Ortsname: Kunstgalerie „Persephone“ Art: Gebäude Spezielles: --- Beschreibung: Die grauen Mauern und antiken Säulen geben Persephone, der wohl bekanntesten Galerie in Fiore, ein edles und altmodisches Aussehen. Das Innere ist nicht weniger hochwertig, gefüllt mit Kunstwerken aus aller Welt und ein paar lokalen Ausstellungsstücken, seien es Gemälde, Statuen oder Origami. Es werden auch regelmäßig Stücke ausgetauscht, sodass sich wiederholte Besuche auf jeden Fall lohnen. Kinder kommen zum halben Preis rein!
Dass der Einbruch so gut verlaufen würde, hätte Alonso wirklich nicht gedacht. Die Galerie mit ihren teilweise unbezahlbaren Schätzen, die wurde wohl doch schlechter bewacht, als man das denken würde. Vielleicht ging der Besitzer einfach davon aus, dass Einbrecher denken würden, dass solch ein Laden so gut geschützt werden würde, dass es sich nicht lohnen würde, dort einzusteigen. So dachte er wohl, dass er so Geld sparen könnte und hat nur einen einzigen Wachmann eingestellt. Doch leider hatte er die Rechnung wohl nicht mit der Wüstenkönigin und dem Vogelmann gemacht, denn sie sind ohne auch nur mit der Wimper zu zucken in den Laden eingestiegen und haben eben diese Schwäche ausgenutzt. Nun werden der Wachmann und der Besitzer der Galerie wohl große Augen machen, denn nicht nur das die Bilder weg waren, sondern auch noch das Zepter, welches nicht nur sehr teuer aussah, sondern es fühlte sich auch ebenso teuer an. Selber schuld, man sollte halt niemals beim Schutze einer solchen Einrichtung sparen, denn sonst kommen nun einmal die Diebe. Innerlich kicherte der Vogelmann bei dem Gedanken, wie sehr die beiden sich wohl jetzt ärgern werden. "Dass der Laden so schlecht geschützt war…" Ruhig schaute der Vogelmann sich die Bilder an, ehe er sie in eine Decke wickelte. "Ich war schon in Wohnungen, die besser geschützt waren, so mit Hunden und so." Ein wenig klang die Stimme des Avianen amüsiert. "Aber das? Naja, unser Glück, nicht?" Anders hätte er es auch nicht gewollt, denn auch wenn Alonso sich wehren könnte, mied er doch lieber den Konflikt. "Du warst aber auch super, Neferet." Normal war Alonso ja alleine unterwegs, aber mit einer Partnerin machte so ein Einbruch schon deutlich mehr Spaß.
"Der Name kommt mir bekannt vor, kann sein, dass Alberto ihm mal was verkauft hat." Alonso selber hatte ja normalerweise weniger mit den Kunden seines Ziehvaters zu tun. "Ich glaub, ich hab für ihn schon einmal was besorgt, bin mir aber nicht ganz sicher, ich bekomme nur selten die Namen der Kunden." Sie waren für Alonso ja auch eher unwichtig, wichtiger war für ihn eine genaue Beschreibung der Ware, die er stehlen sollte. "Das ist das erste mal seit langem, dass ich überhaupt mal wieder mit zu einem Kunden gehe, sonst wurde ich auf dem halben Weg nach Hause geschickt." Diesmal war es ja nicht so, Alonso begleitete Alonso ja Neferet. "Ich denke, dass wir uns jetzt ein wenig entspannen können, unsere Reise dauert ja noch ein bisschen und es ist spät." Sie hatten ja über die Nacht gearbeitet und nun hatten die beiden Magier etwas Ruhe verdient, die lange Kutschenfahrt eignete sich dazu perfekt, um etwas zu entspannen. Später, als sie dann in Oak angekommen waren, übergaben die Crusader die Gemälde dem Mann, der es kaum erwarten konnte, die Kunstwerke in Empfang zu nehmen, er drückte den beiden freudig ihren Lohn in die Hände und verschwand dann in seine Villa, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Dann bestiegen sie wieder die Kutsche und machten sich auf den Weg nach Hause, sie mussten ja noch einen Bericht abgeben und dann durften sie endlich eine Pause haben. "Wenn du mal wieder Lust hast, mit mir irgendwo einzubrechen, sag bescheid, ich bin immer in der Gilde, oder im Laden von Alberto." Mit diesen Worten verabschiedete der Vogelmann sich von der Dame und machte sich auf den Weg nach Hause, er hoffte jedoch, dass die beiden sich bald wieder treffen könnten.
Obwohl Mary Baumgardner nun schon beinahe ein ganzes Jahr lang Teil einer Künstlergilde war, geschah es erstaunlich selten, dass die junge Questboard-Beauftragte eine Aufgabe erledigte, die direkt mit dem Thema 'Kunst' zu tun hatte. Einerseits hatte es in letzter Zeit stetig andere, brenzligere Aufträge gegeben und andererseits lag es gewiss auch daran, dass sich das Landei eher nicht zu den artistisch begabten Personen zählte, die das Füllhorn so zu bieten hatte. Von der trommelnden Ravinuthala zur Fashion-Ikone Esmée zum Virtuosen Nico gab es eine große Bandbreite an Talenten, die sie in dieser Hinsicht um ein Weites übertrafen. Mary selbst blieb eher im Hintergrund und rückte - manchmal wörtlich zu nehmen - ein Bühnenlicht zurecht. Aber jede gute Theateraufführung brauchte neben den ganzen Stars auch eine Crew, und sie fühlte sich inmitten der kreativen Chaoten absolut wohl ... auch wenn diese ab und an etwas aus den Ruder liefen.
Dennoch erfüllte die Aussicht eine künstlerische Quest abzuschließen die Baumgardner mit einem angenehmen Gefühl von Richtigkeit. Normalerweise drehten sich ihre Aufgaben immer eher darum, den Bürgern Süd-Fiores unter die Arme zu greifen, doch an diesem Morgen ließ sich beides miteinander kombinieren. In der örtlichen Kunstgalerie waren drei sehr wertvolle Kunstwerke entwendet worden, die neben einem hohen monetären auch einen nicht zu verachtenden kulturellen Wert besaßen. Nicht nur wegen der Bezahlung, sondern auch ob der Nähe zum künstlerischem Herzen der Gilde hatte Satyrs Cornucopia drei Magier entsandt, um sich die Angelegenheit zur Brust zu nehmen. Mary hoffte, dass unter ihren Partnern, auf denen sie gerade auf den Treppen zum Eingang der Galerie wartete, zumindest eine Person war, die sich näher mit Kunst beschäftigte. Sie selbst hatte nur wenig Ahnung von Kunstwerken und würde eine Fälschung vermutlich kaum vom Original unterscheiden können, doch wenn die Gilde der Meinung war, dass dieses Team geeignet war, dann würden sie schon eine Lösung finden!
Gekleidet in ein langärmeliges Pulloverkleid, saß Mary auf den großen Stufen, die zur von Säulen gesäumten Eingangshalle der Galerie führte. Es war der auf dem Questzettel angegebene Treffpunkt, von wo aus der Kurator der betroffenen Sammlung ihnen die Details des Diebstahls erklären und ihnen die Gelegenheit geben würde, sich im Tatort einmal umzusehen. Dafür hatte man die Galerlie für einige Tage geschlossen, denn natürlich hatte man auch die Runensoldaten eingeschaltet, die nach Beweisen suchten und sich auf ihre Weise nützlich machten. Es wunderte Mary jedoch nicht, dass man sich zusätzlich an ihre Gilde gewendet hatte - die Runensoldaten machten ihre Arbeit gewiss gut, doch eine private Gilde war nun einmal flexibler, was ihr Vorgehen anging und konnte in einem kleinen Team operieren. Mary streckte das Näschen in die laue Herbstluft Maldinas, ließ den Blick über die sich verfärbenden Bäume wandern und suchte insgeheim nach Anzeichen für ihre Questpartner. Vielleicht war es die Gelegenheit mehr Mitglieder ihrer Gilde kennen zu lernen oder aber die Chance, bereits bestehende Beziehungen noch weiter zu vertiefen! Was auch passieren würde, sie war bereit, ihr Bestes zu geben!
Traditionen hatten im Haushalt Peralta immer schon eine große Rolle gespielt. Der älteste Mann im Haus las zum Winterfest Gedichte vor. Die älteste Frau im Haus hatte die Ehre die Führung beim Gesang zu übernehmen. Und wenn die Ältesten nicht mehr konnten, übernahmen die nächsten. Das waren dumme Traditionen, fand Nico. Niemand hatte etwas davon, außer dass das Rampenlicht sich auf Leute richtete, die es sonst mit Türenschlagen und Streit eingefordert hätten. Und im Grunde konnte man doch alles zu einer Tradition erheben, wenn man es nur lange und zuverlässig genug durchzog, oder? Außerdem, so hatte er festgestellt, ging die Beförderung zu einem B-Rang-Magier, mit ein paar mehr Jewels auf das Konto einher. Außerdem außerdem hatte er schlicht festgestellt, dass die Leute in Satyrs ein netter Haufen waren und es ihn ziemlich glücklich machte, wenn sie glücklich waren. So gut wie Mary würde er darin zwar nie werden, aber den Versuch war es doch immerhin wert. Das war der Grund, aus dem die Umhängetasche des jungen Peralta fast aus den Nähten platzte. Das arme Trageutensil, dessen schwerste Last sonst eine einzelne Wasserflasche war, musste heute leiden. Nicht nur enthielt es neben der Wasserflasche noch zwei Thermoskannen mit Tee und Kaffee, dazu ein paar billige Tonbecher, sondern auch noch eine langsam speckiger werdende Papiertüte mit recht frischen Croissants und Mandelhörnchen. Die kamen von seiner Vermieterin, die so nett war Nico bei seiner neuen Tradition zu unterstützen. Das lag sicher mit daran, dass er jetzt zuverlässig seine Miete zahlen konnte und einen guten Teil des zusätzlichen Gehalts in deren Café ließ.
Eine Windböe ließ die Rockschöße des nicoloschen Mantels flattern, zerzauste dem Virtuosen die Haare. Die Strähnchen neben den Ohren waren ausnahmsweise nicht gefärbt. Irgendwie war keine Zeit gewesen. Immerhin übte er mit zwei neuen Instrumenten, versuchte nebenbei möglichst häufig mit den anderen Musikern von Satyrs zu proben und erledigte ganz nebenbei noch Aufträge. Wie diesen hier. Es war nicht ungewöhnlich, dass die Magier den Aufträgen zugeteilt wurden, statt dass sie sich selbst die Aufträge aussuchten. Und wenn nicht grade extreme Not am Mann war, war die Teamzusammenstellung ja auch bestimmt sinnvoll. Und, viel wichtiger, es ging in die Persephone. Die, die!, Kunsthalle Maldinas. Ach was. Die Kunsthalle in Südfiore. vielleicht sogar in ganz Fiore. Hier wurden die Werke wahrer Meister ausgestellt. Nico war vorher schon ein paar Mal dort gewesen, wenn die ihm zugeteilte Muse sich mal wieder als ganz besonders unkooperativ herausstellte. Die stillen Hallen hatten etwas Beruhigendes und die Bilder dort brachten den sterbenden Funken der Inspiration stets zurück ins Leben. Nicht nur die. "Maaaaary!", krakelte Nico schon freudig von weitem, als er den bekannten Blondschopf Marys auf den Stufen erblickte. Die ohnehin schon langen Schritte des Peraltas beschleunigten sich noch ein wenig, dass die Rockschöße des Mantels auch ganz ohne Wind flatterten. Eine Hand reckte sich hoch, um das Rufen mit wilder Geste zu unterstützen. So dauerte es auch nicht lange, bis auch Nico auf den Stufen der Galerie stand und breit zu seiner Kumpanin runter grinste. "Sieht so aus als hättest du mich mal wieder an der Backe. Darf ich dich mit einem Croissant bestechen, damit du mir verrätst, wer noch dabei ist? Oh, möchtest du einen Tee? Sollte noch warm sein. Ist...uhh", unterbrach sich Nico, um an der Thermos zu schnuppern. Sollte noch irgendein Zweifel bestanden haben, wer diesen Tee aufgesetzt hatte, war er damit wohl ausgeräumt. "Kamille, glaube ich? Warm ist er auf jeden Fall noch. Mandelhörnchen sind auch da." Wie zum Beweis wurden Mary zwei Tüten unter die Nase gehalten, aus denen es verführerisch duftete.
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Kenji
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Oh man, nun war es endlich soweit. Der erste B-Rang Auftrag des Blondinchens stand an. Schon als er den Questzettel in die Hand gedrückt bekommen hatte, hatten die kühlen Finger gezittert und auch jetzt, wo er die letzten Meter zum Treffpunkt zurücklegte, wollten sie keine Ruhe finden. Ein Glück konnten sie sich in dem dicken Stoff seiner Collegejacke verbergen und blieben so hoffentlich unentdeckt. Deren Reißverschluss hatte er bis zum Anschlag hochgezogen, doch die Kapuze seines Pullis und der hohe Kragen des schwarzen Shirts lugten trotzdem hervor, versteckten zuverlässig jeglichen Hinweis über sein frühzeitiges Ableben. Zu dick angezogen? Er? Gut möglich. Der Wind, der durch die Straßen und den weitläufigen Vorplatz pfiff, mochte kalt sein, jedoch nicht kalt genug, um mehrere dicke Lagen Kleidung zu rechtfertigen. Und der Ohara fror trotzdem. Es war sein erster Herbst als Untoter und das Fehlen der körpereigenen Wärme machte sich nun bemerkbarer denn je. Er konnte es nicht erwarten, endlich ins warme Innere der Galerie zu gelangen. Vorerst galt es jedoch, seine Kollegen ausfindig zu machen. Eigentlich hatte er sich erhofft, seine erste hochrangige Quest, wie geplant mit Nico und Mary in Angriff zu nehmen. Die positiven Worte des Braunhaarigen hatten ihm damals einiges an Sicherheit und Mut gespendet, doch die Questzuständigen der Gilde machten ihm eiskalt einen Strich durch die Rechnung. Wen er wohl stattdessen begleiten durfte? Ein wenig Angst hatte er definitiv, was, wenn es sich um richtig verständnislose Fieslinge handelte? Das würde er sowas von nicht überleben! Zum ersten Mal seit Langem schien es das Schicksal aufrichtig gut mit dem Magierfrischling zu meinen. Als er nämlich die breiten Stufen, die hinauf zum Eingang führten, ansteuerte, fiel ihm ein überraschend vertraut wirkender Wuschelkopf auf. Das konnte doch nicht Nico sein, oder? Es gab so viele braunhaarige Lauchstangen, es wäre schon ein gewaltiger Zufall ... Doch die Stimme und das schier endlose Gequassel ließen letztendlich keine Zweifel. Das war er. Neben ihm hockte noch eine junge Frau, die Haare genauso strohfarben wie seine eigenen. Hatte der Peralta nicht irgendwann gemeint, dass Mary blond war? Oh man, der Zufall wurde echt immer größer! Die letzten Meter hinter sich bringend hob Kenji die noch immer im Ärmel verborgene Hand um den Beiden zuzuwinken. Das Zittern war leichter geworden, doch ganz verschwunden war es nicht. "Hiiyaaa!" Die grauen Äuglein waren trüb wie eh und je, doch das Lächeln auf seinen Lippen war dafür umso wärmer. Das tote Herz schwieg. Besäße es noch ein Fünkchen leben, so würde es vermutlich auf und ab springen wie ein außer Kontrolle geratener Flummi. Die Sicherheit des Vertrauten suchend heftete er sich sogleich an Nicos Seite, schielte von dort aus neugierig zu Vielleicht-Mary hinüber. Und dann zu den Tüten, die offensichtlich gefüllt mit Süßkram waren. Sowas entging dem Näschen des Ohara nie! Vorerst hüpften sie jedoch wieder zu der Blondine. "Uhm ich bin Kenji, aber einfach nur Kenni ist auch okay... äh sag mal, bist du Mary?" Irgendwie hatte er sie sich anders vorgestellt. Größer, kräftiger, furchteinflößender. Stattdessen hockte da ein Mädel, sogar deutlich kleiner als er selbst, mit großen, freundlichen Augen, die wirkten, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Doch er wollte nicht voreilig sein. Aussehen sagte überhaupt nichts über die Fähigkeiten aus, richtig? Die eigenen Seelenspiegel hüpften zurück zu den Tüten voller Leckereien, deren unignorierbar süßer Duft ihm in der Nase hing. "Äh, habt ihr vielleicht vor ... das zu teilen?" Ein wackeliger Zeigefinger lugte aus dem Ärmel hervor und deutete zaghaft auf die Objekte seiner Begierde. Der Blick war jedoch abgewand, lag auf irgendeiner der dicken Säulen im Umkreis. Wenn die Antwort 'Nein' lauten würde, wäre er am Boden zerstört. Doch er würde es überleben ... vielleicht ... wahrscheinlich nicht.
