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 Straßen von Alcea

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Mary
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Mary
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BeitragThema: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptySa 22 Apr 2023 - 0:07

Straßen von Alcea


Straßen von Alcea Animegenius_70c21596897e8ae6cc4985983fb4c106

Typ:  Freiraum
Besitzer: ---
Beschreibung: Die von Tulpenfeldern und malerischen Wasserfällen umgebene Touristenstadt Alcea ist von einigen gut gepflegten Straßen durchzogen, an denen sich zunächst Bauernhöfe, dann Fachwerkhäuser und Richtung "Innenstadt" kleine Lädchen und Familienbetriebe schmiegen. Diverse urige Restaurants und Gelegenheiten zur Entspannung in der freien Natur machen diese Kleinstadt zu einem beliebten Ort für Reisende, die einen wahren Luftkurort erleben wollen, in dem sich Fuchs und Hase noch "Gute Nacht" sagen.


Changelog: Wenn sich im Verlauf des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier aufgeführt.


Zuletzt von Mary am Fr 5 Jan 2024 - 23:12 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Mary
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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptySa 22 Apr 2023 - 10:56


Kam es Mary nur so vor, oder hatte sich die Stimmung in der Kutsche dezent verändert? Die Baumgardner, die man grundlegend durchaus als emphatisch bezeichnen konnte, empfing hier so ganz leichte Schwingungen, doch noch vermochte sie nicht, den Finger auf den Kern des womöglichen Übels zu legen. Das junge Landei war zwar aufmerksam und einfühlsam, aber eben auch grundlegend vertrauensvoll, daher kam ihr so gar nicht in den Sinn, ihre Questpartner anzuzweifeln. Im Inneren der Kutsche war es angenehm warm, andere hätten es vielleicht als stickig eingestuft. Mit vier Leuten auf engem Raum gepfercht zu sein hatte zwar den Vorteil, dass man sich unterhalten (und damit besser kennenlernen, yay!) musste, aber eben auch, dass man einen gewissen Zeitraum dieselbe Luft atmete. Die Straßen von Maldina Town und der Umgebung waren zudem nicht gerade mit dem Lineal gezogen, so dass Marys öfter einmal gegen ihren Sitznachbarn rumpelte. Als Nicolo ihr eröffnete, dass er bereits gefrühstückt hatte, sah sie ihre Lunchbox an und zog die Augenbrauen leicht nach unten. Das war auch ihr Mittagessen, so war es ja nicht ... Und obwohl sie durchaus gerne teilte, gerade bei Essbaren, was zumindest zwei der drei Partner hier in der Kutsche bereits wussten und genossen hatten, konnte sie nicht von Luft und Liebe leben, so sehr es ihr strahlendes Gemüt auch suggerieren wollte. Die interne Risikoberechnung hatte ergeben, dass ein grummeliger, halb verhungerter Nicolo etwas war, das sie nicht riskieren wollte, deshalb war sie dem Trugschluss aufgelegen, dass er sicher noch nichts gegessen hatte, wo er doch aussah, als wäre er in letzter Sekunde aus dem Bett gerollt und in die Gildenhalle gepurzelt. Wie schön, dass er scheinbar noch Zeit gehabt hatte, sich ein Frühstück und einen Kaffee zu besorgen ... Aber nun hatte er ihre Lunchbox und sie konnte sie schlecht einfach zurückfordern, weil er ganz offensichtlich dachte, sie hätte sie für ihn gemacht. Wer war sie denn? Seine Mutter oder seine Ehefrau?! Mary bereitete zwar mittlerweile durchaus für jemanden Questfutter zu, doch Nicolo war keine trommelbegeisterte Oni, die sie "Mama" nannte, daher ...

Mary riss sich aus den Gedanken and Ravinuthala, indem sie leicht den Kopf schüttelte und sich über Nicolo beugte. Sie hatte nicht vor, ihn als Matratze zu gebrauchen oder hier irgendwelche Kuscheldinge zu starten (irghs), sondern streckte nur die Arme aus und öffnete das an seiner Seite befindliche Fenster, während die Straße dafür sorgte, dass sie wie ein Tennisball im Wäschetrockner gegen ihn rumste. Langsam rumpelten sie aus der Stadt heraus, so dass sich die Kutsche mit dem frischen Aroma von unberührter Landluft füllte. Südfiore besaß, zumindest wenn man Mary die Lokalpatriotin fragte, die beste Luft des Königreichs, denn sie war rein, frisch und regte zu Tatendrang an. Es war die Luft, die der Bauer atmete, wenn er sich voller Elan auf seine Felder begab und es war auch genau diese Luft, die ihr Questteam nun atmete - das konnte die grauen Zellen ja nur anregen!

Mary war in vielen Dingen Arkos recht ähnlich, nur waren sie beide eher schweigsam und hörten zu. Dadurch ergab sich keine Gelegenheit, sich über ihre gegenseitige Vorliebe für's Zuhören zu unterhalten. Auch Mary mochte es, sich zu bewegen und zu agieren, obwohl man sie durchaus als geduldig bezeichnen konnte - aber nur weil sie sich nicht lauthals beschwerte, bedeutete das ja nicht, dass sie Tatenlosigkeit besonders schätzte. Im Vergleich zu den anderen ihr bekannten Mitgliedern des dämonischen Füllhorns, die alle Stechinsekten auf einmal im Gesäß spazieren führten, mochte man sie aber durchaus als Fels in der Brandung bezeichnen. Metaphorisch gesprochen. Von der Größe her war sie eher so Kiesel im Bächlein. Wie auch immer. Aufmerksame, goldene Augen huschten von Esmée zu Arkos und hörten beiden Ausführungen zu, wobei Esmée ein paar Pluspunkte für theatralische Untermalungen bekam. Nie hätte Mary an der B-Rang-Magierin gezweifelt. Erstens betrachtete sie die Explosionsmagierin als Freundin, zweitens hatte sie ja mittlerweile Erfahrungen auf einer Quest mit ihr gesammelt, die nicht ganz ungefährlich gewesen war. Entsprechend erhielt Esmée auch ein leichtes Lächeln und ein Nicken, als sie von der Waldgottgeschichte sprach, die wirklich prägend für Mary gewesen war, so als ihre erste Quest überhaupt. Sonderlich richtungsweisend war sie allerdings auch wieder nicht, denn seitdem hatte sie vor allem irgendwelche Pflanzen abgeschossen und vermisste Opis gesucht. Nicht, was sonderlich viel Ruhm brachte. Aber dennoch wichtig - jeder Auftrag für die Gilde brachte Mary näher an ihr Ziel und solange es am Ende jemandem half, würde sie selbst die trivialisten Dinge mit stolzgeschwellter Brust für die Gilde erledigen, deren Zeichen sie am Körper trug. Dennoch klang diese Situation spannend ...

"Esmée hat ganz bestimmt keinen Zivilisten geschadet, Arkos!", sprach die Baumgardner daher direkt voller Überzeugung. Dass es gewisse Spannungen zwischen den beiden gab, das hatte auch Mary mittlerweile bemerkt, aber weder hatte sie etwas gegen den Schmied, den sie alleine aufgrund seines Wesens und seiner Berufung schon mochte, noch würde sie tolerieren, dass man Esmée hier indirekt vorwarf, sie hätte Kollateralschaden verursacht. Soetwas würde ihre Freundin niemals tun! Mary hatte nicht sonderlich laut, aber durchaus bestimmt gesprochen und sich dabei auch etwas aufgerichtet. Die halbe Portion sah mit einem Mal nicht mehr ganz so verschüchtert aus, so als hätte ein günstiger Regenfall das Mauerblümchen etwas zum Wachsen angeregt. Aufmerksame Beobachter mochten aber vielleicht auch bemerken, dass Mary gar nicht so schüchtern war, wie sie auf dem ersten Blick wirkte - sie hörte einfach zu und war recht leicht zu begeistern. Dessen Kampf mit einem lebendigen Schneemann klang allerdings auch ziemlich interessant (und etwas absurd), weswegen sich Marys Mimik recht bald schon entspannte. Eine Person namens Lian war ihr nicht näher bekannt, allerdings musste der als A-Rang-Magier ja ziemlich stark sein ... Mary wollte sich gar nicht ausmalen, was die Wüstengilde alles für starke Magier besaß. Wenn Arkos aber mit so starken Personen verkehrte und Aufträge erledigte, musste er dann nicht auch ziemlich mächtig sein? Und sie, die halbe Portion hatte hier die Leitung?

Vermutlich hatte es wirklich mit dem Ort der Quest zu tun, nach dem Mary nun gefragt wurde. Die Baumgardner atmete tief durch, als habe sie vor, hier gleich einen Monolog vom Zaun zu brechen. Ihre Augen huschten in die von Arkos und betrachteten diesen einen Moment lang aufmerksam. Er sprach nicht viel, aber das war für das Landei eher ein Zeichen, dass man besonders gut hinhören musste, wenn es denn einmal geschah. Sie erinnerte sich an die Frage Esmées, die diese ihr selbst gestellt hatte: Kann es sein, dass du viele deiner Gedanken eher für dich behälst? Nachdenklich blickte Mary danach, ihre Antwortbruchstücke sortierend, aus dem Fenster und sah die idyllischen Straßen von Südfiore an ihnen vorüberziehen. Die Kutsche nahm die Serpentinenstraßen gen Alcea mit eher gemächlichem Tempo und erlaubte so, dass man die in Vormittagssonnenstrahlen getauchte Szenerie in sich aufnehmen konnte, ohne den Kopf verrenken zu müssen. Felder voller Tulpen schaukelten im Wind, als wollten die farbenfrohen Blumen ihnen einladend zuwinken. In der Ferne waren Bergketten zu sehen, Hügel und Felsen, die immer wieder durch Schaum sprühende Wasserfälle und Bäche durchbrochen wurden. Kristallklares Wasser funkelte im Licht. Es wunderte Mary etwas, dass sie auf den Feldern zu dieser Zeit niemanden begegneten. Auch die Höfe wirkten etwas ausgestorben, wenn auch nicht heruntergekommen oder gespenstig. Stirnrunzelnd überlegte Mary, ob heute vielleicht ein Feiertag war und alle bei einer Messe waren, doch fiel ihr nichts dergleichen ein. Seltsam ... "Wir sollten bald da sein - die Tulpenfelder umgeben Alcea weitläufig, aber danach kommen schon die Ausläufer des Städtchens. Alcea ist auf Tourismus angewiesen. Das andere Standbein ist die Landwirtschaft, das ist aber für Südfiore nicht ungewöhnlich. Vielleicht habt ihr schon einmal die berühmte Alcea-Milch getrunken! Ich kenne ein paar Leute aus der Stadt, die im Gasthof meiner Eltern gerne Essen gehen oder Werkzeug von meinem Vater hergestellt bekommen. Wir haben ab und zu auch Lieferungen in die Stadt gebracht oder auf dem Wochenmarkt einen Stand gehabt. Die Ansichten der Leute sind ziemlich traditionell, aber sie meisten sind nee---ah!"
Weit kam Mary nicht mit ihren Ausführungen, denn die Kutsche bremste plötzlich und sandte die Lichtmagierin mit ziemlichem Ruck gen Esmée und Arkos. Der Rucksack purzelte über den Boden und verkeilte sich irgendwo unter den Kutschensitzen, während die Stimme des Fahrers zu hören war, der ihnen mit einem "Verzeihung! Es gibt ein Problem, wie's scheint!" die Lage schilderte.

Wer den Kopf aus dem Kutschfenster streckte, mochte erkennen, dass auf der Hauptstraße nach Alcea eine Menscheansammlung war, so taktisch platziert, dass man sie erst beim Einbiegen in die Kurve gesehen hatte. Sie verteilten sich auf zwei größere Hügel links und rechts der Straße und versperrten überdies den Weg auf dem Pfad an sich. Vielleicht mochte man sie zunächst für Banditen halten, doch eine nähere Betrachtung würde ergeben, dass es sich um Einwohner der Stadt handelte. Der Kutscher hatte in weiser Vorraussicht das Gefährt mit etwas Abstand zum Stehen gebracht, denn links und rechts auf den Hügeln hatten die Bewohner die Hände gehoben. Sie hielten kleine Objekte darin - Steine? Schilder trugen die Bewohner nicht, aber so langsam hatten sie das Fahrzeug erkannt und setzten zu einem Sprechchor an, der verstärkt durch die vielfache Wiederholung zur Truppe herüberwogte: "Alcea den Alceern! Alcea den Alceern!"

Das Ganze wurde vielleicht doch nicht so einfach ...


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Nico

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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptyMo 24 Apr 2023 - 15:07


Langsam aber sicher begann Nicos Mund mit fortlaufender Erzählung der beiden (besseren) Magier ein beeindrucktes "o" zu formen. Als der Schneemann zur Sprache kam, der schneidigsten aller Muskelmänner vor ihm wohl beinahe den Kopf zertrümmert hatte, und dann ein Magier, der wohl noch stärker war als diese beiden hier - Lian, den Namen musste er sich merken und den Magier bei der ersten sich bietenden Gelegenheit metaphorisch ausquetschen - wurde das "o" ziemlich rasch zu einem "O". Vermutlich hätte ein Vögelchen in Nicos Mund nisten können, so beeindruckt schien er nicht nur zu sein, sondern war es sogar. Und irgendwann, irgendwann würde er auch mal sowas können. Einen magischen Schneemann mit einem Akkord explodieren lassen, zum Beispiel. Ach, warum bei einem magischen Schneemann aufhören? Warum nicht gleich eine ganze Armee an Schneemännern auslöschen? Musik konnte Berge versetzen, hatten seine Eltern immer gesagt. Auch wenn sie vermutlich nicht gemeint hatten den Berg zu sprengen und in Einzelteilen über die Umgebung zu verteilen, was exakt das war, was ihr Spross Nico sich grade mit leuchtenden Augen ausmalte.

Völlig stumpf gegenüber der unterschwelligen Antipathie, die Esmée und Arkos hier präsentierten, begann er stattdessen gleich wieder weiter zu brabbeln. "Aber ihr habt diese Person öffentlichen Interesses, war es einer der Prinzen? Ich wette es war einer der Prinzen. Ihr habt diese Person öffentlichen Interesses also vor allem Schaden bewahrt? Das ist echt klasse. Ist dabei viel zu Bruch gegangen? Wurden die Verbrecher alle eingebuchtet?", ging es ohne Punkt, Komma und wenigstens gefühlt ohne Atempausen weiter, wobei die Bohnenstange ein paar spielerische Fausthiebe mit der freien Hand - die andere hielt weiter die Lunchbox fest - in die Luft vollführte. Und auch Arkos konnte der Aufmerksamkeit des jungen Peralta nicht entkommen, der es mühelos schaffte einen ganzen Pullover an Gesprächsfäden gleichzeitig aufzuribbeln. "Wie groß war der Schneemann? Wie sah er aus? Hatte er so Klauenhände aus Stöckchen?" Wieder folgte eine Untermalung der Worte durch Gestik, bei der Nico seine beste Impression eines Velociraptor-Ärmchens präsentierte und damit wild durch die Luft vor sich wischte. "Was hat dieser Lian mit dem gemacht? Was kann der eigentlich? Ist der stärker als du?" Den Raptor-Arm wieder einfahrend, beugte sich Nico ein Stückchen vor um nun die beiden B-Rang-Magier wieder genauer unter die Lupe nehmen zu können. Ein fataler Fehler.

Als die Kutsche ihren abrupten Stopp einlegte, saß Nico ohnehin schon mit kaum mehr als einem Viertel Hosenboden auf der Sitzbank. Mit einem diesmal noch viel überraschteren "O" kippte Nico, der sich aufgrund seiner Länge auch taktisch klug mit den Beinen unter der Bank verhakt hatte, vornüber. Es folgte ein ganz und gar kleinmädchenhafter Aufschrei, als der junge Mann einen halben Purzelbaum vollführte und mit dem Rücken auf dem Boden der Kutsche aufschlug. Die Hände waren bei der ganzen Aktion nicht zum Einsatz gekommen, hatten sich viel mehr damit beschäftigt die Lunchbox gegen den Bauch zu pressen. Ein schmerzerfülltes Stöhnen drang nun unter der Sitzbank von Arkos und Esmée hervor, wo Nicos Kopf unfreiwillig zum Stehen gekommen war. "Au", erklang es dumpf darunter hervor. Halb um den ebenfalls mit herunter gefallenen Geigenkasten gewickelt, reckte der junge Mann eine Hand nach oben. "Quasi nichts passiert. Also, dem Kasten und der Lunchbox. Mir tut der Kopf weh", wurde allen, ob es sie interessierte oder nicht, mit gequältem Unterton mitgeteilt. Besagte Lunchbox erkletterte auf Nicos Hand dann auch gleich die ungekannten Höhe mittig der Kutsche, bereit von jemandem ergriffen zu werden, der grade nicht alles blockierte.
"Wenn es Banditen sind, möchte ich gerne einen von ihnen hauen, nachdem ihr mit ihnen fertig seid."


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Esmée

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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptyMo 1 Mai 2023 - 16:44

Frische und reine Landluft, die zum Tatendrang anregte? Nicht unbedingt die ersten Assoziationen, die Esmée hatte. Das Erste, was der Dunkelhaarigen in die Nase kroch, kurz nachdem Mary das kleine Fenster in der Kutsche geöffnet hatte, war der stechende Geruch von Ausscheidungen, was sicherlich auf die Düngung der umliegenden Felder zurückzuführen war. Und die gemeine Fliege, die sich sogleich durch den schmalen Schlitz ins Innere des Gefährtes quetschte und eifrig durch die Gegend summte, war jetzt auch nicht gerade ein Motivationsbooster für die in einem Palast aufgewachsene Prinzessin. Sie winkte das fliegende Getier mit einer schnellen Bewegung der rechten Hand aus ihrem Sichtfeld und konzentrierte sich stattdessen lieber auf die Erzählungen ihrer Mitstreiter. Oder eher… auf die Erzählung von Arkos. Denn während dieser vom Kampf gegen Schneemänner und von der Rettung verschollener Minenarbeiter mit einem ultrastarken A-Rang-Magier berichtete (verdammt, das klang sogar besser als ihre eigene Geschichte!), hielten sich Mary und Nicolo ihrerseits zurück. Gut, beide waren noch nicht so weit im Rang aufgestiegen und hatten vermutlich noch nicht so viel als Magierin und Magier des Landes Fiore erlebt. Dennoch hätte es die Prinzessin spannend gefunden, auch von ihnen ein wenig mehr zu erfahren, auch um ihre Fähigkeiten besser einordnen zu können. Klar, Mary hatte sie schon besser kennengelernt, aber Nicolo war noch ein relativ unbeschriebenes Blatt. Esmée nahm sich vor, es zu einem späteren Zeitpunkt nochmal aufzugreifen. Vielleicht ergab sich ja eine passende Gelegenheit. Aber Moment – kritisierte Arkos sie etwa schon wieder? Er konnte es einfach nicht lassen. „Ich hab…“, begann die junge Frau, schloss den Mund allerdings unverrichteter Dinge wieder, als Mary ihr unerwartet zur Hilfe eilte und entschieden die Ehre des Models verteidigte. Esmée hatte bestimmt keinen Zivilisten geschadet? Die 19-Jährige erinnerte sich an die Körper, die aufgrund ihrer Explosionen durch die Luft geflogen waren und an die Klinge von Eohl, die hier und dort eine Schramme hinterlassen hatte. Das sprach nicht gerade für die “Kein Schaden“-These, zugegeben. Aber hey, das war nur Notwehr gewesen! Und es hatte keine Beschwerden im Nachhinein gegeben… zumindest soweit die de Bosco das mitbekommen hatte. Esmée entschied sich, dass jedes weitere Wort ihre Situation nur schlechter gemacht hätte, weshalb sie Marys Unterstützung mit einem zustimmenden Nicken untermalte und sich lieber Nicolo zuwandte. Aber auch dieses Vorhaben war alles andere als leicht, denn der Musiker brabbelte ohne Punkt und Komma und ließ kaum Möglichkeiten, um den Einstieg in eine Antwort zu finden. „Warte, warte, eines nach dem anderen…“, versuchte die Prinzessin Ordnung in das Gespräch zu bringen. Sie hob beide Hände an, in der Hoffnung, Nicolos schnelles Gerede dadurch zu beruhigen. Am Ende waren es allerdings nicht die beschwichtigend angehobenen Handflächen, die Nicolo zum Schweigen brachten, sondern ein abrupter Stopp der Kutsche.

