Typ: Gebäude Besitzer: Jenny Evergreen Beschreibung: Dieser kleine aber feine Supermarkt befindet sich im Cayenne Weg. Bis vor kurzem war er gerade für die näheren Anwohner ein täglicher Begleiter. Für diejenigen, die schnell nach dem Feierabend noch einige Kleinigkeiten besorgen wollten, war er der absolute Renner. Milch, Brot, frisches Obst oder doch lieber eine kleine süße Leckerei? Alles war vorhanden. Durch rätselhafte Umstände ist der Supermarkt aber nun vor kurzem bei einem Brand in starke Mitleidenschaft gezogen worden und daher aktuell nicht in Betrieb. Das Gebäude ist momentan noch mit einem Absperrband versehen um unerwünschte Besucher fernzuhalten. Über dem Supermarkt befinden sich noch einige Wohnungen, die aber ebenso beim Brand beschädigt wurden.
Changelog: Wenn sich im Verlauf des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier aufgeführt.
"Lieben Dank, gute Frau - der Rest ist für Sie!" Sorgsam übergab die junge Halbdämonin der älteren Dame einige Jewel und nahm glücklich ihre mit Lachs belegte Laugenstange vom Tresen. Wohlwollend lächelte Mariella der alten netten Dame nochmal zu, die ihr beim verlassen der Bäckerei noch einen schönen Tag wünschte. Die Magierin hatte wirklich einen Bärenhunger und kannte es daher nicht unterlassen sofort einen großen Bissen zu nehmen, hatte sie kaum einen Fuß vor die Tür gesetzt. Einige Schritte weiter befand sich eine kleine Sitzbank mit einer Vogeltränke. Für die Verhältnisse von Kaiso Town war dies wirklich ein schönes Fleckchen. Nicht das Kaiso Town hässlich wäre, die vielen Industriestandorte hier waren nun aber wirklich kein Augenschmaus... Dies sollte gerade aber nicht weiter von Belang sein. Mariella war schließlich nicht hier um Urlaub zu machen, sondern hatte wieder eine Quest angenommen, welche sie am heutigen Tage in den Norden Fiores geführt hatte. Die junge Dame lies sich auf der Bank nieder und betrachte ihre kleine Vogelfreundin Blanche dabei, wie sie ein Bad in der Tränke nahm. Belle währenddessen konnte es natürlich nicht unterlassen, sich ein Stückchen von dem Lachs zu erbetteln. Nach nur wenigen Minuten war die Laugenstange damit ratzeputz vernichtet. Zufrieden lehnte sich Mariella ein wenig auf der Bank zurück. "Ahh, das hat wirklich gut getan. Jetzt würde eigentlich nur noch ein kleines Eis fehlen, dann wäre es perfekt." Das Polarfuchsjunge auf ihrem Schoß bestätigte dies mit einem lauten gähnen und rollte sich darauf zu einem Schläfchen zusammen. Sie lies ihre Finger vorsichtig durch das weiße Fell streichen und kramte dabei aus ihrer Tasche nochmal die Auftragsunterlagen heraus. Heute wird es also um Ermittlungsarbeiten gehen. Ein Geschäft, welches einem Brand zum Opfer gefallen ist und daher auf eine Entschädigung der Versicherung angewiesen ist. Der Vertreter dieser hatte aber Brandstiftung festgestellt und nun will die Versicherung keine Entschädigung zahlen. Nicht besonders nett natürlich... Da versichert man sich schon für den Fall der Fälle und bekommt dann erst nichts. Wenn es aber wirklich stimmen sollte, dass hier keine Brandstiftung vorliegt, dann werden wir dies sicher heraus finden. Ich und meine Questpartnerin machen das schon. Apropos Questpartnerin, wie es ihr wohl gerade ging? Der Zeitpunkt für das Antreffen am Questort war erst in ca. einer Stunde. Ob sie schon da war? Wir dürfen nicht vergessen, für den späten Nachmittag war noch ein Treffen mit Jenny Evergreen, der Ladenbesitzerin und ihrem Versicherungsvertreter angesetzt. Bis dorthin sollten wir handfeste Erkenntnisse haben. Ein kaum hörbares seufzen entwich Mariella. Dies würde noch ein langer Tag werden, dabei hatte dieser doch gerade erst begonnen.
