Ortsname: Teoran Art: Dorf Spezielles: - Beschreibung: Teoran ist ein winziges Dörfchen, das sich gerade noch so zu West-Fiore gezählt werden kann. Hier und da wächst dementsprechend schon ein wenig Grünzeug, mehr Sonnen- als Regentage im Jahr gibt es hier aber trotzdem. Der moderne Lebensstil ist hier noch nicht ganz angekommen. Die Häuser sind alt, die Straßen sind alt und sogar die meisten Dorfbewohner sind ... alt. Dementsprechend werden hier auch viele Traditionen gepflegt, die im Rest des Landes schon längst vergessen wurden. Trotzdem sind die Einwohner äußerst nett und empfangen jeden Gast, der sich für ihre Art, zu leben, interessiert, mit offenen Armen.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
"Barkeep, wir brauchen MEHR!”, hallte es durch den Tavernenraum. Im sonst so stillen Örtchen Teoran, wo man den Abend normalerweise im hiesigen “Bierhumpen” ganz entspannt ausklingen lassen konnte, fand momentan etwas statt, was die Bewohner dieses Dorfes auch nicht allzu oft sahen. Der Ort hatte nicht viele junge Leute und selbst die älteren, 30-50 Jährigen waren nicht mehr so gefasst, wenn es um ihr Alkoholvolumen ging. Doch da saß sie, feuerrote Haare, ein determinierter Blick und ein XXL-Krug mit feinstem Met stand vor ihr. Lacy wollte sich nach dem, was sie heute erlebt hatte, entspannen und genüsslich in die Nacht hineintrinken. Und wie machte man sowas besser als den gesamten Bestand der Taverne leerzusaufen? Denn das war nicht ihr erstes Bier. Nein, sie hatte schon zwei dieser riesigen Krüge, die mittlerweile leer in der Ecke versauerten. Doch warum versammelte sich gerade die gesamte Kundschaft um ihren Tisch? Ganz einfach. “So, Mr. Ich hab nen großen Mund. Du bist dran.” ihr gegenüber saß Ravis, der komische Typ, der sie in dieses komische Spukhaus begleitete und ein loses Mundwerk wie kein zweiter besaß. Wirklich, seine Kommentare gingen der Lavamagierin gehörig auf den Sack. Selbst auf dem Weg hierher konnte er sich nicht zurückhalten und irgendwie bereute sie es, ihn trotzallem hierhergeschleppt zu haben. Doch wie es der Zufall wollte, schien er sich ebenfalls etwas auf seine trinkfestigkeit einzubilden. So sehr, dass die Royal Crusade Magierin ihre Chance sah, ihm mal gehörig sein Maul zu stopfen und eventuell dafür zu sorgen, dass er in 10 Minuten bewusstlos auf dem Tavernenboden lag. Sowas selbst erledigen würde nur Aufmerksamkeit erregen, das konnte sie sich (noch) nicht erlauben.
Der Barkeeper dürfte heute den Verdienst seines Lebens haben. Denn selbst, wenn sie ihren Partner schnell unter den Tisch trinken würde, so schnell hörte Lacy nicht auf. Erst das Met, dann das restliche Bier und schlussendlich den Whiskey. Vielleicht noch ein zwei andere Spirituosen zwischendurch, sie war da recht offen. Aber jetzt hatte sie erstmal ein Ziel und dieses Ziel saß direkt vor ihr. “Was ist? Du hast doch nicht etwas schon aufgegeben? Da gebe ich dir extra etwas Vorsprung und nehme direkt zwei auf einmal.” sie wollte ihn provozieren, wollte ihn aufregen und vorallem: Wollte gewinnen. Die Menge, die um die beiden herum stand, feuerte die Kontrahenten an, immer wieder kamen Zwischenrufe und Jubel, wenn ein Krug leer ging. Das war wahrscheinlich das größte Event, was dieses Dorf in den letzten Wochen erleben durfte. Entspannt lehnte Lacrita sich in ihrem Stuhl zurück und schaute den Blauhaarigen erwartungsvoll an. Einen kurzen Blick warf sie dem Barkeeper entgegen, der das richtigerweise als eine Aufforderung für noch einen Krug auffasste. Lacy war sehr selbstsicher, wenn es um ihr Trinkverhalten ging. Sie hat sich schon mit Seemännern in Hargeon gemessen, bis in den Morgen gesoffen und dabei nur die Hälfte der Taverne in Schutt und Asche gelegt…Nyrik Dinge eben. Echt ne ganz nette Truppe in der Hafenstadt. Nicht, dass sie denen irgendwelche Sympathien entgegenbrachte, doch in der Liebe zum Alkohol konnte man zumindest Gemeinsamkeiten finden. “Der Abend hat gerade erst begonnen.” sagte sie und schaute Ravis mit einem selbstzufriedenen Grinsen an.
Wieso verließen Ravis eigentlich jegliche Hirnzellen, sobald es darum ging, zu prahlen und gut dazustehen? Eigentlich wusste er genau, dass er seit Ewigkeiten keinen Alkohol mehr angerührt hatte. In seiner gesamten Vergangenheit hatte er nie wirklich viel mit dem Teufelszeug zu tun gehabt, verdammt, er hatte jahrelang undercover als Hütehund gelebt, da war kein Platz für Trinkgelage gewesen! Trotzdem war er nun hier, direkt gegenüber von einer viel zu hübschen Dame, die kurz davor war, ihn in Grund und Boden zu trinken. Doch einfach so eingestehen konnte er sich seine Niederlage nicht. Nein, das ging einfach nicht. Er musste einfach weitermachen. Weitertrinken. Und so tun als wäre er nicht im geringsten betrunken. Das konnte ja wohl nicht so schwer sein ... oder? Ja, doch. Aber egal. Er konnte sie nicht enttäuschen, genauso wenig wie sich selbst und die Menge, die ihnen gespannt zutraute. Außerdem war er ja nicht nur hier um zu prahlen, sondern um zu vergessen, was in diesem verfluchten Haus geschehen war. Ob er wohl genug trinken konnte, um seine Erinnerungen an den gesamten Tag auszulöschen? So nahm er auch den letzten Schluck aus seinem Krug und ließ diesen dann beherzt auf den Tresen krachen. "Ich und aufgeben? Paahhh!" Viel zu selbstbewusst schnaubte er, ein breites Grinsen zierte sein Gesicht. So schlimm war es bisher ja gar nicht. Zwar spürte er die typische Leichtigkeit in seinen Gedanken und auf seiner Zunge, doch weder die Welt drehte sich, noch sein Magen (bis jetzt). Mit einem kurzen Nicken hinüber zum Barkeeper signalisierte er, dass er bereit für mehr war. "Oh ja, wir haben noch mehr als genug Zeit. Also wieso die Eile?" Er stütze sich auf den Tresen und ruhte seinen Kopf auf seiner Hand. Ein bisschen Vernunft besaß er eben doch. Er wusste, dass, wenn er es überstürzte, seine Erfolgschancen quasi auf Null sanken. Aber mal ehrlich, wie viel vertrug diese Frau überhaupt? Sie hatte bereits ordentlich gebechert ... ohne auch nur mit der Wimper zu zucken! "Sag mal, was kriegt eigentlich der Gewinner? Also, in anderen Worten, was kriege ich?" Wenn sie hier schon einen Wettkampf veranstalteten, war es doch nur fair, wenn der Sieger auch etwas davon hatte, oder? So als kleiner Ansporn ... "Wirklich viel hab ich allerdings nicht zu bieten... auch wenn ich natürlich nicht verlieren werde." Außer natürlich verdammt gutes Aussehen! Aber das konnte er nur schlecht verwetten. Sein ganzes Geld würde wohl für diesen Abend draufgehen und danach blieben eigentlich nurnoch die Klamotten übrig, die er am Leib trug. Für Lacrita würde er diese na... warte, was? Na, so viel hatte er nun wirklich noch nicht getrunken. "Also wieso wetten wir nicht einfach um einen Wunsch? Is doch auch cool ... du könntest dir zum Beispiel wünschen, ööhhh..." Alles, was ihm gerade durch den Kopf schoss, würde definitiv dafür sorgen, dass er einen Kopf kürzer gemacht wurde. Also was von diesen Option war die am wenigsten schlimme...? "Dass du nochmal mein wunderbar kuscheliges Fell anfassen darfst. Oder sogar meinen Schwanz!" Das durften nur die wenigsten. Er hasste es, wenn man daran zog ... Warte. Moment. Es war schlagartig ruhig um das Duo herum geworden. Eine Vielzahl entsetzter Blicke ruhten plötzlich auf ihm. Fuck. "Wolfsschwanz! Ich bin Werwolf! Ich schwöre!" Was er jedoch deutlich mehr fürchtete als die urteilenden Blicke, das war die Reaktion der Rothaarigen. Ja, er machte eine Menge dumme Witze und Sprüche, aber ausnahmsweise hatte er es nicht zweideutig gemeint! Er wollte noch nicht sterben! Instinktiv rückte er mit seinem Hocker ein Stück zurück, dabei verlor er beinahe das Gleichgewicht und kippte nach hinten. Sein Stuhl geriet ins Schwanken, doch er konnte sein Gewicht gerade noch zurück nach vorne verlagern, um nicht Bekanntschaft mit dem Holzboden zu machen.
Sie war bereit. Bereit, Ravis gnadenlos in Grund und Boden zu trinken. Es fühlte sich gut an, wiederin ihrem Element zu sein. Alkohol und Lacy waren dicke Freunde, fast schon unzertrennlich. Wenn sie welchen im Spukhaus dabei gehabt hätte, wäre der nicht lange geblieben. Doch hier. Hier in dieser Bar hatte sie einen großen Vorrat an allem möglichen. Und dieses Fakt würde die Rothaarige auskosten, bis zum letzten Tropfen. “Vielleicht solltest du aufgeben, bevor es noch peinlich wird.” Und wieder war sie Ravis am provozieren. Oh, Lacrita war so von sich selbst überzeugt und arrogant, wenn sie sich sicher fühlte. Und das tat sie momentan auf jeden Fall. Sie schaute ihrem Gegner dabei zu, wie er einen Krug auf den Tresen knallte, doch von ihr bekam sie nur ein abfälliges Schulterzucken. “Nett.” ein einzelnes Wort, was im Endeffekt aber auch nur anerkannte, dass er es überhaupt schaffte, einen Krug zu leeren. “Eile? Wir sind hier beim Vorglühen!” sagte sie und zog sich direkt den nächsten Hinterher, woraufhin die Menge erneut aufschrie und sie anfeuerte. Ihr Blick senkte sich, genauso wie der Humpen, den sie leerte. Noch während die Rothaarige den letzten Tropfen ihres Getränks verköstigte, schaute sie ihren Kontrahenten erneut an. “Gewinnen? Stell dich hinten an, Fellball.” Selbstbewusst grinste sie ihn an. Die Lavamagierin hatte keinerlei Anstalten, diesen Wettbewerb auch nur in irgendeiner Weise zu verlieren. “Du hast nicht viel zu bieten und willst trotzdem nen Wetteinsatz abschließen? So verzweifelt?” SIe musterte den Blauhaarigen und…naja, viel hatte er wirklich nicht. Es sei denn, sie wollte ihn bis aufs letzte Hemd ausziehen. Naja, der Anblick wäre vermutlich besser als sich seine Sprüche geben zu müssen…
Jetzt schlug er auch noch einen Wunsch vor? Wie klischeemäßig konnte er denn jetzt noch werden? Gerade wollte sie an ihrem nächsten Krug ansetzen da… “...sogar meinen Schwanz!” …fiel ihr das komplette Ding aus der Hand und klatschte auf den Boden. Bier verteilte sich sowohl auf ihrer Kleidung als auch auf dem Holz und gerade wurde es ganz still im Raum. Bitte…was hatte er gesagt? Die Menge schaute Ravis mit einem entgeisterten, verächtlichen und etwas angewidertem Blick an. Also sowas direkt in der Öffentlichkeit zu bringen, ging ja mal gar nicht und da waren sich die stattlichen Männer und Frauen dieses Dorfes einig. Lacys Blick blieb starr und wechselte von Überraschung zu Verwunderung. Ohne auch nur ein Wort zu sagen stand die Rothaarige gemächlich von ihrem Stuhl auf und trocknete ihre Kleidung mit ein paar Taschentüchern. “Ravis”, sagte sie nach ein paar Sekunden völliger Stille. Auch seine “Erklärung” danach half nicht viel, um die Situation zu retten. Langsam ging sie die paar Schritte zu ihrem Kollegen hinüber. Sie schaute ihn unbeeindruckt an, weitere Sekunden vergingen. Doch dann…setzte sie sich auf seinen Schoß? Moment…was war da los. “Ich weiß jetzt, was mein Wunsch ist.” sie blickte ihm in die Augen und strich ihm sanft über die Wange. “Ich will…” ihr Gesicht näherte sich dem seinen und ihr Mund öffnete sich langsam. War das etwa…ein Kuss? Aber…moment, irgendwas stimmte nicht. Warum war das Innere ihrer Mundhöhle so hell und leuchtend und wieso wurde es auf einmal wärmer im Raum? “..dass du diese Bar nicht mehr lebend verlässt”, hauchend und leise, aber mit einer gewissen grundaggressibität flüsterte sie ihm dies zu. Mithilfe ihres Zaubers “Molten Saliva” bildete Lacy einen Haufen Lava in ihrem Mundinneren und wollte dem Blauhaarigen einen Kuss geben, den er nie vergessen würde…wenn er es überlebte. Gleichzeitig konnte jede Person im Raum sehen, wie ihre Haare langsam anfingen, Feuer zu fangen und langsam aber sicher in Flammen aufgingen. Währenddessen bildeten sich auf der gesamten Haut des Mädchens schwarze Schuppen, die bald ihren Körper überdeckten. Eine Nyrik, ein Monster. Sie würde ihn für diesen bodenlosen Kommentar und all das, was er ihr vor, in und nach dem Hausbesuch sagte, zahlen lassen. Jetzt war es ihr auch egal.
