich alles dabei, was für einen Ausflug nach Nord-Fiore nötig war. Hoffentlich. Vermutlich nicht. Aber davon konnte man sich nicht aufhalten lassen. Kein Plan überlebte den Kontakt mit dem Feind, in diesem Fall dem Schnee und Eis von Stillsnow. Wie eine Kreuzung aus Giraffe und Rhinozeros brach Nico in die Eingangshalle, hielt jedoch nicht an, sondern verunreinigte den Boden mit schwarzen Striemen seiner nagelneuen Arschtreterstiefel. Irgendwer, nicht er, würde sich schon darum kümmern. Er war immerhin zu spät dran und in Sache der Gilde unterwegs, genau. Außerdem wollte er Erial nicht warten lassen. Quietschend bremste der junge Peralta vor dem Durchgang Richtung Garten ab, strich sich einmal über den wie stets vorhandenen Mantel und schlenderte dann in den Garten. Wer hatte es eilig gehabt? Er doch nicht. Niemals. Erial wartete vermutlich bereits.
- 5 - Weder hatte Erial damit gerechnet, an diesem Tag einen „Lehrmeister“ für Tanzstunden noch einen Questpartner zu finden. Ehrlich gesagt hatte er sich heute einen entspannten Tag im Garten mit Eistee vorgenommen - am Nachmittag vielleicht ein neues Hobby ausprobieren. Stattdessen würde er sogleich auf eine Quest in den hohen Norden aufbrechen. Das war Erial jedoch auch recht. Immerhin, würde ihre Quest erfolgreich sein, wären es ein paar Jewel mehr auf der Kante, wenn der Monat sich seinem Ende näherte. „Also ich kann ein paar traditionelle Tänze, wie sie von den Adligen getanzt werden.“ Das war wohl zu viel Information? „Ähm... meine Cousine interessiert sich für die.“ Was für eine schlechte Lüge. Das war nicht der Grund warum Esmée diese Tänze beherrschte. „Aber vielleicht könntest du mir einfach die Tänze zeigen, die deine Mutter dir gezeigt hat. Geschwindigkeit und Körperbeherrschung kann ich. Und das braucht man doch um den Takt zu halten, nicht?“ oder so ähnlich? Nico würde das schon wissen als Tanzmeister! „Und ich verspreche dir. Wenn ich es irgendwann mal organisieren könnte, würde ich dafür sorgen, dass dein Traum wahr wird.“ Fügte er schließlich mit einem Grinsen an als Nico davon erzählte, unbedingt in einem Palast spielen zu wollen. Erial konnte ihm nur zustimmen, dass so ein Palast schon eine ganz eigene Atmosphäre hatte. Und doch hatte er sie erst wieder richtig zu schätzen gelernt als er sie nicht mehr täglich spürte. Irgendwann war sie zur Gewohnheit geworden. Nun nur eine weitere ferne Erinnerung und Symbol von Heimweh. „Danke. Das ist wirklich nett von dir. Aber solange mich niemand zur Kleiderpuppe degradiert oder ich Tonnen an Einkaufstüten schleppen muss, macht mir das perse nichts aus.“ Trotzdem blieb die Dankbarkeit. In der Zwischenzeit würde er Esmée eine Nachricht hinterlassen und seine eigenen Sachen packen können. „Bis in einer halben Stunde. ich warte hier.“ rief Erial dem Musiker noch halb hinter her und wank zum Abschied. Was für ein interessanter Zeitgenosse!
Als Erial das Geschirr in der Küche abgeliefert hatte, blieb er beim Tresen stehen. Er zog ein Papier vom Stapel und nahm den beiliegenden Stift in seine Hände. Es wäre gut, der Prinzessin eine Nachricht zu hinterlassen. Er würde sie jedoch ihr lieber persönlich überreichen lassen. Wer wusste schon, wann @Esmée das nächste mal selbstständig ihren Briefkasten leeren würde? » Liebe Mimi, ich bin auf einer Quest aushelfen und komme wahrscheinlich erst in zwei oder drei Tagen zurück. Im Kühlschrank steht noch Eis und etwas Eistee ist auch noch übrig. Falls dein Kühlschrank leer sein sollte, vergiss bitte nicht, dass du in der Gilde essen kannst und du dir nicht extra etwas draußen kaufen musst. Wenn du nicht warten möchtest, bis ich zurück bin, liegen deine Einkäufe gewaschen und gebügelt noch in meinem Zimmer. Ich bringe sie dir rüber, sobald ich wieder zurück bin. Bitte pass auf dich auf und mach nichts unüberlegtes. Erial. PS: Bitte vergiss nicht das Morris morgen um 9 bei dir für die notwendigen Reparaturen vorbeischaut. Das Geld für seine Entlohnung hat er schon.« Das konnte wie immer ja nur schief gehen. Nachdem er die Nachricht jemandem vertrauenswürdigen übergeben hatte, ging er in sein Zimmer und begann seine Tasche zu packen. Bei all der Kleidung hier (zu 99% von Esmée) war es manchmal schwer zu gehen oder eigene Kleidung zu finden. Mit allem nötigen ausgestattet ging er schließlich wieder herunter. Am Treffpunkt wartete er wie vereinbart auf Nico. Wo Erial pünktlich gewesen war, brauchte Nico doch ein wenig länger. Zeit, in der Erial in die Hocke ging und den seltenen Besuch seiner Katze Kida genoss. Chichi musste noch immer irgendwo ieit entfernt im Garten unter einem Baum liegen. Kein Wunder, dass Kida nun erst zu ihm kam, wo Erial weit genug von Chichi weg war. Aber eigentlich war es manchmal selbst dann noch ein Wunder. Sie würde wohl stets eine Straßenkatze bleiben. Erial durfte ihr gerade tatsächlich einmal über den Rücken streicheln als Nico um die Ecke kam. Dessen Auftauchen verscheuchte die junge Katze und Erial richtete sich auf. „Hi, hast du alles bekommen, was du wolltest?“ fragte Erial mit einem Lächeln im Gesicht. „Wow, bist du sicher, dass du diese dicken Stiefel die ganze Bahnfahrt über tragen willst? Werden doch sicher ziemlich warm? Und allgemein wirkst du so, als könntest du erst mal ne Abkühlung gebrauchen. Willst du noch nen Eisstee mit Eiswürfeln und dich erstmal ausruhen bevor wir los gehen? Oder lieber für unterwegs?“ Ein wenig skeptisch begutachtete er auch seine Umhängetasche. Die schien gleich platzen zu wollen. Im Gegensatz zu Erial schien Nico 2 Monate reisen zu wollen.
Mit verlangend ausgestreckter Hand und enttäuschtem Gesichtsausdruck starrte Nico der Katze hinterher. Es gab Katzen im Garten. Warum hatte ihm das niemand gesagt? Diese Verschwörung ihn davon abzuhalten Katzen zu streicheln würde nicht ungestraft bleiben! Es war bekannt, dass Katzen dabei halfen Inspiration zu finden. Das lag vermutlich daran, dass man sich nicht bewegen durfte, wenn eine Katze einen als Ruheort auserkoren hatte und man dann einfach sehr viel Zeit zum Nachdenken hatte, während man dagegen ankämpfte auf Klo gehen zu müssen. Der junge Peralta ließ den Arm wieder baumeln, als er angesprochen wurde. Richtig, Auftrag. Konzentration war angesagt. Auch wenn das wirklich ein niedliches Tier gewesen war. Nein! Auftrag. Nico wechselte den Blick runter zu seinen Tretern Marke Schneesturm. Die würden vermutlich schon ziemlich warm werden, aber was sollte er da machen? Die kurz vor dem Auseinanderfallen stehenden Lackschuhe waren zuhause geblieben. Außerdem: Wie lange konnte so eine Zugfahrt nach Stillsnow schon brauchen? Da würde schon keine Sauna in den Stiefeln entstehen. "Jep, alles. Und noch ein bisschen mehr. Mütze, Schal, Handschuhe, et cetera. Wusstest du, dass es so Dinger gibt, die man sich an die Schuhe schnallen kann, damit man nicht wegrutscht?", eröffnete Nico, Weltenbummler, der Person aus Bosco das Geheimnis von Schneeschuhen, nur um gleich darauf in weiteren, melodischen Monolog über zu gehen: "Eistee nehme ich immer. Aber wenn wir erstmal da sind, brauchen wir doch sicher eher was Warmes zu trinken? Eh, stimmt, ich habe im Geschäft nach den Fahrzeiten gefragt und man war so nett mir zu sagen, dass in...circa einer Stunde ein Zug abfahren sollte. Sollte. Den kriegen wir bestimmt noch. Ausruhen kann man ja auch, wenn man erstmal im Zugabteil sitzt. Sowie du bereit bist, können wir also los."
