Ortsname: Idylia Art: Ortschaft Spezielles: --- Beschreibung: Idylia ist ein kleines Dorf, nicht mehr als eine kurze Zugfahrt oder einen langen Spaziergang von Maldina Town entfernt. Bekannt ist dieses Dorf vor Allem für die gute, frische Luft, die großen, wunderschönen Blumenfelder, die es umgeben, und die fruchtbaren Acker, auf denen von Morgens bis Abends Bauern arbeiten. In letzter Zeit hat es aber noch ein weiteres, herausstechendes Merkmal... Nach einem bisher ungeklärten Vorfall sind die Bäume, Blumen und Gräser von Idylia außer Kontrolle gewachsen, sodass das Dorf nun von riesigen Bäumen, übergroßen Blüten und vielen grünen Ranken durchwachsen ist. Die Infrastruktur hat sich dem angepasst, sodass einige Wege über die großen Äste führen und einzelne Personen sich sogar entschieden haben, ihre Häuser in die Baumkronen zu setzen. Mit einer einzigartigen Symbiose zwischen Mensch und Natur ist dieser Ort definitiv eine Sehenswürdigkeit.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Zuletzt von Untiefe am Do 6 Jul 2023 - 21:46 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Thana Desert Queen
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# 13 Eohl würde sie nicht verletzen. Außerdem wollte sie leise sein und schleichen. Thana vertraute noch nicht zu hundert Prozent auf die bestätigende Aussage ihrer Kollegin. Obwohl die letzte Anweisung, bezüglich der Tarnung als Forschungspärchen erstaunlich gut funktioniert hatte… Restzweifel blieben halt einfach. Sobald es losging, bemerkte Thana etwas, beziehungsweise sie bemerkte es nicht. Eohls Schritte. Es dauerte einen Moment, bis ihr auffiel, wie leise die Magierin in ihren Panzerstiefeln laufen konnte. Dass dies in dieser Form mit derlei Fußbekleidung überhaupt möglich war, erstaunte die Magierin. Selbst sie, mit dünnen Stoffschuhen gab sich extra Mühe leise zu laufen. Wie viel Mühe und Übung benötigte es wohl, sich mit klirrenden, rasselnden Metallplatten am Fuß unauffällig zu bewegen? Auffällig war auch, dass die Spiegelmagierin mit Verlassen des Zimmers kein Wort mehr von sich gab. In einer anderen Situation hätte das vielleicht für eine gruselige Stimmung gesorgt und wäre unangenehm geworden. Hier jedoch war Thana eher froh, dass ihre Freundin sich so sehr an die Anweisungen hielt. Sie wollte Absprachen nur noch auf das Nötigste reduzieren, um eben nicht bemerkt zu werden. Auch Thana schaute sich auf dem Hof um und auch sie konnte den Hund natürlich nicht entdecken, was vermutlich daran lag, dass er sich dort auch nicht aufhielt. Die Luft schien also erstmal rein. Mit Betreten des Hofes hatten die Zwei wahrscheinlich auch den schwierigsten Teil des Schleichens hinter sich gebracht. Gesehen werden konnten sie auf dem finsteren und hoch bewachsenden Gelände ohnehin kaum noch. Der große Endgegner war wohl der Hund, vor dem es sich zu verschleiern galt. Schafften sie es nicht, würde er Alarm geben und sie müssten entweder sofort türmen oder wären aufgefallen. Als die beiden Magierinnen so über den Hof schlichen, fiel Thanas Blick auf den Hühnerstall. Erschrocken wanderte er weiter Richtung Eohl. Diese allerdings ließ das Häuschen einfach achtlos links liegen. Verwirrt dreinschauend, blieb die Magierin ein wenig zurück, ehe sie sich dann wieder Mühe gab, zu ihrer Freundin aufzuschließen. Was ging nur in dem Kopf dieser Frau vor? Wollte sie nicht unbedingt Hühner sehen? Diesem Verlangen konnte sie in diesem Moment anscheinend komplett widerstehen. Nicht einmal einen sehnsüchtigen Blick warf Eohl dem kleinen Stall zu. Am anderen Stall, dem eigentlichen Ziel angelangt, schaute Eohl sich noch einmal ausgiebig um. Thana war viel mehr damit beschäftigt zu beobachten, wie erfahren sie dabei wirkte, als dass sie selbst sich noch großartig umsah. Dem auffordernden Winken folgte die Mahaf dann ohne zu zögern. Wer führte dieses Team eigentlich grade an? Thana war jedenfalls die erste, die durch die Tür ging, wenn auch nur dadurch, dass ihre Freundin ihr bewusst den Vortritt ließ. Schließlich schloss Eohl die Stalltüre hinter ihnen wieder. Sie waren drin und alleine. Mal abgesehen vom stinkenden Vieh. Dieses Vieh war zum Glück ruhig geblieben. Thana hatte es eindringlich beobachtet. Es schien zu schlafen oder zumindest zu schlummern. Die Augen der Tiere waren geschlossen. Das war gut, denn so würden sie auch keinen Ton von sich geben. Während Eohl sich den Futtertrog anschaute, ging die Dürremagierin in die Ecke, mit sich der Hund zuvor so auffällig intensiv beschäftigt hatte. Dort ging sie dann in die Hocke. Ihr fiel ein relativ großes Loch in der Wand, unten auf dem Boden auf. Die Holzplanke der Wand führte dort nicht mehr ganz hinunter auf den Boden, weil sie abgebrochen war. Daran musste der Köter wohl geschnuppert haben. Die Mahaf seufzte angenervt, denn darauf hatte sie eigentlich keine Lust. Doch es musste gemacht werden. Außerdem war sie neugierig, ob sich was finden ließ. So ging Thana auf die Knie. Sie näherte sich mit ihrem Kopf so weit wie möglich dem Boden, ohne ihn damit zu berühren, um in das Loch hineinblicken zu können. Natürlich war es dunkel… Die Magierin führte ihre Hand vorsichtig in das Loch hinein und wirkte einen Zauber. "Living Candle" Eine kleine Flamme entzündete sich knapp oberhalb ihrer Handfläche. Der Hohlraum wurde erleuchtet. Erschrocken atmete Thana ein. Was war das! Sie zog ihre Hand zurück, stand auf und ging ein paar Schritte zurück, weg vom Loch. "Da war was.", flüsterte sie zu Eohl, um diese dann auch anzuschauen. Was genau, konnte sie nicht sagen. Eine Ratte? Dafür war es aber echt groß. Nein, das war was anderes. Aber es war sofort geflohen, als das Feuer aufflammte. Es raschelte, da waren Kratzgeräusche und schon war das Ding verschwunden. Irgendwo im Gehölz dieses Stalls.
Zauber:
Living Candle TYP: Elementarmagie ELEMENT: Feuer KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 (14) pro 5 Minuten MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Heated Melting BESCHREIBUNG: Diese Technik erlaubt dem Feuermagier, Flammen wenige Zentimeter über seinen Handflächen zu erzeugen, die ihm Wärme und Licht spenden. Diese sind allerdings so anfällig, dass sie bei zu schneller Bewegung des Anwenders erlöschen.
Das Loch, das der Hund sich zuvor angeschaut hatte, war ein ordentlicher Anhaltspunkt, an dem Thana wohl wirklich etwas zu finden schien. Sie wirkte richtig überrascht, fast erschrocken, als sie sich von dem Loch zurückzog und sich Eohl annäherte, legte diese ihr beruhigen die Hand auf die Schulter. „Alles in Ordnung“, wisperte sie gefasst zurück, während ihr Kopf sich leicht drehte und sie über ihre Schulter blickte, den Futtertrog fokussierte. „Es ist mehr geworden.“ Die Masse hatte sich wieder wie von selbst aufgefüllt. Wo eben noch abgefressene Stellen zu sehen gewesen waren, schien der Trog nun nicht nur bis zum Rand gefüllt zu sein, sondern fast überzulaufen. Sie waren also zweifellos auf der richtigen Spur. Womöglich hatten die Flammen der Mahaf das Wesen, das sie suchten, aufgeweckt oder aufgeschreckt, sodass sich seine Fähigkeit aktiviert hatte. „Das würde bedeuten, dass es nicht ganz passiv ist... Entweder kann die Zyaena es steuern, oder es aktiviert sich, wenn es aufgeregt ist.“ Ob das etwas Gutes oder etwas Schlechtes war, konnte die Yihwa noch nicht einschätzen. Einerseits war es natürlich gut, dass sich ihre Umgebung nicht konstant veränderte, andererseits machte diese Passivität es schwieriger, den aktuellen Standort des Wesens auszumachen. Wobei sie jetzt ja eine gute Spur aufgenommen hatten... Aufmerksam kniete sich die Yihwa vor das Loch und warf einen kurzen Blick hinein, konnte jedoch nicht allzu viel Ausmachen. Ihr Blick wanderte zurück zu ihrer Begleiterin und sie deutete Thana, zu ihr zu kommen. „Ich brauche Feuer“, meinte sie leise, ehe sie eine ihrer Hände ausstreckte und im Inneren des Loches ein paar kleine, viereckige Spiegel zu schaffen. Die halfen ihr dabei, um die Ecken zu sehen, und vor Allem, als sie etwas Licht bekam, konnte sie das Innere gut erkennen. „Da, in der Ecke ist etwas“, meinte sie und kniff die Augen zusammen. „Kleiner als erwartet... und grün. Sieht sehr pflanzlich aus...“ Das würde sie sein. Die Zyaena. Ihren Spiegel so ausrichtend, dass sie und Thana einen besseren Blick auf das Tier werfen konnten, konnten sie es zitternd dahocken sehen, in großen Augen auf sie zurückblickend. Als sich in dem Spiegel nun die Flamme der Mahaf zeigte, fiepte es hörbar und lief los – nicht zu ihnen, sondern in die Rückwand der Scheune hinein. Man konnte seine kleinen Klauen auf dem Holz kratzen hören, während es herumlief.
Die Zähne zusammenbeißend löste Eohl ihre Spiegel auf und stand wieder auf, ging in zwei schnellen Schritten auf die Wand zu, aus der die Geräusche kamen. „Es bewegt sich durch die Hohlwände“, schloss sie und zog ihr Schwert hervor, erstarrte dann aber. Wenn sie jetzt in dieses Holz stach, dann würde sie einen direkten Befehl von Thana missachten. Das war nicht möglich. „Ich kann das Holz nicht zerstören, ohne Krach zu machen“, meinte sie also und blickte die Mahaf an. Ob diese wohl eine Lösung hatte? Allzu viel Zeit hatten die beiden nicht, denn schon nach einigen weiteren Sekunden ließ sich ein seltsames, schwer zuzuordnendes Knacken hören. Es klang nicht wie die unschuldigen Füßchen der Zyaena, und es schien auch nicht aus der Wand zu kommen, sondern eher von draußen... Trotz der kleinen Vorwarnung geschah es plötzlich. Es musste ein kleines Gebüsch gewesen sein, das an der Seite der Scheune gewachsen war, aber so genau war es jetzt schwer zu erkennen. Mit einem lauten Krachen bohrten sich dünne, größer werdende Äste mit dicken Dornen durch die Wand hindurch und wuchsen an ihr hinauf, legten sich wie ein schützender Wall davor, bis sie – erneut laut krachend – auf die Decke der Scheune trafen und Löcher in diese rissen. Erschrocken riss die Yihwa ihre Waffe hoch, um zwei stachelige Äste, die auf sie zuschossen, zu zerschneiden, ehe sie flink nach hinten wich und einen Blick in Richtung Thana warf, danach schauend, ob mit ihr alles in Ordnung war. Das Knarzen des Daches ignorierte sie erst einmal, auch wenn es klang, als könne der durchbohrte Teil davon jederzeit einstürzen. Nicht weit entfernt konnte man hören, wie ein Hund zu kläffen startete, aber von der Zyaena sah Eohl keine Spur. Hoffentlich war sie nicht durch die Löcher, die die Äste geschlagen hatten, nach draußen geflohen...
Mirror Map TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 10 pro Spiegel pro Minute MAX. REICHWEITE: 1 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber erschafft der Anwender einen oder mehrere kleine, runde Spiegelfragmente, die um ihn herum in der Luft schweben. Er kann sie kontrollieren und so positionieren, dass er um Ecken oder hinter sich sehen kann.
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Thana Desert Queen
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# 14 Die Flamme in Thanas Hand erlosch durch die hastige Bewegung und das dadurch erzeugte Licht versiegte, als sie sich schreckhaft zurückzog. Einen Moment lang versuchte sie das Bild zu greifen, welches sie für den Bruchteil einer Sekunde gesehen hatte, ehe es ihren Erinnerungen entfleuchte. Das funktionierte nur mittelmäßig gut. Eohl legte ihr derweil die Hand auf die Schulter, mit der Absicht sie zu beruhigen. Was sie dann sprach, verwirrte Thana viel mehr. Was war mehr geworden? Irritiert folgte sie dem Blick ihrer Freundin, hin zum Futtertrog. Was war da geschehen? Anders als ihre Gefährtin, hatte sich Thana das Ding bei dieser Nacht (und Nebel) Aktion nicht genau angesehen. Da der Trog aber überzuquellen drohte, lag die Vermutung tatsächlich nahe, dass da grade etwas geschehen war. Es war Eohl, die die Sachlage dazu analysierte. Durch Emotionen… Oder es versprüht irgendetwas., dachte Thana laut weiter. Jedenfalls bewegte sich ihre Freundin zu dem Loch hin, von dem sie selbst grade abgerückt war. Sie griff in das Loch hinein, bereitete dort irgendetwas vor, um dann anzumerken, dass sie Feuer brauchte. Das heißt bitte, erklärte Thana, dessen Stirn sich kurz in Falten legte, ehe sie zu ihrer Gefährtin herüber ging und ihr durch Wiederholung ihres Zaubers Feuer und damit auch Licht spendete. Grade noch so, konnte die Dürremagierin dann das Wesen entdecken. Länger als zuvor und dadurch auch deutlicher, aber dann floh es auch schon wieder. Irgendwo durchs Gebälk lief es herum, was allein aufgrund der Kratzgeräusche zu vernehmen war. Wieder richtete Thana sich auf. Zu sehen war ja ohnehin nichts mehr. Sogleich versuchte sie sich etwas zu überlegen. Wie kamen sie an das Ding heran? Eohl machte grade Anstalten, das Holz der Wand aufzubrechen, ehe sie ruckartig innehielt. Ihr fiel auf, dass sie damit Krach machen würde. Thana schmunzelte. Gut aufgepasst, die Dame. Wenn wir die Wand aufbrechen, flieht es sicher sowieso weiter durchs Gebälk. Vielleicht können wir es irgendwie rauslocken, oder- treiben. Weiter kam die Magierin aber nicht, denn dann ging alles ganz schnell. Es Knackte und Knarzte und sofort darauf wuchs irgendetwas in die Höhe, wobei es die Struktur der Scheune maßgeblich angriff. Eine Art Busch oder Baum wuchs einfach durch die Wand hindurch, bis oben durch die Decke des Häuschens. War das eine Art Abwehrmechanismus? Eine Reaktion darauf, dass sich das Zyaena angegriffen fühlte? Thana erschrak, als plötzlich etwas auf die Zwei zuflog. Sie nahm schützend die Hände vors Gesicht, doch Eohl wehrte diesen Angriff, insofern es denn einer war, ab. Leichtes Geäst, mit Blättern und Zweigen war der Dürremagierin entgegen geflogen. Als sie ihre Hände wieder herunternahm und sich in die Haare griff, zog sie das Gestrüpp teilweise wieder heraus. Ihr war anzusehen, wie wenig die Magierin das amüsierte. Thana gab viel auf ihr Äußeres, welches das Mistvieh nun verschmutzt hatte. Zu allem Überfluss war nun auch der Hund am Kläffen, was wahrscheinlich auch Klayn zum Stall locken würde. Ihnen blieb nicht viel Zeit. Kümmer dich um den Hund. Zur Not auch um Klayn. Wir brauchen keine Zeugen. Thana war pissig. Sie trat nach draußen, aus dem Stall hinaus. Noch während sie um die Scheune herum ging, sammelte sie Mana in ihren Händen, die sie weit vom Körper abspreizte. Die Magierin legte ihren Kopf in den Nacken, um schließlich schlagartig in die Knie zu gehen und ihre mit Mana geladenen Hände auf den Boden zu schlagen. Drought, wisperte sie. Das Mana, welches in den Boden geleitet wurde, breitete sich um die Scheune herum aus. In einem Kreis von zwanzig Metern Radius, trocknete das Gras der Wiese. Auch die grade erst geschaffene Riesenpflanze wurde welk. Mit einem diabolischen Grinsen auf den Lippen, erzeugte Thana wieder eine Flamme in der Hand. Sie kniete sich hin und entzündete das Welke Gras. Wenn das Zyaena immer noch da drin war, würde es schon bald von Feuer eingeschlossen sein. Und dann? Dann… mussten sie es irgendwie wieder retten. Aber dazu später.
