Ortsname: Einkaufsstraße Art: Freifläche Spezielles: --- Beschreibung: Die Einkaufsstraße von Crystalline Town, die direkt vom Platz mit der Statue des Urs abgeht. Obwohl die Stadt eher abseits weit im Norden liegt, gibt es hier einige Geschäfte, die mit den neuesten Trends mithalten. Neben mehreren Modegeschäften gibt es auch Geschäfte für fast alles andere, was man brauchen könnte. Außerdem gibt es zwischendrin auch noch das eine oder andere Restaurant und Geschäfte, in denen man sich schnell einen Snack zum Mitnehmen kaufen kann. Etwa auf der Höhe der Mitte der Straße gibt es eine Filiale der größten Bank Fiores, damit den Einkaufenden auch ja nie das Geld ausgeht.
”Ich weiß genau wo wir hin können.” sagte sie und schlang ein Seil um die Uhr um sie auf den Schlitten zu befestigen. Tatsächlich hatten sie einiges Gefunden und Momo wusste wo sie fragen konnte ob jemand die Sachen kaufen wollte. Denn es gab einen laden in der Einkaufsstraße in dessen Schaufenster stand alles mögliche, der hatte sicher Interesse an der bunten Mischung die sie hier hatten. Also zumindest hoffte sie das, denn ganz sicher war sie sich natürlich nicht. Jeder der beiden hatte einen Schlitten an den dazugehörigen Seilen gegriffen und Momo schlitterte vergnügt vor Lex über den Schnee. Denn sie hatte mit Hilfe ihres Wasserzaubers ihre Füße mit einer dünnen Wasserschicht überzogen, welche es ihr erlaubte wie auf Eis zu schlittern. ”Meint ihr die Bibliothek lässt uns nochmal Bücher für Herr Olim ausleihen?” fragte sie beiläufig ehe sie in die nächste Seitenstraße einbog. Eine kleine altmodische Gasse tat sich auf , in der sonst doch recht modernen Einkaufsstraße wirkte die Gasse hier sehr in der Zeit stehengeblieben. Ein kleiner Eckladen hatte im Schaufenster alles mögliche stehen, von einem Schaukelstuhl einer Stehlampe zu Porzellan und einem Radio. Ein kleines Schild schrieb in goldenen Buchstaben Heidis Fundgrube und Momo stoppte und beendete damit auch ihren Zauber. ”Tadaaa” sagte sie und öffnete danach sanft die Tür.
Drinnen kam ein leicht muffiger Geruch zum Vorschein und man sah das der Laden vollgestellt mit allerlei kram war. Ein bisschen erinnerte das die Nymphe an den Keller von Herr Olim nur aufgeräumter. ”Hallo Entschuldigung, wir hätten einige Gegenstände dabei die wir verkaufen wollen..” eine ältere Dame kam aus einem Hinterzimmer zum Tresen vor und nach einem kurzen Austausch führte Momo die Dame nach draußen zu den Sachen die sie verkaufen wollten. Es war leichter so rum, weil wenn sie die Sachen erst von dem Schlitten laden mussten und sie dann doch nicht verkauft werden konnten. ”Ach, was habt ihr denn da feines dabei?” Die Dame betrachtete das Fahrrad und die Standuhr und holte sogar eine Lupe hervor, strich über das Holz und die Materialien. ”Ach, diese Standuhr…diese sie erinnert mich, an einen alten Freund. Ewig nicht mehr gesehen” murmelte sie und Momo legte den Kopf fragend zur Seite ”Die Gegenstände gehören eigentlich einem Herr Olim, wir bezahlen damit überfällige Büchereigebühren. Kennen Sie sich?” fragte die naive Nymphe, ziemlich unbedacht. Dass man manchmal nicht so privates vor anderen ausbreiten sollte war ihr wohl entfallen.”Olim…ja der Name sagt mir was. Schade nur das er nicht selbst vorbei kommt, vielleicht ist er ja noch sauer nach letzte mal. Ach naja, was soll man tun…” nuschelte sie und stoppte dann ” Gehört ihr zur Familie? Obwohl vielleicht etwas zu ungewöhnlich dafür...nach diesen Worten musterte sie vor allem Lex, deren Dämonen Schweif ihr wohl aufgefallen war, mit einer Mischung aus Neugierde und Verwirrung. Wie dem auch sei. Ich nehme alles, es geht immerhin um einen alten Freund.” Momo nickte nur und warf Lex einen vielsagenden Blick zu.
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”Dann einen schönen Tag noch” mit diesen Worten verabschiedete sich die Nymphe nachdem sie alles ausgeladen und verkauft hatten. Bis auf einen Schlitten auf dem die Bücher lagen die es zu transportieren galt hatten sie alles bei der Dame gelassen. ”Das hat doch super geklappt, oder? Sagt mal, darf ich euch etwas fragen?” fragte sie den Halbdämon also und lächelte sachte. Tatsächlich fand sie das Lex und sie ein gutes Team abgaben. Nachdem sie schon einige Minuten weiter gegangen waren, suchte Momo das Gespräch mit ihrer Begleitung.”Wart ihr schonmal in einer Bibliothek? Ich liebe sie, so viele Bücher und soviel Wissen. Wir haben quasi eine ganz hauseigene Bibliothek” fing sie also ziemlich entspannt an mit Lex zu quatschen. Denn sie hatte nach der leicht hitzigen Auseinandersetzung bezüglich der Gitarre vor einigen Stunden mittlerweile wieder ihre Scheu verloren und vielleicht konnte sie ja noch ein zwei Dinge über den Halbdämonen in Erfahrung bringen, was eine künftige Zusammenarbeit erleichtern könnte ”Oder lest ihr nicht gerne und spielt lieber, nun ja euer Instrument? Ist es eigentlich schwer so etwas zu bedienen?” versuchte sie am Ende das Thema so umzulenken, das es zu einem Thema wurde was Lex gefallen könnte. Bei Büchern war sie sich nicht sicher, aber er besaß ja eine Gitarre also würde ihn das hoffentlich interessieren. Sicher es war auch nicht mehr weit zu Bibliothek, aber ein wenig reden konnte ja trotzdem nicht schaden.
Slippy Feet für 15 mins TYP: Elementarmagie ELEMENT: Wasser KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro 5 Minuten MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Geschicklichkeit Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem einfachen Zauber konzentriert der Anwender sein Mana an der Unterseite seiner Füße und wandelt es dann in Wasser um. So entsteht ein dünner, glitschiger Film, auf dem man stets rutschen kann. So kann man mit etwas Kreativität und Geschick viele außergewöhnliche Bewegungen vollführen.
sprechen | denken
It’s dangerous to wish... Dangerous to even have that thought
But I would love to know is it dangerous to dream?
Der gefühlt X-te besuchte Laden auf dieser Welt hatte einfach DEN Eyeliner nicht mehr im Sortiment, dafür hundert andere, die Kai mit unterschiedlichen Anpreisungen überforderten. Sein Zeigefinger schwebte studierend über jedes einzelne Produkt, während er leise dazu murmelnde Kommentare oder andere frustrierte Geräusche von sich gab. Vor ein paar Wochen gab es noch DEN perfekten Stift und dann plötzlich nicht mehr?! Entweder war da mal wieder irgendein Hype im Spiel oder jemand wollte ihn wirklich ärgern. Es fiel sonst kaum auf, wenn er die Make-up-Abteilung betrat, weil er genau wusste, was er wollte und mit einem gezielten Griff gleich darauf verschwand. Mittlerweile war die Sache anders - anwesende Frauen tuschelten miteinander über den verlorenen Kerl, der eine ganze Weile grübelnd vor den Regalen stand und mit seinen großen, roten Flügeln die Sicht versperrte. "Entschuldigung … Ich müsste da mal ran.", kam es leise, beinahe eingeschüchtert von der Seite, woraufhin der Flügelmann kopfkratzend einen beherzten Schritt zurückmachte. Mit locker verschränkten Armen und unzufriedenen, kräuselnden Lippen dachte er an den leicht schmerzhaften Morgen. Er musste nämlich den Rest der schwarzen Farbe mit gewissem Druck hervorlocken, weswegen sich die Haut um die Augen leicht gereizt anfühlte. Und das Ergebnis ließ auch zu wünschen übrig, man könnte den Eindruck haben, Kai hätte erst vor Kurzem daran Gefallen gefunden und keinen Plan, was er tat. Im Grunde ist ihm sein Aussehen relativ egal, aber da er seinen sehr hellen Iriden seit Teenie-Tagen gerne besonderen Ausdruck verlieh, gehörte das Schminken einfach zu seinem Stil. Stöhnend trat der Aviane erneut an die Regale, als die Frauen-Traube glücklich Richtung Kasse marschierte. Nun wählte er irgendeinen Abzählreim, tippte nacheinander auf einen Eyeliner und schnappte sich das letzte Wort. Kai malte mit der Probe über seinen Handrücken und stellte fest, dass die Farbe überhaupt nicht wischfest war. “Scheiße Mann, was soll der Mist? Wer braucht denn so was, das macht doch gar keinen Sinn, abgesehen von einer dramatischen Soap." Eine andere Frau, eine Verkäuferin, mit der er daraufhin zufällig Blickkontakt herstellte, starrte ihm entgeistert entgegen und nickte stumm, verschwand jedoch sofort wieder. Den Kopf schief legend begann er von Neuem… “Der war ein Reinfall… Der hielt nicht lange… Katastrophe… Warum wird so was verkauft?… Nicht wasserfest… Unangenehm… Zu trocken… Bröckelt seltsam…” Und simple Kajalstifte waren einfach unbrauchbar für das Vorhaben. Nachdenklich schob Kai beide Hände in die Hosentaschen, drauf und dran, den Einkauf abzubrechen und weiterzuziehen. Das Ganze glich ja schon fast einer Nadel im Heuhaufen, verdammt.
Das, das und das auch. Ava Finch hatte gerade erst eine überraschend entspannte B-Rang Quest hinter sich gebracht und selbstverständlich würde der Lohn dafür nicht allzu lang in ihrer Geldbörse bleiben. Fröhlich schmiss sie verschiedene Lippenstifte, ein paar Nagellacke, eine neue Foundation und Wimperntusche und weitere Beautyprodukte in ihr Einkaufskörbchen. Selbstverständlich wählte sie dabei ausschließlich die guten, teuren Marken, denn eine Frau wie sie hatte zarte Haut, an die niemals ein Billigprodukt kommen würde! Eigentlich säße sie schon längst wieder in ihrem Zug zurück nach Maldina, doch nachdem es zu unerwartet starken Schneefällen kam, konnte dieser den Bahnhof nicht verlassen und würde es vermutlich auch nicht, solange das heftige Schneegestöber nicht nachließ. Natürlich hatte sich die Feline ausführlich darüber aufgeregt und ihrem Ärger Luft gemacht, letztendlich sorgte aber all das auch nicht dafür, dass sich an der Situation etwas änderte. Ihr bleib nichts anderes übrig, als die Situation hinzunehmen und sich anderweitig gute Laune zu verschaffen. Das war gar nicht allzu schwer. Zuerst hatte sie sich ein wenig umgehört und herumgefragt, um ein Hotel zu finden, welches ihrem Geschmack entsprach. Dieses war schnell gefunden und ein Zimmer gebucht, sodass sie nun bedenkenlos ihren spontanen Kurzurlaub in Crystalline in vollsten Zügen genießen konnte. Ihr erstes Ziel war dieser kleine Laden gewesen, von dem sie schon öfter gehört hatte. Angeblich gab es hier Produkte, die man sonst nirgends in Fiore bekam, denn sie waren aus den umliegenden Ländern importiert. Das war womöglich einer der Hauptgründe, wieso gerade fast alles, was sie auch nur annähernd ansprach, in ihren Korb wanderte. Vielleicht bekam sie nie wieder die Chance, es zu kaufen, da musste man doch zuschlagen! Ihre Finger wanderten weiter und weiter, schnappten sich, was sie sich schnappen konnten, ehe sie plötzlich gezwungen war, innezuhalten. Sie war bei der Abteilung für Eyeliner angekommen, die bereits von jemandem blockiert wurde. Widerwillig löste sie ihre Seelenspiegel von den vielfältigen Produkten, um einen genaueren Blick auf den Störenfried zu werfen. Zu ihrer Überraschung war das kein Mädel und auch keine alte Oma ... sondern ein Kerl! Instinktiv zog sie die Brauen nach oben. Was wollte denn so einer hier? Besorgte er etwa was für seine Freundin oder hatte er etwa vor, hier Jagd auf hübsche Frauen zu machen?! Bei all diesen Gedanken fielen ihr die Flügel des Typen erst auf den zweiten Blick auf. Ein Engelchen? Nee, dafür sah er nicht unschuldig genug aus. Vermutlich ein Vogel oder so. Leise murrte die Sängerin, gab sich vorerst damit zufrieden, von der Seite aus die Auswahl zu betrachten. Es dauerte nicht lange, da hatte sie gefunden, was sie suchte: Auf den ersten Blick wirkte es vielleicht wie ein ganz gewöhnlicher, unspektakulärer Eyeliner, doch Kenner wussten sofort, dass es sich dabei um ein Produkt der Marke Nac handelte, das ausschließlich in Stella verkauft wurde! Unfassbar! Sie konnte ihren Augen kaum trauen, da konnte sie ein aufgeregtes Quietschen einfach nicht unterdrücken. Ein Problem war da jedoch: es war nurnoch einer übrig und irgendein dahergelaufener Kerl blockierte noch immer das Regal. Er würde doch nicht...? Die Augen der Katze verengten sich zu Schlitzen. Seinem Gemurmel nach zu urteilen suchte er nicht nach etwas bestimmten. Doch dieser Eyeliner ... er war der Traum für jeden! Den durfte er nicht entdecken, nicht, bevor sie ihn sich schnappen konnte! "Brauchst du vielleicht Hilfe?", schnurrte sie also, ihre Stimme gespielt weich wie Butter. "Du siehst ein wenig verloren aus. Hat deine Freundin dir etwa nicht genau gesagt, was sie gerne hätte?" Ihr Schweif zuckte leicht. Vielleicht konnte sie ihn durch eine kleine Beratung von ihrem Zielprodukt ablenken. Sie kannte schließlich viele dieser Eyeliner und einige darunter waren absolut nicht schlecht ... nur eben nicht so gut wie der von Nac. "Ich hätte kein Problem damit, dir etwas unter die ... Flügel zu greifen."
"You say that I'm kinda difficult, but it's always someone else's fault."