Scheinbar hatte Nico noch mehr Hummeln im Hintern als gewöhnlich schon vorhanden waren. Der junge Mann wartete, von einem Fuß auf den anderen tretend, bis Erial sich ebenfalls bereit gemeldet hatte. Der Weg durch Maldina wurde in großen Schritten genommen, unterstützt durch Nicos allgemeine Lauchigkeit. Immerhin ging es in den Norden. Und sie durften dabei helfen Eisskulpturen zu erschaffen. Das versprach großes I-Inspiration. Der einzige Stop, den Nico mit seiner überfüllten Umhängetasche einlegte war bei einem seiner Stammcafés, wo er zwei Croissants erstand. Eines davon ging postwendend an Erial, das zweite in den Mund. Während sich der Fahrer der Kutsche über die Krümel beschwerte, die Nico so großzügig im Inneren des Taxis verteilte, dauerte die Fahrt bis zum Wiesenbahnhof nicht übermäßig lange. Der Zug nach Nord-Fiore stand bereits auf dem Gleis, wenn man den Schneeschieber vor der Lok als Zeichen werten durfte. Sich die Krümel vom Mantel wischend, besorgte Nico die Fahrkarten. Vielleicht würden die ja von der Gilde übernommen werden? Das blieb zu hoffen, sonst sah es reichlich schwarz, nein, rot, für die Bilanz dieser Quest aus. Ein Pfeifen vom Zug deutete bereits an, dass nicht mehr viel Zeit bis zur Abfahrt blieb. Dementsprechend brach Nico wie ein Eber mit schwingendem Schritt und Umhängetasche durch die Gänge des Zugs, bis er ein freies Abteil gefunden hatte, wo die beiden einigermaßen ihre Ruhe haben würden. Als wären sie den ganzen Weg bis hierher gerannt, entließ Nico einen schweren Seufzer und faltete sich auf der Bank zusammen. Der Geigenkasten erhielt den Platz direkt neben ihm, als wäre er der wahre Passagier und Nico nur Mitfahrer. "Körperbeherrschung ist am wichtigsten. Nützt dir ja auch nichts, wenn du zwar den Takt halten kannst, aber herum wackelst wie Wackelpudding", knüpfte Nico nahtlos an ein Gespräch an, was eine ganze Weile her war und unterstützte seine Worte durch Wackelei in flüssigen Bewegungen mit den Armen: "Aber klar, können wir mal machen. Der Garten bietet sich dafür ja eigentlich an. Die Wege sind einigermaßen eben und für Musik kann ich auch ohne Violine sorgen. Warum möchtest du denn tanzen lernen, wenn sich doch eigentlich...Mimi dafür interessiert? Und was war das für eine Katze im Garten? Die habe ich noch nie gesehen. Gut, ist jetzt nicht grade seltsam, so lange bin ich nicht in der Gilde. Ist sie scheu? Hat sie einen Namen?"
- 6 - „Ja, die kenne ich.“ Antwortete Erial mit zuckenden Schultern. Da er aus einem Schneegebiet kam, waren derartige Schuhe nicht wirklich besonders für ihn. Viele hatten solche Schuhe, ob gekauft oder selbst zusammengebaut, in ihrem Besitz gehabt. Selbst einige Magier, die ihr Mana sparen wollten. Oder einfach nur sehr lausige Magier waren, so wie er selbst. Weiter vertieften sie das Thema nicht, denn Nico gab noch eine Antwort auf die Skepsis von Erial. Er war derartig gut auf die kalte Region vorbereitet, dass sich der Novel sorgte, ob er in einer normalen Region so nicht überhitzte. „Wir können am Bahnhof von Stillnow sicher einen Tee für dich finden.“ Bot er Nico an, auch wenn Erial glaubte, dass dem Musiker sicher so schon warm genug wäre. „Hey super, dass du dich darum gekümmert hast.“ Fügte Erial grinsend an. Nico hatte seine Einkaufszeit sehr effizient genutzt! „Dann gehen wir los? Und falls dir bis Stillsnow doch warm wird, sag Bescheid. Ich sorg dann für n bisschen kühle Luft.“
Seine Sporttasche geschultert, ging es los in Richtung des Bahnhofes. Erials Schnelligkeit war es zu verdanken, dass er mit Nicos großen Schritten mithalten konnte – doch an diesen Umstand war er zur Genüge gewöhnt. Einen Stopp legten sie bei einem Café ein. Erial hatte geglaubt, dass Nico sich bereits jetzt Tee kaufen wollte, doch stattdessen sah er sich plötzlich einem Croissant entgegen. Begeistert nahm er dieses dankbar entgegen und aß es genüsslich auf dem Weg. Wow, womit hatte er das jetzt verdient gehabt? Anders als Nico versuchte er jedoch keine Krümmel in der Kutsche zu verteilen. Erial bezahlte ihre Kutsche als sie ausstiegen, während Nico bereits die Tickets für den Zug besorgte. Als ein Pfeifen durch den Bahnhof hallte, stürmte Nico in Richtung des Zuges und Erial lief ihm hinterher. Es hatte sich schon immer von Vorteil erwiesen, einfach hinter größeren Menschen herzulaufen – sie schufen einem den nötigen Platz. Er lief mit seiner Tasche jedoch etwas behutsamer, um keinen zu verletzen. Als Nico sich schließlich auf eine freie Bank niederließ, nahm Erial seine Sporttasche von den Schultern, verstaute sie über ihren Köpfen und setzte sich ihm gegenüber. Erial musste grinsend als Nico derart seufzte. Es erinnerte ihn ein wenig an die Blopp in der Sonne Situation früher am Tag. Als Nico dann plötzlich von Körperbeherrschung sprach, konnte er sich ein Auflachen nicht verkneifen. Ein Blopp in der Sonne hatte die eindeutig nicht. Das Gespräch über Tanzen war jetzt auch gerade wirklich überraschend gekommen. An Nicos plötzliche Themenaufgriffe, musste er sich noch etwas gewöhnen. „Körperbeherrschung kann ich.“ Gab überlegend hinzu. Als Krieger sollte er das auch. Andererseits hatte er beim Kämpfen bisher selten darauf geachtet einen geraden Rücken oder eine bestimmte Ausstrahlung zu besitzen. „Na ja zumindest fürs kämpfen, wenn das zählt.“ Nahm er Gewicht aus seinen Worten, bevor er Nicos Frage beantwortete. „Tanzen war früher mal ein großer Teil ihres Lebens. Also ist es für die Erinnerungen. Ich habe mal ein paar höfische Tänze beobachtet, aber richtig tanzen zu lernen ist wohl was anderes.“ Und schon wieder ein Themenwechsel! Erial fragt sich, ob ihn das nicht bald noch ein wenig kirre machen würde, andererseits konnte er damit aktuell noch sehr entspannt umgehen. „Eh…“ Doch das hieß nicht, dass sein Gehirn jedes Mal erst kurz arbeiten musste, um diesen Sprung zu verarbeiten. „Das war Kida. Meine Katze. Na ja eigentlich gehört sie niemanden. Sie ist eine Straßenkatze und ein ziemliches Prinzesschen. Wenn sie in der Nähe der Gilde ist, weicht sie mir eigentlich nie von der Seite. Außer mein Hund ist in der Nähe. Die beiden können sich absolut nicht leiden. Haha. Die meiste Zeit ist sie sowieso irgendwo in Maldina unterwegs. Also kein Wunder, dass du sie noch nie gesehen hast. Aber wenn, ist der Garten eine gute Adresse.“ Erklärte er dem Musiker. Vielleicht würde Kida sich einmal erbarmen auch zu Nico zu gehen, aber bei dieser Katze versuchte Erial erst gar nicht Zukunftsprognosen abzugeben. Nun war es jedoch sein eigenes Gehirn, dass einen Sprung machte. Das Gespräch erinnerte ihn an den Artikel, den er für Nico eingesteckt hatte! Er stand noch einmal auf und zog aus seiner Sporttasche eine ältere Ausgabe eines Adelsmagazin hervor. Dafür war sie noch gut in Schuss! „Hier bitte. Ich hätte sie als Erinnerung nur später gerne wieder, wenn du fertig bist.“ Lächelnd hielt er Nico die Zeitung hin. Ob der Artikel seine Erwartungen erfüllen würde?
