Ortsname: Shoreshire Art: Stadt Spezielles: - Beschreibung: Bei Shoreshire handelt es sich um eine kleine, aber feine Hafenstadt. Früher steppte hier einmal der Bär, doch inzwischen ist ein Großteil der Bevölkerung über 50 Jahre und jungen Nachschub gibt es kaum. Gepaart mit der Vielzahl an Häusern in veraltetem Baustil, schmalen Gassen und den Fischkuttern, die langsam und träge in den Wellen schaukeln, erwacht der (korrekte) Eindruck, dass es sich hier um ein verschlafenes Dörfchen handelt, in dem - bis auf den wöchentlichen Bingoabend - nicht viel geschieht. Das Ungewöhnlichste an diesem Ort ist wohl der kleine Hafen, an dem jeden Tag auf's neue die Fischer aufbrechen um am Abend ihren Fang frisch zu verkaufen. Auch der riesige Uhrenturm, welcher zu jeder vollen Stunde schlägt, fällt auf.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
#3Ah? Ah! AH!? War das alles was er dazu zu sagen hat!? Der Fremde tat gerade sehr gut daran die Geduld des aufgeweckten Sansargiller dezent zu strapazieren. Nicht sehr oft spielte Flux die Autoritätskarte, aber wenn er es tat, hatte es bei magischem wie nicht-magischem Volk immer eine gewisse Wirkung. Ob er das nun tat, um seine Größe, die seiner Meinung nach natürlich perfekt und adäquat war, zu kompensieren, da er sich sonst kein Gehör oder Respekt verschaffen konnte, musste ein jeder für sich selbst entscheiden. Er jedenfalls tat es in diesem Augenblick, um den Mann und sein Pferd dazu zukriegen sich zu rechtfertigen für ihre Taten. Also nicht das Pferd. Das Pferd war ein Pferd. Welche Art von Reparation würde er dort erwarten wollen? Nun gut, es könnte auf irgendeiner Wiese grasen und so das Sensen ersparen. Aber dafür gab es ja eigentlich Schafe. Oder Kühe. Oder Ziegen. Außerdem wäre es nur am Fressen und Chillen. War das wirklich eine Strafe … Crash kam total vom Thema ab. Es ging um den Piraten. Jetzt wo sich der Runenritter den Typen nochmal genauer könnte es wirklich ein Pirat sein. Wenn der Freibeuter hier einfach so durch die Straßen schlenderte, dann hatte Fiore ein ganzschönes Verbrechensproblem. Da wo sein Bruder und er noch gearbeitet hatten, wäre das unvorstellbar gewesen. Selbst die Gefahr der Piraterie hatten der Kapitän ihres Handelsschiffes erst erwähnt als sie königliche Gewässer erreicht hatten. Wohlmöglich würde er mit dem Kerl vor sich sogar ein kleines Kopfgeld einstreichen können. Der Gedanke sich an diesem Morgen gleich ein Dutzend neuer Bretzeln kaufen zu können, weckte die Neugierde des Crashmagiers. Erst die Aussage seines Gegenübers riss ihn aus dieser Gedankenkaskade. Der Halunke suchte wirklich streit. Die paar Sympathiepunkte, die er durch die Sorge um sein Pferd gesammelt hatte, verstrichen mit jeder Minute. Scheinbar erklärte auch sein Gesprächspartner erneut die Diskussion für beendet nur um sich auf die Frage nach dessen Gefährten, mit welcher der Sansargiller eigentlich versucht hatte die Situation etwas zu beruhigen, kurz umzudrehen und eine nichtssagende Antwort von sich zu geben, ehe dieser wohl zum wiederholten Mal seines Wegen gehen wollte. Ohne Reparation und ohne Entschuldigung. Flux tippte einige Mal erst ungläubig, dann frustriert und wütend mit seiner Pfote auf den Boden, bevor es endgültig aus ihm herausplatze. „SOFORT ANHALTEN!“ brüllte er ihm förmlich hinterher und spätestens jetzt konnte man den Einfluss der militärischen Ausbildung auf den Magier hören. Überraschend und laut genug war seine Stimme wohl gewesen, denn der Gaul zuckte wieder aufgeregt und blieb so wenigstens stehen. Genug Zeit, um sich ein weiteres Mal vor dem Mann zu positionieren. „Ich hab es echt auf die nette Art probiert, aber scheinbar hab ich mich nicht ganz klar ausgedrückt. Ich weiß ja nicht, wo du herkommst, aber eigentlich ist es üblich, dass man sich a) entschuldigt und b) man sowas erstattet. Da du ja jetzt weißt, dass ich ein Runenritter bin, will ich dich nochmal ganz dringlich anhalten dem Folge zu leisten. Außerdem“ und nun deutete der Fellritter ganz unverblümt auf die Augenklappe des Fremden „Würde ich mal gerne wissen, wo du herkommst. Hier kommen nicht viele Leute mit Augenklappe vorbei und die meisten führen nichts Gutes im Schilde. Deinem Benehmen nach führst du auch nichts Gutes im Schilde. Ist dem etwa so?“. Nicht gerade unauffällig hatte Crash seine Hände an seinen Holster gelegt, jederzeit bereit nach seinen gut sichtbaren Waffen zu greifen. Die Situation war wohl etwas aus dem Ruder gelaufen. Entweder würde der Typ mal langsam mit offenen und vor allem aufrichtigeren Karten spielen oder der Akimbo Knight würde ihn zur örtlichen Wache führen. Dann bekäme der Typ etwas mehr als nur ein aufgescheuchtes Pferd an diesem Morgen.
Bis dato war die Sache Lash ziemlich egal gewesen. Um ehrlich zu sein war er in einer innerlichen, morgendlichen Ruhe die er eigentlich wirklich nicht aufgeben wollte. Selbst als Desperatio abgehauen war, hatte er diese beibehalten. Mit jedem Wort des Kuscheltiers wurde aber auch er zunehmend gereizter. So unruhig und selten er schlief konnte er die entspannten Nächte des letzten Jahres gut und gerne an beiden Händen abzählen und er hatte wirklich keine Lust darauf, mit einem Waschbär am frühen Morgen zu diskutieren. Man mochte ihn alt und grimmig nennen – oder einfach nur stur, doch am liebsten hätte er sich einfach auf den Weg gemacht und den Kleinen hier wütend herumspringen lassen. Wenn er so viel überschüssige Energie hatte, gerne. Lasciel hatte das nicht. Er wollte sich nur ans Ufer setzen, sich in den Sand oder in die Kieselsteine lege und die Augen schließen. Einen Moment lang hatte es tatsächlich den Anschein gemacht, als würde der Kleine ihn in Ruhe lassen und gehen, da drehte er sich auf einmal um und begann ihn anzuschreien. Des tänzelte nervös an ihm vorbei, die Ohren leicht zurückgelehnt. Der alte Engel atmete tief durch, ignorierte das Gezeter und beschäftigte sich damit, sie zu beruhigen. Leise sprach er auf sie ein, bis sie ruhig hinter ihm stand. Erst dann ließ er sie los und hoffte, sie würde sich nicht erneut erschrecken. Lash selbst trat nun auf das Tierchen zu, dass ihm knapp zu den Hüften ging und blickte auf es hinab. Es war eine Sache, selbst beschimpft zu werden. Das war etwas, woran der Alte gewöhnt war. Etwas, dass er ignorieren und wegstecken konnte, wenn es nicht gerade von jemanden kam, der ihm wichtig war. Da er zum Glück keinen hatte, auf den das zutraf, gab es dahingehend auch keine größeren Probleme, so durch die Welt zu spazieren. Ihm mehr antun als die verfickten Götter würde der Kleine auch nicht schaffen – was allerdings keineswegs hieß, dass er einfach tolerieren würde, dass er Desperatio erschreckte. Lash beugte sich ein Stück hinab und starrte mit dem weißen und dem verdeckten Auge auf ihn hinab. „Pscht“, machte er ernst. „Du bist jetzt leise, versteht du mich? Dein Frühstück und dein Geschrei mag mir egal sein, aber wenn du mich noch einmal anschreist und sie erschreckst, wirst du nicht so schnell wieder jemanden erschrecken.“ Dass er gerade einem der Rune Knights drohte ging ihm dabei ziemlich am Arsch vorbei. Zwar behielt er die Gilde in mildem Interesse im Auge, seit Gina ihn dazu eingeladen hatte, mit ihr nach Crocus Town zu kommen, doch das hieß nicht, dass er deshalb jedem Rune Knight der ihm auf den Zeiger ging lieb und nett behandeln würde. Zudem hatte die Vampirin sich nachts aus dem Staub gemacht und ihm nur einen Teil ihrer Unterwäsche, den sie in der Finsternis wohl nicht gefunden hatte, und die Scherben der Lampe überlassen. Nichts, dass ihn groß erfreut hatte, auch wenn er jene Nacht zu denen zählt, in denen er ausnahmsweise gut geschlafen hatte.
Doch das war nicht das Thema. Erst einmal musste er sich entscheiden, ob er das Kuscheltier einfach treten würde und gehen, oder seine Fragen beantworten. Ersteres war zugegeben äußerst verlockend, doch war Lash gewissermaßen zugleich zu verärgert einfach zu gehen und auch zu amüsiert über die Fragen. Im Grunde darüber, dass er ihn aufgrund der Augenklappe (und vielleicht auch aufgrund seines ignoranten Verhaltens) für Böse hielt. Wie Dennies, der ihn für einen Piraten gehalten hatte … „Für das nächste Mal empfehle ich dir, eine Erstattung zu verlangen, anstatt mein Reittier zu beschimpfen und zu erschrecken. Dann wäre ich mehr gewillt, deinen Wunsch umzusetzen.“ Lasciel hatte sich wieder aufgerichtet und betrachtete den Waschbär nachdenklich mit zusammengepressten Lippen. Wo er sich zuvor noch offengehalten hatte, ihm wirklich zu helfen, war der Gedanke nun endgültig verworfen. „Zudem bin ich aktuell pleite.“ Ein Wort, dass er hier neu gelernt hatte, dass ihm aber ziemlich gut gefiel. Sein Mundwinkel zuckte. Sah so aus, als könnte er wohl nichts für ihn tun … Dass er sein letztes Geld für Frühstück und Heu ausgegeben hatte, hielt er ihm nicht unter die Nase. „Abseits davon ist mir nicht bewusst, weshalb mein Verhalten von deinem Rang abhängt.“ Für Lash war die Rechnung einfach. Man musste ihm schon zeigen, dass man seinen Respekt verdiente. Nur ein Rune Knight zu sein änderte für ihn nichts. Erst Taten, wie das Retten eines Teenagers, sorgten für Respekt und Anerkennung. Seine Sympathiepunkte für den Kleinen könnten allerdings aktuell nicht weniger existent sein. „Ich bin Reisender und habe dem Meer einen Besuch abgestattet. Ist dies etwa verboten?“ Eine gewisse Herausforderung lag in seinen Worten. Aus dem alten Implus von Richtig und Falsch beantwortete er zwar seine Fragen und sprach für seine Verhältnisse damit sehr viel, dennoch konnte er seine Abneigung nicht verbergen. „Zumal finde ich Waschbären mit Waffen viel beunruhigender als einen Mann mit Augenklappe. Wer sagt mir denn, dass dein Gildenzeichen echt ist?“, drehte Lash den Spies um und trat einen Schritt zurück, froh um den Mantel, der seine eigene Pistole an der Seite und die Kette um seine Hüften verbarg, die er, wo sie zu sehen war, als Gürtel gut tarnen konnte.