Zauber:
Living Candle TYP: Elementarmagie ELEMENT: Feuer KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 (14) pro 5 Minuten MAX. REICHWEITE: Beim Anwender (+5m) SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Heated Melting BESCHREIBUNG: Diese Technik erlaubt dem Feuermagier, Flammen bis zu 5 Meter entfernt von seinen Handflächen zu erzeugen, die ihm Wärme und Licht spenden. Diese sind allerdings so anfällig, dass sie bei zu schneller Bewegung des Anwenders erlöschen.
Mastery: Reichweite +5m
Drought TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: II MANAVERBRAUCH: 40 (36) MAX. REICHWEITE: 20 Meter Radius SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5 BESCHREIBUNG: Nachdem der Anwender etwas Mana in seinen Händen sammelt, schlägt er mit der Handinnenfläche auf den Boden und lässt das gesammelte Mana in diesen fließen. Dieses lässt die Feuchtigkeit der Erde verdampfen, mit verheerenden Folgen für die Vegetation, die komplett verdorrt und eingeht.
„Bitte“, fügte Eohl auf Wunsch von Thana hinzu, weiterhin auf das fokussiert, was sie eigentlich tat. Mit ihren Spiegeln war es ihr möglich, einen Blick auf das Tier zu werfen, doch das genügte nicht, um es einzufangen. Klein und flink entzog es sich den beiden Magierinnen, die sich auch nicht allzu lange mit der Frage aufhalten mussten, wie sie durch die Wand kamen. Das nahm ihnen die Zyaena nämlich ab. Die Äste und Dornen eines Strauches bohrten sich durch Wand und Decke und destabilisierten die Scheune so lautstark, dass es vermutlich den Rest des Hofes weckte. Das Bellen des Hundes war ein starkes Zeichen dafür.
„Verstanden“, nickte Eohl auf Thanas Befehl hin. Anders als die Schwarzhaarige verließ sie aber nicht die Scheune, sondern streckte ihre Hände vor sich aus, erschuf erst einen runden, dann einen eckigen Spiegel. Der eine zeigte ihr an, wo in Klayns Haus sich andere Spiegel aufhielten – besonders viele hatte er nicht. Der andere verband sich mit einem der roten Flecken, wenn sie darauf tippte. Der erste Spiegel war in einem kleinen Badezimmer, der zweite in der Küche, beide leer. Der dritte Spiegel, den sie wählte, befand sich in einem Schlafzimmer, in dem der kläffende Köter aufgeregt auf und ab hüpfte, während sich der Farmer aus dem Bett quälte. Perfekt. Brutus schien die Yihwa zu bemerken, als sich über die zwei Spiegel ein Portal zwischen der Scheune und dem Zimmer bildete, doch es war zu spät. Drei flinke Schritte genügten, damit die Crusaderin an Klayns Seite stand und in einem sauberen Zug ihre Klinge aus der Scheide riss, um es durch seinen Oberkörper zu stoßen – gezielt durch eine Lunge und das Herz. Damit würde er wohl nicht mehr auf einen Brief des Instituts warten. Der Hund, sichtlich eingeschüchtert, wollte aus dem Zimmer flüchten, doch so schnell wie die geübte Magierin war er nicht. Ehe er es auch nur aus der Tür geschafft hatte, stach die tödliche Waffe auch schon in seinen Nacken und nagelte ihn auf den Boden, ehe Eohl das Schwert wieder aus dem Wesen herauszog und liebevoll an ihrem Umhang abwischte. Dann trat sie das Tier unliebsam durch den Spiegel und packte auch Klayns Körper mit beiden Händen, um ihn in die Scheune zu werfen, ehe sie das Spiegelportal auflöste. Erleichtert atmete sie auf – dieser Zauber war immer so anstrengend, aber auch nützlich. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen machte sie sich auf den Weg zur Haustür, um wie zuvor über den Hof zur Scheune zu gehen. Schließlich musste sie sich wieder mit Thana treffen.
„Ooh, was für ein trauriger Unfall“, kicherte die Yihwa, als sie sah, was ihre Begleiterin in der Zwischenzeit getan hatte. Sie musste Grinsen, während sie sich an den Arm der Feuermagierin schmiegte. „Klayn und der Hund waren leider in der Scheune, als sie kaputt gegangen ist... Der sanfte Schein des Feuers steht dir, Thana. Flammen scheinen wirklich zu dir zu gehören.“ Ihr Blick schweifte über den nun recht hell erleuchteten Hof. Auf Anhieb fiel ihr die Zyaena nicht auf. Sie lauschte auf ein Quiecken oder Ähnliches, vielleicht wieder auf das Schaben ihrer Füßchen, doch hier draußen, über dem Knacken des Feuers, war das schwer zu hören. „Hm... vielleicht sollten wir uns zurückziehen, bevor jemand kommt, um nach dem Hof zu schauen. Das Feuer ist nicht unauffällig... und es sollte hier nichts geben, was auf uns hinweist.“ Die Entscheidung lag natürlich schlussendlich bei Thana. Eohl war ihr Werkzeug, dafür war sie hier.
Contact Mirror TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 50 pro Minute MAX. REICHWEITE: 250 Meter Radius SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 4, Manaregeneration Level 3 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber beschwört der Magier direkt vor sich einen runden Spiegel mit einem goldenen, verzierten Rahmen. Auf der Oberfläche dieses Spiegels tauchen kleine, rote Punkte auf, die die Position aller Spiegel innerhalb der Reichweite aufzeigen. Tippt der Anwender auf einen dieser Punkte, kann er den betroffenen Spiegel für Zauber verwenden, die normalerweise Spiegel in Sichtweite nutzen. Dadurch, dass die Oberfläche weiterhin spiegelt, können die roten Punkte unter falschen Lichtverhältnissen schwer zu sehen sein. Leitet der Anwender kein Mana mehr in den Spiegel, verschwinden die roten Punkte, er bleibt aber als normaler Spiegel bestehen, bis er zerstört wird.
Reflection Connect TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: III ART: Support MANAVERBRAUCH: 150 pro Minute MAX. REICHWEITE: 50 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 6, Manaregeneration Level 5 BESCHREIBUNG: Dieser Zauber erlaubt es dem Anwender, zwei Spiegel miteinander zu verbinden, solange er beide sieht und sie sich in seiner Reichweite befinden. Sobald die Verbindung besteht, hält sie an, bis ihr kein Mana mehr zugeführt wird. Zwei verbundene Spiegel zeigen das Bild an, das der jeweils andere Spiegel reflektieren würde, und erlauben es jedem Lebewesen, Angriff oder Gegenstand, in einen Spiegel einzudringen und aus dem anderen herauszukommen. Dieser Zauber dient dazu, zwei nicht-magische Spiegel zu verbinden. Der Anwender kann maximal einen Spiegel beschwören, um diesen Zauber anzuwenden, mindestens der zweite muss aber bereits bestehen.
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Thana Desert Queen
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# 15 Langsam wurde es dann doch – Wie hatte Thana es zuvor gedanklich genannt? – gruselig, wie präzise Eohl auf ihre Befehle oder Anweisungen hörte und dienen folgeleistete. Es war eigentlich ein schnippischer Kommentar gewesen, doch wie aufs Wort reichte ihre Freundin ein „Bitte“ nach. Nötig war es jedenfalls nicht. Sie hätte ihr so oder so das gewünschte Feuerchen gespendet, was sie ja dann auch tat. Dann kam der Schlamassel ins Rollen…
Thana konzentrierte sich vollkommen auf die Aufgabe, die sie sich selbst still und heimlich aufgetragen hatte. Sie wollte dieses Mistvieh aus der Scheune hohlen, es zu Tode, beziehungsweise bis kurz vor jenen quälen und dann einsammeln. Diesen Angriff auf ihre Würde sollte das Zyaena büßen! Entschlossen war sie also nach draußen getreten, um ihre geplante Ausräucherung in Gang zu setzen. Dadurch entging ihr allerdings die zielgerichtete, erfolgreiche und beeindruckende Aktion ihrer Freundin, die sich auf anderem Wege aus der Scheune bewegte, als sie es erwartet hätte. Das durch Spiegel gehen war ihr allerdings eigentlich bekannt. Während die Magierin also vor dem rasch wachsenden Feuer stand, welches ihre Front in der Finsternis erhellte und in ihren Seelenspiegeln reflektiert flackerte, trat Eohl aus Richtung des Hauses wieder an ihre Seite, um sich gleich darauf an ihren Arm zu schmiegen. In (vermutlich) ironischem Ton drückte sie ihr Bedauern aus, dass die beiden Wesen, auf dessen Beseitigung sie angesetzt war, auf tragische Weise im Feuer der Scheune ums Leben gekommen waren. Ungerührt zuckte bei Thana nicht ein einziger Gesichtsmuskel. Ausnahmsweise vertraute sie darauf, dass sie tatsächlich alles erledigt hatte, wie sie es erledigen sollte, ohne das zu hinterfragen oder sich Sorgen zu machen, dass dem nicht so war. Sie war sogar erfreut darüber und stolz auf Eohl, zeigte dies nur nicht nach außen hin. Erst als die sie anmerkte, wie wenig unauffällig das wachsende Feuer war, schaute Thana zur Seite und sie an. “Wir müssen noch das Zyaena finden, das hat Vorrang.“, erklärte sie trocken. Nein, ohne wollte sie wirklich ungern zur Gilde zurück. Das gäb Anschiss, zumal sie das Ding ja sogar tatsächlich gefunden hatten! Aber Recht hatte Eohl, zumindest indirekt. Sie sollten sich beeilen. “Such das Vieh, irgendwo muss es sein.“ Die Magierin marschierte los, um das große Lagerfeuer herum. Ihre Augen suchten zielstrebig nach einem kleinen, grünen, igelähnlichen Tier. Doch nirgendwo war es zu finden… Plötzlich läuteten Glocken. Das Feuer wurde bemerkt und die Nachricht als Warnung, in Form der Glockenklänge im Dorf verteilt. Es wurde brenzlich. (badum tss) Das Zyaena würde doch nicht sterben, oder? Nein. Es folgte ein Lebenszeichen. Am Rande des Feuers begann das Gras zu wachsen. Mehrere Halme wurden größer und größer, bis sie zur Seite knickten und eine Art Brücke über das Feuer bildeten. “Da! Schnapp es dir! Es flieht!“ Thana selbst eilte zur Brücke. Sie war sich nur nicht sicher, wie sie das Ding aufhalten, geschweige denn fangen sollte. Einen Zauber dafür hatte sie nicht, aber töten durfte und wollte sie es auch nicht. Es entstand eine Szene, die der einer unbegabten Fußballerin ähnelte, die ins Tor geschickt wurde und Bälle halten soll. Mit weit vom Körper gespreizten Armen und breitbeinig stellte sie sich aufs Grün. Sie wartete auf einen flinken Ball mit grünen Farbakzenten. Vielleicht stand sie aber auch nur Wache und hoffte, dass ihre Freundin die Arbeit erledigte.
„Die Zyaena hat Vorrang... verstanden“, nickte Eohl, ihr Blick Thana folgend. Sie wusste nicht wirklich, wo sie mit der Suche anfangen sollte, aber offensichtlich hatte die Mahaf einen Plan. Eohls einzige Aufgabe war es, ihren Anweisungen zu folgen und ihr Bestes zu tun, um das kleine Wesen einzufangen. So richtig wusste sie allerdings nicht, wie sie das machen sollte... Eohl war eine Attentäterin. Sie griff an, tötete, und verschwand. Das ging jetzt nicht. Einerseits durfte sie nicht töten, andererseits waren ihre Scherben-Projektile blockiert, solange sie noch betrunken war. Das Risiko, versehentlich Thana zu verletzen, wollte sie nicht eingehen. Was blieb ihr also? Als Spionin sollte sie in der Lage sein, die Zyaena auszumachen, aber das funktionierte nur, solange sie sich in einem Haus mit Spiegeln aufhielt... was sie nicht tat. Hier draußen, in der Natur, wo nicht an jeder Ecke ein Spiegel zu finden war, waren ihre Fähigkeiten mehr als nur eingeschränkt. Sie wusste nicht, wie sie ihr Ziel finden sollte, und sie wusste nicht, wie sie ihr Ziel fangen sollte, aber Thanas Befehl war eindeutig. „Ich werde mein Bestes geben.“ Sichtlich etwas verloren versuchte Eohl zumindest, sich nach dem Tier umzusehen, doch es war Thana, die zuerst einen Hinweis entdeckte und die Yihwa schickte, um sich das Wesen zu schnappen. „Jawohl“, gab sie zurück und stob nach vorne, mit voller Geschwindigkeit auf den kleinen Igel zu, der sich aber eine richtige Brücke aus Grashalmen schaffte, um den Flammen zu entkommen. Als Eohl ihm folgen wollte, schossen vor ihr Grashalme hervor, deren Ränder so scharf wirkten wie Klingen. Nervös biss sie die Zähne zusammen. Davon wollte sie eigentlich nicht getroffen werden... Während sie zögerte, hatte Thana bereits die Verfolgung aufgenommen. Sie blockierte ein Ende der Grasbrücke, also war es Eohls Aufgabe, die andere Seite zu übernehmen. Flinken Schrittes umrundete sie das Graskonstrukt, wich dabei geschickt weiteren Halmen aus oder schnitt sie nieder, wenn sie nicht schnell genug zur Seite huschen konnte. Mit einem entschlossenen Sprung packte sie die Seite der Brücke und zog sich daran hoch, sodass sie wenige Meter vor der Zyaena im Weg stand. Unter den beiden brannte die Scheune, da war also kein Ausweg. Wenn das Tier die Flucht nicht aufgeben wollte, dann musste es sich entweder für Richtung Yihwa oder Richtung Mahaf entscheiden. Allerdings wusste Eohl noch immer nicht, was sie machen sollte, um sich das Wesen tatsächlich zu schnappen. Es war selbst sehr zügig auf seinen kleinen Pfötchen und bei der Größe war es gut möglich, dass es zwischen ihren Beinen hindurch huschte oder sich ihrem Griff entzog, wenn sie einander zu nahe kamen. Wenn es entwischte, dann bedeutete das, dass Eohl Thana enttäuschte... Diese Option war inakzeptabel. Aber was hatte sie für eine Alternative?