Wie immer scheinbar völlig unfähig auch nur ansatzweise still zu sitzen, begann Nicos rechter Fuß völlig automatisch damit eine Melodie auf den Boden des Abteils zu tappsen. Dank eines eklatanten Mangels an den üblichen Lackschuhen war es weniger ein elegantes Klacken als vielmehr ein mächtiger Römms, immer wenn die Arschtreterstiefel aufkamen. Der junge Peralta bekam das nicht einmal wirklich mit, hatte den Blick ganz eindeutig neugierig auf Erial gerichtet. Esmée, nein Mimi, tanzte also gerne. Das war jetzt wenig überraschend. Sie bewegte sich wie jemand, der immer genau wusste, wo Hände und Füße sein mussten. Und Erial wollte das Tanzen lernen um...ja warum eigentlich? Gesagt hatte er das bislang noch nicht oder Nico hatte nicht richtig zugehört. Kam ja schonmal vor. Vielleicht wollte er seiner Cousine damit eine Freude machen, dass sie dann einen Tanzpartner hatte? Das war dann ziemlich nett. Wobei Mimi vermutlich nur in eine Tanzhalle dackeln musste, damit eine Schlange vor ihr entstand. Nico machte eine wedelnde Geste mit der rechten Hand, während er tiefer in die Bank sank. "Ist wie beim Kämpfen, denke ich. Am besten lernt man immer noch, wenn man's selber macht. Wobei ich da jetzt echt nicht aus Erfahrung spreche. Bislang hab' ich mich nur mal geprügelt und das ist Jahre her. Aber hey. Dann machen wir das mal. Solltest dir nur noch wen anders suchen und mit dem dann auch üben. Vielleicht mit Mimi. Übung macht schließlich den Meister."
Sich plötzlich wieder vorbeugend nahm Nico neben einer neuen Körperhaltung auch direkt mal wieder eine Abzweigung im Gespräch. Eine Hand streckte sich nach dem Magazin aus, auch wenn er es noch nicht aufschlug. "Kida. Kii~Da. Hübscher Name. Und hey. Straßenkatzen sind so. Die vertrauen nicht jedem. Wenn sie sich also von dir streicheln lässt, kannst du kein so ganz übler Kerl sein. Und das mit dem Hund wird ja vielleicht auch noch, wenn sie erkennt, dass das kein bärbeißiger Mistkerl ist. Wenn er das nicht ist. Ok, warte. Du kümmerst dich um Kida und hast noch einen Hund? Wie heißt der Hund? Oh, oh, Koda? Das würde irgendwie passen. Kida und Koda. Kann man ihn streicheln?", kam Nico im Gespräch erneut von Hölzchen auf Stöckchen. Vor dem Fenster des Abteils gingen die Kilometer ins Land. Derzeit ging es die Küste lang gen Hargeon Town. Das Meer glitzerte träge in der Sonne, bevor die ersten Gebäude vorbei huschten und die Sicht blockierten. Weiter vorne ertönte ein lauter Pfiff, während der Zug langsam abbremste. Kurz gab es vor der Abteiltüre, die ab und an mal aufging um jemanden hinein luken zu lassen, laute Geräusche. Nico wehrte jegliche Versuche von Eindringlingen in das Abteil ab, indem er Blickkontakt herstellte und mögliche zusätzliche Passagiere stinkig anstarrte. Irgendwie wollte sich da niemand so recht in ein Abteil mit einer Person setzen, die mit ihrem Geigenkoffer auch noch mehr Platz einnahm als rechtens sein sollte. In der ersten verfügbaren Ruhephase des Gesprächs schlug der junge Peralta dann sehr rasch das Magazin auf und blätterte direkt zum Artikel. Erial durfte sich über ein wenig Stille freuen, nur unterbrochen von nonverbalen Kommentaren Nicos zu den Aussagen der Adligen. Missbilligendes Schnaufen, amüsiertes Kichern und einmal den Ausruf "Was für ein dummer Philister!". Das Magazin wurde umgedreht und Erial präsentiert. Nico deutete mit einem Finger anklagend auf ein Zitat. "Er hat die Leistung des Orchesters bescheiden genannt, weil sie nicht auf Anfrage sein Wunschstück gespielt haben. Was für ein eingebildeter Kotzbrocken!" Und zack hatte Nico das Magazin wieder vor den Augen, nur um sich noch ein wenig brummelnd über den schlechten Geschmack mancher Leute zu echauffieren.
- 7 - Tanzen und Kämpfen besaßen viele Ähnlichkeiten. Dem Peralta galt der Dank, in gewisser Weise, für diese Erkenntnis. Vielleicht, so leitete Erial es sich her, hieß das auch, dass die Prinzessin deutlich besser kämpfen können würde als er bisher geglaubt hatte. Das @Esmée jedoch freiwillig ein physisch anstrengendes Training ohne Murren über sich ergehen lassen würde, war anzuzweifeln. Andererseits könnte sie sich danach vielleicht besser verteidigen. Und wiederum andererseits würde die Notwendigkeit dessen nur davon zeugen, was für eine schlechte Leibwache er selber wäre, wenn die Prinzessin sich wirklich selbst verteidigen können müsste. Erial fuhr sich bei dieser Gedanken unterbewusst durch die Haare, bevor er Nico wieder zuhörte. Er redete gerade davon, dass er sich selbst einmal geprügelt hatte. Schwer vorzustellen, wenn Erial ehrlich war. Der Musiker wirkte doch ein zart besaitet. Aber nach dem Äußeren sollte man(n) schließlich nicht urteilen. Kurz hatte er überlegt, ihm Kampftraining anzubieten, schüttelte diesen Gedanken jedoch ermahnend ab. Er wusste schließlich gar nicht, wie schlecht oder womöglich sogar gut Nico kämpfen konnte. Wäre schon peinlich, wenn der Lehrer dem Schüler am Ende unterlegen wäre, oder? Für erste musste er sich sowieso auf das Training mit @Álvaro konzentrieren. In der letzten Zeit hatte er ihn konsequent ob seiner eigenen Unentschlossenheit ignoriert. Lange würde das nicht mehr andauern können. Er würde für sich eine Entscheidung finden und zum Training zurückkehren müssen. Würde er, wie Nico vorgeschlagen hatte, mit Esmée stattdessen das Tanzen trainieren und so viel Zeit mit ihr verbringen, wüsste er nicht einmal, ob er sich am Ende nicht verplappern würde. Vielleicht war dieses Tanztraining doch keine so gute Idee.
Das Gespräch nahm erneute eine Wendung und es ging um seine Haustiere. Kida hatte ihm heute einen ihrer seltenen Besuch abgestattet. „Ich hoffe.“ sagte er grinsend auf Nicos Feststellung kein so übler Kerl zu sein. „Eines Tages sind wir ihr auf der Straße begegnet und fast wäre sie Mimis Haustier geworden. Aber irgendwie scheint sie einen Narren an mir gefressen zu haben. Vielleicht weil ich mit solchen Prinzessinnen umgehen kann.“ erklärte er etwas genauer ihre Verbindung. Seit damals verband sie beide etwas, auch wenn Kida stetig ihren Hang zum herumströmern behalten hatte. Als Nico schließlich merkte, dass Erial noch einen Hund besaß, musste der schon kurz auflachen. Nico redete manchmal weiter als wäre es normal, bevor ihm auffiel, dass er gerade eine neue Information verarbeitete. Aber man sagte ja, das Musiker nicht selten etwas besonders waren. Sympathisch besonders. „Ja, aber nein, er heißt Chichi. Er ist ein Shiba Inu mit hellbraunem Fell. Ungefähr drei. Kurz nachdem wir hier in Maldina ankamen, habe ich ihn in einer Gasse gefunden. Da war er schon ganz ausgehungert. Ich hab ihn aufgepeppelt und seit dem wohnt er bei mir. Das ist nun schon über ein Jahr her. Er liebt den Garten sehr und betrachtet die Gilde als seine große Familie. Wenn du mal wieder zum denken in den Garten kommst, kannst du ihn dort sicher mal finden.“ Chichi zu streicheln wäre problemlos möglich. Außerdem er wäre gerade beim Essen oder man würde ihn baden wollen, doch nein, sonst war er ein sehr umgänglicher Hund. Aufgeschlossen, neugierig und verspielt. Die Gilde war für den jungen Hund ein Paradies, verglichen mit der Gosse wohl auch kaum anders möglich. Während Nico die Zeitung las, genoss Erial den Ausblick aus dem Zugabteil. Manchmal dachte er darüber nach, ob Nico für sein Verhalten gegenüber anderer Zuggästen eigentlich schelten oder nur amüsiert grinsen sollte. Er entschied sich am Ende für letzteres, was auch daran lag, dass er in der Stille über wichtigere Themen nachdenken konnte. Nur einmal zuckte Erial erschrocken zusammen als Nico einen Absatz des Artikels kommentierte. Das war in dem Moment unerwartet gekommen. „Also ich fand das Orchester super.“ gab er beschwichtigend gen des Peralta, wissend, dass er eigentlich überhaupt keine Ahnung von Musik hatte und der letzte war, der so etwas wirklich beurteilen sollte.