Im Vergleich zu Mary (die frontal in Arkos und Esmée fiel) sowie Nicolo (der Bekanntschaft mit dem harten Kutschenboden machte), kam Esmée noch glimpflich davon. Sie wurde zurück in die Lehne ihres Platzes gedrückt und spürte nicht mehr als einen kurzen Schmerz im Rücken, sowie den kleinen Körper von Mary, der benommen auf ihr lag. Perplex und noch nicht ganz begreifend, was eigentlich geschehen war, half Esmée zuerst der Blonden zurück auf die Füße und griff dann nach der Lunchbox, die Nicolo ächzend von unten herauf in die Höhe hielt. Die Satyrs Magierin hatte eigentlich vorgehabt, dem Musiker am Boden auch noch aufzuhelfen, aber ehe sie dazu kam, drang das aggressive Gegröle von draußen herein und zog die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Und so… blieb Nicolo beraubt um seine Lunchbox vorerst am Boden zurück. Sie waren einfach das perfekte Team!

„Alcea den Alceern?“, wiederholte die de Bosco die Worte, die immer lauter zu ihnen herüberwehten und sah sich aufmerksam um, nachdem sie die Kutsche verlassen hatte. Irgendwie erinnerte sie diese Ansammlung an Menschen an etwas, das sie letztens in der Zeitung gelesen hatte – dass es in Fiore immer wieder zu Vorfällen kam, in denen sich Menschen auf die Straßen klebten und dadurch die Infrastruktur maßgeblich beeinträchtigten. Das taten diese Protestanten (auch ein Wort, um das Esmée dank des Artikels ihrem Wortschatz hatte erweitern können), um auf verschiedenste Dinge aufmerksam zu machen, die ihrer Meinung nach in Fiore falsch liefen. Etwas, das in Bosco einem Selbstmordkommando gleichgekommen wäre – nicht nur aufgrund der doch sehr anderen, politischen Lage, sondern auch aufgrund der niedrigen Temperaturen, denen man auf dem Boden festgeklebt kaum länger als ein paar Stunden hätte standhalten können. Aber diese Menschen hier waren nicht festgeklebt und sie trugen auch keine Schilder oder Shirts, die auf irgendwelche Missstände aufmerksam machen sollten. Das Einzige, was sie trugen, waren Steine… Es war daher eine andere Form des Protestes. Vielleicht wäre die Sache mit dem Kleber doch die angenehmere Alternative gewesen? „Ich glaube, wir haben die Menschen gefunden, die wir gesucht haben“, erklärte Esmée, runzelte gleichzeitig allerdings die Stirn. „Offensichtlich haben diese Leute nicht nur etwas gegen die Bahnanbindung, sondern allgemein gegen jede Person, die in die Ortschaft kommen möchte?“ Das war doch abstrus! Esmée erinnerte sich an ihre damalige Quest, die sie in das wunderschöne Blumenstädtchen Alcea geführt hatte. Die Menschen waren ihr damals nett, die Stadt besucherfreundlich in Erinnerung geblieben. Was hatte sich nur so drastisch ändern können? Oder hatte die de Bosco die Menschen einfach nur falsch wahrgenommen? Es wäre nicht das erste Mal in ihrem Leben, dass Esmée die Menschen in ihrem Umfeld falsch eingeschätzt hatte, wie ihr aufging. Ein unangenehmes Gefühl machte sich der Magengegend der Explosionsmagierin breit. „Wir müssen mit ihnen reden“, sprach die junge Frau, wechselte einen kurzen Blick mit ihren Gefährten. Da der Kutschfahrer deutlich machte, keinen weiteren Meter zu fahren, ehe der Mob sich nicht aufgelöst hatte, blieb den Magiern nur eines übrig: Dieser Übermacht von Personen mutig zu Fuß entgegentreten. Esmée setzte einen Fuß vor den anderen und je näher sie der Ansammlung an Einwohnerinnen und Einwohner kamen, desto lauter wurde der Sprechchor. Aber zumindest flogen keine Steine – noch nicht. „Wir möchten mit euch sprechen!“, rief die Prinzessin, aber ihre Stimme ging in dem allgemeinen Chor der Menschen unter. Sie standen vor ihr, rechts und links auf den Hügeln und bestärkten sich gegenseitig, immer weiter ihren Sprechgesang zu wiederholen. Die de Bosco ging noch näher heran, versuchte es erneut: „Wir möchten…“ Aber wieder wurde sie unterbrochen: "Alcea den Alceern! Alcea den Alceern!", dröhnte es der 19-Jährigen lautstark entgegen. Esmée, nicht mehr weit von den Menschen entfernt, blieb stehen und ballte die Hände zu Fäusten. Sie holte Luft – sehr tief – und dann donnerte die junge Frau in einer Lautstärke, die so manchem Megaphon locker Konkurrenz machen konnte: „SEID LEISE!“ Tatsächlich verstummte der Chor, vollkommen überrascht von diesem unglaublichen Stimmorgan, das diese eigentlich so zierliche Gestalt namens Esmée besaß. Aber man sollte sich nichts vormachen: Lange würde die Überraschung der Menschen nicht anhalten… der Moment musste genutzt werden!

@Arkos @Mary @Nico




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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptyDo 4 Mai 2023 - 21:36


Arkos Aurelius | Plotquest: Southern Pride # 4 | @Mary @Nico @Esmée | Outfit
Esmée hatte bestimmt keinen Zivilisten geschadet? Wäre Skepsis ein Saft, dann hätte Arkos in diesem Moment einen ganz gewaltigen Schluck davon getrunken. Aber das sagte er in diesem Moment nicht, denn er wollte Mary nicht wirklich verunsichern und ganz ehrlich - im Grunde war es ihm auch vollkommen egal. Der kurze Blick zu Esmée allerdings verriet ihm schon alles was er wissen musste - es war halt doch gar nicht so furchtbar schwer, die junge Dame zu durchschauen. Oder zumindest das Licht durch die Ritzen scheinen zu sehen, in diesem Falle das Licht der Wahrheit - nämlich, dass da sicherlich nicht alles nach Plan verlaufen war. Naja. Das ließ er jetzt einfach mal so stehen. Mary hatte sich so groß gemacht wie sie konnte, was witzig war, denn sie wirkte im Vergleich zu Arkos immer noch ziemlich winzig. Was dann allerdings folgte, war ein Feuerwerk an Worten, Fragen und Fantasien - ein Feuerwerk, was zumindest in Arkos eines Ohr hineinging und beim anderen direkt wieder austrat. Es war absolut unmöglich für den Schmied, Nicolo folgen zu könne oder überhaupt zu wollen. Der Kerl hatte eindeutig zu viel Kaffee getrunken, und wenn das der Normalzustand war, dann sollte er vermutlich mal anfangen, richtig zu arbeiten. Da würde er schon ein wenig Energie verlieren... "Ähm", machte Arkos auch nur - pro forma - denn selbst Esmée kam nicht mehr mit. Er hätte Nicolo seine Fragen ja beantwortet, aber ganz ehrlich - dafür hätten sie weniger im Dauerfeuer kommen müssen.

Während Esmée also mehr oder weniger gerade dabei war, die wirren Fäden des Gesprächs, die Nicolo behände verknotet hatte, wieder zu entwirren, bremste die Kutsche. Und Arkos, der ohnehin schon ein wenig in sich zurückgezogener geworden war und sich ob den Themen und der Gesellschaft nicht eben pudelwohl fühlte, sah sich mit zwei auf ihn zurollenden und -fallenden Körpern konfrontiert. Mit einem Arm hielt Arkos Mary davon ab, in Esmée zu donnern, das eine Bein hob er an, sodass Nicolo darunter durchpurzeln konnte. Es war ein wahrlich chaotischer Moment. Sein Gesichtsausdruck und das leicht angestrengte Schnaufen sagte förmlich 'Kommt schon, Kinners, nun ist aber langsam mal gut'. "Sicher, dass du okay bist?", fragte er unter den Sitz und, naja, das schien der Fall zu sein. Nicolo war sicherlich so eine Art von Typ, der Gummiknochen hatte und sowas locker wegsteckte, oder? Arkos begann, sich langsam aufzurichten, was auch nicht unbedingt dazu führte, dass in der Kutsche mehr Platz war.

Die Parolen hörte er erst jetzt. "Oh, muss das denn sein", murmelte er ein wenig grießgrämig und verzog ein wenig das Gesicht. Zusammen mit Esmée kletterte er aus der Kutsche und beließ Mary und dem Geigenmann einen Moment, um sich zu sammeln. Die Lage anzuschauen würde doch wohl kein Problem sein, oder?

"Ich fürchte, sie haben eher uns gefunden", erwiderte Arkos ein wenig schnippisch, auch wieder ungewollt. Was zur Hölle war nur los mit ihm? Nachdenklich schüttelte er den Kopf. "Das macht ja noch viel weniger Sinn. Wirkt fast, als hätte sie jemand augewiegelt. Als ob wir ihnen etwas wegnehmen wollen würden." Er fürchtete, dass das schwierig werden würde, wenn die Fronten bereits derart verhärtet waren. "Wie willst du mit jemandem reden, der nicht mit dir reden will?", fragte der Schmied seine dunkelhaarige Kollegin ein wenig matt, bekam aber keine Antwort - was ihm nur ein Schulterzucken entlockte. Von ihm aus. Aber sie würde reden, klar? Das war ihr sicher klar.

Und einen Moment war klar, dass ein Versuch zwar kluch machte, aber dann halt auch nicht furchtbar viel mehr. Die Menschen waren nicht sonderlich bereit, in ein Gespräch verwickelt zu werden, und auch wenn Esmées Versuche grundsätzlich zu würdigen waren, es führte doch nur dazu, dass... "Heilige Flamme!", erschreckte sich Arkos ein wenig untypisch, als Esmée plötzlich losdonnerte als wäre sie eine Mutter von fünf Kindern, die ihr zu laut waren. Arkos blinzelte ein wenig. Tja, also... das hatte er ja bereits ein, zwei Male mitbekommen, aber Esmée wusste auf sich aufmerksam zu machen. Das war doch schon einmal etwas - und auch etwas, was nicht jeder konnte. Sie hatte durchaus Anfälle von... es gab Momente, in denen Arkos meinte, in ihr eine gewisse Autorität zu entdecken, die weit über ihre Überheblichkeit und ihre Divenhaftigkeit hinausging. Er blinzelte erneut, als sie dann aber nichts weiteres sagte.

"Esmée", murmelte er ihr zu und meinte es dieses Mal wirklich nicht böse. "Ich fürchte, du wirst ihnen auch irgendetwas sagen müssen, wenn du schon verlangst, dass sie leise sind." Er sah zu Mary und Nicolo, die mittlerweile aus der Kutsche geklettert waren. Vielleicht hatten die ja eine Idee? Vielleicht kannte Mary sogar jemanden von denen? "Hey, ihr da! Verschwindet hier, es gibt hier nichts zu sehen und zu holen!" Eine Frau rief über das Gemurmel der Leute hinweg, die sich wohl fragten, wer da überhaupt gerade angekommen war. "Moment mal!" Eine andere Stimme ertönte, und ein Blondschopf tauchte aus der Menge auf und kämpfte sich nach vorn. "Mary? Bist du das?"



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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptySa 6 Mai 2023 - 15:02


Während die anderen bereits dabei waren, sich in dieser ungewöhnlichen Situation neu zu orientieren, musste Mary erst einmal auf ihre Existenz klarkommen. Glücklicherweise waren sowohl Esmée als auch Arkos freundlich genug gewesen, Marys Aufprall etwas zu dämpfen, weswegen sich die Baumgardner nicht auch zu allem Überfluss noch verletzt hatte. Nicolo, der es irgendwie geschafft hatte wie eine Bowlingkugel durch die Kutsche zu fliegen und sich unter die Sitze zu klemmen, hatte den plötzlichen Halt wohl ebenso überlebt. Vollkommen durch den Wind richtete sich das Landei mit ins Kreuz gestemmten Händen und vor Schmerz zusammengekniffenen Augen auf und bekam zuerst gar nicht richtig mit, was überhaupt passiert war. Die ersten alarmierten Gedanken nach einem Überfall oder einem Unfall konnten jedoch fortgewischt werden, denn der Sprechchor, der doch deutlich zu hören war, legte Nicolos vorsichtige Banditenvermutung direkt zu den Akten. Hastig sammelte Mary ihre sieben Sachen auf und stellte sicher, dass auch beim Violinenmagier nichts gebrochen war, während Arkos und Esmée sich bereits ins Getümmel stürzten. Es dauerte kurz, um den Rucksack aus seiner Position zwischen den Kutschsitzen zu zerren und ihn sich umzulegen, ohne dabei Nicolo in der engen Kabine aus dem Fenster zu schubsen, doch da noch keine Kampfgeräusche zu hören waren, ließ sich die Baumgardner genug Zeit, um sich einigermaßen vorzeigbar zu machen. Dieser Sprechchor konnte nur von den Bewohnern der Stadt stammen (alles andere war ja eher unwahrscheinlich bei den Worten, die gerufen wurden) und es würde ihren diplomatischen Bemühungen sicherlich schaden, wenn sie sich wie eine explodierte Vogelscheuche aus der Kutsche pellte.

Als Mary schließlich auf den Landweg trat, hatte sie sich einigermaßen hergerichtet und blickte gerade in Esmées Rücken. Die Prinzessin hatte soeben eine laute und herrische Stimme entfesselt. So herrisch, gar, dass Mary nicht umhin konnte, kurz in die Umgebung zu linsen, ob nicht plötzlich eine Aggro-Ziege jemanden der Bürger umrammte. Aber da sich das äußere Erscheinungsbild der Bosco nicht verändert hatte, brauchte sie wohl keine erneuten Anfälle von wilden Huftieren befürchten. Stattdessen hastete Mary neben Arkos und glubschte den Schmied einen Moment verwirrt an, ehe sie ihren Blick auf die Umgebung lenkte. Der Pass nach Alcea, den man eher als eine zufällige Ansammlung von Hügel bezeichnen konnte, war von Menschen versperrt. Es waren sicherlich hundert von ihnen - alle Altersklassen und Tätigkeiten schienen dabei zu sein. Sie wirkten aufgewiegelt und hatten Steine in den Händen, aber gewalttätig kamen sie der Baumgardner nicht vor, auch unabhängig ihres Heimatgefühls und der damit vorherrschenden Subjektivität. Vereinzelte Stimmen erklangen aus der sprachlosen Menge, die Esmée Gehör zu schenken bereit war, doch diese klangen ablehnend und ... ängstlich. Irgendetwas passte hier nicht zusammen. Die Menschen wirkten beinahe so, als würden sie sich vor den Fremden fürchten. Natürlich konnten in kleinen, ländlichen Gemeinden schnell Gerüchte aufkommen und ihren ganz eigenen Orbit entwickeln, doch das hier wirkte dann doch etwas extrem - sie waren ja wohl kaum hier, um Alcea auszurauben!

Gerade wollte Mary ihre Beobachtungen an ihre Verbündeten übergeben, da hörte sie ihren Namen und weitete die Augen, als sie sowohl die Stimme als auch den Rufer sofort erkannte. Mit einem verhaltenen Seitenblick auf Esmée, die immerhin für Ruhe gesorgt hatte, trat Mary einen Schritt nach vorne und erhob das Stimmchen. Sie konnte nicht so laut brüllen wie die Prinzessin, aber ihre Worte waren mit Eindruck gesprochen und im Gegensatz zu den "Fremden" hatte man bei ihr immerhin den Willen, ihr zuzuhören. Einige der Protestanten flüsterten sich etwas zu und Mary hob den Arm, an dem ihr grünes Gildenzeichen prangte. "Mein Name ist Mary Baumgardner von Satyrs Cornucopia! Ich stamme von hier! Ich weiß nicht, was passiert ist, aber wir finden sicher eine Lösung! Legt die Steine nieder! Wir möchten mit einem Vertreter sprechen!", rief das Mädchen mit sich beinahe überschlagener Stimme. Einen langen Moment des Zögerns dauerte es an, in denen einige der Zuschauer Blickdolche gen Esmée, Arkos und Nico schleuderten, dann schien das Monster der Menschenmenge aber eine einzelne Person auszuspucken. Ein junger Mann mit dunkelbraunem Haar und einer Latzhose, ganz offensichtlich entweder als Bauer oder als Knecht tätig, kam auf die kleine Gruppe zugewandert und ließ auf dem Weg immerhin als Zeichen des Friedens seinen Stein fallen. "Wenn ihr wirklich helfen wollt, dann schickt euch der Himmel! Seid ihr hier, um uns zu helfen? Werdet ihr den Bau der Zugstrecke aufhalten?"
Oh.
Das ... Mary sah zu ihren Verbündeten, dann zur Menschenmenge. Zweihundert erwartungsvolle Augenpaare waren nun auf die vier gerichtet und die Lichtmagierin hatte das Gefühl, dass eine falsche Antwort zur Folge haben könnte, dass man sie mit Steinen aus der Stadt verjagte.


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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptySa 6 Mai 2023 - 17:06


Irgendwer zupfte die Lunchbox aus seinen Fingern. Wenigstens war der und dem Geigenkasten nichts geschehen. Hatte seine Opferungsbereitschaft also vielleicht etwas gebracht. Ganz schön staubig war das hier unter der Sitzbank. Und ein bisschen dreckig. Da machte wohl nicht besonders häufig jemand sauber. Na ja, warum auch. Vermutlich war er der einzige Vollidiot, der mit dem Kopf hier unten landete. Hallo, Staubfussel. Mit einem Niesen wie ein von einem Welpen stemmte Nico die Hände gegen die Kutschwand und schob sich so unter der Bank hervor. Die anderen waren bereits draußen und kämpften vermutlich gegen Banditen oder sowas. Auch wenn es bislang einen eklatanten Mangel an Explosionsgeräuschen, zischenden Flammen und Lichtshow draußen gab. Das Produkt davon, Schmerzensschreie, fehlte ebenfalls. Also vielleicht doch keine Banditen. Mit missmutigem Gesichtsausdruck hockte Nico mitten in der Kutsche, zog die Beine an sich heran und rupfte sich Fussel aus den Haaren. Allgemein erweckte er den Eindruck eines begossenen Pudels, den man einmal quer eine verlassene Lagerhalle geworfen hatte. Außerdem suppte es ihm rot aus der Nase. Der Aufprall war, entgegen Arkos' Hoffnungen, heftig genug gewesen, um zumindest Glaskanone Nico zu verletzen, wenn auch nur innerlich in der Nase. Großartig. Völlig unbesorgt von dieser Angelegenheit stopfte sich Nico zwei Enden seines Taschentuchs in die Nase. Das sah zwar maximal bescheuert aus, aber wenigstens versaute er sich so nicht die Klamotten. Leicht wankend zog sich Nico mit beiden Händen an einer Bank in die Höhe und warf sich den Geigenkasten auf den Rücken.

Im Angesicht der Menge wechselte er dann doch von Nasenstöpseln dazu das Taschentuch selbst festzuhalten. War seine Nase gebrochen? Nein, dafür tat es vermutlich zu wenig weh. Sonderlich widerstandsfähig war er ja nun einmal nicht. Mit einem Gesichtsausdruck wie sieben Tage Regenwetter ließ Nico den Blick über die aufgebrachte Menge schweifen. Wie aufregend. Sowas kam normalerweise nur zustande, wenn das letzte Stück der königlichen Oper zu anstößig für die feinen Geschmackssinne der versammelten Künstlerschaft gewesen war. Hatten sie da Steine in der Hand? Wow, ein echter Volksaufstand, aufregend. Und er mittendrin. Natürlich würde sich ein Held etablieren, der die Menge mit diplomatischem Geschick und eventuell unter Einsatz des eigenen Lebens auf einer Queste auf seine oder ihre Seite zu bringen vermochte. Sowas passierte ständig. Nico ließ den Blick von hinten über seine Kameraden schweifen. Mary? Klein, aber mutig, hatte die innere Einstellung einer Heldin, war aber zu zurückhaltend. Arkos? Zu wortkarg. Sah zwar wie ein Held aus, versprühte aber den geballten Esprit und die Lebhaftigkeit einer Marmorstatue, wobei sich Nico ziemlich sicher war, dass der Mann auch wie eine gebaut war. Also, so eine heldenhafte. Blieb noch Esmée. Die wies zumindest die dafür nötige Grazie auf und konnte vermutlich diplomatisch sein, wenn sie nicht grade losdonnerte wie ein Kapitän durch dichten Nebel. Er selbst? Innerliches Lachen, äußerliches Bluten in das Taschentuch.

