Typ: Gebäude | Wohnung Besitzer:Dastan Karimi Beschreibung:Die Unterkunft des jungen Mannes befindet sich in den Gemächern des Wüstenpalasts und entspricht dem orientalischen Stil der Umgebung. Es handelt sich um einen Wohnraum mit Küchenzeile, das Badezimmer grenzt als eigener Raum an. Den Großteil der Einrichtung hat Dastan vom Vormieter übernommen, insgesamt ist alles einfach gehalten. Neben dem jungen Mann lebt hier außerdem sein Hund Bono. Dastan hat alles, was er in seinen vier Wänden braucht, davon ab ist er tagsüber nicht oft hier anzutreffen.
Changelog: Wenn sich im Verlauf des Rollenspiels etwas an dem Ort ändert, wird es hier aufgeführt.
Reden | Zauber | Theme
Dastan Der Dastman
Anmeldedatum : 13.01.24 Anzahl der Beiträge : 324 Ort : Aloe Town
„Nicht den Stiel zerkauen.. ach Bono“, seufzte Dastan schwer, musste dann aber grinsen. Irgendwie klappte das noch nicht so, wie er sich das vorstellte. Nun musste er dem großen Hund nur die Rose aus dem Maul klauen. Das war nicht einfach, denn Bono hielt das für ein Spiel und knurrte herausfordernd, während Dastan vor ihm auf dem Boden saß und mit einem: „Jetzt gib schon her, du Sturkopf!“, versuchte, ihm die zerkaute, rote Rose aus dem Maul zu ziehen. Schließlich mit Erfolg! Bono leckte und schlabberte im Nichts, während Dastan erneut seufzte und den zerkauten, extra von Dornen befreiten Stiel der roten Rose betrachtete. „So kann ich Aeryn doch nicht überraschen“, protestierte er. Bei ihrer letzten gemeinsamen Quest hatte Dastan Bono extra für sie beigebracht, ihr die Pfote zur Begrüßung zu reichen. Doch nun wollte er noch eins draufsetzen und versuchte, Bono eine Rose für Aeryn überbringen zu lassen. Das wäre die ultimative Einladung zum ausstehenden Date! Dastan ließ sich gerne was einfallen, wenn er eine Frau beeindrucken wollte. „Das müssen wir noch üben, Kumpel“, lachte er schließlich und wuschelte Bono durch. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es an der Zeit war, sich dem täglichen Krafttraining zu widmen.
So hatte sich der Karimi vom Boden seines Wohnraumes erhoben und ging kurz ins Bad, um das Deo zu erneuern und ein T-Shirt ohne Hundehaare anzuziehen. Dann ging er zurück ins Zimmer und schnappte sich die neue Doppelstreitaxt, welche er sich endlich hatte leisten können. Dieses seltene Exemplar gehörte ihm und niemand könnte sie ihm nehmen, sollte er die Gilde verlassen. Die Duneaxe wäre von nun an immer in seinem Besitz. Er lächelte stolz und schwang die gefährliche Waffe ein wenig umher. Sie war groß, schwer und lag gut in der Hand, so wie Dastan es mochte. Eine Waffe musste ordentlich Wumms haben! So wie Lynnie. Plötzlich hielt er in seiner Bewegung inne. Wie kam er nun da drauf.. Naja, es wäre gelogen, wenn er nicht ab und an auch an sie gedacht hatte. Dastan war ein stolzer Krieger und ein Schwerenöter, das wusste er. Aber was Lynnie betraf, so hatte er irgendwie echt Mist gebaut. Er war so verrückt nach ihr gewesen, dass er sie trotz des Wissens um ihre Gefühle für ihn geküsst hatte, nur um sie dann stehenzulassen. Doch er hatte gehen müssen. Wäre er auch nur eine Minute länger bei ihr geblieben, hätte er einen großen Fehler gemacht. Er war sich seiner Gefühle für sie nicht im Klaren. Er spürte, dass da etwas war, aber er wusste nicht was und wie es einzuordnen war. Er wollte sie und doch hatte er aufrichtige Sorge, sie zu enttäuschen. Das war echt kompliziert. Vielleicht würde der Abstand ganz gut tun? Vielleicht würde es helfen, Antworten zu finden!
Als hätte er den Teufel beschworen, hämmerte just in diesem Moment jemand wie eine Verrückte gegen die Zimmertür.
Es waren schwierige Zeiten für die Winchester, denn das Wiedersehen mit Dastan Karimi hatte alte Narben aufgerissen. All die Jahre hatte Madilyn einen gewissen Groll gegen den Schwerenöter empfunden, auch wenn sie ihm nach wie vor für so vieles dankbar war. Schon immer war er für sie da gewesen, hatte sie beschützt und unterstützt, selbst wenn es um das heikle Clubhaus ging. Nicht selten hatte sich Dastan den Missmut von Rafael und Maxwell geben müssen, während er sich dafür einsetzte, Lynnie in dieses Clubhaus zu lassen. Die Winchester wusste wie Freundschaften und Gruppen funktionierten, kannte das Verhalten von Dynamiken und die Einflussnahme. Es war für Jungsgruppen immer schwer ein Mädchen dabei zu haben, doch dem Karimi war es wichtig, sie dabei zu wissen. Nach all den Jahren waren auch Rafael und Maxwell reif genug, um ihre stete Anwesenheit beim Iron Maxim Spielen nicht missen zu wollen. Aber auch Dastan und Madilyn wurden älter, reifer und erwachsener. Es war nur natürlich das sich Lyn in den starken Krieger verliebte, der immer an ihrer Seite gewesen war und offenbar empfand Dastan damals wohl ähnlich, sonst hätte er sie ja nach einer alkoholreichen Feier nicht in die traute Zweisamkeit entführt, um sie zu küssen.
Doch leider war genau das der Auslöser für den jahrelangen Groll, denn Kater sei Dank konnte sich Dastan nie an diesen Kuss erinnern und kaum hatten die beiden Champa-Magier die Vergangenheit klären können, wiederholte der Karimi diese Dummheit. Er hatte angekündigt sich auch an einen Kuss erinnern zu wollen und hatte ihr daher einen gegeben, den Lyn natürlich auch sehr genossen hatte, doch dann war er nach Aloe Town abgezogen und ließ sie beim Ashmound Royal Prison stehen. Das verkomplizierte die Beziehung der Beiden wieder immens und heizte dabei natürlich sowohl Gefühle als auch Verlangen ordentlich an. Wenn es nach Madilyn ging, würde sie einfach seine Tür eintreten, ihn flachlegen und danach ein glückliches Leben mit ihm führen. Doch gleichwohl wusste sie, dass es für den Karimi eben nicht so einfach war. Ob nur Maxwell der Grund war? Wüsste Lyn von der Existenz Aeryns und der Tatsache, das sie ihren geliebten Dastan entsprechend beeindruckt hatte, dann hätte sie womöglich erst ihre Tür eingetreten und sie über den Haufen geschossen. Ein Glück für die blauhaarige Wüstenschönheit, das sie einander nicht kannten.
Aber apropos Tür eintreten. Madilyn konnte dieser Ungewissheit nicht mehr standhalten und verspürte gleichwohl wieder eine gehörige Portion Groll, denn stehen gelassen zu werden hatte sich erneut sehr unschön angefühlt. Sie hatte also einen kleinen Rucksack gepackt, sich in den Zug nach Aloe Town gesetzt und war kurzerhand in die Wüstenstadt gereist. Der Karimi hatte ihr ja gesagt, wo sie ihn finden konnte und genau das tat sie nun. Strammen Schrittes und natürlich, wie üblich, bewaffnet betrat sie das Gildenhaus von Crimson Sphynx, um sich bei der freundlichen Empfangsdame nach der Unterkunft von Dastan zu erkundigen. Die tätowierte Schützin bedankte sich herzlich und marschierte schnurstracks zu den Gemächern der Crimson Sphynx Magier, um die Zimmertür des Karimi aufzusuchen, vor welcher sie zunächst ruhig stehen blieb. Wehleidig betrachtete sie den Türgriff und atmete kurz tief durch, während sie einen Augenblick an ihrem Vorhaben zu zweifeln schien. War es überhaupt in Ordnung hier einfach aufzutauchen? Vielleicht sollte sie einfach mehr Rücksicht auf die Gefühle des Mannes nehmen, den sie so liebte, doch am Ende des Tages war auch sie nur eine Frau, die ein emotionales Verlangen hatte. Ein Seufzer folgte, dann schepperte sie auch schon ordentlich gegen die Tür, um auf sich aufmerksam zu machen. Madilyn wollte Dastan jetzt sehen und ihm klarmachen, was sie wollte.