Sie waren bereits an Magnolia vorbeigefahren und würden bald Clover Town erreichen. Dies wäre der letzte Bahnhof vor Oak Town und von dort aus würde es nach Stillsnow weiter gehen. Die Strecke von Magnolia nach Clover würde jedoch noch mal so lange dauern, wie jetzt. Sie hatten also ungefähr die Hälfte geschafft. „Nico, hast du eigentlich schon mit Fairy Tail Magiern zusammen gearbeitet?“ überkam Erial der Gedanke. Magnolia hatte ihn zusammen mit einem Blick auf das Magazin an seinen damaligen Questkollegen denken lassen. „Oder anderen Gildenmagiern? Ich würde gerne einmal Magier von den Rune Knights kennenlernen.“ Als sie nach Fiore gekommen waren, war Erial stark dafür gewesen, dass sie in genau diese Gilde eintraten. Doch wie immer hatte sich die Prinzessin durchgesetzt. Gleichwohl hatte er geglaubt, dass sie in Satyrs Cornucopia nicht allzu viel Aufregung verursachen könnte. Dabei hatte er eindeutig die Prinzessin unterschätzt.
Für den Rest der Fahrt hang Erial seinen Gedanken aus dem Fenster sehend nach, sofern Nico ihn nicht in weitere Gespräche verwickelte. Als der Zugsprecher Oaktown ankündigte und der Zug bereits merklich langsamer wurde, griff Erial nach seiner Sporttasche. Er zog eine dickere Jacke, ein Schal und eine Mütze hervor, um sich dem Wetter entsprechend anzuziehen. Wer wusste, wie viel Mana er später noch brauchen würde. Es war besser einiges zu sparen. Schließlich hängte er sich die Sporttasche, die Kleidung zurechtrückend, um. Seine Frisur wurde sogleich plattgedrückt, sodass blonde wie braune Strähnen hervorguckten. „Wollen wir schon vorgehen?“ fragte er Nico und deutete mit dem Kopf in Richtung des Ausganges. Der Zug hatte zwar den Großteil seiner Fahrgäste bereits verloren, aber mit seiner Größe war es trotzdem nicht so angenehm zwischen Menschen gequetscht zu werden.
"Naw. Wobei Mimi und Katze auch irgendwie gut zusammen passen. Wobei, die könnten sich zu ähnlich sein. Zumindest würde es mich mal so gar nicht wundern, wenn Mimi irgendwann in so einem ausladenden Kleid ankommt wie eine echte Prinzessin", brabbelte Nico gleich weiter, während er nebenbei den Artikel weiter in sich hinein saugte. Nur ab und an ertönte ein missmutiges Schnaufen, als er mal wieder der Meinung war, dass die Künstler nicht genug gewürdigt wurden. Das wurden sie nie. Zumindest Erials Beschwichtigung schien Wirkung zu zeigen, sorgte sie doch immerhin dafür, dass sich Nicos Gesicht entknitterte als würde man es mit einem Bügeleisen bearbeiten. Der Ärger hätte ohnehin nicht lange angehalten, denn Erial erzählte von seinem Hund. Warum hatte Erial gleich zwei Tiere, die ihn mochten und er, Nico, hatte keine? Das war schon irgendwie ein bisschen unfair. Wobei, wenn er den Hund streicheln konnte ohne dass er ihn Gassi führen musste, war das ein extrem guter Deal. Alle Vorteile ohne auch nur einen Hauch der Verantwortung. Perfekt! "Dann halte ich die Augen nach Chichi offen. Wenn ich also irgendwann demnächst wie ein Eber in den Garten stürme, weißt du Bescheid. Dann habe ich ihn gesehen und unternehme den Versuch einer Knuffelaktion. Oder ich komme um noch ein Eis abzustauben. Entscheide ich dann spontan." Kräftiges Nicken vonseiten Nico. Diese Sache war beschlossen und verkündet.
Irgendwann während der Fahrt war der Artikel allerdings zuende gelesen. Zumindest hatten die Schreiber versucht dem Orchester angemessenen - allen - Respekt zu zollen. Das musste reichen. Es war bestimmt nicht jeder Adlige eine derartige Kunstbanause wie dieser Baron von Arschgesicht. Das Magazin wanderte dementsprechend zurück zu Erial. Wieder ein guter Deal. Nico hatte was zu lesen gehabt und musste das jetzt nicht mal durch Stillsnow schleppen. Perfekt. Auf die Nachfrage seines Gegenübers schüttelte der junge Magier aber kräftig den Kopf. "Nein. Eigentlich habe ich neben dir bislang nur mit Mary zusammen gearbeitet. Öh, das ist die frischgebackene Questboardbeauftragte. Habe jetzt...drei Quests mit ihr gemacht. Die waren aber nicht so doll spannend. Gibt also nicht viel zu erzählen." Wonach ja auch niemand gefragt hatte. "Also, nee. Bislang war ich nur gildenintern unterwegs. Warum möchtest du mit den Rune Knights zusammen arbeiten? Die wirkten bei meinem Besuch da allesamt als hätten sie einen Stock im Hintern. Nix für ungut, wenn du sie magst." Nico zuckte mit den Schultern. Aber vielleicht mochte Erial auch einfach das bisschen mehr an Ordnung, das bei den Rune Knights bestimmt herrschte?
Zischend stieß die Lokomotive eine Dampfwolke aus. In der kalten Luft von Stillsnow wallte die Wolke durch den Bahnhof wie eine Herde besonders weicher Schafe. Man konnte die Kälte fast auf der Zunge schmecken. Ein paar verirrte Flocken lösten sich aus der grauen Wolkendecke. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es grade einmal Nachmittag war. Da konnte man sich doch gleich noch bei der Auftraggeberin melden. Vorsichtig fischte Nico den Questzettel aus seiner Manteltasche und starrte einen Moment lang darauf. Eine Adresse war nicht drauf, dafür eine Beschreibung. "Machen wir. Können uns ja schonmal anmelden und erklären lassen, was wir tun sollen", ertönte es munter vonseiten Nico. Alleine der Schnee begeisterte ihn schon. Wieder die Führung übernehmend bahnte sich der Peralta einen Weg durch die Menge. Seltsamerweise machte man dem jungen Mann, der mit Geigenkoffer und entschlossenem Gesichtsausdruck nicht die geringsten Anstalten machte ausweichen zu wollen, von alleine Platz. Hätte er auch nicht. Dass er draußen vor dem Bahnhof beinahe jemandem ins Gesicht schlug, als er die Arme hochriss und wirkte als wolle er ganz Stillsnow umarmen, schien ihm ebenso egal zu sein. "Schau dir das an, Erial! Was für ein fantastisches Städtchen. Fühl' mich wie im Märchen. Oh, wir müssen an der Kathedrale vorbei. Richtung Gebirge. Oho, die Kathedrale. Die soll tolle Fenster haben. Das muss ich mir beim Vorbeilaufen ansehen. Hier lang!" Zielstrebig steuerte der junge Magier durch die Menge hindurch auf die Kathedrale zu, deren Türme sich über den verschneiten Dächern der Stadt gegen den wolkenumwogten Himmel abzeichneten.
- 8 - „Ja… das wäre wohl nicht untypisch für sie…“ sagte Erial in einem ertappten Tonfall. Nico würde hoffentlich denken, dass Erial es auf ihre Modelkarriere schob. Als Model war es nicht unüblich imposante Kleider zu tragen. Oder? Er konnte nur hoffen, dass Nico keine weiteren Nachfragen stellte und wie so oft so gleich einfach auf ein anderes Thema zu sprechen kommen würde. Tatsächlich sprachen sie nur wenig später über Erials Haustiere, im speziellen seinen Hund, der Nico zu gefallen schien – oder auch vielleicht nur die Aussicht ihn streicheln zu können. Erial lachte bei den Worten des Musikers auf. „Du weißt schon, dass du mich einfach nach Eis fragen kannst? Dafür musst du nicht wie ein Eber in den Garten stürmen.“ Er behielt lieber für sich, dass es passieren könnte, dass Chichi das weite suchte, wenn Nico allzu stürmisch auf ihn zu rennen würde. Im schlimmsten Fall würde der Peralta diese Lektion wohl für sich selbst lernen müssen. „Jetzt, wo ich weiß, dass du mich in meiner Eisteeforschung unterstützt, kann ich dir einfach wie Mimi stets was im Kühlschrank stehen lassen. Oder Eis im Eisfach. Dann kannst du es dir dort nehmen. Früher habe ich immer an das Questbrett einen Aushang geschrieben, wenn wieder was fertig war. Langsam krieg ich wohl aber Stammkundschaft.“ War das gut oder schlecht? Vielleicht würde er doch irgendwann seinen geheimen Traum erfüllen können. Irgendwann, wenn die Prinzessin wieder auf dem Thron saß und es Bosco gut ging. Ob das noch in diesem Leben passieren würde?
