Ortsname: Restaurant: Glasierter Froschschenkel Art: Gebäude Spezielles: Ja Beschreibung: Glasierter Froschschenkel ist ein fremdweltliches, seltsames und sehr skurriles Restaurant inmitten Aloe Town. Ebenso wie der Name ist auch die Inneneinrichtung des Etablissement leicht fremdländisch und auch das Personal hat einen seltsamen nasalen Akzent.
Change Log: -
Sprechen ~ Denken ~ Magie
Hel's Theme ~ Visions Ikke se ned på meg!
Autor
Nachricht
Ravis
Anmeldedatum : 10.09.22 Anzahl der Beiträge : 134 Alter : 25 Ort : Aloe
Mit einem leisen Klick fiel die Haustür in ihr Schloss, der junge Mann, in dessen Heim diese Türe führte, war bereits einige Meter entfernt. Einen Teil der bunten Haare nach oben gebunden, um nicht bereits in der Morgensonne der Wüste zu schwitzen, flitzte er die Straßen entlang. In der Regel ließ Ravis seinen Tag ruhig angehen, hetzte sich nicht allzu sehr, doch heute hatte er es tatsächlich geschafft, durch seinen Wecker hindurch zu schlafen. Lag das womöglich daran, dass er bis spät in die Nacht wach geblieben war um zu versuchen, den Vierbeiner, der sich in seinem Garten einquartiert hatte, endlich zu streicheln? Womöglich. Hatte er dabei auch nur den geringsten Erfolg gehabt? Natürlich nicht. Es war also völlig für die Katz' (oder in diesem Fall den Hund) gewesen und das Einzige, was er davon hatte, war, dass er nun unnötig müde war. Aber so war das Leben eben manchmal. Immerhin hatte er gerade noch genug Zeit gehabt, sich schick zu machen. Wie immer waren seine Haare ordentlich gekämmt und sein Outfit sorgfältig zusammengestellt. So simpel es auch sein mochte, sein schwarzes Top passte perfekt zu der gleichfarbigen, lockeren Hose und der leichten, blauen Jacke. Zwar betonte nichts davon seinen - seiner Meinung nach äußerst vorzeigbaren - Körper, aber dafür war es luftig und ideal für die Wüstenhitze. Als er sich schließlich auf wenige Meter seinem Zielort näherte, verlangsamte er seinen Schritt wieder. Noch war die Straße, die am glasierten Froschschenkel entlang führte, still und menschenleer. Bis auf eine Person - eine junge Frau, die gegen die Hauswand lehnte. Zufall war das sicherlich keiner, denn der Werwolf hatte schließlich nicht vor, seine heutige Aufgabe alleine zu erledigen. Er hob eine Hand zum Gruß und trat an sie heran. "Guten Morgen." Ein schmales Lächeln zog sich über seine Lippen, als er die Dame kurz musterte. Ausnahmsweise erkannte er doch tatsächlich mal jemanden! Wenn man nicht im Gildenpalast lebte, war es schwer, sich die Gesichter seiner Kollegen zu merken, doch dieses hier war nur schwer zu vergessen... Wenn man denn überhaupt von Gesicht sprechen konnte, denn das meiste war verdeckt. Doch genau das war es wohl, was ihm im Gedächtnis geblieben war. Gesprochen hatte er mit ihr allerdings noch nie. "Ravis, freut mich." stellte er sich schließlich vor, während er ihr die Hand entgegenstreckte. "Dein Name stand zwar auf dem Questzettel, aber du müsstest mir bitte sagen, wie man das ausspricht." Entschuldigend zog er die Augenbrauen zusammen, das Lächeln in seinem Gesicht verschwand jedoch nicht. Bevor er sich unbeliebt machte, indem er Namen falsch aussprach, fragte er lieber direkt nach. Somit gab er zwar seine Unwissenheit zu, sammelte aber gleichzeitig hoffentlich ein oder zwei Pluspunkte. "Bereit, ein paar Leuten die Mahlzeit ihres Lebens zu servieren?" Er zog die Schultern zurück Richtung Wirbelsäule, ehe er sie ein paarmal kreisen ließ. Auch wenn er noch nicht allzu lange in Aloe lebte, wusste er, dass der glasierte Froschschenkel ausschließlich Skurrilitäten im Menü stehen hatte. Ob die Mahlzeiten wirklich gut waren oder so schmeckten, wie sie klangen, wusste er jedoch nicht. Das zu herauszufinden zählte aber auch nicht zu seiner heutigen Aufgabe, weshalb er sein Interesse wohl oder übel zügeln musste. "Hast du hier schonmal gegessen?" Vielleicht konnte er aber zumindest seine mangelnde Erfahrung nutzen, um mit der bisher unbekannten Kollegin auf eine Wellenlänge zu kommen.
Jae mag diesen Beitrag
Jae
Anmeldedatum : 14.07.22 Anzahl der Beiträge : 340 Alter : 32
# 02 Jae achtete nur minimal auf ihre Umgebung, während sie auf die Person wartete, mit der sie diese Quest erledigen würde. Ab und an linste sie mal zur Seite, nicht für lange. Darum war es kaum verwunderlich, dass sie es zunächst nicht mitbekam, dass sich ihr jemand zielstrebig näherte. Erst als sie das Knirschen der Schritte im Sand vernahm, den der Wind immer wieder durch Aloes Straßen pustete, richtete sie nicht nur ihren Blick, sondern gleich ihr Gesicht in die Richtung aus der der Klang in ihr Ohr trat. Ein lässig frisierter, blaublondhaariger, junger Mann näherte sich ihr, um Jae schließlich einen guten Morgen zu wünschen. Die Magierin, die keine Frau vieler Worte war, nickte ihm dafür zunächst stumm zu, nachdem sie die Hand, die er ihr schließlich zum Gruße entgegenstreckte, lediglich kurz angeblickt und in der Luft hängen gelassen hatte. Der Herr stellte sich als Ravis vor, was die letzten Zweifel der Assassine daran, dass er wohlmöglich nicht ihr Questpartner war, im Keim erstickte. Weiter noch entschuldigte er sich mehr oder minder dafür, ihren Namen nicht fehlerfrei aussprechen zu können, weswegen er es lieber sein ließ, bis die Grünhaarige es ihn lehrte. Die Mimik der Magierin war wie eingefroren. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis sich mit der einzelnen Augenbraue, die sich nun langsam hob, das nächste Mal ein Muskel regte. Sie hatte bis dato niemanden getroffen, der sich so fühl Mühe gab es ihr Recht zu machen, bevor sie ihn überhaupt erst kannte. Dabei war dies doch nur ein kurzer, kleiner Job! Leichtes Misstrauen entwickelte sich tief im Inneren der Assassine, wenngleich ihr bewusst war, dass dies irgendwie unbegründet schien. “Dschä“, entgegnete sie verzögert, minimalistisch kurz – Ohne auch nur ein einziges, unnötiges Wort – und übertrieben deutlich aus. Dann stieß sie sich mit dem Fuß, der an der Hauswand ruhte, von genau dieser ab, ohne jedoch die Hände aus den Taschen zu nehmen. “Grüß dich.“, tauschte sie dann ihrerseits Floskeln aus, wenn vielleicht auch nicht so höflich wie ihr gegenüber. “Bereiter werd ich wohl nicht. Die Vorstellung zu servieren missfällt mir irgendwie… aber meine Unlust soll unserem Erfolg nicht im Wege stehen.“ Mit diesen Worten wandte sich die Magierin langsam dem Eingang des Lokals zu, zu dem Ravis ihr hoffentlich folgte. Kurz vor der Tür hielt sie noch einmal Inne. Er fragte sie, ob sie schon einmal in diesem Lokal gegessen habe, was Jae mit einem Kopfschütteln beantwortete. “Ich weiß nicht ob mir auch nur eine der hier angebotenen Speisen schmecken würde.“, fügte sie an. Dann drückte sie mit dem Fuß unten gegen eine Zierleiste der Tür, um diese schwungvoll ohne ihre Hände zu öffnen und hereinzutreten. Drinnen angekommen stützte sie die Türe dann mit ihrer Hacke, um sie Ravis aufzuhalten. „Ah, ihr müsst die Magier sein, die uns heute unterstützen, nicht? Kommt herein!“ Eine Frau, grade so groß wie Jae selbst, wandte sich den Zweien sogleich zu. Sie trug schwarze, lange, zu einem strengen Zopf nach hinten gebundene Haare, sowie Kleidung, die definitiv als Arbeitskleidung zu erkennen war. Sie winkte die Magier zu, beziehungsweise mit sich und machte sich gleich auf den Weg zur Küche, um ihnen unterwegs, spätestens aber vor Ort zu erklären, wie es nun für sie weiterging.
Oh? Bereits die ersten Sekunden ihrer Interaktion ließen Ravis erahnen, dass sein grünhaariges Gegenüber wohl nicht zu den gesprächigsten Mitgliedern seiner Gilde gehörte. Mit einem Schulterzucken nahm er die angebotene Hand wieder zurück, ließ sich davon aber nicht weiter abschrecken. Wenn sie nicht wollte, war ihm das mehr als recht. Es war schließlich kaum mehr als irgendeine blöde Tradition, die man Gott weiß wann mal angefangen hatte und es seitdem fortsetzte. Für ihn war es von wenig wert, doch es konnte stets sein, dass sein Gegenüber es anders sah, weshalb er es zumindestens anbieten wollte. Auch eine andere Form der Begrüßung folgte ersteinmal nicht von ihr, dafür ging sie aber auf ihn ein, nachdem er sie nach ihrem Namen gefragt hatte. Immerhin etwas! "Cool, Dschä also. Klingt nett." Er schenkte ihr ein kurzes Lächeln gepaart mit einem Nicken. Es war durchaus etwas schräg, sich mit jemandem zu 'unterhalten', dessen gesamte untere Gesichtshälfte man nicht sehen konnte. Es war eine ordentliche Menge Körpersprache, die so wegviel. Es blieb immer noch genug übrig um die Maskierte zu lesen, ungewohnt war es trotzdem. Doch wer wäre Ravis, wenn er sich von sowas abschrecken lassen würde? Seine Mühe schien sich auszuzahlen, denn letztendlich schien sie sich doch noch zu einem kurzen 'Grüß dich' durchringen zu können, reagierte sogar auf seine Fragen. Vielleicht war sie also doch gar nicht so sehr von der ruhigen Sorte wie er zuerst erahnt hatte, sondern brauchte ein wenig, um warm zu werden? Mal abwarten. "Hah, kann ich verstehen." lachte er. "Da ist man schon Magier, feilt an seinen Fähigkeiten und dann wird man zum Kellnern angeheuert. Schon blöd irgendwie." Ihn selbst störte es nicht wirklich, im Gegenteil. Er war sogar froh über Abwechslung. Mal was Neues ausprobieren undso. Doch so dachte garantiert nicht jeder. "Aber vielleicht kriegen wir ja irgendeine Möglichkeit, unsere Magiebegabung doch zu zeigen." Die Hoffnung starb zuletzt und ein wenig Optimismus konnte gerade kaum schaden. Der Werwolf konnte ja nicht ahnen, dass Jae sich für deutlich mörderischere Aktivitäten begeisterte. Auch wenn er wusste, dass die Welt aus deutlich mehr als nur Sonnenschein und Regenbögen bestand, käme er niemals auf die Idee, dass es sich bei der jungen Magierin eigentlich um eine Assassine handelte. In dem Lokal schonmal gegessen zu haben verneinte sie sofort. Na, dann war er wenigstens nicht der Einzige, falls der Auftraggeber fragen sollte. "Das habe ich mich auch schon gefragt. Vielleicht doch eeetwas zu skurril für meinen Geschmack. Aber neugierig bin ich trotzdem irgendwie." Er folgte ihr direkt in den Laden hinein, schenkte ihr ein Nicken als Dank, dass sie ihm sogar die Tür aufhielt. "Nett von dir." Ihre Art, die Hände nicht einmal aus den Taschen zu nehmen, selbst zum Türenöffnen, fiel ihm dabei sofort auf. Etwas schräg, war es nicht deutlich einfacher, sie normal zu öffnen? Hm, jedem das Seine. Kaum waren sie eingetreten wurden sie auch schon empfangen. "Ganz genau. Wir sind Jae und Ravis." Die Dame ließ nichts anbrennen und führte sie sogleich Richtung Küche. "Ich denke ihr wisst schon, wieso ihr hier seid. Das brauche ich wohl nicht zu erkären." begann sie schließlich. "Mir sind 'ne Menge Kellner abhanden gekommen ...diese faulen Schweine... auf euch kommt also heute ordentlich Arbeit zu. Ich hatte eigentlich gehofft, dass man mir mehr als nur zwei Leute schickt." Sie warf einen kurzen Blick über ihre Schulter, musterte das Duo kurz, sah dann wieder gerade aus und stieß mit einer Hand die Türen zur Küche auf. "Aber ihr wirkt jung und fähig. Also besser als gar nichts." Jung, fähig und besser als gar nichts ... war ihr wirklich nichts netteres eingefallen? Naja, irgendwo war es wohl auch ein Kompliment und dem Reveau blieb nichts anderes übrig, als es als genau dieses zu sehen. "Sind wir." erwiderte er also selbstbewusst, ließ nicht den Hauch eines Zweifels in seiner Stimme zurück. "Also, was müssen wir alles erledigen?" Die Schwarzhaarige blieb endlich stehen und drehte sich wieder zu ihren Aushilfs-Kellnern. "Der Tag dreht sich einzig und allein um diesen Ort. Und natürlich um zufriedene Kunden." Einige Köche waren bereits dabei, Gemüse und Zutaten zu schnippeln und die Grundlagen für einen erfolgreichen Abend zu schaffen. "Ihr seid überwiegend für Letzteres zuständig. Nehmt Bestellungen auf, bringt Teller und Gläser in einem Stück zum Tisch und zurück in die Küche, sorgt mit allem, was ihr könnt, dafür, dass die Leute zufrieden sind. Das hat höchste Priorität. Ich will nicht sehen oder hören, wie einer von euch sich respektlos oder frech verhält."
