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 Idylia

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AutorNachricht
Untiefe
Biest der Marianen
Untiefe
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BeitragThema: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptyDi 8 Jun 2021 - 22:28

das Eingangsposting lautete :

Ortsname: Idylia
Art: Ortschaft
Spezielles: ---
Beschreibung: Idylia ist ein kleines Dorf, nicht mehr als eine kurze Zugfahrt oder einen langen Spaziergang von Maldina Town entfernt. Bekannt ist dieses Dorf vor Allem für die gute, frische Luft, die großen, wunderschönen Blumenfelder, die es umgeben, und die fruchtbaren Acker, auf denen von Morgens bis Abends Bauern arbeiten. In letzter Zeit hat es aber noch ein weiteres, herausstechendes Merkmal...
Nach einem bisher ungeklärten Vorfall sind die Bäume, Blumen und Gräser von Idylia außer Kontrolle gewachsen, sodass das Dorf nun von riesigen Bäumen, übergroßen Blüten und vielen grünen Ranken durchwachsen ist. Die Infrastruktur hat sich dem angepasst, sodass einige Wege über die großen Äste führen und einzelne Personen sich sogar entschieden haben, ihre Häuser in die Baumkronen zu setzen. Mit einer einzigartigen Symbiose zwischen Mensch und Natur ist dieser Ort definitiv eine Sehenswürdigkeit.

Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.


Zuletzt von Untiefe am Do 6 Jul 2023 - 21:46 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet

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Zachariel
Der Rächer
Zachariel
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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptySo 27 Nov 2022 - 16:34

Lost woods

70 † 70
@Lian #zacha #zachaq41

Man sollte es wirklich etablieren, dass ein jeder ein Objekt das nach einem roch, an den Questpartner geschickt werden sollte. Vor allem wenn dieser eine gute Nase hatte. Es wäre für den Wolf das einfachste seinen Partner zu finden, wüsste er, wie dieser roch. Leider war das nicht der Fall, alles, was er hatte, waren drei Namen. Der Ort, das Gasthaus und sein Begleiter. Lian. Viel sagte ihm das nicht, sodass er keine Ahnung hatte, nach wem genau er suchen musste. Zuerst aber musste er das Gasthaus finden. Zachariel war mit dem Zug bis nach Idylia gefahren. Er mochte ein Werwolf sein, ein Raubtier, dass in Wäldern beheimatet war, aber hier überwog der menschliche Anteil und dieser machte ihn zu einem Stadtmenschen. Entsprechend hatte er wenig Lust gehabt, im späten Herbst durch Wiesen und Felder zu stampfen. Es reicht schon, dass er sich durch dieses verwachsene Dorf schlagen musste. Gaea hätte es hier sicher gefallen, vielleicht würde er sie eines Tag hierher mitnehmen. Doch nicht heute, nicht wenn es um verschwundene Kinder ging und die kleine Nymphe ein großartiges Talent dafür hatte, sich ablenken zu lassen und zu verschwinden. Ohne seinen Geruchssinn hätte er seine kleine Ziehtochter schon mehrmals verloren. Hoffentlich würde sich Lian als weniger Weglauf-gefährdet gestalten.
Zachariel wich einem hohen Baum aus und kletterte über eine Wurzel. Wie man hier wohnen konnte war ihm wirklich unverständlich. Crystalline Town war düster und kalt, aber er fühlte sich dort definitiv wohler als hier, wo er mit seinem Köcher und dem mattschwarzem, unauffälligen Bogen immer wieder fast hängen blieb. Als er das Wirtshaus endlich erreicht hatte atmete er erleichtert auf, drückte die Klinke hinab und trat in die warme Stube.
Der Geruch von Feuer und Rauch, Essen und Getränke schwabte über ihn hinweg. Zachariel zog die weißen Handschuhe aus und stopfte sie in die Taschen der gefütterten Lederjacke. Er zog den Reisverschluss auf und trat ganz ein, um sich umzusehen. Viel los war nicht in der Zeit nach dem Frühstücksansturm und bevor Mittag begann. Am Feuer saß ein braunhaariger, junger Mann, eine kleine Familie und ein Pärchen in der Nähe. Zachariel näherte sich seiner ersten Entdeckung. Alle anderen schloss er aus und wenn sein Partner nicht erst auftauchen würde, war es gut möglich, dass das hier Lian war. Zacha blieb neben der in einen Pullover eingehüllten Gestalt stehen. Der Geruch von Feuer war wirklich nicht sein liebster. „Guten Tog, derf i kurz stören. I bin auf der Suche nach am Lian, sind des Si oder haben Si von am ghört, der hier so heißt?“




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Lian
Thief in Distress
Lian
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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptyMi 7 Dez 2022 - 19:13

Lian stützte das Kinn auf der Handfläche ab und blickte ein wenig gedankenverloren in die Flammen, die im rußgeschwärzten Kamin leise knisternd vor sich hin flackerten. Obwohl der Falls es normalerweise überhaupt nicht leiden konnte, irgendwo herumzusitzen und nicht zu wissen, wann die Person, auf die man wartete, überhaupt auftauchte… gerade fand er diesen Umstand gar nicht mal so schlimm. Je mehr Zeit er in der Nähe des Feuers verbrachte, desto mehr entspannten sich seine Muskeln und die Kälte, die sich in den Tiefen seines Körpers eingenistet hatte, verschwand. Die Aussicht darauf, dieses warme und gemütliche Gasthaus verlassen zu müssen, um in der bitterlichen Kälte des nahenden Winters nach ein paar vermissten Kindern zu suchen, stimmten ihn nicht gerade froh. Was? Der Illusionist überdramatisierte die Außentemperaturen ein wenig? Das war nicht mehr als eine böse Unterstellung! “Mama! Ich will nicht weggehen!“ Die quengelige Stimme eines Kindes riss den Braunhaarigen aus seinen Gedanken. Er löste den Blick vom Feuer, sah stattdessen in Richtung eines benachbarten Tisches, an dem eine kleine Familie saß und eine Mittagsmahlzeit zu sich nahm. Es war das jüngste Kind, das trotzig seine Gabel zurück auf den Teller warf und die Arme demonstrativ vor der Brust verschränkte. “Meine Freunde sind hier! Und Sophie hat mich zu sich eingeladen! Warum müssen wir ausgerechnet jetzt weggehen?!“, echauffierte sich das blonde Mädchen und blies die Wangen empört auf. “Wir haben es dir bereits erklärt…“, begann die angesprochene Mutter zu antworten, wobei sogar Lian heraushören konnte, dass sie die Ungeduld nur schwerlich aus der Stimme heraushalten konnte. Offenbar wurde diese Diskussion nicht zum ersten Mal geführt? “Du weißt, dass viele Menschen verschwunden sind. Darunter auch Ezra!“ Wer auch immer Ezra war, der Klang des Namens alleine reichte aus, um das quengelige Mädchen zum Stillschweigen zu bringen. “Wir werden also für ein paar Wochen zu deinen Großeltern nach Hargeon Town fahren. Vielleicht beruhigt sich die Lage ja bis dahin…“ Hm. Die Sache mit den verschwundenen Menschen hier in der Gegend schien tatsächlich bereits größeres Ausmaß angenommen zu haben. Die restliche Mahlzeit nahm die kleine Familie still zu sich und in dem Moment, als sie zahlten und ihre Sachen einpackten, um sich auf den Weg zu machen, überlegte Lian noch, ob er sie aufhalten sollte, um nach weiteren Informationen zu fragen.
… aber da kam ihm eine andere Sache dazwischen.

„Guten Tog, derf i kurz stören. I bin auf der Suche nach am Lian, sind des Si oder haben Si von am ghört, der hier so heißt?“

Eh… was? Lian drehte den Kopf und sah fragend in das Gesicht einer hellhäutigen Gestalt mit pechschwarzem Haar. Obwohl diese merkwürdige Aussprache den Falls doch arg daran zweifeln ließ, schien dieses Wesen vor ihm rein nach dem Äußeren zu urteilen ein Mensch zu sein. Welcher Almhütte war dieser Typ denn bitte entsprungen? Mehrere Augenblicke verstrichen, in denen der Lockenkopf den älteren Neuankömmling völlig irritiert anstarrte, bevor ihm in dem merkwürdigen Kauderwelsch eine Sache aufging: Hatte der Typ nicht irgendetwas von Lian gesprochen? Lian – so wie sein Name? Er war Lian! „Ähm. Du… suchst nach nem Lian?“, fragte die Sphynx vorsichtshalber nochmal nach und musterte den Fremden von Kopf bis Fuß, anstatt einfach nur auf die gestellte Frage zu antworten. Sollte das etwa sein Questpartner sein? Der Sohn der Familie, von dem Rhefeus geschrieben hatte? Der Illusionist hatte einen pubertierenden Knirps erwartet. Der Mann, der vor ihm stand, hatte allerdings ungefähr so viel Ähnlichkeit mit einem pubertierenden Knirps wie Gin Ähnlichkeiten mit der zuckersüßen Rin aufwies… „Moment, du bist Zachariel?“ Lian konnte es nicht so ganz glauben – der war mindestens zehn Jahre älter als er selbst! Ungläubig schüttelte der Dieb den Kopf. „Wow. Wo zum Henker hast du dir den Zungenschlag angeeignet?“ Beim besten Willen konnte sich Lian nicht daran erinnern, dass die Leute in Stillsnow so gesprochen hatten. Andererseits, wenn er genauer darüber nachdachte, hatte er auch nicht mit vielmehr Menschen als mit Rhefeus und seinem Schüler gesprochen… und da mindestens Rhefeus ursprünglich nicht aus Stillsnow stammte, war er wohlmöglich nicht das beste Vergleichsbeispiel.

@Zachariel


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Zachariel
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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptySa 10 Dez 2022 - 2:31

Lost woods

70 † 70
@Lian #zacha #zachaq42

Zachariel konnte nicht anders als zu schmunzeln, als der Lockenkopf vor dem Kamin ihn anstarrte, als hätte er ihm gerade erzählt, dass er jungen Männern gerne besagte Locken ausriss. Die Verwirrung war nicht fremdes für den Wolf. Im Gegensatz zu seiner Schwester hatte er sich nie damit beschäftigt, die gehobene Standartsprache Fiores zu lernen. Einige Zeit lang hatte er es geübt, doch sobald er bemerkt hatte, wie wenig er als kleine Figur im politischen Spiel, das Crystalline Town mit dem restlichen Land spielte, ausrichten konnte, hatte er es wieder aufgehört. Er hatte keiner Menschenseele in dieser kalten, harten Stadt helfen können. Nur Statistiken, die die Leben zu Nummern machten. Eine Nummer von Armut. Eine Nummer von Gewalttaten. Eine Nummer von Verbrechen. So abstrakt, dass es den meisten kaum mehr etwas bedeutete. Was spielten die Gefühle von Zahlen schon für eine Rolle? Damit war er nicht zurechtgekommen und so hatte er begonnen, sich selbstständig für die Menschen einzusetzen, denen keiner einen zweiten Blick schenkte.
Zachariel blinzelte und trat näher, hielt die Hände zu dem prasselnden Feuer, um sie aufzuwärmen. Trotz der gefütterten Handschuhe waren sie kühl. Er war es gewohnt, wann immer er draußen unterwegs war, war es kalt, aber genießen tat er es dennoch. Bestätigend nickte er. „Ja, Lian hat ma mir gsagt.“ Er drehte den Kopf weg und richtete den Blick des Wolfes vom Feuer auf den jungen Mann. „Das bin ich.“ Erneut umspielte ein Lächeln die Lippen des Älteren. „Mei Vater hat so mit uns Kids geredet und des is hängen gebliebn.“
Da sein Gegenüber seinen Namen wussten, ging Zacha davon aus, dass er mit seiner Vermutung richtig gelegen hatte. „Habn Si sich scho über de Verschwundenen infomiert?“, erkundigte er sich somit ohne Umschweife. Zachariel war im Grunde einem Gespräch nicht kennengelernt, aber hier ging es um Menschen, um Kinder, die verschwunden waren. Während Gaea oft verschwand, aber immer wieder auftauchte, war das bei den Verschwundenen hier nicht der Fall. Er hatte versucht darüber zu lesen, was ihm in die Finger gekommen war und einen Suchzettel am Bahnhof abgerissen und zusammengefaltet eingesteckt. Jetzt zog er ihn hervor, während er neben Lian Platz nahm. Er entfaltete das Papier und reichte es hinüber. „De hängen überoi harum, mit verschiedenen Gsichter. Bringen duats woi nix.“ Stirnrunzelnd sah er auf das Bild des Mädchens hinab, dass darauf abgebildet war. Felicia, 12 Jahre. Die Anschrift der Familie stand darunter. „Es ist eigentlich ned meins, des Kennenlernen so herunterzubrechen, oba die Kids soiten ka Minute länger warten müssen wie nötig.“




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Lian
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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptyDi 13 Dez 2022 - 13:08

Er hatte diese Art zu sprechen von seinem Vater gelernt? Lian erinnerte sich daran zurück, wie er damals Stunde um Stunde durch den tiefen Schnee gestapft war, um irgendwann in das vollkommen entlegene Örtchen namens Stillsnow im hohen Norden von Fiore zu kommen. Er hatte die Leute, die dort wohnten, für Bauerntölpel aus der Provinz gehalten und war sichtlich enttäuscht gewesen, als er mit dem ordentlich gekleideten und gehoben sprechenden Rhefeus einen Mann vorgefunden hatte, der diesem Klischee so gar nicht entsprach. Das, was Zachariel hier offenbarte, passte schon viel mehr zu den Vorstellungen, die der Falls damals gehabt hatte und er fühlte sich – wenn auch mit Verspätung – endlich in seinen Annahmen bestätigt. Dein Vater ist offensichtlich nie aus seinem Kaff herausgekommen, dachte sich Lian mitleidig und schüttelte sachte den Kopf. Auch in Aloe gab es Menschen – insbesondere jene der älteren Generation – die ihre ganz eigene Art und Weise hatten, zu sprechen. An das Kauderwelsch von Zachariel kam das aber nicht annähernd heran. Ein Wunder, dass die Sphynx bis hierhin überhaupt alles verstanden hatte! Wann Lian wohl an seine Grenzen stoßen würde? Der 20-Jährige entschied sich, lieber nicht allzu genau darüber nachzudenken und sah stattdessen lieber auf den Zettel, der ihm vom Questkollegen zugeschoben wurde. „Felicia, 12 Jahre“, wisperte Lian und sah sich das Foto des abgebildeten Mädchens genauer an. Es war die eine Sache, zu erfahren, dass Kinder aus Idylia verschwanden – die dazugehörigen Fotos zu sehen und konkrete Namen zu lesen, schmeckte allerdings nochmal deutlich bitterer, wie Lian feststellen musste.