„Mary, die Questboardbeauftragte? Oh wow, dann sollte ich sie lieber schnell kennenlernen. Sie scheint eine sehr wichtige Persönlichkeit zu sein.“ Er holte seinen Hobbywochenplaner aus seiner Hosentasche hervor und notierte, mit dazu gehörigen Stift, auf einer blanken Seite hinten dieses To Do. Es war so etwas wie eine Ideen/ To-Do-Seite, auf der auch Inspirationen für neue Hobbys landeten. „Du warst also schon einmal bei den Rune Knights?“ fragte Erial und bekam kurz ein aufgeregtes Leuchten in seinen Augen. „Aber das mit dem Stock im Arsch… Ja, kenne ich… ich mein ich kann das verstehen. Die haben immerhin viele Regeln. Das ist anders als bei uns. Sie sind keine Freigeister.“ Erial musste an @Flux denken. Der Waschbär (oder so) war zwar offiziell ein Rune Knight, hatte aber für ihn eigentlich alles verkörpert, was keinem Rune Knight entsprach. Vielleicht so hoffte er daher, war er einfach die Ausnahme und er musste nur die echten Rune Knight kennenlernen. „Ich wollte früher gerne einmal einer werden. Am Ende landeten wir jedoch bei Satyrs Cornucopia. Ich mags bei uns, versteh mich nicht falsch, aber … na ja … schwer zu beschreiben. …“ kam Erial immer mehr ins Stocken. Wie sollte er das jetzt am besten sagen ohne sich zu verraten? Am besten vielleicht gar nichts sagen?
Schließlich erreichten sie Stillsnow am Nachmittag. Hier war es deutlich kälter als im sonnigen Maldina von heute Vormittag. Erial störte sich nicht daran. Nico schien (vorerst) warm genug eingepackt zu sein. „Soll ich dich kneifen, damit du merkst, dass es keines ist?“ fragte Erial amüsiert. Für ihn war dieses Wetter mehr real als das sonnige Wetter von Maldina. Trotzdem löste es eine gewisse Sehnsucht aus. Es war lange her, dass er im kühlen Gefilde unterwegs gewesen war. Dank Nico wurde er jedoch sofort aus seinen Gedanken gerissen, bevor diese ihn Trübsal blasen lassen konnten. „Wie Kathedrale? Was ist mit der Quest?“ Aber Erial ließ sich brav mitschleifen. Ob Nico wirklich dabei bleiben würde, sie nur im Vorbeigehen anzusehen? Blieb abzuwarten. „Weißt du, was sie für Götter hier verehren? Oder wofür sie diese Kathedrale gebaut haben?“ Er kannte sich nur mit den alten Göttern aus Bosco aus. Es fiel ihm erst jetzt auf, dass er sich nie mit der Religion dieses Landes beschäftigt hatte. War das nun gut oder schlecht? Oh verdammt, sollte er das nicht eigentlich wissen, wenn Nico glaubte, dass er aus diesen Gebieten kam? „Na ja auch egal, lass uns uns lieber beeilen, wenn wir noch vor Sonnenuntergang bei unserer Questgeberin sein wollen. Und eigentlich sollten wir uns wohl schon lieber jetzt ne Unterkunft für die Nacht suchen, oder was meinst du?“
"Neineinein. Ich nehme mir doch nicht einfach was aus dem Eisfach ohne vorher zu fragen. Außerdem musst du dann was als Gegenleistung kriegen, was aus mehr als ein paar Worten besteht. Ist nur gerecht. Glaube ich. In jedem Fall passt's mir nicht einfach die ganze Zeit was geschenkt zu kriegen. Und ich stürme immer. Sorgt dafür, dass die Leute aus dem Weg gehen", führte Nico mal wieder seine Gedanken vom Herzen über die Zunge, unter Auslassung des Hirns, lautstark aus. Der allgegenwärtige Schnee schien die Lautstärke ein wenig zu schlucken. Stillsnow war wirklich ein malerisches Städtchen mit den sanften aus dem Himmel trudelnden Flocken und den puderzuckerbestäubten Häuschen. Das Thema Mimi war schon wieder aus Nicos Verstand verschwunden, weswegen auch keine weitere Nachfragen kamen. Während Nico seinen Worten Glaubhaftigkeit verlieh, indem er mit wehenden Mantelschößen direkt auf die Kathedrale zuhielt, blieb er für einen Moment untypisch still. Der Kopf war gesenkt, als suche er in dem Schnee der Straßen nach einem geeigneten Weg. "Ja, Mary ist ziemlich wichtig. Und wirklich freundlich", murmelte Nico schließlich recht leise hervor. Gleich darauf ruckte sein Kopf wieder in die Höhe, während sich der Blick auf die funkelnden Fenster der immer näher kommenden Kathedrale ausrichtete. Bei der Nachfrage zu den Runeknights lunste er einmal kurz zu Erial rüber.
"Klar. Ich komme aus Crocus Town. Das Hauptquartier der Rune Knights war nicht so weit entfernt. Glaub aber nicht, dass die Torwachen auch nur den geringsten Spaß verstehen. Auch wenn ich echt nichts gegen sie sagen will, wäre das einfach nicht die richtige Gilde für mich. Aber hey, wenn du gerne zu den Rune Knights gehen würdest, dann mach das doch. Nur weil Satyrs Cornucopia für deine Cousine die richtige Gilde ist, muss sie das ja nicht auch für dich sein. Und selbst wenn du zu den Knights gehst, seid ihr ja nicht füreinander gestorben, oder? Die Gilden arbeiten doch eh ab und an mal zusammen. Könntet also sogar immer noch zusammen Quests erledigen", ging es gleich wieder ohne Punkt und Komma weiter. Zumindest in Nicos Vorstellung war die Sache derart einfach. Am Ende musste man seine Entscheidungen vor allem vor sich selbst rechtfertigen und nicht vor der Familie, egal wie wichtig einem diese sein mochte. Gut, das war reichlich vom hohen Ross gesprochen. Er selbst gab schließlich keine zwei fliegende Flicks mehr auf die Meinung seiner Eltern. Eine behandschuhte Hand reckte sich den Fenstern der Kathedrale entgegen, während Nico in den Rückwärtsgang wechselte um gleichzeitig laufen und mit Erial sprechen zu können. Der junge Mann wechselte in die Fremdenführerstimme und intonierte begleitet von den entsprechenden Handgesten: "Zu meiner Linken sehen Sie die berühmte Kathedrale von Stillsnow. Beachten sie die goldenen Intarsien in dem weißen Marmor. Sieht sie nicht aus als hätte man sie direkt aus dem Himmel gestohlen? Ah, und das hier muss das Fenster zum Tanz der Toten sein. Beachten Sie bitte wie fein die Halterungen für die Stücke Glas sind, man sieht sie kaum. Und hier kommt das Fenster mit der Geschichte von Leben und Tod, die den Platz tauschten. Oh, die Geschichte von Sisyphus, den Brocken möchten Sie nicht schieben müssen."
Nico wirbelte wieder in Gehrichtung herum, grinste über die Schulter nach hinten. "Nö, keine Ahnung was hier verehrt wird. Aber die Glasfenster sind ziemlich bekannt. Wenn wir vor der Rückreise noch Zeit haben, möchte ich mich da mal am Morgen reinsetzen. Das Licht, was da durch die Chorfenster kommt, muss magisch sein. Sollten auch bald da sein. Glaube ich." Hinter der Kathedrale begann der Aufstieg in Richtung Berge. Die Hänge funkelten noch im Licht der langsam sich dem Horizont zuneigenden Sonne. Einsam, aber mit hell leuchtenden Fenstern stand eine Hütte am unteren Ende des Hangs. Fast als müsste sie sich anlehnen, fand sich eine krumme und schiefe Werkstatt direkt angrenzend. Deren Tore waren weit geöffnet. Eine gebeugte Gestalt bearbeitete einen weißlichen Klotz mit irgendeiner Art von Werkzeug. Als wäre das eine komplette Selbstverständlichkeit hielt Nico direkt auf die Werkstatt zu, zog vor den Toren eine Hand aus der Manteltasche und winkte grüßend damit. "Hallo. Wir sind von Satyrs Cornucopia. Die Kavallerie ist also hier." Die gebeugte Gestalt entpuppte sich als eine dick eingemummelte Frau erhöhten Alters, zumindest den Runzeln in den ganzen drei Centimetern sichtbaren Gesichts nach zu urteilen. "Oh. Gleich zwei junge Herren. Willkommen, willkommen." Man konnte beinahe das Knacken von Knochen hören, als die Frau sich aufrichtete, Schnee von ihrer dicken Arbeitsschürze wischte und aus der Werkstatt trat. Hinter ihr standen, Reihe an Reihe, Schneeskulpturen. Irgendwer hatte mit meisterlicher Kunstfertigkeit Lebewesen, Gebäude und abstraktere Formen aus zwei Meter hohen Schneeblöcken geholt. "Kommt nur rein. Kommt nur rein. Ich habe Suppe auf dem Herd, Tee und ein Gästezimmer. Meinen Nachschub könnt ihr morgen fertig machen." Nico zwinkerte seinem Questpartner zu, streckte dann die rechte Hand vom Körper weg und vollführte eine höfische Verbeugung. "Vielen Dank, Miss Ladvec. Der bezaubernde Geselle an meiner Seite ist Erial Novel und ich bin Nicolo Peralta. Erfreut Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen. Das Angebot nehmen wir doch gerne an, oder, Erial?"