Jae mag diesen Beitrag
Jae
Anmeldedatum : 14.07.22 Anzahl der Beiträge : 340 Alter : 32
# 03 Jae legte Wert auf einen coolen und gelassenen Auftritt. Dass sie die Tür zum Lokal mit dem Fuß öffnete und sie dann ebenfalls mit dem Fuß offenhielt, damit ihr Kollege ebenfalls eintreten konnte, statt die Hände zu nutzen, wie es üblich wäre, lag einzig und alleine daran. Sie wirkte cool. Jedenfalls tat sie das in ihrer eigenen Vorstellung. Wie ihr Auftreten auf andere wirkte, beziehungsweise ob sie auf andere die Wirkung hatte, die sie anstrebte, das war nun wieder etwas anderes. Ravis signalisierte jedenfalls Verständnis dafür, dass Jae nicht begeistert davon war, als Magierin eine Aushilfskellnerin zu spielen. Ach wenn er doch wüsste, was sie einst für eine krasse Kämpferin war und wie sehr das alles unter ihrer Würde lag... “Hm, ja. Vielleicht.“, entgegnete Jae eher beiläufig der Vorstellung des Magiers, seine Fähigkeiten selbst bei derartiger Arbeit unter Beweis stellen zu können. Ein Trost war das für die Grünhaarige keinesfalls. Sie wollte diesen Job einfach gerne hinter sich bringen. Immerhin waren sie sich einig, dass die Kost, die an diesem Ort serviert wurde, wirklich seltsam war. Im Lokal angekommen, wurden die Zwei jedenfalls gleich begrüßt. Ravis bestätigte der Dame, dass sie die gesandte Verstärung waren. Die Frau konnte ihre Enttäuschung darüber, dass nicht mehr als zwei Magier kamen, nicht verbergen. Das Sprechen übernahm Ravis wie selbstverständlich. Das lag vermutlich an seiner Motivation für diese Quest. Was Jae daran mangelte, hatte er übrig oder so ähnlich. Seine Nachfrage nach ihren Aufgaben wurde dann in der Küche kurz und knackig beantwortet. Die schwarzhaarige Kellnerin... Angestellte... Wasauchimmer sagte, sie sollten sich um die Gäste kümmern. Geschirr von A nach B bringen und zurück, die Gäste bei Laune halten und sich ihnen gegenüber ja nicht frech oder unhöflich verhalten. Jae verzog ihren Mund zu einer Schnute. Das konnte ja was werden. Aber gut, das war nun der Auftrag und sie würde bestmöglich versuchen sich an die Anweisungen zu halten. “Gibt es Arbeitskleidung für uns?“ Die Hände noch immer in den Taschen, blickte die Grünhaarige sich um. Alle trugen sie gewisse Kleidung. Kochjacken, Hosen und so weiter. Mit einer Kochmütze würden die Magier sicher nicht bei den Gästen herumlaufen. Aber sicher auch nicht mit ihrer eigenen Sachen, oder? "Ja, natürlich. Mike führt euch zur Umkleide.", erklärte die Frau. Dann passierte einen Moment lang nichts. Jae bemerkte, wie sich die Gesichtszüge der Frau langsam und leicht veränderten. "Mike!", sprach sie noch einmal lauter und betonter, ohne sich dabei auch nur einen Millimeter zu rühren. "Ah, ja! Natürlich!", schallte es aus einer Ecke der Küche. Ein junger Mann griff nach einem Handtuch und rieb sich damit nervös und eilig die Hände ab. "Sofort!", fügte er noch an, dann eilte er herbei. Mike wirkte nicht besonders alt, vermutlich war er ein Azubi oder ein Praktikant. Ein dürrer, kleiner Bursche mit roten Haaren und Sommersprossen. "Äh... folgt mir." Er zögerte kurz, dann ging er schnellen Schrittes los. Der Weg führte die beiden Magier seitlich wieder aus der Küche heraus. Es ging durch ein schmales Treppenhaus ein Stockwerk nach oben und über knarzende Dielen einen Flur entlang, bis Mike neben einer offenen Tür stehen blieb. Er bat die Zwei in den Raum hinein. Mehrere Bänke standen an den Wänden, die Mitte des Raumes war eher Frei. Gleich rechts neben der Tür stand allerdings noch eine Kleiderstange an der mehrere, schwarzweiße Klamotten hingen. "Was sind das denn für Kleider?", frafge Jae den jungen Mann eher aus Neugierde. Dass es sich dabei um ihre Arbeitskleidung handelte, das hatte sie tatsächlich nicht geahnt.
Geduldig lauschte der Blauhaarige der Beschreibung ihrer heutigen Aufgaben. Klang alles ziemlich naheliegend, typisches Kellnerzeug halt. Hätte er eigentlich auch selbst drauf kommen können. Aber gut. Besser so, als dass sie irgendwelche merkwürdigen Extraaufgaben aufgehalst bekamen. So würde der Auftrag sicherlich ein Kinderspiel werden. Nicht sonderlich spannend, aber hin und wieder war auch einfach verdientes Geld ganz nett, nicht? Vielleicht gab es dann heute Abend eine leckere Nackensehne vom Rind für seinen vierbeinigen Mitbewohner Rayu ... und auch für sich selbst. Was? Auch Werwölfe hatten gerne mal was zum Knabbern, das war nicht nur ihren 'reinrassigen' Artsverwandten vorenthalten. Jaes Nachfrage über Arbeitskleidung ließ ihn schließlich wieder hellhörig werden. Daran hatte er bisher gar nicht gedacht, doch es machte Sinn, wie sonst würden sie als Mitarbeiter erkannt werden? Wenige Minuten später stand das Duo auch schon ein Stockwerk weiter oben in einer kleinen Umkleide wieder. "Danke Mike!" rief er dem Rothaarigen hinterher, der schon wieder dabei war, sich aus dem Staub zu machen. Wohl kein besonders gesprächiger Geselle, was? Vielleicht hatte er aber auch einfach eine Menge zu tun. Um festzustellen, was genau da an der Stange hing, würden sie ihn sicherlich nicht brauchen. "Würde mal schwer drauf tippen, dass das unsere Arbeitskleidung ist." antwortete er seiner Kollegin mit einem schiefen Grinsen. Die Klamotten waren auf recht simple Schwarz- und Weißtöne beschränkt, hatten allerdings hier und da auch ein paar Farbakzente. Größen gab es vermutlich genug, sodass die Beiden keine Probleme haben sollten, etwas passendes zu finden. "Was auch sonst?" Er trat an die Stange heran und ließ seinen Finger über die einzelnen Bügel wandern, sein Grinsen wurde immer breiter. "Mensch, das Zeug ist ja echt cool." Auch, wenn er im Alltag in der Regel nicht mit so ordentlichem Zeug herumlief, konnte er nicht verneinen, dass er definitiv eine Schwäche für Hemden und Stoffhosen hatte. Schnell hatte er seine Größen gefunden, zog sie von der Stange und warf sie, gemeinsam mit seinem Rucksack, auf eine der bereitstehenden Bänke. "Ich bin mir sicher, dass dir so ein Kleidchen richtig stehen wird." Eine kleine Stichelei konnte er sich einfach nicht verkneifen. Es war auf den ersten Blick ersichtlich, dass das, was sie wohl oder übel für den Rest des Tages tragen musste, nicht dem Stil entsprach, in dem sie sich gerne kleidete. Na, zumindest ihre Kniestrümpfe konnte sie bestimmt anbehalten. Er warf der Grünhaarigen noch ein verspieltes Zwinkern zu, ehe er sich von ihr abwendete. Ohne einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden, dass er die Umkleide mit einer Dame teilte, warf er seine Jacke beiseite und zog sich sein Shirt über den Kopf. Er hatte nichts zu verbergen und hatte auch nicht vor, ihr irgendetwas wegzugucken. Wie erwartet passte das weiße Hemd, dessen Ärmel er noch ein wenig hochkrempelte, perfekt. Ebenso die schwarze Weste, die er darüber zog. Krawatten waren aufgrund seiner Vergangenheit kein Hindernis und auch, wenn er fand, dass sich das rot ein wenig mit seinen Haaren biss, band er sie ohne zu murren. Allerdings ließ er sie gezielt ein wenig locker. Auch die Hose war geschwind gewechselt, sodass er wenige Minuten später auch schon bereit war, sich auf die Gäste zu stürzen. Vorher aber das wichtigste: Sich noch einmal ausführlich im Spiegel betrachten. Jop, sah gut aus. Sehr gut sogar. Zufriedener konnte er kaum sein! Damit war er definitiv der schickste Werwolf in ganz Aloe. Bevor er sich umdrehte, um wieder zu seiner Kollegin zu sehen, fragte er allerdings: "Kann ich?" Er hatte keine Lust, sich direkt bei ihrem ersten Treffen als Perversling und Idiot abstempeln zu lassen, ein wenig Anstand musste schon sein. Er musste allerdings zugeben, dass er durchaus gespannt war, wie Jae in ihrer Arbeitskleidung aussehen würde. Dass es gut aussehen würde, bezweifelte er kaum. Ob ihre Begeisterung das jedoch widerspiegelte, das würde sich noch zeigen ... und darauf war er fast noch mehr gespannt.
Thana mag diesen Beitrag
Jae
Anmeldedatum : 14.07.22 Anzahl der Beiträge : 340 Alter : 32
# 04 Sobald der junge Mann den beiden Magiern die Umkleide gezeigt hatte, verschwand er auch schon wieder ohne überhaupt auf die Frage Jaes zu reagieren. Stellvertretend übernahm das dann Ravis, während die Grünhaarige Mike böse Blicke hinterherwarf, bis sie ihn nicht mehr sehen konnte. "Achso, danke!", antwortete sei dann ihrem Kollegen auf seinen Scherz, wobei sie ein sarkastisches Lächeln aufsetzte. Was ein lustiger Kerl! Nun, ihre Arbeit sollte seine Art nicht beeinflussen. Sie würde sich so oder so Mühe geben, diesen Auftrag so seriös wie möglich hinter sich zu bringen. Jae betrachtete, wie auch Ravis, die Kleidung, die an den Stangen hing. Anders als er war sie aber alles andere als begeistert davon. Während er sich Hemd und Weste raussuchte, griff die Assassine nach einem Bügel, an dem etwas anderes, längliches hing. Ein… Kleid? Eher ein Kleidchen. Irgendwie so etwas. Der Fummel war allerdings recht kurz, mündete er doch in eine Art Röckchen (welches aber definitiv noch über den Po reichte). "Ich würde lieber tauschen.", entgegnete sie Ravis Spruch. Dabei betrachtete sie seine Arbeitskleidung einen kurzen Moment. "Kann ich nicht auch eine Weste haben?" Und vor allem eine Hose?! Ravis schien sich jedenfalls richtig wohl zu fühlen und den Moment zu genießen. Er ahnte bereits, dass Jae so gar keine Lust darauf hatte, in diese aufreizende Wäsche zu steigen. Vermutlich zwang der Betreiber dieses Restaurants seine Bedienungen in diese Arbeitskleidung, um die Kunden damit zu überzeugen über seine grauenhaften Speisen hinwegzusehen. Waren die Gäste überhaupt zum Essen da oder eher zum Gaffen? Während Jae noch haderte, zögerte ihr Kollege nicht im Geringsten, sich seine Jacke und sein Oberteil vom Leib zu reißen. Sie stutzte noch einen Moment, ehe sie es ihm gleichtat, wenn auch zögerlicher. Sie streifte erst ihre Jacke ab, dann ihr Top. Die Hose folgte, doch achtete sie penibel darauf, dass ihr Gefährte sich nicht zu ihr umdrehte. Instinktiv wanderte zwischendurch ihr Arm vor ihre Brust, um die Sicht darauf zu verdecken. Dieser Tatsache verschuldet, war nun sie diejenige, die den anderen unangemessen beim Umkleiden beobachtete, nur um sich selbst vor Blicken zu schützen! "Warte!", entgegnete sie dann wie aus der Pistole geschossen auf die Frage des Magiers, ob er sich wieder frei bewegen konnte. Jae brauchte länger, zog sie sich widerwillig und vorsichtiger um. Letzten Endes war sie aber in dieses merkwürdige Maidkostüm geschlüpft. Ihre Kniestrümpfe hatte sie definitiv anbehalten. "Okay, du kannst…" Unsicher zupfte Jae an ihrem Rock, an der komischen Schleife im Haar und an der Haube. "Ich weiß gar nicht, ob ich mich in den Klamotten richtig bewegen kann? Wie soll ich damit Geschirr tragen, ohne es fallen zu lassen?" Auffällig war, dass die Magierin ihre Maske nicht abgelegt hatte. Ein Blick auf ihre Zombivisage würde vermutlich aber auch nahezu alle Kunden vertreiben, was nicht im Sinne ihres Auftraggebers sein konnte. Jaes proaktiv zorniger Blick legte sich gleich auf Ravis. Er sollte sich seine blöden Sprüche bloß gut einteilen. Viele davon würde sie ihm nicht gewähren!