#4 Kaum hatte der Sansargiller seine nun deutlich bestimmtere Tirade abgespult, erhoffte er sich nicht zuletzt aufgrund seiner deutlich drohenden Geste, dass der Fremde sich endlich am Riemen reißen würde. Sich und sein Pferd. Stattdessen passierte etwas, was Flux so gar nicht erwartet hatte. Er sollte leise sein. Er? Er!? Er, der gerade die größte Ansage gemacht hatte, seit er Mitglied in diesem verrückten, militärischen Haufen war. Und dann auch noch mit Nachdruck. Nein, nicht nur das, ihm wurde noch offensichtlich gedroht und war dabei bei weitem nicht so nachsichtig, wie es Crash zuvor mit ihm gewesen war. Noch dazu sie nicht vollständig von oben herab kam, sondern der andere hatte sich noch die Mühe gemacht, ihm ein Stück entgegenzukommen und so wirkte es fasst, als ob er ihn belehren wollte. Natürlich wusste der Gunslinger weder etwas von den vergangenen Treffen des Mannes mit anderen Runenritter noch, über die durchaus bösartigen Gedanken seines Gegenübers. Stattdessen fiel ihm viel eher die Kinnlade herunter und es kam selten vor, vielleicht sogar nie, dass der Akimbo Knight nach Worten rang, so perplex ließ ihn diese Situation zurück. Perplex genug, um dem anderen Zeit zu geben noch auf seine anderen Fragen zu antworten. Dabei könnte es nach außen beinahe so wirken als befolgte er die Anweisungen des Reiters, dabei war es eben jene Verwirrung, die ihn abhielt, etwas zu sagen und es war nur seinem Training zu verdanken, dass er nicht wild los stammelte. Es war das erste Mal in ihrem Gespräch, wenn man es denn so nenne wollte, dass der Typ etwas Konstruktives sagte. Flux hätte direkt nach einer Entschädigung fragen sollen. Nun gut, hätte man tun können, war aber einfach nicht so seine Art. Letztendlich ist er ja aber trotzdem zu dieser Aussage gekommen. Der Gedanke an die Konversion war jedoch völlig überflüssig, der der Fremde berichtete sogleich sehr gelassen, dass er gar kein Geld besaß. Darüber hinaus belustige ihn diese Tatsache scheinbar noch. Fast ungewollt begann das linke Auge des Sansargiller etwas zu zucken. Wurde er gerade vollkommen verarscht? Diese Überlegung war nicht einmal so weit hergeholt, beachtete man, wie die nächste Sätze aus dem Mund seines Gesprächspartners klangen. Scheinbar hatte der Reisende so gar keine Ahnung wie es in Fiore aber speziell mit den Rune Knights abging beziehungsweise zu laufen hatte. Stattdessen provozierte er weiter, indem er ihm noch irgendeine dahingeklatschte Geschichte unterjubeln wollte. Von wegen Reisender wollte sich Crash bereits beschweren, baute sich stattdessen auf, so gut es seine Statur erlaubte und lauschte, welche verrückten Dinge er sich noch anhören musste. Waschbär. Da war es wieder. Diese Viecher sahen doch so überhaupt nicht aus wie er! Fast hätte er sich darüber mehr aufgeregt als die Tatsache, dass seine Zugehörigkeit angezweifelt wurde. Der fehlende Respekt war eine Sache, aber ein wenig soldatischen Stolz hatte er zwischenzeitlich dann doch entwickelt. Erneut wurde sein Wutanfall unterbrochen, diesmal durch die Gestik des Mannes. Die verbale Drohung zu Beginn wurde nun durch eine physische ergänzt. Der Typ musste einfach Dreck am Stecken haben. Trotzdem war der Runenritter nicht dumm. Die Gefahr war eine echte und sofort überlegte er, wo er Verstärkung herbekommen würde. Seine Augen huschten unruhig zwischen dem Gesicht, den Händen, Waffen und dem Gaul des Mannes und potenziellen Deckungen hin- und her.
Seine Miene entspannte sich. Er musste diese Situation geschickt lösen. Am sinnvollsten wäre es den Mann einfach gewähren zu lassen und seine Beschreibung an das Hauptquartier zu geben. So würde ihn die nächste Patrouille einfach einsammeln und Flux könnte als Zeuge dienen. Damit wäre das Problem gelöst. Womöglich könnte er den Fremden auch bitten einfach mit zu den örtlichen Sicherheitskräften zu kommen, um dort seine eigene Identität zu bestätigten. Damit wäre auch die Sache mit dem Rang geklärt. Außerdem könnte er den armen Schlucker direkt zu irgendeiner Zwangsarbeit verdonnern. So hätte wenigstens irgendjemand einen Nutzen von seiner zerstörten Brezel. Alles sehr sinnvolle Vorschläge. Aber alles Dinge, die komplett über den Kopf des Sansargillers hinweggingen. Stattdessen entspannte sich seine Miene nur einen kurzen Moment, ehe er einen Satz nach hinten macht, beide Pistolen zückte und damit sowohl ihn als auch das Pferd anvisierte. Wenn es scheinbar so wichtig war, konnte er es wohl als Druckmittel verwenden. Vielleicht sorgte das für etwas mehr Respekt als es sein Gildenzeichen tat. „Ich mach dir die Sache jetzt ganz einfach: Entweder du fährst jetzt mal ein paar Gänge runter und erzählst mir, warum dir die Gesetze des Landes so egal sein können, dass du so mit mir umspringst ODER ich schleppe dich zur nächsten Wache, in einem Zustand, der deine Augenklappe harmlos aussehen lässt“. Musste er noch deutlich werden. Die paar Fässer zu seiner linken, die mit Wasser gefüllt zu sein schienen, dürften ihm als erste Deckung sehr nützlich sein.
Na da. Einige Momente lang gelang es dem Kuscheltier doch tatsächlich, seine Klappe zu halten. Vielleicht war der Geist in ihm auch einfach verschwunden und jetzt nur noch die weiche Hülle da? Könnte er mitnehmen und als Kopfpolster verwenden … nein, das Risiko, dass Flux aufwachte, wollte er nicht eingehen. Wenn der ihm die Ohren abbiss, hätte Lash noch weniger Möglichkeiten mit seiner Umwelt zu agieren. Während er seinem Ärger also mit Worten Luft machte, gelang es ihm tatsächlich, den anderen davon abzuhalten, ihn zu unterbrechen. Schien beinah, als hätte noch nie jemand dem Kleinen gesagt, dass die scheiß Welt sich nicht um ihn drehte. Stattdessen erwartete er von ihm Respekt. Es war nicht Lash gewesen, der ihn angefahren hatte. Zugegeben, ob er ihm bei einer netten Frage wirklich geholfen hätte, wäre fraglich gewesen, aber er hätte es zumindest abgewogen oder sich sogar, und das war wirklich selten, entschuldigt. Doch nein, dieser selbsternannte Runenritter spielte sich auf wie ein trotziges Kind und traf damit die roten Knöpfchen bei dem Engel. Die Kiefer fest zusammengebissen behielt er Flux im Auge, während er zurücktrat und wieder nach Desperatios Zügel griff. Ihre Nase fuhr über seinen Handrücken und kitzelte ihn, eine willkommene Ablenkung. Gerade wollte er sich umdrehen und endgültig abhauen, da schien der Waschbär wieder zum Leben zu erwachen und musste sein Mäulchen wieder aufreißen. Lash knurrte verärgert. Konnte er ihn nicht einfach gehen lassen? Als er sich dann aber umwandte, war es an ihm, den Kleinen entgeistert anzustarren. War das sein verfickter Ernst? Lash blickte in den Lauf zweier … Pistolen. Hatte er den Verstand verloren? Selbst er fuchtelte nicht mit seinen Waffen herum, wenn er eine andere Möglichkeit hatte und in einer Stadt war. Dabei war er nicht gerade rücksichtsvoll, aber er hatte keine Lust sich mit Leuten wie Flux darüber zu streiten, ob seine Tat gefrechtfertigt war oder nicht – worüber er meist erst danach nachdachte. Gehen klappte jetzt auch nicht mehr, denn er wollte nicht riskieren, dass die Kugel verstärkt waren und mehr Schaden machten als seine. Außerdem hatte er ungern einen bewaffneten Feind im Rücken, der kein Benehmen besaß und der bei den Gesetzeshütern arbeitete, wie auch immer er es da hineingeschafft hatte, und entsprechend wohl damit umgehen konnte. Wegen irgendwas musste sie ihn ja eingestellt haben und seine Freundlichkeit und Geduld war es sicher nicht. Lash ließ Des los, drückte die Hand vor ihre Brust und deutete ihr damit, stehen zu bleiben, während er sich seitlich von ihr entfernte und Flux näherkam. Er würde hier sowieso nicht fliehen können und um selbst Schaden zu machen oder ihm die Waffen wegzunehmen, musste er näher. „Nur weil ich eine Augenklappe trage und weil ich mich nicht beschimpfen lasse, bin ich ein Verbrecher? Ich kann deinen Leuten gerne genau erzählen, was passiert ist und was du getan hast. Das du zum Beispiel mit deinen Waffen auf deinen Reisenden zeigst, der dir nicht geschadet hat. Denkst du, deine Freunde wären erfreut davon?“ Lash sah auf ihn hinab, die Hände unter dem Mantel. Die linke am Griff der Kette, die rechte auf der Pistole an der anderen Seite, was Flux jetzt wohl beides sehen konnte. „Meines Wissens nach darf ich mich durchaus verteidigen, wenn du jetzt abdrückst.“ Zumindest war es vor ein paar Jahrhunderten so gewesen. Lash hatte nie die Gesetze gelesen, die seitdem hier herrschten. Für ihn war die Sache ziemlich klar und einfach. „Also packt deine Pistolen wieder ein, sonst wirst du selbst heute nirgends mehr hingehen.“ Einen Moment überlegt Lash, Flux einfach zu treten. Er war klein. Er konnte ihn umtreten und ihn wie einen erschossenen Hasen versuchen aufzuhängen. Aber erst würde er abwarten, erst wenn Flux keine Anstalten machte, ihn gehen zu lassen und drohte wirklich abzudrücken, würde er nach ihm treten und sich die Kette schnappen, um sie nach dem Waschbären zu werfen. Vielleicht seine Pfoten an seinen Körper zu wickeln?
#5 Flux hatte wirklich alles probiert. Er hatte den Fremden mehr als freundlich auf seinen Fehler hingewiesen. Er hatte ihm die Chance gegeben seinen Irrtum zu beseitigen. Als das alles nicht funktioniert hatte, ging es ja gar nicht mehr anders als seine Zugehörigkeit zu den Rune Knights zu offenbaren. Es gab so viele freche, fast schon unverschämte oder rücksichtlose Menschen, sodass ihnen dieses Symbol etwas Vernunft, Demut und vor allem Respekt gegenüber dem Sansargiller einbrachte. Aber wer auch immer der Typ mit der Augenbinde war, er war unwahrscheinlich beratungsresistent. So sehr sogar, dass sie sich jetzt gegenüberstanden, nachdem Crash seine Waffen gezogen hatte. Die Schüsse würden bestenfalls wehtun, nicht im Geringsten hatte der Magier vor hier irgendwen schwer zu verletzen. Jedoch schien selbst dieses Druckmittel nicht zu funktionieren, obwohl er sogar das scheinbar so wertgeschätzte Reittier des Mannes bedrohte, wovon Flux sehr wenig hielt. Statt die also die gewünschte entspannende Wirkung zu haben, hatte der Akimbo Knight wohl gerade noch mehr Öl ins Feuer gegossen. Wo er noch zu beginn an optimistisch war, als sich der Mann umdrehte und die Läufe seiner Pistolen musterte, verschwand dieses Gefühl, als jener sogar noch näherkam. Viel provozierender konnte man eigentlich gar nicht auftreten. Der is völlig meschugge. Will er sich echt für ne Brezel einbuchten? Kurz musste er sich selbst fragen, ob er nicht auch irgendwo die ganze Situation eskalieren ließ. Letztendlich ging es jetzt nur noch ums Prinzip und derer, der er sich verschrieben hatte. Heute war es vielleicht eine Brezel, allerdings könnte morgen bereits jemand verletzt werden. Nicht auszumalen, was passiert wäre, wenn der Gaul nicht angehalten hätte. Angespannt und konzentrierte lauschte er der Verteidigung seines Gegenübers, der erneut nur die Hälfte der wirklich relevanten Punkte aufzählte. Es war mehr als eine Dreistigkeit zu behaupten, dass er ihm nichts getan hätte. Von Freunden zu sprechen, amüsierte ihn dann dennoch etwas. Die Runenritter waren vieles, aber gewiss nicht seine Freunde. Damit war es eigentlich besiegelt. Der Typ würde weder aufgeben noch überhaupt verstehen können, was er falsch gemacht hatte. Ein paar Nächte im Knast und Sozialstunden würden ihn dafür wohl empfänglicher machen als die Ansprache eines Sansargillers. Aufmerksam und bereit zuzuschlagen folgte er den Händen seines zukünftigen Kontrahenten. Eine Kette und eine Pistole? Ob er dafür auch eine Berechtigung hat? Es war, als ob ihm dieser Mensch wie auf den Silbertablett serviert wurde, denn mit jedem Fehler, den dieser begann, fühlte er sich in seiner Entscheidung immer sicherer und die Zweifel wurden zusehends weniger.
Bevor er jedoch abdrücken würde, müsste er ihm wenigsten ein letztes Mal erklären, was zum Henker hier falsch lief. Beinahe fassungslos schüttelte Flux den Kopf, ehe er seinen Gegner erneut etwas amüsiert ansah. „Es ging mir nie um dein Äußeres. Du hast einen Schaden begangen und bist nicht in der Lage diesen zu begleichen oder dich dafür zu entschuldigen. Und dann hast du letztendlich noch die Dreistigkeit mich zu beleidigen und jetzt sogar zu bedrohen. Die Knaben von Fairy Tail würden dich vermutlich einfach verdreschen und liegen lassen. Leider sind mir diesbezüglich die Hände gebunden. Jedoch kenne ich einen Ort, der dich für die Gesetze dieses Landes verständlich aufschließen wird. Die Frage ist, ob du ihn bei Bewusstsein oder in Ketten kennenlernen möchtest?“. Wie dem auch war, es schien, als ob Worte nicht mehr die Lösung des Problems darstellten. Fine Fremder … make my day. Sich plötzlich nach unten wegduckend, konnte Crash noch hören, wie sich zwei Schüsse aus seinen Pistolen lösten, ehe er bereits die Arme versuchte hochzuziehen, um sich selbst zu schützen. Vergeblich, wie er feststellen durfte. Während das eine Projektil zwischen den Beinen und durch den Mantel das Hinterteil des Pferdes traf, musste die anderen Kugel mittig im Brustkorb des Mannes eingeschlagen sein. So vermutete er jedenfalls, denn der Tritt des Fremden hatte ihn nach hinten in eben jene Fässer katapultiert, die er zuvor noch als Deckung nutzen wollte. Mit einem unangenehmen Knirschen gaben diese unter seiner Wucht nach und tränkten ihn in kalten Wasser. Kein glorreicher Start.