Der Talisman um Eohls Hals begann zu leuchten, als sie sich an einen Zauber erinnerte, den sie zuvor gewirkt hatte. Richtig, das war kein Projektil. Es würde sich nicht weit genug bewegen, um Thana in Gefahr zu bringen. Vielleicht war das ja die Lösung! Instinktiv riss Eohl beide Arme nach vorne, erschuf vor ihren Handflächen kleine Spiegelfragmente, während Mimirs Talisman etwas zeigte, was sich vor dem Verlassen des Herbergszimmers in ihm gezeigt hatte: Die Betten des Wirtshauses, die die Yihwa schon vorher einmal kopiert hatte. In der Luft vor ihr entstanden gleich zwei weitere Betten, die auf die Zyaena und die gräserne Brücke zu stürzen drohten. Mal sehen, ob das reichte, um das Tier direkt in Thanas Arme zu treiben...
Mimirs Talisman GATTUNG: Artefakt TYP: Halskette BESITZER: Eohl Yihwa ELEMENT: --- KLASSE: II MANAVERBRAUCH: 20*Zauberklasse SPEZIELLES: Mimirs Talisman kann von allen Nutzern der Lost Magic "Infinity Mirror" verwendet werden. VORAUSSETZUNGEN: Infinity Mirror Klasse II BESCHREIBUNG: Mimirs Talisman ist ein rundes Stück des Spiegels Mímirbrunnr mit goldenem Rahmen und einem Durchmesser von 5 Zentimetern, das in eine Halskette eingearbeitet wurde. Er reflektiert alles, was der Träger sieht, und speichert das Bild für bis zu eine Stunde ein. Zauber, die einen Gegenstand, ein Lebewesen oder einen Zauber reflektieren müssen, um zu wirken, können für einen Manaaufpreis auf etwas angewendet werden, das innerhalb der letzten Stunde von Mimirs Talisman reflektiert wurde.
Carbon Copy TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 40 MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 4 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber erschafft der Magier ein viereckiges Spiegelfragment. Wenn sich in diesem Fragment ein Nicht-Lebendes Objekt spiegelt, kann der Magier eine optisch exakte Kopie dieses Objektes auf der anderen Seite des Spiegels schaffen, wobei der Spiegel zerstört wird. Dieses Kopie ist nicht haltbar und besitzt nicht die gleichen Eigenschaften wie das reale Objekt, ein kopiertes Schwert wird also leicht zerbrechen, ein kopierter Kochtopf ist nicht heiß und kopiertes Essen füllt den Magen nicht und ist eher unverträglich. Kreiert man so aber etwas, dessen reine Form einen Nutzen hat wie einen Schlüssel, erfüllt es den gleichen Zweck wie das Original. Die Kopie zerbricht nach spätestens einem Tag in Spiegelscherben.
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Thana Desert Queen
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# 16 Thana wünschte sich die andere Eohl zurück. Die, die quasselte, die verrückt war, sie nervte, bedrängte und niedlich war. Die war ihr irgendwie lieber als die stumme, alles befolgende Roboter-Eohl. Wobei wirklich nicht zu vernachlässigen war, wie effektiv und nützlich sie in diesem Zustand doch sein konnte!
Als das Zyaena sich zeigte, indem es seine magischen Kräfte aktivierte, um vor dem Feuer und ihren Igelfängern zu entkommen. Ein Hinweis, den Thana sofort erkannte und dem sie folgte. Letztlich blockierte sie das Ende der Brücke, um das Ding abzufangen. Eohl hingegen sollte… irgendwas machen. Sie sollte sich nützlich machen und dazu beitragen das Tier zu fangen. Wie, das wusste die Dürremagierin selbst nicht so recht. Glücklicherweise fiel der Dame aber etwas ein. Thana zuckte, als ihrer Freundin gefährliche Gewächse in den Weg gepflanzt wurden, doch sie konnte sich gegen jene durchschlagen und sich schließlich akrobatisch auf die Grasbrücke kämpfen. Sehr gut! So richtig freuen konnte sich Thana darüber aber nicht, denn das war nur die halbe Miete gewesen, maximal. Gespannt beobachtete sie, was Eohl nun tun würde. Immerhin hatten sie das Zyaena schon einmal umzingelt. Wenn es ihnen nun nicht direkt durch die Lappen ging, standen die Chancen gut, dass sie es zu fassen bekamen. “Treib es her!“, rief Thana ihrer Freundin zu. Zwar glaubte sie, dass Eohl beweglicher war und besser darin, ein flinkes Vieh zu fangen, aber da sie selbst nicht auf die Grasbrücke wollte, konnte sie den Part des Treibens nicht übernehmen. Sie musste sich am Fangen versuchen. Was dann geschah, wirkte doch wirklich unorthodox. Die Spiegelmagierin erschuf… Betten, die sie auf das Zyaena warf. Thana war deutlich verwirrt von diesem Vorgehen. Sie blinzelte und schaute zweimal hin, ehe sie zu dem Entschluss kam, dass sie sich nicht geirrt hatte. “Okay…“, murmelte sie kaum hörbar in die Nacht hinein. Solange die Dinger ihren Zweck erfüllten, konnte es ihr ja egal sein. Tatsächlich zögerte das magische Wesen kurz. Es schaute Eohl an, blickte zu den Objekten in der Luft, machte dann ein paar Schritte rückwärts, ehe es sich flink umdrehte und die Brücke entlang hoppelte. Das war Thanas Moment! Doch was tun? Schweiß brach auf ihrer Stirn aus. Sie stand unter Druck. Nun galt es schnell zuzugreifen und sich das Ding zu packen, oder… Oder es war alles umsonst und das Tier konnte vielleicht fliehen. Sie drohten es zu verlieren. Nein, das Risiko konnte die Magierin nicht eingehen. Sie würde es doch nie zu greifen bekommen… Die vom Körper weg gehaltenen Arme zog Thana nach vorne. “Scorching Wave!“ Sie kanalisierte Mana durch ihre Arme und Hände, woraufhin sie eine versengende Welle trocknender, heißer Luft nach vorne hin ausströmte. Die Grasbrücke verwelkte in wenigen Sekunden und brach in sich zusammen. Schade für Eohl, die sich noch darauf befand, aber das würde sie schon irgendwie überleben. Das Zyaena jedenfalls kam ins Straucheln, als der Boden unter seinen Füßen instabil wurde und schließlich wegsackte. Das Tier fiel in die Tiefe. Thana hingegen löste ihre Pose auf und lief so schnell sie konnte nach vorne. Kurz bevor sie die vermeintliche Absturzstelle erreichte, sprang sie nach vorne, die Arme weit ausgestreckt. Aus einer stümperhaften Torhüterin wurde eine stümperhafte Wide Receiverin, die einen Pass fangen wollte und zum Touchdown sprang. Das Zyaena fiel, sie griff zu und packte es sich. Binnen Sekundenbruchteilen zeichnete sich so etwas wie Freude auf ihren Lippen ab, ehe diese samt des restlichen Gesichtes im Schlamm landeten. Ihr gesamter Körper rutschte übers Gras. Die Kleidung war hin. Ihre Frisur war hin. Ihr Gesicht war vollkommen verschmockt. Aber sie hatte das Zyaena, welches sie so fest es ging umklammerte. Kein schöner Erfolg, aber ein Erfolg. Nun hieß es aber wirklich weg von dort. Die Flammen sollten heranströmende Dorfbewohner wahrscheinlich kurz ablenken, aber gesehen werden sollten die zwei Magierinnen besser nicht. Erst recht nicht nahe des Unglücksortes.
Zauber:
Scorching Wave TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: III MANAVERBRAUCH: 125 (113) MAX. REICHWEITE: 35 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 7, Drought Wave BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber konzentriert der Anwender Mana in seinen Hände, sodass er anschließend eine Welle von Trockenheit ausstoßen kann. Diese versengende Welle trocknet selbst Bäume in sekundenschnelle aus und Lebewesen werden einen Großteil des Wasserhaushaltes einbüßen. Die Welle breitet sich mit einer Geschwindigkeit aus, die der Willenskraft des Anwenders entspricht, bis zu einem maximalen Level von 8.
Eohls Plan schien aufzugehen. Das Tier flüchtete vor ihr, wie sie es gehofft hatte. Das brachte nur ein paar kleinere Probleme mit sich. Zuerst einmal war diese Brücke aus Gras dazu geschaffen worden, einen kleinen Igel zu transportieren. Dass Eohl darauf sicher stehen konnte war Wunder genug, doch den Einschlag zweier Betten hielt sie nicht aus. Der Teil, auf dem Eohl stand, begann zu schwanken und aufzureißen, sodass sie den Halt verlor. Als sie aber glaubte, sich noch zeitig auf eines der Betten retten zu können, um zumindest ihren Sturz abzufedern, wurde sie von einer Hitzewelle erfasst und die Brücke starb unter ihren Füßen ab. Eohls Augen weiteten sich, als sie begann, auf das brennende Gebäude zu fallen. Wenn sie durch eines der Löcher ins innere der Scheune stürzte, dann war es vermutlich vorbei mit ihr... Konzentriert stieß sich die Yihwa vom sterbenden Rest des Grases ab, um mittig auf dem Dach zu landen und sich darauf abzurollen. Trotzdem fühlte sie sich nicht gut. Der Aufprall war schmerzhaft, die Hitze setzte ihr zu und ihre Energie neigte sich dem Ende. Schwindel spürte sie, und ein paar Stolpersteine in ihren Gedankengängen. Ihr Fokus ließ nach und sie wurde müde. Das sah gar nicht gut aus...
Während die Flammen um sie herum schlugen, rollte sich die Yihwa an den Rand des Daches, ergriff die Regenrinne, um gen Boden zu rutschen. An ihrem linken Bein begann der Stoff ihres Bodysuits zu brennen, doch sie klopfte ihn schnell wieder aus und ignorierte die Schmerzen darunter. Eine simple Verbrennung konnte sie nicht aufhalten, wenn es etwas Wichtiges zu erledigen gab. „Tha-... Thana!“, rief Eohl ihrer Begleiterin zu, taumelte zwischendurch in einem Schwächeanfall. Glücklicherweise konnte sie sich fangen. „Du... du hast es geschafft! Du hast das dumme Vieh gefangen!“ Mit einem erleichterten Lächeln auf den Lippen ergriff Eohl den Arm ihrer Freundin, half ihr auf die Beine. Dabei würde diese wohl spüren, dass ihr Griff gerade alles andere als fest und sicher war. Die Yihwa funktionierte gerade auf Sparflamme, fokussierte das letzte ihrer Kräfte. Als sie sich gerade auf den Weg machen wollte, um mit Thana zusammen zu flüchten, knickte sie sogar ein, als ihre Verbrennung sie schmerzhaft zu Boden zog. „A-ah... entschuldige... ich fürchte, ich habe mich verletzt...“, meinte die Yihwa mit großen, feuchten Augen. Sie hatte nützlich sein wollen. Sie hatte sich so angestrengt, ihre Aufgabe gut zu machen, doch jetzt war sie verletzt und schwach. Sie konnte nicht zulassen, dass ihr Nutzen so einfach endete. Die Zähne zusammen beißend, kämpfte sie sich wieder hoch. „Aber... ich werde dich... in Sicherheit bringen. Versprochen.“ Mit matten Augen blickte sie nach vorne und lief mit der Mahaf zusammen in Richtung des Gestrüpps. Sie wollte keinen der leicht zu überblickenden Wege nehmen, denn die Einwohner des Dorfes waren bereits auf dem Weg. Sie würden sich durch das blockierende Geäst bewegen, wo sie nicht leicht entdeckt werden konnten. Dank der Zyaena gab es davon zum Glück mehr als genug.
„Hah... hahh...“ Erschöpft lehnte Eohl an der Wand der Herberge, als die beiden das Gebäude wieder erreicht hatten. Weg vom Tatort verließ sie ihre Kraft wieder. Nicht einmal auf das Zimmer hatte sie es geschafft, ehe sie sich keuchend hatte abstützen müssen. „Thana... ich wollte dir nützlich sein... aber am Ende hast du alles allein gemacht...“, murmelte sie enttäuscht, während sich ihre düsteren Augen schlossen. Sie hatte nicht mehr die Energie, sie offen zu halten. „Ich hoffe, du bist... nicht mehr sauer... Ich hoffe, Eohl war gut...“, murmelte sie, während ihr Körper erschlaffte. „Eohl will... dass Thana glücklich mit ihr ist...“
# 17 Nicht, dass Thana jemals eine mitfühlende, besorgte Person gewesen wäre. Nein, garantiert nicht. So stark oder schwach diese Wesenszüge in ihr auch je gewesen sein mögen, sie wurden ihr in relativ junger Vergangenheit ausgetrieben. Was blieb war hauptsächlich Hass und Verbitterung. Dass sie also ohne Rücksicht auf Verluste, speziell Eohl betreffend, einfach die Grasbrücke zerstörte, die für sie zumindest noch so etwas wie eine Rettungsrutsche hätte darstellen können, sollte also eigentlich auch nicht verwundern. Wie falsch diese Annahme hätte sein können, wenn der Spiegelmagierin etwas, beziehungsweise etwas mehr passiert wäre, würde man nie erfahren.