Eine gute halbe Stunde später war die Halbdämonin dann schließlich doch bereits zum Auftragsort losgegangen. Sie würde wahrscheinlich etwas zu früh da sein. Angesichts dem, dass aber doch unklar war, was die Magier dort erwarten würde, war mehr Zeit möglicherweise gar nicht mal so schlecht. Nach einigen Minuten Fußmarsch hatte Mariella ihr Ziel dann erreicht. Auf Grund des nun ja, kaum zu übersehbaren leicht angekokelten Aussehens, war das Gebäude um das es sich handelte schnell identifiziert. Ein aufdringliches gelbes Absperrband umschloss die Brandstelle und verhinderte damit ein einfaches Begehen. Extra für den Zwecke der Ermittlungen war den Magiern an ihre Gilden ein kleiner Ausweis zugesandt worden, der ihnen das Begehen des Tatorts erlauben würde. Mariella hatte sich diesen sorgfältig wie eine Brosche angesteckt. Ein kurzer prüfender Blick in ihrer Umgebung zeigte ihr aktuell noch keine Anzeichen ihrer Questpartnerin. Einige Kinder, die in der Nähe gespielt hatten schauten neugierig drein, als die Magierin dann schließlich das Absperrband zur Seite schob um schonmal einen kurzen Blick in das Gebäude zu werfen.
Ein neuer Tag, ein neuer, glorreicher Auftrag für Kendra, die Heldin Fiores. Auch heute war sie wieder in Kaiso Town unterwegs, nachdem sie bereits einmal mit @Claudia hier unterwegs gewesen war verschlug es sie erneut in diese Stadt. Es mochte nicht das schönste Fleckchen der Welt sein, aber eine gute Geschichte musste auch raue Passagen haben und Kendras Geschichte, nein, was sage ich da, Epos, war von ganz besonderer Sorte. Heute ging es für die junge Heldin in einen Supermarkt, der von einem Brand beschädigt worden war, um auf die Suche nach der Ursache zu gehen. Es hieß jemand habe Feuer gelegt und Kendra war natürlich selbst Feuer und Flamme, metaphorisch gesprochen, eine wahre Heldin würde natürlich kein Feuer legen, wenn es nicht absolut notwendig war, der Sache auf den Grund zu gehen. Welch finstere Mächte hatten sich hier nur versammelt, um den armen Bürger die Versorgung zu kappen, indem sie den markt abbrannten. Unerhörte Schufte waren so etwas und Kendra musste sie wahrlich bestrafen und dem Gericht überstellen. Doch erst einmal musste sie den Laden finden.
Glücklicherweise war der Cayenne Weg keine kleine Straße und selbst die herumwandernde Kendra war in der Lage das Gebäude zu erspähen. Die Brandschäden waren deutlich zu sehen und das Absperrband leuchtete gelb in der sonst eher trostlosen und dreckigen Umgebung der Stadt. Die Zwergin rückte im gehen ihre beige Bluse zurecht, die sich wegen des Gewichts ihres Kriegshammers auf dem Rücken manchmal unangenehm verschob, als sie etwas erspähte. Da machte sich doch jemand am Absperrband zu schaffen. Wie unerhört, dies war ein Tatort und einfach eindringen zu wollen. Welch Schuft tat so etwas? Als Rune Knight, Heldin und Retterin Fiores, der letzte Part war noch Zukunftsmusik, musste sie etwas unternehmen. Es war egal, dass es scheinbar nu eine junge, blonde Frau war, die sich an der Absperrung zu schaffen machte. Das Böse konnte in vielen Formen auftreten und gerade die unschuldig wirkenden waren oftmals die hinterlistigsten Unholde. Mit einer Hand löste Kendra ihren Kriegshammer vom Rücken und begann sogleich auf die Frau vor dem Laden zu zu rennen. Die Waffe gezückt und bereit los zu schlagen. FINGER WEG! IM NAMEN DER RUNE KNIGHTS! Aus vollster Kehle rief unsere Heldin diese Worte, während sie zu der blonden frau sprintete, die da am Band herumnestelte. Diese Dreistigkeit gerade jetzt einbrechen zu wollen, während ich hier bin. Oder ist es etwa Schicksal? Bestimmt war es Schicksal, es war Kendras Aufgabe diese Missetäterin zu stoppen. Sie war nicht zu früh am Treffpunkt erschienen, sie war zum rechten Zeitpunkt erschienen einer Unholdin der übelsten Sorte einen Strich durch die Rechnung zu machen. Das war ihr Weg des Helden. Mit einem kräftigen Stampfer setzte Kendra zum Sprung an und machte einen Satz empor mit dem Ziel der blonden frau mit ihrem Hammer einen Schlag zu versetzen.