Lash hielt den Mund. In ihm brodelte die Wut wie der Lavafluss in der Hölle. Heiß. Es hatte seine Gründe, dass der Engel sich nur allzu gerne zurückhielt. Sonderlich geduldig war er nie gewesen, auch wenn man es ihm vielleicht nicht immer anmerkte. Vielmehr war er ignorant der Welt gegenüber, ihm ging vieles am Arsch vorbei und Dinge persönlich zu nehmen und davon verletzt zu sein … Der Gedanke, dass die andere Person sowieso bald Staub sein würde, machte das deutlich einfacher zu ertragen. Bei den meisten Sachen zumindest, doch dieser Knirps hatte nicht nur Lash angegangen, sondern auch sein Pferd. Und als Lash gehen wollte, als er versuchte, sich der Situation zu entziehen und sich seine Ruhe zu suchen, schien das Ego des Waschbären das nicht ertragen zu können. Seine kurze Geduldsschnur war also am Ende und der Funke kurz davor, zu einer Flamme zu werden. Lash diskutierte nicht gerne, dass forderte von ihm, sich mit der Welt zu beschäftigen. Ein Gefühl für etwas zu bekommen, was sowieso vergehen würde, vom Zahn der Zeit zernagt, während er still und leise daneben stand und zusah. Das Kuscheltier hatte ihn von der Wand weg mitten in das Spiel des Lebens gezerrt und das machte Lash sauer. Nicht schlecht gelaunt oder grummelig, wie er es unter Menschen die meiste Zeit war, sondern wirklich sauer. Das freie, blinde Auge zusammengekniffen starrte er, die Hände an den Hüften an den Waschbär hinab, hörte ihm schweigend zu, was er zu erklären hatte. Lash unterließ es, ihn erneut darauf hinweisen, dass der Kleine auch nicht um einen Schadensersatz gebeten hatte. Das Leben gab einem nichts umsonst und wenn er diese Lektion noch nicht gelernt hatte, dann würde es Zeit dafür. In der Tat hätte Lash aber einen der Knaben von Fairy Tail vorgezogen. Besser einen vorlauten Idioten, der ihn nicht einsperren würde, als den hier. Außerdem hatte der Alte mittlerweile durchaus Interesse, sich den Ärger aus dem Blut zu prügeln, nur war er nicht sicher, ob er sich mit einem menschgewordenen, überheblichen Tier anlegen wollte. Lash hatte schon angetrunken in einer Bar jemanden eine Flasche über den Schädel gezogen – und das auch selbst abbekommen -, aber Tiere verprügelte er für gewöhnlich nicht. Zudem war der Knirps auf die dämliche Idee gekommen, mit seinen Pistolen auf ihn zu zeigen. Lash reagierte im selben Moment, indem der Waschbär abdrückte. Er trat kurzerhand nach ihm, mit dem Stiefel geradewegs gegen den Brustkorb des anderen. Nicht fest genug, um ihm etwas zu brechen, zumindest nicht absichtlich, aber um ihn von sich zu bekommen. Der Kleine folg nach hinten in die Fässer, doch dafür hatte Lash keine Augen. Nicht einmal für den Schmerz, als ihn eine Kugel knapp unter die Rippen traf. Er taumelte seinerseits zurück, krümmte sich vor, als die Wucht ihn traf. „Fuck!“ Er presste eine Hand auf sein Shirt, verfluchte sich, dass er das feste Leder nicht darunter getragen hatte. Aus nächster Nähe, nur durch einen rauen Stoff geschützt, raubte ihm die Auswirkung die Luft. Lash biss die Zähne zusammen. Er spürte zwar kein Blut an seinen Fingern, aber es fühlte sich an, als wäre sein Magen mit vollem Karacho gegen seine Wirbelsäule geschmettert worden. Noch schlimmer: Hinter ihm war Desperatio auf die Hinterbeine gestiegen und losgerannt. „Des!“, rief er ihr hinterher, doch die Stute hörte ihn nicht, als sie ihn Panik die Straße entlang lief. Es war das Glück oder Pech des Waschbären, dass Lash nicht sicher war, ob sie getroffen worden war. Kurz überlegte er, ihr zu folgen, doch ein kurzer Blick auf den Übeltäter nahm ihm die Entscheidung ab. Die Straße würde nicht weit führen, sie zurückkommen und ihr Wiehern hatte nicht nach Schmerz gelungen. Nicht wie damals, als sie ihre Fessel verletzt hatte. Zähneknirschend, das Auge zusammengepresst ging er auf das verdammte Kuscheltier zu. Lash war sauer, wenn man Des beleidigte oder ihn angriff. Er war … rachsüchtig, wenn man sie wirklich in Panik versetzte oder gar etwas antat. Und Lash hatte verdammt viel Rachegefühle, verdammt viel Hass in sich. Ein- oder zweihunderte geschürter Hass, mit dem der Kleine zwar nichts zu tun hatte, der dem Alten aber die Kraft gab, trotz des Schmerzes und der Übelkeit, seine eigene Pistole zu ziehen. „Das …“, keuchte er. „Das. Hättest du nicht tun sollen.“ Als Lash bei dem Mistvieh angekommen war, trat er erneut nach ihm, nur um ihm im gleichen Atemzug die Pistolen aus den Tatzen zu reißen. Zumindest versuchte er das, indem er das Metall darin anzog. Sein Atem ging stoßweise, als er in die Knie sank und die Waffe direkt auf den flauschigen Schädel der Kreatur richtete. „Tierschutz“, knurrte er und drückte ab. Drei mal.
Magnetic Pull TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 20 pro Minute MAX. REICHWEITE: 10 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem ersten Grundzauber der magnetaren Künste hält der Anwender eine oder beide Hände vor sich hin, und beginnt metallene Objekte anzuziehen. Die Stärke und Geschwindigkeit, mit der metallene Objekte bewegt werden können, entspricht der Willenskraft des Anwenders -1 bis maximal Level 4.
Beherrschung:
Willenskraft Level 4: 15 Meter Willenskraft Level 6: 20 Meter Willenskraft Level 8: 30 Meter
Tunet GATTUNG: Fernkampfwaffen TYP: Schusswaffe BESITZER: Lasciel ELEMENT: Wind KLASSE: I MANAVERBRAUCH: 15 pro 3 Patronen SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Tunet fällt an sich nicht sonderlich auf. Dunkelbraun mit einem Lauf von etwa 15 Zentimeter und einem mit Leder umwickelten Griff wird sie im Halfter getragen. Noch ist die Waffe frisch, kaum Kratzer verunstalten sie. Ihr Gewicht entspricht dem einer normalen Waffe. Zur Erkennung hat Lasciel ein L in das Leder ritzen lassen. Die Besonderheit der Waffe besteht in ihrer Munition. Diese besteht aus reiner Luft. Er kann drei Schüsse hintereinander abfeuern (dies klingt wie leise Donnerschläge, woher auch der Name stammt), ehe er sie durch Magie neu auffüllen und formen muss. Die Patronen selbst bestehen auch bis zum Aufschlag aus Luft, werden aber ähnlich wie Paintballschüsse ohne Farbe wahrgenommen.
#6 Nass, hungrig und wütend. Keine optimalen Bedingungen für den heutigen Tag und absolut keine für den Fremden, der ihn gerade ohne Probleme durch die Luft geschickt hat. Der Tritt hatte aber immerhin eine ganz schöne Wucht und Flux verfluchte sich gerade dafür, dass er den Typen unterschätzt hatte. Die Augenklappe war wohl nicht nur Show. Und das alles nur wegen einer verdammten Brezel. Vermutlich würde er in Zukunft nur noch in Anwesenheit anderer Ritter oder seines Bruder ein solches Lebensmittel konsumieren, um nicht wieder in diese peinliche und nun womöglich brenzlige Situation zu geraten. War er sonst nicht eigentlich der Vernünftigere der beiden Geschwister, bedacht seine Kämpfe etwas gewissenhafter auszuwählen? Nun heute nicht und vor allem dann nicht, wenn man den Hitzkopf in seinem Inneren so perfekt triggerte, wie es der Pferdeflüsterer durch seine bloße Präsenz, verstärkt durch die wenigen Worte, die er von sich gab, tat. Den Schmerz, den seine Waffen beim Einäugigen hinterlassen hatte, konnte er noch vernehmen, ehe er in eben jene Fässer gekracht war. Das kurze Schmunzeln der Genugtuung wich einer angestrengten und ebenso schmerzerfüllten Mimik, bevor er auf seinem Hintern aufkam und die Überreste der nun leeren Behälter auf ihn fielen. Das Wiehern des Pferdes riss ihn aus seiner Benommenheit und er schaute auf nur um daraufhin zu sehen wie, der vermaledeite Gault erneut die Flucht ergriff. Genug Zeit für den Magier sich zu sammeln, vielleicht noch Hilfe zu holen und sich dann dieser Gefahr von neuen zu stellen. Etwas Blut auf die Straße spuckend, genoss er jedoch erst einmal diesen Anblick in der Hoffnung, dass seine Kräfte zumindest rudimentär zurückkehren würden. Gleich würde der Typ die Beine in die Hand nehmen und Hinterherlaufen, so wie es bereits am heutigen Tag demonstriert hatte und was überhaupt auch der Grund war, weshalb der Sansargiller in dieser Misere steckte. Es war an diesem Punkt, dass Flux merkten durfte, dass er sich verkalkuliert hatte. Big time. Einen Moment noch schaute der Reiter seinem Tier nach, da wendete sich sein Kopf langsam in Richtung des Knights und Crash bildete sich ein, dass die Luft eisiger wurde. Dem Blick folgte eine vollständige Wendung des Körpers und die ersten Schritte wurden auf ihn zugemacht. Fuck, fuck fuck schoss es durch den Kopf des Gunslingers. Seine Waffen lagen verstreut, sein Körper schmerzte und trotz des aufgestiegenen Adrenalins konnte er sich nicht aufraffen. Hastig ging er seine Zauber durch allerdings ohne etwas Passendes zu finden. Er war diesem Mann ausgeliefert und einerseits pisste es ihn unwahrscheinlich an und anderseits stieg auch die Angst in ihm auf. Wenn es sich hierbei wirklich um mehr als einen Landstreicher handelte, hatte womöglich gleich sein letztes Stündchen geschlagen. Die Wut im Gesicht seines Gegenübers unterstrich diesen Punkt nur noch mehr. Aufgeregt warf er dem Fremden Überreste des Holzes entgegen, die keinen wirklichen Schaden anrichten konnte. Und dann geschah es: der Verbrecher zog seinerseits seine Waffe. Nun schon panisch, suchte Flux nach einem Ausweg. Vergeblich. Etwas klickte in ihm, er warf sich nach vorne, griff eine seine Waffen, riss sich schmerzhaft zurück, nur um direkt im Anschluss erneut getreten zu werden und die Kontrolle über seine Pistole zu verlieren. Die Wut und der Hass waren nun auch verbalisiert worden und die zuvor angestaute Furcht wandelte sich nun kurz in Resignation und den ebenfalls in Wut und Ärger um. Wenn er schon drauf gehen würde, dann würde er ihm wenigstens nicht die Genugtuung geben, in Angst gestorben zu sein. Cassius würde sich schon um diesen Halunken kümmern. „Wir sehen uns in der Hölle!“ schrie er den anderen noch an, ehe er das Klicken des Abzuges der Waffe hörte, die direkt an seinen Kopf gehalten wurde, ehe es schlagartig dunkel wurde und der bewusstlose Körper in sich zusammensackte.
