Ortsname: Einkaufsstraße Art: Freifläche Spezielles: --- Beschreibung: Die Einkaufsstraße von Crystalline Town, die direkt vom Platz mit der Statue des Urs abgeht. Obwohl die Stadt eher abseits weit im Norden liegt, gibt es hier einige Geschäfte, die mit den neuesten Trends mithalten. Neben mehreren Modegeschäften gibt es auch Geschäfte für fast alles andere, was man brauchen könnte. Außerdem gibt es zwischendrin auch noch das eine oder andere Restaurant und Geschäfte, in denen man sich schnell einen Snack zum Mitnehmen kaufen kann. Etwa auf der Höhe der Mitte der Straße gibt es eine Filiale der größten Bank Fiores, damit den Einkaufenden auch ja nie das Geld ausgeht.
“Natürlich machen Kleinigkeiten einen Unterschied, vor allem wenn sie vermehrt vorkommen. Was auch immer du verbrochen hast, regelmäßige Eskapaden geraten nicht in Vergessenheit. Und ich will kein Teil von falschen Gerüchten sein, die dir Schaden zufügen. Es gibt noch Leute, die auf deine Wiederkehr hoffen, weil die aktuellen Bands ziemlich langweilig sein sollen. Vielleicht solltest du lieber auf diese Stimmen hören.” Klar, Kai konnte null nachvollziehen, weshalb Ava solche Behauptungen gleichgültig hinnahm, aber es kam ihm schlichtweg falsch vor. Niemand, wirklich niemand hatte üble Nachreden verdient, der völlig normale Dinge wollte, insbesondere wenn es darum ging, einfach mit jemandem Spaß zu haben. Auch Berühmtheiten hegen gewisse Bedürfnisse und Wünsche, wie jeder andere auch. Und nur weil sie bekannt waren, hatte niemand das Recht, ihnen das Verlangen abzusprechen. In was für eine bescheuerte Welt war der Aviane eigentlich gelandet? Eine, die teilweise die Regeln der Villa befolgte. Er hasste es, niemals würde er in der Lage sein, diesen Mist erfolgreich zu vergessen, weil immer wieder Themen aufkamen, die ihn daran erinnerten. Kai warf ihr einen eiskalten Blick zu, der Verachtung und Ablehnung vermittelte. Warum? Auch das Lachen war seiner Meinung nach kaum angebracht. Verdammtes Unglück war nicht witzig. Da er keine Ahnung hatte, was sie aus Spaß oder Ernst sagte und tat, strapazierte das Hin und Her seine Nerven bis aufs Blut. Die Toleranzgrenze war beansprucht, die emotionale Stabilität wackelte. “Eine Fortsetzung nur dann, wenn sie bald dahinter kam, wie dumm ihre Selbstlosigkeit war und bitte nicht erst nachdem sie die Haare nach seinen Wünschen wachsen ließ, Kleidung und Parfüm trug, die sie nicht selbst mochte, die Perönlichkeit nach seinem Willen veränderte, Freunde aufgab, zum Mond wanderte, obwohl sie die Sonne bevorzugte. Nicht … nicht erst, nachdem sie zur Strafe bei Ungehorsamkeit stundenlang in eine Kühlkammer gesperrt, der Mund zugenäht wurde, einen Zeh abtrennen, tagelang hungern oder Scherben schlucken musste und man andere dazu zwang, dabei zuzusehen.” Ob der Blonde übertrieb? Nein. Ob er das ernst meinte? Ja. Auch seine Vergangenheit war nicht witzig und wahrscheinlich kaum zu glauben, weshalb ihm ein bisschen Wahrheit zu diesem Zeitpunkt nicht schwerfiel. Die Katze sollte ruhig wissen, dass zwanghafte Selbstlosigkeit und Ungehorsam riesige Fehler waren, die das Leben zum größtenteil beeinträchtigen. “Jemanden manipulativ auf der Nase herumtanzen zu lassen, ist das Schlimmste, was man tun kann. Es ist zum Kotzen. Ich hoffe wirklich, sie hat die Kurve gekratzt." Stünde er draußen, würde er anschließend zur Seite spucken, nur um seiner Raserei Nachdruck zu verleihen und den unheilvollen Mund zu säubern. Noch nie hatte er die Gelegenheit, ein paar Worte zu seinem früheren Leben preiszugeben, aber das reichte auch wieder. Dass es sich hierbei nur um einen fiktiven Song handeln könnte, war ihm egal, keiner sollte den Inhalt verherrlichen. “Kein Ding.”, meinte er noch ein bisschen zu schroff, als er zuvor den Gesang lobte. Denn der war wirklich außergewöhnlich schön und hatte positive Bestätigung verdient, daran gab es keinen Zweifel. Letztendlich war nicht nur Avas verführerisches Verhalten für seine Hitze verantwortlich, sondern auch die zornige Aufregung, die er nun versuchte, beiseite zu legen. Allerdings … wirkte selbst die Sängerin irgendwie fertig, die sich nach hinten fallen ließ und anschließend über Kopf, Gesicht und Ohren fuhr. Das war bisher das katzigste Vorkommen, das Kai an ihr feststellen konnte. Irgendwie niedlich. “Ich brauchte Luft.”, erwiderte er trocken, aber ehrlich, auf die Frage, wieso er geflüchtet war und da stand, wo er gerade stand. Als ob sie nicht wüsste, wieso, so krass einfältig war er nun auch nicht. Nach ihrer Aktion war das doch klar wie Kloßbrühe. Wie von selbst spannten seine Muskeln, als sie langsam auf ihn zukam. Uff, das Lächeln läutete das nächste Spiel ein. “Mir ist tatsächlich heiß, ja.” Der Aviane runzelte leicht die Stirn, während sie bedächtig näher kam. Nach den nächsten, sehr eindeutigen Fragen schnaubte er amüsiert. “Das hättest du wohl gern." Diesmal nutzte Kai die Gunst der Stunde und legte eine Hand auf ihren Kopf, sobald sie in unmittelbarer Nähe war, kraulte über Haaransatz und einem Ohr, ehe er sich zu ihr vorbeugte und sie ungeniert angrinste. “Nein, dürft Ihr nicht, Miss Finch.” Das leicht angehobene Shirt herunterziehend, entfernte er gleichzeitig behutsam ihre zupfenden Finger und machte sich auf dem Weg zum Bett. Langsam aber sicher lernte der Falcon dazu, auch seine eigene Ansprache erinnerte ihn an seinen Selbstwert, den er hin und wieder vergaß. Sie war verdammt gut darin, Leute um den Finger zu wickeln. Vielleicht war sogar Ava der junge Mann in diesem Song, auf der Suche nach einer Puppe, und fand es deshalb lustig. Kai musste sich nichts gefallen lassen und keinen Forderungen nachkommen. Nicht mehr. Nie wieder. “Lass’ mal schlafen gehen. Ich schulde dir noch was.”
Ava Fallen Star
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Wortlos schluckte Ava Finch. Die Worte des Blonden taten weh. Er hatte wünschte sich wohl wirklich, dass sie eines Tages ins Rampenlicht zurückkehren konnte, oder? Oh, wenn der doch wüsste, wie unmöglich das war. Natürlich liebte die Feline ihre alten Fans, sah sie nur zu gerne Lachen und ihre Songs mitsingen. Die Meet and Greets, in denen ihr junge Mädels gestanden, dass ihre Musik ihnen durch schwere Zeiten geholfen hatte. Es gab so viele gute Dinge, die sie getan hatte, kein Zweifel. Aber da gehörte so viel mehr zu dieser Geschichte. Sie legte die Ohren zurück. "Sie haben keine falschen Hoffnungen verdient." Mit Mühe unterdrückte sie das Fauchen in ihrer Stimme. Es gab auch mehr als genug Leute, die dem Bild, das die Medien und ihre eigene Bandkollegin von ihr gemalt hatten, glauben schenkten. Diese wollten eben nicht, dass sie zurück kam. Nicht, dass diese Leute interessieren, aber ganz offensichtlich hatte Kai sie in seiner Gleichung vergessen. Da waren so viele Dinge, die er nicht wusste, nicht wissen konnte, doch sie beeinflussten ihr Verhalten mehr als seine hoffnungsvollen Worte. Mit ihrem Lied gab sie ihm einen ersten kleinen Einblick, wie die Welt im Idol-Business aussah. Natürlich packte sie alles in eine Liebesgeschichte, um ihre Worte gesellschaftstauglich zu machen. "So eine Fortsetzung kann ich dir leider nicht bieten." Was war bloß los? Wieso klang ihre Stimme so resigniert? Sie ballte ihre Finger zu Fäusten, ihre langen Nägel übten unangenehmen Druck auf ihre Haut aus. Man hatte sie vielleicht nicht auf solch offensichtliche, brutale Weise misshandelt, wie der junge Mann es aufzählte -das wäre wohl auch zu auffällig gewesen- doch das milderte ihr Leid nur gering. Natürlich konnte er all das nicht erahnen, schließlich schien er noch immer zu glauben, dass es sich 'nur' um eine Liebesgeschichte handelte. Aber mal ganz abgesehen davon, woher nahm er überhaupt diese brutalen Ideen? Ideen? Das waren keine Ideen oder? Das war doch viel zu spezifisch. Sie schloss die Augen. Das war eine Realität, die sie nicht sehen wollte. Es tat zu weh. Wieso konnte der Falcon nicht so sein wie die anderen Männer und Frauen, die sie auf ihr Zimmer schleppte? Oberflächlich. Desinteressiert. Das war ihr schon vor einer Weile bewusst geworden, doch sie wollte nicht aufgeben, ihn vielleicht doch noch dazu überreden zu können. Es würde so viel einfacher machen, wenn er nicht so viel nachdachte! "Ja, das hätte ich wirklich gern." Mit einem Lächeln auf den Lippen und einem Schnurren in der Kehle schob sie sich regelrecht in seine Hand. Erwartungsvoll blinzelte sie ihn an, als er sich zu ihr lehnte. "Wunderb-" Sie hielt inne. Wie 'nein'? Schon wieder. Er hatte sie schon wieder abblitzen lassen. Ihre plötzlich so haltlosen Finger sanken zurück an ihre Seite, während er schon auf dem Weg zurück zum Bett war. Ihr Blick war immer noch auf die Stelle gerichtet, an der er gerade vor ihr gestanden hatte. Ihre sonst so effektive Fassade bekam einen weiteren, tiefen Riss und begann zu bröckeln. Schnell und so unauffällig wie möglich wischte sie sich mit den langen Ärmeln über die Augen. Wieso trat er ihr Herz so sehr mit seinen Füßen? Wieso zwang sie ihn, sich mit solchen negativen Gefühlen herumzuschlagen? "Was soll das?" Sie legte die Ohren zurück. "Ernsthaft Kai, was soll das alles hier werden?!" Noch immer traute sie sich nicht, ihn anzusehen, doch er konnte wohl auch an ihrer Stimme herausfinden, wie frustriert sie war. Diese war scharf wie ihre Krallen. "Ich versteh das nicht! Was willst du von mir? Willst du mich jetzt oder nicht?!" Innerhalb weniger Stunden hatte er dafür gesorgt, das sie sich völlig verunsichert fühlte, sich unfreiwillig mit ihrer Vergangenheit auseinander setzen musste und dann auch noch Mitleid mit ihm hatte! "Ach, wieso frage ich überhaupt? Natürlich nicht. Dann können wir unseren Deal auch platzen lassen. Wie soll mir das Spaß machen, wenn ich konstant daran denken muss, dass du das nicht auch willst?" Sie war vielleicht hinterhältig und verlogen, aber diesen Teil ihrer Vergangenheit wollte sie nicht mit vertauschten Rollen wiederholen. Schon gar nicht bei dem Blonden, der ganz offensichtlich ähnliche Erfahrungen machen musste. Ein weiterer Punkt, der die Feline verrückt machte: Wieso sorgte sie sich deshalb so um ihn? Ihr Herz schmerzte noch immer bei dem Gedanken an seine Worte. Nein, es schmerzte nicht nur, es zog sich regelrecht zusammen. Es tat so weh. Sie wollte einfach nur schreien! Es traf sie so viel mehr als die Schicksale anderer Leute, denn sie wusste genau, wie es sich anfühlte. "Das ist doch scheiße!" Eigentlich wollte sie doch gar nicht darüber reden, wieso war es ihr heute schon so oft auf der Zunge gelegen? Immer wieder hatte er sie fast dazu gebracht, ihre Geschichte mit ihm zu teilen. Vollkommen ehrlich. Sie hatte es sich verboten um weiter die Oberflächlichkeit zu bewahren, die noch zwischen ihnen herrschte. So wie sie es immer tat. Ein falsches Gefühl der Nähe schaffen, indem sie Leute so nah wie möglich körperlich an sich heranholte und sie dann wieder fallen ließ, damit sie keine Zuneigung entwickeln konnte. Dieses Mal lief alles komplett falsch. "Ich wollte mit dir schlafen! Jetzt will ich aber auch mit dir reden!" Sie fuhr herum und schritt auf ihn zu. Eigentlich wollte sie sich nicht so verbunden zu ihm fühlen und doch tat sie es. Das Gefühl war einfach nicht zu ignorieren. Erst recht jetzt, wo er auf jeden Versuch, sich davon abzulenken, ablehnend reagiert hatte! "Sie haben dich auch misshandelt, oder? Gezwungen zu irgendwas? Wieso sonst sollte jemand auf mein Lied so reagieren?" Sie wollte ihn am liebsten am Shirt packen und festhalten oder vielleicht irgendwie die Wahrheit aus ihm herausmanipulieren. Doch all diese Sachen zogen ja doch nicht. Wieso auch immer! Sie musste es anders versuchen. "Lass uns ehrlich sein! Du magst doch Deals, wieso machen wir es nicht so? "
"You say that I'm kinda difficult, but it's always someone else's fault."
Sie haben keine falschen Hoffnungen verdient. Hm. “Willst du überhaupt wieder auf die Bühne?” Ohne den konkreten Hintergrund konnte Kai natürlich nicht weiter bohren. Helfen wahrscheinlich sowieso nicht, was könnte ein ruhmloser Vogeltyp, der von Tuten und Blasen keine Ahnung hatte, einer professionellen Sängerin schon raten? Eben, gar nichts. Er konnte nur rätseln, weshalb er Ava auf der Bühne sehen wollte. Der Song regte zum Nachdenken an und war für viele Personen vermutlich kaum zu verstehen, geschweige denn nachzuvollziehen. Der Text war kein ausgelutschter Liebessong, er war viel mehr. Ebensolche brauchte die Welt ganz dringend und durfte nicht im Keim erstickt werden, die richtigen Leute würden es ihr mit Sicherheit danken, wenn sie merkten, dass sie ein ähnliches Opfer waren. Und der oberflächliche Rest pusht das gute Stück, damit es auch ja bei jedem Wesen ankam. “Das dachte ich mir fast.” Er seufzte niedergeschlagen. Schade oder nicht schade? So oder so, die Story war deprimierend. Der emotionale Ausbruch war nicht fair, ihr und ihm gegenüber. In den letzten zwei Jahren war niemand dazu in der Lage, seine Vergangenheit bis über die Grenze hinaus zu triggern, immer wieder konnte sich Kai herauswinden und das Leid verschleiern. Doch Ava war nicht wie andere, sie drückte sämtliche Knöpfe, legte jeden Schalter um. Sie setzte den Blonden so dermaßen unter Druck, dass er bald nicht mehr wusste, wo unten und oben war. Er war nicht mal sicher, ob sie das mit Absicht tat oder nicht. Nicht nur die Seele tat weh, der Schmerz ging auch allmählich in den Körper über; es war, als würde man ihn in einen Schraubstock einspannen und gemütlich kurbeln. Verwirrt über das eigene Verhalten, besah er seine Hand, die gerade noch über Avas Kopf und Ohr streichelte, als er vor dem Bett zum Stehen kam. Der Falcon war so durcheinander … dass er scheinbar genauso eine Verwirrung in ihr auslöste, wurde ihm erst klar, als sie ungehalten reagierte. "Sorry, ich-" Die aufgebrachte Feline war noch nicht fertig. Scheiße, Kai hasste Auseinandersetzungen wie die Pest. Er hatte es damit total verbockt und es wurde nur noch schlimmer. Wieder lenkte das Fluchtgefühl die gelben Iriden zur großen Tür. Wieso eigentlich nicht? Einfach weglaufen und sich nicht weiter damit - mit ihr - befassen und den scheinheiligen Frieden wiederfinden. Was er von ihr wollte? Der Deal war noch nicht abgeschlossen. Die letzte Frage ließ ihn aufhorchen, aber ehe eine Antwort über seine Lippen kam, wütete Ava weiter. Langsam auf die Matratze setzend, versuchte der überfahrene Blonde, einen klaren Gedanken zu fassen. Er hatte die Sache mit dem Deal doch klar kommuniziert, wenn sie mehr wollte, hätte sie das sofort sagen müssen. Über Telepathie verfügte er schließlich nicht. "Verdammt große Scheiße.", stimmte der Aviane kleinlaut zu und vergrub hilflos das Gesicht in den Händen, während der Oberkörper vorbeugte und die Arme auf den Knien stützten. Nichts mehr als eine schwarze Sackgasse, der Kopf stand still, Überforderung machte sich breit. Er wusste nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Die Hände wieder sinken lassend, sah er die Katze gerade noch auf ihn zustürmen und riss instinktiv die schützenden Arme wieder hoch, wartete abermals auf Schmerz, der nicht eintraf. Die Abwehr sank erneut, der Blick wanderte ausdruckslos zu den braunen Seelenspiegeln über ihm. "Dass du mit mir schlafen wolltest, hättest du mir von Anfang an sagen sollen, dann wäre … das hier gar nicht erst entstanden, Ava. Ich kann nicht hellsehen." Dass man nicht unbedingt mit dieser Tür ins Haus fiel, wusste er nicht. Um sich Luft zu verschaffen, umfasste Kai ihre Hüften, schob sie behutsam beiseite und stand auf. Auf dem Weg zur Sitzgelegenheit seufzte er freudlos, schnappte schließlich seine Jacke und warf sie über die Schulter. "Der Deal ist wie gewünscht gestrichen." Er wollte gar nicht erst wissen, worüber sie noch reden wollte. Es war zu viel. Alles war zu viel. Die Frau war zu viel für seine Anfälligkeit. "Ich hoffe, du fühlst dich zumindest ein bisschen unterhalten.", nun lachte der Geflügelte bitter und machte eine wegwerfende Handbewegung. Seine Stimme brach, ob vor Wut oder Trauer, war nicht sicher. Er dachte, die Zeiten, in denen er sich vor anderen bloßstellen musste, waren endgültig vorbei. Tja, falsch gedacht. Und dann legte Ava tatsächlich noch eine unfassbar gewaltige Schippe oben drauf. Hörte Kai richtig? "Ja, na und? Suchst du etwa nach einer neuen Strategie, um mich zu brechen? Macht dir das Spaß, hm?", blaffte er bestürzt und warf die Jacke energisch zur Seite, die Arme dann krampfhaft abwehrend vor der Brust verschränkt. Wie gerne würde er in diesem Moment auf etwas einschlagen, nicht auf sie, auf kein Wesen. Das Beben war nicht mehr zu unterdrücken, so aufgewühlt waren Körper und Geist. Er griff haltsuchend in das Shirt und knirschte angespannt mit den Zähnen, denn Panik kündigte sich an. Schweratmend starrte er Ava mit scharfem Blick abwartend entgegen. “Warum sollte ich mich weiter mit dir befassen? Sag, was hast du mir zu bieten für die neuen Narben, die du mir verpassen wirst?” Da hatte sie ein Stück verfluchte Ehrlichkeit, sollte sie damit doch hin und her schießen, aber dann war er wirklich weg. Im Leben nicht würde die Sängerin mit der reinen Wahrheit herausrücken und Kai würde sie nicht dazu drängen. Sie sagte auch misshandelt, das überhörte er nicht, er würde bloß den Teufel tun, den Anfang zu schaffen. Trotz Anflug von Panik, hielt ihn was auch immer an Ort und Stelle. Neugier? Oder vielleicht doch ähnliches Leid? Der Falcon wusste gerade nur eins ganz genau: er brauchte dringend Alkohol.
