Typ: Gebäude Besitzer: Chaude van Dammen Beschreibung: Die Bar, die in großen leuchtenden Lettern über dem Eingang der Welt ihre Existenz aufdrängt, trägt den Namen "Lean-To". Gelegen in Erdgeschoss eines Hochhauses in einem jener Stadtteile Marokkasus, deren positive Eigenschaften sich auf "Die Miete ist günstig" belaufen, erweckt auch die Bar keinen einladenden Eindruck. In der Straße davor lungern stets irgendwelche dunklen Gestalten herum, die sich viel zu sehr für potenzielle Gäste interessieren. Das Innere der Bar widerspricht dem vorherigen Eindruck zutiefst. Jede Oberfläche ist blank poliert. Die Alkoholika in den Glasvitrinen hinter dem Tresen fein säuberlich sortiert und augenscheinlich für viele unterschiedliche Geschmäcker vorbereitet. Die Snacks in den Schälchen sind immer frisch. Über allem liegt eine ruhige Musik, die aus einer schon leicht sprunghaften Musik-Lacrima entströmt. Neben dem Hauptraum mit dem Tresen gibt es noch Lagerräume, ein paar Büros und einzelne Separees für Kunden, die es bevorzugen ungestört zu sein. In den richtigen Kreisen geht die Information um, dass man sich hier mit der dunklen Gilde Royal Crusade in Verbindung setzen könne, wenn man nur weiß wie.
Changelog: ---
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"A kingdom that cares not for its sick and starving has no right to exist."
Es war eine jener Nächte für Annabeth Dane, ihres Zeichens eine von drei Bartenderinnen der Bar. Normalerweise war nur ein Bartender nötig, um hier die Stellung zu halten. Das Lean-To hatte seine Stammkunden, sicher, und ab und an verirrte sich jemand in das Viertel, schaffte es sogar den Taschendieben und sich bekriegenden Gangmitgliedern lange genug auszuweichen um im Vollbesitz von Leben und Jewels bis hierher zu kommen. Aber die allermeisten Schichten in der Bar waren von einer seligen Ruhe erfüllt, die die Arbeit angenehm gestaltete. Ärger gab es kaum einmal. Das war mehreren Umständen zu verdanken. Erstens war da Chaude. Der kolossale Machias musste in seiner Vergangenheit mal Preisboxer oder sowas gewesen sein. Bei einem Streit mit einem aggressiven Kunden hatte er besagte Person durch die Eingangstüre der Bar geschlagen. Beides hatte den Aufprall nicht sonderlich gut überstanden. Zum zweiten waren da die neuen...Verbindungen des Besitzers und einer anderen Bartenderin. Nicht zum ersten Mal fragte sich Annabeth, ob die ganze Angelegenheit eine gute Idee gewesen war. Aber seit dem knapp mehr als einen Jahr, die das nun schon so ging, war es zu keinerlei Zwischenfällen gekommen. Die Runensoldaten kamen allgemein nicht gerne hierher und selbst wenn wären ihnen auf dem Weg zur Bar vermutlich bereits genug Sachen aufgefallen, um die sich kümmern mussten. Aber ewig konnte die Glückssträhne nicht halten, oder?
Es quietschte zweifach leise. Anna kümmerte sich grade um eines der Gläser. Ihr mechanischer Arm machte wieder ein paar Probleme. Neben der Bartenderin waren nur zwei Kunden im Laden. Einer davon war einer der Stammkunden. Ein Mann in mittleren Jahren mit zurückgehendem Haaransatz. Anna wusste, dass er Bertrand hieß, in einem der Bürotürme von Marokkasu arbeitete, stets überarbeitet und unterbezahlt war. Er führte eine unglückliche Beziehung mit einer Kollegin, die sich alle paar Wochen beendete und dann wieder aufgenommen wurde. Außerdem wettete er bei den Pferderennen in Crocus Town mit, verlor dort regelmäßig einen größeren Teil seines Lohns. Seine bevorzugten Drinks waren der "Good Touch" und an besseren Tagen ein "Black Ice". Vor drei Monaten hatte er sich seiner Ex-Frau wieder annähern wollen, was jedoch gescheitert war. Die wenigsten dieser Informationen hatte Anna von dem Mann selbst bekommen. Aber es war immer wieder spannend, wie viel Leute alleine über ihre Garderobe, ihre Bestellungen, Sprache und Ausdruck preis gaben. Ein zerknitterter Wettzettel in der Tasche, der abgewetzte Ehering wieder am Finger, verlangendes Seufzen, kurzer Austausch über die Arbeit. Puzzlestücke, die sich zu einem Bild zusammensetzten. Annas Blick wanderte rüber zum Eingang der Bar, während sie Bertrand die Schale mit den Minibrezeln zuschob. Der Mann hatte einen harten Tag gehabt und mochte diese Snacks am liebsten. Aber er würde keineswegs der einzige, richtige Kunde bleiben. Es war ihr nicht ganz klar, woher Olivia ihre Informationen bekam. Das war besser so. Je weniger sie selbst wusste, desto weniger konnte sie preisgeben. In jedem Fall würde entweder heute oder morgen Nacht ein Kunde für ihre beste Freundin die Bar betreten. Hoffentlich heute Nacht, sonst müssen sie schon wieder mit Doppelbelegung arbeiten.
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Emily Omniscient
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War ein Vorstoß in Richtung Royal Crusade zu früh? Womöglich, aber Emily Caldwell hatte tatsächlich eine Pflicht im Namen des Königshauses zu erfüllen. Ihr Informationsnetzwerk durfte wachsen und gedeihen, dafür musste sie der Regierung jedoch einen Zugang dazu gewähren. Im Gegenzug verpflichtete sich Emily zugleich aber auch für eine Arbeit als Rune Knight, womöglich um sie ein wenig unter Kontrolle zu halten und doch gehörte das bewusste Wegsehen der Regierung zur Vereinbarung. Dieses Unterfangen konnte nur von Erfolg gekrönt sein, wenn man Emily Caldwell in der Welt des Verbrechens keineswegs mit dem Königshaus oder den Rune Knights in Verbindung brachte. Ihr Ruf als Verbrecherin war von fundamentaler Wichtigkeit und diesen musste sie sich erst wieder aufbauen, nachdem sie lange im Gefängnis inhaftiert war. Bisher waren die Machtverhältnisse ihres Syndikats auf Crocus Town beschränkt, obwohl es ursprünglich in Marokkasu Town ins Leben gerufen wurde. Es war also wenig überraschend, das sich Emily zurück in die technologische Stadt begeben hatte, um mit der Expansion zu beginnen.
Da man aber nicht einfach ein paar Kontakte knüpfen und plötzlich Macht ansammeln konnte, musste die Stadt zuvor gründlich analysiert werden. Jedes Quäntchen Macht musste akkurat zugeordnet werden, denn nur so ließ sich diese Macht nach und nach assimilieren. Dahinter steckte unheimlich viel Strategie, die einiges an Vorlaufzeit und Vorbereitung benötigte. Es war nicht ihre erste Machtausweitung und daher ging die Caldwell auch völlig selbstbewusst an die ganze Angelegenheit heran. Und da Royal Crusade im Königreich Fiore eine Macht war, mit der man an jeder Straßenecke rechnen musste, begann sie auch genau dort mit ihrer Informationserfassung. Mit der Hilfe ihrer rechten Hand, Isabel Turner, konnte das Caldwell Syndikat also Kontakt zur Gilde herstellen und ein Treffen mit einem Kontakt aushandeln. Das Treffen sollte in einer örtlichen Bar namens „Lean-To“ stattfinden, also wurden etwaige Vorbereitungen getroffen, damit die Caldwell in keine Falle geriet. In ihrem Geschäft war man einfach grundlegend vorsichtig und ging keine unnötigen Risiken ein, weswegen sie ihren persönlichen Sicherheitschef Luke Forbes und dessen Truppe mit dabei hatte.
„Isabel und ich gehen allein“, wies die Caldwell mit kühler Tonlage an und sah daraufhin den Truppführer mit einem lieblichen Lächeln an. Sie legte ihre Hand an seine Wange, denn er war einer der wenigen Vertrauten, die sie in ihrem Leben hatte. „Haltet uns den Rücken frei und den Bereich sauber“, fügte sie also an. Luke nickte, verzog jedoch keine Miene. „Gewiss, Mylady“, bestätigte er und schon schwärmte der Trupp Soldaten aus, gefolgt vom Truppführer. Die gelblichen Augen wandten sich an die junge Frau mit bräunlichen Augen, die als Begleitung fungierte. „Gehen wir etwas trinken. Wir hatten lang keine Ladys Night mehr“, kicherte Emily amüsiert. Gemeinsam mit Isabel bewegte sie sich also weiter durch die Straßen von Marokkasu Town, bis sie das wenig einladende Etablissement erreicht hatten. Ein Urteil sparte sich die Caldwell, denn sie beurteile Bücher – oder besser gesagt Informationen – niemals nach ihrem äußeren Erscheinungsbild. Der wahre Wert einer Information fand sich schließlich im Nutzen und nicht in der Information selbst.
