Ortsname: Idylia Art: Ortschaft Spezielles: --- Beschreibung: Idylia ist ein kleines Dorf, nicht mehr als eine kurze Zugfahrt oder einen langen Spaziergang von Maldina Town entfernt. Bekannt ist dieses Dorf vor Allem für die gute, frische Luft, die großen, wunderschönen Blumenfelder, die es umgeben, und die fruchtbaren Acker, auf denen von Morgens bis Abends Bauern arbeiten. In letzter Zeit hat es aber noch ein weiteres, herausstechendes Merkmal... Nach einem bisher ungeklärten Vorfall sind die Bäume, Blumen und Gräser von Idylia außer Kontrolle gewachsen, sodass das Dorf nun von riesigen Bäumen, übergroßen Blüten und vielen grünen Ranken durchwachsen ist. Die Infrastruktur hat sich dem angepasst, sodass einige Wege über die großen Äste führen und einzelne Personen sich sogar entschieden haben, ihre Häuser in die Baumkronen zu setzen. Mit einer einzigartigen Symbiose zwischen Mensch und Natur ist dieser Ort definitiv eine Sehenswürdigkeit.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Zuletzt von Untiefe am Do 6 Jul 2023 - 21:46 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Lian Thief in Distress
Anmeldedatum : 03.10.20 Anzahl der Beiträge : 2003 Alter : 31
Die Stimmung in diesem Kerker – mehr als das war es für Lian nicht – war wirklich erdrückend. Obwohl er und Zachariel die Kinder befreit hatten, lag die Düsternis noch immer schwer auf ihren Schultern und erschwerte das Atmen. Was auch immer den Kindern hier unten angetan wurde, ohne Zweifel waren es schreckliche Dinge gewesen. Man konnte nur darauf hoffen, dass die Kinder es vergaßen oder es in dem dämmrigen Zustand, in dem sie sich befanden, einfach nicht mitbekommen hatten. Der Falls ließ einen weiteren Blick über die jungen Menschen schweifen, die sich hinter ihm und dem Werwolf versammelt hatten und fragte sich, womit diese Kinder überhaupt betäubt worden waren. Ja, er roch Desinfektionsmittel, aber zumindest auf den ersten Blick hatte er keinerlei Betäubungsmittel finden können, die den Kindern verabreicht worden waren. Dass die Meisten von ihnen allerdings neben sich standen, war unübersehbar. Vermutlich hätte Lian sich noch länger Gedanken darüber gemacht, auch um einschätzen zu können, was für ein Feind sie erwartete, aber die Stimme von Zachariel riss ihn aus den Gedanken. Er und eines der älteren Kinder schnappten sich die ersten Opfer und begleiteten sie nach draußen. Lian selbst bewegte sich im ersten Moment noch nicht, bis er einen leichten Händedruck an seiner Rechten spürte. Sein Blick glitt hinab, auf das braunhaarige Mädchen an seiner Seite, das eine unvergleichliche Ähnlichkeit zu Naza besaß. Und dieser Anblick… er gab dem Falls die Motivation, die er benötigte, um hier weiterzumachen. „Alles wird gut“, hörte Lian sich selbst sagen und schaffte es sogar, dem kleinen Mädchen ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. Eigentlich hatte der 20-Jährige absolut keine Ahnung von Kindern, erst Recht nicht, wie man mit ihnen umging und sie beruhigte, aber das, was er getan hatte, schien dennoch zu wirken: Das Mädchen nickte entschlossen, löste sich sogar von Lians Hand und half ihrerseits einem anderen Kind, das Schwierigkeiten hatte, das Gleichgewicht zu halten. Der Lockenkopf kannte dieses fremde Mädchen nicht und doch kam er nicht umhin, so etwas wie Stolz zu verspüren. Erneut dachte er an seine leibliche Schwester, die irgendwo in Aloe Town war. Und das erste Mal seit langem verspürte er den vagen Wunsch, doch nochmal mit ihr in Kontakt zu treten.
Gemeinsam mit Zachariel brachte Lian die ersten Kinder nach draußen, lief dann zurück, um Weitere aus ihrer Gefangenschaft zu befreien. Erneut in dem Raum mit den Käfigen angekommen, wandte sich der Bogenschütze herum. Die andere Tür? Lian hätte beinahe vergessen, dass es noch eine andere Tür gegeben hatte. Die hellgrünen Seelenspiegel sahen in Richtung der Tür, dann zu den restlichen Kindern, insbesondere zu dem Mädchen, das Schwierigkeiten mit der Atmung hatte. Was sollten sie tun? Diese Kinder mussten hier raus, keine Frage. Sie brauchten medizinische Versorgung. Aber dann huschte das Bild des verschollenen Jungen durch den Geist von Lian und obwohl er es nie von sich selbst gedacht hätte, bei einem solchen Gedankengang Mitgefühl empfinden zu können: Auch das Bild der besorgten Eltern. Ja, die Kinder, die hier unten waren, mussten nach draußen geschafft werden. Aber die Gefahr, in der sich der verschollene Junge befand, war doch um ein vielfaches Größer – und so traf Lian eine Entscheidung, die er Zachariel so auch mtteilte: „Wir müssen da rein.“ Er drehte sich zu zwei Kindern, die nicht nur bei Bewusstsein waren, sondern auch ein Stückchen älter. „Helft den kleineren Kindern nach draußen. Wartet dort, wo die anderen sind auf uns. Und verhaltet euch leise“, sprach er zu ihnen, nicht besonders einfühlsam, wie man es vielleicht gegenüber diesen Kindern hätte sein sollen, sondern eher entschieden. Kurz befürchtete Lian, dass diese Jungen gleich wieder weinen würden, aber sie überraschten ihn, als sie trotzig mit dem Unterarm über die tränenfeuchten Augen rieben und ihm beide zeitgleich zunickten. Immerhin eine Sorge weniger. Mit einer kurzen Kopfbewegung deutete er Zachariel an, dass sie zu der anderen Tür gingen und der Blick, den er seinem Kollegen dabei schenkte, war eindeutig: Sie sollten sich auf alles gefasst machen.
Lian war nicht besonders vorsichtig vorgegangen, als er die Tür auf der anderen Seite dieses Kellergewölbes geöffnet hatte. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass die Zeit drängte, dass sie nicht nur den verschollenen Jungen finden, sondern auch die Person, die hinter all diesen Dingen steckte, an der Flucht hindern mussten. Vorsicht war daher etwas, was sich die beiden Magier in ihrer aktuellen Lage nicht leisten konnten. Ganz davon ab, dass er nicht glaubte, dass er und Zachariel nicht ohnehin bereits bemerkt worden waren. Der Raum, den sie betraten, war deutlich heller als jener, in denen sie die Käfige vorgefunden hatten, sodass der Falls nicht lange brauchte, um ihn in jedem Detail zu erkennen. Auch hier gab es einen Schreibtisch, auf denen unzählige Utensilien zu finden waren, die Lian auf Anhieb mit Worten wie Krankenhaus in Verbindung gebracht hätte. Dazu gab es hier diverse Apparate, die irgendwelche Zeichen, Laute und Signale sendeten, die der Bogenschütze beim besten Willen nicht hätte verstehen können. Und es gab einen Stuhl… einen Stuhl, auf dem ein schlafender Junge saß, mit diversen Kabeln an die Apparaturen angebunden, die sich im Raum befanden. Es war der Junge, den er und Zachariel gesucht hatten. “Ich weiß nicht, wie ihr mich gefunden habt…“, erklang plötzlich eine helle, irgendwie schrille Stimme. Hinter dem Jungen tauchte ein schmächtiger Mann auf, passend gekleidet in einem langen, weißen Kittel, mit schütterem Haar und einer Brille, die ihm von der Nase zu gleiten schien. Lian war sich sofort sicher, dass das ihr Feind sein musste. Bedrohlich sah dieser Typ aber nicht unbedingt aus… “… aber ihr unterbrecht eine überaus wichtige Forschung. Ist euch eigentlich bewusst, was ihr tut? Was für glorreiche Erkenntnisse für die Menschheit wir hier gewinnen können?!“ Die Stimme des Mannes wurde lauter, überschlug sich beinahe und hallte von den steinernen Wänden wider. Ein irrer Glanz trat in die Augen des Fremden, als er schrie: “Das werde ich nicht zulassen!“ Und damit steuerte der Mann auf die beiden Magier zu, ein Skalpell in den Händen haltend. Lian drehte sich zu Zachariel, bereit, einen Angriff abzuwehren… doch plötzlich unterbrachen sämtliche Gedankengänge der Sphynx. Für einen kurzen Moment hatte der Falls gänzlich den Faden verloren, starrte einfach nur irritiert zum Werwolf und just in dem Augenblick, als seine Gedankengänge zurückkehrten, rieselte irgendetwas auf ihn herab. Lian riss den Arm instinktiv nach oben, aber was auch immer da auf ihn hinabrieselte, es schmerzte nicht. Was zum Henker passierte hier?!
Disruption TYP: Elementlose Magie ELEMENT: - KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 10 MAX. REICHWEITE: 20 Meter SPEZIELLES: - VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Der Anwender unterbricht den Gedankengang einer Person, sodass diese aus dem Konzept geworfen wird, als hätte sie einen Raum betreten und dann vergessen was sie dort wollte. Es dauert nur einen Moment bis dem Opfer wieder einfällt was es vorhatte, allerdings kann diese kurze Verwirrung gezielt eingesetzt einen großen Unterschied machen.
Sleeping Sand TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 10 pro Minute MAX. REICHWEITE: 5 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber bewirft der Anwender seinen Gegenüber mit extrem weichem Sand, welcher dafür sorgt, dass das Ziel müde wird und gegebenenfalls einschläft. Durch die eintretende Müdigkeit fällt es dem Gegner immer schwerer die Konzentration zu behalten, wodurch dieser häufiger Fehler machen könnte. Zudem kommt noch hinzu, dass die Augen immer schwerer offengehalten werden können, je weiter die Müdigkeit voranschreitet. Sobald das erste Gähnen auftritt, dauert es nicht mehr lange, bis der Gegner seiner Müdigkeit erliegt und einschläft.
Zacha war hin und hergerissen. Sein Wolf wollte alle Kinder auf einmal hinausbringen, wollte sie in einer Gruppe zusammen zurück zum Dorf bringen, wollte sie alle sicher zu Hause sehen. Er verstand, dass er sie nicht hier im Wald lassen konnte. Ihre kleinen Körper brauchten Wärme und diese konnte er ihnen nicht geben. Doch nachdem er nicht alle zugleich tragen konnte, musste er die Kinder oben zurücklassen. Der Wolf strich unruhig in ihm herum, unzufrieden damit, immer wieder zurückzukehren, um mit Lian die Kinder zu holen. Doch das war nicht das größte Problem. Die andere Türe … und der verschwundene Junge. Von den anderen Kindern wusste er zumindest, wo sie waren. Zachariel ballte die Hände zu Fäusten, unterdrückte das grollende Knurren, dass ihm in der Kehle steckte. Er ließ Lian reden, darauf bauend, dass die Stimme des Jungen weniger erschreckend war. Dieser bat die älteren Kinder, den kleinen zu helfen. „Oben ein Stück nach hinten und rechts sind de anderen“, schob er dann aber hinterher. Wenn die Kinder draußen so still waren wie er es hoffte, sollten die hier sie ohne Beschreibung nicht direkt sehen – vor allem, wenn sie leise waren. Zachariels aufmunterndes Lächeln war angespannt, als er den ersten Kindern hinterher sah, die sich die Treppe hinauf auf den Weg machten. Dann wandte er sich Lian zu – und der Tür.
Lian brach sie auf. Zachariel hinterfragte auch jetzt das Können des Jüngeren nicht, sondern stand in dessen Schatten hinter ihm. Während der andere die Tür öffnete griff Zachariel zurück durch die Welt, als würde sich der lange Weg, der ihn von der Kammer bei ihm zu Hause wo er seinen Bogen lagerte, zusammenfalten, und schloss die Hand um den Griff der Waffe. Er zog sie zu sich und hielt wenige Sekunden später den Bogen in der Hand. „Ned alleine“, war Zachariel letzte Warnung, als Lian eintrat. Dort, wo er den Jungen roch … und jemand anders. Das Licht darin blendete ihn kurz, sodass er hastig blinzelte. Dann löste sich der Raum auf, in einen Tisch, Apparate und … Schläuche und Kabel. Diese stecken an dem Jungen vom Nachmittag und dieses Mal war das Grollen in seiner Brust laut hörbar. Kein Kind sollte so … verkabelt sein. Sollte so still auf einem Stuhl sitzen. Erst als die schrille Stimme erklang drehte Zachariel den Kopf und erinnerte sich an den Bogen. Er spannte die Sehne, noch immer außerhalb des Zimmers und beschwor einen seiner Pfeile herauf. Der Blick des Wolfes fixierte den Mann und obwohl Zachariel noch in der Gestalt des Menschens blieb, riss das Raubtier die aktive Kontrolle mit einem wütenden Heulen an sich. Täter. Böse. Entführer. Verletzer. Er hörte die Worte des Mannes, aber er verstand sie nicht. Sie gingen im Rauschen seines Blutes in seinen Ohren unter, verloren an Wichtigkeit im Geist des Wolfes. Lian drehte sich zu Zachariel um, während dieser den Bogen auf den Mann richtete. Der menschliche Teil in ihm hätte vermutlich gezögert. Wäre vielleicht sogar dem zum Opfer gefallen, was Lian so verwirrt dreinblicken ließ. Aber der Wolf dachte nicht. Er wollte nur Rache und die Gewissheit, dass die Kinder sicher waren. Während Lian den Arm hochriss, trat Zachariel einen Schritt zur Seite, näher zur Tür, um den jungen Mann nicht im Schussfeld zu haben, und ließ den Pfeil fliegen. Der Pfeil hatte ein kleines Manapolster, dass verhinderte, dass der Mann durchbohrt wurde, als Zachariel ihn aus wenigen Metern Entfernung an der Schulter traf. Aber er wirbelte ihn herum, zur Seite. Ließ ihn stolpern und wütend nach Luft schnappen. Zachariel trat nun ganz ein. „Lian?“ Was auch immer gerade so … staubig gerochen hatte, so unpassend in diesem klinisch sauberen Raum war nun fast weg, nur noch ein Hauch in der Luft, der ihn irgendwie … langsamer machte. Er schüttelte den Kopf. Was es auch war, ihr Gegner war nicht ausgeschalten und Zachariel hasste das Gefühl dieser leichten Benommenheit. „Da Junge.“ Damit erreichte er den Mann, hob den Bogen und … hielt inne. Sein Kopf pochte, als die Gedanken darin begannen, widerzuhallen. Ein ewiges Echo. Zachariel griff sich an den Schädel, blinzelte, blinzelte. Er versuchte sich zu konzentrieren, aber das machte es noch schlimmer, bis ein scharfer Schmerz an seiner Brust ihn aus der Starre riss. Zacha wich zurück, schlug mit dem Bogen blieb nach dem Mann. Seine Gedanken klärten sich, als der Mann kurz abgelenkt davon war, ihm auszuweichen. Zachariel lies den Bogen fallen, ging mit ihm zu Boden und endlich verschwand auch seine körperliche Form. Der Wolf dachte nicht. Er stürzte sich nur mit Krallen und Zähnen auf den Mann, sprang ihn an. Ein schwarzes Tier mit weißem Kragen und Schweifspitze, dass genau davon hatte, verletzte Kinder zu sehen.
Requip: Bow TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: Nichtmagisch bzw Klasse I: 5 / Klasse II: 20 / Klasse III: 50 / Klasse IV: 100 / Klasse V: 250 MAX. REICHWEITE: beim Anwender SPEZIELLES: Dieser Zauber kann nur Bögen beschwören, keine anderen Waffen. VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Mit Hilfe dieses Zaubers kann der Magier auf seine Taschendimension zugreifen und einen Bogen daraus beschwören. Dabei ersetzt der Anwender seinen aktuellen Bogen durch den gewählten, wenn er gerade einen ausgerüstet hat. Das Beschwören eines Bogens dauert 10 Sekunden minus 1 Sekunde pro Level der Willenskraft.
Blunt Arrow TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 10 MAX. REICHWEITE: 25 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Geschicklichkeit Level 2, Willenskraft Level 2 BESCHREIBUNG: Ein Archer kann hiermit Pfeile verwenden, die an der Spitze durch ein kleines Manafeld abgepolstert sind und so weniger tödliche Treffer verursachen. Der Pfeil fliegt mit einer Stärke und Schnelligkeit entsprechend der Willenskraft -1 mit einem Maximum von 4.
