Ortsname: Old Ed's Antiquitäten und Kuriositäten Art: Gebäude Spezielles: --- Beschreibung: Dieses alte Familiengeschäft, ursprünglich eröffnet von Edgar Calm, inzwischen seit Jahrzehnten geführt von dessen Sohn Eduard, ist weder besonders groß, noch besonders berühmt, aber gerade unter der älteren Generation der Einwohner Shirotsumes gern besucht. Oft für einen freundlichen Plausch, aber auch für ihre Talismane, alchemische Tränke und Zutaten, für magische Kristalle und altmodische Zauberstäbe und Besen. Mit Magie als Passion und treibendem Geschäftsmodell verdient der Laden aber auch daran, alte Besitztümer wie Bücher und Familienschätze anzukaufen und wieder zu vertreiben. Es ist selten ordentlich hier, aber die warme Atmosphäre und der freundliche Besitzer machen es zu einem Ort, den man gerne besucht.
Change Log: Sobald sich innerhalb des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier kurz vermerkt.
Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten... Welches Potenzial liegt dann in mir?
Aurea mag diesen Beitrag
Charon Desert Night
Anmeldedatum : 23.09.14 Anzahl der Beiträge : 1572
Offplay – Aber Glaube! Teilnehmer: Charon, Lorelai
Talismane waren eine faszinierende Sache. Es gab sie in allen möglichen Farben und Formen und sogar mit unterschiedlichen Hintergründen, aber die meisten von ihnen hatten eine Sache gemeinsam: Sie dienten als Glücksbringer oder Schutzamulette, als Werkzeuge, die eine Bitte an die Götter stellten und diese auch erfüllt bekamen. Es waren simple Bitten – Erfolg bei Tests, gute Gesundheit, allgemeine Positivität. Nichts, was sich wirklich als göttliches Wirken nachweisen ließ. Aber sie waren beliebt, verbreitet. Es gab ganze Feste, die auf ihnen basierten, und mehr als genug Menschen, selbst hier in Fiore, die an ihre Wirkung glaubten. Und als jemand, der aus erster Hand hatte erfahren können, wie sehr die Macht eines Gottes daran gebunden war, wie viele Menschen an ihn glaubten, wirkten diese kleinen Gegenstände gar nicht mal so unrealistisch. Charon Dargin für seinen Teil hatte früher überhaupt kein Interesse an solch abergläubischem Kleinkram gehabt, aber in letzter Zeit waren ihm Talismane ins Auge gefallen und er hatte begonnen, sich damit zu befassen. Ihre Effektivität war... schwer nachzuweisen, genauso ihre Beziehung zu den Göttern, was ein etwas frustrierendes Gesamtbild abgab. Es musste doch einen besseren Weg geben, an die Hintergründe der Talismane zu gelangen...
„Wie faszinierend. Ich staune Tag für Tag mehr, wie weit die Kunst der Talismane wirklich zurückgeht.“
Mit einem höflichen Lächeln sah Charon dabei zu, wie der alte Eduard mit Nadel und Faden einen kleinen Beutel zusammennähte, in dem sich neben einem kleinen Zettel mit einem Wunsch darauf auch ein bisschen gut duftender Lavendel befand. Die Stiche selbst waren künstlerisch, ausgeführt mit einem dicken, weißen Faden, der sich sehr schick durch den Stoff mit blumigem Design zog. Mit einem langen Band zum Umhängen wurde er noch ausgestattet, dann reichte der alte Herr den neuen Talisman weiter an seinen aufmerksamen Zuhörer. Während des ganzen Prozesses hatte er darüber gesprochen, was die Formulierung im Inneren und die Muster außen bedeuteten, wie sich die Kunst entwickelt hatte. In den letzten zwei Wochen, die der Dargin hier als Aushilfe unterstützt hatte, hatte er einiges davon bereits gehört, aber es kamen immer mal wieder neue Details auf, die er sich einprägte. In den Pausen konnte er dann auch gezieltere Fragen stellen. Während der Arbeit fokussierte er sich auf das Geschäft. „Die Blumigen passen gut zu dir“, stellte der alte Herr fest, während er ächzend von seinem Stuhl aufstand, und Charon lachte amüsiert auf, während er den Talisman sorgsam in der Box mit den anderen verstaute. „Durchaus. Viele deiner Werke ergänzen sich gut mit meiner Garderobe“, meinte er fröhlich und stellte die Box auf eines der gekippten Regale, auf denen man einen guten Blick auf den Inhalt hatte. Damit hatten sie die Waren erst einmal wieder gut aufgefüllt. „Ich habe allgemein das Gefühl, ich füge mich hier ein. Ich kann mich nur dafür bedanken, wie herzlich ihr mich aufgenommen habt.“ „Ach was, ach was. Ich habe zu danken“, lächelte Eduard, während er seinen Mantel überzog. „Es ist lange her, dass ich einen jungen Herrn hier hatte, der Interesse an dem Geschäft gezeigt hat. Ich kann nicht mehr alles alleine machen, und Eden hat auch genug zu tun, ohne in jeder freien Sekunde ihrem alten Herrn zu helfen.“ Charon nickte, während er sich daran machte, ein paar der durcheinander geratenen Schubladen zu ordnen. Egal, wie oft er hier sauber machte... kaum hatte Ed sein Tagwerk vollbracht, war alles wieder durcheinander. Es war fast schon beeindruckend. „Es tut mir fast leid, dass ich nur vorübergehend bleiben kann... aber ich bin sicher, ihr kommt auch ohne meine Unterstützung gut genug klar. Ich schaue aber, dass ich so viel wie möglich helfe, solange ich hier bin!“ Im Gegenzug für all das Wissen, das er hier bekam, war es nur angemessen, dass Charon auch seinen Beitrag leistete. Davon abgesehen war die Atmosphäre tatsächlich sehr angenehm. Nachdem er jetzt eine kurze Weile aus seinem üblichen, durchaus stressigen Alltag entkommen war, fühlte sich Charon tatsächlich ein Stück besser, als er es in letzter Zeit getan hatte. „Wie sieht es bei Eden eigentlich aus? Kommt sie heute noch einmal rein?“ „Nein, die ganze Woche nicht. Sie hat wohl eine wichtige Prüfung und muss viel lernen“, antwortete der Ladenbesitzer, während er die Ladentür öffnete. „Ich muss für heute auch weg. Vergiss nicht, abzuschließen, wenn der Tag vorbei ist.“ „Natürlich, wird gemacht“, lächelte Charon mit einem Nicken und blickte hinüber zu dem Besen in der Ecke. Wenn der Herr des Hauses nicht mehr da war, war wohl jetzt eine gute Zeit, um ein wenig sauber zu machen...
Es war schon recht spät, als Charon endlich damit fertig war, das große Zimmer aufzuräumen. Es fiel ihm schwer, die Unordnung des alten Herrn stehen und liegen zu lassen, wie sie war. An den paar Tagen, an denen er der Letzte war, der ging, konnte er nicht anders, als alles wieder auf Vordermann zu bringen... egal, wie gut er wusste, dass es für die Katz war. Immerhin, wenn Eden nicht kam, dann würde es die Woche vielleicht mal halbwegs ordentlich bleiben. Die junge Dame war in dieser Hinsicht noch schlimmer als ihr alter Herr. „Soo... das sollte für heute reichen. Ich hätte eigentlich schon vor drei Minuten zu machen sollen“, lachte der Dargin, als er auf die Uhr blickte, und zog seinen Schlüssel hervor. „Nun denn. Dann wollen wir mal abschließen...“
Im eiligen Laufschritt sauste Lorelai durch ihre neue Heimat Shirotsume. Es war schön, endlich wieder hier zu sein! Sie war einige Zeit unterwegs gewesen, denn ein Auftrag hatte sie in das Zentrum des Königreichs berufen. Natürlich hatte Lorelai die Möglichkeit genutzt, um nach der Quest in Crocus Town auch diese beeindruckende Großstadt zu erkunden. Es war einfach atemberaubend gewesen! Das Leben, der Trubel, die Sehenswürdigkeiten! Etwas Vergleichbares hätte sie in Sin nicht gefunden. Hinzu kam, dass sie von einem alten Herrschaftsgut in der Nähe der Hauptstadt gehört hatte, auf welchem angeblich die Seelen Verstorbener ruhelos umher wanderten. Als die Magierin davon gehört hatte, musste sie diesen einzigartigen und spirituellen Ort einfach besuchen. Insgesamt hatte ihre Reise also einige Zeit in Anspruch genommen, sodass sie erst am späten Nachmittag aus dem Zug gestiegen war und die frische Landluft Shirotsumes endlich wieder einatmen konnte. Die junge Frau fühlte sich trotz der inspirierenden Reise ausgelaugt und wusste, dass ein Besuch in ihrem Lieblingsladen für eine Besserung ihres Zustandes sorgen würde. Das und ein belebendes Bad mit viel Schaum!
Dummerweise hatte Lorelai unterschätzt, wie schlauchend die letzten Tage doch waren und schlief kurzerhand in der Badewanne ein. Als sie nach einem kurzen Nickerchen erwachte, musste sie sich eilig frisch und fertig machen, um noch vor Ladenschluss beim lieben Meister Eduard, wie Lorelai ihn betitelte, anzukommen. Leider brauchte die wohlerzogene Dame jedoch Zeit, um sich fertig zu machen. Sie legte viel Wert auf Körperpflege und musste ja zusätzlich noch ihre Talismane anlegen. Ein langwieriger Prozess, welcher aufgrund des Nickerchens leider zu Zeitdruck führte. Ein Blick auf die Sonnenuhr am großen Dorfplatz verriet ihr, dass es knapp werden würde. „Verflixt und zugenäht“, murmelte bestürzt und beschleunigte ihren Schritt erneut. Ihr traditionelles Gewand wehte anmutig im Wind und die Leute begrüßten die eigenartige Neue freundlich, welche stets so nett zu allen war.
Das angenehme Glöckchen an der Tür erklang, als Lorelai endlich pünktlich zu Ladenschluss jenen betrat. Nanu? Hat hier jemand aufgeräumt? „Meister Eduard?“, rief sie nach dem liebenswerten, alten Besitzer. Sie hatte ihm den Titel Meister verliehen, da er einfach ein sagenhaftes Wissen über seine Waren hatte. Er verstand den immerwährenden Glanz eines geliebten Talismans, hatte das Fingerspitzengefühl für eine sorgfältig ausgewählte alchemische Zutat und das geschulte Auge für den Wert des Alten. Eduard fühlte sich unwohl und geehrt zugleich mit seinem Meistertitel, den diese rosahaarige Magierin ihm gegeben hatte, doch er ließ sie wohlwollend gewähren. Suchend sah Lorelai sich um und blickte um ein Regal herum, wo sie einen fremden Mann stehen sah, statt den Meister. Im ersten Moment musterten die violetten Augen ihn neugierig, wobei ihr der Ladenschlüssel in seiner Hand auffiel. Erschrocken faltete sie bittend ihre Hände vor der Brust und sah ihn beinahe flehend an: „Ich bitte Euch wirklich nur um fünf Minuten“, begann sie sogleich, „Ich werde auch etwas kaufen, versprochen! Glaubt mir, ich werde Euch nicht Eure wertvolle Zeit stehlen, indem ich hier nur..“, Lorelai wedelte abschätzig mit der rechten Hand umher und rümpfte das Näschen dabei zur Untermalung, „..mit müden, glasigen Augen ziellos umherwandere, nur um danach nichts zu kaufen“ Die Magierin schmunzelte über ihre eigenen Worte. Dann ging sie ein paar Schritte auf den Fremden zu, lächelte wieder aufgeregt. „Nein, Ihr könnt mir glauben: Ich werde innerhalb dieser Zeit etwas von ungeheuren Wert kaufen“, köderte sie den jungen Mann lächelnd und ging langsam an ihm vorbei, um weiter in den Laden zu gelangen, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen. Ging ihr Plan auf? Vielleicht sollte sie noch einen Satz nachlegen: „Der Meister hätte bestimmt nichts dagegen“ Mittlerweile war Lorelai hinter den Weißhaarigen gelangt, hatte sich aber ihm stets zugewandt. „Natürlich beginnen die fünf Minuten erst nach Eurer Erlaubnis“ Sonst hätte sie ja bereits ein wenig Zeit verloren!
Charon war bereits in Aufbruchsstimmung, und das nach dem doch recht langen Tag wohl zurecht, schließlich hatte er praktisch den ganzen Laden auf den Kopf gestellt. Schon wieder. Kurz davor, sich auf den Weg zu machen, wurde er ganz schön überrascht, als noch einmal das kleine Glöckchen klingelte, das vor der Eingangstür hing. War der alte Herr jetzt doch noch einmal hereingekommen, oder hatte sich zu dieser späten Stunde tatsächlich noch ein Kunde hierher verirrt? Als eine junge Frau vor ihm stand, war sich Charon doch sehr sicher, dass es Letzteres war. Das war nicht Eden und erst recht nicht Eduard. Außerdem wirkte sie ganz schön nervös für jemanden, der hierher gehörte - sie wusste offenbar, dass sie spät dran war und um diese Zeit eigentlich nichts mehr hier verloren hatte. Nicht, dass sich Charon daran störte. Wenn eine hübsche, junge Dame mit sanft rosanem Haar und warmen Augen ihm Gesellschaft leisten wollte, wer war er, sich zu beschweren? Ihm fiel außerdem ihr doch sehr traditioneller Kleidungsstil auf - überraschend passend zu seinem eigenen mit dem vielen Weiß, den weiten Ärmeln und den kleinen Accessoires, die dazugehörten - und die Tatsache, dass sie für all ihre Entschuldigungen und Floskeln, die sie gut eine Minute ohne Punkt und Komma herunter ratterte, doch eine ganz schön freche Seite besaß, die ihm ein Schmunzeln entlockte. Entspannt ließ der Magier seinen Gast ausreden, betrachtete amüsiert, wie sie sich so vermeintlich unschuldig an ihm vorbei schob, bis sie dann doch fertig war und ein paar Momente der Ruhe guten Raum gaben, um selbst das Wort zu ergreifen.
“Mich freut es auch, euch kennen zu lernen. Mein Name ist Charon. Ich unterstütze Herrn Eduard, solange ich hier in Shirotsume bin.”