„Also, das Wichtigste vorweg“, begann der Falls und löste den Blick von dem Zettel mit den Vermisstendaten. „Keine Ahnung, in was für Kreisen du sonst so verkehrst, aber ernsthaft: Siez mich nicht.“ Der Falls suchte den direkten Blickkontakt, um deutlich zu machen, dass ihm das wirklich wichtig war. Diese förmlichen Anreden verband der 20-Jährige mit einer Gesellschaftsschicht, mit der er absolut nichts zu tun haben wollte. Und ganz davon ab machte es ihn gefühlt zwanzig Jahre älter als er war. Nein, es war besser, sich so etwas gar nicht erst anzugewöhnen und im Keim zu ersticken. „Und was die Sache mit den Informationen zu den Verschwundenen angeht…“ Sein Blick wechselte zum Ausgang des Gasthauses, gerade noch rechtzeitig, um die Familie entschwinden zu sehen, die am Nachbartisch ihre Mittagsmahlzeit zu sich genommen hatte. Da ging sie dahin, die Möglichkeit, an Informationen über die Geschehnisse in Idylia heranzukommen und stattdessen war es ein kalter Windhauch, der hineinwehte. Als die Tür der Pension sich wieder schloss, wandte sich Lian erneut Zachariel zu. „Ich hatte es vor, aber da wurde ich unerwartet in einer Fremdsprache von der Seite her angequatscht.“ War klar, wen Lian damit meinte, oder? Der Lockenkopf schmunzelte vage und tippte nachdenklich auf den Zettel, den der Ältere mitgebracht hatte. Dort stand eine Adresse – also eine weitere Möglichkeit, um an Informationen heranzukommen. Natürlich hatte Zachariel Recht: Sie sollten sich beeilen, um dieses mysteriöse Verschwinden von Kindern aufzuklären. Wer konnte schon sagen, was mit den Opfern geschehen war? Dennoch kam Lian nicht umhin, an die Kälte zu denken, die ihn außerhalb dieses angenehm beheizten Gasthauses erwartete und sein resigniertes Seufzen entfloh seiner Kehle. „Na schön, aber lass mich dir einen Tipp geben: Wenn du ernsthaft an Antworten interessiert bist, solltest du mich lieber reden lassen.“ Mit diesen Worten stand der Falls von seinem Platz auf, schnappte sich den Zettel und ging an Zachariel vorbei… da fiel ihm etwas auf. Automatisch blieb der Blick der hellgrünen Seelenspiegel am mattgrauen Bogen hängen, den der Dunkelhaarige auf seinem Rücken trug. Lian erkannte einen qualitativ hochwertigen Bogen, wenn er ihn sah. Und er konnte die Werkkunst dahinter durchaus wertschätzen. „Du bist Bogenschütze?“, fragte er daher interessiert nach und deutete mit dem Kinn auf das gebogene Stück Holz. „Schöne Waffe. Wo hast du sie her? Und aus welchem Material gefertigt? Das sieht mir nicht nach einem klassischen Eibenbogen aus.“

@Zachariel


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Zachariel
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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptySo 25 Dez 2022 - 20:23

Lost woods

70 † 70
@Lian #zacha #zachaq43

12 Jahre. Ein Kind. Zachariel biss die Zähne aufeinander. Er mochte kein guter Mensch sein, nicht immer die richtigen Wege eingeschlagen hatte, aber er hatte genug Gefühl und Verständnis, um eine klare Linie zu ziehen. Wen er auch bestohlen hatte, nie Kinder. Ein Kind sollte als Kind aufwachsen dürfen, die Welt in allen Farben kennenlernen, ohne sich Sorge zu machen. Es war nicht nur der Wolf in ihm, dessen Krallen ausfuhren, sondern vor allem Zacha Einstellung. Der Gedanke, dass auch nur die Möglichkeit bestand, dass jemand Kinder entführte, dass diese für immer Angst vor Situationen haben könnten, die sie daran erinnerten, zwangen ihn, ein Knurren zu unterdrücken. Weder Wolf, noch Mann gefiel dieser Gedanke. Wie Lian das sah, konnte der Ältere nicht ganz erkennen. Es war ihm auch nicht sonderlich wichtig, Zachariel hatte wenig Verständnis und Geduld mit Menschen, die sich nicht für das Wohl für Kinder einsetzen wollten. So nickte er nur knapp auf die Bitte des Braunhaarigen. Über sowas würde er nicht diskutieren, es war Lians Entscheidung, was ihm lieber war.
Zacha folgte Lians Blick und drehte sich halb um, wo er gerade noch eine kleine Familie das Gasthaus verlassen sah. „Wia könntn ihnen nach, wenn wia uns beeilen.“ Auf Lians Hinweis zu seiner Sprachart ging er nicht weiter ein, wäre es doch nur Zeitverschwendung. „Gehn wir zur Adresse oda da Familie nach? De Adresse rennt uns immerhin ned weg.“ Mit diesen Worten erhob der Wolf sich und zog den Reisverschluss der Lederjacke wieder zu. Damit verschwand das weiß des Hemdes und hinterließ Zacha in dunkel: schwarze Stiefel, Hose, Jacke und Haare. Gaea mochte seine Wohnung in grün gefärbt haben, aber sein Kleidungsstil war geblieben. „In Ordnung, du redest“, stimmte er zu. Sollte Lian etwas nicht fragen, konnte er ja ergänzen und ansonsten zuhören und sich seine Gedanken machen. Zachariel war sowieso kein großer Redner, Worte ihm zu leer im Gegensatz zu Taten. So folgte er dem anderen Magier zur Türe. Kurz huschte ein Schmunzeln über die Lippen des Werwolfes und er nickte. „Kann ma so sagen, ja.“ Auch wenn er seltener Tiere oder Monster erschoss, als Fenster ein. Das letzte Wesen war ein erbärmliches, halb verhungertes Wesen gewesen, dass er nur auf das Essen seines Auftragsgeber abgesehen hatte. Auch wenn Zachariel davon keine Alpträume hatte war ihm die Reaktion seiner Begleiterin @Delia noch klar in Erinnerung. Er hoffte, dass seine Worte ihr hatten helfen können, zu verstehen, warum so etwas manchmal nötig war. „Nah, es ist kein Holz. I … hab ihn vor etwa sieben Jahren in Oak Town in Auftrag geben, mit Metall.“ Es war ein Bogen, den er eigentlich nicht mehr haben sollte. Zachariel hatte ihn versteckt, als man ihn eingesperrt hatte und trug ihn nur bei Auftragen, wo ihm keiner einen Vorwurf machen konnte, sich zu bewaffnen. Und bei seinen nächtlichen Ausflügen natürlich. „Du kennst di mit Bögen aus?“, stellte er die Gegenfrage, während er Lian aus der Wirtshaus folgte und die Hände in die Taschen der Jacke schob. Kalter Wind biss sich in die ungeschützte Haut seines Gesichtes und brannte in seiner Nase. „Also, was is der Plan?“




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Lian
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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptyMo 26 Dez 2022 - 18:38

Irgendetwas änderte sich in der Ausstrahlung von Zachariel, während sein wacher Blick auf dem kleinen Foto von Felicia lag. War das… Sorge? Angst? Nein, da war etwas anderes, was tiefer reichte und gleichzeitig intensiver war. Auch ohne dass Lian seine Emotional Magic einsetzte, wurde ihm wenige Sekunden später klar, was genau es war, das da in Zachariel brodelte: Zorn. Weil es um Kinder ging? Hatte der Dunkelhaarige wohlmöglich persönliche Erfahrungen, die dafür sorgten, dass die Wut sich in seinem Körper breitmachte? Oder war es nur ein allgemeiner Sinn für Gerechtigkeit? Der Falls sah ebenfalls ein weiteres Mal hinab auf das Foto des 12-jährigen Mädchens und das erste Mal seit langer Zeit dachte er an seine kleine Schwester in Aloe Town. Er hatte sich in den letzten zwei Jahren deutlich von seiner Familie distanziert, sodass er auch Naza größtenteils aus seiner Wahrnehmung verbannt hatte. Umso heftiger traf ihn der Gedanke an das süße, braunhaarige Mädchen jetzt, das ungefähr im gleichen Alter war wie Felicia. Der Zorn in Zachariels Blick war jetzt zumindest ein bisschen greifbarer für den Falls, der mit einem Kopfschütteln das Bild von Naza aus seinem Gedächtnis verdrängte. Nein, seine Schwester war von den Vorfällen in Idylia nicht betroffen, also durfte er sich seine Gedankengänge auch nicht davon vernebeln lassen. Zumindest eine gute Sache hatte der merkwürdige Dialekt von Zachariel: Es machte es der Sphynx ziemlich leicht, wieder auf andere Gedanken zu kommen. Die Mundwinkel zuckten nach oben, sodass man den Hauch eines Grinsens auf den Lippen von Lian erahnen konnte. Noch konnte er die Worte von Zachariel verstehen, aber es war durchaus anstrengend und verlangte höchste Konzentration vom Wüstenbewohner. „Dann lass uns bei der Familie starten“, ließ er den Kollegen wissen und stand entschlossen von seinem Platz auf. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, verließen sie das Gasthaus und Lian ignorierte den kühlen Lufthauch, der ihm sogleich ums Gesicht wehte. Wie sehr er sich darauf freute, bald schon wieder in der warmen Wüste zu sein…

„Metall?“
Lians Augenbrauen huschten nach oben und er musterte mit einem genauen Seitenblick erneut den dunklen Bogen, den Zachariel auf dem Rücken trug. Lian hatte bereits davon gehört, dass einige Menschen solche Bögen nutzten, da sie – angeblich – mit weniger Kraftaufwand gespannt werden konnten und auch die Rückfederung nach dem Abschuss des Pfeils geringer ausfiel. Er selbst hatte allerdings nie mit einem Metallbogen geschossen, vermutlich, weil er in dieser Hinsicht deutlich traditioneller eingestellt war. Früher hatte er selbst mit einem Langbogen aus Eibe geschossen, bevor er dann auf seinen magischen Bogen umgestiegen war. Und der… naja, bestand eben aus Magie, weshalb er kaum in die üblichen Kategorien eingeordnet werden konnte. „Hast du schon immer mit Metallbögen geschossen?“, fragte der 20-Jährige ehrlich interessiert nach, bevor er die Gegenfrage von Zachariel hörte, kurz stutzte… und dann lächelnd mit den Schultern zuckte. „Ein wenig, ja“, gab er zur Antwort und rang ein wenig mit sich. Lian gab ungern viele Dinge von sich preis, es behagte ihm einfach nicht. Andererseits gab es selten die Gelegenheit, mit anderen Bogenschützen ins Gespräch zu kommen und auch, wenn der Falls es nicht unbedingt an die große Glocke hängte, so war das Bogenschießen doch immer eine große Leidenschaft von ihm gewesen. Vielleicht sogar die Leidenschaft neben seinem Dasein als Dieb. Und so gab er sich einen Ruck. „Ich bin selbst Bogenschütze und habe schon den einen oder anderen Bogen selbst angefertigt. Genauso wie die entsprechenden Pfeile.“ Er suchte Zachariels Blick, dem jetzt mit Sicherheit auffiel, dass Lian entgegen seiner Worte gar keinen Bogen sichtbar am Körper trug. Der junge Mann überlegte bereits, seinen magischen Bogen erscheinen zu lassen, ehe er die Familie, die eben noch im Gasthaus gewesen war, am Ende des Weges erkennen konnte. „Ich kann dir meinen Bogen später zeigen. Aber jetzt sollten wir uns zuerst auf die Leute dahinten konzentrieren“, teilte er Zachariel also mit und ruckte mit dem Kinn in Richtung der Familie, damit auch sein Kollege auf sie aufmerksam wurde.

@Zachariel


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Zachariel
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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptyDi 3 Jan 2023 - 23:41

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70 † 70
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Zehn Jahre und weil Zachariel als Person doch zivilisierter war als er mit der schwarzen Kleidung und seiner Sprach anmuten ließ, hinderten ihn daran, dem Wolf nachzugeben. Unruhig strich er in seinem Käfig herum, von Seite zu Seite, hin und her. Leises Klacken von Krallen auf hartem Boden, dass in seinem Kopf widerhallte. Der Wolf wollte hinaus, wollte seine Sinne nützen, um die Kinder zu finden und jede Gefahr mit Fängen angehen. Zacha presste die Lippen zu einem schmalen Strich und hielt sich aufrecht, kämpfte gegen das Bedürfnis an und ging mit Lian aus dem Wirtshaus. Die den Reisverschluss der Jacke hatte er wieder bis zum Kinn hochgezogen und die Hände in Handschuhe gesteckt und in die Taschen gesteckt. Der frische Wind kühlte ihn herab und Zachariel fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht, als könnte er den Wolf so zurückdrängen. Die vertraute Kälte brannte in seiner Nase, wann immer er tief einatmete. „Jo“, bestätigte er die Nachfrage des Jüngeren. „I hab mit normalen Bögen angefangen, bei Parcours und mir mit dreiundzwanzig an Metallbogen gekauft. Des is oba nicht mein erster, der war ned so gut gemacht.“ Seine Mundwinkel zuckten. Als er mit zwanzig mit dem Bogen begonnen hatte, hatte er keine Ahnung gehabt, wie man mit den Waffen umging. In seiner Zeit im Gefängnis wiederum hatte er lange Zeit nicht trainiert und entsprechend hatte er sich erst wieder in Form bringen müssen, als man ihn entlassen hatte. Mit Gaea blieb ihm noch weniger Zeit für sich, aber nie würde er es bereuen, die kleine Nymphe in sein Leben gelassen zu haben. Er zog die Zeit von seinem Schlaf ab und kompensierte diesen seinerseits mit Kaffee … und Augenringen.
Lians ‚ein wenig‘ war dann doch deutlich mehr. Einen Bogen hatte er selbst noch nie gemacht. Es ging ihm auch nicht darum, Bögen zu machen, sondern eine Waffe, einen Einbruchsgegenstand zu haben. Anstatt Lian das zu sagen, sagte er: „Ah, ja, sehr gern. I treff selten Leute, de a mit Bögen schießen. Mochst du des als Hobby?“, erkundigte er sich und setzte sich mit diesen Worten in Bewegung, als Lian ihn auf die Familie aufmerksam machte. Auch wenn der Jüngere das Reden übernehmen wollte, würde Zachariel ihm nicht blind hinterher laufen. Stattdessen blieb er an der Seite des Magiers, als sie sich der Familie näherten. „Entschuldige, dürften wir Sie kurz stören?“, machte er auf sich aufmerksam, mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Ihnen weiter nachzulaufen würde nichts bringen und so besah er sich nun die Gesicht der beiden Eltern und des blonden Mädchens. Sie war etwas größer als Gaea und sah mit großen, braunen Augen zu ihm hoch. Dann zu Lian und wieder zurück, einen Arm um das Bein ihrer Mutter geschlungen. Wäre es das Kind alleine gewesen, wäre er in die Knie gegangen, so blieb er mit ein wenig Abstand stehen, um der Kleinen keinen Schreck einzujagen. Nicht, dass er besonders hervorstach, doch mit seiner üblichen, schwarzen Kleidung und nicht gerade klein, war es schon möglich, dass Kindern zu Beginn eingeschüchtert waren. So hielt er sich zurück, überließ Lian das Reden und atmete den Geruch der Familie ein. Eine Spur, nur für den Fall … Ein Fall, der hoffentlich nicht eintreten würde.