Dann wurde die Tür geöffnet und Isabel trat zuerst ein, ihre aufmerksamen Augen spazierten schnell durch das Lokal und dann ließ sie Emily augenblicklich hinter sich eintreten. Das Innere bestach mit einem völlig eigenen Charme und wirkte sehr einladend, weswegen das Ambiente direkt einen Pluspunkt verliehen bekam. Der Weg führte sie direkt an den Tresen, wo Emily ihren Blick über die feinsten Spirituosen wandern ließ. „Scotch mit Soda für mich und einen Vodka Tonic für meine Begleitung“, orderte die Caldwell lächelnd. „Vielen Dank“, schob sie direkt hinterher und auch Isabel nickte lächelnd. Noch waren sie nur zwei Damen, die ausgingen und einen Drink genießen wollten, doch es war sicher nur eine Frage der Zeit, bis sie als diejenigen erkannt wurden, die hier ein spezifisches Treffen vereinbart hatten.
Mit zuerst nur mildem Interesse hoben sich Annabeths Augen den beiden Neukunden entgegen. Dass sie noch nie zuvor hier gewesen waren, erschloss sich der jungen Frau sehr rasch. Während Emilys Augen das Innere des Ladens in Betrachtung nahmen, beobachtete Anna ihrerseits die Frau, dann ihre Begleitung. Die Art und Weise, wie der Blick der beiden Damen über die Inneneinrichtung huschte, verriet, dass sie diese zum ersten Mal sahen. Das musste nichts heißen. Vor allem musste es nicht zwangsweise bedeuten, dass es sich hierbei nicht um Kunden für Anna, sondern um Kontakte für Olivia handelte. Zumal solche Personen gerne mal beides gleichzeitig waren. "Natürlich, die Damen", bestätigte Anna die Bestellung Emilys und machte sich daran den beiden ihre Drinks zu organisieren. Glas klirrte leise an Glas. Es kratzte sacht als zuerst die Brünette, dann das Rothaar ihre Gläser vorgesetzt bekamen. Zu guter letzt bugsierte Anna noch den Knabberkram hinterher. Es zahlte sich schließlich immer aus besonders freundlich zu potenziellen Neukunden zu sein. Mit einem dienstfreudigen Lächeln entfernte sich Anna von den beiden, um ihnen Platz und Gelegenheit für Gespräche zu geben. Wer sie wohl waren? Die Rothaarige war mit ziemlicher Sicherheit sozial oder gruppendynamisch höher gestellt. Sie wies nicht die leicht unterwürfige Art von Dienstbarkeit auf, die eine Dienerin an den Tag gelegt hätte und hatte dennoch für beide der Frauen bestellt. Vielleicht war sie die Chefin der Brünetten?
Bewaffnete Personen. Einen Moment lang starrte Olivia ihre Handfläche an. Die Haut dort hatte sich natürlich nicht eingedrückt, aber es hatte sich dennoch so angefühlt. Daran würde sie sich nie gewöhnen. Das rotierende, glühende Band um ihr Handgelenk glomm einmal in seinem verstörenden Blutrot auf. Nun, es war allemal besser als im Kostüm ihrer Royal Crusade Persona eventuell von Runensoldaten erwischt zu werden. Aber das bedeutete vermutlich, dass ihr Kontakt hier war. Sehr viel mehr als den Namen hatte Olivia bislang nicht. Eine Emily Caldwell sollte heute kommen. Angeblich war sie vor einiger Zeit einmal ein großes Tier im Informationsgeschäft gewesen, bevor sie gesessen hatte. Ohne Anführer war ihre Organisation zusammen gebrochen. Nun, es wäre sicher interessant zu erfahren, wie sie es schaffte ihre Truppe neu zusammen zu setzen. Willensstarke Frauen waren doch immer etwas Schönes. All diese Überlegungen halfen nicht dabei die langsam schwitzig werdenden Hände Olivias daran zu hindern sich mit einem feucht-klammen Schicht zu überziehen. Jetzt ging es schließlich ans Eingemachte. Jedes Treffen mit einem neuen Kontakt war ein Risiko. Aber das war nun einmal das Los eines Geheimen Kontakts für Royal Crusade. Sie war entbehrlich. Ein Schutzwall zwischen der Gildenleitung und eventuellen Gesetzeshütern. Unter dem gewaltigen Hexenhut der jungen Frau glomm orangerot, wie ein verirrtes Glühwürmchen der Stummel einer Zigarette auf. Ein spitzer Finger streckte sich aus, um die Worte "Schickt rein" auf die eigene Hand zu zeichnen. Noch einmal glomm das Band des Maguilty Links auf. Man hatte verstanden.
Ein weiteres Glas tockte vor Emily und ihrer Begleitung auf den Tresen. Die gleiche Bestellung wie vorher, noch einmal. Anna ließ ein professionell freundliches Lächeln aufblitzen und nickte in Richtung des Separees, das mit einem Vorhang zugezogen war. "Eine Freundlichkeit des Herren dort drinnen. Ein Stammkunde. Es besteht kein Grund zur Sorge." Gut, die Lüge war schon einmal ohne Probleme über die Lippen gekommen. Mit einer kleinen Neigung des Kopfes zog sich Anna wieder zurück, angelte nach ihrem Lappen und huschte hinüber zu dem einzigen anderen Gast.
Im Separee zündete sich eine zusehends nervöser werdende Olivia noch eine Zigarette an. Die alte lag ausgedrückt in einem Aschenbecher, wobei sie sich größte Mühe gegeben hatte, dass die Marke noch erkennbar war. Was half es falsche Fährten zu legen, wenn niemand sie bemerkte? Ohne ein Geräusch ging die Klappe in der Wand neben ihr auf, die sich normalerweise perfekt in den Rest der Täfelung einfügte. Es brauchte nicht mehr als einen Moment, in dem eine stark behaarte Hand hindurch langte und ihr auf den Arm tatschte. Das rotierende Armband erneuerte sich einmal flackernd. Ein letzter Atemzug noch, ein letztes Kringeln des Zigarettenrauchs, dann flossen die Schatten unter dem Hexenhut zusammen, bis das Gesicht der jungen Frau nicht mehr zu sehen war. Einzig die glimmende Spitze der Zigarette glomm mitten in der wirbelnden Dunkelheit.
Zauber:
Masking Spell of Obscurity TYP: Gildenmagie ELEMENT: - KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 15 pro Minute MAX. REICHWEITE: Beim Anwender SPEZIELLES: - VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 3, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Das Gesicht des Anwenders wird durch diesen Zauber zur Unkenntlichkeit verschleiert, indem sich eine magische Illusion darüber legt. Blickt man ihn direkt an, so ist man nicht in der Lage die Identität des Magiers zu erkennen. Es bleibt einem nur ein verwaschenes, vernebeltes Bild. Der Zauber wird gebrochen, wenn das Gesicht direkt mit einem Zauber getroffen wird, dessen Stärke der Willenskraft des Anwenders bis zu einem Maximum von Level 4 entspricht.
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Das Lokal wirkte im Inneren wirklich sehr einladend und von der Atmosphäre her sehr entspannt, was der Caldwell natürlich gefiel. Schäbige Bars und Kneipen stießen sie einfach ab, aber hier schien man durchaus betuchte Gäste antreffen zu können. Auch Annabeth, die Angestellte am Tresen, wirkte nicht so, als würde sie zu einer sozial schwachen, schlecht erzogenen Gesellschaftsschicht gehören. Sie war sehr höflich, distanziert aber freundlich, wie es sich für eine gute Bedienung schlussendlich auch ziemte. Das „Lean-To“ sammelte also augenblicklich einige Pluspunkte, trotz der äußeren Erscheinung des Gebäudes. Es dauerte auch wirklich nicht lang und schon wurden die bestellten Getränke serviert, was mit Emily sofort mit einem sanftmütigen Lächeln und einem „Herzlichsten Dank“, quittierte. Zur Überraschung der beiden Damen landete zusätzlich auch noch Knabberkram vor ihnen. „Sehr aufmerksam, Dankeschön“, bedankte sich dieses Mal die brünette Begleiterin.
