Curtains Closed Off: Hila, Berinhard & Andreyna 01 |
@Hila,
@BerinhardAndreyna riss die Arme in die Höhe und streckte sich. Das Gähnen unterdrückte sie, auch wenn ihre Augen etwas zu tränen anfingen. Sie blinzelte rasch und wischte sich mit den Fingern vorsichtig darüber. Gefühlte Stunden hatte es gedauert, bis der Ritter die Theatermaske, die sich zum Ende der Vorstellung wie festgebackenes Gips anfühlte, herunterwaschen konnte. Sie befürchtete, nicht alle Reste der zentimeterdicken Schichten an Puder, Tusche und Lippenstift abgerieben bekommen zu haben, doch ein Blick in den vergilbten Spiegel beruhigte sie. Mehr oder weniger. Ihre angebrannte Kopfhaut, zumindest die eine Stelle, brannte und zog unangenehm, doch immerhin hat sie nicht Blasen geworfen und der Verlust einer breiten Haarsträhne war nichts allzu Dramatisches für den Ritter. Sie hatte schon Schlimmeres überlebt.
Andreynas Schultern rollten sich etwas zurück. Eigentlich hatte die Vermillion nicht vorgehabt, die Nacht in Gazania zu verbringen, doch die Vorstellung hatte länger gedauert als sie erwartet hatte - sie war nicht darauf vorbereitet gewesen, eine Hauptrolle einzunehmen. Bei dem Gedanken erschauderte die Frau. Sie hatte ihr Bestes versucht, doch es war gescheitert. Die Vorstellung verlief, aber sie verlief nicht nach Plan, das Publikum war unterhalten, doch verwirrt, und ähnlich verwirrt hatte auch Andreyna das Theater verlassen. Sie hatte gar nicht so recht mitbekommen, wie ihr die Belohnung von einer Assistenz des Direktors ausgehändigt wurde, wobei sich selbiger mit hochrotem Kopf und sehr lauten Worten an sie wandte, nur um darauf in Tränen auszubrechen. Die Worte verstand sie nicht. Schließlich hatte sich der Mann mit dem großväterlichen Schnauzer wegführen und trösten lassen - für die nächsten Vorstellungen war die eigentliche Juliaska wohl wieder zu haben, und die Premiere blieb sicherlich im Gedächtnis. Auch schlechte Werbung war Werbung.
Ihre eigenen Tränen hatte sie bestmöglichst versteckt und sich kurz nach zugefallenen Vorhängen entschuldigt, um sie zu verreiben. Andreyna hatte keine Ahnung, warum oder wieso, aber irgendetwas zog in ihrer Brust seltsam. Eine Krankheit?
Immerhin hatte sie sich in einem Moment der Geistesgegenwärtigkeit an Hila und Berin gewandt, bevor sie das Gebäude fluchtartig verlassen konnte - oder sie es konnten.
Andreyna war Distanz in ihrer Berufung gewohnt; Kameraden starben leider viel zu häufig und viele Gesichter sah man einfach nach dem ersten Aufeinandertreffen nicht mehr. Nicht zuletzt war auch sie ersetzbar.
Doch sie fühlte sich schuldig. Der Ritter hatte nicht nachgezählt, ob die Summe korrekt war, doch bei dieser Art von Arbeit konnte sie sich vorstellen, dass Ergebnisse besser oder schlechter belohnt werden konnte - und es schien, als wären die beiden Magier mehr darauf angewiesen. Sonst hätten sie kaum einen solchen Auftrag angenommen. Also hatte der Rune Knight sie etwas drucksend und umständlich zum Abendessen eingeladen - das war das Mindeste, was Andreyna tun konnte, und es erschien ihr nur höflich. Sie lehnte Schild und Streitkolben an das Bett, auf das sie ihre Tasche geworfen hatte, griff zu einem losen Band, dass sie sich von der Wirtin geliehen hatte, und band sich die Haare hoch. Die Vermillion holte kurz Luft. Es würde schon alles gut gehen, nicht?
Dann griff sie zur Klinke, schloss die Tür hinter sich ab und ging die Treppe hoch in den Schankraum.