Der heutige Tag hatte für Mary wohl nichts als Überraschungen parat. Da saß sie gerade wartend auf den Stufen und dachte darüber nach, wie sie nur verschwundene Gemälde ausfindig machen konnten und ob sie sich da nicht vielleicht ein zu großes Kuchenstück abgebissen hatte, da polterte ihr altbekannter Questpartner auf sie zu und übergoss die Baumgardner sogleich mit seiner quasselnden, warmen Präsenz. Insgeheim pochte Mary das Herzchen an den Kehlkopf vor Erleichterung, diese schwierige Aufgabe mit einem bekannten Gesicht bewältigen zu können. Und vielleicht auch ein kleines, ganz kleines bisschen aus anderen Gründen. Zusammen hatten sie schon so manchen Schrecken durchgestanden, da konnten einige dreiste Diebe eigentlich kaum dagegen anstinken.
Nach außen hin zeigte Mary ein breites Grinsen. Zum Reden kam sie ja sowieso nicht, weil Nicolo sie wie immer mit seinem Fluss an Worten davonspülte. Das konstante Gegacker hatte etwas sehr Beruhigendes, und ihre Hand glitt beinahe unwillkürlich an den Bernsteinanhänger um ihren Hals, den der Musikmagier ihr vor nicht all zu langer Zeit geschenkt hatte. "Ich nehme gerne eines ...", versuchte Mary ein paar Worte zwischen Nicolos Gequassel zu quetschen und lachte auf. Die Hand streckte sich nach einer der Tüten aus und öffnete sie vorsichtig. Das Mandelhörnchen darin duftete ausgesprochen gut. Sicherlich konnte man riskieren, ein kleines Gebäckstück zu verzehren, bevor sie sich an die Arbeit machten, oder? "Ich habe keinen Durst, aber danke! Die sehen toll aus! Sind die von deiner Vermieterin?" Normalerweise hätte sie ja gefragt, ob er diese selbstgemacht hatte, doch da weder Farbe an ihnen klebte noch sie aussahen, als wären sie zu lange im Ofen gewesen, war das eher nicht der Fall. Mary bezweifelte irgendwie, dass Nicolo die Geduld hatte zu backen. Er war doch eher so der Typ für schnelle Ergebnisse.
Gerade wollte Mary in ihr Hörnchen beißen, da beeilte sich eine weitere Person, zu ihnen aufzuschließen. Auf dem ersten Blick war er der Baumgardner vollkommen unbekannt, doch das machte nichts; Sie hatte eine derart hohe Meinung von ihren Gildenkameraden, dass sie zweifelsohne allen vertraute und sie als potentielle Freundschaften sah. Bisher war sie nur ein einziges Mal damit auf die Nase gefallen - eine verschwindend geringe Zahl, die bei Weitem nicht genügte, um Marys persönliche Quest zu vereiteln, möglichst viele Personen kennen zu lernen. Auf dem ersten Blick wirkte der Blonde ganz quirlig, auch wenn die Freude seine Augen irgendwie nie erreichte. Er schien Nico zu kennen, was Mary insgeheim doppelt freute. Einerseits war dadurch direkt das Eis gebrochen, andererseits machte es die Baumgardner glücklich, dass Nicolo auch außerhalb von ihr so langsam mit Leuten warm wurde. Marys Augen folgten Kenjis Gestik und sie blinzelte, als er ihren Namen scheinbar spontan erriet. War er vielleicht ein Hellseher oder so? Es gab ja alle möglichen Künstler i Füllhorn ... "Ähm, hallo! Die bin ich tatsächlich!", rief die Baumgardner aus und erhob sich endlich auch einmal, um Kenji die Hand zum Schütteln anzubieten, wie es sich in ihrem Elternhaus gehörte. "Freut mich, dich kennen zu lernen. Nico kennst du ja schon, Kenni. Magst du lieber Mandel oder Croissant?" Anbietend reckte sie ihrem Bruder in Blond die Tüte entgegen, damit er die volle Auswahl genießen konnte. "Es ist noch ein bisschen Zeit zum Essen, also langt ruhig zu! Wir werden gleich mit dem Kurator der Ausstellung sprechen, aus der drei wertvolle Gemälde gestohlen wurden. Unsere Aufgabe wird es sein, die Diebe zu finden. Dazu schauen wir uns den Tatort an und haben Gelegenheit, das Personal zu befragen. Man vermutet, dass die Gemälde demnächst auf dem Schwarzmarkt verkauft werden sollen, weil sie zu bekannt sind, um sie direkt an den Mann zu bringen." Mary teilte die ihr übergebenen Informationen schon einmal mit ihren Kameraden und biss danach herzhaft in ihr Mandelhörnchen. Kauend machte sie eine auffordernde Geste gen der beiden Jungs. "Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, wie wir die Gemälde finden oder erkennen sollen, ob es die Echten sind. Habt ihr eine Idee oder Fragen, die wir auf jeden Fall stellen sollen? Ich verstehe leider nicht viel von Malerei, aber wir schaffen das ganz sicher!"
Mit einer Verbeugung vonseiten Nico durfte Mary ihre Beute eines Mandelhörnchens heldenhaft erlegen. Nicht nur sie war froh diesen Auftrag mit einem bekannten Gesicht erledigen zu dürfen. Nico ging es da genauso. Und auch wenn der junge Peralta eigentlich nichts von Kitsch hielt, machte er für sich selbst eine Ausnahme. Die Doppelstandards waren wirklich grauselig, aber was sollte man machen, wenn sich im eigenen Verstand die Hoffnung regte, dass ein anderes Herz im gleichen Takt wie das eigene schlug? Das Lächeln des jungen Peralta war dementsprechend warm, herzlich und bot bestimmt einem M-Ped geräumigen Platz zum Wenden. "Mh-hm. Die hat Frau Tobayashi mir eingepackt. Also, ich habe dafür bezahlt. Aber irgendwie wollte sie nur die Hälfte vom Preis nehmen. Glaube sie hat eine Freundin in dem Häuserblock, den wir gerettet haben? Ist ja auch egal. Hab' ihr den Rest vom Geld in die Kaffeekasse gesteckt. Da hat sie mir noch einen Kaffee eingeschüttet und mitgegeben. Den wollte sie sich auch nicht bezahlen lassen, also habe ich die Jewels unter eine der Vasen auf den Tischen gesteckt. Da hat sie mir einen Kuchenheber hinterher geworfen und mir gesagt, dass ich mich verziehen soll. Aber auf eine herzliche Art und Weise." Mit einen Knacken der Rückenwirbel, die vermutlich seit einem Jahrzehnt keinen Tag ohne ungesunde Körperhaltung überstanden hatten, begab sich Nico wieder vollständig in die Vertikale, nicht ohne zu versuchen Marys Hand umzudrehen und einen Handkuss anzudeuten, wenn auch nicht durchzuführen.
Kenji wurde dann auch gleich freudig begrüßt. Der Blondschopf war ein sympathisches Kerlchen, hatte nette Dinge über Nicos furchtbare Malkunst gesagt und war, grade wichtig, selbst Maler. Der Ohara blieb nicht davon verschont, dass Nico ihm einmal ordentlich mit der freien Hand auf die Schulter klopfte und gleich darauf die Tüte mit den Hörnchen und Croissants mitsamt höfischer Verbeugung ebenfalls angeboten bekam. Ersteres erledigte Mary, zweiteres Nico, der grade wohl einfach Spaß an Verbeugungen hatte. "Doch, doch. Die wird geteilt. Ich rufe eine neue Tradition ins Leben. Die Tradition heißt "Nico bringt auf jede Quest Frühstück mit". Freut mich dich hier zu sehen, Kenji. Das ist die Mary, von der ich erzählt habe. Mary, das ist Kenji. Er ist Maler und hat mir ein paar echt gute Tipps gegeben. Auch wenn er echt viel besser ist als ich das je sein könnte. Ich zähle runter bis zur bescheidenen Abstreitung dieser Tatsache. Drei. Zwei. Eins. Dein Einsatz, Kenni. Oh, er ist übrigens schwer in Ordnung, Mary. War nicht mal wütend, als ich fast einen seiner teuren Stifte ruiniert hätte. War ein Versehen. Hab' ich dir die Feder eigentlich inzwischen ersetzt, Kenni? Wenn nicht, mache ich das heute noch. Hab nur wieder den Kopf sonst wo. Möchtest du ein Croissant, Nico? Aber gerne, Nico. Bin dann mal still." Mümmelnd wie ein Hase schaffte es der junge Peralta dann tatsächlich einmal lange genug den Mund zu halten, dass Mary den Auftrag erklären konnte. Schwarzmarkt. Das klang gefährlich. Gefährlicher als der Auftrag in dem Abgrund in Maldina. Aber dafür waren sie ja jetzt auch zwei B-Rang-Magier und ein sehr motivierter C-Rang-Magier mit malerischem Hintergrund.
Eine Hand Nicos reckte sich hoch, der erste Finger klappte aus. Von der überschwänglichen Aufgekratztheit der letzten dreißig Sekunden war nichts mehr übrig. "Also. Denke Kenni kennt sich am besten mit der Malerei aus. Vielleicht kannst du nachfragen, mit welchen Techniken die Bilder gemalt worden sind? Das könnte doch dabei helfen, die Originale zu erkennen." Der zweite Finger klappte auf. "Den Tatort müssen wir uns auf jeden Fall ansehen. Wenn die Gemälde sehr groß sind, sind sie schwer zu bewegen. Glaube sowas darf nicht gerollt werden, weil die Farbe sonst abblättert?" Fragender Blick gen Kenji. Der dritte Finger klappte hoch. "Dann sollten wir noch in Erfahrung bringen, wer zur Tatzeit hier war und wie die Sicherheit hier aussieht. Ist ja nicht auszuschließen, dass vielleicht einer der Wächter bei den Dieben mit dabei ist. Wenn die Diebe aber schon weg sind, weiß ich auch nicht mehr weiter. Woher sollen wir denn wissen, wo in Maldina der Schwarzmarkt ist? Seht mir jetzt beide nicht grade nach Verbrechern aus." Spindelige Finger zupften ein paar Croissantkrümel von dem braunen Mantel Nicos. Das Croissant hatte der junge Peralta vorher nahezu eingesaugt, aber zumindest fertig gegessen, bevor er schon wieder zu quatschen angefangen hatte. "Gibt da ein paar Geschichten zu solchen Diebstählen. Ich erzähle, wenn mir eine Idee kommt."
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Es war also wirklich die besagte Mary, die da vor dem Ohara hockte und ihn anguckte, als könnte er hellsehen! Als sie sich mit ihm auf Augenhöhe begab, schnappte er sich sofort die angebotene Hand, umschloss sie mit allen zehn Fingern und schüttelte sie durch. "Freut mich auch, Nico hat mir schon ne Menge von dir erzählt! Nur gute Dinge natürlich! Sehr gute Dinge! Und coole!" Der trübe Blick hüpfte kurz zwischen den Beiden umher, ehe er wieder auf der Gebäcktüte landete. "Ääähhh ... hmmm .... beides?" Die Frage 'was mochte Kenji nicht?' war deutlich leichter zu beantworten. Gierige Pfötchen angelten sogleich nach dem angebotenen Gebäck, schnappten sich einfach von jeder Sorte eins. Das würde schon niemanden stören, oder? " 'er üwerdreibd ffolll!", meckerte er mit prall gefüllten Hamsterbäckchen, noch bevor der Braunschopf seinen Countdown überhaupt beenden konnte. Kenni war noch am blutigen Anfang seiner Künstlerkarriere und hatte noch eine ganze Menge zu lernen und sein Schüler hatte auch schon eine Menge beeindruckender Fortschritte gemacht. War doch klar, dass er das nicht einfach so stehenlassen konnte! "Äh was? Ich- öh, uhm ... ah, Stift. Ja, die Spitze. Schon okay, die kosten keine 100 Jewel." Das kleine, fast schon unauffällige Kompliment brachte ihn vollkommen aus dem Konzept. Mit rosaroten Wangen versucht er, seine Gedanken wieder zu ordnen und stopfte sich den Mund vorerst mit Hörnchen, sodass er keinen weiteren Stuss faseln konnte. Die Ruhe, die dank des Futters zwischen den beiden Hähnen im Korb entstand, nutzte Mary direkt, um auf die Quest, die vor ihnen lag, zu sprechen zu kommen. Oh man, das hatte der Ohara fast schon wieder vergessen. Das, was da von ihnen verlangt wurde, klang echt gruselig. Sie sollten sich echt auf den Schmarzmarkt wagen? Er wusste ja nicht einmal, wie oder wo man den fand...! Eigentlich wusste er sogar nur, dass sich dort für gewöhnlich böse und gefährliche Leute rumtrieben. Ein Ort, an dem er eigentlich absolut nicht sein wollte. Nervös wippte er von einem Fuß auf den anderen. Er durfte jetzt auf gar keinen Fall Panik bekommen. Das war gar nicht so einfach, denn kaum hatte die Baumgardner ausgesprochen, fiel schon wieder sein Name. "Äh, was? Ich?" Die großen, leblosen Augen blinzelten entsetzt. "A-also, naja, ja. Es gibt einige Hinweise, durch die man die Echt- Echtheit eines Gemäldes ganz gut erkennen kann. Außer es ist eine richtig, richtig gute Fälschung. Uhm, dann weiß ich nicht, ob ich es erkenne." Es kam auch darauf an, ob er das Orginal kannte. Er war vor einer Weile schon einmal hier gewesen - als Besucher natürlich- doch falls die gestohlenen Gemälde zu denen zählten, die regelmäßig wechselten, würde es schwieriger werden. "Besonders alte Gemälde müssen langsam und vorsichtig transportiert werden, ja! Die sind super empfindlich", bestätigte er, ehe er weiter den Worten des Peralta lauschte. Das, was er da sagte, machte alles ziemlich viel Sinn! "Vielleicht weiß ja einer von den älteren Leuten aus unserer Gilde, wo der Schwarzmarkt ist? Kann ja sein, dass die da schonmal nen Auftrag erledigen mussten. Sonst weiß ich auch nicht..." Mit wirklich handfesten Ideen und Vorschlägen konnte der Untote leider auch nicht dienen. Seine Stärke lag definitiv bei den Kunstwerken und deren Erschaffung. Er würde seinem Team beide Ohren darüber abkauen können, was ein Orginal hervorhob und was eine Fälschung entlarvte. Auch von den Künstlern selbst konnte er den halben Lebenslauf runterrattern. Solche Dinge blieben dem Blondinenhirn stets erhalten. Doch ansonsten war er, mal ganz realistisch gesehen, ziemlich nutzlos. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf, ehe er die unterkühlten Hände aneinander rieb und seinen leider auch nicht viel wärmeren Atem zwischen die Handflächen pustete. "Vielleicht sollten wir einfach erstmal reingehen. Dann klären sich womöglich schon ein paar Fragen von selbst...?"