Freundlich stellte sich das Weißhaar vor - etwas, das seine Kundin vergessen hatte in ihrem kleinen Monolog. Aufmerksam betrachtete er ihre Reaktion, wollte sehen, ob sie sich ertappt fühlte, ehe er mit sanfter Stimme fortfuhr: “Ihr dürft auch gerne zehn Minuten einnehmen. So eilig habe ich es wirklich nicht.” Ein warmes Lachen erfüllte den Raum, nun, da es keinen Grund mehr gab, irgendeine Anspannung aufrecht zu erhalten. Auch, wenn Charon die Leute um sich herum gern ein bisschen neckte, hatte er nichts gegen die freche junge Dame, im Gegenteil. Ihre Art, einfach zu tun, was sie wollte, und davon auszugehen, dass es schon in Ordnung war, gefiel ihm. Sie erinnerte ihn daran, wie er selbst so gerne vorging. “Ihr scheint Herrn Eduard gut zu kennen. Ein Stammgast?”, stellte der Magier fest - ein leichter Rückschluss, nachdem sie den alten Herren Meister genannt hatte. “Die meisten Kunden hier sind ein gutes Stück älter. Was treibt Euch hierher?” Charon störte sich nicht an einem freundlichen Plausch mit einer älteren Dame oder den frustrierten Erzählungen eines Großvaters, während er seine Arbeit hier verrichtete. Dennoch war es ein ganz anderes Gefühl, ein aufgewecktes Mädchen hier zu haben, das noch dazu so keck mit den Leuten um sie herum umging. Menschen wie sie brachten ein bisschen dringend notwendie Abwechslung ins Leben. Ein Grinsen breitete sich auf Charons Gesicht auf, nicht weniger frech als jede Faser seines Gegenübers.
“Darauf, dass Ihr etwas Wertvolles kaufen wollt, nagle ich Euch übrigens fest.”
Lorelais Augen wurden groß, als der Fremde sich so freundlich vorstellte. Wie konnte ihr nur so ein Fauxpas passieren? Wo sie doch viel Wert auf Höflichkeit und gesellschaftliche Gepflogenheiten legte. Entschuldigend legte sie sich die rechte Hand auf die Brust, kam aber nicht ohnehin, ein wenig ertappt aufzulachen. Seine Reaktion ließ sie bereits hoffen, dass er sie im Laden gewähren lassen würde. „Ich muss um Verzeihung bitten! Wer hätte gedacht, dass ich unter Zeitdruck zur Unhöflichkeit neige? Man lernt nie aus“, philosophierte sie deutlich entspannter, als noch vor einem Augenblick. Dann kam sie Charon offiziell entgegen, indem sie kurz einen koketten Knicks machte und sich auch vorstellte: „Mein Name ist Lorelai und ich freue mich ebenfalls, Euch kennenzulernen. Ich wusste nicht, dass der Meister außer seiner Tochter noch weitere Helfer hat“, erklärte sie dem Weißhaarigen. Aber wie war das? Solange er in Shirotsume ist? „Seid Ihr etwa auf der Durchreise?“, fragte sie daher interessiert nach.
Einen Augenblick nahm Lorelai sich die Zeit, ihr Gegenüber genauer zu betrachten. Er war ein ganzes Stück größer als sie und das auffälligste Merkmal war wohl sein langes, weißes Haar. Seine Augen hatten sogar eine ähnliche Farbe wie ihre, allerdings hatte die Magierin den Eindruck, dass ihre Augen wärmer waren. Sein Gesicht war einladend, wie auch sein Lächeln und die Kleidung des Mannes schien sorgfältig ausgewählt zu sein. Wären diese Gewänder femininer, würden sie auch in Lorelais Kleiderschrank passen. Unweigerlich musste sie wieder lächeln. Hier im Königreich Fiore lernte sie die interessantesten Menschen kennen! Auf das Angebot hin, sich auch zehn Minuten Zeit nehmen zu können, konnte Lorelai nur andächtig die Hände falten und vor Freude strahlen. „Ja wirklich? Das ist großzügig, dass Ihr Eure Freizeit so selbstlos opfert! Ich möchte mich trotzdem sputen, aber so ist es angenehmer“ Lächelnd wandte sie sich dann von Charon ab und ging gezielt zu dem Regal mit den Talismanen. Wunderbar! Seit ihrer Abwesenheit kamen ein paar neue hinzu. Dabei gefiel ihr ein graziler, gläserner Vogel besonders gut. Er war nicht einmal groß genug, um Lorelais Handfläche abzudecken. Niedlich! Die Flügel waren ausgebreitet, als würde er jeden Moment davonfliegen.
Als Charon sie ansprach, blickte sie aufmerksam über ihre Schulter zu ihm. Dann legte sie zunächst vorsichtig das Vögelchen wieder ins Regal und wandte sich ihm zu, wobei ihr allein bei diesem Prozess ein Haufen weiterer interessanter Dinge aufgefallen waren. Daher stöberte sie achtsam weiter, während sie sprach. „Ich lebe zwar erst wenige Monate in Shirotsume, aber seither besuche ich diesen Laden regelmäßig“, erzählte sie dem jungen Mann, ehe sie ihn wieder ansah. Ein träumerisches Lächeln zierte ihr Gesicht. „Meister Eduard weiß so viel.. vielleicht sogar alles! Und er ist sehr freundlich und großzügig. Ich genieße seine Gesellschaft sehr“, erklärte sie schwärmerisch. Dann nahm sie besonders vorsichtig eine Ware aus dem Regal in die Hand, welches geradezu schrie, uralt und kostbar zu sein. „Mein Herz schlägt für den besonderen Wert dieser Relikte. Viele von ihnen sind mehr, als nur magisch. Ich suche nach den richtigen Worten..“, erklärte sie ihre folgende Pause, ehe sie Charon beinahe etwas verlegen anlächelte. „..ihre Aura ist übernatürlich. Spirituell, heilig oder auch düster. Sie nehmen Einfluss auf uns und werden unterschätzt.. sind gefährlich, wenn sie in falsche Hände geraten..“, versuchte sie zu verbalisieren, woher ihre Faszination für genau jene Gegenstände rührte, welche Meister Eduard hier verkaufte. Vorsichtig legte sie den nicht näher definierten Gegenstand zurück ins Regal, als sie Charons Worte vernahm.
Durchaus ein wenig überrascht suchte sie wieder den Blickkontakt - und sah sein Grinsen. „Nur zu“, entgegnete Lorelai, nun ihrerseits ebenso grinsend. Leichtfüßig ging sie dann an ihm vorbei, um zu den alchemischen Zutaten und magischen Kristallen zu gelangen. Doch nicht, ohne zu kichern: „Ein Glück, dass ein ungeheurer Wert viele Ebenen haben kann. Der gläserne Vogel bedeutet mir schon jetzt viel, ich werde wohl kaum einen weiteren Tag ohne ihn leben können“
„Ja, ich bin nur vorübergehend hier. Man könnte sagen, ich mache hier in Shirotsume Urlaub“, nickte Charon auf Lorelais Frage hin, ein warmes Lächeln auf seinen Lippen. In seinem Leben war in letzter Zeit eine ganze Menge passiert, und auch, wenn der Ausflug hier ein Teil seiner Forschung war, tat es ihm auch gut, von den Sachen ein bisschen wegzukommen, die ihn sonst so umtrieben. Shirotsume war ruhig, entspannt und naturnah, außerdem waren die Menschen, mit denen er hier zu tun hatte, alle recht angenehm. Ein guter Ort, um sich eine Weile zu erholen. „Ich finde es sehr hübsch hier. Ihr lebt hier, richtig? Das muss sehr angenehm sein.“ Als Stammgast eines kleinen Dorfladens würde Lorelai vermutlich nicht jedes Mal mit dem Zug hierher reisen, um ein wenig zu stöbern – erst recht nicht so spät am Abend. Aber als scheinbare Frohnatur passte sie auch gut in dieses Örtchen, und nach dem, was sie eben gesagt hatte, war sie wohl auch niemand, der sich besonders häufig eilte. Die perfekte Person für ein idyllisches Plätzchen Erde wie Shirotsume.
Er folgte der jungen Dame ein wenig, sah selbst noch einmal über die Talismane und anderen kleinen Schätze, die sie betrachtete. Wenn sie zu zweit hier waren, war es wohl nur natürlich, ein bisschen beisammen zu bleiben. Wie es aussah, waren sie auch beide ein bisschen Small Talk nicht abgeneigt, also war es besser, nicht durch den ganzen – wenn auch kleinen – Laden rufen zu müssen. „Ihr habt Recht... Herr Eduards Wissen ist wirklich weitläufig. Besonders mit alten Traditionen und den Themen Karma und Glück kennt er sich unvergleichlich gut aus. Ich lerne eine Menge, solange ich hier bin“, bestätigte Charon andächtig die Worte seiner Gesprächspartnerin. Sie schienen beide den älteren Herrn sehr zu schätzen, der diesen Laden führte. „Ich bin in erster Linie hier, weil ich selbst großes Interesse an diesen spirituellen Themen habe. Herr Eduard ist so gut, mich ein wenig zu unterrichten. Einige der neuen Talismane hier habe ich mithilfe seines Wissens sogar selbst hergestellt... wenn auch keinen von denen, die bisher Euren Blick eingefangen haben.“ Mit einem Lachen trat Charon näher an das Regal heran und betrachtete den Vogel, den sie sich angeschaut hatte. Das war geschickte Handarbeit mit Glas... Damit hatte er sich noch gar nicht befasst. Vielleicht sollte er den guten Herrn darum bitten, ihm auch das beizubringen. „Könnt Ihr die Aura der Talismane wahrnehmen?“, fragte der Dargin neugierig, ein aufmerksamer Blick auf der Rosahaarigen liegend. War es blinder Glaube, der sie meinen ließ, dass diese Gegenstände Einfluss hatten, oder wusste auch sie mehr als die Meisten? Charon für seinen Teil hatte die meisten Objekte hier in den letzten Wochen recht ausführlich untersucht und konnte an vielen tatsächlich eine gewisse Energie feststellen – die eine besondere Energie, die er mit seinen Magien ausmachen konnte. Er wollte nicht ausschließen, dass auch im Rest mehr steckte, als man mit bloßem Auge sehen konnte. „Herr Eduard ist ein sehr gläubiger Mann. Er ist überzeugt von dem, was er hier macht. Das merkt man in seiner Arbeit“, stellte das Weißhaar mit einem kurzen Nicken fest und fokussierte einen kleinen, handgestickten Talisman, der voll von den Gebeten des alten Herren war und dementsprechend vor göttlicher Macht sprichwörtlich glühte. Gut vorstellbar, dass jemand, der dieses spezifische Stück mit sich trug, tatsächlich ein wenig Schutz von oben erhalten würde. „Dementsprechend kann er Werke schaffen, die tatsächlich mit Bedeutung und Herz erfüllt sind. Wie ihr sagt: Es ist gut vorstellbar, dass diese Relikte wirklich Einfluss auf die Menschen nehmen, die sie mit sich tragen.“
Lorelai war eine angenehme Gesprächspartnerin, ohne Zweifel. Auch ohne Geld dafür zu nehmen freute sich Charon über ihre Gesellschaft, war mehr als zufrieden damit, ein bisschen mehr Zeit zu investieren. Dennoch hatte sie natürlich gesagt, dass sie etwas kaufen wollte, da würde Charon sicherstellen, dass sein Lehrmeister auch seinen Umsatz bekam. Endlos viel Geld verdiente der kleine Laden hier nicht. Jeder Verkauf zählte. Als die Chamberlain ihm dann aber eine kleine Hintertür in ihrem Versprechen aufzeigte, konnte er nicht anders, als aufzulachen. Gespielt betroffen legte er die rechte Hand auf sein Herz. „Oh, welch grausamer Intrige bin ich zum Opfer gefallen?“, sprach er melodramatisch aus, schüttelte den Kopf. „Wie ein kalter Stich ins Herz. So zielsicher überlistet wurde ich meinen Lebtag noch nicht!“ Entspannt und noch immer mit einem leisen Lachen auf den Lippen senkte der Dargin seinen Arm und legte den Kopf leicht schief. „Wollt ihr wirklich euren guten Meister um seinen Umsatz bringen? Er würde sich sicher freuen“, schmunzelte er nun herausfordernd, brachte das Thema zurück auf Herrn Eduard. Schließlich war er es, der schlussendlich davon profitierte, wenn hier etwas gekauft wurde. Aber da fiel ihm auf... „Warum nennt Ihr ihn eigentlich Meister? Sagt bloß, wir lernen vom selben Herrn!“
„Für einen Urlaub eignet sich dieses Idyll wirklich gut. Ich schätze es daher sehr, hier leben zu dürfen“, entgegnete Lorelai lächelnd und meinte jedes Wort aufrichtig. Dieses wundervolle Fleckchen Erde war das erste Zuhause nach einigen Jahren strapaziöser Reise. Ein magischer Ort, in welchem sie so liebenswerte Menschen getroffen hatte. Sie fühlte sich hier wohl, sicher und geborgen. Und die Tage, an welchen sie sich einsam fühlte, waren zumindest etwas weniger geworden. Nachdem Lorelai das hübsche Vögelchen wieder auf seinen Platz gesetzt hatte, kamen sie auf den Meister zu sprechen. Die Magierin schwärmte regelrecht von dem weisen Mann und freute sich sichtlich, als sie bemerkte, dass Charon diese Begeisterung für ihn teilte. Und nicht nur das.. er hatte ebenfalls Interesse an spirituellen Themen? Für einen Augenblick wich das Lächeln einem verwunderten Gesichtsausdruck. „Bravo..“, hauchte sie andächtig. Solch ein Wunder geschah wirklich nur in Fiore. Aber Moment. Wie war das? „Ihr habt ebenfalls Talismane hergestellt? Oh, wundervoll! Zeigt Ihr mir eure Exemplare?“, bat sie ihn in aufrichtiger Begeisterung.