Wolf Transformation: Howling to the Stars TYP: Elementlose Magie ELEMENT: - KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 40 MAX. REICHWEITE: Selbst SPEZIELLES: Volkszauber der Lycan VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 4 BESCHREIBUNG: Mit diesem Zauber verwandelt sich der Lycan in einen Wolf, dabei handelt es sich um einen Wolf, dessen Anatomie der normalen Wolfes entspricht. Das einzige, was zu vermerken ist, ist das dieser Wolf über die Intelligenz und Fertigkeiten eines Menschen verfügt und nicht nur das reine Tier ist. Er unterscheidet sich äußerlich nicht von einem normalen Wolf. In dieser Form wachsen dem Wolf zusätzlich längere Krallen und schärfere Reißzähne, sodass er diese als gefährliche und scharfe Waffen einsetzen und damit Schaden anrichten kann. In dieser Form ist der Wolf der menschlichen Sprache mächtig und zu weiteren Zaubern fähig. Diese Verwandlung ist ohne den Vollmond unter Zuhilfenahme von Manaeinsatz frei abrufbar und durchführbar.
Beherrschung:
Willenskraft Level 6: Die Körpermaße des Werwolfes entsprechen denen eines Pferdes.
Zauber Gegner:
Echo TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 50 pro Minute MAX. REICHWEITE: 30 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 3 BESCHREIBUNG: Durch diesen Zauber kann der Magier zwar die Gedanken des Zieles nicht lesen, aber er lässt sie in dessen Kopf widerhallen und sich um Kreis drehen, sodass es schwerer werden kann, fokussiert zu bleiben.
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Lian Thief in Distress
Anmeldedatum : 03.10.20 Anzahl der Beiträge : 2003 Alter : 31
Glorreiche Erkenntnisse für die Menschheit – Lian erschauderte bei dieser Wortwahl und dem Blick auf den bewusstlosen Jungen, dessen zierlicher Körper an die unterschiedlichsten Maschinen angebunden war. So verrückt der Wissenschaftler auch war, der sich vor Zachariel und ihm zeigte, Lian glaubte, zu verstehen, worauf er hinauswollte. Experimente an Kindern waren ein absolutes Tabu und das aus gutem Grund. Der Falls wusste nicht, was genau es war, was dieser Wissenschaftler hier erforschte, aber wohlmöglich ermittelte er hier Erkenntnisse, die noch niemand vor ihm ermittelt hatte. Allem voran aus ethischen Gründen, die ein jeder Wissenschaftler bei seiner Forschung zu berücksichtigen hatte. Lian schüttelte den Kopf vor Entsetzen. Sie mussten den Jungen befreien und von diesen Maschinen trennen. Aber bevor sie das machen konnten, mussten sie…
Und das war der Punkt, an dem die Gedankengänge des Braunhaarigen unterbrochen worden waren. Keine Sekunde später rieselte irgendetwas auf ihn herab.
Angestrengt versuchte Lian, mit dem Handrücken über seine Augen zu reiben, die sich irgendwie angeschwollen anfühlten. Was genau hatte dieser Typ da gerade auf ihn geworfen? Und warum zum Henker fühlte sich sein Kopf plötzlich wie in Watte gepackt an? Der Ausruf seines Namens – ausgesprochen von Zachariel – brachte den Bogenschützen wieder zu Sinnen. „Alles in Ordnung“, gab der 20-Jährige seinem Kollegen zur Antwort, wobei er sich selbst gar nicht so sicher war. Der Falls biss für den Augenblick die Zähne zusammen, aber sein Reaktionsvermögen war einfach zu schlecht. Der Wissenschaftler war auf Zachariel losgegangen und ein Kampf zwischen den beiden entflammte, in dessen Folge beide auf dem steinernen Boden des Labors fielen und miteinander kämpften. Erst mit Verzögerung sickerte in den vernebelten Verstand des Falls die Erkenntnis, dass Zachariel erneut seine menschliche Form verloren hatte und nun als Wolf den verrückten Wissenschaftler zu Boden drückte. Der schwarze Wolf fletschte die Zähne, knurrte und war bis in die letzte Haarspitze angespannt. Keine Frage: Er würde jeden Moment auf den Wissenschaftler losgehen.
Besagter Wissenschaftler war verrückt, aber nicht dumm. Nur kurz noch hatte er versucht, sich von dem schweren Ungetüm zu befreien. Als er allerdings die gefährlich aufblitzenden Zähne des Wolfes direkt vor seinem Gesicht sah und der warme Atem ihm entgegenströmte, wusste er, dass er verloren hatte. Er schrie, lachte, schrie dann wieder – als könne er sich nicht entscheiden, was gerade angemessen wäre. “Töte mich nicht! Die Welt muss davon erfahren!“ Die schrille Stimme des Mannes hallte von den steinernen Wänden wieder, wurde dadurch noch lauter. Lian schwankte, musste die Augen zusammenkneifen. Diese Lautstärke… sie war kaum auszuhalten für ihn. Was hatte dieser Typ mit ihm angestellt? “Wie viele Kinder durch das, was ich hier erforsche, in Zukunft gerettet werden können! Ist euch denn nicht klar, dass diese Erkenntnisse die Zukunft der Menschheit nachhaltig beeinflussen können?!“ Wieder lachte der Mann, raufte sich die Haare, wandte sich nach rechts und links – natürlich vergeblich, denn Zachariel hielt ihn fest im Griff. Plötzlich rannten Tränen über das Gesicht des Mannes, der dennoch nicht aufhörte, wie wild zu lachen. “Töte mich nicht! Töte mich nicht!“ Lian nahm es nur noch am Rande wahr. Er sah auf, doch der Blick der hellgrünen Augen schien zu verschwimmen. Wenn der Werwolf den Wissenschaftler tötete, hätten sie die Kinder genauso gerettet. Sie hätten den Auftrag erledigt. Außerdem zeigte dieser Mann keine Reue für das, was er den Kindern angetan hatte – er rechtfertigte sein Vorgehen sogar noch. Der Tod wäre eine angemessene Strafe für ihn, auch um sicherzugehen, dass er niemandem sonst je wieder schaden könnte. Von Zachariel ging eine solche Wut aus, dass Lian sicher war, der Wolf wäre bereit dazu, diesem ganzen Schauspiel mit einem gezielten Biss ein Ende zu bereiten.
Scheiße, Lians Kopf. Er konnte das hysterische Lachen des Wissenschaftlers nicht mehr aushalten.
Der Falls löste sich benommen von der Wand, gegen die er sich eben noch gelehnt hatte und näherte sich schwankend Zachariel und dem Mann. Vor allem sein Kollege war es, auf den Lian sich konzentrierte, während er einen Zauber wirkte. Er nahm dem Wolf die Wut, die ihn blind zu machen schien, in der Hoffnung, dass die darauffolgenden Worte dadurch zum Werwolf durchdringen würden und er es schaffte, klare Gedanken zu fassen. „Zachariel, töte ihn nicht. Das… wäre zu einfach.“ Das Sichtfeld Lians schränkte sich immer mehr ein, aber der 20-Jährige kämpfte. „Nimm ihn fest. Die Eltern müssen erfahren, was… was er mit den Kindern angestellt hat.“ Und das konnten sie nicht mehr in Erfahrung bringen, wenn dieser Wissenschaftler tot war. Direkt neben Zachariel fiel Lian auf die Knie, hielt sich die Stirn, die wild pochte. „Sorry. Keine Ahnung, was der Typ auf mich geschmissen hat. Aber Zachariel, du musst...“ Der Satz wurde nicht mehr beendet, denn Lian verlor das Bewusstsein und fiel einfach zur Seite weg. Da der Brustkorb des Braunhaarigen sich sichtlich hob und senkte, konnte der Werwolf zumindest davon ausgehen, dass Lian lebte. Tatsächlich war es nur ein tiefer, sehr tiefer Schlaf, in den der Illusionist gefallen war.
Und so musste Zachariel alleine entscheiden, wie diese Quest zu Ende ging.
Be Mine TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: IV ART: Support MANAVERBRAUCH: 300 pro Minute MAX. REICHWEITE: 30 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 8, Manaregeneration Level 6, mindestens ein Sentiment Tsunami BESCHREIBUNG: Der Anwender braucht zu Beginn Sichtkontakt, um den Kontakt herzustellen und spielt mit den Gefühlen des Ziels. Dabei lässt er beliebige Gefühle hervortreten oder verschwinden, sofern er einen Sentiment Tsunami Zauber dieser Emotion kontrolliert. Dies äußert sich dann wie sich die Gefühle bei dem Betroffenen eben zeigen. Entsprechend hat er keine Kontrolle über die Handlungen des Opfers. Nach Beendigung des Zaubers oder wenn das Ziel die Reichweite verlässt, kehren die normalen Gefühle wieder zurück.]
Lian ging es gut? Zachariel nahm sich nicht die Zeit, das zu überprüfen. Lian würde es hoffentlich wirklich gut genug gehen, das Kind zu retten. Wenn nicht hätten sie ein Problem. Als er auf den Mann zuging, der die Kinder entführt hatte, brannte das Bernstein seiner Augen. Es war nicht zielloser, blinder Hass, der ihn trieb, sondern der tiefe Beschützerinstinkt, als er mit dem Bogen angriff, nur um kurz darauf den Faden zu verlieren, als sein Kopf ein reines Echo wurde. Zachariel ließ den Wolf ganz frei und dieser warf den Mann mit seinem Gewicht zu Boden. Seine Krallen gruben sich in die Brust des Mannes, aber bis auf den leichten Blutgeruch und das erschrockene Keuchen, dass dem folgte, rührte er sich nicht. Noch nicht. Die helle, hohe Stimme schmerzte in seinen Ohren und Zachariel schnappte nach dem Gesicht des Wissenschaftlers. Dieser zuckte zurück, versuchte den Zähnen auszuweichen und schaffte es gerade so, nicht die Nase zu verlieren. Für den Wolf machte es keinen Sinn, was der Mann ihm erzählte. Er kannte dieses Konzept von Denken nicht. Für ihn gab es Überleben und Tod, Schutz und Gewalt. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Aber Zachariel lief es eisig den Rücken hinab, sein Fell prickelte, als würde er kleine Elektrofunken spüren. Die Zukunft der Menschen? Ein Teil von ihm, der, der sich mit den Menschen beschäfigt hatte und verstand, wovon der Irre da sprach. Zumindest die Grundidee davon ein Experiment zu machen. Das hieß nicht, dass es er unterstützte. Der Wolf knurrte zustimmend, senkte den Kopf und zeigte die scharfen Zähne. Zachariel hatte noch nie getötet, sein Respekt vor dem Leben war der letzte Faden, der den Wolf zurückhielt, in die offengelegte Kehle zu beißen. Aber der Faden war sehr, sehr dünn. Und dann geschah etwas mit ihm. Lian war gekommen, stand nicht weit entfernt und … sah ihn an. Der Wolf hob den Blick, hielt den Blick auf den jungen Mann gerichtet, als sich etwas in ihm verschob. Die Wut auf den Mann, auf das, was er getan hatte … sie verrauchte nicht, aber sie nahm ab und wurde kontrollierbar. Der Wolf trat zurück und ließ Zacha wieder die Oberhand gewinnen. Er rührte sich nicht, traute dem Mann kein Stück weit, aber er lauschte auf Lians Worte und nickte langsam. Er hatte recht, auch wenn Zachariel das ganze gerne beendet hätte. Er knurrte und sah zwischen dem Wissenschaftler unter ihm und Lian hin und her, zumindest bis Lian zusammenbrach. Der Wolf löste seine Gestalt auf und kam auf den Knien über dem Kreischenden zum Sitzen. Er griff nach seinem Bogen und knallte ihn mit Wucht gegen den Schädel des Forschers. Seine Augen klappten zu und Zachariel schüttelte ihn, um sicher zu gehen, dass er sich nicht mehr berührte. Dann drehte er Lian auf die Seite, überprüfte dessen Puls und schnupperte an ihm. Er roch nach diesem … Staub, aber nicht nach etwas anderem. Nicht verletzt. Zachariel ließ den jungen Mann liegen und machte sich an dem Kind zu schaffen. Zachariel checkte ihn durch und entfernte vorsichtig die Sonden und Schläuche. Zum Glück für den Kleinen rührte sich dieser nicht. Er hob ihn vorsichtig hoch und sah zurück. Runzelte die Stirn. Er hatte drei bewusstlose hier, davon ein Verbrecher und einen Haufen Kinder oben im Wald. Das war ein wirklich schlechter Ausgangspunkt. Er musste sie alle zurückschaffen, aber er hatte nur zwei Arme. Zachariel legte den Jungen bei Lian ab und hob den Wissenschaftler hoch. Er schleppte ihn in die Zellen, die mittlerweile leer waren, und sperrte ihn ein. Dann überprüfte er Lian ein weiteres Mal, fand Stift und Zettel und schrieb den Magier eine kurze Notiz, sollte dieser wieder aufwachen: Der Wissenschaftler ist in den Zellen. Ich bringe die Kinder weg und komme zurück. Bleib hier.
Dann hob er den Jungen hoch und lief die Treppe hinauf zu den Kindern. Zachariel überzeugte sie davon, ihm zu folgen und sich gegenseitig zu helfen. Er folgte seinem und Lians deutlicherer Geruchsspur durch den Wald bis zum Dorf zurück. Zweimal hielten sie an, um den Kindern eine Pause zu gönnen, ehe sie weitergingen. Zachariel klopfte an die erste Türe und weckte eine ältere Dame im Bademantel auf, die ihn erschrocken anstarrte, als sie ihn und die Kinder entdeckte. Der Wolf erklärte grob, was geschehen war und sie ließ sie alle ein, während ihr Mann losging um im Krankenhaus und bei der Polizei Hilfe zu holen. Widerstrebend überließ er die Kinder der Obhut der Frau und später der Ärzte, die Zeit später ankamen. Mit zwei Beamten machte er sich zurück auf den Weg zum Bunker, wobei er ihnen möglichst kurz erzählte, was vorgefallen war.
Die Kraft verließ seinen Körper, sodass Lian das schwache Nicken von Zachariel kaum noch hatte wahrnehmen können. So blieb er im Ungewissen, während die Dunkelheit ihn einnahm und er in eine andere Welt abtauchte. Es war kein traumloser Schlaf, in den der Falls fiel, wenngleich er im Nachhinein nicht mehr genau hätte sagen können, was er gesehen hatte. Das schrille Lachen des Wissenschaftlers, die eingesperrten Kinder und der weinende Junge in Kinderzimmer waren vorgekommen. Alles Eindrücke der Quest, die auch Lian erstmal verarbeiten musste. Aber auch seine eigene Kindheit schien sich immer wieder in die Szenerie hineingeschlichen zu haben und zwischendurch glaubte Lian selbst, wieder im Körper eines Kindes zu stecken und diese ganzen schrecklichen Experimente am eigenen Leibe zu erleben. Er hatte selbst die Erfahrung gemacht, wie leicht Erwachsene ihre Machtposition ausnutzten und Kinder zu ihren Gunsten manipulierten. Erinnerungen an die eigene Kindheit, die inmitten dieser wirren Träume zurückkehrten.
Urplötzlich riss der 20-Jährige die Augen auf.
Es dauerte mehrere Sekunden, bis auch das Bewusstsein wirklich zurückkehrte. Die Lider sanken wieder herab, langsam ertastete der Braunhaarige seine eigene Stirn und stöhnte. Was… war geschehen? Und wo befand er sich? Erst als sich Lian die Zeit nahm, um sich umzusehen, wusste er es wieder. Aber weder konnte der Illusionist den Wissenschaftler, noch Zachariel oder den zuvor noch verkabelten Jungen entdecken. Die Liege war verwaist, die Maschinen alle ausgestellt und nur ein paar wenige Wachskerzen spendeten noch Licht, sodass Lian nicht in vollkommener Düsternis wieder zu sich gekommen war. Dann fiel der Blick der hellgrünen Seelenspiegel auf einen Zettel, der neben ihm lag und mit leicht zittrigen Händen hob der Falls ihn auf. Der Wissenschaftler ist in den Zellen. Ich bringe die Kinder weg und komme zurück. Bleib hier, las die Sphynx sich selbst gedanklich vor, schmunzelte und legte den Kopf in den Nacken, sodass er gegen den kühlen Stein in seinem Rücken stieß. „Wow. Ich bin ja mal wieder eine grandiose Hilfe.“ Dennoch fühlte Lian sich erleichtert. Zachariel hatte den Wissenschaftler nicht getötet, was hieß, dass nicht nur sein Zauber, sondern auch die Worte zum Werwolf durchgedrungen waren. Und die Kinder kamen zurück zu ihren Familien… sie hatten diesem schaurigen Spektakel also wirklich ein Ende setzen können? Sie waren siegreich gewesen? Lian hatte zwar nicht das Gefühl, persönlich viel zu diesem Sieg beigetragen zu haben, aber die Tatsache an sich war dennoch erfreulich. Nur noch eine Sache gab es für ihn zu tun. „Na komm.“ Mit diesen Worten kämpfte sich der 20-Jährige auf, kam zurück auf die eigenen Beine und bewegte Arme und Beine probeweise, um sicherzugehen, dass sie nicht sofort wieder den Geistaufgaben und er zu Boden stürzte. Erst, als Lian sich sicher war, wieder vollkommen zu sich gefunden zu haben, machte er sich auf den Weg. Nicht hinaus, um Zachariel entgegenzukommen, sondern auf die andere Seite des Bunkers. Hinüber zu dem gefangengenommenen Wissenschaftler. Zumindest ein letztes Mal wollte er ihn sehen.