Was Eohl in diesem Moment durchmachte, war kein Vergleich zu der Tortur die Thana durchlebte. Man schaue sie doch nur an! Wie gedemütigt sie dort im Schlamm lag. Wie eine verbrauchte, in die Gosse geworfene Prostituierte. Sie war froh, sich in diesem Moment nicht selbst sehen zu können und es war besser für Eohl, ihr das nicht anzubieten, nachdem sie ihren brennenden Abenteuerspielplatz hinter sich gelassen hatte. Noch glücklicher war die Dürremagierin darüber, dass auch niemand anderes sie so zu sehen bekam. Zumindest solange sie es rechtzeitig weg schafften, bevor sie von den Dorftrotteln entdeckt wurde. “Ich… Ich hab es.“, bestätigte Thana etwas außer Atem, nachdem Eohl ihr mit ungewohnter Mühseligkeit aufgeholfen hatte. Sie wirkte schwach, ebenfalls außer Puste. Sie hatte ganz schön Federn gelassen, das fiel sofort auf. Die Zwei machten sich grade auf den Weg, weg vom Hof, da verließen Eohl schon kurzzeitig ganz ihre Kräfte. “Komm schon. Weitermachen. Das ist ein Befehl, okay?“, sprach Thana unsicher. Wenn sie ihr etwas befahl, dann tat sie das doch auch, oder nicht? Wie eine Maschine, die widerspruchslos gehorchte. Wenn sie ihr also sagte, sie solle bei Kräften bleiben, dann musste sie das doch tun! Die Mahaf gab sich die größte Mühe ihre Freundin etwas zu stützen, wenngleich dies vergebener Liebesmüh glich. Sie war schwach, jedenfalls körperlich. Wen konnte sie schon stützen? Mühsam kämpften sich die beiden Magierinnen zurück zur Herberge, dessen Zimmer sie für eine ganze Woche bezahlt hatten. Es ging über Blatt und Blüte, unter Wurzeln hindurch, kaum über Erde. Als sie angekommen waren, sackte Eohl sogleich an der Wand des Gebäudes zusammen. “Hey.“ Das durfte sie nicht! Sie waren doch fast da! “Komm schon. Nur noch die Treppe rauf und du kannst dich ausruhen.“ Eohl durfte jetzt nicht nachgeben! Als ihre Freundin davon sprach, alles allein gemacht zu haben, stutzte Thana. Sie hatte doch das mit dem Trog herausgefunden. Sie hatte doch Klayn und den Köter im Handumdrehen kalt gemacht, sodass sie keine Zeugen mehr waren. Sie hatte doch das Zyaena bedrängt und in ihre Richtung getrieben, sodass es gefangen werden konnte! Thana war keine Frau, die nun in Tränen ausbrach und ihre Gefühle gestand. Sie war eine Frau, die in Tränen ausbrach und “Jaha…“, mit einem gezwungen Lacher aus hustete. “Jetzt versuch wenigstens eine einzige Sache für diese Quest zu tun, ja?“ Das magische Tier unter den Arm geklemmt, packte sie Eohl am Kragen, oder an dem Kragen ähnlichen Stück der Brustpanzerung. “Schwing deinen Hintern rauf ins Zimmer. Du darfst dich auch aufs weiche Bett legen. Scheiße, du kannst dich wieder auf alle legen, wenn du willst.“ Sie zerrte an Eohl, ohne Wirkung. “Komm schon!“ Sie gab alles, doch ohne ein wenig Hilfe ihrer Freundin konnte die zierliche, zerbrechliche Dame nichts anstellen. Sie mussten doch nur noch ins Zimmer rauf, sich ausruhen, wieder zu Kräften kommen und dann konnten sie am folgenden Tag in Ruhe wieder gen Norden reisen.
Ein Befehl. Diese Worte waren es wohl, die Eohl angetrieben hatten. Die sie über ihre körperlichen Grenzen hinaus gezwungen hatten, Thanas Wünschen zu folgen und sie sicher nach Hause zu geleiten. Doch selbst Befehle hatten ihre Grenzen. Selbst eine Puppe wie Eohl ließ sich nicht unendlich an ihren Fäden ziehen. Als sie neben der Herberge erschlaffte, wusste sie, dass es nicht mehr ging. Dass sie nicht mehr konnte.
Aber es war zu früh.
„... alles, was du willst, Thana...“ Ihre Augen öffneten sich wieder. Müde. Leer. Schwach. Allein der Versuch, sich von der Wand des Gebäudes abzustoßen und wieder aufrecht auf beiden Beinen zu stehen, endete darin, dass Eohl schon beim ersten Schritt das Gefühl in den Beinen verlor und unbeholfen nach vorne fiel. Reglos lag sie auf dem dreckigen, ungemütlichen Boden, ihre Gliedmaßen auf seltsame Weise abstehend. Sie sah wirklich nicht aus wie ein Mensch, eher wie eine hölzerne Puppe, die jemand hatte fallen lassen. „... entschuldige“, murmelte sie nach einigen Sekunden der unbeweglichen Schwäche, ehe sie sich aufstemmte. Thana hatte ihr einen Befehl gegeben. Sie konnte noch nicht aufgeben. Wenigstens war ihre Göttin so gut, ihr eine Stütze zu sein, während sie sich langsam und unsicher vorwärts bewegte. Einen Arm eng um die Mahaf geschlungen, trat Eohl in das Gasthaus ein. „Danke... Thana ist... wirklich...“, begann sie ein lieb gemeintes Kompliment, doch die Augen fielen ihr mitten im Satz zu. In der Eingangshalle, die um diese Zeit glücklicherweise leer war, blieb sie einfach stehen, schlief auf Thana gestützt ein, bis sie wieder wachgerüttelt wurde. „... entschuldige.“ Einen festen Griff halten konnte sie nicht. Mehr als einmal rutschte sie ab und fiel unsanft zu Boden. Jedes Mal entschuldigte sie sich, rappelte sich wieder auf. Jedes Mal war es schwieriger, kostete mehr von der Kraft, die sie nicht mehr hatte. Am Schlimmsten war es auf der Treppe, als sie umkippte und ihre Stirn an der Kante einer Stufe aufschlug. Ihr Bewusstsein flackerte, für ein paar Momente war sie nicht ansprechbar. Dann öffneten sich ihre leeren Augen wieder. Thanas Befehl... sie musste ihn erfüllen.
„... wir sind da“, murmelte die Yihwa, ein Auge bereits geschlossen, das andere nur mit Mühe auf bleibend, als sie durch den Eingang ihres Zimmers schritten. In dem Moment, in dem die Tür hinter ihnen zuschlug, spürte Eohl eine Erleichterung durch ihren Körper fließen. „Du bist... in Sicherheit.“ Ihre Augen schlossen sich, diesmal endgültig. So nah ans Bett war sie gekommen, doch noch einen weiteren Schritt würde sie nicht schaffen. Ihr Griff schwächelnd rutschte sie am Oberkörper der Mahaf hinab, bis sie sich an ihren warmen, zarten Bauch drücken konnte. Ihr Gesicht bereits so niedrig, schlangen sich ihre Arme mit letzter Kraft um die Taille ihrer Göttin, ehe ihre Beine aufgaben. Sie konnte nicht einmal mehr stehen, fiel, und mit ihrem Gewicht riss sie Thana zusammen mit sich zu Boden. „Entschuldige... entschuldige“, wisperte sie mit schmerzender Stimme, während sie ihr Gesicht an den Bauch der Jüngeren schmiegte. Thanas Nähe fühlte sich so beruhigend an. „Bitte... keine Befehle mehr... lass mich liegen... oder ich zerbreche...“ Sie erwartete nicht, dass Thana mit ihr liegen bleiben würde, so sehr sie es sich auch wünschte. Auf dem unbequemen, harten Holzboden, von dem sich die Yihwa nicht mehr erheben konnte, hatte eine so wertvolle Auserwählte nichts verloren. Sie verdiente alle Betten der Welt, in diesem Fall gleich drei davon, und es gab keinen Grund für sie, sich einer Kreatur wie Eohl zu erbarmen.
# 18 Es war nicht so, dass Eohl grade im Sterben lag. Das wiederum hätte die Dramatik der Situation zweifelsfrei auf ein viel höheres Level gehoben. Dennoch wollte ihre Freundin sie nicht einfach so vor der Herberge liegen lassen. Auch darum nicht, dass es Fragen aufwerfen konnte, wenn sie total kraftlos dort lag, mit Verbrennungen am Körper, wenn in dieser Nacht rein zufällig auch ein Hof komplett abgebrannt war, vielleicht auch mehr. Wer konnte schon sagen, wie schnell die Dorfbewohner das Feuer in den Griff bekamen und was es noch alles verschlingen würde? Die beiden Magierinnen nicht. Sie waren ja frühzeitig von dort geflohen. Nun mussten sie es nur noch ins Zimmer schaffen, das Zyaena verstauen und sich ausruhen. Dann konnten sie am folgenden Tag, wenn es sein musste auch an dem darauf zurück zur Gilde fahren.
Thana versuchte Eohl neue Kraft zu geben, indem sie ihr befahl, dass sie diese gefälligst haben sollte. So leicht war das! Was wie kindliche, nicht anwendbare Logik klang, hatte auf psychologischer Ebene tatsächlich eine Wirkung. Die Spiegelmagierin gab nochmal alles, von dem sie eigentlich rein gar nichts mehr hatte. Trotzdem schaffte sie es, mit der fast vernachlässigbaren Unterstützung ihrer Gefährtin sich noch einmal aufzuraffen und in die Herberge zu bewegen. Es waren wenige Meter, brauchte jedoch viele Pausen, doch die sollte Eohl bekommen. Thana war es kaum möglich, ihre Stürze irgendwie abzufangen und ihre Freundin trug auf dem Weg zum Zimmer noch mehr körperliche Schäden davon. Dennoch war es einfach notwendig, in ihren bezahlten und dadurch temporär privaten Bereich zu kommen. In ihr Zimmer. Vor der Tür angekommen, kramte die Dürremagierin hastig den Schlüssel heraus, um sie aufzusperren. Dann taumelte sie auch schon gemeinsam mit ihrer Freundin durch die Türschwelle herein. Die Tür wurde zugeschmissen und der Schlüssel erneut ins Schloss gedrückt, diesmal von innen. Thana schaffte es grade noch ihn einmal herumzudrehen, als Eohl, die an ihrer Person heruntergerutscht war, sie plötzlich mit sich umriss und dabei halb unter sich begrub. Das Zyaena musste sich dabei einen Stoß auf den Kopf abgeholt haben, denn es rührte sich nicht mehr, war bewusstlos. Zunächst versuchte Thana sich aus der Umklammerung ihrer Gefährtin zu befreien, die sie dann jedoch darum bat zu bleiben. Sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte und schaute sich nach Hilfsmitteln um. Letzten Endes jedoch zerrte sie zwei Decken, an die sie mit Mühe, Not und viel Strecken grade so ran kam, vom Bett. In die eine wickelte sie das Zyaena, um schließlich ihren Kopf etwas darauf zu betten, sodass es möglichst nicht fliehen konnte, sobald es wach wurde. Die andere warf sie so gut es ging über Eohl und sie. Thanas Bewusstsein driftete kurz darauf auch schon erschöpft gen Traumwelt… Der Boden war steinhart, der Schlaf alles andere als erholsam für die Magierin. Das mochte Eohl sicher anders gehen. Jedenfalls hatten sie das Zyaena und sie würden es zur Gilde bringen, sobald sie wieder ausreichend bei Kräften waren. Eohl war alles andere als ein Klotz am Bein gewesen. Sie hatte Thana, die davon sehr überrascht war, tatkräftig unterstützt. Eine Kameradin, die sie sicher öfter mit auf Quests nehmen würde, insofern die Gildenleitung dies zuließ.
„Vor einer Weile gab es in Idyllia einen Vorfall, bei dem die Umgebung sehr plötzlich von großem Wildwuchs erfasst und von Pflanzen überwuchert wurde... Es ist bisher ungeklärt, was genau passiert ist. Als ich persönlich einen Blick darauf werfen konnte, war es leider schon vorbei und ich konnte keine Ursache ausmachen.“ Geduldig erklärte Charon El die aktuelle Situation, gerne bereit, all ihre Fragen zu dem Thema zu beantworten. Schlussendlich war es wichtig, dass sie zumindest grundlegend verstand, was los war, und der Dargin war sehr dankbar für ihre Hilfe. „Aktuell scheint etwas ganz Ähnliches zu passieren, wenn auch nicht im gleichen Ausmaß. Es ist schwer zu sagen, ob es die gleiche Quelle ist, aber wenn meine Theorie hinkommt, dann sollte zumindest die Basis vergleichbar sein...“
Charon hatte das Mädchen um ihre Hilfe gebeten, weil er genau wusste, dass sich seine Fähigkeiten nur sehr begrenzt dazu eigneten, Lebewesen ausfindig zu machen. Manchmal musste man sich eben seine Schwächen eingestehen, solange sie noch existierten. Gleichzeitig musste er zugestehen, dass El einige Talente hatte, die man als beneidenswert bezeichnen konnte. So schnell, wie sie neue Magien erlernte, musste sie ein erstaunliches Talent besitzen, und wenn es um reine Unterstützung ging, gab es in Crimson Sphynx vermutlich niemanden, der nützlicher war als sie. Selbst in Situationen, in denen Charon nicht wusste, was zu tun war, neigte sie davor, neue, bisher ungeahnte Fähigkeiten aus ihrem Repertoire zu holen und eine simple Lösung zu präsentieren. Schwierig war sie maximal, wenn sie sich in einer Menschenmenge befand oder von sich aus ein Gespräch führen musste, aber die Gefahr dazu stand heute doch eher gering.
„Statt wildem Pflanzenwachstum breiten sich nun vor Allem Blumen aus. Vor Allem die Acker, auf denen normalerweise Gemüse oder Getreide angebaut wird, scheinen aktuell von Blüten übersät zu sein. Du kannst dir sicher vorstellen, dass das weder für den Handel, noch für die Allgemeine Verpflegung des Dorfes zuträglich ist. Außerdem gibt es wieder keinen ersichtlichen Grund... Kein Hinweis darauf, dass fälschlicherweise Blumensamen ausgesät oder vom Wind hergetragen wurden. Auch keinen vergangenen Vorfall, in dem Vergleichbares passiert wäre. Ein wahres Mysterium.“ Schulterzuckend erhob sich der Dargin von seinem Sitz. Ihr Zug war angekommen am Wiesenbahnhof, dem Teil des Gleisnetzes in Süd-Fiore, der am Nächsten zu ihrem Zielort war. Etwa eine Stunde Fußmarsch hatten sie noch vor sich, ehe sie beim Ziel ankamen, und je näher sie dem Dorf kamen, desto mehr würden sie die Veränderungen der Natur sehen können. Wie das Gras immer höher wuchs, bis es über die Hüfte hinaus ging, wie hoch und dick die Baumstämme gewachsen waren, wie wild, wirr und stachelig die Sträucher der Gegend sich geformt hatten. Das Alles hatte Charon schon bei seinem letzten Besuch gesehen. Heute würden sie wohl auch sehen, wie die Felder aussahen... ehemals fruchtbares Ackerland, nun vermutlich nicht mehr als große Blumenfelder. Nun, es war nicht so, als würde der Dargin keine Blüten mögen. Es war mit Sicherheit ein interessanter Anblick. Ein Stück weit freute er sich darauf. „Ich bin fast sicher, dass es sich um ein Lebewesen handelt“, meinte er, während die beiden aus dem Zug stiegen. Wenn El weitere Fragen zu dem Thema hatte, konnte sie diese gern stellen – die beiden hatten ja nun eine Weile der Ruhe zusammen, solange sie noch auf dem Weg waren...