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Ob Ava Finch zurück auf die Bühne wollte? Natürlich! Doch das war nicht der ausschlaggebende Punkt. Es scheiterte nicht an ihrem Willen, sondern an der Art und Weise, wie sie die Bühne damals verlassen hatte. Oder eher: von ihr geschmissen wurde. Das konnte Kai natürlich nicht wissen, sie hatte es ihm schließlich nicht gesagt. "Darum geht es nicht", erwiderte sie, denn noch war sie nicht bereit, es ihm zu erklären. Viel fehlte bis zu diesem Punkt jedoch nicht mehr, denn langsam platzte ihr der Kragen. Nicht nur in dieser Hinsicht, es kamen so viele Dinge zusammen, dass die langsam nicht mehr wusste, wo vorne und hinten war. Er entschuldigte sich? Wofür denn? Eigentlich hatte er ja nichts falsch gemacht, das wusste sie auch selbst. Das einzige, was er getan hatte, war, sich vollkommen anders zu verhalten, als sie erwartet hatte. Als sie erhofft hatte. Natürlich war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sie jemandem über den Weg lief, der nicht in ihr Beuteschema fiel. Eigentlich hätte sie es gleich wissen müssen. Er war nicht irgendein Vögelchen, sondern ein Raubvogel. Er leistete Widerstand, ließ sich nicht einfach so von den ausgefahrenen Krallen der Katze packen. Doch das hatte sie nicht sehen wollen. Nun hatte sie den Salat. Es tat beinahe schon weh, als er abwehrend die Hände vor sich hielt, als sie auf ihn zuschritt. Glaubte er noch immer, dass sie ihn verletzen wollte? "Wieso sollte ich das sagen, Kai?! Ist doch offensichtlich, dass ich davon ausgehe, dass du willst. Etwas anderes will doch sonst auch nie jemand von mir!" In dieser Hinsicht war Ava Finch wohl noch immer eine Marionette ihrer alten Erfahrungen. Es war eben immer wieder der selbe Refrain, manche Dinge änderten sich nicht. Sie brauchte den Zuspruch, die Aufmerksamkeit. Auf der Bühne konnte sie es sich nicht mehr holen, also holte sie es sich auf die einzige andere Art, die sie kennengelernt hatte. Erst jetzt fiel ihr zum allerersten Mal auf, wie dumm das eigentlich war. Doch war sie tatsächlich bereit, daran etwas zu ändern? Oder wollte sie es lieber wieder verdrängen? Das Fell an ihrem Schweif sträubte sich, als er sie einfach packte und beiseite schob. "Ich meinte damit nicht, dass du gehen sollst!" Oder? Für ihren Seelenfrieden war es vermutlich besser, wenn er einfach abhaute. Gleichzeitig wollte sie diese Sache aber nicht einfach so stehen lassen. "Wieso sollte ich das? Wieso sollte es mir Spaß machen? Hör auf mit solchen Vorwürfen! Das ist alles nicht wahr!" Nicht schon wieder, diese Anschuldigungen machten sie verrückt. Sah er sie wirklich so? Sie wollte ihn nicht verletzten, wirklich nicht. Wie ironisch, dass sie beide etwas in ihrem Gegenüber sehen wollten, dass nicht da war. So fern die Vergangenheit der beiden Tiermenschen auch sein mochte, in ihrem Verhalten war sie noch immer präsent. "Gar nichts, ich habe absolut gar nichts zu bieten!", fauchte sie resigniert. Neben ihrer Stimme und ihrem Körper war sie nunmal ein nichts. Mehr war da einfach nicht. Ersteres hatte sie ihm bereits gezeigt und zweiteres wollte er nicht haben. Naja, eine Sache hatte sie vielleicht doch noch. "Außer Verständnis." Sie wusste, dass es nicht viel war, aber es war etwas, das sie bisher noch niemandem angeboten hatte. Zumindest für sie war es etwas besonderes. Ihr Blick wich dem seinen aus, während ihr Schweif sich in einem Versuch, sich selbst Halt zu geben, um ihren Oberschenkel schlang. Zum ersten Mal seit langem war ihre Haltung alles andere als Selbstbewusst, viel mehr wirkte sie, als ob sie sich verstecken wollte. "Mein Lied, da geht es nicht um Liebe, sondern um meine Beziehung zu meinem Musiklabel und Managern." Mit einer Hand strich sie sich über den Oberarm. Noch nie waren ihr Worte so schwer über die Lippen gekommen. "Ich dachte immer, ich tue das alles freiwillig. Aber so ... so war das nicht wirklich. Nachdem ich einen Wettbewerb gewonnen hatte, durfte ich einen Vertrag unterschreiben. Ich wusste gar nicht, was das alles bedeutet. Ich dache es wäre etwas Gutes." Aber das war es nicht gewesen. Es war viel mehr ein Deal mit dem Teufel gewesen. Sie gab alles auf und im Gegenzug bekam sie Ruhm und Support. "Dann habe ich meine Bandkollegen bekommen, sie gaben uns einen Namen und sorgten dafür, dass die Welt uns kennt." Misstaken. So stolz sie auch auf das war, was sie erreicht hatten, es war gleichzeitig mit so viel Schmerz verbunden. "Im Gegenzug durften wir nichts mehr selbst entscheiden. Gar nichts mehr. Das kennst du, oder?" Es war eine vorsichtige Frage. Ob er sie beantwortete oder nicht, war ihm überlassen. "Kaum Essen, keine Freizeit, keine Kontrolle über den eigenen Körper. Immer üben, immer perfekt sein. Tonstudio, auftreten, Meet and Greets und wiederholen. Bis zum Umfallen. Du findest sicher Artikel, wo einer von uns auf der Bühne umgekippt ist. Aber es gab jedes mal eine Ausrede vom Label, durfte ja keiner wissen, was da wirklich passiert. Das hätte das gesamte Image ruiniert und dann hätten wir ihnen kein Geld mehr eingebracht." Das war nur ein kleiner Teil der brutalen Welt der Idole. Sie liebte die Musik, die Freude, die sie damit schaffen konnte, doch der Preis dafür war zu hoch gewesen. Man hatte sie bis zum letzten Bisschen ausgebeutet und dann, als ihr Wert gefallen war, aussortiert. Alleine die Erinnerung daran ließ ihre Finger zittern und ihre Äuglein feucht werden. Die Welt um sie herum drehte sich. Es waren eigentlich nur Worte, doch an diesen hing noch so viel mehr. Erinnerungen, Gefühle, Schmerzen. "Ich glaube du verstehst, wie ich mich fühle. Deswegen will ich mit dir reden. Nicht, um dir weh zu tun." Vorsichtig trat sie einen Schritt auf ihn zu. Die normale Ava hätte seine Hand einfach ergriffen und ihn zu sich gezogen, doch gerade eben war irgendwie anders. Sie hielt ihm die eigene Hand entgegen. Kein Zwang, keine Manipulation. Nur ehrliche Worte und eine aufrichtige Einladung. Ehrlichkeit tat weh und machte Angst. Sie hatte Angst vor einer erneuten Abfuhr, vor allem jetzt, wo sie sich so verletzlich gemacht hatte. Wie ein kleines Kind, das vollkommen der Willkür der Erwachsenen ausgesetzt war, fühlte sie sich. Doch sie wollte glauben, dass Kai sie verstand, ihren Schmerz nachvollziehen konnte.
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Hatte sie das gerade wirklich gesagt? Das war so ein typisches Frauending, oder? Kai unterdrückte ein Augenrollen, stattdessen ließ er das stechende Gelb unter den Lidern verschwinden und verschaffte es durch reiben mit den Handballen flüchtige Erleichterung. Inzwischen war er durch das stundenlange Chaos echt müde. “Wenn das so wäre, hätte ich nicht ewig herumgelabert und dir keine Fragen gestellt. Du bist keine leere Hülle, die man sich einfach nach Belieben nehmen kann.” Eigentlich konnte der Blonde hierbei nur verlieren, egal was er sagte. Es war nicht so, dass er Ava nicht attraktiv fand, im Gegenteil - er besaß einfach Hirn und Anstand. Aber was zum Henker musste sie bitte erleiden, um so eine oberflächliche Denkweise zu entwickeln? Anscheinend war ihre Welt in der Tat nicht rosig. Kai wollte weder voreilige Schlüsse ziehen noch ihr irgendwie auf den Zahn fühlen, wenn er nachfragte, musste er zwangsläufig auch von sich selbst erzählen und das wollte er natürlich nicht. Es herrschte wie immer das Geben und Nehmen. “Wieso? Du treibst mich in den Wahnsinn und merkst es nicht mal ..." Als ob. So ein guter Schauspieler war er mitnichten, sie musste doch sehen, wie er in diesem Augenblick am Rande des Abgrunds stand. Den Scheiß konnte sie ihrer Oma erzählen, sie manipulierte doch weiterhin! Stellte sich die wunderbare Ava jetzt als Opfer ins Rampenlicht, um ihm ein schlechtes Gewissen zu bereiten, oder was? Großes Kino, ganz großes Kino. Und das Schlimme daran war, es funktionierte. Ein kleiner Adrenalinschub kickte die Müdigkeit in den Wartebereich und machte Platz für frischen Ärger. “Fuck.” Worum ging es überhaupt noch? Himmel und Hölle, wo sollte das Ganze bloß noch hinführen … Kai stöhnte erschöpft. “Ava, bitte …” Hör auf, so einen Unsinn zu erzählen, das, was er bisher von ihr mitbekam, war alles andere als wertlos. Sie konnte mit einem Fingerschnippen jemandes Leben einfach so auf den Kopf stellen. Solch eine Fähigkeit wünschte sich bestimmt der ein oder andere. Richtig ein- und umgesetzt musste das nicht mal unbedingt etwas Schlechtes sein. Der gewählte Songtext offenbarte ihre beeindruckende Intelligenz, trotz der Irreführung war sie in der Lage, eine bestimmte Botschaft zu senden. Aber das, was der Falcon in diesem Moment von ihr wollte, war Ehrlichkeit, einen kleinen Einblick hinter der hübschen Fassade erhalten. Allerdings musste die Finch selbst darauf kommen. Wie ein Häufchen Elend stand sie da und wirkte nicht weniger verletzt. War das nun echt oder unecht? Die Unsicherheit konnte man beinahe schmecken. Bei dem simplen Wort Verständnis, blinzelte er überrascht. Es klang so leicht und gleichzeitig stark, Verständnis verband unwillkürlich miteinander. “Verständnis reicht mir.” Sie sah plötzlich weg und schien sich auf etwas vorzubereiten, auch wenn sie sich dabei wie ein verlorenes Kätzchen in der Wildnis benahm. Warte, waren die Rollen vertauscht? Kai wollte sie zu nichts zwingen. Doch dann begann Ava zu erzählen und das, was sie erzählte, ließ das Blut in den Adern gefrieren. Seine Hände wurden buchstäblich kalt, weshalb er die Abwehr aufgab und sie langsam aneinander rieb, ohne den Blick auch nur einmal von ihr abzuwenden. Die Mauer, die der Blonde innerhalb von Minuten hochzog, bekam Risse, bröckelte und drohte einzustürzen. Sie wurde auch misshandelt. Auf andere Art und Weise zwar, aber das tat nichts zur Sache. Er nickte bedächtig auf ihre Frage hin, noch gebührte ihr allein die Aufmerksamkeit. Das Zuhören tat weh, dabei beließ sie es mehr oder weniger oberflächlich und die Details unerwähnt. Aber Kai konnte sich dennoch sehr gut vorstellen, wie sie sich zu dieser Zeit fühlen musste. Wie schwer es ihr fiel, die Worte auszusprechen, spürte er ganz genau, mehrmals schluckte er hart. Und wie er verstand. Inzwischen hingen die roten Flügel traurig und schlaff herunter, streiften auch im Stand den Boden enorm, als würden sie ihn bitten, der Müdigkeit endlich nachzugeben. Natürlich ergriff der Aviane sanft ihre Hand, ohne Zögern sogar. Abermals strich er mit dem Daumen über ihre Haut, nachdrücklich diesmal. Ein einfaches Tut mir leid kam ihm nicht mal ansatzweise genügend vor, weshalb er den nächsten Schritt wagte, Ava fest in die Arme schloss und sie an seine Brust mit rasendem Herz drückte. Von ihm aus durfte sie nach Belieben aufbäumen, ihn kratzen und beißen, treten und schlagen, wüst beschimpfen oder auch ausgiebig weinen - er glaubte, sie brauchte eher sowas als lahme Mitleidsbekundungen und sofortiges Nachfragen, denn Mut brauchte auch Pause. “Ich scheiße auf die Artikel, ich glaube dir.”, knurrte er zwischen ihren Katzenohren.
Nachdem sich die Situation langsam beruhigte, setzte sich der Falcon auf den Boden und schlang die Arme um die angewinkelten Beine, die Hände als Knotenpunkt, die Schwingen nach hinten über dem Boden abgelegt. Für seine eigene Story war ihm nicht nach Bequemlichkeit. Er warf Ava einen prüfenden Blick zu, konnte sie überhaupt noch mehr ertragen? Nun, sie wollte es wissen. Nervös kratzte Kai mit einem Fingernagel über den anderen Handrücken. “Als ich vier Jahre alt war, wurde ich entführt und jahrelang in einer großen Villa mit riesigem Grundstück gefangen gehalten." Am liebsten würde er seine Ohren zuhalten oder aus dem Körper fahren und weglaufen. Weglaufen, weglaufen, weglaufen. “Ich wurde von mitgefangenen Tiermenschen auf Anweisung großgezogen. Erst war ich nur ein niedliches Haustier von normalen Menschen, das gerne zur Schau gestellt wurde. Man warf mir Körner hin, die ich aufpicken musste, ansonsten hätten sie mich verhungern lassen.” Er lachte freudlos, anders konnte er die eigenen Worte kaum ertragen. Die rote Spur auf der Haut begann zu brennen. “Drei Jahre später brachte man mir Lesen, Schreiben und einfaches Rechnen bei, damit ich die Putzmittel unterscheiden und richtig anwenden konnte. Je älter ich wurde, desto mehr lernte ich über Hauswirtschaft, irgendwann kamen Handwerksarbeiten und Reparaturaufgaben dazu. Arbeiten bis zum Umfallen.” Abgesehen von dem Mittelteil klang das ebenfalls alles noch ziemlich oberflächlich. Dass da deutlich mehr war, vermutete Ava möglicherweise durch seinen Ausbruch zuvor bereits. “‘Eine Hand wäscht die andere’ war … ist der wichtigster Grundsatz, um am Leben zu bleiben. Ich hielt meinen Kopf für andere hin, solange ich es ertragen konnte, und dafür bekam ich Dinge.” Er zuckte mit den Schultern. “Arbeiten, Zurschaustellung, Strafen abnehmen, bei Strafen zusehen, bei Strafen mitwirken. Das war mein Leben. Ich war die perfekte Marionette, die nicht aufgeben wollte.” Kai sah sich selbst durch die dunkle, spiegelnde Fensterfront und hielt für einen Moment inne. Seltsamerweise war er gerade ziemlich gefasst, oder so betäubt wie damals, damit er nicht von allem übermannt wurde und einfach in das innerlich schwarze Loch kippte. “... Seit zwei Jahren bin ich da raus.”
