Beschreibung: Noch bevor man den eigentlichen Bahnhof in Magnolia betritt, führen die größeren Straßen der Stadt auf einen Vorplatz, welcher die Form eines Halbkreises hat. Neben den Reisenden die hier ein- und ausströmen, finden sich diverse Geschäfte und Restaurants entlang der Rundung sowie kleinere Grünflächen und Bänke. Der Platz dient neben der Freizeitbeschäftigung auch als idealer Treffpunkt in der Stadt, wenn touristische oder gildenbetreffende Aktivitäten geplant sind.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Lyra fühlte sich gleich viel besser, als Hana ihr Hilfsangebot annahm und erwiderte daher zuversichtlich und wohlgestimmt: „Prima, dann komme ich nachher noch mit!“. Damit konnte sie sich wieder voll auf die anstehende Aufgabe konzentrieren. Auf dem Weg zum Treffpunkt tauschten sich die beiden Frauen noch etwas aus. Wahrscheinlich war es auch ganz gut, dass sie hier noch ihre Gedanken und Spekulation über mögliche Ursachen und das Gefühl von Amnesie besprachen, bevor sie auf die Betroffene trafen. Sicherlich wäre sie nicht so angetan davon zu hören, dass ihre Position vielleicht ja auch ganz interessant und spannend sein konnte. „Es ist vielleicht für einen kurzen Moment spannend, aber ich glaube, dann möchte man schon gerne wissen, was passiert ist und warum das passiert ist. Solch ein Gedächtnisverlust hat sicherlich auch einen Grund und der ist wahrscheinlich nicht so toll. Außerdem hätte ich Angst, dass ich in der Zeit möglicherweise überhaupt nicht in selbst gewesen bin und komische Sachen gemacht oder gesagt hätte. Und hinterher muss man dafür geradestehen und weiß eigentlich gar nichts mehr davon. Die Erfahrungen muss ich nicht unbedingt machen“, sprach Lyra empathisch und konnte nicht umhin, immer wieder an die arme Frau zu denken, der es nun wohl genau so ging, wie die Dragonslayerin gerade beschrieben hatte. „Nun gut, dann hoffe ich mal, dass sich die Frau soweit an das Geschehene erinnern kann, dass wir dadurch brauchbare Anhaltspunkte habe. Ich hätte sonst nämlich echt keine Ahnung, wie man ihr wohl am besten helfen könnte, die verlorenen Erinnerungen zurückzubekommen, beziehungsweise zu erfahren, was in der Zeit passiert ist.“
Als die beiden auf den Platz traten liefen dort viele Leute auf und ab, weshalb die beiden sich zunächst einen Überblick über die Lage machten und nach der Klientin Ausschau hielten. Es war Hana, die schließlich eine verloren wirkende Frau entdeckte, auf welche die optische Beschreibung passte und die auch einen ziemlich verschreckten Eindruck machte. Die beiden traten in ihre Richtung und Hana stellte sich und Lyra als jene Fairy Tail Magierinnen vor, die ihr in ihrer misslichen Lage helfen wollten. Nach einem Moment der Stille, bat sie schließlich die beiden, sich zu setzen, woraufhin Lyra kurzerhand Platz nahm und zunächst die Frau berichten ließ. „Nun…also…also ich aufgewacht bin, habe ich auf dem Boden gelegen und wusste eben erst mal nichts mehr“, sprach sie etwas zögerlich. Immer wieder blickte sie sich ängstlich um, atmete einige Male tief durch und sprach dann weiter. „ich…ich weiß einfach gar nichts mehr…warum ich da gelegen habe, wie ich das hingekommen bin, was passiert ist und dann…“, wieder stockte sie kurz, ehe sie besorgt und mit leiserer Stimme weitersprach: „und nachdem ich das Haus verlassen hatte, wurde ich verfolgt. Über einige Straßen hinweg ist mir eine Person gefolgt, bis ich sie schließlich auf dem Markt abschütteln konnte…aber ich weiß nicht, wer was war und warum und ob diese Person vielleicht auch hier auf dem Platz ist und uns gerade beobachtet…“ Lyra musterte die ängstliche Frau und Mitleid lag in ihren Zügen, weshalb sie der Frau aufmunternd eine Hand auf die Schulter legte. „Jetzt sind wir ja hier, wir werden die fehlenden Informationen schon herausbekommen und bis dahin gut auf Sie aufpassen“, versuchte sie die Frau zu beruhigen. Doch ob diese Worte von der kleinen, kindlichen aussehenden Lyra tatsächlich die erhoffte Wirkung zeigen würden, war etwas anderes. Noch ehe die Frau diese hinterfragen konnte, setzte Lyra direkt mit Fragen nach. „An was können Sie sich dennoch erinnern und was haben sie zuerst gedacht, seit sie sich wieder erinnern können? Haben Sie etwas Ungewöhnliches in Ihrem Haus oder Ihren Taschen gefunden, die irgendwelche Hinweise geben könnten? Und wie sah denn diese Person aus, die ihnen hinterher geeilt ist?“ Die Dragonslayerin schloss auch nicht aus, dass sich ihre Klientin zu sehr sorgte und es diese verfolgende Person gar nicht wirklich gegeben hatte. Aber zunächst wollte Lyra ihre Zweifel nicht teilen und musste so oder so allen Informationen auf den Grund gehen.
Es war vermutlich ganz gut, dass die beiden Magierinnen ihr Gespräch führten, bevor sie bei der Klientin ankamen. Für Hana klang der Gedanke zwar interessant, doch einer Person, die gerade mitten in dieser Situation steckte, wäre es wahrscheinlich alles andere als beruhigend, würde man offenes Interesse über ein eigenes Erleben von sowas erzählen. Das war leider der Forscherdrang, der in der Mahoe durchdrang und an vielen Stellen weniger Platz für Empathie ließ. “Amnesie brauch auch niemand in seinem Leben. Es ist immer von Vorteil, wenn man sich an alles erinnern kann, nicht wahr?” Meinte sie schließlich mit einem Lächeln zu ihrer Kollegin. Am Ende des Tages stimmte sie Lyra zu. Keine Person sollte mit so einem Zustand konfrontiert werden, wenn es vermeidbar war. “Besonders, wenn man weiß, wo welche Bücher zu stehen haben.” Ein neckisches Grinsen zog sich über ihr Gesicht. Ein letztes Mal wollte sie Braunhaarige noch bezüglich des kleinen Vorfalls in der Bibliothek ärgern, aber dann war auch gut. Hana war dankbar, dass Lyra ihr ihre Hilfe anbot, das würde auch nicht jeder tun. Selbst wenn sie wusste, dass das keine große Aufgabe war und ganz einfach von einer Person erledigt werden konnte, zählte die Geste.
Kaum kamen die beiden am Platz an, ging es auch schon an die Arbeit und gemeinsam suchten sie nach einer Frau, die der Aussehensbeschreibung entsprach. Es dauerte auch nicht lange, die vermeintliche Klientin war gefunden und die Magierinnen machten sich kurzerhand bemerkbar. Die Dame wirkte erschrocken und verunsichert. Kein Wunder bei ihrer derzeitigen Lage. Hana nahm neben Lyra Platz und lauschte der Geschichte. Sie ist also einfach auf dem Boden aufgewacht und wurde dann von jemandem verfolgt? Während ihre Partnerin versuchte, der Frau gut zuzureden, überlegte Hana. Ihr Blick nachdenklich gen Boden gerichtet. “A-Also…” auch die Frau schaute kurz zu Boden, wandte sich nach wenigen Sekunden wieder zur Magierin. “Ich weiß wirklich nicht mehr viel. M-Mein Name, der…Ikuto, richtig…” Also zumindest den wusste sie, das war doch etwas. Dann kramte sie kurzerhand in der kleinen Tasche herum, die sie bei sich trug und zückte kurzerhand ein kleines Taschenmesser. “Das hier hatte ich dabei…und eine kleine Flasche Pfefferspray.” Hana musterte das Objekt einen Moment, doch ihr fiel dabei nichts ungewöhnliches auf. Es war ein schlichtes Multifunktions-Taschenmesser in rot. “Klingt nicht unlogisch. Etwas Selbstverteidigung kann jeder gebrauchen.” Die Schwarzhaarige steckte das Messer schließlich wieder ein und blickte sich erneut um, bevor sie die Geschichte fortführte. “Ich weiß es nicht. Es war ein Mann, glaub ich. Und größer als ich. Aber mehr konnte ich nicht sehen, ich bin so schnell gerannt, wie ich konnte. Ich..” sie stockte kurz und sprach erneut leiser. “Ich weiß, um ehrlich zu sein, nicht einmal, ob das mein Haus war, in dem ich aufgewacht bin. Einen Schlüssel habe ich nicht dabei und-” ein Knallen unterbrach das Gespräch und für kurze Zeit auch das rege Treiben am Bahnhofsvorplatz. Doch wie man im ersten Moment vermuten würde, handelte es sich hierbei nicht um ein negatives Ereignis. Nein, denn am Ursprungsort des Geräusches stiegen nun viele Luftballons in den Himmel und von weitem konnte man eine Menge Menschen jubeln hören. “Oh, richtig. Heute findet ein Straßenfest in der Innenstadt fest. Nun, reden Sie weit…er?” Hana wollte mit der Konversation eigentlich ungestört fortfahren, doch etwas war anders. Ikuto hielt sich den Kopf und blickte schmerzerfüllt nach unten. “Ugh…auuu…” Was war denn jetzt los? “Schmerzen…kurz nach…” sie murmelte vor sich her und blickte erneut auf die Ballons, die immer weiter im Himmel verschwanden. “...erinnert sie sich an etwas?”