Es war schon eigenartig. So schnell, wie die Gerüchte um Els Person in der Gilde geschürt worden waren, so schnell waren sie auch schon zum Erliegen gekommen. Elena wusste nicht wer oder was das Gerede zum Schweigen gebracht hatte, doch sie war sehr dankbar dafür, dass sie sich nun wieder im Gildenhaus bewegen konnte, ohne, dass sie so unangenehme Geschichten über sich hörte. Es war eher das Gegenteil nun der Fall. Manche Leute, die sie vorher nicht mit dem Hintern angeblickt hatten, grüßten sie mittlerweile sogar. Damit konnte sie auch nicht mehr umgehen, aber es war alle Male besser als zuvor... Wer immer, ohne große Berührungsängste auf sie zukam, wenn er etwas wollte, war Charon. Da sie bereits zwei Questes miteinander durchgestanden hatten, gab es keinen Grund zur Annahme, dass der große Magier nicht wusste, wie sie tickte und wer sie war. Als er mit seinem heutigen Anliegen auf sie zukam - und dabei handelte es sich nicht einmal um eine Quest, wie sie vermutet hätte, sondern ein persönliches Interesse - freute sich El darüber von ihm zu hören. Es gab ihr irgendwie ein tolles Gefühl, dass er sie um Hilfe bat. So etwas machte man unter Freunden, richtig? Elena hoffte, dass er sie als etwas wie eine Freundin betrachtete. Selbst eine Bekanntschaft wäre für die kleine Magierin schon echt viel wert. Sie hatte ja eigentlich nur Yuuki, der aus freien Stücken einfach auf sie zukam. Es fühlte sich so gut an, dass das noch jemand machte! Der Gedanke, dass Charon sie nur für ihre Fähigkeiten nutzte, kam ihr nicht. Sie hatte das Gefühl, dass er die Hilfe einer Freundin brauchte und das machte sie doch gern! Ohne überhaupt zu hinterfragen worum es eigentlich ging, willigte sie ein ihm zu helfen. Das kam ihm womöglich komisch vor, aber für El war das ganz normal - so unter Freunden eben.
Nun wo es so weit war und die Beiden sich auf den Weg gemacht hatten, war El dann doch ein wenig nervöser geworden. Aufmerksam lauschte sie Charon, der ihr die Situation erklärte. Wildwuchs, der plötzlich kam und alles überrannte. Schon irgendwie sehr eigenartig, oder? Charon hatte es nicht mit eigenen Augen gesehen, doch da wo sie nun hinreisten, würden sie das hoffentlich zu sehen bekommen. Elena mochte Pflanzen. Ihr ganzes Apartment war voll mit ihnen gewesen. Sie kümmerte sich aufopferungsvoll um ihre vielen Blumen und Pflanzen. Schließlich waren das tolle Lebewesen! Alles, was sie brauchten, waren ein wenig Licht und Wasser und schon wurden sie immer größer und schöner! Außerdem urteilten sie über niemanden und zeigten ihre Pracht vor jedem Menschen und Tier. Elena wusste das zu schätzen. Selbst wenn sie ihr hässliches Gesicht einer Pflanze zeigte, war die nach wie vor der Sonne gleichmäßig und irgendwo auch gleichgültig zugewandt. Natürlich verstand sie was Charon da sagte. Wenn die Acker voller Blumen waren, dann brachte das niemandem etwas zu Essen ins Haus... Sie konnte dennoch nicht anders, als sich das wunderschön vorzustellen. Zustimmend nickte sie und legte die Hände in den Schoß, während sie den Magier anblickte. Es war wirklich ein Mysterium! Dann erhoben sich die Beiden jedoch, denn sie waren an ihrem Ziel angekommen. Ob sie die Blumen zu sehen bekam?
Sie verließen gemeinsam den Zug und machten sich auf den Weg. „Ein Lebewesen?“, fragte Elena verwundert. Ob er einen Magier meinte? Es gab bestimmt Magien, die Blumen und Pflanzen wachsen lassen könnten, oder? El lief dicht an Charons Seite. „K-Kannst du mir mehr erzählen? A-Also über das, was du denkst...“ Vielleicht hatte er ja eine spannende Theorie dazu! El hätte da nichts gegen. Sie hörte sich das gern an... Währenddessen liefen sie immer weiter. Sie hatten ja ein ganzes Stück vor sich. Auf ihrem Weg veränderte sich die Vegetation maßgeblich. Je weiter sie gingen, desto mehr Pflanzen und Gräser umwucherten sie. Elena, die ziemlich klein war, könnte in dem hohen Gras beinahe versinken. „Hier sieht es echt ungewöhnlich aus...“, stellte die kleine Magierin fest, als sie auf einen Felsen zwischen all dem Grün stieg und sich einen Überblick über das Gras hinaus verschaffen konnte. Es war wie Charon es beschrieben hatte - nur irgendwie noch verrückter! „D-D-Das wirkt unnatürlich.“ Zumindest wenn man die fetten Baumstämme und die vielen, wild gewachsenen Pflanzen betrachtete. Elena blickte insbesondere auf einen Strauch, der trotz seiner Höhe noch erstaunlich viel Kraft hatte seine Äste zu tragen. „Das muss schnell gewachsen sein...“, stellte sie nachdenklich fest. Kaum hatte sie das gesagt, zuckte sie zusammen. „A-A-A-Also glaube ich... W-W-Weil die Pflanze s-so durchgängig kräftig und grün ist... A-Alles wirkt so... frisch.“ Gerade an größeren Sträuchern oder Bäumen konnte man an den Ästen gut erkennen was alt und was nachgewachsen war. Hier war alles gleich frisch und grün! Vielleicht konnte Charon ihr ja noch mehr zeigen, was ihm aufgefallen war?
Der Weg vom Wiesenbahnhof nach Idyllia war nicht unendlich lang, aber man musste schon ein gutes Stück laufen. Ein gewisser Abstand zu anderen Zeichen der Zivilisation half eventuell dabei, dass sich die Siedlung so natürlich und farbenfroh entwickelt hatte, auch wenn es für Charons Zwecke nicht ideal war. Wenigstens hatte er jemanden dabei, der gewillt war, die Zeit mit Worten zu überbrücken. „Hm... ich habe ein paar Gedanken dazu, aber du findest sie eventuell seltsam.“ El hatte vermutlich nicht so viele Erfahrungen mit dem Thema wie der Dargin selbst, und für einen durchschnittlichen Menschen klang das, was er sagte, vermutlich verrückt. Dennoch hatte das Weißhaar das Gefühl, El würde nicht allzu sehr an ihm zweifeln. Abgesehen davon hatten sie ja eine gemeinsame Erfahrung gemacht, die für ihn sprach... „Erinnerst du dich an dieses Monster, das wir in der Ruine in Hargeon getroffen haben? Das, das ich nicht einmal verletzen konnte?“ Es war schwer zu vergessen. Selbst als stolzer Stoizist war Charon bis heute erschüttert von der Begegnung. Wie das unsichere Mädchen sich da fühlte konnte er sich kaum vorstellen, aber es halt auch nicht, das, was sie erlebt hatten, einfach totzuschweigen. „Ich habe ein wenig nachgeforscht... und ich glaube, es handelt sich dabei um eine Art antike Gottheit, oder etwas Dämonisches. Es ist schwer, genaue Informationen zu finden, aber das würde zumindest erklären, warum es meinen Angriffen widerstehen konnte.“ Um gegen Charon Dargin zu bestehen, musste man schon mindestens ein Gott sein. Selbst Yuuki hatte er ein paar Mal ziemlich kalt erwischt, aber wenn er das mit der Begegnung mit dem giftigen Gott oder gar Merkur verglich... Ja, es gab einen klaren Unterschied zwischen Menschen und Göttern. Und Charon wusste, welcher der beiden Seiten er sich näher fühlte. „Ich kann nicht ausschließen, dass das, was mit den Blumen geschieht, mit einer Gottheit zu tun hat. Es gibt viele Götter des Frühlings, der Natur, der Fruchtbarkeit oder der Pflanzen im Allgemeinen. Das möchte ich gern untersuchen.“ Jetzt war vermutlich der Zeitpunkt, an dem die meisten Menschen das Weißhaar als unzurechnungsfähig erklären würden... aber er verließ sich darauf, dass El ihm vertrauen würde.
Nicht, dass sie keine Beweise hatte. Nicht nur hatte sie die Kreatur selbst erlebt, sie sah auch, was hier geschehen war. Die riesigen Bäume, die überdimensionierten Sträucher und Gräser. In der Ferne konnten sie das Dorf erkennen, das sich um einen riesigen Baumstamm schmiegte, erhoben auf schief gewachsenen Stämmen und Ästen, die Häuser stabilisiert an riesigen Blumenstängeln, deren große Blüten den Bewohnern an warmen Tagen wie diesem Schatten spendeten. Ja, es könnte auch das Werk eines Magiers sein, aber in diesem Ausmaß hatte der Anblick etwas Erhabenes. Etwas Göttliches.
„Du hast Recht“, nickte der Dargin ruhig, mit einem entspannten Lächeln auf den Lippen. Es war wirklich angenehm für ihn, die Äcker zu sehen, auf denen sich Blüten aller Formen und Farben ausgebreitet hatten. Vor Kurzem hatte er zwar noch hervorgehoben, wie schädlich das für Idylia selbst und die Menschen, die hier lebten, war, aber der Anblick enthielt eine inhärente, grenzenlose Schönheit, die seiner Seele schmeichelte. „Wann auch immer diese Pflanzen so gewachsen sind, lange haben sie nicht gebraucht. Sie sind noch immer jung... Ich war schon immer ein Freund von Blumen, musst du wissen. Es freut mich zu hören, dass du auch ein Verständnis für Pflanzen hast, El.“ Wie beruhigend es doch war, in der freien Natur mit einer Person zu sprechen, die ein Verständnis für die Schönheit hatte, die er darin sah. Das passierte einfach nicht oft genug. „Es wäre unwahrscheinlich großes Glück, aber... kannst du schon einmal schauen, ob sich in der Nähe ein Lebewesen befindet? Deine Wärmemaske sollte sich gut dafür eignen, nicht wahr?“, hakte er nach, ohne sie anzusehen. Der Dargin wusste ganz genau, dass das Mädchen es nicht mochte, wenn man beim Wechsel der Maske in ihre Richtung blickte. Stattdessen fixierte er sich auf ein paar Lilien vor seiner Nase. „Sag... habe ich dir eigentlich schon einmal erzählt, was ich gemacht habe, bevor ich mich Crimson Sphynx angeschlossen habe?“
Mit Charon allein zu sein, war seit ihrer letzten Quest gar nicht mehr unangenehm. Erst jetzt stellte El das so richtig fest. Sie hatte sich an den Magier gewöhnt. Auch wenn sie in seiner Umgebung noch immer nervös war - mal ehrlich, das war sie immer - fürchtete sie ihn zumindest nicht und konnte sich mit ihm unterhalten. Es fühlte sich angenehm an. Als wären sie Freunde. Dass er ihre Hilfe angefordert hatte, zeigte ihr auch, dass sie ihm ja irgendwo auch nützlich war. Das freute sie unheimlich!
Als sie darüber sprachen was in Idylia passiert war, begann Charon ihr zu erzählen, dass er glaubte, ein Lebewesen wäre dafür verantwortlich, dass es hier so aussah. Die kleine Magierin legte den Kopf etwas schief. Welche Art Lebewesen konnte denn so etwas ausrichten? Sie hatte ja irgendwie so gar keinen Schimmer von dem, was er ihr da erzählte. Seltsam war es nicht, aber ziemlich neu für El. Das Monster in Hargeon... Ja, sie erinnerte sich daran. Es war schon wirklich verrückt gewesen. El hatte sich damals sehr gefürchtet, denn wenn ein Magier wie Charon nichts dagegen ausrichten konnte, dann war es schon sehr mächtig gewesen. „Gottheit?“, wiederholte El seine Worte mit einem deutlichen Verblüffen in ihrer Stimme. So etwas hatte sie ja noch nie gehört! Wenn es ein göttliches Wesen war, dann war es klar, warum die Magier nicht einmal den Hauch einer Chance gehabt hatten. Aber gab es solche Wesen wirklich? Man hörte und las stets von Sagen von Göttern, Dämonen und Drachen. El hatte dazu noch nie Stellung bezogen. Es überraschte sie gerade von jemandem, der so geerdet war wie Charon, davon zu hören. „G-Gehört habe ich v-von solchen Wesen auch...“ Aber dass es sie wirklich geben könnte? El hatte bisher keinen Grund gehabt das anzunehmen. Sie nickte zustimmend. Es war nicht auszuschließen, dass das etwas damit zu tun hatte. Dass er es untersuchen wollte, machte da nur Sinn. Etwas, was sich sonst nicht nachvollziehen ließ... Dem womöglich auf die Spur zu gehen. Das klang doch spannend. Sie hoffte, dass sie ihm helfen konnte. Begeistert nickte sie ihm zu und folgte dem großen Magier. Was sie wohl hier entdecken würden?
Die Zustimmung von Charon überraschte sie. El hatte geglaubt, sie wäre mit ihrem Urteil womöglich etwas voreilig gewesen. Allerdings stimmte der Magier ihr darin zu, dass das hier irgendwie unnatürlich grün und massiv war. Auch er konnte erkennen, dass die Pflanzen aus dem Nichts gekommen sein mussten. Ganz bestimmt waren sie unnatürlich schnell aus dem Boden geschossen und extrem kraftvoll geworden. Elena staunte darüber. Es hatte etwas Schönes an sich, doch war es für die Menschen hier vermutlich nicht besonders angenehm. „I-I-Ich habe selbst v-v-viele Pflanzen Zuhause.“, erzählte sie dem Dargin knapp und lächelte unter ihrer Maske. Pflanzen jeder Art waren gut. Wie brauchten nur ein wenig Zuwendung, Sonnenlicht und Wasser und schon wurden sie immer größer, stärker und schöner. Sie waren nicht wie Menschen, urteilten nicht über Els Aussehen oder die Dinge, die sie tat. Pflanzen waren genügsam und einfach immer da - trotzdem irgendwie lebendig. Deshalb mochte El sie so gern. Als der Magier sie darauf ansprach, dass sie sich ja mit ihrer Maske mal nach etwas Lebendigem umsehen konnte, war die kleine Magierin kurz verwundert. Die Mask of Heat. Mhm. Warum nicht? „Gern.“ Kaum hatte sie zugestimmt, legte sie die Hände vor ihre Maske und jene wurde wie von Zauberhand ausgetauscht. Das hatte sie mittlerweile richtig gut raus. So gelang es ihr auch ganz einfach die Masken zu tauschen, ohne, dass ihr Gesicht auch nur eine Sekunde sichtbar wurde. Neugierig sah sie sich um. Mit einem Auge musste sie genau aufpassen, dass ihr nichts entging. Das Glasauge half schließlich auch bei der Maskensicht nicht wirklich. „B-B-Bis jetzt f-fällt mir nichts auf...“ Das hieß nicht, dass sie die Maske nicht noch ein wenig länger tragen und sich mit Charon umsehen konnte. „H-H-Haben solche Wesen... Körperwärme?“, fragte sie dann doch etwas unbeholfen. Sie waren ja nicht wie die Menschen. Natürlich wollte sie Charons Gedankengang nicht in Frage stellen, doch ihre natürliche Neugier gewann die Oberhand. Umso überraschter war sie, als Charon plötzlich begann sich zu öffnen und ihr etwas Persönliches zu berichten. „I-Ich glaube nicht. W-Was hast du denn gemacht?“ Was für ein Mensch war Charon wohl früher gewesen? Bestimmt schon damals fähig und groß und stark und hübsch... In allem so viel besser als El. Das stand ihm gut. Sie bewunderte ihn schon ein wenig...