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Dieses Gespräch und alles, was damit verbunden war, fühlte sich so falsch an. Kai machte sie verrückt. Stänig sagte er Dinge, die sie nicht hören wollte, nicht hören sollte. Irgendwo wollte sie ihm zuhören, gleichzeitig sorgten seine Worte dafür, dass sich ihr Fell aufstellte. "Oh, du hast doch überhaupt keine Ahnung!", blaffte sie wie ein eingeschnapptes Kind und schnaubte. Es war nicht so, dass Ava Finch sich selbst nicht als Person sah, sie respektierte sich selbst durchaus, aber sie wusste überhaupt nicht, wer dieses 'ich' überhaupt war. Was oder wer war sie denn, abgesehen von ihrer Stimme, ihrem Körper und dem Nutzen, den sie für Andere hatte, die drei Dinge, auf die sie seit ihrer Geburt reduziert worden war? Diese Dinge respektierte sie an sich selbst, aber was war mit dem Rest? Wie sollte man etwas wertschätzen, das man nicht definieren konnte? Letztendlich war sie eben doch eine Hülle. Eine Hülle auf der Suche nach ihrem Inhalt. Aber was, wenn ihr dieser Inhalt nicht gefiel? "Wenn hier irgendwer jemanden in den Wahnsinn treibt, dann ja wohl du mich." Sie verschränkte die Arme vor der Brust und blickte zur Seite. Ja, sie war grandios darin, Dinge so zu verdrehen, bis sie ihr passten. Aber warum tat sie das überhaupt? Doch sicherlich nicht, um von ihrem Inneren abzulenken ... oder? Nur zu gerne nahm sie ihre Mitmenschen an die Hand und führte sie in ihrem eigenen Museum herum, einem Ort, an dem nur das ausgestellt wurde, was die Welt sehen durfte. Alles andere wurde totgeschwiegen, mit süßen Worten wurden die Hinterräume, die keine schönen Geschichten boten, einfach übersprungen. Es gab allerdings auch Dinge, die sie nicht schauspielern konnte, weil es nie nötig gewesen war. Als großes Popsternchen gab es keinen Raum für Angst, Verunsicherung, Trauer oder auch Reue. Selbstbewusst, willensstark und voller Energie, das war die Ava Finch, die man ihr vorgegeben hatte und an diese klammerte sich die Feline bis heute. Manchmal wusste sie selbst gar nicht, wie viel von ihr ein Schauspiel war. Was sie jedoch wusste, war, dass die negativen Gefühle, die sie dem Avianen gerade eben offenbarte, definitiv echt waren. Ob er das auch wusste? Schwer zu sagen. Vermutlich hatte er seine Zweifel, doch das konnte sie ihm nicht verübeln. Genauso war aber auch sie unsicher, als er verkündete, dass Verständnis ihm vollkommen ausreichte. Nicht, weil sie ihn als Lügner sah, sondern, weil sie sich nur schwer vorstellen konnte, dass sich jemand ausgerechnet damit zufrieden gab. Eine andere Wahl, als seinen Worten Glauben zu schenken, hatte sie jedoch nicht. Von ihrer Zeit im Rampenlicht zu reden fühlte sich beinahe so an, wie erneut durch diese Hölle zu gehen. Wenn sie davon erzählen wollte, musste sie die Erinnerungen zulassen, sich mit ihnen befassen und auch, wenn inzwischen einige Jahre verstrichen waren, waren sie noch immer so klar und deutlich, als wären sie erst gestern passiert. Sie konnte es alles immer noch so genau spüren. Die Stimmen ihrer Manager hörte sie noch heute, konnte sich an jedes einzelne Wort, jede Forderung, jede Regel und jede Drohung erinnern. Es ließ sich einfach nicht vergessen, nur verdrängen. Es brauchte eine ganze Weile, bis sie überhaupt realisierte, dass der Blonde sie berührte. All die emotionalen Schmerzen, die sie bisher in die hintersten Ecken ihres Gedächtnisses verbannt hatte, überlagerten ihre Wahrnehmung, sodass mehrere Atemzüge verstrichen, bis sie seine Arme um ihren Körper tatsächlich langsam spürte. Fühlte es sich so an, wenn man ganz ohne Hintergedanken gehalten wurde? Sie war sich nicht sicher, ob sie das Gefühl tatsächlich mochte, es war ungewohnt, viel zu persönlich und privat. Jetzt, wo keine Grenze der Unehrlichkeit mehr herrschte, fühlte sie sich irgendwie ... entblößt, aber irgendwie auch befreit. Ihr Kopf schmerzte von all den Gefühlen, all der Ehrlichkeit, also ließ sie ihn einfach gegen sein Schlüsselbein fallen. "Danke. Das ist ... nett." Und furchteinflößend. Das hieß schließlich, dass er die Schwarzhaarige sehen wollte, wie sie wirklich war. Er wollte nicht das beschönigte, teils dramatisierte Bild von ihr. Vollkommen geräuschlos, ganz ohne Schniefen und Schluchzen, lösten sich die ersten Tränen aus ihren Augenwinkeln, sie konnte es einfach nicht aufhalten. Sie war äußerst dankbar, dass er keine Fragen stellte, sie nicht zwang, sich weiter damit zu befassen. Es war schwer zu sagen, wie viel Zeit verstrich, bevor sie sich aus seiner Umarmung löste und einen Schritt zurück trat. Mit den vorgezogenen Ärmeln fuhr sie sich über die leicht geröteten Augen. Es war noch immer schwer zu sagen, ob sie sich besser oder schlechter fühlte. Langsam atmete sie tief durch, ihre Atemzüge zitterten noch immer, aber sie wurden zunehmend einfacher und freier. Vorsichtig warf sie dem Falcon einen Blick zu. Sie wollte ihn zu nichts mehr zwingen oder überreden, doch sie wollte, dass er wusste, dass er genauso ehrlich sein durfte, wie sie es war. Ohne verurteilt zu werden. Langsam ließ sie sich neben ihm im Schneidersitz nieder, den Schweif hatte sie angezogen, sodass die flauschige Spitze in ihrem Schoß ruhte. Ihr Blick war nach unten gerichtet, doch ihre Ohren standen aufrecht und auf ihn gerichtet. Das Bedürfnis, sie zurückzulegen, um sich ihrer Gefühlslage anzupassen, war groß, doch sie widerstand. Stattdessen lauschte sie jedem seiner Worte so aufmerksam, wie sie nur konnte. Unweigerlich merkte sie einmal mehr, was für ein fürchterlicher Ort diese Welt eigentlich war. Würde all diese Misshandlung denn niemals ein Ende finden? Seine Worte machten sie wütend, beinahe schon rasend. Wer auch immer dieser grausame Mensch gewesen war, er gehörte bestraft, am besten zerquetscht wie ein Insekt unter einem ihrer Heels! Nein, der verdiente noch viel mehr, mindestens genau die Dinge, die er Anderen angetan hatte! Ob sie wohl herausfinden könnte, wer diese Person war? Von wegen 'eine Hand wäscht die andere'! Das Leben bestand aus viel mehr als nur solch einem Spruch. Doch sie zügelte ihren Ärger, schluckte ihn herunter, denn sie wusste genau, dass sie niemandem damit half. Sie war sich sicher, dass Kai gerade niemanden brauchte, der an seiner Stelle wütend war. Stattdessen rutschte sie näher an ihn heran, griff nach seinen Händen, damit er endlich mit der Kratzerei aufhörte. Das musste doch weh tun! "Ich bin froh, dass du nicht aufgegeben hast und da nun raus bist." Sie lächelte sanft, auch, wenn ihr nicht danach war. Wenn sie ehrlich war, hatte die Feline keine Ahnung, wie sie für ihn da sein konnte. So etwas war noch nie ihre Stärke gewesen, nur zu gerne hatte sie sich vehement mit oberflächlichen Dingen beschäftigt, sodass Momente wie diese nie entstehen konnten. Sie atmete tief durch, ehe sie eine Hand an seine Wange hob und sein Gesicht langsam von seinem Spiegelbild wegführte. Während diese Geste bisher stets einer Forderung gleichkam, war es dieses mal vielmehr eine sanfte Einladung. "Wir sorgen dafür, dass all diese schlimmen Erinnerungen mit positiven aufgewogen werden, okay?" Einfach ausradieren konnte man sie nicht, das hatte sie ja bereits festgestellt. Sie wusste auch nicht, ob der Schmerz jemals nachließ. Man sagte zwar, dass Zeit alle Wunden heilte, aber tat es das wirklich? "Egal was bisher war, jetzt sind wir frei und das wird uns niemand mehr nehmen." Und jeder, der es trotzdem wagte, würde bei dem Versuch mindestens seine Augen verlieren, vermutlich aber noch mehr. Doch was konnte sie bloß tun, damit er sich gerade sicher fühlte? Wollte er nicht weinen oder so? "Was kann ich für dich tun, damit du dich besser fühlst Kai? Möchtest du eine Umarmung? Soll ich dir etwas vorsingen?" Vielleicht konnte er es ihr ja sagen.
"You say that I'm kinda difficult, but it's always someone else's fault."
Okay, die Diskussion hatte überhaupt keinen Sinn. Das ständige Hin und Her schürte den Ärger nur noch mehr, weshalb Kai nun endgültig die Reißleine zog und nicht weiter darauf einging. Er schüttelte frustriert den Kopf und seufzte. Dass man sich über die Ablehnung von Beischlaf streiten konnte, weil Mann die Frau nicht als Objekt der Begierde ausnutzen wollte, hätte er nie für möglich gehalten. Das war doch lächerlich. Dabei wollte er doch nur, dass Ava trotz ihrer Attraktivität wusste, dass nicht alle Leute sie gleich ins Bett oder wo der Spaß auch immer stattfinden sollte, zerren wollte. Und dass es nichts Schlechtes war. Na was soll's, das war nicht Kais Problem. “Du bist echt anstrengend …”, murmelte er und wandte sich selbst ab. Dann trieben sich die beiden eben gegenseitig in den Wahnsinn und trafen irgendwo wieder aufeinander. Er verstand zwar immer noch nicht, was er ihrer Meinung nach falsch machte, aber die Lust, weiter darüber nachzudenken und sämtliche Nerven zu verlieren, war gegen null gesunken. Umso seltsamer wurde es, als sich sein Körper wie von selbst bewegte und die anstrengende Person in die eigene Arme schloss. Ungeachtet der Differenzen wollte der Falcon nicht, dass sie alleine mit der schmerzenden Ehrlichkeit in diesem riesigen Raum klarkommen musste. Erst rührte sie sich nicht, sagte nichts und der Blonde überlegte fieberhaft, ob die Umarmung doch ein Fehler war und loslassen, ihr den Freiraum lassen sollte. Aber gar keine Reaktion auf gerade gehörtes war doch nicht richtig, oder? Doch dann lehnte Ava schweigend ihren Kopf gegen seine Brust. Tatsächlich hätte er mit einer ganz anderen Reaktion gerechnet, eine viel lautere. Da fiel ihm mal wieder ein, dass die beiden vor ein paar Stunden Bekanntschaft machten und keiner in der Lage war, den anderen richtig einschätzen zu können. Total verrückt, wenn man das bedachte. Man lief jemandem zufällig über den Weg, den man mir nichts, dir nichts die Lebensgeschichte auf den Tisch knallte; das war sowas von schräg. Kai kannte zwar niemanden, dem er sich sonst anvertrauen könnte, aber trotzdem. Vielleicht war das Treffen wirklich Schicksal. Ava löste sich, trat zurück, fuhr mit den Ärmeln über ihre Augen und der Aviane sah weg. Für ihn war dieser Anblick irgendwie privater als die Umarmung. Er rührte sich erst von der Stelle, als die Katze wieder ins Hier und Jetzt zurückfand. Nach der eigenen Geschichte zuckten seine Hände merklich durch ihre plötzliche Berührung. Er konnte nicht mal sagen, ob er ihre frohe Meinung teilte, da er mit Nichts dastand. Auch in den zwei Jahren hatte Kai kaum etwas Gutes erreicht oder so viel Geld verdient, um sorgenlos zu atmen. Allerdings war er noch jung und hatte Zeit, seinen Weg zu finden. Wieder spürte er Avas Hand an der Wange, die sie zu sich holte, und sein leerer Blick füllte sich mit Leben. Er blinzelte, als wäre er frisch aus einem Alptraum erwacht und legte seine Hand auf ihre. “Okay.” erwiderte er leise, kippte dann nach hinten und ließ sich von den Schwingen auffangen. Für einen Moment schloss er die Lider und drohte einzuschlafen. “Tut mir leid, dass du darüber reden musstest.” Es war klar, dass beide eigentlich nicht vorhatten, auch nur ein Wort über die Vergangenheit verlieren zu wollen. Und doch haben sie sich gegenseitig so sehr dazu angestachelt, dass es beinahe unvermeidlich war. Missverständnisse führten zu all dem, die teilweise noch nicht geklärt waren, aber für heute reichte die Reiberei völlig. Die Grenzen waren mehr als überstrapaziert und mussten sich zunächst eine Weile erholen. Vielleicht sogar länger. Auch der Falcon war nicht sicher, ob die Ehrlichkeit gut tat oder nicht, um das sagen zu können, müsste er ausgiebig ruhen und nachdenken, aber auf gewisse Weise war das bestimmt befreiend. “Du kannst mir jederzeit schreiben, wenn du Redebedarf haben solltest.” Nicht, dass sie wieder alles schluckte, wenn ihr etwas nicht passte oder einfach eine schlechte Phase erlebte. Ein Anflug von schiefem Grinsen. “Oder auch einfach nur so.” Der Blonde ging mal davon aus, dass Ava mit ihm in Kontakt bleiben wollte, immerhin möchte sie positive Erinnerungen schaffen und dem ganzen Scheiß den Kampf ansagen. Er gähnte ungeniert. “Hmpf.” Da sprach wieder Selbstlosigkeit. “Denk lieber mal an dein eigenes Wohlbefinden. Wonach ist dir gerade, Ava?” Ihm selbst reichte es im Augenblick tatsächlich, auf dem Boden zu liegen und sie in seiner Nähe zu haben, mit ihr zusammen runterzukommen. Sie war doch auch erschöpft, oder? Und wenn sie alleine sein wollte, würde Kai natürlich aufstehen und abhauen, das hier war immer noch ihr Zimmer.
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Nur selten Lagen gut und schlecht so nah bei einander wie heute. Wie gerne die Feline dem Blonden doch den Kopf abreißen würde, nur um ihn im nächsten Moment in den Arm nehmen zu wollen. Es war eine wahre Achterbahn der Gefühle. Mochte sie ihn oder hasste sie ihn? Schwer zu sagen. Es war eine Frechheit, sie als anstrengend zu bezeichnen (er war doch selbst Schuld, schließlich brachte er sie dazu, sich so zu benehmen!) aber gleichzeitig hörte er ihr zu, ließ sie ausreden. Zwei Dinge, die eigentlich überhaupt nicht zusammenpassten. Auf jeden Fall hatte sie das komische Gefühl, dass das Geheimnis um ihre Vergangenheit bei ihm sicher war. Er hatte so vollkommen anders auf ihre Geschichte reagiert, wie sie es immer erwartet hatte. Natürlich hatte sie sich öfter ausgemalt, wie es war, jemandem davon zu erzählen. In ihren Vorstellungen war es jedoch nie gut ausgegangen. Im Gegenzug konnte sie ihm jedoch gar nichts bieten. Sie tat sich schwer, die richtigen Worte zu finden, ihr Mitgefühl mit ihm zu teilen. Hätte sie gewusst, dass er sich ausgerechnet jetzt Gedanken über Geld und die Zukunft machte, dann hätte sie ihn vermutlich eingeladen, sich ihre Gilde anzusehen. Irgendwie konnte sie sich den Vogel gut in dem bunten Haufen vorstellen. Das Leben bei den Satyrs war nicht immer einfach, aber man hatte stets Leute, die genauso schräg tickten wie man selbst, wenn nicht sogar schräger. Selbst Ava Finch, die schon immer große Probleme damit gehabt hatte, irgendwo hineinzupassen, fühlte sich dort wohl. "Ich will deine Entschuldigung nicht", erwiderte sie, "Ich wollte darüber reden, schon lange ... glaube ich zumindest." Was für ein dummer Grund, sich zu entschuldigen. Sie hatte mit all dem doch angefangen. Natürlich konnte man argumentieren, dass sie nur mit der Wahrheit auspackte, weil er drohte, sie allein zu lassen, doch manchmal war es auch okay, zu etwas 'gezwungen' zu werden. Ava Finch befasste sich nur ungern mit den unschönen Details ihrer Vergangenheit, dabei hatte sie das dringend notwendig. Sie vermutete, dass es Kai ähnlich ging, was wohl auch der ausschlagebende Punkt war, warum sie zum ersten Mal mit der Sprache herausgerückt war. Dass es ausgerechnet dieser dahergelaufene Kai war, der ihr dieses erste Mal stahl ... Ein Weilchen ruhte ihr Blick auf dem Wuschelkopf, der vor ihr auf dem Boden lag. Ihre Hände hatte sie inzwischen wieder zu sich genommen. Gemütlich sah das, was er da machte, ja nicht aus, vor allem, da ein kuscheliges Bett nur wenige Schritte entfernt darauf wartete, benutzt zu werden. "Pff, ich brauche dich nicht als emotionalen Mülleimer", schnaubte sie, kniff die Augen dabei frech zusammen. Ein wenig Humor konnte in dieser Situation vermutlich nicht schaden. Ein wenig Wahrheit steckte aber in ihren Worten. Irgendwie hatte das Bedürfnis, ihn - so wie viele vor ihm - auszunutzen, verflüchtigt. Sie wollte ihm nicht nur schreiben, weil sie etwas von ihm wollte oder brauchte. "Aber, äh, ich würde mich schon freuen, dich wiederzusehen." Ehrliche Worte, die der Katze nur schwer über die Lippen kamen. Sie bemühte sich wirklich, nett zu sein, ob man ihr das anmerkte? Hoffentlich nicht. Oder doch? Ugh! Dieser Zwiespalt machte sie fertig. Es war so lange her, dass sie das Bedürfnis gehabt hatte, jemanden aufrichtig gut zu behandeln, ganz ohne Hintergedanken und Knöpfchendrückerei. Sie seufzte während ihr Blick zu seinen Flügeln wanderte. Ja, auf dem Rücken liegend waren die wirklich unpraktisch, wenn sich noch jemand daneben legen wollte. Vorsichtig schob sie einige der feuerroten Federn fort, ehe sie sich auf der Seite liegend irgendwie versuchte, gemütlich zu machen. Keine Zweifel, das Bett war angenehmer. Aber wenn ihm der Boden besser gefiel, dann würde sie es wohl oder übel ein wenig aushalten können. "Wow, da bietet dir eine Katze an, sich dir anzupassen und du lehnst ab. Weißt du eigentlich, wie selten das ist?" Sie verdrehte die Augen. Das war womöglich eine einmalige Chance! Wollte er die wirklich einfach verspielen? "Ich habe dich gefragt, weil ich gerne das machen möchte, was du machen willst." Hoffentlich drangen diese Worte niemals aus diesem Raum heraus. Wenn jemand außer Kai sie so etwas sagen hören würde, wäre ihr das äußerst peinlich. Ihr eigenes Wohlbefinden war ihr tatsächlich gerade nicht so wichtig. Sie wollte, dass es ihrem Gegenüber ebenfalls gut ging, so gut, wie es in solch einer Situation eben möglich war. Das kürzlich gesagte lastete vermutlich auch auf seinen Schultern schwer, da war es wohl unmöglich, sich wirklich 'gut' zu fühlen. "Das würde mein Wohlbefinden verbessern ... außer du willst gehen. Das, äh, fände ich schade."