In dem kaum beleuchteten Raum war es schwer auszumachen, wo genau der Wissenschaftler sich befand. Lian lief an mehreren der Gefängnisse vorbei und erschauderte nicht zum ersten Mal an diesem Tage bei dem Gedanken, dass hinter diesen Gittern bis vor kurzem tatsächlich Kinder gesessen hatten. Jetzt waren sie leer, hatten an einschüchternder Wirkung aber nicht eingebüßt. Als er schließlich in einem der Gefängnisse eine Bewegung wahrnahm, blieb der Falls stehen. Er war nicht überrascht darüber, den Wissenschaftler dort auf dem Boden kauern zu sehen – höchstens die dicke Beule an seinem Kopf irritierte Lian für den Bruchteil einer Sekunde. Dann konnte er allerdings eins und eins zusammenzählen: Zachariel musste den Mann bewusstlos geschlagen haben, ehe er ihn in dieses Gefängnis gesperrt hatte. „Schon aufgewacht?“, fragte der Mann mit schütterem Haar, ehe Lian auch nur ein Wort hätte sagen können. Der Angesprochene quittierte die Worte mit einem Schulterzucken. Lian war davon ausgegangen, dass seine Bewusstlosigkeit irgendwie mit dem Sand zusammenhängen musste, der ihm vom Wissenschaftler entgegengeschleudert worden war. Jetzt war sich die Sphynx zumindest absolut sicher. „Die Frage könnte ich zurückgeben.“ Eine kurze Stille zwischen beiden Männern setzte ein, dann sprach erneut der ausgemergelte Mann im Gefängnis. Während er zuvor wild geschrien und gekreischt hatte, klang er nun vollkommen gefasst. Lian kam nicht umhin sich zu fragen, ob das da wirklich der gleiche Mann war wie jener, der zuvor verzweifelt weinend und lachend um sein Leben gebettelt hatte. In diesem Augenblick erschien er bei vollem Verstand, wie jeder andere Mensch es auch gewesen wäre. „Ihr habt keine Ahnung, was ihr angerichtet habt. Ich war kurz davor, meine Forschung abzuschließen. Ihr Magier werdet jedes Leben, das nicht gerettet werden konnte, weil meine Forschung heute unterbrochen wurde, auf dem Gewissen haben.“ Lian ließen diese Vorwürfe ziemlich kalt. Er wusste nicht, woran genau dieser verrückte Wissenschaftler gearbeitet hatte, aber ganz gleich, welche Ziele er verfolgte – nichts rechtfertigte die Wissenschaft an unschuldigen Kindern, die gegen ihren eigenen und den Willen ihrer Familien in einem halb besinnungslosen Zustand in einem dunklen Bunker eingesperrt wurden. Der Falls dachte erneut an das braunhaarige Mädchen, das ihn an seine eigene kleine Schwester erinnert hatte und schüttelte den Kopf. „Du würdest es jederzeit wieder machen, oder?“, fragte Lian und erntete für diese Frage einen Blick von dem Wissenschaftler, als wäre der Illusionist es, der hier den Verstand verloren hätte. „Natürlich“, war entsprechend die Antwort. Die Gefasstheit, mit der dieser fremde Mann es aussprach, hatte etwas Erschreckendes. Und für einen winzigen Moment wünschte sich der Falls das schreiende, wimmernde Häufchen Elend zurück, das dieser Wissenschaftler unter den Klauen von Zachariel gewesen war. Der 20-Jährige verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete von oben herab den Mann, der weiterhin am Boden seines Gefängnisses sitzen blieb. „Ich bin froh, dass Zachariel dich am Leben gelassen hat. Nicht, weil ich an das, was du hier getan hast, glaube. Sondern weil du uns so zumindest erzählen kannst, was genau du mit den Kindern angestellt hast. So können sie mit den Ereignissen abschließen.“ Lian wollte noch etwas sagen, aber der Wissenschaftler ereiferte sich mit schriller Tonlage: “Oh ja, das werde ich! Und wie ich das werde! Damit irgendwer mein Werk zu Ende bringen kann!“Da ist er wieder, der Wahnsinn, schlussfolgerte der Falls, aber was er sagte, war: „Sehr gut.“ Und obwohl er sich erhoffen würde, dass dieser Mann irgendwann zu der Einsicht gelangen würde, dass das, was er hier getan hatte, ein Fehler war, wusste Lian doch, dass dies niemals geschehen würde. Daher blieb ihm zuletzt nur die Hoffnung, dass der Wissenschaftler in irgendeinem Loch versauern und keinem Kind mehr Schaden zufügen könnte.
Der Braunhaarige war froh, als Zachariel in Begleitung zurückkehrte und er den verrückten Wissenschaftler guten Gewissens den Beamten überlassen konnte. Es hatte etwas Befreiendes, dieser Moment, als er gemeinsam mit dem Werwolf den Bunker verließ und zurück an die Erdoberfläche kehrte. Der Wald war verräterisch still und lag – bedingt durch die Nacht – im Dunkeln. Dennoch atmete der Falls tief durch und drehte sich dann zu seinem Kollegen. Der berichtete in kurzen Worten, was geschehen war – allem voran, dass die Kinder in Sicherheit waren. Lian nickte. „Sorry, dass ich am Ende keine besonders große Hilfe war.“ Der Braunhaarige rieb sich über den Hinterkopf. „Aber du hast das ja ganz großartig alleine hinbekommen. Um ehrlich zu sein, Zachariel: Es gibt einige Dinge, über die ich mich gerne mit dir unterhalten würde.“ Die Sache mit der Verwandlung in einen Wolf zum Beispiel. Wohlmöglich auch die Frage, warum er so gut im Knacken von Schlössern war. Lians Mundwinkel hob sich ein wenig an. „Das nächste Mal. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass das nicht das letzte Mal gewesen ist, dass wir uns über den Weg laufen. Und du musst wissen: Mein Bauchgefühl trügt mich nie.“ Er hielt dem Werwolf die Hand entgegen, als wollte er ihm die Hand auf seine Worte geben. Gleichzeitig sollte dieser Händedrück aber auch einen Abschied einläuten. „Sollte es dich wieder nach Stillsnow zu deiner Familie verschlagen, richte dem alten Rhefeus Grüße von mir aus.“ Der Priester des Ortes im hohen Norden war immerhin der Grund gewesen, weshalb Lian überhaupt nach Idylia geschickt und dort auf Zachariel als Unterstützung getroffen war. „Aber ich wäre dir dankbar, wenn du die Sache mit meiner Bewusstlosigkeit am Ende aus möglichen Geschichten heraushalten würdest. Das muss Rhefeus nicht auf die Nase gebunden werden.“ Lian zwinkerte Zachariel zu.
Damit gingen die beiden Magier nach dieser sehr ereignisreichen, bewegenden und nicht zuletzt erfolgreichen Quest getrennte Wege. Aber wie hatte Lian so schön festgestellt: Wohlmöglich würden sich ihre Wege in Zukunft ja nochmals kreuzen?
"Huff." Manchmal stellte einem das Leben Hindernisse in den Weg, die man nicht überwinden konnte. Manchmal, so verstand Mary in diesem Augenblick, manchmal war Sieg einfach keine Option. Jeder, der die Baumgardner kannte, wusste eigentlich, dass sie optimistisch und lebensfroh war und sie normalerweise nicht an aufgeben dachte, doch diesmal hatte es einfach keinen Sinn, sich der Unausweichlichkeit der Niederlage weiter zu entziehen. Nicht einmal sie, Mary Baumgardner, Lichtmagierin der berühmten Gilde Satyrs Cornucopia, konnte hier etwas ausrichten. Mit einem gequältem Ausatmer klatschte Mary ihre sonnengebräunten Hände auf den wurzeligen Holztisch der Gänseblume und lehnte sich im Stuhl zurück. Das musste sie auch, denn obwohl von der unfassbar gewaltigen Lasagne, die ihnen die Wirtin zum Dank für ihre Arbeit am Unkrautvernichten serviert hatte ein beachtliches Stück fehlte, war die Jugendliche an die Grenzen der menschenmöglichen Nahrungsaufnahme gekommen. Gewiss gab Mary ein sehr seltsames Bild ab: Vor zwei Tagen war sie adrett und ordentlich gekleidet in diese Stadt gekommen, um eigentlich gegen ihren wirklichen Willen eine Quest zu erledigen, die ihr - und ihrem Questpartner, zu dem später mehr - abverlangt hatte, die übernatürlichen Wildwüche in Idylia zu dezimieren, die Straßen blockierten, Häuser von der Öffentlichkeit abschnitten und den Bewohnern mehr als ohnehin schon Unannehmlichkeiten bereiteten. Niemand wusste so ganz, wieso die Stadt so vollkommen überwuchert war, doch Mary hatte während er harten Arbeit und dem frustrierendem Ausrupfen von einer Wagenladung Unkraut nach der anderen einige Geschichten gehört, die von einem Unfall mit Superdünger bis hin zu Murmeleien über dunkle Gilden rangierten. Vermutlich lag die Wahrheit irgendwo dazwischen. Jedenfalls hatte das Gestrüpp sich als besonders hartnäckig erwiesen, so dass Mary mittlerweile nicht mehr so adrett wie zuvor aussah. Ihre Haut war von der erbarmungslosen Sonne geküsst, von Steckmücken zerschunden und von Dornen und scharfen Gräsern zerschlissen, so dass ihr Pflaster an einigen Stellen pappten. Die Haare konnte sie zu Anfang noch waschen, doch heute hatte sie mit Schrecken festgestellt, dass in der ganzen Stadt das Wasser ausgefallen war, weshalb sie gerade ein wenig aussah, als habe sie alles Fett der Lasagne über blonde Antennen aufgesogen. Dazu kam noch, dass ihr weißes Kleidchen mittlerweile so vom Wildwuchs angegriffen worden war, dass sie sich irgendwo eine kurze Hose gekauft hatte und gezwungen war, ihr Notfallnähset zu bemühen, so dass aus einem hübschen Sommerkleidchen nun ein hübsches Top und ein paar Stofftaschentücher geworden waren. Nahm man nun noch dazu, dass sie rundbäuchig im Stuhl fläzte und flach atmete, weil sie gefühlt ihr Körpergewicht an Lasagne verzehrt hatte, konnte man vielleicht durchaus auf die Idee kommen, Mary wäre genau das klischeehafte Landei, das man ihr sonst auch öfter einmal attestierte: Manierenlos, dreckig und nach Gras stinkend.
Der einzige Trost der Baumgardner, die sich schon auf die heutige Heimreise freute, war, dass sie diese anstrengenden Tage nicht alleine verbringen hatte müssen. Nicolo Peralta, der junge Mann, der sie in letzter Zeit ständig auf Quests begleitete, hatte sie breitgeschlagen, um sich der unkräutlichen Plage Idylias anzunehmen. Er war es auch, der ihr die letzten Tage Gesellschaft geleistet und sein Bestes getan hatte, dem Wildwuchs der Stadt musikalische Gewalt anzutun. Das war bei dem schlaksigen Violinisten durchaus wörtlich zu nehmen - seine Magie basierte auf Klänge und er kanalisierte seine Macht durch sein Instrument. Mary wusste aber auch, dass Nico neben zerstörerischen Dingen auch wirklich, wirklich schöne Musik machen konnte, womit er in ihrer künstlerischen Gilde nicht der Einzige war. Mary selbst besaß keine nennenswerten kreativen Talente. Sie war aus anderen Gründen als der artistischen Selbstverwirklichung dem Füllhorn beigetreten: Menschen helfen, einen Unterschied machen und vor allem - dafür sorgen, dass es den Leuten im Süden Fiores besser ging. Im Vergleich zum Rest des Königreichs wurden die verschlafenen Ecken hier oft übersehen, daher fand Mary es ganz unparteiisch wichtig, dass man insbesondere hier aufräumte. Würde sich das Königshaus wirklich für die Leute hier interessieren, hätte man schließlich schon etwas gegen den Wildwuchs unternommen und nicht darauf gebaut, dass die Leute hier schon irgendwie das Beste aus der Situation machten, oder?
"Ich kann keinen Bissen mehr essen", erklärte Mary ihrem Questpartner, der ihr gegenüber am Tisch dieses Gasthauses saß und schob den monströsen Teller recht energisch in seine Richtung, so als habe er die Fähigkeit, unmenschliche Mengen Nudeln und Hackfleisch verschwinden zu lassen. Die Gänseblume war initten von Idylia eine Art Besonderheit, denn das Etablissement befand sich im wahrsten Sinne des Wortes unter einer überdimensionalen Gänseblume, die ihre schützenden Blütenblätter wie ein riesiger Regenschirm über das Dach des Hauses ausbreitete und mit ihrem Stiel das Haus stützte. Das Essen hier war außerdem überragend schmackhaft und die Unterkunft günstig, weswegen Mary derzeit auch hier residierte. Sie hatten gerade ausgecheckt und sich recht freiwillig (die letzten Tage waren wirklich anstrengend gewesen) ein Abschiedsmahl servieren lassen, doch nun fragte sich die Baumgardner, wie sie die Strecke zurück schaffen sollte. Nicolos Nudelarme konnten sie wohl kaum tragen, außerdem wäre das seltsam. Die letzten Tage hatten dahingehend aus genügend Peinlichkeiten bestanden, die Mary wirklich nicht wiederholen wollte. "Ich spüre sie in meinen Rippen ..."
Hier bin ich Mensch, hier roll ich mich ein. Mit Entsetzen musste Nico feststellen, dass eine weitere gigantische, monströse Portion Lasagne in seine Richtung geschoben wurde. Es war ein Olymp an Lasagne. Der König, die Königin und der gesamte Hofstaat an Lasagne. Ein großes L Lasagne. Der Lasagniator, Zerstörer der schlanken Linie und Vernichter von Elan. Resigniert, geschlagen im Felde der Lebensmittelvernichtung ließ Nico den Kopf in den Nacken hängen. Müde und futterschwer blinzelte er in den strahlend blauen Himmel, der die gewaltigen Blütenblätter über ihnen auf's Kitschigste einrahmte. "Nein. Ich kann nicht mehr. Ich konnte schon vor sieben Bissen nicht mehr. Vermutlich werde ich nie wieder essen können. Mein Geist hat den Körper verlassen und ist in den Lasagnenhimmel aufgestiegen. Bettet meinen Körper zwischen Bechamel, Hackfleisch und Tomatensoße. Schlagt mich ein in Nudelplatten, denn ich bin nun ein Teil des großen Ganzen. Eins mit der Lasagne, in Körper und Geiste", brachte der junge Peralta im Tonfall einer qualvoll auf einer Bühne verendenden Prinzessin hervor. Die dreifach eingesprungene Schraube und die kläglichen Verrenkungen fehlten leider. Sogar seine Herumwedelei mit der rechten Hand war träger als eine zufriedene Katze in der Mittagssonne. Dieses Vergehen gegen seine Angewohnheit sich ausschließlich von dem zu ernähren, was sein übermüdetes Hirn um drei Uhr morgens für eine richtig gute Idee hielt, war das Ende ein paar arbeitsreicher Tage.
Alles an Nico hatte inzwischen schon mal bessere Zeiten gesehen. Seine Jackettjacke war verdreckt, das weiße Hemd war alles, aber weiß war nicht mehr darunter. Zwischenzeitlich hatte man das Hemd vermutlich einfach aufstellen können, ohne dass es umgefallen wäre, so starrend vor Dreck und Schweiß war es gewesen. Die Haare klebten ihm im Gesicht, was zum Glück nur daran lag, dass er sie heute morgen gewaschen hatte. Die farbigen Strähnchen waren nur noch ein Schatten ihrer selbst und mussten dringend aufgefrischt werden. Sein ganzer Körper wies eine Vielzahl winziger Wunden auf. Dass er nicht völlig zerschlitzt war, war nur der Tatsache zu verdanken, dass er dank seiner Magie nicht so nah an das ganze Gestrüpp hatte ran müssen und zwangsweise die ganze Zeit eine lange Hose getragen hatte. Die konnte mittlerweile als moderne Kunst gelten, so bunt durchmischt war ihre Farbgebung und so zerfetzt war sie bei den Unterschenkeln. Nico selbst hatte Farbe angenommen, dummerweise an der linken Wange weniger als auf der rechten. Da hatte die Kinnstütze seiner Violine ganze Arbeit als Sonnenschutz geleistet. Wenn Mary also aussah wie das stereotype Landei, war er derzeit das Produkt eines wahnsinnigen Künstlers, der sich mal so richtig mit Farbpalette und unter Zuhilfenahme an einem ganz besonders lauchigen Mannequin ausgetobt hatte.