Der Blauhaarige lachte amüsiert, als seine Kollegin behauptete, lieber tauschen zu wollen. "Ich hätte da nichts gegen." antwortete er ihr locker. Er würde auch Frauenkleidung rocken, da war er sich sicher. In einem Kleid hätte er endlich die Chance, seine wundervollen Beine zur Schau zu stellen! "Aber ich glaube unsere Auftraggeberin würde das nicht sonderlich erfreuen." Er lachte. Frauen in kurzen Kleidchen waren nunmal einfach beliebter als Kerle in so einem Aufzug. Schon mies eigentlich. So zog er sich die für ihn vorgesehene Kleidung an, war anscheinend schneller fertig als Jae. Hätte er erahnt, dass sie solche Probleme mit seiner Gegenwart hatte, hätte er solange den Raum verlassen. Sie war jedoch bisher so entspannt und gelassen gewesen, dass er nicht davon ausgefangen war, dass er sie störte. Sie hätte ruhig etwas sagen können! "Jaja, ich warte doch schon. Keine Sorge, ich guck' dir nichts weg." erwiderte er schließlich, verkniff sich ein Lachen und verdrehte die Augen. Trotzdem wartete er selbstverständlich, betrachtete sich stattdessen noch ein weiteres Mal im Spiegel. Vielleicht sollte er am Ende des Tages versuchen, sein Outfit mitgehen zu lassen? Das war zwar gewissermaßen Diebstahl ... aber es sah einfach zu gut aus.... Was auch immer. Die Grünhaarige war endlich fertig und so durfte Ravis sich endlich umdrehen. Neugierig ließ er seinen Blick über die junge Frau wandern. Es wunderte ihn nicht, dass sie einige Stücke ihres eigenen Outfits angelassen hatte, doch die Maske war natürlich ungewöhnlich. Ihn störte es nicht weiter - auch, wenn er natürlich neugierig war, was darunter lag. Er sagte jedoch nichts darüber, warum auch? Sie hatte garantiert ihre Gründe und diese gingen ihn nichts an. Sie kannten sich einfach nicht gut genug, dass er das Recht hatte, da nachzuhaken. So konzentrierte er sich lieber auf Wichtigeres. "Ich bin mir sicher, dass du schnell den Dreh raus hast." versuchte er, sie zu trösten. "Als ob du dich von Kleidung aufhalten lässt." Auch seine Kleidung war definitiv mehr auf gutes Aussehen ausgelegt, doch das war nichts im Vergleich zu Jaes. Da reichte ja fast schon eine falsche Bewegung... "Heehh... was guckst du denn so? Ich hab doch noch gar nichts gesagt." schmollte er schließlich, stämmte die Hände in die Hüfte. "Ich find' du siehst in dem Teil gut aus. Mehr will ich doch gar nicht sagen." Er hob die Hände zu seinen Seiten, die Handflächen nach oben, zu einem Schulterzucken. Gut, er hätte tatsächlich den ein oder anderen blöden Spruch auf Lager, doch sie fühlte sich sowieso schon nicht wohl. Das war nur zu gut an ihrem Herumfummeln an den Kleidungsstücken zu erkennen. Er musste es mit seinen Worten nicht noch schlimmer machen. So beließ er es bei diesem einen Kompliment und fragte stattdessen: "Wollen wir's packen?" So begab sich das Duo schließlich wieder die schmale Treppe hinab ins Erdgeschoss. Früher oder später mussten sie es wagen, schließlich hatten sie einen Job zu erledigen. Die Dame, die hier offensichtlich die Zügel in der Hand hielt, kam ihnen direkt entgegen. "Wie ich sehe habt ihr gefunden, was für euch bestimmt war. Seht gut aus." Ein kleines Lächeln zierte ihr Gesicht, doch irgendetwas daran wirkte nicht ganz echt. "Nur eine kleine Sache. Diese Maske." Mit dem Zeigefinger deutete sie bei sich selbst auf die untere Gesichtshälfte. "Die müsstest du abnehmen. Wir legen hier wert auf eine gewisse Einheitlichkeit. Da passt das einfach nicht." Der Reveau zog eine Braue nach oben. Er hätte damit rechnen müssen, dass ein Kommentar dazu kommen würde. Anscheinend war er zu optimistisch gewesen. "Du hast doch bestimmt ein hübsches Lächeln. Unsere Gäste freuen sich sicherlich, es zu sehen. Du brauchst nicht scheu zu sein." Sein Blick wanderte zu seiner Kollegin. Die Kritik war nicht an ihn gerichtet, weshalb er sich vorerst heraushalten wollte, doch falls die Dame nicht von ihrem Standpunkt abweichen würde, würde er seiner Kollegin selbstverständlich zur Seite stehen.
Thana mag diesen Beitrag
Jae
Anmeldedatum : 14.07.22 Anzahl der Beiträge : 340 Alter : 32
# 05 Laut Ravis eigener Aussage, hätte er kein Problem damit mit ihr die Sachen zu tauschen. Er ginge aber davon aus, dass das nicht im Sinne ihrer Auftraggeberin war. Jae zweifelte an dieser Aussage. Das klang ihr ganz nach einem vorgeschobenen Vorwand, im Verbund mit einer großen Klappe, die ebenfalls große Töne spuckte. Das Misstrauen in ihr war jedenfalls sehr groß. Kein Wunder also, dass sie auch akribisch darauf achtete, dass ihr Kollege sich keinesfalls zu ihr umdrehen konnte, ohne dass sie das zumindest bemerkte. Das Geschrei wäre definitiv groß geworden… Der junge Mann konnte einem fast leidtun, drohte Jae ihm bereits mit ihrem Blick, noch bevor er überhaupt die Chance hatte etwas Falsches zu sagen. Unabhängig davon, ob er das überhaupt vorhatte. Stattdessen war er sogar noch sehr kollegial zu ihr. Er sprach ihr gewissermaßen Mut zu und ging davon aus, dass sie die Sache schon schaukeln würde, selbst wenn dieses Kleidchen ihr hinderlich sein würde. Davon würde sie sich nicht aufhalten lassen… Dann folgte noch einmal ein Kompliment. Jae ließ das unkommentiert. Sie verzog ihren Mund missmutig zur Schnute, auch wenn man das ihrem Gesicht so gut wie gar nicht anmerken konnte. Sie wandte sich von Ravis ab und atmete noch einmal tief durch, so tief es in diesem Fummel irgendwie ging. "Bringen wir es hinter uns." Klang nicht so motiviert wie die Worte ihres Gefährten, doch grundsätzlich waren sie sich ja einig. Sie wollten loslegen und den Auftrag erledigen. Gemeinsam betraten sie also erneut die untere Etage, das Restaurant selbst, nur eben nun in Arbeitskleidung. Unten angekommen gab es dann auch noch Lob von der Küchenfrau. Warum sagte ihr jeder, dass sie gut aussah? Jae sah ein, dass Ravis dieser Anzugstil definitiv stand, aber ihr Fummel?... Es war ja schon schlimm genug, dass sie sich da hineinzwängen musste, aber als die Dame dann auf ihre Maske zu sprechen kam, startete ein gewisser Prozess in der Magierin. Die Dame betonte, dass man Wert auf Einheitlichkeit lege und dass sie die bitte ausziehen solle. Sie vermutete hinter der Maske ein hübsches Lächeln und gab sich vielleicht Mühe bei ihrer Forderung freundlich zu sein, doch das kam bei Jae nicht an. Ihre Stirn legte sich in Falten und direkt dahinter braute sich etwas zusammen, was unbedingt heraus musste. "Wenn Sie Wert auf Einheitlichkeit legen, dann brauchen wir heute ein paar Masken mehr.", gab sie noch relativ ruhig, dafür aber bestimmt von sich. "Diese bleibt jedenfalls an. Wenn das ein Problem darstellt, brauchen sie schnell eine Vertretung für die Vertretung!" Dass sie sich Ravis Unterstützung sicher sein konnte, ahnte sie zu diesem Zeitpunkt ja gar nicht. Ihr Problem bei der Sache war jedenfalls, dass sie anderen nur sehr schwer deutlich machen konnte, dass es im Sinne wirklich aller Anwesenden das Beste war, wenn ihr Gesicht teilweise verschleiert blieb. Erst recht, wenn die Dame nicht wollte, dass ihre Gäste angewidert das Lokal verließen. Wer wollte schon gerne von einer Kellnerin bedient werden, der man in den Mund schauen konnte, ohne dass dieser geöffnet war? Alleine schon das Wissen, dass es sich bei ihr um eine Untote handelte, konnte so manchen schon anwidern. Davon mal ganz abgesehen war dies ein Thema, welches die Grünhaarige auch sehr beschäftigte. Es war ihr mehr als nur unangenehm. So damit konfrontiert zu werden, brachte die ohnehin schon aufgescheuchte Magierin noch weiter aus der Ruhe. Glücklicherweise befand sie sich in einer guten Verhandlungsposition. Die Zeit drängte, die Kellner fehlten und das Lokal füllte sich weiter. Woher sollte man so schnell neue Kräfte holen? Trotzdem sah man es in der Frau rumoren. Irgendetwas arbeitete in ihr. Vielleicht kämpfte sie damit, den Zorn herunterzuschlucken und die Entscheidung bezüglich der Maske zu akzeptieren? Jae würde es freuen. Es war schließlich auch nicht ihre Absicht dieses Kleid wieder abzustreifen und einfach herauszustürmen. Sicherlich eine unangenehme Situation für Ravis, der mehr oder minder unbeteiligt danebenstand.
Ja, sie würden es hinter sich bringen. Das war wohl eine gute Formulierung. Gerne hätte Ravis gewusst, wie er die Situation für seine Kollegin angenehmer gestalten konnte, doch ihm waren gewissermaßen die Hände gebunden. Ihm war der Erfolg der Quest mindestens genauso wichtig wie ein positives Miteinander. Dass das nicht möglich war, wenn Jae in irgendetwas gezwängt wurde, was ihr nicht im geringsten recht war, gefiel ihm nicht. Doch so waren nunmal die Forderungen der Auftraggeberin. Sie konnten höchstens versuchen, das geringste Übel herauszuhandeln. Kaum hatte das Duo den Weg zurück ins Erdgeschoss gefunden, folgte auf ein kurzes Lob auch schon die erste Kritik der Restaurantbesitzerin: Sie wollte, dass die Maske der jungen Frau weg kam. Ein kurzer Seitenblick reichte aus, um zu erkennen, dass das keine Option war. Für's erste hielt sich der Werwolf jedoch zurück, gab seiner Kollegin die Chance, die Situation alleine zu regeln. Ihr Ton war ruhig, ihre Worte deshalb umso klarer. Sie würde ihr Accessoire nicht abnehmen. So nickte er zustimmend, wartete kurz ab, ob die Rothaarige noch etwas zu widersetzen hatte. Ihre Gedanken schienen zu arbeiten, so ganz überzeugt wirkte sie zwar nicht, aber der Ton ihrer Aushilfskellnerin schien sie zum Nachdenken angeregt zu haben. "Glauben Sie mir, Ma'am, meine Kollegin hat einen guten Grund für diese Maske." log er, ohne mit der Wimpern zu zucken. Oder vielleicht log er auch nicht. Das wusste er selbst nicht. Ob sie nun einen triftigen Grund für ihre Entscheidung hatte oder nicht war letztendlich auch egal. Sie waren für den Moment ein Team und so würde er für sie einstehen. "Wissen Sie, im Gildenhaus geht gerade ebenfalls eine ganz üble Erkältung um. Der einzige Grund, warum ich nicht auch eine Maske trage, ist, dass ich da nicht wohne." Ein schmales Lächeln zog sich über seine Lippen. Das war nun aber definitiv eine Lüge. "Wir wollen doch nicht, dass sich einer der Gäste versehentlich ansteckt. Wäre sicherlich nicht gut für's Business." Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah der Dame direkt in die Augen. Damit war das Thema für ihn erledigt. Die Auftraggeberin konnte nun entweder zugeben, dass ihr Einheitlichkeit wichtiger war als das Wohl ihrer Gäste oder sie akzeptierte Jaes Entscheidung. Dass diese nicht unbedingt eine medizinische Maske trug war doch erstmal zweitrangig. "Hm, na gut. Wenn das so ist..." Ja, begeistert sah die Dame nicht aus, aber das war dem Reveau egal. Nur, weil sie hier waren, um eine Aufgabe für sie zu erfüllen, hieß das noch lange nicht, dass sie blind nach ihrer Pfeife tanzen würden. Das konnte sie gerne bei ihren eigenen Angestellten versuchen, aber nicht mit ihnen. "Super, vielen Dank." Er schenkte ihr ein breites Grinsen, ehe er der Yihwa einen leichten Schulterklopfer gab. "Dann kümmern wir uns jetzt mal ohne weitere Verzögerung um die Gäste, die schon warten." Die ersten Fans merkwürdiger, ausgefallener Speisen sammelten sich bereits in der Eingangstür, warteten offensichtlich darauf, dass sie zu ihrem Platz geführt wurden. "Man kann's auch echt übertreiben..." flüsterte der Blauhaarige, nachdem die Restaurantbesitzerin außer Hörreichweite war. "Wenn sie nicht nachgegeben hätte, wären wir halt wieder gegangen." Ravis war durchaus ein Mensch, der großen Wert auf die Zufriedenheit seiner Auftraggeber legte, doch alles hatte seine Grenzen. Auch, wenn ihre Forderungen ihn selbst nicht betrafen, so stärkte er trotzdem seinem Rudel den Rücken, anstatt einen Alleingang zu machen. "Aber die braucht uns ja. Ist nicht so, als hätte sie eine große Wahl gehabt." Ein selbstgefälliges Grinsen lag auf seinen Lippen. Aber jetzt war wirklich genug gequatscht, jetzt ging es ran an den Speck. "Guten Tag der Herr." grüßte er den ersten Gast, als er an ihn herantrat. "Einen Tisch für eine Person?" Der Mann erwiderte den Gruß, erklärte daraufhin jedoch, dass er eine Begleitung erwartete, diese jedoch noch nicht angekommen war, er also gerne einen Platz für zwei Leute hätte. "Alles klar. Meine wundervolle Kollegin zeigt ihnen direkt, wo Sie sich setzen können." Mit einem Lächeln überließ er der Grünhaarigen den Rest, ehe er sich direkt die nächsten Wartenden schnappte: Ein junges Pärchen mit einem Kleinkind. Ob das hier wirklich das richtige Restaurant für ein Kind war? Nun, das war wohl nicht Ravis Entscheidung. Er blieb also weiterhin freundlich und gab den Dreien einen Platz am Fenster, ehe er direkt ihre Getränkewünsche notierte und sich auf den Weg zur Küche machte. Dabei ließ er seinen Blick durch den sich langsam füllenden Raum wandern. Auch die wenigen Kellner, die nicht von der unerwarteten Krankheitswelle erwischt worden waren, machten ihren Job. Aber wo war denn Jae? Kam sie zurecht?