Mary nutzte die Zeit, die ihre Kameraden benötigten, um ihre Gedanken zum Auftrag zu äußern, um endlich von Nicolos mitgebrachten Leckereien zu kosten. Während sie lauschte und die goldenen Augen aufmerksam vom Musikmagier zum Ohara huschten, fielen der Baumgardner zwei Dinge auf. Erstens: Nicos Vermieterin war eine herausragend gute Bäckerin und sie sollte dort viel öfter etwas holen. Zweitens: Kenjis Augen hatten etwas Irritierendes. Die ganze Person wirkte so freundlich und ausgelassen, dass die leblosen Iriden einen eigenartigen Kontrast bildeten - wie eine unerwartete Schicht Eis an einem warmen Sommertag. Natürlich konnte der junge Künstler und offenbar talentierter Maler nichts für seine Augenfarbe, daher würde sie ihn gewiss nicht darauf ansprechen. Vielleicht war es einfach ein Nebeneffekt der herbstlichen Sonne und der relativen Kälte, die hier herrschte? Bestimmt!
Nachdem sowohl Nico als auch Kenji ihre Gedanken und Vorschläge geäußert hatten, schürzte Mary leicht die Lippen - eine Geste, die stets verriet, dass sie über etwas nachdachte. "Hm, ihr sprecht beide gute Punkte an. Wir sollten auf jeden Fall nicht ausschließen, dass den Dieben jemand geholfen hat, der Ahnung vom Aufbau des Museums hatte. Und was den Schwarzmarkt angeht, müssen wir vielleicht wirklich zurück zum Gildenhaus. Aber Kenji hat Recht: Eines nach dem anderen. Lasst uns reingehen!" Mary streckte sich einmal, wischte sich die Finger an einem bestickten Taschentuch ab, das sie aus ihrer Umhängetasche zog und erklomm zusammen mit den beiden anderen Magiern die ehrwürdigen Treppen zum alten Gebäude.
Marmorsäulen stützten ein flaches Dreieck von einem Dach, das mit altertümlichen Schriftzeichen beschrieben war. Mary konnte sie nicht lesen, vermutete aber, dass eines der Wörter "Persephone" lautete. Links und rechts des Eingangs hingen lange Stoffbanner von den Wänden, die mit den neuesten Informationen über kommende oder bereits vorhandene Ausstellungen beschrieben waren. Normalerweise gab es hier auch einen Absperrzaun, der Besucher dazu zwang, sich der Rezeption in einer geordneten Reihe zu nähern, doch die Messingstangen und roten Seile befanden sich im Moment zusammengerollt in einer Ecke neben dem Eingang. Die Galerie hatte aus Vorsorge die Türen vor Besuchern verschlossen, bevor noch jemand auf die Idee kam, ein weiteres wertvolles Kunstobjekt zu stehlen. Aus diesem Grund gab es im Augenblick auch nicht das übliche Personal. Am großen Holzportal, durch dessen Spiegelfenster man bereits Teile des Inneren erahnen konnte, stand ein recht beleibter Mann mit einem Schnauzbart, der die Wangen aufzufressen schien. Im Ausgleich zu seinem gewaltigem Bart fehlte ihm dafür ein Großteil seines Haupthaars auf dem Kopf. Sobald er die drei Magier sah, die sich näherten, hob er eine Hand und warf einen recht offensichtlichen Blick auf eine silberne Taschenuhr, die er in der anderen Hand hielt. Der füllige Leib war in eine scharlachrote Weste gehüllt, unter der er ein schaurig beige-elfenbeinfarbenes Hemd trug. "Ihr da! Die Galerie ist geschlossen." Mary blinzelte. "Das wissen wir. Wir sind hier, weil wir uns wegen dem Diebstahl melden sollen. Wir sind die drei Magier von Satyrs Cornucopia." Zum Beweis hob Mary ihren Arm und offenbarte das Gildenzeichen durch den herabrutschenden Ärmel. "Mein Name ist Mary Baumgardner, und das sind Kenji Ohara und Nicolo Peralta." Der Kurator hob die Brauen und unterzog alle drei einer eingehenden Musterung. "Nun, ich dachte nicht, dass das Füllhorn uns für eine solch wichtige Angelegenheit ... Halbstarke schickt. Aber wie dem auch sei ... Folgt mir in den Raum, wo das Grauen stattgefunden hat. Und bitte fasst unter keinen Umständen etwas an. Die hier ausgestellten Stücke sind allesamt weit älter als ihr und wertvoller, als ihr es jemals bezahlen könntet ..." Auch wenn Mary sich bemühte, sich nichts anmerken zu lassen, begann diese Person sie bereits jetzt leicht zu nerven. Aber ... Er setzte offenbar viel Stolz in seine Arbeit. Das konnte die Lichtmagierin verstehen. Auch sie wollte ihrer Gilde alle Ehre machen, also kamen sie ganz sicher auf einen gemeinsamen Nenner. Und mit etwas Glück mussten sie nur kurz mit ihm sprechen ...
"Aye, aye", brachte Nico noch hervor, bevor er schon die Hände in die Manteltaschen steckte. Immerhin war es total wichtig lässig zu wirken. Als hätte man alles unter Kontrolle und würde nicht permanent improvisieren, während die innere Stimme schrie, dass das alles total wahnsinnig und gefährlich war. Na ja, gut. Hier bestand die größte Gefahr vermutlich nur darin bei einer Führung an Langeweile zu versterben, wenn die Angestellten der Galerie mal wieder zu einem Exkurs über die Geschichte der Gemälde ausholten, die nun wirklich niemand interessierte. War Nico schon einmal hier gewesen? Nein. War diese Meinung also komplett vorurteilsgesteuert? Absolut. Mit wehenden Rockschöße hupfte Nico hinter Mary her, die dankenswerterweise mal wieder die Führung übernommen hatte. Die Galerie sah fast schon altehrwürdig aus. Wie eine Art Tempel der Kunst. Nico fiel kurz zurück, als er sich Zeit nahm die Banner zu betrachten. Landschaftsmalerei. Uh, eine Ausstellung der taktgebenden Gemälde des Impressionismus. Das musste er sich mal ansehen. Und die Portraitgalerie vielleicht auch mal. Menschen zu malen war echt furchtbar. Die kamen nie so raus, wie sie eigentlich sein sollten. Mit hüpfenden Schritten und klackenden Absätzen sprang Nico rasch hinter seinen Kumpanen her, um nicht zurückgelassen zu werden wie ein sehr aufgeregter Hundewelpe.
"Man bewertet ein Gemälde nicht anhand des Rahmens, in dem es kam", gab Nico säuerlich zurück, als der Oberhoncho die Dreiergruppe als Halbstarke bezeichnete. Was fiel diesem Walross im Menschenanzug eigentlich ein? Der konnte sich seine Gemälde schön selbst suchen, wenn er so weitermachte. Und wie exakt sollten sie Dinge untersuche, wenn sie nichts anfassen durften? Dieser dümmliche Bart mit menschlichem Anhang! Es lag doch auch in seinem Interesse, wenn die drei Magier helfen wollten, statt sich nur dazu verpflichtet zu fühlen. Oh, wenn er ihm die Schnürsenkel ungesehen zubinden konnte, würde er das machen. Mal sehen, wie von oben herab der Kerl noch gucken konnte, wenn zum Bodeninspekteur wurde. Auf Nicos Gesicht breitete sich eines jener Grinsen aus, die normalerweise oben mit einer Flosse ausgestattet waren und auf einen ahnungslosen Schwimmer zuhielten. Während das Walross also weiterquasselte, blieb Nico mal hier stehen, mal dort stehen. Die Gemälde hier waren, zumindest seiner Meinung nach, ausgesprochen ästhetisch. Sie waren nicht unbedingt schön, jedenfalls nicht alle. "Es wurden drei Gemälde des örtlichen Meisters Minent gestohlen. Ein Landschaftsgemälde, ein Portrait und ein Stillleben. Ich muss wohl kaum erklären, was für ein unersetzlicher Verlust das für die Kultur der Stadt, ach was, des ganzen Landes ist! Meister Minent ist ein zurückgezogen lebender Mensch und greift nur noch selten zum Pinsel. Jedes einzelne Gemälde ist ein Schatz für sich! Und dann wurden gleich drei gestohlen! Ein unersetzlicher Verlust!" Ein leises, ersticktes Geräusch ertönte von hinten, wo Nico mal wieder stehen geblieben war. Der Kurator warf einen bitterbösen Blick in diese Richtung, aber der junge Peralta sah schon wieder mit todernstem Gesichtsausdruck auf das Portrait einer Priesterin und ließ sich nichts anmerken. "Hier sind wir", verkündete der Kurator und hing selbst eine der Absperrbahnen vor einem der Räume weg. An den Wänden des Raums hingen in goldenen Rahmen unterschiedliche Gemälde. Dem Stil nach zu urteilen entstammte sie allesamt aus der gleichen Feder. Licht fiel durch die gläsernen Obergaden und tauchte den Raum in warme Helligkeit, beleuchtete gezielt einige der Bilder. Am auffälligsten waren jedoch drei große, leere Flecken an den Wänden. Wo die Gemälde gehangen hatten, war die Farbe leicht heller, sodass man gut die Größe der fehlenden Bilder abschätzen konnte. Der Kurator faltete die Hände vor dem Bauch und schniefte leise. "Die Runensoldaten haben alles abgesperrt. Aber sie haben "Wichtigeres" zu tun als nach kulturellen Schätzen zu suchen." Die Anführungszeichen senkten sich mühelos hörbar an ihre Plätze. "Banausen! Ein Volk, das seine Kunst aufgibt, verschreibt sich der Barbarei!" Mit wütend zitterndem Bart postierte sich der Mann nahe des Eingangs. Selbst die Hände verkrallten sich vor dem Bauch ineinander. Nico schnallte sich den Geigenkoffer vom Rücken und lehnte ihn gegen eine der Bänke, die wohl als Sitzgelegenheiten zur Betrachtung der Bilder dienen sollten. "Der Tatort wurde also noch gar nicht untersucht? Haben die Sicherheitsleute irgendwas bemerkt?" "Die Runensoldaten haben ja "Besseres" zu tun. Von meinem Personal hat niemand etwas bemerkt. Dass die Bilder fehlen, fiel erst bei der nächsten Patrouille des Nachtwächters auf. Nicos einzige Antwort blieb ein nachdenkliches "Hm", als er zu den Leerstellen an der Wand hinüberstiefelte, die Arme ausbreitete und scheinbar Maß nahm. Jep, die Gemälde passten locker durch die breiten, für Gäste angelegten, Türen der Galerie. Wär ja auch zu einfach gewesen.
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Vorsichtig linste das Blondchen über die Schultern seiner Kollegen hinweg, als der massige Mann angewalzt kam. Dessen Blick verriet dem feinfühligen Kerlchen bereits alles, was es wissen musste: Es galt in Deckung zu gehen, denn es folgten unangenehme Worte! Es mochte zwar stimmen, dass er kaum mehr als ein Halbstarker war, vermutlich sogar nur ein Viertelstarker, doch Mary und Nico gegenüber war das wirklich unfair! Die waren echt stark und fähig und garantiert die besten Magier, die man für diesen Job hätte bekommen können. Trotzig bließ er die Bäckchen auf, traute sich aber letztendlich doch nicht, etwas zu sagen. Es war nie eine gute Idee, sich gegen Fieslinge zur Wehr zu setzen (wenn es nicht gerade die Gegner einer Quest waren), das war eine wichtige Lektion, die er bereits zu seiner Schulzeit gelernt hatte! Lieber blieb man ruhig, ließ es über sich ergehen und hoffte, dass es schnell vorüber war. Wie ein Entenküken wackelte Kenni dem Kurator hinterher, ließ den Blick über die Gemälde schweifen, an denen sie vorbei kamen. Viele waren ihm bekannt, trotzdem sie hätten sein Herz wieder höher schlagen lassen - wenn das denn noch ginge. Früher hatte es sich immer ein bisschen angefühlt wie verliebt sein, wenn er sich tolle Zeichnungen angesehen hatte. Auch jetzt freute er sich noch riesig, es ließ ihn unruhig und hibbelig werden, doch in seiner Brust war es still. Komplette Funkstille. Manchmal glaubte er, sich daran gewöhnt zu haben, doch hin und wieder - in Momenten wie diesen - vermisste er den kleinen Flummi, der sein Herz einmal gewesen war. Hach, wie viel würde er doch dafür geben, noch einma- MINENT?! Die trüben Seelenspiegel wurden schlagartig riesengroß, waren plötzlich aufmerksam auf den Bärtigen gerichtet. Fehlte nurnoch, dass er lauthals maunzte, um den Eindruck, er wäre eine Katze, der man auf den Schwanz getreten war, zu vervollständigen. Der alte Mann, der seine Liebe zur Malerei in den letzten Jahren zunehmend verloren hatte, gehörte zweifelsohne zu den Lieblingskünstlern des Magierfrischlings. Ausgerechnet von ihm waren Gemälde gestohlen worden? Das konnte nicht sein! "Bitte sagen Sie nicht, dass der Strand von Ljuska-" "Oh doch." "NEIIIIN...!" Kenji fasste sich mit beiden Händen an den Kopf, der sich plötzlich mehrere Tonnen schwerer anfühlte. Er war am Boden zerstört. Das war sein absolutes Lieblingsgemälde von Minent. Die für den Künstler typischen, dicken Ölfarben, die dem Kunstwerk gezielt einen gewissen 3D-Effekt verliehen, die grandiose Perspektive und die zarten Pastelltöne, die verwendet wurden. Es war schlichtweg perfekt. Und nun sollte es sich in den Fängen von hinterhältigen Dieben befinden? Einige Tränen kullerten seine bleichen Wangen herunter, ehe er sich an eine Kleinigkeit erinnerte, die er kurzweilig verdrängt hatte: Es war ja (unter anderem) sein Job, die Gemälde wieder aufzutreiben. Wenn er sich gut anstellte, würden sie womöglich schon am Ende des Tages wieder dort sein, wo sie hingehörten. Entschlossen ballte er die Pfötchen zu Fäusten. Das hier war nicht länger nur ein Auftrag, vor dem er Schiss hatte, es war eine persönliche Herzensangelegenheit! Als er den leeren Platz sah, an dem die wertvollen Gemälde, sichtbar für alle Welt, eigentlich hätten hängen sollen, festigte sich seine Entscheidung umso mehr. Es war wirklich eine Schande, dass die Runensoldaten den Wert der Kunst nicht erkannten, aber irgendwie war Kenji gerade ein wenig glücklich darüber, schließlich hatte so er selbst die Chance, die Kreationen eines Künstlers, der ihm so viel bedeutete, zu retten! "Heißt, jemand hat die Zeit zwischen den Runden des Nachtwächters genutzt um die Gemälde zu entwenden?", führte er die Fragerei seines Kollegen fort. Kenji mochte im Alltag ein wenig dümmlich wirken, weil er schlichtweg zu faul war, sein Hirn anzuschmeißen, doch wenn er wollte, waren seine grauen Zellen tatsächlich ziemlich leistungsfähig. Er hatte seinen Abschluss nicht rein zufällig als einer der Schulbesten gemacht. "Minents Gemälde sind allesamt noch nicht so alt wie die meisten Stücke hier, das war bestimmt kein Zufall, dass die ausgewählt wurden. Die Farbe is noch nicht so empfindlich, weil sie ja noch recht 'frisch' ist. Und außerdem gibt es einige Leute, die vor allem jetzt eine ordentliche Menge Geld für eins der Gemälde zahlen würden. Ist ja allgemein bekannt, dass der Wert steigt, sobald ein Künstler tot ist. Angeblich soll Minent schon länger nicht mehr ganz fit sein." Die Uhr tickte also. Lieber jetzt eine Menge als später ein halbes Vermögen. All das war aber eigentlich nur Vorgeplänkel für den Punkt, auf den Kenji eigentlich hatte kommen wollen: "Heißt, der Dieb ist bestimmt wer, der sich mit Kunst zumindest halbwegs auskennt. Also womöglich echt einer der Angestellten hier." Eine Schlussfolgerung, die glatt aus dem Mund von Herlock Sholmes höchstpersönlich hätte kommen können! Naja, eigentlich nicht, denn das war alles ziemlich naheliegend. Uhm, hatte er das eigentlich gerade laut ausgesprochen? Och ne. "Äh, vielleicht. Also alles nur ganz dolle vielleicht. Würde halt irgendwie Sinn machen, nicht? Öh, ich bin dann mal wieder ruhig. Sorry."