Sie wartete also auch nicht auf eine Aufforderung einzutreten oder dergleichen und öffnete daher schlichtweg die Tür, trat ein und biss sich dabei auf die Zähne. Sie erblickte den Karimi mit seiner Streitaxt mit welcher er in diesem Augenblick wohl trainieren wollte und schon schmolz sie dahin. Da war er wieder, der starke Krieger von Iron Maxim, in den sie sich so verliebt hatte. Für einen Augenblick fühlte sie sich wieder wie Fünfzehn, wo sie einen gerade volljährigen Krieger namens Dastan mit so einer Axt gesehen hatte. Sofort wurde ihr warm ums Herz, der Magen war prall gefüllt mit Schmetterlingen und jeder Groll für einen Augenblick verschwunden. „Dastan…“, murmelte sie, während ihre Augen ein wenig zu funkeln schienen. Was hatte sie diesen Anblick vermisst. Was hatte sie diesen Mann vermisst. Sie ging noch einen Schritt auf ihn zu, doch dann fühlte sie auch schon wieder das Feuer in ihren Adern. „Du hast mich einfach stehengelassen!“, pflaumte sie dann und verschränkte die Arme unterhalb ihrer Oberweite, womit diese spürbar empor gedrückt wurde. „Schon wieder wohlgemerkt!“, pflaumte sie direkt hinterher. „Du kannst mich doch nicht einfach küssen und dann wieder abhauen?!“
Dann erweichten ihre Gesichtszüge und der Zorn war wie weggespült. Bono hatte sich in ihr Sichtfeld begeben und frönte seiner Neugier, aber damit hatte er dem Karimi sogleich auch aus der Patsche geholfen. „Woah ist der hübsch“, schwärmte sie für den schönen Hund, der einen so lieben Eindruck machte.
Bono hüpfte aufgeregt im Raum umher, als er merkte, dass es gleich nach draußen ging. Er freute sich bereits, sich ein wenig im kühlen Nass einer Oase abzukühlen. Die zerkaute, rote Rose ließ er mitten im Raum einfach auf dem Boden liegen, denn sie war plötzlich uninteressant geworden. Ungeduldig wimmerte er, als er beobachtete, wie Dastan die Axt zum Spaß ein wenig schwang. Er wollte nicht nur plantschen, sondern auch sein Geschäft verrichten. „Ist ja gut, Kumpel! Wir geh-“
Wie eine Verrückte hämmerte Lyn gegen die Zimmertür von Dastan. Doch der wusste natürlich nicht, dass sie es war. Bono bellte empört, doch der Karimi hob die Hand, so dass er verstummte. Just in diesem Moment wurde die Tür aufgerissen.
Ertappt hielt Dastan in seiner Bewegung inne und blickte völlig entgeistert zur Tür. „Lynnie?“, fragte er, als wolle er sichergehen, dass er nicht sich verguckte. War sie wirklich hergekommen? Unfassbar! Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, als sie seinen Namen so lieblich aussprach. Doch dann schwand diese niedliche Seite und sie wurde wieder sauer. Die smaragdgrünen Augen wanderten auf ihre Oberweite, welche durch die verschränkten Arme Lyns noch höher kamen. „Äh..“, entfuhr ihm nur, den Blick nicht abgewandt. Das Feuer in ihm wurde sofort entfacht und er spürte sogleich wieder diese unglaubliche Sehnsucht und das Verlangen nach ihr. Warum nur übte sie plötzlich so eine heftige Anziehung auf ihn aus? Und dann kamen die Vorwürfe, weswegen Dastans Augen langsam den Blickkontakt zu ihren suchten. Natürlich warf sie ihm das vor. Zurecht, denn es war nicht in Ordnung, dass er sie nach dem Kuss einfach stehen gelassen hatte. Zumal man nicht von einem kurzen Küsschen sprechen konnte. Wahrlich nicht. „Also das..“ Und dann rettete Bono seinem Herrchen den Hintern, indem er sein Bono-Ding durchzog.
Als die Aufmerksamkeit der fremden Frau auf dem Hund lag, wurde dieser aufmerksam und wackelte mit seinem Schwänzchen. „Sag Lynnie 'Hallo'“, gab Dastan das Kommando, woraufhin Bono auf sie zulief, sich vor sie setzte und die Pfote zur Begrüßung hob. „Das ist mein Hund, er heißt Bono. Wir wollten gerade raus gehen, er muss mal. Komm doch mit?“, schlug Dastan vor und legte die Doppelstreitaxt weg. Dann ging er näher auf sie zu, gab der Zimmertür einen leichten Schubs, sodass sie ins Schloss fiel und griff nach der freien Hand der Brünetten. An dieser zog er sie an sich heran in eine feste Umarmung. „Du bist extra hergekommen“, stellte er zufrieden fest. „Auch, wenn du nur gekommen bist, um mich zur Rede zu stellen“, hing er schmunzelnd an, die Arme noch immer fest um sie geschlungen. „Lass uns eben eine Runde drehen, dann kommen wir zurück und ich krieche zu Kreuze, ja?“ Erneut winselte Bono, denn er musste dringend raus.
Natürlich hatte der Krieger seinen Blick direkt auf ihre Oberweite gerichtet, vor allem nachdem sie diese provokant nach oben bewegt hatte. Sie wusste um ihre Reize und auch wenn sie ihn hier nicht bewusst reizen wollte, so machte sie keinen Hehl daraus, die Reaktion zu genießen. Selbstverständlich gefiel es ihr das der starke Krieger ihren Körper begehrte, doch die ganze Angelegenheit war eben nicht rein sexuell, sonst hätten sie nicht so ein Problem. Die Komplexität der Angelegenheit bestand daraus, dass in Madilyn die alten Gefühle wieder aufkochten und sie daher erneut unsterblich in den Karimi verliebt war. Und Dastan empfand ebenfalls etwas für sie, begehrte natürlich jede Faser ihres Körpers und doch konnte er nicht genau einordnen, was genau er fühlte. Das konnte Madilyn natürlich verstehen und doch konnte sie einfach nicht aus ihrer Haut, zumal Dastan mit dem Kuss letztens echt eine Lawine ins Rollen gebracht hatte. Der Kuss war schön gewesen und die Winchester bereute ihn nicht, aber er verkomplizierte einfach alles. Was sollte nur aus den Beiden werden?!
Jedwedes Ärgernis war aber wie fortgespült als Bono in Erscheinung trat. Der stattliche Hund hatte sofort das Interesse der Schützin geweckt und mein Gott war das ein schönes Tier. Lyn hatte Hunde schon immer sehr gemocht, doch war sie tatsächlich erstaunt, dass sich Dastan um einen kümmerte. Passte er nur auf ihn auf oder war das sogar sein Hund? Sie erfuhr es bestimmt in Kürze. Der Hund bekam ein Kommando von Dastan und schon dackelte Bono zu ihr, machte Sitz und reichte ihr die Pfote, um die Winchester zu begrüßen. „Du bist ja ein Süßer“, lächelte Madilyn sanft und ging in die Hocke, um die Pfote des Hundes zu ergreifen. „Bono? Ein schöner Name“, entgegnete Lyn auf die Erklärungen seitens des Kriegers, hatte die Aufmerksamkeit jedoch auf dem Hund gelassen. Sie ließ die Pfote wieder los und streichelte ihn ein wenig, aber dann erhob sie sich und nickte dem Krieger zu. Der Hund musste wohl raus und die Schützin wollte dem schönen Hund sein Geschäft natürlich nicht verwehren. „Achso, ja“, antwortete sie auf den Hinweis bezüglich der Gassirunde. „Ich komm mit“, stimmte sie dann zu.
Plötzlich kam Dastan näher, stieß die Tür und zog sie in eine feste Umarmung. Er schien sich wirklich zu freuen über ihren Besuch, hatte er damit wohl nicht so schnell gerechnet, doch was hatte er wartet? Das sie es einfach hinnahm, dass er sie stehen gelassen hatte? Wohl kaum. Doch gerade konnte sie ihm kaum noch böse sein, denn die Umarmung machte sie auf einen Schlag schwach. Stattdessen schlang sie ihre Arme um den starken Krieger und vergrub ihr Gesicht ein wenig in seiner Brust, wodurch ihr sein angenehmer Geruch in die Nase stieg. „Ja…wollt dir den Arsch aufreißen“, gab sie offen zu, wobei ihr Stimme dabei sehr kleinlaut und liebevoll wirkte. Es war kein Vergleich zu ihrer sonst so schroffen Art sich auszudrücken, aber was sollte sie machen. Dastan wusste genau welche Knöpfe er drücken musste und sie ging auch davon aus, das er das absichtlich machte, um sich ihren Zorn nicht vollkommen stellen zu müssen. Doch abermals machte Bono auf sich aufmerksam und forderte seinen Spaziergang ein, weswegen Dastan ihr anbot ihn danach zu Kreuze kriechen zu lassen. „Dann lass uns gehen“, nickte sie und tätigte einen etwas tieferen Atemzug, um seinen Geruch noch etwas in der Nase zu haben, ehe sie sich von ihm löste.