Jae
Anmeldedatum : 14.07.22 Anzahl der Beiträge : 340 Alter : 32
# 06 Die Situation drohte zu eskalieren. Die Restaurantdame forderte Jae auf ihre Maske abzulegen und sie unterstrich ihre Forderung mit einem unangenehmen Spruch. Ihr hübsches Lächeln, ja… Wie gerne sie es ihr in diesem Moment gezeigt hätte, einerseits. Andererseits schämte sie sich viel zu sehr für ihre Visage. So sehr, dass sie sich geschworen hatte sie niemandem mehr zu zeigen. So sehr, dass sie sie hinter einer Maske verbarg. Eine Maske, die sie nun für diese Frau ablegen sollte? Ehe die Dame auf das Statement der Magierin antwortete, schaltete sich Ravis ein. Er begann damit, das es einen triftigen Grund dafür gab, dass Jae eine Maske trug. Eine Aussage, die sie sichtlich irritierte. Ja, sie hatte einen triftigen Grund dafür. Doch keinen, den der Magier kannte… Oder etwa doch?! Jae schaute gar erschrocken drein. Woher sollte er das wissen? Gesehen haben konnte er nichts. Beim Umziehen zuvor hatte sie ihre Maske gar nicht abgelegt und verrutscht war sie definitiv auch nicht! Was spielte dieser Kerl für ein Spiel?! Nun, er spielte ein Spiel, aber nicht mit ihr, sondern mit dieser Restaurantbesitzerin. Ravis sprach von einer Art Grippe, die ihre Gilde betraf und der er nur entging, weil er außerhalb wohnte. Das führte er als Grund dafür vor, dass er wiederum keine Maske trug. Nun standen sie da. Jae und die Auftraggeberin, gleichermaßen sprachlos und verdattert, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Während die eine sich breitschlagen ließ, brachte die andere immer noch kein Wort heraus. Auch nicht, als Ravis der Grünhaarigen einen Schulterklopfer gab und damit einleitete, dass sie sich ans Werk machten. Als die drei getrennter Wege gingen, also die Frau in die Küche und die beiden Magier gen Eingang um die Gäste zu empfangen, spürte Jae ein seltsames Gefühl. Die Situation schmerzte sie. Sie hatte diesen Ravis ganz falsch eingeschätzt. Sie sah ihn als nervig und als Last an. Sie war ihm gegenüber nicht grade freundlich gewesen. Nun aber hatte er sich für sie eingesetzt und das vollkommen uneigennützig. Der Blauhaarige sprach sogar davon beinahe abgereist zu sein, hätte die Frau Jaes Maske nicht akzeptiert. Er demonstrierte Zusammenhalt, wohingegen die Yihwa sich von ihm distanziert hatte. Was Ravis kaum sehen konnte, war das milde Lächeln, welches sich wie von selbst auf ihren Lippen gebildet hatte. Ihr Blick lag einen Moment auf ihrem Kollegen, während er bereits mit dem ersten Gast sprach, den er ihr dann auch weiterleitete. "Danke…", sprach sie in den Raum hinein, ehe sich ihr Blick auf den besagten Gast richtete. Ein Dank, welches natürlich nicht dem Übergeben des Kunden galt. "Zwei, sagten Sie? Folgen Sie mir bitte." Die Magierin blickte einmal durch den Raum, ehe sie sich in Gang setzte den Gast an seinen Platz zu geleiten. Jae dachte daran den Raum von hinten angefangen zu füllen. Ob das Sinn machte? Das konnte sie schwer beurteilen, dafür fehlte es ihr an Erfahrung. Sie wählt also den vom Eingang am weitesten entfernten Tisch der für zwei Personen gedacht war und führte den Mann dorthin. "Dieser Tisch. Darf ich Ihnen schon etwas zu trinken bringen?" Der Mann bedankte sich mit einem Nicken und nahm Platz, lehnte es aber ab zu bestellen, bevor seine Begleitung eingetroffen war. Also kehrte Jae zum Eingang zurück um den Prozess dann vermutlich zu wiederholen. Soweit, so gut. Unangenehm war das bis dahin erstmal nicht, doch der Arbeitstag hatte ja auch grade erst begonnen. Ein paar Gäste später kam der Magierin dann eine Frage auf. Da sie Ravis grade über den Weg lief, stellte sie sie lieber ihm. Die anderen kannte sie ja auch gar nicht… Ob er mehr wusste? "Ravis! Sammeln wir die Bestellungen eigentlich oder laufen wir für jedes Getränk einzeln?" „Frau Kellnerin?“, ertönte es dann aus der unmittelbaren Umgebung. Suchend wanderte der Blick der Magierin im Raum umher, bis sie plötzlich Blickkontakt zu einem der Gäste hatte. Das musste der gewesen sein, der sie angesprochen hatte. War das überhaupt ihr Tisch? Musste sie sich darum kümmern? Je voller es wurde, desto stressiger war es auch gleich. Das merkte sie sofort!
Sicherlich hätte Ravis sich gefreut, wenn er gewusst hätte, was die Grünhaarige gerade dachte. Doch er konnte weder ihr Lächeln sehen, noch hörte er ihren leisen Dank, dafür war er bereits viel zu konzentriert auf den Gast. Nicht, dass er es nötig hatte zu wissen, dass jemand sein Verhalten wertschätzte, das konnte er sich auch so denken! Wer schätzte seine Gegenwart denn nicht? Als ob es etwas schöneres gab, als sich mit dem Lycan abzugeben! Aber genug vom Eigenlob, es gab Arbeit zu erledigen. Während seine Kollegin mit Gast Nummer eins davonwanderte, kümmerte er sich um eine kleine Familie, brachte ihnen die gewünschten Getränke, ehe er direkt ihre Essenswünsche aufnahm. Ganz simpel eigentlich, man musste nur den Überblick behalten. Denn je mehr Besucher er an die Tische verteilte, desto unübersichtlicher wurde die Situation. Niemand durfte versehentlich übergangen werden und zusätzlich musste er stets ein Auge auf die Küche haben, sodass er mitbekam, wann die entsprechenden Mahlzeiten fertig waren. Schnell verstand er, warum die Auftraggeberin sich noch ein paar Aushilfsmagier mehr gewünscht hatte. Doch dafür war es nun zu spät. Gerade, als er dabei war, einige weitere Getränke zu besorgen, lief ihm endlich Jae über den Weg. Er hatte sie schon ein Weilchen aus den Augen verloren, sodass er ganz froh war zu sehen, dass sie wohl zurecht kam. "Du kannst ruhig ein wenig sammeln, wenn du weißt, dass du alles tragen kannst und niemand zu lange warten muss." war die Antwort, die er ihr nach kurzem Überlegen gab. Er war kein ausgebildeter Kellner oder hatte auch nur die geringste Ahnung, wie man es richtig machte, aber so hatte er zumindest bisher gehandelt. Bisher hatte sich auch noch keiner beschwert also konnte er nicht allzu falsch liegen. Kaum hatte er allerdings sein letztes Wort ausgesprochen, rief auch schon jemand nach der Yihwa. Auch Ravis folgte der Stimme und stellte fest, dass es einer seiner Gäste war... Er seufzte. Die Leute konnten sich nicht einfach an die Person wenden, von der sie bisher bedient wurden, was? "Ich mach das schon. Is' meiner." Er war bereits auf dem Weg zu dem Herrn, warf seiner Kollegin aber trotzdem über die Schulter ein flottes Augenrollen zu. "Wie kann ich helfen?" fragte er den Herrn mit seinem üblichen Lächeln auf den Lippen. Dieser widerte jenes aber nicht im geringsten, schenkte seiner Bedienung stattdessen einen genervten Blick. "Ich habe eigentlich nach der netten Dame die neben Ihnen stand gefragt." Ach was! Das hatte der Reveau schon verstanden, aber letztendlich war es doch egal, wer ihm seine Wünsche erfüllte und wer nicht. Hauptsache sie wurden erfüllt. "Die nette Dame ist bereits mit Ihren eigenen Tischen beschäftigt. Also?" Auch, wenn ihm die Aussage des Kunden gehörig gegen den Strich ging, hielt Ravis das Lächeln auf seinen Lippen aufrecht, genauso wie den höflichen Ton in seiner Stimme. Doch der Kerl konnte sich nicht zufrieden geben: "Ein weiterer Tisch hin oder her. Ich würde gerne von der Dame bedient werden." Ernsthaft? Der Blauhaarige biss die Zähne zusammen, ließ sich seinen Frust jedoch nicht anmerken. "Ich kann Ihnen versichern, dass ich genauso kompetent bin, wie meine Kollegin." Kompetenz war allerdings nicht das, wonach der Herr seine Bedienung auswählte. Seine Beweggründe waren deutlich oberflächlicher. Seine Hände donnerten auf die Tischplatte und er erhob sich ruckartig aus seinem Stuhl. "Das ist mir scheißegal, verdammt. Ist der Kunde hier etwa nicht König? Sie sollten mir die Wünsche von den Lippen ablesen!" spuckte er dem Lycan regelrecht ins Gesicht, dieser wich jedoch keinen Millimeter zurück. Sein Mundwinkel zuckte kurz. Oh, wie gerne hätte er dem Kerl hier und jetzt gezeigt, wer von ihnen der König war. Ein Glück hatte er sein ganzes Leben lang eingebläut bekommen, wie man in allen Lebenssituationen Ruhe bewahren konnte. Anstatt also seinen Ärger herauszulassen, atmete er tief durch und setzte zu einer lockeren, gelassenen Antwort an. Als er jedoch den Mund öffnete, drang ein lautes Klirren durch den Raum, dicht gefolgt von den Kindergeschrei. Nicht jetzt! Sein Blick wich einen Moment lang von dem merkwürdigen Kerl vor ihm ab, landete stattdessen auf der kleinen Familie, die er vor kurzem bedient hatte. Glasscherben waren überall vor und unter deren Tisch verteilt. Toll, echt toll. Wo sollte er jetzt anfangen? Er hatte überhaupt keinen Bock, bei dem Kerl nachzugeben und ihn doch an Jae abzugeben, sodass er sich um die Scherben kümmern konnte. Auch, wenn er wusste, dass es das schlaueste war. Die Auftraggeberin verlangte sich schließlich, dass sie die Wünsche ihrer Kunden bedingungslos erfüllten. Doch für Ravis zählten absolute Vollpfosten nicht dazu. "Gut, wenn Sie zu dumm sind, eine simple Bitte zu erfüllen, dann will ich eben mit dem Manager sprechen. Irgendwer wird in diesem Schuppen ja wohl noch ein Fünkchen Verstand haben." Mensch! Konnte man hier keine zwei Sekunden in Ruhe nachdenken?
Shizuka mag diesen Beitrag
Jae
Anmeldedatum : 14.07.22 Anzahl der Beiträge : 340 Alter : 32
# 07 Bestätigend nickend nahm Jae die Antwort ihres Kollegen entgegen. Sie brauchte also nicht für jeden Tisch einzeln laufen und Getränke verteilen, sondern konnte sich auch ein paar Bestellungen zusammenlegen. Solange die Gäste dabei nicht zu lange warten mussten und es die Tragekapazität der Aushilfskellnerin auch zuließ. Jae nahm diese Worte komplett für voll, ohne überhaupt zu hinterfragen ob Ravis die nötige Kompetenz dafür besaß, ihr diesen Ratschlag zu geben. Der Herr, der unmittelbar nach diesem Wortwechsel nach der Grünhaarigen rief, war scheinbar gar nicht ihr Gast, sondern er gehörte in den Zustandsbereich von Ravis, weswegen er auch gleich anmerkte ihn zu übernehmen. Zumindest ein klitzekleiner Stein fiel ihr dabei vom Herzen. Das bedeutete, dass sie sich bei diesem Tisch doch nicht vertan hatte. "Okay! Und danke!" Die Magierin nickte bestimmt und schaute sich danach direkt einmal um, ob es für sie auch noch etwas Dringendes zu tun gab. Dabei kam sie aber nicht drum herum mitzubekommen, was für ein Theater Ravis mit seinem Gast hatte. Unabhängig davon welcher Angestellter ihm zugeteilt war, wollte er gerne von Jae bewirtet werden. Das hatte ja schon irgendwie etwas Seltsames, etwas Unangenehmes an sich… und Ravis blieb auch hart. Er wollte dem Gast klarmachen, dass es seine Aufgabe war und seine Kollegin wiederum andere Aufgaben hatte, denen sie nachkommen musste. Das tat besagte Dame parallel dann auch. Sie machte sich daran an einem Tisch die leeren Teller abzuräumen, damit die Leute dort wieder mehr Platz und ein angenehmeres Klima hatten, bevor sie sich dazu entschieden zu gehen. Nachdem die Magierin das Geschirr weggebracht und sie die Küche wieder verlassen hatte, wurde es plötzlich laut. So laut, dass auch die Besitzerin des Lokals hellhörig wurde. Die Unruhe, die an einem anderen Tisch beinahe zeitgleich stattfand, zog dann allerdings Jaes Aufmerksamkeit auf sich. Eine Frau wirkte ganz aufgelöst und verzweifelt. Sie fummelte an ihrem Kind herum, durchsuchte dann ihre Handtasche und noch während Jae sich fragte, was da vor sich ging, kam es dem Kind auch schon hoch. Im hohen Bogen flog ein Schwall nicht ganz verdauten Essens über den Tisch. Jae war geschockt. Wie ferngesteuert bewegte sie sich dann zum betroffenen Tisch. Sie bekam noch am Rande mit, wie die Chefin hinter ihr aus der Küche stürmte, um zu Ravis und dem streitsüchtigen Kunden zu marschieren. "Ähm, ich… Geht es ihm gut? Ich… ich bringe einen Lappen…" Die Grünhaarige wusste wirklich nicht wie sie mit der Situation umgehen sollte. Die Frau verabschiedete sich mit ihrem Kind nach draußen an die frische Luft. "Ah, setzen Sie sich doch gerne an diesen Tisch hier." Jae verfrachtete derweil den Vater an einen sauberen Tisch um, sodass er versorgt war und sie den anderen Tisch säubern konnte. "Kann ich Ihnen etwas bringen? Ein Wasser vielleicht?" Da der Mann dankend und genervt ablehnte, schnappte sich Jae vorsichtig die verdreckte Tischdecke, die sie ein paarmal Faltete und eindrehte, um sie in die Wäsche zu schmeißen. Als sie also erneut gen Küche lief, hörte sie noch ein paar Wortfetzen der Chefin. "Das ist wirklich unüblich, Sir. Aber wenn es Ihr ausdrücklicher Wunsch ist, verteilen wir die Tische auch um." Ohne einen Befehl an Ravis zu geben, blickte die Frau ihn lediglich mit einem strengen Blick an. Scheinbar schien sie vor ihren Kunden zu kuschen, um diese nicht zu verärgern.