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“Aha, okay, wenn du meinst.” Kai legte die Hände unter seinen Kopf, schlug ein Bein über das andere und warf ihr einen Seitenblick zu. Nun, wo die Beichte vorbei war, zeigte sich Ava wieder von einer anderen Seite. Ob sie sich jemals selbst lästig wurde? Wahrscheinlich nicht. Er würde durchdrehen, wenn seine Stimmung ständig von jetzt auf gleich einen Sprung nach oben oder unten machte. Weiterhin keinen blassen Schimmer von ihrer wahren Persönlichkeit habend, richtete er die hellen Augen an die hohe Decke. Vielleicht war sie einfach ein bisschen von allem, ob er sich irgendwann mal damit arrangieren konnte, ohne sämtliche Nerven zu verlieren, stand noch in den Sternen. Seine Hand brannte unangenehm, weshalb er sie hervorzog und überrascht begutachtete. Wann war das denn passiert? Dass er während dem Erzählen irgendwann irgendwohin abdriftete, war ihm überhaupt nicht klar, auch als sie ihn von wo auch immer zurückholte, spürte er zunächst nichts davon. Litt er schon mal an Aussetzer? Hm, beängstigend. “Dann lass es halt bleiben, mir doch egal.” Wie? Kai war eingeschnappt? Immerhin bot er ihr die Nettigkeit ganz ohne Deal an, das war ein großer Schritt nach vorn, den er gleich bereute und diesen enttäuscht wieder zurücknahm. Er ließ die Hand sinken und streckte alle Glieder von sich. Den vermeintlichen Humor schnallte er nicht, weil er gerade anderweitig beschäftigt war und sie nicht direkt ansah. “Wow, brich dir nur keinen ab.” Scheinbar konnte die Sängerin ihn in Wirklichkeit echt nicht ausstehen, wenn sie sich so sehr um Freundlichkeit bemühen musste. Zum hundertsten Mal seufzte der Falcon. Wieso warf sie ihn nicht einfach raus, wenn sie seine Gegenwart so störend fand? Das war doch bescheuert. Nur, weil sie sich einander anvertrauten, war das kein Zwang für … was auch immer das hier werden sollte. Sie korbte ihn mit dem Schreiben, aber wollte ihn gerne wiedersehen? Er runzelte verwirrt die Stirn. Jup, auch Kai hatte teilweise große Schwierigkeiten mit der Zwischenmenschlichkeit, die er nach und nach auseinanderdröseln musste, um zu verstehen. Schreiben war doch viel unkomplizierter, woher sollte Ava denn wissen, wann und ob sich die Magier überhaupt jemals wieder über den Weg liefen? Oh, warte. Das war sicherlich eine Masche, damit sie ihn eben nicht wiedersehen musste. Warum dauernd um den heißen Brei herumreden? Der Blonde prustete in dem Versuch, das Lachen zu unterdrücken und explodierte schließlich. Er drehte in ihrer Anwesenheit noch vollkommen durch, das Theater hatte echt alles zu bieten. Aber das Lachen tat ihm gut, es löste den Druck auf der Brust, der erst nicht verschwinden wollte, blöderweise auch die Traurigkeit, die seit Ewigkeiten festsaß, weshalb er gleichzeitig irgendwie weinte. Wie peinlich. Vermutlich bereits zu spät, legte er den Unterarm über seine Augen und schnappte grinsend nach Luft. Eine Katze, die sich wie ein Hund anpassen wollte, war äußerst amüsant. Der Falcon beobachtete nach der Blamage, wie Ava eine möglichst bequeme Position für sich suchte und das Grinsen wurde breiter. Sie gab sich wirklich Mühe, kein Arsch zu sein. “Wer mit Katzen spielt, darf Kratzer nicht scheuen.” Er spitzte die Ohren. “Wie stehst du zu Wollknäuel?” Das war durchaus eine ernst gemeinte Frage, die kein Blut verlangte, aber er befürchtete schon, dass diese Art Neugier ein Fehler war. Allerdings war ihr Verhalten einer Katze teilweise ziemlich ähnlich, und dafür nahm er, wie eben erwähnt, Kratzer gerne in Kauf. Da durfte man sich echt nicht wundern, wenn man nachfragte, oder? Sie pochte weiterhin auf eine Antwort, weshalb der Aviane sich mal zusammenriss und nachdachte, auch wenn er das immer noch seltsam fand. Was könnte ihr ebenfalls guttun? “Lass uns endlich ins Bett gehen, dann bist du mich schneller los.” Ihre Quälerei auf dem harten Boden wollte er nicht mehr mitansehen. Ohne auf Antwort zu warten stand der Blonde auf, torkelte zum Ziel und warf einen frechen Blick über die Schulter. “Nein, ich will nach wie vor nicht mit dir schlafen, keine Sorge." Nur noch ein wenig warme Nähe auskosten, bevor sich die Wege trennten. Er ließ sich mit Hose und Shirt in Seitenlage auf eines der großen Kopfkissen fallen und seufzte erleichtert. Nach der Hölle folgte der Himmel, die Flügel entspannt auf der Matratze liegend. “Ich brauche auf jeden Fall so ein Bett!”, betonte Kai erneut.
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Ava Fallen Star
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Der Aviane war schon ein schräger Vogel. Ava Finch schaffte es einfach nicht, seine Gedankengänge zuverlässig nachzuvollziehen. Immer wieder reagierte er vollkommen anders, als sie es erwartete. Sie bemühte sich, nett zu ihm zu sein und ihn nicht auszunutzen und nun war er beleidigt? Das verstand sie nicht, nicht im geringsten. Irritiert legte sie den Kopf schief und blickte ihn an. Was hatte sie in seinen Augen bloß falsch gemacht? "Ich verstehe dich nicht...", seufzte sie leise, eher zu sich selbst, als dass sie ihm tatsächlich einen Vorwurf machte. Waren aufrichtige, zwischenmenschliche Beziehungen immer so verwirrend und unklar? Gerade wollte sie ihn fragen, was ihn störte, da fing er an zu lachen? Nein, er weinte. Und lachte? Das war wirklich zu viel für die Katze, das passte doch überhaupt nicht zusammen! Nicht mal im geringsten! Entweder man war glücklich oder traurig, aber beides gleichzeitig? "A-alles okay?", fragte sie vorsichtig, die Unsicherheit war kaum zu überhören. Sie hob ihre Hände, um irgendetwas zu machen, ließ sie aber dann doch wieder in ihren Schoß sinken, weil sie nicht wusste, was. Sollte sie ihn trösten? Mit ihm lachen? Sie wusste ja nicht einmal, was ihn zu diesem Gefühlsausbruch bewegt hatte! War es etwas, das sie gesagt hatte? "Bitte weine nicht! Oder sind das Freudentränen oder so?" Sie selbst hatte noch nie vor Glück geweint, allerdings hatte sie gehört, dass es wohl möglich war. Aber warum sollte er so unfassbar glücklich sein, dass er so reagierte? "Ich weiß echt nicht, wie ich dir helfen soll..." Sie wendete den Blick ab und ließ die Schultern nach vorne fallen. Wieso war es bloß so schwer, ehrlich zu sein? Am liebsten hätte sie ihre Maske wieder aufgezogen, doch sie befürchtete, dass sie Kai damit entgültig verscheuchen würde. Stattdessen ließ sie sich also neben ihm auf den Boden nieder, auch, wenn ihr das alles andere als gefiel. Das Parkett war kalt und hart. Komplett unangemessen für den Körper einer zarten Feline wie sie! Sie verdiente nur das Beste! Wie konnte der Blonde das nur mögen? "Ich würde doch niemals grundlos kratzen...", schmollte sie und zog die großen Katzenohren zurück. Sie war ein braves Kätzchen, ehrlich! Man durfte sie nur nicht reizen. Mit blöden Fragen zum Beispiel. "Wie soll ich dazu bitte stehen?!" Die übertriebene Gereiztheit in ihrer Stimme war wohl Antwort genug. Sie teilte nicht nur äußerliche Eigenschaften mit den Samtpfoten, auch ihr Verhalten und ihre Instinkte glichen ihnen manchmal mehr als einem Menschen. Natürlich war es alles andere als einfach für sie, das zuzugeben. Sie war zwar stolz auf ihre vierbeinigen Verwandten, gleichzeitig war es ihr aber auch peinlich, zuzugeben, dass ihr Spieltrieb auch in ihrem Blut floss. "Menschen treten doch auch Bälle herum. Ist doch egal, aus was die letztendlich sind." Menschen spielten mit Fußbällen, Hunde mochten Tennisbälle und Katzen - und somit auch Ava Finch - jagten eben gerne Wollbällen nach. Im Prinzip war das doch alles das Selbe. Auch Vögel spielten bestimmt mit irgendetwas besonders gerne. Dieses Thema wollte sie aber beim besten Willen nicht weiter breittreten. Kai brauchte auch gar nicht zu glauben, dass sie ihm noch weitere peinliche Fragen wie diese beantworten würde! Das war eine massive Ausnahme, weil sie nett sein wollte! "Oh, okay? Ich dachte du findest es hier gemütlich...?" Natürlich hatte sie nichts dagegen einzuwenden, wenn er sich lieber in das kuschelige Bett legen wollte. Sie schwang sich zurück auf die Beine und streckte ihre müden Knochen, ehe sie sich an den Bettrand hockte. "Jaja, ich habe es schon verstanden. Du musst mir das nicht länger unter die Nase reiben." Die Sache war ihr bereits peinlich genug, musste er es unbedingt erneut erwähnen? Sie blickte hinab auf ihre Kleidung. Eigentlich wollte sie nicht, dass diese im Bett zerknitterte, doch sie hatte keinerlei Ersatzklamotten dabei. Sie hatte schließlich nicht geplant, in dieser verschneiten Stadt zu übernachten. Einfach ausziehen konnte sie sich aber nun auch nicht mehr, schließlich hatte der Falcon deutlich gemacht, dass er das nicht wollte. "Meine schöne Kleidung...", murrte sie. Interessierte es ihn denn überhaupt nicht, dass sein Outfit Falten bekam? "Und mein Make-Up! Ich habe nichtmal Abschminktücher dabei!" Das würde ihre empfindliche Haut ihr niemals verzeihen! Was für eine Katastrophe! Sie musste ihre Reiseaustattung definitiv überdenken. Was, wenn so etwas noch einmal passierte? Nach kurzem Grübeln entschloss sie sich, zumindest ihre empfindliche Strumpfhose auszuziehen, sodass diese keine Risse oder Löcher bekam. Danach schlüpfte sie auch endlich unter die Bettdecke. "Nicht nur du", stimmte sie mit einem leisen Kichern zu. Dafür müsste sie allerdings sparen, etwas, worin sie furchtbar schlecht war. Das Gesicht der Schwarzhaarigen versank halb in ihrem großen Kissen, doch ihre Augen waren noch immer auf den jungen Mann gerichtet, der ihr gegenüber lag. Irgendwie fühlte sie sich komisch, sie konnte nicht einmal sagen, ob es ein gutes oder ein schlechtes Gefühl war. Sie drehte sich einige Male hin und her. Rücken, Bauch, Seite, wieder Rücken, doch nichts wollte sich richtig anfühlen. Sie seufzte in ihr Kissen hinein. So war sie das überhaupt nicht gewohnt! "Kaiiii...?", begann sie vorsichtig, brauchte dann aber doch noch eine kurze Pause. "Willst du wenigstens, naja, du weißt schon..." Nein, er würde es nicht wissen, wenn sie nicht klar und deutlich sprach. Das hatte sie inzwischen eigentlich gelernt. "Kuscheln?"
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“Alles super.”, meinte er lahm und wedelte unklar mit der einen Hand, wischte mit der anderen über die feuchten Augen, wodurch die kürzlich aufgetragene Farbe vermutlich ordentlich verteilt wurde. Scheiß drauf. Heute war Kai ein Wrack und Ava Zeugin, es gab keinen Grund mehr fürs Verstecken oder Zurückhalten. Entweder ganz oder gar nicht. Irgendwie froh darum, dass sie ähnlich unbeholfen war, hob er noch einen Daumen hinterher, damit sie sich nicht weiter das hübsche Köpfchen zerbrechen musste und mit den Fragen aufhörte. Er hatte doch selbst keine Ahnung, woher die widersprüchlichen Emotionen kamen. "Sei einfach … hier." Bei ihm. Okay, so was auszusprechen war peinlicher als gedacht, auch wenn er sich recht vage ausdrückte. Schon komisch. Obwohl Ava die Nerven eher raubte, wollte der Blonde sie dennoch in der Nähe haben. Die rücksichtsvolle Seite stand ihr genauso gut wie die Bissige. Dass er das lieber nicht erwähnen sollte, sagte ihm der geheimnisvolle siebte Sinn. Am liebsten würde er ihr gerade in die Wange kneifen, so niedlich war ihr Verhalten, da hatte auch die übertriebene Gereiztheit in der Stimme keine böse Auswirkung, im Gegenteil. Kai grinste nur noch breiter und nickte eifrig. "Jaja, du hast völlig recht!" Ein leises, amüsiertes Lachen. Nein, nein, die scharfen Krallen wollte er nicht so unbedingt austesten, besser in der Gunst bleiben und nicht weiter provozieren. … Aber es machte durchaus Spaß, wenn sie dabei so chillig blieb. Er ahnte ja nicht, dass sich die Feline tatsächlich mit dem Nettsein abmühte und ihm hin und wieder den Kopf abreißen wollte. Warum auch immer! Der harte Boden war alles andere als gemütlich, das war doch der Sinn der Sache. Würde Ava verstehen, weshalb er die unbequeme Ebene vorher noch bevorzugte? Eigentlich wollte der Falcon wirklich nicht mehr darüber reden, weil zumindest seine Stimmung langsam aber sicher wieder zaghaft anstieg. “Nee, ich finde es kein bisschen gemütlich.” Hoffentlich vergraulte er sie nicht bald mit unklaren Aussagen, die keineswegs grimmig oder abweisend gemeint waren. Mit entschuldigendem Schmunzeln hievte er sich auf die Beine. Existierte überhaupt jemand, der den harten Untergrund ernsthaft bequem fand? Mit Sicherheit, die Bewohner der Welt waren verrückt. Während Kai bereits das riesige Kissen auf dem riesigen Bett knuddelte, hatte Ava noch ganz andere Sorgen, die er mal wieder nicht nachvollziehen konnte. “Das Personal hat dir doch bestimmt Bademantel, Kosmetika- und Pflegezeugs bereitgestellt." Selbst sein stinknormales Zimmer hatte solche Dinge, vermutlich nicht von toller Qualität, aber immerhin. In einer luxuriösen Suite war so was doch ein Muss oder nicht? Ihm selbst war der Zustand der Kleidung wirklich egal, seit der Villa hatte er nie wieder irgendwas gebügelt. Bügeln war extrem lästig und seiner Meinung nach gar nicht nötig. Aber der Blonde besaß auch keine Designerklamotten, auf die er aufpassen musste und das vermutlich verschmierte Make-up war ihm gerade auch relativ egal. Als Ava ohne Vorwarnung die Strumpfhose auszog, interessierte er sich noch mehr für das Kissen, klopfte und knetete es zurecht, bis ihr Körper erneut neben ihm Platz fand und unter der Decke verschwand. Kai erwiderte ihren Blick für einen Moment und fühlte sich ebenfalls komisch. Automatisch rutschte er von ihr weg, als sie unruhig hin und her drehte. Trotz des himmlischen Bettes begann er sich unwohl zu fühlen, sollte er doch lieber in sein Zimmer wechseln? Die Katze wirkte auch nicht so entspannt wie erwartet … “Hmm?” Was kam jetzt? Was war das für ein neuer Ton? Gefühlt hundert Sekunden vergingen, ehe sie erneut ansetzte. “Kuscheln?”, wiederholte er perplex und ließ die nächste Pause einläuten. … … … “Okay?” Der Aviane regte sich zunächst kein Stück und vergaß beinahe, wie man atmete, während ihm konzentrierte Wärme in die Wangen stieg. Zögerlich hob er den Zipfel ihrer Decke an und rutschte unsicher wieder näher. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, in den Ohren rauschte es. “Kannst du … dich auf die andere Seite drehen?” Wenn Ava ihn dabei ansah, würde er nämlich durch Verlegenheit sterben. Die Entscheidung hinterfragte Kai noch nicht, weil der Kopf wie leergefegt war, aber wahrscheinlich hatte er einfach Sehnsucht nach Geborgenheit, die er sich so nicht eingestehen würde. Er schlüpfte bis Flügelansatz unter die Decke, stoppte, sobald sein Arm ihre Seite berührte und erstarrte. Spätestens jetzt sollte die ungläubige Finch merken, dass der gutaussehende Kerl neben ihr tatsächlich keinen großartigen Plan von Körperkontakt hatte. Das hier passierte gewollt, die Annäherungen vorher instinktiv. Als ob er einfach eine andere Person anfasste, nee, nee.
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Hm? Die Feline sollte einfach nur da sein? Was für eine komische Forderung, aber immerhin war es etwas, das sie tatsächlich tun konnte. Außerdem fühlte es sich überraschend gut an, dass sich jemand ihre Gegenwart explizit wünschte, ganz ohne zusätzliche Forderungen. Sie legte sich also neben ihn auf den Boden und ließ sich von seiner frechen Frage ärgern. Er hatte wirklich Glück, dass sie sich bemühen wollte, nett zu sein, die meisten Leute hätte sie für soetwas längst einen Kopf kürzer gemacht. "Natürlich habe ich recht", schnurrte sie, reckte das Kinn. Ava Finch hatte immer Recht. Ihre Ohren zuckten überrascht, als der Blonde verkündete, dass der Boden für ihn alles andere als gemütlich war. Nein, sie verstand nicht im geringsten, warum er ihn trotzdem bevorzugte. Umso erleichterter war sie deshalb, als er anbot, auf das Bett umzusteigen. Vermutlich war es manchmal besser, gewisse Dinge einfach nicht zu hinterfragen. Am Ende würde es nur noch mehr Fragen aufwerfen und inzwischen hatte sie echt genug von der ganzen Kopfzerbrecherei. Nicht nur ihr Körper, sondern auch ihr Geist war erschöpft von diesem viel zu langen Tag. "Oh ... halt echt..." Dass sie da nicht selbst drauf gekommen war! Welches Hotel stellte solche Dinge nicht zur Verfügung? Lust, sich noch einmal zu erheben, hatte sie aber nun auch nicht mehr. Sie seufzte leise. "Jetzt ist es eh zu spät, da kann ich es auch lassen." Es würde sie schon nicht umbringen, einmal auf ihre Abendroutine zu verzichten, oder? Auch, wenn sie sich mit dem Gedanken nicht so recht anfreunden konnte, das Bett war einfach zu gemütlich. Man versank einfach zu schön darin. Trotzdem konnte sie einfach keine Ruhe finden. Es trafen einfach zu viele Faktoren aufeinander, die sie nicht gewohnt war. Ihre Kleidung, die fremde Umgebung, Kai, der sich an das andere Bettende verzogen hatte, der Mangel an Anforderungen und Ansprüchen an sie. Eigentlich war sie kein großes Gewohnheitstier und doch gab es bestimmte Dinge, die sie einfach zum Einschlafen brauchte. Sie schluckte, ehe sie vorsichtig ihre Frage an den Blonden stellte. Gleichzeitig bereitete sie sich schon einmal auf die nächste Abfuhr vor. Wieso hatte sie das überhaupt gefragt? Hatte er nicht deutlich gemacht, dass er keinen Körperkontakt von ihr wollte? Gleichzeitig konnte sie die Leere neben ihr aber auch einfach nicht ertragen. Sie wollte ihm schon ein 'ach, vergiss es einfach' an den Kopf werfen, nachdem die Stille für sie langsam unerträglich wurde, doch letztendlich schaffte er es doch, das Schweigen vor ihr zu brechen. Okay? Er war einverstanden? Ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen. Wieso freute sie sich so? Vermutlich, weil es sich wie etwas besonderes anfühlte. Sie folgte seiner etwas seltsamen Forderung und wartete. Sie bemerkte, wie er neben ihr herumrutschte und wartete. Sie spürte, wie er sie vorsichtig berührte, aber dann doch wieder innehielt, weshalb sie weiter wartete. Und wartete. Oh man, er hatte echt keinen Plan, oder? Sie wollte wirklich auf ihn hören, aber wenn er so weiter machte, wurde es noch peinlich für beide Seiten. "Ach Kai", seufzte sie mit einem amüsierten Unterton, "Du musst doch nur die Arme um mich legen. Ist mir egal, wo." Sie war zwar Giftmagiern, aber sie selbst war nicht giftig! Da er es von selbst nicht schaffte, musste sie doch ein wenig nachhelfen. Im Gegensatz zu ihm besaß sie keine Berührungsängste. Sie wendete sich zurück zu ihm, legte die Arme um seinen unteren Rücken und zog ihn vorsichtig die letzten Zentimeter zu sich heran. "Sorry." Ein wenig tat ihr es wirklich Leid, dass sie seine Bitte missachtet hatte. Aber immerhin war sie so nett, ihn nicht direkt anzusehen. Ihren Kopf schob sie katzentypisch an seinem Kinn entlang, bevor sie ihn gegen seine Brust drückte. Selbst, als sie ihre Ohren zurücklegte, sodass die Spitzen ihn nicht am Hals und den Wangen kitzelten, hörte sie nur zu deutlich seinen Herzschlag. War er wirklich so aufgeregt? Doch nicht etwa wegen ihr, oder? Das war viel, viel zu niedlich. Da musste sie einfach schnurren, ein wirklich ehrliches Schnurren. "Du bist echt süß." So nervös war noch nie jemand gewesen. Ava Finch fühlte sich wirklich wie etwas besonderes. Sie lächelte. So ließ es sich doch viel besser schlafen. Langsam und tief atmete sie aus, schloss die Augen. Seine Wärme und das Gefühl von seinem Körper unter ihren Fingern war fantastisch.