„Ich verstehe einen gewissen Unglauben. Für mich waren Götter bis vor Kurzem auch nur Mythen“, meinte Charon, als er glaubte, eine gewisse Skepsis in Els zurückhaltender Art zu sehen. Eventuell schätzte er das falsch ein, sie war nicht gerade ein offenes Buch, aber so oder so war es ein ziemlicher schock, plötzlich von jemandem auf die Jagd nach einem vermeintlich göttlichen Wesen mitgenommen zu werden. Dennoch hatte er vor, hier mit offenen Karten zu spielen. Soweit er die Blauhaarige einschätzen konnte, hinterfragte sie bestimmte Leute nicht allzu sehr. Er hoffte, dass er darunter fiel. „Ich kann noch nicht wirklich einen Beweis liefern, aber ich weiß inzwischen mit Sicherheit, dass Götter existieren. Das mag lächerlich klingen, aber ich hoffe, du kannst mir in diesem Punkt dein Vertrauen entgegen bringen, El.“
Dass das Mädchen einen grünen Daumen hatte war wenig überraschend. „Das macht Sinn“, nickte Charon nur, als sie erwähnte, dass sie Pflanzen zuhause hatte. „Du wirkst wie jemand, der gerne etwas hat, um das sie sich kümmern kann.“ Sie kümmerte sich ja auch jetzt so selbstverständlich um seine zugegebenermaßen unrealistische Anfrage. Mit ihrer Maske durchsuchte sie die Umgebung, auch wenn sich für den Moment noch nichts zeigte. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn es so einfach wäre. Ob ein Gott wohl Körperwärme hatte? „Ich kann es nur hoffen, sonst wird das eine recht schwierige Suche“, meinte Charon und zuckte mit den Schultern. „Es sei denn, du hast noch andere Wege, jemanden zu finden? Ich war in Hargeon leider nicht darauf fixiert, zu überprüfen, wie warm mein Gegner war.“ Er lachte leise, um zu zeigen, dass das ein Scherz war und kein Vorwurf. Leider begab er sich auf nur begrenzt erforschtes Territorium. Es gab herzlich wenig Bücher über die Anatomie von Göttern. Wenn es irgendwo Menschen gab, die dieses Wissen gesammelt hatten, waren sie wohl entweder nicht gewillt oder nicht in der Lage, es zu teilen. Oder sie waren so weit weg, dass ihr Wissen es nicht bis nach Fiore. Oder das, was sie weitergegeben hatten, waren so limitierte Informationen, dass Charon als einfacher Gildenmagier bisher nicht daran herangekommen war. Es gab leider viele Hindernisse in der Forschung nach Gottheiten, doch der Dargin würde nicht so leicht aufgeben. Immerhin war El bereit, ihm zuzuhören. Sowohl was seine Suche nach der Wahrheit anging, als auch bezüglich seinem eigenen Leben. Er schenkte ihr ein warmes Lächeln. „Das erzähle ich dir gerne. Gehen wir solange weiter... ein kleines Stück ist es noch nach Idylia.“ Sie würden nicht die ganze Zeit hier draußen in den Feldern warten, das wäre ja eine Zumutung. Einerseits konnte er das seiner Begleitung nicht antun, andererseits hatte er auch gar keine Lust darauf. „Ich würde sagen, wir suchen uns dort Zimmer an einem hoch gelegenen Aussichtspunkt, damit wir einen guten Blick in diese Richtung haben. Solche Punkte gibt es ja nun zur Genüge.“ Wieso das war, musste er wohl kaum erklären. Das zeigte das Dorf, das inzwischen auf hochgewachsenen Bäumen, Ranken, Blumenstängeln und aus der Erde ragenden Wurzeln stand, schon ziemlich eindeutig.
„Ich komme ursprünglich aus Nord-Fiore, einer sehr kalten Region. Dort gibt es leider nur sehr begrenzte Chancen im Leben... Wäre ich dort geblieben, hätte ich vermutlich in einem Bergwerk oder als Holzfäller arbeiten müssen“, meinte der Dargin und schüttelte den Kopf. „Zum Glück war ich schon immer magisch begabt. Ich habe mich irgendwann dazu entschieden, durch ganz Fiore zu reisen und mir selbst ein Bild von der Welt zu machen. Die Wüste um Aloe, die grüne Natur im Süden, die Küsten und Buchten, die unsere schöne Halbinsel von einem Königreich umgeben... Ich habe sie alle mit eigenen Augen gesehen. So habe ich meine Zeit verbracht, bevor ich in eine Gilde eingetreten bin. Als Reisender, der Alles gelernt hat, was es in Natur und Zivilisation hier in Fiore so zu lernen gibt.“ Fast schon verträumt blickte er hinauf in den strahlend blauen Himmel. Gelegentlich vermisste er die unendliche Freiheit eines Menschen, der nirgendwo lange bleiben musste, der sich gegenüber niemandem zu rechtfertigen hatte. Es war eine einzigartige Erfahrung, die viele Menschen in dieser Form nicht machen durften. Andererseits war er aber auch mehr als glücklich über das Ansehen, das er sich in Crimson Sphynx verdient hatte. „Danach habe ich mich in Aloe Town niedergelassen und mich Crimson Sphynx angeschlossen... weil die Wüste, von allen Orten in Fiore, den schönsten Nachthimmel hat.“
Über Götter hatte sich El bisher nie groß Gedanken gemacht. Es gab keinen Grund für die zierliche, kleine Magierin sich über solche Dinge den Kopf zu zerbrechen. Sie hatte schließlich keinerlei Berührungsprunkte mit ihnen. Allerdings erinnerten sie die Worte des Magiers an ihrer Seite ein wenig an das, was sie in dem Spiegel gesehen hatte. Auch das war unwirklich gewesen, aber irgendwie auch real. Sie wollte auch an das glauben, was sie da gesehen hatte. Charon hatte also einen Grund an das zu glauben, was er hier zu erreichen versuchte. „I-Ich verstehe das...“, antwortete sie also ein wenig kleinlaut und nickte dem Magier zu. Vielleicht sollte sie ihn später einmal nach dem Spiegel fragen. Ob er sich daran noch erinnern konnte? Sie hatte ein wenig Angst, dass er darüber lachen würde, wenn sie ihm davon erzählte, dass sie den Zauber für so real gehalten hatte... Was wäre, wenn an diesem Ort einst die Drachen gehaust hatten? So magisch wie er war, konnte sie sich das irgendwie vorstellen... Aber wenn er an Götter glaubte, ohne einen Beweis zu haben, dann waren ihre Gedanken wohl gar nicht so abwegig, oder?
Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als Charon und El über ihre Pflanzen sprachen. Was er dazu sagte, erwärmte er ihr Herz. Selbstverständlich könnte er das hinter ihrer Maske gar nicht sehen, aber El war wirklich froh über das, was er darüber dachte. Sie wirkte wie jemand, der sich gern um etwas kümmerte. Das stimmte... Leider hatte sie nicht viele Dinge, um die sie sich kümmern könnte. Allerdings machte er ihr kurz darauf wieder ein wenig mehr Druck. Wenn ihre Maske ihnen keine Hilfe war, dann würde ihre Suche hier sehr schwierig werden. Elena überlegte, wie sie so etwas finden könnte. Was konnte sie tun? Charon hatte sie extra um Hilfe gebeten - Er glaubte daran, dass sie das konnte. Also musste sie das irgendwie hinbekommen! Ob diese Wesen Körperwärme hatten, konnte Charon ihr nicht beantworten. El kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. Andere Möglichkeiten... „Mal sehen... Meine Masken helfen bei vielen Dingen...“, begann sie nachdenklich, aber ihre Stimme war dabei erstaunlich sicher. Lag wohl an der Konzentration. „Ich kann damit mit Tieren sprechen, meine Sinne verbessern, im Dunkeln sehen, an Wänden hochgehen.... Vielleicht hilft ja die Hunters Mask!“ Mit diesen Worten legte die Magierin ihre kleinen, zarten Hände über ihr Gesicht und während die eine Maske verschwand, legte sich beinahe automatisch schon die nächste darüber. El musste mittlerweile nicht mehr so sehr darauf achten, dass man ihr Gesicht beim Wechsel nicht zu sehen bekam. Sie konnte das nun ganz problemlos. Das hatte sie gemeistert. Die Wolfsmaske bedeckte nun das Gesicht der kleinen Magierin und sie ging in die Knie, um den Boden genauer unter die Lupe zu nehmen. „Da ist tatsächlich etwas...“, stellte sie verblüfft fest, als sie neben einem der extrem gewucherten Bäumen stand. Sie winkte Charon heran. „Siehst du das? Super winzig kleine Fußspuren...“ Sie waren so klein, dass man sie mit dem bloßen Auge gar nicht sehen könnte, wenn man nicht mit der Nase darauf gestoßen wurde. El beugte sich noch mehr über die Spur, berührte sie mit den Fingern. „Aber schon ein paar Tage alt.“ Die Spur war verwischt, das Gras schon darübergewachsen. Hätte El es nicht vorsichtig bei Seite gelegt, wäre das hier gar nicht aufgefallen. „Was auch immer es war... Es ist schon weg.“ Und da es vor dem Baum Halt gemacht hatte, hatte es doch bestimmt irgendwie etwas damit zu tun, oder? Charon sah das sicher genauso!
Fürs Erste mussten die Beiden allerdings weitergehen. Die Spur war zwar da, doch sie würde die beiden Magier für den Moment nicht weiterbringen. Sie mussten nach ein paar frischeren Spuren suchen. El ließ dennoch vorsichtshalber die Hunters Mask auf ihrer Nase. Es war nur eine Frage der Zeit bis sie auf neue Spuren trafen! Ganz bestimmt würde sie Charon da nicht im Stich lassen! Der Weg nach Idylia lag aber noch vor ihnen und Charon hatte einmal mehr etwas Neues zu berichten. Der Magier begann ihr von sich selbst zu erzählen. Sie würden sich irgendwo ein Zimmer suchen, von dem aus sie die Umgebung im Blick behalten konnten. El nickte... und lauschte umso aufmerksamer, als der Magier von sich zu erzählen begann. An einem so kalten Ort aufgewachsen und am Ende irgendwie in der Wüste gelandet. Eine faszinierende Geschichte. Was sie noch viel spannender fand, war die Tatsache, dass er so viel gereist war und so viel gesehen hatte. Elena kannte solche Dinge nur aus Büchern. Sie war zu schwach und zu unsicher um allein so weit zu reisen. Alles, was sie gesehen hatte, war das, was die Gilde ihr zugetraut hatte... Sonst kannte sie nur die sagenumwobenen Orte aus Büchern oder aus den Geschichten ihres Onkels. „Das stelle ich mir echt cool vor! Du hast bestimmt tolle Sachen gesehen, oder?“, schwärmte sie ein wenig vorfreudig, darauf hoffend, dass er ihr ein paar Geschichten erzählen könnte. Sie selbst würde so etwas nie schaffen. Denn so spannend eine solche Reise auch war, genauso gefährlich war sie mindestens auch. Elena beherrschte zwar einen großen Katalog an unterschiedlichen Magien - keine davon war jedoch offensiv. Sie könnte sich nicht schützen, wenn sie in einen Konflikt geraten würde. El lachte verlegen. „Ich bin am langweiligsten Ort der Welt geboren... und meinem Onkel zu Crimson Sphynx gefolgt...“, gab sie zu. Dort gab es nichts mehr für sie. Ein bisschen unspektakulär, oder? Vor allem wenn man wusste wie sehr El die Anfangszeit in der Gilde zurückgeworfen hatte. Der Sternenhimmel in der Wüste war einmalig... aber ob dieser Ort für Menschen wie sie der richtige war, wusste sie bis heute nicht.