Aber die letzten Tage hatten auch gutes beinhaltet. Er hatte manches Mal Zeit gehabt etwas bildlich festzuhalten. Einen Abend hatte man zusammen aufgespielt und er hatte ein paar Lieder, wie sollte man das freundlich nennen? Er hatte ein paar Lieder derberer Natur lernen dürfen. Die Doppeldeutigkeit mancher Textpassagen ging an seinem Städterhirn zum Glück völlig vorbei. Aber jetzt? Jetzt freute er sich darauf zu seinem Apartment zurück kehren zu können. Wo er ein Bad nehmen würde. Circa sechs Stunden lang. Und die Tage danach wären einzig und allein der Aufgabe gewidmet die ganzen Eindrücke zu verarbeiten, bevor er platzte. Sein Hirn sprudelte schon wieder über vor Ideen und sie wollten alle raus in die Welt. "Hallo, ihr zwei", grüßte jemand von außerhalb Nicos Sichtfelds. Nur wenig später schob ein Dreitagebart in sein Sichtfeld, verdeckte die Blütenblätter weiter oben. "Hallo, Herr Sonnfeld", murmelte Nico schläfrig. Bei diesem Mann in stattlicher Uniform handelte es sich um den örtlichen Postboten. Außerdem spielte er passabel Mundharmonika und hatte eine ordentliche Singstimme. Der Dreitagebart wurde nun von Papier verdeckt, als Sonnfeld Nico einen Brief auf das Gesicht legte.
Mit einem Ruck, stehenden Fußes gefolgt von gequältem Stöhnen als zusammengepresst wurde, was nicht zusammengepresst gehörte, schob sich Nico wieder in aufrechte Position. Sein Kopf schnappte nach vorne wie einer Marionette, an deren Fäden gezogen wurde. "Brief aus Maldina für euch. Vom Füllhorn", führte Sonnfeld noch aus, hob dann zwei Finger an die Schläfe und ging weiter seiner Arbeit nach. Den Brief unsicher in einer Hand drehend, winkte Nico dem Mann hinterher. Ein rückversichernder Blick ging zu Mary hinüber, bevor Nico einen Fingernagel ansetzte und den Umschlag kräftig ratschen ließ. Das gequälte Stöhnen von vorher wiederholte sich im Verlaufe der Lektüre immer wieder und gewann an Intensität. "Maaary", quäkte er leidend in Richtung der, erneuten wie sich ihr gleich eröffnen würde, Questpartnerin: "Erinnerst du dich an den Fluss, den wir auf dem Weg hierher gefolgt sind. Der in dem Regen so hübsch geplätschert hat und trotz der gewaltigen Wolkenbrüche nicht über die Ufer getreten ist? Der Fluss, der jetzt verdächtig wenig Wasser führt? Der Fluss, der vermutlich weiter oberhalb verstopft ist wie eine Flasche Amanoolivenöl? Der Fluss?" Unter Einsatz beider Hände vollbrachte er es die schwere Arbeit sich hochzustemmen und reichte Mary den Brief hinüber, damit sie selbst von ihrem Glück lesen konnte.
"Verstopft?" Mary konnte das Gefühl gut nachvollziehen - etwas, was bis zur Überfüllung voll war und nur durch Willenskraft zusammengehalten wurde. In etwa so fühlte sich die Baumgardner schließlich gerade nach dem Konsum der Lasagne. Verwirrt betrachtete sie Nico beim Aufstehen und langte selbst mit einem Arm nach dem Brief. Die Gliedmaße bewegte sich nur langsam, so als würde sie dabei durch die dickflüssige Béchamelsauce waten müssen, die gerade durch die Adern des Landeis zu fließen schien. Als sie das Papier ergriffen und den Redeschwall des Violinisten gleichzeitig verarbeitet hatte (brauchte alles gerade etwas länger) ging aber ein Ruck durch das Mädchen. Mary straffte die Schultern, setzte sich auf und begann zu lesen, nachdem sie sich mit einem freundlichen "Schönen Tag noch!" vom Postboten Sonnfeld verabschiedet hatte. An den Abenden in Idylia hatten sie zwar nicht gerade mit der Haute Couture des Dörfchens verkehrt - nannte man das so? - aber einige der Bürger hatten sich als besonders aufgeschlossen und freundlich erwiesen. Mary hatte allgemein wenig Probleme damit, sich mit ländlichem Volk zu verstehen und zumindest solange Musik als Schmiermittel diente konnte auch Nico sehr charismatisch sein. Insofern war ihnen der Amtmann durchaus bekannt und sie ihm wohl genügend, dass er ihnen den Brief direkt hatte vorbeibringen können.
Marys Augen verengten sich ein Stück, während sie las. Die Wirtin warf den beiden einen gutmütigen Blick zu und versorgte einige der anderen Tische, war aber ganz offenbar auf ihre subtile Art neugierig, welche Nachrichten einen solchen Aufstand wie den des Musikmagiers verdienten. Marys Ärger war eher intern, so wie die meisten ihrer Gefühlsregungen. Sie schürzte die Lippen, was schon einem gewissen Gipfel an Missbilligung gleichkam, blickte an sich herab. Der traurige Zustand ihrer Kleidung wurde betrachtet, ebenso der gut gefüllte Rucksack, der eigentlich abreisefertig neben ihrem Stuhl wartete. Auf Zuhause. Nun, daraus wurde wohl nichts. "Wir würden das Essen gerne mitnehmen!"
Die Wirtin war so freundlich, ihnen die übrige Lasagne als Wegzehrung in Marys Lunchbox einzupacken. Als sie jedoch die Wasserflaschen auffüllen wollte, hörte man nur ein unterdrücktes Fluchen vom Wasserbottich. Der Regenwasserspeicher der Gänseblume gab noch etwas her, doch der Brunnen, der am Grundwasser angeschlossen war, hustete nur eine Staubwolke hervor. Der Grund dafür war offenar auch der, weswegen man die Quest direkt an die beiden Magier übertreten hatte: Die Regenfälle der vergangenen Tage mussten einen Felsrutsch verursacht haben, der den Fluss versperrte. Dadurch hatte Idylia keinen Zugang zum Fluss mehr und Maldina, das jenseits des Korkens lag, lief unter der Gefahr, überschwemmt zu werden. Lebensgefahr bestand nicht unbedingt für die Bürger der Stadt, doch die Situation war offensichtlich gefährlich (oder lästig) genug, dass Satyrs Cornucopia sich entschieden hatte, zu helfen. Und wer hockte bereits in Idylia und war daher nur wenige Stunden vom Ort des Unfalls entfernt ...? Hach ja ... "Nico, wir sollten vorsichtig sein. Wenn sich Felsbrocken lösen konnten, dann ist das vielleicht immer noch wackelig dort.", ermahnte Mary ihren Questpartner beim Überwerfen ihres Rucksacks, in dem sie gerade ihre Verpflegung verstaut hatte. Vorsicht war nicht gerade Nicos zweiter Vorname und bisher hatte er sich bei ausnahmslos jeder Quest verletzt, die sie zusammen erledigt hatten. Bloß waren so ein paar Baumsplitter und ein Betrahmen harmlos im Vergleich zu gigantischen Felsbrocken ...
"Hm. Die Felsbrocken sind vermutlich wacklig und glitschig. Und ich habe echt nicht den blassesten Schimmer, ob ich da mit meiner Magie durchkomme. Wenn wir aber ein Seil mitnehmen, kann ich uns vielleicht ein paar Haltepunkte herbei zaubern. Wie sieht's mit deinem Wurfarm aus, Mary?", plapperte Nico gleich wieder los und unterbrach sich nur, um mit dem rechten Arm eine Wurfbewegung zu vollführen, die jedem Dreijährigen besser gelungen wäre. Dieses Sinnbild purer Eleganz wurde durch ein qualvolles Stöhnen, verursacht durch Druck auf Regionen, die derzeit überhaupt keinen Druck brauchen konnten, nur noch unterstrichen. Nicolo Peralta war und blieb nun einmal ein Lauch, auch wenn sich die harte Arbeit gegen das Grünzeug sicher irgendwann bemerkbar machen würde, es sogar schon ein wenig hatte. Nicht, dass Nico das aufgefallen wäre. Alles verfügbare Blut war nicht im Hirn, sondern in tieferen Regionen und unterstützte derzeit den Prozess des Verdauens. Mit einem Schnaufen, das einem alten Lastenochsen zu Ehre gerreicht hätte, warf sich Nico seine Umhängetasche um und den Geigenkasten auf den Rücken. Das doppelte Gewicht aus Lasagne und Kasten ließ ihn tatsächlich leicht in die Knie gehen. Hatte der Brief nicht später kommen können? Morgen, oder so? Wenn sie schon weg waren? Nur ein Vorschlag.
Mit Patschen auf Tasche und Hosentaschen prüfte Nico, ob alles dabei war. Wohnungsschlüssel. Check. Wasserflasche? Check. Geigenkasten? Check. Geldbörse? Check? Mary? Leichter Patscher auf deren Kopf. Check. Alles dabei, es konnte losgehen. Der erste Schritt des jungen Peralta war noch wacklig, bevor er sich auf seinen neuen Körperschwerpunkt einpendelte. Die Frage war natürlich, wo sie ein Seil herbekamen? Aber sowas wie einen Gemischtwarenladen oder Handwerkerbedarf musste es hier doch auch geben. Und sei es nur, dass die Leute hier an einem Seil übergroße Tomaten zogen und deswegen vermutlich Seile aus Stahlfasern brauchten. Zog man Tomaten an Seilen? Waren das nicht eher Bäume? Tomaten und Äpfel sahen immerhin einigermaßen ähnlich aus und Äpfel wuchsen auf Bäumen, die recht hübsche Blüten bildeten - was auch der einzige Grund war, warum dieser Fakt Nico bekannt war. Also wuchsen Tomaten sicher auch auf Bäumen, klar Sache. Während ihm diese ganz klar faktischen und logischen Gedanken durch den Kopf gingen, trollte sich der bunt gescheckte Rollmops namens Nico langsam durch den Grasvorhang vor der Gänseblume. Ein Arm hielt die sattgrünen Triebe zur Seite, damit Mary leichter hindurch kommen konnte. "Weißt du, was mir aufgefallen ist, Mary? Irgendwie sind wir das Abrissteam von Satyrs Cornucopia. Das ist jetzt unsere dritte Quest. Und es geht immer drum irgendwas kaputt zu machen. Zuerst anfällige Bäume. Jetzt ein bisschen widerstandsfähiges Gemüse. Und als nächstes sind Steine dran. Meinst du, sie wollen uns als magische Belagerungswerkzeuge ausbilden? Damit wir irgendwann...öh...eine Festung kaputt machen können? Die Festung von...hm einem gierigen, grünen Goblin, der den Inhalt des Füllhorns geklaut hat. Klare Sache."
Ein paar wedelnde Gesten gingen in Richtung "Stadt". Gut, in Richtung Dorf. Es war ein Dorf. Ein Dorf mit netten Leuten und inspirierender Umgebung, aber trotzdem ein Dorf. Woran nichts schlechtes war. Irgendwie. Meistens. Vielleicht. Gut, es war ein bisschen hinterwäldlerisch. Aber machte das nicht grade seinen Charme aus? Auf jeden Fall sollte es nicht überschwemmt werden. Das wäre vermutlich ziemlich schlecht. Vor allem für die Bewohner. Der brechende Damm war immerhin ein Topos in der Schriftstellerei. Sehr tiefsinnig, wenn es um einen literarischen Wendepunkt ging. Ziemlich gefährlich, wenn es um die Realität ging. Zumindest wollte Nico nicht unbedingt von meterhohen Wellen weggespült werden. Da konnte die Violine beschädigt werden. "Eigentlich hatte ich mich ja schon darauf gefreut nach Hause zu kommen und Kleidung ohne Löcher anziehen zu können, aber sei es drum. Es ist ein schöner Tag. Perfekt, um ein paar Felsen kaputt zu machen. Vielleicht finden wir ja Goldnuggets. Meinst du es gibt hier Goldnuggets?"
Wie der Moosvorhang, der die Gänseblume von Idylia trennte, brandeten auch Nicolos Worte über die junge Magierin hinweg. Es beruhigte Mary, dass das Lasagnemassaker ihres Questpartners ihn nicht so eingeschränkt hatte, dass er nicht mehr plappern konnte. Erst, wenn es von dem Violinisten nur noch Stille zu hören gab würde sich die Baumgardner Sorgen um dessen Gesundheitszustand machen. In der üblichen Art und Weise liefen die beiden unerfahrenen Satyrs nebeneinander her: Nicolo sprach und Mary hörte zu, der Eine wie ein Wasserfall ohne Anfang und Ende, die Andere ruhig und bedacht, die ganzen Informationen irgendwie aufzufangen, die auf sie einprasselten. Ein Seil. Keine schlechte Idee.
Beim Durchqueren einer besonders überwucherten Straße warf Mary unauffällig einen Seitenblick auf die Arme ihres Partners. Sich an irgendetwas festbinden erschien der Jugendlichen nur dann sinnvoll, wenn die jeweils andere Partei einem bei einem Sturz auch wieder hochziehen konnte. Sonst endete man im Canyon als baumelnder Leckerbissen für allerlei Raubvögel und Getier, von dem sie Nicolo aber nichts erzählen würde, weil sie seinen Enthusiasmus nicht vollends zerstören wollte. So viel wie die beiden gegessen hatten stellten sie außerdem gerade vermutlich eine besonders schmackhafte Delikatesse da. Junges Fleisch, gefüllt mit Lasagne! Die Musterung der nicht wirklich vorhandenen Muskelregionen ihres Questpartners führte zu keiner eindeutigen Schlussfolgerung für Mary. Würde er sie halten können, wenn es darauf ankam? In jedem Fall würde es nicht schaden, sich mit einem Seil einzudecken, da man es ja zur Not auch benutzen konnte, um es um Felsen zu binden und gemeinsam an ihnen zu zerren. Entsprechend sah sich Mary bereits nach einem Laden um, der solche Waren führte, als Nicolo schon das nächste Thema anschnitt, bedeutete aber immerhin mit einem knappen Nicken, dass sie der Vorgehensweise bisher zumindest zustimmte.
Die Baumgardner streckte die Hand aus und zog Nico am Arm leicht zur Seite, um mit ihm eine Linkskurve zu vollführen. Ein für idyllische Verhältnisse relativ wenig überwucherter Pfad aus quadratischen Steinplatten führte zu einem Gebäude, das teilweise mit einem gewaltigen Baumstamm verwachsen war. Der Teil, der zum Haus gehörte, wirkte sehr gepflegt und sauber, und auch die Rinde des Baumes hatte man so behandelt und ausgehöhlt, dass sogar Fenster zu erkennen waren. Ein wackeliges Schild aus Holz bezeichnete dieses Geschäft als "Ahorns Allerlei" und zeigte als Ladensymbol die handartige Kontur eines Ahornblattes. "Na ja, wir sind eben die Neulinge in der Gilde. Da bekommen wir keine gefährlichen oder spannenden Aufträge, bis wir uns etwas hochgearbeitet haben. Aber es ist schon seltsam, dass wir die ganze Zeit etwas zerstören müssen", überlegte Mary laut beim Überqueren der Pflastersteine und hob ratlos die Schultern. "Andererseits haben wir uns die beiden Quests vorher doch selbst ausgesucht, oder?" Dass Mary in der Zwischenzeit einen Waldgott gerettet und einen vermissten Opa gefunden hatte, ließ die Baumgardner einmal unerwähnt.