Lash war am Ende mit den Nerven. Sein Pferd lief zu zweiten Mal weg, nachdem der gottverdammte Waschbär es wohl getroffen hatte, sein Bauchbereich pochte und schmerzte und der Übeltäter hatte noch immer nicht genug davon, herumzuschreien. Dann warf er ihn mit Holz ab. Ein Stück traf ihn an der Hüfte, der Rest flog auf seine Beine und Stiefel. Lash ging weiter auf das Mistvieh zu. Es hatte den Bogen sehr, seeehr weit überspannt. Er füllte die Pistole wieder mit Mana und sah aus dem verdeckten Auge, wie der Winzling sich bewegte. Lash trat erneut nach ihm und riss zugleich mit Magie an dem Metall in der Waffe. Diese flog dem Waschbär aus den Händen und dieser flog von seinem Tritt zurück. Lash war zu wütend, um sich darum zu kümmern, wie viel Trittkraft das Tier und dessen Knochen aushielten. Es war ihm scheiß egal, ob ihm die Rippen brachen oder nicht. Er wollte ihn nicht unnötig leiden lassen, aber dass nur, weil er absolut keine Lust hatte, sich noch länger mit dem Vieh auseinander zu setzen. Und für dieses Ziel war er noch viel zu lebendig. Lash drückte die Pistole gegen den Kopf, das Fell würde ihm so wenig Schutz bieten. Der Engel ging auf ein Knie, was zwar nicht nötig war, um zu treffen oder das Geschrei zu verstehen, ihm aber ein besseres Gefühl gab. Gut, vielleicht hatte er sich selbst angelogen und er hätte dich verdammt viel Spaß daran, den Körper ein wenig zu demolieren. „Bezweifle ich“, war seine Antwort. „Aber grüße Apophis, wenn du ihn siehst, mit einem Tritt in sein Gesicht von mir.“ Nicht, dass der Waschbär es dahin schaffen würde. Der Gott war in der Gestalt, die Lash gesehen hatte, um vieles größer als er selbst gewesen. Aber wenn der Kleine Glück hatte, würde er nicht in der Hölle landen, in der Lash nahezu ein Jahrhundert verbracht hatte. So sehr hasste er ihn dann doch nicht, ihn da hinzuwünschen. Zu den tausenden von Schlangen, die den Boden bedeckten, die sich um einen wanden. Zu dem Feuer und Lava, der Hitze, die sich in den Stein gefressen hatte, sodass es nirgends ein kühles Stück gab. Zu der Steinplatte, auf der er die Flügel verloren hatte und … sie. Lash drückte ab, stellte sich vor, es wäre der Kopf des Schlangengottes, den er mit jedem Schuss traf. Sein Herz raste, die Finger so fest um den Griff gekrallt, dass seine Knöchel weiß hervorstanden.
Der Engel brauchte einige Minuten, seinen Atem unter Kontrolle zu bringen und die Waffe wieder einzustecken. Der Waschbär lag regungslos da. Obwohl er keine Blutlache entdeckte und die Kugeln keinen Schädel durchdringen konnten, war die stumpfe Gewalt stark. Er legte eine Hand auf den Brustkorb und eine über das Maul, bis er den schnellen, leisen Herzschlagen und die kühle Atmung aus der Nase spüren konnte. Lebendig. Reichte doch. Lasciel erhob sich und sah sich um. Liegen lassen schien ihm nicht die beste Idee, hier mitten auf dem Weg. Vielleicht in eines dieser Tierheime? Er entfernte sich, entschlossen, zuerst sein Pferd wieder einzufangen. Er folgte dem Weg und fand Desperatio erneut am Ende der Straße. Es brauchte einiges an Zureden, dass sie näherkam. Lash tastete sie ab, konnte aber zum Glück keine Verletzung finden, bis auf eine Stelle an der Flanke, wo sie zurückwich. Doch wie seine Schüsse, war der Schäden eher einer Prellung ähnlich. Lash führte sich zurück und fand den Waschbär noch immer liegen vor. Er hob ihn hoch und hängte ihn über Des Rücken, nahm dessen Waffen und ging die Straße entlang auf der Suche nach einem Park, um das Mistvieh dort abliefern und dessen Waffen in den Brunnen zu werfen. Oder … Der Engel schlug den Weg zurück zum Strand ein, ließ den Waschbär direkt neben einem erhöhten Weg in den Schatten fallen. Mit den Waffen in der Hand zögerte er. Ob er sie mitnehmen sollte?
#7 Sich bereits vom Leben verabschiedet, durfte er noch ein letztes Mal den Widerworten des Fremden lauschen, der ihn mit Dingen zuquatschte, die ihn so sehr interessiert, wie die Konsistenz seines Stuhlganges am heutigen Morgen. Eins hatten diese Situation und der Morgen gemeinsam: es war beschissen. Für eine gottverdammte Brezel würde ihm der Typ gleich die Lichter ausblasen. Irgendwo passte das ja zu Flux, nichtsdestotrotz war es bei weitem nicht seine Idealvorstellung. Wie befremdlich es auf Crash hätte wirken müssen, dass nach der ganzen Tortur sein Peiniger auch noch prüfte, ob der kleine Sansargiller lebte. So wie die Situation eskaliert war, hatte dieser immerhin damit gerechnet, dass ihn der andere wirklich umbringen wollte. Aber anscheinend war der Rune Knight einfach nur ein verdammt nerviges Hindernis für den Einäugigen an diesem sonst so wundervollen Tag. Aus der Schwärze, die ihn eingenommen und jeglicher Sinne beraubt hatte, kam etwas Neues. Es waren Geräusche, Gerüche und Bewegungen. Der Gunslinger war härter im Nehmen, als man es ihm gerne einmal zurechnete. So kam er relativ schnell wieder zu Bewusstsein. Sein Kopf dröhnte und es fiel ihm schwer, sich auf überhaupt irgendetwas zu konzentrieren. Er spürte die Gleichmäßigkeit mit welcher er sich fortbewegte, er fortbewegt wurde und meinte langsam zu erfassen, dass er irgendwo drüber gebeugt lag. Weitere Minuten vergingen und ein Blinzeln zeigte ihm, dass er erstens tatsächlich noch lebte und zweitens noch immer in Shoreshire war. Die Straßen, die Umgebungen kamen ihm bekannt vor. Er war selbst hier heute entlang gekommen genau wie am Vortrag und er hatte in einer dieser Gassen, die sie nun passierten, die schicksalshafte Bewegung mit dem Piraten gehabt, wenn es denn wirklich einer war. Er musste sich befreien. Ganz dringend. Flux erinnerte sich noch gut an die Stelle an welcher er zusammengesackt war. Sie war viel zu öffentlich und je mehr Leute erwachten, desto gefährlicher wäre es für den Verbrecher seinen Körper zu verstecken. Noch dazu er nicht tot war. Eine Tatsache, um die Lasciel wusste, Crash aber nicht wissen konnte, dass es so war. Nicht eine einzige Sekunde kam dem Ritter die Idee, dass der Typ vielleicht gar nicht so übel war und ihn unter Umständen sogar zu einem Arzt brachte. Aber das würde ja bedeuten, dass der Fremde an einem aufklären der Situation interessiert war oder gar am Zustand des Akimbo Knights. Nichts davon entsprach der Wahrheit. Um seinen illusorischen Vorteil nicht zu verspielen, verhielt er sich fürs erste ruhig und sammelte seine Kräfte. Ihr Weg ging in Richtung des Strandes. Ertränken, der Kerl will mich ins Meer werfen und ertränken schoss es ihm durch den Kopf. Allerdings war er am heutigen Tag wieder zu pessimistisch. Bereits sich gleich irgendwo festzuklammern, packte ihn der Mann plötzlich und warf ihn … auf den Boden, in den Schatten einer erhöhten Straße. Der dumpfe Aufprall sorgte dafür, dass er schmerzhaft aufschrie, seinen Vorteil verspielte, ehe er sich aufraffte, nur um gegen die Wand hinter sich zu stolpern. So wie er aussah konnte er sich kaum auf den Beinen halten doch sein Blick sollte seinem Gegenüber verraten, dass sein Kampfgeist noch nicht gebrochen war. Jedoch wusste auch Flux, dass es alles andere als klug war, diesen Kampf noch einmal zu führen. Er musste irgendwem danken dafür, dass er noch atmete nach allem, was passiert war. Wenn er den Räuber nicht zur Strecke bringen konnte, dann wenigstens ein paar Informationen aus ihm herausholen. Noch einen Moment so stehend, ließ er sich langsam entlang der Wand auf den Boden nieder. „Alter mein Kopf“ begann er zu sprachen und hielt sich dabei seinen demolierten Schädel. Seine Waffen in den Händen des anderen hatte er gesehen, aber es wäre töricht jetzt danach zu fragen. „Man ich wollte doch nur eine scheiß Brezel essen und ins Hauptquartier zurück“ regte er sich auf und schaute dann zum anderen "wer zum Henker bist du eigentlich, der mir diesen Morgen so grundlegend verdorben hat … wegen einer scheiß Brezel“ fügte er noch hinzu und winkte dann förmlich ab. Sollte der Typ doch machen was er wollte. Oder ließ er sich tatsächlich jetzt auf ein Gespräch ein, wo auch Crash dafür empfänglicher war.
Lash hatte Desperatio an dem Strand angehalten, an dem er gestartet hatte. Er packte den Waschbär am Bein und zerrte ihn vom Pferderücken herab. Sein Plan war es, ihn am Strand abzulagern, vielleicht seine Waffen mitgehen zu lassen und sich aus der Stadt zu verpissen, bevor der Kleine wirklich loszog und seine Freunde holte, um Lash zu verhaften. Er würde nicht groß etwas verpassen, ein Entzug vom Whiskey und Rauchen würde ihm sicher auch nicht schaden. Zwar war er dank seines Seins als Engel nicht von zu großen Folgeschäden betroffen, aber seine Lunge würde es gewiss gutheißen. Wenn sich jemand um Des kümmern könnte, hätte er eigentlich kein Problem damit. Ein oder zwei Jahre wären nur ein Wimpernschlag im Vergleich zu seinem Leben, dass er hinter sich hatte und vor allem noch vor sich. Was ihn sich unruhig fühlen ließ, war der Gedanke an eine Zelle. Enge. Hilflos, machtlos zu sein, eingeschlossen. Auch wenn die Wände kalt wären, Lash war sich nicht sicher, ob sein Geist den Aufenthalt unbeschadet überstehen würde. Er mochte keine Betten oder Zimmer, sondern schlief lieber draußen, wo er atmen konnte. Also hatte er am Ende des Tages wenig Interesse daran, verhaftet zu werden. Lash ließ das Kuscheltier auf den Boden fallen, als dieser sich plötzlich rührte und aufschrie. Entweder war der zuvor schon auf gewesen, oder der Fall hatte ihn geweckt. Verärgert sah der Engel auf den kleinen, flauschigen Mistkerl hinab. Der kam tatsächlich auf die Beine, zumindest kurzeitig. Nachdem Lash seine Waffen in der Hand hatte, drehte er sich kurz weg, schob sich eine Pistole unter die Achsel und führte Desperatio ein Stück zur Seite. Der fing nun an zu quatschen … Lasciel wandte sich zurück zu ihm. „Muss man dich erst fast erschießen, dass du normal reden kannst?“ Er wog eine Waffe in der Hand. Eigentlich hatte er schon seine Pistole … Lash warf die Waffen ins Meer. „Da, wenn du tauchen kannst, kannst du sie dir holen. Mein Tipp, pass auf, dass du nicht auch wegschwimmst.“ Er zuckte die Schultern. „Würden wir uns alle Nerven sparen.“ Der Engel hatte definitiv nicht vor, dem Waschbär seinen Namen zu erzählen. Dass die Runenritter auch noch eine Suche nach ihm starteten, darauf war er wirklich nicht scharf. Also kontrollierte er seine eigenen Waffen, dass diese an Ort und Stelle waren, und trat zu Desperatio. Er zog sich hoch in den Sattel, wodurch er noch höher über dem Waschbären war. Vielleicht hätte er ihm viel Glück wünschen sollen, aber so viel Luft wollte er nicht an den Kleinen verschwenden. Und für mehr gehässige Worte, Lash war kein Mann von vielen Worten. Wenn er sauer war, spürte man das und dann verzog er sich, um wieder den einsamen Wolf zu spielen. So hob er nicht einmal die Hand, als er Des mit Schenkelhilfe drehte und vom Strand ritt. Zeit, seine Tasche zu holen und aus der kleinen Stadt zu verschwinden, bevor der Waschbär mit seiner Tauchtour fertig war.