Was für eine Katastrophe! Wie hielten richtige Kellner das bloß jeden Tag aus? Eigentlich hatte Ravis überhaupt kein Problem mit unhöflichen Leuten oder Stress und Hektik. Aber gerade wurde ihm doch alles etwas zu viel. Er konnte sich nicht zerteilen, gleichzeitig wollte er auf gar keinen Fall, dass dieser schmierige Schwachkopf seinen Wunsch erfüllt bekam und Jae aus nächster Nähe angaffen konnte. Zu seiner Erleichterung sah er aus den Augenwinkeln, wie seine Kollegin bereits auf dem Weg zu dem Tisch mit dem kleinen Kind war. Puh, dafür würde er sich später definitiv bedanken müssen. Ein wenig erleichtert richtete er seinen Blick zurück zu dem alten Gast, der einfach keine Ruhe geben konnte. "Dumm?" wiederholte er mit zuckender Augenbraue. Wie gerne hätte er den Kerl genau jetzt am Kragen gepackt und hochkant aus diesem Schuppen hier geschmissen. Doch bevor die Worte seinen geöffneten Mund verlassen konnten, tauchte plötzlich die Chefin auf, die direkt fragte, was hier los war. "Dieser Mann hier-" "Schht, ich habe den werten Kunden gefragt." Frustriert biss der Blauhaarige die Zähne zusammen. Ernsthaft?! Er verschränkte die Arme vor der Brust und trat einen Schritt zurück. Sein Blick wanderte hinüber zu der Grünhaarigen, die noch mit dem Erbrochenen und dem Vater zu kämpfen hatte. Währenddessen erklärte der werte Kunde, was aus seiner Sicht geschehen war. Sofort landete der zornige Blick des Bosses auf ihm. Ernsthaft? Sie war auf der Seite dieses Idioten? Ohne zögern bot er der Auftraggeberin die Stirn. Er wusste, dass das nicht Teil seiner Aufgabe war, dass man seinem Vorgesetzten nicht wiedersprach, doch es lag ihm auf der Zunge. Frustriert murrte der Blauhaarige. "Gut." schnaubte er schließlich. Hatte er eine andere Wahl? Die Rothaarige nickte nur knapp, ehe sie wieder in die Küche verschwand. Der Gast strahlte Ravis triumphierend an. Dieser stützte sich jedoch mit einer Hand auf den Tisch, sodass er ungefähr auf der Augenhöhe des Kerls war. "Es gibt da eine kleine Sache, die Sie noch wissen sollten." Er sah dem Kerl direkt in die Augen. "Eigentlich bin ich kein Kellner, sondern Magier. Nach diesem Tag unterstehe ich nicht mehr dem Befehl der Chefin. Ein einziger, falscher Blick und Sie werden ihres Lebens nicht mehr glücklich." Kaum hatte er seine Drohung ausgesprochen, richtete er sich auch schon wieder auf, erfreute sich einen Moment lang an dem schockierten Gesichtsausdruck des Kerls, ehe er widerwillig hinüber zu Jae marschierte, die gerade aus der Küche kam. "Heya, wie läufts? Schlechte News. " Er nickte hinüber zu dem schrägen Kerl. "Befehl vom Boss, du sollst dich doch um ihn kümmern." Seine Worte waren begleitet von einem genervten Seufzen und Kopfschütteln. "Sorry, da war nichts zu machen. Die Olle tut wohl alles, damit selbst die Idioten zufrieden sind." Aufmunternd klopfte er der Grünhaarigen ein paarmal auf die Schulter. "Dafür übernehm' ich die Kotzastrophe dadrüben. Danke, dass du dich bisher drum gekümmert hast. Und wenn der Typ sich daneben benimmt, dann sag bescheid. Dann gibt's Terror." Etwas anderes blieb ihm gerade nicht übrig. Wenn der Kerl einen Fünkchen Vernunft besaß, dann würde er sich bestimmt benehmen. Aber wenn der Reveau ehrlich war, war er sich da nicht so sicher. Vorerst musste er sich aber um andere Dinge kümmern, der Laden bediente sich leider nicht von selbst. So bewaffnete er sich mit Lappen und Reinigungsmittel um dem Erbrochenen den Kampf anzusagen. Er war mit einer kleineren Schwester aufgewachsen, weshalb ihn solche Unfälle nicht weiter bewegten. Ein wenig Ekel empfand er natürlich, aber er biss die Zähne zusammen und erledigte, was es zu erledigen gab. Kurz daraufhin glänzte die Platte auch schon wieder, sodass er eine frische Tischdecke darüber ausbreiten konnte. Auch der Boden war kurz darauf gesäubert, sodass er sich endlich wieder um den Rest der Gäste kümmern konnte. Er brachte einige volle Teller und Gläser, nahm die leeren wieder mit... in all der Zeit kehrte die Mutter mit ihrem Kind jedoch nicht zurück nach drinnen. Vielleicht sollte er lieber mal nachsehen? Gleichzeitig wollte er Jae nicht alleine lassen. Sein Blick wanderte zu der jungen Dame. Kam sie denn zurecht?
Jae
Anmeldedatum : 14.07.22 Anzahl der Beiträge : 340 Alter : 32
# 08 Es war wirklich kaum zu fassen wie ernst man diese Floskel, der Kunde sei „König“ in diesem Restaurant doch nahm. Da verhielt sich ein Kunde wie das letzte Aas und einer der eigenen „Mitarbeiter“, auch wenn es nur eine Hilfskraft für einen einzigen Tag war, wurde dafür zur Sau gemacht. Dabei hatte Ravis gar nichts verbrochen. Ganz im Gegenteil sogar, er wollte sich für seine Kollegin stark machen. Der Kunde bekam für sein unverschämtes Verhalten auch noch Recht und durfte genießen, wie die Chefin den armen Kerl strafte. Als Jae die schmutzige Tischdecke weggebracht hatte und wieder aus der Küche kam, trat sie ihrem Gefährten verwundert entgegen. Sie hatte nicht damit gerechnet ihn gleich vor der Tür zu sehen. Auf die erste Frage, die er ihr stellte, konnte sie gar nicht antworten. Es war wohl eine rhetorischer Natur. Jedenfalls klärte er Jae darüber auf, dass er seinen Willen nicht durchdrücken konnte und dieser Kotzbrocken seinen stattdessen bekam. Die Magierin sollte sich darum kümmern ihn zu bedienen. Darauf hatte sie ja nun mal gar keinen Bock und das alles auch noch in diesem unbequemen Dress! Genervt in Richtung des Mannes blickend, ließ sie ihre Schultern hängen. Mitfühlend klopfte ihr Ravis ein paar Mal auf jene. Der gute Teil seiner Neuigkeiten war, dass er dafür den anderen „Kotzbrocken“, beziehungsweise dessen Überreste übernahm. Immerhin das blieb ihr also erspart. "Ich danke dir für deine Mühe.", sprach die junge Dame nun tatsächlich laut genug, dass ihr Gegenüber es verstand aus und sogar direkt in sein Gesicht. Dieser Kerl war schwer in Ordnung, dagegen konnte sie kaum etwas sagen. Ihren Respekt hatte er sich jedenfalls erarbeitet. "Ich komme schon klar.", entgegnete sie der Aufforderung ihm Bericht zu erstatten, wenn er sich daneben benehmen sollte. Dabei lächelte sie Ravis sogar entgegen, was primär an ihrer Augenpartie und dem leichten Heben ihrer Maske zu erkennen war. Die Grünhaarige trat an ihrem Kollegen vorbei, den Blick auf ihren neuen Gast gerichtet. Nach ein paar Schritten blieb sie lediglich kurz stehen, um einmal tief durchzuatmen, ehe sie ihren Weg fortsetzte. Bei dem Ekelpaket angekommen, griff sie nach Block und Stift, um dann in bestmöglich aufgesetzter Höflichkeit zu ihm zu blicken. "Also gut, was kann ich für Sie tun?" Der Mann schaute nicht grade freundlich zu ihr auf. Eher so, als hätte er endlich bekommen, was ihm ohnehin zustand. "Eigentlich können Sie mir ja dankbar sein, oder nicht?", erwiderte er an Stelle eines Wunsches oder einer Bestellung. Die ohnehin nur gespielte Höflichkeit der Magierin wich deutlicher Verwirrung. Die Frage stand ihr in das maskierte Gesicht geschrieben. Wofür sollte sie ihm denn bitte dankbar sein? Nun, der Herr erklärte sich glücklicherweise gleich. "Wie mir scheint habe ich Sie davor bewahrt diese Sauerei da hinten bereinigen zu müssen." Süffisant grinste er ihr entgegen, nachdem er in Richtung des putzenden Ravis geschaut hatte. "Dafür könnten Sie mir ja zumindest mal ein Lächeln schenken, nicht?", hängte er fordernd an. Es folgte ein peinlicher Moment des Schweigens, den Jae zaghaft mit einem "Ich…", unterbrach. Doch fehlten ihr die Worte sich weiter gegen diese Unverschämtheit zu wehren. Der Kunde zielte also lieber weiter auf den Kellner ab, der ihm nicht in den Kram passte. Auf Ravis. "Na geschieht ihm recht. Er hat in Sachen Höflichkeit noch einiges zu lernen!", zog er über den armen Kerl her. Jae, die sich grade erst eingestehen musste wie kollegial er doch war, fand das natürlich gar nicht gut. In ihr keimte das Bedürfnis auf sich für den Beistand ihres Kollegen zu revanchieren. Der betroffene Blick der Magierin folgte dem herablassenden des Kunden hin zu dem Tisch, den sie bis grade selbst noch bearbeitet hatte. Dort schaute auch Ravis grade auf und zu ihr. Der Entschluss war gefasst. Sie konnte diesen Mistkerl nicht länger bedienen. Anweisungen und Quest hin oder her. Das war unter aller Menschenwürde! Einen Moment lang suchte Jae den Blickkontakt zu ihrem Kollegen, ehe sie doch wieder zum Kotzbrocken herabblickte. "Wissen Sie was? Sie haben Recht.", sprach sie, womit sie die Aufmerksamkeit des Mannes rasend schnell wieder einfing. Er blickte gar überrascht drein. Er hatte Recht? Was meinte sie wohl damit? Jae nahm Block und Stift in die linke Hand und beugte sich zu dem Mann herab. Auch wenn ihr erniedrigendes Kostüm dabei einen reizvollen Blick freigab, lag das Augenmerk des Mannes eher auf dem Gesicht der Magierin. Sie hatte nämlich bedeutungsschwanger und ausschweifend mit ihrer Hand herumgefuchtelt, um sie letztlich mitten auf ihre Maske zu legen. Vor Spannung was für ein süßes Gesicht sich dahinter verbergen mochte, öffnete sich gar der Mund dieses Mistkerls. Ein letztes Mal blickte Jae zu ihrem Kollegen hinüber, um sicherzugehen dass er noch immer an Ort und Stelle war und nicht zufällig durch einen anderen Blickwinkel mehr sehen konnte als er durfte. Dann entfernte sie die Maske wenige Zentimeter von ihrem Mund und setzte dabei das freundlichste Lächeln auf, welches sie ohne zu Kotzen zustande bekam. Der Anblick, der sich dem Mann da bot, schockierte ihn. Soweit er nur konnte rückte er auf seinem Stuhl zurück, den Oberkörper nach hinten gelehnt. Seine Lippen zitterten, doch ein Wort bekam er zunächst nicht heraus. Löcher in den Wangen, keine richtigen Lippen, gebleckte Zähne. Das war nicht der Mund eines Menschen, zumindest nicht der eines gesunden und körperlich unversehrten. Jae zwinkerte ihm zu, ehe sie die Maske wieder aufsetzte. "Ein Lächeln sagt mehr als tausend Worte, nicht?", fragte sie neckisch, dann richtete sie sich wieder auf. "Fa-Fa-Fa-Fa Fffffort! Geh! Geh weg!", stieß der Kerl empört heraus, nachdem er seine Worte wieder gefunden hatte. Noch ehe die Grünhaarige seiner Aufforderung nachkommen konnte, hatte er sich aber schon selbst erhoben und gen Ausgang bewegt…
"Ach, nichts zu danken." Lächelnd winkte der Blauhaarige ab. Seine Mühen waren schließlich umsonst gewesen. Jae musste sich trotzdem um den komischen Kerl kümmern. "Sehr gut. Viel Glück dabei, dem Typen nicht direkt den Hals umzudrehen." Er warf einen flüchtigen Blick hinüber zu dem unhöflichen Gast. Ob dieser seine Worte hörte oder nicht, war ihm inzwischen egal. Zwar war er noch bemüht, diesen Job mit Erfolg hinter sich zu bringen, aber der Kerl war eine Ausnahme, er hatte sich jegliche Höflichkeit verspielt. Schließlich wanderte sein Blick wieder zurück zu seiner Kollegin. Mit ihrer Maske war es alles andere als einfach, ihre Emotionen zu lesen, doch Ravis war sich beinahe sicher, dass sie ihmg erade entgegen lächelte. Ohne zu zögern erwiderte er dieses Lächeln, ehe er sich schließlich seiner neuen Aufgabe zuwendete. Nachdem sämtliches Erbrochenes aufgewischt und die übrigen Gäste bedient worden waren, entschied sich der Teilzeit-Vierbeiner, nach der Mutter und ihrem Kind zu sehen. Ein kurzer Blick verriet ihm, dass Jae wohl immer noch mit dem Vollpfosten diskutierte, jedoch schien sie die Situation unter Kontrolle zu haben. Begeisterung sah zwar anders aus ... aber diese war wohl auch nicht zu erwarten. Mit einem schweren Seufzen warf er also einen