Fury Eruption TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Passiv MANAVERBRAUCH: 50 MAX. REICHWEITE: selbst SPEZIELLES: Dieser Zauber kann nur ausschließlich von Kiryn erlernt werden VORAUSSETZUNGEN: --- BESCHREIBUNG: Wenn ein Kiryn wütend wird, verwandelt es sich automatisch in ein Nyrik. Ein Wesen mit feurigem Haar, Augen und sogar Fußspuren. Die Haut wird mit schwarzen Schuppen bedeckt. Ein Kiryn, in seiner Nyrik-Form greift alles und jeden an und zerstört blindlings Sachen in seiner Nähe. Die brennenden Körperteile können dabei auch leicht entflammbare Sachen anzünden und so die Zerstörung vergrößern. Ein Nyrik verwandelt sich in ein Kiryn zurück wenn es sich beruhigt hat oder die Flammen gelöscht wurden.
Molten Saliva TYP: Elementarmagie ELEMENT: Lava KLASSE: II ART: Fernkampf MANAVERBRAUCH: 50 pro Minute MAX. REICHWEITE: 5 Meter SPEZIELLES: Geschmolzen VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 4, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Der Anwender erschafft in seiner gesamten Mundhöhle, für ihn ungefährliche, Lava. Solange er Mana aufwendet, kann er diese Lava aus seinem Mund wie Speichel spucken und tropfen lassen oder Gegner mit dem Mund direkt berühren, um bei ihnen starke Verbrennungen und einen nicht ganz so hübschen Knutschfleck zu hinterlassen. Die Lavaspucke fliegt mit einer Stärke und Schnellgkeit, die der Willenskraft des Anwenders bis zu einem Maximum von 6 entspricht.
Ravis
Anmeldedatum : 10.09.22 Anzahl der Beiträge : 134 Alter : 25 Ort : Aloe
Ravis würde sterben, hier und jetzt. Auf dem Boden zerschmettert wie der Bierkrug, der eben gefallen war. Dabei gab es noch so viel, für das es sich zu leben lohnte. Er wollte die Welt sehen, Leuten helfen, seine Schwester befreien ... und stattdessen würde sein Leben hier in dieser winzigen Kneipe nun ein klägliches Ende finden. Da war er sich ziemlich sicher. Hilflos sah er Lacrita entgegen, welche seinen Blick starr erwiderte. Das war absolut kein gutes Zeichen, oder? Sollte er aufstehen und rennen? Oder einfach so tun, als wüsste er gar nicht, warum sie so entsetzt war? Beide Optionen wären vermutlich schlauer gewesen, als die, die er wählte: Sich irgendwie herausreden. "D-du weißt doch. Du hast es gesehen. Als Wolf habe ich einen ganz normalen Schwanz, so wie jeder andere Wolf auch. Ich weiß nicht, an was du sonst denken würdest." So unterwürfig sah man den jungen Mann wirklich selten, doch hier ging es schließlich um seine körperliche Unvesehrtheit. Er konnte ihren Ärger regelrecht spüren. Selbst in ihrer Stimme konnte man ihn hören, sodass der Werwolf sich kaum traute, ein "Ja?" herauszuquetschen. Mit jedem Schritt, den sie näher kam, lehnte er sich ein wenig weiter zurück, bis er drohte, erneut das Gleichgewicht zu verlieren. Was hatte sie vor? Hastig blickte er sich um, suchte nach einer Lösung, um sich zu schützen. Hierbei merkte er zum ersten Mal, dass der Alkohol doch mehr Effekt hatte, als gedacht. Die Welt um ihn herum folgte seinen Bewegungen nur noch verlangsamt, zog gemütlich hinterher. Noch ein Schritt näher. Auf dem Tresen befanden sich genug Getränke, doch hier trank keiner pures Wasser. Ob seine Magie auch mit Bier funktionierte? Rein theoretisch befand sich darin auch Wasser ... wollte er es wirklich darauf anlegen? Und dann geschah das undenkbare. Anstatt ihm eine zu klatschen oder gar schlimmeres ... setzte sie sich auf seinen Schoß? Verwirrung machte sich in dem Blauhaarigen breit. Nicht, dass er etwas dagegen hatte, im Gegenteil. Doch das passte nicht zu ihr. Überhaupt nicht. Er mochte die Rothaarige noch nicht lange kennen, aber so viel wusste er. Wollte sie ihn ablenken? "Du hast noch nicht gewonnen, also wirst du dir deinen Wunsch für später aufheben müssen." Er gab sein bestes, ruhig zu bleiben, weiter so zu tun, als wäre er der souveränste Mensch der Welt. Das war es schließlich, was man ihm so lange beigebracht hatte.... Aber was machte ihre Hand da so sanft auf seiner Wange? Seine Vernunft schlug Alarm, doch dieser wude durch den Alkohol deutlich gedämpft. Wie sollte er so irgendeinen klaren Gedanken fassen? Und wieso war ihm so fürchterlich heiß? Die Nähe von hübschen Frauen brachte ihn auch sonst nie so sehr ins Schwitzen, wieso also jetzt? Nun, das lag wohl daran, dass ihm Lacrita den wohl heißesten Kuss seines gesamten Lebens verpassen wollte. Plötzlich geschah alles Schlag auf Schlag. Er erkannte ihren Plan, purer Horror breitete sich über seinem Gesicht aus, er tauchte seine Hand in das Bierglas, das ihm gerade frisch gebracht wurde, um diese daraufhin schützend vor sich zu halten. Es war eine klägliche Version seines Zaubers 'Water Shell', doch es reichte aus, um zumindest einen Teil der Hitze aus ihrem Kuss zu nehmen. "Sorry für den Korb." Ein Spruch, den er sich vermutlich lieber hätte sparen sollen, aber es war doch eh schon zu spät. Daraufhin ließ er sich - tatsächlich absichtlich - rückwärts von seinem Stuhl fallen. An gewöhnlichen Tagen hätte dies vermutlich halbwegs elegant ausgesehen, er hätte sich abgefangen und stünde direkt wieder auf den Füßen, doch heute glich er viel eher einem alten Walross. So knallte er stattdessen unsanft mit dem Rücken auf den Boden. Aber das war okay, denn hier unten war sein Rucksack und in diesem war seine Wasserflasche. Hastig schraubte er diese auf, ließ den Inhalt frei und robbte zeitgleich ein Stück fort von der vollkommen entzürnten Dame, bevor er wackelig zurück auf die Beine kam. Was auch immer sie da gerade für eine Verwandlung vollbrachte, ehrlich gesagt war das schon ein wenig "...cool.". Bewunderung funkelte einen Moment lang in seinen Augen auf, welche noch länger angehalten hätte, wenn er nicht der gewesen wäre, auf den es Lacrita abgesehen hatte. Wenn er das hier überlebte, dann musste er definitiv herausfinden, wie sie das machte. Aber dafür war gerade keine Zeit. Er musste schnell nachdenken und handeln, wenn hier nicht alles in Flammen aufgehen sollte. Doch wie sollte er in diesem Zustand auf irgendeine clevere Idee kommen? So entschied er sich, einfach das zu tun, was er am besten konnte: Ein absoluter Idiot mit dummen Sprüchen sein. Er sendete ein kurzes Stoßgebet an den Wolfsgott Lunos, den er sonst so sehr verfluchte. "Weißt du was? Deine brennende Leidenschaft hat mich umgestimmt." Anstatt weiter zu fliehen trat er an sie heran, vertraute dem Wasser, das nun seinen gesamten Körper umschloss. "Jetzt hab ich irgendwie doch Bock auf ein kleines Küsschen von dir." Sein Grinsen war schief wie eh und je und genauso schief und wackelig, wie der Schritt, mit dem er ihr mit geöffneten Armen entgegentrat. Er spürte die Hitze, die von ihr ausging und gewissermaßen auch die Angst, die sie ihm ins Herz trieb. Trotzdem überbrückte er die Distanz zu ihr - falls sie es nicht vorher tat, um ihm entgültig den Hals umzudrehen - und zog sie in eine enge Umarmung, aus die er sie nicht so einfach entkommen lassen würde, selbst wenn sie sich wehrte. Jetzt galt es nurnoch zu hoffen, dass das Wasser, das ihn umgab, ihn nicht nur schützte, sondern auch ihr feuriges Temperament wieder etwas abkühlte. "Das war zu viel. Auch wenn es nicht mit Absicht war, es tut mir Leid." flüsterte er ihr noch ins Ohr. Mehr konnte er wirklich nicht tun. Die Welt um ihn herum drehte sich, Alkohol und Adrenalin waren wirklich keine gute Kombination. "Bitte beruhig dich. Ich gebe dir auch den nächsten Drink aus."
Ravis hatte ein Talent. Ein Talent, welches vor ihm wohl noch niemand anderes so sehr ausspielen und an den Tag legen konnte wie er. Dieser Typ wusste einfach, wie man temperamentvolle, rothaarige Lavamagierinnen binnen weniger Sekunden auf 180 bringen konnte. Wie…diese Einschränkung war sehr spezifisch? Ja, möglich. Doch wie man an Lacy sah, sehr zutreffend. Es war wirklich erstaunlich, wie sehr der Köter durch ein paar einfache Worte so eine Situation auslöste. Sowohl der Barkeeper als auch die Menge um die beiden herum wich ein paar deutliche Schritte zurück, als Lacy Flammen fing und ihrem Kollegen eine heiße Überraschung machen wollte. Schade, dass er sich so sehr dagegen wehrte. Immerhin wäre das noch relativ glimpflich im Gegensatz zu dem, was die Magierin gerade in ihren Gedanken ausspielte. Von jedem anderen random Kerl würde sie nicht viel auf diesen Kommentar geben, den der Reveau ausgesprochen. Bei denen wäre es wahrscheinlich trotzdem mit etwas flüssigem Gestein im Gesicht geendet, doch letztlich würde Lacrita sowas abtun. Ravis allerdings…war ein spezieller Fall. Nicht nur an diesem Abend, sondern auch ein paar Stunden zuvor, als sie im Haus waren. Er war so speziell darin, dumme Sprüche abzugeben, die ihre Nerven genau trafen, dass es langsam mal reichte. Lacy hatte genug und eigentlich wollte sie nach diesem Abend nie wieder was mit dem Kerl zu tun haben…wenn er es überlebte. Und eigentlich hatte sie nicht gerade vor, ihn leben zu lassen.