„Eine schwierige Frage, die Ihr mir stellt“, entgegnete Lorelai nachdenklich, die Arme sanft verschränkt. Nicht nur, weil die Antwort kaum in Worte zu fassen war, sondern auch, weil dies meist der Zeitpunkt war, zu welchem das Medium zum Sonderling wurde. „Es gibt eine Aura, welche ich stets spüren kann, umgibt sie einen Gegenstand. Sie ist natürlich nicht ersichtlich, doch nehme ich sie deutlich wahr“, erklärte sie Charon, ehe sie zögerte. Doch Lorelai wollte sich nicht schämen, denn ihre Magie machte sie aus. „Einen persönlichen Gegenstand von hohem emotionalem Wert erkenne ich dann, wenn dessen Besitzer das Diesseits verlassen hat, um ins Jenseits zu gelangen“, erklärte sie ihm, ehe sie noch einmal zu dem Glasvogel ging, welcher ihr so gut gefiel. „Wohlbefinden und Glück sind für mich weniger greifbar, doch noch immer spürbar. So ist es auch mit Unbehagen und Flüchen. Der Meister spricht nicht darüber, doch ich nahm diese negative Aura hinter der verschlossenen Tür im Keller dieses Ladens wahr“ Lorelai hatte ihm einmal geholfen, Kisten nach unten zu bringen. Doch auf ihre Fragen hatte er sich nicht eingelassen. Hatte Charon mehr Glück gehabt?
Charmant erinnerte der Weißhaarige die Magierin daran, dass sie versprochen hatte, etwas zu kaufen. Lorelai war nicht reich, doch dafür gewieft. Sie deckte ihr Spiel auf und freute sich, dass der gutaussehende junge Mann es mit Humor nahm. Sie stimmte in sein Lachen ein, lächelte ihn aber dann tröstend an. „Bisher war es mir kein einziges Mal möglich, diesen Laden ohne einen Kauf zu verlassen“, verriet sie ihm schmunzelnd. „Aber bevor ich mich für den gläsernen Vogel entscheide, würde ich wirklich gern Eure Werke sehen“ Während sie den kurzen Weg überbrückten, erkundigte sich der Helfer ihres Meisters nach dessen Titel. Charon hatte es bereits erfasst, sie lernten vom selben Herrn. „Ich möchte wirklich nicht prahlen, aber mich bezeichnete er erst kürzlich als seine beste Schülerin“, verriet sie dem Weißhaarigen und sah ihn dann erwartungsvoll an. Ihre violetten Augen blitzten regelrecht vor erwartungsvoller Aufregung. Ob er das toppen könnte?
„So schön ich es auch finde, dauerhaft Leben könnte ich hier wohl nicht. Mein Herz steckt fest in Aloe Town“, stellte Charon fest, ein Lächeln auf seinen Lippen. Dann lachte er auf. „Außerdem zieht es mich immer wieder in die Ferne. Ich kann selten auch nur einen Monat an einem Ort bleiben, ohne ein wenig herum zu reisen.“ Beides sprach wohl eher für ihn als Person, nicht gegen die Schönheit Shirotsume, die der Dargin niemals leugnen würde. Er genoss seine Zeit hier, teilte diese Info auch gerne mit Lorelai, die sich gleichzeitig so aufmerksam und so redewillig zeigte. Auch, dass sie Interesse an seinen Talismanen zeigte, freute ihn sichtlich. „Natürlich, ich zeige euch gerne ein paar. Einen Moment bitte“, nickte er und trat an ihre Seite. Unter den Glasfiguren, die sie betrachtet hatte, befanden sich auch noch weitere kleine Figuren – ein paar Holzschnitzereien, ein paar aus ausgestopftem Stoff. „Ich habe bisher hauptsächlich mit Stoffen oder Papier gearbeitet“, gestand Charon, während er eines der Tiere anhob – ein kleines Hündchen, weiß mit dunklen Ohren, von denen sich ein Fleck über ein Auge zog. Es sollte gut zu erkennen sein. Auf seine Fingerfertigkeit war der Dargin durchaus stolz. „Das hier ist einem Hund nachempfunden“, erklärte er dennoch und schmunzelte, während er daran zurückdachte, wie er ihn gemacht hatte. „Hunden wird nachgesagt, dass sie die Türen in den Himmel bewachen. Allgemein gelten sie als schützende und leitende Wesen. Dieser Talisman steht damit für Sicherheit und für gutes Karma.“ Diese Figuren waren allerdings nicht Charons Spezialität. Den Hund wieder absetzend, bewegte er sich hinüber zu ein paar Boxen, die auf einem anderen Regal standen. Hier fand man an einer Seite kleine Stoffbeutel, auf der anderen Papierstreifen, die mit geübten, geschickt aufgetragenen Schriftzeichen überzogen waren. Charon nahm von beiden ein paar heraus. „Das hier sind O-Fuda. Diese hier sind den Zetteln nachempfunden, die man zum Tanabata-Fest an den Bambusbäumen anbringt“, erklärte er und hielt der Älteren zwei Papierstreifen hin, auch wenn Lorelai das wahrscheinlich wusste. Als jemand, der gern seine eigene Stimme hörte, hatte das Weißhaar eine Tendenz dazu, Dinge einmal zu oft zu erklären. „Der rechte stellt den Wunsch nach Gesundheit dar, der linke den Wunsch nach Glück in der Liebe. Ich denke, man erkennt, welcher von mir gezeichnet wurde.“ Eduard schrieb in perfekter Kalligraphie, etwas, das Charon nie gelernt hatte. Zu Anfang hatte er sich Mühe gemacht, die Form der Buchstaben zu imitieren, aber das hatte zu amateurhaften und, wie es der alte Mann formuliert hatte, unehrlichen Schriftzügen geführt. Stattdessen war einer der Zettel in Charons Handschrift geschrieben. Die Zeichen waren klar und direkt, versehen mit leichten Schnörkeln, aber gut zu erkennen. Nicht so traditionell wie die Werke seines Lehrmeisters, aber gleichermaßen elegant. „Du kannst einen Wunsch deiner Wahl in ein O-Mamori einnähen lassen“, fuhr der Dargin fort und hob die kleinen Beutel in seiner anderen Hand an. Ein paar waren noch offen, andere bereits zugenäht. „Ich empfehle die bereits fertigen, aber heutzutage kommen die personalisierten wohl gut an. Neben dem O-Fuda werden auch pflanzliche Bestandteile eingefügt, wie Rosenblätter oder Kräuter. Damit geben sie neben guten Energien auch einen angenehmen Duft ab.“ Mit einem Lächeln legte Charon die Zettel zurück und nahm einen der Beutel aus seiner linken Hand – einen weißen mit Blütenmuster, seinem eigenen Stil nicht unähnlich. „Tatsächlich hat Herr Eduard gesagt, dass meine Kräutermischungen beruhigender seien als seine. Es ist wahrscheinlich Schmeichelei, aber dennoch ein hohes Lob. Hier, schaut, wie euch dieser gefällt.“
Sorgfältig und ordentlich wieder verstauend, was er eben aus den Boxen geholt hatte, hoffte Charon darauf, dass sein Gast zumindest ein wenig Gefallen an seinen Werken fand. Er hatte sich durchaus Mühe dabei gegeben. Außerdem beschäftigte ihn etwas Anderes, was die Chamberlain gesagt hatte: Sie sprach von der Aura der Talismane, die ein normaler Mensch wohl kaum wahrnehmen konnte. „Einen persönlichen Gegenstand mit emotionalem Wert...“, wiederholte der Dargin ihre Worte, legte nachdenklich eine Hand an sein Kinn. Nach kurzem Überlegen schüttelte er den Kopf. Nein, das klang nicht nach der gleichen Art Energie, die er auch wahrnahm. „Interessant. Ich schätze, unsere Feinfühligkeit bezieht sich auf unterschiedliche Arten von Energie. Das, was ich nachvollziehen kann... hat zwar auch mit Emotionen zu tun, aber mit einer anderen Art.“ Anbetung. Gottesfürchtigkeit. Hoffnung. Tiefer Glaube. Charon spürte die Gebete der Menschen, aus denen Götter ihre Kraft zogen, und die Objekte und Körper, die diese Energie aufzunehmen vermochten. Ebenso konnte er nachvollziehen, wo Götter diese Mächte genutzt hatten, wenn genug davon übrig blieb. Was Lorelai beschrieb klang nicht unähnlich... aber durchaus anders. Dann stockte er, hob seinen Kopf, um sie anzusehen. „Eine negative Aura? Hier im Laden?“ Sie hatte offensichtlich seine Aufmerksamkeit geweckt. Damit dürfte auch klar sein, dass er diese Aura nicht spüren konnte. „Was meint Ihr? Wo genau ist diese Tür?“
Lächelnd nickte Lorelai, sie verstand sehr gut, was Charon verstand. „Fernweh, ja? Ein Gefühl, welches ich gut nachvollziehen kann“, erklärte sie. Und doch war es schön für den Weißhaarigen, dass er einen Ort hatte, an welchen er stets zurückkehren konnte. „Das Glück eines festen Wohnsitzes lernte ich in den letzten Jahren zu schätzen, als ich selbst viel auf Reisen war. Heute genieße ich es, länger an einem Ort bleiben zu können“, erzählte Lorelai, ohne ins Detail zu gehen. Als sie ihre Heimat Sin verlassen hatte, lag ein weiter Weg vor ihr, um in das Königreich Fiore zu gelangen. Nun war sie froh, endlich angekommen zu sein.
Mit aufrichtigem Interesse betrachtete Lorelai die Talismane, welche Charon selbst angefertigt hatte. Andächtig und vorsichtig nahm die Rosahaarige das Hündchen an sich, um es genauer zu betrachten. Sie lächelte selig, war durchaus entzückt. Die Tatsache, wie vorsichtig sie mit Charons Werk umging, sollte ihm deutlich machen, wie umsichtig und wertschätzend sie mit seiner Leistung umging. „Er ist fabelhaft“, bewunderte sie die filigrane Näharbeit und reichte ihn Charon wieder, welcher ihn vorsichtig absetzte. Es wäre schön, wenn dieser Talisman ihre Wohnung schützen würde. Doch damit nicht genug, denn Charon war bereits fleißig gewesen und zeigte gern seine Werke. Wenngleich Lorelai einige der Traditionen und Sagen kannte, so hörte sie dem Weißhaarigen dennoch gern zu. Sie mochte seine angenehme Stimme und es war schön, auf jemanden getroffen zu sein, der ihr so gleichgesinnt zu sein schien. Lorelai brauchte keinen Wunsch nach Wahl, welcher personalisiert eingearbeitet wurde. Sie hätte sich ohnehin schnell entschieden: „Von Bedeutung ist nur das Glück in der Liebe“, verriet sie schwärmerisch und betrachtete dieses genauer. Es war wohl das, welches nicht von Charon geschrieben wurde, denn sie kannte die Schrift des Meisters. Nach ein paar vorsichtigen Duftproben, welche Lorelai gut gefielen, zog sie ebenfalls ein Resümee: „In der Tat, deine Kräutermischung ist anders, aber im besten Sinne“, stellte sie verblüfft fest, konnte dann aber nur wieder lächeln. Da würde ihr die Auswahl heute aber besonders schwer fallen..
„Darf ich erfahren, welche Art der Energie du wahrnimmst? Ich möchte nicht unhöflich sein, aber es würde mich freuen, mehr darüber zu hören“, erklärte sie ihm und faltete bereits bittend die Hände, sah Charon mit gespannten, aufmerksamen Augen an. Dann aber hatte die findige Lorelai eine Idee: „Im Gegenzug werde ich dir auch tiefere Einblicke gewähren, was meine Fähigkeit betrifft“, schlug sie ihm mit einem verschmitzten Lächeln vor. Doch dann stutzte die Rosahaarige, neigte den Kopf leicht zur Seite und sah Charon ertappt an. „Du.. du hast es nicht gespürt? Ohje, ich rede zu viel“, murmelte sie leise. Was auch immer der Meister hinter dieser verschlossenen Tür im Keller verbarg, es bescherte Lorelai ein Gefühl von Unbehagen. Und dass der alte Mann mit ihr nicht darüber sprechen wollte, bestätigte sie nur in ihrer Vermutung, dass sich verfluchte Gegenstände dahinter befinden mussten. Beschwichtigend hob sie die Hände, ging näher auf den Weißhaarigen zu und sah ihm eindringlich in die Augen. „Nun, wenn dir der Sinn danach steht, zeige ich dir die Tür, von welcher ich sprach. Aber darüber hinaus sollten wir uns von ihr fernhalten, ja?“, versuchte sie ihm eine Art Versprechen abzunehmen. „Möchtest du vorher lieber absperren?“, fragte sie ihn verunsichert, woraufhin Lorelai Charon in den Keller des Ladens führte, in welchem er sich bestimmt schon einmal befunden hatte. Er war alt und verwinkelt und nur hinter einem Regel ums Eck konnte man die massive, aber modrige Holztür entdecken, welche mit einem großen Schloss versehen war. „Hier ist es“, teilte sie Charon flüsternd das Offensichtliche mit. Schon jetzt bemerkte Lorelai die Gänsehaut an ihren Armen und das Unbehagen stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie trat näher an den Weißhaarigen heran, welcher zu interessiert diese Tür musterte. So trat Lorelai in sein Blickfeld und bat ihn: „Wollen wir nicht lieber wieder raufgehen?“
Es war schon erstaunlich, in wie vielen Punkten sich die beiden zufällig vereinten Geister ähnelten. Charons Augen weiteten sich neugierig, als er hörte, dass auch Lorelai schon vom Fernweh ergriffen worden war. „Klingt, als hättest du eine längere Reise hinter dir“, stellte er fest, strahlte eine erfreute Wärme aus, während er eine Hand auf seine Brust legte. „Wie spannend! Ich bin bis vor ein paar Jahren auch lange durch Fiore gewandert, ohne wirkliche Heimat. Über zwei Jahre hinweg habe ich das ganze Königreich komplett zu Fuß durchstöbert.“ Man konnte es als eine Form der Angeberei sehen, aber Charon war einfach froh darüber, seine Geschichten mit jemandem teilen zu können, der sie wirklich verstand. Dass Lorelais Anlass ein gutes Stück unerfreulicher sein konnte als sein eigener, kam ihm dabei auf Anhieb nicht in den Sinn. Sie wirkte nicht gerade negativ, wenn sie von dem Thema sprach. Auch bei den Talismanen waren die beiden wohl auf einer Wellenlänge. Charon fiel durchaus auf, wie umsichtig die hübsche Dame mit ihnen umging, mehr noch als manche der alten Herrschaften, die er in den letzten Wochen hier gesehen hatte. Ein gewisser Stolz zeigte sich auf seinem Gesicht, als er sah, wie sie sein Werk begutachtete. Es fühlte sich immer wieder gut an, etwas selbst zu erschaffen, umso mehr, wenn man vom Entwurf an freie Hand hatte. So langsam kam er bei den Talismanen an diesen Punkt. Er verstand die Prozesse und Rituale, die dahinter steckten, mehr und mehr, auch wenn es Grenzen gab, wie viel man in so kurzer Zeit lernen konnte. Eduard war sehr offen, aber selbst ein Meister wie er konnte nicht das Wissen seiner vielen Lebensjahre innerhalb weniger Wochen komplett übermitteln. Die Fortschritte, die Charon gemacht hatte, wusste er zu schätzen – vor Allem, da er überzeugt davon war, dass die magische Energie in seinen Talismanen tatsächlich einen positiven Einfluss auf das Leben von Menschen nehmen konnte. Dennoch erhielt die Chamberlain nur ein schiefes, wenig überzeugtes Lächeln, als sie ihm sagte, welchen der Talismane sie eher schätzte. „Ah... ist das so?“ Von Bedeutung war also nur das Glück in der Liebe... nun, wenn sie das so sehen wollte. Charon hatte nicht vor, sich hier in eine Diskussion zu stürzen, aber er sah das entschieden anders. Hoffentlich nahm sie seine halbherzige Reaktion als Enttäuschung darüber auf, dass sie sich gegen seinen Talisman entschieden hatte, auch wenn sie dafür wohl etwas zu stark ausgefallen war...