Die Aufmerksamkeit des jungen Peralta kehrte aus den ätherischen Sphären seiner Überlegungen zum Hier und Jetzt zurück. "Was wollen sie eigentlich? Und warum bei allen Höllen stehen die alle hier rum statt Widerspruch beim Rathaus einzulegen oder sowas? Gibt's hier ein Rathaus? Bitte sagt mir, dass es hier jemand Offiziellen gibt, mit dem wir sprechen können. Wenn wir die alle einzeln überzeugen müssen, sind wir ja in einem Monat noch nicht wieder zurück. Dann bezahle ich völlig umsonst Miete", ertönte es trompetend nasal von hinten in Richtung von Nicos drei Gruppenmitgliedern. Produktiv wie eh und je. "Fragt mal jemand, warum sie so ein Problem mit der Zugstrecke haben. Ist doch nur ein Zug. Warum freuen sie sich nicht einfach?"


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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptyMi 17 Mai 2023 - 19:28

Esmée warf Arkos einen Blick zu, der so viel aussagte wie ‘Danke, Einstein, darauf wäre ich auch selbst gekommen‘, aber ehe sie diese Gedanken in etwas gehobenerer und vielleicht einen Hauch freundlicher zum Ausdruck bringen hätte können, kämpfte sich eine blonde, im ersten Moment verhältnismäßig unscheinbare Gestalt aus der Menge an Menschen auf dem Berg. Aha, dieser fremde Junge kannte also Mary? Es war nicht verwunderlich, immerhin hatte die Baumgardner erzählt, dass sie aus der Nähe von Alcea stammte. So ganz damit gerechnet, dass sie bereits auf den Straßen vor der Blumenstadt auf einen Bekannten der Lichtmagierin trafen, hatte Esmée dennoch nicht. Vielleicht eine glückliche Fügung des Schicksals? Anders, als erwartet kam es nicht zum Gespräch zwischen Mary und dem Jungen, stattdessen richtete die Lichtmagierin das Wort an alle Anwesenden – nicht so laut, wie die Prinzessin es getan hatte, aber doch laut genug, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Deeskalierend, wie es zu dem jungen Landei passte, stellte sie nicht nur das Grüppchen vor, sondern bat auch darum, dass die Protestierenden ihre Waffen – ergo die Steine – niederlegten. Kurz glaubte die Prinzessin, dass Mary Erfolg hatte…

… aber dann wandte sich das Blatt. Und das nicht unbedingt zum Positiven.

Ein braunhaariger Typ in Latzhose schien zwar ebenso erfreut darüber, dass die Magier hier waren, um ihnen zu helfen – die Hilfe sollte allerdings so aussehen, dass Satyrs Cornucopia den Bau der Zugstrecke für die Anwohnerinnen und Anwohner verhinderte. Das war nicht so ganz das, was ihrem Auftrag entsprach. Esmée wechselten einen kurzen, unsicheren Blick mit ihren Kollegen und ihrer Kollegin, die allesamt ziemlich überfahren von dieser Wendung waren. Obwohl… einer war nicht überfahren: Nico. Was dieser Typ faselte, war alles andere als vorsichtig oder diplomatisch. Die Prinzessin drehte den Kopf in Richtung des Geigenspielers und hätte ihm am liebsten mit den Händen den Mund zugehalten. Hatte seine blutende Nase etwa für entsprechenden Blutmangel im Gehirn gesorgt?! Anders konnte sich die Explosionsmagierin das einfach nicht erklären.

“Ich wusste es doch! Ihr wollt uns überhaupt nicht helfen!“ Das war der braunhaarige Typ in Latzhose. Esmée konnte ihm seinen Zorn nicht einmal verübeln, immerhin musste er sich so fühlen, als wäre er von den Magiern an der Nase herumgeführt worden. Zuerst die Hoffnung, Verbündete gefunden zu haben, nur um dann durch nasale Kommentare aus zweiter Reihe eines Besseren belehrt zu werden. Dennoch gefiel der Prinzessin diese Denkweise nicht – sie waren doch nicht als Feinde hier! Die Menschen hoben wie auf ein unsichtbares Kommando die Steine in ihren Händen wieder an, als wäre es eine Choreografie, die sie über Monate hinweg einstudiert hatten. Die Synchronität dieser Bewegung hatte durchaus etwas Beeindruckendes – so beeindruckend, dass die Dunkelhaarige beinahe ihren Einsatz verpasst hätte, um sie aufzuhalten. „Wir wollen helfen!“, sprach sie entschieden aus und gewann damit zumindest ein paar Sekunden des erneuten Innehaltens der Menschen. Nein, diese Leute waren nicht aggressiv – offensichtlich waren sie nur ängstlich. Aber was genau war es, das sie so ängstlich machte? “Von wegen!“, war es wieder Mister Latzhose, der ihnen entgegenbrüllte. “Wenn ihr uns helfen wollen würdet, würdet ihr nicht davon sprechen, dass wir uns über die Zugstrecke freuen sollen! Dann wäret ihr nicht auf der Seite von denen, die Alcea zerstören wollen! Sie wollen Alcea alles nehmen, was die Stadt ausmacht. Wollen die Stadt und die Einheimischen ausbeuten!“ Alcea zerstören? Die Einheimischen ausbeuten? „Wie kommt ihr darauf, dass jemand Alcea mit der Zugstrecke zerstören möchte? Wer genau ist mit sie gemeint?“ Esmée hätte noch mehr Fragen formulieren können, aber sie verstummte, denn ihnen kam ein älterer Mann entgegen. Er hatte sich von den Menschenmassen gelöst und schritt nun – gestützt durch einen Gehstock – den Pfad aus Alcea kommend ihnen entgegen. Alle Augenpaare waren auf diesem alten, fremden Mann gerichtet. War das etwa derjenige, der für den Aufstand verantwortlich war? „Warum die Menschen keine Beschwerde beim Rathaus einreichen? Weil das ein hoffnungsloses Unterfangen bei dem amtierenden Bürgermeister ist. Noch viel schlimmer: Er unterstützt den Bau dieser unheilbringenden Zugstrecke“, sprach der Herr mit dem schütteren, grauen Haar, als er vor den Magiern zum Stehen kam. Die Brille wurde auf der Nase zurechtgerückt, dann sprach der Mann weiter: „Ich bin Philip Schimpf.“ Wow, der Name war offensichtlich Programm. „Ich habe mich entschieden gegen diese Bahnstrecke ausgesprochen, aber natürlich wollte der Bürgermeister nicht hören. Lieber möchte er die Menschen aus Alcea verkaufen, um Profit zu machen. Aber nicht so ich: Ich setze mich für die Menschen von Alcea ein.“ Er rümpfte die Nase, um seinen Worten den entsprechenden Nachdruck zu verleihen. Esmée betrachtete den Mann, ließ sich den Namen nochmal durch den Kopf gehen. Irgendwie kam ihr der Name bekannt vor… zusammen mit diesem Gesicht… und dann, endlich, fiel der Groschen. Gelegentlich blätterte auch die Magierin durch die Zeitungen, die in den Läden der Stadt Maldina auslagen. Etwas, das ihr jetzt sehr weiterhalf: „Ihr… kandidiert ihr in den aktuellen Wahlen nicht selbst für den Posten als Bürgermeister von Alcea?“ Na, so langsam wurde doch ein Schuh draus.


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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptyFr 19 Mai 2023 - 18:00


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Trotz der Zurückhaltung, die Arkos gerade noch übte - aufgrund verschiedenster Aspekte - wunderte er sich doch ein wenig darüber, wie sich die Situation entwickelte. Seine Zurückhaltung basierte vor allen Dingen darauf, dass er sich nicht als Experte für solche sozialen Interaktionen sah. Bisher hatte er sich zumindest nicht als Diplomat hervorgetan, sondern eher bei der zielgerichteten Ausführung von Aufträgen. Eigentlich hatte er am meisten mit Lian kommuniziert, wahrscheinlich. Aber dazu kam, dass Mary die 'Leiterin' (was in der Gilde eh ein loses Wort war) dieser Quest war und dann auch noch ortskundig. Außerdem war er nur einer von vier. Und verstand eh nicht, was das Problem war.

Der Blondschopf, der Mary erkannt hatte, wurde jedenfalls zu seinem Erstaunten von eben jener beflissentlich ignoriert. Stattdessen verlangte die kleine Magierin lauthals (wenngleich nicht eben so laut wie Esmée) nach Aufmerksamkeit. Sie wollte mit einem Vertreter sprechen - Arkos war der Meinung, dass sie diese Chance gerade ein wenig vertan hatte. Aber sei es drum, es war ja nicht so, als hätte er irgendeine Ahnung von den Menschen hier. Nun, weiter im Takt: Die Menschen reagierten nicht darauf, Nico schaffte es, durch auffallendes Nichtstun und Dumm-aus-der-Wäsche-schauen aufzufallen und erreichte schließlich mit einer unbedachten und leider ein wenig zu laut ausgesprochenen Anmerkung auch noch, dass das Blatt sich wendete... aber zum schlechteren. Ehrlich gesagt hatte Arkos bisher noch keine seiner Aufträge als derart unproduktiv und schwach im Vorankommen empfunden. Selbst mit Erial und Esmée war er einfach in das Haus einmarschiert, aber hier? Sie warteten im Grunde nur darauf, dass der Auftrag zu ihnen kam, nicht anders herum. Ausnahmsweise (das kam in letzter Zeit zu seinem Erstaunen öfters vor) konnte er dem etwas entsetzten Blick von Esmée nur zustimmen, aber sie kamen definitiv zu spät um Nico einen Maulkorb zu verpassen. Die Gemüter erhitzten erneut, und Esmée - die ja den Start der Konversation überhaupt angegangen war - versuchte sich erneut um Schadensbegrenzung. Arkos war milde beeindruckt. Entgegen seiner ersten Einschätzung schien Esmée durchaus in der Lage zu sein, zu kommunizieren. Offenbar war es einfach gab es zwischen ihnen nur derart viele Störsignale, dass es einfach nicht funktionierte. Seltsam. Er konnte sich nicht erklären wieso. VIelleicht sollte er mal versuchen, ein paar dieser Störsignale auszuschließen, um ein wenig mehr Ruhe in ihre Beziehung zu bringen... sollte es überhaupt dazu kommen, dass sie noch mehr Aufträge miteinander durchführten. Was, nach Arkos' aktueller Statistik, sehr wahrscheinlich war.

Auftritt: Philip Schimpf. Ein älterer Mann mit gräulichem Haare, ziemlich grader Rücken, Brille, und einer Ausstrahlung von leichter Arroganz und Hochnäsigkeit, zumindest ihnen gegenüber. Er setzte sich also für die Menschen von Alcea ein? Profit durch den Verkauf von Menschen? Der Rotschopf kratzte sich ein wenig irritiert am Arm. Er hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und schüttelte leicht den Kopf, aber auch nicht so sehr, dass es auffiel. Hoffte er. Keine Ahnung, wer dieser Mann war, aber offenbar hatte er entweder Wissen, was die vier Magier nicht hatten, oder er hatte eine ganz klare Agenda. Esmée klärte auf, und Arkos zog überrascht eine Augenbraue hoch. Der Mann kandidierte für den Posten des Bürgermeisters? Jemand wollte diese Aufgabe freiwillig übernehmen? Arkos konnte sich kaum vorstellen, wieso man das überhaupt machen wollte, aber nun, jedem das seine. Ein paar dutzend Leute oder halt ein wenig mehr - er wusste nicht wie groß die Ortschaft hier war - so halbwegs anführen zu können schien ihm doch ziemlich... naja... brotlos. "Das ist richtig", antwortete der Mann und stellte sich ein wenig gerader hin. "Und da dem aktuellen Bürgermeister offenbar jedwedes Ge-spür abhanden gekommen ist, was diese Gemeinschaft betrifft, sollte sehr deutlich sein, wer sich mehr um diese Menschen hier bemüht und kümmert. Es ist eine Schande, wirklich." Er schüttelte den Kopf, bedächtig und traurig. Arkos fand, dass es gekünstelt wirkte. Also... in seinen Augen gab es zwei Möglichkeiten: Entweder sie versuchten, zu dem wahren Bürgermeister durchzudringen oder aber sie versuchten, erstmal aus dem Mann hier herauszubekommen, was er tatsächlich gegen die Bahnstrecke hatte - und ob es alles nur ein politisches Manöver war. Arkos interessierte sich so wenig dafür, was der Bürgermeister von Alcea so tat oder nicht tat, dass ihm beide Optionen als furchtbar... unproduktiv erschienen. Aber ihm fiel einfach nichts anderes ein, und da er nun einmal war, wie er war, entschied er sich für Option Zwei. "Ihr habt uns überzeugt", erklärte der Rotschopf und nickte verständnisvoll. Zumindest gab es sich größte Mühe. "Überall legen sie diese Schienen hin, und wollen, dass man glücklich darüber ist. Wir sind hier, um das zu klären, aber nach Euren Eröffnungen ist klar, dass es hier ein Problem gibt. Wir würden Euch selbstverständlich gerne unterstützen." Er neigte leicht den Kopf nach vorne. "Wäre es möglich, dass Ihr uns ein wenig über die Probleme aufklärt - damit wir eine stichhaltige Argumentation gegen die Bahnstrecke haben? Vielleicht könnten wir uns dafür setzen... der Weg war weit." Der Mann rümpfte wieder die Nase. Es war offenbar, dass er gerne hier vor den Leuten den Dicken machte, aber andererseits schien ihm die Gelegenheit recht zu sein, mehr oder weniger offiziell mit den Magiern zu verhandeln. Das machte ihn doch fast schon zu einem Bürgermeister, oder? "Nun, ich schätze, es könnte nicht schaden, euch die Wahrheit zu sagen...", meinte er und drehte sich auf dem Absatz um. "Folgt mir."



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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptySa 20 Mai 2023 - 0:08


Mit voranschreitender Zeit wurde Mary bewusst, wie grün sie hier hinter den Ohren war - und wie fehl am Platze das Landei überdies in dieser Queststruktur war. Von wegen Questleitung ... Es grenzte an ein Wunder, dass Esmée und Arkos sie nicht schallend ausgelacht hatten, als sie vor ihnen gestanden und diese Position so ernst genommen hatte. Da hatte sich Mary einen Moment lang wichtig gefühlt, so als habe man ihre harte Arbeit für die Gilde erkannt und sie gewürdigt, indem man sie persönlich für einen schwierigen Auftrag ausgewählt hatte, weil sie etwas beizutragen hatte - und dann wurde all dieser Stolz, als diese Selbstsicherheit und all die Gedanken daran, dass sie vielleicht mehr war als ein Kiesel in der Stiefelritze der Hochrangigen mit einem Mal zerstört. Mary hatte es nicht geschafft zu ihren eigenen Leuten durchzudringen, sie hatte es nicht geschafft Nico (den sie besser kannte als die beiden anderen!) im richtigen Augenblick zum Schweigen zu ermahnen und sie hatte lieber nach einem Vertreter gefragt als das Risiko einzugehen, einen Bekannten für sie in die Bresche springen zu lassen. All diese Fehler brannten, und die Wangen der Lichtmagierin glühten rot vor Scham und Enttäuschung über sich selbst. Während die "Erwachsenen" diese Quest in die Hand nahmen, mit den wichtigen Personen sprachen und sich nützlich machten, stand Mary neben Esmée, Nico und Arkos wie bestellt und nicht abgeholt, ungläubig darüber, was sie da hörte.

Es traten nicht unbedingt herausragende neue Erkenntnisse auf den Plan: Der aktuell kandidierende Bürgermeister von Alcea hatte offenkundig zu Gunsten seiner eigenen Wahlquoten dafür gesorgt, dass die eigentlich positive Veränderung einer Zugstrecke nach Alcea zu einer furchteinflößenden Sache verkommen war, welche den Bewohnern Unsicherheit und Angst einflößte. Von solchen Gefühlen konnte man profitieren, indem man sich als derjenige ausgab, der alles wieder in Ordnung bringen würde und zugleich aus dem aktuellen Bürgermeister einen Bösewicht formte. Dies war Politik für Doofe. Und Mary hätte es vielleicht verstanden, wenn sie nicht so beschäftigt damit gewesen wäre einer Illusion von Wichtigkeit nachzujagen und einer Rolle zu entsprechen, die ihr von Anfang an nicht zugestanden hatte. Ein Kloß war im Hals der Jugendlichen entstanden, doch sie schluckte ihn mühevoll herunter und ballte stattdessen die Hände langsam zu Fäusten. War sie nicht derselben Strategie anheim gefallen? Sie hatte gedacht, dass sie etwas Herausragendes war und deshalb die Questleitung erhalten hatte - aber stattdessen war es auch hier nur um Politik gegangen. Die Gildenleitung von Satyrs Cornucopia konnte man zwar schwerlich als bösartig bezeichnen, doch auch sie musste Mäuler stopfen und eine Existenz sichern. Und das ging einfacher, wenn man Züge zu Questorten nehmen konnte, von denen Aufträge hereinsprudelten. Mary war nicht die Leitung dieser Quest - sie war Honig. Honig, dem man dem widerspenstigem Monstrum einer Hinterwäldlerstadt ums Maul hatte schmieren wollen, damit sie aufhörte, sich dem Fortschritt zu entziehen. Sie war nicht hier, weil sie talentiert war. Sie war keine Anführerin wie Esmée, kein kreativer Kopf wie Nico oder hatte die Logik von Arkos - sie war ein hübsches Gesicht, ein naives Landei, eine lokale Person eben. Sie war die Personifizierung dessen, was auch die mit Steinen bewaffneten Leute für Schimpf waren - Legitimation zur Handlung. Seht, wenn lokale Personen auf meiner Seite sind - habe ich dann nicht Recht?

Mary neigte nicht dazu, ihre Gedankenwelt nach außen zu tragen - gerade war es vielleicht gut so. Während in ihrem Inneren also Stürme tobten und sie vor Scham wünschte, dass der Boden sich unter ihr auftat, entspannten sich ihre Hände wieder etwas und strichen das Kleid glatt, das ihr nicht gerade mehr Autorität verlieh. Mit einem leichten Lächeln schloss sie zu Esmée und Arkos auf, überließ den beiden die Führung mit dem Bürgermeister und stellte sich neben Nico, eine Hand an ihre Lippen legend und mit dem Kopf gen Schimpf weisend. In einer Gilde voller Stars war es ihre Aufgabe, als Bühnenbilderin aktiv zu werden. Also winkte Mary der Kutscherin zu, die noch an ihrem Gefährt stand und bedankte sich bei ihr, sorgte dafür, dass Nicolo nicht abdriftete, indem sie einfach dreist das Schlusslicht bildete und ihn zur Not wie ein Hirte das Schaf gen seiner Questpartner treiben würde und hielt entschlossenen Blickkontakt mit den Einheimischen, die sie auf gruselige Art und Weise (und vom Bürgermeisterkandidaten sehr sicher nicht unkalkuliert) durchqueren mussten, obwohl die Blicke ihr auf der Haut kribbelten und sie sich elend fühlte. Sie hörte auch dann nicht auf zu lächeln, als sie ihren Namen durch die Menge flüstern hörte, Wellen schlagend, als hätte jemand einen Stein in einen stillen See geworfen, und sie zuckte nicht einmal, als irgendjemand etwas von "Wie unangenehm für die Baumgardners ..." murmelte. Marys Augen waren nach vorne gerichtet, auf den Weg des Mannes, der ihre Antworten besaß und sie bestritt ihn, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Teils war es, weil sie sich fürchtete, schon wieder ihre Inkompenz zu signalisieren und daher lieber überhaupt nichts Verbales beitrug, teils, weil sie nun einmal gelernt hatte, dass man nicht all seine Gedanken an anderen abprallen ließ. Manchmal war es sinnvoller, einfach nur zu unterstützen. Nicht alle in dieser Gilde voller künstlerischer Genies konnten Pinsel sein; irgendjemand musste als Leinwand herhalten und den Farben die Möglichkeit geben, zu strahlen.