Dann fiel Kai beim Abgang doch noch ein Eyeliner auf, der weiter oben in den Tiefen des Regals lag und er blieb abrupt stehen. Sein enttäuschtes Gesicht erhellte sich sofort und ein freudiges Grinsen folgte. Das letzte Stück seiner Art und es war wirklich kein Wunder, dass dieses für das meiste Augenpaar verborgen blieb, war die Höhe doch weniger optimal für die durchschnittliche Größe der Frau. Man baute hier vermutlich aus Platzgründen in Richtung Horizont, aber bei der Masse an verschiedenen Produkten war das seiner Meinung nach auch notwendig. In diesem Fall Glück für ihn, Pech für andere. Kai erinnerte sich an eine ähnliche Situation vor etwa einem Jahr, da hatte er jedoch eine gute Alternative gefunden, aber die Marke vergessen. Und jetzt hielt er bloß Ausschau nach schwarzen Verpackungen, einfach, weil die Farbe so war; hinderliche Denkweise, sei’s drum. Die relativ bunte, schmale Box erkannte er wieder, da sie seinen liebsten Farben entsprachen: Gelb mit Rot gemischt. Als er nach dem letzten Produkt von Qess greifen wollte, wurde Kai wider Erwarten von der Seite angequatscht. „Nee.“, meinte er prompt auf die hilfsbereite Unterstützung hin und sah dann zur Quelle der überraschend angenehmen Stimme. Seine Freude versteinerte zunächst, als er das Katzenmädchen ins Visier nahm; irgendwie kam sie ihm bekannt vor, er konnte aber nicht genau bestimmen, woher und wieso. Das Grinsen bröckelte, hinterließ eine schmale Linie und die hellen Augen formten sich nachdenklich zu schmalen Schlitzen. Ob sie auch ein unglückliches Opfer aus derselben Vergangenheit war? Diese Frage würde er natürlich vermeiden. Die erhobene Hand wanderte fahrig zu seinem blonden Hinterkopf, während die großen Flügel enger an den Körper pressten, um der Fremden mehr Platz zu schaffen: Ihr Korb in der Hand sprach Bände und Kai war alles andere als der Typ, der jemandem mit Absicht den Weg oder die Sicht auf etwas versperrte. Er stutzte. „Hm. Oder doch.“, knickte der Aviane schließlich ein und nutzte die Alternative vielleicht als letzte Wahl, denn Frauen hatten im Umgang mit Schminke üblicherweise mehr Ahnung. Kai zog die Brauen zusammen, ihm war die Situation doch ein wenig unangenehm, hatte er sonst keinen Mann lange genug in dieser Abteilung herumlaufen sehen. Aber er fand Extras im Gesicht halt cool und wollte nicht darauf verzichten. Allerdings gab es vorher noch eine Bedingung abzuklären. „Was willst du für die Beratung?" Nicht, dass Kai irgendwen vermöbeln oder in die Schranken weisen könnte, aber alltägliche Dinge wie Handwerksarbeiten, Hauswirtschaft erledigen oder Sachen schleppen. Gratis nahm er jedenfalls nichts an. „Ich suche nach einem haltbaren Eyeliner … für mich.“ Ungern zeigte der Falcon auf die eigenen Augen, die durch den fast leeren Stift mehr schlecht als recht gezeichnet waren, dabei wappnete er sich gleichzeitig auf blöde Kommentare, die durchaus berechtigt wären. Eine imaginäre Freundin vorschieben kam ihm viel zu nervig und unnötig aufwändig vor, schauspielerisches Talent besaß er außerdem nicht. Wie eine Eule neigte Kai den Kopf für einen Moment zur Seite und runzelte abermals grübelnd die Stirn, woher nur kannte er dieses Katzenmädchen? „Sag mal, sind wir uns schon einmal irgendwo begegnet?” Viele Tiermenschen hat er in seiner Freiheit bisher nicht angetroffen weshalb ihn die Angelegenheit schlauchte und er eine klare Antwort brauchte. Um nicht doch noch irgendwie unangenehm zu wirken, widmete sich der Geflügelte erneut den Regalen und fluchte leise. „Dafür muss man doch studiert haben…”
Entsetzt zuckte der Schweif der Katze, als das Vögelchen es doch tatsächlich wagte, ihr gnädiges Angebot abzulehnen. Sie wollte ihn gerade fragen, wer er glaubte, zu sein, als ihm sein Blick auffiel. Realisierte er etwa gerade, wer sie eigentlich war und dass er einen gewaltigen Fehler beging? Sie zog die Schultern noch ein Stück weiter zurück und die Brust weiter heraus. Ganz genau, vor ihm stand die einzig wahre Ava Finch! Ein selbstsicheres Lächeln zierte ihre Lippen, welches noch breiter wurde, als er seine vorherige Aussage zurück nahm. "Dachte ich mir doch", schnurrte sie zufrieden. Man konnte ihm ansehen, dass ihm die Situation ein wenig unangenehm war, doch davon ließ sie sich nicht stören. Es war nur verständlich, dass man sich in der Gegenwart eines Popsternchens eingeschüchtert fühlte. Er würde sicherlich noch schnell genug merken, dass man vor ihr keine Angst haben musste. Eigentlich war sie ja ganz zahm, solange man nett zu ihr war. "Oh, du möchtest dich erkenntlich zeigen?" Das wäre doch nicht nötig gewesen! Sie war schon vollkommen zufrieden damit, wenn er einfach einen anderen Eyeliner wählte, doch dafür würde sie eigenständig sorgen. Wenn er es aber schon anbot, würde sie das natürlich ausnutzen. Sie trat näher an ihn heran und legte ihm mit leichtem Druck die Hände auf die Schultern um ihn dazu zu bewegen, noch ein paar Schritte zurück zu gehen. "Erstmal machst du mir bitte etwas Platz", begann sie, ehe sie ihm den Rücken zukehrte. Ihre Katzenäuglein wanderten hinauf zu der kleinen, bunten Schachtel, die sie auserkoren hatte, ehe sie sich auf die Zehenspitzen stellte und sich diese schnappte. "Dieses Schätzchen hier gehört mir." Sicherlich hätte sie diese Sache auch eleganter und unauffälliger lösen können, doch die Gewissheit, dass ihre Beute auch wirklich ihr gehörte, war ihr in diesem Moment wichtiger. "Aber keine Sorge, es gibt noch genug gute Alternativen." Sie wendete sich ihm wieder zu und schenkte ihm ein ermutigendes Lächeln. Das war tatäschlich so - wenn man wusste, nach was man suchte, gab es einige Schätze, die man nicht aus dem Ausland importieren musste. Was für ein Glück der Gefiederte doch hatte, dass sein Gegenüber sich bestens auskannte. "Und ansonsten ... hmm ..." Nachdenklich legte sie den Kopf schief und die großen Ohren zurück. Was konnte sie sich wünschen? Dafür sorgen, dass ihr Zug noch noch fuhr, konnte er sicherlich nicht. Aber vielleicht konnte er ihr ja helfen, sich ihre Zeit hier zu vertreiben? "Wie wär's, wenn du mich als Dank auf ein Essen einlädst?" Mit erwartungsvollen Äuglein blinzelte sie zu ihm hinauf. "Mein Zug nach Hause wurde gestrichen, deshalb bräuchte ich driiingend jemanden, der mir hier ein wenig Gesellschaft leistet." Ja, sie war schon ein armes Kätzchen. Ganz einsam und verloren in einer großen, fremden (und eiskalten!) Stadt. Die Aussicht darauf, für die großartige Ava Finch den Retter zu spielen, würde sicherlich sein letztes bisschen Unsicherheit in ihrer Gegenwart verschwinden lassen! Sie war vielleicht ein ehemaliger Star, doch auch sie brauchte hin und wieder Hilfe von normalen Leuten! "Wenn du magst können wir es sogar ein Date nennen." Sie zwinkerte. Sie war sogar so auf dem Boden geblieben, dass sie mit ganz gewöhnlichen Zivilisten ausgehen würde. Er konnte sich wirklich glücklich schätzen. Doch bevor sie irgendwo mit ihm hinging, mussten sie sich definitiv um die Eyeliner-Problematik kümmern. "Ein Eyeliner für dich also? Das kriegen wir hin." Sie folgte seinem Finger hinauf zu seinen Augen. Ja, das ging überhaupt nicht. "Oh ... oh du bist wohl noch Anfänger, was?" Sie bemühte sich wirklich, ihre Zunge zu zügeln. Natürlich überraschte sie es ein wenig, dass sich ein Mann für die Make-Up-Kunst interessierte, viel mehr schockierte sie jedoch sein schlechter Job. Egal welches Geschlecht, so konnte sie wirklich niemanden herumlaufen lassen! Wenn man mal von seinem katastrophalen Eyeliner absah, war er aber doch ein ganz hübsches Kerlchen. Blonde Haare mochte sie und auch die roten Flügel hatten was. "Das müssen wir auf jeden Fall retten. Aber eins nach dem anderen." Erstmal brauchte er natürlich das richtige Produkt dafür. Sie wendete sich von ihm ab um noch einmal die Auswahl zu mustern. Dabei bemerkte sie überhaupt nicht, dass er sie anstarrte. Nicht, dass es sie gestört hätte, es gab nichts schöneres als Aufmerksamkeit! Nachdenklich ging sie eine Reihe nach der anderen durch, machte sich gedanklich bereits erste Notitzen. Seine Frage traf sie daher umso unerwarteter. Sie zuckte regelrecht zusammen, ehe sie herumfuhr und ihn entgeistert ansah. "Bitte was? Du weißt nicht, wer ich bin?!" Wieso hatte er sie dann vorhin so angesehen?! "Ich bin Ava Finch! Die Ava Finch! Ehemalige Sängerin von 'Misstaken' und in ganz Fiore bekannt!" Nun, sie war es zumindest mal gewesen. Inzwischen waren ihre Erfolge und Songs durch neue Idole überschattet worden. "Du kennst sicher einige Lieder von mir...!" Niemals wäre sie auf die Idee gekommen, dass er überlegte, ob sie Teil seiner düsteren Vergangenheit gewesen war. Das war zwar nicht der Fall gewesen, doch allzu unähnlich waren ihre Jugendjahre gar nicht. Beide waren von Erwachsenen zu unfairer Arbeit gezwungen worden. Doch im Gegensatz zu dem Vogel war die Feline überzeugt, dass diese Arbeit das beste war, das ihr je passiert war. Sie war unfassbar stolz darauf, so stolz, dass sie selbst Jahre danach noch nicht loslassen konnte. "Ähm ja ... ein wenig Erfahrung schadet auf jeden Fall nicht", entgegnete sie hörbar erleichtert über den Themawechsel, "Aber dafür bin ich ja jetzt da." Bereits in ihrer Kindheit hatte das Ex-Idol gelernt, sich zu schminken, schließlich war es ihrer Mutter außerordentlich wichtig gewesen, ein schönes, vorzeigbares Kind zu haben. Dementsprechend kannte sie sich heutzutage wirklich gut aus. Sie fischte eine schmale, unauffällige Schachtel aus dem Regal und öffnete diese, um das darin befindliche Produkt zu präsentieren. "Stifte sind deutlich einfacher zu handhaben." Sie löste den Deckel und streckte die weiche, elastische Spitze ihrem Gegenüber entgegen. "Der ist super und echt pechschwarz. Verwischt nicht und man kann je nach Druck verschieden dicke Striche ziehen. Ist außerdem wasserfest. Nur leider hält er nicht so lange wie manch anderer." Das war allerdings der einzige Nachteil. Mit ausführlicher Erklärung präsentierte sie noch zwei weitere Kandidaten. Über Schminke konnte sie wirklich stundenlang reden, da vergaß sie sogar die peinliche Frage, die er zuvor gestellt hatte. "Ich glaube dir würde auch eine dunkelbraune Farbe stehen, schau mal hier. Und wenn du deine Wasserlinie hier unten mit weiß nachziehst sähst du sogar noch besser aus."
"You say that I'm kinda difficult, but it's always someone else's fault."
“Eine Hand wäscht die andere.”, bestätigte er gleichzeitig nickend den Grundsatz, der für ihn als überlebenswichtig galt und ihm als kleiner Junge ins Hirn gebrannt wurde. Auch das Kätzchen schien danach zu leben, ein glücklicher Umstand, der die Sache von Anfang an unkompliziert ließ. Manchmal musste Kai jemandem so lange hinterherlaufen, bis seine Schuld beglichen war, weil man erst nichts im Gegenzug verlangen wollte … merkwürdig, oder? Wie von ihr gewünscht, trat er noch weiter zurück und streifte dabei eine lebensgroße Pappfigur, bei der er sich aus Gewohnheit leise entschuldigte. Diese schmalen Gänge und Ecken waren für seine Gestalt einfach suboptimal. Und dann musste der arme Kerl mitansehen, wie sich die vermeintlich hilfsbereite Fremde die zuvor ausgewählte Packung krallte und diese prompt für ihren Besitz erklärte. Echt jetzt!? Kai schnaubte, hielt aber die Klappe. Er hatte schließlich vor einigen Momenten noch die Gelegenheit, zuzugreifen. Tja, blöd gelaufen. Kurz kam er sich verarscht vor, doch versicherte sie ihm gleich darauf, es gäbe noch gute Alternativen. Witzigerweise, denn seine vorherige Überlegung sollte in die Tat umgesetzt werden, immerhin war genau die der Grund, weshalb er die Packung unberührt im Regal liegen ließ. Als sie sich wieder lächelnd umdrehte, war der Anflug von Ärger schon verschwunden. Laut nachdenkend neigte sie den Kopf zur Seite und Kai schmunzelte. Er mochte es, Gemeinsamkeiten zu entdecken, weil er sich teilweise wie aus einer anderen Welt fühlte. Es folgte eine sehr ungewöhnliche Bitte, die dann jedoch Überraschung und Verwirrung in seine Mimik zauberte. "Du willst Essen?", wiederholte er wie ein Depp und musterte das Kätzchen diesmal genauer. Eigentlich wirkte sie gar nicht wie jemand, der das nötig hätte, also im Sinne von arm und ausgehungert. Aber wenn das der einzige Vorschlag war, dann sollte es eben das Essen sein. "Abgemacht.", willigte Kai voreilig ein, denn sie schob noch etwas außergewöhnliches hinterher. Ein Date - eine Verabredung zwischen zwei Personen, die ein romantisches Interesse aneinander hatten. Das war sowas von Neuland für den Geflügelten und nahm bisher überhaupt keinen Stellenwert in seinem Leben ein. Scheinbar wirkte er auf die Katzendame anziehend, deshalb … "Wieso ich? Wenn du mit mir händchenhaltend durch die Gegend laufen willst, ist's okay für mich." Das tat man doch auf Dates, oder? Sie war zwar eine sehr schöne Frau, aber der Fakt allein reichte ihm für ein ernsthaftes Interesse nicht. Irgendwie war der Preis für die Beratung gar nicht mehr gleichwertig …
Wie bestellt und nicht abgeholt, beobachtete Kai die Schwarzhaarige bei der Suche nach einem anderen hochwertigen Eyeliner. Wahrscheinlich stand sie mal vor demselben Problem, so wie jede andere Person auch, die sich mit Make-up beschäftigte. Alle Hersteller priesen die Produkte selbstverständlich als bestes an, es war selbst als Expertin gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten. Und dann passierte wieder etwas Unerwartetes, denn offensichtlich schockierte sie die Tatsache, dass er ihre Person nicht erkannte, denn Ava Finch - wie sie sich schließlich nannte - musste man scheinbar kennen. Darüber erleichtert, nicht dieselbe Vergangenheit zu teilen, ließ ihn erneut schmunzeln. Aber der Name sagte ihm wirklich etwas. Es war noch nicht lange her, da stand eine kleine Gruppe aus Teenies mit Zeitschriften in den Händen vor einem Geschäft und sie unterhielten sich über die neuesten Bands, die sie gar nicht so cool fanden. Sie wünschten sich 'Misstaken' zurück, Ava Finch hätte ja so eine unglaublich tolle Gesangsstimme. "Sorry, ich wollte dich nicht kränken. Ich dachte nur … egal. Bei Gelegenheit höre ich mir mal was von dir an." Und weil der Aviane das Gefühl hatte, sie wollte nicht weiter darüber reden, beließ er es dabei, auch wenn ihn nun die Bandgeschichte neugierig machte. Er hatte keine Ahnung von Musik, aber wenn er schon mit einer Berühmtheit zu tun hatte, wollte er natürlich mehr erfahren. “Danke für deine Zeit, Ava Finch.” Vermutlich hätte sie auch als Ex-Idol und trotz verpassten Zugs besseres vor. Dass der Kerl im Umgang mit Eyeliner den Status eines blutigen Anfängers bereits überwunden hatte, verkniff er sich ebenfalls. Er könnte dies und jenes über das klägliche, dunkle Ergebnis an seinen Augen erzählen und Behauptungen aufstellen, aber er hatte keine Lust auf unnötige Erklärungen, die ihn im Nachhinein vielleicht noch seltsamer dastehen ließen. Ein paar Tester, die Ava ihm reichte, probierte er auf seinem Handrücken sanft aus und nickte zufrieden. “Dunkelbraun und weiß, hm?”, dachte Kai über ihre Worte laut nach und betrachtete sich im Spiegel. Mit einem Tuch wischte er über das Desaster und schaffte damit eine neue Leinwand. Problemlos und mit ruhiger Hand zog er zuerst die braunen Linien und vollendete das Gemälde anschließend, wie empfohlen, mit weiß. Der Blonde konnte kaum glauben, dass das Spiegelbild zu ihm gehörte, was das Zusammenspiel aus den beiden Farben und den gelben Iriden hervorbrachte, war krass! So krass wie die Augen von einem Raubvogel! Hochzufrieden drehte er strahlend zum Kätzchen um und grinste breit. “Und, kannst du dich so mit mir in der Öffentlichkeit blicken lassen?” Das finale Urteil gebührte selbstverständlich der Super- Beraterin.
Schlussendlich verließ Kai mit vier neuen Produkten den Laden und seufzte. Der ganze Spaß kostete ihn einiges und der Tag war noch nicht vorbei, DENN jetzt kam Ava Finch an die Reihe, die Essen gehen und unterhalten werden wollte. Hoffentlich fraß sie ihm nicht die vielen Haare vom Kopf … “Willst du in ein bestimmtes Lokal? Oder weißt du wenigstens, worauf du Appetit hast? Ich kenne mich hier leider nicht aus.”, gab er gleich zu und sah sich flüchtig um. Nun, da er über sie Bescheid wusste, rechnete er fast mit nervtötenden Leuten, die nur darauf warteten, die Sängerin zu belagern. Wobei das eben auch nicht der Fall war, aber man wusste ja nie. Die großen, roten Flügel schmiegte er etwas enger und leicht gefächert wie ein offener Kokon um sich, war die Temperatur doch sehr eisig, lange herumstehen sollten die beiden also nicht. Kais Magen knurrte. Ups.
Eine Hand wusch die andere? Vielleicht wirkte es auf den Vogel so, doch für Ava Finch bestand das Leben aus deutlich mehr Nehmen und weniger Geben. Es war äußerst selten, dass sie freiwillig etwas tat und nicht im Voraus wusste, was sie sich daraus versprach. Selbstverständlich würde sie auch niemals nein sagen, wenn ihr jemand noch eine zusätzliche Gegenleistung anbot, weshalb sie nicht gezögert hatte, auf sein Angebot hin möglichst großen Profit aus dieser Interaktion zu schlagen. Natürlich würde sie sich diese Gedankengänge niemals einfach so anmerken lassen. "Ganz genau so sehe ich das auch", schnurrte sie also stattdessen mit einem falschen Lächeln auf den Lippen. Schlussendlich waren viele ihrer Mitmenschen eben doch nur ein Mittel zum Zweck für sie. Keine besonders noble Ansicht, doch wenn man bedachte, dass sie jahrelang jenes Mittel für jemand anderen gewesen war, war es wohl wenig überraschend, dass sie den Spieß nun, wo sie endlich die Freiheit dazu besaß, den Spieß einfach umdrehte. "Ja genau. Wäre das okay für dich?" Aus großen Äuglein sah sie ihn an. Nicht, dass sie es wirklich notwendig hatte, zu betteln, aber es konnte ja nicht schaden, dafür zu sorgen, dass er gar keine andere Option hatte, als 'ja' zu sagen. Genau das tat er schließlich auch, was für ein braves Vögelchen. Zur Belohnung für sein Verhalten bot sie ihm sogar an, dass er ihr Treffen ein Date nennen durfte. Seine Reaktion war jedoch völlig anders als erwartet und brachte die Katze sogar ein wenig aus dem Konzept. Ihr Gesichtsausdruck war mindestens so verwirrt wie der seine. "Wieso du?" Naja, das hatte vielleicht eher weniger mit ihm direkt zu tun. "Wieso nicht?!" Natürlich hatte sie gewisse Mindestansprüche, die er auch problemlos erfüllte (mal abgesehen von dem versauten Eyeliner), aber darum ging es doch gar nicht! Wieso bedankte er sich nicht für ihr gnädiges Angebot und schnappte sich ihre Hand wie ein hungriges Tier? "Und Ich will das doch nicht. Ich dachte du willst." Sie schnaubte, unterdrückte gerade noch so ein Fauchen. Dass er sie hier so bloßstellte! Aber man musste ihm lassen, es war schon irgendwie niedlich, wie er bei dem Wort 'Date' nur an Händchenhalten dachte. Da konnte sie ihm wohl oder übel noch mal verzeihen. Langsam bekam sie allerdings das Gefühl, dass er sie vielleicht doch nicht erkannte ... Genau diese Befürchtung bestätigte sich wenig später. Ihr Entsetzten war klar und deutlich und er ... entschuldigte sich? Überrascht blinzelte die Feline. Damit hatte sie eigentlich nicht gerechnet. Natürlich nahm sie die Entschuldigung nur zu gerne an, doch bevor sie das konnte, schnappte sich etwas anderes ihre Aufmerksamkeit. "Was dachtest du denn?", hakte sie nach, "Du musst doch nichts vor mir verheimlichen~" Eigentlich sollte sie seine klar aufgezeigte Grenze einfach akzeptieren und die Aussage vergessen, doch das konnte sie nicht. Sie war schließlich eine Katze und wenn es - wenn auch indirekt - um sie ging, wollte sie wissen was Sache war. Und wenn sie ganz ehrlich war beschlich sie vielleicht sogar ein wenig die Sorge, dass er irgendetwas von dem, was zu ihrem Ende als Popstar geführt hatte, gesehen oder gehört hatte. Sie hasste die Tatsache, dass sie sich darüber noch immer Gedanken machte, doch wie sollte sie das jemals vergessen? Vielleicht war es doch besser, das Thema zu wechseln, denn ihre Laune wollte sie sich von alten Geschichten nicht versauen lassen. So konzentrierte sie sich lieber auf die Aufgabe, die vor ihr lag. "Kein Problem ... mh? Wie heißt du überhaupt?" Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie ihn noch gar nicht nach seinem Namen gefragt hatte. Konzentriert suchte sie dem noch namenlosen Vögelchen einige Eyeliner aus und ließ ihm dann ein wenig Zeit, diese in Ruhe auszuprobieren. Wenn man nicht so wie sie war und bereits vorher von der Qualität der Produkte wusste, war es bei Make-Up äußerst wichtig, sich mit der Sache vertraut zu machen, bevor man sie kaufte. Schließlich hatte man vor, sich das Zeug auf das Gesicht zu schmieren, dort, wo es jeder sehen konnte. Ihr Schweif schwang überraschend gelassen von einer Seite zur anderen, während er sich abgewendet hatte. Schließlich drehte er sich ihr aber doch wieder zu und präsentierte stolz und begeistert das fertige Ergebnis. Da konnte sie nicht anders, als zu lächeln. Ja, das war ein klares Update. "Hmm..." Natürlich würde sie ihm das nicht so direkt sagen. Sie beugte sich ihm ein wenig entgegen und musterte im Detail die Linien, die er um seine Augen gezogen hatte. Einen Moment ließ sie noch verstreichen, ehe sie nickte. "Ja, so kann ich mit dir in die Öffentlichkeit~" Frech grinste sie. So, wie er aussah, war er vielleicht doch kein Anfänger? So oder so, sie war selbstverständlich äußerst zufrieden, dass er es mit ihrer Hilfe geschafft hatte, das Beste aus sich herauszuholen. Dann konnten sie ja jetzt zur Kasse, oder? Gemeinsam trat das doch etwas ungleiche Duo aus dem Laden, hinaus in die Kalte Nordluft. Noch immer fielen dicke Schneeflocken vom Himmel und sammelten sich in großen Mengen auf dem Boden. Wenn das so weiter ging musste sie bald anfangen zu beten, dass ihr Zug morgen nicht ebenfalls ausfiel ... doch darüber konnte sie sich später noch Gedanken machen. "Du bist gar nicht von hier?", fragte sie überrascht und blinzelte den Blonden an. Irgendwie war sie davon ausgegangen, dass er hier wohnte. Tja, da hatte sie sich wohl geirrt. Nachdenklich ließ sie ihren Blick die breite Straße entlangwandern. Kai war nicht der einzige, der fror. Auch die Finch zog ihre dicke Kapuze über die Katzenohren und plusterte ihr Fell ein wenig auf. Es war wirklich keine gute Idee gewesen, heute einen Rock zu tragen. Da half auch die beige Strumpfhose, die perfekt ihren Hautton imitierte, nicht viel. Eine schnelle Entscheidung musste her. Diese fand sich zum Glück auch direkt! "Wie wäre es mit Sushi?" Sie nickte hinüber auf die andere Straßenseite. Es war nur ein kleines Lokal, doch durch die großen Fensterscheiben konnte man erkennen, dass es gut besucht war. Wenige Plätze waren zum Glück noch frei. Ohne auf eine Antwort zu warten, huschte sie auf ihren hohen Schuhen bereits zur Eingangstür. Sie wollte wirklich nicht warten. Außerdem war sie sich sicher, dass sie gerade ein leises Magengrummeln von dem Vogel gehört hatte, er sollte froh sein, dass sie sich so schnell entschied. Das war nicht immer der Fall.