Eins musste man dem Kurator der Kunstgalerie wirklich lassen: Er schien für seine Arbeit Feuer und Flamme zu sein. Grundsätzlich war das ein Charakterzug, den Mary bewunderte, aber gab es wirklich Grund, dass man so arrogant sein musste? Es war der Baumgardner schon öfter aufgefallen, dass Personen mit kulturell hochwertigen Hobbies manchmal dazu neigen konnten, sich wichtig zu machen. Vielleicht lag das daran, dass manche Leute auf diese Beschäftigungen herabsahen und sie diese ständig verteidigen mussten? Mary war keine Psychologin, sondern eher der schlimmste Alptraum eines Kurators, außer vielleicht eine Schulklasse, bei der jeder eine Saftbox und ein Marmeladenbrot in den Händen hatte: Ein ungebildetes, kleines Landei. Entsprechend konnte sie mit dem Namen des Künstlers auch nichts anfangen. Mary verstand den Wert der Gemälde nicht ganz und fragte sich insgeheim, wieso man solche Summen für etwas hinblätterte, das teilweise aussah, als könnte es ihr kleiner Bruder mit Spaghettisoße produzieren. Aber nur weil sie etwas nicht verstand, musste sie es ja nicht verurteilen. Da sie aber eben nur wenig Ahnung hatte, achtete Mary eher auf die schönen Farben und Motive und die Menschen um sich herum. So fiel ihr auf, dass der Kurator ehrlich erschüttert von diesem dreisten Diebstahl wirkte und Kenji sogar kurzzeitig Tränen vergoss. Bei letzterem Anblick glubschte die Baumgardner kurz wie ein Goldfisch, dem man das Wasser abgelassen hatte und friemelte nach einem Taschentuch, das sie dem Ohara diskret zu reichen versuchte, während sie auf den neuesten Stand gebracht wurden.
Als sie die Ausstellungshalle erreichten, betraten Kenji und Nico den Raum und ließen die Untersuchungen beginnen, während Mary sich weiterhin in der Nähe des Kurators aufhielt und die Hände vor der Körpermitte verschränkte. Im Hirn des Landeis ratterten die Gedanken. Wieder zeigte der rundliche Herr seine Liebe zur Kunst und sein Unverständnis, dass die Runensoldaten sich diesem Diebstahl nicht mit höchster Priorität widmeten. Auch wenn Mary insgeheim dachte, dass Verbrechen mit Menschenopfern einfach wichtiger waren und das wahrscheinlich auch der Grund war, wieso man ihre Gilde involviert hatte, verkniff sich die Lichtmagierin einen solchen Kommentar. Wahrscheinlich würde das ihren Auftraggeber nur reizen. Nico und Kenji derweilen wurden zu dem Detektivduo des Jahrhunderts und spielten perfekt aneinander ab, was Mary zum zweiten Mal an diesem Tag glubschig zurückließ. Fühlte sich das so an, wenn man mit Experten zusammenarbeitete? Zwar hatte sie schon viele Quests mit Nico erledigt, aber bei jeder einzelnen von ihnen war er irgendwie außerhalb seines Elements gewesen. Nun hatte sie zwei Künstler dabei und freute sich, dass die so gute Ideen hatten. "Das war echt schlau kombiniert, Kenji!", meinte Mary, der man die Begeisterung anhörte und widmete sich dem Kurator, der ein unwirsches Brummen losließ. "Vollkommen unmöglich. Alle Angestellten des Museums sind von mir handverlesen. Ein solcher Fehler könnte mir niemals passieren." Okay ... "Sicher, ähm ... Ein so ... prestigiträchtiges Museum hat doch sicher Überwachungslacrima, oder? Haben die etwas gesehen?" Bei dieser Frage schien der Walrossbärtige etwas ins Schwitzen zu kommen. "Nun, gewiss, gewiss. Daran hatten die Runensoldaten auch zunächst gedacht. Aber ... es ist so ... Sie werden an einem zufälligen Tag des Jahres, ähm, gewartet und deren Speicher archiviert ... Ein aufwändiges Unterfangen ... Natürlich niemals alle gleichzeitig, aber nun ..." "Und der Diebstahl fand genau an dem Tag statt, an dem die Lacrima für diese Ausstellung nicht in Betrieb waren." Goldene Augen schickten einen vielsagenden Blick zu Nico und Kenji herüber. "... Ja." "Gab es sonst auffällige Personen, die ihre Ausstellung besuchten? Zwielichtige Gestalten?" Der Kurator schüttelte den Kopf und betrachtete Mary abfällig. "Als ließe ich dergleichen in meine Hallen der Kultur! Nun, die einzige Person, die in letzter Zeit häufig die Ausstellung besuchte war eine Kunstlehrerin ... Sophie Tomic, ihr Name. Sie hat eine Sondergenehmigung beantragt, um mit ihren drei Schülern hier im Schatten der Minents zu üben. Reizende, junge Frau. Wahrlich begeistert von Kunst ..." Mary nickte leicht und ließ den Kurator kurz mit seinen Schwärmereien alleine. Ein Arm legte sich um Nicos Schulter, der andere um Kenjis, um die beiden zur klischeehaftesten Besprechung aller Zeiten zu angeln, sofern sie dies der kleinen Landei erlaubten, die gegenüber beide eher zwergisch war. "Das ist alles sehr seltsam, aber ich glaube wir haben einen konkreten Hinweis: Die Person, die für die Sicherheit hier zuständig ist, oder? So viel Glück kann ein Dieb ja gar nicht haben." War das elementar genug, Kenji Holmes und Nicolo Watson?
"Der Strand von was bitte?", murmelte Nico in sich hinein. Der Blick wechselte von Kenji, der grade drohte zu einer traurigen Pfütze an Tränenflüssigkeit auf dem Boden zu werden, zu dem leeren Stück Wand und wieder zurück. War der alte Knacker, der im Auftrag der Gilde einen Apfelhain gemalt hatte, etwas Besonderes? Ein Schrittchen zur Seite folgte, damit Nico vor einem der anderen Gemälde stehen konnte. Ein Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang. Die Sonne war knallig rot, die restlichen Farben sehr sanft. Die Spiegelung der Sonne im Wasser wunderbar getroffen. Die Striche sacht gesetzt, aber die Farbe so dick aufgetragen, dass sie manchmal von der Leinwand abstand. Huh. So in etwa hatte das Apfelhain-Gemälde auch ausgesehen. Und sowas war dann wohl jede Menge Jewels wert. Okay. Das bekam er doch sicherlich auch hin, wenn man ihm nur genug Ölfarben zur Verfügung stellte. Wobei das Bild schon recht hübsch war. Nico war eine Person, die auch außerhalb des musikalischen Kontexts gerne mal von einer "Komposition" sprach. Meistens im Zusammenhang mit Essen. Hier aber eben auch. Die einzelnen Teile des Bildes sahen nicht aus, als würden sie zusammenpassen, aber sie taten es einfach trotzdem. Ein wenig wie mit den Hummeln und dem Fliegen.
Als es um die möglichen Verdächtigen ging, mimte Nico den Wackeldackel. Jep, jep. Die Bilder waren bestimmt nicht zufällig gestohlen. Wer auch immer die hatte mitgehen lassen, kannte sich damit aus. Da waren Kenjis Einwände ausgesprochen überzeugend. Und auch Marys. Alles deutete auf einen Mitarbeiter der Kunstgalerie hin. Oder aber...die Lehrerin. Mit gleich drei Schülern hatte sie ja wohl auch genug Kraft, um drei Gemälde mitsamt Rahmen mitgehen zu lassen, wohingegen eine Einzelperson dafür vielleicht nicht einmal genug Zeit hatte. Damit eröffnete sich gleich noch ein verdächtiger Personenkreis. Außer natürlich...die steckten alle unter einer Decke! Wenn Nico diesen Fall als Krimi verschriftlichen müsste, wäre die Person, die für die Sicherheit verantwortlich war, jetzt mit der Lehrerin verbandelt. Ein wenig tragische Romanze musste ja sein. Die Besuche der Lehrerin wären nur ein Vorwand gewesen, um sich a) hier als regelmäßige Besucherin zu etablieren und b) den Diebstahl in aller Ruhe planen und vorbereiten zu können. Als Lehrerin würde sich bei ihr niemand wundern, wenn sie ein wenig im Raum herumwanderte, um ihren Schützlingen anhand anderer Gemälde die dahinter liegende Technik zu erklären. Und wenn die Schüler dann selbst malten, hatte sie Stunden um ihre eigene Planung durchzuführen. Dann hatte der Sicherheitsbeauftragte rausgegeben, wann die Lacrima hier abgeschaltet wurden und sie mitsamt Komplizen herein gelassen. Und dann waren sie mit dem Gemälden abgehauen. Klare Sache, der Fall war gelöst! Innerlich klopfte sich Nico schon mal selbst auf die Schulter.
Mit einem Klacken der festen Absätze seiner Lackschuhe wendete Nico den gesamten Lauchkörper zurück zur Gruppe. Die Hände wanderten zurück in die Manteltaschen, bevor er ein paar lange Schritte zurück zu seinen Leuten machte und den Blick auf das Walross richtete. "Wer hatte Zugriff auf die Information, dass die Lacrima hier zum Diebstahlszeitpunkt abgeschaltet sein würden?" Das Walross hob eine Hand, um sich damit über den Bart zu streichen. Die Geste mutete nachdenklich an. "Das Sicherheitspersonal, das die Übertragung der Daten ins Archiv vornahm. Und ich natürlich. Ich glaube Herr Guirrere war dafür eingeteilt, die Daten zu übertragen." Eine Hand Nicos verschwand in seiner Umhängetasche, aus der ein Stift mitsamt Notizbuch zum Vorschein kam. "Guirrere. Notiert. Die Lacrima in den anderen Räumen waren zum Zeitpunkt des Diebstahls aktiv?" Bestätigendes Nicken vonseiten Walross. "Danke. Das bedeutet, dass die Diebe die anderen Räume vermutlich nicht betreten haben, sondern über die Gänge dazwischen verschwunden sein müssen. Wir brauchen die Patrouillenroute der Nachtwächter für die Nacht des Diebstahls. Außerdem müssen wir mit dem Sicherheitspersonal sprechen und uns gegegebenfalls die Aufzeichnungen der Sicherheitslacrima ansehen." Weitere gekritzelte Notizen im Büchlein folgten. Das ganze hier fing ja langsam an richtig Spaß zu machen. Als würde man in einem Krimi leben. Nur mit weniger Mord und Totschlag, bislang. Nico ließ sein Buch zuschnappen, grinste zu seinen beiden Partners in Crime(busting) rüber. "Würde sagen, dass der Sicherheitsbeauftragte erstmal am vielversprechendsten klingt. Was meint ihr?"
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Schlau kombiniert. Die Äuglein des Blondinchens wurden groß und kugelrund. Zwar ließ sich auch weiterhin vergeblich das Leben in ihnen suchen, doch ein bisschen konnte man ihm die Begeisterung über das kleine Lob durchaus ansehen. Leider wurde die aufkommende Freude direkt wieder unter der Schuhsohle des Kurators zerquetscht wie ein kleines, hilfloses Insekt. Unmöglich? Aber wieso denn? Jedem konnte doch mal ein Fehler unterlaufen. Manchen - beispielsweise Kenji selbst - mehr und manchen - vermutlich dem Kurator- eher weniger. Aber so ganz perfekt war doch keiner. Wahrscheinlich ... Vielleicht. Je mehr der Bärtige erzählte, desto mehr klang es, als wäre tatsächlich einer der Mitarbeiter der Dieb. Natürlich waren da die Lehrerin und ihre Schüler, aber für den Ohara war deren Verhalten nicht wirklich auffällig. Er selbst hatte auch schon versucht, den Zeichenstil berühmter Künstler nachzuahmen. Sowas brauchte Zeit und vor allem gute Beispiele, an denen man sich orientieren konnte. Und selbst wenn diese vier etwas damit zu tun hatten, sie konnten unmöglich wissen, an welchem Tag die Kunstwerke nicht überwacht waren. Außer sie hatten Hilfe von einem Angestellten. Also konnte der Dicke und seine ach so tolle Auswahl seiner Kollegen gar nicht so super sein, egal wie man es drehte und wendete. Pah! Ein wenig beleidigt verschränkte Kenni die Arme vor der Brust, watschelte zurück zu Mary. Die Aussicht darauf, den Kurator hinter sich zu lassen, gefiel Kenji mehr als nur gut. Einerseits, weil er die Sache ähnlich wie seine Kollegen sah, der Sicherheitsbeauftragte musste verhört werden. Andererseits war der Kerl aber auch einfach unangenehm, alleine seine Präsenz ließ den Magierfrischling nervös werden. Und es war echt selten, dass der mal jemanden doof fand! Das passierte ungefähr genauso oft, wie ein 'Nein' auf die Frage, ob er was Süßes wollte: eigentlich nie! "Jup, jup, dieser Guirrere muss mal ordentlich ausgequetscht werden!", bestätigte er begleitet von einem kräftigen Nicken. "Wo findet man den denn den Herrn Guirrere? Also natürlich nicht, weil wir ihn verdächtig finden oder so. Neeee. Bestimmt nicht. " Für seinen Kommentar fing er sich direkt eine hochgezogene Braue von dem Dicken ein. Trotzdem bekam er eine Antwort: "Der sollte gerade im Pausenraum sein." Ein kurzer Blick auf die protzige Uhr am Handgelenk. "Ja, wenn ihr euch beeilt sollte er noch da sein. Nehmt dort vorne links die Tür zum Personalbereich und dann gleich die Erste rechts." Okay, das war ja einfach zu finden. "Danke!" Das Lächeln, das sich über die Lippen des Untoten zog, wirkte absolut erzwungen, verschwand auch direkt, als er sich seinen Kollegen zuwendete. Wenn es keine Fragen mehr gab, konnten sie ja weiter. Er wollte hier echt schnell weg! Außerhalb der Hörreichweite des Kurators atmete er schließlich laut auf. "Das war echt ein richtiger Fiesling...!", grummelte er vor sich hin, "Ich dachte immer, dass Fans von Minent alle cool sein müssen ..." Doch da hatte er sich wohl geirrt. Der Mann war echt voll nicht toll! "Äh, was auch immer. Ich glaube wir sollten erstmal mit diesem Guirrere nett sein. Nicht, dass der ahnt, dass wir ihn verdächtigen und dann versucht, Beweise verschwinden zu lassen oder so!" Voll der clevere Plan, Kenji, da wäre sicher sonst niemand drauf gekommen. Ein Klopfer später durften sie auch schon in den Pausenraum eintreten. Dieser war leer bis auf einen recht jungen Mann, der an einem kleinen Tisch hockte. Die dicke Brille, die seine Augen mindestens dreimal so groß wirken ließ, war beschlagen von dem heißen Dampf der Fertignudelsuppe, die er gerade schlürfte. Aus diesem Grund schielte er auch über die Gläser hinweg als er die Gäste durch einen Vorhang aus pechschwarzen, zerzausten Haaren anstarrte. "Wer seids ihr denn bitte? Habt ihr das große Schild von wegen 'Personalbereich' nich' gesehen oder wie? Besucher ham hier nix zu suchen. Boahhh, nie kann man in Ruhe Pause machen, das gibt's doch nich ey." Der Stuhl, auf dem er hockte, knarzte, als er damit zurückrutschte, um sich auf die Beine zu hieven. "Äh, wir- ähh..." Durch die Haltung, die eher an einen nassen, halb umgekippten Sack erinnerte, war er beinahe auf Augengröße mit Kenji. "Kommt mit, ich zeig' euch wo's raus geht. Ham wir heut nich' eh geschlossen? Maaaahhhhnnnn....!"