Als sie den Laden betraten, wurden sie von einer schrillen Ladenglocke begrüßt, die irgendwo in den Eingeweiden des Gemischtwarenladens für ein "Einen Moment!" sorgte. Die Stimme hatte ein leichtes Krächzen, als hätte der Mann ähnlich wie der Baum, an dem sein Haus gelehnt war, schon einige Jahre auf dem Buckel. Neugierig ließ Mary die Augen über die Auslagen wandern: Seilrollen (bingo), einfache Werkzeuge, Zunder, Nägel ... ein Regal mit aus Pflanzenfasern geflochtenen Körben erweckte besonders die Aufmerksamkeit der Baumgardner und sie trat näher, um die Objekte in den Händen zu wiegen und zu drehen. "Ich glaube nicht, dass es in den Bergen hier Gold gibt. Sowas findet man eher im Norden, oder?", beantwortete sie nach gefühlten Ewigkeiten die Frage Nicos nach Bodenschätzen und setzte sich einen Sonnenhut auf die blonden Haare. Die Morgensonne erhellte das Innere des Ladens durch die großen, in die Baumrinde gebohrten Löcher und Mary wirbelte einmal um die eigene Achse, um sich ihrem Questpartner mit fragendem Gesichtsausdruck zu präsentieren, da hörte man es aus der Nähe poltern. "Meine Güte, wo kommt das her ... Ich komme!"
"Ach, die richtig gefährlichen Aufträge kann gerne jemand anders übernehmen. Da muss man vermutlich Leuten weh tun oder sogar umbringen. Und da habe ich halt so gar keine Lust drauf. Auch wenn so ein paar Verbrecher einsperren ganz nett wäre. Aber das Problem an Verbrechern ist, dass sie sich nicht ans Gesetz halten und mir dann vermutlich eine reinhauen wollen, wenn ich sie festnehmen will. Das ist echt unpraktisch. Aber eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass wir auch mal was anmalen dürfen oder sowas. Stattdessen machen wir immer nur Sachen kaputt. Sicher, Zerstörung verursacht Schöpfung und so, aber ist doch trotzdem seltsam, dass es jetzt schon drei Aufträge gab, bei denen das nötig war", schaffte es Nico wieder einmal das Gespräch nahezu alleine zu führen. Bei dem Anblick des Gemischtwarenladens leuchteten seine Augen zuerst auf, bevor er eine enttäuschte Schnute zog. Man hätte das Dach dieses Ladens wirklich aus Ahornsamen basteln können, wenn man ihn denn schon so nannte. Die sahen lustig aus und drehten sich immer munter, wenn man sie fallen ließ. Aber nein, es war ein langweiliges Rieddach, das man irgendwie oben auf die Rindenwände gepfropft hatte. Aber Mary trat schon ein, weswegen ihm dankenswerterweise die Gelegenheit genommen wurde sich lauthals über diesen Umstand zu beschweren.
Die flatterhafte Aufmerksamkeit Nicos tat ein Übriges, als das Innere des Ladens sich ihm eröffnete wie der gewöhnlichste Palast des Einfallsreichstums. Der junge Peralta stürzte sich sofort auf eine Seilrolle und schlang sie sich über die Schulter. Nachdenklich hielt er sich ein Ende des Seils vor das Gesicht. Das Ding würde fliegen wie eine Spaghetti und wäre ungefähr so gut zu kontrollieren wie ein Cerberos, der drei verschiedene Würste in drei Richtungen roch. Also gar nicht. Irgendwas musste her, das dabei half das Seil auch auf eines seiner Pausenzeichen zu leiten. Sonst nutzte sein ganzer Plan ja nichts. "Kein Gold? Wie doof. Dabei hätte das was so ein paar glitzernde Steinchen im Fluss zu finden. Wie man manchmal die Sonne kniend zwischen Wurzeln und Ranken findet", blubberte es wieder einmal aus ihm heraus. Sein Blick war über den Rand des Seilendes zu Mary hinauf gerutscht. Sie sah...wie sollte man das beschreiben? Trotz der Tatsache, dass sie beide verdreckter waren als Nico es bislang in seinem ganzen Lebtag gewesen war, schaffte sie es irgendwie dabei trotzdem...Wo war er gewesen? Richtig. Sonnen zwischen Pflanzen. Nico blinzelte. Konzentration, Nicolo, Konzentration. "Steht dir. Der Hut, meine ich. Hast du eine Idee, wie wir das Seil um eine der magischen Noten werfen können? Dann können wir uns überall diese Kletterdinger basteln. Diese Eisenhaken. Du weißt, was ich meine."
"Steigeisen", brummelte es hinter der Ladentheke her, als sich ein älterer Herr der Konversation anschloss. Der Mann sah seinem Laden sehr ähnlich. Braun gebrannt und runzlig erweckte er mehr als deutlich den Eindruck als wäre er selbst Teil jenes Baums, der für den Laden ausgehöhlt worden war. "Hey, hallo, hi, kann man Euch helfen? Da hat's grade ganz schön gerummst. Ist was runtergefallen? Oh, und wir möchten gerne diesen Hut und dieses Seil kaufen. Und vielleicht noch bisschen was anderes. Wasserfestes Schreibzeug wäre prima." Der ältere Mann rückte sich seine Brille zurecht, ganz offensichtlich leicht überfordert von Nicos verbalem Überfall. "Na ja. Da hinten sind mir ein paar Werkzeuge umgefallen, aber das müsst ihr nicht..." "Bin unterwegs!", brach es aus Nico hervor, der dem Ladenbesitzer gnadenlos ins Wort fiel. Wenigstens drückte er Mary noch sein Portemonnaie in die Hand, bevor er in die angedeutete Richtung verschwand. Mehr als ein "Nimm dir die Jewels raus!" gab es vonseiten des jungen Peralta nicht mehr zu hören. Kurz darauf begann es hinter dem Regal zu rumoren, während sich jemand mit den Muskeln eines arthritischen Faultiers daran machte die Werkzeuge zurück an ihren Platz zu bringen. Der ältere Herr richtete unterdessen einen nicht wenig verwirrten Blick auf Mary. "Also das Seil und der Sonnenhut, ja?"
Da ließ Nico sie also vertrauensvoll mit seiner Geldbörse vor dem Ladenbesitzer stehen und huschte davon, um irgendwelche Werkzeuge aufzusammeln. Okay ... Ja, das war eigentlich typisch. Mit einem entschuldigenden Lächeln wandte sich die Baumgardner zum Inhaber des Gemischtwarenladens um und nickte auf dessen Nachfrage hin bereits. Die schwieligen Hände des älteren Herren rollten das erworbene Seil zu einem festen Ballen zusammen, während die Lichtmagierin das nötige Geld aus Nicolos Brieftasche entfernte. Allzu viel materiellen Reichtum schien der Musikmagier nicht zu besitzen, obwohl nach seinen Beschreibungen zu urteilen seine Eltern wohlhabend sein mussten. Als erste Geige und Opernstar verdiente man bestimmt ordentlich Knete, aber vielleicht nahm Nicolo auch nicht all sein Vermögen mit? Wobei, hatte er nicht neulich irgendetwas davon gesagt, dass er Probleme mit der Miete hatte? Mary erinnerte sich daran, dass der Violinist damals beim Limonadetrinken meinte, dass seine Familie seine Laufbahn nicht unterstützte, also bekam er vielleicht auch einfach keinen Jewel von denen, bis er sich ihren Wünschen beugte ... Mit einem Seitenblick auf den lauchigen jungen Mann, der mit den Werkzeugen kämpfte schürzte Mary die Lippen und wandte sich danach wieder dem Ladenbesitzer zu, der sie Öffnen der alten Eisenkasse ansprach. "Macht ihr eine Wanderung?" "Oh, nein! Wir sind Magier der Gilde Satyrs Cornucopia!" Stolz präsentierte Mary das Abzeichen des Füllhorns auf ihrem linken Unterarm, was ein beeindrucktes Brummen des Besitzers hervorrief. "Ah, so ist das also. Dann seid ihr also auf einem Auftrag unterwegs, mh?" Die angenehm tiefe Stimme des Mannes wirkte recht gelassen, doch die Augen leuchteten vor Neugierde, als Mary das Seil in ihrem Rucksack verstaute und ihre eigene Geldbörse herausholte. Sorgsam legte sie das Geld für den Sonnenhut und die Hälfte des Seilpreises in Nicolos Geldbörse und packte dann alles wieder weg, so dass der Hut auf dem Kopf, der Rucksack auf dem Rücken und die Geldtasche in der Hand blieb. "Genau. Unsere Quest führt uns ins Umland. Vielen Dank für das Seil - das werden wir bestimmt brauchen! Und noch einen schönen Tag!" Mit einem breiten Lächeln verabschiedete sie sich von dem Ladenbesitzer und winkte ihm mit der freuen Hand zu. Zum Ausgang tretend, wartete sie dort auf Nico und versuchte die Enttäuschung im Blick des älteren Mannes zu ignorieren. Er hatte offenbar eine spannende Geschichte erwartet, aber Mary hatte nicht vor, ihm die Details ihrer Quest zu verraten. Zum Einen machte man das sowieso nicht immer einfach so, und zum Anderen wollte sie nicht, dass man sich in dem Dorf unnötig Sorgen machte. Jedenfalls nicht, bevor sie beide sich die Situation einmal angesehen hatten und abschätzen konnten, wie gefährlich sie am Ende war. Davor machte es keinen Sinn, schlimmstenfalls eine Panik und bestenfalls dumme Gerüchte zu sähen, die ihnen am Ende die Arbeit schwerer machen würden. Bei den hart arbeitenden Leuten im Süden des Königreiches schätzte es Mary nicht als unmöglich ein, dass sie einfach direkt zum Canyon liefen und "helfen" wollten, nur um ihnen bei ihrer Magiewirkung im Weg zu stehen. Nein, Mary würde schon auf Nico achten müssen und versuchen, nicht selbst von den Felsen zu stürzen, da konnte sie noch mehr Leute, die sie beschützen musste nicht wirklich gebrauchen.
Als sie den Laden verließen, nahm Mary ihren Sonnenhut ab und ging einen Wimpernschlag lang auf die Zehenspitzen, um leise lachend den Schutz auf die verwuschelten Haare ihres Questpartners zu platzieren. Erstens sah er ulkig damit aus, so in Kombination mit dem edlen Mantel, und zweitens hatte ja vor allem Nicolo dauernd Probleme mit warmen Temperaturen (was vielleicht auch an dem Mantel lag). Als wäre nichts gewesen, schlenderte Mary, ganz die Unschuld vom Lande, im Schein der hoch am Mittagshimmel stehenden Sonne durch überwucherte Gässchen und verschlungene Wurzelstraßen, abwechselnd darauf achtend, sich nicht auf den Boden zu legen, Nico zuzuhören und die laue Landluft und den blauen Himmel zu genießen. "Irgendwie machen wir oft Quests zusammen, findest du nicht?"
Viss hob vorsichtig den Fuß, als eine besonders dickte Ranke ihr im Weg lag. Ihre goldenen Augen fixierten den Boden, während sie sich darüber hinwegbewegte. Fadir auf ihrer rechten Schulter rieb den Kopf gegen ihre Wange und sah zu, wie die Elbe sich weiter durch das Gestrüpp bewegte. Sie hatte nicht gewusst, dass hier ein Dorf war, als sie am frühen Morgen aufgebrochen war. Ihre kleine Höhle lag ein Stück südlich, zwischen diesem Ort und Maldina – die Stadt, in der sie sonst immer landete. Diesen Morgen war sie aber in die Gegenrichtung aufgebrochen, um die Gegend dort zu erkunden. Sie hatte gewusst, dank einer Karte, die sie sich von einem Fremdenführer geholt hatte, dass es irgendwo am Rande des großen Waldes noch zwei größere Dörfer gab, aber sie hatte gedacht, sie wäre noch weiter von ihnen entfernt. Als Modir von ihrem Flug zurückgekehrt war, hatte der Rabe sie auf die Menschen vor ihr aufmerksam gemacht. Aufregung war durch ihren Körper gepeitscht, hatte ihre Augen zum Leuchten gebracht. Die Tiere, mit denen sie lief, waren zwar genug Begleitung, dass ihr Herz nicht zum Rasen begann, aber die Aussicht, wirklich Menschen gefunden hatte, begeisterte sie. Viss trug ihre normale, menschentaugliche Kleidung. Übertrieben viel bedeckte sie nicht zum Glück, sie bevorzugte es den Wind und die Sonne auf ihrer Haut zu spüren anstatt Stoff. Ihr Tuch, dass sie sonst verwendete, trocknete von ihrem morgendlichen Bad noch über einem Ast. Neben dem leichten, weißen Kleid trug sie wie immer ihren Schmuck. Die Haare hatte sie hochgebunden und mit goldfarbenen Spangen befestigt … auch wenn diese leider nicht aus echtem Gold bestanden. Dieses war zu teuer, auch wenn Viss versuchte, zu sparen.
Jetzt schob sie sich durch das verwachsene Dorf, verwundert, dass hier wirklich Menschen lebten. Selbst ihr Heimatsort war nicht so sehr in die Natur eingewebt gewesen und dort hatten Elben gewohnt. Ein breites Lächeln auf den Lippen hob sie das Gesicht zu den zwischen den Blätter einfallenden Sonnenstrahlen. Mittlerweile konnte sie die Bewohner hören. „Das ist ein magischer Ort“, meinte sie zu Fadir, der weiterhin auf ihrer Schulter saß, während die zweite Hälfte des Rabenpaars über ihnen in der Luft war. Oder in einem Baum. Oder auf der Jagd. Andere Elben hätte es vielleicht gestört, dass ihre Begleiter Fleisch aßen. Viss selbst verzichtete meist ebenfalls darauf. Weniger aber aus moralischen Bedenken um der Tiere willen, sondern eher, weil sie die Vorstellung ekelhaft fand, etwas zu essen, mit den sie sprechen konnte. Nachdem sie um eine weitere, hohe Pflanze herumgelaufen war, erreichte sie endlich die Straße, sofern man den halb verwachsenen Weg so nennen konnte. Mehrere Menschen kamen der Elbe entgegen und warfen ihr schräge Blicke zu. Nicht verwunderlich, immerhin war ihr Aufzug nicht gerade klassisch und sie hatte einen schwarzen Vogel auf sich sitzen. Sie grinste den anderen entgegen und hob die Hand zum Himmel, sobald sie frei unter diesem stand. Ein paarmal winkte sie, bis sich ein Schatten aus einem der Bäume löste und auf sie zugeflogen kam. „Mor!“ Der Rabe landete auf ihrem aufgesteckten Unterarm und brachte die Elbe zum Kichern. „Da bist du wieder. Hast du etwas Schönes gefunden?“ Neben dem einfachen Grund, dass auch ihr Vater zwei Raben gehabt hatte, hatten die schlauen Vögel den Vorteil, im Gegensatz zu vielen anderen Tieren zusammenhängender sprechen zu können. Für ihre spitzen Ohren zumindest. Sie lauschte Modirs Erzählungen über das Dorf, während sie sich die Straße entlangbewegte, auf das Zentrum zu. code:ronja
Viss spricht | Viss denkt | Modir spricht | Fadir spricht
Zuletzt von Viss am So 28 Jan 2024 - 14:50 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Kenji
Anmeldedatum : 09.06.23 Anzahl der Beiträge : 242 Alter : 20 Ort : Maldina
Es war merkwürdig, nun endlich die Zeit zu besitzen, allerlei Orte, von denen der Schwarzhaarige bisher immer nur gehört hatte, zu besuchen. Er konnte frei herumreisen und sich hintreiben lassen, wo sein stummes Herz ihn hinführte. Doch Freude verspürte er dabei kaum. Sicher, die gewaltigen Pflanzen, die sich überall um ihn herum gen Himmel streckten, erfüllten ihn mit künstlerischer Kreativität, doch sobald sein Stift auf Papier traf, schwieg sein innerer Maler wieder. Inspiration umspülte ihn wie sanfte Meereswellen, doch ganz egal, welche Form sie letztendlich annahm, es erinnerte ihn stets an Nico. Seufzend strich er sich einige Strähnen aus dem Gesicht. Es gab so viele Dinge, an die er sich noch nicht gewöhnt hatte, sein neuer Haarschnitt inklusive. Jedes Mal, wenn er sich im Spiegel gesehen hatte, hatte sich sein Magen beinahe umgedreht. Sein Gesicht war noch immer das selbe, ein wenig halfen die neue Farbe und Länge trotzdem. Die blassen Hände verschwanden wieder in den Hosentaschen und der Blick wurde gesenkt, als er endlich wieder befestigten Boden unter den Füßen spürte. Von seiner Reise nach Idyllia versprach er sich eigentlich einen Besuch in der örtlichen Bibliothek. Gewöhnliche Bücher hatten es ihm eigentlich noch nie angetan, doch vielleicht ließ sich ja etwas über den Fluch, den seine untote Existenz aktuell für ihn darstellte, finden. Da gab es nur ein Problem: Es gab eine Leihgebühr und bevor er die nicht zahlte, bekam er keinen Zutritt. Und das konnte er nicht. Er war komplett pleite, in seiner Geldbörse herrschte gähnende Leere. Bevor er sich also in die ungeliebte Welt der Literatur stürzen konnte, brauchte er einen Job. Doch die umliegenden Bauern hatten ihn allesamt fortgejagt. Es kam nicht gut, wenn man ehrlich mit der Tatsache umging, ein Vampir zu sein. Doch genau dazu fühlte er sich inzwischen gezwungen. Er wollte vermeiden, dass sich die Geschehnisse seiner letzten Quest wiederholten. Deshalb war er in dieser Hinsicht inzwischen nicht nur ehrlich, er hatte auch sein gesamtes Magierdasein an den Nagel gehängt - so sehr es ihm auch weh tat. Die Angst war zu groß. Langsam gingen ihm die Optionen aus. Er wusste nicht mehr, wo er noch nachfragen sollte, ohne zurück nach Maldina zu kehren. Oder einen Blick auf das kleine, lokale Questboard zu werfen. Das wollte er auf gar keinen Fall. Vorerst wollte er für eine kleine Pause zurück ins Dorf. Tief in Gedanken darüber, wie sein Leben ab sofort aussehen könnte, schlich er den Weg entlang. Die Elbin, die ihm dabei entgegen kam, bemerkte er erst, als es bereits zu spät war. Viel Schwung besaß er zwar nicht, als er sie anrempelte, die trüben Augen wurden aber trotzdem groß wie Monde, als er zurückstolperte, um möglichst schnell wieder genügend Abstand zwischen sich und die Fremde zu bringen. Sofort hielt er die Hände beschwichtigend vor sich. "Ah, eh-entschuldige." Kurz huschten die Seelenspiegel über das fremde Gesicht und die merkwürdigen Vögel, die der jungen Frau Gesellschaft zu leisten schienen, ehe sie sich wieder dem Boden unter seinen Füßen widmeten. Neugierig war er zwar, doch es war nichts, das ihn anging."Kommt nicht wie-der vor, verspro-chen." Die helle Jacke, die er trug, hing nur locker um seine Arme und auch die breiten Träger seines Tops verdeckten die Spuren seines frühzeitigen Ablebens nicht zu Genüge. "Ich, äh, ich wollte wirklich nicht-nicht unhöflich sein, ich war einfach nur un-unachtsam."