01 | @Ruben Die Morgendämmerung legte sich wie ein trüber Schleier über die sumpfigen Weiten des Nordens, als Kuro Usagi in dem ratternden Zugabteil saß und in Gedanken versunken aus dem Fenster starrte. Der Runenritter mit den schwarzen Hasenschlappohren fühlte die stickige Luft, die selbst durch die alten Fenster des Zuges drang. Seine Mission war klar, doch der Smog des industriellen Teil des Nordens war deshalb nicht weniger unangenehm.
Kuro richtete seine Krawatte und betrachtete die vorbeiziehende Landschaft. Karge Felder und sumpfige Wälder säumten die Strecke, und ab und zu konnte er die rauchenden Schornsteine kleiner Fabriken in der Ferne sehen. Die Welt schien still und erstarrt, fast trostlos. Kaiso Town, sein Ziel, war eine Industriestadt, die sich unter der Last schlechter Arbeitsbedingungen und schwelendem Unmut wiederfand. Der jüngste Brand in einem Supermarkt im Cayenneweg hatte die Runensoldaten alarmiert und nun war es an ihm, herauszufinden, was dort geschehen war.
Kuro griff in seine Tasche und zog eine vergilbte Karte hervor, die ihm den Weg zu seinem Ziel wies. Doch es war nicht die Orientierung, die ihm Sorgen bereitete. Wie viel Verbitterung gab es in der Stadt? Wie würden die Leute auf Vertreter des Königshauses reagieren? Offiziell sollte er die Ursache des Feuers ermitteln. Inoffiziell aber wollte das Königshaus sicherstellen, dass keine organisierte Bande hinter dem Vorfall steckte und dass die schlechten Arbeiterverhältnisse nicht für Aufruhren sorgten.
Der Zug ruckelte und keuchte, als er sich dem Bahnhof von Kaiso Town näherte. Kuro strich sich eine schwarze Locke aus dem blassen, von Augenringen gezeichneten Gesicht und erhob sich langsam, als der Zug in den Bahnhof einrollte. Der Lärm und die Hektik der Stadt umfingen ihn wie ein Mantel, als er aus dem Zug stieg. Er ließ seinen Blick über die Menschenmenge schweifen, die in alle Richtungen strömte, und setzte sich in Bewegung.
Die Luft war erfüllt von einem Gemisch aus Kohlenrauch und feuchtem Moder, und Kuro ächzte leise. An einem kleinen Stand kaufte er sich eine warme Pastete, die nach Fleisch und Kräutern duftete. Er biss hinein und spürte die Wärme im Bauch, die ihm für einen Moment ein wenig Trost spendete. Am Rande des Bahnhofs, nahe einer alten Straßenlaterne, blieb er stehen und wartete. Sein Partner - wer auch immer das sein mochte - würde bald eintreffen. Alles, was Kuro über ihn wusste, war, dass er nicht zu den Rune Knights gehörte.
Der Leporidae, der aus dem Süden stammte, fühlte sich in der bedrückenden Atmosphäre der Stadt unwohl. Die saubere Luft und die weiten Felder seiner Heimatstadt Maldina standen in starkem Kontrast zu der schmutzigen, rauchgeschwängerten Luft und den engen, überfüllten Straßen von Kaiso Town. Der Gestank von Kohle und fauligem Wasser drang in seine Nase, während der allgegenwärtige Smog ihm die Sicht trübte. Die Hektik und der Lärm der Industriestadt setzten ihm zu und ließen ihn die friedliche Stille seiner Heimat vermissen. Kuro konnte nachvollziehen, dass man an einem solchen Ort unzufrieden war - aber reichte die Stimmung aus, um Brände zu legen und Zerstörung zu sähen?