#8 Anscheinend war der Fremde weiterhin nicht daran interessiert sich in irgendeiner Art und Weise gut mit dem Sansargiller zu stellen, hatte aber nach der kleinen Demonstration auch keinen Grund dazu, immerhin hatte er ja auch gewonnen. Sehr zum Leidwesen Flux‘, der malträtierte an einer schattigen Mauer lag, ohne Waffen, ohne Mittag und ohne Gefangenen. Viel beschissener konnte ein Vormittag wirklich nicht laufen. Dann endlich sprach der Reiter und Crash konnte nicht anders als laut aufzulachen, ehe im nur kurze Zeit später der Brustkorb durch den Tritt schmerzte und sich das Lachen in ein Husten verwandelte, gespickt mit ein paar Blutstropfen, entweder aus dem Inneren oder zumindest aus seinem Mundraum. Jedoch war der Runeknight niemand, der nicht über einen gut platzierten Witz lachen konnte. Erst als seine Waffen Richtung mehr geworfen wurde, erstarrte seine Miene, die Pfote danach ausgestreckt um sie dann resigniert wieder zu senken. „Alter nein. Nein. Das war nicht cool. Du hast doch selber ne Knarre. Salzwasser ist scheiße … maaaaan“. Fluchte er über die Sätze des Eindringlings und der Notwendigkeit jetzt nicht nur nass werden zu müssen, sondern in seinem Zustand auch noch nach seinen Waffen suchen zu müssen. Wie konnte jemand nur so extremal schlecht drauf sein. „Ich hoffe dein Gaul kackt dir auf die Stiefel. Ich hoffe du weißt das. Wenn es so kommt, dann denk an mich“. Es folgte ein gehässiges Gekicher gefolgt von einem weiteren Hustenanfall. So elend hatte er sich schon eine ganze Weile nicht mehr gefühlt. Und in seinem aktuellen Zustand wäre es Selbstmord nach den Pistolen zu tauchen. Die Bucht war steinig und die Wellen nicht zu verachten. Wahrscheinlich musste er darauf hoffen, dass sie schwer genug waren, um nicht vom Wasser erfasst zu werden, sondern dort liegen blieben, wo sie gelandet waren. Dann, wenn Ebbe herrschte, könnte er einen Versuch starten. Natürlich könnte er sich auch einfach ganz neue Bestellen oder selbst welche herstellen, jedoch waren ihm die zwei irgendwie ans Herz gewachsen. Missmutig schaute er dem Piraten hinterher. Irgendwann würde er ihm seine Knarre als Revanche klauen und sie ins Meer werfen. Oder draufpinkel. Oder beides. Wie dem auch war, er würde dieses Gesicht sicherlich nicht ganz so schnell vergessen. Erschöpft sackte er in sich zusammen und nutze den um zu Kräften zu kommen, unwissend darüber, dass der Mann, welchen er gerade erfolglos versucht hatte, festzunehmen in nicht allzu kurzer Zeit selbst ein Symbol am Körper tragen würde, welches ihm nur all zu vertraut war. Das allerdings war ein Problem für Zukunfts-Flux.
Es war schon der zweite Auftrag der B-Stufe, seit sie befördert wurde. An diese neue Verantwortung musste sich das junge Fräulein zunächst noch gewöhnen, aber der Meister war felsenfest von ihren Fähigkeiten überzeugt. Die Mahaf zweifelte grundsätzlich nicht an ihren Befähigungen, weswegen sie sowohl die Beförderung als auch die Verantwortung mit großer Freude angenommen hatte. Und es sollte sicherlich auch nicht lang dauern, bis all diese Dinge fließend in den Alltag übergingen. Glücklicherweise handelte es sich bei diesem Auftrag nicht um einen gildeninternen Auftrag, bei welchem sie wieder mit Dastan losziehen musste. Sie störte sich nicht an den Aufträgen mit Dastan, aber sie konnte sich in seiner Nähe einfach nicht konzentrieren und wurde ständig verunsichert. Mal einen Auftrag in gewohnter Professionalität auszuführen war daher eine gelungene Abwechslung für die Kriegerin.
Laut dem Gildenmeister war ein Treffpunkt direkt in Shoreshire vorgesehen, denn ausgeführt wurde dieser Auftrag mit gleich drei Magiern. Ob das für die Erfüllung jetzt notwendig war oder nicht beurteilte die blauhaarige Wüstenprinzessin nicht, aber dafür sollte sie im Zuge dieses Auftrages gänzlich andere Erfahrungen machen. Aus ihrer Gilde nahm Vahid teil, ein Feuermagier der speziellen Sorte. Von ihm hatte sie bisher weder gehört noch hatte sie ihn zuvor gesehen, aber das Kennenlernen ließ sich bereits unter besonderen Erlebnissen verbuchen. Bei Vahid schien es sich um einen sehr offenherzigen und direkten Menschen zu handeln, aber die nächste Zeit würde zeigen, wie er wirklich drauf war. Sonderlich viel Gelegenheit mehr über ihn zu erfahren hatte das junge Mädel ja nun nicht, denn kaum hatten sie sich in den Zug begeben, war er ein echter Waschlappen. Er hockte wie ein Schluck Wasser in der Kurve im Sitz, litt an starker Reisekrankheit und folglich fand keinerlei Konversation statt.
Die Reise war außerdem sehr lang, denn sie reisten immerhin von Aloe Town mit dem Zug bis hin nach Magnolia Town. Im Grunde einmal quer durch das Königreich und das war für Vahid womöglich die reinste Qual, so zumindest schätzte Aeryn die Bahnfahrt für ihn ein. Die Anzeichen für diese Einschätzung waren definitiv vorhanden. Was der arme Kerl aber mit der Reisekrankheit am Auftrag versaute, machte er immerhin mit einer attraktiven Erscheinung wieder gut. Wie es sich für eine Teamleiterin und Kameradin ziemte, achtete sie die Fahrt über auf ihren Kameraden und brachte ihn schlussendlich sicher in die Hafenstadt Shoreshire, auch wenn sich dadurch an die Bahnfahrt noch eine Kutschfahrt angeschlossen hatte. In Shoreshire selbst verließen sie die Kutsche und erstmals konnte Vahid beginnen, sich wirklich zu regenerieren. „Eindrucksvoll“, kommentierte Aeryn die Hafenstadt und sah sich direkt neugierig um. „Geht es dir wieder etwas besser?“, erkundigte sie sich dann beim Feuer Dragonslayer. Das er ein Slayer war und was zum Henker überhaupt ein Slayer war, Aeryn wusste nichts davon.
Ein kurzer Blick folgte in ihre Notizen, die sich bei der Besprechung mit dem Gildenmeister von Crimson Sphynx gemacht hatte. „Wir sollen unsere Kameradin von Fairy Tail am kleinen Fischerhafen der Stadt treffen“, erzählte sie ihrem Kollegen also in aller Ruhe und lächelte ihn zufrieden an. Gemeinsam begaben sich die Magier der Wüstengilde also zu besagtem Fischerhafen, um dort einen Zusammenschluss mit der sogenannten Lyra Minell zustande zu bringen. Wie die Magierin von Fairy Tail wohl so war? Bisher hatte Aeryn noch niemanden von dieser Gilde kennengelernt, aber so einige Größen von dort kannte sie natürlich durch den Weekly Sorcerer. „Bist du eigentlich schon lang in der Gilde?“, hakte das Fräulein bei Vahid nach, während sich der Fischerhafen bereits vor den Augen der beiden Magier offenbarte.
Als Lyra den Auftrag am Questboard entdeckt hatte, hatte sie diesen sofort abgerissen und sich dafür gemeldet. Eine Quest in der Nähe des Meeres, wo sie geboren und aufgewachsen war. Sie liebte das Meer, die Wellen, die salzige Luft, die Winde, die Freiheit auf See…eigentlich alles an, im und auf dem Wasser. Diese Quest führte zwar leider nicht aufs Meer, sondern in das naheliegende Waldgebiet, aber immerhin konnten sie kurz an der Küste verweilen und anschließend in den Wald, kam ihr auch sehr gelegen. Das versprach geradezu eine Kur für die naturverliebte Slayerin zu werden! Kaum hatte sie sich für diese Aufgabe gemeldet, brachte die nächste Information die Augen der jungen Frau zum Leuchten: Neben einer ihr noch unbekannten Frau namens Aeryn würde auch Vahid an der Quest teilnehmen. Fast hätte sie buchstäblich einen Freudensprung gemacht, als Lyra das erfuhr. Sie hatte daher keinen Tag länger gewartet, hatte direkt ihre Sachen gepackt und war zunächst nach Hargeon und von dort nach Shoreshire aufgebrochen. Sie war bereits am Abend angekommen, ihre KollegInnen würden wohl erst morgen hier eintreffen, immerhin hatten sie auch eine längere Anreise und diese Zeit nutzte die Braunhaarige für ausgiebige Sparziergänge entlang des Wassers, entlang dieser unendlichen Weite des Meeres, das sich bis zum Horizont erstreckte und ihr immer wieder aufs Neue ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
Am nächsten Morgen war sie früh mit all ihren Sachen aufgebrochen und hatte den Sonnenaufgang über der entfernten Gebirgskette beobachtet und sich bei langsam wärmer werdenden Strahlen einfach nur gut gehen lassen. Kaum, dass es die Sonne schließlich bis in den Süden und somit über das Meer geschafft hatte, konnte sich Lyra aber doch nicht mehr zurückhalten. Kurzerhand zog sie sich bis auf ihre Unterhose und ein dünnes Hemdchen aus und stapfte in das kalte, frische Wasser. „Herrlich!“, sprach sie zu sich selbst und trat tiefer ins Salzwasser. Obwohl die Temperaturen des Wassers doch recht kühl waren, erfüllten die Glücksgefühle sie mit einer wohligen Wärme, die sich pulsartig bis ihre Fingerspitzen erstreckte. Mit einem freudigen Jauchzen rannte sie schließlich tiefer ins Wasser und tauchte mit einem abschließenden Köpper schließlich vollständig ein. Sie schwamm eine ganze Strecke hinaus, ließ sich dort etwas treiben, dann kehrte sie in Küstennähe zurück und begann in dem leider nur halbwegs klaren Wasser nach Lebewesen zu schauen; Meeresschnecken, kleinere Fischer und andere, vor allem im Sandboden lebenden Geschöpfe weckten immer wieder ihre Neugierde und ließen die junge Frau vollkommen die Zeit vergessen. Erst, als ihr am Stand der Sonne schließlich bewusst wurde, wie spät es bereits sein musste, wusch sie sich schnell den letzten Sand im Meer ab und eilte zu ihren Sachen zurück. Ein Handtuch hatte sie gerade nicht parat, daher zog sie das nasse Hemd einfach aus und schlüpfte erst in eine frische Unterhose, dann in ihre Anziehsachen, welche darauf alle etwas nass wurden und an ihrer salzigen Haut klebten. Doch das störte Lyra nicht weiter. Sie band sich nur schnell einen neuen Dutt auf dem Kopf, wobei die Hälfte ihrer Haare weiterhin als nasse Strähnen herab hingen. Dann schulterte sie ihre Ausrüstung, wobei ihre nasse Unterwäsche außen an den Rucksack gebunden war und nun tropfend hin und her pendelte, während sie zum kleinen Hafen eilte, wo sie ihre Kolleginnen treffen sollte.
Als sie dem Fischerhafen und somit auch dem Geruch von Fisch näher kam, spürte sie ihren knurrenden, leeren Magen, aber der musste warten, denn sie entdeckte auch sogleich die Silhouette Vahids gegen das helle Sonnenlicht, in Begleitung von einer weiteren Person, bei der es sich wohl und Aeryn handeln musste. „Hey! Vahid!“, rief Lyra lauthals quer über alle Stege hinweg, während sie rennend und mit zum Winken erhobener Hand auf die beiden zukam. Man, freute sie sich darauf, den Feuer-Dragonslayer wiederzusehen!
Vahid fühlte sich mies. Der Tag hatte so gut begonnen: Ein ordentliches Frühstück, ein lustiger Streit mit seinem Tantchen, ein Ausflug zur Gildenhalle ... und dann war alles bergab gegangen. Es hatte sich wohl herumgesprochen, dass die Erfolgsquote des Drachensohnes in letzter Zeit nicht mehr ganz so unterirdisch war, weshalb man ihn zusammen mit einer ihm unbekannten Gildenkameradin ans andere Ende von Fiore schickte. Sicher handelte es sich bei Aeryn um eine kompetente Person, doch das verhaltene Grinsen Korens, als Vahid grummelig den Wüstenpalast verließ, ließ den Hitzkopf verdächtigen, dass es weniger sein bahnbrechendes Talent war, das die weite Reise bedingte, sondern eher die Tatsache, dass man Vahid möglichst weit weg vom Gildenhaus haben wollte. Vielleicht kam hoher Besuch und man wollte nicht, dass er die Gilde in Verlegenheit brachte?
Was es auch war, das ihn ins gemeine Exil schickte, er versuchte der Sache wie eigentlich allen Dingen positiv zu begegnen. Bis sie zum Bahnhof gestiefelt waren. Bereits der Zug senkte seine Laune ins Bodenlose. Der Drachensohn erlitt eine Art Filmriss und erinnerte sich nur an Würgen, sich drehenden Boden und blaue Haare, die ab und an gefolgt von einer sanften Stimme bei ihm nach dem Rechten sahen. In seinen Halluzinationen während der Reisekrankheit sah er sich von einer überdimensionalen Blaubeere gepflegt, was nicht gerade half, seine mentalen Ressourcen zu stärken ... Und nach dem Zug folgte eine Kutsche. Man hätte Vahid genauso gut mit einem Knüppel niederstrecken und einen Sack über den Kopf ziehen können. Handelte es sich bei Aeryn in Wirklichkeit um eine geheime Mafiosi, wäre die Lage ihres Geheimverstecks auf jeden Fall sicher. Als sie endlich festen Boden erreichten und Vahid der Kutsche eine unflätige Geste mitgegeben hatte, sprang er wie regeneriert auf der Erde herum, wischte sich ein Freudentränchen aus dem Auge und jubelte. Hätte er es gekonnt, dann hätte er den Grund umarmt, auf dem sie liefen. Doch so beschränkte sich der Slayer nur auf einen Siegestanz und ein verwirrtes und beeindruckendes Starren auf die Stadt, die sich vor ihnen abzeichnete. "Alles wieder gut, danke fürs Aufpassen!", meinte Vahid gut gelaunt und hielt Aeryn die Hand zum Abklatschen hin. Die andere landete an seinem Kopfband und er kratzte sich darunter. " Aber sachma ... Wo sind wir?"