„Nun... was meine Energie angeht... Wenn ich dir davon erzählen soll, musst du offen sein für ein paar Dinge“, gestand er, leicht unsicher, ob er es wirklich aussprechen sollte. Aber Lorelai schien großes Verständnis für diese Dinge zu haben, also war sie wohl die letzte Person, die ihm nicht glauben würde. „Glaubst du daran, dass Götter existieren?“, fragte der Dargin und hob seine rechte Hand auf Schulterhöhe, um erklärend mit dem Zeigefinger in Richtung Decke zu deuten. „Wenn ja, dann solltest du weiterführend wissen: Götter sind in der Lage, die Menschen zu beeinflussen, aber Menschen beeinflussen auch die Götter. Göttliche Energie entsteht, wenn eine Kreatur angebetet wird. Deswegen ist es für jemanden, der mit ganzem Herzen daran glaubt und die richtigen Rituale kennt, möglich, Talismane wie diese hier tatsächlich mit einer Form göttlichen Manas zu erfüllen.“ Das waren zwar wenige Sätze, aber es war trotzdem ziemlich viel gesagt. Etwas angespannt atmete Charon aus. Wie Lorelai das wohl aufnehmen würde? „Das sind die Energien, die ich wahrnehmen und zu einem gewissen Grad kontrollieren kann.“ Jetzt war sie am Zug. Je nachdem, wie sie auf seine Offenbarung reagierte, erklärte er ihr gern mehr... oder ließ es bleiben. So oder so hatte er genug gesagt, um sich ihren Teil des Versprechens zu verdienen, schließlich wollte die Chamberlain auch ihre Fähigkeit mit ihm teilen!
Eine dunkle Energie im Keller, die Charon nicht wahrnehmen konnte, war für den Finsternismagier dann aber doch etwas besorgniserregend... und sehr, sehr spannend. Diese Aura, von der die Rosahaarige sprach... Er wollte sie sehen, wollte sie wahrnehmen. Gab es wirklich etwas, das sich in diesem Laden verbarg, auch vor ihm? Natürlich bestand die Chance, dass das, was Lorelai sagte, Unsinn war, aber man entdeckte nichts Neues, wenn man die Entdeckungen und Behauptungen anderer einfach als Unfug abtat. Das wusste wohl niemand besser als Charon, der den unglaubwürdigsten Gerüchten hinterher gejagt war, um zumindest ein paar Überreste göttlicher Energie zu finden. „Du redest nicht zu viel, im Gegenteil. Ich bin froh, dass du das gesagt hast“, lächelte er warm, bat sie darum, ihm zu zeigen, wo sich diese Aura verbarg. „Wir sollten zumindest einen Blick darauf werfen“, antwortete er auf ihre Frage, verweigerte ihr damit indirekt das Versprechen, sich fernzuhalten. Das hatte er schließlich nicht vor. Stattdessen sprang er weiter zu ihren nächsten Worte, nickte sanft, während er mit beruhigender Stimme sprach: „Eine gute Idee. Sekunde, ich schließe schnell ab, dann kannst du mir den Weg zeigen.“ Den Keller an sich kannte Charon, in dieser Ecke war er aber tatsächlich noch nicht gewesen. Lorelai musste wirklich Eds Vertrauen genießen, wenn sie sich hier unten so frei umsehen konnte. Der Dargin kam eigentlich nur hierher, wenn er etwas aus dem Lager holen musste. Nie ohne explizite Anweisung. Sanft strichen seine Finger über sein Kinn, während er überlegte, die Tür musterte. Sie war alt. Früher war sie wohl sehr stabil gewesen, aber inzwischen hatte er das Gefühl, sie mit roher Kraft aufbrechen zu können. Nicht, dass er das vorhatte. Einfach gehen wollte er aber auch nicht. „Wir gehen gleich wieder hoch, ja“, lächelte er der Chamberlain zu, beschwichtigte sie. Sie sollte sich ein wenig entspannen. Es war ziemlich offensichtlich, dass ihre Neugier hier mit ihrer Moral in Konflikt trat. Sie wollte gerne wissen, was hinter dieser Tür auf sie wartete, aber sie konnte es sich nicht rechtfertigen.
Für so etwas hatte sie zum Glück genau den richtigen Partner dabei.
„Aber... meinst du nicht, es wäre unverantwortlich, nicht zumindest zu prüfen, ob diese negative Aura etwas Gefährliches ist?“ Ein paar Momente lang ließ Charon diese These in der Luft hängen, ehe sein Blick langsam wieder zurück zu der Tür glitt. „Du spürst etwas Schlechtes von dort, nicht wahr? Herr Eduard ist zwar mit vielen Dingen bewandert, aber er hat kein magisches Potenzial. Was auch immer sich dort drinnen anstaut... ich bezweifle, dass er es wahrnehmen kann“, fuhr der Dargin fort, seine Stimme nachdenklich. „Ich würde mich nicht wohl damit fühlen, etwas potenziell Gefährliches einfach hier zu lassen, ohne das zumindest zu prüfen. Als Magier habe ich eine gewisse Verantwortung... und ich denke, wir wollen beide nicht, dass Herr Eduard etwas passiert, nicht wahr?“ Zärtlich legte er eine Hand an ihre frei liegende Schulter, strich mit seinem Daumen über die unberührte Haut. Er wollte ihr zeigen, dass es keinen Grund zur Sorge war. Dass er jemand war, dem sie vertrauen konnte. Als er das Gefühl hatte, ihr Herzschlag hätte sich beruhigt, nahm er die Hand wieder zurück und holte damit den Schlüsselbund aus seiner Tasche. „Lass mich zumindest gucken, ob einer der Schlüssel in das Schloss passt, ja?“ Natürlich taten sie das nicht. Es wäre auch naiv, einen Raum so gut zu verstecken und Leute davon fernzuhalten, und dann einer einfachen Aushilfe den Schlüssel dafür auszuhändigen. Aber das war in Ordnung. Die Schlüssel noch immer in seiner rechten Hand, lag Charons linke an dem Schloss und begann, sich zu verwandeln. Es war eine unauffällige Transformation: Seine Haut wurde ein wenig dunkler, seine Finger ein wenig länger, sein Arm unter dem weiten Ärmel etwas schlanker. Aus dem Arm eines Mannes war der einer Frau geworden, und seine Handfläche und Fingerspitzen begannen, sich zu erwärmen. Mit der Macht der Göttin Hestia, dem Herd- und Opferfeuer, ließ er einen Teil des Riegels dahinschmelzen, eine kleine Lücke, die reichte, um das Schloss aus seiner Position zu ziehen. „Sieht aus, als wäre es offen“, stellte er schmunzelnd fest, das Schloss in seiner Hand versteckend, während er diese in seine Hosentasche schob und zurückverwandelte. Auch die Schlüssel steckte er wieder weg.
„Dann lass uns einmal schauen, was uns im Inneren erwartet...“
Hinterfragte Charon etwa gerade die Bedeutung der Liebe für ein glückliches Leben? Nun, grundsätzlich war das mehr als verständlich, denn nicht jeder konnte diesem Zauber dieselbe Bedeutung zuführen, wie Lorelai. Als eine Frau, welche Liebe nur aus Büchern kannte und daraus für sich erschlossen hatte, dass sie das höchste Gut war, woran ein Mensch herankommen konnte, dachte sie natürlich so. Wirklich geliebt hatte Lorelai aber noch nicht, zumindest waren ihre Gefühle über eine Schwärmerei nicht hinausgegangen. Aber die wahre Liebe zu spüren, in diesen Genuss war sie noch nicht gekommen. Hoffentlich würde sie eines Tages auf den Mann treffen, welcher vom Schicksal für sie auserkoren worden war. Sie wusste nämlich, dass nicht alle Menschen das Glück hatten, jemals auf ihren Seelenverwandten zu treffen. Auf seine Rückfrage hin, lächelte Lorelai ihn schließlich nur aufrichtig an. „Ja.. für mich ist das so“, gestand sie ihm, legte sich die Hände glücklich seufzend an die Brust und sah kurz verträumt in die Leere. Sogar ein rötlicher Schimmer legte sich auf ihre Wangen. Doch dann sah sie wieder zum Weißhaarigen. Sie hatte seine halbherzige Reaktion durchaus bemerkt. Doch sie konnte weiterhin nur sanft lächeln. „Ich kann dich beruhigen, denn mir ist bewusst, dass nicht alle Menschen so empfinden. Doch ich träume dennoch sehnlichst davon“, geriet sie sogleich wieder ins Schwärmen.
„Selbstverständlich glaube ich an die Existenz der Götter“, entgegnete Lorelai mit großen, aufmerksamen Augen. Bereit, jedes Wort Charons regelrecht aufzusaugen. Sie selbst hatte sich nicht viel mit den Göttern beschäftigt, da ihre Interessen diesbezüglich in eine andere Richtung gingen, allerdings fand sie diese Thematik mindestens so spannend. „Auch die Menschen beeinflussen die Götter..“, wiederholte sie seine Worte andächtig, dachte offensichtlich darüber nach. „Ein Ansatz, welcher mir nie bewusst war. Aber es klingt einleuchtend“, stimmte sie ihm also zu und fand es über alle Maßen interessant, dass er diese göttlichen Energien zum Beispiel an Gegenständen wie Talismanen feststellen konnte. Einen Augenblick lang dachte Lorelai über seine Erzählung nach und äußerte sich schließlich auch dazu: „Ich bin überzeugt, dass du dazu in der Lage bist. Denn so, wie du eine Form der göttlichen Macht in Relikten zu spüren vermagst, erkenne ich die emotionale Verbindung zwischen Seelen und Gegenständen, welche einer verstorbenen Person zu Lebzeiten viel bedeutet hat“, bestätigte sie sein besonderes Gespür also, indem sie erläuterte, dass auch sie etwas Ähnliches und doch so vollkommen anderes spürte. „Durch ein Verbindungsstück des Diesseits kann ich die Geister der Verstorbenen aus dem Jenseits rufen“ Dass auch Charon dazu in der Lage war, bis zu einem gewissen Grad die Götter zu rufen, konnte Lorelai noch nicht ahnen.
Ohje, ohje.. was hatte Lorelai nur angerichtet? Sie hatte die Neugier Charons geweckt und nun wollte er etwas sehen, was ihm bis Dato noch gar nicht aufgefallen war! Sichtlich verunsichert sah sie ihn an, blickte in sein warmes Lächeln und fiel geradewegs auf seine beruhigenden Worte herein. Letztendlich hatte der Weißhaarige einen Charme, auf welchen eine Person wie Lorelai natürlich unbewusst ansprang. „Nun.. ein Blick allein sollte kein Chaos anrichten“, stimmte sie also dennoch verunsichert zu. Als Charon den Laden abgesperrt hatte, führte die Rosahaarige ihn in den Keller des Ladens, um ein paar Regale herum und deutete schließlich auf die Tür.
„Wie?“, fragte sie mit leiser Stimme nach.
Prüfen, ob diese unheilvolle Aura nicht auch gefährlich war? Unverantwortlich? Hatte er etwa Recht und der Meister war in Gefahr? Er war kein Magier und er war sehr alt, er könnte sich nicht wehren. „Armer Meister Eduard..“, hauchte sie verstört, denn der bloße Gedanke schmerzte sehr. „Allerdings führt er den Laden bereits viele Jahre erfolgreich mit diesem Raum. Nicht auszumalen, wir würden etwas Schreckliches anrichten, wenn wir seine Worte übergehen“, dachte Lorelai hin und her. Aber der Gedanke, dass dem warmherzigen, lieben Meister etwas zustieß, schmerzte so sehr, dass die überemotionale Lorelai bereits Tränen in die Augen bekam. „Welch verzwickte Lage“, stellte sie verzweifelt fest und umgriff fest den Talisman, welcher um ihren Hals an einer Kette hing. Dann spürte sie Charons Hand auf der freiliegenden Schulter und zuckte kurz zusammen. Berührungen durch Vertreter des anderen Geschlechts waren für eine traditionelle Frau wie Lorelai immer auf dem Prüfstand. Doch sie ordnete dies als Geste des Trosts und der Beruhigung ein und entspannte etwas. Doch die violetten Augen weiteten sich bereits wieder, als er vom Schlüsselbund sprach.
„Ein Jammer, sie passen nicht“, stellte Lorelai viel zu auffällig erleichtert fest. „Ein Zeichen! Lass uns wieder in den Laden gehen, ja? Ich würde mir gerne noch einmal den Hund ansehen, welchen du angefertigt hast“, versuchte sie ihn lächelnd zu überzeugen, umgriff aber zur Sicherheit noch sanft seinen Arm, um ihn kraftlos mit sich zu ziehen. Natürlich ließ der Weißhaarige sich nicht darauf ein. Stattdessen nutzte er den freien Arm, um Magie zu wirken. Schnell hatte Lorelai begriffen, was Charon vorhatte und verfestigte ihren Griff, versteckte sich ein Stück hinter ihm. Aber den Blick abwenden konnte sie auch nicht, sie war mindestens so neugierig wie er. Also lunzte Lorelai hinter dem Weißhaarigen hervor und beobachtete ihn bei der Tätigkeit. „Der Meister wird nicht erfreut sein“, warnte Lorelai ihn dennoch wenig überzeugend, als das Schloss schon klackte. „Ohje“ Langsam ließ sie von ihm ab und entfernte sich zwei Schritte rückwärts von ihm. Lorelai rieb sich über die kalten, von Gänsehaut überzogenen Arme und das Unbehagen stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Du möchtest auch noch reingehen?“, fragte sie ihn irritiert. Tja, was hatte Lorelai auch geglaubt? Dass es ihm reichen würde, das Schloss zu knacken?