Ruben sah auf seine Handfläche. Das rote, verstaubte Leder knarzte etwas, als seine Finger sich um den mageren Inhalt seiner Gürteltasche schlossen. Fussel, ein kleines Stück Faden, ein besonders glänzender Stein, der sich seltsam rau auf der einen, aber sehr glatt auf der anderen Seite anfühlte. Geld sollte darin zu finden sein, die Sterblichen nannten es sonst wohl nicht ohne Grund "Geldbeutel", aber seine bisherigen Schätze reichten wohl nicht als mundanes Zahlungsmittel aus. Der erste Händler hatte noch lachend den Kopf geschüttelt, der Zweite sah ihn eigenartig an, der Dritte wurde wütend. Eigenartigerweise konnte der Engel den letzten Menschen noch mit am Besten verstehen. Auch er war frustriert über das leere Gefühl in seinem Magen und das eigenartige Ziehen, das damit einherging und seine sonstigen Sinne zu trüben schienen. Allein war er in dieser Stadt damit nicht.
Abseits von geschäftigen Straßen, die Pflaster aufwiesen und durch die Lebende wie Ameisen strömten, fanden sich in den Gassen andere Zustände. Wie Maden im Mist suhlten sich Menschen im Schlamm, dünn die Gliedmaßen, die Augen tief in ihren Höhlen. Statt überdachte Unterkünfte waren es Stoffplanen, die Schutz spendeten, wenn auch keinen Trost. Man hatte ihn aufgenommen. Nicht herzlich, aber auch nicht argwöhnisch. Kleine Hände streckten sich immer Mal nach den sachte leuchtenden, schwirrenden Fragmenten hinter ihm aus, wenn keine Münzen in Reichweite zu sein schienen. Doch das vergnügte Lachen der Kleinen, wenn sie einen Splitter seiner Flügel fast erwischten, und die Faszination in ihren schmutzigen Gesichtern wärmte ihn ein wenig, ähnlich wie das Feuer in den Tonnen der Älteren. Widerlicht. Er gehörte nicht hier her. Nicht dazu. "Magier" nannte man ihn nach zwei aufgehenden Sonnen, und irgendwann wies ihn einer der Menschen - mit dem runzligen Gesicht einer Seeschildkröte - an einen Ort in dieser verkommenen Stadt, wo Seinesgleichen mehr fand als Fussel, Faden und Steine. Eine Gegenleistung wurde nicht verlangt. Ruben hinterfragte es nicht, auch wenn er sich darüber wundern musste, wo Gier doch ein regelrechtes Leitmotiv für Sterbliche schien.
Drei Tage war er also schon hier. Ruben wusste nicht genau, wie dieser Ort hieß, er wusste nicht einmal, wo genau er lag, er wusste nur, dass er ihn nicht mochte. Von allem war zu viel da. Zu viel unnatürlicher, in Form gepresster Stein, zu viel Lärm, zu viele Gerüche, zu viele Menschen. Als er die Tür aufschob und hinter sich ins Schloss fallen ließ, sog er den schweren Gestank der grauen Luft in die Lungen und musste ein wenig hüsteln. Die Stadt war bis ins Innerste verkommen, so sehr, dass sie es nach außen trug. Nicht deine Aufgabe. Sein Blick fiel auf den zerknitterten Zettel in seiner Hand, den er nun statt Fussel, Faden und Stein hielt. Das war seine Aufgabe. Für heute. Lange genug hatte er in einem kleinen, stickigen Raum warten müssen, bis dem Glatzköpfigen hinter dem vergilbten Fenster eingefallen war, was er hätte tun können. Gegen Bezahlung. Bezahlung hieß Essen. Doch warum musste Essen bezahlt werden, wenn es ein Grundbedürfnis war? Ruben verstand es nicht, aber warum sollte man sich auch die Mühe geben, zu verstehen? Die Zeichen, die er entziffern musste, waren ihm fremd, und so drehte er sich nach wenigen Schritten wieder um. Als die Tür aufgeschoben wurde, erklang ein Glöckchen.