Blick vor die Eingangstür. Auf einer kleinen Bank direkt gegenüber saß die Gesuchte und ihr Kind. Dieses schien noch immer ein wenig grün um die Nase, allerdings schienen weitere Unfälle ausgeblieben zu sein. "Alles in Ordnung? Möchten Sie ein Glas Wasser?" fragte er, aufrichtige Besorgnis in seinen braunen Seelenspiegeln. Die Dame blickte auf. Sie wirkte erschöpft, mit den Nerven am Ende. "Ah ... ja, sehr gerne, das wäre toll. Vielen Dank." Er nickte. "Einen Moment." Es war wohl das wenigste, was er für die arme Frau und ihr Kind tun konnte. Was ihn jedoch wunderte, war, dass der Vater sich nicht einmal die Mühe machte, nachzusehen, wie es den Beiden ging ... Letztendlich war es jedoch nicht seine Angelegenheit und er hatte nicht vor, sich in das Leben der kleinen Familie einzumischen. Als der Reveau zurück in den Laden trat, bekam er gerade noch mit, wie der unangenehme Gast, der so sehr auf Jae bestanden hatte, schrie, dass diese unbedingt fort bleiben sollte. Er hatte keine Ahnung, was genau sie getan hatte, aber sie hatte es definitiv gut gemacht. Der Schock in den Augen des Kerls war einfach zu schön. Die Freude des Werwolfs wurde noch größer, als er dann auch noch auffsprang und gen Ausgang steuerte. "Oh, Sie wollen schon gehen?", fragte er amüsiert, bekam als Antwort jedoch nur einen bösen Blick. "Die spinnen doch hier alle..." murrte der Kerl, während Ravis ihm die Tür aufhielt. "Auf Wiedersehen der Herr!" Und weg war er. Ein Idiot weniger, um den sie sich kümmern mussten. Die Chefin würde das garantiert nicht freuen, doch das war ihm egal. Sollte sie sich doch aufregen. Wenn sie die Magier daraufhin heimschicken wollte, durfte sie das ruhig tun. Dann konnte sie sehen, wie sie den Laden für den restlichen Abend alleine schmiss. "Dem hast du's gezeigt!" jubelte der Blauhaarige leise, als er zu Jae aufgeschlossen hatte. Die restlichen Gäste mussten ja nicht unbedingt hören, wie er sich freute. "Keine Ahnung was du gemacht hast, aber es hat gewirkt." Nur selten sah man Leute, die so verstört dreinblickten. "Aber was erzählen wir der Chefin?" Vielleicht war es besser, wenn sie sich eine kleine Notlüge ausdachten. Oder sollten sie doch lieber die Wahrheit erzählen? So oder so, Ravis hatte noch etwas anderes zu erledigen. "Überlege dir was. Ich bin gleich wieder da." Mit diesen Worten huschte er in die Küche. Eigentlich hatte er kein Problem damit, Gäste einen Moment lang warten zu lassen, doch die Mutter und ihr Kind waren eine eindeutige Ausnahme. So schnappte er sich das gewünschte Glas Wasser und eilte vor die Tür, wo die Beiden noch immer warteten. Mit einem erleichterten Lächeln nahm die Frau es entgegen, begann direkt, ihren Sohn zu ermutigen, einen Schluck zu nehmen. "Falls noch irgendetwas sein sollte, rufen Sie mich bitte." Selbst wenn er wollte, konnte er nicht hier draußen bleiben und eigenhändig sicherstellen, dass es den zwei gut ging. Jae wartete - und vermutlich auch genug Gäste. Wieder drinnen steuerte er direkt zurück zu der Grünhaarigen. Dabei war er offensichtlich nicht die Einzige. Auch die Chefin marschierte gerade auf sie zu. "Was war dieses Geschrei?!"
Jae
Anmeldedatum : 14.07.22 Anzahl der Beiträge : 340 Alter : 32
# 09 Eigentlich fiel es Jae ja eher schwer so etwas wie Danke zu sagen. In diesem Falle aber war das weniger so. Sie hatte sich fast schon bemüht ein schlechtes Bild von Ravis zu haben, doch dieser widerlegte jenes mit anhaltender Kollegialität und Freundlichkeit ihr gegenüber. Gleich in mehreren Situationen war er ihr nun zur Seite gestanden, da war ein Dank eigentlich das Mindeste. Der junge Mann aber wischte diese Aussage einfach bei Seite, er legte auf die Anerkennung, die sie ihm gab, vermutlich keinen großen Wert. Stattdessen wünschte er ihr noch viel Glück dabei, im Umgang mit dem unverschämten Kunden nicht handgreiflich zu werden. "Ich geb mir Mühe.", scherzte sie noch, als sie sich von ihm abwendete. Wie sehr sie dieses Glück gebrauchen konnte, sollte sich erst bald darauf zeigen. Jae schaffte es jedenfalls ohne Gewaltanwendung und gar ohne einen Zauber zu nutzen mit dem Mann fertig zu werden. Alles was sie dafür tun musste war es, seinem Wunsch nachzukommen. Auch wenn es für die Grünhaarige eigentlich ein Tabu war, so zog sie vor seinen Augen ihre Maske herunter, um dem Kerl ihre Untote Visage zu präsentieren. Mit einem solchen Anblick hatte er wohl nicht gerechnet. Beim Zurückweichen wäre er beinahe mit dem Stuhl hintenübergekippt. Er sprang auf und machte sich sofort aus dem Staub. Erst als Jae ihm hinterherblickte, bemerkte sie Ravis, wie er dem Mann noch höhnisch freundlich die Tür aufhielt, damit er verschwinden konnte. Sie hoffte inständig, dass er nichts sehen konnte, was nicht für seine Augen bestimmt war. Als er wieder zu ihr aufschloss, signalisierte er zumindest, dass er keine Ahnung hatte was geschehen war. "Jaha, wortwörtlich.", antwortete die Magierin amüsiert. Wenn ihr Kollege wüsste, was genau sie ihm gezeigt hatte… Ja was wäre dann? Ravis wirkte wie ein wirklich freundlicher Geselle. Ob so jemand damit klarkäme, wenn er erfuhr, dass er mit einem entstellten Zombie abhing? Eine Frage, die nur kurz durch den Kopf der Grünhaarigen huschte und auf die sie definitiv keine Antwort finden oder suchen würde. Das war ausgeschlossen! Doch Ravis lenkte ihre Aufmerksamkeit ohnehin auf das garantiert bevorstehende Gespräch mit der Chefin des Hauses. Dann machte er sich aus dem Staub, um irgendwelche Kunden weiter zu versorgen. Ja, was erzählten sie der Frau, die sie beauftragt hatte? Mit dieser Frage ließ Ravis seine Gefährtin alleine. Alleine sollte sie aber nicht lange bleiben. Jae machte sich grade daran das Geschirr des geflohenen Mannes zusammenzusammeln, da trat die erzürnte Chefin aus der Küche in den Raum. In jenen warf sie auch ihre Frage danach, warum es grade so laut geworden war. Als die Dame die Magierin sah, wie sie aufräumte, zählte sie Eins und Eins zusammen. Die Frau blickte zu Jae, die aufgrund des Rufes Blickkontakt suchte und nickte dann gen Küche. "Mitkommen!", wies sie harsch an und Jae seufzte zwar einmal, folgte der Anweisung dann allerdings ohne Widerworte. Als die Grünhaarige und kurz darauf vermutlich auch ihr Kollege in der Küche angetanzt waren, baute die Dame sich mit verschränkten Armen vor ihnen auf. "Was war das denn nun? Was habt ihr mit dem Mann gemacht?", fragte sie, die Stirn in Falten gelegt. Jae, die die Haltung der Frau spiegelte, nur mit einem genervten, statt einem wütenden Blick, zuckte mit den Achseln. "Ich kann mir das auch nicht erklären. Ich habe mir Mühe gegeben das zu tun, was er von mir verlangt hat. Ich frage mich ob es am Essen gelegen hat. Ein anderer Gast…" Jae löste die Verschränkung ihrer Arme kurz, um mit dem Daumen über ihre Schulter zu deuten, doch ausreden konnte sie nicht. "Was soll mit dem Essen sein?!", fuhr die Frau laut, aber auch verwirrt dazwischen. Ihr Blick wanderte derweil zu Ravis.
Der heutige Tag wollte den Magiern auf keinen Fall eine ruhige Minute gönnen. Konstant ging es drunter und drüber und kaum war ein Gast bedient, verlangte auch schon der nächste nach einem Kellner. Dass unter diesen Gästen auch eine Familie, die das Essen nicht vertrug und ein Perversling war, war nur die Kirsche obendrauf. Ravis konnte es kaum erwarten, zurück zu seinen normalen Magiertätigkeiten zu kehren. Dass er das womöglich schneller konnte, als geplant, hing davon ab, ob Jae und er es schaffen würden, die Chefin noch ein weiteres Mal zu beruhigen. Diese war selbstverständlich eher weniger davon begeistert, dass einer ihrer Kunden - so unhöflich er sich auch verhalten hatte - lautstark Reißaus genommen hatte. Nur zu gerne hätte der Werwolf gewusst, wie genau seine Kollegin das geschafft hatte, schließlich hatten seine eigenen Drohungen nicht ausgereicht, um den Kerl auch nur zu verunsichern. Trotzdem feierte er sie dafür, die Details waren zweitrangig. Als er jedoch hinter der Grünhaarigen in die Küche eilte, bemühte er sich, diese Gefühle zu verbergen. Die Freude vertrieb er aus seinem Gesicht, stattdessen hatte sich gespieltes Bedauern in seinen Zügen breit gemacht. Der Rest seiner Körperhaltung spiegelte dies jedoch nicht wieder - er stand aufrecht, mit erhobenem Kinn und blickte der entzürnten Dame direkt in die Augen. Er hatte nicht vor, um Vergebung zu betteln. Schließlich benötigte die Chefin die Magier, nicht andersherum. Was hatte sie denn erwartet, als sie Mitglieder einer Gilde anheuerte, die bekannt dafür war, einen starken moralischen Kompass zu haben? Nein, Ravis würde garantiert nicht einfach kuschen. Auf die Frage der Rothaarigen schwieg er jedoch vorerst, ließ Jae den Vortritt. Er wusste schließlich noch nicht, was für ein Spiel sie geplant hatte, doch er hatte vor, mitzuspielen. Aufmerksam lauschte er ihren Worten, zuckte allerdings zusammen, als die Chefin zornig dazwischenquatschte. Man, konnte die nicht in einem normalen Ton reden? Wie er es hasste, wenn Leute keinerlei Kontrolle über ihre Stimmbänder zu haben schienen. Was mit dem Essen war? Nachdem seine Kameradin so begonnen hatte, konnte er der Dame wohl kaum noch etwas Honig um's Maul schmieren, um sie zu beruhigen. "Ich glaube Jae möchte damit nicht sagen, dass es schlecht ist." Er warf ihr einen kleinen Seitenblick zu. Doch, vermutlich war es genau das, was sie sagen wollte, aber es wäre kontraproduktiv, der sichtlich überzeugten Frau genau diese Worte entgegen zu werfen. "Viel mehr ist es für das normale Volk ein wenig ... unverträglich." Das war wohl die freundlichste Art, es auszudrücken. "Sie sind diese Art von Küche nicht gewohnt. Den Kennern schmeckt es garantiert wunderbar, aber ich befürchte, dass der Mann nicht zu dieser Gruppe gehört hat ... genauso wenig wie das Kind." Was er da erzählte, war vollkommen an den Haaren herbei gezogen, doch ein Fünkchen Wahrheit lag vermutlich in seinen Worten. Verdutzt blickte die Damen ihnen entgegen. Mit dieser Antwort hatte sie wohl nicht gerechnet. Sie schien noch unsicher, ob sie den Worten glauben schenken oder sie als weiteres Futter für ihren Zorn nutzen wollte. Immerhien schrie sie schon einmal einen Augenblick lang nicht so, dass einem beinahe das Trommelfell platzte. Bereits dafür war der Blauhaarige ihr durchaus dankbar. "Also das kann ich mir wirklich nicht vorstellen.", murrte sie, blickte dabei aus dem kleinen Fenster in der Küchentür. Die Mutter und ihr Kind, welches noch immer ein wenig grün um die Nase war, kehrten gerade von draußen zurück. Nach einem kurzen Wortwechsel mit dem Vater hinterließ dieser widerwillig und sichtlich unzufrieden einige Jewel auf dem Tisch, ehe er sich erhob und gemeinsam mit seiner Familie den Laden verließ. Da war er, der Beweis, dass flüchtende Gäste nicht automatisch mit den Magiern zu tun hatten. Unbehagen machte sich auf dem Gesicht auf der Chefin breit. Sie schien sich noch gegen die 'Wahrheit' zu wehren. Zögernd fragte sie schließlich: "Also habt ihr wirklich nichts damit zu tun, dass der werte Kunde geflohen ist? Ich bin mir nicht sicher, ob ich euch das glauben kann." Still blickte der Reveau hinüber zu seiner Kollegin. Er hatte ihr eine solide Grundlage für ihre Lüge gegeben, doch mehr konnte er nicht tun, er war schließlich abgelenkt gewesen, als es geschehen war und das hatte garantiert auch die Rothaarige bemerkt. Es lag nun an ihr, sich ganz aus dem Schlamassel zu ziehen - falls sie das denn überhaupt wollte.