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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptySa 20 Mai 2023 - 13:35


Die ohnehin bereits nicht sonderlich gute Laune Nicos ging nun in den freien Fall über und machte einen Köpper in ein bodenloses Loch. Nicht nur, dass die Motivation dieses toupierten, dressierten Walrosses in vage humanoider Form derart durchsichtig war, dass man verdammt nochmal die Zeitung dadurch lesen konnte, nein, die Leute hier hatten Steine in der Hand. War das wie man hier mit Leuten umging, mit denen man nicht überein stimmte? Oh, die machen nicht wie ich will, denen ziehe ich erst einmal einen Stein über den Kopf. Guter Gedankengang, perfekt, daraus entstanden ganz sicher keine negativen Konsequenzen, nein Sir. Die Hände des Musikers ballten sich zu Fäusten. Wie konnte man derart vernagelt sein. Während Mary mit der Kutscherin sprach, hastete er noch einmal rasch zurück ins Innere des fahrbaren Untersatzes. Lange dauerte es nicht, bis er ohne Taschentuch und mit nur ansatzweise blutiger Nase wieder heraus kam. Und während seine Laune langsam die heißen Erdschichten im bodenlosen Loch erreichte, kochte der Zorn in ihm hoch. Sein Mund öffnete sich bereits, um zuerst Arkos, der ihnen hier gnadenlos in den Rücken fiel, und dann diesem Kretin, in dessen Ahnenreihe sich irgendwo ein Huftier eingeschlichen haben musste, mal derart die Meinung zu geigen, dass man es noch in Maldina ohne Probleme würde mitschreiben können. Aber Mary bedeutete ihm mit einer Geste still zu sein. Nicos Mund klappte wieder zu, während sich seine Finger in die eigenen Handflächen bohrten, dass die Knöchel weiß hervor traten.

Ausnahmsweise einmal völlig still trottete der junge Peralta hoch erhobenen Hauptes hinter den beiden älteren Magiern her. Der Gang wurde ein wenig ungeschickt als er den Kopf drehte und sein bestes gab den Murmler in der Menge alleine per Blick wegzulasern. Der würde seine Worte noch fressen müssen, am besten wortwörtlich, aufgeschrieben auf dem trockensten Papier, ohne Senf. Man konnte nur hoffen, dass diese Amöben nicht den Großteil des Dorfes darstellten, sonst standen bald die Kühe auf der falschen Seite des Zauns, während die Menschen die Weide abgrasten. Nico rammte die Hände in die Taschen seines Mantels, die sich daraufhin zusammen knautschten, weil er innen den Stoff zusammen knüllte. Dieser Schimpf war nicht nur der Clown, er war nicht nur der Circus, er war das gesamte, verfluchte Konzept von Komödie. Eine Witzfigur, die nicht verstand, dass der Witz auf ihre Kosten ging. Nun, noch nicht. Aber bald. Zumindest, wenn es nach Nico ging. Die Frage war natürlich, wie man diesen bukolischen Boliden auf's Kreuz legen konnte. Nun, das Ding mit Anführern war, dass sie etwas zum Anführen haben mussten. Ein König ohne Königreich war eine reichlich traurige Gestalt und im Grunde doch auch nur ein besser angezogener Gewöhnlicher mit seltsamen Hut. Also musste man diese brünett bekranzte Presswurst nur seiner Unterstützungsbasis berauben. Und wie ging das am besten? Natürlich mit Musik, war doch klar. Und vermutlich schadete ein wenig Freundlichkeit auch nicht.

Als schöbe sich die Sonne über den Horizont, glätteten sich die Wogen in Nicos Gesicht. Mit einem Mal war der junge Mann wieder ganz leicht zerstreuter Künstler, schob sich eine Strähne Haare aus der Stirn und lächelte in die Menge. Du musst diese verbohrten Trottel nicht mögen, Nico, und sie müssen dich nur gut genug mögen um zuzuhören. Das war doch zu erreichen. Die kleine Gruppe Magier ließ die Menschenmenge hinter sich, dankenswerterweise ohne durch geworfene Steine verursachte Verletzungen, die mindestens Nico wieder Blut gekostet hätten. Und während Nico unter der Oberfläche derzeit die Vernichtung von Herrn Schimpf in allen Belangen außer dem körperlichen plante, sowie die Entehrung seiner gesamten Blutlinie auf einhundert Jahre in die Vergangenheit und in die Zukunft, beugte er sich äußerlich ein wenig zu Mary hinüber und fragte ungewohnt leise und knapp: "Sag mal, Mary, was war die letzte große Errungenschaft in der Landwirtschaft?"


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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptyMo 29 Mai 2023 - 13:22

Aha – so war das also. So langsam ergab diese ganze Geschichte Sinn. Esmée nickte, die hellblauen Seelenspiegel vollkommen auf Philip Schimpf gerichtet und unterdrückte das Bedürfnis, die rechte Augenbraue weit in die Höhe wandern zu lassen, als der alte Mann gestand, aktuell für die Position als Bürgermeister von Alcea zu kandidieren. Natürlich war es unmöglich, einzig aus diesem kurzen Kennenlernen die pure Wahrheit zu erkennen, aber die Prinzessin hatte zumindest einen Ersteindruck erhalten: Philip Schimpf erzählte den Menschen irgendwelche Dinge, um sie zu manipulieren und sie auf seine Seite zu ziehen. Er befeuerte schamlos die Ängste und Sorgen der Einwohnerinnen und Einwohner der kleinen Stadt, um selbst einen Profit daraus zu schlagen. Und er stellte den aktuellen Bürgermeister ganz offen als Feind dar, der sich angeblich nicht um die Sorgen und Nöte der kleinen Menschen kümmerte, denn dadurch konnte man sich selbst gleich in einem besseren Licht erscheinen lassen. Esmée kannte den amtierenden Bürgermeister nicht, aber das alles erinnerte sie so sehr an ihre Heimat und die schrecklichen Geüchte, die über das Königshaus gestreut worden waren, um deren Macht zu schwächen, dass sie Philip Schimpfs Aussagen einfach nicht glauben konnte. Dieser Typ trug eine Maske und schauspielerte Dinge, um mehr Stimmen einzufangen. Aber wie genau sollten sie das beweisen? Nur kurz sah die 19-Jährige zu Arkos, der das Wort übernahm und sich sogleich auf die Seite von Schimpf stellte. Warte – der Rothaarige und ein verständnisvolles Nicken? Nee, das konnte gar nicht mehr als ein Schauspiel sein, denn Verständnis war generell das Letzte, was der Aurelius besaß. Esmée widersprach daher nicht und war sogar ganz zufrieden, als Schimpf zustimmte. Der Explosionsmagierin lag es so sehr im Blut, das Wort und die Kontrolle an sich zu reißen, dass sie das Unwohlsein von Mary zuerst nicht bemerkte. Erst als das Grüppchen losging und sie ein gemurmeltes “Wie unangenehm für die Baumgardners…“ aus der Menschenmenge hörte, horchte die de Bosco auf und sah endlich zu der Jüngeren. Mary ließ sich zwar nichts anmerken – ihr Blick war geradeaus gerichtet, die Röte, die eventuell zwischendurch auf ihren Wangen geglüht hatte, war verschwunden. Und doch… Esmée hatte die Baumgardner auf der vergangenen Quest bereits kennengelernt, hatte zumindest einen kleinen Einblick bekommen, was so alles im Köpfchen des jungen Mädchens vorging. Die Aura, die Mary just in diesem Augenblick verströmte, war anders. War sie verunsichert? Hätte Esmée sich etwa mehr zurückhalten sollen? Nein, das wäre nicht der richtige Weg gewesen. Die 19-Jährige beobachtete Mary noch ein wenig länger, entschied sich dann allerdings dagegen, das hier, inmitten der Quest und vor allen Personen, anzusprechen. Vielleicht brauchte Mary auch einfach ein bisschen Zeit für sich, um die Eindrücke zu verarbeiten und für sich selbst aus den Erlebnissen zu lernen – das war ein Schritt, bei dem einem eben nur bedingt geholfen werden konnte.

Alcea an sich zeigte sich genau so, wie Esmée das Örtchen in Erinnerung behalten hatte: Überall blühten Blumen in den verschiedensten Formen und Farben, säumten die Beete, Balkone und zum Teil sogar die Fassaden der Häuschen. Die Häuser an sich waren alle recht ähnlich gebaut, in eher bescheidener Größe, doch die Fassaden erstrahlten in verschiedenen Farbtönen, als wollten sie das bunte Blumenmeer in der Stadt ergänzen und ein frühlingshafter Duft schwebte in der Luft. Die de Bosco merkte sofort, warum sie Alcea bereits bei ihrem ersten Aufenthalt direkt ins Herz geschlossen hatte… was ihre Antipathie gegenüber Philip Schimpf nur zusätzlich verstärkte. Wie konnte dieser alte Mann diesen wundervollen Ort und die Menschen, die hier lebten, so sehr manipulieren? Esmée hatte fest vor, ihm das Handwerk zu legen. Jemand, der nur dadurch Wählerstimmen gewann, dass er andere Menschen verunglimpfte, konnte kein guter Anführer sein. “Wartet kurz hier, ich gebe meiner Frau Bescheid, dass wir Besuch haben.“ Die Stimme des Grauhaarigen riss Esmée aus ihren Überlegungen. Die Magier befanden sich in einer Seitenstraße des Stadtzentrums und vor ihnen erstreckte sich ein wunderschöner Vorgarten, dessen Rasen perfekt getrimmt war und die Beete, die den gepflasterten Weg zur Haustür flankierten, sahen wie gemalt aus. Hier gab es absolut kein Blatt, das es wagte, aus dem allgemeinen Muster herauszubrechen, nichts wurde dem Zufall überlassen… Esmée war im gleichen Maße beeindruckt wie auch etwas schockiert. Philip Schimpf verschwand in das Haus, das ebenso gepflegt wirkte wie der gesamte Außenbereich und sich interessanterweise hinsichtlich der Größe ein wenig mehr von den Häusern rechts und links abhob. Ein Zeichen dafür, dass dieser Mann ziemlich vermögend war? Jetzt, wo die Magier nochmal unter sich waren, wandte sich Esmée an ihre Kollegen: „Ich bin mir sicher, dass dieser Mann ganz bewusst mit den Ängsten und Sorgen der Menschen spielt, um sich die Wählerstimmen zu sichern. Er hetzt gegen seinen Gegner, da es der einfachste Weg ist, um sich selbst besser darzustellen. Ich glaube, er trägt nur eine Maske in der Öffentlichkeit und er nutzt die Sache mit dem Schiennetz nur für sich aus.“ Die Prinzessin hatte ihre Stimme gesenkt und achtete darauf, dass Schimpf noch nicht zurückgekehrt war. Aber bisher waren die Magier immer noch unter sich, weshalb sie fortfuhr: „Wir müssen ihn irgendwie dazu bringen, seine Maske fallen zu lassen. Und dann müssen wir dafür sorgen, dass es andere Menschen aus der Stadt mitbekommen…“ Und das würde vermutlich der schwierigste Teil werden. Wie sollten sie die Leute von Alcea zu diesem Haus locken? Und dann auch noch so, dass Philip Schimpf es nicht mitbekam? Esmée dachte bereits darüber nach, aber da öffnete sich die Haustür erneut und eine ältere Dame erschien im Eingangsbereich. Sie lächelte, aber es war ein Lächeln, das ihre Augen nicht erreichte. Esmée fühlte sich gemustert, ehe die ältere Dame die Lippen endlich öffnete: “Ich habe uns einen Tee aufgesetzt. Philip ist schon einmal in unser Empfangszimmer vorgegangen. Kommt doch gerne herein.“ Empfangszimmer? Hm. Was man so alles besaß, wenn man Bürgermeister werden wollte...

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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptyFr 9 Jun 2023 - 18:40


Arkos Aurelius | Plotquest: Southern Pride # 6 | @Mary @Nico @Esmée | Outfit
So war Arkos halt: Wenn er auch nur den Hauch von einem Gefühl bekam, dass ihm etwas nicht schnell genug voran ging oder die Quest zu stocken schien, nahm er die Fäden in die Hand - nicht unbedingt immer zum besseren Ergebnis, aber stillhalten und -sitzen konnte der Schmied furchtbar schlecht. Er war auch nicht sonderlich reflektiert was diese Angewohnheit anging - dass Mary sich davon überrumpelt fühlen könnte, nun, das kam ihm in diesem Moment nicht mehr in den Sinn. Es war schon ein, zweimal vorgekommen, dass ihm diese Eigenschaft ein wenig in die Bredouille gebracht hatte, aber wirklich schiefgegangen war auch noch nichts. Der Rotschopf war zum Glück nicht kopflos. Nur ein wenig ungeduldig. Insofern hatte er seine Kollegen auch nicht wirklich in seinen Plan eingeweiht, schließlich war dafür auch überhaupt keine Zeit gewesen. Es war eine unwillkürliche Entscheidung gewesen, Herrn Schimpf angeblich zu glauben und zu versuchen, diesen Hinweis ein wenig mehr zu folgen. Es mochte ein falsches Gefühl sein, aber sein Gefühl sagte ihm... dass der Bürgermeister auch nicht so recht helfen konnte. Diese Menschen hier waren definitiv nicht beeinflusst von dem Bürgermeister, sondern von Herrn Schimpf. Oder wie er sich halt schimpfte. Ihm fiel nicht auf, dass die Menschen murmelten und tuschelten, und auch nicht, dass Mary still und leise hinterhertappte, gefolgt von Nico, der sich eng bei seiner Freundin hielt. Der Rothaarige nahm zwar wahr, dass Esmée ein wenig zwischen ihm und dem Mary-Nico-Gespann unterwegs war, aber seine Aufmerksamkeit lag im Moment halt eher bei diesem seltsamen Mann, der sich gegen die Bahnstrecke aussprach... und damit gegen den Fortschritt und vor allen Dingen der Möglichkeit, sich ein wenig der Welt zu öffnen. Es musste einen Grund haben.

Das Haus, was sich ihnen offenbarte, war... kurios. Kurios perfekt. Arkos konnte sich nicht entsinnen, jemals einen Vorgarten gesehen zu haben, der in dieser Perfektion in Zaum gehalten wurde. Der Schmied war zwar kein sonderlicher Blumenfreund oder -kenner, aber ihm fiel durchaus auf, dass die Symmetrie dieses Gartens nicht einmal durchbrochen wurde. Kaum hatte sich der Bürgermeisterkandidat verabschiedet, wisperte Esmée in zorniger Erregung ein paar Dinge, auf die Arkos in dem Sinne noch nicht einmal gekommen war. "Du denkst, er hat überhaupt keinen Grund - außer das?" Arkos kratzte sich am Kopf. Das mochte wohl stimmen, aber irgendwoher musste doch die Neigung stammen, oder? Aber wie die Menschen aus Alcea mitbekommen sollten, dass Schimpf nur eine Scharade war, wusste er auch nicht. Das war definitiv nicht seine Stärke - er hätte dem Kerl wahrscheinlich Fragen gestellt, bis irgendetwas dabei herausgekommen war. Erst, als sich eine ältere Dame zeigte, fiel ihm auf, dass Mary und Nico noch immer relativ... still vor sich hinexistierten. Sein Blick streifte die beiden einen Moment. Die beiden waren definitiv eher der Schlüssel zu den Menschen hier als er oder Esmée. Nachdenklich strich er sich die Haare aus dem Gesicht, während die Frau nun ein Stück beiseite trat und ihnen den Weg freihielt. Ehrlich gesagt war das hier alles nicht so wirklich seine Stärke. So wenig er von Esmées gelegentlichen... ähm... 'Ausfällen' hielt, sie hatte bereits zwei, dreimal ein gewisses Geschick beim Umgang mit Menschen bewiesen. Höchstens getrübt von ihrer Hochnäsigkeit, aber naja... jedenfalls traute er seinen Kollegen es mehr zu, sich hier um Informationen zu kümmern. Wenn sie denn wollten. "Haltet die Augen offen", murmelte er seinen Kollegen also zu... und fand sich kurze Zeit später in einem picobello aufgeräumten und gesäuberten Haus wieder. Die Fließen auf dem Boden waren derart glänzend, dass er ein wenig Angst hatte, sie zu beschmutzen, aber die ältere Frau lächelte nur ausdruckslos und winkte sanft ab. "Oh, bitte keine Scheu. Gäste sind stets willkommen." Es gab wirklich nichts, was hier auffiel... bis auf einige Bilder, die sorgsam drapiert auf einem Sekretär standen. Aber auch diese halfen nicht weiter (fand Arkos), sodass er der Frau durch die beinahe als weitläufig zu bezeichnenden Gänge folgte. Nun, Herr Schimpf hatte offenbar Moneten. Frage war, woher hatte er diese Moneten. "Es scheint, Euer Gemahl scheint im Dorf hohes Ansehen zu genießen", merkte der Rotschopf beiläufig an, und ein leises, gekünsteltes Kichern folgte. "Ja, das ist wahr. Er ist nun einmal ein sehr charismatischer Mensch mit einem großen Herzen." War das so? Für Arkos schwer einzuschätzen. Er warf einen Blick zurück, als die Frau gerade nicht hinsah, und formte in Richtung seiner Kollegen die Worte 'großes Herz?' - und wollte damit wohl sagen, dass es etwas anderes an Herrn Schimpf geben musste, was groß war. Vermutlich seine Geldbörse.

Im Empfangszimmer angekommen eröffnete sich ihnen ein achteckiger Raum (was Arkos noch nie zuvor überhaupt gesehen hatte), an dessen Wänden große Bilder hingen. Sehr große Bilder, jedes mit einer Kantenlänge, die locker Arkos' Körpergröße entsprach. Darauf war ein Mann abgebildet, der an Philip Schimpf erinnerte... entfernt. Eine weitaus attraktivere Variante, anscheinend. Der Rotschopf warf einen Blick auf die Gemälde und runzelte leicht die Stirn... Herr Schimpf, wie er eine Kutsche reparierte, Herr Schimpf als Kutschführer... Herr Schimpf, stolz vor mehreren Kutschen stehend. Und ein Spot an der Wand war noch frei. Nun ja, wer ließ sich schon nicht Selbstbildnisse in Übergröße anfertigen, das sprach ja kein bisschen von Größenwahn. Ein Räuspern tönte durch den Raum, und der Mann höchstpersönlich saß dort an einem ebenso achteckigen Tisch und deutete auf die vier Stühle, die ihm mehr oder weniger gegenüber standen. "Danke, Constanze. Bitte serviere doch gleich den Tee und das Gebäck. Die Gäste möchten helfen, die Pläne für diese unsägliche Bahnstrecke abzuschaffen." Die Frau nickte und neigte leicht den Kopf - und verschwand lautlos. Gehorsam war Frau Schimpf zumindest, auch wenn ihr Blick sehr musternd war. Was fiel Arkos sonst so auf? Ein paar kleinere Bilder auf einer Anrichte, von denen eines ungewöhnlich aussah... weil es weggedreht war vom Betrachter. Daneben Herr und Frau Schimpf, und daneben das Bild eines stolzen Rosses. Ein paar ausgewählte Blumen, aber ansonsten? Es war die Art Einrichtung, die entstaubt werden musste, und zwar täglich, damit sie so aussah. Denn nützlich war in diesem Zimmer hier beinahe gar nichts. "Vielen Dank für ihre großzügige Einladung." Die Stimme von Arkos klang recht förmlich, als er sich den angebotenen Platz nahm. "Herr Schimpf, wer ist denn überhaupt auf die Idee mit dieser Bahnstrecke gekommen?"



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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptySo 18 Jun 2023 - 12:27


Trotz der Unruhe in ihrem Inneren blieb Mary still. Sie hatte schon in ihrer Kindheit gelernt, keine zu großen Umstände für ihre Mitmenschen zu machen. Mit zwei recht chaotischen jüngeren Brüdern gesegnet, hatten ihre Eltern oft genug Probleme, diese in Zaum zu halten. Und dank des recht traditionellen Rollenbilds, das in den kleineren Orten Süd-Fiores herrschte, war sie eben natürlich in die Rolle des "braven Mädchens" gefallen. Wenn ihre Brüder tobten, dann hatte man sie gelobt, wie erwachsen sie doch schon war, und wenn sie sich elend fühlte, dann hatte sie eine Möglichkeit gefunden, ihre Gefühlswelt selbst und für sich aufzudröseln. Zumindest Esmée und Nico hatten schon erlebt, dass Mary keiner von den Menschen war, die über ihre Probleme sprachen und hofften, sich durch einen guten Zuhörer Ratschläge einzuholen. Ihre Schweigsamkeit sprach also tatsächlich weniger von Überforderung und war Arkos in seinem Denken ähnlicher als den beiden Questpartnern, die Mary als deutlich emotionaler und impulsiver einschätzte. Etwas war in ihrem Inneren nicht in Ordnung, also musste es repariert werden. Als Tochter eines Schmieds wusste sie, dass sich auch mit einem verbogenem Metall noch viel anstellen ließ - und wenn es nicht willig war, dann musste es eben wieder in Form geklopft werden.