Die Laterne, die Kuro Gesellschaft spendete, wo sein Partner auf sich warten ließ, flackerte bereits schwach, als sich eine Person näherte, die in einer solchen Stadt fehlplatziert wirkte. Die Kleidung der Gestalt war vielleicht noch irgendwo gewöhnlich zu nennen, wenn man sich in Zentralfiore befand und einen archaisch anmutenden Stil bevorzugte. Vermutlich fielen die kristallinen Fragmente hinter Ruben ohnehin eher in den Blick. Sie zitterten leicht, und gaben leise ein Geräusch von sich, das wie fallende Glasscherben klang. Gerne hätte der Engel sie ausgebreitet, aber sein Platz in der Stadt war komprimiert genug, und es hatte eine Weile gedauert, bis er den Weg zu dem Hof des Bahnens fand, noch länger, da sein Vorankommen durch Personen behindert waren, die sich an die Hauswände haben lehnen müssen. An all die Zwischenfälle, die in vielleicht einer Meile passiert sind, wollte er nicht denken.
Rubens Blick galt erst der Uniform des Humanoiden. Sie erinnerte ihn an die des Glatzköpfigen. Die etwas leblosen, unterschatteten Augen, starrten sich schließlich an dem Gesicht des Ritters fest. Nur kurz ruckten die im Blaugrün untergehenden Pupillen in Richtung seiner Ohren. Einen Moment schwieg er, dann schlug Ruben die Kapuze von dem filzigen Schopf und sah von links nach rechts. ... "Wohin?" Ein Gruß blieb aus.
Der schwarze, dichte Smog hing wie ein düsteres Tuch über den Häusern von Kaiso. Die Luft war schwer von Rauch und dem ständigen Wummern von Maschinen. Arbeiter mit rußverschmierten Gesichtern und trüben Augen schleppten sich durch die Straßen, ihre Schritte hallten dumpf auf dem Kopfsteinpflaster wider.
Kuro lehnte an einer einsamen Laterne am Straßenrand. Zum Glück war seine Uniform schwarz; sie war mit Staub und Schmutz bedeckt. Rote Augen, müde von endlosen Nächten ohne Schlaf, blickten halbwegs wachsam durch den Dunst. Er wartete auf seinen Partner, der sich ordentlich Zeit zu lassen schien.
Mit jedem verstreichenden Augenblick fühlte Kuro die Müdigkeit stärker werden. Sein Kopf neigte sich ein wenig nach vorn, als die Welt um ihn herum verschwamm. Die Laterne, an der er lehnte, warf einen schwachen, flackernden Schein auf das Kopfsteinpflaster. Die Geräusche der Stadt wurden zu einem monotonen Summen, das ihn allmählich einlullte. Schließlich konnte er die Erschöpfung nicht länger bekämpfen. Seine Augen fielen zu, und er glitt mit einem Bonk zur Seite und in einen unruhigen Schlaf, immer noch an die Laterne gelehnt.
Das Geräusch von Schritten riss ihn aus dem Schlaf. Kuro blinzelte und brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Vor ihm stand ein Mann mit kalten Augen und ... Flügeln?
Tiermenschen waren nichts Neues für Kuro - er selbst ähnelte immerhin einem Hasen. Aber die Flügel seines Gegenübers gehörten zu keinem Vogel, den der Usagi kannte. Er kannte sich dank seiner Zeit beim Militär und seiner Einsätze an verschiedenen Ecken von Fiore ganz gut mit den verschiedenen Humanoiden aus, die Fiore bevölkerten, aber so jemanden hatte er noch nie getroffen. Nur kurz weiteten sich seine Augen vor Überraschung, dann saugte die trostlose Umgebung wieder alle Emotion weg.
"Du hast lange gebraucht," murmelte Kuro ruhig und musterte seinen Partner einen Moment lang. Trotz der Müdigkeit in seinen Augen war es ein fester, steter Blick, den er dem Blonden zuwarf. Der Ritter richtete sich auf und richtete ein Ohr, das sich halb um die Laterne gelegt hatte, bevor er sich von seiner Stütze löste und Haltung annahm.