"You say that I'm kinda difficult, but it's always someone else's fault."
Scheiße, Kai kam sich wie der letzte Hinterwäldler vor. War das normal? Er hob die freie Hand, nur um sie im nächsten Moment feige zurückzuziehen, darüber unsicher, wohin er sie platzieren sollte oder durfte. So ein bescheuertes Dilemma. Am liebsten würde er doch kneifen und sich wieder Richtung Rand verziehen, aber das wäre Ava gegenüber ziemlich gemein. Was sollte außer einem Fehlgriff und die Ohrfeige danach schon passieren? … Ihre Abneigung wäre wohl die größte Strafe, die er nach all dem geteilten Schmerz inzwischen nicht mehr einfach so wegstecken könnte. Erneut nahm der Blonde seine schwebenden Finger zu sich, diesmal aus Sorge. Es stimmte. Normalerweise kümmerte es ihn wenig, wenn man seine Person nicht leiden konnte, aber bei der Katze war die Lage mittlerweile irgendwie anders. Er hatte Angst, sie zu vergraulen. Sie selbst wirkte überhaupt nicht mehr angespannt, eher heiter. Ihr war egal, wo? Hmpf. Bevor Kai aus Trotz irgendwo Hand anlegte, drehte sie auch schon zu ihm um und nahm die Sache selbst in die Hand. Ava schien seinen innerlichen Kampf zu bemerken und drückte dann auch noch eine Entschuldigung hinterher, oh Mann. Er schluckte und wagte es weiterhin kaum zu atmen, als sie mit dem Kopf das Kinn streifte und ihn anschließend schnurrend gegen die Brust legte. Na super, jetzt hörte sie erst recht, wie aufgeregt er eigentlich war. “Äh, kein Problem.”, presste er zwischen ihren angelegten Ohren hervor und zögerte immer noch, während ihre Arme bereits den sicheren Platz an seinem Rücken fanden. Die gegenüberstehend cremefarbene Wand war wiiiiirklich interessant, und oh, dieser filigrane Stuck mit den ganzen Schnörkeln an der Decke war so kunstvoll! Und dieser bunte, üppige Blumenstrauß auf dem empfindlichen Glastisch erst! Wow! Scheiße. “Halt die Klappe, das … das macht es nicht einfacher.” Kai vergrub sein Gesicht vor Verlegenheit in die dunkle Mähne und seufzte. Süß. Als ob. Die Peinlichkeit brauchte er gar nicht erst versuchen zu überspielen, die Unsicherheit war sowas von offensichtlich. Als ob er so entspannen könnte. Als ob er so einschlafen könnte. Wie blieb sie bloß so ruhig? Warte, schlief sie etwa schon? Er horchte. Jup, sie war völlig relaxt. Wie unfair. Der Aviane nutzte die Gelegenheit, legte langsam und vorsichtig seinen Arm um Ava und fuhr versehentlich mit der Hand über den Ansatz ihres Schweifes. Er dachte sich nichts dabei, entschied aber doch höher zu wandern. Damit das lange Haar nicht irgendwo einklemmte, wischte er es ein wenig zur Seite und ließ die Hand dann am Oberrücken ruhen. Ach, verdammt. Das Licht war noch an. Der Blonde hasste es, bei Helligkeit zu schlafen, deshalb bewegte er den freien Flügel leise raschelnd bis über beide Köpfe. Natürlich mit genug Freiraum. Ein Schmunzeln. Da wurde der gestrichene Deal doch noch zur Realität. Mit der Zeit gewöhnte er sich unerwartet an den Körperkontakt, der ihm durchaus gefiel. Wirklich sehr gefiel. Es war nicht länger komisch. Die Anspannung wich aus seinen Muskeln, nachdem er die junge Frau noch etwas mehr an sich drückte und die Augen schloss. Zur Abwechslung träumte er mal nichts, das war sonst schier unmöglich. Dementsprechend erholt erwachte der Falcon, der trotzdem nur widerwillig den Flügel etappenweise zurücklegte, damit das Licht in den Augen nicht schmerzte. Sobald sie sich anpassten, warf er seiner Begleitung einen prüfenden Blick zu. Sollte er sich schon zurückziehen oder nicht? Wann tat man das? Wann war es so weit? Er hatte auch gar keine Ahnung, wie spät oder früh es war. Ob sie noch schlief? Vielleicht wartete sie ja selbst bereits auf irgendeine Reaktion. “Bist du wach?”, fragte er leise und wartete kurz. Seine Arme waren taub, länger konnte er so nicht liegen bleiben. Vorsichtig verließ er die Geborgenheit, deckte sie zu und rutschte an die Bettkante. Alle Glieder von sich streckend, sah der Aviane aus der großen Fensterfront, gähnte herzlich und beobachtete den beinahe vollendeten Sonnenaufgang. Es war also noch relativ früh. Er legte den Kopf schief und lächelte vor sich hin. “Das Schnurren war sehr süß.” Als hätte Kai vergessen, dass Ava noch anwesend war. Nein, natürlich nicht, aber gesagt werden musste es trotzdem. Vermutlich hörte sie sowas sowieso gerne, falls sie denn überhaupt wach war. Er sah sich in der Suite um, bei Tageslicht wirkte der Raum viel freundlicher, weshalb er aufstand und das Künstliche ausknipste. Eigentlich würde er jetzt sehr gerne unter die Dusche springen, aber er war kein Idiot, der ohne Weiteres gehen wollte. Und wenn er schnell Frühstück besorgte? Nee, zu riskant. Also zurück zur Bettkante.
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Wenn die Feline doch bloß gewusst hätte, welche Sorgen Kai gerade plagten. Sie hätte sie ihm nur zu gerne sofort genommen. Schließlich war sie niemand, der empfindlich auf Körperkontakt reagierte, im Gegenteil, sie war eine äußerst verschmuste Katze, die es liebte, wenn einfach nur jemand da war. Das der Blonde das nicht wissen konnte, war klar, denn es war eine Information, die sie nur äußerst ungern teilte. Lieber vermittelte sie das Bild der selbstständigen Samptfote, das passte schließlich so viel besser zu ihr als der liebesbedürftige Schmusetiger. Spätestens jetzt, wo sie sich so bereitwillig an ihr Gegenüber kuschelte, sollte diesem aber klar sein, dass auch hier Realität und Selbstdarstellung ein wenig auseinander gingen. So wichtig war Ava Finch das aber auch gar nicht mehr, denn inzwischen kannte er ja sowieso schon Seiten von ihr, die bisher noch niemand hatte zu sehen bekommen. Ohne, dass eine der beiden Seiten es geplant hatten, zeigte die Schwarzhaarige sogar noch eine weitere Seite von sich, die der Öffentlichkeit für gewöhnlich verborgen blieb. Wie so viele Vierbeiner, besaßen auch Katzen eine gewisse Schwachstelle, für sie befand sich diese exakt über dem Schweifansatz. Sie wusste selbst nicht wieso, weshalb oder warum, sie wusste dafür allerdings ganz genau, wie schwach sie wurde, wenn jemand über diese Stelle strich. "Mrrahh...!", maunzte sie vollkommen überrascht, als sie die fremden Hände spürte. Ihre Ohren schossen nach oben und auch ihr Schweif hätte sich schlagartig aufgestellt, wenn er nicht von der Decke zurückgehalten worden wäre. Im nächsten Moment entspannte sie sich aber auch schon wieder vollkommen, schnurrte weiter vor sich hin. Oh Gott, hatte sie das gerade wirklich gesagt? Beschämt drückte sie ihr Gesicht fester gegen sein Shirt. Hätte er ihr nicht wenigstens eine kleine Vorwarnung geben können, bevor er sie ausgerechnet dort berührte? So schnell, wie seine Hand dort aufgetaucht war, war sie aber auch schon wieder fort. Ein wenig enttäuscht war sie darüber schon, aber sie beschwerte sich nicht. Eigentlich war sie ja bereits vollkommen zufrieden, inzwischen wusste sie ja, wie zurückhaltend er in dieser Hinsicht war. Sie ließ sich voll und ganz in seine Arme sinken. Fast hätte sie gar nicht mehr mitbekommen, wie er sich noch ein letztes Mal regte, um ihr doch noch ihren Wunsch zu erfüllen. Zwar aus anderen Gründen, als sie sich zu Beginn des Tages noch erhofft hatte, doch sie würde die Geste nichtsdestotrotz zu schätzen wissen, wenn sie denn noch wirklich davon wusste, wenn sie am nächsten morgen aufwachte. Dafür brauchte sie deutlich länger als der Aviane. Als Feline war sie nunmal Langschläfer. Wenn sie sich einmal sicher fühlte und schlief, dann brauchte es eine ganze Weile, bis sie wieder erwachte. Das tat sie erst, als ihre Sicherheit plötzlich verschwand. Sie spürte genau, wie die Wärme neben ihr schwand und ein kühles Nichts zurück blieb. Um nicht zu frieren, schob sie das Gesicht weiter unter die Decke. Süß? Meinte er das wirklich ernst, er fand ihr Schnurren süß? Seine Aussage wirkte so beiläufig und ehrlich, dass sie kaum an ihrer Ehrlichkeit zweifeln konnte. Das war ein Wort, das sie wirklich selten hörte. So sehr sie sich auch freute, ihr Herz sank sofort, als er aufstand. Wollte er jetzt gehen? Ganz, ohne irgendetwas zu sagen? Eigentlich hätte sie nicht überrascht, nicht enttäuscht, sein sollen, das war schließlich nichts Neues. Sie hatte es ja selbst schon oft genug so gemacht. Irgendwie hatte sie einfach damit gerechnet, dass er ihr noch ein wenig Gesellschaft leistete. Weiterhin wortlos lauschte sie seinen Schritten und dem Geräusch des Lichtschalters. Oh? Hatte das etwa die ganze Nacht gebrannt? Sie wartete auf das Klicken der Türschlosses, doch stattdessen kamen die Schritte wieder zurück. Sie spürte die leichte Bewegung der Matratze. Er blieb? Stopp. Stopp, wieso schnurrte sie jetzt schon wieder? Nein, wie peinlich! Vermutlich wusste er bisher nicht einmal, dass sie wach gewesen war! Widerwillig setzte sie sich also auf, fuhr sich durch die langen, verwuschelten Haare, um diese zumindest ein wenig zu entzotteln. Sie hatte sie gestern morgen erst geglättet, doch inzwischen kam das Volumen und die leichten Wellen wieder zurück. "Du bist ja noch da", stellte sie fest, als wäre sie gerade erst aufgewacht, "Das freut mich ... sehr." Es fiel ihr noch immer schwer, ihre netten Gedanken auszusprechen, so wie sie kamen. Die Überwindung war groß und es fühlte sich alles andere als intuitiv an. Sie gähnte ausführlich hinter vorgehaltener Hand, ehe sie entschloss, sich zurück in ihr Kissen fallen zu lassen. Die Sonne war doch eben erst aufgegangen, wieso war er überhaupt schon wach? "Bist du Frühaufsteher?", fragte sie. Einen anderen Grund konnte sie sich nicht vorstellen. "Ich nicht..." Sie streckte eine Hand aus und erreichte so gerade so die letzten Spitzen seiner Federn. "Willst du echt schon auf?" Es hatte doch noch Zeit, bis sie das Zimmer wieder räumen mussten. Genug, um noch etwas zu faulenzen. Der gestrige Tag war schließlich lang genug gewesen. Oder hatte er vielleicht Hunger?
"You say that I'm kinda difficult, but it's always someone else's fault."
Als Kai erneut das niedliche Schnurren vernahm, schloss er sanft lächelnd und mit Wohlbehagen die Lider. Dieses Geräusch würde er definitiv vermissen. Es beruhigte irgendwie und erzeugte innerlich wohltuende Wärme, die er am liebsten für immer bei sich tragen wollte. Wie am Tag zuvor stützte er die Ellenbogen auf die Knie und knetete die noch leicht tauben Finger, die unangenehm zu kribbeln begannen. Ihm kam die bescheuerte Idee, Ava nach einem Take nur mit ihrem Schnurren zu fragen, um jede Nacht ohne Albträume verbringen zu können. Aber diese Bitte wäre maximal peinlich und auch ziemlich unangebracht, denn … wer war er schon? Der Blondschopf öffnete die Augen wieder und drehte den Kopf leicht, als der Deckenstoff hinter ihm raschelte. Die Mundwinkel sanken, als sich die Finch aufsetzte und seine Anwesenheit feststellte. Hätte er etwa doch lieber ohne ein Wort gehen sollen? Glücklicherweise drückte sie den Gedanken gleich beiseite und er seufzte erleichtert. "Einfach abhauen käme mir falsch vor", gab Kai zu und kratzte sich verlegen am Kinn. Ava freute sich. Gute Güte, wohin hatte sich bloß seine Gelassenheit verkrochen? Er beobachtete sie beim Entwirren der langen Mähne, nachdem er sich gänzlich zu ihr umdrehte und wartete auf irgendwas, als sie zurück in das Kissen fiel. “Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich schlafe generell nicht gut, deshalb stehe ich mal früher, mal später auf.” Ein paar Mal fuhr er mit der Hand massierend über seinen Nacken und merkte dann, dass er gar nicht so fertig war wie sonst, obwohl er sich gleich mit zwei beschissenen Geschichten auseinandersetzen musste. Darüber zu reden wirkte scheinbar wirklich Wunder, aber für die nächste Zeit reichte das Thema völlig. "Ich bin nur aufgestanden, weil meine Arme eingeschlafen sind.” Klar, er hätte sich auch einfach nur von ihr lösen und liegen bleiben können, aber er war nicht sicher, ob sie seine Nähe überhaupt noch wollte, nachdem sie durch diese Bewegung möglicherweise erwachte. Da war doch besser der Falcon derjenige, der das warme Nest verließ, um die komische Situation gar nicht erst entstehen zu lassen. Als die Katze die Federspitzen berührte und gleichzeitig die nächste Frage stellte, sah er sie aufmerksam an. Keine Ablehnung, vielleicht sogar eine Einladung? Bedächtig krabbelte er auf allen Vieren zur jungen Frau zurück, stutzte kurz, warf ihr einen prüfenden Blick zu, hob die Decke an und schlüpfte darunter. Dieses Bett war immer noch der Himmel auf Erden. “Aber diesmal fühle ich mich erholter”, teilte er ihr mit und schloss erneut genießerisch die Augen. Da fiel ihm ein, dass sich Ava ab einem gewissen Zeitpunkt merkwürdig verhielt. “Hast du eigentlich schlecht geträumt?” Du hast gemaunzt und dich dann fester an mich gedrückt. Verkniff er sich mal zur Sicherheit, da die Sache mit dem Wollknäuel schon kritisch schien. Jedenfalls wäre das schade, weil er selbst nach sehr langer Zeit einen geruhsamen Schlaf hatte. Oder fasste Kai tatsächlich eine verbotene Stelle an? Mist, diese ständige Grübelei war so lästig. Nachdenken, Überdenken, Zerdenken. Aber wenn das so wäre, besäße er vermutlich keinen Kopf mehr. Er runzelte die Stirn. Das musste er sich unbedingt wieder abgewöhnen. “Wann musst du nach … wohin auch immer zurückkehren?” Egal wie die Antwort ausfiel, die wäre zu bedauern. In diesem Moment hatte er keinen Bock mehr auf das Alleinsein und alleine Reisen, aber das würde sich bestimmt wieder ändern, sobald die beiden Magier getrennte Wege gingen. Oder? Man vermisste Ava doch sicher schon. Falls sie überhaupt in einer beschäftigt war. Waren Gilden so drauf? Noch konnte sich der Aviane keinen Beitritt vorstellen, bevor er einer Gemeinschaft dauerhaft seine Fähigkeiten lieh, musste er zunächst mit sich selbst überwiegend klarkommen. Grübeln und Zögern half normalerweise niemandem. Im Grunde wusste der Falcon so gut wie nichts über die Welt, auch damit gäbe es wahrscheinlich Probleme. Er zog die Decke weiter hoch und tastete mutig nach ihrer Hand.