Dann richtete sie ihren Blick auf den schönen Hund und lächelte. Es passte zum Karimi, definitiv. Er hatte sich schon immer gern gekümmert, besaß stets ein großes und besorgtes Herz. Madilyn konnte darüber ein Lied singen, denn ihre ganze Kindheit und auch Jugend war er für sie da gewesen, hatte sie immer beschützt und unterstützt. Bono musste es hier wirklich prächtig gehen, davon war sie überzeugt. „Ich hab keinen Plan wohin, also geh am besten vor“, meinte sie dann zum durchtrainierten Krieger und setzte dabei wieder ihr typisches Grinsen auf.
Bono war wirklich der beste Freund (abgesehen von Max und Rafael). Er lebte erst seit kurzem bei Dastan und half ihm bereits jetzt, wo er konnte. Der große Hund half dem Karimi mit den Frauen in jeglicher Hinsicht. Heute war es Bono gelungen, Lyn zu besänftigen und von ihrem Zorn auf Dastan abzulenken. Dastan hatte sogar kurz den Gedanken, ob Bono das nicht sogar absolut bewusst gemacht hatte! Das wäre richtig krass, wenn die Verbindung zwischen Hund und Krieger so tief wäre, dass sie sogar ihre Gedanken lesen konnten! Aber wohl nur eine nette Phantasie. Die Aufmerksamkeit der Winchester gehört nun also dem guten Bono, dessen Bedürfnisse Dastan erst einmal nach oben stellte. Auch das war ein Trick, denn dem Süßen würde Lyn ja wohl nicht sein Geschäft abschlagen? Davon ab könnten sie sich die Beine ein wenig vertreten und am Ende des Tages wäre Madilyn auch nicht mehr sauer. Ein perfekter Plan!
Dennoch hatte Dastan Lynnie schon jetzt in eine innige Umarmung geschlossen, schließlich war sie seine Kindheitsfreundin. Zugegeben, seit sie ihm ihre Gefühle gestanden hatte und er sie plötzlich mit anderen Augen sah, konnte er ein anderes Interesse an ihr nicht abstreiten. Wohin genau das führen sollte, wusste er jedoch nicht. Doch er freute sich, dass sie hergekommen war. Zu ihm. Diese Freude brachte er auch zum Ausdruck, wenngleich Dastan wusste, dass sie zum Streiten gekommen war. Oder, wie Lyn es formulierte: Um ihm den Arsch aufzureißen. Er lachte leise auf, wie immer. Es gab nur wenige Dinge, über die Dastan Karimi nicht lachen konnte. Doch er spürte bereits, dass sie in seinen Armen schwach geworden war. War Lynnie nicht niedlich? Sie tat immer so, als wäre sie hart und rau. Aber in Wirklichkeit war sie einfach nur eine süße Maus.
„Ich kenn mich hier auch noch nicht so gut aus“, gestand Dastan grinsend und holte die Leine, wenngleich er Bono noch frei laufen ließ. So marschierten die beiden Freunde aus Champa los, damit der Vierbeiner seine Notdurft verrichten konnte. Länger wollte Bono auch nicht draußen bleiben, die großen Runden drehte Dastan mit ihm im Morgengrauen und abends, wenn die Temperaturen erträglich waren. „Aloe Town ist eigentlich ganz cool. Ein Strand wäre schön, aber man kann nicht alles haben. Natürlich kann nichts Champa das Wasser reichen, aber ich denke hier halte ich es eine Zeit lang aus!“, plauderte Dastan unbeirrt los, während er neben Lynnie her flanierte. „Wo lebst du eigentlich zurzeit? Und willst du nicht wieder zu einer Gilde? Für mich wäre das nichts gewesen. Ich brauche eine Zugehörigkeit, das habe ich schnell festgestellt, als ich den Platz in Iron Maxim verloren habe“, erzählte er von der Tragödie seines Lebens ganz beiläufig, wobei er damit noch immer viel Schmerz verband.
Kein Plan überlebte den Erstkontakt, egal wie brillant und ausgefuchst er auch sein konnte. Madilyn hatte eigentlich vorgehabt dem Krieger gehörig die Leviten zu lesen, nachdem er sie erst innig küsste und dann eiskalt zurückließ. Im Grunde hatte er genau dasselbe getan wie damals auf Champa, nur dieses Mal konnte er sich an seine Schandtat erinnern. Das war ohnehin schon nicht leicht, denn auch wenn die Winchester kein Kind von Traurigkeit war und sich sexuell durchaus austobte, so kam sie über den Karimi bisweilen noch nicht hinweg. Seit sie sich beim Ashmound Royal Prison getroffen hatten, kamen all die alten Gefühle und Kamellen wieder hoch. Gleichermaßen war die Situation aber auch für Dastan sehr schwer, der sich ja nicht weniger darüber im Klaren sein musste, was nun Phase war. Einfach keine leichte Situation. Und ihr Plan? Nun – der ging in die Hose, denn kaum hatte er seinen Hund vorgestellt und engen Körperkontakt hergestellt, war sie schon wieder weich wie Butter.
War es überhaupt fair von ihr von ihm eine Entscheidung zu fordern? War es überhaupt fair Erwartungen an ihn zu stellen? Wollten sie überhaupt dasselbe? Es gab unzählige Fragen bezüglich dieser Angelegenheit und je mehr Madilyn darüber nachdachte, desto mehr Kopfschmerzen bereitete es ihr. Sie liebte diesen Kerl von Champa, so viel wusste sie und doch war das natürlich keine Garantie, dass sie ein gemeinsames Leben aufbauten und glücklich bis ans Ende ihrer Tage lebten. Selbst wenn Dastan diese Gefühle grundsätzlich erwiderte, bestand noch immer die Chance, dass sie an völlig unterschiedlichen Punkten im Leben standen. Konnte Madilyn überhaupt das sein, was sich Dastan vom Leben wünschte? Die junge Schützin wollte noch so viel erleben, so viel lernen und einfach ihr Ding durchziehen, während Dastan womöglich nach der Sesshaftigkeit suchte, die ihn vollumfänglich erfüllte. Grraah, was für ein immenses Ärgernis das doch war.
„Ah, okay“, entgegnete sie auf die relative Ahnungslosigkeit des Kriegers. Auf Champa kannte sich Dastan aus wie in seiner Hosentasche, aber Aloe Town und Umgebung waren halt noch Neuland für ihn. „Dann finden wir schon n Weg, der Bono gefällt“, lächelte sie und streichelte den Hund bei dieser Gelegenheit noch einmal. Tatsächlich sollte es auch nur eine kleine Runde für die Notdurft sein, denn die Temperaturen waren eher in den Abend- oder Morgenstunden für große Runden geeignet. Bono tat sich mit dem Wetter tagsüber bestimmt schwer. Zusammen flanierten die Magier also los und der Hund durfte frei mitlaufen, auch wenn Dastan die Leine bereits parat hielt. „Ein Strand ist immer gut“, lachte Lyn amüsiert. „Wir bei Mermaid Heel hatten direkt einen beim Gildenhaus. Das war cool“, gestand sie. Mermaid Heel war eine tolle Gilde und die Winchester vermisste ihre Mädels wirklich sehr, aber Maxwell hatte Vorrang und außerdem musste sie sich weiterentwickeln.
„Hab ne Bude in Crocus“, antwortete die Schützin auf die Frage ihres Kindheitsfreundes. „Bin da hingezogen wegen Max. Ist ja nah bei den Rune Knights, wollte einfach greifbar sein, weißt du…“, seufzte sie mit gedämpfter Stimmung. Außerdem hatte sie dort eine kleine Firma gegründet, die gewisse Dienstleistungen anbot und im Transportgeschäft tätig war. Das war zwar nicht immer alles ganz grün mit den Gesetzen, aber Mord und Totschlag gehörten nicht zum Modus Operandi. „Eine Zugehörigkeit hätte schon was. Mir fehlt das schon“, meinte sie ebenso traurig. „Aber aktuell geht das nicht“, fügte sie an. Die beiden Magier flanierten weiter und dann wurde Madilyn vom Blitz getroffen. Stimmt ja, er hatte ihr ja beim Sun Village erzählt, dass er geschmissen wurde, weil er Mist gebaut hatte. „Sag mal“, begann sie und grinste Dastan frech an. „Warum hat man dich eigentlich aus Iron Maxim verbannt? Was haste verzapft?“, wollte sie nun also direkt wissen. Vorstellen konnte sie sich vieles, womöglich tippte sie auf denselben Fauxpas hinsichtlich Magie, wie es auch bei Maxwell der Fall war. Das seine Schlawinerhaftigkeit ausschlaggebend war, das sollte sie dann wohl dennoch überraschen.