So ließ Mary die heiße Wut nicht in ihr Herz, die aufflammte, als sie an diesen Schimpf dachte. An die Menschen, die sich von ihm beeinflussen ließen und die geflüsterten Worte über ihre Familie. Sie watete durch die Menschenmenge wie durch ein Meer aus Haien und war entschlossen, nicht einen Tropfen Blut im Wasser zu hinterlassen. Lächelnd und schweigsam, das Bildnis purer Höflichkeit, folgte sie ihrer Gruppe in das Städtchen, das sie zum Teil zu ihrer Heimat zählte. In sonnigen Momenten mochte man Assoziationen zwischen dem normalerweise fröhlichen Gemüt der Baumgardner und ihrem Herkunftsort ziehen - die bunt leuchtenden Fassaden der Häuser, das Blumenmeer. Die Freundlichkeit, die einem beim Betreten des Hauses entgegenschlug. Alcea war ein Synonym für Süd-Fiore, aber auch für alle Dinge, die an diesem Teil des Königreiches falsch waren. Hier achteten die Leute auf ihren Eindruck nach außen, denn in den kleinen Gemeinden gab es immerzu eine stark ausgeprägte Gerüchteküche. Man konnte schnell in die offenen Herzen der Menschen dringen, doch auch ebenso schnell in Ungnade fallen - manchmal musste man nicht einmal etwas dafür tun, wenn sich eine einflussreiche Person entschied, einen nicht zu mögen. Gerüchte waren wie Fliegenpapier - irgendetwas blieb immer daran kleben.

Mary antwortete Nico nicht auf seine Frage zur Landwirtschaft. Stattdessen zeigte sie auf die vielen Blumen und Felder, die Windmühlen, die Getreide mahlten und die Bauern, die Nahrung für das Königreich produzierten. Sie lächelte aber auch, sanft und fröhlicher als zuvor, weil im Gegensatz zu ihr die Missbilligung des Peralta nach außen zu spüren war. Als sie auf die Straßen einbogen, hob sie eine Hand und legte sie auf seine Schulter, drückte kurz. Und ging dann weiter zum Haus des Möchtegernbürgermeisters. Sein penibel gepflegtes Haus mit der polierten Fassade und dem perfekt getrimmten Rasen passte zu den Eindrücken, die sie bisher von Schimpf erhalten hatte. Er achtete offenbar sehr auf seine Außenwirkung. Dass es deshalb kaum Wildwuchs und bienenfreundliche Blumen gab, ließ noch viel mehr Interpretationsspielraum zu. Mit skeptischem Blick beäugte Mary das sich ihr eröffnende Bild, dann ließ man sie alleine und Esmée fasste zusammen, was auch Mary schon vermutet hatte, auch wenn sich die Indignation der Baumgardner noch in Grenzen hielt. Goldene Augen huschten von Esmée zu Arkos und sie verblieb still, auch wenn sie Letzterem insgeheim zustimmte. Es mochte sein, dass es wahrhaft böse Menschen in dieser Welt gab, doch Mary hatte Probleme damit, dies zu glauben. Sicher konnte Schimpf aus bloßem Machthunger handeln, aber ein Teil der Lichtmagierin weigerte sich, diese pure Niederträchtigkeit in ihrem Heimatort zu akzeptieren. Nein, Schimpf brauchte noch einen anderen Grund, da hatte der Schmied schon Recht ... Auch stimmte Mary nicht damit überein, dass man ihn bloßstellen sollte. Sie mussten diesen Grund finden und ihn überzeugen - alle Probleme ließen sich schließlich durch ein aufrichtiges Gespräch und ein reines Herz lösen, nicht wahr?

Mary folgte weiter und schwelgte derweil in ihrer Naivität. Erst, als sie die Frau erblickte, hob sich eine Braue dezent in die Höhe, was man aber nicht sah, da sie kleiner als all ihre Umstehenden war und sich halb hinter Nico und Arkos hielt. Als empathischer Mensch, der sich selbst zwar nicht gerade eine blühende Gefühlswelt erlaubte, aber ihr ganzes Leben gelernt hatte, die Gefühle anderer zu waten, spürte sie sofort, dass etwas mit dieser Frau nicht stimmte. Sie lächelte nicht ganz, und sie musterte so aufmerksam, dass Mary nicht wusste, ob ihr Gegenüber Angst vor ihnen hatte oder misstrauisch war. Offenbar steckte diese Frau (Mary vermutete, dass Schimpf vermutlich zu "wichtig" war, um sich um den Haushalt zu kümmern) eine ganze Menge Arbeit in das Zuhause. "Ein wirklich schönes Heim haben Sie hier, Frau Schimpf. Kümmern Sie sich ganz alleine um alles? Beeindruckend ..." Während bei Arkos Frage nach den positiven Qualitäten ihres Mannes noch ein einstudiertes Kichern folgte, zögerte Frau Schimpf einen Moment lang. Mary meinte einen Sprung in der Fassade der Frau zu erkennen, als ehrlicher Stolz in ihrem Gesicht aufflammte. "Ganz Recht! Danke für die netten Worte, junges Fräulein ..."
"Mary", fügte die Lichtmagierin hinzu, nicht bemerkend, dass sie das Schlusslicht bildete. Sie senkte ihre Stimme etwas und hob die Mundwinkel noch ein Stückchen mehr an. Erneut glitt der Blick der Frau in den Rücken ihres Gemahles. Sie zögerte, als dieser gönnerhaft die Türen in den Empfangssaal aufstieß, und hauchte dann ein leises, fast schon verschwörerisches "Constanze" in ihre Richtung. Mary nickte.

Beim Betreten der eckigen Kammer fiel Marys Blick auf die Statusobjekte, denn mehr war es nicht, und blieb einen Moment stehen. Für Außenstehende mochte sie aussehen, als würde sie all das angemessen ehrfürchtig bewundern, doch in Marys Innenleben klickten gerade Zahnräder ineinander. Diese Bilder. Ihre Augen huschten über ihre Questpartner, dann zu Schimpf. Natürlich. Deshalb hatte sie solch ein eigenartiges Gefühl gehabt, als sie ihn gesehen hatte. Sie hatte noch nie persönlich mit ihm zu tun gehabt, aber gewiss hatte sie schon einmal von ihm gehört, oder besser, von ihm gelesen. Ihr Vater hängte seine Auftragsdiagramme gerne einmal in der Werkstatt auf, damit er sie nicht mit schmierigen Händen anfassen musste, wenn er an etwas arbeitete und sie erkannte nun plötzlich den Namen. Radachsen, Türgriffe, Hufeisen ... Erst als Constanze aufgefordert wurde, ihnen bald die Leckereien zu servieren, glitt Mary wieder in die Realität zurück und setzte sich brav wie aufgefordert auf ihren Stuhl. Die Hände verschränkte sie dabei im Schoß, ordentlich sitzend, und die Augen ruhten gänzlich auf ihrem Bürgermeisterkandidaten. Arkos riss ohne große Umschweife das Wort an sich, was Mary ganz gelegen kam, denn sie beschloss, genau zuzuhören und den Verdacht zu bestätigen, der in ihrem Inneren aufgekeimt war. Plötzlich fühlte sie sich nicht mehr so schrecklich fehl am Platz - sie hatte tatsächlich einen Plan.
"Nun, der Ausbau des Schienennetzwerks scheint ein Anliegen zu sein, was das Königreich überspannt. Der amtierende Bürgermeister befindet sich offenbar in Diskussionen mit Maldina Town, die Anbindung Alceas mit dem Rest des Südens zu verbessern. Das Ganze ist nichts Anderes als ein Angriff auf unsere Lebensart, müsst ihr wissen. Es stimmt, dass Alcea eine Stadt der Touristen ist, doch ihr habt ja unser wunderschönes Stadtbild gesehen, nicht wahr? Diese unsägliche Schienenarbeit wäre ein Makel in unserer Stadt, davon ab bevorzugen es Alceer nicht mit Zügen zu reisen. Es passt nicht in unseren Alltag. Die meisten hier bevorzugen anderes Gefährt ..."
"Kutschen?" Mary wusste selbst nicht, was in sie gefahren war, doch diese Selbstbeweihräucherung Schimpfs hatte die Baumgardner tatsächlich angetrieben, das Wort zu ergreifen. Einen Moment lang schien Schimpf irritiert und beleidigt, dass er unterbrochen worden war, doch als der Inhalt des Wortes zu ihm durchgedrungen war, veränderte sich die Miene des Möchtegernbürgermeisters zu einem süffisanten Lächeln. Bevor er antworten konnte, setzte Mary mit freundlicher Stimme hinterher: "Sie besitzen doch das größte Kutschengewerbe hier in der Gegend, nicht, Herr Schimpf? Wenn nicht sogar das Größte im ganzen Süden ..."
Es war offensichtlich, dass diese Aussage dem Mann noch weiter schmeichelte. Die Tür zum Empfangssaal öffnete sich und Constanze trat an den Tisch. Ein teuer aussehendes Teeservice und eine Etagere mit Gebäckstücken (natürlich selbstgebacken) wurde auf dem Tisch verteilt. Mary erhob sich vom Stuhl, um in reflexartiger Selbstverständlichkeit beim Verteilen des Geschirrs zu helfen. "Hoho, nun, ob es wirklich der ganze Süden ist? Ich weiß ja nicht ..." Ein verstohlener Blick ging zum leeren Platz neben den Kutschengemälden.


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Zuletzt von Mary am So 18 Jun 2023 - 20:52 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptySo 18 Jun 2023 - 13:29


Mit jedem Schritt weiter in dieses perfekt manikürte Paradies der Kleinbürgerlichkeit machte Nicos Herz einen Sturz im freien Fall. Da half auch die beruhigende Geste von Mary nichts. Ungewöhnlich still lächelte er Arkos auf dessen Blick zu den Jungmagiern nur zu und nickte beifällig auf Esmées Worte. Gleich darauf flutschte sein Blick aber schon wieder in Richtung Umgebung. Der Rasen hatte ganz sicher bislang weder trampelnde Kinderfüße noch irgendeine andere Art der Zerstörung gesehen. Die Blumen standen in Reih und Glied wie bunte Soldaten während einer Parade. Irgendwer hatte die Fensterläden abgewischt, beidseitig. Die Pforte zur Hölle öffnete sich und ließ die Gruppe in das Innere des Hauses. Das Sonnenlicht, das bisher so angenehm seine braunen Haare gewärmt hatte, verging. Von den Fliesen hätte man locker essen können, so blitzblank waren sie. Man hätte das Gebäude mit der ganz großen Lupe durchkämmen können und würde vermutlich nicht einmal ein verirrtes Staubkorn finden. Es war jene Art von Ort, an den Träume und Hoffnungen gingen um zu sterben. Nico schluckte schwer. Es fühlte sich an als wäre sein Adamsapfel auf die Größe einer Melone angeschwollen. Halb erwartete er, dass gleich scharfe Worte wie ein Peitschenknall durch das Haus trieben um ihn zu ermahnen nicht weiter seine Zeit mit diesem ganzen Gildenkram zu verschwenden. Unstet huschte sein Blick umher, suchte nach Fluchtmöglichkeiten. Einfach durch das Fenster werfen? Tat bestimmt ziemlich weh. Außerdem konnte er nicht weg. Die Regeln der Gastfreundschaft waren bindend und gaben schwerere Fesseln ab als Kette und Ball aus Stahl. Mehr als ein bröckelndes Lächeln hatte der junge Peralta dementsprechend nicht für Herrn und Frau Schimpf übrig.

Kaum in dem eckigen Zimmer mit den ganzen Gemälden angekommen, murmelte Nico eine leise Entschuldigung. Irgendwas davon, dass er gerne den wunderschönen Garten noch ein wenig mehr betrachten wolle oder sowas. Im Grunde war es kaum zu verstehen, aber die Tonlage alleine reichte hoffentlich aus, um die Intention zu vermitteln. Mit hastigen Schritten, die Länge des Zimmers nur allzu rasch nehmend, postierte er sich vor dem Fenster und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Der Garten draußen stand in voller Blüte. Die weißen Steine, die als Beetbegrenzungen dienten, schienen in der Sonne gradezu zu leuchten. Und trotzdem war er tot. Irgendwer hatte den kleinsten Funken Unberechenbarkeit genommen und ihn zerquetscht. Vermutlich ging Herr Schimpf mit dem Lineal die Grashalme lang und säbelte alle weg, die nicht mit der Länge konform gingen. Das Gespräch hinter ihm ging im Meeresrausch in seinen Ohren völlig unter. Vermutlich hätte man grade ein Mordkomplott gegen das Königshaus planen können ohne, dass er auch nur mit der Wimper gezuckt hätte. Unter Einsatz tiefen Durchatmens kam Nico sehr langsam wieder herunter. Seine Augen huschten nicht mehr umher, stumpften stattdessen ab. Die Lider senkten sich halb herab, was wunderbar zu den Augenringen passte. Spiel deine Rolle, Nico, wenigstens für den Moment. Er war Nicolo Peralta, Jungmagier von Satyrs Cornucopia. Und ein Gildenmagier ließ sich nicht so leicht verunsichern oder unterkriegen. Auch nicht von tumben Kleingeistern. Der junge Mann streckte den Rücken wieder durch, die Hände hinter dem Rücken griffen fester zu.

Arkos hatte gesagt, dass sie die Augen offen halten sollten. Also würde er das auch machen. Dieses Mal nicht panisch, sondern vielmehr aufmerksam suchend, ließ er den Blick über die Umgebung schweifen. Eines der Bilder in den furchtbaren silbernen Rahmen auf der Anrichte neben dem Fenster stand falsch herum. Mit dem Gesicht zu ihm und nicht wie der Rest mit dem Gesicht gen Zimmer. Der junge Mann gab ein amüsiertes Schnaufen von sich, bevor er in Richtung des Bildes linste. Zwei ältere Männer, augenscheinlich sehr vergnügt miteinander sprechend, waren darauf abgebildet. Dem Hintergrund nach zu urteilen war das Bild in diesem Haus entstanden, auch wenn Frau Schimpf nirgends zu sehen war. Einer der beiden war definitiv Herr Schimpf, auch wenn er dem Haaransatz nach zu schließen ein paar Jährchen jünger war. Der andere Mann war Nico unbekannt, aber verwandt waren sie vermutlich nicht. Jemand, mit dem sich der werte Herr Schimpf zerstritten hatte? Auch wenn die Person offenbar noch wichtig genug war, dass man das Bild nicht einfach in den Müll warf. Der junge Peralta zwang sich ein Lächeln ins Gesicht, bevor er einen Schritt nach hinten machte und sich vor der Anrichte aufstellte. Den Kopf erhoben, als würde er eines der Bilder an der Wand betrachten, auf dem Herr Schimpf angestrengt das Rad einer Kutsche auswechselte, senkte sich der Blick auf die kleinen Bilder herab. Frau Schimpf vor einem gewaltigen Blumenstrauch. Herr Schimpf, lachend, in einer zweirädrigen Sportkutsche. Die beiden sitzend in einer Hollywood-Schaukel mit beblümten Dach, deutlich jünger. Hier war zu sehen, was gesehen werden sollte. Nicht, was wirklich war. Nico steckte die Hände in die Manteltaschen und rückte seinen Geigenkasten mit dem Ellenbogen zurecht. All das hier war Kulisse. Wenn man die wahre Natur der beiden haben wollte, musste man sich woanders umsehen und umhören. Außerdem galt es herauszufinden, wer die andere Person auf dem umgedrehten Bild war und warum er in Ungnade gefallen war. Vorsichtig drehte sich Nico um, achtete darauf nichts mit dem Geigenkasten abzuräumen. Sein Blick galt nun wieder der Tür nach draußen. Er musste hier raus. Aus vielen Gründen.


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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
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Beeindruckt fasste den Gemütszustand der Prinzessin wirklich perfekt zusammen. Esmée sah in den blank polierten Bodenfließen des Hauses ihr eigenes Spiegelbild aufblitzen und fragte sich, wie viele Stunden an Arbeit das gekostet haben musste. Selbst der gesamte Putztrupp in den Palästen von Bosco hätte für so eine Arbeit sicherlich einen ganzen Tag benötigt. Scheinbar gab es in diesem Haus nur zwei Bewohner und irgendwie bezweifelte Esmée, dass der Bürgermeisterkandidat sich auf den Boden hockte und die Fliesen schrubbte. Also musste Frau Schimpf das alleine machen? Nie im Leben gab es irgendeine Person auf dieser Welt, die das freiwillig und mit Freude tat… und jetzt, wo die Explosionsmagierin Frau Schimpf genauer betrachtete, meinte sie auch, so etwas wie Resignation in dem Gesicht der Dame zu erkennen. Leider gab es keine Möglichkeit, um das direkte Gespräch mit Frau Schimpf zu suchen, denn ihr Mann war ständig anwesend und offensichtlich war er es, der die Gespräche führte, während Frau Schimpf die Dekoration sein sollte. Doch der 19-Jährigen entging der kurze Blickwechsel zwischen Mary und Frau Schimpf nicht, genauso wie die Worte, die sich beide Frauen in einem scheinbar unbeobachteten Moment zuflüsterten. Hm. Man mochte Esmée viele negative Dinge nachsagen, aber sie hatte durchaus einen Blick für Details, wenn es darauf ankam – als Prinzessin eines Königreiches musste man das auch haben. Mary schien sich sehr schnell und sicher die Sympathie von Frau Schimpf gesichert zu haben. Ob die Magier das vielleicht noch zu ihrem Vorteil einsetzen konnten?

Sobald es erlaubt war, ließ sich Esmée auf einen der Stühle sinken und ließ den Blick der hellblauen Seelenspiegel aufmerksam durch den Raum schweifen, in den sie geführt worden waren. Weder entgingen ihr die riesigen Wandgemälde (okay, es war auch unmöglich, diese Dinger nicht zu sehen), noch die Informationen, die ihnen die Bilder gaben. Kutschen? Na, so langsam wurde doch ein Schuh aus der ganzen Sache. Mary verbalisierte eben diesen Verdacht und schmückte es noch weiter aus: Herrn Schimpf gehörte das größte Kutschengewerbe der Gegend? Witzigerweise war es nicht die Erkenntnis, bezogen auf die Quest, die Esmée nach den Worten sofort in den Sinn kam, sondern… Oh Gott. Die junge Frau blinzelte und ihr Herz setzte einen Moment aus. Gehörten Herrn Schimpf dann auch die Kutschen, mit denen sie einst gefahren, für deren Fahrt sie aber nie auch nur einen Jewel bezahlt hatte? Sie dachte an ihre Fahrt mit Ravinuthala und Knox, genauso wie die Fahrt nach Heather Town und die Auseinandersetzungen, die sie mit den Kutschfahrern gehabt hatte… schuldete sie also indirekt Herrn Schimpf Geld?! Okay, nicht gerade die besten Voraussetzungen, um hier gute Ergebnisse zu erzielen… die junge Frau schüttelte innerlich den Kopf und maßregelte sich selbst. Konzentration!, ermahnte sich Esmée und sammelte sich. Welche Informationen hatten sie? Herr Schimpf besaß ein großes Kutschengewerbe, auf das er ziemlich stolz war. Es war logisch, dass eine Bahnstrecke nicht gerade förderlich wäre für so ein florierendes Gewerbe und die Monopolstellung von Kutschen als Gefährte gefährdete. Aber das zu beweisen war gar nicht so leicht. Sie brauchten jemanden, der offen über die wahren Umstände hinter der Hetzjagd berichten würde. Esmée dachte noch darüber nach, wie sie die benötigten Informationen unauffällig aus Herrn Schimpf kitzeln konnten, da wurden ihre Gedanken jäh von einem zornigen „Constanze! Pass doch auf!“ unterbrochen. „Entschuldige“, murmelte die Beschuldigte und wischte mit einer Serviette sorgfältig über den Tisch, auf dem die Frau einen kleinen Schluck Tee verschüttet hatte. Esmée sah zuerst zu der Frau, dann zu Mary und schlussendlich zu Nico, der am Fenster des Zimmers stand und stoisch zur Ausgangstür starrte. Warte! Das war die Idee! „Nico, geht es dir immer noch nicht gut?“, fragte die Prinzessin, einem spontanen Gedanken folgend und darauf hoffend, dass der Peralta entweder mitspielte oder einfach nichts sagte. Beide Optionen waren der Dunkelhaarigen recht. Die de Bosco wandte sich an Herrn Schimpf und neigte entschuldigend den Kopf. „Nico wurde auf dem Weg hierher ein wenig flau im Magen. Vielleicht kann Ihre Frau ihm den hübschen Garten zeigen? Ein bisschen frische Luft täte ihm sicherlich gut.“ An Mary gewandt fuhr Esmée fort: „Und Mary, würdest du die beiden begleiten?“ Oh bitte, sie mussten jetzt alle mitspielen. Es war die beste Möglichkeit, um Herrn und Frau Schimpf voneinander zu trennen und mit ein wenig Glück schafften es Mary und Nico, so in ein vertrauliches Gespräch mit der Frau einzusteigen. „Oh, also…“, begann Herr Schimpf, aber Esmée kam ihm mit einem sanften und gänzlich unschuldigen Lächeln zuvor. Sie deutete auf sich selbst und Arkos: „Wir bleiben selbstverständlich hier und würden uns wirklich freuen, wenn sie uns noch ein wenig mehr von Ihrem beeindruckenden Gewerbe erzählen könnten. Was sind das denn für Gemälde? Und sagen Sie, was ich schon immer wissen wollte: Worauf kommt es bei einer hochwertigen Kutsche denn an?“ Der Plan der Prinzessin ging auf: Allein das Wort Kutsche sorgte dafür, dass Herr Schimpf seine Frau gänzlich vergessen hatte. Gelegenheit für Mary und Nico, gemeinsam mit Frau Schimpf nach draußen zu verschwinden.