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Es war wirklich ein gemütlicher, langsamer Morgen, so wie es die Katze liebte. Vielleicht ein wenig früh, doch sie hatte bisher keinen Zwang, aufzustehen. Die Decke, die sie fast bis zu ihrer Nase hinaufgezogen hatte, spendete ihr angenehme Wärme, eigentlich fehlte nur der Aviane, der gerade an das andere Bettende verzogen hatte. Kurz hatte sie die Angst geplagt, dass er sie wortlos und heimlich verließ, doch es stellte sich schnell heraus, dass sie sich geirrt hatte. "Es wäre auch ziemlich gemein gewesen", erwiderte sie leise, obwohl sie selbst in dieser Hinsicht nicht unschuldig war. Manchmal war es nunmal einfacher, gemein zu sein, schließlich sah man denjenigen sowieso nie wieder. Außer natürlich, man wollte die Person wiedersehen, aber dann haute man nicht einfach ab. Bisher war es Ava Finch vollkommen egal gewesen, ob ihre Mitmenschen sich leise aus dem Staub machten, schließlich war sie nie darum bemüht gewesen, ehrliche Beziehungen aufzubauen. Die meisten Nächte waren für sie kaum mehr als gegenseitiges Ausnutzen. Heute war anders. Ihr Geist sträubte sich noch immer ein wenig, dass ihr Herz die Gegenwart des Blonden aufrichtig genoss. Es war falsch, machte sie verletzlich. Doch dafür war es sowieso schon zu spät, nicht? Er hatte Informationen von ihr, die sonst keiner besaß, wenn er ihr schaden wollte, hätte er doch schon genug Munition. Sie konnte sich nicht erklären, wie leicht und schwer zugleich es war, zu vertrauen. "Oh, das tut mir Leid..." Für die Feline war es nicht leicht, ihr Mitgefühl zu teilen -sie wusste einfach nicht, welche Worte sie wählen sollte- aber vielleicht hörte man zumindest aus ihrer Stimme ihre Aufrichtigkeit. "Ich hoffe, du kannst bald besser schlafen." Das Gefühl, nach einer unruhigen Nacht schrecklich müde das Bett verlassen zu müssen, wünschte sie nur ihren größten Feinden. Davon gab es zwar einige, doch der Falcon gehörte nicht dazu. Er verwirrte, irritierte, reizte sie, doch gleichzeitig war er so nett und aufrichtig, gab ihr das Gefühl, dass ihre Gegenwart wahrlich erwünscht war, ganz unabhängig von ihrem Prominentenstatus. Gerne würde sie ihm einen Teil dieser positiven Gefühle zurückgeben, doch sie wusste nicht wie. Das hier war pures Neuland. Würde es sich nicht so gut anfühlen, hätte sie sich vermutlich schon längst aus dem Staub gemacht. "Deshalb musst du dich doch nicht gleich verziehen", merkte sie an und sah ihn ein wenig verwirrt an. Man konnte sich doch einfach anders hinlegen, sich auf die andere Seite wenden oder auch einfach kurz die eingeschlafenen Körperteile durchschütteln. Außerdem konnte er doch jetzt, wo sie wieder wach waren, zurück kommen, oder? Wie eine Hauskatze, die versuchte, die Aufmerksamkeit ihres Herrchens zu erhaschen, streckte sie ihre Hand erwartungsvoll nach ihm aus. Manche Dinge konnte sie eben doch noch nicht kommunizieren. Er sah sie an. Sie erwiderte den Blick, blinzelte. Keine Worte, kein Zwang, nur eine stille Einladung, welcher er folgte. Sie lächelte, als er zurück unter die Decke schlüpfte. Niemals hätte sie von sich selbst erwartet, dass sie so kitschig sein konnte. "Das freut mich", schnurrte sie. Dann war sie nicht die Einzige, die gut geschlafen hatte. Kai schien sich dieser Sache jedoch nicht so sicher zu sein. "Nein, ich habe gut geschlafen, wieso?" Wie kam er denn darauf? War sie etwa unruhig gewesen? Sie hatte doch nicht etwa im Schlaf irgendetwas komisches gesagt, oder? ... Oh ... Er fragte doch nicht etwa deswegen oder? Doch, das machte Sinn, leider. Ihre Pupillen weiteten sich gemeinsam mit ihren Augen. Sie wollte nicht, dass er glaubte, sie hätte neben ihm schlecht geschlafen, musste sie ihm nun wirklich die Wahrheit erzählen? Zugeben, dass sie sich wegen ihm erschreckt hatte, war unangenehm, doch nicht so unangenehm wie eine dumme Ausrede. "Ich hatte einfach nicht damit gerechnet, dass du mich direkt an meiner Schwachstelle berührst." Was er nun mit dieser Information machte, war seine Sache. "Aber jetzt bin ich vorbereitet." Sie schenkte ihm ein verschmitztes Lächeln. Noch so eine indirekte Einladung. Ob er es verstand? Sie bemühte sich zwar, direkt mit ihm zu sein, aber das war einfach nicht ihr Wesen. Ava Finch war einfach nicht direkt. "Maldina", erwiderte sie, verkniff sich ein Seufzen. Sie mochte ihre aktuelle Heimat, keine Zweifel, aber gerade fiel ihr der Gedanke, zurückzukehren, schwer. Sie wollte einfach für immer in diesem behaglichen Moment leben. "Mich vermisst da so schnell keiner, manchmal brauchen Aufträge eben ein bisschen länger." Das war ihre Art zu sagen: Lass uns jetzt nicht darüber reden. Es gab so viel schönere Dinge, mit denen man sich gerade befassen konnte. Seine Finger zum Beispiel, die ihre so unerwartet berührten. Ein Lächeln schlich sich wieder auf ihre Lippen, die Einladung brauchte man ihr nicht zweimal zu geben. "Willst du jetzt etwa auch ein Date?" Ein frecher, aber nicht ablehnender Ton lag in ihrer Stimme. Ihr Blick lag auf dem hübschen Gesicht ihres Gegenübers. Sie wollte den Ausblick genießen, solange sie noch konnte. Mit dem Daumen zeichnete sie kleine Kreise über seinen Handrücken, den er gestern Abend noch so gequält hatte. An ihrer Einstellung zu ihm hatte sich auch weiterhin nichts geändert, irgendwie mochte sie den Gedanken, es mal mit einem 'richtigen' Date zu probieren, auch, wenn sie wusste, dass dafür heute keine Zeit sein würde. Jetzt wollte sie die Zeit, die sie in ihrem Zimmer hatten, einfach noch ausnutzen. "Was willst du jetzt noch machen?"
"You say that I'm kinda difficult, but it's always someone else's fault."
Oh, dem Hirn sei Dank, Kai hatte sich mit dem Bleiben tatsächlich richtig entschieden. Zwar schliefen sie nicht miteinander, aber Körperkontakt war Körperkontakt, der war etwas völlig Neues und Besonderes für ihn und nicht einfach so mit einem Abwinken getan und vergessen. Ob Ava eigentlich bewusst war, dass sie nun den Rest seines Lebens im guten Teil des Kopfes spukte? Der Anfang zwischen ihnen war sehr holprig, nervenaufreibend und voller Missverständnisse, aber irgendwas bewegte sie beide innerhalb des Chaos in Richtung Wahrheit, die am Ende eine gewisse Zuneigung bereithielt. Hin und wieder Auskotzen war wichtig und richtig; vielleicht war sogar die Unbekanntheit der ausschlaggebende Grund. Zumindest war der Blonde nicht sicher, ob er seine Geschichte jemandem anvertrauen wollte, den er regelmäßig traf - dem er vermutlich schon eine Lüge auftischte, nur, um sich nicht daran erinnern zu müssen oder beschissenes Mitleid zu erzeugen. Er hatte das Gefühl, bei ihr in sicheren Händen zu sein, eben weil sie genauso viel Scheiße erlebte, die man nicht nebenbei erwähnte. Ihr Promistatus war ihm wirklich egal, der Charakter stimmte und der war alles, was zählte. “Ich hab’ mich daran gewöhnt.” Ein Schulterzucken. Dauerhaft konzentriert- und aufmerksam sein hielt ihn wach, bis er ohne Bedenken irgendwie entspannen konnte. Auch nur das Dösen hielt ihn am Leben. Nichts, das erstrebenswert war, aber mit der Lebensweise musste er sich nun mal arrangieren. “War mir nicht sicher, ob du mich noch in deiner Nähe haben willst, wenn du aufwachst.”, merkte Kai ehrlich an, ehe er unter die warme Decke schlüpfte. Solche Dinge fielen ihm schwer einzuschätzen, da er sie noch nie zuvor erlebte und Ava durch die Launenhaftigkeit außerdem wirklich nicht leicht zu durchschauen war. Allerdings verhielt sie sich momentan eher zugeneigt, weshalb sich der Falcon mehr oder minder sicherheitshalber in der Grauzone bewegte, statt die zarte Verbindung zu riskieren. “Seit wir das Bett teilen, löst dein Schnurren in mir Behaglichkeit aus.” Er lächelte zufrieden, keine Spur von Verlegenheit in der Stimme oder verräterische Röte in den Wangen. Es klang anders als zuvor, gar nicht fordernd oder auf den eigenen Vorteil bedacht, sondern … friedvoll. Der Fakt, dass die Finch in seiner Gegenwart entspannte, machte ihn irgendwie froh. Er war momentan ihr Ruhepol, das gefiel ihm. Als sich ihre Augen nach der nächsten Frage weiteten, bereute er den Gedanken direkt. Oh Mann, was hatte er nun wieder verbrochen? Drauf und dran, wieder aufzuspringen, wartete er die niederschmetternde Antwort ab, die … gar nicht so übel ausfiel wie angenommen, aber dennoch Funken auslöste. Der unerfahrene Vogeltyp hatte direkt ihren Schwachpunkt berührt, im Ernst? Jetzt wurde ihm ebenfalls Entsetzen ins Gesicht gezeichnet, doch Ava nahm die Sache scheinbar eher gelassen und witzelte auch noch! “Du bist echt unverschämt!” Kai lachte auf. Klar, jetzt, da er über den Spot Bescheid wusste, würde er sie mit Absicht dort berühren. Nicht. Das hätte sie wohl gerne! Wenn er darüber nachdachte, könnte er nicht mal sagen, wo sein Schwachpunkt lag, woher sollte er den auch kennen, wenn er das Bett beziehungsweise den Körper nie anderweitig teilte. Natürlich konnte und durfte jeder andere tun und lassen was er wollte, aber der Aviane hatte kein Interesse daran, sich einfach so bei Gelegenheit auf ein Techtelmechtel einzulassen. Das kam ihm komisch vor, vor allem wenn er nichts über die Person wusste. Mittlerweile besaß er zwar mehr Infos über Ava, aber die waren so empfindlich, dass er es kaum wagte, Hand anzulegen. “Sorry.” Sie sollte auf keinen Fall denken, dass er sie auf irgendeine Art und Weise ausnutzen oder ihr gar schaden wollte. Nichts lag ihm ferner als das. Und dann hielt er inne, als sie ihren Heimatort wie nebenbei erwähnte. “Echt, Maldina? Die Stadt … soll angeblich mein Geburtsort sein.” Die Wachen damals hatten die Angewohnheit, Frischlinge mit Ortsnamen in den Käfig zu werfen und die Leidensgenossen merkten sich diesen, um dem neuen ‘Kameraden’ später ein bisschen Wahrheit zu schenken. Fühle dich wie Zuhause, Maldinawurm. Ein Tritt in den Rücken, ein Fall in das altbekannte schwarze Loch. Er wischte sich energisch über das Gesicht und schüttelte leicht den Kopf, nicht schon wieder daran denken. Wie von selbst wanderten seine Finger zu den ihren, vielleicht vorbeugend, vielleicht aus … stimmt, der Blondschopf erwähnte zweimal, dass Händchenhalten Datingsache war. Er blinzelte überrascht. Wollte er ein Date? Ein Date mit Ava Finch? Zugleich spürte Kai die Liebkosung der geschundenen Hand durch ihren Daumen und hörte die freche Stimme im Kopf widerhallen. Vorrangig das kleine Wort auch. “Möglich?” Das plötzlich breite Grinsen gepaart mit dieser Antwort könnte wohl vieles bedeuten, aber im Grunde war das kein Nein. Er mochte die junge Frau, trotz ihrer schwierigen Seiten, ansonsten hätte er sich gar nicht erst hierauf eingelassen. Und ob der Falcon wollte oder nicht, die Katze hinterließ Spuren im Gedächtnis. Aber Kuscheln war schon was feines, er rutschte näher. “So geht das nicht, du bist dran. Was willst du noch machen?” Mit dem Zeigefinger tippte er ihr einmal sanft gegen die Stirn.
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Besorgt zog die Feline die Brauen zusammen. Sich an einen schlechten Zustand zu gewöhnen machte ihn keineswegs erträglicher oder besser. Davon konnte sie selbst ein Lied singen und Kai wusste das sicherlich auch. "Dann wünsche ich mir erst recht, dass du bald wieder gut schlafen kannst." Sie konnte zwar nicht behaupten, dass ihre Wünsche dafür bekannt waren, in Erfüllung zu gehen, aber vielleicht würde ja eine Ausnahme geschehen? "Wie kommst du denn auf sowas? Wenn das der Fall wäre, hätte ich dich gar nicht erst hier schlafen lassen." Sie hatte nicht das geringste Problem damit, jemanden fortzujagen, der ihr unangenehm war. Wenn es sein musste, nutzte sie dafür auch ihre Krallen. Eine Katze war schließlich stets direkt, wenn sie irgendetwas oder irgendjemand störte. Während sie nur ungern direkt aussprach, was sie wollte, ihr gegenüber lieber langsam in die richtige Richtung führte und von alleine darauf kommen ließ, war sie umso direkter, wenn es darum ging, Grenzen aufzuzeigen. "Dann muss ich das wohl öfter machen", kicherte sie amüsiert. Allerdings war es gar nicht so einfach, das selbe Gefühl hineinzubringen, wenn sie es mit Absicht machte. Wenn er sie öfter schnurren hören wollte, musste er sie wohl dazu bringen! Dafür gab es einige Möglichkeiten, eine besonders einfache hatte er bereits versehentlich herausgefunden. Ähnlich wie bei ihren vierbeinigen Verwandten, konnte man auch ihr die niedlichsten Schnurrtöne entlocken, wenn man sie einfach über dem Schweif kraulte. Einfach so gab sie das natürlich nicht zu, aber Kai war sowieso nicht mehr weit davon entfernt gewesen, es herauszufinden. "Ich doch nicht~", widersprach sie, ohne das verschmitzte Lächeln auf ihren Lippen zu verlieren. Sie konnte durchaus unverschämt sein, da hatte er recht und das wusste sie auch, aber einfach so würde sie dem natürlich nicht zustimmen. Als ob er nicht ebenfalls so eine Stelle besaß! Ein 'nein' würde sie gar nicht erst akzeptieren, denn das hieß einfach nur, dass er sie bisher noch nicht entdeckt hatte! "Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen." Sie wusste nicht einmal, wieso er es tat, schließlich hatte er nichts falsch gemacht. Sie kam nicht einmal auf die Idee, dass er versuchte, sie auszunutzen. So zurückhaltend, wie er sich verhielt, wäre ihr nichts ferner als das. Vielleicht vertraute sie in dieser Hinsicht aber auch ein wenig zu schnell. Sie wollte einfach glauben, dass er nichts Böses im Schilde führte. Viel eher war es einmal mehr die Schwarzhaarige, die für schlechte Gefühle sorgte. Ohne zu wissen sprach sie einen Punkt aus der düsteren Vergangenheit des Avianen an. "Oh-oh ich wollte nicht- ich wollte dich nicht erinnern...!" Sie legte die Ohren zurück. Der Ton in seiner Stimme war grauenvoll, er tat weh. "Tut mir Leid!" Sollte weiter darauf eingehen? Ihm von seiner Heimat erzählen? Nein, das war vermutlich alles andere als gut. Sie wollte seinen Schmerz aber auch nicht einfach beiseite wischen. Dabei war es genau das, was er selbst tat. Sie unterdrückte ein Seufzen. Wieso war es viel einfacher, zu flirten, als mitfühlend zu sein? Ohne zu zögern umgriff sie seine Hand, nicht nur in der Hoffnung, ihm so ein wenig Trost spenden zu können. Es war einfach eine schöne Geste. "Das freut mich", schnurrte sie und schloss einen Moment lang zufrieden die Augen. Ja, das freute sie wirklich, auch, wenn es keine kristallklare Zusage war. Eigentlich hatte sie sich selbst verboten, je wieder ernsthaft in die Welt des Datings einzusteigen, zu schmerzhaft waren die bisherigen Erfahrung gewesen. Der Geflügelte ließ sie jedoch schwach werden. Sie schob die Angst davor, es zu bereuen, einfach beiseite. Damit konnte sie sich auseinander setzen, wenn sie zurück in Maldina war. Gerade eben wollte sie einfach nur weiter in den positiven Gefühlen in ihrem Herzen baden, gar nicht erst an die potentiellen, bösen Folgen denken. "Mrrr", machte sie, als sein Finger ihre Stirn berührte und ihre Ohren zuckten. "Ich soll entscheiden?" Ob das eine gute Idee war? Schließlich war bereits gestern klar geworden, dass ihre Grenzen anderswo lagen als seine. Oder hatten sie sich inzwischen verschoben? "Hmm~" Es war gar nicht so einfach, zu erkennen, womit der Blonde einverstanden war und womit nicht. Nachdenklich blickte sie weiter in sein Gesicht, das nun noch näher war als zuvor. Eigentlich wusste sie genau, worauf sie gerade Lust hatte, doch sie wollte ihm nichts aufzwingen, ihn nicht unbewusst zu etwas überreden. Aber wenn er unbedingt wollte, das sie entschied, sollte sie ihm diesen Wunsch wohl erfüllen? Er konnte ihr schließlich stets einen weiteren Korb verpassen. Wenn sie es nicht zumindest versuchte, würde sie sich dafür garantiert später in den Hintern beißen. Wann zögerte Ava Finch schon? Sie fasste sich ein Herz und löste seine Hand von der seinen, ließ sie stattdessen über seine Schulter hinauf zu seiner Wange wandern. Es war nicht das erste Mal, dass ihre Finger ihren Weg dorthin fanden, dieses Mal tat sie es aber nicht, um ihn zu irgendetwas zu manipulieren. Hoffentlich hatte ihre Geste dadurch nicht an Wert verloren. Hätte sie doch bloß vorher gewusst, wie wertvoll und besonders die Nähe zu dem Falcon wirklich war. Erst jetzt nahm sie bewusst wahr, wie warm und weich sich seine Haut unter ihren Fingern anfühlte. Sie neigte den Kopf ein wenig und lehnte ihre Stirn gegen seine. Eigentlich hätte sie jetzt überhaupt nichts mehr gesagt, sondern einfach gewartet, was ihr Gegenüber aus der Situation machte. Bei Kai konnte sie das nicht tun. Außerdem hatte er gefragt, was sie tun wollte, also sollte sie ihm auch antworten. "Ich will einen Kuss von dir." Nichts Großes. Nichts Unanständiges. Sie wollte einfach nur wissen, wie gut sich seine Lippen anfühlten, wenn es bereits so wundervoll war, einfach in seinen Armen zu liegen.
"You say that I'm kinda difficult, but it's always someone else's fault."