Nachdem Vahid hoffentlich über ihren Standort aufgeklärt worden war, betraten die beiden Sphynxen die Stadt. Hafenstädte hatten einen ganz eigenen Geruch. Salz, Fisch und Schweiß von hart arbeitenden Dockarbeitern. Hanfige Seile, Lederstiefel, Federn und Schnupftabak. Der Slayer schaute sich alles an, was auf dem Weg zu ihrem Treffpunkt angeboten wurde und wirkte dabei deutlich eher wie eine Mischung aus aufgeregtem Hund und neugierigem Tourist und nicht wie ein erhabenes Mitglied einer ehrenwerten Gilde. "Ja, schon ewig!", beantwortete Vahid nonchalant Aeryns Frage. Er war tatsächlich schon einige Jahre dabei, aber hatte es eben noch immer nicht über den C-Rang hinausgebracht. Wer überhaupt von ihm gehört hatte, der mied ihn eher. Würde man ihn nicht ab und an zu Leuten zuteilen, gäbe es nur eine Handvoll Leute aus seiner Gilde, die ihn mitnehmen würden. Ob Aeryn wohl noch erfahren würde, wieso?
Sonderlich lange konnten sich die beiden nicht unterhalten, denn plötzlich hörte Vahid seinen Namen. Der Drachensohn wirbelte herum, die Augen aufgerissen und die Nüstern gebläht. Einen Moment sah er beinahe unmenschlich aus, wie ein Raubvogel auf der Jagd. Dan erhellten sich seine Gesichtszüge. Es hätte nur eine wunderschöne Blumenwiese gebraucht, um ein Klischee zu bedienen, doch Aeryn konnte sehen, wie Vahid mit ebenso erhobenen Armen auf Lyra zurannte. Bevor die beiden kollidieren konnten, griff Vahid jedoch nach der Hüfte der Slayerin und wollte sie abenteuerlich im Kreis wirbeln. "Lyra!", brüllte er dabei aus Leibekräften und ignorierte die stinkigen Blicke, die er von den Fischern am Steg bekam, deren Fische er wahrscheinlich allesamt verscheucht hatte. "Du bist die Fairy Tail Magierin, die wir mitnehmen sollen?! Krass! Aeryn, schau, das ist Lyra!", rief der Drachensohn und zeigte auf seine Drachenschwester, als müsste das Blauhaar natürlich wissen, um wen es sich handelte. "Echt krass", wiederholte er und machte sich daran, sich Aeryn wieder zu nähern und die Gruppe zusammen zu führen. "Jetzt können wir richtig loslegen!" Kurze Pause. "Was müssen wir eigentlich machen?"
Ein Auftrag in weiter Ferne und dazu in Begleitung eines Feuermagiers, den Aeryn bisher noch nicht kennenlernen durfte. Ihm eilte auch kein Ruf voraus auf den die Mahaf sich einen Reim hätte bilden können, daher ließ sie sich einfach von dem Drachensohn überraschen. Sein Auftreten war sehr auffällig, ebenso seine Erscheinung und ganz besonders seine Reisekrankheit. Der Bursche konnte einem wirklich leid tun, weswegen sich Aeryn während der Reise auch alle Nase lang bei ihm erkundigte und nach dem Rechten sah. Es war ihr einfach ein wichtiges Anliegen ihn in guter Hand zu wissen, denn für Kameraden setzte man sich schließlich ein. Gespräche gab es unterwegs natürlich keine, denn Vahid war zumeist mir Würgen beschäftigt und doch ging schlussendlich alles soweit gut aus. Als sie festen Boden unter den Füßen hatten, zeigte Vahid seine Freude gleich mit einem Siegestanz, während sein Blick eher von Verwirrung geplagt war.
„Das freut mich“, entgegnete Aeryn auf seinen Zustand und lächelte. Dann stand dem Auftrag ja soweit nichts mehr im Wege und so läutete Aeryn dann auch schon den Beginn ein. Sie mussten zunächst zum Fischerhafen und den dritten Mitstreiter abholen, der von Fairy Tail geschickt wurde. Lyra Minell war ebenfalls ein unbeschriebenes Blatt, denn von ihr hatte die blauhaarige Kriegerin bisweilen auch absolut nichts gehört. Prima, dann waren sie lediglich drei Unbekannte auf einem Abenteuer, welches sie hoffentlich nicht negativ bekannter machte. „Wir sind in der Stadt Shoreshire“, klärte die Kriegerin ihren Gildenkollegen auf, der dank seiner Reisekrankheit überhaupt nicht mitbekam, wohin die Reise gehen sollte. „Eine kleine Hafenstadt im Osten des Landes“, fügte sie dann noch an, damit Vahid es örtlich auch eingrenzen konnte. Sie betraten die Stadt und flanierten gen Fischerhafen, während sich der Drachensohn beinahe mehr wie ein Hund als ein renommierter Magier benahm. Nur beiläufig nahm Aeryn dieses Verhalten war, bemaß dem aber keine besondere Bedeutung bei. „Schon ewig also, echt cool“, lächelte sie zufrieden. „Ich für meinen Teil bin erst seit einem halben Jahr in der Gilde“, gestand sie. Deswegen kannte man sie auch nicht und deswegen kannte sie auch fast niemanden. Wirkliche Kontakte in der Gilde besaß sie auch nicht.
Dann wurde plötzlich der Name vom Draconia gerufen und er pfefferte von dannen, die blauhaarige Kriegerin an Ort und Stelle stehenlassend. Offenbar hatte er da ein bekanntes Gesicht wieder gesehen, wie schön. Neugierig beobachtete Aeryn die Zusammenkunft zwischen den Beiden und flanierte langsam auf diese zu. Im ersten Augenblick konnte man Lyra und Vahid auch für ein verliebtes, aber recht kindliches Pärchen halten. Doch da sprachen nur die romantischen Romane aus ihr. Tatsächlich wirkten sie wie sehr vertraute Freunde und dafür beneidete sie Vahid im gleichen Atemzug, denn ihr war so etwas nicht vergönnt. Das war also Lyra? Das vereinfachte unheimlich viele Dinge und beschleunigte den Startschuss. Die Mahaf setzte ein Lächeln auf und hob eine Hand, um Lyra zu grüßen. „Hallo Lyra“, begrüßte sie die Fairy Tail Magierin. „Ich heiße Aeryn“, stellte sie sich ihrerseits vor und blickte dann zu Vahid, der seine Freude hinsichtlich des Auftrages kaum verstecken konnte. Eine Träne der Verwirrung bildete sich an der Schläfe der Mahaf als Vahid plötzlich fragte, was sie eigentlich tun sollten.
Die blauhaarige Kriegerin räusperte sich und erlangte somit hoffentlich die Aufmerksamkeit der beiden Drachenkinder. „Südöstlich der Stadt liegt ein Waldgebiet, welches zur Forstwirtschaft erschlossen werden sollte“, läutete Aeryn also die Erklärungen ein. „Seit einigen Wochen schon wird dort gearbeitet. Zuletzt sind die Arbeiter jedoch angegriffen worden und wir sollen herausfinden, wer oder was für diese Angriffe verantwortlich ist“, führte sie weiter aus. „Denn keines der Opfer erinnert sich wirklich an etwas. Angeblich sei der anliegende Berg schuld daran“, fügte sie dann noch an und zuckte dann mit den Schultern. „Was es auch ist, wir regeln das schon“, kicherte sie amüsiert. Die Details würden sich ohnehin erst vor Ort offenbaren, doch nun mussten sie erst einmal die Stadt verlassen und das Waldgebiet der Forstwirtschaft erreichen, um entsprechende Untersuchungen vor Ort durchzuführen. Das Aeryn hier in Begleitung von gleich zwei Dragonslayern war, die mit äußerst großen Mächten und Fähigkeiten gesegnet waren, wusste sie natürlich nicht. Ob sich ihre Gewöhnlichkeit auf diesem Auftrag noch zeigte? Es blieb spannend.
„Brechen wir auf!“, stieß sie also motiviert aus und richtete ihre Faust dabei gen Himmel. Dann brach das Gespann auch schon auf und Aeryn führte es gen Waldgebiet. Gut eine Dreiviertelstunde Fußmarsch sollte dieses Unterfangen dabei in Anspruch nehmen.
Lyras Freude wurde von dem aufgeweckten Drachensohn erwidert. Die beiden stürmten aufeinander zu, kaum dass sie sich wahrgenommen hatten. Kurz vor einem Aufprall ergriff er ihre Hüften, hob sie mühelos in die Luft und wirbelte sie im Kreis. Die Slayerin gluckste dabei vor Freude, ließ ihre nassen Haare umherflattern und schlang ihre Arme um seinen Hals. „Jaaaaa! Wir machen die Quest zusammen, ist das nicht toll?!“, erwiderte die junge Frau voll übersprühender Freude und ließ ihn wieder los, als er sie zurück auf den Boden stellte. Mit einem breiten Grinsen stand sie einen Moment weiter reglos vor ihm und ließ sich von der Freude einfach durchfluten, dann gab sie sich einen Ruck, wandte sich von Vahid ab und drehte sich der Blauhaarigen zu. „Hallo Aeryn, schön dich kennenzulernen“, begrüßte sie die Frau und verzichtete auf die eigene Vorstellung, nachdem Vahid das bereits für sie übernommen hatte. Nachdem ihr Drachenbruder ihre Questkollegin nach den genauen Questdetails gefragt hatte, hörte auch die Braunhaarige genau zu. „Ich frage mich ja, was da vor sich gehen könnte. Ein Berg ist sicherlich nicht schuld daran, aber irgendetwas muss sich dort ja herumtreiben. Wirklich komisch finde ich aber, dass sich keiner der Opfer an etwas erinnern kann. Dass einzelne Person sich nicht mehr erinnern können, das kann ja mal vorkommen, aber keiner?! Klingt für mich nach irgendetwas Magischem. Was denkt ihr?“, sponn Lyra laut ihre Gedanken weiter. Vielleicht handelte es sich ja um irgendein magisches Wesen, das die Arbeiter angriff und irgendwie Erinnerungen löschen könnte. Oder aber es handelte sich tatsächlich um eine oder um mehrere Personen, die dort die Leute angriffen und ihr Gedächtnis löschten. Ersteres erschien ihr aber wahrscheinlicher, denn wer sollte die Arbeiter dort vertreiben und warum? Das klang eher nach einem echten Waldbewohner, der sich und seinen Lebensraum nun ernsthaft durch die Forstarbeiten bedroht sah und die Arbeiter deshalb vertrieb. Dann wurden ihre Gedanken aber von ihrem erneut knurrenden Magen abgelenkt.
„Uhm, also bevor wir in das Waldgebiet aufbrechen, wollen wir noch kurz einen Imbiss aufsuchen? Ich könnte wirklich noch etwas zum Essen gebrauchen“, sagte sie spielerisch beschämt grinsend und schaute fragend zwischen ihren beiden Kollegen hin und her. „Das darf auch was Kleines für unterwegs sein, geht ganz schnell! Dahinten habe ich zum Beispiel einen Laden gesehen, wo es gefüllte Teigtaschen gab, das hat wirklich gut gerochen“, versuchte sie die beiden direkt zu beschwichtigen, bevor es zu Unmut kam. Und wenn sie roch, dass etwas wohl lecker war, dann log ihre Drachennase nicht! Aber wahrscheinlich war es auch gar nicht so unklug, sich vor ihrem Aufbrechen und der wahrscheinlich anstrengenden Quest in dem zivilisationslosen Wald nochmal richtig zu stärken. „Sag Vahid, wie geht’s dir? Wie ist es dir zuletzt ergangen?“, wandte sie sich dann wieder ihrem Drachenbruder zu und knuffte ihm freudig in die Seite. Ihr letzte Quest war eine wahre Freude gewesen und sie hatte den Feuerjungen direkt in ihr Herz geschlossen. Die beiden teilten ein gemeinsames, nicht ganz einfaches Schicksal und hatten sich wohl auch darüber direkt verbunden gefühlt. „Ich habe seit dem letzten Mal ein paar coole neuen Sachen gelernt, die ich die unbedingt zeigen muss!“, sagte Lyra freudig und hüpfte ungeduldig auf und ab. „…aber zuvor…Essen?“, fragte sie erneut und schaute zwischen den beiden hin und her.