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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptySo 16 Jul 2023 - 22:50


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Arkos  hatte sich wirklich größte Mühe gegeben, diese Einladung irgendwie zu nutzen, um möglichst viele Informationen auf einen Schlag zu bekommen. Aber auch seine Kollegen hatten auf ihre Art und Weise angefangen, sich mit der Umgebung vertraut zu machen, und das fand er... ziemlich gut. Der Rotschopf war sogar irgendwie froh, dass er nicht alleine in dieser Umgebung war. Ehrlich gesagt war sie ihm nicht sonderlich geheuer. Er war vermutlich noch nie in einer derart sauberen Umgebung unterwegs gewesen, und allein die Tatsache dass durch den Gang durch das Haus bereits wieder Fliesen verschmutzt worden waren, war ihm irgendwie seltsam unangenehm. Normalerweise war das nicht so, aber hier? Es fühlte sich einfach eher an wie ein Wachskabinett, nicht wie ein Wohnhaus. Da lobte er sich doch das gute Holzhaus, in dem er wohnte... da knarzte es zwar und war ein wenig staubig, aber es war gemütlich.

Es half ungemein, dass seine Kollegen ein wenig mit ihm gemeinsam diesen feinen Herren ein wenig bearbeiteten. Tatsächlich war es überhaupt nicht furchtbar schwer, zumindest eine gewisse Motivation aus dem Herren Schimpf herauszukitzeln, es war nun einmal auch ein wenig offenbar. Mary brachte es mit ein wenig Allgemeinwissen auf den Punkt, und Arkos sah sie fast ein wenig überrascht an. Mary war bisher nicht zwingend mit derart direkten Aussagen aufgefallen, aber es gefiel ihm, dass sie den Finger hier direkt in die Wunde legte. Zwar nicht vorwurfsvoll, aber doch... er spürte, dass sie gerade der Wahrheit ein wenig nähergekommen waren. Das war etwas, was er wertschätzte, weswegen sein Blick im Anschluss in Richtung von Herrn Schimpf ging, der sich offensichtlich auch noch geschmeichelt fühlte. Klar, es war schon eine gewisse Leistung, sicherlich - und tatsächlich vermutete Arkos auch, dass diese Leidenschaft nicht nur einem gewissen Bedürfnis nach Geld entsprungen war. Sicherlich war Herr Schimpf auch einmal tatsächlich leidenschaftlich gewesen, was sein Gewerbe betraf. Der Mann, der aber hier saß, war so sehr von sich eingenommen, dass er nicht einmal wirklich merkte, dass er ihnen quasi seinen ganzen schmutzigen Antrieb zu Füßen gelegt hatte.

Tatsächlich war es Esmée, die die nächste Initiative an sich riss. Arkos war... wieder ein wenig verwundert. Und einigermaßen positiv überrascht. Nicht, dass er selbst überhaupt auf die Idee gekommen wäre, Herrn und Frau Schimpf zu trennen, aber ihm fiel in diesem Moment auch auf, dass die beiden Schimpfs vermutlich nicht immer einer Meinung sein konnten. Selbst jetzt, hier, in diesem brisanten Moment für Philipp, gab es einen Anlass für den Mann, seine Frau ein wenig zu unterbuttern. Diese nahm es zwar mit relativer Grazie, aber... Arkos war trotzdem irgendwie beeindruckt. Esmée schaffte es manchmal, sich wirklich sehr präzise in andere hineinzuversetzen. Etwas, was man ihr gegebenenfalls (je nachdem, wie man sie kennengelernt hatte) wirklich nicht zutrauen würde. Doch manchmal, nur manchmal, schien sie sich von ihren irdischen Problemen ein wenig zu lösen, und dann öffneten sich ihre Augen ein wenig weiter als sonst - nicht nur im übertragenden Sinne. Die blauen Seelenspiegel der jungen Frau schienen dann förmlich durch einen durchzuspähen. Und dass sie durchaus herrische Töne anschlagen konnte, hatte er auch schon mitbekommen. Seine goldenen Seelenspiegel lagen einen Moment länger auf ihr, dann machte er den Rücken ein wenig gerade. Er hoffte übrigens, dass es Nico nicht wirklich schlecht ging. Herr Schimpf hatte sich nämlich nach kurzem Zögern auf die Fragen von Esmée gestürzt und nickte galant. "Nun, junge Dame, ich hatte euch nicht wirklich als begeisterte Kutschfreunde eingeschätzt, aber wenn derartig wichtig Fragen bestehen... dann kann ich euch die Antworten natürlich nicht verweigern." Er räusperte sich ein wenig und sah einmal zu Arkos, dann wieder zu Esmée, während man im Hintergrund hören konnte, wie sich die Tür hinter Nico, Constanze und Mary schloss. Der Rotschopf wünschte seinen Kollegen viel Erfolg. Und ihnen beiden hier Anwesenden auch. "Bei einer Kutsche kommt es selbstverständlich vornehmlich auf eine Sache an: Den Komfort!" Und mit diesen Worten nahm Herr Schimpf die beiden Satyrs-Magier mit auf eine Reise durch die faszinierende Welt der Kutschen, die mit der Auswahl des Holzes begann, mit der einzigartigen Technik fortfuhr und auf immer mehr Einzelheiten einging. Es ging nicht nur um die Räder, sondern auch um die Pferde, es ging um Fenster, Türen und Polster, es ging um gehobene Gesellschaft und um enge Beziehungen, um all die Dinge, die eine ruhige und produktive Kutschfahrt ausmachen konnte. Herr Schimpf konnte wirklich viel zu dem Thema sagen... und Arkos hätte es interessant gefunden, wenn es nicht so fürchterlich sterbenslangweilig gewesen wäre. Nur einmal horchte er wirklich auf, nämlich bei dem Teil, wo Herr Schimpf von der Kooperation mit Schmieden sprach und wie diese für die Scharniere und ähnliches große Arbeit leisten mussten, da diese die Kutschen zusammenhielten. Es würde zumindest erklären, wieso Mary so einbezogen worden war. Der Rotschopf hingegen wartete im Prinzip nur, bis Philip fertig war. Esmée hielt sich allerdings besser als er. Sie wirkte sogar so, als würde sie zuhören. Wieso wirkte sie heute so... so... produktiv? Arkos musste sich irren. Er räusperte sich ein wenig, als Herr Schimpf für einen Moment innehielt. "Was für fantastische Welten", schleimte er ein wenig weiter herum. "Diese Gemälde zeigen also allesamt Momente ihrer Karriere? Höhepunkte ihres Schaffens?"



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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptyDi 18 Jul 2023 - 14:22


Ja, man konnte allmählich mit Fug und Recht behaupten, dass sich den jungen Magiern der Gilde allmählich des Pudels Kern offenbarte: Philip Schimpf, seines Zeichens Geschäftsmann und Konkurrent des amtierenden Bürgermeisters, hatte offenkundig sowohl politische und wirtschaftliche Antriebe. Diese waren im Grunde genommen nichts Verwerfliches, doch kombiniert mit einem aufgeblasenem Ego, einer gewissen Kontrollsucht und dem nötigen Charisma, eine besorgte Meute aufzuwiegeln, verschnürten sich die Details zu einem unangenehmen bis gefährlichem Paket. Ihr Auftrag sah es vor, genau das zu tun, wogegen sich Schimpf ausgesprochen hatte, also mussten sie es irgendwie schaffen, eine Veränderung herbeizuführen. Entweder sie wirkten diplomatisch auf ihn ein und überzeugten ihn davon, Logik und das Wohl der Allgemeinheit zu sehen, oder sie schafften es, seine niederen Motive zu offenbaren und die Unterstützung, die er erhielt im Keim zu ersticken. Erstere Option wäre Mary zwar lieber gewesen, aber spätestens jetzt glaubte sie nicht mehr daran, dass sie möglich war.

Gewiss konnte man die Baumgardner sowohl als unerfahren als auch als naiv bezeichnen, was viele Dinge im Leben anging, doch eine Sache war der Lichtmagierin heiliger als alles andere: Ihre Familie. Sie war wie ein gut gepflegtes südfiorisches Gewächs mit Liebe und Güte aufgezogen worden, daher erwartete sie solches Verhalten auch von anderen gegenüber ihren Familienmitgliedern. Als Schimpf also unvermittelt einen scharfen Ton gegenüber seiner Frau anschlug, die vollkommen versehentlich etwas verschüttet hatte, fixierten sich Marys goldene Augen auf den Kutschenverkäufer mit dem aufgeblasenem Ego und schienen ihn einen Moment aufzuspießen. Die sonst so ruhige und geduldige Baumgardner musste die Lippen zu einem Strich aufeinander pressen, um den Drang zu unterdrücken, ein paar ausgewählte Worte zu dieser Situation loszuwerden. Esmée hatte offenbar ebenso bemerkt, was hier los war, denn bevor sich Mary vergessen konnte, erhob die Prinzessin das Wort und löste gleich mehrere Probleme auf einmal: Nicos Unwohlsein und die Tatsache, dass diese Eheleute als Einheit schwer zu bearbeiten waren. Aus ähnlichen Gründen setzte man bei manchen Schmiedearbeiten das Produkt erst am Ende zusammen, weil man sonst nicht an gewisse Details herankam. Ob ein solcher Vergleich Arkos gefallen hätte? Die Baumgardner richtete sich ein Stück auf, bereit, dem "freundlichen Vorschlag" von Esmée Folge zu leisten und als der kleine Protest mit Wortgewandtheit geregelt wurde, erhob sie sich ebenfalls, um ein paar höfliche Worte loszulassen, die keinen wirklichen Inhalt hatten. Mary sprach davon, dass es ihr ja wirklich überhaupt gar nichts ausmache, und dass sie gewiss ja auch diesen wunderschönen Garten sehen wollte, und überhaupt war das Haus ja hübsch und ... Schimpf hörte ohnehin kaum zu, denn seine Kutschen waren angesprochen worden. Wissend nickte die Lichtmagierin den beiden Schimpf-Beauftragten noch einmal zu und schlang dann Nico zur Vollendung ihres Schauspiels einen Arm um die Schultern, denn ihm ging es ja offenbar nicht gut. Dumpf meldete sich tatsächliche Sorge in Mary, denn der Musikmagier wirkte tatsächlich ungewöhnlich still und belastet, schien sich an seinen Geigenkoffer zu klammern wie an einen Rettungsanker. Innerlich betete die Jugendliche, dass dieses Manöver Erfolg haben würde und riskierte nur noch einen kurzen Seitenblick auf Arkos und Esmée, ehe sie zurück in die klinisch reinen Weiten des Hauses vordrangen. Constanze hatte eine kleine Falte auf der Stirn, aber ihr Atem ging etwas freier als zuvor. Ob sie wohl erleichtert war, aus der angespannten Stimmung entkommen zu sein? Frau Schimpf führte sie, wie von Esmée vorgeschlagen, ein Stückchen durch die Räumlichkeiten, doch statt den Vorgarten zu bemühen, ging es nach hinten. Die meisten Häuser in solch ländlichen Regionen hatten hübsche Gartenanlagen, und die Blumenstadt Alcea war keine Ausnahme davon. Dieser Garten wurde jedoch offensichtlich mit viel Hingabe gepflegt, um solche Symetrie zu erlangen.  Zusammen mit dem Aroma der Blumen roch Mary aber auch den Braten - hier waren sie vorerst vor neugierigen Blicken geschützt und der Körpersprache Constanzes nach zu urteilen, war der Garten um das Haus eine Art Rückzugsort für sie. "Die Blumen sind wirklich schön", erklärte die junge Baumgardner ehrlich, und fügte noch ein mutiges "Aber ich finde, dass man sie manchmal auch einfach wachsen lassen sollte, wie sie wollen" an. Der Seitenblick von Frau Schimpf war nicht feindselig, eher gefasst, doch es war recht deutlich zu sehen, dass die Fassade allmählich bröckelte. War das nicht, was dieser perfekt getrimmte Garten und das penibel gesäuberte Haus waren? Fassaden? Ebenso wie die Sorge über die Bürger von Alcea? "Frau Schimpf - ich verstehe, dass Sie in einer schwierigen Lage sind, aber was halten Sie denn von den Entwicklungen in der Stadt? Denken Sie, dass diese Proteste wirklich zu einem Ergebnis führen, das den Bewohnern hilft?" Das war vielleicht zu direkt, aber Subtilität war nun einmal nicht gerade die Stärke der Lichtmagierin.


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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptyMi 19 Jul 2023 - 22:05


"Mir ist ziemlich übel. Ein bisschen frische Luft täte mir bestimmt sehr gut. Lag vermutlich an der Kutsche von der Konkurrenz. Die Fahrt war ganz schön holprig", krächzte Nico in bester Manier eines langsam auf der Bühne vergehenden Schwans hervor. Auf den Spagat verzichtete der junge Mann jedoch, auch wenn er sich redliche Mühe gab genauso leidend auszusehen als würde er grade einen auf den blank gewienerten Boden hinlegen. Der leidende Ausdruck im Gesicht des jungen Peralta hielt exakt so lange an, bis sich Herr und Frau Schimpf weg gedreht hatte. Ein bestätigendes Nicken erging in Richtung Esmée und Arkos. Wenn er eins von Zuhause gelernt hatte, dann, dass Ehepartner im Duo stärker waren. Gut, seine Erfahrung stützte sich vor allem darauf ordentlich heimgeleuchtet zu bekommen, weswegen das nicht grade die besten Erinnerungen waren. Aber zumindest war es auf ironische Art und Weise nett gewesen, wenn Herr und Frau Peralta mal zusammen in einem Zimmer auftauchten und sogar, Trommelwirbel, miteinander sprachen und sich einig waren. Leider waren sie sich darin einig, dass Nicos Zukunftsplanung ein gewaltiger Haufen Stiermist war, aber man konnte ja nicht alles haben. Mit den Händen in den Manteltaschen folgte er Constanze und Mary nach draußen und überließ damit Arkos und Esmée den gnadenlosen Fängen von einhundert spannenden Fakten über Kutschen, die wirklich absolut niemanden interessierten. Was tat man nicht alles für die Gilde.

Inmitten des Gartens wurde das Atmen endlich wieder leichter. Als hätten sich die Fesseln vom Herzen gelöst, hob und senkte sich Nicos Brust, während er langsam ein- und wieder ausatmete. Das hier war ein furchtbares Haus. Wie knallig roter Apfel, in dem die Würmer lauerten. Die Mundwinkel des jungen Magiers waren kräftig gen Südpol ausgerichtet, als er sich einmal streckte und den Blick zu den beiden Frauen hinüber wandte. Mary begann bereits das Gespräch. Constanze...nun, sie war hier nicht glücklich. Vielleicht glaubte sie glücklich zu sein oder sie klammerte sich am Glanz vergangener Zeiten fest. "Wenn ich eine Geschichte erzählen darf?", hakte sich Nico mit sanfter Stimme ein. Erst auf das zweifache Nicken ging es weiter. "Vor nicht allzu langer Zeit, nicht allzu weit entfernt wohnte ein Spatz in einem Palast. Der Palast gehörte zwei Riesen. "Oh, wie schön du singst", sagten die Riesen: "Wir lieben den Klang deiner Stimme." "Oh, wie lustig du hüpfst", sagten die Riesen: "Wir lieben deine Anmut." Der Spatz schmetterte mit stolzgeschwellter Brust sein schönstes Lied. Er war noch jung und hatte nicht viel Übung, aber die Riesen applaudierten trotzdem. Die Jahre gingen ins Land. Der Spatz sang und hüpfte ganz und gar gefällig. Die Riesen erledigten ihre Arbeit, sodass es den Dreien nie an Geld mangelte. "Sing uns ein Lied", sagten die Riesen. Und der Spatz sang aus voller Inbrunst. "Nicht dieses", sagten die Riesen. Der Spatz entschuldigte sich und stimmte ein anderes Lied an. "Nicht dort", sagten die Riesen. Und der Spatz entschuldigte sich wieder, hüpfte an einen anderen Ort und sang dort. "Niemand liebt dich wie wir", sagten die Riesen. Und der Spatz nickte. Weitere Jahre vergingen. "Nicht dieses Lied, sing etwas anderes", sagten die Riesen. Der Spatz weigerte sich und sang weiter. Die Riesen brüllten ihn an, bis er ganz klein war. "Nicht dort! Bleib im Zimmer", sagten die Riesen. Der Spatz weigerte sich und hüpfte nach draußen. Die Riesen fingen ihn ein und schlossen die Tür ab. "Sprich nicht mit den anderen Spatzen. Niemand liebt dich wie wir", sagten die Riesen. Und sie verscheuchten die anderen Spatzen von den Fensterbänken. Drei Leute lebten im Palast, aber der Spatz war dennoch allein. Niemand liebte den Spatzen wie die Riesen, oder nicht? Wohin konnte er denn sonst gehen? Waren seine Flügel nicht zu klein? War die Welt nicht zu groß? Der Spatz saß auf der Fensterbank und trällerte vor sich hin. Kraftlos und stumpf war der Gesang geworden, schwer von den Ketten, die die Worte der Riesen auf seine Seele gelegt hatten. Aber als die Sonne durch die Wolken brach, flog er dennoch. Der Spatz wollte nicht mehr auf Eierschalen laufen, besorgt, dass jedes Wort, jede Geste die Riesen verärgern könnte. Denn der Spatz wusste tief im Inneren, dass die Riesen unrecht hatten. Dass ihre Brüllerei nicht richtig war. Und dass der Komfort des Palastes das Leid und die gute Miene zum bösen Spiel nicht wert war. Er wusste, dass die Riesen die anderen Spatzen fortgeschickt hatten, damit er alleine war. Damit er Angst haben musste, was die anderen Spatzen sagen würden, wenn er plötzlich den Palast verließ. Aber die anderen Spatzen verstanden. Und sie hießen den Spatzen willkommen. Am Ende waren es die Spatzen, die füreinander da waren." Während der ganzen Erzählung hatte Nico mit den Händen gestikuliert, die Stimme tiefer gemacht um für die Riesen zu sprechen. Vielleicht schwang ein wenig die Erfahrung mit und machte die Geschichte lebensnaher. Natürlich war das hier ein Märchen, im Grunde für Kinder. Aber das schöne an Märchen war doch, dass auch Erwachsene sie verstehen konnten. Zumindest brach bei der armen Constanze der Damm. Zwischen den erstickten Geräuschen konnte Nico ein paar Worte heraushören, während er mit wachsender Verzweiflung versuchte die aufgelöste, ältere Frau zu beruhigen. "Ähm. Das wollte ich nicht. Verzeihung. Mary, kannst du..." Lange brauchte Nico nicht, um sein Zeichenzeug aus der Tasche zu ziehen, rasch die Worte "Dokumente. Schreibtisch. Obergeschoss" in großen Lettern darauf zu schreiben und zum Fenster des Sitzzimmers hinüber zu düsen, in dem Esmée und Arkos es hoffentlich geschafft hatten den werten Herrn Schimpf noch nicht aus verständlichem Frust zu erdrosseln. Ein rascher Blick ergab, dass eben jener grade mit dem Rücken zu ihm stand. Sehr vorsichtig reckte Nico seinen Zettel neben sich in die Höhe, damit die beiden Magier im Inneren den hoffentlich lesen konnten. Sonderlich viel Zeit blieb nicht, denn Nico huschte rasch davon als es so wirkte als wolle sich Herr Schimpf in Richtung Fenster drehen. Vielleicht war es auch nur eine ausladende Geste, die irgendwas mit der Kutschfahrt zu tun hatte, aber besser kein Risiko eingehen. Außerdem... Nico kehrte zu den beiden Frauen zurück, um Mary zu unterstützen. Manchmal merkte man erst, wie schwer die Ketten gewesen waren, nachdem man sie abgeworfen hatte.