Weiterhin kam es Mary so vor, als habe die Gildenleitung das perfekte Team für diese Quest zusammengestellt. Auf eigenartige Weise harmonierten Kenjis Fachwissen über Kunst und dessen Flauschigkeit ausgezeichnet mit Nicos blühender Fantasie und seiner Bereitwilligkeit, Leuten böse Intrigen zu unterstellen. Und sie selbst erfüllte die Rolle eines Zwischendings, das dafür sorgte, dass Kenji keinen emotionalen Zusammenbruch erlitt und Nico nicht anfing, mit den Fingern auf Leuten zu zeigen und "EINSPRUCH!" zu erheben. Auf dem Weg zum Pausenraum ließ Mary noch einmal die Details ihrer bisherigen Ermittlungen vor ihrem geistigen Auge Revue passieren, nickte jedoch, als der zweite Blondschopf auf dieser Quest verlauten ließ, dass er wenig vom Kurator hielt. Mary sprach zwar äußerst ungerne schlecht über andere, aber selbst sie musste zustimmen, dass es sich bei dem Walrossbart um eine unangenehme Persönlichkeit handelte. Na ja - bestimmt waren nicht alle Museumsbesucher so!
Die Gänge des Museums mit seinen Marmorsäulen und polierten Bodenfliesen zogen an ihnen vorbei. Hin und wieder bot sich ihnen eine bequem aussehende Bank an. Bestimmt konnte man hier Stunden verbringen und alle Gemälde und Plastiken hier auf sich wirken lassen, um unendlich viel Wissen über wichtige Künstler und kulturelle Epochen von Fiores Geschichte zu erfahren. Aber dafür hatten sie keine Zeit! Mal sehen ... Die Person, die Mary bisher am verdächtigsten erschien war eindeutig der Sicherheitsbeauftragte. Dass man die Runde des Nachtwächters abpasste, konnte man ja vielleicht noch auf Zufall und gute Beobachtungsgabe schieben, doch auch noch ausgerechnet die Nacht auswählen, in der die Überwachungslacrima gewartet wurden? Nein, irgendetwas stimmte hier vorne und hinten nicht!
Als das Dreiergespann den Pausenraum erreichte, brauchte es nicht lange, um ihre Zielperson zu erkennen. Insgeheim hatte die blühende Fantasie der Baumgardner sich schon alles mögliche an düsteren Gestalten ausgemalt, doch die tatsächliche Erscheinung ihres Verdächtigen war eher ... komplett gewöhnlich. Mary glubschte nicht schlecht, als der Typ auch noch sofort das Wort erhob. Ohne große Umschweife wollte er sie aus den Personalbereich verbannen und stellte klare Reviergrenzen da. Schwerfällig näherte er sich Kenji und wollte schon die Arme ausstrecken, um den Blonden an den Schultern rauszubugsierend, fortwährend meckernd, da räusperte sich Mary. "Entschuldigen Sie, aber wir haben alles Recht, hier zu sein! Wir sind die angeforderte Magier von Satyrs Cornucopia." Der Kopf des Sicherheitsbeauftragten ruckte wie der eines (etwas speckigen) Falken, der eine Feldmaus entdeckt hatte zum Mädchen im Bunde herüber. Beinahe sofort nahm dessen abweisende Haltung ab und die Gesichtszüge weichten auf, als er in das Gesicht der Baumgardner blickte, die ein halbes Lächeln aufgesetzt hatte. Zur Bestätigung ihrer Aussage hob sie auch den Arm und ließ den Ärmel bis zum Ellenbogen rutschen, damit ihr Verdächtiger das Gildenzeichen anschauen konnte. Er rannte nicht direkt davon, das war doch ein gutes Zeichen! "Ah, so? Sagt das doch gleich, meine Liebe! Wie unhöflich von mir. Willst du einen Tee? Kaffee?" Ein eiskalter Schauer lief Marys Rücken hinab. Sie hatte nicht das Gefühl, dass der Typ sie auf eine eigenartige Weise anstarrte, aber die extreme Freundlichkeit war trotzdem höchst irritierend. "Nein, danke, ähm. Wir sind hier, um den kürzlichen Diebstahl zu untersuchen. Haben sie vielleicht Informationen für uns, die uns helfen könnten?" "Der Diebstahl?" Der Mann watschelte zum Tisch zurück und ließ sich erst einmal Zeit, ein wenig von seiner Suppe zu schlürfen. War es nur der Dampf der Nudeln oder schwitzte er plötzlich? "Also, ähm ... Wie kommt ihr da auf mich? Ich weiß nichts vom Diebstahl. Der Kurator liegt mir schon genug wegen der Lacrima in den Ohren!" "Aber es wusste niemand außer Ihnen, wann die Lacrima zur Wartung abgeschaltet werden würden, oder?" Mary war etwas näher gekommen, um die Frage zu stellen, als sich die Augen des Sicherheitsbeauftragten weiteten. Plötzlich giff Guirrere nach dem Fertignudelbehälter und entleerte ihn mit Schwung über Marys Vorderseite, warf polternd den Tisch in die Richtung der beiden anderen Magier und versuchte sich mit quietschenden orthopädischen Schuhen durch den Hinterausgang des Pausenraumes aus dem Staub zu machen. HUH?!
Aufbruchsstimmung. Mit einem leisen Ächzer wuchtete sich Nico den abgestellten Geigenkoffer wieder zurück auf den Rücken. Moah, da musste echt mal eine andere Lösung her. Eine teleportierende Geige oder sowas. Oder vielleicht eine der elektrischen Gitarren. Deren Klang fetzte ein bisschen mehr. War bestimmt leichter damit feindliche Magier einzuschüchtern als mit dem doch eher sanften Klang einer Violine. Und von der Mundharmonika fing er da besser gar nicht an. Die nahm eh niemand ernst, er selbst vorneweg. Schlurfend setzte sich Nico als Schlusslicht hinter die versammelte Satyrenhorde. Bei Kenjis Worten entkam dem jungen Peralta ein abfälliges Schnaufen. "Ne du, Kenji. Kunstfan zu sein heißt leider nicht auch ein netter Mensch zu sein. Wäre zwar wunderbar so, aber grade Künstler können richtig gemein zueinander sein. Nicht die von Satyrs, da habe ich bislang echt nur freundliche Leute getroffen, aber vorher? Fuh, da wird gebissen, gezetert und Rufmord betrieben, dass sich die Deckenbalken biegen. Grade die richtig guten Leute sind gerne mal so richtige Mistgurken. Muss am Ruhm liegen, der dann in den Kopf einsickert und die Menschlichkeit vertreibt." Projezierte da grade jemand seine eigenen Erfahrungen auf den Rest der Künstlerheit? Aber volle Kanne. Aber Künstler waren nun einmal nach Nicos Erfahrung, die er ja selbst noch bestätigte, gerne mal weltfremd und gaben keine guten Eltern ab. Womit wir schon wieder bei der Projektion wären. "Uh, ist das ein Frackson Bollocks?" Kurzerhand war Nico einen Moment lang in einem der Ausstellungsräume verschwunden, kam jedoch nur wenig später wieder daraus hervor. Beide Hände hatten sich in einer Geste der Ratlosigkeit gen Himmel gehoben, Handflächen nach oben. "Irgendeiner seiner Schüler."
Während Kenji das Verhör einleitete und Mary es fortführte, kniff Nico die Augen zusammen. Dieser Kerl war verdächtig. Ganz klar. Zuallerst einmal war er die einzige Person, die Zugriff auf die nötigen Informationen gehabt hatte. Und zweitens war der Kerl ja mal VIEL ZU NETT ZU MARY! Der Lauch verengte die Augen zu misstrauischen Schlitzen. Was dachte der sich eigentlich dabei? Als würde Mary auf so eine Lobhudelei reinfallen. Sie hatten ihren Dieb! Die Sache war doch sowas von klar wie Kloßbrühe! Wo waren Handschellen, wenn man sie mal brauchte? Mit den Händen in den Manteltaschen nickte Nico zu Kenji rüber, beugte sich ein Stückchen runter zu dem kleineren Blondschopf. "Wenn der nichts damit zu tun hat, fresse ich einen Besen samt Stiel", erklang es im Flüsterton hinter Marys Rücken, sodass der arme Wachmann davon hoffentlich nichts mitbekam. Als Nico den Blick wieder hob, kam Kenji und ihm schon der Tisch entgegen geflogen. Es war grade eben so noch genug Zeit um Kenji aus der Flugbahn zu schubsen, vor allem weil sich die Hände beim Rausziehen aus den Manteltaschen erstmal verhedderten. Unter lautem Poltern ging Nico unter dem Tisch zu Boden, dessen Kante sich wunderbar schmerzhaft in seine Seite bohrte. Für die Drehung, dass der Geigenkasten nicht die Wucht eines auf ihn prallenden Tischs und Nicos fressen musste, hatte es auch noch grade gereicht. Das Ergebnis war nur, dass der junge Peralta jetzt erst einmal unter dem Esstisch eingeklemmt lag. "SCHNAPPT IHN EUCH! RÄCHT MICH!", keifte Nico gleich mal los. "Au! WARUM EIGENTLICH IMMER ICH?", ging es gleich weiter. Der eine Unterarm wurde irgendwie zwischen Boden und Tischplatte verkeilt, damit nicht mehr der volle Druck auf dem Rippenbogen lastete. Eine vernünftige Person hätte nun vermutlich den ziemlich stabilen Geigenkasten etwas Gewicht übernehmen lassen. Leider waren bestenfalls zwei davon noch im Raum und Nico gehörte nicht dazu.
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Zuletzt von Nico am Do 26 Okt 2023 - 19:43 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Kenji
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Abwehrend hob der Ohara die Hände vor die Brust, als der Brillenträger immer näher rückte, offensichtlich bereit, die Magier im hohen Bogen rauszuschmeißen. Ein nervöses Quietschen entwich ihm, das viel mehr nach einer Maus klang, der man auf den Schwanz getreten war, als einem Menschen. Glücklicherweise schaffte es Mary, einen Schalter bei dem Kerl umzulegen. Plötzlich unfassbar nett schien er regelrecht darum zu betteln, dass zumindest sie hier blieb. Überrascht legte Kenji den Kopf schief. Und noch ein wenig schiefer, als er Nicos Worte hörte. "Oh, ich dachte der benimmt sich so, weil er Mary süß findet." Da hatte er wohl etwas falsch verstanden. Ein Glück hatte er den sozial absolut kompetenten Wuschelkopf bei sich! Von alleine wäre er da wohl erst drauf gekommen, nachdem nicht nur Nudelsuppe, sondern auch ein ganzer Tisch durch den Raum flog. Voller Schreck weiteten sich die leblosen Seelenspiegel, als er heldenhaft fortgestoßen wurde. Der plötzliche Schubs kam echt unerwartet, sodass er volle Kanone auf der Nase gelandet wäre, wenn da nicht bereits die Wand gekommen wäre. Komplett überfordert glotzte er zwischen seinen Kollegen - einer unter dem Tisch begraben und eine gebadet in nudelige Suppe- und dem Flüchtigen hin und her. Hin und her. Hin und her. Wo sollte er anfangen? Wem sollte er helfen? Oder sollte er dem Kerl nachrennen? Die Überforderung wuchs und das Klöpfchen sauste immer hektischer zwischen den drei Optionen umher. Doch dann sprach Nico. Er wollte, dass der Kerl geschnappt wurde. Und, dass man ihn rächte. Letzteres würde schwer für das Blondchen werden, doch Ersteres konnte er zumindest versuchen! "Wi-wird gemacht...!", bestätigte er, während er bereits losflitzte. Ein Bisschen was hatte das ständige Weggerenne während der Schulzeit vielleicht doch gebracht, denn auch, wenn er sicherlich nicht zu den schnellsten Magiern zählte, war er definitiv flott auf den Füßen unterwegs. Wer jetzt allerdings eine dramatische Verfolgungsjagd über Stock und Stein und Kreuz und Quer durch das Museum erwartete, würde bitter enttäuscht werden. Erstens hätte Kenni dazu kaum die Ausdauer besessen, noch war der Technik-Nerd zackig genug, um tatsächlich vor dem Magierfrischling fortzulaufen. Dementsprechend war er schnell eingeholt. Und damit kam der Künstler überhaupt erst zum eigentlichen Problem: Wie hielt er den Verdächtigen davon ab, weiterzulaufen? "Bleib ... bleib stehen...!", versuchte er, ihm zu befehlen, während er neben ihm hereilte. Das Kommando wurde prompt ignoriert. "Oh ... okay ..." Was jetzt? Oh man, er konnte doch keine Gewalt anwenden! Aber er konnte zumindest härtere Geschmütze auffahren! Er legte noch einen Gang zu und schmiss sich schlichtweg dem Typen in den Weg. Dessen Masse glich jedoch regelrecht einer Dampfwalze und so wurde Kenji gnadenlos zu Boden gewalzt. Aber hey, immerhin konnte er sich so eins der Fußgelenke des (fast) Unaufhaltsamen schnappen und ihn dazu bringen, ebenfalls mit dem überraschend gut polierten Boden des Museums auf Tuchfühlung zu gehen. Und jetzt war es Zeit, die Nova-Taktik anzuwenden! So wie seine Gildenkollegin damals, schmiss er sich schlichtweg mit seinem gesamten Gewicht auf den Rücken des Kerls, um ihn dort, wo er war, festzuhalten. Da gab es eigentlich nur ein Problem: Die Person, die Nova damals so festgenagelt hatte, war ein kleines, schmächtiges Mädchen gewesen. Außerdem war die Farron deutlich schwerer. Dementsprechend war der Brillenträger bereits drauf und dran, sich wieder aufzurappeln. Immerhin klammerte Kenji sich an ihn wie ein Äffchen an seine Mutter und brachte den Kerl, der sowieso schon ziemlich außer Atem war, damit nur umso mehr ins Schwitzen und Schnaufen. "Jetzt bleib doch bitte mal stehen! Wir wollen doch nur reden...!" Oh man, Kenni war echt nicht geeignet für die Verbrecherjagd! Wie sich für ihn gerade herausstellte, wollten die nämlich nur super selten quatschen und ließen sich auch nicht durch nettes Bitten und unfreiwilliges Kuscheln dazu überreden. Unfassbar!