El konnte ja wirklich so ziemlich überall und Alles sehen... „Selbst im Dunkeln, ja...?“ Die Finsternis war sein Herrschaftsgebiet, und er beschwor sie gern hinauf, um seinen Feinden die Sicht zu nehmen. El konnte einfach hindurch sehen, so wie auch Yuuki. Wie frustrierend. Dennoch, ihre Fähigkeiten waren unheimlich nützlich. „Nein... ich kann sie kaum sehen“, gestand der Dargin, als sie ihm von den Spuren erzählte. Er musste schon tief in die Hocke gehen, darauf achtend, dass seine Kleidung nicht den dreckigen Boden berührte, um auch nur ungefähr etwas erkennen zu können. „Ja, frisch sind sie nicht... aber etwas war hier. Das ist ein gutes Zeichen.“ Kurz verblieb er in seiner Position, betrachtete die Spuren, während er versuchte, sie zuzuordnen. Es war nicht ganz einfach, verwischt, wie sie schon waren. „Kannst du mit der Maske auch einschätzen, wie genau die Spuren vor ein paar Tagen noch ausgesehen haben? Das fällt mir schwer“, hinterfragte er, ehe er sich aus seiner Position wieder erhob und dem Mädchen ein warmes Lächeln schenkte. „Die hätte ich ohne dich auf keinen Fall gefunden. Behalt die gute Arbeit bei, ja?“
Was nur konnte es sein? Offenbar eine kleine Kreatur, aber gleichzeitig ein Wesen, das entweder die nötige Intelligenz oder die Macht hatte, Magie zu stehlen. Vermutlich tatsächlich intelligent wenn man betrachtete, wie spezifisch die Fähigkeiten genutzt wurden. Ein wildes Tier würde sich sicherlich nicht die Mühe machen, seine Blumen nur auf Ackerland wachsen zu lassen. Im Hintergrund ratterte Charons Kopf weiter, während er El zumindest einen Teil seiner Lebensgeschichte erzählte. „Natürlich. Ich habe so gut wie Alles gesehen, was es auf dieser Welt zu kennen gibt“, übertrieb das Weißhaar ein klein wenig, als El ihn hinterfragte. „Es gibt einige wundersame Orte in Fiore. Ich erinnere mich noch an ein Dorf in Ost-Fiore, umgeben von Sümpfen. Die Menschen dort haben Geschichten erzählt von einem jungen Arzt, der in die dunklen, verschlammten Wälder gezogen war, um sich um die Tiere zu kümmern, die dort leben. Angeblich hatte er seinen Verstand verloren und Dämonen beschworen... Damals hielt ich es für eine lustige Gruselgeschichte. Ich habe die Sümpfe selbst besucht und konnte seine Pflegestation nicht finden.“ Rückblickend betrachtet war es nicht unmöglich, dass mehr dahinter steckte... auch wenn es weiterhin Unsinn sein konnte. So ganz erinnerte sich der Dargin leider nicht daran, welche Siedlung es gewesen war. Es gab so viele Sümpfe in diesem Teil von Fiore. „Einen Ort, der komplett langweilig ist, gibt es in meinen Augen nicht“, meinte er amüsiert, als El in deutlich weniger Worten über ihre eigene Abstammung sprach. „Ich wusste auch nicht, dass du Familie in der Gilde hast, El. Wer ist dein Onkel?“ Ein Klacken ertönte, als die Schuhe des Magiers von loser Erde auf festen, hölzernen Untergrund traten. Es war nicht etwa so, dass jemand auf der Straße Parkett verlegt hatte, nein – stattdessen stellte der Eingang des Dorfes eine breite, hohe Wurzel dar, die vermutlich zu dem riesigen Baum im Zentrum Idylias gehörte. Von hier aus erhob sich der Weg, der über Äste und Blätter hoch in Richtung der Krone oder an den Seiten hinab durch ein Tor aus Rosenranken oder über das herabgefallene Blütenblatt eines gigantischen Gänseblümchens weiter durch den etwas natürlicher am Boden gelegenen Wegen führte. Die Leute, die hier lebten, hatten aus ihrer Situation wirklich das Beste gemacht. „So etwas sieht man wirklich nicht überall...“, murmelte Charon, auch wenn es offensichtlich sein sollte. Ganz so wie bei seinem letzten Besuch sah es schon nicht mehr aus. Jetzt erst einmal orientieren, wo die Herberge lag...
Schon spannend, dass Charon sich so sehr dafür interessierte, was ihre Magien so konnte. Elena war es so gewohnt, die verschiedenen Zauber dann einzusetzen, wann auch immer sie nützlich waren, dass sie gern einmal vergaß, dass an den ganzen Unterstützungszaubern schon etwas Faszinierendes dran war. Dass sie überall sehen konnte, war für El schon Gewohnheit geworden - und das, obwohl sie nur ein Auge hatte, das funktionierte. Doch darüber würde sie Charon nicht in Kenntnis setzen. Das war ihr zu peinlich. Der Magier fand es wohl eher erstaunlich, dass sie im Dunkeln sehen konnte. Das lag vermutlich daran, dass Charons Magie ja mit der Dunkelheit zu tun hatte. Sie nickte stumm und als sie ihm die Fußabdrücke, diese winzig kleinen, verwaschenen Abdrücke zeigte, da konnte er sie kaum sehen. El zeigte ihm genau wo sie entlangführten und wie sie diese erkennen konnte. Erneut nickte sie, als Charon feststellte, dass zumindest etwas hier gewesen sein musste. Immerhin musste irgendjemand oder irgendetwas diese Spuren auch hinterlassen haben. Die Rückfrage danach, wie die Spuren einst ausgesehen hatten, ließen Elena für einen Moment nachdenklich grübelnd neben Charon stehen. Dann merkte sie an: „Sie wirken uneben und sehr unterschiedlich, aber mit gleichem Druck wiederholend...“ Sie ging in die Knie und warf einen noch genaueren Blick darauf. „Vom Muster her würde ich sagen, dass es Schritte waren, aber das sind ganz bestimmt keine normalen Füße...“ Wirkte eher so, als hätte jemand mit einem Stock in den Boden gestochen. Eine etwas komische Vorstellung, wie sie fand, denn sie waren ja wie Fußabdrücke am Boden verteilt. Schon sonderlich... War es womöglich wirklich ein Wesen, das nicht menschlich war? Und auch kein Tier? Ein... Gott? Das warme Lächeln Charons lenkte sie von diesen Gedanken ab. Sie blickte ihn einen Moment lang etwas perplex an. Dann vernahm sie sein Lob. Ohne sie hätte er das niemals gefunden? El war ein wenig stolz auf sich. Meist hielt sich die Magierin für nutzlos und schwach, aber wenn Charon ihr so sagte, dass sie etwas gut gemacht hatte, dann fühlte sich das angenehm und warm an... Gewiss war ihre Magie nicht stark wie die von Charon oder Yuuki, aber sie war trotzdem jemand und hatte einen Nutzen. Das freute sie unheimlich.
Ein so kleines Wesen, das eine so interessante Macht hatte. Wie in aller Welt hatte es das angestellt? Ob es wohl auch zaubern konnte? Elena würde zu gerne einmal sehen welch eine Magie die Welt so verändern konnte. Es war schließlich wunderschön und spannend zugleich. Etwas, was nur in dieser magischen Welt passieren konnte. Davon war sie überzeugt. Doch ihre Gedanken drifteten von dem kleinen Wesen ab, als der Magier begann ihr davon zu erzählen, was er in der Welt alles gesehen hatte. Alles, sagte er. Gespannt lauschte sie seinen Erzählungen. Von Sümpfen, in denen ein junger Arzt dem Wahn verfiel und Dämonen beschwor. Es schauderte ihr bei seinen Erzählungen. Mit den Händen fuhr sie über ihre Oberarme. Charon hatte sogar den Mut gehabt nach ihm zu suchen, war aber wohl nicht fündig geworden. War es also eine wahre Geschichte? Oder nur ein Märchen? El wäre es lieber, wenn es nicht real wäre, wenn sie ehrlich war... Einen Ort, der komplett langweilig war, gab es nicht? El erinnerte sich an ihr Zuhause... doch dort war sie lange nicht gewesen. Vielleicht hatte sie die Wunder dort nur nicht sehen können? Wer weiß... Die Rückfrage Charons holte sie auch schon wieder aus ihren Gedanken. „M-Mein Onkel heißt Francisco. Ein älterer Herr, der schon l-lange für Crimson Sphynx arbeitet. S-Sein Talent ist jetzt nicht a-a-außerordentlich, aber er ist ein guter Mann.“, erzählte sie ein wenig stolz. Vom Rest ihrer Familie hatte sie schließlich nichts Tolles zu berichten. Ihre Eltern waren einfache Bauern... und ihr Bruder war schon lange für immer eingeschlafen. Für ihn lebte sie dieses Leben. Damit es einen Wert hatte, der groß genug für sie Beide war.
Und plötzlich standen die Beiden auf hölzernem Boden. El blickte hinab auf ihre Füße und entdeckte die Wurzel, auf der sie plötzlich standen. Es war der Eingang zum Dorf, der sie über eben diese Wurzel ins Zentrum von Idylia führte. El musste für einen Moment nur starren. Sie wusste gar nicht wo sie zuerst hinsehen wollte. War das hier real? „Das ist... magisch.“, staunte sie leise und hoffte, dass sie diesen Anblick für ihr Leben lang in Erinnerung behalten konnte. Charon hatte recht. Überall gab es etwas zu sehen, selbst da, wo man es nicht vermutete. Doch so beeindruckt wie sie war, so unsicher machte sie es auch. Da sie nur Charons Begleiterin war, versteckte sie sich mehr oder minder hinter ihm, bevor sie weitergingen. Neues war ihr doch noch etwas suspekt... Sie konnte einfach nicht aus ihrer Haut heraus.
„Francisco... Ja, doch, der Name sagt mir etwas“, nickte Charon nachdenklich, während er versuchte, sich das entsprechende Gildenmitglied ins Gedächtnis zu rufen. Erfolglos. Charon war nicht das sozialste Mitglied von Crimson Sphynx und auch, wenn ihm so halb bewusst war, dass der Name vermutlich existierte, fehlte ihm dazu absolut ein Bild. Das bedeutete dann wohl, dass es sich um keine allzu einflussreiche Person handeln konnte. „Hat er ähnliche Fähigkeiten wie du?“, fragte das Weißhaar neugierig. Dann hätte ihr Onkel zumindest das Potenzial, nützlich zu sein.
Im Dorf angekommen musste Charon schmunzeln, als El fasziniert anmerkte, wie magisch der Anblick dieses so einzigartigen Ortes wirklich war. „Ja, nicht wahr?“, nickte Charon sanft, selbst wieder begeistert über das, was er sah. Ihm wurde immer wieder bewusst, wie schön diese große Welt eigentlich war. Kein Wunder, dass sein Herz ihn schon immer zum Reisen gedrängt hatte. „Es ist wunderschön hier.“ Mit El an seiner Seite spazierte er durch die hölzernen Wege des Dorfes – teilweise Teile des großen Baumes in der Mitte, teilweise Treppen und Brücken, die zwischen erhöhten Wurzeln und Häusern oder sogar über Äste gespannt waren. Sie kamen vorbei an großen Blüten, an hohem Gras, das in die Form von Büschen gestutzt worden war, und einem tatsächlichen Busch, der ein halbes Haus umschlossen hatte und nun offenbar Teil der Fassade war. Am Ende kamen sie an einer Herberge an, deren Nordwand offenbar zerstört worden war, als ein großer Löwenzahn hindurch gewachsen war. Nun war die riesige Blüte, die aus dem Dach wuchs, ein Teil der Ästhetik, und die Mauer war um den Stängel herum wieder geschlossen worden. „Ich denke, hier können wir uns ein Zimmer für die Nacht nehmen“, meinte Charon mit einem Nicken. „Wenn wir drin sind, zeichne mir bitte auf, wie genau die Spuren ausgesehen haben, die du entdeckt hast. Danach können wir uns gerne Alles anschauen, was dich hier interessiert. Sieh es als Dank dafür, dass du mich begleitest.“
Wie versprochen führte der Dargin seine blauhaarige Begleiterin aus, nachdem sie soweit all ihre Sachen verstaut und die wichtigsten Erkenntnisse der ersten Suche festgehalten hatten. Den ersten Vorschlag machte er tatsächlich noch selbst, mit der Begründung, dass es ein guter Weg für El war, sich einen Überblick zu verschaffen. Eine Wendeltreppe führte über den größten, breitesten Baumstamm im Zentrum des Dorfes herum, hinauf bis an die Spitze von dessen Krone. Dort oben war eine Aussichtsplattform angelegt worden, von der Mann nicht nur auf das Meer der Blätter hinabsehen konnte, von denen jedes stark genug war, einen oder gar zwei Menschen zu tragen, sondern auch den Rest des Dorfes gut entdecken konnte. Extra in die Blätterdecke geschnittene Löcher legten den Blick auf die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Idylia frei und kleine Broschüren legten dar, was man hier unbedingt gesehen haben sollte und in welche Richtung man von hier oben aus gucken musste, um es zu sehen, gepaart mit einer kleinen Straßenkarte. So unverhofft diese massive Übernahme der Pflanzen auch gewesen sein mochte, Idylia hatte offensichtlich das Beste daraus gemacht...
Es war irgendwo einer der vielen Gründe, aus denen Elena eine Magierin geworden und zu einer Gilde gelangt war. Das Mädchen vom Land hatte als Kind so etwas wie Magie nur aus den Geschichten ihrs reisenden Onkels erfahren. Schon früher hatte er ihr gern davon erzählt - sehr zum Unmut ihrer Eltern, die nicht wollten, dass ihr liebes Kind dem waghalsigen Weg Franciscos folgte. Aber gerade das, was ein Kind nicht haben kann, will es meist am liebsten. An seiner Hand kam sie in die Wüste und bat bei Crimson Sphynx darum aufgenommen zu werden. Auch wenn es sie Einige gekostet hatte, fühlte sie sich ihm unendlich schuldig für dieses Abenteuer - weit weg von Kühen, Bauern und Wäldern... Sie musste lächeln als Charon sagte, er habe den Namen ihres Onkels bereits gehört. Dass er damit nur bluffte, war ihr ja nicht bewusst. Als er nach seiner Magie fragte, schüttelte El sachte den Kopf. „Nein, gar nicht. Ich habe seine Zauber lange nicht gesehen. Er ist... Feuermagier.“ Es war ihr ein wenig unangenehm darüber zu sprechen. Feuer war... nicht mehr so ihr Ding. Unsicher fuhr sie sich mit der Hand über den Nacken. Ob er noch andere Magien beherrschte, so wie El, das wusste sie gar nicht. Sie zog es vor nicht danach zu fragen, weil sie das Feuer am liebsten nicht mehr zu sehen bekäme...
Ein weiterer Grund, aus dem sie sich entschieden hatte ebenfalls eine Magierin zu werden, war, dass sie die Welt sehen wollte. Eigentlich war sie viel zu ängstlich, um Neues zu entdecken. Die blauhaarige Magierin hatte in ihrem jungen Leben sehr viele Bücher gelesen. In denen wurde auch viel über die Welt erzählt... über Dinge, die sie als Kind vom Dorf sich nur ungefähr vorstellen konnte. Auch ihr Onkel hatte ihr so einige, faszinierende Geschichten von seinen Quests und seinem Weg um die Welt berichtet. Auch wenn sie sich selbst dafür viel zu klein und nichtig fühlte, war es für sie dennoch äußerst spannend gewesen darüber zu hören. So etwas selbst zu erleben, war aber dann doch immer etwas Anderes. Bei einem Anblick wie diesem strahlte ihr kindliches Auge hinter der Maske vor Glück. Neugierig betrachtete sie die verschiedenen Pflanzen und dachte bei sich darüber nach was es für welche waren. Charon merkte derweil auch an, wie schön er die Umgebung hier fand und forderte El dazu auf ihm eine Zeichnung der Spuren anzufertigen, wenn sie einen Ort für die Nacht gefunden hatte. Freudig nickte sie.
Als sie das Notwendige erledigt hatten, machte Charon sein Versprechen wahr und zeigte der jungen Magierin den Ort in voller Blüte - im wahrsten Sinne des Wortes. Elena wusste gar nicht wo sie zuerst hinschauen konnte. Die Blätter waren riesig und so weit oben war sie in ihrem Leben wahrscheinlich noch nie gewesen. An der Aussichtsplattform konnte sie nicht anders, an sich vorsichtig mit einer Hand an Charon festzuhalten. So hoch war sie noch nie gewesen. Sie entschuldigte sich dafür zwar im gleichen Atemzug, aber er konnte wohl an ihren zitternden Knien gut erkennen, dass sie das nicht aus Langeweile tat. Der Höhe gegenüber war sie ehrfürchtig - obwohl die Angst da wohl deutlich überhand nahm. Sie drehte sich aber nicht weg oder suchte eine Wand, an der sie sich festhalten konnte. Stattdessen blickte sie auf das weite Meer und kam sich verdammt winzig im Vergleich zu all dem vor... Mit einem Lächeln, welches unter der Maske verborgen blieb, bedankte sie sich bei Charon für diese kleine Reise. Auch wenn sie hauptsächlich hierher gekommen war um ihm zu helfen, konnte sie viel mitnehmen. Das sagte sie ihm auch deutlich. Sie war gespannt darauf welches Ergebnis ihre gemeinsame Reise haben würde...