Voller Wut schaute sie ihrem bald Ex-Kollegen dabei zu, wie er panisch nach hinten krabbelte und etwas aus seinem Rucksack zog. “H-Hey, verlasst sofort meine Tave-”, der Wirt wollte gerade anfangen, sie zu tadeln und die feurige Dame rauszuschmeißen, da schlug plötzlich ein großer Tropfen heiße Lava neben ihm ein und zerstörte zwei der teuren Weinflaschen im Regal hinter ihm. Er schaute erschrocken hinter sich und dann wieder zu Lacrita, die sich währenddessen einen der Barhocker nahm, woraufhin dieser sich durch ihre flammenden Körperteile langsam entzündete. Diesen warf er dem Kerl auch direkt entgegen, der sich nur knapp darunter wegducken konnte. Aber das war ihr gerade nicht wichtig, denn in all ihrer Wut wusste sie immernoch, was ihr primäres Ziel war: Ravis. Dieser schien sich in der Zeit mit einer Wasserschicht umgeben zu haben und lief direkt auf Lacy zu. “Raaaaa…vis.” die brennenden Augen blickten dem Magier entgegen und erzürnt rannte sie ihm ebenfalls entgegen mit dem Ziel, ihn in eine lebende Fackel zu verwandeln. Wasser traf auf Feuer und sofort begann sich überall an ihren Körperteilen Dampf zu bilden. Der Köter war erstaunlich stark und hielt sie in einer festen Umarmung, in der sie ihn nur wutentbrannt ansehen konnte. Lacrita versuchte, sich zu winden und mit all ihrer Kraft zu befreien, doch das nützte nix. “Hrrrr…stirb!” Seine Worte waren gerade nicht mehr als Schall und Rauch in ihren Ohren. Sie schaute ihn an und spuckte dem Kerl einen Tropfen Lava entgegen. Direkt auf die Wange. Auf dieses “wunderhübsche” Gesicht, oder wie er es auch immer selbst betiteln würde. Ein paar Sekunden zischte es, bevor das Wasser die Lava an der Stelle vollkommen erkaltete. “Lass…mich…los…” je länger er sie dort hielt, desto mehr und mehr erloschen die Flammen und auch ihre schwarzen Schuppen bildeten sich zurück. Sie hatte sich nicht beruhigt, doch das Wasser des Reveau erzwang diese Rückverwandlung und kurz darauf stand die Lacy, die er kannte, wieder vor ihm. Aber es wäre nicht Lacy wenn sie nicht trotzdem damit fortfahren würde, ihm immer wieder Lavatropfen entgegenzuspucken, denen er ausweichen müsste. “Ich verwandel dich in einen Haufen Asche, wenn du dich nicht in den nächsten 5 Sekunden von mir entfernst.” sagte sie ihm klar und deutlich, der Ärger in ihrer Stimme war immernoch nicht erloschen.
Schlagartig wurde beinahe die gesamte Kneipe in einen dicken Dampf gehüllt. Es trafen nicht nur Lava und Wasser aufeinander, nein, auch zwei vollkommen unterschiedliche Persönlichkeiten knallten regelrecht aufeinander. Gepaart mit ihrer Magie entstand eine Reaktion, die seinesgleichen suchte. So richtig erleichtert konnte der Reveau aber erst sein, als er langsam wieder die Lacrita sah, die er eigentlich kannte. Das Flammenmonster war zwar auch ziemlich cool, das konnte er nicht verneinen, aber es war auch erschreckend stark und furchteinflößend. Nicht, dass der gewöhnliche Rotschopf das nicht war, sie war ebenfalls stark und furchteinflößend, aber nicht ganz so sehr. Ihre Drohungen prallten an ihm ab, genauso wie die Lavabrocken, die sie ihm entgegen spuckte, aber mit jeder Sekunde, die verstrich, verlor sein Schild an Stärke, sodass er sich früher oder später von ihr lösen musste. Ob sie bis dahin ihren Mordwunsch aufgegeben hatte, war zu bezweifeln. Er konnte es nur hoffen, auch, wenn die Hoffnung gering war. Letztendlich wollte er ihren Zorn aber auch nicht erneut anfachen, sodass er tatsächlich losließ, nachdem sie ihm drohte, ihn in Asche zu verwandeln. Ein wenig schwer fiel es ihm schon, sie passte ja doch ganz gut in seine Arme ... und außerdem gab sie ihm gerade guten Halt. Aber sein Leben war ihm letztendlich doch wichtiger. "Jaja, ich mach' ja schohn." Noch immer war die Kneipe mit dem Dunst ihrer Magie erfüllt, sodass er keine Ahnung hatte, wie genau die Welt um ihn herum eigentlich aussah. Wo war der Kneipenbesitzer und der Rest der Gäste? Das Adrenalin in seinen Adern ließ langsam nach, er merkte, wie ihn langsam die Übelkeit und der Schwindel überkam. Nichtsdestotrotz, sie mussten hier möglichst schnell weg. Er hatte nicht darauf geachtet, wie viel Schaden die Lavamagierin angerichtet hatte, aber er war sich sicher, dass es mehr als genug war, um sein Konto für die nächsten Monate leerzuräumen. Dieses Risiko wollte (und konnte) er nicht eingehen. "Wir könn'n gleich weiter streit'n ... aber erstmal, komm! Ich zahl' das nich'!" Für gewöhnlich hätte er sein Gegenüber nun am Handgelenk gepackt und mitgezogen, doch nach all den Geschehnissen ließ er vorerst lieber die Finger von dem Hitzkopf. So stolperte er stattdessen an ihr vorbei, signalisierte ihr, dass sie ihm folgen sollte. Schnell war er nicht und hier und da nahm er auch einen der Stühle mit, doch letztendlich hatte er den Ausgang erreicht. Nach kurzem, vergeblichem, ziehen, drückte er schließlich und kullerte beinahe schon hinaus an die frische Luft. Wirklich rennen konnte er nicht mehr, dafür war er einfach zu angetrunken. Vom Fleck kam er aber zumindest. Einen kurzen Lauf später fand er sich in irgendeiner Seitengasse wieder. Die Welt drehte sich fröhlich um ihn herum. All die Bewegung hatte ihm wirklich den Rest gegeben. Konnte Lacrita vielleicht noch einmal versuchen, ihn umzubringen? Vielleicht kam dann das Adrenalin zurück und nahm ihm ein weiteres Mal die Auswirkungen des Alkohols. Er lehnte sich gegen eine Hauswand, hielt sich den Kopf. "Lacy?" War sie überhaupt da? Aufblicken wollte er gerade nicht. Stattdessen fixierte er den Boden zu seinen Füßen, doch selbst der drehte sich. "Du hast g'wonnen." Ja, er gestand sich seine Niederlage ein. Er wollte einfach nur in ein Bett und schlafen... obwohl, das Bett war womöglich überflüssig. Hier war es ja eigentlich auch ganz gemütlich. Mit dem Rücken gegen die Wand ließ er sich zu Boden sinken. Ja, das war echt nett. " 'Rinner mich morg'n nochma an deinen Wunschhh..." Das würde er garantiert bereuen, aber sicherlich nicht so sehr, wie er es gerade bereute, so viel getrunken zu haben. "Nur bidde nich' umbringen. Das wär' nice. Ich leb' voll gern." Er zog die Knie an und legte seinen Kopf auf ihnen ab. "Ich hab' auch dich voll gern. Sorry, falls ich nerv'." Ja, es war definitiv besser, wenn er sich morgen nicht mehr daran erinnerte. Aber mal ganz ehrlich, war Lacrita überhaupt da, oder redete er da gerade mit sich selbst? Oder vielleicht auch mit der Person, die sich aus den Schatten gerade näherte?
Lacrita war der momentan entstehende Dampf recht egal. Ihre Augen lagen weiterhin auf dem blauhaarigen Idioten direkt vor ihr, der sie immernoch in dieser gezwungenen Umarmung hielt. Auch wenn ihre Augen nicht mehr in Flammen gehüllt waren, der Blick der Lavamagierin war wutentbrannt und unglaublich genervt. Doch immerhin befolgte Ravis ihren Befehl und löste sich endlich von ihr. Gut, dann konnte sie ja- “H-Hey, wohin verpisst du dich denn jetzt?” sagte sie, als ihr Gegenüber einfach an ihr vorbeiging und den Weg zur Tür torkelnd aufsuchte. Kurz darauf warf Lacrita einen Blick um sich herum. Viel konnte man nicht sehen, war der gesamte Raum doch momentan in Dampf gehüllt. Allerdings hatte sie ebenfalls nicht vor, für irgendeinen Schaden aufzukommen und dementsprechend klang eine schnelle Flucht nach einem ungewöhnlich schlauen Plan für den Köter. “Ugh, der Kerl macht aber auch, was er will…” Sie war trotzdem nicht gerade zufrieden mit ihm, aber gut…erstmal raus aus der Bar. An der frischen Luft angekommen schaute die Rothaarige sich erstmal nach dem armen Tropf, der Ravis gerade war, um. Eine große Herausforderung war dies zumindest nicht, denn den lahmen Kerl konnte sie dabei beobachten, wie er in irgendeine Gasse abbog und dort verschwand. Wollte er jetzt vor ihr fliehen? So nicht, sie hatte immernoch eine Rechnung zu begleichen! Schnellen Schrittes ging sie ihm hinterher und wollte dem Wolf nun endgültig geben, was er verdiente. Kurz bevor sie jedoch in die Gasse abbog, hörte Lacy die Stimme ihres Kollegen und stoppte kurz vorher. Ohne sich zu zeigen lauschte sie den Worten von Rav und verlor währenddessen kein Wort. Er…gestand sich eine Niederlage ein? Nicht, dass sie das nicht ohnehin schon wollte, seitdem sie das Wettsaufen angefangen hatten, doch diese Worte aus seinem Mund zu hören, überraschte sie trotzdem etwas. Irgendwie dachte Lacrita, diese Worte würden ihm mit mehr Gegenwehr herausrutschen, aber so…hmmm. Es fühlte sich nicht so gut an, wie gedacht. Etwas innere Befriedigung verspürte sie schon, keine Frage. Aber irgendwas verursachte dabei einen bitteren Beigeschmack. Und dann fuhr er fort. All dieser Quatsch, er wolle leben und er würde sie doch mögen…uhhhhh. In diesem Moment musste die Magierin sich wirklich an den Kopf fassen. In diesem Moment glaubte sie, den Reveau etwas besser zu verstehen und sei es auch nur, warum er so ein unglaublicher Idiot sein musste.
Nachdem er fertig war, trat Lacrita in die Gasse und stellte sich direkt vor Ravis, welcher gerade Kopf in den Knien an einer Wand saß und gen Boden schaute. “Schau mich an” Aus einer ihrer Taschen holte die Dame ein Minzkaugummi heraus und warf es Rav entgegen. “Hier. Dein Atem stinkt nach Selbstmitleid.”, sagte sie ihm in einer etwas genervten Tonart. “Und wo wir schon dabei sind…” sie beugte sich zum Köter herunter, packte ihn mit beiden Händen am Kragen und zog ihn mit all ihrer Kraft nach oben, sodass er wieder einigermaßen vor ihr stand. Lacy hoffte einfach mal, dass er jetzt von alleine stehen würde, ansonsten würde ihre Kraft nicht ausreichen, um ihn länger als ein paar Sekunden so zu halten. Erzürnt blickte sie Ravis genau in die Augen. “Du bist mit Abstand der größte Idiot, der mir in meiner Lebzeit unter die Augen getreten ist. Mich gern haben? Es gibt einfachere Methoden, sowas zu vermitteln als so ein unglaublich vorlauter Typ zu sein, der sein Maul einfach nicht halten kann. Ich hab dir schon einmal gesagt, dass du bessere Chancen hättest, wenn du deine Klappe halten könntest. Und jetzt sitzt du hier, kauerst betrunken in der größten Weichei-Manier vor dich hin und bittest darum, zu leben? Sag mal, GEHTS NOCH?!” sie schrie ihn an, doch nicht, weil sie Mordlust verspürte. Nein, sie konnte so ein bemitleidenswertes Schauspiel nicht mit ansehen. Es ging ihr unglaublich auf den Zeiger, wie der Reveau sich gerade verhielt und das merkte man. “Eigentlich wollte ich dich gar nicht leben lassen, aber das ist es mir echt nicht mehr wert…” Die Rothaarige stieß den Lycan von sich weg und verpasste ihm eine Backpfeife, die sich gewaschen hat. Danach drehte sie sich Richtung Gasseneingang. “Mach doch, was du willst. Komm wieder, wenn du dir mal ein paar Eier wachsen lässt.” In dem Moment, in dem sie aus der Gasse trat, blickte sie in die Augen einer Person. Eine Person, die dort wohl etwas länger stand und etwas bedröppelt dreinschaute. “E-Entschuldigung, seid ihr zwei zufällig Magier?” Na toll, was wollte jetzt noch jemand von ihnen?