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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptyDo 3 Aug 2023 - 15:02

Erleichtert stellte Esmée fest, dass alle Gruppenmitglieder bei ihrem Plan mitspielten. Ein wenig Sorge war schon vorhanden gewesen, nach all den Dingen, die allein auf dem Weg nach Alcea bereits geschehen waren. Die 19-Jährige unterdrückte ein erleichtertes Aufatmen und erwiderte das Nicken, das ihr sowohl von Mary als auch Nico in einem scheinbar unbeobachteten Moment zugeworfen wurde. Es dauerte nicht lange, da waren die beiden Magier gemeinsam mit Frau Schimpf in den Garten entschwunden. Hoffentlich schafften es die beiden, ein paar nützliche Informationen aus der Ehefrau herauszuholen, denn kaum dass Herr Schimpf mit dem Monolog über Kutschen und ihre Besonderheiten begonnen hatte, ging der de Bosco auf, wie groß das Opfer war, das sie und Arkos hier erbringen mussten.

Der Vortrag dauerte wirklich sehr lange.

Klar, irgendwie hatte Esmée schon damit gerechnet, dass der ältere Herr viele Dinge über sein Unternehmen zu berichten hatte, aber das Ausmaß der Erzählungen und die Ausdauer, die Herr Schimpf an den Tag legte, waren dennoch beeindruckend. Nur gelegentlich warf die Dunkelhaarige einen Blick auf ihren Kollegen, der es nicht so ganz schaffte, die Langeweile aus seinen Gesichtszügen herauszuhalten. Tja… es war nicht so, dass Esmée anders empfand als der Schmied, sie konnte das alles nur besser verbergen. Nicht zuletzt hing auch das mit ihrer Erziehung als Prinzessin zusammen. Wie oft hatte sich die junge Frau stundenlang Vorträge anhören und Interesse hierfür heucheln müssen, einfach nur, um die guten Verbindungen der Familie zu pflegen? Das hier war durchaus vergleichbar und so versetzte die Explosionsmagierin sich in die Vergangenheit: Rücken gerade, Kinn leicht angehoben und die Hände ineinander gefaltet, während sie den Blickkontakt mit Herrn Schimpf aufrechterhielt. Hier und dort Nicken durfte ebenso nicht vergessen werden und an den richtigen Stellen mit einem sanften Lächeln der Begeisterung mit einem vagen „Unglaublich“ Ausdruck verleihen. Zum Ende des Gespräches (konnte man das überhaupt ein Gespräch nennen?) schaltete sich auch Arkos nochmals ein. Er deutete auf die Gemälde, die auch Esmée bereits zu Beginn dieses Treffens aufgefallen waren. Die Dinger waren in dieser überdimensionalen Größe auch kaum zu übersehen. „Ein sehr aufmerksamer Blick, junger Mann“, begann Herr Schimpf zu erklären und deutete mit unverkennbarem Stolz auf die einzelnen Gemälde. “Vor dreißig Jahren habe ich meine erste Kutsche selbst gebaut und wie man erkennen kann, habe ich es durch Fleiß, Herzblut und nicht zuletzt meinen Intellekt geschafft. Es war wahrlich nicht immer einfach, das können Sie mir glauben, aber es war jede Mühe wert.“ Herr Schimpf nahm sich noch einen Moment Zeit, um sich selbst zu bewundern. Tat dieser Mann das öfter? Ein bisschen befremdlich war das ja schon. Anstatt ihn darauf anzusprechen, sprach die junge Frau lieber eine andere Sache an: „Aber Sie sind noch nicht an Ihrem Ziel angekommen?“ Erst durch das gesprochene Wort kam Herr Schimpf zurück aus seinen Tagträumen und wandte sich mehrfach blinzelnd an die Prinzessin, die auf die letzte kahle Stelle an der Wand deutete. „Soll auch dort noch ein Gemälde folgen?“ Es hörte sich an wie eine beiläufige Frage, aber natürlich beobachtete Esmée den älteren Herren aus dem Augenwinkel ganz genau. Und tatsächlich: Da war ein ganz kurzes Zögern von Herrn Schimpf. “Eine Kutsche braucht ein Ziel, sonst verharrt sie im Stillstand“, begann er zu erklären und schenkte der Magierin ein Lächeln. Just in diesem Augenblick war es allerdings weniger das Lächeln von Herrn Schimpf, das Esmées Aufmerksamkeit auf sich zog, sondern… Nico?! Der Braunhaarige stand draußen im Garten und hatte sich vor dem Fenster positioniert, zum Glück so, dass der Hausbesitzer ihn nicht sehen konnte. Was…, dachte sich die 19-Jährige und erhaschte dann, vermutlich genauso wie Arkos, einen Blick auf den Zettel, den der Musiker neben sich in die Höhe hielt. Dokumente. Schreibtisch. Obergeschoss Schnell sah sie wieder zu Herrn Schimpf, der von der gesamten Aktion nicht allzu viel mitbekommen hatte. Viel zu sehr war er damit beschäftigt, auf die Frage zu den Gemälden einzugehen: “Tatsächlich könnte ich mir vorstellen, dort ein weiteres Gemälde zu ergänzen. Denken Sie nicht, dass ein Sieg bei der Bürgermeisterwahl ganz hervorragend zu den restlichen Bildern passen würde?“ Ah. So eine Frage, auf die man eigentlich gar keine wirkliche Antwort haben wollte. Esmée nickte stumm und sah kurz zu Arkos. Einer von ihnen beiden musste sich mit irgendeiner fadenscheinigen Begründung von hier lösen, während der andere sich weiter aufopferte und diese schrecklichen Geschichten über die Karriere von Herrn Schimpf über sich ergehen ließ. Naja… einer von ihnen hatte das bisher mit deutlich besserer Fassung über sich ergehen lassen als der andere. Die Prinzessin wappnete sich also, als sie die entscheidende Frage stellte, um Arkos die Möglichkeit zum Verschwinden zu bieten: „Haben Sie denn schon eine Vorstellung davon, wie das Gemälde genau aussehen könnte?“

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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptySo 20 Aug 2023 - 19:25


Arkos Aurelius | Plotquest: Southern Pride # 8 | @Mary @Nico @Esmée | Outfit
Arkos konnte sich nicht so recht erklären, wie er in diese Situation geraten war. Diese (von ihm ausgehende quasi-) Einladung war von Anfang an eine seltsame Angelegenheit gewesen, und nun befand er sich in einem Raum, umgeben Trophäen eines Mannes, der offensichtlich nur versuchte, sein eigenes Wohl und Vermögen zu mehren. Es war kaum möglich gewesen, Informationen zu sammeln, und die Gespräche schienen nur eine Richtung zu kennen. Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er hier fehl am Platz war. Allerdings hatte er das ja bereits festgestellt - und so blieb wohl nur noch die Möglichkeit, Nico und Mary zu vertrauen, die Frau von Herrn Schimpf zu überzeugen. Wovon? Da war er sich selbst nicht ganz sicher. Prinzipiell (und wenn man es objektiv betrachtete) war das Vorgehen von Herrn Schimpf ziemlich verwerflich, letztlich wohl aber Teil der politischen Willensbildung - oder so. Richtig?

Arkos blickte kurz in die Runde und konnte nicht umhin, einen kleinen Seufzer zu unterdrücken. Er fühlte sich fremd in dieser klinischen Umgebung. Das einzige, was gerade, nachdem der gute Herr seinen Vortrag beendet hatte, noch in Bewegung war, war Nico, der vor dem Fenster ein kleines Tänzchen abhielt. Arkos blinzelte leicht und versuchte zu erkennen, was auf dem Zettel stand, aber die Zeit reichte nicht ganz aus - denn Nico flitzte wieder davon und ließ ihn nur noch ein wenig ratloser sein als davor. Hatten da wirklich nur drei Worte gestanden? Hatte Esmée erkennen können, was Nico ihnen hatte sagen wollen? Sein Blick fiel - wie beiläufig - auf seine dunkelhaarige Kollegin, die sich bisher erstaunlich zahm gegenüber Herrn Schimpf verhalten hatte. Er hätte wetten können, dass sie so etwas schon einmal durchmachen hatte müssen. Wie sonst hätte man sich einem solchen Vortrag so neutral stellen können? Sie schenkte ihm einen flüchtigen Blick, begleitet von einem kaum merklichen Nicken. Es war subtil, aber Arkos erkannte die Botschaft zwischen den Zeilen. Er sollte etwas tun. Das widerum gefiel ihm grundsätzlich - aber wie zur Hölle sollte er sich jetzt entschuldigen? In einem derart 'kritischen' Moment (wenn man es aus der richtigen Perspektive betrachtete)?

Okay, es war letztlich egal, aber er musste wohl tatsächlich versuchen, etwas zu tun, wenn Esmée schon von sich auf die dickste Kröte schluckte. Er erhob sich langsam und neigte leicht den Kopf, murmelte etwas von 'Entschuldigt mich bitte einen Moment', und huschte durch die Tür weg. Herr Schimpf wirkte kurz irritiert, aber Esmée sah ihn so interessiert an, dass sich der Mann wohl tatsächlich gewertschätzt fühlte. Arkos verstand das nicht so recht. Protzen lag ihm überhaupt nicht, und das Gefühl, dass einem jemand zuhörte, war meistens für ihn nur relevant, wenn es um die Aufgabenerledigung an sich ging. Die Stimme von Herrn Schimpf verstummt förmlich sofort, als Arkos die Tür hinter sich schloß, und für einen Moment lang genoss er die Stille, die hereinbrach. In diesem Haus war es wahrscheinlich häufiger derart still. Auch wenn alles sauber und ordentlich wirkte - es wirkte gleichzeitig auch ein wenig verlassen, beinahe tot. Er sah sich suchend um, fand eine Treppe, huschte nach oben und fand schließlich - nach kurzem Suchen - ein Schreibzimmer, welches so aussah, als könnte es Geheimnisse bergen. Die schweren Vorhänge im Raum verdunkelten das Sonnenlicht, als Arkos den Raum durchsuchte, aber in dem hellen Lichtspalt, der sich zwischen ihnen öffnete, tanzten vereinzelte Staubflocken wie Schnee im Winter. Das war ungewöhnlich für dieses Haus. Es sprach dafür, dass entweder nicht oft jemand in diesem Zimmer war - oder dass Frau Schimpf hier nicht hineindurfte, um zu putzen. Traurig genug, dass sie auf diese Rolle reduziert wurde. Arkos sah sich vorerst um, ohne etwas zu berühren - er wollte nicht zu auffällig sein in seiner Suche nach Beweisen dafür, dass Herr Schimpf Dreck am Stecken hatte.

Schließlich aber gab er es auf, komplett spurlos zu agieren, öffnete Schubladen und durchwühlte Papiere, seine Augen suchten nach Beweisen, die Herr Schimpfs wahren Absichten aufdecken könnten. Als er durch einige akkurat sortierte Dokumente blätterte, runzelte er die Stirn, als er auf ein bestimmtes Stück Papier stieß. Seine Augen weiteten sich ein kleines bisschen, und schließlich huschte ein kleines Lächeln über seine Lippen. "Phillip war ein böser Junge", murmelte er nachdenklich und nickte. Es handelte sich um ein Dokument, das eine geheime Vereinbarung zwischen Herrn Schimpf und einer Person enthüllte, die mit dem Eisenbahnprojekt in Verbindung stand. Das Dokument beschrieb, wie Herr Schimpf beabsichtigte, den Bau der Eisenbahn zu blockieren, während er heimlich seine eigenen Interessen darin verfolgte. Tatsächlich schienen seinen Absichten vielfältig: Erst einmal hatte er ein paar Gutachten gefälscht, die die Kosten für Alcea falsch darstellten. Die öffentliche Meinung war für Herrn Schimpf kein Problem gewesen, aber... das, was Arkos im Anschluss verstand war noch viel perfider. Herr Schimpf hatte gar nicht vor, die Bahn auf ewig zu blockieren. Er wollte nur mit der Hilfe des Projekts Bürgermeister werden - um dann die Bahnstrecke selbst mit aufzubauen, einen Anteil in dem Geschäft an sich zu reißen, und der große Held des Weilers zu werden, dem er zu Wohlstand geholfen hatte.

Mit einer Mischung aus Entschlossenheit und Besorgnis erkannte er, dass er ein bedeutendes Puzzlestück aufgedeckt hatte. Herr Schimpf war nicht einfach nur ein wohlhabender Geschäftsmann mit eigenen Interessen; er war aktiv daran beteiligt, das Eisenbahnprojekt für seinen eigenen Vorteil zu sabotieren. Wie hatte Nico das nur aus der Frau Schimpf herausbekommen? Wieso genau wusste sie davon? Und - das war der eigentliche Knackpunkt - wie konnte er jetzt beweisen, dass das hier aus dem Büro von Philip Schimpf stammte? Er sah sich um, und es dauerte nicht lange, bis er das Siegel des Geschäftsmannes entdeckte. Das würde als Beweis ausreichen, oder? Schnell, aber leise verließ Arkos das Arbeitszimmer und begab sich zurück ins Erdgeschoss. Kurz überlegte er, ob es Sinn machte, sich wieder in die Geschichten von Herrn Schimpf zu stürzen, entschied sich aber anders. Jemand musste jetzt loslegen, und das war nicht er. Mary - und Nico - mussten ihre sicherlich besser ausgeprägten sozialen Kompetenzen in die Waagschale werfen, um die Informationen unter die Leute zu bringen. Er eilte also in den Garten, steckte Mary die beiden Fundstücke und nickte ihnen zu. "Ich gehe wieder rein. Wir kriegen ihn schon noch ein wenig beschäftigt." Der junge Mann warf einen Blick durch das Fenster uns sah Esmée mit liebenswürdigem Gesichtsausdruck lauschen. Ein Schmunzeln huschte über sein Gesicht... dann begab er sich wieder in das Haus, um Esmée beizustehen. Das hatte sie sich ja auch irgendwie verdient, oder?




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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptyFr 25 Aug 2023 - 16:39

「 8 | 6  」

Mit wachsendem Unwohlsein hörte Mary dabei zu, wie Nicolo Frau Schimpf eine Geschichte erzählte. Die bildhafte Erzählung war es nicht, die sich im Herzen der Lichtmagierin festsetzte, sondern viel eher, dass es durch ihr Vorwissen über den Peralta ein Leichtes war zu erkennen, dass das geschilderte Märchen mehr Wahrheit enthielt als es den Anschein hatte. Vielleicht hatte auch Constanze die Ehrlichkeit hinter den Worten bemerkt, denn im gefassten Blick der Dame erblühten zum ersten Mal Ausdrücke von Schmerz und Trauer. Ein Fluss an Tränen brach durch den Damm der Reserviertheit und spülte Enthüllungen ans Tageslicht. Marys Blick ruhte noch einen Moment länger auf dem Musikmagier, doch da er sofort weitermachte, als habe er nicht soeben die schmerzhaftesten Abgründe seines bisherigen Lebens mit ihnen geteilt, beschränkte sich die Baumgardner auf das Anstarren von Nico und wandte sich Constanze zu, die kraftlos schluchzend auf eine der Bänke sank und ihr Bedauern hervorquellen ließ. Auch wenn Mary die Taten der Familie Schimpf verurteilte, konnte sie gar nicht anders als Mitgefühl für die Situation von Frau Schimpf zu empfinden und ihr zuzuhören. Einige Momente war die Quest vergessen, als sie der älteren Dame dabei zuhörte, wie sie ihr offenbarte, dass sie sich das unbekümmerte Leben vor Jahren zurück wünschte, als zwischen ihr und Herrn Schimpf noch Liebe gewesen war und ihr Mann nicht von Gier verblendet gewesen war. Selbst wenn sie verstand, dass man sich nach Reichtum sehnen mochte, wenn man immer hart für alles gearbeitet hatte, so konnte Mary nicht tolerieren, dass man versuchte andere als Steigbügel für den eigenen Erfolg zu nutzen - sei es nun die eigene Frau oder die Bevölkerung eines ganzen Dorfes.

Nico kehrte zurück, um sie zu unterstützen. So langsam schaffte es Frau Schimpf auch wieder, ihren Ausbruch einzudämmen. Scham und Erleichterung waren gleichzeitig in ihrem Gesicht zu lesen und Mary tätschelte ihr die Schulter und lächelte. Ein wenig schienen die eigentlich vom Alters her offensichtlichen Rollen zwischen den beiden umgekehrt zu sein, aber wenigstens hatten es die sanften Worte der Baumgardner einigermaßen geschafft, die Flut der Tränen zurückzudrängen. Dennoch war Mary erleichtert, als Arkos auftauchte, denn ihr gingen so allmählich die Argumente aus. So gut kannte sie Frau Schimpf einfach nicht. "Danke", murmelte Mary noch, umfasste die Fundstücke und blickte Arkos kurz hinterher, bevor sie sich den Dokumenten widmete. Zwar hatte sie schon Constanzes Perspektive von diesen Angelegenheiten erhalten, doch diese Dinge nun schwarz auf weiß zu lesen war deshalb nicht weniger schockierend. Die Hand Marys, die nicht ihre Dokumente hielt, ballte sich zur Faust.

Doch was nun? Was sollte - konnte - Mary mit diesen Beweisstücken anfangen? Wo sollte sie nur anfangen? Esmée und Arkos waren doch die ranghöheren Magier und Nicolo der charismatische Teil ihrer Quests. Sollte sie einfach dem Musikmagier die Dokumente geben und weiter Constanze beistehen? Vielleicht zurück zu Herrn Schimpf gehen und den anderen die Bürde seiner Ablenkung abnehmen? Mary war gut darin, im Hintergrund zu operieren, während andere glänzten. Sie konnte ihre Umgebung unterstützen und den gleichen Zweck erfüllen wie die Blumengärten in der Stadt: Hübsch anzusehen und gut für das Klima, aber letztendlich nutzlos. Die Baumgardner spürte kaum, wie fest sie ihre Faust gebildet hatte.

„Kann es sein, dass du ziemlich viele Dinge, über die du nachdenkst, lieber für dich behältst?"
"Das kann sein - aber ich bezweifle, dass meine Gedanken in den meisten Fällen interessant genug sind, um sie zu teilen."

Auf ihrer letzten Quest hatte Esmée ihr die Frage gestellt, wieso sie selten sagte, was sie dachte. Und sie hatte geantwortet, dass sie nichts beizutragen hatte - aber auch damals hatte die Prinzessin diese Aussage bezweifelt. Vielleicht, so dachte Mary, hatte sie einfach Angst. Angst davor, sich zu blamieren. Angst davor, was die anderen Spatzen sagen könnten, wenn sie sahen, dass auch sie Flügel besaß. Mary blickte zu Nico und Constanze und drückte die Lippen aufeinander. Einem kurzem Atemzug später erhielt sie ein Nicken von Frau Schimpf. "Geht schon." Mary wandte sich um.

Alcea war keine besonders große Stadt, aber groß genug, dass es der Lichtmagierin nicht möglich sein würde, alle Einwohner auf einmal zusammenzutrommeln. Sie musste mit so vielen wie möglich vorlieb nehmen. Ins Büro des amtierenden Bürgermeisters konnte sie nicht in der vermutlich nicht unendlichen Zeit, die Arkos und Esmée ihr verliehen hatten, aber sie war von hier. Die Leute kannten sie, oder nicht? Wieso nicht einmal, zum ersten Mal in ihrem Leben auf der Bühne stehen? "Hört her, hört her!" Sie hörte sich wie in Trance brüllen, durch die Straßen rund um den Hauptplatz der Stadt laufen und an die Häusertüren klopfen.
"Was ..."
"Ist das nicht ..."
"Zum Marktplatz? Ach du meine Güte ..."
Als Mary keuchend am zentralen Marktplatz von Alcea angekommen war, hatte sich um sie eine Traube Menschen versammelt, die etwas perplex auf die winzige Holzbühne starrten, die sich dank der anstehenden Bürgermeisterwahlen sowieso hier befand. Sie selbst hatte nicht alle Menschen anlocken können, aber sobald sich einige der Stimme genähert hatten, folgten andere und gesellten sich zu den Schaulustigen. Zwar hatte diesmal niemand einen Stein in der Hand, aber die erwartungsvollen, teilweise verdutzten und teilweise genervten Blicke kamen der Baumgardner fast noch schlimmer vor. War das hier eine dumme Idee? Würde man sie später dafür auslachen?