Lyra tat ihre Klientin wirklich leid, wie sie da total hilflos und ängstlich auf der Bank saß, sich immer wieder nervös umschaute und nicht mal mehr wirklich zu wissen schien, wer sie selbst war. Immerhin erinnerte sie sich an ihren Namen und fand auch etwas in ihren Taschen; ein Taschenmesser und ein Pfefferspray. Die Frage war nur, ob sie dies grundsätzlich zur Verteidigung bei sich trug oder ob dies kausal mit dem Verlust ihrer Erinnerungen zusammenhing. Das ließ sich ohne Erinnerungen der Frau aber wohl nicht klären, aber fragte Lyra erst gar nicht weiter nach. Sie spitzte allerdings die Ohren, als sie von ihrem Verfolger zu sprechen begann, immerhin war das erst geschehen, nachdem sie wieder aufgewacht war, sodass hier gute Chancen bestanden, hilfreiche Informationen zu erhalten. Lyra seufzte allerdings, als Ikuto sagte, dass sie sich nicht mal sicher sei, im eigenen Haus aufgewacht zu sein. Damit standen sie mit noch weniger Informationen da, als zuvor. Das Straßenfest in ihrer Nähe wurde mit lautem Getöse eingeläutet und die Dragonslayerin blickte kurz erschrocken auf, wurde aber sogleich wieder in ihre Quest zurückgezogen, als sich ihre Klientin nun vor laute Schmerz den Kopf hielt. „Oh nein, ist alles okay? Hier, trinken Sie erst mal einen Schluck und erholen sich kurz“, sprach Lyra, zog eine kleine Flasche Wasser aus ihrer Tasche und reichte sie der Frau, welche allerdings noch einen Moment zu sehr von den Kopfschmerzen eingenommen wurde, um ihr das Getränk abzunehmen. Erst ein paar Atemzüge später nahm sie dieses entgegen, schaute sich erst vollkommen verängstigt um und trank dann etwas. „Ja, irgendwas scheint das Knallen ausgelöst zu haben“, antwortete sie flüsternd an Hana, während Ikuto etwas trank, ihr die Flasche zurückgab und sich noch immer den Kopf rieb. „Geht es wieder besser? Ist Ihnen wieder eingefallen?“, fragte die Minell schließlich und hoffte sehr, dass dieser kurze Ausbruch wenigstens hilfreich sein würde. „Ich…ich weiß es nicht…aber dieses laute Knallen…als ob ich das heute schon einmal erlebt hätte…aber wo und warum?...ich weiß es einfach nicht mehr“, brachte sie nur zögerlich hervor und senkte bedauernd den Kopf. „Nun, dann finden wir es heraus. Ich würde sagen, wir gehen zunächst zum Haus zurück, in dem Sie aufgewacht sind. Ob es nun Ihr eigenes Haus war oder nicht. Von dort aus können wir vielleicht am besten das Vergangene rekapitulieren und sicherlich auch Nachbarn fragen“, sagte Lyra, schaute einmal fragend zu Hana und sprang auf die Füße. „Nein nein…da war doch dieser Mann! Vielleicht erwartet er genau das und…“, doch die Dragonslayerin unterbrach die Frau, noch ehe sie ihre Sorge vollends formulieren konnte. „Keine Sorge, wir werden gut auf Sie aufpassen und uns mit Bedacht dem Haus nähern. Und wenn wir näher kommen, dann schauen wir vor Ort, ob wir überhaupt hineingehen können. Denken Sie, sie finden den Weg dahin zurück?“, fragte Lyra schließlich und hoffte doch sehr, dass wenigstens zuletzt ihre Gedächtnis wieder ausreichend gut funktioniert hatte. „Nun…ja, ich denke schon, wenn es sein muss…?“, antwortete sie unsicher und schaute nun auch selbst fragend zu Hana, als ob sie von ihr wissen wollte, ob es nicht eine andere, bessere Möglichkeit gäbe, was sie nun tun konnten.
Während Lyra sich vorbildlich um ihre Klientin kümmerte, dachte Hana über die Implikationen nach, die so ein Ereignis mit sich brachten. Ikuto hatte sehr stark auf die Knallgeräusche des Festivals reagiert, also mussten diese irgendwas in ihr ausgelöst haben. Also was auch immer passiert war, hatte es auch etwas mit einem Knallen zu tun? Möglich, doch sich darauf festlegen wollte die Magierin noch nicht. Dafür fehlte noch so viel Kontext um die Dame und das Aufwachen im Haus. Ihre Klientin versuchte, sich zu erinnern, doch mehr Informationen konnte man von ihr wohl in diesem Moment nicht erwarten. Bevor Hana jedoch noch etwas sagen konnte, nahm Lyra ihr die Worte auch schon aus dem Mund. Hier herumzusitzen würde die drei nicht weiterbringen, daher war es gut, herumzulaufen und Orte zu besuchen, die dem Erinnerungsvermögen der Dame helfen könnten. Angefangen mit dem sagenumwobenen Haus, wo sie aufgewacht war. Mit einem sanften Lächeln nickte die Mahoe den beiden zu und erhob sich ebenfalls. “Ich stimme zu. Wir sind hier, um sie zu beschützen, also machen sie sich deswegen keine Sorgen.” Das wäre doch gelacht, wenn sie keine junge Frau beschützen konnten! “Wir haben momentan keine sonstigen Anhaltspunkte. Wenn das Haus in irgendeiner Weise hilft, dann sollten wir dorthin gehen.” Die Frau schaute zu den beiden Magierinnen, dann kurz auf den Boden und schließlich wieder nach oben. “Okay…ich werde versuchen, den Weg wiederzufinden.” Na das klang doch gut, oder?
Ikuto führte die Gruppe durch einige Seitenstraßen. Wenn Hana Vermutungen anstellen musste, waren es genau die Straßen, in denen sie vor ihrem Verfolger fliehen musste. Einen anderen Weg kannte die Schwarzhaarige wahrscheinlich auch nicht. Je weiter sie in die Tiefen der Straßen Magnolias eindrangen, desto heruntergekommener wurden manche Behausungen, so als ob sich niemand um die Instandhaltung kümmern wollte. Zwischendurch stoppten sie, ihre Klientin musste sich orientieren und hinterfragte manchmal auch ihre eigenen Entscheidungen. Doch nach rund 20 Minuten kamen sie endlich an einem Gebäude an, bei dem sie sagte “Das ist es.” Ein Haus, dessen Fassade von den Wänden fiel, aber noch bewohnbar aussah. “Ich weiß nicht, sollen wir…anklopfen?” Etwas unsicher drehte Ikuto sich zu den beiden Magierinnen um. Hana betrachtete das Haus. Sie ging einmal auf die braune Holztür zu und drückte leicht dagegen. Hm, verschlossen schien sie immerhin. Auch mehrmaliges Klopfen half nicht. “Hey Lyra, kannst du schauen, ob es sonst noch einen Eingang gibt? Eine Hintertür oder etwas in der Art vielleicht.” Die Grauhaarige drehte sich zurück zu Ikuto. “Ich würde mit ihnen kurz in der näheren Umgebung herumlaufen und schauen, ob sich jemand findet, der Sie kennt, okay?” Die Dame nickte. Ob die Chance so groß war, hier jemanden anzutreffen?
Hana schien die Sache ebenso einzuschätzen wie Lyra; hier auf der Bank zu sitzen und die Frau mit weiteren Fragen zu löchern, brachte sie nicht weiter. Sie benötigten weitere Informationen und die konnte sie wohl nur an dem Ort bekommen, an sich die Frau noch erinnern konnte: nämlich dem Haus. So brachen die drei kurz darauf auf. Lyra schaute sich immer wieder mal um, aber ihr fiel keine Person auf, die ihnen folgte oder die verdächtig hinter irgendeiner Ecke lauerte und auf sie wartete. So kamen sie vollkommen unbehelligt und unbeschadet an dem Haus an, an das sich Ikuto erinnern konnte. Hier und da war ihr die Erinnerung des genommenen Weges schwer gefallen, aber nun schien sie ausreichend sicher, dass Hana versuchte sie Tür zu öffnen und auch anklopfte. Doch es öffnete niemand. „Na klar, ich schaue mich hier mal genauer um und ihr zwei untersucht die Gegend. Wir treffen uns gleich entweder wieder hier am oder im Haus, wenn ich einen Weg hinein gefunden habe“, sagte Lyra und ein kleines, vorfreudiges Feuer der Abenteuerlust entzündete sich in ihr. Das war eine Quest nach ihrem Geschmack! Obwohl sie nicht sicher sein konnte, dass dies wirklich das Haus von Ikuto war und sie sich somit gleich möglicherweise illegal Zugang zu einem Haus verschaffte, fühlte sie sich mit dieser Situation gerade ausgesprochen wohl. Das Haus befand sich auf einer Straßenecke; auf einer Seite führte somit eine Straße direkt an dem alt aussehenden Haus entlang, auf den anderen beiden Seiten des Gebäude standen weitere Behausungen, allerdings mit einem kleinen Abstand dazwischen. Zunächst befasste sich Lyra mit der Vorderseite, überprüfte sicherheitshalber ebenfalls noch mal die Tür – die sich aber immer noch nicht öffnen ließ – und blickte die Fassade hoch und runter. Auch in der ersten Etage konnte sie hier keinerlei geöffneten Fenster entdecken und eine andere Tür oder gar einen kleinen Schach in einen möglichen Keller fand sich auf den straßenzugewandten Seiten nicht. Also nahm sie sich die anderen Seiten vor. Auf der einen Seite bestand der Abstand zwischen den beiden Häusern nur aus einem knappen Meter, sodass sie sich bei einem Eintreten fühlte, als würde es plötzlich Nacht werden. Am Ende des Hauses, dort, wo sie auf die Rückseite des Hauses hätte gelangen können, befand sich allerdings ein rund zwei Meter hohes, hölzernes Tor, das ebenfalls verschlossen war. Also kehrte sie um und nahm sich die andere Seite des Gebäudes vor. Hier war der Abstand zwischen den vermeintlichen Haus Ikutos und dem nächsten Grundstück größer und von Wiese bedeckt. Auch eine Bank stand an dieser Seite des Hauses. Wahrscheinlich saß Ikuto – oder wer auch immer hier wohne – auch gerne mal hier draußen und genoss den Schatten eines kleinen, knorrigen Baumes, der sich ziemlich genau zwischen den beiden Häusern hier befand. Lyra machte sich aber gar nicht erst die Mühe, die Wiese zu überqueren. Auf dieser Seite war eine hohe Mauer aus Backstein errichtet worden, die den Zugang auf die Rückseite des Hauses verhinderte. Seufzend drehte sie sich also wieder um und kehrte in die kleine Gasse mit seinem Holztor zurück. Immerhin wurde sie hier nicht so schnell gesehen, sodass sie sich unbehelligt zwischen den beiden Häuserwänden nach oben drücken und über das Tor klettern konnte. Mit einem Satz befand sie sich schließlich auf der Rückseite des Hauses wieder.