Es war schön, gemeinsam mit Lyn durch die Stadt in Richtung Park zu spazieren. Es war durchaus etwas, woran Dastan sich gewöhnen könnte. Seite an Seite mit seiner Lynnie und Bono den Alltag genießen. Doch das würde der Brünetten wahrscheinlich schnell zum Hals raushängen. Ehe der Karimi sich versah, hätte sie ihre sieben Sachen gepackt und würde zu neuen Abenteuern aufbrechen. Ein Gedanke, welcher schmerzte, auch wenn es nur eine Möglichkeit von vielen war. Bestand denn auch die Chance, dass die beiden total glücklich miteinander werden könnten? Zurück nach Champa, ein Haus beziehen und die Zweisamkeit so lange auskosten, bis sie bereit waren, eine Familie zu gründen. Natürlich wäre es dann gut, wenn Lynnie das mit dem Rauchen und dem Whiskey sein lassen könnte. Aber was dachte er da?! Natürlich würde sie das! Wenn der Kinderwunsch erst einmal da war, würde das von selbst aufhören. Aber darüber musste er sich jetzt ohnehin noch keine Gedanken machen, schließlich waren sie beide noch sehr jung und hätten Zeit, erst einmal ihre Zweisamkeit zu genießen. Bono hatte einen verdorrten Ast gefunden und packte ihn knurrend, um ihn mitzuziehen. Just als der Karimi dieses Geräusch vernahm, erinnerte er sich, als Bono Aeryns Kissen-Dastan geschnappt hatte. Wie verlegen sie geworden war und wie unglaublich niedlich Aeryn war. Und wunderschön. Ein Date stand noch aus.. Unauffällig warf Dastan einen Blick über seine Schulter zum Gildenpalast, in welchem auch ihre Unterkunft war. Aeryn, diese süße Prinzessin. Er wollte unbedingt wissen, wohin die Reise mit ihr ging. Sie hatte wirklich etwas in ihm ausgelöst. Doch neben ihm ging Lyn. Madilyn Winchester, die schon immer Teil seines Lebens gewesen war und der er tiefes Vertrauen und Zuneigung entgegen brachte. Wenn er Lyn ansah, schlug sein Herz schneller. Er erinnerte sich gerne an ihren Kuss zurück. Und sie war so unglaublich heiß.. Und mit ihr hatte er immer so viel Spaß gehabt. Verdammt, war das alles kompliziert! Konnte er nicht beide haben?
Mermaid Heel - die Frauengilde - hatte ihre Gilde am Strand?! Wow, an diesen Strand würde Dastan wirklich mal gehen wollen! Dass Lyn aber nun in Crocus Town lebte, überraschte ihn nicht. Die Großstadt passte zu ihr! Und ja, es hatte sich angeboten wegen ihres Bruders.. Dastan seufzte auf. Doch dann lächelte er sie an und legte seinen Arm um ihre Schultern, um sie dann sanft näher zu sich zu ziehen. „Mit der Zeit wird sich das bestimmt ergeben. Du wirst nicht allein bleiben“, versicherte er ihr warm lächelnd bezüglich der Zugehörigkeit. Und dann wollte sie wissen, warum er nicht mehr ein Krieger von Iron Maxim war. Sie grinste, rechnete bereits damit, dass er etwas verzapft hatte. Dastan nahm seinen Arm wieder von ihr und strich sich bereits jetzt gestresst übers Gesicht. „Oh man, Lynnie.. ich glaube, das willst du gar nicht wissen“, befürchtete er mit einem entschuldigenden Lächeln. Aber gut, sie würde es sowieso erfahren, wenn sie mal auf Champa danach fragen würde. Dennoch wäre es besser, er würde sie mit Details verschonen. „Also gut. Erinnerst du dich an meine Exfreundin Kara? Du weißt, dass ich ihr damals die Gilde heimlich gezeigt habe und erwischt wurde?“ Daran müsste sie sich eigentlich noch erinnern. „Jedenfalls weiß ich nicht, was mich geritten hat, aber ich habe Stella und Leila auch das Gildenhaus gezeigt“ Oh und wie Dastan wusste, was ihn geritten hatte. Zumindest danach. „Und als ich auf Mira getroffen bin und dachte, das ginge schon klar, wurde es dem Meister zu bunt und nach all den Verwarnungen hat er seine Drohung wahr gemacht und mich rausgeworfen. Das ist die Geschichte“, endete er und sah mit unbehaglichen Blick zu Lyn. Würde sie sauer werden? Ausrasten? Ihn wieder verlassen? Wo war Bono? Er musste seinen Kumpel retten! Doch er kackte gerade hinterm Busch. Mist!
„Aber das ist ja jetzt auch egal! Hast du Hunger? Lass uns was zum Mitnehmen holen und wieder zurück zu mir“, schlug er lächelnd vor und hoffte inständig, dass Lynnie bei ihm bleiben würde. Der Gedanke, sie könnte abdampfen, war schier unerträglich. Es war ohnehin an der Zeit, wieder in die Unterkunft zurückzukehren, schließlich war Bono fertig und sollte nicht zu lange in der Hitze bleiben.
Von dem inneren Konflikt des Karimi wusste Madilyn nichts, allen voran wusste sie nicht, dass es noch eine andere Frau Gefühle in ihm geweckt hatte. All die Flirtereien waren am Ende des Tages eben nur das und für die Winchester völlig okay, flirtete sie ja auch gern mit anderen Männern oder Frauen. Aber sie hegte keine Gefühle für eine andere Person, anders als Dastan und sollte sie das herausfinden, dann wäre ihr Herz endgültig gebrochen. Der Gedanke das Dastan eine andere Frau von ganzem Herzen liebte schmerzte einfach so unfassbar sehr, auch wenn sie ihm jedes Glück der Welt gönnte. Und davon ab mussten sie ja ohnehin erst einmal feststellen, ob sie zueinander passten und miteinander glücklich werden konnten. Dastan hatte berechtigte Zweifel, schließlich war Madilyn ein Freigeist und genehmigte sich gerne das eine oder andere Abenteuer, aber der Karimi wünschte sich eben Sesshaftigkeit und Familie. Es war einfach unheimlich kompliziert und für alle Beteiligten alles andere als leicht.
Gemeinsam spazierten sie durch die Stadt in Richtung Park, damit Bono seine Notdurft verrichten konnte. Dieser griff sich knurrend einen großen Ast und nahm ihn mit sich, wie es sich für einen Hund ziemte. Bono war echt ein schöner und lieber Hund, den man am liebsten ununterbrochen kuscheln wollte. „Gut möglich, ja“, lächelte sie hinsichtlich einer womöglich baldigen Zugehörigkeit und genoss für einen Augenblick die enge Nähe zum starken Krieger, dessen Körper sie so anheizte, wie ein Heizer, der seine Dampflokomotive mit Kohle anheizte. Die Nähe löste sich aber wieder, nachdem der Rauswurf von Dastan aus Iron Maxim thematisiert wurde. Offenbar wollte Dastan da nicht unbedingt drüber reden, doch erzählte er es ihr schlussendlich, da sie es ohnehin auf Champa erfahren würde. Außerdem war es nur fair, wenn sie es von ihm erfuhr. Aufmerksam lauschte die Schützin seinen Erzählungen, wobei sie ihn nebenher bereits kritisch ansah. Dann schoss er aber den Bock ab. „Stella und Leila? Die beiden Inselmatratzen?!“, stieß Lyn überrascht, aber auch leicht zornig aus. Der Wortlaut entsprach im Übrigen exakt derselben Reaktion, die auch Maxwell darauf hatte.
Mit beiden Händen deutete Lyn auf ihren eigenen Körper und sah den Karimi dabei entgeistert an. „Du könntest das hier haben“, betonte sie zunächst und haute sich dann eine Hand ins Gesicht, wie bei einem Facepalm. „Und stattdessen bügelst du die Inselmatratzen“, fügte sie seufzend an. „Das du ein Schlawiner bist, ist ja nichts neues“, sprach Lyn weiter und lachte ihn dann lauthals aus. „Aber selbst du hast Besseres drauf. Ausgerechnet Stella und Leila, Ohman“, lachte sie weiter. Mittlerweile kam auch Bono aus dem Gebüsch hervor und bellte einmal freudig auf, womöglich um mitzuteilen, dass er fertig war. Dastan jedenfalls kappte das Thema zügig ab und schlug stattdessen vor, sich etwas zu Essen zu holen und dann zurück zu ihm zu gehen. „Klingt saugut, machen wir“, kicherte die Schützin amüsiert und dachte bereits zusätzlich an ein paar Dosen Bier. „Hast du Bier? Oder müssen wir noch welches besorgen?“, hakte sie daher direkt beim Krieger nach.
Ein entspannter Tag beim Karimi klang wirklich schön und vielleicht fanden sie bei gutem Essen und ein paar Dosen Bier auch endlich eine Lösung für ihr gegenwärtiges Problem.