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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptyMi 4 Jan 2023 - 21:59

Irgendetwas hatte Zachariel an sich, was nicht normal war. Und das Lian gleichzeitig an etwas erinnerte, was ihm wiederum verdammt bekannt vorkam. Aber war genau war es? Während er und der ältere Magier das Gasthaus verließen, erlaubte sich der Dieb, seinen Begleiter unauffällig von der Seite her zu mustern und der Falls war sich sicher, dass irgendetwas im Köpfchen des Dunkelhaarigen vorgehen musste, das nur indirekt mit dem Auftrag zu tun hatte. Als wäre er in einem Kampf mit sich selbst gefangen? Haderte Zachariel mit irgendetwas? Aber wenn ja, mit was? Die Geste, wie er sich mit der Hand über das Gesicht fuhr, war für Lian mehr als offensichtlich, auch ohne dass er seine Emotional Magic nutzte, um mehr Erkenntnisse zu erlangen. Nein, er war sich sicher, dass Zachariel Geheimnisse verbarg und Lian überlegte noch, ob er genug Interesse an diesen Geheimnissen hatte, um weiter nachzuforschen. Nun, im Zweifel hatten sie noch einen ganzen Auftrag vor sich, also würden sich noch genügend Gelegenheiten ergeben, um den Geheimnissen des älteren Mannes auf die Schliche zu kommen. Sofern der Falls es denn wirklich darauf ankommen lassen wollte. „Parcours?“, fragte er stattdessen, was in ihrem Gespräch deutlich mildere Gewässer waren. Der 20-Jährige hatte tatsächlich keine Ahnung, von was für einer Form von Parcours sein Begleiter sprach – bei den Parcours, die er kannte, hatte er nie einen Bogen benötigt. Mindestens genauso interessant war allerdings auch die Aussage, dass Zachariel sich seinen ersten Bogen mit 23 Jahren gekauft hatte, jene Waffe, die er nun auf dem Rücken trug, aber nicht sein erster Bogen war. Das bestätigte Lian nur erneut darin, dass Zachariel deutlich älter sein musste als er selbst. Was der Dunkelhaarige in seinem Leben wohl alles schon getrieben hatte? Offensichtlich nicht genug, um den merkwürdigen Dialekt aus seiner Heimat abzulegen. Ein Gedanke, der Lian schmunzeln ließ. „Als Hobby hat es angefangen, ja. Da war ich… 13 oder so.“ Der Illusionist versuchte sich, genauer zurückzuerinnern, aber das war gar nicht so leicht. Die Zeit damals verschwamm ein wenig in seinem Geiste, immerhin war ziemlich viel in kurzer Zeit geschehen. „Heute nutze ich einen magischen Bogen. Es ist also irgendwie auch zu einem… Arbeitsgegenstand geworden, wenn man es so nennen will.“ Tja, mehr war diese Magiersache für den Falls eben auch nicht. Seine Arbeit, mit der er aktuell seinen Verdienst sicherte, sofern er nicht doch hier und dort ein paar Gegenstände mitgehen ließ. Tatsächlich hatte die Anzahl seiner Diebstähle in den letzten Monaten rapide abgenommen und ein immer größerer Teil seines Einkommens stammte aus legalen Quellen. Woran das wohl lag? Wurde da etwa doch jemand erwachsen? Sicherlich hätte der Falls noch mehr zum Thema Bogenschießen mitteilen können, aber die Tatsache, dass sie die gesuchte Familie aufgespürt hatten, ließ Lian innehalten. Sie konnten das Gespräch ja vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt fortführen, wenn sie ungestört waren.

„Entschuldigen Sie“, stimmte Lian den Worten von Zachariel zu, wandte die Aufmerksamkeit von dem kleinen Mädchen ab und sah stattdessen zu ihrer Mutter. Eine eigentlich ganz hübsche Frau mit blonden Locken, wenngleich die tiefen Augenringe verrieten, dass sie in letzter Zeit scheinbar schlecht geschlafen hatte. Machte sich diese Frau vielleicht Sorgen um ihre Tochter? „Ich habe Ihr Gespräch vorhin im Gasthaus mitbekommen. Sie sprachen über die verschwunden Kinder. Über… Ezra.“ Ja, Lian hatte den Namen bewusst in den Mund genommen, denn nicht nur die Mutter war es, die bei der Erwähnung zusammenzuckte. Auch das kleine Mädchen, das sich an das Bein ihrer Mutter geklammert hatte, erzitterte plötzlich. Sie waren hier also offensichtlich richtig und hatten zudem nun die volle Aufmerksamkeit der Familie. Genau das, was Lian hatte haben wollen. „Wir sind Magier und möchten die vermissten Kinder finden.“ Er wollte noch etwas sagen, aber das kleine Mädchen rief dazwischen: “Das heißt, ihr werdet auch Ezra finden? Ja?!“ Hoffnungsvoll blickten die hellblauen Augen riesig groß zu den beiden Magiern hinauf, sie löste sich sogar vom Bein ihrer Mutter, um ihnen ein Stückchen entgegenzukommen. Es war schon… herzerwärmend. Das musste sogar Lian gedanklich zugeben. „Wir werden auch Ezra finden“, stimmte der 20-Jährige also selbstbewusst klingend und mit einem auffallend warmen Unterton zu, weil er wusste, dass es genau das war, was dieses Mädchen hören wollte. Die Tochter der Familie auf der eigenen Seite wissend, wandte sich Lian nun wieder an die Mutter. „Können Sie uns bitte sagen, was Sie über das Verschwinden der Kinder im Dorf wissen? Jedes Detail hilft uns weiter.“

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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptyMo 9 Jan 2023 - 22:44

Lost woods

70 † 70
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„Jo, des is a wenig wi a Erlebnispark mit einer Wanderung verbunden … Es gibt aufgestellte Ziele, für Leit de des als Hobby mochen, mit ned so guten Bögen, oba es ist ganz witzig zum Üben oder für Kinder.“ Auch Lian erzählte ein wenig von sich, davon, wie lange er in etwa schon trainierte und mit was genau. Zachariel stimmte ihm nickend zu. Auch für ihn war der Bogen ein Arbeitsgegenstände, für seine legale und illegale Arbeit. „Mein Bogen selbst ist nicht magisch, aber meine Pfeile“, gab er von seiner eigenen Magie preis. Der Wolf konnte weder Feuer, Wind oder Wasser bändigen, konnte sich nicht verwandeln noch in anderen Richtungen Zaubern. Aber seine Pfeile waren variabel, hatte verschiedene Möglichkeiten und waren vor allem verdammt praktisch. Hoffentlich würde sich deren Vorteile heute nicht zeigen müssen.
Die beiden Magier waren der Familie gefolgt und Zachariel hielt die vier vom Weitergehen ab, indem er sie ansprach. Wie Lian gewollt hatte, klappte er daraufhin den Mund zu und schenkte nur dem blonden Mädchen eines der Lächeln, die Gaea immer zum Schmunzeln bringen könnten. Die Wut über die verschwundenen Kinder flammte wieder auf, als die Familie bei Ezras Erwähnung zusammenfuhr. Wer oder was auch immer daran Schuld war, dass die Familie in Angst lebte … Zachariel würde es schwer fallen, den Wolf unter Kontrolle zu halten. Doch er zwang sich, den Ärger aus seinem Gesicht zu halten. Das Mädchen klammerte sich an ihre Mutter und er wollte kein weiterer Grund für Angst sein. Erst als Lian ihr versprach, Ezra zu finden, löste sie ihre Ärmchen wieder. Zachas Begleiter stellte derweil die wichtigsten Fragen an die Familie und der Schütze hob den Blick, um diesen zwischen Mutter und Vater hin und her schweifen zu lassen. Anstatt direkt zu antworten wandte sich die Mutter des Mädchens an ihrer Partner und bat ihn, mit dem Kind vorzugehen. Sie hatte recht, die Kleine brauchte nicht mehr zu hören. „Versprecht ihr, dass ihr Ezra findet?“, war ihre letzte Frage, als sie mit ihrem Vater an der Hand loslief. Zachariel nickte. „Versprochen.“

„Es hat vor über einer Woche begonnen, dass Kinder verschwunden sind. Mal ein, mal zwei oder gar drei in der Nacht, mal eine Nacht gar keiner. Am Abend sind sie noch da und dann … Ezras Mutter hat ihm noch ein Schlaflied gesungen und als sie am frühen Morgen in sein Zimmer kam, war er verschwunden. Einfach weg, keine Spuren.“ Sie holte zitternd nach Luft. „Ein junger Mann ist auch verschwunden, vor vier Tagen. Die meisten sind aber Kinder … Kinder. Wie gesagt, es gibt keine Spuren. Keine Gewalt in den Zimmern, was ich gehört habe. Niemand weiß, warum sie das machen- außer … ein Junge hat Geschichten erzählt, aber das sind wilde Geschichten. Vermutliche seine Art damit umzugehen, dass sein kleiner Bruder verschwunden ist.“ Zachariel hielt inne. Geschichten. Er warf einen Blick zu Lian hinüber und beschloss, dass eine Frage nicht schaden würde. Eine kurze Frage schon gar nicht. „Welche Gschichten?“, fragte er vorsichtig nach. Die Frau zögerte kurz. „Ich, ich habe sie nur aus zweiter Hand. Aber scheint, als würde er seitdem schlafwandeln oder seinen Bruder im Schlaf suchen. Wer weiß schon, was mit Teenager oft los ist. Mir tun nur seine Eltern so leid, erst sein Bruder und nun erzählt ihr verbliebenes Kind von Monstern und Nachtwanderungen.“




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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptyDi 10 Jan 2023 - 20:35

Okay, es war soweit. Obwohl Zachariel sich ernsthaft Mühe gab, die Frage zu beantworten, war Lian nach den gesprochenen Worten einfach genauso dumm wie vorher. Er vermutete, dass der ältere Magier ihm gerade erklärt hatte, was Parcours waren, vielleicht auch, wie er selbst auf dieses Hobby gekommen war. Aber ehrlich – egal wie oft der Wüstenbewohner die gesprochenen Worte nochmal Revue passieren ließ, er verstand einfach nur Bahnhof. Wie zum Henker konnte Zachariel mit so einem Dialekt in der Welt überleben? Es war für Lian ein Rätsel – genauso wie die Sache mit den Parcours. „Aaaah. Alles klar“, erwiderte er und meinte damit natürlich genau das Gegenteil. Naja, egal, gerade gab es wichtigere Dinge als die Erklärung, was Parcours waren. Immerhin die Sache mit den magischen Pfeilen verstand der Falls! „Hm. Das musst du mir mal zeigen.“ Ob diese magischen Pfeilen mit den seinen mithalten konnten? „Vielleicht ergibt sich ja die Gelegenheit für ein kleines Wettschießen.“ Der 20-Jährige grinste fein, mochte den Gedanken an diese Herausforderung. Lian war trotz seines offiziellen Ranges nicht allzu stolz auf seine magischen Fähigkeiten, dafür aber umso mehr auf seine Fertigkeiten im Bogenschießen. Was das anging, hatte er schon in seiner Jugendzeit keine Herausforderung ausschlagen können – etwas, das sich bis heute erhalten hatte.

Gut, aber nun erst einmal zu der Sache mit der eingeholten Familie: Nur kurz sah der Falls dem Vater und dem kleinen Mädchen hinterher, die sich entfernten, bevor die hellgrünen Augen zurück zu der Mutter wanderten. Sie ließ sich erneut versichern, dass die beiden Magier wirklich interessiert daran waren, das verschwundene Kind – Ezra – zu finden. Und dann… sprach sie. Natürlich war es schockierend, was die Frau ihnen offenbarte, Lian versuchte allerdings, sich auf die wesentlichen Punkte zu konzentrieren. Das Verschwinden der Kinder war anders, als er erwartet hatte. Damals in Nanto, als er gemeinsam mit Charon eine Mordserie aufgedeckt hatte, hatte es ein Muster gegeben. Alle drei Tage war eine Person verschwunden, sodass absehbar war, wann es erneut einen Vorfall geben würde. Doch das hier? Die einzige Konstante, die es gab, war das Alter der Opfer – und sogar hier gab es eine Ausnahme, wenn es stimmte, dass es zwischendurch auch einen jungen Mann getroffen hatte. Alles in allem hieß das, dass auch heute wieder ein Kind verschwinden könnte. Vielleicht auch zwei oder drei. Oder… es verschwand überhaupt kein Kind, in der gesamten Zeit, in der die Magier anwesend waren. Lian war ein Kopfmensch, er suchte immer Muster, an denen er sich orientieren konnte und anhand derer er Pläne schmiedete, bevor er wirklich tätig wurde. Es missfiel ihm, dass das hier überhaupt nicht möglich schien. Leider änderte das an den Umständen rein gar nichts. „Geschichten…“, brummte der 20-Jährige, während auch Zachariel weiter nachhakte. Auch wenn die Mutter nicht viel davon zu halten schien, vielmehr Mitleid mit den betroffenen Eltern hatte, wurde der Falls doch hellhörig. Klar, es konnte sein, dass dieses Kind sich nur etwas einbildete… aber es könnte auch ein Indiz sein. Und jetzt mal ehrlich: Es war das einzige Indiz, das er und Zachariel hatten. Er wollte diesen Jungen und seine Familie aufsuchen – vielleicht konnte der Braunhaarige ja auch mithilfe seiner Emotional Magic herausfinden, ob an den Geschichten des Jungen etwas dran war. „Ich würde gerne mit der Familie sprechen“, setzte der Illusionist daher an und bat die Mutter um die Adresse. Diese zögerte kurz, wohlmöglich unsicher, ob es in Ordnung war, zwei wildfremden Männern die Adresse der befreundeten Familie mitzuteilen. Am Ende stimmte die Dame allerdings zu – sie sah ein, dass Lian und Zachariel die letzte Möglichkeit zur Rettung der verschwundenen Kinder waren. Leider hatte sie keine weiteren Hinweise für die Magier, sodass sie sich verabschiedete. Und damit… waren sie wieder auf sich alleine gestellt.

„Hm. Die Adresse sollte sich finden lassen“, sprach der Falls, während er den Zettel überflog, auf den die Mutter die Daten geschrieben hatte. Dann ging er los – davon ausgehend, dass Zachariel sicherlich folgen würde. Sie folgten dem Pfad in Richtung Dorf und Lian steckte das Papier weg, während er mit einem Seitenblick seinen Kollegen musterte. Zachariel hatte immer noch etwas an sich, das der Falls nicht richtig zuzuordnen wusste, weshalb er sich ein paar Sekunden Zeit ließ, ehe er fragte: „Sag mal, hast du ein Händchen für Kinder?“ Die Sphynx sah wieder nach vorne und zuckte mit den Schultern. „Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Ich denke, ich kann ihn mit meiner Magie manipulieren.“ Dabei ließ der Braunhaarige offen, was genau er damit meinte – was für Magien er beherrschte, hatte er Zachariel bisher noch nicht mitgeteilt. „Aber vielleicht bekommen wir ihn auch so zum Reden. Könnte mir zumindest vorstellen, dass die Eltern das lieber sehen. Und… es würde Mana sparen.“ Der Falls schmunzelte und überspielte sowohl mit seinen Worten als auch den Gesten das ungute Bauchgefühl das er hatte. Eigentlich interessierte sich der 20-Jährige nicht für andere Menschen, irgendwelche wildfremden Leute. Aber… so ganz egal war ihm das Schicksal von unschuldigen Kindern wohl doch nicht, auch wenn er vehement versuchte, sich selbst etwas anderes einzureden.