Viss streckte den Arm höher und gab Mor damit zu verstehen, von ihrem Arm auf ihre Schulter zu wandern. Dann griff sie nach ihren Finger, an dem der kleine, goldene Ring lag. Eines der wenigen echten Goldobjekte. Für einen kleinen Impuls von Energie verdoppelte sich das Schmuckstück und sie schob beide wieder auf ihre Finger. Je mehr, umso besser. Sie sah lächelnd auf ihre Hand hinab. „Viss!“ Das Krächzten neben ihren Ohr zwang sie dazu, den Blick auf ihrem Schmuck zu lösen. Sie ballte die Hand zu Faust und hielt die Ringe damit sicher fest. Keiner würde sie ihr wegnehmen können. Ihre Augen waren leicht geweitet, ihr Körper angespannter als noch kurz zuvor, als sie wieder auf den Weg vor sich sah. „Was?“, begann sie Fadir zu erwidern, doch bevor sie dazu kam, knallte ihre Schulter gegen die eines anderen Menschens. „Huch!“ Mit einem überraschten Ausruf stolperte die Elbin zurück, ihr Blick fixierte den dunkelhaarigen Jungen, mit dem sie zusammengeknallt war. Trübe Augen trafen ihre leuchtend golden, als er zurückwich. Viss fing ihr Gleichgewicht wieder und die beiden Vögel, die beim Zusammenstoß aufgeflattert waren wie erschrockene Hühner, setzten sich wieder auf ihren Schultern ab. Die Dunkelhaarige beugte den Oberkörper vor, als der andere wieder zu Boden sah. Sie schnipste vor seinem Gesicht. „Hey? Hallo? Hier bin ich.“ Sie sah kurz an sich hinab, aber alles war noch da. Viss war auf genug Märkten gewesen, um Dieben begegnet zu sein, die so etwas nützten, um ihr etwas zu klauen. Ihre Miene entspannte sich und sie trat näher an den Jungen heran. „Ah ah, hoffentlich nicht. Es ist nicht nett, nicht aufzupassen.“ Sie klopfte ihm tadelnd auf die Schulter und schnalzte leise mit der Zunge. Dass auch sie hätte aufpassen sollen, übersah sie etwas. „Was willst du mit dem Menschen?“, kam von Modir, auch wenn es für ihr Gegenüber nur ein Krächzen war. Viss zuckte leicht die Schulter und spürte die Krallen der Vogel, die sich an ihr festklammerten. „Das ist ein toter Mensch, Viss. Pass auf.“ Fadir klang in ihren Ohren deutlich besorgt und Viss kniff die Augen zusammen und legte je eine Hand auf eine Schulter des anderen, um ihn so festzuhalten. Ihre Augen glitten über sein Gesicht, über seinen Hals nach … warte. „Oh, was ist das? Was ist das“, fragte sie, ihre Stimme wie immer ein leichter Singsang. Sie beugte sich noch weiter vor, den Blick auf die kleinen, hellen Stellen gerichtet. Bevor sie aber noch mehr machen konnte, stolperte eine weitere Person gegen sie und lenkte sie von dem armen Jungen ab. Sie drehte den Kopf, aber die älterer Frau war schon wieder auf dem Weg. Von ihrem Standpunkt mitten auf dem Weg ausgehend, wäre es aber nur eine Frage der Zeit, bis wieder einer ein sie laufen würde. Viss griff nach dem Handgelenk des Fremden und ließ seine Schultern dabei los. „Komm, komm. Dann kannst du mir erzählen, was passiert ist“, meinte sie, ohne viel Verständnis dafür, wie direkt und persönlich ihre Aufforderung war. code:ronja
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Zuletzt von Viss am So 28 Jan 2024 - 14:51 bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
Kenji
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Sofort trat Kenji einen Schritt zurück, als fremde Finger vor seinem Gesicht auftauchten. "Ich, äh, weiß wo du bist." Als sie näher kam, wich er erneut zurück. Es war nicht nur die Tatsache, dass er sich davor fürchtete, erneut jemanden zu verletzen, die ihn dazu bewegte. Er mochte es einfach nicht, wenn Fremde ihm so nah kamen. Da all die nonverbalen Hinweise, die er verteilte, vollkommen auf taube 'Ohren' zu stoßen schienen, wischte er vorsichtig die ungewollte Hand von seiner Schulter, ehe er mit zitternder Stimme bat: "Nicht anfassen, bitte." Wo war er da bloß wieder hineingeraten? Er fühlte sich wirklich unwohl, was er durch den eingezogenen Kopf und die vor der Brust abwehrend erhobenen Hände hoffentlich endlich deutlich machte. Die junge Frau mit den spitzen Ohren wurde angerempelt, was dem Schwarzhaarigen die Chance gab, einen weiteren Schritt zurückzutreten. "Das äh, geht dich total nichts an." Eigentlich hatte er sich vorgenommen, offener mit seinem Vampir-Dasein umzugehen, doch die Person, die vor ihm stand, war eine vollkommen Fremde. Er wollte ihr nicht erzählen, was Sache war. Leuten, für die es wichtig war, um sie zu beschützen, würde er es erzählen, ganz sicher, aber nicht ihr. Doch es schien die Dunkelhaarige nicht im geringsten zu interessieren, was Kenni wollte. Sie packte ihn einfach am Handgelenk und versuchte, ihn mitzuzerren. Die trüben Äuglein wurden groß und auch, wenn ihnen jegliches Leben fehlte, erkannte man doch das Entsetzen in ihnen. "Hör auf!" Seine Stimme zitterte aber seine Worte waren trotzdem klar verständlich. Mit einem Ruck befreite er seine Hand und ließ sie hinter seinem Rücken verschwinden. Ja, auch der sonst so sanftmütige Ohara konnte andere Saiten aufspannen und sich wehren, wenn jemand seine Grenzen wiederholt überschritt. "Ich- ich bin nicht dein Spielzeug. Hör auf, mich so zu behandeln." So war es und nicht anders! Wäre sein Herz noch dazu fähig, würde es vermutlich gerade bis in seinen Hals springen. Er war fürchterlich nervös. War er zu weit gegangen? Vielleicht war er zu ruppig gewesen ... "Ich mö-möchte mit Respekt behandelt werden, j-ja. Wenn du mit mir reden willst, dann sei nett. Nicht so wie jetzt. Ich bin nicht zu deiner Belustigung da." Es fühlte sich falsch an, so klare Grenzen aufzuzeigen, fast so, als würde er etwas Verbotenes tun, aber er hielt es einfach nicht aus, so von ihr herumgeschubst zu werden. Das letzte Mal, dass man seine Wünsche dermaßen überschritten hatte, hatte er versehentlich jemanden schwer verletzt. Das würde nicht noch einmal passieren. Er musste einfach mutig sein, sich trauen. Er tat das schließlich nicht nur zu seinem eigenen Schutz, sondern auch zu ihrem.
Viss Miene hellte sich wieder auf, als ihr Gegenüber ihr antwortete. Auch wenn er zurückwich … doch da die Füße des Elbe nicht am Boden festgewachsen waren, war das zum Glück kein Problem. Sie folgte ihm. Ja, per se hatte sie nichts mit diesem fremden Menschen zu tun, aber jetzt, wo er schon einmal vor ihr stand, anstatt wie die anderen vorbeizulaufen, wollte sie ihn auch nicht wieder verschwinden lassen. Einerseits, weil sie Menschen unterhaltsam fand, aber auch, weil der Gedanke, dass er ging und sie wieder alleine hier stand, einen kalter Schauder über ihren Rücken jagte. „Oh, dann ist ja gut.“ Lächelnd legte sie den Kopf schief, gerade als der Dunkelhaarige ihre Hand von seiner Schulter wischte. Es schien ihm tatsächlich ernst zu sein, unterstrich es auch noch mit Worten. Viss überlegte einen Moment lang, seine Bitte zu ignorieren, dann zog sie aber die Hände zurück und drehte den einen, echten Goldring an ihrem Finger hin und her, während ihr Blick über sein Gesicht und weiter nach unten wanderte. Seine Körperhaltung wirkte nicht gerade selbstbewusst, aber er hielt tapfer die Hände vor sich, wie um sie abzuschirmen. Viss Lächeln verlor sich ein Stück weit und verschwand ganz, als sie erneut angerempelt wurde. Es war nicht das Schlauste, mitten auf einem Weg zu stehen, aber noch war sie nicht bereit, den anderen wieder aufzugeben. Auch wenn er deutlich weniger spannend wirkte, als sie sich erhofft hatte. Bis auf die … waren das Narben? Leider bekam sie keine Erklärung dazu, auch wenn sie das weniger stark überraschte. Die meisten, denen sie über den Weg gelaufen hatten, erzählten nicht einfach so private Dinge. Und Dinge wie das an seinem Hals … es schien für ihn wohl privat zu sein. Mehr als das fiel ihr allerdings auch nicht auf, als sie den anderen wieder am Handgelenk ergriff und mit sich zog. Mor sprang flatternd auf in den Himmel, als sie die Hand bewegte. „Viss, du sollst Menschen fragen, ob sie mitkommen wollen“, erinnerte Fadir sie von der anderen Seite, wenn auch zu spät. Sie zerrte den anderen bereits in Richtung Wegrand.
Das Entsetzen in seinem Gesicht und seine plötzlich lautere Stimme ließen Viss erstarren und sich mit leicht geweiteten Augen zu ihm umdrehen. Nicht vor Schreck, aber Überraschung. Er riss ihr sogar seine Hand aus der ihren. Nun, das war interessanter. Zwar stotterte er, aber seine Forderungen waren klar. Das Lächeln kehrte auf Viss Lippen zurück. Dass sie ihn durchaus als Belustigung sah, war zwar nichts, was sie ändern wollte oder konnte, ihr fehlte zu viel Empathie und Verständnis, um ihn als etwas anderes zu sehen, aber die anderen Dinge … „Natürlich nicht“, log sie ohne mit der Wimper zu zucken. „Aber keiner von uns möchte umgelaufen und ausgeraubt werden, nicht wahr?“ Viss warf einen kurzen Blick nach oben, aber Modir war irgendwo zwischen den Blätter verschwunden. „Du darfst mich Viss nennen, wie ist dein Name?“ Er wollte Respekt? Viss konnte ihm, zumindest zu einem gewissen Punkt, Respekt geben, um ihn bei sich zu behalten. Das störte sie nicht, solange sie nicht wieder alleine hier stand und sich einen neuen Gesprächspartner suchen musste. code:ronja
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Kenji
Anmeldedatum : 09.06.23 Anzahl der Beiträge : 242 Alter : 20 Ort : Maldina
Für gewöhnlich war der Schwarzschopf niemand, der gerne und viele Grenzen zog. Lieber hielt er sich von Anfang an ihm Hintergrund, versteckte sich vor neugierigen Augen und ertrug gegebenenfalls auch Hänseleien. Doch das musste sich ändern, schließlich hatte er vor Kurzem erst erlebt, was passierte, wenn man seine nur wackelig gezogenen Linien überschritt. Es wurde blutig ... allerdings nicht für ihn. Auf keinen Fall wollte er, dass sich diese Situation wiederholte. Selbst wenn es sich dieses Mal um eine viel zu aufdringliche, fremde Frau anstatt eines guten Kumpels handelte. Er wollte niemanden verletzen, egal wie unangenehm und aufdringlich dieser jemand war. Zu seiner Überraschung schien Viss von seiner Ansage tatsächlich - zumindest ein wenig - beeindruckt zu sein. "Und nie-niemand möchte einfach angepackt und mitgezerrt werden", schoss er deutlich zögerlicher als eben noch zurück. Die Stimme war wieder ruhiger geworden und der Blickkontakt blieb aus. "Ich kann auch alleine laufen." Er musste mutig und stark bleiben, nur so konnte er sich selbst und Andere schützen. "Ken ... Kenji." Es war das erste Mal seit Ewigkeiten, dass er darauf verzichtete, seinem Gegenüber einen Spitznamen anzubieten. Es fühlte sich einfach falsch an. Auch sein voller Name fühlte sich nicht richtig an, als er über seine Zunge rollte, doch dagegen konnte er nicht viel tun. Er hätte sie anlügen können, doch was hätte er davon gehabt? Vermutlich hätte er auf seine falsche Identität früher oder später versehentlich nicht reagiert und wäre so aufgeflogen. Das war es nicht wert. Zögerlich kam er schließlich doch ihrer Bitte nach und bewegte sich zumindest ein Stück heraus aus dem Weg, hinüber auf eine kleine Wiese. "Also, was-" "SCHON WIEDER!!" Laut und unüberhörbar hallte eine krächzige Stimme durch das friedliche Dörfchen. Sofort hoben sich sämtliche Köpfe und blickten in die entsprechende Richtung. Der Schreihals schien eine alte Dame zu sein, deren Haar bereits ergraut war und deren Gesicht in tiefen Falten lag. Genug Energie, um ihren Krückstock wie wild herumzuschwingen, schien sie allerdings noch zu haben. Die Hauswand, vor der sie Stand, war verziert mit allerlei unangenehm aussehenden Flecken und Flüssigkeiten, die sich zäh und übelriechend dem Boden entgegenstreckten. Einige besorgte Dorfbewohner eilten sofort herbei, hoben beschwichtigend die Hände, einer legte sie ihr sogar auf die Schultern. "Ist es schon wieder passiert, Sieglinde?", fragte ein junges Fräulein mit ausladendem Babybauch. "Du siehst es doch, Rosie. Das ist nun schon das vierte Mal." Die Wut war fast komplett aus der Stimme der Greisin verschwunden, stattdessen machte sich Verzweiflung und Ratlosigkeit breit. Sie schüttelte den Kopf, ehe sie ihn in einer faltigen Hand vergrub. "Ich weiß nicht mehr weiter. Wieso finden die Runensoldaten denn bloß niemanden? Vielleicht sollte ich doch Magier anheuern? So kann das doch nicht weitergehen." Die Arme schien wirklich am Ende zu sein. "Aber kannst du dir das denn überhaupt leisten?" Sie schüttelte erneut den Kopf. "Nicht wirklich, aber die ständigen Reinigungskosten sind auch nicht weniger..." Mit besorgtem Blick lauschte der Ohara dem kleinen Spektakel, das sich unweit von ihm abspielte. Die meisten Leute hatten sich wieder ihrem gewöhnlichen Tagesablauf gewidmet, doch dem Schwarzhaarigen blutete das stumme Herz. Wie gerne hätte er geholfen, doch er war kein Magier mehr. Er hatte seine Gildenzugehörigkeit an den Nagel gehängt, hatte sich doch auf seiner letzten Mission mehr als deutlich gezeigt, dass er nicht geeignet war. Was für ein Magier griff seine Kollegen an? Er seufzte und zwang sich, endlich die matten Augen abzuwenden. Er konnte nicht helfen.