Dastan spürte bereits wieder den Zorn in Lyn hochkochen, welcher sich aber in erster Linie in Verständnislosigkeit äußerte. Herrje, warum verurteilten ihn alle wegen dieses einen Fehltritts? Was konnte er denn dafür, wenn die beiden Damen von Champa sich austobten? Und Dastan hatte es ja nicht einmal darauf angelegt! Er hatte ihnen das Gildenhaus gezeigt, verschwand wieder mit ihnen und auf einmal meinten Stella und Leila, sie würden sich dafür erkenntlich zeigen wollen. Konnte ja niemand ahnen, dass sie das auf der Stelle und.. gleichzeitig machen wollten! Dastan jedenfalls war unschuldig und hatte eben nur nicht nein gesagt. Und er bereute nichts! „Naja..“, begann er ein wenig hilflos, konnte sich aber aufgrund der Erinnerung das Grinsen nicht verkneifen. Dann deutete Lynnie auf ihren eigenen Körper und sagte einfach frei heraus, Dastan könne ihn haben. Das Herz des Kriegers setzte für einen Schlag aus, ehe es schneller schlug. Er schluckte und musste sich an ihren Kuss erinnern. Das löste mehr in ihm aus, als zwei Inselmatratzen es je könnten. Denn in seinem Bauch kribbelte es. Doch ihre Worte holten ihn zurück ins Hier und Jetzt. Ein Schlawiner, der besseres drauf hat? „Was redest du denn da“, fiel er ihr lachend ins Wort. „Das ist für mich kein Wettbewerb! Mein einsames Herz sucht die Liebe“, fuhr er fort und grinste Lyn amüsiert an. Zugegeben, das war ein wenig aufgesetzt von ihm. „Ich gebe zu, bei den beiden waren absolut keine Gefühle im Spiel. Ganz sicher nicht. Aber was hätte ich den tun sollen? Nach Hause gehen?“, fragte er Lyn und befürchtete bereits, dass genau das ihr Wunsch gewesen wäre. „Davon abgesehen ist das drei Jahre her. Und zu dieser Zeit hatte ich keine Ahnung, dass du Interesse hast. Falls es damals überhaupt bereits der Fall war“ Dastan wusste nicht, wie lange Lyn schon heimlich in ihn verliebt war. „Ich dachte immer, ich wäre wie dein zweiter Bruder. Natürlich der bessere Bruder!“, lachte er. Wer hatte sie ins Clubhaus geholt? Wer trug sie verletzt zur ihrer Mutter? Wer hatte ihre Haare gehalten, als die den ersten Vollrausch hatte? Und wer hatte sie getröstet, wenn eine Beziehung in die Brüche gegangen war?
„Nehmen wir noch eine Stiege mit, wenn wir schon los müssen“, schlug Dastan vor, was das Bier betraf. Die vierundzwanzig Dosen waren schnell besorgt und außerdem gab es noch zwei Pizzen auf dem Heimweg zum Mitnehmen. Bono verkrümelte sich in den Eingangsbereich der Unterkunft, in welchem es am kühlsten und auch sein Schlafplatz war. Dastan räumte unterdessen noch schnell das Dosenbier in den Kühlschrank, ehe er zwei kalte Exemplare, die er noch hatte, rausholte. Natürlich konnte er Lyn die nicht einfach geben, sondern schlich sich stattdessen von hinten an und hielt sie ihr an freiliegenden Bereich an ihrem unteren Rücken. Sie zuckte entsprechend zusammen und Dastan lachte herzhaft auf. „Seit wann bist du so empfindlich?“, schmunzelte er und reichte ihr entschuldigend das Bier. Dann nahm sich jeder seinen Pizzakarton und sie nahmen auf dem Sofa Platz. Dabei blickte der Karimi immer wieder zu Lyn. Ihr Anblick ließ sein Herz höher schlagen und diese Vertrautheit und Verbundenheit, welche er mit ihr verband, machte sie in seinen Augen noch schöner. „Du bist gekommen, um mir den Arsch aufzureißen“, begann er plötzlich. „Aber was dann? Wärst du dann wieder gegangen..?“
Für die Winchester war es einfach unbegreiflich, wie sich der Karimi ein Techtelmechtel mit den beiden Inselmatratzen gönnen konnte und dann auch noch zeitgleich. Natürlich nahm Madilyn ihm das nicht krumm und verurteilte ihn dafür auch keineswegs, schließlich war sie ja auch kein Kind von Traurigkeit und doch gab es für das Ausleben körperlicher Aspekte einfach Frauen, die deutlich besser dafür geeignet waren und den Ruf eines Mannes dabei eben nicht schädigten. „Ich hätte auch ernsthaft an dir gezweifelt, wenn du Gefühle für die Zwei gehabt hättest“, grinste Madilyn ihn frech an, denn Dastan war ein toller Mann und hatte nur das Beste verdient. Weder Stella noch Leila konnte ihm das bieten, was er verdient hatte, auch nicht, wenn sie es gemeinsam versuchten. Selbst Lyn wusste nicht, ob sie diejenige war, die ihn glücklich machen konnte. „Wir haben vor Jahren rumgemacht, aber daran erinnerste dich ja nich“, lachte die Winchester und zuckte mit ihren Achseln. „Ich fand dich schon immer toll, selbst als wir noch Kinder waren“, gestand sie dem Krieger von Crimson Sphynx. „Ist doch logisch, dass die kleine Schwester auf den besten Freund des eigenen Bruders steht“, lachte sie dann aber amüsiert. „Das ist ja fast schon Gesetz“, fügte sie an.
Eigentlich war sie gekommen, um ihm gehörig den Arsch aufzureißen, doch auch wenn sich immer wieder etwas Zorn anbahnte, so konnte sie ihm im Grunde nicht böse sein. Entsprechend geschah dem Karimi dahingehend auch nichts weiter und nachdem Bono sich erleichtern konnte, kauften sie noch zackig eine Stiege Bier und zwei Pizzen, ehe sie sich kurzerhand wieder in seiner Unterkunft im Gildenpalast wiederfanden. Er wohnte hier gemütlich und ausreichend Platz konnte er auch bieten, doch war es natürlich nicht zu vergleichen mit den familiären Behausungen auf Champa, in denen sich Dastan in der Zukunft sicher sah. Bono verzog sich in den Eingangsbereich und legte sich ein wenig auf die faule Haut, während Lyn wartete. Dastan hatte unterdessen das Bier in den Kühlschrank verstaut und zwei kalte Exemplare entnehmen, die er noch übrighatte. Frech wie er war, kam er nicht einfach zurück, sondern erlaubte sich einen Scherz, der Lyn kurzerhand zusammenzucken ließ. „Man ey“, motzte sie zunächst, doch entspannte sie sich direkt wieder.
Sie nahm das Bier entgegen und gemeinsam verkrümelten sie sich auf das Sofa mit ihren Pizzakartons. „Es ist verflucht warm im Westen“, sprach Madilyn und öffnete die Dose, wodurch es einmal ordentlich zischte. „Das war also kälter als ich es gewohnt bin“, fügte sie an. Natürlich war das eine billige Ausrede. Sie hatte schlichtweg nicht damit gerechnet und war ihm ohnehin schutzlos ausgeliefert, aber das musste der Karimi ja nun nicht wissen. Die Schützin nippte an der Dose und ließ die kalte Flüssigkeit ihre Kehle hinab laufen, ehe sie ein Stück ihrer Pizza griff und ordentlich abbiss. Genüsslich kaute sie darauf herum, als Dastan sie erneut ansprach und wissen wollte, was sie nach ihrem Anschiss vorgehabt hätte. Sie goss noch etwas Bier nach und erleichterte sich damit das Schlucken der gekauten Pizza. „Soweit hab ich nich geplant“, gestand sie dem Krieger offen. „Entscheid sowas spontan“, ließ sie dann noch folgen, immerhin konnte sie ja die eventuelle Reaktion des Mannes überhaupt nicht vorhersehen und Madilyn gehörte nicht zu den Frauen, die sich so etwas anmaßen konnten. Die Schützin hielt inne und atmete tief durch, schließlich brannte ihr ja auch etwas auf der Seele.
„Funktioniert das überhaupt? Also wir beide? Zusammen?“
„Achso? Das muss an mir vorbeigegangen sein!“, lachte der Karimi unbeschwert, als Lynnie ihm erklärte, dass es völlig selbstverständlich sei, quasi ein Gesetz, dass die kleine Schwester in den besten Freund des großen Bruders verliebt sei. „Und warum warst du dann nicht in Rafael verliebt? Oder warst du das auch und hast dich für mich entschieden?“, fragte Dastan neugierig. Denn ja, das interessierte ihn durchaus. Die drei Jungs waren immer zusammen gewesen und Rafael war gleichermaßen der beste Freund und Max und Dastan gewesen. Zugegeben, der Winchester und der Karimi hatten schon ein sehr inniges und vertrauensvolles Band zueinander gehabt, aber Rafael war deswegen niemals außen vor oder weniger miteinbezogen gewesen.