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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptyFr 20 Jan 2023 - 16:47

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Zachariel stimmte dem jüngeren Mann nickend zu. Er traf nicht so oft Bogenschützen und es wäre sicher interessant, sich mit Lian zu messen und sich anzusehen, wie dieser mit normalen Pfeilen umging. Zacha hatte neben den magischen Pfeilen auch normale, nahm diese aber nicht immer mit und die anderen konnte er dank der Magie zu sich rufen, sodass er sich einen Köcher ersparte.
Das war zumindest jetzt aber nicht sein größtes Problem. Der Wolf lauschte den Worten der Mutter. Im Gegensatz zu Lian war er noch relativ neu im Magiergeschäft. Vor den Jahren im Gefängnis hatte er denen geholfen, die in der Nähe seine Hilfe gebraucht hatten. Denen, die ausgebeutet oder benutzt wurden, die, die nicht das Geld oder den Mut hatten, sich wirklich zu wehren. Er hatte Selbstjustiz für sie betrieben, nachdem er auch dem legalen Wege viel zu langsam nichts erreicht hatte. Die Menschen, die sich nicht um ihr Volk kümmerten sondern nur auf das Geld sahen, hatten ihn nicht unterstützt. Zacha gab ihnen nicht die Schuld an dem, was er geworden war. Es war seine Entscheidung gewesen, eine, die er immer wieder treffen würde, wenn es notwendig war. Er gab ihnen aber sehr wohl die Schuld an dem Leid anderer. All das hatte ihn bis vor zwei Jahren davon abgehalten, sich mit Quests zu beschäftigen, sodass Lian gut möglich mehr Erfahrung darin hatte. Dennoch fragte Zachariel nach, was für Geschichten denn gemeint waren. Eine konkrete Antwort konnte die Mutter ihnen nicht geben. Sie schien nicht daran zu glauben, vielmehr hörte er Sorge um den Jungen und seinen kleinen Bruder in ihren Worten, als sie von Nachtwanderungen und Monstern sprach. Hatte der Teenager Alpträume? Oder schlafwandelte er? Beides konnte Zachariel sich vorstellen, beides nicht zwingend hilfreich, aber es war eine Spur. Auch Lian folgte dem Pfad und bat um die Adresse. Zachariel blieb stumm, während der Jüngere diese schließlich auch bekam. Mehr erfuhren sie nicht und kaum verabschiedet, warf der Wolf einen Blick auf den Zettel. Er konnte nur das erste Wort verdreht herum, wie er stand, entziffern, da war der Zettel auch schon wieder weg. „Dann lass uns gehen.“ Er folgte Lian durch das verwachsene Dorf, den kalten Wind im Gesicht. Die Grimmigkeit, die Anspannung in seinen Schultern und seinen Gesichtszügen, ließ bei Lians Frage augenblicklich nach. Unwillkürlich verzogen seine Lippen sich zu einem Lächeln, als er an Gaeas Gesicht dachte. An die kleine Nymphe, die Farbe in sein Leben und seine Wohnung gebracht hatte, zusammen mit einer Sammlung von Kleintieren, die ihm das Geld aus den Taschen fütterten. „I denk schon. I hab zwar selbst direkt keine Kids, oba meine Schwester und i hab a Ziehtochter.“ Er schmunzelte in Erinnerung an Gaeas Überlegungen, ob sie ein Kind, ein Welpe oder etwas anderes wäre. Im Grunde war es egal, sein Wolf sah @Gaea als seinen kleinen Welpen an.
Bei dem, was Lian ergänzte, verschwand die Liebe für das kleine Mädchen aber schnell aus seiner Stimme. „Manipulieren? Was kannst du?“ Zachariel konnte nichts dagegen machen, gegen den Anflug von Unsicherheit. Wenn es nicht nur eine Kunst sondern eine Magie war … In seinem Kopf? Sah Lian in seinen Kopf? Nein, das ging nicht. Oder? Seine Entspannung war Geschichte. „Das mach ma nicht, wenn es nicht wirklich notwendig is.“ Allein die Vorstellung war, als würde man ihm den Pelz in die falsche Richtung streicheln.

Einige Zeit später erreichten sie das Haus am Rande des Dorfes. Auch Zachas Nase war mittlerweile etwas rötlich und sicher kalt, als er neben Lian stehen blieb. „Das is des Haus?“, erkundigte er sich. Groß war es ist, einstöckig in hellbraun mit einem roten Dach, in das Fenster eingelassen waren und vielleicht als zweiter Stock dienen mochte. Zachariel schnüffelte, während sie sich näherten, und er drückte die Klingel. Wenn sie schon drinnen waren, dann könnte er hoffentlich zumindest den Geruch des Bruders aufschnappen. „Wenn du wieda reden willst, es wäe super zu wissen, wann da kleine Bruder verschwunden is“, meinte er, während sie warteten. Die Chance war winzig, dass er noch eine Spur riechen würde, aber mit verdammt viel Glück …




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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptySo 22 Jan 2023 - 16:05

Ah – missfiel da etwa jemanden der Gedanke, dass man Menschen in seinem Umfeld wie Puppen manipulieren konnte? Lian streifte Zachariel mit einem nachdenklichen Seitenblick und verkniff sich am Ende das Lächeln, das sich vehement auf seine Lippen schleichen wollte. Die Unsicherheit und auch der Argwohn waren den Seelenspiegeln des älteren Magiers mehr als deutlich anzusehen. Für Lian war es zu einer Normalität geworden, Menschen zu manipulieren, sich Realitäten so zurechtzubiegen, das sie für ihn passend waren und er dadurch schneller ans Ziel gelang. Früher waren es schlicht seine Lügengeschichten gewesen, zusammen mit dem spielerischen Auftreten, das der junge Mann an den Tag legen konnte, selbst wenn ihm eigentlich überhaupt nicht danach zumute war. Später waren die Illusionszauber hinzugekommen, genauso wie die Emotional Magic. Wohlmöglich hatte der Falls verlernt, dass es Grenzen gab, die man – sofern es nicht wirklich absolut notwendig war – nicht zu überschreiten hatte. Nicht, weil es irgendwo niedergeschrieben stand, sondern weil es Teil eines angemessenen Verhaltens in der Gesellschaft war. Das Misstrauen von Zachariel erinnerte ihn wieder daran und sorgte immerhin dafür, dass der 20-Jährige für ein paar Sekunden darüber nachdachte. Schlussendlich zuckte der junge Mann allerdings nur mit den Schultern. Allgemein würde Lian wohl weiterhin seinem eigenen Pfad folgen, aber er war gewillt, sich zumindest jetzt ein wenig an Zachariel anzupassen, weshalb er zustimmend nickte. „Alles klar. Dann kannst du gleich gerne zeigen, was du im Umgang mit Kindern so draufhast.“ Lian schmunzelte.

Irgendwann erreichten die beiden Magier ihr Ziel: Ein Haus mit hellbrauner Fassade, gekrönt von einem rötlichen Dach, das in der sonst eher grünlich bewaldeten Umgebung ziemlich herausstach. Lian musste den Kopf in den Nacken legen, um auch zum zweiten Stockwerk hinaufzublicken – ziemlich groß. Er vermutete, dass die Familie, die hier wohnte, ein gewisses Vermögen besitzen musste. Das Gebäude war in jedem Fall größer als eine Vielzahl anderer Hütten, an denen sie in Idylia vorbeigekommen waren. „Das ist das Haus“, bestätigte er unumwunden die Frage von Zachariel und trat an seine Seite, nachdem an der Tür geklingelt worden war. Erneut nickte er auf den Einwand seines Kollegen hin, dann öffente sich die Tür. Der Illusionist drehte das Gesicht ohne auffallende Hast in besagte Richtung und erkannte einen Mann, etwas kleiner als der Falls, gleichzeitig aber mindestens zwanzig Jahre älter - das war zumindest der Gedankengang von Lian. Das braune Haar trug dieser Mann kurz, dazu war ein Bartansatz an Kinn und Wangen erkennbar, der aber nicht besonders gepflegt aussah. So als hätte er schlicht vergessen, ihn in den vergangenen Tagen zu stutzen. Zudem waren es Augenringe, die Lian sofort auffielen: Dieser Mann wirkte auf Anhieb ziemlich entkräftet und geschlagen von der Umwelt. “Wer seid ihr?“, fragte der braunhaarige Herr nach kurzer Musterung der Besucher. Aus seinem Gesicht sprach ein gewisser Argwohn. „Wir sind Magier, die hergeschickt wurden, um die verschwundenen Kinder zu finden.“ Bei Erwähnung der Kinder zuckte der Mann sichtlich zusammen, ein bisschen so wie die Mutter, die Zachariel und er vor dem Gasthaus angesprochen hatten. Das Thema schien ein wunder Punkt zu sein. „Lian und Zachariel“, schob die Sphynx geschwind nach, um keine unangenehme Stille entstehen zu lassen. „Wir haben über Ezras Mutter erfahren, dass Ihr Sohn ebenso verschwunden ist.“ Nur die halbe Wahrheit – eigentlich hatten er und Zachariel nie mit Ezras Mutter selbst gesprochen, sondern nur über eine Bekannte von ihr erfahren. Aber Lian glaubte, dass sie deutlich mehr Vertrauen von diesem Mann gewinnen konnten, wenn sie bekannte Namen verwandten, als nur davon erzählten, von irgendeiner namenlosen Mutter hergeschickt worden zu sein. Und Ezras Mutter war genauso betroffen wie dieser Mann, beide vermissten sie Kinder, sodass der Mann vielleicht schneller gewillt war, die Magier in sein Haus zu lassen. Der Vater – zumindest ging Lian stark davon aus, dass es der Vater war – betrachtete die Magier erneut mit einem schwer deutbaren Blick. „Ich denke, im Haus lässt es sich leichter reden“, ergänzte der Falls, als er direkt in die müden Augen des Mannes blickte und zu seiner Erleichterung nickte dieser, trat zur Seite und ließ Zachariel und ihn mit einer einladenden Geste eintreten. Sie wurden in ein geräumiges, aber wenig auffälliges Wohnzimmer gebracht. Ein paar Bücherregale, ein Esstisch mit Stühlen, ein bräunlicher Teppich in der Zimmermitte und eine Couch waren auf Anhieb zu erkennen. Auf Letzterer konnten es sich die Magier gemütlich machen. Der Mann entschuldigte sich kurz, um seine Frau über den Besuch zu informieren – anders, als Lian es erwartet hatte, kam er nach ein paar Minuten alleine zu den Magiern zurück, von seiner Frau keine Spur. “Meine Frau ist im oberen Stockwerk und kümmert sich um unseren Sohn. Er… ist völlig außer sich, seit sein Bruder verschwunden ist.“ Lian nickte. „Wann ist sein Bruder verschwunden?“, fragte der Falls und erhielt sogleich die Antwort: “Vor drei Tagen.“ Hm. Das war noch nicht allzu lange – was auch immer Zachariel mit dieser Information hatte anfangen wollen, der Lockenkopf sah mit einem Seitenblick zu seinem Partner, um herauszufinden, ob er über diese Information erfreut war oder nicht. Erst danach wandte sich Lian wieder an den Vater. „Wir haben gehört, dass Ihr zweiter Sohn einige Geschichten erzählt, seit sein Bruder verschwunden ist?“ Es dauerte einen Augenblick, bis der Vater sich gesammelt hatte, aber er nickte zögerlich. “Ja, das stimmt. Aber… nunja, ich weiß nicht, ob er nur von Alpträumen heimgesucht wird. Die Geschichten… sie sind wirr. Und er erzählt sie auch nicht jedem.“ Hm. Ja, das hatte Lian befürchtet. Er hob die Mundwinkel zu einem Lächeln an und deutete mit der Rechten auf Zachariel an seiner Seite. „Mein Kollege hier hat ein Händchen für Kinder. Ich denke, er wird mit Ihrem Sohn über die Geschichten sprechen können.“ Das war doch immerhin ihr Plan gewesen, oder? „Könnten wir mit Ihrem Sohn sprechen? Das könnte uns bei der Suche vielleicht weiterhelfen“, ergänzte Lian und war froh, als der Vater zustimmte. “Folgt mir bitte. Er ist im Zimmer seines Bruders.“

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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptyFr 27 Jan 2023 - 21:11

Lost woods

150 † 150
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Es dauerte eine Sekunden, bis der Wolf sich von Lian abwenden konnte. Manipulation. Es war nicht Zachariels großer Kampf, die Menschen davor zu bewahren. Es gab auch Personen, bei denen er solch eine Kunst selbst einsetzen würde mit dem Ziel, ihnen am Ende zu schaden, aber keinem Kind. Und den Teufel würde er tun und Lian ein unschuldiges Kind ausliefern. Es war der Beschützerinstinkt, der anschlug wie ein bellender Hund bei einem Einbrecher. Ein sehr passender Vergleich. Zacha unterdrückte ein Knurren, dass der Jüngere es überhaupt in Betracht zog, als er ihm folgte. „Egal was ich draufhabe, wir werden kein Kind manipulieren.“ Die Eltern, damit konnte er leben, aber nicht mehr und nur wenn ihnen nichts anderes blieb.
Das Haus stach ziemlich hervor. Nicht nur, dass es groß war, viel einiges größer als sein eigenes Elternhaus, dass er immerhin nicht zwei weiteren Geschwistern geteilt hatte, sondern durch seine Position am Rand fiel das noch mehr auf. Zachariel blickte hinauf zu den Großteiles dunklen Fenstern. Er nickte leicht als Zeichen, dass er Lians Bestätigung gehört hatte und klingelte. Darauf wartend, dass sich die Tür öffnen würde, gab er Lian noch eine letzte Bitte mit auf den Weg. Kurz darauf roch er die andere Person, als die Tür auch schon aufschwang. Der Mann sah noch einmal zehn Jahre älter aus als der Wolfs selbst und sah nicht gut aus. Nicht krank, eher von Alpträumen und der Schwere des Lebens geplagt. Die Augenringe waren ihm verdammt vertraut. Lian stellte sie beide vor, sowie ihren Grund und der Mann fuhr zusammen, sein Gesicht wurde noch blasser, die Sorgenfalten um seinen Mund verstärkten sich. Zu der kleinen Lüge sagte Zachariel nichts. Der Wolf erkannte den Zweck von Halbwahrheiten und nach einer weiteren Musterung wurden sie eingelassen. „Danke.“ Zachariel schenkte dem Mann ein kleines Lächeln und trat hinter Lian über die Quelle in das Haus. In dem Wohnzimmer sah Zachariel sich um und atmete tief den Geruch der Familie ein. Er roch nach Leben, nach köstlichem Essen und alten Büchern, trotz der bedrückenden Stille. Der Schwarzhaarige nahm auf dem Sofa Platz und öffnete den Reisverschluss der Lederjacke. Er lehnte den Bogen gegen die Seite. Das matte Metall reflektierte kaum Licht und würde so hoffentlich weniger auffallen. Es hatte seine Gründe, dass er diese Farbe gewählt hatte. Der Mann, der Vater der Jungen, kehrte zu ihnen zurück und erklärte, wo seine Frau sei. Drei Tage. Zachariel runzelte die Stirn. Eine lange Zeit, wenn der Schnee fiel oder der Wind eine Spur verwehte. Eine verdammt lange Zeit, ein Kind zu vermissen. Er hatte schon mit genug Sorge zu kämpfen, wenn Gaea in einer fremden Stadt für drei Stunden verschwand, weil sie einem Schmetterling hinterherlief. So etwas wollte er nie, niemals erleben. Und wenn er den Schuldigen finden würde, dann dieser auch nicht. Der Wolf in ihm bleckte die Fänge. Zachariel blinzelte, zwang den Wolf, dem er die bernsteinfarbenen Augen zu verdanken hatte, zurück, um sich wieder auf das Gespräch zu konzentrieren. Bestätigend nickte er und erhob sich mit Lian, um dem Vater zu folgen. Den Bogen ließ er unten. Sie gingen die Treppe hinauf und Zachariel blieb neben dem Jüngeren. „Kommt du mit oda willst du mit seinen Eltern redn?“, fragte er leise, ehe sie das Zimmer erreichten. Der Vater klopfte an. „Juli? Einer der beiden Magier würde gerne mit ihm reden.“ Schritte, dann wurde die Tür geöffnet und eine kleine, hellhaarige Frau streckte den Kopf heraus. Auch sie wirkt erschöpft und müde, als sie die Tür ganz aufzog. „In Ordnung … aber seid vorsichtig mit euren Fragen.“ Sie sah erst Lian, dann Zachariel an, der sich an dem Jüngeren vorbeischob, als Juli ihnen Platz machte, einzutreten. „Wir werden aufpassn.“ Der Wolf trat in das Zimmer und auf das Bett zu, auf dem in eine Decke gekuschelt ein dunkelhaarige Junge saß, das Kinn auf den Knien abgelegt. Zachariel ging vor ihm in die Hocke. Hier war der Geruch seines jüngeren Bruders viel, viel deutlicher trennbar. „Hallo, ich bin Zachariel“, begann er, den Kopf leicht schräg gelegt. „Ich und mein Begleiter sind hier, um dir zu helfen … darf ich fragen, wie du heißt?“ Der Wolf hielt inne, gab dem Jungen Zeit, ihn zu betrachten. Er war älter als erwartet, um die dreizehn Jahre schätze er. Zacha krallte die Finger um seine eigenen Knie. Und sein jüngerer Bruder war verschwunden. Jüngerer. „Wir haben einer Freundin von Ezra versprochen, dass wir ihn zurückholen. Ich will auch dir das Versprechen geben. Wir werden deinen Bruder suchen und zurückholen.“ Und wenn es länger dauern würde, als wie das Dorf ihn bezahlen konnte. Zachariel hatte noch nie aufgegeben, wenn Menschen Hilfe brauchten und diese nicht bekommen konnten. „Ich verspreche es dir.“ Er erhob sich langsam und setzte sich neben den Jungen auf die Bettkante. „Ich habe eine kleine Tochter, weißt du. Sie ist drei Jahre alt und wir werden uns hier so bemühen, als wenn sie verschwunden wäre.“ Endlich drehte der Teenager den Kopf und blinzelte. „I-ich. Wie?“
„Dafür brauchen wir dich. Wir haben gehört, du hast … geträumt. Kannst du dich an das erinnern, was du träumst?“
Der Junge verzog das Gesicht. „Es kann ruhig chaotisch sein, einfach was dir noch einfällt. Und selbst wenn es nur ein Traum ist, kann es helfen, davon zu erzählen. Vielleicht steckt ja auch ein Stückchen Wahrheit darin, dass wir ihn schneller zu dir zurückbringen können.“ Zacha sprach sanft mit ihm, so wie als er Gaea das erste Mal erklärt hatte, was Zeitungen waren und sie in Tränen aufgebrochen war, weil für das Papier Bäume gestorben waren.