"Entscheidungen werden gerne mal durch aktuelle Bedürfnisse entschieden und hinterher bereut.” Nicht, dass das unbedingt auf ihn zutraf, bei anderen allerdings schon. Kai war in der Lage, sein Verlangen hintenanzustellen und gar nicht erst Wirklichkeit werden zu lassen. Ansonsten sähe sein Werdegang vermutlich ganz anders aus, nicht mehr existent oder auf einer kaputten Schiene fahrend, die nur auf Rache aus war und üblen Scheiß bereithielt. Das einzige, was er wollte, war überleben, egal wie. Dass eine Feline namens Ava Finch eines Tages seinen Weg kreuzte und die trostlose Welt auf den Kopf stellte, hätte er nie für möglich gehalten. “Nein. Kein Zwang.” Er mochte die Idee überhaupt nicht. Nur, weil ihm etwas gefiel, sollte sie das Wohlwollen nicht aufrechterhalten müssen; sie sollte dabei auch zufrieden sein. Gerade ihre aufrichtige Ausgeglichenheit machte ihm gute Laune. Das schaffte er wohl auch ohne Berührung, die Feststellung seiner Anwesenheit nach ihrem Erwachen war Beweis genug. Ob sie bei anderen Kerlen oder Frauen genauso reagierte, wagte er mittlerweile zu bezweifeln und das war gut so. Sein Selbstvertrauen stieg, dank ihr. “Mhm, du doch nicht~”, erwiderte Kai weiterhin grinsend und erfreute sich an ihrem gewaltigen Selbstbewusstsein, wovon er sich eine große Scheibe abschneiden sollte. Wie einfach die Sache doch wäre, wenn er sich ohne den riesigen Haufen Gedanken gehen lassen könnte. Aber wäre dann dieses Verhältnis zueinander noch entstanden? Wahrscheinlich nicht, da er sonst wie alle anderen handelte. "Muss dir nicht leid tun, das konntest du schließlich nicht wissen." Er versuchte beschwichtigend zu lächeln. "Der Zufall ist doch irgendwie witzig." Vielleicht war Ava sogar irgendwann einmal der ausschlaggebende Grund, diesen Ort freiwillig zu betreten, wer weiß? Seine leiblichen Eltern waren ihm zwar nicht egal, aber ein Treffen mit ihnen würde seine Seele anders erschüttern. Der Falcon war nicht mal ein bisschen bereit dazu. Er wollte sich gar nicht ausmalen, wie sie das Leben ohne ihn weiter lebten, womöglich ein weiteres Kind zeugten, das glücklich bei ihnen aufwuchs. Oder wie die Trauer die beiden von innen zerfraß und … seine Hand zuckte leicht unter ihrem festen Griff, den er gerade brauchte, um zurückzufinden. Während sie ihre Freude bereits ein paar Mal äußerte, genoss er diesen Triumph stillschweigend mit einem Lächeln und lauschte dem niedlichen Schnurren. Er wurde wohl zu ihrem persönlichen Freudemacher, das fühlte sich erfrischend angenehm an. Aber das hieß auch gleichzeitig, dass er sie genauso gut enttäuschen konnte, sein Handeln musste also weiterhin sorgfältig überdacht werden. "Mhm, du sollst entscheiden." Kai ahnte in welche Richtung ihr Wunsch ging, allerdings wollte er diesen Tag nicht nur nach seinem Willen lenken. Es fühlte sich falsch an. Die Aufregung stieg, als ihre Hand von der Schulter über Hals bis zur Wange wanderte, obwohl er versuchte, gefasst zu bleiben. Keinen Zentimeter wich er zurück, als Ava noch näher kam, ihre Stirn gegen seine legte und ihn erwartungsvoll ansah. Diesmal war seine innere Haltung anders, das Fluchtgefühl blieb zunächst aus und die Verwirrung im Hintergrund. "Unverschämt …", flüsterte der Blonde wiederholt, jedoch nicht amüsiert oder gar abgeneigt. Die gelben Iriden huschten zu ihren einladend weich wirkenden Lippen und er schluckte. Ein Kuss könnte zumindest für ihn alles ändern. Was passierte, wenn der ein Fehler war? Was, wenn sie doch nur ihren Willen durchdrücken wollte, um sagen zu können, dass er wie alle anderen war, die sich ihr hingaben und ihn fortschickte? Nein, das wäre nicht seine Schuld. … Kai zögerte, wollte aber auch keinen Rückzieher machen und ihren Wunsch infrage stellen. Für ihn war die Sache nicht so einfach wie scheinbar für sie. Langsam die Hand hebend, strich er zärtlich eine dunkle Haarsträhne aus ihrem Gesicht und fuhr mit dem Daumen wie beiläufig an ihrer Unterlippe entlang. "Die Konsequenzen trägst du, Ava.", meinte Kai leise und ohne auf Antwort zu warten, hauchte er ihr mit geschlossenen Augen einen Kuss auf die Lippen. Zaghaft erst, dann mit sanftem Druck. Magen und Herz schlugen unerwartet Purzelbäume, Wärme machte sich breit. Nur widerwillig löste er sich von der absolut weichen Haut, aber er musste. Die Augen wieder öffnend, schlich sich Angst an. Der Aviane traute sich nicht, das kribbelnde Gefühl zu genießen, es fiel ihm schwer, ruhig liegen zu bleiben und nicht instinktiv abzuhauen, weil er nichts Mieses hören wollte. Er zog sich behutsam zurück, nicht an den Rand, gerade so weit, dass er ihre Mimik richtig erkennen konnte und starb innerlich tausend bittersüße Tode. Ob sie das Verlangen und die Entscheidung schon bereute und die zarte Verbindung lieber durchschnitt?
Ava Fallen Star
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Oh ja, Ava Finch war fantastisch darin, ihr Handeln und ihre Wünsche wegen eines spontanen Impulses auf den Kopf zu stellen. Das konnte sie auch nicht verneinen, allerdings entschied sie sich nur selten grundlos um. Hätte sie Kai loswerden wollen, hätte sie das direkt getan und nicht erst, nachdem sie ihn die gesamte Nacht bei sich behalten hatte. Auch hätte sie nicht geschnurrt, sobald sie gemerkt hatte, dass er da blieb. "Ich kann es sowieso nicht gut erzwingen", schmunzelte sie auf seinen Kommentar hin. Einmal mehr fiel ihr auf, wie wichtig es ihm war, dass sie ebenfalls mit Begeisterung bei der Sache war, eigentlich kein Wunder. Wenn sie doch bloß ebenfalls so rücksichtsvoll sein könnte. Selbst, wenn sie sich bemühte, rutschten die falschen Worte manchmal einfach so heraus. Ja, sie hätte es nicht wissen können, er hatte nichts in der Art bisher erwähnt. Trotzdem fühlte sie sich schlecht, wollte ihren Fehler wieder gut machen. War es in seinen Augen wirklich lustig? Sie wollte nur ungern, dass ihre Heimat bei ihm schlechte Erinnerungen hervorholte. Vielleicht konnte er ja irgendwann bessere Gedanken mit der Künstlerstadt verknüpfen? Diese Möglichkeit lag jedoch weit in der Zukunft, im Hier und Jetzt musste sie eine andere Möglichkeit finden, ihn abzulenken. Zum Glück war sie im Ablenken nur zu gut. Eigentlich hätte sie ihm nur zu gerne die Wahl überlassen, wie sie den Rest ihrer gemeinsamen Zeit gestalteten, doch darauf verzichtete er. Kein Problem, sie hatte definitiv genug Ideen, die Frage war nur, was ihm davon recht war? Vorsichtig testete sie das Wasser, beobachtete seine Reaktion genau. Sie hatte ausschließlich Augen für den Avianen. Als keine ablehnende Reaktion auf ihre Berührungen kam, offenbarte sie ihm ihren Wunsch. Sie war auf ein nein gefasst, hoffte jedoch inständig, es nicht hören zu müssen. "Ist das so? Dann bin ich wohl gerne unverschämt", erwiderte sie, das freche Zucken ihres Schweifs wurde von der Decke verschluckt. Ungeduldig, aber ohne weiteren Druck zu machen, wartete die Schwarzhaarige darauf, was er als nächstes tat. Die Warterei war für sie quasi unerträglich, machte er das mit Absicht oder überlegte er tatsächlich? Seine Hand machte es nicht unbedingt leichter. Sie sollte die Verantwortung tragen? Was befürchtete er denn, was passierte? Letztendlich war es doch nur ein Kuss - für die Katze eigentlich nichts außergewöhnliches. Es war weder ihr Erster, noch ihr Letzter. Für den Geflügelten sah die Sache jedoch vollkommen anders aus. Das konnte sie erahnen, es machte es auch für sie irgendwie besonders. Kai war anders, behandelte sie anders, genau deswegen war sie wohl auch so scharf auf diesen Moment. Für eine Antwort gab er ihr keine Zeit mehr, zu ihrer Erleichterung. Nicht einmal die Chance, vorher noch Luft zu holen, gab er ihr. Ein Lächeln huschte über ihre beschäftigten Lippen. Ganz wie erwartet, er war vorsichtig und sanft, doch das änderte nichts daran, dass es sich fantastisch anfühlte. Die Augen hielt sie geschlossen, um das Gefühl voll auskosten zu können. Manche Dinge waren einfach besser, wenn man sie sich mit Geduld erarbeitet hatte, wenn sie einem nicht direkt in die Arme fielen, wie sie gerade merkte, zählten Küsse definitiv dazu. Natürlich wäre Kai nicht Kai, wenn er nicht viel zu früh wieder Schluss machte. Einmal mehr ließ er sie einfach hängen, ohne erkennbaren Grund. Dass es ihm vielleicht einfach nicht gefallen hatte, kam ihr gar nicht in den Sinn. "Du hast wirklich ein Talent dafür, aufzuhören, wenn es am Schönsten ist." Manche mochten behaupten, dass das eine gute Sache war, doch Ava Finch konnte da nicht zustimmen. Genau dann musste man doch weiter machen, damit es wirklich in Erinnerung blieb. Sie hatte absolut kein Interesse daran, diesen Moment so schnell wieder zu vergessen. "Das kann ich so nicht akzeptieren." Sie lächelte frech, ehe sie auch schon dabei war, einen Zopfgummi von ihrem Handgelenk zu ziehen, um sich die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammenzubinden. Sie liebte ihr Haar, aber hin und wieder war es einfach im Weg. Die Hand sanft gegen seine Schulter drückend forderte sie ihn dazu auf, sich auf den Rücken zu legen. Ein sanftes Schnurren lag in ihrer Kehle. "Dafür übernehme ich auch gerne jegliche Verantwortung, du brauchst dir also gar keine Gedanken zu machen." Ganz so, wie er es sich gewünscht hatte. Es würde sich schon keiner von ihnen verlieben, oder? Die Decke verbannte sie hinab zu ihren Füßen, inzwischen war ihr auch so angenehm warm. Ihre Unterarme legte sie so neben dem Kopf des Falcon ab, dass ihre Hände problemlos in seiner blonden Mähne versinken konnten. So wild sein Haar auch wirken mochte, es war überraschend weich. Gestern war ihr das gar nicht aufgefallen. Einen Teil ihres Gewichts lehnte sie gegen ihren Partner, so schwer war sie schließlich nicht. Sie brauchte dringend einen weiteren Kuss von ihm, weshalb sie gar nicht erst versuchte, ihn ein wenig zu ärgern, sondern gleich zur Sache kam und ihn erneut küsste. Sie war eben nicht so geduldig wie er. Sicherlich gab es auch andere Stellen, die es sich zu liebkosen lohnte, aber gerade wollte sie sich voll und ganz auf seine Lippen konzentrieren. Diese fühlten sich einfach zu gut an. Ihr Herz hüpfte Oh, hoffentlich entschied er sich nicht um und beschloss, dass er das hier nicht mehr wollte. Jetzt, wo die Feline endlich einen Vorgeschmack bekommen hatte, wollte sie auf gar keinen Fall wieder aufhören.
"You say that I'm kinda difficult, but it's always someone else's fault."
Er hätte es wissen müssen und sollte nun das scharfe Echo empfangen. Sie hätte es wissen müssen und sollte noch das scharfe Echo empfangen. Dass der angenehme Morgen doch mit einem ärgerlichen Knall enden würde, daran hätte Kai wirklich nicht mehr geglaubt. Trotz Avas Launenhaftigkeit baute er auf ihre Vernunft, die mit einem Mal in den Hintergrund rückte und das Verlangen siegte. Hatte sie ihn tatsächlich stundenlang einfach nur verarscht, um an seinen beschissenen Körper zu gelangen? War ihre Geschichte eine reine Lüge, damit er Zuneigung, Verständnis und ein gewisses Vertrauen zu ihr aufbaute? Lachte sie sich jetzt innerlich ins Fäustchen und feierte ihren Erfolg, weil die Fassade des Blondschopfs bröckelte, während sie über ihn herfiel? Diente nur sein Leib zu ihrem Vergnügen? War der Rest egal? Fassungslos ließ er sich durch ihr Tun auf den Rücken drehen, das perfide Schnurren in den Ohren, welches er zuvor noch so sehr mochte. Ihre offene Ablehnung wurde mit einem frechen Lächeln begleitet, das in seinen Augen plötzlich befremdlich wirkte. Das zusammengebundene lange Haar erinnerte den Avianen an die Vorbereitung einer hungrigen Person, die ungestört speisen wollte. Alles, was noch aus Avas Mund kam, klang so dermaßen falsch. Wie ein Käfig landeten ihre Unterarme neben seinem Kopf und ihre Hände fesselnd im Haar. Kai schluckte schwerfällig, er war alles andere als angetan. Wie ein scheues Reh starrte er ihr ungläubig entgegen, nicht in der Lage, auch nur einen Finger zu rühren. “Wa-” Seine auf der Zunge liegende Frage wurde mit einem weiteren Kuss getilgt, den er ganz und gar nicht genoss. Aus Wut und Angst biss er auf ihre Unterlippe und schob sie grob beiseite, um sofort aufzusetzen und das Bett zu verlassen. Er wischte energisch über den Mund und glaubte an der Hinterhältigkeit zu ersticken. “Was soll der Scheiß?!” Der Atem ging schnell, beim Zurücktreten stolperte er beinahe über die eigenen Füße. Die Enttäuschung tat weh, sehr sogar. Sie hatte seine Labilität und das hauchdünne Vertrauen doch bloß ausgenutzt, wie konnte er nur so dumm sein? “Du sagtest einen Kuss und nicht noch einen und so was.” Ava hatte es so richtig verkackt, nicht umsonst erwähnte Kai die Konsequenzen, die sie so leichtsinnig hinnahm. Aber natürlich, denn ihr Plan war wohl ohnehin, dass der Kontakt endete, sobald sie bekam, was sie so sehr begehrte. Er lachte freudlos, zupfte seine Klamotten zurecht und griff erneut nach der Jacke, die er schon vor Stunden hätte nicht loslassen dürfen. “Du bist echt …” Er überlegte einen Moment, gestikulierte unbestimmt mit der Hand und schüttelte frustriert den Kopf. Unverschämt kam ihm nun lächerlich schwach vor. Aber er war nicht der Typ für ernsthaft verbale Beleidigungen. “Ach, egal.”, meinte er leise und vermied jeglichen Blickkontakt. Wahrscheinlich beobachtete sie ihn noch mit einem breiten Grinsen und erfreute sich an dem angerichteten Schaden. “Ich würde dir ja ein schönes Leben wünschen, aber irgendwie ist mir echt nicht danach.” Ein falsches Lächeln. Und da standen die beiden wieder am absoluten Anfang, welch bittere und verfluchte Ironie. Wie konnte jemand so furchtbar oberflächlich sein? So sehr, dass man dennoch die Geduld aufbrachte, den Geist des Gegenübers ewig zu zermürben, bis er klein beigab und willig hinterherlief. “Du bist genauso abstoßend." Mit wem er sie verglich, konnte sie sich hoffentlich denken. Auf eine ausschweifende Predigt hatte der Falcon gar keinen Bock, die ginge ihr mit ziemlicher Sicherheit sowieso am Arsch vorbei. Er winkte ab und lief ohne Zögern in Richtung Ausgang, schlüpfte rasch in die Schuhe und drehte den Schlüssel im Schloss. Die unsignierte CD ließ Kai eiskalt liegen, öffnete ohne Weiteres die Tür und trat endlich aus der Suite. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, sie zu schließen, nahm die Beine in die Hand und hastete zu seinem Zimmer im niederen Stock. Dorthin, wo er hingehörte. Die nächsten Tage würde er vermutlich mit Selbstverachtung verbringen. Er hätte Ava das Stockwerk nicht verraten sollen. Seis drum. Es war sowieso an der Zeit, diesen Ort zu verlassen und den Mist zu vergessen, gleich nachdem er duschen war.
- Kai out -
Ava Fallen Star
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Eigentlich hätte Ava Finch sofort merken müssen, dass etwas nicht stimmte. Dass sie zu weit ging. Aber sie war nunmal Ava Finch und somit eine Katastrophe darin, Rücksicht auf ihre Mitmenschen zu nehmen. Selbst, wenn sie sich bemühte. Sie hätte schwören können, dass er einverstanden war, doch sie hatte ihm auch nicht ein einziges Mal wirklich in die Augen gesehen. Nur auf sich selbst hatte sie sich konzentriert, wie sie sich fühlte. Ein großer Fehler, wie sich herausstellte. Was für sie ein ganz normaler Kuss war, war für ihn vermutlich die reinste Hölle. Etwas, das sie erst merkte, als sie regelrecht von der Bettkante gestoßen wurde. "Was?", quietschte die Katze, zog die Ohren zurück. Sie verstand nicht. Wieso reagierte er so? Was hatte sie falsch gemacht? Zum Glück klärte er sie noch auf. "Ich, ich dachte du willst das auch...!" Sie war so überrascht, schockiert, dass sie gar nicht die Worte fand, sich ernsthaft zu wehren. Alles, was ihren Mund verließ, war eine schwache Rechtfertigung. Sie hatte es tatsächlich geglaubt, doch jetzt, wo sie es aussprach, war sie sich nicht mehr so sicher, wie noch kurz zuvor. "...echt was?" Nein, sie wollte gar nicht wissen, welche Worte er für sie bereit hielt, sie fürchtete sich regelrecht davor. "Kai, bitte, lass uns reden. Ich wollte das so nicht!" Aber er wollte nicht reden und etwas anderes hatte sie auch nicht verdient. Sie hatte einfach aufgehört, nachzudenken, nachdem sie einen Vorgeschmack bekommen hatte. Sonst konnte sie doch auch immer alles, was sie wollte, haben. Wieso nicht Kai? Was machte sie falsch? Sie wollte die Hand nach ihm ausstrecken, ihn festhalten, sodass er nicht gehen konnte, doch die Angst, ihn zu berühren, war zu groß. Zwar konnte sie sich kaum vorstellen, dass sie noch mehr kaputt machen konnte, aber was wenn doch? Ihr Blick wanderte hinab auf ihre Hände. Erst eine Träne, dann immer mehr fielen hinab auf ihren Handrücken, kullerten von dort hinab auf die Matratze. "Ich wünsche dir immernoch ein schönes Leben." War er das, der finale Abschied, vor dem sie sich so gescheut hatte? Egal wie sehr sie sich bemühte, sobald sie etwas in ihrem Leben behalten wollte, glitt es ihr durch die Finger. Erst Bella. Jetzt Kai. Beide Male war sie selbst Schuld daran. Schuld, etwas, das das ehemalige Idol nicht tragen konnte, nicht tragen wollte. Abstoßend. Ihr wurde schlecht. Das hatte sie schon so oft gelesen. Hatte er nicht gesagt, dass es ihn nicht interessierte, was die Medien verbreiteten? Wieso sagte er dann jetzt genau das Selbe? Hatte er recht? Hatten sie alle recht? Ihr Kopf fiel in ihre Hände, er fühlte sich plötzlich so schwer an. Als sie den Schlüssel in der Tür hörte, zuckte sie zusammen. "Es tut mir so leid." Aber sie ließ ihn gehen. Vielleicht war es wirklich besser, wenn sich ihre Wege trennten. Sie war egoistisch und gierig. Er besaß ein pures, gutes Herz. Zwei Welten, die überhaupt nicht zusammen passten, obwohl sie doch beide den selben Schmerz der Vergangenheit in sich trugen. Wieso konnte sie nie zufrieden sein mit dem, was sie hatte? War sie wirklich genauso schrecklich? Das konnte doch nicht sein. Sie ... sie war anders. Ganz sicher! Nein. Sie war sich ganz und gar nicht mehr sicher. Wer zur Hölle war sie überhaupt noch? Wenn sie jetzt aufblickte und ihr Spiegelbild in der großen Fensterscheibe sah, würde sie sich dann wiedererkennen? Wann hatte sie aufgehört, sie selbst zu sein und war zu einem ekelhaften Spiegelbild ihrer Manager geworden? Sie hob den Blick, sah in die Fensterscheibe. Nichts, niemand. Der Tag war angebrochen und es war hell draußen, inzwischen spiegelte das Glas nichts mehr wider. Sie wendete sich ab. Die Tür war noch offen. Sie erhob sich auf wackelige Füße und schloss sie. Einen Moment lang, mit der Türklinke in der Hand, überlegte sie, ihm doch noch nachzulaufen. Sie würde ihm nur wieder weh tun. Das hatte er nicht verdient. "Es tut mir leid..." Aber Worte reichten nicht mehr aus, um das hier zu reparieren.