Natürlich ging Charon voraus, begleitet von der halb hinter ihm versteckten Lorelai, welche trotz der Angst nicht vernünftig bleiben konnte und ebenfalls einen Blick erhaschen wollte. Er öffnete die Tür und Lorelai reckte sich auf Zehenspitzen, um einen Blick an ihm vorbei zu erhaschen. Im Inneren des kleinen, muffigen Kellerraums befanden sich Regale und Kisten. Allerdings war kein einziger Gegenstand zu erkennen, sie schienen sich alle in den verschlossenen und mit Eisenketten gesicherten Kisten zu befinden. „Er hat sich große Mühe gemacht, diese Dinge unter Verschluss zu halten. Denkst du nicht, wir sollten das nun endgültig respektieren, Charon?“, bat, nein, flehte sie ihn schon regelrecht an.
“Ich verstehe schon. Jeder Mensch hat seine eigenen Werte. Ich bin froh, dass du in deinen so sicher bist”, nickte Charon sanft, sein Lächeln wieder natürlicher. Das Wort Liebe traf ihn gerne mal etwas kalt, aber das hieß nicht, dass er der Chamberlain ihre Ansicht nicht gönnte. Wenn sie sich einem überholten Konzept verschreiben wollte, dann stand ihr das frei. Nicht jeder konnte in der gleichen Realität leben. Die unterschiedlichen Energien, die die beiden spürten, waren noch einmal ein gutes Beispiel für dieses Konzept. Was Charon aufspüren konnte war, in der Essenz, Anbetung, während Lorelai die Überreste von Bedeutsamkeit und Reue aufnahm. Es lagen Mächte in menschlichen Emotionen, die in ihrer Reinform deutlich stärker werden konnten. “Ich denke, beides unterscheidet sich nur begrenzt voneinander”, nickte Charon nachdenklich, eine Hand an seinem Kinn. “Deine und meine Wahrnehmung decken sich zwar nicht ganz, liegen aber auch nicht allzu weit voneinander entfernt. Es ist ein interessantes Konzept, das ich gerne im Detail kennenlernen würde…” Wenn er ehrlich war, tat sich Charon noch immer schwer damit, an Geister zu glauben. Untote, Dämonen, Götter, selbst Drachen gegenüber fühlte es sich einfacher an, ihnen Platz in der Realität einzuräumen, aber Geister… Vielleicht war es, weil er sich so lange gegen die Möglichkeit gewehrt hatte, dass es sich jetzt so schwierig anfühlte, sie als Realität anzusehen. Dennoch… war das hier vermutlich der Moment, um seine Skepsis auch in diesem letzten Bereich abzulegen. Das Übernatürliche ging - wenig überraschend - über das Natürliche hinaus. Da konnte es also gut sein, dass selbst Lorelais Geister existierten. “Ich muss gestehen, dass ich Geister bisher… nicht im Rahmen des Möglichen gesehen habe”, sprach er also ehrlich aus, auch wenn ihm diese Offenheit schwerfiel. “Ich schätze, damit ist es auch für mich Zeit, mich offen und lernwillig zu zeigen.”
Dass es hier im Gebäude genau diese düsteren Energien geben sollte, war für den Dargin dann doch eine Überraschung - eine, die seine Neugier weckte. Er wollte wissen, was dahinter steckte, und so sehr sie es auch abstritt, Lorelai wollte es auch. Sie spürte den gleichen Drang, ihrem Hunger auf Wissen nachzugehen und zu sehen, was Eduard hier unten zu verbergen hatte. Je näher sie kamen, desto mehr unterschieden sich die beiden Magier aber wieder voneinander. Charons Inneres drängte mit jedem Schritt nur umso mehr auf eine Antwort, während Lorelai immer zögerlicher und unsicherer wurde. Spätestens als er das Schloss geöffnet hatte, wollte sie definitiv wieder zurückgehen. Sie machte sich wohl Sorgen, dass sie hier etwas Furchtbares entfesselten? “Mach dir keine Gedanken. Was auch immer uns hier unten erwarten mag, ich bin schon Schlimmerem begegnet”, versicherte das Weißhaar beruhigend, strich seine Kleidung zurecht. “Ich bin nicht sicher, ob ich es schon erwähnt habe, aber ich bin ein Magier von Crimson Sphynx. Es gehört zu meinen Pflichten, die Einwohner Fiores selbst vor den größten Gefahren zu bewahren… und die Gefahr, die mir gewachsen ist, muss ich erst noch finden.” An Selbstsicherheit mangelte es ihm offensichtlich nicht. Hinter der eben noch verschlossenen Tür erwartete das Duo eine kleine Kammer mit Regalen, Kisten und… Ketten? “Wie seltsam…” Nachdenklich trat Charon in das Zimmer herein, betrachtete, wie hier alles festgemacht worden war. Ohne sie zu berühren näherte er sich einer der Ketten und senkte sich auf ein Knie, betrachtete sie genauer. “Das müsste Eisen sein… Kaltes Eisen. Offenbar ist Herr Eduard sich bewusst, dass er es hier mit dem Übernatürlichen zu tun hat.” Lorelai hatte sicherlich bereits davon gehört: Kaltes Eisen war Eisen, das noch immer seine natürlichen Energien enthielt. Es galt als wirksamer Schutz vor Feen und spirituellen Wesen - auch Geistern, wenn man an diese glauben sollte. Der Besitzer eines Kuriositätengeschäftes wie diesem nutzte das sicherlich nicht zum Spaß. Langsam stand Charon auf, darauf achtend, nicht versehentlich an etwas zu greifen oder gegen etwas zu stoßen. Er wollte nicht unvorsichtig mit den Gefahren dieses Raumes interagieren.
“Lorelai… sollte ich nicht eher dich fragen, ob wir weit genug gegangen sind?”, fragte er sanft, lächelte die junge Dame an. Erklärend hob er seine Hände. “Ich bin nicht hier, um gegen Herrn Eduards Wünsche zu handeln oder Grenzen zu übertreten. Du hast mir gesagt, hier ist etwas. Potenziell etwas Bedrohliches. Ich will das nur prüfen.” Sein Blick ging zurück in den Raum, über die zusammengeketteten Kisten. “Ich spüre hier nichts. Auch keine Gefahr. Insofern kann ich auch nicht einschätzen, ob wir genug getan haben oder ob wir gehen sollten. Das ist allein deine Entscheidung, Lorelai.” Der Dargin hatte nicht vor, seine Begleiterin zu etwas zu zwingen, was sie sich nicht wünschte. Er hatte sie hierher gebracht, war aber auch bereit, wieder zurück zu gehen - so sehr seine Neugier ihn auch nach vorne drängte. Aber ohne einen guten Grund - und das war Interesse allein in diesem Fall einfach nicht - würde er den Teufel tun und Dinge öffnen, die er nicht zu öffnen hatte. “Also, was meinst du? Was fühlst du? Ist es hier sicher genug, dass wir gehen können? Oder siehst du noch einen Grund, uns weiter umzusehen?”
Dass Charon Geister nicht im Rahmen des Möglichen gesehen hatte bisher, ließ Lorelai ein wenig schmunzeln. Woran das wohl lag? Sie war bereits auf verschiedene Menschen getroffen, mit verschiedenen Ansichten dazu. Manche glaubten nicht an die Existenz der Geister, weil sie nicht daran glauben wollten. Es macht ihnen Angst und sie wollen sich nicht damit auseinandersetzen. Andere waren schlichtweg überzeugt, dass der Tod ein unweigerliches Ende des Diesseits war und man selbst als Geist keinen Zugang mehr hatte. Aber auch Personen, welche es wissenschaftlich als nicht möglich sahen, dass Geister existieren, war Lorelai bereits begegnet. Es war schlichtweg nicht im Rahmen ihrer Möglichkeiten, an etwas nicht vollkommen Fundiertes zu glauben. „Du wirst es nicht bereuen. Es wird deinen Horizont erweitern“, versicherte Lorelai ihm mit gespielt geheimnisvoller Miene.
Das Schloss der Tür wurde geöffnet. Gab es jetzt überhaupt noch ein Zurück? Als die Rosahaarige wiederholt ihre Sorge vor einem großen Unheil mitteilte, gab Charon etwas über sich preis, was der jungen Frau bisher gänzlich unbekannt war. Er war ein Magier? Sogar von einer namhaften Gilde im Königreich! Crimson Sphynx.. darüber hatte Lorelai gelesen, das müsste die Wüstengilde sein, wenn sie sich nicht täuschte. Beeindruckt blitzten ihre violetten Augen auf, als sie diese Information bekam. Ein Magier einer Gilde, dessen Aufgabe es war, die Einwohner Fiores selbst vor größten Gefahren zu bewahren. Andächtig faltete Lorelai ihre Hände und strahlte Charon voller Aufrichtigkeit an. „Oh wie wundervoll! Das klingt sehr heldenhaft! Bravo!“ Oh! „Bist du denn in deiner Gilde so etwas wie ein Held, Charon? Wenn du das so sagst, dann glaube ich, dass du sehr mächtig sein musst“, fragte sie ihn gerade heraus, wobei man ihr bereits die Begeisterung ansehen konnte. Lorelai liebte Heldengeschichten, Sagen und Mythen! Wenn Charon wirklich so mächtig war, dann könnte er bestimmt auch wundervolle Geschichten erzählen.
Als sie den Raum schließlich betreten hatten, bemerkten sie schnell, dass all die verfluchten Relikte wohl in Kisten verschlossen wurden, damit sie wirklich nicht zugänglich sind. Der Meister hatte an alles gedacht und kaltes Eisen verwendet, um kein Risiko einzugehen. Sollte ihnen das nicht Warnung genug sein? Das Thematisierte die Magierin auch, in der Hoffnung, Charon würde Einsicht zeigen. Er musste Einsicht zeigen.. an ihrer Stelle. Denn insgeheim war sie mindestens so neugierig wie er. Doch er schien die Entscheidung wie einen Ball wieder zu ihr zurückzuspielen. Nachdenklich über seine Worte verschränkte Lorelai die Arme, wobei sei die linke Hand erhob, um den Zeigefinger an ihr Kinn zu legen. Was sollten sie tun? Das Argument, Charon könne eventuelle unheilvolle Mächte hier nicht einfach tolerieren, wog durchaus schwer.
Schließlich seufzte die junge Frau schweren Herzens auf. „Und du bist überzeugt, uns und Shirotsume im Notfall schützen zu können?“, fragte sie ihn mit fester Stimme, sah ihm mit ernster Miene ins Gesicht. Ein selbstbewusster Mann wie Charon war natürlich davon überzeugt. „Nun denn“, kapitulierte Lorelai, ehe sie ihn wieder herzlich anlächelte. „Komm mit mir“ Sie führte den Weißhaarigen in den Raum und blieb vor einem Regal stehen, in welcher eine Schatulle stand. Auf diese deutete Lorelai und sah besorgt zu Charon. „Ich denke, der Meister hat bei all den Gegenständen hier seine Gründe, sie unter Verschluss zu halten. Ich spüre deren negative Aura durchaus, aber sie sind gefährlich. Vielleicht bringen sie Unglück, aber es gibt keine Flüche oder dergleichen. Aber diese Schatulle.. sie verbirgt etwas, das mir großes Unbehagen beschert. Wenn es etwas gibt, das wirklich eine Bedrohung darstellt, dann ist sie es. Oder das, was sich darin verbirgt“ Dann wandte schluckte Lorelai schwer, ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. „Möchtest du, dass ich sie für dich öffne?“, fragte sie Charon schließlich.
Und so tat sie es, nahm mit zitternden Händen die hölzerne Schatulle und löste den metallenen Mechanismus, um sie zu öffnen. Kaum hatte Lorelai den Deckel einen Spalt breit geöffnete, zogen ein dunkle, transparente Schwaden heraus und formten sich zu einer schrecklichen humanoiden Gestalt, welches eine böse Fratze besaß. Als sie sich gänzlich erschaffen hatte, stand vor ihnen eine Kreatur, schwärzer als die Nacht. Sie streckte ihre Hand nach Lorelai aus, welche ihr starr vor Angst entgegen sah. Die krallenartige Hand umgriff ihr Kinn mit den Worten: „Hab Dank für meine Befreiung, schöne Sterbliche! Und nun gib mir die Schatulle“ Unbewusst umgriff Lorelai das Objekt der Begierde fester. War das etwa sein Gefängnis? Doch sie war nicht in der Lage, auch nur ein Wort zu sprechen.
“Ich erweitere meinen Horizont… wenn du es so formulierst, klingt es mehr als sinnvoll”, gestand der Dargin seiner Gesprächspartnerin zu. Er war ohnehin jemand, der lieber mehr lernte als weniger und das Unmögliche als noch nicht ermöglicht betrachtete in der Absicht, die Person zu sein, die es aus diesem Status auch wieder entfernte. Es gab kaum etwas, das er als Konzept ablehnte. Die Liebe. Der Sinn im Tod. Geister, bisher. Eine der wenigen Dinge aufzugeben, in denen er stur festgefahren war, fiel Charon, der sich doch eigentlich für so offen und unvoreingenommen hielt, erstaunlich schwer. Dennoch… Lorelai hatte es wohl verdient, dass er ihr entgegen kam. Sie hatte sich ihm gegenüber offen und ohne Zweifel gezeigt. Jetzt von seiner Seite aus zurück zu treten wäre mehr als unangemessen. Außerdem brachte sie auch weiterhin einen kaum vergleichlichen Charme mit. Schon allein, wie aufgeregt sie war, als sie fragte, ob er ein Held sei, ließ sein Herz etwas höher schlagen. “Ein Held? Nun, ich schätze, der ein oder andere würde mich so nennen”, antwortete er mit einem herzhaften Lachen, fuhr sich dann aber scheinbar bescheiden durch das lange, weiße Haar. “Wobei ich mich nicht selbst so nennen würde… Es ist doch ein wenig überheblich, sich selbst als Helden zu bezeichnen, nicht wahr? Schlussendlich tue ich nur das, was ich für richtig halte. Da gehört das Beschützen der Menschen um mich herum eben dazu.” Natürlich hatte die Demut des Dargin ihre Grenzen. Auch wenn er das Wort nicht selbst in den Mund nehmen würde - meistens -, freute es ihn sehr, so genannt zu werden. Mehr als einen Menschen, den man tatsächlich als bescheiden bezeichnen könnte, allemal. Mit all der Überzeugung kam aber auch eine erhebliche Selbstsicherheit. Als die Chamberlain nervös wurde, fragte, ob er denn sie und Shirotsume schützen könne, zeigte Charon nicht den Hauch eines Zweifels, nickte stattdessen stoisch. “Selbstverständlich”, antwortete er ruhig und ernst. “Ich sorge dafür, dass nichts Schlimmes passiert. Du hast mein Wort, Lorelai.”