- 9 - Ein leichtes Seufzen, ein kurzes Kopfschütteln und das Zucken seiner Schultern kommentierten Nicos Beharrlichkeit kein „Geschenk“ anzunehmen. Erials Lippen zierten trotzdem ein leichtes Lächeln. „Okay... aber das Eisfach gehört der Gilde, da kann jeder dran und du musst wirklich nicht immer glauben, mir irgendwelche großen Gegenleistungen zu erbringen. Aber ich akzeptiere es und warte bis du auf mich zugestürmst kommst.“ Nico war schon ein besonderer Geselle. Erial würde ihn jedoch nicht dazu zwingen, ein Geschenk anzunehmen, wenn es ihm derart unangenehm war. Es würde sicher noch einmal der Tag kommen, an dem er ihm etwas anbieten könnte und Nico es auch annehmen würde. Spätestens - womöglich - wenn Erial doch einen Laden eröffnen würde und Nico einen Eistee kaufen könnte. Fürs erste würde er das Thema ruhen lassen. Stattdessen war das Thema schon auf eine Freundin von Nico gelenkt, die ebenfalls Mitglied ihrer Gilde war.
Eines der nächsten Thema galt den Rune Knights. Während Erial ihnen einst, und auch immer noch irgendwie, große Bewunderung entgegen gebracht und geglaubt hatte, ein Teil von ihnen zu werden, wäre ein kluger Schachzug, schien Nico wenig von ihnen zu halten. Erial erfuhr, dass Nico in Crocus Town aufgewachsen wurde. Soweit Erial wusste, und Nico bestätigte mit seinen Worten dies, stand dort das Hauptquartier der Rune Knights. Als Nico davon erzählte, dass die Stadtwachen, Mitglieder der Rune Knights, keinen Spaß verstanden, musste Erial lachen und sein Blick glitt nostalgisch in die Ferne. Diese Worte erinnerten ihn an ein Früher, dass manchmal nur noch wie ein ferner Traum war. Die Rekruten der Palastwache waren durch ihre Jugend wohl die einzigen die hin und wieder noch etwas Spaß verstanden hatten und doch hatte man ihnen das mit Strafaufgaben schleunigst auszutreiben versucht. Die Ausbilder waren alles andere als zu Spaß aufgelegt gewesen. Von den Eismagiern ganz zu schweigen. Er blickte wieder zu Nico und stellte sich den fröhlichen, aber vor allem auch quirligen Musiker in einer Gilde vor, die seinem damaligen Leben stark ähnelte. „Nein, aber wärst du es, hätte es dich mittlerweile sicherlich verändert.“ Andererseits war der Flux, der alles andere als diesem Bild entsprach. „Weißt du, vielleicht muss ich dich mal jemanden vorstellen. Der hat mein Bild von ihnen ziemlich ins Wanken gebracht. Ich glaube, dass er dich auch überraschen würde.“ ergänzte er ohne zu überlegen und bereute es mit der Frage an sich selber, ob er seinen neuen Bekannten wirklich noch einmal treffen wollte. Nein, Erial war eindeutig immer noch nicht über Flux Magie und seine Art hinweg gekommen. „Aber nein, schon in Ordnung. Esmée alleine zu lassen, kommt für mich nicht in Frage. Irgendwer muss euch und die Welt ja vor ihr beschützen. Na ja oder so halb.“ fügte er ehrlich lachend hinzu. Mit einem Hauch von Verzweiflung. Denn @Esmée brachte ihn immerhin nicht selten zum Verzweifeln. Immer eigentlich. „Und eigentlich bin ich ja auch ganz froh mal ein anderes Leben zu leben als ich es bei den Rune Knights getan hätte.“
Sie waren bei der Kathedrale von Snow Town angekommen während Nico in einer typisch Fremdenführer-artigen Stimme zu reden und ihm die Stadt zu zeigen. Wohl gemerkt, dass Nico noch vor einigen Stunden angemerkt hatte, noch nicht im Norden Fiores gewesen zu sein. Aber Erial stieg darauf ein und begutachtete mit mehr oder weniger gespieltem Interesse alle Sehenswürdigkeiten die ihm von Nico gezeigt wurden. Ehrlich gesagt hatte Erial überhaupt keine Ahnung von ein Fenster des Totentanzes oder wer auch immer dieser Sisyphusbrocken war. Brav nickte er jedoch, das Gefühl haben, den Musiker sonst womöglich kränken zu können. Andererseits könnte Erial sich auch vorstellen, würde er er sagen, dass er es nicht wüsste, einen stundenlangen Vortrag von Nico darüber hören zu können. Erial dachte kurz darüber nach und entschied sich für die Unwissenheit und nickte brav weiter, brachte hin und wieder sogar ein erstauntes Ah und Oh heraus. Schließlich brachte er sogar eine Frage hervor, die er kurze Zeit später wieder bereute. Nico schien es jedoch nicht aufgefallen zu sein und Erial seufzte innerlich erleichtert auf. Stattdessen schien es ihm wichtiger, sich morgens in die Kathedrale zu setzen und das Lichtspiel zu genießen. „Klar kriegen wir sicher hin.“ meinte Erial nur schulterzuckend. Seine Mutter hätte ihn sicher getadelt, weil er nicht so ganz die Magie dahinter verstehen konnte. Andererseits hatte er dem ganzen auch noch nie eine Chance gegeben. Vielleicht sollte er Nico begleiten und es nachholen.
Hinter der Kathedrale begann der Aufstieg in die Berge. Erial schien damit nur wenig Probleme zu haben und konnte leicht mit dem jungen Peralta mithalten. Sie stoppten erst als sie an einer einsamen Hütte am Gletscherhang angekommen waren. Die Fenster waren hell erleuchtet und strahlten dadurch auch eine dick eingemurmelte Frau im Schnee an, welche sich an verschiedenen Schneeskulpturen zu schaffen machte. Es schien als wäre der Anbau eine Art von Werkstatt direkt für diese Art von Kunstwerken. Erial bezweifelte eine derartige künstlerische Ader zu besitzen, aber für den Fall, dass es in Maldina einmal schneien sollte, könnte er Schneeskulpturen zu bauen vielleicht als Hobby in seinen Planer ergänzen. Nico ging so gleich auf die Frau zu und Erial folgte ihm dicht. „Also wenn wir die Kavallerie wären, hätten wir hierher auf Pferden reiten müssen...“ korrigierte Erial besserwisserisch, aber auch ein wenig unterbewusst. Die Frau schien seinen Einwand zumindest nicht bemerkt zu haben - oder ignorierte ihn gekonnt. Sie kam auf die Männer zu und begrüßte sie freundlich. Sie lud sie zu sich ins Häuschen und versprach warme Getränke und ein Gästezimmer. Auch wenn ihr Schlafproblem nun gelöst schien, schaudertes es Erial bei dem Gedanken an Tee. Heißen Tee. Anscheinend sollte ihre Quest fürs erste auch auf den Morgen verschoben werden. Nun gut, in der Dunkelheit wäre es wohl unklug. Nico verbeugte sich gekonnt und stellte sich selbst und seinen Begleiter sogleich vor. „Freut mich ihre Bekanntschaft zu machen.“ kam es Erial lächelnd über die Lippen um nicht mit einer Lüge auf Nicos Frage zu antworten. Gästezimmer? Essen? Das klang gut... aber dieser vermaledeite Tee.