Bevor Mary ihren Kameraden zu Hilfe eilen konnte, gab es für das Mädchen nur einen Gedanken: Nudelsuppe?! Nein, das Landei wurde nicht plötzlich von Hungergefühlen übermannt und brauchte zum unpassendsten Zeitpunkt eine Zwischenmahlzeit. Der dickliche Herr von der Sicherheit hatte seiner (heißen!) Suppe einen Schlag mitgegeben, sie dabei gen Mary geschleudert und sich damit wertvolle Sekunden Zeit verschafft. Es brannte dort, wo die Brühe Kontakt zur Haut hergestellt hatte. Glücklicherweise hatte das Pullover-Kleid den Großteil der kochenden Suppe abgefangen. Dennoch entstanden vereinzelte rote Flecken auf den Wangen und im Halsbereich des (vielleicht nun weichgekochten) Landeis. Gerade noch so hatte Mary es geschafft, ihre Augen zusammen zu kneifen, doch sie spürte deutlich, wie ihr labberige Nudeln von den Wimpern hingen und sich einige Teile der Suppe auch in ihre Haare verirrt hatten. Die Vorderseite der Jugendlichen trug den Rest der Suppeneinlagen spazieren; im Moment hätte sie sich wohl in einen Rahmen verpacken und zu den abstrakteren Gemälden der Persephone hängen können. Was ist passiert? Mary hob die Hände und wischte sich salzige Brühe aus dem Gesicht, als es plötzlich in ihrer Nähe laut polterte. Sie hörte jemanden fiepen, dann ein Ächzen. Mit Schnittlauch im Auge heftig blinzelnd, eröffnete sich der Baumgardner ein äußerst bizarrer Anblick: Nicolo lag unter einem Tisch begraben, der Sicherheitsbeauftragte rannte mit extrem laut quietschenden Schuhen weg und Kenji starrte bestimmt ähnlich verdattert wie sie selbst in der Gegend herum. Sie konnte es ihm nicht verübeln, denn auch Marys Gesicht zeigte im Augenblick nicht als ein riesengroßes Fragezeichen.
Es war Nicolos Brüllen, das auch das Landei aus seiner Schockstarre riss. Entschlossen (und vielleicht ein klitzekleines bisschen theatralisch) begehrte der Musikmagier seine Vergeltung, ausgeführt durch zwei blonde Rachenegel. Kenji flitzte auch sogleich los, doch Mary blieb noch einen Moment im Raum. Sie verzichtete darauf zu fragen, ob es dem Violinisten gut ging (immerhin konnte er noch herumbrüllen) und packte stattdessen mit vor Suppe glitschigen Händen die Tischplatte. Ohne großartige Kraftanstrengung kippte Mary sie wieder in eine aufrechte Lage. Echt, das Ding hatte Nico zu Boden geworfen? Und dich hat eine Schüssel Suppe aufgehalten ... Gut, ein Urteil wäre unter den gegebenen Umständen nicht fair. "Wir dürfen ihn nicht entwischen lassen!", verkündete Mary, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Nicolo frei von Mobilar war und rannte ebenfalls los. Die Baumgardner zählte aufgrund ihrer kurzen Beine nicht gerade zu den schnellsten Menschen Fiores. Kenji würde sie niemals einholen, aber vielleicht den Sicherheitsbeauftragten mit seinen quietschenden Schuhen! Trotzdem ließ Mary beim Rennen Vorsicht walten, denn sie wollte auf gar keinen Fall stürzen und eine unbezahlbare Skulptur zerstören. Letztens hatte sie ein Buch gelesen, wo einem Mädchen etwas Ähnliches widerfahren war. Nachdem die Protagonistin eine unbezahlbar teure Vase zerstört hatte, wurde sie gezwungen in einem Café mit einem Haufen zwielichtiger junger Männer zu arbeiten ... Mary ging zwar nicht davon aus, dass ihr ein ähnliches Schicksal blühen könnte, aber wer wusste schon, was ihrer Gildenmeisterin so alles als Strafe für Sachschäden in so hohen Zahlen einfiel?!
Als das Mädchen die beiden Raser endlich eingeholt hatte, lagen sie schon auf dem Boden. Der Brillenträger legte sich ganz schön ins Zeug, Klettenkenji loszuwerden. Er ächzte und japste nach Luft, flatterte mit den Armen, als wollte er gleich wegfliegen und trat in alle Richtungen aus. Letztendlich fiel ihm sogar die Brille von der Nase und schoss über das polierte Parkett quer durch den Raum. Die Akustik der Museumshalle ließ die "Ack!"s und "Urgh!"s eigenartig widerhallen; es hörte sich fast an, als würden zwei Robben Kampfsport miteinander üben. Mary musste all ihre Beherrschung zusammen nehmen, um in dieser eigentlich ernsten Situation nicht laut loszulachen. Mit größter Anstrengung zwang sie ihrem Gesicht eine entschlossene Miene auf und lief an das Personenknäuel heran. Ohne darüber nachzudenken, streckte sie eine Hand aus und drückte den Brillenträger, dessen Augen ohne die Vergrößerung der Sehhilfe winzig erschienen, ebenfalls zu Boden. Das Landei mochte in der Höhe nicht viel hermachen, doch sie besaß kräftige Arme! Hoffentlich konnte sie damit Kenji etwas entlasten. "Was sollte das denn?", fragte Mary den Mann mit vorwurfsvoller Stimme. Nach einigen weiteren erfolglosen Befreiungsversuchen erschlaffte dieser keuchend unter dem Gewicht der beiden Satyr-Blondchen. "Ich ... huff ... Ich ... Der Kurator darf ... huff huff ... es nicht erfahren ..." Sturzbäche an Schweiß rannen dem Wärter über den Hals und die Stirn. Nicht alles davon war Anstrengung - da war auch ordentlich Scham dabei, so rot wie er wurde. "Was erfahren? Reden Sie endlich!", drängte die Baumgardner. Sie mussten kurz davor sein, ein Geständnis zu erlangen. Konnte es wirklich so einfach sein, dass gleich ihre erste Fährte sie ans Ziel führte? "Nun, dass ich die hübsche Lehrerin ab und zu nach Schluss noch reingelassen habe, damit sie zeichnen konnte ... Sie wollte sich dafür mit mir zu einem Kaffee treffen!" Mary verspürte einen Stich von Mitleid in der Brust, denn ihr kam gerade eine böse Ahnung ... "Wollte sie wissen, welche Überwachungslacrima wann ausgeschaltet werden?" Der Wärter nickte und tastete auf seiner Brust nach seiner Brille, fand sie jedoch nicht. "G-genau ... Aber nur aus Zuneigung! Sie wollte nicht auf den Überwachungsaufnahmen auftauchen, damit ich nicht in Schwierigkeiten komme! K-komme ich denn jetzt in Schwierigkeiten? Es war alles nur für die Liebe!"Oh je ...
Mary hob einfach den Tisch von ihm und damit auch vom Geigenkasten herunter. Ein kurzer Blick Nicos ging in Richtung der sich wölbenden Armmuskulatur der jungen Frau vor ihm. Er schluckte. Dass Mary dabei grade aussah wie ein begossener Pudel spielte keine Rolle. In Nicos Augen konnte sie wohl gar nicht schlecht aussehen. "Uh, danke. Ugh", ächzte Nico hervor, der sich mitsamt Geigenkoffer vom Boden hochwuchtete als wäre das eine krasse Anstrengung. Mary düste schon los. Nico dagegen blieb noch einen Moment stehen, rieb sich den Oberarm, wo die Tischkante sich trotz der Barrikade des Geigenkoffers schmerzhaft hinein gebohrt hatte. Apropos Geigenkoffer. Der wurde abgeschnallt und auf den Tisch bugsiert. Kenji war seit bestimmt zehn Sekunden weg, Mary seit ein paar mehr. Da hatte er ohnehin keine Chance mehr die beiden auch nur ansatzweise einzuholen. Seine Schuhe eigneten sich nicht zum Rennen. Es waren mehr Gehschuhe. Die gesamte Lauchgestalt klappte wie ein Scharnier in der Mitte zusammen, als sich Nico auf die gleiche Augenhöhe begab wie der Geigenkoffer. Kratzer? Er suchte Kratzer. Er fand einen Kratzer. Dieser verfluchte Mistkerl! Der Geigenkoffer war ein Geschenk gewesen! Wie konnte diese Mischung aus Hobgoblin und Fischmensch es wagen dem Koffer etwas anzutun?! Wenn es nur er selbst gewesen wäre, der eine Verletzung davon getragen hätte, hätte er das ja noch durchgehen lassen! Aber der Geigenkoffer ließ sich nicht einfach so mal eben abschmirgeln und neu lackieren...also eigentlich schon. Aber das musste dann auf der vollen Fläche passieren und wer hatte schon die Geduld zu sowas? Wurde wirklich mal Zeit, dass er seine Violine verzaubern ließ, um sie jederzeit beschwören zu können.
Mit den Händen wieder in den Manteltaschen und dem Geigenkoffer auf dem Rücken kam Nico dementsprechend auch reichlich verspätet bei dem sich entwickelnden Verhör an. Einzig der letzte Satz drang an seine Ohren. Die Lippen des jungen Mannes verzogen sich zu einem zufriedenen Lächeln. Er hatte Recht gehabt! Natürlich hatte er das. Diese "Sie" war garantiert die Lehrerin. Dieser arme, verirrte Narr könnte einem leid tun, wenn er nicht den Geigenkoffer beschädigt hätte. Aber so war Mitleid eben aus dem Vokabular gestrichen. "Die Anschrift von Fräulein Sophie Tomic dann. Raus damit, damit wir die Gemälde vielleicht noch finden können, bevor sie in der Sammlung irgendeines Privatsammlers verschwinden und nie wieder auftauchen. Erspart Ihnen sicher auch 'ne Menge Ärger", verlangte Nico, nickte seinen beiden Gildenkollegen zu. Die schienen die Situation ja unter Kontrolle zu haben. Immerhin hatte der Kerl keine Suppenmunition mehr und war in Reichweite von einer Muskelfrau, einem Lauch und einem Marshmallow. Es konnte also quasi nichts mehr schief gehen. "D-Die Adresse? Ja. Meint ihr wirklich, dass sie...?" Nicken vonseiten Nico. Der Fall war schließlich schon aufgeklärt. Mehr oder weniger. Jetzt konnten sie einfach zu der Lehrerin gehen, um Eintritt bitten und dort würden die Gemälde dann sein. Fall gelöst. Fleißsternchen für alle Beteiligten. Magische Violine für Nico. "Meldet Euch am besten selbst bei Eurem Chef. Kommt besser, wenn Ihr Euch selbst stellt und Eure Fehler eingesteht. Wenn er gnädig ist, lässt er Euch ja vielleicht noch hier arbeiten. Aber jetzt husch, die Adresse. Denke er wäre freundlicher gestimmt, wenn die Bilder wieder da sind." Die Augen des Mannes weiteten sich. Vielleicht wurde ihm jetzt erst bewusst wie groß der Haufen Dinosaurierkacke war, in dem er sich befand. "Plaza de la Luna 3. Sophie Tomic...Ihr...meint ihr...sie hat...?" Nico zuckte mit den Schultern. "Was genau sie vorhatte und alles weitere werden wir erst rausfinden, wenn wir sie stellen." Die Hände lösten sich aus den Manteltaschen, damit Nico sich eine rasche Notiz machen konnte. Die Adresse nahm kritzelige Gestalt auf dem Papier an. "Wo das ist weiß ich. Haben wir noch andere Fragen an den Herren, wo er doch jetzt so kooperativ ist? Auf dem Weg sollte auch ein Geschäft für Damenbekleidung sein, weil...uhm...", unterbrach sich Nico, um Mary anzusehen und sich mit einer Hand über die Front seiner eigenen Kleidung zu wischen. "Möchtest du...meinen Mantel haben? Wer hat ihn eigentlich geschnappt? Warst du das, Kenji? Gute Arbeit in dem Fall."
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Was von außen vermutlich wie lustiges Gerangel aussah, fühlte sich für Kenji an wie ein Kampf um Leben und Tod. Der Brillenträger wehrte sich gegen sein Klammeräffchen wie ein wild gewordener Stier, zappelte und buckelte, als hätte das Blondchen vor, ihm das Leben auszusaugen. Das war zum Glück nicht der Fall, denn auch, wenn ihn der übliche Bluthunger plagte, der Stress der gesamten Situation trug gut dazu bei, dass er diesen kaum wahrnahm. Je länger er jedoch klammerte, desto weicher fühlten sich seine Nudelarme an. Das ganze Festgehalte ging ihm ordentlich an die Substanz, doch glücklicherweise rückte endlich Verstärkung an. Als wäre der Nerd kaum mehr als ein zartes Pflänzchen drückte Mary ihn hinab auf den Boden und ermöglichte dem Ohara so, sich endlich ein wenig zu entspannen. Den Hintern behielt er jedoch auch weiterhin auf dem Rücken des Fast-Flüchtigen, nur zur Sicherheit. Damit er nicht auf die Idee kam, einen weitern Versuch zu starten. Gleichzeitig lauschte er aufmerksam dem Verhör, die grauen Äuglein wurden dabei immer größer und größer. Der Typ hatte nicht nur seinen eigenen Job, sondern auch die Unversehrtheit unzähliger wertvoller Gemälde auf's Spiel gesetzt für ... die Liebe?! "Wie romantisch...!", quietschte das Blondchen, klatschte dabei die Hände gegen die geröteten Bäckchen. Das war so aufregend! Die Tränen des Mitgefühls, die sich in seinen Augenwinkeln sammelten, blinzelte er eilig fort. Oh, ob er selbst wohl auch bereit wäre, so weit zu gehen für seinen Schwarm? Wenn ihn die hübschen, blauen Äuglein lang genug ansehen würden ... Jup, da würde er definitiv weich werden, egal um was es ging. Äh, zurück zum Thema. Irgendwie konnte der Ohara jetzt gar nicht mehr böse auf den Gefangenen sein. Seine Beweggründe waren herzergreifend und nachvollziehbar. Doch damit schien er irgendwie alleine zu sein. Nico war inzwischen ebenfalls zu ihnen gestoßen, schien soweit unversehrt -ein Glück- und redete nun mit strengen, aber fairen Worten auf den Überwachungsfuzzi ein, quetschte die letzten Informationen, die sie benötigten, um ihren Auftrag weiterzuführen, mit Leichtigkeit heraus. Wow! Man mochte es kaum glauben, doch die Seelenspiegel wurden noch ein bisschen größer. Nico und auch Mary waren beide so unfassbar cool! So stark und fähig wollte er auch irgendwann mal sein. "Äh, ne, ich hab keine Fragen mehr." Seine Kollegen hatten echt gute Vorarbeit geleistet, da gab es nichts mehr zu ergänzen. Auch der Vorschlag, in einem Kleidungsgeschäft vorbei zu schauen wurde kräftig abgenickt. So konnten sie die Baumgardner auf gar keinen Fall weiter herumlaufen lassen, jetzt mochte die Suppe vielleicht noch ein wenig warm sein, doch in Kürze würde sie es nicht mehr sein und dann holte sich Mary am Ende noch eine Erkältung. Nein, das ging gar nicht! "Uhm, naja, ich habe ihn eigentlich nur aufgehalten, bis Mary kam", gestand er, während er endlich von dem Kerl abließ und sich wieder aufrappelte. Ohne seine Kollegin hätte er es definitiv nicht geschafft, doch immerhin hatte er einen kleinen Beitrag geleistet und darauf war er tatsächlich ein wenig stolz. Auch der Brillenträger erhob sich mühesam, klopfte sich die Kleidung ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Ich gehe dann mal mit dem Chef reden", murmelte er, wackelte einen Moment lang unruhig auf den Füßen hin und her um auf potentiellen Widerspruch zu warten, ehe er schließlich aufbrach. "Oh man, ich hätte echt nicht gedacht, dass die Sache so eine Wendung nimmt. Das ist ja mal total verrückt!" Ein aufgeregtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Das war ja fast wie in einem seiner Manga! Wer hätte gedacht, dass auch das echte Leben solche Geschichten bereit hielt? "Jetzt müssen wir ja vielleicht auch gar nicht zum Schwarzmarkt." Vorausgesetzt sie kamen nicht schon zu spät. Hoffentlich war dieser Plaza de la Lune nicht allzu weit entfernt. Im Gegensatz zu Nico hatte Kenji davon nämlich noch nie etwas gehört, dafür war er einfach noch zu neu und frisch in Maldina. Er war froh, wenn er überhaupt nach Hause fand! Seine Hoffnung bestätigte sich schließlich. Es dauerte nicht lange, da fanden sie sich an einer hübsch bemalten Tür wieder. Passend zur Adresse hatte sich jemand die Mühe gemacht, den dunkelblauen Eingang mit einem hübschen Sichelmond, umrahmt von einem Meer an Sternen, zu verzieren. Die Äuglein des Oharas funkelten. Doch er durfte nicht vergessen, dass hier der Feind wohnte! Es konnte gut sein, dass die Frau gemeingefährlich war. Wer Gemälde klaute, der schreckte bestimmt vor gar nichts zurück! Er blieb stehen und sah zu seinen Kollegen. "Äh, was machen wir denn, wenn die Frau böse wird oder so?"