Zwischen all den Sachen, die hier gelagert und befestigt waren, war es doch nicht mehr als eine unauffällig wirkende Schatulle, die die Aufmerksamkeit der jungen Dame auf sich zog. Es war also dieses vergleichsweise unschuldig erscheinende Relikt, in dem die meiste Gefahr steckte? Nun, unglaubwürdig war es für Charon nicht. Es gab mehr als genug Magier auf dieser Welt, die bevorzugt unscheinbare Objekte als magische Artefakte nutzten, um sich einen Vorteil zu verschaffen. “Ja… öffne sie bitte”, nickte er, während sich düstere Energie um seine Hände herum sammelte, ein wadernder Nebel, der nur darauf wartete, zu wahrer Finsternis konvertiert zu werden. Was auch immer aus dieser Box kommen sollte… Charon Dargin war darauf vorbereitet. Es war ein seltsames Wesen, das sich aus dem Inneren des Kästchens heraus bildete. Eine finstere Kreatur mit boshafter Fratze, die sich sogleich auf Lorelai konzentrierte. Er wollte also die Schatulle? Dann war es sicherlich keine gute Idee, sie ihm zu überlassen. Der Finsternis um seine rechte Hand Form gebend drückte er mit seiner eigenen schwarzen Klaue die des Geistes beiseite, schob sich zwischen ihn und die Chamberlain, die er zu verteidigen hatte. “Die schöne Sterbliche ist nicht zum Anfassen gedacht”, lächelte er selbstsicher, während er der boshaft wirkenden Kreatur entgegen sah. Sollte er gleich damit beginnen, sie zu vernichten? Das wäre einerseits das Vernünftigste, andererseits ziemlich riskant - beides, weil er nicht wusste, was dieses Wesen alles konnte. Über Vernunft hinaus gab es aber auch noch immer die Neugier, die die beiden hierher getrieben hatte. Er sollte wohl erst einmal herausfinden, womit genau er es zu tun hatte. “Mein Name ist Charon Dargin”, stellte er sich also höflich vor, auch wenn er seinen Blick nicht einen Moment lang von der Fratze seines Gegenübers nahm. “Darf ich fragen, mit wem ich es zu tun habe? Und, wo wir schon dabei sind, weshalb ich euch in einem düsteren Keller begegne?”
Die monströse Kreatur hielt inne. Kurz unentschlossen blickte er Charon an, ehe sein spektraler Körper sich leicht zurückzog. “Ich… bin Hoffnung”, sprach er schlussendlich, seine Stimme ruhig und schön. Ein starker Kontrast zu seinem Antlitz. “Ich bin ein Herold hunderter Seelen, entstanden, um sie nach ihrem Ableben an einen friedlichen Ort zu führen. Als Geist des Friedens war ich unfähig, mich zu wehren, als ein Mensch mich eingefangen hat… dabei wünsche ich mir nichts mehr, als meine Bestimmung zu erfüllen.” Charons Augenbrauen zogen sich zusammen. Er persönlich glaubte diesem düsteren Wesen kein Wort. Mit ihm wurde aber auch nicht gesprochen. Auch wenn der Dargin zwischen den beiden stand, zielten die Worte des Geistes zweifellos auf Lorelai ab. Wieder schob er seine Klauen vor, öffnete seine Hand, als würde er erwarten, dass sie ihm etwas darboten. “Bitte, langlebige Schönheit. Gib mir die Schatulle zurück, damit ich den Gefangenen den Frieden schenken kann.”
Claws of Darkness TYP: Elementarmagie ELEMENT: Finsternis KLASSE: I ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX.REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Der Vorgang ähnelt dem der Technik Fist of Darkness. Hier wird der Finsternismagie jedoch eine Form gegeben, sodass sich krallenähnliche Handschuhe bilden. Mit diesen Krallen ist der Zauberer in der Lage, den Gegner zu schneiden. Auch hier verbraucht der Zauber doppelt so viel Magie, wenn er auf beide Hände gewirkt wird.
Beherrschung:
Willenskraft Level 4: Der Zauberer ist mit den "Handschuhen" nun auch in der Lage, kleinere Projektile abzuwehren.
Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten... Welches Potenzial liegt dann in mir?
Zuletzt von Charon am Do 1 Jun 2023 - 23:10 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Aska mag diesen Beitrag
Lorelai
Anmeldedatum : 20.03.23 Anzahl der Beiträge : 273 Ort : Marokkasu
Lorelai hatte also recht behalten. Sie könnte das Gefühl, welches sie bei dieser Schatulle hatte, niemals in Worte fassen. Sie hatte es einfach gespürt, dass von ihr aus ein großes Unheil ausging. Aber Charon hatte ihr versprochen, dass nichts Schlimmes passieren würde. Und er war in Crimson Sphynx ein Held und hochrangier Magier. Lorelai fiel es nicht schwer, ihm zu glauben. Allgemein glaubte die junge Frau ihren Mitmenschen gerne das, was sie ihr sagten. Vielleicht war sie leichtgläubig und naiv, aber sie unterstellte anderen ungern Schlechtes, daher schenkte sie ihren positiven Geschichten so gern Glaube. Die Schatulle ward also geöffnet und aus den pechschwarzen Schwaden, welche ihren Weg aus ihr fanden, formte sich eine geisterhafte Kreatur mit schrecklicher Fratze. Ihre große, krallenartige Hand umgriff das Kinn Lorelais und zwang sie dadurch, ihr Gesicht leicht anzuheben. Ihr Herz schlug gegen ihren Burstkorb vor Angst. Wie konnte sie dem Meister das nur antun?
Und dann hielt Charon sein Wort und demonstrierte seine Stärke. Erleichtert lächelte Lorelai, während sie noch immer die Schatulle fest in ihrem Griff hielt. Natürlich, wie konnte sie auch nur eine Sekunde lang Angst verspüren? Charon hatte schon jetzt gezeigt, dass es keinen Grund zur Sorge hab, solange er da war. Die Rosahaarige fühlte sich schon jetzt besser, da sie beschützt hinter ihm stand. Der Dargin, wie er sich vorgestellt hatte, wollte sofort wissen, mit wem sie es hier zu tun hatten. Gespannt spitzte Lorelai über seine Schulter hinweg zur düsteren Geisterkreatur, welche eine ziemlich.. unglaubwürdige Geschichte erzählte. Lorelai mag leichtgläubig und naiv sein, aber sie war bestimmt nicht dumm. Sie verließ sich auf ihr Gefühl und glaubte fest daran, dass dies eine verfluchte und böse Gestalt war - sie konnte wohl kaum Hoffnung bedeuten. Erneut verlangte der Geist mit ruhiger, freundlicher Stimme die Schatulle, welche Lorelai bei sich trug. In Charons Rückendeckung fühlte sie sich sicher und wagte sich ein wenig hervor. „Nun, ehrenwerter Geist“, begann sie geduldig. „Ich kann Euch die Schatulle nicht ohne Weiteres überlassen. Eine wichtige Frage ist unbeantwortet“, machte sie ihren Standpunkt tapfer deutlich, was die Fassade der Kreatur kurz bröckeln ließ, doch noch hielt sie an sich. „Trotz eurer Sterblichkeit tretet Ihr mir kühn entgegen“, stellte der Geist fest. Er fand es anmaßend, doch klang er so, als gebührte ihr Respekt. „Wer hat Euch in diese Schatulle gesperrt? War es Edgar Calm oder sein Sohn Eduard?“, fragte Lorelai. „Es war Eduard“ Der Meister also? Lorelai vertraute ihm und seinem Urteil, er hatte sicherlich seine Gründe gehabt. „Eduard Calm ist ein gutherziger Mensch. Ich bin überzeugt, dass er Euch mit bestem Wissen und Gewissen eingefangen hat. Er nimmt keinem Wesen ohne Grund die Freiheit. Unter diesen Umständen kann ich Euch die Schatulle nicht überlassen“ Erbost über Lorelais Urteil wich die Kreatur zurück, ehe sie voller Zorn einen markerschütternden Schrei losließ. Die Rosahaarige zuckte zusammen und trat einen Schritt näher an Charon heran. Sie dachte gar nicht daran, diesem Wesen die Schatulle zu überlassen. Doch dieses begann sich bedrohlich in schwarzen Nebel zu hüllen, seine Augen leuchteten gefährlich auf. „Das wirst du büßen.. deine Seele soll die erste sein“
Ihre Seele? Das klang nicht gut.. Verunsichert blickte die Rosahaarige auf die Schatulle herab. Wenn sie nur wüsste, wie sie den Geist wieder darin versiegeln konnten! Moment. Befand sich noch etwas in der hölzernen Truhe?
Charon schenkte den Worten des Geistes keinen Glauben, aber wie er zuvor entschied sich Lorelai dafür, dem Wesen eine Chance zu geben. Sie sprach mit ihm, stellte eine Frage, bei der es keinen Grund zur Lüge gab. Er war also von Herrn Eduard eingesperrt worden… Ein unscheinbarer Fakt, der dem Wesen zum Verhängnis wurde. Das unerschütterliche Vertrauen der Chamberlain in ihren selbst erkorenen Meister ließ sich nicht von ein paar Lügen beeinflussen. Sie hielt die Schatulle sicher, und im Gegenzug achtete der Dargin auch auf ihre Sicherheit. So langsam wurde es wirklich nötig, denn kaum realisierte der Geist, dass er mit schönen Worten nicht weiterkam, entschied er sich für einen offensiveren Weg. Ihre Seele wollte er zum Ziel nehmen, zeigte sich von seiner bedrohlichen Seite umgeben von düsterem Nebel und mit glühenden Augen. Flink schlug er mit einer seiner Klauen zu, doch Charon blockte mit seiner eigenen ab, ehe er mit der anderen Hand nach dem Wesen hieb. Um seinen bloßen Arm herum verschob sich der Nebel unberührt, doch die verdichtete Finsternis, mit der er aus seinen Fingern ebenfalls Klauen formte, hinterließ Kratzer in der Form seines Gegners, ließ diesen zurückweichen. Es war also nicht komplett spirituell wie der Geist damals im Knochental. Es hatte eine ein Stück weit verdichtete Form. Deswegen konnte es angreifen… und angegriffen werden. Vielleicht nicht mit blanker Haut und regulären Waffen, aber auf jeden Fall mit der finsteren Energie, die der Dargin kommandierte.
Die Distanz, die der Geist zu den beiden Magiern aufgebaut hatte, nutzte dieser auch. Die dunkle Energie, die um ihn herum waberte, formte gleich drei Kugeln, die er, eine nach der Anderen, in die Richtung des Duos feuerte. Da er größer war als Lorelai, machte sich Charon nicht allzu viele Sorgen - sein Körper konnte sie gut schützen. Die ersten zwei Kugeln trafen auf ihn, zerplatzten an ihm, ohne wirklich Schaden zu verursachen. Charon spürte den Aufprall, doch er machte ihm wenig aus. Der Schmerz drang kaum zu ihm durch, auch wenn ein unangenehmes Gefühl verblieb. Diese Fähigkeiten ähnelten seiner Finsternismagie, stellte er fest. Er war auch bereit, den dritten abzufangen, doch was erst wie ein gerader Schuss wirkte, wurde plötzlich von dem umliegenden Nebel berührt... und verschoben. Erst schoss er geradewegs auf Charons Brust zu, dann diagonal nach oben, ehe er ein weiteres Mal eine Schiene im Nebel fand, die ihn wieder herab richtete – über die Schulter des Dargin hinweg, geradezu auf Lorelai zu. Es brauchte einen kurzen Augenblick, bis Charon realisierte, was gerade passiert war. Es war überraschend genug, dass sich die Flugbahn der Kugel änderte, doch erst wirkte es, als würde sie nur ins Nichts gehen. Jetzt, mit der zweiten Änderung, realisierte der Magier zu spät, wo der Angriff tatsächlich hin ging. Zu spät, um ihn einfach wieder abzufangen, so schnell war er einfach nicht. „Feigling!“, fauchte er zurück, während er seinen Oberkörper leicht nach vorne lehnte und seinen Blick zu Boden richtete. Finsternis breitete sich dort aus – nicht vor ihm, sondern hinter ihn, wo ein großer, dunkler Schild aus dem alten Holz brach, eine solide Wand zwischen dem Dargin und der Chamberlain, an der das Projektil zerbarst wie an ihrem Schöpfer. „Ich habe gesagt, ich beschütze sie. Dein Gegner bin ich!“, stellte er heraus, während die Dunkelheit, die um seine linke Hand herum in Form scharfer Krallen lag, sich wieder löste, die Form änderte, bis daraus ein großer Hammer wurde – eine Waffe, eine Reaktion auf einen Geist, der glaubte, mit höherer Reichweite einen Vorteil zu gewinnen.
Die Augen nicht von seinem Gegner nehmend konnte Charon nur hoffen, dass Lorelai nicht allzu geschockt war. Er war sich sicher, dass kein Angriff es zu ihr geschafft hatte – und dass es auch nicht passieren würde, dafür sorgte er schon –, aber ohne sie im Blick haben zu können, hing doch eine gewisse Sorge über ihm. Er konnte ja nicht ahnen, was am Boden der Schatulle auf sie wartete...