-Ende-
"You say that I'm kinda difficult, but it's always someone else's fault."
Lyn Phantom Bullet
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Der eisige Norden war nicht unbedingt die Klimazone, in welcher sich Madilyn gern aufhielt. Es war ihr einfach zu kalt und außerdem machten die Ortschaften hoch oben im Norden stets einen tristen Eindruck auf sie. Sie empfand den Norden einfach nicht als einladend, aber das lag mitunter vielleicht auch daran, dass sie hier oben kaum Ortschaften kannte und die wahren Perlen des Nordens noch gar nicht kennengelernt hatte. Gelandet war die Winchester jedenfalls in Crystalline Town und wäre vermutlich völlig ausgerastet, wenn sie gewusst hätte, wie nah sie ihrem vermissten Bruder hier eigentlich war. Doch sie hatte keinerlei Kontakt zu Royal Crusade oder ihrem Bruder, daher ging diese Information natürlich spurlos an ihr vorbei, befand sie sich schließlich auf einem Auftrag hier. Sie sollte ein Päckchen ausliefern und hätte damit ein paar Kröten verdient, um ein paar Tage länger überleben zu können. Seit sie Mermaid Heel verlassen hatte, um Maxwell zu finden, war das Leben irgendwie deutlich teurer geworden, aber das lag wohl nur daran, dass sie kein geregeltes Einkommen mehr hatte.
Das Päckchen hatte Madilyn jedenfalls erfolgreich abgegeben und nun sollte es zurück zum Bahnhof gehen, damit sie zurück in die warmen Gefilde des Königreiches reisen konnte. Sonderlich weit kam die Winchester jedoch nicht, denn unterwegs wurde sie von einem Typen ordentlich angerempelt, weswegen sie kurzerhand den Halt verlor und seitlich in einen Ständer voller Postkarten krachte. Dieser fiel natürlich um und die Postkarten verteilten sich auf dem Bürgersteig der Einkaufsstraße, doch das interessierte Madilyn herzlich wenig, denn der Scheißkerl hatte sich nun die Ehre einer Abreibung verdient. „Hast du keine Augen im Kopf, du Pissnelke?!“, keifte sie also und packte den Rempler kurzerhand am Kragen, um ihn nach hinten zu stoßen. „Ey, was soll das, du Irre?!“, fauchte der Kerl zurück, der gutes Benehmen auch nicht im Lotto gewonnen hatte. Er schubste Madilyn ebenso zurück und schon ging die Rauferei richtig los, denn aus einem Gerangel wurde schnell eine saftige Schlägerei.
Die Fäuste flogen und beide Kontrahenten steckten ordentlich Prügel ein, daher waren blaue Augen, blutende Nasen und anderweitige Hämatome wie blaue Flecken oder aufgeplatzte Hautstellen keine Seltenheit. Der Kerl schien kein Magier zu sein, doch besaß er eine respektable Kraft. Lyn musste echt ordentlich einstecken und man sah ihr deutlich an, dass sie sich geschlagen hatte, doch der Kerl zog schlussendlich den Kürzeren und blieb erschöpft am Boden liegen. Lyn war jedoch trotz ihrer unfreundlichen Art kein Mensch, der noch einmal nachtrat, daher zog sie einfach von dannen. Sie nahm eine Fluppe in den Mund, zündete sie an und zog den Rauch tief in ihre Lungen, ehe sie den kalten Rauch hinaus ins Freie blies. „Was ein Arsch“, raunte sie und humpelte ein wenig, auf dem Weg zur nächsten Bar. Die Heimreise konnte warten, denn erst einmal wollte sie ein Saufen, um die Schmerzen zu übertönen.
Sonderlich weit kam aber auch die Winchester nicht, die doch mehr Schmerzen verspürte, als zunächst angenommen. Allmählich verschwamm ihre Sicht, während die Fluppe in ihrem Mund vor sich hin glühte und ehe sie sich versah, verlor sie auch schon ihr Gleichgewicht und fiel vorn über in den Schnee. Das zog einige Blicke auf sich, aber wirklich kümmern tat es offenbar niemanden, denn keiner eilte ihr zur Hilfe. Der Norden war eben ein Gebiet für sich, doch was Madilyn nicht wusste….sie würde in Kürze eine Frau kennenlernen, die tief mit ihrem Schicksal verwurzelt war und das alles wegen ihres Bruders. Doch wie es das Leben oft so wollte, sollte es beiden Damen nicht bewusst sein. Und so lag Lyn nun im kalten Schnee und atmete schwer, während der Schmerz sie förmlich zu lähmen schien. Das linke Auge war ein wenig geschwollener, die Nase blutete noch immer und auch sonst hatte sie haufenweise blaue Flecken und Blessuren.
Aurea hatte einen schönen Nachmittag verbracht. Ihr Vater war wegen eines wichtigen Auftrages nicht im Norden, würde wahrscheinlich nicht vor nächster Woche zurückkehren und somit hatte die junge Dhakalis die Gelegenheit, eine schöne Zeit mit ihrer Mutter zu verbringen. Beinahe täglich war sie in ihrem Elternhaus und trank Tee mit ihr, spielte Pai Sho und sie aßen gemeinsam. Wie immer dachte Ateia, dass ihre Tochter nach Oak Town in das Gildenhaus von Liberty Phoenix zurückkehrte, um dort zu übernachten. Zwar könnte Aurea die Nacht auch in ihrem ehemaligen Kinderzimmer verbringen, aber sie wollte nach Norman sehen, da Maxwell derzeit ebenfalls nicht in Royal Crusade war. So ging sie gedankenverloren die Einkaufsstraße entlang, um schließlich zurück auf ihr Zimmer zu gelangen.
Ein lautes Geräusch ließ sie umblicken. Erschrocken hatte Aurea festgestellt, dass eine Frau gerade in einen Ständer mit Postkarten gefallen war und mitsamt den Karten zu Boden gegangen war. Doch bei dieser Frau handelte es sich keineswegs um eine zierliche Gestalt wie Aurea, denn sie setzte sich sogleich verbal zur Wehr und legte sich dann sogar körperlich mit dem Mann an, welcher sie anscheinend gestoßen hatte. Und dann ging es richtig zur Sache. Völlig entgeistert beobachtete Aurea die Schlägerei, vor allem da sie den Mann erkannte. Es handelte sich um Victor, einem Mitglied der Gilde Royal Crusade. Der bullige Hüne war eine wahre Schlägertype, aggressiv und streitlustig. Doch bei Aurea jammerte er über jedes Wehwehchen und suchte sie so oft es ging bei den Untergrundheilern auf. War sie nicht da, ging er wieder, ohne sich heilen zu lassen. Eilig versteckte sie sich also hinter einem Haus und linste ums Eck hervor, damit er sie nicht erkannte. Schockierend, dass niemand half! Andererseits.. Aurea tat es ja auch nicht. Aber könnte sie ihn stoppen? Womöglich. Eilig rannte sie aus ihrem Versteck wieder hervor, da gingen sie bereits auseinander und Victor stampfte davon. Auch er hatte eingesteckt und würde sie nun vermutlich im Ruinenversteck suchen. Na, da könnte er lange suchen!
Diese Frau war durchaus anders, als Aurea. Noch während sie verletzt und blutend davon humpelte, rauchte sie. Richtig hart! Die Dhakalis wäre regungslos im Schnee liegen geblieben und hätte geweint. Sie sah der Brünetten nach, unsicher, ob sie ihr helfen sollte. Doch als sie plötzlich einfach zusammenbrach, beantwortete sich die Antwort von selbst. Aurea lief los, bis sie bei der Frau angelangt war. Sie ging neben ihr in die Hocke und beugte sich über sie. „Lass mich dir helfen“, sprach sie beinahe bittend. Hyun hatte sie zu Beginn abgewehrt, wollte ihre Hilfe nicht. Daher war Aurea vorsichtig geworden. „Hier ist eine Bank, es ist zu kalt im Schnee. Komm“, sprach sie weiter und half der Fremden, sich aufzurichten. Es war nicht einfach, aber es gelang Aurea, die Brünette auf die Bank zu setzen. Dabei blickte sie ihr erstmals so richtig ins Gesicht. Die Heilerin stutzte einen Moment lang. War sie ihr schon einmal begegnet? Sie kam ihr irgendwie bekannt vor. Aber das musste ein Missverständnis sein. Zunächst wollte sie die Schmerzen der Fremden lindern, damit sie verstand, dass Aurea ihr tatsächlich helfen konnte. Durch Easing Pain, welches die Dhakalis bereits ohne Berührung anwenden konnte, sollte Lyn bereits die Erleichterung spüren. „Das ist einfache Heilmagie“, erklärte Aurea, damit sie verstand. Auch für Cleanse und Healing Aid, welches für die Kratzer und Schürfwunden angewandt wurde, brauchte Aurea sie nicht zu berühren. Es war eine eigenartige Besonderheit der Heilerin. Warum sie das konnte, wusste sie auch nicht so genau. Schwieriger würde es jedoch bei dem Hämatomen und der blutenden Nase werden, denn diese benötigten höhere Zauber, schließlich waren Blutgefäße beschädigt worden. „Für deine Nase und das blaue Auge müsste ich dich berühren. Es wird nicht weh tun“, holte sie sich eben das Einverständnis ein, welches daraufhin folgte. So wandte Aurea auch Reliable Cure an, einmal für die Nase und einmal für das Auge. Als sie fertig war, lächelte sie die Fremde an. „Geht’s dir besser?“, fragte sie lächelnd. Wirklich eigenartig! Als hätte sie diese Frau schon einmal getroffen. Aber manchmal gab es so etwas ja, dass fremde Personen einem bekannt vorkamen.
Manavorrat:
Manavorrat (305/600)
Aurea Zauber:
Cleanse TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: 10 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Geschicklichkeit Level 3, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Dieser Zauber stellt die Grundlage jeder medizinischen Versorgung dar. Der Anwender konzentriert sein Mana in der Hand und hält diese unmittelbar über der Wunde des Verletzten oder dieser befindet sich innerhalb der maximalen Reichweite. Daraufhin entfernt er sämtliche Verunreinigungen wie Schmutz, Bakterien oder Keime und die Gefahr einer Wundinfektion wird drastisch verringert.
Mastery (Support):
Mastery-Stufe I: Änderung der Reichweite (von Berührung zu Distanz 5m) Mastery-Stufe II: Reichweite der Fähigkeit erhöht sich um 5m
Easing Pain TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: 5 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2, Geschicklichkeit Level 2 BESCHREIBUNG: Der Anwender leitet durch Berührung sein Mana in das verletzte Körperteil oder der Patient befindet sich innerhalb der maximalen Reichweite. Die durch die Verletzung verursachten Schmerzen lassen deutlich nach und werden erträglich, verschwinden allerdings nicht gänzlich. Es ist zu beachten, dass dieser Zauber außer der Schmerzlinderung keinen Effekt aufweist. Bestehende Verletzungen können also bei weiterhin andauernder Belastung gefährlich verschlimmert werden. Dieser Zauber eignet sich zur zeitlichen Überbrückung, ehe die medizinische Versorgung vorgenommen wird.
Mastery (Support):
Mastery-Stufe I: Änderung der Reichweite (von Berührung zu Distanz 5m)
Healing Aid TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: 10 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2, Geschicklichkeit Level 2 BESCHREIBUNG: Dieser grundlegende Zauber heilt kleine Wunden, Schrammen und Schnitte. Die Hand des Anwenders wird mit Mana umhüllt und liegt unmittelbar über der Verletzung oder der Patient befindet sich innerhalb der maximalen Reichweite. Dadurch beschleunigt sich der Selbstheilungsprozess der oberen Hautschichten und leichte Blutungen werden gestoppt und Wunden geschlossen. Bis der Prozess abgeschlossen ist, vergeht eine Minute.
Beherrschung:
Willenskraft Level 4: Die Geschwindigkeit des Heilvorgangs hat sich erhöht, sodass der Magier die beschriebenen Verletzungen innerhalb einer halben Minute heilen kann. Willenskraft Level 6: Die höchste Beherrschung dieses Zaubers erlaubt es dem Anwender, kleine Verletzungen in 15 Sekunden vollständig zu heilen.
Mastery (Support):
Mastery-Stufe I: Änderung der Reichweite (von Berührung zu Distanz 5m) Mastery-Stufe II: Reichweite der Fähigkeit erhöht sich um 5m
Reliable Cure TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: III ART: Support MANAVERBRAUCH: 125 MAX. REICHWEITE: Berührung SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 7, Geschicklichkeit Level 5, Manaregeneration Level 5, Healing Aid BESCHREIBUNG: Mit Hilfe dieses Zaubers ist der Magier in der Lage, größere und tiefere Wunden der Haut- und Muskelschichten zu behandeln. Dazu zählen mittelgroße und entsprechend tiefe Schnittwunden, Fleischwunden und auch größere verletzte Blutgefäße. Indem der Anwender seine Hand über die Verletzung hält kann er mit Hilfe seines Manas die Blutung stoppen und die Wunde schließen. Schnittwunden lassen sich mit diesem Zauber innehrhalb von 30 Sekunden, Fleischwunden innerhalb von einer Minute schließen.
Da lag sie nun im kalten Schnee nach einer Schlägerei, die ihr echt verdammt viele Blessuren verschafft hatte. Der Kerl sah zwar auch nicht unbedingt besser aus, aber dieser hatte sich nicht so leicht unterkriegen lassen und schritt einfach von dannen. Madilyn hingegen hatte nicht sonderlich viele Meter geschafft, ehe sie zusammengebrochen war. Immerhin war sie lang genug auf den Beinen, um wenigstens einige Male an ihrer Zigarette zu ziehen. Diese war natürlich sofort ausgegangen, als die Winchester hinfiel und das Genussmittel kurzerhand im Schnee landete. Die Feuchtigkeit hatte den Glimmstängel sofort gelöscht, was Lyn durch ein leichtes Aufdampfen gerade so mitbekam. Sie hatte sich schon so oft geprügelt, außerdem stammte sie von einem starken Krieger von Iron Maxim ab und doch hatte sie hier und jetzt auf ganzer Linie versagt. Diese Konfrontation war einfach schiefgegangen und nun lag sie da, voller Schmerzen und ohne weitere Perspektive.
Erst die sanfte Stimme einer jungen Frau ließ ihren Blick wieder klarer werden, der vorhin bereits eingetrübt war. Ihr wurde Hilfe angeboten und das war gut so, sonst starb sie hier sicherlich noch an Unterkühlung. Selbst wenn Lyn keine Hilfe gewollt hätte, so hätte sie sich schlichtweg nicht dagegen wehren können. Ihr fehlte es einfach an Kraft sich gegen diese Schmerzen zu behaupten, daher stimmte es sie glücklich, eine helfende Hand gereicht zu bekommen. „Okay“, entgegnete sie angestrengt und versuchte sich mit aller Kraft auf die Beine zu hieven, doch die Dhakalis musste intensiv mithelfen, damit ihr das schlussendlich auch gelang. „Danke“, stieß sie angestrengt aus und ließ sich von Aurea zur besagten Bank führen. Dort nahm sie Platz und atmete erst einmal tief durch, bis ihr auffiel, dass Aurea einen Augenblick lang stutzte als diese sie ansah. „Haste dich etwa verliebt?“, fragte Lyn direkt und schmunzelte dabei frech.
Dann spürte sie plötzlich, wie ihre Schmerzen deutlich spürbar nachließen. „Heilmagie? Dich schickt ein Engel“, lachte die Winchester unter noch leichten Schmerzen, die aber von Sekunde zu Sekunde angenehmer wurden. Interessant war es allen voran deswegen, weil auch die nachfolgende Behandlung ihrer Krater und Schürfwunden keinerlei Berührungen beinhalteten. Sicher, dass das noch einfache Heilmagie war? Es fühlte sich großartig an und bereits fühlte sich Lyn auch so, als könnte sie direkt die nächste Schlägerei vom Zaun brechen. Aber das ließ sie besser bleiben, sonst wäre die Arbeit von der unbekannten Heilerin völlig umsonst gewesen. Als Aurea die weiteren Verletzungen ansprach, wies sie auf die dafür notwendige Berührung hin, versicherte aber, dass es nicht wehtun sollte. „Nur zu, Süße. Bei mir brauchst du nicht zimperlich sein“, lachte sie frech und lehnte sich entspannt nach hinten, während sie die Dhakalis machen ließ. Es dauerte nur einige Augenblicke und es schien alles erledigt zu sein.
„Viel besser, Danke!“, entgegnete sie sofort und lächelte amüsiert auf. Lyn war eigentlich immer gut gelaunt, natürlich stets in Kombination mit einem losen Mundwerk. „Du hast das mit dem Heilen ja echt gut drauf“, kommentierte sie die Fähigkeiten der jungen Heilerin, die ein wirklich hübsches Gesicht hatte. Allen voran ihre Augen hatten etwas vereinnahmendes. „Ich bin übrigens Lyn“, stellte sie sich dann grinsend vor. Wenn Aurea genau hinsah, konnte sie durch die offene Jacke die beiden Pistolen sehen, die unterhalb ihrer Arme in den Holstern steckten. „Darf ich fragen, wie meine schöne Retterin heißt?“
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