Jae
Anmeldedatum : 14.07.22 Anzahl der Beiträge : 340 Alter : 32
# 10 Natürlich wusste Jae ganz genau was geschehen war und warum der Gast einfach aus dem Lokal geflohen war. Sie selbst hatte ihn dazu gebracht und es absolut genossen, so ein ekelhafter Kerl. Doch vor der Auftraggeberin würde sie das Unschuldslamm mimen. Über die wahren Gründe der plötzlichen Flucht konnte sie aber auch gar nicht sprechen. Nicht einmal wenn sie es wol- also sie würde es halt nie im Leben wollen. Ganz einfach aus dem Grund, dass sie durch ihre Aktion ihr Geheimnis, bei dessen Wahrung Ravis sie quasi auch unterstützt hatte, mit diesem Vorfall verknüpft hatte. Um es aufzudecken, müsste sie der Dame erklären warum sie eine Maske trug und das war wirklich ausgeschlossen. So lenkte Jae das Thema scherzhaft und zumindest für sie ganz lustig auf das Essen, welches in diesem Lokal serviert wurde. Sie selbst hatte ja vor dem Kunden-, beziehungsweise Bedienungswechsel noch mit einem kleinen Gast zu tun gehabt, der sich übergeben musste, weil sein Magen diese anstrengende Kost nicht vertrug. Doch ehe die Magierin auch nur aussprechen konnte was passiert war, grätschte die Restaurantchefin erbost dazwischen. Der belustigte Ausdruck, den Jae beim Gedanken an den Kotzvorfall auftrug, verließ ihr Gesicht so schnell wie er gekommen war. Spätestens mit dem Blick, den der dadurch in Verlegenheit gebrachte Ravis ihr zuwarf und den sie daraufhin spiegelte, zeigte sie mit zusammengepressten Lippen eher ihr Bedauern über diese Wortwahl. "Ja! Vermutlich sind ihre Gaumen einfach zu… gewöhnlich!", kam es wie aus der Pistole geschossen aus Jaes Mund, fand sie den Ansatz ihres Kollegen doch wirklich gut. Die Chefin aber war von dieser Idee nicht ganz so angetan. Zugegeben, ihr Wutausbruch war mittlerweile etwas gedämpft, das hatte Ravis gut hinbekommen! Der glückliche Zufall eines Musterbeispiels, welches vor dem Fenster herging, sorgte schließlich dafür, dass die festgefahrene Meinung der Frau sich dann doch etwas lockerte. Dem Kind hatte Jae nämlich nichts getan und doch entschied sich die Familie das Restaurant wieder zu verlassen. Frühzeitig, wohlgemerkt. Die Rothaarige drückte noch immer ihre Zweifel aus, wirkte jedoch fast so, als wolle sie sich überzeugen lassen, dass Jae den Kunden nicht rausgeekelt hatte. Die Grünhaarige, die diesen Aushilfsjob so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte, war nicht daran interessiert rausgeworfen zu werden, nein. Wenn, dann wollte sie den Arbeitstag vernünftig abschließen. Nun, da sie sich ohnehin schon so viel hatte antun müssen! "Ich kann es nur beteuern.", sprach Jae, beide Hände gehoben, so als wolle sie schwören oder sich der nichtexistenten Waffengewalt der Dame ergeben. "Ich werde aber dennoch mein Bestes geben, dass so etwas nicht wieder vorkommt.", versicherte sie weiter. Erneut murrte die Rothaarige, als just in diesem Moment einer der Köche seine Stimme erhob. “Ma’am! Die Teller müssen raus.“, sprach der Mann recht aufgeregt. Das war wohl das Todschlagargument. Die Frau brauchte sie, sowohl Ravis als auch Jae. Wer sollte all diese Gäste sonst bedienen? "Hmmmnagut.", sagte sie widerwillig. "Aber wenn es weitere Beschwerden gibt, dann muss ich mich an eure Gilde wenden! Und jetzt ab dafür…" Hehe, beschwert hatte sich der Mann doch gar nicht, er war ja einfach abgehauen! "Natürlich, natürlich…" Jae machte noch während sie sich zu der Küchenzeile bewegte mehrere, angedeutete Knickse. Dann schaute sie sich Teller heraus, von denen sie sich sicher war, dass sie für ihre Gäste gedacht waren, um diese an den richtigen Mann, beziehungsweise die richtige Frau zu bringen. Zum Glück war der Tag auch nicht mehr allzu lange…
Es fühlte sich ein wenig an, als würden die Magier gerade ihrem Endgegner gegenüber stehen. Doch anstatt ihrer Waffen und ihrer Magie mussten sie mit wohlgewählten Worten angreifen. Bereits wenige falsche Antworten konnten ausreichen, um eine Niederlage herbeizuführen. Die größte Herausforderung hierbei war wohl, dass die zwei vorher keine Chance gehabt hatten, um sich abzusprechen, sie mussten improvisieren. Sie konnten nur hoffen, dass die Geschichte, die sie gemeinsam sponnen, letztendlich auch Sinn machte und die Chefin zufriedenstellte. So griff Ravis die vorherigen Worte seiner Kollegin auf und ließ es so aussehen, als ob die unerfahrenen Zungen und Mägen einiger Gäste daran Schuld waren, dass sie eilig den Laden verließen. Jae baute dieses Argument noch weiter aus und letztendlich spielte ihnen sogar das Schicksal in die Hände. Das war er, der finale Schlag, der den Boss-Gegner endlich zum Wanken und schließlich sogar zu Fall brachte. Sie hatten es geschafft! Der Reveau hatte wirklich damit zu kämpfen, ein triumphierendes Grinsen zu unterdrücken. Gerade beneidete er die Grünhaarige wirklich sehr um ihre Maske. "Es wird keine Beschwerden geben", erwiderte er, selbstbewusst wie eh und je und senkte respektvoll den Kopf vor der Chefin, bevor er sich an Jaes Fersen heftete und sich die restlichen Teller schnappte. Kaum war die Tür zur Küche hinter ihnen zugefallen, atmete er erleichtert auf. "Maahhn, das war echt unangenehm", murrte er, während er mehrere Gerichte auf seinen Armen und Händen balancierte, "Ich war mir echt nicht sicher, ob sie uns das jetzt abkauft oder nicht." Bevor sie aber weiterquatschten, sollten sie lieber ihre Bestellungen abliefern. Die Gäste wurden bestimmt schon ungeduldig. Teller für Teller arbeitete er die einzelnen Tische ab, nahm gegebenenfalls neue Getränkebestellungen auf und gab diese an die Küche weiter, bevor er sie zurückbrachte. Langsam merkte er, wie sehr ihn diese Arbeit eigentlich anstrengte. Zwar musste er nur kurze Strecken laufen, doch diese immer und immer wieder. Gleichzeitig galt es, sich alles zu merken und ja keine Bestellung zu vergessen oder zu vertauschen. Ehrlich gesagt war er sich gar nicht sicher, wie er es bisher geschafft hatte, alles richtig zu machen. Es war schon fast wahrscheinlicher, dass die Gäste es ihm einfach nicht sagten, wenn ihm ein Fehler unterlaufen war. Langsam aber sicher wurde es schließlich leerer im Restaurant und bald blieben nurnoch einzelne Tische übrig, die noch dabei waren, die letzten Bissen und Schlücke zu nehmen. Ruhe kehrte ein. Gemütlich wanderte Ravis hinüber zu seiner Kollegin. "Scheint, als hätten wir unser Versprechen an die Chefin halten können", lachte er, "Gute Arbeit." Hier und da hatte es zwar noch ein paar Kunden gegeben, die alles andere als begeistert aussahen, doch niemand hatte mehr reißaus genommen oder sich lauthals über die Kellner beschwert. Das ließ sich in seinem Buch durchaus als Erfolg verbuchen. "Aber hey, sag mal, mich würde es schon interessieren, was du gemacht hast, dass der Kerl vorhin so schnell abgehauen ist." Neugierig blickte er ihr entgegen, ehe ihn ein großes Gähnen überkam. Das hier war echt anstrengender als manche 'normale' Quest, die er bestritten hatte. "Ich meine, wenn du es nicht verraten willst, ist das auch okay. Gar kein Stress. Hat ja schließlich jeder so seine Betriebsgeheimnisse." Er zuckte mit den Achseln. Erzwingen wollte er schließlich auch nichts. Außerdem konnte er sich bereits denken, dass es irgendetwas mit der Maske zu tun hatte, denn diese schien eine größere Rolle als nur irgendein Fashion-Statement für Jae zu spielen. Allerdings konnte er sich nicht vorstellen, was sie darunter verbarg, dass einen griesgrämigen, schmierigen Kerl dazu bringen konnte, so schnell aufzugeben und abzuzischen. Letztendlich war es jedoch ihre Entscheidung, wie viel sie verraten wollte. Auch er hatte schließlich noch lange nicht alles über sich verraten ... Genau genommen kaum etwas. So wirklich Zeit für ein Schwätzchen hatten sie bisher einfach nicht gehabt.
Jae mag diesen Beitrag
Jae
Anmeldedatum : 14.07.22 Anzahl der Beiträge : 340 Alter : 32
# 11 Das Schlimmste wurde abgewendet. Es wäre für die Gilde wirklich nicht schön gewesen, wenn ihre Magier von einer Quest vorzeitig entbunden worden wären, weil sie es sich mit dem Auftraggeber verscherzt hätten. Auch für die zwei Magier wäre das sicher nicht schön geworden, auch wenn Jae bereit gewesen wäre diesen Schritt zu akzeptieren. Das war sie ja schon, noch bevor sie ihre Tätigkeit als Kellnerin überhaupt aufgenommen hatte. Doch das Glück war den Zweien hold. Der Kotzanfall hatte ihnen gewissermaßen in die Karten gespielt und der Zeitdruck durch die wartenden Gäste verhinderte, dass die Chefin noch intensiver über die Situation nachdachte. Sie mussten arbeiten! Jae zog sich genau damit aus der Affäre. Sie schnappte sich die Teller, die sie greifen konnte und verschwand durch die Tür aus der Küche heraus. Ihr dicht auf den Fersen war Ravis, der die Gelegenheit ebenfalls beim Schopf packte und es ihr gleichtat. Kaum hatte sich die Küchentüre hinter ihnen wieder geschlossen, seufzte der Magier mehr oder minder erleichtert. "Sie hats besser geschluckt als mancher Gast seine Mahlzeit.", entgegnete die Grünhaarige mit einem breiten Grinsen unter der Maske, jedoch ohne ihren Gefährten hinter sich anzublicken. Dann aber trennten sich ihre Wege auch schon, denn sie hatten ja Teller bei ihren Gästen abzuliefern! Ein großer Teil des Arbeitstages war zu diesem Zeitpunkt schon verstrichen, doch die Arbeit die noch vor ihnen lag, war nicht minder anstrengend. Das ständige hin und her, das Aufrechterhalten der Konzentration, um auch ja nichts zu vergessen, das schlauchte ganz schön. Zudem waren sie ja die gesamte Zeit auf den Beinen, durften sich die Anstrengung nicht einmal großartig anmerken lassen. Jedem Kunden sollte mit Respekt und Freundlichkeit begegnet werden, egal wie erschöpft sie waren…
Erst als sich die Tische so langsam lichteten, die Uhrzeit mehr und mehr der Restaurantschließung entgegentickte, wurde es so langsam etwas entspannter. Es war nicht mehr das Huschen von Tisch zu Tisch zu Küche und zurück. Die Wege wurden weniger, genauso die Geschwindigkeit. In einer ruhigen Minute trat Ravis an die Untote heran, die mit unter der Brust verschränkten Armen und der Hüfte an einen der freien Tische nahe der Küche gelehnt darauf wartete, dass sie weitere Tische abräumen konnte. "Yeah, das haben wir doch noch gerockt!", entgegnete sie seinen Worten. Dabei löste sie eine Hand kurzzeitig aus der Verschränkung, um ihrem Partner die Faust für einen Fistbump hinzuhalten. Dann aber legte sich die positive Stimmung der Magierin ein wenig, auch wenn sie sich Mühe gab, sich bei dem erneut angesprochenen Thema nicht zu viel anmerken zu lassen. Ravis offenbarte noch einmal seine Neugierde, bezüglich des plötzlichen Verschwindens des unverschämten Kunden. Gleich im Anschluss erklärte er aber auch, dass er sie nicht drängen würde und dass er akzeptieren würde, wenn dies ein Geheimnis bleiben sollte. "Ja, sorry!" Die Grünhaarige machte mit ihren nach unten gerichteten Handflächen eine beschwichtigende Geste. "Kann ich dir leider nicht erzählen. Ist top secret!" Tatsächlich machte Ravis ihr es etwas leichter, dadurch, dass er versuchte den Druck herauszunehmen. Kaum jemand wusste was sich unter ihrer Maske befand und auch wenn er ein cooler Typ war und sich ihre Meinung über ihren Gefährten bereits stark verändert hatte, konnte sie es ihm einfach nicht sagen oder gar zeigen. Noch nicht… "Danke aber, für dein Verständnis.", fügte die Grünhaarige noch an, ehe sie sich mit einem Ruck von dem Tisch abstieß, an den sie eben noch lehnte. Sie hatte gesehen, dass sich die Leute von dem letzten, gut besetzten Tisch erhoben um das Restaurant zu verlassen. Gezahlt hatten sie ja schon. "Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.", warf die Magierin ihnen hinterher. Dann hielt sie die eine Hand offen und deutete mit der anderen auf den Tisch, um mit Hilfe von Minor Spacial Steal einen Teller nach dem anderen aus der Entfernung in ihre Hand zu teleportieren und sie dann in der anderen zu stapeln. Es waren nur wenige Meter Weg, die sie sich dabei sparte, doch jeder Schritt zählte, so ausgelaugt wie sie war! Die Teller zurück in die Küche gebracht, war es dann auch bald soweit. Die letzten Kunden waren gegangen, die Tische waren abgeräumt und gewischt. Erschöpft seufzend ließ sich Jae auf der Bank, oben in der Umkleide sinken. "Geschafft…", stieß sie daraufhin aus. Damit meinte sie sowohl den Arbeitstag, als auch sich selbst. Nur noch in die eigenen, weitaus bequemeren Sachen schlüpfen und dann konnten sie die Biege machen! Doch ehe sich die Grünhaarige aus dem Maidenkostüm pellte, genoss sie die Möglichkeit einfach mal sitzen zu können.