Mit Madilyn hatte Dastan immer Spaß. Und er wusste, dass er sich bei ihr Scherze erlauben konnte, die unter die Haut gingen. So auch das eisgekühlte Bier, welches an ihrer erhitzten Haut landete. Es war total lustig, wie sie zusammenzuckte und motzte, aber zugleich auch unendlich niedlich, wie sich diese starke Frau dann rechtfertigte und irgendwelche Ausreden fand. „Du süße“, schmunzelte Dastan nur unbeeindruckt und nahm Platz, ehe er auch seine Bierdose zischen ließ, um danach einen großen Schluck zu nehmen, ehe es endlich an die gute Pizza ging. Doch bei diesem Frieden sollte es nicht bleiben, denn es gab schließlich Gründe, warum Lyn zu ihm gekommen war. Dastan wollte sie erfahren, doch die Brünette neben ihm war eben wie immer ziemlich chaotisch. Sie tauchte also bei ihm auf, ohne sich wirklich vorher Gedanken zu machen? Dastan lächelte sie an, ehe er das nächste Stück Pizza griff. Dann hätte er sich beinahe verschluckt.
„Funktioniert das überhaupt? Also wir beide? Zusammen?“
Sofort legte er das Pizzastück in den Karton und stellte diesen kurz auf dem Tisch vor sich ab. Dann setzte er sich ein Stück um, sodass er sich ihr nun gänzlich zuwandte. Was er dann antwortete, würde Lynnie vielleicht überraschen. „Lynnie, natürlich würde das funktionieren“, entgegnete er fest entschlossen. Dann wurde sein Gesicht weicher, liebevoll fixierten seine smaragdgrünen Augen die ihren. „Ich meine, wir kennen uns so gut, wir vertrauen einander blind. Wir haben immer Spaß zusammen und.. seit du mir gesagt hast, was du für mich empfindest, hast du mich wirklich durcheinander gebracht“, gestand er ihr offen und ehrlich zu, lächelte sie weiterhin herzlich an. Doch dann veränderte sich seine Miene, sie wurde charmant und seine Augen funkelten verschmitzt. „Du hast mich wahnsinnig gemacht, als wir ins Sun Village gereist sind“ Lynnie wusste bestimmt genau, was er meinte. Die Funken zwischen ihnen und die Anziehung waren so enorm gewesen. Und auch jetzt ließ ihre Anwesenheit sein Feuer nicht kalt. „Ich meine klar, wir müssten uns auf einer ganz anderen Ebene kennenlernen und so, aber was haben wir zu verlieren?“, fragte er sie. Im Augenwinkel merkte Dastan, wie Bono in den Raum getrottet kam, um sich die Rose zu schnappen, um sie weiterhin im Eingangsbereich zu zerkauen. Schon war er wieder weggewesen. Oder gab es doch etwas zu verlieren..?
Dastan schüttelte den Gedanken ab, auch wenn es nicht leicht war. Er lächelte Lyn wieder an. „Träumst du nicht auch davon, eines Tages wieder auf Champa zurückzukehren? Ich kenne keine glücklicheren Menschen, als die Leute dort. Ein Leben, wie deine oder meine Eltern es dort geführt haben, ist genau das, was ich mir auch wünsche“, gestand er ihr lächelnd, auch wenn er nicht genau wusste, warum er nun davon angefangen hatte. Es war beinahe so, als wolle er von Lynnie die Bestätigung haben, dass auch sie sich das wünschte. Mit ihm?
Natürlich war es kein Gesetz, dass die jüngere Schwester stets auf den besten Freund ihres älteren Bruders abfuhr. Das war für Madilyn nur ein herbeigezaubertes Argument, um dem Karimi klarzumachen, dass sie nun einmal für ihn schwärmte und stets für ihn geschwärmt hatte. Doch zugeben würde sie das natürlich nicht, also grinste sie lediglich frech und nickte mehrmals. „Ist es!“, bestätigte sie also die Vermutung Dastans und kicherte dann amüsiert, hielt dann aber inne, als der grünhaarige Krieger den Dritten im Bunde zur Sprache brachte. Das ruinierte ihr wunderschönes Argument natürlich mit einem Schlag, doch eine Winchester ließ sich nicht gern aus der Reserve locken. „Nö. In Rafael war ich nicht verknallt“, gestand sie zunächst, ohne dabei zu lügen. Sie mochte Rafael sehr und für sie war er ebenso Familie, doch es war eben immer dabeigeblieben. „Du bist einfach besonders“, erklärte Lyn und zuckte mit den Schultern. „Selbst unter den Freunden meines Bruders.“
Allmählich wurde sich aber um das kühlte Bier und die Pizza gekümmert, womit das heutige Aufeinandertreffen optimal abgerundet wurde. Bono hatte es sich noch immer am kühlsten Ort in der Unterkunft gemütlich gemacht und ratzte ein wenig vor sich hin, aber damit hatte er auch recht. Der schöne Hund hatte es sich mehr als verdient, sich es hier bequem zu machen und seine Zeit zu genießen. Lyn genoss die Zweisamkeit mit Dastan ebenfalls, genauso wie das Bier und die Pizza. Es war einfach perfekt, denn genau so konnte sich Madilyn ihr alltägliches Leben gut vorstellen. Doch das war genau das Thema, weswegen sie ja eigentlich hierhergekommen war. Sie musste den Karimi einfach damit konfrontieren und herausfinden, wohin die Reise gehen konnte und ob es überhaupt eine Chance auf ein „Wir“ gab. Kein leichtes Thema, selbst für eine so offene und pragmatische Frau wie Madilyn.
Überrascht blickte Lyn den Krieger aus ihren bernsteinfarbenen Augen an und legte dabei ihr Pizzastück zurück in den Karton, denn mit dieser prompten Antwort hatte sie tatsächlich nicht gerechnet. Ihr wurde ganz warm ums Herz und die Anziehung zu Dastan verstärkte sich unweigerlich, denn es machte sie sehr glücklich, dass er ebenso fühlte. Eine gewisse Zuversicht wuchs in ihr heran und für einen Augenblick schien sich alles genauso zu fügen, wie sie es sich vorgestellt hatte. Der Mann vor ihr hatte recht, denn sie vertrauten einander blind und kannten sich bereits sehr lange. Sicherlich gab es eine neue Ebene zu entdecken, aber was machte das schon? Doch als er die entscheidende Frage stellte und selbst kurz ins Stocken geriet, war es eigentlich klar. Irgendetwas gab es dort, woran der Karimi für einen Augenblick gedacht hatte. Eigentlich wollte Lyn ihm auf die Frage antworten, ihre Sorge um die innige Freundschaft kundtun, doch ihre Lippen wollten sich einfach nicht bewegen. Ihre Kehle keinen Laut erzeugen.
Ihr schneller Herzschlag und ihre aufgeregte Atmung bildeten ein Unisono in diesem aufregenden, alles entscheidenden Moment. Sie könnten es jetzt einfach wagen und endlich ein Paar sein, doch bevor die Winchester zur Sprache kam, führte Dastan seine Gedanken weiter fort. Er erzählte von ihren Eltern, von deren Leben und das er sich eine solche Zukunft für sich selbst auch wünschte. Ja, das passte zu ihm, und zwar volles Rohr, doch nicht wirklich zu ihr. Kurz verlor sie ihre Fassung und sah den Karimi wieder überrascht an, doch dann lächelte sie sanft, während ihr Blick herabgesenkt wurde. „Champa ist meine Heimat. Und wird es immer sein“, gestand sie zunächst und es klang erst einmal auch nach einer Zustimmung. „Aber so sehr ich meine Heimat, meine Familie und meine Mitmenschen dort liebe…“, begann sie und sah dann hinauf in Dastans Augen. Ihre Seelenspiegel glitzerten, gewährten ihm einen tiefen Einblick in ihren aufkeimenden Schmerz. „…ich gehöre nicht in dieses Leben, Dastan.“ Sie schluckte schwer und atmete tief durch. „Ich möchte die Welt bereisen…ich möchte Abenteuer erleben…ich möchte eine grandiose Magierin werden…gegen das Böse in der Welt kämpfen“, gestand sie ihm. „Aber das kann ich nicht, wenn ich eine Familie auf Champa gründe…“
Dastan war ebenso aufgeregt wie Lyn. Auch sein Herz schlug schneller und er spürte, wie seine Atmung sich beschleunigt hatte. Es ging hier gerade um sehr viel, denn Lynnie war nicht irgendjemand. Wie konnte er nur all die Jahre so blind gewesen sein? Er hatte gar nicht bemerkt, dass diese tolle Frau auf ihn stand. Sie war allem voran immer Maxwells kleine Schwester gewesen, aber auch seine Lynnie. Dastan hatte durchaus festgestellt, wie hübsch sie mit wachsendem Alter wurde, aber das war eine Zeit, in welcher er gerade dabei war, sich die Hörner abzustoßen. Doch nun war er erwachsen und wusste, was er sich vom Leben erträumte. Und der Gedanke, sich all diese Wünsche mit Lyn an seiner Seite zu erfüllen, gefiel ihm gut. Er wollte sämtliche Zweifel einfach über Bord werfen, an nichts anderes mehr denken und sich darauf einlassen. Das sagte er auch Madilyn, was hatten sie schon zu verlieren?