„Cheers“, sprach Emily und lächelte, während Isabel ihr Glas erhob und sachte gegen jenes der Caldwell knallen ließ. „Cheers“, entgegnete sie und schon nippten die Damen an ihren Drinks. Diese waren hervorragend serviert, wie man auch an den genießerischen Seufzern hören konnte. Einen Drink zu servieren war leider nichts, was einfach jeder konnte, denn da gehörten durchaus Können und Wissen zu. Das Etablissement überzeugte also ein weiteres Mal. Ohne Umschweife griff Emily auch direkt zu den Knabbersachen und genoss die Leckereien, die man ihnen hier bot. Ein kleiner Snack schadete nie und Knabberzeug lockerte im Allgemeinen so ziemlich jede Stimmung. „Meinst du wir können den Geburtstag von Luke hier feiern? Scheint mir der perfekte Ort zu sein“, brachte Emily lächelnd hervor und leerte ihren Drink, während Isabel dasselbe tat. „Den Griesgram kriegst du niemals zum Feiern“, entgegnete sie lachend. Dann klackte es erneut auf dem Tresen und eine lächelnde Annabeth servierte dieselben Drinks noch ein weiteres Mal.
„Das ist wirklich sehr aufmerksam“, lächelte die rothaarige Informationsspezialistin und griff noch einmal in die Knabberschale, um einen letzten Happen zu kauen. Die Damen ergriffen ihre Gläser und Emily nickte der Bedienung noch einmal zu, ehe sie kehrt machten und gen Vorhang spazierten. Der Kontakt war gut organisiert und sehr vorsichtig, was grundsätzlich eine sehr runde Sache war. Emily mochte Menschen, die sich Gedanken machten und ihre Züge gut vorausplanten, denn von all den stumpfen und direkten Verbrechern hatte sie wirklich die Nase voll. Die Damen bewegten sich zum Separee und öffneten den Vorhang, um hineinzutreten. Dort sah man lediglich eine Person sitzen, das Geschlecht schwer zu erkennen und dazu quarzend. Das konnte man einerseits am Zigarettenrauch, aber auch an der glimmenden Zigarette selbst erkennen. Mit zügigem Auge huschte der Blick der Caldwell durch das Separee und sie fing alle möglichen Eindrücke ein, auch wenn das Gesicht der Person ein Rätsel bleiben sollte.
Sowohl Isabel als auch Emily nahmen in aller Seelenruhe Platz, wobei beide Damen ihre Beine überschlugen und sich etwas zurücklehnten. „Habt Dank für den Drink“, sprach Emily zunächst, schließlich gehörte es sich so, wenn man einen Drink ausgegeben bekam. Die wirbelnde Dunkelheit im Gesicht der Person war interessant anzuschauen, schien es eine magische Methode zur Identitätsverschleierung zu sein. Der geheime Kontakt von Royal Crusade wusste genau, wie man solche Situationen aufzog. „Ebenso bedanke ich mich für Eure Diskretion und Vorsicht“, fügte Emily noch an. Isabel war gleichberechtigt, doch hielt sie sich im Hintergrund und behielt die fremde Person dafür lieber aufmerksam im Auge. „Unsere beiden Organisationen können es sich schlichtweg nicht erlauben, sich derart angreifbar zu präsentieren“, führte die Caldwell weiter aus und nippte an ihrem Getränk. Ihre gelben Augen mit den roten Ringen waren äußerst schwer zu deuten, doch ihr Lächeln war von sanftmütiger und aufgeschlossener Natur. „Gibt es einen Namen, mit welchem ich Euch im Zuge unserer Unterredung ansprechen kann?“, wollte sie dann vorerst noch wissen. Sicherlich war der Name nicht echt, doch der Unterhaltungsbeginn gab der Caldwell genug Zeit, sich die Zigarettenmarke einzuprägen.
Ein letzter, langer Zug an der Zigarette, um die flatternden Nerven noch ein wenig zu beruhigen. Zwei junge Damen schoben sich durch den Zugang des Separees. Adrett gekleidet, wie Olivia völlig ohne Neid anerkennen konnte. Hübsch ebenfalls, auch völlig ohne Neid anerkennbar. Nun, in einer Branche wie dieser half es natürlich ein ansehnliches Äußeres zu haben. Ein Glück, dass man es Emily Caldwell im Knast nicht zerstört hatte. Außer natürlich Olivia war hier nicht die einzige Person, die mit magischer Verschleierung arbeitete. Kurz schlossen sich die Augen der jungen Frau, als sie ihre magischen Sinne ein wenig ausstreckte. Es schien alles in Ordnung zu sein. Die beiden jungen Frau bedienten sich wohl keinerlei Illusionen um derart attraktiv zu sein. Beneidenswert. Olivia wedelte gönnerhaft mit der mit der Zigarette bewaffneten Hand ab. "Oh, es ist doch das Mindeste, was ich tun kann, um ein angenehmes Gesprächsklima zu schaffen", ertönte es mit eindeutig weiblicher Stimme aus den wirbelnden Schatten unter dem Hut. Einen Moment lang wartete Olivia noch, bis der schwere Vorhang wieder vollständig vor das Separee geschwungen war. Der dicke Stoff würde die Worte schlucken, wie sie wusste. Selbst ein Zuhörer am anderen Ende würde seine Mühe haben den genauen Sinn der Unterhaltung zu verfolgen, zumal Annabeth auf ihn aufmerksam werden würde. Lautlos schwang der Vorhang wieder zurück in Position.
"Bitte, setzen sie sich nur. Sollten die Getränke während des Gesprächs leer werden, ist für Nachschub gesorgt", gab sich Olivia weiter als gönnerhafte Gastgeberin. Es zahlte sich in diesem Geschäft nicht aus dem Gegenüber gleich mit dem nackten Arsch ins Gesicht zu springen. Einige der..."Bekanntschaften" in diesem Job reagierten mit Aggressivität auf solcherlei Verhalten. Und wirklich niemand wollte Blut aus den Sitzen entfernen müssen. Nicht, dass das schonmal passiert wäre. Zum Glück hatte sie noch nie jemanden umbringen müssen. Hoffentlich blieb das auch heute so. Der Hexenhut neigte sich leicht nach vorne, als Olivia dankend den Kopf neigte. Die Geste galt der Rothaarigen, die bislang als Einziges gesprochen hatte. Bei ihr musste es sich um Emily Caldwell handeln. Die grobe Beschreibung stimmte zumindest. Rauch kringelte sich gen Decke, als Olivia eine weitschweifende Geste mit der Hand machte. "Uns ist ebenso wie Euch daran gelegen, dass es heute Abend zu keinerlei...Zwischenfällen kommt. Immerhin erhoffen wir uns doch beide mit etwas Nützlichem dieses Gespräch zu verlassen, mh?" Über den Tisch hinweg sah Olivia ihrem Gegenüber in die Augen...und erschauderte einmal. Das waren keine normalen Augen. Sie waren von einem fast schon glühenden Gelb, mit einer roten Umrandung. Fast schon...raubtierhaft? Nein, das war das falsche Wort. Unecht? Nein, das war es auch nicht wirklich. Vielleicht waren es nur Kontaktlinsen? Mit ein wenig Verspätung fiel der Magierin auf, dass sie sich aus dem Konzept hatte bringen lassen. Ein leiser Atemzug erklang. Mehr Rauch waberte aus der Dunkelhut unter dem Hut hervor. Zurück zum Plan, Olivia! "Nennt mich Anathema, Miss Caldwell. Raucht eine der beiden Damen? Bedienen sie sich ruhig." Eine Zigarettenschachtel kam unter dem Tisch hervor und rutschte über den Tisch. Wenigstens fiel sie Emily nicht in den Schoß. Der Schachtel folgte Olivias Oberkörper in der Bewegung als die junge Frau sich vorbeugte. "Nun, bevor wir die Unterredung beginnen können, Miss Caldwell, muss ich für die Sicherheit meiner Leute sorgen." Die Stimme Olivias wurde eindringlicher, leiser, als sie weitersprach. Die freie Hand fand ihren Weg auf den Tisch, die Finger gespreizt. "Ich werde Euch einer magischen Befragung unterziehen. Eure Begleitung bleibt hier, um Eure Sicherheit zu gewährleisten." Der Hexenhut neigte sich einmal in Richtung Isabel. "Natürlich wird Euch mein Wort nicht genügen, aber ich versichere Euch, dass Euch nichts gestohlen wird. Es geht nur darum einige wichtige Fragen zu klären, von deren Antworten abhängig ist, ob unsere Kooperation zustande kommt. Seid Ihr einverstanden?" Nur äußerlich entspannt lehnte sich die junge Frau in ihrer Bank wieder zurück. Die Zigarette wanderte wieder unter den Hexenhut. "Solltet Ihr nicht einverstanden sein, könnt Ihr diesen Ort verlassen und werdet erst dann wieder etwas von uns hören, wenn Ihr etwas getan habt, was gegen die Interessen der Gilde geht."