Im Inneren war die Hütte nicht weniger rustikal eingerichtet als man es erwarten würde. Es gab einen großen Kamin, den Miss Ladvec sogleich begann zu befeuern als sie eingetreten und sich ausgezogen hatte. Auch Erial tat es ihr gleich, nahm Mütze, Schal und seine Jacke ab. Er hängte sie über einen hölzernen Ständer am Eingangsbereich, den auch die Besitzerin bereits benutzt hatte. Ihre Schuhe behielten sie an. „Setz euch. Ich mache euch die Suppe warm und setze heißes Wasser für den Tee auf.“ Sie hantierten mit Kesseln über dem Feuer, während Erial sich weiter umblickte. Von dem großen Raum mit dem Wohn- und Essbereich ging ein paar Türen ab. Erial vermutete, dass es mindestens zwei Schlafzimmer und womöglich ein provisorisch Bad oder eine Vorratskammer sich ebenfalls dahinter verbargen. Statt jedoch weiter darüber nachzugrübeln, setzte er sich an den Tisch und wartete. Würde er Tee vorgesetzt bekommen, würde er jedoch heimlich seine Eismagie nutzen, um diesen herunterzukühlen und mit Zucker zu so etwas wie Eistee zu verwandeln.
Das war jetzt natürlich ein bisschen blöd. Nico hatte etwas für den Eistee als Gegenleistung angeboten, war aber selbst komplett talentfrei, wenn es um alles ging, was mit der Küche zu tun hatte. Wobei, nein, er konnte abwaschen. So ein wenig. Einen Moment lang sah Nico fast schon reumütig aus, bevor der Gedanke vom nächsten, der ihm durch die Murmel rollte, bereits wieder verdrängt wurde. "Meinst du? Die Rune Knights haben doch bestimmt auch eine Kapelle oder sowas. Alleine für die Paraden. Wobei ich dann vermutlich eher bei den Blasinstrumenten gelandet wäre. Wer braucht schon eine Violine in so einer lautstarken Marschkapelle. Vielleicht ein Horn. Die sind hübsch laut. Aber hey, wenn du das Kerlchen nett findest, kann er so schlimm nicht sein. Auch wenn er ein humorloser Runeknight ist", flutete Nico gleich mal wieder das Gespräch mit einem scheinbar nicht abbrechen wollenden Strom an Worten. "Aber Mimi ist doch gar nicht so schlimm. Sie tritt nur sehr...hm...bestimmt auf. Glaube, wenn man ihr eine Armee gäbe, könnte sie sich ein Königreich erobern. Sie hat diese Stimme, bei der man erstmal automatisch macht, was sie sagt. Und das sage ich nicht nur, weil ich weiß, dass sie mich explodieren lassen könnte." Der mangelnde Enthusiasmus Erials in Hinsicht auf die winterliche Schönheit der Kathedrale in ihrem Gewand aus funkelndem Eis fiel Nico nicht einmal wirklich auf. Wie nahezu immer war der Violinist viel zu sehr mit seinen Gedanken und sich selbst beschäftigt, als dass er darauf geachtet hätte, wie seine Worte beim Gegenüber überhaupt ankamen.
"Pferde sind doch nur Details, Erial. Wenn du mir ein paar Kokosnussschalen gibst, mache ich dir aber gerne die Geräusche nach", kommentierte der junge Peralta munter auf den Einwand seines Questpartners zurück. Das war ein ziemlich alter Trick im Theatergewerbe. Das Problem an Pferden war, dass sie auf die Bühne kackten. Und man wollte nun nicht unbedingt Pferdeäpfel davon entfernen müssen. Wobei irgendjemand das mal versucht hatte Pferde mit als Akteure einzubauen. Es war nicht gut gelaufen. Das Pferd war wohl ein Banause gewesen, denn es hatte mit dem Einsetzen der Musik versucht Reißaus zu nehmen. Aber nun saßen Erial und er in einem recht einfachen Häusschen und bekamen Suppe und heißen Tee serviert. Moment. "Entschuldigung, Frau Ladvec. Wenn es keine Umstände macht, nehmen wir auch gerne etwas Kaltes zu trinken", erkundigte sich Nico, Inkarnation der Höflichkeit, bei ihrer Gastgeberin. "Etwas Kaltes? Bei den Temperaturen? Na gut. Eine Flasche Apfelsaft habe ich noch. Aber der Tee ist schon aufgesetzt. Den könnt ihr also gerne auch haben. Passt euch der Apfelsaft denn?" Mit einem Zwinkern und per Blick gab Nico die Frage an Erial weiter. Seine Arbeit hier war erledigt. Erial mochte nichts Warmes. Das hatte er im Gildenhaus gesagt. Da sollte er doch auch nichts warmes trinken müssen. "Was sollen wir denn überhaupt machen?", ging es mit den Fragen vonseiten Nico gleich weiter. "Ihr habt die Werkstatt gesehen, ja? Ich lasse die Schneebälle durchfrieren und erschaffe dann meine Skulpturen in den Schneebällen. Letztens habe ich das Schloss von Crocus Town aus einem rausgeholt. Ach, ich war damals viel unterwegs. Aber meine Ausdauer ist nicht, was sie mal war. Wenn ihr mir also vier oder fünf sehr große Schneebälle in die Werkstatt rollen könnt, reicht das für die nächsten paar Monate." Mit einem Nicken bestätigte Nico die Ansage und begann damit sich über die servierte Suppe herzumachen als hätte er seit Tagen nichts zu essen bekommen. Was...nur halb stimmte. Das Essen schaffte dem Abhilfe. Es war keine edle Küche, aber die dicke, sämige Suppe machte selbst mit den brutal heißen Kartoffelstücken darin ein wohliges Gefühl im Bauch. So konnte man den Abend doch ausklingen lassen. Und gleich morgen würden sie sich daran machen diese Gigaschneebälle zu errollen.
- 10 - „Oh glaub mir, Humor hat er. Wenn auch einen ziemlich makaberen für meinen Geschmack...“ warf Erial mit leiser Stimme ein und kratzte sich dabei mit einem Seufzen am Hinterkopf. Für einen durch und durch rechtschaffenden Charakter war es ein großer Schock gewesen einen Rune Knight derart zu erleben. „Er hat eine ganz spezielle Art alles zu bekommen, was er möchte. Aber das ist wohl weniger untypisch für einen Rune Knight.“ Die meisten Magier dort, so hörte man und so dachte Erial, mussten Magier sein, die ein großes Selbstbewusstsein hatten und wussten wie man sich durchsetzen konnte. Oder zumindest so taten. „Und ehrlich gesagt kann ich mich dich nicht mit einem Horn vorstellen.“ fügte er an, merkte, dass Nico das als Beleidigung auffassen könnte und wollte sich sogleich korrigieren. „Also ich meine nur... du wirkst nicht wie ein bulliger Jäger oder sowas...“ Nein, die Violine passte irgendwie besser zu ihm. Andererseits war er kein Musikexperte und sollte in diesem Punkt nun vielleicht einfach den Mund halten, bevor er etwas noch blöderes sagte und Nico vielleicht gar nicht mehr mit ihm reden wollte. „Ha... haha... Königreich erobern... ja... haha...“ kam es gezwungen lachend von ihm. Verdammt waren sie schon wieder aufgeflogen? Oder war es nur ein dummer Zufall? Wusste Nico, dass Esmée eine geborene Königin war? Aber er konnte ihn nun auch schlecht fragen. Falls es wirklich nur ein dummer Zufall war, würde er es sonst noch merken. „Sie konnte schon immer gut kommandieren...“ war das allgemein genug? Aber irgendetwas hatte er doch sagen müssen? Verdammt. Er war wie immer der schlechteste Leibwächter den es gab. Sie hätten jemanden wortgewandteres auf diese blöde Mission schicken sollen. Oder jemanden wie Nico, der einfach stundenlang ohne Pause reden könnte.