Was für ein abgefahrener Zufall! Nicht nur durfte Vahid diese Quest mit einer echt netten und fürsorglichen Person aus seiner eigenen Gilde machen, die ihn augenscheinlich nicht hasste oder mied, er hatte auch noch Lyra getroffen! Der Drachensohn hatte schnell eine tiefe Zuneigung zu seiner Drachenschwester entwickelt, denn sie verband neben der Tatsache, dass sich die beiden gefühlt eine Hirnzelle teilten auch der Schmerz des Verlustes ihrer Dracheneltern. Noch nie zuvor hatte Vahid jemanden getroffen, der ihm so ähnlich war und damit eine ganze Welt des Verständnisses mitbrachte. Es mochte also nicht verwundern, dass der Wüstenbewohner im Augenblick die beste Laune aller Zeiten hatte. Er lachte ausgelassen und sprang herum wie ein Flummi, voller Tatendrang und Elan, diese Quest zu dominieren. Ein positiver Questabschluss mit einem Mitglied der eigenen Gilde würde sich außerdem gut machen und die Obrigkeit der Sphinx vielleicht endlich dazu bewegen, seinen Beförderungswünschen nachzukommen. Das letzte Mal, als er dergleichen angesprochen hatte, war die Antwort ein lautes Lachen und Kopfschütteln gewesen. Er "hing am Rockzipfel anderer Mitglieder" und "stellte eine Bürde dar" und würde erst aufsteigen, wenn er diese unangenehmen Angewohnheiten abgelegt hatte. Er wusste noch genau, wie Koren meinte, dass er froh sein sollte, überhaupt in der Gilde zu sein und nicht nach Dingen greifen, die sein Erbsenhirn nicht verstand. So nett, dieser Typ! Er brachte Vahid immer dazu, nach Größerem zu streben.
Die heutige Quest handelte, wie Aeryn netterweise erklärte, von Angriffen auf Förster oder so. Vahid nickte pflichtbewusst, verstand aber nicht alles. Natürlich erschloss sich ihm der generelle Gedanke der Quest, dass sie Leuten helfen sollten, die unter Angriffen litten. Aber so ein Wald - na ja, das war Vahid dann doch etwas fremd. Er kannte Wüsten und mittlerweile auch das Meer, aber so viel fruchtbare Vegetation auf einmal, das klang dann doch noch etwas suspekt. Manchmal erschien es dem Drachensohn noch recht unfassbar, dass es Orte in Fiore gab, wo der Boden mehr hervorbrachte als Kaktusfeigen und Dornbüsche. Und die Bäume hier waren keine Palmen. Buschige Blätter und komische dreieckige Dinger ... Komisch! Vahid ahmte die Bewegung Aeryns nach, der Luft einen kräftigen Kinnhaken zu verpassen. Er dackelte ihr sofort hinterher, wurde aber just von Lyra abgelenkt. "Mir geht's super! Echt? Zeig, zeig!" Hätte der Drachensohn einen Schweif besessen, hätte er nun damit gewedelt. Voller Bewunderung schaute er zu Lyra herüber. Er nutzte seine Drachenfähigkeiten nur selten, weil die Gilde etwas dagegen hatte, wenn er Dinge abfackelte. Aber Luft, das Element seiner Freundin, war ja eher weniger ... zerstörungswütig, oder? Vahid zog eben solche Luft in seine Nüstern, als wie auf das Stichwort von Lyra die Essensgerüche in seine Nase zogen. "Oh ja Essen! Aeryn, können wir essen? Bitte?" Er joggte zu der Blauhaarigen und versuchte sich an einem treudoofen Welpenblick. Eigentlich war er ja erwachsen und konnte tun, was auch immer er wollte, doch irgendwie hatte die Mahaf eine Art Autoritätsfunktion in dieser Quest inne ... Er wollte sie auf keinen Fall enttäuschen. "Ich will unbedingt auch gefüllte Teigtaschen, Aeryn ..."
An Enthusiasmus und Freude mangelte es dem Dreiergespann keineswegs, auch wenn die Mahaf dahingehend wohl deutlich mehr Zurückhaltung wahrte als die beiden Drachenkinder. Grundsätzlich empfand Aeryn es als sehr hilfreich, dass so viel Motivation aufgebracht wurde, denn nichts war anstrengender als Faulpelze mit sich zu ziehen. Ebenso vorteilhaft war die Bekanntschaft von Lyra und Vahid, denn auch das sparte unheimlich viel Zeit. Zwar musste Aeryn noch einen Einblick erhalten, doch den verschaffte sie sich schon nebenher. Jedenfalls zweifelte sie bei so viel Enthusiasmus nicht am Erfolg der Mission, was ihr gleich deutlich mehr Zuversicht verschaffte. Was der blauhaarigen Kriegerin sofort auffiel, waren die immensen Ähnlichkeiten zwischen den beiden Drachenkindern. Was für ein Schicksal sie miteinander teilten und wo ihre Wurzeln lagen, vermochte Aeryn zwar nicht zu wissen, aber ähnliche Verhaltensmuster und eine Wellenlänge waren selbst für sie wahrzunehmen.
„Die Freude ist ganz meinerseits“, entgegnete sie auf Lyra und schon klärte sie die Gruppe über die Umstände des Jobs auf. Anders als Vahid hatte Lyra etwas mehr Verstand für die Situation übrig, denn sie sponn ihre Gedanken kurzerhand einfach laut weiter. Mitdenkende Kameraden mochte Aeryn ja am liebsten, doch das schmälerte keineswegs die Bedeutung von Vahid auf dieser Mission. Männer für das Grobe musste es immer geben und da passte Vahid einfach bestens hinein. „Normal ist es jedenfalls nicht, da stimme ich zu“, lächelte die blauhaarige Kriegerin ihrer neuen Gefährtin entgegen. Was letztlich auch dahinter steckte, es sollte alsbald ein Ende haben und die Forstarbeiten konnten weitergeführt werden. Hoffentlich fackelte Vahid dabei aber nicht den halben Wald ab, denn das wäre sehr ungünstig hinsichtlich des Rohstoffbedarfs.
Die Mahaf läutete dann den Missionsstart ein und stieß motiviert die Faust gen Himmel, was Vahid ihr auch sogleich nachmachte. Auch Lyra war motiviert, weswegen das Dreiergespann auch schon losstiefelte. Während die Mahaf jedoch gemächlichen Ganges flanierte, schienen die beiden Drachenkinder aufgedreht hin und her zu hüpfen. Wirklich weit kam das Trio allerdings nicht, denn die Minell erfragte die Möglichkeit zuvor noch einen Imbiss aufzusuchen. Sie hatte offenbar Hunger und schlug ein Lokal mit gefüllten Teigtaschen vor, was offenbar auch Vahid direkt anzulocken schien. Dieser führte zwar mittendrin einen Smalltalk mit der Windmagierin, doch ließ er es sich nicht nehmen, zu Aeryn aufzuschließen und um einen Besuch beim Imbiss zu betteln. Aeryn blieb stehen und sah in den Welpenblick ihres Gildenkollegen, ehe sie weiter zu Lyra schaute. Die beiden Magier waren sich echt unheimlich ähnlich, daran bestand echt kein Zweifel. „Gefüllte Teigtaschen, hm?“, wiederholte sie also sah kurz in die Richtung, in welche sie gemusst hätten.
Ein Lächeln begann ihr sanftmütiges Gesicht zu zieren, da blickte sie bereits zurück zu den Drachenkindern. „Meinetwegen. Gehen wir etwas essen“, stimmte die Mahaf also letztlich zu und nickte zufrieden, wobei ihr Blick dann die Magierin von Fairy Tail fixierte. „Da du offenbar den Weg kennst, nach dir, Lyra“, übergab sie also die Führung des Gespanns an das aufgeweckte Mädchen, zumindest für die Zeit der Essensaufnahme. Dann sah sie Vahid, legte den Kopf etwas seitlich und lächelte amüsiert. „Deinen Welpenblick üben wir allerdings noch“, machte sie ihm klar, dass der Erfolg dieser Sache nicht seinem Blick geschuldet war. Dann sollte es auch schon gen Imbiss gehen, schließlich schien ein großer Teil des Teams großen Hunger zu haben. Als gute Anführerin musste sie auch sicherstellen, dass es allen gut ging und alle wohlgenährt waren…unter anderen auch sie selbst. Ein Snack war jetzt genau das richtige.
Das Treffen mit Vahid hatte in Lyra ein Feuer der Freude entzündet, wodurch sie sich ihrem Drachenbruder sogar noch näher fühlte, immerhin war er ein Sohn des Feuers. Diese Glücksgefühle ließen die junge Frau aufgeregt hin und her hopsen, sodass sie den Steg wie eine gut gelaunte Vierjährige entlang ging. Der Wüstenbewohner schien auch direkt Feuer und Flamme für ihre neuen Fähigkeiten zu sein, was die Minell noch mehr erfreute und sie sich gleich umsah, wo sie denn ihre neu erworbenen Fertigkeiten zeigen konnte. Doch hier waren zu viele Menschen, zu viele Boote, zu viele Häuschen, zumindest für ihre stärkste neue Technik. „Ich kann jetzt zum Beispiel richtig hoch springen, guck!“, sagte sie daher und wählte eine der ungefährlichen Techniken aus, um sie dem Dragonslayer zu präsentieren (
» Sky Dragon’s Jump
). Sofort hatte sie notwendige Mana konzentrierte und beförderte sich in einer abspringenden Bewegung gleich wenige Meter in die Höhe. Breit lächelnd winkte sie aus der Luft zu den anderen beiden hinunter, ehe die Schwerkraft sie wieder nach unten zog. Mit rudernden Armen versuchte sie ihren Flug nach unten etwas zu lenken, was natürlich nichts brachte, und landete glücklicherweise noch gerade wieder auf dem Steg, wo sie ihren Sprung mit einer Rolle über das Holz abfederte. Dann sprang sie auf, streckte ihre Hände wie eine Tänzerin in der Manege in die Luft und rundete die Vorführung mit einem freudigen „Tadaaa!“ ab. Nun gut, an der Landung musste sie noch etwas arbeiten, aber so hoch hüpfen zu können war schon praktisch. „Fast wie ein kleiner Flug!“, grinste sie an Vahid gewandt und eilte wieder an seine Seite. „Naja und noch ein paar Sachen mehr, aber die muss ich die später mal zeigen, das wäre hier wohl nicht so gut“, sprach sie schulterzuckend mit einem Nicken auf die Häuschen und Boote zu ihren Seiten. Außerdem hatte Aeryn soeben ihren Essensvorschlag abgenickt und das war jetzt sowieso vorerst wichtiger. „Und wir gehen erst mal was essen, hier entlang!“, damit wies sie in die Richtung zu ihrer Linken und schritt sogleich freudig voran.
Der herrliche Geruch kam von einem kleinen Imbiss, der nur aus einer kleinen Thekenfläche und einigen draußen platzierten, einfachen Stühlen und Tischen bestand. Wahrscheinlich bestellte man hier also wohl direkt an der Theke, weshalb Lyra direkt davor stehen blieb, dann aber doch noch mal ein paar Schritte nach hinten trat, um über die Bedienfläche hinweg die Karte an der Rückseite lesen zu können. „Uhm, also ich hätte gerne die Teigtaschen mit Pilzen…oh und die mit dem gegrillten Gemüse!“, gab sie ihre üppige Bestellung ab und trat sogleich zur Seite, sodass auch die anderen wählen konnten. Dann setze sie sich an einen der runden Tische mit drei Stühlen und blickte gut gelaunt in die Runde. „Also, erzähl doch mal, was du in der Zwischenzeit so erlebt hast, Vahid. Und dich kenne ich ja noch gar nicht richtig, Aeryn, nur dass du in der gleichen Gilde bist wie Vahid! Was magst und machst du denn gerne? Wohnst du auch in der heißen Wüste? Oh man, das stelle ich mir ja immer noch total verrckt vor, so ganz ohne Wälder und Seen und so. Und da ist es ja auch so heiß, wie hält man das nur jeden Tag aus?“, ergänzte sie wie ein neugierig dreinblickendes Kind, das seinen Wortschwall einfach nicht bremsen kann und setzte sich nun im Schneidersitz auf den Holzstuhl. Ruhig sitzen bleiben fiel ihr einfach schwer. Aber nach dem Essen würden sie ja bestimmt gleich aufbrechen und dann könnte sie ihren Bewegungsdrang wieder stillen.
Aeryn war so gnädig! Vahid schlenderte zusammen mit seiner Begleitung über die Promenade von Shoreshire, während der salzige Geruch des Meeres in der Luft hing. Sein übernatürlich guter Geruchssinn erfasste jede Nuance: das frische Brot von einem Stand am Straßenrand, die scharfen Gewürze, die von einem Händler angepriesen wurden, und das allgegenwärtige Aroma von Fisch und Tang, das sich mit der Brise des nahen Ozeans mischte. Vor ihm lief Lyra, die aufgeregt wie ein Flummi herumsprang und neben ihm die Blauhaarige, die allgemein etwas gefasster wirkte. Die Begeisterung der Drachentochter war ansteckend, aber Vahids Gedanken kreisten insgeheim noch um den Auftrag, der sie hierhergeführt hatte, auch wenn er sich dergleichen nicht anmerken ließ. Angebliches Chaos in den Wäldern, die das Gleichgewicht der Umgebung störte. Der Gedanke an die Jagd nach einem möglichen Verbrecher oder fiesem Monster hielt ihn jedoch nicht davon ab, die Stadt zu genießen.