"You say that I'm kinda difficult, but it's always someone else's fault."
Hä, was war das denn für eine komische Masche? Sie unterstellte ihm etwas, das er nicht ansatzweise erwähnte oder in Erwägung zog. Scheinbar war sie es gewohnt, von Männern eingeladen zu werden und hielt es daher für selbstverständlich. Eigentlich war das eine raffiniert günstige Gelegenheit, wenn auch mit gewissen Gefahren verbunden. Und Stress. Vor allem Stress, dachte Kai, dessen Verwirrung in Mitleid überging. Der Gedanke daran, immer wieder jemanden um den Finger wickeln zu müssen, schien doch nicht mehr so gewinnbringend. "Nee, lass' mal. Muss echt nicht sein. Insbesondere, wenn du nicht willst.", meinte er abschließend und bemühte sich um ein entschärftes Lächeln, als er das verärgerte Schnauben vernahm. Das Essen bekam sie auch ohne Date-Tätigkeiten, so war der Deal. Die nächste Nachfrage ignorierte der Blonde, indem er sich anderen Produkten widmete, ohne die Beschriftung zu lesen. Von seinem persönlichen Tabuthema konnte er bisher noch nie geschickt ablenken, weshalb er einfach nicht antwortete und ebenfalls beschäftigt tat. Beim klassischen Bekanntschaft machen ließ er davon ab und wandte sich wieder der Sängerin zu, denn die Ava Finch wollte auch seinen Namen erfahren! Kurz überlegte er aus Spaß, genauso empört zu reagieren, doch das Verhalten wäre vermutlich bloß lächerlich; Berühmtheiten erkannten andere Berühmtheiten. Und der Aviane zählte definitiv nicht dazu. “Kai Falcon.” Ebenso kurz und knapp und unspektakulär, aber leicht zu merken. Nach dem sehr erfolgreichen Einkauf, inmitten kalter Nordluft und dicken Schneeflocken auf eine (hoffentlich schnelle) Entscheidung wartend, plusterte er beim nächsten Windstoß das Gefieder und rieb energisch die Hände aneinander. Wieso nochmal hatte der Falcon freiwillig dem Norden einen Besuch abstatten wollen? Er hätte den Sommer abwarten sollen, um die Welt zu bereisen. Zumindest diesen Teil von Fiore, auch wenn es hier nicht wirklich warm wurde. Außerdem war er eigentlich auf der Suche nach neuer Arbeit, aber das Questboard für Gildenlose in diesem Gebiet war aktuell ziemlich mau. “Nee, bin nur auf Durchreise. Blöder Zeitpunkt, um hier zu sein.”, gab Kai seine Gedanken laut zu und hauchte warmen Atem in die Hände. Zum Glück könnte ihn jede Situation zur sinnvollen Beschäftigung führen; so wie diese nun zu Ava, die gerade zitternd die breite Straße hinab sah und tatsächlich gleich eine bestimmte Auswahl traf. “Sushi klingt gut.” Und teuer. So super frisches und hervorragendes Sushi mit allerlei Beilagen hatte seiner Erfahrung nach ihren Preis. Tröstend auf den Geldbeutel in der Hosentasche klopfend, folgte er eilig und öffnete der Feline bei Ankunft die Tür, die ein Glöckchen leise auf neue Kundschaft aufmerksam machte. Der Innenraum präsentierte eine gemütliche Einrichtung nach asiatischer Art, man konnte je nach Bedürfnis entscheiden, mitten im Raum auf Stühlen oder in einer abgeschirmten Ecke auf Tatami-Matten ungestört zu speisen. “Herzlich willkommen, ein Tisch für zwei, ja?” Eine ältere Frau, die Empfangsangsdame, verließ das Pult am Eingang, verbeugte sich leicht und schenkte ihnen ein offenes Lächeln. “Zur Zeit sind wir gut besucht, deshalb kann ich Euch nur einen Platz im Privatbereich anbieten.” Sie deutete auf eine Liste mit unterschiedlichen Preisen, denn als professionelle Verkäuferin erwähnte sie selbstverständlich nicht eigenständig, dass der gemütliche Bereich extra kostete. Kai verspürte einen schmerzhaften Stich in der Magengegend und schnalzte hörbar mit der Zunge, als er die rote Zahl entdeckte. Er bedachte Ava mit einem flüchtigen Seitenblick und nickte, ein Seufzen unterdrückend. “Geht klar.”, meinte er und nahm die beiden Speisekarten entgegen, ehe man die beiden zum Tisch führte. Der Aviane war gezwungen, hier und da mal besonders stark die Flügel anzulegen oder anzuheben, um die anderen Gäste nicht zu belästigen, während er sich ähnlich wie ein Parkourläufer bewegte. “Sorry, mein Leben ist nicht so einfach in vollgestellten Räumen.” Dabei wurde Ava leider ein Opfer seiner Federn. Als der Blonde endlich im Schneidersitz am niedrigen Tisch saß, ließ er dem Seufzer doch freien Lauf. Immerhin war der Raum groß genug, um die Schwingen uneingeschränkt über den Boden auszubreiten. Manchmal hatte er das Gefühl, sie befanden sich noch im Wachstum, aber das war quatsch. Normalerweise vermied er eben solche Lokale, weshalb ihm die Größe nicht immer so klar war. Kai schlug die Menükarte auf und studierte die Vielfalt an Speisen, vermied dabei zunächst die Kosten. Es gab eine Menge an exotischer Auswahl, die ihm noch völlig unbekannt war; ob erlaubt oder nicht, zückte er Notizbuch und Stift, um einige Gerichte und Zutaten für die Zukunft festzuhalten. Natürlich nur für den Eigengebrauch. “Hast du hier ein Lieblingsgericht oder bist du auch auf Durchreise?” Aus Gewohnheit stoppte er auf einer Seite, die das übliche Sushi für Normalsterbliche ohne Besonderheiten anbot, das jedoch recht spärlich ausfiel. Ava hatte wirklich einen exklusiven Laden ausgewählt. Absicht? Darüber wundern würde er sich jedenfalls nicht. Ein paar Hosomaki, Misosuppe und Udon war eine solide Mahlzeit. Kai brauchte Abwechslung, daher nicht nur Reis mit Gemüse oder Fisch. Noch immer die Preise ignorierend, legte er die Karte beiseite und beobachtete seine neue Bekanntschaft neugierig bei der Auswahl. Hände und Beine schob er unter den beheizten Tisch, hing die Kälte ein wenig länger in den Knochen. Ein kleines Mädchen steckte plötzlich ihren Kopf zwischen Paravent und Wand hindurch und starrte die Sängerin mit großen, leuchtenden Augen an. Der Falcon kaute gerade auf ein Stück Brot und versteinerte in der Bewegung. “Kann man dir helfen?” Natürlich wurde seine Person übergangen, wenn ein Promi in unmittelbarer Nähe saß. “B-bist du Ava Finch? Du bist Ava Finch, oder?” Sie schob eine Serviette samt Edding über den Boden. "Kriege ich ein Autogramm? Meine Mama dahinten ist ein Fan von dir und sie traut sich nicht zu fragen." Die besagte Mutter stürmte peinlich berührt herbei und entschuldigte sich energisch für ihre aufdringliche Tochter, versuchte, sie zurückzuziehen. Kai konnte nicht anders als schief zu grinsen. Hätte ihn auch echt erstaunt, wenn man die Feline einfach in Ruhe ließ. Die Mutter wirkte noch recht jung, weshalb die Frage nicht merkwürdig war und die mutige Kleine, die nicht aufgab, beeindruckte ihn irgendwie. Weiter auf dem Brot kauend, war er gespannt auf die Reaktion.
... Musste ... nicht sein? Vor allem ... wenn die Feline das gar nicht wollte? Langsam, als wären diese Worte schwerstes Latein, ließ die Katze sich diese durch den Kopf gehen. Was hatte Kai da bitte gerade gesagt? Sie wusste nicht im geringsten, wie sie darauf reagieren sollte. So etwas hatte noch nie jemand zu ihr gesagt. Sollte sie sich geschmeichelt fühlen, dass er Rücksicht auf sie nahm oder wütend, da er sie einfach abblitzen ließ? Die Zahnräder in ihrem Kopf ratterten, doch auch, nachdem sie den Mund geöffnet hatte, konnten sie keine passenden Worte produzieren. Stattdessen wendete sie sich ab, um ihre geröteten Wangen zu verbergen. Was war das bloß für ein schräger Kerl? Er verriet ihr nicht einmal, woher er dachte, sie gekannt zu haben! Doch diese Info würde sie schon noch aus ihm herausquetschen, ganz sicher. Dazu hatte sie bei ihrem gemeinsamen Essen schließlich noch mehr als genug Zeit. Die beiden Durchreisenden hielten sich nicht lange mit der Auswahl eines geeigneten Restaurants auf, wählten stattdessen einfach das, was quasi direkt vor ihnen war, um der eisig kalten Nordluft zu entfliehen. "Danke~", schnurrte die Feline, zuckte kurz mit der Schweifspitze, als er ihr den Vortritt ließ. Was für ein Gentleman! Sofort kam ihnen eine ältere Dame entgegen, die sie informierte, dass die Platzwahl äußerst begrenzt war. Mit großen Äuglein blickte sie hinüber zu dem Größeren, legte ihm die Hand auf den Oberarm. Ein wenig Privatsphäre war doch nicht schlecht, da konnte er garantiert den kleinen Aufpreis hinnehmen. "Das passt doch, nicht wahr Kai?" Natürlich tat es das. Was hatte er schon für eine Wahl? Mit einem freundlichen Nicken führte die Alte das Duo an ihren Platz. Was für Ava Finch eine Leichtigkeit war, stellte sich für den Avianen als überraschend große Herausforderung heraus - was sie sogar am eigenen Leib zu spüren bekam. "Schon okay", versicherte sie, unterdrückte dabei ein amüsiertes Kichern. So schön die großen, bunten Flügel des jungen Mannes auch waren, sie schienen ihm auch das Leben schwerer zu machen. Voller Faszination beobachtete sie, wie die feuerroten Federn ein weiteres Mal nur wenige Zentimeter von ihrer Nase entfernt vorbei sausten, ehe sie schließlich beide auf ihren Plätzen saßen. Sie wirkten so weich, schienen aber trotzdem ordentlich widerstandsfähig zu sein. Wie gerne sie sie einfach angefasst hätte, doch sie wusste selbst, dass es ein empfindliches Thema bei Tiermenschen war. Zwar war sie selbst weniger berührungsscheu, doch einfach so angefasst werden wollte sie ebenfalls nicht. Vielleicht bekam sie ja später noch die Chance dazu, ihn einfach mal zu fragen? "Nein, ich war hier noch nie. Das ist auch mein erstes Mal in Crystalline. Ich war für einen Auftrag hier." Dass sie in diesem Restaurant gelandet waren war wirklich reiner Zufall. "Ich wollte einfach nicht lange in der Kälte herumwandern, deswegen habe ich das hier herausgesucht." Sie kicherte. So wie er da draußen ausgesehen hatte, war es ihm genauso ergangen. Tja, wäre er doch darauf eingegangen, ihre Hand zu halten, dann hätte er sicherlich nicht so gezittert und womöglich sogar gutes Geld beim Essen gespart! Bevor sie sich weiter ihrem Gespräch widmen konnten, erschien erneut die alte Dame um die Bestellung abzuholen. Da die Feline keine Ahnung hatte, was hier besonders gut schmeckte, entschied sie sich für eine kleine, aber vielfältige Sushi-Platte und ein paar Mochi zur Nachspeise. Kaum war die Kellnerin verschwunden, tauchte auch schon der nächste ungebetene Gast auf und ließ die Feline zusammenzucken. Sichtlich überrascht blinzelte die Katze das kleine Mädchen an. Kinder waren nicht unbedingt ihre Stärke und ehrlich gesagt hätte sie sich lieber auf den jungen Mann konzentriert, der ihr Gegenüber saß, doch sie wollte nicht unfreundlich sein und sie direkt fortscheuchen. "Oh?", maunzte sie überrascht auf die Frage hin. Man hatte sie erkannt?! Ihre Augen wurden groß. "Ja, das bin ich." Dass ihre Worte als ein Schnurren herauskamen, konnte sie einfach nicht verhindern. Ohne zu zögern nahm sie die Serviette und den Stift entgegen. "Deine Mama hat einen wirklich guten Musikgeschmack, Kleines." Kaum hatte sie das getan, kam auch schon die Mutter dazu. Mit ihrer zappelnden Tochter auf dem Arm entschuldigte sie sich vielmals, doch die Schwarzhaarige schüttelte nur lächelnd den Kopf. Sie würde niemals zugeben, wie sehr sie dieser kleine Zwischenfall tatsächlich freute, auch, wenn das Timing mehr als ungelegen war. Mit einem engelsgleichen Lächeln erfragte sie die Namen der zwei, ehe sie sich daran machte, ihre Nachricht auf dem Papier zu hinterlassen: Reach for the stars and shine on. Wer ihre Songs kannte, der würde sicherlich auch diesen Satz widererkennen. Mit Unterschrift und einigen kleinen Herzchen gab sie die Serviette zurück und winkte ihren Fan noch kurz hinterher. Kaum waren sie aus ihrem Sichtfeld verschwunden, hörte man auch schon ein aufgeregtes Quietschen. Die Feline grinste wie ein Honigkuchenpferd. Sie hatte auch nach all den Jahren den Umgang mit ihren Fans nicht verlernt! Noch immer war es für sie ein leichtes, die nette, gutherzige Sängerin zu spielen, die immer für ihre Fans da war. Trotzdem war sie auch irgendwie froh, dass diese nun fort waren. "Entschuldige." Sie fuhr sich über die Katzenohren. "Jetzt gehört meine Aufmerksamkeit voll und ganz dir, versprochen." Sie lehnte sich ein wenig über den Tisch und stützte ihr Kinn auf die Handflächen. Ihre braunen Seelenspiegel lagen ruhig und neugierig auf ihrem Gegenüber. "Du hast es schon nicht einfach mit deinen Flügeln, kann das sein?"
"You say that I'm kinda difficult, but it's always someone else's fault."
Ein Auftrag für Magier? Mittlerweile dachte er bei diesem Wort sofort an magische Tätigkeiten, obwohl der Begriff so ziemlich alles bedeuten und umfassen könnte, zudem war Ava als Sängerin bekannt. Klar, zwei Jobs wären für den einen oder anderen parallel möglich, aber wirklich zweigleisig fahren stellte sich Kai ultra belastend und anstrengend vor … da hatte er die Sache mit dem Date wohl zum Teil fehlinterpretiert, ein Glück sprach er seine Bedenken zuvor nicht aus. Jedenfalls gab es einen einfachen Weg, um mehr zu erfahren. “Verstehe. Bist du eine Magierin? Dann warst du vermutlich zum richtigen Zeitpunkt an diesem Ort, für mich gab es keinen Auftrag, seit dem hänge ich hier mehr oder weniger untätig herum.” Bis er wieder genug Geld für die Abreise zusammen hatte. Leider verzögerte sich das Vorhaben wegen des heutigen Tages enorm, aber Schulden mussten nunmal beglichen werden, koste es was es wolle. Gähnend alle Glieder von sich streckend, war Kai im Begriff, eine seitlich liegende Position einzunehmen, als auch schon frisches, weiches Brot auf den Tisch gestellt wurde. Eilig bat er noch um ein Glas Wasser, ehe die Kellnerin wieder verschwand. Weil der Magen so sehr nach Nahrung verlangte, zögerte der Aviane nicht, zuzugreifen. Nur das kleine Mädchen hinderte ihn zunächst am Schlucken, das prompt eine Frage an Ava richtete. Die Reaktion wie eine freudige Katze, verursachte beim Blonden ein überraschtes Verschlucken, weshalb er zu husten begann, den Reiz aber rasch durch das Wasser lindern konnte. Der Grund war keine Belustigung, nein … vielmehr das unerwartete Gefühl, welches sein Herz höher schlagen ließ. Sie verhielt sich irgendwie … das leere Glas zwischen den Fingern drehend, beobachtete Kai gut gelaunt das Schauspiel und räusperte leise den Rest des unangenehmen Reizes aus dem Hals. Kaum war es vorbei, wandte sich die Feline dem Avianen zu, der ihr ein unbestimmtes Lächeln schenkte. Er wusste nicht, weshalb ihn die Aktion vor wenigen Momenten nicht störte, zahlte er schließlich extra für diesen Privatbereich. “Kein Ding. War nett mitanzusehen.”, meinte er ehrlich, hob das inhaltslose Glas an die Lippen und senkte es gleich nach dem Bemerken wieder. Auch jetzt wirkte Ava mehr wie eine Katze, als sie über ihre großen Ohren strich. Ob Kai Vogel-Eigenarten besaß? Wenn ja, dann wahrscheinlich nicht derart … Gefühl-verwirrend. Ihre Frage blieb zunächst unbeantwortet, sah er die junge Frau ebenfalls für einen Augenblick einfach nur an. Seine gelben Iriden zuckten beinahe unbemerkt über die neugierige Ausstrahlung. Ein Jewel für Ava Finchs Gedanken.
“Teilweise. Wenn möglich, suche ich mir eine großräumige Unterkunft und vermeide normale Restaurants. Leider sind damit auch höhere Kosten verbunden, weil ich manchmal als zwei Personen verbucht werde. Doppelbetten sind eben viel bequemer für meine Gestalt.” Eigentlich führte der Gildenlose ein bescheidenes Leben, aber solche Kleinigkeiten verbrannten schon mal angesparte Jewel, denn der wichtigste Anspruch bestand darin, einen guten und erholsamen Schlaf zu haben. Diesen Luxus konnte sich Kai seit zwei Jahren gönnen und wollte ihn auch nicht mehr missen. Für die Demonstration würde er die Flügel zur vollen Größe ausbreiten, dafür reichte der großzügige Raum doch nicht aus. “Aber ich liebe meine Schwingen trotzdem. Außerdem können sie super praktisch sein, zum Beispiel bei Kälte, Regen und Sonnenschein oder wenn ich keine Decke parat habe …”, ergänzte er schmunzelnd und fuhr stolz über ein paar rote Federn. Immerhin waren sie eine Vererbung seiner Eltern, die er bedauerlicherweise nicht näher kennenlernen durfte und nur einen Hauch von Erinnerung an sie im Inneren trug. Dann kam die Besinnung und Kai stutzte. So viel wollte die Feline gar nicht wissen. Vom Flügel-Thema ablassend, widmete er sich dem sehr gut riechenden Essen, das zum richtigen Zeitpunkt serviert wurde. Ein vorsichtiges Nippen an der heißen Misosuppe entlockte ihm ein wohliges Seufzen. Das war kein liebloses Zeug, das lustlos zubereitet wurde, als gelernter Koch erkannte er die frische und vor allem gehobene Qualität. Das war das Geld absolut wert. Sein Blick wanderte über Avas Platte, die nur aus Sushi bestand. “Kannst du Nahrung zubereiten, Ava Finch?” Mit den Stäbchen zwischen den Fingern deutete er auf ihre Mahlzeit. “Das sieht auch richtig lecker aus, bist du damit glücklich?" Es gab noch sehr wenig, worüber Kai stundenlang reden könnte, aber Essen und Kochen - allgemein Hauswirtschaft - gehörte dazu. Themen, die für das junge Alter normalerweise eher langweilig waren. Apropos Alter … sollte er … nee, besser nicht, bei der Frage reagierten Frauen seltsamerweise empört. War im Grunde auch egal. “Was treibst du so in deiner Freizeit? Besser gesagt: Was würdest du tun, wenn ich nicht bei dir wäre?” Der Blonde fischte nach seinem eigenen Sushi und spülte es mit Suppe nach. Man konnte ihm regelrecht ansehen, wie angetan er war. Von sich ablenken und das Gegenüber mit Fragen bombardieren, damit er zuhören, kennenlernen und gleichzeitig essen konnte! Genial, oder?!