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Hyun
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Gemütlich ruckelte und wackelte das kleine Züglein vor sich hin. Als richtigen Zug konnte man es kaum bezeichnen, denn es war kaum mehr als ein kleiner Wagon. Es war verwunderlich, dass sich die Fahrt überhaupt finanziell lohnte, denn es waren kaum Sitze besetzt. Doch Hyun war das mehr als Recht, denn so hatte er sich problemlos seinen Fensterplatz sichern können und hatte nicht einmal einen menschlichen Sitznachbarn. Es war Chime, der sich neben ihm zusammengerollt hatte und ein Nickerchen hielt. Angenehmer konnte eine Fahrt kaum werden, doch entspannt war er nicht. Die Kapuze seines pechschwarzen Hoodies hatte er tief ins Gesicht gezogen. Eigenltich hatte er keinen Grund, sich zu verstecken, doch es fühlte sich so an. Für gewöhnlich nahm er keine Quest freiwillig an. Entweder ein Kollege drehte sie ihm an oder er gab dem Druck nach, weil seit der letzten bereits zu viel Zeit verstrichen war. Dieses Mal war keiner der beiden Gründe der Fall. Er hatte den Auftrag aus Sorge angenommen. Theoretisch konnte niemand das wissen. Trotzdem machte er sich Sorgen, dass jemand eine Braue hob, weil er von seinem gewöhnlichen Muster abwich. Mit einem leisen Seufzen strich er sich unter der Kapuze durch das zurückgebundene Haar, als das Züglein langsamer wurde und in der Ferne ein winziger Bahnhof sichtbar wurde. Selbst, wenn jemand verwirrt wäre, was wollten man ihm vorwerfen? Endlich den Hintern hochzubekommen und sein Image ein wenig aufzupolieren? Pah. Dann würde er einfach seinen noch nicht lange zurückliegenden Rangaufstieg als Begründung missbrauchen. Er machte sich zu viele Gedanken. Noch bevor die Räder vollkommen zum Stillstand gekommen waren, schälte er sich aus seinem Platz, um gemeinsam mit seinem Begleiter aus der Tür zu hüpfen, als der Zug endlich zur Ruhe gefunden hatte. Eine frische Brise empfing ihn, doch der strahlend blaue Himmel verriet, dass es ein warmer Tag werden würde. Urgh. Darauf hatte der Blonde überhaupt keine Lust. Er trug schließlich noch die warme Kleidung, die er in Crystalline gebraucht hatte. Außerdem war er generell kein großer Fan von kurzen Klamotten. Haut zeigte er nicht gerne, auch, wenn er eigentlich nichts zu verbergen hatte. Fast schon aus Trotz, um dem Wetter zu zeigen, dass es ihm egal war, wie warm es wurde, schloss er den Reißverschluss seiner Jacke und zog ihn bis zum Anschlag hinauf. So, wo war jetzt sein Kollege? Allzu schwer konnte es nicht sein, ihn auf den zwei mehr als überschaubaren Gleisen ausfindig zu machen, sobald er da war. Doch Hyun hatte noch kein Interesse daran, sich auf die Suche zu machen. Erst einmal kramte er ein kleines Päckchen aus seiner Hosentasche hervor und schob sich eine Zigarette aus diesem zwischen die Lippen. Das Feuerlacrima tat den Rest, sodass im nächsten Moment hellgraue Wölkchen gen Himmel pufften. Es würde vermutlich nicht die Letzte sein, die er im Zusammenhang mit dieser Quest vernichten würde. Idyllia war angeblich der erste Ort, an dem der erste Mord, der mit der Reihe an Vorfällen in Verbindung gebracht hatte werden können. Von hier aus hatten die Frauenmorde sich immer weiter in den Süden ausgebreitet, doch auch der Osten des Landes war nicht vollständig verschont geblieben. Eigentlich war das etwas, in das sich der Pan nicht einmischen würde, doch es gab ein Mädel im Süden des Landes, von dem er auf keinen Fall die Beerdigung besuchen wollte. Das er mit diesem Wunsch womöglich nicht der Einzige war, würde sich zügig herausstellen. Während er noch gemütlich vor sich hinrauchte, hatte Chime aufmerksam die Umgebung im Blick gehalten. Mit einem leisen Knurren machte dieser sein Herrchen darauf aufmerksam, dass sich jemand von hinten näherte. Gemächlich wendete der Tätowierte sich herum, um sich die Person genauer anzusehen. Vielleicht handelte es sich ja um seinen Kollegen? Die dunklen Seelenspiegel verengten sich, die freie Hand in seiner Hosentasche ballte sich zur Faust, während die andere den Kippenstummel aus seinem Mundwinkel fischte. Den Anblick hätte er nun wirklich nicht gebraucht. "Yo." Besagter Stummel landete auf dem Boden und wurde unter den Sohlen der Schnürstiefel zerquetscht. Ein ähnliches Schicksal würde auch sein Gegenüber erwarten, wenn dieser irgendetwas Dummes versuchte.
Sorgenvolle Täler hatten sich auf Nicos Stirn gebildet. Normalerweise gehörte der Peralta nicht grade zu jenen Leuten, die sich Sorgen - oder auch nur Gedanken - um irgendwas machten, was weiter in der Zukunft lag als eine Woche. Aber normalerweise betraf ihn das Geschehen in der Welt auch nicht direkt. Die Geschichten in den Zeitungen über irgendwelche Magier, die irgendwo in Fiore irgendwelche Heldentaten (oder schreckliche Verbrechen) vollbrachten, waren nicht mehr als Futter für die Hirnwindungen des Peralta, die sich eigentlich permanent in irgendeiner ätherischen Sphäre befanden, in der Heldenepen Realität werden konnten. Aber als Person, die schon einmal einer dunklen Gilde die Stirn geboten hatte - oder eher den Arm, dem man ihm dabei immerhin gleich mal ausgekugelt hatte - wusste Nico inzwischen, dass in der eigentlichen Auseinandersetzung nur wenig Glorie steckte. Das vergossene Blut wurde im Nachhinein in ein poetisches Gewand gehüllt. Auf dem Boden war es immer erstmal nur rot. Mh, wo war er gewesen? Ach, richtig. Der Grund, warum er nach Idyllia fuhr. Abgesehen von gewaltig großen Gewächsen gab es da nicht wirklich viel. Vor ein paar Jahren war die Vegetation des Dorfes mal ausgerastet und weigerte sich seitdem die übliche Größe beizubehalten. Trotzdem war Idyllia nur ein kleines Örtchen irgendwo mitten in der Pampa. Aber es gab da ein paar Sachen, die mit Erinnerungen verbunden waren. Wie beispielsweise das Gasthaus dort. Da hatte er mal mit Mary übernachtet. Und ihr zweiter gemeinsamer Auftrag hatte sie hergeführt. Um der Vegetation magisch ein wenig bei zu kommen. Vermutlich hatte er sich auch auf diesem Auftrag weh getan und Mary hatte ihn zusammen geflickt. Und jetzt entführte und ermordete irgendwer hier junge Frauen. Damit war Mary in Gefahr. Und er konnte sich nicht immer hinter ihr verstecken. Besonders, wenn die Entführer an ihm nicht einmal Interesse haben würden. Ergo putterte die Wisp-A über den Feldweg gen Idyllia, mit einem sehr entschlossenen Nico obenauf.
Fehlte natürlich noch der Questpartner. Immerhin ging es wahrscheinlich gegen eine dunkle Gilde oder zumindest gegen dunkle Magier. Also ließ sich das nicht alleine machen. Na, hoffentlich war der Questpartner verträglich. Bislang hatte Nico eigentlich immer Glück gehabt. Na ja, bislang war er auch nur mit der eigenen Gilde unterwegs gewesen. Die Satyrn waren zwar allesamt ein wenig seltsam, ihn eingeschlossen und Mary ausgenommen - sie war perfekt, klare Sache - aber sie waren halt auch nett. Im Gegensatz zu... Zwei kampfbereit zusammengekniffene Augen richteten den Blick auf die Jacke vor Nico. Beziehungsweise auf die Person darin. Das war dieser Schlägertyp. Aus dem Gasthaus von Marys Eltern. Sie schien ihn zu kennen und zumindest nicht abzulehnen. Was normalerweise bedeutete, dass es sich bei dem Gegenüber um eine anständige Person handeln musste. Nico war da...anderer Meinung. Seiner Meinung nach handelte es sich bei Hyun um einen groben, grunzendummen Schläger, der sich nicht anders als durch Gewalt ausdrücken konnte. Klasse. Das konnte ja mal richtig gut werden. Munter hüpfte Nicos Adamsapfel einmal, als er schluckte. War scheißegal, wie fies dieser Kerl war. Es ging hier um Mary. Und der Kerl war vermutlich ein Magier. Wie sonst sollte man die seltsame Promenadenmischung an seiner Seite erklären. "Hey. Was tust ausgerechnet du hier?"
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Hyun
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Grummelnd blickte der Pan auf das Lauchgewächs, das vor ihm stand, hinab. Er war nicht viel größer, aber es reichte aus, um auf den Kerl hinabzustarren. Von allen Leuten, die er gerade sehen wollte, war der wirklich der Letzte. Da erledigte Hyun die Quest lieber alleine. "Dreimal darfste raten. Ich bin Magier." Was machten Magier für gewöhnlich, wenn sie ziellos am Bahnhof herumstanden? Genau, sie warteten auf ihre Questpartner. Ob Nicos Erbsenhirn das wohl kombinieren konnte? Auch, wenn der Blonde vielleicht nicht so wirken mochte, war er ein wenig überfordert mit der Situation. Es war klar, dass der Braunschopf vor ihm stand, weil er der Questpartner war, auf den Hyun wartete. Auch, wenn es vielleicht so wirken mochte, war er kein strohdummer Schlägertyp. Er überlegte sich genau, wen er schlug und warum. Nico hatte es damals verdient gehabt. Dass er danach noch hatte wieder aufstehen können, lag ausschließlich daran, dass Mary vor Ort gewesen war und sie sich scheinbar um das Wohl dieses Kerls sorgte. Er hatte nur der Blonden zuliebe dort aufgehört, wo er aufgehört hatte. Eigentlich war die Sache für ihn noch nicht geklärt. Etwas, das er nur zu gerne nachholen würde. Doch er hatte nicht vergessen, dass Nico nun sein Questpartner war. Wenn er ihn jetzt grün und blau schlug, dann schnitt er sich ins eigene Fleisch. Die Entscheidung, was die richtige Herangehensweise für diese Situation war, war keine leichte. Kurz wechselte der Tätowierte einen Blick mit seinem Vierbeiner. In den hellen Augen sah er nichts, außer unendliche Treue (und Leere). Eine Antwort fand er dort nicht. Dann würde er es wohl auf seine eigene Art regeln. "Du hast Glück, dass wir grad Kollegen sind." Er schob die Kapuze von seinem Kopf, ehe er einen Schritt näher an sein Gegenüber herantrat. Für gewöhnlich würde er niemals jemandem so nahe kommen, doch in diesem Fall sollte die Nähe als deutliche Drohung dienen. Er streckte die Hand aus, um den Kerl am Schlafittchen zu packen und auf die Zehenspitzen zu ziehen, damit er ihm direkt in die Augen sehen konnte. "Ich werd dich nich grundlos verletzen. Für den Verlauf der Quest sind wir Kollegen. Das heißt nich, dass ich unnötige Kommentare oder Provokationen dulden werd, is das klar? Überleg dir genau was du sagst und was nich." Eine (hoffentlich) klare Ansage. Er ließ den Kleineren gegebenenfalls wieder los und schubste ihn von sich fort, als wäre er ein flohverseuchter Köter. Chime beobachtete die Angelegenheit ruhig, aber mit hoch erhobenem Kopf. Wenn sein Herrchen es verlangte, würde er einschreiten, aber solange würde er sich zurückhalten. Ein leises Klicken ertönte, als sich der Pan eine weitere Zigarette anzündete. Er brauchte die vertraute Schwere des Rauchs in seinen Lungen gerade dringend, um seine strapazierten Nerven zu beruhigen. Dabei hatte der Auftrag noch nicht einmal richtig begonnen. Kurz ließ er den Blick über die vollkommen außer Kontrolle geratene Natur wandern, die sie umgab, ehe die dunklen Augen sich wieder auf Nico legten. "Das hier is ne verdammt wichtige Sache, die ich nich verkacken will. Also, uh, lass uns uns zammreißen. Ich hab kein Bock, dass das schiefgeht." In anderen Worten: Hyun sprach ein vorübergehendes Friedensangebot aus. Einen dazugehörigen Handschlag bot er allerdings nicht an. Darauf hatte er echt keinen Bock. Die Waffenruhe galt allerdings nur so lange, wie Nico sie auch einhielt, das war diesem hoffentlich klar.
"Kein Scheiß", ließ Nico sofort als Antwort hören. Boah. Der Kerl war Magier. Man stelle sich Nicos massive Menge an Überraschung vor. Sie stellte sogar das Zentralgebirge Fiores an Massivität in den Schatten! Nein. Er war nicht überrascht. Außer vielleicht unangenehm, weil es ausgerechnet dieser Haufen Taubenkot war, mit dem er jetzt Zeit verbringen musste. Wie zur Hölle konnte Mary den Kerl nett finden? "Ist mir klar. Sollte nur auch klar sein, dass ich nicht unbedingt Lust habe ausgerechnet mit dir loszuziehen." Unwillkürlich machte Nico einen Schritt nach hinten als Hyun näher heran trat. Wieder ein Schlucken, das den Adamsapfel der menschlichen Lauchstange munter hüpfen ließ. Warum musste der Kerl denn bitte auch so groß sein? Hyun wollte ihn hier einschüchtern. Das war mal klar. Das wäre jedem sofort klar gewesen. Das Problem war nur. Jetzt wusste Nico das und es funktionierte trotzdem. Die Handinnenflächen wurden ihm sofort klamm, als Hyun auf ihn runterstarrte. Er konnte sich nur allzu gut daran erinnern, wie es gewesen war von seinem Gegenüber geschlagen zu werden. Ein kurzer, scharfer Schmerz. Dann Leere. Es war überhaupt nicht angenehm gewesen desorientiert auf dem Boden aufzuwachen ohne zu wissen, wie er dahin gekommen war. Davon brauchte er keine Wiederholung, wirklich nicht. Schaise. Und jetzt musste er ausgerechnet mit diesem Kerl los? In irgendwelche Häuser, wo sogar schonmal jemand ermordet worden war? Großartig. Toll. Wenigstens hatte er seiner Gilde Bescheid gegeben, dass er losziehen würde. Wenn man seine Leiche fand, war Hyun also wenigstens auch dran. Hurra... "Verstanden. Jetzt lass mich los." Nur zu gerne hätte Nico dem Blondschopf ins Auge gespuckt, als dieser ihn herangezogen hatte. Das Verhalten erinnerte ihn viel zu sehr an diese Möchtgern-Halbstarken aus Crocus, die versucht hatten seinen Freunden und ihm das Leben schwer zu machen. Viel zu sehr. Aber Nico hing auch an seinem Leben. Irgendwie zweifelte er nicht im Geringsten daran, dass Hyun ihm ohne zu Zögern den Hals umdrehen würde. Es ließ sich nicht besser beschreiben als dass der Kerl eine Art Wahnsinn in den Augen trug. Ein Funkeln in dem toten Blick. Wenn der Arsch jemals in einem Lied auftauchte, dann als Bösewicht. Nico atmete tief durch, als er zurück in die Freiheit entlassen wurde. Vorsichtig richtete er die Bolo-Krawatte wieder, die durch die plötzliche und gewaltsame Bewegung verrutscht war, strich sich anschließend über den Mantel. Die Hände wanderten in die Manteltaschen. Sofort wechselte Nicos Gesichtsausdruck zu Ernst, als Hyun sein Friedensangebot vorschlug. Denn... "Damit hast du ausnahmsweise einmal Recht. Es ist scheißewichtig, dass diese Entführer und Mörder eingeknastet werden. Hrm...Gut. In Ordnung. Ich denke, ich schaffe es auf bösartige Kommentare zu verzichten, bis wir fertig sind. Dafür fasst du mich nicht an. Dein Tier auch nicht." Einen Handschlag hätte es so oder so nicht gegeben, denn Nico behielt die Hände in den Manteltaschen. Nur ganz kurz starrte er noch in Hyuns Augen, bevor er hastig den Blick abwandte. Nicht nochmal geschlagen werden war ziemlich gut, wenn er ehrlich war. Nicolo Enzio Peralta war nicht grade ein Held. Wollte er auch nicht sein. "Also...das erste Opfer gab es hier. Eine Miss Alice Pauling. Vor drei Wochen von ihren Eltern vermisst gemeldet. Vor zwei Wochen tot in einem verlassenen Haus am Stadtrand aufgefunden. Die Runensoldaten haben das Gelände bereits untersucht, konnten damals aber noch keine Verbindung zu der Welle an Entführungen herstellen, die erst danach losgetreten wurde. Soweit alles richtig, oder?"