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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptyFr 27 Jan 2023 - 23:52

Wie es sich wohl anfühlen mochte, das eigene Kind zu vermissen? Nicht zu wissen, wie es ihm ging, ob es überhaupt noch lebte und irgendwann zu der eigenen Familie zurückkehren würde? Es war etwas, das Lian sich vielleicht vage vorstellen, nicht aber wirklich nachempfinden konnte. Dafür war er nicht nur zu jung und selbst zu weit von dem Gedanken entfernt, jemals Kinder bekommen zu wollen… er hatte auch schlicht zu wenige Erfahrungen darin gemacht, wie es war, in einer intakten Familie zu leben. Wie es sich anfühlen mochte, wenn man geliebt wurde und das eigene Verschwinden keine Erleichterung, sondern Sorge bei den Elternteilen auslöste. Lian selbst hatte nie das Gefühl gehabt, dass seine Eltern ein großes Interesse daran gehabt hatten, über seinen Aufenthaltsort Bescheid zu wissen. Über seinen Erzeuger musste er gar nicht erst anfangen – den hatte der 20-Jährige immerhin noch nie auch nur kennengelernt. Aber auch Awira war zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, hatte so schwer an ihrem eigenen Päckchen zu tragen, dass es ihr unmöglich gewesen war, ihrem Sohn ein sicheres und behütetes Zuhause zu bieten, wie er es vielleicht in der Kindheit gebraucht hätte. So war das aus dem Falls geworden, was er eben heute war. Jemand, der es nicht verwerflich fand, auch ein Kind mittels seiner Magie zu manipulieren, wenn sie damit schneller an ihr Ziel gelangen konnten. Und eben auch jemand, der die Sorge der Eltern um ihre Kinder zwar rein theoretisch verstand, sie aber nicht selbst wahrhaftig verspüren konnte. In dem Moment, als der Vater aufstand und die Magier in das obere Stockwerk führen wollte, war Lian bereits drauf und dran zu folgen, da hielt er doch noch einen Augenblick inne. Die hellgrünen Seelenspiegel musterten Zachariel an seiner Seite, dessen Ausstrahlung sich irgendwie verändert hatte. Wieder war da dieses Gefühl, als ob… als ob in diesem Mann irgendetwas schlummerte, was dem Falls bekannt vorkam. Als hätte er genau so eine Ausstrahlung schon einmal irgendwo bemerkt. Doch dann verschwand es wieder und ganz kurz fragte sich Lian, ob er sich das alles nur eingebildet hatte. Hm. Ob er den anderen Magier einfach damit konfrontieren sollte?

Vielleicht später.

Jetzt folgten sie erst einmal dem Vater des Kindes nach oben und auf die Frage, ob Lian mit in das Kinderzimmer kommen wollte, nickte dieser. „Klar. Ich denke, ihr Sohn kann uns am ehesten weiterhelfen.“ Der Illusionist zuckte mit den Schultern, dann öffnete sich die Tür bereits und eine ziemlich erschöpft wirkende Frau erschien vor ihnen. Sicherlich die Mutter des Kindes, wie Lian gedanklich schloss. Nach einem kurzen Austausch von Worten wurde ihnen Platz gemacht, Zachariel trat zuerst ein, die Sphynx folgte. Kurz sah sich der 20-Jährige in dem Kinderzimmer um, konnte auf Anhieb allerdings keine Auffälligkeiten ausmachen, sodass er sich am Ende auf den in eine Decke gehüllten Jungen auf dem Bett konzentrierte. Irgendwie… erinnerte Lian dieser Anblick ein bisschen an sich selbst. Früher, als er noch jünger gewesen war und sich so manches Mal einfach nur als ein Spielball des Schicksals gefühlt hatte, alleine und einsam und nicht sicher, was er eigentlich verbrochen hatte, dass man ihn so wenig mochte und ihn eigentlich nur loswerden wollte. Lian blinzelte, erschüttert über diese Erinnerungen an seine eigene Vergangenheit und schüttelte den Kopf, als Zachariel das Gespräch begann. Er sollte sich lieber zusammenreißen, anstatt Trübsal über Dinge zu blasen, die ohnehin nicht mehr zu ändern waren. Lian verschränkte die Arme vor der Brust und hielt sich im Hintergrund, während der ältere Magier behutsam auf den eingeschüchterten Jungen auf dem Bett einsprach. Zachariel betonte, dass sie ihm helfen wollten, er versprach, dass sie den jüngeren Bruder finden würden… und kam dann auch auf die Träume zu sprechen. Hoffentlich hilft uns das tatsächlich weiter, dachte sich der Falls, sagte allerdings nichts, sondern beobachtete die Szene nur mit stiller Aufmerksamkeit.

Zuerst waren die dunklen Augen des verängstigten Jungen mehrfach zwischen Zachariel und dem Falls hin und hergewandert, dann hatte er zwischendurch einfach nur ins Nichts geblickt – als wäre er nicht sicher, ob er reden oder lieber schweigen sollte. Lian war bereits drauf und dran, das Experiment als gescheitert anzusehen, nicht mehr davon auszugehen, dass dieser Junge irgendetwas wusste oder auch nur mitteilen wollte, da ertönte doch noch ein Wispern.

“Da… da war ein Monster…“, murmelte der Junge, so leise, dass man fast meinen könnte, sich verhört zu haben. Sein Blick senkte sich, der Leib des Kindes begann zu zittern. “Ein schreckliches Monster!... Aber… aber ich konnte nichts machen. Alles hat mich zu ihm hingezogen, meine Füße, sie haben sich einfach bewegt…“ Er brach ab und es waren dicke Tränen, die ihm über die Wangen rollten, er schluchzte und zitterte noch heftiger, ohne zu den Magiern aufzublicken. Dennoch hörte der Junge nicht auf zu sprechen, als würde er endlich loswerden können, was er schon die ganze Zeit hatte erzählen wollen: “Am Waldrand hat es auf mich gewartet, hat meinen Namen gerufen, die klauenbesetzte Hand nach mir ausgestreckt… aber kurz bevor ich sie berührt habe… ist das Monster plötzlich verschwunden! Es war alles so real, ich… ich weiß nicht… es war, als wäre ich aus einem Traum erwacht. Dann bin ich gelaufen, direkt nach Hause, ganz schnell, damit es mich nicht bekommt! Aber mein Bruder… meinen Bruder hat es bekommen… oh, was ist nur mit ihm geschehen…“ Immer lauter war der Junge geworden, sodass nun doch die Tür des Kinderzimmers aufflog und die Mutter hereinplatzte, schockiert auf ihr Kind blickte und zu ihm eilte. „Oh, beruhig dich doch, ich bin hier! Alles ist gut!“ Sie nahm ihren Sohn in den Arm, wiegte ihn, aber so recht beruhigen wollte sich der Kleine nicht. Ehe Lian etwas hätte sagen können, erschien der Vater in seinem Rücken. “Es ist spät geworden, ich denke, das reicht für heute. Wir können es morgen nochmal probieren.“ Ein freundlicher Rauswurf? Zumindest hörte es sich für Lian ziemlich deutlich danach an. Er sah fragend zu Zachariel. Sollten sie wirklich morgen nochmal wiederkommen?

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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptyDi 31 Jan 2023 - 13:52

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Der Wolf bemerkte Lians Reaktion auf das Kinderzimmer gar nicht wirklich. Er war ganz und gar auf den Jungen konzentriert, der auf dem Bett saß, in eine für ihn zu kleine Decke eingehüllt. Die Decke seines Bruders, wie sie aussah und roch. So blieben Lians Gefühl für ihn vollkommen außerhalb seiner Sinne, und selbst wenn, dann hätte er sich zuerst um den Jungen gekümmert. Der Instinkt zu Beschützen und zu Helfen war viel älter als der Wolf selbst. Als Teenager war es sein Traum gewesen, ein Held zu sein und die Welt besser zu machen. Ein Traum, der gegen die harte Realität geprallt war. Zachariel sorgte sich gerne um andere, stand für sie ein, zugleich konnte er gegen die Gegenseite aber … unangenehm werden. Er drängt diese Gedanken zurück und sprach stattdessen auf den Teenager ein. Dieser behielt den Dunkelhaarigen und seinen jüngeren Begleiter im Auge, schwieg. Zachariel gab ihm Zeit, sich zu überlegen, ob er auf seine Worte vertraute, eine Geduld, die er ebenfalls nichts jedem entgegenbrachte. Sie lohnte sich. Zachariel war froh, ihm so nah zu sein, und somit hören zu können, was er sagte. Von was er sprach. Unter der Decke bebte sein Körper und der Gestank von Angstschweiß lag schwer in der Luft. Zachariel nahm vorsichtig die Hand des Jungen und nach kurzem Zögern klammerten die Finger sich darum fest. Der Wolf lauschte der Geschichte von dem Monster. Eines, dass ihn hinausgelockt hatte, bis zum Wald. Der Junge steigerte sich hinein. Ehe Zachariel fragen konnte, ob sein Bruder mit ihm im Wald gewesen war, ob ihn das Monster da geschnappt hatte, von dem der Junge wohl geträumt hatte, unterbrach seine Mutter die Fragen. Die Frau nahm ihren Sohn in die Arme, hielt das weinende Kind fest und strich ihm immer wieder über den Rücken und Hinterkopf. Zachariel knurrte, ein leises Geräusch, dass hoffentlich im Schluchzten des Jungen unterging. Ein kurzer, prüfender Blick zu Lian, dann erhob er sich und trat zur Tür, wo der Vater auf sie wartete. Der Wolf warf einen Blick zurück in das Zimmer und atmete ein letztes Mal den Geruch des verlorenen Kindes ein. Dann nickte er. „Danke, wir schaun, wenn wia wieder kommen.“ Ob das morgen sein würde, das würde sich noch zeigen. Mit Vater folgend gingen sie die Treppe hinab. Für den Bogen machte er einen kurzen Abstecher in das Wohnzimmer und folgte dann hinaus zum Eingang. „Wir melden uns“, waren seine letzten Worte, ehe er den Reisverschluss wieder hochzog und in die Handschuhe schlüpfte, die er aus den Jackentaschen zog. Ein Stück von dem Haus entfernt, zurück auf dem Weg, drehte er sich zu Lian um und sah den Jüngeren stirnrunzelnd an. „Es klingt, als wär er schlafgwandelt. Oba a Monsta … denkst du, es gibt Monsta, di an zu sich locken im Schlaf? Is sowas möglich?“ Sicher hatte der Gildenmagier mehr Erfahrung damit als er. Zachariel richtete den Blick zum Wald, ein gutes Stück entfernt. „Soin wir uns da mal umschauen?“ Er deutete in die Richtung.



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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptySo 12 Feb 2023 - 12:48

Am Waldrand hatte ein Monster auf den Jungen gewartet und seine klauenbesetzte Hand nach ihm ausgestreckt? Ganz ehrlich – das klang wie ein Albtraum, wie ihn nur kleine Kinder haben konnten. Einerseits konnte Lian nachvollziehen, warum man an der Geschichte zweifelte und dem Jungen wohlmöglich vorwarf, dass er sich in seiner Angst um den verschollenen Bruder schlicht ein paar Dinge einbildete. Andererseits waren die Vorkommnisse in diesem Dorf merkwürdig und es verschwanden jede Nacht aufs Neue Kinder, ohne dass man wusste, wohin sie gegangen waren. Zachariel und er hatten keinerlei Spuren, die sie verfolgen konnten… keine bis auf die vagen Erinnerungen eines kleinen, verängstigten Jungen an ein Monster. Der 20-Jährige unterdrückte ein resigniertes Seufzen, als auch schon die Mutter hereingestürmt kam, um ihren zitternden Jungen in den Arm zu nehmen. Dem Vater, der die Magier mehr oder minder freundlich darum bat, die Befragung für heute zu beenden, schenkte Lian nur einen beiläufigen Blick. Aber er nickte: Gerade wollte der 20-Jährige wirklich keinen Konflikt mit dieser Familie provozieren, denn das hätte ihn und Zachariel bei diesem Auftrag auch nicht vorangebracht.

Kaum dass sie das Haus verlassen hatten, ging Zachariel gleich auf die Informationen ein, die sie erhalten hatten. Der Falls verschränkte die Arme vor der Brust und neigte den Kopf leicht zur Seite und dachte untermalt von einem grummelnden Laut nach. „Keine Ahnung, ob hier wirklich ein Monster sein Unwesen treibt… aber ich denke, mittels Magie ist so Einiges möglich.“ Wenn sich jemand mit Manipulation auskennen musste, dann ja wohl Lian Falls. Auf Anhieb fielen ihm selbst ein, zwei Zauber ein, mit denen er zumindest versuchen konnte, fremde Personen auch gegen ihren bewussten Willen an irgendwelche Orte zu locken. Wenn Lian das konnte – warum sollte es dann nicht auch irgendeine andere Person können? Dennoch blieb die Frage offen: Wenn es wirklich ein Monster war, das die Kinder in den Wald lockte… warum sollte es das tun? Es schien zumindest nicht so, als wären bisher irgendwelche Überreste der Kinder im Wald oder der näheren Umgebung gefunden worden, weshalb der Falls für den Moment nicht davon ausgehen wollte, dass die Kinder verschlungen wurden. Oder wollte er es vielmehr hoffen? Lian schüttelte den Kopf und deutete dann ebenso zum Waldrand. „Es ist unsere einzige Spur… also was bleibt uns anderes übrig?“ Er wechselte einen kurzen Blick mit Zachariel… und dann machten sie sich auf den Weg.