Ava Fallen Star
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Der Schweif der Feline zuckte überrascht, als ihr Gegenüber sie fragte, ob sie eine Magierin war. Was für ein aufmerksames Vögelchen! "Ja, das bin ich", stimmte sie zu, "Und du anscheinend auch. Vielleicht treffen wir uns ja auf einem zukünftigen Auftrag mal?" Ob er wohl einer Gilde angehörte? In Maldina hatte sie ihn zumindest noch nie gesehen, vermutlich waren sie nicht in derselben. Außerdem würde er dann wohl eher weniger hierher reisen, ohne bereits einen Auftrag zu haben. Gab es hier in Crystalline irgendwelche Gilden? Sie wusste es nicht. All dieses Magier-Zeug war für sie in der Vergangenheit nie interessant gewesen, weshalb sie große Wissenslücken besaß. Diese füllte sie zwar Schritt für Schritt, doch es gab so viel zu lernen, dass es noch ein ganzes Weilchen dauern würde, bis sie sich wirklich auskannte. "Vielleicht war es ja Schicksal, dass du nichts gefunden hast. So konnten wir uns schließlich kennenlernen." Sie lächelte und verdrehte ihren Zeigefinger in der einzelnen roten Strähne ihrer langen Mähne. "Und untätig bist du jetzt auch nicht mehr." Man musste immer das Positive im Leben sehen und was gab es positiveres als Ava Finch? Genau, gar nichts. Vorerst musste die Katze aber ihre Aufmerksamkeit einer kleinen Familie schenken, die ganz ungeplant in den kleinen Privatraum geplatzt kamen. So schnell, wie sie gekommen waren, waren sie aber auch schon wieder fort. "Nett mitanzusehen?" Ein wenig überrascht über diese Antwort legte sie den Kopf schief. War es das wirklich? Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass es irgendjemandem gefiel, die Aufmerksamkeit seines Gegenübers fortgestohlen zu bekommen. Dieser Aviane war wirklich speziell. Nichtsdestotrotz konnte sie ihre Augen nicht von ihm nehmen. Auch, als er ihren Blick erwiderte, wich sie nicht aus, schenkte ihm stattdessen ein noch größeres Lächeln während sie seinen Worten lauschte. "Das muss echt anstrengend sein." Mitfühlend zog sie die Brauen zusammen. "Wie machst du das denn, wenn du mit einer anderen Person im Bett schläfst?" Eine komische Frage? Definitiv, doch die Schwarzhaarige interessierte es tatsächlich. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es gemütlich war, wenn jemand auf den Federn lag, gleichzeitig war es aber doch doof, so viel Abstand halten zu müssen. Selbst jetzt im Sitzen nahmen seine Flügel schließlich ziemlich viel Platz ein, das war doch total einsam! Vielleicht wenn er auf der Seite lag? Man, eine Sache, die sie selbst als so selbstverständlich und einfach sah, konnte sich für ihn vielleicht deutlich schwieriger gestalten. Das war schon verrückt, aber gleichzeitig auch ziemlich interessant. "Da bist du nicht der Einzige", schnurrte sie, machte kein Geheimnis daraus, dass auch ihr die Flügel durchaus gefielen. Wieso auch? Wenn sie etwas Nettes zu sagen hatte, dann hatte sie keinen Grund, es zu verschweigen. "Das klingt wirklich toll. Ich glaube ich muss mir dich und deine Flügel dann mal für meinen Weg zu meinem Hotel ausleihen." Sie kicherte. Ein paar große Schwingen, die sie vor dem Schnee und der Kälte da draußen schützten klangen überhaupt nicht schlecht. Wenn sie gewusst hätte, dass er der Meinung war, das alles würde sie nicht interessieren, hätte sie ihm sofort widersprochen. Doch Gedankenlesen konnte sie nicht, weshalb sie sich von seiner Frage und dem Essen vor ihrer Nase in eine vollkommen andere Richtung lenken ließ. Es war nur zu verlockend, ihm einfach zu sagen, dass sie eine hervorragende Köchin war, doch das war eine blanke Lüge. Eine, die sie nicht besonders gut aufrecht erhalten konnte, denn sie hatte nicht die geringste Ahnung vom Kochen. Beinahe ihr gesamtes Leben lang wurden ihre Mahlzeiten von ihrem Umfeld bestimmt, schließlich war jedes unnötige Gramm auf ihren Rippen ein gewaltiges Problem. Sie hatte ein ganz bestimmtes Gewicht, dass sie beibehalten musste, um perfekt auszusehen und dieses konnte sie nur aufrecht erhalten, wenn ihre Ernährung genauestens überwacht wurde. Sie biss die Zähne zusammen. Sie hatte es gehasst. Es war grauenvoll gewesen, sie hatte so lange nur gegessen, um gerade so nicht bei ihrem nächsten Bühnenauftritt umzukippen. Hin und wieder war genau das trotzdem passiert. Alleine die Erinnerung daran erfüllte sie mit Scham, doch sie wollte es sich nicht anmerken lassen. "Nein. Ich hatte immer Köche und Ernährungsberater." Inzwischen war das selbstverständlich anders, sie hatte nun die Freiheit das zu essen, was sie wollte und genau das tat sie auch. Natürlich achtete sie noch immer auf ihre schlanke Linie, doch sie gönnte sich viel mehr, ganz egal, ob sie dadurch ein paar Gramm zunahm oder nicht. Aber selbst kochen tat sie nur äußerst selten, meistens holte sie sich irgendwo etwas zum mitnehmen, denn sie konnte es schlichtweg nicht. Genau aus diesem Grund konnte sie auch nicht lügen, es würde sicherlich sofort auffallen. Um sich von den negativen Erinnerungen abzulenken, schob sie sich ein ganzes Stück Sushi in den Mund. Es war wirklich ... perfekt. Schnurrend schloss sie einen Moment lang die Augen und genoss den Geschmack auf ihrer Zunge. Diesen Laden musste sie sich unbedingt merken, falls sie noch einmal in diese Stadt kommen sollte. "Oh ja, es ist super~" Mit den Stäbchen schnappte sie sich eine der kleinen Rollen und hielt sie dem Blonden über den Tisch hin. "Hier, probier!" Zwar hatte auch er Sushi bestellt, doch es waren komplett andere. Der Gefiederte schien wirklich neugierig zu sein, denn das ehemalige Pop-Idol kam kaum dazu, zu essen, bevor er auch schon die nächste Frage stellte. "Ich wäre wohl in irgendeine Bar oder einen Club gegangen." Und sie hätte sich irgendjemanden gesucht, um die Nacht nicht alleine verbringen zu müssen. Sie hasste es, alleine zu sein, erst recht in fremden Städten. Es fühlte sich so unfassbar einsam an. Doch das behielt sie für sich. "Gehst du auch feiern, Kai?" Auch jetzt graute es ihr schon davor, später womöglich alleine in ihrem Hotelbett einschlafen zu müssen. Kai wirkte nicht wie jemand, der einfach mit einer jungen Frau nach Hause ging ... vielleicht konnte sie ihn aber doch noch um den Finger wickeln? In der Regel war es das einfachste, Männer oder auch Frauen einfach mit ein paar süßen Versprechen zu sich zu locken, bei dem Falcon musste sie aber womöglich eine andere Taktik wählen. Aber welche? Sie kannte keine Andere. Verdammt, sie hasste es. "Und daheim würde ich wohl an meinen Liedern schreiben oder Stimmübungen machen."
"You say that I'm kinda difficult, but it's always someone else's fault."
"Cool. Gefällt's dir als Magierin zu arbeiten?" Magiekundige beantworteten diese Frage erfahrungsgemäß mit gemischten Gefühlen. Die eine Hälfte war wohl dazu gezwungen, weil sie angeblich keine sonstigen Talente aufwiesen, die andere Hälfte war quasi für diese Tätigkeit geboren. Und Kai pendelte, er war in der Lage, normal zu arbeiten, aber auch als Magier auszuhelfen, wobei seine Anwendung von Magie noch ziemlich spärlich ausfiel und er sich dadurch eher nutzlos fühlte. “Ja, vielleicht. Wäre ein lustiger Zufall oder Schicksal, wie du so schön sagtest.” Schmunzelnd schob er das vorletzte Sushi hinterher. Eine offizielle Quest mit der Sängerin von Misstaken zu absolvieren, entlockte ihr sicherlich nochmal andere Seiten, die der Blonde heute nicht kennenlernte. Welche Art Magie sie nutzte und ob sie einer Gilde angehörte, wollte er erstmal nicht ermitteln … Manche reagierten empfindlich darauf, wieso auch immer. Zu privat? “Ja, schon. Jemanden beim Glücklichsein zu betrachten, macht mich für den Moment selbst irgendwie heiter. Ist das seltsam?” War es das? Das Phänomen konnte Kai schon öfter bei Fremden feststellen, man wurde sozusagen damit angesteckt, obwohl man selbst gar nicht involviert war. Ein simples Lächeln rettete bestimmt irgendjemandes Leben, vorausgesetzt es war ehrlich und erreichte die Augen. “Ach, im Grunde ist das Flügelpaar wie zwei weitere Arme. Man müsste einfach mal die Einrichtung überdenken, komisch, dass noch niemand auf die Idee kam. Tiermenschen oder sogar Riesen gibt es schließlich nicht erst seit gestern. Wie ist das bei dir? Kannst du besser sehen und/oder hören als andere Völker?” Unnötigerweise deutete er mit den Stäbchen auf Avas Katzenohren und hübschen braunen Iriden, dann huschten seine eigenen gelben Seelenspiegel zu ihrem Schweif. “Kann dein Schweif nicht auch nerven?” Für einen kurzen Augenblick beobachtete der Aviane neugierig das sanfte Hin und Her wiegen und neigte dann leicht den Kopf zur Seite. Wie er mit seinen Flügeln mit einer anderen Person im Bett schlief? Keine Ahnung. Er runzelte nachdenklich die Stirn. “Hmm. Gute Frage, das weiß ich noch nicht.”, gab er ehrlich zu und versuchte, sich verschiedene Positionen mit einem weiteren Körper auszumalen. Kai hob sie vage und vorsichtig an, mal so und mal so. “Wenn ich auf dem Bauch liege, könnte ich einen Flügel über die Person ausbreiten oder einfach an meinem Rücken zusammenfalten. Auf der Seite liegend würden sie wohl niemanden stören. Eigentlich sind das meine üblichen Positionen. Ich glaube, ich müsste nichts sonderlich ändern.” Man konnte ihm ansehen, dass er ernsthaft grübelte, auch wenn er selbst nicht glaubte, dass so eine Gelegenheit mal real werden würde. Wieso sollte man freiwillig mit jemandem, der so viel Platz einnimmt, ein Bett teilen? Das schrie ja schon nach null Prozent Schlaf für beide. Da müsste das Bett schon dreifach so groß sein, um sich nicht in die Quere zu kommen. “Danke! Und sicher, wenn der Preis angemessen ist, natürlich!” Ein breites, stolzes Grinsen. Der Vogelmann mochte Komplimente über seine übergroßen Argumente, das hieß jedoch nicht, dass er sie jedem Hans und Franz kostenlos anbot, der was Gutes über sie sagte! Dass das Popsternchen ebenso keine rosige Vergangenheit hatte, konnte Kai natürlich nicht erahnen. So blieb die Meinung über das Leben einer Berühmtheit unweigerlich sorgenlos und selbstbestimmt. Wenn man genug Geld verdiente, konnte man doch tun und lassen was man wollte, oder etwa nicht? Auch wenn Ava ziemlich selbstbewusst und taff wirkte, verhielt sie sich beim Anschnitt des Themas kurz und knapp, weshalb der Falcon nicht weiter bohrte. Ob es dabei um den Bruch mit der damaligen Band ging? Jedenfalls sprach er selbst sehr ungern über vergangene Geschehnisse und blockte ebenfalls mit kurzen Sätzen ab, wechselte einfach den Gesprächsstoff oder tat beschäftigt, nur um sich nicht wieder damit zu belasten. Deshalb sagte Kai einfach nichts zu den extra Köchen und Beratern und nickte einsichtig. Erneut entlockte die Feline ihm ein Lächeln, während er sie beim Genießen des Sushis beobachtete. Freude steckte nunmal an! Und dann blinzelte er überrascht, als sie ihm eines zum Probieren vor die Nase hielt, nur ein kurzes Zögern, bis er zuschnappte und genüsslich kauend zurücklehnte. Gutes Essen essen machte Spaß, viel gutes Essen essen machte viel mehr Spaß! “Könnte wirklich nicht besser angerichtet sein. Diesen Laden muss ich mir unbedingt merken.” Eine weitere Notiz fand im kleinen Notizbuch seinen Platz. Während Ava weiter aß, ließ Kai die Fragerei mal bleiben, schließlich sollte ihr Gericht die Aufmerksamkeit bekommen, die es verdiente. Seins war schon fast leergefegt. “Nee, feiern liegt mir nicht so. Ist mir irgendwie zu stressig, wenn Leute laut grölend durch die Gegend springen und andere damit belästigen, die wiederum wütend werden und … ach, du weißt schon.” Der Blonde zuckte mit den Schultern und schlürfte die letzte Udon-Nudel. Vielleicht hatte er bisher nur nicht die richtigen Bars und Clubs gefunden, in denen es weitaus chilliger und geselliger zuging. Ohne irgendwelche Rangeleien, Streitereien und exzessivem Alkoholkonsum. Na, jedem das seine. Darüber urteilen blieb ihm fern, das war nur nicht unbedingt seine Welt. "Stimmübungen? Wie kann ich mir die vorstellen?” Vielleicht hatte der Aviane Glück und er erhaschte eine kleine Kostprobe von Avas Singstimme?
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Nachdenklich neigte die Schwarzhaarige den Kopf zur Seite. Ob es ihr Spaß machte, als Magierin zu arbeiten? Das war wirklich schwer zu sagen. Sie war nicht wirklich unzufrieden, keine Zweifel, doch war sie wirklich glücklich? War sie glücklicher als damals in ihrer Band? Wenige Jahre zuvor hätte sie für solche Gespräche schlichtweg keine Zeit gehabt und auch auf viele andere Dinge, die das Leben schöner machten, musste sie verzichten. Sie hatte keine Wahl. Nun hatte sie die Möglichkeit, ihr Leben vollkommen selbst zu gestalten, sie war frei. Trotzdem vermisste sie ihr altes Leben nicht selten. Würde man ihr die Chance geben, wieder die alte Ava Finch zu werden, würde sie dann all das hier einfach stehen und liegen lassen? Nein ... "Manchmal mehr, manchmal weniger", erwiderte sie schließlich, ehrlich, "Der ein oder andere Luxus fehlt mir schon." Das war aber wohl etwas, das man als 'normaler' Mensch nicht nachvollziehen konnte. Man verdiente als Magier oft nicht schlecht, doch es war natürlich nichts im Vergleich zu dem Honorar eines landesweit bekannten Idols. "Definitiv Schicksal." Ihre Augen und Lippen verzogen sich zu einem verschmitzten Lächeln. "Ich würde mich auf jeden Fall freuen." Je nachdem, welcher Gilde der Blonde angehörte - falls er überhaupt zu einer gehörte - war es wahrscheinlicher oder eben nicht, doch die Feline hatte da so ein Bauchgefühl, dass ihr sagte, dass das hier nicht das letzte Mal war, dass sie Kai über den Weg lief. "Ein bisschen vielleicht", kicherte sie auf seine Frage hin, ob seine Gefühle merkwürdig waren. Natürlich freute sie sich auch, wenn jemand anderes glücklich war. Jedoch spielte sie selbst dabei auch irgendeine Rolle, wie zum Beispiel bei der Mutter eben. Wirklich darauf geachtet, ob sie das selbe Mitgefühl auch hatte, wenn ihre eigenen Finger nicht im Spiel waren, hatte sie noch nie. Sie sorgte sich nunmal nicht groß um ihre Mitmenschen, wenn es nicht irgendwo auch um sie ging. Andersherum war es doch genauso. Es hatte sich nie wirklich jemand dafür interessiert, wie es ihr ging. Sie sah einfach nicht ein, ihre emotionale Energie für andere Leute zu verschwenden, wenn es ihr absolut nichts brachte. Doch das würde sie selbstverständlich nie zugeben. "Es gibt eben nicht genug von uns, da lohnt sich die Mühe nicht." Eine ziemlich bittere Erkenntnis. Ein Großteil der Bevölkerung bestand nunmal aus ganz gewöhnlichen Menschen, alles andere war eine deutliche Minderheit. Der Aufwand und die Entlohnung standen einfach in keinem Verhältnis, sodass jegliche Rücksicht einfach ganz hinten angestellt wurde. "Natürlich bin ich darin besser als gewöhnliche Leute", schnurrte sie stolz. Vielleicht nahm sie sich die vorherige Erkenntnis genau deswegen auch nicht zu sehr zu Herzen. Gewöhnliche Menschen liefen im Vergleich zu ihr quasi blind und taub herum (zumindest sah sie das so). Das war schon fast zu bemitleiden. "Meine Augen passen sich den Lichtverhältnissen an, mir kann also selbst im Dunkeln nichts und niemand entkommen." Ihre Seelenspiegel waren ihr ganzer Stolz. Sie mochten nur einen 'langweiligen' Braunton besitzen, doch dafür besaßen sie eine Fähigkeit, von der Viele nur träumen konnten. Gerade waren ihre Pupillen fast schon menschenähnlich, doch sobald sie hinaus in die Dunkelheit ging oder direkt ins Licht sah veränderte sich das sofort. "Höchstens, wenn er meine Gefühle verrät, bevor ich sie aussprechen kann." Sie kicherte. "Aber das passiert selten, ich habe schließlich keinen Grund, etwas zu verbergen." Eine blanke Lüge! Was für ein hinterhältiges Kätzchen sie doch war. Viele ihrer Emotionen und Gedanken blieben ihrem Umfeld verborgen und das war auch gut so. Sie hatte ihre Körpersprache durchaus gut unter Kontrolle, hin und wieder verriet sie sich aber tatsächlich selbst. Wie gut, dass es nur wenige Leute gab, die das bewusst wahrnahmen. "Noch nicht?", schnurrte sie amüsiert, ihr Schweif machte einen großen, ruckartigen Satz von einer Seite zur anderen, "Als ob!" Das war wirklich schwer zu glauben. Wenn sie schätzen müsste, dann war er ungefähr in ihrem Alter. Wollte er ihr wirklich weiß machen, dass er noch nie mit jemandem geschlafen hatte? Dabei dachte sie nicht einmal an die unanständige Art, das Bett zu teilen. Doch wenn sie ihm so zusah, dann schien er tatsächlich darüber nachzudenken, wie man es am geschicktesten anstellte. Das war schon irgendwie niedlich. "Hmm, so eine Flügeldecke klingt schon wirklich nicht schlecht~" Das warme Schnurren in ihrer Stimme war noch immer nicht verklungen, als sie ihre Worte aussprach und ihrem Gegenüber dabei 'ganz zufällig' direkt in die Augen sah. Ihr Blick wanderte jedoch direkt wieder weiter, sodass ihre Anspielung nicht allzu offensichtlich wurde. Ein wenig nachdenken sollte der Blonde schon müssen. So ein Paar Flügel war schon wirklich verdammt praktisch, nicht nur, um damit jemanden aufzureißen. Man musste nie an einen Regen- oder Sonnenschirm denken, nie wirklich frieren, man konnte sich vermutlich sogar selbst frische Luft zufächern oder sich besonders schnell Platz verschaffen, wenn es zu eng wurde! "Soso, wenn der Preis angemessen ist, also?" Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, als sie ihr Gegenüber nun doch wieder fixierte. "Was ist denn dein Preis? Ich bin mir sicher, dass wir uns auf etwas Schönes einigen könnten, ich zeige mich schließlich gerne erkenntlich~" Ständen auf dem Tisch nicht bereits Teller und Gläser, hätte sie sich nur zu gerne herausfordernd darüber gelehnt oder sich vielleicht sogar seine Hand geschnappt. Was sollte man auch sonst von der Feline als Gegenleistung erwarten? Neben sich selbst hatte sie enttäuschend wenig zu bieten, doch genau das war es, worauf die Meisten letztendlich aus waren. Auch, wenn der Falcon bisher nicht so gewirkt hatte, es wäre nicht das erste Mal, dass sie sich in jemandem täuschte. Kurz nachdem sie ihrem Gegenüber eine kleine Kostprobe ihrer Mahlzeit gegeben hatte, war der Teller überraschend schnell leer. Glücklicherweise wartete noch ihre Nachspeise auf sie. Die kleinen, süßen Bällchen in verschiedensten Farben und Geschmacksrichtungen waren zwar alles andere als billig, doch sie waren ihren Preis absolut wert. Während sie auf den weichen Süßigkeiten herumkaute, lauschte sie Kais Worten. Lächelnd schüttelte sie den Kopf. "Die Idioten muss man ingorieren, die gibt es doch überall." Er hatte tatsächlich einen Punkt aufgegriffen, der auch ihr das Feiern schnell madig machen konnte. Sie war auch kein großer Fan davon, herumgeschubst und am Ende noch angepackt zu werden, doch über diese Dinge konnte sie inzwischen durchaus hinweg sehen. "Mit der richtigen Person und der passenden Musik kann man das alles ganz schnell vergessen." Dann noch einen guten Drink oder zwei und schon war ein toller Abend geschaffen. Dass nicht jeder das so sah, war ihr allerdings durchaus bewusst. Sie erinnerte sich noch zu gut daran, wie oft sie eine ihrer alten Bandkolleginnen dazu überreden wollte, auf eine der Afterpartys zu kommen, stets erfolglos. "Das könnte ich dir schon zeigen .. aber nur wenn der Preis stimmt." Verspielt streckte sie ihm die Zunge raus. Auch sie verkaufte sich nur ungern unter wert. Wenige Jahre zuvor hatten die Leute schließlich noch ordentlich gezahlt, um ihre Stimme live zu hören! Die Zeiten hatten sich geändert und auch, wenn sie inzwischen kein Geld mehr verlangen könnte und würde, sie war durchaus wählerisch, wem sie ihr Talent vorführte und wem nicht.