Weitere Worte verlor er nicht. Auch sein Kollege schien eher zielorientiert zu sein. Er hob eine Hand und winkte den Flügelträger hinter sich her. Auf der Zugfahrt hatte er genug Zeit gehabt, sich die Karte von Kaiso anzusehen. Kuro hatte ein besonderes Talent für räumliches Denken, daher fiel es ihm nicht schwer, die beiden zu lotsen.
Es dauerte nur eine Viertelstunde bis zum Supermarkt. Selbst, wenn er die Karte nicht gehabt hätte, war der Ort nicht zu übersehen. Er stand in Trümmern. Das Gebäude war ein zweistöckiger Bau aus Ziegeln und Stahl, doch nun war es kaum mehr als eine Ruine. Die Fenster waren zerschlagen, ihre Glasscherben lagen verstreut auf dem Gehweg. Schwarze Rußspuren zogen sich wie düstere Adern über die verbliebenen Wände, die an einigen Stellen eingestürzt waren. Die massiven Türen hingen schief in ihren Angeln, verbogen und verzogen von der Hitze des Feuers, das dort drinnen gewütet haben musste.
Die Luft war hier noch schlimmer als überall sonst, erfüllt von dem Geruch von verbranntem Holz und Lebensmitteln. Innerhalb der Ruine waren die Regale, einst voll mit Waren, zu grotesken, verkohlten Strukturen verformt. Überall lagen verkohlte Überreste von Verpackungen und Produkten verstreut, ein chaotisches Durcheinander von geschmolzenem Metall und zerborstenem Glas.
Der Boden war mit einer dicken Schicht aus Asche und Schutt bedeckt. Wasserpfützen, zurückgelassen von den Löscharbeiten der Feuerwehr, bildeten dort, wo sie sich mit dem Unrat vermischten, eigenartige Suppenfarben.
Aber das Schlimmste war, dass keiner der Passanten, der an dieser zerstörten Existenz vorbeiwanderte, auch nur mit der Wimper zuckte. Ein Schild mit der Aufschrift "Reperaturfond für unseren Markt!" klebte neben einem Einmachglas, wohl eine Art Spendensammlung, um das Viertel hier wieder mit Lebensmitteln zu versorgen. Jemand hatte ein abgekautes Apfelgehäuse in das Glas geworfen.
Die Spuren Kaisos sind während seines Aufenthalts nicht an Ruben vorbeigezogen. Wo Schmutz und Staub an Kuro mehr wie ein modisches Accessoire wirkten und definitiv sich um eine eher temporäre Sache handeln mochten, klebte beides am Engel wie eine zweite Hautschicht. Ähnlich unterschattete Augen betrachteten den Leporidae einen Moment lang so, als würde er in einen Spiegel blicken. Das Starren brach nach Sekunden ab, und flüchtig bildete sich ein verächtlicher Zug um den Mund des Blonden, als der Ritter das Wort an Ruben richtete. Lange gebraucht? Sterbliche hatten keine Ahnung, was 'lange' war, und selbst er hatte nur den Bruchteil einer Ewigkeit gelebt. Die kleinkarierte Empörung äußerte er jedoch nicht weiter und trug sie nicht nach außen. Stattdessen löste sich der Fokus von dem Usagi und er blickte umher. Keines der Gebäude sah hier so aus, als wäre es niedergebrannt worden. Eine Sache, die er schon einmal gesehen hatte. War das eine Falle? Die Stirn legte sich in Falten, und plötzlich sah Ruben recht argwöhnisch drein. Die kristallinen Fragmente hinter ihm surrten etwas energisch, doch da wandte sich Kuro bereits ab und winkte.