Uff, konnte die Welt nicht langsam aufhören, so ... unangenehm zu sein? Das Gute war, dass der Werwolf gerade tatsächlich recht wenig an die merkwürdigen Geschehnisse des vorausgegangenen Auftrags denken musste ... doch die Nachteile überwogen doch so langsam. So ungefähr die Hälfte an Getränken hätte vermutlich auch gereicht. Verflucht sei Lacrita! Natürlich wusste er, dass er die Entscheidung, so viel zu trinken, ganz alleine getroffen hatte. Aber manchmal war es ganz angenehm, die Schuld zumindest für einen kurzen Moment auf jemand anderen zu schieben und sich in reinem Wasser zu waschen ... Ravis seufzte und biss dann die Zähne fest zusmmen, um die Übelkeit zu verdrängen. Als die Rothaarige jedoch endlich mal das Wort ergriff, hob er auf ihren Befehl hin brav den Kopf und blickte ihr entgegen. Huh, hatte sie schon immer einen Zwilling? Nein, nein. Alles andere war ja auch doppelt. Auch der Kaugummi, der auf ihn zuflog. Trotzdem fing er ihn gerade noch so mit dem Mund, wie der brave Hund, der er war! Schmollend kaute er ein wenig darauf herum. "Eh, stimmt doch gar nicht.", murrte er unzufrieden, "Mein Ego ist so groß wie eh und je." Naja... es war auf jeden Fall noch da. Aber selbst jemand wie er wusste, wann es genug war und man sich eine Niederlage eingestehen musste. Ehrlich gesagt wunderte es ihn ein wenig, dass sich die feurige Dame nicht mehr über ihren Sieg freute. Er legte seinen Kopf ein wenig schief, doch da wurde er plötzlich am Kragen gepackt und nach oben gezogen. "Uff, etwas sanfter bitte!", beschwerte er sich, während er seine Füße so sortierte, dass er sein Gleichgewicht eigenständig halten konnte. Was wollte sie denn noch? Kam jetzt endlich das große Siegesgejubel? Nein, falsch gedacht. Eine gewaltige Standpauke regnete auf den armen Köter hinab, er kam gar nicht richtig hinterher. "Hehh ... mach mal langsam...", versuchte er, zwischenrein zu reden, doch sie ließ sich nicht ausbremsen. Er seufzte in sich herein und ließ sie ausreden, bemühte sich, wenigstens einen Teil ihrer Worte aufzuschnappen. War sie jetzt langsam mal fertig? Ihre Worte waren voller Frustration ... eine Emotion, die der ehemals angehende Priester bei sich selbst eigentlich vermied. Sie sorgte nur dazu, dass man unüberlegt wurde, dass man Dinge aussprach, bevor man sich sicher war, dass man sie auch wirklich sagen wollte. Aber gerade eben? Da war es einfach zu verlockend, sich ihrer Laune anzupassen. Es lag ihm auf der Zunge, einfach zurückzuplärren. Zu sagen, was er dachte, was er fühlte. Ehrlich zu sein. Auch, wenn pure, ungefilterte Ehrlichkeit eigentlich keinen Platz hier haben sollte. Nein, das sollte er nicht mahen. Ach was, wenn sie sich so verhalten durfte, dann konnte er das auch! "Das selbe könnt ich dich ach frag'n!", kläffte er zurück, "Du verhälst dich wie die größte, unreichbare Bi- ..... Prinzessin! Ich wollt' halt nur nett sein, aber nee! Anscheinend muss sich jeder an genau deine Ansprüche anpass'n, umnich total niedergemacht zu werd'n, eh?!" Frustriert verschränkte er seine Hände vor der Brust. Ja, er mochte die Rothaarige. Zu einem Großteil wegen ihrem Aussehen ... aber er kam auch mit ein wenig Gebitche zurecht. Selbstbewusstsein und Selbstliebe fand er durchaus ansprechend. Er konnte durchaus mal Kuschen, den Schwanzeinziehen und sich anpassen um zu gefallen. Meist tat er es sogar gerne, da es das Leben angenehmer, unkomplizierter machte. Aber jetzt übertrieb sie es doch ein wenig. Dem wollte er sich nicht anpassen! Wieso auch?! Sollte er etwa zulassen, dass sie ihn blind beleidigte? Nein, nein. "Ich hab' doch keine große Klappe, weil ich dich klarmach'n will! 's dreht sich nich' alles um dich, mahn!" So viel zu quatschen war echt anstrengend. Er sollte auf den Punkt kommen. "Ich hab' halt auch keinen Bock, mich vollkommen zu verbiegen, nur um dir zu gefallen. Wenns dir nicht passt, dann verpi- .... verpiss dich halt! Ich zwing dich nicht, dich mit mir herumzutreiben!" So war's doch. Gerade eben war schließlich sie ihm nachgelaufen und nicht anders herum. Nur um ihm solche Worte um die Ohren zu hauen! Pah ... Das war selbst dem unterwürfigen Teilzeit-Vierbeiner inzwischen zu viel. Trotzdem ging er vermutlich gerade auch zu weit. Aber fuck, wieso wollte die gesamte Welt, dass er sich konstant verstellte?! Verbog er sich nicht schon genug?! Wieso reichte das nicht endlich aus?! Gerade war er sicherlich nicht nur mit Lacrita und ihren Worten, die ihn doch etwas zu heftig trafen, frustriert. Nein, er war mit seinem gesamten Leben frustriert, doch die Rothaarige hatte das Fass eben zum überlaufen gebracht. Auch er war eben kein unendlich geduldiger Engel. Schon gar nicht, wenn er getrunken hatte. Wie er wohl reagiert hätte, wenn er nüchtern gewesen wäre? Sicherlich nicht so ehrlich. Vermutlich hätte er es einfach geschluckt und abgewunken. Sich im Privaten darüber geärgert. Die Rechnung dafür, dass er es nicht getan hatte, würde er auch direkt bezahlen. Ohne zu zögern verpasste Lacrita ihm eine Ohrfeige, die ordentlich knallte. Überrascht taumelte er zurück, wo ihn die Hauswand zum Glück Halt schenkte. "Was zur Hölle?! Dein scheiß Ernst?!" fluchte er, sichtlich am Ende seiner Geduld angekommen. Mit von der frostigen Nachtluft kalten Fingern fuhr er sich über die gerötete Wange. Oh, sollte sie sich doch verziehen! So heiß war sie nun auch wieder nicht! Ohne ein weiteres Wort ließ er sie davonstolzieren, lehnte stattdessen einfach weiter gegen die Wand. Man, was sollte der ganze Mist hier denn jetzt? Musste das wirklich alles sein? Gott, wie er es hasste, sich zu zoffen... aber gleichzeitig war es einfach zu verlockend gewesen. Ach ... Er seufzte. Musste er sich selbst wirklich vollkommen aufgeben, um irgendwo dazuzupassen? Das konnte und wollte er nicht. "Hm?" Irritiert hob er seinen Blick wieder, als eine unsichere Stimme fragte, ob es sich bei den beiden Streithähnen um Magier handelte? Was sollte das denn jetzt? Mit den Händen stieß sich der Blauhaarige von der Wand ab und dackelte hinüber zu dem Besitzer der Stimme. "Vielleicht.", antwortete er kurz und knapp. Er hatte jetzt echt keinen Bock, dass ihn jemand wegen Ruhestörung bei seiner Gilde anschwärzte. "Wieso?" Der Alte blickte sichtlich verunsichert auf den Boden. Wer wäre das in solch einer Situation auch nicht? "Ich, ähm, ich benötige dringend ein paar Magier, die einen Auftrag für mich erledigen .... ich bezahle auch gut." Wirklich, man wollte ihnen hier und jetzt, nach all dem Mist, einen Auftrag andrehen?!
Lacy redete sich gerade all das von der Seele, was sie an dem Typen störte. Jedes bisschen wollte sie ihn hören lassen und dann für immer fertig damit sein, Ravis einfach dort stehen lassen und sich um wichtigeres kümmern. Mit so nem Dreck würde die Rothaarige doch nicht mehr ihre Zeit verschwenden, also wirklich. Doch wie es aussah, ließ der Reveau sich diese Standpauke nicht so einfach gefallen. Nicht überrascht, aber trotzdem erstaunt von dieser Reaktion schaute sie den Blauhaarigen erzürnt an. Moment, wie hatte er sie nennen wollen? “Nett?! Für was hältst du dich, den größten Gentleman Fiores oder was? Du bist ein Typ, der nicht weiß, wann man die Reißleine ziehen und seine Schnauze halten sollte.” So sah es nämlich aus! Langsam konnte die Magierin seine Stimme auch wirklich nicht mehr hören. Wie ein Rauschen, was die ganze Zeit in ihren Gedanken herumwirbelte. Wütend ließ sie von ihm ab und verschränkte die Arme. “Kannst ja zum Haus zurückgehen und deine Zeit mit dem Fleischmonster verbringen. Das ist eh die einzige Gesellschaft, die du verdienst.” sagte sie, woraufhin noch eine gehörige Ohrfeige. Ihrer Meinung nach war die vollkommen gerechtfertigt! Und eigentlich noch sanft im Gegensatz zu dem, was sie in der Bar vorhatte. Einen Mund voller geschmolzenem Stein oder eine rote Wange? Sie war ja in dieser Situation noch gütig! “Ja, was willst du dagegen machen? Mir nen blöden Spruch reindrücken und dich dann wieder in deine Ecke setzen und rumweinen?” Herausfordernd schaute sie ihn an, ihr Gesichtsausdruck wechselte dann allerdings recht schnell zu selbstsicher. “Dacht ichs mir doch. So, jetzt lass mich in Ruhe. Wir sind fertig. Für immer.” meinte sie und verließ die Gasse.
Doch weit kam die Rothaarige nicht, denn prompt stand dort ein Mann, der die beiden Magier offenbar schon einige Zeit bei ihrem Streit beobachtet hatte. Und zu allem Überfluss wollte er ihnen auch noch einen Auftrag auf die Nase drücken? Jetzt? Hier? Wenn sie Ravis Gedanken hätte hören können, müsste sie ihm ausnahmsweise mal zustimmen. Wer zur Hölle kam bitte auf die Idee, ihnen um diese Uhrzeit noch eine Quest aufzutragen? “Lassen sie es direkt stecken, alt-” doch als Lacy hörte, dass der Kerl gut bezahlte, stoppte sie für einen Moment. “Grr…wie viel ist “gut”?”, ihr Gesichtsausdruck war zwar nicht erfreut, doch würde sie sich das mal anhören. Hauptsächlich aus dem Grund, dass die junge Dame momentan knapp bei Kasse war und das Geld gut gebrauchen könnte. Und wenn es nur für weiteren Alkohol oder neue Klamotten war! Musik wäre auch gar nicht schlecht. Sie hatte letztens erst ne Single von so ner Musikerin entdeckt, die gar nicht schlecht war. Wie war nochmal ihr Name? A…Av…Fisch? Irgendwie so. Jedenfalls klang die Geldsumme gar nicht so uninteressant und Lacrita musste gerade wirklich abwägen, ob sie sich diese Tortur mit dem Kerl da, der mittlerweile aus der Gasse gelaufen kam, nochmal antun könnte. “...ugh. Worum gehts?” Lacy ließ die Schultern fertig hängen, sie hatte keine Energie mehr, um sich dagegen zu wehren. Ihre Gedanken drehten sich gerade nur darum, ob Ravis auch zustimmen oder sich gänzlich von dem allem hier verabschieden würde. Sie hoffte inständig Zweiteres.