"You say that I'm kinda difficult, but it's always someone else's fault."
Manchmal mehr, manchmal weniger. Ja, das war eine solide Antwort, mit der Kai zufrieden war. Quests waren unterschiedlich, im Grunde konnte man gar nicht sagen, ob man dafür geschaffen war oder nicht. Nicht alles gefiel oder missfiel. Natürlich würde er niemandem eine Meinung absprechen, dazu hatte er kein Recht. Aber er hatte das Recht, eine Antwort als gut oder schlecht zu betiteln, aber auch das musste man keinen auf die Nase binden. Deshalb gab Kai der Aussage eine Zustimmung in Form eines kräftigen Nickens, immerhin fragte er danach. “Klar, eine Quest mit jemandem zu absolvieren, den man bereits getroffen hat, hält nur Vorteile bereit. Man kann sich besser absprechen und arrangieren.” Vielleicht nicht gerade das, was die Finch hören wollte, doch der Blonde war stets auf Gewinn sowie ein reibungsloses Geben und Nehmen bedacht. Er besaß nicht den gewissen Sinn für vermeintliche Flirts, einfach weil er nie die Gelegenheit hatte, diesen zwischenmenschlichen Bereich zu erkunden. “Hm. Okay.” Dass der Aviane seltsam war, hörte er nicht gerne, versuchte er schließlich, sich in die Gesellschaft einzugliedern. Freude für Fremde zu empfinden war also eigenartig. Dann sollte er sie vielleicht erst besser kennenlernen? Aber Gefühle steuern war quasi unmöglich … nächstes Mal einfach Pokerface aufsetzen und nichts sagen. “Ist das wahr? Deshalb habe ich nicht viele gesehen.” Außerhalb der Villa. Kein Wunder, dass die Adeligen damals die exotischen Tiermenschen gefangen hielten. Die brauchten wohl Abwechslung von der tristen Welt, indem sie bedenkenlos einen Zoo für das eigene Vergnügen aufbauten. Kurz flackerte seltene Wut auf, die seine Stäbchen zwischen den Fingern zerbrachen und den Kiefer angespannt mahlen ließ. Durch ein tiefes Ein- und Ausatmen fand Kai jedoch wieder zu sich, selbstverständlich hatte er Strategien entwickelt. Als wäre nichts passiert, legte er die Stückchen beiseite und hörte Ava weiterhin zu. “Wow, das ist sehr nützlich!”, meinte er auf ihre Gabe der Augen hin und staunte nicht schlecht. Richtig Catlike. Wieso nur konnte er nicht fliegen?! Die Größe der Schwingen waren laut Vogelsachbuch nicht das Problem … Soso, der Schweif von Ava Finch könnte also ihre Gefühle preisgeben. Wie gut, dass der Geflügelte beinahe dauerhaft aufmerksam unterwegs war und sie ihm diese Information auf dem Silbertablett servierte. Was das plötzlich ruckartige Wedeln bedeuten könnte, war ihm aber noch schleierhaft. “Als ob?”, fragte er verwirrt und blinzelte betont. “Wieso sollte ich denn lügen?” Eine Braue wanderte nach oben, die andere nach unten. Gab es einen Grund für Unehrlichkeit? Zum gefühlt zehnten Mal legte er nachdenklich die Stirn in Falten. Diese Frau war wahrlich eine Nummer für sich. Für Kai war sie teilweise ein wandelndes Mysterium auf zwei Beinen. Und wieso zum Henker sah sie ihn plötzlich so eindringlich an? “Du bist schwierig zu lesen. Was willst du?” Heute stieß er tatsächlich auf einen schwierigen Fall, aber irgendwie fand er Gefallen daran. Zwar sprach sie nicht aus, was sie dachte oder wollte, der Falcon allerdings schon, wenn es so offensichtliche Anzeichen für etwas gab, die er selbst nicht wahrnehmen konnte. Dann kam aber auch schon die Antwort. “Du willst wirklich, dass ich einen meiner Flügel über dich lege?” Der Mund klappte ungläubig auf und zu, erstarren und nachdenken, hoch elf. Das wäre zwar kein Problem, aber niemand zuvor hatte sowas ernsthaft als Geschäft in Erwägung gezogen. “Von mir aus, wenn du mir ein Lied vorsingst.” Das sollte ja wohl ein fairer Deal sein, immerhin ging es um einen Teil seines Körpers, da konnte er wohl um ihre kostbaren Stimmbänder bitten. Zwar hatte er gerade keine Ahnung, ob es dabei um den Weg zu ihrem Hotel ging oder die Sache mit dem Bett. Sollte Letzteres zutreffen, könnte er auch einfach von einem Stuhl aus seinen Flügel ausspannen, da wäre der Platzmangel nicht vorhanden. “Du kannst Idioten ignorieren, die dir in die Ohren grölen und dich anrempeln? Respekt.” Nee, Mann, das musste echt nicht sein. Lieber den Laden verlassen und eventuelle Auseinandersetzungen vermeiden, bevor man doch noch versehentlich protestierend den Mund aufmachte. Dass eine nette Person als Begleitung die Atmosphäre besserte, wagte Kai zu bezweifeln. Vermutlich wäre er nur noch genervter, wenn Leute ins Gespräch mit dieser grätschen und die Stimmung beider Zunichte machte. “Also”, das leere Geschirr in die Mitte schiebend und anschließend die Hände mit einem Feuchttuch reinigend, schenkte der Blonde der Schwarzhaarigen einen ebenso eindringlichen Blick. “Deal?” Da war die Stimmübung allein sowas von nicht ausreichend.
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Ava Fallen Star
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Kai und Ava stammten wirklich aus zwei vollkommen verschiedenen Welten, das wurde der Feline langsam bewusst. Er schien überhaupt nicht zu realisieren, wie sie mit ihm sprach, nahm ihre Worte viel mehr für bare Münze als er es sollte. "Stimmt, es hat wirklich seine Vorteile, wenn man bereits mit jemandem vertraut ist." Ein wenig frustrierend war das schon, aber gleichzeitig war es auch irgendwie niedlich. Sie konnte es ihm gar nicht verübeln, stattdessen begann sie, sich zu fragen, wie direkt sie werden musste, bis er verstand. Es konnte ja nicht sein, dass er es nicht verstehen wollte, das war einfach vollkommen unmöglich. Wer würde Ava Finch freiwillig abblitzen lassen? Bevor sie dieser Sache jedoch weiter auf die Schliche kommen konnte, trat sie dem Blonden erst einmal gehörig auf den Fuß. Es schien ihm überhaupt nicht zu gefallen, dass sie ihn als ein wenig komisch bezeichnet hatte. Man konnte dieses Wort durchaus als abwertend auffassen, doch in diesem Zusammenhang meinte sie es nicht so. Es war wohl das beste, diesen kleinen Fehltritt so schnell wie möglich zu vergessen. "Ja, wusstest du das nicht?" Ein wenig überrascht legte sie den Kopf schief. Ein Teil des Erfolgs ihrer ehemaligen Band ließ sich sicherlich der Tatsache zuschreiben, dass sie alle als 'exotisch' angesehen werden konnten. Durch ihre Tiermerkmale waren sie alle etwas besonderes und außergewöhnliches. Dass dem Geflügelten nicht bewusst war, was für eine Seltenheit er selbst und sein Gegenüber eigentlich waren, ließ die Sängerin nachdenklich werden. Kam er vielleicht aus einem anderen Land? War er isoliert aufgewachsen? Ein leises Knacken zog die Aufmerksamkeit der Katze auf sich, ihre Augen huschten sofort zu den zerbrochenen Stäbchen in der Hand des Avianen. "Huch! Alles okay?", fragte sie sofort, ihre Ohren legten sich ein Stück zurück. "Waren die etwa kaputt? Du hast dir nicht weh getan, oder?" Sie konnte ja nicht wissen, dass er sie aus Ärger aufgrund seiner Vergangenheit selbst zerbrochen hatte. So zeigte sich aber zumindest ein kurzer Ausblick auf die weiche Seite der Feline: Sie wollte nicht, dass sich die Leute, die sie mochte, verletzten. So oberflächlich sie auch sein konnte, sie wünschte niemandem grundlos Schaden. Er schien jedoch nicht groß darüber reden zu wollen, weshalb sie sich entschloss, lieber auf seine Frage einzugehen. "Ja, oder? Eine Katze zu sein ist toll", schnurrte sie stolz. Wie schön, dass ihr Gegenüber das ebenfalls erkannte! Für ein Vögelchen hatte er wirklich Geschmack! Was der Geflügelte allerdings nicht verstand, war, dass die Schwarzhaarige nur überrascht über seine Aussage war. Sie glaubte ihm durchaus, denn sein Verhalten machte es deutlich. "So war das nicht gemeint! Es ist einfach schwer zu vorzustellen, dass es so ist", versuchte sie, zu erklären. Beschwichtigend hob sie die Hände. "Kannst du mir das verübeln? Ich meine, schau dich an. Du bist hübsch!" Ein kleines Kompliment glättete die Wogen bestimmt. Wenn er bloß wüsste, dass er für sie ein genauso großes Mysterium war wie umgekehrt. "Ach, bin ich das?", fragte sie verspielt. Selbstverständlich war ihr vollkommen bewusst, dass sie nicht gerade direkt mit ihrem Ziel umging. Nicht nur wäre ihr das ziemlich peinlich, so machte es auch einfach viel mehr Spaß. Die Katze liebte es, ein wenig mit ihrer Beute zu spielen und zuzusehen, wie lange diese brauchte, um zu realisieren, dass ein Raubtier ein Auge auf sie geworfen hatte. Dass sie etwas von ihm wollte, schien Kai nun endlich begriffen zu haben. "Ja", antwortete sie ganz unverblümt und erntete dafür ungläubige Blicke. War das wirklich so verrückt? "Ich hatte noch nie mit einem Avianen zu tun. Ich bin seeehrr neugierig." Hier und da war sie sicherlich schon einmal einem Geflügelten über den Weg gelaufen, doch ein Gespräch, so wie jetzt, war noch nie zustande gekommen. Das hier war eine große Chance, die sie nicht verspielen wollte. "Von mir aus? Das klingt ja gar nicht begeistert..." Sie zog einen Schmollmund, wendete den Blick ab. Einerseits war sie natürlich froh, dass er dazu bereit war, andererseits wünschte sie sich aber auch, dass er etwas mehr Enthusiasmus an den Tag legte. Sah er das wirklich nur als Deal, um ihre Stimme zu hören? Gar nicht mehr? Freute er sich kein bisschen, einem richtigen Star so nahe kommen zu dürfen? Außerdem war Ava Finch nicht nur irgendein Star, sie war eindeutig einer der hübschesten und talentiertesten! Vielleicht traute sich der Falcon einfach noch nicht, seine Begeisterung ehrlich zu teilen? Das musste es sein! Dabei konnte sie ihm sicherlich ein wenig behilflich sein~ "Glaub mir, ich musste mich schon mit viel schlimmeren Dingen herumschlagen", lachte sie, "Da sind laute, nervige Leute noch ein Klacks gegen." Inzwischen konnte sie die Sache mit ein wenig mehr Humor nehmen, doch in der Vergangenheit hatten sie einige Dinge, die ihre 'Fans' getan hatten, ziemlich verängstigt. Darum sollte es aber jetzt nicht gehen. "Natürlich haben wir einen Deal", schnurrte sie, "aber nicht hier. Hier ist es viel zu laut und außerdem ist das nur für deine Ohren bestimmt." Er sollte ruhig wissen, dass es etwas besonderes war, auch, wenn es Teil eines Deals war. Mit einem sanften Blinzeln und einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen erwiderte sie seinen Blick. Seine Augen erinnerten viel mehr an die eines Raubtieres und doch verhielt er sich gerade beinahe wie ein Beutetier. Ob wohl mehr in dem Blonden steckte, als die Feline gerade erahnen konnte? Langsam erhob sie sich vom Tisch, streckte erst einmal die Arme und den Schweif aus, um sich ein wenig zu dehnen. Hätte sie gewusst, dass ihr Tag so verlaufen würde, hätte sie sich deutlich hübscher angezogen. "Dann wollen wir mal, hm?" Erwartungsvoll blinzelte sie ihn an. Katzen warteten nicht gerne, ihre Zeit war wertvoll und durfte nicht vertrödelt werden. Sie tigerte hinüber an seine Seite und legte, ganz ohne zu fragen, ihren Arm um den seinen. "Ich freue mich sehr, den Abend an deiner Seite verbringen zu können. Ich hoffe doch sehr, dass ich damit nicht alleine bin~", schnurrte sie, ihr Schweif zuckte erwartungsvoll hin und her.
"You say that I'm kinda difficult, but it's always someone else's fault."
“Nein, das wusste ich nicht.” Kai hatte bisher nicht viel von der Welt gesehen. Irgendwann dachte er sich, dass Tiermenschen ein bestimmtes Land bevorzugen und sie dort eher anzutreffen sind als woanders. Recherchieren wollte er jedoch noch nicht, da ihn der Anblick von vielen Exoten auf einmal aufgrund von Erinnerungen sicherlich in die dunkelste Ecke seiner Seele beförderte. Dafür war er lange nicht bereit, aber … die Annahme hatte sich dank Ava nun erledigt. Wie er mit der Information umgehen sollte, wusste er gerade nicht, deshalb verschob er die Grübelei auf später, wenn keine Begleitung dabei war. “Schon gut, nichts passiert.” Die Sache unter den Tisch zu kehren, obwohl die Finch dreimal offensichtlich besorgt nachfragte, kam ihm dann doch unhöflich vor. Der Wuschelkopf war hübsch? “Blödsinn. Du bist hübsch. Aber das weißt du wahrscheinlich selbst.” Und dann setzte er dem ganzen noch eine Krone auf. “Ich bin cool.” Die letzte Bemerkung killte ihn beinahe selbst, weshalb Kai laut auflachte. Das sollte der Feline zu verstehen geben, dass er die Lächerlichkeit auf keinen Fall ernst meinte. Er war in ihrer Gegenwart alles andere als cool. Normalerweise ließ der Aviane seiner Mimik nämlich nicht so sehr freien Lauf, selbst wenn ihm danach war. Aber Ava war erfrischend anders als die Leute, mit denen er bisher zu tun hatte. Anders sympathisch. “Ja, bist du!”, betonte er nochmal die Sache mit dem Lesen. “Aber es ist okay.” Jup, auch der Falcon hatte keine Schwierigkeiten mit der Ehrlichkeit, zumindest was den Smalltalk anging. Kein Blatt vor den Mund nehmen, solange alle Beteiligten damit einverstanden waren, ansonsten hielt er sich zurück und gab nur das Nötigste von sich. Und er war froh darüber, dass sie ihn nicht ausquetschen wollte. “Ja. Ich bin ehrlich gesagt nicht so scharf darauf. Immerhin kenne ich dich kaum. Vielleicht rammst du mir währenddessen ein Messer zwischen die Rippen.”, gestand der Geflügelte und schmunzelte schief. Vielleicht wäre es angenehmer, wenn er sie länger und besser kennen würde, doch gleich profitierte eine Fremde von seinen kostbaren Schwingen. Gegen Körperkontakt hatte Kai nicht unbedingt was auszusetzen, glaubte er, aber Vorsicht war immer wichtig und richtg. Und weil er Ava kaum lesen konnte, sie aber nett wirkte, war die Entscheidung trotzdem nicht unbedingt ungefährlich. Dass sie sich damals mit schlimmeren Dingen herumschlagen musste, drückte seine Stimmung erneut herunter, aber diesmal ließ sich der Gildenlose nichts anmerken. Ihre Geschichte ging ihn nichts an, so wie andersherum auch nicht. Anscheinend war niemand wirklich mit einer glänzenden Vergangenheit gesegnet, zumindest traf er noch keinen, der das Gegenteil behauptete. Traurige Welt. Jedenfalls ging die Sängerin auf den Deal ein und er fragte sich ernsthaft, was sie davon hatte. Schließlich war sie auch vorhin in der Lage, die Kapuze über den Kopf ziehen und siehe da, vor den kalten Flocken auf dem Kopf geschützt. Allerdings verstand Kai ihre Bedingung, immerhin war sie ein Star; würde sie hier anfangen zu trällern, hätte sie am Ende den ganzen Laden am Arsch kleben und könnte nie wieder die Tür der Freiheit erreichen. Und als sich das Idol auch schon erhob, checkte Kai noch den Tisch ab, keine Mahlzeit wurde liegengelassen! Dann schnappte er nach der Menükarte, scannte kritisch die Preise, rechnete alles zusammen und schluckte schwer. Naja, der ganze Spaß war gerade so noch bezahlbar. Beinahe kam die Befürchtung, er müsse eine Woche lang Teller waschen, um die Rechnung zu begleichen. Glücklicherweise nicht. Nachdem er die passenden Jewel zwischen die Seiten legte und gerade aufstehen wollte, spürte er einen Griff um seinen Arm, der ihn schließlich gänzlich auf die Beine zog. Bevor Kai protestieren konnte, brachte Ava ihre Freude zum Ausdruck und er verkniff sich den Einspruch. “Weiß ich noch nicht.” Diesmal war er derjenige, der kurz die Zunge rausstreckte. Nicht sicher, ob er die Freude über den Abend teilte, quetschte sich das Duo durch die wenig verbliebenen Gäste zum Eingang durch, dort heil angekommen, drückte Kai der Frau am Pult die Karte mit wertvollem Inhalt in die Hand. Sie wünschte beiden mit einem merkwürdigen Lächeln, das Kai irgendwie verwirrte, einen wunderschönen Abend und öffnete die Tür, die sie sofort wieder zuzog, sobald sie draußen waren. “Bevor wir weitergehen, müssen wir noch klären, was genau du von mir willst.” Mit einer ausgestreckten Fingerkuppe fing Kai eine besonders dicke Flocke und ließ sie unter seiner Beobachtung durch Wärme schnell schmelzen. Mit einem leichten Vorbeugen, wagte er anschließend einen flüchtigen Blick in das Licht der nächsten Straßenlaterne, die den Status der Wetterlage zeigte. “Es schneit immer noch ziemlich stark.” Der hohe Kragen seiner Jacke wurde aufgestellt und der Reißverschluss bis zum Mund hochgezogen. “Also, was hätten Sie denn gerne, Miss Finch? Schutz gegen das weiße, kalte Teufelszeug und Wärme bis zu deinem Hotel oder eine Federdecke über diese eine Nacht?” Selbstverständlich war nicht beides drin, der Punkt war ihr hoffentlich klar. Da müsste sie noch eine Schippe drauflegen. “Falls du beides willst … Wie wäre es mit einer signierten CD samt persönlicher Notiz von dir obendrauf?”, schlug der Aviane vor und warf ihr einen nichtssagenden Seitenblick zu. Tatsächlich interessierte ihn besonders die Texte, die Ava Finch sang, und er war auch schon auf den Song gespannt, den sie ihm demnächst live präsentieren würde. Ein kratzendes Geräusch von Schneeschaufeln in der Nähe war zu hören, das ihm leicht auf die Nerven ging. Auch die Kälte schlich sich abermals merklich an, lange tatenlos herumstehen sollten die beiden lieber nicht.