Lyra fand sich in einem sehr kleinen, sehr dunklen und sehr verwildertem Garten wieder. Hier war sicherlich schon lange nichts mehr gemacht worden und der kleine hölzerne Rundtisch und seine passenden zwei Sitzgelegenheiten hatten auch definitiv ihre besten Jahre hinter sich. Sie waren bereits vom Moos grün angelaufen und das Holz war teilweise bereits gebrochen. Hier hielt sich sicherlich kaum mal jemand auf – vielleicht auch nie. Wahrscheinlich war der Garten durch die zwei großen Tannen und das nah stehende nächste Gebäude einfach zu dunkel, um hier einen schönen Nachmittag genießen zu können. Lyra stapfte durch das feuchte, hohe Gras zu einer weiteren Tür. Doch leider war auch diese verschlossen – wahrscheinlich blieb sie das auch immer, denn zum Hinausgehen in den Garten wurde sie wohl eh nicht genutzt. Doch zu ihrer Freunde erkannte sie auf dieser Seite des Hauses ein halb geöffnetes Schiebefester. Ein zufriedenes Grinsen legte sich auf ihr Gesicht. „Jackpot!“ Jetzt musste sie nur noch irgendwie dort hochkommen… Mit etwas Geschick kletterte sie eine der Tannen empor, wobei sich zahlreiche Kratzer zuzog und sich aufgrund der feuchten, von Moos und Flechten bewachsenen Rinde komplett einsaute. Doch das hielt Lyra nicht davon ab, fast bis nach ganz oben zu steigen und zufrieden festzustellen, dass sie es von hier wahrscheinlich bis auf das Flachdach schaffen sollte. Von dort würde sie sich dann Fenster heruntergleiten lassen, um dieses soweit zu öffnen, dass sie hinein kam. Soweit der Plan. Also ließ sie sich ein paar Flügel wachsen, stieß sich kräftig ab und flog auf das Häuserdach zu…nun, leider konnte sie nur gleiten und verlor mehr an Höhe als geplant, weshalb sie es nicht auf das Dach, sondern nur bis an die Häuserwand knapp unter dem Dach schaffte (
» Sky Dragon's Wings
). Mit einem dumpfen, und schmerzhaften Prall knallte sie gegen den Backstein und hielt sich mit den Händen an der Dachkante fest. Ihre Brust pochte vom Aufprall und sie vermutete, dass ihre rechte Wange ebenfalls aufgeschürft war. Außerdem würden sicherlich mindestens einer ihrer Knie und beide Ellenbogen blau werden. Aber hey, sie war hier und praktischerweise auch bereits so tief, dass sie sich nur leicht zur Seite hangeln musste, um mit den Füßen auf dem schmalen Fenstersims zu stehen. Mit dem Fuß schob sie das untere Fenster soweit es ging nach oben, dann ließ sie sich vorsichtig durch das Fenster ins Innere gleiten.
Sie fand sich in einem kleinen Schlafzimmer wieder. An der Wand stand ein breites Bett für zwei Personen, daneben befand sich eine Kommode aus dunklem Holz und in der Ecke stand ein Sessel sowie eine urige Stehlampe. Möglicherweise würden sie hier alles durchkämmen müssen, um weitere Informationen zu finden. Aber das lag nicht alleine bei ihr, sie wollte zunächst die Tür für Hana und Ikuto öffnen, sodass sie durch das Schlafzimmer in einen kleinen Flur trat, die Treppe hinabstieg und, noch immer vollkommen verdeckt und verschrammt, die Tür öffnete.
Der Plan war also gesetzt. Lyra sollte sich umschauen, ob sie irgendwo einen anderen Eingang fand und ihnen dann so einen Zugang in das Haus verschafft, während Hana und Ikuto sich mal in der Gegend umschauten und herausfanden, ob irgendjemand ein paar Hinweise darauf hatte, was sich hier zugetragen hatte. Klang doch nach einer guten Aufteilung. Kaum hatte ihre Kollegin sich auch schon aufgemacht, schaute die Magierin mit einem Lächeln zu ihrer Klientin und nickte nur. “Schauen wir uns mal um.” Meinte sie nur und drehte sich wieder um. Die Häuser in dieser Gegend waren heruntergekommen. Überall waren Risse in den Mauern zu sehen, teilweise standen Fenster entweder vollkommen offen oder wurden notdürftig mit Laken oder Ähnlichem verdeckt. Hana schaute nachdenklich herum und überlegte, wo es am besten wäre, anzufangen. Aber…vermutlich machte es keinen Unterschied, oder? Sie ging zur ersten Tür und klopfte dort. Keine Antwort. Auch nach dem zweiten Mal niemand. Weiter zur nächsten Tür. Dort hatte sie ein wenig mehr Erfolg, denn es waren zumindest Stimmen hinter dem modrigen Holz zu vernehmen. Doch ihnen wollte trotzdem niemand aufmachen. Je öfter sie es versuchte, desto sicherer war die Grauhaarige, dass die Leute in dieser Gegend wohl keine Fremden mochten…oder generell, andere Menschen. Mit verschränkten Armen blickte sie gen Boden und dachte nach. “Hmmm…Ikuto.” Sie drehte sich um und schaute ihre Klientin erneut an. “Ist Ihnen in dieser Gegend etwas bekannt vorgekommen? Irgendein Haus, eine Straße, eine Abbiegung. Irgendetwas?” Doch die Schwarzhaarige schüttelte nur den Kopf. Na toll, also war auch da nichts zu holen.
Kaum kamen die beiden wieder an ihrem Zielgebäude an, hörte man es von Innen auch schon poltern und rumpeln. Danach Stille…und schließlich Fußabdrücke, gefolgt vom Klacken eines Türschlosses. “Ehhh…” Die Kettenmagierin kratzte sich etwas am Hinterkopf, als eine völlig verdreckte Lyra nun vor ihr stand. Sie hatte diese Aufgabe wohl mit vollem Elan bewältigt. “Alles..okay?” Vorsichtig fragte Hana nach und trat an ihre Kollegin heran. Sie musterte die Schrammen der Braunhaarigen. Es sah alles zumindest nur nach oberflächlichen Verletzungen aus, aber konnte sie sowas vielleicht nächstes Mal durchführen, ohne danach direkt ärztlich versorgt werden zu müssen? “Pass nächstes Mal besser auf, okay? Nicht, dass noch etwas Ernsthaftes passiert.” Aber gut, ihre Verletzungen erstmal beiseite, sie hatten endlich Zugang zu dem Haus. Vergebens suchte die Mahoe nach einer funktionierenden Lichtquelle, doch das Sonnenlicht, welches durch alle möglichen Öffnungen schien, sollte vorerst dafür noch ausreichen. Sie kamen in eine recht geräumige Wohnung. Links im Flur, direkt beim Eingang, befand sich das Wohnzimmer. Mehr als ein paar Stühle und Tische standen hier nicht, abgerundet von einem dunklen Eichenschrank, in dem komische Puppen standen. Wer…auch immer darauf stand. Ein Zimmer weiter, quasi neben der Treppe, war die Küche. Doch auch diese war nur spärlich eingerichtet mit ein paar einfachen Küchenmöbeln, einem Herd und einem Schrank. “Hey Lyra.” Hana drehte sich zu ihrer Kollegin um, in der Hoffnung, sie könnte helfen. “Hast du hier schon etwas gesehen? Irgendwas hilfreiches, verdächtiges, was auch immer?”
Als Lyra ihre Kollegin und der Klientin die Tür zu dem Haus öffnete, blickte Hana sie zunächst irritiert an und bat sie dann, nächstes Mal vorsichtiger zu sein. „das? Achso, nee, nichts passiert, nur ein bisschen Dreck“, wiegelte Lyra an, nachdem sie kurz an sich heruntergeschaut hatte. Eigentlich pochte ihr Knie noch immer schmerzhaft, aber das war erst mal nebensächlich. Sie kannte derlei Blessuren von sich und wusste, dass sie auch schnell wieder verheilen würden. Nachdem die beiden eingetreten waren, schloss sie zufrieden die Tür hinter ihnen und schaute sie erwartungsvoll an. „Irgendetwas herausfinden können?“, fragte sie in die Runde gerichtet und hoffe, dass sie ein paar gute Neuigkeiten mitbrachten.