Zauber:
Minor Spacial Steal x5 TYP: Lost Magic ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 MAX. REICHWEITE: 10 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Geschicklichkeit Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber kann der Anwender einen Gegenstand, der Maximal die Größe eines menschlichen Schädels hat, aus der Entfernung in seine Hand teleportieren. Es sind nur Gegenstände beeinflussbar, die der Magier auch sehen kann. Gegenstände, die gerade von einer Person berührt werden, können nur teleportiert werden, wenn die Willenskraft des Anwenders über der des Berührenden liegt.
Kurz blinzelte der Blauhaarige die dargebotene Faust verwirrt an, bis es schließlich 'klick' machte. Ein Fist-Bump! "Und wie wir das gerockt haben! Die Olle kann sich glücklich schätzen, dass sie ausgerechnet uns bekommen hat!", lachte er und erwiderte ihr Geste. Davon hatte er zwar schon gehört, aber noch nie hatte es ihm jemand angeboten. Fühlte sich aber ziemlich cool an, viel cooler als irgendein Handschlag! So anstrengend die letzten Stunden auch gewesen sein mochten, die Magier hatten gutes Teamwork gezeigt und alle Gäste zu deren vollster Zufriedenheit bedient. Ob auch nur einer von denen auf die Idee gekommen wäre, dass sie eigentlich Gildenmagier waren und eigentlich nichts mit dieser Arbeit am Hut hatten? Die Auftraggeberin hatte auf jeden Fall keine Grundlage mehr, um sich weiter über das Duo zu beschweren. Sie hatten getan, was ihnen aufgetragen wurde, trotz des kleinen Zwischenfalls. Nach all ihrer Mühe und ihrer perfekten Ausrede konnte man diesen doch getrost vergessen! Durch die Maske, die einen Großteil des Gesichts seines Gegenübers bedeckte, wäre ihm beinahe entgangen, dass das Thema, welches er angeschnitten hatte, der Grünhaarigen irgendwie missfiel. Doch ihre Stimme verriet sie. "Okay", entgegnete er mit einem Lächeln auf den Lippen. Nur wenige Jahre zuvor hätte ihn sein Vater für diese Entscheidung vermutlich eine ordentliche Ohrfeige verpasst. Ein Priester akzeptierte es schließlich nicht, wenn jemand versuchte, etwas vor ihm zu verbergen. Ein Priester hatte schließlich alles, wirklich alles, über seine Lämmer zu wissen und wenn er es durch hinterhältige Tricks aus ihnen herauslocken musste. Doch inzwischen war der Werwolf kein angehender Priester mehr und seine Gegenüber waren auch keine 'Lämmer' mehr. Er war Ravis, ein ganz gewöhnlicher Gildenmagier und sein Umfeld ebenfalls normale Menschen, so wie er selbst. Geheimnisse erfuhr man, indem man sich das Vertrauen einer Person aufrichtig erarbeitete und sie dann auch hegte, wie einen Schatz, den keiner sehen durfte. So und nicht anders sollten Beziehungen zu den Mitmenschen aussehen. Ehrlichkeit und Geduld waren der Schlüssel. Auch, wenn die Neugierde groß war, er hatte nicht das Recht, alles zu erfahren, auch, wenn er es anders gelernt hatte. Das durfte er niemals vergessen. "Selbstverständlich", lachte er, als wäre es absurd, dass er kein Verständnis zeigen würde. Die Lehren seines Vaters waren falsch gewesen, das merkte er gerade einmal mehr. Jaes Erleichterung, dass er ihre Grenzen respektierte, wirkte aufrichtig und er hatte das Gefühl, dass es ihrer Bindung nicht schadete, sondern sie förderte. Hm, er dachte wirklich zu viel darüber nach, oder? "Kommen Sie gut nach Hause!", ergänzte er die Worte seiner Kollegin noch, während er zum Abschied die Hand hob. Noch ein paar weniger, nun wurde es wirklich ruhig. Den ganzen Tag über hatte in dem Restaurant ein konstanter, ziemlich lauter Geräuschpegel geherrscht, sodass es sich jetzt fast schon merkwürdig anfühlte, dass man nurnoch hier und da ein paar leise Stimmen hörte. Gleichzeitig war es aber auch erleichternd. "Woah, was war das denn?!" Mindestens genauso überrascht wie begeistert blickte der Reveau mit großen Augen auf die Teller in den Händen der Yihwa. Hatte er das gerade richtig gesehen oder spielte die Erschöpfung seinen Augen nun schon Streiche? Das Geschirr war einfach so in ihre Hand geflogen! Klar, er hatte es mit einer Magierin zu tun, aber Objekte einfach so dazu zu bringen, auf einen zuzufliegen, das hatte er noch nie gesehen! Was das wohl für eine Magie war? "Das ist ja mal mega cool!" Die Begeisterung in seinen Seelenspiegeln glich einem kleinen Jungen, der zum ersten Mal in seinem Leben ein richtiges M-Bike sah. Mit einem erleichterten Seufzen ließ sich der Blauschopf auf die schmale Bank im Umkleideraum sinken, nachdem auch die letzten Kunden nun endlich gegangen waren. Er fühlte sich, als hätte ihn eine Kutsche überrollt. "Oh ja...", entgegnete er, ließ den Kopf gegen den Spind in seinem Rücken fallen. "Ich werde nie mehr glauben, dass Kellnern leicht verdientes Geld ist." Im Gegenteil - dieser Job war härter als manch ein Auftrag, den er als Magier erledigt hatte! Sicherlich gewöhnte man sich mit der Zeit an das Herumgelaufe und den Umgang mit schlecht gelaunten Gästen, doch Ravis war sich nicht sicher, ob er das wirklich wollen würde. Seine Motivation reichte gerade noch aus, um sich aus dem - auf Dauer wirklich unangenehm engen - Anzug zu schälen und zurück in seine deutlich gemütlichere Alltagskleidung zu schlüpfen. Da fühlte man sich gleich wieder etwas wohler. "Die eigenen Sachen sind einfach die besten", seufzte er zufrieden, doch das brauchte er Jae wohl nicht zu sagen. Die hatte es schließlich noch viel schlimmer getroffen als ihn. Sie jetzt wieder in ihren normalen Klamotten zu sehen fühlte sich fast schon falsch an, schließlich kannte er sie inzwischen schon länger im Maid-Kleidchen als so. Das abschließende Gespräch mit der Chefin verlief unspektakulär. Sie verteilte zwar kein Lob - dafür hatte sie der Zwischenfall und die Worte des Duos wohl doch zu sehr geprägt - doch auch Gemecker folget keins mehr. Mit wenigen Dankesworten und der Info, dass sie sämtliches Trinkgeld selbstverständlich behalten durften, drückte sie ihnen noch den Lohn in die Hand, ehe sie sie aus dem Laden scheuchte. Vermutlich war selbst sie froh, endlich dicht machen zu können. "Ich begleite dich noch bis zum Gildenpalast, okay?", bot er seiner Kollegin an. Für ihn war das zwar ein kleiner Umweg, doch die frische Luft würde ihm, nachdem er den gesamten Tag drinnen verbracht hatte, sicherlich gut tun, bevor er sich schließlich in sein gemütliches Bett fallen lassen konnte ... und vermutlich den gesamten kommenden Tag verschlafen würde.
Jae
Anmeldedatum : 14.07.22 Anzahl der Beiträge : 340 Alter : 32
# 12 Da waren extra zwei Magier beauftragt worden das Restaurant mit Personenstärke zu unterstützen, doch der Einsatz von Magie war dafür gar nicht genutzt worden. Doch wie es hieß, zeichnete ja nicht nur das Wirken von Zaubern die Gildenmagier aus. Man sagte ihnen auch eine bessere Physis nach, als es bei „Normalos“ der Fall war. Jedenfalls ließ sich Jae dazu hinreißen, sich ihrer Magie zu bedienen um ihre letzten Handgriffe an diesem Tage etwas einfacher zu gestalten. Nachdem das Gesprächsthema bezüglich ihrer Maske relativ angenehm ad acta gelegt wurde, teleportierte sie ein paar Teller von einem Tisch in ihre Hand. Was für sie nur eine kleine Spielerei war, versetzte ihren Kollegen in sichtbares und hörbares Staunen. Ein stolzes Grinsen konnte Jae sich dabei nicht so recht verkneifen. Sie schaffte es lediglich es auf ein Schmunzeln zu reduzieren. "Ja, oder?", entgegnete sie Ravis, als sie sich herumdrehte um die Teller in die Küche zu bringen. "Aber du hast ja sicher auch ein paar Tricks auf Lager, nicht?" Ja, was konnte Ravis denn? Wie sahen seine magischen Fähigkeiten aus? Was die Künste der Beiden anging, so hatten sie sich nicht miteinander ausgetauscht, dafür gab es ja auch keine Notwendigkeit. Nicht, dass Jae diesen Teil der Vorstellung vermisst hätte. „Hallo, ich heiße X und kann Y. Außerdem bin ich mit Z noch ganz gut.“ Immer das gleiche, zumindest wenn man einander vor einer Quest noch nicht kannte, so wie die Beiden eben. Jedenfalls genoss Jae ihren Auftritt und die Reaktion ihres Kameraden!
Damit war der Arbeitstag dann auch schon vorbei. Endlich! Ravis sprach ihr da aus der Seele. Den Stress, den Kellner sich antun, sollte man nicht unterschätzen. "Mit was für Leuten die sich rumschlagen müssen, ist ja furchtbar.", fügte sie der Anerkennung dieser Berufsgruppe dann noch hinzu. Einmal durch das Sitzen Kraft getankt, raffte sich die Grünhaarige sich schließlich auch wieder auf. Sie schnappte sich ihre eigenen Klamotten und pellte sich aus diesem viel zu engen, erniedrigenden Kostüm heraus. Diesmal gab sie sich nicht so schnippisch und kleinkariert, wie noch bei ihrem ersten Besuch in der Umkleide. Es reichte ein flüchtiger Austausch der Blicke, um sicherzugehen, dass Ravis nicht luschern würde. Das Vertrauen der Yihwa hatte er sich aber mittlerweile erarbeitet. Der Magier wirkte sehr aufrichtig und höflich, sodass sie sich da nicht länger Sorgen machen musste, dass er irgendetwas Schelmisches im Sinn hatte. "Da sagst du was. Das hier wird definitiv eine Ausnahme bleiben!", entgegnete die Magierin Ravis Aussage, bezüglich der eigenen Kleider. Es war ein unfassbar angenehmes Gefühl, wieder ihre eigenen Sachen übergestreift zu haben. Jae hätte nicht gedacht, sich darüber einmal so zu freuen. Nicht vor diesem Tage jedenfalls. Nachdem die zwei Magier sich umgekleidet hatten, folgte noch ein kurzes Gespräch mit der Hausherrin, die ihnen nebst ihres Lohnes noch ihren Anteil des gesammelten Trinkgeldes überließ. Nach diesem unpersönlichen, letzten Kontakt zur Auftraggeberin, ging es dann auch schon nach draußen vor die Tür. Damit war es offiziell vorbei, die Beiden waren wieder frei! Ravis bot seiner Gefährtin noch an sie zur Gilde zu begleiten, doch dahin brauchte und wollte sie gar nicht. "Ist cool für mich. Aber ganz so weit muss ich nicht. Meine Wohnung liegt etwa auf halbem Wege, schätze ich.", erklärte sie ihrem Kollegen. Die Hände in ihren Jackentaschen vergraben, spazierte sie also an seiner Seite durch Aloe. Viele Worte wechselten sie nicht mehr, der Tag hatte aber auch viel zu viel Kraft gekostet, um noch großartig angeregte Gespräche zu führen. "Ich danke dir, hast mir heute echt ne gute Hilfestellung gegeben.", erklärte Jae, nachdem sie sich ihrer Haustüre genähert hatte. "Komm gut nachhause. Man sieht sich.", fügte sie dann an, ehe sie sich mit einem saloppen, lockeren Salutieren mit lediglich Zeige- und Mittelfinger bei Ravis verabschiedete. Dann sperrte sie die Türe auf und begab sich in den Hausflur, um sich dann kurz darauf schon in ihr Bett fallen zu lassen.
Das Forum wurde für die Nutzung der Desktopversion von Firefox und Chrome optimiert. Es kann in der mobilen Version oder in anderen Browsern zu Darstellungsfehlern kommen. Sollte euch ein Fehler auffallen, meldet euch bitte direkt bei @Medusa.