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"Danke, wie lieb von dir, das zu sagen." Amüsiert schnurrte die Feline, als ihr Gegenüber behauptete, sie wäre hübsch. Natürlich wusste sie das selbst, aber Schönheit lag stets im Auge des Betrachters. Es gab immer Idioten, die keinen Geschmack hatten. "Das eine schließt das andere doch nicht aus.", kicherte die Feline und machte eine abwinkende Handbewegung. "Dann bist du eben cool und hübsch!" Ihre Schwanzspitze hüpfte fröhlich hin und her. Ihr war bewusst, dass ihr Gegenüber gerade nur ein wenig scherzte, doch sie wollte noch einmal klarstellen, dass sie ihr Kompliment wirklich ernst meinte. Sie fand Leute, mit denen man gut reden konnte, die sich auf ein Gespräch voll einließen, durchaus cool. Gleichzeitig verriet er aber auch nicht alles, schien die ein oder andere Information doch lieber verschweigen zu wollen, er hatte also auch etwas mysteriöses an sich, was das Interesse der Katze erst recht anfeuerte. Nur zu gerne entlockte sie ihren Mitmenschen Dinge: Geheimnisse, ungewollte Reaktionen, etc.. Nun war es aber erst einmal Kai, der ihr eine unerwartete Reaktion entlockte. "Du glaubst, ich möchte dir schaden?" Ihre Ohren zuckten, mit großen, ungläubigen Augen sah sie ihn an. Meinte er das ernst? Lächelnd schüttelte sie den Kopf. "Hätte ich das vor, hätte ich es schon getan. Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich Magierin bin." Das entspannte Zucken in ihrer Schweifspitze wurde zu einem provokativen Schwanzwedeln. Im Gegensatz zu Hunden war diese Geste bei Katzen nur selten ein gutes Zeichen. "Giftmagierin um genau zu sein. Vielleicht hättest du lieber nichts von meinem Essen annehmen sollen." Ihre Magie machte es ihr einfach, jemandem unbemerkt etwas unterzujubeln. So hinterhältig die Feline manchmal sein mochte, sie würde niemals jemandem einfach so schaden. "Aber wieso sollte ich das tun? Ich mag dich, lebendig." Sie lachte. "Ernsthaft, keine Sorge. Ich bin ein braves Kätzchen. Ich beiße und kratze nur, wenn man mich darum bittet." Und selbst dann natürlich ohne Gift. Sie setzte ein braves Lächeln auf und legte den Schweif wieder ruhig neben sich ab. Nicht viel später waren sie auch schon bereit, zu gehen. Unverblümt schnappte die Schwarzhaarige sich den Arm ihres Begleiters. Seine Begeisterung hielt sich noch in Grenzen, aber das würde sie schon noch ändern. Er musste nur merken, dass sie ihm nichts tun würde. Allerdings wunderte sie sich schon, woher dieses Misstrauen kam. Hatte er bereits schlechte Erfahrungen gemacht? Dann wäre es ihr eine umso größere Ehre, ihm zu zeigen, dass es auch Leute gab, die es gut mit ihm meinten. "Dann muss ich mich wohl mehr anstrengen", erwiderte und schenkte ihm ein verschmitztes Grinsen. Sie ließ den Blonden bezahlen und begleitete ihn dann aus dem vollgepackten Laden hinaus. Ein schlechtes Gewissen, ihm die gesamte Rechnung zu überlassen, hatte sie nicht. Wieso auch? Er hatte es schließlich so gewollt. Draußen empfing sie direkt wieder die eisige Kälte des Nordens. Instinktiv stellte sich das feine Fell an ihrem gesamten Körper auf, doch selbst das spendete ihr nur geringe Wärme. Sie schüttelte sich und rückte näher an den Falcon heran. Sie hatten schließlich einen Deal! "Hm, müssen wir das wirklich?", stellte sie sich ein wenig dumm. Er mochte wohl klare Ansagen, ganz im Gegensatz zu ihr. Während er den fallenden Schnee beobachtete, ruhte ihr Blick auf ihm. Lange stillstehen und die Sache klären wollte sie wirklich nicht. "Ich mag keine halben Sachen", antwortete sie ihm. Sie hasste das Wort oder. Entscheidungen wollte sie nicht treffen, wieso konnte sie nicht alles haben, was sie wollte? Früher hatte sie auch alles bekommen. Wenn Kai glaubte, sie würde sich mit nur der Hälfte zufrieden geben, dann hatte er sich geschnitten! Glücklicherweise kam er ihr direkt entgegen. "Du hast ganz schön interessante Forderungen. Aber gut, wenn das alles ist, was du willst, dann machen wir es so", nickte sie, "Allerdings müssen wir dann noch eine CD kaufen." Der Weg zu ihrem Hotel führte die lange Einkaufsstraße entlang, da gab es doch bestimmt irgendwo einen Musik-Shop. Zuhause in Maldina hatte sie einige Fanartikel ihrer Band, darunter natürlich auch CDs, doch diese hatte sie logischerweise nicht dabei, wenn sie reiste. Warum auch? Auffordernd gab sie seinem Arm einen leichten Ruck. "Dann komm mal mit." Die Kälte schlich bereits unter ihre Kleidung und ließ sie zittern. Lange würde sie das nicht aushalten, sie war einfach nicht für dieses Wetter gemacht. Gemeinsam spazierte das Duo also die Einkaufsstraße entlang. Es war bereits ruhig geworden, die meisten Läden waren gerade dabei, zu schließen. Die Augen der Feline wanderten die Shops entlang und tatsächlich entdeckte sie einige Häuser weiter das, was sie suchte. "Schau, wir haben Glück!" Ihr Blick huschte kurz zu ihrem Gegenüber, ehe sie ihren Griff um seinen Arm löste und sich stattdessen sein Handgelenk schnappte. Berührungsängste hatte sie ganz offensichtlich keine. "Schnell! Die räumen schon auf!" Sie legte einen Gang zu, sprintete schon beinahe auf den armen jungen Mann zu, der gerade dabei war, die Tür zu schließen. "Moment bitte!", rief sie ihm entgegen. "Ma'am, wir sind gerade dabei, zu schließen." Sie nickte verständnisvoll. "Ich weiß, aber ich weiß auch genau, was ich will. Es braucht keine zwei Minuten." Der Kerl verdrehte die Augen, gab ihr dann aber doch das okay. Zielstrebig marschierte sie also in den Laden, sie wusste genau, in welche Abteilung sie musste. Schon oft genug hatte sie gecheckt, ob man ihre Musik im Sortiment hatte. Ihre Finger wanderten konzentriert über Reihen alphabetisch sortierter CDs, ehe sie schließlich innehielt. Ihr Schweif stellte sich erfreut auf. "Na also. Du hast Glück." Sie hatten beinahe alle ihrer Alben, doch sie wusste genau, welches sie wollte. Sie schnappte es sich, flitzte hinüber zur Kasse und schob dem Kassierer das Geld entgegen. "Ava Finch dankt~", schnurrte sie, schenkte ihm ein Zwinkern, "Einen schönen Abend noch." So, jetzt ging es aber wirklich zurück zum Hotel!
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Aber natürlich. Ava wusste es nicht nur, sie hörte diese Worte ebenso gerne. Wieso auch nicht? Daran gab es nichts auszusetzen, selbst wenn böse Zungen gerne behaupten, solche Leute wären total eingebildet. Diese Art Gespräche unter jungen Frauen fand Kai ganz schlimm. Wozu jemanden schlecht reden, der eine überdurchschnittliche Portion Selbstbewusstsein besaß? Da troff doch bloß blanker Neid zwischen den Zeilen. “Überteib’ nicht …” Über den nicht vorhandenen Bart der Wangen kratzend, versuchte der Blonde seine Verlegenheit zu kaschieren. Selbstachtung hatte er leider nicht so viel, weshalb er hinter Komplimenten (abgesehen von den Flügeln), die an ihn gerichtet waren, eine Absicht vermutete. In dem goldenen Käfig musste er hunderte anhören; die gingen ihm jedoch am Arsch vorbei. Aus Avas Mund wirkten sie allerdings in keiner Weise vergleichbar. Die Verlegenheit tauschte rasch mit Entsetzen, das Kai erstarren ließ und seine Flügel dezent zum Zittern brachte. In den letzten Stunden war er fürchterlich nachlässig, die Deckung nicht standhaft. Dass die Finch ihn damit konfrontierte, versetzte ihm einen schmerzhaften Stich in der Brustgegend. In diesem Augenblick würde er am liebsten wortlos aufstehen, weglaufen und ihr nie wieder begegnen. Er hatte sich zu sehr gehen lassen, das war katastrophal. Das Schlimmste, das ihm je passieren konnte. Sie hatte ja keine Ahnung, wie viel Angst sie mit diesen Sätzen in den nächsten Sekunden erzeugte. “Du hast absolut recht. Ich muss wachsam bleiben.” Kai schluckte hart, fuhr flüchtig über die Stelle, unter der das rasende Herz schlug und wischte die feuchten Hände an der Hose ab. Dass sie ihm im Anschluss dennoch die Sorgen nehmen wollte und lachte, übertönte das laute Rauschen in den Ohren; aber wahrscheinlich hätte es sowieso nichts gebracht. Die letzte Aussage bekam er dann wieder fast uneingeschränkt mit und er wunderte sich. “Wieso sollte man sich kratzen und beißen lassen wollen?” Noch immer leicht durch den Wind, beschloss der Blondschopf, den Abend auch als mentales Training zu nutzen. Ava verfügte über meisterliche soziale Skills und sie konnte alles nach ihrem Willen drehen und wenden, selbst die Deals waren seiner Meinung nach nicht gleichwertig. Er verlangte viel zu wenig, nämlich Dinge, die ihr mit Sicherheit gefielen. Singen und Autogramme geben gehörte einst zu ihrem Job, dem sie vermutlich tausende Male nachging, während Kai heute scheinbar nur erste Male erlebte. Aber da trug er ganz allein die Schuld. “Nein, du musst dich echt nicht mehr anstrengen.” Um wessen Willen auch immer! Alles, bloß das nicht! Das hier war wahrlich ein Katz- und Mau- Vogelspiel …
Für Ava war der Abend scheinbar reines Vergnügen, doch Kai handelte nicht ohne Absprache und Gegenleistung. Die Annahme, sie würde eine ähnliche Lebensweise teilen, stellte sich wohl als falsch heraus. Sie spielte ihr ganz eigenes Spiel, welches seine Stimmung mittlerweile dämpfte. Glücklicherweise öffnete sie ihm unbewusst die Augen und mit der verspäteten Einsicht konnte er den Titel des größten Volltrottels der Welt vielleicht noch abwenden. Aber da er keine großartigen Anforderungen an sein Leben stellte, schlug er einfach die CD vor, die ihm vielleicht einen näheren Einblick in ihre Seele gab. "Interessante Anforderungen … habe ich die? Was will man denn sonst von dir?" Der Typ hatte nicht mal ansatzweise eine Ahnung. Wenn man jemanden kaum bis gar nicht kannte, konnte man doch nicht viel mehr ohne Vorschlag verlangen als das, was er von sich preisgab. Das war doch logisch, oder etwa nicht? Er seufzte. Auf einen Abstecher in ein Musikgeschäft hatte Kai überhaupt keine Lust, eigentlich dachte er, dass Musiker immer ein paar Exemplare bei sich trugen. Sei's drum. Er fühlte sich müde und ausgelaugt und wollte die Schande seines Verhaltens vergessen. Widerwillig ließ sich der Falcon mitziehen und schützte zumindest seine Seite vor Schnee und Kälte. Auch hier zeigte sich wieder, dass Ava ziemlich gerissen war, weil passiv profitierte sie dennoch davon - durch das Benehmen einer hartnäckigen Klette ruhte der andere Flügel hinter ihr. Er drehte den Kopf zähneknirschend weg und ließ ein leises Fluchen vom Winde verwehen. Beim Entdecken des auserwählten Geschäfts, umfasste sie plötzlich sein Handgelenk und zog. "Lass' los, sei ohne mich hektisch." Aber zu spät, sie hastete samt ihm im Schlepptau zum Objekt der Begierde und wickelte den Verkäufer gleich um den Finger. Der Blonde schickte ihm durch Blickkontakt stummes Mitleid und stellte sich wie ein braves Hündchen an die Seite, während Ava den Laden durchsuchte. Derweil ließ er die Zeit im Restaurant Revue passieren, die nächsten Tage wahrscheinlich nochmal und nochmal und nochmal. Was tat man bei einer Vergiftung? Als Kai die fröhliche Verabschiedung hörte, trat er aufbruchbereit zwischen den fallenden Schnee und sah in Richtung Hotel. “Ich schätze, wir sind im selben Hotel untergekommen." Es gab noch eins, allerdings lag es deutlich weiter weg, weshalb er einfach mal davon ausging. Praktisch wäre es, dann brauchte es nur wenige Schritte bis zur Erholung nach dieser Nacht. “Bist du fündig geworden?” Diesmal umfasste der Aviane ihr Handgelenk, hob es behutsam an und musterte den flachen Artikel zwischen den Fingern. “Misstaken. Durftet ihr den Namen selbst wählen?” Ohne ein weiteres Wort ließ er los, legte den Arm über ihre Schulter und drückte sie an sich, um seinen Teil der Abmachung zu erfüllen. Die andere Hand zur festen Faust geballt, schob er in die Jackentasche. Der Flügel, der sich an sie schmiegte, umhüllte beinahe ihre gesamte Gestalt. Nur noch überwiegend ausdruckslos, setzte Kai den ersten Schritt vor, damit die beiden endlich dem Hotel näher kamen.
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Ava Fallen Star
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Neugierig zuckten die Ohren der Feline, als ihr Gegenüber verlegen ihr Kompliment ablehnte. Konnte sie ihn etwa so leicht aus der Fassung bringen? Oh, das musste sie sich definitiv merken! Ohne es zu wollen, entlockte sie ihm auch schon die nächste, überraschend emotionale Reaktion. Sie hatte wirklich nicht vor gehabt, Kai mit ihren Worten zu verängstigen, schließlich hatte sie doch gesagt, dass sie ihm niemals ein Haar krümmen würde! Einmal mehr fragte sie sich, was er wohl in der Vergangenheit für Erfahrungen gemacht haben musste, um sich jetzt so zu verhalten. Für einen Moment lang wirkte er wie ein verschrecktes Vogelküken, welches aus seinem Nest gefallen war. "Heute stehst du unter meinem Schutz. Dir wird nichts passieren", versicherte die Schwarzhaarige, bevor sie überhaupt selbst realisierte, wie leid er ihr gerade tat. Zwar konnte sie durchaus aufbrausend und jähzornig sein, doch ihre Magie würde sie niemals gegen einen unschuldigen Menschen richten. Genau wie damals mit ihrer Musik, wollte sie mit ihren Fähigkeiten den Leuten etwas Gutes tun. "Es, äh, tut mir Leid, falls ich dich damit verschreckt habe." Alles in ihr sträubte sich gegen diese Entschuldigung. Sie hasste es, sich zu entschuldigen, denn das kam einem Schuldbekenntnis gleich. Und Ava Finch machte doch keine Fehler! Dieses Mal musste sie es sich jedoch eingestehen, wenn sie nicht mit dem schlechten Gewissen weiterleben wollte. Aber genug davon, diese Worte wollte sie so schnell wie möglich wieder vergessen. "Manche Leute stehen halt drauf", entgegnete sie und zuckte mit den Schultern, als wäre es eine ganz alltägliche Sache. Da brauchte es schon etwas mehr, bevor sie jemanden für seine Vorlieben verurteilte. "Es gibt Situationen, in denen sich soetwas gut anfühlen kann." Als ob er das nicht wusste! Da er aber gefragt hatte, bekam er natürlich auch eine Antwort von ihr. Weiter ins Detail würde sie allerdings nicht gehen, das war wirklich kein Thema für ein Gespräch in einem gut befüllten Restaurant. "Ach, sei doch nicht so bescheiden, Kai~" Das war wohl das erste Mal im leben des ehemaligen Idols, dass ihr jemand sagte, sie solle sich nicht mehr anstrengen. Konnte man es ihr verübeln, dass sie direkt glaubte, dass hinter diesen Worten nur falsche Bescheidenheit steckte? Außerdem wollte sie ja auch, dass sich der Blonde in ihrer Gegenwart wohl fühlte. Sie wollte, dass auch er auf seine Kosten kam, denn sonst müsste sie sich mit damit konfrontieren, dass sie alles andere als fair handelte ... Dementsprechend zögerte sie auch keinen Moment, als er sich mehr als nur ein Lied von ihr wünschte. Er verlangte sogar eine komplette CD mit persönlicher Note. Dass er nicht mehr wollte, wunderte sie allerdings. "Die meisten wünschen sich etwas von mir, das sie nicht auch so bekommen würden, etwas, von dem sie mehr haben würden", gestand sie, "Privatere Dinge." Es war schließlich wie eine Trophäe, behaupten zu können, man hätte Ava Finch näher kennengelernt. Und selbst die, die sie nicht wiedererkannten, sahen oft nur einen hübschen Körper in ihr. Doch das war okay für sie, denn im Gegenzug bekam sie Bestätigung, Anerkennung und vor allem Gesellschaft und Zuwendung. Es war ein fairer Tausch... oder nicht? Warum Kai sich mit beinahe schon wertlosen Gegenleistungen zufrieden gab, konnte sie nicht verstehen. Lag es vielleicht daran, dass sie heute nicht so schick angezogen war? Oder traute er sich nicht, mehr zu erbitten? Nichtsdestotrotz wollte sie ihm seinen Wunsch erfüllen. Sie nahm seine Beschwerde kaum war, als sie zu dem Laden eilte und heraussuchte, was sie benötigte. Ganz wie versprochen dauerte es nicht lang, bevor sie den Shop auch schon wieder verlassen konnten und der arme Kerl in Frieden Kassensturz machen konnte. "Das Schicksal wollte wohl unbedingt sichergehen, dass wir uns über den Weg laufen." Viel wahrscheinlicher war, dass es einfach nicht allzu viele Hotels mit freien Zimmern gab, die in Laufreichweite waren, doch das würde Ava Finch natürlich nicht einsehen. Gerade wollte sie weitergehen, um endlich endgültig das Schneegestöber hinter sich lassen zu können, doch da ergriff der Aviane Initiative. Er umgriff ihr Handgelenk, war dabei jedoch vorsichtig und sanft, ganz im Gegenteil zu ihr. Das war das erste Mal, dass er sie freiwillig berührte, oder? Ein Erfolg! Darüber freuen konnte sie sich jedoch nicht, denn die Frage, die er stellte, versetzte ihr einen kleinen Stich ins Herz. Das Lächeln auf ihren Lippen schwand. Selbst wählen. Bisher hatte sie noch nie jemand gefragt, ob sie etwas freiwillig, selbstständig getan hatte. "...nein...", antwortete sie leise und wendete den Blick ab. Es war eine ehrliche, ernste Antwort. Vermutlich hätte es ihr gut getan, endlich mal mit jemandem darüber zu reden, wie wenig Entscheidungsfreiheit sie während ihrer Zeit als Popsternchen eigentlich gehabt hatte, doch das konnte sie einfach nicht. Sie konnte auch nicht riskieren, dass der Blonde nachhakte, also zwang sie sich ein Lächeln auf die Lippen und antwortete, gepaart mit einem Lachen: "Aber so ist das eben, wenn man berühmt ist." Es war völlig normal und hatte ganz und gar nicht schmerzhafte Spuren hinterlassen. Wieso auch? Bevor sie sich noch weiter in ihren deprimierenden Gedanken verlieren konnte, zog Kai sie zurück in die Realität. Er holte sie nah an sich heran, legte nicht nur seinen Flügel um sie, sondern auch seinen Arm. Reihe an Reihe von weichen Federn umhüllten sie, verhinderten doch tatsächlich, dass sie fror. Ganz automatisch huschte ihe eigene Hand hinter seinem Rücken entlang an seine Seite. Wie schön dieser Moment doch hätte sein können, wenn er nicht Teil eines oberflächlichen Deals gewesen wäre? Doch das ignorierte die Feline natürlich gekonnt, versicherte sich einfach, dass er ihr gerne diese Sicherheit und Wärme spendete. Wer würde das nicht? Ihren Blick hatte sie auf den Weg vor sich gerichtet, während sie sich zurück zum Hotel begleiten ließ. Vor dem breiten, gläsernen Eingang blieben sie schließlich stehen. "Danke", schnurrte sie, ein sanftes Lächeln auf den Lippen. "Du bist wirklich ein fantastischer Begleiter, weißt du das~?" Sie löste sich von seiner Seite, um ihm endlich wieder entgegenblicken zu können, ein Fehler, den sie direkt bereute. Der Ausdruck in seinen Augen ließ sie zurückschrecken. Wa war keine Freude, kein gar nichts. Aber wieso? War er nicht zufrieden mit ihr? Reichte sie ihm nicht? Das ... das verstand sie nicht. Wo war das Problem? Instinktiv zog sie ihren Schweif näher an ihren Körper heran. "Kai ... was ist denn?"