Weder das Bier, noch die Pizza waren noch von Belang. Er sah die brünette Schönheit vor sich an und malte sich bereits voller Enthusiasmus eine Zukunft mit ihr aus. Dastan war kein verkopfter Mensch, er lebte nach Bauchgefühl und war schnell von derartigen Ideen hingerissen. Und als Lynnie bestätigte, dass Champa auch immer ihre Heimat sein würde, lächelte er sie glücklich und voller Wärme an.. ..bis sie anhing, dass sie in dieses Leben nicht gehörte. Sein Lächeln wich einer irritierten Miene, denn diese Aussage konnte er kaum nachvollziehen. Doch sie erklärte sie und sprach von Abenteuern, vom Kampf gegen das Böse und Weltreisen. Eine Familiengründung auf Champa würde all dem im Weg stehen. Für einen kurzen Augenblick wich der Blick des Kriegers zur Seite aus, doch dann fand er sein Grinsen wieder und sah Lyn an. „Du kennst mich doch, Lynnie. Mir ist heute egal, was morgen ist. Wir sind ohnehin zu jung, um sesshaft zu werden. Bevor ich in dieser Gilde nicht erfolgreich bin, werde ich nicht auf Champa zurückkehren. Und bis es so weit ist, kämpfen wir eben gemeinsam gegen das Böse, bereisen die Welt und .. äh.. ach! Die Abenteuer!“, erinnerte er sich gegen Ende und lachte unbeschwert wie immer. Dastan hob die Hand und strich Lyn zärtlich eine Strähne aus dem Gesicht. „Als ob du ohne mich Abenteuer erleben könntest“, murmelte er charmant, ehe das typische Grinsen wieder seine Lippen zierte. Es war doch alles so einfach! Und wenn sie dann in ein paar Jahren genug von all den Abenteuern hatten, das Böse besiegt und Dastan erfolgreich in der Gilde war, dann konnten sie zurück nach Champa gehen und sich um einander und ihre eigene Familie kümmern. Lyn würde bis dahin bestimmt anders denken. „Es ist eine Win-Win-Situation. Deine Träume werden erfüllt und später meine“, lachte er.
Wenn doch alles nur so einfach wäre, wie Dastan und Madilyn es gernhätten. Es wäre jetzt auch sehr einfach für die Winchester, sich auf eine Beziehung mit dem Krieger einzulassen und sie war sich auch sicher, eine wundervolle Zeit mit ihm zu haben und doch standen sie irgendwie an unterschiedlichen Punkten im Leben. Dastan hatte eine ziemlich genaue Vorstellung von dem, was er im Leben noch erreichen wollte, während das Ganze bei Lyn äußerst vage war. Sie wusste, dass sie Abenteuer und das Böse bekämpfen wollte, aber sie konnte keineswegs abschätzen, wann und ob sie damit jemals fertig werden würde. Was war, wenn sie ihre Ziele niemals erreichte, egal wie hart sie dafür arbeitete? Und in all der Zeit würde Dastan auf die seinen verzichten müssen, was auch absolut nicht fair war. Am liebsten würde sie sich jetzt einfach auf den Krieger stürzen und sich ihren Gefühlen hingeben, doch das konnte sie nicht. Nicht, ohne zu wissen, ob sie wirklich eine gemeinsame Zukunft haben konnten oder nicht.
In einem Atemzug kippte sie ihr Bier in ihren Hals und leerte die Dose, die kurz darauf zerknüllt gen Mülleimer geworfen wurde. Wie üblich war die Schützin sehr zielsicher und traf direkt beim ersten Wurf, schließlich wollte sie sein Apartment ja nicht verunreinigen. „Ich weiß, Dastan“, entgegnete sie auf seine lässige Einstellung zu dem Thema. „Aber ist es wirklich eine Win-Win-Situation?“, fragte sie ihn ehrlich und sah ihn aus großen Augen an. Nur weil er sie toll fand und ewig kannte, hieß es ja nicht, dass ein Verzicht auf Wünsche und Ziele der richtige Weg war. „So wie du es sagst, klingt es sehr schön“, gestand sie ihm zu, doch dann senkte sie ihren Blick. „Aber ich kann nicht von dir verlangen, deine Ziele für meine eigenen hintenanzustellen“, machte sie ihm zunächst klar. „Außerdem kann ich dir nicht sagen, wann und ob ich meine Ziele erreiche. Ob ich jemals nach Champa zurückkehren werde…ob ich jemals eine Familie haben möchte“, fügte sie an.
Sie wollte den grünhaarigen Krieger keineswegs belügen und ihm etwas vormachen, nur um in diesem Augenblick glücklich zu sein. Und sie liebte diesen Mann viel zu sehr, um ihm seine Träume zu nehmen, denn das hatte der aufrichtige und ehrliche Karimi keineswegs verdient. „Du sollst glücklich sein und deine Träume erfüllen, Dastan“, machte sie ihm also klar, während sich ein Tränenfilm in ihren Augen bildete und eine Träne bereits über ihre Wange herabkullerte. „Und ich möchte nicht schuld daran sein, dass du dein Glück verpasst…“ Für Madilyn war die Situation keineswegs einfach und auch wenn jede Faser in ihrem Körper nach ihm schrie, so wollte sie in aller erster Linie, dass Dastan ein erfülltes und glückliches Leben führte. Auch wenn es hieß, dass sie auf ewig nur die Schwester seines besten Freundes blieb.
Der erwartete Enthusiasmus von Lyn blieb aus. Dastan verstand die Welt nicht mehr. Hatte sie ihm nicht ihre Gefühle gestanden? Und er hatte sich nicht verschätzt, die Anziehung zwischen ihnen war greifbar gewesen. Wie konnte die Geschichte der beiden plötzlich so eine Wendung nehmen? Langsam erlosch das Feuer in Dastans Augen und sein Lächeln ebbte mehr und mehr ab, während er Lyn zuhörte. Suchte sie Ausreden? Behauptete man nicht, dass man sich erst einmal auf sich selbst konzentrieren wollte, wenn die Gefühle für eine andere Person nicht ausreichten? Aber doch nicht Lyn. Lynnie war keine Frau, die Ausreden brauchte. Nein, so war sie nicht. Und als sie sagte, dass sie nicht einmal wusste, ob sie überhaupt wieder auf Champa zurückkehren wollte, geschweige denn ob sie eine Familie gründen wollte, verstand er endlich vollends, was sie ihm eigentlich sagen wollte. Sie würden auf lange Sicht nicht zusammen glücklich werden können.. Dastan für sich durch das dunkle Haar, strich es seufzend nach hinten und klappte seinen Pizzakarton zu, um wenigstens irgendwas zu machen. Der Appetit war ihm ohnehin vergangen. Die andere Hälfte gäbe es zum Frühstück.
Mit einem traurigen Lächeln wandte er sich Lyn zu, welche ihm gerade sagte, dass er glücklich sein sollte und er wegen ihr nicht seine Träume hinten anstellen oder im schlimmsten Fall aufgeben dürfe. Der Karimi hob seine Hand und strich Lyn sanft die Tränen von den Wangen. „Du machst also gerade Schluss mit mir, noch bevor wir zusammen waren“, schmunzelte er, doch ihm war anzusehen, dass es ihn schmerzte. Dann wandte er sich noch einmal ab, vergrub für einen kurzen Augenblick fassungslos das Gesicht in seinen Händen und nuschelte: „Das ist so bitter“, ehe er sich wieder auf dem Sofa zurücklehnte und Lyn mit traurigen Augen anlächelte. „Ich stelle meine Gefühle leider immer über die Vernunft.. du bist da wohl anders. Das überrascht mich ehrlich gesagt schon, aber ich will dich nicht zu etwas überreden, von dem du nicht überzeugt bist“, gestand er ihr schließlich lächelnd zu, wobei sich auch auf den smaragdgrünen Augen ein Tränenfilm bildete. Doch männlich, wie Dastan war, blinzelte er ihn gekonnt weg. Er erhob sich, packte die restliche Pizza in den Kühlschrank und nahm im Gegenzug zwei frische Bier mit, wobei er eines gleich Lyn reichte.