Um es kurz zu machen: Die beiden Magier fanden nicht sonderlich viel. Der Wald wirkte wie… naja, wie ein Wald eben. Viele Bäume, unzähliges Gestrüpp, dass das Vorankommen schwierig gestaltete. Doch auch, als die beiden Magier weiter in den Wald eindrangen, fanden sie kaum Auffälligkeiten. Hier und dort konnte man sehen, dass auch schon vor ihnen Menschen hergekommen waren – vermutlich Dorfbewohner, die nach ihren Kindern gesucht hatten. Aber sonst… war dort Nichts. Lian wusste nicht, wie lange er und Zachariel gesucht hatten, aber es mussten mehrere Stunden vergangen sein, ehe er gemeinsam mit dem Dunkelhaarigen beim Anbruch der Abenddämmerung zurück ins Dorf kehrte. Sie hatten sich vorgenommen, am nächsten Tag nochmal mit dem Jungen zu sprechen. Vielleicht konnte er ihnen ja doch noch ein paar neue Hinweise mit auf den Weg geben? So saßen er und Zachariel schlussendlich in einem kleinen Gasthaus, in dem sie sich ein Zimmer für die Nacht gemietet hatten und aßen ein bescheidenes Abendessen. Draußen war es mittlerweile stockduster – Lian hatte mal wieder festgestellt, dass es hier draußen auf dem Land einfach deutlich dunkler wurde, als es in Aloe Town jemals der Fall war. Wieder einmal grübelte der Lockenkopf über die Kinder nach, die in dieser Dunkelheit verschwunden waren. Sollten sie rausgehen, für den Fall, dass es auch heute Abend wieder eine Entführung gab? Da flog unerwartet die Tür zum Speiseraum auf. “Er ist weg!“ Lian wandte sich erschrocken herum – Moment. Das war doch der Vater von heute Nachmittag?

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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptyDo 16 Feb 2023 - 21:31

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145 † 150
@Lian #zacha #zachaq49

Zachariel war ein Werwolf, der eine Nymphe adoptiert hatte … aber er hatte wenig Erfahrung mit Monster oder anderen Kreaturen. Nur davon zu hören war die eine Sache, er hielt die Geschichte des Jungens für verfolgungswürdig, nicht zuletzt, weil sie auch keine andere Spur hatten, aber mit einem Monster rechnete er nicht. Eher mit einem Magier, der dem Jungen solch einen Traum schicken konnte … wenn so etwas ginge? Er fragte Lian, der mehr Erfahrung mit Magie hatte und er hatte doch von Manipulation gesprochen. Der Jüngere würde es wissen, auch wenn es ihm den Pelz aufstellte, bei der Vorstellung, dass jemand ihn zu Dinge bringen konnte, gegen seinen Willen. Oder noch schlimmer, ohne sein Wissen. Dass Lian dafür sorgen konnte, dass hm sogar gefiel, was er tat. Auch wenn er nicht wusste, ob der Braunhaarige es konnte, war es, als würde man ihm in die falsche Richtung über den Rücken streichen. Seine Nasenflügel blähten sich, als könnte er eine Manipulation riechen, doch er roch nur den Wald, dem sie sich näherten. Zachariel war ein Stadtkind. Obwohl er nicht in Crystalline Town aufgewachsen war, war er früh dort hingezogen und hatte die Stadt immer geliebt. Er war nicht gerne alleine und genoss den Puls der Großstadt, selbst von einer so kalten und abweisenden Stadt. Selbst der Wolf trieb ihn nur selten in den Wald, hauptsächlich, wenn @Gaea hinauswollte. So fühlte er sich nicht gerade wohl, seine Nase von den vielen Gerüchen fast schon überwältigt, die auf ihn einströmten. Er roch kaum eine Spur von dem Jungen. Zwar fanden sie Spuren der Dorfbewohner, verblasste Düfte, aber weder er noch Lian waren erfolgreich mit ihrer Suche. Zachariel widerstrebte es zutiefst, die Suche abzubrechen und zum Gasthaus zurückzukehren. Er aß sein Brot mit Wurst belegt, den Bogen hatte er auf dem Rückweg zwischengelagert. Obwohl die Dunkelheit sie gefangen hielt, war Zachariel unruhig. Nicht nur war es weit vor seiner Schlafenszeit, ihm gingen die Worte des Jungen und der Geruch von echter Panik nicht aus Kopf und Nase. Selbst die leckere Wurst konnte ihn nicht ablenken. Er war unruhig, der Wolf wollte hinaus, die Kinder finden …
Zacha schluckte den letzten Bissen und griff zu dem Kaffee, als die Türe aufschwang. Wie Lian wandte er sich um, als kalte Luft in den Speiseraum strömte, zusammen mit einer Stimme die er … kannte. Die bernsteinfarbenen Augen weiteten sich und er setzte den Kaffee ab, schob den Stuhl zurück. „Da Junge?“ Der Vater nickte, bleich im Gesicht und sichtlich verzweifelt. „Wir haben gerade nach ihm gesehen, da war er … weg. Einfach weg!“ Zachariel griff hinter sich und zog die Lederjacke von der Stuhllehne. „Lian?“, wandte er sich an den Jüngeren, „I schätz, des is unser Signal zum Gehn.“ Er wartete ungeduldig, dass dieser sich bereitmachte, ehe sie dem Vater hinausfolgten. „Gehen Sie vor, wir kommen.“ Er wartete ab, dass der Vater ein Stück in der Dunkelheit vorauslief, ehe er sich an Lian wandte. „Meine Nase is besser als di von Menschen. De Spur müsste frisch genug sein, dass i ihr folgen kaun. “ Er sagte zwar nicht, was er war, aber wirklich ein Mensch war er auch nicht mehr. Eher ein Wolf im Pelz des schwarzen Schafes.
Sie erreichten wenig darauf das Haus am Rand. „Is er durch die Haustür?“, fragte er und blieb schnüffelnd vor dem Eingang stehen. Wenn, müsste er sie hier finden und ansonsten … wie konnte der Junge durch das Fenster entkommen sein? Doch selbst wenn, Zachariel hielt es für unwahrscheinlich, dass er plötzlich fliegen konnte. Nein, er musste irgendwo auf dem Grundstück eine Spur hinterlassen haben und er würde dieses ablaufen, bis er sie hatte.




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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptyMi 22 Feb 2023 - 15:31

Einfach weg? Nein, niemand verschwand einfach so. Was auch immer mit dem Kind geschehen war, Lian war sich sicher, dass das Kind sich nicht in Luft aufgelöst hatte. Sie selbst waren erst vor ein paar Stunden dort gewesen und vermutlich hatten die Eltern immer wieder nach ihrem Sohn gesehen, nachdem er so aufgelöst gewesen war. Wo auch immer sich das Kind befand, allzu weit konnte er noch nicht gekommen sein. Der Falls erinnerte sich an die Erzählung von dem Monster, das am Waldrand wartete und mit seinen klauenbesetzten Fingern nach dem Kind gegriffen haben sollte. Ob es so ein Monster wirklich gab? Oder war es nur ein Albtraum gewesen? Viel Zeit zum Nachdenken blieb ihnen nicht, denn so wie Zachariel verdeutlichte, war auch dem Bogenschützen klar, dass sie jetzt Zeit gutmachen mussten. Lian sprang selbst von seinem Platz auf und folgte dem Familienvater, wobei die hellgrünen Seelenspiegel sich weiteten, als Zachariel ihm offenbarte, einen besseren Geruchssinn als normale Menschen zu haben. Und da war es schon wieder: Diese Gefühl, das in dem älteren Magier irgendetwas schlummerte, was Lian bekannt vorkam. Und dann war da diese Ahnung – diese Parallelen, die dem Falls mit einem Schlag unübersehbar vorkamen. Erneut musterte er Zachariel von oben bis unten, um weitere Indizien zu finden, die ihm in seiner Annahme unterstützen, aber er wurde nicht fündig – entweder der Eile geschuldet oder auch der Dunkelheit des Abends, der mittlerweile angebrochen war. Vor der Tür des Familienhauses blieben die Magier stehen und Zachariel… er schnüffelte. Okay, der Lockenkopf war absolut sicher, dass irgendetwas an seiner Ahnung dran sein musste.

Während sein Kollege um das Haus herumirrte, hier und dort schnüffelte, offensichtlich auf der Suche nach einer Fährte, folgte die Sphynx ihm auf dem Fuße. Er wollte Zachariel nicht unterbrechen, denn er konnte sich vorstellen, dass der Dunkelhaarige sich gerade arg konzentrierte. Es hatte alles Ähnlichkeit mit Rin und Rownan, aber es gab ein entscheidendes Detail, das fehlte: Äußerliche Hunde- oder Wolfmerkmale. „Du bist kein Tiermensch“, stellte Lian daher fest, den Blick weiterhin auf den anderen Magier gerichtet. „Aber du bist auch kein Mensch. Zachariel… was genau bist du?“ Just in diesem Augenblick schien er eine Spur aufgenommen zu haben – zumindest vermutete der Falls das, denn Zachariel steuerte immer weiter vom Haus weg. Irgendwie überraschte es Lian nicht, dass sie wirklich auf den Wald zusteuerten, aber als sie die ersten Bäume hinter sich ließen und Zweige sowie Gestrüpp unter ihren Füßen knackte, war Lian schon gespannt, wohin sie die Verfolgung führen würde.

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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptyDo 23 Feb 2023 - 20:00

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Zachariel juckte es in jeder Zelle, seine menschliche Form fallen zu lassen. Der Wolf knurrte ihn an, wütend, dass der Mensch ihn festhielt. Gefangen hielt. Zachas menschlicher Teil war immer stärker gewesen, er hatte das Biest unter Kontrolle, dass er vor zehn Jahren bei seinem ersten, missglückten Einbruch unter die Haut gesetzt bekommen hatte. Er hatte gelernt, wie wieder in das Haus einer Person einzubrechen, die ihn riechen konnte. Die ihn jagte, während er dachte, der einzige zu sein, der wusste, wo er war. Der dachte, dass seine Beute schlief, anstatt sich an ihn heranzupirschen. Jetzt war er nicht die Beute … zumindest hoffte er das. Mit Lian an seiner Seite folgte er dem Vater. Auch wenn Tier und Mann sich bei der Vorgehensweise oft uneins waren, es gab Dinge, die beide verabscheuten. Er hatte Lian kurz von seiner besseren Nase erzählt. In etwa so genau, wie dieser berichtet hatte, warum und vor allem wie er Personen manipulieren konnte. Er spürte Lians prüfenden Blick, doch bis auf seine Augen, die früher eisblau gewesen waren, trug Zachariel keine Merkmale an sich. Und diese Augen hatte er auf den Weg vor sich gerichtet, als sie sich dem Haus näherten und er begann, in der Luft zu schnüffeln. Er umkreiste das Haus, hielt hier und da an und ging in die Knie. Es wäre deutlich effektiver in der Wolfsform auf die Suche zu gehen, seine Nase näher am Boden und seine Augen aufmerksamer.
Zachariel warf einen Blick hinter sich, als er eine Spur auffing, die von Haus wegführte. „I hab was.“ Er sah weiter zurück zu dem Vater, der im Garten stand. „Wir finden ihn, wartn Sie drinnen und machns was Warmes zu trinken.“ Der Mann zögerte, dann drehte er ab und Zacha wandte sich Lian zu. Was er war … Er schüttelte den Kopf. Ein Tiermensch war er nicht. „I schätz, man würde es umgangssprachlich als Werwolf beschreiben“, sagte er nach kurzer Pause. „I wird bei Mondschein zum Wolf, oder wenn i des will.“ Zachariel warf einen Blick zum seinem Glück vergangenen Himmel. „I hoff, das der Mond heut ned kommt, aber wenn, schreck dich nicht.“ Damit machte er sich auf den Weg, der Spur zu folgen.

Sie erreichten den Wald, dünne Äste unter ihren Schuhen und Blätter, die ihm ins Gesicht klatschten. Immer wieder blieb er stehen. Der Wald war so voll mit Düften von Holz, Erde, Nachtwind und der vielen Tiere um sie herum, dass er Probleme hatte, auf der Spur zu bleiben und immer häufiger in die Knie ging, bis er die Spur gänzlich verlor. Sie waren ein gutes Stück im Wald, die Bäume hohe Giganten, die dunkle Schatten warfen. Zachariel drehte sich Lian zu. „I glaub, wir kommen besser voran, wenn I des nicht als Mensch mache.“ Er kehrte zu dem Punkt zurück, an dem er den Jungen zuletzt gewittert hatte und ging in die Knie.
Dann ließ er den Wolf frei.

Zachariel hatte es oft über @Gaea getan, dass seine kleine Nymphe sich an seinen Pelz kuscheln konnte. Die Verwandlung war eine Mischung aus purer Energie und Freude, ein wildes Heulen, dass ihm im Hals feststeckte, dem Bedürfnis, die Muskeln zu strecken und dem Gefühl, jeden Knochen einzeln gebrochen und neu zusammengesetzt zu bekommen, als sein Körper sich binnen eines Zwinkerns verschob, dunkles Fell seine Kleidung ersetzte und seine Fingernägel zu Krallen wurden, die sich in den Waldbogen gruben. Als es vorbei war, war er dem Boden näher, seine Sicht hatte sich durch die neue Stellung der Augen verändert, die wie zuvor Bernstein schimmerten. Der Wolf fuhr mit der Nase über den Boden, Blätter und Wurzeln. Es dauerte einige Herzschläge, dann knurrte er leise und setzte sich in Bewegung, die Pfoten beinah lautlos auf dem Waldboden. Es war nicht Zachariels zu Hause, aber das Tier gehörte genau hier hin und leitete ihn, als er der Spur weiter folgte, den Kopf gesenkt, bis sich andere Gerüche dazumischten. Frische. Der Wolf hielt an, duckte sich und sah zu Lian hoch. Er klopfte mit dem Schweif auf den Boden, um Lian zu signalisieren, näher zu kommen. „I riech sie. Mehrere Personen, de Kinder, schätz i. Sie dürften nimmer weit weg sein.“ Seine Stimme war ein leises Grollen in seiner Brust, als er mit der Nase nach vor durch die Bäume zeigte.