Atmen. Ravis musste atmen - und sich darauf konzentrieren. Hauptsache seine Gedanken rückten ab von all dem Ärger, Frust und Zorn, den er gerade fühlte. So einfach war das jedoch nicht, denn es war eine ganze Menge, die sich inzwischen angestaut hatte. Er war gut im Schlucken. Immer und immer wieder steckte er ein, lächelte weg, überhörte. Aber irgendwann war das Fass voll, denn selbst das des Werwolfes besaß ein Boden. "Oh wow.", knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindruch, "Breaking News, ich halt' mich einfach für nen ganz normaln Kerl, der nich zu jedem ein asoziales Arschloch sein will." Letztendlich hatten seine Bemühungen um Freundlichkeit rein gar nichts damit zu tun, dass er den Gentleman spielen oder gar jemanden aufreißen wollte. Nein, er wollte einfach nur, dass sich Menschen nicht direkt wie das letzte Stück Dreck in seiner Gegenwart fühlten. "Vielleicht sollte sich eine gewisse rothaarige Dame davon mal eine Scheibe abschneiden." Immerhin hatte er versucht, eine gute Bindung zu Lacrita aufzubauen. Sie hingegen hatte sich höchstens bemüht, in konstant schlechtzureden. Und vermutlich war sie darauf sogar noch stolz. Dachte, dass sie richtig gehandelt hatte. Aber das hatte sie nicht, verdammt! Mit beiden Händen fuhr er sich durch die inzwischen ziemlich verzottelten Haare. "Wär immer noch bessere Gesellschaft als du!" Er schnaubte. Da musste sie sich schon etwas besseres ausdenken, um ihn zu beleidigen. Anscheinend gingen ihr jedoch langsam die Ideen aus, denn anstatt zu weiteren Worten griff sie nun zu Gewalt. Oh, wie gerne er doch zurück geklatscht hätte, wie gerne er ihren Gesichtsausdruck gesehen hätte, wenn sie merkte, dass er sich wehren konnte. Sein Frust stieg ins unermessliche, doch er zügelte sich, hielt seine Hände zurück. Er würde nicht auf ihr Niveau herabsinken. So tief war er noch nicht. Er senkte den Blick. "Was, was hast du dir gedacht?", flüsterte er, erwartete keine Antwort. "Dass ich meine Mitmenschen nicht grundlos verletze?" Sollte sie doch gehen. Er wusste, dass er richtig handelte und die Sache nicht weiter eskalieren ließ. So verlockend es auch war - er würde es letztendlich nur bereuen, nicht wahr? Damit war Lacritas Abschnitt in seinem Leben wohl beendet. Er sah zu, wie sie davon stolzierte, rieb sich dabei die noch immer gerötete Wange. So ein Bullshit. Dieser Tag war von Anfang bis Ende einfach nur beschissen. Vermutlich war es gut, dass er ihn nun beenden konnte. So wäre es gekommen, wenn nicht plötzlich ein alter Herr aufgetaucht wäre, der sie unverblümt nach ihrem Beruf fragte. Was wollte der Kerl? Er hatte einen Auftrag und würde im Gegenzug sehr gut bezahlen? Das klang durchaus interessant. Der Reveau konnte die Kohle nur zu gut gebrauchen. Da gab es eigentlich nur einen Haken: Die Rothaarige schien ebenfalls gefallen gefunden zu haben. Mit zusammengekniffenen Augen schielte er zu ihr hinüber, ehe er seinen Blick wieder auf den Alten richtete. "Deal.", entgegnete er, bevor sie ihre eigene Zustimmung ausdrücken konnte. Das würde sie sich doch niemals antun, oder? Ein schmales Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Da war sie wohl einfach zu langsam gewesen ... tja, Pech gehabt! Der Werwolf würde sich die volle Portion des Lohns einheimsen, ohne mit einem Kollegen teilen zu müssen. Oh, welch positive Wendung der Tag doch noch bekam! Halt. Moment. Er blinzelte. Wieso fragte sie, worum es ging? So, so war das aber nicht gedacht! Was sollte das denn jetzt?! Wollte sie nicht gerade eben noch möglichst schnell von ihm fort kommen?! Er schnaubte. Pf, wenn sie glaubte, er würde den Schwanz einziehen, nur weil er sie loswerden wollte, dann hatte sie sich aber mächtig geschnitten! Er würde diesem Mann helfen, komme, was wolle! "N-nun..." Unsicher blickte der Herr zwischen den beiden Zankhähnen hin und her, ehe er kräftig schluckte um sich zu sammeln. "Ich pflege die Gräber auf dem lokalen Friedhof. Doch jede einzelne Nacht wird eines davon verunstaltet. Blumen werden plattgestampft und Dekorationen einfach kaputt gemacht oder beiseite geworfen. Ich finde einfach niemanden, der dafür verantwortlich sein könnte. Deshalb brauche ich dringend jemanden, der diesem Spuk ein Ende setzt. Die Frau soll in Frieden ruhen können." Während er sprach, funkelten seine Augen voller Mitgefühl und Verzweiflung. Es schien ihm wirklich wichtig zu sein. Ob er die Dame wohl gekannt hatte? "Das klingt doch nach dem perfekten Job für mich.", nickte der Teilzeit-Vierbeiner überzeugt, deutete dabei auf seine Nase. "Wissen Sie, ich habe ein besonders feines Näschen. Ich wette, ich kann den Übeltäter problemlos für Sie erschnüffeln." Tja, was wollte Lacrita dagegen schon groß sagen? Das konnte sie nicht toppen und sie würde es garantiert nicht wagen, sich gemeinsam mit ihm auf diese Mission zu begeben!
Jeder Satz, den der Reveau sprach, war nur ein weitere Dorn in ihrem Auge. Dieser Kerl nervte sie wirklich unnormal, so hatte sie es bei keiner anderen Person bisher gehabt. Seine Art, seine Gegenwehr, seine Konter, sie alle machten die Rothaarige nur wütender. Und an allem war eindeutig er schuld…oder? Wollte sie sich eingestehen, dass es eventuell, aber nur gaaaanz eventuell, an ihr lag, dass diese Situation gekommen war, wie sie nun vonstatten ging? Dass Lacy eventuell ihr Temperament mal zügeln sollte und Ravis nicht an allem die Schuld geben sollte? Aus ihren Fehlern lernte, selbstreflektierend agierte und sich bei ihm entschuldigte?
HELL NO
Es lag eindeutig an ihm. Der Kerl hatte diesen Tag zu einer einzigen Hölle gemacht. Dass er sie sogar während der Quest oben auf dem Dachboden beschützt und sich mit dem Biest angelegt hatte, oder versuchte, die Tür zu dem Raum zu öffnen, in dem Lacy eingesperrt war, zu öffnen. Diese Ereignisse verdrängte sie für den Moment komplett und alles, an das sie dachte, waren die nervigen Sprüche, seine Art, alles immer wieder ins Lächerliche zu ziehen und dieser blöde Kommentar in der Bar. Sie war durch mit Ravis und hoffentlich würde sie ihn nie wieder seh- …fuck. Der Mann, der nun vor ihnen stand, bat den beiden eine Quest mit guter Belohnung an und eigentlich brauchte sie das Geld. Aber bevor sie dem zusagen konnte, erhob der Köter sein Wort und schnappte ihr diesen Deal vor der Nase weg. Ohne sich umzudrehen, atmete die Lavamagierin kurz ein und aus und fragte nun wegen den Details. So einfach würde sie ihm das nicht überlassen.
Der Auftrag an sich klang relativ einfach. Einen Grabschänder ausfindig machen und, wenn es nach ihr ging, zur Strecke bringen. Natürlich bot der Blauhaarige sich direkt an und ohne auch ohne viel Emphatie, wusste sie ganz genau, was er damit bezweckte. Sie war solchen Taktiken nicht blind gegenüber. “Wir machen es.” Moment…wir? Ja, wir. Sie fragte Ravis nicht einmal, ob das okay für ihn wäre. Und eigentlich war es für Lacrita auch nicht so geil. Doch wie schon erwähnt war sie momentan knapp bei Kasse und gleichzeitig würde sie ihm diese Genugtuung nicht geben, dass er ihr so eine Möglichkeit wegschnappte. “W-Wirklich? Ich danke euch beiden. H-Hier.” und der ältere Mann holte einen kleinen Zettel heraus. “Ihr seid vermutlich noch neu hier, deswegen habe ich euch eine kleine Wegbeschreibung zum Friedhof aufgeschrieben. Unser Örtchen ist nicht groß, a-aber ich will nicht, dass ihr euch verläuft. Ich bin euch so dankbar.” meinte er nun erleichtert und nach einem kurzen Händeschütteln machte er sich auch schon wieder auf. Wie die Reaktion ihres “Partners” wohl war? Lacy drehte sich nun zu ihm und sie schaute ihn mit einem unfreundlichen Blick an. “Lass stecken, ich weiß, was du sagen willst.” Sie konnte seine Beschwerde schon hören, auch wenn er noch gar nix gesagt hatte. “Ich mach das alleine, also komm mir nicht in die Quere.” Ihre Aura war abweisend und kühl und ohne ein weiteres Wort entfernte sie sich von Ravis. Ach, war sie nicht herzallerliebst?
Eigentlich war sich Ravis seines Erfolgs vollkommen sicher gewesen. Er hatte keine Zweifel daran gehabt, dass Lacrita sich zurückziehen würde, sobald er einwilligte. Tja, damit hätte er nicht falscher liegen können. "Wir?!" Vollkommen entgeistert blickte er zu der Rothaarigen. War das gerade ihr ernst? Oder nur ein blöder Trick um ihn dazu zu bewegen, doch noch auszusteigen? Pah, das konnte sie vergessen! "Ähem, ja genau. Wir. Wir kümmern uns selbstverständlich darum." Er schluckte seinen Frust und die Verwirrung herunter und gab sich größte Mühe, souverän vor dem Hilfesuchend zu wirken - so souverän, wie man eben wirken konnte, wenn man eine Menge Alkohol und einen hitzigen Streit hinter sich hatte. Ein Glück gab sich auch der alte Herr nicht sonderlich selbstbewusst. Ein Tropfen auf dem heißen Stein aber zumindest ein kleiner Trost. Er zögerte jedoch keine Sekunde, um den Magiern zu danken und ihnen eine kleine Wegbeschreibung entgegen zu strecken. Sofort nahm Ravis diese entgegen, es waren schließlich wichtige Informationen, die die Rothaarige nicht bekommen sollte. Sie durfte ruhig suchen. Kaum war der Auftraggeber außer Hörreichweite, ging das Gezanke auch schon weiter. "Oh wow, kann sie jetzt auch noch Gedanken lesen oder was?", schnaubte der Blauhaarige, schüttelte dabei den Kopf. "Jetzt werde ich es erst recht sagen." Als ob er sich von ihr irgendetwas befehlen lassen würde! Wer glaubte sie bitte, wer sie war?! Der Blauhaarige war ein stolzer und vor allem freier Werwolf, der nicht einfach irgendwelche Befehle annahm. Schon gar nicht von dummen Kühen. "Anscheinend kannst du ja doch nicht von mir fernbleiben. So schnell wie du jetzt wieder um meine Gegenwart kämpfst." Triumphierend hob er das Kinn, auch, wenn er wusste, dass das nur Wörter waren, die er ihr in den Mund legte. Es ging ihr hierbei nicht um Ravis, davon war er überzeugt. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, so zu tun, als wäre es so. Schließlich wusste er genau, dass es das war, was die Rothaarige so aufregte. "Tja, das war ja klar. Niemand kann sich lange meinem einzigartigen Charme entziehen. Gib's doch zu, du hast mich bereits vermisst." Sie wollte es also alleine durchziehen? Das konnte sie nur zu gerne tun. So hatte der Reveau wenigstens seine Ruhe - auch wenn er nichts dagegen gehabt hätte, die Rothaarige noch ein wenig zu nerven. "Tschühüüüss!", trällerte er ihr hinterher, hob zum Abschied fröhlich den Arm. "Viel Spaß dabei, den Friedhof zu suchen. Ich nehm' den direkten Weg von der Beschreibung." Hah! Bevor sie auch nur in die Nähe kam, war er schon längst da und hatte das Mysterium um das ruinierte Grab bereits gelöst. Na gut, dafür war das Dörfchen wohl etwas zu klein, aber er hatte bis sie da war garantiert schon die ersten Spuren gefunden und er hatte nicht vor, sie ihr zu verraten! Da gab es eigentlich nur noch ein Problem. Er hob den kleinen, bereits etwas zerknitterten Zettel, hinauf in das Licht einer Straßenlaterne, doch egal wie er es drehte und wendete, die wackelig gekritzelte Erklärung wollte sich ihm nicht erschließen. Auch, als er die Augen zusammenkniff wurde es nicht klarer ... eher im Gegenteil. Er schnaubte. Wer hatte bitte auch so eine wackelige, unleserliche Handschrift? Verdammt, das war doch jetzt ein schlechter Witz. Hier war auch niemand, den er um Rat fragen konnte. Wer trieb sich um diese Uhrzeit auch noch draußen herum? Nun, Lacrita wäre da. Aber die stand vollkommen außer Frage, das war ja wohl klar. Natürlich hätte er bis zum nächsten Morgen warten können, eine große Mütze Schlaf würde ihm gerade sowieso mehr als gut tun, doch das ging einfach nicht. Das würde der blöden Kuh ja einen gewaltigen Vorsprung ermöglichen und den hatte sie echt nicht verdient. Man, das war echt frustrierend.
Lacy dachte sich schon, dass sie Ravis mit dieser Aktion nicht vergraulen würde. Eigentlich schade, denn im best case hätte sie diese Quest angenommen und ihn gleichzeitig vergrault. Naja, man konnte wohl nicht alles haben. Immerhin durfte sie dem Hund sein selbstgefälliges Grinsen damit für einen Moment nehmen und ihn etwas irritiert dastehen lassen. Wie gerne hätte dieser Moment noch länger anhalten sollen, doch leider verabschiedete sich der Mann auch so schnell, wie er erschienen war und Ravis schnappte sich die Beschreibung, bevor sie es tun konnte. Mit einem etwas genervten Blick, schaute sie ihm wieder entgegen und natürlich ging es sofort da weiter, wo sie aufgehört hatten. Wer hätte auch etwas anderes erwartet? “Ich brauche deine Gedanken nicht sehen, um dich zu lesen. Dafür bist du viel zu vorausschaubar.” zankte die Rothaarige nur etwas abfällig. “Ich kämpfe nicht um deine Gegenwart, sondern ums Geld.” sie sagte ihm offen und ehrlich, hinter was sie gerade her war. Nicht, dass es wohl eine große Überraschung war. “Ich könnte auf dich bei dem Ganzen hier durchaus verzichten. Aber jemand musste sich ja zuerst anbieten.” Ob er wohl dasselbe getan hätte, wäre Lacrita ihm zuvorgekommen? Oder würde Ravis sich nicht auf dieses Spiel einlassen und wäre einfach gegangen? Hm, naja, war wohl auch egal. Eigentlich wollte die Rothaarige keinen weiteren Gedanken mehr daran verschwenden und diesen Auftrag so schnell es ging lösen, die Belohnung kassieren und sich aus dem Staub machen.