Hana verschaffte sich einen kurzen Überblick über die Räume im Erdgeschoss und Lyra tat es ihr gleich, immerhin hatte sie sich bisher hier auch noch nicht umsehen können. „Noch nichts, aber ich konnte die Räumlichkeiten auch noch nicht untersuchen. Das steht dann jetzt an“, antwortete die Dragonslayerin und ihr Abenteuerherz machte einen freudigen Hüpfer. Die Lösung eines Rätsels zu finden bereitete ihr großen Spaß…wenn doch nur der Hintergrund hinter diesem Rätsel nicht so tragisch wäre! „Und? Sieht das nach Ihrem Haus aus? Erkennen Sie hier etwas wieder?“, wandte sich Lyra an die vergessliche Frau, welche noch immer verschüchtert direkt im Flur stehengeblieben war und sich seitdem nicht einen Schritt bewegte hatte. Es wirkte nicht so, als würde sie sich hier gleich willkommen und geborgen fühlen. Kein gutes Zeichen, dass dies wirklich ihr eigenes Haus war. Ikuto bestätigte diese Vorahnung: „Nein…tut mir Leid“, sprach sie mit leiser, bedauernder Stimme. „Nun gut, dann sehen wir uns einfach mal um, wir werden schon etwas finden“, versuchte Lyra ihr etwas Mut zu machen. „Fangen wir doch da an, wo Sie aufgewacht sind. In welchem Raum ist das gewesen?“ Ihre Klientin wandte sich nach links und betrat das vermeintliche Wohnzimmer. „Hier drinnen…genauer gesagt, dort auf dem Teppich“, sprach sie mit dünner Stimme und deutete in die Mitte des kargen Raums auf einen verfilzten Teppich. Lyra nickte mit einem aufmunternden Lächeln und betrat ebenfalls das Wohnzimmer. Irgendwie wirkte der Raum nicht so, als ob die Frau tatsächlich hier wohnte. Die Einrichtung passte zum armen Eindruck, den die ganze Siedlung machte. Hier und da schälte sich sogar etwas Tapete von den Wänden, aber immerhin wirkte es relativ sauber. Wer auch immer hier wohnte, diese Person war sicherlich bis vor kurzem noch hier gewesen und hatte den lästigen Staub auf den Möbeln beseitigt. „Hana, ich schaue mich mal etwas hier im Wohnzimmer um“, rief sie ihrer Kollegin zu, damit diese sich dazu gesellen oder bewusst den anderen Räumen widmen konnte.
Lyras Blick fiel sofort auf den Eichenschrank, aus dem heraus etliche falsche Augen sie anstarrten. Das wirkte irgendwie gruselig, mit all den Puppen, doch auch hier wollte sich Lyra genau umsehen und so trat sie auf das Möbelstück zu und schaute sich die Figuren genauer an. Doch abgesehen davon, dass sie keinen Gefallen an ihnen finden konnte, fiel ihr nichts auf. Daraufhin nahm sie sich die Essgruppe vor, doch hier gab es noch weniger zu entdecken. Die Stühle waren nur jeweils mit einem dünnen Kisten gepolstert, auf dem Tisch stand eine halb abgebrannte, aber nicht entzündete Kerze und ein paar Trockenblumen in einer dunkelgrünen Glasvase. Lyra schaute sogar unter den Tisch, aber auch hier fand sie nichts, was ihr weiterhelfen konnte. An den Wänden hingen ein paar Fotos, sodass sie sich diesen näherte und sie genauer musterte. Es handelte sich um Portraits verschiedener Personen, vielleicht Familienangehörige? Doch auf keinem war Ikuto abgebildet und insgesamt konnte Lyra auch nicht eindeutig abschätzen, ob diese Personen der Frau irgendwie ähnlich sahen oder nicht. „Kommt Ihnen davon jemand bekannt vor?“, fragte sie Ikuto und deutete auf die Fotos, welche daraufhin von der schüchternen Frau unter die Lupe genommen wurden. Sie schüttelte den Kopf, was Lyra ein Seufzen entlockte. Nicht wissen, wo sie noch gucken könnte, musterte sie den Teppich genau und schaute sogar darunter nach, doch bis auf Wollmäuse, entdeckte sie hier nichts. Die Dragonslayerin zuckte ratlos mit den Achseln. Ohne das Finden von irgendwelchen Hinweisen machte ihr dieses Rätselspiel doch nicht so viel Freude wie gedacht. „Wir haben Nichts hilfreiches gefunden…wie sieht‘s bei dir aus, Hana? Wo bist du gerade?“, rief Lyra in den Flur hinein und hoffte, dass sie erfolgreicher gewesen ist.
Etwas skeptisch beäugte Hana den Dreck und die leichten Blessuren ihrer Kameradin. “Na wenn du meinst.” Sie würde schon darauf vertrauen, dass Lyra ihren Körper besser kannte und in der Lage war. solche Sachen einzuschätzen. Hoffentlich würde es aber bei den paar Dingern bleiben und keine neuen dazu kommen. Das Letzte, was man in so einer Situation gebrauchen konnte, waren zwei Verletzte, denen man helfen musste. Mit geschlossenen Augen schüttelte die Grauhaarige auf ihre Nachfrage hin den Kopf. “Nein, gar nichts. Wir haben es nicht einmal hinbekommen, jemanden anzutreffen.” Hana blickte noch einmal in der Straße umher. “Hier scheinen die Leute wohl nicht miteinander zu reden…oder zumindest nicht mit denen, die sie nicht kennen.” Zumindest ein weiterer Hinweis, der dafür sprach, dass Ikuto nicht aus dieser Gegend stammte. Denn selbst wenn ihnen niemand aufmachen wollte, bestimmt waren ein paar aufmerksame Augen hinter Fenstern und Vorhängen gewesen, die Fremde mit argwöhnischem Blicke begutachteten. Irgendjemand hätte die Dame ja wohl erkannt, oder? Naja, fürs erste würden sie dann wohl das Haus durchsuchen müssen, um an weitere Hinweise zu kommen. Hoffentlich waren die Räume ertragreicher als die Kontaktaufnahme mit den Nachbarn. Wie befürchtet bestätigte Ikuto, dass es sich hierbei nicht um ihre Wohnung handelte. Ein Fakt, der erneut die Frage aufwarf, was sie dann eigentlich hier verloren hatte. Nachdenklich legte die Mahoe eine Hand ans Kinn und dachte nach. Sie wohnte hier nicht…wachte aber auf dem Teppich im Wohnzimmer auf und wurde dann von jemandem verfolgt? Es fehlte noch der Kontext. Wieso wurde sie verfolgt? Wieso hier? Was geschah davor?
Mit all diesen Fragen in ihrem Köpfchen betrat Hana die Küche. Wenn Lyra das Wohnzimmer übernahm, sollte sie sich am besten um einen anderen Raum kümmern. Die Magierin trat an den hölzernen Küchenschrank heran. Er war heruntergekommen und an einigen Stellen schon vermodert. Besonders die linke Schranktür hatte es wohl erwischt, denn dort fand man lange, schmale Einkerbungen. Hatte jemand dort einfach seine Wut herausgelassen? Oder eher ein Unfall? Wie auch immer, es schien nicht wichtig zu sein. Vorsichtig öffnete die Magierin den Schrank, doch dieser war leer. Einzig und allein Spinnenweben und Staub flogen ihr ins Gesicht, woraufhin sie überrascht einen Schritt zur Seite machte und auf etwas trat. Ihre Augen wanderten nach unten und blickten auf einen hölzernen Gegenstand…oder…bei genauerer Betrachtung war das Holz nur Teil eines Gegenstandes. Hana setzte ihren Fuß zur Seite und schaute genauer hin. Sie bückte sich nach unten und griff nach ihrem Fund, welcher sich als Messer entpuppte. Der Klingenteil war unter das Küchenmobiliar gerutscht, weswegen sie zuerst nur den Griff sehen konnte. Doch viel interessanter war…an der Klinge klebte Blut. Rotes, getrocknetes Blut. Und sie war nun beim besten Willen keine Exptertin, doch es wirkte nicht danach, als wäre dieses Blut schon sonderlich lange am Messer. Ein paar Tage höchstens? Außerdem hatte der Griff eine komische Verzierung. Ein paar komische, schwarze Schlieren, die alle im Symbol eines Ochsen endeten. Irgendwas war komisch und die Mahoe hatte das Gefühl, sie hätten einen guten Hinweis gefunden. “Ja, ich hab was. Komm mal her.” Antwortete sie ihrer Kollegin und rief durch die Wohnung. Offen wedelte die Grauhaarige mit dem Messer umher und ging Lyra ein paar Schritte entgegen.
“Ich habe das Gefühl, das hier hat mit unserer Quest zu tun.” Sagte sie und hielt der anderen Fairy Tail Magierin ihren Fund hin. “Hmmm…Ikuto, erkennen sie-” Hana blickte an ihrer Kollegin vorbei, um sich bei ihrer Auftraggeberin zu erkundigen, doch diese war nicht mehr an Ort und Stelle. “Ikuto?” Mit hochgezogener Augenbraue schaute sie sich um. Weder im Wohnzimmer noch in der Küche war eine Spur der Frau zu finden. “Lyra, kannst du oben mal schauen? Ich werde nach draußen gehen.” Schlug sie vor und eilte dann hastig vor die Tür. Wo war sie denn jetzt hin? Und vorallem…warum?
Leider hatte Hana keine hilfreichen Informationen in Erfahrung bringen können. Außer wohl indirekt jene Vermutung, dass Ikuto hier ebenfalls eine Fremde war. „Dann sind wir hier wohl widerrechtlich eingetreten…aaaaaaaber naja, jetzt wird das Haus erst mal untersucht, wo wir nun schon mal hier drin sind“. Lyra hatte ein leicht ungutes Gefühl, hier vielleicht wirklich einfach so in ein völlig fremdes Haus eingebrochen zu sein, aber sie würden ja nichts beschädigen und sie musste sich an diesen Strohhalm klammern, hier vielleicht endlich mehr zu erfahren. Hauptsache, die vielleicht wahren Besitzer klopften hier nicht plötzlich an die Tür und ertappten sie bei ihrem Vorhaben, denn das würde sicher Ärger geben. Nun waren sie aber hier und sie hatten eine Aufgabe und auf diese Spurensuche freute sich die neugierige Dragonslayerin eh viel zu sehr, als nun einfach tatenlos wieder zu gehen.