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Die verschleierte Gestalt zu identifizieren war unmöglich, jedoch ließ sich das Geschlecht unter Umständen erahnen, da der Körperbau nicht verschleiert wurde. Die Chancen standen gut es hier mit einer Dame zu tun zu haben, doch in der Gesellschaft musste man gefährlich sein derartige Annahmen zu treffen, denn die Individualität eines jeden Einzelnen kannte keinerlei Grenzen. Davon ab war das Geschlecht der Kontaktperson absolut nicht von Belangen, wobei Emily mit Frauen eine Spur besser auskam. Erst die Stimme verriet tatsächlich das Geschlecht der Kontaktperson, worüber sich die Caldwell insgeheim durchaus freute, präferierte sie ernsthafte Unterhaltungen mit Frauen. Grundlegendes Verständnis war wohl hier der Schlüssel und letztlich konnte nur eine Frau die wirren Gedankengänge einer Frau nachvollziehen.
Eine gute Gastgeberin war sie auf jeden Fall, was die Caldwell selbstverständlich hoch anrechnete. Sie hatte schon so viele Treffen gehabt, in denen die Atmosphäre einfach nur beschämend für das Ansehen dort Anwesender gewesen war. Höfliche Floskeln wurden ausgetauscht, die Gemüter in ruhiger Manier aneinander geführt und schon konnte sich Emily sicher sein, sich hier auf sicherem Territorium zu bewegen. Die Unterhändlerin hatte einen üppigen Vertrauensvorschuss inne, doch etwaiger Verrat konnte ihr sehr teuer zu stehen bekommen und das bezog sich nicht auf den Trupp, den die Caldwell zur Sicherheit in der Umgebung spionieren ließ. „Nun denn, Anathema“, bestätigte die rothaarige Schönheit die Nutzung dieses Namens für die folgende Unterredung. Ohne verbal auf die Zigaretten einzugehen, schnappte sich Emily eine und zündete sie an. Sie zog daran und stieß kurz darauf den kalten Rauch hinaus in die Räumlichkeit. Ein anerkennendes Nicken folgte.
Die eigentliche Unterredung musste jedoch noch auf sich warten lassen, denn Anathema musste vorab eine magische Befragung durchführen, um die Sicherheit ihrer Leute zu gewährleisten. Ohne auch nur ein Wort zu verlieren, lauschte die Caldwell den vielen Worten der Kontaktperson, die offenbar noch nicht lange in so einer Position stand. War es die anfängliche Aufregung oder gar die fehlende Erfahrung? Es war amüsant zu beobachten, doch dabei ließ sich Emily natürlich nicht in die Karten schauen. Stattdessen zog sie immer mal gemächlich an der Zigarette und behielt das verschleierte Gesicht im Blickfeld. „Gewiss geht das in Ordnung“, bestätigte die Anführerin des Syndikats mit einem offenherzigen Lächeln, wobei sie die abschließende Drohung seitens Anathemas ein wenig zum Kichern brachte. Eindeutig mangelnde Erfahrung, aber das war nicht schlimm, denn man fing immer klein an. Royal Crusade als Gilde war in der Vergangenheit bereits von Emily unterwandert worden, sonst hätte sie nicht so früh vom Ashmound Royal Prison erfahren. Hätte sie das Königreich vorgewarnt, dann hätte die dunkle Gilde womöglich den Krieg verloren.
Aber damals wie heute überschätzte Royal Crusade ihren eigenen Wert und allen voran ihre Macht. Diese verblendete Arroganz hochmächtiger Magier, die mit ihren Weltumsturzplänen einen auf Gott machen wollten, war ihr einfach zuwider aber Royal Crusade triefte nur so von Magiern, die fernab jedwedem Verständnis für Realität lebten. Sollte diese Gilde jemals vernichtet werden, dann beobachtete Emily das gewiss mit Freuden, aber bis dahin hatte diese Gilde nun einmal etwas, woraus das Caldwell Syndikat einen Vorteil schlagen konnte. Und würde Royal Crusade es nicht ähnlich sehen, dann hätten sie gar nicht erst das Interesse gehabt, sich mit ihr zu besprechen. Für kleine Kartelle und Syndikate hatte die Gilde für gewöhnlich kein Augenmerk übrig, wieso also spezifisch für das Caldwell Syndikat? Emily war nicht so blöd und baute sich eine Basis direkt vor deren Haustür. Sollte Emily sie darauf hinweisen, dass diese Drohung keine Basis zur Umsetzung besaß? Nein – das tat sie nicht. Die Caldwell hatte einen Hauch Sympathie entwickelt, denn vor ihr saß offenbar jemand, der daran arbeitete, einmal richtig tough zu sein.
„Seid aber nicht überrascht, wenn Ihr etwas entdeckt, was Euch nicht gefällt, denn das werdet Ihr“, warnte die Caldwell vor. Ihre Affiliation mit den Rune Knights war sicher etwas, was in den nächsten Minuten auf den Tisch kommen sollte, doch wenn sich Royal Crusade nicht dumm anstellte, dann war das eine äußerst wertvolle Ressource. Emily nutzte diesen Umstand ja genauso aus, fair and square. Das Königreich Fiore war schlussendlich die einzige Institution, die hierunter spürbar leiden sollte, doch diese Operation war langfristig angesetzt und daher nichts, was in den nächsten Wochen erwartet werden sollte. „Nun denn, Anathema“, begann die Caldwell erneut und lächelte charmant, während sie die Zigarette ausdrückte. „Ich bin bereit für Eure Befragung.“
Verborgen hinter dem Tarnzauber hob Olivia eine Augenbraue. Ihre Schultern gingen ein wenig nach unten. Das Kichern war jetzt nicht grade die Reaktion, die sie sich auf die kleine Drohung erhofft hatte. Immerhin hatte sie selbst kolossalen Schiss vor ihrer eigenen Gilde. Und grade nach dem Angriff auf das Ashmound-Prison sollten die Worte "Royal Crusade" doch ein wenig mehr inspirieren als ein Giggeln. Wenigstens schaffte sie es sich einen enttäuschten Seufzer zu verkneifen. Warum wurde man denn bitte Mitglied einer dunklen Gilde, wenn man dann damit nicht einmal ein wenig Angst oder doch wenigstens Respekt erzeugen konnte? Das war doch nun wirklich nicht zu viel verlangt. So langsam wurden Olivias Hände in ihren Handschuhen klamm. Die Zigarette glomm in den wirbelnden Schatten des Tarnzaubers hell auf als gleich ein ganzer Zentimeter verquarzt wurde. Trotzdem, es half nichts. Royal Crusade würde ihr den Arsch aufreißen, dass ein M-Mobil darin wenden konnte, wenn sie sowas wie das hier in den Sand setzte. "Mh. Keine Sorge. Ich stoße häufig auf Dinge, dir mir nicht gefallen. Bitte entspannt Euch, Miss Caldwell. Atmet ruhig, macht es Euch bequem." Unter dem Hexenhut flackerten zwei blau glühende Mondsicheln auf. Die Augen, denn ganz offensichtlich entstammten diese kleinen, magischen Manifestationen deutlich an, wo Olivias Augen waren, richteten sich auf Emily. Die nächste Minute wurde still verbracht. Nur ab und an erlitten die Mondsicheln einen spontanen Anfall von Mondfinsternis, wenn Olivia blinzelte.