"You say that I'm kinda difficult, but it's always someone else's fault."
… Sie, die ihm Angst bereitete, garantierte ihm Schutz? Und gleich darauf rutschte eine Entschuldigung hinterher. Kai runzelte die Stirn und fuhr sich mit einer Hand durch das Haar, das nur noch wilder wirkte. Er verlor den Faden, wusste langsam echt nicht mehr, wie er Ava einschätzen sollte. “Ist schon okay, danke.”, log er und winkte ab. Weiter darauf einzugehen brachte ihm in diesem zerstreuten Zustand gerade nichts, weshalb er sich Pause einräumte, ohne sie unbedingt spüren zu lassen. Aber er war ihr dankbar, dass sie gleich das Thema wechselte, ein schlechter Mensch per se war sie nicht, allerdings machte ihm ihre Unberechenbarkeit zu schaffen. Die Feline verhielt sich überwiegend freundlich, konnte aber im nächsten Moment die Krallen ausfahren. Mal schien sie für eine Sekunde geknickt, in der nächsten war sie fröhlich. Sie wirkte offen und ehrlich; gleichzeitig sehr distanziert. Auch Sorge war dabei. So eine Persönlichkeit hatte er noch nie erlebt. “Aha … kann ich mir gar nicht vorstellen.” Lieber wollte er sterben, Schmerzen waren nicht cool. Er schüttelte ungläubig den Kopf, was erzählte sie denn schon wieder für seltsame Dinge? Dann sprach sie in noch mehr Rätseln und er seufzte. Meinte sie vielleicht eine vollständige Umarmung? Eine Berühmtheit in die Arme zu schließen, war das Privateste, das er sich vorstellen konnte, aber weiter nachbohren würde er nicht. Scheinbar wollte Ava das Thema ohnehin nicht vertiefen und Kai respektierte Grenzen. Vielleicht war das Aufeinandertreffen tatsächlich Schicksal. Vielleicht wollte es ihn auf eine harte Probe stellen oder ihm etwas Neues lehren, zum Beispiel, dass er auch außerhalb der Villa zu jeder Zeit wachsam bleiben musste. Nein? Wieso nicht? Fiel ihm beinahe aus dem Mund, als sie leise antwortete und den Blick voller Ernst abwandte. Diese Szene ließ Kais Herz für den Moment zusammenziehen, aber er würde den Teufel tun, etwas zu erwidern. Gefühle für Außenstehende waren falsch. Dafür strich er wie von selbst mit dem Daumen flüchtig über ihr Handgelenk, ehe er losließ und die Position wechselte. Plötzlich kam ihm ein Leben als Promi nicht mehr so rosig vor wie anfangs gedacht, zwar äußerte Ava kaum etwas darüber, aber ihre Reaktionen über seine vagen Fragen waren bisher nicht sonderlich positiv. Ignorieren wollte er ihren Status auch nicht, denn sie erwähnte selbst hin und wieder, wer sie einst gewesen war. Deshalb konnte er ihre Vergangenheit nicht völlig dem Nichts überlassen. Einerseits wollte sie Anerkennung, andererseits wollte sie nichts davon hören. Huh, sie war wirklich schwierig. Schweigend durch den Schnee stapfend, wagte er einen diskreten Seitenblick auf die Schwarzhaarige, die an seiner Seite unter dem Flügel klammerte. Ihren Ausdruck konnte er aus dieser Perspektive nicht erkennen, aber ihr Arm an seinem Rücken drückte keine Abneigung aus, im Gegenteil. Gerade kam es ihm so vor, als wäre er derjenige, der ihr in gewisser Hinsicht Schutz bot, mal von dem Wetter abgesehen. “Kein Ding.” Dass der Aviane einen fantastischen Begleiter darstellte, konnte er nicht verneinen, das war richtig. Im Grunde war er eigentlich recht unkompliziert und umgänglich, kritisch wurde es erst, wenn er das Gegenüber nicht durchschauen und verstehen konnte und man ihn damit nur durcheinander zurückließ. Fakt war, dass sich weder Ava noch Kai wirklich aufrichtig gaben und nur zwischendurch fluchtartig Ehrlichkeit durchblitzte, die jeweils vom anderen mehr oder weniger extra übersehen oder davon abgelenkt wurde. Wo sollte diese mühsame Vorgehensweise bloß hinführen? War das Hin und Her überhaupt wert, oder verlief das Ganze sowieso im Sande? Die Frage nach seinem Empfinden und die Sorge in ihrer Stimme überraschte ihn abermals, als die beiden vor dem Eingang des Hotels hielten, Ava sich von ihm löste und ihn geradewegs ansah. “Was meinst du? Was soll denn sein?” Dass er bedrückt war, wieso auch immer, band er ihr bestimmt nicht auf die Nase. Außerdem dachte er, dass sein Pokerface eine neutrale Ausstrahlung hatte und es niemanden stören oder kränken könnte ... Geschäftspartner waren normalerweise nicht so neugierig drauf und auf Tuchfühlung aus. Dabei brauchte er inzwischen wirklich jemanden, den er Freund nennen konnte und nicht auf jedes Wort aufpassen musste, aber das war ihm gar nicht bewusst. Und dass er sich ebenso öffnen müsste, war ihm ebenso nicht klar. Selbst wenn er diese Frage beantworten wollte, käme etwas Verfälschtes dabei heraus, einfach, weil er es nicht besser wusste. Kai war jedoch klar, dass er Ava mit einer Gegenfrage mit Sicherheit nicht zufriedenstellte. “Gar nichts. Ich bin nur gespannt auf deinen Song und denke darüber nach, um was er sich handeln könnte.” Auf die Treppen im Flur deutend, schritt er auch schon los. "In welchem Stock ist dein Zimmer? Ist das Bett groß genug? Ansonsten schlage ich meins vor. Ist im 3." Die Idee mit dem Stuhl war ihm derweil zu blöd, er wollte schließlich auch Bequemlichkeit und schlafen. Aber wie mehrdeutig war diese Frage bitte? Hotelgäste in Hörweite signalisierten dies mit wissenden Blicken und Getuschel und der Falcon wunderte sich. Ja, ich bin die Ava Finch! Dachte er für sich mit ihrer Stimme und schmunzelte. “Ich glaube, die erkennen dich. Los, schnell, ich will nicht mehr aufgehalten werden!”
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Das Gefühl des Fingers, der mitfühlend, fast schon tröstend, über ihr Handgelenk strich, ließ die Feline kurz einfrieren. Viel zu nett, das war viel zu nett. Wieso tat er das? Sie brauchte doch überhaupt kein Mitgefühl! Sie liebte ihre Vergangenheit, ja! Sie war ein Star gewesen und darauf sollte sie extrem stolz sein. Niemand sonst hatte so hart für seinen Status gearbeitet wie sie! Den Preis, den sie dafür gezahlt hatte, der war doch nicht mehr als Wechselgeld, das man in der Hosentasche vergessen hatte...! Wieso hing sie sich bloß ständig daran auf? Ihre Gefühle übertrieben definitiv, es gab keinen Grund, sich von ihren Managern und dem Plattenlabel misshandelt zu fühlen. Sie hatten nur aus Rücksicht auf die Schwarzhaarige alle Entscheidungen übernommen. Wie hätte sie die alle je alleine treffen sollen? Diesen Leuten verdankte sie ihr Leben und anstatt ihnen dankbar zu sein, bekam sie Bauchschmerzen, wenn sie an die alte Zeit dachte. Pah! Wenn sie das irgendjemandem erzählte, dann würde man sie noch für ihren Mangel an Erkenntlichkeit verurteilen. Sie musste echt aufhören, so emotional zu sein. Was war heute bloß los? Sie hatte doch viel wichtigere Dinge zu tun, sich mit einem süßen Vögelchen beschäftigen zum Beispiel. Sie waren endlich an ihrem Hotel angekommen, doch so ganz lief die Sache nicht nach dem Plan der Katze. Im Gegensatz zu ihr selbst schien er kein bisschen begeistert von der aktuellen Situation. Wieso das allerdings so war, konnte sie sich nicht erklären. "Das frage ich ja dich. Du guckst so ..." Was sollte sie auf seine Frage sonst antworten? Sie konnte ja nicht in seinen Kopf sehen. Sie konnte nur aufgrund seiner Körpersprache versuchen, irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Doch das war keinem von ihnen gegenüber fair. Anstatt weiter nachzuhaken, er schien ihr ja eh nicht antworten zu wollen, hob sie ihre Hand an seine Wange und strich darüber. "Ich möchte einfach nur, dass du zufrieden bist. Wenn dich etwas stört, dann sag es mir doch bitte, ja?" Sie schenkte ihm noch ein sanftes Lächeln, ehe sie ihre Finger wieder zu sich nahm und in ihren langen Ärmeln verschwinden ließ. "Keine Sorge, ich werde mir etwas schönes für dich ausdenken." Natürlich war sie nicht dumm genug, um zu glauben, dass er so grimmig dreinblickte, nur weil er über ihren Song nachdachte. Mit seiner Aussage hatte er allerdings mehr als klar gemacht, dass er ihr gerade eben nicht verraten wollte, was Sache war. Das musste sie vorerst respektieren, auch, wenn sie es nicht vergessen würde. "Also wirklich, Kai!", kicherte die Feline und schüttelte den Kopf. Wusste er überhaupt, was er da redete und wie das in den Augen der anderen Gäste klang? Nicht, dass sie das störte, wenn sie Glück hatte, würde es sogar zu einer schönen Schlagzeile in irgendeinem Klatschblatt führen. 'Ex-Sternchen Ava Finch mit neuem Lover in Hotel gesichtet' oder ähnliches. Früher hatten solche Nachrichten sie regelmäßig zu Tränen gebracht, doch heutzutage freute sie sich darüber. Jede Aufmerksamkeit war gute Aufmerksamkeit. "Wir gehen zu mir. Um den Platz brauchst du dir keine Sorgen zu machen~" Sie lächelte, doch ihr Schweif zuckte. Wenn die Welt glauben wollte, dass sie ein dummes Flittchen war, dann konnten sie das gerne haben! Aus dem Augenwinkel warf sie einen verstohlenen Blick auf die Gruppe an Damen, die hinter vorgehaltener Hand tuschelten. Blöde Kühe! Sie schnappte sich seine Hand und verkreuzte ihre Finger mit den seinen, bevor er sie auch schon zur Eile aufforderte. Der Aviane hatte wirklich keine Ahnung, wie seine Worte aufgefasst werden konnten, oder? Da musste ja sogar Ava Finch aufpassen, dass sie nicht rot wurde. "Ich laufe dir doch nicht weg. Wir haben doch die gaaanze Nacht Zeit~", erwiderte sie, schüttelte grinsend den Kopf. Auch, wenn sie es nicht so eilig hatte, wie er, kam sie ihrem Wunsch ohne zu zögern nach. Den Tratschtanten hatte sie genug Stoff geliefert. Leichtfüßig hüpfte sie die Treppen hinauf, ihr Zimmer lag einige Etagen höher als das von Kai. Logisch, schließlich hatte sie nicht irgendein Zimmer gebucht, sondern eine ganze Suite, die versprach, einen tollen Ausblick über die Stadt zu ermöglichen. Ein Ex-Sternchen wie sie gab sich schließlich nicht mit der Standardklasse zufrieden, ein wenig Luxus musste schon sein, auch, wenn die Geldbörse dadurch ein wenig litt. "Glaub mir, du wirst nicht bereuen, heute bei mir zu sein!", versprach sie, nachdem sie seine Hand kurz losgelassen hatte, um den Zimmerschlüssel hervorzuholen. Mit einem leichten Schubs stieß sie die Tür auf und zog ihre Begleitung hinein, ehe sie sie wieder hinter sich zuschloss. Dies diente eher weniger dazu, dem Avianen die Flucht unmöglich zu machen, denn den Schlüssel ließ sie stecken, es war eher eine alte Gewohnheit, die zu ihrer eigenen Sicherheit war. "So, mach's dir gemütlich! Hast du schonmal in einer Suite übernachtet?" Sie schaltete das Licht an und zog ihre Schuhe aus, ehe sie ihren Blick durch den großen Raum wandern ließ. Neben einigen gemütlichen Sitzgelegenheiten war wohl die große Fensterfront und das direkt daran anliegende, extrabreite Wasserbett das absolute Highlight. Die Dame am Empfang hatte wirklich nicht zu viel versprochen! Versprochen hatte auch Ava Finch etwas, das sie einhalten wollte. Kai hatte sich ein Lied von ihr gewünscht und das würde er auch bekommen. Sie hatte nicht lange überlegen müssen, bevor sie ganz genau wusste, was sie wählen würde. Es war ein niedlicher, energetischer Song, der sich zumindest grob um das Thema Liebe drehte. Um genau zu sein, war es ein Tagebuch-Eintrag in dem die Sängerin überlegte, wie sie einen Freund dazu bringen konnte, sich in sie zu verlieben und ihre Gefühle zu erwiedern. Auffordernd klopfte die Schwarzhaarige neben sich auf die Matratze, in der Hoffnung, dass sich ihre Begleitung neben sie setzen würde. "Na hopp, ich hab dich schließlich schon lange genug warten lassen, nicht?"
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Auf keinen Fall, war der erste Impuls. Normalerweise sollte man Bescheid geben und darüber reden, wenn man mit einer Handlung oder Äußerung nicht einverstanden war, ja. Allerdings sah Kai die Sache gelegentlich anders. Die Ansprache könnte auch schnell nach hinten losgehen, weshalb er zwischenmenschliche Probleme lieber im Voraus mied und die Klappe hielt. Uneinigkeit und Streitereien waren ihm ein Graus - entweder ein Entgegenkommen oder einen Rückzieher machen, ohne erst eine unangenehme Situation entstehen zu lassen. Selbst wenn er derjenige war, der den Ärger am Ende hinunterschlucken musste. Instinktiv wich er ruckartig zurück, sobald ihre Hand auf seine Wange traf, gerade so weit, dass die Fingerspitzen noch das Kinn berührten. Der Falcon erstarrte zunächst in der Bewegung, unsicher, was er tun sollte, und blickte der lächelnden Ava verdutzt entgegen. Sie versicherte ihm Schutz und keinen Schaden, nicht wahr? Das sollte sie ernst meinen, ansonsten wäre der Abend gelaufen und der Deal geplatzt. Einen kurzen Moment wartete er dennoch auf Schmerz oder eine unangenehme Reaktion in der Hautpartie, stattdessen spürte er wohlige Wärme unter ihren Fingern keimen und lehnte sich langsam in die Handfläche. Kai hatte keine Ahnung, was die Geste bedeutete, aber es fühlte sich … gemütlich an? Nein, anders. Er fand kein passendes Wort dafür und vermisste es beinahe schon, als die Hand wieder sank. “Warum bemühst du dich so sehr um mein Wohlbefinden?", erwiderte er anstelle einer simplen Zustimmung oder gar Ablehnung. Das verstand er nicht, dafür war er nicht hier. Der Deal war bereits festgelegt und trotzdem tat sie Dinge, die sie nicht tun musste. Warte mal … hatte sie das Date etwa immer noch im Sinn? Bevor er weiter nachfragen konnte, riss ihn das amüsierte Kichern aus den Gedanken. “Wa- Was? Was habe ich schon wieder Komisches getan?” Mann, war Unwissenheit ätzend. War das alles anstrengend, aber nicht unbedingt schlechte Laune fördernd, ein zaghaftes Schmunzeln konnte er sich trotzdem wieder abringen. Kai stand nun mal mega auf dem Schlauch, wenn es um gewisse Themen ging, einfach weil das Wissen und die Erfahrung fehlten. “Also willst du doch ein Date mit mir, alles klar”, kommentierte er die miteinander verflochtenen Finger vergnügt, als die beiden die ersten Stufen hinaufstürmten, um den neugierigen Blicken der Hotelgäste zu entkommen. Beschwor so ein Verhalten nicht eigentlich einen Imageschaden? Zwar stand Ava nicht mehr in der Öffentlichkeit, allerdings gab es immer noch Leute, die sie sofort erkannten, weshalb sich das Getuschel wie ein Lauffeuer verbreiten konnte. Der Blonde musste sich in Zukunft hoffentlich keine Sorgen darüber machen, eines Tages von einem besessenen Fan gelyncht zu werden, weil irgendein unbekannter Vogeltyp es wagte, die heilige Ava Finch auch nur zu begleiten, geschweige denn zu berühren. Dass die Katze hierbei die Initiative ergriff, war völlig egal, es ging ums Prinzip! “Ja, aber für eine Autogrammsession hätte ich jetzt keinen Nerv mehr.” Oha, seine egoistische Ader kam auch mal durch! Nicht, dass er Ava den Spaß nicht gönnte, aber darauf warten, bis sie damit fertig war, wollte er echt nicht. So viel zum Thema Dinge nicht ansprechen wollen, Kai tanzte eben manchmal aus der Reihe - wie man das eine oder andere Mal bereits feststellen konnte. Während dem Aufstieg fragte sich Kai bald, wann sie denn ankommen würden, bis die Feline auch schon vor einer luxuriösen, großen, breiten Doppeltür anhielt und den Zimmerschlüssel herausfischte. Das Gesicht erhellte sich sofort, weil er sich weder durch den Eingang quetschen noch seine Flügel besonders anlegen musste. Sich in den Großraum ziehen lassend und ein paar Schritte weiter ins Innere torkelnd, staunte er nicht schlecht. “Ist das dein Ernst? Nein, noch nie. Von so viel Platz kann ich nur träumen.” Er tat es ihr gleich und zog erst mal die Schuhe aus. Dann, ohne Probleme, trat er vor, spannte die Flügel aus und hatte immer noch massig Freiraum, wie herrlich. Die riesige Fensterfront auf der anderen Seite war das nächste Ziel, das er schnurstracks ansteuerte. "Schade, dass es schon dunkel ist." Die Straßenlaternen erhellten zwar kleine Bereiche, aber das reichte leider nicht für einen Urteil der weitläufigen Aussicht. Bestimmt war die mega schön - wenn der Schnee nicht alles unter sich begraben würde. Auch das Mondlicht war nicht wirklich hilfreich, vielleicht hatte der Aviane Morgen früh mehr Glück auf ein anschauliches Panorama. Eigentlich wollte er noch den Rest der Suite erkunden, aber Ava hatte bereits anderes vor, sie klopfte auffordernd neben sich auf die Matratze und wollte ihn nicht länger warten lassen. Scheinbar wollte auch sie den nächsten Deal nicht weiter aufschieben, verständlich. Kai nahm mit deutlichem Abstand neben der Katze Platz, damit ihr der Flügel nicht in die Quere kam. “So ein riesiges Bett werde ich mir definitiv für mein Schlafzimmer besorgen, wenn ich mal einen festen Wohnsitz habe, koste es was es wolle!” Darauf könnten vielleicht vier durchschnittlich große Menschen schlafen!? Die Matratze schien außerdem von sehr guter Qualität, keine einzige Sprungfeder spürte er unter dem Hintern drücken. Waren Sprungfedern überhaupt vorhanden? Am liebsten würde er das ganze Teil auseinanderlegen und genauer begutachten. Möglicherweise könnte er das Bett auch selbst zusammenzimmern, wenn er wüsste, welche Materialien verwendet wurden. Nun denn. Endlich vom grandiosen Schlafplatz ablassend, widmete der Geflügelte die Aufmerksamkeit der jungen Frau neben sich.
