Beschreibung: In diesem recht kleinen Dorf wirkt alles sehr ruhig, bürgerlich und friedlich, doch trotz der geringen Größe herrscht überraschend reges Treiben in den kleinen Straßen und Gassen. Kenwood wird häufig durchfahren, wenn Waren nach Clover Town rein oder von dort raus transportiert werden und nicht selten wird statt in der großen Stadt, hier gespeist, genächtigt, gehandelt und etwas zwischengelagert. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass der allwöchentliche Markt rege besucht wird und aus diesem Grund viele Händler auch hier ihre Waren darbieten. Dies führt zu einem gesicherten Einkommen der ansässigen Bewohner, welche vor allem vom Tourismus oder selbst vom Verkauf verschiedener Produkte leben. Aber auch einige Fischer und Bauern finden sich hier.
Changelog: Wenn sich im Verlauf des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier aufgeführt.
Nein, dies war absolut nicht die präferierte Umgebung von Gwen Ashford. Es war nass und neblig und kalt – jeder Aspekt für sich schon äußerst unangenehm, aber zusammen eine fiese Kombination, die die hochgewachsene Frau frösteln ließ. Ärgerlich grummelnd zog sie den dicken roten Schal um ihrem Hals enger und zog den Kopf reflexartig etwas tiefer zwischen die Schultern. Immer wieder fragte sie sich, warum sie sich eigentlich auf diese Quest eingelassen hatte, aber sie war nun mal zufällig in dieser grauen Umgebung gewesen und sie brauchte dringend ein paar Taler in der Tasche, um die nächsten Nächte nicht auch noch unter diesen widrigen Bedingungen im Freien schlafen zu müssen.
Die gut trainierte Frau hatte sich noch immer nicht ganz daran gewöhnt, dass sie sich nun selbst um all ihre Belange kümmern musste und dass sie dafür dieses sonderbare Mittel namens Geld brauchte. Das Konzept einer Währung zum Tauschen wirkte auf sie doch zu oft ungerecht und willkürlich, aber sie hatte längst eingesehen, dass sie sich diesem nicht entziehen konnte, selbst wenn sie wollte – jedenfalls nicht, wenn sie ein halbwegs bequeme Unterkunft und einen gefüllten Magen haben wollte. Beides musste nicht herausragend oder gar jeden Tag sein, aber auf Dauer konnte sie weder auf das eine noch das andere verzichten. Und so hatte sie diese recht simpel klingende Quest angenommen, um sich ein paar Jewel zu verdienen, von denen sie Essen, nächtigen und weiterreisen konnte.
Sie sollte hier auf eine weitere Person treffen, mit welcher sich Gwen gemeinsam auf die Spurensuche nicht in Clover Town angekommener Medikamente begeben würde. Diese wurden wohl dringend in einem dort ansässigen Altersheim erwartet, doch nie angekommen. Nun wurden ihre Reserven knapp und sie brauchte dringend Unterstützung bei der Suche dieser Produkte, zumal sie bereits eine Anzahlung geleistet hatten. Die MitarbeiterInnen des Altersheims hatten allerdings keine Kapazitäten frei, um dieser Angelegenheit weiter nachzugehen, sodass sie nach fähigen Magiern als Unterstützung gefragt hatten, immerhin war der genaue Grund für diese Verzögerung unklar. Bisher waren die allermeisten ihrer Bestellungen zuverlässig eingetroffen – sicherlich mal mit Verspätung, aber doch immer vollständig und rechtzeitig. Gwen kannte sich mit Medikamenten überhaupt nicht aus, aber das war für diese Aufgabe sicherlich auch nicht wichtig. Sie brauchte die Produkte ja nur finden und selbst in das Altersheim bringen oder für einen sicheren Weitertransport sorgen, nicht selbst anwenden.