Nicos Mantel war zu lang und zu eng. Mit peinlich berührtem Gesichtsausdruck zupfte Mary schon zum dritten Mal in den letzten fünf Minuten an dem Kleidungsstück herum. Den Musikmagier mochte es eindrucksvoll umflattern, doch leider besaß das Landei nicht einmal im Ansatz die Lauchgestalt ihres Freundes. Um den Suppenfleck zu verdecken musste sie den Mantel außerdem schließen. Das hatte zwei entscheidende Nachteile: Zum Einen fühlte sie sich wie eine Presswurst (sowas gab es sicher in den ländlichen Metzgereien hier an jeder Straßenecke) und zum Anderen konnte sie so nicht ihre übliche Art der Kleidung tragen, die eher wie ein Kartoffelsack an ihrem Leib herabhing. Unsicherheit und Gepresstheit gaben sich also die Klinke in die Hand. Dennoch hatte sich Mary geweigert, ein Bekleidungsgeschäft aufzusuchen. Sie wusste ja nicht, in welchem monetären Paradies Nico und Kenji lebten, aber der Baumgardner hatte man eingebläut, pfleglich mit ihrer Kleidung umzugehen. Die Hälfte ihres Kleiderschranks bestand aus Stücken, die ihre Großmütter ihr geschneidert, gehäkelt oder gestrickt hatten. Die andere Hälfte hatte sie sorgsam und unter ausführlicher Beratung in Maldina erworben. Im Verlauf einer sehr langen Zeit, denn Mary war über alle Maßen knauserig und sah gar keinen Sinn ein Kleid zu ersetzen, das man auch ganz einfach waschen konnte. Außerdem durften sie keine Zeit verlieren, denn was würden sie tun, wenn die Gemälde auf dem Schwarzmarkt landeten? Sie hatten alle drei nichts damit am Hut und würden aufgeschmissen sein! Entsprechend hing die gesamte Quest davon ab, dass sie schnell und entschlossen agierten. Daher ... der Mantel.
Wie viele Stadtviertel in Maldina, in denen sich Mary regelmäßig verirrte, hatte auch der Mondplatz einen dediziert artistischen Flair. Die Gestaltung ließ Vorstellungen von romantischen Sternennächten unter bepflanzten Pavillons und auf träumerischen Balkonen im Kopf erscheinen, und an einigen Straßenecken standen dunkelblau lackierte Staffeleien, an denen aufstrebende Künstler ihr Talent erprobten. Die Passanten sahen allesamt interessant aus. Mary war schon bei ihrer Ankunft in der Stadt aufgefallen, dass die Bewohner Maldinas oft interessant waren. Ihre Garderobe, ihre Volkszugehörigkeit, die künstlerische Freiheit ... Es war jedes Mal ein Kulturschock für das Landei, das vor einigen Monaten noch gefärbte Haare als skandalös empfunden hätte. Jetzt konnte sie kaum noch etwas schocken.
Insgeheim hoffte Mary, als sie so vor der Tür ihrer Verdächtigen standen, dass sich alles nur um ein Missverständnis handelte. Vielleicht gab es ja wirklich eine märchenhafte und romantische Erklärung für alles? Doch bereits beim Klopfen begann der pragmatische Teil von ihr ernsthaft an der Möglichkeit zu zweifeln. Leise räusperte sich die Baumgardner und atmete weiterhin flach, da sie Angst hatte, bei einem Nieser den Mantel zu sprengen wie ein grüner, wütender Held. Die Gefahr bestand tatsächlich nicht - nach außen sah Mary nur ein bisschen gequetscht aus. Es dauerte einige Sekunden, bis Schritte hinter der Tür zu hören waren und sich die Tür mit einer Sicherheitskette öffnete. "Huh?", fragte der kleine Teil einer jungen Frau mit dunklen Haaren, der von ihrer Position sichtbar war. Blumiges Parfüm und zutiefst feminine Schönheit waberten aus dem Schlitz hervor. "Kann ich euch helfen?"Kein Wunder, dass der Wärter auf sie hereingefallen ist - die ist ja wunderschön! Mary räusperte sich. "Verzeihung, sind Sie Sophie Tomic?" Ihre Augen verengten sich. "Wer will das wissen?""A-also wir sind vom Museum und wir ..."
"Kein Interesse. Schönen Tag noch." Mit einem Knall schloss sich die schön verzierte Tür vor den drei Magiern und ließ Mary mit leicht geöffnetem Fischmund zurück. Sie schnappte empört nach Luft. Oh je ...
"Und wenn du ihn nicht aufgehalten hättest, hätten wir ihn vielleicht nicht einholen können", gab Nico ohne Umschweife auf Kenjis Bescheidenheit zurück. Der Blondschopf konnte ja nun wirklich jede einzelne Verstärkung seines Selbstbewusstseins brauchen, die er kriegen konnte. So viele Gedanken, wie er sich alleine beim Umgang mit anderen Leuten machte. Recht gemütlichen Tempos, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, dackelte Nico, die beiden anderen führend, durch die Straßen Maldinas. Der Herbstwind fuhr ihm zwar kräftig durch Hemd und Jackettjäckchen, die er unter dem Mantel noch getragen hatte, aber übermäßig kalt war es nicht. Außerdem musste er beim Anblick Marys in seinem Mantel so amüsiert grinsen, dass es fast schon von innen wärmte. Zugegeben fand er den Anblick knuffig, so unwohl sich Mary in dem Kleidungsstück auch scheinbar fühlte. Gut, er war fast dreißig Zentimeter länger, an mehreren Stellen außerdem weniger voluminös. Aber gut, seiner Meinung nach hätte Mary auch einen Kartoffelsack tragen können und hätte trotzdem noch fabelhaft ausgesehen. Also musste man auf seine Meinung da wirklich nicht viel geben. Im Gehen, während er grade einer Bedienung in einem der Cafés seines Territoriums zuwinkte, drehte sich Nico nach hinten um. Gleichzeitig rückwärts gehen und sprechen. Was sollte schief gehen? "Wenn die Dame böse wird, müssen wir irgendwie einen anderen Weg finden. Irgendwie kriegen wir sie bestimmt um den Finger gewickelt. Bleibt einfach spontan. Uns fällt schon etwas ein."
Der Mondplatz präsentierte sich künstlerisch wie eh und je. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte sich Nico einen Kaffee auf die Hand besorgt und eine der herumstehenden Leinwände in Anspruch genommen. Aber die Arbeit ging nun einmal vor. Vor allem, wenn man seine Miete zahlen können wollte. Zum Glück nahm Mary wieder die Führung und sprach als erstes mit der ästhetischen jungen Dame, die da die Tür nicht so recht öffnen wollte. Die diplomatischen Bemühungen seiner Freundin fruchteten leider nicht. Innerlich seufzte Nico. Manchmal waren die Leute so furchtbar unkooperativ. Gut, die Vorsicht war irgendwo verständlich, immerhin wusste man nie, wer da so vor der eigenen Tür stand. Aber wer schlug denn jemandem nur bei der Erwähnung des Museums die Nase vor der Tür zu? Hm. Das Ganze roch immer noch ganz furchtbar nach Verbrechen. Oder war das die Suppe auf Marys Kleidung? Roch Verbrechen nach Suppe? Kam vermutlich auf das Verbrechen an. Egal! "Lasst mich was versuchen. Spielt einfach mit, ja?", wisperte Nico seinen beiden Mitverschwörern zu und wartete auch gar nicht erst so etwas wie eine Antwort oder gar Protest ab. Stattdessen setzte der junge Peralta sein gewinnendstes Lächeln auf, trat vor und klopfte noch einmal gegen die Türe. Die Hände kamen locker hinter dem Rücken zusammen. Möglichst wenig bedrohlich aussehen war wohl die Devise. Die Tür öffnete sich erneut einen Spalt breit. Fräulein Tomic, denn um diese handelte es sich vermutlich, öffnete bereits den Mund, wohl um die Dreierbande wieder fortzuschicken, aber Nico fiel ihr gnadenlos ins Wort, schlag einen Arm um Kenjis Schultern. "Verzeihung, Fräulein Tomic, wir wollen gar nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Wir alle, besonders aber mein Freund hier, sind nur sehr interessiert daran die Malerei zu erlernen. In der Kunstgalerie Persephone kamen wir vor einigen Tagen mit einem der Wärter ins Gespräch, der uns empfohlen hatte, es doch einmal bei Ihnen zu versuchen. Sie schienen den werten Herren sehr überzeugt zu haben und da dachten wir uns, dass einmal nachfragen doch nicht schaden könne." Einmal kurz wurde der Versuch unternommen Kenji munter durch die Haare zu wuscheln, bevor Nico zum letzten Schubser ansetzte, der den Ohara endgültig unter den Bus befördern sollte, unter den Nico ihn grade warf. "Er ist schon richtig gut, aber mit ein bisschen Hilfe glaube ich könnte er so richtig, richtig gut werden. Bitte, Fräulein Tomic. Er hat schon echt was auf dem Kasten."
Das Misstrauen in dem bisschen Gesicht, das durch den Türspalt sicher war, schwand langsam dahin. Ob das nun an Nicos Rehaugen oder dem unschuldigen Aussehen Marys und Kennis lag, würde ein Mysterium bleiben müssen. Klackend entriegelte ein Kettchen, das unter metallischen Klirren neben der Tür hängen gelassen wurden. "Kommt rein. Zieht bitte die Schuhe aus." Die Tür schwang auf. Fräulein Tomic ging bereits tiefer in das Gebäude hinein. Viel war von hier nicht zu sehen. Eine kleine Einbauküche durch einen Eingang zur linken, eine Treppe hinauf zur rechten, weiter hinten ein lichtdurchflutetes Atelier. An die Treppe angelehnt ein Schuhregal. Nico trat ohne Umstände ein, wirbelte einmal im Eingang, um seinen beiden Mitverschwörern zuzuzwinkern und wurde dann rasch die Schuhe los. Der erste Schritt war getan. Alles weitere würde sich ergeben müssen. Zumindest das Atelier konnte sich auf jeden Fall sehen lassen. Gleich drei Staffeleien, gewaltige Fenster mit hübschen Blumen in Kästen davor. Und eine farbbekleckste Plane auf dem Boden. Jetzt brauchten sie nur noch eine Gelegenheit die Wohnung zu durchsuchen ohne dass Fräulein Tomic ihnen dabei auf die Finger sah.
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Kenji
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Rumms. Die Tür knallte zu und ließ Kenni zusammenzucken. Okay, aggressiv-böse war die Dame schon einmal nicht, das war erleichternd, doch stattdessen war sie abweisend-böse. So flogen den Magiern zwar keine Pinsel um die Ohren, aber weiter kamen sie trotzdem nicht. Blinzelnd blickte das Blondchen der Tür, die schon beinahe einem Kunstwerk glich, entgegen und überlegte, wie man wohl fortfahren konnte. Eine Idee wollte jedoch nicht kommen. Was auch gar nicht nötig war, denn plötzlich ging alles blitzschnell. Es wurde erneut geklopft, die Dame war erneut kurz davor, ihnen eine Abfuhr zu erteilen. Wie ein Hundespielzeug quietschte er, als ein Arm um seine Schulter gelegt wurde und er der Lehrerin wie ein fettes Stück Fleisch als Beute vorgeworfen wurde. "Äh- uhm- wa- huuhhhh?", stammelte er in kleinen Abständen vor sich hin, nickte ein paar Mal, wirkte aber überwiegend wohl eher als wäre er ein Kind, das im Einkaufszentrum seine Eltern verloren hatte. Fehlten nurnoch die Tränen! Die hielt er jedoch mühevoll zurück und starrte stattdessen mit mondähnlichen Äuglein die hübsche Dame an. Es war überwiegend Schock, der in seinem Blick lag, doch mit genug Selbstbewusstsein und einem Hauch von Eitelkeit ließ es sich garantiert auch als Bewunderung interpretieren. So lächerlich und katastrophal das Schauspiel, das die Magier gerade an den Tag legten, auch sein mochte, es schien zu fruchten. Mit einem Mal standen sie schuhlos in der Wohnung der zwielichten Schönheit. Noch immer kapierte das Blondinchen nicht, was gerade passiert war, doch zumindest eins war ihm klar: Er stand plötzlich in der Hauptrolle, war nicht länger ein Magierfrischling, sondern ein aufstrebendes, künstlerisches Wunderkind, das sich nach einer führenden Hand sehnte. Das war eine Katastrophe!! Die Kunstform seiner Wahl war schließlich nicht die Schauspielerei! Er konnte ja nicht einmal sich selbst etwas vorgaukeln. Wie sollte er dann dieser Frau weiß machen, dass er ihr Schüler werden wollte? Nervosität mischte sich mit aufsteigender Panik und sorgte dafür, dass die Welt um ihn herum sich langsam drehte. Wieso hatte Nico das getan? Atmen. Bloß nicht die Nerven verlieren. Das konnte er sich jetzt nicht leisten. Man zählte doch auf ihn! Eilig schob er die zitternden Hände in die Taschen seiner Jacke und folgte den Anderen in das Atelier. Wäre er nicht gerade schwer damit beschäftigt, nicht vor Nervosität zu zerplatzen, so wäre er in diesem Moment definitiv echt begeistert gewesen. Das war sowas von cool! Langsam trat die Dame einen Schritt näher an den Ohara heran, die Absätze ihrer Heels klackten selbst durch die Plane leise. Ihr langes, pechschwarzes Haar umrahmte ihr fast schon zu perfekt symmetrisches Gesicht und ergänzte sich perfekt mit der roten Farbe auf ihren Lippen, die sich zu einem Lächeln verzogen, als sie sich ein Stück zu ihm herunterbeugte. Er wich zurück. "Wie heißt du, mein Kleiner?" Hilfe. "Ke-Kenji." - "Na gut, Kenji, du solltest wissen, dass ich nicht jeden dahergelaufenen Tölpel als meinen Schüler akzeptiere. Ich bin schließlich nicht irgendwer." Er schluckte. Diese Frau war echt gruselig. Sie erinnerte ihn an irgendjemanden? Aber wen? Es lag ihm auf der Zunge, doch die Erinnerung wollte einfach nicht kommen. Doch Zeit, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen, blieb ihm nicht. "Ich ka-kann Ihnen beweisen, dass ich es wert bin, ja!" Auch, wenn er das eigentlich gar nicht wollte. Aber irgendwie so sah doch bestimmt der Plan aus. Glaubte er zumindest. Er lenkte die Tomic ab und seine Kollegen suchten derweil nach den gestohlenen Gemälden - oder so. Die Dame nickte während sie im zuckersüßen Ton trällerte: "Das wollte ich hören~ Dann komm mal mit." Sie legte ihm die Hände auf die Schultern, ließ ihn dabei gehörig zusammenzucken und schob ihn hinüber zu einer der Staffeleien. Mit ihren langen, farbenfroh lackierten Gelnägeln tippte sie dann auf einen kleinen Koffer, der daneben stand. "Bedien dich, Kenji." Oh man, oh man, oh man. Zögerlich zog er die Hände aus den Taschen und öffnete das Köfferchen, wurde direkt belohnt mit einer überraschend großen Auswahl an allen möglichen Farben, Pinseln und Stiften. "Wenn du fertig bist, ruf mich einfach." Halt! Was? Nein! "Ah!- Äh, M-Moment! Sie müssen da bleiben, der Prozess ... äh, der ist doch mi-mindestens genauso wichtig wie das Ergebnis, j-ja! Oder nicht?" Sie verschränkte die Arme vor der Brust, schien einen Moment nachzudenken, doch dann schlich sich ein schmales Lächeln auf ihre Lippen. "Wie du meinst." Sie zog sich einen Stuhl herbei und ließ sich darauf nieder. "Dann werde ich dir dabei zusehen." Das machte es beim besten Willen nicht besser für ihn, doch zumindest Mary und Nico sollte er dadurch ein wenig Zeit und Freiraum erkämpft haben. Er konnte nur hoffen, dass sie schnell machten, denn alleine wollte er mit der Frau, die womöglich mehrere wertvolle Gemälde gestohlen hatte, eigentlich nicht sein.