Während Lyra das Wohnzimmer durchsuchte, hier aber nicht wirklich weiterkam, machte Hana einen interessanten Fund und rief ihre Kollegin zu sich. Lyra blieb kurz wir angewurzelt im Türrahmen stehen, als sie erkannte, was Hana da gefunden hatte: es handelte sich um ein mit Blut benetztes Messer! Lyra hatte mit so etwas Harmlosem wie einer Quittung oder einer Geldbörse gerechnet, nicht aber mit einer zum Angriff genutzten Waffe! „Oh…“, war daher das einzige, was der überraschten Frau zunächst über die Lippen kamen. Dann trat sie näher und schaute sich die Klinge genauer an. „Ja, DAS ist definitiv nichts, was man in einem gewöhnlichen Haushalt einfach so vorfinden sollte…“, stimmte sie Hana zu und versuchte sich einen Reim auf diesen Fund zu machen. Unterdessen bemerkte sie nicht, dass sich Ikuto aus heimlich und leise aus dem Staub machte. Erst, als ihre Kollegin die verwirrte Frau zu sich rief und keinerlei Reaktion kam, schreckte auch Lyra auf und bemerkte ihr Verschwinden. „Huch…wo ist sie hin?...Hat sie das Messer gehen und ist vor Schreck geflüchtet? Bei ihrem verwirrten und überaus verängstigten Zustand, würde ich es ihr zutrauen. Bei diesem Knall vorhin am Bahnhofsplatz ist sie doch auch total zusammengeschreckt! Ich schaue oben nach ihr!“, stimmte sie der Blonden zu, obwohl Lyra sich bereits hier unten recht sicher war, dass sie die Frau oben nicht finden würde, weil sie dann sicherlich einen stärkeren Duft von ihr wahrgenommen hätte. Dennoch eilte sie die knarrende Treppe nach oben. „Ikuto…? Sind Sie hier oben…?!“, rief sie nach ihr und eilte schnell von Raum zu Raum. Nein, sie war weg. „Hier ist sie nicht!“, rief Lyra nach unten, nicht wissend, ob Hana überhaupt noch in Hörweite war oder sich bereits zu weit vom Haus entfernt hatte. Aber Lyra würde schnell ihre Fährte aufnehmen und ihr folgen, sollte sie sich bereits schnell weiter vom Haus entfernt haben.
Nachdenklich warf Hana ein Blick auf das Messer, doch ohne weitere Infos war es schwer, irgendwelche Vermutungen aufzustellen. Blut zierte die Klinge, was relativ eindeutig auf eine Auseinandersetzungen schließen ließ. Doch Ikuto hatte keine offensichtlichen Stich- und Schnittverletzungen, oder? Es sei denn, sie versteckte diese, doch davon ging sie jetzt mal nicht aus. Das wären immerhin wichtige Infos gewesen, dass sie nach ihrem Aufwachen auch noch einen Kampf mit dem mysteriösen Verfolger gehabt hatte. Moment…nach dem Aufwachen? Und wie passte es dann…zusammen? Hanas Blick verhärtete sich, sie rief nach ihrer Klientin, doch keine Antwort. Weder in der Küche noch im Wohnzimmer war sie. Auch Lyras kurze Suche oben war fruchtlos. Oh, sie hatte ein mieses Gefühl. Sofort rannte die Mahoe nach draußen und schaute sich um. Die Gegend war genauso leer wie vor zehn Minuten. Keine Menschenseele zu sehen. Verdammt, wieso war Ikuto jetzt verschwunden? Angespannt presste die Mahoe ihre Zähne zusammen, während ihr Kopf ratterte. “Lyra, wir suchen die Gegend ab. Sie kann noch nicht weit weg sein!” Rief sie ihrer Partnerin im Haus zu, bevor Hana vollends in die Gassen Magnolias stürzte. Sie rannte so schnell es ging, was bei ihr zwar recht langsam war, aber der Versuch zählte. Es war leider kein bisschen einfacher, in der Eile auf irgendwelche möglichen Spuren zu achten und die verzweigten Straßen machten es nicht gerade einfacher, auch nur irgendjemanden zu finden. Je näher die Grauhaarige jedoch den bewohnteren Ecken kam, desto größer wurde auch die Personendichte. Das hatte sowohl Vor- als auch Nachteile, denn irgendjemand hatte Ikuto ja vielleicht gesehen. Sie zwischen den Leuten zu finden, war wiederum…schwieriger. Jedoch schnappte Hana sich die erstbeste Person, ein Mann mittleren Alters, und fragte diesen direkt nach der Dame. “Haben sie jemanden hier entlanglaufen sehen? Ungefähr so groß, schwarze Haare, Topfschnitt?” Negativ, verdammt. Auch die nächsten Personen konnten ihr keine Auskunft geben. Wo war sie hin?
Plötzlich, ein lauter Schrei. Dann ein zweiter, gefolgt von weiteren. Es waren keine freudigen Schreie, sondern Schreie der Angst und Panik. Hana hatte es fast nicht bemerkt, doch sie war wieder am Bahnhofsvorplatz angekommen. Ihre Augen blickten in die Richtung der verängstigt weglaufenden Menschen. Das kam aus der Richtung…des Straßenfests! Immer mehr Menschen kamen Hana entgegen, doch das war genau der Ort, an den sie jetzt hin musste. Wenn ihre Schlussfolgerung richtig war, dann würde sie Ikuto bald wiederfinden. “Lyra, bist du hier?” Rief die Mahoe in der Gegend herum. “Dahin, wo die Leute von weglaufen!” Eine kurze und prägnante Info, bevor Hana selber losstürmte. Sie musste sich durch einige Menschen quetschen, die ihr entgegenkamen, was mit ihrer Statur echt nicht so einfach war. Schlussendlich schaffte sie es jedoch, an der Hauptstraße anzukommen. Dort, wo das Fest heute in vollem Gange sein sollte. Doch alles, was man gerade sah, waren leere Stände und einzig zwei Personen, die mitten auf der Straße waren. Ein etwas dicklicher, graubärtiger Mann lag auf dem Boden, während über ihm jemand türmte. Eine schwarzhaarige Frau, etwa so groß wie Hana, mit Topfschnitt und einem Messer in ihrer Hand. Sie war gerade dabei, ihm die Klinge in seine Kehle zu rammen, doch der Mann hielt ihre Hände mit all seiner Kraft fest. Er kämpfte wahrlich um sein Leben, doch durchhalten würde er nicht mehr lange. Sie mussten etwas tun, und zwar schnell.
Die anfänglich eher langweilig erscheinende Quest hatte nun eine vollkommene Kehrtwende gemacht und zwar in eine Richtung, die Lyra nicht wirklich gefiel. Sie hatte eher damit gerechnet, dass sie ein paar öde Hinweise wie Fotos, Quittungen oder Aussagen von Passanten sammelten und sie dabei vielleicht herausfanden, dass ihre Klientin am Tag zuvor irgendein Genussmittel zu sich genommen hatte, das sie partout nicht vertragen hatte und daraufhin ihr Gedächtnis verloren und leichte Halluzinationen hatte. Oder etwas ähnlich Harmloses. Nun aber nahm ihre Aufgabe eine völlig neue Richtung an, die auf tatsächliche Gewalttaten hindeuteten. Während Lyra die obere Etage absuchte und auch nochmal einen Blick aus der ersten Etage heraus in jenen Garten warf, durch welchen sie sich Zugriff zum Haus verschafft hatte, stürmte Hana bereits aus dem Haus und Ikuto hinterher – das war jedenfalls die Hoffnung. Mit kurzer Verzögerung hastete auch Lyra zurück ins Erdgeschoss, warf noch einen letzten Blick auf das blutverschmierte Messer, ehe auch sie das alte Haus wieder verließ. Einen Moment lang blieb sie nicht unweit der Wohnung stehen, schloss kurz die Augen und schnupperte in der Luft. Ikuto konnte sie nicht gleich wahrnehmen, aber der Geruch von Hana lag noch in der Luft und diesem konnte sie daraufhin gut folgen. So lief sie mit gelegentlichen Unterbrechungen zur erneuten Orientierung zunächst eher menschenleere Straßen entlang. Dann allerdings füllten sich die Gassen und in diesem Getümmel war es schwer dem Geruch ihrer Partnerin weiterhin zu folgen. Zwischendurch verlor sie sie ihn auch, fand ihn aber meist schnell wieder – bis sie wohl einmal falsch abgebogen war und ihre Fährte verloren hatte. „Mist!“, fluchte sie leise, drehte sich um sich selbst und lief zur letzten Kreuzung zurück. Wo lang? Wo lang?... Dann erkannte sie den Ort wieder; Sie war nicht weit vom Bahnhofsplatz entfernt! Vielleicht waren die beiden eben dorthin zurückgekehrt, also schlug auch Lyra diese Richtung ein, kam aber letztlich aus einer anderen Richtung auf den Platz als Hana.
Kurz bevor sie dort angekommen war, hörte sie laute panische Schreie und sogleich begann sich die Menge in Bewegung zu setzen und zwar ihr entgegen! Was war hier los? Sie versuchte sich gegen den Menschenstrom zu bewegen, wurde dabei einige Male unsanft von Ellenbogen und Knien in die gerammt, aber schaffte es schließlich, sich durch die Masse zu drängen. Unterdessen hörte sie auch Hana, die sich irgendwo hier aufhalten musste und nach Lyra rief. „Ich bin hier, hier hinten! Ich komme…!“, schrie sie über die panischen Rufe der Menschenmenge hinweg. Nachdem sie sich durch die Flüchteten gedrängt hatte, sah sie Hana genau auf der gegenüberliegenden Seite stehen. Zwischen ihnen lag ein älterer Mann mit dem Rücken auf dem Boden, die Arme abwehrend nach oben gedrückt. Über ihm befand sich halb liegend, halb auf seiner Brust kniend eine Frau mit schwarzen Haaren und Topfschnitt. „Ikuto!“, rief Lyra panisch aus. Was machte sie denn da? Egal was vorgefallen war, die Dragonslayerin musste erst einmal intervenieren. Sie durfte nicht zulassen, dass die verwirrte Frau, aus welchem Grund auch immer, den dicklichen Mann unter sich niederstach! Ihre Klientin schaute beim Rufen ihres Namens aber nicht mal auf, als befände sie sich gerade mitten in einem Rausch. Sie legte gerade ihre volle Kraft nach vorne, wodurch sich das Messer dem Hals des wimmernden Mannes gefährlich näherte.