Es war Vormittag und noch immer hing trüber, kalter Morgennebel in der Luft. Sie hatte sich früh auf den Weg machen müssen, um von einem Nachbardorf rechtzeitig hier einzutreffen. Jetzt irrte sie schon einige Zeit von Haus zu Haus, auf der Suche nach einer bestimmten Taverne, vor welcher sie ihreN QuestpartnerIn treffen sollte. Sicherlich hätte sie auch eine der recht beschäftigt wirkenden Personen hier um einige hilfereiche Ortskenntnisse bitten können, aber das war nicht ihre Art. So stiefelte sie frierend durch den Nebel, bis sie das quietschende, rostige Schild der Taverne schließlich fand und sich vor das hölzerne Gebäude stellte. Noch war sie alleine, aber sicherlich würde ihre Unterstützung auch bald eintreffen und dann könnten sie sich gemeinsam darüber Gedanken machen, wie sie dieser Misere der verlorengegangenen Medikamente am besten aufklärten. Hoffentlich endete dieser Plan nicht darin, dass sie jeden Bewohner Kenwoods ausfragen mussten, um die notwenigen Informationen zu erhalten…
Dumpfe Schritte hallten durch den Gang und kamen näher auf den Kerker der dunklen Gildenfestung zu. Die Luft war abgestanden und roch wie eine penetrante Mischung aus stickiger Bücherei, Moder und Affengehege. Ein aufgeregtes Gackern war zu Hören, ebenso wie das Schlagen von Flügeln. Als die Schritte näher kamen – es waren wohl zwei Personen – gab es nervöses Geflüster. „Au!“ Machte jemand, als er einen Karateschlag gegen die Stirn bekam. Ein Schlüssel wurde als Nächstes grob in das Metallschloss gebohrt und herumgedreht, bis sich die Tür mit einem metallischen Kreischen öffnete. So lieblich wie Fingernagel an einer Schultafel. „Kukuku…Na hallo. Was für ein niedlicher Welpe. Haben dich diese Idioten einfach in diese dunkle Box gesperrt, hm? “ Stellte Angra fest, die für ihre nächste Mission nicht nur ihre nutzlose Schwester, sondern auch den Hofhund mitzunehmen gedachte. Wenn das Tierchen sehen könnte, würde er zwei Zwillinge bemerken, die sich oberflächlich wie ein Ei dem anderen ähnelten. Colette war ein wenig größer, kräftiger und zurückhaltender. Ihr fehlten die dekorativen Narben, die unmenschlichen Augen und das selbstsichere Auftreten der Älteren. Anders als ihre Schwester trug sie ihr Haar nicht offen, sondern als einen loosen Pferdeschwanz. Während die etwas Größere im Hintergrund nach nichts im Speziellen roch, haftete der Halbdämonin ein leichter Chemiegeruch an. Wie als käme sie gerade frisch aus einem Labor. „Du würdest dich gut mit unserem süßen Würstchen verstehen, hmhm…Komm mit, du wirst uns begleiten. Wir werden einen gemütlichen Spaziergang machen, eine Runde Zug fahren…Und dann gibt es Menschen zu jagen.“ Colette zupfte der Anderen am Ärmel ihrer alten Schuluniform. Wie so oft waren sie im Partnerlook unterwegs. „A-Angra, wir müssen doch einen Schatz für den Bürgermeister finden. Was für Menschen meinst du..?“ Schnaufend drehte sich die Vernarbte um und hielt ihrer Schwester den Mund zu. „Schnabel halten. Wer mir bei diesem Auftrag in die Quere kommt, der wird zu Hundefutter. Dein Bürgermeister kann mich mal. Nicht wahr, Kleiner? Ich hoffe, du hast für nachher großen Hunger mitgebracht. “ Säuselte sie weiter und griff nach einer die Ketten, die so dekorativ um das monströse Wesen gewickelt worden waren. „Pfft…Die brauchst du nicht. Weg damit.“ Ungeniert trat sie näher und nahm einen zweiten Schlüssel zur Hand, um die schweren Ketten zu entfernen. Schließlich war das nicht das erste Hundchen, mit dem sie zu tun hatte. Daheim besaß sie dank ihrem Vater eine ganze Sammlung. Mit einem lautstarken Rasseln fielen die Ketten zu Boden. „Was für ein interessantes Halsband du da trägst. Das sollte ich meiner Colette auch verpassen. “ Die zeigte prompt einen mulmigen Gesichtsausdruck und fasste sich an ihren Hals. „Eh…Bitte nicht. Stromschläge sind so schmerzhaft...“ Mit einem bösartigen Kichern schlenderte die junge Frau zurück und machte der Kreatur Platz, damit sie nach draußen konnte. „Ich gehe davon aus, dass ihr brav auf mich hört. Wenn ihr beiden euch gut benehmt, gibt es nachher auch etwas Feines.“ Angra ging in die Hocke und starrte das Huhn an, das hektisch hochflatterte und gegen den tragbaren Käfig stieß, den Colette mit sich trug. Zusammen mit einem großen Rucksack. Sie war selbstverständlich der Packesel. Das kannte sie ja schon aus ihrer gemeinsamen Schulzeit…
Begleitet von einem fiesen Lächeln zeigte Angra dem Tier mit dem Finger eine unheilvolle Kopfab-Geste, ehe sie sich wieder erhob. Mit ihrem kleinen Ausflug mussten sie sich nicht sonderlich beeilen. Sie hatte die Gildenhandlanger mit der Reisekiste extra früh zum Bahnhof herbestellt, damit sie noch eine Weile frieren durften.