„Kokosnussschalen?“ fragte Erial verwirrt und konnte sich partout nicht vorstellen, wie eine Frucht vom Aloe Markt ein Pferd darstellen sollte. Vielleicht war das wieder so ein Musikerding. Erial beschloss einfach nicht weiter nachzufragen. Eigentlich hatte er das ja sowieso nur unterbewusst eingeworfen als Nico den Begriff falsch benutzte. Solche Details konnten lebenswichtig sein. Aber Nico war in keiner Armee und würde in keinem großen Krieg kämpfen. Wir ihn waren das wahrscheinlich wirklich nur Details. Erial schüttelte diese Gedanken mit einem Wink ab . Auch wenn Erial die Kälte nicht sehr gestört hatte, wusste er sehr wohl das Heimkommen in ein warmes Häuschen mit Kaminfeuer und warmen Essen zu schätzen. Wo andere jedoch auch warmen Kakao und Tee zu schätzen wussten, erfreute Erial sich lieber an kalten Getränken. Das Eismagier hatte sich bereits überlegt, wie er den Tee unbemerkt abkühlen konnte als Nico sich plötzlich zu Wort meldete. Er fragte ihre Gastgeberin nach warmen Getränken. Moment für sie beide? Die Gastgeberin bot ihnen Apfelsaft an, meinte jedoch das der Tee bereits aufgesetzt wäre. Sie würden also beides bekommen können. „Das klingt vielversprechend.“ antwortete Erial der Dame auf Nicos Zwinkern. Als diese sich umdrehte, um die Saftflasche zu holen, murmelte Erial ein: „Danke.“ mit einem passenden Lächeln zu Nico. Es war nicht nur sehr aufmerksam von ihm, sondern mehr als das. Nico, die Frostbeule, hätte fast selbst auf seinen Tee für ihn verzichtet. Er war wirklich ein herzensguter junger Mann. Mit einem Herz auf einer lockeren Zunge, aber nichtsdestotrotz. Während die Suppe und der Tee angerichtet wurden, erkundigte Nico sich nach ihrem Auftrag. Sie sollten 5 große Schneebälle zu ihrer Werkstatt bringen. /Sie hat das Schloss von Crocus auf einem Schneeball gebaut? Ich würde sie gerne fragen, ob sie das gleiche auch mit dem Schloss von Bosco tun könnte und es für uns nach Maldina nehmen. Aber es würde sicher die Fahrt nicht überleben und viel zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen./ Für einen Moment hing er diesem Gedanken nach und wie sehr Esmée sich womöglich freuen würde, doch dann verwarf er diesen wieder. Es war keine realistische Option. „Das kriegen wir hin. Machen sie sich keine Sorgen.“ Damit bagnn auch Erial die Suppe zu essen, die ihn ein wenig an die Boscoer Küche erinnerte. Ja tatsächlich gab ihm die aktuelle Situation sogar ein wenig Heimweh, was man daran merkte, dass der fröhliche Junge ruhiger wurde und etwas mehr seinen Gedanken nachhing. Doch der Tag war lang und anstrengend gewesen. Vielleicht war er auch einfach nur müde geworden. Als man ihnen Tee und Apfelsaft servierte, trank er seinen Tee kalt aus und fühlte sich satt. Nun war es Zeit ins Bett zu gehen.
„Das Gästezimmer ist gleich hier. Ich habe euch auch eine Schüssel mit Wasser hingestellt.“ Mit einem Finger zeigte die Frau auf eine hölzerne Tür, bevor sie sich daran machte den Tisch abzuräumen. Erial hatte noch angeboten beim abräumen zu helfen, doch sie bestand darauf, dass sie lieber schlafen gehen sollten. Schließlich war morgen ein anstrengender Tag für die beiden Jungen. Eine Gute Nacht gewünscht, schnappte Erial sich seine Sporttasche und trat in das einfach eingerichtete Zimmer. Zwei Betten, eine Kommode und ein kleiner Ofen. Es war sauber, aber klein und urig. Doch die Betten sahen bequem und dank der vielen Decken auch warm aus. Trotzdem fragte sich Erial für einen Moment, ob sie Nico wohl reichen würde. Noch wussten sie nicht, wie kalt es wirklich in der Nacht werden könnte. Aber Frau Ladvec würde sicher nichts dagegen haben, wenn sie den Ofen benutzen? Er wirkte wie eine Feuerlacrima betriebene Variante. Erial warf seine Tasche auf eines der Betten und ging danach auf den Ofen zu, um ihn weiter zu untersuchen und gebenenfalls etwas Magie zu benutzen, um den Haushaltslacrima zu aktivieren. „Ich hab mal den Ofen angemacht.“ kommentierte er unnötigerweise, stand wieder auf und begann seine Kleidung soweit auszuziehen, dass er nur noch Shorts und ein Shirt trug. Es schien als wäre es für ihn Routine mit anderen ein Schlafraum zu teilen. „Schlaf gut, Nico.“ waren seine vorerst letzten Worte, bevor er es sich unter den Decken bequem machte. Morgen würde wahrlich ein eisiger Tag werden.
Mit beiden Händen machte Nico noch Bewegungen vor dem Mund als würde er in ein imaginäres Horn stoßen. Die entsprechend Tuut-Laute gab es per Mund gratis dazu. Beleidigt war der junge Peralta ganz offensichtlich nicht, sehr viel eher deutlich amüsiert. Eigentlich sollte er sich mal wieder an einem Horn versuchen. Die entsprechende Spannung mit den Lippen aufzubringen war nur die ersten paar Wochen immer extrem anstrengend. Und deswegen waren Blasinstrumente doof. Auch wenn sie immer noch besser waren als Dinge, die keine Instrumente waren. Logisch. Auch das Thema Esmée ließ Nico fallen. Immerhin war alles dazu gesagt und nicht einmal die bestimmt auftretende Explosionsmagierin konnte den flummiartigen Verstand Nicos für lange Zeit beschäftigen. Bei der Nachfrage nach den Kokosnüssen formte Nico die Hände zu Schalen und ließ sie gegeneinander klatschen. Es klang nicht nach Pferdehufen, was den Jungen dazu veranlasste enttäuscht die Schnute zu verziehen. "Wenn man das mit Kokosnussschalen macht, klingt es wie Pferdehufe auf Pflastersteinen. Die Oper beschäftigt ein paar Illusionsmagier, aber ich glaube Illusionen ohne Geräusche zu machen ist irgendwie leichter? Deswegen stehen da auch immer ein paar Leute mit den Schalen hinter dem Vorhang, wenn Pferde auftauchen sollen."
Während des Essens schlug Nico zu wie ein ausgehungerter Wolf. Das war nicht verwunderlich, wenn man seine normale Ernährungsweise kannte, die schlicht daraus bestand zu futtern, wenn er mal ausnahmsweise daran dachte. Ergo hatte es heute kaum mehr als ein oder zwei Croissants gegeben. Das dankende Lächeln Erials, erwiderte er nur kurz mit einem erhobenen Daumen. Sowas war schließlich selbstverständlich. Wenn man schon die ganze Zeit quasselte, konnte man das doch auch mal für was Gutes nutzen. Und sei es nur Erial die Qual eines warmen Getränks zu ersparen. "Aye, das kriegen wir hin. Wird ein Klacks", pflichtete Nico seinem Questpartner bei. Ein paar übergroße Schneebälle sollten echt kein großes Problem werden. Sie durften sich nur nicht von ihnen überrollen lassen. Das wäre bestimmt ungesund.
"Prima, danke. Wenn's dir zu warm wird, mach' den Ofen aber ruhig wieder aus. Ich schlafe eh nur wenig", ertönte es hinter einem Handtuch hervor, mit dem sich Nico das Gesicht wieder trocken rubbelte. Es hatte keine zwei Sekunden vom Erblicken der Waschschüssel bis hin zu Hände- und Gesichtwaschen vonseiten Peralta gedauert. "Gute Nacht, Erial. Schlaf gut", gab Nico noch zu hören, bevor er den anderen kurz dabei beobachtete, wie er unter die Decke schlüpfte. Er selbst zog grade einmal die Schuhe aus, drapierte den Mantel oben auf der eigenen Decke, bevor er sich ebenfalls kurz aufwärmte. Nur wenige Stunden später stand Nico draußen. Mantel, Mütze, Schal, Handschuhe und Stiefel wieder am Leib, betrachtete er die Atemwölkchen, die sich von seinem Mund nach oben kringelten und sich rasch im Schneetreiben verloren. Es war eine typische Nacht für Stillsnow. Der Schneefall des Tages hatte über den Abend zugenommen, erreichte zu dieser Uhrzeit, während der normale Menschen im Bett lagen, seinen Höhepunkt. Der ganz und gar bekloppte Mensch namens Nico stand jedoch mitten in den herabfallenden Flocken und breitete die Arme aus. Die winzigen funkelnden Dinger tanzten und hüpften mit jeder leichten Böe, die von den Bergen herangefegt kam. In einem munteren Reigen schienen sie sich aneinander anzunähern, nur um wieder davon zu stieben wie Paare bei einem höfischen Tanz. Völlig unwillkürlich stellte sich eine Melodie in Nicos Birne ein. Der Junge blinzelte ein paar Mal, versuchte den Funken Inspiration festzuhalten, bevor er sich vorsichtig, als wäre das Konstrukt in seinem Verstand zerbrechlich, zurück in die Hütte begab. Ganz offensichtlich war er nicht ins Bett zurück gekehrt. Am nächsten Morgen konnte man ihn mit dem Kopf auf dem Esstisch vorfinden, drum herum über und über mit Noten und Notenlinien bekritzelte Blätter Papier.
Es dauerte nicht sonderlich lange, bis die gewaltigen Schneebälle unter kräftigem Einsatz Erials und moralischer Unterstützung zur Zufriedenheit der Künstlerin gerollt waren. Um eine erfolgreiche Quest auf dem Buckel reicher und Jewels für die Zugtickets ärmer, ging es für die beiden Jungmagier zurück nach Maldina.
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