Instinktiv holte Lyra schnell tief Luft, sammelte ihr Mana und sandte eine kräftige Windböe auf die am Boden befindlichen Personen zu (
» Sky Dragon’s Breath
). Es war kein allzu starker Angriff und würde die beiden sicherlich nicht verletzte, aber die Kraft des Zaubers reichte aus, um die beiden voneinander zu trennen und einige Meter über den Boden rollen zu lassen, ein Stück weiter in Hanas Richtung. Erleichtert sah Lyra, dass Ikuto bei dem Angriff auch die Klinge aus der Hand gerutscht ist und nun einige Meter von ihr entfernt auf dem Boden lag. „Hana, das Messer!“, rief Lyra ihrer Partnerin schnell zu, weil sie sich näher an der Klinge befand als sie selbst. Trotzdem stürmte nun auch die Dragonslayerin los, unsicher, ob sie zunächst zu Ikuto oder dem Mann eilen sollte. Schließlich entschied sie sich zunächst für das Opfer des Messerangriffs, eilte zu ihm und half ihm auf die Beine. Er wirkte zum Glück unverletzt, wenn auch ziemlich geschockt. „Was ist hier los?“, fragte sie schließlich in die Runde und hoffte, dass irgendjemand diese verwirrende Situation aufklärte. War Ikuto plötzlich übergeschnappt oder handelte es sich bei dem Mann neben ihr tatsächlich um einen Gauner? Lyra war jedenfalls auf alles gefasst; sowohl den Mann festzuhalten, als ihn auch vor einem erneuten Angriff zu schützen.
Wie war diese Quest eigentlich so schnell so eskaliert? Gerade hatten die beiden Magierinnen noch einer Frau dabei geholfen, ihr verlorenes Gedächtnis wiederzufinden und waren Hinweise in einem (eventuell nicht rechtens betretenen) Haus zu suchen und plötzlich gab es Schreie, überall waren Leute am weglaufen und Hana stand dort und musste mitansehen, wie ihre vermeintliche Auftraggeberin einem alten Mann ein Messer durch die Kehle rammen wollte. Das waren sehr viele, sehr krasse Entwicklungen in sehr kurzer Zeit! Zum Glück waren Lyras Reflexe schneller als ihre eigenen, denn Hanas Gedanken waren noch am rattern, was zu tun war. Bevor sie einen klaren Gedanken fassen konnte, wirbelte die Windmagierin Ikuto auch schon durch die Gegend und entwaffnete sie im selben Atemzug. Was ein Glück, doch damit war die Situation noch lange nicht entschärft. So eine kleine Windböe würde niemanden lange aufhalten und wenn Hanas Vermutungen mit den neuen Infos richtig waren, wollte die Schwarzhaarige sicher noch nicht aufgeben. “S-Sie, sie hat mich einfach angegriffen. Zu Boden gerungen und mir das Messer an die Kehle gehalten.” Erklärte der alte Mann nun hektisch und außer Atem. Er nahm Lyras Hand und schaute sie panisch an. “Du, du bist Magierin, ja? Fass diese Frau, sie ist gemeingefährlich!”
Hana rannte so schnell sie konnte auf das Messer zu…was zugegebenermaßen nicht sehr schnell war. Doch es war von äußerster Wichtigkeit, dass so eine Waffe nicht in die falschen Hände geriet, daher sollte sich jemand darum kümmern, der dieses Ding nicht fahrlässig benutzten sollte. Doch kaum war die Grauhaarige fast angekommen, kassierte sie plötzlich einen Fuß in ihrem Gesicht. Überrascht blickte sie der Sohle entgegen und wurde von der Wucht ihrer eigenen Geschwindigkeit und dem Aufprall zu Boden geworfen. Der Fuß gehörte natürlich niemand anderem als Ikuto, die das Messer schnell griff und in eine Kampfstellung wechselte. Ihr Blick war völlig anders als zuvor. Nicht mehr ängstlich und unsicher, sondern kühl und berechnend. Ihre Augen scannten gerade ihre ganze Umgebung, bis sie wieder auf dem dicklicheren Mann landeten. “Da bist du. Du entkommst mir nicht.” Auch ihre Stimme hatte nun etwas sehr festes, bedrohliches an sich. Doch bevor sie sich um den Mann kümmern sollte, gingen ihre Augen wieder zu Hana. “Hindernisse werden entsorgt.” Mit einer schnellen Bewegung drehte die Frau sich zur Magierin und stürzte sich mit dem Messer auf sie. Die Grauhaarige hatte keine Zeit, und auch nicht die Fähigkeit, schnell genug zu reagieren, doch das musste sie gar nicht. Denn mitten im Ansatz stürmte plötzlich eine weitere Person in das Geschehen. Ein Mann. Groß, braune Haare, die zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren und blaue Augen. Er trug einen beigen Trenchcoat und schwarze Stoffhandschuhe. Mit voller Kraft warf er sich auf Ikuto und hielt ihre beiden Arme mit seinen eigenen fest. “Hab ich dich. Diesmal entkommst du nicht, du Verbrecherin.” Sagte er bestimmend, seine tiefe Stimme war nicht zu überhören. Die Dame wehrte sich mit Händen und Füßen, doch ihr Winden brachte nichts. Dieser Typ verstand es, Leute ohne einen Ausweg festzusetzen. Von der ganzen Situation noch mitgenommen richtete Hana sich auf und blickte zu ihrer Kollegin. “Ich glaub…wir haben herausgefunden, was es mit der Sache auf sich hat, Lyra. Ikuto ist nicht das Opfer…sondern die Täterin.”
Der angegriffene Mann klammerte sich Schutz suchend an Lyra. Mit der anderen Hand hielt er schützend seine Kehle, als würde Ikuto noch immer drohend über ihm hängen und versuchen, ihre Klinge im Hals des Mannes zu versenken. Lyra, die deutlich kleiner war als der dickliche Mann, tätschelte ihm aufmunternd den Arm und stellte sich etwas vor ihn, um ihm und allen zu demonstrieren, dass sie ihn schützte. Diese Geste sah allerdings ziemlich skurril aus, da das Opfer locker einen Kopf über sie hinweg ragte und somit wenig geschützt hinter den schmalen Dragonslayerin wirkte. Doch Lyra konnte im Falle eines Angriffes auf ihre Magie zurückgreifen, um sich selbst und den Mann zu schützen, was diesem wohl auch bewusst und ausreichend sicher erschien, um sich auf die Brünette zu verlassen. Hana kümmerte sich unterdessen um das durch die Luft gewirbelte Messer und nahm dieses an sich, sodass Ikuto nicht gleich wieder danach greifen und erneut angreifen konnte. Ihre Klientin sah allerdings eben dies kommen und rammte Hana einen kräftigen Fußtritt ins Gesicht, noch sehe sie sich die Klinge sichern konnte. „Hana!...verdammt…bist du okay?“, rief Lyra besorgt und erschrocken aus und wäre fast direkt unterstützend zu der Frau gerannt, bis ihr einfiel, dass sich der Mann hier auf ihren Schutz verließ und stattdessen mit sorgenvollem Blick zu ihrer Kollegin hinüberschaute, bereit, im Falle des Falles doch noch einzugreifen.
Nur für einen Moment fixierte Ikuto den Mann hinter Lyra mit böse funkelndem Blick, während sie die Klinge wieder fest umgriffen und bereit für einen Angriff hielt, ehe sie sich Hana erneut zuwandte. Offenbar wollte sie diese zunächst endgültig aus dem Weg räumen, bevor sie erneut angriff. Die alte Frau wollte sich gerade auf Hana stürzen und Lyra war gerade bereit zu handeln, als sich plötzlich ein weiterer Mann in das Geschehen einmischte und sich auf Ikuto stürzte, sie mutig mit einem festen Griff umklammerte und sie so handlungsunfähig machte, was dieser gar nicht gefiel. Die Dragonslayerin kniff nachdenklich die Augen zusammen, weil sie den Mann mit dem Pferdeschwanz nicht zuordnen konnte, doch angesichts seiner Worte, kannte er Ikuto. Hana rappelte sich unterdessen wieder auf und wandte sich Lyra zu, welche nun den Mann hinter sich fester am Arm griff und mit sich zog, als sie näher an ihre Kollegin herantrat.
„Ja…sieht ganz so aus“, stimmte Lyra ihr zu, noch immer etwas verwirrt von den vielen Überraschungen in den letzten Minuten. „Aber so richtig begreifen tue ich es noch nicht. Was hat Ikuto denn gemacht, also nicht gerade hier am Platz, sondern schon vorab. Warum wurden Sie angegriffen…“, dabei blickte Lyra auf den Mann hinter sich, „…und wer sind Sie?“, fügte sie dann fragend an den hochgewachsenen Mann mit Pferdeschwanz hinzu. Ikuto versuchte noch immer sich aus dem engen Griff des Fremden zu winden, doch ihre Mühen waren vergebens und die Klinge war ihr längst aus der Hand gerutscht. Lyra beugte sich dazu herunter, nahm das Messer an sich und betrachtete es nachdenklich. „Ikuto, was ist wirklich geschehen?“, wandte sie sich abschließend auch noch an ihre Klientin und kniff nachdenklich und enttäuscht über die Frau ihre Lippen zusammen, ehe sie wieder ein paar Meter Abstand zu der Frau gewann.