Die Zeichen der Müdigkeit stellten sich nur langsam ein. Olivias Magie war keine, die sonderlichen Aufruhr verursachen konnte. Dafür war die Wirkung zu schleichend, die Zauber zu zurückhaltend. Mit der Zeit jedoch sank Emilys Kopf herab, ihre Atemzüge wurden ruhig und weich. Sie schien zu schlafen. Das Glimmen der Mondsicheln unter dem Hexenhut erlosch. Vorsichtig drückte Olivia die Zigarette im Aschenbecher aus und beugte sich dann erst vor. Der Schlaf, in den sie Emily versetzt hatte, war nicht sonderlich tief. Ein Rütteln an der Schulter oder ein paar lauter gesprochene Worte würden bereits ausreichen, um die Frau wieder aufzuwecken. "Wenn Ihr mir bitte eine der Hände von Miss Caldwell reichen würdet." Die Begleitung Emilys tat wie sie gebeten worden war, während sich Olivia ihrer Handschuhe entledigte. Sanft schoben sich die Hände der Mendez unter Emilys. Deren Finger waren erstaunlich weich. Was sie wohl für Pflegeprodukte nutzte? Noch einmal drehte Olivia die Hand in ihren eigenen, bevor sich ihre Augen schlossen. "Ihr seid Emily Caldwell?" Die reale Welt kippte weg. Olivia trieb schwebend durch einen Strudel an Farben, Eindrücken und Geräuschen, bevor ihre Magie die Traumwelt am Schlawittchen packte und zwang sich zu strukturieren. Trotzdem schwirrten die Bilder in zu schneller Abfolge vor ihrem inneren Auge vorbei als dass sich Einzelheiten hätten ausmachen lassen können. Aber ihnen allen war etwas gemeinsam. Die Worte Emily Campbell, gerichtet an die Träumende, verbanden alle der Eindrücke miteinander. Also handelte es sich bei der Person am anderen Ende des Tisches wirklich um Emily Caldwell. "Habt Ihr schon einmal mit den Rune Knights, den Runensoldaten oder anderen königstreuen Institutionen zusammen gearbeitet, tut das derzeit oder plant dies zu tun?" Die Bilder verwirbelten wieder. Dieses Mal waren sie langsamer. Wortfetzen drangen an Olivias Verstand. Eine Person in Uniform tauchte auf, das Gesicht unkenntlich, verschwommen. Ganz klar ein Rune Knight, der die Träumende als Kollegin bezeichnete. In der realen Welt zuckten Olivias Finger. Dokumente wechselten den Besitzer. Jemand in viel zu teurer Kleidung am anderen Ende eines Tisches. Undeutliche Absprachen, aber eindeutige Zustimmung. Die werte Miss Caldwell arbeitete also mit den Rune Knights zusammen. Die Frage war beantwortet, die Traumfetzen zogen sich zurück. Olivias Verstand blieb in der lichtlosen Leere hängen. In der realen Welt entstand eine Pause, regungslos. Emily Caldwell war nach allen Berichten kein Vollidiot. Sie musste damit gerechnet haben, dass eine solche Befragung oder etwas in dieser Art stattfinden würde. Einfach nur so herzukommen grenzte also an einen vielleicht nicht physischen, aber wenigstens metaphorischen Selbstmord. Das konnte nicht die ganze Wahrheit sein. "Arbeitet Ihr aus eigenem Willen für die Rune Knights?" Wieder kippte das Bild weg. Olivia sah Aufzeichnungen. Geschüttelte Hände. Der Unwillen, der sich durch einige dieser Absprachen zog, war fast schon greifbar, manifestierte sich in einem dunklen Ballen, in dem Emilys Augen funkelten. In Form eines Spinnennetzes schossen die Pläne davon, verzweigten sich ineinander, hefteten sich an die Person gegenüber des Tisches, an das Ankh der Rune Knights. Olivia schob das Bild davon. Gut, wenn sie alles richtig verstand, wollte Miss Caldwell nicht für die Rune Knights arbeiten, musste das aber aus irgendeinem Grund. Das war ein Risiko. Aber eines, das sich vielleicht nutzen ließ. "Habt Ihr gegen Royal Crusade gehandelt oder dergleichen veranlasst? Tut Ihr dies derzeit oder plant Ihr derlei?" Unzusammenhängende Fetzen trieben vorbei. Irgendjemand erwähnte den Namen der Gilde. Die nachhallende Stimme ließ sich jedoch nicht einmal erkennen. Eine Person in einem Anzug wie jener Emilys wurde davon geschickt. Nun gut. Man konnte kaum jemandem einen Strick daraus drehen den Namen zu kennen.
Mit einem letzten, sanften Tätscheln der Hand entließ Olivia den Patscher ihres Gegenübers. Statt der zarten Haut fühlte sie zerknitterten Karton unter den Fingern, als sie die Zigarettenschachtel zurück angelte. Wieder glomm es unter dem Hexenhut auf als ein weiterer Glimmstengel entzündet wurde. Die Handschuhe wurden von emsigen Händen wieder eingesammelt. "Weckt doch bitte Miss Caldwell." Währenddessen fanden Olivias Hände unter dem Tisch zusammen. Ein Finger malte ein R und ein K auf ihre Handfläche. Eine Nachricht, die das andere Gildenmitglied im Haus sicher empfangen würde. Wieder nur äußerlich entspannt lehnte sich Olivia auf ihrer Bank in die weichen Polster zurück. Jetzt war Fingerspitzengefühl angesagt. "Willkommen zurück in der realen Welt, Miss Caldwell. Fasst doch bitte einmal für mich in Euren eigenen Worten zusammen, wie Eure Zusammenarbeit mit den Rune Knights sich gestaltet. Ihr müsst damit gerechnet haben, dass wir das herausfinden."
Zauber:
Information Thief TYP: Elementlose Magie ELEMENT: – KLASSE: I ART: Support MANAVERBRAUCH: 10 pro Minute MAX. REICHWEITE: Bei Berührung SPEZIELLES: das Ziel muss schlafen VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 2, Manaregeneration Level 2 BESCHREIBUNG: Bei diesem Zauber macht der Anwender es sich zu Nutze, dass das Unterbewusstsein im Schlaf leichter zu beeinflussen ist. Sobald er die schlafende Person berührt und ihr Fragen stellt, kann er die Antworten aus dem Traum lesen.
Hypnotic Gaze TYP: Elementlose Magie ELEMENT: --- KLASSE: II ART: Support MANAVERBRAUCH: 50 pro Minute MAX. REICHWEITE: 10 Meter SPEZIELLES: --- VORAUSSETZUNGEN: Willenskraft Level 5, Manaregeneration Level 3 BESCHREIBUNG: Indem der Schlafmagier Augenkontakt mit einem Ziel herstellt, wird dieses langsam aber sicher eingeschläfert. Was als leichtes Gefühl von Müdigkeit beginnt, wird mit der Zeit zu deutlichem Gähnen und schließlich einem leichten Schlaf. Damit dieser Zauber gelingt, muss der Anwender ununterbrochenen Augenkontakt mit dem Ziel haben. Dabei braucht es mindestens eine Minute, bis ein Ziel einschläft, das nicht bereits müde war. Bereits schlafende Ziele werden jedoch durch Unterbrechung des Augenkontakts nicht aufgeweckt.
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Emily Omniscient
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Royal Crusade war groß und gefährlich, dass wusste eine Caldwell womöglich besser als so manches Mitglied dieser dunklen Gilde. Die rothaarige Kriminelle hatte über viele Jahre hinweg ihre Kontakte zu dieser Gilde gepflegt und schlussendlich genug Informationen über deren Vorhaben besessen, um sich gekonnt in eine Vereinbarung mit dem Königshaus bugsieren zu lassen. Emily hatte vor der Reichweite und allen voran den Möglichkeiten Royal Crusades großen Respekt und sie verfolgte keinerlei Intentionen im Leben, sich diese Gilde zu einem Feind zu machen, schließlich wusste sie bestens bescheid über ihre eigenen Unzulänglichkeiten und ihrer Machtlosigkeit, sollte es zu einem Krieg kommen. Die Ziele ihres Syndikats waren fernab jener von Royal Crusade, daher hatten Raphael Charis und der restliche Rat auch keinerlei Interesse daran, ihr Syndikat auszuradieren. Viel eher wurde es hier und dort genutzt. Wovor Emily jedoch deutlich weniger Respekt hatte, waren Drohungen und gar keinen Respekt hatte sie vor Drohungen, die halt- und grundlos in den Raum gestellt wurden, schließlich hatte sich die Caldwell bisweilen weder etwas zu Schulden kommen lassen, noch hatte sie Grund zum Anlass etwaiger Drohungen gegeben.
„Gewiss“, entgegnete die rothaarige Frau kurzerhand, doch bestand keine Notwendigkeit ruhig zu atmen oder es sich bequem zu machen. Sie war die Ruhe in Person und saß bereits bequem, doch hätte Emily diese Hinweise lieber zurückgegeben, denn die verschleierte Mittelsfrau machte einen angespannten Eindruck. Zumindest angespannter als Emily oder ihre Begleitung es waren. Gespannt blickte Emily in die Mondsicheln, die womöglich in ihren Augen aufblitzten, doch dank der Verschleierung konnte sie da nur mutmaßen. Der Effekt dieser Magie breitete sich langsam aus, doch von Augenblick zu Augenblick verspürte die Caldwell, dass ihr Bewusstsein trübe wurde und schlussendlich schlief sie auch ein. Ihre Begleiterin behielt alles sorgsam im Auge, doch machte sie sich zuweilen keine Sorgen. Die Befragung konnte dann auch schon beginnen, in welcher die Caldwell gewiss nichts zu verbergen hatte. Sie war auf eine gewisse Kooperation seitens Royal Crusade angewiesen, um ihre eigenen Ziele zu verfolgen und wenn es bedeutete auch der dunklen Gilde eine Hilfe zu sein, dann nahm sie das ohne weiteres hin.