“Du brauchst eine Beschreibung, um in diesem Kaff nen Friedhof zu finden? Der ist sicher nicht unauffällig und kann deine ach so tolle Nase sowas nicht schnell aufspüren?” Es durfte doch wirklich nicht schwer sein, den hiesigen Ort der Toten zu finden, oder? Gefühlt konnte man vom einen Dorfende bis zum anderen schauen, da dürfte der doch nicht so weit entfernt sein. “Naja, wenn du dir da so unsicher bist, tu dir keinen Zwang an.” meinte sie nur mit einem selbstsicheren Grinsen und drehte sich um, um den Reveau hinter sich zu lassen. Soooo…wo war der Platz jetzt? Sie hatte gerade große Reden geschwungen, weswegen Lacrita den Friedhof unbedingt vor Ravis finden musste. Diese Blamage würde sie sich nicht geben. Mal überlegen…dort, wo sie herkamen, war der nicht gewesen. Das wäre ihr bestimmt aufgefallen. Auf dem Weg zur Bar war auch nix gewesen, hmmm…die Lavamagierin sah sich kurz nachdenkend um und entdeckte einen…Glockenturm. Natürlich, die Kirche! In der Nähe von Kirchen waren doch immer Friedhöfe. Hoffentlich hatte der Köter diesen Schluss nicht auch schon gezogen, denn Lacy lief nun in erhöhtem Tempo in Richtung des kleinen Turms. Sie spurtete durch die Gassen der Stadt und stoppte, als sie aus einer der Seitenstraßen trat und nun den Kircheingang erblickte. Etwas Abseits davon, doch immernoch in Sichtweite, befanden sich mehrere angereihte Gräber. Manche mit Blumen versehen, manche leer. Und keine Spur vom Reveau. Lacrita verblieb erstmal im Gasseneingang und beobachtete die Lage. Immerhin soll der Täter nachts agieren und eigentlich wäre ja die perfekte Zeit dafür.
"Lieber durchschaubar als 'ne tickende Zeitbombe wie du", blaffte der Blauhaarige und verschränkte die Arme vor der Brust. Glaubte Lacrita wirklich, dass sie ihn mit so etwas beleidigen konnte? Und mal ganz davon abgesehen hatte sie doch gar keine Ahnung, was wirklich in seinem Inneren vor sich ging. Das hatte bisher noch niemand herausgefunden, schon gar nicht diese dahergelaufene Trulla. "Ah, so eine bist du also. Dir geht es nur um's Geld, hm? Dass ich das nicht eher geschnallt habe." Wenn er es so betrachtete, machte so einiges Sinn. Ihre ekelhafte, abweisende Art, ihr übertriebenes Ego, ja eigentlich ihr gesamtes Verhalten. So verhielten sich doch nur Leute, die nichts anderes als Jewels im Kopf hatten! Er hatte niemals eine Chance gehabt, sich mit ihr gutzustellen, was? "Pf, es hat dich keiner gezwungen, zuzustimmen. Außerdem kann ich doch nichts dafür, wenn du 'ne lahme Sau bist." Er schüttelte den Kopf. Wenn es nach ihm ging, konnte sie gerne gehen. Der Auftraggeber war schließlich fort und er konnte ihm erzählen, dass die Rothaarige zu viel Schiss bekommen hatte und abgehauen war. War doch ganz simpel! Doch so einfach machte es ihm Lacrita natürlich nicht. Immerhin trennten sich hier ihre Wege und jeder stellte seine eigenen Nachforschungen an. So konnte sich Ravis endlich ein wenig von ihrem ständigen Gezicke erholen. Seine Ohren klingelten bereits und das kam garantiert nicht von all dem Alkohol in seinem Blut. "Natürlich würde ich auch ohne hinfinden! Aber so geht es halt schneller." War doch eigentlich offensichtlich! Dafür musste man das Gekritzel auf dem Zettel aber auch lesen können und das war bei dem Reveau leider nicht der Fall. Eigentlich war die Sache mit der Nase gar keine so schlechte Idee. Er musste nur nach dem Geruch von frischen Blumen oder vielleicht sogar Verwesung suchen. Das war ja noch einfacher, als einfach der Wegbeschreibung zu folgen! Einen Blick warf er noch über die Schulter, doch die Rothaarige hatte sich bereits verzogen. Die Luft war also rein. Er schloss die Augen, konzentrierte sich einen Moment lang auf das Clanwappen über seinem Knöchel, zog daraus die mentale Energie, die er benötigte, um seine Form zu wechseln. Seine Knochen dehnten und streckten sich, die Wirbelsäule knackte einmal fürchterlich, ehe er auf alle Viere fiel, wo schließlich noch das letzte bisschen Menschlichkeit von ihm abfiel. Zurück blieb ein wildes Tier, das sofort die Nase in die Luft reckte und aufmerksam schnüffelte. Sofort fand er, was er suchte: der süße Duft von Rosen. Es war unmöglich, dass diese empfindlichen Blumen hier am Wüstenrand in irgendeinem Garten wuchsen. Sie mussten also garantiert zu irgendeinem Grab gehören! Auf flinken Pfoten flitzte er die dunklen Gassen des Dorfes entlang, kletterte hier und da mühevoll über Zäune und Mülltonnen, um möglichst wenige Umwege gehen zu müssen. So dauerte es nicht lange, bis seine Nase ihn zu seinem Ziel getragen hatte: Einem kleinen, überschaulichen Friedhof. Umgeben war dieser von einer knapp hüfthohen Mauer, die schließlich zu einer alten Kirche führte. Dazu konnte man wirklich nur eins sagen: Klein aber fein. Alle Gräber schienen gut gepflegt zu sein. Doch welches von ihnen war nun das Grab, das jede Nacht auf's Neue verunstaltet wurde? In dieser Dunkelheit war es kaum möglich, die Namen auf den Grabsteinen zu lesen. Bisher schien aber noch alles in Ordnung, der Übeltäter war wohl noch nicht aufgetaucht. Vielleicht sollte er ihm auflauern? Es blieb nur zu hoffen, dass Lacrita ihm keinen Strich durch diese Rechnung machte. Seine Ohren zuckten. Wenn man vom Teufel sprach! Selbst im fahlen Mondlicht erkannte der Werwolf die feuerrote Mähne der jungen Frau, die gerade hinter der Kirche hervor trat. Instinktiv duckte sich der Wolf hinter die Mauer um vor ihr verborgen zu bleiben. Es war ihr zuzutrauen, dass sie direkt die nächste Diskussion anfing, sobald sie ihn erblickte. Ein Glück benötigte er nicht unbedingt seine Augen um zu bemerken, ob sich eine dritte Person zu ihnen gesellt hatte. Aktuell gab es für ihn gar keine Zweifel, dass es sich dabei um einen Menschen handelte. So hielten sowohl seine Nase, als auch seine Ohren wache, um direkt Veränderungen wahrnehmen zu können. Allzu lang mussten die Magier, die wohl unbewusst den selben Plan verfolgten, gar nicht warten, bis sich etwas regte. In der Stille der Nacht war es kaum zu überhören, wie es begann, unter einigen Büschen, die die Mauer säumten, zu rascheln. Den Geräuschen nach zu urteilen verbarg sich dort etwas, das deutlich größer war als ein Eichhörnchen oder gar ein Waschbär. Kramte da etwa jemand Werkzeug hervor, um das Grab zu verunstalten Aber wie war das möglich? Ravis hatte schließlich nicht bemerkt, wie sich irgedwer in den Friedhof geschlichen hatte! Am liebsten hätte er sofort gehandelt, doch er musste noch warten. Es gab schließlich noch keine Beweise, dass die Ursache für das Rascheln auch die für das geschändete Grab war. Er musste den Übeltäter auf frischer Tat ertappen...! Ungeduldig legte er die Vorderpfoten und den Kopf auf der Mauer ab, die Ohren zurückgelegt, um möglichst wenig aufzufallen. Der Geruch, der zu ihm herüberwehte, kam ihm irgendwie bekannt vor ... Langsam schob sich eine Gestalt unter dem Blattwerk hervor, die Schatten waren jedoch noch zu tief, um irgendetwas genaues auszumachen. Was passierte hier?!! Das war doch nicht etwa noch ein Verwandter des Monsters, das sie heute mittag in dem Gruselhaus fertig gemacht hatten?!
Sie musste Ravis einfach gerade aus ihrem Kopf bekommen. Seine Stimme bereitete ihr mittlerweile Kopfschmerzen und seine Anwesenheit wollte sie nicht länger teilen. Wie hatte sie es heute Mittag eigentlich mit ihm ausgehalten? Ahhhh, das war jetzt auch egal. Lacy musste sich gerade viel mehr darauf konzentrieren, diese Quest zu erfüllen und das Geld von dem Alten da zu kassieren. Und sie würde sicherlich nicht dabei zusehen, wie der Teilzeitköter sich die ganze Belohnung schnappte! Es war ohne ihn plötzlich so ruhig, fast schon ungewohnt still. Definitiv eine Atmosphäre, mit der sie sich gerade anfreunden konnte, auch wenn die Rothaarige laute Partys bevorzugte. Doch alles war besser als Ravis. Zügig fand die Magierin ihren Weg zur Kirche und damit glücklicherweise auch zum Friedhof. Hier war es also? Gut, dann musste sie sich ja nur noch auf die Lauer legen und darauf warten, dass der Übeltäter sich zeigte. Mussten sie ihn eigentlich lebend schnappen? Das war nicht im Voraus definiert worden, oder? Hm, falls es das Einfangen einfacher machte. Und lange musste sie tatsächlich nicht warten, denn nach einigen Minuten hörte man auch schon etwas. Ein Rascheln, deutlich zu hören, in einem der Büsche direkt nebenan. Lacrita verengte ihre Augen, um hoffentlich mehr zu erkennen, doch die Nacht machte es ihr nicht gerade einfach. Der Schatten, der sich langsam hervorschob, war erstmal nicht zu erkennen, doch das würde sich gleich erübrigen. Der Friedhof wurde vom Mond hell bestrahlt und die Gräber ließen keinen Raum dafür, sich groß dahinter zu verstecken. Aufmerksam beobachtete Lacy die Situation und aus dem Busch kam nun…
…ein Hund? Ihr erster Gedanke war direkt wieder beim Blauhaarigen, doch der hier war eindeutig zu klein und viel niedlicher, als Ravis es jemals hätte sein können. Die Lavamagierin würde es nur ungern zugeben, doch dieses Tier tat es ihr an. Sein Fell schien dreckig und er war so groß wie ein kleiner Wolf. Vorsichtig latschte er von seinem Versteck zu den Gräbern und beschnüffelte eines von denen kurz. Etwas unbeholfen trampelte er dabei über die dort gepflanzten Blumen und eine der kleinen Vasen fiel dabei zu Boden. Das kleine Tier drehte ein paar Runden um dieses eine bestimmte Grab, bevor er sich schließlich auf diesem niederließ. War…war das ihr Übeltäter? Aber das konnte doch nicht sein, oder? Es müsste doch bestimmt noch jemand kommen, der diesen Friedhof wirklich verunstaltete, oder? Lacrita wartete ein paar weitere Minuten, doch wie es aussah, kam hier niemand mehr. Dann…war das ihr Ziel? Sie verstand gerade gar nichts mehr, ihr Blick lag weiterhin auf dem Tier, welches nur dort lag und wohl friedlich ruhte. Etwas unbeholfen stand sie dort und überlegte, was sie jetzt tun sollte. Klar, sie könnte bestimmt versuchen, es zu fangen, aber wenn sie es nicht schaffte, war das Tier weg. Und ihre Magie war nicht gerade darauf aus, Lebewesen lebend zu erwischen. Eigentlich eine Sache, mit der sie kein großes Problem hatte, allerdings war an dem Tier irgendwas anders. Oder war es die Rothaarige, die gerade anders war? Etwas in ihr hinderte sie daran, dieses Ding zu erlegen und dann die Belohnung zu kassieren, weswegen sie gerade nicht mehr tun konnte als nur dort zu stehen und als Zuschauerin zu agieren.