Das Wort Feuermagier hatte Charons Interesse an Els Onkel auch schon wieder getilgt. Feuer gehörte mit zu den nutzlosesten Elementen, eine der wenigen Fähigkeit, die neben reiner Zerstörung tatsächlich kaum sinnvolle Wirkung hatte. Kein Vergleich zu dem flexiblen Mädchen an der Seite des Finsternismagiers. Vor Allem hatte der Dargin durchaus Freude daran, ihr ein Stück dieser Welt und ihrer Einzigartigkeiten zu zeigen, weil er selbst mit ihrer Maske bemerkte, wie aufgeregt die Jüngere darauf reagierte. Als jemand, der selbst erfüllt war von einer Neugier und Bewunderung gegenüber der Welt in all ihrer Schönheit, fühlte es sich immer gut an, dieses Gefühl mit anderen zu teilen, auch wenn man dem Dargin eine so herzliche Emotion vermutlich nicht andichten würde, wenn man es nicht besser wusste. Tatsächlich genoss er den Abend mit der Maskenmagierin, bis es Zeit wurde, sich schlafen zu legen. Sie würden am nächsten Tag schließlich noch wichtiges zu tun haben...
„Halt die Augen offen. Jedes Detail ist wichtig.“ Die Stimme des Dargin war ernst, als er mit El wieder an den Ort zurückkehrte, an dem sie gestern die Spuren entdeckt hatten. Die waren zwar mehrere Tage alt, aber es war dennoch ein Ansatzpunkt. Aufmerksam wie zuvor ließ er seine forschenden Augen über die Umgebung schweifen auf der Suche nach der einen, verräterischen Veränderung, die zeigte, dass ihr Ziel hier gewesen war. „Da, siehst du das?“ Es hatte eine kurze Weile gedauert, aber am Ende war da etwas. Charon deutete auf eine Pflanze, eine Art Kraut, die eingegangen war. „Hier war gestern noch keine so ungesunde Pflanze, da bin ich sehr sicher. Wenn wir uns das Gerücht anschauen, passt das hier ins Konzept: Pflanzen sterben, dafür wachsen Blumen! Das heißt also...“ Fokussiert sah sich das Weißhaar um. Waren die Blumenfelder dichter bewachsen als gestern? Das war tatsächlich schwer zu sagen, aber tendenziell sah es nicht danach aus. Als Perfektionist achtete Charon auf jede Kleinigkeit, wenn er wusste, dass es um etwas Wichtiges ging, und in seinen Augen sahen die Blüten nicht anders aus als gestern. Dementsprechend musste sich die Entwicklung an anderer Stelle zeigen.
„Hm... diese Maiglöckchen. Sie waren gestern noch nicht hier, oder?“ Am Wegesrand waren ein paar Blumen gewachsen, von denen er gestern noch keinen Hinweis gesehen zu haben glaubte. Das grelle Gelb wäre ihm doch aufgefallen. Seine Augen fokussierten seine Begleiterin. „Sag mir, El... kannst du hier Spuren erkennen? Wenn ja, sollten sie noch frisch sein...“
Ihr Onkel war wirklich kein besonderer Mensch, wenn man ihn so als Außenstehender betrachtete. Elena war sich dem nicht wirklich bewusst, denn er gehörte eben zu den wenigen Magiern, denen sie persönlich näherstand. Allerdings merkte sie, je länger sie in der Gilde wirklich aktiv war und mit anderen Menschen zusammenarbeitete, dass es durchaus noch viel interessantere Magier und Geschichten von diesen gab. El wollte gern mehr hinterfragen, neugieriger sein und mehr von diesen Geschichten hören... doch es fehlte ihr der Mumm mehr Magiern näherzukommen. Leute wie Charon, die das irgendwie von sich aus angingen und sie um ihre Unterstützung baten, machten es ihr irgendwie viel leichter. Vielleicht konnte sie ja im Kontakt mit Menschen wie ihm lernen wie es ging? Was sie aber heute auch lernte, war die Tatsache, dass diese Erlebnisse ihr dabei halfen die Welt selbst zu sehen. Sie machte ihre eigenen Erfahrungen an Orten, an denen sie nie zuvor gewesen war und lernte Dinge kennen, die sie bisher nur aus Büchern und Erzählungen kannte. Womöglich eröffnete ihr das ganz neue Türen. Das, was sie hier zu sehen bekam, würde sie sich ganz genau einprägen. Früher oder später hatte sie dann Geschichten zu erzählen und wenn sie diese dann noch ohne Stottern hervorbrachte, dann würde man ihr vielleicht irgendwann so zuhören, wie sie es bei anderen Magiern tat? Irgendwann war aber die Zeit gekommen. Charon verabschiedete sich von El, weil die Nachtruhe anstand. Es fiel ihr schwer das Auge zuzukriegen und einzuschlafen. Zu aufregend war das, was sie heute z sehen bekommen hatte und wer wusste schon, was noch so auf sie zukäme? Irgendwann war es ihr aber gelungen...
Und als sie am nächsten Morgen wieder erwachte, ging es auch schon los. Einmal mehr machten sich die beiden Crimson Sphynx Magier auf den Weg dieses sonderbare Naturphänomen zu erforschen. El hoffte ein wenig darauf, dass sie etwas Einzigartiges zu sehen bekämen. So sehr wünschte sie sich nach etwas Besonderem in ihrem Leben, von dem es sich lohnte, sich daran zu erinnern. Gemeinsam hielten sie die Augen offen und konnten aber zu Beginn noch keine großen Veränderungen beobachten. Jedes Detail war wichtig... Ja. Er hätte es ihr nicht einmal sagen müssen, so neugierig machte sie das Szenario, das sich hier vor ihnen eröffnete. Elena wurde von Charon auf etwas aufmerksam gemacht und wandte sich dem Magier sofort zu. Pflanzen starben ab, dafür wuchsen Blumen... Ja. Er hatte einen Anhaltspunkt entdeckt. Elena beschwor einmal mehr die Hunter's Mask, deren Wolfsgesicht ihr Eigenes hinter sich verbarg. Sie suchten weiter, doch hier war es noch zu dicht bewachsen, als dass sie irgendwelche Spuren hätte erkennen können. Maiglöckchen? Als er sie darauf aufmerksam machte, dass am Wegesrand Blumen wuchsen, wandte sie ihren Blick dorthin. Kaum hatte sie sich den Blüten zugewandt, erkannte sie auch schon die Spuren. Sie führten vom Weg ab, weit ins Dickicht herein. Die zierliche Magierin eilte voran. „Ja, hier lang. Folge mir.“, forderte sie ihn konzentriert auf und bahnte sich einen Weg durch die dicht bewachsenen Pflanzen. Dabei schob sie Äste und Blätter bei Seite. Was auch immer sich hier bewegt hatte, es musste klein und zierlich sein, wenn es durch diese Umgebung kam. El fiel es schon schwer, aber Charon würde es gewiss nicht leicht haben... Aber was tat man nicht alles, um die forscherische Neugier zu befriedigen? Ob diese Spuren sie auch ins Nichts führen würden? Oder würden sie womöglich wirklich etwas entdecken, das einem Mythos entsprungen sein könnte...
Es war selbst für den resistenten und nicht gerade schwachen Körper Charons nicht einfach, sich durch das dichte Geäst zu bewegen. Was auch immer das Wesen war, das die beiden Magier gerade verfolgten, es war absolut klar, warum noch niemand es eingefangen hatte. Es in all diesem Grün auch nur zu finden war nahezu unmöglich, aber wenn es so klein war, wie die Fußspuren vermuten ließen, konnte es sich hier deutlich freier bewegen als jeder Mensch und vermutlich die meisten Tiere. Seine Spuren waren auch alles Andere als auffällig, viele davon konnte Charon mit bloßen Augen gar nicht erkennen, selbst wenn seine Begleiterin ihn darauf hinwies, wo sie waren. Es war ohne Zweifel ihre Magie, die allein den Versuch des Fangens ermöglichte. „Wie gut, dass ich dich dabei habe, El“, meinte Charon, während er eine Klinge aus Finsternis erschuf, um sich einen Weg durch das Dickicht zu bahnen. Wenn sie ihre Geschwindigkeit nicht irgendwie erhöhten, würden sie nicht einmal in die Nähe ihres Zieles kommen.
Mit der Schnitttechnik war es einfacher, sich vorwärts zu bewegen und Els Empfehlungen zu folgen, auch wenn es noch immer nicht ganz so fix ging, wie Charon es gerne hätte. Dennoch wurden die Spuren immer frischer, bis die beiden eine kleine Grube fanden. Gerade war sie leer, aber laut El gab es darin viele Zeichen dafür, dass das Wesen zumindest anwesend gewesen war. „Dann ist das hier sein Schlafplatz“, schloss der Dargin und blickte hinein. Ein Bett aus Blättern und einige angeknabberte Blumen bestätigten die Annahme. War das ein Grund für diese Zauber? Das Wesen, das diese Macht gewonnen hatte, aß kein Gemüse, Weizen oder Ähnliches, sondern ernährte sich eher von Blumen und erschuf daher umso mehr davon? Das... wäre eine nachvollziehbare Motivation, auch wenn es nichts daran änderte, dass es den Menschen Idylias sehr schadete und dass der Dargin sich aneignen, was die Kreatur selbst geraubt hatte. „Es kann nicht lange weg sein... die Spuren hier sind sehr frisch und hektisch. Gut möglich, dass unsere Ankunft es aufgescheucht hat“, stellte er fest. Hier waren einige Zeichen, die er auch ohne Els Maske erkennen konnte, was für eine plötzliche Flucht sprach. Schnell blickte Charon sich um und deutete auf eine Bewegung in den Büschen. „Da! Das muss es sein!“ Genau erkennen konnte er nichts, nicht zwischen den ganzen Ästen, aber da war etwas Grünes und es hatte sich bewegt, wollte wieder weglaufen! Ohne zu Zögern setzte Charon zum Sprint an... und viel auf den Bauch. „Uff... W-was...?“ Ein Blick hinab zu seinen Beinen zeigte, dass plötzlich Waldreben aus dem Boden gewachsen waren, eine Schlingpflanze mit hübschen Blüten in Weiß und sanftem Pink, die sich um seine Beine geschlungen hatte. Der Dargin wusste nicht wirklich genug über Pflanzen, um diese hier auf Anhieb zu erkennen und als sogenannte Klematis zu identifizieren, aber das war auch wirklich nicht der wichtige Punkt. „El! Schnapp es dir!“, rief er seiner Begleiterin zu, während er begann, sich aus dem Griff der Pflanze freizukämpfen. Jetzt, wo der vermeintliche Kobold vor ihnen war, durften sie ihn nicht wieder entkommen lassen!
„Rhefeus?“ Lian hatte nicht damit gerechnet, diesen Namen so bald noch einmal zu hören. Allem voran nicht im Kontext mit einer Quest, zu der er geschickt werden sollte. Moment! Hieß das etwa… „Du willst mich doch nicht etwa schon wieder nach Stillsnow schicken?!“ Allein die Erinnerung an diese verschneiten Ortschaft im Norden Fiores reichte aus, um den Körper des Wüstenbewohners zum Frösteln zu bringen. Der Falls rieb sich demonstrativ über die Arme, aber ehe die Widerworte über seine Lippen gekommen waren, sprach Aram in Seelenruhe weiter: „Nein, Rhefeus hat mich zwar kontaktiert, aber es geht um einen Auftrag in Süd-Fiore. Genauer gesagt in Idylia.“ Oh? Also… ganz genau die andere Richtung? Was genau hatte der Priester aus der Kathedrale Stillsnows denn mit irgendeinem Dorf in Süd-Fiore zu tun? Der Gildenleiter schien die Frage aus den Gesichtszügen seines Neffen ablesen zu können, weshalb er unaufgefordert zur weiteren Erklärung ansetzte: „Rhefeus hat durch Zufall mitbekommen, wie eine ansässige Familie in Stillsnow Unruhen in Idylia erwähnt hat. Dort verschwinden scheinbar seit einer Weile immer mehr Menschen, vorrangig Kinder. In dem Brief, den Rhefeus mir geschickt hat, berichtet er davon, dass der Sohn der Familie sich auf den Weg nach Idylia begeben wollte, um die verschwunden Menschen wiederzufinden. Und da die Gefahr nicht so recht abschätzbar ist, hat er mich kontaktiert, damit besagter Sohn Unterstützung durch Crimson Sphynx erhält.“ Aram stoppte kurz, sah dann nochmal eindringlich zu Lian. Nein, der ältere Falls musste nicht weitersprechen, der 20-Jährige verstand auch so: „Und da komme ich ins Spiel. Verstehe.“ Normalerweise hätte der Illusionist diskutiert, hätte versucht, diesen Auftrag von sich abzuwenden, aber… ehrlicherweise ging es ihm schon seit einer Weile nicht sonderlich gut. Seit seinem Treffen mit Gin hatte sich irgendetwas in ihm verändert, aber der Braunhaarige konnte nicht so recht mit dem Finger darauf zeigen, was es war. So oder so war Lian derzeit dankbar für jede Form von Ablenkung, selbst wenn er dafür eine Quest erledigen musste.
Und so hatte er sich auf den Weg begeben.
Lian hatte keine Ahnung, wie besagter „Sohn der Familie“ eigentlich aussah und Rhefeus hatte offensichtlich auch nicht mehr als den Namen „Zachariel“ in seinem Brief erwähnt. Irgendwie rechnete der Braunhaarige damit, irgendeinem Knirps zu begegnen, der gerade auf sein erstes Abenteuer in die große, weite Welt aufbrechen wollte. Als Treffpunkt der Magier war ein kleines Gasthaus kurz vor Idylia ausgemacht worden, damit sie sich kennenlernen und die Lage besprechen konnten. Da der Winter sich näherte und es draußen ungemütlich kalt war, hatte der Falls sich in das Innere des Gasthauses begeben und sich an einem Platz nahe eines Kamins gesetzt, in dem ein warmes, angenehmes Feuer prasselte. Zusätzlich hatte Lian die Kapuze seines schwarzen Pullovers übergezogen und die Hände tief in die Taschen des Oberteils geschoben, um auch ja keine zusätzliche Körperwärme zu verlieren. Immer wieder sah der so vollständigverhüllte Falls zur Eingangstür, darauf gespannt, wer sein Kollege für den heutigen Auftrag sein würde. Er hoffte inständig, dass es kein allzu kleines Kind wäre – er hatte wirklich keine Lust, Babysitter spielen zu müssen.
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