Claws of Darkness TYP: Elementarmagie ELEMENT: Finsternis KLASSE: I ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX.REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Der Vorgang ähnelt dem der Technik Fist of Darkness. Hier wird der Finsternismagie jedoch eine Form gegeben, sodass sich krallenähnliche Handschuhe bilden. Mit diesen Krallen ist der Zauberer in der Lage, den Gegner zu schneiden. Auch hier verbraucht der Zauber doppelt so viel Magie, wenn er auf beide Hände gewirkt wird.
Beherrschung:
Willenskraft Level 4: Der Zauberer ist mit den "Handschuhen" nun auch in der Lage, kleinere Projektile abzuwehren.
Dark Shield TYP: Elementarmagie ELEMENT: Finsternis KLASSE: III ART: Schild MANAVERBRAUCH: 125 MAX.REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 7 BESCHREIBUNG: Nach kurzer Manakonzentration entsteht auf dem Grund in der Nähe des Magiers ein dunkles Feuer, aus dem sich ein schwarzer Schild mit zwei Metern Höhe und einem Meter Breite erhebt. Dieser kann einen magischen Angriff der Klasse III, drei der Klasse II oder zehn der Klasse I aushalten, ehe er sich auflöst. Menschen können durch diesen Schild hindurch, um physische Angriffe auszuführen, verspüren danach allerdings eine starke Übelkeit.
Hammerhead Blight TYP: Elementarmagie ELEMENT: Finsternis KLASSE: II ART: Nahkampf MANAVERBRAUCH: 60 pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 4 BESCHREIBUNG: Dieser Zauber macht sich den besonderen Effekt von Finsternis zunutze, negative körperliche Symptome zu suggerieren. Der Anwender erschafft hierbei einen bis zu zwei Meter großen Hammer aus finsterer Energie, der keine physische Form hat und deshalb durch organische Objekte geschlagen werden kann, ohne Schaden daran zu verursachen. Vorteil dieses Hammers ist, dass, wenn ein Lebewesen damit geschlagen wird, die Schmerzen des Treffers so verspürt werden, als wäre die Waffe fest. Schlägt man also stark genug auf einen Gegner ein, um dessen Knochen zu brechen, fühlt es sich an, als sei der Knochen gebrochen, ohne dass der Körper verletzt wird. So kann man kämpfen, ohne dem Gegner oder der Umgebung Schaden zuzufügen. Der Griff passiert auch durch anorganische Objekte, die dichtere Energie am großen Hammerkopf ist aber nur für Lebewesen unschädlich. Wird der Zauber aufgelöst, so beginnen die verursachten Schmerzen damit, sich aufzulösen. Leichte Schmerzen sind schnell wieder weg, während es bei starken Schmerzen ein paar Minuten dauern kann, bis sie komplett verschwunden sind.
Wenn die Götter eine so schöne Welt erschaffen konnten... Welches Potenzial liegt dann in mir?
Lorelai
Anmeldedatum : 20.03.23 Anzahl der Beiträge : 273 Ort : Marokkasu
Während Lorelai nur hilflos mit ansehen konnte, wie Charon sich tapfer dem Rachegeist stellte, zuckte sie immer wieder zusammen, wann immer es zu Angriffen zwischen den beiden kam. Die Rosahaarige kannte die Magien, welche zur Offensive genutzt werden konnten, doch sie selbst verfügte nicht über so eine Fähigkeit. Überhaupt waren ihre Künste nicht allzu brauchbar im Alltag, vielleicht war das ein weiterer Grund, warum man sie immer nur belächelt hatte. Wann immer Charon einen Treffer einstecken musste, betete Lorelai, dass er es überstehen würde. Doch bald schon war ihr aufgefallen, dass ihm das kaum etwas anzuhaben schien. Bei dem Weißhaarigen musste es sich wahrhaftig um einen mächtigen Magier handeln, er hatte nicht übertrieben! Naja, daran hatte Lorelai ja sowieso keine Sekunde gezweifelt, ihr gefiel das heldenhafte Bild, welches sie von Charon hatte.
Vielleicht hätte die junge Frau sich mehr auf das Geschehen konzentrieren, als auf Charon als menschlichen Schild verlassen sollen. Denn der Rachegeist konnte einen seiner Angriffe an dem Magier vorbeileiten und ließ ihn geradewegs auf Lorelai eintreffen. Sie kniff die Augen zu, wartete auf den sicheren Schmerz und fühlte sich zugleich wie gelähmt vor Angst. Doch trotz der Furcht hatte sie noch immer die Schatulle fest in ihren Händen. Sie dachte nicht einmal daran, die Truhe auch nur einen Augenblick loszulassen. Charon wirkte verärgert über das Verhalten des Rachegeistes, doch erst als der erwartete Schmerz nicht eintraf, öffnete sie die Augen. Da bemerkte sie, dass ein magischer Schild vor ihr errichtet worden war, denn just in diesem Moment prallte das Projektil an diesem ab und Lorelai war unversehrt. Mit großen Augen sah sie wieder zu Charon. „Bravo..“, hauchte sie beeindruckt, ehe sie versuchte, sich zu konzentrieren. Sie musste ihm irgendwie helfen! Aber wie.. die Schatulle! Lorelai öffnete sie und sah eine kleine Pergamentrolle darin. Mit einer Hand hielt sie die Truhe fest, mit der anderen rollte sie umständlich das Papier auf. In altertümlicher Schrift stand dort ein Vers geschrieben, welcher unter anderem mitteilte, dass das Schloss für die Truhe notwendig sei, um den Geist zu bannen. „Dort hinten liegt es..“, murmelte Lorelai und sah kurz zum Kampfgeschehen, der Geist war abgelenkt. „Großmutter Conny, ich brauche deine Hilfe“ flüsterte Lorelai und beschwor den Geist ihrer Großmutter, mit Hilfe von Control konnte sie ihrer Bitte nachkommen: „Sei so gut, bring mir das Schloss“ Noch während der Geist von Conny davon schwebte, begann Lorelai der Anweisung zu folgen und hielt die Truhe in Richtung des Rachegeistes auf. Dann las sie laut den Vers vor, welcher wie ein Zauberspruch das Böse verbannen konnte.
Als der Rachegeist merkte, wie ihm geschah, veränderte sich seine böse Fratze in einen Ausdruck von Hilflosigkeit. „Nein! Neeeeiiin!“, brüllte er markerschütternd, da wurde er durch einen unsichtbaren Sog bereits in die Truhe gesaugt. Mit aller Kraft versuchte Lorelai, diese zu schließen, als der Geist darin verschwunden war, doch der Widerstand war gewaltig. „Charon, bitte halte sie zu!“, bat sie ihn trotz all der Anstrengung und Hektik noch immer höflich. Da kam die alte, transparente Frau auch schon mit dem Schloss an. „Ich danke dir, Großmutter! Ich werde es schnell anbringen!“ Die alte Dame löste sich wieder auf und Lorelai beeilte sich, das Schloss an der Schatulle anzubringen. Dann war es vorbei..
Geschafft atmete die Rosahaarige durch. Dann ging sie einen Schritt Rückwärts, um gebührenden Abstand zwischen sich und Charon zu bringen. Darauf folgte ein respektvoller, aber koketter Knicks. „Ich habe wirklich großes Glück, dass ich auf so einen mächtigen Magier wie dich getroffen bin, Charon! Vielen Dank, dass du mich beschützt hast. Um ehrlich zu sein.. ich war starr vor Angst. Aber du hast mich ermutigt, zu handeln!“ Mit einem aufrichtigen Lächeln blickte sie wieder auf und musterte den Weißhaarigen. „Geht es dir denn gut?“
Manavorrat:
Manavorrat (60/70)
Lorelai Zauber:
Control TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: 10 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manageneration Level 2 BESCHREIBUNG: Der Magier kann den Geist hier steuern. Die Geister können vor allem dazu verwendet werden, etwas zu bringen oder zu tragen. Sie tragen mit einer Stärke entsprechend der Willenskraft des Anwenders -1 mit einem Maximum von 5 und bewegen sich mit einer Schnelligkeit der Willenskraft -1 mit einem Maximum von 3. Der Geist kann weit genug selbst denken, um seine Aufgabe zu erledigen.
Beherrschung:
Willenskraft Level 5: Die Reichweite liegt bei 20 Meter. Willenskraft Level 7: Die Reichweite liegt bei 30 Meter.
Zunehmend wurde dem finsteren Geist bewusst, dass es keinen Weg zu Lorelai gab, während Charons finsterer Hammer durch den dunklen Nebel glitt. Einmal hatte sich der Geist erwischen lassen, und er hatte es bereut. Obwohl er den Teil seines Körpers schon wieder aufgelöst hatte, hallte der Schmerz noch immer nach – etwas, das ihm in seiner Blütezeit nie passiert war. Es war schwer zu sagen, ob es an seiner eigenen Schwäche nach der langzeitigen Gefangenschaft lag oder an der eigenartigen, magischen Waffe, die der Dargin geschaffen hatte, doch ihm war klar, dass ein zweiter Treffer ein ernsthaftes Problem für ihn darstellen würde. Seine Angriffe wurden entweder abgewehrt oder zeigten kaum einen Effekt am Körper des erfahrenen Magiers, und wenn er versuchte, die junge Dame direkt zu attackieren, war Charon irgendwie immer im Weg und bereit, zuzuschlagen. Er nahm seine Rolle als Beschützer offenbar sehr ernst. Der Geist dachte über die Möglichkeit der Flucht nach, doch auch das würde ihm nicht helfen. Das Siegel war alt und würde bald brechen, doch noch hielt es ihn an die Schatulle gebunden. Je weiter er sich entfernte, desto mehr seiner Macht schwand, und wenn er zu weit kam, dann würde er sich auflösen. Deswegen brauchte er diese Schatulle. Er musste sie zerstören, wenn er seine Freiheit wahrlich zurückgewinnen wollte. Wieso nur hatten diese beiden Kretins sie öffnen müssen? Ein paar Wochen, maximal ein paar Monate hatten ihm noch gefehlt, das Siegel von innen heraus zu zermürben. Dann wäre es gebrochen gewesen, hätte sich ausgelöst, und das Bündnis gehörte der Vergangenheit an. Selbst wenn er nicht seine volle Macht der alten Zeit behalten hätte, wäre er doch um ein gutes Stück stärker gewesen als jetzt. Den Rest hätte er sich schnell genug wieder aufbauen können. Aber jetzt... Wenn er jetzt noch einmal versiegelt wurde... dann war all die harte Arbeit umsonst! All die abgesessene Zeit! Das konnte er nicht zulassen! In einem verzweifelten Manöver verlor der Körper des Geistes seine physische Form, jagte zur Seite, in die nächste Wand hinein. Augenblicke später kehrte er durch die Decke wieder zurück, jagte von oben geradewegs auf Lorelai zu, während er sich wieder festigte. Aus ihrem toten Winkel anzugreifen, während sie sich auf etwas anderes fokussierte, würde es unmöglich machen, auf ihn zu reagieren! Die Schatulle würde...
„Dark Delete!“
Eine Kugel purer Finsternis traf auf den Körper des Geistes, schlug ihn zurück mit einem herben Rückstoß. Der Versuch, sich wieder aufzulösen und so zu retten, scheiterte, als Augenblicke später eine zweite Kugel einschlug und ihn zerfetzte. Seine Klauen, Arme, Kopf und Torso wurden auseinander gezogen in dem Wirbel finsterer Energie, die ihn eigentlich hatte schützen sollen. Mit einem zufriedenen Lächeln schuf Charon eine dritte Kugel vor der Hand, die er auf den Rachegeist gerichtet hatte. „Dich in der Wand zu verstecken wird nicht helfen“, meinte er, während er näher herantrat. „Dein Nebel verrät dich. Niemand kann die Dunkelheit lesen wie ich.“ Damit hatten sie wohl auch der Chamberlain die Zeit verschafft, die sie benötigte. Mit einer entschlossenen Aussprache des Verses, der die Bannung aktivierte, rief die Rosahaarige den Geist zurück in seine Schatulle, während Charon all seine Zauber auflöste. Schlussendlich blieb von der Finsternis, die eben noch den Raum erfüllt hatte, nichts mehr übrig. „Wie du wünschst“, nickte der Dargin auf die Anweisung der Älteren hin und hielt die Schatulle verschlossen, sodass sie das Schloss anbringen konnte. Gebracht wurde es von einer humanoiden, aber doch sehr... immateriell wirkenden Gestalt. „Ist das... einer deiner Geister?“, hakte er nach. Das war wohl die offensichtliche Schlussfolgerung...
„Schlussendlich war es deine Handlung, die den Kampf beendet hat. Ich danke dir für deine Unterstützung“, lobte Charon die Rosahaarige, während sie das Gleiche für ihn tat. Nicht jeder Zivilist hätte in einer direkten Konfrontation mit so viel Courage gehandelt. Die Chamberlain imponierte ihm tatsächlich ein Stück weit. „Deine Rücksichtnahme ehrt dich, aber es geht mir gut. Ich gehöre zu den resistenteren Magiern unseres hübschen Reiches.“ Das, was der Rachegeist da angestellt hatte, war keine große Herausforderung für Charon gewesen. Er hatte das Gefühl, dass es hätte schlimmer werden können, hätte sich das Wesen Zeit genommen, seine Macht zu sammeln und seine stärkeren Zauber zu wirken... aber Zeit hatte es nicht gehabt. Lorelai und ihre Schatulle hatten Druck ausgeübt, dem der Geist nicht standgehalten hatte. Das hatte geholfen, die Situation ohne große Schwierigkeiten aufzulösen. Der Blick des Dargin fiel hinab auf die Schatulle. „Ich fürchte, wir haben recht wenig vom wahren Potenzial dieser Kreatur gesehen. Hier bleiben kann sie nicht... Nicht auf Dauer zumindest“, stellte er fest und schüttelte den Kopf. „Ich denke, ich werde morgen mit Herrn Eduard darüber sprechen. Dann wird er zwar erfahren, dass ich die eine oder andere Grenze übertreten habe, aber dafür können wir uns auf eine langfristige Lösung einigen. Das wird das Beste für alle Beteiligten sein.“ Wobei... eine Beteiligte machte sich vermutlich Gedanken, wie sie bei der ganzen Sache wegkam. Amüsiert schenkte Charon ihr ein schelmisches Lächeln. „Keine Sorge. Dein Name wird nicht fallen“, versicherte er. „Es wäre doch mehr als unglücklich, wenn Herrn Eduards beste Schülerin dafür bestraft würde, eine gute Tat getan zu haben. Du hast gehandelt wie eine Heldin... So solltest du auch behandelt werden.“ Ein sanftes, warmes Lachen entkam dem Dargin, ehe er sich noch einmal durch die Haare fuhr und seine Begleiterin begutachtete. „Insofern... hoffe ich, du bist auch unversehrt, Lorelai.“
Lächelnd hatte Lorelai zur Kenntnis genommen, dass Charon die Dringlichkeit dahinter erkannt hatte, ihr die Schatulle zuzuhalten, damit sie das Schloss anbringen konnte. Dieses wurde just in diesem Moment von Großmutter Conny gebracht. Natürlich war es nicht wirklich die alte Frau, welche um die Ecke gekommen war, sondern lediglich ihr Geist. Charon erblickte den Astralkörper und konnte erstaunt schlussfolgern, dass es sich dabei um Lorelais Werk handelte. Doch ehe die Chamberlain dies erläuterte, brachte sie klickend das Schloss an, um daraufhin erleichtert durchzuatmen. Geschafft! Dankend wandte sie sich dem Geist zu. „Wie so oft in der Vergangenheit hätte ich es ohne deine Hilfe nicht geschafft, Großmutter Conny“, sprach sie lächelnd auf die Geistergestalt ein, ehe sie sich Charon zuwandte. „Das ist Constance Chamberlain, meine Großmutter“, stellte sie ihm ihr Familienmitglied vor, als sei diese Situation ganz normal. Für die Rosahaarige war das auch völlig normal, aber sie vergaß darüber hinaus gerne mal, dass Geister für Außenstehende nicht immer die angenehmsten Gesellen waren. Um sie zurück ins Jenseits zu senden, löste Lorelai kurz darauf den Zauber auf und die alte Frau löste sich daraufhin auf.