Der gesamte Körper des Werwolfes war angespannt, während der Schatten sich langsam erhob und Form annahm. Zuerst erkannte man ein paar Ohren, dann vier Beine und einen Schwanz. Das ... das war kein Grabschänder, sondern ein einfacher Hund! Erleichtert atmete er auf, seine Muskeln entspannten sich wieder. Aber was machte der hier? Das war doch kein Ort für ein Haustier! Obwohl der Kleine nicht sonderlich gepflegt wirkte. Sein Fell war zottelig, hier und da hingen Kletten oder lose Fetzen seiner Unterwolle, die sich wohl nicht lösen wollten. Auch, wenn Ravis dieses Tier nicht kannte, spürte er einen schweren Stich im Herzen. Der Miniatur-Wolf tapste langsam zu dem Grab, welches die Magier eigentlich bewachen sollten, drehte einige Runden um dieses und ließ sich dann auf den nun plattgetretenen Blumen und Gewächsen nieder. Die Ohren hatte er zurückgelegt und wenn man genau hinhörte, konnte man sogar leises Fiepen wahrnehmen. Selbst wenn man sich nicht mit Hunden auskannte, konnte man sicherlich erkennen, dass er trauerte. In diesem Moment machte es bei dem Reveau endlich klick. Es gab hier überhaupt keinen Grabschänder, oder? Nur ein armes Tier, das jemanden schrecklich vermisste und verzweifelt versuchte, diesem noch nahe zu kommen. Manchmal war das Leben einfach nur unfair, was? Langsam schob er auch seine Hinterpfoten auf die schmale Mauer, um diese daraufhin hinter sich zu lassen und langsam auf seinen Artsverwandten zuzutrotten. Komisch, dass Lacy sich noch immer nicht hatte blicken lassen. Hatte sie ernsthaft noch nicht hierher gefunden? Letztendlich konnte es ihm ja egal sein. Das verwahrloste Hündchen hatte offenbar gehört, dass sich jemand näherte und sah nervös in die Richtung des Werwolfs. Dieser senkte sofort beschwichtigend den Kopf, näherte sich aber weiterhin. Das Größenverhältnis zwischen den Beiden war alles andere als fair, doch der Kleinere schien trotzdem Mut zu haben, denn er zog die Lefzen zurück und begann, leise zu knurren. Verteidigte er etwa sein Frauchen? Der Reveau ließ sich davon jedoch nicht einschüchtern, ließ sich stattdessen gelassen auf den Boden fallen und zeigte seinen Bauch. Er unterwarf sich, machte deutlich, dass er in Frieden kam. Lange genug hatte er auf Augenhöhe mit Hunden zusammengelebt, um zu wissen, wie man sich mit ihnen unterhielt, wie man ihre Sprache sprach. Hah, dass hätte Lacrita niemals gekonnt! Geduldig wartete er, bis sein Gegenüber sich entspannte und sich schließlich auf die Pfoten erhob, um vorsichtig an ihm zu schnüffeln. Daraufhin stand er wieder auf. Seine Rute wackelte langsam und freundlich. Dieses arme, kleine Ding. Es wirkte so einsam und verängstigt. Hilf- und planlos. Irgendwie ... erinnerte ihn das an ihn selbst. Damals, direkt nachdem er seinen Clan hinter sich gelassen hatte und somit alles verloren hatte, was ihm bisher wichtig war, was er gekannt hatte. Plötzlich war er vollkommen alleine in dieser gewaltigen Welt gewesen, hatte nicht mehr gewusst, wer Freund und wer Feind war. Manchmal fühlte er diese Dinge noch immer, auch, wenn er inzwischen auf einem guten Weg war, einen Platz für sich in dieser Welt zu finden. Auch der Racker hier verdiente so ein Plätzchen. Gerade mochte er vielleicht noch glauben, dass er hierher auf dieses Grab gehörte, doch das tat er nicht und Ravis würde ihn dort auch nicht lassen, selbst, wenn es ihm sein Auftrag erlauben würde. Vorsichtig senkte er den Kopf und schleckte dem noch immer verunsicherten Rüden ein paar mal über die Stirn. Auch, wenn er sich nichts davon anmerken ließ, wurde der Reveau durch Lacritas fehlende Anwesenheit langsam unruhig. Er war noch immer wütend auf sie, trotzdem machte er sich Gedanken, ob ihr womöglich etwas zugestoßen war. Nur, weil er sie nicht leiden konnte, hieß das nicht, dass er ihr Unheil wünschte. Doch darauf durfte er sich gerade nicht konzentrieren. Er musste das Hündchen in Sicherheit, von hier fort, bringen! Aber wie? Und wohin? Als Wolf waren ihm mehr oder weniger die Pfoten gebunden, doch wenn er sich jetzt zurückverwandelte, würde er dem Kleinen vermutlich einen riesigen Schrecken einjagen, vielleicht würde er dann sogar flüchten! Nachdenklich ließ er die Ohren herabsinken. Wie praktisch es doch wäre, gerade wirklich Worte mit seinem Gegenüber wechseln zu können. Doch er war nunmal nicht wirklich ein Hund und so konnte er zwar die Körpersprache interpretieren, aber die verbale Sprache verstand er nicht im geringsten. Was sollte er nun tun? Bisher war er wirklich versessen darauf gewesen, diese Mission alleine zu erledigen, doch gerade wünschte er sich nichts mehr, als einen Kollegen, der ihm aus dieser Zwickmühle heraushalf. Von Lacrita war das aber wohl nicht zu erwarten ... diese würde vermutlich noch versuchen, den Fellknäuel zu ermorden, sodass er das Grab gar nicht mehr platttreten konnte ...
Lacrita beobachtete die Situation aufmerksam, ohne aus ihrem eigenen Versteck hervorzukommen. Der Hund machte es sich auf dem Grab gemütlich und da wohl sonst niemand erschien, hatten sie hiermit vermutlich ihren Übeltäter. Doch die Rothaarige war sich nicht sicher, was sie mit der Info anfangen sollte. Sollte sie ihn…zu wer auch immer sich im Grab befand schicken? Es wäre die einfachste und schnellste Lösung, die auch garantieren würde, dass sowas nicht erneut vorkam. Aber…irgendwas hielt sie zurück. Dieses Gefühl, welches dafür sorgte, dass sie ihn nicht einfach mit einem Schwall Lava bombardierte und das Geld kassierte. Je länger sie das Wesen ansah, desto schwerer fiel es ihr. Und bevor die Rothaarige sich versah, tapste ein weiterer Köter an. Deutlich größer als der Andere und eine Fellfarbe, die ihr bekannt vorkam. Da war er also endlich, Mr. Groß und Stark. Ja, es war wohl zu erwarten, dass er die Initiative ergreifen würde, wenn sie es nicht tat. Und wie es aussah, verstand er sich mit ihrer Zielperson deutlich besser als Lacy es jemals könnte. Naja…was will man auch sonst von ihm erwarten? Immerhin sollte er eine Sache ja beherrschen. Sie war weiterhin ratlos, denn es fiel ihr jetzt noch schwerer, sich zu zeigen und damit unweigerlich zuzugeben, dass der Reveau sie damit quasi geschlagen hatte. Ein Gefühl der Zufriedenheit, welches sie ihm nicht geben wollte. Und trotzdem…musste die Magierin doch irgendwas tun. Ihm alleine die Lorbeeren für diese Quest zuzuschreiben klang ungefähr genauso schlimm.
…um ehrlich zu sein, langsam setzte auch bei Lacrita mentale Erschöpfung ein. Vielleicht lag es an all den Ereignissen des heutigen Tages, doch zwischendurch flogen in ihrem Kopf etwaige Gedanken herum, wieso sie sich überhaupt darum Gedanken machte. Sie wollte einfach nur diese verdammte Scheißaufgabe beenden, die Belohnung kassieren und dann pennen. Langsamen Schrittes trat die Ardére nun aus ihrem eigenen Versteck und bewegte sich auf die beiden Hunde zu. Ihr Blick war nicht mal auf einen der beiden gerichtet, sondern einfach starr geradeaus. Sobald sie näher kam, konnte sie auch schon wieder ein leichtes Knurren hören, denn das Ziel hatte sie natürlich bemerkt und wollte offenbar das Grab seiner geliebten Person beschützen. “...was ein Bullshit…” murmelte die Rothaarige vor sich her, bevor sie unweigerlich ihren Weg ging und schließlich neben der großen Tiergestalt des Blauhaarigen zum Stehen kam und sich Partout im Schneidersitz auf den Boden fallen ließ und ihren Kopf auf dem linken Arm abstützte. Es dauerte einen Moment, doch dann wandte sie ihren Blick gen Ravis, der sich bestimmt schon innerlich darüber freute, sie geschlagen zu haben. “..und, was hast du vor, Köter?” sagte sie in einem, für ihre Verhältnisse sehr neutralen, Ton. Ihr fehlte langsam einfach die Energie, um fies zu sein. “Ihn mitnehmen? Irgendwo abgeben? Du bist sicher nicht der Typ Vierbeiner, der das Ding im Stich lassen würde.” meinte sie nur. Lacys Möglichkeiten waren sehr eingeschränkt und mit Tieren kam sie nicht unbedingt klar…wie man vielleicht merkte. “Ich bin den Scheiß heute leid…erst dieses verfickte Haus, dann das hier. Also mach mit ihm, was du willst, ich scheiß auf die Kohle. Ist bestimmt eh nicht viel…” Sie würde sich sicher nicht eingestehen, hier verloren zu haben. Und wenn man sie morgen fragte, war das hier nie passiert. Aber in diesem Moment wollte Lacrita einfach nur mit ihren Pflichten für heute fertig sein, selbst wenn es so ausgehen musste.
Schwänzchenwedelnd beschäftigte sich der Werwolf mit seiner Mini-Version. Ihm blieb gerade nichts anderes übrig, als Zeit zu schinden, um sich einen Plan auszudenken. Irgendetwas musste er doch tun können, ohne den Kleinen direkt zu verschrecken. Auf keinen Fall wollte er das neu gewonnene Vertrauen direkt wieder zerstören. Hätte er vielleicht direkt in Menschengstalt auf ihn zugehen sollen? Dafür war es jetzt wohl sowieso zu spät. Spielerisch streckte er eine Pfote nach dem Hund aus, welcher mit einem flinken Satz zur Seite sprang und mit seinen eigenen Tapsen zurückschlug. Mitten in der Bewegung fror er jedoch ein, begann plötzlich wieder zu knurren. Einen Moment lang glaubte Ravis, dass die Drohgeste an ihn gerichtet war, doch dann bemerkte er, dass der ängstliche Blick an ihm vorbei wanderte und auf etwas hinter ihm fixiert war. Langsam drehte er sich um, bereit, seinen neu gewonnenen Freund zu verteidigen, falls nötig. Die zurückgelegten Ohren sprangen jedoch sofort wieder nach oben, als er Lacys Stimme hörte. Na, das hatte aber auch lang genug gedauert! Nicht, dass er irgendwie erleichtert war, sie zu sehen, nein. Niemals. Auch, wenn er sie kannte, konnte sie dem Flauscheball schließlich gefährlich werden, bei ihr wusste man ja nie! Aber eigentlich ... wirkte sie alles andere als bedrohlich. Nein, sie wirkte irgendwie erschöpft, fast schon resigniert. War etwas passiert? So fertig hatte sie nicht einmal nach ihren Erlebnissen im Geisterhaus gewirkt. Einen Moment lang wirkte der Teilzeit-Vierbeiner aufrichtig überrascht, doch das nervöse Knurren seines Artsverwandten brachte ihn schnell wieder zur Vernunft. "Natürlich nehme ich ihn mit", erwiderte er ohne zu zögern. War das überhaupt eine Frage? Hier lassen würde er den Hund sicherlich nicht! "Aber ich glaube er würde sich erschrecken, wenn ich mich jetzt in einen Menschen zurückverwandele." Doch jetzt, wo die Rothaarige da war, hatte er auch direkt einen Plan, wie er dafür sorgen konnte, dass er und sein neuer Freund sicher durch die Straßen des Dorfs navigieren konnten! Schließlich hatten sie jetzt ein 'Frauchen' und waren keine Streuner mehr! Zuerst musste er den Kleinen aber noch davon überzeugen, dass Lacy gut und nett war ... Dass sie ruhig sprach und sich auf Augenhöhe begeben hatte, war schonmal ein guter Anfang, schien aber noch nicht auszureichen. Da musste Ravis wohl noch ein wenig nachhelfen. "Hör doch auf zu meckern, das ist ja fürchterlich", bemerkte er kopfschüttelnd, ehe er langsam näher an die junge Frau heranrückte. Würde er diesen Plan bereuen? Vermutlich. Würde er es für den Kleinen trotzdem riskieren? Selbstverständlich! "Wenn du mitspielst gebe ich dir vielleicht etwas vom Lohn ab." Kaum hatte er seine Worte ausgesprochen, hob er auch schon die Rute und begann, wie wild zu wedeln. Die feuchte Nase schob er ihr direkt in die freie Hand, ehe er diese schwungvoll abschleckte. Voller Begeisterung schmiss er sich daraufhin vor ihr auf den Boden, rollte sich auf den Rücken und streckte die Pfoten nach ihr aus. "Tu so als wärst du mein Frauchen, komm schon!" Das war selbst für ihn mehr als nur erniedrigend, doch er tat, was getan werden musste. Wenn der Mini-Wolf merkte, dass sein neuer Freund diesem Menschen vertraute, würde er sicherlich auch Vertrauen fassen! Und vielleicht, aber auch nur ganz vielleicht, sorgte diese kleine Show-Einlage ja auch dafür, dass sich die Laune der Rothaarigen wieder etwas besserte. Ihr ewiges, herzloses Gezicke ging ihm zwar mächtig auf den Geist, aber wenn sie so herumhockte, schmollte und Trübsal bließ, war ihm das auch nicht recht. Viel lieber war ihm die Lacy, wie er sie zu Beginn kennengelernt hatte. Der kleine Racker schien auf jeden Fall ziemlich überrascht von dem Verhalten des Werwolfs. Neugierig hatte er den Kopf schiefgelegt und sogar sein Knurren war verstummt. Er hielt noch immer Distanz, blieb wachsam, doch die Offenheit, mit der der Reveau seiner Kollegin gegenüber trat, brachte ihn wohl zum Nachdenken. In seinen niedlichen, bernsteinfarbenen Äuglein konnte man jedoch erkennen, dass er sich eigentlich nach der Nähe und den streichelnden Händen eines Menschen sehnte. Er brauchte nurnoch ein wenig mehr Mut ... den würde Lacrita ihm doch bestimmt spenden, oder?