"Hört mir zu! Ich weiß, dass Herr Schimpf mit euch über den Bau der Eisenbahnstrecke hier in Alcea gesprochen hat, aber er war nicht ehrlich zu euch! Er hat ..."
"Warum sollten wir ner halben Portion wie dir glauben, Mädel?" Die missmutige Krächzstimme eines älteren Mannes schnitt durch die erstaunten und raunenden Gesichter der Bewohner, die ihre Aufmerksamkeit auf die Lichtmagierin gerichtet hatten.
"Halt dein Maul, Horst, das ist meine Urenkelin!" Eine Frau keifte mit solcher Inbrunst, dass es dem Mann glatt die Sprache verschlug.
"Ähm ... Genau! Mein Name ist Mary Baumgardner! Ich komme aus der Nähe und ich gehöre zu Satyrs Cornucopia. Meine Freunde und ich sind hier, um zu sehen, wieso ihr die Eisenbahn nicht wollt." Mit jedem Wort kehrte Stärke in die Stimme des Landeis zurück. "Herr Schimpf blockiert die Eisenbahn aus eigennützigen Gründen! Ich kann beweisen, dass er sich damit nur Vorteile für die Wahl verspricht. Er hat mit unlauteren Mitteln dafür gesorgt, dass das Bauprojekt wie riesige Kosten für euch erscheint und ... in Wirklichkeit plant er, sobald er selbst Bürgermeister ist, die Eisenbahn zu unterstützen und den größten Gewinn herauszuschlagen! Er will euch ausnutzen, damit ihr Geld in seine Taschen treibt! Bitte, ihr müsst aufhören, ihn zu unterstützen. Egal, ob ihr die Eisenbahn bauen lassen wollt oder nicht, lasst euch nicht von ihm täuschen!" Geschockte Stille herrschte auf dem Marktplatz. Einige Augenpaare wandten sich nun von Mary ab, um stattdessen gen des prunkvollen Hauses der Schimpfs zu starren. "Ich verstehe, dass ihr unzufrieden damit seid wie wenig Informationen ihr über den Bau der Eisenbahnstrecke bekommen habt. Ich höre mir gerne eure Sorgen an und versuche die Verantwortlichen zu erreichen, aber bitte, wählt nicht für Herrn Schimpf und blockiert die Straßen nicht mehr ... Unsere Stadt, unser Land ist so schön - wir wollten doch unsere Blumen und unsere Gaben mit allen teilen, oder nicht? Sollen unsere Straßen nicht lieber wieder voller Lachen sein, statt voller Steine und Vorwürfen?" Marys Stimme zitterte, denn so langsam verließ sie doch der Mut. Mittlerweile hatte sie die von Tränen erfüllten Augen geschlossen und drückte die Dokumente an ihre Brust. "Bitte, ihr müsst mir glauben ..."


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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptySa 26 Aug 2023 - 15:52


Oh, ja. Im Trösten war er ja richtig gut. Mit flatterhaften Bewegungen der Hände versuchte Nico so gut es denn eben ging Mary dabei zu unterstützen die Löcher in jenen Dämmen wieder ein wenig zu stopfen, die er selbst vorher so wunderbar aufgerissen hatte. Dass er dabei kaum mehr als Zierwerk war, war klar. Nicht einmal ein rotzfreies Taschentuch ließ sich finden. Zumindest nicht in jenem Teil der kreativen Ursuppe, der derzeit in Nicos Umhängetasche herum schwappte. Innerlich fluchend, äußerlich tröstend zogen sich die Minuten für den Musikmagier in die Länge wie altes Kaugummi. Bis, dort, wie die rettenden Strahlen der aufgehenden Sonne brach Arkos' Haarschopf durch die Eingangstüre. Der Rest des älteren Magiers folgte und er brachte die ersehnte Rettung mit sich. Es waren...Papiere. Wow. Irgendwie hatte Nico was spannenderes erwartet als einen Haufen Dokumente. Einen blutigen Dolch, vielleicht. Das wäre für das Narrativ der Geschichte cooler gewesen, auch wenn es natürlich dumm war so etwas zu erwarten. Immerhin hatte Constanze von vorneherein nur von Dokumenten gesprochen und Herr Schimpf war zwar ein Arsch, aber hoffentlich kein Mörder. Zumindest kein Mörder von etwas anderem als Träumen und Hoffnungen. Was nicht unbedingt besser war. Es gab schließlich mehr als eine Methode um eine Person zu töten. Und nicht alle davon waren sichtbar.
Man konnte zusehen, wie Mary sich ein Herz fasste. Die kleine Gestalt schien fast um ein paar Centimeter zu wachsen, während sich eine Faust als Kampfansage gegen die Welt unbeugsam ballte. Der junge Peralta schwieg, während sich Mary selbst überzeugte. Ein kleines, warmes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. So gerne sie ihr Licht unter den Scheffel beförderte, war sie doch mehr Heldin als sie selbst zugeben konnte oder wollte. Und da stampfte sie zielgerichtet davon. Nico ließ es sich nicht nehmen Constanze noch einmal fest zu drücken. "Danke. Ich hoffe wirklich, dass für Euch alles in Ordnung kommt. Wenn Ihr mal andere Städte sehen wollt...ich kenne überall brauchbare Unterkünfte."

Eine wirkliche Antwort hatte er auf das Angebot zwar nicht bekommen, wurde er doch von Frau Schimpf sofort in Richtung Straße gescheucht, aber es hatte trotzdem gemacht werden müssen. Irgendwie war er ja schon Schuld dran, dass hier etwas zerbrach. Was zerbrach waren zwar nur die ruinösen, zerfressenen Überreste von etwas einstmals Schönem, aber trotzdem. Mit einigem Abstand zu Mary ließ sich Nico in deren Fahrwasser mittreiben. Die Leute kamen aus ihren Häusern, folgten der Magierin als wären sie Ratten, die einer besonders zauberhaften Melodie verfallen waren. Auf Nico achtete kaum jemand, was eine willkommene Abwechslung war. Es ging einmal rund durch Alcea, bevor die gesamte Baggage auf dem Hauptplatz zum Stehen kam. Wieder konnte Nico nicht anders als amüsiert zu lächeln. Da behauptete sie sich im Rampenlicht unwohl zu fühlen und dann kam sowas. Der Musikmagier ging hinter jener Frau in Deckung, die zu Beginn der Rede Mary beigestanden hatte. Direkt neben ihr stand ein Schrank von einem Mann, der sich ganz wunderbar dafür eignete die Blicklinie zu unterbrechen. Das Ding an Menschenaufläufen war, dass sie rasch ein Eigenleben entwickelten. Als die unangenehme Stille sich nach Marys Ansprache ausbreitete, ließ Nico ein entrüstetes und eine Oktave tiefer gesprochenes "Dieser Mistkerl!" hören. Ein paar Köpfe wandten sich in die Richtung. Jene Leute, die weiter entfernt standen, konnten allerdings nicht sehen, woher die Stimme kam. Es brauchte nicht allzu lange, bis jemand die Worte wiederholte. Jemand anders stimmte ein. Die Menge befeuerte sich selbst, wie schon vorher als der Zorn gegen die Magier gerichtet gewesen war. Mit einem Zwinkern verabschiedete sich Nico von seiner unfreiwilligen Deckung und schlenderte in Richtung der Holzbühne, auf die er seine vier Buchstaben verpflanzte. Die Hände gingen nach oben, bevor er die Stimme erhob. "Wer sich die Unterlagen ansehen will kann das tun! Wir haben sie hier." Die Menge spaltete sich auf. Die einen wollten diese ominösen Papiere sehen, die anderen wandten sich dem Haus von Herrn Schimpf zu. Nico formte mit dem Mund ein wortloses "Spitze" in Richtung Mary, bevor er mit baumelnden Beinen den Menschen dabei zusah, wie sie lautstark eine Erklärung von Herrn Schimpf forderten. Das konnte auch im Inneren des Hauses kaum unbemerkt bleiben. "Einer nach dem anderen, bitte. Die Papiere sollen ganz bleiben!"


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Esmée

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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptyDi 12 Sep 2023 - 19:52

Ob Esmée solche Situationen, in denen sie mit einem Lächeln jeden noch so unerträglichen Redefluss über sich ergehen lassen musste, gewohnt war? Durchaus. Je länger Herr Schimpf sprach, desto mehr fühlte sich die Schwarzhaarige in vergangene Zeiten zurückversetzt. Einem aufmerksamen Beobachter wäre aufgefallen, dass das Lächeln auf den Lippen die hellblauen Seelenspiegel nicht erreichte, aber seien wir ehrlich: Leute, die so viel von sich selbst sprachen, waren nie aufmerksam. Sie sprachen, um sich selbst reden zu hören und das war alles, worauf es ankam. Erleichtert nahm die junge Frau wahr, dass Arkos die Aufforderung verstanden hatte und als dieser verschwand, lenkte sie die Aufmerksamkeit von Herrn Schimpf schnell um, damit dieser nicht weiter skeptisch wurde. Es war ein Kinderspiel. Es folgte eine gefühlt unendlich lange Zeit, in der der ältere Herr plapperte und plapperte – den ganz genauen Inhalt hätte die Prinzessin im Nachhinein nicht mehr wiedergeben können. Sie nickte kontinuierlich, nahm beiläufig wahr, dass auch der rothaarige Schmied irgendwann zurückkehrte und ohne zu wissen, was genau der Aurelius getan hatte, vertraute sie darauf, dass alle Teammitglieder ihren jeweiligen Teil zum Erfolg dieser Quest beitrugen. Mary und Nico würden es schaffen, oder?

Just in diesem Augenblick hörte Esmée laute Stimmen von draußen. Herr Schimpf brauchte länger, um auf die Geräuschkulisse aufmerksam zu werden, viel zu sehr war er in seine Erzählungen über die perfekte Kutsche vertieft. Erst als es schwer wurde, seine Worte noch zu verstehen, brummte der ältere Herr aufgebracht: “Was ist denn das für eine Unruhe da draußen?!“ Er ging an Arkos und Esmée vorbei, die nur einen kurzen Blick miteinander austauschen konnten, ehe sie folgten. Was auch immer jetzt gleich geschah: Das wollten sie nicht verpassen.

Natürlich passierte genau das, was passieren musste. Kaum hatte Herr Schimpf sein Haus verlassen, sah er sich konfrontiert mit einer Menge an Menschen, die sich vor dem Gebäude versammelt hatten. Nur noch die Mistgabeln und die Fackeln fehlten, um das Bild der aufgebrachten Meute zu vervollständigen. Obwohl, wenn Esmée sich die wütenden Gesichter so ansah, war sie eigentlich ganz froh darüber, dass diese Menschen unbewaffnet waren… Es dauerte keine drei Sekunden, da verstand Herr Schimpf, was passierte und die einzelnen Sätze, die ihm von allen erdenklichen Seiten zugeworfen wurden, ergaben für ihn einen Sinn. Seine Pläne waren aufgeflogen? Die sonst so selbstsichere und bestimmte Haltung war gebrochen und er stammelte, während er versuchte, auf die schwerwiegenden Vorwürfe zu reagieren. Mit zittriger Stimme begann der Bürgermeister-Kandidat zu sprechen: “I-Ich verstehe, dass ihr alle besorgt seid und Fragen habt. Ich möchte betonen, dass ich immer nur das Beste für Alcea im Sinn hatte. Ja, es stimmt, ich habe die Kosten für das Eisenbahnprojekt erhöht, aber das war nur, um sicherzustellen, dass die Stadt nicht in finanzielle Schwierigkeiten gerät. Ihr müsst verstehen, dass ich als Geschäftsmann...“ Seine Worte wurden von vereinzelten Buhrufen und wütenden Zurufen der Menge unterbrochen. Natürlich, niemand mochte es, belogen zu werden, ganz egal, wie man es im Nachhinein versuchte, darzustellen. Herr Schimpf rang nach Luft. „Bitte, lasst mich erklären. Ich hatte nie die Absicht, die Stadt zu täuschen oder auszunutzen. Ich wollte nur sicherstellen, dass Alcea weiterhin blüht und gedeiht. Das Eisenbahnprojekt würde uns sicherlich Vorteile bringen, aber wir müssen vorsichtig sein, wie wir es umsetzen. Wir sollten gemeinsam an einer Lösung arbeiten, die für alle gut ist.“ Die Menschen reagierten skeptisch auf seine Worte und schüttelten die Köpfe. Einige riefen nach Gerechtigkeit und forderten seine Verantwortung für seine Taten, denn das Vertrauen hatte der Unternehmer endgültig verloren. Herr Schimpf stammelte weiter und versuchte, seine Position zu verteidigen. Schließlich brach er seine Rede ab und trat einen Schritt zurück, als die Menge nach und nach näher auf ihn zukam und die ersten Personen bedrohliche die Hände zu Fäusten ballten. Interessiert stellte Esmée fest, dass der vorhin noch so großspurig sprechende Mann plötzlich hilflos und verängstigt angesichts der aufgebrachten Menschenmenge wirkte. Sie hätte zusehen können, mit dem Gedanken, dass Herr Schimpf alles verdiente, was wohlmöglich passieren würde. Aber... das tat Esmée nicht. Sie folgte ihrem Gefühl, als sie nach vorne trat – direkt zwischen die Menschenmenge und Herrn Schimpf. Das ehemalige Model erinnerte sich an die königliche und zugleich beruhigende Präsenz, die ihre Mutter einst in jeder noch so bedrohlichen Situation hatte ausstrahlen können und versuchte, genau diese Präsenz nachzuahmen, als sie die Hände hob und rief: „Bitte, lasst uns nicht in Hass und Gewalt verfallen. Wir haben die Wahrheit herausgefunden und wir werden Gerechtigkeit walten lassen, aber nicht auf diese Weise. Gewalt löst keine Probleme, sie schafft nur neue.“ Überzeugung lag in ihrer Stimme, was nicht zuletzt daran lag, dass die de Bosco an ihre Heimat denken musste. Nein, Gewalt war niemals der richtige Weg – wenngleich sie oftmals verlockend und leicht umzusetzen erschien. Ihre Worte durchdrangen die Menge und einige Menschen hielten inne, sodass Esmée, von neuem Mut ergriffen, fortfahren konnte: „Herr Schimpf wird vor Gericht gestellt und für seine Taten verantwortlich gemacht. Das Gesetz wird seinen Lauf nehmen. Und ihr, als starke Gemeinschaft, könnt nun anhand der offengelegten Dokumente selbst entscheiden, ob ihr für oder gegen die Bahnstrecke seid. Arbeitet zusammen, lasst Alcea erblühen und stellt sicher, dass niemand aus rein egoistischen Gründen diese Stadt und ihre Bewohnerinnen und Bewohner sabotiert.“ Esmée sprach die Worte erhobenen Hauptes aus – ganz so, wie ihre Mutter es getan hätte. Das war es zumindest, was die junge Prinzessin sich immer wieder sagte, um sicherzugehen, im letzten Moment nicht doch noch einzuknicken. Tatsächlich wich nach und nach die Wut aus den Gesichtern der Menschen und das gab Herrn Schimpf Raum, um sich zurück in sein Haus zu begeben, was hinsichtlich der aktuellen Situation vermutlich auch die sinnvollste Entscheidung war. Am Ende war es ausgerechnet der junge Blondschopf, der gleich zu Beginn ihrer Ankunft in Alcea Town hervorgetreten war und Mary wiedererkannt hatte, der nun wieder seine Stimme erhob und aus der Menge hervortrat: “Ihr habt diese Stadt vor einer großen Fehlentscheidung gerettet! Mary… aber auch ihr anderen Magier: Ihr seid einfach unglaublich!“, rief er überschwänglich und stürmte dann, vermutlich aus alter Bekanntschaft heraus, auf die Baumgardner zu, um ihr dankbar um den Hals zu fallen. Also… Ende gut, alles gut?

@Mary @Nico @Arkos




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BeitragThema: Re: Straßen von Alcea
Straßen von Alcea EmptySo 24 Sep 2023 - 15:42


Arkos Aurelius | Plotquest: Southern Pride # 9 | @Mary @Nico @Esmée | Outfit

Eher überrascht darüber, dass Esmée noch nicht völlig ausgetickt war, begab sich Arkos wieder zurück in das Zimmer und setzte sich schweigend wieder auf den Platz, den er vor wenigen Minuten verlassen hatte. Sein Anteil an dieser Mission war nicht sonderlich groß gewesen, aber immerhin ging sie voran. Sein Vertrauen lag nun in den beiden jungen Kollegen dieser Mission, die jetzt die Fäden in der Hand hielten. Er war einfach nicht dafür gemacht, Probleme wie diese hier zu lösen, und während ihn diese Erkenntnis zwar ein wenig ärgerte sah er ein, dass Fähigkeiten nun einmal unterschiedlich gelagert waren. Ein leises Seufzen entfloh seinen Lippen, während er einen Seitenblick auf Esmée wagte. Wie hatte sie es nur geschafft, durchzuhalten? Er kannte sie nicht so - er hatte eine andere Esmée kennengelernt. Er hätte den Kopf geschüttelt, hätte es nicht vielleicht Herr Schimpf abgelenkt. Was Herr Schimpf schließlich ablenkte war die immer lauter werdende Geräuschkulisse vor dem Haus von Herr und Frau Schimpf, und zumindest von dem wenigen, was Arkos wirklich dem Stimmengewirr entnehmen konnte, war der Plan aufgegangen. Mary und Nico hatten es irgendwie geschafft, die Informationen, die er diesem Haus entrissen hatte, weiterzuverteilen.

Sie fanden sich kurze Zeit später vor dem Haus wieder. Arkos blieb ungewohnt still - es fühlte sich so an, als wäre der Stein bereits ins Rollen gekommen. Auch wenn es sich seltsam anfühlte, ihn nicht schieben zu müssen - der Rotschopf empfand es als ebenso seltsames Gefühl, dass der Stein gefühlt schneller rollte als er ihn normalerweise geschoben hätte. Das war es wohl, was einen Erdrutsch ausmachte. Die Leute hier waren so überzeugt gewesen, dass die Präsentation von umgekehrten Fakten dazu führte, dass sie nur noch wütender auf den Betrüger waren. Der versuchte sich herauszureden, und ehrlich gesagt - Arkos fand, dass er sich gar nicht so übel schlug, dafür, dass er ziemlich sicher verloren hatte. Schimpf schien noch nicht einmal genau darüber nachzudenken, woher die Informationen überhaupt kamen, die ihm präsentiert wurden. Die Menschen? Wurden wenig beschwichtigt durch seine Worte, im Gegenteil. Der Schmied hatte nicht vor, Gewalt ausbrechen zu lassen, aber ein wenig Angst konnte Schimpf schon empfinden. Erial wäre vermutlich 'gerechter' gewesen, aber Arkos hätte vermutlich zumindest ein paar Tomaten oder Eier zugelassen. Esmée schien das anders zu sehen, und während sie zwischen die Menge und Herr Schimpf trat, nickte Arkos Nico und Mary anerkennend zu. Sie hatten erstaunlich schnell geschafft, die Botschaft hinauszutragen. Das wäre ihm ungleich schwerer gefallen. Esmée wiederum schaffte es, die Seite an ihr herauszuholen, die Arkos bisher seltenst gesehen hatte, aber die er... seltsam faszinierend fand. Seine goldenen Augen ruhten kurz auf der jungen Frau, dann wand er sich der Menge zu und verschränkte die Arme vor der Brust. Na, dann war wohl alles geklärt, oder nicht? Tatsächlich beruhigte sich die Menge und ein allgemeines, zwar etwas gespanntes, aber nicht eben feindliches Geschnatter begann sich zu erheben. Zwei Dinge passierten dann, die Arkos betrafen: Erstens lockerte er die Arme wieder, berührte kurz die Schulter von Esmée in einer kleinen Geste der Anerkennung, nickte leicht. "Scheint als hättest du sie eingefangen", stellte er fest und warf einen Blick in Richtung Mary und Nico. Erstere wurde gerade im positiven Sinne angefallen. "Informationen bekommen und weiterverbreiten können die beiden ziemlich gut", stellte der Rotschopf fest und kratzte sich am Kopf. Er hatte nicht das Gefühl, sonderlich hilfreich gewesen zu sein. Das einzige was er getan hatte war, die Entscheidung zu treffen, mit Herrn Schimpf zu gehen. Immerhin das hatte sich nicht als Fehler herausgestellt. "Seid ihr zufrieden?", fragte er in Richtung Mary und Nico und verschränkte ein wenig amüsiert die Arme. "Sieht so aus, als könntest du in Zukunft einfacher diese Gegend besuchen, Mary." Dann kam er nicht umhin, tatsächlich ein wenig zu lachen. "Zurück müssen wir allerdings trotzdem mit der Kutsche. Esmée, warum erzählst du uns nicht ein wenig etwas über diese tollen Gefährte?"




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