Von der Befragung bekam Emily herzlich wenig mit, denn sie befand sich in ihrer eigenen Traumwelt. Sie hatte ihren Geist geöffnet und keinerlei Blockaden erzeugt, durch die sich Olivia hätte kämpfen müssen, denn Ehrlichkeit währte am besten und unter Kriminellen herrschte ohnehin eine sonderbare Form der Loyalität. Viele Kriminelle handelten sich aus reinen Impulsen oder niederen Beweggründen, aber Emily Caldwell lebte nach einem Kodex, wie viele andere Bosse der Unterwelt gleichermaßen. Die rothaarige Frau wurde von ihrer Begleitung geweckt und sanft kehrte die Caldwell zurück in die Realität. In wachem Zustand konnte sie durchaus spüren, wie eigenartig sich dieser Traum anfühlte, doch das war nichts, womit sie nicht gerechnet hatte. Tief amtete sie durch und griff zunächst nach ihrem Glas, um ihre Kehle mit dem feinen Tropfen zu befeuchten. Dann schlug sie die Beine übereinander und lehnte sich entspannt zurück. „Eine beeindruckende Methode“, lobte sie zunächst diese Magie. Natürlich wollte Anathema jedoch über etwas spezifisches sprechen, was sie in den Träumen von Emily herausgefischt hatte, und das war die Zusammenarbeit mit den Rune Knights.
„Gewiss habe ich das. Es zu verbergen ist weder in eurem noch in meinem Interesse“, entgegnete Emily zunächst und musterte ihre Gegenüber, deren Gesicht sie nicht erkennen konnte. „Meine Zusammenarbeit mit den Rune Knights ist ein grässliches Nebenprodukt meiner Vereinbarung mit dem Königshaus, welche ich mir sichern konnte“, erklärte sie zunächst. „Anders als Eure Gilde oder andere Vereinigung unserer Welt, besteht der Sinn und Zweck meiner Organisation aus der Gewinnung aller möglichen Informationen“, setzte Emily fort. „Die Regierung als Quelle der Informationsgewinnung anzuzapfen ist ein außerordentlich schwieriges Unterfangen und wie Ihr anhand meiner Zugehörigkeit zu den Rune Knights erkennen könnt, auch nicht ohne Weiteres zu erlangen“, schloss Emily vorerst ab. Sie nippte wieder an ihrem Glas und stieß einen wohligen Seufzer aus, denn die Qualität des Getränkes war spitzenmäßig. „Innerhalb der Rune Knights weiß jedoch niemand, wer oder was ich eigentlich bin. Für Sie alle bin ich nur ein Frischling auf der untersten Ebene. Lediglich die Meisterin hat Kenntnis davon. Ich mime also eine gewöhnliche Ritterin ohne nennenswerte Fähigkeiten“, erklärte die Caldwell weiterhin. Mehr Informationen hinsichtlich ihrer Vereinbarung mit dem Königshaus oder ihrer Zusammenarbeit waren vorerst nicht drin, denn zu viel würde Emily auch nicht verraten. Und das, was sie kundgab, ließ sich durch ein Auflösen ihrer Immunität seitens Königshauses wunderbar begraben. Die Caldwell ließ sich nicht in die Karten spielen und sollte Royal Crusade weitere Informationen haben wollen, dann gehörte sie sich ordnungsgemäßg gekauft oder verdient.
Wieder nur augenscheinlich ruhig - die Finger zitterten ganz leicht - beeilte sich Olivia sich einen Glimmstengel zu entzünden. Das Feuerlacrima klickte in seinem Metallgehäuse. Ganz leise fauchte das Flämmchen darüber auf. Sehr rasch wurde das Glimmen der Zigarettenspitze wieder der einzige Fixpunkt unter dem verschatteten Hexenhut. Das Gesicht hinter dem Schatten musste lächeln. Zumindest bewegte sich das Glimmen seitlich weg. So ungerne es Olivia zugeben wollte, war es ausgesprochen angenehm einmal für ihre Methoden gelobt zu werden. Natürlich durfte sie sich hier keinen Honig um den Mund schmieren lassen. Das wusste sie. Es half nur nichts dagegen, dass sich das Lob wie warmer Kakao den Weg in ihren Körper hinein bahnte. Behutsam streifte sie sich die Handschuhe wieder über. Eine Hand wanderte nach oben, um den Hexenhut ein wenig tiefer ins Gesicht zu ziehen, vielleicht um die Verlegenheit leicht zu überspielen, die sich grade in der jungen Frau breit machte. Gelang ihr bestimmt hervorragend. Olivia lehnte sich in ihrem weichen Sitz zurück, ließ sogar ihren Kopf gegen die Absperrung der gemeinsamen Nischen dotzen.
Die Erklärung von Miss Caldwell war hingegen durchaus einleuchtend. Natürlich gaben die Rune Knights ihre Informationen nicht einfach so heraus. Royal Crusade musste ebenfalls bereits versucht haben die Gilde zu infiltrieren. Und vollständig konnte es nicht gelungen sein. Sonst würden sie gezielter gegen die Knights agieren. Außerdem fügte es sich auf herrlichste in Olivias Weltbild ein, dass die Regierung jemanden wie Emily dazu zwingen würde einer Gilde beizutreten in der sie nicht sein wollte. Typisch Royalisten eben. Sie wussten von den Wünschen ihrer "Untergebenen" und setzten ein kolossales, stinkendes Häufchen darauf. Wieder tanzte das Glimmen der Zigarette unter dem Hut eine muntere Bahn als Olivia missmutig den Mund verzog, gleich darauf jedoch wieder lächelte. Diese Miss Caldwell wurde ihr immer sympathischer. Diese ganze Angelegenheit konnte für sie nicht ganz ohne Risiko sein. Entweder sahen die Rune Knights es überhaupt nicht gerne, wenn sie Kontakt ausgerechnet mit Royal Crusade aufnahm oder aber - was deutlich wahrscheinlicher war - der Handel mit Informationen erfolgte in beide Richtungen. Das war ebenfalls nicht ungefährlich. Royal Crusade sprang allgemein nicht grade sanft mit Leuten um, die die Gilde verrieten. Und auch wenn die Drohung vorhin Emily nicht mehr als ein amüsiertes Giggeln entlockt hatte, hatte Olivia mehr als genug Respekt - oder jene Art von hosenfüllender Angst, die an den richtigen Stellen Respekt ersetzte - für sie beide.
"Ich verstehe. Und danke Euch für die Ehrlichkeit, Miss Caldwell. Ihr werdet verstehen, dass ich hier und heute keine feste Zusage bezüglich einer wie auch immer gearteten Zusammenarbeit geben kann. Im Gegensatz zu Euch bin ich nur ein kleines Rädchen in der Maschinerie der Gilde." Ein sehr kleines und sehr entbehrliches Rädchen, wenn auch nicht ganz ohne Schutz. Unter dem Tisch malte Olivia ein "A-Ok" auf ihre Handfläche. Entwarnung für das einzig andere anwesende Mitglied von Royal Crusade. Es bestand vermutlich keine Gefahr, dass Emilys Leute das Lean-To demnächst stürmen würden. Vorsichtig beugte sich Olivia vor, musterte durch den Schatten hindurch ihr Gegenüber. Ebenmäßige Züge. Reine, helle Haut. Die Augen waren ein bisschen gruselig. Aber attraktiv. "Darf ich erfragen, was Ihr Euch von der Zusammenarbeit erhofft? Ich vermute, dass es sich dabei um den Handel mit Informationen dreht. Meine Hochachtung übrigens für die Tatsache, dass es Euch gelungen ist sich bei den Knights einzuschleichen. Es amüsiert mich zu wissen, dass der Fuchs sich ein paar Federn anstecken konnte, um ins Hühnerhaus zu gelangen."
"Sprache." | Gedanken. | Magie.
"A kingdom that cares not for its sick and starving has no right to exist."
Emily Omniscient
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Es war ein äußerst riskantes Unterfangen sich mit einem Unterhändler von Royal Crusade an einem solchen Ort zu treffen und doch war es für die Erweiterung ihres Syndikats von großer Wichtigkeit. Die Caldwell hatte nicht vor die Gilde zu übertrumpfen oder gar auszunehmen, geschweige denn auszuliefern oder zu übernehmen. Im Grunde bedeutete ihr Royal Crusade nichts, aber wenn sie Erfolg mit ihrer Arbeit haben wollte, dann musste sie einen Fuß in der Tür der wohl gefährlichsten, dunklen Gilde im Königreich haben. Einen Fuß in der Tür zu haben war dabei nicht minder riskant als die Tatsache, durch einen perfiden Deal mit dem Königshaus in die Reihen der Rune Knights gekommen zu sein. Zwar hatte Emily gehofft eine Mitgliedschaft dort zu vermeiden, aber sie machte das Beste daraus und nutzte es gekonnt zu ihrem Vorteil. Die magische Befragung fand jedenfalls ihr Ende und Emily stellte ihr Verhältnis zu den Rune Knights klar, doch spielte sie dabei nur jene Karten, die gekannt werden durften. Eine Caldwell war undurchschaubar, egal für wen.