Mit steigender Verwirrung verfolgte Mary die Ereignisse, die sich vor der Tür ihrer Zielperson entfalteten. Im ersten Moment erteilte ihnen die Kunstlehrerin noch eine brüske Abfuhr, im zweiten warf Nico ihr Kenji zum Fraß vor. Und die Verdächtige schluckte den Köder auch noch! Mary entging nicht, dass die bildhübsche Künstlerin sie selbst kaum beachtete, als das Dreiergespann die Wohnung betrat. Vielleicht fand sie, dass Nicos Mantel bescheuert an ihr aussah? Insgeheim glaubte Mary, dass es an ihrem Geschlecht lag. Wenn ihre bisherigen Theorien zum Fall stimmten, dann hatte Miss Tomic nämlich ihre weiblichen Reize benutzt, um wertvolle Gemälde zu stehlen. Bei Mary war sie damit folglich an der falschen Adresse, wenn man nicht besonders inklusiv dachte. Die Baumgardner störte sich nicht an Miss Tomics kühlen Art und nutzte die wenige auf ihr liegende Aufmerksamkeit, um einen genaueren Blick auf die Wohnsituation der Kunstlehrerin zu werfen. Mal sehen ... Deutete irgendetwas hier darauf hin, dass ihre Verdächtige mehr Geld besaß, als sie haben sollte? Mary stellte säuberlich ihre Stiefel ab und ließ den Blick durch die kleine Wohnung wandern. In einer künstlerischen Stadt wie Maldina konnte man sich als kreative Person ganz bestimmt ein beschauliches Leben finanzieren. Weder die Dekorationen noch die Geräte wirkten übermäßig hochwertig. Der einzige Raum, in dem offenkundig Geld steckte, war das Atelier. Doch auch das ergab Sinn, schließlich verdiente Miss Tomic ja ihren Lebensunterhalt mit der Kunstlehre und benötigte Platz, um Schüler zu empfangen. Der erste, grobe Blick gab also keinen Aufschluss über unlautere Machenschaften. Was, wenn sie am Ende gar keinen Dreck am Stecken hatte?
Die hübsche Frau nahm Kenji ganz für sich ein und umschwärmte ihn, als hielte sie sich für die beste Sache seit geschnittenem Brot. Mary ertappte sich dabei, wie sie ihren eleganten Bewegungen und geschmeidigen Gesten folgte und unauffällig überprüfte, in welche Richtungen sich Nicos Äuglein verirrten. Natürlich war Mary nicht eifersüchtig ... Sie hatte nur Mitleid mit dem armen Kenji, den der Musikmagier lachenden Auges in die metaphorische Kreissäge geschubst hatte! Man musste zugeben, dass das Ablenkungsmanöver gelungen war. Während Sophie nämlich wie ein Rasensprenkler ihren Charme über Kenji versprühte, legte die Baumgardner Nico eine Hand auf den Oberarm und wanderte langsam durch das Atelier. "Eine sehr geschmackvolle Einrichtung!", lobte Mary und zog damit kurz die Aufmerksamkeit der Lehrerin auf sich. Sophies Mundwinkel hoben sich zu einem seichten Lächeln und sie stieß eine Art Kichern aus, als wollte sie sagen "Hast du eine Ahnung ...". Sympathisch. Aber zugleich auch genau, was Mary wollte. Das Landei spazierte ohne weitere Aufmerksamkeit zu erregen in den Gang hinaus und blickte neugierig gen Bilder, die sie eigentlich gar nicht interessierten. Es war wie bei den Gemälden in der Kunstgalerie: Irgendwie wirkte alles hier so künstlich. Wenn Miss Tomic die Kunstwerke hier irgendwie versteckte, dann würde sie ohne das Fachwissen von Kenji und Nico niemals hinter die Tarnung steigen. Was die Lichtmagierin jedoch tun konnte war, sich nach anderen Spuren umsehen. Und war das gerade nicht ein Hauch von Schlamm auf dem Boden, der absolut nicht zu den hochhakigen Schuhen der Kunstlehrerin passte? Mary versuchte Nicolos Aufmerksamkeit zu erregen, ohne das Paar aus Lehrerin und "Wunderkind" zu stören. Während Kenji um sein Leben zeichnen durfte, zeigte Mary unauffällig auf die Spuren, die zur Küche (und damit zur Hintertür) und zu einer weiteren Tür führten - vermutlich das Schlafzimmer. Mit den Lippen formte die Baumgarnder stumm das Wort "Aufteilen?".
Diese winzige List gelang. Irgendwann später einmal würde sich Nico vielleicht selbst dafür schelten diese Lehrerin derart vollständig über's Ohr gehauen zu haben. Aber nur, wenn sie doch unschuldig war! Vielleicht. Aber es war halt auch so einfach gewesen. Anderen Leuten Honig um das Mäulchen zu schmieren war immer eine gute Methode sich beliebt zu machen. Die getestete Peralta-Taktik um sich rasch und einfach Freunde zu machen. Grade Künstler redeten gerne über ihre eigenen Erfolge, Ideen und Pläne. Dann noch ein wenig mit dem vermeintlichen Bekanntheitsgrad des Gegenübers garnieren und schon hatte man einen wunderbaren Köder, den dieses Fräulein Tomic bereitwillig geschluckt hatte. Nico hatte ein Grinsen im Gesicht, in dem ein Drache hätte wenden können. Es ging fast schon von einem Ohr bis zum anderen. Immer, wenn die Lehrerin den Kopf drehte, verschwand es rasch, nur um gleich wieder aufzutauchen sowie sie wegsah. Der andere, ausgesprochen unfreiwillige Köder namens Kenji wurde auch gleich schon von der Frau entführt und hochnasig mit zweifelhaftem Charme besprüht. Der Arme. Nico würde ihm als Entschuldigung ein paar Stücke Kuchen ausgeben. Aber manchmal war es besser um Verzeihung zu bitten als nach Erlaubnis zu fragen. Und das war eine dieser Gelegenheiten gewesen. Außerdem legte sich grade eine kleine Hand auf seinen Arm und damit waren mögliche Gewissensbisse ob Kenjis Bauernopfer ohnehin schon vergessen.
Hinter dem Rücken der Frau Lehrerin reckte Nico noch rasch einen Daumen in Kenjis Richtung empor. Der verschüchterte Blondschopf würde die Frau bestimmt richtig gut ablenken. Immerhin warf er sich schon in die Bresche als sie ihn verlassen wollte. Gut gemacht, Kenji. Und gut gemacht, Mary. Die äußerte die richtigen Worte, um jegliches Interesse der Lehrerin an ihnen beiden verlöschen zu lassen wie das flackernde Flämmchen einer Kerze im Sturm. Wunderbar. Tatsächlich hätte sich Mary, die überhaupt nicht eifersüchtig war, keine Sorgen machen brauchen. Nicos Glubschmurmeln suchten sehr viel eher die Ecken der Zimmer ab, in denen sich vielleicht Leinwände unterbringen ließen, als Fräulein Tomics ansehnlichen Körper. Ohne Gegenwehr ließ sich der junge Peralta in den Gang zurück entführen. Die Bilder hier waren tatsächlich überhaupt nicht schlecht. Auch er nicht das Gefühl hatte, dass die Frau mit Kenji würde mithalten können, wenn ihr Gildenkollege auf Ernst machte. Sicher, die Bilder hier sahen gut aus. Und sie waren sauber gearbeitet. Aber es steckte keine Seele darin, wenn er einmal so viel Pathos aufbringen durfte. Sie waren wie Essen aus einem richtig guten Restaurant. Lecker, ausgezeichnet zubereitet, aber eben nicht so gut wie Essen aus einer Bentobox, das jemand gemacht hatte, den man mochte. Wo wollte er eigentlich hin mit diesen Gedanken? Er hatte hier einen sehr guten Gedanken gehabt, auch wenn er wirklich nicht mehr sagen konnte, was der gewesen war. Mary zupfte an seinem Hemd und deutete nach unten. Hm. Schlammspuren. Nein, ein Schuhabdruck. Breit. Definitiv kein Frauenschuh. Außer Ravi oder Valda waren hier durchgekommen. Nur einmal etwas zu lange mit dem Blick auf Marys Augen verbleibend, folgte Nico deren Deuten in Richtung der beiden Türen. Das eine war vermutlich das Schlafzimmer. Das schied von vorneherein aus. Schlafzimmer fremder Frauen waren so ungefähr der letzte Ort, an den Nico gehen wollte. Sein Kopf schwenkte herum. Das andere sah nach einer Türe zu einem Garten oder so etwas aus. Zumindest drang Sonnenlicht durch das Milchglas im oberen Teil der Türe. Der Kopf schwenkte wieder zurück, der Blick richtete sich auf Marys Lippen, die irgendein Wort formten. So ganz hatte Nico das nicht verstanden, weil er urplötzlich mit den Gedanken woanders gewesen war, aber er nickte in Richtung der Gartentüre. Viel Auswahl was ihr Vorgehen anging, bestand ja nicht. Ungewohnt leise, in Ermangelung laut klackender Lackschuhe, löste sich der Virtuose unwillig von Mary, spähte noch einmal in Richtung Kenni, dessen Ablenkungsmanöver weiterhin zu funktionieren schien und huschte dann besockt in Richtung Gartentüre.
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Kenji
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Mit zitternden Fingern, die es kaum schafften, den Bleistift überhaupt zu halten, hinterließ der Hobbykünstler die ersten Striche auf dem dicken Papier direkt vor seiner Nase. Kurz schielte er über seine Schulter, vorbei an der Dame, die es sich neben ihm gemütlich gemacht hatte. Wie erwartet hatte sich der Rest seines Teams verflüchtigt, um (hoffentlich) nach den Gemälden zu suchen. Doch auch, wenn er davon ausgegangen war, dass es so kommen würde, spürte er die Panik noch tiefer in sein Herz kriechen. Mehr Linien folgten, doch er wusste nicht einmal, was er gerade zeichnete. Er ließ seine Hand einfach machen und hoffte, dass es das Interesse der Lehrerin lange genug hielt. Der Fuß der Schönheit, der dank der überkreuzten Beine in der Luft war, wippte bereits ungeduldig, doch Beschwerden kamen bisher keine. Oh man, er musste sich echt etwas einfallen lassen. Gleichzeitig wollte er jedoch nichts zu Gewagtes auf das Papier bringen und riskieren, dass er es total versemmelte. Nico hatte die Erwartungen bereits so hoch gesetzt, dass er kaum das Gefühl hatte, ihnen gerecht zu werden. Hinzu kam die, nun, recht unangenehme Aura der Frau, die ehrlich gesagt viel zu nah bei ihm saß und ihn - zumindest gefühlt - die gesamte Zeit ansah, anstatt die Augen auf seinem entstehenden Kunstwerk zu halten. Ob das nun den Druck herausnahm oder es noch schlimmer machte, war schwer zu sagen. Unruhig fuhr er sich mit der freien Hand durch die Haare während die Kritzelei vor ihm langsam Form annahm. Er hätte es wissen müssen. Kaum gab er die Kontrolle über das Ergebnis ab, entstand genau das, was er immer zeichnete, wenn er nicht wusste, was es werden sollte: eine Katze. Das Gute daran: Er war tatsächlich nicht übel darin, die Samtpfoten zu malen. Das Schlechte: Es war nicht sonderlich kreativ. Dann musste er wohl oder übel durch orginelle Techniken überzeugen. Um die Textur des Fells so hinzubekommen, wie er es gerne hätte, wurden verschiedenste Stifte hinzugezogen, er beließ es jedoch bei Grau- und Schwarztönen. Auch seine Finger wurden mit einbezogen, verschmierten hier und da die Pigmente, um möglichst glatte und fließende Übergänge zu schaffen, wo sie nötig waren. Und irgendwann war er schließlich fertig. Zufrieden zwar eher weniger, aber langsam gingen ihm wirklich die Möglichkeiten, Zeit zu schinden, aus. Mit einem feinen Radiergummi schaffte er ein paar letzte Highlights in dem pechschwarzen Fell, doch letztendlich ließ er auch diesen in das Künstlerköfferchen zurückwandern. Vorsichtig lösten sich die grauen Seelenspiegel vom Papier und wanderten hinüber zu der Lehrerin. Eigentlich wusste er, dass das hier kein wirkliches 'Bewerbungsgespräch' war, dass er nur hier war um abzulenken, doch Angst vor dem Urteil hatte er trotzdem. "Sag, Kenji, wie alt bist du eigentlich?" Die Frage erwischte ihn vollkommen unerwartet. "Äh, 19?" Er schluckte, als sich das hübsche Gesicht der Schwarzhaarigen langsam verzog, zufrieden wirkte sie nicht. "Du hattest also 19 Jahre Zeit, um an deinen Fähigkeiten zu feilen, um sie mir heute zu präsentieren. Und das ist alles, was du zu bieten hast?" Das Blondchen zuckte zusammen, als sie anfing, ihm ihre Worte regelrecht entgegen zu spucken. Konnte er bitte im Boden versinken? "Ich hatte schon Zehnjährige, die zu mehr fähig waren. Ich fasse es nicht, dass ich mich dazu habe überreden lassen, meine Zeit so zu verschwenden." Kopfschüttelnd erhob sich die Lehrerin aus ihrem Stuhl, ließ ihren verurteilenden Blick gnadenlos auf den Ohara niederbrennen. "Ich habe mein Bestes gegeben!", versuchte er noch, ihr die Stirn zu bieten, doch diese wurde glatt im Keim erstickt. "Tja, dein Bestes ist offensichtlich nicht gut genug." Uff. Das tat wirklich weh. Er zog den Kopf ein und quetschte ein leises "Entschuldigung." heraus. Er hatte nicht mit Lob gerechnet, doch dass die Kritik so harsch und niederschmetternd sein würde, hatte er ebenfalls nicht erwartet. "Das kannst du dir sparen, Kenji. Verschwinde einfach und nimm deine ... nanu?" Die Seelenspiegel der Frau wanderten durch das Atelier, das bis auf sie und den Blondschopf vollkommen leer war. Oh nein. "Äh, geben Sie mir noch- ... noch eine Chance! Bi-bitte!" Wie katastrophal konnte diese Situation noch werden? Am liebsten hätte er sich in eine Ecke verzogen, um begleitet von einer unmenschlichen Menge an Tränen die gnadenlosen Worte der Tomic irgendwie zu verarbeiten, doch nun musste er sie erst einmal davon abhalten, Verdacht zu schöpfen. "Ich hoffe du scherzt. Verrate mir lieber, wo deine Freunde sind." - "Äh, vie-vielleicht auf dem Klo?"
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