"Ich sah keinen Sinn darin, großartige Aufmerksamkeit zu erregen. Und Täter kommen oft genug im Schutz der Nacht zurück, um ihre Zerstörung zu betrachten." Aalglatt lösten sich die Worte von seinem Mund. Es war keine Lüge; mehr eine Halbwahrheit. Sein temporärer "Kamerad" musste ja nicht erfahren, dass der Engel keinen Orientierungssinn hatte, Wegbeschreibungen ihm in dieser ameisenartigen Perspektive nichts nutzten und er entsprechend einige Stunden durch die Stadt geirrt war, bevor er den Gleisen folgend den Bahnhof fand. Zusätzlich zu der Gefahr, die sich darin verborg, wenn man ihn ungünstig berührte - und Kaiso war voller Berührungsgefahren zur Mittagsstunde, wenn die Arbeiter sich in ihre Pause drängten oder von ihr zurückkamen. Es war voll. Glücklicherweise schien Kuro darüber zu verfügen. Über Orientierungssinn, nicht den Bahnhof, scheinbar auch nicht über irgendwelche absonderlichen Berührungssympathien mit Fremden. Natürlich vereinfachte es auch, dass der Ritter scheinbar ähnlich zielgerichtet war wie er selbst und wohl nur seine Aufgabe zu Ende bringen wollte. Zumindest das war Ruben sympathisch genug, dass er nicht zeterte oder protestierte, oder irgendwie andere unfreundliche Worte an ihn verlor, sondern ihm in einem gleichmäßigen Schritttempo folgte.
Lange wartete der Supermarkt nicht auf sich. Ruben begriff das Konzept nicht recht - Märkte schienen nicht unüblich für die Menschen zu sein, doch sie hatten so viele. Fischmärkte, Bauernmärkte, Gemüsemärkte, Wochenmärkte, Samstagsmärkte. Die Liste konnte lange fortgeführt werden. So "super" erschien ihm dieser Markt nicht; eingeengt in Wände, starr an einem Ort, Sterbliche lotsend durch Öffnungen, ohne nur den freien Himmel betrachten zu können. Er verstand nicht. Er verstand aber, dass es hier gebrannt haben muss. Der Geruch von Holz und Lebensmitteln, die in den Flammen des Feuers verschlungen wurden, zog flüchtig an seinem Geist. Ruben unterdrückte den Fluss der Erinnerungen, er hatte keine Kontrolle mehr über sie, aber er konnte sie verdrängen. Flüchtig weiteten sich die kalten, blauen Augen, doch das Entsetzen darin verschwand genauso schnell, wie es gekommen war. Konzentration war maßgeblich, und zumindest lenkte das ab.
Ein paar Schritte setzte der Engel von links nach rechts, streifend vor der Front des Gebäudes. Splitter aus Glas lagen verstreut - die Fenster schienen zerschlagen worden zu sein. Ein Akt des Vandalismus? Ruben hob die Augenbrauen. "Wissen wir, ob das Feuer gelegt wurde, als sich jemand darin befand?" Menschen konnten panisch werden, dann waren sie wilde Tieren und flohen, jede Möglichkeit nutzend, die sie nur in die Hände bekamen. Sein Blick wanderte über die Rußspuren, hinüber zu den eingefallenen Wänden und blieb dann an der massiven Tür hängen. Holz. Holz brannte gut. Dass Stein davon betroffen war, musste von großer Hitze sprechen. "Hm..." Rubens Blick fiel auf das Einmachglas. Eine Weile lang betrachtete er das abgekaute Apfelgehäuse, das darin lag. Es konnte nicht allzu alt sein; keine Fliegen surrten drum herum, keine Maden windeten sich darin, es roch nicht. Die Buchstaben auf dem Schild daneben konnte er nicht recht entziffern - das Alphabet war ungewohnt, er musste es während seines Auftrages nie nutzen, also wurde es ihm nicht gelehrt. Nicht so recht. Was er aber verstand, war, dass der Apfel wohl nicht dahingehörte. "Unbeliebtheit? Konkurrenz?" Zusammenhangslose Stichworte, die er in den Raum warf, bevor er sich durch die Tür schob. Er wartete nicht auf Kuro, oder Anweisungen.
Ein leises Platschen ertönte, als er in eine Suppe trat, deren Bestandteile er nicht zu entziffern vermochte. Der Geruch war widerwärtig - Rubens Nase zog sich kraus. Geschmolzenes Metall; verformt - geborstenes Glas. Der Engel furchte die Stirn, bevor er Blickkontakt mit dem Ritter suchte. Eilig hatte er es dabei nicht.
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