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Warum sorgte sich Ava Finch um das Wohlbefinden eines dahergelaufenen Vogelkerls? Sie hatte ihn doch eigentlich nur angesprochen, um sich den letzten Eyeliner ihrer Lieblingsmarke zu sichern, danach war die Sache ein wenig aus dem Ruder gelaufen. Auf den ersten Blick mochte er Blonde wie ein simpler, freundlicher Zeitgenosse wirken, doch da lag mehr hinter den aufmerksamen, dunkel umrahmten Augen, da war sie sich sicher. Etwas, das sie neugierig auf mehr machte. Selbstverständlich würde sie ihm das niemals so sagen. Stattdessen antwortete sie mit einer Gegenfrage: "Wieso nicht? Du bist so ein netter Kerl. Hübsch, cool und ich glaube auch ziemlich clever. Wie kann man sich da nicht sorgen?" Sie hatte bereits gemerkt, dass Komplimente ihn aus der Fassung bringen konnten, dieses Wissen nutzte sie - wenn auch unbewusst - gegen ihn, sodass er nicht weiter nachhakte. Ein zufriedenes Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie bemerkte, dass er langsam aufhörte, sich vor ihrer Berührung zu scheuen. Sie hatte es ihm schließlich versprochen: Ava Finch war ein braves, liebes Kätzchen! "Hast du mal überlegt, wie sich das angehört hat, wenn man deine Worte aus dem Zusammenhang nimmt?" Nun musste sie wirklich lachen. Wie konnte jemand so ahnungslos sein? "Du und ich wissen, was unser Plan ist. Aber das ist in der Regel nicht das, was Leute gemeinsam in Hotelbetten machen. Die denken nicht, dass du neben mir schlafen willst, sondern mit mir." Sie zwinkerte. Verstand er das oder musste sie noch genauer werden? "Deswegen gucken sie auch so." Ob sie jetzt ein ehemaliger Star war oder nicht, das, was er da gesagt hatte zog immer Blicke auf sich. Glücklicherweise konnte das der Feline nicht egaler sein. "Ach ist das so? Will ich das?" Sie warf ihm über die Schulter einen herausfordernden Blick zu. Es war einfach zu verlockend, den nichtsahnenden Avianen ein wenig aufzuziehen. Katzen spielten nunmal gerne. "Oooh, bist du etwa so gespannt auf meine Privatvorführung? So hätte ich dich aber nicht eingeschätzt." Die letzten Stufen hinauf zu ihrem Zimmer waren geschafft und die Tür hinter ihnen schnell geschlossen. Nun hatten sie wirklich mal Ruhe. Außer irgendein Verrückter kletterte die Hotelfassade mehrere Stockwerke hinauf. Amüsiert beobachtete die Schwarzhaarige, wie ihre Begleitung sich streckte und sich voller Begeisterung umsah. Seine Reaktion konnte sie voll und ganz nachvollziehen. Auch für sie waren solche Zimmer ein Highlight. "Ja, das ist mein Ernst", kicherte sie. Spätestens jetzt war der hohe Preis für die Suite vollkommen vergessen. "Die Lichter der Stadt sind doch auch schön." Nicht so schön wie sie natürlich. Allerdings war es tatsächlich nett anzusehen, wie die vereinzelten Lichter durch das Schneetreiben hindurchfunkelten. In einer klaren Nacht wäre es aber vermutlich besser. Um aus dem Fenster zu sehen hatte sie Kai allerdings nicht hierher gebracht. Sie hatten einen Deal, das hatte er in all der Aufregung hoffentlich nicht vergessen! Wie ein braves Vögelchen setzte er sich mit genügend Abstand neben sie. Ein kleines Schnauben entfuhr ihr. Vorsichtig, um ihm nicht versehentlich an einer der Federn zu ziehen, rutschte sie näher zu ihm heran. Dass sie die Flügel nicht störten, müsste er doch langsam realisiert haben! Außerdem entfaltete so ein Song doch nur dann seine volle Wirkung, wenn man auch nah genug bei einander saß. "Wenn du das machst, komme ich öfter vorbei", kicherte sie. Ihr Bett in Maldina war zwar nicht ungemütlich, doch im Gegensatz zu dem hier war es gar nichts. Ein wenig ungeduldig wartete sie, bis seine Begeisterung für seinen heutigen Schlafplatz etwas abgeklungen war und er bereit war, sich voll und ganz auf sie zu konzentrieren. Das war das Mindeste, was sie erwartete, schließlich tat sie das hier ganz alleine für ihn. Kurz räusperte sie sich, ehe sie mit einem sanften Ton das Intro ihres Liedes anstimmte. "Dear diary, I met a boy, he made my heart light up with joy~" Ihre Stimme war deutlich sanfter, als sie bei einem Bühnenauftritt gewesen wäre. Sie hatte keine Menge, die sie zum Tanzen und Toben bringen musste und auch keine Instrumente, mit denen sie konkurrierte. Sie konnte sich voll und ganz auf die Emotionen konzentrieren, die sie herüberbringen wollte. Nur einen jungen Mann, dessen Herz sie höher schlagen lassen wollte, hatte sie vor sich. Mit einem zarten, schnurrenden Unterton erzählte sie ihm von all den Dingen, die sie für ihn tun würde, wenn er ihr im Gegenzug sein Herz schenkte. Sie würde sich die Haare wachsen lassen, genau so wie er es am liebsten hatte, nurnoch die Kleidung und das Parfüm tragen, die er für sie aussuchte, sie würde sogar zu einem vollkommen anderen Menschen werden, wenn er sich das von ihr wünschte. Sogar ihre besten Freundinnen würde sie für ihn aufgeben. Egal was es war, sie würde es für ihn tun, selbst, wenn er verlangte, dass sie ihn zum Mond begleitete, hauptsache sie durfte an seiner Seite sein. Ihr ganzes Leben würde sie ihm treu sein, niemals an einen Anderen denken. Ja, all das war er ihr wert, wenn er sie denn nur liebte. Nicht einmal nahm sie ihre Augen von den seinen, sodass er hoffentlich das Gefühl bekam, dass sie all diese Worte nur ihm galten. Zuerst hatte sie ihre Hände noch auf seiner Schulter platziert, schließlich war eine aber doch hinunter zu seiner gewandert und auch die andere verließ ihren Platz, um für das Ende durch sein Haar zu streichen und ihn letztendlich an seiner Wange dazu zu bewegen, sie direkt anzusehen, ob er wollte oder nicht. Ein wenig Show gehörte schließlich auch dazu ... aber war das überhaupt Show? "I'll do it all for you if you just pull me closer and kiss me hard."
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Auch wenn das sehr oberflächliche Gründe waren und Ava demnach grob geschätzt die halbe Weltbevölkerung umsorgen müsste, konnte Kai die zarte Verlegenheit nicht verstecken. Eine Hand wanderte fahrig zum Hinterkopf, ein Blick zur Seite und ein Zupfen am Mundwinkel. Und trotzdem: Es hätte heute wohl jeden anderen treffen können, weshalb ihre Antwort einen bitteren Nachgeschmack hinterließ. Je länger er darüber nachdachte, desto lächerlicher fand er die Aussage, aber das würde er ihr natürlich nicht mitteilen. “Oh ... Oooh! Hoppla.” Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen (ja, er wusste zumindest, was miteinander schlafen bedeutet!) “Sorry, ich wollte dich in keine blöde Situation bringen.” Sie lachte zwar darüber, aber man wusste ja nie, was sich im Inneren abspielte. Die unüberlegte Ausdrucksweise hätte ihr in der Vergangenheit tatsächlich schaden können. “Wirklich, das war nicht meine Absicht.”, versicherte Kai nochmal nachdrücklich und stolperte beinahe über die nächste Stufe. Um wessen Willen auch immer, er hätte ihr Karriere-Aus sein können, obwohl nichts dergleichen passierte! Das war eine furchtbar unfaire Vorstellung. “Na ja, du hältst meine Hand, also … gehe ich davon aus, ja.”, meinte er jedoch wieder todernst, weil er keinen Plan hatte, was genau man auf einem Date tat. Manchmal konnte er händchenhaltende Paare beobachten, die sonst nichts taten, außer schweigend nebeneinander herzulaufen, dämlich grinsend darauf bedacht, den anderen möglichst zu ignorieren. Seltsam, aber wahr. “Schon, aber ich hätte gerne das Gesamtbild gesehen." Aber die Aussicht war gerade wirklich nebensächlich. Dass Ava seine Nähe suchte, wunderte Kai immer noch. Zwar fragte er sich weiterhin wieso, weshalb, warum, aber eine ehrliche Antwort würde er sowieso nicht von ihr bekommen, das hatte er inzwischen verstanden. Auch, dass es nicht unbedingt etwas bedeutete, war ihm nun klar. Daher empfand er die nächsten Berührungen nicht mehr als besonders oder außergewöhnlich, weswegen die Verlegenheit eher ab- und die Resignation zunahm. Es passierte viel auf einmal, aber nichts davon war einleuchtend. Mit ihren Händen auf seiner Schulter machte sich der Aviane auf den ersten Ton nach dem Räuspern gefasst … dachte er. Bereits der Anfang jagte ihm den ersten von vielen Schauern über den Rücken und er sah sie so eindringlich an, wie sie ihn. Die gelben Iriden glitten abwechselnd von ihren braunen Seelenspiegeln zu den weichen Lippen, die den wohligen Klängen Freiheit schenkten. Der bittersüße Text entlockte ihm zuerst ein zaghaftes Lächeln, aber je weiter dieser voran schritt, desto mehr fiel ihm die traurige Selbstlosigkeit auf. Niemand hatte absolute Hingabe verdient, niemand hatte das Recht jemanden zu besitzen, wirklich niemand durfte jemandes Leben lenken - weder mit oder ohne Gegenleistung. Das war ganz und gar falsch. Da war Kai raus, er wurde regelrecht wütend, ließ sich aber nichts anmerken. So wunderschön Ava auch sang, er konnte sich mit dem Inhalt nicht anfreunden, immerhin musste er jahrelang unter ähnlichen Voraussetzungen “leben”. Nur das Funkeln in seinen Augen könnte eine Emotion erahnen lassen. Das Widerstreben zwang ihn zum Abwenden, sein Kopf neigte sich hinunter zu den berührenden Händen. Diesmal bewusst umfasste er mit seinen die ihre und fuhr mit einem Daumen sanft über den Handrücken. Trotz Aufgewühltheit wollte der Blonde ihr keinen negativen Eindruck vermitteln. Ob diese Worte der Wahrheit entsprachen? Wollte sie so jemanden? Oder war das doch alles bloß Show? Automatisch schloss er die Lider, sobald ihre andere Hand durch sein Haar strich und öffnete sie wieder, als sie zur Wange wanderte und den Kopf anhob. … just pull me closer and kiss me hard. Gegenseitiges, abwartendes Ansehen. Die Wut verblasste, das Herz raste, der Mund wurde trocken. Was war denn jetzt los? Die unsichtbare Spannung war beinahe überwältigend. Seine Augen huschten zu ihren Lippen, ein unbestimmtes Gefühl wollte ihn viel näher heranziehen, das gelang auch für eine Sekunde, doch Kai entschied sich dagegen und zog sich samt Hände zurück. Er räusperte und schluckte schwer. Ein Kuss würde dem Ganzen nur Bestätigung geben, glaubte er. Die Situation dafür auszunutzen war nicht okay und generell nicht angebracht. "Wie ging die Geschichte aus? Oder … ist sie noch gar nicht vorbei?", fragte er wirklich neugierig. Um der gefährlichen Lage zu entkommen, stand der Geflügelte auf und flüchtete zur kühlen Fensterfront, die auch Ava widerspiegelte. Allerdings konnte er ihren Gesichtsausdruck nicht erkennen. Die Stirn gegen das Glas lehnend atmete er ein paar Mal tief durch und öffnete währenddessen die Jacke. Irgendwie vergaß er, diese auch auszuziehen, die fand ihren Weg auf die nächste Sitzgelegenheit. Dann drehte er sich halb zu der Katze um und schenkte ihr ein aufrichtiges Lächeln. "Du gehörst definitiv auf die Bühne, dein Gesang ist wundervoll." Nun war der Angefütterte erst recht Feuer und Flamme für die anderen Songs. Am T-Shirt zupfend, damit sich die geballte Wärme verflüchtigte, ließ er seinen Blick auf der Finch ruhen.
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Ava Fallen Star
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Ja, Ava Finch lachte darüber, wie die Welt sich in ihr Liebesleben einmischte. Was blieb ihr auch anderes übrig? Sollte sie weinen? Nein, sicherlich nicht. Genau das wollte man doch damit bewirken: Sie an den Rand der Verzweiflung treiben um das eigene Bedürfnis nach Drama und Schlagzeilen zu befriedigen. Mehr war das doch nicht! Und das gönnte sie nichts und niemandem. Man hatte ihr doch bereits jegliche Autonomie über sich selbst geraubt, indem man damals die Bilder und den Artikel, der den Ende ihrer Karriere bewirkt hatte, veröffentlicht hatte. Mehr konnte man ihr doch gar nicht mehr abnehmen und die Leute sollten auch wissen, dass sie bei ihr nichts mehr zu holen gab. Sollten sie doch ihren Klatsch veröffentlichen, sie selbst würde darüber lachen und sich über die Publicity freuen. Deshalb schüttelte sie auch einfach nur den Kopf. "Alles gut. Die Leute wissen eh schon mehr, als sie sollten. Solche Kleinigkeiten machen keinen Unterschied mehr." Ehrlich gesagt wunderte die Feline ein wenig, dass er immer noch nicht nachgefragt hatte, wieso sich aus dem Rampenlicht zurückgezogen hatte. Normalerweise war das eine der ersten Fragen, die ihr gestellt wurden, wenn unwissende Leute erfuhren, dass sie ein ehemaliger Star war. Irgendwie war sie aber auch froh darüber, denn sie wusste bis heute nicht, wie sie darauf am geschicktesten antwortete. Eine Lüge war viel zu leicht aufzudecken, gleichzeitig wollte sie aber auch die Wahrheit nicht zugeben. Dabei ging es ihr nicht einmal darum, dass die Leute herausfinden, dass sie etwas mit ihrer Bandkollegin gehabt hatte, nein. Es ging um die Lügengeschichten und die fotografischen Beweise, die sich um die Geschichte rankten, die ihr solche Probleme bereiteten. Sie unterdrückte ein Seufzen. "Cleveres Vögelchen~", schnurrte sie anerkennend. Für sie bedeutete ein Date allerdings schon ein wenig mehr, als einfach nur Händehaltend durch die Gegend zu hüpfen. Dazugehören tat das aber natürlich auch. "Da musst du dich wohl bis morgen früh gedulden." Die Sonne konnte sie für ihn leider nicht aufgehen lassen. Ob sie es wohl tun würde, wenn sie könnte? Wenn man nach ihrem Lied ging, dann würde sie das definitiv. Es war nur eins der vielen Dinge, zu denen sie bereit wäre. Zu gerne hätte sie seine Gedanken dazu gehört, denn die Fetzen seiner Emotionen, die sein Gesicht ihr verriet, ließen zu viel der eigenen Vorstellung übrig. Hätte sie gewusst, wie abstoßend er ihren Text fand ... hätte sie sich gefreut. Denn er wäre einer der Ersten, die realisierten, dass es sich überhaupt nicht um ein niedliches Liebeslied handelte. Ja, sie ließ es so klingen, ja, sie nutzte es, um Herzen höher schlagen zu lassen und ihr Gegenüber um den Finger zu wickeln, denn es funktionierte besorgniserregend gut. Wer hörte nicht gerne, dass ein hübsches Mädel dazu bereit war, alles für ihn oder sie zu tun? Ein kleines Püppchen, das man voll und ganz nach den eigenen Wünschen gestalten konnte. Wie lange hatte Ava Finch gedacht, dass sie genau das sein musste, um ihren Platz in der Musikwelt zu verdienen? Sie hatte zugelassen, nein, sie hatte sogar angeboten, dass man sie führte wie eine Marionette um das perfekte It-Girl zu erschaffen. Wortwörtlich hatte sie sich vor ihren Managern auf die Knie geworfen und alles für diese getan, um sich deren Bemühungen zu verdienen, Extradeals auszuhandeln und Touren ermöglicht zu bekommen. Sie war nicht verliebt gewesen in einen jungen Mann, sondern in ihre Rolle als Sängerin und für diese war sie wirklich bereit, alles zu tun. Noch immer lebte sie für die Aufmerksamkeit, die sie durch ihren Gesang bekam, auch hier und jetzt badete sie regelrecht in der Aufmerksamkeit, die Kai ihr dadurch schenkte. Für den Moment ruhten seine Augen nur auf ihr, er hing beinahe schon an ihren Lippen. Fast, aber wirklich nur fast, gehörte er voll und ganz ihr. Sie genoss das Gefühl seiner Finger an ihrer Hand, doch ein wenig mehr wollte sie schon noch. Ungeduldig wartete sie darauf, dass er ihrem Bitten und Flehen nachgab. Ob er merkte, wie ihre Fingerspitzen vor Erwartung zitterten? Sie war sich so sicher, dass er sie küssen wollte, sie schwörte, es in seinen goldenen Seelenspiegeln erkennen zu können. Doch mit einem unerwarteten Ruck zog er sich fort von ihr, ließ sie alleine auf dem viel zu großen Bett zurück. Ihr Herz zog sich zusammen. Das tat tatsächlich mehr weh als erwartet. Sie versuchte, ihre Enttäuschung herunterzuschlucken und sich nichts anmerken zu lassen, doch das war schwerer als erwartet. Woran scheiterte es bloß? Sie ließ sich nach hinten fallen und von der weichen Matratze auffangen, die unter ihrem plötzlichen Gewicht kurz wackelte. "Ja, sie ist schon lang vorbei, auch, wenn ich sie manchmal gerne neu schreiben würde", antwortete sie dem Avianen, "Er hat ihr Angebot angenommen. Aber wirklich glücklich ist sie damit natürlich nicht geworden." Schließlich hatte sie dadurch ihr wahres Ich komplett verloren. "Willst du eine Fortsetzung? Vielleicht schreibe ich mal eine." Sie lachte ein wenig bitter. Eine glückliche Geschichte wäre das nicht, aber dafür konnte sie vollkommen ehrlich sein. Ein Plan, den sie womöglich zuhause umsetzen konnte. Mit flachen Händen fuhr sie sich über das Gesicht, den Haaransatz und die Ohren, ehe sie sich wieder aufsetzte und zu Kai hinüber sah. "Danke", schnurrte sie zufrieden. Natürlich wusste sie das schon längst, aber deshalb freute sie sich nicht weniger über das überraschend ehrlich wirkende Lob. Die Seelenspiegel der Katze ruhten aufmerksam auf den Händen des Blonden, die an seinem Shirt herumzupften. Ihr Schweif zuckte. So warm war es doch gar nicht. War er etwa nervös? Hatte er deswegen einen Rückzieher gemacht? Das machte doch Sinn, wer ließ Ava Finch schon freiwillig sitzen? "Hey, wieso bist du eigentlich so weit weg?" Sie schwang sich vom Bett und ging langsam zu ihm hinüber. Hatte er etwa ihren Deal vergessen? Diesen wollte sie gerade nur ungern anmerken, denn sie wolte nicht, dass sich das hier anfühlte, als wäre irgendwer hier zu irgendetwas verpflichtet. "Sag mal, Kai...", begann sie, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. "Ist dir etwa heiß?" Ein wenig neigte sie den Kopf zur Seite, trat noch einen Schritt näher. Sie konnte und wollte sich noch nicht damit zufrieden geben, einen Korb erhalten zu haben. "Wieso ziehen wir dein Shirt nicht einfach aus?" Fast schon so, als könnte sie kein Wässerchen trüben sah sie ihn an. "Ich würde zu gerne mal sehen, bis wohin deine Federn gehen. Darf ich?" Nun war sie es, der an seinem Shirt zupfte.
"You say that I'm kinda difficult, but it's always someone else's fault."
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