Der Chupacabra hörte die Schritte noch bevor jemand vor seiner Tür war. Es kam jemand, mehrere Personen, wie es klang. Unruhig erhob sich W’razzyqx von seiner Schlafstatt, einem unbequemen Haufen Stroh, den man ihm in der Güte dieser vermaledeiten Gilde überlassen hatte. Wäre der Chupacabra auch nur einen Hauch wilder, hätte er vermutlich sogar in seinen eigenen Exkrementen liegen müssen, doch so war W’razzyqx wenigstens vorrausschauend genug gewesen nur eine Ecke seines viel zu kleinen Gefängnisses dafür zu verwenden. Auch wenn der Gestank selbst schon ausreichend schrecklich war. Die Zelle hatte keine Option um ordentlich zu lüften, wieso auch, sollten doch Gefangene keinen Luxus erleben, also roch es extrem nach den Ausscheidungen des Wesens. W’razzyqx hasste diesen Umstand, sowohl seine Instinkte, als auch sein Verstand verabscheuten dieses Arrangement und er hatte mehrfach versucht mit einem Teil seines täglichen Wassers wenigstens grob sauber zu machen. Nicht sonderlich erfolgreich, aber das war vermutlich auch dem geschuldet, dass der Chupacabra nicht wirklich sehen konnte, wo seine Exkremente wirklich waren. Seine eingeschränkte Sicht erlaubte keine Details.
Doch zurück zu den Neuankömmlingen, denn die Tür wurde gerade geöffnet, als der Chupacabra darüber nachdachte einfach einen seinen Flatschen auf jemanden zu werfen. Sollten sie ihn doch elektroschocken. Wäre der Chupacabra in der Lage gewesen, zu lächeln, er hätte es getan. Das Konzept zu lächeln war dem wilden Tier auch lange fremd gewesen, aber die Male, die er es über die Sinne eines anderen gesehen hatte, hatten ihm erlaubt grob zu verstehen, welchen Zweck so eine Handlung erfüllte. Auch wenn der Chupacabra noch nie in der Lage gewesen ist, diese selbst auszuführen. Nicht, dass er seine Gäste heute angelächelt hätte. Und Gäste war auch korrekt, denn zwei Personen waren eingetreten. Eine Stimme bestimmter als die andere, aber scheinbar beide weiblichen Ursprungs. Definitiv die Person, die die Hosen an hatte und heute wohl den auftrag anführen würde. Nicht, dass es W’Razzyqx wirklich interessierte, er war in dieser Arbeit nicht sonderlich investiert. Er existierte, machte seinen Job und hasste alles an seinem Leben gerade. Das Übliche also.
Als die bestimmtere der beiden Frauen die Kette des Chupacabra ergriff, begann die Bestie tief zu knurren. Es war eher unbewusster Natur, aber das bedeutete nicht, dass es nicht auch die Gefühlslage des Chupacabra entsprach. Auch die vermeintliche Freiheit, das Halsband des Chupacabra betrog jedoch diesen Eindruck, durch die entfernten Ketten, half nicht wirklich, dass die Bestie der herrischen Frau gewogener war. Sie war Teil von Royal Crusade und ihre Stimme und Worte vermittelten auf jeden Fall keinen symphytischen Eindruck. Da half auch dieser halbarschige Versuch nicht sich den Chupacabra gewogen zu machen.
» Crocus Lotus Mo 18 Nov 2024 - 23:17 von Sirviente
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