"Guck!" Vahid drehte sich gerade rechtzeitig um, um zu sehen, wie Lyra elegant in die Luft sprang, von einem unsichtbaren Windstoß getragen. Sie schwebte wie ein Blatt und landete mit einer Leichtigkeit und einer Rolle, die Vahid schwer beeindruckte. Er pfiff leise durch die Zähne. „Nicht schlecht. Wenn ich das mit Feuer machen würde, hätten wir alle einen neuen Haarschnitt, hehe.“
Seine Magie war stark, aber subtil war sie nicht. Jedes Mal, wenn er sie nutzte, bestand die Gefahr, dass etwas in Flammen aufging. Die Kontrolle über das Feuer war eine Gabe, aber sie brachte Verantwortung mit sich. Daher hielt er sich mit Vorführungen lieber zurück – anders als seine Begleiterin, die ihre Luftmagie mühelos und verspielt nutzte. Nicht, dass er nicht gewollt hätte ... aber er hatte einfach keine Lust, die nächsten zwei Nächte eingefrostet an der Wand des Gildenhause zu verbringen.
Etwas anderes zog seine Aufmerksamkeit auf sich – der verlockende Duft von frittierten Teigtaschen, durchsetzt mit pikanten Gewürzen und saftigem Fleisch. „Das muss der beste Teigtaschenstand der Stadt sein. Wir sollten uns beeilen, bevor die alles loswerden.“ Mit würzigen und scharfen Gerichten kriegte man den Drachensohn immer. Aeryn demonstrierte ihre Milde, auch wenn sein charmanter Welpenblick offenbar nichts brachte. Vahid grinste schief. „Einen Versuch war's wert.“
„Wir futtern, aber danach konzentrieren wir uns auf den Auftrag!“, befahl der Slayer gebieterisch, während sie bereits den Weg zu einem kleinen Imbiss einschlugen, um dem die verlockenden Düfte von frittierten Teigtaschen in der Luft lagen. Als sie an der Theke ankamen, bestellte Vahid ohne Zögern eine großzügige Portion – drei gefüllte Teigtaschen mit Fleisch, zwei weitere mit Gemüse und dazu noch eine Art pikante Soße.
Mit vollem Teller setzten sie sich an einen der rustikalen Holztische, die direkt am Stand standen. Vahid biss in die erste Teigtasche und konnte ein zufriedenes Brummen nicht unterdrücken, als die scharfen Gewürze und das saftige Fleisch seinen Gaumen trafen. Er kaute genüsslich und begann, mit vollem Mund zu reden. „Waff iff gemafft haf?“
Er würgte einen gewaltigen Bissen herunter. "Na ja, ich war in einer verfluchten Pyramide und habe einen riesigen Feuerball gegessen! Das war krass! Und dann hab ich einen Schiffskapitän verprügelt, weil er mich und meinen Freund verarschen wollte. Und ..." Er kniff die Augen zusammen, um sich zu erinnern. Es war doch einiges passiert in den letzten Wochen. "Oh, und ich war im Gefängnis in Crocus! Das war aber nur ein Missverständnis, weil eine Gildenkameradin ihre Pistolen auf mich gerichtet hat und so ... Und hey, die Wüste ist gar nicht so schlimm. Ich hab mein ganzes Leben dort ... gelebt ... also ohne Haus und dergleichen. Die Hitze ist super!" Ein ganz normales Leben halt. Aeryn hatte doch bestimmt Ähnliches zu erzählen! "Ja, Aeryn, lass dich mal kennen lernen. Hau raus, wer bist du so?" Aufmerksam spitzte der Drachensohn die Ohren, während er sich durch seine Teigtaschen fräste wie eine Stichsäge durch eine Spanplatte.
Was auch immer es war, aber Lyra und Vahid ähnelten sich in gewisserweise echt ungemein. Die Mahaf vermochte den Grund dahinter nicht zu kennen und sie maß sich auch keinerlei Urteil darüber an, aber sie fand es auf jeden Fall amüsant. Sowohl Lyra als auch Vahid waren sehr aufgedrehte Persönlichkeiten, sprachen oftmals schneller als sie nachdachten und handelten entsprechend impulsiv, doch trugen sie beide ihr Herz am rechten Fleck. Dieser Auftrag versprach mit einem Schlag spannender zu werden, als sie es zu Beginn erwartet hatte und das verschaffte ihr natürlich gleichermaßen eine gewisse Euphorie. Was Aeryn direkt über die Minell erfahren konnte, ohne zuvor auch nur fragen zu müssen, war ihre Magie. Sie nutzte ganz offensichtlich Windmagie, sonst hätte sie einen solchen Sprung gar nicht bewerkstelligen können und Vahid war ein Feuermagier. Wind und Feuer ergänzten sich in ihrer natürlichen Form äußerst gut. Kamen sie deswegen so gut miteinander aus? Es war ein denkbarer Ansatz. Das die beiden Elementarmagien aber eigentlich Slayermagien waren, das wusste sie ja nun nicht.
Jedenfalls hatte die Mahaf das Essen abgesegnet und hatte Lyra die Aufgabe übertragen, sie zum besagten Stand zu führen. Diese zeigte in eine Richtung stolzierte auch direkt los, wodurch sich Vahid und Aeryn auch direkt anschlossen. Der Welpenblick von Vahid hatte sie nicht überzeugt, aber der Versuch war gut und das sah der Drachenjunge schlussendlich auch, daher zeigte sich direkt wieder ein Lächeln auf ihren Lippen. „Ganz recht. Ein Versuch ist es immer wert“, stimmte sie ihm abschließend zu. Alsbald erreichten sie auch schon den Teigtaschenstand und sofort bestellte Lyra ihre üppige Portion, ehe sie einen der Plätze für die Gruppe beanspruchte. „Eine Portion mit gegrilltem Gemüse, haben Sie vielen Dank“, bestellte die Mahaf und setzte sich dann zur Drachentochter. Schlussendlich saßen alle drei Magier an dem Tisch und zunächst ließ die Minell einen gewaltigen Redeschwall vom Zaun brechen, während Vahid bereits die erste Fuhre in den Mund bugsierte. Aeryn hingegen aß gediegen und eher ladylike, aber das sollte Vahid nicht aufhalten.
In all dem Geschwafel kam schlussendlich auch die Frage nach ihrer Person, denn weder Lyra noch Vahid kannten sie und das war grundsätzlich auch gut so. Eine Frau wie Aeryn ließ sich ungern in die Karten schauen und sprach nur über persönliche Dinge, wenn es irgendwie zwingend notwendig sein sollte. Mit Freundschaften und sozialen Kontakten hatte es die Mahaf einfach nicht so, aber sie gab sich stets die größte Mühe, irgendwie halbwegs kompetent in diesem Gebiet zu wirken. Die blauhaarige Prinzessin schluckte ihr Mahl herunter und lehnte sich etwas zurück, während sie die Beine überschlug. „Ich mag Disziplin und Ordnung, finde Waffen und Rüstungen aller Art sehr interessant und hartes Training macht echt Spaß“, erzählte sie also aus dem Nähkästchen. „Faulenzen, Chaos und nerviges Durcheinander mag ich überhaupt nicht. Und kalte Landschaften“, ergänzte sie. „Ich bin in der Wüste geboren und aufgewachsen, ebenso noch dort wohnhaft. Für mich also reine Normalität“, klärte Aeryn bezüglich der Wüstenhitze auf. Dann pickte sie erneut eine Teigtasche und bugsierte sie in den Mund, nur um gediegen darauf herum zu kauen.
Ihr war nicht wirklich danach mehr über sich zu erzählen, denn sie vertraute den beiden Drachenkindern nicht sonderlich. Der eingebrachte Vertrauensvorschuss reichte für das Erfüllen des Auftrags, aber nicht, um bei einem Kaffeekränzchen zu Freunden zu werden. Stattdessen gab es da vorhin eine Aussage, die in Bezug auf Magie große Neugier hervorgerufen hatte, also blickte sie direkt zu Vahid. „Du sagtest gerade, du hast einen riesigen Feuerball gegessen“, sprach Aeryn an. „Meinst du nicht eher, du hast einen riesigen Feuerball gesehen? Ich meine“, führte sie weiter aus und sah den Drachenjungen skeptisch an. „Man kann doch kein Feuer essen“, fügte die Mahaf an. Ja, die Eigenheiten der Slayer. Etwas, was Aeryn nun einmal nicht kannte.
Gut gelaunt hopste Lyra auf einen der Stühle und wartete auf das Essen. Warten…Ein unwillkürlicher Seufzer entfloh ihr, begleitet von einem ungeduldigen und zugleich vorfreudigem Blick in Richtung des Essenstandes. Sogleich begannen sie ihre Hände aneinander zu reiben, ohne es wirklich zu merken und wechselte gleich darauf ihre Position, indem sie sich im Schneidersitz auf den Stuhl pflanzte. Warten war für sie aufgedrehte Slayerin eine echte Herausforderung und auch, wenn sie darin vielleicht schon besser geworden war als früher, mangelte es der jungen Frau noch immer sehr an Geduld. Aber dann kam endlich ihr Essen und sogleich die Teigtaschen in sich hinein zu stopfen, während sie Vahids Worten lauschte. „Woah, was du alles erlebt hast! Dagegen erscheinen meine letzten Wochen ja regelrecht langweilig! Was war denn das für eine Pyramide, was hast du da gesucht oder was musstest du da machen? Und gab es da auch Fallen, auf die man aufpassen musste? Oha und im Gefängnis, das stelle ich mir schrecklich vor!“ entgegen sie schnell, ohne kaum wirklich Luft zu holen. Ihre Augen waren weit aufgerissen bei Vahids Erzählungen und beim Gedanken an das Gefängnis schauderte es die Minell buchstäblich. Es gab doch etwas, was das Warten bei ihr noch schlimmer machen konnten: Langeweile UND eingesperrt sein! Am schlimmsten auch noch in einem dunklen, engen, stinkenden Kellerloch. Gruselig!
Interessiert lauschte sie auch den Erzählungen Aeryns und erneut schauderte es sie sogleich: Die Frau liebste Disziplin und Ordnung? Lyra zwang ihren Bissen herunter und es fühlte sich an, als ob sie dabei einen Kloß im Hals hatte. Wie konnte man sowas nur mögen? Die Blauhaarige schien das genaue Gegenteil der hibbeligen Slayerin zu sein. Aber immerhin mochte auch sie hartes Training! „Was oder wie trainierst du denn dann? Worauf kommt es dir dabei an? Wo liegt da aktuell dein Fokus? Eher so mit Fäusten oder Magie oder Waffen…oder alles zusammen? Ich habe vor kurzem jemanden aus meiner Gilde getroffen, der konnte so Magnetismus beherrschen, das war heftig! Der konnte dann einfach so schweben und seinen Kampfstab mit Kraft, also nein, eigentlich eher mit Magie, so richtig doll nach vorne schlagen. So….BAM!“, sprudelte es auch Lyra hinaus, während sie an @Yuuki dachte. Am Ende ihres ungebremsten Wortschwalls sprang sie mit einem Satz aus dem Schneidersitz heraus auf die Füße und untermalte ihre Worte mit einer kräftigen, ruckartigen Bewegung ihres eigenen Kampfstabs nach vorne in die Luft, wobei sie fast den Stuhl des Nachbartisches umwarf. Dann grinste sie, lehnte ihren Stab wieder an den Stuhl und setzte sich, um die letzten Teigtaschen zu essen, während sie auf Aeryns Antwort gespannt war.
Kaum hatten sie gegessen, kam jemand mit einem Brief den Steg zwischen den Essensständen geeilt. „Vahid Draconia…? Finde ich den hier…?“, reif er laut und huschte zwischen den Personen und Ständen hin und her. Lyra hob fragend die Augenbraue und zeigte mit erhobener Hand auf ihren Drachenbruder. Der schwitzende Mann schien erleichtert, wahrscheinlich hastete er schon eine ganze Weile suchend herum. Na da hatte er ja Glück, dass die drei tatsächlich erst etwas gegessen hatten, bevor sie in die Wälder aufgebrochen waren, sonst hätte er sie bestimmt nicht mehr gefunden. Der Mann reichte Vahid den Brief, welcher diesen kurzen überflog und dann mit ernster Stimmte sprach, dass man ihn ganz dringend und sofort bräuchte und dass er doch nicht mit auf ihre Quest gehen konnte. Lyras sprühende Euphorie war mit einem Schlag wie weggeblasen. Ungefilterter Trübsal stand nun auf ihrem Gesicht. Traurig, enttäuscht und ein wenig wütend auf den Mann mit dem Brief, obwohl er ja nur der Überbringer der Nachricht war, umarmte sie ihren Drachenbruder noch einmal noch feste sie konnte und verabschiedete sich von ihm. Hoffentlich sahen sie sich dann bald wieder und setzten ihre Unterhaltung und ihre Unternehmungen fort! Nun waren es nur noch Lyra und Aeryn, die sich nun in die Wälder begeben würden.
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