Ja, natürlich würde er ihn mitnehmen wollen. Nichts anderes hatte sich die Rothaarige gedacht. Naja…sollte er es doch tun, war ihr mittlerweile eigentlich egal. Etwas genervt, doch sichtlich resigniert saß sie neben den beiden Hunden und überlegte gerade, warum sie sich das antat. Eigentlich war Lacy schon kurz davor, wieder aufzustehen und Ravis mit ihrem Ziel alleine zu lassen. Sie wollte damit nix mehr zu tun haben, doch er machte ihr erneut einen Strich durch die Rechnung. “Du kannst mich nicht abhalten, zu meckern.” meinte sie etwas widerwillig und starrte das Fellknäuel an. Was hatte er denn jetzt vor? Mit einer hochgezogenen Augenbraue lauschte sie seinem Vorschlag und sah zu, wie er sich vor ihr hinlegte. Sie sollte…mitspielen? Also bitte, das war doch…hmmmm…je länger sie dabei zuschaute, wie der Blauhaarige sich zum Affen machte, desto offener war die Magierin für diesen Plan. Gleichzeitig…wollte sie sich dazu überwinden, eine gute Miene zum bösen Spiel zu machen und Ravis wie einen guten Hund zu behandeln. Eigentlich missfiel es ihr zutiefst, denn Sympathie für den Kerl hatte sie nicht mehr viel übrig. Und das Ablecken ihrer Hand fand sie auch nicht gerade appetitlich. “Ugh, wieso…” Würde es danach enden? Oh, sie hoffte es so sehr.
Der Reveau war nicht der Einzige, der diese Situation erniedrigend fand, doch trotzdem war er es, der sich diese Sache vermutlich immer wieder anhören durfte, sollten sie sich jemals wiedersehen. Mit einem hörbaren Seufzten löste die Rothaarige ihre Position und kniete sich vor den Köter und begann, seinen Bauch zu streicheln und ein Pfötchen zu nehmen. “Ja…d-...ugh…w-wer ist ein guter Hund? Ja, duuu.” Sie wollte kotzen. Je mehr sie mit ihm spielte und je länger das alles andauerte, desto mehr und mehr wollte sie einfach nur weg. Aber da mussten beide nun durch. Hoffentlich würde das klappen und sie machte es nicht umsonst. Ansonsten würde jemand diesen Abend nicht überleben. Das versicherte sie ihm. Doch…es schien einen Effekt zu haben. Langsam näherte der andere Hund sich und er würde ihr für den Moment wohl vertrauen. “Ich hoffe, das reicht. Noch länger und ich halts nicht aus.”
Wie ein verspielter Hund streckte der Werwolf seine Pfoten nach seiner Kollegin aus. "Doch, kann ich", erwiderte er mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lefzen, "Oder willst du etwa ganz auf einen Anteil am Lohn verzichten?" Eigentlich war die Aussicht, dass sich Ravis direkt vor ihren Augen massiv blamierte, garantiert schon genug Bezahlung für Lacrita, da war er sich sicher. Doch er könnte niemals zugeben, dass die Sache für ihn so erniedrigend war. Wenn er es souverän meisterte, dann glaubte sie vielleicht, dass es für ihn ganz normal war, sich so zu verhalten ... obwohl, war das wirklich besser? Wirklich Zeit, darüber nachzudenken hatte er jedoch nicht und wollte er ehrlich gesagt auch gar nicht haben. Seine Rute wedelte aufgeregt über den Boden, während alle Augen auf ihn gerichtet waren. Wie gerne er doch einfach im Boden versunken und verschwunden wäre ... doch er durfte nicht vergessen, für wen er das tat. Zu seiner Überraschung spielte Lacy nach kurzem Zögern sogar wirklich mit. Spielerisch knurrend zog er seine Pfoten immer wieder aus ihren Händen, nur um sie dann doch wieder zu ihr auszustrecken und das Prozedere zu wiederholen. Schließlich entschied sich die junge Frau jedoch, den Teilzeit-Vierbeiner zu streicheln. Nicht nur das, sie hatte ausgerechnet sein Bäuchlein gewählt! Das war eine absolute Katastrophe! Wie hätte er damit rechnen können, dass sie ihn freiwillig kraulen würde? Und dann nicht am Kinn oder am extra flauschigen Brustfell, nein! Sein Bauch war seine absolute Schwachstelle als Wolf. Ein Schauer jagte durch seinen ganzen Körper. Wäre er eine Katze gewesen, hätte er jetzt definitiv angefangen, zu schnurren. Oh Gott, wieso musste sich das auch so gut anfühlen? Er konnte absolut verstehen, wieso Hunde so scharf darauf waren. Aber ... er war ja eigentlich kein Vierbeiner! Er sollte es nicht nachvollziehen können, doch er tat es. Verdammt, das war so uncool! Konnte seine Rute bitte aufhören, von ganz alleine zu wedeln? Gerade wünschte er sich wirklich nichts mehr, als dass es endlich aufhörte ... und gleichzeitig niemals aufhörte. Wieso musste es ausgerechnet Lacrita sein, die ihm den Bauch streichelte? Konnte es nicht irgendein süßes, liebes Mädel sein anstatt dieser dummen Schreckschraube? Er wollte sie hassen, doch nun verdrehte sie ihm vollkommen den Kopf, obwohl es nur ein dummes Schauspiel war, um den Streuner davon zu überzeugen, dass er ihnen vertrauen konnte. Wo war plötzlich all seine Selbstkontrolle, die er sich so mühsam über Jahre hinweg antrainiert hatte, hin? "Bitte hör' nie wieder auf!" Da war seine Zunge wohl schneller gewesen, als sein Kopf. "W-wieder! Hör wieder auf!" Verfluchtes Hundehirn! Glücklicherweise zog schließlich der Miniatur-Wolf die Aufmerksamkeit auf sich. Das Schauspiel, dass die beiden Magier hinlegten, schien tatsächlich Früchte zu tragen. Langsam schlich er immer näher an die junge Frau heran, zuckte zwar ein paarmal zurück, kam dann aber wieder näher. Vorsichtig schnüffelte er an ihren Händen, ehe sein Schwänzchen zaghaft zu wedeln begann. Mit den kleinen, niedlichen Pfötchen kletterte er vorsichtig auf ihren Schoß, wo er sich schließlich einrollte und anschmiegte. Das Eis war wohl gebrochen. Der Reveau nutzte in der Zwischenzeit die Chance, um sich zurück auf die Tatzen zu rollen und sich kräftig zu schütteln. Dort, wo zuvor die Hände der Rothaarigen gewesen waren, kribbelte sein Fell noch immer. Ein Glück konnten Wölfe nicht rot werden. Das war viel zu peinlich. "Na also." Somit hatten sie genau das erreicht, was er geplant hatte. "Jetzt müssen wir dem Grabwächter nurnoch den Schuldigen zeigen, die Bezahlung absahnen und dann bist du uns los." Zufrieden streckte er sich, ringelte dabei die Rute über dem Rücken. Natürlich war er nur wegen des positiven Ausgangs zufrieden, das war ja wohl offensichtlich! Ein Blick gen Himmel verriet, dass der Mond bereits am Untergehen war. Der Himmel war zwar noch immer dunkel und die Sterne funkelten fröhlich, doch es würde sicherlich nicht mehr allzu lange dauern, bis der morgen hereinbrach. Wer hätte gedacht, dass das Duo es noch vor Anbruch des nächsten Morgens schaffte, wieder zusammenzuarbeiten, wenn auch zögerlich? "Übrigens, wenn du es noch einmal wagst, meinen Bauch anzufassen, dann ... dann ... beiße ich dir die Hand ab!"
Wenn sie nur wüsste, wie peinlich es dem Reveau war, dieses Schauspiel durchzuziehen, würde es ihre Stimmung gerade immens heben. Um ehrlich zu sein…sie vermutete es schon ein wenig, weswegen Lacy ein etwas kleineres Problem damit hatte, ihm wirklich den Bauch zu streicheln und so zu tun, als würde sie ihm etwas Gutes tun wollen. In diesem Moment fragte die Rothaarige sich, wieso sie hier gelandet war. Auf den Knien, vor nem Kerl, der sich in einen Köter verwandelt hat. Wie erbärmlich, doch die Kraft, dagegen anzukämpfen, besaß sie nicht mehr. Es war ihr immernoch möglich zu meckern, doch in dieser Situation würde es vermutlich wenig bringen. Je länger die Magierin es durchzog, desto vertrauenswürdiger wurde auch nun der andere Hund. Der süßere von den Beiden, wenn man sie fragte. Langsam näherte er sich ihr und schlussendlich lag er sogar auf ihrem Schoß. Wie…egal, wie sehr sie dieser Tag bisher gestresst hatte, wie sollte man sowas überhaupt widerstehen? Lacy war ja kein Eisklotz, selbst das Royal Crusade Mitglied würde sich von so einem Anblick nicht abwenden können. Ihre Aufmerksamkeit wandte sich so langsam von Ravis ab, immerhin hatten sie ja damit ihr Ziel erfüllt. Und länger als nötig, würde sie ihm diese Genugtuung nicht geben. Stattdessen streichelte sie nun dem anderen Tier sanft über den Kopf und für einen kurzen Moment konnte man sogar ein schwaches Lächeln im Gesicht der jungen Dame erkennen.
“Huh? Ah, ja natürlich.” Lacrita wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Ravis nun den Auftraggeber und die Belohnung ansprach. “Dann lass es so schnell wie möglich hinter uns bringen, ich hab genug für heute.” meinte sie nur und ihr Blick wurde wieder zu dem neutralen, eventuell leicht genervten Blick, den man von ihr kannte. Sanft nahm sie den kleinen Vierbeiner in die Arme und erhob sich von ihrer Position. “...und ich soll ihn wohl schleppen, was?” Naja, viele Widerworte würde sie wohl nicht dagegen erheben. Ein selbstsicheres Lächeln warf sie dem Reveau entgegen, als dieser ihr drohte, ihr die Hand abzubeißen. “Bitte, hör nie wieder auf!” machte sie seinen Ausruf von vorhin scherzhaft nach. “Also für jemanden, der sich so wehrt, hat es dir erstaunlich gut gefallen, Köter.” Ja, ein wenig Energie zum stänkern besaß die Rothaarige noch. Naja, es war wohl Zeit, den Grabwächter aufzusuchen und das Geld zu bekommen. Hinter Lacy lag ein sehr ereignisreicher Tag und, nach ihrer eigenen Aussage, einer, den es nie gegeben hat. Immerhin würde sie diesen mit einem weichen Tier in ihren Armen beenden, das nicht Ravis war. Also eine gute Sache hatte es wohl.
» Crocus Lotus Mo 18 Nov 2024 - 23:17 von Sirviente
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