„Ich habe das Gefühl, das mit uns total vermasselt zu haben. Als du mir gesagt hast, was du für mich empfindest und wie lange das schon der Fall ist, hast du mich total überwältigt. Das hat unglaublich viel in mir ausgelöst, Lyn. Ich wünschte nur, du hättest es mir früher gesagt..“ Dann wäre es nicht zu spät gewesen. Sie wären unbedarfter gewesen, jünger und hätten sich einfach aufeinander eingelassen, ohne großartig darüber nachzudenken. Das war es eigentlich, was Dastan sich wünschte. Er suchte wieder den Blickkontakt zu Lyn. „..wir hätten uns einfach aufeinander eingelassen, ohne darüber nachzudenken“, wiederholte er das, was ihm gerade durch den Kopf gegangen war. Dastan hob seine Hand und strich ihr eine der hübschen, braunen Haarsträhnen hinter das Ohr, strich dabei über ihre zarte Haut. Lächelnd blickte er ihr in die warmen, braunen Augen und strich dann ihren Oberarm entlang zu ihrer Hand, um diese in seine zu schließen. „Deine Entscheidung steht fest, nicht wahr?“ Dastan hatte Angst, dass Lyn nun wieder untertauchen und aus seinem Leben verschwinden würde. Dastan lachte hilflos auf, schüttelte ungläubig den Kopf. „Nun ist es umgekehrt und du brichst mir das Herz“ Es war kein Vorwurf, es klang auch nicht danach. Vielleicht war es eine Retoure des Schicksals und Dastan wurde dafür bestraft, der jungen Lynnie einst das Herz gebrochen zu haben. Er bedauerte die Situation zutiefst, denn er wollte dieser Frau einfach nur nah sein.
Die Winchester litt sichtlich unter den Umständen, denn am liebsten würde sie sich einfach in dieses Abenteuer stürzen und alles weitere Zukunfts-Madilyn überlassen, doch so einfach war es eben auch nicht. Bei jedem anderen Typen hätte die Schützin keineswegs nachgedacht und sich einfach das genommen, was sie so sehr begehrte, doch bei Dastan Karimi war es einfach etwas völlig anderes. Dieser Mann hatte nur das Beste im Leben verdient und sollte unbedingt an seinen Träumen und Zielen festhalten, die den Garant für sein Lebensglück darstellten. Eine chaotische und freigeistige Frau wie Lyn konnte da weder mithalten, noch konnte sie ihm diese Träume erfüllen. Zwar schätzte sie am grünhaarigen Krieger, dass er seine Gefühle stets vor die Vernunft stellte, doch in diesem Fall musste Lyn einfach notgedrungen der Anker des Schiffes sein.
Dastan war sehr überrascht über ihre Antwort und man konnte ihm gleichermaßen ansehen, wie bitter dieses Los im Augenblick für ihn war. Ihn so zu sehen zerbrach ihr wirklich das Herz, aber eines Tages konnte Dastan bestimmt verstehen, wieso sie so gehandelt hatte und wie sie dadurch zum Grundstein seiner glücklichen Zukunft geworden war. Madilyn war noch weit entfernt von dem Punkt, sich überhaupt Gedanken um eine eventuelle Familie zu machen, während der ein paar Jahre ältere Dastan da schon deutlich konkretere Wünsche für die Zukunft hatte. „Du kennst mich“, entgegnete sie ihm mit zittriger Stimme. „Wenn es nach mir ginge, würden wir sofort durchbrennen und ein Leben voller Abenteuer führen“, fügte sie an, während sie ihm dabei zusah, wie er die Pizza in den Kühlschrank bugsierte und Bier holte.
Traurig nahm sie das Bier entgegen und nippte sofort daran, in der Hoffnung damit die Trauer ein wenig herunterspülen zu können. „Du hast gar nichts vermasselt“, versicherte die Schützin ihm und griff nach seiner Hand, um diese in ihrer zu halten. „Dastan…du bist perfekt, wie du bist“, ließ Madilyn folgen und meinte es auch so. Sie atmete tief durch und senkte etwas den Blick. „Ich könnte es mir einfach niemals verzeihen, wenn du wegen mir deine Träume auf Eis legen müsstest, nur weil ich sie dir nicht erfüllen kann“, versuchte sie ihm klarzumachen. Wieder nippte sie am Bier und seufzte danach auf, denn die ganze Situation machte ihr einfach sehr zu schaffen. Es fiel ihr so unendlich schwer die Stimme der Vernunft zu sein, denn Dastan durfte für sie einfach nicht das aufgeben, was er sich für sich erträumte.
„Das hätten wir wohl auch getan“, lächelte sie und erneut kullerte eine Träne ihre Wange herab, während Dastan nunmehr nach ihrer Hand strich. „Aber wahrscheinlich wären wir trotzdem an diesen Punkt gekommen, wo sich unsere Träume und Ziele derart voneinander unterscheiden, dass wir Schluss gemacht hätten“, sinnierte sie und seufzte abermals. „Und eine solche Trennung hätte uns zerstört“, ließ sie dann ernst folgen. Klar, Hätte Hätte Dastans Halskette, aber sie war sich da ziemlich sicher. Kurz ließ Madilyn ihren Kopf hängen, ehe sie tief aufatmete und große Schlucke ihres Biers nahm. Ihr Bier war damit auch so gut wie geleert, doch alles Bier half nicht, um den Schmerz loszuwerden. Ihre bernsteinfarbenen Augen trafen seine Seelenspiegel und man konnte ihr die Hilf- und Ratlosigkeit mühelos ansehen. Sie hätte so gerne eine Antwort für ihr gemeinsames Problem, doch ganz so einfach war es eben einfach nicht.
Ein wenig widersprüchlich fand Dastan Lyns Aussagen schon. Sie zog einerseits einen Schlussstrich, setzte ihrer Geschichte ein jähes Ende und andererseits sprach sie davon, dass sie, würde es nach ihr gehen, sofort zusammen durchbrennen würden. Was wollte sie denn nun? Die Stimme der Vernunft sein? Wahrscheinlich. Das stand ihr gar nicht und passte auch nicht zu Lynnie, wie Dastan sie kannte. Er wusste gar nicht, wie er das einzuordnen hatte. Seit wann tat sie nicht das, wonach ihr der Sinn stand? Servierte sie ihn etwa mit Ausreden ab? Erzählte nur, sie hätten unterschiedliche Ziele und Wünsche, anstatt ehrlich zu sagen, dass sie einfach nicht die notwendigen Gefühle für ihn hat, um eine Beziehung mit ihm einzugehen?
Er hatte ein frisches Bier in der einen Hand und strich mit der anderen Hand Lyns Haarsträhne zurück, entfernte dabei ihre Träne von der Wange und nahm danach für einen Augenblick ihre Hand in seine. Einen Moment lang blickte er auf ihre beiden Hände, dann löste er seine wieder von ihrer und öffnete seine Dose unter einem lauten Zischen. Dann lachte er leicht verbittert auf und schüttelte kurz den Kopf. „Ich erkenne dich gar nicht wieder, Lynnie“, meinte er nur und nahm einen großen Schluck Bier, woraufhin er sich ihr zuwandte. „Es fällt mir schwer zu glauben, dass ausgerechnet du die Stimme der Vernunft sein willst. Das passt gar nicht zu dir“, ließ er stumpf verlauten und lehnte sich locker auf dem Sofa zurück. Er fuhr sich mit seinem Zeigefinger über die Narbe an der Augenbraue, zog ihre Konturen nach. „Das ist schon in Ordnung, aber du kannst dabei nicht für mich entscheiden, was ein Fehler wäre und was nicht. Ich will mir darüber keine Gedanken machen und ich will vor allem nicht, dass eine andere Person für meine Zukunft schwarzmalt“ Ein absoluter Optimist und zuversichtlicher Mensch wie Dastan wollte nichts Negatives über die Zukunft hören. Er lebte gerne voller Freude und Zuversicht, das machte ihn glücklich. Er war nicht enttäuscht, sondern fühlte sich herausgefordert, wenn mal etwas nicht so klappte, wie er es sich erträumt hatte. So wie jetzt. Lyn hatte also doch kein Interesse an einer Beziehung mit ihm? Gut, dann würde er entweder weiter um sie buhlen oder eines Tages darüber hinweg kommen müssen.
Dennoch nahm er unzufrieden einen großen Schluck Bier. „Aber hör mal, du kennst mich doch. Du musst mir nicht sagen, dass ich perfekt bin oder dass du schuld daran wärst, wenn meine Träume nicht in Erfüllung gehen. Über solch einen Stuss sind wir doch beide schon lange hinaus. Oder erzählst du das noch immer den Leuten, die du abblitzen lässt?“, lachte er gegen Ende sogar ein wenig amüsiert, ehe er Lyn warm anlächelte. „Manchmal findet man eben jemanden anziehend und gut, aber für eine tiefere Verbindung fehlen die Gefühle oder das gewisse Etwas. Das ist okay, Lynnie. Ehrlich“, versicherte er ihr aufrichtig. Vielleicht war es leichter für sie, wenn er es aussprach. Dastan war auch schon mal an ihrer Stelle gewesen und konnte daher nachvollziehen, wie es war, wenn mehr nun einmal nicht drin war.
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