Uhh, der Tritt in Hanas Gesicht hatte gesessen. Sie hatte gar nicht erwartet, dass in Ikuto so ein Geschick und Kraft steckt. Doch die Schmerzen, die die Magierin gerade verspürte, bestätigten dies. Und der unsanfte Aufprall auf dem Boden machte auch gute Arbeit, um ihr vermutlich ein paar anhaltende Kopfschmerzen zu verpassen. Doch darüber hatte sie kaum Zeit, nachzudenken, immerhin wollte ihre Klientin anscheinend auch direkt mit dem Messer auf sie los. Verdammt, so schnell konnte Hana gar nicht reagieren, da war Ikuto schon fast bei ihr, um die Klinge im Hals des Homunculus zu versenken. Aber so sollte es nicht kommen, als sich plötzlich ein Mann auf die Frau stürzte und sie zu Boden riss. Eine Wendung, die ebenfalls unerwartet kam, doch dieses Mal sehr gewünscht war. Hana atmete schwerer und verfolgte die kleine Rauferei der Beiden, bis es der Typ im Trenchcoat schließlich schaffte, Ikuto festzusetzen. War…war es vorbei? “Ughh…du mieser…” Kam es von der gefangenen Dame, die ihren Kopf zur Seite drehte und den Typen über ihr anschaute. Während Hana sich aufrichtete und ihre Hand einmal über ihren Kopf fahren ließ, um ihn auf etwaige Verletzungen zu überprüfen, war nun eine sehr valide Frage: Was war jetzt überhaupt Sache? Lyra wollte natürlich auch wissen, was hier vorging und Hana nickte nur bestätigend auf ihre Fragen hin. “Alles weiß ich auch nicht, aber ich habe ein paar Vermutungen.” Meinte sie und lief zu ihrer Kollegin hinüber, ihr Kopf drehte sich dann allerdings zu Ikuto und dem Mann, der aus einer seiner beiden Hände schließlich ein magisches Metallseil erschuf und Ikuto jeweils beide Hände und Füße aneinanderband. “Das sollte sie erstmal davon abhalten, wegzulaufen.”
Als er damit fertig war, wandte der Mann mit dem Pferdeschwanz schließlich an die Fairy Tail Magierinnen. Er schob die linke Seite des Trenchcoats beiseite und hob sein Shirt an einer Stelle hoch, um ein goldenes Gildensymbol zu entblößen. Ein Schädel mit mehreren Nieten an den Schläfen. “Tut mir leid für den Aufwand, aber die hier verfolge ich schon eine Weile. Mitos Maora von der Gilde Metal Heads, freut mich.” Gildenmagier also, spannend. Er schaute kurz zwischen Hana, Lyra und der gefesselten Ikuto hin und her, bevor er weitersprach. “Iiiihr…kennt sie? Verfolgt sie?” Die Grauhaarige schüttelte nur mit dem Kopf. “Naja, nicht wirklich.” Sie ließ ihre Haare nach vorne fallen und drehte sich um, um ihr eigenes Gildensymbol am Nacken zu präsentieren. “Ah, Fairy Tail. Hm, ergibt wohl Sinn in Magnolia, was?” Hana richtete ihre Haare wieder und schaute den Kerl erneut an. “Wir haben eigentlich von ihr einen Auftrag bekommen. Schien so, als hätte sie an Amnesie gelitten und wir sollten helfen, ihr auf die Sprünge zu helfen. Ich glaube aber…” ihr Blick ging kurz zu ihrer Ex-Klientin. “...das hat sich wohl erledigt. Was ist genau passiert?” Das war immernoch eine wichtige Frage, die bisher unbeantwortet blieb. “Diese Frau wird wegen mehreren Diebstählen und Auftragsmord gesucht. Die ist echt schlüpfrig, wisst ihr? Hab sie erst vor ein paar Tagen hier in der Gegend aufgespürt, aber irgendwo in den Straßen ist sie mir entkommen. Seitdem suche ich hier nach ihr." Während sie darüber redeten, schwieg Ikuto die ganze Zeit. Auch als Lyra sie selbst ansprach, nichts als böse Blicke. Die Mahoe dachte nach. “Also waren sie derjenige, von dem sie erzählt hat. Hmmm…sie hat also ihr Gedächtnis verloren, während sie weggelaufen ist, verstehe. Und irgendwas hat ihre Erinnerungen geweckt.” Aber was? “Das Messer…” ertönte die bekannte Stimme der Gefangenen nun. “Gebt mir das verdammte Messer zurück, das ihr gefunden habt, ihr Gören!”
Der Mann mit dem Pferdeschwanz fesselte Ikuto kurzerhand mit einem magisch erzeugten Metallseil an Händen und Füßen. Fasziniert beobachtete Lyra, wie das dünne, schimmernde Metall immer länger wurde und sich geschickt und eng um die Gliedmaßen der nun wehrlosen Frau wickelte. Einen Zauber, der Metall auf solche Art erzeuge und manipulieren konnte, hatte die Dragonslayerin bisher noch nicht gesehen, passte aber wohl gut in ihr allgemeines Verständnis der Magie. Da hatte es schon ganz andere Arten der Magie gesehen, die sich niemals selbst hätte ausmalen können. Nun, da Ikuto endlich dingfest gemacht war, wandte sich der hochgewachsene Mann ihnen zu und stellte sich als Mitos Maora vor. Er gehörte ebenfalls zu einer Gilde, wie das kurzerhand entblößte Gildensymbol auf seiner Haut zeigte. Hana tat es ihm gleich, wodurch der Mann die Lage direkt besser einordnen konnte. Hana übernahm das Gespräch mit ihm und so langsam klärte sich der gesamte Sachverhalt auf. Dass Ikuto eine gesuchte Auftragsmörderin war, damit hatte Lyra wahrlich nicht gerechnet, aber im Nachhinein erklärte das immerhin sehr gut, warum sie so geschickt im Kampf und mit dem Messer war – was sie im Übrigen kurz darauf zurückforderte.
„Tut mir leid, aber das kann ich leider nicht zulassen“, entgegnete Lyra und umklammerte die Klinge fester, als würde sie fürchten, dass Ikuto es irgendwie doch noch schaffte, sie mit bloßen Willen aus ihren Händen zu reißen. Stattdessen reichte sie dem Magier von Metal Heads das Messer. „Ich denke, ihr könnt damit mehr anfangen, wenn damit tatsächlich Morde vollübt würden. Und wir…“, die junge Frau drehte sich dabei Hana zu, ehe sie fortfuhr: „…haben unseren Auftrag wohl erfüllt, wenn auch leider mit gänzlich anderem Ausgang als erwartet. Ich wüsste nicht, was oder wie wir hier noch beitragen können“. Die leichte Enttäuschung in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Enttäuschung darüber, dass die scheinbar nette und nur etwas verdatterte Frau alles andere als hilfebedürftig war, sondern im Gegenteil auch noch schlimmste Straftaten begangen hatte. Lyra warf ihr kurz einen grimmigen Blick zu, dann drehte sie sich bewusst von der Verräterin ab.
„Lass uns zur Gilde zurückkehren. Ich fürchte, ich habe da noch ein Versprechen einzulösen“, sagte sie zu Hana und fand zu ihrem Schmunzeln zurück. Immerhin hatte Lyra eine kleine Unordnung in der Bibliothek hinterlassen und ihrer Kollegin fest versprochen, bei der Behebung dieses selbst angerichteten – wenn auch versehentlich erzeugtem – Chaos zu helfen. „Vielen Dank für Ihre Unterstützung. Ich denke, Sie werden alles Notwendige in die Wege leiten, dass diese Frau für Taten geradestehen muss“, bedankte sich die Dragonslayerin mit einem zusätzlichen Handschütteln bei Mitos, wandte sich zum Gehen und verfiel schließlich wieder in ihren gewohnten, fröhlichen Gang zurück. Die beiden hatten alles getan, was sie machen konnten, an der schlimmen Vergangenheit der Frau konnten sie aber nicht ändern und die Konsequenzen dafür würde sie selber tragen müssen. Damit war ihre Quest erfolgreich abgeschlossen.
Wie auch die letzten Male, wo die Aisawa ihrer Tätigkeit als Magierin nachgegangen war, hatte sie Dr. Yeysli für sich eingeteilt. Es war sehr praktisch, dass sie eine junge Frau und einen jungen Mann gefunden hatte, die beide bei ihr in der Praxis arbeiten wollten. Scheinbar mochten sie zwar das leben als reisende Heiler, aber so langsam wollten die beiden doch Sesshaft werden. Da kam das Angebot der Fee gerade richtig. Und Shira brauchte kein schlechtes Gewissen mehr haben, dass sie Toya alles alleine machen ließ. Wie üblich wurde besprochen, was anstehen würde und die Termine wurden auch durchgegangen. Immerhin musste die Grünhaarige ja auch ihre Pausen planen können. Also waren diese Gespräche sehr wichtig. Danach hatte Shira dann ihre Tasche gepackt und war dann zum Gildenhaus gegangen.
Als Shirayuki vor dem Questboard der Gilde stand, traute sie ihren Augen nicht. Die Quest die sie mit Mercy begonnen und fast beendet hatte, war noch immer zu haben. Sofort war es für die Aisawa klar. Sie würde diese Quest annehmen und dieses Mal sogar beenden. Sie schämte sich ein wenig, immerhin hatten sich die Menschen auf sie verlassen und dann ließ sie diese einfach im Stich. Blieb nur zu hoffen, dass das Dorfoberhaupt ihr noch immer vertraute. Ansonsten würde es etwas schwieriger werden. Nun wartete sie aber auf Lyra, eine Magierin, die in ihrer Abwesenheit zu Fairy Tail gekommen war. Die Heilerin machte sich was sie betraf keine Sorgen. Immerhin gab es kaum eine Person, mit der die Erbprinzessin nicht klar kam. Sie war lediglich gespannt, was für ein Mensch Lyra war. Die Rothaarige hatte sich nur den Namen eingeholt und ansonsten gar keine weiteren Informationen. Immerhin wollte sie die Magierin gerne komplett selber kennen lernen.
“Na was meinst du Kameyo. Ob sie genauso offen ist wie wir beide?“, sprach Shira sanft zu ihrer Freundin und streichelte ihr dabei den Bauch. Das Gefieder war wie immer sehr weich und sie liebte es ihrer Freundin diese Zärtlichkeiten zukommen zu lassen. Dabei schaute sich die Fee aufmerksam um, damit ihren katzengrünen Seelenspiegel ja nichts entging. Sie wollte die Ankunft ihrer Questpartnerin und Gildenkollegin nicht verpassen.