Auf den Dank seitens Anathema hob Emily lediglich die Hand und winkte ihn ab. Das war völlig selbstverständlich, schließlich war sie eine Geschäftsfrau und keine Schlägerin, zumal sie den Wert von Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit gut genug kannte. „Ihr unterschätzt Euren Wert in dieser Maschinerie, Anathema“, lächelte die Caldwell zufrieden und nippte an ihrem Drink. „Es sind stets die kleinsten Rädchen, die ein Konstrukt ohnehin erst anzutreiben in der Lage sind. Außerdem sorgen die kleinen Rädchen für die notwendige Stabilität des Ganzen“, erläuterte Emily und lehnte sich dabei etwas zurück. „Man muss keine mächtige Magierin zu sein, um die Geschicke einer Institution zu beeinflussen“, setzte sie weiter fort. „Es erfordert Finesse, Geschick und Vision. Und die Charakterstärke einer Frau“, zwinkerte die Caldwell. Das hier und jetzt keine Vereinbarung zustande kam, war ihr vollends bewusst und doch war der erste Schritt getan. Denn nun lag es einzig und allein an Anathema, zwischen dem Caldwell Syndikat und Royal Crusade zu vermitteln. Und spätestens da zeigte sich ihre Wichtigkeit als kleines Rädchen der Maschinerie.
„Gewiss dürft Ihr“, lächelte die rothaarige Schönheit und sah kurz zu ihrer Begleitung, ein Lächeln austauschend. Bisher lief diese Unterredung doch sehr gut, zumal diese Lokalität echt eine Menge Charme hatte. Vielleicht kam sie häufiger her, um sich einen Drink zu genehmigen und wer wusste schon, ob Anathema nicht vielleicht irgendwann ein Teil ihres Syndikats wurde. Die Zukunft war stets ungewiss und man sollte eben auch niemals nie sagen. „Ich danke Euch, Anathema“, schmunzelte die Caldwell zufrieden. Sie mochte Komplimente genauso gern, wie es ihre Gegenüber tat. Es war eine menschliche Emotion, die völlig irrational auftrat, also auch nichts, was man kontrollieren konnte. „Als Informationsspezialistin würde ich behaupten, man könne Teil eines jeden Netzwerks werden, sofern man bereit ist den dafür notwendigen Preis zu zahlen“, offenbarte die Caldwell zunächst. „Magische Kraft und mächtige Zauber sind durchaus nützliche Elemente, um den Verlauf einer Schlacht zu beeinflussen“, sinnierte sie weiter. „Aber Informationen in ihrer reinsten Form sind nicht minder mächtig. Eine einzige Information kann über Gedeih und Verderb eines ganzen Reiches entscheiden“, machte Emily ihrer Gegenüber klar.
„Und ich möchte jede verfügbare Information auf dieser Welt besitzen, was mich wohl zweifelsohne zur mächtigsten Frau des ganzen Reiches machen würde. Findet Ihr nicht auch?“
Hinter der tarnenden Illusion verformte sich Olivias Mund zu einem bitteren Lächeln. Oh, klar, sie unterschätzte ihren eigenen Wert bei Royal Crusade. Das war leider ebenso schmeichelhaft wie falsch. Für die Gilde war sie vollständig ersetzbar. Wenn sie sich einen zu großen Fehltritt erlaubte, saß hier morgen nicht mehr Anathema, sondern jemand anderes. Und sie würde, beschwert von Steinen, im nächsten Fluss treiben. Oder schlimmeres. Soweit sie wusste hatte Royal Crusade einen Nekromanten. Jenachdem wie groß das Vergehen war, war einem also nicht einmal im Tod Ruhe vergönnt. In der Schwärze glomm die Spitze von Olivias Zigarette wieder einmal auf. Der gewaltige Hexenhut neigte sich zur Seite. Eine nunmehr wieder behandschuhte Hand reckte sich vor um die Zigarette im Aschenbecher auszudrücken und sich gleich wieder zurück ziehen. "Das tue ich nicht. Aber ich danke für die freundlichen Worte. Meine Zustimmung habt ihr hingegen darin, dass Magie nicht unbedingt notwendig ist, um die Fäden in der Hand zu haben."
Zurückgelehnt, die Arme locker vor der Brust verschränkt, hörte Olivia ihrem Gegenüber ruhig zu. Mh. Es fiel ihr nicht schwer zu glauben, dass es Miss Caldwell gelingen würde sich in vielerlei Organisationen einzuschleichen. Die Frau verfügte über jene Art von Aussehen und Auftreten, das auf die eine oder andere Art und Weise für Folgsamkeit sorgte. Sei es nun, weil man eher mit der Leistengegend dachte oder weil man in den honigsüßen Worten kleben blieb wie eine Fliege im Netz der Spinne. Olivia erwischte sich selbst dabei, wie sie Emily an den Lippen klebte. Die Rothaarige rannte bei ihrem Gegenüber mit ihren Worten offene Türen ein. Eine Hand Olivias kroch nach oben, verpasste ihr einen unhörbaren Hieb gegen die eigene Wange. Aufpassen, Olivia, nicht einlullen lassen. Caldwell war vermutlich die gefährlichste Verhandlung, die sie bislang geführt hatte. Und das nicht unbedingt einmal wegen der Gefahr für Leib und Leben. Sie durfte sich nicht verraten. In keinster Weise. Selbst der kleinste Hinweis auf ihre Identität würde erkannt und analysiert werden. Und nicht zum ersten Mal fragte sich Olivia ob und falls ja wer bei Royal Crusade insgeheim auf einer gänzlich anderen Gehaltsliste stand. Es würde sich herausfinden lassen, wenn man ihr nur genug Zeit gab. "Magie und Kampfstärke mögen den Ausgang der Schlacht entscheiden können. Aber das richtige Wort an der richtigen Stelle stellt fest, ob die Schlacht überhaupt stattfindet. Ihr habt meine vollste Zustimmung, Miss Caldwell. Sollte euer Vorhaben gelingen, würde es euch sicherlich zu gefährlichsten Person in Fiore machen. Oder darüber hinaus." Nur für einen kurzen Moment trat Annabeth zu der kleinen Gruppe in der Nische und servierte eine neue Runde Getränke. Dieses Mal war auch eines für Olivia dabei. Nicht ihr heißgeliebter Champa Island Ice Tea. Im Namen der Tarnung hatte sie Annabeth gebeten ihr einen simplen Gin Tonic zu machen. Hauptsache Alkohol war da die Devise. Es war fast schon wünschenswert, dass es Emily gelang zu dieser Machtposition zu kommen. Wenn da nicht die Frage gewesen, wäre, wie diese moralisch aufgestellt war. Im Gegensatz zur Gildenleitung von Royal Crusade war sie eine Unbekannte in der Gleichung der Boshaftigkeit. "Und was würde uns eine Information kosten, Miss Caldwell? Immerhin gibt es nichts auf der Welt umsonst, auch wenn ein kleiner Vorgeschmack meine Leute sicher wohlwollender stimmen würde."
"Sprache." | Gedanken. | Magie.
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Emily Omniscient
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Hätte die Caldwell einen Einblick in die Gedankenwelt von Anathema, dann hätte sie das Missverständnis direkt aufgeklärt. Sicher, aktuell konnte man Anathema genauso leicht ersetzen, wie eine zerstörte Lacrima-Leuchtstoffröhre in einer Werkstatt und doch besaß eine Frau wie Anathema das notwendige Rüstzeug, um zum wichtigsten Zahnrad in der Maschine namens Royal Crusade zu werden. Sie musste eben nur verstehen, wie sie dieses Spiel zu spielen hatte, ohne sich dabei in einem Fluss versenken zu lassen. Wenn Anathema etwas besaß, wovon Royal Crusade profitierte, dann war sie nicht länger zu ersetzen. Und je nachdem wie sich das junge Ding anstellte, bekam sie früher oder später das Notwendige dafür in die Finger. Und Emily Caldwell war eine Frau, die schon immer dazu in der Lage war, anderen genau dieses Notwendige in die Hände zu geben. Informationen blieben stets die mächtigste Waffe und mächtige Informationen in den Händen eines kleinen Zahnrades, nun, transformierte das Zahnrad eben zum Kernstück der Anlage. Aber Emily war nicht hier, um Unterricht zu geben.