Als auch Charon ihr ein Kompliment für ihr Handeln gab, strahlte sie den Weißhaarigen überglücklich an. Meinte er das wirklich so? Doch, es klang aufrichtig. Noch nie konnte Lorelai sich ein Lob durch ihre Taten oder mittels ihrer Magie einheimsen. Meist war sie auf Ablehnung und Meidung ihrer Person gestoßen. Doch in Fiore waren die Menschen viel offener für die verschiedenen Facetten der Magie, sie schienen sich oftmals nicht einmal an den Geistern zu stören. In Sin war Lorelai zum Teil wie eine böse Hexe betrachtet worden. Dass Charon zu den resistenteren Magiern Fiores gehörte, ließ die junge Frau leicht aufkichern. „Das ist wahrlich eine Untertreibung“, erklärte sie noch immer amüsiert und sah ihn durch verschmitzte Augen an. „Ich bin überzeugt, dass ich heute wohl nur einen kleinen Bruchteil deiner wahren Macht als Magier zu Gesicht bekommen habe. Es ist, wie du sagtest.. du bist ein Held und hast nicht übertrieben!“, stellte sie erneut erfreut fest und vergaß darüber hinaus, dass es ja eigentlich Lorelai selbst war, welche das Wort 'Held' in Bezug auf Charon ins Leben gerufen hatte.
Als Charon das Unvermeidliche ansprach und sich auf die Wahrheit gegenüber Herrn Eduard bezog, senkte Lorelai betroffen den Blick. Der weißhaarige Magier hatte recht, mit jedem Wort. Diese Schatulle musste an einen anderen Ort gebracht werden, denn hier war sie nicht gut aufgehoben. Sie könnte gestohlen werden, in falsche Hände geraten oder aber der Geist schafft es eines Tages, sich selbst zu befreien. Doch das würde bedeuten, dass der Vertrauensbruch ans Licht kommen würde. „So wird es wohl das Beste sein“, seufzte die junge Frau und sah noch immer betroffen zu Boden. Bestimmt würde der Meister sie nicht mehr in seinem Laden begrüßen wollen. Doch Charon eröffnete ihr unerwartet ein Schlupfloch. Ihr Name würde nicht fallen? Im ersten Moment hellte sich ihre Miene erleichtert auf, doch dann zweifelte sie. „Das klingt sehr ritterlich von dir, aber es wäre nicht besonders heldenhaft von mir, wenn ich dein Angebot annehme..“, haderte sie. „Andererseits wäre der Meister sicherlich sehr enttäuscht. Das sollten wir ihm nicht antun“ Genau! Wenigstens einer von seinen jungen Schülern sollte weiterhin sein Vertrauen genießen können! Das klang doch nach einer guten Rechtfertigung!
„Dank dir bin ich unversehrt, es geht mir gut“, versicherte Lorelai ihm lächelnd, woraufhin sie sanft seinen Unterarm umgriff und leicht daran zog, um ihn zu deuten, dass sie diesen Raum nun endlich verlassen sollten. „Gehen wir wieder nach oben und sperren hier ab. Ich fühle mich hier nach wie vor sehr unbehaglich“ Sie ließ wieder von ihm ab und als alles erledigt war, fanden sich die beiden im Laden wieder. Suchend sah sich Lorelai dann in den Regalen um, ehe sie fand, wonach ihr der Sinn stand: Der kleine Hund, welcher von Charon angefertigt wurde. Andächtig und vorsichtig, als wäre er zerbrechlich, nahm sie ihn ihre Hände. „Nach dem heutigen Tag möchte ich etwas erstehen, das mich und mein Heim schützen wird. Und da dieser Talisman von dir, einem mächtigen Magier, gefertigt wurde, ist das perfekt! Verkaufst du ihn mir? Er wäre außerdem eine Erinnerung an dich“, bat sie ihn mit einem aufrichtigen Lächeln.
„Ich danke für Eure Hilfe“, lächelte Charon dem Geist zu. Lorelais Großmutter. Das war wohl die Art Sache, an die zu glauben er sich vorhin entschieden hatte... aber selbst, wenn man es mit eigenen Augen sah, war es schwierig. Nachdenklich zog er seine Augenbrauen zusammen. „Chamberlain...? Warum kommt mir der Name bekannt vor...?“ Adel und Politik von Fiore und anderen Reichen waren durchaus von Interesse für Charon. Eventuell kam es daher, dass ihm dieser Nachname entfernt bekannt vorkam, aber recht zuordnen konnte er ihn nicht. Der Dargin verfolgte viele der politischen und diplomatischen Gespräche, in die dieses Königreich verwickelt war, aber es wäre wohl Irrsinn zu erwarten, dass er den Namen jedes Abgeordneten anderer Länder, die in den letzten Jahren Fiore besucht hatten, im Gedächtnis behielt. Außerdem war ihre Familie wohl kaum die einzige, die diesen Nachnamen trug, eventuell hatte seine Erinnerung also auch gar nichts mit der Geisterbeschwörerin zu tun. Nun ja... So oder so ging ihn das wenig an. Mit einem Kopfschütteln trat der Dargin zurück und ließ das Thema ruhen. Immerhin hatte er nun wahrscheinlich den vollen Namen seines Gegenübers erfahren. Lorelai Chamberlain. Ein schöner Name, passend zu einer eleganten jungen Dame. „Das kann ich wohl nicht abstreiten“, lachte Charon auf, als Lorelai meinte, sie hätte heute nur einen Teil seiner Fähigkeiten gesehen. Sei es nun seine Resilienz oder die Zauber, die er beherrschte... Es gab so viel mehr, dass er gerne demonstriert hätte. Natürlich nicht aus Angeberei heraus, keineswegs, sondern... informativ. „Vielleicht wird es sich ja eines anderen Tages ergeben, dass du ein wenig mehr zu sehen bekommst. Ich bin nicht scheu damit, zu zeigen, was ich kann, haha.“ Ob er sich wohl wirklich einen Helden genannt hatte? Daran erinnern konnte er sich nicht... aber ein passender Titel war es durchaus, wenn er es genau nahm. Den Gedanken wollte er ihr auf jeden Fall nicht nehmen.
Zu besprechen war dennoch, wie sie mit der Schachtel und dem darin steckenden Geist fortfahren wollten. Charon war überzeugt davon, dass es hier nicht sicher genug war, und die Chamberlain stimmte ihm darin wohl zu. Es würde das Beste sein... aber sie musste nicht darunter leiden. Es war wohl keine Überraschung, dass sie im ersten Moment daran zweifelte, ob es moralisch richtig war, ihre Taten verborgen zu halten... aber wie auch bei der Tür unten gab sie schnell ihren schlecht verborgenen Wünschen nach. Der Dargin konnte nicht anders, als zu grinsen. „Ja, ich will nicht, dass er mit solchen Gefühlen leben muss“, meinte er amüsiert, spielte ihr kleines Spielchen mit. Wenn sie sich damit wohler fühlte, dann würde das Weißhaar ihr das lassen. „Bitte lass mir diese Verantwortung. Damit fühlen ich und Herr Eduard uns beide besser.“ Erleichtert lächelnd folgte Charon seiner Begleiterin hinaus aus diesem verdorbenen Raum, zufrieden damit, dass es ihr gut ging. Die Tür wieder schließend, wenn auch mit kaputtem Schloss, führte er sie hinauf in den Laden und verschloss auch den Keller wieder. Jetzt war es wohl wirklich an der Zeit, diesen Laden zu verlassen – etwas, was er eigentlich schon vor einer halben Stunde hätte tun sollen. Aber gut, die investierte Zeit hatte sich gelohnt. Und auch Lorelai hatte wohl inzwischen entschieden, was sie heute kaufen wollte. „Bist du sicher, dass du keinen von Herrn Eduards Schätzen wünschst?“, lächelte der Dargin, sichtlich erfreut darüber, dass sie sich tatsächlich für seinen Talisman entschieden hatte. „Es ist mir eine Ehre. Bitte, komm einmal mit herüber zu der Kasse.“ Der Gedanke, den Preis selbst zu übernehmen, kam auf... hielt aber nicht lange. Charon schätzte Lorelai, so kurz er sie auch kannte, aber einen so großen Schritt würde er dann doch nicht gehen. Dennoch spürte er eine gewisse Wärme in seinem Herzen, als er sah, wie sie sein Werk einsteckte. „Eine Erinnerung ist vermutlich eine gute Sache... Die Chancen stehen hoch, dass ich morgen Shirotsume werde verlassen müssen. Wenn nicht wegen Herrn Eduard, dann zumindest, um unseren Geist in Sicherheit zu bringen.“ Langsam nickte er, während er noch einmal die alte, aber wohlige Luft des Kuriositätenladens einatmete. Er würde diesen Ort vermissen, ohne Zweifel. „Es war mir eine Freude, dich kennen lernen zu dürfen, Lorelai Chamberlain.“
Überrascht stutzte Lorelai auf Charons Reaktion auf den Namen ihrer Großmutter, welcher auch ihr Nachname war. Chamberlain kam ihm bekannt vor? Nachdenklich verschränkte die junge Frau die Arme, wobei sich ihr rechter Unterarm nach oben winkelte, sodass ihr Zeigefinger gegen das Kinn tippte. „Nun, ich weiß nicht, ob es eine berühmte Familie Chamberlain im Königreich Fiore gibt“, sprach sie nachdenklich, den Blick leicht nach oben gerichtet, ehe sie wieder in die Augen ihres Gegenübers sah. „Ich stamme aus der Konföderation Vereinigter Staaten von Sin und mein Vater ist dort Staatsbeamter, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass der Name speziell meiner Familie bekannt ist“ Ach und Lorelai war ja wohl kaum so interessant, wie die Fähigkeiten ihrer neuen Bekanntschaft! Die offenherzige Magierin hatte auch keinerlei Probleme damit, ihre Begeisterung mitzuteilen. Und sie freute sich, dass Charon ihr sogar mehr zeigen würde. „Welch ein Glück! Doch ich hoffe, dass du mir deine Kraft auch ohne einen gefährlichen Anlass zeigen kannst“, kicherte Lorelai, denn auf eine weitere Auseinandersetzung mit einem Rachegeist konnte sie getrost verzichten.
Charon war nicht nur ein großartiger, mächtiger Magier, er hatte auch ein gutes Herz. So versicherte er Lorelai, dass sie in dieser ganzen Geschichte keine Erwähnung finden würde, um Meister Eduards Gefühle nicht zu verletzen. Lorelai hatte wirklich viel Bewunderung für den Weißhaarigen Herrn übrig, aus diesem Grund meinte sie es auch absolut ernst, als sie eines seiner Werke kaufen wollte. Seine Bescheidenheit äußerte er in Form einer Rückfrage, ob sie auch wirklich nicht lieber etwas von Meister Eduard kaufen wollte. „Ich bin mir vollkommen sicher. Kein Talisman bietet mehr Schutz als einer, welcher von dir gefertigt wurde“, versicherte sie ihm also mit einem aufrichtigen Lächeln. Bei der Kasse angekommen bezahlte Lorelai die Ware und hatte bereits jetzt viel Freude daran. Sie wusste auch genau, wo sie ihn platzieren würde: Auf der Kommode im Eingangsbereich, damit er symbolisch vor ihrer Haustür wachen könnte. Doch ihr Lächeln schwand schlagartig, als Charon meinte, er würde Shirotsume bereits morgen wieder verlassen. Sie senkte den traurigen Blick, nickte aber dann verstehend. „Das bedauere ich sehr.. ich habe es wirklich genossen, mich mit dir über die verschiedenen Auren und Energien zu unterhalten. Das kommt selten vor“ Meist wurde Lorelai belächelt und nicht ernst genommen. Und wer einen ihrer Geister sah, nahm schnell Reißaus. „Aber ich verstehe deine Beweggründe. Es ist von enormer Wichtigkeit“ Denn seine Tat würden nicht nur Meister Eduard, sondern gesamt Shirotsume beschützen.
Ein wehmütiges Lächeln lag auf ihren Lippen. „Es war mir ebenfalls eine Freude, Charon. Wann immer ich deinen Hund ansehe, werde ich an dich denken. Ich hoffe, wir sehen uns eines Tages wieder“, verabschiedete sich schließlich auch Lorelai von ihm, ehe sie sich mit einem letzten Lächeln abwandte und den Laden verließ - nicht. „Oh, würdest du die Tür noch einmal aufsperren?“, bat sie ihn kichernd.
Das Forum wurde für die Nutzung der Desktopversion von Firefox und Chrome optimiert. Es kann in der mobilen Version oder in anderen Browsern zu Darstellungsfehlern kommen. Sollte euch ein Fehler auffallen, meldet euch bitte direkt bei @Medusa.