Als Lyra den Bahnhofsplatz betrat, musste sie direkt an die letzte Situation denken, die sie hier erlebt hatte: bei einer gemeinsamen Quest mit Hana hatte sich ihre Auftragsgeberin als Assassine herausgestellt und gerade ein weiteres Attentat auf einen Mann versucht, bei dem sie die ältere Frau zum Glück noch rechtzeitig hatten unterbrechen konnte. Wäre sie abergläubisch, könnte man diese Zufälligkeit des gleichen Ortes zum Beginn einer neuer Quest vielleicht als schlechtes Omen sehen, aber Lyra glaubte nicht an so etwas, ihr kam solch ein Gedanke nicht mal in den Sinn. Die Dragonslayerin konnte aber dennoch nicht umhin, als erneut nachdenklich darüber zu brüten, wie sie sich so lange hatten von der Frau täuschen lassen, die ihr Kurzzeitgedächtnis verloren und somit zunächst als hilfesuchendes Opfer dagestanden hatte, ehe sich ihre wahre Identität gezeigt hatte. Nun aber wartete eine ganz andere Aufgabe auf sie und darauf war die junge Frau freudig gespannt: Sie sollten sich um einen Adler kümmern, der immer wieder ein Dorf im Süden angriff, weshalb dessen Bewohner sich hilfesuchend an Fairy Tail gewandt hatten. Kaum hatte Lyra diese Quest gesehen, was für sie ganz klar gewesen, dass sie sich darum kümmern musste. Wenn nicht sie, wer dann?! Sie liebte die Tierwelt, liebte das Fliegen, liebte insbesondere die Vogelwelt und wollte unbedingt dafür sorgen, dass dem Tier nichts geschah und diese Angriffe trotzdem aufhörten. Sie war sich sicher, dass es einen triftigen Grund für diese Attacken geben musste und dem wollte sie unbedingt auf den Grund gehen, bevor es zu spät war und dieser außergewöhnlich große Adler, den sie unter allen Umständen selbst sehen wollte, wohlmöglich noch getötet oder gar gefangen wurde.
So hatte sich die Dragonslayerin heute voller freudiger Anspannung auf den Weg zum Bahnhofsplatz gemacht. Ihre Questpartnerin kannte sie bisher noch nicht persönlich, weshalb sie sich zunächst orientierend auf dem vollen Platz umsah. Auch das freute die Minell, immerhin würde so noch eine weitere Person aus ihrer Gilde kennenlernen und so mehr Kontakte schließen. Hauptsache, ihrer Questpartnerin lag ebenso viel am Wohl des Adlers, dass sie gut gemeinsam alles für ihn tun konnten. Sicherlich würde es einige Spannungen zwischen ihnen geben, wenn Shirayuki zu jenen Personen gehören würde, die das beeindruckende Tier schlicht erlegen wollte, um das beschriebene Problem zu lösen.
Lyra stand kurz suchend auf dem Platz, dann begann sie zwischen den vielen Personen hindurch zu schlendern und Ausschau nach einer hochgewachsenen Frau mit roten Haaren und grünen Augen zu suchen – das war im Grunde alles, was sie von ihr wusste. Hätten sich die beiden mal getroffen, würde die Dragonslayerin nun einfach schnüffelnd die Nase in die Luft halten, aber da sie die Frau noch nicht kannte, musste sie sich auf ihre Augen verlassen. Schließlich sah sie eine Frau, die auf diese Beschreibung passte und eilte mit einem freudigen, hüpfendem Schritt auf sie zu. „Hallo, bist du Shirayuki?“, fragte Lyra direkt und streckte ihr dann mit einem breiten grinsend ihre Hand entgegen. „Ich bin Lyra! Wir werden uns gemeinsam um den Adler in Alcea Town kümmern“, sprudelte es aus dem Mädchen heraus. Mit einem Ruck beförderte sie ihren Rucksack wieder etwas zurecht und zog die Träger ein wenig Strammer, rückte ihren Kampfstab auf dem Rücken zurecht und wies nickend mit dem Kopf in Richtung der Gleise. „Da wir ja noch ein wenig Weg vor uns haben…wollen wir direkt los?“, fügte sie ohne weitere Umschweife hinzu. Sie hatte mal wieder Hummeln im Hintern und wollte den nächsten Zug nach Alcea Town auf keinen Fall verpassen. Sie würden auf der Fahrt noch genug Zeit haben, um sich weiter über sich selbst und die Quest auszutauschen.
Bevor Shira sich weiter nach ihrer Questpartnerin umschaute, nahm sie ihren Fächer heraus und leitete in beide Steine die Gesamtmenge an Mana hinein. So fehlten ihr dann zwar für den Moment 150 Mana, dennoch würde sie dann für ihre Heilzauber darauf zurück greifen können. So hätte sie dann für andere mehr zur Verfügung. Kaum dass das getan war, kam auch schon eine braunhaarige junge Frau auf die Aisawa zu. Die Frage, die die Rothaarige ihrer Freundin kurz vorher noch gestellt hatte, wurde dann auch beantwortet. Denn schon anhand wie ihre Gegenüber redete und die Themen direkt ansprach, machte deutlich, dass sie sehr offen sein musste. “Ja, ich bin Shirayuki.“, war die freudige Antwort, während die ihr hingehaltene Hand angenommen und leicht gedrückt wurde. “Freut mich dich kennen zu lernen.“, grinste die Fee nun. Sie freute sich wirklich sehr darüber. Je mehr Leute sie aus der Gilde kennen lernen konnte, desto besser. So wuchs ihre Familie immer mehr. Als Lyra dann vorschlug, dass sie sich ja schon einmal auf den Weg machen konnten, stimmte Shira ihr zu. Denn sie wollte so schnell wie möglich in Alcea ankommen. Die Menschen mussten immerhin lange genug auf Hilfe warten. “Ja, lass uns gehen.“, war daher ihre Antwort und sofort setzten sich die beiden Frauen in Bewegung.
Als die beiden im Zug saßen, ruhte sich Kameyo in ihrem Käfig aus. “Was fasziniert dich so an dieser Quest?“, wollte die Erbprinzessin wissen. Sie konnte ja nicht nur von sich ausgehen. Ihr war klar, das jeder Mensch unterschiedliche Beweggründe hatte. Ihre waren, dass sie den Menschen gerne helfen wollte, ohne dass das anmutige Tier darunter leiden musste. Das würde sie ihrer Gegenüber aber erst sagen, wenn sie danach fragen sollte. “Hast du genauere Infos bekommen?“, wollte die Aisawa dann den Stand wissen, auf welchem die Braunhaarige war. Shira hoffte, dass Lyra bei ihrer Offenbarung nicht zu wütend werden würde. Sie konnte die Frau zurzeit nicht wirklich einschätzen. Zum einen hatte die Heilerin aufgrund ihres Berufes eine gute Menschenkenntnis, dennoch kannte die Aisawa ihre Gildenkameradin noch nicht lange genug um sie diesbezüglich richtig deuten zu können. So blieb ihr nichts anderes als abzuwarten.
Lyras offene Begrüßung wurde von Shira sogleich erwidert. Zudem stimmte ihr die Rothaarige zu, dass sie sich alsbald auf den Weg machte und so dauerte es nicht lange, bis die beiden Frauen im Zug in Richtung Südwesten saßen. Wahrscheinlich würde sie gegen Abend in Alcea ankommen, sie würden also die gesamten nächsten Stunden gemeinsam im Inneren dieses Abteils verbringen. Das war nicht gerade Lyras bevorzugte Reiseart, aber es ging schnell und das war in diesem Fall wichtig. Immerhin aber versprach diese Zeit durchaus interessant zu werden, denn ihre Questpartnerin hatte einen Käfig dabei, in dem sich ein blauer Vogel befand, von dem die Dragonslayerin kaum den Blick lassen konnte. Was für ein schönes Tier! „Ich…ähm…was?“, stammelte sie daher kurz zunächst, als Shira sie nach ihrem Interesse an der Quest fragte. „Oh, achso…also, ich mag die Tierwelt und vor allem Vögel finde ich besonders beeindruckend. Daher wollte ich unbedingt helfen, diesen Adler zu finden und ihm zu helfen, der da in Alcea Town immer wieder für Unruhen sorgt“, erklärte sie Shira und unbewusst zeigte sie dadurch klar ihre Stellung zur Quest. Sie wollte dem Adler helfen, nicht in erster Linie den Bewohnern. Natürlich folgte aus dem Einen das Andere, aber es unterstrich ihre vorherigen Worte, wenn dieser feine Unterschied denn auffiel.
„Nein, ich weiß leider auch nicht wirklich viel über das Tier, sein Vorgehen, mögliche Gründe oder den genauen Schaden, der bisher entstanden ist“, gab sie etwas betrübt zu und ergänzte kurz darauf: „Anscheinend startet dort bald ein Eierwettbewerb, was auch immer sich dahinter genau verbirgt. Weißt du das vielleicht? Auf jeden Fall scheint der riesige Adler genau jetzt wieder anzugreifen und sogar Gebäude zu attackieren und Vieh zu erbeuten. Aber mehr weiß ich auch nicht…du vielleicht?“ Es war für die beiden unerlässlich, möglichst viel über diesen Wettbewerb, das genaue Vorgehen und somit auch die möglichen Gründe für die Angriffe des Tieres zu finden. Nur so würden sie dafür sorgen können, dass die Angriffe aufhörten, ohne diesem wunderbaren Tier zu schaden.
Vorerst aber konnte sie sich weiter dazu zwingen, Shira in die Augen zu blicken, sondern beobachtete erneut neugierig den Vogel an ihrer Seite. „Und wer ist das? Und was ist das für eine Art? Und warum ist er denn in einem Käfig?“, sprudelten ihre Gedanken aus der jungen Frau, ohne weiter auf eine mögliche Unhöflichkeit gefiltert zu werden. Das Tier wirkte ruhig, sicherlich kannte es die gegebene Situation und die Nähe Shiras also. Wäre der Vogel etwa recht frisch aus der wilden Natur gefangen und in dem Käfig eingesperrt worden, wäre er nun sicherlich ziemlich aufgeregt, würde laut schimpfen, sich aufplustern und sich vielleicht erst beruhigen lassen, in dem ein dunkles Tuch über den Stahl warf. Die beiden mussten sich also irgendwie näher kennen und genau das interessierte Lyra sehr.
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