Ein liebevolles Lächeln zierte die Gesichtszüge der Caldwell, während Olivia ihr ein wenig Honig um die Schnute schmierte. Grundlagen der Verhandlungstaktiken, Emily kannte all das zu Genüge. Selbstverständlich erhielt die rothaarige Schönheit die notwendige Zustimmung seitens Anathema, schließlich verbarg sich hinter der Verschleierung ein junges Ding, kaum älter als sie damals, nachdem sie ein ganzes Kartell übernommen hatte. Emily konnte keineswegs durch ihre Verschleierung blicken, doch ihr Körper sprach Bände, ihre Worte besaßen den Klang blutjunger Naivität und ihre Unsicherheit konnte keine Verschleierung der Welt verdecken. Anathema tat ihr leid, denn für eine Gilde wie Royal Crusade Verhandlungen zu führen war eine schreckliche Bürde, die einem kurzerhand das Leben kosten konnte und doch blieb Emily bei ihrer Meinung: Sie waren die wohl wichtigsten Zahnräder in der Maschine.
„Die Ironie ist, ich möchte überhaupt nicht die gefährlichste Frau im Königreich oder gar darüber hinaus sein“, spielte die Caldwell wieder gekonnt mit Worten und lächelte dabei abermals vereinnahmend und liebevoll. „Schon als Kind bin ich unheimlich wissbegierig gewesen, ganz gleich, welches Subjekt auch betroffen ist“, gestand sie, während Annabeth hinzutrat und neue Getränke servierte. „Vielen Dank“, nickte sie der Bedienung zu und lächelte dabei charmant. Ihr Augenmerk galt wieder der verschleierten Magierin mit Zauberhut. „Ich möchte einfach nur alles wissen, mehr nicht. Keine Information soll mir verborgen bleiben. Die Bürde der wohl gefährlichsten Person im Königreich und darüber hinaus? Nun – ich werde sie tragen, wenn sie damit einhergeht“, kicherte sie amüsiert. Sie hatte tatsächlich kein Interesse daran, die Welt zu beherrschen oder dergleichen. Ihr wahres Ziel würde auf ewig verborgen sein, bis es erreicht sein würde. „Ihr seid reizend, Anathema“, begann Emily und nippte an ihrem Getränk. „Bewahrt Euch diesen Reiz“, gab sie ihr als Tipp für die Zukunft.
Nun begaben sich die beiden Damen in die nächste Runde, denn das Vorgeplänkel war erledigt. Es galt nun zu verhandeln und zu feilschen, denn beide Seiten wollten einen Benefit generieren, der ein vertrauensvolles Verhältnis rechtfertigen konnte. Anathema nahm da jedenfalls keine Umwege und sprach das Thema direkt an, was der Caldwell sehr gefiel. Ewig langes Gelaber um den heißen Brei konnte sie ja überhaupt nicht ab, auch wenn sie selbst gelegentlich dazu neigte. „Der Preis variiert selbstverständlich und ist stets abhängig vom Informationsgehalt, meine Liebe“, sprach die Caldwell zunächst und nippte abermals am Drink. „Ich habe aktuell keinen Bedarf an Jewels, denn wie Ihr wisst, reizen mich Informationen“, machte Emily klar und blickte in die Verschleierung mit ihren goldgelben Iriden, durchzogen von roten Kreisen, so eindringlich und bedrohlich, wie auch vereinnahmend und hypnotisierend. „Ein kleiner Vorgeschmack soll es also sein, nun, dann möchte ich mal nicht so sein“, lächelte Emily charmant.
„In Kaiso Town legt in Kürze ein Schiff der Gilde Midas Hands an. In zwei Wochen, am vierten Tag um circa Mitternacht. An Bord befinden sich viele wertvolle Artefakte und eine große Menge an Jewels“, gab sie Anathema also ein bisschen Futter. "Ich hatte ursprünglich vor diese Finanzmittel in meine Organisation zu integrieren, aber ich gewähre es Eurer Organisation, Anathema." Sollte Royal Crusade Interesse daran haben, diese Finanzmittel aufzunehmen, um die eigenen Operationen zu finanzieren, dann hatte Emily geliefert. Falls nicht, dann musste sie wohl eine andere Information verschenken, um die potenziellen Käufer an der Stange zu halten. Anathema als Mittelsfrau konnte dazu natürlich nicht viel sagen, außer dass sie diese Informationen weitergab.
In der undefinierbaren Schwärze unter dem Hexenhut glomm die Zigarettenspitze wieder einmal auf. Das orange-rötliche Licht erhellte für einen Moment einen halb geöffneten Mund, der sich von halb geöffnet zu einem amüsierten Lächeln verzog, bevor die Dunkelheit wieder über das Gesicht fiel wie ein Vorhang über das Ende der Vorstellung. Wieder hinter ihrer Illusion verborgen atmete Olivia einmal tief durch. Die Nervosität machte sich langsam breit. Sie konnte Miss Caldwell wirklich schlecht lesen. Wie viel einfacher diese Angelegenheit wäre, wenn das Treffen in der Sphäre der Träume stattgefunden hätte. Aber es war nun einmal keine gute Idee unangekündigt in den Verstand einer Person vorzudringen, wenn man sich einen positiven Ausgang des Gespräches erhoffte. Ein einzelner Schweißtropfen kämpfte sich unter Olivias Schopf hervor und machte sich in einer der Augenbrauen breit. Dieses Gespräch nahm langsam eine Wendung, von der sie sich nicht sicher war, ob sie ihr gefiel. Das Lächeln Emilys setzte Gedanken in Gang, die derzeit völlig fehl am Platze waren. Eine Hand stieg durch die Dunkelheit auf, zupfte an der Hutkrempe herum und drehte das gewaltige Ding ein paar Zentimeter nach links. Bei der Gelegenheit entfernte Olivia auch gleich den Schweiß aus ihrer Augenbraue, bevor er noch in ihr Auge laufen konnte.
Zum Glück bot der Gin Tonic wenigstens ein kleines bischen Aufschub und die Gelegenheit ein wenig abzukühlen. Am liebsten hätte sie grade schlicht einen der Eiswürfel eingesaugt. Das war aus vielen Gründen keine gute Idee, nicht zuletzt wegen der Verständlichkeit. "Nun, vielleicht werde ich mit einer Anfrage in eigener Sache auf Euch zukommen, Miss Caldwell. Oh, vielen Dank. Das Kompliment kann ich nur erwidern. Auch wenn es abgedroschen klingt, finde ich Eure Augen faszinierend." Wieder glomm die Zigarette auf, als Olivia hastig noch einmal an dem Glimmstengel sog. Zum Glück wandte sich das Thema wieder zum Geschäftlichen, was grade eine sehr willkommene Ablenkung war. Mit dem Gin Tonic in beiden Händen lehnte sich Olivia in ihrem Sitz zurück, drückte sich sogar ein wenig in die Polster. Das Angebot klang ausgesprochen gut. Die Frage war, ob es sich dabei um eine Falle handelte. Immerhin würde Miss Caldwell mit absoluter Sicherheit wissen, welche Organisation für den Diebstahl verantwortlich war. Was sie Midas Hands dann wiederum bei passender Gelegenheit stecken konnte. Auf der anderen Seite waren die Artefakte eventuell nützlich. Die Entscheidung lag ohnehin nicht bei ihr, aber sie selbst würde das Risiko nicht eingehen. Um die Zuverlässigkeit der Informationen zu prüfen wäre es schließlich ausreichen zu prüfen, ob die Jewels und Artefakte wirklich an Bord dieses Schiffes waren. Wenn dem so war, würden sich sicherlich weitere Gelegenheiten finden lassen, um Informationen von Caldwell zu nutzen. Leider drängte sich ihr langsam auch der Verdacht auf, wer für die Beschaffung eben jener Informationen, die als Bezahlung dienen würden, zuständig sein würde. Sie. Und man durfte dreimal raten, wer den Kontakt dann jedes Mal aufnehmen durfte. Auch sie. Und da es sicherer war sich nicht in Person zu treffen, würde ihre Magie zum Einsatz kommen. Ugh. Diese ganze Sache entwickelte sich wirklich in eine Richtung, die ihr so gar nicht gefiel. In Träumen ließen sich schließlich schönere Sachen machen als dumme Geschäftssprechen zu führen. "Ich werde diese Information weitergeben. Heute habe ich nichts, was ich im Gegenzug anbieten könnte, aber meine Leute werden die Geste zu schätzen wissen. Wir werden erneut Kontakt aufnehmen, sollte unser...Handel zustande kommen. Habt Ihr noch Fragen, Miss Caldwell?"
"Sprache." | Gedanken. | Magie.
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» Crocus Lotus Mo 18 Nov 2024 - 23:17 von Sirviente
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