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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptySa 25 Feb 2023 - 13:35

Er war… ein Werwolf? Lian blinzelte, ohne Zachariel aus den Augen zu lassen und verarbeitete die Worte, die dieser mit ihm geteilt hatte. Ja, der Falls hatte von solchen Wesen bereits gehört, aber es waren vielmehr Gestalten aus irgendwelchen Märchen gewesen. Werwölfe existierten also tatsächlich? Und sie verwandelten sich wirklich bei Mondschein in einen Wolf? Erst jetzt, wo der ältere Magier ihn so direkt ansah, bemerkte der Illusionist die veränderte Farbe der Seelenspiegel. Er hatte mit seiner Vermutung also einerseits Recht gehabt – es gab wirklich Parallelen zu Rin und Rownan – und andererseits hatte er auch vollkommen danebengelegen. Aber jetzt, wo er darüber nachdachte… warum überraschte es den Wüstenbewohner eigentlich noch, auf solche außergewöhnlichen Wesen wie Werwölfe zu treffen? Seit er ein Magier geworden war, hatte sich seine gesamte Welt auf den Kopf gestellt. Und hatte der 20-Jährige einst noch geglaubt, dass in Fiore eigentlich nur stinknormale Menschen herumliefen, die sich höchstens durch Magiebegabung voneinander unterschieden… naja, war er mittlerweile bereits mehrfach des Besseren belehrt worden. Was diese Welt wohl noch so alles bereithielt? Wieder einmal fühlte sich Lian beinahe schon benachteiligt dadurch, dass er nicht mehr war als ein Wüstenbewohner. Irgendein Typ, der in Aloe Town geboren worden war und normaler kaum hätte sein können. Er schüttelte den Kopf, gerade gab es wirklich wichtigere Dinge, über die sie sich Gedanken machen sollte. So wie der kleine Junge, der verschwunden war. Und so vertraute Lian mal wieder in seinem Leben vollkommen dem übernatürlichen Geruchssinn eines anderen Magiers, um eine Quest erfolgreich abschließen zu können, anstatt selbst einen wirklichen Beitrag zu leisten.

Sobald sie den Wald erreicht hatten, wurde der Weg komplizierter. Zwar hatte der Dunkelhaarige eine Fährte gefunden und war dieser auch zielstrebig gefolgt, aber hier schien es schwierig, die Orientierung nicht zu verlieren. Es verwunderte Lian nicht, denn auch ohne übernatürliche Nase konnte er sich vorstellen, dass die Spur sich inmitten des Dickicht, unter Laub und Blättern und im Gestrüpp mehr verdünnte. Ein paar Mal drehte sich Zachariel im Kreis, ehe er verkündete, die weitere Verfolgung lieber nicht als Mensch machen zu wollen. Lian verstand sofort, was das bedeutete und doch klappte sein Kinn nach unten, als die Verwandlung einsetzte. Plötzlich krümmte sich der andere Magier nach vorne, die Kleidung verschwand und wich dunklem Fell, die Fingernägel wurden zu Krallen, die sich in den Boden gruben. So etwas hatte der Falls schon einmal gesehen. Und sein Herz stolperte.

„Hilf mir. Alles nur nicht das. Nicht so. Ich-ich…“

Die Stimme von Rownan würde der 20-Jährige vermutlich nie vergessen. Genauso wenig wie die Panik und Angst, von der er damals übermannt worden war. Es sah ganz genauso aus wie damals… und doch war es vollkommen anders. Denn der Wolf, der sich hier vor ihm verwandelt hatte, machte direkt weiter, als wäre Nichts gewesen, erschnüffelte erneut die Fährte und erst in dem Moment, als er sich zu Lian umdrehte und verkündete, dass er die Kinder riechen würde, verstand der Braunhaarige, dass das hier nicht die Vergangenheit war. Vielleicht würde es Zachariel auffallen, dass Lian – ganz gleich, dass es ein ungewöhnlicher Anblick sein musste, einen Wolf sprechen zu sehen und hören – einfach nur nickte. Auch das… naja, hatte er damals schon erlebt. Beinahe hätte der Falls sogar selbstverständlich gefragt, ob er nicht auf dem Rücken mitreiten könnte… konnte sich allerdings im letzten Moment noch auf die Zunge beißen. „Okay, ich folge dir. Los“, trieb er Zachariel an, direkt nachdem er näher getreten war und sah ebenso in die Richtung, in die der Wolf deutete. Und dann liefen sie auch schon los.

Ja, der Wald war wirklich tief und ohne die Leitung von Zachariel hätte der Bogenschütze sich sicherlich verlaufen. Nicht nur wegen der vielen Bäume, sondern auch aufgrund der Dunkelheit, die so manches Mal dafür sorgte, dass Lian über irgendeine größere Wurzel stolperte und leise fluchte. Doch dann blieb der Wolf stehen, drehte sich mehrfach im Kreis… die Spur schien hier irgendwie zu verschwinden. Zumindest führte sie nicht weiter in den Wald hinein. „Hier?“ Auch Lian sah sich um, konnte auf Anhieb allerdings nicht allzu viel entdecken. Er trat weiter… und runzelte dann die Stirn. Moment – irgendwie fühlte sich der Untergrund hier anders an, oder? Ohne lange darüber nachzudenken, ging der Falls in die Hocke und begann damit, Laub und Blätter mit den Händen zur Seite zu schieben. Zuerst fand er nichts, dann allerdings traf er auf Beton… Was war das? Ein Bunker? Er strich weiteres Laub zur Seite, bis er eine Klapptür im Waldboden ausfindig machte. „Mein Bauchgefühl sagt mir, wir sind fündig geworden“, ließ er Zachariel wissen und warf ihm einen Blick über die Schulter zu. Bevor er die Tür öffnete, wollte er, dass auch der Wolf bereit war. Denn sie konnten nicht wissen, was sie dort drinnen erwartete.

@Zachariel


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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptySo 26 Feb 2023 - 16:37

Lost woods

115 † 150
@Lian #zacha #zachaq411

Zachariel hatte fast drei Viertel seines Leben als Mensch verbracht, eine Freiheit, die er oft vermisste. Er schämte sich nicht für den Wolf, der in den letzten Jahren ein verwobener Teil seiner Seele geworden war, aber er posaunte es auch nicht heraus oder verwandelte sich, um in dieser Gestalt durch die Straßen zu laufen. Als Katze hätte er weniger Probleme mit dem Klettern gehabt, aber als Wolf war er vergleichsweise eingeschränkt.
In den wenigen Fällen, wo er in einer Quest wirklich zum Wolf geworden war, war seine Begleitung damit deutlich … weniger entspannt umgegangen, wie es Lian tat. Zacha sah zu dem nun größeren Magier auf, der ihm zunickte. Den Kopf leicht schräg betrachtete er den jungen Mann, doch er hatte Zeit, sich weiter Gedanken zu machen. Der Junge brauchte ihre Hilfe. So wandte er sich wieder dem Boden zu, folgte konzentriert der Spur. So nah glaubte er hier und da sogar Spuren zu sehen, gebrochene Äste und niedergestapftes Gras. Der Wolf war ein dunkler Schatten im Wald, nur seine weiße Schweifspitze dürfte für Lian wirklich klar hervorstechen. Seine Pfoten fanden besseren Halt auf dem Waldboden als es ihm in menschlicher Form je gelungen war, als sein Instinkt und seine Nase ihn immer weiter hineinleiteten, bis sich der Geruch änderte. Er war stärker, seine Beute näher. Zachariel verdrängte das Wort Beute aus seinem Kopf. Neben dem Geruch des Kindes nahm er auch die anderer Personen wahr. Junger Menschen, hauptsächlich, aber auch den von wenigen, alten. Und den von etwas Scharfen, dass in seiner Nase brannte wie Desinfektionsmittel. Er duckte sich und deutete Lian, den Kopf zu ihm zu senken. Es verwirrte ihn, wie nah sie sein musste, aber als er in einem größeren Kreis lief, verschwand der Geruch. Zachariel kehrte zu Lian zurück. „Er is ned weiter gegangen“, bestätigte er. Die Ohren unruhig angelegt sah er Lian zu, wie dieser selbst ein Stück ging und niederkniete. Der Braunhaarige schob Laub zur Seite und der Wolf trat an seine Seite. Beton mitten im Wald. Er brauchte den Kopf nicht zu senken, der Geruch war stark genug. „Mei Nase auch“, stimmte er zu.
Zachariel trat einen Schritt zurück, um Lian die Tür öffnen zu lassen. Die grauen Stufen verschwanden in der Dunkelheit des Loches. Sein Pelz kippelte unangenehm, als er vorsichtig eine Pfote auf die erste Stufe stellte. Es roch trocken und … wie in einem Krankenhaus. Zachariels Ballen waren leise auf dem kalten Stein unter seinen Pfoten, als er darauf achtete, nicht mit den Krallen zu klacken oder kopfüber in die Dunkelheit zu fallen. Er wartete auf Lian, bis er, den Schweif an der Wand links von ihm entlangstreifend, sich tiefer hinabwagte.

Die Stufen endeten ein paar Meter unter der Erde. Von oben drang das trübe Nachtlicht herein. Rechts von ihm und der Treppe war der Geruch der Kinder am stärksten und Zachariel strich um Lians Beine, um ihn in die Richtung der Tür zu bewegen. Er könnte sie selbst öffnen, wenn sie denn nicht abgeschlossen war, doch was da drinnen auch wartete … er wollte seine Krallen und Zähne und den kleineren, wendigeren Körper des Wolfes nicht so rasch aufgeben.




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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptyMo 27 Feb 2023 - 19:24

„Immerhin sind mein Bauch und deine Nase sich einig“, beschied der Falls, wenngleich er bei den Worten nicht lächeln konnte – dafür war auch er zu angespannt. Lian hatte keine Ahnung, was genau sie hier erwartete und welchen Gefahren die beiden Magier möglicherweise ausgesetzt waren. Und es war ungewohnt, nicht zu wissen, was genau der Kollege konnte, mit dem er hier unterwegs war. Ob die Sphynx sich auf die Fähigkeiten des Anderen im Ernstfall verlassen konnte oder nicht. Wirklich gefährliche Situationen hatte Lian bisher nur eingeschränkt erlebt und wenn, dann nur mit Menschen, die ihm nahe standen und deren Fähigkeiten ihm vertraut waren. So wie zum Beispiel Rin und Charon, damals, als sie gemeinsam im Knochental gewesen waren. Zachariel wiederum war Lian fast gänzlich unbekannt, auch wenn sie nun einen halben Tag miteinander verbracht hatten. Der 20-Jährige wusste, dass der gildenlose Magier sich in einen Wolf verwandeln und vermutlich mit einem Bogen kämpfen konnte. Aber darüber hinaus? Lian hoffte inständig, dass es nicht an ihm hängen würde, eine Konfrontation zu ihren Gunsten zu entscheiden. Der Braunhaarige war nun wirklich nicht das, was man einen geborenen Kämpfer hätte nennen können…

Zachariel war es, der vorausging, kaum dass Lian die Falltür im Waldboden geöffnet hatte. Der Falls rümpfte die Nase und legte die Stirn in Falten. Desinfektionsmittel? Er erkannte sofort, worum es sich bei dem Geruch handelte und irgendwie war es alles andere als ein gutes Gefühl, das diese Erkenntnis im Inneren des jungen Mannes auslöste. Sie waren irgendwo im Nirgendwo, hatten einen verlassenen Bunker im Waldboden gefunden, auf der Suche nach verschollenen Kindern und aus der Dunkelheit strömte ihnen ausgerechnet der Geruch von Desinfektionsmittel entgegen? Alle Alarmglocken in Lians Kopf schrillten laut, aber natürlich wusste er, dass es kein zurück gab. Er folgte Zachariel die Treppenstufen hinab, darauf achtend, ebenso keine auffälligen Geräusche zu verursachen. Immerhin das gelang Lian ganz gut – trotz des unguten Gefühls hatte er seine Geschicklichkeit nicht gänzlich eingebüßt. Am Ende der Treppe angekommen, versuchte der Falls, im trüben Mondlicht herauszufinden, wohin sie gehen sollten – aber der Wolf war es, der zuerst die Richtung ansagte. Ob er den Geruch der Kinder wahrgenommen hatte? Lian vermutete es zumindest. Wieder ein Nicken, ehe die beiden Magier an einer Tür zum Stehen kamen. Dort wollte Zachariel rein? Es war eine alte Tür mit großem Schloss… ein Schloss, aus dem sogar seichtes Licht fiel? Konnten man vielleicht… Lian ging in die Hocke, lehnte sich vorsichtig an die Tür und lauschte zuerst, als er allerdings keine Geräusche hören konnte, linste er vorsichtig durch das Türschloss. Ein paar Sekunden verstrichen, in denen der Falls verarbeiten musste, was er auf der anderen Seite der Tür sah. Tatsächlich gab es dort Lampen, die zumindest das Zentrum des Raumes mit etwas Licht erhellten. Auf Anhieb konnte Lian dort allerdings nichts erkennen, außer einem Tisch und Stühlen, auf denen aber niemand saß. Dann sah er an die nur vage beleuchteten Ränder des Raumes, stutzte und löste sich dann, sichtlich erschrocken, von der Tür. „Die Kinder“, stellte er wispernd fest. Zachariel hatte mit seiner Vermutung Recht gehabt, aber ob ihm klar war, wie sie die Kinder vorfinden würden? Im ersten Moment wollte der Falls die Tür aufreißen und in den Raum laufen, aber er besann sich zum Glück im letzten Moment des Besseren und konzentrierte sich zuerst auf seine Emotional Magic. Er erkannte Gefühlsmuster in dem Raum – allem voran Angst und Unsicherheit – aber auf Anhieb nichts, was davon abwich. Das hieß, da drinnen war kein Feind, oder? „Die Kinder leben. Und sie sind da drin. Aber Zachariel... du hast vorhin erwähnt, dass du eine Ziehtochter hast“, begann der Falls leise wispernd zu sprechen, sah mit einem Seitenblick zum Wolf hinab. Ihn selbst hatte der Anblick der Kinder da drinnen erschrocken, aber es war aushaltbar. Wie stand es aber mit jemandem, der selbst Kinder hatte? „Das, was du da drinnen sehen wirst. Es ist wichtig, dass du die Ruhe bewahrst, okay? Ich spüre nicht, dass da drinnen ein Feind auf uns lauert, aber wir wissen nicht, wo er sich befindet. Das Letzte, was wir gerade gebrauchen können, ist Chaos.“ Eigentlich hätte Lian noch ergänzen wollen, dass er auf Zachariel vertraute, aber… das war nicht der Fall. Der Lockenkopf vertraute fast niemandem – was das hier nicht gerade einfacher machte. „Ich gehe davon aus, dass es auch für die Kinder besser ist, wenn wir Ruhe ausstrahlen.“ Lian öffnete die Tür vorsichtig und ermöglichte damit auch Zachariel endlich einen Blick in den Raum. Dort drinnen würde er einige der verschollenen Kinder finden – eingesperrt in Käfige. Wenige waren wach und wimmerten leise, manche schienen zu schlafen… doch die meisten der Kinder sahen entrückt und bewegungslos ins Nichts, während sie gegen die Gitterstäbe gelehnt auf dem Boden saßen. Was genau war mit ihnen geschehen?