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Hyun
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Abfällig verzog der Pan das Gesicht. Die Art, wie Nico sprach, gefiel ihm schon wieder nicht. Woher nahm der Kleinere bloß den Mumm und die Dummheit, sich ihm gegenüber so zu verhalten? "Und du glaubst, ich hab Bock auf dich?" Es war klar, dass Nico Schiss hatte. Das war gut so. Doch sein Mundwerk spiegelte diese Tatsache noch nicht wieder. Der einzige Grund, wieso Hyun ihm nicht ein wenig Anstand einprügelte (selbstverständlich ohne ihn komplett auszuknocken. Er brauchte ihn ja noch), war, dass er sich dann garantiert eine Standpauke von Mary abholte. Darauf hatte er keine Lust. Noch nicht. Er war noch nicht weit genug, dass er dieses Risiko freiwillig einging. "Ich lass dich los, weil ichs will, nich, weil du denkst du könntest mir was befehlen, klar?" Dass der Peralta in dieser Situation überhaupt noch Ansprüche stellte. Man könnte glatt meinen, er hätte den Schlag von damals vergessen. Es war okay, dass er den Blonden als Bösewicht sah. Schließlich war er genau das. Auch, wenn er heute im Namen der Guten unterwegs war, er war ein dunkler Magier. Daran würde sich nie etwas ändern. "Ausnahmsweise?", fragte er betont, der scharfe Blick fixierte Nico, "Willste dich wiederholen? Oder willste dich lieber korrigieren?" Hatte er nicht gerade eben noch mehr als deutlich gemacht, dass er solche Kommentare nicht dulden würde? Selbst flüchtige Worte wie das 'ausnahmsweise', waren Tabu. "Solang du mir kein Grund gibst, lass ich nur zu gern meine Hände von dir." Es machte ja nicht einmal Spaß, diesen Lauch zu verprügeln, schließlich klappte er ja schon nach einem Treffer zusammen. "Chime is harmlos, solang du ihm nich zu nah kommst." Oder Hyun ihm einen Befehl gab. Doch wenn, dann würde er sich Nico selbst annehmen. "Jo", bestätigte er mit einem knappen Nicken. So weit, so gut. "Wir schauen uns den Fundort trotzdem an. Ich verlass mich nich auf die beschissenen Soldaten und Ritter." Nicht nur ließen sie sich von ihrem gigantischen Ego blenden, er bezweifelte außerdem, dass auch nur einen von ihnen ein derart feines Näschen wie Chime hatte. Wenn es um die Spurensuche ging, gab es kaum ein Lebewesen, das Jimmy toppte, davon war Hyun vollkommen überzeugt. Auffordernd nickte er in die entsprechende Richtung. Er hatte sich zuvor die Adresse geben lassen. Es war selten, dass er sich derart gut vorbereitete.Dieses Mal hate er einen Grund, außerdem wollte er nicht zu lange für diesen Auftrag brauchen. "Gestern Abend wurd hier außerdem ne weitre Leiche gefunden. Obs n Zufall is, oder obs mit unsrem Auftrag zammhängt, war noch nich klar. Werden wir sehn. Aber das machen wir später. Bis dahin ham sich die Soldaten hoffentlich verpisst. Ich will meine Ruhe." Er hatte keine Lust, sich unter diese zu mischen. Die Ashmound-Sache war zwar nun schon eine gute Weile her, doch er wollte kein unnötiges Risiko eingehen. Die Kippe, die sich inzwischen auf einen Stummel reduziert hatte, wurde achtlos auf den Boden geschmissen und ausgetreten. Wenige Meter später hatten sie das alte Grundstück erreicht. Das 'Haus', wenn man es überhaupt noch so nennen konnte, war kaum noch mehr als die Außenwände und ein komplett zerfallenes Dach, das an ein paar halb verroteten Dachbalken aufrecht erhalten wurde. Die Fenster waren allesamt eingeschmissen und im Vorgaten hatte sich die, für Idyllia typische, gigantische Natur breit gemacht. Gras, das dem Pan beinahe bis zur Brust reichte und Unkraut, das man problemlos als Sonnenschirm hätte nutzen können, hatten hier ein neues Zuhause gefunden und wurde nur von einem halb zusammengefallenen Mäuerchen zurückgehalten. Das gesamte Grundstück sowie alle Eingänge, inklusive der kaputten Fenster, waren mit Absperrband abgegrenzt. Kurz betrachtete der Pan die olle Hütte, ehe er den Blick auf Nico richtete. "Nur zu. Geh voran." Ein wahrer Gentleman. Oder auch nicht. Er wollte eigentlich nur, dass sein Kollege einen kleinen Pfad in das Gras trampelte, sodass er es einfacher hatte und sich nicht unnötig herumärgern musste.
"Ne", bestätigte Nico die Vermutung Hyuns ungewöhnlich kurz angebunden. Eigentlich war der Peralta eine ziemliche Plaudertasche, aber die Situation und vor allem die Gesellschaft ließen selbst ihn mal kurz angebunden sein. Je weniger er sprach, desto weniger Gründe konnte er Hyun für eine Auseinandersetzung liefern und desto schneller war diesen gründelnden Kieselfresser wieder los. Wieder hoben sich beide Hände Nicos auf Kopfhöhe. "Verstanden. Du bist ein freier Mann und kannst tun und lassen, was du willst." Und solange das keine weitere Gewalt gegen ihn beinhaltete war Nico damit sogar ziemlich zufrieden. Wobei es natürlich deutlich besser wäre, wenn Hyun ein freier Mann, der tun und lassen konnte, was er wollte, woanders war. Beispielsweise im Kegel eines aktiven Vulkans. Nur als Vorschlag. Und da ging natürlich wieder seine vorlaute Klappe mit ihm durch. Wieder ein leiser Seufzer, während Nico seine Ärmel glatt strich und deren Ende zurecht zupfte. "Da hast du natürlich Recht. Zufrieden?" Am liebsten hätte er gleich hinterher die Augen verdreht. Aber das wäre wohl ebenso wenig gut angekommen wie die Aussage vorher. Ugh. Mit Hyun umgehen war wirklich so angenehm wie sich eine benutzte und nicht abgespülte Käsereibe über das Hirn zu ziehen. Ob er sich mit den Kommentaren würde zurück halten können? Ein Blick traf Hyuns Arme. Schlucken. Erstmal schon. Definitiv. Mindestens zehn Minuten lang. "Kay. Da sind wir uns einig. Die Soldaten haben garantiert irgendwas übersehen. Geben ja auch gerne mal ihre Arbeit an meine Gilde ab." Es war nicht so, dass Nico was gegen die Runensoldaten oder die Rune Knights hatte. Das nicht. Aber manchmal fragte er sich wirklich, wozu er Steuern zahlte. Nicht, dass er so direkt Steuern zahlte. War ja jetzt nicht so als hätte er einen normalen Job. Oder regelte die Gilde das selbst? Hatte er noch gar nicht drüber nachgedacht. Nur langsam kehrten Nicos Gedankengänge in das Hier und Jetzt zurück. Und wünschten sich gleich wieder in die abgelenkten Sphären purer Trotteligkeit zurück als er die Flunschfresse seines Gegenübers wieder so wirklich wahrnahm. "Klingt gut. Nicht, dass jemand gestorben ist. Aber vielleicht hängen die Morde ja wirklich zusammen. Ist nicht so als würde in Idyllia sonst derart viel Verbrechen herrschen."
Das Haus war...rustikal, wenn man freundlich sein wollte. Eine völlig herunter gekommene Bruchbude war die deutlich angemessenere Beschreibung. Wie auch überall sonst in Idylla hatte sich auch hier die Vegetation breit gemacht. Kein Wunder, dass die Bewohner manchmal Magier anstellten, um der ganzen Sache wieder Herr zu werden. Mary und er hatten ja auch mal mehrere Tage damit verbracht Pflanzen magisch zu zerlegen. Moah, hoffentlich sah ihn niemand in Begleitung dieser humanoiden Warze am Arsch. Eigentlich war Nico sein Ruf in Maldina und Umgebung ja nicht wirklich wichtig. Aber irgendwie doch schon. Es war nett, wenn die Leute lächelten und winkten, wenn er vorbei kam. Der Vorgarten war...nicht begehbar. Zumindest nicht für Nico. Alleine bei dem Gedanken daran sich durch das ganze hohe Gras quetschen zu müssen, überkam ihn ein Schauer. Er hatte es nun mal nicht so mit Natur. Zumindest nicht, wenn besagte Natur Insekten enthalten konnte. Und wenn das Gras so groß war, wer wusste schon wie groß die Insekten darin waren. "Hab 'ne bessere Idee." Es glomm einmal kurz auf auf dem Weg vor dem Haus als Nico sich an den Edelstein an seiner Krawatte griff und eine gesamte Violine mitsamt Geigenbogen hervor zog. Zum Glück war grade niemand in der Nähe, der durch die Musik auf die drei aufmerksam hätte werden können. Eine fröhliche, kleine Melodie sprang von den Saiten. Das war durchaus wörtlich zu nehmen. Mit dem Fuß zog Nico einen Kreis in den Boden. Wie gehorsame Tierchen hüpften die Noten sein Bein entlang, legten sich auf dem Boden auf, bis eine Scheibe entstanden war. Die Musik kletterte eine Oktave in die Höhe. Die Scheibe stieg wie als Antwort darauf leicht an. "Steig auf. Hinterlassen wir auch keine Spuren." Zugegeben hatte er einen Moment lang drüber nachgedacht Hyun und seine Bestie einfach stehen zu lassen. Sollte der Trottel sich doch seinen eigenen Weg durch den Vorgarten der Hölle suchen. Aber die Angelegenheit drängte zeitlich. Wer wusste schon, wie schnell sich der Mörder sein nächstes Opfer aussuchen würde? Und bevor es dann Mary war, half Nico lieber selbst diesem laufenden Haufen Durchfall mit dem Gesicht, das sein ganz eigenes Verhütungsmittel war.
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Es war scheinbar vollkommen egal, was Nico sagte, den Tätowierten nervte es. Selbst diese Erkenntnis nervte ihn. Und damit nervte er sich nur umso mehr selbst. Sicherlich könnte er diesen anstrengenden Gefühlen mit ein paar schönen Schlägen Luft machen, doch er hatte den Waffenfrieden angeboten, er musste ihn also auch einhalten. Auf sein frustriertes Schnauben hin schob sich direkt ein plüschiges Köpfchen unter seine Hand. Der dunkle Blick wanderte nach unten zu Chime, ein kleines Lächeln huschte über Hyuns Lippen. Es war schwer, angepisst zu bleiben, wenn man so niedlich angesehen wurde. "Tsss, haste wohl ne beschissene Gilde genommen. Wir lassen uns nich wie Fußabtreter behandeln." Das stimmte sowohl für Royal Crusade als auch Liberty Phoenix. Und das war auch gut so, denn ein Blick auf diese beschissenen Egoisten reichte aus, um das Blut des dunklen Magiers kochen zu lassen. Er würde ihnen niemals verzeihen, dass sie sein Leben ruiniert hatten. Das war ein weiterer Grund, wieso er der Truppe heute lieber aus dem Weg ging. Es gab wichtigere Dinge als seine Gefühle. Wie gut, dass der Peralta nicht versuchte, zu diskutieren, sondern direkt zustimmte. Im Angesicht des verwucherten Grundstücks war dem Pan sofort klar, dass er nicht der Erste sein würde, der einen Schritt in das Haus setzte. Er war kein besonders großer Fan von Hygiene, doch auch er hatte seine Grenzen und übergroßes Gras und Unkraut überschritt diese deutlich. Als der Peralta darauf verzichtete, sich traditionell durch den Vorgarten zu kämpfen, verzog Hyun das Gesicht. Wollte er die Natur etwa mit einem netten Liedchen davon überzeugen, sich zurückzuziehen? Pfff. Er schmunzelte über seinen eigenen Gedanken. Wie lächerlich. Zu seiner Überraschung stellte sich im nächsten Moment heraus, dass es sich bei der Ohrenfolter tatsächlich um Magie handelte. Was für ein Quatsch. Damit wäre der Kerl sicherlich gut im Zirkus angekommen, doch Hyun konnte man damit nicht begeistern. Er zögerte einen Moment. "Wie gnädig von dir." Ehrlich gesagt hatte er überhaupt keinen Bock, die Hilfe anzunehmen. Wenn man es aber genauer betrachtete, war es gar keine Hilfe. Er hatte schließlich auch seine Möglichkeiten, über das Unkraut hinweg in das Haus zu kommen, doch das würde ihn Mana und Energie kosten. Also nutzte er den Braunschopf viel mehr aus, als dass er seine Hilfe annahm. Diese Perspektive gefiel ihm deutlich besser. Die Zweifel in seinem Blick, als er auf die merkwürdig schwebende Scheibe aufsprang, vertrieb sie allerdings nicht. Auch Chime war alles andere als begeistert. Im Gegensatz zu seinem Herrchen konnte er die fremdartige Magie überhaupt nicht einordnen und so blieb er wie am Boden festgewachsen davor stehen und fiepte. Hyun seufzte und breitete die Arme aus. Eine Geste, die Jimmy nur zu gut kannte. Ohne zu zögern hüpfte er seinem Menschen entgegen, die gewaltigen Pranken landeten auf dessen Schultern, die Hinterläufe wurden von kräftigen Händen gehalten. Zwar befand er sich so noch immer indirekt auf der merkwürdigen Scheibe, aber eben in der Sicherheit seines Zweibeiners. Das massige Gesicht und die Schnauze voller rasiermesserscharfer Zähne befand sich somit unweit von Nico, vermutlich konnte er sogar den warmen Atem spüren. Chime war zwar brav, doch die grauen Äuglein behielten den verbündeten Magier genau im Blick. So süß und treudoof sie auch wirken konnten, sie sagten auch eindeutig 'tu meinem Herrchen etwas und ich zerreiße dich in hundertausend Stücke'. Es gab wirklich keine tollere Kreatur als Chime auf dieser Welt! Kaum hatten sie die Außenmauer der zerfallenen Hütte erreicht, sprang der Blonde ab und entließ seinen Begleiter wieder auf die eigenen vier Pfoten. Nico konnte gerne auf seiner Schwebeplattform den einfachen Weg nach unten wählen, doch Hyun blieb erst einmal hier oben. "Mich interessieren Spuren übrigens nich, wir sind schließlich auf nem legalen Auftrag hier." Wäre er im Namen der Crusader hier, sähe die Sache anders aus, doch als Phoenix machte er sich darüber keine Gedanken. Apropos Spuren. Es war schwer zu sagen, wie der Mörder hier hereingekommen war, denn seit dem Fund waren bereits zwei Wochen vergangen. Genug Zeit für das Gras, um sich von trampelnden Füßen zu erholen. Falls er eine Möglichkeit hatte, das 'Dach' (eher das, was davon noch übrig war) zu erreichen, war es auf jeden Fall eine Leichtigkeit, spurenlos ins Innere zu gelangen. "Du hast auf jeden Fall grad bewiesen, dasses easy is, selbst zu zweit hier rauf zu kommen. Solang man Magier is. Was wir nich ausschließen sollten. Ich halts sogar für wahrscheinlich." Sicher, es war nicht auszuschließen, dass auch ein gewöhnlicher Mensch zu solchen Dingen fähig war, aber es war schlichtweg wahrscheinlicher, dass es kein normaler Mensch war. Mit geübtem Geschick schlüpfte Hyun zwischen zwei morschen Dachbalken, die unter seiner Berührung leise knackten, ins Innere. Chime folgte. Der Boden des ersten Stocks wirkte alles andere als stabil, hier und da war er bereits eingebrochen und gab den Blick frei auf das Erdgeschoss. Angeblich war das Opfer hier oben in einem der Betten gefunden worden. Sie hatte friedlich gewirkt, fast, als hätte sie nur geschlafen. Natürlich schlief man an einem Ort wie diesem nicht. Außerdem hatte ihr eine beachtliche Menge Blut gefehlt. Er legte seinem Vierbeiner nach einem flüchtigen Fingerzeichen in Form eines Hundes die Hand auf den Rücken. "Schau ma, ob du was Ungewöhnliches findest." Im nächsten Moment schoss Chime schon davon, verließ zielstrebig den Raum und huschte in ein Nebenzimmer. Dort blieb er stocksteif vor den Überbleibseln eines alten Kamins stehen. Hm.
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