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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptyFr 3 März 2023 - 23:04

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Die Beton war hart und kalt unter seinen Pfoten. Zachariel war den Geruch der nördlichsten Großstadt gewöhnt, den Geruch von Kälte und grauen Häusern, aber selbst Crystalline Town war noch … freundlicher als dieser Ort. Sein dunkler Pelz war gesträubt, während der Wolf sich die Stiege hinabtastete und dem Geruch der Kinder folgte. Er wurde immer und immer stärker, frischer, sodass sie sehr nah sein mussten. Sein Herz pochte gegen die Rippen, als er Lian im fast Dunklen gegen die Tür drängte, aus deren Richtung er sie witterte. Junge Menschen und ein beißendes Mittel, dass ihm die Nase zu verätzen schien. Und der schwache Geruch von Blut, der ihn irre machte. Der Wolf wollte Blut, aber nicht das der Kinder. Er wollte das Blut deren, die sie hinter diese Tür gesperrt hatten. Zachariel wartete ab, während Lian durch das Loch spähte. Sein Geduld mit Kindern, mit @Gaea, wenn er mit ihr versuchte Zeitung zu lesen und ihr Buchstabe für Buchstabe beibrachte, schlug hier ins Gegenteil um. Wäre er nicht Einbrecher und Magier geworden, hätte er vermutlich Lehramt studiert, etwas, dass er sich in der Tat offenhielt, wenn Gaea älter werden würde. So aber stand er nun hier, als Lian sich bewegte, die Hand an der Klinke. Der Wolf spürte nicht, was dem jüngeren Mann durch den Kopf ging, was er fühlte. Dass er überhaupt fühlte, auf einer Ebene, die er nie wirklich begreifen würde. Als Lian leise zu sprechen begann, lag das Knurren ihm auf der Zunge. Sein Körper war angespannt, bereit loszuspringen. Zu jagen. Es war der menschliche Teil seiner Selbst, der ihn zurückriss. Er trug die Form der Kreatur, aber sie war nicht von der Leine gelassen. Und Lian hatte Recht. Die Kinder brauchten ihn, nicht als jemanden, der draußen den Täter jagte, sondern als jemanden, der vor Ort aufpasste. Der ihnen das Gefühl gab, nicht alleine zu sein. Der Wolf atmete tief durch, dann nickte er und schloss die Augen. Einige Herzschläge vergingen, in denen sich seine Gestalt erneut verschob, Ektase und Schmerz im wilden Kampf, bis er auf den Knien am Boden saß. Zachariel hob den Kopf und strich sich die schwarzen Strähnen zurück. Der Wolf heulte in Frust auf, als er sich erhob. „Verstanden. Gehen wir, si ham genug Zeit da drinnen verbracht.“ Seine Stimme klang gepresst, das Grollen des Tieres noch lange nicht verschwunden.

Zachariel ballte die Hände zu Fäusten und wartete ab, das Lian die Tür öffnete und zunächst eintrat. Der Dunkelhaarige folgte ihm, seine Nase wurde vom intensiven Geruch der Kinder und dem des …anderen Zeugs bombardiert. Das Licht ließ ihn blinzeln, blendete ihn für einige Sekunden und als er wieder mehr sah, wünschte er sich fast, dem wäre nicht so. Wut, angetrieben vom Beschützerinstinkt, der noch tiefer als der Wolf in ihm verankert war, brandete auf. Der gleiche Instinkt hielt ihn aber auch davon ab, sich wegzudrehen. Stattdessen deutete er mit dem Kinn in den vorderen Bereich und trat selbst die Zellen entlang nach hinten. Keiner bewegte sich hier, keiner, der sich nicht in den Zellen aufhielt. Zachariel legte die Hände gegen das Gitter ganz hinten und ging in die Knie. Das kleine Mädchen dahinter mochte vielleicht fünf Jahre alt sein, war kaum größer als seine @Gaea. „Hallo“, murmelte er, betrachtete die zusammengekauerte, wimmernde Gestalt im Eck. Sie reagierte nicht, aber zumindest roch er kein Blut an ihr. Sein Magen verkrampfte sich und er wandte den Blick ab, um das Schloss zu betrachten. Es war nicht wirklich modern, eines der einfachen Schlösser. Zachariel sah sich um, wobei sein Blick auf den niedrigen Kasten neben dem Tisch fiel.
Mit flauem Gefühl und trockner Kehle ging er darauf zu und zog die erste Lade auf. Er erlaubte sich nicht über den Inhalt nachzudenken, als er ein kleines Messer wie ein Skalpell heraushob. Er verbarg es in den Händen, bis er das Schloss erreichte und begann damit, darin herumzudrehen. Es dauerte etwas, bis er es schaffte, es aufzubrechen. Die vielen Jahre als Einbrecher zahlten sich aus. Zachariel steckte das feine Messer ein und trat zu dem Mädchen, hob sie hoch. Sie zuckte zusammen, ihr Köper eine kleine, zitternde Kugel in seinem Armen, trotz seines leisen Brummens. „Es is vorbei. Mach einfach die Augen zu und du wochst wieda daheim auf. Alles wiad wieder gut.“ Er sah zu Lian hinüber. „Bringen wia sie raus in den Woid, das sie fa do zumindest wegkommen?“ Er arrangierte das Mädchen auf seine Hüfte um, um eine zweite Zelle aufzubrechen und einen etwas älteren Jungen mit dem anderen Arm hochzuheben. Das kleine Messer legte er davor ab, ehe er sich je nach Lians Antwort auf den Weg machen würde, die Kinder von diesem schrecklichen Platz wegzubringen.




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Lian
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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptyMo 6 März 2023 - 16:00

Es war nicht so, dass Lian damit gerechnet hätte, durch seine Worte dafür zu sorgen, dass Zachariel sich zurückverwandelte. Im gleichen Maße beeindruckt wie auch ein wenig befremdet beobachtete der 20-Jährige, wie die Gestalt des Wolfes wich, wie Fell und Klauen verschwanden, um Händen und Haut Platz zu machen. Es wirkte so kontrolliert, dass es schon beinahe normal hätte erscheinen können – Lian nahm sich vor, den älteren Magier darauf anzusprechen. Ob er das schon immer so gekonnt hatte? Oder hatte er ein bestimmtes Training absolvieren müssen, um die Verwandlung zwischen Mensch und Wolf so kontrolliert durchführen zu können? Es könnten Erkenntnisse sein, die auch Rownan weiterhelfen könnten... Sofern er den Lupinen denn irgendwann mal wiedersah. Der Falls schüttelte den Kopf, überrascht darüber, dass er inmitten einer Quest im Nirgendwo so oft an den Satyrs Magier dachte, anstatt sich auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren. Der Wüstenbewohner nickte, als Zachariel erklärte, bereit zu sein. „Tief durchatmen. Ich befürchte, da drinnen wird der Geruch nur schlimmer“, gab er dem Kollegen noch mit auf den Weg, ehe die hellgrünen Augen sich erneut nach vorne richteten und die Tür zur Kammer behutsam und lautlos geöffnet wurde.

Lian behielt mit seiner Vermutung Recht.

Der beißende Gestank des Desinfektionsmittels war in diesem Raum allgegenwärtig – der Falls konnte nur erahnen, wie schlimm es für eine Person sein musste, die mit einem übermenschlichen Geruchssinn geschlagen war. Die Wut in den Augen Zachariels beim Anblick der Kinder, die Großteils besinnungslos in den Käfigen saßen und lagen, war unübersehbar. Kurzzeitig befürchtete der Dieb, sein Kollege würde doch die Fassung verlieren, er öffnete bereits den Mund und trat einen Schritt auf den Werwolf zu, ohne zu wissen, wie genau er Zachariel im Zweifel überhaupt hätte beruhigen oder gar aufhalten wollen. Doch zum Glück entschied sich der Dunkelhaarige im letzten Moment anders, seine Haltung entspannte sich zumindest ein Stück weit und anstatt sich in einen Tobsuchtanfall hineinzusteigern, sah er sich um. Aufmerksam beobachtete Lian die Bewegungen des Älteren und staunte nicht schlecht, als dieser sich nicht nur ein Messer schnappte, sondern sogleich begann, eines der Schlösser damit zu knacken. Und Zachariel hatte ziemlich schnell Erfolg damit. Kein Zweifel: Das war kein Glück, sondern hatte mit Können zu tun. Während sich der Kollege bereits am nächsten Schloss zu schaffen machte, ließ der Falls den Blick der hellgrünen Seelenspiegel über die restlichen Käfige schweifen. Wenn er Zachariel das alleine machen ließ, währen sie noch Stunden beschäftigt. „Okay, ich stelle keine Fragen, warum du das kannst, wenn du dich umgekehrt auch mit Fragen zurückhältst“, richtete Lian das Wort an den Werwolf, ging ebenso auf den Tisch im Raum zu und wurde fündig, als er Draht darin fand. Er drehte Zachariel den Rücken zu, ging vor einer der anderen Schlösser in die Hocke und begann schweigend, auch dieses Schloss zu knacken. Lian ging akribisch und hochkonzentriert vor, wobei man ohne Mühe bemerkte, dass es bei Weitem nicht das erste Mal war, dass der 20-Jährige so etwas tat. Ein Schloss nach dem anderen wurde geöffnet. Bei einem der Käfige hielt der Falls kurz inne, denn das Mädchen, das dort kauerte… es erinnerte ihn tatsächlich an seine eigene Schwester, die er seit seinem Eintritt in die Gilde Crimson Sphynx nicht mehr gesehen hatte. Er kam nicht umhin, sich zu fragen, wie es Naza wohl ging. Lian war davon ausgegangen, dass das Mädchen schlief, weshalb er umso erschlagener war, als die Kleine aufsprang, die Arme ausbreitete und schluchzend das Gesicht an seiner Schulter vergrub. Der junge Mann wäre von der Wucht der Umarmung beinahe umgerissen worden. “D-danke! Danke!“, wiederholte das braunhaarige Mädchen mehrfach, ohne sich vom Körper des Diebes zu lösen und Lian schluckte, traute sich sonst allerdings nicht, sich zu bewegen. Als könnte es das Schluchzen und Weinen nur verschlimmern, wenn er sich rührte. Wir haben keine Zeit dafür, ermahnte er mehr sich selbst, als das weinende Mädchen und löste sich von der Kleinen – die es jedoch gekonnt schaffte, die Hand von Lian zu schnappen, ehe dieser sich gänzlich hätte entziehen können. Auch die anderen Kinder hatten er und Zachariel inzwischen befreit und so ließ Lian den Blick der hellgrünen Seelenspiegel über die versammelte Mannschaft schweifen. „Der Junge fehlt.“ Natürlich meinte Lian damit den Jungen, dessen Spur sie gefolgt waren, um überhaupt hierherzukommen. Ob der Junge sich noch in der Obhut der Person befand, die hinter diesen ganzen Machenschaften steckte? Es war zu befürchten. „Wir bringen zuerst die Kinder in Sicherheit, dann suchen wir nach dem Jungen. Los, geh vor.“ Das sagte der Falls allem voran, weil Zachariel sich in der Dunkelheit deutlich besser im Wald orientieren konnte als der Lockenkopf. Hoffentlich ging es dem Jungen gut…

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BeitragThema: Re: Idylia
Idylia - Seite 3 EmptyFr 10 März 2023 - 18:02

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Das Brennen in seiner Nase war kein Vergleich zu dem Feuer, dass in seiner Brust wütete. Was auch immer mit den Kindern geschehen war, seine Wut, der Instink diese mit dem Krallen und Zähnen des Wolfes zu schützen, ließ ihn gleichsam fast taumeln, wie es ihm die Kraft und Konzentration gab, durch den beißenden Gestank von Desinfektionsmittel, Metall und … Blut zu atmen. Von Angst und Panik, der von den Zellen ausging. Zachariel hatte einige Augenblicke vor einem der Schlößer verbracht, eher er zu dem kleinen Kasten neben der großen Metallplatte zurückkehrte. Dem Tisch, der ebenfalls nach Blut und Angst stank. Sein Magen war eiskalt, als er ein Skalpell in den Schubladen fand und es in den Händen versteckte. Die Kinder hatten genug gesehen. Er ging in die Hocke und schob das feine Messer hinein. Er braucht kurz, um den Mechanismus zu finden, die richtige Drehung mit dem richtigen Druck zu kombinieren, um das Schloss aufzubrechen. Er hob das Mädchen auf und machte sich mit ihr auf dem Arm an das nächste Schloss. Am Liebsten hätte er die zwei Kinder bei sich behalten, aber er brauchte seine Arme frei. So setzte er sie schließlich zu dem Jungen und zog seine Lederjacke auf, um sie dem Kind zu reichen. Der Junge reagierte, auch wenn er nicht sprach und verkroch sich mit dem Mädchen in der für ihn viel zu große Jacke. Zachariel ging die nächste Zelle an, als auch Lian … Der Wolf sah kurz auf. Dieser hatte sich mit einem Draht auf den Weg gemacht, mit dem er zu effektiv, als dass er es zum ersten Mal machen würde, das Schloss aufbrach. Zachariel nickte. Es gab keine Zeit für Fragen und um ehrlich zu sein, er wollte auch nicht mehr von dem erzählen, warum er es konnte. So blieben seine Gedanken nur kurz bei dem jüngeren Schlossbrecher. Das dieser es nur zum Spaß geübt hatte, zweifelte er irgendwie an …
Sie brachen weitere Zellen auf. Manche der Kinder dösten, schliefen hoffentlich. Manche waren so still, dass Zachariel die Finger an ihren Hals legte, um nach dem Puls zu führen. An manchen war Blut. Und zu viele schienen ihn kaum wahrzunehmen. Doch … der Junge fehlte? Lian hatte Recht. „Er wor da.“ Aber war er das wirklich. Zachariel zog die Brauen zusammen und sah sich um. Es gab keinen zweiten Ausgang hier. Hin und hergerissen zwischen dem Drang, die Kinder aus den Zellen zu bringen, weg von diesem Ort und den Jungen zu suchen, sah er zurück zu den Kleinen und zu dem ältesten, der nur wenig jünger als Lian sein musste. Zachariel trat auf ihn zu. Die glasigen Augen sahen ihn hilfesuchend an. Der Wolf legte vorsichtig eine Hand auf die Schulter des Kleineren. „Sieht du den Jungen do?“ Er deutete auf die Zelle gegenüber. Der junge Mann nickte. „Kaunnst du ihn tragen? Hier raus?“ Der andere zögerte, als traute er dem Dunkelhaarigen nicht. Warum auch? Doch dann machte er sich auf den Weg und Zachariel hob eines der weinenden Kinder hoch, huckepack. Dann hob er die zwei von Beginn hoch. Er schwankte unter dem Gewicht, aber hielt stand. Das viele Tragen vom Rucksack und Gaea, sowie sein allgemeines Training und die Kraft des Wolfes hielten ihn auf den Beinen, als er zur Türe trat. Er schnüffelte und stieg vorsichtig die Treppe hinauf. Das Blätterdach und die Wolken verdeckten den Mond, ein kühler Wind raschelte durch die Blätter. Er trug die Kinder ein Stück zur Seite, bis der Bunker mehrere Meter entfernt war. Den Weg vermied er, stattdessen setzte er sie zu einem Baum und wartete, dass Lians auch dort landeten. Der junge Mann mit dem Jungen war ihnen gefolgt. „Bleibt hier. Euch passiert nix mehr, wir san gleich zurück.“ Zachariels Augen glühten wie die des Wolfes in der Dunkelheit, ehe er sich abwandte. Auf den Weg hinab flüsterte er Lian zu: „Die andre Tüa unten, wia müssen do nochschauen.“ Er sah sie nicht wirklich, nur einen Schemen, aber als er stehen blieb und daran roch … Es roch falsch. Er fuhr mit den Fingern darüber hinweg. Es war dunkel dahinter, zumindest kam durch das Türschloss kein Licht, aber etwas oder jemand war da. Es kratzte ihm unter dem Pelz.
Unschlüssig zögerte er, dann wandte er sich ab. „Noch de Kids? Oda willst du rein?“, fragte er widerwillig und trat zurück zu den Zellen, um die nächsten Kinder hochzuheben und hinauszutragen in die frische Nacht. Seine Jacke ließ er bei ihnen, als er eine etwa 9-jähriges Mädchen sanft hochhob, dessen Oberkörper ihr sichtlich Schwierigkeiten zu Atmen bereitete, um sie darauf abzulegen.




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